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Grundzüge der
Paläon tologie(paläozoologie )
Karl Alfred von Zittel
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GRUNDZÜGE
PER
PALÄONTOLOGIE
IPALJäOZOOLOGIE)
VON
KARL A. von ZITTEL,
PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU MÜNCHEN.
München uni) Leipzig,
Druck und Verlao von R. Oi.dbnbouro.
18%.
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ALLK KECHTK VOKItKH ALTES.
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Vorwort
Ai s ich mich vor zwanzig Jahren mit dem Gedanken beschäftigte,
ein auf dem Boden der neueren Anschauungen stehendes Lehrbuch
der Paläontologie zu schreiben , lag es zunächst in meiner Absicht,
Studierenden und Freunden dieser Wissenschaft eine kurze und über-
sichtliche Darstellung des Inhaltes der Versteinerungskunde zu bieten.
Allein der damalige Mangel eines zusammenfassenden (Kompendiums
und die Schwierigkeit, aus der überaus umfangreichen, vielsprachigen
und ungleich werthigen Literatur das Wichtigere heraus zu greifen,
veranlasste schon nach dem Erscheinen der ersten Lieferung eine
Aenderung des ursprünglichen Planes, und an Stelle eines Lehrbuchs
entstand das 5 Bände starke Handbuch der Paläontologie.
Was nun anfänglich beabsichtigt war, soll das vorliegende Werk
bringen. Es folgt, wie fast alle neueren Lehrbücher der Paläontologie,
der im Handbuch eingeschlagenen Methode der Darstellung und
Anordnung des Stoffes; aber nur wenige Abschnitte konnten in
einfachem Auszug wiedergegeben werden. Die Entwickelung der
Paläontologie ist eine so rasche, dass sich seit dem Erscheinen des
Handbuchs in den meisten Gruppen, namentlich bei den Wirbellosen,
tief greifende Veränderungen vollzogen haben, welche eine vollständige
Pmarbeitung der betreffenden Theile erheischten, und auch bei den
Wirbelthieren haben die letzten Jahre eine Anzahl wichtiger und
unerwarteter Entdeckungen geliefert.
Eine Hauptaufgabe der Paläontologie wird stets die Erzielung
einer natürlichen, den morphologischen und phylogenetischen Er-
fahrungen entsprechenden Systematik bilden ; derselben wurde darum
auch besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Da jedoch der gebotene
Raum nur eine äusserst knappe Behandlung und lediglich eine Aus-
wahl des Wichtigeren gestattete, so wurde auf den vorhandenen
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IV Vorwort
Fonnenreichthum innerhalb der verschiedenen Gruppen häufig nur
durch einfache Anführung von Namen ohne jede Beschreibung hin-
gewiesen. Dadurch werden die Grundzüge auch für die Besitzer
des Handbuchs einen gewissen Werth erhalten, indem sio wenigstens
andeutungsweise die neueren Fortschritte und die jetzige Gestaltung
des Systems zur Anschauung bringen.
Ausführlichere phylogenetische Erörterungen mussten in Hinblick
auf den beschränkton Raum ausgeschlossen werden, auch wurde auf
Wiedergabe oder Aufstellung von Stammbäumen verzichtet, da deren
Begründung eine Fülle von Detail beansprucht , welches hier nicht
gegeben werden konnte. Da jedoch eine natürliche Systematik zu-
gleich die Verwaudtschaftsbezichungen der Organismen zum Ausdruck
bringen muss, so konnte der Stammesgeschichte durch geeignete An-
ordnung des Stoffes und durch kurze Andeutungen über die genetischen
Beziehungen der Angehörigen verschiedener Gruppen gebührende
Rechnung getragen werden.
Die Versteinerungen sind in diesem Werke vorzugsweise als
fossile Organismen behandelt, wahrend ihre Bedeutung als historische
Doeumente zur Altersbestimmung der Erdschichten mir m zweiter
Linie Berücksichtigung linden konnte. Auf die Aufzählung oder
Beschreibung einzelner geologisch wichtiger Leitfossilien wurde darum
verzichtet, doch sind dieselben bei Auswahl der Abbildung nach
Möglichkeit bevorzugt.
Durch Verwendung des ungemein reichen Materials an Gliche's
aus dem Handbuch, sowie durch Herstellung einer Anzahl neuer
Abbildungen, konnten die Grundzüge in ungewöhnlich reichem Maasse
mit Illustrationen ausgestattet werden. Der Umfang des Werkes ist
dadurch allerdings, obwohl der botanische Thoil ausgeschlossen wurde,
in unerwünschter Weise angeschwollen ; um so dankbarer muss es
anerkannt werden, dass die Verlagsbuchhandlung den Preis desselben
so niedrig als möglich angesetzt hat.
Zu besonderem Danke bin ich auch Herrn Privatdozent Dr. Pom-
peckj verpflichtet, welcher mich bei Durchsicht der Correcturbogen
bereitwilligst unterstützte.
München im März 1895.
Dr. Karl A. v. Zittel.
Inhalt.
Seite
Einleitung. Begriff und Aufgabe der Palaeontologie . 1—16
Systematik 17
I. Stamm Protozoa (Urtliiere) 17
Ciasse Rhi/opoda S. 17. 1. Ordnung; Foraminiiera 8. 18. 2. Ordnung
Radiolaria S. 35.
II Stamm Coelenterata .. . , , , , , : • . . 3*
1 Unteretanim Porifera , . . . . . , . . . . . . . 311
Gasse Spongiae S. 3i>. Unterelanse S il i cispo ngiae S. 43. 1 Ordnung
Monactinellida 8. 43. 2, Ordnung Tetractinellida S, 44. 3. Ordnung
Lithistida 8. 44. 1. Ordnung Ilcxartincllida 8. 51. Untcrclasse
CaU'iBpouL'iae 8. 58. 1. Ordnung l'haretrone.s S. 5!». 2. Ordnung
Syeones S. 6i.
2. Untpr.sta.rnm Cnidaria 63
8. «9.
H.
Unterklasse Hexacoralüa S.
76.
Ordnung Madreporaria
S. 78.
A
Unterordnung A
)orosa 8. 78.
B.
Unterordnung Perforata
8. 85.
C.
Unterordnung H
tabu lata 8. !)
1.
III. Unterelas.se Octo-
2.Cla»8e Hydrozoa S. 100. I. UnterclasBe HyJromcdusae 8. 100.
Ordnung Ilydroeorallinae S. 100. Ordnung Tubulariae 8. jÖ~T
Ordnung Campanulariae 8. 104. Graptolithen 8. 105. II. Unter
classe Acalephae 8. 111~
III. Stamm Echlnoderinata (Stachelhäuter) 112
A. Pelmatozoa ; : : : : : , . , : s : : . , U3
1. Claase Crlnoldea (Seelilieu) 8. 113. 1. Ordnnng Larviformia S. 124.
2. Ordnung Camarata 8. 126. 3. Ordnung Fistulata S. 133. 4. Ordnung
Flexihilia 8. 137. 5. Ordnung Articulata S. UM.
2. Claase Cystoidea s. 148
3-Clawwe Blastoldea 8. 158.
B. Aeterogoa I*>!">
1. Claase Ophiuroidea 8. 166. 1. Ordnung Euryaleae S. 168. 2. Ordnung
Uphiureae 8 1<>!T
2. Classe Asteroidea 8. 170. 1. Ordnung KncrinasU-riae 8. 171. 2. Ordnung
Euasteriae 8. 172. ~
VI Inhalt.
0 Fichinoy.oft , , , .. . , , = .. .. = . « . . .. , Iii
1. ChiSHe Echinoldea (Seeigel) S. 174. I. Unterclagse Palecbinoi dea
8. 182. 1. Ordnung IVstocidarida S. 182. 2. Ordnung Hothriocidarida
S 182. 3. Ordnung Veriseboecbinida S. 1S3. II Unterclassc K u •
eebinoidea S. 185. 1. Ordnung Reguläres S, 185. A. Unter-
ordnung 1 luli >8tomi\tjt S. 185. B. Unterordnung < ilyplmstoinata S 187.
2. Ordnung Irreguläre* 8, 1!)1. A Unterordnung Gnatho^toinata
S. l'.U B. Unterordnung Atelostomata S, 105.
2. (Masse Holothurioidea S. 204
IV. Stamm Vennes (Würmer) .205
V. Stamm Molluscoldea 208
1. ü lasse Bryozoa 8. 209. 1. Unterordnung Cyclustomata 8. 210.
2. Unterordnung Cheilowtomata S. 214.
2. Claase Brachiopoda S. 218. 1. Ordnung IuarticulaUi S. 22ii. 2. Ordnung
Articulata S. 230 A. Unterordnung Aphaneropegmata S. li-'>< >
B. Unterordnung Helicopegmata S. 23ti. (' Unterordnung Aneistro-
pegmata 8. 211. I>. Unterordnung Ancyclopegmata S. 244.
VI. Stamm Mollusca ( Weich thiere) 250
1 Clanse Lamellibranchlata £ 252 1 Ordnung Anysomyaria 8. 259.
2, Ordnung Homomyaria S. 271 A. I 'ntcrordnung Taxödonta S. 272.
B. Unterordnung l'aohyodonta 8. 274. ('. Unterordnung Heterodonta
S—283 TV DoKtnmlnntft R «02
2. Classe Scaphopoda 6. 312.
3. Ülasse Amphineura S. 313. Ordnung l'olyplacophora S. 313.
4. Clause Gastropoda S. 314 A. Ordnung Prosobrancbia S. 3 1 1».
1. Unterordnung Cyclobranchina 8. 32U. 2. Unterordnung Aspido-
braiubina S 320. 3 Unterordnung Ctenobranrhina S 332.
B~. Ordnung Heteropoda 8. 356. C. Ordnung Opifithobrancbia
S. 356. D. Ordnung Pteropoda 8. 869. E. Ordnung Pulmonata
8. 363. 1. Unterordnung Thalassophila 8. 368. 2 Unterordnung
Baaommatophora S 864. 3. Unterordnung Stylommatopbora
8. 365.
5 ( lasse Cephalopoda S 370. A. Ordnung Tetrabranebiata 8 371.
1 Unterordnung Xautiloidea 8. 374. 2. Unterordnung Aiiimonoidea
S, 386 B. Ordnung Pibranrhiata S, 435. 1 Unterordnung Beiern-
noidea S. -137 2. Unterordnung Sepjojdea S. 145. 3. Unterordnung
Qitopoda S. A4T.
VII. Stamm Arthropods (Gliederthiere) 448
1 TTnterstjnnni Branchiata : , , , : : , : : , , 140
1, ( l.ist-e Crustacea S. 44!' A. Unterrla-^e K n t o in o .s t r a c a S, 451.
1. Ordnung Cirripedia S. 451. 2. Ordnung Pstraeoda 8. 454.
3 Ordnung Pbyllopnda S. 4")''». 1 Ordnung Trilobitae S 4*>>v
B~ Unterclassc Malarostraca S 470. 1. Ordnung Phylloearida
S. 47'J. 2. Ordnung lsopoda S. 4HO. Ordnung Ainplüpoda
8. 481. 4. Ordnung Stomatopoda S. 482. 5. Ordnung Deeupoda
S, 4rt3. A. Unterordnung Macrura S 484. IV Unterordnung Ano
mura s. 4.^7. C. Unterordnung Braehyura S. 487. C. Unterklasse
Merostoiuata S 40O 1. Ordnung Oigantostraoa S. 490 2 Ordnung
Xiphnsura tj. 404.
uigmz<
Inhalt.
VII
2. Unternimm Tracheuta
490
1. Clause Myriopoda S. 496.
2. » Arachnoidaa S. 497.
3. » Insecta 8. 499. 1. Ordnung Aptera S. 600. 2. Ordnung
Orthoptera S. 500. 3, Ordnung Ncuroptera S. 502. 4. Ordnung
Hemiptera S. 503. 5. Ordnung Coleoptera S 504. 0 Ordnung
Piptera S 50G. 7. Ordnung Lepidoptera S 500 8. Ordnung Hy-
menoptera 8. 6Q7.~
1. Ciasso Plsces (FisrluQ s 510.
I. Untcrclasne Sei achii S. 52T. 1. Ordnung Plenropterygii S. 529.
2. Ordnung Acanthodi S. 530. 3 < »rdnung Ichthyotonn S. 531 .
4. Ordnung Plajriostoini S 533. A. Unterordnung Diplospondyli
5. 533. B. Unterordnung Cyelospondyli S. 534. C. Unterordnung
Asterospondyli S. 535 T>. Unterordnung Tertiwpondyli 8. 539
5 Ordnung. " Holocophali S. 546. Irhthyodorulithen S. 541».
II. Unterclasse Placodermi S. 551. 1. Ordnung Heterostraci
S. 551 2. Ordnung Aspidocephali ^ 553. 3. Ordnung Antiarcha
S. 554. 4. Ordnung Arthrodini S. 556.
III. Unterclasse Dipnoi 8. 568. 1. Ordnung Ctenodipterini S. 558.
2. Ordnung Sirenoidea 8. 560.
IV. Unterclasse G a n o i d le i S. 502. 1. Ordnung Crossopterygii
S. 565. 2. Ordnung Ohondrostei 8. 569. 3. Ordnung Hetero-
cerci S. 570, 4_ Ordnung Pycnodonti S. 574 5. Ordnung
Lepidostei 8. 577. 6. Ordnung Amioidei S. 682!
V. Unterclasse Tel eoatei S. 585. 1. Ordnung Phvsostomi
S. 686. 2. Ordnung Physoclysti S. 590 1. Unterordnung Ana-
canthini S.590. 2. Unterordnung Pharyngognathi S. 590. 3. Unter-
ordnung Acanthupteri S. 592. 4. Unterordnung Lophobranc-hTi
8. 598. 5. Unterordnung Plertognathi S. 7^
2. Clause Amphibia (Lurche) S. 603. 1. Ordnung Stcgocephali S. 6Ü0,
1. Unterordnung Phvllowpondyli S. <i!4. 2. Unterordnung I.epo-
npondyli S. 616. 3. [fnterördnung Temnospondyli S. Ol!) 4 Unter
Ordnung Stereospondyli S. 022. 2. Ordnung Oeeiliae S 625. 3. Ordnung
Urodela S. 625 4. Ordnung Anura 8. 627~
3. Classe Reptilia (Kriechthiere) S. 029. 1. Ordnung Rhynchocephalia
S. 634. 2. Ordnung Lepidosauria S. ('40 A. Unterordnung Lacertilia
S. 640 B Unterordnung Pythonomorpha 042. C. Unterordnung
Ophidia S 648. 3. Ordnung Iehthyogauria S. 050. 4. Ordnung
■Sauropterygia S 656. 5 Ordnung Theroinorpha S. 003 A. Unter-
ordnung 1* heriodontia S 664. B. Unterordnung l'areiosauria S. 605
C. Unterordnung Anoinodontia S. 007. I>. Unterordnung Placn-
dontia S. 670. 6. Ordnung Testudinata (Schildkröten) S. 672. A Unter-
ordnung Trionychia S. 677. B. Unterordnung Cryptodira S. 677.
0. Unterordnung Pleurodira S. 083. 7. Ordnung Cröcodilia S. 68T.
A. Unterordnung Parasurhia S. 085. B. Unterordnung Pseudosuchia
S. 687. C. Unterordnung Kusuchia 688. 8. Ordnung Dinosauria
S 698. A. Unterordnung Saumpoda S. 701. B Unterordnung
Theropoda S 705. C Unterordnung Orthopoda S. 710. 9. Ordnung
Pteroskiiria S. 719.
4. Ciasse AV68 (Vögel) S. 726. 1. Ordnung Saururae 8. 731. 2. Ordnung
Hatitae 8. 733. 3. Ordnung Carinatae S. 755"
VIII. Stamm Vertebrata (Wirbelthiere)
im
VIII
Inhalt.
Seilt-
5. Ciasse Mammalia (Saugethiere) S. 738.
A. Unterdasse E |> 1 a c e n t a 1 i a 8 761 1. Ordnung Monotremata
S. 761. 2. Ordnung Marsnpialia S, 761. 1. 1 "nterordnung AUö"^
theria 8. 762. '2 Unterordnung Diprotodontia S. 765. 3. Unter-
Ordnung Polyprotodontia S. 768.
B. Unterclasae P I a cc n t a 1 i a S. 772. 1 .Ordnung Inseotivora S 772
2. Ordnung Chiroptera S. 775. 3 Ordnung Carnivora S 777.
1 Unterordnung Creodontia S. 77H. 2 Unterordnung Fissi-
pedia S. 784 , 3" Unterordnung Pinninedia s 797 4. Ordnung
Cetaeea S. 799. 1. Unterordnung Arcliaeot et i S HQ3. 2. Unter-
ordnung Odontoceti 8. 803. 3. Unterordnung Mystacoreti S. SO1).
5~Ordnung Tillodontia S 806. 6, Ordnung Edentata 8 808.
ÄT~Xömartlini B. Hll. B. Xenarthra S. 811. 3 Unterordnung
Oravigrada S 811- 4. Unterordnung Loricata 8 814. 7 Ordnung
Kodentia S.817. 1 Unterordnung Protrogoniorpha 8.819. 2. Unter
ordnung Seiuroinorpha 8. 82U 3. Unterordnung Myomorpha
8. 823. 4. Unterordnung Hvstriconiorpha S. 824 5. Unter-
ordnung Lagornorplia S. 825. 9. Ordnung Ungulata 8 827.
1. Unterordnung Hvracoidi'a S.S29. 2. Unterordnung Typothcria
8. 83U. 3. Unterordnung Toxodontia 8. 8:i4. 4 Unterordnung
Litopterna S. 837. 5. Unterordnung Ainhlypoda S. 840.
6 Unterordnung Probost idia S. 84-1 . 7. Unterordnung Condy-
lartbra 8. 852. 8. Unterordnung Perissodactyla 8. 855. 9. Unter
ordnung Aneylopoda 8. 880. 10. Unterordnung Artioda^tyla
S. 882. 9. Ordnung Sirenia 8. 917. 10. Ordnung Primates
K 919. 1 Unterordnung Proaiiniae 8. 919. 2. Unterordnung
Simiae S. 924. 3. Unterordnung Bimana S. 930.
Register 951
3 Dy VoiOOglL
Einleitung.
Begriff und Aufgabe der Palaeontologie.
Die Palaeontologie oder Versteinerungskunde ist die Wissen-
schaft von den Versteinerungen oder die Lehre von den alten Ixjbewcsen
(/<'/°£ ct',v ^o).auov ovrvjv). Sie beschäftigt sich mit allen Fragen, welche
die Eigenschaften, die systematische Stellung, die Verwandtschaft und
Abstammung, die einstige Lebensweise, die räumliche Verbreitung und
die zeitliche Aufeinanderfolge jener alten Wesen betreffen, sowie mit
den Folgerungen, welche sicli aus diesen Untersuchungen für die Ent-
wickelungsgeschichte der Organismen und der Erde überhaupt ergeben.
Unter Versteinerungen (Fossilien, Petrefaeten) versteht man
diejenigen Ueberreste oder Spuren von Pflanzen und Thieren, welche
vor Beginn der jetzigen geologischen Periode gelebt haben und in den
Erdschichten erhalten blieben.
Für die Zugehörigkeit eines in den Erdschichten vorkommenden
organischen. Ueberrestes zu den Versteinerungen ist in erster Linie
das geologische Alter maassgebend, während dem Erhaltungszustand
oder dein Umstand, ob dieselben von noch jetzt lebenden oder aus-
gestorbenen Arten herrühren, nur untergeordnete Bedeutung beigelegt
werden darf. Wenn auch die Mehrzahl der Versteinerungen mehr oder
weniger durchgreifende Veränderungen während des Fossilisations-
processes erfahren haben und häiiiig durch ihre Umwandlung in
mineralische Substanz den Namen Versteinerungen rechtfertigen , so
können doch unter besonders günstigen Bedingungen (z. B. im gefrornen
Boden, in Bernstein, Harz, Torf) urweltliche Thiere und Pflanzen in
nahezu unveränderter Form überliefert werden. Die Leichen von
Maminuth, Rhinoceros im sibirischen Eis, die Insekten. Spinnen und
Pflanzen im Bernstein sind ächte Versteinerungen, obwohl sie keino
Spur von mineralischer Durchtränkung erlitten haben.
Eine nicht unbeträchtliche Anzahl von ächten Versteinerungen
aus tertiären und pleistocaenen Ablagerungen gehört zu noch jetzt
existirenden Pflanzen oder Thierarten, während die Reste gewisser in
historischer Zeit ausgestorbener Formen (Rhytina, Alca, Didm, Pezophaps
u. a.) ebensowenig zu den Versteinerungen gerechnet werden, als alle
diejenigen organischen Ueberreste, welche aus Ablagerungen stammen,
die unter den jetzt herrschenden orographischen und klimatischen Ver-
hältnissen gebildet wurden.
Z i 1 1 c 1 . Gmndjtflg© Act Palaeontologie. 1
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2
Einleitung.
Die Veränderungen, welche urwcltliche Organismen durch den
Fossilisationsprocoss erleiden, sind theils chemischer, theils mechanischer
Natur.1) Durch Umwandlung oder Zerstörung gewisser Bestandteile
und durch Aufnahme fremder Stoffe tritt Verkohlung, Verwesung,
Verwitterung oder Versteinerung ein.
1. Die Verkohluug ist eiu unter Wasser oder bei beschränktem
Zutritt von Luft erfolgender Desoxydationsprocess, welchen vorzugsweise
Pflanzen durchmachen. Fossile Hölzer und sonstige Gewächse sind
häufig in Torf, Lignit, Braunkohle oder Steinkohle; Blätter in ein
dünnes Kohlenhäutchen umgewandelt, welches meist noch die feinste
Nervatur erkennen lässt. Auch thierische, ursprünglich aus Chitin
bestehende Gebilde finden sich ausnahmsweise in verkohltem Zustand
(Insekten, Crustacecn. Graptolithen).
2. Die Verwesung zerstört in der Regel alle organischen Kohlen-
stoff- und Stickstoff- Verbindungen vollständig. Abgesehen von seltenen
Ausnahmefällen hinterlassen darum dio nur aus Weich theilcn bestehen
den Würmer, Infusorien, die schalenlosen Mollusken, die meisten
Mydrozoeu, viele Anthozoen, die Embryonen von Wirbelthieren keine
Spuren in den Erdschichten. Auch Horn, Haare, Chitin und ähnliche
Gebilde verfallen während des Fossilisationsprocesses der Vernichtung.
Nur unter besonders günstigen Bedingungen (z. B. in Eis oder ge-
frorenem Boden) bleiben Fleisch- oder Hautgebilde nahezu unverändert
oder sie erleiden in thonigen oder kalkigen Schiefem unter Auf
nähme von phosphorsaurem Kalk eine Art von Versteinerung, wobei
die feinen Strukturverhältnisse nur wenig verändert werden.*) Auch
die erhaltungsfähigen mineralischen Bestandtheile des thierischen Körpers
werden durch Verwesung ihrer organischen Beimengungen beraubt:
Knochen verlieren ihren Gehalt an Fett und Leim, Schalen von Mol-
lusken, Echinodermen, Crustaccen ihre Farbstoffe und ihr organisches
Substrat. Die durch Verlust ihrer organischen Beimischungen mehr
oder weniger porös gewordenen Hartgebilde verfallen später durch all-
mähliche Auflösung auch der mineralischen Bestandtheile der Ver-
witterung, der völligen Zerstörung oder
3. der Versteinerung. Bei diesem Process dringen fremde, in
Wasser lösliche Stoffe (vorzüglich kohlensaurer Kalk und Kieselerde,
seltener SchweFeleisen, Eisenoxydhydrat und andere Substanzen) in alle
ursprünglich vorhandenen oder durch Verwesung entstandenen Hohl-
räume ein und füllen dieselben vollständig aus. Während des Ver-
steinerungsprozesses findet zuweilen auch eine Pseudomorphose statt,
indem gewisse mineralische Bestandtheile aufgelöst und durch andere
Stoffe ersetzt werden. So können Kardialen oder Kalkskelete in
Kieselerde, und umgekehrt Kieselskeletc (z. B. von Spongien) in Kalk-
spath umgewandelt werden.
Füllt sieh der ursprünglich von Weichtheilen eingenommene Raum
z. B. im Innern einer Molluskenschale oder irgend eines anderen
Thierkörpers mit eingedrungenem Schlamm aus. und wird durch Ver-
witterung später die Schale oder Umhüllung zerstört, so entsteht ein
l) White, Ch. Coudition of preservation of invertebrate fossile. Bull. U. S.
geolog. and geographical Survey. vol. V. p. 133.
Trabueco, Uiac. La FctriKcazione. Pavia. 1887.
*) Reis, O. Ueber Petritidrung der Muskulatur. Artb. mikrosk. Anat, Bd. 41.
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Einleitung.
3
innerer Ausguss oder Steinkern, welcher in manchen Fällen, nament-
lich bei sehr dünnschaligen Organismen (Ainmoniten , Brachiopoden,
gewissen Muscheln und Crustaceen), ein getreues Abbild der ursprüng-
lichen Form gewährt und ebenso sicher bestimmt werden kann, als die
Schale selbst.
Nicht selten hinterlassen fossile Organismen nur die Abdrücke
ihrer Schalen oder Skelete, sehr selten ihres ganzen Körpers in den
Erdschichten; zuweilen wird ihre Existenz auch lediglich durch Fährten
oder Fussspuren angedeutet.
Mechanische Veränderungen durch Verschiebung, Biegung,
Zerquetsch u ng oder sonstige Entstellung erleiden sehr viele Versteiner-
ungen gleichzeitig mit den sie umschliessenden Gesteinen. Sie be-
anspruchen besondere Beachtung und müssen bei der Bestimmung
fossiler Organismen sorgsam berücksichtigt werden.
Palaeontologie und Biologie. Obwohl die Ueberreste der ur-
weltlichen, als Versteinerungen überlieferten Lebewesen nur ein un-
vollständiges Bild derselben gewähren, fast niemals vollständig erhalten
und in der Regel mehr oder weniger verändert sind, so lassen sie sich
doch insgesammt in die grossen Fachwerke der zoologischen und bo-
tanischen Systeme einfügen. Sie sind trotz aller Verschiedenheiten nach
denselben Grundgesetzen gebaut, wie die noch jetzt existirenden Or-
ganismen, und ihre Bestimmung erfordert stets den sorgfältigen Vergleich
mit den nächstverwandten lebenden Pflanzen und Thieren. Die Methode
der Untersuchung von Versteinerungen unterscheidet sich nicht von
jener, welche der Zoologe oder Botaniker anwendet; allerdings verfügt
der Palaeontologe nur über die erhaltuugsfälügen Bestandteile und
niuss nach Analogien mit lebenden Formen die zerstörten Weichtheile im
(leiste reconstruiren. Er ist aber auch genöthigt, aus den vorhandenen
Kesten so viel Belehrung zu ziehen, als nur immer möglich und sieht
sich darum nicht nur auf die äusserliche und makroskopische, sondern
auch auf die feinere mikroskopische und histologische Untersuchung
angewiesen. Iu manchen Abtheilungen des Pflanzen- und Thierreichs
ist die Palaeontologie durch ausgiebige Verwerthung histologischer
Merkmale der Botanik und Zoologie vorausgeeilt, und bei den Wirbcl-
thieren ist die vergleichende Anatomie des Knochengerüstes und der
sonstigen erhaltungsfähigen Hartgebilde (Zähne, Hautskelet) wesentlich
durch Palaeontologen (Cuvier, Owen, H. v. Meyer, Rütimeyer,
Marsh, Cope u. a.) auf ihre jetzige Höhe gebrachtworden. Das schon
von Cuvier mit Glück angewandte Erfahrungsgesetz der Gorrelation,
wonach alle Theile eines Organismus in gesetzmässigem Zusammenhang
stehen und nicht verändert werden können, ohne dass gleichzeitig alle
anderen Theile eine entsprechende Umgestaltung erleiden, ist jetzt nicht
nur bei den Wirbelthiereu, sondern auch boi Wirbellosen und bei
Pflanzen derart ausgebildet, dass häufig ein einziger Knochen, Zahn
oder Hautschild, ein unansehnliches Fragment eines Gehäuses, eine
Schale, ein Skeletfragment, ein Zweig, Stammstück u. s. w. genügen,
um uns eine ungefähre Vorstellung von dem ehemaligen Besitzer dieser
Reste zu verschaffen. Die Palaeontologie ist darum, soweit sie sich
mit der Untersuchung und Systematik der fossilen Organismen
beschäftigt, nichts anderes, als ein Theil der Zoologie, vergleichenden
Anatomie und Botanik und zerfällt in Palaeozoologie und Palaeo-
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4
Einleitung.
phytologie. Sic hat das Material der beiden biologischen Disciplinen
ganz erstaunlich vermehrt, zahlreiche Lücken im System ausgefüllt
und unsere Kenntniss über die Mannichfaltigkeit der Organisations-
verhältuisse bei Thieren und Pflanzen unendlich bereichert. In den
meisten überhaupt erhaltungsfähigen Abtheiluugen des Thier- und
Pflanzenreiches übertrifft die Zahl der fossilen Formen die der noch
jetzt existirenden beträchtlich. Bei Foramini feren, Spongien, Korallen,
Echinodermen, Mollusken und Wirbelthieren, bei Gefässkryptogamen,
C'ycadeen und Conifcren wäre ein natürliches System undenkbar ohne
Verwerthung des palaeontologischcn Materials; denn in einzelnen
Gruppen (z. B. Brachiopoden , Cephalopoden, Reptilien, Säugethiere)
übertrifft die Zahl der fossilen ausgestorbenen Formen jene der leben-
den um das zehn-, hundert- oder tausendfache, und dieses Verhältniss
verschiebt sich immer mehr und mehr zu Gunsten der Palaeontologie,
da fast täglich in den verschiedensten Theilen der Erde neue Fund-
stätten vou Versteinerungen entdeckt werden.
Palaeontologie und Geologie. Obwohl die Versteinerungskunde
als biologische Wissenschaft sich nicht wesentlich von Botanik und
Zoologie unterscheidet, so steht sie doch auch in ebenso innigem Zu-
sammenhang mit Geologie und ist von jeher von Geologen nicht
minder gepflegt worden, als von Biologen. Das Material wird ihr fast
ausschliesslich durch Geologen geliefert, denn die Versteinerungen finden
sieh in den geschichteten Gesteinen der Erdkruste und zwar enthalten
die ursprünglich als Sedimente im Wasser entstandenen oder die auf
dem Festland durch Verwitterung und äolische Einflüsse gebildeten
Gesteine keineswegs dieselben fossilen Ueberreste, sondern jeder Schichten-
complex, ja häufig jede einzelne Gesteinsbank ist durch besondere Arten
ausgezeichnet. Je älter die Gesteine, desto fremdartigeren Charakter
besitzen die Versteinerungen, je jünger die Schichten, desto näher
stehen die darin vorkommenden Fossilien den noch jetzt existirenden
Organismen. Da nun erfahrungsgemäss Ablagerungen von gleichem
Alter auch identische oder doch ähnliche Versteinerungen enthalten,
woun sie unter ähnlichen äusseren Bedingungen (z. B. im Meer oder
im Süsswasser) entstanden sind, so liefern die Versteinerungen neben
der durch die Aufcinanderlagerung festgestellten Reihenfolge das sicherste
Hilfsmittel zur Erkennung gleichaltriger Schichtgesteine. Durch das
Studium der aus gleichzeitig entstandenen Gesteinen stammenden Fos-
silien lassen sich schliesslich die verschiedenen Palaeofaunen (d. h. Thier-
gesellschaften) und Palaeofloren, welche im Verlauf der Entwickelungs-
geschichte unseres Planeten denselben bewohnt haben, reconstruiren.
Die mit Hilfe der Lagerung und der charakteristischen Versteinerungen
(Leitfossilien) chronologisch geordneten Schichtgesteine werden wieder
in Unterabtheilungen gegliedert, wovon jede einzelne durch besondere
organische Ueberreste gekennzeichnet ist. Die historische Geologie
basirt darum der Hauptsache nach auf Palaeontologie.
Die Gesammtmächtigkeit aller geschichteten Gesteine mit Ausschluss
der ältesten kristallinischen Schiefergesteine (Gneiss. Glimmerschiefer,
Phyllit u. s. w.), denen organische Ueberreste fehlen und über deren
Entstehung noch mancherlei verschiedene Meinungen herrschen, beträgt
ca. 20 — 30 (XX) m. Zur Bildung dieses gewaltigen Schiehtencomplexes
war eine unermesslich lange Zeit erforderlich, die sieh freilich nicht
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Einleitung.
5
genau berechnen lässt, weil sichere Anhaltspunkte über die Geschwindig-
keit der Sedimentbildung in früheren Erdperioden fehlen, und weil sich
der Beginn, die Dauer und der Abschluss geologischer Ereignisse nicht
mit astronomischen Vorgängen in Verbindung bringen lassen.
Da jedoch die Erde ehemals von ganz anderen Geschöpfen bewohnt
war, als heutzutage, da die verschiedenen Palaeofloren und Palaeofaunen
überall in gleicher Weise auf einander folgen, da ferner in gewissen
Schichten meist zahlreiche oder auch alle Arten gleichzeitig mit einander
erscheinen und gleichzeitig verschwinden, so dass eine Fauna oder
Flora nahezu in ihrer Gesammtheit durch die nachfolgende ersetzt
wird, so ist es möglich, die geschichteten Gesteine in eine Anzahl von
grösseren und kleineren zeitlichen Abschnitten zu gliedern, welche von
den Geologen mit verschiedenen Namen belegt werden. Der Beginn
und das Ende irgend einer geologischen Periode (Gruppe, System oder
Formation, Formationsabtheilung, Stufe, Zone) wird in der Regel durch
locale Unterbrechungen in der Schichtenbildung bestimmt, welche durch
Veränderungen in der Vertheilung von Wasser und Land, durch vul-
kanische Eruptionen u. dgl. hervorgerufen wurden. Mit solchen Störungen
fand meist auch eine Veränderung in der Flora und Fauna statt. Die
gegenwärtig angenommene Eintheilung der geschichteten Gesteine ist
auf der Tabelle S. 6 zusammengestellt, worin allerdings nur die in den
drei vorderen Reihen gebrauchten Bezeichnungen allgemeine Gültigkeit
besitzen, während die letzte Columne lediglich auf europäische Verhält-
nisse Bezug hat.
Die Gesteine der archäischen (oder azoischen) Gruppe haben eine
Gesammtmächtigkeit von 40— 60000 m. Sie gehörendem ältesten und läng-
sten Zeitalter in der Entwicklung unserer Erde an, zeichnen sich durch
schieferige und krystallinische Beschaffenheit und durch den Mangel an
Versteinerungen aus. Nach der Lagerung bildet im Allgemeinen Gneiss
die älteste, Glimm erschiefer, Chlor itschief er und Talk schiefer
die mittlere, Phyllit (Urthonschiefer) die oberste Abtheilung der archäi-
schen Gruppe. Die angeblich schon in der Gneissfonnation vorkommen-
den Organismen (Eozoon) haben sich als mineralische Gebilde erwiesen.
Die palaeozoische oder primäre Gruppe besteht aus dem
cambrischen, silurischen, devonischen, carbonischen und permischen
System, wovon jedes System (Formation) wieder in mehrere Abtheilungen,
Stufen und Zonen zerlegt wird. Das cambrische System enthält vor-
herrschend Crustaceen (Trilobiten), Mollusken, Würmer, einige Pelmato-
zoeu, Coelenteraten, Spongien und sehr undeutlich erhaltene Algen;
im Silursystem sind alle Classen des Thierreichs mit Ausnahme der
Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugethiere und die Flora durch Algen
vertreten. Unter den Thieren herrschen wirbellose Meeresbewohner
(namentlich Crustaceen, Mollusken, Echinodermen und Coelenteraten)
vor, während die WTirbelthiere nur durch spärliche Reste von Fischen
vertreten sind. Sämmtliche Arten und fast alle Gattungen sind erloschen
und gehören meist ausgestorbenen Familien oder Ordnungen an. Im
devonischen, carbonischen und permischen System sind im Wesentlichen
dieselben Abtheilungen des Thierreichs, jedoch vielfach durch andere
Gattungen und Familien vertreten. Im Devon entfalten die Fische eine
grosse Mannichfaltigkeit, im Carbon beginnen die Amphibien (Stego-
cephalen), im Perm die Reptilien. Die Flora besteht hauptsächlich
aus Gefässkryptogamen, sowie aus spärlichen Conifereu und Cycadeen.
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(5
Einleitung.
Weltalter
(Aera)
Periode
Epoche
Alluvium
Moderne A>i)iiu-eninKe!i
s
t-
Quartär-System
Diluvium
(Pleistocaen)
I'osliflucinl -Sture
Glacliil-
Fraeglticial- -
•
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Pllocaen
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Tertiär-System
Miocaen
I'ontisohe Stufe
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Ha
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Oligocaen
Aqultjinischc Stufe
Tongrischo
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Ligurische Stufe il.igurlem
Hnrton » atartotiit-n ■
i'iiriser » i Hurisieu
S.il^souische i Sue^on ioii :
i.ibysche od. Umnet -Stufe: Thun et ierr
Kreide-System
Obere Kreide
hänisehe Stute
Senon-
Turou-
\ t. II' 'Ii III 1 1
■ Dunien
iSetioiiien'i
'Turunieu .
■ i v. i w> 1 1 1 1 1 1 \ v y. 1 1 1
Untere Kreide
Aj.t- u. Ort'ßon-.Stufe
Bu nvnie-
Neoeom- »
i Apli.-n.l rgonien
i Hiirreinleu
Neoc-iuien-
-s
X
X
X
Oborer Jura
(Malm)
Tülifin- Ii. I'orlliind-Snifi
Kiuiineri'ige -.Stufe
Oxford-
Kellowuy-
■ I'>»rtluu<iii.'ii '
iKimmeridjrieiii
i.i ixforrtiftii i
< 'allovien -
Jura-System
Mittlerer Jura
(Doggen
Mrtth-
HiiyeUX-
ISiUhonien ■
i Hajiicien •
•
Unterer Jura
<Lias>
Thoimrs- •
CimriiKuilli-
,Setuur-
JK'ltunpo-
'Ton roten
] .insienj
(Stnoiuurien
' ilettariuieu
Obere Trias
Keupor
litl II tisi: in- ■
K/uuI'rtie
N'.nsrlie
. Khnetien
,( arnieri
iNoriiM)
Trias-System
Mittler« Trias
i Muschelkalk.
Vir^lnriii-
• Yirjjlovien.
Untere Triato
Bunt. Sandstein
Worfeuer-
'Werfi-meu.
VoM^ien :
Perm-System
(Oyas)
Zechstein
Rothliegondes
Thünnscr - Stufe
PimiriL-
Antun- .
'l hurniKiein
lVt)Jl)l)le[i :•
■ Autunit-u;
Carbon-System
Productive Steinkohlen-
Poroiatlon
Permo-Carbon'
Kr.il-
Mtukuu-
.Umlieiv
Musfiivieli.
Kohlenkalk Culm
DiiiEim-
liiiuiuli. n
Devon-System
Ober-Devon
l--nneuu-
(iivol-
l-HTuennien
Frn>:iieti
< liviien
Mittel-Devon
Kitler-
. i ' 1 fe : ! e ] 1 1
1
Unter-Devon
Cobletiz-
Geitinuisehe
( iil))euxie:i i
(•(■.IhmSeu
1
5
- - — — —
Silur-System
Obere Abtheilung
\\ i-n'.nc 1, -
<»>. Unu<l..very-Slufe
s-
Untere Abtheilung
Ordovlciscbe Formation
((»Iii- <><!< r Cuniiicc'-Snifc
I.^HijfK'iln- •
Aren in- •
Cambrisches
System
(Cambrium)
Ob Cambrium
'l'rcinn-.Ii ><: -
F<-Tti:iUIL-- 9
Unt. Cambrium lliul •
T7T"
Urschiefer-
System
Gneiss-System
Phyllit Urthonschiofor,
Glimmerschiefer. Chlorit-
schlefer etc 1
Gneies.
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Einleitung.
7
Die mesozoische Gruppe enthält drei Systeme (Trias, Jura und
Kreide). Zahlreiche im palaeozoischen Zeitalter verbreitete Gruppen
(Tetracorallen , Graptolithen , Crinoideen, Cystoideen und Blastoideen,
Rrachiopoden und Trilobiten) sind entweder gänzlich oder grösstenteils
erloschen, andere (Cephalopoden, Lamellibranchiaten, Echiniden) durch
ganz andere Genera und Familien vertreten; unter den Wirbelthiereu
zeichnen sich die Amphibien durch Riesenformen (Labyrinthodonta), die
Reptilien durch wunderbare Mannichfaitigkeit und theilweise gigantische
Grösse aus. Die Vögel beginnen im oberen Jura (Archaeopteryx), die
Säugethiere in der obersten Trias mit kleinen, wahrscheinlich marsupialen
Typen. Unter den Pflanzen herrschen in Trias und Jura noch Gefäss-
kryptogamen, Coniferen und Cycadeen vor; in der mittleren Kreide
beginnen die Dicotyletonen.
Die känozoische Gruppe besteht aus Tertiär- und Diluvial-
System. Unter den Wirbellosen sind die Ammoniten, Belemniten,
Rudisten und die meisten Crinoideen verschwunden, die Amphibien
und Reptilien stark zurückgegangen und wie die Invertebraten nur
noch durch Repräsentanten aus noch jetzt existirenden Ordnungen ver-
treten; dagegen gewinnen die Vögel und insbesondere die Säugethiere
eine starke Verbreitung, und letztere entfalten einen solchen Formen-
reichthum und eine so rasche Umgestaltung in den verschiedenen Ab-
theilungen des känozoischen Zeitalters, dass sie hauptsächlich als Leit-
fossilien verwerthet werden. In der Flora herrschen dikotyle Gewächse vor.
Palaeontologie und physikalische Geographie. Bilden die
Versteinerungen die Grundlage der historischen Geologie, so gewähren
sie auch die wichtigsten Anhaltspunkte über die Entstehung der sie
umschliessenden Schichten, über die Vertheilung von Wasser und Land,
über die klimatischen Verhältnisse und über die Gesetze der geographischen
Verbreitung der Organismen in den verschiedenen urweltlicheu Perioden.
Aus dem Vergleich mit noch jetzt lebenden Formen lässt sich meist
mit Sicherheit bestimmen, ob die in einem Gesteinscomplex vorkommen-
den Versteinerungen von Land-, Süsswasser-, Brackwasser- oder Meeres-
bewohnern herrühren ; daraus ergeben sich die Bedingungen, unter denen
die betreffende Ablagerung entstanden ist. Aus der Verbreitung von
marinen oder Süsswasserschichten lässt sich die Vertheilung von Wasser
und Land in früheren geologischen Perioden ermitteln; Tiefseegebilde
können nach ihren fossilen Organismen leicht von Seichtwasser- oder
Litoralablagerungen unterschieden werden, und auch über die klima-
tischen Verhältnisse früherer Perioden gewähren die Versteinerungen
tlora der Steinkohlenformation in den verschiedensten Theilen der Erde
spricht für ein feuchtwarmes und wenig nach Zonen differenzirtes
Klima der damaligen Zeit; das Vorkommen von dikotyleu Pflanzen
von tropischem Habitus in Kreide- und Tertiär-Ablagerungen Grönlands
oder von palaeozoischen Korallenriffen in hohen Breiten beweist ebenso
sicher ein milderes Klima und eine höhere Temperatur des Meerwassers
in früheren Erdperioden, wie die Reste von Ren thier, Lemming, Moschus-
oclis, Eisfuchs u. a. in diluvialen Ablagerungen Mitteleuropa^ für eine
Eiszeit mit niedriger Jahrestemperatur Zeugniss ablegen.
Die geographische Verbreitung der urweltlichen Organismen zeigt,
dass die heutigen thier- und pflanzengeographischen Reiche und Pro-
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Einleitung.
vinzen zum Theil schon in der Tertiärzeit existirten, und dass dieselben
Gesetze die Verbreitung der I^ebewesen heute und in der Vergangenheit
beeinflussten. In den meisten Fällen erweisen sich die Angehörigen der
jetzigen Flora und Fauna augenscheinlich als Nachkommen ausgestorbener
Formen, die in demselben Verbreitungsgebiet gelebt haben. So schliessen
sich z. B. die fossilen Säugethiere, Vögel und Reptilien der Diluvialzeit
in Europa, Asien, Australien, Nord- und Süd -Amerika auf's eugste an
die noch jetzt in den betreffenden Welttheilen existirenden Formen an.
Australien und Süd -Amerika waren schon in der Diluvialzeit die Ur-
heiniath der Beutelthiere und Edentaten, und Europa, Asien und Nord-
Amerika bildeten in der Tertiärzeit ein einheitliches thiergeographi-
sches Reich, das die Ahnen der Säugethiere der nördlichen Hemisphäre
beherbergte. Ein Vcrständniss der Propagationsbedingungen unserer
heutigen Pflanzen- und Thierwelt wäre ohne Kenntniss der Verbreitung
der fossilen Vorläufer ganz undenkbar. Fpr die Beurtheilung der Ver-
keilung von Festland und Meer, der klimatischen Bedingungen, Meeres-
strömungen u. s. w. in früheren Erdperioden liefert die Verbreitung
der fossilen Organismen ebenfalls wichtige Anhaltspunkte.
Palaeontologie und Embryologie (Ontogenie). Die Ent-
wickelungsgeschichte der jetzt lebenden Pflanzen- und Thierarten von
ihren ersteu Anfängen bis zum reifen Zustand und endlichen Absterben
bildet die Aufgabe der Embryologie oder Ontogenie. Die embryo-
logischen Untersuchungen nehmen gegenwärtig die Aufmerksamkeit der
Botaniker und Zoologen ganz besonders in Anspruch und üben auf die
Entwickelung dieser Wissenschaften und namentlich auch auf die Syste-
matik einen massgebenden Eintluss aus. Die Thatsache, dass sich die
Entwickelung sämmtlicher Individuen, Arten und Gattungen einer grösseren
Gruppe von Thieren und Pflanzen wenigstens in den frühesten Stadien in
gleichen Bahnen bewegt, und dass innerhalb einer ganzen Ordnung und
( 'lasse sämmtliche Embryonen bis zu einer gewissen Entwiekelungsstufe
einander so ähnlich bleiben, dass sie häufig nicht unterschieden werden
können, hat unerwartete Verwandtschaftsbeziehungen von Formen klar
gelegt, welche im reifen Zustand ausserordentlich verschieden sind. Die
früher für beschalto Mollusken gehaltenen Oirrhipeden gehen z. B. aus
derselben Nauplius-Larve hervor, wie die Oopepoden, Phyllopoden und
Ostracodon, obwohl die ausgewachsenen Vertreter dieser Crustacoen-
Ordnungen nur geringe Aehnlichkeit mit einander besitzen. Auch die
Embryonen sämmtlicher Wirbelthiere lassen sich in den frühesten
Stadien kaum von einander unterscheiden und gewinnen erst nach
und nach die jede Olasse und Ordnung auszeichnenden Merkmale.
Für die Palaeontologie haben die Resultate der embryologischen
Forschung eine grosse Wichtigkeit orlangt. Man findet zahlreiche
fossile Formen, welche vorglichen mit ihren lebenden Verwandten
embryonale oder doch sehr jugendliche Merkmale zur Schau tragen.
Beispiele von solchen persistenten »Embryonal typen« sind am
häufigsten unter den Wirbelthieren zu finden, weil hier das Skelet
schon frühzeitig erhaltungsfähig wird, und darum die Jugendzustände
lebender Formen mit ausgewachsenen fossilen leicht verglichen werden
könnton. Die Erfahrung zeigt nun. dass die meisten fossilen Fische
und Amphibien der ältesten Formationen in Bezug auf Ausbildung
der Wirbelsäule zeitlebens im embryonalen Zustand verharrten und
Einleitung.
9
es nur zur Verknorpelung oder zu einer unvollständigen Ver-
knöcherung derselben brachten. Die palaeozoischen Amphibien (Stego-
cephalen) athmeten wahrscheinlich das ganze Leben hindurch mit
Kiemen und Luugen, während die meisten lebenden Amphibien die
Kiemen schon frühzeitig verlieren und sich lediglich der Lungen zur
Respiration bedienen. Bei vielen fossilen Reptilien und Säugothieren
bleiben gewisse Einrichtungen des Skeletbaues, welche bei verwandten
lebenden Fonuen nur im Embryonalzustand durchlaufen werden, per-
sistent. So stimmt die Form und Zusammensetzung des Schädels bei
den meisten älteren fossilen Reptilien und Säugethieren mit Embryonen
ihrer recenten Verwandten überein ; die ältesten fossilen Paarhufer haben
alle vollkommen getrennte Mittelhand- und Mittelfussknochen, während
diese Trennung bei den lebenden Wiederkäuern nur im Embryonalzustand
vorkommt, und frühzeitig eine Verschmelzung der beiden mittleren
Knochen und eine Verkümmerung der seitlichen eintritt. Auch unter
den Wirbellosen gehören fossile Embryonaltypen keineswegs zu den
seltenen Erscheinungen. Die palaeozoischen Belinuriden entsprechen
den jugendlichen Larven des lebenden Limulus, viele fossile Seeigel
1 ^sitzen lineare Ambulacra, während ihre lebenden Verwandten durch
pctaloide Ambulacra ausgezeichnet sind und die linearen nur vorüber-
gehend im Jugendzustand aufweisen. Viele fossile Orinoideen lassen
sich mit Jugendzuständen der lebenden Gattung Antedon vergleichen.
Nach Jackson gleichen gewisse palaeozoische Molluskengattungen in
ihren Merkmalen frühen Jugendzuständen der lebenden Austern und
Kammmuscheln.
Auch die sogenannten fossilen Misch formen (Collectivtypen),
welche in ein und derselben Form Merkmale vereinigen, die bei lebenden
oder geologisch jüngeren Verwandten auf verschiedene Gattungen oder
Familien vertheilt erscheinen, sind eigentlich nichts anderes als vor-
geschrittenere Jugendformen, welche aber die endgültige Differenzirung
noch nicht erreicht haben. Die Collectivtypen gehen den specialisirteren
Formen stets voraus; niemals vereinigen sich dagegen ursprünglich
getrennte Merkmale geologisch älterer Formen wieder in irgend einer
jüngeren Art oder Gattung. Die Trilobiten, die Amphibien und Reptilien
des palaeozoischen und mesozoischen Zeitalters, die Säugethiere der
älteren Tertiärzeit u. s. w. fallen fast ohne Ausnahme in die Kategorie
der Collectivtypen.
Bei den Wirbelthieren, namentlich bei den Mammalia, lassen sich die
zeitlich aufeinander folgenden Gattungen gewisser Abtheilungen (Hufthiere,
Rauhthiere) mit successiven Entwickelungsstadien ihrer lebenden Ver-
wandten vergleichen, so dass gewissermassen die Entwickelungsgeschichte
oder Ontogenie eines lebenden Individuums durch eine chronologische
Reihe verwandter fossiler Formen bestätigt wird. Diese Erfahrung
bildet eine gewichtige Stütze für den schon von Geoffroy St. Hilaire,
«Serres, Meckel, Fr. Müller in verschiedener Weise ausgesprochenen
und neuerdings von Haeckel als »biogenetisches Grundgesetz «
genauer formulirteu Satz, wonach die Entwickelungsgeschichte (Onto-
genie) des Individuums nur eine kurze und vereinfachte Wiederholung
(Recapitulation) des langsamen (und vielleicht im Verlauf von Jahr-
tausenden erfolgten) Entwickelungsganges der Art und des ganzen
•Stammes darstellt.
10
Einleitung.
Das biogenetische Grundgesetz ist neuerdings vielfach mit Erfolg nicht
nur bei Wirbelthieren, sondern auch bei Wirbellosen und zwar sogar bei
völlig erloschenen Formen verwerthet worden. Bei den Amraoniten z. B.
unterscheiden sich die ersten (innersten) Windungen stets durch einfachere
Suturlinien und abweichende Verzierung von den späteren Umgängen. Die-
selben entsprechen sehr häufig geologisch älteren Formen, ja man weiss,
dass alle Ammonshörner in ihrer Jugend ein Stadium durchlaufen haben,
welches wenigstens in Bezug auf die Kammerung der Schale den palaeo-
zoischen Goniatiten entspricht. Ein Vergleich der inneren Windungen eines
Ammoniten mit der entsprechenden Goniatitenform oder auch mit anderen
älteren Ammoniten enthüllt meist Verwandtschaftsbeziehungen, die auf
anderem Weg nicht zu ermitteln sind. Bei den Brachiopoden hatBeecher
gezeigt, dass fast jedem Stadium in der Ausbildung der Armgerüste einer
lebenden Form irgend eine fossile Gattung entspricht und dass die zeitliche
Aufeinanderfolge der letzteren auch mit den successiven Entwicklungsstadien
bis zu einem gewissen Grade correspondirt.
Von besonderer Bedeutung ist das Verhältnis der mit sogenannten
rudimentären Organen ausgestatteten lebenden Formen zu verwandten
fossilen Vorläufern. Als rudimentäre Organe bezeichnet man Gebilde (z. B.
Extremitäten, Theile von Extremitäten, Sinnes-, Respirations-, Verdauungs-
oder Fortpflanzungs-Organe), welche zwar noch durch verkümmerte Reste
angedeutet, jedoch nicht mehr zur Funktion befähigt sind und dadurch für
den Organismus jeden physiologischen Werth eingebüsst haben. In der
Regel sind die rudimentären Organe im embryonalen Zustand entweder
normal oder doch vollkommener ausgebildet als an ausgewachsenen Indi-
viduen, so dass also die Verkümmerung durch eine sogenannte regressive
oder rückschreitende Entwickelung stattfindet. Besitzen lebende Formen
mit rudimentären Organen fossile Verwandte, so zeichnen sich letztere fast
immer durch vollständige Ausbildung der betreffenden Organe aus. Die
seitlichen Mittelhand- und Mittelfupsknochen beim Pferd und bei den meisten
Wiederkäuern sind z. B. nur durch rudimentäre »Griffelbeine« angedeutet,
bei den Embryonen dagegen weit vollständiger entwickelt und bei den
älteren fossilen verwandten Formen sogar als normale Knochen ausgebildet,
welche wie die mittleren Metapodien Zehen tragen und als Stütz- und
Bewegungsorgane funktioniren. Die Handwurzel- und Mittelhandknochen
der Vögel befinden sich im Vergleich zu den Embryonen in regressiver
Entwickelung; beim ältesten Vogel (Archaeopteryz) zeigen die entsprechenden
Knochen eine das Embryonalstadium lebender Vögel noch übertreffende
Ausbildung. Die Vögel haben ihre Zähne wahrscheinlich durch regressive
Entwickelung verloren, und nur bei einzelnen Formen (Papageien) beobachtet
man im Embryonalzustand noch die Anlage von Zahnfolhkeln und Alveolen.
Bei allen bis jetzt bekannten mesozoischen Vögeln finden sich wohl aus-
gebildete und zeitlebens funktionirende Zähne. In gleicher Weise beobachtet
man, dass die Bartenwale im Embryonalstadium Zähne besitzen, welche
später verschwinden; die älteren fossilen Cetaceen sind ausnahmslos mit
persistenten Zähnen ausgestattet. Weitere Beispiele liessen sich in grosser
Menge bei Wirbelthieren und Wirbellosen anfünren.
Das biogenetische Grundgesetz wird nicht selten dadurch verschleiert,
dass zwei sehr nahe verwandte Formen sich nicht in gleicher Weise ent-
wickeln , sondern dass ein Embryo durch besondere Einflüsse zur Be-
nchleunigung (Acceleration) seiner Ausbildung getrieben wird und dadurch
gewisse Stadien entweder sehr rasch durcheilt oder auch gänzlich überspringt.
Die in jedem Individuum vorhandene geschichtliche (palingenetische) Urkunde
kann auf diese Weise fast unterdrückt und unkenntlich werden und dieser
Prozess der Entwickelungsfälschung (Coenogenesis) findet am häufigsten
dann statt, wenn das reife Individuum einen hohen Grad von Differenzirung
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Einleitung.
11
erreicht, und der Embryo eine grosse Anzahl von Veränderungen durch-
zumachen hatte.
Palaeontologie und Phylogenie. Wenn embryologische Unter-
suchungen den Zoologen und Botaniker in Stand setzen, die allmählige
Ausbildung und Specialisirung eines Organismus in seinen verschiedenen
Entwickelungsstadien zu verfolgen und aus diesen Durchgangsphasen
die Stammesgeschichte (Phylogenie) derselben zu reconstruiren,
so können derartige Stammbäume doch nur dann als wohl begründet
gelten, wenn sie durch palaeontologische Thatsachen bestätigt werden.
Nur dann , wenn sich für die verschiedenen ontogenetischen Ent-
wickelungsstadien auch die corrcspondirenden fossilen Embryonal- oder
Mischformen nachweisen lassen, die in der entsprechenden chrono-
logischen Reihenfolge auftreten und als genealogische Reihe den
Stammbaum der betreffenden Formen verkörpern, hat der letztere dio
Probe seiner Richtigkeit bestanden. Freilich ist die Palaeontologie nur
in wenigen Fällen im Stande, dieser Anforderung zu genügen, aber
eine Fülle von Thatsachen spricht für die Bluts verwandtschuft morpho-
logisch nahestehender fossiler und lebender Organismen und für eine
direkte Abstammung der jüngeren von den älteren.
Die Geologie zeigt mit aller Bestimmtheit, dass die zahlreichen
Floren und Faunen, welche in den Erdschichten begraben liegen,
einander um so ähnlicher sind, je näher sie sich im Alter stehen.
Sehr häufig wiederholen sich in einer jüngeren Schicht viele der in
der unmittelbar vorhergehenden Ablagerung vorkommenden Arten und
Gattungen mit nur geringen Abweichungen, so dass sich der Gedanke
ciuer stattgehabten Umwandlung oder l'mprägung der älteren Formen
unwillkürlich aufdrängt und sich die jüngere Flora oder Fauna offenbar
als die Tochter der vorhergehenden kundgibt. Einen schwerwiegenden
Beweis für die Transmutationsfälligkeit und V eränderlichkeit organischer
Formen liefern auch die fossilen » Formenreihen « , wovon trotz der
Fnvollständigkeit der palaeontologischen Urkunden doch eine beträcht-
liche Menge nachgewiesen ist. Man versteht darunter eine grössere
oder kleinere Anzahl ähnlicher Formen, welche in mehreron aufeinander
folgenden Ablagerungen vorkommen und eine durch keine nennenswerthe
Lücke unterbrochene morphologische Serie darstellen. Zuweilen weichen
die in einer jüngeren Schicht vorkommenden Individuen von denen
der vorhergehenden durch so geringfügige Unterschiede ab, dass sie
kaum den Rang einer Varietät beanspruchen können. Folgen jedoch
zahlreiche derartige »Mutationen» auf einander, so entfernen sie sich
schliesslich so weit von ihrem Ausgangspunkt, dass die Endglieder als
selbständige Arten oder Gattungen betrachtet werden. Die besten und
zahlreichsten Formenreihen finden sich natürlich bei den durch günstige
Erhaltungsbedingungen ausgezeichneten beschälten Mollusken. Braehio-
|K»den, Echiniden, Korallen und bei den Wirbelthieren. Unter den
Mollusken bieten insbesondere die Ammoniten eingeschlossene Formen-
reihen; bei den Wirbelthieren erfolgte die Umwandlung rascher, als
bei den Wirbellosen, so dass die einzelnen aufeinander folgenden Glieder
einer Formenreihe meist schon so verschieden geworden sind, dass sie
als besondere Gattungen angesehen werden. Je mehr sich das palae-
ontologische Material vergrössert, desto zahlreicher und vollständiger
werden die Formenreihen.
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12
Einleitung.
Mit Zunahme der fossilen Uebergangsformen vennehrt sich aber
auch die Schwierigkeit der Feststellung des Artbegriffes. Gingen die
älteren Systematiker der Lin n e' schon und Cuvier'schen Schule von
der Voraussetzung aus, dass jede Species mit einer bestimmten Summe
unveränderlicher Merkmale erschaffen worden und keiner wesentlichen
Veränderung fähig sei, so betrachten die Anhänger der Descendenz-,
Evolutions- oder Transmutationstheorie die Varietäten, Arten,
Untergattungen, Gattungen, Familien. Ordnungen, Classen und Stämme
lediglich als Abstraktionen von vorübergehendem, dem Stand unserer
jeweiligen Kenntniss entsprechenden Werth, indem sie annehmen, dass
alle organischen Formen sich durch allmählige Umwandlung aus einer
einzigen Urzelle oder aus einer kleinen Anzahl von Urtypen im Laufe
der Zeit entwickelt haben.
Nach der Linne -Cuvier'schen Schule gehören zu einer Art alle
diejenigen Individuen, welche von einander oder von gemeinsamen Eltern
abstammen und welche letztern ebenso ähnlich sind, als sie sich unter
einander gleichen. Die Angehörigen ein und derselben Species sind mit
einander fruchtbar, während verschiedene Arten sich in der Regel gar nicht
paaren oder meist unfruchtbare Bastarde hervorbringen.
In der Descendenzlehre gibt es keine scharfe Begrenzung der Species,
man rechnet zu ein und derselben Art alle Individuen, welche eine
Anzahl beständiger Merkmale gemein haben und nicht
durch allseitige Uebergänge mit benachbarten Gruppen ver-
bunden sind. Diese Definition ist freilich verschiedener Auslegung fähig,
und da die direkte Abstammung der zu einer Species gerechneten Individuen
nicht immer (in der Palaeontologie niemals) durch das Experiment erprobt
werden kann, so besteht unter den Systematikern äusserst selten völlige
Uebereinstimmung über die Abgrenzung von Arten, Gattungen, Familien u.s. f.
Für die Un Veränderlichkeit der Species bildete Cu vier 's Kataklysmen-
theorie eine wesentliche Stütze. Dieselbe behauptete, jede Erdperiode sei
durch eine besondere nur ihr eigenthüm liehe Pflanzen- und Thierwelt
charakterisirt gewesen ; keine Species sei zwei aufeinanderfolgenden Perioden
gemeinsam; jede Periode sei durch gewaltige Umwälzungen (Kataklysmen)
beendigt und dabei die gesammte organische Welt vernichtet worden; auf
dem neu gebildeten Boden seien dann jeweils durch einen besonderen
Schöpfungsakt neue Pflanzen und Thiere geschaffen worden, die mit den
vorher existirenden und später kommenden in keinerlei Zusammenhang
stünden.
Die Cuvier'sche Kataklysmentheorie kann heute für vollständig über-
wunden gelten, nachdem die moderne Geologie unter Führung Ch. Lyell's
nachgewiesen hat, dass die Entwickelung der Erde ganz allmählig von
Statten ging, dass dieselben Kräfte und Gesetze, welche heute die Welt
regieren und die Entwickelung der Erde bedingen, auch in früheren Perioden
geherrscht haben, und dass die einzelnen Erdperioden keineswegs scharf ge-
schieden, sondern durch vielfache Uebergänge mit einander verbunden seien.
Die schon im Jahre 1802 von J. B.Lamarck und Geoff roy-St. Hilaire
aufgestellte und von Göthe, Oken, Meckel in Deutschland vertheidigte
Abstammungslehre der organischen Wesen gewann darum immer mehr
Anhänger, wurde jedoch erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts
durch Ch. Darwin und dessen Anhänger zur allgemeinen Geltung gebracht.
Die Palaeontologie liefert, wie bereits erwähnt, zahlreiche und sehr
gewichtige Beweise zu Gunsten der Abstammungslehre; die Formenreihen,
welche sich häufig durch mehrere Formationen hindurch verfolgen lassen,
das Vorkommen von Embryonal- und MiBchtvpen, die Parallele von Onto-
genie mit der chronologischen Aufeinanderfolge verwandter fossiler Formen,
Einleitung.
13
die Aehnlichkeit im Alter nahestehender fossiler Floren und Faunen, die
Uebereinstimmung der geographischen Verbreitung der jetzigen Organismen
mit ihren fossilen Vorläufern und mancherlei andere Thatsachen lassen sich
nur begreifen durch die Abstammungslehre.
Als Ursache der Veränderung und Umwandlung der Organismen hatte
Lamarck in erster Linie die Uebung oder den Nichtgebrauch der Organe,
dann den Einfluss wechselnder Existenzbedingungen und endlich einen jedem
Organismus innewohnenden Trieb nach Veränderung und Vervollkommnung
betont. Die erworbenen Merkmale werden nach Lamarck durch Ver-
erbung auf die Nachkommen überliefert und befestigt. Geoffroy-
St Hilaire stand im Wesentlichen auf demselben Standpunkt, schrieb
jedoch den äusseren Lebensbedingungen den Haupteinfluss auf die Um-
änderung der Arten zu.
Die Darwin 'sehe Selectionstheorie stützt sich auf die jedem Organis-
mus eigenthümliche Fähigkeit, seine von den Eltern übernommenen Merk-
male auf die Nachkommen zu vererben und sich gleichzeitig besonderen
Lebensbedingungen anzupassen und sich dadurch zu verändern. Indem im
Kampf ums Dasein nur jeweils die anpassungsfähigsten und mit den
günstigsten Eigenschaften ausgestatteten Individuen der Vernichtung ent-
gehen, trifft die Natur, nach Darwin, beständig eine Auslese und sucht
die dem Organismus nützlichen Eigenthümlichkeiten von Generation zu
Generation zu steigern und zu verbessern. Durch die Häufung ursprünglich
sehr unbedeutender aber nützlicher Eigenthümlichkeiten, bei fortgesetzter
Vererbung von Generation zu Generation entstehen anfänglich differente Varie
täten, später Arten und endlich Gattungen, Familien und Ordnungen. Das
zoologische oder botanische System ist darum nach Darwin nur der
Ausdruck der auf Abstammung begründeten weiteren oder engeren Bluts-
verwandtschaft der verschiedenen organischen Formen.
Darwin's Erklärung der Artbildung durch natürliche Auslese (Zucht-
wahl; fand in Wallace, Huxley, E. Haeckel u. a. begeisterte und
geistvolle Anhänger, wurde aber von anderen heftig bekämpft. M. Wagner
sah in der freien Kreuzung ein unüberwindliches Hinderniss für das Auf-
kommen von Abänderungen und hielt die am häufigsten durch Migra-
tion eintretende Isolirung weniger Individuen für ein nothwendiges Er
forderniss jeder beginnenden Variation- oder Artenbildung. Bronn,
Nägeli, A. Braun erheben gegen das Darwinsche Prinzip der Auslese
den Einwurf, dass viele Organe für ihren Besitzer nutzlos seien und darum
auch nicht durch die auf dem Nützlichkeitsprinzip begründete natürliche
Zuchtwahl hervorgerufen oder beeinflusst sein könnten. Nägeli nimmt an,
dass neben der natürlichen Zuchtwahl noch eine iedem Organismus inne-
wohnende Tendenz nach Vervollkommnung die Gestaltung der morpho-
logischen Charaktere bedinge. Jede durch äussere oder innere Einflüsse
hervorgerufene Abänderung bedeute zugleich eine Diflerenzirung , eine
grössere Arbeitsteilung und damit einen Fortschritt.
In ähnlicher Weise wie Nägeli suchte Weismann die Darwinsche
Selektionstheorie durch die Hypothese der Continuität des Keiraplasma zu
ergänzen. Nach Weismann enthält das Keimplasma die Fähigkeit zur
Hervorbringung aller dem Organismus nützlichen Veränderungen. Nur was
in dem Protoplasma und in den Sexualzellen als Keimanlage vorhanden
ist, kann naen Weismann auf die Nachkommen übertragen und durch
Zuchtwahl weiter ausgebildet werden. Die Continuität, d. h. die stete
Ü bertragung eines Theiles des Keimplasma von Eltern auf Nachkommen,
bildet somit eine nothwendige Voraussetzung der Abstammungslehre. Im
Gegensatz zu Weismann, welcher den äusseren Lebensbedingungen nur
geringe Bedeutung für die Umwandlung der Organismen einräumt und
insbesondere auch die Vererbung neu erworbener Merkmale bestreitet,
knüpft die Schule der »Neo Lamarck ianer« unter der Führung von Herb.
14
Einleitung.
Spencer, Cope , Hyatt, Osborn, Semper, Claus, Roux u. a. wieder
mehr und mehr an die Lamarc k 'sehen Ideen an und schreibt dem Ge-
brauch oder Nichtgebrauch, sowie den äusseren Einflüssen eine wesentliche
Einwirkung auf die Umgestaltung der Lebewesen zu. Während Semper,
Locard, Cl essin an zahlreichen Beispielen den Einfluss der äusseren
Lebensbedingungen auf die Umgestaltung von Mollusken nachzuweisen
suchen und Schmankewitz bei Artemia in drastischer Weise die Ab-
änderung durch verschiedenartige Zusammensetzung des Wassers, worin
diese Crustaceengattung lebt, hervorrief, betonten Cope, Osborn, Roux
u. a. hauptsächlich den Einfluss von Gebrauch oder Nichtgebrauch und
reichlicher oder mangelhafter Ernährung. Gebrauch und günstige Ernährung
befördern die Entwickelung eines Organes, mechanische Einwirkungen ver-
leihen ihm seine Form. Da gleiche Ursachen nicht nur in der unbelebten
Welt, sondern auch bei organischen Wesen gleiche Wirkungen hervorrufen,
so kehren ähnliche Formen der Organbildung allerdings bei sehr verschieden-
artigen Thieren und Pflanzen wieder, wenn sie gleichen äusseren Einflüssen
und namentlich gleichen mechanischen Einwirkungen ausgesetzt wurden.
Daraus erklärten sich leicht die sogenannten Con vergenzerscheinungen,
welche durchaus nicht durch Verwandtschaft erklärt werden dürfen. Die
Aehnlichkeit der Extremitäten von Fischen, von Ichthyosauren und Walen
oder der hochbeinigen Wiederkäuer (Pferde, Elephanten, Raubthiere) beruhen
ebenso auf Anpassung an äussere Lebensbedingungen und Gebrauch, wie
die Uebereinstimmung der Brustbeine bei Fledermäusen, Vögeln und Ptero-
sauriern, wie die spindelförmige Körpergestalt der meisten im Wasser
lebenden und freischwimmenden Fische, Reptilien und Säugethiere oder
wie die Aehnlichkeit des Gebisses der Beutelthiere mit verschiedenen Ord-
nungen der Placentalia. Es sind Con vergenzerscheinungen, wodurch zuweilen
zwei grundverschiedene Formen ähnliche äussere Gestalt oder ähnlich aus-
gebildete Organe erhalten. Die »Kinetogenese« d. h. die alhnählige
Umgestaltung des inneren Skeletes und namentlich der Extremitäten und
des Schädels der Säugethiere wurde von Cope in geistvoller Weise durch
Gebrauch , Ernährung und mechanische Einwirkungen erklärt, und die
einzelnen Entwickelungsstadien vieler Formenreihen an fossilen Gattungen
nachgewiesen.
Lebensdauer und Aussterben. Erfahrungsgemäß verhalten
sich die verschiedenen Organismen keineswegs gleichartig gegen die
Impulse der Aussenwelt. Manche Gattungen überdauern naho/.u un-
verändert verschiedene Formationen (Foraminiferen, Cidaris, Nautilus,
Langula, Terebratula, Insektenfresser) und stehen als persistente
oder conservative Typen den variabeln Typen gegenüber, welche
nach ihrem erstmaligen Erscheinen sich rasch verändern, einen grossen
Formenreichthum entfalten und gewissermassen nach allen Seiten
Acste und Zweige aussenden , aber nach verhältnissmässig kurzer
Hlütheperiode wieder aussterben (Numinuliten, Graptolithen, Cvstoideen,
Blastoideen, TetracoraUa, Palechinoidea, Trilobitae, JRudistaetl< hthyosauria,
Pterosauria, Dinosauria, Amblypoda, Toxodontia etc.) oder aber in un-
geschwächter Kraft bis iu die Jetztzeit fortdauern (Spatarujidae, Clypea-
stridae, viele Land und Süsswasser bewohnende Mollusken, Brachyuren,
Eidechsen, Schlangen, Wiederkäuer, Affen). Nicht selten gehen anfäng-
lich variable Typen allmählig in persistente über; ihre Umbildungsfähig-
keit vermindert sich, sie werden spröde, verlieren die Fähigkeit, neue
Varietäten, Arten und Gattungen zu bilden, und erhalten sich, indem
ihre weniger dauerhaften Verwandten nach und nach aussterben, als
isolirte alterthünilichc Reliquien (r<-nt<mintts , Tapirns, Eqims etc.)
Digitized by VjOOQlC
Einleitung.
15
inmitten einer später entstandenen Umgebung. Eino einseitige Ausbildung
in gewisser Richtung, übermässige Grosso, ausserordentliche (hyper-
trophische) Ausbildung oder allzu grosse Differenzirung gewisser Organe
pflegt dem Träger in der Regel verderblich zu sein und führt meist
seinen Untergang herbei. So dürften viele hoch differenzirte
Gruppen (Dinosanria, Pterosauria, Amblypoda, Toxodontia etc.) erloschen
sein, weil eine weitere Ausbildung ihres Körpers in einer bestimmten,
eingeschlagenen Richtung nicht mehr möglich war.
Persistente Typen bringen innerhalb einer geologischen Periode
selten eine grössero Artenzahl hervor, sehr rasch aufstrebende variable
Typen verfallen meist einer baldigen Vernichtung, während langsam
und stetig zunehmende Gruppen in ihrer soliden Entwickelung in der
Kegel auch die Garantie einer langen Existenz besitzen.
Für das Aussterben vieler Pflanzen (Sigillarien , Lepidodendren,
Farne etc.) und Thiere (Blastoideen, Tetracorallen, Trilobiten, Ammoniten,
Kudisten, Ichthyosaurier) früherer Erdperioden fehlt vorläufig jede Er-
klärung. Aenderungen in den äusseren Existenzbedingungen, namentlich
in der Vertheilung von Wasser und Land, im Klima, im Salzgehalt des
Wassers, vulkanische Eruptionen, verminderte Nahrung, Ausrottung durch
überlegene Feinde mögen in vielen Fällen zur Vernichtung vorhandener
Formen geführt haben, aber sehr häufig gebricht es auch an derartigen
Anhaltspunkten, um das Verschwinden einzelner Arten oder ganzer Gruppen
von Organismen verständlich zu machen. In manchen Fällen scheint
lediglich Senilität den Untergang gewisser Formen verursacht zu haben.
Sehr alte Stämme gehören meist zu den persistenten und artenarmen
Typen. Sie scheinen die Propagationsfähigkeit eingebüsst zu haben
und befinden sich, wie das dem Erlöschen nahe Individuum, im Stadium
• «1er Altersschwäche. Darwin schreibt die Vernichtung der minder
günstig ausgerüsteten Lebewesen dem Kampf ums Dasein zu; allein
da nach der Selectionstheorie neue Arten äusserst langsam durch all-
mählige Anhäufung vortheilhafter Merkmale entstehen und ebenso
vorhandene Formen nur nach und nach durch ihre stärkeren Mitbewerber
verdrängt werden, so müsste man, wenn überhaupt die palaeontologische
Ueberlieferuug vollständiger wäre, in den Erdschichten alle unter-
gegangenen Uebergangsformen finden und wenigstens für gewisse,
besonders erhaltungsfähige Gruppen vollständige Stammbäume con-
struiren können. Wie aber die Erfahrung lehrt, halten nicht allein
die meisten jetzt existireuden wild lebenden Pflanzen und Thiere mit
grosser Zähigkeit ihre Merkmale fest und lassen seit Jahrhunderten
oder Jahrtausenden kaum nenuenswerthe Veränderungen erkennen,
sondern auch die fossilen Arten bleiben innerhalb eines geologischen
Zeitabschnittes nahezu constaut. Mit dem Beginn einer neuen, meist
auch durch potrographische Verschiedenheit angedeuteten Stufe oder
Fonnationsabtheilung verschwindet dagegen in der Regel gleichzeitig
eine grössere oder geringere Anzahl von Arten vollständig oder die-
!*lbeu werden durch nahestehende, jedoch mehr oder weniger abgeänderte
Verwandte ersetzt. Es gibt demnach offenbar Perioden, wo der Um-
wandlungsprozess und die Vernichtung organischer Formen in besonders
rascher und energischer Weise erfolgte, und zwischen diesen Umprägungs-
perioden liegen lange Pausen, in welchen die Arten ziemlich unverändert
in bestimmten Formen verharrten.
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16
Einleitung.
Die sprungweise Entwickelung der fossilen Pflanzen- und Thier-
weit stellt jedoch mit dor Descondeuztheorie keineswegs in Widerspruch.
Die ganze belebte Schöpfung irgend eines Theiles der Erdoberfläche
befindet sich normal in einem Gleichgewichtszustand, welcher aus dem
fortgesetzten Hingen aller Bewohner mit einander hergestellt wurde. Zur
Aufrechterhaltung dieses Gleichgewichts übt die Natur ein strenges Haus-
regiment aus. Jede Pflanze fordert eine bestimmte Bodenbeschaffenheit,
Nahrung, Temperatur, Feuchtigkeit und sonstige Bedingungen für ihre
Existenz; ihre Verbreitung und Zahl wird durch diese Verhältnisse in be-
stimmten Schranken gehalten. Sämmtliche Thiere, welche sich von dieser
Pflanze ernähren, hängen vollständig vom Gedeihen derselben ab; sie ver-
mehren sich mit deren Zunahme, sie vermindern ihre Zahl mit dem Rück-
gang der Ernährerin. Sie beeinflussen aber auch ihrerseits die Existenz
ihrer Feinde, und diese stehen wieder mit so und soviel anderen Geschöpfen
in ähnlicher Wechselbeziehung. Keine Form darf demnach ihre durch das
Gleichgewicht gegebene Stellung überschreiten ohne Störungen im ganzen
Haushalt hervorzurufen. Wird die Flora oder Fauna irgend einer Gegend
durch das Erlöschen einer Anzahl von Arten oder durch Hinzutritt fremder
kräftiger Eindringlinge verändert, so wird das Gleichgewicht gestört; die
leeren Plätze im ersteren Falle müssen besetzt, für die neuen Ankömmlinge
im zweiten Fall auf Kosten der vorhandenen Bevölkerung Platz geschaffen
werden. Erloschen demnach in einer geologischen Periode durch klima-
tische, orographische oder sonstige Veränderungen eine grössere Anzahl von
Pflanzen und Thieren, so trat eine Gleichgewichtsstörung in Fauna und
Flora ein. Damit aber entbrannte der Kampf um s Dasein unter den über-
lebenden Formen in ungewöhnlicher Bitterkeit, die äusseren Impulse wirkten
umbildend auf dieselben, bis schliesslich mit der Herstellung eines neuen
Gleichgewichtszustandes wieder eine Ruhepause für die Artbildung eintrat.
Die ganze Entwickelung der organischen Schöpfung während
der verschiedenen geologischen Perioden zeigt in sänimtlichen Ab-
theilungen des Pflanzen- und Thierreichs, nicht nur eine entschiedene
Annäherung an die Jetztzeit, sondern auch ein Streben nach Ver-
vollkommnung. Ist die Deseendenztheorie richtig und haben
sich alle Organismen von einer l'rzelle oder von wenigen sehr
einfach gebauten Urformen entwickelt, so bedeutet schon jede Ver-
größerung und DifTerenzirung einen Fortschritt und führt nach und
nach zur Ausbildung von mehr oder weniger specialisirteu Organen
und zur physiologischen Arbeitsteilung derselben; je höher aber diese
getrieben wird, je zweckmässiger und besser jedes Organ seine Funktion
verrichtet, desto vollkommener nennen wir ein Lebewesen. Die Ent-
wickelung der Schöpfung hat sich übrigens nicht in einfacher und
geradliniger Weise, sondern auf höchst complicirten und vielfach ver-
schlungenen Wegen vollzogen. Die biologischen Systeme stellen darum
auch nicht das Bild einer Leiter mit zahlreichen Staffeln, sondern eines
reich verästelten Baumes dar. dessen oberste Spitzen die jüngsten
und nieist auch die vollkommensten Formen jedes Zweiges bezeichnen.
Wurzeln. Stamm und ein grosser Theil der Krone des Baunies liegen
in den Erdschichten begraben, und nur die obersten grünen Theile.
die Endglieder von Leihen weniger diiYereiizirter Vorlaufer ragen in
die heutige Schöpfung hinein.
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Systematik.
I. Stamm.
Protozoa. Urthiere.
Die Protozoen sind einzellige, aus Sarcode (Protoplasma) bestehende
Organismen von meist geringer, häufig mikroskopischer Grösse, ohne
ditferenzirte Gewebe und Organe. Sie leben im Wasser, nehmen die
Nahrung entweder an jeder beliebigen Stelle der Körperoberlläche oder
an einem sogenannten Zellenmund (Cytostom) auf und stossen das Un-
verdauliche an beliebiger oder an einer bestimmten Stelle, dem Zellenafter
(Cytopyge), wieder aus. Die contractile Sarcode enthält fast immer einen
oder mehrere Kerne und weist sehr verschiedene Structur und Diffe-
renzirungserscheinungen auf. Die Protozoen bewegen sich mittelst
Flimmern, Geissein, Pseudopodien oder lappiger Fortsätze der Oberfläche
und vermehren sich durch Knospung und Theilung, wobei häufig eine
vorübergehende Verschmelzung (Conjugation) zweier Theilstücke vor-
kommt. Sie zerfallen in 4 Klassen: lihizopoda, Flagellata, Infusoria
und Gregarina (Sporoeoa), wovon nur die erste fossile Ueberreste in den
Erdschichten hinterlassen hat.
1. Classe. Bhizopoda. Wurzclfüsser.1)
Körper aus körnch en reicher, gallertartiger Sarcode
bestehend, die lappige, fingerartige oder fadenförmige
Fortsätze (Pseudopodien) aussendet und wieder mit der
Kurpersubstanz zerfliessen lässt.
Die Rhizopoden haben ihren Namen erhalten wegen der Fähigkeit,
an der Körperoberfläche Pseudopodien zu bilden, welche die Bewegung
und Nahrungszufuhr vermitteln, aber noch keine constanten Organe
darstellen, sondern nach Bedürfniss entstehen und wieder verschwinden,
indem sie mit der Sarcode des Körpers zusammenfliessen. An den
Pseudopodien bemerkt man häufig Körnchenströmung und zuweilen
können dieselben mit einander zu Netzen zusammenfliessen. Meistens
scheiden die Rhizopoden kalkige, kieselige oder chitiuöse Schalen oder
kieselige Gerüste (Skelete) von höchst mannichfaltiger Gestalt, aus und
>) Dütschli, ()., Protozoen in Bronn 's C hissen und Ordnungen des Thier-
reiclus, 1880 -1889.
Sittel, OrundzAgo der Paläontologie. 2
18
Protozoa Rhizopoda.
diese Schälchen und Gerüste bilden auf dem Meeresboden mächtige Ablage-
rungen und setzen viele urweltliche marine Sedimentgesteine zusammen.
Alan unterscheidet 4 Ordnungen: Amoebina1), Foraminifera,
lleliozoa und Radiolaria. Nur die Foraminiferen und Radiolarieu
besitzen erhaltungsfähige Bestandtheile.
1. Ordnung. Foraminifera. d'Orb.*)
[Polythalamia Breyn, Thalamophora Ilertwig.)
Rhizopoden mit feinen, faden- oder bandförmigen, leicht
in einander zerfliessenden Pseudopodien und kalkiger, sel-
tener sandig-kieseliger oder chitinöser Schale.
Die wenig differenzirte , körnchenreiche, meist mit Vaeuole ver-
sehene Sarcodesubstanz der Foraminiferen wird von einer Sehale
umschlossen, die in seltenen Fällen chitinöse, häufiger kalkige oder
*) Zu den Ameobinen zahlten Huxley und Haeckel früher auch den so-
genannten Bathybiuft , eine netzförmig aus anastomosirenden Strängen bestehende
Gallerte, welche in grosser Tiefe des atlantischen Oceans vorkommt. Wyv. Thom-
son und Möbius erkannten den Bathybim als Gypsniederschlag, vermischt mit
zersetzter organischer Substanz. Sowohl in dem aus kohlensaurem Kalk zusammen-
gesetzten Tiefseeschlamm, als auch in dem „Bathybim" finden sich in grösster
Menge winzig kleine Kalkkörperchen von verschiedener Form, die auch an der
Zusammensetzung der Kreide und «1er meisten marinen Kalksteine und Mergel
früherer Erdperioden wesentlichen Antheil nehmen (Gümbel, K. W., Neues Jahrb.
für Mineralogie 1870, S. 753). Ehrenberg bezeichnete diese Körperchen als
MorphoHte und hielt sie für
unorganische Gebilde Hux-
lev (Journ. of microscop.
Science 1868. VIII. No. 6) und
Haeckel (JeuaischeZeitschr.
1870. V. 8, S. 18) betrachteten
sie anfänglich als Theile des
Bathybim und nannten sie
Coccol ithe (Fig. 1). Unter
den Coccolithen werden die
einfachen, scheibenförmigen,
oben convexen, unten con-
caven I* i s c o 1 i t h c n (Fig. 1 a b\
die aus zwei eng verbundenenScheiben von verschiedener Grösse bestehen und von der
Seite gesehen, an Manschettenknöpfe erinnern, Cyatholithen ;Eig. 1 c) genannt.
l>ie Coccolithen sind nur bei 800 — lOOOfacher Vergrösserung sichtbar und zeigen in
der Kegel mehrere, verschieden lichtbrechende Zonen, die sich um einen einfachen,
doppelten oder sternförmigen Centraikern gruppiren. Häufig vereinigen sich zahlreiche
Coccolithen zu frei schwimmenden Kugeln (Cocco spb a e ren) Fig 2). Nebenden
Coccolithen finden sich zuweilen auch stabförmige, an einem Ende scheibenförmig
oder kreuzförmig verdickte Kalkkörperchen (Rhabd ol i then) (Fig. 3), die sich eben
falls zu Rhabdosphaeren Eusammengruppiren können. W.Thomson, Carter und
Mur ray halten die Coccosphacren für einzellige Algen oder Sporangien von Kalkalgen,
Haeckel errichtet dafür die Gruppe der »Calcocyteen« und stellt sie jetzt zu den
Protophyten. Nach Harting scheiden sich übrigens aus einer eiwcisshaltigen
Lösung von GypB oder Chlorcalcium durch «las bei der Zersetzung entstehende
Ammoniak winzige Kalkscheibchen aus, die mit Coccolithen grosse Aehnlichkeit
aufweisen. Die Bildung von winzigen Kalkköniern im Meer kann darum überall
da erfolgen, wo eiweiss- oder stickstoffhaltige Substanzen verwesen und das im
Meerwasser gelöste Cah iumsulphat als kohlensauren Kalk fällen.
*) Literatur :
d'Orbigny, Ale, Foraminiferes fossiles du Bassin tertiaire de Vienne, IMG.
Ehrenberg, C. G , Mikrogeologie 1851 un<l Abhandig. Berl. Ak. 183«.*
Schnitze, M, üeber den Organismus der Folythalamien. Uipzig 1854.
a
b
I c
I
Flg. 1-3.
Fig 1 a u. b Coccolithen {(Cyatholithen) aus dem atlanüschen
Ocean, von ohen und «1er Seite (nach Hae«-kel).
Fig. 1 c Coccolithen ■ l>i*colithen aus dem adrialischen Meer, von
unten und der Srite iiuuh O. Schmidt).
Flg. 2 Ooeeotphaettn aus dem atlant. ocean inach Haeckel).
Fig. 3 Hhnhitolithcn au» dem adriat. Meer (nach «> Schmidts
Sämmtliche Abbildungen In TOOfacher Vergrösserung.
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Foraminifera.
19
kieselige Beschaffenheit besitzt und in der Regel durch innere Scheide-
wände in Kammern ahgetheilt wird. Durch eine grössere am Schalen-
ende gelegene Oeffnung oder durch zahlreiche feine die Schale durch-
bohrende Kanälchen tritt die Sarcode an die Oberfläche und bildet
meist lange, fadenartige, netzförmig zerHiessende Pseudopodien mit aus-
gezeichneter Körnchenbewegung.
Nur wenige mit dünner chitinöser Schale versehene Formen leben
im Süsswasser (Oromia), alle übrigen bewohnen das Meer. Ihre Grösse
ist meist gering, so dass sie mit unbewaffnetem Auge zwar noch bemerkt,
kaum al>er deutlich von einander unterschieden werden können. Vereinzelte
Riesenformen (Nummulites) erreichen einen Durchmesser von 4 — 5 cm.
Die Schalen umschliessen entweder einen einzigen Hohlraum
(Monothalamia) oder sie sind durch innere Scheidewände in eine kleinere
oder grössere Anzahl Kammern getheilt (Polythalamia). Sie beginnen
alle mit einer einfachen Anfangskammer von kugeliger oder verlängert
eifönniger Gestalt und vergrössern sich rasch, indem an die einfache
Oeffnung dieser ersten Kammer sich eine neue und an diese wieder
andere grössere Kammern anfügen. Sänimtliche Kammern stehen durch
eine Oeffnung, welche die Sarcode passiren lässt, mit einander in Ver-
bindung. Je nachdem sich die neuen Kammern geradlinig (Stichostega),
spiralförmig (Helicostega), in concentrischen Ringen (Cyclostega), in zwei
«Hier drei alteruirenden, entweder geraden (Enallostega) oder spiralen
Reihen (Entomostcya) oder unregelmässig knäuelförmig nach 2 — 5 Ebenen
umeinander anlegen (Agatliistcga), erhalten die Schalen sehr verschiedene
Formen, und auf diese und das Wachsthumgesetz wurde das erste ein-
gehendere System der Foraminiferen von A leide d'Orbigny begründet.
Für die Unterscheidung der Arten sind Abweichungen in Grösse und
Gestalt der Schale, sowie äussere Verzierungen durch Streifen, leisten,
Höcker, Dornen, Stacheln u. s. w. von Bedeutung.
Bei gewissen Foraminiferen mit kalkiger Schale (Numtnulinidae, Milio-
lidae, Lagenidae, Orbulina) beobachtet man einen eigentümlichen Dimor-
phismus, welcher darin besteht, dass bei
sonst völlig übereinstimmender Form und
Verzierung gewisse Individuen eine sehr
gross» Anfangskammer (Megasphaera),
andere eine winzig kleine (M i k r o s p h a e r a)
besitzen (Fig. 4). Die ersteren bleiben fast
immer l>eträchtlich an Grösse hinter den
mit Mikrosphaeren versehenen Formen zu-
rück, d e 1 a H a r p e glaubte diese Erschei-
nung auf Geschlechtsverschiedenheiten „„ „ „ , . „ ¥J« 4: , , , . „ „
•• i *-L »i_ j • BUoculma Braam Schlumb. Lebend im Goir
zurückfuhren ZU dürfen, Wahrend Muilier- von Biseaya. A Kleine Form mit Mtgatphacra.
Chalmas und Sc hlum berger an- * H,rossc J?il ■•'•rr'"J,Aaf a
i i i • j -a. wi \ i (nach Schlumberger).
nehmen, dass bei den mit Mikrosphaeren
versehenen Formen während der Entwickclung die ursprünglich überall vor-
handene Mcgasphaere resorbirt und durch eine grössere Anzahl kleiner
(Sarptnter, W. B., Introduction to the Study of the Foraminifera. Ray Society 1862.
Reu**, E. A., Zahlreiche Abhandlungen in den Sitzungsberichten der Wiener Aka-
demie von 1860 an.
Schicager, C, Saggio di una Classificazione dei Foraminiferi. Bullet. Comitato geol. 1876.
Hrady, W. B.. Monograph of carboniferous and Permian Foraminifera. Palaento-
graph. Society 1876.
„ Report on the Foraminifera. Scient. Results of the C'hal lenger vovage. Zoo-
logy XI, 1884. 2#
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20
Protozoa. Rhizopoda.
Kammern ersetzt wurde, van den Broeck bekämpft diese Hypothese
und glaubt den Dimorphismus durch verschiedenartige Fortpflanzung (Thei-
lung oder Keruknospung) erklären zu dürfen.
Von Wichtigkeit ist die feinere Structur der Schalen, dio haupt-
sächlich von Carp enter und Williamson untersucht und für die
Systematik der Foraminiferen verwerthet wurde.
Die chitin ösen Schalen sind in der Regel einkammerig, dicht
und mit einer grösseren Oeffnung versehen. Die kieseligen Schalen
bestehen aus kleinen, durch ein kieseliges oder thoniges Cement ver-
kitteten Sandkörnchen, denen sich zuweilen auch Kalkstückchen oder
sonstige Fremdkörper beimengen. Sie sind einkammerig oder viel-
kammerig, er-
reichen zuwei-
len ansehn-
liche Grösse
und haben ent-
weder dichte
Structur (Fig.
bA) oder sind
i'.Jf ldk ^^-n<^iI5>;7 neben der ein-
fachen oder
siebförmigen
irauptöfTnung
mit gröberen
Cauälen
durchbohrt,
durch welche Pseudopodien an die Oberfläche gelangen können. (Fig. 5 B.)
Zuweilen [MilioHdrn, 7 extulariden) bedecken sich aber auch kalkige
A Durchschnitt einer dichten kiesulig-
sandigen Schale. Stark vergrössert.
(Ifaplophragmium irreguläre.)
B Durchschnitteiner kleielig sandigen
mit groben Rohrchen. Stark
(Plecanium gtbboeum.)
A Durchschnitt einer glasig-porösen
Schale mit feinen Röhrchen {Xodo-
»aria rapa d'Orb.i.
B Durchschnitt und Oberfläche einer
Blasig porösen Schale mit weiten
Rohrchcn {Gtobigerina).
-rlg. 6.
Cllmmaca miua Uxlulariformit
Möller sp. Dio poröse kal-
kige Schale mit einer sandig-
kieseligen Deckschicht über-
zogen, (nach Höller).
Flg. 8.
Calcnriua calcilrnpoi-
tlc* I-ain. Glasig po-
röse Schale m. zapfen-
artigeiu, vonCunalen
durchzogenem
Zwlschenskelct.
Q
Flg. 8.
Ojxrculina cirmftlanata Bast. Rp.
Aus dem MIocAn von Bordeaux, a in naidr-
lieher Grösse, b Medianschnitt. cO.ucrschnllt,
Btark vergrössert.
Schälchen mit agglutinirten und durch Cement verbundenen Sandkörnchen
und bestehen alsdann aus einer inneren kalkigen und einer äusseren
sandig-kicseligen Schicht (Fig. 6). Hei der Mehrzahl der Foraminiferen
ist die Schale aus kohlensaurem Kalk zusammengesetzt. Die kalkigen
Schalen haben entweder dichte porz eil an artige oder glasig
poröse Structur. Bei den erstereu {Imporjorata) bildet die Schale eine
homogene, bei auffallendem Licht opake Masse (Fig. 4) ; bei den porösen
(Prrforata) ist sie glänzend, durchscheinend und mit zahllosen die Schale
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Foraminifern.
21
in senkrechter Richtung durchbohrenden Rührchen versehen. Diese an
der Oberfläche als feine Poren sichtbaren Oanälchen haben entweder
alle gleichen Durchmesser, stehen dicht gedrängt und sind ausser-
ordentlich fein (Fig. 1A), oder sie treten in weiteren Abständen auf und
besitzen grösseren Durchmesser (Fig. 7 B). Gewisse glasig-poröse Foramini-
feren enthalten ausserdem in bestimmten T heilen der Schale, z. B. in den
Scheidewänden oder bei symmetrisch Spiral eingerollten Formen im Me-
diantheil der Spiralebene
grobe anastomosirendeCa-
näle, welche im lebenden
Zustand der Thiere mit
Sarcode erfüllt sind, aber
nicht mit den Poren und
radialen Röhrcheu in Ver-
bindung stehen. (Fig. 8.)
Bei manchen complicirter
gebauten Formen kom-
men theils an der Ober=
fläche, theils in der Schale,
theils in Vertiefungen und
Löcken kalkige Ablage-
ningen von meist dichter
Structur vor. Zuweilen ist
dieses sog. „Z wisch en-
skelet", das manch-
mal eigenthümliche Aus-
wüchse an der Oberfläche
bildet (Fig. 9), auch von
weiten, verzweigten Ca-
nälen durchzogen.
Die Fortpflanzung
der Foraminiferen erfolgt
entweder durch Theilung
oder durch kleine Kerne,
welche sich im Inneren
eines Mutterthieres bilden,
sich mit kleinen, aus einer
oder mehreren Kammern
bestehenden Schalen um-
geben und alsdann aus-
wandern, während das ver-
lassene Gehäuse zerfällt.
Die Foraminiferen leben mit wenigen Ausnahmen im Meer; mau
findet sie in seichtem Wasser in der Nähe der Küsten auf Algen oder
auf dem Boden kriechend, oder in grosser Tiefe am Boden des offenen
Oceans oder auch freischwimmend in verschiedener Tiefe. Ihre Schäl-
chen bedecken in ungeheurer Menge ausgedehnte Gebiete des Meeres-
bodens und bilden bis zu einer Tiefe von 2300 Faden den kreideartigen
Tiefseeschlamm, ein Gemenge von zersetzten Kalkschalen von Mollusken,
Korallen, Bryozoen, von Coccolithen, Radiolarien, Diatomeen. Spongieti
und Foraminiferen, unter denen sich gewisse Gattungen {Qlobigerina,
Orbulina, Pidvinulina, Biloculina) durch Häutigkeit auszeichnen (Fig. 10).
Flg. 10.
Ansicht des Tiefaeeschlamms bei 700facher Vergrösserung.
a BatAybiut mit Coccolithen. b Einzelne DUcolithm u. Cyatho-
Hthcn. e Coccotphaerc. d Globlgerinen e Eine Qtobigtrina auf-
gebrochen. / Texttilaria. g and g' Kadlolarlen. h und i Diu
tomeen-Scheibcheu. k und l Klcsclnadcln von Seeschwaiumen.
m Mineral Fragmente.
22
Protozoa. Rhizopoda.
Im atlantischen und paci fischen Ocean herrscht der „Globigerincn-
Schlamm", in der Nordsee nahe der norwegischen Küste „Biloeulinen-
Sehlamm" vor. Aehnliche chemische Zusammensetzung und Beschnffeu-
heit wie der heutige Tiefseeschlamm besitzen viele urweltliche Kalksteine
und Mergel. Auch die weisse Kreide (Fig. 11) ist offenbar Tiefseeschlamm,
aus welchem die kieseligon Elemente nachträglich ausgelaugt und die
Globigerinen zum grössten Theil durch Textularien ersetzt sind. Gewisse
eoeäne Kalksteine des Pariser Beckens sind vorwiegend aus Milioliden-
schälchen, andere aus Alveolinen oder Nummuliten aufgebaut. Im Carbon
spielen die Fusuliuen die Rolle felsbildender Organismen, und viele schein-
bar homogene oder halbkrvstallinische, feste Kalksteine verschiedenen
Alters lassen in Dünnschliffen ihre Zusanunensetzung aus Foraminiferen
und sonstigen organischen Ueberresten sofort erkennen. (Fig. 12.)
Wohlerhaltene, isolirbare,
fossile Foraminiferen finden
sich am häufigsten in wei-
chen, mergeligen oder tho
Fig. 11.
Ansicht einer Probe von geschlemmter weisser
Schreibkreide aus Meudon in SOOfacher Ver-
größerung bei durchfallendem Licht mit Textu-
laria, Globigerina und Rotalia.
Flg. 12.
Dünnschliff von Planerkalk aus
Böhmen bei durchfallendem
Lichte In 50facher Vergrosscrung
mit DurchschnUten von Sodo-
faria. Rotalia, Frondicrüaria und
sehr vielen lsolirten Qlobigerinen-
kamnum.
nigen, zwischen marinen Kalksteinen eingelagerten Schichten oder in
reinen Kalksteinen von kreidiger oder erdiger Beschaffenheit.
Die ersten Foraminiferensehaleu wurden 1730 von Janus Plancus
am Strand bei Rimini und ein Jahr später von Beccari im Pliocan von
Bologna entdeckt, anfänglich aber allgemein für Molltiskengehäuse gehalten
und von Breyn, Soldani, Fichtel, d'Orbignv u. A. als Cephalopoda
foraminijera im Gegensatz zu den Cephalopoda stiphonifera beschrieben.
Erst Dujardin erkannte 1835 die Foraminiferen als Rhizopoden.
Die Foraminiferen zerfallen in die 4 Hauptgruppen : Chitinosa,
Ayglutinantia, Porcellanea und Vitro-Cakarea.
A. Unterordnung. Chitinosa. Schwager.
Schale chitinös, nicht porös, zmceilen durch agglutinirte Körner verstärkt, an
einem oder zwei Polen geöffnet.
Die einzige Familie (Gromidae) enthalt meist Süsswasserbewohner und
ist fossil unbekannt.
Foraminifera.
23
B. Unterordnung. Agglutinantia. Schwager.
Schale aus aggluHnirten Sandkörnern oder kieseligen Fremdkörpern auf-
gebaut, die durch ein dichtes kieseliges oder thoniges Cement verbunden sind.
1. Familie. Astrorhizidao. Brady.
Schale sandigkieselig, rauh, unsymmetrisch; die Sandkörner zuweilen nur lose
verbunden; meist unsymmetrisch, häufig von ansehnlicher Grösse, zuweilen ästig
oder mit radialen Fortsätzen, im Innern keine Scheidewände.
Häufig in grossen Tiefen der jetzigen Oceane. Fossil in paläozoischen
und jurassischen Ablagerungen.
Saccamina Sare. (Fig. 13). Schale dick, mit labyrinthischen Hohl-
räumen, kugelig, bim- oder spindelförmig, an einem oder beiden Enden
röhrig verlängert, zuweilen zu Ketten vereinigt. Unt. Silur (Ayrshire),
Devon (Canada), Kohlenkalk und lebend. S. Carieri Brady erfüllt bei Elf-
hills in Northumberland ganze Schichten des Kohlenkalks.
Grosse Arten von Astrorhiza, Psammophaera, Saccamina,
Hyperammina und Rhabdammina werden von Häusler aus dem oberen
Juni (Transversarius-Schichten) der Schweiz beschrieben.
2. Familie. Lituolidae. Brady.
Schale sandig-kieselig oder aus verschiedenen agglutinirten Fremdkörpern be-
stehend; mehr oder weniger regelmässig gebaut, durch innere Scheidewände mehr-
kammerig, seltener einkammerig, frei oder festgewachsen. Scheidewände zuweilen
labyrinthisch, unregelmässig.
Die lebenden Arten bewohnen meist ansehnliche Tiefe.
Thurammina Brady. Schale frei, einkammerig. unregelmässig, kugelig,
meist mit Höckern oder dornigen Fortsätzen. Ob. Jura und lebend.
B
Flg. 13.
A Saccamina Carteri
Brady. Kohlenkalk.
Elfhills. Northumber-
Und. i/k B 8chale auf-
gebrochen, im Centrum
mit Kalkspath aus-
gefüllt. ">/■.
(Nach Brady.)
Fig. 14
faptoi
Haplotticht
horrida
Schwager. Ob.
Jura ilmprewa-
thoni.
Gruibingen.
WürU.
Fig. 15.
Placoprilina
rottratn Quenst.
sp. Ob. Jura
«Improssathoni.
Heichenbach.
WCirtt
Fig. 16.
Trochammina
proteu*
Karrer. Wiener
Sandstein.
Hülteldorf bei
Wien.
Fig. 17.
Litunta i Uaptophrag-
mium) irreguläre Rom.
ScaphitenPlRner.
Krondorf. Böhmen.
Ammodiscuß Reuss. Schale frei, ungekammert, flach, in einer Ebene spiral
aufgerollt mit terminaler Mündung. Carbon bis Jetztzeit in allen Formationen.
Trochammina Park. Jones. (Fig. IG). Schale dünn, glatt, aus dichtem
ockerartigem Cement mit eingebetteten Sandkörnchen bestehend, schnecken-
förmig spiral aufgerollt oder kreiseiförmig; im Innern unvollkommen ge-
kammert. Lias bis Jetztzeit.
Placopsilina d'Orb. (Fig. 15). Schale rauh, sandig, festgewachsen,
aus birnförmigen oder kugeligen, zu Ketten vereinigten oder unregeln lässig an-
gehäuften Kammern bestehend. Lias bis Jetztzeit.
Bheophax Montf. (Uaplosticlie Reuss) (Fig. 14). Schale frei, stabförmig
oder schwach gebogen, Scheidewände einfach (Rheophax) oder labyrinthiseh
Haplostiche), Mündung terminal. Carbon bis jetzt.
Lituola Lam. (Haplophragmium Reuss) (Fig. 17). Schale frei, bischofs-
stabförmig oder spiral. Mündung einfach oder siebförmig. Scheidewände
einfach {Haplophragmium) oder labyrinthisch (Lituola). Carbon bis jetzt;
besonders häutig in Jura und Kreide.
24
Protozoa. Rhizopoda
a b
Fig. 18.
Orbitolina concava Lam.
Cenoman. Urschelau
Kayer. Alpen a) 8cha)e
von unten, b) von oben
i.nat. Gr.), c\ Querschnitt
(vergr. ).
3. Familie. Orbitolinidae. Zitt.
Schale kieselig, dicht, schüsselj örmig, aus cyäiscften, vielfach gekümmerten
Hingen zusammengesetzt.
c Orbitolina Lam. (Fig. 18). Schale kieselig mit
agglutinirten Sandkörnchen; schüsseiförmig bis tlaeh
kegelförmig, auf der Unterseite gewölbt, oben etwas
ausgehöhlt. Oberfläche dicht, glatt oder concentrisch
gestreift. Schale aus concentrischen Ringen von Kam-
mern gebildet, die durch Querscheidewände in zahl-
reiche Zellen zerlegt werden und mit einander, sowie
mit der Innenseite durch Poren communiciren. Der
äussere Theil jedes Kämmerchens wird durch zwei
kreuzweise angeordnete secundäre Scheidewände in Sc-
cundärzellen zerlegt. Sehr häufig in der unteren
{0. lenticularis Lam.) und mittleren Kreide (0. concava
Lam.).
C. Unterordnung. Porcellanea. Schwager.
Schale kalkig, porzellanartig, dicht.
Bei mangelhafter Ernährung (z. B. im Brackwasser) können die Schalen
chitinöse oder sandig-kieselige Beschaffenheit annehmen oder sich mit einer
dünnen, homogenen Kieselhülle umgeben. Die meisten lebenden Formen
bewohnen seichtes Wasser, nur wenige kommen in grosser Tiefe vor.
1. Familie. Nubecularidae. Brady.
Schale ziemlich gross, meist angewachsen, sehr unregelmässig gestaltet, mit
einer oder mehreren Oeffnungen. Trias bis jetzt.
Die hierher gehörige Gattung Nulecularia Defr. findet sich lebend und
fossil von der Trias an; besonders häufig im Miocän (Sarmat. Stufe) von
Bessarabien.
2. Familie. Peneroplidae. Schwager.
Schale spiral oder cyclisch , symmetrisch, meist vielkammerig , seltener ein-
kammerig. Trias bis Jetztzeit.
1 D
Fig. 19.
Cornuspira poly-
l)!/ra Reuss.
Ollgocan klein.
Ungarn.
Fip. 20 Fig. 21.
• • /■ - • Orbiculinn nummit-
Montf. mfl/wid'Orb.Pliocan.
Mittclmeer. Siena Italien
Flg. 22.
A Orbito(iU$ complanala Lam. Eocttn
lOrobkalk). Paris. B Vcrgrosserte Aus-
schnitte von OrbiMilu complanata.
Cornusp ira Schultze (Fig. 19). Sehale aus zahlreichen in einer Ebene
spiral aufgewundenen Umgängen bestehend mit einfacher terminaler Münd-
ung, im Innern ohne Kammern. Lias bis jetzt.
Peneroplis Montf. (Fig. 20). Schale scheibenförmig, flach, vielkam-
merig, anfänglich spiral, später gerade und beträchtlich an Breite zunehmend.
Scheidewände von zahlreichen Poren durchstochen. Tertiär und lebend.
Orbiculina Lam. (Fig. 21). Schule scheibenförmig; Umgänge anfäng-
lich spiral, später cyclisch, durch Querscheidewände in zahlreiche Kammern
gctheilt; die Scheidewände und die Wandungen der Umgänge durch kleine
Oeffnungen communicirend. Tertiär und lebend.
Orbitoli/es Lam. (Fig. 22). Scheibenförmig, kreisförmig, beiderseits
in der Mitte etwas concav, ziemlich gross, aus cyclischen Umgängen
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Foraminifersi.
25
bestehend , die rieh um einige spiral angeordnete Anfangskammern legen.
Die einzelnen Ringe durch zahlreiche Radialseptn gekammert und durch
symmetrisch angeordnete Oeffnungen verbunden. Der Ausscnrand ebenfalls
mit vielen Oeffnungen. Bei den complicirteren Formen liegt über den Haupt-
ringen oben und unten noch eine Schicht von niedrigeren Nebenkammern,
die ebenfalls in Ringe angeordnet sind und mit den Hauptkammern durch
Oeffnungen communiciren. Lias (0. praecursor und circumvulva Gümb.),
Kreide (0. macropora d'Orb.), Tertiär (0. complanata lam.) und lebend. Zu-
weilen ganze Schichten erfüllend. D
Alveolina Bosc. (Bo- a
relis Montf.) (Fig. 23).
Schale spindelförmig, ei-
förmig oder kugelig, meist
in der Richtung der Win-
dungsaxe verlängert, aus
Spiral aufgewickelten, sich
umhüllenden Umgängen be-
stehend. Jeder Umgang durch verticale, senkrecht zur Axe gestellte Scheide-
wände in niedrige lange Kammern zerlegt, und diese durch quere Septa in
kleine Zellen (Nebenkammern) getheilt, wovon jede durch eine runde Oeff-
nung mit den Zellen der nächsten Hauptkammer in Verbindung steht. Bei
gewissen lebenden Arten sind die Nebenkammern noch in kleinere Zellen
zertheilt. Aeltcste Formen im Cenoman. Ausserordentlich häutig, zuweilen
felsbildend im Eocän (Pariser Grobkalk, Alveolinenkalke von Istrien, Dal-
matien, Griechenland, libysche Wüste).
3. Familie. Miliolidae. Carp.
Schale ganz oder anfänglich aus knäuelförmig aufgewickelten Umgängen
bestehend. Änfangskammern dimorph. Trias bis Jetztzeit.
Fig, 23.
Alveolina Bo*n d'Orb Grobkalk. Taris
A Schale von vorne, // dieselbe aufgeschnitten, um
Bau zu zeigen ; stark vergrössert.
Fig 14.
A Biloculina inortuita d'Orb. Aus dem mlocanen Tegel von Baden bei Wien.
B THiorullna gibba d'Orb. Aus oligocanem 8and von Altnipp.
C Spiroeullna Badensil d'Orb. Aus dem Tegel von Baden bei Wien.
D Quinqveloeulina $<vcorum d'Orb. Aus cocanem Grobkalk von Grlgnon bei I'aris
M iliola Schultze (Fig. 24. 25). Umgänge, wie die Fäden eines Knäuels
um einige wenige spiral angeordnete Anfangskammern aufgewickelt. Jeder
Umgang ist an der Umlegungsstelle geknickt und a b
I »ildet daselbst eine innere Scheidewand. Die terminale
Mündung wird durch einen zahnartigen Vorsprung huf
eisenförmig oder ist dendritisch verzweigt (Lacazina).
Sind alle Umgänge in gleicher Ebene aufgewickelt und
zugleich äusserlich sichtbar, so entsteht Spiroloculina
d'Orb. ; umhüllen sie sich vollständig: Biloculina
d'Orb.; wickeln sie sich in drei oder fünf Ebenen auf:
Triloculina und Quinquelocul ina d'Orb. Die
Gattung Miliola in ihren verschiedenen Ausbildungs-
formen gehört zu den wichtigsten felsbildenden Fora-
miniferen. Sie setzt im Eocän (Paris, Pyrenäen)
mächtige Kalksteinablagerungen zusammen ; die Biloculinen bilden noch
jetzt in der Nordsee westlich von Norwegen kalkige Absätze. Die ältesten
Flg. 25.
A VcrticalerDurchnchriitt
von Uiloculinn inornata
d'Orb. i vergrössert).
B Querschnitt durch
Quinqurloculina «worum
(vergrüssert).
26
Protozoa Rhiripoda.
Formen treten
Jetztzeit.
Fig. 2C.
Fabularia dis-
colilhtf Der*
Boela (Grob-
kalk Paris.
in der Trias auf. Hauptverbreitung im Tertiär und in der
Fabularia Defr. (Fig. 26). Wie Biloculina,
aber ziemlich gross. Mündung siebförmig, die
Kammern nicht hohl, sondern mit porzellanartiger
Kalkmasse ausgefüllt und von zahlreichen, der
Windungsaxe parallelen, anastomosirenden Ca-
nälen durchzogen. Häufig im Eocän des Pariser
Beckens.
Vertebralina d'Orb. (Fig. 27). Schale an-
fänglich mit knäuelförmig aufgewickelte n Um-
gängen, später geradlinig verlängert. Tertiär und
lebend.
Fig. 17.
Vertebralina mti-
crunata d'Orb.
Mittelmeer.
D. Unterordnung. Vitro-Calcarea.
Scliale kalkig, glasig-porös, seltener kieselig, oder kieselig mit glasig -poröser
Unterlage, von /einen Canälchen zum Austritt der Pseudopodien durchbohrt.
Silur bis Jetztzeit.
1. Familie. Lagernd ae. Carp.
Schale nur von ganz feinen und dichtgedrängten Canälchen durchbohrt, ohne
Zwischenskelei.
Lagena Walk.
(Fig. 2HA). Schale
einkammerig, ku-
gelig, eiförmig oder
tiasehenförmigmit
terminaler Mün-
dung. Ober-Silur
bis jetzt.
Nodosaria
Lam. (Fig. 28 B).
Schale stabf örmig ;
Kammern gerad-
linig in einer Reihe
angeordnet, durch
Einschnürungen
getrennt; Mündung rund, terminal. Ober- Silur bis jetzt in zahlreichen
Arten.
Dentalina d'Orb. (Fig. 28 C). Wie vorige, aber etwas gebogen. Carbon
bis jetzt.
Vaginulina d'Orb. (Fig. 28 E). Schale gerade, seitlich zusammen-
gedrückt; Kammern niedrig, mit schrägen Scheidewänden. Trias bis jetzt.
Marginulina d'Orb. Erste Umgänge gebogen oder Spiral, die späteren
gerade. Mündung spaltförmig. Trias bis jetzt.
Cristellar ia Lam. (Fig. 28/)). Schale vollkommen Spiral mit um-
fassenden Umgängen. Mündung rund. Trias bis jetzt.
Lingulina d'Orb. (Fig. 2$F). Schale gerade, abgeplattet; Kammern
geradlinig. Mündung terminal spaltförmig. Trias bis jetzt,
Glandul ina d'Orb. (Fig. 21M). Schale kurz eiförmig. Kammern
geradlinig, halbumfassend. Mündung rund, terminal, meist röhrig. Trias
bis jetzt.
Fit-, 8«
A Lagen» »cmintriatn Williamson. Aus dem frag von Antwerpen.
B Nodoiarin »pinicotta d'Orb. Aus dem Tegel von Baden bei Wien.
(•' Dentalina elegant d'Orb. Ebendaher.
D i'rirtellaria rotutata Lora. Aus dem Scaptaiten-Plilner von Bot
£ Vaginulina reeta Keuss. Aus dem Ncooom von Snlr.gitter.
F Ungulina coslata d'Orb. Aus dem Tegel von Baden lici Wien.
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Foraminifera. 27
Frondicularia Dcfr. (Fig. 20 D). Schale gerade, stark abgeplattet,
breit. Kammern reitend und seitlich übergreifend. Mündung rund, terminal.
Trias bis jetzt.
Poly morph i na Williamson (Fig. 292?). Kammern unregelmäßig Spiral
angehäuft oder in zwei Reihen geordnet, mehr oder weniger umfassend,
sehr mannichfaltig
gestaltet. Mündung
rund, terminal. Trias
bis jetzt.
Dimorphina
d'Orb. (Fig. 29 C).
Die ersten Kammern
unregelmässig oder in
drei Reihen angeord-
net, die späteren gerad-
linig. Kreide bis jetzt.
Uvigerina d'Orb.
(Fig. 29 E). Kammern
ungleich, in drei Rei-
hen angeordnet und
in einer Schnecken-
spirale aufgerollt. Ter-
tiär und lebend.
2. Familie. Textularidae. Schultze.
Schale der grösseren Formen sandig, mit kalkiger, von groben Canälen
durchbohrter Unterlage; kleine Formen glasig porös; die Kammern vollständig
oder tlieihveise in zicei (seltener mehr als zwei) aliemirenden lieihen angeordnet
Textularia Defr. (Fig. 30Ä). Schale meist länglieh keilförmig, gerade
oder schraubenförmig spiral. Kammern zweizeilig, durch spaltartige
Öffnungen verbunden. Carbon bis jetzt. Besonders häufig in der
weissen Kreide.
A B C D E 9
Fig. 30.
A Textularia olobifera Reuss. Ob. Kreide. (Senonien*. l'attvnmier Stollen bei Traunstein.
B B'tHrina incrauata Rens». Ob. Kreide. GoUreitlier Graben bei Siersdorf.
C Grammorlumum (Vulvulina) gramen d'Orb. Cuba irecenti.
!' PUeanium ffibbum d'Orb. Pliooan. Slena.
E Gaudryina rugota d'Orb. Ob. Kreide. Götrrcuther Graben.
F Clarulina communis d'Orb. Mlocan. Baden bei Wien
Für verschiedene Modificationen der kalkschaligen Formen wurden
die Gattungen Textularia s. str., Grammostomnm (Fig. :i0 (7),
Bolivina (Fig. 30 B), für sandig - kieselige Plecanium (Fig. 30D),
Bigenerina, Gaudryina (Fig. 30E), Clavulina (Fig. '60F), Verneui-
lina aufgestellt.
A B C DU
Fig. 89.
A Gtandulina inflata Hörnern. Aus dem Septarienthon von Herins-
dorf.
B Polymorphina inflala Williamton. Nordsee (recent).
C Dimorphina ap. Aub dem Plioc&n von Sicna.
D Frondicularia Gnld/tuti Rena. Aua dem Scaphitcn- Planer von
Dülmen.
E Uvigerina pygmaea d'Orb. Aus dem Tegel von Baden bei Wien.
2«
ProUizoa. Rhizipo<la.
Bulimina d'Orb. (Fig. 31 A. B). Schale kalkig, die alternirenden Kam-
mern in Schneckenspirale geordnet. Trias bis jetzt.
Valvulina d'Orb.
(Fig. 31 E). Sehale san-
dig, auf kalkiger Unter-
lage, Kammern dreizeilig
und schraubenförmig ge-
wunden. Carbon bis
jetzt.
Climacammina
Bradv (Cribrostomum
Möller). (Fig. 31 B.C.)
Schale sandig, auf kal-
kiger Unterlage. Kam-
mern geradlinig, zwei-
reihig. Mündimg sieb-
förmig. Häufig im
Kohlenkalk.
Tetrataxis Ehrbg.
(Fig. 31 F). Schale kal-
kig, konisch. Die alter-
nirenden Kammern in
kreiseiförmiger Spirale
aufgewunden. Kohlen-
kalk.
Cassidulina d'Orb.
(Ehrenbergia Reuss) (Fig.
31 G). Kalkig, die alter-
nirenden Kammern ganz
oder theilweise in einer
Ebene spiral aufgewun-
den. Tertiär und lebend.
Fi». 31.
A Hulimina Buehiana d'Orb. Miocan (Leithakalk) Nunsdorf Imi Wien
H Hulimina pupoidet d'Orb. Aus dem Leithakalk von Nussdorf
bei Wien.
C Climacammina ttjctulariformis Möller. Kohlenkalk. Dugno. Russ-
land. Vorticaler Durchschnitt »/, (nach Möller).
D Climacammina t Cribrostomum) Möller. Kohlenkalk. Sloboda.
Kussland.
E Valvulina sn. Grobkalk. Grignon.
F Tttratails conica Ehrbg. Kohlenkalk. Bachtin. Russland.
(nach Möller*.
Ehratbcrgia strrata Reuss. Mloc&n. Baden bei Wien.
0
3. Familie, ölobigerinidae. Carp.
Schale kalkig, durch grobe Kanäle durchbohrt; ein- oder mehrkam merig.
Kammern kugelig, unregelmässig oder undeutlich spiral angehäuft.
Von den beiden wichtigsten Gattungen dieser Familie ist Orbulina
d'Orb. (Fig. 32 A) einkammerig. Globiger ina d'Orb. (Fig. 32 C) mehr-
Ö v kammerig; die Oeffnun-
<£v i /"^"^V ^V^^^s. ^en (^er ver8cn'edenen
{ " i_^^3 ir i^J H Kammern münden meist
i ( f) in einen gemeinsamen
Canal. Beide Gattungen
sind häufig mit äusseret
feinen Kalkstacheln be-
deckt, die jedoch sehr
leicht abfallen und fossil
nie erhalten sind. Sie
finden sich in ungeheu-
rer Menge im Tiefsec
schlämm (Globigerinen-
Schlamm) der jetzigen
Oceane, kommen fossil
spärlich in mesozoischen Ablagerungen von der Trias an vor und werden
erst im jüngeren Tertiär häufig.
Sphaeroidina d'Orb. (Fig. 32 C). Kreide bis jetzt.
Fl«. 32.
A Orbulina universa Lam. Pliocan. 8icna.
U Spliarroidina Atutriaca d'Orb. Aus dem Tegel von Baden bei
Wien.
C Glohigcrina contjlomcrata Schwager. Pliocan. Kar Nikobar.
a Von unten, b von oben, c ein Stück Schalenobcr-
flache, d ein Durchschnitt vergrössert.
Foraminifera. 29
4. Familie. Rotalidae. Carp.
ScJuile kalkig, selten sandig oder kieselig, fein oder grob porös, häufig
Zwischenskelet, jrei oder j estgewachsen, kreiseiförmig, scheibenförmig. Die Kam-
mern meist in Schneckenspirale angeordnet, zuweilen auch unre'gel massig an-
gehäuft.
Discorbina Park. Jones (Fig. 33 A.B). Schale grob porös, kroisel-
förmig mit breiter flacher Basis, deren Mitte häufig durch eine Ablagerung
von Zwischenskelet verdickt. Kreide bis jetzt. b
ab ab
Fig. 33
A IHscortnna i Aster igerina) planorbi* d"Orb. Aus dem U-itbakulk von Nussdorf bei Wien
& {^eorb^- Reccnt a Von unten, b von oben, c von der Seite, d Durchschnitt.
t Ptanorbulina MaiiUrranaui* dOrb. Keccnt. a Von unten, 6 von oben, c Durchschnitt.
Aus dem Mittelmeer.
Planorbulina Park. Jones (Fig. 33 5). Schale grob porös, meist an-
gewachsen, ungleichseitig und abgeplattet ; die Kammern in niedriger Spirale
angeordnet, die Spirale zuletzt öfters in eyelisehe Ringe übergehend. Lias
bis jetzt. Verschiedene Moditicationen dieser Gattung werden als Trun-
catulina, Anomalina, Planuli na d'Orb. unterschieden.
Fig. 34.
A Rotalia Btccarii Lin PHocHn. Siena. B Pulvinulina Partschi d'Orb. Tegel von Baden bei Wien.
C F.n'Mhyra Pandtri Möller. Kohlcnkalk, Russland. *>/,. D Endothyra parva Moller. Kohlenkalk.
Russland. Verticalschnitt. "»/,.
Rotalia Lam. (Fig. 344). Schale fein porös, kreiseiförmig, Spiral. Die
Septa aus zwei Blättern bestehend, die einen Zwischenraum frei hissen, von
welchem ästige Kanälchen ausgehen. Basis häufig mit Verdickung (Zwischen-
skelet). V Silur. Oberer Jura bis jetzt.
Pulvinulina Park. Jones (Fig. 341i). Wie Rotalia, jedoch Scheide-
wände ohne Zwischen kanal. Unterer Lias bis jetzt.
Endothyra Phill. (Fig. 34 C). Schale kalkig, aus einer äusseren grob-
porösen und einer inneren dichten, aus kleinen Kalkkörnchen zusammen-
gesetzten Schicht bestehend; unsymmetrisch spiral. Mündung siebförmig.
Häufig im Kohlenkalk. Nach Brady auch lebend.
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30
Protozoa. Rhiznpoda.
Calcarina d'Orb. (Fig. 35). Schale ungleichseitig, niedrig, kreiseiförmig;
die Kammern im Innern spiral angeordnet. Oberfläche durch Zwischenskelet
inerustirt, das alle Vertiefungen erfüllt und zapfen- oder stachelartige Fortsätze
bildet, die von groben Canälen durchzogen
sind. Obere Kreide bis jetzt. Besondere häufig
im Kreidetuff von Maestricht.
T inoporus Montf., Patellina Williamson.
Die recenten Gattungen Carpenteria Grav,
Polytrema Gray, Rupertia Jones etc. zeich-
nen sich durch höchst irreguläre, meist fest-
gewachsene, grobporöse Kalkschalen aus, die
zuweilen ansehnliche Grösse erreichen und
manchmal Fremdkörper oder Sand aggluti-
niren. Wahrscheinlich gehört Thal amopora
Roem. aus der Kreide hierher.
Flg. X>.
Ctlcarina calcitn
Tuffkrelde Ilollan
<h* Lara.
Maestiicht.
5. Familie. Fusulinidae. Möller.
Schale kalkig, porös, vielkammerig, spindelförmig oder kugelig, ans zahl-
reichen spiralen, symmetrisch eingerolltat, involuten Umgängen bestellend. Die
Umgänge durch verticale Scheidewände in Hauptkammern und diese wieder
durch Querwände in Secutulärkammern getheilt. Septu ein/ach o<ler aus zwei
Blättern zusa m mengesetzt.
D DA B
Fig.M.
A Futulinn eylitidrira Fisch. Aus «lein Kohlenkalk von Saraninsk In Kussland in
// u C Dieselbe Art vergrossert und angeschnitten.
D Mehrere Kammern mit den cotninunlcircnden Ocflnungcn \a, 6) vergmssert
nat. Grösse.
Schwager ina Möll. Schale kugelig, fein porös. Septa der Haupt-
und Nebenkammern einfach, dünn, nicht gebogen; die Nebenkammern
durch eine basale OeiTnung mit denen der folgenden Hauptkanuner com-
municirend. Häufig im Kohlenkalk von Japan, China, Sumatra, Nord-
Amerika, Kussland, Kärnthcn.
Fusulina Fischer (Fig. 'M\\. Schale spindelförmig, quer verlängert,
ähnlich Alreolina, grob porös. Die Septa der Hauptkammern wellig gebogen
und dadurch secundäre Ncbenkammern bildend. Massenhaft im Kohlenkalk
von Kuropa (Kussland), Asien und Nord-Amerika.
6. Familie. Nummulinidae. Carp.
Schale kalkig, fein porös, linsen- oder scheibenförmig, nß von ansehnlicher
Grösse, vielkammerig , entweder aus Spiralen Umgängen oder cycli sehen Ringen
bestehend. Pfeiler von dichtem Zwischenskelet und bei den meisten Formen auch
zwischen den Septen und in geteissen Theilen der Schale ein anastomosirendes
Canal system vorha uden.
Archaed iscus Brady. Schale linsenförmig, unsymmetrisch, spiral.
Die Umgänge verwachsen in unregelmässigen Zwischenräumen und trennen
sich darauf wieder, auf diese Weise Kammern bildend. Septa fehlen.
Kohlenkalk.
Amphistcgina d'Orb. (Fig. 37). Schale linsenförmig, etwas ungleich-
seitig, Spiral. Die Umgänge durch zahlreiche einfache Septen (ohne Canäle)
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Foraminifera.
31
gekammert; im Centrum eine keilförmige Ablagerung von Zwisehenskelet.
Die Umgänge umfassen sich auf der einen Seite vollständig bis zum Centrum,
auf der anderen nur un- a
vollkommen durch einen
Seitenlappen. Die Kam-
mern and durch eine
Spalte an der Basis mit
einander verbunden.
Miocän bis jetzt Beson-
ders häufig im Miocän.
mm m
Fig. 59.
Hiier\nttgina cottala d'Orb.
Ans dem mioo&ncn Loilhakalk
von Nuscdorf.
Fig. 37.
Amphi*trginn Uaueri d'Orb.
Aus dem Lclthakalk von
Nussdorf bei Wien.
n Von aussen vergrdssert,
b in natürlicher Grosse,
c Medianschnitt und
d Querschnitt, stark vergr.
Fig. 38.
Oprrcuiina eomptanata Bast. ip.
Aus dem Miocän von Bordeaux, n in
nat. Grosse, 6 Medianschnitt e Quer-
schnitt, stark vergrossert.
Opercul ina d'Orb. (Pig. 38). Schale scheibenförmig, abgeplattet, aus
3 — 6 rasch anwachsenden , spiralen , sich nicht umhüllenden Umgängen
bestehend, die durch Septa in Kammern getheilt sind. Scpta und Rüeken-
«trang mit einem mehrfach verästelten, geraden Canalsysteni durchzogen.
Kreide bis jetzt; besonders häufig im Eocän.
Heterosteg ina d'Orb. (Fig. 39). Wie vorige, aber die Kammern durch
Secundärsepta abgetheilt. Tertiär und lebend.
■ b e de
a eb a d
Fig. 40.
Summutitc* r/r. l.ucn*an\u Dfr. Vom KresHenberg in Oberbayern, sehr stark vergrossert.
i Doroüstranx mit Canalsysteni, 6 Scheidewand mit Intraseptalem fanalsystein, e Kammcr-Kaum.
d fein poröse Schale, e Pfeilerchen von dichter Struktur iZwischenskclett).
Xummnlitcs d'Orb. (Phacites Gesner, Lenticulites Lam.) (Fig. 40 — 42).
Sehale symmetrisch linsen- oder scheibenförmig, aus zahlreichen Spiralen,
gekammerten Umgängen zusammengesetzt und meist mit pfeilerartigem
Zwi^-henskelet, das an der Oberfläche kleine Höckerchen bildet. Die Septa
und der Dorsalstrang enthalten ein grobes, anast<»mosirendes Canalsysteni,
wie Opemiliufi. Die Anfangskammer ist kugelig, bald gross, bald winzig
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32
ProtoEoa. Rhizopoda.
klein. Die Umgänge ruhen entweder einfach auf einander und sind äusaerlich
alle sichtbar {Assilina) (Fig. 41), oder sie bedecken sich vollständig, indem
die seitlichen Plügel bis zum Centrum reichen {Nummu-
l i n a). Die Septa besitzen in der Mittelebene über dem
vorhergehenden Umgang eine quere spaltförmige Oeffnung
und verlängern sich auch in die reitenden Seitenflügel der
Kammern. Sie verlaufen in der Gruppe der Radiatae
oder Striatae in einfacher oder schwach geschwungener
Linie (Fig. 40 u. 42 C), sind bei den Sinuatae mäandrisch
hin- und her gebogen (Fig. 42.4) und bilden bei den Reti-
culatae (Fig. 42 B) durch Querverbindungen ein anasto-
mosirendes Netzwerk. Der Verlauf der seitlichen Septal-
verlängerungen {Filet cloisonnaire) wird deutlich sichtbar
durch Absprengen eines Stückchens der Schale und liefert gute Anhalts-
punkte zur Unterscheidung der Arten. Die ältesten Nummuliten {N. pristi-
Flg. 4t.
Summuhds (Atiitina)
irponen* Sow.
Au« den PyrcnAcn
0* C» »
Fig.«.
4 1 » * Nummulito uizrhentU Ehrcnbg. Aus der lyblschen Wüste in natürlicher Grösse. A * Ein
Exemplar mit abgeblätterter 8chalc um den Verlauf der SeptalverlAngerungen su seigen.
B 1 * Nummilitr* laa igatm Lara. Aus dem Grubkalk von Paris, In natürlicher Grosse. C* Ein Bruch-
stück vergrossert.
C« Nummuiites Jtamundi Dcfr. Aus Nummulitenkalk der Pyrenäen in nat. Grösse. C* vergros.tert.
nus Bradv} rinden sich ganz vereinzelt im Kohlenkalk und oberen Jura,
unterscheiden sich aber durch Mangel eines inneren Canalsystems im
a n Dorsalstrange von den ächten
Nummuliten, welche die eoeänen
A blagerungen ( N um m uli tenforma-
tion) von Europa , Nord • Afrika,
Asien und Central- Amerika charak-
terisiren und häufig ganze Gebirge
zusammensetzen. Die grössten Arten
(Nutnmulites Gizehensis Ehrenberg,
Nummulih's orbiculalus Schafh.) er-
reichen einen Durchmesser von 60,
die kleinsten einen solchen von 2mm.
Polystomella d'Orb. (Fig. 44),
Nonionina d'Orb., Cycloclypeus.
Tertiär und lebend.
Orbitoides d'Orb. (Ifymeno-
cyclus Bronn, Lycophrys Montf.)
(Fig. 45). Schale scheibenförmig,
kreisrund oder sternförmig, häufig
gebogen, aussen glatt oder radial
gerippt, aus zahlreichen cyclischen Ringen aufgebaut, die sich um eine
Anfangsspiralc von — 5 Umgängen hciumlegcn. Die Ringe sind durch
Flg. «3
A Nummuliten • Kalkstein mit Horizontal Durch-
schnitten von .V. ifjataas Puscb Von Peyre-
horade in den Pyrenflen.
/'' Nummuliten Kalkslein mit Querschnitten von
.V. J.ueasanus Delr. Von Znkopane in den
Karpathen.
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Foraminifera.
33
Querscheidewände in kleine vierseitige Kammern zerlegt, und die Septa und
der Medianstrang der Kreise mit Canälen versehen, lieber der medianen
Hauptreihe von Zellen liegen oben und unten mehrere
Schichten von Nebenkammern, die ebenfalls cyclische
Anordnung aufweisen. Sehr häufig im Eocän, die Nummu-
liten begleitend: selten in oberer Kreide und im Miocän.
Zu den Foraminiferen wurde von Dawson, Car-
penter und anderen Autoren auch Eozoon aus kristal-
linischen» Kalkstein der archäischen Periode (laurentischem
(ineis) gerechnet; nach den sorgfältigen Untersuchungen
von Möbius') sind weder Eozoon, noch Achaeo-
sphaerina organische Gebilde, sondern mineralische
Ausscheidungen.
ff
Fig. 44.
Polyttomella crispa Lam.
Aus dem Plloean von
Siena (stark vergrüssert).
i «
Fig. 45.
X Orbitoidf* pnpyrncea ttoubee. Aus dem eocanen Eisenerz vom Kressenberg in Obcrbaycro, stark
rergrossert. ■ Mediankammern, * Seitenkammern. 3 solide Pfcilerchon (Zwischenskelet).
B Ein Stück des horizontalen Medianschnittes, starker vergrossert. * Scitcnkammem mit den porösen
Wanden. * Canalsystem im cyclischcn Dorsalstrang. 4 Verbiudungscatiftle der Kammern.
C Derselbe in natürlicher Grosse vom Kressenberg.
D OrbUoide* Untlla Gürab. Vom Kressenberg (nattirl. Grösse).
E OrbUoidcj varieeoüala Gümb. Von San Martino bei Verona (natürl. Grosse»
F Orbüoide» ephipplum 8ow. Vom Krehenberg (natflrl. Grösse).
Geologische Verbreitung der Foraminiferen.
Die Zahl der bis jetzt beschriebenen Arten übertrifft 2000, wovon
etwa */s fossil vorkommen. Bemerkenswerth ist die Langlebigkeit vieler
Gattungen und Arten. Nach Parke r, J ones, Bradv u. A. gehen zahl-
reiche Spezies durch mehrere Formationen verschiedenen Alters hindurch.
Die ältesten Formen kommen in spärlicher Menge im Silur von
Petersburg, Sibirien und Schottland vor. Sie sind meist schlecht er-
halten, die aus. Petersburg nur durch glaukonitische Steinkerne an-
gedeutet und gehören theils zu kieselschaligen {Placopsilina, Sacramina),
theils zu glasig porösen Gattungen (Nodosaria, Laijcna, Globit/erina,
Rotalta). Auch das Devon ist sehr arm an Foraminiferen, dagegen
enthält der Kohlen kalk eine reiche und mannichfaltige Fauna von
Foraminiferen, ja gewisse Gattungen (Fusulina, Schwagerina, Saccumina,
«) Palaeontographica. 1878. Bd. 28.
Zittel. Grundzüge der Palaeontologie.
3
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34
Protozoa. Rhizopoda.
Endothyra) setzen zuweilen Kalksteinablagerungen von ansehnlicher
Mächtigkeit zusammen. Zahlreiche Lagenidae [Nodosaria, Dentalina etc.),
Textidaridae, Rotalidae und sogar Nummtditidae begleiten die felsbilden-
den Formen und geheu grossentheils auch in per mische Ablagerungen
über. Die ausseralpine Trias enthält fast gar keine Foraminiferen,
und auch die reinen alpinen Triaskalke und Dolomite haben meist zu
starke Umkrystallisation erlitten, als dass sie deutlich erhaltene Schäl -
chen erkennen Hessen. Immerhin sind in den Nordalpen obertriasische
Globigerinenkalke beobachtet worden, und die Mergel von St. Cassian
enthalten zuweilen Schälchen von Cristellaria, Marginulina, Olobigerina,
Textidaria, Bihadina etc.
Grosse Mengen von meist kleinen glasig porösen oder kieseligen
Foraminiferen liefern manche thonige und kalkige Schichten des Lias
und der J u raf ormation; in der Kreide bilden Textularieu, Rotalien,
X 'ristcllarien, Globigerinen, Milioliden und Coccolithen die weisse Schreib-
kreide. Einzelne Bänke des Kreidetuffs von Mastricht bestehen fast
ganz aus Calcarinen, im Urgo-Aptien und Cenoman spielen Orbitolinen,
in der oberen Kreide Alveolinen die Rolle von Felsbildnern.
Im Tertiär erreichen die Foraminiferen den Höhepunkt ihrer
Entwicklung. Die Milioliden setzen bei Paris und in den Pyrenäen
mächtige Schichten des eocänon Grobkalks zusammen und liefern ein
treffliches Baumaterial, und ebenso bilden Alveolina, Operculina, Orbi-
tolites und Orb'ttoides im Eocän Kalksteine; sie werden aber an geologischer
Wichtigkeit weit übertroffen von den Nummuliten, die in ungeheurer
Menge die Schichten der eocänen und oligocäueu „Nummulitenforma-
tion" des mediterranen Gebietes, Kleinasiens und Ost -Asiens erfüllen.
Im jüngeren Tertiär verschwinden die Nummuliteu fast ganz;
Amphistegina erscheint zuweilen noch gesteinsbildend, im Ganzen stimmt
jedoch die Foraminiferenfauna der mittleren und jüngeren Tertiärzeit
ziemlich genau mit der noch jetzt existirenden überein.
- .
C
3
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0)
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2
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| 1
i 1
.-1. Chi t in (i na
Ii. A gg 1 utinantia
Astrorhizidae
Litunlidae
OrbittiUnidae
C. l'ovcellantn
Nubcrularidae
['enero/did/ie
Miliolid'K'
l>. Yitri)'(-alr,tr cd
Lagcmdae.
Tcxt'daridae
Globigerinidar.
Rotalidae
FtiKulinidae
Xxmmuliindar
1
1
1 1
1 —
1 i II
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Radiolaria.
3. Ordnung. Radiolaria. Müller.1)
(Polycystina Ehrbg.)
Marine Rhizopoden mit feinen, fadenförmigen, radialen
Pseudopodien, mit Centralkapsel, ohne Vacuole und nieist
mit zierlichem Kieselskelet.
Die Sarkode der Radiolarien differenzirt sich in eine centrale
Kugel von zäherer Substanz (Centralkapsel), welche von einer mit
Poren durchbohrten Membran umhüllt wird und Bläschen, Kerne,
Körnchen, Fettkügclchen, seltener Krystalle enthält und in eine äussere
gallertartige, die Pseudopodien aussendende Sarkode. Sie leben meist
als einzellige Individuen und sind selten zu Colonien vereinigt.
Die meisten Radiolarien scheiden ein Skelet aus, das entweder
aus Stäben von Acanthin (einer organischen Substanz) oder von Kiesel-
erde oder aus einem höchst zierlichen, vielgestaltigen Gerüst von glas-
heller, amorpher Kieselerde besteht. Nur die letzteren kommen fossil
vor. lassen sich jedoch wegen ihrer winzigen Grösse meist nur durch
das Mikroskop nachweisen.
Ha e ekel unterscheidet vier Unterordnungen von Radiolarien:
A. Acantharia. Membran der Centralkapsel allseitig durch-
bohrt. Skelet aus Acanthinstacheln bestehend. Fossil unbekannt.
B. Spumellaria. Kapselinembran allseitig durchbohrt. Skelet
kugelig, scheibenförmig, zuweilen ganz fehlend. (Fig. 48.)
C. Nasselaria. Membran der Centralkapsel nur an einem Pol
durchlx)hrt. Skelet heim- oder mützenartig, an beiden Polen ver
schieden. (Fig. 49, 50.)
D. Phaeodaria. Centralkapsel mit röhrig verlängerter Haupt-
öffnung und feineren Nebenöffnuugen. Ein dunkler Pigmentkörper
{Phaeodium) in der extracapsulären Sarkode. Skelet aus meist hohlen
Kieselstäben bestehend, die zu flaschenförmigen oder verschiedenartig
gestalteten Schalen vereinigt sind. Fossil unbekannt.
Sämintliche Radiolarien bewohnen das Meer und leben in den ver-
schiedensten Tiefen. Sie schwimmen entweder in grossen Massen, nament
lieh in den tropischen Meeren, an der Oberfläche, oder sie leben in mittleren
und grösseren Tiefen, häufig sogar in der Nähe des Grundes der Oceane,
wo ihre Skelete und Schälchen namentlich in Tiefen von 2 — 4000 Faden
ausgedehnte Ablagerungen von »Radiolarien-Sehlamm bilden, der aus
Kieselerde und kleinen Mengen kohlensauren Kalkes besteht.
Der Formenreichthum bei den Radiolarien ist ein erstaunlich grosser,
so dass die Bestimmung der stets mikroskopisch kleinen Kieselskelete
nur mit Hilfe der Specialliteratur möglich ist. Entgegen früherer Ansicht
besitzen die Radiolarien ein hohes geologisches Alter und nehmen an
der Zusammensetzung vieler kieseliger und kalkig-kieseliger Gesteine
(Kieselschiefer, Hornstein, Jaspis, Wetzschiefer, Aptychenschiefer u. s. w.)
wesentlichen Antheil. Nach Barroi s sind sie überhaupt die ältesten,
') Ehrenberg, C. (?., Mikrogeologie 1854 und Abhandig. Berliner Akad. 1875.
(Radiolarien von Barbados). — Haeckd, E., Die Radiolarien. Eine Monographie 1862
und Report on the Radiolaria collected by II. M. S. Challenger 1887. — Hertitig, Ii.,
Der Organismus der Radiolarien 1879. — Stuhr, E., Palaeontographica XXVI. 1878
(Radiolarien von Sicilien). — Riist, D., Palaeontographica XXXI. 1885, XXXIV.
1888 und XXXVIII. 1892. — Dreyer, F., Die Tripoli von Caltanisetta. Jonaische
ZeitMchr. f. Naturw. 1890 XXIV.
3*
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36
Protozoa Rliizopoda.
Fig. 46
Radiolarien ans sibirischen und devonischen Ablagerungen : A Cmo-
Kphaera macropora Rüst. Unt. Silur, eabrieres. Langnedoc. U Staumlonche
micropora Rüst. Unt. Silur. Cabrieres. C Caryotphaera Qrtxldecki Rüst
Ober-Devon Schnebenholz bei Elbingerode. Harz. D Lithocampe Ttcherny-
tchewi Rüst Devon. Ural. In lOO-izofax:her Vergrößerung. (Nach Rüst.)
bis jetzt bekannten thierischen Organismen, da zahlreiche Spumellarien
{Monosphacriden) in bituminösem, zwischen präcambrischem Gneiss ein-
gelagertem Quarzitschiefer der Bretagne vorkommen.
Nach Rüst bleiben die fossilen Radiolarien an Häufigkeit und
Formenreichthum nicht hinter den lebenden zurück, sind aber bis jetzt
erst sehr unvollständig bekannt. Nur ausnahmsweise haben sich in
b a cd jungtertiären Ab-
lagerungen (Bar-
bados, Oran, Si-
zilien) die Schäl-
chen unverändert
erhalten und be-
stehen noch aus
amorpher Kiesel-
erde; in älteren
Gesteinen haben
sie meist einen
TheilihrerKiesel-
erde an die Nach-
barschaft abgegeben uud dafür kohlensauren Kalk, Eisen oder Farbstoff
aufgenommen; die Kieselerde ist entweder krypto-krystallinisch geworden
oder in Kalkspath umgewandelt.
Die cambrischen GrirTelsehiefer von Sonneberg in Thüringen
enthalten schlecht erhaltene Sphaeriden ; die meist schwarzen, zuweilen
auch roth- oder lichtgefärbten untersilurischen Kiesclschiefer von Laugen-
striegis in Sachsen, Hehau, Stehen in Franken, der rothe Jaspis von
Abington, Schottland, und die kicseligen Schiefer des unteren Silur
von Cabrieres im Languedoc sind mehr oder weniger reich an Radio-
larien, die insgesammt zu den Spumellarien gehören (Fig. 4(5 A B).
A Aus devonischem Jaspis von Sibirien, Kiesclschiefer
von Hessen und Nassau, Mangankicsel von Elbingerode am
Harz u.a.O. be-
schreibt Rüst
46 Spumella-
rien und IT
Nasselarien
(Cystoiden).
Die u n ter car-
ho nischen
Kieselschiefer.
Wetzschiefer,
Adinole, Band-
jaspis und Jas-
pis vom Harz
(Culm- Formation), Ural und Sizilien haben 155 Arten, darunter 36 Nas-
selarien, geliefert. Im Allgemeinen zeichnen sich die paläozoischen
Radiolarien durch ansehuliehe Grösse und häufig auch durch günstigen
Erhaltungszustand aus.
Der ausseralpinen Trias scheinen Radiolarien zu fehlen, dagegen
kommen solche häutig vor im Hornstein und Kieselkalk der sog. Buchen-
steiner Schichten von Ungarn, seltener im Reitlingerkalk, in den
ng. 47.
rnrbiiniscbe, jurassische
inaequaie Rüst. Carbon.
arten : A Staurarotitittm
Sichohoni Rüst. Carbi in.
und cretncelsche Ra
Biciliet). // Trachndi*{
Harz V. Xiphrxlictyn acuta Rüst. Aus l.iaskoprolitlien von Ilsede, Hannover
/) llymeniattrum rutundum Rüst. Kreidokoprolithcn vou Zilli.
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Radio! aria.
37
Wengenerkalken von Storzic in Krain, in den Mergeln von St.Cassian, im
Kieselkalk des Röthelstein bei Aussee u. a. 0. Sie sind meist von
Spongienresten und ö i
Foraminiferen beglei-
tet. In grosser Menge
finden sich Radiola-
rien in verkieselten
Koprolithen des Lias
von Ilsede, Hannover;
etwas spärlicher im
kieseligen, spongien-
reichen , unterliasi-
schen Kalkstein des
Schaiberges in Ober-
Oesterreich. Gewisse
Hornsteiubänke des
Dogger s von Piszke
in Ungarn, ober-
jurassische Kiesel-
knollen von Cittiglio
bei I^aveno am Lago
maggiore und zahl-
reiche tithonische Jas-
piae und Aptychen-
schiefer der Alpen
sind erfüllt mit Radio-
larienschälchen , und
zwar finden sich im
Jura Spumellarien
und Nasselarien nahe-
zu in gleicher Menge.
Die untere Kreide (Neocom) von Gardenazza hat nur wenig Formen
geliefert, dagegen enthalten Koprolithen aus dem Gault von Zilli, Pro-
vinz Sachsen, ferner ein
grauer thoniger Mergel der 1
mittleren Kreide bei Mani-
toba in Canada, sowie der
obere Kreidemergel von
Haldem in Westfalen und
Vordorf in Braun schweig
vorzüglich erhaltene Schäl-
chen in grösserer oder ge-
ringerer Häufigkeit, wäh-
rend dieselben in Feuer-
steinknollen der oberen
Kreide nur sparsam und in
schlechter Erhaltung vor-
kommen. Gewisse eoeäne
Hornsteine Italiens sind
nach Pantanelli mit Radiolarien, erfüllt und auch im Flyseh treten
sie stellenweise in grosser Masse, aber meist schlecht erhalten auf.
mg. 48.
Recentc unil tertiäre Spumellarien : A Actinomma a$l'raennihium
Haeck. Lebend. Messina. B Stylodirtya multitpina Hacek. la-
bend. MessJna. c Htlioditcnt Humboldti Ehrenbg. Aus Tertiär-
Mergel von Barbados. D Halinmma dixipho* Ehrenbg. Aus Tertiär-
E Attromma Arittotctis Ehrenbg. (Tertiär.)
Barbados.
Flg. 49.
Roceute und tertiäre Nasselarien : .4 l'odocyrti* ScAomburyki
Ehrbg. Aus Tertiar-Mergel von Barbados. // Cyrtocalpin Am-
phtirn Hacek. (Lebend.) Von Messina C Bothryocampe htstt-
thalamia Haeck. (Lebend i. Miltelmeer. I> Pttalotpyri* jorto-
lata Ehrbg Aus tertiärem Mergel von Borbados
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38
Protozoa. Coelenterata.
Bei weitem dio berühmtesten Fundstätten fossiler Radiolarien bilden
die kalkhaltigen, foraminifereureichen Tripel von Barbados, von Grotte,
Caltanisetta und Gir-
genti in Sizilien, von
Oran, Aegina, Zante,
Nikobaren u. a. O. der
jüngeren (miocänen
und pliocänen) Tertiär-
zeit. E h r e n b e r g hat
aus Barbados allein
278 Arten , S t ö h r
aus Sizilien 118 Arten
beschrieben, die meist
noch jetzt existiren-
den Gattungen von Spumellarien , Nasselarien und Phaeodarien an-
gehören.
Fig. 50.
Tertiäre Nnsnelarlen von Barbados : A Anthocyrtit metpUv*
Ehrbg. B Lpchnocaniwn Lucerna Ehrbg. C Dictyomitra Hont-
golflrri Ehrbg. 1> Euci/rtidium tUijnn» Ehrbg. K Iterorotlon
II. Stamm.
Coelenterata. Pflanzenthiere.
Die Coelenterata oder Zoophyten sind vielgestaltige, zellig differen-
zirto, fest sitzende oder frei schwimmende Wassorthiere von mehr oder
weniger deutlich radial svmmetrischem Bau mit einer centralen Leibes-
höhle (Gastrovascularraum), zu welcher eine grössere Oeffnung (Mund)
führt ; dieselbe endigt entweder blind oder ist mit seitlichen Ausstülp-
ungen oder einem System von Canälen versehen, welche den Umtrieb
der Nahrung vermitteln. Da diese Leibeshöhle nebst ihren Verzweig-
ungen hauptsächlich der Ernährung dient, so entspricht sie wenigstens
physiologisch dem Magen und Darm der höheren Tbiere. Sie enthält
überdies die Generationsorgane. Eine Aftcröffnung fehlt; die Secre-
tionen, sowie die Embryoneu gelangen durch die Mundöffnung nach
aussen.
Der Körper besteht aus drei zelligen Schichten (Ectoderm, Meso-
dorm und Entoderm); zuweilen scheidet das Ectoderm ein kalkiges
oder horniges Gerüst aus , oder es entwickeln sich im Mesoderm hornige,
kieselige oder kalkige Skeletelemente.
Die Vermehrung erfolgt entweder auf geschlechtlichem oder un-
geschlechtlichem Wege oder durch Generationswechsel. Bei der un-
geschlechtlichen Knospung oder Selbsttheilung entstehen Colonien,
deren Einzelindividuen im Zusammenhang bleiben und zuweilen ver-
schiedene physiologische Verrichtungen vollziehen.
Die (Joelen teraten wurden zuerst durch Leuckart als selbst-
ständiger Thiertypus von den Echiuodermen getrennt, mit denen sie
von den älteren Zoologen unter der gemeinsamen Bezeichnung Strahl«
thiere {Adinozoa) vereinigt worden waren. Sie zerfallen in drei grosse
Gruppen oder Unterstämme: Porifera, Cnidaria und Ctenophora ,
wovon nur die zwei ersteren fossile L'eberreste hinterlassen haben.
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Porifera. Spongiae.
39
1. Unterstamm. Porifera.
Zu den Porifera oder Spongicn gehören festsitzende Wasserthiere
von sehr man mch faltiger Gestillt. Der Körper besteht aus einer ein-
schichtigen Lage von abgeplatteten Ectodermzellen , einem ebenfalls
einschichtigen Entoderm aus epithelialen Kragenzellen und aus einem
stark entwickelten zolligen Mesodenn, das die Hauptmasse des Weich-
körpers bildet, fast immer ein Skelet aus hornigen Spongienfasern oder
aus regelmässig geformten kieseligen oder kalkigen Körpern ausscheidet,
und sämmtliche Organe (Muskeln, Generationsstoffe , Nerven) bildet.
Her ganze Körper ist von einem Canalsystem durchzogen und mit
zahllosen oberflächlichen Poren zum Eindringen des nahrungshaltigen
Wassers versehen. Die Einlassporen communiciren durch feine Röhr-
chen mit subdermalen Hohlräumen (Geisseikammern), von welchen
stärkere C'anäle das Wasser und die Nahrung durch den Körper führen
und sich häufig in einer grösseren Ausfuhrröhre (Magenhöhle, Para-
gaster) vereinigen. Nesselzellen, Mundtentakeln und radiäre Magen-
taschen fehlen. Zu den Porifera gehört nur die
Die Spongien zeichnen sich durch ausserordentlich mannichfaltige
äussere Form und Grösse aus; sie leben als Einzelthiere oder in zu-
sammengesetzten Colonien von eylindriseher , schlauch-, birn- oder
becherförmige/, schirmartiger oder traubiger Gestalt. Sie sind kurz-
oder langgestielt oder ungestielt, zuweilen ästig verzweigt, die Aeste
frei oder netzartig verwachsen. Nichts ist unbeständiger, als die von
Standort und anderen Existenzbedingungen beeinflusste äussere Gestalt
der Spongien. Eine Verwerthung des äusseren Habitus für die
Systematik ist darum auch nur im beschränktesten Maasse zulässig.
*) Literatur: A. über lebende Spongien.
Schmidt, O., Die Spongien des Adriatischen Meeres. Leipzig 1864—66. — Die
Spongien der Küste von Algier. Leipzig 1868. — Die Spongien des Meerbusens
von Mexico. Jena 1879—80. — Eaeckd, E., Die Kalkschwämme. 1872. — Schulze,
Fr., EUh. Untersuchungen über den Bau und die Entwickelung der Spongien.
Zeitschr. für wissenschaftl. Zoologie. Bd. XXVII., XXVIII., XXX. — Report on
the Hexactinellida. Scient. Res. of the Challenger Voyage. Zool. vol. XXI. 1887.
— Vosmaer, O. C. J., in Bronns Classen und Ordnungen des Thierreichs. 2. Aufl.
Spongien (Porifera). Bd. III. 1882—1887. — Lendenfdd, B. t\, Das System der
Spongien. Biolog. Centralbl. 1889 Bd. IX. — A Monograph of the horny Sponges
London 1889.
B. über fossile Spongien.
Goldfus, A., Petrefacta Germaniae Bd. I. 1826—83. — Mkhelin, B., Icono-
graphie aoophytologique 1840—47. — Fromentel, E. de, Introduction a Tetude des
eponges fossile». Mem. Soc. Lin. Normandie 1859. vol. XI. — Iloemer, F. A., Die
Spongitarien des norddeutschen Kreidegebirges. Palaeontographica 18K4 Bd XII.
— Zittel, K. A., üeber Coeloptychium. Abh. k. bayer. Ak. mathem. phvs, Cl München
1876. Bd. XII. — Studien über fossile, Spongien I, II , in. ibid. 1877. B.l XIII.
— Beitrage zur Systematik der fossilen Spongien I., II., III. Neues Jahrb. für
Mineralogie 1877, 1878 und 1879. — Quenstedt, F. A.t Petrefakten künde Deutsch-
lands. Bd. V. 1877. — Solle*. W. J, Quart, journ. geol. Sne. 1877 XXXIII. u.
1880 XXXVI. — Hinde, 0. F., Catalogue of the fossil Sponges of the British
Musieam. London 1888. — Monograph of the British fossil Sponges. Palaeonto>rr.
Soc. 1877, 78, 93. - Hauff , H., Palaeospongiologia. Palaeontographica 1893. Bd. XL.
Classe Spoilgiae. Seeschwänirne.1)
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40
Coelenterata. Porifera.
Auch die Grösse schwankt in weiten Grenzen, von den Dimensionen
eines Stecknadelkopfes bis IV* Meter.
Die Spongien sind entweder mit ihrer Basis oder durch einen Stiel
oder durch ein Bündel von Wurzelnadeln festgeheftet, niemals frei-
schwimmend.
Das den ganzen Körper durchziehende Oanalsystem complicirt
sich bei den sehr dickwandigen Formen ausserordentlich , bleibt aber
bei dünnwandigen sehr einfach. Es setzt sich aus zuführenden
(Epirhysen) und ableitenden ('analen (Aporhysen) zusammen. Die
winzigen Zufuhrporen (Dermalporen) befinden sich in der Haut. Von
diesen gelangt das Wasser durch die ganz feinen Epirhysen in die mit
Epithelialzellen ausgekleideten Geisseikammern ; os wird dann durch
die stärkeren, häufig verzweigten Aporhysen durch den Körper getrieben
und sammelt sich wieder in einem sack-, röhren- oder trichterartigen
Canal, der sog. Leibeshöhle (Magenrohr, Paragaster), durch dessen
Oeffnung (Osculum) es schliesslich ausgestossen wird. Bei ganz dünn-
wandigen Spongien fehlen grössere Magenröhren, Oscula und ein
verzweigtes Oanalsystem; die abführenden Aporhysen endigen direct
in kloinen Poren auf der Innenseite (resp. Oberseite) des Sehwamm-
körpers. Häufig dringt die Magenröhre (Paragaster) tief in die Körper-
masse ein, zuweilen ist sie aber auch seicht und nur eine sackartige
Verlängerung eines Osculum. Spongien mit weitem und tiefem Para-
gaster werden als Einzelindividuen betrachtet, solche mit zahlreichen
Magenhöhlen und Oscula als Colonien. Da jedoch alle Magenhöhlen
eines Stockes durch Canäle comniuniciren und die Oscula niemals von
Tentakeln umstellt sind, so bleibt die Unterscheidung von starken
Abfuhrcanälen und Magenhöhlen stets zweifelhaft und dadurch wird
auch die Bestimmung von Person und Stock schwierig.
Die Fort pf lanzung erfolgt durch befruchtete Eier, welche sich
nach mehrfacher Theilung in eine Gastrula umformen, durch die
Oscula ausschwärmen und sich später auf einer Unterlage festsetzen.
Neben dieser geschlechtlichen Vermehrung vergrössern sich die Spongien
häufig auch durch Knospen, welche mit dem Mutterthier in Verbind-
ung bleiben und zusammengesetzte Stöcke bilden. Vermehrung durch
Selbsttheilung kommt nicht vor.
Fast alle Spongien scheiden im Mesoderm ein Skelet aus Horn-
fasern, Kiesel- oder Kalkspiculen aus oder verwenden Fremdkörper zum
Aufbau desselben. Nur wenige lebende Formen (Myxospongiae)
sind skeletlos. Bei den Hornschwämmen {Ceraiospongiae) besteht
das Skelet aus anastomosirenden, zu netzförmigem Geflecht verbundenen
Fasern aus Spongin , einer Seide ähnlichen organischen Stickstoffver-
bindung. Die Fasern sind entweder dicht oder mit Axencanal ver-
sehen und enthalten in letzterem zuweilen Fremdkörper (Sandkörner.
Fragmente von Spongiennadeln, Foraminiferen, Radiolarien etc.).
Die Kieselelemente (Spiculae) finden sich bald in Hornfasern
eingeschlossen, bald liegen sie frei in dem Zellengewebe des Körpers
oder bilden zusammenhängende, in verschiedener Weise mit einander
verflochtene oder verschmolzene Gerüste. Bei jeder Gattung wird das
Skelet entweder nur aus einer einzigen Sorte oder doch nur aus
wenigen, sich gleichmässig wiederholenden Kieselkörpern, den Skelet-
e lern enten, gebildet, Zu diesen gesellen sich namentlich an der
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Spongiae.
41
Oberfläche oder in den Wandungen der Canäle und des Paragasters
mehr oder weniger reichlich höchst vielgestaltige zierliche und meist sehr
kleine Fleischnadeln, die jedoch durch den Fossilisationsprocess fast
innner zerstört werden. Säinmtliche Kieselelemente werden in Zellen aus-
geschieden, bestehen aus concentrischen Schichten von amorpher Kiesel-
erde und enthalten einen Axeucanal, der zuweilen, namentlich bei
kugeligen und sternförmigen Körperchen, verloren geht. Der Axen-
eanal ist an frischen Nadeln sehr fein, wird aber durch Maceration
erweitert und besitzt an fossilen Kieselelementen oft ein beträchtliches
Lumen.
Die ausserordentlich mannichfaltigen Kieselgebilde der Spongien (Fig. 51)
lassen sich auf wenige Grundformen zurückführen:
*4— » Vierstruhlige unregel massige Skelctktirperchen. *6 Schirmnadel. 27 Scchaslrahlcr. 2H Viel-
axJge Kieaclscheibe.
a) Einstrahier oder Monaxone (Fig. 51 l~10 und u-,e). Gerade
oder gebogene, glatte, dornige oder knotige, beiderseits oder einseitig zu-
gespitzte oder abgestumpfte Nadeln, Walzen, Haken, Spangen, Stecknadeln
und Doppelanker (Amphidisken). Sic sind stets mit Axencanal versehen,
welcher entweder an beiden oder an einem Ende frei zu Tage tritt, seltener
vollständig geschlossen ist.
b) Vierstrahler oder Tetra xone (Fig. 51 17). Der normale Vierstrahler
hat vier gleichlange Strahlen, welche wie die I^othlinien der vier Flächen
eines regelmässigen Tetraeders zusammenstossen. Durch Schwund eines
Arms entstehen zuweilen Dreistrahler; durch Verlängerung oder sonstige
Differenzirung eines Arms Anker (Triaene) mit drei einfachen oder gegabelten
Zinken (Fig. 51 »8-*3), tlurch mehrfache Spaltung oder blattartige oder lappige
Ausbreitung von drei Armen kurzgestielte Scheibennadeln [Tricholriaene,
PkyUotriaene) und aus den letztgenannten durch Verkümmerung des einfachen
Schaftes zierliche Kieselscheiben (Fig. 51 2S) hervor. Durch abweichende
Gabelung des Schaftes entstehen zuweilen Amphilriaena oder Candelaber;
durch andere Diflerenzirung Schirmnadeln (Fig. 51 2Ö).
*
42
Coelenterata. Spongiae.
Als irreguläre Vierstrahler (Desmome) sind die Skeletelemente der
Lithistiden (Fig. 53 — 68) zu betrachten, bei denen sich die Enden der vier
Anne in wurzelartige, knorrige Ausläufer zerschlitzen und bei denen durch
ungleiche Ausbildung, Spaltung oder Verkümmerung einzelner Arme höchst
mannichfaltige irreguläre, wurzelartige und vielfach verästelte Kieselgebilde
entstehen können, für welche Rauff eine besondere Nomenclatur auf-
gestellt hat.
c) Sechsstrahler (Hexactonc oder Triaxone) (Fig. 69 — 74). Die
Grundform ist ein sechsstrah liger Stern mit sechs gleichlangen Armen,
welche wie die Axen eines regulären Octaedere unter einem rechten Winkel
zusammen8tossen. Durch Schwund einzelner Arme können sich die Sechs-
strahler in Fünf-, Vier- oder Dreistrahler, ja sogar in Stabnadein umwandeln,
denen aber stets ein sechsarmiges Axenkreuz zu Grunde liegt. Durch
Gabelung oder sonstige Differenzirung aller oder einzelner Strahlen entstehen
die zierlichsten Kieselgebilde, welche als Fleischnadeln unter der Form von
Rosetten, Armleuchter, Doppelanker, Tannenbäumchen, Besengabeln u. s. w.
die Gruppe der Hexactincihden charakterisiren. Durch Verschmelzung be-
nachbarter Sechsstrahler entstehen mehr oder weniger regelmässige Gitter-
skelete mit cubischen Maschen.
d) Dichte, axenlose und vielaxige Körper von kugeliger, walziger,
sternförmiger oder scheibenförmiger Gestalt, die sich auf die drei oben
genannten Grundformen nicht zurückführen lassen, kommen nur bei einer
beschränkten Anzahl recenter und fossiler Kieselschwämme vor.
Die aus kohlensaurem Kalk bestehenden Skeletelemente zeigen viel
geringere Mannichfaltigkeit, als die Kieselkörper. Sie sind durchschnittlich
kleiner und leichter zerstörbar, als die Skeletelemente der Kieselschwämme
und haben entweder die Form von Dreistrahlern (Triode), Vierstrahlern
(Tdraxone) oder Stabnadeln (Monactone). Nur ausnahmsweise findet eine
einfache Vergabelung oder sonstige Differenzirung der Drei- und Vierstrahler
statt. Jedes einzelne Skeletelement eines Kalkschwamms verhält 6ich optisch
wie ein einheitlicher Kalkspathkrystall. Axencanäle fehlen denselben.
Die Anordnung der Skeletelemente bei den Spongien wird haupt-
sächlich durch die Wassercirculation im Canalsystem bedingt. Bei
sehr dünnwandigen Formen liegen sie mehr oder weniger dicht ge-
drängt und häufig regelmässig orientirt im Weichkörper, bei anderen
sind sie von Hornfasern umschlossen oder zwischen dem Canalsystcrn
angehäuft, zuweilen auch zu einem irregulären Gewebe mit einander
verbunden oder zu einem maschigen Gitternetz verschmolzen.
Durch den Fossilisationsprocess werden die Ilornfasern vollständig
zerstört, die Kalknadeln häufig ganz oder theilweise aufgelöst oder
durch angeführten kohlensauren Kalk in scheinbar dichte Faserzüge um-
gewandelt [Pharetrones). Auch die Skeletelemente der Kieselschwämme
haben sich nur selten unverändert erhalten; in der Regel ist die
ursprünglich amorphe Kieselerde in krystallinische umgewandelt oder
auch gänzlich aufgelöst und weggeführt. An Stelle der Kieselelemente
bilden sich anfänglich Hohlräume, die nachträglich wieder durch
Eisenoxydhydrat, infiltrirte Kieselerde oder am häufigsten durch Kalk-
spath ausgefüllt worden. Auf diese Weise wird das Skelet fossiler
Kieselspongien in Kalkspat!) umgewandelt, und ebenso kann an Stelle
von ursprünglichen Kalknadcln Kieselerde treten. Die Unterscheidung
fossiler Kiesel- und Kalkschwämme darf darum lediglich auf morpho-
logische Merkmale, nicht aber auf die chemische Zusammensetzung
der erhaltenen Skelettheile gestützt werden.
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Siliciapongiae. Monactinellida.
43
Es lassen sich bei den Spongien vier Unterdessen : Myxo-
spongiae, Ceratospongiae, Silicispongiae und Calcispongiae
unterscheiden. Von diesen stehen die Kalkschwämmo den übrigen
schroff gegenüber, die drei anderen sind durch Uebergänge mit ein-
ander verbuuden und bilden eigentlich eine einzige, den ( 'alcispongien
gleichwertige Gruppe. Den Myxospongicn fehlen Skeletgebilde; ihr
Körper besteht lediglich aus zelligen Weich theilen. Auch die Cerato-
spongia oder Hornschwämme besitzen keine erhaltungsfähigen Bestand-
theile. Die Spongienfasem werden vollständig durch den Fossilisations-
process zerstört und hinterlassen keine Spuren in den Erdschichten.
Die als Hornschwämme beschriebenen Gebilde aus Trias {Rhizocorallium),
Jura, Kreide (Spongites Saxonicus, Paramudra) etc. sind entweder an-
organischen Ursprungs «der zoologisch nicht bestimmbar. Alle fossilen
Spongien gehören demnach eutweder zu den Kiesel- oder Kalkschwäm-
men. Sie beginnen schon im Cambrium, linden sich aber in grösster
Menge in Trias, Jura und Kreide.
3. Unterclasse. Silicispongiae. Kieselschwämme.
Skelet entweder ausschliesslich aus Kieselelementen oder aus Hornfasern
mit Kieselnadeln bestehend.
t. Ordnung. Monactinellida. Zitt.
(Monaxonia F. E. Schulze.)
Sämmtliche Skeletelemente einaxig.
Zu den Monaxinelliden gehört die Mehrzahl der jetzt existirenden
und meist in geringer Tiefe lebenden Seeschwämme, sowie die wenigen
überhaupt bekannten Süsswasserspongien {Spongilla). Meistens besteht
das Skelet wie bei den Hornschwämmen aus anastomosirenden Spongien-
fasern, die in ihrer Axe Stabnadeln enthalten oder vollständig von
einaxigen Kieselgebilden vollgepfropft sind; zuweilen liegen die letzteren
auch frei im Weichkörper. In der Regel enthält jede Gattung nur eine
oder wenige Sorten von Kieselelementen, die sich in allen Theilen des
Körpers gleichmässig wiederholen. Es sind Nadeln, Haken, Klammern,
Walzen, Spindeln, Amphidisken u. s. w. von der grössten Mannich-
faltigkeit. Da jedoch die Hornfasern beim Fossil isationsprocess ver-
wesen und die niemals mit einander verschmolzenen Nadeln oder
sonstigen Kieselgebilde später nach allen Richtungen hin zerstreut
werden, so findet man in gewissen Ablagerungen zwar grosse Mengen
von monaxonen Nadeln, aber fast niemals vollständige, zusammen-
gehörige Skelete. Die isolirten Nadoln lassen sich generisch nur be-
stimmen, wenn sie besonders charakteristische Gestalt {Renieria, Es-
peria etc.) besitzen. Im untersten Lias der Alpen (Zone des Am. an-
gulatus) sind gewisse hornsteinreiche Bänke zuweilen ganz erfüllt mit
Stabuadeln. Auch in verschiedenen Horizonten der Kreide- und Tertiär
formation kommen Nadeln von Monactinelliden zuweilen massenhaft vor.
Aus dem oberen Silur von Tennessee beschreibt Hin de eine Climaco-
spongia, bei welcher das Skelet aus in Längszügen aneinander
gereihten Nadeln besteht, die durch Quernadeln mit einander ver-
bunden sind. Wahrscheinlich waren die Nadeln ursprünglich in Horn-
fasern eingeschlossen. Die ebenfalls mit Hornfasern und steekmidel-
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44
Coelenterata Spongiae.
artigen Kieselkörpern versehenen Clioniden bohren labyrinthische Gänge
in Muscheln und Schnecken. Derartig durchlöcherte Gehäuse rinden
sich häufig auch fossil. Isolirto Nadeln von Rcnieria , Axinella,
Haplistion wurden von Kinde schon im Kohlenkalk von England
nachgewiesen.
2. Ordnung. Tetractinellida. Marshall.
(Tetraxonia E. Schulze.)
Skelet aus regelmässigen Vierstrahlern gebildet, welche
sich meist mit einaxigen, vielaxigen oder axenlosen Kiesel-
gebilden combiniren. Die Skeletelemente liegen frei im Weich-
körper und sind nie zu zusammenhängenden Gerüsten ver-
bunden.
n Die am häufigsten vorkommenden Skelet-
^Jj demente sind reguläre Vierstrahler, Anker
W* mit einfachen oder gegabelten Zinken. Kugeln
j|/ und Sterne. Bei gewissen Gattungen (Geodia)
w'j. sind die grossen Anker und Stabnadeln radial
Rj'jio angeordnet und von einer dicken, aus
JJyjJl axenlosen Kugeln bestehenden Rinde um-
geben.
Isolirte Nadeln von Tetractinolliden kom-
men mehr oder weniger häufig mit Mon-
actinelliden im Kohlenkalk, im unteren Lias
der Alpen, im Neocom von England, im I Iiis-
Sandstein des Deister, in der oberen Kreide
von Haldem und Coesfeld in Westfalen, im
Tertiär und im Pleistocän vor. Noch im
Zusammenhang finden sich die Skeletelemente
bei den Gattungen Ophiraphidites Carter, Te t hy op sis Zitt. (Fig.52),
Pachastrclla Schmidt.
Fig. 52.
Strinmanni Zitt. Aus
Kreide von Ahlten in
Hannover, in uracher Vcrgross.
3. Ordnung. Lithistida. 0. Schmidt.
Massive, dickwandige, meist mit complicirtem Canal
system versehene Kieselsch wämmc. Skelet aus unregelmäs-
sigen, an den Enden oder auch allenthalben mit knorrigen
oder wurzelartigen Fortsätzen versehenen Vierstrahlern oder
Ein8trahlern {Desmomen) bestehend, welche durch Zygose
innig mit einander verflochten sind. Ausserdem regelmässig
geformte vi erstrahlige, einaxige oder vielaxige Oberflächen-
und Fleisch nadeln vorhanden.
Die Lithistiden sind mit den Tetraetinelliden eng verknüpft und
bilden nach der Ansicht vieler Zoologen mit denselben eine einzige
Ordnung.
Durch die solide steinartige Beschaffenheit des Skeletes eignen
sich die Lithistiden ganz besonders zur fossilen Erhaltung und erfüllen
zuweilen, namentlich in Jura und Kreide, ganze Schichten. In ihrer
äusseren Form zeigen sie grosse Mannichfaltigkeit; am öftesten haben
sie Schüssel-, becher-, birn förmige, oder kugelige, knollige, blattartige
Gestalt und sind entweder mit ihrer Basis oder mit einem Stiel fest-
gewachsen. Das Canalsystem weist je nach den einzelnen Gattungen
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Silicispongiae. Lithistida.
45
grosse Verschiedenheit auf, ist aber raeist wohl entwickelt und mehr
oder weniger coniplicirt. Die vierarraigen und vieraxigen Skeletelemente
sind durch die wurzelartig verzweigten Enden der Anne mit einander
verilochten, und die Verbindungsstelle, in welcher sich die Enden
benachbarter Desmome vereinigen, bildet verdickte Ballen. Bei den
einaxigen, meist ganz irregulären Skeletelementen findet allseitige Ver-
flechtung der wurzolartigen Fortsätze statt. Oberflächen- und Fleisch-
nadeln sind nur ausnahmsweise bei besondors günstiger Erhaltung
überliefert, fehlen jedoch den lebenden Gattungen niemals und liefern
hier sehr werth volle systematische Merkmale. Die Eintheilung der
fossilen Lithistiden muss sich lediglich auf die Skcletelenieute und das
('analsystem stützen, da die kleinen und leicht vergänglichen Fleisch-
uud Oberflächennadeln fast immer zerstört sind. Man unterscheidet
fünf Gruppen {Tetracladina, Eutaxicladina, Anomocladina, Megamorina
und Rhizomorina), welche sich wieder in verschiedene, hier nicht näher
zu definirende Familien zerlegen lassen. Die jetzt lebenden Lithistiden
finden sich am häufigsten in Tiefen von 100—400 m, kommen aber
auch vereinzelt bis 1800 m Tiefe vor.
1. Unterordnung. Tetracladina. Zitt.
Skeletelemente mit vier meist gleichartig ausgebildeten, an den Enden in
wurzelartige Fasern oder Ausläufer zerschlitzten Armen und vier Axencanälen;
zu einem maschigen Netzioerk verflochten. Oberflächcnnadeln entweder tetrajone
Gabelanker, deren Zinken a fc
häufig an den Enden ver-
ästelt sind, gestielte, lap-
pige oder ganzrandige
Scheiben oder monaxone
Stabnaddn.
Fig. 53.
Autocopium aurantium Oswald. Ans dem Diluvium von Hado-
wiu in Schlesien, a Exemplar in hall>er natürlicher Grosse.
b Skelet CO mal vergrößert.
Die Skeletelemente
der Tetracladina sind
meist regelmässige Te-
traclone, bei denen die
vier glatten , seltener
knorrigen oder warzigen
Arme unter Winkeln von
KHMi^usammenstossen.
Cambrium, Silur; sehr selten im oberen Jura (Protetraclis), häufig in Kreide,
Tertiär und Jetztzeit.
Aulocopium Oswald (Fig. 53). Halbkugelig oder schüsseiförmig, kurz-
gestielt, auf der Unterseite von einer dichten, runzeligen Kieselhaut Über-
rogen, mit centralem Paragaatcr, zahlreichen, der Peripherie folgenden
Bogencanälen und feineren, von aussen nach der Magenhöhle eindrin-
genden Radialcanälen. Skelet aus etwas irregulären glattarmigen, an den
Enden wurzelartig vergabelten Tetraclonen bestehend, die in der Richtung
der Radialcanäle in regelmässige Reihen angeordnet sind. Im unteren Silur
«ler russischen Ostseeprovinzen und von Illinois und im oberen Silur von
Gotland; das Skelet meist verkalkt. Auch als Geschiebe in der nord-
deutschen Ebene häufig in Chalcedon umgewandelt.
Archaeosci/phia Hinde (Cambrium).
46
Coelenterata. Spongiae.
Callopegma Zitt. (Fig. 54). Schüssel- oder trichterförmig, kurzgestielt,
dickwandig. Aussenseite mit kleinen, Innenseite mit grösseren Canalöffnungen
versehen. Skelet mit glattarmigen, an den Enden zu dicken Ballen verästelten
Tetraclonen bestehend. Oberfläche mit Gabelankern und Stabnadeln.
Ob. Kreide.
Hg. 54.
Calloptgma acauie Zitt. Aus der Seuonkrcide von Ahlten in Hannover.
« Exemplar in % Ml Gr. b 8kelet *»/,. c Oberfläche »/.. d Oberflltche mit üabelanker «/,
Phymatella Zitt. (Fig. 55). Ob. Kreide.
Siphonia Park. (Fig. 50). Feigen-, birn- oder apfelförmig, mit kurzem
oder langem Stiel. Scheitel mit tiefem Paragaster, in welchen bogenförmige,
der Peripherie parallele Canäle, sowie zahlreiche feine Radialcanälchen ein-
münden. Skelet aus glattarmigen, vergabelten Dichotrideren bestehend.
Oberfläche mit monaxonen Nadeln und Gabelankern. Häufig in der mitt
leren und oberen Kreide. D
XM
' 'V'm
xm :
Fi«. 55.
l'/ii/mn/rlla tuberös (.Juonst. gp. Ans iior O'ia-
dratcnkrt-lde von Linden bei Hannover.
« Exemplar in '/« nat. Grösse >> Obeiiltiche In
nat. Grösse, e Ein Skeletkörperchcn ""/,.
it Skeletkorperchen aus dem Stiel *"'/,.
i
Fig. 5C.
Siphtmia luli/m Zitt An» dem Grünsand
von Blackdown.
i Exemplar in nat. Grosse vertleal durch-
geschnitten H Exemplar mit Stiel und
Wurzel V, nat. Ct. mach Sowerbyi.
Hall irhoah&mx. Wie vorige, jedoch kurz gestielt. Der birnförmige
Schwammkörper durch tiefe Einschnürungen mehrlappig. Im Cenoman.
Jerea Lamx. (Fig. 57). Bimförmig, llaschcnförmig bis cylindrisch mit
abgestutztem oder vertieftem Scheitel, worin eine Anzahl röhrenförmiger,
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Silicispongiae. Lithistida.
47
Fik. 68.
Ikörperchen mit
gegabelten Aesten von
Jena QuentUdti Zitt
Aus derQuad ratenkreide
Linden bei Han-
nover v*!,.
PUtUhoteila Kjuiimaixi
Zitt Aus dor oberen
Kreide von Ahlten in
Hannover. Skelet in
ftofacher Verirros«.
im Centrum verticaler, gegen aussen bogenfömiiger Canäle ausmünden, die
von feineren Radialcanälen durchkreuzt werden. Bkelet aus Tetraclonen
und Dichotride-
ren zusammen-
gesetzt. Häutig
in der mittle-
ren und oberen
Kreide.
Polyjerea
From., Astro-
cladia, The-
co siphon ia,
(olymmatina
Zitt., Turo n ia
Mich., Plinfho
sc IIa Zitt. (Fig.
59), Kreide.
Discoderm ia
Boa, Rhaco-
discula Zitt.
etc. Kreide.
Tertiär.
Rhagad i-
uia Zitt. (Fig.
i>0). Ohrformig,
plattig oder
schitesel formig,
kurzgestielt,
flächen mit unre
kreuzenden Furchen bedeckt,
von welchen Canäle in das In-
nere eindringen Die vier-
armigen Skeletelemente sind
zuweilen ganz oder nur in
den distalen Theilen mit war-
zigen Höckern bedeckt und
an den Enden in wenige Aeste
vergabelt. Oberfläche mit
kurzgestielten , sechslapnigen
Scheiben und winzig kleinen, vielfach verästelten
Ob. Kreide.
Fig. 67.
Jerra pi/ri/nrwi*
Lamx.
Aus dem Gninsaud
von Kelheim
V» nat. Gr.
Ober-
hSeide
'elmässig sich
Au« der oberen
Fig. CO.
rimoM Koem. ap
Kreide von Ahlten
'i Exemplar in out Grosse, h Skelet «°/
c Eine lappige oberilaehenscheibe <l Kleine
SkeletY
orperehen aus der Oberflache «"/,.
Tetraolonen bedeckt.
2. Unterordnung. Eutaxicladina. Rauff.
Skelet aus Vierstrahlern mit drei gleichstarken, einfachen oder in zwei Aeste
gespaltenen und distal in wurzelartige Fasern zerschlitzten Armen und einem ganz
kurzen, verdickten vierten Arm (Ennomoclone) zusammengesetzt. Axencanäle wahr-
scheinlich in allen Annen. Die Skeletelemente sind stets regelmässig parallel oder
in altemirenden Reihen angeordnet und bilden dttreh ihre Zygose ein Gitter-
werk mit dreieckigen oder irregulären Maschen und stark verdickten Verbindungs-
knoten.
Die meisten Gattungen stammen aus silurischen Ablagerungen; einzelne
{Mastosia, Lecanella) auch aus dem oberen Jura.
4ft
Coelenterata Spongiae.
Astylospongia Roem. (Fig. 61, 62a). Schwammkörper kugelig, im
Scheitel meist mit seichter Vertiefung; Unterseite convex, nicht angewachsen
(wahrscheinlich nur durch Basalnadeln festgeheftet). Die starken Wassercanäle
verlaufen in den äusseren Partieen des Schwammkörpers der Peripherie
parallel, in der Mitte senkrecht ; ausserdem zahlreiche feine Radialcanälchen
vorhanden, deren Oeffnungen die ganze Oberfläche bedecken. Von den vier
Fig. It.
Antylotpongia praemorta Goldf. «j>. DUuvialgeschiebe aus Mecklenburg, a Exemplar in nat. Grösse
angpseh nuten. 6 Skelet '*/,. c Skelet stark vergrössert.
glatten verlängerten Armen der Skeletelemente vergabein sich einzelne oder
alle unmittelbar über ihrer Vereinigungsstelle mit dem kurzen Arm. Die
Verbindungsstellen der verschiedenen verästelten Arme bilden dicke Knoten.
Im unteren Silur der russischen Ostsee Provinzen und im oberen Silur von
Schweden und Nord-Amerika (namentlich in Tennessee), meist in Chalcedon
umgewandelt. Auch auf secundärer Lagerstätte im norddeutschen Diluvium.
Caryospongia, Carpospongia Rauff. Silur. Europa.
Palaeomanon Roem. {Astylomanon Rauff.) Wie Astylospongia, jedoch
napfförmig, mit seichter und weiter Scheitelvertiefung, Uanze Oberfläche
mit Poren bedeckt. Ober-Silur. Nord-Amerika. P. cratera Roem.
Caryomanon, Carpomanon Rauff.
Ob. Silur. Nord Amerika.
Hindia Duncan (Fig. 62b). Schwamm*
körper kugelig mit poröser Oberfläche, ohne
Anneftstelle. Wassercanäle allseitig vom
Centrum nach der Peripherie ausstrahlend.
« Ein isoHrte-skS^Lcntvon A.tyio- DKie au«dre; einfachen, mit knorrigen Höcker-
fPo»f]in ««•/,. chen besetzten Armen und einem kurzen
fcEinlsoiirtesSkcieteicinent vonfftadfa knopfartigen Stiel bestehenden Skelet-
(nach Kau ff). , 1 D . , , .. . r» -i
elemente sind in regelmassigen Reihen
parallel nach dem Verlauf der radialen Canäle angeordnet. Ob. Silur.
Nord-Amerika.
3. Unterordnung. Anomocladina. Zitt.
(Didymmorina Rauff.)
Skeletelemente aus einem kurzen, glatten Stiel mit kugelig verdickten Enden
bestehend, von denen je drei, vier oder mehr einfache oder ästige Arme ausgehen,
welche sich durch Zygose mit den Armen benachbarter Skeletkörperchen verbinden.
Axencanal einfach. Oberflächennadeln Stab förmig, mnnaxon. Im oberen Jura
und in der Jetztzeit.
C ff l i n d r o p h y m a Zitt. Fig. 6.'J). Schwammkörper cylindrisch,
dickwandig, festgewachsen, mit weiter rühriger, bis zur Basis reichender
Digitized by CiOO^le
Silicisponpiae. Lithintidn.
49
Centralhöhlc und zahlreichen, in dieselbe mündenden Radialcanälen. Ober-
fläche mit kleinen Ostien bedeckt. Im oberen Jura häufig.
Me lonell a Zitt. Schwammkörper apfelförmig oder halbkugelig mit breiter
oder ganz kurz
gestielter Basis,
die von einer
runzeligen Kie
s^elhautbedeckt
ist. Centrai-
höhle trichter-
förmig, tief.
Die Haupt-
canäle verlau-
fen der Peri-
pherie entspre-
chend bogen-
förmig, die fei-
neren Zufuhr-
eanäle radial.
Ob .Jura. M. ra- ßmlbtdnphlfma milUptirata Goldf. »p. Aus dem oberen weissen Jura von Hoch-
diata Qlienst. «rass. A Zwei Individuen V, nat. Grosse. B Skelet in SO facher Vergrößerung
sp C Ein isoHrtes Skelitelement von Cyliudroithyma ">/i (nach Rauff).
D. Unterordnung. Megamorina. Zitt,
(Rhabdomorina Rauff.)
Meist grosse, verlängerte, locker mit einander verflochtene, glatte, gebogene, un-
regelmässig ästige oder nur an den Enden vergabelte Skeletelemente mit einfachem
Arencanal, dazwischen zu- a a
weilen kleine, wurzelartige
(rhizomorine) vieljach ver-
ästfite Skeletkörperchen. Ober-
flächennadeln einaxig oder
Galtelanker.
In Silur, Carbon, Jura,
Kreide und Jetztzeit ver-
breitet.
Saccospongia Rauff.
Silur. Megalithista Zitt.
Ob. Jura. Nattheim.
Do r y d er m a Zitt.
* Fig. 64). Schwammkörper
cylindrisch , einfach, ästig,
birnförmig oder plattig mit
mehreren der Längsaxe
parallelen Canalröhren und
zahlreichen Radialcanäl-
chen. Skeletelemente gross, gebogen, mit zwei oder mehr einfachen Aesten.
Obernachennadeln dreizinkige Anker. Ob. Kreide. Norddeutschland, Eng-
land, Frankreich. Nach II in de schon im Kohlenkalk.
Carterella Zitt. Kreide.
Isorhaphinia Zitt. Walzenförmig, gestielt mit weiter, bis in die Nähe der
Basis reichender Centraihöhle. Skeletelemente gross, schwach gebogen, walzig,
an den Enden verdickt, selten dichotom gespalten; dieselben sind zu Bündel
vereinigt und durch ihre gekrümmten Enden derart mit einander verllochten,
dass sie ein netzförmiges Gewebe bilden. Kreide. L texta Roemer bp.
Z i 1 1 e 1 . Grundzüge der Palaeontologle. 4
mal'*
{Unna tli
Fig. «4.
>ma Rocm sp. Au« der oberen Kreide.
a Exemplar in natürlicher Grösse.
6 OberllSche doppelt vergnissert.
c Mehrere Skeletkörperchen in 10 facher VerRrrmserunK.
d Ein Skeletkörperchen und mehrere Üabclnnker SO mal vergr.
Digitized by Google
50
Coelenterata. Spongiae.
E. Unterordnung. Rhizomorina. Zitt.
Skeletelemente klein, in vier oder drei Hauptarme geÜieilt, oder ein/ach, ge-
krümmt, mit zahlreichen wurzelartigen Ausläufern oder Knorren besetzt. Central-
canal der Kieselkör perchen einfach oder ästig. Oberflächennadeln einaxig, tetraxon
oder denen des Hauphkeletes ähnlich.
Hauptsächlich in Jura, Kreide und Jetztzeit verbreitet.
t Nipterella Hinde. Cambrium.
Cnemidiastrum Zitt. (Cnemidium p. p. Goldf.) (Fig. 65). Kreisel- oder
schüsBelförmig mit vertiefter Centraihöhle. Die dicke Wand von zahlreichen
Radialcanälen durchzogen, welche, in senkrechten
stehend , Verticalspalten
aussen öfters vergabein.
6
Reihen über einander
bilden, die sich nach
Fig. 65.
Cnemidiattrum $teUatum Goldf. sp. Aas oberjurasstschcm
Spongitenkalk von Höningen. Württemberg.
(i Ein Exemplar nat. Grösse.
6 Vertictiler TangenUalschnitt, um die radialen Canale in
den Verticalspalten zu
c Ein Skeletkörperchen "fc.
Fig. M.
Skelet von Jereica pnly$iama
Roem. sp. Au» der ob. Kreide
von Ahlten In Hannover60/,.
Skeletkörperchen gekrümmt, überall mit stumpfen, dornigen Auswüchsen
besetzt. Häufig im Spongitenkalk des oberen Jura; das Skelet fast immer
verkalkt. C. rimulosum Goldf. Nach Hinde schon im Kohlenkalk von
England.
Hyalotragos Zitt. Schüssel-, teller- oder trichterförmig, kurz gestielt.
Oberseite vertieft, mit zahlreichen Oeff nungen kurzer Canäle besetzt Aussen-
seite fein porös oder mit glatter, runzeliger Deckschicht überzogen. Skelet-
elemente gekrümmt, in mehrere zackige Aeste gespalten und mit spärlichen
Dornen besetzt. Im oberen Jura (Spongitenkalk) sehr häufig. H. patella
Goldf. sp.
Platychonia Z'itt. Blattförmig oder oh rförm ig, wellig gebogen, beider-
seits mit feinen Poren bedeckt. Skeletelemente wie bei Hyalotragos. Im
oberen Jura. P. vagans Quenst. sp.
Jereica Zitt. (Fig. 66). Schwammkörper cylindrisch, kreisel-, birn-,
keulenförmig, kurz gestielt. Scheitel abgestutzt oder mit seichter Grube,
die Mündungen von verticalen Ausfuhrröhren enthaltend. Oberfläche porös
durch die Oeffnung der feinen Radialcanäle. Skeletelemente wurzelartig,
gebogen, unregelmässig verzweigt, mit zahlreichen kurzen Seitenästchen.
Ob. Kreide. J. polystoma Roem. sp., J. punctata Goldf. sp.
Chenendopor a Lamx. (Fig. 67). Becher-, trichter- oder napfförmig,
gestielt. Innenseite mit vertieften Osculis von engen Canälen. Skeletelemente
stark verästelt mit getheiltem Axencanal. Ob. Kreide.
Verruculina Zitt. (Fig. 68). Trichter-, ohr-, napf- oder blattförmig,
kurz gestielt oder sitzend. Oscula auf der Oberseite von kragenförmig
erhöhten Rändern umgeben Mittlere und obere Kreide.
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Silicispongiae. Lithistida. 51
Amphithelion Zitt. Wie vorige, aber auf beiden Seiten mit vor-
ragenden Osculis. Kreide.
Flg. «7. Fig. C8.
CKntmdoporn fungiftrrmi* Lntnx. Aus der VerrucuHna auriforml* Rocm. in. Aus der
Senonkr*lde von Chatellerault. Touraine. Quadratenkrelile von Linden bei Hannover.
V» n»türl. Growe. y, naturl. Grosse.
Weitere Gattungen: Scytalia, Coelocorypha, Stachyspongia ,
Pachinion, Seliscothon Zitt. etc. in der mittleren und oberen Kreide.
4. Ordnung. Hexactinellida. O. Schmidt.
(Triaxonia F. E. Schulze.)
K ieselsch wämme mit isolirten oder gitterförmig ver-
schmolzenen Sk el etelem enten von sech sstrahl ige r Form,
denen ein Axenkreuz aus drei rechtwinkelig sich schnei-
denden Canälen zu Grund liegt. Oberflächengebilde und
Fleischnadeln ausserordentlich mannichfaltig, jedoch stets
sechsstrahlig.
Nächst den Lithistiden sind die Hexactinelliden die häufigsten
fossilen Kieselschwärame. Sic besitzen ungemein mannichfaltige Ge-
stalt und sind öfters durch einen aus langen, feinen Glasfäden zu-
sammengesetzten Wurzelschopf befestigt oder direct mit ihrer Basis
festgewachsen. Die Wand hat in der Regel nur geringe Dicke und
umschliesst meist eine weite Centraihöhle ; demgcmäss bleibt das Canal-
system erheblich einfacher, als bei den Lithistiden, und besteht nur aus
kurzen Röhren, welche mehr oder weniger tief von beiden Seiten in
die Wand eindringen und in der Regel blind endigen. Zuweilen ist
der Schwammkörper aus dünnwandigen Röhren zusammengesetzt, welche
sich mäandrisch winden und grössere oder kleinere Lücken (Zwischen-
canäle) zwischen sich frei lassen.
Die eigentlichen skeletbildenden Kieselelomente unterscheiden sich
durch ansehnliche Grösse und gleichartige Beschaffenheit von den meist
winzig kleineu, überaus vielgestaltigen und wunderbar zierlichen Fleisch-
nadeln, die bei den fossilen Formen leider fast niemals erhalten sind.
Bei den Lyssacinen Hegen die sechsstrahligen Skeletelemente frei in
dem Weichkörper oder sind nur theilweise und in unregelmässiger
Weise mit einander verlöthet; bei den Dictyonina dagegen tritt eine
regelmässige Verschmelzung der Skeletelemente in der Art ein, dass
sich stets die Arme benachbarter Sechsstrahler dicht aneinander legen
und von einer gemeinsamen Kieselhülle umgeben werden. Dadurch
4»
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52
Coelenterata. Spongiae.
entsteht ein mehr oder weniger regelmässiges, aus cubischen Maschen
zusammengesetztes Gitterwerk , in welchem die Verschmelzung der
Sechsstrahler dadurch sichtbar bleibt, dass jeder Arm zwei getrennte
Axencanäle besitzt. Das Centrum, in welchem sich die Arme jedes
Sechsstrahlers kreuzen, ist meist verdickt (Kreuzungsknoten), zuweilen
auch in der Art durchbrochen, dass ein hohles Octacder entsteht
(Laternennadeln, Lychniske). Die Oberfläche dos Skelots wird häufig
durch eine Deckschicht aus unregelmässigen Sechsstrahlcrn gebildet,
bei denen der nach aussen gewendete Strahl verschwunden ist, oder es
scheidet sich eine dichte Kieselhaut ab, in welcher sternförmige Sechs-
strahler, deren nach aussen und innen gerichtete Aeste verkümmern
(Stauractine), in grösserer oder geringerer Menge eingelagert sind.
Die Hexactinelliden bewohnen gegenwärtig vorherrschend die
tieferen Regionen der Oeeane jenseits der Hundertfadenlinie (200 bis
3000 Faden). Sie finden sich auch fossil überwiegend in Tiefsee-
ablagerungcn und zwar schon in Schichten der cambrischen und
silurischen Formation. Ihre Hauptverbreitung fällt in die Jura- und
Kreidezeit.
A. Unterordnung. Lyssacina. Zitt.
Die Skeletelemente bleiben entweder alle isolirt, oder sind nur theilwei.se in
unregelmässiger Weise mit einander verlöthet. Wurzelschopf häufig vorhanden.
Die Lyssacinen eignen sich wenig zur fossilen Erhaltung, da die Skelet*
nadeln nur ausnahmsweise durch Verlöthung ein zusammenhängendes Ge-
rüste bilden und die Fleischnadeln stets zerstört werden. Dennoch sind
sowohl aus paläozoischen Ablagerungen, als auch aus dem oberen Jura von
Streitberg vollständige, aus grossen isolirten Sechastrah lern zusammengesetzte
Schwammkörper bekannt, ja die ältesten sicher bestimmbaren Spongien aus
dem Cambrium gehören zu den Lyssacinen.
1. Familie. Protospongidae Hinde.
Dünnwandige, sack- bis röhrenförmige oder kugelige Schwämme, deren Wand
aus einer Lage von vierslrahligen Sternen (Stauractinen) besteht, die quadratische
und subquadratische Maschen umschliessen. Die Nadelarme folgen einzeilig auf-
einander. Die Maschen der grossen Stemnadeln umsefdiessen kleinere Kreuze, so
dass die Maschen in quadratische Felder von verschiedener Grösse zertheilt werden.
Im Cambrium und Silur.
Hierher die Gattungen Protospongia Salter und Phormosella Hinde.
2. Familie. Dictyospongidae. Hall.
Meist grosse, trichterförmige, ci/lindrische oder prismatisclie Schwämme mit-
dünner, ojt in Buckeln und Rippen vorspringender Wand, deren Skelet in sehr
regelmässiger Weise gegittert ist und quadratisclte Maschen von verschiedener Grösse
bildet, die einander umschliessen. Die Gitterzüge bestehen aus Bündeln feiner
Spirulae. Silur. Devon. Hauptverbreitung im Devon von Nord-Amerika
und Europa.
Dictyophyton, Uphantaenia Hall, und Hy dnoceras Conrad finden
sich meist als wohlerhaltene Ausgüsse in devonischem Sandstein und
Schiefer; die Kieselnadeln sind vollständig aufgelöst.
3. Familie. Plectoepongidae. Rauff.
Dünnwandige Röhren, deren Skelet aus einem regelmässigen Gitter auf-
steigender und quer ringjörmiger Nadelziige gebildet wird, die rechteckige und
quadratische, jedoch nicht sehr regelmässige Maschen umschliessen. Die Arme der
Sternnadeln lagern sich zu Bündeln aneinander. Silur.
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Silicispongiae. Hexactinellida
53
CyathophycusW&lcott, Palaeo Saccus , Acanthodictya Hinde. Unt.
Silur. Plectoderma Hinde. Ob. Silur.
Gattungen incertae sedis.
Patter sonia Miller (Strobilospongia Beecher) sind grosse traubige
Knollen, Brachiospongia Marsh, aus dem unteren Silur von Nord-
Amerika vasenförmige Schwämme mit breitem, aus hohlen Lappen be-
stehendem Unterrand; dieselben repräsentiren wie Amphispongia Salter
und Astroconia Sollas aus dem oberen Silur von England eigenthümliche
erloschene Familien von Lyssacinen.
Pyritonema M'Coy (Acestra Roem.) aus dem unteren Silur bezeichnet
Bündel von langen, dicken Nadeln, die als Wurzelschöpfe gedeutet werden.
Bei Hyalostelia Zitt. {Acanthospongia Young) aus dem englischen
Kohlenkalk ist der Schwammkörper aus ziemlich grossen, regelmässigen
Sechsstrahlern und sternförmigen Körperchen mit verdickten Kreuzungs-
knoten gebildet, an denen die verticale Axe verkümmert. Der Wurzel-
schopf besteht aus langen, etwas gebogenen Stabnadeln, die am Ende zu-
weilen mit vier zurückgebogenen Zinken versehen sind.
Verwandte Gattun-
gen sind Holasterella
Carter, Spiractinell a
{ Fig. f»9 ) und .4 c a n t h a c-
t ine IIa Hinde aus dem
Kohlenkalk von Gross-
britannien.
Tholiasterella
Hinde (Fig. 70) aus dem
Kohlen kalk nat eine
dünne Wand, die aus
einer Lage grosser, un-
regelniässig verlötheter
Sechsstrahler besteht, bei
denen in der Regel zwei
Fig. 70.
Tholiatterelln graeili» Hindu.
Kohlenkalk. Dalry. Ayrshire.
Deckschicht
mit vorlritheten Sterniiadelti
*/i (nach HlndeV
\ B
-Wf
Fig. «9.
Spiractintll* Wrightii Carter.
Kohlenkalk. Sligo. Irland.
1 Kin eiiifaoherSechwtraliler.
H St chastrahler mit gegabelten
«fi mach Hinde).
Flg. 78.
A*irafniip<m<ria mrnitcu* Bumb.
Ob Silur. Tennessee.
A Schvrammkörner in */, nat.
Grösse tou der Seite.
B Von oben
Flg. 71.
Aftrractinella fzj>an*n Hinde
Kohlenkalk. Dalry. Ayr*hlre
Skeletelementc *}A
inach Kindel.
von den in einer Ebene befindlichen Strahlen sich vom Kreuzungsknoten
an in zwei Aeste gabeln, so dass statt vierstrahliger sechsstrahlige Sterne
entstehen. Bei Asteractinella Hinde (Fig. 71) spalten sich sämmtliche
in einer Ebene gelegenen Strahlen in zwei oder mehr Aeste und bilden da-
durch vielstrahlige, höchst mannich faltige Sterne.
Astraeospongia Roem. (Fig. 72). Der dickwandige Schwammkörper
hat die Gestalt einer flachen Schüssel , . ist oben concav, unten convex,
ohne Anheftstelle. Das Skelet besteht aus grossen, gleichartigen, nicht
verschmolzenen Sternen, bei denen sechs Strahlen in einer Ebene liegen;
die zwei senkrecht daraufstehenden Strahlen sind zu kurzen, knopfartigen
Anschwellungen verkümmert. Häufig im oberen Silur von Tennessee und
im Devon der Eifel.
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54
Coelenterata. Spongiae.
Nach Hinde bilden Tholiasterella und Aster actinella eine selbst-
ständige Ordnung (Heteractinellidae) , und ebenso ist Astraeospongia für
Hinde der Typus der Ordnung Octactinellidae. Ich möchte diese beiden
Gruppen als aberrante Hexactinelliden betrachten, bei denen die über-
zähligen Strahlen durch Spaltung entstanden sind.
B. Unterordnung. Dictyonina. Zitt.
Die Serhsstrahler des Stützskeletes verschmelzen zu einem zusammenhängenden
Gitterwerk, indem sich jeder Arm eines Hexactins an den entsprechenden Arm
eines benachbarten Sechsstrahlers anlegt und beide von einer gemeinsamen Kiesel-
hülle umschlossen werden. Ein Wurzelschopf fehlt.
Die Dictyonina haben sich wahrscheinlich aus Lyssacinen (vielleicht aus
Protospongia- und Dictyophyton-SLrüfien Formen) entwickelt. Sie beginnen
erst in der Trias und spielen in Jura und Kreide durch ihre Häufigkeit
eine wichtige Rolle. Die Gitterskelete sind oft in Kalkspath umgewandelt
oder aufgelöst und nur durch Hohlräume angedeutet. Die wichtigeren fos-
silen Formen vertheilen sich auf nachstehende Familien.
1. Familie. Craticularidae Rauff (Euretidae Zitt. von Schulze).
Becherförmige, cylindrische, ästige oder plattige
Schwämme. Skelet mit undurchbohrten Kreuzungs-
knoten. Oberfläche ohne besondere Deckschicht, durch
Verdichtung der äusseren Skelettage geschützt, zuweilen
c mit einem zarten Gewebe ver-
schmolzener Spiculae über-
zogen. Canäle einfach, blind
im Skelet endend. Jura.
Tremadictyon Zitt.
(Fig. 73) becherförmig,
tellerartig , walzig. Cen-
tralhöhle weit. Ostien
der Canäle auf beiden
Seiten in alternirenden
Reihen stehend. Basis
knollig. Oberfläche mit
einem zarten Netz ver-
schmolzener Sechsstrah-
ler, das auch die Canal-
öffnungen überspinnt. Gitterekelet mit
mehr oder weniger irregulären, cubischen
Maschen. Im oberen Jura sehr häufig.
Craticularia Zitt. (Fig.74). Trichter-
förmig, cylindrisch, plattig, einfach oder
ästig. Beide Oberflächen mit rundlichen
oder ovalen Canalostien, welche in verti-
calen und horizontalen, rechtwinklig gegen
^*r$^T\k einander verlaufenden Reihen angeordnet
dj>r^8ind- Canäle kurz, blind. Jura, Kreide
Sporadopyle Zitt. Becher- bis
trichter- oder kegelförmig, zuweilen ästig.
Aeussere Canalostien un regelmässig oder
in Quincunx, innere in verticalen Reihen
Hg 73.
Tremadictyon reticulatum Goldf. sp. Aua dem oberen. Jura von Streit-
berg In Kranken, a Exemplar In */» nat. Grösse. 6'Oberfläche ver-
ohnc Deckschicht, r Oberfläche mit wohlerhaltcner Deck
schlcht Vi- <t Skelet
Flg. 74.
Cratiruiar,,, parmiosn Mstr. »p. "Aui» dem ob
Jura von Müggendorf in Kranken.
a Exemplar in «/». nat. Grosse, b Verdichtete angeordnet. Ober - Jura. Sp. obliqUO,
OberiliK-henschlcht. c Gitterskelet '»<,. n , ,e
Goldf. sp.
Sphenaulax Zitt., Verr ucocoel ia Stall
Jura etc.
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Silirispongiae. Hexactinellida. 55
2. Familie. Coscinoporidae Zitt.
Die dünne Wand der kelch-, becherförmigen, lappigen, ästigen oder stern-
förmig zusammengefalteten Schwammkörper ist beiderseits von zahlreichen, in
altemirenden Reiften angeordneten Oeffnungen kurzer, blinder Canäle bedeckt.
Skelet feinmaschig, dicht; Oberflächenschicht durch Verdichtung der äusseren
Skeletlage gebildet. Kreuzungs-
knoten der Sechsstraitler dicht,
seltener durchbohrt. Kreide.
Leptophragma Zitt.
Becherförmig mit Wurzel.
Wand dünn, beiderseits
mit kleinen, altemirenden
Ostienreihen. Skelet sehr
dichtmaschig, die Kreu-
zungsknoten nicht durch-
bohrt Mittlere und obere
Kreide.
Pleurostoma Roem.,
Öuetta r </ 1 u Mich. Kreide.
Coscinopora Goldf.
(Fig. 75). Becherförmig,
mit verzweigter Wurzel.
Canalöfmungen rund, klein,
in altemirenden Reihen.
Skeletelemente theilweise
mit durchbohrten Kreu- a vollständige. ETeinpiarT. «mTi oberflache nat.
ZUngsknoten. Wurzel aU8 Grosse, c Oberfläche In Sfacher Vergrosserung. rf 8kclet
langen Kieseifasem beste- de8 Bechere ■ Skelet der Wuracl
hend Oberflächenschicht aus verdickten und verschmolzenen Sechsstrahlern
zusammengesetzt. Kreide.
3. Familie. Staurodermidae Zitt.
Kreisel-, trichter-, cy lind er ja rm ig , seltener ästig oder knollig. Canalostien
auf beiden Seiten in unregelmässigen oder altemirenden Reihen. Skelet mehr
oder weniger regelmässig. Kreuzungsknoten dicht oder durchbohrt. Aeussere oder
beide Oberflächen der Wand mit meist grossen, sternf örmigen Nadeln (Stauractinen)
versehen, welche sich von denen des übrigen Skeletes unterscheiden und entweder
nur lose mit einander verkittet sind oder in einer zusammenhängenden Kieselhaut
eingebettet liegen. Jura, Kreide.
Cypellia Zitt. (Fig. 76). Kreisel-
fönnig, schüsseiförmig oder ästig,
wurzellos. Canäle unregelmässig an
geordnet, gekrümmt und verzweigt.
Gitterekelet mit unregelmäßigen
Maschen, die Kreuzungsknoten
durchbohrt. Oberfläche mit vier
strahligen, grossen Stauractinen, die
durch eine continuirliche oder durch
löcherte dünne Haut mit einander
verbunden sind. Im Spongienkalk
des oberen Jura sehr häufig.
Stauroderma Zitt. Trichter-
oder tellerförmig mit weiter, seichter
Centraihöhle, worin grosse, runde
Oeffnungen von kurzen Canälen ausmünden. Oberfläche beiderseits mit
einer Deckschicht versehen, worin Sternnadeln liegen, deren nach aussen
und innen gerichtete Strahlen verkümmert sind. Ob. Jura.
Fig. 76.
CyjKtlia rugoia Goldf. sp. Au« dem oberen Jura
von Sireltberg, a Exemplnr in nat. Grosse.
6 und c Oberfldchenftchicht '*/,.
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56
Coelcnterata. Spongiae.
Casearia Quenst. Cylindrißch, durch Einschnürungen in ringförmige
Abschnitte getheilt, mit röhrenförmiger, tiefer Centraihöhle und ziemlich
(I 6 dicker Deckschicht mit Stern-
nadeln. Ob. Jura. C. artieulata
Goldf. sp.
Porospongiad'Orb.(F\g.n).
Plattig ausgebreitet, seltener
knollig oder cylindrisch, auf der
Oberseite mit grossen Oeffnungen
von kurzen, blind endigenden
Ausfuhrröhren. Die mit Osculis
versehene Seite ist von einer
dichten oder fein porösen Kiesel-
haut überzogen, worin Kreuz-
nadeln und Axenkreuze von
Sechsstrahlern eingebettet lie-
gen. Gitterskelet mit cubischen
Maschen; die Kreuzungsknoten nicht durchbohrt. Oberer Jura.
Fig. 77.
Pororpmujia imprrßtn Goldf. sp Aua dein oberen Jura
von Müggendorf in Franken, a Fragment In nat. Gr.
fr Deckschicht % c Skelet »»/»■
4. Familie. Ventriculitidae. Toulmin Smith.
Wand mäandrisch gefaltet; die Falten radiär angeordnet, meist vertical.
Radialcanäle blind. Die Falten der Wand bilden Vertical/uichen, die entweder
offen oder theilweise mit DeckschicfU übersponnen sind. Skeletelemente mit durch-
bohrten Krenzungsknoten. Oberflächenschicht durch Verdichtung der äusseren
Skeletlage gebildet. Wurzel aus verlängerten, durch Querbrücken verbundenen
Kiesel/asern ohne Axencanal bestehend. Jura und Kreide.
Pachyteichisma Zitt. (Fig. 78). Kreisel- oder schüssei-
förmig, mit sehr dicker, gefalteter Wand. Die Falten
sind aussen durch tief eindringende, innen durch seichte
Flg. 78.
Pachytcirhiitma Cartrri Zitt. Aua dem ol»ercn Jura
von Hohenpolz in Franken.
a Exemplar in '/, nat. Grösse. fr Skelet >*/i.
Fig. 7t».
Vrtttriculitfg ttriatu* T. Smith. Ahm der
Quadratenkreide von Linden bei Hannover,
u Exemplar in '/* nat. Grosuc. fr Horizon-
taler Durchschnitt in nat (in ine. C Skelet
Furchen geschieden Skelet sehr regelmassig. Wurzel und Deckschicht
fehlen. Ob. Jura.
Ventr ieul ites Mant. (Fig. 79)- Schüssel-, teller-, becher-, eylinder- oder
trichterförmig mit weiter Centralhöhle. Wand dünn gefaltet; die Falten
innen und aussen durch Verticalfurchen getrennt und dicht aneinander
gedrängt. Skelet mehr oder weniger regelmässig gitterförmig. Verdichtete
Deckschicht und Wurzel vorhanden. Häufig in der mittleren und oberen
Kreide.
Schizorhabdus , Rhizopoter ion, Polyblastid ium Zitt, Spora-
doscinia Pomel, Lepidospongia Roem. etc. in der Kreide.
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SiliciBpongiae. Hexactinellida.
57
5. Familie. Coeloptychidae Zitt.
Schirm- oder pilzförmig, gestielt. Wand dünn, mäandrisch gefaltet. Falten
radial angeordnet, gegen den Aussenrand des Schirms gegabelt, auf der Unterseite
vnbedeekt. Seitenwand und Oberfläche des Schirms von einer porösen Deckschicht
überspannt, welche die Falten vollständig ver- a
hüllt. Canalostien auf den Faltenrücken der
Unterseiten. Skelet sehr regelmässig, die
Kreuzungsknoten durclibohrt, die Arme der
Sechsstrahler mit feinen, stacheligen Fort-
sätzen.
Fig. 80.
Oxloptyrhiu»* aynricm.U* Goldf. Ob. Kreide. Vordorf bei Braunschweiif
A Von oben. B Von der Seite. C Von unien */, nnt. Grosse. Ü Skelet
Einzige Gattung Coeloptychium Goldf. (Fig. 80) in der oberen Kreide
von Nord -Deutschland, England, Süd-Uussland.
G. Familie. Maeandrospongidae Zitt.
Schwammkörper aus dünnwandigen, vielfach verschlungenen und theilweise
rertcacftsenen Rohren oder Blättern zusammengesetzt, welche knollige, bimförmiqe
becherförmige oder strauch-
artig verästelte Stöcke bil-
den. Zwischen den Röhren
bleiben grössere Löcher
o<ier Zwischenräume frei,
die ein sogenanntes Inter-
eanalsystem bilden. Eigent-
liche Canäle kaum ent-
wickelt. Deckschicht feh-
lend oder eine zusammen
hängende Kieselhaut auf
der Oberfläche bildend.
Fi«. 8i
In derKreide häufig; PtocotcypMn ptrhua Quin. AusdemrenomanGriinKnnd vonKannewitz
mtwh »ahlrpifho S "*F1"*n' In n,u Crosse 6 Oberfläche .'»mal verKr«.ss«>rt.
aUtll zanjreicne lebende c Gltterekelct im Innern ■■/,. <t Giltcrskelet mit dichten Kraillings-
Gattungen bekannt. knoten aus der Nahe der Oberfläche »/,.
Plocoscyphia Reusa. (Fig. 81). Knollige, kugelige, aus mäandrisch
gewundenen, anastoraosireuden Üöhren oder Blättern bestehende Stöcke.
58
Coelenterata. Spontfae.
Wände der Röhren dünn, mit zahlreichen kleinen Canalostien.
förmig, die Kreuzungsknoten durchbohrt oder undurchbohrt.
Beckaia Sockctandi Schlüt.
A. Schwammkörper Vi "*t. Gnisie. o
Röhren / wurxelartli
Flg. BS.
Quadraten kreide, Coesfeld. Westfalen.
"Hungen. Zwischen den
ge R6hrenfort*atze. B. 8kelct •»/,.
Skelet gitter-
Kreide.
Becksia Schlüter. (Fig. 82). Die dünne Wand
des niedrig becherförmigen Schwammes aus verti-
calen, radial geordneten und seitlich verwachsenen
Röhren bestehend, zwischen denen grössere Oeffnungen
frei bleiben. In der Nähe der Basis bilden die Röhren
hohle, stachelartige Fortsätze. Das Gitterskelet sehr
x regelmässig, genau wie
beiCoeloptychium. Ob.
Kreide. Westfalen.
Tremabol i te s
Zitt., Etheridgia
Täte, Zittelispongia
Sinzoff etc. Obere
Kreide.
Camerospongia
d'Orb. (Fig. 83). Ku-
gelig, halbkugelig oder
birnförmig; ob. Hälfte
mit einerglatten Kiesel-
haut überzogen , im
Scheitel mit grosser kreisrunder Vertiefung. Untere Hälfte des Senwamra-
körpers mit welligen Erhöhungen und Vertiefungen, nach unten in einen
Stiel übergehend. Im Innern
besteht der Schwammkörper
aus dünnwandigen, mäandrisch
gewundenen Röhren. Obere
Kreide.
Cystispon-
g ia Roem.
(Fi$. 84). Wie
vorige, jedoch
eine dichte
Kieselhaut,
welche von
mehreren
grossen , un-
regelmässig
geformten
Oeffnungen
durch-
brochen ist,
den ganzen,
aus Röhren bestehenden Schwammkörper gleichmässig umhüllend. Kreide
und noch jetzt lebend.
4. Unterclasse. Calcispongiae. Kalkschwämme.
SMet aus Kalknadeln von dreistrahliyir, vierstrahlujer oder einaxiger
Form bestehend.
Die äussere Form der KalksehwÄinine ist ebenso vielgestaltig, wie
bei den Kieselsrhwäinmen und erinnert am meisten an jene der Lithi-
stiden. Auch das Canalsystem der dickwandigen Leuconen und l'hare-
tronen besteht ähnlich wie bei den Lithistiden aus einer Centraihöhle
Fig. 83.
( Vi mrrorjtongia / ungi/urmi»
Goldf sp. Exemplar in nat.
Grosse ans dem Planer von
Oppeln.
Au* dem Cuvleri-
Fig. M
Cytlirjtongia frurca Quenst
Planer von Salxgitter
a Exemplar in nat. Grosse 6 Deckschicht mit
darunterliegender Skeletschtcht "/t. cSkclet
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CalciBpongiae. Pharetrones.
59
Fig. s.V
Drelstrahlige Skelet-
elemente eines leben-
«V..
und radialen Abfuhrcanälen, welche in letztere einmünden; dieselben ver-
zweigen sich nach aussen in zahlreiche Aeste, welche in Geisselkamineni
endigen und von feinen Zufuhrcanälchen gespeist werden. Bei den
Svconen wird die Wand von einfachen Radialröhren, bei den dünn-
wandigen Asconen nur von Löchern durchbohrt.
Die kalkigen Skeletelemente liegen frei im Weich-
körper, bald einschichtig in einer Ebene (Ascones), bald
mehr oder weniger deutlich radial, nach dem Verlauf
der Canäle angeordnet (Sycones), bald irregulär an-
gehäuft (Leucones), bald zu anastomosirenden Faserzügen
zusammengedrängt (Pharetrones). Am häufigsten sind
regelmässige Dreistrahler, einaxige, beiderseits zu-
gespitzte Nadeln, etwas spärlicher Vierstrahler.
Der Erhaltungszustand der fossilen Kalkschwämme
ist wegen der leichten Zerstörbarkeit der Skeletelemente meist ein sehr
ungünstiger und zur mikroskopischen Untersuchung ungeeigneter. Die
zu Faserzügen vereinigten Dreistrahler und Stabnadeln lassen sich nur
in seltenen Fällen deutlich erkennen, sind meistens ganz oder theil-
weise aufgelöst und zu homogenen oder krystallinischen Kalkfasem um-
gewandelt (Fig. 88), in denen feine Kalkfädcheu von zahlreichen Krystalli-
Fig. 87.
eines fossilen
mit thell-
weise erhaltenenSpicu/ac"7,
Fig 88.
eines ans Drefstrahlern be-
Lalkscbwamiuea aus dem
Oberen i\xn.{Prronrlln cylimtrica Goldf.
sp.) in 40 fachen Vergrösserung.
Fig.fW.
Fasern eines fossilen Kalk-
schwarnmes durch Krystalli-
satlon verändert •»/,.
sationscentren nach allen Richtungen hin ausstrahlen. Zuweilen wurden
solche Kalkskelete nachträglich in Kieselerde umgewandelt. Die kalkige
oder kieselige Beschaffenheit eines fossilen Schwammes gewährt darum
keinen Aufschluss über die ursprüngliche Beschaffenheit des Skeletes,
da Kieselschwämme in Folge des Fossilisationsprocosses ein kalkiges
und Kalkschwämme ein kieseliges Skelet erhalten können.
Von den 4 Ordnungen der Kalkschwämme (Ascones, Leucones,
Sycones und Pharetrones) haben nur die zwei letzten für den Palä-
ontologen praktisches Interesse, da von den ersteren entweder keine
oder nur ganz vereinzelte fossile Ueberreste bekannt sind.
I. Ordnung. Pharetrones. Zitt.
Wand dick; Canalsystem wie bei den Lithistiden, zuweilen
undeutlich und scheinbar fehlend. Nadeln zu anastomosi-
renden Faserzügen geordnet; häufig eine glatte oder runzelige
Deckschicht vorhanden. Devon bis Kreide. In der Tertiär- und
Jetztzeit fehlend.
Eudea Lamx. Cylindrisch, keulenförmig, meist einfach, selten ästig.
Centraihöhle röhrig, eng, bis zur Basis reichend, mit rundem Osculum im
Scheitel. Oberfläche mit glatter Dermalschicht, worin Ostien von kurzen
Canälen hegen. Trias und Jura. K clavatu Lamx.
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60
Coelenterata. Spongiae.
Fig S9.
PeronideUa
ryUndrim
Mst. sp.
Aus dem ob.
Jura von
Müggendorf
in >/, uat.
U rosse.
Flg. :»0.
Peroni <i rlla
Krom. sp.
Aus dem Hils von
Berklingen
in Braunschweig.
Nat. Grosse.
Flg. 91.
Coryntüa quot'ttdli Zltt.
Aus dem Co ml rag von Natt-
heim.
« Kxemplar in nat. Grösse.
h Skeletfasern 4 mal ver-
grot.se rt.
Peronidella Zitt. (antea Peronella Zitt. non Gray, Siphonocoelia, Poly-
coelia From.) (Fig.89,90). Cylindrisch, dickwandig, einfach oder ästig. Centrai-
höhle röhrig, bis zur
Basis reichend; letz-
:v tere zuweilen mit
j£| dichter Deckschicht
überzogen, die übrige
Oberfläche fein po-
rös. Ein deutliches
Canalsystem fehlt.
Die groben, anasto-
mosirenden Skelet-
fasern bestehen aus
dichtgedrängten, zu-
sammengepackten
Dreistrahlern und
Einstrahlern. Selten
im Devon (Scyphia
constricta Sandb.) ;
häufig in Trias, Jura
und Kreide.
Eusiphonella Zitt. (Fig. 92). Wie vorige, jedoch dünnwandiger, mit
weiter, bis zur Basis reichender Centraihöhle, deren Wand mit verticalen
Reihen von Radialcanalöffnungen bedeckt ist. Oberfläche porös. Ob. Jura.
Corynella Zitt. (Fig. 91). Kolbenförmig, cylindrisch oder kreisei-
förmig, dickwandig, einfach,
oderzusammengesetzt. Centrai-
höhle trichterförmig, seicht,
nach unten in ein Bündel ver-
ticaler, verzweigter Röhren auf-
gelöst; die Scheitelöffnung
häufig von radialen Furchen
umgeben. Obertlächenporen
mit stark verästelten Radial
canälen communicirend, wel-
che sich nach innen in stärkere
Aeste vereinigen und in die
Centraihöhle münden. Häufig
in Trias, Jura und Kreide.
Stellispongia d'Orb.(Fig.'.M). Meist zusammengesetzte, aus halbkugeligen
otler birnförmigen, kurzen Personen zusammengesetzte Stöcke, deren Basis
mit dichter Deckschicht über-
zogen ist. Scheitel gewölbt,
mit seichter, von Radialfurchen
umgebener Centraihöhle, an
deren Basis und Seiten die
Oeffnungen der Radial- und
Vertiealcanäle münden. Skelet
aus kurzen, stumpfen, gebo
genen Einstrahlern, sowie aus
Drei- und Vierstrahlern zu-
sammengesetzt. Trias. Jura.
Holcospongia Hinde.
Jura. Kreide. Sestromo-
stclla Zitt. Trias bis Kreide;
Synopella Zitt. Kreide; Oculospongia From. (Fig. 93); Diplostoma
Front. Kreide etc.
Fig. 9i.
Emipttonrlla Brunni
Mst sp
Aus dem (oral rag
von Nuttheim.
Nat. Grosse.
Fig. 93
(A-u/unxmgfa
tuliuli/era
Ooldf. sp. Ans
.lern Kreidetuff
von Maestrieht,
Nat. Grosse.
Fig M.
StelliitjHiHftin plante-
rata Qui-iiHt sp.
Aus dem «oralrag
von Nattheim.
Nat. Grosse.
Fig 9;>.
arxitimnryo
Aus dem Hils von Merklingen
in nat. Grosse von oben.
Flg. 9«
Khnphidonrmn Farrinfld<mcn$t
Sharpe sp. Unt. Kreide (Ap-
tiem Farringdou. England.
»,', nat. Grösse.
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Calcyspongia. Sycones.
61
Elasmostoma From. (Fig. 95). Blatt-, ohrförmig bis trichterförmig.
Obere (resp. innere) Seite mit glatter Deckschicht, worin grosse seichte
Oscula liegen. Unterseite porös. Kreide.
Bhaphidonema Hinde (Fig. 96). Becher-, trichter- oder gewunden
blattförmig. Innen-(Ober-)Seite glatt mit sehr kleinen Osculis oder Poren.
Aussenseite rauh, porös. Canalsystem undeutlich. Trias, Jura, Kreide.
Pachytylodia Zitt. Trichterförmig, dickwandig, Basis mit glatter Deck-
schicht; sonstige Oberfläche ohne Oscula. Skelet aus sehr groben, anastomo-
sirenden Faserzügen bestehend. Kreide. Scyphia in/undibuliformis Goldf.
2. Ordnung. Sycones. Häckol.
Wand mit einfachen, radial gegen die Magenhöhle ge-
richteten und in diese mündenden Canälen. Skeletnadeln
regelmässig angeordnet.
Meist kleine, zierliche, in seichtem Wasser lebende Formen.
Protosycon Zitt. aus dem oberen Jura von Streitberg stimmt in der
Anordnung der Radialcanäle mit den lebenden Syconen überein, ist klein
und cylindrisch-conisch.
Zu den Syconen rechnet Rauff auch die von Steinmann (Jahrb.
f. Mineralog. 1H82. II. 139) als Sphinctozoa beschriebenen Kalkschwämme,
welche sich durch eine höchst bemerkenswerthe Segmentirung, wie sie auch
bei der Lithistidengattung Casearia vorkommt, von allen übrigen Kalk-
«chwämmen unterscheiden. Die ältesten hierher gehörigen Formen sind
Sollasia, Amblys iphonella und Sebargasia Steinm. aus dem Kohlen-
kalk von Asturien. In der Trias von St. Cassian und Seelandalp bei
Schluderbach kommen Colospongia Laube, Thaumastocoelia und
Cr yptoeoelia Steinm. vor.
In der unteren und mittleren Kreide finden sich Thalamopora Roem.
und Barroisia Steinm. {VerticUlites Zitt. non Defr., Sphaerocoelia Steinm.).
Barroisia (Fig. 97) kommt Ä
bald in einfachen, cvlindrischen
oder keulenförmigen Individuen,
bald zu buschigen Stöcken ver-
einigt vor. Die Oberfläche zeigt
häufig Einschnürungen, der Schei-
tel ist gewölbt und mit centralem
Ovulum versehen, die Centrai-
höhle röhrenförmig. Die cvlin-
drischen Individuen bestehen aus
dünnwandigen , halbkugeligen
oder flachen Segmenten, die in
der Art übereinander folgen, dass
die Decke jedes Segmentes zu-
gleich den Boden des folgenden
bildet Die Wand ist allenthalben
von einfachen Röhrencanälen
durchbohrt und besteht aus Faserzügen von dreistrahligen Nadeln.
Lor. sp. Aptien. La Presta.
Farrinjrdon.
The II anjre-
Ffgr. 97.
Hiirroi'id (iiKwtnmnnn Munt. Bp. Aptien.
Berkshire. A Kin btisehijrer Stock /.um
schnitten nat. Gro«se. 1t Ein Kinzelindivlduum schräg
durchgeschnitten <i tirenzllnie zweier Scirmente,
h Centrairohre, o terminale OetTnung der Central röhre,
rl Kadialcanale. C, D I»rei«trahler aus dem skelet '»/,
(nach Stein man in.
B. hei-
Zeitliche und räumliche Verbreitung der fossilen Spongien.
Die phylogenetische Entwicklung der Myxospongia, Ccratospongia
und eines Theiles der Silicispongiae wird wegen der ungünstigen Organi-
sation dieser Formen für die fossile Erhaltung stets in Dunkel gehüllt
bleiben. Immerhin beweisen jedoch isolirte Nadeln, dass MonadincUida
und Tetractinellida schon in den paläozoischen Meeren vorhanden waren;
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02
Coelenterata. Sponpae.
in Trias, Jura und Kreide setzen sie zuweilen ganze Schichten zusammen
und nahmen an der Entstehung von Hornsteiu, Chalcedon und Feuer-
stein sicherlich erheblich Antheil. Im Tertiär finden sich Nadeln,
die auf noch jetzt existirende Gattungen zurückgeführt werden können,
ziemlich häufig.
Bemerkenswerth ist die geologische Verbreitung der drei am besten
erhaltungsfähigen Spongiongruppen : der Li thistiden, Hexacti-
nelliden und Kalk schwämme. Die lebenden Vertreter der zwei
ersten Ordnungen bewohnen tiefe oder doch massig tiefe Gewässer, die
Kalkschwämme bevorzugen seichte Küstenstriche. Da sich auch die
fossilen Kalkschwämme fast nur in mergeligen, thonigen oder sandigen
Ablagerungen von entschieden litoralem Charakter finden, die fossilen
Lithistiden und Hexactinelliden aber vorzugsweise in Kalksteinen vor-
kommen, in denen Kalkschwämme fehlen, so lässt sich daraus schliessen,
dass auch die fossileu Spongien ähnlichen Existenzbedingungen unter-
worfen waren, wie ihre jetztlebenden Verwandten.
Vou Lithistiden enthält das Cambrium die Gattungen Archaeo-
scyphia und Nipterella, das untere und obere Silur von Europa und
Nord- Amerika eine Anzahl Tetrariadina (Auhcopium) und Eutaxicladina
[Astylospongia, Palaeomanon, Hindia), sowie vereinzelte Rhizomorina. Im
Carbon folgen spärliche Reste von Rhizomorinen und Megamorinen,
aber erst im oberen Jura, insbesondere in den Spongitenkalken von
Franken, Schwaben, der Schweiz, des Krakauer Gebietes entfalten die
Lithistiden einen erstaunlichen Formenreichthum und setzten zuweilen
ganze Schichtencomplexe zusammen. Sie finden sich nur vereinzelt in
der unteren Kreide, treten aber im Pläner, Grünsand und der oberen
Kreide von Norddeutschland, Böhmen, Polen, Galizien, Südrussland,
England, Frankreich massenhaft auf. Das Tertiär ist fast überall vor-
wiegend durch Seichtwasserablagerungen vertreten, und darum der
Maugel an Lithistiden und Hexactinelliden nicht auffallend. Sie finden
sich übrigens an einzelnen Localitäten wie im oberen Miocän bei
Bologna und in der Provinz Oran in Nordafrika.
Ganz ähnliche Verbreitung, wie die Lithistiden, besitzen auch die
Hexactinelliden. Sie beginnen schon im oberen Cambrium und im
Silur mit eigentümlich differenzirten Lyssacinen (Protospongia, Phor-
mosella, Cyathophycm , Palaeosaccus, Plectoderma, Patlersonia, Brachio-
spongia, Dictyophyton, Astraespongia). Die gleichen Gruppen dauern
auch im Devon fort, wo namentlich Dictyophyton und Verwandte in
Nordamerika starke Verbreitung erlangen. Der Kohlenkalk enthält
einige aberrante Lj'ssacinen, die Hinde als Hcteractinelliden von den
Hexactinelliden trennte. Im mesozoischen und känozoischen Zeitalter
fällt die geologische Verbreitung der Hexactinelliden fast genau mit
jener der Lithistiden zusammen; doch gibt es hin und wieder Ab-
lagerungen, welche vorherrschend aus Hexactinelliden und andere, die
fast nur aus Lithistiden zusammengesetzt sind.
Wesentlich abweichend verhalten sich die Kalkschwämme, von
denen nur die Pharetronen und Svconen für den Geologen in Be-
tracht kommen. Die ältesten Vertreter derselben finden sich ganz ver-
einzelt im mittleren Devon und Kohlenkalk. Sie erscheinen in grosser
Mannichfaltigkeit in der alpinen Trias (St. Cassian und Seeland-Alp),
fehlen dagegen der ausseralpinen Trias fast gänzlich. Im Jura erscheinen
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Cnidaria. Anthozoa. 63
sie in mergeligen Schichten des Dogger (Ranville, Schwaben), sowie in
gewissen Ablagerungen des weissen Jura (Terrain ä ChaiUes, Coralrag
von Nattheini, Sontheim u. a. 0.) in Süddeutschland und der Schweiz.
Die untere Kreide, namentlich das Neocom von Braunschweig, des
Schweizerischen Juragebirges und des Pariser Beckens, ferner das
Aptien von La Presta bei Neuchatel und Farringdon in Berkshire und
die mittlere Kreide (Cenomanien) von Essen, Le Maus und Havre
zeichnen sich durch ihren Reichthum an wohl erhaltenen Pharetronen
und einer geringereu Anzahl sphinetozoer Syconen aus. Dagegen fehlen
beide Gruppen im Tertiär, wo übrigens vereinzelte, isolirte, kalkige
Dreistrahler die Anwesenheit von Calcispongien da und dort verrathen.
Die Pharetronen scheinen mit Schluss der Kreideformation verschwunden
zu sein.1)
2. Unterstamm.
Cnidaria. Nesselthiere.
Die Cnidaria oder Nematophora besitzen einen radial symmetrischen
Körper mit endstandiger, von fleischigen Tentakeln umstellter Mund-
üffnung. Das Ectoderm (zuweilen auch das Entoderm) ist mit Nessel-
zellen (Cnidoblasten) erfüllt, welche eine ätzende Flüssigkeit enthalten
und in einen fadenförmigen hohlen Fortsatz auslaufen. Das Mesoderm
fehlt zuweilen gänzlich, dagegen sind Ectoderm und Entoderm stark
entwickelt; ersteres scheidet häufig Kalk oder Ilornsubstanz aus, beide
zusammen liefern die Muskeln und Nerven, das Entoderm die Ge-
schlechtsorgane.
Man unterscheidet zwei Gassen: Anthozoa und Hydrozoa.
1 . Classe. Anthozoa. Korallenthiere. *)
Meist festsitzende, cylindrische Strahlthiere mit
einem von Tentakeln umstellten Mund, Schlundrohr
und Leibeshöhle. Letztere durch verticale Fleisch-
lamellen (Mesenterialfalten) in radiale Kammern getheilt.
Häufig ein kalkiges oder horniges Skelet vorhanden.
Die einzelneu Korallenthiere (Polypen) haben die Form eines
cylindrischen Schlauches, an dessen einem Ende in einer fleischigen
>) An die Spongien und zwar an die Hexactinelliden wurden von Hinde die
in silurischen und devonischen Ablagerangen verbreiteten Receptaculiden ange-
schlossen. Es sind dies freie, kugelige bis birnförmige, ringsum geschlossene
Körper mit centralem Hohlraum, deren kalkige Wand aus quineunxial angeord-
neten Elementen zusammengesetzt int. Letztere bestehen aussen aus einem rhom-
bischen Tafelchen mit vier kreuzförmigen Tangentialarmen und einem senkrecht
nach innen gerichteten Stiel. Die systematische Stellung dieser rathuelhailen Fos-
silien (Reecptaculite*, Leptopoterion ,' Pascrolus, lschadites, Polygomftpluurites) ist
ganzlich unsicher; sie wurden von Gümbel mit Kalk-Algen (Dactyloporiden), von
Anderen mit Foraminiferen oder Spongien verglichen und von Hauff (Abhandlungen
k bayer. Ak. II. Cl. 1892. Bd. XVII) monographisch bearbeitet.
*) Literatur:
Milnt-F.dxcards, H., et Haime, J.t Histoire naturelle des Coralliaires. 3 Bande mit
Atlas. Paris 1857-1860.
„ Monographie des Polypiers foss. des terrains paldozoiques. Areh. du Museum.
Paris, vol. V. 1851.
„ Monograph of the British fossil Corals. Palaeontogr. Soc 1849— C4
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04
Coelenterata. Cnidaria.
Fig.
Schcmatisohcr Ouerschnitt durch «len
Welchkorper einer Ik-xakorollc. In »1er
oberen Hälfte (über «ler Linie a-fci ist
der Schnitt durch da« Schlundrohr *.
in der unteren Hälfte unter demselben
geführt. Das Kalkskelet ist durch
schwarze Linien angedeutet, r Rieh-
tung*8C]>t«n mach lt. Heriwigt.
Pclunmtischer Querschnitt
durch den Welchkorper
einer Octokorallcf/Wryc/iiittm i.
x Schlund. /. 2, •>'. 4 die
McM-ntcrial • Lamellen der
linken .Seite
(nach R. Hertwig).
Platte 'die 'meist spaltförmige oder ovale Mundöffnimg sich befindet.
Von dem mit Tentakeln umstellten Mund führt eine geschlossene Röhre
(Sehlundrohr) in die Leibeahöhle. Die äussere Umhüllung des Korpers,
deren Theile als Sei-
ten wand (Mauer),
Mundscheibe und Ba-
salblatt bezeichnet
werden, besteht aus
Ectoderm und Knto-
derm und einer dün-
nen Schicht von Me-
soderm. Von der
Sei ten wand ragen 6
bis 8 oder mehr radial
angeordnete verticale
Blätter (Mesenterial-
falten, Sarkosepten)
(Fig. 98, 99) in die
Leibeshöhle und zerlegen dieselbe in eine
Anzahl nach innen geöffneter Kammern
(Mosen terialfäch er, Radialtaschen), die sich nach oben in hohle
Tentakeln verlängern. Die Mesenteriallamellen enthalten die Generations-
organe, sind auf beiden Seiten mit Muskelfasern bedeckt und am krausen
Innenrand mit Meseuterialfäden eingeiasst, Die Muskelfasern verlaufen
auf einer Seite der Mesenteriallamellen transversal, auf der anderen Seite
longitudinal ; letztere bilden meist eine Verdickung (Muskelfahue). deren
Anordnung für die Systematik von grosser Wichtigkeit ist, indem sie
bei allen Anthozoen eine bilaterale Symmetrie zum Ausdruck bringt
und dadurch die Orientirungen der Antimeren erleichtert. Theilt man
nämlich ein Korallenthier in der Richtung der Mundspalte in zwei
Hälften, so besitzen bei den Octokorallen (Fig. 98) alle Lamellen der
rechten Hälfte ihre Muskelverdiekungen auf der rechten, die der linken
Hälfte auf der linken Seite; bei den Hexakorallen (Fig. 99) sind die
Sarkosepten paarweise gruppirt, indem je zwei benachbarte Septen ein-
ander ihre Muskelfahnen zukehren. Von dieser Regel machen nur zwei,
in der Verlängerung der Mundspalte gelegene Septenpaare eine Aus-
nahme, indem sie die Muskelfahnen auf den abgewandten Seiten tragen
und dadurch als sogenannte Rieh tu ngssepten die Sagittalaxe des
Körpers anzeigen.
Nur wenige Anthozoen haben einen vollständig weichen Körper,
meist scheiden sie kalkige, hornige oder hornig- kalkige Skelete aus.
Ihincan, M., ibid. 1865— 1869 und 1872 — Revision of the Familie» and Genera
of the Sclerodertnic Zoantharia or Madreporaria Journ. Linnean Soc. London.
Zoolony 1884. vol. XVIII.
Fromentel, E. de, Introduttion ä l'&ude des Polypiers fossiles. Paris 1858—1861.
„ Zoophvtes. Paläontologie franeaise. Seit 1861.
Rem*, A E, Sitzungsbericht der Wiener Akad. 185'.», 1864, 1865, 1870 und Denk-
schriften Rd VII, XX1I1, XXVIII, XXIX, XXXI, XXXIII
Koch, Ch. t\, Die ungeschlechtliche Vermehrung der palaeoz. Korallen Palaeonto-
graphiea 188.'! Rd XXIX.
Quemtedt, F. A., Petrehietenkunde Deuteehlands. Bd. VI. 1885. Röhren- und
8ternkorallen.
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Anthozoa. 65
Die einfachste Form der Skeletbildung besteht darin, dass sich im
Ectoderm winzige, rundliche, cylindrische, nadeiförmige oder knorrige
Kalkkörperchen (Spiculae) bilden, die in das Mesoderm oindringen und
isolirt in grossen Massen im Körper vertheilt bleiben (viele AUryonaria).
Bei manchen Formen (Corallium, Mopsea, Tubipora) werden die Spiculae
durch kalkige oder hornige Zwischonsubstanz fest mit einander verkittet
und bilden entweder Röhren (Tubipora) oder, wenn sie hauptsächlich an
d«T Basis ausgeschieden werden, Basalplatten oder Axen, in deren Hei-
schiger Rinde die Knospen der Colonie aussprossen. (Fig. [00.) Zuweilen
bestehen diese Axen auch vollstän-
dig aus Hornsubstanz ohne alle Bei — \JEl^
mischung von Kalkkörperchen. Bei
den sogenannten Stein korallen
Fl« 100.
Lam. (nach Lacaze-D ut h ierz).
Zweiges der rothen Edelkoralle iler
nach aufgeschnitten, und ein Thell der
n Rinde (Coeoosarki mit drei Poljrpen
zurückgeschlagen.
Kig 101.
A»troidt$ calyr.ulari* I-anix. sp. Au» dem Mittel -
mecr (nach Lacaze-Duthlers). Polypen th ler
mit kalkigem Skclet, der IJtnge nach durch-
geschnitten und vergrösaert.
te Tentakeln. <# Magenrohr me Mesenterialfaltc.
loc Mesenterial filetier, coc Coenosnrk. Sepia.
col Saulchen
(Fig. 101) bildet sich ein zusammenhängendes Kalkskelet in der Weise,
dass am unteren Ende des fleischigen Polypen vom Ectoderm zwischen
je zwei Mesenterialblättern kleine rundliche, elliptische oder knorrige
Kalkkörperchen (Scleriten) ausgeschieden werden, welche sich in radialer
Richtung an einander reihen und nach und nach, indem sich immer
weitere Kalkkörperchen in verticaler Richtung den zuerst entstandenen
anfügen, senkrechte Stern leisten oder Septen (Septa, cloisons)
bilden. Gleichzeitig verkalkt auch , wenn das Polypenthier aufge-
wachsen ist, die Basis. Während aber die Basalplatte ausserhalb der
fleischigen rmhüllung des Thieres vom Ectoderm ausgeschieden wird
und aus einer Menge winziger, dicht zusammengedrängter Kalkkörper-
chen besteht, erheben sich die Septa auf der Basalplatte und liegen in
verticalen Radialfalten der Rumpfwand. Ebenso kann innerhalb und
in einiger Entfernung von der fleischigen Aussenwand in einer ring-
förmigen Falte, welche die äusseren Enden der Septen verbindet, eine
kalkige Mauer (theca, muraille) ausgeschieden werden. Sowohl die
Septen, als auch die Mauer oder Wand bestehen aus zusammengefügten
Kalkkörperchen, bei denen von einem dunklen Kern feine Kalkfasern
nach allen Richtungen ausstrahlen. Da in den Septen sämnitliche
Kalkkörperchen in radialer Richtung angeordnet sind, so bilden die
Zittcl, Orundzüge der Palacontologie. 5
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6G
Coelenterata. Cnidaria.
Verkalkungscentren im Querschnitt eine dunkle, unterbrochene, zuweilen
etwas zackige Medianlinie, von welcher die feinen, büschelartigen
Fasern nach allen Richtungen ausstrahlen. Aehnliche Verkalkungs-
centren befinden sich auch in der Mauer. Durch secundäre Verände-
rung scheinen sich die Verkalkungscentren zuweilen zu vergrössern,
so dass sie zu einer kräftigen, continuirlichcn , dunklen Mittellinie zu-
sammenlaufen, welche das Septum scheinbar in zwei getrennte La-
mellen theilt.
Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Scleriten der Septen
sind entweder vollständig mit Kalk ausgefüllt (Aporosa), oder es bleiben
grössere oder kleinere porenartige Lücken frei (Perforata), ja in man-
chen Fällen sind die Septen sogar durch ein lockeres Netzwerk vertical
aufgebauter Scleriten oder nur durch verticale Dornenreihen (Favosites)
ersetzt.
Die Zahl der Mesenterialfalten und der in den Kammern entstehen-
den Septen zeigt innerhalb der verschiedenen Unterclassen, Ordnungen,
Gattungen und Arten grosse Gesetzmässigkeit und vermehrt sich in
der Regel mit zunehmendem Alter in der Weise, dass sich gleichzeitig
mit den neu gebildeten Kammern immer neue Kreise von Sternleisten
einschalten. Zahl und Vermehrung der Septa liefern treffliche syste-
matische Merkmale; in der Regel entstehen zuerst 4, 6, 8 oder 12
Primärleisten, zwischen welchen sich alsdann successive die Cyclen der
zweiten, dritten, vierten u. s. w. Ordnung einschalten. Der Oberrand
der Septen ist bald gezackt oder gekörnelt, bald glatt und steigt bogen-
förmig oder schräg von dem vertieften Centrum der Zelle gegen die
Wand an; der durch den Oborrand der Septen gebildete, offene, in
der Mitte eingesenkte Theil des Kalkgerüstes heisst der Kelch (Calyx).
Die Seiten wände der Septen sind selten glatt, häufiger mit zerstreuten
Granulationen oder Körnchenreihen bedeckt, zuweilen auch mit verti-
ealen, ziemlich stark vorspringenden Leisten (carinae) versehen. Nicht
selten lagert sich auf den Seiten der älteren Septen auch dichte Kalk-
substenz (Stereoplasma) ab und verdickt dieselben beträchtlich. Ragen
die Körnchen auf den Seiten der Sternleisten als conische oder cylin-
drische Stäbchen vor, so werden sie Querbälkehen oder Syn-
aptikeln genannt. Häufig vereinigen sich die gegenüber stehenden
Synaptikeln zweier benachbarter Septen; zuweilen verschmelzen auch
die übereinander stehenden Synaptikeln zu vorticalen Leisten und ver-
festigen dadurch den Zusammenhang der radialen Septen. Bei Korallen
mit stark entwickelten Synaptikeln ersetzen die letzteren häufig die
Wand (Athecalia). Da sich das Kalkgerüst der Korallen in dem Maasse
erhöht, als das Thier nach oben fortwächst, so werden die unteren,
von Weichtheilen nicht mehr umgebenen Theile nach und nach theils
durch zahlreiche, zwischen den Septen befindliche horizontale oder
schräge Kalkblättchen , die sogenannten Querblätter oder Tra-
versen (dissepimenta), theils durch vollständige horizontale, gewölbte
oder trichterförmige Böden (Tabulae), die häufig aus der Verwachsung
von Traversen hervorgehen, abgeschlossen (Fig. 102). Die Querblätter und
Böden sind besonders stark bei cylindrischen Formen entwickelt und
bilden häufig ein blasiges oder zeiliges Gewebe im Innern der Zellen.
Reichen alle oder ein Theil der Septen bis in's Centrum des Kelches,
s<> können sich ihre inneren Enden zu einem falschen Säu leben
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Anthozoa.
87
verschlingen, zuweilen entsteht aber auch ein ächtes Säulchen (Columella,
Axe) als ein compactes, griffel- oder blattartiges Gebilde, oder es ist
aus einem Bündel von griffeiförmigen oder gedrehten Stäbchen (Fig. 103)
oder aus Schichten dünner Lamellen zusammengesetzt. Unter Pfähl -
chen (palis, paluli) versteht man kleine Verticallamellen , die sich
zwischen das Säulchen und die Enden der Septen entweder in einem
(Fig. 103) oder in mehreren Kreisen einschalten.
Nach aussen werden die Zellen meist durch eine Wand (theca,
muraille, Mauer) begrenzt. Dieselbe wird häutig durch eine besondere
ringförmige Falte der fleischigen Umwandung aus-
geschieden und besteht aus besonderen, zwischen den
Septenenden aufgebauten Skleriten mit selbstständigen
Verkalkungscentren (Euthecalia); eine falsche Wand
entsteht in vielen Fällen durch einfache Verdickung
und Zusammenwachsen der distalen Enden der Septen
{Pseudothecalia), und zuweilen ver-
einigen sich auch die Querblättchen in
einer bestimmten Zone derart mit ein-
ander, dass innerhalb der eigentlichen
Wand noch eine innere Wand gebildet
wird. Als Epithek bezeichnet man
eine meist glatte oder runzelige Deck-
schicht, welche nach Koch nur eine
Fortsetzung der Fussplatte ist und auf
der Aussenseite der fleischigen Seitenwand
abgeschieden wird. Sie legt sich häufig
unmittelbar auf die Mauer oder ist von
derselben getrennt, wenn die Septen als
sogenannte Rippen (costae) über die Mauer
vorragen. Befinden sich auf der Wand
vorspringende verticale Rippen , die den
Zwischenräumen der Septen entsprechen, so nennt man dieselben
Pseudocostae oder Rugae.
Verhältnissmässig wenig Anthozoen pflanzen sich auf geschlecht-
lichem Wege fort, indem sie Larven aussenden, welche eine Zeit lang
frei schwimmen, sich alsdann festheften und zu Einzclkorallen ent-
wickeln. Viel häufiger findet die Vermehrung auf ungeschlechtlichem
Wege durch Knospung oder Theilung statt, wobei die neugebildeten
Individuen untereinander und mit der Mutterzelle in Verbindung bleiben
und zusammengesetzte Oolonien (Stöcke) von der verschiedensten
Form und Grösse bilden.
Die neuen Zellen entstehen entweder ausserhalb oder innerhalb des
Kelches des Mutterthieres. Bei der Aussenknospung brechen die
jungen Zellen entweder an der Seitenwand der Mutterzelle aus (Lateral -
knospen) oder sie entstehen in dem die Zellen eines Stockes verbindenden
kalkigen Zwischeugewebe (Coenenchym- und Oostalknospen). In
beiden Fällen können sich die jungen Zellen entweder seitlich frei machen,
indem sie nur mit ihrer Basis mit dem Mutterindividuum in Verbindung
bleiben, oder sie legen sich dicht an dieselbe an und berühren sich
allseitig mit ihren Aussenwänden. Es entstehen dadurch theils buschige,
ästige, theils massive, knollige, sogenannte asträoidische Stöcke. Tu
Fig. 102.
Lit hottrat ion
Martini.
Längsschnitt,
um die Quer-
boden
Fig. 103.
\yUia eyai
Polyparum der Lange
Caryophylha cyathtu Sol.
nach durchgebrochen,
im Centrum mit einem
ächten, von einem Pfähl-
chenkranz umstellton
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6R
Coelenterata. Cnidarm.
selteneren Fällen bildet die Aussenwand der Mutterthiere an ihrer Basis
hohle, kriechende Verlängerungen (Stolonen) oder basale Ausbreitungen,
auf welchen sich die jungen Knospen entwickeln. Bei der Innen-
knospung (Calyeinalknospung) erfolgt die Vermehrung innerhalb des
Kelches und zwar dadurch, dass entweder einzelne Septen sich ver-
grösseru, zusammenwachsen und schliesslicli innerhalb des Kelches eine
neue Zelle umgrenzen (Septal knospen), oder dass sich Böden taschcn-
förmig aufbiegen und die Aussenwände der jungen Zellen bilden (Tabular-
knospen). Sowohl bei den Septal- als auch bei den Tabularknospen
nimmt ein Theil der Mutterzelle, sowie ein Stück ihrer ursprünglichen
Aussenwand an der Zusammensetzung der Tochterzellen Theil; die
Septen oder modificirten Böden wandeln sich in einen Theil der Wand
um, von welcher alsdann Septen nach dem neuen Centrum der Knospe
ausgehen.
Ein besonderer Fall von calycinaler Knospung ist die Ver-
jüngung, wobei nur eine einzige Knospe in dem Mutterkelch ent-
steht und durch allmähliche Vergrösseruug den Platz des letzteren
occupirt, so dass bei Wiederholung dieses Processes ein aus reihenförmig
übereinander sitzender Zellen bestehender Stock gebildet wird, an welchem
nur die jüngste und oberste Knospe das lebende Thier enthält.
Die Vermehrung durch Selbsttheilung (Fissiparitt^) macht sich
zuerst durch eine Verlängerung oder Verzerrung des Mutterkelches
bemerkbar; gleichseitig schnürt sich die Wand an zwei gegenüber
liegenden Seiten ein. Führt die Einschnürung zur Trennung der zwei
Hälften, oder verbinden sich zwei gegenüberstehende Septen zu einer
neuen Wand, so entstehen ästige oder massive, asträoidische Stöcke,
die nicht wesentlich von den durch Knospung gebildeten abwoichen.
Häufig trennen sich jedoch die durch Selbsttheilung entstandenen
Individuen nur unvollkommen, bleiben, ohne sich völlig abzuschnüren,
seitlich mit einander in Verbindung und bilden alsdann zusammen-
Hiessonde, gerade, bogenförmige oder mäandrisch gewundene Reihen mit
mehr oder weniger deutlichen Centren.
Bei den zusammengesetzten Korallenstöcken verhält sich das Skelet
wie bei den einfachen solitären Formen, nur gestalten sich bei unvoll-
ständiger Treunung der Individuen in Folge von Knospung oder Selbst-
theilung die Verhältnisse etwas complicirter. Bei buschigen und asträ-
oidischen Stöcken entwickelt sich häufig ausserhalb der Mauer ein ver-
bindendes Zwischengewebe (Coenench ym), das von dem basalen Coeno-
sark ausgeschieden wird und zuweilen compacte Beschaffenheit aufweist
(Ocnlinidae) oder aus zelligem oder röhrigem Gewebe besteht. Häufig
wird die Verbindung der einzelnen Zellen auch dadurch hergestellt,
dass die Septen über die Wand vorragen und mit denen benachbarter
Individuen zusammenfliessen. Die Interseptalräume sind dann fast immer
mit reichlich entwickelten Querblättchen (Traversen) ausgefüllt. Alle
innerhalb der Wand befindlichen Gebilde , abgesehen von den Septen,
werden als Endothek, die ausserhalb der Wand gelegenen als
E x o t h e k bezeicnet.
Sämmtliche Anthozoen bewohnen das Meer und zwar vorherrschend
seichte Gewässer. Manche Fleisch-, Horn- und Steinkorallen finden
sich aber auch in grösseren Tiefen von 50—30!), ja bis 1500 Faden.
Die sogenannten Ki ff kor allen kommen mir bis zu einer Tiefe
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Anthozoa. Tetracorallia
69
v<m 30 — 35 in vor und bedürfen einer Wassertemperatur von 18 bis
**0° C. Die Korallenriffe der Jetztzeit sind darum auf einen Gürtel
/.wischen dem 30° nördlicher und südlicher Breite beschränkt und
haben entweder die Form von Saumriffen, Wallriffen oder Atollen.
An der Zusammensetzung der KorallenritYe betheiligen sich übrigens
nicht nur Steinkorallen (Porites, Madrepora, Tarbinaria, Poeillopora, viele
Astraeiden und Fungiden) und Aleyonarien (IJeliopora), sondern auch
Hydroraedusen (Milleporiden), Kalkalgen [Lithothamnium , Melobesia),
Mollusken, Echinodermen, Brvozoen und Würmer. Auch in ver-
gangenen Perioden haben die Korallen vielfach Riffe gebaut, wovon
jene der känozoischen und mesozoischen Periode zum Theil aus ähnlichen
Gattungen wie die der Jetztzeit bestehen, während die paläozoischen
hauptsächlich erloschene Gattungen und Familien enthalten, deren
Beziehungen zu den lebenden Formen häufig noch unklar sind.
Die Anthozoen werden von Ilaeckel in drei Unterclassen :
Tetracorallia, Hexacorallia und Octocoralliu eingetheilt.
1. Unterclasse. Tetracorallia. Haeckel.1)
(Zoantharia Rugosa M. Edw., Pterocoraüia Frech.)
Ausgestorbene, palaeozoische, einfache oder zusammengesetzt*', Stein-
korallen mit vier Systemen bilateral symmetrisch oder radiär angeordneter
Septen; ohne Coenenchym, aber mit meist stark entwickelten endothekahm
Bi)den oder Querblättehen und ivohlausgebildeter, häufig runzeliger Wand.
Die Tetracorallier zeichnen sich hauptsächlich durch den Besitz von
vier Primärsepten aus, zwischen welche sich vier Systeme später ge-
bildeter Septen einschalten. Die vier Primärsepten sind zuweilen unter
sich gleich und alsdann stärker und länger (Stauria) oder schwächer
und kürzer (Omphyma) als die übrigen, oder sie sind ungleich entwickelt.
Von den zwei in der Sagittalaxe gelegenen Primärsepten liegt das eine
(Hau ptsep tum) häufig in einer Grube oder Furche {fosstda) (Fig. 104),
während das gegenüberstehende Gegenseptum normal ausgebildet ist
oder an Stärke und Länge zurückbleibt ; zuweilen befindet sich auch das
Gegenseptum in einer Furche, und das Hauptseptuni ist normal ge-
bildet; die beiden seitlichen Seiten- oder Nebensepta sind stets
gleichartig entwickelt. Nicht selten zeigen übrigens alle Septen streng
radiale Anordnung, wobei meist ein stärkeres und längeres mit einem
schwächeren und kürzeren alternirt. Die Einschaltung der späteren
Septen erfolgt nach Kunth und Dybowsky in der Art, dass neben
dem Hauptseptum (h Fig. 104) jederseits ein neues Septum entsteht,
welches sich gegen das benachbarte Nebenseptuni (s) wendet und sich
») Literatur (vgl auch S. 63 und 64):
Kunth, A., Beitrage zur Kenntnis fossiler Korallen. Zeitschr. d. deutsrhen geol
Ges 1869 und 1870. Bd. XXI und XXII.
Dybowski, W. N, Monographie der Zoantharia Kugosa etc. Arch für Naturk. Liv ,
Est- und Kurlands. 1874 Bd. V.
Boemer, F., Lethaea palaeozoica. 1883. S. 324—416.
Schlüter, CUm., Anthozoen des Rheinischen Mittel -Devon Abhandl preuss. geol.
Lande» Anst 1889. Bd. VIII.
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70
Coelenterata. Cniduri».
diesem parallel zu stellen sucht. Indem nun der dadurch entstehende
Zwischenraum zwischen dem Hauptseptuin und den neugebildeten Septen
durch weitere, in immer höherem Niveau sich einschaltende Septen aus-
gefüllt wird, nehmen dieselben eine vom Huuptseptuin divergirende,
tiederartige Stellung ein. In ähnlicher Weise werden auch die zwei
zwischen dem Gegenseptum und den Seitensepten ge-
|v\:v '.'/.(A legenen Quadranten von fiederstelligen Septen aus-
Bf\\ : ä gefüllt, die jedoch
Kiff. 105
Slrrptetauma cornirutum
Hall. Aub untersiluri-
■chem Kalk von Cin-
Ohlo. Nat. Gr.
KiK. 104
Uaiujthullum
marginntum E. H. Aus
dem Kohlcnkalk von
Tournay. Vi
vom Seitenseptum ausgehen und
sich allmählich dem Gegenseptum
parallel stellen. Das Wachsthum-
•?» gesetz der Tetrakorallen lässt sich
'töt am besten durch Betrachtung der
Oberfläche von solchen Exemplaren
erkennen, bei denen die Septen
durch die Wand durchschimmern,
oder an denen die Wand durch
Abschleifen oder Aetzen beseitigt
wurde. Man sieht alsdann drei vom
Kelchrand zur Basis verlaufende
Linien, welche dem Hauptseptum
und den beiden Seitensepten ent-
a Hauptmann,. ; GeKen. sprechen, und von denen die Septal-
8eptum. * seitei«epta. Hnien fiederstellig, schräg nach oben
divergirend ausgehen (Fig. 105). Die Reihenfolge, in welcher die Septen
in den vier Quadranten erscheinen, ist durch die Nummern in Fig. 104
angedeutet.
Viele Tetracorallier pflanzen sich geschlechtlich fort und finden
sich nur als Einzelindividuen; die ungeschlechtliche Fortpflanzung
erfolgt meist durch calycinale, seltener durch seitliche Knospung, wobei
buschige oder massive Stöcke entstehen können.
Zwischen den dichten, am Oberrand glatten oder gezackten Septen
sind fast immer zahlreiche Querblättcr vorhanden, die zuweilen den ganzen
Zcllonraum mit blasigem Gewebe erfüllen und häutig schliessen hori-
zontale, geneigte oder trichterförmige Böden den centralen Visceralrauni
vollständig ab. Die Wand wird meist durch die verdickten und
zusammenwachsenden Knden der Septa gebildet ; sie ist zuweilen mit
Epithek überzogen und mit Längsrugen oder wurzelartigen Fortsätzen
versehen Ein achtes Ooenenehvin fehlt. Bei einigen Gattungen
ist der Kelch mit einem einfachen (Calceola) oder aus mehreren Stücken
zusammengesetzten (Goniophyllum) Deckel versehen.
Mit Ausnahme einiger Gattungen, deren systematische Stellung
unsicher ist, linden sich alle typischen Tetrakorallen in paläozoischen
Ablagerungen. Sie sind wahrscheinlich die Vorläufer der aporosen
Hexakorallon,
1. Familie. Cyathaxonidae. E. H.
Nur kreisel- oder homförmige Einzelzdlen. Septa regelmässig radial ge-
ordnet. Bilden und Querblättchen jelücn.
Cyathaxonia Blich. (Fig. IOC»). Spitz, kegelförmig. Hauptseptum in
einer Furche gelegen. Septen zahlreich, bis zu dem kräftigen, griffelartigen,
stark vorragenden Säulchen reichend. Im Kohlenkalk von Belgien und
England.
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Anthozoa. Tetracorallia.
7i
Duncanella Nicholson. Kreiseiförmig. Septen radial, fast alle gleich
lang und gleichstark, im Centrum des tiefen Kelchs ein falsches Säulchen
Ob. Silur. Nord-
D. borealis Nichol
bildend.
Amerika.
son.
Petraia Münst. (Fig.
107) . Kreiseiförmig oder co-
nisch. Septa kurz, nur im
untersten Theil des sehr tiefen
Kelches das Centrum errei-
chend. Säulchen fehlt. Silur.
Devon. Carbon.
Polycoelia King. (Fig.
108) . Hornförmig. Kelch sehr
tief mit vier Iiis fast zur Mitte
reichenden Primärsepten, zwi-
schen denen je fünf kleinere
in jedem Quadranten stehen.
Zechstein.
Kanophyllum Dvb.
Silur.
2. Familie.
Fig. 106.
Oythaxonia
Mich. Au» dem
Kohlenkalk von
Tournay. Zelle von
der Seite aufgebro-
chen, um die leeren
Interseptalkammern
zu zeigen. Inifacher
nat. Grosse.
Fig. 107. •
Petraia radiata Mstr
Aua dem Devon
vom Enkeberg
rbol Brilon.
Nat. Grosse.
a Zelle von der
Spitze gesehen,
b Zelle unterhalb
der Mitte quer
durchschnitten.
Flg. 108.
Polycoelia pro-
funda Germ. sp.
Zechstein Gera.
Nat. Gr (nach
Roemer).
Palaeocyclidae. Dybowski.
Zellen einfach scheibenförmig oder napf förmig. Septa zahlreich, kräftig,
nahezu radial geordnet. Böden und Querblättehen fehlen,
P ala eo c gel u s E. H. (Fig. 109),
Scheiben- bis niedrig kreiselförrnig,
rnitEpithek. Septa zahlreich, radiär,
alternirend, die grossen bis zur Mitte
reichend. Ob. Silur.
Combophyllum E. H., Bary-
phyllum E. H. Devon.
Ha drophyll u m E. H. Kissen-
:'-nuig. mit Epithek. Kelch mit
drei Septa 1 furchen, die des Haupt-
septuins am breitesten. Devon. Eifel.
Nord- Amerika.
Microcyclus Meek u. Worth.
(.Fig. 1 10). Wie vorige, jedoch nur eine
Septalfurche. Devon. Nord-Amerika.
109
Palatocyclu* pnrfHIn I-in.
Aus obersilurlschem Kalk
von Uotland.
a Kelch von oben, b von
der Seite.
Nat. Urosae.
Familie. Zaphrentidae.
Flg. 110.
Micrucyelut discu» Meek
u. Worth. Devon (Ha-
milton Group) Nord-
Amerika. Nat. Grösse,
(i von oben, b von unten
(nach Nicholson).
»XU
Einf ache kreiset-,
kegelförmige oder cy-
Undrische Zellen ; Septa
zahlreich, deutlich bila-
teral symmetrisch an-
geordnet. Böden voll-
stämlig; Querblättchen
nur in massiger Menge
m den Interseptalräu-
men vorhanden.
Streptelasma
Hall. (Fig. 111). Krei-
seiförmig, gekrümmt.
Septa zahlreich (80
bis 130), ungleich lang; die gekrümmten Enden der längeren im Centrum
zu einem dicken falschen Säulchen verschlungen. Böden horizontal, zahlreich.
Kig. III.
nall. Aus untereilurischem
Kalk von Clnclnnati. Ohio. Nut. Gros.««
A von der Seite. B Querschnitt. C Vcrticalachnitt
(ft Ilauptscptum, g Gegenseptum, * Seitensepinm i.
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72
Coelenterata Cniduriu
Die Primärsepten äusserlich deutlich durch die fiederetellig divergirenden
und durchschimmernden Sternleisten erkennbar. Häufig im unteren und
oberen Silur.
Lindstroemia Nich. Silur.
Zaphrentis Raf. (Fig. 112—114). Einfach, kreiseiförmig oder subcylin-
«Irisch, häufig verlängert. Kelch tief, kreisrund. Septen zahlreich, bis zur
Mitte reichend; Hauptseptum in einer tiefen Furche gelegen. Querböden
zahlreich , etwas irregulär, bis zur
Wand reichend, ausserdem im peri-
pheren Theil Querblättchen. 50— 60
Arten vom oberen Silur bis Carbon.
Hauptverbreitung im Koblenkulk.
Fig. 114
'/.tiphrcntit Knnittiltmi Nicholson. Koblciikulk.
Irland A Querschnitt durch den oberen, // durch
den unteren Theil einer /.eile, C ein langes und
zwei kurze Septen, durch ihre Vereinigung die
Ausscnwand bildend, /» Längsschnitt, um die
lioden zu zeigen (nach Nie hol höh)
Fi», na
Kelch von Xaptmiitit
r»riiH eupinr Mich.
Aus dein Kohleukalk
von Tournay.
vergrossert.
Fi« US.
Z'tphmtti* ntruirula
U-sueur. Aus devo-
nischem Kalkstein
von Ohio.
A mplexus Sow. Einfach, subcvlindrisch oder verlängert kreiseiförmig.
Kelch seicht Septa wenig zahlreich, kurz, niemals die Mitte erreichend.
Böden vollständig, horizontal, meist mit Septalfurche. Silur bis Kohlenkalk.
Aulacophyllum E. H. Kreiseiförmig. Septa zahlreich, bis zur Mitte
reichend. Hauptseptum in einer starken Furche gelegen. Die benachbarten
Septen fiederstellig. Silur. Devon.
Meno phyllum E. II. (Fig. 104). Kreiseiförmig. Hauptseptum in tiefer
Furche. Kelch mit drei Septa] furchen. Kohlenkalk.
Lophophyllum E. H. Kohlenkalk. Anisophyllum E. H. Silur. Devon.
Pycnophyllum Lindstr. Silur. Apasmophyllum Roem., Metrio-
phyllum E. H., Thamnophyllum Penecke. Devon, Pentaphyllum
de Kon. Carbon.
4. Familie. Cyathophyllidae. E. H.
Einjache Zellen oder zusammengesetzte Stöcke. Septen radial angeordnet,
zahlreich ; die vier Primärsepten zuweilen durch Stärke ausgezeichnet Böden und
blasige Endothek vorhanden.
CyathophyllumGo\df.(F\g.\lb — 117). Form höchst mannigfaltig, bald
einfach kreiselförmig, subcvlindrisch oder zu buschigen, bündeiförmigen oder
asträoidischen Stöcken vereinigt. Knospung calyeinal oder lateral. Septen
sehr zahlreich, an Grösse alternirend, streng radiär geordnet, die längeren
bis zum Centrum reichend. Die Mitte der Zellen mit zahlreichen Böden,
der periphere Theil mit blasigem Endothek erfüllt. Gegen 100 Arten im
Silur, Devon und Kohlenkalk. Hauptverbreitung im Devon.
Campophyllum E. H. (Fig. 118). Wie vorige, jedoch Septa das Centrum
nicht erreichend. Devon. Kohlenkalk.
Helio phyllum Dana. Meist einfach, kreiseiförmig, seltener in buschigen
Stöcken. Septa zahlreich, bis zum Centrum reichend, auf den Seiten mit
vorspringenden Verticalleisten (Carmen). Devon.
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Anümzoa Tetracorallia
73
DiphyphyllumlAinad. (Big. 119). Silur bis Carbon. Phol idophyllum
Lindstr Silur. Er idophyllum E. H. Silur. Devon. Crepidophyllum Nich.,
C raspedoph yllum Dyb. Devon.
K oninckophyllum Nich. Thoms.
Vhonaxis E. H. Carbon. Clisio-
ph yllum Dana. Silur bis Carbon.
Fig. 1IG
('iinihiijitiyllum In xagoniiw (Joldf Aus devonittcbera
Kalk von Gerolstein. Nut. (inwc,
I U
Fig. 115.
i'yithtrj.hyltum cacrpitivtutu GoldT Aus devoni-
schem Kalk von Gerolstein. Eifel. Nat. Grosse.
Omphyma Raf . ( Fig. 1 '20). Ein
fach, conisch oder kreiseiförmig; Wand
mit wurzelartigen Fortsätzen. Septa
zahlreich, die vier Primärsepten in
Beichten Furchen. Aussenwand mit
fiederstel liger Streifung. Böden zahl-
reich. Silur.
ChonophyllumE.il Silur. Devon.
Ptychophyllum E. H. Kreiseiförmig. Jeder Stock ist aus einer Ah
zahl trichterförmiger, in einander geschachtelter calycinaler Knospen zu
Fi«, in.
Cyutlinjihytlttm hiltrujihylliim E
Gerolstein. A Querschnitt,
(nach Nie hol» on).
IL Mittel Hevon.
M LangKschiiitt
Flg II«.
(.'■ampophttUum Compren-
tum Ludw. Ans dem
KohlenkaU: Ton Haiu-
dorf. Schlesien.
n Ltngmcbnitt.
b Querachnitt
Fig 119.
Diphyphullnm cun-
Hnnum Lonsd. Aus
dem Kohlenkalk
von Kamen»k.
Ural.
Flg. läo.
a (hnphymn subturbinata E. H. b Kelch von (hnphf/tiui
turbiuaia E. H. Beide aus obersllurisehem Kalk von
Gotland.
sammengesetzt, deren Aussenränder nach unten mehr oder weniger um-
gebogen sind. Septen zahlreich, im Centrum gebogen und zu einem dicken,
74
Coelenterata. Cnidaria.
falschen Säulchen verschlungen; weiter aussen durch Stereoplasma verdickt
und durch Zusammenwachsen eine sehr dicke Wand bildend. Silur.
(P. patellatum Schloth sp.) Devon.
Cyclophyllum Duncan und Thoms. Einfach, cylindro-
conisch. Septen zahlreich, die grösseren ein dickes, von spon-
giösem Gewehe erfülltes Säulchen bildend. Kohlenkalk.
Aulophyllum E. H., Aspidophyllum, Rhodophyllum
Nichols. Thoms. Carbon etc.
Lithostrotion Llwyd. (Stylaxis M'Coy, Petalaris E. H.)
(Fig. 121). Buschige oder asträoidische Stöcke, aus cylindrischen
oder polygonalen Zellen zusammengesetzt. Septen zahlreich,
alternirend. Im Centrum ein griffelartiges Säulchen. Häufig
im Kohlenkalk.
Lonsdaleia M'Coy (Fig. 122). Buschige oder asträoidische
Stöcke. Septen wohlentwickelt. Säulchen dick, aus zusammen-
gerollten Lamellen bestehend. Die Querblätter bilden eine innere
Wand, der Raum zwischen dieser und der Aussenwand ist mit
blasiger Endothek erfüllt. Häufig im Kohlenkalk.
Strombodes Schweigg. Asträoidische, aus niedrigen, poly-
gonalen Zellen bestehende Stöcke. Septa ausserordentlich zahl-
reich, sehr fein, bis zum Centrum reichend. Wand unvoll-
kommen entwickelt. Im Innern trichterförmige Böden und
blasige Endothek Silur. (St. typtts M'Coy sp.) Devon.
Vachyphyllum E. H., Spong ophyllum
E. H. Silur. Devon.
Acervularia Schweigger. Asträoidische oder
buschige Stöcke. Septa zahlreich, kräftig; eine
innere Wand vorhanden. Der centrale Theil der
Zellen mit Böden, der periphere mit blasigem
Gewebe erfüllt. Säulchen fehlt. Silur (A. ananas
Lin. sp ). Devon.
Fig. 121.
Eine einzelne
Zelle Hii8 ei-
nem Stork
von l.ithottro-
tion Martini
E. H. Im Ho-
rizontal- und
Ijingsachnitl.
Kohlenkalk.
Hausdorf,
Schlesien
(nachKuuth).
Fig. 122.
Ltm*d>\lein ßori/ormi» Konsul. Ans
dem Kohlenkalk von Kildare. Ir-
land. Nat Orosac. a Zwei runde
Zellen, zum Theil aufgebrochen,
b Zwei sechsseit. Kelche von oben.
A
Fig. 123
l>hillii>*a*trtir<i Ifmnnhi K. H. Ann devonischem Kalkstein von
Kbcrsdorf. Schlesien <i Oberfläche, b Querschnitt parallel der
Oberflache Nat «rosse.
B
Fig. 124.
Stnarin atlrneiformia E II. ober Silur (iutland. A : Querschnitt parallel der Oberflache. Weine einzelne
Zelle In Querschnitt, vergrossert. C vier Kelche von oben gesehen, nat. (iroswc mach Nicholson).
Phillipsastraea E. H. ( Fig. 123). Asträoidische Stöcke; die einzelnen
Zellen durch übergreifende und die Wand verhüllende Septen verbunden,
zwischen denen eine blasige Endothek entwickelt ist. Devon. Carbon.
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Anthuzoa. Tetracorallia.
75
Stauria E. H. (Fig. 124). Asträoidische oder buschige Stücke. Stern-
leisten wohl entwickelt; die vier Priinäreepten durch Stärke ausgezeichnet
und ein Kreuz bildend. Ob. Silur.
t Columnaria Goldf. (Fattistella Dana). Asträoidische Stöcke, aus
hohen, polygonalen Zellen zusammengesetzt. Wand dick. Septa radiär,
bis zum Centrum reichend. Böden horizontal, den ganzen Visceralraum
einnehmend, in regelmässigen Abständen auf einander folgend. Querblätter
sparsam oder fehlend. Silur. Devon.
Heterophyllia M'Coy. Carbon. Battersbyia E. H. Devon.
5. Familie. Cystiphyllidae. E. H. >
Meist einfache Zellen. Sepien sehr dünn, zwischen denselben entweder blasige
Endothele oder dichtes Stereoplasma. Böden fehlen, der centrale Visceralraum
entweder vollständig oder nur in der Tiefe von blasigen Zellen odtr Stereoplasma
ausgefüllt. Häufig a H
kalkige Deckel vor-
handen.
Fig «27.
Slrfphude* Hurrhittmi.
Fi». 116. Mit stark entwickelten
CyrtipHyllum cylindrirum I.onsd Ober Silur. Iron- Querblttttern (<ti*te-
bridge. England. A Horizontal-. 0 Ycrtlcalschnitl ,,imc„t„, umi Boden,
(nach Nicholson).
A U
Fig. 1».
CyttiphyUvm tcfirulurum
Goldf. Aua devonischem
Kalk. Eifel.
Natur) Grosse.
Fig. 12H.
Goniophyllum pyramidale Iiis. 8p. ObcrSMur
Uotland. A Exemplar mit Deckel. H Kelch
von oben um Grosse ^nach Lind ström)
Kig 12».
Catcntla fimluliua l.nni.
Devon. Eifel. Nat Groase.
Cystiphyllum Lonsd.(Fig. 125,126). Einfach, sehr
»elten buschig. Kelch tief, der ganze Visceralraum mit
blasigem Zellgewebe ausgefüllt, welches die zahlreichen
linearen Septen meist vollständig verhüllt. Silur. Devon.
Sir epho des M'Coy (Fig. 127). MeiBt einfach. Septen wohl entwickelt,
altemirend, zuweilen ein falsches Säulchen bildend. Silur. Devon. Carbon.
Goniophyllum E. II. (Fig. 128). Einfach, vierseitig pyramidal, mit
starker Epithek. Kelch tief. Septen zahlreich, dick, sehr kurz. Visceral-
und Interseptalräume mit blasigem Gewebe und Stereoplasma erfüllt. Ein
aus vier paarigen Stücken zusammengesetzter Deckel vorhanden. Ob. Silur.
Bhizophyllum Lindström. Einfach, halbkegelförmig, auf einer Seite
abgeplattet, aussen runzelig, mit hohlen, wurzelartigen Fortsätzen. Kelch
tief mit unvollkommnen Septen, dazwischen blasiges Gewebe und Stereo-
plasma. Deckel halbkreisförmig, innen mit einer medianen Leiste und feinen,
gekörnelten Parallelstreifen. Ob. Silur.
Calceola Lam. (Fig. 129). Einfach, halbkreisel- oder pantoffelförmig
mit ebener, dreieckiger Grundfläche. Kelche sehr tief, bis zur Spitze
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76
CuelenteratA. CnMaria.
reichend. Sepia nur als feine Linien angedeutet. Hauptseptum in der
Mitte der gewölbten, Gegenseptum in der Mitte der abgeplatteten Seite,
Seitensepten in den Ecken. Zwischen den Septen blasiges Gewebe und
Slereoplasma. Deckel sehr dick, halbkreisförmig, innen mit Mcdianseptum
und zahlreichen schwächeren Nebenleistchen. Sehr häufig im mittleren
Devun von Europa. C. gandalina Lani. Selten im Kohlenkalk von Belgien.
Zeitliche und räumliche Verbreitung der Tetracorallen.
Die typischen Tetracorallen sind auf paläozoische Ablagerungen
beschränkt. Sie fehlen noch im ( ainbrium ; erscheinen zuerst, wenn
auch in geringer Menge, im unteren Silur (Ordovician) von Nord
amerika und Europa. Die verbreitetste Gattung ist hier Streptelasma ;
seltener kommen Cyathophyllum und Ptychophyllum vor. Das Maximum
der Knt wickelung nach Zahl der Gattungen und Arten fällt in's obore Silur.
Die Kalksteine von Gotland, Dagoe (Esthland), Dudley in Shropshire,
Lockport u. a. (). in Nordamerika sind Ueberreste ehemaliger Korallen-
ritYe, an deren Aulbau Tetracorallen aus den Gattungen Cyathophyllum,
Heliophyllum, Omphyma, Ptychophyllum, Strombodes, Acervularia, Stauria,
Aulacophyllum, Cystiphyllum u. a. nebst Tabulaten, Octocorallen, Bryozoen
und Eehinodermen besonders betheiligt waren. Die Insel Gothland hat
allein mehr als 50 Arten von Tetracorallen geliefert. Nicht weniger
häulig linden sich dieselben im Devon, namentlich in der mittleren
und oberen Abtheilung dieser Formation in der Eifel, Westfalen,
Nassau, Harz, Boulogne, England, Nordamerika. Besonders verbreitet
sind hier Cyathophyllum, Combophyüum , Za])1irentis, Cystiphyllum,
.Phillipsastraea, Calccola u. a. Im Kohlenkalk von Belgien, Irland,
England, Nordamerika etc. herrschen Zaphrentis, Amplexus, Lithostrotion,
Lunsdaleia, (ydophyllum u. a. vor; aus dem Zechstein ist nur die Gattung
Polycoclia bekannt ; dagegen enthalten die Pernio Carbon Ablagerungen
der Salt Hange von Ostindien und von Timor auch Arten von
Zaphrentis, Amplexus, Clmophyllum und Lonsdaleia. Nach Frech
gehören die Gattungen G u/antostylis , Pinacophyllum und Coccophyllum
aus der alpinen Trias zu den Tetracorallen, und ebenso wurden Holo-
cystis E. II. aus der Kreide und die recenten Genera Haplophyllum
l'ourtales und Guynia Dunean als solche beschrieben. Es sind dies aber
wahrscheinlich aporose Hexakorallen, deren Unterscheidung von Tetra-
korallen mit undeutlich bilateraler Anordnung der Septen freilich grosse
Schwierigkeiten bereitet, Dunean und Nicholson stellen mehrere
paläozoische Tctracorallia, wie Battersl/yia, Hetcrophyllia und Stauria zu
den Hexacorallen (Astraeiden).
2. Unterclasse. Hexacorallia. Haeckel.
(Zoantharia Blainv., Hexactinia und Polyactinia Ehrbg.)
Einfache oder zmamnmujesetzte und tu Stöcken vereiniyte Korallen
ynit (>, 12 oder durch radiäre Einschaltung vermehrten Mesenterial-
kammern, häufig mit Kalkskelet, zuweilen aber auch fleischig oder mit
horniger Axe.
Zu den Hexakorallen gehören die mit Kalkgerüst versehenen Riff-
und Tiefseekorallen (Madreporaria) der Jetztzeit, die Heischigen See-
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Anthozoa Hexacoralliu
77
anemonen (Actiniaria) und die mit horniger Axe versehenen Anti
patliaria. Von diesen drei Ordnungen sind nur die Madreporaria auch
in fossilem Zustand nachgewiesen. Dieselben unterscheiden sich von
den Tetrakorallen durch die sechszählige Anordnung und durch radiale
Einschaltung der jüngeren Mesenterialkammern und Septen, von den
Octokorallen ausserdem durch die einfachen, schlauchförmigen Tentakeln.
Bei den Madreporaria entstehen an der Basis des Polypenthiers f>,
seltener 12 Primärsepta, zwischen welche sich die jüngeren in der
Regel derart einschalten, dass gleichzeitig alle gleichartig begrenzten
Kammern ein neues Septum erhalten. Das Kalkgerüst besteht demnach
aus mindestens 6, meist aber aus einer grösseren Anzahl streng radiär
angeordneter Septen ; die G Primärleisten bilden den ersten C'yclus und
zugleich den Rahmen der 6 Systeme, in welche sich successive neue
Cyclen von 6, 12, 24 Septen u. s. w. einschalten. Die gleichzeitig
gebildeten Septen haben meist gleiche
Länge und Stärke und zwar lassen sich
die jüngern fast immer durch schwächere
Entwicklung von den älteren unter-
scheiden. Das von Milne-Edwards
und II ai m e zuerst genauer festgestellte
Einschaltungsgesetz (Fig. 130) wird übri-
gens keineswegs streng eingehalten.
Durch Verkümmerung oder Unregel-
mässigkeit in der Einschiebimg neuer
Septen entstehen zuweilen Hexacorallen
mit 5, 7 oder 8 Systemen.
Nach der Beschaffenheit oder dem
Fehlen der Wand werden von Ort-
mann Euthecalia, Pseudothecalia und
Atheculia unterschieden. Die Vermeh-
rung der Hexacorallen erfolgt entweder
auf geschlechtlichem Weg, wobei Einzel-
individuen entstehen oder ungeschlecht-
lich durch laterale und basale Knospung
oder durch Selbsttheilung. Bei den zu-
sammengesetzten Stöcken wird die Ver-
bindung der Zellen zuweilen durch
< 'oenenchym vermittelt. Von endothe-
kalen Gebilden sind Synaptikeln, Quer-
blätter und Böden häufig vorhanden.
Die ( )rdnung der Steinkorallen oder Madreporaria (Zoa7itharia selero-
dermata) wurde von Milne-Edwards und Haimo in 5 Gruppen:
Ruyosa, Tabulata, Tubulosa, Perforata und Aporosa zerlegt. Von diesen
bilden die Rugosa jetzt unter der Bezeichnung Tetracorallia eine selb-
ständige Unterclasse; die Aporosa und Pttforata gehören zu den Ilexa
korallen ; die Stellung der Tabulata (mit denen die Tubulosa jetzt in der
Regel vereinigt werden) ist noch nicht cndgiltig gesichert. Sie enthalten
Jedenfalls sehr verschiedensirtige Formen, die bald bei den Hexakorallen,
>ald bei den Octokorallen, bald bei den Ilvdrozoen oder Bryozoen unter
gebracht wurden.
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c
16483057 X 7693846 1
10 12 15 13 14 17 lt*. 11 11 IC 17 14 IS 15 12 10
a Flg. 150. I>
Schema de» Mllne Edwards u. H alme-
schen Einschaltungsgesetzes der Sternleisten
hei den hexaracren Korallen.
a Ein junger Kelch mit Sternlelsten 1. und
8. Ordnung, b Ein Kelch mit Sienileiston
der I., 2. und 3. Ordnung, c Segment eines
Kelches mit 0 Cyclen von Sternleisten.
(Die Zahlen über Fig. c bezeichnen die
Ordnung der Sternleistcn. Die punktirten
concentrWhcn Linien zeigen den Anfang
und AbschtiiM eines C'yclus an, und zwar
stehen die Zahlen links an der Linie, wel-
che das letzte Septum des betreuenden
Cyclua berührt.)
78
Coelenterata. Cnidaria.
Ordnung. Madreporaria Milne Edw.
Steinkorallen mit 6 (selten 5, 7 oder 8) Systemen radiär
geordneter Sternleisten.
A. Unterordnung. Aporosa. E. H.
Septa und Wand dicht; Interseptalräume meist mit QuerbläUchen erfüllt,
seltener durch Böden abgeschlossen oder vollständig leer. Wand dicht, selbständig
verkalkt (Euthecalia) oder durch Verschmelzung der Septenenden gebildet (Pseudo-
thecalia) oder fehlend (Athecalia).
1. Familie. Turbinolidae. E. H.
Einzelzellen, mit zahlreichen, langen, ganzrandigen Septen. Interseptalräume
leer. Meist Säulchen, oft Pfählchen vorhanden. Wand dicht.
Vom Jura an, besonders häufig im Tertiär und lebend. Die meisten
Turbinoliden pflanzen sich geschlechtlich, einzelne aber auch durch Knospen
fort, die sich jedoch bald von der Mutterzelle ablösen.
Turbinolia Lam. (Fig. 131). Kegelförmig, frei. Kelch
kreisrund. Septa über die Wand vorragend. Säulchen griffei-
förmig. Tertiär und lebend. Häufig im Grobkalk des Pariser
Beckens und im Eocän von England.
Sphcnotrochus E. H. Keilförmig, frei. Kelch quer ver-
längert. Säulchen blattförmig. Kreide, tertiär und lebend.
Sph. crispus Lam. Häufig im Grobkalk.
PI«. 131
Turlihmlin Hnwrr-
banki E. 11.
Eocan. Higtigate.
Fig 132.
Cerntolrochu* duttdecimcotlaUi» üoldf sp.
Mlocln Kaden bd Wien. Nat. Gros*.
Flg 133.
FlabtUvtmRoitryanum E.H.
Miocän. Barten bei Wien.
Nat Grösse.
Smilotrochus E. H. Siylotrochus E. II. Onchotrochus Duncan.
Kreide. Discotrochus E. H. Tertiär etc.
Ceratotrochus E. H. (Fig. 132). Kreiseiförmig, gekrümmt, in der
Jugend mit der Spitze festgewachsen. Septa sehr zahlreich, über die Wand
vorragend. Säulchen bündeiförmig. Kreide, Tertiär und lebend.
Flabell um Lesson. (Fig. 133). Zusammengedrückt, keilförmig, frei
oder angeheftet. Septa zahlreich. Wand mit Epithek bedeckt und zuweilen
mit dornigen Fortsätzen. Tertiär. Lebend.
Trochocyathus E.H. (Fig. 134). Kreiselförmig. Kelch rund. Septadick,
Säulchen warzig, aus zahlreichen Stäbchen bestehend und von mehreren
l'fühlchenkränzen umgeben. Vom Lias an bis jetzt in vielen Arten.
Thccocyathus E. H. Niedrig kegelförmig oder scheibenförmig, in der
Jugend angewachsen, später frei. Wand mit starker Epithek. Kelch kreis-
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Anthozoa. Hexacorallia.
79
förmig, Septa zahlreich. Säulchen bündeiförmig, von mehreren Pfählchen-
kreisen umgeben. Lias, Jura, Kreide und lebend.
Paracyathus E. H. , Deltocyathus E. H. (Fig. 135). Tertiär.
Lebend. Discocyathus E. H. Jura. Coenocyalhus,
Acanthocyathus, Bathycyathus E. H. Tertiär.
Recent etc.
Caryophyllia Stokes. (Fig. 136). Kreiseiförmig,
mit breiter Basis festgewachsen. Kelch rund. Säulchen
warzig, von einem einfachen Pfählchenkranz umgeben,
ide. Tertiär. Lebend.
6 o b
Fig. IM.
Troehoryathvs cottultu From. Aptien.
Haute Mnme.
a Nat. Grösse,
6 Kelch vergrössert.
Flg. 136.
Dtltoryaihu* Italien* E. H.
MiucBn. Porzteich. Mähren.
a Nat. Grösse.
6 Kelch rergrössert.
Flg. 136
Caryophyllia eyathus Sol.
Recent, Vertlcal durch-
geschnitten. Nat. Grösse
(nach Milne Edwards).
2. Familie. Ooulinidae. E. H.
. Stets zusammengesetzte, durch seitliclie Knospung entstehende Stöcke. Wand
äusserlich durch compactes Coenenchym (Stereoplasma) verdickt. Visceralraum
unten eng: Septen wenig zahlreich, die Zwischenräume leer. Vom Lias an bis
jetzt; fossil nicht häufig.
Oculina Lam. Kelche unregelmässig oder in
Spirallinie auf der glatten Oberfläche der Aeste
vertheilt. Septen etwas überragend. Ein warziges
.Säulchen und ein Kranz von Pfählchen. Tertiär.
Lebend.
Agathelia Reuss. Wie vorige, aber Stock
knollig oder lappig. Kreide. Tertiär.
Synhelia E. H. Kreide. Astrohelia K. H.
Tertiär. Psamohtlia E. H. Euhelia E. H.
Jura etc.
Haplohelia Reuss. Aestig, klein. Knospen
alle nach einer Seite gerichtet. Wand körnig streifig.
Septa in drei Cyclen. Säulchen und Pfählchen vor-
handen. Oligocän.
Enallohelia E. H. (Fig. 137). Stock ästig. Die Knospen in zwei
meist alternirenden Reihen nach einer Seite gerichtet. Die verdickte Wand
aussen gestreift oder gekörnelt. Säulchen schwach. Jura.
3. Familie. Pooilloporidae. E. H.
Zusammengesetzte, ästige, lappige oder massive Stöcke mit kleinen, cylindrisclien
Zellen. Septa schwach entwickelt, zuweilen rudimentär. Wand durch dichtes
Stereoplasma verdickt. Visceralraum mit horizontalen Böden.
Von den zwei hierhergehörigen, noch jetzt lebenden Gattungen Pocillo-
pora Lam. und Seriatopora Lam. findet sich nur die erstere auch fossil
im Tertiär.
Fig. 137.
Enallohelia ftriata Quenst
Coralrag. Nattheim. a Nat.
Grösse, 6 Kelch vergrössert
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80
Coelenterata. Cnidaria.
4. Familie. Stylophoridae. E. H.
Zusammengesetzte Stöcke. Die Zellen durch schwammiges oder dichtes Coenenchym
verbunden. Septa wohl entwickelt, die
Interseptalräume leer. Jura bis Jetztzeit.
Stylophora Schweigger. (Fig.
138). .Stöcke astig oder niedrig massiv,
knollig. Kelche klein, tief, in reich-
lichem , an der Oberfläche körnigem
Coenenchym eingebettet. Septa wohl
entwickelt, wenig zahlreich. Säulchen
griffelförmig. Jura. Tertiär. Lebend.
Astraeacis E. H. Eocän, Siy-
lohe Ha E. H. Jura. Kreide.
Fig. ish.
Stt/Iophorn nultreliculatn Koni». Mlocän
bei Wien- a Stock in nat. Grosse, l> Oberfläche
stark vergrossert.
Grund
5. Familie. Astraeidae. E. H.
Einfache Zellen oder häufiger zusammengesetzte Stöcke. Wand selbständig
verkalkt oder durch Verwachsung der Sepien gebildet. Septa zahlreich, meist wohl
ausgebildet ; der Visceralraum durch mehr oder weniger reichlich entwickelte Quer-
blättchen, seltener durch Böden nach unten abgeschlossen. Fortpjlanzung durch
Knospung oder Selbsttheilung . Die meist ziemlich hohen Zellen zusammengesetzter,
massiver Stöcke entweder unmittelbar durch ihre Wände oder durch übergreifende
Sepien (Costalsepta) verbunden.
Sehr häufig von der Trias an. Bei weitem die formenreichste Familie
unter den Hexakorallen. Nach der gezackten oder glatten Beschaffenheit
des Oberrandes der Septa unterscheidet Milne Edwards die zwei Unter-
familien der Ästraeinae und der Eusmiliinae.
a) Unterfamilie. Ästraeinae. E H.
Oberrand der Septa gezähnt, gezackt oder gekerbt.
et) Einfache Zellen.
Montlivaultia Lamx. (Fig. 139). Cylindrisch, conisch, kreisel- oder
scheibenförmig, unten zugespitzt oder mit breiter Basis aufgewachsen. Septa
zahlreich, am Oberrand gezackt. Säulchen fehlt. Epithek dick, runzelig, leicht
abfallend. Häufig in Trias und Jura; spärlicher in Kreide und Tertiär.
Kit? 13!'
MmtltvauUi* entpophtflata Lamx. sjl Aus dem
Grossonlith von ( aen. Calvados Nut. Grösse.
Flg. 140.
Uptaphyllia »inuota Krom. Neocornien.
St. DUicr. Nat. Grdsae.
Leptophyllia Reusa. (Fig. HO.) Wie vorige, aber ohne Epithek,
mit breiter Basis aufgewachsen. Jura. Kreide.
Lilhophyllia E. H. Wie vorige, aber mit schwammigen Säulchen.
Miocaen. Lebend.
(t) Einfache Zellen oder durch ealycinale und Randknospung
z u s a in m e n g e s e t z t e Stöcke.
Stylophyl lum Reuss. Einzelzellen mit oder ohne ealycinale Rand-
knospen oder massive Stöcke. Septen kräftig, nur in der Tiefe vollständig,
gegen oben in dicke, vertieale Dornen aufgelöst. Querblättchen blasig.
Wand mit Epithek. Alpine Trias.
Stylophyllopsis Frech. Einfach oder schwach verzweigt. Die Septen
in der Nähe des Centrums in isolirte vertieale Dornen aufgelöst. Alpine Trias.
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Hexacorallia. Aporosa. Astraeidae.
81
y) Durch laterale Seiten knospen entstandene buschige Stöcke.
Cladocora Ehrbg. Stock aus cylindrischen, 6\a & ^rfV^
langen, allseitig freien Aesten zusammengesetzt. Kelch
kreisrund; Septa wohlentwickelt. Siiulchen warzig.
Ein Pfählchenkranz. Jura bis Jetztzeit.
Stylocora Reuss (Fig. 141). Aeste cylindriscb.
Septa kräftig, die des ersten Cyclus am fnnenrande
pfeilerartig verdickt. Säulchen griffeiförmig. Kreide. ^JSKm ^
MlOCan. Mlocan. Niederlels.N. Oester
Pleurocora E. H. Kreide. GoniocoraE. H. « Exemplar in nat
~, . T Grosse, b Kelch vergrossert.
Inas. Jura. (Nach Reuss.)
t)) Stöcke aus basalen, auf Stolonen oder Basalausbreitungen
sprossenden Knospen gebildet.
Rhizangia E.H. (Fig. 142). Zellen durch Stolonen verbunden, kurz,
subeylindrisch. Kelche seicht, kreisrund. Säulchen warzig. Kreide. Tertiär.
Latusastraea d'Orb. Knospen auf gemeinsamer Basalausbreitung, kurz,
stark nach der Sei-
te geneigt, so dass
der Kelch halb-
kreisförmig wird
und die Form einer
vorspringenden
Lippe annimmt.
Jura. Kreide.
Ä 8 trangia ,
Cryptangia,
Phyll angia,Cla-
$. 141.
Uichellni ReuBS. Aus
i Kreide des Gösau-
Nat. Gr. (nach Reuss).
Fi*. 143.
Cladawiia conferta Rens*. Mloeiin.
Bischofswart. Mähren, n Nat. Grösse.
b Ein Kelch vergrössert mach Reuss».
dangia (Fig. 143),
UlanyiaE.H. etc.
t) Durch Lateralknospen gebildete, massive Stöcke.
Heliastraea E. H. (Fig. 144). Zellen cylindriscb, durch übergreifende
Costalsepten , die in jene der Nachbarzellen übergehen, mit einander ver-
bunden. Säulchen schwammig. Zwischen den Septen in und ausserhalb
der Wand reich-
liche Querblätt-
chen. Jura bis
Jetztzeit.
Plesiastraea
From. Wie vorige,
nur mit mehreren
Pfählchen vor al-
len Cyclen mit
Ausnahme des
letzten. Tertiär
und lebend.
Isastraea E.H.
Fig. 145). Zellen
prismatisch, dicht
gedrängt, durch
ihre W ande ver-
bunden. Kelche
polygonal. Säulchen schwach oder fehlend. Trias. Jura
" Latimaeandra d'Orb. (Fig. 140). Wie vorige, aber die Kelche in Reihen
geordnet. Trias bis Kreide.
StylastraeaFrom., Leptastraea, Solenaslraea, Amphiastraea,
Priona straea E. H. etc.
Zittel, Orundxfige der Palacontologle (!
Ifeliattrata conoidra Reuss.
Mlocan, Euacesfeld bei Wien
(i Exemplar in nal. Grosse,
6 mehrere Kelche vergrössert.
Plf, MS.
Iftistrtita lnJinntl
Goldf. sp. Aus
«"'oral rag von Natlheiin.
Nat. Gro.se
r. im.
riidril s'rin-
tu Becker. Au* ilctn
Conti rag von Natt-
helm. Nat. Gn'ssc.
(Nach Heck er.)
Kreide.
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82
Coelenterata. Anthozoa.
£) Durch Selbsttheilung gebildete massive Stöcke.
Favia Oken (Fig. 147). Stock massiv. Kelche oval
oder verzerrt, durch übergreifende Costalsepten verbunden.
Säulchen schwammig. Jura bis Jetztzeit.
Goniastraea E. H. Zellen prismatisch, polygonal.
Kelch mit wohlentwickelten Septen, schwammigem Säul-
chen und Pfählchen. Kreide. Tertiär und lebend.
Flg. 14V.
Favia caryophylloidr»
From. Aus »1cm Corel-
reg von Nauheim.
Nat. Grösse.
17) Durch Selbsttheilung ent-
standene ästige Stöcke.
Calamophyllia Blainv. {Rhabdophyllia E. H., Litho-
demlron p. p. Mich.) (Fig. 14* . Stock bündeiförmig oder lnmchig. Einzel-
zellon sehr lang, cylindrisch. Wund gerippt, ohne Epithek. Säulchen fehlt.
Trias. Jura. Tertiär. Be-
sonders häutig in der alpi-
nen Trias. C. clathrata
Emmrich sp.
Thecosmilia E. H.
(Fig. 149). Stock buschig;
Zellen nach der Selbst-
theilung vergabelt. Epi-
thek runzelig, leicht ab-
fallend. Säulchen fehlend
oder rudimentär. Trias
bis Tertiär. Nach Frech
nicht verschieden von Cala-
mophjllia. Sehr häufig in
Trias und Jura.
Baryphyllia, Hy-
hyllia E. II. etc.
FIr mr.
Calamophyllia StoketS E. H.
Coralrai». Steeple Aston.
England. Nat. Grosae.
Flg UO.
TlumtmUia trichotttma Goldf. sp.
Aus dorn f oralrag von Natt
heim. Nat. (»rosse.
#■) Durch Selbsttheilung entstandene Stöcke mit zusammen-
fassenden Zellenreihen.
Lepioria E. II. (Fig. 150). Stock massig, aus mäandrischen Reihen
zusammenlliessender Individuen gebildet, die Reihen durch ihre Wände
verbunden. Septa gedrängt, fast
parallel ; Säulchen blattförmig. Jura.
Kreide. Tertiär.
Diploria E. H. Wie vorige,
aber Reihen nicht direct durch ihre
Wände, sondern durch überragende
Costalsepten verbunden. Kreide.
Tertiär. Lebend.
Aspidiscu8 Koenig (Fig. 151).
Stock scheibenförmig, rund oder
elliptisch, unten mit runzeliger Epi-
thek bedeckt. Die Zellenreihen
strahlen vom Centrum aus und sind
durch scharfe Kämme von einander geschieden; bei den an der Peripherie
gelegenen Zellen sind die äusseren Septen verlängert und bilden einen ge-
streiften Rand. Kreide.
Weitere Gattungen: Symp hyllia E. IL, Sliboria Etallon, Stell oria
d'Orb., M aeandrina Lam. etc.
FIr. 150.
Lrjitoria Konincki Keuss
Obere Kreide. Qosauthal
Nat. Grosse.
A^pldUau ertfatu»
Kneii. Auk der niiil-
lereuKreide von Haina
in Algerien. Nat. Gr.
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Hcxacorallia. Aporona. Astraeidae.
83
b) Unterfamilie. Ensmilünae. E. H.
Oberrand der Scpta glatt, nicht gezackt.
«) Einfache Zellen.
• Trochosmilia E. H. (Fig. 152). Kreiseiförmig, unten zugespitzt oder
festgewachsen. Septa zahlreich, bis zum Centrum reichend. Wand nackt,
Rippen gekörnelt. Säulchen fehlt. Querblättchen reichlich. Kreide. Tertiär.
Coelosmilia E. H. ( Fig. 153). Wie vorige, jedoch Querblättchen nur
spärlich. Kreide. Lebend.
Flg 152.
TrocJiotmUia granifcrn Raime Turonkreide.
Bai ns-les- Reimes.
■ Von der Seite nat. Grosse. 6 Kelch etwas
vergrössert tnach Fromentel).
Fig. lös.
Codotmilia lora E. H.
Fig. 154.
l'lacotmilia cunei/ormi*
Aus der weissen Kreide F.. II. Aus der oberen
von Lüneburg.
Nat. Grösse
Kreide von St. Gilgen
amWolfgangsec. Nat.Gr.
Placosmilia E. H. (Fig. 154). Keilförmig, unten zugespitzt oder kurz
gestielt. Kelch seitlich zusammengedrückt, quer verlängert. Septen zahlreich,
Traversen reichlich, Säulchen blattförmig. Wand nackt, Rippen gekörnelt.
Kreide.
Diploctenium Goldf. Kelch zusammengedrückt, stark querverlängert,
die Seiten theile abwärts gebogen, so dass das Polyparium hufeisenförmige
Gestalt erhält. Säulchen fehlt. Wand nackt. Rippen dichotom oder tricho
torn gespalten. Obere Kreide.
Weitere Gattungen : Phyllosmilia , Lophosmilia , Axosmilia
E H. etc.
ß) Durch Lateralknospung gebildete Stöcke.
PI acophyliia d'Orb. (Fig. 155). Knospen am Kelchrand oder auf
den Seiten ausbrechend und buschige oder asträoidische Stöcke bildend.
Säulchen griffelförmig. Jura.
Galaxea
Oken. Buschi-
ge Stöcke; die
cylindrischen
Ze'llen durch
Schichten
schwammiger
Perithek ver-
bunden. Le-
bend.
Stylin a
Lam.(Fig.l50).
Massive Stöcke.
Die Zellen durch übergreifende Rippen verbunden. Septa wohlentwickelt, in (!,
* oder 10 Systeme geordnet. Säulchen griffeiförmig. Vermehrung durch Costal-
knospen. Querblättchen reichlich. Sehr häufig in Trias, Jura und Kreide.
Placocoenia d'Orb., Cryptocoenia E. H. Jura. Kreide.
6»
Fig. IST».
Uacophyllia dianthu* Goldf. sp.«
Coralrng. Nattheim, a Xat Grosse,
b Kelch vergrösaert
Fig. IM.
Stylina Delnbcchei E. H. Coralrag.
Steeplc Ashton. England. « Nat. Grosse,
6 zwei Kelche vergrössert.
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84
Coelenterata. Anthozoa.
Cyathophora Mich. Massive Stöcke. Die Zellen durch Costalsepten
verbunden. Septa kurz, das Centrum nicht erreichend. Säulchen fehlt.
Der Visceralraum durch parallele, horizontale Böden abgeschlossen. Jura.
Kreide.
Coccophyllum Reusa. Massive Stöcke. Zellen durch ihre Wände
verbunden. Kelche polygonal. Septa zahlreich. Säulchen fehlt. Visceral-
raum mit Querböden. Trias der Alpen.
Pinacophyllum Frech. Trias.
Holocystis Lonsd. Massive Stöcke. Kelche durch Rippen verbunden.
Von den Septen vier durch Grösse oder Dicke ausgezeichnet. Visceralraum
a j, mit Böden. Kreide.
Astrocoenia E. H. (Fig. 157).
Massiv. Zellen polygonal, durch
ihre Wände verbunden. Septa
zahlreich, lang. Säulchen griftel-
förmig. Nur Querblättchen im
Visceralraum. Trias. Jura. Kreide.
Tertiär.
Stephanocoenia E. H. Wie
vorige, aber Säulchen von Pfähl-
chen umstellt. Trias bis Jetztzeit.
l'hyllocoenia E. II. (Confus-
astraea d'Orb., Adelastraea Reuss). Stöcke massiv. Die rundlichen oder
ovalen Zellen unvollkommen durch Rippen verbunden. Septa stark ent-
wickelt, in der Mitte zwischen dem Centrum und der Wand verdickt.
Säulchen rudimentär. Trias bis Tertiär.
Colnmnastraea E. H., Stylocoenia E. IL, Convexastraca d'Orb. etc.
Astrocoettin ikcaphylla
Kreide. Gosauthul.
«i Stock in nat Gr-isne, b mehrere Kelche vergrosucrt
y) Durch Selbsttheilung gebildete Stöcke.
Aplosmilia E. H. Buschige Stöcke. Zellen meist mit dichotomem
Scheitel. Kelch rund oder länglich. Säulchen blattförmig. Wand mit
kammförmigen Rippen. Jura.
Plocophyllia Reuss (Fig. 158). Acstige, blättrige oder massive Stöcke.
Die durch Selbsttheilung entstandenen
Zellen werden frei oder sind zu frei-
stehenden Reihen wrbunden. Säul-
chen fehlt. Tertiär.
Fi»? 15«.
l'ioeofihttUin tnlyculata Heu» Oligooän Monte
Oulotta >h;I Yicenxa. Nat. Ur.>sse.
Fig. 18».
Xhipiilofftfra enma Front. Conti rag. Gray. Haute
^a.'.ne. '/» nät. Grosse.
Barysmtlia E. H. Stock massiv, gestielt, oben mit kurzen Knospen be-
deckt. Kelche oval, zuweilen in Reihen. Säulehen blattartig. Kreide.
Stenosmilia From. Kreide.
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Hexaoorallia Aporosa. Fungidac.
H5
Pachygyra E. H. Stock aus gewundenen Zellenreihen bestehend, welche
durch Costalcoenenchym verbunden sind. Säulchen lamellär. Jura. Kreide.
Phytogyra d'Orb. Jura. Kreide.
Rhipidogyra E. H. (Fig. 159). Stock aus einer einzigen geraden oder
gefalteten Zellenreihe bestehend. Säulchen lamellär. Jura. Kreide.
6. Familie. Fungidae. E. H.
Einfache Zellen oder niedrige, in die Breite ausgedehnte Stöcke. Septen
zahlreich, mit zackigem Oberrand; Synaptikeln (selten auch QuerbläUchcn) vor-
handen. Wand zwischen den Einzelzellen fehlend, dagegen auf der Unterseite
von Stöcken vorhanden. Vermehrung geschlechtlich oder durch Knospen. Jura
bis Jetztzeit.
Flg. 160
Uicroteri» hemirphaerica From. Aus dem Grünsand (Ccno-
manien) von Ix> Maus, a Von ober, b von unten <ver-
frroBsert), c von der 8elte, nat. Grösse.
Fungia Dana. Einfach,
niedrig, scheibenförmig. Septa
sehr zahlreich, von verschiede-
ner Länge und Starke, nur
durch Synaptikeln verbunden,
auf der "flachen Unterseite als
stachelige Rippen vorragend.
Wand fehlt. Lebend und
subfossil.
M icroseris From. (Fig.
160). Einfach, scheibenförmig,
kreisrund, obengewölbt.Unter-
seite eben, mit Körnern be-
deckt. Kreide.
Trochoseris E. H. Ter-
tiär. Lebend.
Cyat hoser is E. H. (Fig. 161). Stock angeheftet, kreiseiförmig. Die
jungen Zellen durch Costalknospung an der Peripherie entstehend. Gemein-
same Aussen- a
wand nackt /üüv ^ss &
oder gestreift.
Kreide. Ter-
tiär.
Lopho-
seris E. H.,
Mycedium
E. H., Aga-
ricia Laru.
etc. Tertiär
und lebend. OyathoteH» mbrtgulari» Reusa. OURocfcii. Monte ( arlotta bei Vlcenza.
o Von oben, b von der Belte, nat. «Jmsse.
B. Unterordnung. Perforata. K. H.
Septa aus Kalkkörperchen aufgebaut, zwischen welchen kleinere oder grössere
Zwischenräume frei bleiben. Wand fehlt oder durch Verwachsung der Septenenden
gebildet. Interseptalräume leer oder mit Synaptikeln oder Querblättchen versehen.
? 1. Familie. Archaeocyathidae. ') Walcott.
Einfache, kreiseiförmige oder subeylindrische Zellen. Septa und Wand löcherig;
die inneren Enden der Septen durch eine durchlöcherte Innenwand verbunden, welche
einen leeren Centrairaum umschliesst. Interseptalräume mit Querbalken.
*) Billings, Palaeo*oic Fossils of Canada I. — Walcott. Bull. U. S. geolog.
Survey Nr. 30. — Bornemann, Versteinerungen des Cambrisehen Systems von Sar-
dinien 1886 — Binde, J. G., Quart. Joum. geol. Boc. im. Bd. 45. 8. 125
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86
Coelenterata. Anthozoa.
Die bis jetzt beschriebenen Gattungen (Archaeocyathus Billings, Eth-
mophyllum Meek, Spirocyathus Hinde, Proto pharetra Bornem. etc.)
Huden sich ausschliesslich in carabrischen Ablagerungen von Canada, Nord-
Amerika, Spanien und Sardinien. Sie bilden vielleicht eine besondere Ord-
nung der Madreporaria.
2. Familie. Eupsammidae. E. H.
Einfache Zellen oder durch Laierai knospen sich vermehrende Stöcke. Septa
sehr zahlreich, porös, zuweilen durch Synaptikeln verbunden, häufig mit ihren
inneren Enden verteachsen. Aussenicand nackt oder mit Epithek, durch Verdickung
der Septenenden gebildet. Silur bis jetzt.
C alostylis Lindström. Einfache, subeylindrische Zellen oder durch
einseitige Knospen sich vermehrende Stöcke. Septa sehr zahlreich, schwam-
mig porös, durch Synaptikeln oder Verwachsung verbunden. Säulehen dick,
schwammig. Wand mit Epithek. Ob. Silur. Gotland.
Haplaraea Milasch. Einfache, cylindrisehe Zellen, mit breiter Basis
festgewachsen. Septa zahlreich, bis zum Centrum reichend, mit grossen
Poren, zuweilen mit einander verwachsen oder durch Syn-
aptikeln verbunden. Traversen ebenfalls vorhanden. Säulchen
fehlt. Jura. Kreide.
Fig. 162.
Euptammia
truchiformi* Pal-
las, (irobkalk.
Chaussy bei Pa-
ris. Nat (!r(wse.
Fig. 103.
HaUinophyllia »inuata Rens*,
oügocän. Waldböckelheim.
n Nat. Gr , b mehrere Septa verur.
Fig. 164.
Stephaviip/iylliii tUijann Bronn sp. Pllocan von
Stazzatio bei Modeiia. a von oben. 6 von unten
(vcrgrosserO, c von der .Seite, nat. Gronne.
Eupsammia E. H. (Fig. 1(52). Conisch, kreiseiförmig, unten zugespitzt,
frei. Septa sehr zahlreich in fünfCyclen, die des letzten Cyclus stärker,
als jene des vorlebten. Siiulchen fehlt oder vorhanden. Eocän bis jetzt.
a Balanophyllia Wood (Fig. 103). Subcylin-
drisch, einfach, mit breiter Basis festgewachsen.
Säulchen schwammig. Septa dicht gedrängt, zum
Theil verwachsen. Eocän bis jetzt.
Stephanophyllia Mich. (Fig. 1»54). Einfach,
scheibenförmig. Basis horizontal. Kelch kreis-
rund. Septa zahlreich ; die sechs
Primärleisten bis zum Centrum
reichend, die übrigen innerhalb
jedes Systems mit ihren Innen-
enden verwachsen. Kreide. Ter-
tiär.
Dendrophyllia Blv. (Fig.
105). Aestige, durch Lateral-
knospen entstandene Stöcke. Kel-
che oval. Septa dünn, zahlreich;
die des letzten Cyclus bis zum
schwammigen Säulchen reichend
und mit den convergirenden En-
den der kurzen Septen des vorletzten Cyclus verwachsen. Tertiär. Lebend.
Lobopsammia E. IL, Stereopsammia E. H., Astroides E. II. etc.
Dciutrophyllin flegnn* Duncan. Oligooftn von Brocken-
hurst. England, n Kxctnplar in nat <ir«*ac, l> Quer-
schnitt de« Kelches vergrnssert
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Hexacorallia. Perforata.
87
3. Familie. Thamnastraeidae. Milaschewitsch.
(Pseudoastraeidae und Pseudoagaricinae Pratz.)
Einfache Zellen oder zusammengesetzte, flach ausgebreitete oder massive
Stiicke. Septen zahlreich, mehr oder weniger porös, aus cy Ii ndrischen, in verti-
calen oder fächerartig angeordneten Reihen von Kalkkörperchen (Trabekeln) auf-
gebaut. Wand zwischen den Einzelzellen fehlend, dagegen auf der Unterseite
von Einzelzellen oder zusammengesetzten Stöcken vorhanden. Interseptalräume mit
Synaptikeln und Traversen. In Trias, Jura und Kreide sehr häufig; seltener
im Tertiär und lebend. »
Flg. 166.
Cydotitt* undvlata Lam. Obere Kreide. Gosanthal. a Von der ßeite, 6 von unten, c ein Septum
Seile, nat. Grösse.
Anabacia E.H. Einfache, freie, Scheiben- oder linsenförmige Zellen
mit ebener Basis. Oberseite gewölbt mit spaltförmiger Centraihöhle. Septa
sehr zahlreich, dünn, durch Synaptikeln verbunden. Wand fehlt. Jura.
Gen ab acta E.H. Wie vorige, aber zusammengesetzt, indem um den
Centraikelch ein Kranz von kleineren Kelchen steht. Jura.
Micrabacia E. H., Cyclabacia Bölsche. Kreide.
1 B
Fig. 167.
Thamnastrata proHfera Becker. Oberer Jura. Nauheim. Württemberg. A Ein Stock «/» nat. Grösse, if Die
iremeinsame Wand. Ii Ein Costalseptum von der Seit« gesehen, vergroa»ert. um den Auftau aus
Trabekolreiben zu /eigen m Virwachsungssiclle von zwei zu benachbarten Zellen gehörigen Septen,
I Trabekeln, p porenartige Zwischenräume der Trabekeln (aus Stcinmann-Döderleln). C. Thnm-
nastraea afiaricUe* Goldf. Obere Kreide. Gösau. Stück der Oberfläche eines Stockes, nat Grösse.
Omphalophyllia Laube. Einfach, kreiseiförmig oder subeylindrisch,
festgewachsen mit Epithek. Septa sehr zahlreich, am Oberrand gekörnelt.
Kelch seicht. Säulchen griffeiförmig. Trias der Alpen.
Cyclolite8 Lam. (Fig. 166). Einfach, frei, scheibenförmig, oben gewölbt,
unten flach, mit runzeliger Epithek überzogen. Septa sehr dünn, bis zum
Centrum reichend, ausserordentlich zahlreich, durch Svnaptikeln und Tra-
versen verbunden, aus verticalen Reihen von Trabekeln aufgebaut. Sehr
häufig in der Kreide; selten in Jura und Eocän.
Thamnastraea Lesauvage (Fig. 1»>7). Zusammengesetzte, flach aus-
gebreitete und gestielte oder pilzförmige Stöcke, von einer gemeinsamen,
auf die Unterseite beschränkten Wand umgeben. Einzelzellen ohne Wand,
durch Costalsepten verbunden. Säulchen griffeiförmig oder rudimentär. Die
wohlentwickelten Septen aus fächerartig angeordneten Reihen cylindrischer
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88 Coelenterata Anthozoa.
Trabekeln aufgebaut und durch Svnaptikeln und Traversen mit einander
verbunden. Sehr häufig in Trias, Jura, Kreide, Eocän und Oligocän.
D imorphastraea d'Orb. Wie vorige,
aber die Kelche concentrisch um eine centrale
Zelle angeordnet. Trias bis Tertiär.
Comoseris d'Orb. (Fig. 168). Wie TJtam-
nastraea, jedoch die Kelche durch gewundene
Höhenzüge gruppenweise von einander getrennt.
Jura. Tertiär.
Astraeomorpha Reuss. Stöcke knollig,
flach ausgebreitet oder ästig, von runzeliger
Epithek umgeben. Zellen klein, durch kurze,
dicke Costalsepten verbunden. Säulchen griffel-
förmig. Trias bis Oligocän.
Micro8olena Lamx. Trias. Jura. Di-
morpharaea From. Jura.
4. Familie. Poritidae. Dana.
Zusammengesetzte Stöcke, aus löcherigem Sklerenchym bestehend. Zellen klein.
Septa meist wenig zahlreich, zuweilen durch Reihen von Trabekeln oder Lamellen
ersetzt. Wand fehlt.
a) Unterfamilie. Spongiomorphinae. Frech.
Sielet aus dicken, durch horizontale Synaptikeln verbundene Trabekeln
aufgebaut. Kelche ganz undeutlich vom Coenenchym getrennt, ohne deutliche
Septa. Afeist sparsame Traversen vorhanden.
Von den hierher gehörigen Gattungen finden sich Spongiomorpha,
Heptastylis und Stroniatomorpha Frech in der alpinen Trias (Zlambach-
schichten und Rhät.). Es sind knollige Stöcke von sehr unregelmässiger
Gestalt. Bei Spongiomorpha und Heptastylis sind die sechs Septa durch
ziemlich regelmässig gestellte Trabekelpfeiler angedeutet und bei Heptastylis
durch in gleicher Höhe ausgehende Synaptikeln, welche förmliche, durch-
löcherte Horizontalschichten bilden, verbunden. Bei Stromatomorpha
fehlt jede radiäre Anordnung der Septaltrabekeln.
Vielleicht gehört hierher auch Palaeacis E. H. (Sphenopoterium Meek
u. Worth) aus dem Kohlenkalk von Nord-Amerika und Schottland.
b) Unterfaniilie. Torbinarlnae. E. H.
Septa wohl cntivickelt. DU Zellen in ein schwammiges Coenenchym eingebettet.
Fi*. M«. Flg. 170
Actimwi* Henau* Reu.««. Kreide. GOMUthal. Litharata Wcbtteri E. U. Eocän Brackles
a <M»erfltiche in nut < irosse, /.Querschnitt parol- harn Buy. England,
lel der Oberflache, vergrossert, c Längsschnitt, a Ein Stock nat GfftMe.
vergrbssert (nach Reust). 6 Vier Kelche vergrössert.
Actinacis d'Orb. (Fig. 169). Massige oder ästige Stöcke. Coenenchym
reichlich, körnig. Septa kräftig, ziemlich gleichstark. Säulcheu warzig;
Pfählchen vor allen Septem Kreide. Tertiär.
Fig. 168.
ComoBtri» cmi/trla Reu»«. Oligocän
von Monte cärlotut bei Vlcenza in
2 facher VergrusserungV
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Hexacorallia. Poritidae.
89
Aslraeopora Blv. Massive Stöcke. Coenenchym locker, an der
Oberfläche stachelig. Septa ungleich entwickelt. Säulchen und Pfählchen
fehlen. Tertiär. Lebend.
Dendracis E.H., Cryptaxis Reuss. Tertiär.
Turbinaria Oken (Qemmipora Blv.). Stock blattförmig. Coenenchym
ziemlich dicht und feinstachelig. Septa gleich gross. Säulchen schwammig.
Kreide. Tertiär. Lebend.
c) Unterfamilie. Poritlnae. E, H
Septa wohl enhuickelt. Die Zellen durch ihre löcherige falsche Aussenwand
verbunden.
Litkaraea E. H. (Fig. 170). Stock massig. Kelche subpolygonal.
Septa meist in drei Cyclen. Säulchen schwammig. Eocän. Miocän.
Rhodaraea E. H. Massive Stöcke. Falsche Wände der Kelche dick.
ITählchen vorhanden. Miocän und lebend.
Fi*. 171
Porites
Miocan. Mähren,
n Horlzontalachnitt. b Ver-
Ucalschnitt Beide Figuren
Fig. 178.
a *txm<jiotn Dana. Rcccnt Fidschi-
Inseln. Vertlcalschnitt durch eine Zelle, ver-
drössen, um die durchlöcherte Wand und die
Boden zu «eigen, b Atvtojtora rudi» lleuss.
Nummulitenknlk von Oberburg. Steycrmark
Nat. Orosso. c Zwei Kelche, stark venrrossert.
(Fig. a nach Dana, 6 nach Reuss.j
Porites
Lam. (Fig.
171). Massi-
ve oder ästi-
ge Stöcke.
Kelche
seicht, poly-
gonal. Septa
netzförmig.
Säulchen
warzig, von
einem einfa-
chen Pfähl-
chenkranz
umstellt.
Kreide bis jetzt. Die Gattung Porites ist einer der wichtigsten Riffbildner
der Jetztzeit.
Protaraea und Stylaraea E. H. bilden meist incrustirende Stöcke
mit polygonalen Kelchen. Der Visceralraum ist unten durch horizontale
Böden abgeschlossen. Silur. Devon.
d) Unterfamilie. Alyeoporinae. Verill.
Septa aus isolirten Bälkchen, Domen oder netzförmigen Lamellen bestehend.
Wand löcherig. Visceralraum mit porösen Böden.
Alveopora Quoy u. Gaimard (Fig. 172). Stock massig. Kelche klein,
polygonal. Septa durch entfernt stehende Dornen ersetzt. Böden spärlich,
in grossen Abständen. Tertiär. Lebend.
Koninckina E. H. Kreide.
5. Familie. Madreporidae. Dana.
Zusammengesetzte, ästige oder lap-
pige Stöcke mit kleinen, röhrigen Zellen,
die aus einem schwammigen oder netz-
Jörmigen Coenenchym vorragen. Septa
(6 — 12) zuweilen schwach entwickelt.
Zwei gegenüberstehende lange Septen be-
rühren sich im Centrum. Wand fehlt.
Die Gattung Madrepora Lin.
(Fig. 173) nimmt an dem Aufbau der
jetzigen Korallenriffe einen wesent-
lichen Antheil und bildet zuweilen Stöcke von ansehnlicher Grösse
findet sie sich nur spärlich im Tertiär.
Fig. 173.
Madrepora Anglica Duncan. Olifrocftn. Brocken-
hurst. England, a Mehrere Kelche vergn >s*ert,
b Verticalschnltt, stark vergrößert.
Fossil
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90
Coelenterata. Anthoso».
Zeitliche und räumliche Verbreitung der Hexacorallia.
Unter den Hexacorallen sclieincn die Aporosen aus den Tetra-
corallen hervorgegangen zu sein und deren direete Fortsetzung zu
bilden. Sie beginnen darum da, wo die letzteren aufhören, entfalten
schon in der Trias einen grossen Formenreichthum und spielen in der
mesozoischen, känozoischen und Jetztzeit eine Hauptrolle am Aufbau
der KorallenrifFe. Von den sechs Familien der Aporosen sind die
Astraeiden weitaus die wichtigste und fonnenreiehste, neben denen die
Fungidae, Stylophoridae, Pocilloporidac, Oculinidae und Turbinolidae nur
untergeordnete Bedeutung besitzen und auch erst später (im Jura, die
Pocilloporiden sogar erst im Tertiär) beginnen.
Einen selbständigen Zweig der Hexacorallen bilden die Perforata,
als deren Ahnen wohl die merkwürdigen, cambrischen Archaeocyathidae
betrachtet werden dürfen. Vereinzelte Eupsammidae und PoriUdae
finden sich im Silur und Carbon, aber erst von der Trias an entfalten
die Thamnastraeiden und Poritiden grösseren Formeureichthum und
nehmen an der Zusammensetzung der triasischen, jurassischen, creta-
ceischen und tertiären Korallenriffe erheblichen Antheil. Die Eupsam-
miden haben ihre Hauptverbreitung im Tertiär und in der Jetztzeit,
und die Madreporiden gehören fast ganz der gegenwärtigen Erd-
periode an.
Neben vereinzelten Tiefseeformen, die in den verschiedensten
geologischen Formationen vorkommon, findet man die Hexacorallen
meist in Korallenkalken von sehr variabler Mächtigkeit vereinigt und
zwar in der Regel zwischen Ablagerungen von entschieden litoralem
Charakter. Die urweltlichen Korallenriffe lassen sich meist mit den
Saumriffen oder Wallriffen der Jetztzeit vergleichen, nicht aber mit
Atollen, die offenbar ihre Entstehung den besonderen orographischen
Verhältnissen des pacilischen Oceans zu verdanken haben.
In der Trias enthalten die St, Cassianer, Zlambach und Rhätischen
Schichten der Alpen grössere Mengen von riffbauenden Hexacorallen,
während die ausseralpinen Triasablagerungen, sowie die rein kalkigen
und dolonritisehen Gesteine der Alpen häufig entweder ganz korallenfrei
sind oder nur wenige Reste derselben aufweisen.
Im Lias sind Korallenriffe in England, Luxemburg und Loth-
ringen nachgewiesen; der Dogger enthält nur ausnahmsweise in
Schwaben, im badischen Rheinthal, im schweizerischen Jura, in der
Normandie und England Korallen führende Bänke von meist geringer
Mächtigkeit. Eine reiche Entwickelung von Korallenkalken bietet der
obere Jura im schweizerischen und französischen Juragebirge, in
Lothringen, Südbaden, England und vielen Orten von Frankreich, in
Schwaben (Nattheim, Blaubeuern) und Bayern (Kelheim), sowie im
ganzen Gebiet der Alpen, Karpathen, Cevennen und Apenninen, wo
die obersten (sog. Tithonschichten) häufig in Gestalt von Korallenkalken
ausgebildet erscheinen.
Die untere Kreide (Neocom) liefert in Frankreich (Ilaute Marne
und Yonne), in der Krim und in Mexico Korallenriffe, das Urgouien
ist in den Schweizer und bayerischen Alpen zuteilen Korallen führend.
Im Turon und Senon der Alpen (Gösau-Schichten) Pyrenäen und
der Provence kommen zahlreiche Riffkorallen meist in Gesellschaft von
Rudisten vor; die oberste Kreide enthält nur ausnahmsweise in Holland
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Hexacorallia. Tnbulnta.
91
(Maestrieht) und Dänemark (Faxoe) eine beschränkte Anzahl von riff-
hauenden Hexacorallen.
Im älteren Tertiär (Eocän und Oligocän) ist das Vorkommen
von Korallenriffen auf den Nord- und Südrand der Alpen und Pyrenäen,
auf Arabien und Westindien beschränkt, während die aussoralpinen euro-
päischen und amerikanischen Ablagerungen derselben Zeit in der Regel
nur Einzelheiten aufweisen; im Miocän und IMiocän rücken die
eigentlichen Korallenriffe mehr und mehr nach dem Acquator vor (Java,
Rothes Meer, Japan), während sich die in Ablagerungen gemässigterer
Zonen (Wiener Becken, Touraine, Italien) vorkommenden Formen nur
spo radisch in der übrigen Fauna vertheilt finden.
Stets zusammengesetzte, aus röhrenförmigen oder prismatischen Zellen bestehende
Stöcke. Wand dick, selbständig verkalkt, dicht oder mit runden Verbindungsporen
versehen. Septa schwach entwickelt (meist 6 oder 12), zuweilen nur durch Wand-
leisten oder Dornenreihen angedeutet oder auch vollständig Jehlend. Der Visceral-
räum durch Querböden in aufeinander /olgende Fächer abgetheilt. Synaptikeln
und Traversen fehlen.
Haime alle mit zahlreichen Böden und schwach entwickelten Septen ver-
sehenen Korallen gestellt. Neuere Untersuchungen haben jedoch gezeigt,
datss einige (z. B. die Pocilloporidae) zu den Aporosa, andere {Helioporidae) zu
den Octocorallen , wieder andere zu den Hydrozoen (Millepora) gehören ; bei
einigen (Chaetetidae, Monticuliporidae) ist die systematische Stellung so zweifel-
haft, dass sie bald zu den Korallen, bald zu den Bryozoen gestellt werden.
Die Mehrzahl der typischen Tabuiaten (Favositidae, Syriugoporidae, Halysitidae)
zeigt nahe Beziehungen zu den Hexacorallen. Da dieselben aber meist
erloschen und grösstcntheils auf paläozoische Ablagerungen beschränkt sind,
so erscheint die definitive Entscheidung über ihre systematische Stellung
fast aussichtslos. Die Vermehrung der Tabuiaten erfolgt zuweilen durch
Selbsttheilung, resp. Calycinalknospung, in der Regel aber durch Knospen,
welche zwischen den Wänden der vorhandenen Zellen (intermurale Knospung)
Massive oder ästige Stöcke. Zellen gleichartig prismatisch, lang, durch ihre
Wände verbunden, welche von grossen Poren durchstochen sind. Septen sehr kurz,
meist nur durch schwach vorspringende Leisten oder Dornenreihen angedeutet,
selten ganz Jehlend. Böden häufig in regelmässigen Abständen, vollständig, hori-
zontal, seltener schief oder unregelmässig blasig.
Die Favositiden unterscheiden sich von den Poritidae, mit welchen sie
Verril vereinigt, durch ihre soliden, dicken, von runden, zuweilen röhren-
•) Lindström, O., Affinities of the Anthozoa Tabulat» Ann. Ma>;. nat. bist.
1876. 4 Ser. XVIII. — Dybowki, Die Chaetetiden (1er ontbaltisrben Silurforniation.
Verb d. k. rust». raineral Ges. St. Petersburg 1877. - Nicholson, H A, On tbc
Stroctnre and affinitiea of the Tabulata Corals of the palaeo/.oic Period. London
1879. — On the Strueturo and afßnitie« of the genus Monticulipora. London 1881.
— Roemer, F., I^ethaea palaeozoica. 1883. I. S. 416. — Waagen, W. u. Wentzel,
W., The Saltrange fossils. Palaeontol. Indica. 1866. — Hau<i, E , l'eber sog. (hae-
tetea aus mesozoischen Ablagerungen. N Jahrb. für Mineral. 188.J. I. 171.
Anhang.
('. Unterordnung. Tabulata. E. II.1)
Zu den Tabuiaten wurden
lieh von Milne Edwards und
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92
Coelenterata. Anthozoa.
förmigen Poren durchbrochenen Wände. Die Zellen haben meist poly-
gonale Form, zeigen im Horizontalschliff stets Wände mit dunkler, zuweilen
auch lichter Mittellinie, die auf beiden Seiten durch eine Verdickung von
Stereoplasma verstärkt ist. (Fig. 174 C). Sie sind auf paläozoische Ablage-
rungen beschränkt und nehmen an dem Aufbau der silurischen, devonischen
und carbonischen Korallenkalke einen wesentlichen Antheil.
c Favo sites Lam. (Calamopora Goldf.) (Fig. 174).
Stock massig, seltener ästig. Zellen prismatisch, poly-
gonal, meist
sechsseitig.
Wände mit
entfernt ste-
hendenPoren.
Septa sehr
schwach,
durch Längs-
streifen oder
Dornenreiheu
ersetzt, zuwei-
len fehlend.
Böden zahl-
reich. Sehr
häutigimSilur
FavotUe* polymorpha QoMt. ap. Devon. Eifel. A Stock in nat. Grösse. Ii Meh- UT\d Devon,
rere Zellen vergrößert und zum Thell aufgebrochen, um die liöden im Innern seltener im
zu zeigen. C Horizontal-, D Verlicalschnllt durch mehrere Zellen, um die 11 1
Scptaldornen und Poren (p) zu zeigen. (C und D noch Nicholson.) IvoüienKaiK.
Columnopora Nicholson (Calapaecia Billings). Wie vorige, aber Septa
deutlich entwickelt, kurz. Wandporen gross, in verticalen Reihen zwischen
den Septem Silur.
Emmonsia E. H. Silur. Devon; Nyctopora Nich. Silur; Syringo-
Utes Hinde. Silur.
Pachypora Lindström (Fig. 175). Stock ästig, aus prismatischen, poly-
gonalen Zellen bestehend, deren Wände auf der Innenseite durch Stereoplasma
so stark verdickt sind , dass die Kelche kreisrund erscheinen. Septa sehr
schwach. Wände mit grossen, aber wenig zahl-
reichen Poren. Häufig in Silur und Devon.
Trachypora E. H. Buschig mit runden Zwei-
gen. Zellen polygonal, Wände durch Stereoplasma
sehr stark verdickt, so dass die
Kelche rund und stark verengt
werden und durch ansehnliche
Zwischenräume getrennt erschei-
nen. Wände mit sparsamen und
unregelmässig angeordneten Po-
ren. Septa durch Dornenreihen
angedeutet. Böden in grossen
Abständen. Häufig im Devon.
Striatopora Hall. (Fig. 176).
Wie vorige, jedoch die Verengung des Visceralraums durch Stereoplasma
mehr in der Tiefe stattfindend, so dass die Kelche trichterförmig erscheinen.
Ob. Silur und Devon.
Alveolites Lam. (Fig. 177). Stock massig oder ästig, aus engen, dicht
aneinanderliegenden, zusammengedrückten Prismenzellen mit schief drei-
seitigen oder halbmondförmigen Kelchen bestehend. Septa sehr schwach,
nur durch Leisten- oder Dornenreihen angedeutet, zuweilen nur ein einziges
entwickelt. Wandporen zerstreut, gross. Sehr häufig im Silur und Devon.
Fte. 175
Pachypora SiettoUanl Frech.
Mittel-Devon F.ifol. A Quer
schnitt. B Vcrticalachnitt ver-
grossert Vi (p Wandporen).
Na<.'h Nicholson.
Flg. 176.
StriaUrpora fiexuotn
Hull. Ob. Silur.
Nord-Amerika.
uigitizea oy google
Tabulata. Favositidae
93
Coenites Eichw. Ob. Silur. Devon.
Pleurodictyum Goldf. (Fig. 178). Stock niedrig, scheibenförmig, von
rundem oder ovalem Umriss, unten mit runzeligem Epithek überzogen und
häufig auf einem wurmartigen Fremdkörper aufgewachsen. Zellen niedrig,
unten trichterförmig verengt; polygonal. Septa durch schwache Leisten
angedeutet oder fehlend. Die Wände mit zerstreuten Verbindungsporen.
Böden fehlend oder spärlich. Devon. P. problematicum Goldf. ist ziemlich
häufig im devonischen Spiriferensandstein der Eifel, aber stete als Stein-
kern erhalten, so dass B
die Wände der Zellen
als dünne, durch Quer-
fäden verbundene Spal-
ten erscheinen und der
Visceralraum mit Sand-
stein erfüllt ist.
Flg. 1T8. Fijf. 177.
Plrurodietyunt problrmaticum A Alveoliten tuborbkularU Lam Mittel • Devon. Gerolstein. BIM.
Goldf. Unt. Devon. Coolen*. Stock in nat. Grosse. B C dlreotäa I.nbtchä E. H. Ober-Silur. Iron-
Nai Grüne. Im Centrum ein bridge. England B Tangential-, C Vertiralschnitt In Gfacher Ver-
wurmformiger Fremdkörper. grteserung (nach Nicholson).
Michel inia de Kon. (Fig. 179). Scheibenförmige oder gewölbte Stöcke,
oft von beträchtlicher Grösse; auf der Unterseite mit runzeliger Epithek
überzogen, welche häufig mit wurzelartigen Fortsätzen versehen ist. Zellen
polygonal, ziemlich gross; die zahlreichen Septen durch verticale Wand-
et C B
mmw- •••••
Flg 179.
UieMinia /avota de Kon. Koblenkalk. Tournay. Belgien. A Stock von oben, B von unten, C V'er-
Ucalschnitt (nach Gaudry).
streifen ersetzt. Wandporen ordnungslos zerstreut. Böden sehr zahlreich,
schief, gewölbt, nicht vollständig entwickelt, den Visceralraum mit blasigem
Gewebe abschliessend. Devon und Carbon. M. javosa de Kon. ungemein
häufig im Kohlenkalk von Belgien.
2. Familie. Syringoporidae. E. H.
Stöcke aus cylindrischen Zellen zusammen geseilt, welche durch seitliche Quer-
röhren oder horizontale Ausbreitungen miteinander verbunden sindy in welche die
endothelialen Gebilde der Zellen /ortsetzen. Wände dicht, runzelig. Septa schwach
94
Coelenterata. Anthozoa
'St"-' ;* l ■ifWI^
Fi«. 1*0.
Syrimjopura rnmulosn
Golclf. Aus <lcm Kohlen-
kftlk von Kegnitzlosau im
Flehtelgebirge Nat. Gr.
entwickelt, durch Wandleisten und verticale Dornenreihen angedeutet. Böden
reichlich vorhanden, meist unregelmässig trichterförmig. Vermehrung durch Basal-
knospen oder Knospen aus den Verbindungsröhren und Horizontalausbreitungen.
Im Silur, Devon und Carbon häufig.
Syringopora Gold f. (Fig. 180). Stöcke häufig
von ansehnlicher Grösse, bündeiförmig, aus dünnen,
cylindrisehen, etwas hin- und hergebogenen und mittelst
hohler Querröhrchen verbundenen Zellen bestehend.
Septa rudimentär. Böden trichterförmig. Junge Stöcke
bilden anfänglich ein an Aulopora erinnerndes horizontales
Netzwerk. Zahlreiche Arten in Silur, Devon und Carbon.
Chonostegites E. H. Stöcke massig, die cylin-
drisehen Zellen durch horizontale, mit Endothele erfüllte,
blattartige Ausbreitungen verbunden, im Innern mit schie-
fen Böden erfüllt, die ein blasiges Gewebe bilden. Devon.
Thecosteg ites E. H. Incrustirende Stöcke, aus kur-
zen, cylindrisehen, durch dicke horizontale Ausbreitungen
verbundenen Zellen zusammengesetzt. Böden beinahe hori-
zontal. Septa (12) durch Wandleisten angedeutet. Devon.
3. Familie. Halysitidae. E. H. Kettenkorallen.
Stöcke aus langen, cylindrisehen, seitlich zusammen-
gedrückten Zellen bestellend, die nur an ihren schmalen Enden
zu Reihen verwadisen sind und freie, senkrechte Blätter bil-
den, die sich labyrinthisch durchkreuzen. Wand dicht, mit
runzeliger Epithek. Böden zahlreich, horizontal oder coneav.
Septa durch zwölj kurze Wandleisten oder Dornenreihen er-
setzt oder auch ganz fehlend. Vermehrung durch Stolonen-
knospen.
Die einzige Gattung Halysites Fischer (Caienipora
Lam.) (Fig. 181) enthält Arten, die aus lauter gleich-
artigen Zellen bestehen (H. escharoides Lam. sp.), sowie
andere, bei denen zwischen den Hauptzellen an der
Verbindungsstelle je eine kleinere, mit zahlreicheren
Haiy,iu* cotaMlnrto Böden versehene Zwischenzelle eingeschaltet ist. Im
Lln. sp. Aus obeiullurl „u.„___ t*:i.._
sm Knik vonootinud oberen Silur häufig.
Nat. Grösse.
4. Familie. Auloporidae. {Tubulosa E. H.)
Kriechetule, ästige oder netzjörmige Stöcke aus cylindri-
sehen, becher- oder trompetenförmigen Zellen mit dicker, un
durchbohrter, runzeliger Wand bestehend. Septa durch
schwache Randstreifen angedeutet. Vermehrung durch Basal-
oder Lateralknospen. Böden wenig zahlreich. Silur bis
Carbon.
Aulopora Goldf. (Fig. 182). Sämmtliche Zellen der
kriechenden Stöcke sind auf einer Unterlage (Alveolites
oder andere Korallen oder Mollusken) mit ihrer ganzen
Unterseite aufgewachsen und im Innern mit gebogenen
Böden versehen. Vermehrung durch Basalknospen. Silur
bis Carbon.
Cladochonus M'Coy (Pyrgia E. H.). Die ästigen
Stöckehen sind nur an einer Stelle aufgewachsen und aus
trichterförmigen Zellen ohne Böden und Septen zusammen-
gesetzt. Vermehrung durch Seitenknospen. Carbon.
Jiomingeria Nicholson (Quenstedtia Rominger).
Niedrige, halb aufrechte, theilweise aufgewachsene, buschige Stöckchen mit
cylindrisehen Zellen. Böllen wenig zahlreich, horizontal. Silur. Devon.
Fl*. 182.
Aulnporti tubarjurmit
Goldf. Aus devonischem
Kalk von Gerolstein In
der Elfel. Nat. Crosse
(nach Goldfussi.
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Tabulata. Chaetetidae.
95
B
5. Familie. Chaetetidae. E. H.
(Chaetetidae und Monticuliporidae Nichols.)
Massige oder ästige, aus feinen, röhrenförmigen, bald gleichartigen, bald
ungleichen Zellen (Aldoporen und Mesoporen) zusammengesetzt, deren dichte, un-
durchbohrte Wände sich allseitig berühren. Septen fehlen. Böden horizontal.
Vermehrung durch intramurale Knospen oder durch Theilung.
Sämmtliche hierhergehörige Formen sind erloschen und finden sich
vorzugsweise im Silur, Devon und Carbon, vereinzelt auch in Trias, Jura
und Kreide. Sie nehmen einen wesentlichen Antheil an dem Aufbau
der paläozoischen, namentlich der untersilurischen Korallenriffe. Milne-
Edwards und Haime hielten sie für Ajithozoen, Rominger und Lind-
ström für Bryozoen. Dybowski erkennt zwar die Aehnlichkeit mit ge-
wissen Bryozoen an, betont aber auch die Beziehungen zu den Favositiden.
Nicholson glaubt die Chaetetiden und Monticuliporiden an die Octo-
korallen anreihen zu dürfen, weil sie häufig, wie Heliolites und Heliopora,
dimorphe Ausbildung der Zellen erkennen lassen, in der Mikro Struktur
ihres Skeletes mit Heliolites übereinstimmen, wohl entwickelte Böden und
porenlose Wände besitzen und sich durch intramurale Knospen oder Theilung
vermehren. Die Aehnlichkeit mit gewissen cyclostomen Bryozoen (Hetero-
pora) wird übrigens auch von Nicholson anerkannt.
Chaetetes Fischer (Fig. 183, 184). Zellen
gleichartig lang, dünn, prismatisch, polygonal.
Vermehrung durch Selbsttheilung. Die in Thei-
lung begriffenen Zellen sind durch einspringende
zahnartige Fortsätze gekennzeichnet. Wände
strukturlos
ohne dunkle
Mittellinie. Bö-
den entfernt ste-
hend. Sehr häu-
fig im Kohlen-
kalk. Auch im
Lias u. ob. Jura.
Ob, radians
Fisch, setzt bei Chattete» trplvtu* Fleming. Kohlenkalk.
Moskau ganze SfiS*: A <*!CT!f h?,M. »i?fallcl dcr
e , Oberfläche. Ii Vcrticalschnitt vergros-
bchlChten des 8ert ( nach Nicholson).
Kohlenkalks 0» Vorspringende, die Theilung an-
legende Dornen.)
zusammen.
Pseudochaetetes Haug. Ob. Jura. P. polyporus Quenst. sp.
Monticulipora d'Orb (emend. Nicholson). (Fig. 185 — 187.) Massive,
knollige, halbkugelige, ästige, scheibenförmige oder incrustirende Stöcke von
verschiedenster Form und Grösse aus zahlreichen, meist ungleichen, feinen
Röhrenzellen zusammengesetzt, deren dichte Wände sich berühren. Ver-
mehrung durch intramurale Knospen, seltener durch Theilung. Die Zellen
werden durch horizontale Böden abgetheilt. Diese Böden schliessen, indem
sie von einer Wand bis zur andern reichen, den Visceralraum periodisch
vollständig ab oder sie sind unvollständig entwickelt, und in diesem Falle
füllen grosse blasenförmige Kalkblättchen den nicht mit horizontalen Böden
versehenen Theil der Röhre aus. Im Gegensatz zu Chaetetes bestehen die
Wände aus zwei durch eine dunkle oder lichte Mittellinie getrennten Blättern
und sind zuweilen durch Ablagerungen von kohlensaurem Kalk verdickt.
Die Zellen zeigen polygonalen oder rundlichen Durchschnitt. In der Regel
unterscheidet man grössere, mit entfernt stehenden Böden versehene Röhren,
zwischen denen mehr oder weniger reichlich kleinere Zellen mit vielen Böden
stehen. Häufig sind die grösseren Zellen (Autoporen) allseitig von kleineren
(Mesoporen) umgeben und durch diese von einander getrennt. Zuweilen
Kohlciikalk
FiK 18».
Chatttlrs riidian* Fischer
Moskau. Stück eine» der Lange nach
aufgebrochenen Stockes in nnt Grosse.
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Ort
Coelenterata. Anthozoa.
kommen auch noch äusseret feine, dickwandige Röhrchen (Acanthoporen)
vor, welche an der Oberfläche kleine Höckerchen bilden. Ungemein häufig
im Silur, namentlich im unteren Silur; spärlicher im Devon und in der Trias.
Nicholson vergleicht die Mesoporen von Monticulipora mit den
Siphonoporen von Heliopora und nimmt an, dass die Stöcke von dimorphen
Polypen aufgebaut seien. F. Römer hält die feinen Röhrchen nur für
junge, durch Knospung entstandene Zellen. Nicholson unterscheidet
folgende Untergat-
tungen :
a) Heterotrypa
Nich. (Fig. 185, 18G).
Zweierlei Röhrenzel-
len mit horizontalen
Böden vorhanden, die
grösseren subpolygo-
nal, durch einen ein-
fachen Kranz von
Mesoporen , deren
Wände sich nach oben
verdicken, getrennt.
Acanthoporen ge-
wöhnlich vorhanden.
Silur.
b) Monotrypa
Nich. Stöcke aus
gleichartigen oder
nur wenig in der
Grösse verschiede-
nen, meist polygona-
len und dünnwandi-
gen Zellen zusammen-
gesetzt. Silur. Devon.
Trios. M. Reeubarien-
sis Schaur. sp.
c) Diploirypa
Nich. (D i anul i fes
Eichw.) (Fig. 187). Zellen ungleichartig, durch dünne Wände verbunden;
die grösseren zu Haufen vereinigt und mit kleineren vermischt. Silur.
Fig. 185
Monticulipora {Heterotrypa) ramona E. II. Unt. Silur. Cincinnatl.
Ohio. A Zweig in nalfirl. (Irosse. B Oberfläche schwach vergrossert.
C Schnitt parallel der Oberfläche stark vergnissert 1> VerticalftchuiU
stark vergrossert (C und D nach Nicholson )
Fig. 186
Tungcntialgchniit parallel der Ober-
flache durch einzelne Zellen von
A Monticulipora (Iltterotrypn) pul-
chelta E. II., B von M. (Heterotrypa)
ramona E II. vergrossert (nach
N ichol so n.)
Hg. 1*7.
Monticulipora(Diplotrypa) l'ctro-
politana Pand.
UnterSilur. St. Petersburg.
Tangentialschnitt parallel der
Oberfläche vergrossert (nach
Dybowskl).
Fig. 188.
Prntopora Selwynli Nlchols. Unter Silur. On-
tario. A Tangentialschnitt parallel cler Ober-
flache. « Verticalschnltt lt.' grossere Zellen,
t Hoden, t' blasenartige Boden) vergrossert
(nach Nicholson).
Fig ist»
Xniroporn nnnulom CSoldf sp. Ober-Jura.
Ocrlingcn bei Ulm. A Natürl. Grosse. B Ein
Stück der Oberfläche vergrößert.
d) Prasopora Nichols. (Fig. 188). Zweierlei Röhrenzellen, durch
dünne Wände verbunden; die kleineren mit zahlreichen, horizontalen, die
grösseren mit unvollständigen Böden und Blasen. Silur. Devon.
e) Peronopora Nich. Wie vorige, aber Wände verdickt.
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Tabulata. Octocorallia.
97
Stenopora Lonsd. . A estige oder lappige Stöcke, aus feinen Röhren-
zellen bestehend, die sich nach aussen etwas erweitern, umbiegen und ihre
Wände durch ringförmige Aussenwülste verdicken. Böden sparsam. Im
Kohlenkalk und Zechstein häufig.
Geinitzella Waag, und Wentzel. Wie vorige, aber Wände nur wenig
verdickt Kohlenkalk. Zechstein.
t Neuropora Bronn. (Chrysaora Lamx.) (Fig. 189). Aestige oder knollige
Stöcke mit erhabenen, zellenlosen Rippen. Die Zellenmündungen polygonal,
wenig ungleich. Böden zahlreich. Jura, Kreide.
6. Familie. Piatuliporidae. Waagen und Wentzel.
Incrustirende , massitv oder ästige Colonieen aus ungleichartigen, feinen,
röhrigen Zellen bestehend. Wände dicht. Septa fehlen. Böden horizonüd. Die
Autoporen entstehen durch Coenenchymknospung , die Mesoporen vermehren sich
durch Theilung. Silur bis Zechstein.
Die Fistuliporiden stimmen in mancher Hinsicht, namentlich in der Ent-
stehung der Autoporen aus dem Coenenchym mit den Helioporiden überein,
in deren Nähe sie von Waagen auch gestellt werden. Nicholson be-
trachtet sie als Unterfamilie der Monticuliporidae.
F i stulipora M'Coy. Die Stöcke bestehen aus röhrenartigen Auto-
poren von rundlichem oder dreiseitigem Durchschnitt, welche in einem
Coenenchym aus kleineren Mesoporen eingebettet liegen. Letztere haben
viel zahlreichere Böden als die Autoporen, so dass das Coenenchym wie ein
blasiges, vielzelliges Gewebe erscheint. Die Wand der Autoporen ist auf
einer Seite verdickt und bildet häufig zwei septaähnliche Vorsprünge.
Häufig im Devon, Carbon und Perm.
Callopora Hall. Prasopo ra Nichols. Silur. Hierher wahrscheinlich
auch die silurische Gattung Labechia E. H.
Zeitliche und räumliche Verbreitung der Tabulata.
Die Tabulaten gehören mit wenigen Ausnahmen den paläozoischen
Formationen an. Sie bilden mit Tctracorallen und Hydrozen {Stromato-
poridae) die Rorallenriffe der Silur-, Devon- und Carbon-Zeit. Von den
sechs Familien sind die Halysitiden bis jetzt nur im Silur nachgewiesen,
alle übrigen finden sich mehr oder weniger häufig in Silur, Devon und
Carbon ; die Fistuliporiden auch im Zechstein und die Chaetetiden vom
Silur bis Kreide.
3. UnterclaS8e. OctOCOrallia. Haeckel.
(Octactinia Ehrenbg., Alcyonaria M. Edw.)
Zusammengesetzte Stöcke, selten Einzelpolypen mit acht Mesenterial-
fächern und acht breiten, gefranzten oder fiederartig gezackten Tentakeln,
die in einem Kranz die Mundöffnung umstehen.
Feste Skeletgebilde fehlen nur wenigen Gattungen; dieselben zeich-
nen sich durch grosse Mannichfaltigkeit aus, liegen entweder isolirt im
Eetoderm und Mesoderm oder drängen sich an der Basis zu einer
bald hornigen, bald kalkigen Axe zusammen, um welche die Polypen
herumstehen. Zuweilen bilden die Kalkkörperchen auch solide Röhren,
die beim Weiterwachsen der Thiere unten successive durch Querböden
abgeschlossen werden. Die Vermehrung erfolgt entweder geschlechtlich,
oder ungesclilechtlich durch basale oder laterale Knospung, selten durch
Selbsttheilung.
Zittel, Grondzüge der Paläontologie. 7
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98
Coelenterata. Cniduria.
I
Fossil finden sicli nur kalkige Axen, isolirte Skeletkörperchen,
Röhren oder Korallenstücke; die hornigen Skelctbildungen werden durch
den ^Fossilisationsprocess vollständig zerstört.
I | Sio beginnen im Silur, gehören aber nur ausnahmsweise zu den
häufigeren Versteinerungen.
fl Familie. Aloyonidae. E. H.
Festsitzende, fleischige, lappige oder ästige Stöcke (sehr selten
Einzelpolypen) mit isolirten, knorrigen oder nadelartigen Kalk-
körperchen (Sklerodermiten) in der Haut.
Isolirte Sklerodermiten entziehen sich wegen ihrer winzi-
gen Grösse und raschen Zerstörbarkeit leicht der Beobachtung.
Sie wurden bis jetzt nur von Pocta (Sitzgsber. Wien. Akaa.
1885. Bd. 92) aus der oberen Kreide von I^un in Böhmen
nachgewiesen.
Familie. Pennatulidae. E. H. Seefedern.
Im Sand oder Schlamm steckende Stöcke mit horniger oder
kalkiger Axe. Die Polypen dimorph.
Die schlanken, im Querschnitt rundlichen oder vierseitigen
kalkigen Axen fossiler Pennatuliden sind mit Sicherheit nur
aus Trias (Prographularia Frech), Kreide (Pavonaria
Cuv., Pennatuli tes Cocchi, Glf/ptosceptron Böhm, Pa-
laeoscepiron Cocchi) und Tertiär {Oraphularia E. H.)
(Fig. 190) bekannt.
Familie. Gorgonidae. E. H.
Festgetvaehsene, ästige oder fächerförmige Colonieen mit hor-
niger, kalkiger oder gegliederter, aus hornigen und kalkigen Seg-
menten bestehender Axe.
Die Gattungen mit horniger, biegsamer* Axe (Gorgon ia,
Rhipidogorgia etc.) sind nicht erhaltungsfähig. Von
Primnoa , Gorgonella und Virgularia, bei denen die Axe
aus hornigen und kalkigen Schichten aufgebaut ist, werden
vereinzelte fossile Ueberreste aus dem lertiär beschrieben.
Die Gattung Isis besitzt eine Axe, die abwechselnd aus cylin-
drischen Kalkgliedern und hornigen Verbindungsstücken be-
steht. Sie kommt im Tertiär, angeblich schon in der Kreide
vor. Bei Moltkia aus der oberen Kreide besitzen die cylin-
drischen Kalkglieder grubige Vertiefungen, welche die Ab-
zweigungsstellen von Seitenästen andeuten. Bei der Edel-
koralle (Corallium Lin.) besteht die rothe Axe aus knorrigen
Sklerodermiten, welche durch ein mit organischer Substanz
imprilgnirtes krystallinisch -strahliges Kalkcement verbunden
werden. Fossile Reste sind selten, rinden sich in Kreide und
Tertiär.
Fig.
thutat
100.
Oraphularia dettr-
forum Zltt. Au«
eocanem Numniu-
Utenkalk vonFara
freh in der lybi-
sohen WünUs.
a Rxemplnrin nat.
GröMc. b b' Quer-
schnitte, c Ge-
strclfto Oberfläche
verdrossen
Familie. Tubiporidae. E. H.
Korullcnstöcke aus rothgefärbten, kalkigen, parallelen Röhren bestehend, welche
durch horizontale Verbindungsplatten zusammengehalten werden.
Die cylindrischen Röhren der lebenden Orgelkoralle {Tubipora) bestehen
aus knorrigen Skleriten, welche sich direct mit einander verbinden, aber
kleine Zwischenräume frei lassen, die an der Oberfläche als Poren erscheinen.
Die Verbindungsböden enthalten horizontale Canäle, welche durch zahlreiche
Oeffnungen mit dem Visceralraum der Röhren communiciren und neue
Knospen bilden. Fossil unbekannt.
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Anthozoa. Octocorallia.
99
Familie. Helioporidae. Moseley.
Korallenstock kalkig, ans röhrigen Zellen bestehend, die durch ein stark entwickeltes,
aus feineren Röhren zusammengesetztes Coenenchym verbunden sind. Sowohl die Haupt-
röhren (Autoporen), als auch die das Coenenchym bildenden Nebenröhren (Siphono-
poren) sind mit zahlreiclien horizontalen Böden versehen. Die Hauptröhren besitzen
leistenartige Pseudosepten. deren ZaJU jedoch nicht mit den Tentakeln Ubereinstimmt.
Erst durch Moseley') wurde die Zugehörigkeit der Helioporiden zu
den Octocorallen festgestellt. Die grösseren Polypen, welche die Haupt-
röhren bewohnen, haben einen Kranz von acht Tentakeln und acht Mesen-
terialfächer; auf den Siphonoporen stehen geschlechtslose kleine Polypen
ohne Tentakeln. • Das Skelet ist wie bei den Hexacorallen aus Kalk-
tmbekeln zusammengesetzt, von deren Verkalkungscentren die Radialfasern
b iisch elf önn ig ausstrahlen. Die Siphonoporen vermehren sich durch Knospung;
die Hauptröhren entstehen durch Vereinigung mehrerer Coenenchymröhren.
Heliopora Blainv. (Fig. a u c
191 A B). Massive oder ästige
Stöcke. Die grösseren Zellen be-
sitzen 12— 25schwach entwickel-
te Pseudosepten und sind durch
ein Zwischenskelet von feineren
Röhren verbunden. Die Böden
der Autoporen stehen entfern-
ter, als die der Siphonoporen.
Kreide, Tertiär und lebend.
Polt/ tremacis d'Orb. (Fig.
191 C\ Wie Heliopora, aber Pseu-
dosepta viel stärker, zuweilen fast
das Centrum erreichend. Kreide.
■mm
Fig. 191.
Heliopora Part$ehi Ueuss sp. Ob Kreide. St Gilgen am
Volfgaugiee. A Exemplar nat. Grosse, H Oberfläche ver-
grossi-rt C Polyiremaci* Hlninvilleana Keuss. Ob. Kreide.
Gösau VerticalMbnitt vergrossert (nach Reusa).
mm
An Heliopora werden von Moseley, Nicholson u. A. gewisse paläo-
zoische Korallen (Helioiitidae) von sehr ähnlichem Habitus angeschlossen.
Die massiven Stöcke bestehen wie bei Heliopora aus grösseren röhrigen
Zellen, die in einem aus engeren Röhren bestehenden Coenenchym einge-
bettet liegen. Beide sind mit zahlreichen horizontalen Böden versehen, und
die Hauptröhren entstehen wie bei Heliopora durch Vereinigung mehrerer
c
Iltliolitt*
F((f. 108.
'ioldf. Aus devonischem Kalkstein der Kifel. A Exemplar In nat. GrÖMe.
B Oberfläche vergroiwert. C Liingsschnitt vergTössert.
benachbarter Coenenchymröhren. Bei den Heliolitiden sind jedoch stets
zwölf wohl entwickelte Septen vorhanden. Die Wände der Röhren bestehen
aus homogener, dichter Kalksubstanz und stimmen in ihrem histologischen
Bau mit den Favositiden und Chaetetiden überein. Die zoologische Stellung
der Heliolitiden ist demnach noch unsicher.
Jleliolites Dana (Fig. 192}. Stöcke massig, knollig oder ästig. Die
Autoporen mit zwölf mehr oder weniger entwickelten, zuweilen durch
«) PhiloKophical Transactions 1876. vol. 16G.
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100
Coelenterata. Cnidaria
Domenreihen ersetzten Septen und häufig mit centralem Säulchen. Den
Coenenchvmröhren fehlen die Septa; ihre Vermehrung erfolgt durch Knospung
oder Theilung. Häufig in Silur und Devon.
Plasmopora E. H. Wie Heliolües, iedoch Wände der Coenenchym-
röhren unvollständig, so dass die Böden benachbarter Röhrchen zu einem
blasigen Gewebe verschmelzen. Silur. Devon.
2. Classe. Hydrozoa. Hydren und Quallen.
Festsitzende oder freischwimmende Polypenstöcke
oder Einzel-Polypen ohne geschlossenes Schlundrohr mit
einfacher, nicht radial gekammerter Leibeshöhle.
Die zu den Hydrozoen gehörigen Organismen scheiden nur selten
erhaltungsfähige Hartgebilde aus und eignen sich daher wenig . zur
fossilen Ueberlieferung. Die zu ästigen Colonicen vereinigten Stöcke
bleiben meist au Grösse hinter den Anthozoen zurück, besitzen häufig
auch einfacheren Bau als jene, zeichnen sich jedoch meist durch
Dimorphismus oder Polymorphismus der verschiedenen Individuen aus,
von denen die einen die Function der Ernährung, andere die der
Fortpflanzung oder Bewegung übernehmen. Sehr bemerkenswerth ist
auch der vielfach vorkommende Generationswechsel, durch welchen
aus festsitzenden Polypenstöcken freischwimmende Medusen hervorgehen
können, die ihrerseits wieder Polypenstöcke hervorbringen.
Die Hydrozoen sind Wasser- und zwar mit wenigen Ausnahmen
Meeresbewohner; sie werden meist in zwei Unterclassen : Hydro-
medusae und Acalephae zerlegt.
1. Unterciasse. Hydromedusae. Vogt.1)
Festsiteende oder Jreischunmmende, meist ästige Colonieen mit dimorphen
Ernährungs- und Fortpflanzungspolypen ; die letzteren lösen sich zuweilen
ab freischwimmende Medusen mit knorpeligem, ungelapptem Rand ab.
Von den 6 Ordnungen der Hydromedtisen [Hydrariae, Hydro-
corallhiae, Tubulariae, Campanulariae, Trachymedusae und Siphonophorac)
besitzen nur die HydrocoraUinaef Tubidariae und Campanulariae erhal-
tungsfähige Ausscheidungen aus kohlensaurem Kalk oder Chitin.
Ordnung. Hydrocorallinae. Moseley.*)
Nackte Polypen, die an ihrerBasis ein solides Kalkgerüst
mit röhrenförmigen Vertiefungen absondern, in welche sich
die dimorphen Polypen zurückziehen können.
Zu den Ilvdrocorallinen gehören die lebenden Milleporidcn und
Stylasteriden , welche früher allgemein für Korallen gehalten wurden,
bis L. Agassiz und Moseley ihre Zugehörigkeit zu den Hydrozoen
nachwiesen.
') Allman, J. Q., Monograph of the Gymnoblastie or Tubularian Hydroids
Ray Soc. 1871. — Steinmann, Ö., Ueber fo*«ile Hydrozoen. Palaeontographica 1877.
XXV. — Ueber triasische Hydrozoen vom östlichen Balkan. Sitzgsber. Wien. Ak.
math. phys. Gl. 1893. Bd. 102. — Canatari, M , Idrozoi Titoniani apparten. alla
famiglia delle Ellipsactinidi. Mem. Com. Geol. vol IV. Roma 1893. — Nicholson,
H. A.t Monograph of the British Stromatoporoids. Palaeont. Soc. 1886 — 92. —
Bnrgatzki, A„ Die Stroinatoporen des rheinischen Devons. Bonn. 1881.
') Mondey, Philosophical Transactions 1877. Bd. 167.
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Hydrozoa. Hydrocorallinae.
101
1
^1
Fig. 193-
Milli7>nra nodoia Ksp. Lebend, il Oberfläche den Stockes
mit Uastroporen (*) und Dactyloporen **/, B Vertical-
schnltt {k Gastro poren mit Böden {t), e wurmförmige
mit den Dactyloporen communicirende Canale). (Nach
S tei nmann.)
Mille pora Lin. (Fig. 193). Massige, handförmig ausgebreitete, in-
crustirende oder ästige Stöcke oft von beträchtlicher Grösse. Oberfläche
mit runden OefTnungen, die von zahlreichen, feinen
Poren umstellt sind. Das Skelet besteht aus anasto-
mosirenden Kalkfasern, zwischen denen wurmförmige
Canäle verlaufen; die grösseren OefFnungen (Gastro-
poren) gehören den Nährpolvpen
an und stehen mit durch hori-
zontale Böden abgetheilten Röh-
ren in Verbindung. Die klei-
neren Oeffnungen der mundlosen
Tastpolypen (Dactyloporen) com-
municiren mit den wurmförmigen
Canälen. Tertiär und lebend.
Die Milleporen betheiligen sich
wesentlich an der Zusammen-
setzung der jetzigen Korallenriffe,
sind aber fossil selten.
Stylaster Gray. Aestige
Stöcke, aus rosenrothem , netzförmig fibrösem Coenenchym bestehend, mit
kelchartigen Vertiefungen, welche mit Röhren in Verbindung stehen, die
durch Pseudosepta und ein Säulchen ausgezeichnet sind. Lebend. Selten
fossil im Tertiär.
Ordnung. Tubulariae. Allman.
Nackte oder mit Chitinhaut (Periderm) versehene Po-
Ivpenstöcke. Die Nähr-Poly pen, sowie die medusoiden
Portpflanzungs -Po-
lypen ohne becher-
förmige Chitinhül-
len. An der Basis
häufigein chitinöses
oder kalkiges Ge-
rüst (Hydrophy ton).
Hydractinia v.
Bened. (Fig. 194). Die
Basis (Hydrophyten) bil-
det knotenförmige, häu-
fig auf Schneckenschalen
-itzende Ausbreitungen
aus Chitin, selten aus
kohlensaurem Kalk. Das-
selbe besteht aus paral-
lelen Lagen , welche
durch senkrechte Pfeiler
verbunden und durch
hohle Zwischenräume
I n U- rl a n i i n a rri Linn e) ge-
trennt sind. Auf der
Oberfläche erheben sich
hohle Stacheln oder
Höcker von verschiede-
ner Grösse und ausser-
dem verlaufen auf der-
selben fein verzweigte
A Hydractinia fchinata Fleming. Recent. Nordsee. Thell einer
parasitischen Colonie stark vergrossert. hy Hydranlhen. gn Oono-
phoren. hph Hydrophyton ; letzteres Ist auf einer Schale von
Buccinum undaium aufgewachsen und vertical angeschnitten, um
die netzförmige Struktur zu zeigen.
B Hydrophyton von Hydractinia catearea Cart. Vertical ange-
schnitten und stark vergrossert (nach Carter), a Erste Basal -
lamelle. b Intcrlaminarraum. e Zweite Kalklamelle d Pfeiler
zwischen der ersten und zweiten Lamelle, e Kleine und / grosser
Pfeiler auf der Oberflache des obersten Blatte«.
C Hydractinia plia,aena Allm. Eine Nassa - Schale incrustlrend.
Pliocan. Asti. (Nnt. Grosse.)
D Eine Partie der Oberfläche von Hydractinia pliocaena mit astigen
Furchen und warzigen Erhöhungen, stark vergrossert.
Die Interlaminarräume stehen durch Röhren mit der Oberfläche
in Verbindung. Tertiär. Lebend.
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102
Coelenterata. Cnidaria.
Ellipsactinia Steinm. Unregelmässig ellipsoidische Knollen, aus
dicken, concentrischen, durch enge Interlaminarräume geschiedenen Kalk-
blättern bestehend, die durch spärliche, verticale Pfeilerchen verbunden
sind. Die Lamina bestehen aus äusserst feinen, anastomosirenden Kalk-
fasern und sind von zahlreichen radialen Röhrchen (Gastroporen) durch-
bohrt und auf beiden Seiten mit Wärzchen, Grübchen und verzweigten
Furchen versehen. Im obersten Jura (Tithon) der Alpen, Karpathen und
Apenninen.
Sphaeractinia Steinm. Wie vorige, jedoch aus dünnen, durch
weite Interlaminarräume getrennten Kalkblättern mit zahlreichen Verbin-
dungspfeilern bestehend. Im Centrum häufig ein Fremdkörper. Ob. Jura
(Tithon).
A Loflutia Pertica Brady.
Fig. 195.
Aus tletn Eocati von Pereien.
Angeschnittenes
Exemplar in nat. Grösse.
B Zwei Umgänge im Durchschnitt und stark vergrössert.
Fig. 196.
Pororphatra globularU
Phil. «p. Obere Kreide.
Rügen. A Exemplar in
natürl. Grösse. (/ Rohre,
ursprünglich von einen»
Fremd körper eingenom
mcn.) B Querschnitt in
doppelter" Grosse mit
Radialröhren (nach)
Steinmann).
t Loftusia Brady (Fig. 195). Ellipsoidische oder
stumpf spindelförmige Körper aus spiral oder concen-
trisch sich umhüllenden dünnen Kalkblättern bestehend;
die Interlaminarräume weit, durch zahlreiche Pfeiler
verbunden und in Folge der Fossilisation mit Kalkspath
ausgefüllt. Eocän. Persien.
Die Gattungen Parkeria und Loftusia wurden ursprünglich als
agglutinirende Foraminiferen beschrieben, stehen aber offenbar Ellipsactinia
und Sphaeractinia sehr nahe.
Parkeria Carp. Kugelige, wallnussartige Körper mit warziger Ober
fläche, aus concentrischen, ziemlich dicken Kalkschichten aufgebaut, welche
durch dicke, radiale Pfeiler verbunden werden, die meist mehrere Schichten
durchsetzen und die Interlaminarräume in Kammern abtheilen. Sowohl die
concentrischen Blätter als auch die Pfeiler bestellen aus feinen, radialen
Parallelfasern. Im Centrum befindet sich häufig ein Fremdkörper. Im Upper
Greensand (Cenoman) von Cambridge.
Porosphaera Steinm. (Fig. l'Jü). Kugelige, häufig durch einen ur-
sprünglich vorhandenen und zerstörten Fremdkörper durchbohrte Knollen
von Erbsen bis Haselnussgrösse, aus anastomosirenden Kalkfasern bestehend,
die von zahlreichen radialen Röhren durchzogen sind. Die Oeffnungen dieser
Röhren bilden an der Oberfläche grosse Poren, von denen zuweilen radiale
Furchen (Astrorhizen) ausstrahlen. Ob. Kreide.
Stolic zkaria Duncan. Trias. Himalajah und Balkan.
Heterastridium Reuss (Syrinyosphaeria Duncan). Knollige, rundliche
Körper von ansehnlicher Grösse, aus sehr feinen, anastomosirenden und
mehr oder weniger deutlich radialen Kalkfasern aufgebaut. In das ziemlich
dichte Skelet dringen von aussen Zooidröhren ein. Oberfläche mit runden
Oeffnungen und kleineren, von radialen Furchen umgebenen sternförmigen
Poren. Trias der Alpen.
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Hydrozoa. Tubulariae.
103
An die lebenden Hydrocorallinen und Hydractinien schliessen sich
die fossilen Stromatoporiden an, welche in vielfacher Hinsieht Merk-
male beider Gruppen vereinigen und vorläufig nicht mit Sicherheit im
zoologischen System untergebracht werden können. Dieselben sind auf
die paläozoische Periode beschränkt, woselbst sie zuweilen Kalk-
steinablagerungen von ansehnlicher Mächtigkeit fast ganz allein zu-
sammensetzen; die in mesozoischen Formationen vorkommenden Hy-
dractinien stehen denselben sehr nahe und dürfen höchst wahrscheinlich
als ihre directen Nachkommen bezeichnet werden.
Die Stromatoporiden bilden kugelige, knollige, horizontal aus-
gebreitete, bald mit kurzem Stiel angewachsene und auf der Unterseite
mit Epithek versehene, bald incrustirende Skelete, die aus parallelen,
wellig gebogenen, concentrisehen, durch engere oder weitere Zwischen-
räume (Interlaminarräume) geschiedenen Kalkblättern aufgebaut sind.
Die benachbarten Blätter werden durch verticale (resp. radiale) Kalk-
pfeiler mit einauder verbunden, das ganze Kalkskelet (Pfeiler und
Laminae) ist in der Regel von äusserst feineu, irregulär verlaufenden
Canälchen durchzogen. Grössere Verticalröhren mit Querböden, in
welche sich wahrscheinlich die Polypen, wie bei den Milleporiden
zunickzogen, finden sich bei einzelneu Gattungen, fehlen aber bei
andern. Die Oberfläche der Lamellen ist stets mehr oder weniger stark
mit Poren und kleinen Höckern, häufig auch mit Furchen versehen, die
in radialer Richtung von einem Centrum ausstrahlen (Astrorhizen).
Die Lamellen selbst bestehen zuweilen nur aus einem lockeren Netz-
werk von horizontalen Kalkfasern.
Goldfuss hielt die in der Eifel massenhaft vorkommenden Stromato-
puren anfänglich für Korallen (Millcporen), später für schwammartige Zoophyten ;
Kosen glaubte sie als nachträglich verkalkte Hornschwämme deuten zu
dürfen. Sandberger und F. Roemer stellten sie zu den Bryozoen,
Dawson zu den Foranüniferen , So 1 las zu den Kicselspongien (Hexacti-
nelliden\ Salter und anfänglich auch Nicholson zu den Kalkschwämmen.
Lindström, Carter und Steinmann weisen auf die Uebereinstimmung
mit Hydractinia und Millepora hin. Nicholson erklärt jetzt die Stromato-
poroidea für eine selbständige ausgestorbene, den Hydractinien und Milleporen
verwandte Gruppe der Hydrozoen. . B
Actinostroma Ni-
chols. (Fig. 197). Die
verticalen (resp. radia-
len) Pfeiler durchsetzen
in ziemlich regelmässi-
gen Abständen sämmt-
üche oder doch eine
grössere Anzahl von I>a-
mellen und bilden da-
durch im Verticalschnitt
vierseitige Maschen. Die
I^aminae bestehen aus
"einem anastomosirenden
Netzwerk von Kalk-
fasern, ihre Oberfläche ist porös und mit hervorragenden Höckerchen (den
freien Enden) der Verticalpf eiler bedeckt. Sehr häufig im Devon der Eifel,
Englands, Nord- Amerikas. Ä. clathratum Nich. (= Stromatopora concenlrica
pp. Goldf.). Selten im oberen Silur.
Fig. 197.
Actinostroma intertextum Nlchols. Ober-Silur. Wenlork. Shrop-
shirc. A TangcntialsehlitV parallel der Oberflache, zeigt die verti-
calen Pfeilerchen und die von denselben ausgehenden, die Laminae
bildenden lialkchen B Verticalschnitt "/, nach Nicholson).
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104
Coelenterata. Cnidaria.
Clathrodictyon Nichols. Wie vorige, jedoch die Pfeiler nur von einer
Lamelle zur anderen reichend. Häufig im Silur; selten im Devon.
Stromatop ora Goldf. emend. Nichols. (Pachystroma Nch. Murie.)
(Fig. 11)8). Die Pfeiler verbinden sich mit den dicken, concentrischen
Lamellen zu einem netzförmigen, feinmaschigen Gewebe, in welches ver-
einzelte, mit Böden versehene Röhren von Gastroporen eingesenkt sind.
Häufig im Devon, seltener im Silur.
Als Caunopora Lonsd. (Fig. 199) in D i apora Barg, werden Stromato-
poren bezeichnet, welche durch zahlreiche, in grösseren und kleineren Ab-
ständen in die Skeletmasse eindringende Röhren ausgezeichnet sind. Die
Röhren haben oft dicke, selbständige
Wände und horizontale oder trichter-
förmige Böden und sind alsdann
Syringoporen, die von Stromatoporen
um wuchert wurden. In vielen Fällen
scheinen jedoch die Röhren von Zo-
oidien der Stromatoporen selbst her-
zurühren. Devon.
Fig. 198.
tubtrculata Nicholson. Devon (Cor-
niferous llrocstone) von Jarvis, ontario. Natürl.
Grosse (nach Nicholson«.
Kig. 200.
Hrrmato*tromfi sp. Devon. Torquay. Devonshire.
Kino Horizontal tnnielle an» zwei dicht auf ein-
ander Hegenden, jedoch durch einen schmalen
Zwischenraum geschiedenen Blattern bestehend,
h Kammer des Interlaminarraums. e Pfeiler mit
deutlich sichtbarem Canal im Centruin >
Fig. 199.
Caitnuimra placcnta Phil. Devonkalk von Tor-
quay, Devonshire. A Schnitt parallel der Ober-
flache in nat. Grosse. /' Derselbe stark vergrossert.
C Verticalschnitt vergro&sert.
(In Fig B zeigt a den Querschnitt einer vertl-
calcn Rohre, b einen angeschnittenen ('anal und
f die mit äusserst feinen netzförmigen Canälchen
durchzogenen Kalkfasem an.»
Hermatostroma Nichols. (Fig. 200). Massive oder blättrige Stöcke aus
dicken, parallelen Blättern bestehend, welche durch verticale Pfeiler ver-
bunden sind, die häufig mehrere Schiebten durchsetzen. Sowohl die Pfeiler
als auch die horizontalen Blätter weisen eine dunkle Mittellinie auf, welche
entweder einen centralen Canal oder die Zusammensetzung aus zwei Lamellen
andeutet. Devon.
Idiostroma Winch. Cylindrische oder ästige Stöcke mit axialer, durch
Böden abgetheilter Röhre, von welcher Seitenröhren ausgehen. Skelet netz-
förmig, ähnlich Stromatopora.
Weitere Gattungen: Stylodictyon Nichols., Stromatoporella , Sy-
r ingostroma Nichols., Amphipora Schulz, Stachyodes Barg, im Devon
von Europa und Nord-Amerika.
Aus Pernio Carbon von Ost indien beschreiben Waagen und Wentzel
mehrere Gattungen, wie Carter ina, Disjectopora , Circopora.
Ordnung. Oampanulariae. Allnian.
{Lcptomcdusae, TJieraphora, Cahjptoblastea.)
Zierliche, pflanzenartige, ästige, festsitzende Colonieen;
die Basis, Stiele, sowie die becherförmigen Hüllen der Po-
lypen sind von einer chi tinartigen Hülle umgeben. Die Fort-
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Hydrozoa. Campanulariae.
105
pf lanzungs-Pol ypen befinden sich in Kapseln (Gonotheken)
von ansehnlicher Grösse und lösen sich zuweilen als frei-
schwimmende Medusen ab.
Obwohl die jetzt lebenden Campanularion (Sertulariden, Plumu
lariden, Cainpanulariden) ein erhaltungsfähiges Chitinperiderm besitzen,
so sind doch bis jetzt, abgesehen von einigen spärlichen Formen aus
dein Pleistocän, keine sicheren fossilen Ueberreste bekannt. Wohl aber
Huden sich, in obercambrischen , sibirischen und zuweilen auch in
devonischen Ablagerungen zahlreiche, fein verästelte, ursprünglich
wohl chitinose Stämmchen, Büsche und Zweige, die theilweise mit
einem verdickten Stamm versehen sind, theilweise aber auch unten in
eine feine Spitze auslaufen. Dieselben werden unter der Bezeichnung
Cladophora Hopk. zusammengefasst. An besonders gut erhalteneu
Exemplaren, bemerkt man auf einer, zuweilen auch auf zwei Seiten
der Aestchen kleine, vorspringende Kapseln, die offenbar zur Aufnahme
von Polypen dienten. Sehr häufig sind die Zweigchen durch Quer-
fäden mit einander verbunden. a t>
Die Gattungen Dendrograptus,
Callog raptus , Thamnograptus ,
Inocaulis Hall., Calyptograptus
Spencer etc., Bry ograp tut Lapw. etc.
haben einen verdickten Stamm und
waren wahrscheinlich festgewachsen ;
die zahlreichen dünnen, vielfach ver-
gabelten Aestchen sind mit Zellen-
kapseln versehen und durch Querfäden
verbunden.
Dictyonema Hall (Dictyog raptus
Hopkinson) (Fig. 201). Hydrosom, trichter-
oder korbförmig, nach unten in eine feine
Spitze verlaufend, nicht festgewachsen.
Die Aestchen durch Querfäden verbunden
und an gut erhaltenen Exemplaren auf
der Innenseite mit Zellenkapseln besetzt.
Silur. Devon. Besonders häufig im un-
teren Silurechiefer von Christiania in
Norwegen, jedoch meist vollständig zu
fächerförmigen Netzen zusammengedrückt.
In denselben Schichten wie die Cladophora finden sich die in der
Regel als
Graptolithen ')
bezeichneten Fossilien, welche anfänglich für Pflanzen, später für Horn
korallen, Pennatuliden, Foraininiferen, Cephalopoden oder Brvozoen
gehalten wurden. Portlock wies zuerst (1843) auf ihre Aehnlichkeit
*) Barrande, J., Graptolithes de Boheme. Vrague 1850. — Qeinitz^ H B , Die
teinerungen der Grauwackenformation in Sachsen etc., Leipzig 1852 und Die
Graptolithen des* mineral Museums in Dresden, 1890. — Hall, J., On the Grapto-
lithes of the Quebec Group. Geol. 8urv. Canada. Dec. II. 1865. — Nicholson,
H. A., Monograph of the British Graptolitidae. 1872. — Layirorth, Ch., Notes on
British Graptolites. Geol. Mag. 1873 u. 187G, Bowie verschiedene Abhandlungen im
Quart, journ. geol. Soc. 1875, 1881 und in Ann Mag. nat. bist 1879 u 1880.
Holm, O., Gotlands Graptoüter. Bihaug Svenska Vetensk. Ak llandl. 1890. XVI
nr.
Fljr. 201
a Dictyonetna reti formt* Hall Ober
Niagara New York. Nat. Oröaie.
h l)irtyt<m-ma sp. Zwei Eft»'" mit Zillen mit»
.lern norddeutsch. Diluvium nach Dam ei).
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100
Coelentemta. Cniduria.
mit Sertularien hin und diese Ansicht wurde von Hall, Nicholson,
All man, Hopkinson, La p wort h u. A. durch eingehende Unter-
suchungen mehr und mehr befestigt. Sie unterscheiden sich von allen
jetzt existirenden Ilydromedusen und von den offenbar sehr nahe ver-
wandten Cladophoren dadurch, dass sie nicht festgewachsen sind
und dass sie in ihrem Periderm stets eine stabförmige Axe besitzen
(Rhabdophora).
Das chitinÖse Hydro so ni der Graptolithen hat meist lineare,
seltener blattförmige Gestalt und ist entweder einfach oder ästig,
gerade, gekrümmt, in seltenen Fällen auch Spiral aufgerollt. Eine
oder beide Seiten der linearen Körper sind mit schiefen, zahnartig vor-
springenden Zellen (Hydrotheken) besetzt, welche durch einen gemein-
samen, mit Coenosark erfüllten Canal mit einander in Verbindung stehen.
Eine stabförmige Axe (Virgula) aus Chitin dient dem Hydrosom zur
Stütze und befindet sich bei den einzeiligen Formen in der dem zellen-
tragenden Rand gegenüberliegenden Dorsalseite, bei den zweizeiligen
entweder inmitten einer centralen »Scheidewand oder in den gegen-
über liegenden Aussenflächen. Sehr häufig ragt die Axe an beiden
Enden, namentlich aber am distalen mehr oder weniger weit über den
Zellen tragenden Theil des Hydrosoms heraus.
Die skoletbildende Substanz (Periderm) war biegsam, ist
meist als dünnes, bituminös-kohliges, häufig mit Schwefelkies imprägnirtes
Häutchen erhalten, nicht selten auch in ein grünlich- weisses, seiden-
glänzendes Silikat (Gümbelit) umgewandelt. Meist liegen die Graptolithen
in grosser Menge vollständig platt gedrückt und schlecht erhalten auf
den Schichtflächen dunkel gefärbter Thonschiefer; seltener finden sie
sich in Kalkstein, welcher die inneren Hohlräume ausfüllt und so die
ursprüngliche Form des Hydrosoms unverändert überliefert. Die Chitin-
hülle ist entweder dicht, glatt, feingestreift oder (bei den Retiolitiden)
aus einem gitterförmigem Gewebe von Chitin fasern zusammengesetzt.
Von dem die Virgula begleitenden gemeinsamen cylindrischen Canal
gehen die Zellen (Hydrothecae, dcnticles, thecae) aus und bilden entweder
auf einer (Fig. 202), zwei (Fig. 203) oder vier Seiten übereinanderfolgende
verticale Reihen. Bei den zwei- oder vier/eiligen Formen trennen in der
Regel eine oder zwei Scheidewände die Canäle der Zellenreihen von ein-
ander. Die Zellen stehen mehr oder weniger schief zur Längsaxe und
haben im Allgemeinen die Gestalt eines länglich cylindrischen, reeht-
seitigen oder conischen Sackes. Meist berühren sie sich mit ihren oberen
und unteren Bcgreii/.ungsfläehen, zuweilen ragen sie aber auch isolirt
vor. Jede Zelle communicirt unverengt mit dem gemeinsamen Canal
und besitzt eine distale Oeffnung, deren Form und Grösse bei den
verschiedenen Gattungen und Arten sehr variirt. Die Mündung ist
häufig vierseitig oder rundlich, zuweilen schnüren sich die Zellen aussen
etwas ein, indem sie sich zugleich nach unten krümmen, so dass sich
die verengte Mündung nach aussen und unten richtet. Nicht selten
springen am unteren Rand der Zelleiimüiidungen ein oder zwei
Stacheln vor.
Bei den meisten Graptolithen beginnt das Hydrosom am proximalen
Ende mit einem schlanken, nach oben zugespitzten, dolchförmigen Em-
bryonalstückchen, der Sicula (Fig 204, aus welcher der ganze Polypen-
stock hervorgeht. Aus dieser dreieckigen Chitinscheide ragt oben und unten
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Hydrozoa. Graptolitha.
107
eine Axo (Virgula) vor. Die ersten Zellen sprossen einseitig oder alter-
nirend auf zwei Seiten aus der Sicula hervor und bilden , indem sie
sich in vertiealen Reihen vermehren, entweder einfache Zweige, die in
verschiedenem Winkel divergiren, oder es wachsen die Zellen von zwei
oder vier Reihen mit ihrem Rücken an einander und bilden zwei- oder
vierteilige Hydrosome. Bei den aus einem einzigen Zweig bestehenden
Formen entspringt die erste Zelle in der Regel am oberen spitzen Ende
Fig. 204.
a Monograptxu grgaritu Lapw. Ober-
Silitr. Dobba Lin. Schottland.
Proximalende mit Sicula (rcrgroMerti.
6 Didymograptut painatulu* Hall. Unt -
Silur. (Quebec Oroup.) Font Levis.
Canada. Proximalende mit Sicula,
(Nach Lap worth.»
Fig. loa
Au* äiluriachem Kalkstein
(E) von Prag.
A Exemplar in nat. Grosse.
Ii hnitt parallel der Längs-
achse vergroasert i <■ < "anal , « Axe.
th Zellen, x äussere Zellen-
• »ffnang.i. C Rückseite vergros-
D Motutgrapttu Bohemicu*
Barr. Aua Silurkalk von Pratf.
i wie
(Buchstaben
UJ Fig B.) (Nach Barrande.j
Fig. SOS.
a—c Climacograplu* typicalis
Hall. Aus : iirlschem
(Trentont Kalk von Clncinnati.
a Vertlcalschnitt stark vergros-
sert, im Centrum die Axc.
b Kxemplar in nat. Grosse,
c Querschnitt vergrossert.
d-c Diplograplus palmtut Barr.
Aus silurischem Schiefer von
Prag.
d Exemplar in nat. Grosse.
e Vergrossert (nach Barrand ei.
( Diplograptu* /oliaetu* Murch.
Aus silurischem l.huuleilo-
Schiefer von Schottland.
Nat. Grosse (nach Lapworth).
Fig.
DMoffraptu» Whitejlddl Hall.
Beiderseits mit Gonangien be-
acut.
Natürl. Grosse. (Nach Hall.)
der Sicula, bei anderen sprossen die Zellen in verschiedener Höhe aus.
In der Regel hört die Sicula auf zu wachsen, sobald die ersten Zellen
hervorgetreten sind, und verschwindet zuweilen gänzlich. Manchmal
entwiekelt sie auch einen blasigen Basalfortsatz oder eine fadenförmige
proximale Virgula oder zwei stachelförmige Fortsätze.
Einzelne Exemplare von zweizeiligen Graptolithen besitzen zuweilen
ungewöhnlich grosse ovale oder unregelmässig ausgebreitete Zellen
(Fig. 205). Dieselben werden in der Regel als Kapseln von Fort-
pflsnsnnggpolypen (Gonangien) gedeutet, und von Nicholson werden
winzige, ovale, glockenförmige oder zugespitzte Chitintäschchen, die in
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108
Coelenterata. CnMaria.
Graptolithenschiefern zuweilen massenhaft» vorkommen (Dawsonia), als
abgelöste Ovarialkapseln gedeutet.
Die Graptolithen fanden sich in Schiefern, seltener in Kalksteinen
der obercambrischen und silurischen Formation. Sie bewohnten offen-
bar Meere mit schlammigem Boden und waren entweder freischwim-
mende oder mit der Sicula im Schlamm steckende Thiercolonieen. Sie
zerfallen in drei Gruppen (Monoprionidae, Diprionidae und Retiolitidüe).
A. Monoprionidae.
Zellen (Ilydrothecae) einseitig nur auf der der Virgula gegenüber liegenden
Monograptus Gein. (Monoprion Barr., Pomatograptus und Pristiograptm
Jaekel) (Fig. 202 u. 206). Einfache, unverzweigte, geradlinige oder gebogene,
zuweilen schraubenförmig gewundene Hydrosome. Zellen dicht gedrängt, die
Mündungen entweder unverengt oder eingeschnürt und abwärts gebogen.
Im Mittel- und Ober Silur häufig.
Fi* »06.
a MtitKMirnptu* SOßtoni
Barr. <Nat (irosse.}
Alaunschlefer v Grafen-
werth bei Sehleit/..
b M. eoUmuK Harr Mit
Sicula. (Nat. Grösse
Ober-Silur von KlioU-
field Schottland
(Nach Lapworth.
C Jf. turrimlatu* Barr,
oh Silur I*rag Nat <ir.
Nach Barrandc '
Fig. 201.
Kattritt * LinmH Barr. Ober-
Silur. Zekkowltt bei Prag.
«Nach Barrande.)
Fig. «08.
Cot-nottraptu» ffraeUi» Hall.
Unter-Silur. Point Levis,
fanada.
(Nach Nicholson.»
Fig. »11.
Picrano-
graptuM ra-
motu* Hall.
Unter-Silur.
Hudson
River.
(Nach
Hall.i
Fig. JOS».
lUdumogrnptu* iiennattüiu
Hall. Unier Silur. Hoint Levis.
Canada. (Nach Hall.)
Flg. «10.
Tttrmtraptu* brynnoid(t Hall.
Unter Silur l'oint Levis.
(Nach Hall.i
Rastrites Barr, f Fig. 207). Einfach, spiralgekrümmt. Canal sehr
eng, Virgula dünn. Zellen durch weite Zwischenräume geschieden. Ober-
Silur.
Leptograptus Lapw. Hvdrosom mit zwei einfachen, unverzweigten,
von einer gemeinsamen Sicula entspringenden, unsymmetrischen Aesten.
Unt. Silur.
Coenog raptus Hall (Fig. 208). Zwei Hauptäste, von denen in gleich-
massigen Abständen einfache Nebenäste auf einer Seite ausgehen. Unt.
Silur.
Didymograptus M'Coy (Fig. 201» u. 212a). Zwei einfache, symmetrische
Aeste gehen von einer achselständigen Sicula aus. Zellen rectangulär, dicht
gedrängt. Unt. Silur.
Tetra g raptus Salter (Fig. 210). Wie vorige, aber mit vier bilateral
symmetrischen, kurzen Aesten. Unt. Silur.
Hydrozoa. Graptolitha.
109
Dichograptus Salter (Fig. 212b). Hydrosom mit acht einfachen, ein-
Aesten, deren untere Virgulae häufig durch eine Scheibe verbunden
sind. Unt. Silur.
FiR 812.
a Pidymoffraptu* MureMtoni Beck sp. Unter Silur.
tLlandcilo (iroup.i Wales,
b IHrhngrnptus octobrachintu* nall. Unter-Silur.
«Quebec Group). Point Levis, Canada mach Hai Ii.
Fig. iis.
a—c Cliutncograptu» typicnli» Hall. Ans untersilu-
rischcm (Trenton) Kalk von Cincinnati. n Ver-
ticalschnitt sUrk vergroasert. im Centrum dleAxe.
6 Exemplar in nat. Grosse, c Querschnitt vergr.
d-e I>ipln>jraptu* pnlmeu* Harr. Aus silurischcm
Schiefer von Frag. - »/ Exemplar in nat. Grosse,
r vergrossert. / Diplagmptu* foliacau Murch. Aus
silurischem I.landeilo-Schiefer von Schottland.
Nat. Grosse
D icranograptus Hall (Fjg. 211). Die beiden symmetrisch entr
wickelten Aeste sind anfänglich mit ihrer Dorsalseite verwachsen, später
frei. Unt. Silur. 6 a
B. Diprionidae.
Zellen in zxcei (oder vier) verticalen Reihen um eine
centrede Yirgula angeordnet.
Diplograptus M'Coy (Fig. 213 d/). Hydrosom
stabfürmig; die zwei Reinen schief vierseitiger,
dicht aneinander gedrängter Zellen einander gegen-
überstehend; Virgula in einer medianen Scheide
wand gelegen, distal häufig weit vorragend. Sicula
von den Anfangszellen umwachsen und verborgen.
Süur.
Climacograptus Hall (Fig. 213 a c). Wie vorige,
jedoch die Zellen durch Zwischenräume getrennt,
aussen etwas eingeschnürt. Unt. u. ob. Silur.
Phyllograptus Hall (Fig. 214). Hydrosom aus
vier kurzen, einzeiligen, der ganzen Länge nach mit
ihrer Rückseite verwachsenen Reihen von rectangulären Zellen bestehend.
Unt Silur.
Fig N4.
hull<
Unt. Silur. Point Lcvis.Canada.
o Mehrere Exemplare in nat.
(irOsse, b (Querschnitt restau-
rirt u. vergr<>ss. mach Hall)
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110
Coelenterata. Cnidaria.
reihe
A
C Retiolitidae.
Stada fehlt. Das Coenosark des gemeinsamen Canals aifwickelt eine Doppel-
ten Zellen. Virgula entweder einfach, central oder doppelt entwickelt und
in dem durch ein Netzwerk von Chitinfasern ver-
stärkten Periderm gelegen.
Retiolites Barr. (Fig. 215). Hydrosom
einfach, abgeplattet, stabförmig, an beiden En-
den verschmälert, mit zwei gegenüber gelege-
nen Reihen von rectangulären , dicht gedräng-
ten Zellen. Von den zwei Virgulae ist eine
zickzackförmig, die andere gerade; sie liegen
in der Mitte des Hvdrosoms in den beiden
entgegengesetzten Flächen des netzförmigen
Periderms. Silur.
Stomatograptus Holm, Retiograplus
Hall, Glossograptus Emmons.
Zeitliche und räumliche Verbreitung der
fossilen Hydrozoa.
Unter den erhaltungsfähigen Hydrozoen
beginnen ächte Hydroeorallinae in der
oberen Kreide, gewinnen im Tertiär eine
etwas stärkere Verbreitung, betheiligen sich
aber erst in der Jetztzeit in neunenswerthem
Maasse an dem Aufbau von Korallenriffen
oder an der Zusammensetzung zoogener
Kalksteine.
Im oberen Jura (Tithon), namentlich
des mediterranen Gebietes, haben gewisse
Hydractinien (Ellipsactinia, Spharractinia) eine weite Verbreitung,
während das triasische Heterastridium, sowie die in der nordeuropäischen
Kreido vorkommenden Gattungen l'arheria und Porosphmra zu den
selteneren Vorkommnissen gehören.
Ungemein wichtige kalkbildende Versteinerungen der paläozoischen
Aera sind die Stromato poriden. Sie linden sich im mittleren und
oberen Silur von Nord-Amerika, England, Russland und namentlich im
mittleren Devon der Eitel und der Anleimen, in Nassau, Devonshire.
im Ural, Spanien u. s. w. in grosser Menge, erreichen zuweilen gewaltige
Dimensionen und nehmen am Aufbau der Korallenriffe und Kalksteine
der Silur- und Devonzeit einen wesentlichen Anthoil. Auch im Kohlen-
kalk (Permocarbon) von Ost-Indien spielen sie noch eine namhafte Rolle,
fehlen dagegen demselben in der Regel in Amerika und Europa. Die
obere Grenze des paläozoischen Zeitalters wird von den Stromatoporen
nicht überschritten.
Auch die Cladophora und liltahdophora , welche häufig unter
der gemeinsamen Bezeichnung Graptoli then zusannnengefasst werden,
gehören ausschliesslich dem oberen Gambriuin und den verschiedenen
Stufen des Silursysteins an. Sie linden sich in grosser Menge in den
obersilurischen Kiesel- und Alaun-Schiefern des Fichtelgebirges, Thürin-
gens, Sachsens und Böhmens; ferner am Harz, in Polen, Schlesien,
den baltischen Provinzen und am Ural; in Schweden und Norwegen;
Vis- M,
RtlitAite* Grinitzinnu* Harr. A Ali«
silurlschcm Kiegelachiefer von
Keugucrollea Calvados Nat Gr.
H, C Derselbe aus Moiala. Schweden.
ß untere* Kndc dun-h Salzsäure
entkalkt (vergr ), C Querschnitt
ii' Zickzack förmige Virgula, r stafo-
forniit;e Virgula, th Bcgrcnzungs-
llnlen der Zellen. ,*' Verblndungs-
balken der beiden Virgulae, o Zellen-
mündung (nach Holm).
uigmze
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Hydrozoa. Acalephae. 111
in Cumberland, Wales, Nord-England. Schottland und Irland; in der
Normandie und Bretagne, Spanien, Portugal, Sardinien und Kärnthen.
In vortrefflicher Erhaltung erscheinen sie in Canada, Neufundland,
New- York, Ohio, Tennessee, Wisconsin, Jowa, Virginia; ausserdem in
Süd -Amerika (Bolivia) und Australien. Auf secundärer Lagerstätte
auch in den Geschieben der norddeutschen Ebene.
Nach Lap worth vertheilen sich die Graptolithen auf sechs Hori-
zonte, wovon der erste dem obersten Cambrium, die drei folgenden
dem unteren Silur (Ordovician) und dio zwei obersten dem oberen Silur
angehören. Die Monoprioniden finden sich vorzugsweise in den zwei
obersten Horizonten.
2. Unterlasse. Acalephae. Medusen.1)
{Discophora Huxley.)
Freischunmmcnde, Scheiben- oder glockenförmige Medusen mit abwärts
gprvhtetem Mund, mit Magentaschen und zahlreichen Radialgcfässen.
Die Scheiben« juallcn sind
trotz ihrer betrachtlichen Grösse
wegen Mangels an Hartgebilden
zur Fossilisation ganz ungeeig-
net. Nur unter besonders gün-
stigen Bedingungen, wie im
lithographischen Schiefer des
oberen Jura der Gegend von
Eichstädt und Solenhofen,
konnten deutliche Abdrücke
dieser vergänglichen Thiere
überliefert werden, die zuweilen
eine genaue zoologische Be-
stimmunggestatten. Am besten
erhalten und zugleich am häu-
tigsten ist Rhizostomites admi-
randus Haeckel aus der Gruppe
der Rhizostomiden. (Fig. 21 6).
Auch in Feuersteinknollen der
obersten Kreide kommen Ab-
drücke vor. welche am besten
als Quallen gedeutet werden.
Neuerdings stellt Nathorst gewisse, früher von Torell als
Spatangopsis beschriebene Körper aus cambrischem Sandstein von
Lugnaes in Schweden zu den Acalephen. Die ursprünglich für
PHanzenabdrücke gehaltenen stengeligen Gebilde [Eophyton) derselben
Schichten hält Nathorst für Kriechspuren von Acalephen.
') Haeckel, E., Zeitschrift f. wissenwhaftl. Zoologie 18G5. Bd. XV und XIX,
Neues Jahrb. f. Mineralogie 18GB. S. 257, und Jenaische Zeitschr. Bd. VIII 308. —
Ammon, L. v., Abhandl. k. Baver. Akad. II. Cl. 1883. Bd. XV. — Xathorst, A. O.,
K Svenska Vetensk. Ak. Handling. 1881. Bd. XIX.
Fig. SIC.
RhisotlomUe» admiramlu* Hack. Aus dem lithographi-
schen Schiefer von Eichstädt, ■/» nat. Grösse. (Die
fehlenden Thellc der Platte Bind nach den erhaltenen
ergänzt.
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112 Eohinodermnta.
III. Stamm.
Echinodermata. Stachelhäuter.
Zu den Echinodermen gehören radial strahlige oder bilateral sym-
metrische Thiere, welche ursprünglich mit den ( oelenteraten als Strahl
thiere vereinigt, von Leuckart jedoch als Vertreter eines selbstän-
digen Typus erkannt wurden. Sie besitzen ein wohlentwickeltes, aus
Kalkplatten oder Kalkkörperchen zusammengesetztes Hautskelet, das
häufig mit beweglichen Anhängen (Stacheln, Borsten etc.) besetzt ist.
und dessen Theile sich fast immer fünfmal oder in Multiplis von fünf
wiederholen.
J& Ueberhaupt er-
t™#V?J§ weist sich fünf
iVij$j| als die Grund-
zahl des Echi-
nodermen-
Stammes , in-
dem sich in der
ille
Hauptorgane
fünfmal wie-
derholen. Ab-
gesehen von
Flg. 217.
n Ilorlzontnlachnltt durch einen
Echinideustachel. i FUschl In-
seln', vergr. b Schnitt parallel
der Oberfläche durch ein Coro-
Flg. 818
Prnlacrinu* »uhtert» Gold f. Weisser Jura.
Reichenbach. Württemberg, a Medianer Ver-
tlcalüchnltt durch den Stiel nach der in c an-
gegebenen Richtung, "7, vergr. 6 Horlzuntal-
Bcsitz eines ge-
schlossenen
Darms, eines
vielfach ver-
naltiirelchen eines recenten 8eo- schnitt "7, nach der In </ angegebenen Rieh- yw< ;,,t,.T, und
Igels (S,>W«A<n«,),veigrbg«!rt. tung geschnitten, c. d Stiel in nat. Grösse. U
mit Wasser er-
füllten Ainbulacralgefäss-Systems, durch vollkommenere Entwickelung
des Nerven- und Blutgefäss-Svstems und durch ausschliesslich geschlecht-
liche Fortpflanzung von den Coelenteraten.
Die auffälligste . DilTerenz freilich besteht im Bau und in der
Structur des Hautskeletes (Fig. 217, 218). Alle Täfelchen, Platten, Stacheln
oder sonstigen Kalkgebilde eines Echinodermen werden in der Haut
ausgeschieden und bestehen aus einem Netzwerk mikroskopisch kleiner
Kalkkörperchen, welche sich in einem organischen Gewebe ablagern.
Indem sich diese Kalkkörperchen in horizontaler Kichtung zu siebartigen
Platten vereinigen und durch verticale Pfeilerchen mit einander ver-
bunden sind, entsteht ein zierliches Gitterwerk, das bei allen Echino-
dermen ziemlich gleichartige Structur besitzt. Durch den Fossilisations-
process werden die ursprünglichen Lücken sehr häutig mit kohlensaurem
Kalk ausgefüllt und dadurch alle Skelettheile in krystailinischen Kalk-
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Pelmatozoa. Crinoidea, 113
spath umgewandelt, welcher sich nach den Blätterdurchgängen spaltet.
Jedes einzelne Täfelchen, Stielglied, Armglied eines Seeigels, eines See-
sterns oder einer Seelilie erweist sich alsdann als ein selbständiges
Krvstall - Indi vi d u um.
Sämmtliche Echinodermen sind Meeresbewohner. Man unterscheidet
nach Haeckel drei Unterstämme (Pelmatozoa, Asterozoa und Echinozoa)
mit folgenden Classen:
A. Pelmatozoa.
1. Gasse. Crinoidea. Seelilien.
2. „ Cystoidea. Beutelstrahler.
3. Blastoidea. Knospenstrahler.
B. Asterozoa.
1. Gasse. Ophiuroidea. Schlangensterne.
2. „ Asteroidea. Seesterne.
('. Echinozoa.
1. Gasse. Echinoidea. Seeigel.
2. „ Holothurioidea. Seegurken.
A. Pelmatozoa. Leuckart.
Zu den Pelmatozoen gehören Echinodermen , welche entweder
zeitlebens oder in ihrer Jugend mittelst eines gegliederten Stieles oder
auch unmittelbar mit der aboralen (dorsalen) Seite des Körpers be-
festigt sind. Eine beuteiförmige, kelchförmige oder kugelige Kapsel
aus Kalktäfelchen umschliesst die Leibeshöhle. Auf der oberen (oralen,
ventralen) Seite befinden sich Mund und After, sowie die zum Mund
führenden Ambulacralgefässe. Am distalen Ende der Ambulaeralfurche
der Kelchdecke entspringen in der Regel gegliederte Arme, oder die
Ambuhtcralfurchen verlängern sich auf dio Seiten des Kelches und
sind beiderseits von Pinnulis eingefasst (Cystoidea, Bhistoidea). Die
untere (dorsale, aborale) Seite wird aus einem oder zwei Kränzen von
Basaltäfelchen gebildet, die entweder auf dem Stiel ruhen oder eine
Cent rodorsal platte umschliessen.
l>ie Pelmatozoen zerfallen in die drei Unterclassen : Crinoidea,
Cystoidea und Blastoidea. Nur von den Crinoiden existirt noch
eine kleine Anzahl recenter Gattungen, die beiden anderen Unter-
chissen sind vollständig erloschen und auf paläozoische Ablagerungen
beschränkt. Obwohl die Cystoidea offenbar eine geringere Differen-
zirung erreicht haben und eine niedrigere Rangstufe einnehmen als
die Crinoideen und wahrscheinlich die Urformen darstellen, aus denen
sieh Blastoideen und Crinoideen entwickelt haben, so müssen die letzt-
genannten doch in erster Linie behandelt werden, da die Organisation
der ausgestorbenen Ordnungen lediglich nach jener der lebenden Formen
beurtheilt werden muss und nur aus dieser verständlieh wird.
1. Classe. Crinoidea. Seelilicn. Haarsterne. ')
(Brachiata Bronn, Actinoidea F. Roein.)
Meist langgestielte, festgewachsene, seltener unge-
stielte, zuweilen freischwimmende Pelmatozoen mit
') Literatur:
Miller, J. S., A natural history of the Crinoidea or lily-shaped animal«. Bristol 1821
Z 1 1 1 e 1 . G rundzüge der Palneon tologie. 8
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114
Echinodennata. Pelmatozoa.
regelmässig getäfeltem Kelch und wohl entwickelten.
beweglichen Armen.
Von den drei Haupttheilen werden Kelch und Arme unter der
Bezeichnung Kro'ne dem Stiel gegenübergestellt.
Fig. 21».
Gestielte Seelilie
{Ewrpirocrinu«) mit di-
cyclnicher Basl* und
AnalinterrndiuB. a Inier-
radial ia analla, b Ba-
salia. Vi Infrabasalla.
(Nicht durch den Spie-
gel gezeichnet.)
Fig. 220.
Projection eines Crinoidenkclche* mit drei-
theiliger Hasia i'n, mit 5X • einfachen Kndia-
lia (rX 4 gleichen Interradien (irl und einem
5. ungleichen Analinterradius <a».
Fig. 221.
Potcriitcrinu* mit dicycll-
80 her Itasix und einem
einzigen Kranz von
1. Der Kelch (calyx) ist eine aus Kalktäfelchen
zusammengesetzte, meist becher-, Schüssel- oder kugel-
förmige Kapsel, welche die wichtigsten Weichthcile
umschliesst. Er ruht in der Regel mit seinem unteren, dorsalen
(abactinalen) Theil auf einem Stiel (Fig. 219), oder ist in seltenen
Fällen unmittelbar festgewachsen, zuweilen auch frei; die entgegen-
gesetzte, ventrale (actinale) getäfelte oder häutige Kelch decke enthält
Müller, Joh., Ueber den Bau des Pentacrinus caput medusae. Abhandl. Berliner
Akad. 1841.
de Köninck et le Hon., Recherche« sur les CrinoideB du terrain carboniföre de la
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liather, F. A., British fossil Crinoids. Ann. Mag. nat. hist 6. ser. V. VI. VII.
1890- 1898.
„ The Crinoidea of Gotland. p. I. K. Svenska Vetensk. Ak. Handlinger. Bd. 25
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Crinoidea.
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v"
Mund und die Ambulacralfurchen und entspricht darum der Unter-
seite der Seesterne und Seeigel. Gewöhnlich ist nur die untere und
seitliche Wand des Kelches (Dorsalkapsel, dorsal cup) sichtbar,
weil die am Oberrand beginnenden Arme die Decke verhüllen. Die
Dorsalkapsel des Kelches besteht aus zwei oder mehr Täfeichenkränzen,
deren Orientirang von ihrer Lage zu den Ambulacralorganen abhängt.
a) Als Basis werden zwei oder ein Kranz von Täfelchen bezeichnet,
welche zwischen dem obersten Stielglied und dem in der Richtung der
Ambulacra (resp. Anne) gelegenen (radialen) Tafelkranz gelegen sind. Ist
nur ein einziger Kranz von Basal täfclchen (Basalia) vorhanden (Fig. 220)
(mouoeyclische Basis), so liegen dieselben stets interradial, d. h. in
der Verlängerung der Zwischenräume der Arme ; besteht die Basis aus
zwei Tafelkränzen, so entspricht der obere nach Lage und Ausbildung
den Basaltafeln der monoeyclischen Basis, der untere Kranz dagegen
hat radiale Lage. H. Carpenter bezeichnet darum in der dicyclischeu
Basis die Täfelchen des oberen Kranzes richtig
als Basalia, die des unteren Kranzes als
Infrabasalia. Dio ersteren wurden früher
von J. Müller Parabasalia, von de Köninck
u. A. Subradialia genannt. Die normale Zahl
der Basalia und Infrabasalia ist fünf, allein r^TV ib\ fh \
durch Verwachsung von zwei oder mehr Tafel- -^uW </ ib Vx—
ehen des dem Stiel unmittelbar aufliegenden \ " / b ; J V
Kranzes kann die Zahl der monoeyclischen V_y ^ \ /
Basalia oder der Infrabasalia auch auf vier, LßJ
drei oder zwei herabsinken. Eine mehr oder
weniger vollständige Verkümmerung der Basal- MarmpUc> AnRly((e de8
täfeichen im Verlauf der ontogenetischen Lnt- Kelche« ^dcentrodoreuic iMufra-
wickelung wird bei Antedon beobachtet und ba*»llft. «"Basalia. rKadiaiiai.
dürfte in ähnlicher Weise auch bei einzelnen mesozoischen Gattungen
I Eitgeniacrinus , Phyllocriniis) erfolgt sein. Bei manchen ungestielten
( rinoideen (Marsupites [Fig. 222], Uintacrintts) umschliesst die dicyclische
Basis eine centrale Tafel (Centrodorsal platte), welche wahrscheinlich dem
Stiel entspricht. Die Basalia sind untereinander und mit den darüber
folgenden Täfelchen durch glatte, seltener gestreifte Berührungsflächen
und durch Bindegewebsfasern unbeweglich verbunden.
b) lieber der Basis folgt ein Kranz von fünf (sehr selten von vier
oder sechs) Radialtafeln (Radialia), iu deren Verlängerung nach
oben die Anne liegen. Sie setzen boi fast allen mesozoischen und
lebenden Orinoideen ausschliesslich die seitliche Wand der Dorsal-
kapsel zusammen und tragen häufig unmittelbar die fünf (beziehungs-
weise vier) Anne. Radialia und Basalia verbinden sich mit einander
durch glatte oder fein gestreifto Suturnachen, wclcho äusserlich durch
Nähte angedeutet sind. Folgen (Camarata) über dem unteren Radial-
kranz noch weitere, durch Sutur unbeweglich verbundene Täfelchen in
der Richtung der Arme, so werden dieselben als Radialia zweiter,
dritter, vierter u. s. w. Ordnung bezeichnet. Rx bedeutet immer den
untersten Radialkreis. Die R* oder Ii* besitzen häufig einen aus zwei
dachförmig zusammenstossenden Flächen gebildeten Oberrand, wovon
jede Fläche wieder eine Reihe von Täfclchen tragen kann. Man nennt
derartige Kelchtäfelchen Radialia axillaria und die zwei darüber
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EchinodermaU. Pelmatozoa.
folgenden, durch Gabelung eines Radius entstandenen Täf eichen reihen
Radialia distichalia oder kurzweg Distichalia, wobei dann wieder
Distichalia der ersten, zweiten, dritten u. s. w. Ordnung unterschieden
werden. Durch Distichalia axillaria können sich auch die Distichal-
reihen wieder gabeln und vier Reihen sogenannter Pal mar ia bilden.
Grenzen die Distichal- oder Palniarreihen seitlich nicht unmittelbar an
einander an, sondern sind durch Zwischcntäfelchen getrennt, so heisscn
letztere Interdistichalia und In terpalmaria. Diejenigen Radial-
platten, welche mit den darüber folgenden Täfelchen nicht durch ein-
fache Sutur unbeweglich verbunden sind, sondern oben eine schräg
abgestutzte oder hufeisenförmige »Gelenkfläche« mit einer erhabenen
Querleiste besitzen, heissen Radialia articularia. Jede Gelenk-
fläche besitzt innerhalb des Querriffs zwei Gruben zur Aufnahme
von Muskelballen und ausserhalb derselben eine schmale Querfurche
für elastisches Bindegewebo (Ligament). In der Regel ist die Quer-
leiste in der Mitte vom axialen Dorsalcanal durchbohrt. Bei den
meisten Crinoideen, besitzt schon das unterste R eine Gelenkfläche, und
die Dorsalkapsel enthält nur eine Zone von R.
Herb. Oarpenter und Bat h er beschränken die Bezeichnung
Radialia auf den untersten Radialkranz und nennen die folgenden
radial gelegenen einfachen Täfelchen bis zur ersten Axillarplatte (in-
clusive) Costa Ii a; wobei wieder Costalia der ersten, zweiten und
dritten Ordnung unterschieden werden.
Bei den meisten paläozoischen Crinoideen beobachtet man zwischen
zwei Radien ein oder mehrere eingeschaltete Interradialtäfelchen , in
deren Verlängerung nach oben sich die Afteröffnung befindet. Legt
man durch diesen Analinterradius nach dem gegenüberliegenden Radius
eine Ebene, so wird der Kelch in zwei symmetrische Hälften zerlegt,
wobei der dem After gegenüber liegende unpaare Radius als vorderer,
die seitlichen als rechte und linke bezeichnet werden. In terradi alia
können aber nicht nur in der Fortsetzung der Afteröffnung, sondern
zwischen allen Radialia auftreten und dadurch die Dorsalkapsel des
Kelches mehr oder weniger erweitern; sie liegen bald lose neben einander,
haben irreguläre Gestalt und Anordnung, oder sie sind wie die Radialia
fest aneinandergefügt und regelmässig angeordnet, Folgen mehrere
Radialkränze über einander, so vermehren sich auch in entsprechender
Weise die Interradialia, bei denen ebenfalls IR verschiedener Ordnung
und Interradialia distichalia unterschieden werden. Der Analinterradius
unterscheidet sich von den übrigen Interradien häufig durch bedeutendere
Zahl, Grösse und Lage der Täf eichen. Alle Interradialia sind unter-
einander und mit den Radialia durch unbewegliche Nähte verbunden.
Die obere Grenze der Dorsalkapsel wird von verschiedenen Autoren
verschieden bestimmt. Viele Autoren rechnen alle über dem unteren
Radialkranz gelegenen Täfelchen, auch wenn sie seitlich fest mit ein-
ander verbunden sind, zu den Annen; nach Sch ultze U.A. beginnen
die Arme unveränderlich da. wo sie freie Beweglichkeit erlangen, also
über der ersten Gelenk flächo eines Radiale.
c) Die obere oder ventrale (actinale) Seite des Kelches wird durch
die Kelch decke (tegmen calycis) gebildet. Dieselbe breitet sich ent-
weder als eine lederartige Haut (ventrales Perisom), worin häufig eine
grosse Anzahl dünner Kalkplättchen eingelagert sind (Fig. 223, 224). oder
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Crinoidea.
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als eine getäfelte, gewölbeartige Scheibe zwischen der Basis der Arme aus.
Sie enthält häulig eine äusserlich sichtbare, mehr oder weniger centrale
Mundüff iiung, sowie eine meist excentrische , interradiale After-
ötfnung. Die Mundöffnung führt in die Speiseröhre und den dicken
Darm, welcher den grösseren Theil des Kelchhohlraumes uusfüllt, sich
anfänglich nach unten richtet und dann nach mehreren Windungen
in der Afteröffnuug der Kelchdecke endigt. Bei gewissen fossilen
Crinoideen (Actinocrinidae) war der Darm von einem sehr dünnwan-
digen, fein porösen, gegen unten zu einer Röhre verjüngten Hohl-
evlinder umgeben, der in verticaler Richtung die Mitte der Leibeshöhlo
einnimmt. (Fig. 232).
Bei allen lebenden Crinoideen führen vom Mund fünf (resp. vier)
offene Ambulacralfurchen [am) nach der Basis der Arme, die ent-
weder einfach bleiben oder sich nach aussen im gleichen Maasse wie
die Arme vergabein. Im Grunde dieser mit Epithel ausgekleideten
Furchen befindet sich ein mit Wasser erfülltes Ambulacralgefäss,
über dem ein Blutgefäss und ein Nervenstrang in gleicher Richtung
verlaufen. Die Ambulacra senden an beiden Seiten alteruirende schwell-
bare Tentakeln aus und vereinigen sich in einem die Mundöffnuug
umgebenden Ringcanal, von welchem ein oder fünf kurze, offene
Schläuche (Steincanale) in die Leibeshöhle herabhängen und das Ambu-
laeralsystem von hier mit Wasser speisen. In den Ecken der Mund
Öffnung liegt bei Tliaumatocrinus , Rhizocrinus Hyocrinus (Fig. 224),
Calamocrinus und sehr vielen fossilen Crinoideen je eine dreieckige Oral-
platte. Die Spitzen dieser fünf Platten sind gegen einander gerichtet,
und zwischen ihnen verlaufen die Ambulacra. Die Oralplatten haben sehr
verschiedene Grösse, fehlen an ausgewachsenen Exemplaren von Antedon
und Pentacrinus, werden aber erst während der Entwicklung resorbirt
und haben bei den Embryonen dieser Gattungen noch ansehnliche
Grösse. Bei manchen paläozoischen Crinoideen (Larviformia Fig. 227)
wird die Kelchdecke ganz oder grösstentheils aus fünf grossen Oral-
platten gebildet, welche seitlich entweder durch Furchen getrennt sind
oder direct an einander stossen. Häufiger nehmen die Oralplatten nur
die Mundecken ein, und die übrige zwischen den Ambulacralfurchen
gelegene Fläche ist mit mehr oder weniger unregehnässig angeordneten
Interambulacraltäf eichen bedeckt {Hyocrinus, Fig. 224). Bei den
paläozoischen Fistulaten, vielen Camaraten und bei dem lebenden Calamo-
crinus befindet sich die Afteröffnung entweder am Gipfel oder an der
Basis einer ballon- oder rüsselförmigen getäfelten Afterröhre (Proboscis,
Fig. 225). Von den Interambulacraltäfelchen der Kelchdecke sind ein-
zelne oder auch viele (bei Calamocrinus alle dem Mund benachbarten)
porös (Respirationsporen) und führen der Leibeshöhle Wasser zu; zu-
weilen befinden sich auch spaltartige Poren zwischen den Täfelchen
der Afterröhre {Fistulata). Bei allen Crinoideen mit offenen Ambulaeral
furchen sind die letzteren seitlich eingefasst von keilförmigen, vortical
stehenden Seiten platten von verschiedener Grösse und Form, welche
bewegliche, meist dreiseitig zugespitzte oder gerundete Saum platten
(Deckplatten, covering plates) tragen. Bei dem paläozoischen Taxon-inus
iFig. 228) und wahrscheinlich bei allen Flexibilia legen sich die Suuin-
plättchen in alternirenden Reihen über die Ambulacralfurchen und bilden
eine zweireihige, zuweilen auch drei- und vierreihige von der Armbusis
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Echinodennata. Pelmatozoa.
nach dem Mund vorlaufende Täfelchen-Decke. Der Mund ist alsdann ent-
weder eine von fünf Oralplatten umgebene sichtbare Oeftnung {Taxo-
crinus, Fig. 228) oder die Oralplatten Blossen an einander, bedecken die
Mundöffnung vollständig, so dass der Mund subtegminal wird, und
die Ambulacra ftusserlich nicht mehr erkennbar sind. (Fig. 231).
Fig. in.
Kelchdecke von Penlacrinu» capul-
mcrtmae mit sehr dünnen Kalktafel-
chen, centralem Mund ("\ offenen
Ambulacren uhd excentrlschem
After (1).
Fig. 224.
Kelchdecke von Hyocrinu*, vergrosiicrt.
o Oralplatten, p Mund (Perittomn\ * Saum-
pl&ttchen. c Dorsaler Canal In den Arm-
gliedern, am Ambulacralfurchen In den
Armen und in der getäfelten Decke. an .
i.Nach Wyvllle Thomson.)
Eine sehr bemerkenswerthe Modification der Kelchdecke tritt bei
den paläozoischen Camarata ein. Hier erlangen die meist sehr zahl-
reichen Kelchtäfelchen beträchtliche Dicke und fügen sich wie die Steine
eines Gewölbes zu einer sehr soliden, unbeweglichen, mehr oder weniger
convexen Decke zusammen, aus welcher zuweilen eine gleichfalls solid
getäfelte Afterröhre hervorragt. Im ('entrinn dieses Gewölbes lassen
Flg. 226.
I.tcythncrinu.» Eifdianxi* Müller
mit röhrenförmiK verlängertem
After (nach Schultz v\
Flg.
Doryrriint» quiiujuctobu* Hall sp.
mit erhaltener Kelehdccke und
excentrischem After.
Fig. 227.
Kelchdecke von Coccocrinu* nt-
»actu* Roem. An« devonischem
Kalkstein der Eifel in 2fai her
nat. Grösse mach Schul tzo.
sich öfter fünf grössere Vlatten erkennen, wovon die des Analinter-
radius von den übrigen in Dimensionen und Form abweicht und meist
zwischen die übrigen eingeschoben erscheint. Wachsmuth betrachtet
diese fünf Platten als Oralia. Die übrigen Deckentäfelchen lassen sich
nach ihrer Lage als Interambulacralia und Ambulacralia unterscheiden,
doch bilden die letzteren nicht immer zwei alternirende Reihen (Fig. 229),
sondern verlaufen häutig auch einreihig von der Armbasis bis zu den
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Crinoidea.
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Zentral- Platten. In allen Fällen sind übrigens die Ambulacral- und
< >ral platten unbeweglich mit den übrigen Kelchplatten verbunden. Form,
Grösse und Anordnung der als ( )ralplatten gedeuteten centralen Gewölb-
tafeln variiren beträchtlich, sogar innerhalb ein und derselben Gattung
und selbst bei den Individuen einer Art. Sie werden zuweilen so klein,
dass sie sich von den übrigen Deckenplatten nicht unterscheiden, und
wenn sich ausserdem überzählige Täfelchen zwischen dieselben ein-
schalten, die interambulacralen Platten die ambulacralon verdrängen und
ia
Fig. 228.
Kelchdecke von Tajocrinut
inttrmeditu Wachsm. und
Spr.
nach Wacbsmuth und
Springer).
ia
Flg. 289.
Kelchdecke von PlatycHnus Haiti
in eine Ebene projlcirt{nach Wachs-
muth and Springer;, a Ambu-
lacrale, ta interambulacrale Felder,
ta' Analinterradius, e Saumplittchen
der Ambulacrale, i interradiale
Tafelcfien, p die vier vorderen, o die
Oralplatte, x Welchen des
Fig. 230.
Hi\tacrintu elongattu üoldf.
Kelch mit Decke,
o Von der Seite, b von oben.
fJ> , II./' >v
Flg. 23t.
von Agaricncrinut Ameri-
nach Wachsmuthi.
r Einzeilige Ambulacral platten,
t lawrambulacralplatten, onnaleOral-
p vordere und seitliche Oral-
L x Planchen des Analinterrad.
Flg. 232.
i Hall, il
an
Kelchdecke thellweisc
Actin»crinu$ probotcidiali*
aufgebrochen, um die von den Annen kommenden getäfelten
Rohren der Ambulacralgefasse (a> zu zeigen. B geUfelte
Oberseite der unterirdischen Ambulacralröhren. C Scheitel
eines Steinkerns mit den Eindrücken der Zufuhrcanale (n)
von den Armen nach dem Munde . , After (an).
sich direct berühren, so entsteht ein mit grösseren oder kleineren Täfelchen
gepflastertes, convexes Gewölbe, worin einzelne oder auch alle Täfelchen
stark verdickt und mit Höckern, Körnern, zuweilen sogar mit langen
Stacheln bewehrt sein können. Bei derartigen Crinoideen enthält die
Dorsalkapsel meist zwei oder mehr Reihen von Interradialplatten.
welche ganz allmählich in die Interambulaeralplatten der Decke über-
gehen, so dass eine scharfe Grenze zwischen den Seiten und der Decke
des Kelches nicht existirt. Die mit geschlossenem Deckengewölbe ver-
sehenen Crinoideen besitzen stet« nur eine, meist excentrisehe Oetfnung
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Echinoderroata. Pelmatozoa.
in der Decke, welche unzweifelhaft der Afteröffnung entspricht.
Der Mund liegt bei denselben subtegminal, und zwar verlaufen die
durch die überwuchernden Tnterumbulacralplatten aus der Decke ver-
drängten Ambulacra unterirdisch und sind zuweilen von besonderen,
winzigen Täfelchen umgeben, welche tunnelartige Rühren bilden, die
sich unter den Oralplatten in einem auf der Unterseite mit fünf inter-
ambulacralen Poren versehenen Ring vereinigen und an der Basis der
Arme in die Ambulacral furchen der letzteren einmünden (Fig. 232).
Die Austrittsöffnung der subtegminalen Ambulacra in die Arme befindet
sich stets unmittelbar vor der Armbasis in der Kelchdecke.
2. Die Arme (Brachia) der Crinoideen bilden die unmittelbare Fort-
setzung der Radialzonen und sind mit dem obersten Kelchradiale durch
eine Gelenkfläche verbunden. Sie bestehen aus Armplatten (Brachialia).
welche entweder in einfacher oder zweizeiliger, alternirender Reihe an-
geordnet sind. Darnach heissen die Arme einzeilig (Fig. 233 A) oder
zweizeilig (Fig. 233 B). Häufig besitzen die Brachialia keilförmige Gestalt
und folgen so aufeinander, dass abwechselnd die breite Seite nach rechts
oder nach links zu liegen kommt. Es entstehen dadurch Wechsel -
z eil ige Anne mit Zickzacknähten. Jeder Wechsel- oder zweizeilige Arm
beginnt einzeilig. Die Arme bleiben selten einfach, sie sind meist ein- oder
mehrfach gegabelt und zuweilen sogar sehr stark verästelt. Diejenigen
Armglieder, über denen eine Gabelung eintritt, haben oben zwei dach-
förmig zusammenstossende Gelenkflächen und heissen Brachialia
a x i 1 1 a r i a. Zur genaueren Bezeichnung der einzelnen Armglieder hat
Bather eine sorgfältig ausgearbeitete Terminologie vorgeschlagen. Sehr
häutig sind die beiden von einem Axillarglied ausgehenden Aeste gleich
stark und gleichmässig verzweigt, nicht selten bleibt aber auch der eine
Ast klein und einfach, während sich der andere stärkere weiter ver-
gabelt. Sowohl die einfachen, als auch die vergabelten Anne sind in
der Regel auf der nach innen gewendeten Ventralseite rechts und links
mit kurzen, dünnen, gegliederten Anhängen (Pinnulac, Fioderfädchen)
besetzt, welche im Wesentlichen wie die Arme gebaut sind, und in
denen sich bei den lebenden Gattungen die Generationsorgane ent-
wickeln. Als Interbrachialia bezeichnet man die an der Basis der
Arme zwischen den beginnenden Aesten eingeschalteten Ausfüllungs-
platten.
Die Arme und Pinnulae sind ihrer ganzen Länge nach auf der
Ventralseite mit einer ziemlich tiefen Rinne (Ambulacral furche,
Teutakelrinne) versehen, welche zu unterst eine radiäre Ausstülpung
der Leibeshöhle, darüber den Genitalstrang, das Wasscrgefäss , Blut-
gefässe und ein Nervenbändchen enthält ; über diesen Organen ist die
Ambulacralfurche mit Epithel ausgekleidet und auserdem mit zwei
Reihen vom Wassergefäss ausgehender schwellbarer Tentakeln besetzt.
Auf ihren verschmälerten Seiteurändern stehen kleine Seitenplatten und
auf diesen meist bewegliche Sa um plättchen (covering plates), die sich
in alternirenden Reihen nebeneinander legen und die Ambulacralfurche
vollständig bedecken können (Fig. 234). Die Ambulacralfurchen der
Arme münden direct in die Ambulacralgange der Kelchdecke und
führen durch lebhafte Epithelialbewegung dem Mund die aus Dia-
tomeen, Infusorien, mikroskopischen Crustaceen, Larven etc. bestehende
Nahrung zu.
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Crinoidea.
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Die Verbindung der Armglieder wird entweder durch G'elenk-
f lächen oder Sizygial nähte bewerkstelligt. Im enteren Fall besitzt
jeder der aneinander liegenden Flächen zweier Armglieder ein oder
auch zwei erhabene, meist schiefe Leisten; die durch die Leisten ent-
stehenden Zwischenräume zwischen zwei Gliedern sind mit elastischer
Substanz oder Muskelballen ausgefüllt und gestatten eine gewisse
Beweglichkeit der Arme. Durch Sizygialnähte werden zwei Glieder
unbeweglich verbunden; die beiden glatten, feingestreiften und punk-
tirten Berührungsflächen legen sich unmittelbar aneinander und sind
nur durch ein dünnes Häutchen geschieden. Das Arrnglied, welches
unter einer Sizygialnaht liegt, heisst Hypozygale, das obere Epi-
zygale. Die mittels Sizygien verbundenen Brachialia verwachsen leicht
mit einander und zählen physiologisch als einfaches Glied, indem stets
nur das epizygiale Pin nulae trägt. Die Pinnulae stehen meist in alter-
nirenden Reihen auf beiden Seiten der Arme.
Bei den lebenden
und vielen fossilen Cri-
noideen sind säinmt-
liche Armglieder in
ihrem dorsalen Kalk-
korper von einem, zu-
weilen doppelten Canal
(axial cord) durch-
zogen, welcher elasti-
sche Fasern und einen
Nerven sträng enthält.
Letzterer sendet häufig
feine Verzweigungen
nach allen Richtungen
aus. Der Dorsalcanal
der Annglieder setzt
auch in die Radial ia
und Basalia fort und
verläuft bei Formen mit dicken Kelchplatten im Innern derselben, bei
dünnplattigen Crinoideen in seichten Furchen auf der nach innen ge-
richteten Seite der Täfelchen. Bei allen genauer untersuchten Gattungen
beginnen diese Axencanäle in den Basalplatten, gabeln sich darin in zwei
Aeste, welche in die Radialia und Brachialia fortsetzen und meist im ersten
Radiale durch einen Ringcanal verbunden sind (Fig. 270).
3. Der Stiel (columna) erreicht bei manchen Gattungen (Penta-
crinus) eine Länge von mehreren Metern, bleibt bei anderen kurz oder
verkümmert auch ganz, so dass der Kelch entweder direct festgewachsen
ist (Cyathidium) oder überhaupt jedor Anheftungsstelle entbehrt {Asty-
locrinus, Uintacrinus, Marsupites, Antedon). Er besteht aus cylindrischen,
kreisrunden, elliptischen oder kantigen (und zwar meist fünfkantigen)
Gliedern von gleicher oder verschiedener Grösse und ist in gewissen
Abständen zuweilen mit wirbeiförmig angeordneten Neben ranken
(Cirrhen) besetzt. Das untere Ende des Stiels ist bald zu einer knolligen
Wurzel verdickt oder verästelt, oder es verjüngt sich allmählich in eine
Spitze, in deren Nähe meist feine Seitenranken entspringen. Das
Wachsthum des Stiels erfolgt theils durch Vergrösserung, thcils durch
Einschaltung neuer Glieder am oberen Ende. Die neu gebildeten, unter
der Kelchbasis befindlichen Glieder unterscheiden sich meist durch
Oe tafelte Ventralfurchender
Arme ; n und 6 von Vyatlm-
ertnut ratnosu» Aug. mit
Saumplättehen, c von Ginnt-
crinu$ arthriticu* His. mit
zelligen, B Cnllicrimu co'itah'i* Iiis, mit Saum- und Deckplattehen
zweizeiligen Armen (nach A n gc 1 i n). (vergrössert ).
Flg. 233.
.4 Carpocrinus comtuM Ang. ap. mit ein-
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122
Echinodermata Pelmatozoa.
geringere Höhe und Durchmesser von den älteren. Zuweilen endigt
aber auch der Stiel oben in einer grosson, polygonalen Platte (Cen-
trodorsalplatte), welche sich zwischen dem Basalkranz einschiebt und an
der unteren Umgrenzung des Kelches Theil nimmt.
Sämintliche Stiel- und Rankenglieder sind von einem centralen
Canal von rundlichem oder füii flappigem Querschnitt durchzogen,
welcher die Verlängerung eines im unteren Theil des Kelches befindlichen
gekammerteu dorsalen Organes bildet, das als centrales Nervensystem
gedeutet wird und zugleich einen als Herz bezeichneten Gefässstrang
enthält. Der Stielcanal ist ringsum von festen, elastischen Bindegeweb-
fasern umgeben, welche die einzelnen Glieder zusammenhalten. Ausserdem
sind die Stielglieder durch ebene, meist radiär gestreifte oder in ver-
schiedener Weise mit Erhöhungen und Vertiefungen versehenen Arti-
culationsflächen verbunden, zwischen denen ebonfalls elastisches Binde-
gewebe befestigt ist, Bleiben die Articulationsfiächen glatt und legen
sich dicht an einander, so entsteht eine unbewegliche Sizygialverbindung.
Zuweilen kommt auch (Rhizocrinus, Boxirguetocrinus) durch eine erhabene,
meist schiefe Querleiste eine bewegliche Gelenkverbindung der einzelnen
Glieder zu Stande. Die obersten Stielglieder lassen zuweilen Nähte
erkennen, welche für eine ursprüngliche Zusammensetzung derselben
aus fünf Stücken sprechen. Diese Nähte alterniren stets mit denen
der Infrabasalia oder bei monocyclischer Basis mit den Basalia.
Die Ontogenie ist nur von einer einzigen lebenden
Gattung (Antedon) bekannt, bietet aber für die JSeurth eilung
vieler Verhältnisse der fossilen Crinoideen wichtige Anhalts-
punkte. Die befruchteten Eier durchlaufen ihre ersten
Entwickelungsstadien noch in den Ovarialkapßeln der Pin-
nulae. Die frei gewordene Larve besitzt vier Wimper-
streifen, einen seitlich gelegenen Mund und gleicht am
meisten den Embryonen gewisser Anneliden. Im Innern
der Gastrulalarve entstehen zuerst zehn siebförmig durch-
löcherte Kalkplättchen, welche sich um den vorderen Theil
des Darms in zwei svmmetrisch übereinander liegende
Kränze von fünf Täfelchen grunpiren; am unteren Pol
entstehen eine Anzahl dünner Kalkringe, die hinten mit
einer grösseren Platte abschliessen. Die zehn vorderen
Täfelchen vergrössern sich allmählich und bilden die An-
lage des Kelches, die Kalkringe des Stieles werden durch
verticale Kalkstäbchen verbunden. Die bisher frei schwim-
mende Larve setzt sich fest, die Wimperstreifen ver-
schwinden, die äussere Protoplasmasubstanz bildet eine
Oberhaut und die Mundöffnung befindet sich inmitten des
vorderen Täfeichenkranzes. Die fünf den Mund umgeben-
den Platten heissen darum Oralia. Der untere Täfelchen-
Fi" M*. kränz besteht aus fünf Basalia, welche auf dem obersten
Larve xZ'n^Antrdon King des Stieles (Centrodorsale) ruhen. In den fünf Ecken,
t hon" « on"Lhf. Rasa- wo ie zwe* ^ra^a un(* zwei Basalia zusammenstossen,
lia/rRnmoiin, ..oral- bilden sich nun fünf kleine Platten (Radialia), die rasch
, lftttdo'rsHMatteCIUro an Grösse zunehmen und die Oralia in die Höhe drängen.
orsK p a c. Zugleich entsteht im gleichen Niveau mit den Radialia
eine sechste, sogenannte Analplatte, die mit den Oralia nach und nach
in die Kelehdecke geschoben wird. Auf den Radialplatten setzen sich
später Reihen länglicher, walzenförmiger Armglieder (Brachialia) an, deren
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Crinoidea.
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Vermehrung sehr rasch erfolgt. Die Larve ist nun in das sogenannte
Pentacrinus-Stadiuni getreten. Gleichzeitig mit der Entwickelung der Arme
und des Stieles erfolgt eine Reduction der Oralia und der Analplatte,
die nach vollständiger Ausbildung des Hautskeletes gänzlich ver-
schwinden. Auch die Basalia werden von dem sich vergrössernden
obersten Stielglied (Centrodorsale) überwuchert, verschwinden äusserlich
und hinterlassen nur noch ein Rudiment in Form einer kleinen, ring-
förmigen Rosette. Schliesslich löst sich der Stiel von dem knopfförmigen,
mit Ranken besetzten Centrodorsale ab, und das fertige Thier erhält freie
Ortebewegung.
Die Entwickelung von Antedon zeigt, dass die Basalia, Oralia und
der Stiel die primitivsten Elemente des Skeletes darstellen; erst später
folgen Radialia und Brachialia. Aehnliches beobachtet man an vielen
paläozoischen Crinoideen, bei denen namentlich die Basalia und der
Stiel stark entwickelt sind, während die Radialia häufig an Grösse
hinter den Basalia zurückbleiben, und die Arme nur geringe Stärke
erlangen.
Lebensweise. Die noch jetzt existirenden Crinoideen leben
gesellig in massig tiefem oder sehr tiefem Wasser (Seichtwasser bis
3000 Faden). Auch die fossilen Formen scheinen in grosser Zahl bei-
sammen gelebt zu haben, doch sind die Erhaltungsbedingungen für die
meist zarten, zerbrechlichen und aus lose verbundenen Täfelchen und
Gliedern zusammengesetzten Kalkskelete nicht sonderlich günstig. Man
findet am häufigsten Stielglieder, seltener Kronen. In paläozoischen
Ablagerungen sind die Crinoideen oft mit Riffkorallen vergesell-
schaftet. Die zerstreuten Stiel- und Armglicder bilden nicht selten im
Silur, Devon, Carbon, Trias und Jura mehr oder weniger mächtigo
Schichten von Crinoideen- oder Trochitenkalken.
Systematik. Der erste Classificationsversuch von J. S. Miller be-
rücksichtigte vornehmlich die Form und Verbindung der Kelchtafeln und
zerlegte darnach die Crinoideen in vier Gruppen: G. articulata, semiarticulata,
inariiculata und coadunaia. Joh. Müller verwerthete hauptsächlich die
bewegliche (gelenkartige) oder feste Verbindung der Radialia, die Stärke
der Kelchplatten , die Beweglichkeit der Arme und die getäfelte oder
häutige Beschaffenheit der Kelchdecke für die Systematik und vertheilte
darnach die ihm bekannten Crinoideen in die zwei Hauptgruppen: Arti-
culata und Tessellata, denen noch die Gruppe der Costata mit der
einzigen Gattung Saccoma beigefügt wurde. Austin und F. Roemer unter-
scheiden die zwei unhaltbaren Gruppen der gestielten und ungestielten
Crinoideen. Von besonderer Wichtigkeit wurden die Untersuchungen von
Wachsmuth und Springer über den Bau des Kelches und namentlich
der Kelchdecke fossiler Crinoideen. Die anfänglich aufgestellten Haupt-
abtheilungen Palaeocrinoidea und Stomatocrinoidea (— Neocrinoidea
Carp), welche im Wesentlichen den Tessellata und Articxtlata J. Müller's,
sowie den Hypascocrina und Epascocrina Neumayr's entsprechen, wurden
später von Wachsmuth und Springer aufgegeben und die Crinoideen
(l«8ö) in vier Gruppen (Camarata, Inadunata, Articulata und Canaliculata)
zerlegt, wovon die Canaliculata ziemlich genau den Müller 'sehen Articulaten
entsprechen. Die Inadunata enthalten wieder zwei Unterabtheilungen:
1. larviformia und I. fistulata, welche jedoch den Camarata und Articulata
gleichwertig sein dürften. Die im Ganzen wohl begründeten Gruppen
von Wachsmuth sind der nachfolgenden systematischen Darstellung zu
Grunde gelegt, doch mussten die Bezeichnungen Inadunata durch Larviformia
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Echinodermata. PelmatoKoa.
und Fistulata, die Articulata durch Flexibüia und die Canaliculata durch
Articulata ersetzt werden.1)
1. Ordnung. Larviformia.
[Inndunata larviformia Wachsin., Haplocrinacra Ncumayr.)
Kelchdecke ganz oder vorwiegend aus fünf dreieckigen,
eine Pyramide bildenden Platten (Oralia) bestehend. Dorsal-
kapsel aus Basis und einem einzigen Kranz von R zusammen-
gesetzt. Die Täfelchen durch glatte Suturflächen unbeweglich
verbunden. Arme schwach. Silur bis Carbon.
Meist kleine Formen mit embryonalen Merkmalen und sehr einfach
gebautem Kelch.
1. Familie. Haplocrinidae. F. Roem.
K kugelig oder birnförmig, klein, irregulär; ein Theil der R aus ztcei
Stücken zusammengesetzt, IR Jehlen. Oralia gross, drei- bis fünfeckig, seitlich zu-
sammenstossentl. Die fünf Arme schwach, einzeilig.
Haplocrinus Steininger (Fig. 236). B 5, R 5 ungleich, davon 3 aus
einem kleineren unteren und einem grösseren oberen Stück bestehend; am
oberen Rand mit Articulationsausschnitt für die kleinen, einzeiligen, unver-
gabelten Arme, welche sich in tiefe Furchen zwischen den grossen fünf-
eckigen, zugespitzten und seitlich zusammenstossenden Oralia legen. Eine
Oralplatte ist nach Wachsmuth von einer feinen Oeffnung (After) durch-
bohrt. Mund subte<;minal. 6Y kurz, aus niedrigen Gliedern bestehend. Nicht
selten im mittleren Devon der Eifel, Nassau und Nord-Amerika.
i
Fl*. 236.
Ilaplorritiu* mrnpiliformit Goldf. Devon. Gerolstein. Eifel.
n Kelch von der Seite, b von oben, e von unten, </ Ana-
Ivho .ics Kelches ('» Hasalia. i die drei zwischen den Itasalla
und den Kndlalia celepenen unsymmetrischen Tafelchen,
r Kndlalia, br unterste ArmRlieder, o Oralplatten im Scheitel).
Slrpftau
Ober-Sllor.
a Kelch In
Flg. 237
IxKknort New York.
Grosse, b Kelch decke
verdrossen mit abgebrochenen
Spitxen. (Nach J. Hall.;
2. Familie. Coccocrinidae. Zitt.
A~ Hein. B 3. R ungetheilt, wenig verschieden. Oralplatten dreieckig, eine
Pyramide bildend. Arme (10) unbekannt.
Coccocrinus Müll. (Fig. 227). K kugelig, klein. B 3. lieber den
5 R je 2 Br, wovon das obere axillar. Kelchdecke aus 5 dreieckigen,
V) Zur Abkürzung der Diagnosen sind folgende Bezeichnungen gebraucht:
K = Kelch IB Infrabasalia IR ---= Interradialia
A — Arme H — Radialia WA — Interradialia analia
.<ff=- Stiel Br = Rraehialia O = Oralia.
B = Basalia Dist — Distiehalia
Bei den Abbildungen wurden die gleichen Abkürzungen, jedoch die Buchstaben des
kleinen Alphabetes benützt.
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Crinoidea. Larviformia.
125
durch Schlitze getrennte 0 gebildet, welche auf je einem niedrigen TA-
Täfelchen ruhen. Die Afterörmung befindet sich zwischen einem 0 und
dem IBA. Devon (Eifel) und Ob.-Silur.
Allageerinus Eth. u. Carp. K mit 3 verschmolzenen B, 6 B und
5 0. Letztere bilden eine Pyramide.
4 5X2,
Ci Uedem bestehend. Im Kohlenkalk von Schottland
ms hohen, einzeiligen
3. Familie. Stephanocrinidae. Wachsm. Spr.
K kantig, becherförmig, aus 3 hohen B und 5 B bestehend. Die B oben
tief ausgeschnitten. Im Grund der Ausschnitte liegen die Ambulacralfurchen,
seitlich bedeckt von zwei Beihen engverbundener Plättchen, die wie zwei einfaclie
Platten ersclmnen. Die Kelchdecke durch 5 grosse dreieckige Oralia geschlossen.
Am Ende der Ambulacralfurchen Gelenkflächen für 5 in zwei Aeste gespaltene,
zweizeilige, sehr dünne Arme. Ob. Silur.
Einzige Gattung Stephanocrinus Conrad (Bhombifera Barr.) (Fig. 237)
im oberen Silur von Nord- Amerika und im unteren Silur (D) von Böh men.
4. Familie. Pisoorinidae. Angelin.
K klein, kugelig oder becherförmig, aus dicken Täfelchen
gebildet. B 5 sehr ungleich. Kelchdecke mit 5 ungleichen, in
geschlossener Pyramide zusammenstossenden 0. Die 5 Arme
unverzweiyt, einzeilig. Stiel rund. Silur. Devon.
Pisocrinus de Kon. (Fig. 2384). B 5 ungleich, J2 5
sehr ungleich; nur die zwei grossen vorderen Seitenradial ia
berühren die B, die zwei hinteren seitlichen werden von
einer sieben- oder fünfseitigen IBA ?\&tte getragen. Die
tief ausgeschnittenen Articulationstiachen der B sind jeder-
seits durch eine vorragende Leiste begrenzt. Kelchdecke
sehr selten erhalten, angeblich mit 5 ungleich grossen 0.
Arme lang, einfach, aus hohen, cylindrischen Gliedern be-
stehend. Ob. Silur (Gotland, Dudley und Tennessec).
Triacrinus Münst. (Fig. 238 B). Wie vorige, aber
nur 3 B. Devon (Eifel, Fichtelgebirge).
5. Familie. Symbathocrinidae. Wachsm. u. Spr.
K klein, schüsseiförmig, aus 3 oder 5 B und 5 gleich-
artigen B bestellend. Kelclidecke aus 5 0 und 2 — 3 kleinen
Analplättchen zusammengesetzt. Die Articulationsjtäche der Jt
nimmt den ganzen Oberrand ein, ist schräg und mit Trans-
versalleiste versehen. A 5 ungeteilt. Stiel rund. Devon.
Carbon.
Sy mb athocr inus Phillips. B'd ungleich gross. B 5
vier- oder fünfseitig, hoch. Das Oraltäfelchen über der
Afteröffnung ist grösser, als die übrigen. Unter der After-
öffnung ein IBA. Arme lang, ungetheilt, aus ziemlich
hohen, einzeiligen Gliedern bestehend, die eine scharfe
Dorsalkante bilden. Carbon (Nord- Amerika und Gross-
britannien).
Ph imocrinus Schultze (Devon) hat ;"> B\ Stylo-
er inus Sandb. (Devon) unterscheidet sich nur durch die
Ährag nach innen und unten, statt nach innen und oben gerichteten Arti-
culationsflächen der B.
Stortingocrinus Schultze (Devon), Lageniocrinus de Kon. (Carbon).
Fig. TiS.
A Pitocrinu* flwjtltittT
Angelin. Ober- Silur.
Gotland. n vollstän-
diges Exemplar mit
Armen von uer Anal-
Meite. b Kelch von der
Seite, c von unten
(natürl. Grosse nach
Angelin).
Ii Triarriitut attua
Müll. Devon. Gerol-
stein. Eifel. (i Kelch
der Seite, b von
unten (nat. Gr.).
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120
Echinodermata. Pelmatozoa.
6. Familie. Cupressocrinidae. d'Orb.
K niedrig, schüsseiförmig, aus 5 B und 5 R zusammengesetzt. IR fehlen.
Die B umschliessen eine fünfeckige Centrodorsalplatte. Am oberen Rand des
Kelches liegt an der Basis der Arme ein eigenthümlicltes, ringförmiges Gerüst,
das bald als Kelchdecke, bald als tConsolidationsapparat* zur Anheftung von
Muskeln gedeutet wird. Es besteht aus fünf blumenblattähnlichen, horizontalen, oben
abgestutzten und eine grosse
centrale Oeffnung umschlies-
senden interradialen Blatten
(Oralia), welcfie seitlich ver-
wachsen und nur eine runde
Oeffnung zum Durchtritt des
Ambulacralgef ässes zwischen
sieh frei lassen. Eine dieser
Platten (die anale) ist durch-
bohrt. Die fünf Anne sind
ungetheili, aus breiten und
dicken, aussen mit Dorsal-
kante verseltenen, innen aus-
gehöhlten , durch einJacJte
Sutur fest verbundenen Arm-
gliedern bestehend, die von
eittem Nervencanal durch-
zogen sind, welcher auch die
Gelenkfläche der R durch-
bohrt. Brx ist niedrig, leisten-
jörmig. Die Armglieder sind
an ihren beiden Innenrändern
jederseits mit einer Reifte
dicht gedrängter, nach innen
eingekrümmter , gegliederter
Fortsätze (Binnulae) besetzt.
Stiel stark mit centralem
Hauptcanal und vier peri-
plierischen Canälen.
Die einzige Gattung C upressocr inus Goldfuss (Fig. 239) findet sich
im mittleren Devon (Eifel, Nassau, Westfalen, Harz). C. crassus, elongatus,
abbreviatui Goldf.
2. Ordnung. Camarata. Waehsni. und Spr.
(Sphaeroidocrinacea. Neumayr.)
Kelchdecke ein solides, aus fest verbundenen Täfelcben
bestellendes Gewölbe bildend. Mund subtegminal. After-
öffnung excentriscb oder subcentral, häufig am Ende einer
rüssclf örm igen Verlängerung gelegen. Die Täfelehen der
Dorsal kapsei d ureh einfache, glatte Hut urf lachen verbunden.
Intcrradialia stets im Ana Ii nterradius und meist auch in allen
übrigen Tnterradien vorhanden, zuweilen in die Kelchdecke
heraufgerückt. Arme ein- oder zweizeilig, meist mit Pinnulis.
Silur bis Carbon.
1. Familie. Gasterocomidae. F. Koem.
K klein, aus mono- oder diciiclischer Basis, einem einzigen Radialkranz und
einem IBA bestehend. After in oder ausserhalb der flachen, getäfelten KelcMecke.
Arme vom ersten R an Jrei. Devon.
Flg.
Cu)>Ta'n>criuu* crassu* Goldf. Devon. Gerolstein. Eifel. a voll-
standiger Kelch mit Armen (nat Grosse^. 6 Querschnitt des
Stiele.«, c «'cntrodorsalplatte. <l Querschnitt der Anne mit
wohl erhaltenen, Spiral eingekrümmten Pinnulis und getäfelter
hecke der Ambuloeralfurchen ; der Nahrungseanul in den Dorsal-
platten ist ringsum geschlossen, t Kelch von oben gesehen,
mit den fünf oralplatten (Consolidatinnsapparati, wovon die
nach unten gerichtete die Aneroltnung enthalt. / Kln Radial-
tafelchen mit Amhulacralloc.h, dessen innere Begrenzung ab-
gebrochen ist. g obere Stirnansicht eines Radlaltafelchen*,
King des Ambulacralloches unversehrt.
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Crinoidea. Caniarata.
127
Gasterocoma Goldf. (Epactocrinus Müll.) (Fig. 240). K kugelig. Die 5 B
umschliessen eine fünfseitige Centrodorsalplatte. R oben mit hufeisenartiger
Gelenk fläche. After zwischen den R, darunter oder darüber ein vierseitiges
1RA. St vierkantig, mit centralem und vier Nebencanälen. Devon. Eifel.
Myrtillocrinus Sandb., Nanocrinus Müll. Devon.
2. Familie. Platycrinidae. F. Roem.
Dorsalkapsel, aus einer monocyclischen Basis und einem Kranz von fünj
grossen R zusammengesetzt. Die IR in die aus fest verbundenen, meist dicken
Platten getäfelte Kelchdecke geschoben; in sämmtlichen IR vorhanden. Arme 10,
20 otler wehr, entweder von der Basis oder vom axillaren Brs an frei, niemals
distal verzweigt. Pinnulae wohl entwickelt. Silur bis Carbon.
Platycrinus Mill. (Fig. 229 u. 241). BS ungleich.
R hoch, gross, seitlich durch Sutur verbunden, am Ober-
rand mit hufeisenartiger Gelenkfläche. Zwischen der
Basis der Arme liegt im vorderen und den beiden seit-
lichen Interradien je eine grosse mittlere und zwei schmä-
lere interradiale Platten, die im Analradius entweder
durch eine grössere c
oder kleinere Zahl
abweichend gestal-
teter Tafelchen er-
setzt sind. Diese IR
nehmen an der Zu-
sammensetzung der
Kelchdecke Theil
und stossen mit
ihren inneren Enden
entweder direct an
die fünf grossen, etwas hervorragenden centralen Schcitclplatten (Oralia),
oder sind durch kleinere eingeschaltete Platten davon getrennt. Zwischen
den interradial geordneten Täfelchen verlaufen in der Verlängerung der
Arme meist 1 — 2 Reihen von Ambulacralplättchen , die mit den vorigen
fest verbunden sind. Afteröffnung entweder excentrisch (Pleurocrinus) oder
am Ende einer kurzen, dicken Rönre {Platycrinus 8. Str.). Arme anfänglich
Wechsel-, später zweizeilig. Stiel etwas gedreht aus niedrigen, quer elliptischen
Gliedern zusammengesetzt, gegen unten zugesnitzt und mit Nebenranken
versehen. Die Querdurchinesser der oberen und unteren Gelcnklläche jedes
Gliedes liegen nicht in gleicher Richtung. Häutig im Kohlenkalk, sehr
selten im Devon. P. laevis Mill., P. hemisphaericus M. und W.
Marsupiocrinus PhilL Die niedrigen R- und Bs, welche Br* und B-
bei Platycrinus entsprechen, sind fest mit dem Kelch verbunden. Kelchdecke
mit zahlreichen kleinen Täfelchen ohne Afterröhre. Stiel rund mit Weitem
Centraleanal. Ob. Silur (England, Gotland und Nordamerika).
Culicocrinus Joh. Müll. (Devon), Cordylocrinus Aug. Ob. Silur.
3. Familie. •Hexacrinidae. Wachsmuth und Spr.
Dorsalkapsel aus monoeyclischer Basis, o grossen R und einem den R in
Grösse und Form ähtüichen IRA zusammengesetzt. Alle übrigen Merkmale wie
bei den Platycriniden. Devon. Carbon.
Dichocrinus Münst. Wie Hexacrinus, aber mit 2 B. Carbon. (Belgien,
England, Nordamerika.)
Hystricrinus Hinde (Arthroacanlha Williams). Wie Hexacrinus, jedoch
Oberfläche der Kelchtäfelchen mit beweglichen, kurzen Stacheln bedeckt.
Devon .Nordamerika).
Fig. 240.
(Jaeierucuma un/ii/uu Uolilf. L>evon. Prüm.
Eifel. n Kelch von der Seite, b Kelch von
der Afterseite, <• Kelchdecko (Sinai vergr.).
iNach L. Schultze.)
Fi«. 241.
I'latycrinu.' trigintidactylu*
Austin. Kohlenkalk von
Tournay. (Ucstaurirt nach
de Köninck.)
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128 Echinodermata Pelmatozoa.
Hexacrinus Austin (Fig. 242). B3. R 5 sehr hoch und gross, das
IRA nur wenig von den R verschieden. Kelchdecke massig gewölbt. After
t
Ilezaeriniu tlonqatus Goldf. Devon. Pelm. Eifel. a Von der Seite. 6 von oben (nat. Grösse),
c Analyse des Kelches und der Arme, <i, e Stiel von H. »pinotu* Müll. Eifel. ^Nach L. 8chultxe.
ezeentrisch, niemals am Ende einer verlängerten Röhre. Arme wechselzeilig.
Stiel rund. Häufig im Devon (Eifel, England).
4. Familie. Actinocrinidae. Roein.
Basis monoeyclisch. B H. R 5 X 3 and eine wechselnde Zahl von R. dist.
IR zahlreich in sämmflichen Interradien, ganz allmählich in die gewölbte, solid
getäjelte, zuweilen mit Proboscis versehene Kelchdecke übergehend. Arme 5 bis
:t0 und mehr, unverziceigt , ein- oder zweizeilig, mit langen Rinnulis. Silur.
Devon. Carbon.
A. Das IRA1 wie alle übrigen IR1 zwischen Rs eingeschaltet.
Br i aroer inus, Batell ioerinus Ang. ( Fig. 243). Ob. Silur (Clotland ),
Macrostylocrinus Hall. Ob. Silur (Nordamerika).
B. IBA1 zwischen Rl die Basalia berührend, die übrigen IR1 zwischen R-
eingeschaltet.
Carpocrinus Müller (Habroerinas, Pionocrinus Ang.) (Fig. 244). B 3.
R 3 X -r>- IR t- IRA zahlreich. Kelchdecke mit deutlich erkennbaren
Ambulaeral- und Interambulacralplatten , in der Mitte mit 5 grösseren
Ccntralplatten. Arme 10 einzeilig, ungetheilt. Ob Silur (England, Gotland).
Leptocr inus Ang., Desmidocrinus Ang. (Fig. 245). Ob. Silur.
Bert echoer inus Austin (Geocrinus d'Orb.). K hoch, urnenförmig,
fünfkantig, aus dünnen Platten zusammengesetzt. B 3. R hoch (5X3),
häufig mit medianer Längsrippe. R dist. 2. IR [j. IRA zahlreich. After-
röhre ball<>nartig mit kleinen, dünnen Täfelchen, Arme zahlreich, dünn,
ziemlich lang, anfänglich ein-, später zweizeilig. Pinnulae lang. Stiel rund.
Ob. Silur (England, Gutland, Nordamerika).
Meg ist oer inus Owen und Shum. Devun. Carbun (Nordamerika).
Agar icoer inus Troost (Fig. 231). K sehr niedrig, auf der Unterseite
eben oder etwas vertieft. B 3. R 5 X 8 und mehrere Distichalia. IR f.
IRA zahlreich. Kelchdecke hoch gewölbt, sehr massiv, fast pyramidal, mit
ungemein dicker, knopfförmiger Centraiplatte und je einer verdickten und
halbkugelig vorragenden Platte am Beginn der Arme. Im Carbun von Nord-
amerika ziemlich häutig. .4. amerieauus Roem. sp., A. pentagonus Hall.
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Crinoidea. Camarata.
129
Actin oerin us Mill. (Fig. 246). K birnförmig oder eiförmig ; die Täfelchen
der Dorsalkapsel radialstrahlig verziert. B 3 ein Sechseck bildend. Rl sechs-
seitig, hoch, dazwischen ein grosses IRA. R* ebenso hoch als breit, R*
axillar, darüber 1—3 R dist. und interdist. IR \ und darüber IR dkl,
die allmählich in die gewölbte, aus zahlreichen, soliden Täfelchen bestehende
Angeltn. ornalu» Ang. Kelchdecke. (Nach Angelin.) Angeltn.)
Kelchdecke übergehen. After subcentral, zuweilen am Ende einer verlängerten
Röhre. A U> X 30 nicht verästelt, meist von 5 vorspringenden Lappen am
Kelch entspringend, zweizeilig. Pinnulae lang und fein. Stiel rund mit
B D
Fig. 24ß.
Ac.t,m«~rin\ui jtrobotri'hnli* HAU. Koblenkalk. Burlington, Iowa. A Kelch aufgebrochen, im Innern
die tunnelartigen. getäfelten Ainbulacralrohrcn, sowie in der Mitte das gefaltete Organ (l Oesophagus«
sichtbar. R Analyse des Kelches. C gcheitel eines Steinkerns mit den Eindrücken der Zufuhrcanale
i) von den Annen nach dem Mund (ov an After. i> Getäfelte Oberseite der Ambulacralrohren.
{Nach Meek und Worthcn.)
gestrahlten Gelenkrliichen. Canal fünflappig. Häufig im Kohl^nkalk von
Europa und Nord-Amerika.
Teleiocrinus Wachsm. Spr. , Ste ganoer inus , Physetocrinus,
Strotocr inus M. und W., Eretmocr inus Lyon und Casscd. Amphora-
crinus Austin. Kohlenkalk, hauptsächlich in Nordamerika.
Ztttel Onindiräge der ralaeontologte. 5»
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130
Echinodermata. Pelnmtozoa
Batocrinus Casseday (Fig. 247). Wie Actinocrinus, jedoch die Kelch-
täfelchen nicht sculptirt, R* niedrig vierseitig; IR wenig zahlreich. Die
(10—30) einfachen, zweizeiligen Arme an ihrer Basis zusammenstossend,
nicht durch Interbrachialtäfelchen getrennt. Kelchdecke in eine lange, fast
centrale Afterröhre ausgezogen. Zahlreiche Arten im Kohlenkalk von Nord-
Amerika. B. pyrijormis Shum. etc.
Dorycrinus Roemer (Fig. 248). Kelchtafeln dick,
glatt. Arme durch vertiefte Zwischenräume getrennt.
Kelchdecke hoch gewölbt, im Scheitel und auf den fünf
ambulacralen Feldern je eine sehr dicke Platte, auf welcher
ein dicker Stachel sitzt. After excentrisch , nicht ver-
längert. Kohlenkalk. Nord-Amerika.
Fig. 248.
lhfrycrinu* qvinqutlobu* Hall var.
intermedia. Meek und Worth.
Kohlenkalk. Burlington. Iowa.
Von der Analseite inat. Gronae).
(Nach Meck und Worth.)
Fig.
5. Familie.
B 3. IR 5 X 3, dazwisclten IR.
Hall.
Unter 8ilur. (Trcnton-Gruppe.
Clncinnati. Ohio.
Nat. Oroase.
Ang.
Arme zweizeilig,
Fig. *47.
in im pyriformi*
Shum. sp.
Koiownak^xatB<,;rrl!"M°n zurückgebogen, seitlich verwachsen und mit ihrer Dorsalseite
(Nach Meck u. Worth.) dem Kelch anliegend. Ob. Silur.
Einzige Gattung Bar randeoerinus Ang. Selten im oberen Silur von
Gotland.
6. Familie. Glyptocrinidae. Zitt.
Basis monoeyclisch mit 5 B oder dicyclisch mit 5 (selten 3) I B und 5 B.
R 5 X 3 und eitier wechselnden Zahl von R dist. IR, häufig auch das IRA
zwischen R- eingeschaltet. Kelchdecke solül getäfelt ohne oder mit Ajterröhre.
Arme 10 X '*0 ein- bis ztvvizeilig. nicht verästelt, mit langen Pinnulis. Silur. Devon.
Glyptocrinus Hall (Fig. 249). IB fehlend. B 5. Die Täfelchen der
Dorsalkapnel mit radialen Verzierungen, die R mit erhabener Medianrippe.
Sämmtlichc IR zwischen R* 11 3 eingeschaltet. Unt. Silur. (Nord-Amerika).
Glyptaster Hall. Wie vorige, aber IB wohl entwickelt. Arme zwei-
zeilig. Ob. Silur. N. Amerika.
Reteocrinus Billings, Canistrocrinus, Ftychocrinus Wachem. Spr.
Unt. Silur von N. Amerika, Ascocrinus Barr (Ascocystites Barr.) Unt. Silur,
Böhmen. Lampterocrinus Roem. Ob. Silur (N. Amerika). Eucrinus,
Sagen iocrinus Ang., Dimerocrinus Phill. , Stelidiocrinus (Harmo-
crinus). Ang. Ob. Silur (Gotland, England).
7. Familie. Rhodocrinidae. F. Roem.
Basis dicyclisch. IB o, B o. R ~> X 3, sowie 1—3 Zonen R. dist. IR zahl-
reich. Die unteren IR ztvischen die Rl eingeschaltet. Arme unverzweigt oder
mit zahlreichen, einfachen Seitenästen; Pinnulae lang. Silur. Devon. Carbon.
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Crinoidea. Camarata.
131
Lyriocrinus Hall. Ob. Silur (Nord- Amerika, England). Anthemo
crinus Wachsm. Spr. Ob. Silur (Gotland).
Rhipidocrinus Beyrich
(Fig. 250). Dorsalkapsel schüssel-
fönnig, die Täfelchen verziert.
Basis eben oder etwas vertieft.
IB sehr klein, eine fünfeckige
Platte bildend. R1 fünfseitig.
IR1 siebenseitig. Kelchdecke
mit zahlreichen, soliden Täf ei-
chen. After excentrißch. Arme
aus sehr breiten, niedrigen, ein
zeiligen Gliedern bestehend,
beiderseits mit zahlreichen, zwei-
zeiligen Nebenästen versehen,
welche Pinnulae tragen. Stiel
dick, rund, mit niedrigen Glie-
dern, Centralcanal fünflappig.
Häufig im Devon (Eifel).
Thylacocrinus Oehlert.
Devon. O IIa crinus Cumberl.
(Goniasteroidocrinus Lyon Und RhipUlocrinu» crenatu* Goldf. sp°" Devon. Gerolstein. Eifel.
Cassedav). Carbon. A Vollständiges Exemplar mit Annen (nat. Grösse, nach
n _ vrni / 8chultzei. B Kelch von oben gesehen, mit seitlicher After-
KhOÜOCr inttS MW. (ACan- Öffnung. C Basis von innen, die fünf lnfrabasalia, zwei
tJw rinuS Roem.). Wie Rhipido- Basalia und ein unteres Radiale zeigend. I> Stiel von der
crinus, jedoch Arme dünn, un- Selte- 1 Gelenkflftchc ein<* 8d#1,ltad»
verästelt, zweizeilig, mit langen Hnnulis. Devon, Carbon.
8. Familie.
Basis monoeyclisch. B 4.
R 5X3, darüber 2—3 R. dist.
JR zahlreich zteischen R- ein-
geschaltet. Kelchdecke mit zahl-
reichen kleinen Täfelchen. Arme
mit Nebenästen und Pinnulis.
Silur. Devon.
Melocrinus Goldf. (Cteno-
crinus Bronn) (Fig. 251). K birn-
oder melonenförmig. 5 4. R
sechsseitig, iß zahlreich. Kelch-
decke mit subcentralem oder
excentrist hem After (Melocrinus)
oder mit Afterröhre (Ctenocrinus).
A 5X2, einzeilig, paarweise
neben einander stehend und
mit ihren einander zugekehrten
Seiten verwachsen ; auf den ent-
gegengesetzten Seiten mit zahl
reichen einfachen, Pinnulae tra-
genden Nebenzweigen besetzt.
Stiel rund oder elliptisch ; Glie-
der niedrig, Centralcanal rund.
Ob. Silur (Gotland). Devon (Eifel,
Rheinland). Die im devonischen
Spiriferensandstein häutig vor-
kommenden Hohlabdrücke <l< r Stiele von M. (Ctenocrinus) typus Bronn, bei
»jenen ilcr Centralcanal und die Zwischenräume zwischen den gestrahlten
9*
Melocrinidae. Zitt.
A
L'ttnoei-inux typu
Hann. Eifel.
PI* 251.
Bronn. Devon (Spirifereu - Sandstein).
U Basis. C Steinkern eines Stiel fragments,
sog Schraubensteln.
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132
Echinodermata. Pelmatozoa.
Gelenkflächen mit Gestein ausgefüllt wurden , sind unter dem Namen
»Schraubensteinec bekannt.
Scyphocrinus Zenker. Ob. Silur (Böhmen); Xenocrinus Miller.
Unt. Silur (Nord-Amerika); Corymbocrinus, Ab acocrinus Ang. Ob. Silur
(Gütland).
9. Familie. Polypeltidae. Angelin.
Basis dicyclisch. 1B8, B 16 oder mehr. Rl 10 X Ü—3. IR zahlreich.
Polypeltes Angelin. Ob. Silur (Gotland); Spyridio-
crinus Oehlert. Devon (Saint Malo).
Fig. SM.
Ulipanthorrinxi* rtgnlnri»
HU. Oher8llur. Gotland.
Vollständiger Kelch mit
Armen. In einer Nische
sind die Arme weg-
genommen, um die in
nere getafelte Kelch-
decke zu «eigen
Fig. ibi.
C,iiUcrinuKn*1atu* H\» . sp. Ober Silur. Gotland. .1 Kelch mit Armen.
B Kelch mit wohlcrhaltcnem Scheitel ohne Arme. C Baals von
innen. /' Basis von unten. (Nat. Grosse, nach Angellni.
C
irl r» f lr»
dist.« dist«
Flg. 2M.
EumlyyilocriiHis romctiu* «Joldf. Devon. Gerolstein Eifel. A vollständiges Kxemplar mit Armen
II Idealer hurcluchriili eines Kelches if; Basal ia, r erstes Radiale, V unleres, 0 oberes Niseheustück <.
C Kelchdecke. 1> Kelch ohne Arme («■■«•« |. und ä. Radiale, »r Interradialia, di*t. Distichalia
ra.lialia, inl,.ti*t InterdüUichalia). Nach L. Schullie.
10. Familie. Calyptocrinidae. Angelin.
A' regelmässig , alle Interradien und Radien gleich. B 4. R 5 X 3,
5 R dist. und ö X # IR- Kelchdeckt flaschrnfönnig verlängert . mit centraler
Oeffnung, regelmässig getäjelt. A 'JO, zweizeilig, nie länger als die Centrairöhre,
paarweise entweder zwischen rippenartigen Vorsprüngen des oberen Kelchrandes
oder in besonderen Nischen gelegen, die durch vertical und radial auj der Kelch-
decke stehende Platten gebildet werden. Ol». Silur. Devon.
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Crinoidea. Ffetulata.
133
Callicrinus Angelin. (Fig. 252). Basis tief ausgehöhlt, ß winzig klein.
R* gross, die untere Hälfte umgebogen und den Hohlkegel der Basis bildend.
R* axillar, darüber je 2 R. dist. und zwischen diesen ein schmales, nach
oben zugespitztes Interdistichale, das die Armpaare von einander trennt.
Ob. Silur. Gotland.
Eucalyplocrinus Goldf. (Fig. 253,254). Dorsalkapsel wie bei Callicrinus,
aber die schmalen Interdistichalia tragen grosse, flügelartige Platten, welche
sich an die Centralröhre der Decke anlegen und zehn Nischen für die
Armpaare bilden. Ob. Silur (Gotland, Nord- Amerika), Devon (Eifel).
Hypanthocrinus Phill. Ob. Silur.
11. Familie. Crotalocrinidae. Ang. emend. Wachsm.
Dorsalkapsel aus
5 JB. 5 B und o R
zusammengesetzt. R
oben mit schmaler,
halbmondförmiger
Gelenkfläche. Im
Anal interradius ein
kleines IRA. Kelch-
decke schwach ge-
wölbt mit o un-
gleichen Oralplatten,
mehreren Reihen von
kleinen Ambulacral-
platten, 5 grösseren
und einer wechseln-
den Zahl kleinerer
Int er ambulacral-
platten. After ex-
centrisch. Arme von
der Basis an stark
veryabelt, dicht ge-
drängt und die ZU Crotalocrinru putchcr Hisinger (Anthocrintu Loveni Joh. MüU.). Ober-Silur.
*iVm« R/i//i*»/e n*hn Gotland. (Nach Joh. Müller.) A Kelch mit Armen inat. Grösse). B Stiel.
einem aamn geno- c vier neben einander liegende AmKlicdcr eines Blattes. V Die Armirtücke
rigen seitlich theil- von der Rückenselte, um die Verbindung derselben zu zeigen; gegen oben
,, rulfv ,-t lU-t:iu 8lnd die Dorealstücke weggebrochen und nur die Saum platten und die
weise oaer voiisian- Deckt»felchen der Arabulacralrinne von unten zu sehen. Ä Kelchdecke
dig verwachsen; im von Cr. rugonu Mlll. Gotland. i Nach An «ei In.)
letzteren Falle breite,
eingerollte Blätter bildend. Pinn, fehlen. Alle Armglieder mit Dorsalcanal. Stiel
kreisrund, dick, mit verdickter oder verästelter Wurzel.
Die beiden hierher gehörigen Gattungen Crotalocrinus Austin (Antho-
crinus Müller) (Fig. 255) und Enallocrinus d'Orb. rinden sich im oberen
Silur von England und Gotland.
3. Ordnung. Fistulata.
(Inadunata ßstulata Wachsm. u. Spr., Cyathocrinacea Neumayr.)
Kelchdecke mit dünnen, leicht auseinander fallenden
Täfelchen, im Analinterradius in « ine meist hohe, ballon-
artige oder kurze, conische Röhre ausgezogen; die Ambula-
cralfurchen durch alternirende Saum plättchen bedeckt; der
Mund subtegminal, meist von fünf Oralplatten umgeben.
B und R der Dorsalkapsel unbeweglich, durch einfache Sutur
verbunden. Nur ein Kranz von R, ein Analinterradiale und
eine Analplatte zwischen den Rl vorhanden. Arme von der
Basis an frei, ein- oder zweizeilig, meist verästelt, die
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134
Echinodermata. Pelmatozoa.
Flg. 856.
Kelch von Cromyoerinu* In eine Ebene
projlcirt ib Infrnbasalla, b Basal la,
r Kadfalia, ra Radlanale. a a a" Inter-
rodialla analla (nach Bat her).
Glieder durch einfache Sutur verbunden, unbeweglich, mit
oder ohne Pinnulae. Silur bis Perm.
Die Fistulata zeichnen rieh hauptsächlich durch ihre ballonartige oder
conische Ventralröhre aus, deren Täfelchen häufig von kleinen, runden
oder schlitzförmigen Oeffnungen durchbohrt
sind. Die Afteröffnung befindet sich nach
Wachsmuth am Grund der Ventralröhre.
Einzelne R bestehen zuweilen aus zwei durch
Naht verbundenen Stücken. Im Analinter-
radius schaltet sich meist zwischen die Rx
eine etwas irregulär geformte Platte ein,
welche sich unten zwischen die B einschiebt,
oben rechts das mit Gelenkfläche versehene
rechte hintere Rx, links ein Analinterradiale
(Anal plate) trägt, über welcher die Täfel-
chen der Analröhre folgen. Bather betrachtet die erstgenannte Platte als
untere Hafte eines Rl und nennt sie Radianale; WachsmuthundSpringer
bezeichnen sie als >Azygos platec.. (Fig. 250.)
Zu den Fistulata gehören die Familien Hybocrinidac, Heterocrinidae,
Cyathocrinidae, Poteriocrinidue, Calceocrinidae, Catillocrinidae und Bclemno-
crinidae; von diesen enthalten die drei letztgenannten nur vereinzelte,
seltene Formen.
1. Familie. Hybocrinidae. Zitt.
Balis monoeyclisch. B 5 hoch. Zwischen den R ein grosses
Radianale. Kelchdecke mit kurzem, conischem Ventralsack. Arme
ein/ach, unverzweigt, einzeilig, ohne Pinnulae. Unt. Silur.
Hybocrinus Billings (Hoplocrinus Grewingk) (Fig. 257).
K klein, birnförmig. Das RA ist fast ebenso gross, als die
4 normalen R und trägt oben rechts das kleine, mit hufeisen-
förmiger Gelenkfläche versehene fünfte R. Unt. Silur (8t
Petersburg und Canada).
Baerocrinus Volborth. Unt. Silur. St. Petersburg.
2. Familie. Heterocrinidae. Zitt. emend. VVachsm. Spr.
Basis monoeyclisch. Kelch klein. B 5. R in einem oder mehr Radien, aus
zwei, durch horizontale Naht geteilten Stücken bestehend. RA links eine grosse
Analplatte stützend. A einzeilig, lang, nach oben dichotom vergabelt, mit sehr
langen Pinnulis. Unt. Silur.
Heteroerinus, Iocrinus Hall, Sie noerinus , OphiocrinusW&chsm.
u. Spr. Unt. Silur (Nord-Amerika).
3. Familie. Cyathocrinidae. Roem. emend. Wachsm. Spr.
Basis diri/elisch. R oben mit schmalen, hufeisenförmigen Gelenkflaehen, da-
zwischen 1 — 2 IRA und häufig auch ein RA. Kelchdecke mit 5 Oralplatten und
hoher Ventralröhre. Dir Ambnlacralfurchen mit alttrnirenden Täfelehen bedeckt.
Ä lang, nach oben vielfach dichotom vergabelt, einzeilig, ohne Pinnulae, mit wohl
entwickelten Saumplättehen: die Armglieder vierseitig, nicht gelenkig verbunden.
Silur bis Carbon.
De ndr o er in us Hall (Palaeoerinus Billings). A* hoch. IB 5. B gross,
das hintere oben abgestutzt und die Analplatte tragend. R fünfseitig, das
RA unter dem rechten hinteren R stehend. Anne lang, ästig, ohne Pinnulae.
Stiel fünfseitig, selten rund. Im unteren Silur von Nord- Amerika häufig;
eine einzige Art im oberen Silur.
Fig. 257.
Hybocrinus (llopto-
crtnuJi fiipcntnt
Grewingk. Unter-
Silur. St. Peters-
burg. Kelch von
der Anal selte (nach
Grewingk).
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Crinoidea. Fietulata.
135
Ilomocrinus Hall (Fig. 258). Wie DendrotHnm, jedoch das RA nach
links geschoben und die Analplatte stützend. Ob. Silur (Nord - Amerika),
Devon (Rheinland). a b
Cyathocri-
nus Miller emend.
Wachsm.Spr. (Fig.
259,260). K becher-
förmig. IBb, nied-
rig. B gross, das
hintere oben hori-
zontal abgestutzt
und die Analplatte
tragend. R gross,
alle gleich, unge* Fig. *m.
^ [He Urtica. ?ÄEttSÄlS&<SiiI
.r> tch«.- 1 j bis- schnitze)- a Kelch tob ta
i '
der Breite ein
Anulselte, mit Proboscls
einem Arm. b Stiel von
Seite, c GelenkflÄch
Stielgliedes.
LJ
iL
CT
Flg. 86».
Cyaihocrinu*. Analyse des Kel-
ches mach Hather).
nehmend. Stiel
rund, mit abwech-
selnd grösseren
und kleineren
Gliedern. Silur bis
Zechstein. Europa.
Nord-Amerika.
Lecy thocrinus
Mull. ^ Fig. 2151). Wie Cyathocrinus, aber JB
winzig klein, rudimentär. Devon (Eifel).
Gissocrinus Aug. (Fig. 262). Wie Cyo*Äo-
cn'nus, aber nur 3 IB vorhanden. Ob. Silur
(England, Gotland).
Arachnocrinus M. W. Ob. Silur.
Sphatro-
crinus
Roem.,2?ae-
/ r o c r in HS
Schnur, Co
d iacrinus,
A chrado-
crinus
Schultze.
Dev. (Eifel).
Bothryo-
crinus Ang.
IB 5 hoch.
Flg. 260.
Cl/alhocrinu* longimanui Ang. Ober-8ilur.
Gotland. o Kelch mit Armen In nat Gr.
(nach Angel 1 n). 6 Armfragment von C. rn-
moau» Ang. von der Seite und c von innen
tvergr.). Gotland. d Kelchdecke von C.
malvnenu Hall, vollständig erhalten, aus
dem Kohlenkalk von Burlington, t Die-
sen« nach Entfernung der auf den Inter-
ambulacral platten liegenden Kelchtafel-
chen. (Nach Meek und Worthen.)
B
tic. Die 5 R
sehr gross.
Das kleine,
rhombische,
zwischen die
B einge- i;,w^«M «rttriiL* r'hiü. nber-siiur
Schal teteÄJ Gotland. (Nach A n gel i n.) a VollnuindiKes
. Exemplar mit Armen (nat Gm. b Kelch-
tragt eilie decke von (i. punetuotu» Anp na! Gr
Analplatte. c Aragllcder von innen und von ,1er
Arme in
mehrere Hauptäste vergabelt und diese wieder mit verzweigten, alternirenden
Seitenästen besetzt. Afterröhre dick, oben umgebogen. Ob. Silur (Gotland).
Fig. am.
Iscythocrinw Ei/eliamu Müll. Devon.
Kifel. Restaurirt (nach Schul tie).
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136
Echinndermata. Pelmatossoa.
Euspirocrinus (Fig. 219), Sicyocr inus Ang., Streptocrinus W. Sp.
(Ophiocrinus Ang.). Ob. Silur (Gotland). Thenar ocrinus , Mastigo-
crinus Bather. Ob. Silur (England). Barycrinus W. Spr.. Vasocrinus
Lyon, Parisocrinus , Atelestocr inus W. Spr. Carbon (Nord- Amerika).
4. Familie. Poteriocrinidae. Roem. emend Wachsm.
Fig. MS.
irocMioCTIHU«
macrortaclylua
de Kon.
Kohlenkalk.
Yorkahireinach
de Köninck).
Fig. S64.
Analyse des Kelchen von I'u-
teriocrinut (Scaph iocrinw.
t/r AI1
W w W O \ J
r
Fig. «63.
l'cteriucriniu (Scaphiocrintu) unicut
Hall. Kohlenkalk. (Keokuk-Urnpne
('rawfordsville, Indiana
'Xat. Grösse, i
Fig. 266.
Kelchanalyse von Oraphioerinw
nach Bat her . ib infrabasalia.
b Basal in, r Kadialia. a Anale,
fcr Brachial ia.
Basis dicyclisch. R oben schief abgestutzt mit breiter Gelenkfläche.
Im Analinterradius 1 — 2 IBA und häufig ein RA. Kelchdecke mit
hoher getäfelter Ventralröhre. Arme einjach oder verästelt, mit langen
Pinnulis, einzeilig, wechselzeilig , seltener zweizeilig. Devon. Carbon.
Poteriocr inus Miller (Fig. 263, 264, 2(59). K becherförmig.
5 IB. B hoch. Zwischen den R ein RA und zwei grosse IRA.
Arme lang, ästig, wechselzeilig. Stiel rund. Devon. Carbon.
Subgenera. Scaphiocrinus Hall, Hydriocrinus Traut-
schold, Scytal ocrinus, Decadocr inus W. Spr. Carbon.
Wo od ocrinus de Kon. (Philocrinus de Kon.) (Fig. 2(55).
K niedrig. IB 5 klein, keilförmig. B gross, sechsseitig. Zwischen
den R ein RA und ein IRA, auf welches eine grössere Anzahl
Tafelchen der Analröhre folgen. Kelchdecke mit keulenförmigem
Ventralsack. A 20 dick, aus einzeiligen, sehr niedrigen Gliedern
bestehend. Pinnulae lang. Stiel rund, mit vereinzelten Neben-
ranken, gegen unten zugespitzt. Carbon. England. Nord-Amerika. W. macro-
dactylus de Kon.
Zeacrinus Hall. Wie Woodoerinns, aber Ventralsack kantig, pyra-
midal. K niedrig. Das RA gross, ganz in den Analradius geschoben,
darüber zwei IRA. A distal stark verästelt, anfänglich einzeilig, später
wechselzeilig. Carbon.
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Crinoidea. Fexibilia.
137
Coeliocrin us White, Hydreionocrinus de Kon., Tribrachiocrinus
M'Coy. Carbon.
Cromi/ocrinus Trautsch. (Eupachycrinus fit \V.). (Fig. 267.) 15 5 klein.
B sehr gross. Zwischen den R ein 2? .4 und 3 J 10—14, ein- bis zwei-
zeilig, un verästelt. Carbon (Russland, Nord-
Amerika). C. simplex Trautsch.
Agassizocrinus Troost (Astylocrinus
Roem.) (Fig. 2C.8). K schüssel- oder birnför-
mig, in der Jugend mit
kurzem Stiel, später un-
gestielt. Die 5 grossen
IB zu einem dicken
Knopf verwachsen. B
gross, etwas ungleich ;
im Analinterradius ein
RA und zwei Anal-
platten. R klein. A
stark, Wechsel zeilig. Car-
bon. Nord-Amerika.
Graphiocrinus
de Kon. (Fig. 266). 5 IB.
Zwischen den R nur eine
einzige Platte (LA). AlO,
einzeilig. Carbon. Nord-
Amerika.
BursacrinusMeek
u. VV. (Synuphocrinus
Trautsch.), Ph ia locri-
nus Trautsch., Ceriocrinus White, Aesiocrinus, Delocr inus , Ulo-
crinus Miller und Gurley. Carbon.
Erisocrinus M. W. IB 5 klein. Die Analplatte klein, nicht zwischen,
sondern über den R stehend. A 10, stark, einzeilig, uhverästelt. Carbon.
Nord-Amerika.
Stemmatocrinus Trautsch. Wie Erisocrinus, aber IA fehlend oder
winzig. IB zu einer fünfeckigen Platte verschmolzen. A zweizeilig. Carbon.
Russland.
4. Ordnung. Fexibilia.
(Artictdata Wachsm. non Müller; Jchthyocrinacm Neum.)
Kelchdecke flach, ursprünglich häutig und beweglich,
mit zahlreichen, dünnen, lose neben einander liegenden
Interambulacralplättchen; die Ambulacralfurchen mit zwei
alternirenden Reihen von Saum plättchen bedeckt. Mund
central, offen, von fünf Oralplatten umgeben. After excen-
trisch. Dorsalkapsel aus Basis und einem Kranz von 7? be-
stehend. IR vorhanden oder fehlend. Arme distal stark
getheilt und eingekrümmt, einzeilig; alle Brachialia mit
Dorsalcanal und durch Gelenke verbunden, ohne oder mit
Pinnulae. Silur bis Kreide.
Fig. 26!).
Poteriocrinu* i Scaphiocrinut)
multiple* Trautschold.
Kohleukalk. Moskau.
{Hat. Grösse.)
2C7.
Cromt/ocriiiux nlohu-
In» M. W. Kohlcn-
kalk. ("bester. Uli-
nois, nat Gross«
(nach Meek und
Worthen).
b c
Fig. *68.
a Agufriznerinw dacti/liforvti* Troost.
Kohlcnkalk (Chester lluilsj, Indiana.
Vollständiges Kxemplar mit Armen
<nat. Grösse i. b e Aflylocrinu* laevi»
F. Koem. Basalknopf von der Seite
und von oben. Kohlcnkalk. Chester.
Illinois. Nat. Grosso. (Nach Meek
und Worthen.)
1. Familie. Ichthyocrinidae. Wachsm. Spr.
Basis dicyclisch. B3 klein, selten über dem Stiel sichtbar. R oben mit
breiter Gelenkfläehe. IRA meist vorhanden. Die Arme an ihrer Basis häufig
durch Interbrachial ia verbunden, ohne IHnnulae. Stiel rund, mit sehr niedrigen
Silur bis Carbon.
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138
Echinorfermata Pelmatozoa.
Flg. 270.
Ichtyorrinu*
Conrad, aus ober-
silurischcm K.ilk
(Niagara Group) von
Lockport New York
niK'h II ii 1 !
Ichthyocrinus Conrad (Fig. 270). IB winzig klein. IR und Ihr
fehlen. Ob. Silur und Carbon.
Lecanocrinus Hall (Fig. 271). Wie vorige, aber im Analinterradius
ein rhombisches RA und
darüber eine grosse Anal-
platte. Ob. Silur. Devon.
Homalocrinus,
Anisocrinus, Calpio-
crinus, Cyrtidocri-
nus, Pycnosaccus
Ang , Lithocrinus \V.
Spi. Ob. Silur (Gotland).
Taxocrinus Forbes
(Fig. 272, 273). IB 3
klein. Zwischen den R
ein grosses IRA, auf
welches mehrere IRA
folgen; in den übrigen
Interradien zuweilen IR,
die aber auch fehlen
können. IBr vorhanden
oder fehlend. Die un-
teren (primären) Arm-
glieder besitzen häufig
an ihrer unteren Gelenk-
Hache einen zahnartigen
Forteatz, welcher in eine
Rinne des darunter befindlichen Armgliedes passt und zuweilen als selb-
ständiges Plättchen entwickelt ist. Silur. Devon. Carbon.
Forbesiocrinus de Kon., Onychocrinus Lyon u. Cass., Mespilo-
crinus de Kon. Carbon.
2. Familie. Marsup itidae. d'Orb.
Dorsalkapsel dicyclisch, gross, ungestielt, aus dünnen, grossen Platten zu-
sammengesetzt. Der Stiel durch eine fän/seitige, dünne Cenlrodorsalplatte reprä-
sentirt. o IB. 5 B und 5 R. IR jehlen. R oben mit schmaler, hufeisen-
förmigtr Gelenkfläche und Dorsalcanal. A vergabelt einzeilig mit Dorsalcanal.
Fig.
Ttuftcrinu* Jieeki Northen
Kohlenkalk. Crawfordsvllle.
Indiana.
27*.
Kelchdecke von
Tarocrinu» (nach
Wachsmuth).
Fig. 271.
I.icanocrinu* HU-
lingxl Ang. Ober-
Silur. Gotland
n Kelch b Kelch
mit Armen von der
Analsclte (vergr ,
nach Angel In,
nicht durch den
Spiegel gezeich
Fig. 274.
Murniipilfii itniniun Sovr. Obere Kreide von
Lüneburg, fi Kelch in nat. Grosse. 6 Ra-
dialtafelchen mit den ersten Anngliedern.
e oberer Tb eil der Arme.
Fig. 275.
1'intacrinu* \\'< »t(alleu* Schifit. Au» der oberen Kreide
von Recklingshausen (Westfalen).
n Von der Seite. 6 Von unten. Nat. Grosse.
(Nach Schlüter.)
Einzige Gattung Marsupites Mant. in der oberen (weissen) Kreide
von England und Norddeutschland.
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Crinoidea. Articulata.
139
3. Familie. Uintacrinidae. Zitt.
K monory (lisch, ungestielt, aus dünnen Täfelchen zusammengesetzt. Die 5 B
umschliessen eine kleine fünfseitige Ceidrodorsalplatte. R 5 X & Dfe axillaren
Äs tragen ztcei Reihen von R. dist, welche allmählich in die Anne übergehen.
Interdistichalia zahlreich. IR in allen Interradien, die untersten zwischen R*.
Arme lang, dünn, einzeilig, mit zahlreichen Pinnulae, über dem Kelchrand durch
grosse Interbrachialia verbunden.
Die einzige Gattung Uintacrinus Grinnell (Fig. 275) in der oberen
Kreide von Kansas und Westfalen.
5. Ordnung. Articulata. J. Müller.
(Neocrinoidea H. Carp., CanalimlaUt Wachsin. u. Spr.,
Pentacrinacea Neum.)
Kelchdecke häutig oder mit lose nebeneinander liegenden
Täfelchen bedeckt; A mbulacralf urchen und Mund offen.
Oralia in der Jugend stets, häufig auch im ausgewachsenen
Zustand vorhanden. Kelch meist regulär; IR und IB selte n
vorhanden. B und R durch Sutur, die R, wenn mehr als
eine Zone vorhanden, oben und unten durch Gelenkflächen
verbunden. Kelchtäf eichen mehr oder weniger verdickt. Die
Br von einem dorsalen Axencanal durchzogen, welcher durch
die 7? und B verläuft und im gekammerten Dorsalorgan mün-
det. Arme(mit einer Ausnahme) einzeilig oder wechselzeilig,
mit Pinn uli s. Trias bis Jetztzeit. —
Zu den Articulata gehören alle lebenden,
tertiären und mesozoischen C'rinoideen mit A/r""^^)
Ausnahme von Marsupites und Uintacrinus. fcVA-C. >*Cj /CTT\
Sie sind ausgezeichnet durch offene Ambu- / '/f\ /^\7jD \j \
lacra und unbedeckten Mund, sowie durch ^C/i-
die zur Aufnahme eines Nervenstranges und Z\\
Bindegewebfasern dienenden Canäle, welche \ -v>
nicht nur den Körper aller Br, sondern auch W jN
die R und B durchsetzen. Diese Axialcanäle ,-</x
(Fig. 276) gehen vom gekammerten »Dorsal- "^o/\^
organ < aus, treten zuerst in die Mittelebene Fig. »76.
der B ein, theilen sich jedoch innerhalb der ffiffi^iTÄ^^
B in zwei Aeste, welche in zwei darüber Enrrimu. (Nach Beyrich.) (Die
j r» r 1 j i-^ Canale ilnd punktirt, wenn »io
liegende R fortsetzen Und VOn da III die im Innern derTäfelchen verlaufen,
Brachialia verlaufen. Im ersten Radialkranz "^^"££fä3g? »
werden die radialen Axialcanäle, die in der der Innenseite des Kelche« ober-
Jugend in offenen Rinnen der Innenfläche «ichiich beobachten kann.»
verlaufen und erst später vollständig umschlossen sind , durch einen
Ringcanal mit einander verbunden.
1. Familie. Encrinidae. Roem.
Dorsalkapsel niedrig, schüsseiförmig, mit dicyclischer Basis. IB 5 sehr klein,
unter dem obersten Stielglied versteckt. B S gross. R 5 oben abgestutzt, die
breite Gelenkfläche mit Querriff. IR fehlen. Kelchdecke gewölbt und getäfelt.
A 5 X 2 oder 5 X kräftig, ungetheilt, dicht neben einander liegend, zweizeilig
oder tcechselzeilig. Stiel rund, meist ohne Seitenranken, das untere Ende zu einer
verdickten Scheibe ausgebreitet. Trias.
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140
Eehinoderniata. Pelmatozoa.
Encrinus Miller (Fig. 277,
breites Br\ darauf ein axillares
Analyse
a und a1
von innen
br Kniet
ig. hb.
bes und der Arme von Encrinus.
Kelch von innen und unten. 6 BamiIi
etwa« abgerieben, r Radiale. 1 von innen
\nnidled (K* auet.i von unten iticlenkfläche)
Flg. 277.
Encrinus liitiformis
HUI. Muschelkalk.
Braunschweig.
J.r1 Ixtsselbe von oben (Syjtygialnaht). brl * Brurhiale
1 * mit einander verwachsen von unten und innen,
fer» Axillare Gctenkllaehe von Brnchiale ». ß Einreihi-
ges, (t* zweireihiges Armglicd mit doppeltem ( anal.
p Ell
l'innuh
.1
:rt
278). Ueber Rl folgt ein niedriges,
Br*. A 10 — 20, anfänglich einzeilig,
&r« später zweizeilig,
mit langen Pin-
nulis. Stiel rund,
die Gelenk-
flächen radial ge-
streift oder am
Rand radial ge-
kerbt. Central-
canal rund.
Häufig in der
Trias, nament-
lich im Muschel-
kalk. Die Stiel-
glieder von E.
Uliijormis Lam.
bilden nicht sel-
ten mehrere Me-
ter mächtige
Kalkstcinschich-
ten (Trochiten-
kalk).
Dadocrinus
Meyer (Holo-
erinus W. u.
Spr.). Wie Encrinus, aber kleiner. Arme einzeilig. Trias. D. gracilis
Meyer.
2. Familie. Apiocrinidae. d'Orb.
A' regulär, aus sehr dicken Tajeln bestehend. B 5 gross. R 5 X 1 — 3.
Zuweilen III in allen jünj Interradien vorhanden, die jedoch erst über Rl be-
ginnen. Kelchdecke getäfelt. A 5X^. einzeilig, massig vergabelt, mit langen
Pinnulae. Stiel lang, kreisrund,
seltener pentagona!, ohne Seiten-
ranken, am unteren Ende mit ver-
dickter Wurzel. Die Gelen!; flächen
der Stielglieder vollständig oder
nur am Band radial gestreift.
Jura, Kreide und Jetztzeit.
Apiocrinus Miller (Fig.
279—281). K birnförmig, von
einem langen, runden Stiel ge-
tragen, dessen niedrige Glieder
am oberen Ende immer breiter
werden und allmählich in den
K übergehen. Das oberste Stiel-
glied (Centrodoreale) hat fünf er-
habene Radialkanten, von denen
die Seiten dachförmig abfallen.
B 5 breiter als hoch. R 5 X 3,
seitlich durch Naht, in radialer
Richtung durch oben ausgehöhlte und am Innenrand mit erhabener Quer-
leiste versehene Flächen unbeweglich verbunden. R* axillar. Bei einzelnen
Arten schalten sich zwischen den zwei oberen Hadialkhinzen kleme, durch
Sutur verbundene 1R ein. Die oberen Stielglieder liegen nur in der Peri-
Flg. 27'J.
Apiocrinus Parkin*oni Schlotb. Aus dem Gross-Oolith
von Kamille Calvados. <i Kelch mit den obersten
Stielgl ledern von der Seite, 6 von Oben, c Gclcnk-
fläche eines Stielgliedes (nat. Grossei.
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Crinoidea. Artioulata.
141
nherie dicht aufeinander und lassen gegen innen einen Zwischenraum frei.
Lias, Jura und untere Kreide. Die Stielglieder bilden namentlich in den
Alpen nicht selten
Crinoideenkalke.
Guettardo-
c r i nu s d'Orb.
Wie .-Ipiocrinus,
aber die zwei un-
teren Br seitlich
durch IR unbe-
weglich verbun-
den und an der
Kelchbildung
theilnehmend.
Einzige Art (G.
dilatatns d'Orb.) im
oberen Jura.
Miller icrinus
d'Orb. iT aus einer
Crossen, fünfseiti-
gen Centrodorsal-
platte, 5 grossen
B und 5 R mit
breiter, abgestutz-
ter oberer Gelenk-
flache versehen,
auf welche die
beweglichen Arme
folgen. Zuweilen
5 winzige, rudi-
mentäre IB vor-
handen. Lias bis
untere Kreide.
Acrochordo-
crmus Traut-
Fig. 28t
Fig. 280.
Ranvillc. n Analyse des Kelches und Ver-
i erlaufen
Flg. 2*0.
Apiocriwu Parkiwtoni Schlott).
lauf der (anale (die mit punktirten Linien bezeichneten (anale
Im Innern der Tafeln, die ununterbrochenen Linien stellen die nuf der
Innenseite der Basalia sichtbaren (iabeleanflle dar). B oberer Theil des«
Stieles mit Ccntrodorsalplattc, in der Mitte durchgeschnitten, um die
Zwischenräume zwischen den Gliedern zu zeigen, ft RaMiltafelchen von
SCnold. Jura. Ullt. oben und Innen, 6* dasselbe von unten, r' Erstes Radiale von aussen, p«»
Krpwlp dasselbe «on innen, r» Zweites Radiale von aussen, r-' dasselbe von innen
1 ,,c- , . (die Canale der Radialtafelchon sind nur an angeschliffenen oder stark ab-
Lalamocrt- geriebenen Tafelchen, wie die gezeichneten, sichtbar), br Armglieder.
hus A<* Recent Hg. »t.
fi*L. °" r l Apioerttnm Routyanu» d'Orb. Aus dem Ct.ralrag von Tonnerre i Yonne).
UalapagOS- Inseln. (Restaurlrt nach d'Orbigny.)
3. Familie. Bourgnetiorinidae. Loriol.
K klein, bimjörmig, mit seichter Leibeshöhle, aus ö B und 5 X 1 — $ R
Kelchlecke häutig mit 5 Oralplatten. A 5, dünn, einzeilig, mit sehr
langen Pinmdae. Stiel mit zahlreichen Seitenranken, am hohen, cylindrischen,
9'Unkig verbundenen Gliedern zusammengesetzt; die Gelenl.ßächen mit erhabenem
Querriff. Jura bis Jetztzeit.
Bourgueticrinus d'Orb. (Fig. 282). K durch eine sehr grosse, hohe
Centrodorsal platte gestützt; die obersten StielgUcder verdickt. Ob. Jura.
Kreide. Tertiär.
R h izoerinus Sars. (Conocrinus d'Orb. non Troost) (Fig. 283). Bb sehr
hoch und dick, häufig verschmolzen, auf dünnem Stiel ruhend. Nur ein
Kranz niedriger R vorhanden. Oefters 4, u" oder 7 Radien entwickelt.
Eocän und Recent in grossen Tiefen.
Mesoer inus H. Carp. Kreide. Bathycrinus Wyv. Thomson. Recent.
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142
Echinodermata. relmatozoa.
4. Familie. Eugeniacrinidae. Zitt.
(Coadunata Miller, Holopocrinidae p. p. Jaekel.)
Dorsalkapsel nur aus 5 (selten 4) dicken, fest verbundenen R bestehend.
Ii fehlen. Kelchdecke unbekannt. Brx niedrig, leistenförmig, mit dem axillaren Br-
durch Syzygialnaht verbunden oder verschmolzen. Arme ein-
zeilig, plump, eingerollt. Stiel kurz, rankenlos, aus wenigen,
holien, cylindrischen Gliedern mit gekörnelten oder gestreiften
Gelenkflächen bestehend. Wurzel verdickt und ausgebreitet.
Lias, Jura und untere Kreide von Europa.
r f
Fig. 282.
HouTqnrticrinu* rlliptfcut
Mlll. Weisse Kreide. Wilt-
shire. n Kelch mltCentro-
dorsalplatlu und den zwei
oberst Stielgliedern (mit.
Gr.)h01>er8eltedesKelches
(vergr i. c Stielglieder.
d Gelen kflAche eines Stel-
gliedes, e Seitenranke.
CS
Fig. 284.
Eugrnincrinut cnryofihyllatu« Mill. Ob. Jura. Streit-
berg. Franken, a Kelch mit oberstem Stieiglied
(Ceutrodoreale\ nat. Gr. b Kelch von oben ; c der-
selbe von unten, 'I Unterstes Armglied (R*
auet.) von innen, rf* dasselbe von oben, r Zweites
Armglied von innen (nat. Grosse). /— h E. nulnn*
Gold! . ebendaher. / Die zwei ersten Armglieder
mit einander verwachsen von aussen, J* von innen.
g Ein Armglied von vier Seiten, h Eingerollter
Arm vom Kücken und von der Seite.
Fig
lililzitcrinu* pi/ri(»rmi*
Goldf. sp. Eocnn. Gegend
von Verona, a Kelch von
der Seite (nat. Gr. | j h der-
selbe vergr. ; c von oben
mit 3 aufsitzenden ersten
Armgliedcrn. d Zweite«
Exemplar, in der Mitte
durchgeschnitten <natGrA
Flg. 285
a Euget>iacrinu$caryo-
phyllatu* Mill Aus
dem oberen Jura,
restnurirt. ohne Arme
tnach Fr aast
h Kelch aufgebrochen
mit den verkieselten
Axialkanale:;.
(Nach Jaekel )
Flg. 286.
Ottyh drrma doem* E. Deslongeh. Aus dem oberen
Lias von May. Calvados, n Kelch von oben, b von
unten (nat. Gr.). r. d C. linrati Quenst. Lias 9,
Asselflngen. Raden, e Centrodorsalplatte. d Unterer
verschmolzener T&fclchcnkranz (Baaalla) Nat. Gr.
Eugeniacrinus Miller (Fig. 284). K klein, schüssei-
förmig, mit seichter Leibeshöhle. R sehr dick, innig
verbunden, zuweilen verschmolzen. Aus dem Verlauf
nacSh^:aci?angetSh!ffi der Axialcanäle (Fig. 285) geht hervor, dass die B ins
fin, um die Nahte der R Innere der R gedrängt und von diesen vollständig um-
Shfig'er Keich vonotn hüllt wurden. Der mediane Theil des Br2 ist bald
i vergr i. g-k stieigiieder dachförmig, bald in eigenthiimlicher Weise zu einem
dreieckigen, geraden oder einwärts gebogenen Fortsatz,
an dessen Seiten sich die Gelenkflächen für die Arme befinden, verlängert.
Das oberste Stielglied zuweilen mit fünf schwachen Radi all eisten. Häutig
im oberen Jura, insbesondere im Spongitenkalk von Süddeutschland, der
Schweiz, Frankreich und den Karpathen. Seltener im Dogger und in der
unteren Kreide der Alpen.
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Crinoidea. Articulata. 143
Ja ekel (Zeitechr. d. d. geolog. Ges. 1891. XLIII) zerlegt Eugeniacrinus
in die Gattungen Cyrtocrinus , Sclerocrinus, Tetanocrinus , Eugenia-
crinus und Gymnocrinus, welche sich durch Abweichungen des Br%,
der Articulationsflächen der R und der Arme unterscheiden.
Eudesicrinus Loriol. Die 5 R werden nur durch zwei kurze, dicke
Stielglieder getragen. Lias.
Tetracrinus Münst. Nur 4 (selten 3 oder 5) R vorhanden, welche
sich auf einen runden Stiel mit ungleichen, tonnen- oder scheibenförmigen
Gliedern stützen. Das oberste Stielglied besitzt 4 (3 oder 5) starke radiale
Leisten und wird von Ja ekel als Basis betrachtet, obwohl demselben
Axialcanäle fehlen. Ob. Jura.
Phyllocrinus d'Orb. K kugelig; die oberen Gelenkflächen der R
schmal, seitlich durch sehr hohe Fortsätze begrenzt. Ob. Jura und untere
Kreide, besonders in der mediterranen Provinz.
5. Familie. Holopidae. Zitt.
Dorsalkapsel becherförmig, aus 5 verschmolzenen R gebildet, welche mit
breiter Fläche unmittelbar festgewachsen sind oder von einetn ungeteilten Basal
kränz getragen werden. Kelchdecke mit 5 grossen, dreieckigen Oralplatten und
zahlreichen kleinen Randplättchen. A 5 X einzeilig, ungetheilt, stark eingerollt,
aus sehr dicken Gliedern bestehend.
Von den hierher gehörigen Gattungen findet sich Cyathidium Steenstr.
(3/ icropocrinus Menegh.) in der Kreide und im Tertiär, Holopus d'Orb.
lebend in grosser Tiefe, Cotylederma Quenst. (Fig. 286) im Lias.
6. Familie. Plicatocrinidae. Zitt
K aus 4,6 oder 8 (selten
5 oder 7) hohen, dünnen R
und einer trichterförmigen,
vier- bis sechskantigen, un- >» ^^x-
getheilten Basis zusammen-
gesetzt. Leibeshöhle weit unil
tief. Kelchdecke unbekannt. PHeutotrtmw foxagonu» Münst. Oberstem.
Die R tragen ein axillares Br, Streitberg. Franken, a Vollständiger Kelch
• • „„.^ mit beiden Radial plattenreihen fc Unterer
tOJ» dem je zwei unveraStelte, Täfeichenkranz, von der Kasis gesehen;
aus gelenkig verbundenen Glie-
dern bestehende Arme mit alter-
nirenden, ungegliederten, dorsal
kantigen, ventral gefurchten Pin-
nulis ausgehen. Stiel dünn, mit
runden, cylindrisclien Gliedern.
Die einzige GattungPf i-
catocrinus Münst. (Fig. 287)
findet sich selten im oberen
Jura der fränkisch-schwäbi-
schen Alb. Die ziemlich
dünnen R haben eine huf-
eisenartig ausgeschnittene
Gelenkfläche und eine me-
diane Dorsalkante.
Die lebende Gattung
Hyocrinus YVyv. Thomson
| Fig. 288) ist offenbar ver-
wandt, unterscheidet sich
jedoch nicht unwesentlich
durch die verästelten Anne und durch die solid getäfelte Kelchdecke mit
grossen Oralplatten. Sie bildet nach H. Carpenter eine besondere Familie.
r derselbe von der Seite (schwach vergr.i.
d Ein zweites Radiale von innen, e von
aussen, / von unten.
Flu «8*.
Jlyocrinu» Httlullianiu Wyv. Thomson. Aus dein atlantischen
Ocean. .1 Exemplar in doppelter nat <; rosse. Ii Kelchdecke
stark vergr. um Ambulacralfurchen der Arme, c Axialcanal
der Annglieder, an After, m Mund, o Oralplatten (nach Wyv.
Thomson:.
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144 Eohinodermata. Pclmatozna.
7. Familie. Saccocomidae. d'Orb.
{Costata J. Müll.)
K Mein, ungestielt, halbkugel ig, seitlich von 5 sehr dünnen, aussen mit '
medianer Dorsalkante verzierten Ii umgrenzt, welche ein winziges B umschliessen.
A 5 X ^, entfernt stehend, dünn, distal, mit alternirenden, ungetheilten , ein-
gerollten Seitenästen. Br* axillar. Armglieder cylindrisch, an der Ventralseite
jedcrseiis mit einem flügelartigen oder dorn förmigen . dünnen Fortsatz besetzt,
welche wahrscheinlich eine Ventralrinne begrenzten. Das ganze Skelet zeigt gitter-
förmige, grobmaschige Beschaffenheit.
Fig. 289
Sttecticoma i>eclinn(a Goldf. Aus dem lithographischen Schiefer von Kichstadt. Franken.
a Exemplar In mit. Grosse b Kelch von der .Seite, vergrößert, c Kelch von unten, vergrößert.
d Zwei untere Armglieder, vergrößert. t Zwei mittlere Armglieder mit Seitcuaat, vergrößert. / Ein
Ann mit Seiteaaston, nicht aufgerollt, schwach vergrößert, g Untere Armglieder von Saccocoma
ttnellu Goldf , vergrößert.
Die einzige Gattung Saccocoma Ag. findet sich in grosser Häufigkeit
im lithographischen Schiefer von Eichstädt und Solnhofen in Bayern. Sie
gehört zu den freischwimmenden Crinoideen, deren Verwandtschaft mit den
Plicatocriniden erst durch Jaekcl (Zeitechr. d. d. geol. Ges. i»i>2. XLIV.)
klar gestellt wurde.
Familie. Pentacrinidae. d'Orb.
K klein, schüsseiförmig, aus 5 B und 5 Ti zusammengesetzt, darüber 2 — 3 ein-
fache Br. Kelchdecke häutig, mt eingelagerten, sehr dünnen Kalktäfelchen.
Anne kräftig, meist sehr stark verästelt, mit Pinnulis. Stiel lang, jün) kantig,
selten cylindrisch, mit tri rtel förmig gestellten Nebenranken. Die Gelenkflächen
der Stielglieder mit fünf blättriger Zeichnung. Trias bis Jetztzeit.
Pentacrinus Miller (Isocrinus Meyer, Chladiocrinus Ag., Cainocrinus
Forbes) (Fig. 2110). Die Leibeshohle wird von den H, Ii und den zwei
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Crinoidea. Articulata.
•
145
untersten Br umgeben. J5r3 axillar. Die R zuweilen mit einer nach unten
gerichteten, epornförmigen Verlängerung. A einzeilig, sehr stark verästelt.
Stiel fünfkantig, mit zahlreichen Nebenranken, am unteren Ende nicht ver-
dickt; die Gelenkflächen mit fünfblättriger Rosette. Trias bis Jetztzeit.
Am häufigsten im Lias. Pracht-
voll erhaltene Kronen mit Ar-
men und Stiel im unteren Lias
von England und im oberen
Lias von Boll und Metzingen
in Württemberg. Im Tübinger
Museum befindet sich eine
Platte mit 24 vollständigen
langgestielten Kronen von P.
subangularis Mill. Als Extra ■
crinus unterscheidet Austin
Formen mit 5 kleinen IB, bei
denen die A nur auf einer
Seite mit Nebenästen versehen
sind. Lias. Jura. E. sub-
angularis Mill. sp.
Metacrinus H. Carp.
Ueber den R mehr als 2 (bis 7)
einfache Br. A massig ver-
ästelt. Lebend.
Bai anoer inus Ag. Stiel-
glieder rund, am Rand gekerbt
und fünf von der Mitte aus-
strahlenden, auergekerbten
Streifen. Lias. Jura. Kreide.
9. Familie. Comatulidae.
d'Orb.
In der Jugend gestielt und
festgeheftet, später freischwim-
mend, ungestielt. K aus einer
knöpf förmigen, mit Ranken be-
setzten Centrodorsalplatte, 5 mehr
oder weniger verkümmerten B
und 5 R bestehend, darüber 2
oder mehr Br. Kelchdecke häutig,
seltener mit dünnen Täfelchen.
T^eibeshöhle sehr seicht. A 5—20
und mehr, wechselzeilig, nicht
vergabelt, mit Pinnulae.
Die B sind anfänglich bei
der Larve (Fig. 235) grosse,
getrennte Platten, die nach und nach verkümmern und zu einer ringförmigen,
äusserlich unsichtbaren Rosette umgewandelt werden; nicht selten ist die
centrale Rosette mit fünf leistenfürmigen, radialen Fortsätzen versehen,
welche in Furchen liegen und als kleine interradiale Zapfen zwischen den
R und dem Centrodorsale vorragen. Letzteres ist mit zahlreichen Ranken
besetzt, deren vertiefte, grubige Anheftstellen die Oberfläche der fossilen
Centraiknöpfe bedecken. Ueber 1H0 meist in seichtem Wasser lebende
Arten. Fossil vom Lias an.
Antedon Freminv. (Alecto Leach, Comatula Lam., Pterocoma Ag., Deca-
eiiemos Bronn, Comatulina d'Orb., Hertha Hag., Solanocrinus , Glenotrvinites
Zittel, Grundjüge der Palaeontologic. 10
Fig. 290.
Pentacrinut (Esltacrinu*) liriareus Mill. Aus dem unteren
Lias von Lyme Itegis, England (nach Goldfuss). a Stiel-
glieder von /'. HubaiHjulnri* Mill. au« dem oberen, b von
P. b<t*altiJormit Mill. aus dem mittleren Lias.
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*
146
Echinodermata. Pelmatozoa.
Goldf.) (Fig. 291). Mund central. Centrodorsalplatte hoch , dick , halb-
kugelig oder fünfkantig, mit zahlreichen Cirrhen. A 10 oder mehr. Br*
axillar. Lias bis Jetztzeit.
Eudiocrinus H. Carp. (Ophiocrinus Semp.). Wie Antedon, aber nur
5 ungetheilte A. Eine fossile (Neocom) und fünf lebende Arten.
Actinometra Müller (Comaster Goldf., Phanogenia Loven). Mund ex-
centrisch. Basalknopf niedrig, scheibenförmig, mit nur einer (seltener zwei)
Reihe von Cirrhen. Jura bis Jetztzeit.
Atelecrinus, Promachocrinus , Thauma tocrinus H. Carp. Recent.
Thiollierocrinus Etallon. Centrodorsalknopf unten mit elliptischer
Gelenkfläche für persistente Stielglieder. Jura und Kreide.
Zeitliche und räumliche Verbreitung der Crinoideen.
Mit Ausnahme der meist in der Nähe der Küste oder in geringer
Tiefe lebenden Comatuliden, wovon über 180 recente Arten beschrieben
sind, gehören die übrigen,
noch jetzt existirenden
Gattungen (Pentacrinus,
Metacrimts, Rh'izoarinus,
Bathycrinus, Calamocrinits,
Hyocrinus, Holopus) zu den
exquisiten Tiefseebewoh-
nern und sind theilweise
erst in wenigen Exemplaren
bekannt.
Die fossilen Crinoideen
erreichten schon in paläo-
zoischen Ablagerungen den
Höhepunkt ihrer Entwick-
lung, und namentlich die
drei Abtheilungen der
Larviformia, Camarata und
Fishdata sind gänzlich, die
Flexibüia mit Ausnahme
der Gattungen Marsupites
und Uintacrinus ebenfalls
auf die paläozoischen For-
mationen beschränkt, wäh-
rend die Articulata erst in
der Trias beginnen und bis
in die Jetztzeit fortdauern.
Sie wurden darum auch
von Herb. Carpenter
unter der Bezeichnung
Neocrinoidea den übrigen
älteren Formen (Palaeocri-
noidea) gegenüber gestellt.
Meist besitzen die Crinoideen eng begrenzte räumliche Verbreitung,
finden sich aber in gewissen Ablagerungen so massenhaft, dass ihre
zerfallenen Reste, namentlich die Stielglieder, gesteinsbildend auftreten
und zuweilen Schichten von mehreren Metern Mächtigkeit fast aus-
schliesslich zusammensetzen. Während übrigens die recenten Genera
e d
e «' c"
Fjg. m,
a Antedon (Solanocrintu) tottatu* Uoldf. Ober -Jura, Diceras-
kalk von Kelheim, Bayern. Exemplar mit sammtllchcn Armen
von «1er Rückenseite. Der Basalknopf und die Pinnulac fehlen;
etwas verkleinert.
b c tl A. terobiculnius Goldf. Au« dem weissen Jura von Slrelt-
berg in Frauken. Kelch in mit. (i rosse b von oben, c von
unten und d von der Seite, c Ein Armglied.
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Crinoidea.
147
Uebersicht über die zeitliche Verkeilung der Crinoideen.
A Larvi/ormia:
1. Haplorrinidac
2. Coccocrinidae . .
3. Stephanocrinidar
4. Pisocrinidae . . .
5. Symbathocrinidae
6. Cupressocrinidae
B. Camarata:
1. Gasterocomidae
2. Piatycrin'ulac .
& llexarrinidae .
4. Acti/wrrinidae .
ü. Barrandeocrinidae
6. Glyptocrinidas
7. Rhodocrinidac .
8. Mdocrinidae .
9. Polyi>dtidae . .
10. Calyptocrinitlac
11. Crotalocrinida?
C. Fi $ tu lata:
1. Hybocrinidae .
2. Hctrrocrinidae .
3. Cyathocrinidac
4. Poteriocrinidac
D. Flcribilia:
1. lchtyocrinidae
2. Mamupitidae .
3. UintacrinUlae
E. Ar tieula ta:
1. Encrinidae. . .
2. Apiocrinidac . .
3. Burgutticrinidae
4. Eugcniacrinülae
5. Holopidat . . .
6. Pticatocrinidae
7. Saccocomidae .
8. Pcntarrinidac
9. Conuititlidat . .
10'
148
Echinodermata. Pelmatozoa.
vorherrschend den tieferen Meeresregionen angehören, lebten die paläo-
zoischen Formen offenbar vielfach in seichtem Wasser und finden sich
insbesondere häufig in Gesellschaft von Riffkorallen. Unter den meso-
zoischen Crinoideen dürften die meist mit Glasschwämmen (Hexacti-
nelliden und Lithistiden) vergesellschafteten Eugeniacriniden und Plicato-
criniden in ansehnlicher Tiefe, die Encrinidae, Ajnocrinidae, Saccocomidae
und Pentacrinidae dagegen in seichtem Wasser gelebt haben.
Die ältesten spärlichen Reste von Crinoideen finden sich schon im
Cambri um (Dvndrocrinus) ; das untere Silur liefert in England Stiel-
glieder von verschiedenen Gattungen und die Gegend von Petersburg
Kelche von Hybocrinus und Baerocrinm. In Nord -Amerika sind die
Kalksteine der Trentou- und Hudson River- Gruppe zuweilen reich an
Criuoideen-Resten. Eine erstaunliche Fülle vorzüglich erhaltener Formen
findet sich im oberen Silur von Dudley und Wenlock in England und
in den gleichalterigen Schichten der Insel Gotland (43 Genera mit
170 Arten). Auch in Nord -Amerika ist das obere Silur (Niagara-
Gruppe) in New- York, Wisconsin, Indiana, Illinois und Tennessee reich
an Crinoideen.
Für devonische Forinou bilden die Eifel, Nassau, Westfalen,
die Ardermen, das Departement Mayenue, Asturien und Nord-Amerika
die Hauptfundorte. Reich- an theilweiso trefflich erhaltenen Crinoideen
sind der Kohlen kalk von Tournay und Vise in Belgien, Yorkshire,
Irland, Russland (Gegend von Moskau) und ganz besonders Nord-
Amerika, wo die Localitäteu Burlington (Jowa) und Crawfordsville
(Indiana) eine besondere Berühmtheit erlangt haben.
Aus dem Zech stein ist eino einzige Gattung (f Cyathocrinua)
bekannt.
Die Trias enthält ausschliesslich Encrinidae und einige Arten
von Pentacriniis und Apiocrinus. In Jura und Kreide erscheinen
alle übrigen Familien der Artieulaten und dauern mit Ausnahme der
Saccocomiden bis in die Jetztzeit fort,
2. Classc. Cystoidea. BeuteLstrahler. »)
Ausgestorbene, kurzgcstielte, seltener ungestielte Pel-
niatozoen mit mehr oder weniger unregelmässig angeord-
neten Kelchtäf eichen und schwach entwickelten, zuweilen
gänzlich fehlenden Armen. Die Kolchtafeln häufig von
feinen Canälen durchsetzt.
Der Kelch hat kugelige, beuteiförmige, eiförmige, elliptische,
seltener cylindrische oder scheibenförmige Gestalt und ist ringsum von
•) v. Buch, Leop., Ueber Cystideen. Abhandl. Berl. Akademie. 1845. — Vol-
borth, A. f.. Ueber russische Sphaeroniten. Verhandlungen mineralog. Gesellschaft
St. Petersburg 1845— 46. — Forbes, Edtc, On British Cystideae. Memoire of the
geolog. Survev of Great Britain. 1848. vol. II. pt. 2. —"Müller, Joh., Ueber den
Bau der Echinodermen. Abhandl. Berl Akad. 1853. — Hall, J., 20«" u. 24ih annual
Report on the New York State Museum. 1868 u. 1878. — Billings, E., On the
Cystidea of the lower Silurian Kocks of Canada Geological Survey of Canada.
Figures and Descriptions of Canadian organic remains. 1858. Dec. III. — Billings, K,,
On the Structure of the Crinoidea, Cystidea and Blastoidea. Amer. Journ. of
Sciences 1869 vol. 48. u. 1870 vol. 19. — Iiarrande, Joachim, Systeme Sibirien du
centre de la Boheme vol. VII. pt. 1 Cystidees. 1887.
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Cystoidea.
149
vier-, fünf-, sechseckigen oder polygonalen, durch Sutur verbundenen
Täfelchen umgeben, deren Zahl zwischen 13 und mehreren Hunderten
schwankt, und die nur ausnahmsweise eine regelmässige Anordnung
erkennen lassen. Eine scharfe Unterscheidung zwischen Dorsalkapsel
und Kelchdecke, sowie zwischen Radial- und Interradialtafeln ist selten
möglich; die lateralen Täfelchen gehen allmählich in die der Oberseite
über und sind nur bei wenigen Formen in regelmässig auf einander
folgende Kränze geordnet. Dagegen ist die aus einem Täfelehen-
krauz zusammengesetzte Basis durch eine Insertionsstelle für den
Stiel oder für die direkte Anheftung auf einer Unterlage kenntlich.
Im Scheitel befindet sich eine centrale oder subcentrale Oeffnung,
die zuweilen mit kleinen Täfelchen (Oralplatten) bedeckt erscheint, und
in welche meist zwei bis fünf einfache oder verzweigte Ambulacral-
furchen einmünden. Ausser dieser M und Öffnung befindet sich eine
stets excentrische , zuweilen durch eine Täfeichenpyramide oder eine
unbestimmte Anzahl kleiner Plättchen gedeckte Afteröffnung im
Scheitel (von Leop. v. Buch, Volborth, Forbes und Hall als
( »varialöffnung gedeutet),
und zwischen beiden be-
obachtet man bei einzel-
nen Gattungen eine dritte,
kleinere Oeffnung, deren
physiologische Bedeutung
nicht völlig klar ist, die
jedoch in der Regel als
Genitalöftnung betrachtet
wird (Fig. 292). Bei der
Gattung Aristoq/stites hat
Barrande noch eine
vierte kleine, schlitzför-
mige ( >eflnung neben dem
Mund beobachtet, über
deren Funktion völlige
Unklarheit herrscht. Ara-
bulacralf urchen, die
sich zuweilen distal mehrfach verzweigen, häufig aber einfach bleiben
und öfters durch alternirende Saumplättchen bedeckt sind, werden bei
vielen Oystoideen beobachtet, fehlen bei anderen aber gänzlich (Cari/o-
crinus, Cryptocrinus etc.). Bei Aristoq/stites, Pyroq/stites und Craterina,
denen äusserlich sichtbare Ambulacralfurcheu fehlen, fand Barrande
einen eigenthümlichen, auf der Innenseitc der Schale befindlichen Ap-
parat von 5 — 0 Canälen, welche von der Mundöffnung ausstrahlen und
sieh distal mehr oder weniger stark verästeln. Diese sogenannten
-Hydrophores palmees« (Fig. 293), welche Barrande mit den Röhren-
bündeln der Blastoideen vergleicht, sind, wie Neumayr annimmt, wahr-
scheinlich nichts anderes, als subtcgminale Ambulacralfurchen.
Die Struktur der Kelch täfeichen weist höchst bemerkenswerthe
Eigentümlichkeiten auf. Bei manchen Gattungen (Oryptocrinus,
Malocystites, Ateleoq/stites u. A.) bestehen sämmtliche Täfelchen, wie
bei den Crinoideen, aus einer einheitlichen Kalkschicht von geringer
oder grösserer Dicke. In der Regel sind die Täfelchen porös. Bei
a
Fig. 298. Fi«. 2!»S.
Glj/ptoirphaeriteM LmchUnhergi Volb. Kelch Subgenitalc Atnbu-
mit Ambulacralrinnen, getäfelter Mund- laeralfurche von
öflhung. seitlich gelegener grosser After- a Arintocyttitrs,
Öffnung und kleiner OeniUlöffnung b Pyrocyttite* (vergr. |
zwischen Mund und After. mich Barrandc.
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150
Fx'hinodermata. Pelmatozoft
Flg. rn.
Can&le,
die MiUelschlcht
von
Ari'toeyrtUf*
durchsetzend.
Fig. S95.
a Innere Ansicht von iwel Tafel-
chcn von ArirtocyntiU* mit den
einfachen PorenöfTnungen.
b Doppelporen auf der Aussen-
seltc der Kclchlafelchen von
ülyptotphacrite*
Aristocystites, Oraterina, Proteocystites, Glyptospharrites, Echinosphaerites etc.
erscheinen sämmtliche Täfelchen aussen und innen von einer sehr dünnen,
meist glatten Deckschicht überzogen, welche entweder dicht oder mit
Poren versehen ist. Die mehr oder weniger verdickte Mittelschicht
enthält zahlreiche Canäle, welche {Aristoq/stites, Oraterina etc.) theils in
gerader, theils in etwas gebogener Richtung von aussen nach innen
verlaufen (Fig. 294, 295) und sich in seltenen Fällen in zwei Aeste
gabeln. Jeder Canal endigt ent-
weder beiderseits in einer ein-
fachen, oder aussen zuweilen
auch in zwei kleinen runden
Oeffnungen, die bald als blinde
Poren unter der dünnen Deck-
schicht liegen oder dieselbe
durchbohren und frei münden.
Die Poren befinden sich meist
auf einer warzigen Erhöhung
oder in einer schwachen Ver-
tiefung der Oberfläche.
Noch häufiger als diese verticalen oder schiefen Canäle finden sich
sowohl bei Gattungen mit vielen, als auch mit wenigen Täfelchen so-
genannte Porenrnuten (Fig. 296). Hier beobachtet man meist rhomben-
förmig angeordnete Poren, die stets in der Weise auf zwei benachbarte
Täfelchen vertheilt sind, dass die Sutur derselben entweder die lange
oder kurze Diagonale des Rhombus bildet. Die Poren befinden sich
an den Enden horizontaler, in der Mittelschicht eingebetteter Röhren,
welche je zwei gegenüber gelegene Poren verbinden und dadurch eine
parallele Querstreifung der Rauten hervorrufen. Zuweilen ragen die
a ringsum geschlossenen Röhren
als erhabene, gestreifte Rauten
auf der Oberfläche voi , meist
liegen sie jedoch unter der dün-
nen, glatten Deckschicht ver-
borgen und werden erst durch
Verwitterung oder Abreibung
der Oberfläche sichtbar. Die
kleinen Oeffnungen an den En-
den der Röhren stehen mit
kurzen, nach aussen und innen
gerichteten Oanälehen in Ver-
bindung, deren Enden entweder
von den Deckschichten übersponnen sind oder als runde Poren auf der
Aussen- und Innenseite frei münden. Bei manchen Gattungen sind
zwei gegenüberliegende Poren durch 2—3 Röhren verbunden, zuweilen
fehlen die Randporen auch ganz.
Die gestreiften Rauten finden sich bald auf sämmtlichen, bald nur
auf einzelnen oder allen Seitentäfolchen des Kelches. In ganz
geringer Zahl sind bei einzelneu Gattungen statt der Porenrauten auch
gestreifte Rautenhälften (pectinated rhombs) vorhanden. Dieselben ge-
hören ebenfalls zwei benaehbarten Kelchtäfelchen an, sind jedoch
stets durch einen Zwischenraum von einander geschieden (Callocystites,
Flg. IM.
Porenrauten a von Echinotphaeriles und b von C<trn»-
erinu* (vergr.). Auf Flg. n ist links» die dünne Ober-
flnehenschicht abgerieben, so dass die Verbindung*-
röhren orten liegen
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Cystoidea.
151
Fig. 297). Die beiden Hälften besitzen häufig ungleiche Grösse und
Form, ja manchmal kann eine derselben ganz fehlen.
Ueber die Bedeutung dieser Canäle und Poren, welche von Billings
die Bezeichnung Hydrospiren erhalten haben, gewähren die lebenden
Crinoideen keinen sicheren Aufschluss. Mau hat sie mit den Poren
in der Kelchdecke der letzteren verglichen und mit einiger Wahr-
scheinlichkeit angenommen, dass sie der Leibeshöhle Wasser zuführten
und zur Respiration dienten. Den Austritt von Ambulacralfüsschen
konnten sie sicher nicht gestatten, da sie häufig von einer dünnen
Deckschicht überzogen und nach aussen abgeschlossen sind.
Die Arme der Cystoideen sind schwach entwickelt, zuweilen sogar
fehlend (?) und raeist in geringer Zahl (2, 3, 6, 9 bis 13) vorhanden.
Die fünfzälilige Symmetrie der normalen Echinodermen macht sich bei
vielen Cystoideen weder im Bau des Kelches, noch in der Zahl der
Arme geltend. Letztere sind niemals verästelt, aus ein- oder zweizeilig
angeordneten Gliedern zusammengesetzt, auf der Innenseite mit Ventral-
furche und Saumplättchen versehen.
Bei manchen Gattungen
erreichen die Arme ansehn-
liche Stärke, bei ande-
ren bleiben sie ungemein
schwach und sind eher den
Pinnulis, als ächten Armen
von Crinoideen vergleich-
bar. Bei den Callocystiden,
Agelacriniden , sowie bei
den canadischen Gattungen
A mygda locystites und Mala-
cystites liegen die Arme mit
ihrer Dorsalseite entweder
auf dem Kelch
in Rinnen desselben ein-
gebettet. Sie kehren ihre Ambulacralseito nach aussen und sind jeder-
seits mit einer Reihe alternirend angeordneter, gegliederter Pinnulae
besetzt, welche sich auf kleinen Gelenkflächen neben der Ambulacral-
furche erheben. Bei Agelacrinus konnten bis jetzt keine Pinnulae be-
obachtet werden, doch besitzen die verwandten Gattungen Mesites und
A8teroblastii8 kleine Gelenkfacetten für dieselben.
Der Stiel zeichnet sich meist durch geringe Länge aus, öfters
fehlt er ganz. Zuweilen sind die Kelche mit der ganzen Unterseite
(Agelacrinus) oder mittels eines höckerigen Vorsprungs [Echinosphaerites)
am Boden befestigt. Der Stiel scheint nur in seltenen Fällen als An-
heftungsorgan gedient zu haben, denn er verjüngt sich meist am
unteren Ende in eine Spitze und besitzt niemals Seitenranken. Er
besteht entweder wie bei den Crinoideen aus einer Anzahl niedriger,
prismatischer oder cylindrischer Glieder, welche oinen weiten Canal
umschliessen und bald durch horizontale, gestreifte Berührungsflächen
verbunden, bald wie die Züge eines Fernrohrs in einander geschoben
sind, oder er ist in seinem oberen Theil, zuweilen auch ganz aus
verticalen Reihen von alternirend angeordneten Täfelchcn zusammen-
gesetzt. Diese Täfelchen umschliessen in der Regel (Dcndrocystitcs)
CaUocgstiU* Jewctti Hall.
Flg. 297.
Ober- Silur.
Lockport. New York.
A Von der Seite (nat. Grösse). B Amhulacralfurchen und zwei
„ JQ_ „:nJ gestreifte Rauten h&lften (o Mund, an After, g Genitaloffhimg,
rh gestreifte Rhomben.
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152
Echinodermata. Pelmatozoa.
einen sehr weiten Centrairaum , welcher noch als Fortsetzung der
Leibeshöhle betrachtet werden kann.
Die Cvstoideen sind die ältesten und am wenigsten specialisirten
Pelmatozoen. Sie beginnen schon im Cambrium, entfalten im Silur
den grössten Formenreich thum und sterben im Permo- Carbon aus.
Ihre Abstammung liegt im Dunkel; dagegen dürften sich aus ihnen
die beiden anderen Pelmatozoen-Ordnungen (Crinoidea und Blastoidea)
entwickelt haben. Zeigen einerseits die vieltäfeligen , ganz irregulär
gebauten Aristoeystidcn, Sphaeronitiden, Camarocystiden und Echino-
sphaeritiden mit ihren schwach entwickelten oder ganz fehlenden Armen
ein von Criuoideen höchst abweichendes Aussehen, so schliessen sich
anderseits die Cryptocriniden, einzelne Carvocriniden und die leider
ungenügend erhaltene cambrischo Gattung Lichenoides Barr, durch mehr
oder weniger regelmässige Anordnung der Kelchtäfelcheu und Andeutung
von Radialzonen an die Crinoideon an, ja gewisse Gattungen, wie
Porocrinus und Hypocrinus, könnten nach dem Bau des Kelches eben-
sogut den Criuoideen, wie den Cvstoideen zugetheilt werden. Die
Porosität der Kelchtäfelchen oder die Anwesenheit von Porenrauten
weisen aber auch diesen Formen ihren Platz unter den Cvstoideen an.
Wenn sich durch gesetzmässigere Anordnung der Kelchtäfelchen, durch
stärkere Ausbildung der Arme und des Stieles, sowie durch Ver-
seil windou der Poren und Porenrauten die Criuoideen allmählich aus
den Cvstoideen entwickeln konnten, so fehlt es auch nicht au Anhalts-
punkten, um die Blastoideen von den eigentümlich differenzirten
Callocystiden und Agelaeriniden abzuleiten, deren zurückgeschlagene
Arme entweder auf den Kelchtäfelchen ruhen oder in Furchen des
Kelches eingefügt sind und zuweilen (Asteroblastwi) auffallende Aehn-
lichkeit mit den Ambulacralfeldcrn der Blastoideen aufweisen. Freilich
fehlen den Cvstoideen die eigentümlichen, unter den Ambulacralfeldern
gelegenen Köhrenbündel der Blastoideen. Die von verschiedener Seite
betouten Verwandtschaftsbeziehungen von Agelacrinm mit Seesternen,
von Mesites mit den ältesten Edmunden {Cystocidaris) dürften auf einer
Ueberschätzung äusserlicher Merkmale beruhen, denen keine genea-
logische Bedeutung zukommt.
Die Systematik der Cvstoideen befindet sich wegen der verhältniss-
mässigen Seltenheit, des häufig schlechten Erhaltungszustandes und des
ungenügenden Verständnisses mancher Organisationsverhältnisse noch
in sehr unbefriedigendem Zustand. Joh. Müller legte auf die Struktur
der Täfelchen das Hauptgewicht und unterschied danach drei Gruppen
{Aporitidae, Diploporitidae und lihombiferi), die jedoch theilweise recht
heterogene Elemente enthalten und keineswegs den Anforderungen einer
natürlichen Systematik entsprechen. Noch weniger befriedigen die von
Bar ran de und Stein mann vorgeschlagenen Einteilungen. Bis zum
Erscheinen einer monographischen Bearbeitung der Cvstoideen dürfte
es sich empfehlen, die verschiedenen Gattungen nach dem Vorgang
von Neumavr und Bernard lediglich in eine Anzahl Familien zu
vertheilen und auf die Aufstellung grösserer Gruppen zu verzichten. •
1. Familie. Arietocyetidae. Neumayr.
K am zahlreichen, irregulär oder in Querzonen angeordneten, von einfachen
Canälen durchsetzten Täfelchen bestellend, deren Oberfläclie aussen und innen mit
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CyHtoidea. 153
einfachen oder Doppelporen bedeckt ist. Schale dick; Deckschicht aussen und
innen vorhanden. Arme und äussere AmbulacralJ 'urchen fehlen. Subtegminale
Ambulacralfurchen (Hydrophores palmees) vorhanden. Stiel fehlt oder sehr kurz.
Unterer Silur.
Aristocystites Barr. (Fig. 298). K beutel- bis eiförmig, im Scheitel
vier Oeffnungen. Unt. Silur (D). Böhmen.
Deutocystites Barr, hat drei Oeffnungen im Scheitel; Crater i na Barr,
hat abgestutzt conische, Pyrocystites Barr, keulenförmige Gestalt. Alle
drei im unteren Silur (D) von Böhmen.
Böhmen. Fl« soo.
a Von der Seit«, b vom l*rotocrinilct ovifornii» Eichw. Unter-Silur. Pulkowa bei St. Petersburg.
Scheitel (nach Harra n <le . a von oben, '< von unten (nach Volborth).
2. Familie. Sphaeronitidae. Neumayr.
K kugelig oder walzenförmig , ungestielt oder kurzgestielt, aus zahlreichen,
irregulär angeordneten Täf eichen mit Doppelporen bestehend. Ambulacralfurchen
im Scheitel offen oder mit Saumplättchen gedeckt, kurz und einfach oder verlängert
und ästig. Arme meist winzig klein, niemals erhalten. Silur.
S phaeronites Hisinger. Kugelig, ungestielt. Vom Mund verlaufen ,
fünf kurze Ambulacralfurchen nach aer Armbasis. Unt. Silur (Vaginaten-
kalk) von Schweden, England, Russland. Sph. pomum Gyll.
Glyptosphaerites Müll. (Fig. 299). Wie vorige Gattung, aber Am-
bulacralfurchen lang, verästelt. Stiel wohl entwickelt, kurz. Unt. Silur.
Russland, Schweden.
Protocr ini tes Eichw. (Fig. 30<>). Fast halbkugelig, ungestielt. Ambu-
lacralfurchen lang, ästig. Arme unbekannt. Unt. Silur. Russlaud.
Fungocystites Barr. Keulenförmig. Unt. Silur (D). Böhmen.
ProteocyBtites Barr. Devon (F). Böhmen.
Holocystites Hall {Megacystites Hall). Länglich walzenförmig bis cylin-
drisch, mit kurzem Stiel oder ungestielt. Mund subcentral. Arme winzig,
154
Echinodermata. Pelmatoeoa.
am Ende der kurzen Ambulacralfurchen. Ob. Silur. Nord • Amerika,
Gotland.
Eucystis Ang. Unt. Silur; Gomphocystis Hall. Ob. Silur.
? 3. Familie. Camarooystidae. Barr.
A' kugelig, aus zaJdlosen polygonalen Täfelchen zusammengesetzt, im Innern
durch Scheideicände, welche sich äusserlich durch Einschnürungen erkennen lassen,
in 4—6 Kammern abgetheilt, mit dem Scheitel zuweilen aufgewaclisen. Unterseite
mit langem, dünnem Stiel. Silur.
Von den beiden hierher gehörigen Gattungen , deren systematische
Stellung noch zweifelhaft ist, erreicht Camarocrinus Hall (= Lobolithes
Barr.) aus dem mittleren und oberen Silur von Nord-Amerika und Böhmen
ansehnliche Grösse; der kleine, sehr langgestielte Lichenocrinus Hall, aus
dem unteren Silur von Cincinnati ist stets mit dem abgeplatteten Scheitel
aufgewachsen.
4. Familie. Echinosphaeritidae. Neumayr.
A' kugelig oder beuteiförmig, sitzend oder kurzgestielt, aus zahlreichen, ir-
regulär geordneten Täf eichen bestehend. Sämmtliche Täf eichen mit Porenraulen.
Flg. 90t.
Erhinoiphacritc* aurantium Hin. sp. Unter-Silur (Vaginatenkalk). Pulkowa bei St. Petersburg.
a Von oben, b von der Seite, c Mund mit getäfelten Ambulacralfurchen und Armen (vergrössert ,
d Kelchtafclchcn vergrössert, mit Porenrauten ; leUtere Bind auf der linken Seite etwa* abgerieben,
so daas die Can&le an die Oberfläche gelangen.
Ambulacralfurchen kurz. Arme 2—5, Jrei, zweizeilig, selten erhalten. Stiel,
wenn vorhanden, aus mehreren Längsreihen von altemirenden Täfelchen
zusammengesetzt, kurz. Silur.
furchen. Afteröffnung durch eine getäfelte Pyramide be-
w^i^'-'-" ^^ deckt. Arme unbekannt. Sehr häufig im unteren Silur
von Russland und Skandinavien. E. aurantium His. sp.
Arachnocystites Neumayr. Wie vorige, aber Arme
(meist drei) kräftig, bis 10 cm lang. Stiel getäfelt, nach
Fig 302 unten zugespitzt. Unt. Silur (D). Böhmen. A. infaustus
Caryonjttüf» ffranatum Barr. 8p
Wah
Echinosphaerites Wahlenb. (Fig. 301). Kugelig,
ungestielt. Scheitel mit Mund und kurzen Ambulacral-
furchen. Afteröffnung durch eine getäfelte Pyramide be-
»lenbg. sp. Unter
Silur. Oeland. Eine
Partie der Oberfläche
mit
nat. <J
Caryocystites v. Buch (Fig. 302). Kelchtafeln ver-
hältnissmässig gross, die Porenrauten an der Oberfläche
1,1 erhaben, vorragend; ungestielt. Unt. Silur. Russland,
Skandinavien, England. C. granatum Wahlbg.
Orocy stites Barr. Unt. Silur (D). Böhmen.
Palaeocystites Billings. Unt Silur. Canada.
5. Familie. Cryptocrinidae.
K aus drei Zonen von sehr fein porösen oder dichten, ziemlich regelmässig
angeordneten Tafeln zusammengesetzt. Scheitel mit centraler Mundöffnung, um-
geben von den Ansatzstellen kleiner Arme. Ajter excentrisch. Stiel dünn, rund.
Unt. Silur bis Perm.
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Cyatoidea.
155
C. cerasus
Hall.
Billings
und
Fig. 503.
Cryptocrinut ccramu* v. Buch.
Unter- Silur. Pulkowa bei
St Petersburg,
a Von der Seite, b von oben,
c von unten (nat. Grösse).
(to Mund, a Arter).
Fig. 304.
a Porocrinu* coiiicu* Billings.
Unter Silur. City of Ottava.
Canada (nat Grüsse
nach Billings).
6 P. radiatu* Beyr. Unt. Silur.
St. Petersburg.
Mehrere Kclchtafelchen mit
l'orcnrauten stark vergrößert
(nach Beyrich).
Cryptocrinus v. Buch (Fig. 303). K mit 3 B und zwei Zonen von je
5 ungleich grossen Tafeln. Mund und After von einem Kranz kleiner Täfel-
chen umgeben. Unt. Silur.
St. Petersburg,
v. Buch.
Echinocystites
Unt. Silur.
Porocrinus
(Fig. 304). K aus 3 B
zwei Zonen von je 5 regel-
mässig alternirenden Tafeln
zusammengesetzt. Auf dem
oberen Täfeichenkranz erhe-
ben sich 5 schwache einzeilige
Arme. In den Suturecken des
Kelches sind Supplementär-
täfelchen mit Porenrauten ein-
geschaltet. Unt Silur. Canada.
und Russland.
Hypocrinus Beyr. K mit 3 B und zwei alternirenden Zonen von
regelmässig angeordneten porösen Tafeln. Mund central. Perm. Timor.
6. Familie. Caryocrinidae. Bernard.
K aus einer massigen Anzahl mehr oder weniger in Querzonen angeordneter
Tafeln zusammengesetzt; alle oder nur einzelne Seitentafeln mit Porenrauten ver-
sehen ; die Täf eichen des Scheitels ohne Poren. Arme 3—13, frei, schwach. Stiel
stets entwickelt, zuweilen lang. Silur.
Hern icosmites v. Buch. IT aus 4 Basalplatten, zwei Zonen von je 6 und
9 Seitentafeln und einer Zone von G Scheitelplatten bestehend. Im Scheitel
drei kurze Ambulacralfurchen, an deren Enden die Gelenkflächen der Arme
eich befinden. Porenrauten auf allen Seitenplatten. Unt. Silur. Russland.
H. pyriformis v. Buch. b o
Caryocrinus Say
(Fig. 305). A' aus 4 Ba
saltafeln, zwei Zonen von
♦5 und 8 Seitentafeln und
6 oder mehr kleinen
Scheitelplatten beste-
hend. Alle seitlichen
und basalen Tafeln mit
Porenrauten ; die Schei-
telplatten porenlos. Ar-
me 6 — 13, schwach, am
Aussenrand der Kelch-
decke aufsitzend. Mund
und Ambulacra subteg-
minal. Afteröffnung mit
getäfelter Pyramide, am
Aussenrand des Schei-
tels gelegen. Stiel lang,
aus cylindrischen Gliedern bestehend. Ob. Silur. Nord-Amerika (New-York
und Tennessee).
Echinoencrinus v. Meyer (Sycocystites v. Buch) (Fig. 306). K aus 4 B
und drei Zonen von je 5 Tafeln zusammengesetzt. Die Kelchtäfelchen alle
mit radial vom Centrum ausstrahlenden Rippen oder Leisten verziert.
Scheitel mit kurzen Ambulacralfurchen und Ansatzflächen für 3 schwache
Fig. 805.
Cnryocrinv$ ornalu* Say. Ober- Silur. Lockport.
New York, a Kelch mit Armen von der Seite.
6 Scheitel (nat. Grösse), c Kelchtafelchcn der zweiten
alt Hydrosplren von aussen und innen.
Fig. 30fi
Echinocncrinu*
rtrMu* v.Buch.
Unter-Silur.
St. Petersburg
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156
Echinodennata. Pelmatozoa.
Arme. After ausserhalb des Scheitels, zwischen die erste und zweite Reihe
der Seitentafeln herabgerückt. Drei Porenrauten vorhanden, davon zwei
über der Basis, dem After gegenüber, die dritte rechts über dem After.
Stiel rund, kurz, nach unten zugespitzt. Unt. Silur. Russland.
Glyptocy stites Billings. Unt. Silur. Canada. Russland.
Homocystites, Mimocystites Barr. Unt. Silur. Böhmen.
7. Familie. Anomalocystidae. Woodw.
K mehr oder weniger zusammengedrückt, auf den zwei Seiten häufig ungleich
getäfelt. Täfelchen dicht oder mit einfachen Poren. Porenrauten fehlen oder
nur vereinzelt. Arme frei. Stiel kurz, nach unten zugespitzt. Cambrium. Silur.
Trochocystites Barr. Stark zusammengedrückt; seitliche Randplatten
gross, die vordere und hintere Fläche mit kleinen polygonalen Täfelchen
bedeckt. Alle Kelchtäfel-
chen porös. Porenrauten
fehlen. Drei Oeffnungen
im Scheitel. Stiel aus
mehreren Längsreihen von
Täfelchen bestehend. Cam-
brium. Böhmen, Spanien,
Nord-Frankreich.
Mitrocystites Barr.
Wie vorige, aber eine
Seite mit ziemlich grossen,
die andere mit kleinen
Täfelchen bedeckt. Unt.
Silur. Böhmen.
Anomalocystites Hall
(Ateleocystiles Billings).
Kelchtafeln auf der con-
vexen Seite kleiner und
zahlreicher, als auf der
concaven. After tief unten auf der convexen Seite. Arme schwach, faden-
förmig. Unter- und Ober-Silur. Nord-Amerika, Böhmen und England.
Balanocystites, Dendrocy stites Barr. Unt. Silur. Böhmen.
Pleurocystites Billings (Fig. 307). Convexe Seite mit grossen, in
Zonen geordneten Tafeln; flache Seite mit winzigen Plättchen. Drei isolirte
Porenrauten auf der convexen Seite. Arme (2) kräftig. Stiel rund, nach
unten zugespitzt. Unt. Silur. Canada.
8. Familie. Callocystidae. Bernard.
K aus 3—4 Zonen von grossen Tafeln zusammengesetzt, mit 3 — S, aus getrennten
Hälften bestehenden Porenrauten (pectinated rhombs). Mund spaltjörmig im Scheitel,
davon ausstrahlend 2—Z entweder auf dem Kelch aufliegende oder in denselben
eingebettete, jederseits mit Saumplatten und Pinmdis besetzte Arme. Stiel wohl
entwickelt, nach unten zugespitzt. Silur.
Pseudocrinites Pearce (Fig. 308). K eiförmig, zwei- bis vierseitig,
aus 4 Zonen polygonaler Tafeln bestehend. After getäfelt, auf die Seite
herabgerückt. Von den drei Porenrauten befindet sich eine über der Basis,
die zwei anderen rechts und links vom After. Arme (2 — 4) dem Kelch auf-
liegend, bis zur Basis reichend, mit zweizeiligen gegliederten Pinnulis besetzt.
Stiel dick, nach unten zugespitzt. Ob. Silur. England.
Lepadocrinus Hall, Apiocy stites Forbes. Ob. Silur.
Callocy stites Hall (Fig. 3o<J). A' mit 4 Porenrhomben. Arme zum
Theil in zwei Aeste getheilt. Ob. Silur. Nord-Amerika.
t Hybocysliles Wetherby. Unt. Silur.
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Cystoidea.
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9. Familie. Agelacrinidae. Hall.
Kurzgestielte oder mit breiter Basis festgewachsene, aus sehr vielen kleinen,
irregulär geordneten Täfelchen zusammengesetzte Kelche. Täfelchen mit /einen,
meist paarig verbundenen Poren. Äjter excenlriseh, mit getäfelter Pyramide.
Mund central im Scheitel. Arme in radialen Rinnen des Kelches gelegen und mit
Randplättchen besetzt. Silur bis Carbon.
Ä A
n
Flg. 30».
l'*r*flocrii\iU» <juadrifa*ciattu
I'earoe über- Silur. Tlvidalc.
England.
.1 Kelch von der Seite und B vom
Scheitel (m Mund und <i Afteri.
Von den % ier dem Kelch auniejfen-
<len Armen ist einer ( t) in der Nahe
de» S'heitels weggebrochen, so
die darunter befindliche ct-
abg-eplattete Oberflache des
Kelches sichtbar wird.
Fig. 309.
Catloci/'titcs Jcwetti Hall. Unter Silur. < Niagara-Gruppe i Lock-
port, New York. A Exemplar in nat. Grösse. B Scheitel und
Ambulacralfurchen vergrossert. (Copie nach H a 1 1).
platten versehenen Mund
Agelacrinus Vanuxem (Fig. 310). K niedrig,
halbkugelig oder scheibenförmig, ungestielt, mit
der ganzen Unterseite aufgewachsen; aus zahl-
reichen kleinen, poiygonen, am Rand schuppen-
artig übereinandergreifenden Täfelchen bestehend,
die von feinen, meist paarweis auftretenden Po
ren durchsetzt sind. Vom centralen, mit Oral
eben 5 schmale, meist etwas gebogene oder ge-
rade Arme aus, welche in Rinnen des Kelches eingefügt und beiderseits von
Saumplättchen eingefasst sind. Im Unter- Silur von Böhmen und Nord-
Amerika; selten im Devon und Carbon.
Subgenera: Lepidodiscus, Hemicy stites, Cytaster Hall, Edrio-
aster Billings. Unt. Silur.
Me sites Hoffmann. Kugelig, mit abgeplatteter Basis, wahrscheinlich ge-
stielt; die kleinen, polygonalen Kelchtäfelchen mit Doppelporen. Arme in fünf
radialen Rinnen gelegen, sehr schmal, die Seitenplatten mit Ansatzflächen für
Pinnulae. Zwischen den Seitenplättchen Furchen, die nach der Ambulacral-
rinne führen. After excentrisch, ge-
täfelt. Unt. Silur. Russland. Böhmen.
Flg. 310. Fig. 311.
Agdorrinu* CinrirmaiienH» F. Roem. Unter- A*tert>blw>lu.<t »ttllatu« Eichw. Unter-Silur.
Silur. Cincinnati, Ohio. Exemplar in natürl. Pnlkowa. Russland.
Grösse aufgewachsen auf Slrophomena aUernata. Nat. Grösse ^nach Scliml dt).
Asteroblastus Eichw. (Fig. 311). Knospenförmig, fünfeckig, gestielt. Ä*
aus zahllosen, fest verbundenen, mit Doppelporen versehenen Täfelchen be-
stehend. Auf der Oberseite fünf breite, blattförmige, distal zugespitzte, aus
alternirenden Platten bestehende Felder, die den aufgewachsenen Armen
von Agelacrinus entsprechen. Unt. Silur. Russland.
t Tiaracrinus Schlüter (Staurosoma Barr.). Devon. Eifel, Böhmen.
15«
Echinodermata. Pelmatozoa.
Zeitliche und räumliche Verbreitung der Cystoideen.
Die Cystoideen bilden eino gänzlich erloschene und zugleich die
älteste Ordnung der Pelmatozoa. Sio beginnen bereits im Cambrium
mit einer Anzahl meist schlecht erhaltener und zum Theil syste-
matisch unsicherer Formen (Protocystites, Macrocystella, Eoq/stites, ikcJie-
noides, Trodiocystites) , erreichen im Silur den Höhepunkt ihrer Ent-
wickclung und verschwinden im Carbon {resp. Permo-Carbon). Von
den 250 bis jetzt beschriebenen Arten gehören nur wenig mehr als
ein Dutzend dem Devon und Carbon an.
Während einzelne Gattungen (Echinosphaerites, Aristocystites, Caryo-
crinits, Caryocystites) in gewissen Schichten gesellig vorkommen und zu-
weilen ganze Bänke erfüllen, gehören viele andere Formen zu den seltenen
Erscheinungen. In der Regel fehlen die zarten Anno und Pinnulae
vollständig, und auch dio Stiele sind häufig von den Kelchen getrennt.
Das llauptlager für Cystoideen bildet die untere Abtheilung der
Silur- Formation in der Umgebung von St. Petersburg, in Schweden
(Oeland, < >stgotland), in Wales und in Böhmen (Etage D). In Böhmen
sind die meisten Formen nur als Steinkerne und Abdrücke in sandig
thonigem Schiefer erhalten. Sehr reich an untersilurischen Cystoideen
erweisen sich die Schichten der Chazy- und Trenton-Gruppe in Canada,
New- York, Ohio und Indiana. In den obersilurisehen Kalksteinen von
Dudlev und Tividalc in England finden sich trottliche Exemplare von
PsmdocriniU'S, Apiocysütes, Echinoencrinm und Anomalocystites ; ähnliche
zum Theil vicurirende Genera (bpadotrinus, Callocystitea, Caryotrinua)
kommen im oberen Silur (Niagara-Gruppe) von Nord-Amerika vor. Aus
dem Devon kennt man nur spärliche Koste von ProteocystUes, Anomalo-
cystitrs, Agelacrinm und Tiaracrinm; der Kohlenkalk liefert noch Agela-
crinm und Lcpadocrinus, das Pernio - Carbon von Timor die jüngste
Gattung Hypoainus.
3. Glosse. Blastoldea. Knospenstrahler. l)
Ausgestorbene, kurzgestielte oder ungestielte, knospen-
förmige Pelmatozoen mit regelmässig gebautem, fünfstrah-
ligem, aus 13 Ilauptstücken zusammengesetztem Kelche.
Arme durch Ambulacralfelder mit Pinnulis ersetzt, unter oder
neben denen jederseits Respirationsröhren liegen.
Der Kelch hat knospenförmige, birn- oder eiförmige, häutig fünf-
kantige Gestalt und besteht aus 13, durch Sutur unbeweglich verbunde-
nen Kalktäfelchen, die in drei Zonen regelmässig über einander liegen
und eine weite Leibeshöhle umsehliessen (Fig. 3i2). Die dorsale, dem
Stiel aufruhende Basis wird aus zwei gleich grossen und einem kleine-
ren, stets im linken vorderen Interradius gelegenen Täfelchen gebildet.
Ueber den drei Basalia folgen fünf meist gleich grosse, vom oberen
Rand her mehr oder weniger tief ausgeschnittene Radial ia (Gabel-
') Satj, 77»., Ueber Pentremites. Silliman Amer. Journ. Sc. and Art« 1820.
vol. II. — Hoemer, Ferd., Monographie der fonsilen Crinoideenfamilie der Blwtoi-
deen. Berlin 1852 (Aus Troschel s Archiv für Naturgeschichte XVII.). - Etheridge,
Hob., and Carpenter, Herb , Cutalogue of tho ßlastoidea in the geological departe
meiit of the British Museuni. London 188G.
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Blaatoidea.
159
0 — — — i
oder Interradialtateln,
stücke), und auf diesen ruhen alteniirend fünf interradial gelegene,
dreieckige oder trapezförmige Deltoid-
vvelche der Hauptsache nach die Kelch-
decke zusammensetzen, häufig aber auch
an der Umgrenzung der Seiten Theil neh-
men. In der Kegel bilden dio radialen
Gabelstücke den grössten Theil der Seiten-
wände. Bei einzelnen Gattungen {Elaeo-
criniis, Granatocrinw) vergrössern sich aber
die interradialen Deltoidplatten so stark,
dass sie fast die ganzen oder doch über
die Hälfte der Seiten einnehmen und die
Gabelstücke auf die Basalfläche zurück-
drängen.
Der Raum zwischen den schräg ab-
fallenden Rändern der Radialausschnitte
und der Interradialia wird von fünf länglich
dreieckigen, breit blattförmigen oder sehmal linearen Ambulacralfeldern
(Pseudoambulacralfelder nach Roemer) ausgefüllt, welehe im Scheitel
beginnen und bis zum unteren Ende des Ausschnittes der Radialia
reichen.
Im Centrum des Scheitels befindet sich stets eine fünfstrahlige
M und Öffnung, welche wahrscheinlich bei lebenden Blastoideen überall
mit einer grösseren Zahl kleiner beweglicher Täfelchen bedeckt war,
die jedoch nur in sehr seltenen Fällen in fossilem Zustand erhalten
blichen (Fig. 313). Eine zweito excentrische Hoffnung (After) durch-
a b c
Analyse de« Kelches von J'entremile»
flormli*. b Basalla^ r Radialia, fr Inter-
Fig. 3IS.
.1 Scheitel von OranalocHnu* vollständig erhalten, Mund und After (a) durch Täfelchen bedeckt Die
Spiracula (*p) einfach.
B Scheitel von Orophocrinu», Mund mit kleinen Tnfelchen bedeckt, Afteroffnung unbedeckt. I>ic
Spiracula spaltförmig nebeu den Ambulacralfeldern.
C Scheitel von Pentrcmite* mit centraler Mundöffnung und 5 Spiracula, wovon das eine die After-
öffnung mit einschlie&st.
P Scheitel von Cryptoblattu* mtio mit centraler Mundöffnung, grosser Afteröffnung und 8 Spiracula
(nach Carpcnter).
bohrt die hintere lnterradialplatte und ist zuweilen ebenfalls durch ein
oder mehrere Plättchen bedeckt. Häufig sieht man am Scheitelendc
jedes der Ambulacralfelder eine oder zwei Oeffnungen (Spiracula), welche
mit den Respirationsröhren communiciren. Bei Pentremites, Oranato-
crinus, Pentremitidea, Mesoblastus sind beim gewöhnlichen Erhaltungs-
zustand (Fig. 813 C, 314 A) eine centrale fünfstrahlige Mundöffnung und
fünf peripherische Oeffnungen (Spiracula) vorhanden, wovon eine (die
hintere) etwas grösser, als die übrigen ist und die Afteröffnung ein-
schliesst. Die vier kleineren Spiracula sind durch eine mediane Leiste
am Ende der Deltoidplatten in zwei, die grössere durch zwei Leisten
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1G0
Echinodermata. Pelmatozoa.
in drei < )effnungen getheilt. Bei Elacarrimis, Cryptoblastus (Fig. 3132)),
Schizoblastus u. A. bleiben die Spiracula getrennt, so dass am Scheitel -
ende jedes Pseudoambulacralfeldes zwei Oeffnungen stehen. Hei den
Codasteriden fehlen die Spiracula im Scheitel vollständig und sind
häufig durch longitudinale Spalten neben den Ambulacralfeldern ersetzt
(Fig. 3131?).
Fig. 316.
Stücke eine« Ambulacralfeldes
(nach Ethcrldgc u. Carpenter1.
A Von J'enticmit,.* (a Ambulacral-
furclic. / Lanzettstück. * Seiten-
plättchen,' ttus-ierei supplementäre.
Seitenplättchen, p ltandporcn (stark
vergrößert).
// Von Klatncrtnu* 'uach Roemer;.
I )io A m b u 1 a c r a 1 leider
sind bald vertieft, bald
eben, bald ragen sie etwas
über die sie begrenzenden
Fi*. 314.
A Kelch von Peniremitr* OmUmi Defr. von oben gesehen und
vergriwwert, mit verschiedenartig erhaltenen Amhulaeralfeldern.
« Ambulacralfeld nach Beseitigung de.« I.anzettstiickes und
der Si ltentafi U lien mit den im Grund gcU^cnen Rohrcnbün-
deln (Hydrospiren). h Dasselbe mit erhaltenem, an tler ober-
flache verwittertem und glattem LanzetUtück. <■ Lanzettstück
und l'orenüifelchen erhalten; <l ebenso, jedoch die Quer-
strcifim« auf dem Ijutzcttstück verwischt, r Ambulacralfeld
mit erhaltenen l'innulis mach F. Roomer.i.
// Kelch von PhatnOiChitniQ acutum Sow. von oben gesehen
und vergrossurt. mit verschiedenartig erhaltenen Ambulacral-
feldern. »1 Ambulacralfeld nach IW^eitigung des LanzetUtüekes
uml der Seiten tafelchen mit den die Radialia und Interradialia
durchbohrenden Spalten der Hydrospiren 6 u. r Ambulacral-
felder mit LanzetUdück ohne Seitenplättchen. d, e Ambulacral-
felder mit wohlerhaltenen Seitenplättchen, welche das Lanzett-
stück veihüllen (nach F.theridge und Carpenter).
Radialia un<l Interradialia
vor. Ihre Zusammensetzung ist ziemlich eomplicirt (Fig. 315). Die Mitte
derselben wird stets eingenommen von einem schmalen, linearen, unten
zugespitzten Lanzettstück, das im Scheitel beginnt und bis zum
Ende dos Ausschnittes der Radialia reicht. Es schaltet sich mittelst
eines verschmälerten Fortsatzes zwischen die Enden der Interradialia
ein und bildet mit diesen den Scheitel des Kelches. Auf der Oberseite
des Lanzettstückes befindet sich eine offene mediane, zum Mund führende
Kinne, welche offenbar als Ambulueralfurehe zu deuten ist. Es ist von
einem innerlichen (anal durchbohrt, der im Scheitel in einen die Mund-
öffnung umgebenden, jedoch in den Scheiteltäfelchen eingeschlossenen
Ringeanal mündet. Diese innerliehen ( 'anale dürften den Axialcanälen
der Crinoideen entsprechen und einen Nervenstrang enthalten. Bei
manchen Gattungen {Pnitmnitrs, Oropliocrini(s) liegt unter dem Lanzett-
stück noch ein zweites, ungemein dünnes, schmales Kalkplättchen
(Unterlanzettstück). Das Lanzettstück füllt niemals die ganze Breite
des Pseudoambulacralfeldes aus, sondern lässt jederseits eine schmälere
oder breitere Rinne frei, welche durch kleine, parallel geordnete, quer
verlängerte Seitenplättchen (Porenstücke nach Roemer) vollständig
oder theilweisc ausgefüllt wird. Zwischen die Seitenplättchen schalten
sich aussen zuweilen noch winzige »äussere Seitenplättchen*
(Supplementär- Porenstücke nach Roemer) ein. Wenn sich die
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Blastoicfea.
161
Seitenplättchen an die schräg nach innen abfallenden Begrenzungsflächen
der Pseudoambulacralfelder direct anlegen, so verschmälern sie sich
aussen meist beträchtlich und lassen eine Reihe porenartiger Lücken
zwischen sich frei. Sind solche Randporen vorhanden, so werden
sie immer von den winzigen äusseren (supplementären) Seitenplättchen
begrenzt. Bei Pentremites und Cryptoschisma ist das Lanzettstück in
seiner ganzen Breite sichtbar, und die Seitenplatten legen sich in gleicher
Ebene dicht an die zwei Aussenränder desselben an (Fig. 3 14 vi, 315.4).
Bei den übrigen Gattungen wird das Lanzettstück vollständig oder theil-
weise von den Seitenplatten, welche in zwei alternireuden Reihen auf
demselben liegen, verhüllt (Fig. 315 5) und kommt meist nur in der
medianen Ambulacralfurche zum Vorschein. Die Suturen der Seiten-
plättehen bilden nach aussen seichte Querfurchen, welche als Quer-
streifen auch auf
das Lauzettstück fort-
setzen und bis zur
medianen Ambula-
cralfurche reichen.
Durch Verwitterung
kann diese Quer-
streifung verschwin-
den (Fig. 3154, B).
Kleine Grübchen oder
Höckerchen auf den
Seitenplatten bezeich-
nen die Ansatzstelle
von dünnen, anfäng-
lich zweizeilig, später
einzeilig gegliederten
Pinnulae, welche
jedoch nur äusserst selten erhalten sind. Sie bedecken, wenn vorhanden,
die Ambulacralfelder vollständig und ragen über die Kelchdecke vor
(Fig. 316). Die Querfurchen auf den Ambulacralfeldern stehen mit
den Pinnulis in Verbindung.
Hebt man an einem Blastoiden die Seitenplättchen und das Lanzett-
stück ab, so findet man im Grund der Ambulacralfelder auf der rechten
und linken Seite derselben je ein Röhrenbündel oder eine einzelne
Röhre (Hvdrospiren), welche der Seitenbegrenzung der Ambulacralfelder
parallel laufen, an ihrem unteren Ende beginnen und im Scheitel
endigen. Bei Pentremites und verwandten Gattungen besteht jeder der
beiden Röhrenbündel aus 5 — 8 seitlich abgeplatteten, frei in die Leibes-
höhle herabhängenden Röhren, welche unter den Seitenplättchen liegen
und mit den zwischen denselben befindlichen Randporen communiciren
(Fig. 317). Bei Granatocrinus (Fig. 318 .4, B) sind jederseits entweder nur
eine einzige oder zwei innen angeschwollene Röhren, bei Elaeacrinus
je zwei, bei Troostocrinus und Mesoblastus (Fig. 318 D) je drei, bei Oropho-
crintis (Fig. 318 D) je 5 — 7 vorhanden. Bei Phaenuschisma (Fig. 314 5)
und Codaster (Fig. 323) durchbohren die Röhren als Schlitze die an-
grenzenden Radial- und Interradial platten und liegen offen neben den
Ijanzettstücken. Bei einigen Gattungen (Granatocrinus, Mesoblastus) sind
die Röhrenbündel durch ein dünnes, lineares, jederseits neben dem
Zlttel, Grundzüge der Palaeontologie. 11
Fig. 316.
o Eine Pinnula von Pentremites
mit
vollständig erhaltenen Pinnulis
(nach Meek und Worthen).
p l p r r
Flg. 317.
Pentremile» »ulcutu» Say, auR dem
Kohlenkalk von Illinois. Kelch
horizontal, etwa Im unteren Dritt-
tholl der Pseudoanibulacralfelder
durchgeschnitten und '/tmal ver-
jrrössert hy Hydrosplren, / Lanzctt-
Rtüeke, p Porenstücke, r Radial
(Gabelstücke).
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162
Kchinodermata. Pelmatozoa
Lanzettstück gelegenes, mit einer Porenreihe versehenes Plättchen be-
deckt. Jeder Rohrenbündel endigt in der Regel im Scheitel in einer
runden Oeffnung (Spiraculum). Da jedoch die Spiracula Ton zwei be-
nachbarten Pseudoambulacralfeldern am Ende der Deltoidplatten häutig
zusammenstossen , so können sie sich vereinigen und statt zehn Oeff-
nungen sind alsdann nur füuf vorhanden, wovon freilich jede aus zwei
Hälften besteht. Bei den Codasteriden fehlen die runden Spiracula, da die
Röhren der Hydrospiren entweder nach aussen offene Spalten darstellen
oder sich in einen Schlitz neben den Pseudoambulacralfeldern öffnen.
ABC l>
Fl«. 318.
Querschnitt durch ein Ambulacralfold mit den darunter liegenden Röhren (Hydrospiren)
A von Oranatocrinu» Derbyenria. B von Qranatoerintu Sorwoodi, C von Uetablattus Untaty*, D von
Orophocrintu venu vergrossert (nach Etheridge und Carpenter).
Die Bedeutung dieser sogenannten Hydrospiren ist unsicher. Sie
entsprechen offenbar den Porenrauten der Cystoideen, sind aber auf
die Ränder der Pseudoambulacralfelder localisirt. Sie erhielten ohne
Zweifel von aussen durch die seitlichen Poren oder durch schlitzartige
Oeffnungen Wasser zugeführt und dienten wahrscheinlich der Respi-
ration. Ob sie gleichzeitig, wie Roemer und Forbes vermuthen, als
Eierstöcke und Eileiter fungirten, lässt sich schwer entscheiden, doch
hat Hub. Ludwig auf ihre Homologie mit den Genitalbursen der
Ophiuriden hingewiesen.
Bei den meisten Blastoideen umschliesst die Basis eine runde Inser-
tionsstelle für einen dünnen Stiel , der jedoch äusserst selten noch in Ver-
bindung mit dem Kelch gefunden wurde. Er besteht wie bei den Crinoi-
deen aus cylindrischen Gliedern, welche einen centralen Canal enthalten.
Die Blastoideen wurden häufig wegen der vermeintlichen Aehnlich-
keit ihrer Ambulacralfelder mit den Ambulacren der Echiniden mit
letzteren verglichen, allein die angebliche Verwandtschaft beider
Gruppen beruht auf einer vollständigen Missdeutung äusserlicher Merk-
male. Die Zusammensetzung des Kelches, das Vorhandensein eines
Stieles und gegliederter Pinnulae weist den Blastoideen ihren Platz
unter den Pelmatozoen an, und zwar stehen sie unter diesen den
Cystoideen am nächsten. Die Pseudoambulacralfelder entsprechen
offenbar den niederliegenden und dorsal am Kelch festgewachsenen
Armen, die Röhrenbündel (Hydrospiren) den Poreurauten gewisser
Cystoideen. Auch Mund und After haben bei beiden Ordnungen
gleiche Lage. Immerhin bilden die Blastoideen eine eigenartige und
wohl umgrenzte Ordnung, deren erste spärliche Vertreter (Troostocrinus)
im oberen Silur von Nord -Amerika erscheinen. Sie werden etwas
häufiger im Devon der Eifel, von Nassau, Spanien und Nord-Amerika,
erlangen aber ihre Hauptverbreitung erst im Kolilenkalk. In Europa
(Belgien, Irland, Yorkshire, Derbyshire) sind Blastoideen überall ziemlich
selten, dagegen finden sie sich in Nord- Amerika und zwar namentlich
im Flussgebiete des Mississippi (Chester-Gruppe) in grosser Menge uud
vorzüglicher Erhaltung. Etheridge und Carpenter unterscheiden
19 Guttungen mit ca." 120 Arten.
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>
Blastoidea. Reguläres.
163
A. Reguläres. Eth. u. Carp.
Ambulacralf eider und Radialplatten alle gleichartig. Stiel vorhanden.
1. Familie. Pentremitidae. d'Orb.
Scheitel mit fün f Spiracula, die unten von den obersten Seitenplättchen begrenzt
werden. Lanzettslück entweder vollständig sichtbar oder theUweise durch die Seiten-
plaitchen bedeckt, welche bis zum Rand der Ambulacra reichen. Hydrospiren tiej
gelegen, von den Seitenplatten bedeckt. Devon. Carbon.
Pentremites Say (Fig. 319, 320). K eiförmig oder birnförmig. Basis ver-
längert. Ambulacralfelder breit, blattförmig, das Lanzettstück vollkommen
achtbar, beiderseits von den Seitenplatten begrenzt. Unterlanzettstück vor-
handen. Hydrospiren mit 3—9 Röhren. Häufigste Gattung im Carbon von
Nord-Amerika. In Europa nicht mit Sicherheit bekannt. P. Godoni Defr.,
P. sulcatus Roem., P. piriformis Say etc.
K'>h]<-nkalk n Kelch von oben, b von « Kelch von der n Von iler Seite, b von unten, c von
Illinois. unten */,. Seit« (nat. Grosse), oben, d Scheitel. vergroKtort
N*t Grösse (Nach Koemcr.) b Scheitel (venrr.). (nach V. Roctner).
. Pentremitidea d'Orb. K keulenförmig. Basis stark verlängert. Scheitel
convex oder abgestutzt. Ambulacra schmal, kurz. Lanzettstück durch die
Seitenplättchen vollständig bedeckt. Deltoidstücke sehr klein, äusserlich
nicht sichtbar. Im unteren und mittleren Devon (Eifel, Ardennen, Spanien
und England). P. Paületi Vern., P. Eifelensis Roem., P. clavata Schultze.
Mesoblastus Eth. Carp. K Basis eben. Ambulacra sehr schmal,
lang, bis zur Basis reichend; Lanzettstück bedeckt. Deltoidplatten sichtbar.
Carbon. Belgien, England. M. crenulatus Roem. sp.
2. Familie. Troostoblastidae. Eth. u. Carp.
Scheitel mit fünf durch die Spitze der Deltoidplatten getheilten Spiracula.
Ambulacra sehr schmal. Lanzettstück vollständig von den Seitenplattcn bedeckt,
icelche den Rand der Radialia und der kleinen, auf den Scheitel beschränkten
Deltoidplatten nicht berühren. Ob. Silur. Devon. Carbon.
Troostocrinus Shumard (Fig. 321). Keulenförmig. Scheitel eine
fünfflächige Pyramide mit fünf schmalen, lanzettförmigen Ambulacra. Ob.
Silur. Nord-Amerika.
Metablastus Eth. Carp. Ob. Silur. Devon. Carbon. Tricoelo-
crinus M. u. W. Carbon.
II*
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164
Echinodermata. Pelmatozoa.
3. Familie. Nucleoblastidae. Eth. u. Carp.
K eijörmig oder kugelig mit ebener oder ausgehöhlter Basis. Scheitel mit
zehn Spiracula zwischen den Enden der Deltoid- und Lanzettstücke. Ambulacra
linear, sehr lang, bis zur Basis reichend. Devon. Carbon.
Elaeacrinus Roem. (Nucleocrinus Conr.) (Fig. 322). B versteckt.
R klein. Die Seiten des Kelches fast ganz von den grossen und breiten
Deltoidplatten gebildet, wovon eine breitere oben die grosse Afteröffnung
enthält. Mund durch Täfelchen gedeckt. Lanzettstück unter den Seiten-
plättchen verborgen. Randporen fehlen. Devon. Nord-Amerika.
Cryptoblastus Eth. u. Carp. (Fig. 313 D). R sehr gross, die Seiten
des Kelches bildend. Deltoidplatten klein. Carbon. Nord-Amerika.
Schizoblastus, Acentrotremites Eth. u. Carp. Carbon von Irland,
England und Nord- Amerika.
4. Familie. Granatoblaetidae. Eth. u. Carp.
K kugelig oder eijörmig mit flacher oder concaver Basis und linearen, sehr
langen Ambulacren. Spiracula die Deltoidstücke durchbohrend.
Die beiden Gattungen Granatocrinus Troost (Fig. 316, 318 4, B) und
Hetcroblastus Eth. u. Carp. finden sich im Kohlenkalk von England und
Nord-Amerika.
c o a b
Kig. 323.
Cotlanter ncutu* M'Coy. Kohlenkalk. Derby-
shlre a Kelch von der Seite, b von unten
<ntit<;r>,r von oben, (verirr.) (nach F.Roemori.
KJk. 324.
Orophacrintu (Codonitt») tttllijormit
Owen ii. Shum. sp.
Kohlenkalk. Burlington. Iowa.
n Exemplar in naL Grosse, b Soheitel verirr.
tNach Meek und Worthcn.)
5. Familie. Codasteridae. Eth. u. Carp.
K keulenförmig. Basis verlängert. Alle oder ein Tlieil der Hydrospiren-
schlitze durchbohren die Kelchplatten beiderseits neben den Ambulacren und sind
entwedtr von aussen sichtbar oder theilweise verdeckt. Spiracula durch seitliche
Schlitze ersetzt. Devon. Carbon.
Phaenoschisma Eth. u. Carp. (Fig. 314B). K keulenförmig mit ebenem,
abgeplattetem Scheitel. Deltoidstücke klein. Ambulacra breit; das Lanzett-
stück meist durch die Seitenplättchen bedeckt. Die Röhrenbündel der
Hydrospiren durchbohren die schrägen Seitenränder der Ambulacra und
sind theilweise als parallele Schlitze neben den Seitenplättchen sichtbar.
Devon. Ph. acutum Sow. sp. (Carbon), Ph. Archiaci Eth. Carp. (Devon).
Codaster M'Cov (Codonaster Roem.) (Fig. 323). K umgekehrt conisch
mit ebener Decke. Deltoidplatten im Scheitel, spitz dreieckig. Ambulacra
schmal, auf den Scheitel beschränkt; das Lanzettstück sichtbar. Die Schlitze
der Hydrospiren durchbohren die Radialia neben den Ambulacren und
sind alle deutlich sichtbar. Im Analiuterradius fehlen die Schlitze. Devon
(Nord-Amerika), Carbon (England).
Cryptoschisma Eth. u. Carp. K keulenförmig, oben abgeplattet. Am-
bulacra breit, blattförmig, die Röhrenschlitze unter den Seitenplatten ver-
denkt. Devon. C. Schultzi d'Arch. Vorn. Spanien.
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FIr. 32.5.
Blastoidea. Irreguläre«. 165
Orophocrinu8 Seeb. (Codonites M. u. W.) (Fig. 324). Ambulacra schmal,
linear. Die Hydrospiren vollständig verborgen. Spiracula (10) schlitzförmig,
neben den Anibulacren.
B. Irreguläres. Eth. u. Carp.
Ungestielte Blastoideen, bei denen ein Ambulacrum und
das entsprechende Radiale durch Grösse und Form von den
übrigen abweichen.
Von den drei sehr seltenen hierher gehörigen Gat-
tungen kommen Eleutherocrinus Shum. und Yandell Jj^sh^™* Yand
(Fig. 325) im Devon von Nord-Amerika, Astrocrinus unt Devon/Kentucky."
Austin und Peniephyllum Haughton im Kohlenkalk . J**9}t*\'!*
von England vor. crpenic^
B. Asterozoa. Sternthiere.1)
Un gestielte, sternförmige oder fünfeckig scheiben-
förmige Echinodermcn mit nach unten gerichtetem Mund;
aus Centraischeibe und Armen zusammengesetzt. Am-
bu lacralf üsschenreihen auf die Unterseite beschränkt,
Hautskelet aus lose verbundenen, sehr mannichf altig ge-
stalteten Kalkplatten mit beweglichen Stacheln oder
Borsten bestehend.
Zu den Asterozoa gehören die zwei (lassen der Seesteme {Aste-
roiden) und Schlangensterne (Ophiuroidea). Beide besitzen eine centrale
Scheibe, worin die centralen Hauptorgane (Centralwassergefäss, Blut-
gefässring, Nervenring. Darm, Genitalien) liegen, welche in die fünf
(oder mehr) Arme Fortsätze aussenden. Das Ambulacralgefässsystem
ist in der Scheibe und in den Armen von einem Apparat regelmässig
angeordneter Kalk platten umgeben und überdies die Haut durch lose
verbundene Kalkplatten von verschiedenster Form und Grösse verstärkt,
die theilweise bewegliche Kalkstacheln oder Borsten tragen.
Fossile Sternthiere beginnen schon in obercambrischen und siluri-
schen Ablagerungen und finden sich in allen Formationen. In der
Regel gehören Seesterne zu den seltenen Versteinerungen und kommen
meist nur in thonigen, kalkigen oder sandigen Ablagerungen vor,
') Müller und Trosehel, System der Ästenden. Berlin 1842. — Lyman, Th.,
öphiuridae and Astrophytidae. Illustr. Catalogue of the Museum of compar Zoo-
logy. Cambridge. I. 1865. II. Supplem. 1875. — Lyman, Th., Öphiuridae and
Astirophytidae. New and old. Bull. Mus. comp. Zool. Cambridge, vol III. 1874. —
Perrier, Ed., Revision de la collection des Stellendes du Museum. Ärcb. de Zool. exper.
vol. IV u. V. 1875. 1876. — Staden, W. P, Report on the Asteroidea collected during
the Voyage of H. M. S. Challenger. vol. XXX. 1889. — Monograph of the British
foss. Asteroidea ftom the Cretaceuus Format. Palaeontogr. Soc. 1890. Bd. 44. —
Billings, F.., Figures and Descriptions of Canadian organic remaius. Geol. Survey
Canada. Dec. III. 1858. — Forbes, Ed., Monograph of the Echinodermata of the
British tertiarie». Palaeontographical Society 1852. — Wrighi. Thom., Monograph
of the fossil Echinodermata from the Oolitic Formation, ibid. vol. II — Quen-
stctlt. F. A.. Petrefaktenkunde Deutschlands. Bd. IV. 1874-76. — Stiirtz, B., Bei-
trage zur Kenntniss paläozoischer Seesterne. Palaeontographica Bd. 32 u. 36. —
Stürtz, B., Ueber versteinerte und lebende Seesterne. Verhandl. d. naturf. Ver. für
Rheinl. u. Westfalen. 5. Folge Bd. X. 1892.
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lßfi
Echinndermata. Asterozoa
welche in geringer Tiefe abgelagert wurden. Sie bilden unter den
Echinodermen den einförmigsten und dauerhaftesten Typus. Schon
im Silur sind die zwei Classen der Ophiuroidea und Asteroidea durch
wohl diffcrenzirte Formen vertreten und stimmen zum Theil in allen
wesentlichen Merkmalen mit ihren noch jetzt lebenden Verwandten
überein. Bemerkenswerth ist freilich die Thatsache, dass viele paläo-
zoische Ophiuren und Asterien durch alternirende Anordnung ihrer
Ambulacralplatten von allen jüngeren Formen abweichen. Die mangelnde
oder unvollständige Verschmelzung der Arniwirbel bei paläozoischen
Ophiuren Ifisst sich als embryonales Merkmal deuten ; die ventrale Lage
der Madreporen platte bei paläozoischen Asterien, der Mangel an Ventral-
schildern bei paläozoischen Ophiuren sprechen für eine wenig scharfe
Trennung der beiden Hauptabtheilungen der Asterozoa, die übrigens
auch heute noch durch gewisse Zwischenforraen (Brisinga) eng mit
einander verknüpft sind.
Kehrt man bei einem Seestern oder einer Ophiure den Mund
nach oben, so entspricht die Oberseite offenbar der Kelchdecke, die
dorsale Scheibe der Basis eines Pelmatozoen. In dieser Stellung haben
auch die drei Hauptorgane (Ambulacral-, Blutgefäss- und Nervenstrang)
bei Asteroideen und Pelmatozoen genau dieselbe Lage. Die Homologie
eines Asterozoeuarms mit den Annen eines Crinoideen, Cystoideen oder
den Ambulacren eines Bl&stoideen kann somit kaum zweifelhaft sein.
Auf die Feststellung einer Homologie der Täfelchen des Hautskelets
muss jedoch verzichtet werden, da sich dasselbe in den verschiedenen
Unterclassen offenbar frühzeitig differenzirt hat.
Auch die Embryonalentwickelung von Pelmatozoen und Asterozoen
bietet keine Anhaltspunkte zu speciellerem Vergleich. Immerhin spricht
die Uebereinstimmung der Hauptorgane für einen gemeinsamen Ur-
sprung. Die Asterozoen lassen sich noch am ehesten mit gewissen
Cystoideen (Agelucrinidae und Callocystidae) vergleichen. Eine directe
Ableitung derselben von Cystoideen erscheint jedoch aus morpho-
logischen und geologischen Gründen unstatthaft, da Asterozoa und
Cystoidea gleichzeitig auftreten und bereits im unteren Silur vollkom-
men differenzirt neben einander stehen.
1. Classe. Ophiuroidea. Schlangensterne.
Afterlose Seesterne mit langen, dünnen, cylindrischen
Armen, die ringsum von Hautschildern oder lederartiger
Haut bedeckt sind und von einer centralen Scheibe scharf
absetzen. Darm und Genitalorgane auf die Scheibe be-
schränkt.
Die Schlangensterne unterscheiden sich von den eigentlichen See-
sternen durch ihre cylindrischen, schlangenartig biegsamen Arme, die
von der Srheibe scharf abgegrenzt sind und zum Kriechen verwendet
werden. Dieselben sind bei den Euryaliden von einer lederartigen
Haut, bei den Ophiuriden meist von vier Reihen von Hautschildern
(Rückenschilder, zwei Reihen Seitenschilder und Bauchschilder, scutella
dorsalia. latoralia und ventralia) umgeben, welche sich dicht an ein-
ander legen und eine zierlich getäfelte Oberfläche bilden. Auf den
Ophiuroidea.
167
Lateralschi ldem stehen in der Regel bewegliche Stacheln. Im Innern
werden die Arme durch eine Reihe aufrechter, wirbelartiger, aus zwei
fest verbundenen Hälften bestehender Kalkscheiben ausgefüllt (Fig. 326),
an deren Basis in einem medianen Ausschnitt ein Wassergefäss und
darunter ein Blutgefäss und ein Nervenstrang verlaufen. Sowohl die
dem Mund zugekehrten (adoralen), als auch die den Spitzen der Arme
zugewendeten (aboralen) Flächen der Wirbel sind in der Mitte verdickt
und gelenkig mit einander verbunden, die Zwischenräume durch Muskel-
substanz ausgefüllt. Das Wassergefäss sendet in jede Wirbelscheibe
zwei Seitenschläuche aus, welche die Ambulacralscheiben durchbohren
und auf der Unterseite in Poren neben den Vontralschildern als Tast-
füsschen an die Oberfläche treten. Sehr häußg sind die Poren von
winzigen Tentakelschuppen (squamae tentaculares) umgeben.
1 Ein Ophiurenarm wirbel vortical durchgeschnitten, w Wirbelscheibe, a Ambulacralirefass nebst den
beiden Saugflisschen, b ventrales Blutgefäss, n Nervenstrang, d Dorsalschild, l Lateral-
schild, v Ventralschild.
B Ein Ophlurenannwlrbel von der adoralen Seite, vom Hautskelet umgeben.
C Drei Wirbel eines Ophiurenarmes von der Seite gesehen und vergrössert. x Austrittsöffnung des
WasseiyefilMuswelges. darunter die WiederelntrittasteUe; y Grube für den Intervertebral-
muskeL
/> Inneres Mundskelet einer Ophiure nebst zwei noch in der Scheibe gelegenen Armstücken von der
Unterseite (vergrössert). Neben den Armen bofinden sich die von zwei Leisten begrenzten
Oenitalspalten ; die dunkel gehaltene pentagonalc Linie zeigt die Rinne für den centralen
Nervenring an.
In die Centraischeibe treten die Wirbel unverändert ein, nur die
ersten erweitern sich etwas und ihre sich trennenden Hälften bilden
nebst einigen anderen Stücken das Mundgerüst, auf dessen Unterseite
das centrale Ringgefäss des Ambulacralsystems verläuft (Fig. 326 D).
Die Centraischeibe enthält den mächtig angeschwollenen, blind
endigenden Magendarm, die um den fünfspaltigen Mund gelegenen Ringe
des Ambulacral-, Blut- und Nervensystems, sowie die zehn Genitaldrüsen,
deren spaltformige Hoffnungen jederseits neben den Armwirbeln auf
der Unterseite der Scheibe liegen und seitlich von einer Kalkleiste
(Bursalspange) begrenzt werden.
Die Haut, welche die Scheibe oben und unten überzieht, ist in
der Regel mit Täfelchen bedeckt. In den fünf Mundecken der Unter-
seite liegen die meist durch Grösse ausgezeichneten Mundschilder
(scuta buccalia), die nach innen von zwei schmalen Seiten mund-
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168
Ecbinodermata Asterosoa.
schildern (scuta adoralia) begrenzt werden (Fig. 327). Vor diesen
liegt zuweilen noch jederseits ein sc u teil um orale. Ein Mundschild
zeichnet sich durch poröse Beschaffenheit aus und wird »Madre-
poren platte« genannt.
Die Fläche der Interbrachialfelder auf der Unterseite, sowie die
dorsale Decke sind entweder mit schuppigen Kalktäfelchen oder mit
Körnern versehen. Auf der Oberseite liegen zuweilen an der Eintritt-
stelle der Arme in die Scheibe fünf Paar grössere Täfelchen (scutella
radialia) (Fig. 328).
6c a
b
e
Fl«. 328.
Oberseite eine« Thelles der Scheibe von Ophio-
a Radialschild (teutum radiale , b Rucken-
schild, c Seitenschild.
Fl«. 32;
Theil der Unterseite der ("entralschelbe von
Ophingli/pha. a Mundschlld (»cutum buccale).
b Seltentnundschild (acutum adoralt). e Mund-
eckstuck • um orale\. Die beiden «euf. oralia
sind mit Mundpapillen besetzt g (lenltalxpaltc.
h Seltenschlldcr itcuUUa lateralia). i Poren zum
Austritt der \ mbulacralfusse mit kleinen Schüpp-
chen liesetzt. Jb Stacheln.
Von den zwei Ordnungen der
Ophiuroidea {Euryalcae und Ophiu-
reae) finden sich fossile Vertreter bereits in paläozoischen Ablagerungen.
Der Erhaltungszustand gestattet jedoch nicht immer eine genaue zoo-
logische Bestimmung, zu welcher vor Allem die Beschaffenheit der
(ienitalspalten, sowie die Täfelung der Mundregion erforderlich ist.
1. Ordnung. Euryaleae. Medusenhäupter.
dichotom verästelt, seltener einfach, gegen den
Mund eingerollt, von einer ge-
körnelten oder feinschuppigen
Haut umgeben. Mundschilder
fehlen häufig. Genitalspalten
zuweilen in Porenreihen aufge-
löst. Eine oder mehrere Madre-
porenplatten auf der Unterseite.
Die vergabelten Arme der Eurya-
liden gehen aus einfachen Armen
hervor.
Onychaster M. u. W. (Fig. 329)
aus dem Kohlenkalk von Nord-Amerika
hat fünf einfache, runde, beschuppte
und mit Stacheln besetzte Arme; bei
Eucladia Woodw. aus dem oberen
Silur hat jeder Arm fünf Paar Neben-
zweige. Heliant hast er Roem. aus
dem unterdevonischen Dachschiefer von
Bundenbach im Birkenfeld'scben hat
16 un verzweigte, lange Arme und eine
grosse Centraischeibe.
Vielleicht gehören die rohen Abdrücke von Euryale liasica Quenst. aus
dem Angulatensandstein von Nürtingen ebenfalls zu den Euryaliden.
FIk. 32«.
Omichtwtcr flcxiti* Mcek u. Worthen. Aus dem
Kohlcnkalk iKcokuk jrroup.i. Crawfordsville,
Indiana. .Nach Merk und Worthen.)
a Exemplar in nat. <;ro«.se mit zusammen
gefalteten Annen; die Schelteldecke ist be-
seitigt, so du.«* man das innere Mundskelct
von oben sieht; ebenso fehlt den Armen in
der Nahe der Scheibe die jrekoroelte Haut.
b Mundskelct von innen i verjrrossert.
c Ein Armwirbel < vergossen).
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Ophiuroidea Opbiureae
169
2. Ordnung. Ophiureae.
Arme un verzweigt,
deckt Mundschilder
Fig. 330.
A*j>idura {Uenriglypha) loricata Goldf. sp.
Platte mit Kahlreichen Exem-
GrösHe.
plaren aus dem Muschelkalk von Wasch nach (Württemberg), nat
6 Unterseite vergr. (nach Po hl ig).
von
einfach, ringsum von Schildern be-
rn der Regel vorhanden.
Ein Theil der paläozoischen Ophiuren (Ophio-Encrinasteriae Stürtz)
unterscheidet sich von den jüngeren dadurch, dass die Wirbelhälften
nicht fest verschmolzen, sondern getrennt sind und mit einander alter-
niren ; auch felilen stets die Mundschilder, sowie die ventralen Täfelchen
der Arme. Die Scheibe ist häutig, stachelig oder schuppig.
Zu den Ophio-
Enrrinasteriae ge-
hören u. A. die
Gattungen Pro-
tei s t er Forbes
aus dem Silur
von England und
Nord -Amerika.
TaeniasterBil
lings (Silur), Eu-
gaster Hall (De-
von), Palae-
ophiura und
Bundenba chia (Nach •»•«•«•4t)
Stürtz aus dem devonischen Schiefer von Bundenbach.
Eine zweite Familie paläozoischer Ophiuren (Protophiureae Stürtz)
hat theilweise noch unvollständig verwachsene, jedoch nicht alternirende
Wirbelhälften; es fehlen denselben stets die Mundschilder, die Radial-
schilder der Scheibe, die Rückenschilder und zuweilen auch die ven-
tralen Schilder der Arme. Hierher gehören Ophiurina Lymani Stürtz,
Furcaster palaeozoicus , Ophiura ZitteU, primigenia, Decheni, Rhenana
Stürtz aus dem devonischen Dachschiefer von o
Bundenbach und Protaster Miltoni Salter aus
dem oberen Silur von England.
Die Ophiuren der mesozoischen Ablager-
ungen1) schliessen sich in allen we-
sentlichen Merkmalen eng an die
lebenden Formen an und lassen sich
bei günstiger Erhaltung ohne Schwie-
rigkeiten in die recenten Familien ein-
theileu. Bei den meisten sind zwei
Genitalspalten in jedem Interbrach ial-
feld vorhanden, doch besitzt die
Gattung Ophioderma Müll, und
Trosch. mit je vier Genitalspalten
schon in der Trias und im Lias (O.
Egerioni Brod. sp.) von England, viel-
leicht sogar schon im Muschelkalk fossile Vertreter.
Im Muschelkalk sind Äspidura Ag. (Fig. 330) und Äcrura Ag.
stellenweise häufig. Im Lias, Dogger und Malm kommen Arten der
recenten Gattungen Ophiolepis Müll. Trosch., Ophiocten (Fig. 331),
») Böhm, O., Ein Beitrag zur Kenntnis« fossiler Ophiuren. Freiburg 1892.
Fig. 331.
Ophiocten Kclheimentt Böhm. Aus dem litho-
graphischen Schiefer von Kelheim (Bayern).
a Scheibe von unten (venrroRsert), nach einem
trefflich erhaltenen Exemplnr im Münchener
Museum. 6 Arm von oben (vergrössert).
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1 70 Echinodermata. Asterozoa.
•
Ophioglypha und Ophiomusium Lyman vor. Von den unter dem
Gattungsnamen Geocoma d'Orb. beschriebenen Arten sind einige, wie
0. socialis Heller aus dem Callovieu von Im. Voulte oder 0. libanotica
König aus der Kreide von Hakel im Libanon nicht näher definirbar;
andere, wie O. carinata Goldf. (Fig. 332) stehen der lebenden Gattung
Flg 382.
Utittoma carinata Goldf. a Kx<-in|>lar In nat. (irosse au« dem lithographischen 8chiefor von Zandt
bei Solenhofen. 6 Gekörnclte Uberseite der Scheibe in der Mitte eingedrückt und vertieft (vergr.)
c Unterseite eines Arme« ( vergrößert 1.
Amph iura sehr nahe. Ophiuretta elegans Ag. aus dem lithographischen
Schiefer wird von Lütken zu Ophiocoma, andere unter verschiedenen
Gattungsnamen beschriebene Arten aus Jura und Kreide zu Ophio-
glypha Lyman gestellt.
Die generisch nicht genauer bestimmbaren fossilen Formen werden
meist unter der Collectivbezeichnung Ophiurites zusammengefasst.
2. Classe. Asteroiden. Seesterne.
Seesterne mit unten abgeplatteten Armen. Die Arme
enthalten Ausstülpungen des Darms, der Leber und der
Genitalien und besitzen auf der Unterseite eine tiefe,
offene A m b u 1 a c r a 1 f u r c h e.
Bei den Seesternen sind die fünf (zuweilen auch 8. 10, 12, 20 und
mehr) Arme Ausstülpungen der Centraischeibe, aus welcher sie mehr
oder weniger weit hervorragen. Das Hautskolet besteht entweder aus
aneinander stossonden Platten, oder aus einem Netz von Kalkbalkon,
welche durch eine lederartige Haut verbunden sind. Die Platten oder
Balken tragen häulig bewegliche Borsten, Höcker und Stacheln oder
besitzen köruelige Verzierung. Auf der Rückseite befindet sich meist
eine centrale oder subcentrale Afterpore, und in einem (zuweilen
auch in zwei oder mehr) der Interbrachialräume eine labyrinthisch
gefurchte poröse Madre porenplatte, durch welche Wasser in den
sogenannten Steineanal gelangt und von diesem nach dem um den
Mund verlaufenden Wassergefassring geführt wird. Feine Poren und
Spalten auf dem Kücken und neben der Ambulacralfurche werden als
Respirationsorgane gedeutet.
Im (entrinn der Unterseite liegt der Mund, welcher durch fünf
Paar in den Ecken vorspringende Oralplatten fünfspaltig erscheint.
Die Spalten sind mit Papillen besetzt. Vom Mund gehen auf der
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Asteroidea.
171
Kig 333.
Augenphitte von
Goninnter. Aus dem
weissen Jurakalk
von Streitberg */,.
a Von Innen. 6 von
nusseu.
Unterseite nach jedem Arm breite Furchen aus, welche sich nach und
nach verengen und an der Spitze durch eine einfache, auf der Unter-
seite ausgeschnittene Platte (Augenplatte) abgeschlossen
werden (Fig. 333). Jede Ambulacralfurche enthält zwei
Reihen schräg gestellter, länglicher Ambulacralplatten
(Fig. 334, 335), welche in der Mitte durch Muskelfasern
verbunden sind und ein nach unten und aussen abfallen-
des Dach bilden, unter dessen First zuerst ein Wasser-
gefäss. dann ein radiales Blutgefäss und ein Nerven-
strang verlaufen. Dieselben sind den Wirbelhälften
bei den Ophiuren homolog. Die Form der Ambulacral-
platten ist für jede einzelne Gattung charakteristisch.
Bei allen lebenden Seesternen stossen sie über dem
Ambulacralgefäss mit ihren Enden aneinander; bei den
paläozoischen Formen dagegen bilden sie alternirende
Reihen und haben nur geringe dachförmige Neigung.
Jedes radiale Ambulacralgefäss sendet zwischen jedem
Adambulacralplattenpaar einen Seitenast aus, von dem
nach unten schlauchartige, schwellbare Ambulacral-
füsschen, nach oben und innen blasenartige Ampullen entspringen.
Letztere treten durch spalten- oder porenartige Oefmungen zwischen
zwei Ambulacralplatten in das Innere der Arme (Fig. 336). Die Am-
bulacralplatten sind unten jederseits von einer Reihe sogenannter
am ikJ
Fig 334.
Ein itolirtes Ambu-
lacralplttttehen von
Goniafter. Aus dem
weissen Jura von
Streitberg (nat Gr.).
ad mi'.
Fi«, m
Adropccten aumntiaett* Phil. Aus dem Mittelmeer.
Querschnitt eines Arme« (vergrößert), am Ambu-
lacralplatten. ad Adambulacralplatten, mv untere
Kandplatten. md obere Randplatten.
aä
Fig. 336.
Urasttr (Atttracanthion) rubrni I.ln *p. Nordsee.
Querschnitt eine« Armes (vorgrössert). am Ainhu-
lacralplatten, ad Adambulacralplatten, mv untere
Kandplatten. Das WosHorgefaisN (o) nehm Am-
pullen (6) und Ambulacralfhsschon (p) ist durch
punktirte Linien angedeutet.
Adambu lacralplatten begrenzt, an welche sich bei manchen Gat-
tungen die grossen unteren Randplatten (Fig. 335) anlegen. Inter-
mediäre Ausfüllungsplatten heissen die zuweilen zwischen den
unteren Randplatten und den Adambulacralplatten eingeschalteten,
Rücken platten die auf der Dorsalseite befindlichen Kalkkörper.
Vollständig erhaltene fossile Seesterne gehören fast allenthalben
zu den seltenen Versteinerungen, nur einzelne Localitäten (Bundeubach)
liefern eine grössere Menge ziemlich completer Exemplare; häufiger
finden sich Abdrücke oder isolirte Platten. Die ältesten Formen be-
ginnen bereits im Silur.
1. Ordnung. Encrinasteriae. Bronn.
Paläozoische Seesterne mit schwach geneigten, in der
Mitte der Ambulacralf urchen alternirend zusammenstossen-
den Ambulacralplatten. Madreporenplatte auf der Unterseite.
172
Echinodermata. Asterozoa
Von den zahlreichen, hierher gehörigen Gattungen besitzen Aspi-
dosoma Goldf. (Fig. 337) aus dem unteren Devon von Rheinpreussen
und Bundenbach, Palaeaster Hall [Archasterias J. Müll.) (Fig. 338)
aus dem Silur, Devon und Carbon von Nord -Amerika und Europa.
Urasterella M'Coy (Stenaster Billings) aus dem unteren Silur von
i
Fi«. 337
Atpldotoma pttaloide* Slmonowitsch. Aus
dem unterdevonischen Sandstein derHohen-
reiner Hurte bei Niederlahnstein (Nach
Si mo no witsch.) a Exemplar in natürl.
<«h>s*e von der l'nterseite 6 Arm von der
Oberseite, c Ann von der L'nterseite (vergr).
Fig. 338.
Pnlaea*tcr Euchari« Hall. Devon. Hamilton. New York.
(Nach J. Hall.) a Exemplar in nat Grösse von unten.
6 Arm von oben, c Arm von unten (schcmatisch).
Nord-Amerika, Palasterina M'Coy, Palaeodiscus Salter, Palaeo-
coma Salter aus dem oberen Silur von England, Saiteraster, Palaeo-
stella Stürtz aus dem Devon von Bundenbach u. A. grosse Randplatten,
die meist in zwei Reihen angeordnet sind, während den Gattungen
Palaecoma Salter (Ob. Silur), Palasteriscus , Loriolaster, Chei-
ropleraster Stürtz aus dem Devon von Bundenbach solche Rand-
platten fehlen.
2. Ordnung. Euasteriae. Bronn.
der Mitte der
Madreporen-
Ambulacralplatten dachförmig geneigt, in
Ambulacralfurchen direkt zusamm enstossend.
a e platte auf der Dorsalseite.
Auch die Euasteriae werden nach dein Vorhanden-
sein oder Fehlen von Randplattenreihen in die zwei
Gruppen der Phancrozonia und Cryptozonia eingetheilt.
Beide beginnen schon in paläozoischen Ablagerungen.
Fig. 339.
Qonituttr impreftae
Oui'tiM Aus dem
weissen Jura und
von Keichenbach im
Thüle. a obere,
b untere Kaudplattcu
in mit Grosse,
<• Raiid|ilutte mit V
l'ediccllurien (nach
Quensted t).
A. Phanerozonia. Sladen.
Arme mit ventralen und dorsalen Randplatten.
Der kleine fünfarmige Xenaster Simonowitech aus
devonischem Spiriferensandstein des Rheingebietes dürfte
der älteste bekannte Vertreter dieser formenreichen Gruppe
sein. Auch Astropecten Linck (Fig. 335) mit fünf langen,
abgeplatteten Armen, vierseitigen Adambulacralplatten und
zwei Reihen grosser Randplatten kommt nach Stürtz
schon im Devon von Bundenbach vor. Eine Anzahl fos-
siler Arten dieser noch jetzt verbreiteten GattUDg sind vom Lias an bis ins
jüngste Tertiär beschrieben.
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Asteroiden. Euasteriae.
173
Im Muschelkalk findet sich Trichasteropsis Eck mit verhältniss-
mässig schwachen Ranilplatten.
Goniaster Ag. (Pentagonaster Linck) (Fig. 339, 340) hat kurze, kaum
über die Scheibe vorragende Arme
und zahlreiche kleine, intermediäre
Ausfüllungsplättchen auf der Ven-
tral- und Dorsalseite. Jura bis
Jetztzeit.
B
mi-
Fig. 340.
Goniaster Parkinsoni Forbcs. Lower Chalk. Sussex. A Von der Unterseite, B von der
Seite (nach Forbei).
Leptaster Lor. und Luidia Forbes kommen im Jura vor, und auch
vom lebenden Pentaceros Linck (Oreaster M. T.) mit grossen, höckerigen
Plattenreihen auf der Dorsalseite (Fig. 141) finden sich in Jura, Kreide und
Tertiär fossile Arten.
Fig. 342.
Sphaerltc* »culatut (Joidf. Ob. Jura.
Sontheim^Wurttemberg).
Fig. 341.
n Fentacero* jum»Mic\u Zitt. Aus dem lithographischen Schiefer
(ob. Jura) von Bentfeld bei Ingolstadt ('/» nat. Grösse).
6 P. thoraci/er <5ein. Randplatte aus dem Pläner von Plauen
c P. privutevwt Zltt. Aus dem ob. Jura von Streitberg.
Flg. 343.
a Sphaerik* tabulntaa Ooldf.
b SphoertUi punetotug «ioidf.
Ob. Jura. Streitberg. Franken.
Im oberen Jura von Württemberg, der Schweiz etc. finden sich nicht
selten isolirte sechsseitige Platten von verschiedener Dicke und Grösse
(Sphaerites), wovon einige starke conische Stacheln tragen (Fig. 342),
während andere glatt oder mit mehreren Grübchen versehen sind (Fig. 343).
Die zoologische Stellung dieser Platten ist bis jetzt nicht mit Sicherheit
ermittelt.
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174
Echinodertnata. Echinozoa.
B. Cryptozonia. Sladen.
Arme ohne oder nur mit ventralen Randplatten.
Von den paläozoischen Repräsentanten dieser Gruppe schliessen sich
die Gattungen Lepidaster Forbes (Silur) und Roemeraster Stürtz (Devon)
an die lebende Gattung Linckia, Echinasterella Stürtz (Devon) an die
Echinasteridae , Medusaster Stürtz aus Bundenbach an Asterias Lin.,
Protasteracanthion Stürtz von Bundenbach an Brisinga an.
Vom vielarmigen Solaster Forbes ist eine fossile Art aus dem Gross-
oolith von England, von Rhopia Gray eine Species aus dem Neocom be-
kannt. Tropidaster Forbes findet sich im mittleren Lias.
C. Echinozoa.
Armlose, ungestielte Echinodermen von kugeliger,
eiförmiger, scheibenförmiger oder walzenförmiger Ge-
stalt; die Weichtheile von einem getäfelten Hautskelet
oder einer lederartigen Haut mit eingestreuten Kalk-
körperchen umgeben.
Hierher die zwei ( lassen der Echinoidea (Seeigel) und Holothurioidea
(Seewalzen).
• 1. Classe. Echinoidea. Seeigel.1)
Kugelige, scheibenförmige oder ovale Echinodermen,
deren Einge weide von einer soliden, getäfelten, mit beweg-
lichen Stacheln bedeckten Schale umschlossen sind. Mund
auf der Unterseite. After im Scheitel oder zwischen Scheitel
und Mund. Die fünf Ambulacra durch Porenreihen be-
grenzt.
Die Schale (Corona) der Seeigel besteht aus Kalk täf eichen, wTelche
durch Sutur verbunden und zu einer meist unbeweglichen, seltener
schwach verschiel »baren Kapsel zusammengefügt sind. Diese Kapsel
ist von zwei grösseren OefTnungen durchbohrt, wovon die eine, der
Mund (peristoma), stets auf der Unterseite und zwar bald central,
•
') Loten, Sven., Etudes sur les Echinoidees. Svenska Vetensk. Handl. 1874.
Bd. XI. on Pourtalesia ibid. 1883. Bd. XIX. — Agassiz; AI, Revision of the
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Terr. cret. Echinides irreguliers. 1856—1857. vol. VI. - Cotteau, Q., Paleonto-
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Cotteau, Peron et Gauthier, Echinides fossiles de l'Algerie. Paris 1876—91. —
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III. 1868—75. — Dames, W., Die Ecbiniden der vicentinischen und veronesischen
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regulären Ecbiniden der norddeutschen Kreide. Abh. zur geol. Spec.-Karte von
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des nord- und mitteldeutschen Olijrocän. ibid. 188Ü. — Duncan, P. M., and
Sladen, l'ercy, Monograph of fossil Echinoidea of Western Sind. Palaeont. Indica.
Ser. XIV. ]882— 81. — Duncan, P. M., A Revision of the genera and great groups
of the Echinoidea. Journ. Linn. Soc. London Zoology. vol. XXIII. 1889.
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Echinoidea.
175
bald excentrisch gelegen ist, während die zweite, der After (Periproct),
entweder dem Mund gegenüber im Scheitel oder in der Mittelebene
der Hinterhälfte an einer beliebigen Stelle ausmündet. Vom Mund
beginnt ein dicker Darmcanal, welcher in drei Abschnitte, Speiseröhre,
Magen und Enddarm zerfällt und nach mehreren Windungen in der
Afieröffnung endigt. Der Darmcanal wird durch Muskeln an der Innen-
seite der Schale befestigt.
Der Scheitel (Apex) ist in der Regel aus. einem Kranz von zehn
Tafelchen zusammengesetzt und enthält stets eine poröse, zur Speisung
des Ambulacralsystems bestimmte M ad reporen platte. Von dieser
wird das Wasser durch den »Steincanal« nach dem Centralgefäss
des? Ambulacralsystems geführt, welches innerhalb der Schale ringförmig
den Mund (resp. die Speiseröhre) umgibt und fünf radiäre Wassergefässe
nach dem Scheitel aussendet: Das Wassergefässsystem ist im Wesent-
lichen wie bei den Asterozoen beschaffen. Das Ringgefäss erweitert
sich in den fünf Interambulacralräumen zu schwellbaren Poli'schen
Blasen, welche als Wasserreservoir dienen, und die fünf Radialstränge
senden in regelmässigen Abständen Seitenäste aus, von denen kleinere
Ampullen nach innen und schlauchartige Fortsätze nach aussen aus-
der Asterozoen innerhalb und nicht ausserhalb der Schale liegt, so
müssen die nach aussen gerichteten Schläuche (Ambulacralfüsschen,
Tentakeln) die Schale durchbohren. Meistens gabelt sich der die
Schale durchbohrende Schlauch in zwei Aeste, die sich aussen wieder
vereinigen, so dass jedem Saugfüsschen oder Tentakel ein Porenpaar
entspricht. Durch die Ambulacralstränge erhält somit die Schule fünf
vom Mund zum Scheitel verlaufende Felder, die seitlich durch Poren-
zonen (Fühlergänge) begrenzt sind.
Diese Ambulacralf eider oder Ambulacra bestehen bei allen
lebenden und den meisten fossilen Seeigeln aus zwei alternirenden,
durch Zickzacknähte verbundenen Reihen von Täfelchen, und ebenso
*ind die fünf Interambulacra durch zwei Täf eichenreihen ausgefüllt.
Die normale Zahl von 20 oder besser 2 X 10 meridionalen Täfelchen-
reihen wird nur bei den paläozoischen Palechinoideen, bei Tiarechinus
und der cretaeeischen Gattung Tetracidaris übertreffen und von Bothrio-
cidaris nicht vollständig erreicht. Sämmtliche, zuweilen auch nur die
auf der Unterseite austretenden schwellbaren Ambulacralfüsschen fun-
giren als Locomotionsorgane, indem sie sich am Boden festsaugen und
den Körper nachschleppen; bei vielen Seeigeln mit blattförmigen Am
bulacren modificiren sich die Saugfüsschen zu gefiederten Tentakeln
und dienen zur Respiration. Zuweilen treten auch in den Mundecken
buschige Mundkiemen hervor, die vom Wassergefäss versorgt werden.
Unter dem ambulacralen Centrairing befindet sich ein netzförmiges
Blutgefässgeflecht, von welchem fünf radiale Aeste in der Rich-
tung der fünf Ambulacralstränge, sowie zwei dem Darm folgende Ge-
fässe ausgehen. Der centrale Nervenring mit seinen fünf, die Am-
bulacralgefässe begleitenden Radialsträngen liegt zu unterst.
Unter dem Scheitel befinden sich in den Interambulacralfeldern
die fünf (zuweilen auch vier oder zwei) grossen Genitaldrüsen.
Sämmtliche Täf eichen (assulae, plaques coronales) einer Ambu-
lacral- oder Interarnbulacralreilie stossen mit parallelen Nähten aneinander
170
Echinodermata. Echinozoa.
und sind durch Zickzacknähte mit den Täfelchen der Nachbarreihe ver-
bunden. Die Zahl der Täfelchen stimmt in allen ambulacralen, sowie
in allen interambulacralon Reihen überein, dagegen sind die porenlosen
Täfelchen der IA in Grösse, Form und Zahl ganz unabhängig von
den Porentäfelchen der A. Bei den Oidariden enthalten z. B. die sehr
schmalen Ambulacralreihen je 50 — 60 winzige Täfelchen, die breiten
IA nur je 4 — 5 grosse Platten. Die Poren zonen, welche die A seitlich
begrenzen, bestehen entweder aus gleichen, runden, oder aus zwei un-
gleichen Poren, wovon eine rund, die andere quer verlängert ist. Sind
zwei Poren durch eine Furche verbunden, so heissen sie gejocht. Die
Ambulacra sind entweder einfach (Ambulacrum simplex oder per-
fectum) und verlaufen bandförmig und ununterbrochen vom Scheitel
zum Mund, oder sie sind blattförmig, petaloid (Ambulacrum
circumscriptum), wenn die Porenzonen vom Scheitel anfänglich diver-
giren, sich auf der Oberseite der Schale aber wieder gegen einander
neigen und auf diese Weise blattförmige Felder {P et al od ion) um den
Scheitel bilden. Zuweilen berühren sich die convergirenden Enden
der Petalodien in der Mitte und schliessen dieselben ab, meist
jedoch bleiben sie mehr oder weniger weit entfernt und nach unten
geöffnet. Sind die Petalodien stark verlängert, unten offen und seitlich
von ungekochten Porenpaaren begrenzt, so heissen die Ambulacra sub-
petaloid. Am Ende der Petalodien hören die Poren selten vollständig
auf (Clypeaster), sondern lassen sich meist noch bi» zum Mund verfolgen,
allein die Porenzonen werden entweder einreihig, oder winzig klein und
differiron in Zahl und Anordnung auffällig von denen der Petalodien.
Zuweilen verschwinden die Poren am Ende der Petalodien auf der
Oberseite ganz und beginnen erst wieder in der Nähe des Mundes.
Meist veräudern auch die Täfelchen der petaloiden Ambulacra unter-
halb der Petalodien ihre Grösse und Form, so dass die Ambulacren aus
zwei ungleichen Theilen zusammengesetzt erscheinen. Der von den
Porenstreifen umschlossene Theil der Ambulacra wird Zwischen -
porcnfeld oder Mittelfeld (zone interporifere) genannt.
Bei den regulären Seeigeln, bei welchen der After dem Mund
gegenüber im Scheitel liegt, sind alle A und IA untereinander gleich,
bei den irregulären Formen mit ausserhalb des Seheiteis gelegenem
After, unterscheiden sich häufig das vordere Ambulacrum und das hintere
IA ganz erheblich von den übrigen gleichnamigen Feldern.
Die porentragenden Täfelchen der einfachen Ambulacra haben
häufig alle gleiche Grösse und Form. Zuweilen schalten sich aber
auch kleine, mit Poren versehene Halbtäfelchen, welche die Mitte
der Ambulacra nicht erreichen, zwischen zwei normale Plättchen ein,
und öfters verschmelzen o —10 kleine Täfelchen zu sogenannten
Grossplatten mit 2 — 5 oder mehr Porenpaaren, an welchen die
Nähte der einzelnen Plättchen meist nur am Aussenrand deutlich
sichtbar sind. Alle neuentstehenden Täfelchen schalten sich unter
dem Schcitelschild ein.
Das Scheitel schild (appareil apical, abactinal System) befindet
sich stets auf der gewölbten Oberseite und nimmt dort eine centrale
oder subcentrale Lage ein. Bei den regulären (endoeyclischen) Seeigeln
umschliesst es die AfteröfTnung, bei den irregulären (exoeyclischen)
Formen liegt der After ausserhalb des Scheitels im hinteren Inter-
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EchinoideÄ.
177
ambulaeruin. Das Scheitelschild besteht normal aus zehn alteniireiiden
Täfelchen, wovon die fünf grösseren am oberen Ende der Interambu-
lacra, die fünf kleineren am Ende der Ambulacra stehen. Letztere sind
meist drei- oder fünfseitig und von einer äusserst feinen Oeffnung
durchbohrt. Sie heissen gewöhnlich Augentäfelchen (plagues ocel-
laires), weil irrthümlich angenommen wurde, dass sich am Ende des
Radialnervs ein dem Auge entsprechender Krystallkörper befände.
Nachdem diese Annahme widerlegt, nennt man die Täfelchen Radialia.
Die fünf interradialen, sogenannten Genitaltäfelchen (Eiertäfelchen)
haben am häufigsten irregulär fünf- oder sechsseitige Form und liegen
über den Genitaldrüsen. Sie besitzen in der Regel eine, bei den paläo-
zoischen und einigen jüngeren Seeigeln auch 3 — 5 Poren, die Mündung
des Ausfuhrcanals der Genitaldrüsen. Verkümmern eine oder zwei
Genitaldrüsen, so bleiben die
entsprechenden Täf eichen
des Scheitelschildes un
durchbohrt, ja in manchen
Fällen fehlt das hintere
Genitaltäfelchen gänzlich.
Eines der Genitaltäfelchen,
und zwar bei den Irregulären
stets das im rechten vorderen
hiterradius gelegene, zeich-
net sich durch poröse,
schwammige Beschaffenheit
aus und dient als Siebplatte
(M ad repo reu platte) für
das in den Steinern ml ein-
dringende Wasser. Auch
bei den regulären Seeigeln
befindet sich, wie Loven
scharfsinnig nachgewiesen,
die Madreporenplatte im
vorderen linken Interambu-
lacrum. Es kann darnach
jeder Seeigel orientirt und
io zwei symmetrische Hälf-
ten zerlegt werden, wobei
die Körperaxe durch die Mitte des vorderon unpaaren Amb., des hin-
teren Interamb. und durch Scheitel, Mund und After vorläuft.
Bei den regulären Seeigeln (Fig. 344) alterniren die Genital- und
Radialtäfelchen regelmässig mit einander und umschliessen die centrale
Afterlücke (l'eri proc t), welche bald von einer verschiedenen Anzahl
kleiner, bald von 2 — 3 grösseren Kalktäfelchen bedeckt ist.
Bei den irregulären Seeigeln (Fig. 340) stossen die Schoiteltäfelchen
direct aneinander und bilden bald oin rundliches, compactes, bald
ein etwas in die Länge gezogenes Scheitelschild. Die Madreporenplatte
zeichnet sich häufig durch ansehnliche Grösse aus. Ein zerrissenes
Seheitelschild besitzen die Dysasteriden, bei welchen die beiden hinteren
Amb. nicht im gemeinsamen Centrum zusammenlaufen, sondern durch
einen weiten Zwischenraum von den drei vorderen getrennt bleiben
Zltlel, Orandxüge der Paläontologie. 12
Kiu :W4.
8ulM»ilrlM.*iii)<! r»-Kul«it r .n< ik>1 u von Pnltuchinus (vorgT.),
b von Culari* (nnt. <;row««i, c von Salrnia ivt-w/i, d von
(vergr.). (Vit- Mfeld.-r Mnd mit I V bezeichnet).
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178
Echinodermata. Erhinozoa.
(Fig. 345 a). Der Raum zwischen den 4 vorderen Genitaltäfelchen und
den 2 hinteren Radial (Ocellar)- Täfelchen wird durch überzählige, ein-
geschaltete Plättchen ausgefüllt.
Bei den Clypeastriden und Oonoclypeiden und vielen Echinolam-
piden besteht das Scheitelschild aus 5 winzigen Radialtäfelchen am
Ende der Amb. und einer einzigen grossen, porösen fünfeckigen Oentral-
platte, welche wahrscheinlich aus der Verschmelzung der 5 Genital-
platten entstanden ist und in ihren Ecken meist auch die 5 oder 4
Genitalporen enthält. (Fig. 345 e,f).
In manchen Fällen dient nicht nur eine einzige Genitalplatte zum
« Einlass des Wassers in den Steincanal, sondern es können
auch noch ein oder zwei Nachbartäfelchen poröse Beschaffen-
heit annehmen und als Madreporenplatten fungiren.
6 d
Kijf. 345.
t, c von Hyboclypcu», d von Micratier
SehelteUchll.l lm>Kul»rer Seeigel o von Coltyritt*. b von HoUctypyu, i
(atark vergrossert), e von Conoclypcu*. / von
DasPeristom (Mundlücke, actinal system), häufig auch kurzweg
Mund genannt, liegt stets auf der Unterseite, entweder central oder
excentrisch und alsdann meist nach vorne geriiekt. Die Form der
üeffnuug ist rund, fünfeckig, zehneckig, oval oder zweilippig, ihre
Grösse je nach den Gattungen sehr verschieden. An lebenden Exem-
plaren ist dieselbe theilweise durch eine häutige Membran bedeckt, die
häufig durch kleine bewegliche Täfelehen verstärkt wird, und in welcher
sich die eigentliche Mundötluung befindet.
Zuweilen sind die Ecken des Peristoms mit 5 oder 10 Einschnitten
tum Austritt der Mundkiemen versehen (Glyphostomata). Bei den Cassi-
duliden vertiefen sich die Ambulacra in der Nähe des Peristoms und
besitzen darin grosse, wohlentwickelte Porenstreifen; zwischen diesen
vertieften »Phvllodien« erheben sich lippenfönnige Wülste (bourrelets
buccaux), und beide zusammen bilden einen fünfblättrigen Stern, die
sog. Floscelle um den Mund. Ein quer zweilippiges Peristom ent-
steht dadurch, dass sich der vordere quere Rand einsenkt und der
hintere mit nach vorne convexer Begrenzung erhaben hervortritt.
Viele Seeigel besitzen als Kauapparat ein kräftiges, aus 5 pyrami-
dalen, im Querschnitt dreieckigen, häufig hälftig getheilten Kinnladen
Echinoidea.
179
(maxillae) oder Kiefern bestehendes Gerüst, worin sich 5 mehr oder
weniger verticale, schmale, etwas gebogene, unten zugespitzte »Zähne«
bewegen. Zu diesen Hauptstückeu kommen zuweilen noch einige
andere, zum Zusammenhalten der beweglichen Theile bestimmte Stücke,
welche je nach den Fa-
milien verschiedene Be-
schaffenheit annehmen.
FlfT- m«.
Kieferverürt von P*nmmeehintu mi-
UarO iRocent). a Kiffer, b Zahn,
e Ercftnziingsfftürk, d Kotulae,
t Bugel-stuck, «« Aurieula, am Am-
nulacralfeld, p Peri*tom
mach F. Bertrand).
e— 1
m
i
?
C e « b b
Fl*. 347.
Kleforgerügt von Sphaerrchinu*. A Obere Grundfläche des
Hohlkegels (a Kieferhnlften, 6 Zahn, c I rganzui L^-tücke,
rt radiale Balken [Kotulae], t Büffelutücke [<'ompaas\ Der mit
x bezeichneten Kinnlade fehlen aämmtliche Deckstücke der
Grundfläche; den mit w bezeichneten liepen nur die Eiyan-
zunfrsatücke auf; bei y ist die Sutur zweier Kinnladen durch
einen Balken verdeckt, und bei x befinden «ich über den Bal-
ken noch die Compaaae). B Kine einzelne Kinnlade, von der
Seite; C von aussen In nat. Gr. (Buchstaben wie in Fig. A).
Bei den regulären Seeigeln bezeichnet man das Kiefergerüst als
Laterna Aristotelis (Fig. 346. 347). Es besteht aus 5 aufrechten, aus zwei
Hälften zusammengesetzten Kiefern (Kinnladen) von dreiseitig pyra-
midaler Gestalt (a), deren Spitzen nach unten gewendet sind, und welche
zusammen einen hohlen Kegel bilden. Sie umschliessen den langen,
schmalen, etwas gebogenen Zahn (6), dessen mit Schmelz überzogene
Spitze unten aus x
dem Peristoin
vorragt. Die Kie-
fer legen sich
mit ihren querge-
streiften, ebenen
Aussen Mächen
dicht aneinander
an und bilden
zusammen einen
umgekehrten Ke-
gel. An der obe-
ren breiten Grundfläche des Gerüstes bemerkt man noch die sog. Er-
gänzungsstücke oder Gelenkepiphysen (c), die 5 radialen Balken {d)
(Rotulae, Falces), und über diesen die zur Anheftung von Muskeln
dienenden Bügelstücke oder Compasse (e).
Den irregulären Atelostotnata fehlt das Kiefergebiss gänzlich. Bei
den Gnathostomata ist es entweder ähnlich zusammengesetzt, wie bei
den Reguläres [Discoidea, Conoclypeus) oder es besteht (Clypeastridae)
aus fünf niedrigen, dreieckigen, massiven, aus zwei symmetrischen
Hälften zusammengesetzten Kiefern und fünf schmalen, gebogeneu
Zähnen (Fig. 348). Die Kieferpaare haben in diesem Falle niemals
alle gleiche Grösse (Hetcrognathi).
12»
Fiß. 348.
A Kieferperüst von Cli/peanttr (nach LovetO.
Ctifpta$ter Acquptincu* a Kit) einzelner nun zwei Hälften bestehender
Kiefer von vorn, b eine Kieferhälfte von der Seite.
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180
Echinodermata. Echinozoa.
Existirt ein fester Kauapparat, so ist der Rand des Peristoms stets
mehr oder wenig nach innen gebogen und mit ohrförmigen Fortsätzen
(Auriculae) versehen, welche paarig am Ende der Amb. oder Interamb.
stehen [und entwedor getrennt bleiben oder sich mit ihren oberen
(inneren) Enden vereinigen und so eine Art von Thorbogen bilden
(Fig. 346 au). Diese Auriculae (apophyses myophores) dienen zur Be-
festigung von Muskeln, welche den Kauapparat bewegen. An fossilen
c Seeigeln sind die Kiefer höchst selten erhalten
und äusserlich kaum sichtbar.
Die Afterlücke oder das Poriproct hat
meist rundliche Form und ist an lebenden Exem-
plaren mit einer Membran überzogen, die mit
d kleinen Kalktäfelchen bedeckt ist. In der Mitte
dieser Membran liegt die Afteröffnung (anus).
Bei den regulären Seeigeln {Endocyclica) be-
findet sich die Afterlücke dem Mund gegen-
über innerhalb des Scheitelschildes, bei den
irregulären (Exocyclica) verlässt sie den
Scheitel und liegt entweder in der Medianaxe
des Körpers hinter dem Scheitel, auf der Ober-
seite, oder auf dem Hinterrand oder zwischen
Hinterrand und Peristom. Die Lage der
Afterlücke bildet bei den Exocyclica ein
werth volles systematisches Merkmal.
Warzen. Stacheln. Die Täfelchen
der Seeigel sind fast immer mit warzen-
artigen Erhöhungen oder Körnern bedeckt,
welche bewegliche Stacheln oder Borsten
tragon. Nach der Grösse bezeichnet man
dieselben als Hauptwarzen, Secundärwarzen,
Miliarwarzen und Granulationen. Letztere
(granules) sind einfache kleine halbkugelige
oder irreguläre Körner. Bei den eigent-
lichen Warzen unterscheidet man den halb-
kugeligen Warzen köpf (mamelon), der
bald glatt, bald mit einem centralen Grüb-
chen versehen ist und dann durchbohrt
heisst, sodann den WTarzenhals (Warzen-
kegel), die abgestutzte conische Erhöhung,
auf welcher der Warzenkopf ruht. Beide
sind durch eine ringförmige Einschnürung
von einander geschieden. Der Oberrand des
Warzenhalses (anneau) kann glatt oder strahlig
gekerbt sein. Die grösseren Warzen sind in der Kegel von einem
glatten, etwas vertieften, rundlichen Höfchen (areola) umgeben, das
meist durch einen erhöhten King von Körnchenwarzen {cercle scrobi-
culaire) eingefasst ist.
Die Stacheln (radioles, epines) (Fig. 349) sind bewegliche, durch
elastische Bänder auf den Warzenköpfen befestigte und mit diesen articu-
lirende Anhänge von stab-, keuleu-, Stachel-, spateiförmiger Gestalt, zu-
weilen von bedeutender Grösse, manchmal aber auch entsprechend den
1
Fi*. »V.
HtAch«ln n und b von Cidari», e von
RhabdocidarU, d von Acroctdaris,
e von J'ortuHdariM.
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Ecbinoidea.
Dimensionen der Warzen nur winzige, borstenartige Stäbchen. Sie dienen
dem Köq>er als Stütze und werden bei der Locomotion benutzt. Ihre
vertiefte Gelenkfläche (acetabulum), womit sie auf den Warzen ruhen,
ist von einem glatten oder gekerbten Rand umgeben und dient dem
etwas verdickten Stachelkopf als Basis ; nach obeu wird der Kopf durch
einen vorragenden, glatten oder gekerbten Ring, welcher zur Befesti-
gung von Bändern dient, begrenzt und geht dann in den etwas ein-
geschnürten Stachelhals über, auf welchen der eigentliche meist rauhe,
dornige oder gestreifte Stiel oder Körper des Stachels folgt.
Fasciolen (Semitae) sind glatte, mit feinen Borsten besetzte Streifen,
welche nur bei den Spatangiden vorkommen. Dieselben unterbrechen
die sonstige Sculptur der Oberfläche und umschliessen bald die peta-
loiden Ambulacra, bald den After, bald verschiedene andere Regionen
der Oberfläche.
Die Pedicellarien sind mikroskopisch kleine Greiforgane, die
Sphaeridien winzige, in der Nähe des Mundes befindliche Geschmacks-
organe. Beide sind fossil schwer erhaltungsfällig; doch konnten fossile
Pedicellarien zuweilen nachgewiesen werden.
An Formenreichthum werden die jetzt existirenden Seeigel, deren
es vielleicht 300 Arten gibt, ganz erheblich von den fossilen übertrofTen.
Die Zahl von 2500 Species dürfte für die letzteren kaum zu hoch ge-
griffen sein. Sie unterscheiden sich durch den Mangel an Armen fun-
damental von Pelmatozoen und Asterozoen und wenn auch die Haupt-
orgune (Ambulacralgefftss, Blut- und Nervensystem, Darm) bei Pelma-
tozoen, Asterozoen und Echinoidcn im Wesentlichen homologe Lage und
Ausbildung aufweisen, so bietet das Hautskclet der drei Gruppen
doch nur geringe Anhaltspunkte zum Vergleich. Den Ambulacral-
strängen fehlen bei den Seeigeln die tragenden Armglieder, Wirbel-
scheiben oder Ambulaeralplatten. Sie verlaufen frei auf der Innenseite
der Schale und sind von Ambulacraltäfelchen bedeckt, welche höchstens
mit den Saumplättchen der Pelmatozoen oder den Adarabulacralplatten
der Seesterne verglichen werden könneli. Auf die Homologie des
Scheitelschildes der Seeigel mit der Basis der Pelmatozoen wurde von
Loven und Herb. Carpenter grosses Gewicht gelegt, allein gegen
die phyletische Vcrwerthung der Homologie von Basalia und Genital-
täfeichen, von Radi alia und Ocellartäf eichen und von Centrodorsal platte
mit dem bei jugendlichen Reguläres innerhalb des Periproctes gelegenen
grösseren Täfelchen sind von Neumayr und Semon, welche in diesen
Erscheinungen nur Convergenzbildungen erblicken, gewichtige Be-
denken erhoben worden.
Die Ontogenie der Seeigel weist in ihren frühen Entwickelungs
Stadien mancherlei Uebereinstimmuug mit den Larven von Ophiuren
und Seesternen auf, hat aber sehr wenig mit jener von Pelmatozoen
gemein. Von grossem Interesse sind die Veränderungen, welche das
Hautakelet während seiner Entwiekclung durchmacht; z. B. die Ver-
mehrung der Stachelwarzen, die Veränderungen der Täfelchenzuhl in der
Afterlücke bei gewissen regulären Seeigeln (Echinidae), die allmähliche
Abplattung mancher Scutellinen, die Umwandlung der anfänglich ein-
fachen Ambulacra bei Echinolampidac, die Verlegung der Afterlücke
bei vielen Oassidulideu u. s. w. sind Erscheinungen, welche zum Ver-
gleich mit fossilen Formen auffordern, bei denen jene transitorisehen
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182
Echinoderniata. Fxrhinoidea.
Erscheinungen meistens als dauernde Einrichtungen angetroffen
werden.
Lebensweise. Sämmtliche Seeigel loben im Meer; viele in ganz
seichtem Wasser unmittelbar an der Küste, andere aber auch in den
tiefsten Abgründen des Oceans. Fossile Formen erscheinen als Selten-
heiten schon im Silur, werden im Devon, Carbon und Trias etwas
häufiger, bis sie im Jura, in Kreide und im älteren Tertiär den Höhe-
punkt ihrer Entwicklung erreichen und von da wieder an Mannich-
faltigkeit abnehmen. Die fossilen Schalen zeichnen sich häufig durch
vorzüglichen Erhaltungszustand aus; aber auch Fragmente gestatten
wegen des radiären oder seitlich symmetrischen Baues und der damit
zusammenhängenden Wiederholung isomerer Theile meist eine genaue
systematische Bestimmung. Die Arten besitzen meist eine kurze geo-
logische Lebensdauer und dienen darum häufig als Leitfossilien für
bestimmte Schichten.
Die Echinoideen zerfallen nach der Zahl der meridionalen Täfelchen-
reihen in die zwei Unterklassen der Palechinoidea und der Euechinoidea.
l. Unterklasse. Palechinoidea.
Schale aus mehr, selten aus weniger als 20 Täfelehenreif um zusammen-
gesetzt Pervttom central, Kiefergebiss vorhanden.
Mit Ausnahme von zwei Gattungen (Tiarechiniis) und Tetraeidaris
gehören sämmtliche Gattungen paläozoischen Ablagerungen an.
1. Ordnung. Cystocidarida. Zitt.
Schale kugeli g oder eiförmig. Amb. schmal mit vier Reihen
von Poren täf eichen un d zwei Reihen und urch bohrter Median •
plättchen. IA breit mit zahlreichen, dünnen, etwas unregel-
mässig angeordneten Täfelchen, die mit Warzen und kleinen
Stacheln bedeckt sind. Mund central mit Kiefergebiss. After
interradial in der Nähe des Scheitels. Scheitelschild un-
bekannt. Madreporenplalte (?) ausserhalb des Scheitels.
Die einzige Gattung {Cystoeidaris Zitt, = Echinocystites W . Thoms.)
im oberen Silur von Schottland.
2. Ordnung. Bothriocidarida. Zitt.
Schale kugelig. After im Scheitel, dem Mund gegenüber.
Amb. mit zwei, IA mit einer Täfeichenreihe. Scheitel mit zehn
ab e
Flg. 350.
BothrioadarU Pahleni F. Schmidt. Unt Silur. Kommt«, Kothlaml. o Nut Grosso, b Scheitel, verpr.,
e Mund vergr. (Nach F. Schmidt.)
alternirenden, einfach perforirten Täfelchen , die Radialtäfel-
chen grösser als die Genitaltäf eichen.
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Pulechinoidea. PeriBchoöchinida.
183
Einzige Gattung (Bothriocidaris Eichw., Fig. 350) im unteren Silur
von Esthland.
3. Ordnung. Perischoechinida. M'Coy.
Schale kugelig oder eiförmig. After im Scheitelschild.
Mund central mit Kief ergebiss. I A, zuweilen auch A mit mehr
als zwei Täfeichenreihen.
1. Familie. Lepidocentridae. Loven.
IA täfeichen beweglich verbunden , durch abgeschrägte Ränder übereinander-
greifend. Stachelwarzen klein.
Fig. 351.
Rhenmus Beyr. Abdruck der Inneren Seite der Schale nebst !
von Wipperfürth, nat. Orössc (nach Job. Müller), b—d Lepidocentru» Mülleri Schultz«.
Itevonkalk. Gerolstein Kifel. (b Ambulacmlfeld, vergr., c mehrere lnterambulacralplatten von aus
nac Grosse, d zwei wolirte Interainliulacralplatten mit abgeschrägten Kanten, nat. Grösse.)
Lepidocentrus Job. Müll. (Fig. 351). IA mit 5 oder mehr grossen
beweglichen Täfeichenreihen. A mit 2 Reihen niedriger alternirender Plätt-
chen. Devon.
Pholidocidaris M. u. W. , Perischodomus M'Coy., Rhoechinus
Keeping. Kohlenkalk.
2. Familie. Melonitidae. Zitt.
IA mit 5—7, A mit 2—6 «
durch Sutur verbundenen Tafel-
chenreihen. Stachelwarzen win-
Zfj. Von den alternirenden
Scheiteltäfelchen sind die grösse-
ren Genital plättchen stets mit
mehreren (Jeff nun gen, die kleine-
ren Radial platten zuweilen mehr-
' ich durchbohrt.
Palaechinus Scouler
(Fig. 352). Schale kugelig
A schmal mit zwei Reihen
niedriger Porentäfelchen. IA
mit 4 — 7 Tafelchenreihen,
tienitaltäfelchen mit drei,
UeellarUifelchen mit zwei Po-
ren. Ober-Silur und Carbon von England und Nord-Amerika.
Flg. 352.
Palaichinu* elegant M'Coy. Kohlenkalk. Irland
plar In nat Grosse, 6 Scheitelschild
(nach Baily).
a Exem-
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184 Kchincxlermata. Echinoidea.
Melonites Norwood und Owen (Fig. 353). Schale gross, elliptisch-
eiförmig. A etwas vertieft, breit, mit 6 oder 12 Reihen kleiner Poren-
tafelchen. IA breit mit 7—8 Tafelreihen, welche sich gegen den Scheitel auf
Melimitu mnltipora Norw. Kohlonkalk. 8t. Ix>ul*L Mimouri. a Exemplar V» nat (irtwae, b Scheitel
vergrößert (nach Meck und Wurthen).
4 oder 2 Reihen reduziren. Stachelwarzen winzig. Kohlenkalk von Nord-
Amerika, Moskau, Derbvshire und Dep. Allier.
Oligoporus, Lepidesthes M. u. W. Carbon. Nord-Amerika.
3. Familie. Archaeocidaridae. M'Coy.
I A mit 4 — 8 A, mit zwei Taf eichenreihen. Die 1A platten mit je einer
grossen Stachelwarze. Stacheln kräftig. Devon, Carbon und untere Kreide.
Fic. :t54.
Archm ticidarit H'orihcni Hall. Kohlenkalk. Kiirliiigton. Iowa. (Nach Hai 1.» a Schalen fragment von
der ritturwlte mit Klefergebliw, nat. (Jrosne. b Hin Interambulacraltafclchen von otien und von der
Seite, c Anibulacralfeld, vergrößert. </ Ein Stachel, nat. Grösse.
Archaeocidaris M'Coy {Palaeocidaris Desor) (Fig. 354). 14 platten in
4—8 Reihen, sechsseitig, etwas verschiebbar und übergreifend, mit starken
Primärwarzen, die von einem Höfchen und Körnelring umgeben sind.
Stacheln lang, cylindrisch, mit Dornen besetzt. Kohlenkalk von Belgien,
Irland, Russland, Nord-Amerika.
Xenoc trfar is Schultze. Nur keulenförmige Stacheln bekannt. Devon. Eifel.
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Euechinoidea. Reguläres.
185
Lepidocidaris M. W., Lepidechinus Hall. Carbon. Nord-Amerika.
Tetracidaris Cotteau (Fig. 356). IA mit 4 Tafelchenreihen. Nieder-
»eite von zwei Porenpaaren eingefasst. Unt. Kreide (Barremien), Castellane,
Basses Alpes. a 6
Flg. 355.
TttracidarU Rryneti Cotteau. Aus dem Neoeoinlen von Verjron» l>ei Castellane. Baxses Alpe»,
a Exemplar,1/) itiii U rosse, b Flu Stück vom Ainbulacralfeld, vurgrotwert. (Nach Cotteau.)
4. Familie. Tiarechinidae. Zitt.
IA mit 3, A mit zwei Täfeichenreihen. Die I Atäf eichen auf der Unter-
seite mit einer grossen Stachelwarze , auf der a
Oberseite der Schale mit zahlreichen Körnchen-
warzen. Scheitelschild ungewöhnlich ausgedehnt,
mit sehr grossen Genital- und kleineren, in die
Ecken der ersteren eingeschalteten Radialtäjdclien.
Die einzige, winzig kleine Gattung Tiar-
echinus Neumayr (Fig. 356) aus der Trias von
St Cassian besitzt in den IA nur 4 Täfel-
chen, wovon eines den Peristomrand bildet,
während die drei anderen, stark verlängerten
neben einander liegen, durch verticale Suturen
getrennt sind und das ganze übrige IA ausfüllen.
Trias.
Fl*. 356.
Tiartchinu* prineep« Lutihe.
St. ftmton, Tyrol.
u Von unten, 6 von der Seite, stark
vergrossert mich Lov&n).
II. Unterklasse. Euechinoidea. Bronn.
Seeigel mit 10 ambulacralen und 10 inleramlmlacralm Täfehhen-
reilten.
1. Ordnung Reguläres. l>esor.
[Endocyclica Wright.)
Reguläre, f ünf strahlige Seeigel mit je 5 unter sich gleichen
A und IA. Mund central mit Kiefergebiss (Laterna A ristotelis),
After innerhalb des Scheitelschildes. Alle 5 G enitaltäf eichen
einfach durchbohrt
A. Unterordnung. Holostomata.
Peristom gross, rundlich, ohne Einschnitte, mit regelmässig in Reihen an-
geordneten TäJ eichen bedeckt, welche die Fortsetzung der A und IA bilden; die
Täjelchen der Amb. reihen mit Poren. Auriculae am Ende der I Ajelder.
1. Familie. Cidaridae. Wright.
A schmal, bandjörmig, mit zahlreichen kleinen, niedrigen, einjachen Poren
täf eichen. I A sehr breit mit zwei Reihen von grossen, mit starken Stachelwarzen
186
KHiino.lermata Echinoidea.
besetzten Tafeln. Mundkiemen innerlich. Stacheln sehr kräftig. Carbon bis Jetzt-
zeit. Hauptverbreitung in Jura und Kreide.
Cidaris Klein (Fig. 357— .".f.'.M. A schmal, etwas wellig gebogen; jedes
Täfelehen mit einem Paar ungekochter Poren. Stacheln kräftig, stabförrnig,
„ cylindrisch, keu-
len . eiehel- oder
spindelförmig,
meist mit Kör-
nern oder Dor-
nen besetzt, die
in Iüngsreihen
angeordnet sind.
Mehr als 20O Ar-
ten , davon die
:iltesten(.Eoei'(Ja-
ris Desor) selten
im Carbon, Zech-
stein und TraLS.
Hauptverbreit-
ung in Jura und
Kreide; selten in
Tertiär- und Jetzt-
zeit.
Rhabdocida
ris Desor (Fig
3<;0. 361). Wie
Cidaris, jedoch
Poren gejocht,
Stacheln lang,
stabförrnig, dor-
nig. Hauptver-
breitung in Jura
und Kreide ; sel-
ansehuliche Grösse.
V\ft. vn.
OUtarU cnrtmata Goldf. Aua den weltten Juni yi von Hossinjnm, Württem
bsqr. Exemplar mit vollsum.lii: f'rhnh<-ii<iii St-hrlti-lm-hiM, von ohi-n . fc von
S. e Stuck eine» Af., Mark verKrrwaert. d Thellwclm; reataurirte Ansicht
mit Stacheln.
.U-r Seite.
ten tertiär und lebend. Einzelne Arten erreichen
Grösse. R. nobilis Mimst, R. prineeps Goldf.
Ci.lnriß tribuloi.U»
rlutom mit TlUVlohen
»MiifckuiiK. \crurii>M-it
Kig.
Stacheln « von ('iitarii
atata Ar . 6 von Cütarii
dortnta Hrauu. Triae
St Cnwlan. Tyr<
e von Cidnri$ ßori-
grmmaVhW. CorwlraK
Wilt*hin>
Leiocidaris Desor (Kreide, Tertiär, Reoent), Temnocidaris Cotteau
(Ob. Kreide), Ortho/; idaris Cotteau (Unt. Kreide), l'orocidaris Desor
(Fig. 3*52), (Tertiär, Ilecent), Phyllacanthus Brandt, Dorocißa'ris , Ste-
phanocidaris Ag., Goniocidaris Desor (Recent), Volycidaris Queust,
D iploc idaris Desor (üb. Jura).
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Eoechinoidea. Reguläres Glyphoetomata
187
2. Familie. Echinothuridae.
Flg. 362.
Porocidnri* Schmieden Ooldf. IiiUt-
aniotilacraltilfHehen und Stachel aus
NumnniliU'iikalk vom Mokkatam bei
<*airo.
Täf eichen der A und I A dünn, schuppenartig übereinander 'greij rend und etwas
beweglich. A breit, mit einfachen oder zusammengesetzten PorentäJ eichen und wie
die IA mit kleinen Warzen bedeckt. Stacheln dünn, kurz, stab förmig. Mund-
kiemen theils innerlich, theik äusserlich.
Von den zwei fossilen Gattungen
Pelanechinus Keeping (Dogger)
und Echinothuria Woodw. (Ob.
Kreide) sind nur wenige, unvollstän
dige Exemplare bekannt. Die leben-
den Genera Asthenosoma Grube
(Calveria Wyv Thomson), Phormo
soma Wyv. Thomson leben in grosser
Tiefe.
B. Unterordnung.
Glyphostomata. Pomel
A schmäler oder ebenso breit als
I A. Amb.-Täj eichen ein/ach oder zu-
sammengesetzt, häufig mit mehreren
Porenpaaren. Peristom mit 10 Ein-
schnitten für äusserliche Mundkiemen,
entweder mit häutiger Membran oder
mit umlurchhohrten Schüppchen bedeckt.
Auriculae am Ende der A f eider.
Von der sehr grossen Anzahl der
hierher gehörigen fossilen und recen-
ten Gattungen sind in Folgendem nur
die wichtigsten angeführt.
1. Familie. Salenidae. Desor.
A schmal oder mässig breit, meist
aus kleinen, einfachen Täjelchen zu-
sammengesetzt, 1 A breit, mit zicei
Heilten grosser I*rimärwarzen. Scheitel-
schild gross, innerhalb des Kranzes von
Genital- und Radialtäj eichen mit ein,
zwei oder mehr überzähligen Platten,
welche die Afteröffnung etwas aus dem
Centrum des Periproctcs drängen. Pe
ristcm rundlich, mit schwachen Ein-
schnitten, von undurchbohrten Kalk-
Schüppchen bedeckt, um die Mundöffnuttg
10 perforirte Burcal täf eichen. Mund-
^ ^^^^ t i n^y^t^p* f J ^^^^ •
Die Saleniden sind bezüglich ihres
Scheitelschildes persistente Jugend
formen, da sämmtliche reguläre Seeigel ursprünglich eine grosse Ccntral-
J latte innerhalb des Scheitels besitzen, die nach und nach resorbirt wird,
ura bis Jetztzeit.
Peltastes Ag. (Fig. lU4d). Sch. klein, rundlich A sehr schmal, wellig
gebogen JA breit. Scheitelschild sehr gross, verziert, mit einer einzigen
Centralplatte vor dem After. Madreporenplatte mit Spaltöffnung. Ob. Jura,
Kreide und Recent
¥\k 360
Khnliiliici'Uirh d'Orhigniiaun Oesor
Aus dt'in otn»rst<«u wi'iwuMt .Iura von
Kclhci m- Winzer. IIa vom.
a Hchalt'tifraKTin'nt in nat. («rosse.
6 Ainbulai-rultaMehen, vi>r»rr.
Stachel von
Hhttbdiicidiirir
hnrridn
Merten. Atw
d- iu I>okk«t.
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188
Echinotlermata. Echinoidea.
Sälen ia Gray (Fig. 303). Wie Peltastes, aber Afteröffnung durch die
grosse Centralplatte den Scheitel» nach rechte gerückt. Kreide, Miocän,
o und Recent.
Oon iophorus Ag., Heterosalenia
Cotteau (Kreide).
Acrosalenia Ag. (Fig. 364) A massig
breit, mit zwei Reinen kleiner Warzen ;
die A täfeichen in der Nähe des Schei-
tels zusammengesetzt. IA mit zwei
Reihen grosser Primärwarzen. Scheitel
mit 1 — 4 eingeschalteten Täf eichen vor
dem After. Stacheln stabförmig, dünn,
glatt. Zahlreiche Arten in Lias, Jura
und Kreide.
Fig. 363.
Sntena »m/iffmi Ort-y WefaM Kleide Clnm-nt«-.
(Xai-h Cotteau ) a KxiMnplur in hat. • irn^M- von
der Beite und von oben, b Bebel tolscbüd v»-rgr.
2. Familie. Diadematidae. Wright
A meist schmäler als] IA, meist aus
zusammengesetzten Tafeln mit mehreren
Porenpaaren bestehend. Porenpaare der A eine einfache Zone jederseits bildend,
nur in der Nähe des Mundes und Scheitels zuweilen in Doppelreihen. Mund-
membran mit kleinen Plättchen bedeckt.
tung in Jura, Kreide und Tertiär.
Zechstein bis Jetztzeit. Ilauptverbrei-
Flg, 364
Arrotalcnüi hrmicidaroiilc* Wright Dogger, Slnnton,
(Nach Th. Wrlgbt).
Wiltshiiv. Nut. (ir.
Flg. 365.
Hrmicidari* ermulari*
\j\m. ip. Condrag
i'hMtcl (V»n*«dre. Yonne
Net. Ortete.
Hernie idaris Ag. (Fig. 365). A etwas gebogen, viel schmäler als IA,
auf der Unterseite mit zwei Reihen Stachelwarzen, die auf der Oberseite in
a 6 c d
Fig. 366.
j.T«w</4irM w»i7r* Au oi.. .iura. st. suijiice bei Locle, KeueheteL o Von oben, b tun unton.
C Steche! ijiat. Grteao). d Divl umliulacralc UrOMpletten i.virgrftwort).
Körnchenwarzen übergehen. IA mit zwei Reihen grosser, gekerbter und
durchbohrter Warzen. Stacheln sehr, gross, cylindriseh oder keulenförmig,
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Euechinoidea. Reguläres. Glyphostomata.
189
längsgestreift. Häufig im oberen Jura uud in der unteren Kreide, erlischt
im Eocän.
Hypodiadema Ag. Wie vorige, jedoch klein; die A gerade und die
Warzen auf der Oberseite nicht kleiner werdend. Zechstein und Trias.
Pseudocidaris Et. (Ob. Jura, unt. Kreide).
Acrocidaris Ag. (Fig. 366). Porenstreifen einfach, wellig gebogen,
am Peri8tom verdoppelt. A schmäler als IA, beide mit zwei Reihen starker,
Ekerbter oder perforirter Primärwarzen. Stacheln kräftig,
ntig. Jura und untere Kreide.
Goniopygus Ag. Kreide. Eocän.
G lyptieus Ag. (Fig. 367). A schmal, mit zwei Warzen-
reihen. IA mit irregulär zerrissenen Warzen. Im Ob.
Jura häufig. rt
Pseudodia-
dema Desor (Fig.
:u>\ Klein oder
rnittelgroBB, A we-
nig schmäler als
/ A . beide mit zwei
Reihen gekerbter
und perforirter
Primärwarzen. Po-
renstreifen am Pe-
ristom verdoppelt,
in der Nähe des
Scheitels einfach
oder verdoppelt
(D iplo podia
M Coy). Sehr ver- aiyptinu wr. ,.••>/,,/> «-
br8Het in Jura tllld Uoldf. Coralra»'. vTerrain
Kreide, selten ter-
tiär.
Diadema Schynv. (Recent), Microdiadema Cotteau (Lias), Diadem-
opsis Desor (Liasj, Magnosia Mich. (Jura, Kreide), Cottaldia Desor
(Kreide, Tertiär, Recent).
Heterodindema Cotteau. Wie Pseudodiadema, aber Scheitelschild sehr
ausgedehnt, stark in das hintere JA verlängert. Kreide. H. libycum Cott.
Kl« 367
Fig. :m.
PKvdiHlitulriun neglectum Thurm. Au« dem Bcr-
ner Juni « Von der Seite, 6 von unten, natürl.
lircVuse. f Ainlnilnrnilfe]«!, vergrößert, d Staphel
nntürl. (irox.se.
Flg. Sfi9.
CndififHt* ilttma iKfim np. Mittlen» Kreide. (Tourtin.) Toumay. Helj-ien. a und 6 Exemplar in nat.
«roaiw von der Seite und von unten, c Seheitelwhild vergr« >*svt\.
Hemipedina Wright. Wie Diplopodia, alter Stachelwarzen nicht ge-
kerbt. Scheitelschild ausgedehnt. Jura, Kreide und Recent.
Codi opsis Ag. (Fig. 369). A und IA nur auf der Unterseite mit
Stachel warzen, auf der Oberseite mit Kömchen. Kreide.
Orthopsis Cotteau (Kreide), Codechinus Desor (Kreide).
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190 Echinoderniata. Echinoidea.
Cyphosoma Ag. (Fig. 370). Rund, niedrig. Ambulacraltäfelchen mit
3 — 7 bogenförmig geordneten Porenpaaren, die in der Nähe des Scheitels
und Mundes in Doppelreihen stehen. IA etwas breiter als A und wie diese
mit zwei Reihen von undurchbohrten und ungekerbten Stachel warzen. Jura
und Kreide von Eu-
ropa. Eocän (Klein-
asien).
Micropsis Cot-
teau. Kreide und
Eocän.
Arbacia Gray
(Recent).
Coelopleurus Ag.
(Fig. 371). IA nur
auf der Unterseite
mit ungekerbten und
undurchbohrten
Stachelwarzen , auf
der Oberseite in der
Nähe des Scheitels
glatt. Eocän, Miocän
und lebend.
Glyphocyphus Hahne. Klein, niedrig. Scheitelschild gross. A schmal,
gerade, mit zwei Reihen gekerbter und perforirter Hauptwarzen und zahl-
reichen Körnchenwarzen. IA breit, die zwei Hauptwarzenreiben etwas stärker
als in den A. Quersuturen der Täfelchen vertieft. Kreide. Eocän.
Temnopleurus Ag. (Tertiär, Recent), Dictyopleurus Duncan und Sladen
(Eocän), Temnechinus Forbes (Miocän, Pliocän, Recent). Salmacis Ag.
(Eocän, Pliocän, Recent).
3. Familie. Echinidae. Wright.
A ebenso breit als IA. Porenstreifen der A breit, aus 2, 3 oder mehr
Doppelreihen von Poren bestellend. A tajeln zusammengesetzte Grossplatten. Mund-
membran häutig oder mit winzigen Kalkschüppchen.
u) Oligopori. Drei Porenpaare auf jedem Ambulacraltäfelchen.
Pedina Ag. A schmal. Warzen klein, durchbohrt, ungekorbt. Jura,
M icropedina Cotteau (Kreide), Pseudopedina Cott (Dogger), Astro-
pyga Gray (Recent) etc. a
fHoMCdklMM linratu* GokU. np. Coming. Sontheim, Württemberg, a Kxemi>lnr von der Solu-
b MuiMln-nion, nnturl. Gröiwo.
Stomechinus Desor (Fig. 372). A schmäler als IA, beide mit zahl-
reichen Reihen von ungekerbten und undurchbohrten Stachelwarzen von
gleicher Grösse bedeckt. Jura und uut. Kreide.
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Euechinoidea. Irreguläres. Gnathostoraata
191
Flg. 373.
ulocentrotu* Droebachtn-
ambulaerale Gross-
V\ff 374.
Stomopnewtr» variolari*. Anihu-
larrak' (Jrossplatte aus 13 l'rimär-
tAfelrhen zusammengesetzt..
Leiopedina Cott. {Chrysomelon Laube). Melonenförmig. A schmal,
mit zwei Reihen von kleinen Warzen. 1A breit, mit 2 Warzenreihen von
gleicher Stärke wie in den A, dazwischen zahlreiche Körnchenwarzen. Eocän.
Echinus Desor, Psammechinus Ag. (Tertiär, Recent), Stirechinus
Desor (Pliocän), Glyptechinus Loriol (Unt. Kreide), etc.
ß) Polypori. Mehr als drei Porenpaare auf jedem Ambulacral-
täfeichen.
Sphaer echinus Desor. Warzen in A und IA gleich gross, in zahl-
reichen Reihen. Pliocän und Recent.
Strongylocentrotus Brandt (Fig. 373). Doppelporen in Bogen um die
Amb.- Warzen. Warzen un- rr,~v ^
gleich gross, Haupt- und t iÖ
Secundärreihen bildend.
Pliocän. Recent.
Stomopneustes Ag.
(Heliocidaris Desor) (Fig.
374) Doppelporen in drei
Reihen. Miocän. Recent.
Phymechinus Desor platte
(Ob. Jura), ausserdem zahlreiche recente Genera, wie Echinometra Ron-
delet, Acrocladia Ag., Podophora Ag. etc.
2. Ordnung. Irreguläres. Desor.
(Exocyclica Wright.)
Seitlich symmetrische Seeigel von sehr verschiedener Ge-
stalt mit excentrischem After. Mund central oder etwas vor
der Mitte.
Nach der Anwesenheit oder dem Fehlen eines Kiefergebisses werden
die zwei Unterordnungen der Qnathostomata und Atelostomata unter-
schieden.
A. Unterordnung. Gnathostomata. Loriol.
Kiefergebiss und Auriculae vorhanden. Mund und Scheitel central. Amb.
ein/ach oder blattförmig, alle gleich.
1. Familie. Bchinoconidae. d'Orb.
Amb. einfach, bandförmig, vom Scheitel bis zum Mund reichend, schmäler
als die I A, aus kleinen, einfachen Porentäf eichen und eingeschalteten Halbtäfelchen
zusammengesetzt. Scheitel schild compact aus fünf Genital- und fünf Radial-
täf eichen bestehend, das hintere Genitaltäf eichen meist umlurchbohrt , zuweilen
fehlend. Peristom innen mit einem Auricularring. Die Auriculae kurz, am Ende
der Amb. stehetid, durch interradiale Platten verbunden. Kiefergerüst umgekehrt
conisch, die Kieferhälften ausgehöhlt, alle von gleicher Grösse und Form. Stachel-
tearzen klein. Jura und Kreide. Sämmtliehe Gattungen ausgestorben.
n n ml * HoUctypu* orificii! >t< Schloth.
dt Unterseite von //.
Fig. 375.
Weisser .Iura. Btreltberg, Franken, c ScheltelschUd und
Leske sp. Aus dem Hogger (nach Cotteau).
Holectypus Desor (Fig. 375). Porenstreifen linear, sehr schmal. Madre-
porenplatte sehr ausgedehnt. Periproct gross, auf der Unterseite, zwischen
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192
Erhinodermata. Echinoidea.
. Stachelwarzen auf A und 1 A gleich
unt. Kreide.
Häutig
Mund- und Hinterrand
im Dogger, Malm und
Discoidea klein (Fig. 376). Wie Holectypus, jedoch A auf der Unter-
seite, innerlich von 10, vom Peristom ausstrahlenden Radialleisten begrenzt,
die an Steinkernen als tiefe Furchen erkennbar
sind. Häufig in allen Stufen der Kreideformation.
Eck in oco nu s Breyn (Galerites Lam.). Schale
kegelförmig, unten eben. Periproct oval, infra-
marginal. Wärzchen und Stacheln sehr klein.
Kiefer unbekannt (nach Duncan fehlend), jedoch
Auriculurring wohl entwickelt. Hiiufig in der
mittleren und oberen Kreide. E. (Galerites) albo-
galerus Lam. sp.
IBS?-1 ,J ■Jf-> ' ■•>*«?•
H5r • ' X
• «I
Fig 376.
DUcoidea cylimlrira Ag. Mittirre Kreide von Lüneburg, n Von
der Seite. 6 Kln F.xemplar aufgebrorhen, um die Scheidewände
Im Innern tu zeigen. Katürl. (iriw»e.
Fig. »77.
I'ygaticr umbrtlla Ag. Jungen
Kxeiutdar aun dem Oxfordien von
Chatillon-aur Seine Nat. Gr
(Nach Co tteau.)
Py gaster Ag. (Fig. 377). Niedrig, Peristom mit 10 Einschnitten. After-
lücke sehr gross, unmittelbar hinter dem Scheitelschild gelegen. Jura. Kreide.
Pileus Desor. Gross, scheibenförmig. After auf der Oberseite, in der
Nähe des Hinterrandes. Ob. Jura.
2. Familie. Conoclypeidae. Zitt.
Sch. hoch geicölbt. Amb. subpetaloid, unten weit geöffnet, auf der Oberseite
mit gejochten Poren. JA breit. Scheitelschild compact, ftorös. Die Genital-
täfeichen, wovon nur vier durchbohrt, nicht odtr nur am Rand durch Nähte ge-
schieden. Peristom fünfeckig, mit Auricularring. Kieferhälften kräftig, gekrümmt,
alle gleich gross. AJter inframarginal. Warzen und Stacheln klein.
Von den zwei hierhergehörigen Gattungen (Conoclypeus Ag. [Fig. 378]
und Oviclypeus Damcs) erreicht Conoclypeus zuweilen bedeutende Grösse
und ist im Eocaen in zahlreichen Arten weit verbreitet; angeblich schon
in der obersten Kreide.
3. Familie. Clypeaatridae. Ag.
Sch. niedrig, schild- oder scheibenförmig. A petaloid oder subpetaloid.
Scheitelschild fast ganz von der Madreporenplatte gebildet, die GenitaltäJ eichen
nicht durch Nähte geschieden. Geniüdporen zuweilen ausserhalb des Scheitels.
Peristom rundlich, von keiljörmigrn Täf eichen umgeben. AJter inframarginal
oder marginal. Kiefergebiss aus 10 massiven, niedrigen Häljten gebildet, die
des hinteren, unpaaren IA grösser oder kleiner als die übrigen. Warzen sehr
zahlreich, winzig klein. Kreide bis Jetztzeit.
a) Unterfamilie Fibularinae. Gray.
Kleine, ovale Formen mit kurzen, unten offenen Petalodien. Die A innerlieh
auf der Unterseite durch niedrige radiale Septen begi entt.
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Euechinoidea. Irreguläres. Gnathostomata.
193
Fibularia Lam. (Fig. 379). Oval oder kugelig, aufgebläht. Petalodien
kurz, weit offen, mit gejochten Poren. After neben dem Peristom. Oberste
Kreide und Recent.
flg. 378.
eonoideuM Goldf sp. Eocan. Kresnenbcrg. Oberbayern, nat. * ■ r — <
Sismondia Desor. Oval oder rundlich, fünfseitig, mit breitem, auf-
getriebenem Rand. Petalodien lang, bis zum Rand reichend. A innerlich
durch radiale Verdickungen begrenzt. Eocän. Miocän.
Eck inoc yamus v. Phels. (Fig.380). Niedrig, oval. Petalodien kurz, weit
offen, mit wenigen, ungekochten Poren. Peristom mit hohen Aurikeln. Kreide,
Tertiär und lebend.
Seutellina Ag., Lenita Desor. Eocän.
b) Unterfamilie Clypeastrlnae. Ag.
Afeist grosse, scheibenförmige Seeigel mit geivölbter Oberseite. Petalodien
breit, unten beinahe geschlossen, von Porenstreifen mit gejochten Poren begrenzt.
Genttalporen zuweilen ausserhalb des Scheitel-
Schildes. Peristom fünfeckig, central. After-
lücke klein, inframarginal. Das Innere der
Schale, namentlich in der Nähe des Randes, mit
einer dicken, secundären Kalkschicht überzogen,
©eu
Fig. 379.
Fibularia tubqlobota OoMf. *p.
oben- Kreide. Mantrfeht.
(Nat. GrOow.)
f)(2)f)
Fig 380.
Kektnoeyamiu placcnta
Gold/. n>. >E. SlcuJuM Äff.)
PlkxAn. Sieülen. (Nat. Grösse.)
von welcher radiäre Pfeiler, Zapfen, Nadeln und sonstige Fortsätze ausgehen,
welche die Decke mit der Basis verbinden.
KlR. 381.
ClirprnttfT Argypliaau Mlrh. Bruchstück ans dem l'llocan von
GUeh bei Calro. um die Im Innern vorhandenen Kalkau*-
scheldungen zu zelten, au Aurlrula.
Zittel, Urundzüge der Palaeontologic.
13
194
Echinodennata. Ecbinoidea.
Häufig im Mioeän, Pliocän und Recent; seltener im oberen Eoeän. Die
Gattung Clypeaster Lam. (Fig. 381, 382) enthält die grössten bis jetzt
bekannten Seeigel. Die lebenden Arten halten sich in seichtem Wasser auf.
Laganum Klein. Mioeän, Pliocän und Recent.
Fi« 8S'.\
ClypeaMer grandißonu Bronn. Mioeän. Boutonnet bei Montpellier. '/» nat. (iröiwe (nach Desor).
c) Unterfainilie Seutellinae Ag.
Flache, scheibenförmige Seeigel. Schale zuweilen durch Einschnitte lappig
oder von 2 oder mehr Löchern durchbohrt. Petalodien ausgezeichnet blattförmig ;
Fi«.
SemUtta 'ubiotuinUita Um. Mioriin IU.nl.-uux. a Von unten, 6 von oben, e Querschnitt fnat. fiKkio).
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Euechinoidea. Irreguläres. Atelostomata.
195
Unterseite mit ästigen oder bogigen Ambulacralfurchen (Porenfascien). Peristom
von to keilförmigen Täfelchen (Rosette) umgeben. Tertiär und lebend.
Scutella Lam. (Fig. 383). Sehr niedrig, scheibenförmig, ganzrandig,
ohne Einschnitte oder Löcher. Peristom klein, After sehr klein, infra-
marginal. Das Innere in der Nähe des Randes durch cavernöse Kalkablager-
ung und Pfeiler theilweise ausgefüllt. Tertiär und lebend.
Amphiope Ag. (Echinodiscus Breyn). Wie Scutella, jedoch in der Ver-
längerung der beiden hinteren Petalodien ein rundes oder ovales Loch.
Miocän bis jetzt.
Encope Ag., Melitta Klein. Miocän bis jetzt.
B. Unterordnung. Atelostomata. LorioL
Kie/ergebiss und Auriculae fehlen.
Man unterscheidet die drei Familien Cassidulidae, Holasteridae und Spa-
tangidae.
1. Familie. Cassidulidae. Ag.
Peristom central oder sultcentral, meist mit Floscelle. After ztoischen Scheitel
und Mund. Amb. alle gleich, einfach oder petaloid. Sclieitelschild compact mit
5 Genital- und 5 Radialtäfelchen, die Madreporenplatte zuweilen stark ausgedehnt.
Warzen und Stacheln klein.
a) Unterfamilie
Amb. einfach, alle gleich. Peristom central, ohne Floscelle. Scheitel mit
4 Genitalporen.
Jura und Kreide ; tertiär und lebend ; unterscheiden sich von den Echino-
coniden lediglich
durch den Man-
gel eines Kiefer-
// yboclypeus
Ag. (Fig. 384).
Porenstreifen
schmal, auf der
Unterseite ver-
schwindend.
Scheitelschild
verlängert, die
paarigen Radial-
plättchen einan-
der gegenüber
Fl*. 384.
Hyboclypu» glbbmüu* An. Dogger. Solothurn. a. b, e Exomplnr in nat.
Griwwe von die! Betten, d BchdtalachlM, vt»n.Tömert.
liegend. After dicht hinter dem Scheitelschild, in einer Furche. Dogger.
Galeropygus Cott., Pachycly peus Desor. Jura.
Flg. 385.
Ar. sp. Nfocomicn (Hilft).
Nal. «rosse.
flg. MS/
Ptfgamhu Detmoulintl Ar. Hnronlon.
(Schrottenkalk). Hantln, Schweis.
Nut. (irosso.
Pyrina Desm. (Fig. 385). Eiförmig, Porenstreifen schmal, vom Scheitel
bis zum Mund verlaufend. Peristom subcentral; Afterlücke auf dem Hinter-
rand. Ob. Jura; häufig in Kreide, selten im Eocän.
13*
Digiti
1%
Echinodermata. Echinoidea.
Fig. 387.
a, b Echinobrixmu clunicularit Lwyd »p. Combnuih. Egg, Aargau. Nat C.rftsae.
c, d Eehinobritnu scutattu Lam. sp. Ob. Oxford. Trouville, Calvados,
c Grosses Exemplar von unten, d Soheitelsohild, vergrößert (Nach Cotteau.)
Ca ra tomus Ag. Kreide. Echinoneus v. Phels. Recent. Amblypygus
Ag. Tertiär.
Pygaulus Ag. (Fig. 386). Wie Pyrina, aber Poren gejocht, After infra-
marginal. Häufig in unterer und mittlerer Kreide.
b) Unterfatnilie Nucleolitlnae. Bernard.
Amb. subpetaloid. Peristom ohne Floseelle. Schate Schild mit 4 durchbohrten
und einem undurchbohrten Genitaltäfelchen, hinter dem sieh zuweilen noch zwei
bis drei überzählige Plättchen einschalten; die zwei hinteren
Radialtäfelchen meist stark vergrösscrt. Jura bis jetzt.
Echinobrix-
c d sus Breyn (Fig.
387). Oval oder
rundlich vier-
seitig , hinten
abgestutzt. A
subpetaloid mit
gejochten Po-
ren, auf der
Unterseite die
Porenstreifen
schwach ent-
wickelt. After
in einer hinter
dem Scheitel
beginnenden
Furche der Oberseite gelegen. In Jura und unterer Kreide häufig.
Nucleolites Lam. Wie vorige, aber Poren nicht gejocht Tertiär in
Australien und Java. Lebend bei Neu-Seeland.
c) Unterfamilie Eohinolampinae. Lor.
Amb. petaloid, unten offen. Peristom mit Floseelle. Scheitelschild compact
mit 4 Genitalporen ; die Madreporenplatte stark ausgedehnt, die 4 Genitaltäfelchen
zuweilen verschmolzen. Jura bis jetzt.
Clypeus Klein. Gross, niedrig. Amb. petaloid mit gejochten Poren.
After hinter dem Scheitel, meist in einer Furche. Dogger.
Bothriopygus d'Orb., Catopy-
Amfi^K .v. 9US AS- Kreide.
Wj Cassidulus Linn. 1 Fig. 388).
<****0-*' Klein, oval. Amb. kurz, petaloid.
Peristom mit deutlicher Floseelle;
After auf der schräg abfallenden
Oberseite. Kreide. Tertiär.
Jihynchopygus d'Orb. (Tertiär,
Recent), Pygorhynchus d'Orb.
(Obere Kreide, Eocän), llarionia
Dames (Eocän).
Echinanthus Brevn. Mittelgross,
länglich, oben gewölbt. Amb. kurz,
petaloid. Mund vor der Mitte, mit Floseelle. Periproct länglich oval, in
einer verticalen Furche des Hinterrands gelegen. Eocän und obere
Kreide.
Echi n olampa8 Gray (Fig. 389). Meist gross, oval. Amb. mit schmalen
Porenstreifen, unten offen. Peristom beinahe central, fünfeckig, mit Floseelle.
Periproct quer oval, inframarginal. Häufig tertiär und lebend.
Flg. 388.
Ca**Mnht* InpU-caneri Ijitn. a Exemplar in nat.
Grösse von drei S«iton, b Floseelle, vergrößert.
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Euechinoidea. Irreguläres. AteloRtomata. . 197
Pygurus d'Orb. (Fig. 390). Niedrig herzförmig; Amb. lang, petaloid,
die äusseren Poren spaltförmig. Auf der Unterseite Poren rund. Peristom
mit Floscelle. Pe-
riproct inframar-
ginal, oval, von
einer kleinen
Ebene umgeben,
am Ende eines
schnabelartigen
Vorsprungs des
Hinterrandes.
Jura und Kreide.
Ausserdem
zahlreiche ande-
re tertiäre (Eu-
rhodia d'Arch,
Paralampa8
St uderia,Neca-
topygus D., S.
etc.) und recente
Gattungen (Co-
nolampas Ag.,
XeolampasAg.).
Echinoiamp<n Khini Goldf. Olipoeflii. Doberg bei Hunde
Grow«..i
Kit,'. 390.
Pyrpiru* Roycrianu* i'otL Kimmerldfre. TönnJesberK bei Hannover, a Kxemplur in »/« nat. Grösse
von oben, 6 von unten, e Scheitelsehild, vergrößert, d Ainbiilaeraltufek-Iieii, verdrossen.
2. Familie. Holasteridae. Lor.
Ovale, hochgewölbte Seeigel. Amb. ein/ach mit sehr schmalen Porenstreifen.
Seheifclschild mehr oder weniger verlängert. Peristom ohne Floscelle, nach vorne
gerückt, quer treeilippig oder rundlich zehneckig. After inframarginal oder mar-
gitial. Warzen und Stacheln sehr klein.
a) Unterfamilie Dysasterinae. Gras.
Scheitelschild stark in die Lange gezogen, zerrissen, die 4 vorderen Genital-
und die j vorderen Radialplatten durch überzählige, eingeschaltete Täfelchen von
den zwei hinteren Radialtäfelchen getrennt und dadurch die drei vorderen von
den zwei hinteren Amb. ziemlich weit entfernt. Peristom rundlich zehneckig.
Jura. Kreide.
198
Ecbänodennata. Echinoidea.
Collyritea Desm. (Fig. 391). Oval, aufgebläht. Porenstreifen der Amb.
schmal. Die vier vorderen durchbohrten Genitaltäfelchen im Scheitel sind
durch zwei zwischengeschobene Radialtäfelchen getrennt. After oval, auf
dem Hinterrand. Sehr häufig im Dogger, Malm und in der unteren Kreide.
Dysaster Ag. Wie Collyrites, aber die vier vorderen Genitaltäfelchen
nicht durch Radialtäfelchen getrennt Oberer Jura und untere Kreide.
Metaporhinus Mich. Vorderrand etwas ausgeschnitten, das vordere
Amb. mit kleinen, einfachen Poren, die übrigen Amb. mit circumflexartigen
Porenpaaren. After supramarginal. Oberer Jura und untere Kreide.
c a ab
Fig. 391. Kl«. 892.
Collyrittt elliptica ltenm. Brauner Jura (Callo- Ananchyie» ovata I.e»ke rtp, Weisse Kreide. Haldem,
Tien), Manier» (Sarthe). a und b Exemplar in Westfalen, a und 6 Exemplar In '/» nat. Grosse von
nat. Grösse von oben und von der Helte, der Seite und von unten, c Scheitelsrhlld, vergr.
c Schcitelschild, vergrossert. d Ambularrnl- und Interambiilacraltafeln von der
Seite der Schale in nat. Grosse.
b) Unterfamilie Ananthytinne. Desor.
Scheitelschild etwas wrlängerl oder compact, alle Amb. im Scheitel vereinigt.
Peristom quer, oft zweilippig; zuweilen Fascio len vorhanden.
Ananchytes Mercati (Echinocorys Breyn) Fig. 392. Eiförmig, oben hoch
gewölbt, unten eben. Porenstreifen schmal, gerade. Porenpaare winzig.
Scheitelschild etwas verlängert; die vier durchbohrten Genitaltäfelchen durch
zwei Radialplättchcn getrennt. Peristom zweilippig. Pcriproct oval, infra-
marginal. Sehr häufig in der oberen Kreide. A. ovata Leske sp. erreicht oft
ansehnliche Grösse.
Stenonia Desor. Wie AnanehyUs, aber Scheitelschild compact, die
Täfelchen der Schale gewölbt. Häufig in der oberen Kreide (Scaglia) der
Südalpen und des Apennin. St. tuberculata Defr. sp.
Off aste r Desor. Klein, eiförmig, aufgebläht. Vorderes Amb. in seichter
Furche. Peristom undeutlich zweilippig. After im Hinterrand. Ob. Kreide.
0. pilula Ag. sp.
Holaster Ag. (Fig. 393). Oval herzförmig. Scheitelschild verlängert,
die vier vorderen Genitaltäfelchen durch zwei Radialia getrennt. Amb.
ziemlich breit, das vordere in seichter Furche. After marginal. Häufig in
der unteren, mittleren und oberen Kreide. Im Tertiär von Belgien und
Australien.
Euechinoidea. Irreguläres. Atelostomata.
199
Cardiaster Forbes. Wie Holaster, aber vorderes Amb. in tiefer, kantig
begrenzter Furche. After von einer abgeplatteten Fläche umgeben. Rand-
fasciole vorhanden. Kreide.
Coraster, Stegaster Seunes, Infulaster Hag., Hagenotoia Duncan.
Ob. Kreide.
Hemi p neustes Ag. Gross, auf der Oberseite hoch gewölbt. Vorderes
An»b. in tiefer, bis zum Scheitel reichender Furche. Paarige Amb. von un-
gleichen Poren begrenzt; die vorderen Streifen bestehen aus Paaren kleiner
runder Poren, in den hinteren Streifen sind die äusseren Poren quer ver-
längert und mit den inneren gejocht. After im Hinterrand. Ob. Kreide.
//. radiatus Lam. sp. Ml^^
a b
Fijr. 393.
n, fr Uotaiter $ubglobotut Ag. Cenrnnanien. Ronen. Hat. (irftsw. e 11. tuborbiculari» lieft.
Scheitelschild, vergrößert.
Hierher auch die recenten Gattungen Urechinus, Cystechinus, AI.
Ag., Calymne Wyv. Thomson.
3. Familie. Spatangidae. Ag.
Meist herzförmige Seeigel mit weit nach vorne gerücktem, qwr zweilippigem,
selten fünfeckigem Peristom und }>etaloiden Amb. ; das vordere Amb. ungleich ent-
wickelt. ScheiUlschild compact. After in der hohen abgeplatteten Hinter fläche,
Stachelwarzen von verschiedener Grösse.
Die Spatangiden bilden die formenreichste und höchststehende Gruppe
der Atelostomata. Ihre Amb. zeigen die grösste Differenzirung, und auch die
Verdrängung des radialen Körperbaues durch bilaterale Symmetrie ist am
weitesten getrieben. Im Scheitel sind vier, drei oder nur zwei Genitaltäfelchen
durchbohrt, die Madreporen platte ist je nach den einzelnen Gattungen in sehr
verschiedener Weise ausgedehnt. Besonders charakteristisch für die meisten
Spatangiden ist das Auftreten von Fasciolen, unter denen die Fasciolae
peripetalae die Petalodien, die F. internae den Scheitel mit dem vorderen
Amb. umgeben ; die F. marginales umziehen die Schale in halber Höhe oder
über dem Rand, die F. laterales zweigen sich von den F. peripetalae ab und
vereinigen sich unter dem After, die F. subanales bilden einen Ring unter
dem After.
Als Prymnodesmia werden die mit Fasciolen versehenen, als Prymnadeta
die fasciolenlosen Spatangiden bezeichnet.
Durch das Vorrücken des Mundes in die Nähe des Vorderrandes wird
die Vertheilung der Täfelchen namentlich in den drei hinteren Interamb.
eine höchst unregelmässige. Man bezeichnet als Plastron den von Warzen
eingefassten, häutig etwas erhöhten, auf der unteren Seite gelegenen Theil
200
Echinodermata. Echinoidea.
des hinteren Interamb., und zwar besteht dasselbe gewöhnlich aus einer
bogenförmigen Mundplatte, auf welche zwei grosse Sterna und darauf zwei
Paar Episternalplatten folgen.
Die Bestimmung fossiler Spatan-
giden, welche erst in der unteren
Kreide beginnen und in der Jetzt-
zeit ihren Höhepunkt erreichen,
ist häufig schwierig, weil die
Fasciolen, die in erster Linie von
Loven zur Unterscheidung der
Unterfamilien und Gattungen be-
nützt werden, nur selten deutlich
erkennbar bleiben. Auf eine Glie-
derung der Spatangiden in Unter-
familien wurde darum Verzicht
geleistet.
Toxaster Ag. (Echinospatagus Breyn) Fig. 394. Vorderes Amb. in breiter
Furche von zwei schmnlen Porenntreifen mit gejochten Poren eingefasst.
Flg. 394
Tojantcr eomplanattu Ar. Neoeom.
(Nat. Grüne.)
Auxerre, Yonne.
Fiff- 3U6.
Mieratter eart^tu<li,,aHum (io\df. Weisse Kreide. Meudon bei Paris. Sat Grosse.
Peristom fünfeckig. After oval. Fasciolen fehlen. Warzen klein, gekerbt
und durchbohrt. Häufig in der unteren und mittleren Kreide.
KlK. 3U.V
Keheltelsehild von
Micra$Ur coratiijuinum
Lux
Hemiatter Orbignyanu«
Lh'sor. Mittler« Kreide.
(Naeh d 'Orbis D y.)
a, b, c Exemplar in n»t. (irOsse von unten, oben und der Seite, d Poren de*
vorderen unpaaren Ambulaerutn«. e Poren der paarigen Ambulaera. Vew.
Enallastcr d'Orb. Diebeiden Porenstreifen der zwei vorderen paarigen
Amb. sehr ungleich, die vorderen aus kleinen, dachförmig gegeneinander
geneigten Poren zusammengesetzt, die hinteren aus einer Reihe kleiner und
einer Reihe quer verlängerter Poren bestehend. Porenstreifen der beiden hinteren
Amb. gleichmäsüig. Fasciolen fehlen. Peristom beinahe zweilippig. Kreide.
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Euechinoidea. Irreguläres. AteloBtomat«.
201
JHeteraster d'Orb. Unt. Kreide. Pataeostoma Loven. Eocän und Recent.
Micraster Ag. (Fig. 395,396). Herzförmig oder oval, vorderes Amb. in
seichter Rinne, jedereeits von kleinen runden Doppelporen eingefasst. Paarige
Arnb. vertieft, die zwei vorderen länger, als die hinteren, mit gejochten
l.inthia Hebtrti ( Ott Koeän.
Fig. 398.
Lonigo bei Vicenza.
*U n«t. Urosse. (Nach Dam es.)
Porenpaaren. Unter dem After eine Fasciola subanalis. Häufig in der mitt-
leren und oberen Kreide.
Epiaster d'Orb. Wie Micraster, aber ohne Fasciole. Mittlere und
obere Kreide.
Isaster Desor, Macraster Roemer. Kreide. Cyclaster Cotteau. Eocän.
Hemiaster Desor (Fig. 397). Vorderes Amb. in seichter Furche mit
kleinen runden paarigen Poren. Die vorderen paarigen Amb. viel länger als
die hinteren; Poren gejocht. Fasciola peripetala. Häufig in Kreide und
Tertiär; auch recent.
Rhinobrissus A. Ag., Tripylus Phil, Meoma Gray. Recent.
Linthia Merian (Fig. 398). Vorderes Amb. in
tiefer Furche von kleinen Doppel poren eingefasst.
Paarige Amb. vertieft, die beiden vorderen länger
als die hinteren, mit gejochten Poren. Fasciola
peripetala und lateralis. Kreide. Tertiär und le-
bend.
KlSt. 399.
U lyrifera Forb.
ild vei
Loven.)
Flg. 401.
Schettelschild von ScM:ruttr
fragili» stark vcrRrosscrt (nach
Loven).
Fl«. 400.
Archiaci Co«. E«u*n.
San «Jiovannl Illarlone
bei Vicenx-a.
Brissopsis Ag. (Deakia Pavay) (Fig. 399). Vorderes Amb. in Furche,
die |>aarigen vertieft, ungleich. Poren in der Nähe des Scheitels verkümmert.
Fasciola peripetala und subanalis. Tertiär und lebend.
Brissus Klein, Faorina Gray, Moira AI. Ag., Metalia Gray (Ter-
tiär, Recent).
Schizaster Ag. (Fig. 400. 401). Wie Lintliia, aber Scheitel hinter die
Mitte gerückt und paarige Amb. sehr ungleich. Tertiär und lebend.
Pericosmus Ag., Prenaster Desor, Gualteria Desor, Brissomorpha
Laube, Brissopatagus, Peripneustes Cotteau. Tertiär.
Agassizia Val., Echinocardium Gray, Breynia Desor etc. Tertiär
und Recent.
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202
Echinodermata. Echinozoa.
Macropneustes Ag. (Fig. 402). Gross, herzförmig. Scheitel central
und etwas vor dem Centrum. Vorderes Amb. verwischt in ganz seichter
Furche. Paarige Amb. mit gejochten Poren,
nicht vertieft. Fase, peripetala. Warzen auf
der Oberseite ziemlich gross, zerstreut, auf der
Unterseite sehr klein. Tertiär.
Eupatagus Ag., Maretia Gray. Tertiär,
Recent.
Hemipatagus Desor (Fig. 403). Herz-
förmig, niedrig. Vordere Amb. verwischt in
seichter Furche. Paarige Amb. nicht vertieft.
Fasciolen fehlen. Die vier vorderen JAmb.
auf der Oberseite mit grossen Warzen. Tertiär.
- r:2-t'f. • . . .' - . •< B
Mneropnaulf M<n«jhinii Desor. Kot-nn. Münte SpladO
bei Vieen/u.
Fl«. 403.
Iii mip<itagu4 Hojmnuni <ioldf. Olipn-
eiln hoberjj I>ol Bünde, a Von obvn,
b von der Seite, <• von unten. Nat (»r.
(Nach GoldfuBS.)
Spatangus Kloin. Wie Hemipaiagus, jedoch alle /Amb. mit grossen
Warzen und Fasciola subanalis. Tertiär. Recent.
Räumliche und zeitliche Verbreitung der Echinoidea.
Die recenten Seeigel leben nieist gesellig und bevorzugen felsigen
oder sandigen Hoden an oder in der Nähe der Küsten. Sie graben
sich zuweilen mit ihren Kiefern Löcher oder Gruben in den Boden
Echinoidea.
203
oder sogar in festes Gestein (Granit), und gewisse Familien, wie die
Clypeastriden, sind vollständig auf Küstenstriche beschränkt. Eine nicht
unbeträchtliche Anzahl von regulären Seeigeln, sowie zahlreiche Atelo-
stomata bewohnen aber auch grössere Tiefe, zwischen 4—600 Faden, ja
einzelne Formen wurden aus Tiefen von 2900 Faden herausgeholt.
Die fossilen Seeigel erscheinen zuerst im Silur (Bothriocidaris, Cysto-
eidaris), jedoch sehr spärlich und in ganz fremdartigen Formen. Im
Devon und Carbon sind die Perischoechiniden mit überzähligen
Täfeichenreihen in P^uropa und Nord-Amerika weit verbreitet, gehören
aber ebenfalls mit wenigen Ausnahmen zu den seltenen Vorkommnissen.
Im Zechstein, vielleicht schon im Kohlenkalk, finden sich dürftige Spuren
von ächten Cidariden (Eocidaris), aber erst im Mesozoicum verdrängen
die Euechinoideen vollständig die Palechinoideen, von denen nur noch
die triasische Gattung Tiarechinus und die cretaceische Tetracuiaris
vorhanden sind.
Aus der Trias sind bis jetzt nur reguläre Seeigel bekannt, die
grösstentheils aus den Alpen stammen. Einige darunter zeichnen sich
durch kräftige Stacheln aus, die stellenweise in grosser Häufigkeit vor-
kommen, vollständige Schalen sind aber fast überall selten. Im Lias
von Europa finden sich nur wenige reguläre, sowie die seltenen ältesten
irregulären Seeigel {Galeropygns, Pygaster).
Ausnehmend reich an regulären Seeigeln, ferner an Echinoconiden,
Cassiduliden und Dysasterinen sind die Dogger- und Malm- Ablager-
ungen in Frankreich, England, Schweiz, Deutschland, in den Alpen
und Nord- Afrika. Die untere Kreide desselben Gebietes zeigt keine
durchgreifende Veränderung im Gesammtcharakter der Echinoideen-
fauna gegenüber der Juraformation; dagegen erhält die mittlere und
obere Kreide in Europa, Nord-Afrika, Asien und Nord-Amerika durch
das reichliche Vorkommen von Holasteriden und Spatangiden ein
charakteristisches Gepräge.
Im Tertiär nehmen die Cidariden beträchtlich ab, die Echino-
coniden sind erloschen, die Clypeastriden und Spatangiden treten mehr
und mehr in Vordergrund, und allmählich tauchen in immer grösserer
Zahl noch lebende Gattungen auf. Tertiäre Seeigel sind über die ganze
Erdoberfläche verbreitet; besonders reiche Fundstellen bieten die eoeänen
Nummulitenschichten in Europa, Nord-Afrika, Klein-Asien und Indien.
In phylogenetischer Hinsicht dürfen die Perischoechiniden wohl als
die Vorläufer und Ahnen der Reguläres gelten, unter denen die Cidariden
wieder den primitivsten und stabilsten Typus darstellen, während die
Qlyphostomata schon eine viel grössere Umbildungsfähigkeit aufweisen.
Ob die irregulären Euechiniden von dem silurischen Cystocidaris
oder von den regulären Euechinoideen abgeleitet werden dürfen, ist
noch sehr zweifelhaft; jedenfalls stehen die mit Kicfergcbiss versehenen
Echinoconiden den Reguläres noch in vielfacher Hinsicht sehr nahe,
und aus ihnen sind sicherlich durch Verlust des Kiefergebisses die
Cassiduliden hervorgegangen, als deren weitere Ausbildung die Holaster-
iden und Spatangiden zu betrachten sind. Auch die Clypeastriden lassen
sich wahrscheinlich als eigenthümlich differeuzirter Seitenzweig von den
Echinoconiden [Discoidea) ableiten.
Bemerkenswerth sind die Parallelen von Ontogenie und Phylogenie
in verschiedenen Abtheiluugeu der Seeigel.
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204 Echinodermato. Echinozoa.
Zeitliche Verbreitung der Echinoidea.
u
Devon
Carbon
Trias
Jura
Kreide
o>
o
c
o
<v
Jetzt
7. Valecltinoidea :
1. Cyxtocidaridn
:>. B othrioc Idar idu
V ^ ►* • C f* Ii f i /* £* iJ t II ) £1 fl
-
II. Euechinoirtea :
1. Reguläres.
A. Holostomata:
1 Cidaridae
2. Echinothnrulae .
D. Glyphostomata :
l. Salemdae
—
2. 1 Hadcmatidae .
3. Echinidac
2 Irreguläres.
A. Gnat h ostom n t.a :
1. Echinocanidae. ...
>. Cottoch/pädar ....
."}. Clyprnstridac
Ii. Aklostotnata :
I. ('axsidulidae.
~. lUdastcridtte ...
.'(. Sjuitaitgidac
2. Unterlasse. Holothurioidea. Seegurken.
Die Holothurien entfernen sich durch ihre sackförmige Gestalt und
den Mangel eines geschlossenen Hautskeletes weit von allen übrigen
Echinodermen und sind zur Fossilisation sehr wenig geeignet. Nur die
kleinen, isolirten, in der lederartigen Haut zerstreuten Kalkkörperchen
haben sich hin und wieder unter besonders günstigen Uniständen erhalten,
gestatten aber meist keine generische Bestimmung. Vereinzelte Rädchen •
oder kreuzförmige Kalkkörperchen aus dem Kohlenkalk von England,
aus dem Lias und Dogger von Lothringen, aus dem oberen Jura von
Franken und aus der Kreide von Böhmen rühren wohl sicher von
Holothurien her, lassen sich aber meist nicht näher bestimmen. Da-
gegen wurden von Schlum berger eine Anzahl mikroskopischer Kalk-
körperchen aus dem eoeänen Grobkalk von Paris beschrieben, welche
mit ziemlicher Sicherheit auf die Gattungen Synapta, Chiridota und Myrio-
trochiis zurückgeführt werden können.
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Vennes.
205
IV. Stamm.
Vennes. Würmer.1)
Unter allen grossen Abtheilungen des Thierreichs ist keine so wenig
zur Fossilisation geeignet, als jene der in der Regel aller Hartgebilde
entehrenden , fusslosen, häufig langgestreckten und in aufeinander-
folgende Segmente gegliederten Würmer. Abgesehen von vereinzel-
ten, in Braunkohle oder in Bernsteininsekten aufgefundenen Eingeweide-
würmern, haben nur Angehörige der Classe der Anneliden Ueberreste
in den Erdschich-
ten hinterlassen.
Unter diesen sind
die ( 'haetopoden
oder Borsten wür-
merinersterLinie
zu nennen. Die
unter der Bezeich-
nung Tubicola
zusammengefass-
ten Formen bau-
en kalkige Höh-
ren von meist un-
regelmässiger Ge-
stalt, die meist auf
irgend einer Un-
terlage aufge-
wachsen sind und
aus concentri-
schen Lagen von
kohlensaurem
Kalk bestehen,
zwischen welchen
blasige Zwischen-
räume frei blei-
ben ; zuweilen
sind die concen-
trischen Lagen
auch von feinen,
ästigen Canäl-
chen durchzogen.
Die meisten fossilen Tubicolen werden unter der Bezeichnung
Serpula Lin. (Fig. 404) zusammengefasst. Es sind solide, unregel-
mässig gebogene, zuweilen spiral aufgerollte, freie oder festgewachsene
*) Ehlers, 0., Ueber fossile Würmer aus dem lithograph. Schiefer in Bayern.
Palaeontogr. XVII. — Hindr, O. J, On Annelid jaws from the Cambro-Silurian,
Devonian etc. Quart, journ geol. Soc. Lond. 1879. XXXVI. 1880. XXXVII. und
Bibang K. Svenak. Vet Ak. Handlingar 1882. Bd. 1882. — Zittel und Rohon,
Ueber Conodonten. 8itzgsber. k. bayer. Akad. Wies. 1886. — Nathorsl, A. G., Om
spar af nagra Evertebretade Djur och dera paleontolog. Betydelse. K. 8venHk. Vet.
Ak. Handlingar 1881. Bd. XVIII. u. Bd. XXI. (1886).
Flg. 4M.
n Serpula Umax Gold f. Dogger. Franken. 6, c S. gordiali* Schloth. Mittlem
Kreide. Bannewitz bei Dresden, d S. convotuta Goldf. Dogger. Stulfon,
Württemberg, e S. $odalU Goldf. Dogger. I,ahr, Baden. / I>le»ell>e venrr.
g S. teptcnmulcata Reich. Mittlere Kreide. Banncwlu. h S. {Rotuiaria Defr.)
Monte Berlci bei VtCMU«. i TtrebeUa lapüloide»
Münst. Malm. Streitberg.
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206
Fl«. 405.
Spirorbi* ftmpholodr* (ioldf. sp. Auf);«
wuchsen nuf einer Brnrhiopodcn ■ Sehul
rhynchu» umbracuhtm). I>evmi.
CpnilMtelti. Kifel.
Röhren, welche sich häufig zu Gruppen vereinigen. Alle Serpein sind
Meeresbewohner. Die fossilen Formen beginnen schon im Silur, werden
aber erst in Jura, Kreide und im Tertiär
so häufig, dass sie entweder in grosser
Menge als Schmarotzer andere Fossilien
bedecken oder auch ganze Schichten er-
füllen (Serpulitenkalk im Hils von Braun-
schweig, Serpulitensand von Bannewitz,
Sachsen).
Die Gattung Terebella Ouv. (Fig. 404 i)
baut ihre Röhren aus verkitteten Kalk-
sandkörnchen oder sonstigen Fremd-
körpern auf. Lias. Jura.
Aus paläozoischen Ablagerungen wer-
den die Gattungen Cornulites Schloth,
Ortonia, Conchicolites Nicholson und
Sp ir orbis Daudin (Fig. 40:")) genannt, wovon die letztere winzige, spiral
gewundene Röhrchen bezeichnet, welche auf Fremdkörpern aufgewachsen
sind und auch heute noch häufig auf Algen
sitzend vorkommen.
Neben den Tubicolen hat eine zweite Unter-
ordnung von Chaetopoden, die der marinen
Erran tia, Ueberreste in den Erdschichten
von verschiedenem Alter hinterlassen. Es
sind dies frei lebende, langgestreckte Würmer
mit kräftigen ßorstenbündeln auf ihrem seg-
mentirten Körper und mit verkalkten, com-
plicirt gebauten Kauwerkzeugen.
Vollständige Abdrücke der Gattung Euni-
cites Ehlers (Fig. 406) finden sich im litho-
graphischen Schiefer des oberen Jura von
Bayern und im eoeänen Kalkschicfer des
Monte Bolca.
Die Anwesenheit von schmarotzenden My-
zostomiden in Stielgliedern jurassischer
Crinoideen wurde von G raaf f nachgewiesen.
Von besonderem Interesse sind die winzi-
gen, isolirten Kieferchen, welche G. J. H i n d e
zuerst in unter- und obersilurischen Ablage-
rungen vonCanada und Grossbritannien, dann
aber auch im Devon und Carbon an vielen
Orten Nord-Amerikas und Europas entdeckte.
Es sind kleine, schwärzlich gefärbte, lebhaft
glänzende, aus kohlensaurem und phosphor-
saurem Kalk zusammengesetzte Plättchen
von höchst variabler Form (Fig. 407), welche
mit Unterkiefern von lebenden Anneliden
grosse Aehnlichkeit besitzen und die An-
EunMtc» avitu* Kt.iers. Ann dem Wesenheit zahlreicher Gattungen von Wür-
Uthogr- von KMmMt morn bekunden. Auch die bereite von P a n -
der vortrefflich beschriebenen und für Fischzähue gehaltenen mikro-
skopisch kleinen »Conodonten« (Fig. 408) aus dem Cambrium (Obo-
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Venne«.
207
lusthon) von St. Petersburg, sowie aus dem Devon und Kohlenkalk von
Russland sind nach Zittel und Roh od Kiefer von Anneliden. <j
Piff. 407.
1 • .»-iL- Annelidenkiefer aus i>alan*o|*ehen Ablagerungen, a LunUrrieoncrfUe* Ixunli* H. ,0/,. Ob. -Silur.
Dundaa. (.'«Dada. 6 OcnmUr» runtratu» H. '*/,. Toronto, c EuuicUt* varians Urineil. */,. Toronto
d AraMlUtM icvtdlalu» Hinde (>•/,). Unter-Silur. Toronto.
Fl*. 408.
Conodonten, stark verjrr. «. 6 Paltodtu truncaitu Fand, (nach Fand er), c I'rioniodu$ elegant Pand.
Mark rergrömert, au» dem Camhriuin von 8t. Petersburg, d Polygnathwjilubiu» tllnde. Devon.
North ET* na. New York. *•/,.
Als Excremente von Anneliden dürfen wohl am besten die y.u wirren
Knäulen verschlungenen Lumbricarien (Fig. 409) aus dein litho-
graphischen Schiefer Bayerns gedeutet werden.
FiK- 409.
Lmmbricaria Colon Munst. Au* dem llthogr.
Schiefer von Solenhofen. Nat Grosse.
Fig. 410.
Kereitfi Cambrentit M"I.eay. Aus eambrise-hen
Schiefern von Llumpeter, Wales. Nat. G rönne.
Als Spuren oder Ueberreste von Würmern wurden von Geologen
eine Menge hohler oder mit Gesteinsmasse ausgefüllter Röhren aus eam-
brischen und silurischen Ablagerungen beschrieben, die in stets gleicher
Form wiederkehren und unter den Namen Scolithus, Arenicola,
Histioderma , Planolites, Di plocratcrion, Spirosrolex,
Scolecoderma etc. in der Literatur figuriren. Derartige Gebilde sind
selbstverständlich zoologisch unbestimmbar, mögen aber von Würmern
herrühren.
Auch die schlangen- oder wurmförmigen, meist mehrfach gewun-
denen Abdrücke, welche unter der Bezeichnung »Nereiden« aus
cambrischen, silurischen, devonischen und carbonischen Schiefergesteinen
208
Vennes. Molluscoidea.
bekannt sind und daselbst häufig ganze Schiehtflächen bedecken, wurden
früher vielfach für Abdrücke von Würmern (Nereites [Fig. 410), Nemer-
Utes, Myrianites, Nemapodia,
Orossopodia [Fig. 411], Phyllo-
docites, Naites etc.) oder auch
von Algen gehalten, bis Nat-
horst den experimentellen
Nachweis lieferte, dass es
sich hierbei in den meisten
Fällen lediglich um Kriech-
spuren von Crustaceeu, Anne-
liden oder Schnecken handle.
Als solche dürften wohl auch
die höchst mannichfaltigen
im Fl ysch , Karpathensand-
stein, sowie in marinen Sand-
steinen der Kreide- und Jura-
formation ungemein häufigen
cr^ua mto, mtor- wurmartigen Gebilde (Hiero-
Silur von Bognolw». Noriniindic. glypheil) ZU deuten SCin.
V. Stamm.
Molluscoidea.
Als Molluscoidea vereinigte Mi Ine Edwards die Bryozoa und
Ttinkata, wovon die ersteren bisher für Zoophyten, die letzteren für
Mollusken gehalten worden waren. Huxley sehloss denselben später
noch die Brachiopoda au. Diese drei Clausen bilden einen Formen-
kreis, welcher zwischen den Würmern und Mollusken steht und von
manchen Zoologen direkt an die einen oder anderen angeschlossen
wird. Die Tunicata werden neuerdings vielfach als selbständiger Thier-
typus und als die Vorläufer der Wirbelthiere betrachtet. Da dieselben
keine orhaltungsfähigen Theile besitzen, so haben sie für den Paläonto-
logen kein praktisches Interesse.
Die typischen Molluscoidea scheiden entweder eine kalkige Schale
aus oder besitzen eine häutige oder hornige Epidermis; ihre Respirations-
organe liegen vor dem Mund und sind als Tentakeln oder fleischige
spirale Anhänge ausgebildet, Der Mund führt in einen geschlossenen
Nahrungscanal; das Nervensystem ist wohl entwickelt und geht von
einein centralen, meist zwischen Mund und After gelegenen Ganglien-
knoten aus. Die Fortpflanzung erfolgt entweder geschlechtlich oder
durch Knospung.
Die Entwicklungsgeschichte (Ontogenie) der Molluscoidea stimmt
am meisten mit jener der Anneliden überein.
Sämmtliche Molluscoidea sind Wasserbewohner, die Brachiopoden
ausschliesslich marine Geschöpfe.
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Bryozoa.
209
1. Classe. BryOZOa, Moosthiercheii.1)
Kleine, durch Knospung sich vermehrende und zu
vielgestaltigen Colonieen vereinigte Thiere, welche in
häutige oder kalkige Zellen eingeschlossen sind und am
vorderen Ende des Körpers eiuen von Tentakeln umgebe-
nen Mund besitzen. Darm wohl entwickelt, lang, After-
öffnung neben dem Mund. Zwitter.
Die Bryozoen oder Polyzoen gleichen in ihrer äusseren Erscheinung
am meisten gewissen Korallen (Tabulaten) oder Hydrozoen, von denen
sie sich aber sofort durch Besitz eines geschlossenen Darms, eines
hochentwickelten Nervensystems und durch die feinen, um den Mund
gestellten Respirationstentakeln unterscheiden. Sie leben äusserst selten
vereinzelt, bilden in der Regel durch Knospung zusammengesetzte Stöcke
von rindenartiger, knolliger, buschförmiger, scheibenförmiger, ästiger
u. 8. w. Gestalt und sind häufig von dünnwandigen, röhrigen oder
sackförmigen Kalkhüllen umgeben.
Jedes Einzelthierchen ist entweder von den übri-
gen Mitbewohnern der Colonie abgeschlossen oder
steht durch feine, die Wand durchbohrende Canälchen
(Sprossencanäle), sehr selten durch einen gemeinsamen
Canal mit den Nachbarn in Verbindung. Ein Cocno-
sark oder ein davon abgeschiedenes Coenenchym, wie
bei den Coelenteraten, kommt niemals vor. Am vor-
deren Ende des Körpers befindet sich die Mundscheibe
(Ijobophor), mit einem Kreis oder einer hufeisenförmig
angeordneten Reihe von hohlen Tentakeln, die zur
Respiration und zur Nahrungszufuhr dienen.
Die Mundöffnung bildet den Anfang des Nahrungs-
canais, welcher aus Speiseröhre, Magen und Dann be-
steht und nach einer starken Aufwärtsbiegung in der
Afteröffnung endigt. Die Afteröffnung befindet sich in
der Regel ausserhalb des Tentakelkranzes (Ectoprocta),
selten innerhalb desselben (Entoprocta). Zwischen Mund und After liegt
ein Nervenknoten, welcher feine Ncrvonfäden nach den Tentakeln und
nach dem Schlund absendet. Die Leibeshöhle um den Darm ist mit
Flüssigkeit erfüllt und von zahlreichen Längs- und Quermuskeln durch-
zogen. Der vordere Theil des Körpers kann durch diese Muskeln in
die Zelle zurückgezogen werden. Von den Generationsorganen liegen
die Eier im oberen, die Spermatozoon im unteren Theil der Leibeshöhle.
Als Avicularien und Vibracula (Fig. 412) bezeichnet man
eigentümliche Gebilde in der Nähe der Zellenöffnungen, wovon die
») fOrbigny, Ale., Paläontologie francaise. Terr. cröt. t V. 1850 —51. —
Haime, J., Description des BryozoaireH foss. de la formatiem jurassique. Mein.
Soc. geol. Fr. 1854. 2. ser. t. V. — Hagmow, v.t Die Bryozoen der Mnstrichter
Kreidebildtingen. Cassel 1851. — Brink, Q , Catalogue of the marine Polyzoa in
the Collection of the British Museum. I. Cheilostomata. 1852. II. Cyclostoraata.
1875. — Bu»k, O., Monograph of the fossil Polyzoa of the Crag. Falaeontograph.
Soc. 1867. — Renn, F. A., Denkschr. k. k. Ak. Wissenach. Wien. Bd. XXIII,
XXV, XXVII, XXLX, XXXIV. — mHinck8, Th., History of the British marine
Polyioa. 2 vol. London 1880. — *Busk, O., Report on the Polyzoa. Scient. Results
Zi itel, Grundzüge der Paläontologie. 14
Flg. 412.
Srlenaria maculata
Blink. RecenL Kin
St (ick der Obvrselte
mit einem Vibractilnm
und einer Ovleelle,
vergr. (Nach Buh k.)
by Google
210
Molluacoidea. Bryoroa.
ersteren Aehnlichkeit mit einem Vogelköpfchen, die letzteren mit einem
Peitschenstiel besitzen. Die Avicularieu bestehen aus einem grösseren
helmförmigen, geschnäbelten Stück und einem beweglichen Unterkiefer.
Sie können sich öffnen und zuschnappen und dienen wie die Vibracula
zum Festhalten kleiner Organismen, die den Bryozoen als Nahrung
dienen. Eine Pore (Specialpore), zuweilen auch eine Verdickung be-
zeichnet auf der Oberfläche der Zellen die Stelle, wo ein Avicularium
oder Vibraculum sass.
Die Embryonen entwickeln sich anfänglich innerhalb der Leibes-
höhle, zuweilen auch in besonderen blasigen oder kugeligen Aus-
wüchsen (Eierzellen oder Ovicellen) und schwärmen alsdann durch
die Mundöffnung aus. Bei der ungeschlechtlichen Vermehrung sprossen
die jungen Knospen entweder an der Basis, auf der Seite oder am oberen
Ende der Mutterzelle hervor; die Art und Weise, wie sich die jungen
Knospen an einander reihen, bedingt die äussere Gestalt der Bryozoenstöcke.
Unter den mit verkalkter Haut versehenen Bryozoen unterscheidet
man zweierlei Formen von Zellen:
a) Cyclo8tomata: cylindrische oder prismatische Röhren oder ver-
längerte Schläuche mit terminaler, unverengter Mündung.
b) Cheilostomata: kurze, ovale oder krugförmige, in der Mitte
bauchig angeschwollene, zuweilen vier- bis sechsseitige Zellen mit
querer, auf der vorderen Wand befindlicher Mündung.
Die meisten Bryozoen sind mit ihrer Basis oder auch mit ihrer
ganzen Rückseite auf Fremdkörpern oder auf dem Boden festgewachsen
und ernähren sich von Diatomeen, Infusorien und Larven. Einige
wenige Gattungen bewohnen Süsswasser, die meisten leben im Meer
und zwar in allen Zonen und Tiefen. Fossile Formen finden sich in
allen Formationen, am häufigsten in Jura, Kreide und im Tertiär.
Von den zwei Ordnungen der Ectoprocta {Phylactolaemata und
Qymnolaemata Allm.) besitzen nur die Oymnolaemaia erhaltungs-
fähige, mit Kalkhüllen versehene Formen aus den zwei Gruppen der
Cyclostomata und Cheilostomata.
Die Systematik der Bryozoen befindet sich in einem wenig befriedi-
genden Zustand. Die umfassendste Classification von d'Orbigny be-
ruht auf künstlichen Prinzipien und wurde thoilweise von späteren
Autoren verändert, aber nicht durchgreifend umgearbeitet.
1. Unterordnung. Cyclostomata. Busk.
(Bryozoaires centrifuginis d'Orb.)
Zellen röhrenförmig, meist kalkig, seitlich zusammengewachsen oder theilteeise
frei und entfernt stehend. Mündung terminal, ohne Deckel, nicht verengt, zuweilen
erweitert.
Die Cyelostomen beginnen bereits im unteren Silur. Sämmtliche paläo-
zoische, sowie alle triasische und jurassische Formen gehören hierher. Weit
über 1000 paläozoische und mesozoische Arten sind beschrieben, während
gegenwärtig nur wenig mehr als 1()0 Arten existiren. Die paläozoischen Formen
of the Challenger Voyage. vol. X. (Cheilostomata) 1884 u. vol. XVII (Cyclo-
Btomata) 1886. — Ulrich, K. 0., American palaeozoic Bryozoa. Jourti. Cincinnati
Soc. nat hist vol. V. 1882—84. — Ulrich, E. O., Coutributions to American
Palaeontology. vol. I. Cincinnati 1886. — Pergens, E., Bull. Soc. Beige de Geol.,
Pal. et Hydrol. 1890. III. 1891. V. 1892. VI.
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Cyclostomata,
211
mancherlei Abweichungen von den typischen Cyclostomen und vereini-
gen zuweilen Merkmale von Cyclostomata und Cheilostomata. Aus der grossen
Formenmenge sollen nur einige charakteristische Typen hervorgehoben werden.
Die Familie der Fenestellidae King enthält trichter-, fächer-, blatt-
oder netzförmige, aus zahlreichen parallelen und schwach divergirenden
Aestchen zusammengesetzte Stöcke, welche entweder durch Querbrücken
oder Anastomose mit einander verbunden sind. Die OefFnungen der kurzen,
schlauchartigen Zellen münden stete nur auf einer Seite der Aestchen.
Zu den Fenestelliden gehörten zahlreiche paläozoische Bryozoen; sie
kommen stellenweise eo massenhaft vor, dass sie förmliche Bryozoenriffe
bilden. „ c
Fe nestella
Lonsd.(Fig.413)
beginnt schon
im Silur, hat
aber im Kohlen-
kalk und Zech-
stein ihre
Hauptverbreit-
ung. Die Stöcke
haben Trichter-
oder Fächer-
form und errei-
chen zuweilen ziemlich ansehnliche Grösse. Die etwas kantigen Zweige
zeigen auf einer Seite zwei Reihen runder Zellenöffnungen, die andere Seite
des Stockes, sowie die Verbindungsstäbchen sind zellenlos.
Fig 413
Fenettella reti/ormi» Schlotb. Zechsteln-Dolomit. I'össneck, Thüringen.
Fragment eine« Stockes In nat. Grösse, b Rückseite, schwach vergrössert.
e Eine Partie der zellentragenden Vorderseite, stark vergrössert.
Flg. 414.
Woriheni Hall sp. (Arehimedipora Archimrdi» d'Orb.). Kohlenkalk. Warsow, Illinois,
mit wohlerhaltenen Ausbreitungen in nat. Grösse (nach F. Roemer). 6 Schraubenförmiges
fnaeh Q Henstedt), c Innere (obere) Seite der Ausbreitungen, vergrössert (nach Koemer).
d Aeumere (untere) Seite derselben (nach Hall).
Archimedes Lesueur (Fig. 414) besteht aus zahlreichen Fenestella-
artigen Trichtern, welche schraubenförmig um eine centrale Axe gelagert
sind. Häufig im Kohlenkalk von Nordamerika.
Zahlreiche andere Gattungen, wie Carinopora Nicholson (Devon),
Phyllopora King, Polypora M'Coy (Silur bis Perm), Ptilopora M'Coy,
Goniocladia Ether. (Carbon) etc., gehören dieser Familie an.
Bei den Acanthocladidae sind die Stöcke in einer Ebene ausgebreitet,
au« mehreren Hauptästen zusammengesetzt, von denen an beiden Rändern
freie Nebenaste ausgehen. Die Zellen stehen auf einer Seite des Stockes.
Hierher nur paläozoische Gattungen, wie Acanthocladia King (Fig. 115).
(Carbon und Perm), Pinnatopora, Septopora, Sy nocl ad ia (Carbon) u. a.
14»
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212
MolluBcoidea. Bryozoa.
Die Familien Ptilodictyonidae, Stictoporidae, Cystodictyonidae,
Ceramoporidae und Bhabdomesontidae enthalten ausschliesslich paläo-
e a zoische Formen.
Die Diastoporidae sind kreis- oder fächerförmige,
incrustirende oder gestielte, lappigblättrige oder ästige
Colonieen mit
röhrigen Zel-
len , die an
ihrem unte-
ren Theil ver-
wachsen, wei-
ter oben aber
frei werden.
Häufig in Ju-
\ <7?&SSb& ^/Lf^Q^fW ////fcSilf ».Kreide und
IjS :,f h^'i\ß \ /.' • 'v^f-;'' f i m Tertiär, sel-
' ^^k$r^ |||f| I i tener m d» n
jetzigen Mee-
ren.
Berenieea
Lamx. (Fig.
4H5). Incmstirende Blätter mit bogigem Umriss; die anfangs liegenden, später
aufrechten und frei werdenden Zellen alle nach einer Seite gerichtet. Jura
bis Jetztzeit.
D iastopo-
raLamx. (Fig.
417 . Blättrige
oder baumför-
mige , zuwei-
len incrusti
rende Stöcke,
bald ein-
■tfi... schichtig.bald
mehrschich-
tig, häufig aus
zwei mit dem
Flg. 415
Acanthnetadia aneept Schloth. sp. Aus »lern
Zech«tcindotoinit von Prtssneck.
n Stock In nat. Grosse, 6 ein Ali von der
e von der Ruckseite, vergr.
Flu. 416.
Berenieea diluviana ljunx.
ooltth. Ranvillc. Calvados.
a Nat. Grosse, 6 verRT.( nach Halme).
FIr. 417.
Dlnttapora (Metenleripora) foliacea Ijuuv.
Gross Oolith Kanvllle. Calvados, a Frajr
ment In nat. Grösse, Äein Stück desselben,
FIr. 418.
DtfranHa dladrma Goldf sp. n.. .
Ober.- Kreide Mastricht. a Stock In nat. KUCKen ver-
drösse von oben, t> von der Seite, wachsenen
c Oberseite, vergrösaert Blättern beste-
hend. Jura und Kreide häufig, seltener tertiär und lebend.
Defrancia Bronn (Lichenopora Defr.) (Fig. 418). Stock Scheiben- oder
b
Fi*. 41tf.
ßwWn tnhuti/rra Ro«m. sp. oliRocBn. Astrupp. Westfalen.
n Stock in nat. <irö"e, 6 eine Cntercolonle, vergrößert.
FIr. 420.
Sfomatopora diehotomn |j\mx
Gross- Ooliüi. lUnville. a N
Grosse, 6 verRTossert.
pilzförmig, mit der Unterseite oder nur mit kur-
zem Stiel aufgewachsen. Die röhrenförmigen
Zellen oben zu radialen, durch Zwischenfurchen getrennten Rippen
wachsen. Jura bis jetzt.
a
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Cyclostomata.
213
Bus k ia Reusa (Fig. 419). Zahlreiche Defrancia ähnliehe Stöcke zu
einer zusammengesetzten Colonie verbunden. Oligocän.
Weitere hierher gehörige Gattungen sind Discosparsa, Discoporella,
Radiocavea, Radiotubigera etc.
Flg 421.
donata Hujfu Ob. Kreide.
Mastricht.
<i Zweig In nat. Grösse, b Vorder-
seile, c Rückseite, »tark vergrössert.
(Nach Hagenow.)
FIk. 422.
Enialophora vir-
guta Hagw.
Planer.
Plauen. Sachsen.
Flg. 423
Si)iropora rerticil-
lata Goldf
Ob. Kreide.
Mastricht. (Nach
Hagenow.)
Fig. 424.
Truncatvla rrpens Hagw .
Ob. Kreide. Maatricht
Zweigetaen von der
Rückseite und der Vor-
dereelte, vergrössert
(nach Hagenow).
Die Tubuliporidae sind kriechende, mit einer Seite angewachsene
Stocke, deren röhrige Zellen entweder ein- oder zweireihig oder unregelmässig
angeordnet sind und sich mit ihren Enden frei erheben. Hierher gehören
die Gattungen Slomatopora Bronn (Alecto Lamx.) (Fig. 420), (Silur, Devon,
Jura, Kreide, tertiär und lebend), Proboscina Andouin, Tubulipora
Lamx. etc. aus mesozoischen und tertiären Ablagerungen.
Die Idmoneidae bilden aufrechte, baumförmige, meist ästige Stocke,
bei denen die röhrigen Zellen alle auf der Vorderseite münden. Beispiele:
Idmonea Lamx. (Fig. 421), Hornera Lamx. (Kreide bis jetzt).
Bei den nahestehenden Entalophoridae sind die Röhrenzellen stets
in Reihen angeordnet und münden entweder auf einer Seite oder ringsum
an den Stämmchen oder Aesten. Zuweilen sind die Oeffnungen eines Theiles
der Röhren durch dünne, kalkige Deckel geschlossen. Beispiele: Enta-
lophora Lamx. (Fig. 422), Spiropora Lamx. (Fig. 423), Jura bis jetzt,
Terebellaria Lamx. (Jura, Kreide), Nodelea d'Orb. (Kreide etc.).
Fig. 425.
F itcicttliporn incra**ata d Orb.
< »b. Kreide. Meudon bei Pari«.
In nat. üroaae nnd vergrößert,
d'orbigny.)
Flg. 426.
Fasricvlaria (Theonoa) auraittium M. Bdw. ("rag.
o Stock In vcrticaler Richtung durchgebrochen, nat Grösse.
b Ein Stuck der Oberfläche, vergrossert.
Bei den Frondiporiden sind die Röhrenzellen zu Bündeln gruppirt,
welche als stumpfe Höcker oder Aeste aus den verschieden gestalteten
Stöcken vorragen. Beispiele: Frondipora Imperato, Osculi pora d'Orb.
Truncatula Hag. (Fig. 424), Fascicuiipora d'Orb. (Fig. 425), Pletho-
pora Hag., Fascicularia M. Edw. (Fig. 426), Theonoa Lamx. etc. aus
Kreide und Tertiär.
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214
Molluscoidea. Bryozoa.
Die Ccriopor iden bilden incrustirende , knollige, lappige, seltener
baumförmige Colonien, aus dichtgedrängten und engverwachsenen Röhren-
zellen, deren OefTnungen nicht erhaben vor-
nigen, sondern über die ganze Oberfläche ver-
theilt sind. Zuweilen sind die grösseren
OefTnungen von kleineren umgeben. Die
Cerioporiden stehen in ihrem Aufbau und in
Fl*. 42«.
Ccriopora <utroiiif* Munst *p. Ober-Trias.
St. (assian, Tyrol.
a Stock in nat. (ir.. b OU-rllächo verirr.
Fl*. 427.
Ceriopura rpongilet Goldf. Grünsand. K---i:
a Nat Grosse, b von oben, c von unten, venrrössert.
ihrer allgemeinen Erscheinimg den Monticuliporiden (S. 95) nahe und sind
nicht immer sicher von denselben zu unterscheiden. Sie finden sich ausser-
ordentlich häufig in der alpinen Trias, in Jura und Kreide, seltener in Tertiär-
Ffjf. 430.
Hrlrrojtorn puntutoßa Mich. Gross-Oollth.
Kanville, Calvados. (Nach Halme.)
a, 6 Stocke in nat Grösse, c Vertical-
schnltt, d OlierHftche. vergrösserL
Kl«. 42«.
Radiopora stellata Goldf. sp. Planer, l'lauen. Sachsen.
a Stock In nat. Grösse, b venrrössert, c Vertlcalschnitt durch
ein Exemplar aus dem Grünsand von Essen.
und Jetztzeit. Beispiele: Ceriopora Goldf. (Fig. 427. 428), Radiopora
d'Orb. (Fig. 429), Alveolaria Busk, Heteropora BL (Fig. 430), Petalo-
pora Lonsd. etc.
2. Unterordnung. Cheilostomata. Busk.
(Bryozoaires cellulints d'Orb.).
Zellen oval, elliptisch oder krugförmig, seitlich aneinander gereiht. Mündung
mehr oder weniger auf die Vorderseite der Zelle gerückt, häufig mit beteeglichem
Deckel.
Die Cheilostomata beginnen zuerst im Jura, entfalten von der oberen
Kreide an einen erstaunlichen Formenreichthum und übertreffen an Mannich-
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Cheilostomata.
215
faltigkeit und Artenreich thum wenigstens in der Tertiär- und Jetztzeit bei
Weitem die Cylostomata.
Nicht alle Cheilostomata haben eine vollständig verkalkte Hülle; einige
(Flustridae) bleiben hornig und sind nicht zur Fossilisation geeignet, bei anderen
i Membraniporidae) ist die Vorderwand häutig, die übrige Hülle verkalkt;
bei fossilen Vertretern derselben erscheinen darum die Zellen auf der Vorder-
seite vollständig offen. Avicularia 6
und Vibracula kommen häufig
bei Cheilostomen vor und geben
ach an fossilen Formen durch
Specialporen kund. Auch Ovi-
cellen sind häufiger als bei Cyclo-
stomata entwickelt. Bei der
ungeschlechtlichen Vermehrung
sprossen die jungen Zellen in der
Hegel am vorderen Ende oder zu
beiden Seiten der Mutterzelle
hervor und gruppiren sich zu
mehr oder weniger regelmässigen
Reihen. Meistens stehen die
Zellen durch zahlreiche Sprossencanäle mit einander in Verbindung.
Die Systematik der Cheilostomata befindet sich in noch unbefriedigen-
derem Zustand, als die der Cyclostomata. Es sollen darum nur vereinzelte,
charakteristische Genera als Beispiele erwähnt werden.
Die Gattungen Salicornaria Cuv. (Fig. 431), Cellularia Busk und
Scrupocellaria van Beneden gehören zur Gruppe der Articulata, bei
denen die baumförmigen Stöckchen in Segmente gegliedert sind, welche durch
biegsame hornige oder verkalkte zellenfreie Zwischenglieder verbunden werden.
Unter den Inarticulata, bei denen die Zellen alle fest verbunden sind,
vertreten die kriechenden Hippothoiden (Fig. 432) die Tubuliporiden unter
den CyclosiotJiata.
Klg 482.
IJipjtothoa labiata Nnvak. Cvtiotnan. Velin, Böhmen,
u Stock in nat. Grosse, * mehrere Zellen, xuiu Theil mit
durchbrochener Vonlerwand, stark vergr. (nach Nowak).
Klg. «1.
ixilirtimaria rhotnbi/cra
• '■■l>it tp. OHgocan.
Knufungen bei Kassel.
Vergrössert.
iXach Reusa.)
Klg. 334.
I^prnlia cocchtea Johnnton.
Mlocan. Eisenstadt, t'ngarn.
Mehrere Zellen vergrössert (nach
Ken ss). Die Mündung ist ge-
zackt, unterhalb der vorderen
Ecken steht jederselts ein grosses
Avicularium und über 3 Zellen
befinden sich Ovieellen (o).
Fig. 433
Kino incnistirende Colonie von Membrnni-
pora mit Zellen, deren ganze Stirnwand
unverkalkt ist (vergrössert).
Die incrustirenden Membraniporiden sind mit ihrer Rückseite auf-
gewachsen, so dass sich alle Zellenöffnungen nach einer Seite richten. Bei
Membran ipora (Fig. 433) ist die Vorderseite unvollständig oder gar nicht
verkalkt, bei der formenreichen Gattung Lepralia (Fig. 434), die von d'ür-
bigny *n eine Menge Genera zerspalten worden war, ist die Vorderwand
kalkig, die Mündung häufig durch Stacheln oder Fortsätze verziert.
216
Molluscoidea. Bryosoa.
Die Eschariden bilden aufrechte blättrige oder netzförmige Stöcke,
die entweder aus einer oder aus zwei mit ihrer Rückseite verwachsenen
im
Fl*. 485
Errhara {Etcharipura) rudi»
Keuiw. oliKocftn. Söllingen.
Oberfläche vorgr. (Die Zol-
len Hm Knud mit geotruhltcn
«iruhehen und In der NMie
der Mündung mit Special-
poren.)
Die Membraniporiden
Hauptverbreitung in
KiR. 436. Fi*. 437.
Jtcicpora ccllulota Lln. Vinrularin virgo HagW. Ob. Kreide. Rüp'n.
frag. Suflolk. a Fragment In nat Oröwe, b Horizontal-,
e Vertlcnluchnltt, vergr.
Zellenschichten bestehen. Unter den zahlreichen Gat-
tungen dieser Familie sind besondere Escha ra Busk
(Fig. 4.55), lietepora lmperato (Fig. 436) häufig,
und Eschariden beginnen im Dogger und haben ihre
der oberen Kreide, im Tertiär und in der Jetztzeit.
Fl*. 488.
Uyriozoutn punetatum I'hll. ftp. Mlocan. Orten-
bOM, Ntederbayern. a Stock in nat. <Jri>sae,
6 Oberfläche vergr. ; in der oberen Ilalflc nind
die Zelleiiinündiingcn offen, in den unteren
von einer Kalkrindc Überzogen, c Querschnitt
durch einen Ant
Fi«. 440.
Ccürpara cunfflomtrata Oohlf. OllgocAn. AMrupP
bei Oanabrück. o Stock in nat. Grösse, b Ober-
fläche vergroh»ert.
Bei den Vi neulariden bestehen
die Stöcke aus runden Stämmchen
und Zweigen, die ringsum von alternirenden Zellen umgeben sind. Hierher
die Gattungen Vincularia Defr. (Fig. 4.'J7) und Myriozoum Donati
(Fig. 438). e
fiiit
Flu. 441.
Cumulipora aivjutata Mstr. Oligocan. Dobefg bei Bünde, a Stock In nat. (triwae, b Oberfl&che
vergrögaert, e Verticalschnitt vergrösaert. (Nach Keuai.)
Die Selenariidae bilden meist freie napf- oder schüsseiförmige, kreis-
runde Scheiben, bei denen die Zellenöffnungen alle nach einer Seite gerichtet
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Cheilostomata.
217
WS®
sind. Die Gattung Lunul ites Lamx (Fig. 139) ist häufig in oberer Kreide
und im Tertiär; Selenaria Busk (Fig. 412) tertiär und lebend.
Die Cel-
leporiden
entsprechen
den Ceriopo-
riden unter
den Cyclo-
stomata und
bilden wie
jene knol-
lige oder
unregelmäs-
sig ästige
Stöcke, de-
ren irregulär
angehäufte
Zellen häu-
fig in vielen
Lagen über-
einander geschichtet sind.
Cellepora Fabricius (Fig. 440) und Cumulipora Münst. (Fig. 441) ge-
hören zu den im Tertiär sehr verbreiteten Cheilostomata.
Fig. 439.
Lunulitet Gold/ussi flagw. <>li. KrHde. l.üiu-lmrv. a, h, c Kxemplat in imt.
Grösse, d Oberseite vcrgrössert, t: Unterseite vergrösaert.
Zeitliche Verbreitung der Bryozoa.
Schon in palaeozoischen Ablagerungen gab es eine beträchtliche
Menge Brvozoen, die fast ausnahmslos zu erloschenen Gattungen ge-
hören, sich am besten an die Cyclostomata anschliessen, aber durch
mancherlei Abweichungen eine gesonderte Stellung im System ein-
nehmen und vielleicht den Anspruch machen können, als besondere
Unterordnung betrachtet zu werden. Im Silur und Devon sind die
Ptilodictyonidae, Stictoporidae, Cystodiclyonidae und Ceramoporidae be-
sonders verbreitet, während im Carbon und Perm die Fenestelliden
und Acanthocladiden ihre Hauptentwickelung orreichen.
Trias und Lias entfalten vorzugsweise Cerioporiden, der Dogger
von Lothringen, Süddeutschland, England, Normandie zahlreiche Diasto-
poridae, Tubuliporidae, Frondiporidae und Cerioporidae ; dagegen ist der
obere Jura verhältnissmässig arm an Brvozoen.
Im Neoconi und Gault herrschen noch die Cyclostomata vor,
erst im Cenoman nehmen die Cheilostomata in grösserer Zahl an der
Zusammensetzung der Bryozoenfauua theil, die vorzüglich reich ent-
wickelt ist bei Le Maus, le Ha vre, Essen, in Sachsen, Böhmen und
Norddeutschland.
Ganz ausserordentlich reich an Brvozoen ist die obere Kreide,
namentlich der obere Pläner in Norddeutschland, Sachsen und Böhmen,
die weisse Schreibkreide, der Kreidesand von Aachen und der Kreide-
tuff von Mastricht. d'Orbign y beschreibt nicht weniger als 547 Arten
obercretaeeischer Cyclostomata und circa 300 Cheilostomata.
Im Tertiär herrschen die Cheilostomata vor. Die eoeänen und
oligocanen Ablagerungen am Nord- und Südfuss der Alpen zeichnen
sich durch Bryozoenreichthum aus (Granitmarmor von Bayern,
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218
MolhiHcohlea.
Priabona, Mossano im Vicentin'schen); auch das Oligocän von Nord-
deutschland, daß Miocän der Touraine, des Rhonethals, von Ober-
schwaben und im Wiener Becken sind reich an Bryozoen. Im Plio-
cäu von Italien, Rhodus, Cypern und im Crag von England und Bel-
gien finden sich fast nur noch recente Gattungen und vielfach auch
noch jetzt existirende Arten.
2. Classe. Brachiopoda. Armkiemener. *)
Z weischalige, symmetrische, niemals zu Colonieeu ver-
einigte Meeresbewohner mit zwei spiral aufgerollten,
fleischigen Mundarmen.
Die Brachiopodeu oder Palliobranchiata sind zartgebaute, von zwei
gefassreichen Mantellappen und zwei kalkigen oder kalkig-hornigen
Schalen bedeckte Thiere, welche sich nur auf geschlechtlichem Wege
fortpflanzen und manchmal ansehnliche Grösse erreichen. Die meist
dünnen Schalen sind in der Regel ungleich gross, jedoch vollkommen
symmetrisch, so dass sie durch einen Medianschnitt in zwei gleiche
Hälften zerlegt werden. Zuweilen ist eine Schale (Crania, Thecidium)
direct aufgewachsen, häufiger tritt entweder zwischen dem verschmä-
lerten Hinterende der beiden Schalen oder durch eine Oeffnuug in
oder unter dem Schnabel der Unterschale ein muskulöser Stiel hervor,
welcher zur Befestigung der Thiere dient. Mit zunehmendem Alter
schlies8t sich die Schnabelöffnung nicht selten, der Stiel verkümmert,
und die Schalon werden frei. In seltenen Fällen (Gfottidiä) bleiben die
Brachiopodeu schon von frühester Jugend an frei.
Während des Lebens liegt die durchbohrte, fast immer grössere
Ventralschale unten, die kleinere Dorsalschale oben. Bei der
Beschreibung werden jedoch die Schalen stets so orientirt, dass der
Hinten- and (Schlossrand) mit der Schnabelöffnung nach oben, der
Vorderrand {Stirnrand) nach unten gestellt werden. Eine Linie
vom Wirbel zun» Stirnrand gibt die Länge, eine Senkrechte darauf
in der Richtung von vorne nach hinten die Dicke, eine Senkrechte
in der Richtung von rechts nach links die Breite der Schale. Am
Hinterrand sind beide Schalen entweder nur durch Muskeln [Inarti-
culata) oder durch ein sogenanntes Schloss {Artkulata), d. h. durch
') Literatur:
t>. Buch, Leop., Ueber Terebrateln. Berlin 1834. 4°. — King, W., A Monograph
of Permian fossils. Palaeontographieal Society 1849. — Davidson, Thom., Monograph
of British fossil Brachiopoda. vol. I— VI. Palaeontographieal Society 1851—1886.
(Davon die allgemeineren Betrachtungen in Introduction a. a. O. vol. I und in
General Summary vol. V. Bibliography vol. VI) — Quemtedt, F. A., Petrefakten-
künde Deutschlands. Bd. II. Brachiopodeu. 1871. — Deslongchamps-Eudes, Eug .
Paläontologie Fruncaise. Terr. jurass. vol IV. — Barrande, Joach., .Systeme silurien
du Ceutre de la Boheme, vol. V. 1879. — Waagen, W , Salt Range fossile, vol. L
Palaeontologica Indira ser. XIII. Mem. geol Surv. of East India 1K«2— 85. —
Gehlert in Fischer s Manuel de Conchyliologie. Paris 1887. — Haü, J, and Oarke, J.,
Palaeontology of the State of New York vol. VIII. Introduction to the study of
palaeozoic Brachiopoda. Albany 1892 — Beecher, Ch E., and Clarke, J., The de-
velopment of some Silurian Brachiopoda Mein. New York State Mus. vol. I. 1889.
— Beecher, Ch. E., Development of the Brachiopoda I. II. Amer. Journ. Sc. and
Arts. 1891. vol. XLI.u. 1892. XUV. — Bittner, AI , Brachiopoden der alpinen Triaa.
Abb. k. k. geol. Reichs-Anst. Wien. Bd. XIV. 1891. u. Bd. XVIL 1892.
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Brachiopoda.
219
zwei zahnartige Vorsprünge (Schlosszähne) der Ventralschale, welche
sich in Gruben (Zahngruben) der kleinen Schale einfügen, mit einander
verbunden. Zwischen den zwei Schlosszähnen springt ein mehr oder
weniger entwickelter Schlossfortsatz vor. Beide Klappen stossen
am Schloss-, Stirn- und an den Seitenräudern durch Nähte (Commis-
suren) aneinander.
Die Schale umhüllt in geschlossenem Zustand den Weich-
körper vollkommen; wenn sie sich öffnet, trennen sich die Seiten -
und Stirnrand-Commissuren, die Schlossränder dagegen bleiben fest
verbunden. Unmittelbar unter jeder Schale und an diese angeheftet, liegt
ein dünnes, durchscheinendes, aus drei Schichten zusammengesetztes,
fleischiges Mantelblatt. Die innere Zellenschicht des Mantels besteht
aus Wimperzellen, die mittlere ist knorpelartig, die äussere enthält
Blutgefässe und Genitalorgane. Zuweilen liegen kleine, ästige Kalk-
körperchen (Spiculae) oder siebartig durchlöcherte und vielfach zer-
schlitzte Kalkscheibchen in grosser Menge in der äusseren Mantelschicht,
aus welcher häufig kurze, cylin-
drische, blinde Röhren hervor-
ragen, welche in feine Vertical-
kanäle der Schale eindringen und
bis zu deren Oberfläche gelangen.
Die Schalen solcher Formen er-
halten ein feinpunktirtes Aus-
sehen. Die beiden Mantellappen
entsprechen in Grösse und Form
genau den beiden Schalen und
umschliessen die Mantelhöhle, «>«t flefachigen ein- Howe. J Zechitein yon Hu»-
, . ' fach zurück- bleton, huglanil. Steinkern mit
WOVOI1 die hintere, Unter den Bekrümmten Spiral- Kindrücken von BlutgeraMen.
Wirbeln gelegene Abtheilung nach armen' (NftCh D*vld"on ■>
vorn von einer häutigen Membran abgeschlossen wird und die eigent-
lichen Eiögeweide, d. h. den Nahrungskanal, die Leber, das Herz, das
centrale Xervenganglion und die Muskeln enthält. In der Mittelebene
der Membran befindet sich eine zweilippige Mundöffnung, welche nach
hinten in die Speiseröhre, den Magen und Darm fortsetzt. Bei den
Artiatlata {Apygia) ist der von zwei grossen Leberlappen umgebene
Magendaron kurz und endigt blind, bei den Inartictilata (Pleiiropygia)
macht er mehrere Windungen und mündet seitlich vom Mund in die
vordere Abtheilung der Leibeshöhle.
Dorsal vom Darm liegt das birnförmigo Herz, von welchem je
zwei vielfach verzweigte Gefässe in die beiden Mantellappen, zwei
andere in die spiralen Mundlappen ausgehen. In die zuweilen stark
erweiterten Blutgefässe der Mantellappen dringen aus der Leibeshöhle
dicke, paarig entwickelte Bänder und Wülste ein, welche weibliche oder
männliche Geschlechtsorgane enthalten. Deutliche Eindrücke dieser
Blutgefässe und Genitalstränge beobachtet man häufig auf der Innen-
seite der Schale oder auf fossilen Steinkernen von Brachiopoden (Fig. 442).
Das Nervensystem besteht aus einem Schlundring mit zwei Gang-
lienknoten, von dem feine Nervenfäden in den Mantel, die Arme, die
Muskeln und den Stiel ausgehen.
Der grössere Theil der von den Mantellappen umschlossenen Leibes-
höhle wird von den spiralen Mundanhängen, den sogenannten Armen
Flg. 443.
Terebratula vitrea Camarophorla Hvmblet<mtn$l*
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220
MolluHcoidea.
Fi*. 444.
W'alrihtimia finvencrns otwoH verjrröi
in der Mitte durchgeschnitten mit
arnif n, Darm und Muskeln, d Spiral«1
.i'ih;iii..r h Gefranster Baum der
pr Schlossforüsatz. ~ Darm, v MuncL
tum. (i BehllesMntiRkeln (adductores). c und
c Scnlosjtmuskeln (dirariciitoren).
(Nach Davidson.)
und
Sj.iral-
llund«
Arme.
$* Sep-
eingenommen. Es sind dies zwei bewegliche, spiralig gebogene oder
um sich selbst zurückgekrümmte fleischige Lappen von ungemein zarter
Beschaffenheit (Fig. 443. 444), welche häufig durch ein feines, kalkiges
Armgerüst gestützt werden. Zahlreiche Blutgefässe durchziehen die
mit einem breiten Saum beweglicher
Fransen besetzten Organe, welche gleich-
zeitig zur Respiration und zur Herbei-
strudelung von Nahrung dienen. An
der Respirationsthätigkeit nimmt übri-
gens auch der von Blutgefässen durch-
zogene Mantel theil.
Das Oeffnen und Schliessen der
Schalen, sowie die Befestigung des
Stieles wird bei den Brachiopoden
lediglich durch Muskeln bewirkt,
deren Zahl und Anordnung bei den
zwei Hauptgruppen der Brachiopoden
erheblich differirt. Bei den Articu-
lata sind in der Regel mehrere Muskel-
paare vorhanden, wovon die Divari-
catores das Oeffnen, die Adductores das Schliessen der Schalen besorgen,
während die Adjustores oder Stielmuskelu zur Befestigung des Stieles
dienen.
Da die Anheftungsstellcn der Muskeln auf der Innenseite der Schale
mehr oder weniger deutliche Eindrücke hinterlassen, welche auch an fos-
silen Schalen erhalten bleiben, so verdienen sie eine speciellere Beachtung.
Die Adductores (Fig.
445a) verlaufen quer von
einer Schale zur andern
und hinterlassen in der
Mittelebene der grösse-
ren Ventralschale (B)
einen in der Mitte ge-
theilten Eindruck (a),
auf der kleineren Dorsal-
schale vier paarig ge-
ordnete Eindrücke (a, a ).
Die zum Oeffnen die-
nenden zwei Paar Divari-
catores (d) befestigen sieh
mit ihren dünnen Enden
an dem vorspringenden
Schlossfortsatz (pr); das
Hauptmuskelpaar (diva-
ricatores anteriores d)
heftet sich auf der Innen-
seite der grossen Ventral -
schale mit seinen verbreiterten Enden beiderseits neben und vor der Basis
des Schliessmuskels an, während das andere, kleinere Paar (divaricatores
acecssorii et) zwei kleine Anheftstellen (<f) hinter dem Schliessmuskeleindruck
besitzt. Neben den Muskeln zum Oeffnen und Schliessen kommen noch
Stielmuskeln (Adjustores, Pediculares p) bei denjenigen Gattungen hinzu,
welche ein solches Anheftungsorgan besitzen. Kleine Eindrücke (p) dieser
Muskeln sieht man in der Dorsalklappe unter dem Schlossfortsatz. In der grossen
PUT. 445.
Waldheimia fi<we*cms Val. Australien OihcIi Davidson).
A linrsalKchfile. B Ventralschale von innen. F SchnalH-lloeh (Ko-
mmen), D Deltldinin, .S Artnk'erüst. pr SehlomfortAatz, s Scliloss-
platte, z Schlosszahn, «. a Klndrticke der Adductores (Sclilie&s-
munkeln i. p,p Ktndrurke der Stielmuskelu (Adjustores), d, d' Ein-
drucke der Divaricatores iSchlossmuskeln).
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Brachiopoda.
221
Unffula
A Schale mit Stiel, nätürl. «iröase.
Ventralklappe liegen die vorderen Eindrücke (p) zwischen den vorderen und
hinteren Divaricatoren, die hinteren (p) im Grund der Schale unter dem Schloss.
Der ganze Muskelapparat der Articulaten arbeitet mit erstaunlicher
Präcision. Dadurch, dass der Schlossfortsatz der kleinen Klappe seitlich
unbeweglich zwischen den Schlosszahnen eingeklemmt ist, sich aber
wie eine Thür in ihren Angeln frei in der
Richtung der Mittelaxe der Schale auf- und
abwärts bewegen kann, bedarf es nur einer
schwachen Contraction der Divaricatoren, um
den Schlossfortsatz etwas nach innen und vorne
zu ziehen und dadurch die Klappen am Stirn-
rand und an den Seiten zu lüften.
Bei den Inarticulaten ist der Muskelapparat
noch manuichfaltiger und complicirter, als bei
den Articulaten. Hier (Fig. 446) liegen die den
Divaricatoren entsprechenden Muskeln (c) nicht
in der Mitte, sondern in der Nähe der Seiten-
räuder und bewirken eine laterale Verschie-
bung der beiden Klappen. Sie heisseu darum
Gleitmuskeln. Die Adductores (a) sind in
der Ventralschale weit auseinander gerückt,
und neben ihnen befinden sich die Eindrücke
(p) der Stielmuskeln (Adjustores). Bei den
verschiedenen Familien der Inarticulaten
machen sich übrigens erhebliche Verschieden-
heiten in der Anordnung und Zahl der Mus-
keln bemerkbar.
Die Schale der Brachiopoden besteht
grossen, selten gleich grossen Klappen. In
liegende Ventralklappe grösser
Hinterrand zu einem Schnabel
Wirbel entweder
spitz oder von einem
runden Schnabel-
loch zum Austritt
des Stieles durch-
bohrt. Sehr häufig
liegt die Oeffnung
für den Stiel auch
unter der Schnabel-
spitze und greift zu-
weilen sogar auf die
kleinere Dorsalschale über. Die anfänglich meist dreieckige StielülTnung
wird bei sehr vielen Brachiopoden im Lauf der Entwickelung theilweise
oder auch ganz durch ein Deltidium oder Pseudodeltidium ge-
schlossen. Das Deltidium besteht aus zwei Stücken, welche als schmale,
leistenartige Kalk plättchen an beiden Seiten der Oeffnung beginnen, sich
allmählich vergrössern, bis sie in der Mitte unter oder über dem
Schnabelloch zusammenstossen oder letzteres umfassen. Bleiben die
beiden Plättchen völlig getrennt, so heisst das Deltidium discretum
(Fig. 447 b. c), stossen sie unter dem Schnabelloch zusammen, so heisst
B (irosnore ventrale Klappe
innen mit Miiftkelcindriickcn.
a Schllessmuskeln (adduetores),
c Divarieatores (Glcitmufikeln),
p Stielmunkelu (iidju mores).
aus zwei, meist ungleich
der Regel ist die unten
als die Dorsalschale, gewölbt, am
oder Wirbel eingekrümmt, und der
Fig. 447.
n Rhynchontlla vetpertilio mit Deltidium ampleeUms.
dormta mit Deltidium diseietum. e Strinifocqihalua
Deltidium discretum, jedoch die beiden Hälften t;
verwachsen.
6 TertbrnUlla
über der
(Jung) mit
Oetltv
un*
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222
Molluscoidea.
das Deltidium sectans (Fig. 445), wird die Stielöffnung unten und oben vom
Deltidium umgeben, so ist dasselbe amplectans (Fig. 447 a). Jedes I). sec-
tans oder amplectans beginnt in der Jugend mit einem D. discretum.
Bei den Stringocephaliden (Fig. 447 c) und Spiriferiden wird die dreieckige
Schnabelöffuung entweder durch zwei über der Oeffnung zusammen-
stossende und dann immer weiter gegen den Schlossrand wachsende
Plättchen oder durch eine einzige Platte (Pseudodeltidium) theilweise oder
ganz geschlossen (Fig. 448). Mit der Vergrösserung des Pseudodeltidiums
geht eine Verkümmerung des Stieles Hand in Hand, und bei vollstän-
digem Verschluss der Oeffnung verschwindet derselbe gänzlich. Zwischen
Schlossrand und Wirbel befindet sich häufig auf der ventralen oder
auch auf beiden Klappen eine abgeplattete, dreieckige Area (Fig. 448)
von verschiedener Höhe, die aussen von den zwei Schnabelkanten be-
grenzt wird. Sind die Schnabelkanten gerundet, und wird der Schloss-
rand durch zwei winklig zusammenstossende Schlosskanten gebildet,
so entsteht eine sog. falsche Area. Bei vielen Formen mit gebogenem
Schlossrand und niedrigem Deltidium fehlt die Area.
Von den Händern, mit welchen die zwei Schalen
der Brachiopoden zusammenstossen, zeigt der hintere
oder Schlossrand bei den Articulaten einen beson-
deren Apparat zur Befestigung der Klappen. Die
grössere Ventralschale (Fig. 445) besitzt neben dem
Deltidium jederseits einen zapfenartigen Vorsprung
(Schlosszahn), welcher sich in eine Zahngrube
der Dorsalschale einfügt; nach innen werden die Zahn-
cyrth,a hd£ocivta gruben durch die Schlossplatten begrenzt, und letztere
PHeudodeufd^m^u"} häufig durch vertikale oder schiefe, bis zum Grunde
der jfroüsen schale, der Schale reichende Z a h n p 1 a 1 1 e n (Zahnstützen) ge-
stützt, Auch die Schlosszähne der Ventralklappe sind
häufig durch Zahnplatten verstärkt. Ausser den Zahnplatten, die
manchmal eine beträchtliche Stärke erlangen, kommen zuweilen noch
andere Leisten oder Scheidewände im Innern der Schalen vor, die
meist zur Anheftung von Muskeln oder des Brachialapparates dienen.
Am häufigsten zeigt sich ein Mediauseptum von verschiedener Höhe
und Länge, das unter dem Wirbel beginnt und zuweilen bis zum
Stirnrand verläuft. Andere Leisten oder Blätter sind bei einzelnen
Gattungen (Trimerella, Thecidium, Megathyris etc.) entwickelt und ver-
leihen denselben ein charakteristisches Gepräge.
Von besonderer Wichtigkeit in systematischer Hinsicht sind die Arm-
gerüste (Fig.449), durch welche bei vielen Articulaten die fleischigen
Spiralarme gestützt und getragen werden. Diese Brachialapparate sind
stets am Schlossrand der kleinen Dorsalschale befestigt und haben
höchst mannichfaltigen Bau; sie erhalten ihre definitive Gestalt erst,
wenn die Schale vollständig ausgebildet ist, und erleiden während der
Entwickelung derselben zuweilen sehr beträchtliche Veränderungen.
Das einfachste Armgerüst besteht (Rhynchonellidae) aus zwei kurzen
oder etwas verlängerten, gekrümmten Fortsätzen (Crura), welche von
den Schlossplättchen der Dorsalschalo entspringen. Bei den Helico-
pegmata heften sich an die Crura zwei dünne, spiral gewundene Bänder,
welche je nach der Art ihrer Aufrollung und nach der Zahl ihrer Um-
gänge sehr verschiedene hohle Spiralkegel bilden (Fig. 449). Zuweilen
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Brachiopoda.
223
bestehen die spiralen Bänder aus zwei parallelen, auf oder an einander
liegenden Blättern, wovon das eine etwas über das andere vorragt.
Derartige Spiralkegel werden »diplospir« genannt (Fig. 449 b). Bei
den Terebratuliden bilden die an die Crura angehefteten Kalkbänder
kürzere oder längere, frei in die Schale herabhängende Schleifen
(Fig. 449 e — y). Die beiden vom Schloss- gegen den Stimrand »ab-
steigenden« Aeste oder Schenkel vereinigen sich an ihren distalen
Enden entweder direkt durch eine Querbrücke oder biegen sich in
einiger Entfernung vom Schlossrand um, kehren als rücklaufende
Schenkel wieder nach hinten zurück und sind dann durch ein Quer-
band mit einander verbunden. Oefters heften sich die Schleifen auch
durch quere Fortsätze an das Mediauseptum der kleinen Schale au.
Flg. 449.
Verschieden*» Armgerüste von Brachiopoden. a Jthynchonella (die fleischigen Splralanne an «wei ein-
heilen gekrümmten Haken [Crura] befestigt), fr Thecotpirn, kalkige Spiralkegel vun aussen nach innen
eingerollt, e Sufltotpira und d Cyrtia, dl© kalkigen Splralkogvl von innen imch atiwn eingerollt.
e—h Schleifenartige Arraguruste (e Centroneita, / Dielatma, g TerebraUlla, h Hrgathi/rü)-
Bei den Megathvriden (Fig. 449 Ii) und Stringocephaliden verlaufen die
an die Crura befestigten Bänder parallel dem Aussenrand der Schale
und vereinigen sich in der Medianebene; zuweilen sind sie durch
ein Medianseptum oder durch mehrere radiale Leisten im Innern der
Dorsalschale gestützt. Die ganze Gestalt der Anngerüsto ist offenbar
abhängig von der Art der Einrollung der fleischigen Spiralarme. Bei
der lebenden Rhynchonella (Fig. 449a) bilden die Arme spiralc Ilohl-
kegel, und denkt man sich dieselben durch ein kalkiges Band gestützt, so
erhält man genau das Armgerüst von Atrypa. Bei den Terebratuliden
haben die fleischigen Arme zuerst die Gestalt einer Schleife und rollen
sich erst mit ihren distalen Enden spiral ein; hier erhalten nur die
Schleifen kalkige Träger, während bei den Spiriferiden auch die distalen
Theile zu hohlen Spiralkegeln verkalken.
Die Veränderungen der Armgerüste während der ontogenotischen
Entwickelung gewähren äusserst wichtige Anhaltspunkte über die ver-
wandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Gattungen. Bei den mit
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Molluscoidea.
Kalkspiralen versehenen Hclicopegmata nimmt die Zahl der Umgänge
mit dem Alter zu. Noch auffallender sind die Armgerüstveränderungen
bei den Terebratuliden. Nach ßeecher durchläuft das Armgerüst
der lebenden Gattung Waldheimia Stadien, welche successive dem per-
sistenten Armgerüst von Owynia, Oisteila, Botichardia, Megerlea, Magas,
Mdgasella und Terebratella entsprechen, und Friele hat gezeigt, dass
Entwickelungsstadien des Gerüstes von Macandrewia cranium zuerst mit
den Gattungen Platidia und Centronella, darauf mit Magas, Megerlea
und Terebratella correspondiren.
Die Kenntniss des Armgerüstes ist fast immer zu einer sicheren Gattungs-
bestimmung erforderlich. Bei fossilen Brachiopoden bietet indess die Unter-
suchung des inneren Baues der Schalen meist grosse Schwierigkeiten, da
dieselben in der Regel fest geschlossen und mit Gesteinsmasse oder Kalkspath
ausgefüllt sind. An manenen Localitäten sind Schalen und ArmgerÜBte ver-
kieselt; ist die Ausfüllungsmasse solcher Schalen in verdünnter Salzsäure
löslich, so erhält man mühelos vorzügliche Präparate, welche auch die feinsten
Details der Armgerüste erkennen lassen. Zuweilen kommen auch hohle
Schalen mit wohlerhaltenen, jedoch häufig etwas incrustirten Armgerüsten
vor, die sich durch vorsichtiges Aufschlagen freilegen lassen. Sehr oft
ist man darauf angewiesen, die kleine Schale abzusprengen und mit
einer scharfen Präparirnadel die Ausfüllungsmasse zu entfernen. Es erfor-
dert diese Manipulation nicht nur grosse Geschicklichkeit, sondern auch
günstige Erhaltungsbedingungen. Das Armgerüst muss vollständig erhalten
und die Ausfüllungsmasse nicht zu hart sein. Versagen alle Mittel, so bleibt
noch immer das Anschleifen auf einer mit Schmirgel bestreuten Glasplatte
übrig; man schleift zuerst die kleine Schale ab, bis sich die ersten Spuren
des Gerüstes zeigen, reinigt und polirt die Schliffflache und zeichnet das
erhaltene Bild genau ab; darauf wird etwas weiter geschliffen, abermals ge-
reinigt und gezeichnet und so schliesslich aus einer grösseren Anzahl von
Parallelschliffen das Bild des ganzen Armgerüstes reconstruirt.
Die äussere Form und Verzierung der Schale liefern eben-
falls wichtige Unterscheidungsmerkmale. Meist sind beide Klappen
ungleich; die untere, grössere stärker gewölbt, als die kleinere Dorsal-
schale, die zuweilen ganz flach oder sogar coucav wird. Einer Ein-
Senkung (sinus) in der Nähe des Stirnrandes entspricht meist eine
wulstartige Erhöhung (jugum, bourrelet) auf der anderen Schale. Die
Verzierung der Oberfläche besteht am häufigsten aus einfachen oder
dichotom gegabelten radialen Rippen, Falten oder feinen Streifen und
Linien, zuweilen auch aus Stacheln oder röhrigen Fortsätzen. Als
Loricatae bezeichnete L. v. Buch solche Brachiopoden, bei denen
radiale Falten oder Rippen regelmässig vortheilt sind und wo einer
erhabenen Rippe auf dem Stirnrand der einen Schale eine vertiefte
Rinne auf der andern entspricht; bei den Biplicatae wird ein Median-
wulst oder Sinus joderseits durch eine grobe Falte begrenzt, bei den
Cinctae stossen zwei Rippen oder Falten der beiden Schalen so zusammen,
dass der Stirnrand nicht wie bei den ßiplicaten eine wellige, sondern
eine gerade Linie bildet. An jugendlichen Exemplaren sind Rippen
und Falten schwacher und weniger zahlreich, als an ausgewachsenen,
und auch die Wülste und Buchten kaum entwickelt. Im senilen Zu-
stand verdicken sich die Schalen und erhalten staffeiförmige Zuwachs-
streifen.
Spuren von Färbung (radiale Bänder oder Flecken) lassen sich
zuweilen auch an fossilen Brachiopoden beobachten.
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Brachiopoda.
225
der Mollusken
einem Kalk-
Pti*matische Kaserstruk-
tur der 8ohale von Rhyn-
choneUa ptittaeea in lOO-
facher Vergrösserung.
(Nach Carpenter.)
Die Structur der Schale weicht erheblich von jener
ab. Bei den Articulaten besteht sie im Wesentlichen aus
blatt von geringer Dicke, das aus parallelen, schief gegen die Oberfläche
gerichteten Kalkspathprismen (Fig. 450) zusammengesetzt ist, die bei den
Thecideiden so innig mit einander verschmelzen, dass eine fast homo-
gene Structur entsteht. Sehr häufig wird die Prismenschicht von senk-
rechten, nach aussen mehr oder weniger trompetenartig erweiterten
Canälen durchzogen, welche Fortsätze der Mantellappen enthalten.
Da jedoch die Kalkschale aussen von einer dichten, organischen, chitin-
artigen Epidermis(Pe-
riostracum)überzogen <ma
ist, so communiciren
diese Canäle nicht mit
der Aussenwelt. An
fossilen und an recen-
ten, durch Kalilauge
von der Epidermis
befreiten Schalen ma-
chen sich die Canal-
öffnungen als feine,
mit der Lupe sicht-
bare Punkte der Ober-
fläche bemerkbar( Fig.
451). Man unterschei-
det nach dem Vor-
handensein oder Fehlen von solchen
Canälchen punktirte und nichtpunktirte
oder faserige Schalen.
Unter den Inarticulaten besitzen die Craniiden und Trimerelliden
dicke Schalen aus concentrischen Lagen von kohlensaurem Kalk. Bei
Crania dringen von innen verticale, distal verästelte Canäle in die homo-
gene Kalkschicht ein, bei den Linguliden und Oboliden
besteht die Schale aus abwechselnden Schichten von
phosphorsaurem (mit kohlensaurem) Kalk und einer horn-
artigen glänzenden organischen Verbindung (Keratin).
Die Kalkschichten sind prismatisch und von zahlreichen
feinen Röhrchen durchbohrt (Fig. 452).
Die Ontogenie ist bis jetzt von Cistella, Terebratu- vertw*R*ch'nitt
Erna, Terebratula, Lacazella, Olottidia und Disänisca be- aohHjle<,umIdIif,at
kanut und stimmt in den ersten Entwickelungs- und wechselnd hornigen
Larvenstadien fast genau mit Bryozoen und Anneliden gäiiäitoDraSSJS!
überein. Die erste Anlage der Schale, das sogenannte ggf (T^'J^','^ '
Portegulum, beginnt schon frühzeitig und hat nach
Beecher bei allen Brachiopodcn übereinstimmende Gestalt. Es besteht
aus zwei halbkreisförmigen, durch einen geraden Schlossrand verbundenen
Klappen, bleibt zuweilen auf den Wirbelspitzen junger, aber bereits voll-
ständig ausgebildeter Schalen noch längere Zeit sichtbar, oder hinterlässt
daselbst einen deutlichen Abdruck, wird aber in der Regel sehr bald
durch das entstehende Schnabelloch und durch Abreibung zerstört.
Die carabrische Gattung Paterina stellt nach Beecher ein persistentes
Protegulum dar; bei den Linguliden tritt der Stiel noch zwischen den
Zittcl. Grundlage der Paläontologie. 15
Fig. 461.
a Punktirte Oberfläche einer Terebratula
(schwuch vcrgTöwn'rt). 6 Vertlcalschnltt
durch die .Schule von Wtddheimia flaveteetu,
um die gegen aussen trunipetenartig er-
weiterten, mich Innen verengten Cnmklc zu
zeigen (in lOOfacher Vergrößerung), c Innen-
flache einer punktlrten Schule von Wald-
heimia mit den Oeflfhungen der Vertleal-
canale und den schiefen Knlkprinmen in
lOOfacher Vergrößerung (nach Ca r p e n t e r).
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22(5
Molluscoidea. Brachiopoda.
beiden Klappen heraus, bei Obolus und Discina sind bereits auf beiden
Klappen Ausschnitte für denselben vorhanden, die sieh jedoch bei
weiterer Entwicklung theilweise wieder schliessen. Mit der Entwicke-
lung des Stieles finden auch Veränderungen in der Ausbildung der
beiden Schalen statt; tritt der Stiel zwischen denselben heraus (IÄngu-
lidae), so behalten sie nahezu gleiche Grösse und Gestalt; rückt der
Stiel ganz in die Ventralschale, so gewinnt diese ansehnlichere Grösse.
Die Schnabelöffnung bildet sich in verschiedener Weise aus und wird
später wieder durch ein Deltidium oder Pseudodeltidium eingeschränkt
oder auch gänzlich geschlossen. Der Brachialapparat entwickelt sich
meist erst, wenn die Schalen ihre definitive Gestalt erlangt haben.
Lebensweise. Sämmtliche Brachiopoden sind Meeresbewohner
und finden sich in allen Zonen und Tiefen, am häufigsten in grösserer
Tiefe, doch lieben die mit Hornschale versehenen Formen (Litif/ulidae,
Discinidae) seichtes Wasser und schlammigen oder sandigen Boden,
während die Articulaten und Craniaden vorzugsweise in mittleren Tiefen
von 50, 100 bis 500 Faden vorkommen. Sie scheinen meist gesellig
zu leben und werden in der Hegel in grösserer Zahl durch das Schlepp-
netz hervorgeholt Man kennt etwa 130 — 140 lebende Arten, denen
ca. 6000 fossile gegenüberstehen.
Systematik. Der erste Classificationsversuch von Leop. v. Buch
berücksichtigte vorzüglich die Beschaffenheit der Schnabelregion, die
Anwesenheit oder den Mangel eines Stieles und eines Deltidiums, sowie
die äussere Gestalt und oberflächliche Verzierung der Schale. Des-
hayes theilte die Brachiopoden zuerst in die zwei Gruppen Articutin
und Libres ein. Die systematische Wichtigkeit der inneren Schalen-
merkmale: des Schlosses, der Muskeleindrücke, der Scheidewände und
namentlich des Armgerüstes betonte zuerst King (184(3); die von King
vorgeschlagene Classification wurde von Th. Davidson weiter aus-
gebaut und verbessert. Die musterhaften Monographien Davidson 's
bilden noch heute die Grundlage für alle systematischen Arbeiten über
fossile und lebende Brachiopoden. Der neueste Classificationsversuch
von Beecher (1889) stützt sich in einseitiger Weise auf embryo-
logische Merkmale und theilt die Brachiopoden in Atremata, Neotremata
Protremata und Telotremata ein.
1. Ordnung. Inarticulata. (Desh.) Huxley.
(Lyopomata Owen, Pleiiropygia, Ecardines Bronn, Tretcnterata King.)
Die zwei hornig kalkigen oder kalkigen Klappen ohne
Schloss Verbindung, lediglich durch Muskeln zusammenge-
halten. Magendarni neben der Mundöffnung in einer After-
öffnung endigend. Arme sehr entwickelt, fleischig. Armgerüst
fehlt.
1. Familie. Obolidae. King.
Schale kalkig hornig, etwas ungleichklappig, rundlich oder oval, glatt; Sclüoss-
rand beiderseits wdickt, die Ventral scfiale am Schlossrand über die Dorsalschale
vorragend, mit quergestreifter Area unter dem Wirbel und Furche zum Austritt
des Stieles. M usl.el eindrücke kräftig, die der seitlichen Gleitmuskeln gross, einfach.
Diese ausgestorbene paläozoische Familie enthält die ältesten Vertreter der
Brachiopoden und ist vorzugsweise in earnbrischen und silurischen Ablage-
rungen verbreitet.
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Inarticulata.
227
Obolus Eichw. (Ungula, Ungulites Pand. , Aulonotrvta Kutorga, Acritis,
Schmidtia Volborth) (Fig. 453). Schale kreisrund oder oval, massig gewölbt,
glatt. Schlossrand verdickt, die Ventralschale mit schwachem Medianseptum.
0. Apollinis Eichw. ungemein häufig im cambrischen >Unguliten-Sandstein<
von St. Petersburg.
FIk 4:>3. MVoy. I nt. Silur Irliuul.
OWu/ AjxJlinii Kichw. Cainhritim. St Petersbunr, n Kleine Schale von (Xn\. tirnNto.)
auwen. 6. c jrr<m*e, d kleine Schale von Innen. Nat. Grosse. (Nach Davidson.)
Obolella, Kutorgina Billings, Paterina Beechcr. Cambrium. Nord-
Amerika.
Lingulella Salt. Schale breit, länglich vierseitig oder dreiseitig. Ventral-
schale zugespitzt, unter dem Wirbel eine dreieckige Area mit Stielfurche.
Gleitmuskeln kleiner und weniger randständig als bei Obolus. Cambrium
bis Devon. In Europa und Nordamerika. L. Davisii M'Coy, L. ferruginea Salt.
Lingulepis Hall. Schale klein, oval dreiseitig, Ventralschale zugespitzt,
mit ziemlich hoher Area und Medianseptum. Cambrium Nordamerika. L.
pinnaejormis Hall.
Leptobolus Hall, Paterula Barr., Spondylobolus M'Coy (Fig. 454).
Silur.
Neobolus Waagen, Lackhmia Oehlert. Pernio Carbon. Indien.
2. Familie. Lingulidae. King.
Sehale hornig-kalkig, fast gleichklapp ig, länglich vierseitig, oval oder sub-
triangulär, am Hinterrand verschmälert, winklig und etwas klaffend Stiel lang,
kräftig, zwischen den Schalen vortretend. Die fünf paarigen
symmetrisch um die centrale Region angeordnet;
der unpaare Adductor in der Mitte vor dem
Wirbel gelegen.
Hauptentwickelung im Silur und Devon,
weniger häufig im Mesozoicum und in der
Jetztzeit
Lingula Brug. (Glossitia Phill.) (Fig 455,
456). Schale dünn, zusammengedrückt, glän-
zend, nieist glatt oder fein concentrisch, seltener
radial gestreift, am Stirnrand breit, am Hinter-
rand verschmälert, die Wirbel spitz. Häufig
in gilurischen und devonischen (vielleicht schon
in cambrischen?) Ablagerungen; seltener vom
Carbon an, jedoch in allen Formationen bis
zur Jetztzeit vorhanden.
Glottidia Dali. Wie Lin-
gula, aber Ventralschale mit
zwei vom Wirbel divergirenden
inneren Leisten. Recent.
Dignomia Hall. In ei-
ner oder in beiden Schalen ein
starkes Medianseptum.
Devon. D. alveata Hall
Lingulops Hall (Silur, Devon), Lingulasma Ulrich
Fijr. <:>«.
Lingula Lewisii Sow.
Ob. Silur. Gotlaucl.
Flg. 455.
Ungula anatina Urujr. Iahend.
A Schale mit Stiel, H kT«.s*e Schale
vuii Innen.
(Silur).
15*
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228
MolluBCoidea. Brachiopoda.
3. Familie. Trimerellidae. Davidson und King.
Schah kalkig, dick, ungleichklappig, von massiger Grösse. Ventralschale mit
hoher dreieckiger, quergestreifter Area und FurcJte zum Stielaustritt. Schlossrand
dick. Beide Schalen mit einem Medianseptum, das ein ziemlich breites concaves
oder gewölbtes Kalkblatt trägt. Seitliche Gleitmuskeln lang, die mittleren Muskel-
eindrücke auf der centralen Platte.
Im oberen Silur von Europa (Gotland, Livland, England, Nordamerika).
Fi». 457.
Trimerdla LimUtroemi Dali *p. Ober Silur. Oottaml. V* nat. Grösse, o Beide Schalen von auwen.
b Innere Ansicht .1er kleinen, e der grossen Schale, d Stclnkern. (o, b nach Davirinon, c, d nacli
LI nd st nun.)
Trimerella Billings (Gotlandia Dali) (Fig. 457). Centraiplatte gewölbt
und seitlich eingerollt. Ober-Silur.
Monomerella Billings, Centmlplatten herzförmig, schwach coneav. Ob.
Silur. M. prista Billings.
Dinobolus, Rhinobolus Hall. Ob. Silur.
4. Familie. Siphonotretidae. Kutorga.
Schale kalkig-hornig, ungleichklappig. Ventralschale mit quergestreifter Area,
der Wirbel von einer runden Stielöffnung durchbohrt. Seitliche Muskeleindrücke
b e d fehlen. Im Cambrium
und Silur.
Siphonotrela Vern.
(Fig. 458). Schale läng-
lich oval, massig gewölbt;
Oberfläche mit hohlen
Stacheln bedeckt oder
punktirt. Ventralschale
mit dreieckiger Area.
Die runde, auf der Rück-
seite des Wirbels befind-
liche Stielöffnung steht mit einer Röhre in Verbindung, die unter dem
Schlossrand mündet. Unt. Silur.
Acrotreta Kutorga. Ventralschale stark gewölbt, mit sehr hoher drei-
eckiger Area, darin eine seichte Medianfurche. Schnabelspitze mit runder
Oeffnung. Cambrium. Silur.
Conotreta Walcott, Iphidea Billings. Schizamboni a Walcott, Hei-
mersenia, Keyserlingkia Pander, Acrothele Linnarson. Cambrium.
5. Familie. Diecinidae. Gray.
Schale dünn, hornigkalkig, firnissglänzend, ungleichklappig, kreisrund oder
oval, comex, die Wirbel sitbccntral. Ventralschale mit einer schlitzförmigen oder
rundlichen, hinter dem Wirbel beginnenden Stiel Öffnung. Muskeleindrücke kräftig.
Cambrium bis jetzt.
Tre mat is Sharpe (Orbicella d'Orb.). Ventralschale gewölbt. Die grosse
schlitzförmige Oeffnung bis zum Schlossrand reichend. Oberfläche beider
Klappen mit vertieften Grübchen bedeckt. Silur. England. Nord-Amerika.
Fig. 4.r>8
Siphnnatreta urifjuiculata Richw. Unter-Silur. St. Petersburg. Nut.
Grosse, a firo-i-e Schale von innen, 6 kleine Schale von innen,
c, d beide Schalen von aussen, mit abgeriebener Oberfläche.
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Inartictilata.
229
Schizocrania Hall und Whitf. Schale concentrisch oder radial ge-
streift Ventralklappe mit sehr grosser, dreieckiger, vom Schioesrand bis
zum centralen Wirbel reichenden Stielöffnung. Unt. Silur. Nord-Amerika.
Discina Lam. (Fig. 459. 460). Schale b
mit fast kreisrunden, conischen, eoncentrisch-,
seltener radial gestreiften Klappen. Ventral-
schale von einer schlitzförmigen oder rund-
lichen, am sub- b
centralen Wirbel
beginnenden , je-
doch gegen den
S<-hlossrand ge-
schlossenen Oeff-
nung durchbohrt.
Silur bis Jetztzeit.
Rie Gattung
Discina wurde
neuerdings haupt-
sächlich nach der Beschaffenheit der Stielöffnung in mehrere Subgenera
zerlegt, wovon Schizotreta Kutorga, Oehlertella , Lindstroemella,
Roemerella Hall cambrische, silurische und devonische Formen, Orbi-
culoidea d'Orb. die paläozoischen und mesozoischen Arten mit hoch-
gewölbter Dorsalschale enthalten; die Namen Discina 8. str. und Disci-
nisca Dali werden auf tertiäre und recente Formen beschränkt.
Fl r. 460.
Ditcina ( I>i*(ini»ca\ lamtUota Brod.
Reeent. Peru, n Beide Schalen von
der 8clte. b Unterschale von innen.
C Unterschale von aussen.
Fi*. 459.
Unter Silur.
Circt
BilHnp..
Unter-
schule in mit «Jrösse. (Nach B III I n
6 Ditcinn (Orbiculoidea) nitida Phi
Kohlenkidk. Missouri, Nord • Amerika,
(j- Oberschale, y Unterschale, mit. Gr.)
6. Familie. Cranüdae. Forbes.
Schale kalkig, ohne Stielöffnung, die ungleichen Klappen conisch oder ab-
geplattet. Ventralschale aufgewachsen, kleiner als die Oberschale. Innere
Schalenränder breit, glatt oder gekörnelt. Jede Schale mit starken Muskel-
eindrücken, davon zwei vor dem Schlossrand, zicei in der Nähe der Schalenmitte;
zteischen den zwei a b c d
siibcen traten Mus-
keleindrücken der
Unterschale ein drei-
eckiger Vorsprung
(Rosteüum). Scha-
lenstruetur dicht von
distal geästelten Ca-
milchen durchsetzt.
Die vom Silur
bis in die Jetztzeit
fortdauernde Gattung Grania Retzius (Fig. 461—463) wird nach der Be-
schaffenheit der Muskeleindrücke und des dreieckigen Vorsprungs der
ff
Cranla lanabtrgmrt* Retziu«. Oberste Kreide von Itfnabenra in Schonen,
a Kxeniplnr in tmt. Grösse von der Seite und von oben, 6 und c Innenseite
der Unterschale, d Innenseite der Oberschale, veryrössert.
Fl« 462.
i.Yania tCranitcut) vtlata Quenstodt.
Ob. Jura. Oerlinirer Thal.
UnU*r*chale von innen, tmt. Grösse.
(Nach QuenstedL)
Fi«. 463.
Crama (Ancütrocrania: Parisicnsit Defr. Ob Kreide,
a Oberschule von der Seite, 6 von innen, c Unterschale von
innen. Nut. Grosse.
Ventralsehale in mehrere Subgenera (Craniella Oehlert, Cardino-
crania Waagen, Ancistrocrania, Craniscus Dali, Pholidops Hall,
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230
Molluscoidea Brachiopoda.
Pseudocrania M'Coy) zerlegt. Hauptverbreitung in der Kreide. Die vier
Muskeleindrücke und* der nasenfönnige Vorsprung der Ventralschale er-
innern an einen Todtenkopf.
2. Ordnung. Articulata. Huxley.
(Artkropomata Owen, Apygia, Testicurdines Bronn, Clistenterata King.)
Beide Schalen durch Schloss verbunden, stets kalkig, mit
oder ohne Almgerüst. Magendarm blind endigend.
I >ie Articulaten zerfallen in vier Unterordnungen: Aphaneropegtnata,
Helicopegmata, Anmtropegmata und Anq/lopegmata.
A. Unterordnung. Aphaneropegmata. Wangen.
Armgerüst fehlt.
1. Familie. Strophomenidae. King.
Schale meist punktiri, ungleichklappig. Schlossrand gerade, meist lang, darüber
in jeder Schale eine dreieckige Area. Stielöffnung eine dreieckige Spalte unter
dem Wirbel der Ventralschale, häufig durch ein Pseudodeltidium theiltceise oder
ganz geschlossen. VeiUralschale mit ztcei starken Schlosszäh neu . welche den Schloss-
fortsatz der Dorsalschale umfassen. Muskeleindrücke kräjtig. Cambrium bis
Lias. Haupt Verbreitung in Silur und Devon.
FiK- *M
Orihis ttriatuia Srhloth. xj>. Devon. Gerolstein, Klfel. « Von aussen, b Ventralwhale von Innen,
nat. Gr<w»se, c Porsalsehale von innen, d Steinkern von Orthi* (II yrirrulithu») vulvaria Schloth. nun
dem Splriferensandstein von Niederlalmstein, mit. Greiwe.
Orthis Dahn. {Hy sterol i thus Aldr.. Orthambonites Pander, Fig. 464— 67).
Schale vierseitig bis oval, meist radial gestreift oder gerippt. Beide Schalen
Fi«. 46V
(Mhü deqantvln Dahn, ob. Silur
Gotlanri. Nat. (inww.
Fitr. 466
Orthi* ( Dicotlotia) biloba LlD, »p.
o)i Silur, (iotland. a Nat. Or.
b Kleine Sehale von innen, rergr.
Iklftttchen zu rudimentären
m Innern beider Kluppen
Fit:- 4Ö7.
PtOtyttntphia Ijflix F.iehw. t nter Silur, t itiflnnati, Ohio.
Nat. Grösse.
entweder convex oder die obere flach. Schloss-
rand gerade; Area jederseits mit offener Delti'
dialspalte. Die starken Schlosszähne der Ven-
tralklappe und die Schlossplättchen der Dorsal-
klappe durch Zahnstützen getragen; Schloss-
, abgestutzten , divergirenden Crura verlängert,.
häurig ein Medianseptum vorhanden. Silur bis
Artieulata. Aphaneropej?mata.
231
Fiir. 46M.
n Orihitina atctwitn* Fand. Fnter-Silur. Fawlowsk hei St. Fotershurjt
Nal. Cr. 6, e Orthi*inn »quamala Fuhlen. I'nter-Silur. Korken«, KMhlaud
fc Kleine Schall- von innen, c jrrosse Schale von innen (nach Fahlen).
Perm. Im Silur allein ca. 400 Arten. Die Gattung Orthis wird von Hall
und Clark e in 14 Subgenera (Plectorthü, HeberMla, Schizophoria, Platy-
strophia, Bilobites, Di-
eoelotia, Orthostrophia,
Dalmanella etc.) zer-
legt. Für die aus cam-
brisehen Ablagerun
gen stammenden, äl-
testen Formen , bei
denen die Deltidial-
spalte durch ein
Pseudodeltidium ge-
schlossen ist, wer-
den die Gattungen
BUlingsflla und Protorthis Hall aufgestellt,
Scenidium Hall {Mystrophora Kayser) Silur, Devon; Polytoechia Hall,
Cambrium.
Orthisina a b
d'Orb. (Clitam
bonihs, Pronites,
Htmipron itts . Go
mimbonitesV&nder)
(Fig. 468). Beide
Schalen convex,
faserig; Area der
Ventralschale
hoch, das Pseudo-
deltidium von ei-
ner runden oder
ovalen Stielöff-
nung durchbohrt.
Zahnstützen der
Ventralschale ver-
wachsen und zu
n Strojthomenn ntternnta Conrad
Fit' 469.
I nter Silur.
Clncfnnatl, Ohio. Nat. Gr,
6 Str. eriianta Sow. sp. Gro*>e Klappe von Innen mit Muskel- und «iefil>>
eindrücken.
einem löffeiförmigen, eoneaven Fortsatz (Spondylium) <les
S< hl»>ssfortsatzes umgestaltet, welcher zur Befestigung von Muskeln dient und
durch ein Medianseptum ge-
stützt wird. Unt. Silur.
Strophomena ( Raf.)
Blainv. (Raßuesquim Hall)
(Fig. 4M). Schale punktirt,
eonvex-concav, quer viersei-
tig bis halbkreisförmig, radial
gestreift. Schlossrand gerade,
laiig, der grÖSSten Breite der Strophomena {LtptagonM rhomMdali» Wahlen!*. Oh. Silur.
Schale entsprechend Ventral- Uutland. a Schale von vorn, h von der Seite. <. iim.-ns. ite der
schale schwach convex, Dor- kMm'n K,nppe-
salschale coneav. Beide Schalen mit Area, stark gen.ähert, so dass nur ein
enger Raum für die Weichtheile übrig bleibt. Wirbel der «rossen Schale
in der Jugend durchbohrt, später geschlossen und spitz; die dreieckige Sticl-
sjpalte durch ein Pseudodeltidium geschlossen, Schlosszähne divergirend und
durch Zahnplatten gestützt, die zwei grossen Muskeleindrücke durch ein
Medianseptum getrennt. Dorsalschale mit kurzem, zweilappigem Schlossfort-
satz. Blutgefässeindrücke, zuweilen auch Eindrücke der Spiral eingerollten
fleischigen Arme, namentlich im Innern der Ventralschale deutlich sichtbar.
S>ehr verbreitet in zahlreichen Arten im Silur, Devon und Carbon.
Das Subgenus Leptugonia (M'Coy Fig. 470) zeichnet sich durch quer-
runzlige Verzierung und durch die starke Umbiegung des Randes der
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232
Molluscoidea. Brachiopoda.
Ventralschale aus; bei Strophodonta Hall (Douvillina Oehlert), ist der
Schlossrand fein gezähnt; bei Strophonella Hall der Rand der Dorsal-
schale umgebogen und die Ventralschale concav.
Flg. 471.
Lrptaenn trafixrermlit Dahn. Oh. Silur. Cot
land. « Schale von missen, & kleine Kluppe von
Innen, mit. Groese, r prosse Kluppe von innen,
venrr. M Adduetores, K Dlvarlratorex.)
Flu 472.
Streptorhi/ncliu* umlrracutum Schioth. sp.
Devon. Gerolstein. Klfel. Nut. Grosse.
Leptaena Dalm. einend. Davids. {Christiania Hall , Plectambonites Pandcr)
(Fig. 471) hat eine convexe Ventral- und eine coneave Dorsalschale; der
Scidossforteatz der Oberschale ist dreilappig, die Muskeleindrücke sind tief,
verlängert. Silur bis Carbon.
Leptella Hall, Leptaenisca Beecher. Silur.
Tropidoleptus Hall (Silur, Devon), Vitulina Hall (Devon).
Orthothetes Fischer {Hipparionix Vanux.) (Fig. 473). Schale biconvex
oder convex -concav, radial gestreift. Schlossrand sehr lang. Ventralschale
etwas concav, mit zurückgebogenem Wirbel, massig hoher Area und Pseudo-
deltidium. Dorsalschale convex mit niedriger Area und Medianseptum.
o b Silur bis Carbon.
d _ 4
Flu. 474.
[tarirhonia Houchnrdia-
na de Kon. Devon.
Gerolstein. Klfel. Innen-
seite iler grosseren uuf-
pewuchsenen Kluppe mit
xpiralen Anschwel-
lungen.
Fi* 478.
Orthothde* crenintria Phill. Kohlenkalk. Wcxford. a Innerer Sehlo*srand
der »rrossen Schule, 6 kleine Schale von innen (A und A' Adductores,
if Dlvaricntores, j Schlossfortsate, d Zuhnjrruhen). Nach Davidson.
k
r. Vi
Das Subgenus
Streptorhynch-
us King (Fig. 472)
hat eine hohe Area
in der Ventralschale, dagegen kein Medianseptum ; der starke Schlossfortsatz
der Dorealklappe wird von zwei Septen gestützt, welche auch die Muskel-
eindrücke umgeben. Perm. St. pelargonatus Schioth sp.
Derbyia Waagen (Carbon bis Perm) unterscheidet sich von Strepto-
rhi/nckus nur durch ein Medianseptum in der Ventralschale, bei Me ehe IIa
White und St. John. (Carbon) sind die Schlosszähne der Ventralschale durch
starke Zahn platten gestützt.
Kayserella Hall. Devon. K. (Orthis) lepida Schnur.
Tr iple sia Hall, Mimulus Barr, Streptis Dav. (Silur).
Davidsonia Bouchard (Fig. 474). Schale quer verbreitert, halbkreis-
förmig, beiderseits mit Area und Pseudodeltidium. Ventralschale aufge-
wachsen ; im Innern zwei flach conische Spiraleindrücke (wahrscheinlich von
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Articulata. Aphaneropegmata.
233
fleischigen Annen) mit 5—6 Umgängen. Muskeleindrücke unmittelbar vor
dem Schloss. Devon.
Cadomell a Mun.- Chalmas. Sehale sehr flach oder eoneav-eonvex.
Zwischen den zwei Schlosszähnen der Ventralschale ein napfförmiger Fort-
satz zur Insertion der Divaricatoren. Ob. Lias. C. Moorei Davids.
2. Familie. Productidae. Gray.
Schule frei oder mit der gewölbten Unterschale festgetoachsen ; Dorsalschale
(lach oder concav. Schlossrand gerade, lang. Oberfläche der Schale oder nur die
Schnabelkanten mit hohlen Stacheln besetzt. ScMosszähne kräftig oder verkümmert;
Schlossfortsatz vorragend. Muskeleindrücke mehr oder weniger tief; ausseid m
in der Dorsalschale zicei nieren förmige, aussen durch eine erliabene Leiste be-
grenzte Eindrücke (Spiralarmet), a e
denen im Innern der Ventralschale
zuweilen schwache, spirale Eindrücke
entsprechen. Silur bis Perm.
Chonetes Fischer (Fig. 475).
Schale quer verlängert, halbkreis-
förmig , concav • convex. Beide
Schalen mit Area und Pseudo-
deltidium. Ventralschale mit star-
ken Schlosszähnen, die Schnabel-
kanten mit Röhren besetzt, welche
mit dem Innern eomruuniciren.
Dorsalschale mit gespaltenem
Schlossfortsatz und mehr oder
weniger deutlichen, nierenförmi-
gen Brachialeindrücken. Silur
bis Perm.
Subgenera: Chonetina Krotow, Anoplia, Chonostrophia, Chono-
pect <is Hall, Chonetella Waagen.
Productella Hall. Ventralschale hoch gewölbt, Dorsalschale concav;
beide Klappen mit niedriger Area. Ventralsehale mit zwei Schlosszähnen
i a und dreieckiger Deltidialspalte.
Brachialeindrüeke deutlich.
Devon.
Flg. 475.
fl Chonettt ttriattlln Halm. *p. Ober Silur, üotland.
Nut. Ort)«*». b Choneie* np. Innenseite der kleinen
Sehale, nat. cironfte (imeh Davidson), e Cfi. iareinu-
lata de Kon. Devon (.SpirlferenHandMeln) von t'wblenz.
Nat. Oro««e.
LS
VI«. 476
Strophalotia GoldJuiH Münst. Up. Zechstein. <ieru.
Exemplar in Vorderansicht, b Seltenprofll. c Steinkern
mit GefiUselndrücken der kleinen Schale. Nat. (iroM»e.
Fip. 477.
l'roductus horridu* Sow.
Zechstcln. Gera.
V« »at Grösse.
Strophalosia King (Orthothrir Geinitz) (Fig. 47t5). Schale eonvex-eon-
cav, mit hohlen Stacheln bedeckt; Schlossrand mässig lang, gerade; darüber
in jeder Klappe eine Area mit Pseudodeltidium. Ventralsehale mit zwei
Schlosszähnen, mit dem Wirbel aufgewachsen.
Productus Sow. (Marginifera, Daviesiella Waagen (Fig. 477,478.) Schale
quer verlängert, convex-coneav, mit röhrigen Stacheln oaer kurzen, hohlen
Fortsätzen bedeckt Ventralschale hoch gewölbt, mit grossem, eingekrümmtem
Wirbel. Area linear, ohne Deltidialöffnung. Dorsalsehale coneav oder flach.
Schlosszähne verkümmert, selten kräftig (Daviesiella). Muskeleindrücke den-
dritisch. Brachialeindrücke deutlich. Ungemein häufig im Kohlenkalk und
Perm.
234
Molluseoidea. Brachiopoda.
Bei dem Subgenus Proboscidella Oehlert ist die Ventralschale am
Stirnrand röhrig verlängert und mit der Sehnabelregion aufgewachsen; bei
a
r'ig 478.
<i l'roductv* Kmircticulatu* Martin. Knhlenknlk. Visc, Belgien. Nat. (iroxse. b Productu» gigantcu*
Mut *p. Kohlenknlk. F.uglurid, Innenseite der DonuiUehalc (nach W.oodwurd). c und <1 I'r. horruiu*
Smv. r kleine Schule von innen In nut. Grosse «us dem ZtH*h>t«*in von l'ossncck. (a Addiictorc»,
d Divuricatorc», ;»r SehlosMfortwiU, h SehtOHBmnd, * nierenformige Splruleindrücke). d Steinkern hu*
dem Zechstcln von Sunderlnnd, die Innenweite der «rossen Schule zeigend.
Etheridgina Oehlert ist die Ventralschale durch Stacheln auf Fremd-
körpern, namentlich Crinoideenstielen befestigt.
Aulosteges Hehnersen, Aulac o rhy nchus Dittmar. Carbon.
3. Familie. Coralliopsidae. Waagen.
Schale sehr vngleichklappig, J estgewachsen, mit hohlen, röhrenartigen Fortsätzen
bedeckt. Ventralschale verlängert kegelförmig, mit dem abgestutzten Ende fest-
gewachsen; der untere Theil durch ein zelliges, an die Böden
der Tetracorallen erinnerndes Kalkgewebe au>gejüllt; Schloss-
rand gerade,
ohne Zähne.
Muskelein-
drücke ver-
tieft, durch
ein schwaches
Septum ge-
trennt. Ober-
schale decket-
Jörmig, mit
geradem
Schlossrand
und niedriger
Area.
Die einzi-
ge Gattung
Itichthojenia Waagen (Fig. 479; dieser höchst sonderbaren Familie,
welche wahrscheinlich durch übermässige Wucherung der äusseren
FIk. 479.
Hiehtkojrnia T nn 1 i in htu
Waagen. Penn. Carbon.
Saltrang**, Ostindien. Ver-
tlcaJscbnltt durch die Ven-
t rulschale (nach W Hägen).
Fix in«.
Ohlitmui tifrtpirti* Wangen. rrodncttiskntk. Snttratige,
Ostindien, n Innenseite der ventrnleu, b der dorsalen
Schule (nach W ungern.
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Articulata. Aphaneropepnata.
286
Schalenschicht in
halten hat, ist im
China verbreitet.
der Ventralschale ihren korallenartigen Habitus er-
oberen Carbon und Permocarbon von Ostindien und
4. Familie. Lyttoniidae. Waagen.
Grosse, ungleichklappige, J es/gewachsene Schalen mit kurzem, geradem Schloss-
rand, ohne Area, Pseudodeltidium oder Schnabel 'Öffnung. Ventralsclwle aufgewachsen,
gew&lbt, mit }fedianseptum und zahlreichen, vom Rand schräg nach innen ge-
richteten Seitemepten. Dorsalschale rudimentär, aus einem schmalen Mittelstück
bestehend, von welchem zahlreiche, schmale Seitenlappen ausgehen, welche sich
zicischeii die Septen der Ventralschale einfügen.
Die beiden hierher gehörigen Gattungen (Lyttonia und Oldhamia
Waagen) (Fig. 480) finden sich im Permocarbon von Ostindien und China.
5. Familie. Thecidüdae. Gray.
Kleine, ungleichklappige, aufgewachsene, seltener freie Schalen. Schlossrand
gerade oder leicht gebogen. Ventralschale mit dreieckiger Area und Pseudodeltidium,
undurchbohrt oder mit kleinem Schnabelloch; käufig mit ganzer Fläche aufgewachsen.
Die Adductoren auf einem löffelartigen Fortsatz des Schlossrandes gelegen. Dorsal-
schale mit starkem Schlossfortsatz und breitem Band, von welchem radiale Septen
ausgehen; der Rand und die Septen sind entweder von einem vielfach durch-
brochenen, aus ästigen Kalkstäbchen bestehenden Blatt umhüllt oder die Kalkspiculae
finden sich in den Zwischenräumen der Septen angehäuft. Trias bis jetzt.
Flg. 481.
ThrciiUn vermiculari* Schloth.
*p. Oben««* Kreide. MnMrieht.
Dorsiilschale */, (imi'h Such«).
Kl« 4*2.
Thtcuita Mediterrnnm Rlsso,
Miltelmeer. Dorsalschulc mit
Annen von innen (nach
W o o <1 w ii r (1). %.
Fi»r. 483.
Thecidea jmpillatti Seliloth. Ohof«
Krei.le. Ciply, Beigten.
a Ventralsehale, b Dorsalschale von
innen,'/,, ijiach Wooihviird),
Die Thecideiden wurden früher mit den Megathyriden vereinigt und
an die Terebratuliden angeschlossen. Sie besitzen jedoch kein Armgerüst
(das Kalkblatt und die Spiculae der Dorsnlschale werden vom Mantel aus-
b
ThrrhUa digiUita (ioUlf. (iniiisanil. F.ssen a. <l. R, a Hin
vollständige« Kxenijilar von aussen, fc kto-sc Schale
innen, c kleine Sehale von innen, mit. Grosse.
Fi«. 4*.',.
I'lcroyihloio» Emmrichi Gfimbel, Rhat.
Kossen. Tyrol. Dorsalsehale
(nat. Grosse».
geschieden) und stehen in ihrem ganzen Bau den Strophomeniden nahe.
Die Schalen bestehen aus einer dichten, von Canälen durchbohrten Kalk-
schieht und einer äusseren Epidermis.
Die typische Gattung Thecidea Defr. (Thecidium Sow.) (Fig. 481— 4 84)
enthält meist kleine, zuweilen winzige Formen, die in der Trias beginnen.
Die zahlreichsten Arten liefert die Kreide. Munier-Chalmas zerlegt die
Gattung Thecidea hauptsächlich nach der Beschaffenheit der Dorsalschale
in die Subgenera La cazella, Thecidiopsis , Thecidella, Eudesella und
Davidsonella.
236 Molluscoidea. Brachiopoda.
Pterophloios Gümbel (Fig. 485). Ventralschale eoncentrisch gestreift,
gewölbt, aufgewachsen mit geradem Sehlossrand und hoher Area. Dorsal-
schale flach, im Innern mit starkem, aus zwei vom Stirnrand ansteigenden
Aesten zusammengesetztem Medianseptum und zahlreichen (8— 10), von dem
breiten Seitenrand fast rechtwinklig nach innen gerichteten Septem Ob. Trias
(Rhätische Stufe) der Alpen.
B. Unterordnung. Helicopegmata. Waagen.
Armgeriist aus zwei Spiral eingerollten Kalkbändern bestehend, die meist durch
eine an die Crura bejestigte Schleije mit einander verbunden sind.
Die Helicopegmata bilden, wie bereit« Ncumayer betonte, keine ein
beitliche, natürliche Abtheilung, sondern enthalten Formen, die sich an ver-
schiedene Unterordnungen der Articulaten anschliessen, von denen sie sich
hauptsächlich durch vollständigere Entwickelung der distalen Theile des
Armgerüstes auszeichnen. So entsprechen die Koninckiniden den Stropho-
meniden und Productiden, die Atrypiden den Rhynchonelliden, die Spiri-
geriden den Terebratuüden.
1. Familie. Koninckinidae. Davidson.
Kleine, convex-coneave, faserige Schalen mit geradem Schlossrand und meist
niedriger Area. Wirbel der Ventralschale mit kleiner, runder Stielöffnung oder
undurchhohrt. Pseudodeltidium vorhanden. Brachialgerüst aus zwei an den Cruren
angehejteten und durch eine kurze Querbrücke verbundenen, diplospiren Spiral-
bändern bestehend, welche sich zuerst nach aussen umbiegen und einen mehr oder
weniger flachen, mit der Spitze gegen die Ventralschale gerichteten Hohlkegel
bilden. Trias und Lias; hauptsächlich im alpinen Gebiet verbreitet.
(niii-h Bittncr). (Nach 7. u n m<> y i> r.)
Koninckina Suess (Fig. 486). Schlossnmd lang, gerade; Area sehr
niedrig, Wirbel der Ventralschale stark eingekrümmt, häufig undurchhohrt.
Trias. Lias.
Koninckella Mun.-Chalm. Schlossrand massig lang, Area in beiden
Schalen wohl entwickelt, mit Pseudodeltidium. Wirbel der Ventralschale
durehbohrt. Trisis. Lias. K. liasina Bouch. Chant. so.
A mphiclina Laube (? Amphiclinodonta Bittncr) (Fig. 1*7). Schlossrand
sehr kurz. Ventralschale mit geradem, durchbohrtem Wirbel, darunter Pseudo-
deltidium in der Area. Seiten- und Stirnrand der dorsalen Sehide mit ver-
dicktem Saum. Trias; selten im Lias.
Thecospira Zugmeyer (Fig. 488). Schale klein, äusserlich wie Thecidea.
Ventralschale mit mässig hoher Area, Pseudodeltidium und geradem, un-
durchbohrtem Wirbel. Spiralkegel der Hachen Dorsalschale mit zahlreichen
Umgängen. Trias (Rhät.) der Alpen.
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Articulata. Helicopegmata. 237
2. Familie. Atrypidae. Dali.
Schale faserig, bkonvex. Schlossrand gebogen, ohne Area. Ventralschale mit
runder Stielöffnung, darunter Deltidium. Armgerüst aus zicei einfachen Spiralen
Bändern bestehend, icelche sich von den Cruren zuerst nach aussen biegen, dem
Aussenrand folgen und dann Hohlkegel bilden, deren Spitzen gegen die Mitte der
Dorsalschale convergiren. Silur. Devon.
Atrypa Dahn. (Spirigerina d'Orb., Coelospira Hall) (Fig. 489). Schale
radial gerippt, seltener glatt. Ventralschale mit rundem Schnabelloch. Das
Verbindungsband der zwei Spiralkegel heftet sich neben den Cruren an den
ersten Umgang der spiralen Schleife an und ist gegen den Stirnrand V förmig
geknickt. Zahlreiche Arten im Silur und Devon.
d GnNK Schalt? von innen mit Muckel- u. fiefaRM'indruekt-n CHattia obuvata Sow. sp. (>l>t>r-Sllur.
(d DHtiriiutn, a Adduoton*, c Dlvarieatores, p Stiehuuskol- Wonlock. Enalind. Ventrnlschale auf-
eindnirk. o Ovarien). Kvbrooheu. Vi- iNach Davidnon.)
Subgenera: Grünewaldtia, Karpinskya Tschernishew (Devon).
Zygospira Hall Anazyga Davids.) (Fig. 490). Wie Atrypa, aber Spiral
kegel stärker convergiren d , mit weniger Umgängen, das Verbindungsband
ziemlich tief am ersten Umgang beginnend. Unt. Silur.
Glassia Davids. (Fig. 491). Schale glatt, klein. Wirbel eingekrümmt.
Ventralschale mit Medianseptum. Spitzen der Spiralkegel gegen das Centrum
der Dorsalschale, ihre Basis nach aussen gerichtet. Verbindungsbrücke wie
bei Atrypa. Silur.
3. Familie. Spiriferidae. King.
Schale biconvex, faserig, seltener punktirt. Spiralkegel von innen nach aussen
aufgerollt; zuxceüen diplospir, die Spitzen nach aussen, die Basen nach innen ge
richtet. Silur bis Lias.
Das Armgerüst der Spiriferiden besteht jederseits aus einem an die
Crura befestigten und wie bei den Terebratuliden gegen den Stirnrand ab
steigenden Schleifenschenkel, dessen umgebogenes, distales Ende sich in der
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238
Molluscoidea. Brachiopoda.
Richtung von innen nach aussen spiral aufrollt. Die beiden Hohlkegel
bleiben entweder getrennt oder sind in der Regel entweder durch ein ein-
faches Querbändchen oder durch zwei winklig zusammenstossende und mit
Fortsätzen versehene Lamellen verbunden. Diplospire Armgerüste kommen
nur bei mesozoischen Gattungen vor.
V\u 492.
a Spirifer tlriatiu Sow. Knhlenkalk. Irland. Schale aiifcchroeheii
mit Arnnrerüs«, nat. firöKse (nach Davidnon). 6 Spirifer ipcctoäu
Sohloth. *p. Devon. Gerolstein, BIM. Nut. OroMip. c Spirifer mnrrnp-
teru» <itil<lf. sp. Steinkern. Devon (GrauwuekfiiMindstein). Coblen/.
Nat. (iriKW. d Spirifer Moequerni* Veni. Kohlenkalk. Miatsehkowo
bei Moskau, t Desgleichen, «rosse Schale von innen, nat. Grosse,
(d i'Ki'ndodeltidium, x ZahnHtüUcn.)
Klif. m.
Cyrtia ripttrrtrta Dulin. Ob.
Silur. Gotland. Nat. Grftwe.
Spirijer Suw.
{Trigonotreta Koenig,
Delthyris Dalm.) (Fig.
492). Schale faserig,
radial gefaltet oder ge-
streift. Ventralschale
mit mässig hoher
Area, starken Zahnstützen, die Deltidialspalte nur theilweise vom Pseudodelti-
dium verschlossen. Die Querbrücke zwischen den zwei einfachen Spiralkegeln
nicht geschlossen, sondern aus zwei kurzen, spornförmigen, sich nicht be-
rührenden Fortsätzen der absteigenden Schenkeln bestehend. Ausserordentlich
häufig im Silur, Devon und Carbon.
Sp ir iferina d'Orb. (Mcntzelia Quenst.) (Fig. 493). Schale punktirt,
Ventralschale mit starken Zahnstützen und hohem Medianseptum. Spiralkegel
einfach, durch einfaches Querband verbunden. Carbon bis Lias.
Cyrtia Dahn. (Fig. 494). Wie Spirijer, aber Area der Ventralschale
ungemein hoch mit Pseudodeltidium, worin eine runde Stielöffnung. Silur.
Cyrtina Davids. (Cyrtotheca ßittner) (Fig. 495). Schale punktirt, äusser-
licb wie Cyrtia, aber Zahnstützen der Ventralschale in einem Medianseptum
vereinigt; die Spiralkegel durch eine V förmige Querbrücke verbunden, ihre
Spitzen nach aussen und hinten gerichtet. Silur bis Trias.
Subgenera: Martinin M'Coy (Devon, Carbon \ Marl iniops is Waagen,
Syrinyoth yris Winehell (Carbon), Reticula ria M'Coy (Silur bis Carbon),
Suessia Desl. (Lias).
Uncites Defr. (Fig. 49l>). Schale faserig, gestreift. Ventralschalc
mit weit vorragendem Wirbel, Schlossrand gebogen, kurz. Deltidialplattcn
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Articulata. Helicopegmata.
239
zusammenstossend , tief concav. Spiralkegel durch einfache Querbrücke
verbunden. Devon.
Daya Dav. (Fig. 497). Ob. Silur.
6
a Ciiriina heUrwlyia Defr.
b Schale aufgehrochen
e Ct/riina e<trb<marin M'l'ov.
<• rosse S
'In-* (Hl
Jiuli* von innen.
Zahnplalten und
Flg. 49.V
ip. Devon. Gerolstein. Kifcl Nut. OlflfC
mit Armgerüst, */» (nach Davidson).
Kohli'iikulk. Kcndal. Irland. Nut. Grosse.
Das Pscudodeltidium ist weggebrochen , so
da* Mcdlatiscptum deutlich zu schon wind.
Fi«. 4W.
Vncitet gryphtu Sehloth.
Devon. Bömberg hol
Köln. Nat. Grosso.
Nucleospira Hall (Fig. 498). Schale glatt, punktirt. Schlossrand ge-
bogen. Ventralschale mit spitzem, eingekrümmtem Wirbel, darunter die Stiel-
a b
Flg. 497.
naricula Sow. sp. Ohor Silur. Ludlow,
Sbropuhlre. 2'/tmal vergrossert. (.Such
Davidson.)
Fig. 4'.»h.
Suclsotpira püum Sow. Ub. Silur. Wonlook, Kng-
land. (i l>ursal«ohnle von innen mit Anngoru»t.
ft Itcide Schalen mit Armgoriist, vortlcal durchge-
schnitten, vergrössert, (nach Davidson).
Öffnung; beide Schalen mit Mcdianseptum. Crura nach innen gebogen, die daran
befestigten, absteigenden Schenkel der einfachen Spiralkegel anfänglich wieder
Fig. 499
a. b Retzia ferita v. Ruch. Devon, Gerolstein, Klfel. Fl«. -r>00.
Nat. lirtiwe. f, d Reizin Salttri Dav. Ober-Silur. Ritzin iTremato$pira\ hirtuln Hall. Devon.
Wenloek, Shropsire. c Dorsalsohale mit Anngoriist Loalsrille, Kentucky, a Exemplar In nat.
von Innen, d beide Schalen mit Armgoriist In der Grosse. Ii desgl. mit Armgoriist, c Schlossrand
Mitte durchgeschnitten, 3/, (nach Davidson) dar grossen, d der kleinen Klappe, vergrossert.
(Nach J. Uall.)
gegen den Schlossrand zurückgekrümmt, das Verbindungsband aus zwei von
den Schleifenarmen ausgehenden, gegen die Ventralschale convergirenden
und in spitzem Winkel zusammenstoßenden Armen bestehend. Silur. Devon.
ltetzia King (Acambona White, Uncinella Waagen, Trematospira, Rhyncho-
spira, f Rhynchotrema Hall) (Fig. 499. 500). Schale punktirt, radial gerippt.
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240
Molluscoidea. Brachiopoda.
Ventralschale mit vorragendem, durchbohrtem Wirbel, darunter Deltidium;
SchlosBrand kurz, gebogen. Spiralkegel einfach. Silur bis Trias.
Subgenera: Eumetria Hall (Carbon), Hindella Dav. (Silur). Plici-
gera Bittner (Fig. 501) (Tetractinella, Pentactinella, Anomactineüa Bittner). Schale
faserig, radial gerippt oder gefaltet. Trias.
Spirigera d'Orb. (Athyris, Seminula M'Coy)
(Fig. 502. 503). Schale faserig, glatt oder con-
centrißch verziert. Schlossrand gebogen , ohne
Area. Wirbel der Ventralschale wenig vorragend
mit rundem Schnabelloch, Deltidium verkümmert
Die Schlosszähne durch Zahnplatten gestützt.
Schlossplatte der Dorsalschale von einer runden
üeffnung durchbohrt, Medianscptum fehlend oder
schwach entwickelt. Crura nach innen conver-
girend ; die daran befestigten Schenkel der einfachen Spiralkegel biegen sich zu-
erst nach hinten und dann erst gegen den Stirnrand um. Die Verbindung beider
KiC 501.
Rrlsia (Plicujrrn) trigontlln Schloth. «p
Miwchclkalk. Reeonro, ober- Italien
(Hat, <■ rosse)
KiK 502.
Spirigcrn concentrica v. Buch sp. Devon, a Exemplar mit theil weise *erbrochcni»r kleiner Sehale.
b Innenansicht der kleinen Schale mit HpiralkeKcln mal. Uroswe), «• <* AmiRenisl von vorne un.l von
«ler Seite (nach Dav Ulsan».
Kegel wird durch zwei von den absteigenden Schenkeln ausgehende Fort-
sätze bewerkstelligt, die sich zu einer schildförmigen Medianscheibe ver-
einigen; von dieser entspringt ein medianer, nach hinten und gegen die
Fi*. 503.
Sfjirii/tra oxyri>ljx>* Km Ul-
rich sp. Khittische Stufe.
Kossen. Vcrbimlutursappn-
rat der hehlen Spiralkeijel
(nach ZiiKineyer).
KlR S04.
MrrUtrlla tumi<ia Dahn, sp. Ober-Silur, (iotlatid. n Exemplar in nat,
lirosse. 6 Inneres ib-r urossen Schale f Frairntent «ler kleinen Schale
von innen mit wohlerhaltenem Schlossraml und Medianscptum.
Ventralschale gerichteter Stab, der zwei divergirende, anfänglich rückwärts
gerichtete und dann umgebogene Aeste aussendet. Silur bis Trias. Haupt-
verbreitung in Devon und Carbon. Jüngste Art (Sp. oxycolpos Emmr.)
im Hhät.
Subgenera: Spirigerella Waagen (Carbon), Amphitomella, Diori-
Stella Bittner (Trias).
MeristinaHaU (WhUfieldia Dav.) Silur. Anoplotheca Sandb. (Bifida
Dav.) Devon. Charionella Billings. tClorinda Barr (Silur).
Meristella Hall (Goniocoelia Hall, Pentagonia CozzenB) (Fig. 504). Schale
faserig, glatt, biconvex. Schnabel in der Jugend durchbohrt, später
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Articulate. Anoistropegmata. 241
geschlossen, stark gekrümmt. Schlossrand gebogen, ohne Area. Ventralschale
mit starken, verlängerten Zahnplatten, Dorsalschale mit Medianseptum. Die
Verbindung der beiden einfachen Spiralkegel wird durch zwei nach der
Ventralschale gerichtete, convergirende Stäbe hergestellt, welche nach ihrer
Vereinigung jederseits ein ringförmiges, geschlossenes Band absenden. Silur.
Devon. a b e <i
Meritta htrculra Barr. «p. Ol». Situr (F*). Konieprus, Böhmen n Grosse Schalt» von der Ktickseite
in <Ut Nahe de* Sehnabel« auf>rebroehen, um den Sehnhheber« sichtbar zw machen. Na», Grösse,
ft Schuir aufgebrochen, mit den Mcdianseptcn, die Spiralkei;el fehlen (nach Harra ikIoV e, d Arm-
Kernst von vonic und von der Seil«', etwas venrrössert (naeh Davidson).
Merista Suess (Camarium Hall). (Fig. 505.) Wie vorige, jedoch die
verlängerten Zahnplatten der Ventralschale durch eine gewölbte Platte
(Schuhheber) verbunden.
Didymospira Salomon (Pexidella, Diplospirella, Euractinella, Anisacti-
nella Bittner). Wie Retzia, aber Spiralkegel diplospir. Alpine Trias.
C. Unterordnung. Ancistropegmata. Zitt.
(Campylopegmata p. p. Waagen.)
Armgerüst aus zwei einfachen, gekrümmten Haken (Crura) bestehend.
1. Familie. Porambonitidae. Davidson.
Beide Schalen hoehgeivölbt. Schlossrand kurz, gerade, mit niedriger, drei-
eckiger Area. Stielöffnung eine dreieckige Deltidialspalte. Schlosszähne der ven-
tralen und Schlossplatten der dorsalen Schale durch ZahnplaUen gestützt. Crura
kurz. Silur bis Carbon. c e d ]
Pommbonitf* arquiroiäri* Sehloth. sp. I'ntor Silur i. Vairinatenkalki. St. Petersbunr a, 6, r Sehale in
nat. GroKW, von der Stirn, von der Seite und von vorne, d < »borlläche mit (inibehen, versiro^ert
t Innenseite der ventralen, / der ilomleD Klappe.
Porambonites Fand. (Fig. 50fi). Beide Schalen hochgewölbt, fast gleich
gross, glatt; die Oberfläche mit vertieften Grübchen bedeckt. Area niedrig,
Schlossrand kurz. Stielöffnung die Wirbel beider Schalen durchbohrend.
Ventralklappe mit starken Schlosszähnen und zwei convergirenden, in einem
kurzen Medianseptum vereinigten Zahnplatten. Dorsalsehale mit zwei ge-
trennten Zahnplatten. Unt. Silur.
Enleletes Fisch. (Syntrielasma Meek). Beide Klappen radial gefaltet
oder gestreift, hochgewölbt. Ventralschale mit hohem Medianseptum zwischen
den beiden convergirenden Zahnplatten. Zahnplatten der Dorsalschale diver-
girend. Carbon. Perm.
Zlttel. Orundzüge der Pftlaeontologle. 16
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242
Molluscoidea. Brachiopoda.
2. Familie. Pentameridae. M'Coy.
Schale faserig. Scklossrand gebogen, ohne Area. Ventralsehale mit dreieckiger
Deltidialspalte unter dem Wirbel. Svhlosszähne der ventralen und Schlossplatten
der dorsalen Klappe durch starke Zahnplatten gestützt, die der Dorsalscliale zu
hohen Medianseptum vereinigt. Crura mehr oder weniger verlängert. Silur
d c b a bis Perm.
Pentame-
rus Sow.
(Fig. 507,
508). Meist
grosse oder
mittelgrosse
Formen, mit
hochgewölb-
ter Ventral-
schale und
stark einge-
krümmtem,
vorragen-
dem Wirbel.
DashoheMe-
diauseptum
der Ventral-
schale besteht au» zwei dicht neben einander hegenden Blättern, die sieh beim
Zerschlagen der Schalen leicht voneinander ablösen. Häufig in Silur und Devon.
Subgenera: Conch id ium Linne, Pentamerella, Gypidula , Am-
phigenia, Anastrophia Hall.
Fi«. 507.
l'enlamcnu conchidium Dahn. Ober-Silur. Ootland, o Exemplar in natürlicher
Griitwe. b Schnabel mit erhaltenem Deltidhun. c Inneren iler kleinen Sehale.
d Innert« «1er Krusten Schule, (x ZahnMutzeu, * Medianneptiim iler Vcntralsthale,
6, c Zahnplatte, » »eptaartijje Stutzen.)
6 Fl», Ö09.
a— c Camaropfwria SchliUheimi v. Buch. Zechstein.
Gern, a Kxeinplar In nat. Grosse, b Stejnkern,
e Inneren einer Sehale, vertrrossert (pr Schh»R*forl-
hau, c <"rura, x Katanplatton dwunrnwii, g Satan-
platten der kleinen Klappe, »und *' MediaiiHepta.
Camarophoria King (Stoio-
schisma Dali non Conrad) (Fig. 50VI).
Wirbel der Ventralschale wenig vor-
ragend. Die Zahnplatten in beiden
Klanpen convergirend und durch
Mediansepten gestützt. Crura lang,
dünn. Carbon. Perm.
Camarella Billings, Lycophoria Lahusen. Silur.
fik. rm.
a— c Pentamerxif galeatus I Jahn. sp. Devon. Gerol-
stein, Kifel. a Kxeinplar in nat. Griisse von vorn,
b dasselbe, Stiruatisicht. r Durchschnitt unterhalb
den Schlossrandes. d ljlnirsdureli-chnitt in der
Mittellinie Jon l'eulamerue KnighlU Sow. V» nat.
Gros*e. t>b. Silur.
(Iledeutuni: der Buchstaben bei c wie in Fit; 507.)
3. Familie. Rhynchonellidae. Gray.
Schale faserig, selten punktirt, biconvex. Schlossrand gebogen, selten gerade.
Stielöffnung unter dem spitzen Wirbel vom Deltidium umgeben. Zahnstützen fehlen
oder schwach entwickelt. Silur bis Jetztzeit.
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Articulata. Ancistropegmata.
243
Vig. 510.
Rhynchonella {Hani-
thyri*) ptittacta
I-um. sp. Bceeat.
Mlttclmcflr. imt. Or.
Kit,'. 611
A Rhynchimttla losia Fisch, Ob. Juri». Mockau,
a, b, e Re-ichaltes Exemplar, rf Stfiukern, imt. (Jrösw.
B Rhynchonella quadriplicata QlMMt Hnuincr Jura.
Hopllnjjen, WürttemborK.
Rhynchonella Fisch. (Hypothyris Phill., Cyclotliyris M'Coy) (Fig. 510
bis 513). Schale faserig, meist radial gerippt oder gefaltet, Stirnrana mit
Wulst und Bucht. Schlossrand gebogen, ohne Area. Ventralschale mit
spitzem Wirbel, die runde Stielöffnung ganz oder theilweise vom Deltidium
umgeben; Schlosszähne von kurzen divergirenden Zahnplatten gestützt.
Dorealschale
mit kurzen
Cruren und
häufig mit
schwach ent-
wickeltem
Mediansep-
tum. Silur
bis Jetztzeit,
gegen 60t)
Arten be-
schrieben,
die meisten
aus Trias,
.Juni und
Kreide.
Diese äus-
serst formen-
reiche Gattung ist in zahlreiche Subgencra zerlegt worden, indem der Name
Rhynchonella s. str. auf die Formen mit Deltidium amplectens, Zahn-
stützen in der Ventralschale und schwachem Medianseptum in der Dorsal-
schale beschränkt wird. Bei He mithyris d '( )rb. ist ein schwach entwickeltes
Deltidium sectans vorhanden; Acanthothyris d'Orb. (Jura) hat röhrenartige
Fortsätze auf
der Oberflä-
che, Rhyn-
chopora
King (Penn)
punktirte
Schale, Ha-
lorella Bitt-
ncr (Trias)
scharfe
Schnabel-
kanten, Au-
striellaBitt-
ner (Trias) glatte Oberfläche, kleinen Wirbel und ohrenartige Verlängerungen
des Sehlossrandes, Norella Bittner (Trias) eine Stirnbucht in der Dorsal-
schale. Peregrinella Oehlert (Neocom) ist sehr gross, ohne Stirnsinus,
radial gerippt mit geradem Schlossrand und niedriger Area. Bei Eaton in
Hall (Silur) und Ter eh ratuloidea Waagen (Carbon) fehlen die Zahnplatten
in der Ventralschale; die erstere hat gespaltene dura, die zweite ein Del-
tidium sectans.
Rhynchotrema Hall, Uncinulus Bayle. Silur bis Carbon.
Rhy n ch onellina Gemmellaro. Oberfläche fein radial gestreift, Schloss-
rand gerade, mit niedriger Area und Deltidium sectans. Crura ungemein
lang. Medianseptum der Dorsalsehale schwach. Lias. Jura.
I) im er ella Zitt. Schlossrand gerade, Area dreieckig, Deltidium sectans.
Septum der Dorsalschale sehr hoch, bis zur Ventralschale reichend. Trias.
Flg. 112.
a Rhynchonella veryicriilio Rrocchi. Ol». Kreide. Villc-
clieu, Touraine. Nut. (iro*>«e. b Inncrc Ansicht rler
kleinen Schul)' von Rhyiiclmurlta lacunttta Schlott». >>p.
von KnsclhnpMHTi; , Franken.
Flg. 513.
Rh. ( Acanthnthi/rif)
rpinuiia Schloth. *|p.
Itrtiuucr Juni. Auer-
bach. OherpfilU.
16»
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244
Molluseoiden. Braohiopoda.
D. Unterordnung. Ancylopegmata. Zitt,
[Ancylobrachia Gmy, Campglopegmata p. p. Waagen.)
Armgeriist bildet eine an die Crura befestigte Scldeije. Schale stets punktirt.
1. Familie. Stringocephalidae. King.
Schale gross, biconv&r, fast kreisförmig, glatt. Ventral scliale mit spitzem, vor-
ragendem Schnabel, darunter die vom Deltidium begrenzte Stielöffnung. Schloss-
rand gebogen. Ventralschale mit hohem Medianseptum. Dorsalschale mit mm-
gettöhnlich starkem und langem Schlossfortsafz, welcher mit seinem gespaltenen
distalen Ende das Ventralseptum umjasst. Brachialschleife an lange Crura an-
geheftet, zuerst nach hinten gerichtet und dann dem Aussen-
r"**l|^ rand der Schalt folgend, breit, mit radialen, nach innen
gerichteten Fortsätzen.
Flu 514.
Strinfjocrphnlus Burtini IWr. Devon. Paffrath M Köln, <i Exemplar nat Ortt*»«. fc Stark verkleinerte
Schale mit AnoRPrürt und Mi-ilisin««-|>t»-ii ron d*t Seite, c Junirc» Exemplar mit »rrowor Schnabel-
AiTnunn und «Ich <lr«-i DcltiiliaKtnckoii. & Innere» dw kleinen s»-halc in mit i;ri>»-c, etwa* restaurirt.
(jtr SctilnsjifortJ'at/., Zulin«nibcii, e t'nim, l Schleife, « Me»llaiisoptum, a Adiluctort*»».) Nach SneB«.
Die einzige Gattung Stringocephalus Defr. (Fig. 514) findet eich aus-
schliesslich im Devon.
2. Familie. Megathyridae. Oehlert.
Schale klein, mit geradem Schlossrand und dreieckiger Area in beiden Klappen
Stielöffnung gross, anj die Dorsalschale übergreifend. Deltidium sectans. Ventral
schale mit hohem Medianseptum, Dorsal
scliale mit Medianseptum, zuweilen auch
mit mehreren Radialsej)ten. Brachial
schleife dem Aussenrand der Schale fol-
Jura bis Jetztzeit.
Megathyris d'Orb. (Argiope Desl.)
(Fig. 515). Dorsalschale mit Median-
septum und jederseits zwei radialen
Septen. Jura bis Jetztzeit.
Cislella Gray (Fig. 51f>). Dorsal-
schale mit einfachem Medianseptum.
Kreide bis Jetztzeit.
Gicynia King. Recent.
Mtijulhyri» (Argiap?
Chetn. *p. Mittel ine
ilcr kleinen Schah-,
tlseo'lnta
: Inneres
«tark vor-
Nach Da vi ii Min
Kiii. 616.
I'ittetin bilnrnln-
riMlenlonirch >p
«i-noiiian. Iji
Manch»-.
Nnt. t,r«>s«o.
Zellania Mi iure. Lias.
3. Familie. Terebratulidae. King.
Schlossrand gebogen, seltener gerade. Schnabel der Ventralschale
Stielöffnung , darunter Deltidium sectans.
gerichtete Schleife. Silur bis jetzt.
mit runder
Armgeriist eine gegen den Stimrand
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Articulata. Ancylopefcmata.
245
Terebratula Klein {Liothyris Douville) (Fig. 517—522). Schale glatt,
sehen gerippt, am Stirnrand der Dorealschale häufig mit einer von zwei
FiK. 517.
Terrbratula vUria Linn. *p. Mlttelniwr. (Nut. Gr.)
Kifr. 520.
TertOratula Wlo*toth>trit) nucleata
Brbloth. Ob. Jura.
EngaihantebeiK, Pranken. iN&t. Cr.)
Falten begrenzten Bucht (Biplicatae); Schnabelkanten gerundet, Brachial-
schleife kurz, die distalen Spitzen der Crnra niemals zu einer geschlossenen
Kl». 51H
T'rtbrnlutn Phitliput
Morris. Mittlerer Juni,
V.ick Iwl Atiniu. Nnt. Gr.
Fi«, r.l'j
T< rebrtitula ( Dit htuma) elouyata Schloth.
Zeclixti-Iu Hnmliloton, KiilMhikI Fit'. 521.
a Kxi-mpliir in ntit. Gross«', h Iniu-ro Terebratula (Pygtrpe) diphyn Co-
Ansii-ht mit AriiiKvruM, »turk VLr>,Tii<>wit, loitM. Tithon.
(Ntu-h UavMson.) TrU-nt. Sud-Tvro) (Nut Gr.)
Querbrücke verwachsen. Devon bis jetzt; Hauptverbreitung in Trias, Jura
Trrcbratuli warcCara l'iirk. GroM-Oollth. Itiuli. Kuj-OhikI. a—c Nnt.
vergroswrt. ( Ntu-h I»n vi.lson.)
FiK 523.
Terebratulina *ub*triata
Bchtotb. sn. oln-r-Juni.
NittthHm, w QrttemberK.
Nut Gros>e.
Die ausserordentlich grosse Menge von Arten hat auch hier Veranlassung
zur Errichtung zahlreicher Suhgencra gegeben. Dielasma King i^Fig. 519)
enthält die ältesten Terebrateln aus Devon, Carbon und Penn und zeichnet
sich durch starke Zahnstützen in der Ventralschale und nieist durch ein
schwaches Medianseptum in der Dorsalschale aus; Dielasmina uudHemi-
pty china Waagen (Pernio -Carbon) haben gefaltete Schale und Kahnstützen.
R ha et in« Waagen (Hhät.) ist biplicat, hat nur in der Dorsalschale Zahn-
stützen und ein schwaches dorsales Medianseptum; bei Zuymeyer ia Waagen
(Rhät.) linden sich Zahnstützen in der Ventralschale. Dicti/oth y ris Douv.
(Fig. 522) hat radial gestreifte und mit hohlen Fortsätzen bedeckte Schale.
Vygope Link (Glossothyria Douville) (Fig. 520. 521) enthält die mit ganz
kurzem Armgerüst und Stirnsinus in der dorsalen Schale versehenen Formen,
die zuweilen durch Zusammenwachsen der beiden Seitenflügel von einem
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246
MolluBcoidea. Brachiopoda
Loch durchbohrt sind; sie entspricht der Gruppe der Nucleaten und Diphyen
Quenstedt's.
T erebratulina d'Orb. {Agulhasia King, Disculina Deslongch.) (Fig. 523).
Schale schwach gewölbt, fein dichotom gestreift. Dorsalsehale mit zwei ohr-
förmigen Ausbreitungen neben dem Wirbel. Brachialschleife sehr kurz, die
Cruralfortsätze zu einer hinteren Querbrücke verbunden. Jura bis jetzt.
Centronella Hall (Fig. 524). Schale
glatt, selten gefaltet. Brachialschleife
aus zwei absteigenden Bändern be-
stehend, welche sich distal etwas ver-
breitern und in einer schmalen verti-
ealen Medianplatte vereinigen. Devon.
Leptocoelia Hall. Wie vorige,
aber Schale radial gerippt. Devon.
lienssellaeria Hall. Schale gross.
Brachialsehleife aus zwei knieförnjig
geknickten Bändern bestehend, die
sich distal in einer langen, geraden, etwas ausgehöhlten Medianplatte ver-
einigen. Silur. Devon.
524.
II. Devon. F.rieCotinty.
a, b Exemplar in imt. «imwe, c AniiKerüst vergr.
Flg. 625.
a Cocnothyri» vulyarU Schloth. *p. Muschelkalk. WärzburR.
b AnnKcrust, rc*tuurlrt und vei-grossert nach angeätzten Exeui-
pluren von R60MTO («uro Thell imch Koseli i iisky).
Flg. ..26.
WaldMmiaflavc»cau\nl Reeent.
Australien.
Innenansicht iler kleinen Schale,
etwas viTKTos»ert.
Newberr ia Hall. Silur. Devon. Juvavella, Nucleata Bittner. Trias.
Coenothyris Douville (Fig 525). Schale glatt, biplicat. Ventralschale
mit Zahnplatten. Dorsalschale mit niedrigem Medianseptum. Die distalen
Enden der massig langen Brachialschleife biegen sich rückwärts und ver-
einigen sich in einer freien schildförmigen Medianplatte. Trias.
Cryptonella Hall, Meyanteris Suess. Devon.
Waldheimia King (Mayellania Bayle, Neolhyris Douville) (Fig. 52<5).
Schale glatt, seltener gerippt oder gefaltet. Dorsalschale mit Medianseptum.
Brachialschleife lang, bis in die Nähe des Stirnrandes reichend, jederseits
aus einen) absteigenden und einem rücklaufenden Schenkel bestehend; die
letzteren durch eine Querbrücke verbunden. Silur bis jetzt. Selten in paläo-
zoischen, ungemein häutig in mesozoischen Ablagerungen.
Auch diese Gattung wurde zum Theil auf Grund unerheblicher Verschieden-
heiten in zahlreiche Subgenera zerlegt. Eudesia King (Dogger) zeichnet sich
durch radial gerippte Schale, grosses Schnabelloch und Zahnstützen in der
Ventralschale aus. Bei Zeillcria Bayle (Trias, Jura, Kreide) (Fig. 527) stossen
zwei oder mehr schwache Falten der beiden Schalen symmetrisch am Stim-
rand zusammen; bei Aulacothyris Douville (Trias, Jura) (Fig. 528) hat
die Dorsalschale einen Mediansinus, bei A ntiptychina Zitt. (Jura, Kreide)
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Articulata. Ancylopegmata.
247
springt in dem Stirnsinus der Dorsalschale eine Medianfalte vor. Weitere
Sectionen werden als Flabellolhyris, Fimbriothyris, Ificrothyris,
Epicyrta Deslongch., Plesiothyris
Douville, Camerothyris, Cruratula
Bittner etc. bezeichnet.
t H inniphoria Suess. Tithon.
H uldJtt imiit yZtiUtrui) laytnuii* tcliloü». >p.
Cornbnuh. Knshdon. F.ntfland. (Nat (ir.)
Nach Davidson.
FI*. 528.
Waldhetmia {Aidacothyri»\ rempinata Sow. Mlttl. Man.
nruingter, England. (Nach Deslongchanip*.)
Terebratella d'Orb. (Ismenia King., Waltonia Dav., Magasella Dali.)
(Fig. 529). Schale radial gerippt oder glatt. Schlot«rand gerade oder schwach
gebogen mit niedriger Area. Brachialschleife wie bei Waldheimia, jedoch dio
absteigenden Schenkel durch eine Quer-
brücke am Medianseptum befestigt. Lias
bis jetzt. a b
Flg. 52».
dortata Lam. *p. Recent. Chile.
Not. Groi^e.
Lyra St
FI*. 531.
d'Orb. t'nt, Kreide. Mortcau,
Douba. Nat. Grosse.
Flg. 580.
a Trigonotemw Pali**>ri Woodw. Ob. Kreide.
Ciply. Belgien. Nat. (irfnwe. (Nach der, Natur.)
b Trigtmonemtu elepan* l>efr. Welcxe Kreide.
England. Inneres der kleinen .Schali 'mit Arm-
gerüst, ver*:röh»ert. (Nach I) n v i d s o n.)
Trigonosemus König (Fissurirostra d'Orb.) (Fig. 53<0- Radial gerippt.
Ventralschale mit eingekrümmtem Wirbel, winzigem Schnabelloch und hoher
dreieckiger Area. Brachialapparat wie bei Terebratella. Kreide.
Lyra Cumberl. {Terebrirostra d'Orb.) (Fig. 531). Wie vorige, jedoch
Schnabel der Ventralschale stark verlängert, innerlich durch Zahnplatten
abgetheilt. Kreide.
Megerlea King {Mühlfeldtia Bayle) (Fig. 532, 533). Schale meist radial
gestreift oder gefaltet. Schlossrana gerade, mit niedriger Area. Die ab
steigenden Schenkel der Brachialschleife durch eine Brücke mit dem Median-
septum verbunden, die rücklaufenden Schenkel verbreitert und mit den ab-
steigenden verwachsen. Jura bis jetzt.
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248
Mnlhittcoidea. Rrachiopoda.
Kingena Davids. (Fig. 535). Schale glatt oder mit Grübchen bedeckt.
Schlosnrand gebogen, ohne Area. Ventralschalen mit Zahnstütze. Brachial-
schleife wie bei Megerleu, jedoch rücklaufende Schenkel, meist nur an ihren
distalen Enden mit den absteigenden verwachsen. Jura. Kreide.
Fit;. Mi
Megrrlta pt rtunculu* Schloth. Up.
ob. Juri». Eriitclhurdsberi;, Fnuikcn.
u, 6, c Exemplar in mit <; rosse, d Ann-
Keru.-l der kleinen St-liuli- von der Seite,
t von vorn, verKrossert.
Fi«. M3.
Uepcrltn Irumala (imel. sp.
Mittelmeer. Kleine Schule mit
ArniKertiKt. (pr SchWufortKHti!,
d ZahnKrulHMi, * MediaiiKeptuin,
c Crnm, / nbsteiijender. / ruck-
wnrt*Kcrichtetcr AsdderSchleife,
e VerbiniluiK.Kband «1er beiden
/. p Querbrucken zum
Sej.tuin.)
Fi«
Mn<ia* puinilu*
Kreide Meudt
n. b Kxcmplure
SM.
v>w. Weifise
Ii l>ei Paris,
nat. Grösse.
c, d Anntieru>t vcrgrösfert.
Mag as Sow. (Fig. 534). Wie vorige, aber Anngerüst an einem sehr
hohen, die Ventralschale erreichenden Medianseptum der Dorsalklappe be-
festigt. Kreide. « 6
Fl« 5S5.
KitKtam Uma l>.|>. Krei.le. Kngland. Ai-ingcru»! vciyrossert (nach IMtvidsou). a von der Seite,
6 von vorn <j BehlatMfortmtx, d Zahnurubeu, * Medlaimeptum, c Crom, t absteigender, /anlMBlgTOd«
A»t der Armschlclfe, r rmbicKunirsMellc der Sc hleife, e Vcrbiridunusband, p Qucrbruckc zur Anheftim«
am Scptum . r Kxemplar au- dem «inlcritciiplnncr von Salzniticr, nat. Growte. «< nberlbiche vefgr.
e, / K. FritHuensi» Schrüfer »p. Ob. Juni. Qrttlblagen, Württemberg. Nut Grosse.
Subgenent: Rht/nchortt Dahn., Rhynchorina Oehlcrt, ? Mannia
Dcwalque. Kreide.
Die Gattungen Kranssina, Bouchardia Davids., Platidia Costa,
Dyscolia Fischer cxistiren noch jetzt.
Zeitliche und räumliche Verbreitung der Brachiopoden.
Durch Häufigkeit, weite räumliche, lange zeitliche Verbreitung und
günstige Erhaltung nehmen die Brach iopoden eine ganz hervorragende
Stellung unter den fossilen Resten von Wirbellosen ein und liefern eine
grosse Menge der wichtigsten geologischen Lcitfossilieii. Ihre Schalen
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Verbreitung der Brachiopoden.
249
bestehen, abgesehen von den hornig- kalkigen Formen, aus Kalkspatb
und widerstehen den zerstörenden Einflüssen des Fossilisationsproeesses
besser, als die grösstenteils aus Aragonit bestehenden Schalen der
Mollusken. Allerdings wird der Werth der Brachiopoden als Leit-
fossilien durch die grosse Aehnlichkeit der Arten ein und derselben
Gattung, sowie durch die Schwierigkeit, manche (Jener« ohne Kennt-
niss ihres inneren Baues richtig zu bestimmen, etwas herabgedrückt.
Von den beiden grossen Abteilungen sind dio Inarticulaten ent-
schieden die älteren, doch treten vereinzelte Repräsentanten der Arti-
culaten [BiUingsella, Orthwina, Camareüa) auch schon in cambrischen
Ablagerungen auf und machen es wahrscheinlich, dass die beiden
Gruppen unabhängig von einander sich weiter entwickelt haben und
wenigstens nicht durch bekannte Bindeglieder mit einander zusammen-
hängen.
Im untersten Cambrium (Olenellus - Schichten) sind bereits zehn
Brachiopoden -Genera vorhanden, die sich über Nord -Amerika und
Europa verbreiten. Ihre Zahl steigt erheblich im oberen Cambrium,
und im Silur erreichen die Brachiopoden mit ca. 2000 Arten den
Höhepunkt ihrer Eutwickelung. Nord -Amerika, Europa (Böhmen,
Grossbritannien, Schweden, Bussland, Portugal) siud die Hauptgebiete
für silurische Brachiopoden ; doch liefern auch Süd-Amerika, Australien,
China und Ost-Sibirien zahlreiche Formen.
Das Devon bleibt an Brachiopoden reich thum nur wenig hinter
dem Silur zurück, obwohl eine erhebliche Anzahl von Gattungen,
namentlich aus der Gruppe der Inarticulaten, bereits verschwunden
sind. Die Eifel, Rheinland -Westfalen, der Harz, Belgien, Devonshire,
Boulogne sur Mer, Cabriere in den Cevennen, Asturien und der Ural
sind die Hauptfundstätten in Europa, während in Asien China, iu
Nord -Amerika die nördlichen Vereinigten Staaten und Cauada die
grösste Menge devonischer Brachiopoden liefern.
Der Kohlen kalk von Europa, Nord- Amerika, Ost- Asien und die
sogenannten Pernio - Carbon - Ablagerungen der Salt -Range -Kette und
Armeniens sind ungemein reich an Brachiopoden, unter denen die
Productiden, Strophomeniden , Spiriferiden und Rhynehonellidcn vor-
herrschen.
Im Zech stein sinkt die Zahl der Brachiopoden in Europa auf
ca. HO Arten herab; dagegen erlangen in der alpinen Trias die Tcrebra-
tuliden, Rhynehonellidcn, Kouinckiniden und Spiriferiden eine mächtige
Eutwickelung.
In Jura und Kreide herrschen Terebratuliden, Rhvnehonelliden
und Thecideiden fast ausschliesslich, und namentlich die beiden ersten
Familien sind durch eine erstaunliche Fülle von Arten vertreten; die
Spiriferiden und Kouinckiniden sterben im Lias aus.
Im Tertiär macht sich ein gewaltiger Rückgang bemerkbar. Die
daselbst vorkommenden Arten gehören fast ausschliesslich zu noch
jetzt existirenden Gattungen und überragen an Zahl nur wenig die der
Jetztzeit, so dass sie für den Geologen alle praktische Bedeutung ver-
lieren.
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250 Mollusca.
Zeitliche Verbreitung der Brachiopoden.
Cambrium
—
c
^»
c
Trias
C
=
o
tt
S
=
u.
c.
V.
*5>
N
I. Inarticulata.
1. Üboliddt:
2. Lingulidac . .
Trinirrcllidac ....
4. Siphomdretidae
1 !
l
II. Articuluta.
A . Apli an c r o j> e ijm ata:
1. Stroi>homi'ni/ia>.'
2. I'roductidac ......
3. Coralliopsidtte . . . .
■i. Jjyttonudac
.*>. Thccideidac
Ii H c 1 icop cgm a t a :
1. Köninck in idar .
2. Atn/i'idar
3. Spiri/eridae
C. A n c i stropegm a ta :
1. Porambonitidat
Ventamertdae
3. Ithi/nchont'llidar
/>. A hcyli, fv ymatn:
I. StruiijoCrjiLid idar
Mcgathgridae ...
:t. rler<:f>rat>dida<: .
1
' "!'
1 1
1 1
1
1
1
*
f
VI. Stamm.
Mollusca. Weichthiere. *)
Die Weichthiere (Mollusca, Mulacozoa) bilden eine wohlumgrenzte
Gruppe von Invertebraten mit weichem, ungegliedertem Körper. Der
selbe ist von einer Duplicatur der Haut (dem sogenannten Mantel)
>) Literatur:
Deshayes, O P., Trait6 Clement, de Conchyliologie. Pari» 1835 — 39. 3 vol.
Woodicard, S. P., Manual of the Mollusca. 4. edition with Appendix by R. Täte. 1880
Philippi, R, A ., Handbucb der Conebyliologie und Malakozoologie. Halle 1853.
Fischer , . Manuel de Conchvliologie et de Paläontologie conehyliologique.
Paris 1887.
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Mollusca.
251
unihüllt, welcher sehr häufig eine einfache oder zweiklappige, selten eine
mehrklappige Schale absondert. Neben den beschälten gibt es übrigens
auch zahlreiche nackte Mollusken. Zur Respiration dienen Kiemen,
zuweilen auch Lungen ; ein Herz mit ein oder zwei Vorkammern treibt
das Blut durch ein reich verzweigtes Gefasssystem ; Darm und Magen
durchziehen den Körper und sind von Nieren, Leber und verschieden-
artigen Drüsen umgeben. Das Nervensystem besteht mindestens aus
drei Paar, durch Commissuren verbundenen Norvenknoten und von
Bronn, II. ff., Die Classen und Ordnungen des Thierreicbs. Bd. III. Malacozoa.
Bearbeitet von Keferstein. 1862—66.
Adams, II. u. A., The genera of recent Mollusca. 2 vol. London 1858.
Tryon, ff. W., and Püsbry, H. A., Manual of Conchology. vol. I— XII. 1879-1893.
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Goldfuss, A., Petrefacta Germaniae. 1826—40.
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252
Mollusca.
den reich differenzirten Generationsorganen finden sich die mänuliclien
und weiblichen bald in getrennten Individuen, bald in hermaphrodi-
tischen Zwittern entwickelt. Die Fortpflanzung erfolgt ausschliesslich
auf geschlechtlichem Wege.
Die Mollusken zerfallen in fünf Classen (Lamellibranchiata,
Scaphopoda, Amphineura , Oastropoda und Cephalopoda).
Von diesen werden die Scaphopoden, Amphineuren und Gastropodon
hiiu Hg unter der Bezeichnung Glossophora oder Cephalophora den
Muscheln und Cephalopoden als gleich werthige Gruppe gegenübergestellt.
Die Mollusken liefern die zahlreichsten und wichtigsten Leitfossilien.
Sie sind überhaupt die häufigsten Versteinerungen namentlich in meso-
zoischen und känozoischen Ablagerungen und ihr Studium wird darum
von den Geologen auch besonders bevorzugt. Mit Ausnahme der zur
fossilen Erhaltung wenig geeigneten Amphineuren beginnen alle Classen
bereits im Oambrium.
1. Classe. Lamellfbranclliata. Muscheln.1)
{Bivalvia Linn., Conchifcra Lam., Pelecypoda Goldf.)
Kopflose, meist seitlich symmetrische Thiere mit zwei-
lappigem Mantel, paarig entwickelten grossen Kiemen-
blattern und zwei durch Ligament verbundenen kalkigen
Schalen.
Die Muschelthiere sind meist symmetrisch, oval oder quer verlängert,
seitlich etwas zusammengedrückt, von zwei Heischigen Mantellappen um-
hüllt, dio ihrerseits wieder von zwei kalkigen' Schalen bedeckt werden.
Unter den Mantellappen befinden sich jederseits blattförmige Kiemen-
blätter, zwischen denen der Rumpf mit Mund, Herz, Darm, Afterröhre,
Generationsorganen und meist auch ein kräftiger muskulöser Lappen,
der Fuss, ihren Platz finden. Der Mund befindet sich am vorderen,
der After am hinteren Filde des Thieres, die Schalen bedecken dio
rechte und linke Seite.
Die beiden Mantellappen sind am Oberrand mit einander ver-
wachsen, vorn, hinten und unten getrennt, oder theilweise verwachsen.
Ihre Aussenfläche legt sich dicht au die Innenseite der beiden Schalen
an und nur ein mit Gefässen, Drüsen, Pigment, zuweilen auch mit
*) Literatur (vgl. S. 250) ausserdem:
Neumai/r, M., Beitrüge zu einer inorpholog. Eintheilung der Bivalveu. Mit Vorwort
von K -SWs«. Penkschr. Wiener Ak. math. naturw. Cl. Bd. LV1II 1891.
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Mein. kcoI Survey of Ka.st lndia. 1871.
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Lamellibranchiata
253
Tentakeln versehener Saum ragt frei vor. Die Grenze des festanliegenden
Theiles des Mantels wird auf der Innenseite der Sehale dureh die mehr
oder weniger deutlich markirte Mantellinie angedeutet. Dieselbe ist
hinten und vorn von einem Muskeleindruck begrenzt.
Die Muskeln (Adductores) bestehen aus einem dicken Bündel
von Fasern, die sich quer von einer Schale zur anderen erstrecken
und dieselben durch ihre Contractu») fest verseliliessen. In der Regel
sind zwei fast gleich grosse Schliessmuskeln vorhanden (Homomyaria
oder Dimyaria), wovon der eine in der Nähe des vorderen Randes über
dem Mund, der andere nahe am Hinterende des Oberrandes über dem
After gelegen ist, Zuweilen ist auch nur ein einziger sehr grosser,
subcentraler oder dem Ilinterrand genäherter Schliessmuskel vorhanden
und der vordere ganz verkümmert (Monomvaria), oder der vordere ist
klein, sehr schwach entwickelt, der hintere gross und häufig subcentral
(Heteromyaria).
Bei verwachsenen Mantel-
lappen ist das Thier wie in
einem Sack eingeschlossen, doch
gestatten mindestens zwei schlitz-
förmige Oeffnungen den Austritt
gewisser Organe und das Ein-
strömen des Wassers. Meist be-
schränkt sich die Verwachsung der Mantellappen nur auf gewisse
Regionen. Hinten befinden sich stets zwei Oeffnungen, wovon die
untere zum Einströmen von Wasser dient, während die obere die Ex-
cremente ausführt. Sehr häufig verlängern sich die Ränder der beiden
hinteren Oeffnungen röhrenförmig und bilden zwei sogenannte Siphonen
(Fig. f>36), wovon der untere Kiemen- oder Athmungs-Sipho, der obere
After Sipho heisseu. Sie bleiben entweder getrennt, oder können theil-
weise, zuweilen auch ganz mit einander verwachsen und mehr oder
weniger weit aus der Schale vorragen.
Kl*. MC.
Saslcara nrrlirn ljim. Thier mit fast vollständig ver-
wachsenen Mantellappen. (;> Fuss, » olierer cxler
Cloaken-Slpho, »' Kiemen Sipho.)
¥\K. 537.
Lutrarin tUipdra Roissy. Linke Sehlde von innen pj_ ggg
(*/, nat. tirosse). (p Mantellinie » Mantelbueht, }lln„,hm them. sp. Linke Sehale
n vorderer, a hinterer Muskelelndruck. .• h LÄtw. von ,„„„„ ,'m Mulltl.ninie, « vorderer, a hinte-
u t Hohe.) r,.r Muskelelndruck, I innere liuii.lu'rube).
Erlangen die Siphonen ansehnliche Grösse und umgeben sie sich
mit einer dicken, hornigen Epidermis, so ragen sie beständig aus der
hinten klaffenden Schale vor. In diesem Falle, sowie überall da, wo die
Siphonen ganz oder theilweiso zurückgezogen werden können, verur-
sachen die Anheftstellen der Muskelfasern, welche die Retraktion be-
wirken, in der Mantellinie eine mehr oder weniger tiefe, hintere Ein-
buchtung (Sinupalliata, Fig. 537). Bildet der Manteleindruck eine
einfache, ununterbrochene Linie (In tegri pall i a ta , Fig. 538), so
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254
Mollusca.
fehlen entweder die Siphoncn ganz, oder sie sind klein und besitzen
keine Retraktormuskeln.
Am Unterrand der Vorderseite ragt zwischen den getrennten oder
mit einem Schlitz versehenen (Fig. 53l>) Mantellappen ein seitlich zu-
sammengedrückter, beilförmiger bis wurmförmiger muskulöser Fuss
vor, der stets vollständig in die Schale zurückgezogen werden kann.
Er dient zum Kriechen, Springen oder Einbohren in Sand, Schlamm,
Holz oder festes Gestein und ist bei Bohrmuscheln häufig mit wiuzigen
Kieselkörperchen bedeckt. Die zum Zurückziehen und Bewegen des
Fusses dienenden Muskeln hinterlassen häufig über und neben den
Schliessmuskeln kleinere (accessorische) Eindrücke in der Schale. Bei
vielen Muscheln besitzt der Fuss an seiner unteren Fläche eine Furche,
welche mit einer hornige Fasern absondernden Drüse in Verbindung
steht. Vereinigen sich diese Fäden zu einem Büschel (Byssus). so
können sich die Thiere damit an fremde Körper anheften. Meist steht
die starke Entwickelung des Byssus iu umgekehrtem Verhältniss zur
Stärke des Fusses; bei manchen Gattungen (Ostrcidae) verkümmern
Fuss und Byssus zugleich.
Die paarig entwickelten Kiemen liegen unter den Mantellappen
und bestehen jederseits aus zwei dünnen, gitterartigen Blättern (Tetra-
branchiata) , die manchmal auch durch feine parallele Fäden ersetzt
sein können. Das äussere Kiemenpaar bleibt häufig hinter dem
inneren an Grösse zurück und verkümmert zuweilen vollständig [Di-
branchiata).
Das Blut wird den Kiemen durch ein mit zwei Ohren versehenes
Herz zugetrieben, das unter dem Oberrand liegt. Vor dem Herzen
befindet sich der Mund, eine mit lappigen Anhängen versehene Quer-
spalte, ohne Kiefer oder Reibplatten , die in eine kurze Speiseröhre
und darauf in den Magen führt. Ein stark verlängerter, von Leber.
Nieren und Geschlechtsdrüsen umlagerter Darm erstreckt sich unter
mehrfachen Windungen in den Fuss, steigt darauf wieder in die Höhe,
durchbohrt das Herz und endigt im oberen Aftersipho. Das Nerven-
system besteht aus drei Paar Ganglienknoten (Schlund-, Fuss- und
Kiemen-Ganglien), 'von denen ein verwickeltes System von Nervenfäden
ausgeht.
Die beiden Schalen der Muscheln sind entweder gleichklappig,
seltener unglcichklappig, und am oberen Rand in der Regel durch ein
hornartiges elastisches Ba n d (Ligament) mit einander verbunden. Sehr
häutig besitzt der verdickte Oberrand auch einen besonderen Schloss-
apparat, d. h. vorspringende Zähne, welche in entsprechende Gruben
der anderen Klappe passen; er heisst deshalb auch Schlossrand,
reber dem Sehlossraud ragen die Wirbel oder Buckeln (nates, um-
bones) vor. Sie bezeichnen den ältesten Theil der Schale, von wo das
Wachsthum begann, und krümmen sich meist nach vom (prosogyr),
seltener nach hinten (opisthogyr) oder nach aussen (spirogvr).
Eine vom Wirbel nach dem Unterrand gezogene Linie (Fig. 537 u. i)
bezeichnet die Höhe (resp. Breite), die Entfernung vom vonleren zum
hinteren Rand die Länge und eine an der Stelle der stärksten Wölbung
auf die Länge gezogene Senkrechte die Dicke einer Schale. Die vor
den Wirbeln gelegene Vorderseite ist in der Regel länger, als die Hinter-
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Lamellibranchiata.
255
seite; doch kommt ausnahmsweise auch das gegenteilige Verhältniss
vor (Donax).
Bei ungleichklappigen Schalen unterscheiden sich die zwei Klappen
häufig nur durch verschiedene Grösse und Wölbung; zuweilen werden
die Differenzen aber auch sehr beträchtlich. Eine Klappe kann kegel-
förmige oder cylindrische, die andere deckeiförmige Gestalt annehmen
(Rudistae) ; die Wirbel entfernen sich alsdann sehr weit vom Schlossrand
und erhalten centrale oder subcentrale Lage.
Bei gewissen Bohrmuscheln (CluvaycUidae, Pholadidae) sondern die
sehr stark verlängerten Siphonen eine kalkige Röhre ab, an deren
vorderem Ende die Schale entweder frei liegt (Fistulana, Teredo) oder
sie verwächst ganz oder theilweise mit derselben (Aspergillum, Clavayclla).
Das Band oder Ligament, welches mit wenigen Ausnahmen
[Pholadidae) die beiden Schalen der Muscheln verbindet, ist bald äusser-
1 ich sichtbar (Fig. 539), bald innerlich eingeschlossen in einer beson-
deren Grube des Schlossrandes (Fig. 538), zuweilen auch halb innerlich,
halb äusserlich. Es besteht aus einer äusseren, dunkel gefärbten, in
Salzsäure und Kalilauge unlöslichen, nicht elastischen Rinde und einer
inneren, sehr elastischen, in
Salzsäure brausenden und in
Kalilauge löslichen Substanz,
welche sich auszudehnen sucht
und dadurch die Schalen öff-
net, wenn sie nicht durch die
Contraction der Schliessmus-
keln zusammengehalten wer-
den. Bei den mit innerlichem
Band versehenen Muscheln ist
die äussere Schicht häufig
äusserlich noch etwas sichtbar
(Anatina, Myay Mactra), die innere Bandmasse dagegen in einem löffel-
artigen Fortsatz oder in einer Grube zwischen den Schlosszähnen
gelegen; sie umschliesst zuweilen ein kleines Kalkstückchen (Ana-
tina). Manchen Muscheln mit innerem Ligament (Pectinidae, Spondy-
lidae, Nucididae) fehlt die äussere Bandschicht vollständig; bei den
Austern besteht der mittlere Theil des halb innerlichen, halb äusser-
lichen Bandes aus elastischer Masse, die seitlichen Theile aus Rinden-
schicht. Bei den Perniden ist das Band getheilt und in zahlreiche
getrennte Gruben des Schlossrandes eingepasst. Bei den Arciden
befestigt sich das sehr dünne äusserliche Band auf einer ebenen drei-
eckigen Area unter den Wirbeln. Die Bandsubstanz wird durch den
Fossilisationsprocess meist zerstört, ist jedoch öfters auch an fossilen
Muscheln noch wohl erhalten.
Das innerliche Band liegt last immer unmittelbar unter den Wirbeln
und ist zuweilen vorn und hinten von Schlosszähnen umgeben (am-
phidet); das äusserliche beginnt in der Regel hinter den Wirbeln und
hegt in einer meist kurzen Furche zwischen den beiden Klappen
(opisthodet) ; es wird häufig durch verticale leisten des Schlossrandes
(Bandnymphen oder Fulcra) gestützt. Bei den Aviculiden, Mvali-
niden, Ambonychiden, Mytiliden und Pinniden erstreckt sich das lineare
Band über den ganzen Schlossrand.
PI». 539.
Homomija calciJormU Ar. Mi! wolik'rhnltenem
iiiiKscrem Ligament,
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256
Mollusca.
Zur festeren Verbindung der beiden Sehalen besitzen sehr viele
Muscheln am Oberrand ein Schloss (cardo, charniere, hinge), das aus
Zähnen und Zahugruben besteht, welche sieh auf den sehmälereu oder
breiteren verticalen Flächen des Oberrandes, der Schlossplatte, be-
finden und eine Verschiebung der Klappen verhindern. Die Beschaffen-
heit des Schlossrandes liefert sehr wichtige systematische Merkmale. Er
ist dysodont (Fig. 540), wenn Zähne vollständig fehlen und dio Schalen
nur durch das Band zusammengehalten werden
(Ostrridae); man nennt ihn cryptodont, wenn
leichte Kerben und (Trübehen den Beginn eines
Schlosses andeuten {]*raccardüdae), tax o d out
(Fig. 541), wenn zahlreiche schmale, gleich-
PUr. mo.
nyMMlmit«1« Schlov« (Ottrea digitalina).
Ki«. Ml.
TaxiMlmitoH Schloss
n von Area mit itiüwi-fin Lini-
ment, b von uda mit innerem
Ligament
artige, senkrecht oder schräg zum Schlossrand gestellte Kerbzähne in
entsprechende Grübchen der anderen Klappe sich einfügen {Niundidac,
Arridac). Sind nur wenige Zähne und Gruben symmetrisch zu
beiden Seiten neben dem Band vorhanden, so heisst das Schloss iso-
dont (Spondylidae) (Fig. 579).
Das paehyodonte Schloss besteht aus 1 — 3 unsymmetrischen,
zapfenförnügen, plumpen Vorsprüngen, welche sich in Gruben oder
seheidenartige Alveolen der Gegenklappe einfügen {Chamidae, Rudistao).
Das heterodonte Schloss (Fig. 542) besitzt in jeder Klappe eine be-
schränkte Anzahl leistenförmiger. seltener konischer oder hakenförmiger
Zähne, die durch Zahngrubon von einander getrennt sind. Die mittleren,
unter den Wirbeln stehenden und mehr oder weniger divergirenden
Zähne werden als Schloss- oder Gardinalzähne von den meist
dem Schalenrand parallelen vorderen und hinteren Seiten Zähnen
unterschieden. Jeder Zahn eines heterodonten Schlosses füllt eine
Zahngrube der Gcgenklappe aus. Zuweilen spaltet sich ein dreieckiger
Schlosszahn in zwei divergirende Aeste [Triyonia, Mactra) und fügt
sich in eine einfache Grube der Gegenschale ein. Man nennt diese
Modification des Ileterodontenschlosses schizodont.
Bei dem desmodonten Schloss (Fig. 543) fehlen in der Kegel eigent-
liche Schlosszähne, dagegen ragen meist dünne, blattartige Vorsprünge
in verticaler oder horizontaler Richtung unter den Wirbeln vor und
Lamellibranchiata.
257
nehmen das innerliche oder halbinnerliche Band zwischen sich auf.
Zuweilen verdicken sich dio vorderen oder hinteren Ränder dieser
Ligamentträger zu einem schwachen zahnartigen Vorsprung.
Fl«. 542.
Hcterodontes Bchlos* von Cyprina, linke und
Vi«. 043.
Dosmodontes Schloas von
Von äusserlichen Merkmalen ist die Verzierung durch con-
centrischo oder radiale Streifung, Berippung oder Faltung, durch Knoten
oder Stacheln beachtensworth. Unvorzicrte Schalen zeigen stets eine
feine, das periodische Zunehmen andeutende concentrische Zuwachs-
streif ung. Vor den Wirbeln befindet sich zuweilen ein durch Kanten
oder vertiefte Linien begrenztes Feld (Lunula), und ebenso verläuft von
den Wirbeln nach dem unteren Hinterrand häufig eine Kante oder
Furche, wodurch ein längliches, zuweilen abweichend verziertes hinteres
Feld (Area, Schildchen) von der übrigen Schale abgetrennt wird.
Die meisten Muscheln sind äusserlich von einer meist dünnen,
hornigen Epidermis bedeckt, die aber zuweilen (namentlich bei Süss-
wasserbewohnern) auch einen dicken bräunlichen oder grünlichen Ueber-
zug bilden kann.
Die Kalkschale ls£3&*- ■Jß^WW^
selbsl wird theils von <!er s^SSftä^ '
Ausseufiäche der Mantel- |
läppen, theils vom Mantel-
saum abgesondert und be-
steht demgemäss aus zwei
histologisch verschiede-
nen Schichten. Die äus-
sere, vom Mantelsaum
gebildete Schicht ist aus
prismatischen Zellen zu-
sammengesetzt, welche in der Regel vertical gegen die Oberfläche
gerichtet sind (Fig. 544) und nur bei den Rudisten dieser parallel
stehen. Die Prismen variiren sehr in Stärke und Länge. Die grössten
sind bei Inoceramus und Pinna, die feinsten bei Anatiniden und Myiden
beobachtet, Bei Mytiliden und bei vielen mit porzellanartigen Schalen
versehenen Heterodonten (Veneridae, Cardiidac etc.) fehlt die äussere
Prismeuschicht, bei Pectiniden und Limiden ist sie nur an jugendlichen
Schalen schwach entwickelt. Die innere Schalenschicht besteht aus
zahlreichen, sehr dünnen, parallel über einander gelagerten, zuweilen
Zlttcl, Grundzfige der Palaeontologie. 17
Vi«. 544.
Verticulcr Schnitt durch die Schule von t'nio. Die
faserig - prismatische Schicht (f. h, a, a') bildet mehrere Ab-
sätze, welche die suect-wive Kiit»telmn»r der Schale veran-
schaulichen; c, c' innere blättrige Schicht (stark venfrowert,
nach t'arpen tcr).
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25«
Mollusca. Lamellibranchiata.
Ftff. M&
PriMlIoüiMDnfh von Ottrea Vir-
ffiiiica in von iler Seite, b von
oben, verirr.) mich Juck höh.
etwas wellig gebogenen Blättern und zeigt entweder porzellanartige
oder perlrauttcrartige Beschaffenheit. Perlen haben die Struktur der
inneren Schalenschicht und bilden sich als Umhüllung von Frerad-
körperchen auf der Innenseite der Schale oder im Mantel.
Die äussere Schalenschicht zeigt die physikalischen Merkmale von
Kalkspath, die innere von Aragonit. Letztere ist leichter löslich, als
erstere und darum an fossilen Muscheln zuweilen zerstört, während
sich die äussere Schicht noch erhalten hat.
Ucber die En twickelungsge schichte (Ontogenie) der Schalen
geben die Untersuchungen von K. T. Jackson1) den besten Aufschluss.
a Danach bildet der Embryo schon frühzeitig
einen kleinen, aus zwei dünnen ovalen oder
dreieckigen glatten, leicht eoncentrisch gestreif-
ten oder gekörnelten Schalen zusammengesetz-
ten »Prodissoconeh« (Fig. 545). Die beiden
Schalen bestehen aus homogener Kalksubstanz
und sind durch einen anfänglich geraden zahn-
losen oder etwas gekerbten, später gebogenen
Schlossrand, sowie zwei Schliessmuskeln mit
einander verbunden. Die Wirbel des Prodisso-
coneh sind bei den Anisomyarieu nach hinten,
bei den meisten Ilomomvarien nach vom gekrümmt. Der Prodisso-
eonch nimmt die Wirbelregion der sich später bildenden definitiven
Schale ein und erhält sich als eine kleine zweischalige Kappe (Fig. 54<>)
einige Zeit oder er wird abgerieben oder fällt frühzeitig ab. Die
Ucbercinstimmung der Embryonalschale bei den verschiedenartigsten
(Juttungen der Lamellibranehiaten spricht für ihre gemeinsame Abstam-
mung. Von Interesse ist auch der Umstand, dass zahlreiche paläo-
zoische Muscheln aus verschiedenen Ordnungen durch ihre dünnen
Schalen und zahnlosen oder nur leicht gekerbten Schlossrand an em-
bryonale Prodissoconchen erinnern. Neumayr wollte dieselben darum
als besondere
Ordnung Pa-
laeoconchaei al-
len Muscheln ge-
genüberstellen.
) Die während der
Entwickelung
der definitiven
Schalen (Disso-
Conch) eintre-
tenden Verän-
derungen, namentlich die durch Festheftung einer Klappe bewirkten
Modificationen wurden von Jackson bei den Anisomvarierii eingehend
untersucht und daraus wichtige Ergebnisse für die Verwandtschaft der
verschiedenen Familien erzielt.
Lebensweise. Die überwiegende Mehrzahl der Muscheln sind
Meeresbewohner, höchstens Vs der lebenden Arten hält sich in süssem
Fig. ,>I6.
A longa Sehlde von Aricula mit nufrifcccTHloni l'ro<li<i«>o«>oiH-li ;<\
(a Linke, i> rechte Heinde.)
Ii hescleiehen von Aren jujntn.
') Jacluton. R. T„ Phylojreny of the Pelecvpodii. The Avieulidue and their
:dlies. Mein Boston Soc. Xut. bist. t«9Ü. vol. IV. No. 8
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Anisomyaria.
259
oder brackisehem Wasser auf. Die wichtigsten Vertreter der Süsswasser-
muscheln sind die Nayadiden und Cyreniden. Diu marinen Muscheln
leben in sehr verschiedener Tiefe; die dickschaligen, reich verzierten
und bunt gefärbten meist in seichtem Wasser, in der Nähe der Küste
und auf steinigem oder sandigem Grund. Die Tiefsecfornien sind in der
Regel dünnschalig, fsirblos, weiss oder rüthlich, jedoch weit weniger
zahlreich, als die Seichtwasserbewohner Die warmen Zonen beherbergen
eine grössere Menge von Muscheln, als die gemässigten und kalten.
Systematik. Für die Unterscheidung der Hauptgruppen der
Lamellibranchiaten, von denen ca. 5000 lebende und ca. 10000 fossile
Arten bekannt sein mögen, hat man verschiedene Merkmale, wie Zahl
und Ausbildung der Schliessmuskeln, Vorhandensein oder Fehlen der
Siphonen, Zahl der Kiemen blätter, Entwickelung des Schlosses, sym-
metrische oder unsymmetrische Ausbildung der Schalen verwerthet.
Die mit einem oder zwei sehr ungleichen Schliessmuskeln versehenen
Anisomyaria {— Monomyaria und Heteromyaria) bilden eine natürliche
Gruppe, welche den Homomyuria mit zwei gleichen oder doch ähn-
lichen Muskeln gegenüberstehen. Letztere lassen sich am besten nach
der Entwickelung des Schlosses in Taxodonta, Parhyodonta, He-
terodonta und Desmodonta einthcilen.
A. Ordnung. Anisomyaria. Neumayr.
(Monomyaria und Heteromyaria auet.)
Hintern' Muskel kräftig, viel stärker ah der häufig ganz verkümmerte
vordere. Die vier Kiemenblätter ghnchmässig entwickelt. Mantellappen
getrennt. Siphonen fehlen. Fuss schwach entwickelt oder ganz verkümmert.
Die Ordnung der Anisomyarier enthält alle bisher unter der Be-
zeichnung Monomyaria und Heteromyaria zusammengefassten Muscheln,
bei denen der hintere Muskel überwiegt und der vordere entweder
gänzlich fehlt oder nur schwach entwickelt ist. Aus der Ontogonie
von Ostrea, Avicula und anderen Gattungen geht hervor, dass auch
die ausgesprochensten Monomyarier in ihrer Jugend zwei Schliess-
muskeln besassen und darum "offenbar aus zweimuskeligen Urformen
hervorgegangen sind. Mit dieser Auffassung stimmt auch die geolo-
gische Verbreitung überein.
Eine Verwachsung der Mantellappen nebst Ausbildung von kurzen
Siphonen kommt nur bei den in brackischem und süssem Wasser
lebenden Gattungen Dreissensia und Dreissensiomya vor.
1. Familie. Aviculidae. Lam.1)
Schale ungleichklapp ig, innen perlmutterglänzend. Rechte Klappe meist flacher
und kleiner als die linke. Schlossrand zahnlos oder mit wenigen schwachen Kerb-
zähnen, lang, gerade, hinten in einen flügelartigen, corne meist in einen kurzen,
ohrjbrmigen Fortsatz verlaufend. Band linear an der ganzen Länge des Schloss-
randes in einer oder mehreren seichten Rinnen befestigt. Silur bis jetzt. Marin.
Die Aviculiden erreichen schon in paläozoischen Ablagerungen den
Höhepunkt ihrer Entwickelung und enthalten nach Jackson die primitiv-
sten Formen der Anisomyarier, aus welchen sich alle übrigen ableiten lassen.
') Frech Fr., Die devonischen Aviculiden Deutschlands. Abi», z. geol. Special-
karte von PrenBsen, Bd. IX. lbiM
11'
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260 Mollusca. Lamellibranchiata.
Rhombopteria Jackson (Fig. 547). Schale rhomboidisch, schief. Hin-
terer Flügel durch keine Einbuchtung des Hinterrandes von der übrigen
Schale geschieden. Vorderes Ohr kurz. Zwei Muskeln und hintere Leisten-
zähnchen vorhanden. Silur.
Leptodesma Hall. Devon.
Pterinea Goldf. (Fig. 548). Linke Schale gewölbt, rechte flach. Schloss-
rand lang, breit, hinten in einen Flügel, vorn in ein kurzes Ohr ausgezogen ;
Band in mehreren dem Schlossrand parallelen Furchen. Unter dem Wirbel
zwei oder mehr taxodonte Schlosszähnchen, sowie einige schräg nach hinten
und unten divergirende leistenartige hintere Seitenzähne. Hinterer Muskel-
eindruck gross, vorderer kleiner, aber kräftig entwickelt, unter dem vorderen
Ohr gelegen. Silur bis Carbon. Hauptverbreitung im Devon von Europa
und Nord- Amerika. a b
Flfj. .r>47. Fift- M8.
Rhombopteria mira a l'terinea laeri» <!oldf. Linkt* Schule von innen. Devonische Grauwaeke.
Barr. »p. Oh. Silur (E). Niederlahnstein, Nassau. (Nat. Grösse.)
1'raK.i.NaehJacknou.; * Pterinea lineata Goldf. Ebendaher (von aussen).
Actinodesma Sandb. (Glyptodesma , Ectenodesma Hall, Dolichopteron
Maurer). Wie lierinea, aber beide Flügel stark verlängert und in Spitzen
ausgezogen. Devon.
Kochia Frech (Onychia Sandb., Loxopteria Frech) Devon.
A vicu la Klein (Fig. 549. 550). Wie Pterinea, jedoch Schlossrand zahnlos
oder nur mit einem schwachen Schlosszähnchen. In der Regel nur der
hintere Muskel entwickelt. Silur bis jetzt.
l'orUut'k. Khatische K1k -V.O. Fig. 5M.
Stufe. Avieuln (Orytoma) cottata Sow. Gross- l'truilomonoli* erhinala Smv. s|>.
Reit im Winkel. Oolith. Luc, Calvados. «ornbrash. Sutton, England.
Subgenera. Actinopteria, Leiopteria, Ve rt u m n ia Hall (Devon),
Pteronites M'Coy (Devon, Carbon), ? Hutotia de Kon ( Carbon), Oxytoma
(Perm bis jetzt), M vleagrina Lam. (Juni bis jetzt).
Limoptera Hüll (Monopleria M. W., Myalinodonta, Paropsis Oehlert).
Wie Avicula, jedoch vorderer Flügel verkümmert. Hinterer Flügel gross.
Devon. Carbon.
Pteroperna Murr, und Lyc. (Dogger).
Pseudomonotis Beyr. ( Eumkrotis Meek) (Fig. 551). Rechte Schale ge-
wölbt, linke Hach. Vordere Ohren winzig, abgerundet oder ganz verkümmert,
Devon bis Kreide.
Ca.ssianella Beyr. (Fig. 552). Linke Schale hochgewölbt, mit vor-
ragendem, eingekrümmtem Wirbel, rechte etwas gedreht, flach oder concav,
ohne Byssusausschnitt. Schlossrand mit kleinen vertikalen Schlosszähnchen
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Anisomyaria.
261
und einem leiBtenartigen vorderen und hinteren Seitenzahn. Bandfcld breit,
unter den Wirbeln eine dreieckige Bandgrube. Trias.
Monotis Bronn (Fig. 553). Schale gl eich klappig, radial gerippt. Schloss-
rand zahnlos. Wirbel wenig vorragend. Vorderes Ohr undeutlich, gerundet,
hinteres kurz, schief abgestutzt oder ausgeschnitten. Trias.
Halobia Bronn (Daonella Mois.) (Fig. 554). Gleichklappig, flach, zu-
sammengedrückt, radial gestreift. Wirbel fast central. Ohren fehlen entweder
ganz {Daonella), oder nur vorne ein sehr niedriges, nicht über die Schale
vorragendes, lang dreieckiges glattes Feldchen vorhanden (Halobia). Häufig
in der Trias.
Flg. 552. Fi*. 653.
Cauianella gryphacata Mutr. sp. Ob. Trias. MonotU »alinaria Schloth. sp. Rother
St. ('ÄBstan, Tyrof. Alpenkalk. Berchtesgaden. (*/t nat. Gr.}
Posidonomya Bronn (Ablacomya Steinm.) (Fig. 555). Schale dünn,
zusammengedrückt, gleichklappig, concentrisch gefurcht. Schlossrand gerade,
ohne Ohren, zahnlos; Wirbel subcentral, kaum vorragend. Silur bis Jura;
über 50 Arten beschrieben. Findet sich meist gesellig und erfüllt namentlich
im Lias und Jura zuweilen ganze Schichten.
Aviculopecten M'Cov (Fig. 556). Schale sehr ähnlich Pecten, radial
gerippt oder gestreift. Rechte Schale mit Byssusausschnitt. Schlossrand lang,
vorne und hinten mit Seitenohren. Band in mehreren seichten, vom Wirbel
nach vom und hinten divergirenden Furchen gelegen. Silur bis Carbon.
Fig. 554. Fig. 555. Fig. 556.
Halobia . Daontlla ■ Lommeli Wimm. Poridonomya Bccheri Bronn. Ariculvprctat papyr/iceu* 8*>w.
Unt. Keuper. Culmschiefer. Herborn.Nassau. Steinkohlensehiefcr. Werden,
Wengen. Südtyrol. (Nat. Grösse.) Westfalen.
Subgenera. Pterinopecten Hall, Orbipecten Frech (= Lyriopeclen
Hall von Conr.). Devon.
Crenipecten Hall (Pernopecten Winch.). Wie Aviculopecten, aber Schloss-
rand mit zahlreichen Kerbzähnchen. Carbon.
2. Familie. Peotinidae. Lam.
Schale oval oder rund, fast gleichseitig, gleich- oder ungleichklappig. Schloss-
rand zahnlos, gerade, vor und hinter den centralen, xcenig vorragenden Wirbeln,
mit einer ohrförmigen Verlängerung. Unter dem vorderen Ohr der rechten Klappe
meist ein Byssusausschnitt. Band innerlich in dreieckiger, kleiner Grube. Silur
bis jetzt. Die lebenden Arten häufig bunt gefärbt, reich verziert und oft
von ansehnlicher Grösse, in allen Meeren verbreitet. Die Pectiniden sind
nach Jackson Abkömmlinge der Avicuüden.
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262 Mollusca. Latnellibranchiata.
Pecten Klein (Fig. 567 — 563). Schale frei, fast gleichseitig radial gerippt,
gestreift oder glatt. Devon bis jetzt. Hauptverbreitung im Tertiär.
Subgenera. a) Chlamys Bolten (Fig. 557. 558). Etwas ungleich-
klappig, radial gestreift oder gerippt ; vordere Ohren grösser als die hinteren.
Rippen schuppig oder quergestreift. Von der Trias an.
b) Pallium Martini Starke Radialrippcn , kleine Ohren. Schlossrund
mit undeutlichen Zahn kerben. Tertiär. Rccent.
freien (Chlamyi) tubteztoriu* «ollern Balin bei Krakau. Pecten (Chlamit) rnn'u* Un.
i.ul<lf i'itrnlrat' Natthelm (Nat. tiröwe.) ;Nat. Orötue.) Pllocftn. Klioilu*.
c) Camptonectes Ag. (Fig. 559). Oberfläche mit feinen, gekrümmten,
divergirenden Radialstreifen. Jura. Kreide.
d) Entolium Meek (Fig. 5<il). Glatt, dünn. Ohren gleich gross, vom
Wirbel an winklig ansteigend. Byssusausschnitt fehlt. Carbon bis Kreide.
e) Amusium Klein (Fig. 5GÖ). Glatt oder fein radial gestreift, dünn,
etwas klaffend, im Innern mit radialen Rippen. Lias bis jetzt.
f) Vola Klein (Janira Schum., Neithea Drouet) (Fig. 5G2). Schale un-
gleichklappig, radial gerippt, geschlossen. Rechte Klappe hoch gewölbt,
Unke flach oder coneav. Ohren gross. Kreide, Tertiär und lebend. Haupt-
verbreitung in der Kreide.
Perlen (Amusium) eristutu* Hronn «j. Miocan Ua.len l>H Wien. (irutiMind (t'eiioiiianicn).
(Nat. GffiMe) Rollen. (Nat. (irosse.)
g) Hinnites Pefr. (Fig. 5fv5). Radial gerippt oder blätterig. Reehte Schale
in der Jugend, frei im Alter aufgewachsen. Obren ungleich. Trias bis jetzt.
Weitere Subgenera: Hemi pecten Ad., Lyroperten Conr., Strebt op-
teria M'Coy.
.'}. Familie. Limidae. d'Orb.
Schale schief oval, gleichklappig, am Vorderrand etwas kla ffend. Schlossrand
zahnlos oder mit schwachen Kerhzähnchen, vom in ein kurzes, hinten in ein etwas
längeres Ohr ausgezogen. Bandgrube unter den Wirbeln dreieckig, halb ausser-
lieh, halb innerlich. Carbon bis jetzt. Marin. Wahrscheinlich aus Pectiniden
hervorgegangen.
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Anisomyaria. 263
Lima Brug. (Fig. 564—568). Schale gewölbt, radial gerippt oder gestreift,
selten glatt. Wirbel spita, von einander abstehend. Schlossrand zahnlos.
Carbon bis jetzt. Hauptverbreitung in Trias, Jura und Kreide (über 300 Arten).
Bayeux, Normiwulit'. LMIgrUM, Nonnaiulic.
Von den zahlreichen Untergattungen enthält Radula Klein (Fig. 564)
die kraftig radial gerippten, Plagiosloma Sow. (Fig. 565) die glatten oder
radial gestreiften, Limatula Wood (Fig. 566) die in der Mitte gerippten,
seitlich glatten, Ctenostreon Eichw. (Fig. 567) die sehr dickschaligen, grob
radialgefaltcten Formen, Limea Bronn (Fig. 568) kleine Schalen mit Kerb-
zähnehen vor und hinter der Bandgrube.
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264
Mollusca. Lamellibrancliiata.
4. Familie. Vulsellidae. Stol.
Marine, Jast gleichklappige Huscheln. Band in einer einzigen, unter den
Wirbeln gelegenen Grube. Muskel subcentral. Jura bis jetzt.
Vulsella l^am. (Fig. 569). Schale höher, als lang, etwas unregelmäßig.
Schlossrand kurz, zahnlos, mit einer dreieckigen, vorspringenden Bandgrube
unter den subcentralen Wirbeln. Eocän bis jetzt.
Weitere Gattungen Eligmus Deel. (Dogger), Chalmasia Stol. (Kreide),
Nayadina Mun. Chalm. (Kreide), Malleus Lam. Recent.
5. Familie. Pernidae.
Schale gleichklappig oder ungleicliklappig. Schlossrand gerade, hinten zutceilen
flügelartig verlängert, zahnlos oder mit leistetuirtigen Kerbzähnen. Band in eine
grössere Anzahl isolirter Quergruben des Schhssrandes eingefügt. Muskeleindruck
subcentral, gross. Innere Schalenschicht perlmutterglänzend. Perm bis jetzt.
Hauptverbreitung in Jura und Kreide. Marin.
Fl«. 570.
a QtrviUia aviculoidt» Sow. Oxfonlthon. Dlvi-x, Culvailo*.
b Oerviilit linearis Iiiivi|<nir*r iSchlos*).
Fi«. 574.
Jnorrramut {Actino-
ceramui) »ulentut l'ark.
(iatilt. IVrtediiRhöno.
(Kat. Orömo.)
Baketeellia King. Schief verlängert, klein, etwas ungleichklappig.
Schlossran<l hinten flügelartig, mit mehreren entfernten Bandgruben, unter
dem Wirbel 3 — 4 I^eistenzähne. Zeohstein.
riß. 57i.
Oereiltia > Hormeria) toclalit Srhloth H|»
Miioi'holknlk. Würxburg.
Fiir 572.
l'crna Solilimii Di^li. Olluoean. WaMIxV-ki'llu-lm bei
Kreuznach ('/i Orftase).
Oervillia Defr. f Fig. 5.70). Schief
verlängert, mehr oder weniger un-
gleicliklanpg. Schlossrand dick, mit
undeutlichem Hinterflügel und mehreren Bandgruben. Wirbel spitz,
terminal, darunter mehrere schiefe Leistenzähne. Trias bis Eocän.
Piff. 573.
Inoeeramu* Cripri Munt. KreUlc Oimau,
• i!,, r ( ii->tcrrcich. ('/t nat. OnisM-.'i
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Anisomvariu.
266
Subgenera. a) Hoernesia Laube (Fig. 571). Wie Gervillia, aber unter den
Wirbeln ein starker dreieckiger Zahn und davor mehrere Kerbzähnchen. Trias.
b) Odontoperna Frech. Schale vierseitig, wenig schief, unter dem
Wirbel 2 — 3 schräge Leistenzähne. Trias. 0. (Pema) Bouei Hauer.
Per na Brug. (Isogtiomon Klein, Mulletia Fischer). (Fig. 572). Gleich-
kluppig, oval bis vierseitig. Innere Schalenschicht dick, blättrig, perlmutter-
glänzend. Wirbel spitz, terminal. Schlossrand breit, zahnlos, mit einer Reihe
senkrechter Bandgruben. Vorderrand mit Byssusausschnitt. Trias bis jetzt.
Pernostrea Mun. Chalmas. Jura.
Inoceramus Sow. (Catillus Brgt., Haploscapha Conr., Neocatilltis Fischer)
(Fig. 573. 574). Rundlich eiförmig, mehr oder weniger ungleichklappig, con-
centrisch, seltener radial verziert. Wirbel vorragend, dem Vorderende genähert.
Schlossrand zahnlos, mit sehr zahlreichen, schmalen, verticalen Bandgruben.
Aeussere prismatische Schalenschicht sehr dick, innere Perlmutterschicht
dünn. Jura. Kreide. Hauptverbreitung in der mittleren und oberen Kreide.
Subgenera: Actinoceramus Meek (Fig. 574), Volviceramus Stol.,
Anopaea Eichw.
Crenatula Ijub. Dünnschalig, schief verlängert, glatt. Schloßsrand
mit mehreren calJösen Kerben. ?Jura. Pliocän und Recent.
6. Familie. Pinnidae. Gray.
Schale gleichklappig, dreieckig, mit spitzen, terminalen Wirbeln, hinten weit
klaffend. Schlosftrand gerade, zahnlos. Band lang, linear, halb innerlich. Hin-
terer Muskeleindruck gross, subcentral, vorderer sehr klein. Aeussere Prismen-
schicht stark entwickelt, innere Perlmutierschicht sehr dünn. Devon bis jetzt.
schandnu. («/, nat od gftnz kurzes Flügelchen vor. Carbon und Perm.
Pinna Lin. (Fig. 575). Schale dünn, glasig, dreieckig. Wirbel spitz,
hinten weit klaffend. Devon bis jetzt.
Trichites Plott (Pinnigena Saussurc) (Fig. 570). Schale sehr dick,
gross, fast ganz aus der grobfaserigen Prismenschicht bestehend. Vorderrand
klaffend. Muskeleindruck sehr gross. Jura. Kreide.
2m
Mollusca. Lamellibrnnchmta.
7. Familie. Spondylidae
Fechte Schale mit dem Wirbel fcstgeicachsen.
liehen Querfurche unter den Wirbeln
zwei kräjtigen Zähnen. Hinterer Muskeleindruck
derer Fussmuskel vorhamlen. Trias bis jetzt.
kömmlingc der Pectiniden.
l'licatula Lam. {Harpax Park) (Fig. 577).
Schale Bach oder massig gewölbt, häufig mit
hohlen Stacheln verziert. Schlosszähne diver
girend, leistenfürmig. Area unter den Wirbeln
klein. Trias bis jetzt. Haupt Verbreitung in
Jura und Kreide.
Gray.
Band innerlich in einer läng-
Schlossrand isodont, in jedtr Klappe mit
gross, zuweilen ein kleiner vor-
Marin. Nach Jackson Ab-
Klit. 577.
Plimluld ptethwiflf* tarn.
Um. Nancy.
Mittlerer
Olipoenn.
Ki*. 57».
Sptimlt/lur tatuitpimt Saixlh.
\VnMI>iK'ki']ln irn bei Kreuznach.
(Nat <.r<>ss«\ i
Klp 578.
Spomlylu* »pinotuii Sow. jip. Au»] «lern
EUnetkalk von Strehlen bei Dresden.
(■/> nut. QrBtM.)
Spondylus Lang (Fig. 578. 579). Schale gewölbt, radial gerippt, mit
Blättern und Stacheln, l'nter <len Wirbeln eine ziemlich hohe, dreieckige
Area. Neben dem innerlichen Hand jederscits ein starker, etwas gekrümmter,
hakenförmiger Schlosszahn. Jura bis jetzt. Hauptverbreitung in Tertiär und
Jetztzeit.
1 Vach <j pter ia de Kon. Carbon. P. (Ostrea) nobilissima de Kon.
8.
Fi«. 580.
IHmya DttktfttbUM Koimult.
Rechte Schule von Innen uiel
ii.n-h l! 'Mi Ii 1 1 1 1
Familie. Dimyidae. Fischer.
Schale klein, rundlich, flach, fest-
gewachsen. Band innerlich, unter den
Wirbeln. Schlossrand in beiden Scha-
len mit zwei divergirenden Leisten oder
zahnlos. Zwei Muskeleindrürke vor-
handen, der vordere kleiner als der
hintere. Trias bis jetzt. Marin.
Einzige Gattung Dimya Rouault
(= Dimyodon Mun. - Chalm.) (Fig.
5H >)•
Roein.
aussen,
Pyrenäen,
vew. (»/,)
9. Familie. Anomiidae. Gray.
Schale meist dünn, innen perlmuttcr- oder glasglänzend, in der Jugend durch
einen verkalkten. die rechte Schale durchbohrenden ByKSiis Jestyewaehsen, Schloss-
rand zahnlos. Band innerlich. Devon bis jetzt. Marin.
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Anisomyaria.
2G7
Anomia Lin. Schale unregelmässig , rundlich oder länglich, dünn.
Rechte Unterschale von einem grossen Loch durchbohrt, oder mit tiefem
Ausschnitt des Schlossrandes. Linke Schale gewölbt, im Innern mit vier
Muskeleindrücken, wovon drei dem Byssus angehören. Schlossrand mit
querer Bandgrube. Häufig in Tertiär und Jetztzeit, seltener in Jura und
Kreide.
Limanomia Bouch. Devon.
Carolia Cantraine (Hemiplacuna
Gray) (Fig. 581). Schale rundlich, zu-
sammengedrückt, fein radial gestreift.
Rechte Schale mit ovalem Loch, das
sich an alten Exemplaren fast schliesst.
Band quer, in der rechten Klappe auf
einer erhabenen gebogenen Leiste, in
der linken in einer Furche gelegen.
Eocän.
Placuna Brug. (Placunema Stol.,
Pseudoplacuna Mayer). Schale gross,
rundlich, zusammengedrückt, dünn, fast
durchscheinend. Wirbel der rechten
Schale von einem winzigen Loch durch-
bohrt, das sich später schliesst. Band
innerlich auf zwei divergirenden Leisten
der rechten und zwei Furchen der
linken Schale. Lebend und tertiär.
Placunopsi s Morris und Lyc.
Schale rundlich oder oval; grössere
Klappe gewölbt, kleinere flach, frei oder aufgewachsen, undurchbohrt. Jura.
Semiplicatula Desh., Saintia Raine. (Eocän).
Flg. Sil.
Carolin jilacunoide* ("imlr. Kocrtu.
Wn.lt .•! Till
bei (airo, Aegypten (*/, mit «irosM«. > Bet.le
Brbalen von innen.
10. Familie. Ostreidae. Lam.
Schale ungleichklappig. dick, blätterig, mit sehr stark entwickelter Prismen
schickt, mit der grösseren linken (selten rechten) Klappe in der Jugend oder zeit-
lebens J estgewachsen. Wirbel subcentral, gerade oder gekrümmt. Sehlossraud
zahnlos. Band in einer dreieckigen Grube unter den Wirbeln, halb innerlieh. Nur
ein subcentraler Muskel
vorhanden. Trias bis jetzt.
Ungemein häufig in me-
sozoischen und tertiä-
ren Ablagerungen. Die
Ostreiden stammen nach
J ac k s o n von Perna ähn-
lichen Muscheln ab.
Ostrea Lin. (Fig.
582). Schale aufgewach-
sen, unregehnässig, con-
centrisch blätterig, oder
mit groben radialen Fal-
ten und Rippen. Die
beiden Klappen verschie-
den gewölbt und meist
verschieden verziert.
Wirbel gerade. Band-
grube dreieckig, quergestreift. Hierher die meisten lebenden und zahlreiche
fossile Arten, insbesondere aus dem Tertiär. Einzelne Formen (O. Virginica,
Flg. 582.
Ontrea diijitalina Dutx.ls. Mioeftn. Wiener Berken.
crassissinw, gigantea, longirostris) erreichen beträchtliche Grösse.
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Mollusca. Lamellibranchiata
A lectryonia Fischer (Dendrostrea Swainson, Actinostreon Bayle (Fig. 583).
Linke Schale aufgewachsen. Beide Klappen mit kräftigen Rippen oder
Falten, Schalenränder wellig oder zickzaekartig gefaltet. Trias bis jetzt.
Besonders* häufig in Jura und Kreide.
Flg. 5&S.
Aleclryottia grtgaria
Sow. *p. Oxfordthun.
Dives, Calvados.
Fig. 584.
Unt.I.ias.
Ffohrvu l>el iJonatiesehingen.
Fig. 585.
vertenlarii i.am. Welan
Rügen.
Gryphaea Lam. (Pycnodonia Fisch., Gryphaeostrea Conrad) (Fig. 584. 585).
Linke Schale hoch gewölbt, mit stark einwärts gekrümmtem Wirbel; in der
Jugend mit dem Wirbel festgewachsen, später frei. Rechte Schale flach,
deckeiförmig. Vorzugsweise in Lias, Jura
und Kreide, seltener im Tertiär und
lebend.
Flg. 586.
fjro()>im columbn Ijim (irunonnd. Regen*-
burg.
Flg. 587.
Exagyra ßabtllatn Ooldf. *\>. Cenoraan. Kloster
St l'rtul, Aegypten.
Exogyra Say (Amphidonta Fischer, Ceratostreon, Aetostreon, Jlhynchostreon
Bayle) (Fig. 58G. 587). Frei, in der Jugend mit dem Wirbel der Unter-
schale festgewachsen. Beide Wirbel spiral nach der Seite gedreht. Band-
grube schmal. Unterschale gewölbt, die andere llach. Ob. Jura und Kreide.
Terquemia Täte ( Carpenteria Desl.). Schale am Rand gefaltet. Rechte
Schale aufgewachsen, linke flach oder coneav. Trias und Lias.
11. Familie. Ambonychiidae.
Schale gewölbt, gleichklappig, schief oval. Wirbel am vorderen Ende des
geraden S< hlossrandes, darunter zwei oder mehr J.eistenzähnchcn. Band in paral-
lelen, dem ganzen Schlossrand folgenden Furchen. Hinterseile verbreitert, zwei
unglvicfw Muskeln vorhanden. Silur. Devon.
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Anisomyaria.
Fljr. 588.
a Ainb<jii>/chi<\ Mliitria Hall. Tutor Silur.
Cinclnnatl. Rechte Schale von innen (nach
Miller). 6 Ambonychüx rabiat a Hall,
daher. (Nut. lirrtsse.)
Amb Onychia Hall (Fig. 588). Gleichklappig, meist radial gerippt,
vorn steil abfallend. Unter dem Wirbel zwei schräge, leistenartige Zähncnen,
ausserdem mehrere leistenförmige Seitenzähne. Silur.
Subgenera. Megaptera Meek,
Anomalodonta Miller (Silur).
Gossel etia Barrois (Cyrtodontopsis
Frech). Wie Ambonychia, aber dickschali-
ger, häufig concentrisch gestreift ; Schloss-
zähne zahlreicher und stärker. Devon.
Mytilarca (Plethomytilus), Byssop-
teria, Palaeopinna Hall. Devon.
Cyrtodonta Billings {Cypricardites
Conr., Palaearca, Megalomus Hall, Vanu-
xemia Billings). Quer rhomboidisch, dick-
schalig; Wirbel angeschwollen, einge-
krümmt. Area niedrig. Unter dem
Wirbel 2 — 8 schiefe Zähnchen, ausser-
dem einige lange, leistenförmige, dem Schlossrand folgende hintere Seitenzähne
vorhanden. Häutig im Silur und Devon von Nordamerika und Australien.
12. Familie. Myalinidae. Frech.
Schale gleich- oder ungleichklappig, schiej oval, hinten verbreitert, vorne zu-
weilen mit kleinem Ohr. Wirbel terminal oder ioeit nach vorne gerückt. Schloss-
rand gerade, zahnlos. Band in parallelen, dem ganzen Schlossraml jolgenden
Furchen. Unter den Wirbeln eine Byssusspalte. Zwei Muskeln. Silur bis Jura.
My all im de Kon. Dickschalig, schief, oval oder dreiseitig. Schloss-
rand breit, lang, parallel gestreift. Unter den spitzen terminalen Wirbeln
befindet sich ein Kräftig vertiefter, vorderer Muskeleindruck. Silur. Devon.
Hoplomytilus Sandb., Myalinoptera Frech, Ptychodesma, Myti-
lops, Modiella, Hall. Devon. Leiomyalina Frech, Aphanaia, Post-
doniella de Kon., Liebea Waagen, Atomodesma Beyr, Anthracoptera
Salter. Carbon.
Pergamidia Bittner. Dickschalig, gleich-
klappig, hoch gewölbt. Vorderes Ohr deutlich,
steil abfallend. Schlossrand unter dem Wirbel mit
Einschnitt. Trias (Kleinasien).
Mysidia Bittner. Wie vorige, aber vorderes
Ohr verkümmert. Trias.
Aucella Keys. (Fig. 589). Schief verlängert,
ungleichklappig , * dünnschalig , concentrisch ver-
ziert. Linke Schale gewölbt, mit eingekrümmtem
Wirbel und sehr schwachem vorderen Ohr. Rechte Schale flach, kleiner.
Schlossrand kurz, gestreift, unter dem Wirbel mit Ausschnitt.
13. Familie. Modiolopsidae. Fischer.
Ausgestorbene, marine, sehr ungleichseitige, vorne kurze und etwas verschmä-
lerte, hinten mehr oder weniger verlängerte, glatte, concentrisch, seltener fein radial
gestreifte, nieist ziemlich dickschalige, innen nicht perlmutterglänzende Muscheln.
Wirbel dem Vorderraixde genähert oder terminal. Band äusserlich, lang, hinter
den Wirbeln. Schlossrand etwas verdickt, zahnlos oder mit einem schwachen leisten-
artigen Cardinal- und Seitenzahn, zuweilen auch unter den Wirbeln quer gestreift.
Vorderer Muskeleindruck kleiner, aber tiefer als der hintere. Silur bis Kreide.
Die Stellung der hierher gehörigen Muscheln ist zweifelhaft. Die kräf-
tige Entwickelung des vorderen Muskeleindrucks unterscheidet sie von den
Mytiliden und Myaliniden, mit denen die Schalen in der äusseren Form am
meisten Aehnlichkeit besitzen. Sie werden von manchen Autoren zu den
AueeUn Jf<^/uoww Key*. Oberer
Juni. Moskau.
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270 Mollusca. Lamellibranchiata
Ifomomyaria, und zwar in die Nachbarschaft von Cardifa gestellt, als deren
Vorläufer sie wahrscheinlich auch zu betrachten sind. Ob die lebende
Gattung Prasina Desh. hierher gerechnet werden darf, ist durchaus un-
sicher.
M odiolopsis Hall (Fig. 5!>0;. Länglich oval, vorne und hinten ge-
rundet; Wirbel subterminal. Sehloss zahnlos. Cambriuin (?) und Silur.
"ie vorige, aber Sehloss mit
; nach hinten gerichteten
? Mcgambonia Hall.
Aufgebläht, oval. Vorder-
seite kurz, durch eine Ein-
buchtung von der ver-
längerten Hinterseite ge-
schieden. Sehlossrand mit
leistenartigen Seitenzähnen.
Silur.
Nyassa Hall. Aehn-
lich Modiola. vorne ge-
rundet, hinten verlängert.
Schlossrand unter den Wir-
beln etwas verdickt und
quer gestreift, hinten mit
dünnem , leistenfönnigem
Seitenzahn. Devon.
Myoconcka Sow. (Fig.
591). Dickschalig, schwach
gewölbt, vorne verschmä-
lert, hinten stark verlängert. Wirbel fast terminal. Sehloss zahnlos oder
meist in der rechten Klappe mit einem langen leistenartigen Cardinalzahn
und schwachem langem Seitenzahn. Carbon bis Kreide.
Hippopodium Sow. Sehr dickschalig, gewölbt, länglich eiförmig;
Oberfläche eoncentriseh runzelig. Schlossrand verdickt, zahnlos oder mit
einem langen stumpfen und schiefen Cardinalzahn. Beide Muskeleindrüeke
stark vertieft. Lias und Jura.
14. Familie. Mytüidae. Lam. Miesmuscheln.
Gleichki lappige, länglich eiförmige bis oval dreiseitige, meist dünne Musrhein
mit dicker Epidermis, ohne Prismenschicht. Wirbel am vorderen Ende. Schloss-
rand in den flinterrand verlaufend, zahnlos oder schwach gekerbt. Band lang,
in seichter Rinne hinter den Wirbeln. Vorderrand mit Byssusspalte. Vorderer
Muskel klein. Trias bis jetzt.
Die Mehrzahl der hierher gehörigen, offenbar von den Myaliniden ab-
stammenden Formen haben marine Lebensweise und halten sich in seichtem
Wasser auf; einige (Dreissensia linden sich auch in braekisehem und süssem
Wasser. Sie leben gesellig und sind mit starkem Byssus versehen.
Mytilus Lin. Fig. 592. 59.H). Sehale schief, dünn, länglich, vorn KU*
gespitzt, meist glatt; innen mit dünner Perliuutterschicht. Schlossrand zahn-
los. Trias bis jetzt.
Septifer Beelitz. Wie Mytilus, aber radial gestreift, unter den spitzen
Wirbeln eine kurze Platte zur Aufnahme des Fussmuskels. Tertiär. Becent.
Pachinnyt il us Zitt. (Fig. 595). Schale dreieckig, sehr dick. Wirbel
zugespitzt, darunter eine tiefe Einbuchtung des Vorderrandes. Ob. Jura.
Modiola Lam. (Fig. 594V Wie Mytilus, aber länglich oval, vorne
wenig verschmälert und abgerundet. Devon bis jetzt.
Lithodomus Cuv. {Lithophagus Mühlf.) (Fig. 59Si. Fast cvlindrisch,
an beiden Enden abgerundet; bohren sieh in Steinkorallen. Conehylien etc.
Fl* 590. KIk. M>1 -
M>«UnU>i>ru miuliolari* Myru-ourha ttrialuln Go)d£
Cur. *p. PntepSihir. Unter o..lith. Bayeux, UüvadOB.
ClnctMMtL (Nftt Or«.«.*.-.)
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Anisomyaria. Homomyaria.
271
ein und leben in cyiindrisehen oder keulenförmigen Höhlen, deren Aus-
füllungen häufig fossil vorkommen.
Crenella Brown, Modiolaria Loven.
Tertiär, Recent.
Flp. 592.
Uytilu» (Arcumy-
tilut) wtper Sow.
UroosOolith.
Laiun-tinc, Cal-
vados.
fSat. r.rtwwc.)
KiB. 593.
MytUu» sublnnig SoW.
Qms-OoUth. Mlnchln-
hamnton. (Nat GrtiM&J
FIp.SlM.
Modinla mbri-
cat't Sow. Brau-
ner Jura. Kalin
bei Knku.
[Nat Orossc.)
Fig. 595.
l'arhi/mylitu* petatu* d'Ofb. Corallttg.
CoulkagB-tui Yonne. (*/» nat (irösso.)
Dreissensia van Beneden (Tichogonia Rossm.) (Fig. 597). Abgerundet
dreieckig oder viereckig glatt, mit Epidermis bedeckt; Perlmutterschicht
fehlt. Unter den terminalen Wirbeln eine Platte, worin sich der kleine,
vertiefte, vordere Byssusmuskel inserirt. Rechte Schale
zuweilen mit schwachem Zahn. Mantellappen ver-
wachsen, Siphoncn vorragend. Lebend in brackischen
und süssen Gewässern von Europa, Asien, Süd-
Amerika. West-Indien und Afrika. Eocän bis jetzt.
Drei**ai*l<i ßrnriti Kau ja*.
Hloc&n. WeiMenau b«l
Mainz. (Nat. GrtMW
Fi». 596.
Cnngeria tubglobom Partfeh s|i Ober-Mioean.
bei Wien.
Fi«. 59*.
Lilhtulomuß iiicluxux l'bil -\>
Orom-Oollth. Minchiu-
[Osendorf hampton. a, b Schab' von
det Seite and vom Rucken
nat Ortete), r mit Schlamm
umgefüllte und erhärtete
WobDungsröhre.
Dreissensiomya Fuchs. Wie vorige, aber mit
Mautelbucht. Miocän.
Congeria Partsch (Fig. 596). Wie Dreissensia, jedoch hinter dem vor-
deren Muskeleindruck ein kleiner löffclartiger Vorsprang zur Aufnahme eines
zweiten Muskels. Tertiär bis lebend. Sehr häufig im Miocän und Pliocän
von Osteuropa (Congerienschichten).
B. Ordnung. Homomyaria.
{Dimyaria Lam., Isomyaria Lankaster).
Bride Schliessmuskfln von gleicher oder nahezu gleicher Grösse. Vier
oder zwei Kiemenblätter vorhanden. Mantellappen getrennt oder ver-
wachsen. Siphmien vorhanden oder fehlend. Fuss kräftig.
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272
Mollusca. Lamellibninchiata.
1. Unterordnung. Taxodo nta. Neumayr.
{Arcacea Lam., Polyodonia Blv.)
Schale gleichklappig. Muskeln gleich. Schlossrand jederseits mit einer grös-
seren Anzahl gleichartiger, in Reihen geordneter Zähne besetzt. Band äusserlich
oder innerlich. Mantellappen meist vollständig getrennt, seltener verwachsen und
zwei kurze Siphon en bildend. Fuss mit Byssus oder Längsfurche. Vier Kiemen-
blätter. Cambrium bis jetzt.
Die Taxodonten gehören zu den primitivsten und ältesten Vertretern
der Lamellibranchiaten. Sie erlangen schon im Silur eine ansehnliche Ver-
breitung und werden von Pelseneer für die Ahnen aller übrigen Muscheln
gehalten, während Neumayr nur die Anisonnvarier und Heterodonten von
ihnen ableitet und sie selbst aus den Palaeoconchen hervorgehen lässt.
Sämmtliche Taxodonten sind Meeresbewohner.
1. Familie. Nuculidae. Gray.
Schale oval oder länglich, klein, hinten meist mehr oder weniger verlängert,
glatt, concenirisch oder wellig gestreift, mit Epidermis überzogen ; innen perlmutier-
oder seidenglänzend. Band innerlich oder äusserlich. Schlossrand mit zwei vom
Wirbel divergirenden Reihen von kammförmigen Kerbzähnchen, die häufig durch
das innerliche, in einer dreieckigen Grube unter den Wirbeln gelegene Band von
einander getrennt sind. Manteleindruck ganz oder mit Bucht.
_ Die Mantellappen sind entweder
' — — " y^f11***^ völlig getrennt oder hinten verwachsen
^* I ' /X ^\ und bilden im letzteren Falle (Yoldia,
Ledd) zwei kurze Siphonen. Fuss
scheibenförmig, ohne Byssus; Kiemen
klein, kammförmig.
Die Nueuliden gehören zu den
ältesten Muscheln. Sie haben schon
im Silur eine starke Verbreitung und
gehen von da durch alle Formationen
bis in die Jetztzeit.
Cucullella M'Coy. Oval-elliptisch, dünnschalig. Schioasrand wenig
gebogen. Im Innern eine vom Wirbel gegen den vorderen Muskeleindruck
verlaufende Falte. Silur.
Cleidophorus Hall (Adramria Mun. -Chalmas) (Fig. 599). Hinterseite
stark verlängert und verschmälert. Im Innern eine kurze, vom Wirbel aus-
gehende Falte. Silur. Devon.
Redonia Kouault, Cadomia Tromelin. Silur.
Clenodonta Salter (Fig. 600). Oval oder länglich, glatt, Schlossrand
gebogen oder winkelig. Keine innere Leiste vorhanden. Cambrium bis Carbon.
Tellinomya, Pal aeoneilo Hall. Silur.
Lyrodesma Conr. [Actinodonta Phil.) Oval. Schlossrand mit nur 6 — 8
kräftigen, divergirenden und quer gestreiften Zähnen. Band äusserlich.
Manteleindruck ganz. Silur.
.4 nuscula Barr [Baldnka Barr.), Myoplusia Neumayr. Silur.
Cytherodon Hall. Silur. Devon.
Nucula Lam. (Fig. <i01). Dreieckig oder oval. Schlossrand winklig,
mit zwei divergirenden Reihen von Kerbzähnen. Band innerlich in einer
dreieckigen Grube unter den Wirbeln. Manteleindruck ganzrandig. Innere
Schalenschicht perlmutterglänzend. Silur bis jetzt, lieber 200 fossile und
ca. 70 lebende Arten.
Yoldia Möller (Fig. <I(>2). Wie Nucula, alter hinten etwas klaffend.
Mantelbueht vorhanden. Kreide bis jetzt.
Y\k. M>9.
CUithiphorus cultratu* Hatulb.
9teink«>ni im* iIlmii Sjiiriforcn-
sundMi'in.
Ni«fliT)iümxtoin, Nassau.
..Nut, «;ri>wc.j
Fi*. 600.
Ctaiodontn
t*ctunculovU$
Hall, t'iit. Silur.
Ciiicinnati.
<*/„ nHoh Hüll.)
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Homomyaria. Taxodonta. 273
Leda Schura. (Fig. 603. 604). Schale hinten geschnäbelt, verlängert und
häufig gekielt Schloss und Band wie bei Nucula. Mantelbucht seicht.
Silur bis jetzt.
Malletia DeBm., Tindaria Bell. Tertiär. Recent.
a Nucula strigilata <ioldf. YtAdia areiiea Grnv. Lam.sp. Opulinus- I.Ma Dt*ha>/rtinna
Ob. Trias. St > i-.tian. Tyml. % Diluvium. »ehlchten. Mil- Du« hiiM. oli-.»'üii
b Nucula nuclau I.in. Hohtmlnn, Sehwe- hiiml, Avoyron. Ki>pHmoii<l»\ Belgien.
Mlocan. (.ruwbach bei Wien, '/i den. (Nat. (irdw*o.> (Nat. (irftwe.) (Nat. Ordne.)
2. Familie. Aroidae. Lam.
Schale länglich oval bis rundlich; Band meist auf einer ebenen, gefurchten
dreieckigen Area unter den Wirbeln befestigt, seltener innerlich, in einer einzigen
Grube gelegen. Schlossrand gerade oder gebogen, mit zahlreichen kammjörmigen,
auf den Seiten häufig leisten/ örmigen Zähnen besetzt. Innere Schalenschicht por-
cellanartig. Manteleindruck einfach. Silur bis jetzt.
Macrodon Lycett (Parallelodon, Grammatodon, Meek u. W./) (Fig. 605).
Schale verlängert, oval vierseitig. Wirbel weit vorn ; Bandarea niedrig, parallel
gestreift. Schlossrand gerade, lang, unter den Wirbeln mit einigen schiefen
Querzähnchen, hinten mit langen, dem Schlossrand parallelen Leistenzähnen.
Devon bis Tertiär. Hauptverbreitung im Kohlenkalk.
i ik- ». — 'mm mm ■ rix. w*.
MacrivUm llirtonmiU Morris un<! Klp. f>06 Aren (HarbnUa: barbaia I.in.
Lyc. OrowOolith. Minebin- Area (AnuiHalucarUiai dilut/ii Miix*n. Omnd bei Wien,
hampton. («/, nat. Orowie.) Um. Pllocan. Blona. (Nat Urftnac.)
Area Lam. (Fig. 606. 607). Schale oval bis vierseitig, meist radial ge-
rippt. Wirbel vor der Mitte, darunter eine dreieckige Area mit knieförmig
geknickten Furchen zur Anheftung des äußerlichen Bandes. Schlossrand
gerade, mit zahlreichen, gleichartigen, etwas schiefen Keibzühnen. Silur bis
jetzt. Etwa 150 lebende und über 500 fossile Arten bekannt.
Subgenera: Byssoarca Swainson, Litharca Gray, Barbatia Gray,
Scaphula Benson, Argina Gray etc.
Carbonarca Meek und Worth Wirbel angeschwollen, gekrümmt,
hinten kantig. Schlossrand gebogen, vorne mit zwei schiefen Zähnen.
Carbon.
Cucullaea Lam. (Idonearca Conr.) (Fig. <508). Schale rhombisch bis
trapezförmig, gewölbt. Bandarea mit geknickten Furchen. Schlossrand ge-
rade, in der Mitte mit kleinen Querzähnchen, seitlich mit 2 — 5 etwas schiefen
oder dem Schlossrand fast parallelen Leistenzähnen. Hinterer Muskeleindruck
Zittel. Qniwljsüfre der Palaeontologie. 18
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274
Mollusca. Lamellibranchiata.
zuweilen auf einer dünnen, vorspringenden Platte. Jura bis jetzt Haupt-
verbreitung in Jura und Kreide, jetzt nur drei Arten.
Isoarca Münst. (Fig. 6091. Sehale glatt, bauchig. Wirbel ange-
schwollen, eingekrümmt gerundet. Bandarea sehr niedrig. Oberer Jura
und untere Kreide.
Glyptarca Hicks. Cambrium.
Pectunculus Lam. (Trigonoarca Conr., Axinaea Poli, Cnisrna Mayer)
(Fig. 010). Fast kreisförmig und nahezu gleichseitig. Rand gekerbt. Band-
area dreieckig mit
geknickten Fur-
chen. Zähne
schief, in bogen-
förmiger Reihe.
Kreide bis jetzt.
Limopsia Sassi
(Fig. (Jll). Klein,
rundlich, wie Pec-
Fl*. 00*.
Cucullaea llcrtilin <i '« >r»>. Oxfordlhon
Vlell St. Remy. Ardennen. (Nat. <ir.
Hg. Sil.
Umoptis aurita Br< Iii.
I'lioonn. Pittcen»!.
(Nat. Ortme.)
FiK 609
I untren cmtiformi* Ziel «Hkt Jura.
Nauheim. (Nat Grösse.)
Fi*. 610
Peetuiteulufobuvitu* Um OUüowkii.
Wetr.heim bei Alzey.
(Nat. Gröaao.)
Fig. 612.
Xueulina ovali* Wood sp.
Miocän.
Forrhtennu l>ei Wien.
Trias
tunculus, aber Band in einer dreieckigen Grube unter den Wirbeln,
bis jetzt.
Trinacria Mayer (Trigonocoelia Desh.). Wie vorige, aber dreieckig,
Hintetseite gekielt, verlängert. Eocän.
Nuculina d'Orb. (Fig. 012). Klein, oval; Schlossrand mit queren
Kerbzähnen und einem leistenartigen vorderen Seitenzahn. Band linear.
Miocän und Pliocän.
2. Unterordnung. Pachyodonta. Neuniayr.*)
Schale dick, ungleichklappig , mit einer Schale /estgewachsen. Schloas
mit 1—3 zapfenförmigen, plumpen, unsymmetrischen Zähnen, denen Gruben
oder scheidenartige Alveolen in der andern Klappe entsprechen. Seitenzähne
•) d'Orbigny, Alcide, Paläontologie francaise. Terr. cretaces. 1847. vol. IV. —
Woodtcard, S. P.t Quart, journ. peol. Soc. 1HÖ5. XI. S. 40 und Manuel of the Mol-
lusca. 1W6. — Bayle, Bull. Soc. geol. France 1855. 2. ser. XI. 1856. XIII.
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Homomyaria. Pachyodonta. Chamidae.
275
fehlen. Muskeleindrücke sehr gross, nicht selten auf polster förmigen Erhöhungen
oder kalkigen Fortsätzen befestigt. Band äusserlich oder innerlich. Mantel-
eindruck ganzrandig. Schale aus einer äusseren prismatischen und einer inneren
porzellanartigen Schicht bestehend, zwischen welclien sich zuweilen eine zellige
Mittelschicht befindet.
Das Thier der einzigen lebenden Gattung (Chamo) dieser sonderbaren
Gruppe hat zwei Paar ungleiche Kiemenblätter, einen bogenförmigen, nicht
vorstreckbaren Fuss, verwachsene Mantellappen, welche drei entfernte Oeff-
nungen frei lassen, eine vordere für den Fuss, eine untere hintere für die
Kiemen- und eine obere hintere für die Afterröhre.
Die Schalen der Pachyodonten unterscheiden sich durch ihre irreguläre
Gestalt von allen übrigen Muscheln ; ihre äussere PrismenBchicht erlangt
wenigstens in der angehefteten Unterklappe zuweilen eine mächtige Ent-
wickelung, und zwischen ihr und der inneren, porcellanartigen Schalcnschicht
schaltet sich bei den Capriniden eine mit röhrenförmigen, parallelen Canälen
oder mit un regelmässig zelligen Hohlräumen erfüllte Mittelschicht ein. Die
Muskeln zeichnen sich häufig durch ungewöhnliche Grösse aus und können
sehr ungleich werden. Das Schloss der Chamiden und Capriniden erinnert
noch am meisten an gewisse Heterodonten (Megalodontidae und Najadidae),
indem stumpfe, irreguläre Schlosszähne sich in Zahngruben der andern Schale
einfügen ; bei den Rudisten dagegen ragen auf der Innenseite der deckei-
förmigen Oberschale mächtige Zapfen in die Unterschale hinab und werden
dort von scheidenförmigen Alveolen aufgenommen. Differenzirte Seitenzähne
kommen niemals vor. Das Band ist bei den Chamiden und Capriniden
ganz oder grösstenthejls äusserlich, bei den Rudisten innerlich.
Die Pachyodonten stellen wahrscheinlich einen in Folge der Befestigung
einer Schale eigenthümlich differenzirten Seitenzweig der Heterodonten dar
und haben sich möglicher Weise aus den dickschaligen Megalodontiden ent-
wickelt. Sie gewinnen im oberen Jura ansehnliche Verbreitung und erreichen
in der Kreide den Höhepunkt ihrer Entwickelung. In Tertiär und Jetztzeit
ist nur noch Chama vorhanden.
1. Familie. Chamidae. Lam.
Schale ungleicliklappig mit nach vorne eingerollten Wirbeln, bald mit der
linken, bald mit der rechten Klappe aufgewachsen. Das Band liegt hinter
den Wirbeln in einer vertieften Furche ztei sehen den Sclialen, gabelt sich aber
nach vorne und verläuft jederseits in einer Rinne bis zur Wirbelspitze. Schloss
in einer Schale mit zreei stumpfen , durch eine Zahngrube getrennten Zähnen,
in der andern mit einem zwischen zwei Zahngruben gelegenen Zahn. Mantellinie
ganzrandig. Schale aus einer dünnen Prismen- und einer dicken inneren Porzellan-
Schicht zusammengesetzt. Oberer Jura bis jetzt. Marin.
Die Einkrümmung der Wirbel nach vorne und die Lage des Bandes
bestimmen stets mit Sicherheit rechte und linke Klappe. Die zwei Sehloss-
zähne können jedoch bald der rechten, bald der linken Schale angehören,
die andere Klappe besitzt alsdann nur einen Zahn. Bei den normalen
1857. XIV. — Zittel, K., Die Bivalven der Gosaugcbilde. Penkschr. Wiener Akad.
1864. Bd. XXIV. — GemmrUaro G. G., Capriuellidae della Ciaca dei dintorni di
Palenno. 1866. — Munier - Chalmas , Prodrome d'uno claasitication des Rudistea.
Journal de Concbyliologie. 1873. XXI. 71—75. — DouvilU, H., Bull. Soc. geol.
France. 1886. 3. »er. XVI. S. 389. 1887. XV. S. 756. 1888. XVI. S. 699. 1889
XVII. 8. 627 1890. XVIII. 8. 324. 1891. XIX. S. 506. — Etüden sur les Rudistcs
Mein Soc. fröol. France. Paläontologie, t. I— HI. 1890—1893. — Fischer, P,
Manuel de Conchyliologie. 1887. — White. CA.. Bulletin of the U. S geol. Survey.
1884 No. 4. 1885 No. 22. — di Stefano, G., Stmlii stratigratioi e paleontologici siil
systema cretaceo di Sicilia I. GH Strati con Caprotina. Palenno. 1888.
18*
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2Tii
Mollusca. Lamellibranchiata.
X
Formen ist die linke Schale aufgewachsen, hei den inversen die rechte.
Einzelne Gattungen (Chama, Diceras) besitzen normale und inverse Arten.
Diceras \&m. {Heterodiceras, Plesiodiceras Mun.-Chalmas, Pseudodiceras
Gemmellaro) (Fig. «13. 614). Schale dick, glatt, ungleichklappig, beiderseits
gewölbt, mit dem Wirbel der grösseren (bald rechten,
bald linken) Klappe aufgewachsen, normal oder invers.
Wirbel stark vorragend, spir.il nach aussen und vorne
gedreht. Band hinten durch starke
Nymphen gestützt, vorne gespalten.
Schlossplatte dick, rechte Klappe mit
einem mächtigen, gebogenen, verlänger-
ten, dem Schlossrand fast parallelen
Zahn und einem schwächeren liegen-
den vorderen, linke mit einem ein-
zigen grossen, ohrförmigen, unten aus-
gebuchteten Schlosszahn, dahinter eine
verlängerte Zahngrube. Der hintere
Muskeleindruck auf einer vorragenden
Leiste. Uberer Jura.
Apricardia Gueranger. Ueno-
manien. Turonien.
Requienia Matheron (Fig. 615 o).
Sehr ungleichklappig, glatt, mit dem
Spiral gedrehten Wirbel der linken
Klappe aufgewachsen. Rechte Klappe deckeiförmig, flach, mit spiralem
Wirbel. Schlosszähne sehr schwach. Hinterer Muskeleindruck auf einer
• Leiste. Untere Kreide,
hauptsächlich im Ur-
gonien von Süd-Euro-
pa, der Alpen und
Texas verbreitet. R.
ammonia Goldf.
Subgenus: Tou-
casia Mun.-Chalmas
l'ig 613.
IHceras arictinum l*m Cornlmg. St. Mlhiul,
Moiimv i'/a nat Grosso.)
o'
Flg, 614.
a Unke «uifeheftete: Bcbale von Dkera* arietinum Lnm st MihiiO. tfeuse.
(»/» nat. «ir6«fr H Kochte Schale von Dicerat Zitttli Municr-Chulma».
Tithon. Stnnuhcrv. Grosso. 1a Vorderer, a hinterer Mtiskel-
elnilruck, c grositer Hohlossialm, <l Zuhnffrube, l Hniidfhrche, * Lebte
für den hinteren Muskeleindruck.)
(Fig. bl5 b, c). Wie
vorige, jedoch beide
Schalen mit Kiel.
Urgonien. T. Lons-
dalei Sow.
Matheron j'aMun.-
Chalmas. Urgonien.
Cenomanien.
ttauleia Mun.-
Chalm. Tunm. B.
Pouechi Mun. - Chal-
mas.
Monopleuro Matheron (.' Dipilidia Math.) (Fig. 616. 617). Sehr ungleich-
klappig, glatt, gestreift oder gerippt, stets invers, mit der rechten, entweder
Spiral eingekrümmten oder kegelförmig verlängerten Schale aufgewachsen.
Linke Klappe deckeiförmig, conisch oder flach mit zwei kräftigen, durch
eine Zahngrube getrennten Schlosszähnen. Rechte Schale mit einem schrägen,
zwischen zwei Zahngruben gelegenen Zahn. Band äusserlich, jederseita in
einer vom Schlossrand nach den Wirbeln verlaufenden Rinne. Hinterer
Muskel auf einer Leiste. Untere Kreide (Urgonien) von Süd-Europa und
Texas.
Valletia M. Ch. (Neocom), Gyropleura Douville (Cenoman bis Senon),
Caprotina d'Orb i^Fig. 018). Neocom bis Turon.
Homomyaria. Pachyodonta. Chamidac. Caprinidae.
277
Chama Lin. (Fig. 619). Ungleichklappig, mit der linken, seltener mit
der rechten Schale aufgewachsen. Wirbel nach vorne gekrümmt. Band in
Fi(j. 61ö
o Htijutinla ammonia Goldf. DllOOlWL orpon, Vaucluse.
(Vi nat. Gröaw.) b, e Klein«.1« K.xemplar von R>quienia (Toucatia)
LmuflaUi N«w. sp. Ebendaher. 6 Linke, e rechte Schale von
Innen. (Nat. Grosse |
Kijr. 617.
Monoplrura varian* Math, l'rjfonlen.
Orgon, Vnuclusc. Beide Schalen In
nat Grosse von innen.
einer Rinne hinter den Wirbeln, nach vorne häufig gespalten und bis zur
Wirbelspitze fortsetzend. Oberfläche mit hervorragenden concentrischen
Flg. 616.
Monoplcura trilobata d'Orb. Schrattenkalk. OrRon, Vaucluse. o, 6 Kxemjtlar In nat.
Grösse von vorn und hinten, c Unterschale von Innen (nat. Grosse).
Blättern oder Stacheln verziert. Schlosszähne stumpf, etwas gekerbt, ver-
längert. Muskeleindrücke gross, nicht auf Leisten gelegen. Kreide bis jetzt ;
hauptsächlich im Eocän. , v
Chamo tqvamota Lam.
Fig. 619.
Kocan. Hampshire.
(Nat Grösse.)
Fig. 618.
Gruppe bestehend aus Caprotina
»rmirtriata d'Orb., C. striata
d'Orb. und einem Klatten Sphrtru-
llten aus dem Gninsand von
Ix Mans mach d'Orbigtiy).
2. Familie. Caprinidae. Fischer.
Schale sehr ungleichklappig, dick, invers. Die aufgewachsene rechte Klappe
conisch oder spiral, mit einem starken, zwischen zwei Gruben gelegenen Schloss-
eahn; linke Schale frei, eingekrümmt oder spiral, der dicke Schlossrand mit zwei,
durch eine Grube getrennten Zähnen, wovon der vordere stärkere durch ein
278
Mollusca. Lainellibranchiata.
verticales Septutn gestützt wird. Band innerlich oder äusserlich. Hinterer Muskel-
eindruck auf einer in den Schlossrand verlaufenden Leiste. Aeussere Schalen-
schicht prismatisch, dünn, innere porzellanartig, dazwischen in einer oder in beiden
Klappen eine von zahlreichen parallelen Canälen durchzogene oder mit zelligen
Maschen ausgefüllte Mittelschicht. Nur in der Kreide.
Caprina d' 'Orb. (Gemmellaria M.Ch. Cornucaprina Futterer) (Fig. 620. (521).
Sehr unglcichklappig, dickschalig, mit der Spitze der kegelförmigen, rechten
Fip. 620
IjUigudurchschnltt der irrös-
scren Schale von Caprina
adrerga, um die Zwischen-
kamincrn In der inneren
Sehalenschicht zu zeigen
ng. 62i.
tlnersehiiiU durch die
»frören- freie Schale vi in
Caprina rommunit. um
die parallelen Camile in
der mittleren Schalen-
geh ich t xu reißen.
KIk 622.
Plagioptychu* Aguilloni d'Orb. Kreide.
(«/, imt. L,rosse.i
Klappe aufgewachten ; linke Schale grösser, spiral eingerollt. Band innerlich,
hinter den Wirbeln gelegen. Innere Schalenschicht der Unterschale aus con-
centrisehen Schichten zusammengesetzt, die zuweilen Hohlräume zwischen
sich frei lassen (Fig. 620). Die Mittelschicht der freien spiralen Schale von
zahlreichen ein-
fachen, weiten Pa-
rallelcanälen vom
Schlossrand bis
zum Wirbel durch-
zogen (Fig. 621).
Schlosszahn der
aufgewachsenen
Klappe sehr stark,
zwischen dem hin-
teren Muskelein-
druck und dem
Aussenrand eine
Reihe von Vertie-
fungen. Ccnoman.
Die typische Art
(C. adversa d'Orb.)
erlangt eine be-
trächtliche G rosse.
Schiosia Böhm.
Wie Caprina, aber
kleine Unterschale
etwas spirnl und
beide Schalen von
einfachen Canälen
durchzogen. Ceno-
man. Ober-Italien.
Plag i opt yc h us Math. < Sphaerucaprina <Temmellaro, 0 rthopt 'ychus Futterer
Fig. <J22. 623). Rechte Klappe coniseh oder eingerollt, mit dem Wirbel aufge-
wachsen, linke Klappe gewölbt, mit eingekrümmtem Wirbel Band äusser-
lich in einer tiefen Rinne hinter den Wirbeln, nach vorne gegabelt und
Fl«. 623.
Plaaiopti/chv* Agvitlonl d'Orb. (PI. Cot/uandi Math.' aus dem KudlMen-
kalk von Le Beaunnet, Var. A rechte, B linke Kluppe ein und desselben
Individuums von innen ■ nat. GrtiMW)). [m vorderer, *' hinterer Adductor,
/ LiRHtnentftirehe, c vorderer, e' hinterer Schlosszahn der linken Klappe,
<i' Zuhntrruhe, * Septum der linken Klappe.) V Querschnitt durch die
kleine Schale In der Nahe des Randes (Terjrromort.) iy t'unalc der
mtttler«Mi Schulenschleht. Posuiiijfer bei St (iilpen.
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Honiomyaria. Pachyodonta. Caprinidae. Rudistae. 279
jederseits in einer Furche bis zur Wirbelspitze verlängert. Schloss und
Schalenstructur ähnlich Caprina, jedoch die freie Schale in der inneren
Schalenechicht mit weiten Parallelcanälen , deren Begrenzungswände sich
nach aussen mehrfach verästeln und dadurch eine grössere Anzahl in drei-
eckigen, nach innen zugespitzten Räumen vertheilter, feiner peripherischer
Parallelcanäle bilden. Cenoman.
Turon.
Caprinula d'Orb. (Chaperia
Mun.-Chalmas) (Fig. ti24. 625).
Rechte Schale verlängert, auf-
gewachsen, conisch oder mit ein-
gekrümmtem Wirbel ; linke Klappe
spiral eingerollt, kleiner. Beide
Schalen von zahlreichen paral-
lelen Canälen durchzogen, wovon
die peripherischen erheblich klei-
neren Durchmesser besitzen, als
die inneren. Schloss ähnlich Ca-
prina. Cenoman. Turon. Be-
sonders häufig in Portugal, Sici-
lien und Texas.
t Ichthyosarculites Desm.
(Caprinella d'Orb). Kreide. I. trian-
gularis Desm.
C oralliochama White.
Rechte Schale conisch, verlängert,
aufgewachsen, linke kleiner, mit
eingekrümmtem Wirbel. Vor-
derer Schlosszahn sehr kräftig,
durch ein Septum gestützt; hin-
terer Schlosszahn schwach. Radialcanäle wie bei Plagioptychus, nach innen
durch eine grobzellige Schalenschicht begrenzt. Unterschale mit einer dünnen
äusseren Prismenschicht und einer blätterigen Innenschicht, dazwischen eine
sehr dicke, aus verticalen , polygonalen , hohlen Zellen zusammengesetzte
Mittelschicht. Kreide. Californien. C. Orcutti White.
3. Familie. Rudistae. Lam.
(Hippuritidae Woodw.)
Sehr ungleichklappige, dicke, mit der Spitze der verlängert kegeljörmigen
rechten Klappe angewachsene Schalen; linke Klappe niedrig, conisch oder fiach
deckeiförmig. Ligament innerlich. Oberschale durch mächtige, zapfenförmige
Zähne in die Unterschale eingefügt und nur in verticaler Richtung beteeglich.
Muskeleindrücke in der Deckelschale an vorragenden Apophysen befestigt. Marin.
Nur in der Kreide.
Die Unterschale besteht aus zwei Schichten ; davon wird die äussere,
welche meist eine beträchtliche Dicke erlangt, aus aufrechten, der Längsaxe
parallelen Prismen gebildet, die durch zahlreiche horizontale Böden ab-
getheilt sind. Auf den Querböden bemerkt man wie auf dem Oberrand
radiale Gefässeindrücke. Im Gegensatz zu der gegitterten äusseren Schalen-
schicht ist die innere porzellanartig, und besteht aus dicht aufeinander lie-
genden parallelen Blättern. Bei sehr rasch wachsenden, cylindrischen Formen
bleiben nicht selten zwischen den Blättern Hohlräume frei, welche den Luft*
kammern der Cephalopoden gleichen und den Hohlräumen im Innern grosser
Austern entsprechen ; die äussere prismatische Schicht widersteht der Ver-
witterung besser, als die innere, und ist zuweilen noch vollständig erhalten,
während die innere aufgelöst und weggeführt ist. Die Steinkerne des vom
Fi(f. 624.
Caprinula Baylei
Gemm. Kreide von
Addauran
bei Palermo. V« not.
(Jrogne
< nach IrcmraelUre).
FIr. 625.
a Querschnitt durch die untere,
6 durch die obere Schale von
Caprinula BoiMyi d '( »rb. ( c Zahne,
z Zahrieruben, u Wohiikaumicr
de« Thieres, « Septum) */i nat
O rönne i nach W o o d w o r d>.
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2*0
Mollusca. Lamellibranchiata.
Thier bewohnte» Hohlraumes liegen dann durch einen leeren Zwischenraum
getrennt frei in den Schalenhüllen.
Die Oberschale ist ebenfalls aus einer meist wenig dicken prismati-
schen Aussenschicht und einer porzellanartigen Innenschicht zusammen-
gesetzt. Bei Hippurites ist erstere von einem complicirten Canalsystem
durchzogen.
Die Rudisten entfernen sich in ihrem ganzen Habitus und Bau am
weitesten von den normalen lAinellibranchiaten. Ihre Beziehungen zu den
Chamiden, und namentlich zu Monopleura und Caprotitui, wurden zuerst von
Quenstedt erkannt und später von Woodward, Bayle, Zittel,
Munier-Chalmas, Douville u. A. bestätigt, Aeltcre Autoren hatten die
EL b Rudiolitt* iBirndioliU*) cornv-pantori* d'Orb. Mittlere
Krelde"r<arentoniens von Pyle* bei Pcriceux. nat. (Jrosse
(nach Haylei a Schale mit Deckel vmi auwcn. (ß, C die
beiden feiner gerippten Bänder.} b Innere Ansieht der l'nter-
schale von oben Resehen. (d Vonlere, d hintere Ziihimlveole,
a vorderer, a hinterer Mutdcc lelndrurk. B. I gestreifte Handcr
•ler Anssemvand, m Mmitellinle, u Wohnkammcr und leerer
Kaum zwlxehon den Zahniilveolen.)
<• Deekol klappe von Radiolite* Hournoni Dc»in. »p. Obere
Kreide (Donlonien*. St. Mainetz, Dordogne. '/» nat. <iro*«-e
nach liayle). (<• Vorderer, c hinterer Sehlowjihn, a vonlere,
a hintere Muskolapophye i
Kl«. 6*7.
SphacrutiU* nvfjtiodf* Ijiih. Mittlere
Kreide. Oonau, Oberörterrelcb. a Voll-
«tand. Exemplar mit Deekel in nat. Gr
6 Deckelsehale von 8t «illRen, Saliburv
(Dil <ir.i. :A SehloKsfalte. c,e Schkw
/.ilhne, a und n' Muskelapophy*en
Rudisten bald für Vertreter einer besonderen Klasse, bald für Cephalopoden,
Cirripedcn. Brachiopoden, Korallen oder Anneliden gehalten. Die Mehr-
zahl der Rudisten kommt in grosser Menge vereinigt vor; sie erfüllen häufig
ganze Schichten, wobei die Spitzen der Unterschalen meist nach unten ge-
richtet sind. Trotz ihrer Häufigkeit ist es aber ungemein schwierig, ja in
vielen Fällen sogar unmöglich, die beiden Schalen von einander zu trennen
und das Innere zu präpariren. Von manchen Arten ist darum auch das
Schloss erst unvollkommen bekannt.
Rndiolites (Lam.) Baylc {Biradiolites d'Orb.) (Fig. 62»;). Schale kegel-
förmig, biconisch oder eylindrisch. Unterklappe conisch, gerade, mehr
oder weniger verlängert, vertical gerippt oder aus horizontalen Blättern zu-
sammengesetzt, häufig mit zwei glatten oder fein gestreiften, vom Oberrand
bis zur Spitze verlaufenden Bändern, die nach Douville die Lage der
After und Athemröhre bezeichnen. Aeussere Schalenschicht enorm dick, aus
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Homomyaria. Pachyodonta. Rudistae
281
polygonalen, grossen verticalen Prismen zusammengesetzt (Fig. 629). Oberschale
deckeiförmig, flach oder conisch mit centralem oder excentrischem Wirbel.
Auf der Innenseite der Deckelschale ragen zwei lange, schmale, aussen
längsgeriefte Zähne vor (Fig. 626 c, c'), die durch einen ziemlich breiten
Zwischenraum getrennt sind ; dieselben passen in zwei scheidenförmige, nach
innen und unten offene, innen vertical gestreifte Alveolen (dd') der Unter-
schale, welche unmittelbar in die Wand eingefügt sind. Neben diesen Alveolen
liegen jederseits die sehr grossen, ungleichen, wenig vertieften Muskeleindrücke, •
welche in der Oberschale auf starken und breiten, längsgefurchten, unmittel-
bar neben den Schlosszähnen vorragenden Apophysen befestigt sind. Liga-
ment unbekannt. Mittlere und obere Kreide von Europa und Texas.
Bei dem Subgenus Lapeirousia Bayle, (Rad. Jouanettia Desm.) sind
die beiden glatten Bänder innerlich durch zwei vorspringende Pfeiler ersetzt ;
bei Synodontite8 Pirona die zwei Zähne der Oberschale verwachsen.
Sphaerulites Delametheric (Radiolites, Birostrites Lam., Jodamia Defr.,
Dipilidia, t Aorta Math.) (Fig. 627. 628). Aeussere Form und Structur wie
Radiolites, jedoch ohne die beiden
Längsbänder. Obere Schale zwischen
den beiden Schlosszähnen mit einer ein-
springenden Falte (Schlossfalte) der Innen-
schicht. Unterschale ebenfalls mit einer
Schlossfalte, in deren zweischneidigen
Oberrand sich die Falte der Oberschale
einfügt. Die Schlosszähne der Oberschale
werden in der Unter-
klappe von zwei frei-
stehenden vertica
len, innen gestreif-
ten Alveolen (d <f)
aufgenommen , die
meist durch Quer-
septen mit dem In-
nenrand der Schloss
falte verbunden
sind. Die beiden
Gruben (x u. x) ne-
ben der Schlossfalte
werden, wiePethö
nachgewiesen, theilweise von einem innern Ligament ausgefüllt, das sich vor
dem inneren Ende der Sehlossfalte in der Oberschale befestigt. Die Muskel-
eindrücke (d und a) sind vertical gestreift und wie bei Radiolites beschaffen.
Sehr häufig in der Kreide (vom Urgon bis Senon) in Europa, Nordafrika,
Kleinasien, Palästina, Indien, Nord- und Süd -Amerika, am verbreitetsten
in der mittleren und oberen Kreide.
Die Gattungen Dipilidia, Birostrites und Jodamia sind auf innere
Steinkerne von Sphaerulites basirt.
Hippurites Lam. (Fig. 630—6:54). Unterschale verkehrt kegelförmig,
kreiseiförmig oder cylindrisch, gerade oder gebogen, zuweilen bis 1 m lang,
mit der Spitze festgewachsen, der Länge nach gerippt oder glatt, mit drei
vom Oberrand zur Spitze verlaufenden Längsfurchen (A B C). Oberschale
deckeiförmig, flach oder niedrig conisch, mit centralem Wirbel, häufig von
zwei runden oder länglichen Löchern durchbohrt, die Aussenschicht mit Poren
(den Mündungen von kurzen Canälchen) bedeckt, welche in stärkere, vom
Wirbel nach dem Rand ausstrahlende Radialcanäle einmünden. Die dicke
Aussenschicht der Unterschale ist häufig bräunlich gefärbt und besteht aus
dünnen horizontalen Parallelblättern, die wieder aus verticalen Prismen zu-
sammengesetzt sind. Die innere weisse Schalenschicht ist porzellanartig und
FIk 6«9.
Aeussere Sehalemehleht der
l'nterklHppe von Radioliie*
«Hier Sphnerulite* mit sehr
jfrosvn hohlen Priemen.
Kreide vom Monte Gargaao,
Italien.
{Nut. (JrAMc.j
Spharrulite*
Fl*. 688.
Verkleselte rnterscnale von
ftttioccu* Lam. An» dem Carentonien von
Ite d'Aix, Oharente. */, mit. Ort»««? iiaeh
Goldfunü). (A SehloKufttlte, d vordere,
rf' hintere eimiielirte Znlinulveole, n vonle-
rer, a hinterer Muskeleindruek, x und /
leere Gruben zu beiden Seiten der Sehloui-
fnlte. y V förmige Grube hiii Innern Ende
der Sehlosüfnlte.)
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282
Mollusca. Laniellibranchiata
enthält im unteren Theil der Schale zuweilen leere Zwischenräume. Den drei
Furchen der Oberfläche entsprechen im Innern drei vorspringende, durch
KIk 6.10.
lhl>i>urltf* (ionnvientit
Douvllle. Kreide.
<;o*atithnl In oIhtoM»t-
relch (% nat Crtiswe.)
ritt, 63i.
Hijijiuritrr (tjififli l><>uvillt' NciVrahen bei Kül-
bach, Kalzbun; ('/, mit i;ru"c ) i 1 Kurehe >l< r
Schlo**fnIte, B Kurehe de* vorderen, C de*
hinteren Pfeilen.)
Duplicatur beider Schalenschichten entstehende Falten,
wovon die vordere (Schlossfalte A) dünner, länger oder
auch kürzer ist, als die beiden hinteren Säulchen (B C),
welche am Innenende verdickt und oben mit einem Knöpf-
eben gekrönt sind. Bei den Untergattungen d'Orbigny
bioculatus Lam.) und Batolites M«>ntf. Hipp, organisans
Flg. 632.
Ifippurite* OTgani$tm>
Montf Wrtlcalcr Durch-
««'hiiln einer zerbroche-
neu Schale ohne Wohn-
kamnicr, um die Quer-
boden und Zwischen-
kammern in zeigen
• Nat. OrttttM i
a Woodw. (Hipp.
Lap.) verkümmert
Kit? 683,
Ilippuritr* rudi»*n» Desm. Obere Kreide Dordonicii i von Royan, « hareiite. «/, nnt Or (nach Haylei
Ii DeckelHchale. (e Vorderer Sehlofwtahn, e' und c" hintere Zahn«*, n pttaerfSnaiftt ApopkjRM de«
Mu-keli iiulruckü. .4 Schlunxfaltc, U l'urche, dein vorderen, C dem hinteren Siiulchen der CiiterM-hale
entsprechend.
b Innere Ansicht der l"nter«chale von oben gchchcn. iA Schi auffalle, //vonlere?;, tT hintere* Saulchen.
<l Alveole de« vorderen, </ und d" der beiden hinteren Zahne der Oberschale, u und «' zwclthcilhrer
Mickelcindruck, u Wohnkiunmcr den Thiere*. x kleine, leere (Jrube neben der OthiOMftltC»)
die Schlossfalte gänzlich; bei I'ironaia Mcnegh. springen hinter den
beiden Säulchen eine Anzahl accessorischer Falten vor. Die zwei hinteren
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Homomyaria. Pachyodonta. Heterodonta.
283
Säulchen sind nach Douville den zwei glatten Bändern von Radio-
Utes homolog und bezeichnen die Lage der After- und Athemrühren ;
ihre verdickten Köpfe passen in die beiden Löcher der Oberschale. Das
vordere Säulchen ist in der Tiefe mit dem inneren Ende der Schlossfalte
durch eine Querwand verbunden und von dieser
geht eine zweite Querwand nach dem Rande aus,
so dass zwischen Schlossfalte und vorderem Säulchen
zwei Gruben (d" und et) zur Aufnahme von Zähnen
der Überschale entstehen. Zwei weitere Septa be-
ginnen am inneren Ende der Schlossfalte und rich-
ten sich divergirend nach der vorderen Wand, wo-
selbst sich über denselben ein grosser, zweitheiliger
Muskeleindruck (o a) befindet. Die Grube d nimmt
den vorderen Hauptzahn der Oberschale auf, die
Grube x enthält nach Woodward das innere
Ligament, allein Douville konnte Ligamentreste
bis jetzt nur am inneren Ende der Schlossfalte be-
obachten, woselbst dasselbe ein verticales Band zu
bilden scheint. Der zweite Muskeleindruck ist klein,
wenig vertieft und befindet sich zwischen der
Schlossfalte (A) und dem vorderen Pfeiler (B).
Der Schlossapparat der Deckelklappe ist sehr schwierig zu präpariren
und erst von wenigen Arten bekannt. Die Schlossfalte bildet einen schwachen,
einspringenden Kiel. Der vordere zapfenförmige Zahn (c) besitzt in der Nähe
seiner Basis zwei polsterartige Erhöhungen (a und a ), welche dem getheilton
Muskeleindruck der Unterschale entsprechen. Hinter dem Vorderzahn ragen
auf gemeinsamer hufeisenförmiger Basis zwei weitere dicht nebeneinander
gelegene Zähne (c c") vor, welche sich in die Gruben d' und d" der Unter-
schale einfügen. Die Hippuriten sind ungemein häufig in der mittleren und
oberen Kreide der Alpen und Pyrenäen, der Provence, Charente, ferner von
Istrien, Dalmatien, Griechenland, Sicilien, Kleinasien, Persien und Algerien. Sie
finden sich hauptsächlich in litoralen Seiehtwasserbildungen. Für die Unter-
scheidung der Arten sind die Beschaffenheit des Schlosses der Unterschale
und die Form und Vertheilung der Poren auf der Deckelschale maassgebend.
Barrettia Woodw. Kreide. Jamaica und Guatemala.
3. Unterordnung. Heterodonta. Neumayr.
Schale gleich-, seltener ungleichklappig , meist frei. Schloss mit einer be-
schränkten Anzahl meist leistenjörmiger , seltener conischer oder halcenjörmiger
Zähne, welche durch Zahngruben getrennt und häufig in Schloss- und Seitenzähne
differenzirt sind. Band äusserlich, selten innerlich. Siphonen selten fehlend.
Manteleindruck ganzrandig oder mit Bucht.
Zu den Heterodonten gehört gegenwärtig etwa die Hälfte aller Muscheln.
Sie beginnen im Silur, werden in Devon, Carbon und Penn etwas zahl-
reicher, spielen aber erst von der Trias an eine hervorragendere Rolle und
befinden sich von da an in steter Zunahme. Die typischen Heterodonten
besitzen kräftige Schloss- und Seitenzähne, doch gibt es eine erhebliche
Anzahl von Formen aus den verschiedensten Familien (Najadidae, Cardiidae,
Lucinidae), bei denen die Schlosszähne oder Seitenzähne, zuweilen sogar beide,
verkümmern, so dass der Schlossrand durch Reduction zahnlos wird. Neben
diesen rückgebildeten Formen gibt es auch eine Anzahl meist paläozoischer
Gattungen, bei denen das sehr dünne Schloss nur sehwache Andeutungen
von Zäh nen und zwar meist nur Querkerben oder stumpfe Höcker aufweist
(Praecardiidae, Lunulocardiidae). Neu m u y r stellt diese cryptodonten Formen
KlR. CT4.
Hippurile* eoniu-nteeinum
fioldf. Oown. n»L Grflwr.)
Wrtleiilcr Durchschnitt, um
<li<- Binflunog <i<t BcMo**-
zührn-, sowie <lic beiden
Schalonschlehten zu zeigen
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284
Mollusca. Lamellibranchiata
zu den Palaeoconchae, doch scheinen sie mit gewissen Familien der Hetero-
donten in naher Beziehung zu stehen und dürften als deren Vorläufer am
besten bei diesen eingereiht werden.
,1V '*"
A. Integripalliata.
Manteleindruck ganzrandig. Siphonen kurz, nicht retraktil, zuweilen fehlend.
1. Familie. Anthracosidae. Amalitzky.
Ausgestorbene, meist länglich ovale bis oval dreieckige, glatte oder fein con-
centrisch gestreifte Muscheln, mit vor der Mitte gelegenen Wirbeln und äusser-
lichem Band. Ränder glatt. Schloss sehr variabel, unvollkommen entioickelt, in
der Regel jederseits mit einem stumpfen, wenig vorspringenden Schlosszahn,
zuweilen auch mit einem langen hinteren Seilen-
zahn, fast ganz zahnlos oder mit zahlreichen,
taxodonten, jedoch etwas irregulären, häufig ge-
spalteten Querzähnchen. Hinter dem vorderen
Muskeleindruck ein kleiner Fussmuskeleindruck.
In limnischen und brackischen Ablagerungen
der Devon-, Steinkohlen-, Perm- und Trias-
formation.
Amnigenia H&W. Devon (Old red). Nord-
Amerika und Rheinpreussen.
Anthra cosia King. (Fig. 635). Schale
dünn, meist klein, länglich oval. Schlossrand
verdickt, jederseits mit einem stumpfen, läng-
lichen Cardinalzahn und schwach entwickeltem
leistenartigen hinteren Seitenzahn. In der
productiven Steinkohlenformation , im Roth-
liegenden und in den limnischen Permablage-
rungen von Russland häufig.
Anthracomya Salter (Nayadites Dawson),
Asthenodonta Whiteaves. Carbonicola
M'Coy. Steinkohlenformation.
Palaeomutela Amalitzky (Oligodon
Amal.). Schlossrand mit zahlreichen, unregel-
mässigen Querzähnchen und Streifen bedeckt.
In brackischen oder limnischen Mergeln der
Permformation Russlands.
Anoplo phora Sandb. emend. v. Koenen
(Uniona Pohlig Fig. 636).^ Rechte Schale mit
sehr stumpfein, dickem Schlosszahn, welcher
sich in eine Einscnkung des linken Schloss-
randes einfügt. Linke Schale mit langem, hinterem Seitenzahn. Trias
(Lettenkohle). A. donacina Schloth., A. lettica Quenst. sp.
2. Familie. Cardiniidae. Zitt.
Schale verlängert oder oval, glatt oder concentrisch gestreift. Band äusser-
lirh. Schlosszähne kräftig oder verkümmert. Hinttre Seitenzähne lang, vordere
kurz. Keine acccssorischen Fussmuskeleindriicke vorhanden. Nur fossil in marinen
Schichten der Trias und im Lias.
Trigonodus Sandberger (Fig. 637). Oval bis trapezoidisch, hinten ver-
längert. Schlossrand links mit einem starken dreieckigen, zuweilen gespal-
tenen Cardinalzahn, einem kurzen schrägen vorderen und zwei langen leisten-
artigen hinteren Schlusszähnen, rechte mit einem Schlosszahn, einem sehr
Fig. 635.
o Anthracosia ( Unto) rarbonarin < JoMf. sp.
RothUagvndes, Nledenteoftenbach bei
Kusel, Rheinbttyi'rn
b Anthracosia I.ottncri Llldw. sp,
StcinknhlermrhiefiT, liADnibalieche bei
Bochum. Nach L uil wie)
Fi«. 636.
i Quei
ic<irichslmll Such Alb.Tti.)
Anoplophtrra lettica Queoftl sp Trlus.
Kri. •
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Homomyaria. Heterodonta. Integripalliata.
2*5
kurzen schrägen vorderen und einem leistenartigen langen hinteren Seiten-
zahn. Trias, namentlich im Letten kohlendolomit und in den Raibier
Schichten.
Heminajas Neumayr. Trias. U. (Myophoria)
Jissidentaia Wöhrmann.
Pachycardia Hauer. Länglich oval , fast drei-
eckig, concentrisch gestreift oder glatt; Wirbel ge
krümmt, fast terminal, sehr genähert; Vorderseite
angeschwollen, steil abfallend, mit Lunula; Hinter-
seite verschmälert und etwas zusammengedrückt
Schlosszähne 2 : 2 kräftig, divergirend, der vordere
rechts schwächer und fast marginal. Ausserdem
ein verlängerter hinterer Seitenzahn in jeder Klappe. Trigonoduf sSjJtoyari Albertt
In der alpinen Trias. P. rugosa Hauer. Trin* (Lettenkohle). zimmern,
Cardinia Ag. (Thalassites Quenst.) (Fig. 638). S^ÄS
Oval oder verlängert, dick, vorne kurz, abgerundet. b stänkern. Nat. Qröne.)
Schlosszähne sehr schwach oder fehlend. Vordere
Seitenzähne kurz, hintere dick, leistenartig. Im unteren Lias häufig. An-
geblich auch im Dogger.
Flg. 638.
Cardinia hybrida BOW. Int Lins. Ohrelelwn bei Ualbcr^tadt.
3. Familie. Nayadidae. Lam.
(Unionidae auet.)
Schale ungemein vielgestaltig, meist oval oder verlängert, geschlossen, mit
dicker dunkelgrüner oder schwärzlichbrauner Epidermis bedeckt, darunter eine
dünne Prismenschicht, und unter dieser die innere Perlmutterschuht. Ränder
glatt. Wirbel weit nach vorne gerückt, meist corrodirt. Band äusserlich. Schloss
zähne, wenn vorhanden, dick, etwas unregelmässig radial oder quer gestreijt;
hintere Seitenzähne lang, leisten/örmig oder fehlend. Hinter dem vorderen Muskel-
eindruck zwei, und vor dem hinteren Muskeleindruck ein kleiner Fussmuskel-
eindruck.
Sämmtliche Nayadiden leben im Süßwasser und sind in nahezu 1000 Arten
fast über die ganze* Erde, am zahlreichsten in Nordamerika und Süd China
verbreitet. Die Thiere besitzen einen grossen beilförmigen Fuss, vier Kiemen
blätter und meist getrennte Mantellappen. Nur bei Mutela, Castalia, Spatha etc.
verwachsen die MantellapjKm hinten und bilden zwei kurze Siphonen.
Fossile Formen erscheinen zuerst im oberen Jura, gewinnen aber erst in
der jüngeren Kreide und im Tertiär grössere Häufigkeit.
Ueber die Entstehung der Nayadiden herrschen verschiedene Ansichten.
Neumayr') glaubte sie von den Trigonien, Po hl ig von triasischen Vor-
läufern (Uniona), v. Wöhrmann2) von Trigonodus und Verwandten ableiten
zu können. Eine ältere, wahrscheinlichere, schon von King und M'Coy,
') Neumayr M. Ueber die Herkunft der Unionidcn. Sitzungsber. Wien. Ak.
1889. Bd. 98.
*) Wöhrmann 8. v., Ueber die systematische Stellung der Trigoniden um!
die Abstammung der Nayaden. Jahrb. geol. Reichsanst. 1893. Bd. 43.
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286 Mollusca. Lamellibranchiata.
neuerdings von Amalitzky und Whiteaves vertretene Hvpothese sieht
in den carbonischen Anthraeosien die Ahnen unserer heutigen weit ver-
breiteten Süsswa^sermuseheln.
Unio Philippson (Fig. 039). Sehale vielgestaltig, glatt, seltener mit Höckern
oder Falten verziert, meist dick. Schloss variabel, in der Regel rechte Schale
mit einem plumpen oder blattartigen, radial gestreiften, und einem schwachen,
leistenartigen vorderen Schlosszahn, sowie einem sehr langen, lamellen-
artigen, dem Schlossrand parallelen, hinteren Seitenzahn, der sich zwischen
zwei entsprechende Leistenzähne der linken Klappe einfügt; letztere besitzt
ausserdem unter den Wirbeln zwei gestreifte divergirende Schlosszähne.
Vorderer Muskeleindruck hoch gelegen.
' Pjtr, fi39.
inio Stächet NVumnyr. ConKorionw-lilohten. Sibinj, Slavonlen. </> und x HIlftimitrttclHiiilriiekc.)
Die Gattung Unio ist von den Conchyliologen in eine grosse Menge von
Subgenera zerlegt worden, die sich jedoch auf die fossilen Formen kaum
anwenden lassen. Die ältesten ächten Unionen finden sieh in Süsswasser-
ablagerungen des (»bereu Jura (lusitanische Stufe) von Portugal; ferner in
Purbeck und Wealdenschichten, sowie in den Atlantosaurus Beds von Colo-
rado, Wyoming und Montana. Sie werden zahlreicher in der oberen Kreide
von Europa und Nordamerika und im Eocän; erlangen aber ihre Haupt
entwickelung erst in der sogen, levantinischen Stufe von Slavonien, Croatien,
Rumänien und Griechenland, wo namentlich Formen von amerikanischem
und chinesischem Gepräge vorkommen.
Anodonta Cuvier. Sehr dünnschalig. Schlossrand zahnlos. Eocän bis
jetzt, weniger häufig als Unio.
Spatha Lea. Obere Kreide und jetzt.
Die Gattungen Castalia Lam. , Mycetopus d'Orb. , Mutela Scopoli
{Iritlina Lam.), Leila Gray etc. sind fossil nicht nachgewiesen.
4. Familie. Trigoniidae. Lam.
(Schizodonta Steinmann.)
Schale gleichklappig, oval dreieckig bis viereckig. Wirbel weit nach vorne
gerückt, meist rückwärts gekrümmt, dahinter das kurze äussere Ligament. Ober-
fläche glatt oder reich verziert. Linke Schale mit einem plumpen, dreieckigen,
häufig gespaltenen (schizodonten) Cardinahahn und zwei leistenjormigen, von den
Wirbeln divergirenden Seitenzähnen. Rechte Klappe mit zwei /\förmig diver-
girenden Leistenzähnen. Die Schlosszähne häufig seitlich quer gerieft. Muskel-
eindrücke kräftig. Schale innen perlmutterglänzend. Die Mantellappen getrennt.
Sijdionen fehlen. Fuss scheibenförmig, mit Medinn/urche. Vier ungleich grosse
Kiemenblätter. Devon bis jetzt. Hauptverbreitung in mesozoischen Ablage-
rungen. Die ältesten Vertreter dieser Familie zeigen gros.-e Uebereinstiinmung
mit den Astartiden um! dürften mit diesen gcmeinsimen Ursprung haben.
Curtonotus Salter {Kejersteinia Neum.). Oval; Wirbel fast terminal.
Linke Schale mit einem plumpen, dreieckigen Cardinalzahn, rechte mit zwei
divergirenden Leistenzähnen. Devon.
Frotosch i zodus de Kon. Carbon.
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Homomyaria. Heterodonta. Integripalliata.
287
Sehizodus King (Fig. 640).
grosse Dreieckzahn der linken
lieh nicht gerieft. Vordere
Leiste gestützt. Im Perm häufig.
Der
seit
ig. 640). Schief oval oder trapezförmig, glatt,
inken Klappe tief ausgeschnitten, die Zähne
rer Muskeleindmck durch keine .
Wig. 642.
Mr/ophorin dtcunaia Mstr.
oh Trias St. Quwian, Tyrol.
« Hechte Sehale von aussen
nnt Orosne) 6 Schlnss mit
Re*treiftcn Zahnen ivergr.).
Plg 640
Srhizndu* ohtcvru* Sow. <i Steinkern aus
dem Zechstein von Niederrodenbach hei
Ilnnuu tiat. (irtee:. 6 Schlons innen K I n ki
Flg Ml.
Myophorin tttevigalit
Alb sp. Schauinkalk
Ituderwlorf bei Herlin.
Myophoria Bronn (Neoschizodw Gieb.) (Fig.641. 642). lN"! (ir"(kV sehio«..
Schief oval bis trapezförmig, glatt, häufiger mit einer vom ™°* uMu *l'*irvin
Wirbel zum unteren Hinterrand verlaufenden Kante, welche eine von dem vor-
deren, concentriseh oder radial gerippten Theil abweichend verzierte hintere
Area begrenzt. Wirbel kaum gedreht, der Drei-
eckzahn der linken Schale bald gespalten, bald
Trigonia novit Lai
(iunden
Fi« o.
l'nterer »»rauner Jura,
fen, Elsa.«!-.
Fljr. 643 fc.
Trigonia daedalea Park. Mittlere Kreide
(Mervien Meule de Hracquegnie*, Belgien.
(Nat, O rosse.)
einfach, häufig, aber nicht immer, wie die leistenartigen Seitenzähne fein quer
gestreift. Muskeleindrücke durch schwache Leisten verstärkt. Sehr häufig in
der Trias.
Kip. 645
Trigonia efr. ali/ormi* Purk. Senon-
kreide Vaels bei Aachen.
iNnt. Orosseo
FlR MO
Sehlo» von Trig mia pe< Ii
"rfim. Keeent.
Auxtralien.
Kit' 644.
Trifjonia cottoUx Smv.
Hrnuner Jura. Württem-
berg,
nat. GrüKHe.
Subgenera: Astartopsis, Myophoriopsis, Grünewaldia v. Wöhr-
mann, Remondia Gabb. Kreide.
Trigonia Brug. (Fig. 643a— 646). Oberlliiche mit concentrisehen, radialen
oder divergirenden Rippen oder Knotenreihen versehen; die hintere Area
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288
Mollusca. Lamellibranchiata.
meist kantig begrenzt und abweichend von der übrigen Schale verziert.
Wirbel fast terminal, rückwärt« gekrümmt. Dreieckzahn der linken Schale
tief gespalten und wie die divergirenden Seitenzähne und Schlosszähne der
rechten Schale auf den Seiten quer gerieft. Muskeleindrücke tief, durch
Leisten gestützt. Lias bis jetzt. Sehr häufig in Jura und Kreide, äusserst
selten im Tertiär. Lebend im australischen Meer.
5. Familie. Astartidae. Gray.
Dickschalige, gleichklapp ige, marine Muscheln mit kräftigen Schlosszähnen
(meist 2, seltener 1 bis 3 in jeder Klappe); vordere Seitinzähne fehlen, hintere
leistenartig, rudimentär oder fehlend. Band äusserlich. Muskeleindrücke oval,
über dem rorderen häufig ein Fussmuskeleindruck. Silur bis jetzt. Hauptent-
wickelung in Trias, Jura und Kreide. Die paläozoischen Gattungen besitzen
meist leistenartige hintere Seitenzähne und sind nicht sicher von den Cypri-
niden zu unterscheiden.
? Anodontopsis M'Coy (Pseudaxinus Salter, Orthodontisch Meek), f Ma-
theria Billings. Silur.
1 Pachydomus Morris (Megadesmus Sow.), t Guerangeria Oehlert,
Prosocoelus, Mecynodon Kef erst., Goniophora Phill., Cypricardinia
Hall, Cypricardelia Hall (Microdon Hall). Devon.
Klff 047.
I'tfurriphoru* amtatut KillK
<i Ik-M'hnltc* Kxcmplur au» dem
ZwtiKtpln von Byer» Quarry, Eng-
land, */i (nach King).
6 Steinkorn au» den« Zoehntein von
Gera (nach (ietnitz).
Fl*. &49
Vcnericnrdia imbrirata Ijuii Koran. GrUnion Ihm Parif.
Pleuroph+orus King (Fig. 647). Quer
verlängert, vierseitig; Wirbel terminal. Ober-
fläche mit einigen schräg nach hinten ge-
richteten Radialrippen oder glatt. Schlosszähne 2 : 2 stark divergirend, ausser-
dem je ein langer, leistenförmiger hinterer Seitenzahl!. Devon bis Trias;
Hauptverbreitung im Perm.
Cardita Bing. Länglich vierseitig, trapezoidisch, mit stark nach vorne
gerückten Wirbeln, und mit radialen, etwas schuppigen Rippen verziert,
meist mit Lunula. Ränder gekerbt. Schlosszähne (2 : 2— :i) sehr schief, fast
leistenförmig. Trias bis jetzt.
Subgenus: Pal aeocardita Com. (Fig. 648). Wie vorige, aber mit
hinterem Seitenzahn. Trias bis Kreide.
Venericardia Lam. (Fig. 649). Rundlich dreieckig oder herzförmig,
radial gerippt. Schlosszähne schief, leistenförmig. Seitenzähne fehlen. Kreide.
Tertiär bis jetzt.
Astarte Sow. (Crassina Lam.) (Fig. G50). Rundlich dreieckig, kreis-
förmig oder oval, schwach gewölbt, dick; aussen glatt, concentrisch gestreift
oder gefurcht. Unter den Wirbeln eine schwach vertiefte Lumda. Schloss-
zithne 2:2, der vordere der rechten Schale gross und dick. Carbon bis jetzt.
Subgenera: Astartella Hall (Carbon), Astartopsis v. Wöhrmann
(Trias), Coelastarte Böhm, Praeconia Stol., Crassinella Bayle (Fig. t)51).
Prorokia Böhm (Jura), Eriphyla Gabb. (Kreide), Grotri'ania Speyer.
Tertiär.
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Honioinyaria. Heterodonta. Integripalliata.
Opis Defr. (Fig. 652). Dreiseitig, herzförmig, glatt oder concentrisch
gefurcht. Wirbel stark vorragend, nach vorne gekrümmt. Lunulu ungemein
tief , kantig be-
grenzt. Schloss-
zähne (2:1) lang,
Trias bis Kreide.
Kif. d->0
A'tnrte Voltzi Klct
DußBor (iiiiiili-rv-
hofcti, KInaw.
(Nut. Grosso.)
Plg 661
Anturtc Cra**h>flln> obtiqun
1H»U. l'nt. Oolith. BayiMix.
CulVAil.M«.
Flu CÖ3.
Gotnbillin milim h
iM-fr s;> Grohkulk
Grignon.
(Nach Deabayes.)
Vis UM
Woortin profundn Pesh
(Sablea Inf&rteures.)
Aizv bei uon.
Opisoma Stol. (Jura), Seebachia Neumayr (Kreide), Goodallia Turton
(Flg. 653), Woodia Desh. (Fig. 654). Tertiär" und jetzt.
6. Familie. Megalodontidae. Zitt.1)
Schale gleichklappig , sehr dick, meist glatt oder /ein concentrisch gestreift.
Schlossplatte breit, mit 2:2 starken, ungleichen Schlosszähnen und zuweilen
einem vorderen und hinteren Seilenzahn. Band äusserlich, durch dicke Fulcra
gestützt. Hinterer Muskeleindruck meist auf einer hervorragenden Leiste gelegen,
vorderer klein. Devon bis .Tina.
Die Megalodontiden beginnen im Devon und endigen im Jura. Haupt-
verbreitung in der alpinen Trias. Sie stehen einerseits den Astartiden,
andererseits den Pachyodonten, und zwar der Gattung Diceras nahe. Sie
werden vielfach als Vorläufer der letzteren betrachtet. Nach G. Böhm zeigt
Pachyerisma auch Beziehungen SU Cardium.
Megalodon Sow. {Tauroceras, Lycodus Schafh., Conchodon Stoppani)
(Fig. 655—657). Schale gewölbt, oval oder dreiseitig gerundet, glatt oder
concentrisch gestreift. Wirbel nach vorne gekrümmt. Schlossrand sehr
breit. Rechte Klappe mit zwei ungleichen, stumpfen, länglichen, durch
eine tiefe Zahngrube getrennten Schlosszähnen; unmittelbar vor dem klei-
neren Vorderzahn befindet sieh der halbmondförmige, kleine, aber sehr stark
vertieft«' vordere Muskeleindruck (o). Linke Klappe ebenfalls mit einem
grossen hinteren und einem kleineren vorderen Schlosszahn. Seitenzähne
fehlen. Hinterer Muskeleindruck in beiden Klaupen schwach vertieft, läng-
lich, auf einer vorragenden leiste. Die älteste devonische Art (Eumegalodon
cucuUatus Goldf. Fig. 655) hat runzelige, undeutlich getheilte Schlosszähne
') Gümbel, C. W\, Die Dachsteinbivalve. Sitzungsber. Wiener Äkad. 1862.
Bd. XLV. — Hoernes R., Materialien zu einer Monographie der Gattung Mega-
lodus. Denkschr. Wiener Akad. 188o. XL. — Böhm G., Megalodon. Pachycrisuna
und Dicerast. Ber. naturforsch Gesellsch. Freiburg 1891. VI.
Zittcl, Omiirtzniro ilor Palnoontnloßle 11»
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290
Mollusca. Lamellibranchiata.
und glatt«1 gerundete Schale. Die triasischen Arten erreichen zuweilen be-
deutende Grösse und sind meist durch eine vom Wirbel bis zum hinteren
Mtgaloilon I Eumfgatodon) cucullatus GoMf.
(N»t UrOne.)
Devon. J'hIIYuUi lui Köln.
Unterrand verlaufende
Schlosszähne glatt, der
FlR 656.
Hegalodvn i Xtomtgalodon)
triqurtcr « »Ifen sp. Trlns-
Dolotnit. Bleiben?, KAmthen.
Kante ausgezeichnet, die
hintere rechte meist durch
eine Längsfurche verdoppelt (Neomegalodon Gümb.). Sie finden sich in
ungeheurer Menge hauptsächlich im sogen. Dachsteinkalk (Dachsteinbivalve)
der Nordalpen und im oberen Hauptdolomit der Südalpen, sowie in Raibier
und rhätischen Schichten.
Megalodon [Nenmegalodon) Oümbeli Stopp.
Fter 6A7
Klmli-^he BtUf«
Kll.iKetmlp. Tyrol. ,N«eli <i »im Lei >
Pachy erisma Morris und Lyc. (Pachy megalodon Gümb.). Aeusserc Form
wie bei Megalodon. Schlossplatte sehr breit. Vorderer Muskeleindruck halb-
kreisförmig, viel grösser als bei Megalodon, stark vertieft; hinterer Muskel
eindruck auf einer Leist«-. Neben den beiden Schlosszähnen jederscits noch
ein kräftiger hinterer Seitenzahn, sowie ein rundlicher vorderer Seitenzahn.
Trias bis oberer Jura.
Durga Böhm. Wie vorige, aber ohne hintere Muskelleiste. Lias.
Protod ice ras Böhm. Lias. P. (Megalodon) pumilus Gümb.
t D icerocard ium Stoppani. Rhät.
7. Familie. Craeeatellidae.
Schale oval oder länglich. Oberfläche concentrisch gestreift oder gefurcht.
Schlosszähne 1 — 3 in jeder Klappe; Seitenzähne fehlen oder schwach enhcickelt.
Band innerlich, in einer Grube unter den Wirbeln. Kreide bis jetzt. Marin.
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Homomyaria. Heterodonta. Integripalliata.
291
Crassatella Lam. (Fig. 658. 659). Dickschalig, länglich oval, vorne
häufig mit Lunula. Schlosszähne 2 : 2. Etwa 70 fossile und 36 lebende
Arten. Kreide bis jetzt.
lYtitsateäa plumbea Chom
Ito 6.58.
Grobkalk. Danury bei Epernay. (»/i HHt. <irÖw.)
Triodonta Koenen (Oligocän), Ptychomya Ag., Stearnsia White
(Kreide).
Oouldia Ad. Oval, klein. Schlosszähne 2:1 — 2.
Vordere Seitenzähne leistenartig. Kreide bis jetzt.
8. Familie. GaJeommidae. Gray.
Kleine, dünne, mehr oder weniger klaffende Schalen.
Schloss zahnlos oder mit 1 — 2 schwachen Cardinalzähnchen in
jeder Klappe. Band innerlich. Tertiär und jetzt. Marin.
Galeomma Turton, Scintilla Desh. (Fig. 660), Passya
Desh. etc.
9. Familie. Erycinidae. Desh.
Schale klein, oval oder dreieckig, dünn, gleichklappig,
geschlossen, glatt oder fein gestreift. Cardinalzähne stark
divergirend. Seitenzähne vorhanden oder fehlend. Band
innerlich, zwischen den Schlosszähnen. Tertiär bis jetzt ;
eine einzige Art aus der Kreide.
Erycina Lam. (Fig. 661), Spaniodon Reuss,
Kelliella Sars, Lasaea Leach., Montacula Turton,
Hindsiella Stol , Pythina Hinds etc.
Fig. 660.
Scintilla PaHtienti»
Desh. Hütt, Meere*-
aand. Auvera.
(*/, nat Orttano, nach
DeNlniye*.)
10. Familie. Luoinidae. Desh.
Fl*. 661.
a Erycina ptllucida I-iun.
Grubknlk. Farne.«. (Nach l>es-
h a y o ».)
fcSchloK» von K. Foucardi D&dl,
t'nt Moereasand. HY-rouval.
(Stark verirr., nach I> e s h a y e s )
Silur
Schale rundlich oder quer oval, geschlossen, mit Epi-
dermis. Schloss veränderlich, in der Regel mit zwei
divergirenden Cardinal- und wohl entwickelten vorderen
und hinteren Seitenzähnen, zuweilen aber auch zahnlos. Band äusserlich
bis jetzt. Hauptverbreitung im Tertiär und Jetztzeit. Marin.
Die typischen Lucinen haben nur zwei
Kiemen, einen dünnen, wurmfürmigen Fuss
und zwei kurze Siphonen. Die Gattungen
der Unterfamilie der Ungulinen (Ungulina,
Diplodonta etc.) unterscheiden sich durch den
Besitz von vier ungleich entwickelten Kiemen-
blättern.
Diplodonta Bronn (Fig. 662). Rund-
lich, gewölbt, dünnschalig, coneentrisch ge-
streift, jederseits mit zwei divergirenden
Schlosszähnen, wovon der vordere in der linken, der hintere in der rechten
Schale gespalten. Muskeleindrücke gleichgross. Tertiär und lebend.
Ungulina Daudin. Tertiär und lebend.
lfi*
FiR. 662.
Diplodonta dilatata Pbfl. I'llooon.
Rhodu». (Nat Grösse.)
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Mollusca. Lamellibranchiata.
Axinus Sow (Cryptodon Turton) (Fig. 603). Dünnschalig, oval, con-
centriseh gestreift, hinten mit einer vom Wirbel zum Hinterland verlauten-
den Furche. Lunula vorhanden. Schloss zahnlos oder rechts mit einem
schwachen Cardinalzahn. Muskeleindrücke gleichartig. Eocän bis jetzt.
Fig. fi63
a Axintu (Cryptodon) tinu-
lun» Don. Miot-an. Urunrl
ln'i Wien. iNnt (irm.«c.)
b Asinu» unicarinatu«
Nywt Septarionthon.
Kreicnwulili' 1>H Berlin.
Kit; <".<>»
Unieardium eseejitrieutn «1'Ort».
KininifriilRo. Ch|> In Hi'.vv
Ih'I Havri'. (Nat. (;rii«v )
Fl*. MS,
Tancrtilia tfruripirmi» Dunkcr Rp.
Unk Uu. Hattingen, Lothringen. Nat.
(iroRKi1. iNai'h Tr rq 11«' in.)
t Paracyrlas Hall. Fast kreisrund, dünnschalig, eoncentrisch gestreift.
Wirbel wenig vorragend; Lunula fehlt. Schloss unbekannt. Silur. Devon.
/'. (Lucina) proavia Goldf.
Kit;. 866
Palaeomya eornUiua Zill
u. Uonb. CnralniK.
Cilos, Calvados.
Gunvlon (Vorhin Mellingi llau.-r. ob. Inas. San/..- am l'nxlll Wl RalU.
(Nat. Grosse.)
Unieardium d'Orb. (Fig.bt>4). Fast kreisrund, gewölbt, eoncentrisch
gestreift. Wirbel eingekrümmt. Schlossrand dünn, mit einem schwachen
Cardinalzahn. Muskeleindrücke elliptisch. Trias bis Kreide.
Tancredia Lycett (Fig. »5(J5). Quer drei-
eckig, schwach gewölbt, vorne schmäler und
länger als hinten. Hinterseitc schräg ab-
^W8& gestut/t und etwas klaffend. Schloss jeder-
f Hj seits mit einem Schlosszahn und einem
leisten förmigen hinteren Seitenzahn. Trias
\ ^*£t£%T*J bis Kreide.
Fi«.
dtrbi» lamellosa Ijim (Jrohkalk. (iriiriinn.
(Nat «;ronnf^
Kig. SAB.
Mutiella conrrUUn /.in. Turonkrt-ä«!«', Gos.au.
(Nat »rtNwr.)
Corhicella Morris
Palaeomya Zitt. und Goub. (Fig. ogg). Ob. Jura,
und Lycett. Jura. Sportella IVsh. Eocän.
Oonodon Schafh. (Corbis p. j). auet.) ^Fig. »Hm). Kund, gewölbt, ziem-
lieh dickschalig, conccntrifich gestreift. Rechte Klappe mit zwei kräftigen,
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Homomyaria. Heterodonta. Integripalliata.
293
divergirenden Schlosszähnen, welche einen dreieckigen Schlosszahn der linken
Klappe einschließen; zuweilen auch mit einem sehwachen leistenartigen
hinteren Seitenzahn. Muskeleindrücke oval. Trias. Jura.
-•JMS
Hl. f.70.
/-ucina (Miltha) giganlea Desh. Cirobkalk. GrfgnOO. (*/» nat. Grösse.)
Sphaeriola , Mutiella Stol. (Fig. 668), Sphaera Sow. Kreide.
C orbis Cuv. (FimWia Megerle) (Fig. 669). Rundlich oder quer ovnl,
gewölbt, dickschalig; Oberfläche mit concentrischen Blättern oder Furchen
Fl«. 671.
Lucina rolumbclln Miofän. Stclnabrunn
bei Wien.
"N
Fig. 672.
Lucfaa puicAra Zitt. u. Goubort. Coming.
Miliis, <'jt!vu<lost. (•/, nat OrftsaeO
L ucina Brug. (Fig. 670—673).
mit Lunula, co n cen tri seh , seltener
Lucina pruea Iii». Sioiiiknni aus ih-rn oberen .silur
von Ootland (DHc-h Roemer)L
und radialen Streifen verziert, gegittert.
Sehlosszähne 2:2, kurz, ausserdem
jederseits ein vorderer und hinterer
Sei ten zahn. Muskeleindrücke oval,
wenig verschieden. Jura bis jetzt.
Kreisförmig oder linsenförmig, häufig
radial verziert. Meist 2 Schloss- und
2 Seitenzähne in jeder Klappe, die jedoch theilweise oder ganz verkümmern
können. Vorderer Muskeleindruck schmal, lang, hinterer oval, kleiner.
Etwa 100 lebende und circa 300 fossile Arten von der Trias an.
Bubgenera, Dent ilucina Fischer, Myrtea Turton, Miltha Ad.,
Codakia Scopoli, Loripes Poli etc.
LI. Familie. Lumüicardüdae. Fischer.
Meist gleich klapp ige, dreieckige Schalen mit terminalem Wirbel, von welchem
eine scharfe Kante nach dem Unterrande verläuft, wodurch vorne eine abgeflachte
Area abgegrenzt wird. Schlossrand gerade, lang. Schloss, Muskeleindriicke und
Mantellinie unbekannt. Silur. Devon.
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294
Mollusca.
Fl«. 674.
Conocardium alaeformt How.
Kohlonkalk Toimiitv, Belgien.
(Nat. Groiu«)
Lunulicardium Münst. Dreieckig. Vorderseite mit Byssusspalte. Ob.
Silur. Devon. L. semistriatum Münst.
Patrocardium Fisch. (Hcmicardium Barr.). Wie vorige, aber ohne
Byssusspalte. Silur.
Weitere Gattungen Anita {Spanüa, Tetinka), Mila, Tenka, Babenka
(Matercula) Barr. Silur.
Familie. Conocardiidae. Neumayr.
Schale gleich klappig, verlängert dreieckig, radial
gerippt, mit gekerbtem Rand. Vorderseite abgestutzt,
breit herzförmig, röhrenartig verlängert; Hinter seite
geflügelt, nach unten klaffend. Schlossrand sehr lang,
gerade, zahnlos oder mit einem schwachen vorderen
Seitenzahn und einem Schlosszähnchen. Auf der
Hinter seite eine schräge, lange innerliche Leiste.
Silur bis Carbon.
Die einzige Gattung Conocardium Bronn.
(Fig. 674) (l'leurorhynchus Phill., Rhipidocardium
Fischer) ist nach Neumavr aus den Lunulicardien hervorgegangen, nimmt
aber eine ganz isolirte Stellung ein. Gegen 50 Arten bekannt.
13. Familie. Praecardiidae. Hoemes.
Schale dünn, gleichklappig, gewölbt, quer eiförmig, radial, seltener concentrisch
verziert. Schlossrand zahnlos oder mit schwachen Kerbzähnehen. Muskeleindrücke
schwach. Silur. Devon.
Praecardium Barr. Gewölbt, grob radial gerippt. Unter den vor-
ragenden Wirbeln eine dreieckige Area mit einigen parallelen verticalen
Kerbzähnen. Silur. Devon.
Paracardium Barr. Wie vorige, jedoch fein gerippt. Schlossrand
winklig. Silur. Devon.
Panenka Barr. (Puella, Pentata Barr., Silurocardium Leym.). Oval oder
gerundet vierseitig, radial gerippt, vorne unter den Wirbeln meist eine kleine
Lunula. Keine Area über dem geraden oder etwas winkligen, zahnlosen
Schlossrand ; Bandgrube linear. Silur. 236 Arten von B ar r a n d e beschrieben.
Regina Barr. (Kralowna Barr.), Praelima Barr.
Silur.
l'raelucina Barr. Kreisrund, fast gleichseitig, ohne
Lumda und Area. Wirbel wenig vorragend, fein radial
und concentrisch gestreift. Silur.
Buchiola Barr. {Glyptocardia Hall.) Devon. B.
(Cardiola) retroslriata v. Buch.
Cardiola Brod. (Fig. 675). Hoch gewölbt, eiförmig ;
Wirbel angeschwollen und gekrümmt, mit groben, wel-
ligen, concentrischen Rippen und radialen Streifen.
Unter den Wirbeln eine dreieckige Area. Schlossrand
unter den Wirbeln mit schwachen Kerbzähnrhen. Silur.
Devon.
Slava Barr. (Gloria Barr.). Silur. Devon. Böhmen.
Dual i na Barr. Rechte (selten linke) Klappe ge-
wölbt, mit stark nach vorne gekrümmtem Wirbel; linke
flacher mit kaum gekrümmtem Wirbel, radial gerippt. Ob. Silur; seltener
im Devon. Böhmen.
Antipleura Barr. Wie vorige, aber weniger ungleichklappig, die Wirbel
der beiden Schalen nach entgegengesetzter Richtung gekrümmt. Silur. Böhmen.
Dalila Barr. Schalen fast gleichseitig, rund oder elliptisch, ungleich-
klappig. fein radial gerippt Die eine Klappe gewölbt, die andere flach.
Wirbel wenig vorragend. Silur. Böhmen.
FIr. 675.
Cardioln contueopiae
Ool«lf. Devon (Cfyme-
nicnknlk». Bberamith,
Flcatelgehlnre. (Nat
( irossi". )
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Homomyaria. Heterodonta. Integripalliata. 295
14. Familie. Cardiidae. Lam.
Schalen gleichklappig, herzförmig, oval, zuweilen hinten verlängert, meist
radial verziert. Ränder gekerbt. Band äusserlich. Schloss in jeder Klappe mit
zwei conischen, kreuzweise gestellten Schlosszähnen und einem vorderen und hinteren
Seitenzahn. Bei einigen brackischen Formen verkümmern die Zähne. Muskel-
eindrücke oval. Trias bis jetzt.
Die Thiere besitzen vier Kiemenblätter, zwei kurze Siphonen und einen
langen cylindrischcn oder geknickten Fuss. Der Mantel verwächst nur unter
den Siphonen. Die Herzmuscheln leben gegenwärtig in grosser Zahl in den
Meeren aller Zonen. Im schwarzen und caspischen Meere gehen einzelne
Arten in das brackische und süsse Wasser über, erleiden jedoch hierbei
namhafte Veränderungen. Die Siphonen verlängern sich und verwachsen,
es entsteht eine Mantelbucht, die Schalen klaffen hinten, das Schloss ver-
kümmert, und der Fuss wird kürzer und breiter. Solche brackische und
limnische Formen sind schon im Miocän stark verbreitet.
Cardium Lin. (Fig. 676). Gewölbt herzförmig oder länglich oval,
radial gerippt oder gestreift, meist geschlossen, Wirbel vorspringend, aber
schwach gekrümmt Ränder gekerbt. Schloss jederseits mit zwei kräftigen
Schlosszähnen und vorne und hinten mit einem Seitenzahn. Etwa 200
recente und mehrere Hundert fossile Arten von der Trias an.
Protocardia Beyr. (Fig. f.77), Laevicardium Swains. (Fig. 678),
Hemicardium Cuv Lithocardium Woodw. , Byssocardium Mun.-
Chalmas etc.
Limnocardium Stol. (Fig. 679). Oval oder quer verlängert, hinten
abgestutzt und meist klaffend. Schlosszähne schwach, Seitenzähne entfernt,
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2%
Mollusca. Lamellibranchiata.
kräftig. Manteleindruck meist mit kurzer Bucht. In brackischen Miocän-
ablagerungen, namentlich in der sarmatischen und politischen Stufe von
Ost-Europa. Lebend in brackischen Buchten des caspischen und schwarzen
Meeres und des Aralsees.
Subgenera. Prosodacna Tourn. (Psilodon Cobalescu), Didacna, Mono-
dacna Eichw., Uniocard ium Oapellini, Arcicardium Fischer.
Adacna Eichw. Länglich oval, dünn, hinten abgestutzt, vorne und
hinten klaffend. Schloss- und Seitenzähne rudimentär oder fehlend. Mantel-
bucht tief. Siphonen sehr lang. Miocän und lebend im caspischen Meer.
An die Cardiiden schliesst sieh die Familie der Tridacnidae Gray an.
Die beiden lebenden Gattungen Tridacna Brug. und Hippopus Lam.
erreichen mächtige Grösse und stammen wahrscheinlich von Hemicardium
und ähnlichen Formen ab.
Schale oval oder herzförmig, concentrisch gestreijt, mit starker Epidermis.
Schloss jederseits mit 2 — 3 Schlosszähnen und links mit einfachem, rechts mit
doppeltem SeUenzahn vorne und hinten. Band äusserlich. Manteleindruck einjach
oder mit schwacher Bucht. Lias bis jetzt.
Die Cyreniden leben in brackischem oder süssem Wasser. Die Thiere
haben zwei, selten nur einen Siphon, vier Kiemen und einen grossen Fuss.
ziert. Schloss in jeder Klappe mit drei Schlosszähnen und kräftigen, häufig
leistenförmigen Seitenzähnen. Lias bis jetzt. Hauptverbreitung in Kreide.
Tertiär- und Jetztzeit, Gegen 300 Speoies.
Subgenus: Corbicula Meg. (Fig. 680. 681). Wie Cyrena, aber die
leistenförmigen Seitenzähne quer gestreift.
Sphaerium Scopoli {Ctjclas Brug.). Dünnschalig, kreisrund, gewölbt,
fast gleichseitig. Schlosszähne 2 : 2 schwach , Seitenzähne leisten form ig.
Lebend im Süsswasser von Europa und Nord- Amerika. Fossil von der
oberen Kreide an.
Pisidium Pfeiffer. Wie vorige, aber länglich oval, ungleichseitig.
Eocän bis jetzt.
Galatea Brug., Fischeria Bernardi. Recent.
Schale oval oder länglich, gewölbt. Schloss mit 2 — 3 V ordinal zähnen und
einem hinteren Seitenzahn. Band äusserlich. Bandnymphen stark. Manteleindruck
ganz, selten mit seichter Bucht. Marin.
Die Siphonen der Thiere sind kurz, die Mantellappen vorne getrennt;
der Fuss conisch zugespitzt. Vier Kiemenblätter. Die Schalen der Cypriniden
unterscheiden sich von den Astartiden lediglich durch die wohl entwickelten
hinteren Seitenzähne und meist kräftigeren Schlusszähne; sie haben wahr-
scheinlich dieselbe Abstammung und trennten sich erst von der Juraformation
an bestimmter von einander. Die Stellung der paläozoischen Vorläufer ist
15. Familie. Cyrenidae. Adams.
Iß. Familie. Cyprinidae. Lam.
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Homomyaria. Heterodonta. Integxipalliata. 297
darum strittig; sie werde» theils bei der einen, theils bei der anderen
Familie untergebracht.
Cypricardia Lam. (Libitina Schum.). Schale ungleichseitig, quer ver-
längert, trapezoidisch, concentrisch, seltener radial verziert. Hinterseite häufig
mit Kiel. Jedereeit* mit drei divergirenden Schlosszähnen, wovon der hintere
rechts häufig gespalten, sowie einem starken hinteren Seitenzahn. Jura
bis jetzt. „
— I- IK- WO».
Kl(f. 684. Uocanlia »Mala d'Orb. I'ort-
SchUisg von Itocantia lunvlata Nyrt. Crair. Antucrpon. lim.lktilk Cfrey, Haute-Marno.
(Nach Lorlol.)
Roudairia Mun. -Chalmas. Wie vorige, jedoch hinten mit scharfein
Kiel und glatter Area, vorne concentrisch gefaltet. Der vordere Schlosszahn
in beiden Klappen ist leistenartig und folgt dem Schalenrand. Hinterer
rechter Schlosszahn gespalten. Ob. Kreide.
Anisocardia Mun.-Chalmas (Fig. 682). Oval oder trapezoidisch, ge-
wölbt, glatt oder radial gestreift; Ilinterseite zuweilen gekielt. Hechte
Klappe mit einem starken hinteren, häufig gespaltenen und einem nach
vorne divergirenden vorderen Schlosszahn, sowie einem hinteren Seitenzahn ;
links ein dreieckiger, nach vorne verlängerter vorderer und ein hinterer
Schlosszahn, ausserdem ein hinterer Seitenzahn. Jura. Tertiär.
Plesiocyprina Minder Chalmas. Jura. Cicatrea Stol. Kreide,
Coralliophaga Blv., Basterotia Mayer (Anisodonta Desh.). Tertiär
und lebend.
» I socardia Lam. (Fig. 683. 684). Herzförmig oder oval, hoch gewölht,
concentrisch gestreift oder glatt. Wirbel stark angeschwollen , nach vorne
und aussen gekrümmt Band vom gespalten und in zwei getrennten Furchen
bis in die Wirbel fortsetzend. Jederseits zwei verlängerte, liegende Schloss-
zähne und ein hinterer leistenartiger Seitenzahn. Jura bis jetzt.
Cyprina Lam. (Fig. 685. 686). Rundlich oder oval, hoch ge-
wölbt, concentrisch gestreift. Wirbel vorragend, mässig gekrümmt.
Schloss recht« mit drei divergirenden Cardinalzähnen , wovon der
hintere öftere gespalten, und einem entfernten hinteren Seitenzahn;
links mit drei Schlosszähnen, wovon der mittlere am stärksten, der
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298
Mollusca. Lamellibranchiata.
vordere liegend, dem Rande parallel, der hintere schwach leistenförmig.
Jura bis jetzt. Hauptverbreitung in Jura und Kreide.
Subgenera: Venilicardia
StoL Kreide (Fig. «87), Pygo-
cardia Mun.-Chalmas. Tertiär.
Flg. 687.
Schioos der rech-
ton Schule von
Cyprina (Venili-
cardia) eordi-
formis d'Orb.
(.Jault Selgno-
lay, Yonne.
Cyprina hlanrtica LIn. Dilu-
vium, hohuhlan, Schweden,
B. Sinupalliata.
Fl*. 686.
Cyprina tumida Kyst.
CniR. Antwerpen.
Mantelbucht mehr oder
Siphonen lang, ganz oder tfieilweise zurückziehbar.
weniger tief.
17. Familie. Veneridae. Gray.
Schale oval oder länglich, meist solid. Schloss mit 2 — 3 Schlosszähnen, zu
denen öfters noch ein vorderer Lunularzahn, selten auch ein schwacher Seitenzahn
kommt. Band ausser! ich. Bandnymphen stark. Mantelbucht bald tiej zungen-
förmig, bald kurz dreieckig, zuweilen kaum angedeutet. Marin. Jura bis jetzt.
Hauptverbreitung im Tertiär und in der Jetztzeit.
Die älteren jurassischen Vertreter lassen
sich nicht scharf von den Cypriniden unter-
scheiden, aus denen die Veneriden offenbar
hervorgegangen sind.
Pronoe Ag. Linsenförmig zusammen-
gedrückt. Schlosszähne 3:3, divergirend,
ausserdem ein hinterer Seitenzahn. Mantel-
bucht kaum angedeutet. Jura.
Cyprimeria Conr. (Fig. 688). Wie
vorige, aber Schloss rechts nur mit zwei
Zähnen, wovon der hintere gespalten. Mantel-
bucht sehr seicht Kreide.
Dosinia Scopoü (Artemis Poli). Kreis-
rund, schwach gewölbt, concentrisch gestreift
oder gefurcht, mit tiefer, wohl umgrenzter
Lunula. Schlosszähne 3 : 3. Mantelbucht tief,
aufsteigend, zugespitzt. Kreide bis jetzt.
Cyclina Desh. Kreide bis jetzt, Me-
roe Schum. (Sunetta Link), Circe Schum.
(Fig. 689), 0 rateloupia Desm. Tertiär bis
jetzt.
Venus Lin. (Fig. 690). Oval, rundlich bis dreieckig oder herzförmig,
dick, glatt, concentrisch oder radial verziert. Ränder glatt oder fein gekerbt.
Schlossplatte breit, jederseits mit drei einfachen divergirenden Schlosszähnen.
Mantelblicht kurz, winklig. Jura bis jetzt. Etwa 2<0 lebende Arten und
fast ebenso viele fossile. Diese höchst formenreiche Gattung wurde in zahl-
reiche Subgenera zerspalten (Mercenariu Schum., Chione Megerle, Gemma
Desh. etc.).
IÄS.
Cyprimeria ditcu* Math. sp. Kreide.
UoMtuthal.
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Homomyaria. Heterodonta. Sinupalliata.
299
Cylherea Lam. (Fig. 691. 692). Wie Venns, jedoch linke Klappe ausser
den drei Cardinalzähnen noch mit einem vorderen liegenden Lunularzahn.
Sehlosszähnc zu-
weilen gespalten.
Jura bis jetzt.
Hauptverbrei-
tung im Eociin.
Von den zahl-
reichen Unter-
gattungen sind
Meret rix Lam..
Dione Gray und
T ivelalAnk am
häufigsten.
Tapes Me-
gerle (Ptdlastra
Sow.) (Fig. 693). Quer oval, mehr oder weniger verlängert. Schlossplatte
schmal, jederseits mit divergirenden oder fast parallelen, häufig gespaltenen
Circt eximia
Horm- MiiM-ati.
KtizesfeM bei
Wien.
Venus cineta Kichw.
Uainfahrn hei Wien.
Fig. 691.
Cytherea temitulcata Lam. Grob-
kalk. Grlgnon bei Pari*.
Fig. C92.
Cytherin inerastaia Sow. sp. Ollgoctn.
Weinhelm bei Alzey.
Schlosszähnen. Mantelbucht tief. Kreide bis jetzt. Etwa 150 lebende Arten.
Von den Untergattungen zeichnen sich Baroda (Fig. 694) und Icanotia
Stol. (Fig. 695) aus der Kreide durch
langgestreckte Form der Schale und
durch leistenartige Beschaffenheit des
hinteren Schloss-
zahnes aus.
Oncophora
Rzehak. Wie Ta
pes, jedoch Man-
telbucht sehr
kurz ; Schloss
rechts mit zwei,
links mit drei un-
gespaltenen di-
vergirenden Zäh-
nen ; vorderer
Muskeleindruck
hinteiulurcheine
wulstige Leiste
begrenzt. In mio-
cänen Brackwas-
serschichten.
Venerupis Lam. Länglich vierseitig, aussen mit concentrischen Blättern
verziert. Schlosszähne 2 : 2— 3 kräftig. Tertiär. Lebend.
ViK. 694.
Tapes; Baroda) fragili» d'Orb. xp. Kreide, (iosauthal.
Kijj. 693.
gregarin Partech.
Sanuatlsehe Stufe. Wiesen
bei Wien.
Tapr* Icanotia) impar Zitt.
Kreide. Qona.
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300
Mollusca. I^mellibranchiuta.
Die in Felsen oder Muscheln sich einbohrende Gattung Vetricola Lam.
bildet mit einigen anderen lebenden Formen nach Fischer eine besondere,
den Veneriden verwandte Familie.
18. Familie. Donacidae. Desh.
Schale quer dreieckig oder keiljörmig, geschlossen, vorne verlängert. Band ausser-
lieh, kurz. Schlosszahne 1 — 2 in jeder Klappe und meist auch Seitenzähne vorhanden.
Mantelbucht kurz, oval. Jura bis jetzt. Marin.
Isodonta ßuv. {Sowerbya d'Orb.). Fast
gleichseitig, gewölbt. Seitenzähne vorne und
hinten kräftig. Mantelbucht tief. Lias. Jura.
Donax Linn. (Fig. 69G). Länglich oval,
keilförmig oder dreieckig. Vorderseite länger,
als die abgestutzte Hinterseite. Schlosszähne
2:2—1. Seitenzähne schwach. Etwa 10 1 lebende
und einige tertiäre Arten.
19. Familie. Tellinidae. Lam.
Schale quer verlängert, dünn, hinten etwas verschmälert oder abgestutzt und
mehr oder weniger klaffend. Schlossrand schmal, mit 1 -2 divergirenden Sclüoss-
zähnen in jeder Klappe; Seitenzähne vorhanden oder Jehlend. Band äusserlich
auj erhöhten Nym-
phen. Mantelbucht
tief und breit. Jura
bis jetzt , haupt-
sächlich tertiär
und lebend.
Hr. 6%.
Donax lueidn Klchw. Burma Uacbc
Stoffe Wiesen bei Wien,
Fl*. 69?
Tellinn pfnnutn Ijitll.
14 iocin. HMxlelnadorf M Wien.
KU. 700.
Piammobia rffuta I>c*h.
I'Kmct
Qfobkalk.
Flß. 691».
Trllina ll.iurnria) bira-
dinla Zilt. Krvh\v.
(JoftUU.
Tellina Linn. [Fig. 697. 69H). Quer verlängert bis oval, zusammen-
gedrückt, etwas ungleichklappi^r, Hinterseite mit einer vom Wirbel zum
Hinterrand verlaufenden Falte. Vorderseite gerundet. Wirbel häufig subcentral,
wenig vorragend. Zwei Schlosszähne und jederseits ein Seitenzahn in jeder
Klappe. Jura bis jetzt.
Subgenera. Macoma Leach, Strigilla Turton, Tellidora Mörch,
Linear ia Conrad {Arcopagia d'Orb.) (Fig. »599) etc.
Gastran a Schum. (Fragilia Desh.). Mioeän und lebend.
Quenstedlia Morris und Lyc. Länglich oval, hinten schief abgestutzt.
Wirbel wenig vorragend. Nur ein Schlosszahn vorhanden. Mantelbucht
seicht. Jura.
Asaphis Modeer, Sanguinolaria Lam. Tertiär. Recent.
Psammobia Lam. (Gari Schum. * Fig. Quer verlängert, zusammen-
gedrückt, vorne und hinten schwach klaffend. Hinterseite abgestutzt. Schloss-
zähne 2 : 2 oder 2 : 1. Seitenzähne fehlen. Kreide (?), Tertiär und lebend.
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Homomyaria. Hetero<lonta. Sinupalliata.
301
20. Familie. Solenidae. Lam.
Schule scheidenfömiig, stark verlängert, vorne und hinten weit klaffend.
Schlosszähne 'J : X, klein, die hinteren häufig gespalten. Seitenzähne fehlen. Band
äusserlich. Krei-
de bis jetzt.
Marin. Die an-
geblich paläo-
zoischen und
triasischen For
men gehören
zu den Solen-
opfriden.
Solecur-
tus Blv.(Psam-
mosolen Risso) (Fig. 701). Wirbel subcentral, quer verlängert, vorne und
hinten gerundet. Schlosszähne genähert. Kreide bis jetzt.
Pharella Grav, Ceratisolen Forbes,
Siliqua Megerle, Cultellus Schum. (Fig. 70:i).
Tertiär und lebend.
Ensis Schum. Stark verlängert, schwach
gebogen, vorne und hinten gerundet, klaffend.
Wirbel fast am Vorderende. Schlosszähne 2 : 1.
Mantelbucht kurz. Tertiär und lebend.
Solen Linn. (Vagina Schum.) Fig. 702).
Scheidcnförmig, gerade, vorne und hinten ab-
gestutzt, weit klaffend. Wirbel terminal. Tertiär und lebend.
Flft 701.
Soteemrtut Dtthaytti Dwm. *p. Koran,
(irlgiion boi l'uri.". (Nut. Gros*»'.)
Fi». 702.
Solm tuh/ratjili* Kii liw. Sarmntlwhc
Btufe. PulU'iitlorf l'nptrn.
Fi« 70X
Cnlttllu* Urign i.'l>.>sli (irol.kalk.
Grignnn bei Pari*.
21. Familie. Scrobiculariidae. Adams.
Schale dünn, rumllich oder dreieckig, etwas klaffend, hinten öfters gebogen.
Scfdosszähne 1—2 klein: Seitenzähne vorhanden oder fehlend. Band innerlich,
in einer schiejen Grube unter den Wirbeln gelegen. Mantelbucht tief. Tertiär
und lebend. Marin.
Syndosmyu Schum. (Fig. 704). Rund-
lich, fast gleichseitig; Hinterseite mit schwa-
cher Falte. Schlosszähne 2 : 2, ausserdem
vorne und hinten ein Seitenzahn. Tertiär
und lebend.
Semele Schum. (Amphidesma Lam.),
Cumingia Sow. Tertiär und leitend.
Scrobicularia Schum. Oval, dünn, fast gleichseitig, zusammen-
gedrückt. Schioaszähne 1—2 in jeder Klappe. Band in einer dreieckigen
Grube, theilweise äusserlich sichtbar. Tertiär. liebend.
PI* 701
Üywbmmyn ajvlina Ken. *|>. Minealn.
«iruml bei Wien.
22. Familie. Mesodesmidae.
Schale dick, oval, quer verlängert oder drei-
eckig, geschlossert. Hand innerlich in dreieckiger
Grul»e. Ein einziger (selten zwei Schlosszähne)
in jeder Klappe. Mantelbucht klein. Tertiär und
lebend. Marin.
Desh.
Mes odesma Desh. (Paphia Lam.), Ervilia
Turton (Fig. 705). Tertiär und lebend.
Flu 70.",.
Padalica F.irhw. Snrmalixrhc
Stufe. Witten Ih-'I Wien. (Nat. Gr.
2.'}. Familie. Mactridae. Desh.
Scluile oval, dreieckig oder quer verlängert, gleichklappig, geschlossen oder
hinten und vorne klaffend. Band innerlich in einer grossen dreieckigen Bandgrube,
davor in der linken Klappe ein dreieckiger, /\ förmiger Spaltzahn, der sich in eine
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302
Mollusca. LamellibranchiatÄ
entsprechende Grube der rechten Klappe einfügt; Seitenzähne kräftig oder fehlend.
Mantelbucht bald tief, bald seicht. Kreide biß jetzt Marin.
Die Thiere haben vier Kiemenblätter, einen langen zugespitzten Fuss
und vorragende verwachsene Siphonen.
Neumayr stellt die Mactriden zu den Desmodonten, doch hat Bittner
in überzeugender Weise ihre Verwandschaft mit den Syndesmyiden und
anderen Heterodonten nachgewiesen.
Mactra Linn. (Fig. 706). Dreieckig oder oval, geschlossen oder hinten
etwas klaffend. Die Unke Schale hat vor der dreieckigen Bandgrube einen
mehr oder weniger tief gespaltenen Schloss-
zahn, dem in der rechten eine dreieckige Grube
entspricht, die vorne von einem dünnen schrägen
Leistenzahn begrenzt wird. Seitenzähne sehr
kräftig, stark verlängert, in der linken Schale je
einer vorn und hinten, in der rechten je zwei
Flg. "06.
Mactra Podolica Klchw. Sarmu-
tiiche Stufe. Wiesen »>«-i Wien.
Flg. 707.
Lulraria ellipUcn Kolssv. Pliocfin. Khodu».
I«/, uat. lirimse.)
Ausser dem inneren Band noch ein kurzes äusseres Bändchen vorhanden.
Mantelbucht meist wenig tief. Kreide bis jetzt.
Mactrella, Maclrinula, Raeta, Eastonia Gray etc.
Lutraria Lam. (Fig. 707). Stark verlängert, vierseitig, vorne und
hinten klaffend. Bandgrube beiderseits in einem löffelartigen -über den
Schlossrand vorspringenden Fortsatz gelegen, davor in der linken Klappe
ein kräftiger Spaltzahn, in der rechten ein dünner Leistenzahn. Seitenzähne
fehlen. Mantelbucht tief. Tertiär und lebend.
Cardilia Desh. Tertiär und lebend.
4. Unterordnung. Desmodonta. Neumayr.
Dünnschalige, gleich- oder ungleichklappige Muscheln mit zahiüoscm Schloss-
rand oder nur mit zahnartigen Fortsätzen unter den Wirbeln. Scitenzähne fehlen.
Band äusserlich, halb oder ganz innerlich, im letzteren Fall häufig durch löffei-
artige Fortsätze des Srhlossrandes getragen. Muskeleindrücke schwach vertieft.
Manteleindruck ganzrandig oder mit Bucht.
Neumayr fasste unter der Bezeichnung Desmodonta nur Formen mit
ausgeprägter "Mantelbucht und langen Siphonen zusammen und stellte alle
mit ganzrandigem Manteleindruck versehene, meist paläozoische Genera,
obwohl sie in allen sonstigen Merkmalen übereinstimmen zu den Palaeoconchae.
Nach Ausschluss der mit ächten Schlosszähnen versehenen Mactriden,
sowie nach Beifügung der paläozoischen Integripalliaten bilden die Des-
modonten einen natürlichen Formencomplex, welcher sich als selbstständige
Parallelreihe neben den Heterodonten entwickelt hat
A. Integripalliata.
1. Familie. Solenopsidae. Neumayr.
Schale dünn, gleichklappig, lang gestreckt, vierseitig, mit weit nach vorn ge-
rückten Wirbeln. Vom Wirbel verläujt eine Kante, Hippe oder Furche nach der
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Homomyaria. Peamodonta. Integripalliata.
303
hinteren unteren Ecke. Schlossrand zahnlos. Band äusserlich, linear. Mantel-
eindruck ganz. Silur bis Trias. Marin.
Sanguinolites M'Coy. Stark verlängert, Hinterrand schief abgestutzt.
Wirbel schwach vorragend; von da eine diagonale Kante zur Basis des
Hinterrandes. Oberfläche mit concentrischen oder geknickten Streifen ver-
ziert. Vorderer Muskeleindruck durch eine leiste gestützt, Carbon.
Promacrus Meek., Prothyris Meek. Carbon.
Arcomyopsis Sandb. (Cimi-
taria Hall.). Stark verlängert, etwas
gebogen. Wirbel vorragend. Hinter-
rand schief abgestutzt. Die hintere
Area radial, die übrige Oberfläche
concentrisch verziert. Devon.
Phthonia, Pholadella Hall.
Devon.
Orthonota Conrad, Orthodesma Hall. Silur.
Solenopsis M'Coy (Palaeosolen Hall.) (Fig. 708). Stark verlängert,
scheidenfönnig, glatt; Vorderseite kurz, gerundet; die lange Hinterseite
klaffend. Devon bis Trias.
Fig. 708.
Solenopti» pelagica Gohlf. Devon. KUel.
2. Familie. Vlastidae. Neumayr.
Schale dünn, sehr ungleichklappig, mit stark vorspringendem Wirbel, glatt oder
concentrisch gestreijt. Schlossränder zahnlos, bogenförmig geschweift, unter dem
Wirbel in einem stumpfen einspringenden Winkel zusammenstossend und dadurch
eine klaffende Spalte bildend.
Hierher die zwei Gattungen Vlasta und Dux Barr. (= Vevoda Barr.)
aus dem oberen Silur (Ea) von Böhmen.
3. Familie. Grammyeüdae. Fischer.
Schale dünn, gleichklapp ig, oval oder quer verlängert, beiderseits gewölbt,
meist glatt oder concentrisch verziert. Wirbel vor der Mitte. Band äusserlich.
Schlossrand zahnlos, zuweilen verdickt. Manteleindruck ganzrandig. Silur bis
Jetztzeit. Hauptverbreitung in Devon und Carbon.
Die zahlreichen hiei her gehörigen Gattungen sind offenbar die Vorläufer
und Ahnen der modernen Desmodonten ohne Zähne und Ligamentlöffel.
0 r a m m y s i a Vern . {Sphe-
nomya Hall.) (Fig. 709). Quer
verlängert, gewölbt, concen-
trisch gestreift oder gerunzelt.
Wirbel am Vorderrand, ein-
gekrümmt, darunter eine tiefe
Lunula. Schlossrand gerade,
verdickt, zahnlos. Vom Wir-
bel zum Unterrand verlaufen
mehrere Furchen oder stum-
pfe Falten. Ob. Silur und
Devon.
Protomya Hall. Wie vorige, jedoch ohne die vom Wirbel zum Unter-
rand verlaufenden Furchen.
Elymella, Glossites, Euthydesma, Palaeanatina, ? Tellinopsis
Hall. Devon.
Leptodomus M'Coy. Silur.
Cardiomorpha de Kon. Oval, herzförmig, aufgebläht, glatt oder
concentrisch gestreift. Wirbel fast terminal, stark vorragend, sehr genähert,
nach vorne eingekrümmt. Schlossrand dünn, gebogen. Silur bis Carbon.
Kit:. 7i>;<
Qrammyria Ilamillonentu Vern.
stein, Nnssau Nut. (i rosse.
Spirifereiiüiindstein. Ijilm
(nach Sandberger.)
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304
Mollusca. Lnmellibrnnehiata.
Isoculia M'Cov. Wie vorige, aber mit groben concentrischen Falten
verziert. Carbon.
Broeckia de Kon., Chaenomya Meek., A n th r a c o m y a Salter,
Sedgwickia M'Coy. Carbon.
t Ford i IIa Barr. Klein, oval, fein eoncentrisch gestreift, schwach
gewölbt. Cambrium. Vielleicht zu den Crustaceen (Estheria) gehörig?
Edmondia de Kon. Quer oval, gewölbt, eoncentrisch gestreift, vorne
etwas klaffend. Schlossrand zahnlos, mit einer schmalen Leiste unter dem
Wirbel. Carbon.
Clinopistha Meek. und Worth. (Dystactella Hall.). Devon. Carbon.
Solenomya (Solenii/a) Lam. Schale schcidenförniig mit dicker glänzen-
der Epidermis, vorne und hinten klaffend, glatt oder mit schwach vertieften
radialen Streifen. Schlossrand zahnlos. Band von verdickten Leisten ge-
tragen. Carbon bis jetzt; überall selten.
B. Sinupalliata.
4. Familie. Pleuromyidae. Zitt.
Schale sehr dünn, gleichklappig , (pier ixrlängert, glatt oder eoncentrisch
yestreijt, mit winzigen Körncheureihen bedeckt, hinten, zuweilen auch vorne etwas
klaffend. Schlossrand zahnlos oderjederseits mit einem ganz schwachen Forlsatz,
welcher sich übiT
oder unter den ent-
sprechenden Fort-
satz der anderen
Schale legt. Band
linear, halb inner
lieh, zwischen den
etwas übergreifen-
den Schalenrän-
dern gelegen.
Muskeleindriicke
schwach. Mantel-
bucht tief. Car-
bon bis Kreide.
Hauptverbreit-
ung im Jura.
vi llor isma
King. Gleich-
klappig, verlängert, gewölbt, wenig klaffend. Vorderseite kurz, zuweilen
mit Lumda. Sehloss zahnlos. Carbon und Perm.
Pleuromya Ag. (Myacites auet.)
(Fig. 710. 711). Vorderseite kurz, ge-
rundet oder steil abfallend ; Hinterseite
verlängert, etwas klaffend. Schlossrand
jederseits mit einem dünnen horizon
taten Vorsprung, wovon sich jener der
rechten Klappe über den der linken legt.
Hinter diesem Vorsprung jederseits ein
schwacher Einschnitt. Band halb
äusserlieh, linear. Trias bis untere
Kreide, ungemein häutig, jedoch meist
sehlecht in der Form von Steinkernen
erhalten.
Gressh/a Ag. [Fig. 712). Wie vorige, jedoch rechte Schale am Schloss-
rand etwas vorragend und über die linke übergreifend. Vorderseite kurz.
Flg. 710.
I'leuromyn y.rrrfjrinn il'Orb.
ol>. Juni. Cln>rii»lii>«<! l» i Moskau.
• Nut. (irosM-.i
ii BtHnkern, *» Hchlnn.
Fi«. "11
1'lrtiromyn laiui-
ttriatn Atr. Dogger.
Zajaezki. l'olCO,
i Nut. < irit»»i- i
PIg. MS.
0rVMfM latirtittrl*
A«. Ünt. Oolith.
Tnnnic. Surthi\
i Nut. Orosw.
Qiit'iiM. DoKRor. Kii<-uttlti«t>n,
Lothringen. »»« Clröiwc.)
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ITomomyaria. Desmodonta. Sinupalliata.
305
breit. Im Innern der rechten Klappe eine vom Wirbel etwas schräg nach
hinten verlaufende schwache Schwiele, an welche sich das lineare, fast
ganz verdeckte und zwischen den Schalen gelegene Band anschliesst Auf
den Steinkernen bildet die- Schwiele eine Furche. In Lias und Jura
sehr häufig.
Ceromya Ag. (Fig. 713). Herzförmig, aufgebläht, die rechte Schale am
Schlossrand etwas höher, als die linke. Wirbel weit vorne, angeschwollen, un-
gleich, nach aussen gedreht. Vorderseite kurz, breit, Hinterseite verlängert
und etwas zusammengedrückt. Schlossrand zahnlos, rechts unter dem Wir-
bel mit einem stumpfen, länglichen Vorsprung, hinter welchem eine schräg
nach hinten verlaufende innere Schwiele beginnt. Band zwischen den beiden
Hinterrändern. Jura. Meist als Steinkern erhalten.
5. Familie. Panopaeidae. Zitt.
Schale gleichklappig, dünn, quer verlängert, vorne schwach, hinten stark klaffend,
meist concentrisch gestreiß oder runzelig. Schlossrand zaJtnlos oder jederseits mit
Fi*. 714.
Homomya (Arcomya) ealeeS/onni* Ar.
rnt. Oolith. Ia* MoutletUC bei Bayeux.
(*/, nat. Grösse.)
Fi« 715.
Qoniomya DuboM Ar. Hut. Oolith. Bavenx.
rt Schule In nat. Orösse. 6 Punktirto Oberfläche
der Schale, verBrossert.
durch
einem zahnartigen Vorsprung unter den Wirhein. Hand äusserlich, kurz,
kräftige Nymphen getragen. Mantelbucht tief. Trias bis jetzt. Marin.
Die Siphonen des Thieres ^
sind sehr lang, retractil und ver-
wachsen, der Fuss sehr klein, die
vier Kiemenblätter ungleich.
Homo mya Ag. (Myacites p. p.
Schloth., Arcomya Ag.) (Fig. 714),
Dünnschalig, quer verlängert, ge-
wölbt, glatt oder concentrisch ge-
furcht, zuweilen auf der Hinter-
seite mit schwacher Kante ; äussere
Schalenschicht mit feinen Körn-
chenreihen. Schlossrand zahnlos.
Band kurz, dick. Häutig in Trias,
Jura und Kreide.
G o n i o m ya Ag. (Lysianassa
Mstr.) (Fig. 715). Wie vorige , aber
Oberfläche mit \/förmig geknick-
ten Rippen verziert. Lias bis
Kreide.
Machomya, Plectomya
Loriol, Mactromya Ag. Jura.
Kreide.
Panopaea Menard (Glyci-
meris p. p. Klein) (Fig. 716). Meist grosse, concentrisch gestreifte oder
runzelige, vorne schwach, hinten weit klaffende Muscheln. Sehlossnind
Zittel, Qnradsftfe <ler Paläontologie. 20
l'anopata Menardi De
MbattM Exemplar, b t
Mg, 716.
Mi... an \\ i
;ner Becken, a Be-
isrund. (*fc nat. Gr.)
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306
Mollusca. Lamellibranchiata.
jederseits mit einem zahnartigen Vorsprang, dahinter die kurzen, wulstig vor-
springenden Bandnymphen. Kreide ois jetzt.
Cyrtodaria Daudin (Glycimeris Lam.), Saxicava Fleuriau (Hiatella
Daudin). Tertiär und lebend.
6. Familie. Pholadomyidae. Fischer.
Schale sehr dünn, gleicliklappig, quer oval, hoch gewölbt, hinten, zuweilen auch
vorne etwas klaffend; Wirbel mehr oder weniger vorragend. Vorderseite kurz,
gerundet. Oberfläche mit radialen, häufig knotigen Rippen
verziert, die von concentrischen Streifen oder Runzeln
gekreuzt werden. Schloss zahnlos oder jederseits mit
schwachem, länglichem Vorsprung. Rand dünn, äußer-
lich, kurz. Muskel- und Manteleindrücke schwach. Mantel-
bucht massig tief. Lias bis jetzt.
Hg 717 ViK 718.
Pholtt ' !<irclii*oni Bow. Pholadomya deltoldta Ajf.
in«»« l'olen Itofnter. England. (V» nnt. Gr.)
(Nnt. QtfkMJ
FIk. 719.
I'hotadomyn Piuehl Ooldf. OllKoeAn.
Tölz, Obrrtmyrrn. Ut <irönM«\)
Die einzige Gattung Pholadomya Sow. (Fig. 717—719) ist gegenwärtig
noch durch eine einzige, sehr seltene Art (Rh. Candida Ag.) in den Antillen
vertreten. Sie beginnt im unteren Lias und entwickelt in Jura, Kreide und
im Tertiär eine grosse Anzahl von Arten, die meist in kalkig- thonigen,
ursprünglich schlammigen Ablagerungen vorkommen.
7. Familie. Anatinidae. Gray.
Schale dünn, innen häufig perlmutterartig, gleich- oder ungleichklappig, etwas
klaffend. Schlossrand dünn, jederseits mit einem löff'elartigen Fortsatz zur Auf-
nahme des innerlichen Randes, das häufig ein
bewegliches Kalkstiick (Kiiöchelchen) umschliesst.
Das Rand verlängert sich nicht selten nach hinten
und ist äussert ich theilueise sichtbar. Trias
bis jetzt.
Die Mantellappen des Thieres sind fast
ganz verwach-
sen und lassen
Fiir. 721.
Thracin inerrtn Ak' «>1>. Jura. Fnititrtit,
Schweix. (Nat üröwMj.)
nur vorne eine
OefTnung für
den kleinen
Fuss und hin-
ten eine zweite
für die zwei
Die meisten Gattungen gehören der Jetzt-
Fi«. 720.
Anatina producta Zitt.
(iosatitliu).
Kreide.
langen, dünnen Siphonen frei
zeit an.
Anatina Linn. (Plattfmya, Cercomya Ag.. Rlicomya Stol.) (Fig. 720).
Schale sehr dünn, fast gleichklappig, concentrisch gestreift oder gerunzelt,
quer verlängert. Hinterseite verschmälert, klaffend, meist kürzer, als die
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Homomyaria. Desmodonta. Sinupalliuta.
307
Vorderseite. Schlossrand jederseits mit einem nach innen gerichteten, aus-
gehöhlten, löffelartigen Fortsatz für das innerliche Band, welcher hinten
durch eine vom Wirbel schräg nach unten verlaufende Leiste gestützt wird.
Mantelbucht tief. Jura bis jetzt.
Thracia Leach (Corimya Ag.) (Fig. 721). Ungleichklappig, oval, zu-
sammengedrückt, hinten verschmälert, abgestutzt. Schlossrand unter den
Wirbeln etwas ausgeschnitten, dahinter verdickt und jederseits mit einem
schwachen horizontalen Vorsprung zur Aufnahme des grösstentheils äusserUch
sichtbaren und nach hinten verlängerten Bandes. Trias bis jetzt.
Liopistha Meek. (Cymella, Psilomya Meek.) (Fig. 722). Gleichklappig,
oval, bauchig, concentrisch oder radial gestreift, hinten zusammengedrückt,
klaffend. Wirbel stark vorragend, eingekrümmt. Schlossrand jederseits
mit einem horizontalen Bandfortsatz und einem zahnartigen Vorsprung;
das Band nach hinten verlängert und theilweise äusserlich. Kreide.
Hg, "&>. Fitr. 7Ä.
Liopistha frtquen» Zitt. Kreide, (iosau. Seaera cvtpidata Oliv. Mloeän.
(Nat (Jrösse.) Baden bei Wien. (Nat. <irtitiM\)
Neaera Gray (Cuspidaria Nardo) (Fig. 723). Quer oval, etwas ungleich-
klappig, hinten stark verschmälert, geschnäbelt und klaffend. Schlossrand
jederseits mit einem kleinen löffelartigen Fortsatz für das innere Band,
welches ein Knöchelchen umschliesst. Rechter Schlossrand hinten mit
vorragender Bandnymphe. Mantelbucht seicht. Jura bis jetzt.
Corbur ella Lycett. Dogger, Spheniopsis Sandb. Tertiär.
Die Gattungen Periploma Schum. , Lyonsia Turton, Poromya
Forbes, Pandora Brug. finden sich tertiär und lebend, zahlreiche andere
nur in den heutigen Meeren.
8. Familie. Myidae. Desh.
Schale gleich- oder ungleichklappig, ziemlich dick, porzellanartig, mit starker
Epidermis. Band innerlich, durch einen spateiförmigen horizontalen Fortsatz der
linken Klappe getragen. Mantelbucht bald tiej, bald seicht. Marin oder brackisch.
Trias bis jetzt.
Fi g. TU . Mi. >c4 n . — ■ —
Corbula gallicn \m\\. 1'ot/k'inMlnrf bei Wien. Kiur. 7*J6.
Urobknlk. Dainery. 6 Cor hui a angu$tata 8ow. Myn arrnaria I.iu. Diluviale (Sliieiulbildunjfeii.
SchloHH in nat. Uröwte. Kreide. < loHau. Bohuslan. Schweden.
Corbula Brug. (Fig. 724. 725). Meist klein, oval, geschlossen, sehr un-
gleichklappig. Rechte Klappe viel grösser, als linke, hoch gewölbt mit vor-
ragendem Wirbel, einem starken Schlosszahn und dahinter eine tiefe Grube,
in welche sich der abgeplattete, spateiförmige Bandfortsatz der kleineren
20*
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308
Mollusca. Lnmellibranehiata
linken Klappe einfügt. Mantelbucht schwach,
und brackischen Gewässern.
Trias bis jetzt, in marinen
Gastrorhafwa anousla
D««.li. Kocilii (Siililtw
moyt-ns). Vnhn>in.l.»Is
Iwi l'nri*.
Potamomya Hinds, Corbulomya Nyst, Anisothyris Conrad {Pachy-
odon Gabb.), Sphenia Turton, Tugonia Gray. Tertiär und lebend.
Mya Linn. (Platyodon, Cryptomya Conrad) (Fig. 726). Quer eiförmig, fast
gl eich klappig, vorne und hinten klaffend. Linke Schale unter dem Wirbel
mitgrossem,abgeplattetem, spatelförmigem, horizontalem Bandfortsatz, welcher
Bich in eine Grube unter dem Wirbel der rechten Klappe einfügt, woselbst
der Bandlüffel an die Schale angeheftet ist. Muskeleindrücke klein. Mantel-
bucht tief. Tertiär und lebend.
9. Familie. Gaetrochaenidae. Gray.
Schale dünn, gleiclüclappig, vorne und unten sehr weit klaffend, entweder
frei oder in einer kalkigen Bohre oder in Bohrlöchern liegend. Band äusserlich,
kurz. ScfUossrand zahnlos. Carbon bis
jetzt. Marin.
Von den zwei hierher gehörigen
Gattungen bohrt sich Gastrochaena
Spengler (Bocellaria Fleuriau, Bupel-
laria Ag.) (Fig. 727. 728) birnförmige
oder cylindrische Höhlungen in Steine,
Gattroehaena b<*iong- Muscheln oder Korallen, während Fistu-
ün£TP'V£"\<-i Brug. lange glatte Kalkröhren ab-
Krakau, stänkern sondert, die aufrecht im Sand oder
»"rt]uwniT,l,sthHljc Schlamm stecken.
(mit. <jrö»*e).
10. Familie. Olavagellidae. Fischer.
Schale aus zwei dünnen kleinen Klappen und einer hinten offenen
Bohre bestellend. Von den zicei Schalen sind entweder beide oder nur
eine mit der Bohre verwachsen. Kreide bis jetzt. Marin.
Ciavage IIa Lam. (Bryopa Gray, Stirpulina Hol.) (Fig. 729).
Von den zwei ovalen Klappen ist "die linke mit der kalkigen,
keulenförmigen oder cylindrischen Röhre verwachsen. Das
Vorderende wird durch eine Wand abgeschlossen, die mit einer
Spalte und am Rand häufig mit einem Kranz von Stacheln ver-
sehen ist. Kreide bis jetzt. Selten.
Asper gillum \&m. (Brechites Guettard). Beide Schalen mit
der langen cylindrischen, vorne siebförmig durchlöcherten und
mit Spalte versehenen Röhre verwachsen. Pliocän und lebend.
11. Familie. Pholadidae. Leach.
Die vorne weit klaffenden, gleichklappigen, ovalen, verlängerten
oder kugeligen Schalen haben einen zahnlosen Schlossrand. Ein Band
fehlt, dagegen sind die Wirbel mit accessorischen Kalkplatten bedeckt.
Die Pholaden sind Bohrmuscheln, welche sich in Holz, Stein
oder sonstige Körper eingraben und ihre geraden oder gebogenen
Bohrlöcher häufig mit kalkigen Wandungen auskleiden, die mit
hrs'h" >•"%.' den Schalen verwachsen können. Das Bohren wird entweder durch
eine drehende Bewegung der mit Stacheln und Rauhigkeiten ver-
sehenen Schale, theils des mit Kieeelkörnchen besetzten Fusses bewerk-
stelligt. Jura bis jetzt. Marin.
Pholas Linn. (Fig. 730). Schale quer verlängert, vorne und hinten
klaffend, rauh verziert. Schlossrand mit einem lölTelartigen Fortsatz unter
den Wirbeln zur Aufnahme des Fussmuskels. Wirbel durch 1 — 3 accessorische
Platten bedeckt. Jura bis jetzt. Die Pholaden bohren sich mit Vorhebe in
Steine ein.
I-V. Ti9.
Clarngflla
{ Stirj}ulina)
CaUlnti lH'sh.
Digitized by Google
Homomyaria. Desmodonta. Sinupalliata.
309
Jouanet t ia Desm., Martesia Leach (Fig. 731), Turnus Gabb.
(Fig. 732).
Teredo Linn. (Fig. 733). Schale klein, dreilappig, vorne und hinten
weit klaffend. Im Innern jederseits eine lange vom Wirbel gegen den Unter-
rand verlaufende Leiste zur Anheftung des Fussmuskels. Die Schalen liegen
in kalkigen, vorne geschlossenen,
subcyhndrischen Röhren. Die
Siphonen sind hinten mit pfeil-
spitzartigen Anhängen besetzt.
Die Teredo („Schiffsbohrwür-
mer") bohren sich Höhlen in Holz Um£fc ~fmoidfa
und richten oft grossen Schaden ne»h.
in Häfen an. Fossil findet man Ko<*"( vXm
i Nut. Grosse.)
Kijf. 730.
Photo* Levciqtui Watelet.
Cuine la Mothe.
Fi*. T;J2
Turnu» {Xylopha-
gella) tltgnntulut
Meek.
Au« der oberen
Kreide von Idaho,
Nord-Amerika
(stark verdrossen,
nuch Muck).
783.
a Sehale von Ttrttla Norvegica
Spetigl, von innen und auf.sen.
Keovnt. 6, c WtdlspitzenartiKv
Anhnnpv I der Siphonen.
d Mit Gestein ausgefüllte Koh-
ren von Trrtdo Tuuniali Leym.
Eociln. KruKsenberg.
meist nur die mit Gestein ausgefüllten Röhren, welche am häufigsten in
fossilem Holz vorkommen. Jura bis jetzt.
Teredina Lam. Wie Teredo, jedoch die Schalen vollständig mit einer
dicken Kalkröhre verwachsen. Eocän.
Zeitliche Verbreitung der Lamellibranchiata.
Die ältesten Muscheln linden sich, allerdings noch überaus sparsam,
im Cambrium. Kleine, länglich ovale Schälchen von Fordüla Barr,
wurden zuerst aus dem Potsdamsandstein von Troy im Staate New- York
beschrieben, doch ist es zweifelhaft, ob diese Gattung zu den Muschel-
krebsen oder zu den Graminysiiden gehört. Auch aus cambrischem
Schiefer von Thüringen, aus der ( Menellus-Zone von Nord- Amerika und
aus den obercambri sehen Tremadoe-Schieforn von Wales sind schlecht
erhaltene Abdrücke von Modiolojms, Ctenodonta, Palaearca und Olyptarca
bekannt.
Im Silur gewinnen die Taxodonten, einige Familien der Aniso-
myaria [Aviculidae, Ambonyckiidae , Hfyalinidae , Modiolopsidae und
Pectinidae), heterodoute Astartiden, Lunulicardiiden, Conoeardiidon,
Praecardiiden und die desmodonten Solenopsiden, Viastiden und
Grammysiiden bereits eine starke Verbreitung. Die meisten silurischen
Heterodonta und Desmodonta zeichnen sich durch sehr dünne Schale,
zahnlosen oder nur schwach gekerbten Schlossrand und den Mangel
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310
Mollusca. Latnellibranchiata
einer Mantelbucht aus. Neumayr wollte sie darum zu einer Unter-
ordnung (Palaeoconchae) vereinigen und daraus die jüngeren Des-
modonten und einen Theil der Heterodonten ableiten; allein die ver-
schiedenen Familien der Palaeoconchen lassen sich meist mit ganz
bestimmten Gruppen von Heterodonten oder Desmodonten in so nahe
Beziehungen bringen, dass deren Vereinigung keine systematischen
Vortheile gewährt.
Im Devon treten nur wenige neue Familien den schon im Silur
vorhandenen bei, dagegen gewinnen im Carbon die brackischen Anthra-
cosiden eine ansehnliche Verbreitung, die Trigoniiden, Astartiden,
Luciniden, ferner die Pinniden, Pectiniden und Limiden nehmen an
Formenreichthum zu, und unter den Desmodonten erscheinen die ersten
Sinupalliaten (Altorisma).
Die Permi sehe Formation enthält nur eine verarmte Carbon-
fauua, dagegen beginnt in der Trias eine auffallende Umgestaltung
der Lamellibranchiaten. Viele alte Gattungen verschwinden oder werden
durch andere ersetzt ; neue Familien (Ostreidae, Spondylidae, Dimyidae,
Mytilidae, Cardiniidae, Panopaeidae, Pholadomyidae, Myidae) treten auf,
Megalodontidac, Ästartidae, Trigoniidae) zeichnen sich durch grossen
Formenreichthum aus.
Im Jura spielen die Ostreiden, Pectiniden, Limiden, Pernideu,
Mytiliden unter den Anisomyariern, die Trigoniidon und integripalliaten
Heterodonten, unter den Desmodonten die Panopaeiden, Pholadomyiden,
Anatiniden und Myiden eine hervorragende Rolle.
Der Charakter der Kreidefauna wird in erster Linie durch das
massenhafte Auftreten von Pachyodonten (Chamidae, Caprinidae und
Rudistae) beeinflusst, in den übrigen Abtheilungen bildet die Kreide
nur eine Fortsetzung des Jura; doch nehmen unter den Heterodonten
die Sinupalliaten erheblich zu. Sehr bezeichnende Kreidemuscheln
sind die Gattungen lnoceramm und Vota.
Im Tertiär findet eine allmähliche Annäherung an die Jetztzeit
statt. Die Capriniden und Kudisten sind verschwunden, die Aniso-
myarier stark im Rückgang. Unter den Heterodonten überwiogen die
Sinupalliaten, bei den Desmodonten treten die stark differenzirten
Myiden, Anatiniden, Gastrochaeniden, Clavagelliden und Pholadiden
mehr in Vordergrund.
Ob die Lamellibranchiaten aus Würmern hervorgegangen sind,
wie vielfach angenommen wird, lässt sich auf paläontologischer Grund-
lage nicht entscheiden, dagegen dürften die Aviculideu die Ahnen der
Anisomyarier enthalten und ihrerseits vielleicht aus Taxodonten hervor-
gegangen sein, die in ihrem anatomischen Bau und im Schloss die
primitivsten Merkmale bewahrt haben. Auch die Heterodonten und
Desmodonten besitzen bereits im Silur Vorfahren, welche zwar noch an
Taxodonta erinnern, aber doch schon eine selbständige DitTerenzirung
erlangt haben, lieber die speciellere Vertheilung der fossilen Lamelli-
branchiaten gibt die beifolgende Tabelle Aufschluss.
und gewisse Gru
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Zeitliche Verbreitung.
311
A. Anisomyaria.
1 Ariiulidat .
;'. I'irtinidfu- .
8. Limidae .
t Vuhellidac
5. Peru idac .
'>'. IHnnidac
7. Spondyhdae
tf. IHtnyid'ie
9 Anomüdar
10. Ostradac . .
11. Ambonychiidae.
li\ Myalinidae
18. Modiulopsidac
11. MiitUidiw
K. llomomy (tritt
/. 1 arud'i nta :
1. Xucululae
2. Arcidae ,
// V achy odnvta:
t. Chamidae
2. Caprinidae
8. Rudiatae
III. lleterodonta
1. Anthrucosidac.
2. Xayadidac . .
3. Trigoniidae
4. Cardini idac .
~>. Astartidac .
*>. Megalodoniidnc
7. CraxxaMlidae
8. Galeommidac
9. Erycinidac .
10 Lucin idac
11. Lunuücardiidae
1 'J. Conocardüdae
18 l'raeeardiidae
14. Cardiidae
1?>, Cyrenidac
1U. Cyprinidac
17. Veneridae
1H Donacidae
19. TtUinidae
2i). Solenidac
21. Scrobicularidae
22. Mesodtsmidac
28. Madridae .
I
5
I
:
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— i ~
I I
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I I I I
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I I
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312
Mollusca. Lamellibranchiata. Scaphopoda.
l
Silur
Devon
6
E
s
Kreide
s
4)
S*
c
«
sä
—
c
i>
u
•1
Jetztzeit
/ V. Des vi odonta :
1. Solenopsidac ......
2. Vlnmtidae
X Grammysiidae
1 Pleuromyila,
H. I'holadomyidae
8. Myidae ......
<J. Gastrochaenidae .
10. Clavageilidac
11. Phdudidae.
-
2. Classe. ScapllOpoda. Grabfüsser.
Bilateral - symmetrische Mollusken ohne Ko.pf, Augen
und Herz, aber mit Radulu, dreilappigcm Grabfuss und
fadenförmigen Ten-
takeln. Schale röh-
renförmig, an beiden
Enden offen.
Die wenigen hierher
gehörigen Gattungen er-
innern durch ihre röhren-
1
Fl*. 786.
a Siphonodentalium limtlcvlatum lU'»b. Grobkalk.
Panierv. 6 DitchMu bilabialu* I»esh. Grubkalk.
(Jritmon. e OadUa gadu* Mont. Tortonion. Monte förmige bchale all KÖhieil-
Gibbio bei Sawuiolo. d Cndulus wvUum l'hil. Tor-
loiiU-ii. Monte Gibbio IksI Saiwiiolo.
Ii C a
würmer (Serpula), zu de-
nen sie auch von Cuvier
gerechnet wurden. I) es -
hayes wies (1825) ihre
Verwandtschaft mit den
Schnecken nach, von de-
nen sie jedoch so be-
trächtlich abweichen, dass
• 1 § Mlll' I" §' 8*e ßronu a^s selbstän-
| | ^**** mm 1l dige Classe (Scaphopoda)
« «//' ^- unterschied. LacazeDu-
thiers betonte die Be-
ziehungen zu den Lamelli-
branchiata und nannte die
Classe Solenoconchae. Der
Mangel eines gesonderten
Kopfes, die Form des Fusses, die Mundanhänge und das ungelappte
Velum des Embryo sprechen für Verwandtsehalt mit den Muscheln;
Fi*. TM.
nentaüum
rrrnnyularc
Um.
IMioräii.
A*ti.
Pieiiicmt.
FIk 735.
<t Drntalium (Enlati*) Kickxl X>>t.
OHKortJn. W'eiiiheliu Lei Alzey.
6, e D. (Fwtiaria) lucidum I»esli.
Koean. <'nlne la Mothe. b K.xiin
plar in mit Gri»««e, e hintere» Ktnle
mit Spult, verjfriisMirt.
FiB. r>:!7.
I'yrgopolim
Motai Moiitf
Ob. Krei-ie.
Schonen.
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Amphincura. Polyplacophora.
313
die Röhrenschale, die Radula und die einfache Genitaldrüse weisen auf
die Gastropoden hin. Darm, Magen und Leber sind wohl entwickelt,
das Nervensystem symmetrisch. Herz und Kiemen fehlen. Die leben-
den Scaphopoden bewohnen meist die tieferen Regionen des Oceans.
Fossile Formen beginnen schon im Silur.
Die wichtigste Gattung Dentalium Linn. (Fig. 734) hat verlängert
röhrenförmigo, gegen hinten allmählich verengte, aber beiderseits offene
Schale und ist bald glatt, bald der Länge nach gestreift oder gerippt,
seltener quer gestreift. Silur bis jetzt.
Entalis Gray (Fig. 735) hat am hinteren Ende einen Schlitz; bei
Siphonodentalium Sars (Fig. 736a) ist das hintere Ende der kleinen,
glatten Röhren mit mehreren kurzen, bei Dischides Jeffreys (Fig. 7366)
mit zwei Einschnitten versehen. Oadila Gray (Fig. 736c) ist in der
Mitte angeschwollen, an beiden Enden verengt, Cadulus Phil. (Fig. 136d)
ebenso, aber die hintere Mündung gekerbt. Pyrgopolon Montf.
(Fig. 737) aus der oberen Kreide ist dickschalig, quer gerunzelt und
enthält am hinteren Ende eine zweite dünnere eingeschachtelte Röhre.
3. Classe. Amphilieura. "Wurmmollusken.
Wurmähnliche, bilateral-symmetrische Mollusken von
gestreckter oder länglich ovaler Gestalt, mit oder ohne
Sohle, nackt, mit Kalkstacheln oder gegliederter, mehr-
klappiger Rückenschale. Kopf undeutlich abgesetzt ohne
Augen und Tentakeln. Nervensystem aus Schlundring
und vier Längsstämmon bestehend. Zunge mit Radula.
Als Amphineiira bezeichnete Iheriug dickhäutige, früher allgemein
für Würmer angesehene, lauggestreckte marine Weiehthiere [Chaetoderma,
Neomenia etc.), sowie die mit gegliederter Schale versehenen Chitoniden.
Die ersteren bilden jetzt die Ordnung der Aplacophora , die letz-
teren die Ordnung der Polyplacophora.
Ordnung. Polyplacophora. Blv. Käferschnecken.
(Placophora Ihering, Loricata Schum.) a h
Körper länglich oval, auf dem Rücken
mit acht beweglich verbundenen Kalkplat-
ten. Fuss breit, söhlig. Kiemen
zahlreich, klein, blattförmig,
jederseits in einer Reihe zwi-
schen Mantel und Fuss gelegen.
Herz mit drei Kammern. Ge-
schlechter getrennt
Die einzige Familie der Chi-
toniden unterscheidet sich von
allen übrigen Mollusken durch ihre
aus acht hinter einander liegenden,
beweglichen Kalkplatten bestehende
Schale. Die Platten sind in der
Mitte gowölbt oder nach der Längs-
axe gekielt; die beiden terminalen halbkreisförmig, die intermediären
quer vierseitig mit zwei vorspringenden Lappen am Hinterrand.
Flg. 739.
Chiton viroi/er
Kandb. \VaM-
boekelhelm bei
Crt-uxnach.
Eine Kmlplaftu
htuI eint- Mittel-
platte; letztere
mit den beiden
vorspringenden
hinteren
Uppen.
Fip. 7:w.
Chiton (GrypIxKhiton) pritcut
Mst.
Kohlenkalk. Tournny. Belgien.
a Mehrere Flutten aneinander-
gereiht 6 Eine Kndplatle von
aussen und innen. (Xat. Grö»*e.)
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314
Mollusca.
Sämmtliche Platten sind von einem hornigen, meist mit Stacheln be-
setzten, breiten Saum eingefasst.
Die Chitoniden bewohnen die Littoral- und Laminarienzone und
heften sich mit ihrem breiten Fuss an Steinen an. Sio sind in allen
Meeren verbreitet, am häufigsten in den Tropen. Etwa 400 recente
Arten bekannt, die früher alle der Gattung Chiton Lin. zugezählt
wurden, jetzt aber in zahlreiche Genera und Subgenera zertheilt werden.
Fossile Chitonen sind überall selten und meist nur durch vereinzelte
Platten vertreten. Sie beginnen schon im Silur (Helminthochiton
Salter) und sind am zahlreichsten im Devon und Carbon. (Orypho-
chiton Gray, ßhombichiton, Glyptochiton de Kon., Pterochi-
ton Carp. etc.).
4. Classe. Gastropoda. Schnecken.1)
Weichthiere mit gesondertem Kopf, söhligem, selten
flossenartigem Fuss und ungetheiltem Mantel, welcher
eine einfache spiral gewundene oder napfförmige Schale
absondert.
Die Schnecken besitzen im Gegensatz zu den Muscheln einen mehr
oder minder deutlich abgesonderten Kopf, welcher in der Regel Fühler,
Augen und Gehörblasen trägt und das aus zwei starken Nervenknoten
bestehende Cerebral- oder Schlund-Ganglion enthält. Die Unterseite
des Thicres wird meist von einem breiten, söhligen Kriechfuss gebildet,
der jedoch bei den Heteropoden zu einer verticalen, seitlich zusammen-
gepressten Flosse umgewandelt ist und bei den Pteropoden durch zwei
flügelartige Schwimmlappen neben dem Kopf ersetzt wird. Die Basis
l) Literatur (vgl. 8. 250 u. 251) ausserdem :
Ihering, H. v., Vergleichende Anatomie des Nervensystems und Phylogenie der
Mollusken. Leipzig 1877.
Troschel, H., Das Gebiss der Schnecken. Bd. I u. II. Berlin 1856—1878.
Quenstedt, F. A., Petrefaktenkunde Deutschlands. Bd. VII. Gastropoden. 1881.
Koken, E , Ueber die Entwicklung der Gastropoden vom Cambrium bis zur Trias.
Neues Jahrb. für Mineralogie 1889. Beilage Bd. VI.
Billings, E., Palaeozoic fossil« Vol. I. u. II. Montreal 1865—1874.
Salter, J. W , A Catalogue of the collection of Cambrian and Silurian fossils in the
Museum of Cambridge. 1873. 4°.
Lindström, G., On tbe Silurian Gastropoda and Pteropoda of Gotland. K. Svenska
Vetensk. Akad. Handl. 1884. Bd. XIX.
De Köninck, Faune du calcaire carboniföre de<la Belgique. 1882—1885. vol. VI.
3 et 4*^1' partie (Ann. Mus. d'hist. nat. de Belgique).
Kittel, E., Die Gastropoden der Schichten von St. Cassian. Ann. d. k. k. naturhist
Hof-Museums in Wien. 1891-1892.
UOrbxgny, Ale, Paleontologio fram^ise. Terr. jur. LI. u. III, 1850—1882 u. Terr.
cr6t. II. 1842—43.
Morris and Lycett, Mollusca from the Great Oolite. Univalves. Palaeontogr. Soc. 1850.
Hudleston, W. H., A Monograph of the British jurassic Gasteropoda. Pal. Soc.
1887—1894.
Zittcl, K. A., Die Gastropoden der Stromberger Schichten. .Mitth. aus dem Mus. d.
k. bayer. Staates. 1873. II. Bd. 3. Abthlg.
Stoliczka, Ferd., CretaceouB Fauna of Southern India. Vol. II. Gastropoda (Mem.
geol. Survey Fast India 1868).
Beyrich. F., Die Conohvlien des norddeutschen Tertiärgebirges. Zeitschr. d. deutsch.
geolog. Ges. Bd. V, VI, VIII. 1853-1856.
Hocrne8, Ii., und Auinger, Af., Die Gasteropoden der Meeresablagerungen der ersten
und zweiten Mediterranstufe. Wien 1879 1891.
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Gastropoda.
315
des Kriechf us8e8 erlangt zuweilen ansehnliche Ausdehnung; hei manchen
Formen {Strombidae) kann derselbe durch kräftige Contraction zum
Springen verwendet werden.
Der Mantellappen erhebt sich wie eine Kaputze auf dem
Rücken; er reicht bis zum Kopf und sondert an seiner schleimigen
Oberseite meist eine Schale ab, welche den Eingeweidesack und die
Athemhühle bedeckt und häufig auch bei Contraction des Thicres den
ganzen Körper aufnehmen kann. Die Verbindung von Thier und
Schale wird durch einen Muskel bewerkstelligt, welcher sich bei
spiralen Gehäusen an der Spindel, bei napfförmigen an der Innenfläche
der Schale anheftet.
Das Nervensystem besteht aus zwei Cerebralganglien , aus den
paarigen Pedal- und Visceralganglien, sowie aus zwei oder drei weiteren
Ganglienpaaren, die alle durch Nervenstränge (Commissuren) verbunden
sind. Durch die Spirale Drehung des Eingeweidesackes erleiden die
Commissuren der Visceralganglien zuweilen eine vollständige Kreuzung
(Chiastoneura), während sie bei bilateral symmetrischen Formen parallel
verlaufen {Orthoneura).
Eine charakteristische Eigentümlichkeit der Gastropoden bildet
die eigenthümlicbe Bewaffnung des Mundes. Dieselbe besteht theils
aus zwei kieferähnlichen hornigen Platten an der oberen Schlundwand,
theils aus einer chitinüsen Reibplatte, welche die Zunge, einen Wulst
im Boden der Mundhöhle, bekleidet. Diese Reibplatte oder Radula
hat meist beträchtliche Länge und ist mit zahlreichen, in Quer- und
Längsreihen geordneten Chitinzähnchen oder Häkchen besetzt. Die
äusserst mannichfaltige Zusammensetzung der Radula wurde von
Loven und Troschel in ausgiebiger Weise für die Systematik der
Gastropoden verwerthet.
Die Speiseröhre führt in einen mehrfach gewundenen Darm-
canal, der von einer sehr umfangreichen Leber, den Nieren und zahl-
reichen Drüsen umgeben ist und schliesslich in einer dem Mund
benachbarten Afteröffnung endigt.
Das Herz hat in der Regel eine {Monotocardia), seltener zwei
Vorkammern (Diotocardia) und dient einem reich verzweigten Blutgefäss-
system als Centraiorgan. Liegen die Kiemen oder Lungen vor dem
Herzen {Prosobranchia, Pulmonata), so befindet sich auch der Vorhof
vor dem Ventrikel; liegen sie hinter demselben (Opisthobranchia,
Pteropoda), so ist das Atrium auf der Hinterseite gelegen.
Nur wenige Schnecken athmen ohne besondere Respirations-
orgaue durch die Körperoberlläche ; weitaus die meisten besitzen
Kiemen oder Lungen. Die Kiemen sind blatt- oder büschelförmige,
zuweilen verzweigte oder gefiederte Hautlappen, welche meist in der
Athemhöhle unter dem Mantel liegen, seltener frei auf dem Rücken
oder den Seiten vorragen. Nur ausnahmsweise sind sie in grösserer
Zjdil vorhanden und symmetrisch ausgebildet; meist verkümmert von
den zwei Kiemen die linke gänzlich, und die rechte rückt in Folge der
Drehung des Körpers in die Mitte oder sogar nach links. Bei den
luftathmenden Schnecken werden die Kiemen durch einen rechtseitigen,
hinter dem Kopf gelegenen sackförmigen Hohlraum (die Lunge) er-
setzt, dessen Decke von einem fein verzweigten Netzwerk von Blut-
gefässen durchzogen ist. Die Ampullariiden und Siphonariiden besitzen
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.316
Mollusca.
Kiemen und Lungen zugleich. Die Athemhöhle ist bis auf eine mond-
fönnige oder rundliche Oeffnung (Spiraculum) geschlossen. Dieses
Athemloch verlängert sich häufig in eine geschlossene oder gespaltene
Röhre, welcher nieist eine canalartige Verlängerung oder ein Ausguss
der Schalenniündung entspricht.
Eine ungewöhnliche Differenzirung zeichnet die Generations-
organe der Schnecken aus. Die Geschlechter sind bei Prosobranchiern
und Heteropoden getrennt, bei Opisthobranchiern , Pteropoden und
Pulmonaten vereinigt. Bei den Zwittern (Hermaphroditen) münden die
Ei- und Samenleiter entweder in eine gemeinsame Geschlechtskloake,
oder es haben männliche und weibliche Organe gesonderte Oeffnungen.
Die Schale wird, wie bereits bemerkt, von dem Mantellappen
abgesondert und in ihrer Form und Grösse von dem Eingeweidesack
bestimmt. Sie besteht aus kohlensaurem Kalk, selten aus einer horn-
artigeu Substanz. Für die Systematik, namentlich für die Bestimmung
von Gattungen und Arten liefern die Schalen wichtige Anhaltspunkte, .
dagegen versagen sie ihren Dienst für die Abgrenzung grösserer Gruppen,
da nicht selten Thiere von gauz abweichender Organisation ähnliche
Gehäuse hervorbringen. Man unterscheidet symmetrische und
Spiral gewundene Schalen. Erstere haben napf- oder flachconische
Gestalt, finden sich aber nur bei wenigen Gruppen [Oyclobranchia ,
Aspidobranchia, Pidmonata) und sind durch mützen- oder kegelförmige
Schalen mit schwach eingerollten Wirbeln mit den Spiralgchäusen ver-
bunden. Bei diesen kommen ausnahmsweise unregelmässig gewundene
(Vermetas) oder in einer Ebene spiral eingerollte Röhren (Bellerophon,
Atlanta) vor; meist wickelt sich das Gehäuse in einer Schraubenspirale
auf und zwar liegt sie in der Art auf dem Rücken des Thieres, dass
die Spitze der Röhre nach hinten und oben, die Mündung nach vorne
und unten gerichtet ist. Stellt man die Schale mit der Spitze nach
oben, mit der Mündung nach unten und zwar so, dass die Mündung
dem Beschauer zugekehrt ist, so heisst die Schale rechts gewunden,
wenn die Mündung auf der rechten, links gewunden, wenn sie auf
der linken Seite liegt. Weitaus die meisten Gastropoden haben rechts
gewundene Schalen; einzelne Genera (Clausilia, Physa, Spirialis) sind
normal links gewunden. Als Abnormitäten findet man zuweilen links ge-
drehte Individuen bei normal rechts gewundenen Arten und umgekehrt.
Beim Zeichnen und Beschreiben der Sehneckeuschalen wird die
Spitze gewöhnlich nach oben, die Mündung nach unten dem Beschauer
entgegen gerichtet, so dass rechts und links gewunden sogleich ersichtlich
werden. Damit erklären sich auch die Bezeichnungen oben und
unten als gleichbedeutend mit hinten und vorne. Die Höhe oder
Länge einer Schale wird durch eine von der Spitze (Apex) nach dem
unteren Ende der Mündung gezogene Linie bestimmt.
Die mehr odor weniger rasch an Weite zunehmende Röhre, aus welcher
man sich eine spiral gewundene Schneckenschale entstanden denken muss,
wickelt sich entweder um eine solide Axe oder Spindel (Columella)
oder um eine ideale, durch eine centrale Röhre ersetzte Axe auf. Das
Gewinde (Spira) besteht aus Umgängen (Windungen, anfractus),
welche sich entweder übereinander legen und sich theilweise oder auch
ganz verhüllen oder sie wickeln sieh in seltenen Füllen frei in lockerer
Spirale auf. Die ausserliehe Berührungslinie zweier Umgänge heisst
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Gastropoda.
317
BplfeM
Nullt
I
Naht (Sutura) ; das Gewinde ist eingewickelt (involut), wenn die
jüngeren Umgänge die älteren vollständig verhüllen und nur der letzte
sichtbar bleibt (Cypraea). Je nach der Art der Einrollung entstehen
mützen förmige, ohrförmige, coniseh-kreiselförmige, kugelige, eiförmige,
thurmförmige, pyramidale, Spindel- oder walzenförmige Gehäuse.
Die untere, zuweilen ebene Fläche des letzten Umgangs heisst
Basis oder Grundfläche. Ist die Spindel durch einen centralen, röhren-
artigen Hohlraum ersetzt, so nennt man die Schale durchbohrt. Als
Nabel (umbilicus) wird eine trichterförmige Vertiefung im Centrum
der Basis bezeichnet; der ächte Nabel reicht bis zur Spitze, der
falsche ist auf den letzten Umgang beschränkt. Eine Nabelritze wird
öfters dadurch hervorgerufen, dass der Nabel von der umgeschlagenen
Innenlippe oder durch eine Schwiele (Nabelschwiele) theilweiso oder
fast ganz bedeckt wird.
Die Mündung (apertura) des letzten
Umgangs wird vom Mundsaum (Peristoma)
begrenzt, der zuweilen einen zusammen-
hängenden, ununterbrochenen Rand bildet,
in der Regel aber aus einem getrennten
Aussen- und Innenraud besteht. Die Form
der Mündung ist sehr verschieden, am häufig-
sten oval oder rundlich, zuweilen aber auch
mehr oder weniger verengt bis spaltförmig.
Man nennt sie ganz, wenn sie unten (resp.
vorne) abgerundet ist {Holost om ata), aus-
geschnitten odor ausgegossen, wenn
neben der Spindel eine kurze Rinne oder
Ausbuchtung für die Athemröhre vorhanden
ist. Bei den Siphonostomata verlängert
sich der Ausguss zu einem geraden, geboge-
nen oder rückwärts gekrümmten Canal,
dessen Länge zuweilen die Höhe der Mün-
dung übertrifft. Der A u s s e n r a n d ( Aussen-
lippe). kann ganzrandig oder eingeschnitten,
scharf, verdickt, umgeschlagen, eingebogen,
gezähuelt oder gekerbt, fiügelartig ausge- tVina]
breitet oder mit fingerförmigen Fortsätzen FjK. 740
versehen sein. Am Innenrand unter
scheidet man namentlich bei den Siphonosto
mata den hinteren (oberen) Theil als eigentliche Innen lippe, den
vorderen als Spindelrand. Die Innenlippe wird entweder durch die
Wand des vorletzten Umgangs oder durch eine besondere Knlkschwiele
gebildet und kann wie dio Spindel und Aussenlippe Falten tragen,
welche zuweilen bis zum Scheitel fortsetzen (Fig. 740).
Als äussere Verzierung der Schalen treten häufig vertiefte Linien,
Furchen oder erhabene Leisten, Rippen, Falten, Knoten, Stacheln „etc.
auf, die als Längs- oder Spiral Verzierungen bezeichnet werden,
wenn sie parallel der Naht laufen, während die Qu er Verzierungen
schief- oder rechtwinklig gegen dieselbe gerichtet sind.
Sehr viele Sehneckenschalen sind bunt gefärbt oder mit einer
sammtartigen, weichhaarigen oder hornähnlichen Epidermis überzogen.
Mitra epUcopalis Lin. Auftri^rlinittcn,
um «Iiis Spliirli>l»iohM» /.ii zi-lgcii.
318
Mollusca. Gastropoda.
Durch den Fossilisationsprocess wird nicht nur dio Epidermis, sondern
auch die Färbung mehr oder weniger vollständig zerstört.
Die Schalen der Gastropoden bestehen aus Aragonit und zwar
in der Regel aus einer gleichmäßigen Schicht von porzellanartigcr
Beschaffenheit, zu welcher bei gewissen Familien noch eine innere
Perlmutterschicht hinzukommt. Letztere wird aus abwechselnden, der
Innenfläche parallelen Blättern von Conchyliolin und kohlensaurem
Kalk gebildot, während die Porzellanschicht aus drei Lagen von dünnen
Blättern autgebaut ist, wovon die innere rechtwinklig zu den beiden
äusseren steht. Jodes Blatt der drei Lagen wird aus schiefen Prismen
zusammengesetzt.
Die Entwiekelung der Schnecken vollzieht sich in abgelegten
Eiern. Der Embryo bildet schon ziemlich frühzeitig eine kleine Schale
(Protoconch, Nucleus), die zuweilen aus mehreren Umgängen besteht
und nicht selten in der Form von der eigentlichen Schale abweicht.
Der Protoconch erhält sich mehr oder weniger lang auf dem Apex des
Gewindes, häufig in Gestalt einer blasigen Anschwellung, eines kleinen
glänzenden Knopfes oder eines kurzen glatten Gewindes, das zuweilen
winklig von der Schale absteht oder anders gedreht (heterostroph) ist
als jene. Wird der Protoconch abgeworfen, so bildet eine Kalkplatte
den Abschluss des Gewindes.
Sehr viele Gastropoden besitzen einen kalkigen oder hornigen
Deckel (operculum), der sehr häufig zur Unterscheidung von Gattungen
oder Familien verwerthet wird. Er schliesst die Mündung ab, wenn
sich das Thier in der Schale zurückgezogen hat und liegt während
des Krieehens auf dem hinteren Theil des Fussrückens. Am häufigsten
besteht der Deckel aus Hornsubstanz und ist fossil nicht erhaltungs-
fähig; nicht selten ist er aber auch verkalkt und erreicht zuweilen
ansehnliche Dicke. Seine äussere Oberfläche kann glatt, gefurcht,
kömelig oder mit Auswüchsen versehen sein. Der Nucleus, d. h. die
Stelle, von welcher das Wachsthum des Deckels beginnt, liegt bald
central, bald exeentriseh, bald randständig, und ist entweder von con-
centrischen Linien umgeben oder er bildet den Anfang einer aus
wenigen (paucispiral) oder vielen Umgängen (multispiral) zusammen-
gesetzten Spirale. Bei gewissen Turbiniden und Solariiden ist der
Deckel hoch kegelförmig und aussen mit zahlreichen Spiralen Lamellen
bedeckt.
Lebensweise. Die meisten Gastropoden sind Wasserthiere und
zwar vorherrschend Meeresbewohner. Zu den Wasserbewohnern ge-
hören alle mit Kiemen versehenen Formen, aber auch von den in der
Regel auf das Festland angewiesenen Lungenschnecken halten sich
einige {Limnaeidae) constant in süssen, andere (Siphonariidae) in salzigen
Gewässern auf.
Im Ganzen bevorzugen die marinen Gastropoden, mit Ausnahme
der freischwimmenden Heteropoden und Pteropoden, die Küstenregionen
und halten sich ineist in geringeren Tiefen auf, wo sie auf Steinen
oder Pflanzen sitzen oder sich in Sand und Schlamm eingraben. Schon
bei 70 — 100 in Tiefe nimmt der Reichthum an Schnecken beträchtlich
ab, doch linden sich einzelne Gattungen {Pleitrotonui, Fusus, Natica,
Odostomia, Eulima, Itissoa, Scissurellut Turbo, Cylichna, Bullina,
Actaeon etc.) noch bis in Regionen von 2000 m und mehr.
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Propobranehia.
319
Die meisten marinen Schnecken sterben, wenn man sie in süsses
Wasser versetzt, nur einige Gattungen (Cerithium , TAttorina, Rissoa,
Trochuß, Purpura) haben die Fähigkeit, in brackischem oder aus-
gesüsstem Wasser fortzuleben und auch von den Süsswassersehneeken
können sich manche (Afelania, Melanopsis, Neritina, Ampullaria,
Limnaeus, Planorbis) an brackisches oder sogar scharf gesalzenes Wasser
gewöhnen.
Die Mehrzahl der Gastropoden ernährt sich von Pflanzen, einige
aber auch von frischem oder faulendem Fleisch. Manche Gattungen
{Natica, Buccinum, Murex) bohren mit ihrer Zunge andere Weichthier-
schalen an und saugen dieselben aus.
Systematik. Zur Abgrenzung der Ordnungen wurden seit
Cuvier und Mi Ine Edwards in erster Linie die Respirationsorgane
und die Beschaffenheit des Fusses (Kriechfuss, Schwimmfuss) verwendet.
Nächstdem liefern die Generationsorgane, der Bau des Herzens und
des Nervensystems wichtige systematische Anhaltspunkte. Zur Unter-
scheidung der kleineren Gruppen benutzt man theils die Merkmale der
Schale oder der Radula. In der Regel werden die Gastropoden in die
fünf Ordnungen Prosobranchia, Heteropoda, Opisthobranchia,
PI er op oda und Pulmona ta eingetheilt.
A. Ordnung. Prosobranchia. Cuv. Vorderkiemener.
{Streptoneura R. Lankaster, Ärthrocochlides Ihering.)
Beschalte, meist spiralgewundene Schnecken mit einer
oder zwei vor dem Herzen gelegenen Kiemen. Herz mit ein
oder zwei Vorkammern. Geschlechter getrennt. Mund rüssel-
förmig.
Die Prosobranchier bilden die bei Weitem formenreichste Gruppe
der Gastropoden und enthalten mindestens 14000 lebende und fossile
Arten. Die Schale ist meist spiralgewunden, selten symmetrisch napf-
förmig oder conisch. Der Eingeweidesack ist von links nach rechts
gedreht, so dass der After rechts in der Nähe des Kopfes mündet und
die Organe der rechten Seite (Niere und Kieme) auf die linke über-
wandern. Meist ist nur eine blattförmige Kieme (die rechte) wohl ent-
wickelt; zuweilen zeigen aber auch beide fast gleichmässige Ausbildung.
Die Kiemen venen treten vorne ins Herz ein, das ein oder zwei Vor-
kammern besitzt.
Die grosse Menge der Prosobranchier wurde in verschiedener Weise
in Gruppen zerlegt. Cuvier und Mi lue Edwards und die meisten
älteren Zoologen verwerthen in erster Linie Zahl und Ausbildung der
Kiemen, Troschel und Loven die Beschaffenheit der Radula,
Ihering das Nervensystem, Mörch und neuerdings Perrier und
Bou vi er hauptsächlich den Bau des Herzens zur Unterscheidung der
verschiedeneu Gruppen. Da jedoch alle diese Merkmale keinen bemerk-
baren Einfluss auf die Gestaltung der Schale ausüben, so sind sie für den
Paläontologen ohne praktische Bedeutung. Die drei Unterordnungen
der Cyclobranchina, Aspidobranchina und Ctenobranchina bilden übrigens
natürliche Gruppen, die unter verschiedenen Namen fast in gleicher Um-
grenzung in allen Systemen wiederkehren.
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320
Mollusca. Gastropoda.
1. Unterordnung. Cyclobranchina. Napf Schnecken.
(Cyclobranckia p. p. Cuvier, Docoglossa Troschel. Heterocardia Perrier.)
Symmetrische Thiere mit napj förmiger Schale ohne Deckel. Respirations-
organe entweder durch einen kreisförmigen Kranz von Blättchen unter dem Mantel-
rand ersetzt oder als rechtsseitige kammförmige Nackenkieme ausgebildet und vor
dem Herzen gelegen. Zunge mit balkenartigen ZäJmen besetzt. Herz mit einer
Vorkammer. Silur bis jetzt. Marin.
Die Cyclobranchier zerfallen nach der Ausbildung der Kiemen in die drei
Familien, der Patellidae, Acmaeidae und Lepetidae, deren Schalen jedoch keine
neimenswerthen Verschiedenheiten aufweisen und darum in fossilem Zustand
nicht zu unterscheiden sind. Man kennt über 1400 lebende Napfschnecken,
die sich fast ohne Ausnahme in seichtem Wasser aufhalten una von Algen
ernähren. Die ältesten fassüen Formen beginnen schon im Cambrium, doch
gehören fossile Cy-
clobranchier nicht
zu den häufigen
Versteinerungen.
KiK- 742.
Patell a ( Scurria ) n it idn
IVslonjtch . < iro*«o< illth .
Ijungrune, ( Jilviuio».
(Nut. <iro«.se)
Flg. 74*
Trybtldium reticulatum Liiulstr. Ob. Silur, (iot-
land. a Von innen, b von auwvn (tmch Lind*
ström).
Kljf. 711.
PateUa (Aemnta) Rnin-
courti Ih>ah.
Koran (Siiblet» inoy ).
Auvcr» bei I'nris.
Patella Linn. Napfförmig, rund oder oval, niedrig kegelförmig. Wirbel
subcentral. Oberfläche meist radial gerippt oder gestreift. Innen ein huf-
eisenförmiger Muskeleindruck. Silur bis jetzt.
Acmaea Escholtz (Fig. 741). Wie Palella, aber kleiner und dünner, glatt,
fein gestreift oder radial gerippt. Wirbel vor der Mitte. Silur bis jetzt.
Scurria Gray (Fig. 742). Hoch kegelförmig, glatt, Wirbel fast central.
Mündung oval. Jura bis jetzt.
Metoptoma Phil. Stumpf kegelförmig, niedrig. Wirbel subcentral.
Hinterseite ausgeschnitten. Silur bis Carbon.
Lepetopsis Whitf. Silur bis Carbon.
Tryblid ium Lindström (Fig. 743). Niedrig, sehr dickschalig, oval;
aussen concentrisch blättrig verziert. Wirbel am Vorderrand. Muskeleindrücke
zahlreich, hufeisenförmig aneinander gereiht. Silur.
Die Gattungen Palaeacmaea Hall, aus dem Silur und Scenella
Billings aus dem Cambrium sind die ältesten Vertreter der Cyclobranchier.
Die kleinen glatten oder radial verzierten, dünnen Schälchen lassen sich
kaum von Acmaea unterscheiden.
2. Unterordnung. AspitJobranchina. Schweigger. Schildkieniener.
(Scutibranchiata Cuv., Rhipidoglossa Troschel, Zygobranchia Ihering, Diotocardia
Bouvier.)
Kiemen meist fiederartig, die ztcei gleichgrosscn oder ungleichen Blätter an
der Basis verwachst n. Herz mit zwei Vorkammern. Radula mit Mittelplatten.
Zwischenplatten und zahlreichen Seitenplatten. Schale napfförmig, ohrförmig oder
spiral gewumlen, häufig kreiseiförmig. Deckel meist vorliamlen.
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Prosobranchia. Aspidobranchina.
321
1. Familie. Fissurellidae. Risso.
Schale symmetrisch, napf- oder mützenförmig, ohne Deckel. Wirbel nach
hinten gekehrt, häufig durchbohrt. Zuweilen auch Vorderrand mit Spalt. An
jugendlichen Exemplaren ist der Wirbel etwas eingekrümmt. Marine Küsten-
bewohner. Carbon bis Jetztzeit.
Emarginula Lam. (Fig. 744. 745). Mützenförmig oder conisch schild-
förmig. Wirbel nach hinten gekehrt, zuweilen spiral eingerollt. Vorderrand
mit einem Schlitz. Carbon bis jetzt.
Fl» 744.
Emarginula Schlothcimi
Bronn.
Oligocan. Welnheiin
bei Alzey.
(Xat. Grösse.)
Klp. 745.
EmarpintUa Müntteri Ptotet
Ob. Trias. St (assian.
t, b Nut Grosse, c verprossert
Klp. 74«.
Rimula Qoidfvtn
Rom. sp.
Coralrog. Hohen-
eggelsen, Uannover.
a Nat. Grosso,
6 verprossert.
Flg. 747.
FiuwtUa (Lvenpina)
Italic^ IH-fr. Mioean.
Grund, Ungarn.
Rimula Defr. (Fig. 746). Wie vorige, aber Schütz unten geschlossen.
Lias bis jetzt.
Subgenera: Puncturella Lowe, Semperia Crosse.
Fissurella Lam. (Fig. 747). Niedrig kegelförmig. Wrirbel durchbohrt.
Oberfläche radial verziert. Carbon bis jetzt.
Scutum Montf. (Parmophorus Blv.). Länglich schildförmig , niedrig.
Seitenränder parallel. Wirbel undurchbohrt. Eocän bis jetzt.
2. Familie. Haliotidae. Flem. Seeohren.
Schale flach, ohrförmig mit weiter Oeffnung, ohne Deckel, innen perlmutter-
glänzend; am linken Ausscnrand mit einer Reihe runder Löcher. Marin.
Einzige Gattung Haliotis Lin. Ob. Kreide bis jetzt. Sebr selten fossil.
3. Familie. Bellerophontidae. M'Coy.
Schale symmetrisch, meist ziemlich dick, mit schwach entwickelter Perlmutter-
schickt; in einer Ebene spiral eingerollt. Mündung breit, oval oder schmal ver-
längert; Aussenlippe in der Mitte mit einer Einbuchtung oder einem Schlitz,
welchem häufig ein Rand oder eine Reihe von Perforationen auf dem Schalen-
rücken entsprechen. Fossil. Cambrium bis Trias.
Die Bellerophontiden wurden
von Montfort zu den Oepha-
lopoden, von Deshayes wegen
der Aehnlichkeit mit Atlanta zu
den Heteropoden, von de Kö-
ninck zu den Aspidobranchiern
gestellt. Die dicken Schalen
zeigen zuweilen noch Spuren der
ursprünglichen Färbung. Min-
destens 300 paläozoische Arten
beschrieben.
Bellerophon Montf. (Waa-
genia de Kon.) (Fig. 748). Schale
kugelig oder scheibenförmig; beiderseits eng genabelt, mehr oder weniger
involut. Mündung gegen den Rand nicht erweitert. Aussenlippe scharf, mit
Ausschnitt oder tiefem Sinus. Dorsales Schlitzband entweder deutlich oder
durch einen Kiel ersetzt oder fehlend. Oberfläche nur mit Zuwach.sstreifen.
Silur bis Perm. Hauptverbreitung im Kohlenkulk.
Sittel, Grund*üge der Palaeontologie. 21
Flg. 74«.
Belleropfom bicarenu« Leveille. Kohlenkalk.
Touniay, Belgien.
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322
Mollusca. Gastropoda.
Subgenera: Bucania Hall., Silur. Devon. Warthia, Mogulia Waagen.
Carbon.
Euphemus M'Coy (Fig. 749). Wie Bellerophon, aber die inneren Um-
gänge und ein Theil des letzten spiral gestreift. Carbon.
b a S alp ingostoma Roem. Schale weit ge-
nabelt. Mündung plötzlich stark ausgebreitet.
^ffm^ Rücken mit einem vorae
\ f \ und hinten geschlosse-
Vyllüiir m mtti nen Schutz. Silur. Devon.
^ttMr W^Sl® Trematonotus Hall
^ Wie vorige, aber Schlitz-
band durch eine Reihe
von Löchern ersetzt.
Silur.
Cyrtolites Conrad (Fig. 750). Schale weit
genabelt, gekielt, ohne Schlitz, mit kräftigen
Querrippen. Cambrium bis Carbon.
Fi*. 780.
Cyrtolite* ornatu» Conrad,
a Kxemplar von der Seite. I'nt.
Silur. Boon ville, New-York (nach
F. Roem er).
6 Exemplar von vorn aus dem
.Trentonkalk von Cincinnatl.
Fl«. 749.
liellerophon (Euphemus) Urii
Flein. Kohlenkalk. Kdinbuiy
Flg. 751.
PoretUia l'uzori l^veille
Kohlenkalk. Tournav.
4. Familie. Porcelliidae. Koken.
Schale scheibenförmig, flach, weit genabelt, fast sym-
metrisch, nur die ersten Windungen schneckenförmig ge-
wunden. Aussenlippe scharf mit langem Schlitz. Schlitz-
band deutlich in der Mitte des Schalenriickens verlauf end.
Devon. Carbon.
Einzige Gattung Porcelli a LeV€Ül£ (Fig. 751)
{Leveilleia Newton).
|5. Familie. Pleurotomariidae. d'Orb.
Schale Spiral-, kegel-, kreiset- bis thurmförmig, innen perlmutterglänzend.
Aussenlippe mit Schlitz, dem ein über sämmtliche Umgänge verlaufendes Schlitz-
band entspricht. Der Schlitz zuweilen durch eim oder mehrere (kffnungen ersetzt.
Deckel hornig. Cabrium bis jetzt.
Bhaphistoma Hall. Gewinde niedrig oder ganz abgeplattet. Umgänge
oben mit Kante. Nabel massig weit. Aussenlippe mit kurzer Ausbuchtung
am Kiel. Cambrium. Silur.
Pleurotomaria Defr. (Fig. 752—756).
Schale breit kegelförmig, Gewinde bald
hoch, bald niedrig, genabelt
oder ungenabelt. Aussen-
lippe mit Schlitz, dem ein
mit all' n Umgängen sichtba-
res Schlitzband entspricht,
Fi«. 7.VJ.
l'tcurotomarin tubucalari» DCfllODtChjUnpa.
Unt OoHth. Hayeux, Calvadon.
i '/i nat. Oroüxe )
FIk. 753.
l'teuroltmiaria bitorquata Den-
loiiijtehamp». Mittlerer 1.1a*.
May. Calvados
Fljf 755.
I'lnirotomaria | Khnphi-
stomtlla) rarliant WK*m.
Keu per.
St. CasNian, Tyrol.
nach welchem von beiden Seiten her die zurückspringenden Zuwaehsstreifen
convergiren. Schale innerlich perlmutterglänzend. Den vier sehr seltenen
lobenden Arten stehen mehrere hundert fossile Formen gegenüber, die sich
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Proeobranchia. Aspidobranchina.
323
auf alle Formationen vom Silur bis Tertiär vertheilen. Im jüngeren Tertiär
ißt die Gattung bereits sehr selten.
Subgenera: Ptychomphalus Ag., Mourlonia , Worthenia de Kon.,
Gosseletina Bayle, Ivania Bayle (Baylea de Kon.), Rhaphistomella
v Fig. 755), Zygites, Laubella, Stuorella, Schizodiscus Kittl, Agnesia
de Kon., Brilonella Kayser, Hesperiella Holzapfel, Cryptaenia
(Fig. 756), Leptomaria Deslongch. (Fig. 754) etc. „
Flg. 754. St Camian.
Pleurotomaria < l^jtiomaria) macrvmphala Zltt. Tithon. c Mvrchi$imla rubsutcata de Kon.
Stramberg, Mahren. Kohlenkalk. Touniay. (Die twel
leUteu'l'ingänge in doppelter nat. Gr.)
Kokenella Kittl. Sehr flache, scheibenförmige, in einer Ebene auf-
gerollte, jedoch etwas unsymmetrische Schalen mit breitem Schiit,/ band.
Trias. K. (Porcellia) Fischeri Hoernes.
Pol ytremar ia de Kon. Schale kreiseiförmig. Das Schützband durch
eine Reihe runder Löcher ersetzt, wovon sich die hinteren successive schliesscn.
Kohlenkalk.
Ditremaria d'Orb. (Fig. 757). Hinter der Aussenlippe zwei ovale,
durch einen Spalt verbundene Löcher. Basis mit Nabelschwiele. Jura.
Fig. 750. Fig. 757.
IHntTutomaria XYj/ptaenia) petita Goldf. TrochoUrma (Ditremaria) granuli/era Zitt.
UM, LI*». Göppingen, Württemberg. Ob. Tithon. Strausberg.
Trochotoma Deslongch. Kreiseiförmig, mit coneaver Basis. Hinter
der Aussenlippe ein beiderseits geschlossener Spalt, dem ein Schlitzband
entspricht. Trias. Jura.
Schizogonium Koken, Temnotropis Laube. Trias. Scissurella
d'Orb. Kreide bis jetzt.
Cantantostoma Sandb. Devon.
M urchison ia d'Arch. Vern. (Fig. 758). Schale thurmförmig, mit zahl-
reichen, bald glatten, bald verzierten Umgängen. Aussenlippe mit Schütz,
dem ein Schützband entspricht. Cumbrium bis Trias. Hauptverbreitung
in Devon und Carbon..
Subgenera: Hormotoma Salter, Lophospira Whitf., Goniostropha
Oehlert, Cheilotoma Koken.
. 6. Familie. Euomphalidae. de Köninck.
Schale niedrig kegelförmig bis scfieibenförmig, spiral getounden, mehr oder
weniger tief und iveit genabelt, Umgänge zuweilen in aufgelöster Spirale, glatt
oder kantig. Aussenlippe mit seichter Einbuchtung. Die ernten Windungen häufig
durch Sclteidewände abgeschlossen. Deckel kalkig. Cambrium bis Kreide.
81«
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324
Mollusca. Gastropoda.
Die Euomphaliden gehören vorzugsweise den paläozoischen Ablagerungen
an. Sie wurden bald an die Trochiden, Turbiniden, Litoriniden oder Solariden
angeschlossen. Mit letzteren haben ihre Schalen
die grösste Aehnlichkeit, allein bei Solarium ist
das Embryonalgewinde links, bei den Euompha-
liden rechte gedreht. Die Deckel jsind nur bei
einzelnen Gattungen (Maclurea) sicher bekannt,
de Köninck vermuthet, dasa die ursprünglich
als Calceola Dumontiana beschriebenen pantoffel-
artigen und tief ausgehöhlten Deckel aus dem
Kohlenkalk zu Euomphalus gehören.
Straparollina Billings (Cambrium), Ophi-
leta Vanuxem (Cambrium, Silur), Maclurea Le-
sueur (Silur).
Platyschisma M'Coy. Dünnschalig, niedrig conisch, glatt. Nabel
verhältnissmässig eng. Aussenlippe mit breiter Einbuchtung. Silur bis Carbon.
Fig. 759.
iu* Dionytii Montf.
Vtee, Belgien.
P. helicoides Sow. Carbon.
V\g. 761.
DUeohtlii irrhi* Reu«». Mittlerer Lia»,
Uinter-ScIrnfberK, Ober-Oesterreich.
Flg. 700.
»p. Kohlenkalk. Klltlnre, Irland.
a Von oben, b von unten.
Straparollus Montf. (Fig. 759). Kreisel- bis scheibenförmig, weit ge-
nabelt. Umgänge glatt oder fein quergestreift. Silur bis Jura; besonders
häutig in Devon und Kohlenkalk.
Phanerotinus Sow. Wie Straparollus, aber Gewinde eine offene
Spirale bildend. Carbon.
Euomphalus Sow. (Pleuronotus Hall., Schizostoma Bronn.) (Fig. 760).
Niedrig conisch bis scheibenförmig, weit genabelt. Gewinde abgeplattet oder
sogar vertieft. Umgänge kantig, die Kanten zuweilen mit Knoten besetzt
(Phymatifer de Kon.). Aussenlippe an der oberen Kante mit Ausschnitt,
Silur bis Trias. Hauptverbreitung im Kohlenkalk.
Subgenera: Omphalocirrus, Devon. Carbon. Co eloce n tr u s Zitt. Trias.
Disco heli x Dunk. (Fig. 761). Flach scheibenförmig. Oberseite eben
oder schwach concav, Unterseite weit genabelt. Umgänge vierseitig, kantig.
Trias bis untere Kreide.
Stomatiidae. Gray.
sehr rasch anwacJisenäen Umgängen bestehend,
7. Familie.
Schale niedrig, aas wenigen
perlmutterglänzend. Mündung gross.
Mit Ausnahme von Stomatia Gray und Stomatella Latn., von denen
einzelne seltene Arten schon in der Kreide (vielleicht auch Jura) vorkommen,
gehört diese Familie der Jetztzeit an.
8. Familie. Turbinidae. Adams.
Schale kreiseiförmig, scheibenförmig bis thurmjörmig, innen perlmutterglänzend.
Mündung rundlich oder oval. Innenlippe glatt oder mit Schwiele; Aussenlippe
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l'rosobranchia. Aspidohranchinu.
325
niemals umgeschlagen. Deckel sehr dick, kalkig, innen flach, aussen gewölbt.
Silur bis jetzt.
Die ungemein zahlreichen recenten Turbiniden werden hauptsächlich
nach der Beschaffenheit der Deckel unterschieden ; da aber diese bei fossilen
Formen nur selten bekannt sind, so bleibt deren genauere Bestimmung
meist unsicher. Es werden darum die" fossilen rundmündigen Kreisel-
schnecken, wenn sie nicht durch besondere Eigenthümlichkeiten der Schale
ausgezeichnet sind, meist unter der Collectivbezeichnung Turbo Lin. zu-
sammengefasst.
Fl*. 762
Omphatotrochiu diseu» Sow.
Ob. Silur. DudW, Fnirland.
Nat. Grösse (nach Nicholson).
F1jr. 763.
Omphalotroeh ut'plobotu*
Schloth. sp. Ob. Silur. Oot-
land. Mit erhaltenem Deckel.
(Nach Lind ström.)
Fl». 764.
Cyelonema MHxTonr.
Unt Silur. ClncinnatL
Omphalotrochus Meek. (Polytropis de Köninck, Oriostoma Lindström
non Mun.-Chalm.) (Fig. 702. 763). Scheibenförmig oder niedrig conisch,
weit genabelt. Umgänge rund, mit erhabenen Längskielen verziert. Deckel
ungemein dick, innen eben, aussen conisch, mit sehr zahlreichen, spiralen
Umgängen. Silur bis Carbon. Besonders häufig im oberen Silur.
Cyelonema Hall. (Fig. 764). Kreiseiförmig, mit bauchigen Umgängen,
feinf spiral gestreift. Mündung rundlich , die Ränder nicht zusammen-
hängend. Deckel'coniseh, innen eben, aussen mit spiralen Riefen. Silur.
Fi» 766
Attralium | UmtUtU Daman
Laube. Ob. Trias. 8t CamUfl
Fi«. 70.V
Turbo iBolmai nigotus Lin.
Mit Deckel. Pllocan. Plenza, Toskana.
Fic. 767.
Turbo [CW/OWto] nuxlestu»
Flieh" Oliu'c.riiii MonteCnunl
bei Castcl Oomberto.
Fi« 768.
Turbo (Siwlla) Parkintoni
linst. OllRocnn. Dax bei
Honlcnlix.
Astralium Link (Fig. 766). Kreisclförmig ; Windungen rauh, blättrig
oder knotig, meist gekielt. Basis mehr oder weniger abgeplattet. Mund-
saum nicht zusammenhängend. Mündung niedergedrückt. Deckel dick,
kalkig, innen eben, spiralgewunden. Triiis bis jetzt.
Subgenera. Holma Risso (Fig. 765), Pachypoma Gray, Lithopoma
Gray, Uvanilla Gray (Fig. 766), Calcar Montf., Guilf ordia Gray etc.
Turbo Lin. ,'Fig. 767. 768). Kreisel- bis kegelförmig. Mündung fast
kreisrund. Deckel dick, kalkig, aussen convex, innen eben und spiral.
Silur (?) bis jetzt.
Subgenera. Sarmaticus Gray, Senectus Humphr., Batillus
Schum., Ninella (Fig. 768), Col'lonia (Fig. 767), Modelia, Callo-
poma Gray etc.
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Mollusca. Gastropoda.
9. Familie. Phasianellidae. TroscheL
Schale oval verlängert, dünn, glatt, glänzend, porzellanartig, innen nicht perl-
mutterig, ungenabelt. Letzter Umgang gross. Mündung oval. Deckel kalkig,
dick, aussen convex.
Phasianella Lam. (Fig. 7f>9). Kreide bis jetzt.
10. Familie. Delpbinulidae. Fischer.
Schale kreiset- oder scheibenförmig, meist dick, innen
perlmutterglänzend, aussen häufig mit Stacheln, Rippen oder
Falten verziert. Mündung kreisrund, mit zusammenhängenden
Rändern; Aussenlippe meist umgeschlagen oder verdickt. Deckel
hornig, häufig aussen durch eine dünne Kalkschicht verstärkt.
Craspedostoma Lindström. Kugelig, eng genabelt,
mit kurzem (iewinde und grossem quer gestreiftem oder
gegittertem letztem Umgang. Mundsaum umgeschlagen, am
Spindelende mit einem flügelartigen Fortsatz. Oh. Silur.
C. elegantulum Lindstr.
Crossostoma Morr. Lyc.(Fig. 770). Niedrig kreiseiförmig,
glatt, ungenabelt. Gewinde kurz. Mündung rund, durch eine
Schwiele verengt, Aussenlippe etwas umgeschlagen. Trias. Jura.
(Fig. 771). Niedrig kreiseiförmig, mit Querwülsten ver-
ziert; Mündung durch schwieligen Wulst verdickt. Jura bis jetzt.
HJC 769.
l'hatiantlla f!o$auita
Zekell.
TuronkrH'li', Onnau
Liotia Gra\
Piff. 770.
reflesitabrum
ifnrb. ftp
Mittlerer LIm.
Fig. 771
Utitin (ierrillei Desh. *p
Orohkalk
Hauteville bei Valojfiie
Fl*. 772.
Delphinulu Hgrtgnta
Udh Ded. Callovien.
Montreuil- Beilay,
Malne-et-Uilre
Fi* 773.
IHlphintüa icnbina
Brorurt. «p olicocän.
(iiuis bei Dax.
Delphinula Lam. (Angaria Ad.) (Fig. 772. 773). Niedrig kreiseiförmig
genabelt. Umgänge rund, schuppig, stachelig oder spiral verziert. Mündung
rundlich, ohne wulstige Verdickung. Trias bis jetzt.
11. Familie. Trochonematidae. Zitt.
Ausgestorbene pyramiden-, kreisel- bis scheibenförmige, rechts oder links ge-
wundene, meist dünnschalige Schnecken mit innerer Perlmutterschicht. Umgänge
gewölbt, mit ein oder mehreren Längskielen und etwas wellig ge-
bogenen Querstreifen oder Querrippen. Mündung rundlich, zu-
weilen mit schwachem Atisguss. Deckel unbekannt, wahrscheinlich
hornig. Cambrium bis Kreide. Marin.
Diese in paläozoischen und namentlich im Jura ungemein
häufigen, meist reich verzierten Schnecken werden bald bei
den Littoriniden, bald bei den Turbiniden oder Purpuriniden
untergebracht. Sie bilden eine eigene Familie, die sieh am
besten an die Turbiniden und Troehiden anreiht.
Trochonema Salter. Pyramiden- bis kreiselförmig, längs
gekielt und quer gestreift, tief genabelt. Mündung rund. Nabel
von einem Kiel umgeben. Cambrium. Silur.
Eunema Salter (Fig. 774). Pyramidenförmig, mit hohem
spitzem Gewinde, ungenabelt. Umgänge mit zwei oder mehreren
spiralen Kielen und kräftigen Querstreifen. Mündung oval, unten (vorne)
mit schwacher Ausbuchtung. Silur.
Fltr. 774
Eunnnn itrif/il-
latd Salier,
l'nt. Silur
Paunuette Falle,
Camilla.
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Prosobranchia. ABpidobranchina.
327
Amberlepa Morr. Lyc. (Eucyclus Deslongch) (Pig. 775). Kreisel- bis
pyramidenförmig , ungenabelt; Nähte tief. Spiralkiele meist knotig oder
stachelig, von kräftigen Querstreifen gekreuzt, in der unteren Hälfte der
Umgänge zahlreicher, als in der oberen. Mündung rundlich, zuweilen mit
schwachem Ausguss. Trias bis Kreide. Häufig in Lisis, Dogger und Malm.
Oncosp ira Zitt. Pyramidenförmig, spiral gerippt, mit 1 — 2 Querwülsten
auf jedem Umgang, welche ununterbochen über die Sehale fortsetzen. Jura.
Hamusina (ieinni. Links gewunden, ungenabelt, mit knotigen Längs-
kielen. Lias.
Platyaera v. Amnion (Fig. 776). Wie vorige, aber Apex abgeplattet,
die ersten Umgänge in einer Ebene. Lias.
Fi*. 775. FiK. 777. FIk. 776.
Ambrrlfyn capitanea Mstr. Cirru* nodatut Sow. t'nt Oolith. Platyaera impretta
Ob Un Ycovil, England. Srhafh sp. lTnt Lias.
I* Verpillter* M Lyon. Hoihfellen, Bayer».
Cirrus Sow. (Scaevola Gemm.) (Fig. 777). Links gewunden, kreisei-
förmig ; tief und weit genabelt. Gewinde zugespitzt Umgänge mit kräftigen
Querrippen und Spiralen Streifen, gekielt. Trias. Lias. Dogger.
12. Familie. Trochidae. Ad.
Schale kegelförmig, kreiseiförmig oder pyramidal, innen mit Perlmutterschicht;
Basis mehr oder weniger abgeplattet. Mündung quer vierseitig, Mundränder
nicht zusammenhängend, Innenlippe häufig mit Zahn. Deckel dünn, hornig.
Silur bis jetzt.
Die Gattungsbestimmung der zahlreichen fossilen Troehiden ist nicht
minder schwierig, als bei den Turbiniden, weil sich die paläozoischen und
mesozoischen Formen schwer in die reoenten Genera und Sub-
genera einfügen lassen, vielmehr häufig Collectivtvpen mit
Merkmalen mehrerer modernen Gattungen und selbst Familien /^-^^
darstellen. In Ermangelung charakteristischer Kennzeichen .jpt^
werden sie meist unter dem Sammelnamen Trochus zusammen- f
Aus älteren Ablagerungen sind wohl die von Lind ström ^vsjt
beschriebenen Trochus- Arten aus dem oberen Silur von Got- FiK. 778.
land, ferner Flemingia, Qlyptnbasis de Kon., Micro- £*iH^*%?£
doma M. W. (Carbon\ Turbina (Fig. 77«; und Turbonel- st.VasMan, Tyrf.i.
lina de Kon. aus Carbon, Tiias und Jura als ächte Troehiden W»->
zu betrachten.
Trochus Lin. (Fig. 779—787). Kegel- oder pyramidenförmig; Umgänge
schwach gewölbt oder eben, Basis aussen kantig. Innenlippe vorne häufig
«abgestutzt, verdickt oder mit Zähnen. Silur bis jetzt.
Subgenera. Tectus Montf. (Fig. 779), Polydonta Sehum., Ziziphinus
Leaeh (Fig. 780. 781), Eutrorhus Ad.. Kltnchus Swainson, Turcica Ad.,
Gibbula Leach (Fig. 782), Oxystele Pbil. (Fig. 783), Monodonta Um.
32*
Mollusca. Gastropoda.
(Fig. 784), Clanculus Montf, Craspedotus Phil. (Fig. 785), Chlorostoma
Swainson, Osilinus Phil. (Fig. 786), Lewisiella Stol. (Fig. 787) etc.
Hg. 779.
Trochut ( Tectut) Luca-
tanut ßrongt.
ollgoean. Cnxtel (iom-
berto bei Vicenza.
Fig. 780.
Trochut (Ziziphi-
nuj) »emipuncta-
tut Ultr, Trio»
St. Caasian. (■;,.)
Flg. 781.
7YocAujii.ZirfpAi-
nui) acqualit
Buv. Coralrng.
8t. Michiel,
Metise.
Flg. 78Ü.
TrooAu« {Oib-
bula) pictut
lli.hw.
Mtocin.
Wiesen bei
Wien.
Fl*. 783.
Trochus \Oxyttcle) patulttt
Brocchl. Miocio.
Steinabrunn bei Wicu.
Margareta Leach (Fig. 788)
gehören ebenfalls zu den Trochiden.
und Solariella Wood.
Tertiär und lebend.
Fig 784.
Trochut (Monodonta • nodotut
Mstr. Trias. St « annian
Fig. 787.
Trochut
(Uwiticlla) conica
«VOrb. sp. Mittler«
Llas. May, Calvados.
Fig.V788.
Marparita marrfaritula Mer.
Ollgncan. Weinhelm bei
Alzey.
Fig. 785.
TrochuK ■Cmtptdofut) c'o-
thratut Etall. sp, C'oralrag.
Valfln. Aln.
(In doppelter nat. Orosse.)
Fig. 786.
Trochut (Otilinut)
Brocchii. Mayer Flg. 789.
I'lioefln. Montopoll, Solariella ptregrina
ToRcana. I. Ibassl sp. Plioean.
Orciano. Tost-ana.
13. Familie. Xenophoridae. Desh.
Schale kreiseiförmig, ohne Perlmutterschicht. Umgänge eben, häufig mit
agglutinirten Fremdkörpern bedeckt. Basis concav oder eben, am Rand mit
scharfem Kiel. Mündung quer vierseitig. Deckel hornig.
Die Xenophoriden sind eine alterthümliche Familie, deren moderne
Vertreter eine hohe Differenzirung erlangt haben. Sie besitzen neben einer
grossen, wohl ausgebildeten, nur noeh eine zweite, ganz rudimentäre Kieme
und werden darum meist zu den Ctenobranchina gestellt. Auch die Radula
erinnert mehr an die von Capuliden, Littoriniden und Strombiden, als an
die der Troehiden. Die bereits im Silur vorkommenden Schalen stehen
jedoch Trochus ausserordentlich nahe, dass an einer
gemeinsamen Abstammung der beiden Familien kaum
gezweifelt werden kann.
Onustus Humphrey (Eotrochus
Whitf.) (Fig. 790). Dünnschalig,
kreisi-lförmig, weit genabelt. Um-
gänge eben, selten agglutinirend.
Der Aussenrand derconcaven Basis
durch einen blattartigen zusammen-
gedrückten Saum gebildet. Silur
iO. [Troch usj cavus, profundus
>indstr.) bis jetzt.
Omphalopterus Roem. Niedrig kreiseiförmig, weit genabelt. Der
breite Saum an der Basis aus zwei, durch einen Schlitz getrennten Blättern
bestehend. Silur. 0. (Euomplmlus) alatus Iiis. sp.
Xeiwphora agglutinans I.um.
I in i. r iirol Ulk. Damery
bei F.prrnay.
Piff. 790
Onutlut htlincut
d'Orb. sp. Ob.
La Verpllllerc bei Lyon.
I.ia.«.
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Prosobranchia. Aspidobranchina. 329
Clisospira Bill., Autodetus Lindstr. Silur.
Xenophora Fischer (Phorus Montf.) (Fig. 791). Kreiseiförmig, eng
genabelt. Umgänge mit agglutinirten Fremdkörpern bedeckt. Kreide bis jetzt.
14. Familie. Umboniidae. Ad.
Kleine, meist niedrig scheibenförmige, glänzende oder fein spiral gestreifte
Schälchen, ohne Perlmutterschicht. Aussenlippe scharf, Mundränder nicht zu-
sammenhängend. Nabel häufig mit Schwiele bedeckt. Deckel hornig. Silur
bis jetzt.
An die recenten Gattungen Umbonium Link {Rotella Lam.), Isanda
Ad., Camitia Gray etc. schliessen sich eine Anzahl fossiler Formen an,
wie Pycnomphalus Lindstr. aus Silur und Devon, Anomphalus M. W.,
Rotellina de Kon. aus dem Kohlenkalk, Chrysostoma (Fig. 792) aus dem
Jura u. A., die höchst wahrscheinlich als Vorläufer der Um-
boniiden zu betrachten sind.
Fl». 792.
Chrysostoma Äc- Fig. 793. Fi*. 794. Fi*. 795.
rkmi d'Orb. *p. Teinostomarotdlaeformü Helieocryptus pusillus Roem. sp. Adeorbis tricoslatut Do«h.
Dogger Baiin D<*h. Coralrug. Koeän (MI«]. Meere*m»nd.)
bei Krakau. (irobknlk. (iriifnon. LlnoVner IW-rg bei Hannover. Auven«. Seine et Olse.
Ob die Gattungen Teinostoma (Fig. 793) und Vitrinella Ad., auf
welche auch zahlreiche fossile Formen aus Carbon, Trias, Jura, Kreide und
Tertiär bezogen werden, zu dieser Familie gehören, ist zweifelhaft Helieo-
cryptus d'Orb. (Fig. 794) aus Jura und Kreide steht Vitrinella nahe.
Auch die kleinen, glänzenden Schälchen von Cyclostrema Marryat,
sowie die spiral gestreiften Adeorbis S. Wood. (Fig. 795) haben grosse
Aehnlichkeit mit Umboniiden, bilden nach Fischer aber besondere Familien.
Von beiden kommen fossile Arten im Tertiär vor.
15. Familie. Neritopeidae. Fischer.
Schale mit kurzem, zuweilen seitwärts gedrehtem Gewinde, oval bis halb-
kugelig, ungenabelt, ohne Perlmutterschicht. Letzter Umgang sehr gross. Mündung
oval oder halbkreisförmig. Innenlippe schwielig verdickt, gebogen, zuweilen mit
Ausschnitt. Deckel kalkig, nicht spiral, mit subcentralem Nucleus, innen mit
schwielig verdicktem Columellarrand, welcher in der Mitte einen breiten, eckigen
oder abgerundeten Vorsprung bildet.
Die Neritopsiden unterscheiden sich von den nahe verwandten Neritiden
hauptsächlich durch den total abweichenden, nicht spiralen Deckel, welcher
unter den Namen Peltarion, Scaphanidia, Cyclidia und
Rhynchidia beschrieben wurde. Die ersten Umgänge werden
nicht, wie bei den Ncritiden resorbirt. Devon bis jetzt. %«H|
Naticopsis M'Coy (Neritomopsis Waagen) (Fig. 796—798).
Glatt oder quer gestreift, oval bis kugelig. Mündung oval. Fi». 7«.
Innenlippe abgeplattet, etwas schwielig, gebogen, zuweilen quer jÄ^Swm
gestreift, Sehr häufig in Carbon und Trias; seltener im Devon. Kiip^t. *p.
Hologyra Koken. Glatt, halbkugelig, Nähte wenig vertieft, J?*cZ[JjJ
das kurze, seitlich gelegene Gewinde innerlich nicht resorbirt.
Innenlippe abgeplattet, schwielig, den Nabel bedeckend, mit scharfem Rand.
Trias häufig. An manchen Arten, wie H. neritacea Münst. sp., hat rieh die
ursprüngliche Färbung trefflich erhalten.
Marmolatella Kittl. Ohr- bis mützenförmig, mit sehr kurzem ein-
gekrümmtem und fast randständigem Gewinde. letzter Umgang sehr aus-
gebreitet. Innenlippe schwielig verdickt, breit, gebogen. Trias. M. (Ostrea)
stomatia Stopp, sp., M. Telleri Kittl sp.
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330
Mollusca. Gastropoda.
Natiria de Kon. Silur bis Carbon.
Naticella Mimst. (Fig. 799). Dünnschalig, Gewinde gerade, niedrig,
letzter Umgang gross, quer gerippt. Trias.
Palaeonarica Kittl (Pseudofossarus Koken).
Fi« 797.
a Xaticoprif ampliata I'hill. Kohlt'iikiilk VI«», Belgien.
6 I ».•••k«-l von .V }>lani*)>ira l'lilll.. ebendaher. (Nach de K o n i h c k |
Fi»;. 798.
Xaliettpuis trmnißmta M. Hoern.
Triii^ F.slno, I.onibardel.
(Mit erhaltener Frtrbung.)
Plattjchilina Koken (Fossariopsis Laube). Gewinde niedrig, gerade.
Letzter Umgang gross, Oberfläche rauh, mit Höckern bedenkt. Innenlippe
eben, glatt, mit einfachem Rand. Trias. P. pustulosa Mstr. sp.
Fi« 799
Xnticella cottata Mstr.
CunpUer Schichten.
Weniren. Sud-Tyrol
Flg. 800.
n SerUoprig monilijormi» Grat.
UlocHn. LapagT, BtebenbAtgeD.
^ A". npinota Hob. Detdongah.
Callovlen. Montreull - Bcllay.
Maine-et- Loire.
Fl« SU1
Deckel der rceentcn yeriloptit
radula von Neti-Caledonieti.
Nnt. <;r;»<«<e Hiaeh i'rosnc).
u Aeuswjre, 6 Inner« Seite
Delphinul opsis Laube. Wie vorige, jedoch Gewinde aus lose ver-
bundenen Umgängen bestehend. Naht tief. Letzter Umgang mit knotigen
Längskielen. Innenlippe eben, mit scharfem Innenrand. Trias. D. binodosa
Mst. sp.
Neritopsis Grat. (Fig. 800. 801). Gewinde niedrig, letzter Umgang sehr
gross. Oberfläche mit Spiralen und queren Rippen oder Knoten, häufig
gegittert. Innenlippe verdickt, mit breitem, eckigem Ausschnitt in der
Mitte. Trias bis jetzt.
16. Familie. Neritidae. Lam.
Schale halbkugelig, ungenabelt, ohne Perlmutterschicht. Gewinde sehr kurz,
auj die Seite gerückt, Umgänge rasch zunehmend; der letzte sehr gross, die ersten
im Tunern resorbirt Mündung halbkreisförmig. Rand der abgeplatteten oder
schwielig verdickten Innenlippe häufig mit Zähnen. Deckel kalkig, mit seitlichem,
spiralem Südens und Muskelfortsatz auf dir Innenseite. Trias bis jetzt.
Die Neritiden sind theils Meeres-, theils Süsswasserbe wohner; eretere
leben meist in der Nähe der Küste, letztere häufig auch im Brackwasser.
Sie resorbiren im Innern die ersten Unigänge, so das« Steinkerne nichts
vom Gewinde erkennen lassen. Dieses Merkmal, sowie die Gestalt des
Deckels unterscheidet sie hauptsächlich von Saticopsis, aus denen sie wahr-
scheinlich, wie die terrestrischen Hclicinidae hervorgegangen sind. An fos-
silen Arten erhalten sich nicht selten Reste der Färbung.
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Prosobranchia. Aspidobranchina.
331
Neritaria Koken (Protonerita Kittl). Gewinde zugespitzt, Nähte ver-
tieft. Oberfläche glatt. Aussenlippe scharf. Innenlippc schwielig, abgeplattet.
Resorption der inneren Scheidewände unvollständig. Trias.
PIg ho-.'
a Seriia Laffoui IfcitaO. t'itliarellenknlk
bei S<iiiiin>nuM>n.
6 Xcritn fjranulit$a Desh F.ot-an iSables nioy.) Anver*
bei Parin,
c Deckel einer re<entrn Xcrita.
SB
Fijj. 803.
Oncochilu* chrfnnaticiu Zitt. Ob. Tithon
StmmberK, Mahren.
Fi«. 805.
Vrlntf* Schmi'Uliiinu*
I nterer MeereüSMnd.^
eben, Bocio.
t'uiw Irt -Mottle.
Nerita Lin. (Fig. 802). Dick, oval oder halbkugelig, glatt oder Spiral
gerippt. Innenlippe schwielig, abgeplattet, mit geradein, häufig gezähneltem
Innenrand. Deckel kalkig, subspiral, mit seitlichem Nueleus. Trias (?)
bis jetzt
Oncochilus Pethö (Fig. 803). Glatt Innenlippe gewölbt, schwielig,
am Rand mit 2 — 'A Zähnen oder glatt. Aussenlippe scharf. Trias. Jura.
Lissochilus Pethö (Fig. 804). Jura. Neritodomus Morr. Lye.
Neritoma Morris. Jura. Otosioma d'Areh. Kreide. Dejanira Stol.
Kreide.
Mg. 804.
Lit*ochilu$ »igarttinu» Buv.
('onilnift.
HoheneKgeUen. Hannover.
Fl«. S06.
Serititm 'trntelouixina YrT Mio-
i'an. Haufelburg bei UÜntbttlg.
Fi*f 807.
Pilcolus plicalu* Sow. Bathonien.
I juiK'rune, Calvados, (Vi).
Velates Montf. (Fig. 805). Niedrig kegelförmig, nur die gekrümmte
Spitze des Gewindes sichtbar. Letzter Umgang sehr gross. Innenlippe
convex oder eben, mit geradem, gezahntem Innenrand. Häufig im Eocän ;
wird zuweilen 10 — 12 cm gross.
Neritina Lam. (Fig. 8»»»;). Klein, halbkugelig, glänzend, glatt oder
mit Stacheln, meist bunt gefärbt. Innenlippe abgeplattet, mit scharfem oder
fein gezähntem Innenrand. Aussenlippe seharf. In Brack- oder Süsswasser.
Häufig im Tertiär und Jetztzeit; die angeblich mesozoischen Formen gehören
meist zu Nerita.
Pileolus Sow. (Fig. 807). Klein, napfförmig bis niedrig kegelförmig,
elliptisch oder rund. Wirbel schwaeh nach hinten gekrümmt. Nur letzter
Umgang sichtbar. Mündung halbkreisförmig. Innenlippe breit, schwielig.
Jura bis Eocän.
332
MolliiBca. Gastropodu.
3. Unterordnung. Ctenobranchina. Schweigg, Kammkiemener.
(Pectinibranchia Cuv., Azygobranehia Ihering, Monotocardia Bouvier.)
Rechte Nackenkieme kammjörmig, sehr umfangreich und meist durch Drehung
des Rumpfes nach links gerückt, die linke Kieme verkümmert. Herz mit einer
Vorkammer. Radula schmal, sehr mannichf altig zusammengesetzt. Schale in
Schneckenspirale gewunden, selten napf- oder mützenförmig.
Die Ctenobranchier bilden die formenreich ste Gruppe der Protobranchier.
Sie leben vorwiegend im Meer, theilweise auch im süssen Wasser oder
auf dem Lande, beginnen im Silur und erlangen ihre Hauptverbreitung
in mesozoischen und tertiären Ablagerungen und in der Jetztzeit. Man
hat dieselben nach der Beschaffenheit der Mündung in Holostomata und
Siphonostomata zerlegt, aber diese lediglich auf die Schale basirten Gruppen
finden in den anatomischen Merkmalen keine Begründung. Die Eintheüung
nach dem Bau der Radula in Ptenoglossa, Taenioglossa, Rachiglossa und Toxo-
glossa nach T rose hei oder in Taenioglossa und Stenoglossa nach Bouvier
ist paläontologisch nicht verwerthbiir.
1. Familie. Solariidae. Chenu.
Schale niedrig kegelförmig, tief und weit genabelt, ohne Perlmutterschicht.
Umgänge kantig. Deckel hornig oder kalkig, spiral. Embryonalgewinde
heterostroph. Kreide, tertiär und lebend. Marin.
Die Solariidae sind wahrscheinlich
aus denEuomphaliden hervorgegangen,
von denen sie sich hauptsächlich durch
-s^saik^^ das heterostrophe Embryonalgewinde
und den Mangel eines Ausschnittes der
Aussenlippe unterscheiden
Solarium Lam. (Fig. 808. 809).
Niedrig conisch, aussen kantig. Mün-
soiarium ilymeriä Kyckhoit dung viereckig. Nabel weit und tief,
Tour«*. die Nabelkante gekerbt oder scharf.
Tournay, RcMen. p^,^, hoTmg. Jura bis jetzt. Ein
Theil der mesozoischen Solarien dürfte zu Euomphalus gehören.
Torinia Gray. Tertiär und lebend. Bif rontia Desh. (Omalaxis Desh.).
Eocän.
2. Familie. Purpurinidae. Zitt.
Dickschalige, ovale Schnecken mit treppenförmigem
Gewinde, ohne Verlmutter Schicht. Umgänge unter der
Naht abgeplattet und kantig. Die Kante häufig mit
Knoten besetzt; letzter Umgang gross. Mündung oval,
vorne mit Ausguss, Ränder getrennt. Deckel unbekannt.
Silur bis Kreide.
Scalites Conrad. Gewinde kurz, zugespitzt,
treppenartig ; Umgänge unter der Naht abgeplattet
mit scharfem Kiel, letzter Umgang sehr gross, glatt.
Mündung mit schwachem Ausguss Silur bis Trias.
Trachydomia M.W. Carbon. (Trachynerita
Kittl). Trias.
Pseudoscal ites Kittl, Tretospira Kok. Trias.
Purpur ina d'Orb. Länglich oval. Windungen
oben kantig, Spiral gerippt, mit queren Falten oder
Rippen, reich verziert, häutig mit Nabelspalte. Mün-
dung oval, vorne mit Ausguss. Rhät. Lias. Jura.
Purpuroidea Lycett (Fig. 810). Oval, dickschalig. Gewinde treppen-
förmig, die abgeplattete Fläche unter der Naht von einer Knotenreihe
Kit? «08.
Solarium timplfjc
Bronn. Miocrin.
Nlederleia,N.-Oe»t
Y\k RIO.
Purjtitroidfa no>.lulata Yoiiiir
and Blrd »p. Gro«*-ooiith.
Minchinhumpton, Kurland.
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Prosobranchia. Ctenobranchina.
333
begrenzt. Letzter Umgang bauchig, glatt. Aussenlippe dünn. Mündung
vorne mit canalartigem Ausguss. Jura und Kreide.
Brachytrema Morr. Lyc, Tomocheilus Gemm. Juni.
3. Familie. Littorinidae. Gray.
Schale kreiseiförmig, ohne Perlmutter Schicht, meist glatt oder spiral verziert.
Mündung rundlich. Aussenlippe scliarf. Deckel hornig, paucispiral. Silur bis
jetzt. Marin.
Die Schalen der Littoriniden unterscheiden sich von den Turbiniden
und Troehiden lediglich durch den Mangel einer Perlmutterschieht. Die
Thiere dagegen weichen beträchtlich ab. Bei den ersteren sind zwei fast
gleichmässig entwickelte, bei den Littoriniden nur eine Kieme vorhanden;
aas Herz hat bei den ersteren zwei, bei den Littoriniden nur eine Vor-
kammer, die Radulae der Turbiniden und Troehiden sind rhipidogloss, die
der Littoriniden taeniogloss. Obwohl demnach die Littoriniden von den
Zoologen zu den Ctenobranchina, die Kreisclsch necken zu den Aspidobranchina
gestellt werden, so erscheint es doch kaum zweifelhaft,
dass die paläozoischen Littoriniden den Turbiniden und
Troehiden sehr nahe standen und wahr-
scheinlich erst spät ihre heutige Diffc-
renzirung erlangten.
Fik' SM.
Turbonitrlla «ubcottata
Cioldf. dp.
Mittt'l-IH'von.
I'iiffraih bei Cöln.
Flu. 812.
Littvrina litorea
Lin. fp.
DflnviuwiPostKlttcittl).
Insel Sknpto.
Kitf. 8111.
Lacuua liastcro-
Unn Kronn.
Mioc*n. Steina-
brunn bol Wlon.
Fitf SU.
Fottartu cottatut Brooohi.
Plloean.
Limite. Tost-ana.
Die ausgestorbenen Gattungen Holopea Hall (Silur und Devon),
Turbonitella de Kon. (Devon und Carbon) (Fig. 811), Portlockia,
Turbinilopsis, Rhabdopleura de Kon. (Carbon) und Lacunina Kittl
aus Trias zeigen grosse Aehnlichkeit mit Littorina, werden jedoch vielfach
auch zu den Troehiden oder Turbiniden gestellt.
Littorina Fer. (Fig. 812). Dickschalig, kreiseiförmig bis kugelig, glatt
oder spiral gestreift, ungenabelt. Mündung eiförmig. Jura bis jetzt.
Lacuna Turton (Fig. 813). Wie vorige, aber Mündung vome mit
schwachem Ausguss. Tertiär und lebend.
Lacunella Desh. (Eocän), Litiope Rang, Planaxis Lam., Quoyia
Desh. (Tertiär und lebend) etc.
Die Gattung Fossarus Phil. (Fig. 814) bildet nach Fischer eine
besondere Familie.
1
4. Familie. Cycloßtomidae. Menke.
Schale sehr verschieden gestaltet, kreisel- bis scheibenförmig oder thurmförmig,
mit Epidermis. Mündung kreisrund, die Ränder meist zusammenhängend. Deckel
hornig oder kalkig, spiral. Kreide bis jetzt. Landbewohner.
Die Thiere besitzen statt der Kiemen eine seitliche Athemhöble, wie die
Lungenschnecken; in ihrer sonstigen Organisation stehen sie den Littoriniden,
bei denen die Kieme ebenfalls bereits stark verkümmert ist. sehr nahe. Die
Schalen sind ausserordentlich variabel. Es sind über 600 lebende Arten aus
allen Theilen der Erde, namentlich aus den Tropenländern bekannt. Die fos-
silen Formen beginnen in der mittleren Kreide und linden sich in Süss-
iblagerungen.
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s
334
Mollusca Gastropoda.
Cyclostoma Lam. (Fig. 815). Kreisclförmig , mit kalkigem, spiralem
Deckel. Tertiär und lebend.
Otopoma, Tudora Gray. Tertiär und lebend.
Megalomostoma Guilding. Kreisel- bis puppenförmig , meist glatt.
Mundränder dick, Aussenlippe umgeschlagen. Deckel hornig. Kreide bis
jetzt. M. mumia Lam. sp.
4^
Fig. 816.
Pomntiai labrllum
Thomm* »|>
I jtrii l>< Ii i i.-i-k • Ii La Ik
Huchheini
hol WlcKhitili'n.
Fi*. 817.
Cyelotiu esaratu» Sandb.
mit Deckel, ob. Boeta
PunieUo (nack Bandb.)
FlR 818
Strophootoma awmphata
i'apHllni. OliffOdlL
AnitifK bol Ufas.
Mundränder
Fi«. 815.
CtafottOHM Mtmteuhtm
/.Ii-i<-ii Mioran Fr-
m tagen be! Ulm,
Pomatias Studer (Fig. 81G). Thurmfürmig, quer gestreift,
umgeschlagen. Deckel hornig. Tertiär bis jetzt.
Leptopoma Pfeiff., Cyclophorus Montf. , Craspedopoma Pfeiff.,
Uyclotus Guilding (Fig. 817) etc. Ob. Kreide bis jetzt.
Strophostoma Desh. (Fig. 818). Ob. Kreide bis Miocän.
5. Familie. Capulidae. Cuv.
Schale napj-, mützenförmig oder oval, unregelmässig, mit Spiral gekrümmtem
Wirbel, zuweilen auch aus mehreren niedrigen Umgängen zusammengesetzt. Letzter
Umgang sehr gross. Mündung weit. Deckel fehlt. Cainbrium bis jetzt. Marin.
FlK. 819
Capulut hungarieui Uli Ql
Pliooan. Tuwaim
Fig. 820
Caputut rugittu* So«', dp. Qrom-Oolltll
(jitiicriiiK.', Qalvadoa (Jtfet <;rönw».)
Flg BSft
PUUyOttOIM Siaijaren*i» Hüll
Devon. Waidroii, Inciinna
Kl«. WZi.
flatycera» neriMdt* Phill
Kohlenkalk. Vit«, Belgien
Flg. 821
OrthamycMa tlrgan* Harr
Ob. Silur E]
Lorhkow, Hohrnen.
Verschiedene der hierher gehörigen Gattungen bewegen sich sehr wenig
und Ideiben fast Zeitlehens an einer Unterlage haften, der sie sieh allmählich
anpassen.
Stenotheca Salter. Kleine mützenformige, concentriseh gestreifte oder
gefurchte Sehälchen mit schwach eingekrümmtem, weit nach hinten ge-
rücktem Wirbel. Unt. Cainbrium.
Ca pul us Montf. (Pileopsis Lam., Brocchia Bronn.) (Fig. 819. 820). Unregel-
mäßig conisch oder mützenförmig. Wirbel nach hinten gerückt, mehr oder
weniger spiral eingerollt. Mündung weit, rundlich oder unregelinäasig. Im
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Proeobranchia. Ctenobranchina.
335
Innern ein hufeisenförmiger Muskeleindruck. Ungemein häufig in cambrischen,
silurischen, devonischen und carbonischen Ablagerungen ; spärlicher in Trias,
Jura, Kreide, Tertiär und Jetztzeit. a
Orthonychia Hall (Igoceras Hall) (Fig. 821). Schale
conisch, gerade oder schwach gebogen, häufig gefaltet,
Wirbel kaum spiral. Silur bis Carbon.
Platyceras Conrad (Äcroculia PhilL) (Fig. 822).
Wirbelgekrümmtund l
Spiral eingerollt. Ober-
fläche glatt, gestreift,
gefaltet oder mit Sta-
cheln bedeckt. Cam
brium bis Trias.
Platyostoma
Conrad (Strophosty-
KIr. 824
Horiottoma Barrandti Muri Cb.
IUS Hall) (l* lg. 82.i). cm Devon. Uahard. III« et
Schale aus mehreren Vltalne. (Nach Mun.-rhai m )
(irobkalk
Ilipponyr roniucojtiar Ijuh.
Maiu-mm M Paris,
a Sehale, 6 Fmwphitte.
sehr rasch anwachsen-
den Umgängen bestehend. Gewinde niedrig; letzter Umgang sehr gross.
Innenlippe umgeschlagen und etwas verdickt. Mündung sehr gross. Silur
bis Carbon.
Horiostoma Mun. Chalmas (Fig. 824). Dickschalig, spiral gerippt mit
kurzem seitlichem Ge-
winde, weit genabelt.
Devon.
Tub ina Barr., Silur.
Hippo ny x Def r.
(Cochlolepas Klein) (Fig.
825). Dickschalig, schief
kegelförmig bis napfför-
mig. Wirbel gerade, sel-
ten spiral, weit nach hin-
ten gerückt. Mündung
oval oder rundlich, im
Innern ein hufeisenför-
miger Muskeleindruck.
Kalkscheibe ab. Kreide
Flu.
Gnl/riu (Calwtraxt) IrochiJormU Um.
(in.hkalk.
Danury bei Kperoay.
Flg. 827.
Crrpiduta ungut-
Jtirmi« Lam.
Plioean. Tuseunn.
Der Fuss sondert häufig eine dicke, deckelartige
bis jetzt.
Rothpletzia Simonelli. Tertiär.
Galerus Gray (Calyplraea p. p. Lam.) (Fig. 826). Dünnschalig, conisch;
Wirbel central, spiral. Umgängo eben, häufig stachelig. Basis horizontal.
Mündung niedrig, weit. Kreide bis jetzt.
Crepidula Lam. (Fig. 827). Länglich oval, flach oder gewölbt, pantoffel-
förmig. Wirbel am hinteren Ende, fast randständig, etwas gekrümmt.
Mündung sehr verlängert, weit; Innenlippe durch ein dünnes horizontales
Blatt gebildet, Kreide bis jetzt.
Crucibulum Schum., Calyplraea Lam. Tertiär. Recent,
G. Familie. Naticidae. Forbes.
Schale mit kurzem Geuinde und grossem letztem Umgang. Mündung halb-
kreisförmig bis oval, hinten winklig, vorne breit abgerundet. Deckel kalkig oder
hornig, paucispiral. Trias bis jetzt. Marin.
Die Unterscheidung fossiler Naticiden von Naticopsis, Nerita und Am-
pullaria bietet grosse Schwierigkeiten, da öfters die Schalen fast über-
einstimmende Merkmale besitzen, und nur die fossil nicht erhaltenen
Deckel differiren.
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330
Mollusca. Gastropoda.
Sigaretus Lam. (Fig. 828). Schale niedergedrückt, ohrförmig, spiral
gestreift oder gefurcht. Gewinde sehr niedrig, Umgänge rasch zunehmend.
Mündung stark erweitert. Deckel hornig. Tertiär und lebend.
Natica Lam. (Fig. 829—832). Kugelig, halbkugelig,
eiförmig bis pyramidal, glatt und glänzend, gelten spiral
gestreift, genabelt oder ungennbelt. Nabel häufig durch
Ktjf. 828.
Sigarelu* haliotoitleus
I.in. hd.
Mfocau. Grand, l'iiRarn.
Plf. 829.
Sallea (Ampullina) palula
Ijiiii («robkalk.
Duinery bei F.pernay.
Fl*. 830.
A'oMca {Amaurop-
§ü) Willemen Lam.
(■robkalk.
Pauiery bei
Kpernay.
Flg. 831.
Satica (Amauroptis)
bulbiformU Sow. Obere
Kreide. 8L (JH^en am
Wolfiouiiftce.
eine Schwiele ganz oder theilweise ausgefüllt. Mündung halbrund oder oval.
Aussenlippe scharf, Innenlippe schwielig verdickt. Deckel kalkig oder hornig,
n mit excentrischem Nucleus.
Trias bis jetzt, ungemein häufig.
Subgenera : Ampullina
Lam. (Fig. 828), Amauropsis
Mörch (Fig. 829, 830), Amaura
Moll., Lunatia Gray, Cer-
nina Gray, Neverita Risso,
Mamilla Schum. etc.
Deshayesia Raul. (Fig.
833). Wie Natica, aber Innen-
lippe mit dicker Schwiele und
gezähnt. Miocän und Pliocän.
Fl«. 832.
a yatiea millcpunctata Lain.
l'llooan. Monte Mario bei Rom.
b Deekel von Satlca multipunc-
lata S. Wood. Crag. Sutton.
Vlfc. 8:53.
Dtthaijrtia cochltaria
Bronst sp. OHrim-au.
Mte Uruuil bei Vleeiua.
Grav
7. Familie. Ampullariidae.
Die Ampullaricn leben in süssen oder brackischen Gewässern von Afrika,
Asien und im tropischen Amerika. Ihre Schalen sind theilweise nicht von
Natica zu unterscheiden. Die Thicre besitzen über der rechten Kieme noch
eine Lungenhöhle. Fossile Ampullarien kommen in Süsswasserablagerungen
der obersten Kreide von Rognac bei Marseille und im älteren Tertiär vor.
8. Familie. Valvatidae. Gray.
Schale aus wenigen Windungen zusammengesetzt, conisch
oder scheibenförmig, genabelt. Mündung rund, Ränder zu-
sammenhängend. Deckel hornig, kreisrund, multispiral.
Ob. Jura bis jetzt.
Die Gattung Valvata Müll. (Fig. «34) ist klein und
Fi* h:m meist kreisel- bis scheibenförmig. Sie enthält ca. 25 in
I ntvala pitrinnlm Mull. tt> i vr l » *1 1 U _ ]
M,.„„n süssen dewassern von luirona und rsurd-Amenka lebende
Vaigyaa, Blebmbfiigm. Arten, beginnt fossil in Purbecksehichten, wird aber erst
im Tertiär etwas häufiger.
9. Familie. Paludinidae. Gray.
Schale conisch bis thurmjörmig, mit dicker Epidermis, ungenabelt oder mit
enger Nabelspalte. Umgänge glatt, gewölbt oder kantig. Mündung rundlich oval,
y Google
Prosobranchia. Ctenobranchina.
337
hinten winklig, Ränder zusammenhängend. Deckel hornig, concentrisch, mit etwas
seitlichem Nucleus. Jura bis jetzt. Häufig in süssen, sumpfigen, seltener
auch in brackischen Gewässern, fast über die ganze Erde verbreitet.
Paludina Lam. (Fig. 835) ist die einzige Gattung dieser Familie, von
welcher bereits typische Arten im Wälderthon auftreten. Die glatten, dünn-
schaligen Formen wer- d
den als Vivipara
Lam., die nordameri-
kanischen dickschali-
gen glatten Arten mit
verdickter Innenlippe
als Campeloma Kef.
(Melantho Bowd.)
unterschieden, die
gegenwärtig in Nord-
Amerika und China
verbreiteten Formen
mit kantigen Umgän-
gen als Tulotoma Haldem, bezeichnet. Weitere Subgenera sind Lioplax
Troschel, Laguneula Benson, Tylopoma , Boskovicia Brusina.
Die in den plioeänen Paludinenschichten von Süd -Ungarn, Croatien,
Slavonien, Rumänien und auf der Insel Cos massenhaft vorkommenden
Paludinen zeichnen sich durch ausserordentliche Variabilität aus. Neumayr
hat daselbst eine Anzahl Formenreihen beschrieben, welche mit glatten
Viviparen beginnen und mit kantigen Tulotomen endigen.
10. Familie. Hydrobiidae. Fischer.
Schale kreiset- bis thurmförmig, klein, meist dünn, glatt, quer gerippt oder
gekielt. Mündung rundlich oder oval. Deckel hornig oder kalkig, spiral oder
concentrisch. Süsswasser- oder Brackwasserbewohner, die zum Theil das
Wasser für längere Zeit verlassen können. Die zahlreichen Gattungen dieser
Familie sind schwierig zu unterscheiden und alle von geringer Grösse.
Fi«. H.J.V
a b. Paludina Brutinai Neumayr. r Paludina [Tulotoma^ Porbtti Neu-
mayr. l'liocan il.ovantin. Stufe). Insel Cos. d Paludina t Tulotoma)
lloerneti XeumavT. I'lloean. Novska, Slavonien.
0 i
e
Fi« 836.
tentaeuiata Lln. sp. Ob.
Mioolc, lhilinatlen.
b Deckel von Bythinin tentaeuiata I.in. sp.
t Hythinia graeilU Sandb. Süsswaexer-
oberkirehberg bei Clin.
I
Flg. 837.
Somatura pupa
Nyst sp.
OliKiH'itner
CyrenetlinerKel.
Harkeiiheim
bei Alzey.
Fl*. 8:».
Nll»tia thattelii
Nyst sp.
Mittl. oliirocÄn.
KleliiSpouwen,
ÜelKlen.
4
Flg. 839.
Hydrobia (Lito-
rineila) acuta
A. Braun.
Mlocan.
Weissenau bei
Bythinia Leach. (Fig. 836). Kreiseiförmig, dünnschalig, mit Nabel-
spalte. Mundränder zusammenhängend, Aussenlippe scharf, Deckel kalkig,
concentrisch. Wälderthon. Tertiär und lebend.
St alioa Brusina. Aussenlippe verdickt. Deckel kalkig. Kreide. Eocän
und Miocän.
Fossarulus Neumayr. Wie vorige, aber mit Spiralrippen. Ob. Miocän.
Nematura Benson (Stenothyra Benson) (Fig. «37). Wie Bythinia, aber
Mündung verengt. Deckel kalkig, spiral. Tertiär und lebend.
Nystia Tourn. (Forbesia Nyst.) (Fig. 838). Aussenlippe umgeschlagen.
Deckel kalkig, spiral. Tertiär und lebend.
Assiminea Leach. Tertiär und lebend.
Hydrobia Hartm. (Litiorinella Braun, Tournoueria Brusina) (Fig. 839).
Kegel- Mb thurmförmig, zugespitzt, glatt. Mündung oval. Deckel hornig,
Uttel, Grundzüge der Paläontologie. 22
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338
Mollusca. Gastropoda.
Saucispiral. Kreide. Tertiär und lebend. Der unterrniocäne Indusienkalk
er Auvergne besteht fast ganz aus Schälchen der H. Dubuissoni BouÜL, der
Mg. SIO
Eugenia* Neumay
< >bor-
a l'i/rguln Eugenia* Neumavr. Ol
Mtocön. An»it«k, Sieheiibtinren.
fc Mieromelani* ( Diana i Hauer i Neu-
Hmyrüp. Ob. Miocan Miocio, Diiliunticu.
c Mnhrentternia inflata An<lrzewsky.
ConKerietischiehteii. Iuzcrsilorf bei Wiou.
oder quer gerippt
gleiehalterige Littorinellenkalk
des Mainzer Beckens aus H. acuta
Braun. Der Süss wasserkalk von
Nördlingen enthält ganze Bänke
von H. (rochulus Sandb.; der
obereoeäne Mergel von St. Ouen
ist erfüllt mit H. pusilla Prev. sp.
Subgenera: Bythinella Mog.,
A m nicola Ciould. , Bei g ran-
dia, Lartetia Bourgingnat,
Lapparentia Bertbelin.
Pyrgula Christofori u. Jan.
(Fig. 84<><i). Thurmförnüg, Um«
Mundränder zusammenhängend. Tertiär
Tin. 841.
I.ithogltrphu*
/««(•im Zieclcr.
Ob. Miocan.
Malloo,
Wem Simonien.
gänge gekielt
und lebend.
Subgenera: M icromelania Brus. (Fig. 840&), Mohrensternia Stol.
(Fig. 840c) Pyrgidium Tournouer, Prososthenia Neumavr. Tertiär.
Lithoglyphus Ziegl. (Fig. 841). Kugelig, eiförmig, niedrig. Mündung
schief oval. Innenlippe verdickt. Tertiär und lebend.
11. Familie. Rissoidae. Troschel.
Schale klein, dick, kreisel- bis thurmjörmig, meint gerippt oder Spiral gestreiß,
selten glatt. Mündung oval, hinten winklig, vorne häufig mit Ausguss. Deckel
a b hornig, paucispiral. Juni
bis jetzt.
Rissoina d'Orb. (Fig.
842). Thurmförnüg, quer
gerippt, selten glatt.
Aussenlippe gebogen,
*p meist etwas verdickt.
4
TJthoa
amoena Zill
»tnililbiTK.
Kimaiua ilrruitttitn Munt
MiocAn. Su-inabniuu bei Wien.
6
a Rt**oa iurbinata Linn.
Ollgocin. Welntaelm bei ai«»v. «r..
bBiuoa (Ahmla) Montagui Mlindling lllltAusgUSS.
Payr. Mloean. Steinabrunn bei Dogger bis jetzt. Haiipt-
verbreitung im Tertiär.
Rissoa Frem. (Alvania Kisso) (Fig. 843). Krciselförmig bis thurmförnüg.
quer gerippt oder gegittert. Mündung ohne Ausguss. Jura bis jetzt.
12. Familie. Scalariidae. Brod.
Schale thurmformig, meist eng genabelt; Umgänge gewölbt,
quer gerippt oder gestreijt. Mündung rund, die Mundränder zu-
sammenhängend. Deckel hornig, paucispiral. Silur bis jetzt. Marin.
Holopella M'Coy (Aclisina de Kon.). Schlank, thurm-
förnüg, rmgänge gewölbt, fein quer gestreift, zuweilen ge-
gittert. Mündung rund, mit zusammenhängenden Mund-
rändern. Silur bis Carbon.
Callonema Hall [Isonema M. W.). Thurmförnüg , oval
bis kugelig; Umgänge gewölbt, mit lamellenartigen Querrippen
bedeckt. Mündung kreisrund. Silur. Devon.
Scol iostoma Braun. Devon. Ch iloeyel us Braun (Coch-
learia Braun). Trias.
Scalaria Lam. (Scala Klein, Cirsotrema Mörch.)
(Fig. 844). Thurmförnüg, Umgänge stark gewölbt, mit Quer-
rippen, häutig auch Spiral gestreift. Mündung rund, Aussenlippe zuweilen
verdickt. Trias bis jetzt.
Fijj. 844
Sralnria lamtl-
Iota Bronchi
Mlorrtn. Baden
bei Wien.
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Prosobranchia. Ctenobranchina.
339
KiB 847.
(ilauconin Ke/er-
itfini Goldf.
Mfitl. Kreide.
Drefotatten bei
Wiener- Neust.
Fig. Mt>.
Turr Hella
(Jtetalia)
multUulcata
Ijim. Koran.
(Grobkalk).
Grignon bei
Pari*.
Kl«. 813.
a Turriit.Ua turri« Hast.
^ TunitcUa Ureon Ziel, non
Lin ). Miocane Mulaase.
Ermingen bei l'lni.
6 Turrittlla imbricalarla
Lam. Grobkalk. Grignon.
13. Familie. TurriteUidae. Gray.
Schale hoch thurmförmig, zugespitzt. Umgänge zahlreich, meist spiral gerippt oder
gestreift. Mündung oval, rundlich bis vierseitig, vorne zuweilen mit schwachem Aus-
guss. Aussenlippe dünn, nicht mit der Innenlippe zusammen
hängend. Deckel hornig, polyspiral. Trias bis jetzt. Marin.
Turritella Lam. (Fig. 845, 846). Thurmförmig,
sehr lang. Mündung oval oder vierseitig, ganz, Aussen-
lippe dünn. Trias bis jetzt. Hauptverbreitung im
Tertiär. Die älteren mesozoischen Arten meist klein.
Subgenera: Mesalia
Gray. Wie vorige, aber Mün-
dung vorne mit seichtem Aus-
guss und gedrehter Innenlip-
pe. Tertiär bis jetzt. Protoma
Baird (Proto p. p. Defr.). Mün-
dung oval, vorne mit canal-
artigem Ausguss, der aussen
von einem verdickten Wulst
umgeben ist. Tertiär und
lebend. P. cathedralis Brgt.
G laueonia Giebel (Om-
phalia Zekeli, Cassiope Coq.)
(Fig. 847). Dickschalig, ke-
gel- bis thurmförmig, eng ge-
nabelt. Umgänge mit Spi-
ralen Rippen, selten glatt. Mündung oval, mit schwachem Ausguss. Aussen-
lippe vorne und in der Mitte ausgebuchtet. Häutig in der Kreide.
14. Familie. Vermetidae. Ad.
Schale röhrenförmig, die ersten Umgänge spiral, die
späteren unregelmässig gewunden, frei oder festgewachsen.
Mündung rund. Deckel hornig oder fehlend. Carbon d
bis jetzt.
Fossile Vermetidae sind leicht mit Serpula zu
verwechseln, unterscheiden sich jedoch durch
abweichende Schalenstruktur und spirales An-
fangsgewinde. Die Bestimmung der wenigen
paläozoischen und
mesozoischen Formen
ist unsicher.
Vermetus Ad.
( Fig. 848, 849). Meist
festgewachsen , un-
regelmässig röhren-
förmig, inwendig glas
artig, öfters mit Schei-
dewänden. Carbon (?)
bis jetzt; häufig im
Tertiär.
SiliquariaBrug.
(Fig. 850). Frei, spiral
gewunden, aber Um-
gänge lose aufgerollt.
Mündung seitlich, mit
Schlitz, welcher sich
als feine Spalte oder
Porenreihe auf der
ganzen Länge der Schale fortsetzt. Kreide bis jetzt.
Fig. MV.
Vermetut ( Tylaeode») armarim
hin. Mloran. Grund bei Wien.
(Vi nat. Grosse.)
Flg. 850.
Sitiquiitia
ttriata !>e*h.
Cbaugsy bei
Paris, ('/t nat
!.r..Sri.\ 11.1.1t
Deshayea.)
Flg. 848.
Vermtlut irUorlu* Ijuu.
I'lfoean. Monlenperloli bt>l
Florenz. Eine Gruppe in
nat. Gr Einzelne Rulm-ii
sind iiufcelirni-lieh und 7- i
gen die innerlichen Blatter.
22'
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340
Mollusca. Gastropoda.
15. Familie. Caecidae. Ad.
Kleine, in der Jugend sclieiben förmige, später röhrenförmige gebogene Schalen.
Die abgeicor/ene Spitze durch eine Scheidewand ersetzt. Deckel rund, hornig.
Tertiär und lebend.
Caecum Flem. Etwa 100 lebende und 15 tertiäre Arten bekannt.
16. Familie. Pyramideiii dae. Gray.
Schale thurmförmig bis länglich eiförmig. Mündung oval, vorne gerundet
oder mit schwachem Ausguss, Aussenlippe scharf. Deckel hornig, spiral. Cambrium
bis jetzt. Marin.
Das Embryonalgewinde besteht aus mehreren Umgängen und zeigt wie
bei den paläozoischen und mesozoischen Gattungen gleiche Drehung, wie die
übrige Schale; bei den jüngeren Gattungen ist dasselbe bete-
rostroph, deutlich von der übrigen Schale geschieden und bildet
mit dieser zuweilen einen Winkel.
Macrocheilus Phil. (Macrochilina Bayle, Ströhens de Kon.)
(Fig. 851). Länglich oval, ungenabelt, glatt oder mit etwas ge-
^ Fl« BW.^
lltddingtoutnrit
Sow. Up. Oxfor-
dien. Frankreich.
Mit erhaltenen
FarlieiiHtreirc-n.
Flp. 851.
Macrocheilu» BfCltfflrUI
Sehl nth. *j>.
Mittel • Devon,
l'ullruth hei Köln.
Fic S53.
rmidomtlania
(Bayania) (arten
Ijiiii. sp Grob'
kalk Grignon
bei Pari-*.
FiK. HM.
Ditutoma rottd-
tata Um. i»p.
Kuciin. Grob-
kalk, Damerf
bei Kpcrnny.
Fi«. 855.
KrUcdoma turri-
cuta HniR. »\>.
iXtlnnia mnrgi-
nala Lata ).
Grobkalk.
Grljtnon.
bogenen Zuwachsstreifen. Gewinde spitz, nur massig hoch; letzter Umgang
gross. Mündung hinten winklig, vorne zuweilen mit schwachem Ausguss.
Innenlippe vorne mit stumpfer Falte. Silur bis Trias.
t Ptychostoma Laube. Trias.
Loxonema PbiU. Thurmförmig; Umgänge gewölbt, mit S förmig ge-
bogenen Zuwachsstreifen. Nähte vertieft. Mündung höher als breit, mit
schwachem Ausguss. Silur bis Trias; besonders häutig im Kohlenkalk.
/, y gopleura Koken. Wie vorige, aber Umgänge mit scharfen, leicht
gebogenen Querrippen oder quer geknotetem Kiel. Devon bis untere
Kreide.
Bourguctia Dcsh. (Pithodea de Kon.). Länglich oval biB thurmförmig,
gross, letzter Umgang gross, bauchig. Oberfläche mit Spiralen Streifen oder
Furchen. Üb. Jura und Carbon.
Pseudomelania Pictet (Chemnitzia p. p. d'Orb.) (Fig. £52). Thurmförmig,
mit zahlreichen faBt ebenen Umgängen und wenig vertieften Nähten, glatt
oder mit feinen Zuwachsstreifen, ungenabelt. selten mit Nabelritze. Mündung
vorne gerundet oder mit schwachem Ausguss. Sehr häufig in Trias, Jura,
seltener in Kreide, Eocän, wahrscheinlich schon im Kohlenkalk.
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Prosobruuchia. Ctenobranchina.
341
Subgenera: Oonia, Microschiza Gemm. Trias. Jura. Coelostylina,
Eustylus, Spirostylus Kittl. Trias. Hypsipleura, Anoptychia Kok.
Trias. Jura. Bayania Mun.-Chalmas (Fig. 853). Eocän.
Pustularia Koken. Thurmförmig, Umgänge eben, mit drei oder mebr
spiralen Knotenreihen. Naht rinnenförmig vertieft. Mündung mit Ausguss. Trias.
f Undularia Koken. Trias.
Catosira Koken. Umgänge eben, mit Querfalten, Basis mit Spiral-
furchen. Mündung mit Ausguss. Trias. Jura.
Dia stoma Desh. (Fig. 854). Wie vorige, aber Mündung vom letzten
Umgang losgelost. Umgänge mit Querrippen und Spiralstreifen. Kreide.
Tertiär.
Mathilda Semper (Promathilda Andreae). Thurmförmig; Umgän
spiral und quer gestreift oder berippt. Mündung mit Ausguss. Embryou
gewinde heterostroph. Jura bis jetzt.
Keilostoma Desh. (Paryphostoma Bayan) (Fig. 855). Thurmförmig,
spiral gestreift. Aussenlippc äußerlich mit stark verdicktem Saum. Eocän.
Turbonilla Risso (Chemnitzia p. p. d'Orb.} (Fig.856). Thurm-
förmig, klein, mit heterostrophem Embryonalgewinde. Umgänge
quer gerippt oder glatt. Innenlippe gerade, oben zuweilen mit
Falte. Tertiär und lebend.
Odontostoma Fleming (Fig. 857), Pyramidella Lam.
(Fig. 858). Kreide. Tertiär und Recent. „ a
Fig. 856.
TurtxmiUa
m/o PhU.
Crag.
Fig. 857.
Pyramideita
(ObelUcut) plica-
ta Brunn.
Miuc&n. Nieiler-
leif), Mähren.
Fig. 868.
OtUmtottoma pli-
cata Mont. sp.
Ob. Ollgocan.
Nieder - Kuufun-
gen bei (_'n*sel.
Flg. 859.
a Eulima ntbulata
Don. Fliocfln. Co-
roncinft. Tosejinii.
b Eulima poli'fol.ln.
Mioctln. Nieder-
leis, Oesterreich.
Fig. 861.
Kuc/irj/faltt/uni-
formi* Mnt. sp.
Trins.
St Casslan,
Tyrol.
Fig. 860.
Sito eburnea
Risso.
Pliooän.
Mont« Mario
bei Rom.
Syrnola Ad., Eulimella Fischer. Tertiär und lebend.
Eulima Risso (Fig. 859). Thurmförmig, glatt, glänzend, ungenabelt,
klein. Embryonalgewinde heterostroph. Trias bis jetzt.
Niso Risso (Fig. 860). Wie vorige, aber mit tiefem, bis zur Spitze
reichendem Nabel. Trias bis jetzt.
Palaeoniso Gemm. Trias. Jura.
Die Gattungen Subtil ites Conrad (= t Polyphemopsis Portlock) (Cam-
brium bis Carbon), Fusispira Hall (Silur) und Soleniscus M. W. sind
durch schmale, vorne canalartig verlängerte Mündung ausgezeichnet und
bilden wahrscheinlich eine selbstständige Familie, zu welcher wohl auch
Euchrysalis Laube (Fig. 861) aus der Trias gehört.
17. Familie. Melaniidae (Lam.). Gray.
Schale thurmförmig bis oval, mit dicker, dunkler Epidermis. Spitze meist
abgestutzt und corrodirt. Mündung eiförmig, zuweilen mit Ausguss. Deckel hornig,
Spiral. In süssen, seltener brackischen Gewässern von Süd-Europa und den
wärmeren Zonen von Afrika, Asien und Amerika. Fossil vom Jura an.
quer
Melania Lam. (Fig. 862). Thurmförmig bis oval, glatt, spiral gestreift,
gerippt oder mit Knoten. Mündung oval, vorne gerundet.
Stomatopsis Stäche. Umgänge treppenfönnig, mit starken Querrippen.
Mündung rundlich, die Mundränder zusammenhängend, verdickt und um-
geschlagen. Unterstes Eocän (Cosina-Schichten) von Istrien und Dahnatien.
Pyrgulifera Meek. i^Paramelania Smith, Hantkenia Mun. - Chalm.)
(Fig. 863). Länglich, oval, dickschalig, mit treppenförmigen, quer gerippten
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342
Mollusca. Gastropoda.
und spiral gestreiften Urngängen. Mündung oval, zuweilen mit sehr
schwachem Ausgass. Obere Kreide von Europa und Nord -Amerika und
lebend im Tanganyka-See.
Fascinella Stäche, Coptostylus Sandb., Faunus Montf., Hemisinus
Swainson. Ob. Kreide, Eocän und lebend.
Melanopsis Fer. (Fig. 864 866). Oval bis thurmförmig,
glatt oder verziert. Innenlippe schwielig. Spindelende abgestutzt.
Mündung mit kurzem, canalartigem
Ausguss. Ob. Kreide bis jetzt. Beson-
ders häufig im Miocän und Pliocän.
Fig. 862.
Metanla Ktcheri
Brnngt.
MfcMtD.
Michelsberg
bei I lm.
Flg. 864
Melanopti» Oalto-
provinciali»
Math.
Oberste Kreide.
Mnrtigiie« bei
Marseille.
Fig. 865. Fig. 863.
Melanopti» Mar- lyrgulifera
tintana Fcr. Pichleri
Congerien- Hiwnes *p. var.
schichten. Sunuraan Mrek.
Nussdorf bei Obere Kreide.
Wien. Ajka, t'iijjaru.
Fig. 866.
Melanopti» (Can-
thidomut) acan-
thica Neuinayr.
Ob. Mtwan.
Mioeic, Dalina-
tien
Fig. 867.
Pleurocera
tlrombi/orml*
Schloth. sp.
Wealdenthun.
t Merwald,
Hannover.
Pleurocera Raf. (Fig. 867). Wie Melania, aber Mündung mit canal-
artigem Ausguss, Aussenlippe buchtig gebogen. Wealden bis jetzt Haupt
sächlich in Nord-Amerika verbreitet.
Goniobasis Lea, Leptoxis Raf., Ptychostylus Sandb. Wealden.
Die zwei ereteren auch lebend und tertiär in Nord Amerika.
18. Familie. Nerineidae. Zitt.
Schale thurmjbrmig, pyramidal bis eiförmig, mit oder ohne Nabel. Mündung
vorne mit kurzem Canal oder seichtem Ausguss. Spindel und Lippen meist mit
kräftigen durchlaufen-
den Falten. Aussen-
lippedünn,hinten(oben)
mit spaltartigem Ein-
schnitt, welcher auf
allen Umgängen unter
der Naht ein schmales
Schlitzband hinterlasst.
Triasb. Kreide. Marin.
Aptyxiella Fisch.
(Aptyxis Zitt. non
Troschel. Thurmför-
mig, sehr schlank, un-
genabelt Mündung
viereckig. Innen- und
Aussenlippeohnc Fal-
ten, Spindel etwas ver-
dickt. Trias bis obe-
rer Jura.
TrochaUa&hsrp*
(Cri/ptoplocus Piot U.
Camp.) (Fig. 869).
Thurm bis pyrami
Nur Innenlippe mit einer einfachen
Fig.
a Srriura De/rnncei d'Orb «'oralrng. ('otilange* Mir Yoiinc (mit «<>lil
erhaltener Mundutigi. 6 A
c. d, e Xerinea Uoheneggeri I'etere. Thithun. straml*crg. "i1,, nat. tir.)
</ Mi letzten L'mgftngo nat <;r<>R«ic. e Ijtngsdun hxchnitt.
denförmig, meist glatt und genabelt,
starken Falte. Jura und Kreide.
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Prosobranchia. Ctenobrancliina.
343
N er ine IIa Sharpe (Pseudonerinea Loriol). Thurmförmig, ungenabelt.
und zuweilen auch Spindel mit einer einfachen Falte. Jura.
Nerinea Defr. (Fig. 86«). Thurm-
oder pyramidenförmig, meist ungenabelt
und verziert. Spindel immer, Innen- und
Aussenlippe in der Regel mit einfachen
Falten. Jura und Kreide. Hauptver-
breitung im Coral-
rag des oberen
Jura.
Ptygmatis
Shaipe (Fig. 870).
Wie vorige, jedoch
die Falten auf
Spindel , Innen-
und Aussenlippe
durch secundäre
Einschnürungen
complicirt, ver-
zweigt und verbrei
Fig. 871.
Hierin Stattyeii
Zeusolmor.
Tithon. InwüM und
Struuiborg.
Fig. 870.
Plygmatii^ pteudo- Brun-
trutana (ioiiunellHro.
TltbOD. InwaM. Ktirputh.
i. Vertioul • Durchschnitt.)
FIjt. 869.
Troehatia (Cryptoplocu*)
comobrina Zitt. Tithon.
Stramh
tert. Jura. Kreide.
Itieria Math. (Fig. 871). Länglich oval, meist genabelt. Gewinde
kurz, zuweilen eingesenkt. Letzter Umgang sehr gross, die vorhergehenden
Windungen mehr oder weniger umfassend. Spindel, Innen- und Aussenlippe
mit Falten. Jura. Kreide.
19. Familie. Cerithüdae. Menke.
Schale thurmförmig. Mündung länglich oval oder vierseitig, vorne mit kurzem
Canal oder Ausguss. Aussenlippe häufig verdickt und umgeschlagen, oder dünn
und scharf. Spindel zuweilen mit 1 — 2 Falten. Deckel hornig, spiral. Trias
bis jetzt. Marin und brackisch. Mehr als 1000 lebende und gegen 500 fossile
Arten bekannt, letztere am zahlreichsten im Eocän. Die ältesten Formen
sind meist klein und haben nahezu ganzrandige Mündung.
Cerithinella Gemm. (Fig. 872). Thurmförmig, schlank.
Umgänge zahlreich, eben, mit spiralen Rippen oder Knötchen
reihen verziert. Mündung vierseitig, mit sehr schwachem Aus-
gufs. Lias. Jura.
Cryptaulax Täte [Pseudocerithium Cos-
mann). Klein, thurmförmig. Umgänge mit
Flg. 872.
CerU/tinetlac
Go!d£ Torulotms-
Schichten. lTett-
fohl, Fninken.
CerMl 873'
Morris u Lyc.
(Irons ootith.
Minchinhiinipton,
England.
Fig. 874.
Eirliiua ttrangu-
lata d'Aicb. ip,
Uuthonion.
Kpurcy, Aisno.
Fig. 876
Ilülium plicatum
Brag.
Oligoeau. Ormoy
hol Ktampcs.
Fig. 87.r».
Fibula
IMotte.
Bathonion.
Eparoy, Aisno.
Spiralen Rippen oder Knotenreihen und Querfalten. Letztere setzen meist in
etwas schiefer Richtung continuirlich von einem Umgang auf den anderen fort.
Mündung oval oder vierseitig, mit kaum angedeutetem Ausguss. Trias. Jura.
Ceritella Morr. Lyc (Fig. 87:};. Trias. Jura. Fib u In Piette (Fig. 875).
Trias bis Kreide. Pseudalaria Huddelst. Jura. Ditretus Piette. Jura.
Exelissa Piette (Fig. 874). Sehr klein, thurmformi<r; Umdränge mit
kräftigen, continuirlichen Querrippen und spiralen Streifen. Mündung verengt,
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344
Mollusca. GastropoJa.
rundlich, ohne Canal, zuweilen etwas abgelöst, die Ränder zusammen-
hängend. Häufig im Jura.
Bittium Leach. (Fig. 876). Thurmförmig, mit gekörnelten Spiral-
rippen und zahlreichen Querrippen. Mündung mit kurzem, geradem
Canal. Aussenlippe scharf. Jura bis jetzt. Häufig im Tertiär.
Triforis Desh., Cerithiopsis Forb.
Tr
Fl«. 877.
Flg. 878.
Cerithium (Vcr-
tagui) nudum
Fi*. 879.
Potamida (Tympa-
notomui) margari-
Orob-
kalk. DHineiy
bei Kpcruay.
Chaumont bei
I'aris.
Oligucflner
Cyrenenniernel.
Haektnhelu»
bei Alzey.
Flff. 880.
Potamidet iLam-
pania) pleurolo-
motde$ De« h . Mlttl.
Mortefontaiue,
Seine et Olso.
ertiär und lebend.
Eustoma Piette.
Thurmförmig. Mün-
dung mit langem
Canal. Innenlippe
schwielig, stark aus-
geschlagen. Aussen-
lippe ausgebreitet.
Canal häufig durch
die Ränder der Innen-
und Aussenlippe ge-
schlossen. Jura.
Cerithium Ad.
(Fig.877,878). Thurm-
förmig, ohne Epider-
mis. Mündung mit
rückwärts gekrümm-
tem Canal. Aussen-
lippe häufig etwas
umgeschlagen. Spin-
del zuweilen mit 1 — 2
bis l/« Meter lang
Falten. Jura bis jetzt. Hauptverbreitung im Eocän,
(C. giganteum Lam.).
Subgenera: Vicarya d'Arch., Vertagus Klein, Bellardia Mayer etc.
Potamides Brongt. (Fig. 879, 880). Thurmförmig, mit Epidermis. Mün-
dung mit Ausguss oder schwachem Canal. Nur in Brackwasser oder in
Flussmündungen lebend. Fossil von der Kreide an.
Subgenera: Tympanotomus Ad., Pyrazus, Telescopium Montf.,
Cerithidea Swains., Lampania , Pyrenella Gray, Sandbergeria Bosq.
20. Familie. Aporrhaidae. Phill.
Schale spindelförmig, thurmförmig bis conisch eiförmig. Mündung
vorne in einen Canal auslaufend. Aussenlippe Jliigelartig erweitert,
gefingert oder verdickt. Deckel hornig. Jura bis jetzt. Hauptver-
breitung in Jura und Kreide. Marin.
Fltr. 881.
Alaria myurun De'longch.
um. Oottth.
Bayeux, Calvados.
Fi*. B89
Alarin nrmatii Morris
und l.ye.
«iross-Oo'lith.
Mimhlnliniii|itoii.
Flg. 884,
Aluria (Anchura\ eari-
nata Munt,
(lault, Folk-stono.
Flg. 884.
S)>inif}era temicttriiMta
Ooldf. sp. Callorlen.
Montreuij-Uellav, Maine
et Loire.
Alan i Morr. Lyc. (Fig. 881,882). Thurmförmig, Mündung mit langem
oder kurzem Canal. Aussenlippe den letzten Umgang nicht überschreitend,
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Prosobranchia. Ctenobranchina.
345
gefingert oder geflügelt. Gewinde und letzter Umgang öftere mit
früherer Mundränder. Sehr häufig in Jura und Kreide.
Subgenera: Dicroloma Gabb., An-
chura Conrad (Fig. 883). Jura. Kreide.
Diempterus Piette. Jura.
Spinigera d'Orb. (Fig. 884). Umgänge
gekielt, mit zwei gegenüberstehenden Reihen
von Stacheln verziert. Jura.
Aporrhais da Costa {Chenopus Phill.)
(Fig. 885). Wie Alaria, aber Mündung hinten
in einen am Gewinde aufsteigenden oder frei
vorragenden Canal verlängert. Aussenlippe aus-
gebreitet, gefingert oder lappig. Jura bis jetzt.
Resten
Vitt 8K>.
A/uirrhaU trldattytu* A. Hnini),
ollxocän. (fyrunen-.MtTKel.)
IlH( keoh»'lm hei CTcuzuach.
Fi*. »87.
Aporrhai* (Mmorphoiuma)
calcarata Sow.
l'pp. (ireensand.
Blackduwu.
Flu. 8*6.
Aporrhai» (Litpoäotthet) Reuniti Hein,
viir. mtt;ati>i>tern Kcuss.
Flauer. FoMHherK, Böhmen.
Subgenera. Alipes Conrad, Arrhoges Gabb., Ceratosiphon Gill,
Cuphosolenus Piette, Tessarolax Gabb., Lispodesthes White (Fig. 88t5),
Helicaulax Gabb., Dimorphosoma St. Gardner (Fig. 887), Pterocerella
Meek., Malaptera Piette. Jura. Kreide.
21. Familie. Strombidae
Schale conisch bis thurm-
oder spindelförmig mit zuge-
spitztem Gewinde. Mündung
mit Canal. Aussenlippe häufig
ausgebreitet, vorne mit einer
Ausbuchtung. Deckel hornig.
Jura bis jetzt.
Die Schalen dieser Fa-
milie weichen ausserordent-
lich von einander ab, da-
gegen zeigen die Thiere
grosse Uebereinstimmung.
Harpagodes Gill.
(Fig. 888). Gewinde kurz,
letzter Umgang sehr gross.
Canal lang, zurückgebogen.
Aussenlippe mit mehreren
hohlen, stachelartigen Fort-
sätzen, der oberste dem Ge-
winde aufliegend und nach
der Spitze verlaufend. Jura.
Kreide.
Pterocera Lam. (Hep-
tadactylus Klein). Gewinde
kurz, Canal seitwärts ge-
bogen. Aussenlippe flügelartig, mit hohlen, dornförmigen Fortsätzen, unter
dem vordersten eine tiefe Ausbuchtung. Nur lebend.
Fie R98.
Harpaaodf» Oeeani Brontrt
KiiiiincridK«'- Stuft'.
Llndner Ben?
bei Hannover.
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340
Mollusca. Giiwtropoda.
Pterodonta d'Orb., Thersitea Coq., Kreide. Pereiraea Crosse.
Miocän.
Strombus Lin. (Oncoma Meyer) (Fig. 889). Gewinde kurz, thurmförmig.
Letzter Umgang sehr gross. Mündung lang, .schmal, mit kurzem gebogenem
Canal. Aussenlippe flügelartig ausgebreitet, vorne mit Ausbuchtung. Kreide
bis jetzt.
Pugnellus Conrad. Kreide. Stru thio laria Lam. Tertiär und lebend.
Terebellum Lam. (Seraphs Montf.) (Fig. 890). Schale spindelförmig,
fast cylindrisch. Gewinde sehr kurz, eingerollt. Letzter Umgang sehr gross,
glatt oder gestreift. Mündung eng, Canal kurz. Aussenlippe scharf, nicht
ausgebreitet, vorne ausgeschnitten. Tertiär und lebend.
Jlippochrenet ÜurchUoni Fl*. 892.
\w*\\ a Rimtlla fl*»urtlla I-am. (irobknlk. Ihimory bei Epernay.
C.robktilk. Daim-ry bei Kpcrnay. h Rimtlla Bartonennis Sow. ap. (Jrobkulk. Orlgnon.
Rostellaria I^m. Gewinde hoch, Umgänge glatt. Mündung vorne
mit schnabclartig verlängertem Canal, hinten in eine aufsteigende Rinne fort-
setzend. Aussenlippe mit zackigen Fortsätzen, vorne mit Ausbuchtung.
Neogen und lebend.
Hippochrenes Montf. (Orthaulax, Cydolomops Gabb.) (Fig. 891). Wie
vorige, aber Aussenlippe llügelartig ausgebreitet, ohne Fortsätze, üb. Kreide
und Eocän.
Rimella Ag. (Isopleura Meek) (Fig. 892). Oberfläche gegittert. Aussen-
lippe mit verdicktem Rand, ganz oder gezackt. Ob. Kreide, tertiär und
lebend.
22. Familie. Columbellaridae. Fischer.
Schale länglich oval, dick, mit kurzem conischen Geivinde und grossem spiral
geripptem, häufig gegittertem letzten Umgang. Mündung eng, vorne mit kurzem
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Prosobranchia. Ctenobranchina.
347
Canal, hinten ebenfalls mit einem schräg nach aussen gerichteten Canal. Innen-
lippe schunelig, Aussenlippe häufig verdickt, gezähnelt oder etwas nach aussen
umgeschlagen. Jura. Kreide.
Columbellaria Rolle
(Fig. 893). Länglich oval,
Oberfläche mit zahlreichen
spiralen Querrippen, zuweilen
gegittert. Mündung lang,
eng, vorne etwas erweitert,
Aussenlippe innen gezähnt,
nicht verdickt, etwas zurück-
geschlagen. Vorderer und
hinterer Canal kurz. Ob. Jura.
Zittelia Gemm. (Fig. 894). Wie vorige, aber Mündung sehr eng, spalt-
fönnig; Aussenlippe innen in der Mitte stark verdickt. Ob. Jura. Titnon.
Columbellina d'Orb. Kreide. Petersia Gemm. (Fig. 895). Tithon.
23. Familie. Cypraeidae. Gray.
Schale oval, eingerollt; Gewinde kurz, im Alter zuweilen vollständig von dem
sehr grossen letzten Umgang umhüllt. Mündung lang, eng, vorne und hinten in
einen meist kurzen Canal verlaufend. Aussenlippe einwärts gebogen. Deckel fehlt.
Fig. 893.
CulumU Unria coral-
lina Quenst. sp.
Corftlrug. Nattheiiii .
Flg. 894.
Zittelia crassit$ima
Zitt. (tp.
Tlttaou Struniberg.
Fig. 895.
Peterila cottata
fJemm.
Titbon. Palermo.
fr
Fig. 896.
Eraio lacvi» Don.
Miocan. Nietfpr-
leii«, Oesterreich.
Flg. 899.
Trivia ajflni»
Duj. dp. Miocan.
l'otitlevoyjoumine.
Fig. 897.
Duolos. Tut. Kocan. Cuise-la-Mothe.
Fig. 898.
Cj/praca »ubtxcUa
A. Braun.
OUgoc&n.
Weinheliu
bei Alzey.
Die Porzellanschnecken sind gegenwärtig in grosser Zahl (ca. 250 Arten)
namentlich in den Meeren der warmen Zonen verbreitet, zeichnen sich meist
durch prachtvolle Färbung aus und erlangen zuweilen ansehnliche Grösse.
Fossile Vertreter finden sich zuerst im obersten Jura, werden etwas häufiger
im Tertiär, bleiben aber an Grösse meist hinter den recenten Formen zurück.
Erato Risso (Fig. 89t»). Klein, oval conisch, mit kurzem vorragendem
Gewinde, Mündung eng, vorne mit kurzem Canal. Innenlippe glatt, vorne
mit Spindelfalten, Aussenlippe eingebogen, gezähnelt. Kreide bis jetzt.
Ovula Brug. Gewinde vollständig umhüllt. »Schale glatt, oval oder
spindelförmig. Mündung vorne und hinten in einen Canal verlaufend.
Innenlippe glatt; Aussenlippe eingebogen, glatt oder gezähnelt. Tertiär
und lebend.
Oisorlia Jusseaume (Fig. H97). Gross, dickschalig, eiförmig. Gewinde
kurz, eingehüllt. Letzter Umgang mit stumpfer Kante. Mündung hintrn
und vorn mit kurzem Canal. Eocän. G. (Strombus) gigantea Goldf. sp
Cypraea Lin. (Fig. 898). Eiförmig, convex, eingerollt, glatt. Gewinde
kurz, eingehüllt. Mündung lang, spaltförmig, an beiden Enden mit Aus-
guss; Innenlippe wie die eingerollte Aussenlippe gezähnt. Jura (C. tilonica
Stefani) bis jetzt.
Trivia Gray (Fig. 899). Wie Cypraea, aber klein, letzter Umgang mit
erhabenen Querrippen oder Warzen bedeckt. Tertiär und lebend.
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348
Mollusca. Gastropoda.
Fip. 900.
Cattidnria' carinatti
l.ain KocAn.
Orignon.
Fi*. 901.
<n- -Ida nn
(Scontia) ambi
gua Solnnder
Up. i Mil-. ■ im.
1-atturf lu'l
Iicrubuix.
Fi«. W2.
Ca»*U »aburxml Min. Miix-ün.
Gninfnbreu bei Wien.
24. Familie. Cassididae. Ad.
Schale dick, bauchig, kugelig eiförmig, zuweilen mit Querwülsten. Gemeinde
kurz. Letzter Umgang sehr gross. Mündung verlängert, eng, vorne mit kurzem
Canal. Innenlippe auf ausgebreiteter Schwiele, zuweilen gekörnelt oder runzelig.
Aussenlippe mehr oder weniger nrdickt. Deckel hornig, mit randständigem Nucleus.
Obere Kreide bis jetzt.
Marin.
Cassidaria Lara.
{Morio Montf., Galeodea
Link) (Fig. 900). Canal
verlängert , seitwärts-
oder zurückgebogen.
Innenlippe weit ausge-
schlagen , Aussenlippe
umgebogen. Ob. Kreide
bis jetzt. Haupt Verbreit-
ung im Eocän.
Subgenus: Sconsia
Gray (Fig. 901). Letzter
Umgang mit Querwulst
Canal kurz, gerade. Ob.
Kreide bis jetzt.
Cassis Lam. (Fig. 902). Dickschalig, bauchig. Aussenlippe verdickt,
umgeschlagen, meist gezähnelt, Innenlippe schwielig, ausgebreitet, gezähnelt,
runzelig oder körnelig. Canal kurz, scharf umgebogen, nach hinten auf-
steigend. Tertiär bis jetzt.
Oniscia Sow. Kreide bis jetzt.
25. Familie. Doliidae. Ad.
Schale dünn, bauchig, Gewinde sehr kurz, letzter Umgang sehr gross, längs
gerippt oder gegittert. Mündung weit, oval. Canal gedreht oder gerade. Deckel
fehlt. Kreide bis jetzt.
Dolium Lam.
Spiral gerippt. Münd-
ung weit; Aussen-
lippe innen gekerbt,
(anal kurz, schief.
Kreide bis jetzt
Ficula Swain-
son (Pyrula Lam.)
(Fig. 903). Schale
dünn, bauchig, spiral
gerippt, gefurcht oder
gegittert. Mündung
sehr weit. Aussen-
lippe scharf, Canal
lang, breit, gerade.
Unt Kreide bis jetzt,
Hauptverbreitung im
Tertiär.
26. Familie. Tritonidae. Ad.
Schale dick, eiförmig I>is sjnndel förmig, mit Epidermis. Gewinde massig
hoch. Umgänge mit Querwülstm. Mündung mit verdickter Aussenlippe und
offenem, geradem oder etwas gebogenem Canal. Deckel hornig, mit randsfändigem
Nucleus. Kreide bis jetzt
Kiir. 90.1.
Ficula reticulata Lmu.
■p. Mfoeftn. Grund
Wiener Becken.
Flg. 904.
Triton (Sim-
pulumi flandri-
cum de Kon.
Oligoekn. Wein-
beim bei Alzey.
Jinmtla
Brocehi
Flit. 905.
lArpm mnrQinnta
Mi"><-»in. Grund bol
Wien.
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Prosobranchia. Ctenobranchina.
349
Triton Montf. (Tritonium Link) (Fig. 904). Gewinde verlängert. Die
Querwülste setzen nicht auf mehrere Umgänge fort. Spindel und Innenlippe
schwielig oder gekörnelt j Aussenlippe innen verdickt und gekerbt. Kreide bis
jetzt. Häufig im Tertiär.
Distortrix Link {Persona Montf.). Tertiär und lebend.
Ranella Lam. (Fig. 9<>5). Wie Triton, aber mit zwei gegenüber-
stehenden, continuirlich über alle Umgänge fortsetzende Querwülsten. Tertiär
und lebend.
27. Familie. Columbellidae. Troschel.
Schale klein, eiförmig bis Spindel förmig, ungenabelt, mit Epidermis.
Mündung eng, Canal kurz; AusseiUippe innen gezähnelt, in der Mitte
verdickt. Tertiär und lebend.
Die typische Gattung Columbella Lam. (Fig. 906) hat
ihre Hauptverbreitung in der Jetztzeit und im jüngeren Tertiär.
Sie zerfällt in zahlreiche Subgenera.
28. Familie. Buccinidae. Troschel.
Schale länglich oval, mit Epidermis; Mündung weit, mit kurzem Canal,
Aussenlippe scharf oder verdickt. Deckel hornig. Kreide bis jetzt. Marin.
Bucci nu >n Lin. Bauchig, glatt oder quer gefaltet, Gewinde
massig hoch. Mündung weit, Canal kurz, weit offen. Aussen-
lippe scharf, dünn, Innenlippc etwas schwielig. Hauptsäch-
lich in den Meeren der kälteren Zonen verbreitet (B. undatum
Lin.). Fossil im Crag und Glacialbildungen.
Com tue IIa Grav (Fig. 907). Meist längsgerippt; der letzte
Umgang unter der Naht etwas eingedrückt,
/v so dass die Mündung hinten eine kurze Rinne
Cum\ltiiT\aA*i- bildet. Aussenlippe scharf oder innen ge-
daria a. Brun. \ *23k kerbt. Ob. Kreide, tertiär und lebend.
< '\ rfiicn-MorKel.
Euckenbttn
Alzey.
Kl*. «06
Coliimbrlta curla
Duj. Miorftn.
Lapuiry, Sieben-
bürgM.
Kl« 1HW.
PeUia lublavata
Bast, sp. Miooäti.
Kii«»nf<pl<l bei
Wien.
Fl« 906.
PmutoMra ZUieti Pethö
Ob. Kreidi». Kru-ka Ui.ru,
Ungarn«
Fig. »10.
S'atta eluthrala Iirocchl.
MIocAn.
ljirnlnno, Toscann.
Fl*. 011.
Kbumn Caronii
Brut. cp. Koran.
Ronen bei
VtonoL
Pseudol iva Swainson (Fig. 908). Wie vorige, jedoch Aussenlippe mit
einem Zähnchen oder Ausschnitt, welchem eine Furche auf dem letzten
Umgang entspricht. Ob. Kreide bis jetzt.
Halia Risso. Pliocän und lebend.
Pisania Bivona (I'isanella v. Koenen, Taurinia Bellardi). Länglich
oval, Gewinde ziemlich hoch, Umgänge glatt oder spiral gestreift; Canal
kurz, Aussenlippe verdickt, innen gekerbt. Tertiär und lebend.
Pollia Gray (Cantharus Boltcn, Tritonidea Swainson) (Fig. 909). Oval,
bauchig, Gewinde und Mündung nahe/u gleich lang, Oberlläche nieist spiral
gerippt und quer gefaltet. Spindel häufig mit schwachen Querfalten, Aussen-
lippe verdickt, innen gekerbt. Mündung hinten mit kurzem Canal. Tertiär
und lebend.
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350
Mollusca. Gastropoda
Phos Montf. Gewinde spitz, verlängert; Oberfläche gegittert. Spindel
vorne mit Falte. Tertiär und lebend.
Nassa Martini (Fig. 910). Oval, bauchig. Mündung mit kurzem, zurück-
gebogenem Canal. Innenlippe schwielig, auggebreitet, Aussenlippe innen
ist gekerbt, lieber 200 lebende Arten, die in viele Subgenera vertheilt
ine
werden. Fossil selten in der oberen Kreide und im Eocän, häufig in Miocän
und Pliocän.
Eburna Lam. (Dipsaccus Klein) (Fig.911). Wie Nassa, aber glatt, genabelt,
die Suturen der Umgänge vertieft. Aussenlippe scharf. Tertiär und lebend.
Cyclonassa Ag., Cyllene Gray, Truncaria Ad. (Buccino])sis Desh.).
Tertiär und lebend.
29. Familie. Purpuridae. Gray.
Schale dick, meist oval, Gewinde kurz; letzter Umgang
gross. Mündung weit, Innenlippe und Spindel mehr oder
weniger abgeplattet, Canal kurz, Deckel hornig. Kreide.
Tertiär und lebend. Marin.
Purpura ßrug. (Fig. 912). Un-
genabelt. Gewinde kurz. Letzter Umgang
gross, gerippt oder knotig. Mündung oval,
mit kurzem Canal; Spindel abgeplattet,
glatt. Tertiär und lebend.
Rapana Schum. (Fig. 913). Wie
vorige, jedoch genabelt, die Innenlippe
schwielig, ausgeschlagen. Kreide bis jetzt.
Ly«i* Gabb., Stenomphalus Sandb.
Kreide. Tertiär.
Iticinula Lam., Monoceros Lam.,
Concholepas Lam., Cuma Ad. etc.
Tertiär und lebend.
y\k. tu.
Flg. 912.
Purpura txili»
Rnpana lasecnrinata Vicht. I'urtjsch. Miocän
Oligocän. Santa Olustinn,
Ober-llall.Mi.
Mitllenulorf
bei Wien.
30. Familie. Muricidae. Tryon.
Schale dick, Gewinde massig hoch; Umgänge mit Querwülsten, Rippen,
Blättern und häufig mit Stacheln bedeckt. Mündung rundlich oder oval,
Canal mehr oder weniger verlängert, ganz
oder theilweise von den Lippenrändem bedeckt.
Deckel hornig. Kreide bis jetzt. Marin.
Flg. 915.
Murti {PhyUonotiu)
Miocän. «iiilnfahrn
Fiff. 914.
Mioht. Murex rpinicontn Bronn
Wien. IHocftn.Bii<lcn bei Wien.
Eocän. Daniery
bei Epernay.
Fig. 917.
Typhi» tubifer
Montf. «irob
kulk. r.rignon
bei Paris.
Murex Lin. (Fig. 914—91(5). Oval, bauchig. Oberfläche mit mindestens
drei (häufig mehr) Querwülsten oder Querreihen von Stacheln oder Knoten.
Innenlippe glatt, Aussenlippe verdickt. Canal ziemlich lang. Kreide bis jetzt.
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Prosobranchia. Ctenobranchina.
351
Subgeneru: Ha ustellum Klein, Rhinacantha Ad., Chicoreus Montf.,
Phyllonotus Montf., Pteronotus Swainson, Ocinebra Leaeh etc.
Typhis Montf. (Fig. 917). Wie Murex, aber mit hohlen Stacheln, Canal
vollständig bedeckt. Ob. Kreide bis jetzt.
Trophon Montf. Gewinde hoch. Querwülste durch zahlreiche dünne
Querblätter ersetzt. Canal offen, etwas gebogen. Tertiär und lebend.
31. Familie. Fusidae. Tryon.
Schale thurm/örmig, spindeljörmig bis oval, in der Regel ohne Quencühte.
Canal mehr oder weniger verlängert. Innenlippe glatt oder mit schwachen Spindel-
falten, Ausseidippe dünn. Deckel hornig. Selten im oberen
Jura und in der Kreide, häutig tertiär und lebend. Marin.
Die Thiere sind wenig von denen der Bucciniden und
Muriciden verschieden.
Fusus (Klein) Lam. (Colus Humph.) (Fig. 918). Spindel-
förmig, Gewinde lang; Mündung oval, Canal stark ver-
längert, gerade, offen. Aussenüppe scharf, Innenlippe
glatt. Selten im oberen Jura und Kreide; sehr häufig
tertiär und lebend.
Flg. 9 21.
Leiftftoma hulbiformU
Ijiiu. Grobkalk. GrlRiion.
{ Fi». 918.
Funis longiroftri»,
Broocbi. Bdoefta
Kaden bei Wien.
Fig. 919.
Ilemijutut mlcarlnatu»
iMtn. sp. Koran
(utlw moym») senlis,
Seine et Olsc.
Flg. 920.
Clavella longaevu» LAin.
Koran.
I)imiery bei Kpernay.
Chrysodomus Swainson (Neptunea Bolten). Länglich oval, bauchig,
zuweilen links gewunden, mit Epidermis. Canal ziemlich kurz, etwas
gezogen. Kreide bis jetzt. F. contrarius Lam. Crag.
Siphonal ia Ad., Euthria Gray, Hemijusus Swainson
(Fig. 919), Metula Ad., tertiär und lebend,
Mitrae/ usus, Genea Bellardi. Neogen.
Clavella Swainson (Cyrtulus Hinds)
(Fig. 920). Dickschalig, glatt oder fein spiral
gestreift ; letzter Umgang vorne plötzlich ver-
engt. Canal sehr lang, gerade. Häufig im
Eocän, selten im Neogen und lebend.
Leiostoma Swainson (Fig. 921). Gewinde
kurz, letzter Umgang bauchig, glatt, unter der
Naht etwas abgeplattet. Innenlippe glatt. Canal
gerade. Häufig im Eocän, selten im Miocän.
Strepsidura Swains. (Fig. 922). Gewinde
kurz, letzter Umgang bauehig, quer gerippt.
Canal gebogen. Eocän. Miocän.
Subgenera: Latirus Montf. (Fig. 923), Perislemia Mörch, Leuco-
zonia Gray.
fib. m
Strcpriditrn
ßculnen
I jiiii. *irnbkiilk.
I »innen- bei
Kpernay.
Fig. 923.
Latiru* craticit-
Intu* «l'Orb. RD,
Mioeän. I.Hpnuy,
Siebenbürgen.'
352 Mollusca. Gaatropoda.
Turbinella Lam. Tertiär und lebend.
Pisanella v. Koenen. Oiigoeän.
Fasciolaria Lam. (Fig. 924). Wie Fusus, raeist glatt, Spindel mit
zwei bis drei schiefen Falten. Canal gebogen. Kreide bis jetzt.
I i«. «•-'4. Plf . 925. Fl«. 92ß.
f'aiciolnria TarMHann l*yrula (Melongcna \ cornuta Au. MiocAn. Twlirla rutticula Itii*t sp
(•rat. Kloelll. Grand Bordeaux. Hloctn. Grund Ir-1 Wien.
innWiener Becken.
und mit Knoten oder Stachelreihen besetzt. Innenlippe glatt. Mündung
allmählich in den kurzen, weiten Canal übergehend. Tertiär und lebend.
Fulgur Montf. (Busycon Bolten). Tertiär und lebend.
Tudicla Linck. (Fig. 92G). Wie Pgrula, aber Canal gerade und sehr
lang; Innenlippe mit einer Falte. Kreide bis jetzt.
32. Familie. Volutidae. Gray.
Schale dick, glänzend, oval bis spindelförmig. Gemeinde kurz oder verlängert,
letzter Umgang gross. Mündung länglich, mit kurzem Canal oder Ausguss;
Innenlippe mit Spindel/alten. Deckel feldt in der Regel. Kreide bis jetzt. Marin.
Marginella Lam. (Fig. 927). Länglich eiförmig, glatt, glänzend. Ge-
winde kurz. Mündung eng, verlängert, mit kurzem breiten Ausguss. Innen-
lippe mit 3 — 4 schiefen, fast gleich starken Falten ; Ausnenlippe verdickt.
Tertiär und lebend.
Mitra Lam. (Fig. 928). Spindelf« 'innig bis länglich oval ; Gewinde hoch,
zugespitzt. Mündung eng, mit kurzem, weitem Canal. Innenlippe mit
mehreren schiefen Falten, wovon die oberste (hintere) am stärksten. Aussen-
lippe innen glatt. Häufig tertiär und lebend.
Turricula (Klein) Ad. Wie vorige, aber Schale mit Querrippen,
Aussenlippe innerlich gestreift. Kreide bis jetzt.
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Prosobranchia. Ctenobranchina.
353
Strigatella Swaine. (Fig. 929), Cylindromitra Fischer (Cylindra
Schutn.), Imbricaria Schuni., Volutomilra Gray. Tertiär und lebend.
Lyria Gray (Fig. 930). Dick, länglich oval, quer gerippt. Innenlippe
vorne mit zwei kräftigen und dahinter mit zahlreichen schwachen Falten.
Aussenlippe verdickt. Tertiär und lebend.
Volutilithes Swainson (Fig. 931). Gewinde verlängert, zugespitzt, mit
kleinem Nueleus. Umgänge quer gerippt oder gegittert. Mündung vorne
mit kurzem, weitem Canal. Falten der Innenlippe schwach entwickelt. In
Kreide, Eocän und Oligocän häutig; eine einzige lebende Art.
öubgenera: Gosavia StoL, Leioderma, Bostel Utes Conrad, Voluto-
de rma (Fig. 932), Volutomorpha Gabb. Kreide.
Athleta Conrad. Gewinde kurz, letzter Umgang
bauchig, hinten mit stacheliger Knotenreihe. Innenlippe
schwielig, weit ausgeschlagen, vorne mit drei kräftigen
Querfalten, auf welche einige schwächere Falten folgen.
Aussenlippe verdickt. Eocän. Miocän.
Fl* 927.
Mnrffinelln erarnäa I>o*li
i.r<>l>kiilk ChHiiitumt
bei 1'arK fVi'
Fi« 929
Strigattlla
labroluln
1 jt in «p.
ürobkalk.
(iriKtiori
FiK 930.
Lyria mo-
deila
\ Braun
Wcitihoim
bt-1 AU«' v.
Fi*. 928.
Mitra Jusl-
formt*
BrocchL
IMlocan.
Fiff. 931.
Votutilithe*
bicorona l.;nu
Orobkalk. Cour-
Fl* 932.
VotutUUhCt
( Volutoder-
ma) rlongata
<r«»ri». <;<>-
saukreMe
St Ollgon,
FiR. 93S
Valuta (Scaphn) murieina
Lam. Orobkalk.
Dainery M F.peniay.
Klicxlu«. Ukiiuii bvl F.peruay. SaUbiirK.
Voluta Lin. (Fig. 933). Länglich oval oder spindelförmig. Nueleus
gros«, warzenförmig. Umgänge glatt, spiral gestreift, zuweilen mit einer
Stachel- oder Knotenreihe. Innenlippe mit mehreren Querfalten, wovon die
vorderen (unteren) am stärksten. Tertiär und lebend.
Subgenera. Fulguraria Schum., Scapha Gray, Volutella d'Orb.,
Au rin in Adams (Volutifusus Conrad) etc.
Jl usica Humphrey. Dickschalig, Nueleus klein. Gewinde kurz. Mündung
eng; Innenlippe schwielig, mit zahlreichen Querfalten, Aussenlippe verdickt.
Tertiär und lebend.
Cynt bi um Klein [Yetus Adams, Melo Humph.). Kreide bis jetzt, selten.
33. Familie. Harpidae. Troschel.
Gewinde niedrig, letzter Umgang bauchig, mit regelmässig von einander ab-
stehenden, scharjen Querrippen. Mündung weit, mit kurzem, weitem Ausguss.
Innenlippe schwielig. Deckel fehlt. Marin.
Z Ittel. Grundxüge der Palaeontologie. 23
y Googl
354
Mollusca. Gastropoda
Die typische Gattung Harpa Lam. (Süia Meyer) (Fig. 934) beginnt im
Eocän und dauert bis jetzt fort.
f Harpopsis Mayer {Cryptochorda Mörch.) (Fig. 935). Länglich eiförmig,
Gewinde kurz, letzter Umgang gross, glatt, glänzend. Mündung mit kurzem,
zurückgebogenem Canal. Innenlippe schwielig. Im Eocän häufig.
34. Familie. Olividae. d"Orb.
Schale länglich eiförmig bis eubcylindrisch, solid, glatt und glänzend. Gewinde
kurz. Letzter Umgang sehr gross. Mündung schmal, Aussenlippe scharf; Spindel
vorne mit einer nach aussen umgeschlagenen Schwiele. Canal sehr kurz. Kreide
bis jetzt. Marin.
Oliva Brug. (Fig. 936). Schale subcylindrisch, glänzend; Naht durch eine
vertiefte Rinne bezeichnet. Spindelschwiele schräg gefaltet. Kreide bis jetzt.
Ancillaria Lam. (Fig. 937). Länglich eiförmig bis subcylindrisch.
Nähte von einer glänzenden Schmelzschicht bedeckt. Mündung vorne etwas
erweitert. Spindelende schwielig und etwas gedreht. Kreide bis jetzt.
Kit? 9:54
Harpa muiiea
<;r,.bknlk.
Cirljpion
Flc M&
Harpopti*
bt.idet Uim, «1»
«irobkalk.
Damery
bei Kpernuy.
Kiif. 936. Fig. 9:t7.
tavula Ancillaria
Lam. MiovÄn. gtnndijormi*
Unx Ijiiu Mio.-an.
bei Bordeaux. Stoinabrunn.
Kip. 9S8.
Cancfllaria caneel-
lata hin. Mio.-rtn.
• iainfuhrn bei Wien,
VI*. 939.
Trrfbra
aeuminata
Borson.
Mlooan.
Baden
bei Wien.
35. Familie. Cancellarüdae. Adams.
Schale eiförmig bis thurmförmig , Gewinde zugespitzt, letzter
Umgang bauchig; Oberfläche quergerippt und meist durch Spiral-
rippen gegittert. Mündung mit kurzem Canal oder Ausguss. Innen-
lippe mit schiefen Falten, Aussenlippe innen gefurcht. Ob. Kreide
bis jetzt. Marin.
Die typische Gattung Cancellaria Lam. (Fig. 938) ist am häufigsten im
jüngeren Tertiär und in der Jetztzeit.
36. Familie. Terebridae. Adams.
Schale thurmförmig, schlank, zugespitzt, letzter Umgang klein. Mündung
oval oder vierseitig. Canal kurz, gebogen. Aussenlippe scharf. Deckel hornig.
Von den beiden Gattungen Terebra Lam. (Fig. 939) und Acus Humphr.
zeichnet sich erstere durch eine der Sutur parallel laufende Linie aus, welche
eine schmale Nahtbinde verursacht. Tertiär und lebend.
37. Familie. Pleurotomidae. Stol.
Schale spindelförmig, mit ziemlich hohem Gewinde; Mündung länglich, vorne
in einen mehr oder weniger verlängerten Canal verlaufend. Aussenlippe unter der
Naht mit einem Schlitz oder einer Ausbuchtung. Deckel hornig, zuweilen fehlend.
Kreide bis jetzt. Marin.
Gegen 700 lebende und über 900 fossile Arten beschrieben, davon ca. 20
aus der Kreide.
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Prosobranchia. Ctenobranchina.
355
Pleurotoma Lam. (Flg. 940, 941, 943, 947). Spindelförmig. Canal gerade;
Innenlippe glatt. Deckel spitz eiförmig, mit terminalem Nucleus. Kreide
bis jetzt. t
FlK- MO.
a Plrurotoma notata Broeehl vur. (= PI. mo-
nilU Hörnes) Mlooin. Baden bol Wien.
6 Pleurotoma (Surcula) Lamareki Bell. MiocÄn.
Buden bei Wien.
e Pleurotoma (.Sureuta) Bdgica Ny»t. Oligoeän.
Weinhelm bei Alzey.
FIk. Ml.
a Pleurotoma (Oenota) ramota
Bast
Mlooan. Grund, rngnrn.
6 Pleurotoma «Yyptoconue) fllota
Grobkalk. Grignon.
KIk. M2
( taratula
atperulata
1 juu.
inind, Ungarn.
Subgenera: Surcula Ad. (Fig. 9406, c), Genota Ad. (Fig. 941a), Doli-
chotoma (Fig. 943), Oligotoma, Rouaultia Bellardi, Cryptoconus
v. Koenen (Fig. 9416), Drillia, Bela Gray, Lachesis Iiisso etc.
Clavatula Lam. (Fig. 942). Wie vorige, aber Aussenlippe
mit seichter, dreieckiger Bucht. Deckel mit Nucleus in der
Mitte des Vorderrandes. Kreide bis jetzt.
Subgenera: Pseudotoma, Clinura Bellardi.
Borsonia Bellardi (Fig. 944). Einschnitt der
Aussenlippe seicht, Spindel mit 1 — 2 Falten.
Deckel unbekannt Eocän bis jetzt.
i
§
4
f
Fig. M6
a MangUia (Clathurelta)
MangUia an- »trombillu* Duj. Mloeilu.
gutta Jan. Ittenberg bei Wien.
6 MangUia {Homotoma)
rtticulata Broeehl.
Püocftn.
Sofsauola bei Modetin.
Fig. M5.
l'liocan
Oeeinno bei
Fig. M7.
Pleurotoma
(Driltia) in-
cra**ata Duj.
Mioeiln.
Steimibrunti
bei Wien
Fig. MS
MangUia
i Kaphitoma)
vulpecula
BrorchL
Plio.nu.
Sashiiolw
"bei Modeun.
Flg. M4
Kor»nnin Ih ■
lud Nyst
Unter -Oligocau.
Uttdorf
bei Berul.iirg.
Flg. M:s
Pleurotoma
(Dotichotoma;
cataphracla
Broeehl.
Mioean.
Bnden bei Wien
MangUia Risso (Fig. 945). Klein, spindelförmig, Aussenlippe meist
etwas verdickt, hinten mit seichtem Ausschnitt, Spindel glatt. Deckel feblt.
Tertiär und lebend.
Subgenera: Clathurella Carp. (Fig. 946«}, Homotoma (Fig. 946 b),
llaphitoma { Fig. 948), Atoma Bellardi, Daphnella Hinds, Eucithara
Fischer etc.
38. Familie. Conidae. Adams.
Schale eingerollt, verkehrt kegeljörmig bis subcylindrisch. Getcinde kurz,
conisch; Mündung lang, schmal, vorne mit Ausguss. Aussenlippe scharf, unter
der Naht zuweilen mit Ausschnitt, Innenlippe glatt. Deckel hornig. Kreide bis
jetzt. Marin.
2;;*
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356
Mollusca. Gastropoda.
Kiir 949.
a Conus pnntierotu* Bro«-ohl.
Mlocän. Ijipukv, Sipbcnbuwn.
* Cimun Paritienti* l»o«h.
Kociln. Grignon bei l'nrls.
Die Kegelschnecken stehen gegenwärtig in höchster Blüthe, sind aber
auch im Tertiär ziemlich häufig. Sie resorbiren vom vorletzten Umgang an
a die innere Schalenschicht vollständig.
Die typische Gattung Conus Lin. (Fig. 949)
wird von den Conchyliologen in zahlreiche
Subgenera zerlegt, die jedoch durch vielfache
Uebergänge verbunden Bind.
Conorbis Swainson zeichnet sich durch
hohes Gewinde und gebogene, hinten mit tiefem
Ausschnitt versehene Aussenlippe aus. Eocän
und Oligocän.
B. Ordnung. Heteropoda. Lam.
Keilschnecken.
(Niicleobranchiata Blv.)
Zu den Heteropoden gehören nackte
oder beschälte, freischwimmende und pela-
gische Meerschnecken mit gesondertem Kopf
und hochentwickelten Sinnesorganen. Herz,
Kiemen, Geschlechtsorgane uud Nerven-
system sind wie bei den Ctenobranehiern, die Radula wie bei den
faenioglossen beschaffen. Durch den zu einer verticalen Flosse umge-
stalteten Fuss erhalten sie jedoch ein von den Prosobranchiem total
abweichendes Aussehen. Sie zeigen sich meist Abends in grossen
Schwärmen an der Oberfläche des Wassers und
schwimmen sehr rasch, wobei sie den Rücken nach
unten, den Flossenfuss nach oben kehren. Es sind
ungemein zarte, häufig durchscheinende, bald nackte,
bald mit leichten dünnen Schalen versehene Orga-
nismen.
Von den zwei auch fossil in jungtertiären
Ablagerungen nachgewiesenen Gattungen hat Cari-
naria Lam. eine mutzen förmige, gekielte, glasartige
Schale; bei Atlanta Lesson (Fig. 950) ist die zarte Schale Spiral in
einer Ebene aufgerollt und die Mündung mit Schlitz versehen.
Die grosse Aehnlichkeit von Atlanta und Oxygynis mit gewissen
palaeozoischen Bellerophontiden macht eine Verwandtschaft beider
wahrscheinlich. Letztere unterscheiden sich nur durch massivere,
dickere, zuweilen buutgefärbte Schalen von den lebenden Heteropoden.
fl)
1
Fi* f.*)
Atlanta Pertmii fowueiir.
Rewiit.
Atliintifihcr Orean.
C. Ordnung. Opisthobranchia. M. Edw.
Nackte oder beschalte, hermaphroditische Schnecken,
deren Kiemen hinter dem Herzen frei auf dem Rücken oder
auf der Seite liegen. Herz mit einer Vorkammer.
Die Opisthobranchier senden das venöse Blut nicht, wie die Proso-
branebier, von vorne, sondern von hinten her in den Vorhof des
Herzens; die Kiemen liegen weit hinten in Gestalt mehr oder weniger
verästelter Blätter, entweder in zwei Reihen auf dem Rücken oder
kranzförmig um den After oder in Büscheln auf der rechten Seite.
Dieselben werden häutig vom Mantel bedeckt uud sind zuweilen ver-
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Opisthobranchia. Actaeonidae.
357
kümmert. Die Radula erinnert an jene der Lungenschnecken. Der
Körper und das Nervensystem zeigen meist bilateral symmetrischen Bau.
Den meisten Opisthobranchiern fehlt die Schale, nur bei den
Tectibr anchina ist dieselbe vorhanden und zwar bald klein und
zart, bald gross und spiral gewunden. Sie bewohnen geschützte Orte
an der Meeresküste und bevorzugen sandigen und schlammigen Boden.
Fossile Vertreter beginnen schon in paläozoischen Ablagerungen ;
in Trias, Jura und Kreide entwickeln einige ausgestorbene Genera
grossen Formenreichthum, im Tertiär finden sich vorzugsweise Arten
von noch jetzt existirenden Gattungen.
1. Familie. Actaeonidae. d'Orb.
Schale eijbrmig bis subcyliiulrisch; Mündung lang, schmal, vorne abgerundet,
seltener mit breitem Ausguss. Innenlippe vorne häufig mit Querfalten. Deckel
hornig. Carbon bis jetzt.
Die lebenden Formen sind meist klein, die fossilen
theilweise massiv und ziemlich gross.
V\k 952.
Actaeonina my>-
»titi* Buv.
Coming,
>t Mihiel, Menne
'*/,). iNiieh nu
r Inn ie r.)
FIk 951.
Actaeunina Dormii-
tiana d'Orb.
Comlrair. Valttn, Ain
KIr. 95a.
Oylindrite» acu-
tus Sow. np.
i in>n-< »nliih
Mitichintmiup-
ton, Ki. ulii ii' 1
Fi«. 954.
Bullinn txerta lH»f>li.
oilxurftn. Jeurre»
hol Ftnnipes.
(Nitro I»e.Hhay i'«>.)
Fi«. 95;.
AetaeontUa gigantea Sow.
Turonkrekto.
i iniulmch, N umIiti i-i.-rr.-ii !i
Fl« 956.
ActactmeUa votuln
Ooldf. Turon.
Uiim», Steiermark.
Actaeonina d'Orb. (Orthostoma Desh.) (Fig. 951. 952). Schale ovai bis
spindelförmig, meist glatt, selten spiral gestreift. Gewinne conisch, letzter
Umgang sehr gross, gegen unten verschmälert. Spindel gerade, ohne Falten,
Aussenlippe scharf. Carbon bis jetzt.
Subgenera: Euconactaeon, Conactaeon Meek (Lias), Douvilleia
Bayle (Tertiär).
Cylindr it es Fer. (Fig. 953). Cylindrisch eiförmig mit kurzem Gewinde
Spindel vorne mit Falte. Trias bis Kreide.
Bullina Fer. (Fig. 954). Jura bis jetzt, Cylindr obullina v. Amnion
(Trias, Lias).
Etallonia Desh. (Jura, Tertiär), Bttllinula Beck etc.
Actaeonella d'Orb. (Fig. 955. 95*'.). Dickschalig, bauchig, glatt; Gewinde
kurz ; Spindel vorne verdickt mit drei scharfen Falten. Sehr häutig in der
mittleren und oberen Kreide; hauptsächlich in Hippuritenkalken der Alpen
verbreitet.
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358
Mollusca. (iaHtropoda.
Subgenus: Volvulina Stol (Fig. 957). Wie vorige, aber Gewinde ein-
gesenkt. Kreide.
Actaeon Montf. (Tornatella Lam.) (Fig. 958). Oval, Gewinde massig
hoch, Oberfläche meist spiral gestreift oder spiral punktirt. Spindel vorne
mit 1—8 Querfalten. Trias bis jetzt,
Volvaria Lam. Cylindrisch, Gewinde eingerollt, verhüllt.
Oberfläche spiral gestreift; Mündung eng. Spindel vorne mit
mehreren Falten. Encän.
o e
Fl* 957.
Aetaeonella
( Volvulina)
UtevU ><>w
Turonkraide.
Gösau.
Flg. 958.
Actaeon
simulatut
Sow. sp. OligO-
(•an Lattdnrf
bei Bern bürg.
Fig. 959. Fig, 960.
<i Cinulia (Avtllana) inera»»ala Munt sp (inult. Ringiculn Hör-
IVrte du Rhone. 6 CimUia (Ringinella) laeryma ne*i Sejruenia.
Micli (Jault. Folkestone. c Cinulia (Eriplycha) Mlocan sicinn-
dccurfata Zekeli. Turonkrelde. Gösau, brunn bei Wien.
Cinulia Gray (Fig. 959). Kugelig, bauchig, spiral gefurcht oder
punktirt. Gewinde kurz; Mündung halbmondförmig; Aussenlippe umge-
schlagen und verdickt; Spindel und Innenlippe mit mehreren Quer-
falten. Kreide.
Subgenera: Avellana, Ringinella d'Orb., Eriptycha Meek., For-
tisia Bayan. Eocaen.
Ringicula Desh. (Fig. 960). Klein, oval bis kugelig, dickschalig.
Gewinde kurz; letzter Umgang gross, meist glatt, Mündung mit Ausguss;
Innenlippe schwielig mit 2 — 3 Falten, Aussenlippe verdickt, umgeschlagen.
Kreide bis jetzt.
2. Familie. Bullidae. d'Orb.
Schale dünn, cylindrisch bis kugelig, eingerollt, glatt oder mit punktirten
Spirallinien; Gewinde kurz oder eingesenkt und verhüllt. Mündung lang, vorne
abgerundet, Aussenlippe scharf. Trias bis jetzt. Marin.
Bulla Klein (Fig. 961). Bauchig, glatt, Gewinde eingesenkt,
Scheitel durchbohrt. Mündung vorne und hinten abgerundet.
Jura bis jetzt.
Hydatina Schum. , Haminea Leach.,
Atys Montf.
Cylichna Loven (Fig. 962). Klein, cylin-
Flg M6
Scaphandrreoni-
cim Dexli. F.ncitn.
Iirm-klfshnni,
England.
Plg 961
Bulla ampulla
Lln.
I'llooan.
AMi. Pleraont
Kit? 962
CijUelina conoidea
PMb.
Olicm-än.
Weinhelm bei
Alzey.
Flg. 963.
Aerra Ktrialelta I.am.
i »ligorrin. < "ivstel i iom
berto bei Vieenza.
Fig. 964.
Philine e-xcavata
Desh. Bodo,
(Urobkalk)
Grignon.
drisch, solid. Gewinde eingesenkt, involut. Mündung spaltförmig, Spindel
vorne verdickt mit schwacher Falte. Trias bis jetzt.
Acera Müll. (Fig. 983). Dünnschalig, biegsam; Gewinde abgestutzt,
Umgänge durch vertiefte Nähte getrennt. Aussenlippe hinten von dem
Gewind6 abgelöst. Eocän bis jetzt.
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Opisthobranchia. Pteropoda.
359
Scaphander Montf. (Fig. 965). Schale subcyli ndrisch mit Epidermis,
spiral gestreift. Gewinde eingehüllt. Mündung vorne stark erweitert, hinten
verengt. Kreide bis jetzt.
Ph il ine Ascan. (Bullaea Lam.) (Fig. 964). Kreide bis jetzt.
Die Familien Umbrellidae und Aplysiidae sind durch seltene
Arten von TJmbrella Lam. und Aplysia Phil, auch im Pliocän vertreten.
Vmbrella angeblich sogar schon im Jura.
D. Ordnung. Pteropoda. Cuv. Flossenfüsser. *)
Nackte oder beschalte hermaphroditische, pelagischc Mol-
lusken ohne deutlich gesonderten Kopf, mit rudimentären
Augen und statt des Fusses zwei seitliche, flügeiförmige Flossen
am Vorderende des Körpers. Kiemen hinter dem Herzen.
Der Körper dieser freischwimmenden Meeresmollusken ist bald
länglich gestreckt, bald hinten spiral eingerollt; zuweilen von einer
dünnen durchscheinenden Schale umgeben (Thecosomata), häufiger nackt
{Oymnosomata). Sie halten sich in dichten »Schwärmen in der offenen
See auf und kommen erst in der Dunkelheit an die Oberfläche. Ihre
Schalen sind zuweilen in ungeheurer Menge auf dem Meeresgrund
angehäuft und bilden daselbst Kalkabsätze von ansehnlicher Ver-
breitung.
Cuvier hatte die Pteropoden als selbständige Classe den Gastro-
poden gegenüber gestellt, allein nach den Untersuchungen von Pelseneer
verhalten sie sich zu den Opisthobranchiem , wie die lleteropoden
zu den Prosobranchiern ; es sind pelagisch gowordene Hinterkicmoner,
deren Fuss zu einem zweilappigen Schwimmorgan umgewandelt wurde,
während gleichzeitig der Kopf verkümmerte. Die liadula ist sehr
mannichfaltig ausgebildet, das Herz hat nur eine Vorkammer.
Manche beschalte Pteropoden [Limacidae) besitzen einen hornigen
Deckel, bei anderen fehlt ein solcher.
Fossile, den jetzt lebenden Formen verwandte Pteropoden finden
sich nicht sonderlich häufig im Tertiär und in der oberen Kreide.
Im Pliocän und Oligocäu sind zuweilen thonige Schichten von meist
sehlecht erhaltenen zusammengedrückten Cleodoren erfüllt.
In paläozoischen Ablagerungen und zwar schon im Cambrium
spielen Pteropoden ähnliche Schalen (Conularia, Tentaculites , Hyo-
lithes) eine wichtige Rolle. Dieselben wurden von d'Archiac,
Verneuil, G. Sandberger,*) Barrande8) und vielen anderen
Autoren4) unbedenklich den Pteropoden beigesellt. Erst Neumayr
*) Seguenza, Q., Paleontologia malacol. dei terreni terz. di Messina. Pteropodi
e Eteropodi. Mem. boc. ital. d. Scienz. nat. Milano 1867. vol. II — Dollftm et
Ramena, Liste des Pteropodes du terr. tert. Parisien. Mem. Soc. Malacol. de Bei-
gique. 1885. vol. XX. — Pelseneer, P., Rep. on the Pteropoda collected by II. M.
8. Cballenger. Zoology. vol. XXIII. 1888. — Blanckenhorn, M., Pteropodenreste
ans der oberen Kreide Nord-Svriens und ans dem hessischen Oligocän. Zeitschr.
d. deutschen geol. Ges. 1889. S. 593.
*) Monographie der fossilen Pteropoden. Neues Jahrb. für Mineralog. 1847.
S. &&4.
•) Barrande, J., Systeme Silurien du centre de la Boheme, vol. HL Ptero-
podes. 1867.
*) Salter, Mem. geol. Survey of Great Britain 1848 u. 1866. vol. II u. III. —
Karpinsky, Die fossilen Pteropoden am östlichen Abhang des Ural. Mem. Acad.
St. Petersb. 1884. 7. Ser. Bd. 32.
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Mollusca. Gastropoda.
und Peißen eer1) sprechen sich neuerdings mit grosser Entschiedenheit
gegen ihre Vereinigung mit den Pteropoden aus, ohne denselben jedoch
einen besseren Platz in dem zoologischen System anweisen zu können.
Neumayr's Vorschlag die Tentaculitcn und paläozoischen Styliolen
den tubicolen Anneliden zuzuweisen, wurde von Nicholson durch
mikroskopische Untersuchung der Schalen widerlegt. Die schon von
Miller, Fleming, Hall und später wieder von Ihering befür-
wortete Hypothese, wonach die Conularien als Verwandte der Ortho-
ceraten zu den Cephalopoden zu stellen seien, konnte niemals ernstlich
begründet werden.
Es lässt sich allerdings nicht leugnen, dass namentlich Conularien
und Hvolithcn sowohl durch ihre Grösse als auch durch den Bau ihrer
Schale und vermuthlich auch durch ihre Lebensweise erheblich von den
recenten Pteropoden abweichen; abor trotz der von Pe Isen eer1) so
scharf betonten Differenzen, stehen sie doch unter allen beschälten
Organismen den Pteropoden am nächsten und können keiner anderen
Abtheilung der Mollusken mit grösserer Wahrscheinlichkeit ange-
schlossen werden.
Unterordnung. ThecuSOmata.
1. Familie. Limaoinidae. Gray.
Schale dünn, Spiral, linksgewunden mit glasartigem, paucispiralem Deckel.
Die Gattungen Spirialis Eyd., Limacina Cuv., Embolus Jeffroys
finden sich ganz vereinzelt im Tertiär (Eocän und Pliocän). Valvatina
Watelet ist für flache, linksgewundene Schlichen aus dem Pariser Grobkalk,
Planorbella Gabb. für ähnliche aus dem Miocän von San Domingo
errichtet.
2. Familie. Cavolimidae. Fischer.
Scltale symmetrisch dünn, glasig, bauchig, pyramidal oder conisch röhren-
Jörmig, nicht spiral.
Cavoiinia Gioeni (Hyalaea Lam. , Gamopleura Bellardi) (Fig. 966).
Schale kugelig, seitlich gekielt und geschlitzt, hinten zugespitzt, aus zwei
6 c ungleichen gewölbten Stücken zusammen-
" //^ gesetzt, wovon eines das andere an der
YK Mündung helmartig überragt. Recent und
A fossil im Miocän und Pliocän von Italien.
V : ifl X%m3 Cleodora Pernn u. Lesueur (Fig. 967a).
\lu-. ! >V Jif Pyramidenförmig, dreikantig, hinten zuge-
' r spitzt, vorne erweitert. Recent und tertiär.
_ „ . „ yy ^ . . , t t. , Im Pliocän des Monte Mario bei Rom, von
Ke«, tn Mesnina und lunn häufig. Auch im Oli-
h, c Carotmin (unmnpieura) Taurinrtiri* goeän des Mainzer Beckens und im Crag
Sisui. Mkh'Ah Turin it« i i
von England.
Balantium Leaeh. {Flabellulum , Poculina Bellardi) (Fig. 967 t). Wie
vorige, aber im Querschnitt elliptisch , Oberfläche häufig von der Spitze an
mit divergirenden Rippen. Lebend und fossil in Neogen um! oberer
Kreide B. fabälijorma Blankenh.).
Vaginella Daudin (Fig 9f.7rj. Scheidenförmig bis cylindrisch, conisch,
häufig zusammengedrückt, hinten zugespitzt, glatt, Querschnitt elliptisch.
Obere Kreide und tertiär.
Cuvieria Rang, Triptera Quov. (Fibittla 0. Meyer). Lebend und tertiär.
Euchilotheca Fischer, Bovicornu O. Meyer. Eocän.
•) Bull. Soc. Beige de Geol., Palaeont. et Hydrol. vul. L1L S. 124.
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Pteropoda. Thecosornata.
361
Styliola Lesueur (Creseis Rang, Crisia Menke) (Fig. 968). Conisch-
röhrenförmig, hinten zugespitzt, vorne erweitert, im Querschnitt rund. Lebend
und tertiär. Im Devon von Böhmen, Nassau, Ural, Nord-Amerika finden
Fi»{ 968.
u Styliola recta Leoueur. Kecent (nach Ad»m«).
b Slyliola »trittlula Nov. Devon (Et. H). Zu-
sannuenuedrüokteK Exemplar. Hlubocep,
Böhmen. (*/,).
c Ein Stück Schiefer mlc Styliola clavulu» Barr.
Devon (Kt. H). Hoatin bei ITn* (Nat. Gr.)
Vitt. 967.
a Cleodora pyramidata Lin. Plloeän. Monte
Mario bei Rom.
6 Halnntium recurcum A. Ad Schale mit Thier
(nach Adam*).
r Vtiginella depretia Daudln {i'leottora ttrangu-
lala Desh ). Mlocan. Dax bei Bordeaux.
sich zuweilen in grosser Menge glatte, drehrunde, längsgestreifte, conische
Röhren, deren hintere Spitze zu einer kleinen Blase angeschwollen ist. Sie
unterscheiden sich äusserlich nicht wesentlich von Styliola oder Creseis.
Aehnliche Röhren beschreibt Blankenborn auch aus der oberen Kreide
von Syrien;
Anhang. e
Formen von zweifelhafter Stellung.
1. Familie. Tentaoulitidae. Walcott.
Dickschalige schlanke verlängert conische Röhren von rundem
Querschnitt, hinten zugespitzt oder mit einer Embryonalblase be-
ginnend; Oberfläche mit parallelen erhabenen Querringen verziert.
Der hintere Theil der Schale öjters durch Kalkmasse ausgejüllt oder
durch coneave Querböden abgeschlossen. b a
Die einzige Gattung Tentaculites Schloth.
(Fig. 969) ist ungemein häufig in Silur- und Devon-
ablagerungen und erfüllt zuweilen ganze Schichten.
Die Schale besteht aus einer dichten Aussen-
Schicht und einer aus parallelen, der Oberfläche
gleichlaufenden Blättern zusammengesetzten Innen-
schicht. Die von Ludwig und Blanckenhorn
aus dem Oligocän beschrieoenen angeblichen Ten-
taculiten sina dünnschalige, quergerippte conische
Röhren, die wohl eher in die Nähe von Styliola
und Euchilotheca gehören.
2. Familie. Torellellidae. Holm.
Dickschalige, glatte, quer- oder längsgestreifte,
hinten zugespitzte, gerade oder gebogene Röhren ohne
Deckel. Cambrium. Silur.
Torellella Holm. Stark zusammengedrückt,
vorne und hinten abgeplattet, im Querschnitt ellip- serpn ^f^'lup^\r(.,*u^kt.<:i!! ku'iUü"
tisch, fein quergestreift; aus bräunlichem phosphor-
saurem Kalk bestehend. Cambrium, Silur (Schweden).
Hierher wohl auch Ilyolithellus, Salterella Billings, Coleoloides
Walcott aus dem unteren Cambrium von Nord-Amerika.
Fl*. %9
(i Tentacvlitt* wnlari» Sehloth.
fnt Silur. Diluvialgeaehlebe.
Berlin. (Nat. Uröwte.)
b Tenlaculitm irrnatu» Bow. Ob
Silur. Dudley. (Nat. <iro*»M\)
e Ttntacul itc» acuaritr» Rieht. Ob.
Silur. (Tentaeuliteiiknollen.)
ThurinRen. (,0/,.) In dem ltok-
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362
Mollusca- Gastropoda.
Fl«, 970
«i. b Hyollthe* tlignnshnrt
Unt. Silur (D).
IxMlonli c. Böhmen iKtwati verkleinern
r llyolitht$ mnsimu* Harr. < >berer Tlioü
restaurirt. Von der .«cito gehehen, mit
Pookel. <>/,).
d Deekel von HyrMhtJt maximtu Barr.
Cambrium (Et «.'). Mloochltz. Uohnien.
(Noch Bar ran de.)
3. Familie. Hyolithidae. Nicholson.1)
Schale sitmmetrisch, conisch oder pyramidenförmig, gerade oder scharf gebogen,
im Querschnitt dreieckig, elliptisch, oder linsenförmig, eine Seite häufig abgeplattet,
>i b u die andere gewölbt oder in der Mitte mit stum-
pfem Kiel. Oberfläche glatt oder fein quer ge-
streift, selten längsgestreift oder gerippt. Deckel
die Mündung vollständig schliessend, halbkreis-
förmig, dreieckig oder linsenförmig mit seit-
lichem Nucleus, concentrisch gestreift. Cam-
brium bis Perm.
Die ziemlich grossen Schalen bestehen
aus kohlensaurem Kalk und sind am hin-
teren Ende zuweilen durch Querecheidewände
abgeschlossen.
Nach Holm zerfällt die typische Gat-
tung Hyolithes Eichwald (Theca Sow., Pu-
giunculus Barr.) (Fig. 97<>) in zwei Subgenera,
wovon Orthotheca Noväk die Formen mit
gerade abgestutztem Oberende enthält, wäh-
rend bei Hyolithes s. str. der Rand der ab-
geplatteten Seite über den der anderen Seite
vorragt. Die Gattungen Cleidotheca, Centro-
theca Salter, Camerotheca, Diplotheca
'Matthew, Pharetrella Hall, Cerathotheca,
Bactrotheca Noväk fallen in die Synonymik von Hyolithes. Hauptverbreitung
in cambrischen und silurischen Ablagerungen von Schweden, Nord-Amerika,
Grossbritannien, Russland, Böhmen, seltener in Devon, Carbon und Perm.
Pterotheca Salter, Phragmotheca Barr. Silur,
Matthew ia Walcott, Cambrium.
4. Familie. Conulariidae. Walcott.
Schale gerade, verkehrt pyramidal, hinten zugespitzt oder
abgestutzt, im Querschnitt quadratisch bis rhombisch, meist
schürf kantig. Jede der vier quergestreiften oder quergerippten
Seitenflächen aussen durch eine Medianfurche, welcher innen
eine verticale Leiste entspricht in zwei
Hälften getiieilt. Das hintere Ende der
Schale mit Srheidetcänden. Mündung an
gut erhaltenen Exemplaren durch vier
dreieckige oder zungenförmige eingebogene
Lappen des Oberrandes verengt.
Die einzige Gattung Conularia
Hill. (Fig. 971, 972) erreicht zuweilen
eine Länge von 20 cm. Es sind gegen
100 Arten beschrieben, welche im un-
teren Silur beginnen und im Lias er-
löschen. Hauptverbreitung im Silur
von Böhmen, Normandie, England,
Schweden, Nord - Amerika und im
Devon von Nord - Amerika und Boli-
vien. Selten im Carbon und Perm;
je eine Art in Trias und Lias.
Fic 971
Conuiarin miomaln Barr,
t ut Silur CS))
Drnbov, Böhmen.
Omularin ijuadrinulrnla
Sow. oberer Kohlen-
kalk viui W illiiiiusw<ii>il
bi-1 fJhifKiiw Mit woU>
erhaltenen Mund'
Andern
(narh Ktheri.ljre).
1 Noväk, O., Revision der pahieozoischen Ilvolithiden Böhmen«. Abb. der
btfhm. Gesellschaft der Wissensoh. 1891. 7. Folge Bd. 1. — Walcott, CA , Bull.
U. 8. geol. .Survey. 1880. vol. IV. und 10^> Annual Report. 1890. — Holm, G.,
Sveriges Kainbrisk Siluriska Hvolithidae och Conulariidae. Afhandl. Sver. geol.
Uudersökniug. 185»3. Ser C. Nu. 112.
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Pulmonata. Thalaasophila.
363
E. Ordnung. Pulmonata. Cuv. Lungenschnecken.
Beschalte oder nackte hermaphroditische Schnecken mit
Lunge; Herz mit einer Vorkammer hinter der Lunge. Fuss
breit, söhlig. Deckel fehlt. Meist Land- oder Süsswasser-
bewohner.
Neben den Prosobranchiern bilden die Lungenschnecken die
formenreichste Gruppe der Gastropoden. Man kennt gegen 6000
lebende und ca. 700 fossile Arten. Die wichtigsten und artenreichsten
Gattungen {Helix, Bidimus, Clausilia) leben auf dem Land, andere
{Planorbis, Limnaetis, Physa) ausschliesslich im süssen Wasser. In ana-
tomischer Hinsicht stehen die Pulmonaten zwischen den Opisthobranchieru
und Prosobranchiern. Die Kiemen sind durch eine sackförmige Höhle
auf der rechten Seite hinter dem Kopf ersetzt, deren Decke mit einem
feinverzweigten Netz von Blutgefässen eingenommen ist, und welcher
eine verschliessbare Oeffnung (Spiraculum) die Luft zuführt.
Die Süsswasserschneeken kommen zum Athmen entweder an die
Oberfläche des Wassers oder sie bonützen ihre Lunge zur Wasserathmung.
Ein eigentlicher Deckel fehlt, doch sperren viele Landschnecken während
des Winterschlafes ihre Mündung durch ein Kalkblatt (Epiphragma)
vereinzelt in der Steinkohlenforniation; sie finden sich nur spärlich in
Jura und Kreide, werden in der Tertiärzeit häufiger, erreichen aber
erst in der Jetztzeit ihre höchste Formenentwickelung.
Die Thalassophilen und Auriculiden kommen stets in marinen,
die übrigen Pulmonaten fast ausschliesslich in Süsswässer-Ablagerungen
vor; sie sind meist mit anderen Süsswasserorganismen vermengt und
in der Regel durch Regen oder fliessendes Wasser in ehemalige Sümpfe
oder Aestuarien verschwemmt.
Schale napf- oder niedrig kegelförmig, ohne Getcinde, eticas unsymmetrisch.
Thiere ausser der Lungenhöhle noch mit einer Kieme versehen. Tentakeln mit
dem scheibenförmigen Kopf verschmolzen. Augen sitzend.
Die Thalassophilen bewohnen die Littoralzone
der Oceane oder brackische Aestuarien. Fossil vom
Muskeleindrücke, welche rechts vorne durch eine breite Furche unterbrochen
sind. Tertiär und lebend.
Kercynella Kayser (Fig. 974) Devon, Anisomyon Meek und Havden.
Jura. Kreide.
Valenciennesia Rousseau. Sehr dünnschalig, breit schüsselförmig,
concentrisch gerippt. Wirbel dem Hinterrand genähert. Rechte Seite mit
einer breiten Falte für die Athemrühre. In brackischen Congerienschichten
von Ungarn, Rumänien und Süd- Russland.
1. Unterordnung. Thalassophila. Gray.
Flc 974
Hcramrlla Bnhrmicn Barr Oh.
Silur (Kt F). Loehkow, Böhmen.
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3f>4
Mollusca. Gastropoda.
2. Unterordnung. Basommatophora. A. Schmidt.
Grunde der beiden Fühler gelegen; stets beschalt.
Augen am Grunde der beiden Fühler gelegen; stets beschalt. Wasser
beioohner.
1. Familie. Auriculidae. Blainv.
Schale dick, eiförmig, Gewinde kurz, letzter Umgang sehr gross. Innen-
lippe oder Spindel mit Falten. Kreide bis jetzt. Bewohnen Meeresküsten
und salzige Sümpfe.
Auricula Lam. (Fig. 975).
Länglich oval mit Epidermis ;
Mündung schmal, unten ge-
rundet, Innenlippe mit 2 — 3
Falten, Auesenhppe innerlich
verdickt, zuweilen mit Zähnen.
Jura bis jetzt.
Subgenera: Cassidula Fer.,
Plecotrema Ad., Alexia
Leach (Fig. 97(>) Pythiopsis
Sandb. (Fig. 977).
Ca rych i u m Mke. (Fig. 978).
Klein, glatt, glänzend. Innen-
lippe mit 1—2 Falten, Aussenlippe verdickt, zuweilen mit Zahn. Jura,
tertiär und lebend.
Scarabus Montf. (Polyodonta Fischer und Waldh ), Melampus Montf.,
Leuconia Grav, Blauneria Shuttle*, etc. Tertiär und lebend.
4
Fi« 975
Auricula Du-
tempUi Desh
I nt. Koean
(I.lKtiites)
Sainceux
(Such
I> e n h h y i ff)
Fi*. 977
l'ijthinpti, La-
marcki
Oenh
r.robkalk.
flomlan (nach
Deshayet«).
FiK 978.
Carurhium nnti-
quum AI Hrauii.
MIocAn.
Hochlieiin bei
Fi«. 976.
(Vencroiwert.)
lina I>e*h.
Miocda.
Pontleroy,
Touraiiie.
i«/,).
2. Familie. Limnaeidae. Keferstein.
SÜ8S-
Schale dünn, oval, thurm-, Scheiben- bis napf förmig. Lias bis jetzt,
wasserbe wohner. Häufig im Tertiär.
Limnaeus (Cuv.) Drap. (Lymnaea Lam.) (Fig. 979). Schale dünn, durch-
scheinend mit sehr grosser Schlusswindung und spitzem, mässig hohem Ge-
winde. Mündung weit, eiförmig. Aussenlippe scharf. Lebend in allen Zonen,
fossil vom oberen Jura (Purbeck-Schichten) an. Hauptverbreitung im Tertiär.
Physa Drap. (Fig. 98U). Wie Limnaeus, aber links-
gewunden. Ob. Jura bis jetzt.
Planorbis Guettard (Fig. 981. 982). Scheibenförmig;
selten thurmförmig mit zahlreichen Umgängen. Mündung
oval bis halbmondförmig. Aussenlippe scharf. Lias bis jetzt.
Sehr häufig im Tertiär. Von besonderem Interesse wegen
Flu. 9 H0
Ph>i»n ttignntea
Michail«!
Unter Koran Rilly
bei Klieinis.
Fi« 981
J'lnnvrbit ettrnu Brongt. var. Man-
UtH Iiunkcr.
OlMT-Mioian. MuixlitiKen,
WürttenbWR.
FiK 9H3
Aunhu
Dutemplrt I>e*h.
«.robkalk.
Bonnaalt
FiK. 979
I.ymnacu* pnchy-
gatter Thomue,
Mioeaner Süt*-
wasserkalk. Mör-
siiiKeti bei Ulm.
seiner ausserordentlichen Variabilität ist /'/. multi/ormis Bronn sp. (Fig. 982)
aus dem mittleren Miocän von Steinheim in Württemberg. Die Mutationen
desselben finden sich meist in verschiedenen Schichten des dortigen Süss-
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Pulmonata. Basonimatophora Stylommatophora.
365
wasserkalkes und stellen nach Hilgen dorf und H y a 1 1 eine ausgezeichnete
genealogische Reihe dar.
Fix. 982.
Planorbi* multi/ormU Bronn *|> Au« dem obenulortliien Swuwoitserkalk von Stelnhelm 1m>I Helden-
heim. Württember«.
a Var tuprtma. h \m trochijormis, c vnr. eltaaus. d vnr. Strinhcimcnris.
Ancylus Geoffroy (Fig. 983). Schale napfförmig, mit sehwach ein-
gekrümmter, dem Hinterrand genäherter Spitze. Tertiär und lebend.
Chili na Gray. liebend und fossil (tertiär) in Süd-Amerika.
3. Unterordnung. Stylommatophora. A. Schmidt.
Augen an den Enden von zwei einstülpbaren Fählern, vor denen meist noch
zwei kürzere Labial/ Uhler stehen. Nackte oder beschalte Landschnecken.
1. Familie. Limacidae. Lam.
Narktschnecken mit winzigem, im Mantel verborgenem Schalenrudiment.
Kleine schildförmige Schälchen von Limax und Amalia sind aus
Tertiär und Diluvium bekannt.
2. Familie. Testacellidae. Gray.
Fleischfressende Landschnecken mit spiraler, bald sehr kleiner,
bald grosser zur Aufnahme des Thieres geeigneter Schale.
Testacella Cuv. (Fig. 984). Schale klein, ohrförmig,
am Hinterende de« Thieres gelegen. Tertiär und lebend.
Parmacellina Sandb. Eocän. Daudebardia Hartm.
(Helicophanta Fer.). Reeent und Diluvium.
Olandina Schum. (Fig. 985). Schale läng-
lich oval mit verlängertem Gewinde. Mündung
vorne mit Ausguss, Spindel abgestutzt. Obere
Kreide, tertiär und lebend.
Cylindrella Pfeift. Eine einzige fossilo
Art im Pariser Eocän. Gegenwärtig in West-
Indien, Central -Amerika und auf den Philip-
pinen verbreitet.
Fi» 984.
Tettaeetta Ztllii
Klein Micveiln
Atiileltinfren.
(Nuch Sund borg.)
Fi« 985
Olandina inflata
Rens* M Inert n
Michelbertf
bei Ulm.
3. Familie. Helicidae. Kef erstem.
Landschnecken mit sehr mannichfaltiger spiraler, zur Aufnahme des ganzen
Körpers geeigneter Schale.
Gegen 5000 lebende und ca. 500 fossile Arten.
Vitrina Drap. Schale klein, durchsichtig, mit
kurzem Gewinde und sehr grossem letztem Umgang.
Lebend und tertiär.
A rchaeozonites Sandb. (Fig. 986). _
Dickschalig, kugelig mit ziemlich ho-
hem Gewinde, tief genabelt. Aussen-
lippe scharf. Oligocän und Miocän.
Hierher die älteste Helixform aus der
Sroductiven Steinkohlenformation von
leu-Schottland.
Zonites Montf. Wie vorige, nur dünnschaliger, unten glatt, oben ge-
körnt, Tertiär und lebend.
Hyaiina Gray (Fig. 987), Omphalosagda Sandb., Trochomorpha
Martens. liebend und tertiär.
Fk. 987
Hyaiina dmudata
Reu«;, sp Mioeta.
Tuchoritz, Buhuien.
Fig. 986.
A rchtieozonUf» »unrrrt i cili u*
Sandb. Int Mi<»-,tn
Eckingen bei I Im
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366
Mollusca. Gaatropoda.
Lychnus Montf. (Fig. 988). Letzter Umgang gross, anfänglich auf-
steigend, dann abwärts gebogen, so dass die Mundränder in der Ebene der
Grundfläche liegen. Ob. Kreide der Provence und Spaniens.
Hei ix Lin. (Fig. 989). Schale halbkugelig, kegelförmig bis scheibenförmig,
höchst verschiedenartig gestaltet. Mündung schief, halbmondförmig oder
rundlich. Mundränder getrennt. Sehr häufig tertiär und lebend; Haupt-
verbreitung im Miocän. Man unterscheidet über hundert Subgenera und
mehr als 2000 Species.
ritt. «w.
Lyehnu» Mathcroni Rcquien.
Obere Kreide Minruuinlon).
Rojfime, Provence.
j,, ggy
a Ilrlix [Dimorphoptvchia) Arnould, Michuud
l'nt Eocän. Rllly bei Rheim».
6 Hclis CampyUu») inftexn Klein Ob. Miocän
Morsingen.
c Hellt (Gonosomal uneulum Thomae. Unter-
Miocän. Hochhcitu bei Wiesbaden.
KIk. 990
Huliminus {Pe-
tratu«) eompla-
natut Reutti.
Unt. Miocän.
Thal fingen
bei I lm
Bulimus Brug. Schale länglich eiförmig bis thurmförmig. Mündung
länger als breit. Aussenlippe häufig verdickt und umgeschlagen. Gegen
1000 lebende und zahlreiche fossile Arten von der oberen Kreide an.
Buli minus Ehrbg. (Fig. 990), Cionella Jeffreys, Azeca Leach, Cae-
cilianella Iiourg. etc. Tertiär und lebend.
Megaspira Lea (Fig. 991). Thurmförmig, schlank, sehr lang. Spindel
mit Querfalten. Ob. Kreide bis jetzt.
Clnusilia Drap. (Fig. 992). Thurm- bis spindelförmig, schlank, links-
gewunden. Mündung birnförmig, meist mit zusammenhängenden Rändern;
fl Innenlippe mit zwei Falten, Aussenlippe etwas zurückgeschlagen.
Mündung durch ein bewegliches Kalkstückchen verschliessbar.
Fossil nicht häufig, vom Eocän an; ca. 400 lebende Arten.
5 Pupa Lam. (Fig. 993t). Klein, cy-
lindrisch eiförmig. Mündung halbrund,
Y\k 992
a Clmmilin bulimoiiU* A Rraun
I tu Miocän Kckinccn bei
Um.
b Clautilia niifir/iia Schubler
Uli. Miocän Kckingen bei
Um.
Fig 991.
Megnupira txa-
ratii Mich. *i>.
Int Kucän
Rilly
bei Rheims.
a DmUropupn vtttuta Dawson.
Steinkohleiifonnotion.
Neu- Schottland nach Da w so n).
b Pupa itivertiden$ Sandb.
Miocän Baimn, Gen mach
Sandberger).
Hg 934
Succinea prrr-
yrina Sandb
1 tu. Mioe&n.
TuchoriU,
Rohmen.
meist durch Zähne auf Spindel, Innenlippe und Aussenlippe verengt. Aussen-
lippe zurückgeschlagen. Tertiär und lebend.
Dendropupa Dawson (Fig. 993a). Wie Pupa, aber Mündung ohne
Zähne. Steinkohlenformation von Neu Schottland.
Anthracopupa Whitf. Steinkohlenformation. Nord-Amerika.
Vertigo Müller. Tertiär und lebend.
Succim a I'feiffcr (Fig. 994). Schale dünn, eiförmig, bernsteinfarben,
durchseheinend, mit kurzer Spira und grossem eiförmigem letztem Umgang.
Aussenlippe .scharf. Tertiär und lebend; häutig im Löss.
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Zeitliche Verbreitung der Gastropoden.
367
Zeitliche Verbreitung der Gastropoden.
Unter den Mollusken überragen die Gastropoden alle übrigen
Classen an Formenreichtbuni. Sie beginnen im Cambrium und ent-
falten, indem sie successive an Verbreitung und Mannichfaltigkeit zu-
nehmen, ihre höchste Blüthe in der Jetztzeit. Mehr als 15000 Species
dürften gegenwärtig verbreitet sein, wovon etwa 8/5 den Prosobranehiern,
*/5 den Pulmonateu angehören.
Im untersten Cambrium (Olenellus-Schicbten) treten von Proso-
branchiern die Gattungen Scenella, Stenotheca, Platyceras, Raphistoma,
Pleuroiomaria und eine Anzahl problematischer Pteropoden (Hyolithes,
Hyolithellns, Salterella, Torellella etc.) auf und zeigen, dass unter den Proso- •
branchiern den Cyclobranchiuen, Aspidobrachinen und Capuliden das
alterthümhchste Gepräge anhaftet. Auch in den jüngeren cambrischen
Ablagerungen herrschen neben den angeblichen Pteropoden Aspido-
branchier aus den Familien der Pleurotomariiden , Euomphaliden
und Bellerophontiden vor; zu ihnen kommen Capuliden und einige
Gattungen, die nach ihren Schalen ebenso gut zu den Turbiniden,
wie Littorinideu gehören könuen. Bemerkenswerth ist die Gattung
Subulites, welche sich vielleicht den Pyramidelliden anschliesst, aber
bereits einen deutlichen Ausguss neben dem Spindelende besitzt.
Leider gewähren die meist schlecht erhaltenen Schalen der
cambrischen Gastropoden keine sicheren Anhaltspunkte über die Ana-
tomie der Weiehtheile, allein mancherlei Gründe sprechen doch für die
Annahme, dass Aspidobranchier und Ctenobranchier ursprünglich noch
nicht so streng geschieden waren, wie heutzutage.
Im Silur nehmen die Gastropoden an Artenzahl erheblich zu,
es tauchen auch einige neue Familien (Scalaridae, Purpurinidae,
Twbinidae, Trochidae, Xerwphoridae) auf, aber im Ganzen bleibt der
Charakter der Gastropodenfauna noch derselbe wie im Cambrium, und
auch Devon, Carbon und Perm bringen keine wesentlichen Ver-
änderungen.
Pteropoden, Aspidobranchier, einige Cvclobranchier und Opistho-
branchier, sowie wenige Familien der Ctenobranchier [Captdidae,
Pyramidellidae, Littorinidae) drücken der paläozoischen Schneckenfauna
ihr ziemlich einförmiges Gepräge auf.
In Trias und Jura sterben die grossen dickschaligen Pteropoden
(Contdaria) aus; verschiedene Familien der Aspidobranchier (Pleuro-
tomariidae, Turbinidae, Neritopsidae, Neritidae) erreichen den Höhepunkt
ihrer Entwicklung, und unter den Ctenobranchiern entfalten die Pyra-
midelliden, Nerineiden, Purpuriniden, Turritelliden und Aporrhaiden
einen beträchtlichen Formenreichthum.
In der Kreide nehmen die siphonostomen Ctenobranchier einen
beträchtlichen Aufschwung, und im Tertiär beherrschen sie bereits
entschieden das Feld, indem sie an Fonnenreichthum alle übrigen
Familien überholen und sich mehr und mehr den noch jetzt existirenden
Gattungen und Arten nähern. Die Nerineiden , Pyramidelliden und
Aporrhaiden, welche im Mesozoicum neben den Aspidobrauchiern eine
so hervorragende Stellung eingenommen hatten, sind theils ausgestorben,
theils stark im Rückgang. Im Eocän und Oligocän rinden sich
schon überwiegend noch jetzt lebende Genera, allein die Arten sind
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3ßR
Mollusca. Gastropoda.
ausnahmslos erloschen. Im Miocän tauchen vereinzelt noch gegen-
wärtig existirende Species auf, deren Zahl im jüngeren Pliocän bis auf
80 und 95% steigt.
Bemerkenswerth ist die zeitliche Verbreitung der Pulmonaten.
Während thalassophile Siphonariiden schon vereinzelt in Devon vor-
kommen, erscheinen Landschnecken (Archaeozonites , Dendropupa) in
sehr spärlicher Zahl zuerst in der produktiven Steinkohlenformation
und Süsswasserschnecken zuerst an der Grenze von Jura und Kreide
(Purbeckschichten). In der Wälderstufe und der Kreide nehmen Land-
und Süsswasserschnecken an Formenreichthum zu und erlangen in
der Tertiärzeit eine noch grössere Verbreitung und Manniehfaltigkeit,
ohne jedoch die erstaunliche Differenzirung der jetzt lebenden Binnen-
Conchylien zu erreichen.
Die successive Annäherung an die Jetztzeit beschränkt sich nicht
allein auf die Produktion von Formen, welche den heute lebenden
mehr und mehr nahe kommen, sondern auch auf die Anbahnung der
jetzigen geographischen Verbreitungsbezirke. Die mesozoischen Gastro-
poden tragen noch einen zu fremdartigen Charakter, um sich mit
irgend einer modernen Conchylienfauna näher vergleichen zu lassen;
aber schon die eocänen Formen haben ein moderneres Gepräge und
lassen bereits einige Beziehungen zu den in den benachbarten wärmeren
Zonen verbreiteten Schnecken erkennen.
Die ganze eocäne Conchylienfauna von Europa, Nord- Amerika,
Asien und Nord-Afrika hat viele gemeinsame Gattungen und zahlreiche
stellvertretende Arten , die dafür sprechen , dass dieselben in ein und
demselben Ocean gelebt haben. Einen wesentlich anderen Charakter
zeigen die eocänen Conchylien von Australien, Neu seeland und Süd-
Amerika. Sie erweisen sich als Vorläufer der heutigen Bewohner der
südlichen Regionen des pacitischen und atlantischen Oceans.
Noch bestimmter deuten die Land- und Süsswasserschnecken auf
ihre Nachfolger in den betreffenden Continenten hin . nur besitzen die
mesozoischen, eocänen und miocänen Faunen noch ein entschieden
tropisches Gepräge. Die europäischen und amerikanischen Binnen-
conchylien der Miocänzeit erinnern darum weit mehr an die jetzigen
Bewohner der Azoren und von WTest-Indien , als an die gegenwärtig
offenbar in kühlerem Klima gedeihenden Land- und Süsswasserschnecken
von Europa und Nord-Asien. Erst im Pliocän und Pleistocän erlangt
jeder Welttheil seine eigenthümliche, der jetzt existirenden nahekom-
mende Schneckenfauna.
Die zeitliche Verbreitung der Gastropodeu ergibt sich aus nach-
folgender Tabelle.
von
Trift* j Jure
l'iilao-
Nco-
KOII
Jetxt
telt
A. l'rotobranrhia.
1. Cyclobranchina
1. Asp i dobranchina
1. Fismrdlidae . . . .
2 Haliotidae ... .
3. Btlterophontidae . .
4. Porcelliidae
!
...IL.
1 Ii
—
1 + 1 1 1
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Zeitliche Verbreitung der Gaatropoden.
3G9
/>. IHeurotomariidat
6. EnomphaUdae .
7. Stomatiidae . . .
fi. Turbinidae .
9. Phatianeüidae
10. Delphinulidae
11 TrochmemaMne
12. Trochidae ....
13. Xenophoridat
11. Vmbaniidae . .
75. Xeritopxidae . .
V> Neritidae ....
//. Helicinidac . . .
3 Ctenobranchina
1. Solarüdae . . .
2. Purpwinidae .
3. Littorinidoe
4 Ct/clostumidae .
5. Capulidae . . .
*>. Naticidae ....
7. Ampuüaridae .
V. Valvatidac I
9. Paludinidae
10. Hydrobüdae )
11. Ritssoidae ...
12 Scalaridae .
13. Turritellidtie
14. Venne tidne . .
/•> Caecidae . .
l't Pyramidell idae
17. Mrliiniidiw . .
15. Xerinfidae . . .
19. Cerithiidne . . .
•10. Aporrhaidae .
! 21. Strombidae . . .
14.'-'. L'olumbelliiridiie
'-'■'I. Cyprneidne . .
24. Canndidae . . .
L'X JJoliidae ...
'.V TritonUdae. . .
27. Cola mbcllidtie
2R. Buccinidae .
29. Purpuridae. .
30. Muriciddf . .
31. Funidne . . .
32 Vofutidne . .
33. Harpldne . .
34. Olividtie .
3ö. Cancellariidac
3ti Tirebridae . .
37. Pleurolomidoe
38. Cunidfte. . . .
B. Heteropoda
<\ Opinthottranchia
1>. rteropotla
Zlttol. Grundzügu fl<:r J'aliu'ontolojjk-
(«in
hrium
1)0-
von
Car-
bon
lVrui
Tri».*
Juni
Xrei- l'tilüo-
N i > -
Jctüt-
—
i
r-
1
_
—
—
| |
1 1 1
1 1
a
i i
1
-
—
2i
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370
Mollusca. Cephalopoda.
3. Classe. Cephalopoda. Kopffüsser.1)
K op f vom Rumpf scharf gesondert ; M und von mindestens
acht oder mehr kreisförmig angeordneten fleischigen
Armen umgeben; Fuss zu einem trichterförmigen, musku-
lösen Schwimmorgan umgewandelt. Mund mit Kiefern
und Radula versehen. Geschlechter getrennt. Sinnes-
organe hoch entwickelt.
Die Cephalopoden unterscheiden sich von den übrigen Mollusken
hauptsächlich durch den Kranz fleischiger Anne, welche den Mund
umstehen, als Greif- oder Bewegungsorgane dienen und häufig mit
Saugnäpfchen oder Häkchen bewehrt sind. Sie nehmen die höchste
Stelle unter den Mollusken ein und erreichen zuweilen gewaltige Grösse.
Alle Cephalopoden athmen durch Kiemen und leben ausschliesslich im
Ocean. IhrNervensystem. ihre Muskulatur, ihre Circulations-, Ernährungs-,
Fortpflanzungs- und Sinnes-Organe zeichnen sich durch eine hohe
Differenzirung aus, die fast an jene der Wirbelthiere heranreicht.
Ein fleischiger freier Mantellappen umgibt die Athmungshöhle und
einen Theil des Kopfes und bildet zugleich die äussere Umhüllung
des Rumpfes, worin die Verdauungs und Sccretionsorgane, das Herz
und die Hauptblutgefässe ihren Sitz haben. Ein sehr starker
Ganglieuknoten (Cerebralganglion) liegt in der Nähe des Schlundes
und wird durch einen knorpeligen Ring (Kopf knorpe 1) gestützt;
von ihm gehen die principalen Nervenstränge aus, die wieder zu
mehreren paarigen Knoten anschwellen.
Die jetzt lebendou Cephalopoden wurden von Owen in Tetra-
branchiata (Vierkiemener) und Dibranchiata (Zweikiemener) ein-
getheilt. Von ersteren existirt jetzt nur noch eine einzige Gattung
{Nautilus), während die letzteren gegenwärtig einen beträchtlichen
Formenreichthum aufweisen.
Eine ungeheure Menge fossiler Cephalopoden bevölkerte die
paläozischen und mesozoischen Meere. Ein Theil derselben schliefst
sich eng an die lebende Gattung Nautilus an, andere sind unzweifelhafte
Dibranchiata. liei den zwei formenroichsten Gruppen (Ammonoidea
und Bdemnoidea) fehlt jeder Anhaltspunkt über die Zahl der Kiemen;
da jedoch die Schalen der ersteren in allen wesentlichen Merkmalen
mit Nautilus, die der Belemnoidea mit gewissen Dibranchiaten über-
einstimmen, so erscheint es zweckmässig, die Owen'schc Einthoilung
auch für die fossilen Cephalopoden beizubehalten.
*) Literatur:
Keferstein in Bronn' s Classen und Ordnungen des Thierreicha, Bd. III. 1866.
Quetutedt, F. A., Petrefaktenkunde Deutschland*. I. Cephalopoden. Tübingen.
1846-1849.
d'Orbigny, Ale, Paleontologie franeuise. Terr. cret. t. I Cephalopodes. Paris 1840.
Terr. jurassiques t. I. 1842.
Pktet et Campiche, Mutenaux pour la Paläontologie Suisse. Description des fos-
siles de St. Croix. vol. I et II. 1858 -1864.
Stolicika and Manfort, Fossil Cephalopoda of the Cretaceous liocks of Southern
India. Palaeontologia Indica. vMem. geol. Survey of East India.) Calcutta.
1863-1865.
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Tetrabranchiata
371
1. Ordnung. Tetrabranchiata. Vierkiemener. *)
Beschalte Cephalopoden mit vier baumförmigen Kiemen.
Schale äusserlich, gekammert. Trichter gespalten. Tinten-
beutel fehlt. Statt der Arme zahlreiche Tentakeln ohne Saug-
näpfe und Häkchen. Cambrium bis jetzt.
Unsere ganze Kenntniss üher die Organisation der Tetrabranchiaten
stützt sich auf die einzige, noch jetzt existirende Qattung Nautilus
(Fig. 995). Das Thier
liegt mit der Bauch-
seite nach aussen ge-
kehrt in der vorder-
sten Kammer (Wohn-
kammer) der Schale.
Der Körper ist kurz
und dick, der Kopf
durch eine Ein-
schnürung vom
Rumpf getrennt. Um
den Mund herum
stehen etwa90 faden-
förmige, in fleischi-
gen Scheiden steck-
ende Tentakeln,
die in mehrere Grup-
pen angeordnet sind
und wovon die auf
der inneren Seite be-
findlichen zu einem
dicken, muskulösen Lappeu (Kopf kappe) verwachsen; dieser Lappen
verschliesst die Mündung der Schale, wenn sich das Thier in die
Wohnkammer zurückgezogen hat.
Hinter dem Kopf auf
der Aussenseite befindet sich
ein sehr dickes, muskulöses,
zusammengerolltes Blatt (d),
dessen äussere Ränder über
einander geschlagen sind und
das sich nach vorne verengt,
nach hinten erweitert. Die-
ser sogenannte Trichter
liegt unter der Athemhöhle
und entspricht dem Fusse
der Gastropoden. Er dient
zum Ausstossen von Wasser
und treibt dadurch das schwimmende Thier von der Stelle. An der
Basis der seitlichen Tentakeln befindet sich jederseits ein grosses, kurz-
gestieltes Auge; inmitten der Tentakelkränze die Mundhöhle mit
fleischiger Zunge, deren Radula mehrere Reihen von Platten und Häk-
chen besitzt. Die ungewöhnlich kräftigen Kiefer (Fig. 996, 997)
Kig. 995.
Nautilus Pompiliut aus dem indischen Oeean. Sehale in der Median-
ebene durchgeschnitten mit dem Thier in der Wohnkamnier.
a Mantel, 6 DorsalJappen de« Mantels, c Kopfkappe, d Trichter, t Ten-
takeln; o Auge, t Nidanientaldrüse, A Haftmunkel, * Slpho, x Luft-
kammer. {Nach R. Owen.)
Flg. 996.
Oberkiefer von Nautilu» Pompüiut,
a von der Seite, b von unten.
(Nat. Gr.)
FlR 997.
Unterkiefer von Nauti-
lut Fompüiut von der
Seite.
l) Owen, R., Memoir on the pearly Nautilus. London. 1U32.
24'
372
Mollusca. Cephalopoda.
bestehen im Wesentlichen aus dunkler Hornsubstanz, nur die Spitzen
sind verkalkt. Solche verkalkte Kieferspitzen finden sich nicht selten
fossil in Trias, Jura und Kreideablagerungen, bald noch innerhalb
oder neben Nautilus - Schalen , bald auch isolirt. Die des triasischen
Temnocheilus bidorsatits wurden unter der Bezeichnung Rhyncholithes
und Conchorhynchus (Fig. 998, 999), die jurassischen und creta-
ceischen als Rhynchoteuthis (Fig, 1000) und Palaeoleuthis d'Orb.
beschrieben.
Flg. 998.
Oberkiefer von Nautilus (Temnocheilu*)
bidoriatut Schloth. ( Runcholithe» hirundo Faure-
Biguot). Muschelkalk. Laineck bei Bayreuth.
<s Vom Rücken, b von der Seite, e von innen.
Fig. 99«.
Unterkiefer von ffautilu* [Temnocheilu»)
bidortatm Schloth. (Conchorhynchus avirottri*
Blainv.). Von der Rückenacite. MuKchelkalk.
Laineck bei Bayreuth.
Die grossen buschfönnigen Kiemen liegen in zwei Paaren an
der Basis des Trichters; zwischen ihnen mündet die Afteröffnung und
etwas weiter hinten befinden sich die Ausgänge der Geschlechtsorgaue.
Beim Weibchen sieht man im Grund der Athemhöhle eine grosse,
dreitheilige Nidainentaldrüse, die aussen mit dem Mantelblatt
verwächst.
Der Rumpf ist sackförmig, hinten gerundet und vom Mantel
umhüllt; an seinem Minterende tritt ein mit Blutgefässen ausgestatteter,
a häutiger hohler Strang (Si p ho) durch eine runde
Oeffnung der letzten Scheidewand in den ge-
kammerten Theil der Schale und verläuft bis in
die Anfangskammer.
Zur Befestigung
des Thieres in der Wohn-
kammer dienen zwei unter den Augen
gelegene ovale Muskeln, welche sieh fest
an die Innenwand der Wohnkammer an-
legen und daselbst schwache Eindrücke
verursachen. Zwischen diesen Haft-
muskeln bildet der Mantel ein schma-
les, anfänglich rückwärts, in der Mitte
etwas nach vorne gebogenes Verwach-
sungsband (annulus), das gleichfalls
durch einen schwachen Eindruck an-
gedeutet wird. Sowohl die Haftmuskelu als auch das Verwachsungs-
baud lassen sich manchmal noch an fossilen Gehäusen nachweisen.
Die Schale des lebenden Nautilus ist in einer Ebene spiral ein-
gerollt, ans mehreren Umgängen zusammengesetzt, die sich entweder
§anz umhüllen oder nur einen engen Nabel freilassen. Mit Ausnahme
es letzten Umgangs, welcher etwa zur Hälfte dem Thier als Wohnkammer
dient, wird die Schale durch parallele, nach vorne coneave, in regel-
mässigen Abständen aufeinanderfolgende Scheidewände in zahlreiche
Fl*. 1000.
i Sabaudianu* Vit t et Lor.
Neocom. Voiron*.
a Von der Ruckenseite, die hornigen
Flügel sind tum Theil noch erhallen.
b Der kalkige Schnabel von unten.
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Tetrabranchiata.
Kammern abgetheilt. Diese Kammern sind mit Luft gefüllt und vom
Sipho durchzogen.
Die Schale selbst ist aus zwei Schichten zusammengesetzt: einer
äusseren porzellanartigen, deren weisse Oberfläche mit rothen oder
braunen, flammen artigen Radialbändern verziert ist, und einer inneren
perlmuttergläuzenden, aus dünnen, parallelen Blättern aufgebauten,
welche von rechtwinklig gestellten Linien gekreuzt werden.
Die Scheidewände bestehen aus der Perlmutterschicht, sind jedoch
wie die Innenwände der Kammern mit einem ganz dünnen opaken
Kalkhäutchen überzogen.
Mit der Nautilus-Schale stimmen, was Karnmerung und Struktur
betrifft, zahlreiche fossile Gehäuse überein, die in zwei Gruppen
(Natttiloidea und Ammonoidea) eingetheilt werden und sich haupt-
sächlich durch abweichende Anfangskammer, sowie durch graduelle
Differenzen iu der Beschaffenheit der Suturlinie, des Siphos, der Skulptur
und der Mündung von einander unterscheiden.
Ueber die Lebensweise des Nautilus liegen nur dürftige Beob-
achtungen vor. Leere Schalen werden zwar in grosser Menge im
stillen und indischen Ocean ans Ufer getrieben, dagegen gehören
Thiere noch immer zu den seltenen Funden. Beide Geschlechter
bewohnen Schalen von übereinstimmender Grösse und Form. Beim
Schwimmen werden die Tentakeln horizontal ausgebreitet und der
Kopf möglichst weit herausgestreckt; beim Kriechen sind Kopf und
Tentakeln gegen den Boden gerichtet. Die Schale dient beim Schwimmen
als hydrostatischer Apparat ; zieht sich das Thier in die Wohnkammer
zurück, so sinken beide in die Tiefe, dehnt es sich über die Wohn-
kammer aus und verdrängt dadurch ein grösseres Volumen Wasser,
so treibt die mit Luft gefüllte Schale das Thier in die Höhe. Eine
Mitwirkung des Siphos findet hierboi in keiner Weise statt; die Wand
desselben ist vollkommen dicht und gestattet weder ein Durchpassiren
von Wasser, noch eine Ausdehnung, wodurch der Umfang des Siphos
zwischen den Scheidewänden vergrössert würde.
Gänzlich unbekannt ist die Fortpflanzung und Entwickel-
ungsgeschichte des Nautilus. Aus dem Bau der Schale geht aber
mit grosser Wahrscheinlichkeit hervor, dass das Thier anfänglich eine
bis jetzt unbekannte, leicht vergängliche Embryonalschale bildete, deren
Anwesenheit durch eine Narbe auf der Rückwand der ersten Luft-
kammer angedeutet wird. Darauf diente die erste Luftkammer als
Wohnkammer ; beim Weiterwachsen rückte das Thier nach vorne und
sonderte wahrscheinlich in periodischen Ruhepausen am Ilinterrand des
Rumpfes ein Septum ab. Eine Ausstülpung des Visceralsackes blieb
als Sipho iu der ersten Kammer zurück. Nach und nach wandelte
sich diese Ausstülpung in einen Strang von verschiedener Dicke um,
welcher sämmtliche Luftkammern durchbohrt und das Thier mit der
ersten Kammer iu Verbindung erhält. Der Sipho ist demnach weder
ein Muskelstrang zum Zurückziehen des Thieres in die Sehale, noch
ein Haftorgan zur Befestigung des ersteron, noch ein Apparat, um
Luft oder Wasser in die Kammern der Schale zu schaffen, sondern
lediglich eine Verlängerung des Visceralsackes, die bei manchen fossilen
Gattungen mit sehr weitem Sipho (Endoceras) wahrscheinlich auch
noch Eingeweide enthielt.
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374
Mollusca. Cepbalopoda.
1. Unterordnung. Nautiloidea.1)
Schale gerade, gebogen, Spiral eingerollt oder schneckenförmig. Mundsaum
einfach oder verengt mit Ventralausschnitt. Scheidewände in der Mitte nach vorne
concav. Suturen einfach, zuweilen wellig gebogen, sehr selten zackig. Sipho häufig
dick und durch innerliche Ablagerungen verengt, central, intermediär, selten rand-
ständig. Siphonaldüien fast immer nach hinten gerichtet. Anfangskammer kegel-
förmig, au/ der Hinterwand mit äusserlicher Narbe. Cambrium bis jetzt.
Die Gestalt der Nautiloideenschale ist ausserordentlich variabel, bald
gerade, langgestreckt cylindroconisch oder kurz kegelförmig, bald einfach
gebogen, bald in offener oder geschlossener, ausnahmsweise auch in Schrau-
ben oder Schnecken-Spirale aufgerollt. Ziemlich mannichfaltig erweist sich
auch die äussere Verzierung; neben glatten oder nur mit feinen Zuwachs-
linien versehenen Gehäusen findet man Schalen mit reicher Quer- oder
Längsskulptur, zuweilen auch mit Spuren von Färbung. Im Allgemeinen
bleiben jedoch die erhabenen Rippen, Kiele, Knotenreihen und Blätter ziem-
lich einfach und zeigen niemals so grosse Differenzirung, wie bei den Am-
monoideen. Die Wohnkammer des Thieres besitzt je nach dem Volumen der
Schalenröhre verschiedene Länge ; bei den spiralgewundenen Formen nimmt
sie gewöhnlich die Hälfte oder zwei Drittheile des letzten Umgangs, bei den
röhrenförmigen zuweilen die Hälfte, zuweilen aber auch nur den dritten,
vierten, fünften Theil, oder noch weniger der ganzen Schalenlänge ein.
Die Wohnkammer wird nach aussen durch den Mundsaum begrenzt.
Bei Nautilus verlaufen die Seitenränder derselben schwach convex nach vorne
und bilden aussen, auf dem Externtheil, einen gerundeten, buchtförmigen, die
Lage des Trichters bezeichnenden Ausschnitt. Bei manchen fossilen Gat-
tungen (Orthoceras) sind die Mundränder gerade oder schief abgestutzt (Fig.
1001), oder die Seitenränder verlängern sich in ohrenförmige Lappen {Lituites,
Ophidioceras). Den einfachen Mundrändern stehen die verengten (zu-
sammengesetzten) Mündungen gegenüber, bei welchen sich entweder summt-
liehe Ränder nach innen biegen und dadurch das Lumen der Mundöffnung
verengen (Hercoceras Fig. 1033), oder bei denen nur die Seitenränder ^egen
einander eingebogen sind, so das« eine spaltförmige , am Ventraltheil er-
weiterte Oeffnung entsteht (Phragmoceras Fig. 1002). Biegt sich auch der
Externrand nach innen, so kann die Ventralbucht zu einer Qucrspalte redu-
zirt werden und die Mündung T-förmige Gestalt erhalten (Fig. 1003). Bei
solchen Mundöffnungen entspricht die Querspalte dem Trichterausschnitt und
bezeichnet somit die Ventralseite; die am entgegengesetzten Ende befindliche
meist erweiterte Längsspalte gestattete wahrscheinlich den Tentakeln und
dem Kopf den Austritt. Nicht selten erscheinen die Spalten einer T-förmig
verengten Mündung durch Secundärausbuchtungen mehrlappig (Fig. 1026).
Bei manchen gebogenen Schalen befindet sich der Ventralausschnitt nicht
auf der gewölbten äusseren, sondern auf der coneaven inneren Seite. Man
unterscheidet darnach exogastrische und endogastrischc Schalen.,
') Literatur (vgl. 8. 370j, ausserdem:
Quenstedt, F. A., De noti» Nautilearum primariis. Pius, inaug. Berol. 1836.
Barrande, J., Systeme Silurien du centre de la Boheme, vol. II. Cephalopodes
5 Bde. 1867-1877.
Hall, J., Natural history of New York. Palaeontology. vol. V. pt. II. 1879.
de Köninck, Faune du calcaire carbonifäre de Belgique. Part. II, Cephalopodes
(Annnies du Musee roy. d bist, nat de Bruxelles. 1880).
Anoelin, Fragmenta Silurica edit. cur. «. Lindstrom. Holmiae. 1880.
Hyatt, A., Genera of fossil Cepbalopoda. l'roceed. Bost. soc. nat. bist. 1883. XXII.
Holm, G., Ueber die innere Organisation einiger sibirischer Cephalopoden. Pa-
laeont. Abhaudl. von Dauies und Kayser. Bd. III. lHSf).
Foord, A. H., Catalogue of tbe fossil Cepbalopoda in the British Museum, part 1
und II. löbti— lbül.
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Tetrabranchiata. Nautiloidea.
375
Die Innenwand der Wohnkammer zeigt bei fossilen Nautiloiden zuweilen
feine Quer- oder Längslinien (Ritzstreifen), und beim lebenden Nautilus son-
dert die Kopfkappe da, wo sie dem vorhergehenden Umgang aufliegt, also
unmittelbar vor der Mündung eine schwarze, aus organischer Substanz be-
stehende Deckschicht ab.
Von besonderer Wichtigkeit ist die Beschaffenheit der inneren Scheide-
wände (Septa), welche im gekammerten Schalen theil die Luftkammern be-
grenzen. Ihre Zahl variirt ausserordentlich bei den verschiedenen Gattungen
und Arten, bleibt jedoch bei den Individuen ein und derselben Species
constant Sie folgen in regelmässigen, mit der zunehmenden Grösse der Schale
etwas wachsenden Abständen auf einander und dienten ohne Zweifel alle
der Reihe nach dem Thier während seiner Entwicklung als Wohnung. An
digung eindringen ; sie
bleiben jedoch selten leer, sondern sind meist mit Infiltrationskrvstallen von
Kalkspath, seltener mit Quarz, Cölestin, Baryt oder Schwefelkies ausgefüllt.
Bei palaeozoischen Nautiloideen beobachtet man zuweilen in dem Zwischen-
raum von zwei Septen eine weitere, den Hauptsepten parallel oder auch ab-
weichend verlaufende Zwischenwand (Pseudoseptum), die aus zwei sich leicht
von einander ablösenden dünnen Kalkblättern zusammengesetzt ist (Fig. 1004).
Die Entstehung dieser Pseudosepten wird durch periodische Abstossung einer
später verkalkenden Membran am Hinterrande des Körpers erklärt.
Die Anheftungslinie der Scheidewände an der Innenwand des Gehäuses
heisst Sutur. Dieselbe wird äusserlich nur sichtbar, wenn die Schale weg-
gesprengt oder aufgelöst ist; an fossilen Steinkernen zeigt sie sich in grosser
Schärfe. Bei den Nautiloideen bildet die Sutur in der Regel eine einfache,
geradlinig verlaufende oder etwas wellig gebogene Linie. Zuweilen springt
sie auf den Seiten bogenförmig vor und bildet einen Seitensattel, der
von zwei buchtig zurückspringenden Seiten loben begrenzt wird; nicht
selten entstehen auch in der Mitte der Innen- oder Aussenseite Ausbucht-
ungen, die Intern- oder Externloben genannt werden. Die Sättel sind immer
len ist gewöhnlich nur die
Wohnkammer mit Ge-
steinsmasse (erhärtetem
Orthocera» intermedium Marklin.
Ob Silur (iotland. Verticalschnitt.
Slpho gemischt. Die Kammern mit
Kalk-Mpath ausgefüllt, und Pseudo-
M'pta vorhanden.
Fig. 1004,
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376
Mollusca. Cephalopoda.
gerundet, meist wenig vorspringend; die Loben ebenfalls gerundet, höchst
selten zugespitzt.
Der Sin ho durchbohrt sämmtliche Scheidewände in der Medianebene
und hat bald centrale, bald intermediäre Lage zwischen Mitte und Aussen-
oder Innenrand ; in seltenen Fällen rückt er auch dicht an den Innen- oder
AuBsenrand heran. Seine Lage gewährt keinen
sicheren Anhaltspunkt über Dorsal- oder Ventral-
Fig. 1005.
Fig. 1006. Orthoccrat Michelini Barr. Flg. 1007.
Actinoceras coehleatum Schloth. Ober- Ober-Silur. Kozors (Böhmen). PhraQmoctra» Lovmi Barr.
Silur, (iotland. .Schale aufgebrochen, Verticalschnitt. Slphonal- Ober-Silur (E). Lochkow. Ver-
um den dicken, perlschnurartigen düten kurz, Sipho mit ver- tiealschnitt Sipho mit Kadial-
Bipho ru zeigen. (Vi nat. Grösse. ) kalkter Hülle, blättern. (Nach Bar rande.)
seite, doch ist er der letzteren häufiger genähert, als der ersteren. Zu-
weilen verändert sich die Lage des Siphos in den verschiedenen Alters-
Stadien ein und desselben Individuums; für die
\L^^) Gattungsunterscheidung darf darum auf die Lage
des Siphos kein besonderes Gewicht gelegt wer
den. In der Regel erscheint der Sipho als cylin-
drischer Strang mit häutiger oder verkalkter Wand
(Fig. 1005). Er erlangt bei palaeo-
zoischen Nautiloideen zuweilen
beträchtliche Dicke und schwillt
nicht selten, nachdem er eine
Scheidewand passirt hat, be-
trächtlich an, so dass er aus
perlschnurartig aneinander ge-
reihten und durch Einschnür-
ungen getrennten Scheiben zu-
sammengesetzt erscheint (Fig.
1006). Hat der Sipho beträcht-
liche Dicke, so bleibt er selten
hohl, sondern wird theils von
radialen Kalkblättern (Fig. 1007),
theils von dünnen, kalkigen, mit
der Spitze nach hinten gerich-
teten und in verschiedenen Ab-
ständen von einander entfernten
Düten ausgefüllt (Fig. 1008), oder
es lagern sich an der Stelle, wo
der Sipho die Septa durchbricht,
ringförmige Wülste aus mit organischer Substanz gemengtem kohlensaurem
Kalk ab (Obstructionsringe) und verengen das Lumen des Siphos beträcht-
lich (Fig. 1009. 101Ö). Fast überall, wo Ausfüllungsdüten oder Obstructions-
ringe vorhanden sind, beobachtet man im Centrum des Siphos ein aus
Fig. 1009.
Actittocera» (Ormocera*) Bayfleldi
Stokes. Unter-Silur. Huron-8ee
i Nord-Amerika i. Verticaler huren-
schnltt. Die Obstructionsringe sind
itu Innern aufgelöst, und nur Ihre
verkieselte Oberflache erhalten
(Nach Stokes.)
Fig. 1008.
Krulocera* protriforme
Hall. Verticalschnitt,
um die inetnander-
stee kenden, hinten ge-
schlossenen, trichter-
förmigen Abscheldun-
geO des Sipho zu
zeigen.
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Tetrabranchiata. Nautiloidea.
377
zwei oder drei sehr dünnen, kalkigen Blättern bestehendes Gebilde (Pro-
8ipho, Endosipho); das bis zum hintersten Ende des Sipho's reicht.
Da, wo der Sipho eine Seheidewand durchbohrt, erfolgt eine kragen-
förmige Umstülpung des Septums, welche sich bei den Nautiloideen fast
immer nach hinten wendet und Siphonaldüte genannt wird. Nur zwei
palaeozoische Gattungen (Conoceras und Nothoceras) haben nach vorne ge-
kehrte Siphonaldüten. In der Regel besitzen diese Umstülpungen nur ge-
ringe Länge, zuweilen reichen sie aber auch von einer Scheidewand bis zur
nächsten (Fig. 1010), ja in manchen Fällen (Endoceras) erstrecken sie sich
Fi«. 1011.
AnfungBkammcr von tfantiltu
Pompiliu* mit linearer Narbo
auf »1er Hinterwand. Stark
(Nach Hyatt.)
Fig. 1013.
Xautiltu Konincki dOrb.
Im C«ntrnm mit Durch-
bruch.
Flg. 1010.
Schale von Aturia
aufgebrochen, um
die trichterförmigen
Ineinander« tecken-
Hlphonaldüten
zu «eigen.
Fi(f. 1012.
Anfangskummer und
erst« Windung von
XavtUu* Pompiliu* In
der Mitte durchge-
schnitten. 5 Slpho,
c blinder Anfang de»
Sipho. x leerer Kaum,
welcher dadurch ent-
utebt, daaa »Ich der
erste l'mgani? nicht
hart an die AnfnnK»-
kaiumer anlegt.
iNach Branco.)
sogar über den Abstand von zwei Septen
hinaus. Fast immer verengen sich lange
Siphonaldüten nach hinten und stecken
alsdann wie Trichter ineinander.
Bei einigen palaeozoischen Nautiloideen mit gerader
Schale und sehr dickem Sipho (Endoceras, Piloceras) wird
das hintere Ende des Gehäuses vom Sipho gebildet, der hinter der ersten
Scheidewand anschwillt und sich dann nach hinten zu einer Spitze verengt
In der Regel bildet jedoch die erste Luftkammer das Embryonalende der
Schale (Fig. 1011). Dieselbe hat conische Form, ist am hinteren Ende ab-
gestutzt und aussen fast immer mit einer Narbe versehen, welche vermuthen
lässt, dass hier vielleicht eine vergängliche Embryonalblase angeheftet war.
Am vorderen Ende wird die Anfangskammer durch die erste Scheidewand
abgeschlossen; der Sipho durchbohrt dieses Septum, dringt in die erste
Kammer ein und erreicht beinahe die Hinterwand derselben (Fig. 1012).
Bei den Spiral gewundenen Schalen bildet die Anfangskammer einen ge-
bogenen , hinten abgestutzten Kegel, hinter welchem im Centrum des Ge-
windes ein leerer Raum frei bleibt. Die fossilen Nautiloideen mit weit ge-
nabelten Schalen zeigen darum im Centrum fast immer eine Durchbohrung
(Fig. 1013).
Systematik. Für die Unterscheidung der verschiedenen Gattungen
wurde bei den Nautiloideen von jeher besonderes Gewicht auf die Form und
Involution der Schale gelegt und danach die Gattungen Orihoceras, Cyrto-
ceras, Qyroceras, Nautilus etc. unterschieden. Barrande verwerthete ausser-
dem die Beschaffenheit der Mündung, die Richtung der Siphonaldüten und
die Ausbildung des Siphos selbst. Die meisten Autoren folgten Barrande,
nur Hyatt hält die verschiedenartige Involution der Schale für ein neben-
sächliches Moment und basirt seine Hauptgruppen auf die Beschaffenheit
der Siphonaldüten, die Gattungen in erster Linie auf die Verzierung der
Oberfläche.
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378
Mollusca. Cephalopoda.
1. Familie. Orthoceratidae. M'Coy.
Schale gerade oder gebogen. Sipho central, intermediär oder randständig,
zuweilen sehr dick und durch Obstructionsringe oder sonstige Ausfüllungsgebilde
verengt. Cambrium bis Trias.
a) Mündung einfach:
Endoceras Hall. (Vaginati Quenst., Cameroceras, Diploceras Conrad)
(Fig. 1014, 1015). Schale cylindrisch-conisch, stark verlängert, im Querschnitt
rund oder elliptisch, zuweilen sehr gross. Sipho randständig, ungewöhnlich weit,
u & e Siphonaldüten min-
destens von einer
Scheidewand zur an-
deren, zuweilen sogar
noch über die Hälfte
der folgenden Kam-
mer reichend, eine
geschlossene, mitEin-
Fig. 1015
Wählt«. Cntor-Sllur. Kintu>kiillt\ Schweden.
.Stark verkleinert.
Wühlt»«. t'nter-Silur. Oranlenbaum, Rnsslund
Vi naL (.rosse. Der vordere Trichter de» Sipho int mit erhärtetem
.Schlamm ausgefüllt und bildet einen »Spien»«.
c Endoceras commune Wählt»«. Schematicher IjJngsschnitt, um die
Siphonaldüten zu zeigen.
d Klne einzelne Kammer von Endocerat mit langer Slphonaldute.
(Fig. c und d nach Dewitz.)
Flg. 1014.
Endocera* proteijorme
Hall.
Verticaler sc hnitt, um die
trichterförmigen Ablager-
ungen im Siphu zu zeigen.
schnürungen versehene Röhre bildend. Am hinteren Theil der Schale er-
weitert sich der Sipho zuerst neben der ersten Luftkammer, drängt dieselbe
zur Seite und verengt sich alsdann zu einer zuckerhutförmig zugespitzten
Anfangskammer. Weiter vorne finden sich im Sipho dütenförmige, mit der
Spitze nach hinten gekehrte Scheiden, welche sich bald mehrfach und in
geringen Abständen, bald nur ein- bis zweimal wiederholen. An der hinteren
Spitze eines solchen »Spiessesc beginnt ein aus drei verkalkten Membranen
bestellendes Blatt, das im Centrum des Sipho verläuft und bis zum hinteren
Ende desselben fortsetzt. Dieser Prosipho (Endosipho) ist nur an besonders
gut erhaltenen Stücken zu beobachten. Nicht selten fällt der mit Gesteins-
masse erfüllte Sipho aus und findet sich isolirt. Die Gattung Endoceras
ist auf das untere Silur beschränkt und findet sich ungemein häufig in
Schweden, den russischen Ostseeprovinzen und Nord-Amerika; auf secun-
diirer Lagerstätte im norddeutschen Diluvium. Einzelne Arten (E. vaginatum
Schloth. sp.) erreichen eine Länge von 1 — 2 Meter. E. duplex Wahlbg.,
E. complanatum Eichw., E. gladius Holm., E. proteijorme Hall etc.
Piloceras Salter. Kurz kegelförmig, schwach gebogen. Sipho rand-
ständig, sehr dick, mit ein oder mehreren dütenförinigen Scheiden, die
durch einen Prosipho unter einander und mit dem hinteren Ende verbunden
sind. Cambrium und unteres Silur von England und Nord -Amerika. Die
Gattung wurde ursprünglich für einen ausgefallenen, isolirten Sipho auf-
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Tetrabranchiata. Nautiloidea.
379
gestellt; vollständige mit Luftkammern versehene Schalen beschrieb 1886
Whitfield aus dem unteren Silur von Fort Cassin. Vermont.
Conoceras Bronn. (Bathmoceras Barr) (Fig. 1016).
Schale gerade, cylindrisch-conisch, im Querschnitt ellip-
tisch. Wohnkammer kurz; Mündung einfach. Der ge-
kammerte Theil stets abgestutzt und nie vollkommen
Flg. 1016.
Conocera» {Bathmocera*
prarpotterum Barr. Cnter-
Silur (D). Vosek, Böhmen.
(Nach Barra'nde.)
Fig. 1018.
Actinoceras {Ormocera»)
vertcbrtUwn nall.
ober-Silur. I^x'-kport,
Fig. 1019.
New - York. Yerticaler Sipho von Huronia
Durchschnitt. Die Ob-
structlonsringe Im Sipho
erhalten.
(Nach Barrande.)
vertsbratis Stokes.
Unter-Silur.
Drummondlnsol
im Huron-Se»;.
Flg. 1017.
Actinoceras docen* Watt.
Ober-Silur (E). Dvoretz.
Böhmen. Vertlcaler Durch-
schnitt. Der perlaehnur-
förmige, gegen vorn an
Starke abnehmende Slpho
ist mit Obstructlonsrlngcii
versehen.
(Nach IIa r ran de.)
erhalten. Die obersten Septa häufig unvollständig aus-
febildet. Sipho randständig, dick, aus zahlreichen
egelförmigen, mit ihrer Spitze nach oben gerichteten
Düten bestehend. Neben dem Sipho sind die Scheidewände ebenfalls nach
vorne aufgebogen. Selten im unteren Silur. Böhmen, England, Schweden,
Nord-Amerika.
Actinoceras Bronn {Omioceros Stokes, Nummularia de Kon.,
Sactoeeras Hyatt) (Fig. 1006, 1009, 1017, 1018). Schale cylindrisch-
conisch, im Querschnitt rund. Siphonaldüten sehr kurz. Sipho
dick, zuweilen die Hälfte des Schalendurchmessers einnehmend,
zwischen den Septen angeschwollen, perlschnurförmig, mit ver-
kalkter, jedoch sehr selten erhaltener Wand, stets durch Ob-
structionsringe verengt, zwischen denen ein centraler mit eigener
Wand versehener Prosipho verläuft, von welchem zuweilen radiale
Röhren ausstrahlen, welche bis zur Wand des Siphos reichen
und dieselbe durchbohren. Der Sipho bildet, wie bei Endoceras,
die conische Anfangskammer des Gehäuses, ist aber am hinter-
sten Ende nicht zugespitzt, sondern von einer runden Oeffnung
durchbohrt (Foord). Cambrium bis Carbon.
Discosorus Hall. Kurz ionisch, schwach gebogen. Sipho
ungemein dick, aus angeschwollenen perlschnurartigen Scheiben
bestehend, mit Prosipho. Der obere Theil des Sipho durch eine
trichterförmige, unten zugespitzte Düte abgeschlossen. Ob. Silur.
Nord-Amerika.
Huronia Stokes (Fig. 1019). Wie Actinoceras. aber die
Siphosegmente oben angeschwollen, unten enger. Ob. Silur
(Niagara Gr.), Nord -Amerika.
Jovellania Bayle. Cylindrisch-conisch, im Querschnitt drei-
eckig, Septa enggestellt. Sipho massig weit, excentrisch, durch
verticale Kalkblätter obstruirt. Silur, Devon.
Orthoceras Brevn (Fig. 1001, 1001, lfM».r,, 1020,1021). Schale
gerade, gestreckt-kegelförmig, im Querschnitt rund, seltener ellip-
tisch. Septa concav. Sipho von verschiedener Stärke, central
oder excentrisch ohne kalkige Ausscheidungen. Siphonaldüten kurz oder
bis zur nächsten Scheidewand reichend. Wohnkammer gross, Mündung
FiK. 1020.
Orthoceras
timidum Barr
Ober-Silur.
Lochknw,
llohiiifii.
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380
Mollusca. Cephalopoda.
einfach. Cambrium bis Trias. Hauptverbreitung im Silur. Barrande
zerlegt die Gattung Orthoceras in die zwei Gruppen der Breyicones von
kurz kegelförmiger und in die der Longicones von cylindriseh-conischer
Gestalt. Die letzteren erreichen zuweilen eine iÄnge von 1 — 2 Meter. Die
äussere Schalenschicht zeigt häufig Quer- oder Längsverzierungen (Streifen,
Rippen, Runzeln, Falten oder Knötchenreihen), welche von Hyatt zur Unter-
scheidung zahlreicher Gattungen (Oeisonoceras , Kyonoceras, Spyroceras etc.)
verwerthet wurden. Zuweilen haben sich auch Reste der ursprünglichen
Färbung (Linien, Bänder, Zickzackstreifen oder Flecken) erhalten. Bei ein-
zelnen Arten konnte auch der Eindruck des Verwach-
sungsbandes auf Steinkernen der Wohnkammer beobachtet
werden. Als N orm al lin ie bezeichnet man eine schwach
vertiefte Längsrinne oder einen sehr feinen Längskiel
auf der Innenwand der Wohnkammer (Fig. 1021). Die
Septa stehen stets in regelmässigen,
bald ziemlich weiten, bald engeren Ab-
r--.'t':<[.<i]. Die Siphonaldüten Bind in
der Regel sehr kurz; der Sipho selbst
T X
Flg. 1021.
Orthocerai annulatvm
Sow. Ober -Silur (E).
Vlpcucilka, Böhmen.
Fragment mit einem
Thell der Wohnkaiumer
und einigen Scheide-
wänden. Krstere zeiirt
die sogen. Nomiallinic;
letztere stlnd in derj
Mediuliebene
durchgeschnitten.
(Stich Barrande.)
Flg. 1024
Cyrtoctra» corbulatum
Barr. Ober- Silur (E).
Dvoretz, Böhmen.
(Nach Barrande)
Fig. 1023.
Cyrtoceras Baylei Barr
Ober- Silur. Ix>chkow,
Böhmen.
(Nach Barrande.)
Fi*. 10K.
Ourioecra» Murehisoni Barr.
Ober-Silur (E).
Lochkow, Böhmen,
nat. Grösse.
ist bald von einer häutigen , bald von einer verkalkten
Wand umgeben, meist von geringer Stärke, cylindrisoh,
selten auf einer Seite geradlinig, auf der anderen convex
begrenzt.
Die Gattung Orthoceras (mit welcher Barrande
auch Actinoceras und Discosorus vereinigt) enthält nach
Barrande 1146 Arten, wovon 850 dem Silur-System angehören. Die älte-
sten Formen beginnen im Cambrium (O. sericeum Salter), die jüngsten sterben
in der alpinen Trias aus.
Cyrtoceras Goldf. (Fig. 1022— 1024). Schale gebogen, im Querschnitt
elliptisch, eiförmig, seltener dreieckig, rund oder polygonal. Sipho meist der
convexen, seltener der coneaven Seite genähert, zuweilen auch central, cvlin-
drisch oder perlschnurförmig, von massiger Stärke; zuweilen durch radiale
Blätter oder Obstructionsringe verstopft. Mündung einfach, die ventrale
Ausbuchtung bald auf der convexen (exogastrisciO. bald auf der coneaven
Seite ( endogustrisch). Oberfläche wie bei Orthoceras sehr mannichfaltig verziert.
Cambrium bis Perm. Circa 350 Arten bekannt. Hauptverbreitung im Silur.
Auch Cyrtoceras wurde von Hyatt nach der Verzierung der Oberfläche und
Beschaffenheit des Sipho in zahlreiche Genera (Meloceras, Ooceras etc.) zerlegt.
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Tetrabranchiata. Nautiloidea.
381
Poter iocer as M'Coy. Schäfe spindelförmig, schwach gebogen, in der
Mitte angeschwollen, hinten zugespitzt. Wohnkammer gegen die einfache
Mündung verengt. Querschnitt rund bis elliptisch. Sipho subcentral bis
rundlich, zwischen den Septen angeschwollen. Unter-Silur (P comtrictum
Hall sp.) bis Carbon (P fusiforme Sow. sp.).
b) Mündung verengt:
Gomphoceras Sow. (Fig. 1025). Gerade, kurz birnförmig, in der Mitte
angeschwollen, im Querschnitt kreisrund. Mündung stark verengt, T-förmig.
Die Querspalte der Mündung häufig durch eine rund- a
liehe oder mehrfach gelappte Oeffnung ersetzt, und auch
die Längsspalte in der Nähe des Ventralrandes mehr
oder weniger erweitert. Septa genähert. Sipho central
oder inter-
mediär, sub-
cylindrisch
oder perl-
schnunör-
mig, zuwei-
len durch
Obatruc-
tionsringe
oder Blätter
verengt.
Oberfläche
glatt oder
quer ver-
ziert. Silur
bis Carbon.
Hyatt unterscheidet nach der Zahl der Lappen in der Querspalte der
Mündung die Gattungen: Tetrameroceras, Hexameroceras, Trimeroceras, Pento-
nieroceras und
Hepta meroceras.
Phragmo-
ceras Broderip
(Fig. 1007,102(5,
1027). Schale
gebogen, nasch
an Grösse zu-
nehmend, seit-
lich etwas zu-
Phroffmoccra* Pandtri Harr.
Mündung T fbnufg, Quer-
spalto vlorlftppljf.
(Nach Bar runde.)
Rf. 1025.
Bohemicum Barr. oher-SIlur (Et E).
Dvorots, Böhmen.
a Von der Seite, b Mündung.
gedrückt, im
Quersclinitt
oval oder ellip-
tisch. Mündung
verengt mit T
förmiger Oeff-
nung; die Quer
spalte häufig
2— -8 lappig. Si-
pno meist uem
coneaven Ran-
de genähert,
subeyundrißch,
zuweilen durch radiale Blätter obstruirt.
Flg. 10<7.
Phragmocera» Broderipi Barr. ob. Silur (E). 1-oHikow, liohtiicti.
'/t nat. f!ri»we. (Nach Barrande. j
Silur. 51 Arten.
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382
Mollusca. Cephalopoda.
2. Familie. Ascoceratidae. Barr.1)
Schale schwach gebogen, anfänglich tcie Cyrtoceras oder Orthoceras beginnend;
Sipho dünn, dem convexen Rande genähert. Später wird der ein/ach gekammerte
Theil abgestossen, die Septa folgen in engen Abständen aufein-
ander, biegen sich auf der dem Sipho gegenüberliegenden Seite
aufwärts und bilden neben der Wohnkammer eigentümliche
seitliche Kammerverlängerungen, welche sich an die dorsale
Seite der Schale anheften. Mündung einfach oder verengt. Silur.
In der Regel findet man nur Exemplare , an denen
der normal gekammerte Schalentheil abgestossen und nur
die niedrigen letzten Kammern nebst ihren Seitenflügeln
erhalten sind. Nicht selten kommen auch Ausgüsse der
Wohnkammer allein vor.
Ascoceras Barr. (Aphragmiles Barr.) (Fig. 1020,1029).
Die einfach gekammerte Schale lang, etwas gebogen ; Septa
in unregelmässigen Abständen aufeinander folgend. Sipho
dünn. Wohnkammer sack- oder flaschenförmig, zuerst an-
b Ca
Fix- 1029. KIk 1028.
Mcoceras manubrium Aicoceras Bohemieum Harr. oher-Silur (Kl. Kozori, Böhmen.
Lindström. (Nach Barrand c.)
Ober Silur. Gotland. n Kxeniplar mit theilwelse erhaltener .Schale, b .Steinkern der Wohnkammer
Re*taurirt. mit ausgefallenen Luftkammern, e VertienUehiiltt (w Wohnkammer, c 1—4 Luft-
•/, nat. OrOaae. kammern, 11— 4 laterale PortS&tSC der Luftkammern.
iNach Lind ström.) (Nat. Grösse.)
geschwollen, gegen die Mündung wieder etwas verengt. Mundränder ein-
fach, nicht eingebogen. Silur. Böhmen, »Schweden (Gotland), Norwegen,
England, Nord-Amerika.
Glossoceras Barr. Wie Ascoceras, aber die Mündung am Dorsalrand
mit zungenförmigem, eingebogenem Fortsatz. Ob. Silur. 3 Arten.
Billingsites Hyatt, Choanoceras Lindstr. Silur.
3. Familie. Nautilidae. Owen.
Schale spiral in einer Ebene gewunden. Mündung einfach oder verengt.
Gyroceras v. Meyer (Fig. 1030). Schale eine offene, aus einem oder
wenigen Umgängen bestehende Spirale bildend. Oberfläche glatt, fein ge-
streift oder mit Spiralen Rippen, zuweilen auch mit Querrippen und Knoten
verziert. Querschnitt elliptisch, rund oder dreieckig. Wohnkammer ungefähr
') Lindström, G., The Ascoceratidae and the Lituitidae of the Upper Silurian
Formation of (.Jotland. K. Svenska Vetensk. Ak. Handl. 1890. Bd. XXIII.
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Tetrabranchiata. Nautiloidea.
383
ein Drittel des letzten Umgangs einnehmend. Mündung einfach, aussen, zu-
weilen auch auf den Seiten mit Ausschnitt. Suturen der Septa einfach.
Sipho massig stark, meist der Convexseite, selten der Concav-
seite genähert, hin und wieder mit radialen Blättern erfüllt.
Silur his Carbon. Etwa 40 Arten bekannt.
Lituitea Breyn (Fig. 1031). Schale anfänglich in einer
geschlossenen Spirale eingerollt, scheibenförmig; der letzte Um-
gang abgelöst und geradlinig verlängert Mündung mit Ven-
tralausschnitt und zwei Seitenohren. Sipho cylindrisch, sub-
central oder der Innenseite genähert. Silur.
Ophidio-
ceras Barr.
(Fig. 1032). Wie
Lituites, aber
letzterllmgang
kurz,Mündung
verengt. Silur.
Trocho-
lites Conrad.
Unt. Silur.
H e r c o-
ceras Barr.
(Fig. 1033).
Sehale in ge-
schlossener
Spirale aufge-
rollt. Umgänge
im Querschnitt
elliptisch bis
vierseitig, aussen mit Knotenreihe. Mündung durch die Ein-
biegung sämmtlicher Mundränder stark verengt. Sipho sub-
marginal, unter dem Externtheil gelegen, üb. Silur.
Fl*. lo:;o.
Qyroceras atatnm Barr. Ober-
Sllur (F).
Koni<-pruw, Böhmen Nut Gr.
(Nach Barrande
Fl«. lü;tJ
Ophidioccra» timplej Barr
Obcr-Snur (E).
I.<ichkn\v, Böhmen.
Nut. <ir. i Nach Bnr runde.:
Fitr. i<m.
Burr. ober Silur Hluboeep, Böhmen.
(Xarh Burrande.)
Fhi 1011.
Lituitr* lituu*
Montf Aus untor-
silurlM-hi-n <»e-
Belleben von Ort-
nreunsen. Exem-
plur mit Wohn-
kamnierund Mini
Nothoceras Barr. Schale weit genabelt. Umgänge dick, *JW ':« "H.t-lir
aussen breit, in geschlossener Spirale. Sipho dick, intern. (Nttch *öU,nB>
Siphonaldüten kurz, nach vorne gerichtet. Einzige Art {N. Botiemicum Barr.)
im Devon (Et. G.) von Böhmen.
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384
Mollusca. Cephalopoda.
Nautilus Breyn (Fig. 1034 — 1038). Schale Spiral in einer Ebene ein-
gerollt, weit genabelt bis involut. Umgänge im Querschnitt oval, elliptisch oder
kantig, die innere Seite durch den vorhergehenden
Umgang ausgeschnitten. Mündung einfach mit
Ventralausschnitt. Suturlinie der Septa bald ein-
fach, bald mit schwachem Extern- und Intern-
lobus, zuweilen auch mit wenigen seitlichen Loben
und Sätteln. Sipho in der Medianebene, subcen-
tral oder intermediär, meist dünn, cylindrisch,
Kl*. 1034.
Sautilu« {DUcitei) planotergatu» M'Coy. Kohlenkalk.
Vl»d, Belgien. Nut. Gröwie. (Nach de Köninck.)
Fi«. 1035.
Sautilu» (Trcmatodisctu) Konineki d'Orb.
Kohlcnkalk. Touniay, BelRion. Nat Gr.
a von der Seite, 6 von vorne.
seltener dick, perlschnurförmig , ohne Ausfüllungsgebilde. Siphonaldüten
kurz, nach hinten gerichtet. Oberfläche häufig glatt, seltener mit Längs-
streifen oder Längskielen, Querfalten oder Knoten verziert. Bei den evo-
luten Nautilen ist das Centrum der Schale durch einen leeren Raum hinter
der abgestutzten Anfangskammer durchbohrt. Silur bis jetzt. Ueber 300
Arten bekannt, davon 6 lebende.
Fig. 10.1«.
Sautilu» intermediu» Sow. Mittl. I.las.
Hinterweiler, Württemberg,
Sautilu*
Otinitzi Fielet
Tlthon
SlriunberK
Kiir 103T.
Sautilu* Francuuicxu <>pp. Ober- Jura.
PtaflelHteln, Franken.
Von den zahlreichen Gattungen, Untergattungen oder Gruppen, die bei
Nautilus unterschieden wurden, verdienen die folgenden Erwähnung:
a) Temnocheilus MCoy. Weit genabelt, Centrum durchbohrt. Extern-
theil sehr breit, durch eine knotige oder einfache Kante von den schräg
nach inuen einfallenden Seiten getrennt Suturlinie mit Externlobus. Silur
bis Trias. N. coronatus M'Cov. Carbon.
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Tetrabranchiata. Nautiloidea.
385
b) D iscites M'Coy (Fig. 1034). Wie vorige, aber flacher. Umgänge vier-
seitig, nach aussen verschmälert, Externtheil kantig begrenzt. Kohlenkalk.
c) Trematodiscus Meek und Worth. (Coelonautilus Foord) (Fig. 1035).
Weit genabelt ; Centrum durchbohrt. Umgänge auf den Seiten und auf dem
Externtheil mit erhabenen Längskielen verziert Carbon bis Trias.
d) Pleuronautilus Mojs. Weit genabelt ; Centrum durchbohrt. Seiten
mit kräftigen Querrippen oder Knotenreihen. Devon bis Trias.
e) Pteronautilus Meek. Involut. Umgänge glatt, aussen gerundet,
der letzte etwas abgelöst und verlängert; die seitlichen Mundränder rlügel-
artig verlängert. Zechstein. N. Seebachianus Gein.
f) Barrandeoceras Hyatt. Weit genabelt; im Centrum durchbohrt.
Umgänge glatt oder fein quergerippt, aussen gerundet. Suturlinie mit Seiten-
lobus. Silur.
g) Nautilus s. str. (Fig. 1036—1038).
Eng genabelt oder involut, aussen ge-
rundet. Oberfläche glatt, quer gestreift
oder mit welligen oder zickzackförmigen
Querrippen bedeckt. Suturlinie einfach
oder mit gerundeten, selten zackigen Seiten-
loben und häufig einem Internlobus. Car-
bon bis jetzt. Hauptverbreitung in Jura
und Kreide.
Aturia Bronn (Fig. 1010). Involut;
Umgänge glatt, hochmündig, aussen ge-
rundet. Suturlinie auf den Seiten einen
sehr tiefen, zugespitzten oder gerundeten
Lobua bildend. Sipho intern, von langen,
trichterförmigen Siphonaldiiten umgeben,
welche von einer Scheidewand bis zur
andern reichen. Eocün und Miocän.
A. lingulaia v. Buch (Eocän).
4. Familie. Trochoceratidae. Zitt.
Schale schneckenförmig aufgerollt; die
Spirale nicht in einer Ebene
Troch OCe ras Barr. (Flg. 103U). Oe- I.nrhkow. Böhmen. (Nach Barrande.)
winde nur aus wenigen Umgängen be-
stehend, locker aufgerollt, bald rechts, bald links gewunden. Mündung
einfach. Sipho intermediär. Seiten meist mit Querfalten bedeckt, selten
glatt. Silur. Devon.
Zeitliche Verbreitung der Nautiloidea.
Schon im Cambrium begegnet man allerdings nur ganz verein-
zelten Vertretern der Nautiloidea [Orthoceras, Cyrtoaras, Piloceras), und
im unteren Silur sind bereits die meisten bekannten Gattungen durch
eine beträchtliche Anzahl (ca. 500) von Arten vortreten; namentlich
Endoceras, Orthoceras, Cyrtoceras und Lituites spielen hier eine wichtige
Rolle. Im oberen Silur erlangen die Nautiloidea den Höhepunkt ihrer
Entwickelung (ca. löOO Species), nehmen im Devon und Kohlen-
kalk schon beträchtlich ab, sind im Perm auf die Gattungen Nauti-
lus. Orthoceras, Cyrtoceras und Oijroceras beschränkt, wovon nur dio
zwei ersten auch in der Trias fortdauern.
Im Carbon fängt Nautilus an, eine grosse Menge von Arten zu
bilden und dauert in nahezu gleicher Stärke in der mesozoischen
Z Ittel. Grunclsüge der Palaeontologle. 25
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38G Mollusca. Cephalopoda.
Periode fort; Orthoceras dagegen stirbt in der alpinen Trias aus. Im
Tertiär sind nur noch Nautilus und Aturia vorhanden, letzterer aber
an Formenreich thum beträchtlich zurückgegangen.
Auffallend ist das Zusammenvorkommen vou palaeozoischen Nauti-
loideen mit einfacher Mündung mit Gattungen von gleicher allgemeiner
Form, bei denen jedoch die Mündung in verschiedener Weise verengt
ist [Orthoceras—Qomphoceras, Cyrtoceras—Phraymoceras, Ascoceras—Olosso-
ceras). Ob derartige Formen sexuelle Verschiedenheiten ein und der-
selben Gattung darstellen, oder ob sie wesentliche Differenzen in der
Organisation der Thiere andeuten, lässt sich leider nicht mit Sicherheit
entscheiden.
2. Unterordnung. Ammonoidea.1)
Schale meist in geschlossener Spirale eingerollt, seltener schneckenförmig ge-
wunden, evolut, gebogen oder gerade. Mündung ein/ach, zuweilen mit Ventral-
ausschnitt, seitlichen Ohren und ventralem Fortsatz. Suturlinie wellig, zackig
oder mit zerschlitzten Loben und Sätteln. Sipho ohne innere Ablagerungen, stets
randständig. Siphonaldüten meist nach vorne, seltener nach hinten gerichtet.
Embryonalkammer kugelig oder eiförmig. Aptychus oder Anaptychus häufig
vorhanden. Devon bis obere Kreide.
Die Schalen der Ammonoidea unterscheiden sich von denen der Nauti-
loidea hauptsächlich durch abweichende Embryonalkammer, durch meist
l) Literatur (vgl. S. 370) ausserdem :
v. Buch, Leop., Ueber Goniatiten. Abh. Berl. Akad. 1832. Ueber Ammoniten ibid.
1832. Ueber Ceratiten ibid. 1849.
Sueas, Eid., Ueber Ammoniten. Sitzungsberichte Wiener Akad. I. 1865. Bd. LH.
II. 1870. Bd. XLI.
Hyatt, Alph., The fossil Cephalopoda of the Museum of compar. Zoology. Cam-
bridge. Bull. Mus. comp. Zool. vol. I. 1868.
„ Fossil Cephalopoda. Embryology ibid. 1872. vol. III.
Waagen, W., Die Formenreihe des Ammon. subradiatus. Palaeont. Beiträge von
Benecke, Waagen etc. Bd. II. 1869.
Ueber die Ansatzstelle der Haftmuskeln beim Nautilus und den Ammoniten.
Palaeontographica. 1871. XVII.
Branco, W., Beitrage zur Entwickelungsgeschichte der fossilen Cephalopoden. Pa-
laeontographica. 1873 Bd. XXVI und 1880 Bd. XXVII.
Neumayr, M,. Die Ammoniten der Kreide und die SvBtematik der Ammonitiden.
Zeitschr. d. deutschen geol. Ges. 1875. Bd. 27.
A. Ueber palaeozoische Formen (vgl. auch S. 374).
Jleyrich, E., De Goniatites in raontibus Rhenanis oeurrentibus. Inang. Diss. 1837.
„ Beitrüge zur Kenntniss der Versteinerungen des rheinischen Uebergangsgebirges.
Abh. d. Berl. Akad. für 1837.
Gemmellaro, 0. <?., La Fauna dei Calcari con Fusulina. Palermo. 1887—1889.
Gümbel, W., Revision der Goniatiten des Fichtelgebirges. Neues Jahrb. für Minera-
logie 1862. 8. 285.
Holzapfel, E., Die Cephalopodenführenrien Kalke des unteren Carbon von Erdbach-
Breit.scheid bei Herborn. Palaeunt. Abhandl. von Dames und Kayser.
Bd. V. 1889.
Karpinsky, A., Ueber die Ammoneen der ArtinskStufe. Mem. Acad. irap. de St.
Petersburg. 1889. XXXVII. No. 2.
Münster. O., Graf tu, Ueber die Clvmenien und Goniatiten im Uebergangskalk des
Fichtelgebirges. 1843. 4°.
Phillips. Illustration* of the Geology of Yorkshire. Part. II London 1836.
„ Palaeozoic fossils of Devonshire. Londou. 1841.
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Tetrabranchiata. Ämmonoidea.
387
reicher verzierte Oberfläche, durch complicirtere Suturlinie, durch rand-
ständigen, in der Regel dünnen Sipho, durch abweichende Beschaffenheit
des Mundsaumes und zuweilen durch den Besitz eines verkalkten oder hornig-
kalkigen Deckels (Aptychus, Anaptychus).
Bei den jüngeren Ammoniten aus Jura und Kreide treten die Verschie-
denheiten sehr auffällig zu Tage; dagegen stimmen die paläozoischen Gonia-
titen und Clymenien im allgemeinen Habitus und im ganzen Bau und der
Verzierung der Schale noch so sehr mit Nautiloideen überein, dafs lediglich
die Embyronalkammer und bei den Goniatiten auch noch die Lage und
Beschaffenheit des Siphos eine Trennung der beiden Gruppen ermöglichen.
über die Organisation der Ammonitenthiere fehlt jeder Anhaltspunkt.
Man weiss darum nicht, ob sie vier, zwei oder mehr Kiemen besassen. Aus
der ungemein verschiedenen Länge der Wohnkammer geht übrigens hervor,
dass einzelne Ammoniten einen langgestreckten wurmförmigen, andere einen
kurzen gedrungenen Körper besassen.
Die Schalen sind in der Regel in einer Ebene spiral aufgewunden,
bald vollkommen symmetrisch, nicht selten aber auch durch schwache seit-
liche Verschiebung des Siphos etwas asymmetrisch. Aufgerollte, gerade, ge-
bogene oder schraubenförmige Gehäuse, sogenannte Nebenformen, finden sich
bei den Ammonoiden weniger häufig als bei den Nautiloiden, doch fehlen
sie auch hier keineswegs. Die äussere Verzierung erreicht bei den jüngeren
Ammoniten einen hohen Grad von Differenzirung und Mannichfaltigkeit,
und namentlich erscheinen gespaltene Querrippen und Knotenreihen häufig
auf den Seiten und dem Externtheil.
Der Mundsaum ist bei den paläozoischen Goniatiten und Clymenien
einfach; die Seitenränder biegen sien etwas nach vorne und bilden aussen
Rettmer, Ferd., Versteinerungen des rheinischen UeberjrangBßebirges. 1844.
Sandberger, G. und Fr , Die Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in
Nassau. Wiesbaden. 1850-1856.
Waagen, W., Salt Range fossilB. I. Cephalopoda. Mem. geol. Survey of India.
Ser. XIII. 1879-1880.
B. Ueber mesozoische Formen.
Buekman, S. S., A Monograph of tue inferior Oolite Ammonites. Palaeontograph.
Soc. 1887 bis 1894.
Dayle et Zeiller, Explication de la carte geologique de France, vol. IV. Atlas. 1878.
Dumortier, Etudes paleontologiques sur les depöts jurassiques du baasin du Rböne.
I-1V. 1864-1874
Fontannes, F., Description dea Ammonites de» Calcairea du Chäteau de Crussol.
Lyon 1879.
Gemmeüaro, G. <?., Fauna del calcare a Terebratula janitor del Nord di Sicilia.
Palermo. 1868—1876.
„ Sopra alcune faune giurese e liasiche dclla Siiilia. Palermo. 1872—1882.
GroB»ouvre, A., Lea Ammonites de la craie super, de la France. Paris. 1893. (Ex-
plication de la carte ge°ol. de France).
Hauer, Fr. v. Die Cephalopoden des Salzkammergutes aus der Sammlung des
Fürsten Metternich. Wien. 1846.
„ Neue Cephalopoden aus den Marmorschichten von Hallstadt und Aussee.
Naturw. Abh. von Haidinger. 1847 und 1849.
„ Beiträge zur Kenntnis» der Cephalopoden Fauna der Hallstfldter Schichten.
Denkschr. der Wiener Akad. IX. 1856 — und Nachträge, Sitzungsbericht d.
k. k. Akad. Wien. 1860.
„ Die Ceplialopoden des bosnischen Muschelkalkes. I. u. II. Denkschr. math.-
naturw. Cl. der Wien. Akad. 1887 u. 1892. Bd. 54 u. 59.
Hyatt, Alph , Geneais of the Arietidae Smithsonian Contrib. of Knowledge. 1889.
„ Verschiedene Abhandlungen Ober Systematik der Ammoniten in Proceed. Boston
8oc. nat.hiat. vol. XV bis XVIII.
Meek, B., Report on the invertebrated cretaeeous fosails of the Upper Missouri,
U. 8. Geol. Surv. IX 1876.
25*
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388
Mollusca. Cephalopoda.
eine Ventralbucht, bei den mesozoischen Ammoniten findet man dagegen
statt des Ventralausschnittes meist einen vorspringenden, vorne gerundeten
Lappen (Fig. 1040) oder eine stielförmige Verlängerung
des Externtheils (Fig. 1041), zuweilen auch ein zuerst
aufwärts, dann zurückgebogenes Horn. Die Seiten-
ränder sind häufig mit kurzen, vorspringenden, gerun-
deten oder auch langen, gestielten Fortsätzen
(Seitenohren) versehen (Fig. 1042, 1043).
Fip. 1041.
Schlocnbachia erUtata
Deluc. «p.
Mund.«aum mit utlel-
ftirmlKetn Fortsatz.
1040
Sphaeroeera«
niarli Sow. sp.
Mundsaum
mit vorgezogenem
Ventralluppen.
Brony
Fig. 1042.
Stcphanocerat
Braikenridgi Sow.ftp.
Mundsaum
mit Seitenohren.
Fig. 1043.
Opptiia iiim-
bala Opp. sp.
Mundxuum
mit Seiten-
ohren.
Fi« 1044.
Otriiptychitut
rcjraetun
de Hann. sp.
Mit Kvkntrkter
(anormaler;
Wohn-
kam nier
Sehr oft befindet sich unmittelbar hinter dem Mundsaum eine Ein-
schnürung, welcher zuweilen eine innere Verdickung der Schale entspricht.
Auf dem gekammerten Theil der Schale deuten in grösseren Abständen auf-
tretende Einschnürungen oder Wülste (Varices) die Anwesenheit derartiger
Mundränder an.
Die Länge der Wolmkanimer schwankt sehr beträchtlich. Bei den
Goniatitiden, Arcestiden und Tropitiden nimmt sie zuweilen die zwei letzten
oder doch l1/* Umgänge ein, bei den jüngeren Ammoniten hat sie häufig
nur die Länge eines halben Umgangs. Als »anormal« bezeichnet man eine
Wohnkammer, wenn sie nicht wie die übrigen, inneren Umgänge bis zum
Mundsaum gleichmässig an Höhe und Breite zunimmt, sondern entweder
knieförmig geknickt (Fig. 1044), oder nach vorne verengt, oder etwas abgelöst,
oder stark eingeschnürt erscheint. Sie finden sich nur an vollständig aus-
Mojsisovics, Ed. v., Das Gebirge um Hallstadt. I. Theil. Abh. der k. k. geol.
Reichsanst. Bd. VI. 1873. II. Theil ibid. 1893.
,, Die Cephalopoden der mediterranen Triasprovinz, ibid. Bd. X. 1882.
„ Arctische Trias-Faunen. Mem. Acad. imp. St. Petersbourg. 1886. ser. VII.
tome XXXIII.
Matheron, Ph., Recherches paleontologiques dans le Midi de la France. Marseille
1878-1880.
Meneghini, G., Monographie des fossiles du calcaire rouge Ammonitique de Lom-
bardio et de TApennin central. Paläontologie Lombarde. Milano. 1867—1881.
Neumayr, M., Junistudien. Ueber Phylloceras. Jahrb. der k. k. geol. Reichs-
Anstalt. 1871.
Ueber unvermittelt auftretende Cephalopodentypen. ibid. 1878.
Zur Kenntniss der Fauna des untersten Lias in den Nordalpen. Abhandl. der
k. k. geol. Reichsanstalt Wien. Bd. VII. 1879.
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n
»»
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Tetrabranchiata. Ammonoidea.
389
gewachsenen Exemplaren und deuten nach Pompeckj stets ein seniles
Entwickelungsstadium an.
Im Innern der Wohnkammer zeigt zuweilen eine bogenförmige Linie
noch den Verlauf des Verwachsungsbandes und die Lage des Haftmuskels
Fig. 1045.
*tera*pU Opp. «p.
Zuiüinimengedrüclcte 8chale
mit Aptychus (a) und deut-
lich sichtbarem Eindruck
de« Haftmuskel» und Ver-
Wttchsungnbandca h.
(Nach Waagen.)
Fig. 1046.
Ammonites (TropiteX) äff. Phöbu*
Dittm. Dl*» drei ernten Umgänge in
der Mittelebene durchgeschnitten
und Mark vorgrossert, um die an-
fanglich nach hinten, spater nach
vorn gekehrten Siphonaldüten zu
zeigen, a Embryonalkammer.
(Nach B ran CO.)
Fig. 1047.
Ämtnonüc* (Amaitlusut) tpüiatm
Brug. In der Medianebene
durchgeschnitten, um die Lage
de« .Sipho zu zeigen.
(Nach B ran co.)
an (Fig. 1045). Vor der Mündung ist der vorletzte Umgang zuweilen mit
einer dünnen kalkigen Runzelschicht bedeckt, welche der schwarzen Ab-
lagerung der Kopfkappe des Nautilus entspricht.
Der Sipho hat an ausgewachsenen Schalen stete randständige und zwar
mit Ausnahme der Clymeniiden externe Lage. Er durchbohrt die Scheide-
wände unter dem Externtheil und ist von meist sehr kurzen, kragenförmigen
Siphonaldüten umgeben, welche sich bei den Clymeniiden und Goniatitiden
nach hinten (Retrosiphonatä), bei den jüngeren Ammoniten nach vorne kehren
(Prosiphonata). Nach Branco richten sich übrigens bei vielen Ammoniten
die Siphonaldüten in den ersten Umgängen nach hinten und wenden sich
erst später, im dritten oder vierten Umgang, nach vorne (Fig. 104G). Ob-
struktionsringe oder sonstige Ausfüllungen kommen niemals vor; der Sipho
hat in der Regel nur geringe Dicke, stellt eine cylindrische Röhre dar, die
Oppel, A., Palaeontologische Mittheilungen aas dem Museum des k. b. Staates.
Bd. L Ueber jurassische Cephalopoden und über ostindische Versteine-
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390
Mollusca. Cephalopoda.
häufig von einer kalkigen Hülle umgeben ist und wird nur bei einigen
Clymenien von langen, trichterförmigen, die nächste Scheidewand erreichen-
den, rückwärts gewendeten Siphonaldüten unigeben. Während sich aus-
gewachsene Ammoniten stets durch randliehen Sipho auszeichnen, schwankt
dessen Lage in den ersten Windungen zwischen der Innen- und Aussenseite.
Bei den triasischen Tropitiden liegt er anfänglich innen und rückt allmählich
nach der Mitte und schliesslich nach der Aussenseite (Fig. 1046). Bei den
meisten jurassischen und cretaceischen Ammoniten hat der Sipho zuerst
centrale, später randständige (externe) Lage.
Der Sipho beginnt in der kugeligen Anfangs-
kammer und zwar unmittelbar hinter der ersten
Scheidewand als ein etwas angeschwollener Blindsack
LSm
EL
Flg. 1049
Suturlinie von
laevigata Matt
Suturlinie von
Flg. 1050
Piff. 1W8
Modiimschnitt durch Parkin-
»onia Parkintonl Sow., den
Verlauf des Siphon zeigend.
a Anfangskainmer (Nucleu*),
e IcugHige Anschwellung den
Sipho-Anfanges, p Prosipho.
{Nach M ii nlcr-Chuimu*.)
ScMotA.
(Fig. 1047). Nach Munier-Chalmas heftet sich an
denselben eine dünne, ausgebreitete blättrige Mem-
bran oder feine Röhre, welche bis zur entgegen-
gesetzten Wand der Embryonalkammer reicht. Ein
n LS JM LS* LS ES
L EL
Fig. 1051.
Suturlinie von Oonialite* *ul-
Münst.
al* a/'
Fig. iav>.
Suturlinie von CeratiU* nwlotu*.
ES
solcher Pro sipho (Fig. 1048) wurde auch in der Schale von Spirtäa beob-
achtet und findet sich in ähnlicher, aber noch stärkerer Entwickelung bei
gewissen Nautiloideen (Endoceras, PUoceras).
Die inneren Scheidewände des gekammerten Schalentheiles folgen,
wie bei den Nautiloideen, in regelmässigen Abständen auf einander; sie sind
anfänglich nach vorne concav, wölben sich aber später, bei fortschreitender
Complication der Suturlinie in der Mitte nach vorne.
ls1 ls* m y> Die Suturlinie selbst stimmt
bei einigen der ältesten Ammo-
noideen vollständig mit jener der
Nautiloideen überein und zeigt
^ einen einfachen wellig gebogenen
W7 & Verlauf; in der Regel bildet sie
jedoch Ix)ben und Sättel, deren
EL L i J| |^ahj Dej $en Goniatiten noch
Fig. 1053. il gering ist, während bei den
!°Ä6?m* « imm(rite? ™\'^>«"^ne <i^ rmgang^ jüngeren Ammoniten nicht nur
n Naht, EL Slphonnt- "Hier hxternlobus. /. und l 1. und J. *> . . .
X seiteniobu.«, es Exu>ruMtttci, ls* und * Latenüatttel, eine V ermehrung, sondern auch
IS luternsaltel, IL Intcrnlobu*. eme Complication der Loben
und Sättel durch secundäre Einschnitte stattfindet. Nur die im Medianschnitt
gelegenen Extern- und Intern-Loben (auch Siphonal- und Antisiphonal- oder
Ventral- und Dorsal-Loben genannt) sind einzählig entwickelt, alle übrigen
wiederholen sich in svm metrischen Paaren auf beiden Seiten der Umgänge.
Bei den Clymenien (Fig. 1049) und Goniatiten (Fig. Ii. »50, 1051) sind sämmt-
liche Loben und Sättel einfach, d. h. vorn und hinten gerundet oder zu-
gespitzt und an den Seiten ungezackt; bei den meisten Ceratiten (Fig. 1052)
bleiben die Sättel vorne und seitlic h ganzrandig und die lx>ben sind nur im
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Tetrabranchiata Ammonoidea.
o91
Grunde gezähnelt. Bei den typischen Ammoniten der mesozoischen Ab-
lagerungen (Fig. 1053) erlangen Sättel und Loben durch secundäre Einschnitte
und Zacken eine zuweilen .sehr feine Zerschlitzung und bilden weit vor- und
zurückspringende ästige läppen, welche wesentlich zur Verstärkung der
dünnen Schale dienen. Die Sättel haben bald eine breite Basis und ver-
schmälern sich nach vorn, oder sie breiten sich vom aus, sind in der Regel
in mehrere Aeste zerspalten und besitzen verschmälerte Basis. Zuweilen
endigen die Sättel phylloid, d. h. in einem oder mehreren abgerundeten,
blattförmigen Lappen (monophyllisch, diphyllisch, triphyllisch etc.) oder sie
sind an ihrem Ende fein gezackt. „ &
Der unpaare Ex-
te ml obus (Siphonal-
lobus) wird in der Re
gel durch einen vor-
springenden Lappen
(Secundärsattel) in zwei
svmmetrische Hälften
z'ertheilt (Fig. 1053) und
ist jederseits vom E x -
ternsattel (Aussen-
sattel.ES) begrenzt. Der
unpaare Internlobus
(Innenlobus.Antisipho-
nallobus IL) ist meist
schmal und tief und
endigt ein- oder zwei-
spiteig. Zwischen dem
Externsattel und dem
ersten Lateral- oder
Seitensattel (LS) Phyllocera$ heUrophyllum Sow. «p. Die KPBtn»lft«- Sohale bei a ist mm
oeiteiiaattei \uo) TheU abReBprenjst und liUflt die vielfach «Kackt« Suturllnl.- erkennen,
liegt der erste Late- Hg ( ülgt die eine gekrmtwelte Scheidewand to& vorne. ,
ral- oder Seiten-
Lobus (L), zwischen dem ersten und zweiten Seitensattel (LS9) der zweite
Laterallobus (/), alle weiteren vom zweiten Lateralsattel beginnenden
Loben und Sättel bis zur Naht heissen Hilfs- oder Auxiliar- Loben
und Sättel (Fig. 1054). Die letzteren sind meist klein und springen öfters
weit nach hinten zurück, so dass sie über der Naht einen tiefen zusammen-
gesetzten Nahtlobiis (Suspensivlobus) bilden. Zuweilen besitzt der Aussen-
sattel eine ansehnliche Breite und wird auf der äusseren Hälfte durch tiefe
secundäre Einschnitte in eine Anzahl sogenannte Adventivloben und
Sättel zerlegt (Beloceras, Pinacoceras) (Fig. 1055). Die an der Naht begin-
nenden und bis zum Internlobus auf dem umgeschlagenen Theil der Um-
gänge befindliehen, meist kleinen Loben und Sättel nennt man interne
Hilfsloben und Sättel.
Zahl und Grösse der Loben und Sättel unterließen grossen Schwan-
kungen und stehen in Wechselbeziehung zur Form der Schale. Sind die
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Mollusca. Cephalopoda.
Umgänge niedrig, breit und wenig umfassend, so beobachtet man meist
wenige, ziemlich gleich grosse Loben und Sättel (Fig. 1056), bei breitem
Externtheil erlangen Externlobus und Externsättel ansehnliche Grösse; bei
hochmündigen Formen mit stark umfassenden Umgängen nimmt die Zahl
der Hilfsloben und Hilfssättel in der Regel beträchtlich zu (Fig. 1054).
Die Goniatiten haben meiBt nur einen einzigen,
oder höchstens zwei einfache Seitenloben; bei den
Prolecanitiden vermehren sich Loben und Sättel zu-
weilen schon ganz beträchtlich; bei den mesozoischen
Ammoniten sind stets zwei Lateralloben und eine
wechselnde Zahl von Auxiliarloben auf den Seiten
vorhanden.
Embryologie. Ueber die Entwickelung der
Schale und der Suturlinie haben Hyatt und Branco
eingehende und wichtige Untersuchungen veröffent-
licht Sämmtliche Schalen der Ammonoiden be-
ginnen mit einer glatten, kugeligen oder quer ei-
förmigen Embryonalkammer, die durch eine leichte
Einschnürung von dem folgenden Theil des Gehäuses
geschieden und um eine ideale Axe spiral aufgerollt
ist. Nach vorn wird dieselbe von der ersten Scheide-
wand begrenzt, deren Sutur entweder eine einfache
gerade Linie, wie bei den Nautiloideen, bildet (Asel-
lati Fig. 1057) oder sie springt in der Mitte in breitem
Bogen nach vorne {Latisellati Fig. 1058) oder der vor-
springende Mediansattel wird jederseits durch einen Laterallobus verschmälert
(Atigustisellati Fig. 1059). Sämmtliche Clymenien und die ältesten Goniatiten
sind asellat; die jüngeren Goniatiten und* frolecanitidae, ferner die Cyclolobidae,
U AL
Fig. 1056
Ly\
Mittlerer Lias. Württemberg
Ein Umgang durchgebrochen.
SL Extern- oder Slphonal-
lobui«.
L erster Latcrallobus.
I zweiter •
AL Intern- oder Antlslpho-
nallobiu.
ES Externsattel.
LS erster Ijiteralsattel.
h «weiter Lateralsattel.
Flg. 1057. Kig. 1058.
Enibryonalkammer eines ■tellftten Oontatiten. Embryonalkammer eines latisellaten Ammoniten.
(GoniatUu caletUi/ormis Heyt Ober-Devon Budes- Arcette» e>jmb{/ormit Wulfen *p. Trias. Aussee.)
heim, Elfel.) a Von vorn, 6 von der Seite. a Von vorn, 6 von der Seite.
Nach Branco.) (Nach Branco.)
Ceratitidae, Tropitidae und Arcestidae latisellat, alle übrigen triasischen, juras-
sischen und cretaeeischen Ammoniten angustisellat.
Die angustisellate Embryonalkammer deutet bereits die Art und Weise
der weiteren Ausbildung der Lobenlinie an.
Die beiden seitlichen Loben vertiefen sich
schon in der zweiten Scheidewand, und
gleichzeitig bildet sich in der Mitte des
Embryonalsattels ein Externlobus. Bei
fortschreitendem Wachsthum schieben sich
neue Sättel und Loben ein, die aber bis
zur fünften oder sechsten Scheidewand
keine secundären Einschnitte aufweisen.
Die Clymenien und Goniatiten kommen
überhaupt nicht über diese einfache Aus-
bildung der Suturlinie, das sogen. Goniatitenstadium hinaus (Fig. 1060A).
Verfolgt man bei den eigentlichen Ammoniten die Suturentwickelung, so
Fig 1059.
Enibryonalkammer eines amrusti«ellaten
Ammoniten. i l'hyllorerat hdcroph'/llum
Sow. sp.
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Tetrabranchiata. Ammonoidea.
393
beginnt dieselbe genau wie bei den Goniatiten, allein bei ca. 3 mm Durch-
messer zeigt sich an den äusseren Loben und Sätteln eine secundäre Zackung,
welche von aussen nach innen fortschreitet und schliesslich die für jede
Gattung und Species charakteristische Zerschlitzung der Suturlinie hervorruft,
welche sich lange Zeit nicht mehr erheblich ändert und nur im hohen Alter
zuweilen noch senile Modificationen erleidet. Jeder Ammonit mit zerschlitzter
Suturlinie durchläuft darum, bis er seine typische Normalsutur erlangt, ein
Goniatitenstadium, dagegen wird das sogen. Ceratitenstadium (ganzrandige
Sättel und gezackte Loben) meist übersprungen und stellt darum eine selbst-
ändige Differenzirung dar. Auffallender Weise findet man in der Kreide
Ammoniten mit ceratitenartiger Sutur, welche diese Beschaffenheit offenbar
durch Rückbildung erhalten haben. c a
V\g. 1060.
A SuturentwiekeluiiK einen latlftcllaten Goniatltcn (O. diadevta Gold/.).
Au» dem Kohlenkalk von ('hockler. (Nach Branco.)
B SuturentwickelunR einen latisellaten Ammoniten {Tropita tubbuUatu»
Mauer.) Nach Branco. i
C Suturentwirkclunfr eines antniKtiKelhiten Ammoniten. (Nach Branco.)
10 = 1. Sutur, h — t. Sutur, i = 3. Sutur, Jk = 4. Sutur, l = 6. Sutur.
m — $ = Suturen des l. Umgangs.
Fig. 1061.
a Anaptychus von Amal-
theu» tpinatu* Unit:.
Mittl. Li«. (Nat. Gr.)
(Nach Keferstein.)
6 Anaptychus von Oo-
niatitt UchtentU Keys.
In ähnlicher Weise, wie die Suturlinie, erleidet auch die äussere Ver-
zierung der Schale während der Entwickelung Veränderungen, so dass die
inneren Umgänge sehr häufig ganz anders verziert erscheinen, als die Schalen
im sogenannten Normalstadium. Im hohen Alter verwischen sich häufig
die charakteristischen Verzierungen, und die Oberfläche der Wohnkammer
wird glatt oder doch schwächer sculptirt, als die der vorhergehenden Umgänge.
Zur Feststellung der Verwandtschaft gewähren darum die innersten Umgänge
die besten Anhaltspunkte, zur Definition und Bestimmung einer Species
muss dagegen stets das Normalstadium in erster Linie berücksichtigt werden.
Geschlechtsdifferenzen. Die Thatsache, dass häufig bei Ammoniten
von übereinstimmender Gestalt, Verzierung und Suturlinie flachere und
dickere oder eng und weit genabelte Exemplare vorkommen, hat die Ver-
muthung veranlasst, diese Erscheinungen auf sexuelle Differenz zurückzu-
führen. Munier-Chalmas hat sogar die Vermuthung ausgesprochen, dass
gewisse stets klein bleibende Ammoniten mit starken Seitenohren oder
anormaler Wohnkammer die Männchen von ähnlichen, aber grossen Ammo-
niten mit einfachem Mundsaum und normaler Wohnkammer darstellten.
Bei der gänzlichen Unkenntnis« über die Organisation des Ammonitenthieres
fehlt diesen Hypothesen vorläufig noch jede feste Basis.
Aptychus und Anaptychus. In der Wohnkammer von Ammoniten
findet man nicht selten kalkige oder hornig kalkige Schalen, die bald glatt,
bald verziert sind und entweder aus zwei symmetrischen Klappen {Aptychus)
oder auch aus einem Stück {Anaptychus) (Fig. 10G1) bestehen. Die zwei drei-
eckigen Schalen der Aptychen stossen mit einer geraden, zahnlosen Ver-
bindungslinie aneinander, ihr Aussenrand ist gebogen, ihr Vorderrand breit
und stets mehr «der weniger tief ausgeschnitten, die Ausscnseite gewölbt,
die Innenseite schwach vertieft.
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394
Mollusca. Cephalopoda.
Alle Aptychen bestehen aus drei Schichten, wovon die stärkste mittlere
eine grobzelligc Structur aufweist, während die innere und äussere dichte Be-
schaffenheit besitzen (Fig. 1067). Bei den glatten, dickschaligen Aptvchen
Cellulosi (Kg. 1062) ist die Aussenschicht mit zahlreichen
runden Poren, bei den I mbricati (Fig. 1063) mit schrägen
Falten und Furchen, bei den Puncto, t i ( Fig. 10(57 C) mit dach-
ziegelartig übereinander liegenden Falten und Punktreihen
bedeckt. Die Granulosi sind dünn, aussen mit concen-
trischen Reihen von Knötchen, Stacheln oder Falten, die
Rugosi dickscha-
lig, und aussen mit
unregelmässig ver-
laufen den Körnern
oder Knötchenrei-
hen verziert. Bei
den dünnschaligen
Nigrescentes
(Fig. 1064) findet
sich innen ein
dünner, kohliger
Überzug, und bei
den Coalescentes
(Fig. 1065) sind
die beiden dünnen
Schalen in der
mit einander verwachsen. Die Anaptychen (Fig. 1061) sind
einschalig, dünn, hornigkalkig, aussen schwach gewölbt, am abgestutzten
Rand ausgeschnitten.
Obwohl Aptvchen isolirt in ungeheurer Menge in gewissen alpinen
Schieferablagerungen des oberen Jura und der unteren Kreide vorkommen,
Fig. 1063
Apturhus lamellotu*
Ober-Jurn.
Solenhofen.
Von nuwen.
Mittellinie
Fl)f. 1062.
Aptychun laevii II. \. Mey. Ol». Jura.
a Schuir von aussen, 6 von innen.
Solenhofen.
(Nut. Or.)
KIr*1064.
Wohnkainmer von llarpoccrn» Luthen*r.
Sow. m>. Ana dem oberen i.ias-von Boll,
Württemberg. Mit Aptyehus.
V\k 1065
Aptvehu* von Scaphilf*
rpiniger Sehlüt. Ob Kreide
Coesfeld. Westfalen.
Vit: 1066
Opprlin mbradiata Sow.
An* dem unteren Oollth
von Dundry. nie
Mündung dütvh den
AiityeliUK KetK-hlo»«>i>.
(Nach Owen.)
so kann ihre Zugehörigkeit zu den Ainnionoiden doch
nicht bezweifelt werden. Gewisse Locali taten, wie Solen-
hofen, Mörnsheini, der obere Lias von Württemberg und Calvados haben
zahlreiche Ammonitcnschalen mit Aptvchen geliefert, und zwar rinden sich
stets bestimmte Aptvchen in den Schalen derselben Art und stimmen auch
in Grösse und Form ungefähr mit der Mündung der letzteren überein.
Von den vielen Hypothesen über die Aptvchen und Anaptychen können
diejenigen füglich übergangen werden , welche deren Beziehungen zu den
Aininoniteii leugnen. Welche Bedeutung diese Schalen aber für das Animo-
nitenthier besassen, ist noch nicht mit voller Sicherheit aufgeklärt. Manche
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Tetrabranchiata. Ammonoidea.
395
Autoren halten sie für Stützen innerer Organe (Kopfknorpel, Trichterknorpel)
oder für Deckel von Nidamcntaldrüsen u. s. w. Viel wahrscheinlicher er-
scheint die Vennuthung, dass Aptychen und Anaptychen den Deckeln der
Gastropoden entsprechen und nach Rückzug des Thieres in die Wohnkammer
die Schalenmündung zu schliessen hatten. Für diese Hypothese sprechen
Form, Grösse und Verzierung der Aptychen, sowie der Umstand, dass mehr-
fach fossile Ammonitenschalen gefunden wurden, deren Mündung durch
Aptychen geschlossen waren (Fig. HM36). Die Uebereinstimmung der Grösse
des äusseren Umrisses von Aptychen und Anaptychen mit der Mündung der
zugehörigen Ammoniten bildet wohl das beste Argument für ihre Deutung
als Deckel. Gegen ein inneres Organ spricht die zuweilen stachelige Ver-
zierung der Außenseite. Die isolirt vorkommenden
Ä a Aptychen dürften aus zerstörten oder weggeschwemm-
sar^ ten Ammonitenschalen herrühren.
PS- Mit §
c c
Fig. 10Ö7.
Vertlealer Durchschnitt A durch einen celluloson Aptyrhus. B durch Aptychu» pro/undut, C durch
Aptychiu punetatm, vertrrfwsert. (Nach MtMu-uhlnl und Borne in ann.)
Systematik. Die Ammonshörner wurden von nahezu allen älteren
Autoren an die lebende Gattung Nautilus angeschlossen und beide von Owen
unter der Bezeichnung Tetrabranchiata den mit zwei Kiemen versehenen
Dibranchiata gegenübergestellt. Erst neuerdings glaubte Suess Beziehungen
der Ammoniten zu Argonauta und Belemnites nachweisen zu können; Ihering
deutete die Aptychen als verkalkte Kopfknorpel und schloss daraus, dass
die Ammoniten zu den Dibranchiaten gehören; Munier-Chalmas wies
bei Ammoniten und Spirula einen übereinstimmenden Prosipho nach und
glaubt desshalb, Nautiloidea und Ammonoidea trennen zu müssen; Stein-
mann hält Aryonauta für den letzten Vertreter der Ammonoidea und meint,
die letzteren hätten im Verlaufe der Zeit ihren gekammerten Schalentheil
abgestossen und ihr Gehäuse vereinfacht.
Im Vergleich mit der auffallenden Uebereinstimmung der Nautiloideen-
und Ammonoideenschalen in Bezug auf äussere Form. Verzierung, Struktur,
Kammerung und Beschaffenheit des Sipho und der Suturlinie erscheinen
ihre Differenzen als ziemlich unerhebliche graduelle Abweichungen. Das
einzige durchgreifende Merkmal zur Unterscheidung der beiden Unter-
ordnungen liefert die Anfangskammer.
Leopold v. Buch unterschied zuerst die drei Gattungen Goniatites,
Ceratites und Ammonites, und theilte darauf die Gattung Ammonites wieder
in »Familien« ein, welche mit Adjectivbezeiehnung versehen wurden (Falci-
Jeri, Amalthei, Planulati etc.) ; die Zahl dieser Familien erfuhr durch spätere
Autoren eine beträchtliche Vermehrung, allein für die überwiegende Mehr-
zahl der fossilen Ammonshörner wurde der Colleetivnatne Ammonites bei-
behalten, und nur die sogenannten Nebenformen [Crioceras, Ancyloceras, Turri-
Utes, Baculites, Rhabdoceras etc.) erhielten besondere Namen.
Für die Unterscheidung der »Familien* und Gattungen waren äussere
Form und Verzierung der Schale, sowie die Beschaffenheit der Suturlinie
maassgebend. Suess machte auf die systematische Bedeutung des Mund-
saums und der Wohnkammerlänge aufmerksam und führte statt der
bisherigen Adjektivbezeichnungen einige neue Gattungsnamen (Phylloceras für
Heterophylli, Lytoceras für Lineali, Arcestes für Globosi) ein. Andere Autoren
wie Hyatt, Waagen, Mojsisovics, Neumayr etc. folgten dem von
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396
Mollusca.
Cephalopoda.
Su es 8 gegebenen Beispiel und errichteten für die Ammonoidea zahlreiche
Gattungen, die wieder in verschiedene Familien gruppirt wurden. Branco
theilt nach der Embryonalkammer alle Ammonoidea in Asellati, Latisellati
und Angustisellati ein, und Fischer unterscheidet nach der Beschaffenheit
der Siphonaldüten Retrosiphonata und Prosiphonata. Mojsisovics
nennt die glatten oder schwachverzierten triasischen Ammoniten mit zahl-
reichen Seitenloben Leiostraca, die stark sculptirten, mit normaler Loben-
zahl ausgestatteten Formen Trachyostraca. Nach der Lage des Sipho
zerfallen die Ammonoidea in Intrasiphonata und Extrasiphonata.
A. Intrasiphonata. Zitt.
Sipho auf der Internseite.
Familie. Clymeniidae. Münst.1)
Schale weit genabelt, flach scheibenförmig, glatt, Jein gestreift, seltener quer be-
rippt. Suturlinie mit einfachen Loben und Sätteln. Anfangskammer asellat. Devon.
Die Clymenien haben mit gewissen Nautiloidea, zu denen sie früher all-
gemein gestellt wurden, die interne Lage des Sipho gemein und unterscheiden
sich dadurch von
,\lT>\r~\ f-^P-k /~^if~\\r allen Ammonoi-
* V r Y dea. Ihreasellate
Fig. 1068.
Fig. 1070.
Suturliuiovon Clymenia (Cyrtoclymmia) Suturlinie von Clymenia i,Clymadymenia)
Embryonalkam-
laex igata M*tt. " striata tU*. ' mer stimmt je-
doch vollständig
mit jener der älteren Goniatiten überein. Auch in der Ausbildung der
Suturlinie stehen sie den Goniatitiden nahe, doch vermisst man häufig
wegen der inter-
nen Lage des
Siphos einen Ex-
ternlobus. Die
Siphonaldüten
ricnten sich con-
stant nach hin-
ten und besitzen
zuweilen ansehn-
liche Länge, so
dass sie wie bei
manchen Nauti-
liden (Aturia)
trichterförmig in
einander stecken.
Die Wohnkam-
mer nimmt ca.
V» des letzten
Umgangs ein.
Die Mündung be-
sitzt eine seichte
Externbucht. Die
Suturlinie bildet auf den Seiten einen, selten mehrere wellig gebogenen Lateral-
loben, unter dem Sipho einen Internlobus und auf der meist gerundeten
Extern.seite einen convexen Sattel, der zuweilen durch einen Secundärlobus
getheilt wird. Sämtntliche Clymeniidae gehören ausschliesslich der oberen
Abtheilung des Devon an. Sie linden sich häufig im Fichtelgebirge, in der
Flu 10G9
Cltimenia iOj-yclVmrnin undulata
Mstr. OhcrDevou. El!>ei*reuth,
FIchMefWrL'i'.
Fie. 1071.
Ctynvmla \Ooniitrlymettin) njitrinna Mstr.
olKT-D«n-on. SehübeHinmiiHT. Fichtel-
fre»>irj?f '/* nat. Grösse.
1 Münster, Graf v. Cbcr die Clymenien und Goniatiten im Uebergangskalk des
Ficbtelgebirges. 1*43 4°. — Snndberger, G. Ueber Clymenien. Neues Jalirbucb
für Mineralogie etc. 1853. — Gämbel, C. W. Ueber Clymenien in den Uebergangs-
gebilden, des Ficbtelgebirires. Palaeontographica 1803. ' Bd. XI.
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Tetrabranchiata. Ammonoidea.
397
Grafschaft Glatz (Ebersdorf), seltener in Westfalen, Thüringen, Belgien, Eng-
land, im Ural und in Nordamerika.
Die Gattung Clymenia v. Müust. {Hanulites Münst.) (Fig. 1068— 1071)
wurde ursprünglich für sämmtliche Vertreter dieser Familie aufgestellt, aber
später von Gümbel und Hyatt in mehrere Sectionen (Subgenera) zerlegt.
a) Cyrtoclymenia Gümb. (Fig. 1068). Siphonaldüten kurz. Extern-
sattel breit, ungethcilt; nur ein breiter, gerundeter Laterallobus vorhanden.
C. laevigata, binodosa, flexuosa Münst.
b) Oxyclymenia Gümb. (Fig. 1069). Wie vorige, aber Laterallobus zu-
gespitzt. C. undulata Münst
c) Clymaclymenia Gümb. (Fig. 1070). Wie vorige, aber an der Naht
noch ein zweiter Ix)bus vorhanden. C. striata, bilobata Münst.
d) Gonioclymenia Gümb. (Fig. 1071). Siphonaldüten lang, trichter-
förmig, in einander steckend. Seiten gerippt; Externtheil abgeplattet.
Externsattel durch einen tiefen Medianlcibus und jederseits durch einen
Adventivlobus getheilt. Seitenloben zackig. C. speciosa, subarmata Münst.
B. Extrasiphonata. Zitt.
Sipho auf der Externseite.
1. Familie. Goniatitidae. v. Buch (emend. Zitt.).
Schale spiral, selten stabförmig, glatt, quer oder spiral gestreift oder gerippt,
genabelt oder ungenabelt, aussen gerundet. Loben und Sättel einjach, ungezackt;
nur 1—2 Lateralloben vorhanden. Wohnkammer lang (l—Vjt Umgänge). Mün-
dung am Externtheil mit Ausbuchtung. Siphonaldüten nach hinten gerichtet, kurz.
Embryonalkammer asellat oder lalisellal. Devon bis Permocarbon.
6 Die Goniatiten sind die ältesten und primitivsten Ver
treter der Ammonoidea und haben ihre Ilauptverbreitung im
Devon und älteren Carbon. Sie erreichen selten bedeutende
Grösse, unterscheiden sich von den Clymeniden durch den
Fi«. 107:5.
Gtmiatüt» AnarctHc*) ptebejn* Barr Unter-
Devon ;Kt. <i>. Hhiboeep, Böhmen.
(Nach Burrande.)
hili. Iu74.
Goniatile* ( Annrcatt*) *ub
naulilinu* Scllloth Mittel
devon. Wasenbach, Nawuiu.
Mg. 1072.
BadrUe* rltgan» .Sandb.
ober- Devon. Budes-
heim, HM.
(i KxempUr in mit. Gr.,
6 Suturlinie.
i Nach 9 a n <i b e r | e r. i
externen Sipho, von den meisten übrigen Ammoniten durch
die höchst einfache Sutur und den ventralen Ausschnitt der
Mündung, welcher auch durch den Verlauf der Zuwachs-
linien angedeutet wird. Die ältesten Formen haben nur
einen, die jüngeren zwei Seitenloben.
Bactrites Sandb. (Fig. 1072). Schlank kegel- bis
stabförmig, gerade, im Querschnitt rund oder elliptisch. Sipho dünn, rand-
ständig. Suturlinie mit trichterförmigem Siphonallobus, seitlich sehr schwach
gebogen. Anfangskammer länglich-eiförmig. Silur. Devon.
Anarcestes Mojs. (Fig. 1073, 1074). Ziemlich weit genabelt, aussen ge-
rundet. Wohnkammer lang. Extemlobus trichterförmig, ungetheilt; nur
ein flacher Seitenlobus vorhanden. Unt. und mittl. Devon.
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398 Mollusca. Cepbalopoda.
Mimoceras Hyatt (Fig. 1075). Scheibenförmig, weit genabelt, aussen
gerundet, die ersten Umgänge in offener Spirale. Einziger Seitenlobus sehr
flach. Devon.
Aphyllites Mojs. (Agoniatites Meek)
(Fig. 1076). Nabel ziemlich eng; Umgänge
seitlich flach, aussen abgeplattet mit zurück-
■
- T 1
Fltf. 1075
(icmintitc* (Mimocrra*) eompretnu
Beyr. I'nter-Devon. Wls»en)i«ch.
ÜIMHU,
u, * Stelnkerti In mit. (irönne, c die
«uei erslen rmgÄnKo. vorRT^»«<Tt.
Flu 1077.
Qoniatite» ( Tomocera* ) rctrorm* v Bueh.
Ober-tWon. itudfftlielui. Elfel.
(Nat. (iröane.)
Fig. 1076.
(ioniatitrt {Aphi/UUe») occultttr Barr l'nter lirvon (Kl Gf.
Ifhihocep bei Ptiik. (Kueli Barrande.)
springenden Zuwachsstreifen. Einziger Seitenlobus flach und breit. Devon.
A. Dannenbergi Beyr., A. evexus v. Buch.
Pinacites Mojs. Devon.
Tornoceras Hyatt (Parodiceras Hyatt) (Fig. 1077, 1078). Nabel eng oder
fehlend. Umgänge aussen gerundet. Externlobus kurz, ungetheilt, Lateral-
Ftg. 1081.
OonialUe* (Qrphyrocera») intume«etn»
Beyr. Or>. Devon. Knwau.
(i Exemplar In tmt. (lr<i«M\ b Suturltnie.
Fljr li)m,<j.
Qoniatite* iJtnxacuitrati rotaloriw de Kon. KcihJenkalk.
Toiirnnv, Belgion.
Fik'. 10»0.
Suiiirllnle von GanlatiUt i Hrancoccrai) tulcatti* Mstr.
oh Devon, FlehtelgeWrjr.
lubus tief, gerundet, seltener zugespitzt, von einem grossen und breiten
Externsattel begrenzt. Ob. Devon. T. retrorsum v. Buch, T. sublaeve Mstr.
Brancoceras Hyatt {Prionoceras Hyatt) (Fig. 1079, 1080). Schale in-
volut, aussen gerundet. Externlobus ungetheilt; Aussensattcl schmal, Lateral-
)ogk
Tetrabranchiata. Ammonoidea. Goniatitidac.
399
lobus tief, häufig zugespitzt, Lateralsattel breit, ungetheilt. Ob. Devon.
Carbon. B. globosum Mstr. Devon. B. Belvalianum de Kon. Carbon.
Gephyroceras Hyatt (Manticoceras Hyatt, Timanites Mojs.) (Fig. 1081).
Schale involut oder genabelt. Externlobus tief, durch einen breiten Secundär-
sattel getheilt. Lateral lobus von einem breiten vor-
springenden Externsattel begrenzt. Die abgeplatteten
Formen werden von Hyatt als Manticoceras , die
dicken genabelten als Gephycoceras, unterschieden.
G. calcidi/orme, intumescens, aequabile ßeyr., G. com-
planatum Sandb. Devon.
Fi» U>78.
Gtmiatittt ( Tornvcera*) rim-
pltx v. Buch. Ober-Devon.
Bürleftheim. Klfel.
Flp. 1084.
Goniatite» (Gaxtrioccra*) Jouae
M. V. K.
PertnoCnrbon. Artinak, l'ral.
Fl« 1082.
Goniatite* (Glijphiocera*) tphae-
ricui Golilf. Kohlenkttllc.
Suttrop, Westfalen.
Vlg. 10SJ
Siiturünie von Goniatite» (Gly-
phiocera», diadana Goldf.
Kohlenkalk. Choquier bei
Lüttkh.
Glyphioceras Hyatt (Münster oceras, Homoceras Hyatt) (Fig. 1082, 1083).
Involute, enge oder ungenabelte, glatte oder fein gestreifte, aussen gerundete
Schalen. Externlobus durch Secundärsattel getheilt. Externsattel schmal,
gerundet oder zugespitzt. Laterallobus spitz, tief. Lateralsattel breit gerundet;
über der Naht häufig noch ein kleiner Hilfslobus. Carbon und Permo-Carbon.
G. Oweni Hall, G. sphaericum Martin, G. crenistria Phil., G. diadema Goldf. etc.
Nomismoceras Hyatt Wie vorige, aber flach scheibenförmig, weit ge-
nabelt Carbon. N. vittatum, spirorbis Phill.
Pericyclus Mojs. Wie .
Flg. IOSü.
SotnrUnle von Goniatite*
t Monte« ra*} terebrutu*
Sandb.
Fl«. lOSfi
Siiturünie ven Goniatite*
iSporadoceran) Münttrri
v. Buch.
Glyphioceras, jedoch Ümgänge
mit einfachen, aussen zurück-
gebogenen Querrippen ver-
ziert. Carbon. P. prineeps
de Kon.
Gastrioceras Hyatt (Fig. 1084). Schale genabelt, Umgänge meist spiral
gestreift, häufig auch quer gerippt und mit Nabelknoten versehen; aussen
breit gerundet, mit Einschnürungen. Aussenlobus breit und tief, durch einen
Secundärsattel getheilt; nur ein tiefer, zungenförmiger, kurz zugespitzter Lateral-
lobus vorhanden. Carbon. Permocarbon. G. Listeri Phill. G. Jossae M. V. K.
Maeneceras Hyatt (Fig. 1085). Involut, seitlieh mit zurückgeschwunge-
nen Linien verziert, aussen gerundet. Externlobus kurz, ungetheilt. Zwei
ungleich grosse Seitenloben vorhanden, davon der zweite zugespitzt, Devon.
M. actäo-laterale Sandb.
Sporadoceras Hyatt (Fig. 1086). Wie vorige, jedoch die beiden Seiten-
loben und Sättel gleich* gross ; der zweite Lateralsattel breit, gerundet. Extern-
lobus kurz. Ob. Devon. S. bidens Sandb.
Ibergiceras Karp. Wie Sporadoceras, aber Externlobus tief. Ob. Devon.
Ii tetragonus Roem.
2. Familie. Prolecanitidae. Hyatt.
Schale scheibenförmig, weit oder eng genabelt, glatt oder quergerippl , ohne
Einschnürungen. Sättel zahlreich, schmal, zungenjörmig, vorne ganzrandig. Loben
ein/ach gerundet, ein-, zwei- oder mehrspitzig, zuweilen fein gezackt. Embryonal-
kammer latisellat. Devon bis Trias.
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400
Mollusca. Cephalopoda.
Die älteren ProUcanitidae schliessen »ich eng an die Goniatiten mit zwei
Lateralloben (Sporadoceras , Ibergiceras) an. Sie dürften wohl als die Vor-
läufer der triasisehen Ceratitiden und Pinacoceratiden zu betrachten sein.
Flg. 108". ProUeanxtc» lunulicoita
Sandb. Ober-Devon. Nassau.
(Nach Ha n dbergor.)
Fig. lOS'.t
1'ronuriU* cycloUAiut PMIL *p.
Knhletikalk. Orasfington
Yorkshire (Nach Phillip«.)
1092.
Muilicottia Trauttcholdi
Oeunn. Permo-Carbon. Soslo,
sicilien.
i'Nnch Geniinellaro.)
Prolecanites Mojs [Pharciceras Hyatt) (Fig. 1087). Schale weit ge-
nabelt, scheibenförmig, glatt oder quer gestreift, Externlobus ungetheilt.
Sättel einfach schmal, vorne gerundet, keulenförmig, an der Basis etwas ein-
geschnürt. Loben zugespitzt. Ob. Devon , Carbon. P. tridens Sandb. , P.
Becheri Goldf. Devon. P. Henslowi Sow. Carbon.
Hg lüfiK.
Sulurlliiic vnii Sandbcrgoceras tuberculoso-eotla-
8an«lb Ober-Devon.
, t :' ose
Flg. 10'JO.
Butvrllnle von SoriU* aondoia Mojs.
Muschelkalk. Sehreyer-Alp bei Hallstadt.
Fig. 1091.
Snturlinie von .Vcdlic<>ttia prima* Waag. I'ormo-
Curbon Salt ränge. (Nach Waagen.)
Sandbergeroceras Hyatt (Triaino-
ceras Hyatt: (Fig. 1088). Scheibenförmig,
weitgenabelt, Umgänge mit Querrippen, aussen breit, gerundet; Externlobus
ungetheilt, Seiten loben gerundet. 8. tuberculato costatum Sandb. Ob. Devon.
Dory ceras, Clinolobus Gemm. Permocarbon. Sicilien.
t Lecanites Mojs. Schale klein, weitgenabelt, flach, glatt oder fein
quergestreift. Externlobus dureh Secundärsattel getheilt, Seitenloben ge-
rundet. Ob. Trias. L. glaueus Mstr. S. Cassian.
Pronorites Mojs. (Fig. 1089). Scheibenförmig, glatt genabelt, aussen
gerundet oder abgeplattet, zuweilen mit schwachem Kiel. Externlobus drei-
spitzig: erster Seitenlobus zweispitzig, die folgenden Loben einspitzig. Carbon
und Permo-Carbon. P. praepermicus Karp.
Darael ites Gemm. Mässig weit genabelt, aussen gerundet, Seiten mit
am Externtheil zurückgebogenen Querstreifen. Aussenlobus breit, durch
einen in der Mitte tief eingeschnittenen Secundärsattel getheilt. Aussensattel
viel kürzer als der erste Lateralsattel; die zwei ersten Lateralloben im Grund
fein gezackt. Permocaibon. D. Meeki Gemm. Sicilien.
Nor ites Mojs. (Fig. 1090). Flach scheibenförmig, eng genabelt, glatt;
Externtheil von zwei Kanten begrenzt. Externlobus und Externsattel sehr kurz;
die Seitensättel vorne gerundet, die Loben fein gezackt. Trias. N. gondola Mojs.
Parapronorites Gemm. Enggenabelt, glatt, aussen gerundet, Externlobus
dreizackig. Externsattel schmal und kurz, erster Laterallobus mit vier, die
übrigen mit zwei Zacken. Permocarbon. Sicilien und Artinsk. P. Konincki Gemm.
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Tetrabranchiata. Ammonoidea. Prolecanitidae.
401
Sicanites Gemm. Schale flach, genabelt; Externtheil schmal mit Qucr-
einschnitten. Sämmtliche Loben zweispitzig. Externsattel schmal, kürzer
als der erste Lateralsattel. Permocarbon. Sicilien.
Propinacoceras Gemm. Ungenabelt, scheibenförmig, Seiten flach
und glatt; Externtheil mit Medianfurche und Quereinschnitten. Sämmtliche
Loben zweispitzig, die Sättel schmal, vorne gerundet oder kurz zugespitzt.
Extern- und erster Laterallobus „ A a m A
ternsattel, der durch einen sehr
Fl*. 1093
Uaidingeri Hauer «p. obere Tritu«.
Hallstartl.
Fiji. 1094.
muUilobatum Beyr. sp. Ober- Devon.
Adorf, Westfalen.
kurzen und einen etwas tieferen zweispitzigen Adventivlobus zertheilt ist.
Permocarbon. Sicilien und Ural. P. Beyrichi Gemm.
Medlicottia Waagen (Fig. 1091. 1092). Hochmündig, flach scheiben-
förmig, eng genabelt. Externtheil beiderseits mit scharfem Kiel, dazwischen
Furche. Aussensattel schmal, sehr hoch, vorne gerundet, auf den Seiten mit
Quereinschnitten. Sämmtliche Loben zweispitzig, die Lateralsättel vorne
gerundet, mit einfachem oder einmal eingeschnittenem Körper. Permo-
carbon. Ostindien, Ural, Sicilien. 3f. primas Waagen, M. Orbignifi Vern.
Agathiceras Gemm. (Adrianites Gemm.). Kugelig oder scheibenförmig,
eng oder weit genabelt, aussen breit gerundet, spiral oder quer verziert.
Mündung etwas eingeschnürt, zu beiden Seiten des Externtheils ein schmaler
Vorsprung. Sättel keulenförmig, hinten etwas eingeschnürt, ungezackt.
Loben nicht zerschlitzt, kurz zugespitzt. Permocarbon. Sicilien und Ural.
Sageceras Mojs. (Fig. 1093). Flach scheibenförmig, hochmündig, Ex-
terntheil kantig begrenzt. Loben und Sättel sehr zahlreich; erstere zwei-
spitzig. Die Sättel schmal zungenförmig, vorne abgerundet, seitlich nicht
eingeschnitten. Die ausserhalb des tiefsten Laterallobus gelegenen Loben
und Sättel sind Adventivloben und -Sättel. Trias der Alpen und Californien.
Longobardites Mojs. Trias (norische Stufe). Alpen.
Beloceras Hyatt (Fig. 1091). Flach scheibenförmig, hochmündig,
aussen zugeschärft, eng genabelt. Sutnrlinie mit zahlreichen einfachen zu-
gespitzten Loben und Sätteln; zwischen dem kurzen Externlobus und dem
tiefsten Laterallobus mehrere, nach aussen an Tiefe abnehmende Adventiv-
loben. Ob. Devon.
Die Gattung Beloceras nimmt eine ganz isolirte Stellung ein und entfernt
sich erheblich von allen typischen Prolecaniden.
Zlttel. Grundasiige der Palaeontologle. 26
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402
Mollusca. Cephalopoda.
S. Familie. Pinacoceratidae. Mojs. (emend. Zitt.).
Schale flach scheibenförmig, hochmündig, eng genabelt, meist glatt oder schwach
gefaltet. Wohnkammer kurz. Suturlinie mit sehr zahlreichen, überaus fein und
tief zerschlitzten Loben und Sätteln; zwischen
dem Externlobus und ersten Seilenlobus ein-
geschaltete Adventivloben. Embryonalkammer an-
gustisellat. Trias.
Die Pinacoceratiden besitzen unter allen
Ammoniten die am feinsten zerschlitzte und
complicirteste Suturlinie. Sie sind auf die
Trias beschränkt und stehen in engstem Zu-
sammenhang mit gewissen paläozoischen Pro-
lecanitiden, wie Beloceras, Medlicottia u. a., bei
denen jedoch die Loben und Sättel stete viel
einfacher gebaut sind.
Die einzige Gattung Pi nacoceras Mojs.
(Fig. 1095, 10%) enthält lediglich triasische
Arten, wovon die ältesten (P. Damesi Mojs.)
im oberen Muschelkalk beginnen. Hauptver-
breitung im Hallstadter Kalk. P. Stetternich*
v. Hauer sp. erreicht einen Durchmesser von
1 — Meter. P. respondens, P. rex, P. Im-
perator v. Hauer sp. A(U yi
Fig. 1095.
Pinacocera» Layeri Hauer s\
Trliw. KutlielMt-iu l>ci Aucwe.
Obere
Fig. 10M.
Pinacocirat'.iftttcrnichi Hauer sp. K> u|« r .Sumerauk»Kel bei Halls(a>lt Suturlinie (verkleinert).
■.Nach Hauer.)
4. Familie. Ceratitidae. v. Buch.
Schale genabelt, meist mit Querrippen oder Knotenreihen verziert, zuweilen
schrauben- oder stabförmig. Wohnkammer kurz; Mündung normal, aussen etwas
vorgezogen. Suturlinie ein/ach oder die Loben gezackt, die Sättel vorne breit,
ganzrandig oder sehr schwach gezähnelt. Seitenloben meist wenig zahlreich, Extern-
lobus durch Secundärsattel getheilt und häufig tiefer als der erste Laterallobus.
Permocarbon und Trias.
Xenodiscus Waagen. Hochmündig, scheibenförmig, eng genabelt,
aussen gerundet. Seiten glatt oder schwach gerippt. Sättel vorne gerundet,
ganzrandig; Loben im (ürund schwach gezackt, nur zwei Seitenloben vor-
handen. Permocarbon von Ostindien und untere Trias von Nordasien und
Ostindien.
Benecke ia Mojs. Flach scheibenförmig, glatt, eng genabelt, hoch-
mündig, aussen zugeschärft. Loben und Sättel ganzrandig, zahlreich ; Extern-
lobus kurz. Im untersten Muschelkalk (Wellendolomit). B. Buchi Alb. sp.,
B. tenuis Seeb. sp.
M eekoceras Hyatt. Flach scheibenförmig, glatt oder mit schwachen,
zuweilen knotigen Querrippen. Externtheil von schwachen Knotenreihen
oder Randkielen begrenzt. Loben zahlreich ; die Hauptloben schwach ge-
zähnelt, die Sättel gerundet, ganzrandig. Buntsandstein und Muschelkalk.
Nordamerika ( Idaho), Spitzbergen, Sibirien, Himalajah, Saltrange. M. appla-
natum, gracilitatis Hyatt, M. Ket/serlingi Mojs.
Digitized b
Tetrabranchiata. Amraonoidea. Ceratitidae. 403
Hungarites Mojs. Unt. Trias.
f Paraceltites Gemtn. Permocarbon. Sicilien.
Celtites Mojs. (Tropiceltites Mojs.). Weit genabelt. Umgänge niedrig,
rechteckig, aussen gerundet, seitlich mit einfachen kräftigen, nach vorne ge-
bogenen Querrippen. Suturlinie einfach, nur zwei ungezackte Seitenloben
vorhanden. Alpine Trias vom Muschelkalk an. C. epolensis Mojs., C. laevi-
dorsatus, rectangularis Hauer sp.
d IS e
Via. 1097. . Kip. 1098.
Tirolile» Cansianu* Ctratitet nodnuu* de Hann. Muschelkalk. Würzbunr a, b Exemplar
Queiist. sp. In Vi nat Gr., c Suturlinie auf der Aussenseite, d erster und zweiter
('ampllcr Schichten. Grones- Ijitcnillobu* und llilfslobcn über der Naht, sowie saiumtliche Intern-
Hof bei St. « assian. loben unter der Naht.
Sibirites Mojs. Weit genabelt; Umgänge mit kräftigen Querrippen, die sich
neben dem Extemtheil in zwei Acste spalten und über denselben fortsetzen.
Ix>ben und Sättel wenig zahlreich, ungezackt. Unt. Trias von Sibirien. 8. (Cera>
Utes) Eichwaldi Keys.; ferner im Himalajah, im Hallstadtcr Kalk und in Peru.
Dinar ites Mojs. Genabelt, aussen gerundet. Seiten glatt oder mit
einfachen, geraden Rippen, die in der Regel mit einem Knoten beginnen.
Seitenloben wenig zahlreich , ganzrandig oder schwach gezähnelt. Untere
und mittlere Trias. Alpen , Dalmatien , Ostsibirien. D. Dalmatinus Hauer,
D. Avisianus Mojs.
Tirolites Mojs. (Fig. 1097). Weit genabelt, aussen breit, Seiten mit einfachen
Querrippen, die in kräftigen Randknoten endigen. Nur zwei Seitenloben vor-
handen, der erste schwach gezackt; Sättel breit, ganzrandig. Unt. Trias. Alpen.
Balatonites Mojs. Trias.
Proteusites v. Hauer. Schale anfänglich involut, kugelig, später weit ge-
nabelt. Wohnkammer eingeschnürt. Umgänge dick, aussen breit gerundet, auf
den Seiten mit einfachen Querfalten. Sättel ganzrandig, selten schwach gezackt,
Loben gezähnelt. Muschelkalk. Bosnien. P. Kellneri, multiplicatus Hauer.
Ceratites de Haan (Haaniceras Bayle) (Fig. 1098, 1099). Genabelt ; aussen
ziemlich breit, gerundet oder abgeplattet. Seiten meist mit einfachen oder
26*
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404
Mollusca. Cephalopoda.
gespaltenen Rippen bedeckt, welche aussen zu Randknoten und an den
Spaltungsstellen zu Seitenknoten anschwellen. Sättel vorne ganzrandig,
Ju)ben schwach gezähnelt. Externlobus kurz, breit. Internlobus schmal, tief,
zweispitzig. Häutig und in vielen Arten verbreitet in der unteren und mittleren
Trias, hauptsächlich im Muschelkalk der germanischen Provinz [C. nodosus
de Haau, C. semipartitus v. Buch, C. enodis Quenst.), der Alpen (C. trinodosus
(Fig. 109'J) Mojs., C. binodosus Hauer etc.), Ungarn, Bosnien, Spanien, Nord-
sibirien (C. Middendor/i Keys.), Kirgisensteppen, Himalaja, Japan, Spitzbergen.
Heraclites, Phormetides ,
Thisbites, Clionites, Stein-
mannifes, Glyphidites, Ba-
diotites Mojs. (Fig. 1100), Cly-
donites Hauer. Trias.
Ärpadites Mojs. (Fig. 1101).
Fig. noo. Wie Ceratites, aber nach, scheiten-
ButtttfMJtozKrtr.ip förmig. Extcrntheil mit Furche,
St rawian, Tyroi aussen kantig. Buehensteiner,
| „ Wengener, St. Cassianer und
Esino- Schichten. A. Manzonii
Mojs.
Helictites, Polycyclus
Mojs. (Fig. 1102). Trias.
Choristoceras Hauer (Fig.
1103). Weit genabelt, letzter Um
gang theilweise von den übrigen
abgelöst. Seiten mit einfachen,
auf dem Externtheil durch eine
Furche unterbrochenen und meist mit ein oder zwei Knotenreihen versehenen
Rippen. Erster Laterallobus zweispitzig, die übrigen ganzrandig. Rhät, Alpen.
Vitt. im.
Ceratitr* trinodosut Hauer.
Muschelkalk. Bakony, Ingarn.
«Nach Mojstfio.viCBO
Fig. 1102.
Polyeyclu« natdirfium
Iilttwnr *p. Keuper.
gamlHlig bei Aussig.
Fig. 1101.
ArpndiU* CVri/Twi* Mojs.
KeUper.
Egino, Lombardei.
Fig. 11W.
Cochlacera* Finehrri
Hauer. Keuper.
Saodltng M Amno.
(Naeh Hauer.)
Flg. lio.».
Khnbdoceriu Stusri
Hauer Keuper.
Saudlilig hei Aussee.
Nach II aller.;
Fig. 1103.
Choriilocerat Martlii
Hauer. Khat. Kendelen-
graben am Osterhörn.
Salzburg.
Cochloceras Hauer (Fig. 1104). Schale schraubenförmig, links gewunden.
Umgänge mit Querrippen. Ix>ben und Sättel einfach. Ob. Trias. Alpen.
Rhabdoceras Ilauer (Fig. 1105). Schale stabförmig, gerade, Oberfläche
mit schrägen Rippen. Suturlinie einfach. Ob. Trias. Alpen.
5. Familie. Tropitidae. Mojs. (emend. Zitt.).
Schale weit oder eng genabelt oder ungenabelt, meist reich mit Querrippen
oder Knotenreihen verziert. Wohnkammer bald lang (bis Pj\ Umgang), bald kurz.
Mündung normal oder etwas eingeschnürt. Loben und Sättel massig zerschlitzt;
Externlobm tief, durch einen starken Sectindärsatttl zweispitzig; nur ztcei Lateral -
loben und ein. selten zwei kleinere lliljsloben au/ den Seiten vorhanden. Sättel
mit breitem Stamm, vorne verschmälert. Embryonalkammer latisellat. Trias.
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Tetrabranchiata. Ammonoidea. Tropitidae. 405
Die Tropitiden sind die reicher verzierten und mit Ammonitenloben
versehenen Nachkommen von Oastrioceras und Pericyclus. Sie stehen den
Ceratitiden nahe, unterscheiden sich aber von diesen durch stärker gezackte
Suturlinie, vorne verschmälerte Sättel und meist geringere Zahl von Lateral-
loben. Permo-Carbon. Trias.
Thalassoceras Gemm. Permo-Carbon. Sicilien.
Acrochordiceras Hyatt. Eng genabelt. Seiten mit Rippen verziert,
welche je 2 und 3 aus einem Nabelknoten entspringen und über den ge-
rundeten Externtheil verlaufen. Sättel schmal, schwach gezähnt, Loben tief
gezackt. Im Muschelkalk, Alpen, Bosnien, Nordschlesien, Nevada. Ä. Damesi
Nötling. c
Tropites Mojs. (Fig. 1106). Schale tief genabelt mit dicken, aussen
breit gerundeten und näufig gekielten Umgängen ; Oberfläche gerippt, meist
eine knotige Nabelkante vorhanden. Ob. Trias. Alpen.
i B
L EL
Fi*. 1108. Fig, 1109.
Trachycerai Atutriacnm Mojs Ober« Trias Trachacera* < Protrachyterat^ Archrluiut I.huIh-. Trias (So-
RdOMbMtO bei Au?»ee. rl*cln- Stuf«-'. Bnkony, I ncnrn. (Nach Mojf tsovtOfc]
Margarites Mojs. (Fig. 1107). Weit genabelt; Seiten der Umgänge
mit Radialrippen, die neben dem breiten Externtheil zu Randknoten oder
Stacheln anschwellen. Ob. Trias.
Eutomoceras Hyatt, Sibylliies, Styrites Mojs. Ob. Trias.
Trachyceras Laub* - ( Prot räch yceras, Anolcites Mojs.) (Fig. 1108. 1109).
Schale eng, Beltener weit genabelt. Oberfläche reich verziert, mit gespaltenen
Querrippen, die auf dem Externtheil durch eine Furche unterbrochen und
meist mit Knoten oder Dornen besetzt sind, welche spirale Reihen bilden.
Wohnkammer */3 des letzten Umgangs. Loben und Sättel massig gezackt,
die Sättel vorne verschmälert. Sehr häufig in der mittleren und oberen
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40b"
Mollusca. Cephalopoda.
alpinen Trias, ferner in Spanien, Ungarn, Bukowina, Nevada. Die ältesten
Formen in den Bucheneteiner, die jüngsten in den oberen Hallstadter
Schichten. Ueber 100 Arten. T. Aon Mst. (St. Cassian), T. Aonoides Mojs.
(carnisehe Stufe).
Halorites Mojs. Schale aufgebläht, eng genabelt oder ungenabelt,
aussen gerundet. Wohnkammer lang. Innere Umgänge mit perlschnurartig
geknoteten Querrippen; Schlusswindung etwas verengt, quergefaltet oder
gestreift, häutig mit einer externen Randknotenreihe. Ob. Trias. Salzkammer-
gut und Himalajah.
Juvavites, Isculites, Miltites Mojs. Ob. Trias. Salzkammergut.
Sagenites Mojs. Eng genabelt, aussen gerundet, zuweilen mit Median-
furche. Wohnkammer kurz. Seiten mit Querstreifen oder Falten verziert,
welche von Spiralen Linien oder Körnerreihen gekreuzt werden. Ob. Trias.
Salzkammergut. S. reticulatus, Giebeli Hauer sp.
Distichites Mojs., Drepanites, Dionites, Daphnites, Cyrto-
pleurites Mojs. Sirenites, Sandlingites Mojs. Obere Trias. Salz-
kammergut.
6. Familie. Amaltheidae. Fischer.
Schale meist eng genabelt, aussen twschmälert oder gekielt. Wohnkammer
kurz. Mundsaum aussen läppen- oder stielförmig vorspringend. Einschnürungen
Jehlen. Loben und Sättel
bald schwach, bald tief ge-
zackt, stets mehrere Hiljs-
loben au/ den Seiten ent-
wickelt. Sättelstämme breit ;
Externsattel sehr gross und
meist durch seitliche Secun-
därloben mehr oder weniger
tiej zertheilt. Ein dünner
Anaptychus bei der Gattung
Amaltheus beobachtet. Trias
bis Kreide.
Die Abstammung der
Amaltheiden ist unsicher.
Möglicher Weise sind sie aus den
Vrokranitidae hervorgegangen. Be-
zeichnend für dieselben ist die ver-
schmälerte oder gekielte Externseite.
BH manchen Arten entsteht ein so-
genannter Hohlkiel dadurch, daes der
eigentliche Kiel nur von der äusseren
Schalenschicht gebildet wird, während
sich die innere Perlmutterschicht
trennt und den gekümmerten Theil
der Schale abschliesst.
Ptychites Mojs. (Piicosi Beyr., llugi/eri Oppel, Meekoceras p. p. Mojs.)
(Fig. 1110). Schale involut, eng genabelt, dick scheibenförmig, aussen ver-
schmälert und gerundet, die Seiten mit einfachen, flachen Falten. Runzel-
schicht wohl entwickelt. Mundsaum aussen vorgezogen, zuweilen etwas ein-
geschnürt. Sättel und Loben massig gezackt. Aussenlobus sehr seicht, Aussen
sattel kürzer, als der erste Lateralsattel. Trias; hauptsächlich im Muschel-
kalk. Norddeutschland (P. dux Gieb , P. megalodiscus Beyr. sp.), Alpen (P.
Studeri Hauer sp., P. (Meekoceras) Reuttense Mojs), Bakony, Bosnien, Ostindien
(Pt. Khanikoffi Opp. sp.), Spitzbergen.
Ca mit es Mojs. Ob. Trias. C. ßoridus Wulfen sp.
Fi*. 1110.
Mojs. (Am. Studeri Himer p, p.
Mufoholkftlk.
ßchreyei Alp. 8*)iburg.
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Tetrabranchiata. Ammonoidea. Amaltheidae.
407
Sturia Mojs. Scheibenförmig, enggenabelt, aussen zugeschärft, mit Spiralen
Streifen verziert. Externlobus tief und breit Trias, hauptsächlich im alpinen
Muschelkalk und in den Marmolataschichten. St. Sansovinii Mojs.
Oxynoticeras Hyatt (Fig. 1111). Flach, scheibenförmig, enggenabelt
mit scharfem Hohlkiel, in der Jugend gerundet ; aussen glatt oder radial ge-
faltet. Suturlinie mit wenig tiefen Einschnitten. Der breite Aussensattel in
zwei ungleiche Lappen getheilt; 2 — 6 Hilfsloben vorhanden. Lias bis untere
Kreide. A. Guibalianus d'Orb. (unt. Lias), A. serrodens Quenst. (ob. Lias);
A. Staufetisis Opp., A. discus Sow. (Dogger), A. Gevrilianus d'Orb. (Neocom) etc.
Amaltheu8 Montf. , (Pleuroceras
Hyatt, Pachyceras Bayle) (Fig. 1112).
Eng-, seltener weitgenabelt; Kiel scharf
oder geknotet, zuweilen hohl. Seiten
<*.7
Flu. 1111.
Oj-ijnoticertt* orynotum Quenm. np. Unt. Um (ft)
WürtloinlM'Of
Fi*. 1112.
Amalthtu* margarUatv* Montf. Der letzt«- Cur
gang theilweliw von «pirnlon Linien (RubmI-
■clifcbt) »HMlwkt.
glatt, gestreift oder mit einfachen oder stacheligen Rippen verziert. Sättel
und Loben sehr tief und fein zerschlitzt. Der Externsattel in Adventivsättel
und Loben zerlegt. 3 oder mehr Hilfsloben ausser den IW01 grossen Lateral-
loben vorhanden. Lias. Jura. A. margaritaius Montf. sp, A. {Pleuroceras)
spinatus Brug. (Lias), A. dorsoeavatus Quenst. , A. Truellei d'Orb (Dogger) etc.
Card } iocer as Neumayr u. Uhlig. Wie Amaltheus, aber seitlich mit stark
geschwungenen Rippen bedeckt, die sich aussen in zwei Aeste spalten und
den Kiel kerben, Meist nur 2 — 3 Hilfsloben vorhanden. Antisiphonallobus
einspitzig. Callovien, Oxfordien bis Tithon. A. Lamberti Sow., Mariae d'Orb.,
cordatus Sow., altemans v. Buch etc.
Neumayria Nikitin. Ob. Jura. Russland. A. fulgens Trautseh.
Placenticeras Meek. Scheibenförmig, eng genabelt, aussen zugeschärft',
gekielt oder der Externtheil von zwei Knotenreihen begrenzt. Loben und
Sättel zahlreich, gezackt oder zerschlitzt; die Sättel mit breitem Stamm ; der
Externsattel in 2 — 3 selbständige Sättel zerspalten. Erster Laterallobus sehr
tief. Neocom biß Senon. A. placenta de Kay (Senon) ; A. Guadaloupae Roem.,
A. syrtalis Morton (mittlere Kreide), A. clypeijormis d'Orb (Barremien).
Sphenodiscus Meek. Flach scheibenförmig, aussen gekielt und zu-
geschärft. Sättel und I^oben zahlreich. Die Sättel mit schmalem Stiel, vorne
verbreitert und ziemlich tief zerschlitzt. Hilfsloben in gerader Linie stehend.
Mittlere und obere Kreide. Nordamerika, Europa, Nordafrika. A. lenticularis
Owen (= A. lobatus Tuomey).
Buchiccras Hyatt. Kreide. Nordamerika. Süti-1 und Loben schwach
gezähnelt. Hilfsloben wenig zahlreich. B. hilobatum Hyatt, B. (Ceratites)
Syriacum v. Buch sp.
408 Mollusca. Cephalopoda.
Tissotia Douville (Fig. 1113). Enggenabelt, dick, mit einfachem oder
in Knoten aufgelöstem Kiel Externtheil zuweilen durch zwei Knotenreihen
begrenzt. Externsattel breit, unsymmetrisch zweilappig, die übrigen Sättel
vorne ganzrandig oder durch einen seichten Einschnitt zweitheilig. Loben
gezackt. Hilfsloben (4—5) sehr kurz. Mittlere Kreide (Cenoman u. Turon),
Südeuropa und Nordafrika. T. Ewaldi v. Buch, T. Tissoti Bayle.
Fijr. 1114. Hk 1113.
Engonoctra* Imaili Zitt Ob. Seiu.n. Libysche Wüst« TUtotia Fourneli Baylc (eil omni».
weltlich von der Oa*> Dncliwl. Matab «•1-M siii", Algerien. ,'Narh riHvle.)
Neolo b ites Fischer. Scheibenförmig; Externtheil abgeplattet, jedereeits
kantig begrenzt. Loben und Sättel ganzrandig, ungezackt. A. Vibrayeanus
d'Orb. Cenoman.
Engonoceras Neumayr (Fig. 1114). Scheibenförmig, eng genabelt,
aussen zugeschärft und gekielt. Externtheil öfters durch Randknoten begrenzt.
Loben und Sättel Kehr zahlreich ; die Sättel vorne gerundet, ganzrandig oder
mit schwacher Einkerbung. Externsattel sehr breit, durch ein oder zwei
Secundärloben zertheilt, welche fast die Länge und Form des ersten Laterals
besitzen. I^ben gezackt. Ob. Kreide. Europa. Nordamerika und Nord-
afrika. A. piedernalis v. Buch, A. Ismaeli Zitt.
7. Familie. Cyclolobidae. Zitt.
Schale meist enggenabelt oder involut, glatt, quer oder spiral gestreift. Wohn-
kamnier lang (1 — lxft Umgänge). Einschnürungen meist vorhanden. Loben und
Sättel sehr zahlreich ; die Sättel schmal, vorne halbkreisjörmig gerundet (mono-
phyllisch), am Stamm meist durch Quereinschnitte gezackt, selten einfach, Loben
zwei- oder mehrzackig, selten einfach zugespitzt. Permocarbon bis Trias.
Die Cyelolobiden sind wahrscheinlich aus den Prolecuniden (Agathiceras)
h er vorgi 'gangen und vermuthlich die Vorläufer der Arcestiden, Cladiscitiden
und Phylloceratiden. Sie zeichnen sieh hauptsächlich durch monophyllische
Endigung der Sättel und schwache Zcrschlitzung der Sättel und Loben aus.
t Lobites Mojs. (Ciydonites p. p. Hauer) (Fig. 1115, 1116). Klein, in-
volut, glatt, oder quergerippt ; Wohnkammer sehr lang, etwas verengt. Mün-
dung eingeschnürt, aussen kapuzenartig vorgezogen. Loben und Sättel un-
gezackt; die Seitensättel ungleich hoch, die Loben gerundet oder zugespitzt.
Alpine Trias. L. ellipticus Hauer.
Stacheocer as Gemm. Involut, seitlich gewölbt und fein gestreift, aussen
gerundet, mit Einschnürungi n. Sättel keulenförmig mit ungetheiltem oder
nur schwach eingeschnittenem Stamm, Loben drei- bis zweispitzig. Permo-
carbon. Sicilien, Ural, Ostindien. St. {Arctstcs) antiquum Waagen.
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Tetrabranchiata Ammonoidea. Cyclolobidae.
409
Popanocetas Hyatt (Fig. 1117). Schale enggenabelt oder ungenabelt,
seitlich abgeplattet mit S-förmig gebogenen Streifen, die sich aussen stark
b a
Fig. 1116.
Lobita phxtm Mstr. sp. Keuper (Karniwhe Stufe).
St. Cos* tan, TyroL
Flg. 1115.
Labile» delph inoctp ha lug Huuer ip.
Obere Trias. Sandling bei Aussee.
<i, 6 Exemplar In nat Grösse, e Median-
schnitt, d Suturlinie in nat Grösso.
Fig. 1117.
muUistrlatutn (iemra.
carbon. Sosio, Sloillen. »/i "at. Grösse.'
(Nach Gemme Maro.)
Hg, 1118.
Cyclolobu* Stachei Gemm. Permoparbon.
Siellien. (Saeh G SmntlUl o.)
rückwärts biegen. Einschnürungen fehlen. Sättel keulenförmig mit seitlichen
Einschnitten, die zwei ersten I,ateralloben zweispitzig, die folgenden einspitzig.
Permo-Carbon. Ural, Sicilien, Spitzbergen.
Cyclolobus Waagen {Waagenoceras
Gemm.) (Fig. 1118). Schale kugelig, dick,
involut, enggenabelt. Umgänge aussen
breit gerundet mit Einschnürungen. Sättel
seitlich gezackt, vorne mit breit gerun-
detem Kopf, Loben zwei- bis dreispitzig.
Flu. ill'.i
Mojs. Ob. Trias. ^Hn<HStiK
6 Suturlinie von .V. Jarba* Miinst,
Fl«. 1120.
MonophyUite* Simonyi Hauer sp Ob. TrlM.
Röthelstein bei Aussee.
Externsattel viel kürzer als der erste Lateralsattel, zuweilen tief gespalten.
Permo-Carbon. Ostindien, Sicilien, Texas.
Hyattoceras Gemm. Permoearbon. Sicilien.
Procladiscites Mojs. Ungenabelt, seitlieh abgeplattet mit Spiral*
streifen, Externtheil breit. Muschelkalk. Alpen. Bosnien.
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410 Mollusca. Ophalopoda.
Megaphyll ites Mojs. (Fig. 1119). Glatt, ungenabelt, aussen gerundet,
mit Einschnürungen. Sättel schmal, monophvllisch , seitlich gezackt,
Loben dreizackig. M. Jarbas Mstr. sp. Ob. Trias.
Monophyllites Mojs. (Monophylli Bcyr.) (Fig. 1120V Scheibenförmig, weit
genabelt, aussen gerundet. Seiten glatt oder mit feinen, nach vorne geschwunge-
nen Querstreifen verziert. Loben
und Sättel in verschiedener Zahl
(6—7) vorhanden. Sättel in einem
grossen, ungctheilten Blatt endi-
gend, mit schmalem, tief gezack
tem Stamm. Trias. Alpen. Bos-
nien. M. sphaerophyllus Hauer,
.1/. Wengensis Mojs.
8. Familie. Arceetidae. Mojs.
Schale meist involut, bauchig,
glatt oder mit einfachen Querrippen,
Jast immer mit Einschnürungen.
Wohnkammer sehr lang fllft Um-
gänge). Mündung verdickt, am
Fi« 11«.
Dvhmite* »ubglolnu Mojs. Ol». Tritt» '
Soaiemulfwl M llnll.stM.lt. suturllnk
(Nach MojsiBOrics.)
Extemtheil vorgezogen. Loben und Sättel zahlreich, gleichartig, fein zerschlitzt.
Embryonal kammer latisellat. Alpine Trias vom Buntsandstein an bis zum Rhät.
Mb Arctttff inturlabiatm M..j». Olx'W Trlns. Stctnltrrjrfr»*?) Uv\ llallMit.lt a Von iler Sclto
b nun vorn.-, r iHtrchtchnKt In «k-r Moll.nii li. nc. d Suturlinic.
Die Arcestiden sind vielleicht aus den Cyelolobiden hervorgegangen.
Arrestes Suess (Fig. 1123). Schale aufgeblasen, kugelig, eng- oder gar
niclit genabelt, Umgänge au.-sen gerundet, die Wohnkammer aussen zuweilen
Fl«. 1121.
JoannUe» ciimbiformi* Wulfen. Stolnkorn mit Wohn
kammer au* <ler olnren Trfa* vom Ranrhl»Ts Ik?I
AiiMee. (Nach M olsl »oview.)
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Tetrabranchiata Ammonoidea. Clailiscitulae 4H
abgeplattet und häufig abweichend gestaltet. Runzelschicht aus linearen
»Streifen bestehend. Loben und Sättel geradlinig. Aussenlobus zweispitzig,
ebenso tief als der erste Laterallobus. Sehr häufig in der mittleren und tmeren
Trias der Alpen, des ßakony, Bosnien, Himalaja, Californien und Spitzbergen.
Didymites Mojs. (Fig. 1122). Wie Arcestes, aber Aussensattel durch
einen Secundärlobus paarig getheilt. Trias. Alpen.
Sphingites Mojs. Schale flach scheibenförmig, weit genabelt; Suturlinie
wie bei Arcestes. Mittlere und obere Trias der Alpen. Sph. Meyeri v. Klipst.
Joannites Mojs. (Fig. 1121). Suturlinie bogenförmig, sämmtliche Sättel
vorne breit, paarig getheilt, sehr fein zerschlitzt. Ob. Trias. Alpen.
9. Familie. Cladiscitidae. Mojs.
Schale ungenabelt, seitlich abgeplattet, aussen Jasl eben: Seiten spiral ge
streift oder glatt. Wohnkammer den ganzen letzten Umgang einnehmend. Mün-
dung normal. Einschnürungen Jehlen. Runzelschichl wohl entwickelt. Loben und
('UulUcite» lonialu* Uronn fp. O).. Trin». StrinberxkoRrl bot HnlMn.lt. <t Von der SHt«', 6 von vom,
c Suturlini«-.
Sättel zahlreich, in gerader Reihe angeordnet, ungemein tief und fein zerschlitzt :
die Sättel mit dünnem Stamm, vorne meist tief zwei- oder viergabelig. Embryonal-
kammer angvstisellat. Trias.
Die einzige Gattung Cladiscites Mojs. (Fig. 1124) ist häufig in der
oberen alpinen Trias.
10. Familie. Phylloceratidae. Zittel.
(Helerophylli Quenst.).
Schale glatt, quergestreift oder mit schwachen Falten, aussen gerundet. Wohn-
kammer '/'-' — Yi des letzten Umgangs bildend. Mündung einfach. Loben und
Sättel zahlreich, in gerader Reihe, allmählich gegen innen an Grösse abnehmend ;
die Sättel tief zerschlitzt, vorne mit zwei, drei oder vier blattförmigen Lappen
endigend. Embrgonalkammer angustisellat. Trias. Lia». Jura und untere
Kreide.
Die Phylloceraten sind offenbar aus gewissen triasischen Cyelolobiden
{Megaphyllites, Monophyllites) entstanden. Sie entsprechen der Familie der
Hcterophyllen Quenstedt s und zeichnen sich besonders durch diphyllische,
tri- und tetraphyllische Endigung der tief zerschlitzten Sättel, sowie durch
Mangel an Knoten, Dornen und scharfen Rippen aus Im Allgemeinen
zeigen die Suturen bei den älteren Arten einer Formenreihe einfacheren Hau,
als bei den jüngeren.
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412
Mollusca. Cephalnporia.
Phylloceras Suess (Fig. 1125 — 1127). Ungenabelt oder mit engem
Nabel, glatt, mit feinen Querstreifen oder schwachen Querfalten. Einschnür-
Mg. 112S.
Phyllocera» heterophyllum Sow. «p. Ob. Um. Wliitby, YorkablK
¥ig. 1127.
Phyllocera» ptychoicum
Quenst. *p. Tithoii. Strnm-
berjf.
ungen nicht selten vorhanden. Loben und Sättel zahlreich, mindestens 6 — 9
auf den Seiten. Sehr häufig im mittleren und oberen Lias, im Dogger, Malm
Sutur
'SL L l a' n» o" n Ii JA AL
u* o* (i* ii* a" al l Ii SL
KiR 1126. »-'lg »»•
Suturllnie von Phyllocera» Hihtoni Heb. xp. Rhacophyllüe» tortinilcatu» d'Orb. np.
Ob. IAU Unit" (Nach Quenntcdt)
flt£ Slplioiiallobui., /, oroter lAtcrallnbu*, I EWOiter LftteillUoba*, o1— « Auxilutrloben.
und der unteren Kreide ulier Welttheile; namentlich in Ablagerungen von alpiner
Facies verbreitet. Die ältesten Arten im untersten Lias (Planorbis-Schichten).
Fi«. 1128.
Rhucophyllitc* neojuTcixtis Quen«t. *p. Keuprr. llaHotiiilt.
Ii hacopfu/lliies Zittel (Fig. 1128,1129). Scheibenförmig, weitgenabelt.
Sättel diphyllisih oder triphyllisch, weniger zahlreich als bei Phylloceras,
Tetrabranchiata. Ammonoidea. Lytocoratidae.
413
die Hilfsloben schräg abfallend. Ob. Trias der Alpen (JS. neojurensis Quenst.
sp., R. debilis Hauer sp.). Lias und Jura. R. Mimatensis, R. tortisulcatus d'Orb.
11. Familie. Lytoceratidae. Neumayr emend. Zittel.
(Lineati Quenst., Fimbriati d'Orb.).
Schale weit genabelt, zuweilen eine
au/ gelöste oder schneckenförmige Spi-
rale bildend, nicht selten auch haken-
förmig. Wohnkammer "/a — des
letzten Umgangs einnehmend. Um-
gänge rundlich, wenig umfassend,
aussen niemals gekielt; meist mit ein-
fachen oder wellig ge-
bogenen, zuweilen kno-
tigen Querlinien oder
FIk. 1132
LyloteriuOcrmwxci <1 ' >rl»p.
ob. Linn. Ptaperdn brf Ha-
lf n*. .tum
Fig. 11«.
Lxitot.erat flmbriufuiu Sow. sp
Mittlerer l.ltut. WimU'inlKTK
Kin rincntiK «lur«-)ij;ebrocri«>n
SL ^iphonallobti».
L pfMtOf i .,: -'i.;..buji.
l twelter ,,
AI. Antifltpljouutlotius.
ES Bstenuttttet.
LS er*t<T I jit»Tiilsnit4'l.
Fit: 1130.
Lytoccra» Litbigi i >pp. Kp. Tltboli Stratulierw
Rippen verziert. Suturlinie tief zerschlitzt; meist nur zwei Seitenloben und ein
Hilfslobus vorhanden; der erste, häu,fig auch der ztoeite Laterallobus, sowie in der
Regel auch die Sättel mehr oder weniger deutlich aus zwei
symmetrischen Hälften bestehend. Embryonalkammer an-
(just t seil at. Jura und Kreide.
Die Lytoceratiden beginnen im unteren Lias und
sterben in der oberen Kreide aus. Bemerken swerth
ist das Vorkommen von (sogenannten Nebenformen,
welche keine geschlossenen, in einer Ebene aufgerollten
Spiralschalen , sondern haken- oder thurniförmige
Schneckenspiralen bilden.
Lytoceras Suess (Thysanoceras Hvatt, Costidiscus
Uhlig) (Fig. 1130—1132). Schale sp'iral eingerollt,
weit genabelt. Mundsaum einfach oder trompeten-
förmig erweitert, auf der Nabelseite mit einem dem
vorhergehenden Umgang aufliegenden Fortsatz. Ober-
fläche mit einfachen oder etwas wellig gebogenen
Querstreifen, Rippen, oder vorragenden Blättern
verziert, seltener glatt. Einschnürungen fehlend oder
vorhanden. Häufig in Lias, Jura und unt. Kreide.
Macroscaphites Meek (Fig. 1133), Wie Lytoceras,
aber letzter Umgang abgelöst, geradlinig verlängert
und hakenförmig umgebogen. Unt. Kreide.
Oaud ry ce r as Grossouvre. Mittlere und obere Kreide
G. Tjiineburgense Schlüter sp.
h'itt, 113% Mncr>ifraphitit: /cunii
«l'Orb. sp. Ob. N «hu
Mollencwitx, Kitrputhoti
G. mite Hauer,
414
Mollusca. Cephalopoda.
Pictetia Uhlig. Wie vorige, aber ganze 8pinile offen. Neocom u. Gault.
Hamites Park (Fig. 1134 — 1137). Schale hakenförmig, aus parallelen
Schenkeln bestehend, die einmal (Hamulina d'Orb.) oder zweimal (Hamites
Kit». UM,
ii HamuHnn *it/>c.'//in-
drica (l't»rl> Neocom
Anglös, Bhwi Alpe».
b Suturlliile vmi llnmu-
Una LorioliVhY Anglta
iXnrh I' Ii 1 ig. .1
Kif. 1136
Kit». 1I3.Y llamitt* (Ptyrho-
Itamitr* rotundatu* nran l>uzo*ianiani<*
Sow. (I'orb.
(Jault. Kolkextotie. Uiim'iiiien.Yert'ons,
Hasse» Alpe».
lit' 1139.
JlelerißCrat jxtltrptocum
Kmn sp .
obere Kreiile.
Haldem. Westfalen.
Park.) umgebogen sind und entweder getrennt bleiben oder
(Ptychoceras d'Orb ). Zahlreiche Arten in Neocom und Gault.
sich berühren
Turrilites Lam. (Fig. 113*. 1139), Schale thurmförmig,
in schraubenförmiger Schneckenspirale aufgerollt; die stets
quergerippten Umgänge berühren sich ent-
wcder alle (Turrilites s. , str.) oder die letzten
k Lösen sich ab (Heteroceras
d'Orb.) oder sämmtlichc Um-
gänge bilden eine offene Spi-
rale Helicocerasd'Ovb.). Kreide
(Neocom bis Senon).
Hk. im
Turrilit'* cutenatu*
d'orb. «Jault.
K>rruini<»lles. Yar.
iSwli d orliit'iiy.
Kit'. 1140
a BncuWe* anctp* Lmm.
b ilihulttf h'auinri Ijiiu.
Ob. Kreide. MaMriibt.
Hf. 1137.
Putnrllnie von Humittr c'/lindinrcu*
Ik-fr.
oberste Kreide. T reMille, Man.be
Baculina d'Orb. Schale klein, stabfürmig, gerade, am dünnen Ende
mit feiner Spitze beginnend. Suturlinie schwach gezackt. B. acuarius Quenst.,
Ornatenthon. Württemberg.
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Tetrabranchiata. Ainraonoidea Aegoceratidao 415
Baculites Lam. (Fig. 1140). In der Regel nur an beiden Enden ab
gebrochene gerade, cylindrische oder abgeplattete gekammerte Röhren er-
halten, deren massig zerschlitzte Suturlinie B Loben und Sättel aufweist.
Wohnkammer lang; Mündung mit vorspringendem Yentrallappen. Nach
Arnos Brown beginnt die Schale mit einem kleinen, aus zwei Umgängen
bestehenden geschlossenen Spiralgewinde. Schlüter fand in einem Bacu-
liten einen zweischaligen, aussen mit gekörnelten Linien bedeckten Aptychus.
Kreide; besonders häufig in der oberen Abtheilung derselben in Europa,
Ostindien und Nordamerika.
12. Familie. Aegoceratidae. Neumayr (emend. Zitteli.
Schale scheibenförmig, meist weit genabelt. Umgänge glatt oder mit geraden
Querrippen, die sich auf dem Externtlieil zuweilen spalten. Mündung ohne Seiten-
ohren, aussen mit vorspringendem Lappen oder Kiel. Wohukammer :vi bis über
einen Umgang einnehmend. Suturlinie gezackt; seitlich nur zwei Lateralloben und
ein Nahllobus vorhanden. Antisiphonallobus zweispitzig. Anaptgchus häufig vor-
handen. Trias. Lias bis unterer Dogger.
Die Aegoeeratiden dürften von dem triasischen Gymnites abstammen,
den Mo jsisovics zu den Ptychitiden stellt. Abgesehen von dieser Gattung
und einem zweifelhaften Psiloceras gehören sie ausschliesslich dem Lias und
zwar vorwiegend der unteren Abtheilung desselben an. Sie zerfallen in
mehrere eng verbundene Unterfamilien.
a) Unterfainilie. PBilocerutinae. Zitt. Psilonoti Qucnst.).
Weit genabelt. Umgänge flach, glatt oder mit einfachen Kippen, welche den
gerundeten kiellosen Externtheil nicht uberschreiten. Anaptychus vorhanden.
Trias und unterster Lias.
Die Psiloceratinen sind die Vorläufer aller übrigen Aegoceratiden.
Gymnites Mojs. (Fig. 1141). Innere Umgänge glatt, die äusseren zu-
weilen mit einfachen Faltrippen. Suturlinie der inneren Umgänge schwach,
Flg. IUI > •. II IJ
Gymnitt* l'ahnai Mo]*. Muiu-helkalk. Solir. viT Ptltocrrn* planorbit Bow. mit AtttptyebUft
Al|» «ii«au. t'nter*tcr Lla*. B<-Iifiihuu»«ii, WurttvihWrft.
der äusseren tief zerschlitzt. Ausser den zwei Lateralloben ein stark zurück-
springender, aus mehreren kleinen Hilfsloben gebildeter Nahtlobus. Trias.
Hauptsächlich im Muschelkalk der Alpen und Busniens, (i. incultus Beyr.,
G. Breuneri Mojs.
Psiloceras Hyatt (Psilonoti Qnenst.) (Fig. 1142) Flach scheibenförmig,
seitlich glatt, fein quergestreift oder mit einfachen Faltrippen (Caloceras p. p.
Hyatt). Externtheil gerundet, zuweilen mit schwach angedeutetem Kiel.
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416
Mollusca. Cephalopoda.
Unterster Lias. P. planorbis Sow., P. calliphyllum Naumanni Neumavr, P. John
stoni Sow., P. laqueus Quenst., /'. tortile d'Orb. etc. Besonders häufig im Lias
der Nordalpen (Pfonsjoch, Schreinbachgraben).
b) Unterfamilie. Arietltinae. Zitt.
Flach scheibenförmig, weit genabelt. Seiten mit kräftigen einfachen Rippen ;
Externtheil mehr oder weniger abgeplattet oder gerundet mit glattem, häufig von
iwei Furchen begrenztem Kiel. Anaptychus beobachtet. Unt. Lias.
Ft«, im Arittile* bituleatu* Bruj;. Unt. UM. Württemberg.
Ariefite* »pirattiaimtu Queoat, Unt. Li«.«. a Hin Fragment von der Seite, fr dergleichen von aussen,
Württemberg. c Sururllnle.
Arietites Waagen (Fig. 1143—1145). Diese Gattung entspricht genau
der Familie der Arieten Leop. v. Buch 's. Sie ist ausgezeichnet durch kräftig»'
Querrippen und den von zwei Furchen begrenzten Kiel. Die Suturlinie
unterscheidet sieh wenig von Psüoceras und auch in Beziehung auf Skulptur
und Beschaffenheit des Externtheils stimmen die iuneren Windungen von
Arietites häutig mit Psüoceras überein. Einzelne Arten erreichen einen Durch-
messer von V« — 1 Meter. Nur im unteren Lias jedoch über den Schichten
mit Psüoceras.
Die von Hyatt aufgestellten Genera Vermiceras und Discoceras
(A. Conybeari Sow., A. fipiratissimus Quenst.), Arnioceras (A. ceras Hauer,
A. geomtiricus Oppel), Coro nice ras (A. Kridion Zieten , A. rotiformis Sow.,
A. bisttlcatus Brug., A. Ducklandi Sow.), und Aster ocer as Hyatt (A. obtusus,
stellaris, Turneri Sow.) bilden nur Formengruppen, welche untereinander so
eng verbunden sind, dass eine generische Trennung von Arietites unzweck-
mässig erscheint.
u by kjOOQlC
Tetrabranchiata. Ammonoidea. Aegoceratidae. 417
Ophioceras Hyatt. Schale flach scheibenförmig mit langsam zu-
nehmenden Umgängen ; Extern theil convex ; Kiel schwach entwickelt ohne
Nobenfurchcn, Seitenrippen gerade, kräftig, einfach. Unt. Lias iß). A. rari-
costatus Zieten, A. vellicatus Duniortier.
c) Unterfamilie. Aegoceratlnae Zitt. (Capricorni v. Buch).
Weit genabelt. Umgänge mit Flankenrippen, die häufig zu Randknoten an-
schivellen und entiveder ungetheilt oder vergabelt über den ungekielten Extern-
theil /ortsetzen. Nahtlobus zurückspringend, aus mehreren kleinen Hilfsloben
gebildet. Lias.
Sclilotheimia Bayle (Angulati Quenst.) (Fig. 114H). Flach scheiben-
förmig; Rippen anfänglieh einfach, auf den späteren Umgängen gespalten
und zuletzt verwischt, aussen nach vorne gebogen und auf dem Externtheil
durch eine Furche unterbrochen. Unterer Lias, namentlich zwischen den
Psilonotcn- und Arietenschichten häufig. A. angulatm Schloth., A. marmoreus
Opp., Sek. Panzneri Wähner (Lias «), A. lacunatus Buckm. (Lias ß).
Fig. 1146. Fig. 1147.
SchMhtimia angultita Scliloth. sp. Tut LUs. Aegocrrnn i Hieran m*) cnpricornu Schloth. *p
Göppingen, Württemberg. Mittlerer Litt*. Gmünd, Württemberg.
Aegoceras Wastgen emend. Zitt. (Fig. 1147). Rippen einfach, aussen
verdickt und ununterbrochen oder in mehrere Aeste get heilt über den breiten
ungekielten Externtheil fortsetzend. Anaptychus beobachtet. Lias; haupt
sächlich im mittleren Lias. A. bifer Quenst. (Lias/!/), A. planicosta, A. lattu-
cosia Sow., A. capricornus Schloth. (Mittl. Lias).
Subgenera: M icroceras , Platypleurocern s (A. brevi spinn Sow.),
M icroderoceras (A. Birchi Sow.), Deroceras (A. Ziphus Zieten), Andro-
gynoceras Hyntt. Lias.
d) Unterfamilie Polymorphlnae. Ilaug.'j
Form und Verzierung der Schale in verschiedenen Altersstufen sehr ab-
weichend. Seiten glatt oder gerippt, Externtheil mit glattem Kiel oder ungekielt.
Suturlinie mässig zerschlitzt. Nur ein Hilfslobus vorhanden. Anaptychus nicht
beobachtet. Lias.
Agassizeras Hyatt (Cymbites Neumayr). Schale klein, Umgänge ge-
rundet, aussen mehr oder weniger zugeschärft. Seiten mit feinen Zuwachs-
streifen, selten berippt. Mündung schwach eingeschnürt mit vorgezogenem
Ventrallappen. Suturlinie schwach gezackt, Sättel breit. < )b. Abtheilung des
unteren Lias. A. laevigatus Sow., A. striaries Quenst., A. Davidsoni Dumort.,
A. globosus Opp., A. miserabile Quenst.
*) Haug, E. Ueber die Polymorph idae aus dem Lias. Neues Jahrb. für Mine-
ralogie 1887. n.
Z 1 1 1 e 1 , Grundzügo der l-alaeontologie. 27
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418
Mollusca. Cephaloptxhi.
Liparoceras Hyatt (Striati Quenst.). Schale ziemlich eng genabelt;
Umgänge rasch an Dicke zunehmend, aussen gerundet, breit, ohne Kiel.
Innere Umgnäge glatt; die späteren mit einfachen Flankenrippen, weicht; in
Randknoten endigen und durch 2 — 4 über den breiten Externtheil verlaufende
Spaltrippen verbunden sind. Suturlinie anfangs schwach gezähnt, später
tief zerschlitzt. Mittlerer Lias. L. alterum Opp., L. striatum Rein, sp.,
L. Bechei Sow. sp.
Polymorphites Sutner. Weit genabelt, aussen gerundet oder schwach
gekielt. Seiten mit häufig knotentragenden, geraden Radialrippen, die aussen
nach vorne geschwungen sind und im Externkiel zusammenstossen. Sutur-
linie anfangs schwach, später tief zerschlitzt. Der Hilfssattel nicht zurück-
springend. Unterer und mittlerer Lias. A. abnorm is Hauer, A. polymorphus
Quenst., A. hgbridus Opp., A. caprarius Quenst., A. Bronni Roem.
Dumortieria Haug (Catulloceras Gemm.). Wie vorige Gattung, aber
der zweite Laterallobus und der Hilfslohns einen zurückspringenden Nahtlobus
bildend. Mittlerer und oberer Lias und unterster Dogger. A. Jamesoni
Sow., A. Vemosae Zitt., A. Levesquei d'Orb. (Lias), A. radiosus Seeb. (Opalinus-
Schichten.)
Amphiceras Gemm. Lias.
e) Unterfamilie. Hammatoceratinae. Buckm. (Falcoidei Quenst.)
Seiten meist mit Nabelknoten, von denen ein bis drei, etwas nach vorne ge-
schwungene Kippen ausgehen. Externtheil gekielt. Kiel häufig hohl. Suturlinie
tief zerschlitzt; Externlobus seicht; Hilfsloben einen zurückspringenden Nahtlobus
bildend. Oberer Lias. Dogger.
Cycloceras Hyatt (Tropidoceras Hyatt). Weit genabelt. Rippen ein-
fach, häufig zwei Knotenreihen bildend, nicht über den verschmälerten, ge-
a b rundeten oder schwach gekielten
Externtheil fortsetzend. Innere Um-
gänge glatt. Lias. A. Actaeon, Mas-
seanus d'Orb., A. binotatus Opp. Mitt-
lerer Lias.
Hammatoeeras Hyatt {Phy-
matoceras Hyatt). Hochmündig, massig
weit genabelt. Kiel in der Jugend
scharr, später verschwindend. Seiten-
rippen kräftig, schwach gebogen, von
Nabelknoten ausgehend und von An-
fang an zwei- oder dreifach getheilt.
Suturlinie tief zerschlitzt; erster La-
terallobus viel tiefer als der zweite.
Oberer Lias und unterer Dogger von
Europa und Südamerika. .4. insigne
Schübler, A. subinsigne Opp. (Obe-
rer Lias.)
Subgenera: a) Haugia Buckm.
(? Peleeoceras Hyatt). Ob. Lias. A. va-
riabel is Sow.
b) Erycites Gemm. Dogger.
A. gonionotus, A. f alias Benecke.
c) Zürcher ia Douville. Dogger.
Z. Ubaldi Douv.
Sonnt nia Bayle (Waagenia Bayle non Neumayr) (Fig. 1148). Wie
Hammatoeeras, aber Rippen zu Seitenknoten oder Stacheln anschwellend und
von diesen an nach aussen gespalten. Kiel scharf, meist hohl. Dogger.
A. Soiverbyi Mill., A. adierus Waagen.
Vig 1148.
Swrerbyi Miller, sp.
I-oilirhiKcii.
(Nueh S te i n m ii n n • 1) ö d p rl e i n.)
Mittlerer Dosrgrr.
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Tetrabranrhiata. Ammonoidea. Hnrpoceratidae.
419
13. Familie. Harpoceratidae. Neumayr emend. Zittel.1)
Seilen mit sichelförmig gebogenen Zuwachslinien oder Rippen verziert. Extern-
theil mit glattem oder gekörneltem Kiel. Mündung mit geschwungenem Seitenrand
oder vorspringenden Seitenohren und stieljörmigem oder gerundetem Ventralfortsatz.
Suturlinie zerschlitzt, in gerader Linie stehend, meist mehrere Hilf stoben vorhanden.
Aptychus aussen gefaltet. Lias bis untere Kreide.
Die Harpoceratiden sind böchst wahrecbeinlicb aus den Aegoceratiden
und zwar aus der Gruppe der Arieten hervorgegangen ; sie zeichnen sich
durch ihre sichelförmigen Rippen oder Streifen auf den Seiten aus, welche
vom Nabel zuerst gerade oder schräg nach vorne verlaufen , dann einen
Bogen nach hinten bilden und sich aussen wieder nach vorne biegen. Sie
gehören ganz überwiegend dem Jura an, die ältesten beginnen im mittleren
Lias; Hauptverbreitung im oberen Lias, Dogger und Malm.
a) Unterfamilie. Harpoceratinae. Zittel. (Falciferi v. Buch.)
Kiel glatt. Mündung mit verlängertem Kiel. Suturlinie mässtg zerschlitzt,
firster Lateral lobus tief. Aptychus sehr dünn; die äussere Schicht kalkig und ge-
fallet, die innere (ursprünglich hornige) verkohlt. Mittlerer Lias bis Dogger.
Fig. 1149. Flg. 1150.
Harptteera» (llhloceran) bifron« Brug. sp. Ob. Lias. Harpocrrn* (Urammocer<u\ Thouarwnte cVOrb. sp,
Whltby, Yorkshire. Ob. I.la«. Heitlingen (Württemberg).
Sämmtliehe hierher gehörigen Formen wurden von Waagen als Harpo-
ceras bezeichnet. Dieselben werden jetzt in zahlreiche Subgenera zerlegt.
a) Arieticeras Seguenza. Weit genabelt. Umgänge niedrig, vierseitig.
Externtheil breit, Kiel von zwei Furchen begrenzt. Seiten mit einfachen,
groben, undeutlich sichelartigen Rippen. Sutur schwach gezackt. Mittlerer
Lias. A. Algovianus Opp., A. Ruthenensis Reynes.
b) Hildoceras Hyatt (Fig. 1 141»). Wie vorige, jedoch Rippen deutlich
sichelförmig, an der Umbiegungsstelle durch eine Furche unterbrochen.
Ob. Lias. A. bifrons Brug., A. borecUis Seeb., A. Levisoni Dum.
c) Lillia Bayle. Wie Arieticeras, jedoch Rippen anfänglich paarweise
von Nabelknoten entspringend, später einfach. Ob. Lias. A. Comensis
v. Buch., A. Mercati v. Buch., A. Erbaensis Ulli, Hauer etc.
d) Poecilomorphus Buckm. Ob. Lias. A. subcarinatus Phill. Unterer
Dogger. A. cycloides d'Orb.
e) Grammoceras Hyatt (Fig. 1150). Meist weit genabelt. Umgänge
mit einfachen oder aussen fein gespaltenen Sförmig geschwungenen Sichel-
') llaug, E. Beitrüge in einer Monographie der Aminonitengattung Harpoceras.
N. Jahrb. für Mineralogie. Beilage Bd. III. 1885. — Buckman, J. S. A Monograph
on the Inferior Oolite Ammonite». Palaeontograph. Society. 1887—94.
27*
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420
MolltiKca. Cephalopo<la
IUI
liurpocera* l.eioccrt
Unterer Dojwcr.
IVllfflslorh Ihm Hol!
'P'itinum Hi-in
rippen verziert. Suturlinie wenig zerschlitzt. Mittlerer und ob. Lins. A. Nor
mannianus d'Orb., A. Kurrianus Opp. (mittl. Lias), A. radians Schloth. , A.
Thouarsensis d'Orb., A. Aalensis Zitt. (ob. Lias) etc.
f) Harpoceras s. str. (Polyplectus Buckm.).
Mehr oder weniger hochmündig, scheiben-
förmig, massig weit oder eng genabelt. Seiten
flach, mit ausgezeichnet geschwungenen, meist
einfachen, ungctheilten Sichelrippen. Extern-
theil zugeschärft, Kiel von zwei seichten Fur-
chen begrenzt, Suturlinie stark zerschlitzt.
Mittlerer und oberer Lias. A. Jaldfer Sow.,
A. Boscensis Reynes, A. Jjytliense Young und
Bird, A. elegans Sow., A. bicarinatus Zieten,
A. serpentinus Schloth.
g) Leioceras Hyatt einend. Buckm.
(Fig. 1151). Flach scheibenförmig, hoch-
mündig, eng genabelt, aussen zugeschärft.
Innere Umgänge mit dichotom gespaltenen
Sichelrippen, die sich auf den letzten Wind-
ungen in feine Sichelstreifen auflösen. Sutur-
linie massig gezackt. Externsattel zweitheilig.
Ob. Lias und unterer Dogger. A. opalinus
Rein., A. coneavus Sow.
h) Ludwigia Bayle. Mässig weit genabelt, aussen gerundet mit
schwachem Kiel. Sichelrippen geknickt, aussen gegabelt, der Rippenstiel
häufig zu einem Knoten verdickt. Aeussere Umgänge glatt. Suturlinie
schwach zerschlitzt. Uni Dogger. A. Murchisonae Sow.
i) Witchellia, k) Dorsetensia, 1) Hypolioceran Burkin. Dogger.
m) Hecticoceras Bonarelü (Luniäoceras Bonar .). Weit genabelt, Um-
gänge im Querschnitt vierseitig, aussen gekielt. Innere Umgänge glatt, die
äusseren mit groben, einfachen oder gespaltenen Rippen, die häufig auf den
Seiten oder neben dem Externtheil Knoten bilden. Ob. Dogger. A. hectiem,
liinula, parallelus Reinecke, A. punetatus Stahl.
Die nahe verwandte Gruppe der Trimarginati Opp. unterscheidet sich
dureh sehr schwache Berippung und verwischte Seitenfurche. Der Kiel ist
von zwei Furchen begleitet. A. Arolicus Opp.
n) Ochetoceras Haug (Canalicidati Opp.) Eng genabelt, hochmündig,
aussen zugeschärft und gekielt. Seiten mit Sichelrippen, die durch eine
Furehe unterbrochen sind. Suturlinie fein zerschlitzt. Ob. Jura. A. canali-
ctdatus, hispidus Opp. etc.
b) Unterfamilie. Oppelinae. Haug. (Flexuosi v. Buch.)
Kiel gekörnelt oder gezackt, au/ der Wohnkammer verschwindend. Mündung
mit vorspringendem l'entrallappen. Sichelrippen aussen häufig in Randknötchen
endigend, die Stiele derselben öfters verwischt. Suturlinie sehr fein zerschlitzt.
Aptychus kalkig, aussen gefaltet (Imbricati). Dogger, Malm, unt. Kreide.
Oppelia Waagen (Fig. 1152—1154). Eng genabelt, Wohnkammer aussen
gerundet. Seiten mit Sichelrippen. Sipho dick mit kalkiger Seheide. Loben
unsymmetrisch zerschlitzt. Dogger bis untere Kreide. Haupt Verbreitung im
oberen Jura.
Die Gattung Oppelia zerfällt wie Harpoceras in mehrere Formengruppen,
die als Subgenera unterschieden werden könnten. Die Reihe der O. sub-
radiata Sow. beginnt im unteren Oolith und ist auf den Dogger beschränkt;
an sie schliessen sieh die hoehniündigen, schwach berippten, eng genabelten,
aussen zugeschärften Tenuilobaten aus dem weissen Jura.
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Tetrabrawhiata Amnnmuidea. Haploceratidue
421
Die Gruppe des A. cdllicerus, Hauff ianus, trachynotus Opp. etc. [Neutnayria
Bavle) aus dem oberen Jura zeichnet sich durch kräftige Rippen aus, welche
theilweise zu Randknötchen anschwellen.
Fl* 1152
itppttia flesu**n v. Btteh. cp.
Weimer Juni i.v'j. l-nufen, Württ.
Oppclin mterapri» opp. np. mit Flg. 1153.
Aptyrhii>i In) und IInftuiu*kel- Opprtia lenuilobuta Opp. np.
••Imlruck (h). Solenhofen. I'appenhelm, Bayern.
Oecotraustes Waagen (Creniceras Mun.-Chalnias) (Fig. 1155, 1156).
Kleine Formen mit gezacktem Kiel, schwachen Rippen und knieförmig
geknickter anormaler Wohnkammer. _*
Bajocien bis Tithon. A. genicularis
Waagen, A. audax Opp., A. dentatus
Rein., A. collegialis Opp.
Distichoceras Mun.-Chalm.
(Horioceras Mun.-Chalm.). Kleine
Fonnen; der Extemtheil jedereeite
von einer kräftigen Zaekenreihe be-
grenzt Wohnkammer zuweilen ge-
knickt {Horioceras). Ob.»Dogger. A. Opp. ip
bipartitus Zieten, A. Baugieri d' Orb. oM\'"ni >
ViK 1165.
OecotraußU* Kcnggeri
Salin*.
Fig. 1156.
fkcotrau»te* mncrntelu* Opp sp.
Tithon. StramberR.
14. Familie. Haploceratidae.
Seilen glatt, mit feinen
Zuwachslinien bedeckt, aus-
sen gerundet, ungekielt, ohne
Einschnürungen. „1/ ündung
mit Seitenohren. Suturen
fein zerschlitzt. Aptychus
kalkig, punktirt. Dogger
bis untere Krei<le.
Zitt.
Kijr. 1K>7 Ilaplocernt nimbalum
Opp. «tp. Mahn i Weisser .Iura y).
Pappenheini, Hayeni.
Die Haploceratiden
sind offenbar ein Seiten-
ithon. Stmmberc.
zweig der Harpoccratiden und sehr eng mit Oppelia verwandt, von der sie
sich nur durch den Mangel eines Kiels unterscheiden.
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422
Mollusca. Cephalopoda.
Haploceras Zittel (Lissoceras Bayle) (Fig. 1157,1158). Schale genabelt,
glatt oder mit feinen, geschwungenen Zuwachsstreifen, ohne Einschnürungen.
Mündung mit stark entwickelten Seitenohren. Wohnkanimer hinter der
Mündung zuweilen mit Einschnitten oder Falten auf dem Externtheil
{A. carachtheis Zeuschn., A. verrueiferus Menegh.). Suturen fein zerschlitzt,
2 — 4 Hilfsloben vorhanden; erster Lateralsattel weit vorspringend. Dogger
[A. oolithicus d'Orb.), Malm (4. Erato d'Orb., A. uimbatus Opp., A. lingulatus
Quenst.), Tithon (A. Staszycii Zeuschn., A. elimatus Opp.), Neocom (A. Gra-
d'Orb.)
15. Familie. Stephanoceratidae. Neumayr emend. Zittel.
Rippen aussen mehrfach gespalten und über den gerundeten, niemals gekielten
Externtheil /ortsetzend, ohne oder mit Einschnürungen. Mündung häufig mit
Seitenohrm, meist eingeschnürt. Suturlinie stark zerschlitzt, ausser den zwei Seiten-
loben ein aus zwei bis drei Hiljsloben bestehender zu-
rückspringender Nahtlobus vorhanden. Apttjchus dünn,
kalkig, aussen gekörnelt. Lias bis untere Kreide.
'•7m
Fiß. 1159.
Young. «p Ob. Li«» Whltby. York
6 ioelocerat petto* Quonat MIttl. Llu Saturliiik-.
Y\ft. 1160.
munc BOW. *p. Ob. Line.
KllL'lHlIll
Die Stephanoceratiden schliessen sich eng an die Aegoceraten des Lias
an, von denen sie sich hauptsächlich durch die aussen regelmässig gespaltenen
Rippen unterscheiden.
Coeloceras Hy att (Peronoceras Hy att)
(Fig. 1159). Weit genabelt; die Rippen
anfänglich einfach, gerade, neben dem
Externtheil theilweise zwei- oder dreifach
gespalten; die Bifurkationsstelle meist zu
einem Knoten oder Stachel verdickt
Querschnitt der Umgänge ebenso hoch als
breit. Einschnürunfren fehlend oder vor-
Stephane
Kit'. 1K.1.
J»ep. NW'vr«', r'ruukrr-lrh
ironntum Brup i>p «'alliivU'li. Stciihimocrra* Brailrnriilc,
Für, n«2
tl«t. Or« »«HO
*p I nLOulfth. Huven*.
Mit i rhiilti-nt iii Mmi'l-nuin in nat. Grösse.
banden. Mündung ohne Seitenohren. Suturlinie massig zerschlitzt. Anti-
siphonallobus zweispitzig. Aptychus unbekannt. Mittlerer und oberer Lias.
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Tetrabranchiata Ammonoidea.
423
A. pettos Quenst. (mittl. Lias), A. crassus Phil., A. (Peronoceras) fibulatus Sow.,
A. Raquinianus, mucronatus d'Orb. (ob. Lias).
Dactylioceras Hyatt (Fig. 1160). Weit genabelt. Rippen anfänglich
gerade, aussen gespalten, ohne Knoten. Einschnürungen fehlen. Lias und
unterer Dogger. A. communis, annulatus Sow. (Ob. Lias.)
Stephanoceras Waagen (Coronarii v. Buch) (Fig. 1161,1162). Massig
weit genabelt; Umgänge breiter als hoch. Die Seiten mit geraden Rippen,
welche gegen aussen einen
Knoten bilden und sich von
da 2—3 mal gabeln. Sutnr-
linie tief zerschlitzt; Anti-
siphonallobus einspitzig. Ein-
schnürungen fehlen. Münd-
ung bei den kleineren Formen
( Norma n ites M u n . - Ch ahn . ) m i t
starken Seitenohren, bei den
Fl*. 11 W.
Sphni Tocrra* Brongniarti Sow. *p.
l'nteror oollth. Bayoux.
Flg. 1163.
HriwcHa Brancoi Steinm. Cfellovieu. Oraook««, Süd-
Amerika. (Narh Stein mann.)
grossen (Cadomites Mun.-Chalm.) ohne Ohren, meist eingeschnürt, mit vor-
gezogenem Ventrallappen. Aptychus dünn, aussen gekörnelt. Unt Oolith
bis Oxford. A. Humphriesiamis, Bayleanus d'Orb., A. Blagdeni Sow. (Bajocien),
A. linguijerus d'Orb. (Bathonien).
Cadocera8 Fischer. Eng und tief genabelt. Umgänge niedrig, aussen
sehr breit. Die Bifurkationsknoten der Rippen durch eine Externkante er-
setzt. Callovien. Oxfordien. A. sublaevis Sow., A. Elatmae Nikitin.
Holcostephanus Neumayr. Weit genabelt. Umgänge breiter als hoch ;
Rippen bündelweise über dem Nabel beginnend und aussen häufig abermals
gespalten, ununterbrochen über den breiten gerundeten Externtheil fortsetzend.
Mündung eingeschnürt, zuweilen mit Seitenohren. Einschnürungen vor-
handen. Oberer Jura und untere Kreide. A. stephanoides Opp., A. PorÜan-
dicus Loriol (ob. Jura), A. Groteanus (Tithon), A. Astierianus, Jeannoti d'Orb.
(Neocom).
Bei neck ia Bayle (Fig. 1163). Weit genabelt, Rippen anfänglich ein
fach, weiter aussen gegabelt und an der Gabelungsstelle theilweise Knoten
bildend, auf dem gerundeten Externtheil durch eine Furche unterbrochen.
Einschnürungen vorhanden. Mundsaum mit Seitenohren. Dogger, Malm
bis Neocom in Europa, Ostindien und Süd-Amerika. A. aneeps Rein.,
A. Greppini Opp. (Callovien), A. mutabilis Sow., A. Eudoxas d'Orb. (Malm),
A. Jascicularis d'Orb. (Neocom).
Sphaeroceras Bayle (Fig. 1164). Meist eng genabelt. Umgänge dick,
breiter als hoch. Die Rippen gabeln sich schon in der Nähe des Nabels,
ohne Knoten zu bilden. Wohnkammer anormal, nach vorne verengt. Mün-
dung eingeschnürt, ohne Seitenohren. Dogger. A. Brongniarti Sow., A. bul-
latus d'Orb., A. microstoma d'Orb. (Callovien).
Morphoceras Douville. Wie Sphaeroceras, aber mit periodischen Ein-
schnürungen. Mundsaum zuweilen mit Ohren. Dogger.
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424
Mollusca. Cephalopoda.
Macrocephalites Sutner {Macrocephali v. Buch) (Fig. 1 1 65). Meist grosse,
eng genabelte Schale. Umgänge meint höher als breit, aussen etwas ver
schmälert. Rippen in der Nähe des Nabels gegabelt, ohne Knotenbildung
über den Externtheil fortsetzend. Einschnürungen fehlen. Mündung ohne
Seitenohren. Oberer
Dogger. Europa,
Ostindien, Südame-
rika, A. macroeepha-
lus Schloth., A. Her-
veyi Sow. etc.
Fi«. 1
tyrhiu
Fi«. 1165.
Macrocephalütt macrocej>halu* Sehluth. *p. Ob. Dornt* (Callovien).
KninRen, Württemberg
(keoptyrhiiU rt/ractu*
ilo IIhuu. «p. Callovlen.
Nii.rt. Delix S*vreis.
(Nach dorbijrny.)
Oecoptychius Neumayr (Fig. 1166). Klein, eng genabelt. Rippen
über dem Nabel gespalten. Wohnkammer geknickt. Mundsaum mit Ohren.
Ob. Dogger. A. refractus de Haan.
Kit'. 1167.
Suturlliilt- von Ptrit\ihln<tt* colu-
brinu*. Hein, sp
Fiff 116« Kljr. 1169.
PtrUphinctt* pnlirptocu* Kein »p. PnuphincU* Tiziani Opp. hp Mulm, i Bimammatm ■ Seh. >
Ob. Zura. Papp<«nhHint Bayern. llumUnn k bei streichen, Württemberg.
Vi nat Oroww.
Perisphinctes Waagen (Planulafi v. Ruch) (Fig. 1167—1169). Meist
weit genabelt, Ripnen aussen zwei oder mehrfach gegabelt und über den
gerundeten Externtheil fortsetzend. Mundsaum mit Einschnürung und häufig
mit Seitenohren. Umgänge mit periodischen Einschnürungen, zuweilen auch
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Tetrabranchiata. Animonoirfe» Aspi<locerati«lae.
425
mit parabolischen Anschwellungen auf dein Extemtheil. Suturlinien fein
zerschlitzt; Hilfsloben einen tiefen Nahtlobus bildend. Aptychus aussen
concentrisch gefurcht und gekörnelt. Ungemein häufig im Dogger und
Malm ; seltener in der untersten Kreide. Mehr als
300 Arten beschrieben. Kinzclne Arten erreichen
sehr bedeutende Grösse (bis 1 Meter Durchmesser).
A. aurig erus, curvicosta Opp. (Dogger). A. poly-
gratus, polgplocus, colubrinus Rein (Malm), A. Kay-
seri Neum. und Uhlig (Neocom) etc.
Sutneria Zitt. (Fig. 1170). Klein, eng ge-
nabelt. Innere Umgänge wie Perisphinctes; Wohn-
kammer anormal, aussen abgeplattet und von
schwachen Randknoten begrenzt. Mündung mit
Ohren. Ob. Jura.
Sutneria platynriitu Kein, sp.
Ob. Juni. (TtnuitobatiM - Seh.)
Balincen. WurtleinberK
16. Familie. Aspidoceratidae. Zitt. (Armati v. Buch.)
Innere Umgänge berippt; äussere mit 1 — 2 Knoten- oder Stachelreihen auf
den Seiten. Extemtheil breit, niemals gekielt. Mündung einfach, selten mit Seiten-
ohren. Suturlinie wenig tief zerschlitzt. Sättel breit, die 1—2 Hiljsloben seicht.
Aptychus sehr dick, aussen glatt. Dogger und Malm.
Die Aspidoccratiden
sind wahrscheinlich aus
Perisph indes 1 i er vo rge-
igen.
Pelioceras Waag.
(Fig. 1171). Weit ge-
nabelt. Innere Umgänge
Fi«. 1172.
»* Vnlanetne opp. sp.
rntcr-TitlK.il. Monte CMfU,
fentnil Apenninen.
PMocrra* athMn
¥\«. 1171
hlll. nr>. Oh. ("allnvlen.
Normiindfc Nat. (irö».«e.
Varhe* nolre*.
vierseitig, mit zahlreichen kräftigen, aussen meist gegabelten, seltener einfachen,
über den Extemtheil fortsetzenden Rippen, die auf den späteren Umgängen
zuerst Rand- und dann Nabelknoten bilden. Einschnürungen fehlen. Cal-
lovien bis unterer Malm. A. athleta Phil., A. ConsUtnti d'Orb., A. transversarius,
bimammatus Opp.
Simoceras Zittel (Fig. 1172). Weit genabelt, flach scheibenförmig.
Innere Umgänge mit geraden einfachen, selten diehotomen Rippen, die später
durch ein oder zwei Knotenreihen ersetzt werden. Einschnürungen vorhanden.
Ob. Jura und Tithon.
Aspidoceras Zittel (Fig. 1173, 1174). Umgänge dick, aussen breit ge-
rundet. Rippen nur auf den ersten Umgängen, später auf den Seiten ein
oder zwei Reihen von Knoten oder Stacheln. Einschnürungen fehlen.
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42fi
MolluHca. Cephalopoda.
Callovion biß unterste Kreide. Hauptverbreitung im oberen Jura.
armatus Ziet., A. acantfticus Opp. etc.
A. bi-
FIr. 117H.
Sow. hp. Oxford thon.
'/i nnt Crosse.
Diven, Calvados
Fl*. 1174
Arpirtoceras eireurnnpinotum
Opp. *p «IV». Malm. S<tiwabl*che
Alp. '/, nnt. (ir*»*o,
Waagenia Neumayr.
Externtheil mit Furche. Ob
Wie Aspidoceras, jedoch flach scheibenförmig.
Jura. A. hybonotus Opp.
17. Familie. Desmoceratidae. Zitt. (Ligati d'Orb.)
Rippen ein/ach oder mehrfach gespalten, ununterbrochen Uber den gerundeten,
ungchielten Externtheil fortsetzend. Einschnürungen oder QuenviÜste in regel-
mässigen Abständen vorhanden. Sutnrlinie Jein zerschlitzt, die Hilfsloben meist
geradlinig angeordnet. Aptychus unbekannt. Kreide.
Fiß. 117$.
Suturlinie von Detmocrra* Intidortatv
Mich. Ciuiilt. Vvrie du Khöne.
Desmoceras Zitt, (Puzosia
Bayle)(Fig. 1175,1176). Meist
weit genabelt. Seiten mit ge-
raden oder nach vorne ge-
schwungenen Kippen oder
Linien verziert, die über den
gerundeten Externtheil fort-
setzen; ausserdem mehrere
Einschnürungen oder Wülste
vorhanden. Suturlinie fein zer-
schlitzt, mehrere Hilfsloben
entwickelt. Neocom bis Senom.
A. ilifficilis, ligatus d'Orb.,
A. strettostoma Uhlig, A. Eme-
rici Kasp. Neocom. A. Mayo-
rianus d'Orb., A. planulatus
Sow. (iault.
Sil e site 8 Uhlig. Neocom. A. Seranonis d Orb.
Fi* im.
»nmoieru» {l'ato*in) Mnyoriunum d'Orb sp «iault
l'tTU- <hi Kboii«>. (Nath d Orbis ny>.
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Tetrabranchiata. Ammonoiriea. Desinoceratidae
427
Holcodiscus Uhlig. Umgänge aussen gerundet, mit zahlreichen ge
spaltenen Rippen bedeckt, wovon einzelne an den Bifnrcationsstellen Knoten
bilden. Untere Kreide. A. Perezianus, incertus
d'Orb. (Barremien).
Pachydiscus Zitt. (Fig. 1177, 1178). Auf-
geblähte, zuweilen sehr grosse (Vs — 1 Meter)
Schalen mit dicken, aussen gerundeten Um-
gängen. Seiten mit kräftigen einfachen oder
gespaltenen, zuweilen knotigen Rippen, welche
über den Externtheil fortsetzen und im Alter
verschwinden. Einschnürungen nur auf den
inneren Windungen. Mittlere und obere Kreide
von Europa, Ostindien, Nord- Amerika. A. per-
amplus Mant. , A. Wittekindi Schlüt. , A. Gali-
cianus Favre.
Kl* 1177.
Pachyditcu* peramplwt Munt. np. l.owcr Oinlk.
England.
Flg. 1178.
Pachyditcu* Wittekindi Schlüter »p.
Obere Kreide.
Hauericeras Grossouvre. Mitti und ob. Kreide. H. Gardeni Baily.
18. Familie. Cosmoceratidae. Zittel.
(Ornati und Dentati v. Buch).
Schale durch gespaltene oder in Knotenreihen aufgelöste Rippen reich verziert.
Rippen meist Nabel- und Randknoten bildend, auf dem ungekielten Externtheil
durch eine Furche unterbrochen, verwischt, abgeschwächt, zuweilen aber auch ver-
dickt. Mündung öfters mit Seitenohren. Suturlinie verschieden lief zerschlitzt.
Erster Laterallobus tief, einspitzig, in der Regel nur 1—2 wenig zurückspringende
Hilfsloben vorhanden. Aptychus unbekannt. Dogger bis obere Kreide.
Die Cosmoceratiden bilden einen eigenartig differenzirten Seitenzweig
der Stephanoceratiden. Ob die Gattung Hoplites als Nachkomme von Cos-
tnoceras, oder, wie Neumayr annimmt, von Perisphinctes zu betrachten ist,
lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden.
Pa r k t n s on i a Bayle (Fig. 1179). Weit genabelt, scheibenförmig. Rippen
scharf, aussen diehotom gespalten und am Externtheil entweder durch eine
Furche unterbrochen oder abgeschwächt ; zuweilen neben der Externfurche
und an den Bifurcatiunsstellen schwache Knoten. An grossen Exemplaren
sind die Rippen verwischt. Einschnürungen fehlen. Suturlinie stark zer-
schlitzt. Sipnonallobus und erster Laterallobus tief; Sattel breit Dogger.
A. Parkinsoni Sow., A. bifurcatus Zieten, A. Niortensis d'Orb.
42S
Mollusca. Cephalopoda
Cosmocrras Waagen (Fig. 1180). Rippen zahlreich, dicht gedrängt,
gegabelt; neben der Externfurche und meist auch über dem Nabel und an
den Bifur< ationsstellen Knoten- oder
Starheireiben bildend. Einschnür-
ungen fehlen. Siphonallobus kürzer
als der erste Laterallobus. Dogger
Neocom. A. Jason Rein, Dun-
Vi?. 1179.
I'nrkimumi Sow . »p. Tut. OollUi.
Baveux, Calvados.
flg 1180.
Co*m<tC< rn* onmturn Schlotli. np. ol>. l»<>nu'or (Or-
nuteiithon). liaiiimelslniiisoti, Württemberg.
cani Sow., A. ornatus Schloth. (Ob. Dogger). A. adversus Opp. (Tithon).
Hoplites Neumayr (Fig. 1181, 11*2). Die Rippen bilden Rand- und
Nabelknoten und sind auf der abgeplatteten Externseite meist durch eine
Furche unterbrochen. Die Mehrzahl der Arten ist ziemlich eng genabelt.
Einschnürungen zuweilen vorhanden. Suturlinie fein und tief zerschlitzt.
Titbon und unt. Kreide.
Gegen 100 Arten. A.
Clmperi Pictet (Tithon),
A. radiatus Brug., A.
splendens Sow., A. Deluci
Brongt. iüault).
l"tK 1182.
Iloptite* Soricwt Sow. kj>. {//. nmblygtmlwt NYuni.) Neocom.
Achim bei Bornum.
Fi|f. 1181.
Hoplites tubrrml'itu* Sow. *p
«Jault. Folkestoiie. (Mit
gefidlenef BlpboulrOhre.)
Sonnerat ia Bayle. Kreide. A. Dutemplei, d'Orb.
Stoliczkaia Neumayr. Kippen nur auf den inneren Umgängen auf
dem Externtheil unterbrochen, später verdickt und ununterbrochen. Kreide.
A. dispar d'Orb. ((Jault), .4. Teliwja Stol. (mittl. Kreide).
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Tetrabranchiata. Ammonoidea. Cosmoceratidae
429
Pulchellia Uhlig. Eng genabelt, flach, hochmündig. Rippen kräftig,
nach vorne gebogen, gegen aussen verdickt und am Extern theil jedereeite
einen Randkiel oder eine Knotenreihe bildend. Suturlinie wenig tief zer-
schlitzt; Externsattel sehr breit, Siphonallobus kurz; Seitenloben im Grunde
breit gerundet und gezäh-
nelt. Unt. Kreide von Euro-
pa und Süd- Amerika. A. pul
chellus,proviticialis d'Orb.etc.
Douvilleiceras Gros-
souvre (Fig. 1183). Rippen
in Knotenreihen aufgelöst,
über den Externtheil fort-
setzend, jedoch in der Mitte
desselben meist durch eine
schwache Medianfurche
unterbrochen. Extemsattel
gross, stärker und länger als
der erste Lateralsattel. Sei-
tenloben zugespitzt. Kreide.
A. mammillaris Schloth., A.
nodosocostatus d'( )rb.(üault),
A. Martini d'Orb (Neocom). /'*"" WWccra* nawi'WareSehtoth. st|. ÖhhH, Minhrrumönil, Anli-ninn.
Mammites Laube, Turon. A. nodosoüies Laube.
Acanthoceras Neumayr (Fig. 1190). Rippen einfach oder dichotom
gespalten, gerade, gegen aussen verdickt, mit Seiten- und Marginal knoten.
Externtheil breit, mit
medianen Knotenreih-
en. Suturlinie mit
breiten, massig tief zer-
schlitzten Sätteln und
zweispitzigen Loben.
Kreide. A. Lyelli d'Orb
(Gault) , A. Rhoto-
Defr.
mayensis
man).
An
ceratiden
(Ceno-
die Cosmo
schüessen
sich, ähnlich wie an
die Ceratitiden und
Lytoceratiden eine, An-
zahl sogenannter am-
monitischer Neben-
formen an , welche
vorzugsweise in der
unteren Kreide ver-
breitet sind und im Bar-
remien den Höhepunkt
ihrer Entwicklung erreichen. Sie beginnen schon im ob. braunen Jura.
fJrioceras Leveille (Fig. 11H4, 1185). Schale in einer Ebene aufgerollt,
aus wenigen offenen, sich nicht berührenden Umgängen zusammengesetzt.
Oberfläche mit einfachen, seltener gespaltenen Querrippen bedeckt, die
häufig ein oder mehr Knoten oder Stacheln entwickeln. Suturlinie mit vier
Hauptloben; die Sättel etwas unsymmetrisch getheilt. Unt. Kreide. Europa,
Ostindien, Süd-Amerika, Süd-Afrika.
Die Gattung Crioceras enthält wahrseheinlich Arten von verschiedener
Abstammung. Während sieh die ältesten Formen (Spi roc et a. s Quenst.) aus
Fijf. HtH>.
Acanthocirn* RIMomagtmt iH-fr. *ji Mint. Kreith) h Vnomanlr>n). Konen.
iNuch (jii.-nMrdt.)
430
Mollusca. Cephalopodu.
dem braunen Jura (Fig. 11*4) in Sculptur und Lobenlinie eng an Parkinsonia
anschliessen, sind die grossen Neocom-Arten mit tief zerschlitzter Suturlinie
mm
Piff. 1185.
Criorcra» ( Annilorrra*) Ma
Iheroninuum <l"Orl>. Nfi.rnm
( ii~!< !laiic, Usum-* Alpen.
a Kxeni|>lnr in '/• tmlurl.
b Suturlinie.
Fitf. 1184. Criucira» bi/urcnlum ijiiciihi .•>(>. Ol. |i. t
Flininuen, W iirtlcinlifru' u Kxciii]«lnr" in imt. <ir
b Hin Stin k .!<••. KxtenitheN*. c Suturlinie.
wahrscheinlich aus Ho-
plites hervorgegangen ;
die Abstammung der
kleinen Arten aus der
unteren Kreide mit
schwach gezackter Su-
turlinie {Leptoceras
Uhlig) ist unsicher.
d'Orbigny be-
schränkte den
Namen Crio-
\ ceras auf Scha-
len mit offener
Spirale, als An-
eyloceras d'
Orb. (Fig.llHö*
wurden die-
jenigen unter-
schieden , bei
denen der letzte
Umgang sich
zuerst gerad-
linig verlängert
und dann zu
einem Haken
unibiegt. Toxo-
ceras u'Orb.be-
greiftdiebogcn-
förmig gewun-
• lem-n Schalen.
Scaphites
Parkinson (Fig.
1180 , 1187).
Schale aus
einem eng genabelten geschlossenen Ge-
winde und einem abgelösten, seh wach ver-
längerten und alsdann umgebogenen letzten
Umgang bestehend. Oberfläche mit ge-
spaltenen, zuweilen kno-
tigen oder stacheligen
Hippen bedeckt Mün-
dung etwas eingeschnürt
Suturlinie fein zerschlitzt
mit mehreren Hilfsloben.
Aptychus dünn,gekörnelt.
Mittl. und ob. Kreide von
Boropa , Ostindien und
Nord-Amerika.
Flu IIS«.
Scnpbitrt ipinigrr Sehl liier. Ob. Krehl«
(Senou). Co«tfcld, Westfalen.
FllT. 1187.
Si-fiphitf» aeijuahß Sow.
Cenotnan. Rotten,
Nut. (in ihm"
19.
Familie. Prionotro-
pidae. Zitt.
Seiten mit kräjtigen, ein-
fachen oder dichotom ge-
spaltenen Rippen, die auf den Seiten je eine oder mehrere, und neben dem
Erterntheil jederseiis eine Knotenreihe bilden; Extemtheil mit glattem, seltener
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Tetrabranchiata. Animonniclca Aeanthoeeratidae.
431
in Knoten aufgelöstem Mediankiel. Suturlinie mässig tief zerschlitzt; Extern- und erste*
Lateralsattel breit; Seitenloben ziveispitzig, nur ein Hilfslohns vorhanden. Kreide.
Fi* 1188 KiK. 11X9
vnrian» Sow. sp. Crnoman. SehUxnbachia erUtata Pt-luc. gp. Gnult.
Qoedtlnbarf. Porto .1» Rhöno.
Schloenbachia Neumayr (Cristati d 'Orb.) (Fig. 11 88, 1189). Mehr oder
weniger weit genabelt, aussen breit mit glattem Mediankiel. Seiten mit vor-
wärts gebogenen, häutig knotigen Rippen. Stämme der Sättel breit, erster
LateraÜobus zugespitzt Mündung mit glattem Kiel, der zuweilen ein an-
fänglich aufwärts und darauf rückwärts gekrümmtes Horn bildet. Neocom
bis obere Kreide. A. cultratus d'Orb. (Neocom), A. Delarui d'Orb. ((Jault),
A. inflatus, variatis Sow. (Ononian).
Barroisiceras Grossouvre. Enggenabelt. Rippen meist mif Seiten-
knoten, von da dichotom gespalten und in Randknoten endigend. Extern
theil mit medianer Knotenreihe. Sättel und Loben breit, wenig tief zer
schlitzt. Senon. B. Haberfellneri Hauer sp., B. Nicklesi. Grossouvre.
Mortoniceras Meek (Gauthier iceras Grossouvre). Weit genabelt. Um-
fänge vierseitig, etwas höher als breit. Rippen einfach, gerade, in Rand-
noten endigend, zuweilen mit Seitenknoten. Externtheil mit glattem oder
schwach geknotetem Kiel. Sättel wenig tief eingeschnitten. Der Externsattel
sehr breit, in zwei Lappen getheilt. Seitenloben zweispitzig. Senon und
oberes Turon. A. Texanus Roem., A. serratomarginatus Redtenb., A. Bourgeoisi
d'Orb., A. Margae Schlüter.
Peroniceras Grossouvre. Wie vorige, jedoch Externtheil mit glattem
Rand und Mediankiel. Suturlinie tiefer zerschlitzt. Ob. Kreide. A. tricarinalus
d'Orb., A. Wesifalicus Schlüt., A. Czömigi Redtenb.
Priono trop is Meek. Rippen einfach, gerade, kräftig, zu beiden Seiten
des Externtheils Randknoten bildend und von da zuweilen dichotom ge-
spalten; Externtheil mit medianer Knotenreihe. Turon. A. Woolgari Munt,,
A. papalis d'Orb.
Zeitliche Vertheilung und Stammesgeschichte der Ammonoideen.
An Formenreichthum übertreffen die Ammonoidecn die Nautiloideen
um das Doppelte. Während von letzteren gegen 2500 Arten beschrieben
sein dürften, erhebt sich die Zahl der Anmionoideen auf nahezu
5000 Species. Dieselben sind ohne Ausnahme ausgestorben und charak-
torisiren vorzugsweise die mesozoische Aera.
Obwohl kein Ammonit das Kreidesystein überlebt bat, so erweisen
sich die Ammonoideen in ihrer Gesammtheit doch als der jüngere
Zweig des Tetrabrauehiatenstanimes. Erst nachdem die Nautiloideen
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482
Mollusca. Cephalopoda.
ihren Höhepunkt überschritten hatten, tauchen die Goniatiten und
Clymenien als älteste Vertreter der Ammonoideen auf. Die Lebens-
dauer der Clymenien beschränkt sich auf einen kurzen Abschnitt der
jüngeren Devon zeit; die Goniatiten erscheinen in Europa, Amerika
und Asien schon in den ältesten De von schichten und dauern bis
zum Sehluss des paläozoischen Zeitalters fort; aus ihnen sind offenbar
die ebenfalls paläozoischen Proleeaniden hervorgegangen. Bis vor
wenigen Jahren glaubte man, dass in paläozoischen Ablagerungen nur
Goniatiten und Clymenien vorkämen. Die Entdeckung ächter Ammo-
niten in den Productus-Kalken des Salt-Rangegebirges und in den Fusu-
linen-Kalken von Sieilien rückte ihre Verbreitung in die carbonische
Zeit herab. Diese paläozoischen Ammonshörner stehen bezüglich ihrer
Suturentwickelung zwischen den Proleeaniden und den jüngeren Ammo-
noideen.
Mit Beginn der mesozoischen Aera nehmen die echten Animo-
niten einen gewaltigen Aufschwung. Im mitteleuropäischen Muschel-
kalk konnten bis jetzt zwar nur die Gattungen Ceratites, Beneckeia und
Ptychites nachgewiesen werden ; dagegen liefern die Alpen. Spitzbergen,
der Himalaja, die Rocky mountains und das Cascadengebirge in Nord-
amerika, sowie die Amurländer in Ostasien einen grossen Reichthum
eigenthümlicher Ammoniten. Die Familien Arcestidac, Tropiüdae, Cera-
titidae, CladisciHdae und Pinacoccratidiw gehören ausschliesslich der
Trias an ; von Angustisellaten sind nur die Amaltheidae, Phylloceratidae
und vielleicht die Argoceratidae vertreten.
Hinsichtlich der Suturentwickelung zeigen die triasischen Ammo-
niten eine unerwartete Mannichfaltigkeit, Gewisse Genera (Sageceras,
Lecanites, Lobitcs) kommen nicht über das Prolecanidenstadium her-
aus, viele andere erreichen nur das Ceratitenstadium ; bei den Cvclo-
lobiden, Arcestiden, Tropitiden, den Cladiscitiden, Ptyehitideu und
Phylloceratiden dagegen sind Loben und Sättel mehr «der weniger stark
zerschlitzt, ja bei Piruicoceras zeigt sich die feinste und complicirteste
Differenzirung der Suturlinie, die bis jetzt überhaupt bei Ammoniten
wahrgenommen wurde. Neben normalen Gehäusen weist die alpine Trias
auch einige sogenannte Neben iorn\ei\[Cochlocera$,Rhabdoceras,Chorisü)Cfras)
auf, welche sieh stets durch einfache Suturentwickelung auszeichnen.
Mit dem Lias tritt eine fundamentale Veränderung der Animo-
noideen ein. Von den zahlreichen triasischen Familien und Genera
ist keine einzige unverändert überliefert; ja mit Ausnahme der Phyllo-
ceraten und Amaltheen haben alle Triasfamilicn ihr Ende gefunden
und sind durch neue, meist unvermittelt auftretende Formen ersetzt.
Die Ursachen, welclte während der Rhätisehen Stufe der Entwicklung
von Cephalopoden so überaus ungünstig waren, sind bis jetzt noch
nicht ermittelt.
Im unteren Lias herrsehen die Aegoceratiden fast ausschliesslich;
die Gattungen Pslhceras, Arietites und Schlotheimia sind auf diesen
Horizont beschränkt; im mittleren und oberen Lias sind neben den
Aegoceratiden die Ilarpoceratiden die Anialtheiden {Oxynoticeras, Amal-
theus), die Phylloceratiden (Phyllocrras), Lytoceratiden (Lytoceras) und die
ältesten Formen der Stephunoceratidae {Cochceras) vertreten. Bemerkens-
werther Weise ist der Antisiphonallobus bei den basischen Ammoniten
(Aegoceratiden und Amalthciden) häutig zweispitzig.
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Zeitliche Verbreitung und Stanunesgesehirhte der Ammonoi.leen 4H3
Mit Ausnahme der Aegoceratiden dauern sämmtliche im Lias auf-
tauchende Familien auch im Dogger und Malm fort, doch nehmen die
Harpoeeratiden an Formenreichthum ab und sterben im oberen Jura
aus. Neu kommen nur die Familien der Haploceratidcn und Cosmo-
ceratiden hinzu. Die im Dogger besonders verbreiteten Gattungen
sind: Harpoceras, Oppelia, Stephanoceras, Spliaerocras , Morphoceras,
Macrocephalites, Oeeoptychim, Peinedäa, Parkinsonia, Cosmoceras, Peri-
sphinetes, Amaltheus, Haploceras, Phylloceras, Lytoaras.
Im Malm oder weissen -Iura begegnet man noch fast allen bereits
im Dogger genannten Gattungen, allein das Zahlenverhältniss der Arten
wird meist ein anderes; so gehen Harpoceras, Sfophanoceras, lieineckia,
Parkinsonia und Cosmoceras zurück, während Oppelia, Haploceras, Holco-
stephanus und namentlich Perisphindes an Formenreichthum zunehmen.
Die dominirende Gattung des Malm ist entschieden Perisph indes, da-
neben stellen die Gattungen Aspidoceras, Simoceras und Peltoceras eine
namhafte Zahl von Arten. Aufgelöste Formen gehören im Jura zu
den seltenen Erscheinungen und beschränken sich auf einige Crioeeras-
und Baad ina- Arten.
Eine ähnliche t'mprägung, wie im unteren Lias, macht sich auch
nach Abschluss der Jurazeit geltend. Die Amnioniten des Kreide-
systems gehören meist zu neuen Gattungen. Es ist überhaupt im
Gesainmthabitus der Cephalopodenfauna eine bedeutende Aenderung
eingetreten. Nur die ältesten Xeocombildungen der Alpen enthalten
einige Arten, welche schon während der Tithonzeit gelebt haben, und
stellen die Oontinuität der beiden Systeme her. Die geringsten Ver-
änderungen zeigen die l'hylloceraten und Lytoeeraten, bei den Amal-
theiden macht sich eine eigenthümliche rücksehreitende Entwickelung
in der Suturbildung geltend, indem gewisse Genera (Ihichiceras, Tissotia,
Sphenodiscus, Xeolobites) wieder auf das Ccratitenstadium zurückkehren;
an die .Stelle der Harpoeeratiden sind die Desmoceratiden getreten,
wovon die Gattungen Desmoceras und Sdesites hauptsächlich Neocom
und Gault, die Gattung Pachydiscus die jüngeren Stufen der Kreide
charakterisiren. Von den Stephanoceratidcn erlöschen die aus dem
Jura überlieferten Gattungen Perisph indes und Olcostcphanus schon in
der unteren Kreide; an »Stelle der jurassischen ( osmoeeratiden treten
Hoplites, Pulchellia und Acanthoceras. Ein besonderes Gepräge erhält
die cretacische Ammonitenfauna durch die reiche Entwickelung der
sogenannten Nebenformen, welche1 im oberen Neocom am reichlichsten
auftreten, aber theilweise bis in die höchsten Lager des Kreidesystems
fortdauern. Die Gattungen Macroscaphites, Piddia, Hamitrs, Anisoceras,
Turrilites, Banditen und Scaphiks gehören der Kreide ausschliesslich,
die Gattung Crioceras wenigstens mit der überwiegenden Mehrzahl ihrer
Arten an.
Das plötzliche Erlöschen der Ammonoideen mit Absehluss des
mesozoischen Zeitalters gehört zu den aulfallendsten und bis jetzt noch
unerklärten Erscheinungen in der Entwicklungsgeschichte der orga-
nischen Schöpfung. Es müssen an der Grenze von Kreide und Tertiär
grosse und durchgreifende Veränderungen in den Existenzbedingungen
stattgefunden haben, um eine so blühende und hochorganisirte Gruppe
von Thieren nicht nur in Europa, sondern auch in den übrigen Welt-
theilen der Vernichtung zuzuführen.
Zlttel. Grundzüge der F'alaeontologie. -S
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434 Mollusca. Cephalopoda.
Die nachstehende Tabelle zeigt die zeitliche Verbreitung der Am-
monoidea.
Silur
Devon
M
J*
a
ja
o
«
Penno-Curb.
und Perm
Trias
Jura
Kreide
Tertiär
Jetztzeit .
A. Inti asiphonata :
1. Clymeniidac
B, Ejrtrartphonata :
1. Qoniatitidae
2. Frokcunitidat ...
3. Pinacoteratidae ....
4. Ceratitidae
5. Tropitidae ....
0. Cyclolobidae
7. Amalthei iae
8. Arcestidae
9. Cladiscitidae
10. PhyUoctratidae ....
11. Lytoceratidac ....
12. Aeqoceratidae ....
13. Harpoceratidae ....
14. Haploceratidae ....
15. Stephanoceratidae . . .
16. Aspidoceratidae ...
17. Deamoceratidae ....
18. Cosmoceratidae ...
19. Prionotropidae ....
1
1 —
1
r
i
Der übereinstimmende Gesammthabitus , welcher alle Ammoniten
charakterisirt , hat der von Sucss und Hyatt inaugurirten neuen
Nomenelatur Hindernisse bereitet; insbesondere aueh darum, weil viele
der in den letzten Jahren aufgestellten Genera und Familien schwer
von den benachbarten zu unterscheiden sind oder ganz unbestimmte
Definition erhalten haben. Augenblicklich herrseht übrigens weit mehr
die Tendenz zu zersplittern, als zusammen zu fassen, und einige Autoren
sind auf dem Wege, für jede ältere gute - Art eine besondere Gattung
oder Familie zu errichten.
Wenige Abthcihnigcn des Thierreichs dürften übrigens so voll-
ständige Spuren ihrer Fntwiekelung in den Erdschichten hinterlassen
haben und eine grössere Zahl von Thatsachen zu Gunsten der De-
seendenztheorie liefern als die Ammoniten, und zwar besitzen Steinkerne
wegen der ungemein dünnen Beschaffenheit ihrer Schale in syste-
matischer Hinsicht denselben Werth wie beschälte Stücke.
Den er.-ten Versuch, eine grössere Anzahl von Ammoniten-Arten
nach ihrem genetischen Zusammenhang zu prüfen, machte W. Waagen
bei der Formenreihe der Oppdia mbradinta. Aehnliche Untersuchungen
wurden von Xeumavr über l'hylloceraten. Perisphincten etc., von
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Zeitliche Verbreitung und StammesgeRchichte der Ammonoideen 435
llyatt über verschiedene Gruppen von Aegoceratiden und in besonders
eingehender Weise von Leop. Würtenberger1) über die jurassischen
Vertreter von Aspidoceras, Simoccras, Waagenia, Peltoceras, Perisphinctes
und Stephanoceras angestellt. Auch Mojsisovics, Uhlig, Jlaug,
Douville* u. A. nehmen auf die genetischen Beziehungen der ver-
schiedenen Ammoniten-Gruppen besondere Rücksicht.
Alle diese Autoren kommen zu dem Ergebniss, dass bei den
Ammonoideen zahlreiche »Formenreihen« existiren, deren Entwicklung
sich Schritt für Schritt aus den in verschiedenen, auf einander folgenden
Schichten vorkommenden Arten oder Mutationen ermitteln lässt.
Die gegenwärtigen Erfahrungen über Verwandtschaft und Ab-
stammung der verschiedenen Familien sind in nachstehendem Stamm-
baum zusammengefasst:
Obere Kreide
Untere Kreide
Malm
Dogger
Lias
Triius
Penno-Carbon
Carbon
Devon
9 s>
*o 'S
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C Jz 9
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1
Q
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Stephano
ceratidae
"3 'v
c 'S S Aegoceratidae
Cludiscitidat
Pinaeoceratidae\ Arcesüdae ä j
Tropitidae Ceratitidae
Proleeanitidae
Goniatitidae
Goniatitidae
Clymeniidae
2. Ordnung. Dibranchiata (Zweikiemener).
Cephalopoden mit 2 baumförmigen Kiemen in derMantel-
höhle; Trichter geschlossen, meist Tintenbeutel vorhanden.
Mund von 8 oder 10 mit Saugnäpfen oder Häkehen besetzten
Armen umgeben. Schale in der Regel innerlich oder ganz
fehlend.
Die als Dibranchiatcn oder Tintenfische bezeichneten Thiere be-
sitzen einen länglichen, walzen- oder sackförmigen, häutig mit zwei
seitlichen flossenartigen Anhängen besetzten Körper. Am Vordertheil
des Kopfes stehen 8 — 10 kreisförmig angeordnete, kräftige, muskulöse
Arme, deren Innenseite mit Saugnäpl'en oder 2 Reihen Häkchen be-
waffnet ist und welche den Thieren zum Kriechen oder Schwimmen.
') [>eop. Würtenberger. Studien über die Stanunesgeschiehte der Amine
niten. Ein geologischer Beweis für die Darwin sche Theorie. Leipzig 1SSÜ.
28*
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436
Mollusca. Cephalopoda.
sowie zum Festhalten ihrer Beute dienen. Sehr häufig kommen
zwei stark verlängerte Arme vor, die nur an ihrem etwas verdickten
Ende Saugnäpfe oder Häkchen tragen (Fig. 1191). Die Saugnäpfe
(Acetabula) sind mittels kurzer Stiele an den Armen befestigt ;
ihre Innenseite stellt eine in der Mitte durchbohrte Scheibe dar, in
welcher zahlreiche, strahlig augeordnete Muskelbündel verlaufen. Durch
Aufpressen des knorpeligen Aussenrandes und Zurückziehen der ge-
falteten Haut können die Thicre an jedem Saugnapf einen luftver-
dünnten Raum herstellen und so dieselben wie- Schröpfköpfe verwenden.
a I>ie Kiefer haben ähnliche Form wie bei Nau-
tilus, sind jedoch niemals verkalkt, sondern stets
hornig und darum auch nicht erhaltungsfähig.
Der Kopfknorpel bildet einen geschlossenen,
die < "cntraltheile des Nervensystems schützen-
den King. Die grossen, von einer Kapsel um-
gebenen Augen erinnern in ihrem Bau an jene
der Wirbeltniere.
Hinter dem Kopf befindet sich eine Ein-
schnürung mit der Athemhöhle auf der Bauch-
seite, welche von einem vorspringenden Lappen
des Mantels geschützt wird. Hier ist der rings-
um geschlossene, cylindriseho oder conische
Trichter jederseits von einem Kiemenbaum um-
geben und ausserdem münden daneben After
und (ieschlechtsorgane.
Der sackförmige Hinterlei)) enthält Darm,
Magen, Leber, Drüsen, Herz, Blutgefässe, Ge-
nerationsorgane und Nervenstränge, sowie den
birnfönnigen, ziemlich grossen, mit einer in-
tensiv schwarzbraunen Flüssigkeit erfüllten
Tintenbeutel, der durch einen stielförmigen
Ausführungsgang neben der Afteröffnung ent-
leert werden kann. Die Thiere hüllen sich
dabei in eine dunkle Wolke und entziehen sieh
so der Verfolgung ihrer Feinde. Bei manchen
fossilen Dibranehiaten findet man nicht nur die
Eindrücke der Tintenbeutel, sondern dieselben auch noch mit einer er-
härteten kohlschwarzen Masse erfüllt.
Der ganze Leib ist von dem sog. Mantel, einer dicken, muskulösen,
häufig lebhaft gefärbten Haut umgehen, in welcher bei fossilen Formen
nicht selten Kalksalze zur Ablagerung kamen.
Die meisten Dibranehiaten besitzen eine in n e r Ii che , vom Mantel
bedeckte Schale; nur bei den ( )etopoden fehlt dieselbe entweder ganz
oder ist nur bei den Weibchen in Gestalt eines dünnen, einfachen
Spiralgehäuses entwickelt, welches jedoch keineswegs der Schale der
übrigen Dibranehiaten homolog ist. Letztere sind von sehr verschie-
dener Beschaffenheit. Bei der Gattung Spirula Hegt eine spirale, ge-
kammertc, von einem Sipho durchzogene Röhre, welche in ihrer Form
an Qyrocertts erinnert, im hinteren Theil des Körpers und ist zum
Theil von den Mantelfalten umhüllt. Bei der ausgestorbenen Familie
der Beleninitiden besteht die innerliche Schale aus einem gekammerten
Hb not.
EwipMeuthi« leptura »us «lom
stillen Ooimn. a Thier von <k>r
lliiiiriuM-itc, h Innerlich« Sohlte
(Schulp).
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Dibranchiata. Belemnoidea.
437
Kegel, welcher sieh auf der Rückenseite in ein zartes, hornig-kalkiges
Rlntt verlängert und theilweise in einer am vorderen Theil ausgehöhlten
fingerförmigen oder conischen soliden Kalkscheide steckt. Bei den
eigentlichen Tintenfischen liegt eine länglich ovale, schwertförmige oder
blattförmige, einfache Schale in einer geschlossenen Tasche des Mantels
auf der Rückenseite des Thieres. Diese innere, zuweilen ungemein
dünne Schale, wird auch Schulp (gladim, calamtts) genannt und be-
steht entweder aus Conchyolin oder aus kohlensaurem Kalk. Bei
einigen Gattungen zeigen die Schulpe an ihrem I linterende noch Spuren
von Kammerung, bei den meisten fehlt jedoch jede Andeutung eines
Phragmocons.
Die lebenden Dibranchiaten treiben theils in Schwärmon schwimmend
auf hoher See umher, theils kriechen sie auf dem Grunde oder halten sich
vereinzelt an felsigen Küsten auf. Es sind ungomein behendo, gofrässige
Raubthiere, welche unter den Mollusken, Krebsen und Fischen grosse
Verheerungen anrichten. Einzelne Arten dienen dem Menschen als
Nalirungsmittel. In der Grösse variiren die Dibranchiaten ausser-
ordentlich: neben kleinen, nur 1 — 2 Zoll langen Formen gibt es Thiere
von riesigen Dimensionen. So erreicht die Gattung Architeuthis oine
Totallänge von 12 Meter; der Rumpf hat eine Länge von 2Vs Meter und
einen Umfang von 2,12 Meter. Die Arme sind von der Dicke eines
menschlichen Schenkels; die Saugnäpfe haben an einem im Kopen-
hagener Museum befindlichen Ann die Grösse von Kaffeetassen.
Die Dibranchiaten zerfallen in die drei Unterordnungen: Bolem-
noidea, Sepioidea und Octopoda.
1. Unterordnung. Belemnoidea. (E'hragmophora Fischer.)1)
Schale innerlich, gehämmert, kegeljörmig, seltener spiral, mit Sipho, hinten
(mit Ausnahme von Spirula) in eine kalkige Scheide eingefügt. Die 10 Anne
meist mit Häkchen besetzt. Trias bis jetzt.
Mit Ausnahme einer einzigen Gattung (Spirula) sind alle hierher ge-
hörigen Formen erloschen. Durch ihre gckammcrte, mit einem Sipho ver-
sehene Schale verrathen sie zwar eine Verwandtschaft mit den Tetrabran-
chiaten, allein die Schalen zeigen eine ganz abweichende Struktur und dienten
den Thieren nicht als schützendes Oehäusc, sondern waren von den Weich-
theilen umschlossen und von aussen nicht sichtbar. Mit den Sepioidea
dürften die Belemnoidea in genetischem Zusammenhang stehen, denn
*) Blainvüle, Ducrotayde, Memoire sur le» Belemnites. Paris 1827. — Duval-
Jouve, Belemnites des terrains cretaces inferieurs des environs de Castellane. Paris
1841. 4«. — Douvüle, Bull. Soc. geol. de France 1892. XX 8. XXV. - Huxley,
Thom. On the Structure of Belemnitidae, with a description of a more complete
speeimen of Belemnites than any hitherto known, and on an aecount of a new genus
of BeleuinitidRc (Xiphotcuthis). Mein. geol. survey of the united kingdom. Figures
and deseriptions of British Organic remains. Monograph II. London 1864. —
Mantell, G. A. Observation* on some Belemnites and other fossil remains of Cepha-
lopoda in the Oxford-clay near Trowhridge, Wiltshire Philo». Trans. 1848 p. 171
to 181 and .Supplementär)' ohservations ibid. lsö() p. 3'J3— 398. — Mayer, Ch., Liste
par ordre systematiipie de« Belemnites des terrains jurassiques. Journ. de Con-
chyliologie 1863 und Zeitschr -1. deutsch, geol. Ges. 1883. S. 641. — Phillips, John,
A Monograph of British Belemnitidae. Palaeontogr. Society 1865 — 1870 — Sites»,
Ed, Ueher die Cephalopoden- Sippe Acanthoteuthis. Sitzuugsber. d. Wien Akad.
Bd. LI. 1865 — Voltz, Ohservations nur les Belemnites. Pj;ria 1827. — Ohserva-
tions sur les Belopcltis ou laines dorsales des Belemnites. ibid. 18-10. III.
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43*
Mollusca Cephiilopoda
besitzt die innerliche Schale der letzteren auch ganz andere Form und Structur,
so ist doch ein Rudiment des gekammerten Kegels an der hinteren Spitze
der Schulpe nachweisbar, und diese« Rudiment findet sich in viel deutlicherer
Entwicklung bei einer fossilen Gattung (Belosepia), welche die Kluft zwischen
Belemnoidea und Sepioidea überbrückt.
1. Familie. Belemnitidae. Blainv.
Schale aus einem conischen, gekammerten Kegel (Phragmocon), einem dorsalen
Blatt (Proostracum) und einer kalkigen verlängerten und soliden Scheide (Ro-
strum) zusammengesetzt. Thier mit 10 gleichlangen, mit Häkchen besetzten Armen.
Tintenbeutel vorhanden. Trias bis Eocän.
Unter den Belemnoidea nehmen die Belemnitidae durch Formenreichtum
und geologische Wichtigkeit den ersten Platz ein. Ihre Schale kann als
Prototyp aller Dibranchiaten-Gehäuse gelten, denn sie enthält noch sämmt-
liche Bestandtheile vollständig ausgebildet, während einzelne derselben bei
den übrigen Familien verloren gingen.
Bei den Belemnitiden besteht die Schale 1. aus der soliden, kalkigen,
meist stark verlängerten, cylindrisch conischen Scheide (rostrum, gaine,
guard, sheath), welche vorn mit einer tiefen Alveole versehen ist und in welche
sich 2. der kegelförmige, gekammerte, von einem ventralen, randständigen
Sipho durchzogene und mit kugeliger Embryonalkammer beginnende Phrag-
mocon einsenkt; der dorsale Theil des Phragmocons verlängert sich 3. in
das sehr dünne blattförmige, vorn gerundete Proostracum, welches dem
Schulp der Sepiodea entspricht. (Fig. 1193.)
Von diesen drei Theilen sind in der Regel nur die Scheide, seltener der
Phragmocon und vom Proostracum nur Fragmente erhalten. Die ganze
Schale der Belemnitiden war, wie die Gcfässeindrückc auf der Scheide
beweisen, vom Mantel umhüllt. Abdrücke des Thieres im englischen Lias
(Fig. 1193 B) zeigen einen lang gestreckten Körper mit Tintenbeutel, einen
nach vorne verengten Rumpf und einen kleinen von 10 gleich langen mit
Häkchen besetzten Armen umgebenen Kopf. Die grössten Belemnitiden
erreichten eine Länge von 2 — 2lh Meter.
Aulacoceras Hauer (Fig. 1192). Rostrum verlängert, keulenförmig,
gegen oben verschmälert, im unteren Dritttheil verdickt, hinten zugespitzt,
aus eoncentrischen , lose übereinanderliegenden Schichten zusammengesetzt.
Von der Spitze verläuft auf jeder Seite eine breite, vertiefte, meist nicht
sehr scharf abgegrenzte Furche nach dem vorderen Alve.olarrand. Phrag-
mocon inindeHtens doppelt so lang als die Scheide , laugsam an Dicke zu-
nehmend, aussen mit erhabenen Längslinien verziert , welche auf der
Dorsalseite von nach vorne eonvexen Querlinien gekreuzt werden; sehr
ähnlich Orthoceras. Scheidewände ziemlich entfernt. Sipho randständig,
dünn. Proostracum unbekannt. Die Scheiden dieser Gattung sind selten;
die Phragmocone ziemlich häufig, jedoch meist ausser Verbindung mit dem
Rostrum. Obere Trias der Alpen.
Atractites Gümbel (Orthoceras p. p. auet.). Wie Aulacoceras, jedoch
das Rostrum gross, glatt ohne Lateralfurchen; Phragmocon entweder glatt
oder die Dorsalregion jederseits durch eine feine Asymptotenlinie be-
grenzt und mit äusserst feinen, einen flachen narh vorn gerichteten Bogen
bildenden Zuwachslinien verziert. Obere Trias und Lias der Alpen. Scheiden
und Phragmocone kommen fast immer isolirt vor. Letztere wurden früher
allgemein zu Orthoceras gerechnet, wovon sie sich durch die randliche Lage
des Sipho und die Streifung der Dorsalscite unterscheiden.
Xiphoteuthis Muxley. I nt. Lias. England.
Belemnites \Agrkola) Lister (Fig. 119:*-1198). Seheide finger-
förmig, Hubcvlindrisch oder kegelförmig, bald kurz und dick, bald schlank
und stark verlängert, gegen hinten verschmälert und zugespitzt oder
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Dibrauchiatu. Bcletunuidea.
431)
stumpf abgerundet. Im vorderen Theil befindet sich eine umgekehrt kegel-
förmige Alveole zur Aufnahme des Phragmocons. Von der hinteren etwas
excentrischen Spitze dieser Alveole bis zum Ende der Scheide verläuft die
Apical- oder Scheitellinie (Axe), von welcher radiale, die ganze Scheide
l'h
H
— ■ — tkä
Fig. 119-J.
j*iu;<n-o<;era* r.fi.-u/.;fum Hauer.
Ob. Trills.
Kothels-teln bei Ailww
o Scheitle und MuagmoeMi
% nat. QrOWM
6 Scheide nat. («r<nw,
c Stück (loa Phnunnocon«., an
der Bnui-liM'ltc etWM MUJNChlif-
fen, iiin den Sipho und die
Slphonaldütcn zu zehren.
Fic 1193.
A Vcrticalsehnitt durch einen Ileleiuniteii. Ro«Urum, l'h l'hra>r-
niocou. Derselbe i»t in d«*r unteren Hälfte «Innli^cM-hnitten
und z«*l>:t die Scheidewand«*, «««wie .|<*n Sipho; auf «ier Oberen
Hain«* ist die Conotbek erhalten, a Apicniiinie. o Embryonal*
kaimner, Ii Sipho, c «ekaininerter Theil des 1'hrairiiincoiiK
B Itrfrmnite» hrugiaianu* MM au» dem unteren Liaf» von Char-
iti'iuth Knulan«! . Ahdruck de«« irtin/cii Th leres« Ii K<>«trum,
Ph l'hraumocon, Pu !'ro<>*«tra<*uiu, «' vorderes Kmle <!••«« Pro-
ostraeunns, 6 Arme, x Tinten. «eiitel. '», imt. (ir. nach Huxleyi
C Iteguiurution einer Belciuniteusehale. H Rostrutn. Ph Phrng-
mocon, Po ProoBtmonm.
zusammensetzende Kalkfasern ausstrahlen. Im Verticalschnitt beobachtet
man deutliche Zuwachslinien , welche den Jahresringen eines Baumes ent-
sprechend die im Verlauf der Entwickelung abgesetzten Kalkschichten dar-
stellen. Aus denselben geht hervor, dass die Kalkablagerung auf der Außen-
seite erfolgte, so dass die Scheide gewisserniaassen aus zahlreichen in ein-
ander steckenden Düten bestobt (Fig. UM A). Da sieh übrigens die neuen
Schichten nicht immer ganz gleichmassig ablagerten, so können junge Indi-
viduen ein und derselben Art zuweilen ganz erheblieh von ausgewachsenen
abweichen. Am auffallendsten zeigt sich diese Erscheinung bei Bei. acuarius
Schloth., welcher anfänglich eine kurze, stumpf conisch«- Gestalt besitzt, dann
plötzlich rasch an Länge zunimmt, indem sich die neuen Kai kablag rungen
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440
Mollusca. Cephalopoda
am Hinterende nicht mehr dicht an die früheren anlegen, Bondern einen
hohlen Zwischenraum freilassen. Die Oberfläche der Scheide ist bald mit
einer sehr dünnen glatten Deckschicht überzogen, bald ganz oder theilweise
mit Körnchen oder feinen Runzeln, zuweilen auch mit Eindrücken von Ge-
fassen bedeckt, von denen die letzteren namentlich auf der Ventralseite und
am vorderen Theil der Scheide deutlich ausgeprägt erscheinen. Bei vielen
Arten verläuft eine mehr oder weniger tief und scharf eingeschnittene Furche
vom vorderen Alveolarrand auf der Ventralseite {seltener auf der Dorsalseite),
bald nur eine kurze Strecke weit, bald aber auch bis zur hinteren Spitze.
Die Entstehung dieser Furche dürfte wohl durch eine Spaltung des Mantels
veranlasst sein. Andere schwächer vertiefte Furchen beginnen bei manchen
Belemniten an der Spitze. Sehr häufig erscheinen 2 symmetrische Rinnen,
welche sich bald verflachen und als kaum vertiefte Bänder oder Streifen
etwas divergirend nach vorn verlaufen. Dieselben bezeichnen stets die Dor-
salseite der Scheide. Man nennt sie Dorsolateral furchen. Eine unpaare,
meist kurze, von der Spitze auegehende Furche zeigt sich zuweilen auf der
Ventralseite.
Die Kalkfasern, welche fast senkrecht gegen die Apicallinie gerichtet
die Scheide zusammensetzen, bestehen aus feinen Kalkspathprismen. Durch
bituminöse Beimischungen erhalten dieselben eine dunkelbraune, zuweilen auch
bernsteingelbe Färbung und hinterlassen beim Auflösen in Säure eine schwarze
theerige Masse. Reibt man ßelemnitenstücke an einander, so entwickelt sich
ein eigenthümlicher bituminöser Geruch; beim Erhitzen entweicht die or-
ganische Substanz. Da die Belemniten selbst in schieferigen Gesteinen fast
niemals zusammengedrückt vorkommen, so darf wohl angenommen werden,
dass die Scheide schon bei den lebenden Thieren aus soliden Prismen zu-
sammengesetzt war.
Der Phragmocon (alveolus, Alveolit) steckt in einer kegelförmigen,
nach hinten zugespitzten Alveole am vonleren Theil der Scheide (Fig. 1193 C).
Er gleicht einem Orthoceras, ist von einer eigenen Schale (Conotheca) um-
geben und durch coneave, uhrglasförmige Scheidewände (septa) in zahlreiche,
engstehende Kammern (IochU) getheilt, welche von einem ventralen, rand-
ständigen Sipho durchzogen sind. Der dünne zerbrechliche vordere Alveolar-
rand der Scheide ist selten erhalten, und auch Phragmoeone, die noch in
der Alveole stecken, gehören nicht zu den häufigeren Vorkommnissen, denn
meist findet man die kegelförmigen Vertiefungen der Scheiden leer. Der
vonlere Theil des Phragmoeons bildet eine ziemlich grosse* Kammer, deren
zarte Conothck sich auf der Dorsalseite in ein breites, sehr dünnes, etwas
gewölbtes Blatt {Proost racum) verlängert, das bis jetzt noch niemals voll-
ständig erhalten aufgefunden wurde. Nach der Verzierung der Conothek,
sowie nach einzelnen im Oxfordthon und im Lias von England aufgefundenen
Exemplaren von ungewöhnlich günstiger Erhaltung lässt sich jedoch das
Bild der ursprünglichen Gestalt der ganzen Schale restauriren.
Die Conothek besteht aus ."5 oder mehreren über einander liegenden
dünnen Blättern, wovon das äussere eine eigenthümliehe Verzierung erkennen
lässt, die zuerst von V o I tz genau beschrieben wurde (Fig. 1 VX\ C . Die Bauch-
seite ist äusserlich durch einfache horizontale Linien verziert; ihr gegenüber
wird die Dorsalseite durch die sogenannte Asymptotenlinien begrenzt, welche
von der Spitze nach oben divergirend eine Dorsalfläche (Hyperbolarfeld) um-
sehliessen, die etwa '/< des Umfangs einnimmt und mit bogenförmigen, nach
vorn convexen Linien verziert ist.
Man kennt ca. .'?f>0 Arten, von denen die ältesten im unteren Lias er-
scheinen. Die llauptverbreitung ist im mittleren und oberen Lias, im Dogger,
Malm und in der unteren Kreide. In der mittleren und oberen Kreide werden
sie spärlicher und mit Ende des Kreidesystems sterben sie gänzlich aus.
Die Belemniten gehören neben den Ammoniten zu den wichtigsten Leit
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Dibranehiata. Belemnoiilea
441
fossilien des Jura und Kreidesystems. Man findet sie über die ganze Erd-
oberfläche verbreitet; am zahlreichsten in Europa, Asien und Amerika.
Als Subgenera von Belemnites werden unterschieden:
a) Pachyteuthis Bayle (Fig. 1190^4). Scheide ohne alle Furchen. Nur
im unteren Lias. B. acutus Mill.
b) Megateuthis Bayle (Dacti/loteuthis Bayle, Paxillosi) (Fig. 119ti J3).
Von der hinteren Spitze gehen zwei oder drei meist kurze Furchen aus.
Mittlerer Lias bis untere Kreide.
B. paxillosus Schloth., B. elon-
ytttus Mill., B. giffauteus Schloth.,
Ji. subquadraius Rom. etc.
c) Belemnopsis Bayle (Hibo-
liihes Montf., Gastrocoeli, Canali-
culati und Hastati) (Fig. 119«; D.E).
Seheide mit tiefer und meist langer
am Alveolarrand beginnender
Ventralfurehe , ohne oder mit
Dorsolaterallinien. Dogger, Malm
bis mittlere Kreide. B. ranali-
E
m
VI
Fig. 1194.
l'hrojnnoeon von Behmnite»
eompreniu» au.« Qundttt-
honn im KImi^s mit wohl-
erhaltener (onothek nach
Volt«.
o Asymptotenlinien,
h Hyperbolorretrton,
v VentralreKion.
1195.
valia i
Blv.
Neoi'cmi.
Justithal am
Thuner See.
(Nut. Gr )
Fi«. M9ti.
iPaehyteulhie) aculiu Miller. l'nt.
Lyme Kegl*. Dor-i-t.
Meijateutfii») pruiHtMUs Sehloth. Mittl
B Belemnite*
LUu.
C BrltmnUe* i FtruitoMu*) bijuirtitur 1 1 1 v . 1'ntere
Kreide. Cas'tellane. Ha-*e» Alpes, o Von «ler Seite,
b von innen (Ventralseite '/,.
P BcUmnile» ( Helemnopni») canalirultttut Schloth.
l!nt. Oolith. WurtttiuherK.
E Bclemnüe» ( Bclcmnoprt») hattalut Iii v. Oxfurd-
thon. Uives. Colvwlos. */»
culatus Schloth., B. absolutus Fisch., B. unicanaliculatus Ziet., B. minhnus Lister.
d) Pseudobelus Montf. (Bipartiti) (Fig. 119Ü C). Scheide dünn, schlank,
mit sehr stark vertieften Dorsolateralfurchen, mit oder ohne Ventralfurche.
Ob. Lias bis untere Kreide. B. exilis d'Orb., B. bipartitus Blv.
e) Duvalia Bayle (Notocoeli, Conophori) (Fig. 1 19f>). Scheide conisch,
seitlich abgeplattet oder vierkantig, mit einer am Alveolarrand beginnenden
Dorsalfurche. Tithon und untere Kreide.
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442
Mollusca. Oephftlopod».
f) Actinocamax Miller (Gonioteuthis Bayle) (Fig. 1197). Scheide eylin«
drisch, hinten zugespitzt, mit kurzer aher sehr tiefer Ventralfurche. Vorderes
Ende der Scheide blättrig und leicht zerstörbar, der Phragmocon nur zum
geringsten Theil von der Scheide umgeben, und meist durch einen Zwischen-
raum von derselben getrennt. Mittlere und obere Kreide. B. subventricostis
Wahlbg., B. quadratus Blv.
g) Belemnitella d'Orb. (Fig. 119S). Scheide cylindrisch, mit kurzer,
tiefer, das Alveolarende nicht erreichenden Ventralfurche. Phragmocon von
'"AI
Fi* uro.
DipUKonut bdem-
nitoidft Zitt
Tithon Stnunbeif.
Fl*. 1200.
IleUrptcra btlcmni-
toidca Blv. von der
Innenseite Grob-
l'ari*er Beeken.'
Fig. 1197.
a BeUmnitet (Actinocamax) quadratw
Blv sp. Scheidt; mit zusBmmen-
Keririiektcni, frei aus der Alveole
hervorragendem l'hragmoeon von
der Doraalseite. Ob. Kreide Bnum-
Imw bei Munster (nach S i- Ii 1 u te r).
6 Desgl. Scheide von der Ventnil-
seite, c von oben. Quadraten Kreide.
Seh« ieehelt hei Peine naeh S <• h 1 u •
terj.
Flg. 119S.
Bclemnit<» I 'BtlemniUlla | mucronatu* Sehloth.
Ob. Kreide Drensteinfurt!). Westfalen.
a Ventrale, b dorsale, c laterale Ansieht. */»•
der Scheide umgeben. Gefäss-
eindrückc häufig sehr deutlich
erhalten. Ob. Kreide.
Diplo conus Zitt. (Fig. 1199).
Scheide kurz, stumpf conisch,
von blättriger, nicht radial faseriger Struktur. Phragmocon fast bis zum
Hinterrande der Scheide reichend. Tithon.
Bayanoteuthis Mun.-Chalmas. Scheide lang, cylindrisch, hinten zu-
gespitzt mit schwach vertieften Lateralfurchen. Dorsalseite rauh. Phrag-
mocon sehr schlank und lang, im Querschnitt oval. Eocaen. B. rugijer
Schloenb. (Konea).
Vasseur ia Mun. - Chalnias. Scheide schlank, gestreckt conisch, mit
drei von der Spitze ausgehenden Längsfurchen. Alveole mehr als die Hälfte
der Scheide einnehmend. Siphonaldütcn von einem Septum zum andern
reichend. Eocaen. (Bretagne.) Sehr selten.
Bclemnosis Edw. Eocaen. England sehr selten.
Beloptvra Blv. (Fig. 12« mc. Scheide kurz, aus zwei conischen mit
ihren Spitzen gegen einander gerichteten Theilen bestehend, welche durch
eine mediane, beiderseits llü<;elartig vorragende Ausbreitung verbunden sind.
Vorderer Kegel mit conischer Alveole. Phragmocon unbekannt. Eocaen.
Belopterina. Mun. Chalmas. Wie vorige, aber ohne die seitlichen
Flügel. Eocaen.
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Dibrsnchiata. Belemnoidea.
443
2. Familie. Belemnoteuthidae Zitt.
Schale aus einem conisclien Phragmocon und Proostracum bestehend; Rostrum
zu einem dünnen, kalkigen Ueberzug des Phragmocons reduzirt. Die 10 fast
gleichlangen Arme des Thieres mit je zwei Reilien Häkchen besetzt, Tintenbeutel
vorhanden. Trias und Jura.
Fig. 1204.
Aranthoteutit »preio»a Msir am «lein lithographischen Schiefer VOH Kichsia.lt. Bayern, n AMrtick <Wr
Schal.', «las I'roostraeuin umgeknickt uu.I in horizontaler Rii-hturiR aiiMiebreltet. b Abdruck dea
nimninnconn mit sichtbaren SiphotiaMuten. c Proust racum iihcIi citR-m vorzüglich erhaltenen Kxem
plar von Sulenhofoii. Sanimtlichc Figuren in */, nat. (iro.«M!.
Acanthoteuthis R. Wagner iBelemnites p. p. Quenst, Osiracoteuthis
Zittel) (Fig. 120H— 1204). Phragmocon conisch, mit zahlreichen Scheidewänden
und ventralem, von kurzen Siphonaldüten umgebenem Sipho; aussen von
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III
Mollusca. Cephalopoda.
einer dünnen, kürneligen Kulkschicht (Rostruin) umgeben. Am Proostracum
unterscheidet man zwei schmale, der Länge nach gestreifte, gegen vorn sich
Ff« UUl
Phrngmottiithi* bltinuata
Itroiin Pp. uijjt triaMM-hem
Bcbfefef von Etatbl in Köm-
Iben. Nat iSrüiwe.
Ph l'hrmnnoron, Pu I'ro-
o«tni< um, I latenüfeld dV*
l'roohinn uniK, d Tlntcnbcu-
tH, b Arme mit Hrtkchen
(Nnch 8 ups».)
vergeh malernde und spitz zu-
laufende Seitentheile und ein
breites Hauptfeld, welches mit
zarten parabolischen Linien und
ausserdem mit geraden Längs-
linien verziert ist. Der Vorder-
rand ist parabolisch gerundet.
Im lithographischen Schiefer von
Eichstädt hat sieh neuerdings eine
Platte gefunden, welche die
Schale und den Abdruck des
Thieres noch im Zusammenhang
erkennen lässt. Im Rumpf be-
findet sich ein Tintenbeutel, der
Kopf ist von 10 kräftigen Armen
umgeben, welche mit zwei Reihen
von hornigen Häkchen besetzt
sind.
Phrag moteut h is Mojs. (Fig.
1201). Proostracum doppelt so
lang, als der conisehe, von einer
braunen Deckschicht (Rostrum)
umhüllte Phragmocon, aus einem
durch Asvmptotenlinien begrenz-
ten Mittelfeld und zwei kürzeren
Seitenfeldern zusammengesetzt,
die wie ersteres vorne gerundet
sind. Trias (Raibier Schichten).
Bei ein no teuth is Pearce (Co-
noteuthis d'Orb.) (Fig. 1202, 1205).
!Swr*imi-h7-w"?^rri,,iufl Wie Acanthoteuthis, jedoch kleiner
d'-'i'ift irnntVnUiou Vion \ hri und der gekammerto Phragmocon
ohne verlängertes Proostracum.
Im oberen Callovien von England
und Württemberg und in der
unteren Kreide Conoteuthis).
Fi« llirj.
fiflemnotcuthi* antiqua
itiao Hallbrd (Wlltehirel
Vf niit. <;r (nach Hantel]
b Anne, (*• Anw. M .MaliU'l,
d Tint«'iit.. u«.-I, Ph l'hriiK
in... on, K K.*tnim.
fl Iliik. h. ti « in. -s Anno«
1 Ph
Fig. 1J00
Spirulirottra Il'lltinlii Mi.li
-l> Miornn. - 1 1 1 .«T^-u li.j
Turin, a F.xi'iuiihir in mit
(ir.isM' von iI.t Srii««, \> Vit-
th-alcr DurrliMlinitl, It lt..
ftruui Ph PhnuraKKrni (lisch
M ti ui er -('hui mm;.
3. Familie. Spirulidae. Zitt.
Gekümmerte Schale Spiral gebogen, zum gröbsten Theil
vom Mantel umgeben und im hinteren Theil des Rumpfes
gelegen. Thier mit 8 kurzen und 2
längeren Armen ohne Häkchen. Plio-
eän und leitend.
Spirulirostra d'Orb. Fig.
1106). (»ekumincrte Schale an-
fänglich spiral, dann geradlinig,
mit Sipho auf der concaven In-
ternseite. Diese Schale steckt in
einer kurzen, zugespitzten, nach
vorne verdickten, kalkigen Scheide
(Rostrum). Ob. Miocän. Turin.
Spirulirostrina Canavari.
Wie vorige, aber das Rostrinn auf
zwei kleine seitliche tlügelartige
Anhänge reduzirt. Neogen. Sar-
dinien.
Fl»
Spirulo 1
siilh-r Oc.-tin.
Schuir in ilr
durchxettchnltten .
n .\ 1 1 Tu 1 1 tr^k >« ii i iii< -r
1207.
ronii IjiIii
Kin Thi'll Avt
.Miiltaii.li. in'
$ Siphu,
<• Bliud-
*it«-k .l.h >it>|in, p l'r.."i|.lio
liuu-h Mmm-r i liulum»;
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IHbranchiata. Belemnonlea. Sepioidea.
445
Spiraln I>am. (Fig. 1207). Rostrum fehlt. Die gekammerte Schale in
einer Ebene spiral eingerollt, die Umgänge sich nicht berührend, aus Perl-
muttersubstanz zusammengesetzt, mit concaven Scheidewänden und kugeliger
Anfangskammer. Sipho auf der Innenseite, randständig, vollständig von
dicken Siphonaldüten umgeben, die von einem Septum zum andern reichen.
Prosipho vorhanden. Lebend in den tropischen Meeren.
2. Unterordnung. Sepioidea. Tintenfische.
Schale innerlich, ohne Phragmocon und Eostrum, lediglich aus einem länglich
ovalen oder schmalen verlängerten Proostracum (Schulp) bestehend. Thier mit
10 Armen, die entweder mit Saugnäpfen oder Häkchen besetzt sind. Tintenbeutel
vorhanden.
1. Familie. Sepiophoridae. Fischer.
Schulp kalkig, länglich oval, am hinteren Ende mit einer verdickten
welche einen conischen Hohlraum umschliesst. Jura bis jetzt.
Die hintere verdickte Spitze ent-
spricht wahrscheinlich dem Rostrum
der Belemnoidea, die conische Vertiefung
darin der Alveole des Phragmocons,
der bei Belosepia noch eine undeutliche
Kainmerung erkennen lässt, bei Sepia
aber vollständig verloren gegangen ist.
Belosepia Voltz (Fig. 1208). Da*
in der Regel allein erhaltene untere
Ende des Schulps endigt in einem ge-
bogenen Stachel, welcher sich nach
oben verdickt, seitlich ausbreitet und
unmittelbar in den Anfangstheil eines
kalkigen, aussen rauhen Proostracums
übergeht. Nach innen ist die verdickte
Spitze conisch ausgehöhlt und zeigt
auf der Dorsalseite eine Anzahl eng
stehender, jedoch unvollständiger Schei-
dewände. An Stelle des Sipho befindet
sich eine weite trichterförmige Vertie-
fung. Eocän. Nicht selten im Piiriscr
Becken.
Sepia Larn. (Fig 1209). Schulp ^
ebenso lang als der Mantel, langlieh i>, >n. Mini. Mi.r.>
oval, vorne gerundet, hinten verdickt *«v,11>ll\,,,"ttu\ •x",Vf'l>
und in einem kurzen Stachel endigend. Kn.i.-d^s. hui|..-sv«m
Hinterende der Schale innen mit einer v""' vo.r.i.-r s,-it... «, m«ttri«.. internwhirht.
conischen Vertiefung. D;ts Proostracum
besteht aussen aus zwei spröden Kalklamellen, die durch eine Hornschicht
getrennt sind, innen aus einer nach vorne an Dicke zunehmenden Lage von
zahlreichen äusserst feinen parallelen Kalkblättchen, welche durch senkrechte
Pfeilerchen auseinander gehalten werden und dadurch ein schwammiges
Gefüge erhalten. Die als «weisses Fischbeins oder ossa Sepiae bekannten
Schulpe der lebenden S. ofßcinalis Lin. linden sieh in grosser Menge vom
Meer ausgespült an der Küste. Fossile Arten im Tertiär.
2. Familie. Chondrophoridae. Fischer.
Schulp stark verlängert, dünn, aus hornartiger Conchi/liolinsubstanz oder aus
abwecliselnden Blättern von Kalk- und Hornsubstanz bestehend, hinten nicht ver-
dickt und ohne conische Vertiefung. Jura bis jetzt.
Fl* 1209.
PI* 1209
Sepia o/ßcinali» [in.
Srhulp von Innen.
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446
Mollusca. Cephalopoda.
Trachyteuthis H. v. Meyer (Fig. 1210). Schulp länglich oval, aus
kalkigen und hornigen Blättern zusammengesetzt, hinten abgerundet mit
schwach vorragender Spitze, aussen rauh gekörnclt, mit nach vorne divcr-
girenden Linien, welche in der hinteren Hälfte zwei vorragende Seitenflügel
von dem verlängerten und vorne gerundeten Mitteltheil a
abgrenzen. Abdrücke des sackförmigen Rumpfes und
Kopfes zuweilen im lithographischen Schiefer des oberen
Jura von Bayern erhalten. Ob. Jura,
Leptoteuthis H. v. Meyer. Sehr grosse, dünne,
aus mehreren Blättern von Kalk- und Hornsubstnnz
zusammengesetzte, hinten etwas verschmälerte und ab-
gerundete Sehulpe. Pas Mittelfeld ist mit feinen, nach
vorne convexen, wellig gebogenen Querstreifen bedeckt
und jederseits von einem durch divergirende Längs- U^|:>,
linien begrenzten Seitenfeld umgeben, das mit steil nach
IN
Fijf. 1210.
TrachytetHhit liattijormit
Kupp.
I.lthin.'rnphiMrlifr Schiefer
Blcbatidt */j n«t. «irohsf.
Hf. 1212.
Btluteuthi* üehubleri liuenst.
Ob. I.Ihj« HoImihmIcn, \N nrt-
ti'inhtTK), Vi '•'»' Qt&mB.
(Nach Quenxtedt.)
Kif:. 1211.
Qeoteuthit Ho! lentis
Zielen. Ob. l.ian.
Bolzmaden, Würt-
temberg. V, mit. Or.
Fig. Vitt.
Plrtioteuthi* prisca
Kupp sp. I.itliotrrnphl-
■chsr Schiefer. Elch'
(*l»iilt. A Abdruck des
ptnzcn Thier«*» mit
Tiutctibeutol Q. Schulp.
H Innere Schuh'.
Vi mit Grosso.
vorne und innen gerichteten Linien bedeckt ist und nach
aussen von Seitenflügeln eingefasst wird, welche sich
hinten etwas verbreitern. Ob. Jura von Eichstädt in Bayern und Nusplingen
in Württemberg, L. gigas Meyer.
G eoteuthis Münst. (Fig. 1211). Schale aus abwechselnden dünnen
Lagen von Horn und Kalk bestellend, vorne breit, hinten gerundet. Das
Mittelfeld durch eine mediane Längslinie halbirt, seitlich von zwei Feldern
mit hyperbolarer Streifung begrenzt. Der Tintenbeutel häufig erhalten, in
eine gagatartige Masse umgewandet, die aufgelost als Tusche benutzt werden
kann. Ob. Lias von Württemberg, Franken, in England und Nord-Frankreich.
Beloteuthis Münst. (Fig. 1212 ). Schale sehr dünn, länglich, hinten
blattförmig, breit gerundet, vorne zugespitzt, in der Mitte mit Längskiel.
Ob. Lias Württemberg.
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Piliranchiata. Octopoda
447
Teuthopsis Desl. Lias. Phylloteuthis Meek und Hayden. Kreide.
Kelaeno Münst. Ob. Jura.
Plesioteuthis A. Wagner (Fig. 1213). Schale sehr dünn, lang, schmal,
lanzettförmig, hinten zugespitzt, vorne gerundet, mit Mediankiel und nach
vorne divergirenden Linien verziert. Sehr häufig im oberen Jura von Eich-
städt und Solnhofen. Auch in der Kreide von Syrien und Mastricht. Im
lithographischen Schiefer sind Abdrücke des Rumpfes und Kopfes nicht
selten.
3. Unterordnung. Octopoda. Achtfüsser.
Nackte schalenlose, oder mit einer sehr dünnen, Spiralen, kahn förmigen, un-
gekammerten Kalkschale verseJiene Cephalopoden. Die acht kräftigen Arme mit
Saugnäpfen besetzt. Tertiär und lebend.
Die Mehrzahl der hierher gehörigen Gattungen ist nackt und fossil nicht
erhaltungsfähig; nur bei Argo na uta Lin. sondern die Weibchen, welche die
Männchen beträchtlich an Grösse übertreffen, theils durch den Mantel, thcils
durch zwei verlängerte und am Ende flossenartig ausgebreitete Anne eine sehr
dünne, aussen und innen aus prismatischen Zellen bestehende kahnförmige,
Spiral eingerollte Schale ab, deren Oberfläche auf den Seiten mit Falten und
Höckern verziert ist. Der Externtheil wird jederseits von einem knotigen
Kiel begrenzt. Lebend und fossil im obersten Tertiär.
Zeitliche Verbreitung der Dibranchiata.
Im Vergleich zu den Tetrabranchiata haben die Dibmnchiaten eine
untergeordnetere geologische Bedeutung. Sie sind nach ihrer ganzen
Organisation weniger zur fossilen Erhaltung geeignet. Ein nur an-
nähernd richtiges Bild von der Bedeutung der Dibranchiaten in den
Meeren der Urzeit wird darum die Palaeontologie niemals zu enthüllen
im Stande sein. In der Trias erscheinen die ältesten Vertreter [Beiern-
noidea), denen im Lias und oberen Jura auch eine Anzahl echter
Tintentische (Sepioidea) folgen. Ob und welche Vorläufer den Dibran-
chiaten vorausgingen, ob sie von Tctrabranchiateu oder von nackten
Urformen abstammen, ist vorläufig nicht mit »Sicherheit zu entscheiden.
Ihr plötzliches Auftauchen ist eine überraschende Thateache und ebenso
das rasche Aufblühen und die verhftltnissniässig kurze Lebensdauer der
Belemnoidea. Die spärlichen triasischen Vorläufer werden im Lias. Jura
und in der unteren Kreide durch zahlreiche und niannichfaltige Beleni-
nitenfonnen ersetzt ; am Ende der Kreidezeit sind nur noch Belemnitella
und Adinocamax in grösserer Menge verbreitet, denen im Tertiär einige
verspätete Ausläufer [Bayanotrnthis, Bolemnosis, Beloptera, Spindirostra)
entsprechen, welche schon durch grosse Seltenheit ihre geringe Lebens-
fähigkeit bekunden. In der Jetztzeit ist Spirula der einzige Vertreter
der Belemnoidea.
Aus den Belemnoiden sind höchst wahrscheinlich die Sipioidea
hervorgegangen. Bei der tertiären Bclos/pia ist der Phragmocon noch
ziemlich deutlich ausgebildet, während derselbe bei Sepia zu einem
kleinen Rudiment verkümmert ist. Die Basischen und jurassischen
Chondrophora schlicssen sich eng an ihre lebenden Verwandten an.
Nach den vorliegenden Ueberresten losst sich vernmthen, dass die fos-
silen Tintenfische der mesozoischen Ablagerungen in allen wesentlichen
Organisationsverhältnissen den recenten ähnlich waren.
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44S
Arthropoda.
VI. Stamm.
Arthropoda. Gliederthiere.
Die Gliederung des Körpers in eine Anzahl von Segmenten ((Glieder,
Metameren), sowie der Besitz von gegliederten Bewegungsorganen,
unterscheidet die Arthropoden von den übrigen grossen Abtheilungen
des Thierreiehs.
Jedes Segment kann auf seiner Ventralseite ein Fusspaar hervor-
bringen, doch ist die Zahl der letzteren in der Regel kleiner, als dio
der Segmente. Durch die ausserordentlich verschiedenartige Ausbildung
der Extremitäten vermögen die Arthropoden zu schwimmen, kriechen,
laufen, klettern und. wenn auch noch Flügel hinzukommen, zu fliegen.
Die Function der Gliedmaassen verlangt feste Stützpunkte an ihrer
Insertionsstelle, sowie eine kräftige Muskulatur. Die Haut ist darum
bei den Arthropoden mehr oder weniger durch Aufnahme von Chitin
oder Kalksalzen erhärtet und auf der Innenseite dieses gegliederten
Hautskeletcs heftet sich eine hoch ausgebildete Muskulatur an, welche
in die Höhlungen der Gliedmaassen fortsetzt. Durch die Gestalt, Grösse
und Vertheilung der Extremitäten , welche je nach ihrer Function
Fühler {Antennae), Kiefer {Mandibulao, Max'tUac) oder B e i n e [pcdes)
genannt werden, ist die ganzo Kürperbildung der Arthropoden wesent-
lich beeinflusst. Die vorderen Körpersegmente verschmelzen mit ein-
ander und bilden den Kopf. Hinter demselben folgt der Mittelleib
(Brust, Thorax), dessen Segmente gleichfalls noch ziemlich enge ver-
bunden sind und dessen vordere Gliedmaassen häufig als Minidwerkzeuge
fungiren, während die hinteren als Bewegungsorgane dienen. Sind
Kopf und Mittelleib nicht scharf von einander abgesetzt, sondern ver-
schmolzen, so entsteht ein Crphalothorax. Am Hinterleib (46-
domin) bleiben die Segmente fast immer gesondert und entbehren
entweder der Füsse, oder dieselben dienen, wenn vorhanden, thcils zur
Bewegung, theils als Respirations- oder < opulationsorgane.
Das Nervensystem liegt in der Mittellinie der Bauchseite unter
dem Darm und besteht aus einer von der Segmentirung beeinflussten
Anzahl Ganglienpaare, die durch zwei dicht neben einander in der
Richtung der Längsaxe verlaufende striekleiterähnliehe Nervenstränge
verbunden sind. Der vordere Theil des Nervensystems schwillt zu
einem Gehirn an. Von den Sinnesorganen sind die Augen in der
Regel am vollkommensten ausgebildet. Sie fehlen nur bei wenigen
parasitischen oder festgehefteten Arthropoden und bestehen in ihrer
einfachsten Form aus einem kleinen lichtbreehenden Körper (Punkt-
Augen. Stemmata) oder sie sind aus einer Anzahl von kegelförmigen
Stäbehen zusammengesetzt, deren Oberfläche in der Regel eine deutliehe
Facettinmg erkennen lässt. Tast-, Geruch-, und oft auch Gehör-Sinn
liegen gewöhnlich in den vordersten Gliedmaassen (Antennen).
Die vegetativen Organe (Darm, Magen, Leber, Nieren, Ham-
organe, Blutgefässe) sind wohl ausgebildet und vielfach differenzirt.
Die Generationsorgane finden sieh mit wenigen Ausnahmen (Tardigraden,
Cirripeden) auf mannliehe und weibliche Individuen vertheilt. Die
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Branchiata. Cruatacea.
449
Fo rt p f 1 an zung erfolgt durch Eier, welche nicht immer der Befruchtung
bedürfen (Parthenogenesis). Der Embryo logt zunächst einen bauch-
ständigen Primitivstreifen an und entwickelt sich unter mehr oder
weniger complicirter Metamorphose, wobei die Larven in der Regel
mehrmals ihre Haut abstreifen.
Die Respiration kann bei den unvollkommensten und kleinsten
Arthropoden durch die ganze Oberfläche des Körpers vermittelt werden;
häufiger sind aber besondere Organe vorhanden und zwar bei den
Wasserbewohnern schlauchartige, verästelte Anhänge der Extremitäten
(Kiemen), bei den luftathmenden innere, mit Luft gefüllte, verästelte
Röhren (Tracheen) oder Lungensäcke (Fächertracheen).
Nach den Respirationsorganen, nach der Körpersegmentirung und
nach der Beschaffenheit der (Jliedmaassen unterscheidet man bei den
Arthropoden die zwei rnterstämme Branchiata und Trachcala, wovon
die ersteren die Crustacea, die letzteren die drei (.'lassen der Myrio-
poda, Arachnoidea und Insecta enthalten.
*1 Sämmtliche (lassen weisen zahlreiche fossile Vertreter auf, obgleich
die Erhaltungsbedingungen für die luftlebenden Formen wenig günstig
sind. Schon im paläozoischen Zeitalter waren die Gassen, Ordnungen
und Familien der Arthropoden stark differenzirt. Eigenartige, von den
jezt lebenden Typen stark abweichende Formen zeigen sich namentlich
unter den paläozoischen Krebsen. Diese Klasse hat überhaupt in
Folge ihrer Lebensweise im Wasser verhältnissmässig zahlreiche und
gut erhaltene Reste überliefert und übertrifft an geologischer Wichtig-
keit alle anderen.
Uebcr die Entstehung der Arthropoden gewährt die Palaeontologie
keinen directen Aufschluss. Die ganze Organisation derselben weist
auf eine nahe Verwandtschaft mit den Würmern und insbesondere mit
den Anneliden hin, allein die Umformung in den höheren Typus
müsste jedenfalls in vorcambrischer Zeit vor sich gegangen sein, da
uns schon in den ältesten fossilführenden Ablagerungen mehrere Ord-
nungen von Orustaceen entgegentreten, welche sieh beinahe ebenso
weit von einer supponirten Urform entfernt haben, als viele noch
jezt existirendc Vertreter derselben ('lasse. Auffallender Weise treten
auch die wurmähnlichsten unter allen Gliederthieren , die Myrio-
poden, verhältnissmässig spät und zwar gleichzeitig mit den hoch
differenzirten Insecten auf. Die Vergänglichkeit des Hautskeletes und
die Lebensweise der Myriopoden erklären allerdings ihre Abwesenheit
in cambrischen und silurischen Schichten , allein es gibt dort auch
keine andern Formen, welche sich mit einiger Wahrscheinlichkeit als
Ahnen aller Arthropoden deuten liessen.
1. Unterstamm. Branchiata.
1. Classe. Crustacea. Krebsthiere.1)
Durch Kiemen (oder nur durch die Haut) athmende,
fast ausschliesslich Wasser bewohnende Gliederthiere
•) Literatur:
Brongniart et Desmarest, Histoire naturelle des Crustacea fossiles sous les rapport«
zoologiques et g^ologiques. Paris 18*22. 4".
Zlttel, Orundzü#e der Palaeontologie. 2'J
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450 Arthropoda. Branebinta.
mit zwei Fühlerpaaren und mehreren, theilweise zu
Kieferfüssen umgestalteten Beinpaaren am Thorax,
häufig mit Fusspaaren am Abdomen.
Die Seginentirung des Körpers ist nur bei den niedrigst stehenden
Krebsen undeutlich und dann stets Folge einer retrograden Ent-
wickelung. Von den drei Hauptabschnitten des Körpers verschmelzen
Kopf und Brust häufig ganz oder theilweise zu einem sogenannten
Kopf bruststück (Cephalothorax), ja zuweilen nehmen sogar noch
die vordersten Segmente des Hinterloibes an der Zusammensetzung
des Ce phalothorax Theil. Letzterer ist (im Gegensatz zu den
Arachniden), je nach den einzelnen Ordnungen, aus einer sehr ver-
schiedenen Zahl von Segmenten zusammengesetzt und sehr oft von
einer häutigen, ehitinösen oder kalkigen Schale bedeckt, die entweder
aus einem einzigen Stück oder aus zwei muschelähnlichen Klappen
(Ostracoda) oder sogar aus mehreren Kalkplatten (Cirripedia) besteht.
Die Gesammtzahl der Körpersegmente. welche sich am sichersten durch
die Fusspaare bestimmen lässt, kann beträchtlich variiren, bleibt aber
bei den als Mulacostraca zuaammengefassten Ordnungen constant.
Niemals trägt ein Segment mehr als ein Fusspaar; letztere zeigen,
je nachdem sie zur Vermittelung von Sinneseindrücken (Antennen),
zur Aufnahme und Zerkleinerung der Nahrung (Kiefer), zum Greifen
(Scheeren), Schreiten, Schwimmen dienen, oder eine Mitwirkung bei der
Begattung oder Respiration übernehmen, ausserordentlich verschiedene
Gestalt. Typisch besteht ein Fusspaar aus einem von zwei Gliedern
gebildeten Basalabschnitt (Protopodit), von welchem zwei Aeste, ein
äusserer (Exopodit) und ein innerer {Endopodit) entspringen ; in vielen
Fällen verkümmert jedoch einer der beiden Aesto oder ist stark
modiricirt.
Die meisten niedrig organisirten Crustaceen durchlaufen in ihrer
nachembryonalen Hntwickelung ein Larvenstadium, das als Nauplius
bezeichnet wird und durch den Besitz von nur drei Gliedmaasscnpaareu
ausgezeichnet ist, welche den Antennen und Mandibelu entsprechen.
Bei einer zweiten, höher organisirten Gruppe von Krebsen wird das
Naupliusstadium übersprungen, und als Ausgangspunkt der Metamor-
phosen erscheint eine mit sieben Fusspaaren und seginentirtem Hinter-
leib ausgestattete Larve, welche den Namen Zo'ea trägt.
Die Crustaceen zerfallen in die «i Unterclassen Entomostraca,
Malacostraca und Merostomata.
A. Unterlasse. Entomostraca. Gliederschaler.
Vorwiegend kleine Krmter von überaus verschiedener Körpergestalt,
aus einer wechselnden Anzahl von Segmenten mit mannichfaltig gestalteten
Fusspaaren zusammengesetzt. Xauplius-Entuicfohmg.
Gerataexkcr, A., in Bronns Klassen und Ordnungen des Thierreulis. Bd. V: Glieder-
thiere. I. Crustaeea, 1. Hüllte (Cirripedia, Copepoda, Branchiopoda, Poe-
cilopoda, Trilobitae). Leipzig 1860 1871); 2. Hälfte (Isopudu bis* Decapoda)
1881- -1894.
Milne-Kduards. II., Histoirc naturelle de* Crustiues. 3. vol. Paris 1834—1840.
Wnnthvnrd, IT., Catalogue of the Hritish Fossil Crustnrea London 1877. 8°.
„ and Salter, Catalogue and Chart of fossil Crustacea. London 18«5.
Entomostraca. Cirripedia.
4f)l
Hierhergehören die Ordnungen Copepoda , Cirripedia , Ostra-
coda, Phyllopoda und Trilohitae.
Die Entomostraca stehen den beiden anderen Unterclassen der
Krebsthiere nicht gleichwerthig gegenüber, sondern enthalten weit
schärfer umschriebene und strenger von einander abgegrenzte Ord-
nungen, als die Malacostraca und Merostomata. Mit Ausnahme der
Copepoden haben sämmtliche Ordnungen fossile Ueberreste hinterlassen.
1. Ordnung. Cirripedia, Rankenfüsser. l)
Festsitzende hermaphroditische, von einem häutigen, oft
mit kalkigen Platten bedeckten Mantel umgebene Thiere.
Körper mit dem Kopfende auf einer Unterlage angewachsen,
undeutlich, zuweilen gar nicht gegliedert; Hinterleib mit
sechs Paar gespaltenen Ran kenfüssen, die jedoch in geringerer
Zahl vorhanden sein oder selbst ganz fehlen können.
Die typischen und von jeher am besten bekannten, mit kalkigen
Schalen umhüllten Cirripeden (Lepadiden und Balaniden) unterscheiden
sich durch ihre äussere Gestalt, ihre feste Kalkschale, ihre mangelhaft
entwickelten Respiration«- und Sinnesorgane und insbesondere durch
ihren hermaphroditisch entwickelten Geschleehtsapparat so sehr von
allen übrigen Orustaceen, dass sie bis zum Jahr 1830 allgemein zu den
Mollusken gerechnet wurden. Erst nachdem durch J. V. Thompson
und Burmeister die Entwicklung der Cirripeden aus ächten Nauplius-
larven nachgewiesen war, konnte über ihre Zugehörigkeit zu den Kuto-
mostraceen kein Zweifel mehr bestehen.
Nur von den beschälten Cirripeden {TJiorucica) existiren fossile
Ueberreste. Sie finden sich sparsam in paläozoischen und mesozoischen
Ablagerungen und werden erst im jüngeren Tertiär (Neogen) häufig.
Sämmtliche Cirripeden sind Meeresbewohner; die kalkschaligen heften
sich an Steinen, Holz, Muscheln, Korallen und Meerpflanzen an und
bedecken oft in zahlloser Menge steinige Küsten. Einige Gattungen
(Coromda, Chenolobia) betten sich in die dicke Haut von Walfischen
und Delphinen ein. Sie leben von Infusorien und Larven verschiedener
Meerthiero. Im Allgemeinen haiton sich die Cirripeden in seichtem
Wasser auf, doch kommen einzelne Gattungen (Scalpellum, Verruca) auch
in grosser Tiefe bis 1900 und 2800 Faden vor.
Die Thoracica zerfallen in die Familien der Lepadidae, Vemtädae
und Balanidac.
') Boftquet, J.. Monographie des Crustae^s fossiles du terrain cretaee du duchö
de Limbourg. M6m. de hi commission pour la carte gtfologique de la Xderlande
Haarlem 1854. — Notiee nur quelques Cirripedes recemment döcouvertes dann le
terrain cr^tace" du duchö de Limbourg. Haarlem 1857. 4°. Mit .'5 Tafeln. — Dar-
win, Ch., A Monograph of the tmbclass (Cirripedia, with ligures of all the species.
London, Ray Society. Vol. I. 1851 (Lepadidae). Vol. IL 1854 (Balanidae). — A
Monograph of the fossil Lepadidae of Great Britain Palaeontngraphical Society
1851. 4°. Mit 5 Tafeln. — A Monograph of the fossil Balanidae and Verrucidae
of Great Britain. ibid. 1854. Mit 2 Tafeln. — Marsson, Th., Die Cirripeden und
Ostracodcn der weissen Schreibkreide der Insel Rügen. Mittheil. d. naturw. Ver-
eins von Neu- Vorpommern und Rügen. XII. 1880. — Segttenza, Gr., Ricerche palae-
ontologiche intorno ai Cirripedi ter/.iarii della Provincia di Messina. Parto I Na
poli 1873. Parte IL 187«.
•21»*
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452
Arthropods. Crustaoea.
1. Familie. Lepadidae. En tenmu schein.
Schale gestielt, hauptsächlich aus den paarigen Terga und ScuUi, der um-
paaren Carina und einer wechselnden Zahl von kleineren Kalkplättchen gebildet,
die tlieils den biegsamen Stiel bedecken, theils an der Zusammensetzung des Capi-
tulum theil nehmen. Die Schalenstücke sind niemals mit
einander verwachsen. Silur bis jetzt.
Plumulites Barr. {Turrilepas Woodw.) (Fig. 1214).
Nur getäfelte stiele von länglicher Form bekannt.
Die Oberfläche mit 4— f» Längsreihen grosser, drei-
eckiger, in der Mitte gekielter Platten bedeckt. Silur
und Devon.
Fip. 1215.
Archeotej>a$ Rtdtrnbachcri
0]>P. Up.
Lithographischer Schiefer.
Kellielm, Bayern. (Nut. <ir i
>• Seutum, T Tergum, C IIa«
riua, R Uoxtruin.
4b
Pia 1216
o Loricula latri»*ima Zitt.
Scnonkreide. Dülmen. West-
falen. .Nut. Crosse ) b, c Ia>
ricula Syriacn Damen. OpUO-
Libanon, b Nat Qroam,
c verj;ro«e.ert.
FiK 1214
Ptumulite* Wrighti
Woodw, tp <>b Silur.
Dudley
a Exemplar in nm Cr.
b, e einzelne Tiifelchen
verdrossen
(Nacfa Woodward.)
Kid. 1217
FoUieipfj laerirrimu* t}ucnst Ober»» Kreide.
LüneburK. C Carina, T TiTjrum, Ä Seutum.
R Rostrum Co. L IjUeralia,; (Nat. Crosse
Archaeolepas Zitt. (Fig. 1215).
Stiel abgeplattet, auf den zwei
Hauptseitentiächen mit 4 — 6, auf
den schmalen Seiten mit zwei Längsreihen von kleinen Kalkschuppen bedeckt.
Die eigentliche Schale (Capitulum) aus zwei dreieckigen Bcuta, zwei grossen
Iii:. 121«.
Xotlptllum
Qnllicum Heb
Oben' Kreide
Newton bei
l'ari*. */,
(Nach
Hebert)
Fit 1219.
Scalpdlum fotmln Darwin. Ob, Kreide.
Norwteh, */,. rxaeb Darwin.) 8 Bett-
nim, T TerKum, C Carina, R lUmtnim,
/. Laterale rapenu«
>lK. 122U.
Scotoeifwai fottula Darwin.
Carma stark venrrossert.
(Nach Darwin.)
FiK. 1221.
I*im» anati/fra l.in.
Ueeent Mittelmeer.
8 Böntum,
T Tenrum,
C Carina,
!• Stiel
trapezoidischen Terga, einer kurzen un paaren Carina und einem winzigen
Rostrum zusammengesetzt. Ob. Jura.
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Cirripedia. Lepadidae. Verrucidae. Balanidae.
453
Loricula Sow. (Fig. 1216). Stiel getäfelt. Capitulum mit 2 Scuta, 2 Terga,
4 Lateral platten und einer sehr schmalen Carina. Mittl. und ob. Kreide.
Pollicipes Leach (Polylepas Blv.) (Fig. 1217). Capitulum aus zahlreichen
(18 — 100) Plättchen zusammengesetzt, unter denen sich die Scuta, Terga, das
Rostrnm und die Carina durch Grösse auszeichnen. Die Lateralia stehen
meist in zwei Reihen übereinander. Stiel häutig mit winzigen Schüppchen.
Ob. Jura. Kreide. Tertiär und Recent.
Scalpellum Leach. (Fig. 1218—1220). Capitulum mit 12—15 Stücken.
Die Terga und Scuta viel grösser als bei Pollicipes und von sehr charakte-
ristischer Gestalt. Carina schmal, lang mit gewölbtem Rücken. Stiel fein
beschuppt, seltener nackt. Kreide bis jetzt.
Lepas Lin. (Fig. 1221). Stiel häutig. Capitulum nur aus zwei sehr
grossen, dreieckigen Scuta, zwei kleinen Terga und einer Carina bestehend.
Pliocän und lebend.
Poec ilasma Darwin. Tertiär und lebend.
2. Familie. Verrucidae.
Ungestielte, aufgexcachsene Schalen, atts 6 Stücken zusammengesetzt. Von den
Scuta und Terga ist nur je eine Schale Jrei beweglich, die andere mit dem Rostrum
oder der Carina vencachsen.
Die einzige Gattung Verruca Schum. findet sich in der oberen Kreide,
im Tertiär und lebend.
3. Familie. Balanidae. Seetulpen, Meer eich ein.
Schale mit breiter verkalkter, zelliger Basis aufgewachsen, abgestutzt conisch,
im Durchschnitt rundlich oder oval, aus 4—8 seitlich verwachsenen Seitenplatten
und zwei Paar beweglichen freien Terga und Scuta bestehend, die als Deckel die
obere Oeffnung verschliessen. Tertiär und lebend.
Flft. 1 •.-.':!.
Senium und TerKuni von Balanu» nach Darwin).
a Tennim von iuinmmi, b Tcnium von innen, c Scutum von
iunon, x MuskelHmlrurk.
B
Fig 1222.
Behematiivhe AbblMunj; OtliM Haiti«
nliti'n. (Nach Darwin.) t' Carina,
1 Kofitrum, B Box!*, CL Carino-La
tcralc, L laterale. Rh Rostro-I-ate-
. rnlo, a Alae, r Ratiii. p Parlote*.
YiK 1X34.
Baianus eonearu» Itronn Ving Sutton. a Hin»;
schale, ftTerguni. cSrutuin n.<ir. nach Darwin)
Fi»r. 1225.
Balanu» pictut M»tr. Mtocaii. Dlsehinircii,
Wurltiiiiln-r«
Von den Seitenplatten, welche die kranzförmige, unbewegliche; Schale
zusammensetzen, werden zwei als Carina und Rostrum, die dazwischen
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454
Arthropoda. Crustaeea.
liegenden paarigen Ötüeke als Lateralia bezeichnet. Schalten sich neben den
Lateralia noch Platten ein, so heissen dieselben je nach ihrer Lage Rostro-
oder Carino-Lateralia. Die Scuta und Terga liegen frei auf dem Rücken des
Thieres und fehlen an fossilen Balaniden in der Regel. Sie haben sehr
charakteristische Form und wurden von Darwin hauptsächlich zur Species-
unterscheidung verwendet. Da von fossilen Balaniden meist nur Rand-
platten vorüegen, bo bleibt die Bestimmung derselben häufig unsicher.
Von den hierher gehörigen Gattungen kommt Baianus List. (Fig. 1222
bis 1225) zuerst spärlich im Eocän vor, wird im Oligocän und Neogen häufig
und charakterisirt Littoralbildungen. Bei Pyrgoma Loach. sind die Rand-
platten zu einem einzigen, gleichartigen Stück verschmolzen. Lebend und
fossil im Neogen.
3. Ordnung. Ostracoda. Muschelkrebse.1)
Kleine Krebse mit zweiklappiger , kalkiger oder horniger,
den Leib vollständig umsch Liessender Schale, deren beide
Hälften auf der Rückseite durch eine Membran verbunden
sind und auf der Bauchseite geöffnet werden können. Körper
undeutlich gegliedert, mit 7 Paar Glied maassen , welche als
Fühler, Kiefer, Kriech- oder Schwimmbeine fungiren. Ab-
domen kurz.
In der Regel finden sich von fossilen Ostracoden lediglich die
zweiklappigen kalkigen Schalen, deren Gestalt und Verzierung ziem-
lich unabhängig von der Organisation des Thieres sind. Das Oeffnen
dor Schale wird durch einen centralen Muskel bewirkt, dessen Ansatz-
stolle auf der Innenseite durch eine Vertiefung, einen Höcker oder
mehrere Grübchen angedeutet wird. Bei sehr vielen Ostraeoden ist
die Oberfläche der Schale glatt und glänzend, bei anderen aber auch
rauh, grubig, höckerig, gerippt, gestreift oder mit stachelartigen Fort-
sätzen versehen. Sie leben fast immer gesellig im Wasser und ernähren
sich von thierischen Stoffen, namentlich von Cadavern. Die meisten
Familien enthalten nur marine und brackische Vertreter ; andere
(Cypridae) sind vorherrschend Süsswasserbewohner.
Die Bestimmung der fossilen Ostracodeuschälchen bietet wegen
ihrer gleichartigen Gestalt und Verzierung und wegen ihrer meist sehr
') Bosquet, J., Description des Entomostraces fossiles de la craie de Maastricht.
Mem. Soc. Roy. des Science» de Lii>ge. vol. IV. 8°. 1847. — Description des Ento-
mostrace« fossiles de« terrains tertiaire» de la France et de la Belgique. Mem. des
sav. Strang, de I'Acad. Roy. de Belgique. vol. XXIV. 18f>2 — Monographie des
Crustaces fossile» du terrain creiace du duchö de Limbourg. (Möiu. de la commis-
sion pour la carte geologique de In Neerlande.) Ilaarlem 1*54. — Brady, G. St.,
Crosskey and Robertson, Monograph of the Post • tertiary Entomostraca of Scotland.
Palaeont Soc. 1874. — Egger, J. G., Die Ostracoden der Miocauschichten bei Orten-
bürg. Xeues Jahrb. f. Mineralogie S. 403. 1858. — Jones, Hup., A Monograph of
the Entomostraca of the Cretaceous fornmtion of England. Palaeontographical
Society. 1819. — A Monograph of the tertiary Entomostraca of England ibid.
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Holl). Nr. I— XXVIII Ann. and Mag. nat. history. 1855—1889. — Jones, Kirkby
G. Brady, A Monograph of the British fossil bivalved Entomostraca of the car-
boniferous Formations. Palaeont Soc. 1874 and 1S.S4. — Reuss, F. A., I>ie fossilen
Entomostraceen des österreichischen Tertiiirbeckens. (Haidinger's naturw. Abhandl.
III. 1. 1850.) — Die Foraminiferen und Entomostraceen des Kreidemergels von
Lemberg ibid. 1850. - Die Versteinerungen <lor böhmischen Kreideformation.
Stuttgart 1815 -181*5. — Speyer, (Jsk., Die Ostiacoden der Casseler Tertiitrbildungen.
Cassel 18*» t. — Licnenklaus, E., Monographie der Ostracoden des nord westdeutschen
Tertiars. Zeitsdir d. deutscheu geol. Oes. 1*94
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Ostracoda.
455
geringen Grösse erhebliche Schwierigkeiten; auch lassen sich die fossilen
Formen schwer in die für recente Ostracoden aufgestellten Familien
einfügen, weil letztere meist auf Merkmale des Thieres basirt sind, die
in der Schale nicht zum Ausdruck kommen.
ob
b'ig. 1226.
Primitia prunella
Barr. Ob. Silur
(K). KonlKshof,
Böhmen. (Midi
Bar ran de)
Schon in cambri sehen Ablagerungen finden sich
Gattungen [PrimiHa Jones' (Fig. 1226), Leperditia -Rouault (Fig. 1227),
Entomidella Jones , Lepidilla , Isoocys Walcottj. Die beiden ersteren
haben ihre Haupt Verbreitung im Silur und gehen bis ins Carbon
herauf. Leperditia zeichnet sich durch un- i «
gewöhnliche Grösse, etwas ungleichklappige glatte tfh 0k
und glänzende Schale aus und \J
wird öfters von der verwandten Gat- £
Mg 1227.
Leperditia IIMnaeri Fr. Schmidt
Ob. Silur *
Wisby, (iotland
(Nat. <irö*«e
Fi«. UM.
int» niga
F " Koeroer Silur ■ Ge-
schiebe. Lyek. Ost-
preußen. */> "at Or
(Nach F. Knemor.)
Fi«. V2TX
Beyrichia
tubereuiaia
Kloden.
Silur • Ge-
Kchlebc.
Mark
Branden-
burg.
mehrere
Fix. 1230.
Beyriehla Bohe-
tnirn Barr.
Int. Silur. Vinlco.
Böhmen.
Fiff- 1233.
Cypridina primaeva
de Kon. sp.
Steinkohlen -Formation
Braldwood, Finnland.
(Nach j! K B )
Fi«. 1232.
Entomit pelagica
Barr.
Cnt. Devon (F)
Koniepru»,
FIr. 1231.
Entomi* terrata-$trinta Sandb.
up Ob. Devon. Weilburv,
Na<.«au. a Kin Stück <">pri-
nideiwhlefer (nat. <">t , h ein
Stück vemroKMjrt, c Abdruck
der Schale verdrossen.
tung Isochilina Jones (Fig. 1228) begleitet, Ausserordentlich häufig
ist im Silur Beyrichia M'Cov (Fig. 1229, 1230) mit kleiner halbkreis-
förmiger Schale, auf welcher sich mehrere rauhe Höcker erheben.
Im Devon nimmt die Gattung Entomis Jones (Cypridina auet.)
Fi«. 1234
Cypridella WriqMii J. K. B. Kohlen-
kalk. Cork, Irland.
(Nach J. K. B.)
Fiff. 123 V
Cwprella ehrymlidea
de Kon
Kohlenkalk, n.rk Ir-
land
(Nach J. K B >
lig 1236. Fi« 12.1S
Bairdla curia Cytheridea Httllrri
Sl'Coy. Kohlen- Münat »p Boeün
kalk Irland •*/,. ColweU Buy, Kiil-
(Nach bind. nl\ (Nach
Kirkbyi Jones.)
(Fig. 1231, 1232) mit winzig kleiner, durch eine Querfurche aus-
gezeichneter, sonst aber glatter Schale die erste Stelle ein und erfüllt
zuweilen ganze Bänke des oberdevonischen *( 'vpridinensehiefers .
Reich an Ostraeoden ist stellenweise der Kohlenkalk ; doch finden
sich hier meist nur kleine, glatte oder mit Höckern versehene
Gattungen, wie Cypridina M. Fdw. (Fig. 1233). Cypruhlhi de Kon.
(Fig. 1234), Cypräla de Kon. (Fig. 1235), Entomoconvhm M < ov.
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45«;
Arthropods. Crustacea.
OyprideUina J. K. B. u. A. Die älteste Süss wasserform {Palouocypris
Hrongt.) wurde in der produktiven Steinkohleuformation von Saint-
Etienne nachgewiesen.
Flg. l.'!7
Cytherei* qunttritalM Koem. Ontilt. Folkestone. »/,.
(Nach Jone«)
Im Zee1is;tein sind die Gattungen Bairdia M'Coy (Fig. 1236),
Kirkbya Jones, Cy^ere Müll., Cytherclla Bosquet und Cythcreis Jones
ziemlich häutig.
Die triasischen und jurassischen Ablagerungen enthalten in
einzelnen Horizonten kleine Ostraeoden und zwar vorherrschend Arten
von Bairdia, Cyiherr, Cytlurris (Fig. 1237), Cytheridea (Fig. 1238) und
Macrocypris, sind aber bis jezt noch ungenügend bearbeitet. Dieselben
Gattungen entfalten in der Kreide einen grösseren Formenreichthum,
Fig. 1239.
C>/pri't"i Wal
itenM* Sow.
WeAlden.
Oberkirchen,
Hannover.
Fl», l-'40.
Cytherella romprc»-
$a MÜDHt sp.
Stark verengert,
oliu'oirtn Rüpel
iiioinle, Belgien
iNai-li BoM|iiet.)
Flg. 124L
Cyiherr Edwardti
RiH'in. *p.
Mioi'tin I.coKiian
tii-i Bordeaux **fi.
(Nach iSnsqtiet.)
Fi« 11' 12.
Ci/there Dunemelen-
M* Norman. I'lei-
Mtiicini Joniiinliill,
KiiKlnud (i Linke
Schale vou Innen,
6 reehte Sclmle
von auiwea, vergr.
(Nach Brad jr.)
Fi»? tan,
Oyjtria fotoa Deem . Mloean,
Oeningen, Schweiz. '*/,.
a Vi>n der Seite, 6 vom
Kücken (nach Hosquetv
e Sünw-tuwcrkalkxteln er
füllt mit OjprU faba Desm
Nonllingen im Kies
und namentlich die obersten Kreideablageruugen von England, Rügen,
Maestricht, Lemberg enthalten zahlreiche Arten.
Im Tertiär kommen fast nur Vertreter von noch jetzt existirenden
Gattungen vor; in marinen Schichten namentlich Cytlure, Cytheridea.
(ytJuridris, Encythen; Cythmtra, Candona etc., in Süsswasserschichten
Cypris Müll., die z. 15. bei Nördlingen und in der Auvergne ganze
Bänke zusammengesetzt,
4. Ordnung. Phyllopoda. Blattf üssler. ')
Crustaeeeti von gestrecktein, oft deutlich gegliedertem
Körper, meist mit flacher schildförmiger oder seitlich com-
primirfer zweischal iger Haut duplieatur, mit mindestens vier
Paar blattförmiger, gelappter Schwimmt üsse.
Zu den l'hvllopoden werden sehr verschieden gestaltete, kleine
und grossere Krebse gerechnet, welche meist in süssen < bewässern oder
Salzsümpfen vorkommen mal fast nur die Bildung der blattförmigen
') Jonen, Ruft , On fossil Ksltieriae atul thoir ilistribution. t^nart jonrn. geol.
Sor. London lbti.'J XIX, p 87. — A Molingraph of the fossil Estheriac. Palue
out Soc, l«J2.
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Phyllopoda.
457
Gliedmaassen, sowie eine übereinstimmende Entwicklungsgeschichte mit
einander gemein haben. Die Gliederung des Körpers ist bei den höher
stehenden Formen (Braiwhiopoda) eine sehr vollkommene, bei den Wasser-
flöhen {Cladocwa) dagegen meist eine ziemlich unvollständige. Die Zahl
der Körpersegmente ditt'erirt bei den einzelnen Gattungen beträchtlich;
bei den stark segmentirten ist der Körper langgestreckt, vorn am Rücken
durch eine flache, schildförmige Hautduplieatur geschützt [Äpus) oder
nackt {Branchipus); bei den in zweiklappigen Schalen eingeschlossenen
Cladoceren und Estheriden ist der Körper seitlich zusammengedrückt,
verkürzt und undeutlich segmentirt, Mittelleib und Abdomen lassen
sich öfters schwer abgrenzen, dagegen setzt der Kopf deutlich ab und
ist meist mit zwei Fühlerpaaren und «
zwei grossen Augen, zu denen häufig
noch ein kleines unpaaros Auge
kommt, versehen. Um die Mundöff-
blg. 1245.
a I > \in Leidyi Jone*. Stcliikohlenforinatlon,
Pottirül*. Pennfvlvunlen (Nneh .Ionen.)
6 Leaia Haei\t*chiana Oein. Sleinkohlenfonnu-
tion. Neunkinhen liel Haarlinieken. tNarh
Ool<lenherp)
Fi«. YHA.
FMherla miuuta Albertl *\> Lettenkohlendolomit.
Sinsheim, Ha.len. a Nat. <ir., 6 vonct. •/,. e ein
Stuek der Srhalenoberflaehe In ÖOfaelu-r Ver-
Krösseruiiff-
nung stehen die grosse Oberlippe (Hypostoma), zwei breite, verhornte,
tasterlose Mandibeln, 1—2 Paar Maxillen und öfters eine Unterlippe.
Vom Thorax gehen blattförmig gelappte, zweiästige Fusspaare aus, die
meist in grosser Anzahl (seltener weniger als 8) auftreten und nach
hinten kleiner werden. Dieselben dienen zum Schwimmen und Greifen
und sind überdies in der Regel an ihrer Basis mit Kiemeuschläuchen
besetzt. Der Hinterleib entbehrt theil weise der Gliedmaassen und endigt
häufig in einem nach vorn umgebogenen, mit zwei krallen- oder flosseu-
artigen Furcalgliedern bewehrten Abschnitt.
Alle Phyllopoden sind getrennten Geschlechtes; die Männchen
pflegen viel seltener zu sein als die Weibchen ; letztere pflanzen sich
überwiegend parthenogenetisch fort.
Fossile Cladoceren sind mit Sicherheit bis jetzt nicht nachgewiesen;
möglicherweise gehört Li/nn ifrs omatus Goldenbg. aus der Steinkohlen-
formation zu denselben. Von Branehiopoden weist die Gattung Estheria
Rüpp. (Fig. 1244) zahlreiche fossile Vertreter auf, die in brackischen
und limnischen Ablagerungen vorkommen und bereits im Old red
Sandstone (Devon) beginnen. Sie sind häutig in der produktiven
Steinkohlenformation , im renn , in brackischen Triasablagerungen
(Lettenkohlenmergel) und im Wealden. Die Schale besteht aus zwei
dünnen, gerundeten Klappen, die durch einen geraden, zahnlosen Rand
verbunden sind. Die Oberfläche ist meist concentrisch gefaltet oder
gestreift und zeigt eine eigenthümliche /.eilige oder punktirtc Struktur,
wodurch sich diese Schälchen von der sehr ähnlichen Molluskengattung
Posidonomya (S. 2üT) unterscheiden.
Leaia Jones (Fig. 1244) zeichnet sich durch eine oder zwei dia-
gonale Kanten aus, die vom Vorderende des Dorsalrandes nach dem
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458
Arthropod». Crustacea.
Uuterrand verlaufen. In der Steinkohlenformation von Großbritannien,
Deutschland, Nord -Amerika. Bei Esthcriella Weiss aus der Stein-
kohlenforination ist die Oberfläche radial berippt.
Im oligocänen Thonniergel von Bembridge (Insel Wight) kommen
ziemlich deutliche Abdrücke eines dem lebenden Branchipus ähnlichen
Phyllopoden {Braiichipodites Vectctisia Wondw.) vor.
5. Ordnung. Trilobitae. Tri lob iten. ')
Crustaceen mit fester Rückenschale, der Länge und Quere
nach dreilappig, aus einem Kopfschild, einer wechselnden
Anzahl beweglicher Rumpf segmente und einem aus mehreren
unbeweglich verschmolzenen Segmenten zusammengesetzten
Schwanzschild bestehend. In derRegel zweiwohi entwickelte,
meist facettirte Augen, eine sog. Gesichtsnaht und auf der
Unterseite des Kopfschildes eine Obcrlippenplatte (Hypostoma)
vorhanden. Glied niaassen dünne, mehrgliederige, mit Krallen
versehene Spaltfüsse, sehr selten erhalten. Entwickelung
durch progressive Metamorphose aus einer schwach segmen-
tirten Jugendform.
Die allgemeine Körpcrl'orm der Trilobiten lässt sich durch die
nicht selten erhaltenen festen Schalentheile oder deren Ausgüsse
und Abdrücke bestimmen. Sehr häufig findet man die dünne, ober-
flächlich glatte oder gestreifte, punktirte, höckerige oder stachelige
Rückenschale noch wohl erhalten im Gestein eingebettet; aber ebenso
oft ist dieselbe, namentlich in sandigen und schieferigen Gesteinen,
vollständig aufgelöst, so dass nur Steinkerne überliefert wurden, welche
jedoch die wesentlichen Merkmale der Gattungen und Arten fast ebenso
scharf erkennen lassen, wie die Schalen selbst, Die im Maximum
1 mm dicke Körperhaut besteht aus etwa 10 parallelen, äusserst dünnen
Schichten von kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk, welche von
feinen l'orenkanälen durchzogen sind. Die Schale ist etwas gewölbt,
nieist länglich oval, vorn und hinten gerundet oder auch mit Stacheln,
Zacken und Hörnern besetzt, Sehr häufig erscheint ein und dieselbe
l) Angelin, X. P., Palaeontologia Scandinavica I. Crustacea formationis tran-
sitionis. Lund 1853-1854. 4°. Mit 46 Tafeln. 2 Aufgabe: Trilobitae. Mit 42
Tafeln. Stockholm 1878. — Barrande, Joachim, Systeme Sibirien du centre de la
Boheme. Vol. I. Prag 1852 Supplement 1874. — tteyrich, E , l'eber einige böhmische
Trilobiten. Berlin 1845 n. 184«. — Brociqer, W C, Die sibirischen Etagen 2 und 3 im
Christiania Gebiet. Christiania 1882 — B«rmeinter,H., Die Organisation der Trilobiten.
Berlin 1843. 4". Dalman, J. W., Oin Palaeadema aller de sa kallade Trilobiterna
K. Vetensk. Akad. Handl. 1826. Stockholm. - Emmrieh, H. F., De Trilobitis. Diss.
inaug. Berol. 1839. — Huffmann, E, Sammtlichc bis jetzt bekannte Trilobiten-
Rnsslands. Verh. «1. k. mincralog. Gesellschaft zu St Petersburg 1858 — Si**z-
kowski, ,7 , Versuch einer Monographie der in den silurischen Schichten der Ostsee-
provinzen vorkommenden Trilobiten. Archiv für Naturkunde Liv , Esth- und Kur-
lands 1*57 Ser. I. Bd. 1 S 517 und Zusätze ibid. Bd. II S 345. — Qucnsiedt, F
A., Beitrage zur Kenntniss der Trilobiten mit besonderer Rücksicht auf ihre be-
stimmte Gliederzahl. Wiegmann's Archiv für Naturgeschichte 1837 Bd. I S. 337.
-- Saltcr.J. 11', Meinoirs of the geol. Survey of the l'nited Kingdom Figures and
descriptions of British organic remains. Decad. II 1845); Deead. VII 1853; Decad-
XI 1864. — Stltcr and H Woodward, A Monograj h of British Trilobites. Palae-
ontographical Society 1867— 1S>4. — Schmidt. Fr., Revision der ostbaltischen silu
rischen Trilobiten Mein, de l'Acad. imp de St. Petersbourg. 1*81 ser. VII tome 30.
— Walcott.l'. D., The Trilobito, New and old evidence relating to its Organisation.
Bull. Mus. Com pur. Zuob.gy 1881 vol. VI II Nr 10
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Trilobitae.
450
sin
sm
oc
oc
Trilobitenart in einer breiten und einer schmäleren, relativ längeren
Form, wovon Hur ran de die ersteren als weibliehe, die letzteren als
männliche Individuen betrachtet.
Durch zwei nahezu parallele Rücken furchen wird eine mittlere
convexere unpaare Axe (Rhachis, Spindel) von zwei etwas Hacheren
Seiten th eilen (Pleuren) geschieden uud diese Dreitheilung ist nicht
nur an dem segmentirten Rumpfe, sondern auch am Kopf- und
Schwanzschild zu erkennen.
Das Kopfschild (Fig. 1246) hat in der Regel halbkreisförmige
Gestalt und schliesst sich mit dem geraden Hinterrand an den
Rumpf an. Der Aussen rand ist häutig in den Hinterecken, wo er
mit dem Hinterrand zusammonstösst, zu Hörnern ausgezogen und
sehr oft von einer parallcllen Randfurche begleitet, welche einen
Rand wu Ist oder einen flachen
Randsaum (limbus) begrenzt.
Noch häufiger verläuft dem Hinter-
rand eine Occipital furche ent-
laug, welche den Occipital ring
abschnürt. Das Kopfschild der
Trilobiten endigt nicht als einfache
Lamelle am Aussenrand, sondern
ist nach unten umgebogen und
bildet ein umgeschlagenes, dem
Oberrand paralleles, aber durch
einen Zwischenraum getrenntes
Blatt (Umschlag). Verlängern
sich die Hinterecken zu Stacheln
oder Dornen, so nimmt der Um-
schlag an ihrer Bildung Theil, und
es entstehen hohle oder auch solide
Fortsätze .
Der zwischen den Dorsalfurchen befindliche, zur Spindel gehörige
und meist stärker gewölbte Theil des Kopfschildes heisst Glabella
(Kopfbuekel) ; was seitlich ausserhalb der Dorsalfurchen liegt, gehört
zu den Wangen (genae). Letztere werden in einzelnen Fällen durch
ungewöhnlich starke Ausbildung der Glabella zu schmalen Seitenrändern
reduzirt und fast ganz von der Oberfläche verdrängt. Zuweilen ist
auch die Grenze zwischen Glabella und Wangen fa.st ganz verwischt.
Vor der Naekeufurche besitzt die Glabella in der Regel noch 1 — 4 paarig
entwickelte Querfurchen (sulei laterales), welche vermuthlich Mund-
theilen oder Gliedniaassen der Unterseite entsprechen. Am häufigsten
zählt man drei Paare solcher F u rohen. Der ganze vor den vorderen
Seitenfurchen gelegene, häufig etwas erweiterte Theil der Glabella heisst
Stirn. Zuweilen vereinigen sich die Seitenfurchen in der Mitte oder
sie richten sich schräg nach hinten und Hiessen sogar manchmal zu
seitlichen Längsfurchen zusammen.
Die Beschaffenheit der Wangen wird in erster Linie beeinflusst
durch eigenthümlichc Nähte, welche als scharfbegrenzte feine Linien
über das. Kopfschild verlaufen, und ihm wahrscheinlich eine gewisse,
wenn auch beschränkte Beweglichkeit verleihen. Nach dem Tode des
Thieres fand häufig ein Zerfallen des Kopfschildes nach diesen Nähten
Kip. 1246
Knpfni-hlld von Dalmania ITaui-
mnnni Mron»rt. *p. Devon. fKt a).
ISohuicn. I I.hnl»».«. im Knndfiirehe,
<i Hintertflvi'ii t Wunct'nsUehe) i, gl
C.luVlla. // Nieronluppen.-/1, /»
vorderer, hinterer und mittlerer
SHti nlobus. 1. •>, :t vordere, miniere
und hinten- Seitenfurehe, «oNneken-
fim-he Uutcu* occipitnlis), jlNaeken-
riiiK, <s GesW-htsnnlit. oe Sehflache
der AUKV'ti. P 1'alpehralfliiKcl.
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4H0
Arthropods. Crustacea.
Kiff. 11*17.
statt Die wichtigste darunter ist die Gesichtsnaht (sutura facialis),
welche nur wenigen Trilobitengattungen fehlt. Die beiden Zweige der-
selben beginnen entweder am Hinterrand, in den Hinterecken oder am
Aussenrand, verlaufen von da nach den Augen , folgen den Augen-
hügeln auf der Innenseite und wenden sich dann nach vorn, indem
sie entweder die < Habella umziehend sich nahe am Stirnrand vereinigen,
oder getrennt und in gleichem Abstand von der Mitte den Stirnrand
überschreiten. Im letzteren Falle werden die zwei Zweige häufig auf
dem umgeschlagenen Hand des Kopfsehildes durch eine dem Hand
parallele 'Quernaht, die sog. Sch nauzennaht, verbunden.
« Hinter dem Umschlag dos Kopf-
sehildes, jedoch stets durch eine Naht
oder vielmehr eine Articulationsfläche
getrennt, beginnt ein horizontales, der
Oberlippe der übrigen Crustaceen homo-
loges Schalenstück, das Hvpostoma
a Hypontoma von" üchat paimata <ntt<-ii (Fig. 1247). Dasselbe ist nur mit dem
e hinu-n- Furche d. « Mittnisturkin, p Hinter gebogenen v orderraud am Koptschild
6. . Hypo^oma* von'Ä intens Gefestigt, alle übrigen Ränder sind frei,
(nach Sovak). 6 gölten-, c Frontansicht, Seine Form und Grösse liefert werth-
/< Vordemod, Y Blnterflügel, l i i i\
volle systematische Merkmale.1)
Bei den meisten Trilobiten sind Augen nachgewiesen; sie scheinen
einigen Gattungen absolut zu fehlen; bei zwei Geschlechtern (Conoco-
ryphe und Trinucleus) kennt man blinde und mit Augen versehene
Arten, und endlich bei einer kleinen Anzahl von Trilobiten hat sich
die charakteristische Oberfläche der Gesichtsorgane entweder gar nicht
oder nur so mangelhaft erhalten, dass sie lange Zeit für blind galten
(Arioncllus, Sao, Ellipsocephalus etc.).
Die Augen erheben sich stets auf den Wangen und zwar un-
mittelbar neben der Gesichtsnaht; ihre Sehfläche ist fest mit den
Kandschildern verwachsen und steigt meist ziemlich schroff aus der
Wangenfläche auf (Augenwulst). Dadurch wird auch der angrenzende
Theil der festen Wangen in die Höhe gezogen, und es entstellt so der
zum Mittelschild gehörige Palpe bralf lügel, welcher aussen von der
Gesichtsnaht umgrenzt wird. .
Die allgemeine Form der Augen ist sehr verschieden. Am häufig-
sten bilden sie mit dem Palpebralflügel eine abgestutzt conische oder
halbmondförmige Erhebung, deren nach aussen gerichtete, convexe
Seite von der Sehfläche eingenommen wird {Phacops, Dalmania, Asaphns);
oft haben sie auch ring- oder eiförmige Gestalt. Zuweilen liegen sie
fast ohne alle Wölbung in der Wangenfläche {Arglina), zuweilen aber
auch am Ende eines langen hornfönnigen Fortsatzes des Kopfschildes.
Bei der Gattung Harpes bestehen die Augen aus 2 — 3 einfachen
Höckern (Stemmata); bei allen anderen Trilobiten ist die Sehfläche
durch zahlreiche sphäroidische Linsen facettirt. Die Linsen dieser zu-
sammengesetzten Augen sind meist von einer gemeinsamen, glatten
oder durch die Linsen etwas höckerig gewordenen Hornhaut überzogen,
welche von der übrigen Sehale des Kopfes verschieden ist; bei einigen
') Xoväk, Studien an Hypostomen böhmischer Trilobiten I und II. Sitzungs-
bericht d. k. böhm. üesellsch. d. Wissensch. 187i) und 18X1.
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Trilobitae.
4f,l
Gatt linken (Phacops, Dalmania) ist dagegen die Hornhaut der Seh flaehe
mit der übrigen Schale identisch und von rundliehen oder polygonen
Oeffnungen für die einzelnen Linsen durchbrochen. Die Grösse der
Linsen erreicht bei den letzteren zuweilen '/* Inm, während bei anderen
Trilobiten 6 — 14 Linsen auf einen Millimeter kommen. Zahl und An-
ordnung der Linsen ist überhaupt höchst verschieden, je nach den
Gattungen. Während die Augen einzelner Phacops Arten (Ph. Volborthi)
nur 14 Linsen aufweisen, zählt man bei anderen Formen derselben
Gattung 200 — 300, bei Dahnanitcs Hausmanni 600; bei Bronteus
palifer wird die Zahl der Linsen auf 4000, bei Asaphus nobilis auf
12U00 und bei Remopbmrides radians sogar auf 15000 geschätzt.
Meist sind die Linsen der zusammengesetzten Augen zu regel-
mässigen Reihen angeordnet. Nach Packard stimmt der Bau des
Trilobitenauges fast genau mit jenem der facettirten Limulusaugen
überein.
Der Rumpf (thorax) besteht im Gegensatz zu dem ungeteilten
Kopfschild aus einer je nach den Gattungen wechselnden Anzahl kurzer,
quer ausgedehnter und gegen einander beweglicher Segmente. Jedes
Rumpfsegment wird durch die Porsalfurchen in ein Mittelstück, den
Spindelring (annulus), und zwei Seitentheile, die Pleuren, zerlegt.
Die Spindelringe sind mit den Pleuren fest verwachsen, meist hoch
gewölbt und vorn fast immer mit einem Fortsatz versehen, welcher
durch eine Furche von der Ilauptoberfläche getrennt ist und etwas
tiefer als jene liegt. Dieser häutig etwas schiefe Fortsatz wird in ge-
streckter Lage von dem vorhergehenden Spindelring bedeckt und ist
nur an eingerollten Exemplaren überhaupt sichtbar. Er dient somit
als Gleit fläche (Articulationsfläche), auf welcher sich die Segmente
verschieben können. Der Hinterrand jedes Spindelringes ist schwach
nach innen umgeschlagen.
Bei den Pleuren unterscheidet Barrande zwei Hauptformen: die
sog. Furch enpl euren besitzen auf ihrer Oberfläche eine meist schief
von vorn nach hinten und aussen gerichtete Furche von wechselnder
Tiefe und Länge, während die Wu Ist pl euren auf der Oberfläche
mit einem Längswulst oder einer Längsleiste versehen sind. Bei einer
kleinen Zahl von Gattungen [Illaenus, Xilms) sind die Pleuren voll-
ständig eben.
Sämmtlichc Pleuren zerfallen in einen äusseren und einen in-
neren Theil; letzterer reicht vom Spindelring bis zu dem Knie oder
der Beuge (fulcrwn), d. h. bis zu einer Stelle, wo sieh die Pleuren
mehr oder weniger stark nach innen und meist auch nach hinten um-
biegen. Dor äussere, am Knie beginnende Theil bleibt entwede r gleich
breit und ist am Fnde abgerundet, oder er verschmälert sieli nach
aussen und ist zuweilen sogar in einen Stachel ausgezogen. Das freie
Ende der äusseren Pleurentheile ist stets umgeschlagen.
Die Zahl der Rumpfsegmente differirt bei den verschiedenen Trilo-
bitengattungen ganz ausserordentlich. Die kleinste (2) kommt bei Agnostits,
die grösste bis jetzt beobachtete Zahl (20) bei einzelnen Arten der Gattung
Harpes vor. Während Quenstedt und Bunne ister dio Zahl der
Rumpfsegmente für eines der wesentlichsten Merkmale zur Unterschei-
dung der Gattungen hielten, zeigten Bar ran de u. A., dass bei einer
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462
Arthropoda. Crustacea.
nicht unbeträchtlichen Menge von Trilobitengenera die Zahl der Rumpf-
segraente je nach den verschiedenen Arten abweicht. So kennt man
z. B. von Ampyx und Arglina Arten mit 5— 6. von PhiUipsia mit 6—10,
von Acidaspis mit 9 -10, von Olmus mit 9—1;"), von Chcirurus mit
10 — 12, von Cyphaspis mit 10 — 17, von Ellipsocephalus mit 12 — 14, von
Paradoxides mit IG — 20 Rumpfsegmenteu. Dass die Zahl der Segmente
in der Jugend kleiner ist als im ausgewachsenen Zustande, hat Bar-
runde bei vielen Arten nachgewiesen. Im Allgemeinen scheint eine
Art Wechselbeziehung zwischen der Menge der Rumpfsegmente und
der Grösse des Pvgidiums zu bestehen. Ist letzteres gross, .so bleibt die
Zahl der Rumpfglieder meist gering; wird es klein, so mehren sich die
Segmente im Thorax.
Das Schwanzschild [Pygidium) (Fig. 1248) besteht nur aus
einem einzigen Schalenstück, auf dessen gewölbter Oberfläche sich regel-
mässig eine mittlere, von Dorsalfurchen mehr oder weniger deutlich
begrenzte Axe und zwei Seiten t heile oder Seiten läppen unter-
scheiden lassen. Zuweilen besitzt dasselbe einige Aehnlichkeit mit dem
kopfschild ; allein es ist sichtlich aus der Verschmelzung einer Anzahl
gleichartiger Segmente hervorgegangen, und diese Zusammensetzung aus
verwachsenen Segmenten tritt namentlich am vorderen Theil des Pygi-
diums so deutlich zu Tage, dass zuweilen der Uebergang vom Rumpf
in das Pygidium äusserlich kaum wahrnehmbar wird. Manchmal frei-
lich verwischt sich die Segmentirimg gänzlich, oder ist nur auf der
Innenseite noch schwach angedeutet. Bei mangelhafter Segmentirimg
der Axe und der Seitenlappen erhält das Pygidium ein vom Rumpf
sehr abweichendes Aussehen. Der Umriss desselben ist am häufigsten
halbkreisförmig, parabolisch oder elliptisch, seltener dreieckig oder trape-
zoidisch; der Rand ganz, seltener gezackt oder stachelig; letzterer
bildet wie am Kopfschild und an den Rumpfpleuren einen Umschlag,
der bei manchen Gattungen eine ansehnliche Breite erlangt. Die Axe
erstreckt sich bald bis zum hinteren Ende des Pvgidiums, bald nur
bis in die Hälfte oder sie verkümmert zu einem kurzen Rudiment
[Brontms Fig. 1249), ja sie kann sogar gänzlich fehlen (Ailewt). Die
Zahl der Axenringe entspricht der Zahl der Segmente, aus welchen das
Pygidium gebildet ist, und schwankt zwischen 2 und 28. Auch auf
den Seitenlappen können sämintliche oder doch ein Theil der Pleuren
als quere oder schiele Furchen und Rippen fortsetzen und zwar lassen
sich dann die gefurchten und wulstigen Pleuren meist noch deutlich
Fig. 1Ü4».
Pygidium von Ogygia Huchi Bronjrt.
Flg. 1249.
r*y>d<lnim von Brontcu* umbrllijer Beyr.
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Trilobitae
463
unterscheiden ; nicht selten sind sie aher anch gänzlich verwischt. Die
Trilobiten des cambrischen »Systems zeichnen sich grösstentheils durch
kleine Pygidien und langen Thorax aus.
Die Unterseite der Trilobiten ist der Beobachtung ungemein
schwer zugänglich, da sie sich in der Regel so fest mit dem Gestein
verbindet, dass die daselbst vorhandenen Organe nicht blossgelegt werden
können. An eingerollten Exemplaren ist sie vollständig verdeckt. Die
Unsicherheit über das Vorhandensein und die Beschaffenheit ventraler
Glieder und Segmente dauerte darum bis in die jüngste Zeit fort.
Weitaus die meisten Trilobiten zeigen
bei sorgfältiger Präparation der Unter-
seite nichts weiteres, als den leeren
Hohlraum der Rückenschale und das
bereits oben (Seite 460) beschriebene,
am Umschlag des Kopfschildes befestigte
Ilypostoma. Dieser Umstand veranlasste
Burmeister zu der Annahme, dass sämmt-
liehe Organe auf der Unterseite wie bei den
Phyllopoden von weicher, fleischiger Be-
schaffenheit gewesen seien, obwohl Eichwald
schon im Jahre 1825 einen gegliederten
Trilobitenfuss und eine Antenne gesehen
haben wollte. Im Jahre 1870 veröffentlichte
Medianer LAnfrasrhnitt durch U,tiruru* pkurtxanthcmu*
c Kopft-ehiid, m Mund, v Ventnilmenibrnn, i IntoMinaloannl,
py I'yjridium. (Nach Waleolt.)
Hif 1260.
Araphus platyccphalu* Stokeji
l'nter -Silur. Ottawa, Cutiudn.
a t"iit<T>fitc mit rebenwten von
KeRlir-dorton Fussen (n»< Ii Ii i I -
litlgt). t> Hypii«toinii mit einem
un die Maxi] hi angehefteten t,'e-
gliederten Taster. (Nach Wood-
ward;
Billings die Beschreibung und Abbildung
eines ungewöhnlich günstig erhaltenen Asaplim
platycephalus aus dem Trentonkalk von Ottawa
in Canada, auf dessen Unterseite sich 8 Paar gegliederter Küsse
neben einer breiten Medianfurehe erkennen Hessen (Fig. 1250a). Bald
darauf wurde von Wood ward ein neben dem Ilypostoma derselben
Trilobitenart befindlicher gegliederter Taster mit Maxilla beschrieben
(Fig. 1250&).
Durch die feineu Untersuchungen Walcott's, welche an mehr
als 2000 ungewöhnlich günstig erhaltenen Exemplaren von Cheirurus
und Calymene aus dem Trentonkalk und zwar vielfach mit Hille von
Quer- und Längsschnitten gemacht wurden, ist die Frage über die Be-
schaffenheit der Unterseite wenigstens für mehrere Trilobitengattungen
entschieden. Darnach besassen dieselben eine dünne ventrale Membran
unter der eigentlichen Visceralhöhle , welche sich an den Rand des
Umschlages des Kopfschildes, der Rumpfsegniente und des Pygidiums
anheftete und durch verkalkte tjuere Bogen gestützt war, an denen sich
die Füsse befestigten. Der schon von Boy rieh und Volborth ent-
deckte Intestinalcanal beiludet sich unter der Rhachis in der Vis-
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464
Arthropoda. Crustacea
ceralhöhle. Er beginnt am Mund, welcher nach Walcott über dem
Hinterrand des Hypostoma liegt, biegt sich zuerst in dorsaler Richtung
um und verläuft alsdann der Schale parallel von der Glabella bis zum
I linterende des l'ygidiums (Fig 1251). Unter dem Kopischild und zwar
hinter dem Hypostoma liegen 4 Paar gegliederte Füsse mit breitem
Basalstück, wovon sich das hinterste Paar durch etwas grössere Stärke
auszeichnet, In gleicher Weise linden sich unter den Segmenten des
Rumpfes und des Pygidiums gegliederte, in zwei ungleiche Acste ge-
theilte Spaltfüsse. Der grössere innere Ast {Endopodit) besteht aus 5
oder mehr Segmenten, wovon das letzte eine Kralle bildet ; der äussere
gegliederte Anhang (Exopodit) ist kürzer und scheint aus 2 — 3 Seg-
menten zu bestehen (Fig, 1252). Zwischen diesen Spaltfüssen und den
Seitentheilen der Rüekenschale hefteten sich an den Basaltheil der
Gliedmaassen einfache oder spirale, in zwei Aeste vergabelte Fäden oder
Bänder an. die nicht anders, als Kiemen gedoutet werden können.
Califineiu scuu/iu t mir.
C'nt Silur. Cinelnimtl,
Ohio.
Fl* 1282.
Hojitimrirtt'S KuiiipfM-piuent eines Trilobiteti
im (<uer*ehnilt (hhcIi W aleott), d DorMil-
schale, r Yentrulniemliran, i Inte^tiimleiiiml,
en Kndopodit, tr Kxopndit. 6 Sidralkiemen.
Eine Bestätigung dieser
Beobachtung liefern die von
Valiant entdeckten, von Ma-
thow1), Beecher*) und Wal-
cott3) beschriebenen, trefflich
erhaltenen Exemplare von
Triarttmis Becki Green aus
obersilurischem Utiea-Sehiefer
von Rom NY. Iiier sind
Schale und die nicht selten
erhaltenen Gliedmaassen in Schwefelkies umgewandelt. Ein Paar langer,
gegliederter Antennen ragt über das Kopfschild vor (Fig. 1253). Unter
dem Kopfschild befinden sich kurze, mit breitem Basalstück versehene
Füsse, welche als Kaufüsse gedeutet werden, unter dem Thorax trefflich
erhaltene Spaltfüsse (Fig. 1253 B), an denen der Exopodit fast gleiche
Länge, wie der Endopodit besitzt und häutig mit borsten form igen An-
hängen besetzt ist. Bei dem Fusspaare unter dem Pygidium bewahrt
der Endopodit seine schlanke gegliederte Beschaffenheit nur in der
Hg, 1253.
Triarthru* Heckt i'.rvvn. Ob. Silur (Utlcft-8chlefer).
Horn NY.
A Vomiiflirh erlmltene* K.vin|»lRr von der Rückseite
mit Antennen und Spnltfn»«en l" -mal verdrossen
(tuen Beecfa er)
// SjmltfusM.. des Tliorucnl -Abschnittes ohne und mit
Borsten (t/i Kndopodit, cj Ksopodit).
') Amuriean Journ. Soc. Art* 1893. XLVI. S. 121.
J) ibid. S. 467 u XLVII. 1894 8. 298.
») Proceed. Biol. Soc. Washington 1894. IX. S 89.
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Trilobitae.
distalen Hälfte, die inneren Glieder dagegen breiten sich zu dreieckigen,
mit Borsten besetzten Platten ans, und bei den hintersten Spaltfüssen
unter dem Pvgidium besteht der Endopodit vollständig aus breiten,
lappigen Gliedern.
Einrollung. Die meisten Trilobiten haben die Fähigkeit, ihren
Körper derart einzurollen, dass sich der Rand des Pygidiums dicht an
den Kopfumschlag anlegt. Sie schützen dadurch die ohne Zweifel meist
zarten Organe der Unterseite vor Beschädigung. Bei der Eiurollung
verschieben sich die mit Gleitflächen versehenen Thoracalglieder etwas,
die Pleurenfortsätze drängen sich aneinander und schliessen den Körper
auch seitlich. Bei manchen Gattungen scheint die Einrollungsfähigkeit
eine sehr beschränkte zu sein, man findet sie fast immer nur in ge-
streckter Lage, und zuweilen fehlen den Rumpfsegmenten sogar die
Gleitflächeu vollständig {Hydrocephalus) oder sind sehr mangelhaft aus-
gebildet.
Für die Systematik hat das Einrollungsvermögen nur wenig Werth,
da dasselbe wahrscheinlich der grossen Mehrzahl der Trilobiten zukam
und überdies keine nennenswerthe Differenz in der Organisation bedingt.
Die von Burmeister vorgeschlagene, hauptsächlich auf die Einrol-
lungsfähigkeit basirte Einthoilung konnte darum keinen Anklang finden.
En t Wickelung. Durch J. Bar- « * «
ran de wurde zuerst der Beweis ge- Q^k QQ
liefert, dass eine grosse Anzahl von Ǥ3?
Trilobiten wie "die meisten recenten 0 0
Orustaceen eine Reihe von Verände-
rungen durchlaufen, bis sie ihre defi-
nitive Gestalt erlangen. Diese Verände-
rungen sind keine eigentlichen Metamor-
phosen, sondern progressive Entwicke-
lungsstadien , welche jedoch hin und
wieder in erheblicher Weise von ein-
ander abweichen. In den meisten FiK 12,5
IPu„ 11 t 1 1 .. 1 -iT Knlwli-kflun^MnclIi-n von Sao hirtutn Ttarr-
'ällen allerdings beschranken sich die- cntnbriKctu» s. hkier von skr.->, Böhmen.
selben auf eine sueeessive Vermehrung " 1 ■• 6 %J(1:|;;nf 4 (N,nh/il'lrrH,n7i!'.)1'lun,''s'
der Rumpfsegmente ohne nennens-
werthe Formveränderung (Fig. 1255). Als Eier hat Barrande winzige
schwarze Kügelchen von 3/s — *k mm Durchmesser mit glänzender, häufig
runzeliger Oberfläche beschrieben, die in grosser Menge in Trilobiten
führenden Ablagerungen vorkommen.
Stellung im zoologischen System. Durch die deutliche
Segmentirung des Körpers und durch den Nachweis gegliederter Spalt-
füsse ist die Stellung der Trilobiten unter den Crustaceen gesichert.
In ihrer äusseren Erscheinung erinnern sie am meisten an Isopoden
(Asseln), doch hat bereits Burmeister hervorgehoben, dass bei den
Isopoden nicht nur der kleine, frei bewegliche, mit zwei Fühlerpaaren
und eigenthümlich modificirten Kiefern versehene Kopf wesentlich ver-
schieden sei vom Kopfschild der Trilobiten, sondern dass auch die
Augen anders gelagert sind; ausserdem besitzen die Isopoden im Gegen-
satz zu den Trilobiten eine ganz constante Anzahl von Körporsegmenten.
Die Beine des Thorax tragen bei den Isopoden keine Kiemen, letztere
befinden sich vielmehr ausschliesslich auf der Unterseite des Abdomen.
Z Ittel, Grundzügo der Palacontologic. 30
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Arthropods. Crustacea.
Durch den Mangel bestimmter Zahlenverhältnisse in der Segmentirung
werden die Trilobiten von den höher stehenden, unter der Bezeichnung
Malacostraca zusammengefassten Krustern ausgeschlossen. Unter
den noch übrigen Ordnungen der Orustaeeen kommen die Cirripeden,
Ostracoden und Copepoden nicht in Betracht; es bleiben somit nur
noch die Phyl lopoden, sowie die Gruppe der Merostomata übrig,
mit denen in der That die Trilobiten auch am meisten verglichen wurden.
Burmeister war geneigt, die Trilobiten den Phyl lopoden anzu-
schliessen, und zwar glaubte er im Bau der Augen, in der Segmenti-
rung des Rumpfes und namentlich in der weichen häutigen Beschaffen-
heit der Füsse Vergleichspunkte zu finden, welche eine nahe Verwandt-
schaft mit den lebenden Gattungen Apus und Branchipm gewährleisteten.
Dass den Phyllopoden das Einrollungsvermögeu abgeht, dass der all-
gemeine Habitus vieler Trilobiten sich doch weit von jenem der Phyllo-
poden entfernt, und dass den letzteren der feste kalkigchitinöse Rücken-
panzer fehlt, wurde von Burmeister nicht hoch angeschlagen; wohl
aber die Aehnlichkeit des Kopfscliildes von Aptts mit dem Kopfschild
der Trilobiten, die Uebereinstimmung der Oberlippe bei den Phyllo-
poden mit dem Trilobitenhypostoma und namentlich die weiche Be-
schaffenheit der Füsse bei beiden Ordnungen besonders betont.
Noch ehe die wichtigen Entdeckungen über die Ex-
tremitäten der Trilobiten vollständig bekannt waren, be-
kämpfte Gerstäcker mit gewichtigen Gründen die An-
schauungen Burmeister's. Er zeigter dass die Augen
der Phyllopoden wesentlich von denen der Trilobiten
differiren, dass der Kopf der ersteren keineswegs dem
KiiT'rl->6 Kopfschild der letzteren homolog sei, und dass insbeson-
wt"nstm)!uMOv!!n ^cre Burmeister's Annahmen über die häutige Besehaffen-
umutut pui«- heit der Trilobitenfüsse jeder sicheren Grundlage entbehrten.
^D^hrno*** Nach sorgfältiger Abwägung der Aehnlichkeiten und Ver-
schiedenheiten zwischen Phyllopoden und Trilobiten findet
Gerstäcker letztere so überwiegend, class er die Trilobiten als selb-
ständige, den Phyllopoden, Copepoden, Poeeilopoden etc. gleich werthige
Ordnung im Systeme einreiht.
Was nun die Beziehungen zu den Mcroxtomata und speciell zu
Limulus betrifft, so zeigt sich in der mehr oder weniger deutlichen
longitudinalen Dreitheilung der zwei Rückenschilder von Limulus, sowie
in der Form des Kopfschildes eine gewisse rebereinstimmung, welche
durch den gleichen Bau und die Lage der seitlichen Augen noch er-
höht wird. Auch die Gesichtsnaht der Trilobiten ist bei einzelnen
fossilen Merostomen (Hrmiaspü, Bunodes) deutlich nachweisbar und bei
Limulfls durch eine am Hinterrand beginnende und an den Augen
vorbei nach vorn verlaufende Kante wenigstens angedeutet. Auf der
Unterseite ist das Kopfschild bei Merostomata und Trilobiten um-
geschlagen; dagegen fehlt den ersteren das charakteristische Ilypostoma.
während bei den letzteren hinter der Mundspalte weder die grosse
Medianplatte (Metastoma) der Eurypteriden, noch die zwei dem Meta
stoma homologen Anhänge bei Limulus nachgewiesen werden konnten.
Dass der dein Koptschild folgende Leibesabschnitt bei Limulus von
einem einfachen Rückenschild bedeckt wird, kann nicht allzuschwer
in die Wagsehale fallen, wenn man berücksichtigt, dass weder bei den
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Trilobitae. 4 (',7
paläozoischen Liinuliden, noch bei den Eurypteriden eine solche Ver-
schmelzung der Brust- und Abdoininalsegmente stattfindet, und dass auch
Limulus ein Larvenstadium mit frei beweglichen Leibessegmenten auf-
weist, das nicht nur in überraschender Weise mit den bereits erwähnten
paläozoischen Liinuliden übereinstimmt, sondern auch mit dem Rücken-
schild gewisser Trilobiten Aehnlichkeit besitzt. (Fig. 12515).
Obwohl nun nicht in Abredo gestellt werden kann, dass zwischen
Trilobiten und Merostomata mancherlei Beziehungen bestehen, so lassen
sich doch andrerseits auch schwerwiegende Differenzen geltend machen.
Den letzteren fehlt ein Hypostoma, den ersteren das Metastoma, sowie
die punktförmigen Ocellen im Mittelfeld des Kopfschildes. Bei den
Merostomata befinden sieh unter dem Kopfschild 6 gegliederte Fuss-
paare, die gleichzeitig mittels ihrer eigentümlich gestalteten Hüftglieder
als Kauwerkzeuge dienen und sehr wesentlich von den Kau- und Spalt-
füssen der Trilobiten abweichen. Mit dem blattförmigen, noch an das
Kopfschild angehefteten Operculum und den darauf folgenden Blatt-
füssen des Mittelleibes beginnt bei den Merostomata ein Körperabschnitt,
der absolut keinen Vergleich mit den Trilobiten mehr zulässt. Die
fundamentale Verschiedenheit der Füsse des Thorax und Pygidiums
bildet die wichtigste Differenz zwischen Merostomata und Trilobiten und
gestattet keine Vereinigung der beiden Ordnungen zu einer gemein-
samen Gruppe der Palaeocarida oder Oigantostraca. Ob man die Tri-
lobiten den Entomostraca anschliessen oder dieselben als eine gleich-
wertige Gruppe zwischen Entomostraca und Malacostraca stellen will,
hängt hauptsächlich von der Würdigung der zwischen Phyllopoden und
Trilobiten vorhandenen Unterschiede ab.
Ueber die Lebens weise der Trilobiten kann, da Vertreter oder
nahe Verwandte derselben heute nicht mehr existiren, nur ihre Orga-
nisation und ihr Vorkommen Aufschluss gewähren. Das letztere be-
weist mit Sicherheit, dass sie im Meere existirt haben, denn alle ihre
Ueberreste finden sich in marinen Ablagerungen und zwar in Gesell-
schaft von Brachiopoden, Uephalopoden, Orinoideen und anderen typi-
schen Meeresbewohnern. Ob sie in tiefem oder seichtem Wasser sich
aufhielten, ob im offenen Ocean oder in der Nähe der Küsten, lässt
sich mit Sicherheit aus dem geologischen Vorkommen nicht ermitteln,
denn auch ihre Begleiter gewähren darüber keinen genügenden Auf-
schluss. Einzelne Formen finden sich in grosser Zahl neben dick-
schaligen Gastropoden. Bryozoen, Kiffkorallen und Brachiopoden in
kalkigen oder thonig-kalkigen Ablagerungen, deren Entstehung kaum
in bedeutender Tiefe möglich war, andere dagegen lebten offenbar auf
schlammigem oder sandigem Boden, wo ihre Schalen (zum Theil wohl
nur bei den Häutungen abgeworfene Hüllen) zu Tausenden begraben
liegen. Für manche Trilobiten darf ein Aufenthalt in ansehnlicher
Tiefe angenommen werden, da sie der Sehorgane vollständig entbehren.
Nach der Beschaffenheit ihrer Füsse waren die Trilobiten, wie die
Ostracoden und Daphniden wahrscheinlich befähigt, zu schwimmen und
zu kriechen, und darum weder ausschliesslich an die Küste, noch an
den Boden, noch an das offene Meer gebunden.
Systematik. Die Trilobiten bilden eine zwar mannichi'altige,
aber streng abgeschlossene und homogene Ordnung, deren Glieder nur
30*
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468
Arthropods. Crustacea.
durch graduelle, höchst selten scharfe Unterschiede von einander ab-
weichen. Alle Versuche, die Trilobiten nach einem einzigen Merkmal,
z. B. nach dem Vorhandensein oder Fehlen der Augen (Da Im an,
Goldfuss), nach der Segmentzahl des Rumpfes (Quensted t), nach
dem lunrollungsvermögen (Mi Ine Edwards, Burmeister), oder
nach der Beschaffenheit der Pleuren (Barrande) in grössere Gruppen
zu zerlegen , sind missglückt. Am zweckmässigsten erscheint es
darum, die Trilobiten in eine Anzahl nach der Gesammtsumme ihrer
Merkmale charakterisirter Familien zu zerlegen , wofür die trefflichen
Monographieen von Bar ran de und Salt er die beste Grundlage
bieten.
1. Familie. Agnostidae. Dalman.
Kleine Trilobiten, deren Kopfschild und Pygidium annähernd
gleiche Grösse und Gestalt besitzen. Augen und Gesichtsnaht fehlen.
Rumpf nur mit zwei Segmenten, Heuren gefurcht. Cambrium. Silur.
Ägnostus Brongt, (Fig. 1257,
125*). Ungemein häufig im Cam-
brium und unteren Silur von Schwe-
den, Böhmen, Grossbritannien, Spanien,
Nordamerika, Argentinien, China. In
der Regel finden sich isolirte Kopf-
und Schwanzschilder; sehr selten voll-
ständige Exemplare.
Flg. 1257.
Afjiwlun rjratiu
lalui Ii ii i I nn)
bliau (Kt. C).
Skn-y, Böhmen
sturk rergr.
(Koch
Burrnnile)
Kiir. 1ir.8
Agnoidt* pitipirmi* Uli.
<'Hiii»>rinm iOlenus-Sihhh
U.-U). Amlrnruui, Sthwoden.
2. Familie. Trinucleidae. Salter.
• Kopfschild grösser als Kump/ und Pygidium, meist von einem
Saum umgeben, der hinten jederseits in einem langen Stachel endigt.
Augen häufig fehlend. Gesichtsnaht undeutlich oder fehlend, zuweilen dem Rande
folgend. Rumpf aus 5—6' Segmenten bestehend. Pleuren gefurcht. Silur.
Tr inucle ns Llwyd (Fig. 1259). Meist kleine, einrollbare Trilobiten
mit breitem Kopfschild, dessen Hinterecken in lange Stacheln ausgezogen
sind. Die Glabella ist ringsum von einem breiten, flachen,
punktirten Saum umgeben. Augen und Gesichtsnaht selten
vorhanden. Rumpf mit 6 Segmenten. Pygidium sehr klein,
dreieckig. Häufig im
unteren Silur von
Europa und Nord-
Amerika.
Ampyx Dahn.
(Fig. 1260, 1201).
Kopfschild drei
eckig, ohne breiten,
punktirten Saum,die
Hinterecken zu Sta-
cheln verlängert.
Augen fehlen. Gla-
bella vorne mit
starhelartigem Fortsatz. Gesichtsnaht von den Hinterecken zum Vorderrand
verlaufend. Rumpf mit (5 Segmenten. Pygidium dreieckig. Im unteren,
seltener im oberen Silur von Europa und Nordamerika.
Dionide Barr. Unt. Silur. Europa. En dymi on ia Billings. Unt. Silur.
Canada.
Fig. 1259.
Trinuclfu* Goliiftitti
Barr l'nt. Silur (Kt. D),
Weaola, Böhmen
Fig. uoo
Amfii/x in i.iulut
I»alm. l'nt. Silur,
l'ulkowti i st
IVtlThliUfK '/|.
Flu. 126L
Ampyi PorttocH Jkitt. Uni silur
Kt. P . I.fickov, Böhmen.
Nut. Cr. iNtch B*rr*nde.)
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Trilobitae. Olenidae.
469
3. Familie. Olenidae. Salter.
Kopf schild grösser als Pygidium. Gesichtsnähte am Hinterrand beginnend,
den Augenwülsten folgend und von da zum Vorderrand verlaufend. Augen meist
wohl ausgebildet, schmal halbmond- bis kreisförmig. Rumpf mit 9—20 Segmenten,
länger als das Pygidium. Pleuren gefurcht. Nur in cambrischen und unter
silurischen Ablagerungen. Die hierher gehörigen Formen linden sich meist
gestreckt, seltener eingerollt.
Olenus Dahn. (Fig. 12G2). Kopfsehild halb-
mondförmig, mit schmalem Randwulst, an den
Hinterecken zu spitzen Dornen ausgezogen.
Augen klein, nach vorn gerückt. Gesichtsnaht
vom Hinterrand zum Vorderrand verlaufend,
Fig. 12G-J.
Olentu truneatn* Hrünn
Alaun*chiefer von An-
drnrum in Schonen.
(Nach AnfeliD.)
Fi«. 1263.
Eurj/earf brerieauda Ann,
amhrium). Anilrn-
rum, Schweden.
(Nach A n kcI in.)
Fl«. 1L'64.
Diketoctphalut Minnrtotenti*
D. Owen. Potain tn • Sandstein.
Wisconsin. (Nach Hall.) a Koj>f-
MchildfriiKUiciit ; die Wangen sind
Wfßjrehrochen. 6 PyKidium.
in geringer Entfernung von den Hinterecken beginnend und dort etwas nach
innen gebogen. Glabella deutlieh begrenzt, durch einen flachen Zwischen-
raum vom Stirnrand getrennt; ihr Vordertheil durch eine gerade 1/eiste mit
den vorderen Ecken der Augen verbunden ;
Rumpf mit 12—15 sehr schmalen, seitlich
zugespitzten und rückwärts gebogenen Seg-
menten; Pleuren breiter als die Rhachis.
Pygidium klein, dreieckig oder zugerundet,
schmäler als das Kopfschild, ganzrandig oder
mit Dorm n und Stacheln versehen. Axe
deutlich begrenzt, nicht bis zum Hinterrande
reichend. Cambrium und Unter -Silur von
Europa und Nord Amerika.
Peltura M. Edw. Hinterecken des
Kopfschildes gerundet; Glabella bis zum
Stirnrand reichend; Pygidium mit gezacktem
Rand. Cambrisches System. P. scarabaeoides
Wahlbg. sp.
Eurtjcare Angelin (Fig. 1268). Hinter-
ecken mit langen gebogenen Stacheln. Kopf-
schild sehr breit, kurz. Augen durch eine
Leiste mit der schmalen Glabella verbunden.
Thorax mit 7—9 Segmenten. Pvgidium Fte i_>6r,.
dreieckig. Cambrium. oientiiu* Kjendß l.innawon. cm. Cam-
ttenopyge Linnarson, Leptoblastus Rpstaurirte« Exemplar, du Kopftefalld
Angelin. Cambrium. Schweden. f»uk" »uft^iwhcn, um das iiypoptomn
° r, , , , r.. . . ..v Lzu zeigen. \ nat. Or. (Nach Holm.)
D ikelocephal u.s Owen i r ig. 12<»4\ ti
Glabella mit zwei parallelen, ununterbrochenen Querfurchen. Gesichtsnaht
und Augen wohl entwickelt. Pygidium ebenso breit als das Kopischild,
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470
Arthropoda Crustaeea.
Axe mit 4— ß Segmenten, die Seitenteile hinten jederseite mit Stachel.
Cambrium. Europa und Nord-Amerika.
Neseuretus, Änapolenus Hicks. Cambrium.
Olenellus Billings (Fig. 12ß5). Kopfschild halbkreisförmig, hinten
jederseite in einen Stachel verlängert. Augen gross, halbmondförmig, aussen
von der Gesichtsnaht begrenzt. Glabella mit 3 — 4 Querfurehen. Rumpf
mit 13—14 Segmenten. Pleuren in Spitzen auslaufend. Pygidium klein
mit kaum entwickelter Axe. Nur im untersten Cambrium von Nordamerika
und Europa.
Paradoxides Brongt. (Fig. 12G6). Wie Olenellus, jedoch meist grösser,
stark verlängert. Hypostoma hinten gerade abgestutzt. Rumpf mit lß — 20
Segmenten. Pygidium klein, die Axe deutlich segmentirt. Sehr häufig im
mittleren Cambrium von Europa, Nordamerika, Australien.
Triarthrus Green (Fig. 1253). Kopfschild hinten ohne Stacheln.
Augen schmal halbmondförmig. Rumpf mit 14— lß gefurchten, aber nicht
zu Spitzen verlänger-
1
Pygi-
massig gross,
Hg
KUipnortphaltm
//o/W
Bchloth. tp.
CUDbrlMMf
Schiefer von
QJneti,
lUihuu'ii
ten Pleuren
dium
ganzrandig. Die seg-
mentirte Rhachis bis
zum Hinterrande rei-
chend. Unt. Silur.
Nord - Amerika und
Schweden.
Hydrocephalus
Barr. iFig. 12ß7), Do-
lichometopus Ange-
lin. Cambrium.
Fig. VJM.
Pararloxidu Bohemieut Harr,
nat (,r< .*««•.
Üunbriacher Schiefer (Kt. C).
tiinutx, Böhmen.
Fit:. 1271.
Silo hirsutn Harr.
• Hlllhrtltlll
skn-v Böhmen.
Fi«. l'„»68.
Krmoplruridt » <Ca-
phura raiiiunf
Hurt (nat. «iriis-M' .
l'nt. Silur (Kt. 1>).
Koniguhof, Böh-
men. (Nach Har-
ra Ii cl e .
Conncoiyphe Sulstri Harr.
Cambrium (Kt. <").
'iim-O. Böhmen. •/,.
Remopleuridts Portlock (Fig. 12ßK). Konfsehild vorne gerundet,
hinten mit Hörnern Glabella mit drei Paar in der Mitte unterbrochenen
Seitenfurchen. < iesichtsnnhte vor der Glabella vereinigt. Rumpf mit 11—13
Segmenten. Pygidium sehr klein, mit schwacher Axe, Hinterende in einem
Lappen verlängert. Unt. Silur. Europa, Nordamerika.
Conocoryphe Corda (Conocepha Utes Barr.) (Fig. 1269). Körper länglich
oval, häutig eingerollt. Kopfschild hall» kreisrund. Hinterecken abgerundet;
Glabella vorne verschmälert; Vorderrand von einer Dorsalfurche begleitet.
Augen zuweilen fehlend. Hypostoma mit zwei kurzen Flügeln. Rumpf mit
14— lß Segmenten; Pleuren knieförmig nach innen umgebogen. Pygidium
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Trilobitae. Calymenidae. Asaphidae.
471
klein, hinten verschmälert und gerundet. Axe bis zum Hinterrand reichend,
gegliedert. Ungemein häufig (ca. 100 Arten) im Cambrium und unteren Silur
von Europa, Nordamerika, China, Tasmania,
Liostracus, Eryx, Anomocare Angelin, Angelina Salter. Cambrium.
Ar ionellus Barr. Körper länglich oval, Kopfschild gross, parabolisch;
vor der Glabella ein breiter Saum. Augen klein. Rumpf mit 16 Segmenten.
Pygidium klein, gerundet, mit 8 Segmenten. Cambrium. Europa und
Nordamerika.
Ellipsocephalus Zenker (Fig. 1270). Körper ziemlich klein, elliptisch.
Kopfschild halbkreisförmig, gerundet. Glabella glatt oder mit zwei Quer-
furchen, vorne dreieckig zugespitzt. 12—14 Rumpfsegmente. Pygidium sehr
klein. Cambrium. Europa und Nordamerika.
Sao Barr. (Fig. 1271). Kopfschild mit kurzen, spitzen Hinterecken,
Glabella mit drei in der Mitte unterbrochenen Furchen. Rumpf mit 17 Seg-
menten. Pygidium sehr klein. Cambrium.
Bathyurus Bellings, Ptychaspis Hall, Holocephal ina Salter.
Cambrium.
4. Familie. Calymenidae. Brongt.
KopJ schild grösser als Pygidium; Gesichtsnähte
in den Hinterecken beginnend, schräg nach innen
convergirend, den Stirnrand überschreitend und
durch eine Schnauzennaht verbunden. Augen vor-
handen, von massiger Grösse. Rumpf mit 18 Seg-
menten. Pleuren gefurcht. Silur. Devon.
Calymene Brongt. (Fig. 1272). Körper
oval, einrollbar, die Spindel durch tiefe Furchen
von den Seitentheilen getrennt. Kopfschild
vorne gerundet, breiter als lang. Stirnrand
wulstig verdickt. Glabella gewölbt, mit drei
Paar kurzen, tiefen Seitenfurchen. Augen klein.
Hypostoma schmal, länglich vierseitig, mit aus-
gebuchtetem Hinterrand. Pygidium wenig deut-
lich vom Rumpf geschieden, sechs- bis elfghedrig.
Silur. Europa und Nordamerika.
Homalonotus Koenig (Fig. 1273). Meist
grosse, längliche, einrollbare Trilobiten. Spindel
undeutlich von den Seiten getrennt. Kopf-
schild mit Hacher, recht
seitiger, ungefurchter
Glabella. Augen klein.
Pygidium schmäler als
Kopfschild mit langer,
quergefurchter Axe. Si-
lur und Devon von Eu-
ropa, Nord- und Süd-
amerika und Südafrika.
Diese Gattung wird
von Salter und Green
in mehrere Subgenera [Brongniartia, Koenigia, Burmeisteria Salt., Trimerus,
Dipleura Green) zerlegt.
ä. Familie. Asaphidae. Kmmrieh.
Meist grosse oder mittelgrosse Trilobiten mit glatter Schale, einrollbar. KopJ-
schild und Pygidium gross, Glabella durch wenig ecrtiejte Seitenfurchen begrenzt.
Fig. 1272;
Catymrw Hnaria Cotir.
Unt Silur
Cüudnnati, ohi<>. '/,.
FiK. 1273.
llomalotwtu» (Trimrrun) drtphin»-
vrphnln» Green.
Ol.. Silur. Iv.ick|>i.rt, Sew-York.
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472
Arthropoda Crustaeea.
Pig
Ogygia Guetturdi lirungt. tut
Silur. DiK-lisuhiffcr. Angm.
Kxomj.lur In mit. <ir. Mtlicti
■uMunmengedrückt. Nmii
ü roii km inrt.)
Gesichtsnaht am Hinterrand beginnend. Augen glatt
und gross. Rumpf meist mit 8 (zuweilen auch mit
5 — 10) Segmenten. Pleuren geJurclU oder eben. Pygi-
dium mit umgeschlagenem Rand. Im unteren Silur
und oberen Cambrium.
Ogygia Brongt. (Fig. 1274). Glabella Reit-
lieh durch Furchen begrenzt , meist mit 4 — 5 kurzen
Seitenfurchen. Hypostoma fünfseitig, hinten nicht
ausgeschnitten. Rumpf mit 8 Segmenten, Pleuren
gefurcht. Pygidium gross, aus 10 oder mehr Seg-
menten bestehend. Ob. Cambrium und unt. Silur
von Europa und Nordamerika.
Barrandia M'Coy, Niobe Angelin. Unt. Silur.
Asaphus Brongt. (Fig. 1275, 1276). Körper bis
0,4 m gross. Kopf- und Schwanzschild fast gleich
gross, mit breit umgeschl:igcnem Rand. Glabella
meist ohne Seitenfurchen. Hypostoma am Hinterrand
meist tief ausgeschnitten, die 8 Rumpfsegmente mit
gefurchten Pleuren. Die Seitentheile des Pygidiums
glatt, die Axe nicht oder schwach segmentirt. Sehr
häufig (ca. 100 Arten) im unteren Silur von Europa
und Nordamerika.
Subgenera: Ptychopyge, Megalaspis Angelin,
Basilicus, Brachyaspis Salt., Isotelus Dekay,
Asaphellus Callaway, Cryptonymus Eichw.,
Symphysurus Goldf. Unt. Silur.
Nileus Dalm. Stark gewölbt, undeutlich, drei-
lappig, mit breiter Axe. Glabella glatt, Hypostoma
am Hinterrand kaum ausgeschnitten. Pygidium glatt,
kurz, ohne Axe. Unt. Silur. N. Armadillo Dalm.
Fi*. 127...
Uaphu* (rn,i,imiVmu»< tspanm* I.in I nL Silur I'ulkowu l» i St. IVHTshurjr. (Such Salier .
Kiu'. I2T7, Iltnenus Ihdmannt Volb. l'nt. Silur. Pulkow« Im-I St. tVii r>bur»r. b, r Illacnu* eraoi-
cnuda I>ahu. Tut Silur. Dalekarlien. (Stell II u 1 in.)
Illaenus Dalm. (Fig. 1277). Kopfschild und Pygidium gross, halb-
kreisförmig. Glabella undeutlich begrenzt, glatt, Augen klein, glatt. Hypo-
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Asaphidae. Bronteidae. Phacopidae.
473
stoixia gewölbt, oval, hinten ausgeschnitten. Rumpf mit 10 (8 oder 9) Seg-
menten; Pleuren glatt. Pygidium glatt, mit kurzer, schwach entwickelter
Axe. Häufig im unteren Silur von Europa, Asien und Nordamerika.
Bumastus
Muren. Wie Illae-
nus, aber die Rha-
ehis des Rumpfes
kaum von den
Pleuren getrennt.
Unt. Silur.
Stygina,
Psilocephalus
Salter. Unt. Silur.
Aeglina Barr.
(Fig. 1278). G la-
be IIa hoch gewöl bt,
glatt, durch Fur-
chen von den
Wangen getrennt.
Augen enorm gross, facettirt. Rumpf mit 5 bis
6 Segmenten, Pleuren gefurcht. Unt. Silur.
6. Familie. Bronteidae. Barr.
Körper breit oval, einrollbar. Kopfschild gross,
mit deutlich begrenzter, nach vorn stark verbreiterter,
schwach dreilappiger Glabella; Gesichtsnähte vom
Hinterrand neben den sichelförmigen Augen vorbei
zum Vorderrand verlaufend. Rumpf mit 10 Segmenten,
Pleuren nicht gefurcht, schwach gewulstet. Pygidium
sehr gross, mit ganz kurzer Axe, von welcher zahlreiche Furchen ausstrahlen.
Einzige Gattung Bronteus Goldf. b
(Fig. 1279). Häufig im oberen Silur und
unteren Devon.
FiK 127H.
Atglina pri*ea Hnrr Ihit Silur (Et. Dt.
Vosek, Böhmen, a nnt. fir., 6, c vergr.
(Nach Barrand«.)
Fl* r.»76.
SltQtilatjH* ejtcnuatu» Amt. Tnt.
Silur. <•*( -Oothlnntl. Nut. (ir.
(Such An kcI in.)
Kl». 1J79.
a, b B rontau palijrr Beyr. Devon (Et. F). Konleprun, Böhmen. «KbpfcchlM. b BamtOU umbrUiJer
Beyr. Devon Et. Ft. slivenct*, Böhmen. I'yvi-Iinm. Nm h Ha rra ndi\)
7. Familie. Phacopidae. Suiter.
Kopfschild und Pygidium fast gleich gross. Glabella und Ruchis durch tiefe
Furchen begrenzt. Gesichtsnähte am Aussenrand vor den Hiuterecken beginnend
und vor der Glabella vereinigt. Augen mit wenig zahlreichen Facetten. Hypo-
Stoma gewölbt, fast dreieckig, ohne seitlichen Saum. Rumpf mit Ii Segmenten.
Pleuren gefurcht. Silur. Devon.
Phacops Emmrich Fig. 1280, 1281V Kopfscbild parabolisch mit ge-
rundeten Hinterecken. Glabella vorne stark verbreitert. Augen gross, facettirt.
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474
Arthropods. Cruatacea.
Pygidium hinten gerundet. Ob. Silur bis Ob. Devon in Europa und Nord
amerika.
Trimerocephalus M'Coy. Augen klein, aus wenig grossen Facetten
bestehend. Ob. Silur und Devon.
Acaste Goldf. (Fig. 1283). Hinterecken des Kopfes abgerundet oder
spitz. Glabella mit starken Seitenfurchen. Pygidium mit 11 Segmenten,
häufig zugespitzt. Silur.
im
Flu 1J.V2
ncleropi Dalm. gp.
tir Ikwoü, Ksthland. (Sa»-h
SchniM t.i
Fig. 1281,
Phacop» latifron» Bronn
Gerolstein, Kifel
Flg. 1-J80.
Phacop» Stcrnberoi Barr.
Devon (£», (}). Host In,
Böhmen.
(Nach Bar ran de.)
F1g li!83.
Aeatte lUiurninqiar Murch.
()». Silur Ludlow. (Nach
Saite r
Fig. US:..
Dalmania »oeiali* Burr.
l'nt. Silur El. />). WV- lu lH-i l'rag.
KopfrchlM »/,
Fi* l-JM.
Dnlmania cawtata Kiiiinr.
(Ataphu* limulunu «ireen;
ob silur. I..Mk|u.rt. N«>w
York. (Nach Hall)
Pter ugotneto pus Schmidt (Fig 128l'\ Chasmops
M'Coy. Ünt. Silur.
Dalmania Emmrich (Fig. 1284, 1285). Kopf-
schild mit zu Stacheln verlängerten Hinterecken. Glabella mit zahlreichen
Seitenfurchen. Pygidium mit mehr als 11 Segmenten, hinten zugespitzt.
Häutig (ca. 1<K) Arten) im Silur von Europa, Nordamerika und Ostindien.
Odontorephalus Conr., Cryphaeus Green. Devon.
8. Familie. Cheiruridae. Salter.
Kopjschild gross mit schar/ begrenzter Glabella , die zuweilen über den
Vorderrand vorragt. Gesichtsnaht am Aussenrand oder in den Hinterecken
beginnend. Rumpf mit 11 (seltener mit 10 — IS) Segmenten. Die Pleuren knie-
jörmig geknickt, gefurcht oder wulstig, meist verlängert. Pi/gidium mit 3 — 6 Seg-
menten, welche am Rand als Spitzen hervortreten. Cambrium bis Devon.
Cheirurus Beyrieh (Fig. 128G). Kopfschild halbkreisförmig, Glabella
mit drei Paar Seitenfurchen. Andren ziemlich klein. Rumpf mit 11 (seltener
9 — Vi) Segmenten. Die zahlreichen (9o) Arten dieser Gattung finden sich
vom oberen Cambrium bis zum Devon und weiden in eine Anzahl Subgenera
vertheilt.
Deiphon Barr. (Fig. 1287). Glabella kugelig angeschwollen, nur mit
Nackenfurche, Wangen schmal, jederseits in ein langes gebogenes Horn aus-
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Cheiruridae. Enerinuridae.
475
laufend, an deren Basis die Augen sitzen. Rumpf mit 9 Segmenten. Pleuren
stachelig endigend. Pvgidium jederseits mit einem dornartigen Fortsatz.
Ob. Silur.
Placoparia Corda, Areia Barr. Unt. Silur.
Sphaerexochus Beyr. (Fig. 1288). Glabella kugelig, mit Nackenfurche
und drei Paar Seitenfurchen, wovon die hinteren halbkreisförmig gebogen
sind. Augen klein. Rumpf mit 10 Segmenten. Pleuren convex, nicht
gefurcht. Pygidium sehr klein. Silur.
Fiu 12H7.
Deiphon Forbert Barr Ob. Silur iEt.'E).
St. Iwan. Böhmen (Narh Bnrrande.)
FIk. 1«8.
Fig. 1286.
intignu Beyr. Ob. Silur
(Kt. E). Koxolup, Böhmen, Vi-
(Nach Barrande.l
Beyr. Ob. Silur (Et. E).
LlMiee bei Beraun. •/,-
(Nach Barrande.)
Fig. 1289.
Amphion Fitcheri KUhw. Tut. Silur.
I'ulkowa bei St. Petersburg.
Amphion Pander (Fig. 1289). Meist
eingerollt. Kopfschild kurz, breit, von einem
Randwulst umgeben. Glabella schwach ge-
wölbt, mit starken Seitenfurehen. Augen
klein. Rumpf mit 15— 18 Segmenten. Pleuren wulstig. Pygidium etwas
schmäler als Kopf. Unt. Silur.
Slaurocephalus Barr., Diaphanometopus Schmidt. Silur.
9. Familie. Encrinuridae. Linnarson.
Einrollbar. Kopfschild gross, höckerig. Glabella scharf btgrenzt. Gesichts-
naht am Aussenrand oder in den Hinterecken beginnend. Rumpf Segmente 11—12.
Pygidium aus zahlreichen verschmolzenen Segmenten bestehend, die Seitentheile stets
stark berippt. Silur.
a h c
Kic. l.».»0. Fiu. 1291.
Encrinuru* punctntu* Kiiimr. Cromu» Bohemicu* Burr. '••> Silur (Et. E). I.ochWuw, Böhmen.
Ob. Silur, Outhlnnd. a I*>sidlum. mit Or., 6, c Ilyjx.st4.111n von Vromus inttreottatut
Burr. Vergr.
Die hierher gehörigen Gattungen Cybele Lovfen, Dyndimene Corda,
Encrinurus Emmrich (Fig. 1290), Cromus Barr. (Fig. 1291) erreichen meist
nur geringe Grösse und linden sich ausschliesslich im unteren und oberen Silur.
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476
Arthropods. Crustacea.
Mg, 1218.
Acidarpi* Dufrmoyi Barr.
Ob. .Silur (Et £), Bt Iwan,
Bohuu-n. (Nach llarrande.)
10. Familie. Aoidaspidae. Barr.
Körper einrollbar, die Oberfläche mit zahlreichen Stacheln bedeckt. Glabella
mit zwei Längsfurchen. Augen klein, glatt. Gesichtsnaht am Hinterrand be-
ginnend, zuweilen fehlend. Rumpf mit 9 — 10 Segmenten. Pleuren nicht gefurcht,
in lange hohle Stacheln auslaufend. Pygidium klein, am Rand stachelig.
Die einzige Gattung Acidaspis Murch
(Fig. 1292) enthält ca. HO Arten, welche in sibi-
rischen und devonischen Ablagerungen von Europa
und Nordamerika vorkommen.
11.. Familie. Lichadae. Barr.
Grosse, breite, sehr flache Trilobiten mit ge-
körnelter Oberfläche. Glabella undeutlich seitlich be-
grenzt mit zicei Längsfurchen. Gesichtsnähte am
Hinterrand beginnend. Rumpf mit 9 — 10 Segmenten.
Pleuren gefurcht, zugespitzt. Pygidium flach, fast
dreieckig, am Rand gezackt.
Einzige Gattung L ichas Dahn, in silurisehen
Ablagerungen von Europa und Nordamerika.
12. Familie. Proetidae. Barr.
Körper oval, einrollbar. Glabella seitlich wohl
begrenzt, Seitenfurchen mehr oder weniger deutlich,
die hinteren häufig einen Basallobus abschnürend.
Gesichtsnähte am Hinterrand beginnend. Augen
mässig gross, deutlich facettirt, ro» glatter Horn-
haut überzogen. Rumpf mit 8—22 Segmenten. Pleuren gefurcht. Pygidium
segmentirt, Axe und Seitvntheile gerippt, meist ganzrandig. Cambrium bis
Devon.
A rethusina Barr. ( Fig. 1 293). Kopf-
schild halbkreisrund , Hinterecken zuge-
spitzt; Glabella sehr kurz, kaum von
halber Kopflänge, hinten breiter als vorn,
mit schrägen .Seitenfurchen. Augen klein,
halbkugelig, vorragend, deutlich facettirt,
durch eine Leiste mit dem vorderen
Ende der Glabella verbunden. Rumpf
K^hrib^^w' mit 22 senr kurzen Segmenten; Pleuren
V ' niK viel breiter als die Ithaehis. Pygidium
sehr kurz, halbkreisförmig, genau wie
d©T Rumpf gegliedert. Nach Barrand e vermehrt diese
Gattung ihre Rumpfscgmente während der Entwicklung
ganz beträchtlich ; die kleinsten beobachteten Exemplare
besitzen 8, die jrrössten 22 Segmente. Silur. Devon.
f> Arten. A. Konincki Barr. (Silur), A. Sandbergeri Barr.
( Devon).
Cyphaspis Burm. Silur. Devon.
Harpides Beyr., Carmon Barr., Cyphoniscus Salter. Unt. Silur.
Proetus Steininger (Fig. 1291:. Kopfschild halbkreisförmig, von einem
deutliehen Randwulst umgeben. Glabella den Stirnrand nicht erreichend,
mit seichten, zuweilen verwischten Seitenfurchen. Augen gross, halbmond-
förmig, deutlieh facettirt. Rumpf langer als das Kopfschild mit 8 — 10 Seg-
menten, Pleuren gefurcht Pygidium halbkreisrund, Axe gewölbt mit 4 — 13
Segmenten, Seitentheile berippt, Rand selten gezackt. Die zahlreichen
Fig. V293.
Fit. wi.
I'rotlu« Hohcmicu* Conla.
(»b. Silur (Et. E).
Konieprus, Böhmen.
iNitcli lturrtiiKK 1
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Proetidae. Harpedidae.
477
(ca. 100) Arten vertheilen sich hauptsächlich auf Silur und Devon. Die
jüngsten Formen im Kohlenkalk.
Phillipsia Portlock (Fig. 1295). Wie Proetus, jedoch Glabella durch
fast parallele Dorsalfurchen begrenzt, mit 2 — 3 kurzen Seitenfurchen, von
denen dio hinteren bogenförmig rückwärts gerichtet einen
rundlichen Lappen am Grund der Glabella umschliessen.
Nackenfurche tief. Augen sehr gross, fein facettirt. Rumpf
mit 9 Segmenten, Spindel deutlich gegen die gefurchten, an
den Enden abgerundeten Pleuren abgegrenzt. Pygidium halb-
kreisförmig, ganzrandig. Axe aus 12—1« Segmenten bestehend,
Seitentheile mit zahlreichen Rippen.
Die Gattung Phillipsia ersetzt Proetus in den jüngeren
paläozoischen Ablagerungen. Abgesehen von einer zweifel-
haften untersilurischen Art (Ph. parabola Barr.) finden sich
alle übrigen Formen im Devon und Kohlenkalk, die jüngste
sogar in Permischen Ablagerungen von Nordamerika. Haupt-
verbreitung im Kohlenkalk.
Subgenera: Griffithides Portlock, Pseudo-
phillipsia Gemmellaro, B r aehymetopus M'Coy.
Carbon. Dechenella Kayser. Devon.
13. Familie. Harpedidae. Barr.
Kopj schild grösser als der übrige Körper, von einem
breiten punktirten Saum umgeben, welcher sich hinten in zwei
Hörner verlängert. Glabella geicölbt, mit 1 — 3 Seiten-
furchen. Augen nicht facettirt (Stemmata). Gesichtsnaht
fehlt. Rumpf mit 25 — 2i) Segmenten, einrollbar. l*ygidium
sehr klein. n^, mm.
Die einzige Gattung Harpes Goldf. (Fig. 1296) im ?//aJJf» "»"'if tortnbt sp
SllUr Und Devon. b.rraK.iNa.hBarran.le.
129.'..
Phillipsia gern-
mulifera I'hill.
Kohlenkalk,
daro, Irland.
Klli
Zeitliche und räumliche Verbreitung der Trilobiten.
Unter den Crustaceen bilden die Trilobiten die geologisch älteste
Ordnung. Sic gehören überhaupt zu den ersten Organismen, welche
unseren Planeten bewohnt haben, und erscheinen bereits in cambrischen
Ablagerungen in grosser Mannich Faltigkeit. Von den ca. 1(>0 bekannten
Gattungen und Untergattungen treten über 50 schon im cambrischen
System auf; im unteren Silur erreichen die Trilobiten ihren Höhe-
punkt, gehen im oberen Silur etwas zurück, sind im Devon bereits
auf 12 Gattungen und Untergattungen reducirt, von denen 4 bis ins
Carbon fortdauern. Iiier erlöschen die Trilobiten mit Ausnahme einer
einzigen in der Dyas von Nordamerika vorkommenden Art.
Nach Barrande sind bis jetzt etwas über 1700 Arten beschrieben,
wovon 252 auf die primordiale (cambrische) Fauna, SOG auf das untere,
482 auf das obere Silur, 105 auf Devon, 15 auf Carbon und 1 auf
das permische System kommen.
Was die räumliche Verbreitung der Gattungen und Arten betrifft,
so gibt es unter den enteren einige kosmopolitische Typen, wie Cono-
coryphe, Olmellus, Paradoxulrs, Trinucleus, Asaphus, Ilktrnus, Calymme,
Clieirxmts, Proetus, Pliillipsia u. a ; allein dieselben stehen an Zahl den
mehr localisirten Sippen entschieden nach; ja. einzelne Gebiete, wie
Schweden, Böhmen, England und Nordamerika, zeichnen sich durch
478
Arthropod* Crustacea.
eine ansehnliche Menge von Gattungen aus, welche einen vcrhältniss-
mässig kleinen Verbreitungsbezirk nicht überschreiten. Arten, die zwei
Welttheilen gemeinsam angehören, sind überaus selten. In auffallendem
Contrast stehen während der cambrischon und silurischen Periode die
Trilobiten des nördlichen zu denen des mittleren und südlichen Europa.
Während Grossbritannien, Norwegen, Schwedon und Russland die
Mehrzahl der Gattungen und viele Arten gemein haben, weichen die
Formen der centraleuropäischen Provinz (Böhmen, Thüringen, Fichtel-
gebirge, Harz, Belgien, Bretagne, Nordspanien, Portugal, Pyrenäen,
Alpen, Sardinien) so bedeutend ab, dass die Beziehungen der erstcren
zu Nordamerika enger sind, als zu den mitteleuropäischen. Von
350 Arten in Skandinavien und 275 in Böhmen gehören nur ß beiden
Gebieten gemeinsam an, und selbst bei diesen ist die speci fische Ueber-
einstimmuug nicht immer sicher.
Die Oleniden liefern die Haupttvpen der cambrischen Trilobiten-
fauna, und zwar sind es vor allen die Gattungen Olcnellus, Olenm, Para-
doxides, Dikelocephaltis, ElUpsoceplialus, Conocoryphe und Agnostus, welche
sich durch Arten und Individuenreiehthum auszeichnen und mit Ausnahme
der zwei letzten die Grenze des cambrischen Svstems nicht überschreiten.
Von anderen Familien sind nur die Asaphidac, Calymenidae, Cheiruridae
und Proetidae durch vereinzelte Gattungen vertreten.
Die zweite unter silurische Trilobitenfauna erhält namentlich
durch das Vorherrschen der Asaphiden und Trinucleiden ihr eigen-
artiges Gepräge. Durch eine Anzahl Arten von Agnostus und Cono-
coryphe und vereinzelte Vertreter der Oleniden schliefst sich die unter-
silurische Trilobitenfauna der cambrischen an, während sie auf der
anderen Seite eine noch grössere Anzahl von Gattungen mit dem
oberen Silur gemein hat. So sind die Calymenidae, Cfieiruridae, En-
crinuridae, Proetidae und Lichadw ziemlich gleichmässig auf unteres
und oberes Silur vertheilt, während die Acidaspidae, l'lmcopidae, Bron-
teidae und Harpidae ihren Höhepunkt erst in der jüngeren silurischen
Periode erreichen.
In den obersilurischen Ablagerungen hat der Formenreichthum
an Trilobiten schon beträchtlich abgenommen; die Familien der Agno-
stiden und Oleniden sind vollständig erloschen; die Trinucleiden und
Asaphiden auf je eine Gattung (Ampyx und Illaenus) reducirt und
auch die Cheiruriden im Rückgang. In starker Zahl linden sich
dagegen Calymenidae, Acidaspidae, Proetidae und (Jheiruridae. Schliesslich
wäre noch als charakteristisches Leitfossil die Gattung Harpes zu
erwähnen.
Der im oberen Silur bemerkbare Rückgang in der Entwickelung
der Trilobiten macht sich während der Devon zeit in noch höherem
Maasse geltend. Die Zahl der Gattungen ist auf 11 — 12, die der Arten auf
1(K) reducirt. Die reichsten Fundorte für devonische Trilobiten liegen
in Böhmen, im Harz, Eitel, Rheinland, Nassau, Westfalen, Fiehtelgebirg,
Belgien, Grossbritannien (Devonshire) und Nordamerika.
Im Kohlenkalk von Belgien, England, Westfalen und Nordamerika,
ferner im Permoearbon von Sicilien kommen nur noch die 2 Gattungen
PhUlipsia und Proetus, sowie die Subgenera OriJ/ithides, Pseudophillipsia
und Brach ymef opus vor. Eine einzige Phillipsia-Art [Ph. perannulata
Shumard) wird aus permischen Schichten Nordamerikas erwähnt.
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Malacostraca. Pyllocarida
479
B. Unterciasse. Malacostraca.
Kruster mit constanter Zahl von Segmenten und OHedmaassen. Kopf
und Thorax aus 13, Hinterleib aus 6 (bei den PhyUocariden aus H)
Segmenten bestehend.
Hierher die Ordnungen Phyllocarida, Isopoda, Amphipoda, Schuo-
poda, Stomatapoda und Decapoda. Mit Ausnahme der Schizopoda sind
alle Ordnungen auch durch fossile Formen vertreten.
1. Ordnung. Pyllocarida. Packard.1) (Leptostraca Claus.)
Die Pvilocariden oder Leptostraca bilden eine zwischen
den Ento'mostraca und Malacostraca stehende Verbindungs-
gruppe. Ihr Körper besteht aus 5 Kopf-, 8 Brust- und 8 Ab-
dominalsegmenten. Kopf und Brust sind mit einer dünn-
häutigen, chitinösen, oder verkalkten, aus zwei symmetrischen
Theilen bestehenden Schalenduplieatur bedeckt, unter
welcher die Brustsegmente frei und gesondert liegen. Vor der
zweiklappigen Schale befindet sich ein schmales, bewegliches
Schnauzenstück (Rostrum). Der Kopf besitzt zwei Paar An-
tennen. Die Brustsegmente sind mit weichen Blattfüssen
versehen. Der Hinterleib ist aus acht ringförmigen Segmenten
zusammengesetzt und endigt häufig in einem Schwanzlappen
(Telson) mit stacheligen Fortsätzen.
An die einzige noch jezt lebende Gattung Nebalia schliessen sich
zahlreiche paläozoische, früher als Phyllopoden beschriebene Crustaceen-
reste an, deren Erhaltungszustand allerdings nicht immer eine sichere
Deutung gestattet. Die dünnen Schalen sind häufig in eine kohlige
Substanz umgewandelt und finden sich vor-
züglich in Schiefergesteinen. Die wichtigeren
derselben sind:
Hymenocaris Salter (Fig. 1297). Rücken-
schild halbeiförmig , gross, glatt ; dahinter Ab-
dominalsegmente und ein mehrspitziges Telson
sichtbar. Cambrium.
Dicttjocaris Salt. Rückenschild gross (bis
1 Fuss lang) mit einer Medianlinie, jedoch nicht
zweischalig, dreieckig, vorn zugespitzt, hinten
abgestutzt und vorgezogen , am Kand durch
eine Furche begrenzt. Oberfläche grob go-
gitttert. Hinterleib unbekannt. Ober -Silur.
Schottland. D. Ramsayi Salt.
Flg. 1297
llymcnocari» rtrmicnutl» Siilt, Ob.
Camhrlsi-h. nol^a-lh , \Ynl.-*. (Narh
Suiten
') Claus, C, Ueber den Bau und die systematische Stellung von Nebalia.
Zeitachr. f. wisnensch. Zoologie 1872. Bd. XXII. — Packard, A. S., A Monograph
of tbe Phyllopod Crustaeea of N. -Amerika with rcmarks on the Order Phyllocarida.
12 tii Ann. Rep. U.S. geol. and geograph Survey of tho Territories. 1888 — Salter,
J., Ann. Mag. nat. bist. 1860. 3 ser. vol. V. und Quart, journ. geol. Soc. 1856 XII
und 1863 XIX. — Iiarrande, J., Systeme Sibirien du centre de la Boheme. Vol 1
Supplem. 1872. — Clarke, J. M., Ameriran journ. of Science 1882 3. ser. vol. XXIII
p. 476 und 1883 vol. XXV p. 120. - Neue» Jahrbuch f. Mineralogie 1884 Bd. 1
8. 178. - Dames, W, ibid. 1883 Bd. I S. 319; 1884 Bd. I S. 275 u. Bd. II S. 107.
— Woodward, H, Geol. Mag. 1872 vol IX p. 564; 1882 II. Dec. vol. IX p. 385 u.
444; 1884 III. Dec. vol. I p. 348.
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480 Arthropode Crustacea.
Ceraiiocaris M'Cov (Fig. 1298). Rückenschale zweiklappig, die zwei
ovalen, halbeiförmigen 0(fer fast viereckigen Klappen durch einen geraden
Rand verbunden. Körper aus 14 oder mehr Segmenten bestehend, wovon
5—7 aus dem Rückenschild vorragen; das letztere ist verlängert und endigt
in einem dicken verlängerten Schwanzstachel, welcher mit zwei kürzeren
Nebenstacheln versehen ist. Ziemlich häufig im oberen und unteren Silur
von Europa und Nordamerika; selten im Carbon von England.
Kill.
Ecktitotari* punctata i inii sp. Eck i noca r i s Whitfield (Fig. 1299). Oberfläche
'"dI-nuT xw-yX tler 'Schale jederseits mit einer Längskante und
(Nnc'h 'iii'n li.-r i '' mehreren Höckern. Telson dreistachelig. Devon.
Nordamerika
Elymocaris, Tropidocaris Beecher, D ithy roca r is Scouler. Devon.
Aptychopsis Barr. (Fig. 1300). Srhale kreisrund, zweiklappig, con-
centrisch gestreift, vorne mit dreieckigem Rostrum. Silur.
Peltocaris Salt., Discinocaris Woodw. Unt. Silur.
Cardiocaris Woodw. (Fig. 1301). Oval, vorne mit tiefem Ausschnitt,
ohne Mediansutur. Ob. Devon. Eifel.
Dipterocaris Clarke (Fig. 1302). Wie vorige, aber zweiklappig. Devon.
Die zwei letztgenannten Gattungen, sowie verwandte Formen ( Späth iocaris,
Lisgocaris Clarke, Ellipsocaris, Pholadoairis Woodw. u. A.) wurden früher für
Aptyehen von Goniatitcn gehalten.
2. Ordnung. Isopoda. Asseln.1)
K ö r p e r o v a 1 , e i n r o 1 1 b a r. K o p f u n d B r u s t a b s c h n i 1 1 ge tr e n n t.
Augen facettirt, ungestielt. Brust mit sieben Paar Schreit-
oder Klammerfüssen. Abdomen kurz, die Segmente häufig
l) Attttnon, L. ron, Ein Beitrag zur Kenntnis« <ler fossilen Asseln. Sitzungs-
bericht d. bayer. Akad Matb.-phys. CL 18S'2 8. 607. — Kunth, A, Ueber wenig
bekannte CrusUireen von Solenhofen. Zeitsehr. d deutschen geol. Ges. 1870 Bd.
XXII S. 771. — Meyer, H. von, lieber PalaeoniscuH obtusus aus Sieblos. Palae-
ontogr. 1858 Bd. V S. 110 u. 111. — Milne- Eduards, H . Sur deux Crust. foss. de
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Isopodn. Amphipoda.
481
verschmolzen, mit blattförmigen, als Kiemen fungirenden
Beinanhängen.
Die Mehrzahl der Isopoden bewohnt das Meer und zwar vorzugs-
weise die Küstenregionen; einige leben im Süsswasser,
andere (die Onisciden) an feuehten Orten auf dem Fest-
land. Von den wenig zahlreichen fossilen Formen kommen
die grossen Gattungen Praearcturus Woodw. im Old red,
Arthropleura Jordan in der Steinkohlenformation vor. Im
lithographischen Schiefer von Bayern findet sich ürda
Münst. (Fig. 1303), in Purbeckschichten von England
Archaeonisciis M. Edw. (Fig. 1304), in der oberen Kreide
und im Tertiär Palaega Woodw. (Fig. 1305), in brackischen
Mergeln (Oligocäu) der Gegend von Paris und Insel Wight
an
Fig. 1303.
l'rda rottrata MünM.
Lithograph. Schiefer
von Solnhofcn,
Hävern. Nat Gr.
(Nach Kunth.)
ArchaeonUcu* Hrtxliei Mllne-Kdw.
Purbeck • Schichten. Vnle of
Wardour. Wlllahlre. Nat. <;r.
(Nach H. Wood ward.)
a Exemplar in dreifacher Vor
KröMeruriK, b Platte In nat. (ir.
(Nach Quenstedt.)
Fi«. 130.'»
Palatgn »crobiculata v. Am-
mon. l'nt OllgocÄn. Ililriiiy.
Tyrol. '/» nnt- iir- [Nach
v. Amnion.) an Antennen,
o Aime, I— VO Segmente
de« Thorax, 1—6 Setnnente
den Hinterleibes, p« letzter
Spaltfu^.
Piff. 130t"..
Eotphacroma Brongniarti Milnc-
Kdw. Cyrenen-Merßel. Butte de
Chaumont bei Parin « l'latt«*
mit mehreren Exemplaren in
nat. <ir (nach Quenstedt),
b Kxetnplar in dreifacher Ver-
itroeweruiiK (nach Wood ward*.
Eosphaeroma Woodw. (Fig. 1300) und mehrere Arten von Landasseln
im Miocän von Oeningen und im Bernstein.
3. Ordnung. Amphipoda. Flohkrebse.1)
Körper klein, lang gestreckt, schmal. Kopf mi t dein ersten
Rumpf segment verwachsen. Augen ungestielt. Die7Schreit-
füsse des Rumpfes tragen an ihrer BaaiB blättrige Kiemen.
Vordre de« Iaopode». Ann. Sc. nat. Zoologie 1843 2" se>. vol. XX p. 326. — On a fossil
Crust. (Archaeonisciis) in tbe Wealden. Ann. Mag. nat. bist. 1844 vol. XIII. — Wood-
ward, H., Üeol. Mag. 1870. VII. 495 und Quart, journ. geol. See. 1879 XXXV 346.
') hrocchi, F., Note nur un Crustace foss. dans les Schistes d'Autun. Bull.
Soc. geol. de France 1879 3«' ser. vol. VIII p. 1. — hurmeister, Ueber Gampsony-
chue. Abb. d. naturf. Ges. in Halb- 1800 Bd. II S. 191. - Jordan, Verhandl. des
Zlttel, Qrundzüge der Palaeontologio. 31
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482
Arthropode Crustacea.
Abdomen verlängert, die drei vorderen Segmente mit Schwimm-
füssen, die drei hinteren mit Springbeinen.
Diese raeist kleinen Krebse leben im Meer und Süsswasser; die
ersteren halten sich vorzugsweise in seichtem Wasser zwischen Steinen,
Taug oder in (längen zernagten Holzes auf, oder graben sich in Sand
und Schlamm ein. An der Oberfläche hinterlassen sie wurmartige
Fährten, die mit paläozoischen Nereiten übereinstimmen.
Die spärlichen fossilen Am-
phipoden stammen meist aus
Süsswasserablagerungen. Aus
den oberen Silurschichten von
Ludlow beschreibt Woodward
Necrogammarus Salweyi. Ampki-
peltis paradoxusStHL, Diplostylus
Dawsoni Salt, aus dem Devon
und Carbon von Neu -Schott-
land, sowie Bostrichopus Goldf. aus dein
Culmschiefer von Herborn sind problema-
tische Formen von ganz zweifelhafter zoolo-
gischer Stellung.
Gampsonyx fimbr iatus Jordan (Fig. 1307) aus dem
unteren Rothliegenden von Lebach, ferner die nahestehenden
Gattungen Palaeocaris M.W., Palaeorchestia Zitt. (Fig. 1308),
Acanthothelson M. W. aus der produktiven Steinkohlen-
formation, sowie Necrotelson Brocchi und Palaeocrangon
Schauroth aus dem Perm vereinigen Merkmale von Arnphipoden und Iso-
poden.
Die wenigen aus dem Tertiär bekannten Isopoden (Gammarus (Fig. 1309],
Typhis, Palaeogammarus) schliessen sich enge an lebende Formen an.
Fig. i.m
Oammaru«
Oeningenti$ Heer.
Mloean. Oenin-
gen, Baden Vi-
Hh 130».
Palarorchettia paral-
Ida Frle sp. Steln-
kolilenformntion,
I.iwek bei Be-raun,
Böhmen Nut. <ir.
(Nneb Frie.)
Vis. i:t07.
'tyj- fimbriatu«
an. Sphörosl-
dorlt. (Uothliejren-
den.) Lebueh bei
Saarbrücken. >/i-
4. Ordnung. Stomatopoda. Heuschreckenkrebse.1)
Körper langgestreckt. Kopf und die 5 vorderen Brust-
segmente durch einen kurzen Cep halothorax bedeckt. Augen
gestielt. Abdomen länger als Brust und Kopf. Die Extremi-
täten des Kopfabsehnittes als Antennen und Kieferfüsse
ausgebildet, die 5 vorderen Brustsegmente mit Raubfüssen.
Unter dem Hinterleib befinden sich Schwimmfüsse mit
Kiemenbüscheln.
Die wenigen recenten Gattungen leben in den Meeren der warmen
und gemässigten Zone und ernähren sich vom Raub.
Fossile Stomatopoden sind selten. Als Necroscylla Wüsoni beschreibt
H. Wood ward ein 21 mm langes Hinterleibsfragment mit 5 Segmenten und
einem wohlerhaltenen Telson; dasselbe stammt aus einer Geode der Stein-
naturhist. Verein» für Rheinland 1847 Bd. IV S. 81). — Jordan und Meyer, H. von,
Palaeontographica 1854 vol. IV. p. 1. — Meek and Worthen, Aeanthotelson und
Palaeocaris. Proceed. Ac. nat. sc. Philadelphia 1865 p. 46, 50. — Spence Bäte, C,
On Palaeocrangon. Quart, journ. geol. hoc. 1859 vol. XV p. 137. — Woodward, fl.,
Geol. Magazine 1881 II. Dec. vol. VIII p. 529.
•) Münster, G Graf tu, Beitrage zur Petrefaktenkunde 1840 Heft III S. 19—23
und 1842 Heft V S. 76 Taf. IX. Kunth, A.t Ueber wenig bekannte Crustareen
von Solenbofen. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1870 Bd. XXII 8. 771. — Schlüter,
Ci, Palaeontographica XV S. 304. Woodward, H., Quart, journ. geol. Soc. 1879.
XXXV 549
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Stomatopoda. Decapoda.
483
kohlenformation von Cossall in England und hat einige Aehnlichkeit mit
dem Abdomen einer Squiüa. Von der Gattung Squilla sind zwei Arten aus
der Kreide von. Hakel im Libanon (S. Lewisii Woodw.) und Westfalen
(S. cretacea Schlüt.), und
zwei aus dem Eocän des a
Monte Bolca (S. antiqua
Münst.) und von Highgate
in England (S. Wetherelli
Woodw.) bekannt.
Sculda Münst. (Reckur
Münst., Buria Giebel) (Fig.
1310). Kopf beweglieh ,
breit, mit gestielten Augen
und kurzen Antennen. Der
meist mit Längssculptur
verzierte Cephalothorax
lässt die 3 hinteren Seg-
mente des Thorax frei.
Abdomen breit und ver-
längert mit grossen Ansatz-
stellen der(nicht erhaltenen)
Schwimmfüsse. Schwanz-
flosse aus einem grossen
halbkreisförmigen, hinten
gefransten Telson und dem
hintersten Beinpaar des
Abdomen gebildet. 3 Arten
im lithographischen Schie-
fer von Bayern.
Fi*. 1310.
Sculda pennata Münxt. A Exemplar in mit (ir., B dasselbe verirr
von der Rückenseite, C dasselbe von der Bauchseite (a innere
Antenno, e äussere Antenne. (Nach Kunth.)
5. Ordnung. Decapoda. Zehnfüsser.1)
Kopf und Brustabschnitt vollständig vom Cephalothorax
bedeckt. Augen gestielt. Die 6 hinteren Fusspaare unter
dem Cephalothorax gross, mit Scheeren oder Nägeln versehen.
Stirn mit vorspringendem Kostrum. Kiemen unter dem Ce-
phalothorax in besonderen Höhlen gelegen, an die Coxal-
flieder der Füsse angeheftet. Hinterleib verlängert oder
urz, unter dem Cephalothorax eingeschlagen.
') Meyer, H. von, Neue Gattungen fossiler Krebse aus Gebilden von buntem
Sandstein bis in die Kreide. »Stuttgart 1840. 4°. — Jurassische und triasische
Cruetaeeen. Palaeontographiea 1854 vol. IV p. 44—55. — Münster, Q. Graf zu,
Ueber die fossilen langschwänzigen Krebse in den Kalkschiefern von Bavern. Bei-
träge zur Petrefaktenkunde H Heft 1839. — Oppel, Alb., Palaeont. Mittheilungen
aus dem Museum des legi, bayer. Staates. I. Ueber jurassische Crustaceen. Stutt-
gart 1862. — Peach, B. N., On new Crustacea of the lower Carboniferous Rocks of
Eskdale and Liddesdale. Trans. Roy. Soc. Edinburgh 1880 vol. XXX p. 73 und
1882 vol. XXXII p. 512. — lieuss, E. A., Ueber fossile Krebse aus den Raibier
Schichten. Beitrage zur Palaeontographie Oesterreichs Bd. I 1858. — Salter, Car-
boniferous Crustacea. Quart, journ. gcol. Soc. vol. XVII p. 5-J8. — Schlüter, Ci,
Die Macruren-Decapoden der Senon- und Cenoman Bildungen Westfalens Zeitschr.
der deutschen geol. Ges. 18G2 Bd. XIV S. 702. — Neue Kreide- und Tertiar-Krebse
des nördlichen Deutschlands. Ibid. 1879 Bd. XXXI S. 58G. — Schlüter und v. d.
Mark, Neue Fische und Krebse aus der Kreide von Westfalen. Palaeontographica
vol. XI, XV.
31*
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4*4
Arthropods. Crustacea.
A. Unterordnung Macrura. Langschwänze.
Hinterleib ebenso lang oder länger als der Ceplialothorax, mit 4 — 5 Paar
Füssen und grosser Schwanzflosse (Telson).
Die jetzt existirenden Macruren leben im Meer und süssem Wasser.
Fossile Formen beginnen im Devon und entfalten in Trias und Jura bereits
einen grossen Formenreichthum.
Die ältesten Macruren gehören zu den Carididen (Garneelen), welche
sich durch dünne, hornartige, meist seitlich zusammengedrückte Schale aus-
zeichnen. Die äusseren Fühler stehen unter den inneren, die Beinpaare des
Thorax sind lang, dünn und zum Theil mit Scheeren versehen.
Anthrapalaemon Salter (Fig. 1311) aus der
Stein kohlenformation von Schottland und Nord-
amerika hat einen ziemlich breiten, vorne gekielten
Cephalothorax, gezackten Stirnrand und eine grosse,
gewimperte Schwanzflosse.
Kig. 1311.
Anthrapalaemon gracili* Nfwk u.
Worth. Steinkohlenfonnation. Illi-
nois. Rcstaurirt» Abbildung in imt.
Gr. (Nach Meek und Worthen.)
' FIK. 1312.
Opp. I.ithotrraphkeher 8chl<>fcr
nat Gr.
ßolnhofrn.
C arang op sis Salter. Kleine, gestreckte
Krebse mit kurzem Cephalothorax. Telson klein.
Steinkohlenformation. Schottland.
Htf. "in. A<ger tipulariu* *-hluth. sp. l.ithoj>ruphlM-h.-r Sohh-ft-r. Kichsifttt. Bayprn. V» nat Or
Pygoccphalus Huxlcy , Carbon, Palaeopalaemon Whitfield. Devon.
im lithographischen S<lii<fer von Bayern gehören die Gattungen Penaeus,
Fabridus (Fig. l.*J12") , Acanthochirus Opp., Bi/lgia, Drobna, Dusa,
Aeger (Fig. l.tl.i;, Blaculla, üdora, Hejriga, Ehler Münst., üdorella
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4
Macrura. 485
Opp. zu den Carididen; ebenso die Gattungen Pseudocrangon Schlüt. und
Hoplophorus Milne Edw. aus der oberen Kreide von Westfalen, sowie
Homelys micropsalis v. Meyer und Palaemon Fabr. aus dem Tertiär.
Die Familie der Eryonidae hat ebenfalls einen dünnen, aber sehr
breiten, flachen, gekielten Cephalothorax ; darunter fünf Paar Seheerenfüsse
und kurze Antennen. Hierher die lebenden Gattungen Polycheles Heller
Fig. 1814.
Eryon propinquu* Schloth. sp. Lithographischer Schiefer. Solnhofcn, U*t <lr.
Fig. 1316.
Mceochirus longimanut Schlott!, «p. Lithographischer Schiefer. Richmut, nat, <ir
und Willemoesia Grote. Unter den fossilen Vertretern findet sich 'Tetra,
chela Reuss in der oberen Trias von Raibl, Eryon (Fig. 1314) im Lias, Jura
und in der Kreide. Prächtig erhaltene Exemplare von Eryon sind nament.
lieh im lithographischen Schiefer von Bayern häufig.
Bei den Palinuridae ist der ziemlieh dicke Cephalothorax wenig
breiter als der Hinterleib; die Füsse sind mit Klauen bewaffnet.
Die ältesten Vertreter dieser Familie Scapheus und Praeatya YVoodw.
beginnen im Lias; Mecochirus Germar (Fig. 1315) findet sich im Dogger
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480
Arthropods. Crustacea.
und oberen Jura, Palinurina und Cancrinus Münst im lithographischen
Schiefer; der lebende Palinurus Fabr. (I^inguste) hat «'hon in der obersten
Kreide Vorläufer. Die Gattungen Podo-
crates Becks, Eurycarpus Schlüt. (Ob.
Kreide), Archaeocarabus M'Coy und
Scyllaridia Bell (Eocän) schliefen sich
dem recenten Scyllarus an.
Kijf. 1317.
Oltiphata tfnul* nyp Lithographischer Schiefer.
Efehsiatl. Hävern, n Kxemplar tri DM. CJr ,
b Kopfrejrion verjrr. (a vordere, a" hintere An-
tcnnen, » .Schuppe . o Anuen, it Schaft der
hinteren Antennen1.
Fi*. 1316.
Pemphix Sucurii Deom. Muschelkalk.
Crailsheim. Württemberg. Nat. <ir
Die Olypheiden enthalten nur eine
einzige recente Gattung (Araeosternus) ;
sie haben einen rauhen, sculptirten, soliden
Cephalothorax mit spitzem Rostrum, die
äusseren Antennen sind lang, die inneren
kurz, die fünf Paar Sehreitfüsse unter
dem Cephalothorax endigen in Krallen
oder Nägeln. Hierher gehören u. a. die
Gattungen Palaeopemphix Genim. aus
dem Permocarbon von Sieilien, Pemphix (Fig. 1310 1 und Lithogaster
v. Meyer aus dem Muschelkalk, Glyphaea v. Meyer | Fig. 1317) aus Trias,
VIk. l:tl«.
Eryma l'-ptodnctylinn «ierin. sp. Litho-
graphischer Schiefer. Solnhofen. NM. Gr.
iNaeh Oppei.)
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Macrura. Anomura. Brachyura.
487
Flg. 1319.
Scheere von Magila
mprajtirenti»
Quellst, sp. Ob. Jura.
Söflingen, Württcrab.
Jura und Kreide, Pseudoglyphaea Oppel aus Lias und Jura und Mey er ia
M'Coy aus dem Neocom.
Die Astaco morpha unterscheiden sich von den Glvpheiden durch den
Besitz von Scheerenfüssen. Sie leben im Meer und Süsswasser.
Eryma v. Meyer (Fig. 1318), Pseudastacus , Stenochirus, Etallonia
Oppel finden sich im lithographischen Schiefer von Bayern.
Von Magila
Münst. (Fig. 1319)
kommen isolirte
Scheeren häufig im
Lias, Dogger und
Malm vor.
Enoploclytia
M'Coy, Nytnphae
ops Schlüter, Hoploparia M'Coy,
Oncoparia Bosq. und Palaeasta-
cus Bell, wurden in der oberen
Kreide von Westfalen, Böhmen und
England gefunden. Die noch jetzt
existirenden Gattungen Homarus
M. Edw. , Nephrops Leach und
Astacus Fabr. sind im Tertiär,
theilweise auch schon in der oberen
Kreide verbreitet.
Die letzte Familie der Macruren,
die Thalassinidae, haben mit Aus-
nahme der Scheerenfüsse eine dünne, weiche Haut, einen kurzen Cephalo-
thorax fast ohne Rostrum und einen stark verlängerten Hinterleib. Die
zwei vorderen und der hinterste Schreitfuss jederseits sind mit kräftigen,
ungleich grossen Scheeren versehen. Scheerenfüsse der lebenden Gattung
Calianassa Leach. (Fig. 1320, 1321) kommen nicht selten fossil im obersten
Jura, in der Kreide und im Tertiär vor.
Fig. l:!20.
CaUanauM d'Arehiaci A. Mllne-Kdw Turon.
Mont-dragon. Vnr. iNuch M i 1 n e- Ed ward s.)
Fig 1321.
Valianaua antiqua Otto. Rechter Scheerenfuw.
Turon. Turnau, Böhlneu.
B. Unterordnung Anomura. M. Edw.
Hinterleib kürzer als Cephalothorax, ausgestreckt, umgeschlagen oder weich-
häutig und verdreht, mit schwachen Blatt- oder stummelartigen Anhängen, hinten
mit Schwanzflosse. Nur das erste (zuweilen auch das fünfte) Fusspaar des
Thorax mit Scheeren.
Fossile Ueberreste von Anomuren sind äusserst spärlich und beschränken
sich auf Scheeren von Galathea aus der oberen Kreide und von Pagurus
aus dem Eocän.
C. Unterordnung Brachyura. Krabben.1)
Hinterleih kurz, in einer Rinne auf der Unterseite des Cephalothorax gelegen,
ohne Schwanzflosse, bei Männchen schmal, bei Weibchen breit. Cephalothorax
häufig breiter als lang.
l) Bittner, Alex., Die Bracbvuren des vicentinisehen Tertiärgebirges. Denk-
schriften d. k. k. Akad. Wien 1857 Bd XXXIV und 18*3 Bd. XLVI — Beitrüge
zur Kenntniss tertiärer Braehyuren-Faunen. Ibid. 1883 Bd. XL VIII. - Ueber
Pbymatocarcinu» »peciosus. .Sitzungsbericht der k. k. Acad. Wien ] 877 Bd. LXXV.
— Fischer- Benzon, Ueber da» relative Alter de« Faxoe Kalkes und über die in dem-
selben vorkommenden Anomuren und Brachyuren. Kiel lötiti — Meyer, H. von,
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488
Arthropoda. Crustacea.
Die Brachyuren leben grösstenteils im Meer, einige auch im süssen
Wasser oder in Erdlöchern auf dem Festland. Sie ernähren sich vorzüglich
von Cadavern.
Fossile Vertreter der Brachyuren werden schon aus dem Devon {Gito-
crangon), aus PermoCarbon von Sicilien (Paraprosopon, Oonocarcinus Gemm.)
und aus der Steinkohlenformation (Brachypyge) erwähnt, sind daselbst aber
noch sehr selten.
Im Jura kommen kleine Arten von Prosopon Meyer (Fig. 1322) vor
und zwar schon im unteren Oolith, werden aber erst im oberen Jura und
Tithon häufig und dauern bis ins Neocom fort. Aehnliche, jedoch etwas
grössere Formen mit breiterem Cephalothorax finden sich in der oberen
Kreide (Dromiopsis Reuss [Fig. 1323], Binkhorstia Nötling, Polycne-
midium Reuss).
6
Flg. 1322,
a I'rotupon marginatum H.Jv. Meyer. Ob. .lura-(r). Oorlingnr Thal bei
l'lm. */t i'Ht. Gr. b Pro*opon pertonatum. Woiiwer Jvirn (y). Wehningen,
Württemberg. Stirn stark vorgr. e l'rotopon aaileatum II v. Mevor.
ig 1323 Oerlinger Thal bei I lm. d l'rotopon puttutatum Quenst., ebendaher.
Dromiopti* rugo*a Sehloth.
*P 0bewtaSffi *'aX°*' Pie PamiHe der Ilaninidae zeichnet sich durch
länglichen , vorne verbreiterten und gerade abge-
stutzten Cephalothorax und abgeplattete Scheerenfüsse aus. Die hierher-
gehörigen Gattungen Raninella und Raninoides M. Edw., kommen in
der oberen Kreide, Ranina Lam. (Fig. 1324) im Eocän, Oligocän, Miocän
und in der Jetztzeit vor.
6
t
Fig 1324
a, b Rnnina JfafWtfttNM Koonig (R llelli Sehafh Koran. Kressenbers. oberbaveni.
von Ranina Houülcana A. Mllne K<lw. Eoean. Biarritz. »,', nat c,r.
c Scheere
Bei der Familie der Rundkrabben (Orystomidae) hat der Cephalothorax
rundliche, vorne bogenförmige Gestalt, während bei den Dreieckkrabben
Die Proaoponiden oder Familie der Maskenkrebse Palaeontographica 1860 vol. VII.
— MUne - Edwards. Älph . Hist. des ('nistares podophthalmaires fossiles. I. Por-
tuniens et Thalassiens Ann. des Sciencefl nat Zoologie 4«" s<5r. tome XIV 1871.
II. Cam-enens. Ibid. 4«' ser. tome XVIII 1862, XX 1863; 5«' ser. tome I 1864, III,
1865 — Rem», A., Zur Kenntnis« fossiler Krabben. Denkscbr. Wiener Akad. 1857.
Bd. XVII.
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Brachyura.
489
(Oxyrrhynchidae) sich der Cephalothorax vorne zuspitzt und dreieckige Gestalt
erhält. Zu den ersteren gehören u. A. die Gattungen Palaeocorystes (Fig. 1325),
Eucorystes, Necrocarcinus Bell. (Fig. 132G) aus dem Gault und Genoman,
Leucosia taach aus Ostindien, Calappa Fabr., Hepatiscus Bittner, Mithra-
cia Bell, Mitk racete «Gould aus dein
Tertiär; zu den letzteren u^A. Micro-
maja Bittner (Fig. 1327) Periacanthus
Bittner, Lambrus Leach aus dein .
Eocän von Obelitalien.
Fljc 1325.
Palatoeory*te$ Stoktsi
Mant. np. Ob. (iTünsHH<l
Cambridge, Kurland.
FIk. 1326.
Sterocareinut tritarlnittu»
Bell «irunsanil (11111-
bridjte. iNurh Bell.)
Fi* 1828.
Ptammoeareinu* Uericarti I>c*m *p. Mittlerer
Met-retwand. !.<• Ciue-aTresmeh Seine et oi.ni-
(Nach A. Milne F.dwardt.)
Fljr. 1387
Mieroma ja tuber culata
Bittner. Eocan.
San Uiovanni Illarienc.
Vicetino.
(Nach Bittner.)
I tu 1320.
l.obocarcinus Paulino-Würlembergieu* II. v. Meyer.
Mnkkatnni bei Kairo. MumieheD |
Koean.
Xanthopri» KretßenbergentU II.
Mt- '330.
Mi-yer. Koean. Kreswcnbere,
Von oben und unten.
oberbnyern. Mannehen V» "«'- ,;r
Die Cyclometopidae (Bogenkrabben) haben breiten, nach hinten ver-
schmälerten Cephalothorax ; ihr Vorderrand ist bogenförmig, ohne vor-
springendes Rostrum. Unter den zahlreichen lebenden und fossilen Gattungen
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490
Arthropoda. Crustacea.
finden sich Neptunus, Achelous de Haan, Charybdis D&n&, Portunites
Bell, Psammocarcinus M. Edw. (Fig. 1328) u. A. schon im Eocän;
Palaeocarpilius M. Edw. in oberster Kreide und Tertiär, Harpacto-
carcinus M. Edw., Lobocarcinus Reuss (Fig. 1329), Xanthopsis M'Cov
(Fig. 1330, 1331) besonders häufig im Eocän, A tergatis de Haan im Oligocän,
Cancer- und Xantho Leach im
Mioeän und Pliocän.
Fi*, im.
Xardhu),*U Bruekmanni II. v. Meyer. Eocän. Sonthofen,
Bayern. Weibchen von der Unterseite. Nat Qt,
Fig. 1332.
Cocloma vigü A. Mllne-Edw. Kocan.
I-averda. Obcritnlien.
Bei den Catometopiden hat der Cephalothorax viereckige Gestalt
und ist vorne gerade abgestutzt. Hierher gehören neben marinen Formen
auch einige Süßwasser- und Landbewohner. Galenopsis, Coeloma M. Edw.
(Fig. 1332), Litoricola Woodw. , Palaeograpsus Bittner sind aus dem
Eocän und zum Theil aus dem Oligocän bekannt; die noch jetzt lebenden
Gattungen Telphusa und Qecarci nus Latr. finden sich in miocänen Süss-
wasserschichten von Oeningen und Engelwies bei Sigmaringen.
0. Unterclasse. Merostomata. Woodw.
Vorwiegend grosse, vollständig gegliederte Crustaceen mit nur einem
präoralen Antennenpaar. Kopj , Rumpf und Abdomen getrennt. Die
unter dem Kopfschild gelegenen kräjtigen Fusspaarc dienen als Kau- und
Bewegungsorgane, die hinterm Öliedmaassen unter dem Thorax sind
dünn, blattförmig und tragen auf der Innenseite Kiemenblätter.
Die einzige noch jetzt existirende Gattung (Limidus) nimmt eine
ganz isolirte Stellung unter den Crustaceen ein und erinnert in ihrer
Organisation in mancher Beziehung an Skorpione. Straus-Dürek-
heim und andere Autoren versetzten sie geradezu unter die Arach-
noideen. mit denen ihre Entwicklungsgeschichte besser übereinstimmt,
als mit den ächten Crustaceen. Die Merostomata enthalten die zwei
Ordnungen der Q igantostraca und der Xiphosura.
1. Ordnung. Gigantostraca. Ilaekel.1)
Körper langgestreckt, mit dünnem, chitinösem, schuppig
verziertem Ilautskelet. Kopf mit zwei grossen, seitlichen
Augen und zwei medianen Ocellen; auf der Unterseite mit
•) Hall, James, Natural historv of New York. Palaeontology vol. III 1859 u.
vol. VII 1888 — Huxley, Th , and Salter, On the Anatomy and Affinity of the
genas Pterygotus. Mein. geol. Surv. U. Kingdotn. Munograph I. 1859. — Nieszkowski,
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Gigantostraca.
491
einem präoraleu Antennen- oder Scheerenpaar und 6 kräftigen
Fusspaaren. Die Mundöffnung hinten durch eine einfache
Platte (Metastoma) begrenzt. Rumpf mit 6 beweglichen
Rückensegmenten, denen auf der Unterseite 5 in der Mitte
getheilte Ventralplatten entsprechen, welche die Kiemen
bedecken. Abdomen mit 6 fusslosen, ringsum geschlossenen
Segmenten und einer Schwanzflosse oder Stachel.
Diese vollkommen erlosche-
ne und auf das paläozoische Zeit-
alter beschränkte Ordnung ent-
hält die grössten, bis jetzt
bekannten Crustaceen , unter
denen einzelne eine Länge von
nahezu l1/« m erreichen.
Aus dem Vorhandensein
von blätterigen Kiemon geht
hervor, dass die Gigantostraca
Wasserbewohner, aus dem Bau
ihrer Gliedmaassen , dass sie
gute Schwimmer waren. Sie
kommen im unteren Silur von
Böhmen und Nordamerika in
marinen Schichten mit Grap-
tolithen , Cephalopoden und
Trilobiten, im oberen Silur
und im Old red in Gesellschaft
von Phyllocariden, Ostracoden
und Ganoid - Fischen , in der
productiven Steinkohlenforma-
tion mit Landpflanzen , Skor-
pionen, Insecten, Fischen
und Süsswasser - Amphi-
bien vor. Man darf darum
annehmen, dass sie an-
fänglich im Meer, später
in brackischem, vielleicht
sogar in süssem Wasser
lebten. Im Ganzen kennt man
bis jetzt 8 — 9 Genera mit ca.
00 Arten Als Eier von Ptery-
gotiis werden kugelige Körper
{Parka deeipiem Fleming) aus
dem Old red Saudstone ge-
deutet.
Eurypterus Dekav (Fig. 1333, 1334). Körper langgestreckt, schmal,
von mittlerer, oder ansehnlicher Grösse. Kopf */5— Ve der ganzen
Fi«. 1!M3.
Eurypterus FUchert Kichw. Ob. Silur. KooUtiküll auf
üi-set Uostaurtrte, um •/» verkleinerte Abbildung nach
Fr. Schmidt. A Knckeiiaelte II -VI Fusspaare unter
dem Kopfschild, 1-0 Klicken-, 7-13 Abdorolnal-
seirmeiite. B Antennen (o) und Bnslpodit des ersten
Fusspaare* </ >. C Krsi.T Blattftiss (Operculum) der l nter-
heile In nat. <ir. b Seilenthcile, e» mittlerer Zipfel aus
-1 Gliedern ia> -*: ziisuuimenpsetzt, c dreieckiges Feld-
chen an der Basis des ersten (Uledes des Mcdianzlpfels.
(Nach F. 8chml.lt. >
Joh., De Eurvptero Remipedo. Dissert. inaup. Dorpat 1858 (auch in deutscher
Sprache im Archiv f. Naturkunde Liv , Est- u. Kronlands 18;>9 1. Ser. vol. II p.
— Salter, J. W., On some fossil Crustacea from the Coal Measuren and Deyonian.
Quart, journ. geol. Soc. 18G3 vol. XIV p. 75. — Woodward, H., Geol. Mag. 18b4 vol. J
p. 107, 19Ü; 1872 vol. IX p 433 — Quart, journ. geol. Soc. London 1805 vol. XXI
Digiti
^jj^y Google
492
Arthropod* Crußtacea.
Körperläuge einnehmend, flach gewölbt, trapezförmig, mit abgerundeten
Vorderecken; Stirnrand fast geradlinig, Hinterrand schwach coneav.
Die zwei grossen Augen nierenförmig, etwas vor der Mitte gelegen;
ausserdem zwischen denselben 2 mediane punktförmige Ocellen. Der
ganze Kopf ist aussen von einer schmalen Randfurche umsäumt und
der Rand nach unten breit umgeschlagen. In der Mitte der Unterseite
beiludet sich die spaltförmige Mundöffnung, welche von den Hüftgliedern
der 5 Fusspaare umgeben und hinten durch eine grosse, eiförmige
u Platte (Metastoma) be-
p^t m grenzt ist. Zwischen
den basalen Hüftgliedern
des ersten Fusspaares
liegt ein feingeglieder-
tes, kurzes Fühlerpaar.
Die 3 vorderen Kau-
füsse bestehen aus 6
oder 7 Gliedern und
^ sind mit feinen Stacheln
besetzt. Das fünfte Fuss-
paar ist achtgliedrig und
länger als die vorher-
gehenden; das hinterste
ein mächtiges Schwimm-
organ ; seine grossen .
vierseitig - rhomboidalen
Grundglieder umschlies-
sen das Metnstoma und
bedecken mit diesem
etwa die halbe Unter-
seite des Kopfes.
Zum Rumpf gehören die 6 vorderen, unmittelbar au den Kopf
anschliessenden Rückensegmente, welche zusammen etwa V4 der ganzen
Länge einnehmen. Dieselben sind von ziemlich gleichartiger Form,
unten nicht geschlossen, sondern nur mit einem schmalen Umschlag
versehen. Die Unterseite des Rumpfes stimmt weder in der Zahl der
Segmente, noch in der Form derselben mit der Rückenseite überein.
Ks belinden sich hier nur ö derart dachziegelförmig über einander
geschobene Platten, dass immer jode vordere die Hälfte der folgenden
Platte bedeckt. Eine Mediansutur oder Spalte theilt dieselben in zwei
Hälften. Die vorderste Platte verdeckt die darunter liegenden Blattfüsse
zum grössten Theil. Sie schliesst sich an den Hinterrand des Kopfes
an und besteht aus 2 Seitentheilen (Fig. 1333 C) und einem mittleren
Zipfel (ff).
Der Hinterleib (Abdomen) besteht aus 0 ringsum geschlossenen,
nach hinton verschmälerten Segmeuten und einem langen schmalen
Endstarhel oder Telson.
p. 486; vol XXIV p 298 — A Monograph of British fossil Crustacea belouging to
the order Merostomata. Palaeontographical Society Part I— V 18(56 — 1878. —
Schmidt, Fr., Miseellanea Silurioa III. Die Crustaceenfauna der Eurypteru&schichten
von Hootziküll auf Oesel. &Um. de l'Aead. imper. de St. ■ Petersbourg. 7' se>.
vol. XXXI. 1883.
1- iK. l'«4.
Ewypteru* Fitcheri Kichw. ob. Silur. Root/.lkull auf oo?«-l. Nat <ir.
Nach KSt hmi.lt.) II— VI Kaufusa«; der l'ntemMte, m Metastoinn,
Blitttfüüs*- der Ontorseite, 7 ersten Abdc.inluül.xcguient.
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Giffjintostraca.
493
Man kennt ca.
Länge von 3 — 4 t,lu
thonigen und san-
digen Gesteinen, an
der Grenze zwischen
Silur und 1 >evon
von England, Rootzi-
küll auf der Insel
Oesel, Gotland und
Podolien, ferner in
der sogenannten
Waterlinie Group
von HufTalo, New-
York. Sie werden
selten im Devon.
1 >ie jüngsten Arten
stammen aus der
produetiven Stein-
kohlenformation
von Schottland,
20 Arten von Euryptertis, welche theilweise eine
erreichen; die Mehrzahl derselben findet sich in
Kl*. 1335.
l'lerygolxu OtUUnti* F. Schmidt. Ob. Silur.
Root/ilcull auf Oesel. Unterseite restaurirt
nach K. S c h in 1 <1 1 \ a K.pistuma, b Mein-
Stoma, oc Au^en, 1— VI erstes bis sechstes
Kusspaar. I'— V Rain hplatten des Thorax,
y' Baut hplatte der Abdomen.
Niederschlesien. Böhmen, Nordamerika
und Saarbrücken.
S ty l on urus Page. Abdomen mit
Sehwanzstaehel. Die zwei hinteren Fuss-
paare unter dem Kopf stark verlängert.
Oh. Silur und < >ld red Sandstone von
Grossbritiinnien.
Dolich optt rus Hall, f Eck i nogna-
thus Waleott. Silur. Nordamerika.
Slimonia Page {Himaitfopterus
Salter). Old red. Schottland.
Ptcrygotus Ag. (Fig. 1335, 133(5). Oberfläche der Körpersegmente
mit dreieckigen Schuppen bedeckt. Statt der Antennen ein kräftiges
Fusspaar mit Schecren, dahinter 4 dünne grirt'elartige Fusspaare und ein
letzter sehr starker Schwimmfuss. Erreicht sehr beträchtliche Grösse.
Im oberen Silur von Grossbritannien, Oesel, Rohmen, Nordamerika
und im Old red Sandstone von Sehottland.
Flg. 1XH5.
Ptcrygotus Angticu» Agassi/.. Old ml
Sandstone, Korfarshire, Schottland.
Unterseite restaurirt, V» nat. lir nach
Woodwardi. Das zweite Fu--paar fehlt
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494
Arthropoda. Crustacca.
2. Ordnung. Xiphosura. Seh wertschwänze. ')
Körper der Länge nach deutlich dreitheilig. Kopfschild
sehr gross und breit, auf der Unterseite mit einem in Schee ren
endigenden Antennenpaar und 6 kräftigen Gehfüssen, deren
Hüftglieder als Kiefer functioniren. Metastoma durch zwei
kleine Lappen hinter der Mundöffnung ersetzt. Thorax mit
6 — 7 Segmenten, welchen auf der Unterseite 6 Blattfüsse ent-
sprechen. Die Rückensegmente sind entweder zu ei nem Stück
verschmolzen oder frei und beweglich. Abdomen ohne Fuss-
anhänge, aus 3 Segmenten und einem langen, beweglich ein-
gelenkten Schwanzstachel oder aus letzterem allein bestehend.
1. Familie. Hemiaspidae.
Kop/schild meist mit Gesichtsnaht. Thorax aus 6 oder 5 freien, beiceglichen,
selten verschmolzenen Ringen; Hinterleib aus H oder mehr Segmenten und einem
Schwan Zbtaehel zusammengesetzt. Unterseite und Gliedmaassen unbekannt.
Die hierher gehörigen Gattungen finden sich lediglich in paläozoischen
Ablagerungen; sie stimmen auffallend mit der sogenannten »Tnlobitenlarve«
des lebenden Limulus überein und repräsentiren somit ein persistentes
Jugendstadium des letzteren.
Bunodes Eiehw. (Fig. 1337) hat ein halbkreisförmiges Kopfschild ohne
deutliche Augen und einen aus 6 beweglichen Segmenten bestehenden
Kumpf. Abdomen mit 3 Segmenten. Ob. Silur. Oesel.
Hg. last.
Runodes lunula var. Sehrrnkl
Nlenk. Ob. Silur. Ko«>t2iküll
auf Oesel. Die hintentten
Sehwanzise^mente (dnd nach
einem anderen Exemplar
erk-anzti Nneh F. Schmidt.)
Fig. 1339.
Belinums rtginae Baily
Steinkohlenformation'.
Queen'* County, Irland.
Nat. Gr.
(Nach Wood ward!
Piff. L8S&
Hemiatpit litnuloide* Woodw.
ob. silur. Leintwardinp, Eng-
land Nat <;r.
.Nach Wood ward.)
Hern iaspis Woodw. (Fig. 1338). Kopfschild
seitlich gezackt, Abdomen mit langem Schwanz-
stachel. Ob. Silur. England.
Neol i mul us Woodw. , Pseudoniscus
Nieszowski. Ob. Silur.
Belinums Koenig (Fig. 1339). Kopfschild in der Mitte gewölbt, seit-
lich flach; Hinterecken in Stacheln ausgezogen. Rumpf mit Khachis und
*) lloevcn, v. d., Recherche« sur l'hist nat. et l'auatoniie des Limulea Leyden
1838. — Dohm, A., Zur Embryologie u Morphologie des Limulus polyphcinus.
Jenaisehe Zeitschr. f Med. u Natürw. 1871 VI. — Milne- Eduards, Alph., Recherche»
sur l'anatomie des Limules. Ann seiences nat. 5* ser Zoology vol. XVII. 1873 —
Münster, tiraf. Beitrage zur Retrefactenkundo Bayreuth 1 «10 Heft III p. 26 u. Heft I
p. 71. — Packard, A. S., The Anatomy, Histology and Embryology of Limulus
polyphemus. Auniversary Memoirs of t'he Boston Soc. of nat. hist. 1880.
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Hemiaspidae. Limulidae.
405
Pleuren. Abdomen aus 3 verschmolzenen Segmenten bestehend, mit End-
stachel. Old red und Steinkohlenformation.
Prestwichia Woodw. Wie Belinarus, aber Segmente des Thorax und
Hinterleibs unbeweglich verbunden. Produktive Steinkohlenformation. Eng-
land, Belgien, Hannover, Nordamerika.
2. Familie. Limulidae.
Kopfschild aussen gewölbt, ein mittleres Stück durch Furchen von den Seiten
getheilt, der Aussenrand breit umgeschlagen. Augen gross, facettirt, seitlich ausser-
dem zwei mediane Punktaugen. Thorax von einem einjachen, grossen Kücken-
schild bedeckt. Abdomen nur durch einen langen Stachel vertreten.
K1ir. 1340.
l.imuhi* Walchi Desm. Lithographischer .Schiefer von Solenhofen in Hävern. V* nnt Cr.
a Rückseite, 6 Unterseite mit tht-ilwelse erhaltenen Füssen. (Originale im Münchener Museum.)
Die einzige hierhergehörige Gattung Limulus Müller (Fig. 13-10) lebt
noch jetzt an schlammigen Küsten von Nordamerika und Ostindien und
erreicht bedeutende Grösse. Unter dem Kopf befinden Bich ti mit Scheeren
bewaffnete Fusspaare, wovon das vorderste die Antennen der typischen
Kruster ersetzt. Die blattartigen Füsse, welche die Kiemen bedecken, liegen
unter dem Thorax. Eine kleine Limulus-Art wird schon aus dem Bunt-
sandstein der Vogesen beschrieben. L. Walchi Desm. ist häufig und trefflich
erhalten im lithographischen Schiefer von Bayern. Grosse Abdrücke von
L. Decheni Zincken fanden sich im oligoeänen Braunkohlensandstein von
Teuchern bei Merseburg.
496
Arthropoda. Tracheata. Myriopoda.
2. Unterstamm. Tracheata. Luftathmer. l)
1. Classe. Myriopoda. Tausendfüssler.
Körper wurmförmig, ohne Flügel, aus zahlreichen
Segmenten zusammengesetzt, wovon jedes ein (oder zwei)
Fusspaare trägt.
Bei den Myriopoden bildet der Kopf einen einfachen Abschnitt,
der nur ausnahmsweise Theile der folgenden Körpersegmente aufnimmt.
Die zwei wichtigsten Ordnungen sind die Chilopoda und Diplopoda.
Bei den Chilopoda besitzt jedes Rumpfsegment eine einfache dorsale
und eine ventrale Platte, an welcher ein Fusspaar befestigt ist, während
die Diplopoda in jedem Segment mit Ausnahme der vordersten eine
Dorsalplatte und zwei Ventralplatten mit zwei Beinpaaren aufweisen.
Als Vorläufer der Chilopoda dürfte die Gattung Palaeocampa
Meek u. W. aus der Steinkolilenformation zu betrachten sein, bei
welcher der Körper nur aus wenig Segmenten zusammengesetzt
ist. Aechte Chilopoden (Certnatia , Lithobitis , * Scolopendra , Oeophilus)
sind aus Bernstein und Süsswassergyps von Aix in der Provence
bekannt.
Fig. 1341.
Ärchidamu* Macnicoli Pcarh. Devon. Korfar-
shlre, Schottland. Nat. Gr. (Nach l'each.i
Fig. 1342.
Evpkobcria armigera Meek u. Worth. Stein-
kohlcnformation. Maxon Creek, Illinol.«.
Nat Gr.
Die meisten paläozoischen Myriopoden bilden
eine besondere Gruppe (Archipolypoda Scudder),
bei denen sämmtliche Rumpfsegmente zwei dorsale
und zwei ventrale Platten mit zwei Beinpaaren
besitzen. Hierher zahlreiche Gattungen, wovon
Miocano Braunkohle Kott b.-i zwei (Archidesmus Peach (I<ig. 1341), Kampecans
onn. Nat. Gr. (top <?.) page) ,uls (\cm ()\(\ re(J von Schottland , die
übrigen (Acantherprstes , Euphoberia M. W. (Fig. 1342), Amynilispes,
Trichiulus Scudder, Xylobius Dawson) aus der Steinkohlenformation
und dem Rothliegenden von Nordamerika und Europa (Archndus)
stammen.
Aus mesozoischen Ablagerungen ist eine einzige Form (Julopsis
cretacca Heer) bekannt. Mehrere Diplopoden (Julus (Fig. 1343), Craspedo-
soma, Polyxenus, Lophonotus) linden sich im Tertiär, namentlich ein-
geschlossen in Bernstein.
*) Genauere Auskunft über Literatur, Systematik, Vorkommen und Abstammung
der fossilen Tracheaten gibt 8. Scudder in ZUM, Handbuch der Palaeontologie Bd. II. •
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Arachnoidea.
497
2. Classe. Arachnoidea. Spinnen nnd Scorpione.
Kopf und Rumpfsegmente zu einem Cephalothorax
verschmolzen, mit 4 Beinpaaren und einem präoralen
Tasterpaar. Abdomen fusslos, zuweilen ein Postabdomen
vorhanden. Augen einfach. Flügel fehlen. Entwickelung
ohne Metamorphose.
Von den 8 Ordnungen, welche bei den lebenden Arachnoideen
unterschieden werden, sind 6 auch in fossilem Zustand nachgewiesen,
und zwar die Skorpione, Spinnen und Skorpionspinnen schon in paläo-
zoischen Ablagerungen, wo sie von einer ausgestorbenen Ordnung
(Anthracomarti) begleitet werden. Die grösste Zahl fossiler Formen
hat der Bernstein des Samlandes geliefert. Der Erhaltungszustand
von Spinnen und Insecten in diesem fossilen Harz ist ein bewunderungs-
würdiger; die zartesten Theile, die kleinsten Mundorgane, die Spinn-
drüsen, die feinsten Härchen, ja sogar Spinngewebe sind von dem
durchsichtigen Bernstein umflossen und fast ohne jede Veränderung
aus der Vorzeit überliefert.
Die erste Ordnung (Acari oder Milben) enthält Formen, bei denen
der Cephalothorax mit dem ungegliederten Hinterleib verschmolzen
ist. Die fossilen Vertreter stammen aus Bernstein oder tertiären Süss-
wasserbildungen und gehören mit einer einzigeu Ausnahme (Ixodes) zu
noch jetzt existirenden Gattungen.
Eine zweite Ordnung (Chelonethi oder
Afterscorpione) unterscheidet sich von den Mil-
ben durch segmentir-
ten Hinterleib. Die
Vig 1344.
Chtlifer Ilemprichti Menjje.
Bernstein. »/,. Cople.
Vig. 1S4.V
Architnrbtu ro-
tundatus Scud-
der. Von der
l'tiUTseite. Car-
bon. Miuon-
Creek. Illinois.
Nat. Gr.
FIr. 134Ö.
Anthracomarltu Volke-
lianu* Karsch.
Steinkohlen forniatlon.
Neurode. Kehlenlen
Kückenseite in nat. Gr.
(Nach Karseh)
Vitt. »347.
Eophrynus PrtttwicMi Buekl. sp.
Steinkohlenformation.
nat. Gr.
(Nach Wood ward.)
lebende Gattung Chelijer (Fig. 1344) ist auch aus Bernstein fossil
bekannt.
Als Anthracomarthi bezeichnet Karsch eine ausgestorbene auf
die Steiukohlenformation beschränkte Ordnung, bei welcher Cephalo-
thorax und Abdomen deutlich geschieden und das Abdomen aus
4—9 Segmenten zusammengesetzt sind. Der Cephalothorax zeigt auf
der Unterseite häufig keilförmige Segmente. Hierher die Gattungen
Arthrolycosa Harger, Poliochera, Geraphrynus , Architarbus Scudder
(Fig. 1345), Anthracomartits Karsch (Fig. 1346), Kreischeria Gein.,
Eophrynns Woodw. (Fig. 1347), Phalangiotarbus Haase u. a.
Z Ittel. Grundzüge der Palaeontologle. 32
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498
Arthropods. Myriopoda.
Die Ordnung der Pedipalpi oder Skorpionspinnen zeichnet sich
durch den Besitz eines mit Schwanzstachol versehenen Postabdomens
aus. Cephalotborax und Abdomen sind deutlich geschieden. Fossil.
Zwei carbonische Arten von Geralinura Scudder (Fig. 1348) und eine
tertiäre Species von Phrymis bekannt.
Fig. 1351.
Prototyeota anthra-
cophüa F. Roem.
Steinkohlen-
fonnatlon.
MyHlowiu. Ober-
srhle«lcn.
fNach F. Roemer.)
Fig. 134«.
Ueralimtra (Thtlyphonut)
bohemica Kurita sp Steinkohlen-
fortnation. Rukonitz, Böhmen.
Nat. Gr. (Nach Kurita.)
Fig. 134«
Palaeophontu nunciut Thorell u. Lindutroeni.
ob. Silur. Vftiby, (iotland. Xat. <ir.
(Nach Thorell)
Fig. 1352 Fig. 1853.
Attoidt» erttiformi* Brongt. Thomitu» Oeninfieimi*
OliifocÄn Alz. Provence. Heer Miocan. Oeningen,
"»/, (Nach Bronieniart.) Baden. */i .(Nach Heer ,1
Fip. 1350.
E»*eorpiii* cnrbonnriu* Meek 0. Worth, Stein -
kohlenfonnatloD Meson Creek. Illinois.
n BxemplU In nat. <ir , b kamtnfonuik'er Anhang
Fig. 1354.
Mitatia rottrata Koen u Berendt
»/,. («'opie.l
Bernstein
Bei der Ordnung der Scorpiones besteht der Hinterleib aus
einem Präabdomen mit 7 und einem langen Postabdomen mit 6 Seg-
menten, wobei «las letzte einen hohlen Giftstachel bildet. Hierher die
ältesten fossilen Vertreter der Arachnoidea, die obersilurischen Gattungen
Ptilaeophonm Thorell (Fig. 1349) und Prosvorpius Whitf. In der Stein-
kohlenformation von England, Böhmen und Nordamerika finden sich
Eoscorpius M. W. (Fig. 1350) ( 'entromachns Thorell, Cyclophthalmus Corda.
Im Bernstein ein Titym.
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Myriopoda. Insecta.
499
Die Ordnung der Opiliones oder Afterspinnen unterscheiden sich
von den ächten Araneae oder Spinnen durch Verschmelzung von
Cephalothorax und Abdomen. Zu den ersteren gehören eine An-
zahl Formen aus dem Bernstein, sowie eiue fremdartige Gattung
Stenarthron aus dem lithographischen Schiefer. Zu den letzteren
zahlreiche Gattungen, wovon einzelne, wie Protolycosa {Fig. 1351)
schon in der Steinkohlenformation beginnen. Die Mehrzahl stammt
jedoch aus dem oligocänen Bernstein, aus der Braunkohle von Rott,
aus Süss wassermergeln von Aix in der Provence, aus oligocänen Süss-
wasserschichten von Florissant in Colorado und aus dem Miocän von
Oeningen.
Uebersicht der zeitlichen Verbreitung der Arachnoideen.1}
l"Hl:ii'oz«)isch(>
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« ♦ •
2
m
29
3. Classe. Insecta. (Hexapoda.) Insekten.
Körper im reif eu Zus tand aus drei Abschnitten (Kopf,
Brust und Hinterleib) zusammengesetzt; meist zwei Paar
Flügel vorhanden. Unter dem Rumpf drei Fusspaare.
Entwickelung in der Regel durch Metamorphose.
Bei den Insekten sind die Kopfsegmente so innig verschmolzen,
dass deren Zahl schwer bestimmt werden kann ; am Kopf befindet sich
vorne ein Antennenpaar und ausserdem 3 Paar zu Mundtheilen um-
gestaltete Anhänge. Die Brust enthält nie mehr als drei Segmente,
welche die Extremitäten tragen; am fusslosen Hinterleib zählt man
9 — 10 Segmente.
In der Systematik spielen die Flügel wegen ihrer ausserordent-
lichen Mannichfaltigkeit eine besonders wichtige Rolle.
') Die beigefügten Zahlen bezieben »ich auf die bis jetzt bekannten Arten
jeder Ordnung oder Familie.
32»
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500
Arthropods. Myriopoda.
Die fossilen Insekten lassen sich meist ohne Schwierigkeiten in
die noch jetzt existirenden Ordnungen der Aptera, Or th optera,
Ne uroptera, Hemiptera, Coleoptera , Diptera, Lepidoptera und
Hymenoptera einfügen, nur die paläozoischen zeigen eine geringere
Differenzirung namentlich im Bau der Flügel und stehen einander
näher, als ihre späteren Nachkommen aus den entsprechenden Ord-
nungen. Scudder vereinigt darum diese primitiven Vorläufer zu
einer besonderen Gruppe (Palaeodidyoptera) und stellt deren Vertreter
unter der Bezeichnung Orthopteroidea . Neuropteroidea , Hemipteroidea
und Coleopteroidea den typischen Orthopteren, Neuropteren etc. gegen-
über. Die Untersuchungen Brongniart's über die reiche paläozoische
Insektenfauna von Commentry führten jedoch zum Ergebniss, dass
bereits in der Steinkohlenformation in den verschiedenen Gruppen
stark diffcrenzirte Formen auftreten, welche hinter den noch jetzt
existirenden wenig zurückbleiben. Die Abtheilung der Palaedwtyoptera
erscheint darum überflüssig.
1. Ordnung. Aptera.
Flügellose Insekten mit wenig d iff erenzirter Segmentirung,
Hinterleib mit rudimentären Anhängen. Keine Metamorphose.
Zu diesen niedrig organisirten Insekten gehören die Tysanuren
und Oollembolen. Von ersteren entdeckte Brongniart in der Stein-
kohlenformation von Commentry eine dem
lebenden Zuckergast (Lepisma) nahestehende
Form (Dattyleptiis Lucasi Br.). Im Bernstein
und im Oligocän von Floriseant tinden sich
vig 1356 eine Anzahl Arten, die zu verschiedenen,
Kät^vS mm Theil noch fr*** existirenden, zum
Theil ausgestorbenen Gattungen gehören
[Petrohius [Fig. 1355], Lepidion, Forbicina, Planocephcdm etc.).
2. Ordnung. Orthoptera. Gradflügler.
Vordcrflügel pergamentartig, Hinterflügel dünner, fein
geädert, einfaltbar. Die fünf Hauptnerven der Flügel sainmt
ihren Verästelungen bis zum Ausscnrand reichend. Metamor-
phose unvollständig.
Die paläozoischen Vertreter dieser Ordnung
vereinigen häutig Merkmale, welche gegenwärtig
auf verschiedene Familien vertheilt sind; auch
zeigt die Nervatur ihrer Flügel eine geringere
Ditferenzirung, als bei den jüngeren Orthopteren,
und ebenso unterscheiden sich Vorder- und
Hinterflügel weniger bestimmt von einander.
Ein isolirter Flügel aus dem mittleren Silur von
_ l3M Jurques, ( 'al vados ( Palaeoblattina Douvillei Brongt.
PtUaeoUatttaa DomvUM Brongt Fig. 1356) ist bis jetzt der älteste Ueberrest eines
(s'Ä'Jöng^ Insektes, gestattet jedoch keine genauere Be-
stimmung, dagegen enthält die Steinkohlen-
formation von Nordamerika und Europa eine grosse Anzahl von
Gattungen und Arten, welche sich mehr oder weniger eng an die
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Orthoptera.
501
typischen OrtJioptera anschliessen und theilweise riesige Dimensionen
aufweisen. Die reichste Kundstätte derartiger Reste sind Comnientry
im Dep. Allier, die Gegend von Saarbrücken und Halle und Illinois
Flg. 1357.
Titanophasma Fayoll Bronjtt. StelnkohlenfbrmatJon. Comnientry, Allh-r. Vi (Nach BronRniart)
in Nordamerika. Von vielen Gattungen kennt man nur isolirte
Flügel. Zu den grössten und best erhaltenen Formen aus der
Steinkohlenformatiou
gehören Titanophasma
(Fig. 1357), Proto-
phasmaBTongt.,Aedoeo-
phasrna Scudder (Fig.
1358) und Paolia Smith.
Kleinere Formen sind
Mi/lacris, Lithomylacris,
Etoblattina (Fig. 1359)
Qerablattina, Scudder,
Polioptentts (Fig. 1360),
Didyoneiira Goldbg. , ^-
Goldenbergia Scudder. Atdoeophatma angUea Studrt. ftelnkohlcnformatlon. Kngland. »/»•
FIk 1359.
EtMattina manebaehaiti* (iolilenbg. Rp. StHn-
koblenfr.rmntion. Manebach. Thüringen, '/i
Flg. ItN.
Poliuplcnim elegan* (iolrienbg sp, Stein-
kolilenforniation. Saarbrücken.
Die Forficularien (Ohrwürmer) sind aus dem Lias von Aargau,
aus dem Bernstein und dem Tertiär von Oeningen, Aix, Monte Bolca
und Florissant bekannt.
Die Blattariae (Schaben) beginnen in der Trias von Colorado
{Etoblattina, Spiroblattina, Neorthroblattina) und Kuropa, finden sich
auch ziemlich reichlich im Lias von Schambelen (Aargau) und im
oberen Jura (Purbeckschichten) von Kngland und Bayern (Blattidium,
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502
Arthropods. Myriopoda.
Rithma, Mesoblattina, Blabora) und .sind ausserdem im Bernstein und
verschiedenen Tertiärlocalitäten nachgewiesen.
Sehr spärlich kommen fossile Reste von Man ti den
und Phasmiden im Tertiär vor, dagegen sind die
Acrididen (Feldhcuschrecken) , Locustiden (Laub-
heusehrecken) und Gry lüden (Grabheusehrecken)
vom Lias an bekannt und namentlich im Tertiär
ziemlich verbreitet (Fig. 1361). Eine grosse Locusta
speciosa Mstr. findet sich im lithographischen Schiefer
von Bayern; auch Pygolampis gigantea (Chresmoda
obscitra) wird von Haase als ein Vorläufer der Mantiden
und Phasmiden angesehen.
FiR. 1361.
GryUut macroeeru»
<;«>nn. B«rnsU»lti.
(Nach Germar.
3. Ordnung. Neuroptera. Netzflügler.
geädert, fast
ständig oder
Beide Flügelpaare gross, dünn, netzförmig
gleich. Fühler einfach. Metamorphose voll-
unvollständig.
Wie bei den Orthopteren, zeichnen sich auch hier die paläozoischen
Formen durch geringere Differenzirung aus und werden von Scudder
Ncuropteroidea genannt. Die ältesten Vertreter dieser Ordnung finden
sich im Devon von Neu-Braunschweig, (Lithentomum, Xenoneura, Homo-
thetus Scudder). Aus der Steinkohlenformation von Commentry, Saar-
brücken, Böhmen, Sachsen, Grossbritannieu und Illinois kennt man
eine ganze Reihe zum Theil schön erhaltener Reste aus den Gattungen
Acridites, Palingenia, Oenopteryx, Qenentomum, Propteticus (Fig. 1362),
Strephocladus , Lithomantis (Fig. 1363), Lithosialis, Brodia, Chrestotes,
Hemeristia, Oerarus, Meganthotemum etc.
Flg 1462
l'rapteticu* infcrtnm Seudd. Carbon.
Illinois. %. (Nach Scndder.)
Fiir im
Lithomuutti carbimuria Woodw.
Carbon.
Schottland. */, (Nach Wood ward )
Die Familie der Tormitidae (Termiten) beginnt im Lias und ist
im Tertiär, namentlich im Bernstein (130 Arten), im Oligocän von
Florissant und im Mioeän von Rott. Oeningen, Radoboj stark ver-
breitet. Eine ungewöhnlich grosse Art Gigantotermes (Aporhrysa)
Ilaase findet sich schon im lithographischen Schiefer von Eichstätt.
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Neuroptera. Hemiptera,
503
Von Psociden und Perliden liefert nanientlieh der Bernstein fossile
Vertreter; Ephemeriden erscheinen zuerst im lithographischen Schie-
fer und finden
sich ausser-
dem im Bern-
stein (Cronicus)
{Fig. 1364), bei
Oeningen und
Florissant.
Besonderes
Interesse, ^be-
anspruchen^
die zal ll reichen
und prachtvoll erhaltenen Libellen
(Odonata) aus dem lithographi-
schen Schiefer von Bayern (Petulia
j Fig. 1365], Stenophlebia, Isophlebia,
Aeschna, Anax, Heterophlebiu etc.),
welche bereits im Lias beginnen
und auch im Tertiär in erheb-
licher Menge vertreten sind. Von
Sialiden,
Flg. 1365
l'ttalia longiainia Miinm. i*p
Au« «lt-in oberen Jim» von
Solnlmfon, Mayen»
% mit t.ir.
Fig. l:«>4
Croniev* anomnlu» VirXi't sf
Bornntcin. ( »Htpn>usseii »/,
(Nach IMetet)
Hemerobiden, Panorpiden und
Phryganiden kennt man schon aus dorn Jura,
thcilweise sogar schon aus der Trias fossile Reste,
die sich im Tertiär beträchtlich vermeliren. Die
Röhren von Phryganiden bilden im Tertiär zu-
weilen Kalkschichten von 2—3 m Mächtigkeit
(Indusienkalk der Auvergne).
4. Ordnung. Hemiptera. Wanzen.
Vorderflügel lederartig oder häutig,
grösser und gröber geädert als die niemals
gefalteten Hinterflügel. Mund mit Stech-
rüssel oder Saugschnabel. Metamorphose
unvollständig.
Von paläozoischen Gattungen dürften Eugereon (Fig. 1366) und
Fulgorina aus dem unteren Rothliegenden hierher gehören.
Von Aphiden (Blattläusen) linden sich die ältesten Reste im
Wealden und zahlreiche Arten im Tertiär. Schildläuse (Coccidae),
Laterneuträger (Fuh/oridae), Membraciden, Oi cade II iden und
Singcicaden kennt man vorzugsweise aus dem Tertiär, namentlich
aus Bernstein, doch sind die meisten Familien auch schon im Lias und
Jura durch spärliche Reste nachgewiesen; so namentlich die Sing-
cicaden durch die Gattungen Eocicada und Prolystra im lithographischen
Schiefer von Bayern.
Von den im Wasser lebenden Nepiden (Scarabaekles Fig. 1367),
Irometriden, Roduviidcn, Lygaeiden, Ooreiden und Cimi-
die ältesten Formen im Lias und oberen Jura
Hyd
ei den kommen
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f>04
Arthropoda. Myriopoda.
(Scarabaeides), die übrigen im Tertiär vor. Als Beispiele mögen die
Gattungen Naucoris (Fig. 13ti8), Harpactor (Fig. 1369), Cephalocoris
(Fig. 1370). ßirytopsis und Acunthosoma genannt werden.
I
Mg 1367
Hcarabueitlrt 'Irjicrflitut <ierin
Lithographischer Schiefe?
Eichstatt, Bayern. */, nat. Gr.
Fiu' 1366
Kugereim Bockirißi Dohm. Kothos Todtllegotido
Birkenfehl, Rhein-Oldenbarg »/«. (Kadi Dohm.)
Flg. IM
SaucorU dilatatut
Heer Miocnn.
c Köningen. Baden
'/,. (Nach Heer.)
Fig. 1369
Harpactor macutipe*
Heer. Mlocan
Oeningen, Baden
V,. (Nach Heer.)
5. Ordnung Coleoptera. Käfer.
Vorderflügel hornig, dick, mit ver-
wischten Adern, Hinterflügel häutig,
gefaltet, mit weitmaschigem Geäder. Mund-
werk zeuge zum Kauen. Metamorphose voll-
ständig.
Von fossilen Käfern sind bis jetzt nur unsichere
Reste in paläozoischen Schichten nachgewiesen, da-
gegen spielen sie in den mesozoischen und tertiären
Ablagerungen unter den Insekten eine hervorragende
Rolle.
Schon in der Trias von Vaduz und Rütihard bei Basel sind Cur-
eulioniden (Curadionites) , Ch rysomeliden (Cltrysomelites) und
Buprestiden nachgewiesen. Dieselben Familien kommen reichlicher
im Rhät von Schweden und Hildesheim , im Lias von Schambelen
(Aargau), Dobbcrtin (Mecklenburg) und England, im Dogger und Pur-
beck von England und im lithographischen Schiefer von Bayern vor und
werden dort begleitet von Meloiden, Oisteliden, Cerambyciden,
Scarabaeid en, Lam p y ri den , Elateriden, Dascylliden,
Parniden. Byrrhiden. Ni tidicliden, Cocci n el 1 i d en , Staphy-
linideu, Dyctisciden, Carabiden und anderen Familien. Als
Flg. 1370.
Cephalocoris pilotu*
Heer. Mlociln.
<>«ningen, Baden. V
(NhcIi Heer.)
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Coleoptera.
f>Oö
die reichsten mesozoischen Fundorte wären Schambelen im Aargau,
der Dogger von Stonesfield und die l'urbeekschichten von England
hervorzuheben. Der lithographische Schieter von Bayern enthält nur
wenige und meist schlecht erhaltene „
Käfer (Pseiulohydrophihis, Chrysobothris).
Fitr. 1871.
Cypho» vftuttu4i.i\v\>.
Purbcek - Schichten.
Vale of Vanlour,
England. «/,.
(Nach Brodle)
FI« 1372
Ctrylon ttriatum
Brodle. » >b lim
Vale of Vanlour.
England. '/i-
(Nach Brodle.)
FIK. 1S7.T
Fossile Käfer aus dem oligooanen
Ovpsiuenrel von Atx, l'rovence
n Hipporhinu* llnri Oustulet.
6 TriphyUxu Uteri Oustalet
c llyUtinu* Jaciti» Heer.
Fig. 1374.
Käfer aus dem Bernstein von Ost-Preussen
n Dortotoidts bilobui Mötsch.
b I'tilodactyloidtt stipulicorni* Mötsch. *'i
c Pauttoida Mcngti Mötsch. »/>
Fl« l:t75
Fossile Käfer aus der untcruiiocanen Braun-
kohle von Hott bei Bonn. •
a Miervtnum vrlrratum Heyden. */'
6 Larinus Sroimi Heyden '/».
C l'hilhydrtu morticinu* Heyden.
Im Tertiär steigert sich die Zahl der Käfer bedeutend und zwar
gehören dieselben ganz überwiegend zu noch jetzt existirenden Gattungen.
Fl(j 1376.
Käfer aus mioeäneu SüshwassermerRel von Oeningen. Baden.
a l.ytta Aescutupi Heer. •/». 4, e Clerv» Adoiii» Heer »/«.
d Hitter mnrmorotu* Heer. t Mtidula mactiligera Heer »/■.
/ Protacttu Erichumi Heer. '/■ !/ JMffio Ixlla Heer. »/••
Besonders reich sind die oligoeänen Süsswassersehiehten von Aix in
der Provence (Fig. 1373), von Florissant in Colorado, ferner der
Bernstein von Ostpreussen (Fig. 1374), die mioeänen Braunkohlen von
Rott (Fig. 137ö), Sieblos, Westerwald, Kutschlin in Böhmen, die Süss-
wassermergel von Oeningen in Baden (Fig. 1370), Radoboj in Croatien,
Sinigaglia in Italien u. a. O. Der Erhaltungszustand dieser fossilen
Reste lässt häutig wenig zu wünschen übrig, wie die nebenstehenden
Abbildungen zeigen.
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506
Arthmpoda. Myriopoda.
6. Ordnung. Diptera. Zweiflügler.
Vorderflügel häutig, schmal, geädert, Hinterflügel zu
einem Schwingkolben verkümmert. Mundtheile zu Saug- oder
Stechorganen umgebildet. Metamorphose vollkommen.
Die ältesten Dipteren werden aus dem Lias (Macropeza), dein
lithographischen Schiefer [Mnsca, Cheilosia, Empidia), den Purbeck-
Flg. 1377,
PtiHtt* Ml» Heer
Mlooan RudoboJ '/,
(Xach II eer.i
Ptfr. 1378
Chimnomu« Meyeri Uoct Miui-An. Oeningen.
Baden, «/i. (Nnch Heer.)
Flg 1379
Empii Melia Hev.l. Mioeftn.
Rott um Rhein «/,.
fXneh Heyden)
Fie 13H0
Palembolu* jtnriijrrut ScndA
Oligoedn.
Florismmt, Colorado »/,.
iNuch BeudderJ
schichten {Corethrium, Cecidomium, Rhyphus) und
dem Wealden angegeben, sind aber meist so
schlecht erhalten, dass ihre Bestimmung proble-
matisch bleibt.
In grosser Menge kennt man dieselben aus
dem Tertiär. Am häufigsten finden sich Tipu-
liden (Schnaken) und Bibioniden (Haarmücken)
im Oligocän von Aix und Florissant, im Bern-
stein und im Miocän von Oeningen , Radobo j ,
Sicilien u. s. w. Von sonstigen Dipteren weisen
die eigentlichen Fliegen [Syrphidne, Muscidae,
Oestridae, Agromyzidae) , die Empidae (Tanz-
rliegen), Bombylidae (Hummeln), Nemestri-
j n idae, As ilidae (Raubfliegen), Stratiomyidae
(Waffenfliegen), Chironomidae (Zuckmücken),
Culicidae (Stechschnacken), Mycetophilidae
(Pilzmücken) und Cecidotnyidae (Gallmücken)
eine Anzahl fossiler Vertreter auf.
7. Ordnung. Lepidoptera. Schmetterlinge.
Vorder- und Hinterflügel
gleichartig, beschuppt, meist
bunt tiefärbt. Mundtn
eile einen
Metamor-
Rollrüssel bildend,
phosc vollständig.
Fossile Schmetterlinge gehören
zu den seltensten Versteinerungen
und sind bis jetzt auf das Tertiär be-
schränkt. Aus dem lithographischen
Schiefer von Bavoin wurde Pseiido-
sirex [Sphinx) Schrötern von Oppen-
heim für einen Schmetterling gehalten, jedoch von Deichmüller als
eine Holzwespe (Uroceride) erkannt.
Aus dem Tertiär kennt man von den meisten grösseren Gruppen
vereinzelte Vertreter. So sind namentlich Motten [Microlepidoptera) in
Flg. 1HH1
Prwirya* Prrxqthmtc Soildd Olieoriln
Flori«««nt, Colorado. '/»• (Xaeh Scudder.)
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Lepidoptera. Hymenoptera.
f>07
ihren verschiedenen Entwickelungsstadien aus dem Bernstein bekannt.
Von Phalaeniden kommen zwei Arten in Radoboj und eine dritte bei
Aix vor und ebendaher sowie von Oeningen sind auch Noctuiden und
mehrere Bombyciden beschrieben. Von Nachtschwärmern {Sphingidae)
kennt man Sphinx aus dem Bernstein, Sesia aus Aix. Die Tagfalter
sind ungemein selten, doch enthalten die Süsswasserschichten von Aix,
Rott, Radoboj und Florissant Reste von etwa einem halben Dutzend
fossiler Gattungen.
8. Ordnung. Hymenoptera. Immen.
Vorderflügel grösser als die Hinterflügel, dünn, häutig,
mit wenigen und entfernten Adern. Mundtheile beissend und
leckend. Metamorphose vollständig.
Die ältesten Hyinenoptereu beginnen im Lias von Scharnbelen im
Aargau und gehören zu den Ameisen. Aus dem lithographischen Schiefer
werden verschiedene Arten von Apiaria, Belostomum (Fig. 1370) und
Psetidosirex . aus den Purbeckschichten Ameisen und Myrmidium be-
schrieben. Alle übrigen Reste stammen aus dem Tertiär und gehören
Fl* 1382.
n tlongat
Genn. Uthographisprur
Svhh-ter. Kichnta-It,
Baycrik »/, nat Gr.
ZU
Fi« im
X</locopa »cnili» Ilwr.
Mtopikn. Oeningen.
Hu.l.n '/,
(Nach 11 v e r )
Fig. 1384.
Prinnomyrmcj
lonfficeps Mayr
Hermt*lo. o«t-
PrriiMun. */,.
(Stuh Mayr.)
FIk l:«5
IchnevmtmUeM hellus
H.er Mioean.
OoniiiKi-n. Ba<1en. »/,.
(Nach Heer)
den Blattwespen (Tenthrediniden). Holzwespen (Uroceriden), Gall-
wespen {Cyni})deae\ Schlupfwespen {Ichneumonidac), Braconiden. Gold-
wespen (Ohrysiden). Wespen ( Yespidae)y Bienen (Apidue), Ameisen (For-
mietdae) etc. Sie sind am zahlreichsten im Bernstein, im Süsswusser-
mergel von Aix, Florissant, Oeningen und Radoboj.
Zeitliche und räumliche Verbreitung der Insekten.
Nach Send der waren im Jahr 1885 ca. 2G00 fossile Insekten
beschrieben, wovon 155 paläozoische, 475 mesozoische und 1972 tertiäre.
Diese Zahlen haben sich seitdem namentlich durch Funde aus Com-
mentry, Florissant und dem Bernstein erheblich vermehrt.
Das älteste fossile Insekt ist Palaeoblattina aus dem Silur von
Jurques in Calvados. Nächstdem folgen einige devonische Orthopteren
aus Nordamerika.
In grösserer Zahl und Mannichfaltigkeit treten Hexapoda in der
produktiven Steinkohlenformation auf und zwar stehen hier die
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508 Arthropoda. Myriopoda.
Loealitäten ( 'ommentry, Allier und Mazon Creek, Illinois, obenan.
Andere Fundstellen für carbonisehe Insekten sind Zweibrücken, Wettiu-
Löbcjün bei Halle, Manebach in Thüringen, die belgischen und
britischen Steinkohlen- Reviere in Europa; Neu-Schottland und Penn-
sylvanien in Nordamerika.
Das perinische System liefert (namentlich im Rothliegenden
von Weissig in Saclisen , Stockheim in Bayern und Imbach bei
Saarbrücken) zwar nur wenige, aber zum Theil hochinteressante
Formen, wie z. B. Eugereon. Aus der Trias beschreibt Heer einige
Orthoptera aus verschiedenen Localitäten, sowie 2 Käfer aus Vaduz in
Liechtenstein, zu denen noch etwa 20, erst neuerdings entdeckte, fast
alle zu den Schaben gehörige Formen aus dem Süd • Park von Colo-
rado kommen. Im Lias von Schambelen im Aargau, von Gloucester-
sbire in England und Dobberdn in Mecklenburg liegt eine ziemlich
reiche Insekten- Fauna begraben. Die Stonesfield -Schiefer (Dogger) ent-
halten nur wenige Formen; reiche Fundstätten dagegen sind die
Purbeck-Schichten im südlichen England und vor allem der
lithographische Schiefer des oberen Jura von Bayern, namentlich bei
Eichstätt, Solnhofen und Kelheira. Sehr spärlich dagegen sind Insekten-
Reste aus der Kreide (die meisten aus Böhmen).
Die Insel Wight und die Phosphorite des Quercy liefern einige
eocäne, meist noch nicht näher beschriebene Formen, dagegen zeich-
nen sich von oligocäneu Ablagerungen die Süsswasser-Morgel von
Aix (Provence), von Florissant (Colorado), vom Green River in Nord-
amerika und vor allem der baltische Bornstein durch einen erstaunlichen
Reichthum an fossilen Insekten aus. Kaum weniger reich sind die
miocänen Localitäteu Oeningen, Radoboj, Parschlug, Rott u. a.
Im Pleistocän sind namentlich die interglacialou Thone der
Schweiz, die Torfmoore von Nord f rankreich und England, die Braun-
kohlen von Hösbach als Fundstätten von Insekten zu erwähnen.
Beifolgende Tabelle zeigt die geologische Verbreitung der fossilen
Insekten.
(
i
2
y
-
i
£
i
3
ä
i
I
< »rthopU-ra
Vi»llri>iit/«ru
v-
f
H<>i 1 1 i ntnn
CnliM.pH:r!i ■
! ' ' '
♦
i
i
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Vertebratau
509
Vin. Stamm.
Vertebrata. Wirbelthiere.
Bilateral symmetrische Thiere mit knorpeliger oder
verknöcherter, meist aus gleich werthigen Abschnitteu
zusammengesetzter Wirbelsäule, welche das centrale
Nervensystem trägt und den Körper in einen dorsalen
und ventralen The il ze rlegt. Nie mehr als zwei Paar Glied-
maassen vorhanden.
Die Wirbelsäule entwickelt sich aus einem stabförmigen zelligen
Gebilde vou gallertartiger Beschaffenheit (Chorda dorsalis), deren äussere
(skeletogene) Schicht sich nach und nach in eine Anzahl gleichwertiger
Segmente gliedert, die anfänglich knorpelige Beschaffenheit besitzen,
später durch Aufnahme von phosphorsaurem Kalk verkalken oder
durch Knochensubstanz ersetzt werden. Am vorderen Ende der
Wirbelsäule befindet sich die das Gehirn umschliessende Schädelkapsel
nebst dem Visceralskelet. Auch das Extremitätenskelet ist knorpelig
präformirt und wandelt sich bei den höheren Vertebraten meist voll-
ständig in Knochensubstanz um. Nur ein Theil der niedersten Wirbel-
thiere bringt es lediglich zu einem knorpeligen Innenskelet. Die Ver-
kalkung des Knorpels bei den Haien und Rochen erfolgt in der Weise,
dass zwischen den Knorpelzellen homogene Kalksubstanz abgelagert
wird, während bei der Verknöcherung die ursprünglichen Knorpel-
zellen verschwinden und durch Resorption der Intorcellularsubstanz
Kanäle mit Blutgefässen (Haversische Kanäle), sowie kleine, von
Knochenzellen (Osteoblasten) erfüllte Hohlräume (Lacunen, Knochen-
körperchen) entstehen. Letztere treten durch sehr feine, nach allen
Richtungen ausstrahlende Röhrchen (I'rimitivröhrchen) mit den Haversi-
schen Kanälen in Verbindung. Bei manchen Fischen fehlen die
Lacunen (Knochenkörperchen), so dass die Primitivröhren direkt von
den Haversischen Kanälen ausgehen.
Das Skelet der Extremitäten besteht aus mehreren, gelenkig ver-
bundenen Abschnitten, die je nach der Funktion der Gliedmaassen
ausserordentlich verschiedene Ausbildung erlangen.
Das Nervensystem besteht aus einem in Gehirn und Rücken-
mark gegliederten Centralorgau , vou welchem zahlreiche Nervenäste
entspringen und in sämmthehe Körpertheile verlaufen. Das Blut wird
von dem mit ein oder zwei Vorkammern versehenen Herzen zuerst nach
den Respiratiousorganeu (Kiemen oder Lungen) getrieben und kehrt
alsdann, nachdem es in zahllosen Adern den Körper durchzogen hat,
wieder zum Herzen zurück. Speiseröhre, Magen, Dann, Leber, Nieren,
Milz, sowie die Generationsorgane liegen im ventralen Theil des
Körpers. Nicht selten ist die Haut mit Ilaaren, Stacheln, Schuppen,
Federn oder Knochenplatten versehen.
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MO
Vertebrata. Pisce*.
Dem Paläontologen liegen in der Regel nur Ueberreste des
Knoehenskeletes, Zähne oder verknöcherte Uartgebilde der Haut zur
Untersuchung vor, die sich übrigens meist mit grosser Sicherheit
systematisch bestimmen lassen.
Man unterscheidet bei den Wirbelthieren die 5 ('lassen: Pisces\
Amphibia, Reptilia, Aves und M ammalia. In neuerer Zeit werden
diesen formenreichen Gruppen die Tunicata und Leptocardii als
besondere ('lassen gegenübergestellt und vielfach als Ahnen der Wirbel-
thiero bezeichnet. Da dieselben keine fossilen Ueberreste in den Erd-
schichten hinterlassen haben, so gewährt die Paläontologie über die
Entstehung der Vertebraten keinerlei Auskunft.
1. Ciasse. PIsceS. Fische.1)
Kaltblütige, meist ausschliesslich durch Kiemen ath-
mende Wasserbewohner. Gliedmaassen als Flossen aus-
gebildet. Haut mit Schuppen od er Knochenplatten, selten
nackt. Wirbelsäule in einer verticalen Schwanzflosse
endigend. Herz mit einfacher Kammer und Vorkammer.
E n t w i c k e 1 u n g ohne Amnion und A 1 1 a n to i s.
Zu den Hautgebilden der Fische gehören die Schuppen, Haut-
knochen, Stacheln, Flossenstrahlen und Zähne.
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Ann. Sc. geol. IV u IX.
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Piaces.
511
L. Agassi/, unterschied viererlei Arten von Schuppen, denen in
seinem System ebenso viele Ordnungen entsprechen.
1. Die Placoidschuppen kommen nur bei den Selachiern vor.
Es sind meist kleine rhombische Plättchen, Stern-, Blatt-, Pfeilspitzen-,
Schaufei-förmige oder auch conische Gebilde, die dicht nebeneinander
liegen und ein rauhes Mosaikpflaster (Chagrin) bilden. Häufig haben
die Placoidschuppen auf verschiedenen Körpertheilen abweichende Form
und zuweilen zeichnen sich (namentlich bei den Rochen) einzelne durch
beträchtliche Grösse und Verzierung aus und erscheinen als dicke, aussen
Fltr. l:t*6
a Schuppe von Scylium canieula.
Reeent. *•/,.
b Schuppen von Carcharia* (Priodon)
gangeticu». Recent. Venn-.
FIk. 1887.
Raja antiqua. Grosse Placoid-
ichuppe mit Stachel. Xat. Gr.
KIk. 1388
Saglttaliichnitt durch eine Schuppe von Scymnut I.ichia in
60facher Wrsr (Nach O, Hcrtwlg.) S Schmelz, D Dentin.
B Basalplatte, p Pulpn, c Ijcderhaut. h starker, nach oben ver-
laufender llauptxahukanal, d horizontale Pentinkanalc,
o Odontoblasten, / Bindejfewebfa-Hern.
rauhe oder mit Stacheln bewehrte Platten. Die Placoidschuppen (Fig. 1380
bis 1388) haben die Struktur der Zähne und bestehen aus einer in die Haut
eingesenkten, von senkrechten Bündeln von Bindgewebfasern durch-
zogenen Basalplatte (aus dichtem, phosphorsaurem Kalk) und einem
frei vorragenden Obertheil, welcher aus Dentinsubstanz zusammen-
gesetzt und von gröberen und feineren Canälchen durchzogen ist.
Sämmtliche Kanäle entspringen aus einer mit Bindegewebe und Zahn-
zellen (Odontoblasten o) erfüllten Höhle (Pulpa p) und vergabein sich
nach aussen in immer feinere n t,
Aestchen. Die Dentinsubstanz
enthält ausser phosphorsaurem
Kalk kleine Mengen von Fluor-
calcium und kohlensaurem
Kalk. Der Dentinkern wird
von einer dünnon, glänzen-
den, sehr harten, strukturlosen
Rindenschicht überzogen, die
histologisch und chemisch
dem Zahnschmelz entspricht.
Die Placoidschuppen fallen öfters aus und
werden wie die Zähne durch Ersatzplättehen
verdrängt.
2. Die Ganoidsch Uppen (Fig. 1389 — 1392) haben durchschnittlich
ansehnlichere Grösse, als die Placoidschuppen und bedecken meist den
ganzen Rumpf. Sie sind von rhombischer oder rundlicher Gestalt,
Fix. i:i90.
Schuppen v>n
I'tili/ptrrttK ßirhir
Bunnp. Reeent.
Nttt. (ir.
S« hupp<' von CosmoiJtt/ehiu* »triatu»
Ak. fp. Steinkohlenformation.
a von aussen, 6 von innen. »/,.
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512
Vertebrata. Pisces.
letztere liegen daehziegelartig übereinander, die ersteren bilden meist
regelmässige Reihen und sind durch vorspringende zahnartige Zapfen
am Vorderrand, welche sich in entsprechende Rinnen auf der Innen-
seite der benachbarten Schuppen einfügen, beweglich verbunden. Die
freie Oberfläche ist von einer meist dicken, glänzenden, zuweilen
dunkel gefärbten, glatten, runzeligen oder mit netz- oder leistenförmigen
Y\n. 1391. KI* 13W. Wrilcalnchnltt «lurch eine Schopp«
VerttcalMbnltt durah die Schuppe von von Glyplnlepi*. Mark verjn\ (Nach Pnndor.)
Lrftidotteu* M<,'1. (Nach u. Flertwi«) a. h Isopeillns'ehicht mit spindelförmigen
.S Schmelz, A HavorsNcher Kanal, Knochenzellen, c Knoehenschicht mit Haversl-
d Dentinrohrehen. when Kanälen, d Schicht mit fein verästelten
Dentinröhrchen (Kosmln), e Schmelz.
Rip]>en verzierten Schmelzschicht (Ganoin) bedeckt, unter welcher sich
eine aus Knochensubstanz bestehende und von zahlreichen Canälen
durchzogene Basalplatte befindet. Die Struktur der Basalplatte zeigt
namentlich bei paläozoischen Gattungen (Fig. 1392) grosse Mannich-
faltigkeit. Die tieforen Lagen enthalten zahlreiche Lacunen (Knochen-
körperchen) und Haversische Kanäle, die oberen sind häutig nur von
feinen Dentinröhrehen durchzogen.
3. Die Cycloid- und Ctenoid-Schuppen stimmen in ihrer Zu-
sammensetzung vollständig mit einander überein. Beide sind dünn,
elastisch, von rundlicher, elliptischer, vier-, fünf- oder sechsseitiger Gestalt.
Sie bestehen aus einer homogenen, glasartigen glänzenden Deckschicht
aus phosphorsaureni Kalk und aus einer in Alkalien löslichen Basis von
Bindegewebsubstanz. Die Schuppen entwickeln sich in besonderen Taschen
der Cutis und liegen meist daehziegelartig übereinander. Die Oycloid-
schuppen (Fig. 131)3, a, b) haben meist rundliche oder ovale Form und
einen einfachen, ungezackten Hinterrand; bei den Ctenoidschuppen (Fig.
13yf>, c, d) ragen am Hinterrand kleine Zacken und Zähnchen vor,
welche zuweilen in mehreren Reihen hinter einander stehen, einen an-
sehnlichen Theil des hinteren Feldes bedecken können und gleiche Zu-
sammensetzung wie dieOberflächenschieht besitzen. Von dem sogenannten
Primitivfeld strahlen raeist nach vorne und namentlich nach hinten
divergirende, zuweilen auch netzförmig anastomosirende Linien aus,
die nichts anderes als rissartige Unterbrechungen der Deckschicht sind
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Schuppen. Flossenstacheln.
513
(Fig. 1394). Zwischen den oberen parallelen Blättern faserigen Binde-
gewebes der Basis scheiden sich häufig kleine, rundliche, concentrisch
schalige Kalkkörperehen aus, die unter dem Primitivfeld am reichlichsten
vorkommen, zuweilen mit einander zu einer zusammenhängenden Schicht
verschmelzen und hin und wieder sogar Knochenzellen aufweisen.
Derartige Schuppen unterscheiden sich nicht wesentlich von sehr dünnen
Ganoidschu ppen .
Fig. 1393.
Cyclold - Schuppe von
a Leurt»cui,
b Mormyrut,
e liaucrala.
C'tenold- Schuppe von
if Solea,
t Holncanthu» (stark ver
trri>i«iTt
Flu. 1394.
Oberfläche einer Pieuronecte* - Schuppe, um die Lücken U)
«uinchen den )-rbabenen concentrlucheii Lelsichen cu zclguu.
Sehr utark vcrgr (Nach Haurtelot.»
Hg. 1395.
Ruekenflowenstachel von
II>,i»»tut nticulatus Ag. aus dem
oberen LlM von Holl.
Die grösseren Platten. Schilder, Stacheln etc., welche theils
den Rumpf, theils den Kopf vieler Fische [Placodermi, Siluridae,
Accipenscridae) bedecken, bestehen entweder aus gleichmässiger Knochen-
substanz oder, wie die Ganoidschuppen, aus Lagen von Ostein. Dentin
und Schmelz.
Grössere Stacheln (lehthyodoruliten) (Fig. 1395) kommen häufig
Hin vorderen Ende der uupaaren Flossen, seltener am Rande der
Z Ittel, (irundzüge der rnlaeontolofcie 33
Diaitized i
514
Vertebrata. Pibcch
paarigen Flossen oder am Kopf bei Fischen mit knorpeligem Skelet
(Selaclüer) vor. Sie stecken meist mit einer verlängerten Basis lose im
Fleisch, sind nur ausnahmsweise (Chimaera) gelenkig mit einer Unter-
lage verbunden und bestehen , wie die Schuppen und Zähne der
Placoidfische, entweder vollständig aus Dentin oder aus Dentin und
Vasodentin. Die Ichthyodorulithen erreichen oft beträchtliche Grösse,
kommen häutig isolirt in fossilem Zustand vor und zeichnen sich
(namentlich die paläozoischen) zuweilen durch reiche Verzierung aus.
Als Hautgebilde sind auch die äusseren, vorragenden Theile der
Flossen zu betrachten. Sie beginnen als Hautfalten, welche nach
und nach durch zahlreiche Hornfäden (Selachii, Dqmoi) verstärkt
werden. Bei den meisten Gauoiden und Teleostiern sind diese
Fäden durch knöcherne Strahlen ersetzt, die aus zwei dicht an-
einander liegenden Hälften bestehen. Bei den Stachel flossern (Fig. 1396)
ist jede Hälfte aus einem einzigen Stück zusammen-
gesetzt, bei den Weichflossern sind die Strahlen durch
Queruähte in zalilreiche Stückchen zerlegt und nach
aussen häutig fächerförmig getheilt. Harte und weiche
Strahlen kommen nicht selten in einer Flosse vor und
alsdann sind immer die vorderen Strahlen ungegliedert,
die hinteren quergetheilt. Die Flossenstrahlen der un-
paaren Flossen werden in der Regel von flachen, knor-
peligen oder knöchernen Trägern gestützt, mit denen
sie gelenkig verbunden sind (Fig. 1306 c). Diese Flossen-
träger schieben sich zwischen die Dornforteätze der Wirbel
ein und werden als Axonoste oder je nach ihrer Lage als
Interneuralia und Interhaemalia bezeichnet.
Bei manchen Selachiern (Pristiophorus, Raja) findet
zwischen den Placoidschuppen der äusseren Haut und
den Zähnen ein allmählicher Uebergang statt, und da
beide im Wesentlichen dieselbe histiologische Zusammen-
a. b Flössen setzung aufweisen, und die Zähne nur bei den höheren
Km^eilfli^^incK Fischen in feste Verbindung mit den Kopfknochen treten,
c n'^ntntger s0 mU8seri die Zäh ii e ebenfalls den Hautgebilden zugezählt
Bei den Fischen können sänimtliche Knorpel oder Knochen, welche
an der Mund- und Kiemenhöhle thcilnehmen, Zähne tragen. Sie gehen
aus der Verkalkung von Hautpapillen hervor und bestehen aus einer
frei vorragenden Krone und einer von Bindegewebe umgebenen oder
mit dem Kopfskelet verbundenen Wurzel. Form und Grösse sind je
nach ihrer Funktion ausserordentlich verschieden. Von den winzigen
»Sammtzälmchen« des Barsches zu den langen Bürstenzähnen des
Waller, zu den kräftigeu Hechelzähnen des Höchtes und den gewaltigen
Kegel- oder Dolchzähnen von Dendrodus oder Portheus existiren alle
L'ebergänge. Bei den Haien kommen Zähne von der Form einer ein-
seitig abgeplatteten Dolchklinge mit oder ohne Nebenzacken häufig
vor. Zum Zermalmen der Nahrung dienen theils stumpf-conische, theils
bohnenförmige, kugelige oder pflastersteinartige Zähne, und bei gewissen
Selarhiern fügen sich die Zähne zu einem geschlossenen Mosaik an-
einander. Eigentümliche schneidende Znhnplatten von ansehnlicher
Grösse finden sich bei Diodon und Chimaera.
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Zähne.
515
Ebenso mannichfaltig wie die Form ist auch die Zahl der Zähne
bei den Fischen. Während die Dipnoer, Chimaeriden und Gymno-
donten im Ganzen nur 4 — 6 Zähne besitzen, zählen dieselben bei
vielen Haien und Knochenfischen nach Hunderten.
Die Befestigimg auf der knorpeligen oder knöchernen Unterlage
wird in der Jugend bei fast allen tischen durch faseriges Bindegewebe
bewerkstelligt, und bei Haien und vielen Knochenfischen bleibt diese
Art der Befestigung zeitlebens, so dasfl die Zähne noch längerem
Kochen leicht von der Basis abgestreift werden können. Bei Knochen-
fischen und vielen Ganoiden tritt eine Verwachsung der Zahnwurzel
mit dem Knochen ein, wobei auf letzterem meist eine sockelartige Er-
höhung dem Zahne entgegen wächst. Ausnahmsweise findet man auch
in Höhlungen (Alveolen) eingefügte Zähne. In der Regel entwickeln
sich die Ersatzzähne neben den fungirenden Zähnen und schieben
dieselben nach und nach aus.
Mit wenigen Ausnahmen hestehtdie Zahnkrone aus Dentin, Vasodentin
und Schmelz, die Wurzel aus Vasodentin oder Osteodentin. Der Schm elz
(Placoinschraelz) bildet eine sehr dünne, glasharte, glänzende, homogene
Deckschicht, welche unter polarisirtem Licht Doppelbrechung erkennen
lässt. Aus der Dentinschicht dringen häufig sehr feine, unverzweigte
Röhrchen in den Schmelz ein. Derselbe ist aus phosphorsaurem Kalk
mit etwas Fluorcalcium , wenig kohlensaurem Kalk, phosphorsaurer
Magnesia und sehr geringen Mengen or-
ganischer Substanz zusammengesetzt. Das
Dentin (Elfenbeinsubstanz, Zahnsubstanz)
enthält kein Fluorcalcium, viel mehr orga-
nische Beimengung, als der Schmelz, ist
weniger hart und löst sich in Säure
langsamer auf. Das eigentliche Dentin
(Fig. 1397) wird lediglich von sehr feinen,
nach aussen verästelten Röhrchen durch-
zogen, die von der Pulpa oder deren
Verzweigungen ausgehen und fadenförmige
Verläugerungen der Zahnzellen (Odonto-
blasten) enthalten. Sehr häutig wird die
Dentinsubstanz auch von groben, anasto-
mosirenden Oanälon (Haversische Canäle)
durchzogen, in welchen Blutgefässe ver-
laufen, und deren Wände mit Odonto-
blasten ausgekleidet sind. Von diesen
groben Oanälen gehen alsdann in peri-
pherischer Richtung feine Dentinröhrchen aus. Diese gefässreiche
Modifikation der Zahnsubstanz heisst Vasodentin (Fig. 1398, 1399).
Die Wurzel der Fischzähne unterscheidet sicli von der Krone
durch Mangel eines Schmelzüberzuges. Sie besteht entweder gänzlich
aus Vasodentin, oder es kommen noch Knochenzellen mit ausstrahlen-
den Primitivröhrehen hinzu (Osteodentin).
Das innere Skelet der Fische zeigt, dass in den verschiedenen
Ordnungen dieser ('lasse fast alle Entwickelungsstadien, welche bei den
höheren Wirbelthieren nur vorübergehend durchlaufen werden, als
33»
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51 6
Vertebrnta. Pisces.
dauernde Einrichtungen im ausgewachsenen Zustand fortbestehen. Der
ganze Prozess der allmählichen Gliederung, Verknorpolung und
Verknöcherung der
Wirbelsäule und des
übrigen Skeletes ist
in deu verschiede-
nen Abtheilungen
der Fische veran-
schaulicht, und na-
mentlich die fossilen
Formen aus paläo-
zoischen und meso-
zoischen Ablager-
ungen gewähren in
dieser Hinsicht die
bemerkenswerthe-
sten Aufschlüsse.
Wirbelsäule.
Die erste Anlage
des inneren Skeletes
bei allen Wirbel-
thieren beschränkt
sich auf ein stab-
förmiges, elastisches, auf der Dorsalseite die Länge des Körpers
durchziehendes Gebilde (Chorda dorsalis) aus saftreichen Zellen, das
von einer geschichteten Scheide (Chordascheide) umgeben ist. Ueber der
Chorda dorsalis liegt das Rückenmark, daruuter die ventrale Leibeshöhle.
Nur beim Amphioxiis verharrt die Wirbelsäule zeitlebens in diesem
primitiven Stadium; bei den Cyclostomen bleibt die Chorda ebenfalls
noch ungegliedert, aber der Nervenstrang wird bereits durch bogen-
förmige, von der Chordascheide ausgehende Knorpelspangen (obere Bögen)
geschützt, und arn Vorderende entwickelt sich eine knorpelige Kapsel
zur Aufnahme des Gehirns.
Bei allen typischen Fischen ist die Chorda in ringförmige Seg-
mente (Wirbel) abgetheilt und theil weise oder vollständig verknorpelt
oder verknöchert. Die Verknorpelung oder Verknöcherung geht stets
von der äusseren skeletogenen Schicht der Chordascheide aus und
beginnt mit den oberen und unteren Bögen.
Ein vollständiger Wirbel besteht aus einem die Chorda ent-
haltenden Wirbel kör per (Centrum), zwei oberen, den Rückenmark -
canal umgebenden Bogenhältten (obere Bögen , Neurapophysen) und
zwei unteren Bogenstücken (llaemapophysen). Die oberen Bogen ver-
einigen sich zu einem dorsalen Dornfortsatz (processus spiuosus oder
spina dorsalis), die unteren können entweder in der Schwanzregion
durch Vereinigung einen ventralen Dornfortsatz (spina ventralis) bilden
oder sie bleiben als untere Querfortsätze (Parapophysen) getrennt.
Bei vielen mit knorpeliger Wirbelsäule versehenen Fischen (Sela-
chier, Aeeipenseridcn) schieben sich zwischen die oberen und unteren
Bögen knorpelige Schaltstücke (Intercalarin) ein, welche die Bögen zu
weilen an Grosse übertreffen (Fig. 1400).
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Vit r>
FIr. 139«.
Verticalschnitt durch einen
Theil eines Hechtzahncs. (Nach
Stern herjr) Stark verirr.
,S Schmelz, Ii Dentin, VI) Vano-
dentin, H* Zahnwurzel.
Fl*. 1399.
VertleaUchnitt durch einen
Orodeu-Zahn. Verirr.
VD Vanodentin, Ii Dentin.
Schmelz.
Wirbelsäule.
517
Fig. hoo.
Drei Schwaniwirbel
Centrophoru» von der
Seit«. (Nach Hasse.!
u? Wirbelkörper, na obe-
rer Bogen, i Intercalar-
«tück, ha unterer Bugen
Flg. 1401.
Wirbel uns der Ruitipfreglou de» Stör. A von
der Seite. II in verticalcm Querschnitt
tp, d. oberer Dornfortsatz, n oberer Bogst] iNcur-
apophyse), p Barapophyse ha unterer Bogen
illaeinapophysci, m Rückenmarks- (Medullär
Kanal, ch Chorda doinlb, * «•hotdasehcide,
( Intercalaria, r Kippen, f Durchtrittaotlhungeii
der Xerveu. Der Knorpel Ist pimktirt. der
Knochen weiss.) iNach R. Hertwig.j
Die Wirbelcentra oder Wirbelkörper enthalten bei den Knorpel-
fischen meist noch einen Theil der Chorda, welche als weicher centniler
Strang die ganze Wirbelsäule durchsetzt und die Zwischenräume
zwischen den einzelnen Wirbeln theilweise ausfüllt. Die knorpeligen,
verkalkten oder verknöcherten Vorder- und Hinterwände der Wirbel-
körper sind wie ( A B
Doppelkegel tief
ausgehöhlt (a m -
ph i cö 1) und ver
leihen dem Wirbel-
centrum dadurch
sanduhrähnliche
Gestalt. Bei den
Selachiem tritt
meist eine theil-
weise Verkalkung,
bei den Ganoiden
und Knochen-
tischen eine Ver-
knöcherung des ursprünglichen Knor-
pelcentrums ein. Während aber die
Knochenfische meist eine vollständige
Umwandlung des ganzen Wirbels mit
all seineu Fortsätzen in Knochen-
substanz aufweisen, lassen die Ganoi-
den , namentlich der
paläozoischen und me-
sozoischen Ablager-
ungen , die verschie-
densten Stadien des
Verknöcherungs - Pro-
cesses erkennen. Bei
vollkommen verknö-
cherten Wirbeln legen
sich die vorderen und
hinteren Ränder der
amphicölen Wirbel-
centren dicht aneinan-
der und sind überdies
durch Ligamente ver-
bunden, die Chorda
füllt nur noch die inter-
vertebralen Zwischen-
räume aus und bildet
keinen continuirlichen
Strang. Die Bögen
verwachsen fest mit
dem Centrum, und am Vorderrand der oberen Bögen ragt häufig ein
kurzer Fortsatz (Zygapophyse) vor, welcher sich jederseits über einen
ähnlichen hinteren Fortsatz des Centrums legt und so die Verbindung
benachbarter Wirbel verstärkt (Fig. 1402). In der hinteren oder Sch wanz-
Fig. 1402.
Schwan« Wirbel vom Karpfen. .4 der IJtnga nach in »agittalcr
Richtung durchschnitten, B ein einzelner Wirbel In halb actt*
liehet Ansicht, C letzter Rumpf- und erster Schwatijtwirbcl.
ip.d oberer I »ornfortaaU, n oberer Bogen, eh Chorda dorsnlis,
c Centrum, :<i Zygapophysen, ha Haemapophyse.
iNach IL Hertwlg.)
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518
Vertebrata. Pisces
region vereinigen sieh die unteren Bogen zu einem ventralen Dorn-
fortsatz (Fig. 1402); in der vorderen Rumpf region ragen die unteren
Bogen als kurze Parapophysen vor und dienen beweglichen Rippen
als Träger. Eigentliche Querfortsätze (Diapophysen, processus trans-
versi), an welche sich bei den höheren Wirbelthieren die Rippen an-
legen und welche von den oberen Bogen ausgehen, kommen nur ganz
ausnahmsweise (Polypterus, l'leuroncctes) neben den Parapophysen vor.
Bei den Cyclostomen und Chimären fehlen Rippen vollständig, bei den
Selachiern und Knorpelganoiden sind sie meist schwach entwickelt
oder rudimentär. In keinem Fall vereinigen sich die Rippen auf der
Ventralseite weder direct miteinander, noch durch das Zwischentreten
eines Sternums. Nicht zu verwechseln mit Rippen sind die aus ver-
knöcherten Sehnen entstehenden Gräten; dünne, an einem Ende
häufig vergabelte Knoehenfäden, welche zwischen den Muskeln liegen
und sich an die Wirbelcentren, Bogen oder Rippen anheften.
Flg. 1403.
Diphyeerke Sehwnrizflo*««' von Polypterus Hichir.
(Nm-h Kol li kor.)
ck hintere* F.ntlo ili-r WirbolcAulc.
Flg. 1404.
Aeuaserlich und innerlich hetoroeerko
Schwanzflosse vom Stör.
Die Zahl der Fischwirbel schwankt je nach den verschiedenen
Gruppen ganz ausserordentlich. Bei gewissen Knochenfischen (Ostracion)
zählt man mir 15, bei anderen 70 — 80, beim Aal etwa 200, bei
manchen Haien 350 — 400.
Das hintere Ende der Wirbelsäule ist bei allen Fischen im Em-
brvonalzustand diphyeerk oder heterocerk. Im ersteren Fall ver-
längert sich die Wirbelsäule geradlinig bis zum Körperende und ist
oben und unten symmetrisch von der Schwanzflosse umgeben. In diesem
embryonalen Stadium verharren zeitlebens die Cyclostomen, Dipnoer und
viele Crossopterygier (Fig. 1403). Bei den heteroeerken Fischen (Haie,
Rochen, viele Ganoiden) krümmt sich die Wirbelsäule hinten aufwärts
und tritt vollständig in den oberen Lappen der Schwanzflosse ein,
welcher sich meist verlängert und den unteren an Grösse übertrifft
(Fig. 1404). Zwischen diphycerker und heterocerker Schwanzbildung gibt
es vielfache Uebergänge. So verlängert sich beim hetero-diphycerken
Schwanz die Wirbelsäule mit schwacher Aufbiegung bis zum Körper-
ende und ist oben und unten von Strahlen unigeben; aber die Strahlen
des oberen Lappen bleiben erlieblich an Stärke hinter denen des
unteren zurück. Zuweilen ist auch die äussere Schwanzflosse aus zwei
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Schwanz.
519
gleichen Lappen zusammengesetzt, während sieh die Wirbelsäule auf-
wärts biegt und eine Strecke weit in den oberen Lappen eindringt
(Fig. 1405). Derartige Flossen sind äusserlich homocerk, inner lieh
heterocerk. Beim hemi-heterocerken Schwanz ist der obere Lappen
der äusserlich gleichlappigen Schwanzflosse noch eine Strecke weit oder
auch bis zur Spitze beschuppt.
Bei sämmtlichen Cvcloid- und Ctenoidfischen ist die Schwanzflosse
äusserlich und innerlich homocerk (Fig. 1406). Die Wirbelsäule endigt
vor der Flosse mit einem Wirbel, an welchen sich eine breite, verticale,
Fl* 1105. Fi*. 1406.
Innerlich helcrocerke Schwanzflosse von Amin. Aeusserlleh homocerke (itcgure) Schwanzflosse
(Nach Kulliker.i eh verknorpeltes Hlntcrcnrie vom Lachs (Sntmo Salar). iXach Kftlllker.l
der Wirbelsäule mit «lern Chordastraiig. eh Kurie der Chorda i Schwanzfaden),
a, b, e obere Deckknochen de« Schwanzfadens.
fächerförmige Schlussplatte (Hypurale) anschliesst, die aus der Ver-
schmelzung mehrerer Flossenträger und Hämapophysen entsteht. Diese
Schlussplatte bedeckt meistens einen kurzen, knorpeligen, aufwärts ge
richteten Fortsatz der Chorda oder ein schräg aufwärts gerichtetes.
gritTclartiges Knochonstück (Urostyle). Den homocerken Schwanzflossen
liegt somit ebenfalls eigentlich eine innerliche Heterocerkie zu Grunde.
Sämmtliche paläozoischen Fische haben diphycerke oder heterocerke
Schwänze, hemiheteroeerke Formen beginnen im Jura. Die cretaeoi-
sehen, tertiären und lebenden Knochenfische haben im ausgewachsenen
Zustand homocerke Schwanzflossen, durchlaufen aber in der Jugend
stets ein diphycerkes oder heterocerkes Stadium.
Schädel.
Am vorderen Ende der Wirbelsäule beginnt der Kopf, dessen
Skelet bei den Fischen grössere Mannii hfaltigkeit aufweist, als bei den
höheren Wirbelthieren. Mit Ausnahme des Amphioxus wird das Gehirn
von einer knorpeligen oder knöchernen Kapsel, dem Schädel oder
Cranium, umschlossen, welche zugleich die Organe des Gehörs, Gesichts
und Geruchs enthält. An den Schädel heften sich eine grössere An-
zahl paariger Knorpel- oder Knochenstücke und bilden in ihrer Ge-
sammtheit das sogenannte Visceralskelet.
520
Vertebrata. Pisces
Das embryonale Pri m 0 r<J ift 1 c ran i u m aller Wirbelthiere ist
knorpelig und entwickelt sich wie die Wirbelsäule aus der Chorda
dorsalis, die stets eine Strecke weit iu die Schädelbasis eindringt.
Bei den Selachiern (Fig. 1407) besteht das ganze Kopfskelet aus
Knorpel, der ausnahmsweise durch Aufnahme von phosphorsau rem Kalk
erhärtet (Ichthyotomi). Die längliche Schädelkapsel lasst keine Nähte er-
kennen und enthält im vorderen Theil (Ethmoidalregion) die Riechnerven,
in der Mitte (Orbitalregion) die Sehhügel, Gesichtsnerven und Augen,
hinten das Gehör und die Hemisphären des grossen und kleinen Ge-
hirns. Das Visccralskelet besteht aus einer Anzahl verschiedenartig
Kr Po
III IV V VI UBr VII
Fl*. H07.
Sehnde! und Kiemenkorh von Sqvatinn vulgnrix. {Nach (i eirenbuuer.) Eth KthmoMiüriyion
(Kontrum), Po IViBtorbitnlfortsHtz, Occ Oeoipitalreirion, l'V l'alntuiiuadmtum. L vorderer (Praem<uilln\,
L' hinterer {Maxiila), L" unterer (Pratmnndibula^ Labialknorpel, Md Unterkiefer (Mandibula),
Hyoinandibulare, Wj/ Hyoideum, Co Copula de« ZuiwnhelnboKens, ///— VII Kiemenbogen
{Branehialla), EBr h'pibranrhiale, CBr Ceratobranchiale, H Ar Hypobranchiale, Ob' hinterste Copuh»
der Kiemenbogen, BR Kiemenstrahlcn des Hyoldeura.
ausgebildeter knor]>eliger Bögen, wovon der vorderste (Palatoquadratum)
die Mundhöhle umgibt und sich durch ansehnliche Grösse auszeichnet.
An das Palatoquadratum lenken sich die zwei beweglichen Aeste des
Unterkiefers ein. Zwei kleine, als Oberkiefer und Zwischen kiefer ge-
deutete Labialknorpel liegen jederseits vor und unter dem Palato-
quadratum. Dieses ist in der Ethmoidalregion durch Bänder mit dem
Schädel verbunden und hinten am zweiten Visceralbogen befestigt,
dessen oberes Stück (Hyomandibulare) die Gehörregion des Schädels
berührt, während sein unteres als Zungenbeinbogen (Ilyoideum) aus-
gebildet ist. Palatoquadratum und Unterkiefer sind mit Zähnen besetzt.
Hinter dem Zungenbeinbogen folgen noch fünf (selten sieben) Visceral-
bögen, welche als Stützen der Respirationsorgane dienen, aus mehreren
Stücken zusammengesetzt sind und ventral durch mediane Zwischen-
knorpel (Copulae) verbunden werden. Sowohl die Kiemenbögen als
auch das Hyoideum tragen knorpelige Kiemenstrahlen. Bei den Holo-
cephalen verschmelzen Palatoquadratum und Hyomandibulare mit ein-
ander und mit der Schädelkapsel. Der Unterkiefer wird dadurch
autostyl d. h. direkt an den Schädel eingelenkt,
Bei den Knorpelganoiden {Accipenser, Spatufaria) nehmen bereits
knöcherne Elemente an der Zusammensetzung des Kopfes theil. Die
Schädel.
521
Schädelkapsel bleibt zwar der Hauptsache nach knorpelig, aber aussen
entstehen eine Anzahl Knochenplatten, welche das Cranium oben und
auf den Seiten bedecken, und ebenso entwickelt sich an der Schädel-
basis ein langer schmaler Hautknochen (Parasphenoid), welcher vorne
bis zur Ethmoidalregion, hinten bis zum Hinterhaupt reicht. Auch
am Palatoquadratum, Hyomandibulare und Unterkiefer stellen sich
Knochenbelege ein, und ebenso ossifirt eine die Kiemenspalten deckende
Hautfalte zu einem einfachen Kiemeudeckel (Operculum). Palato-
quadratum und Hyomandibulare bilden den frei beweglichen (hyostylen)
Träger des Unterkiefers.
Aehnlich wie die Knorpelganoiden verhalten sich auch die Dipnoer,
bei denen jedoch Palatoquadratum und Hyomandibulare mit dem
Cranium verschmolzen sind (Autostylie).
Bei den Sehuppenganoiden und Knochenfischen findet
eine mehr oder weniger vollständige Ossitication der Schädclkapsel und
des Visceralskeletes statt. Die Verknöcherung beginnt, wie bei den
Knorpelganoiden zuerst mit Hautknochen, worauf alsdann eine Sub-
stitution des Knorpels durch Knochensubstanz erfolgt. Der Unterschied
zwischen Hautknochen und ossificirtem Knorpel (Knorpelknochen) lässt
sich aber nur noch auf entwickelungsgeschichtlichem Wege nachweisen.
Am eigentlichen Cranium (Fig. 1408) unterscheidet man 3 Regionen
(Occipital- und Gehör-Abschnitt, Orbital und Ethmoidal-Region). Die
Hinterhaupts- oder Occipital-Region besteht aus 4 Knorpelknochen :
dem unteren Hinterhauptsbein
(Occipitale basilare , Basiocei-
pitale), welches meist noch
Reste der Chorda dorsalis ent-
hält und mit seinem tief aus
gehöhlten Hinterende die Ver-
bindung mit dor Wirbelsäule
herstellt, einem rechten und
linken seitlichen Hinterhaupts-
bein (Occipitalia lateralia, Ex
occipitalia), welche den grösse-
ren Theil des Hinterhaupts-
loches umgrenzen, und einem
oberen Hinterhauptsbein (( )cci-
pitalesuperius.Supraoccipitale),
das zum Schädeldach gehört,
sich zwischen die davor liegenden Scheitelbeine einschiebt und häufig
mit einer verticalen Medianleiste versehen ist.
Die (iehörkapseln werden seitlich von mehreren, unter den Gesichts-
knochen vollkommen versteckten Knochenpaaren umschlossen. Man
unterscheidet hier das unmittelbar vor den Occipitalia lateralia gelegene
Opisthoticum (OpO), das im hinteren oberen Theil an das Opisthoticum
angrenzende Epioticum EpO% und das Prooticum PrO, welches ge-
wöhnlich die Oeffnung des Nervus trigeminus umschliesst. Mit diesen
die eigentliche Gehörkapsel bildenden Knochen verbindet sich jederseits
eine über und vordem Opisthoticum gelegene, theils aus Hautknochen,
theils aus Knorpel hervorgegangene Kuochenplattc, das Squamosum Sq
Klp. H08
SohridolkiipHel von Cyprinu* cnrpio I.in < Karpfen).
(NftchR Owen ) /JOOrripitalelmwilKre, £r<»Kxoceipltale,
.SO OrHpItale suyicriiDi. OpOOpiMhotieum. F.p Kpioticum,
pr<) l'rootii um . Sq Sipiutniifuin , AIS All^phcnold,
BSph Ba,«i*pheno|<l. OSph OrbUosphenoM, Pa Parietale,
Ptj Postfn.ntale. Fr Frontale, Fr/ l'mefonUle. Eth Kth-
moiileiim, Vo Vomer, io lnterorbitale.
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522
Vertebrata. Pisces.
(Pteroticum Park., Schläfenbein), unter der sich der Kieferstiel (Hyo-
mandibulare) einlenkt,
Die seitliche Umgebung der mittleren orbitalen Schädelregion,
welche bald knorpelig oder häutig bleibt, bald mehr oder weniger voll-
ständig verknöchert, ist äusserlieh vollkommen von den Gesichtsknochen
bedeckt. Man unterscheidet hier zwei Knochenpaare : das hintere un-
mittelbar vor dem Prootieum gelegene Alisphenoid und das vordere
( )rbitosphcnoid ; in der Mitte wachsen beide Knochenpaare, namentlich
aber die beiden Orbitosphenoide, häufig zusammen und verschmelzen
vollständig miteinander. Die Grundfläche des Schädels wird durch
einen Hantknochen, das lange, spahnförmige Parasphenoid gebildet,
welches hinten an das Basioceipitale, vorne an den Vomer anstösst.
so Das Dach der bei-
den hinteren Sehädel-
abschnitte geht nur
selten aus Knorpel
hervor, es lagern sich
vielmehr Hautknochen
an, die in enge Ver-
bindung mit den
Knorpelknochen tre-
ten. So schalten sich
zwischen das obere
Hinterhauptsbein und
die beiden Squamosa
zwei Parietalia (Schei-
telbeine) ein , auf
welche nach vom die
zwei Frontalia (Stirn-
beine) folgen, die öfters
zu einem einfachen
grossen 1 lauptstirnbein
verschmelzen. Seitlich
davon liegt vor dem
Squamosum das Post-
frontale (Hinter-
stirnbein, Sphenoticum
Parker), das bei den
Ganoiden zu den Haut-,
bei den Teleostiern zu den Knorpelknochen gehört. Ueber den Augen-
höhlen kommt zuweilen ein kleines Siipraorbitale vor.
Die vordere Ethmoidalregion besitzt als Basis das Pflugscharbein
Vo (Vomer), das gleichzeitig die vordere Decke des harten Gaumens
bildet. Vom Vomer steigt schräg nach hinton und oben jederseits ein
Vorderstirnbein (Praefontale, Kthmoidale laterale Parker) auf, das sich
mit dem Stirnbein und mit dem die Nasenkapsel oben, vorn und theil-
weise seitlich umschliessenden Kthmoidale Eth verbindet. Eine oder
mehrere kleine Verknöcherungen über jedem Nasenloch, welche sich
zuweilen aussen an das Kthmoidale anheften, werden Nasenbeine Na
(NilSillia) genannt.
Fi*. 1401».
KopfVkelct vom Lach*. (Nach Parker.) Fr Stirnbein, Eth Kthinol-
delim, Nu Numile, Pa Scheitelbein, SO (tcrtpitttli »Hjteriu*, EpO
Epiitticum, ]'l(> Pteroticum > Squamo*tnn) , sor supraorbitale, L
Lacrimal*, A Amte, SbOr Suborbltalfa, HM HyomauiUhulart, Sy
Sumptetieum. </u Quailratum, M l*t Sletapteri/tiuiit, M* in Mc optrrynoid,
l't l'nlntinum. .In .Tu^ale, Mx MaxUla. lhitx Pracmnxilla, Art .4r<f-
eulure. Ang Angull», I» Dentale, POp Pimooperculuin, Op (»per-
eulinn. H»|i Interopen-ulutn, SOp Siihopcrculiim. Klly Epih<j<\!t,
Clly Crratohiinlr , HHy HypohyaU, OHy Qlowokiialc {Zunpei>h*in\,
HrK nrnnctiioxtnialttrahlen. fl»ie knorpeligen Partien «bs Schädels
Bind in .1er Abbildung' pnuktirt. die aus Knorpel bervorK« xanuem n
Knochen mit Cur» iv .die Hantknoehen mit Anti.pua-chrift bezeichnet.)
.Digitized by Google
Visceralskelet
523
Ully
l lly
Zum Visceralakelet gehören der Kieferapparat, die Gesichts-
knochen und das Kiemengerüst. Das Hyomandibulare tritt in enge
Verbindung mit dem hinteren Theil des Palatoquadratum. Daraus
geht der sog. Kieferstiel hervor, welcher als Träger des Unterkiefers
am Schädel durch Bänder beweglich befestigt ist. Das Quadratum
artikulirt unten mit dem Unterkiefer und ist nach oben innig mit dem
aus dem unteren Ende des Hyomandibulare hervorgegangenen Sym-
plecticum verbunden. An das Quadratbein fügen sich nach vorn das
winklig gebogene Ektopterygoid, nach oben das Metapterygoid, nach
vorne das Mesopterygoid an , dessen vorderes Ende sich mit dem
Palatinum (Gaumenbein) verbindet. Letzteres ist mit seinem Vorderrand
durch Knorpelbänder am Vomer und der Ethmoidalregion angeheftet.
Vor dem Gaumenbein liegen jederseits zwei ziemlich grosse, meist
mit Zähnen besetzte K nochen paare ; das vordere derselben, die Prae-
maxilla (Zwischenkiefer), stösst vor der Ethmoidalregion durch eine Sym-
physe mit dem correspondirenden Knochen der anderen Seite zusammen;
dashintero, die Maxilla (Oberkiefer), tritt zuweilen durch eiu schmales,
eingeschaltetes Jugale (Jochbein) mit dem Quadratum in Verbindung.
Der Unterkiefer (Mandibula) besteht aus dem Gelenkstück (Arti-
culare), einem hinteren unteren Eckstück Angulare, das öfters knorpelig
bleibt und dem grofsen, mit Zähnen besetzten Hauptstück Dentale.
Auf der Innenseite kommt hierzu
noch ein Belegknochen, das Oper-
culare oder Spleniale, das nicht
selten Zähne trägt und zuweilen
(namentlich bei den Crossopterygiern)
durch zwei oder mehr Knochen-
stücke ersetzt ist.
Eine ungewöhnlich starke Ent-
wicklung erlangen sowohl bei Ga-
noiden als Teleostiern mehrere aus
einer Hautfalte herangehende Oper«
culark nochen. Der vorderste, das
Praeoperculum, ist meist eino ziem-
lich lange, schmale, etwas gebogene
Knochen platte, welche sich oben an
das Hyomandibulare, unten an das
Quadratum anheftet; dahinter liegt
oben ein Operculum von meist an-
sehnlicher Grösse, ferner ein Sub-
operculum und als unterstes Stück
ein öfters mit dem Unterkiefer
zusammenhängendes Interoper-
cu 1 um.
Eine wechselnde Anzahl kleiner Hautknochen begrenzen als Sub-
orbital ia bogenförmig den hinteren und unteren Rand der Augen
höhle. Das über derselben gelegene Supranrbitale (.SO/-), sowie das
Laeriniale L (Thränenbein) sind kleine Hautk nochen, welche in enger
Verbindung mit dem Cranium stehen, aber nur selten entwickelt sind.
Das Kiemengerüst (Fig. 1410) der Ganoiden und Teleostier unter-
scheidet sich nicht unerheblich von jenem der Selachicr. Abgesehen
Urft
Ff* nio.
Rechte KiUle «It-* Zungenbein! and 'I<t Kiemen-
bilden vom Butx'h i l'erca jluriutili»). (Nach
«'II vicr.i //ZunK»'«lJ«'lllbo(;«Ml, /// V'/Kii'iiicli-
lio^i'H, III;/ IritfrhyHlc, /,'//.'/ K|>lhyal»', itllxi
Hypohyale, (Vf/r/Ulossohyale (ZniiK<*nhcln . VH;i
l'rohyale, Co Copulai- der kn-menboKon./'A* ol>ori*
ÖchluD«lkniMh.Ti. Hrli KU'mcniiHunttrnhk-n.
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r>:>4
Vertebrata. Pisces
davon, dass die bei letzteren dem Hyomandibulare anhaftenden Kiemen -
hautstrahlcn hier zu Opercularplatten umgewandelt sind, und dass hinter
dem Hyoideum nie mehr als fünf (selten vier) knöcherne Bögen auf-
treten, sind die Kiemenhautetrahlen des Zungenbogens als kräftige
Knochenstücke oder Blätter ausgebildet. Das Hyoideum zerfällt in
ein oberes Epihvale, ein mittleres Oeratohyale und ein kleines aus
zwoi Stücken bestehendes Hypohyale (Basihyale); das mediane Ver-
bindungsstück (Copula) verlängert sich mehr oder weniger weit nach
vorn als Glossohyale (Zungenbein) in die Zunge und ist bald mit Zähnen
bedeckt, bald zahnlos ; ein zweites nach hinten gerichtetes, zur ( 'opula
gehöriges Knochenstück heisst Urohyale. Die Kiemenbögen (Branchialia)
sind gleichfalls aus je drei Stücken (Epi-, Cerato- und Hypo-Branchiale)
zusammengesetzt, durch Oopulae in der Mitte verbunden und ihrer
ganzen Länge nach mit feinen knorpeligen Strahlen, auf der Innenseite
zuweilen mit zahnähnlichen Höckern oder Stacheln besetzt. An die
Epibranchialia schliessen sich noch kurze, häufig Zähne tragende
obere Sehl und k nochen an. Der letzte Kiemenbögen ist meist mehr
oder weniger niodificirt und bildet die unteren Schlundknochen.
der Fische werden nicht nur die paarigen, sondern auch die unpaaren
Flossen bezeichnet, da beide als Bewegungsorgane funetioniren. Während
jedoch die letzteren reine Hautgebilde sind, gehören die paarigen
Flossen wenigstens theilweise zum inneren Skelet und entsprochen den
Extremitäten der höheren Wirbelthiero und zwar die Brustflossen
den vorderen, die Bauch flössen den hinteren.
Sowohl die Brust-, als auch die Bauchflossen heften sich an ur-
sprünglich knorpelige Bogen (Schulter- und Beckengürtel) an, die durch
Ossification in eine verschiedene Anzahl einzelner Knochenstücke zer-
fallen können und nur bei Amphioxus und den Cyclostomen gänzlich
fehlen. Mit Ausnahme der Solachier befestigt sich der Schulter-
gürtel am oberen Hinterhauptsbein oder am Squamosum. Er bildet bei
den Selachiern (Fig. 1413.4) einen ventral geschlossenen einfachen, hinter
endigen oder sich an die Wirbelsäule anheften (Rochen); an der In-
sertionsstelle der Flosse ist er aufgetrieben und von Nervenlöchern
durchbohrt. Bei manchen Ganoiden (Chondrostei, Crossopteryyii, Heterocerci)
lagern sich dem primären knorpeligen, aus zwei auch ventral gesonderten
Hälften bestehenden Schultergürtel jederseits drei Deckknochen an, wovon
der mittlere grösste als Clavicula, der untere als Infraclavicula, der obere
als Supraclavicula bezeichnet werden. Letzterer zerfällt zuweilen in zwrei
Stücke, wovon das obere Posttemporale genannt wird. Bei den übrigen
Ganoiden und den Knochenfischen wird der primäre Knochengürtel
gänzlich durch Ossification verdrängt. Zwei, durch Zackennähte an der
inneren und hinteren Seite der sehr grossen Clavicula befestigte Knochen,
wovon der hintere der Scapula (Schulterblatt), der vordere mehr
nach innen gelagerte dem Coracoid entspricht, bilden hier den Brust-
gürtel. Bei mehreren Familien kommt hierzu noch ein drittes, schmales,
brückenförmig gegen die Clavicula sich wölbendes Spangenstück.
Der Hauptknochen des Schultergürtels der Teleostier ist immer
die Clavicula, deren Grösse und Form ausserordentlich variirt. Nach
Als Gliedmaassen
den Kiemen gelegenen Knorpelbo
dorsale Enden entweder frei
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Glied rnaaHsen.
525
oben schliessen sich ihr als Belegknoehen eine Suprackvicula und ein
Posttecoporale (Pt) an, hinten lagert sieh ein meist schmaler accessorischer
Hautknochen, die Postclavicula an.
Die Brustflossen selbst lassen sich im einzelnen schwer mit
dem Bau der vorderen Extremitäten der höheren Vertebraten ver-
gleichen. Nimmt man mit Gegenbaur die biseriale Flosse des
C'eratodus als die der Urrlosse (Archipterygium) am nächsten steh-
ende Grundform an, so sieht man auf den grösstentheils knorpeligen
Brustgürtel zwei
grössere Knorpel- -<s^£
stücke folgen, an
welche sich dann
eine lange Kette
kleinerer cylindri-
scher oder quadra-
tischer Glieder an-
reiht, von denen nach beiden Seiten Knorpelstrahlen
ausgeheu. Eine centrale Axe der Brustflosse besass auch
die erloschene Selachier- Gattung Xenacanthus , dagegen
sind die Knorpolstrahlen bei allen übrigen Selachiern ein-
reihig angeordnet. Hier verbinden sich drei grössere,
nebeneinander gelegene Knorpel, das Pro-, Meso- und
Metapterygium, mit dem Brustgürtel und an jedes
derselben fügen sich mehrere aus Knorpelstücken zusammen-
gesetzte Iladien an (Fig. 1412). Am stärksten ist immer
das Metapterygium ausgebildet, die beiden anderen sind
häufig stark reducirt oder können sogar vollständig
häutige Flosse selbst ist von zahlreichen, stets paarig
Hornfäden durchzogen.
Fig. 1411.
Brustflosse von (krattxlxu Fordert Queensland.
von
tif/uatina (ohne
die äusseren
Hornfader».
p Kropterygium,
m# Mesoptery-
giiim, mt Meta-
pterygium,
r Radien.
fehlen. Die
auftretenden
FiK 1413.
Schultersrürtel und Brustflosse von A Hrptanchu* | Selachier), B Polyptenu (Canoid\ C Salmo CTeleostier).
e/Clavicula, co Coraroid, «cScaptila. pet Postclaviiula, »cl Supraelavirula. pt Posttemporale. p Proptory-
trium, m* Menopteryglum, mt Metapterygium. r Radien der Floswnstrahlen, /* äussere Klosseustrahlen.
Bei den Ganoiden und noch mehr bei den Teleostiern findet eine
ziemlich weitgehende Rückbildung der von den Basalstücken ausstrahlen-
den Radiengfieder statt. Polyptenis besitzt noch die drei Basalstücke
der Selachier, bei den meisten übrigen Ganoiden dagegen bildet das
Metapterygium fast allein die Stütze für die Flosse; Meso- und Pro-
pterygium verkümmern. Dafür treten aber zwei bis drei Radien in
gleiche Reihe mit den Basalstücken und vorbinden sich mit dem
Brustgürtel.
In gleicher Weise bestellt die Basis der Brustflosse bei den Tele-
ostiern stets aus vier bis fünf gleichartigen, abgeplatteten Knochenstücken,
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r>2<»
Vertebrata. Pinres.
denen eine wechselnde Anzahl kurzer Knorpelstückchen angefügt ist.
In gleichem Maasse als die peripheren Theile des primären Flossen-
skeletes zurückgehen, entwickeln sich auf beiden Flächen der häutigen
Flosse ossificirte Flossenstrahlen als secundäre Bildungen.
Wesentlich einfacher als der Brustgürtel ist der sog. Becken-
gürtel der hinteren Extremität zusammengesetzt. Er erscheint bei
den Sclachiern als eine paarige oder unpaare, von Nervenlöchern
durchbohrte Spange, die entweder quer zur Längsaxe des Körpers liegt
oder einen nach vorn convexen oder concaven Bogen bildet. An diesen
Gürtel lenken sich die zwei Basalstücke (Pro- und Motapterygium) der
Bauchflosso ein, die ihrerseits wieder eine Reihe uniserialer knorpeliger
Radien aussenden. Unter den Ganoiden haben sich nur noch bei
Polypterwi zwei kleine Knorpelstücke als Ueberreste eines Beckengürtels
erhalten; bei allen übrigen, sowie bei den Teleostiern fehlt der Becken-
gürtel vollständig, dagegen erlangt das Metapterygium jederseits eine
ansehnliche Grösse und bildet bald als einfacher, länglicher Knochen,
bald als eine in zwei Stücke vergabelte Platte den ganzen Flossenträger.
Bei den Ganoiden sind die zum Flossenskelet gehörigen Radien zu-
weilen knöchern, bei den Teleostiern dagegen meist knorpelig, stark
verkümmert, zuweilen sogar gänzlich geschwunden. Die Hautflosse
selbst enthält zahlreiche gegliederte Knochenstrahlen. Eine eigenthüm-
liche Entwickelung zeigt der Beckengürtel bei den Dipnoern. Er stellt
eine unpaare, vierseitige, vorn in einen langen Fortsatz auslaufende
Knorpelplatte dar, an welche sich die knorpelige Axo der biserialen
Flosse anheftet.
Während die Bauchflossen bei Selachiern, Ganoiden und Dipnoern
stets am Bauchende stehen, rücken sie bei den Teleostiern häufig weit
nach vorn und treten sogar mit dem Schultergürtel in Verbindung.
Durch diese Vorwärtswanderung der Bauchflossen ergeben sich auf-
fällige Modifikationen in der Gesammterscheinung der Knochenfische,
dio in der Systematik weitgehende Verwerthung finden.
Im Allgemeinen lassen sich isolirte fossile Knochen von Fischen
am sichersten an ihrer Form erkennen. Sogenannte Röhrenknochen
mit Markhöhlen fehlen hier vollständig, aber auch die Oberfläche
besitzt durch zahlreiche kleine Rauhigkeiten, Oeffnungen von Kanälen,
Streifung meist ein charakteristisches Aussehen. In histologischer
Hinsicht zeichnen sich die Knochen mancher Fische durch den Mangel
oder die sehr sparsame Vertheüung von Knochenkörperchen aus.
Neben den festen Hautgebilden und dem
Skelet finden sich zuweilen auch fossile Gehö r-
stei neben (Otolitheu) (Fig. 1414). Dieselben
bestehen nicht aus phosphorsaurem, sondern
aus kohlensaurem Kalk und bieten in ihrer
Form, in der Verzierung der Oberfläche, in
der Beschaffenheit der Ränder grosse Mannich-
faltigkeit.
Die Systematik der Fische hat sich seit Aristoteles vorzüg-
lich auf Merkmale des inneren und äusseren Skeletes, auf die Be-
schaffenheit und Stellung der Flossen und auf die Respirationsorgane
Fl* HU
(i.Oiorkm'M-lirli-hon (<>K.]ltli>
Kiio.'h.-ntNclii'« Olin<n iln
l.atMorf Nut <ir.
a von ihism'U, 6 um Innen.
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Pisces. 8elachii.
527
gestützt. Schon Artedi, Bonaparte, Lacöpödo, Cuvier und
Valenciennes stellten die Knorpelfische den mit knöchernem Skelet
versehenen Formen gegenüber und zerlegten beide Abteilungen wieder
in verschiedener Weise in mehrere Gruppen. Auf die fossilen Fische wurde
hiebei keine Rücksicht genommen, obwohl namentlich Jlaifischzähne,
Zähne von verschiedenen Knochenfischen (BuiToniten, Cheloniten, Kröten-
steine, Sehlangenuugen), sowie ganze Skelete aus verschiedenen Localitäten
(Kupferschiefer von Eisleben, Solnhofen, Oeningen, Monte Bolca, Glarus)
schon im 18. Jahrhundert bekannt und mehrfach beschrieben waren.
Das epochemachende Werk von L. Agassiz lieferte (1833 — 1834)
eine vollständige Uebersicht aller bis dahin bekannten fossilen Fische
und suchte zugleich eine neue auf das Hautskelet begründete Ein-
theilung der Fische in 4 Hauptgruppen : Pfacoidei, Ganoidci, Cycloidei
und Ctenoidei einzuführen. Joh. Müller vereinigte die zwei letzten
Gruppen unter der Bezeichnung Teleostei (Knochenfische), begronzte
die Gauoiden schärfer und zerlegte die Knorpelfische in 4 Unterclassen :
Leptocardii, Cyclostomi, Selackii und Dipnoi. Die neueren wichtigeren
Veränderungen in der Systematik bestehen hauptsächlich darin, dass
die Leptocardii (Amphioxus) und Cyclostomi als selbständige
('lassen den Fischen gegenübergestellt werden, und dass die Ganoiden
häufig unter der gemeinsamen Bezeichnung Teleosiomi wieder in eugere
Verbindung mit den Knochenfischen gebracht werden. Dio Classe der
Fische im engeren Sinn enthält somit die vier noch jetzt existirenden
Unterclassen : Selackii, Dipnoi, Ganoidci und Teleostei, zu
denen noch die ausgestorbene, auf paläozoische Ablagerungen be-
schränkte Unterclasse der Placodermi kommt.1)
I. Unterclasse. Selachii.2) Knorpelfische.
(Elasmobranchii Bonap, Chondropterygii Ouv., Plaandei Ag.)
Skelet knorpelig. Haut mit Placoidschuppen, seltener nackt. Brust-,
Bauch- und Afterflossen wohl ausgebildet. Kiemen ohne Deckel, mit dem
Aussenrand an der Haut angewaclisen , meist 6 (selten 6, 7 oder auch
nur 1) Paar seitliche KiemenspuUcn. Schwimmblase jehlt. Arterienstiel
») Von Leptocardiern existiren keine fossilen Reste. Für Zähne von
Cyclostomen wurden früher irrthümlicher Weise dio in palaeozoiscben Bildungen
verbreiteten als Conodonten bezeichneten Anneliden-Kiefer vvgl. 8. 206) gehalten.
Ob ein kleines, 2—3 Zoll langes Knorpeltischchen ohne Extremitäten (Palaeospon'
dylus Qunni 'JYag.) aus dem Old red von Schottland als Vorläufer der Cyclostomen
angesehen werden darf, ist mindestens zweifelhaft.
') Bonaparte, C. L., Selacborum tabula analytk-a. Mem. Soc. des Sc. nat. de
Neufchätel 1839. — Davis, J. W., On the fossil fishes of tho carboniferous limestone
series of Great Britain Transactions Royal Dublin Soc. 1883. vol. I ser. II
p. 327— 648 mit Taf. 42 -65. 4°. — Hasse,' C, Das natürliche System der Elasmo-
branchier auf Grundlage des Baues und der Entwickelung ihrer Wirbelsäule. Jena
1879, nebst Ergänzungsheft 1885 4". — Müller, J , und Henle, J., Systematische
Beschreibung der Plagiostomen Berlin 1841. gr. 4° tnit 60 Tafeln. — Jaekel, O.,
Die eoeänen Selachier vom Monte Bolca. Berlin 18i*4. — Nötling, Fr., Die Fauna
des samlUndischen Tertiärs Abhandl. zur geolog. Specialkarte von Preussen. Berlin
1885. — Probst, Beiträge zur Kenntnis« der fossilen Fische aus der Molasse von
Baltringen Württemb. naturw. Jahreshefte 1874, 1877. 1878, 1882.
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52«
Vertebrata. Pißces.
mit 2, S oder mehr Klappenreihen. Sehnerven mit Chiasma. Männchen
an den Bauch flössen mit verlängerten Anliängen. Darm mit Spiralklappe.
Die knorpelige, ungegliederte Schädelkapsel der Selachier nimmt
nur selten phosphorsauren Kalk auf (Squatina, Ichthyotomi). dagegen
verkalken die Wirbel in sehr mannichfaltiger Weise, werden dadurch
fossil erhaltungsfähig und gewähren nach Hasse treffliche Anhalts-
punkte für die Systematik. Bei den Haien und Rochen ist das Palato-
quadratum beweglich am Schädel angehängt und die Wirbelsäule deutlich
gegliedert; bei den Chimaeriden (Holocephali) verschmilzt der Kiefer-
stiel mit der Schädelkapsel, der Unterkiefer lenkt sich direkt an diese
ein, die Chorda dorsalis bleibt ungegliedert, so dass die Wirbel nur
durch die Bogen angedeutet sind.
- 1-,
Flg. 1415.
Ijlnirasfhnitt durch den vonleren Theil «1er
Wirbelsäule von Ileptanchu*. w Einschnürung
der chordaschcidc, d Anlage eines verkalkten
Doppelkegel«, iv Intervertebraler mit Chorda
erfüllter Kaum, eh Chorda. (Nach Kolllker.)
eh
Fig. 1416.
Ijlni?jwchnitt durch die teetispondyle Wirbel-
saule von Sqtuttina. v> Wlrbclkörper mit con-
centrWhen Verkalkungsrlnxen . d verkalkter
Doppelkegel, iv Intcrvertebralraum, eh Chorda.
(Nach Hasse.)
-JH
E
Unter den Haien ( Plagiostomi) haben die Notidaniden die primi-
tivste Wirbelsäule (Fig. 1415). Hier dringen in regelmässigen Abständen
Verdickungen der Cliordascheide in das Zellgewebe der Chorda ein
und bilden in der Mitte durchbohrte Scheidewände [Diplospondyli).
Als Cy clospondyli bezeichnet Ilasse diejenigen Wirbel, bei denen
rings um die Chorda im Centrum des Wirbelkörpers ein verkalkter
a b e Ring entsteht, der
sich mit der häufig
verkalkten coneaven
Vorder- und Hinter-
wand des Wirbels
verbindet(Fig.l417a).
Entwickeln sich in
dem iutravertebralen
Raum zwischen Vor-
der- und Rückwand
concentrische Kalk-
lamellen, die sich an
die ersteren anlegen,
so entstehen die
Tectispondyli (Fig.
1416, 1417 6), gehen
dagegen von dem centralen Ring radiale Kalkstrahlen , Blätter oder
keilförmige Verkalkungen nach der Peripherie aus, so heissen die
Wirbel Asferosp ondyli (Fig. 1417 c).
Neben den Wirbeln kommen Zähne, Flossenstacheln und sonstige
Hautgebilde am häutigsten fossil vor. Hai fisch zähne gehören zu
den am längsten bekannten Versteinerungen und sind unter der Be-
zeichnung Clossopetren, Vogelzungen, Sehlangenzungen in der älteren
B
B
Flg. 1417.
Scheinatischor Querschnitt dureh die Mitte eines a Cyclotpondylen-,
b Tectupondi/lm- und c A*lero*pond)/len • Wirbels. C Chordahohle,
D centrale Kalkringe, E Elaslica ejterna, S Xeurapophyse,
// Haemapophys«. (Nach Hasse.)
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Selachii. Pleuropterygii.
629
Literatur vielfach erwähnt. Die Form der Zähne ist überaus ver-
schieden, häufig scharf zugespitzt mit schneidenden Seiteurändern,
ein- oder mehrspitzig, öfters aber auch pflasterartig mit ebener, stumpf-
conischer Krone. Sie bestehen im Wesentlichen aus Vasodentin, Dentin
und Schmelz und sind stets nur durch Ligamente befestigt, niemals
festgewachsen.
Die Selaehier zerfallen in fünf Ordnungen: Vleuroptirygii ,
Ichthyotomi, Acanthodi , Plagiostomi und Holocephali.
1. Ordnung. Pleuropterygii. B. Dean.1)
Skelet reich an krümeligem Kalk; Chorda ungegliedert,
Schwanzflosse heterocerk. Paarige Flossen mit ungeglieder-
ten, von der Körper wand bis zur Flossenspitze reichenden
Strahlen. Augen mit einem Kranz von dünnen Dentinplatten.
Männchen ohne Begattungsstacheln.
Die IMeuropterygier enthalten nach B. Dean die primitivsten Ver-
treter der Selaehier. Ihre Wirbelsäule ist noch nicht gegliedert, die
Schwanzflosse ausgezeichnet heterocerk. Die paarigen Flossen sind
mit einer kurzen, aus wenigen, auf einander folgenden Knorpeln
bestehenden Basalaxe versehen, von welcher Radien nach einer Seite
ausstrahlen.
Im Devon, Carbon und Perm. Wahrscheinlich Süsswasser- oder
Brack wasserbewohner.
Kohlenknlk von Armagh,
Irluml. (Such 1)h vl<l.)
KiR 1418.
Restauration von Cladodu* Xrwbenyi Dean.
Unt. Carbon. Lintou, Ohio. (Nach Denn.)
Cladodus Ag. (Cladostlache Dam) (Fig. 1418, 1418a).
Körper spindelförmig , mit terminaler Mundspalte.
Zähne in zahlreichen Reihen, mit schlanker coniseher
Hauptspitze, daneben jederseite eine Anzahl niedriger aad£% Ag
Nebenspitzen, an der Basis fast gerade abgestutzt. z«h n in nat Gr. au* <leni
Rückenflosse kurz, niedrig. Brustflossen gross, lappen-
artig nach unten gerichtet. Basalknorpol nicht aus dem
Körper vorragend ; die vorderen Radien sehr kräftig , verschmolzen und
gegen die Basalia rotationsfähig. Augenring aus mehreren Kreisen dünner,
unregelmässig vierseitiger Plättchen zusammengesetzt. Haut mit winzigen
Chagrinkörnchen, zum Theil nackt.
Im oberen Devon von Russland, im Kohlenkalk und in der produktiven
Steinkohlenformation von Irland, England, Belgien, Russland und Nord-
amerika.
l) Dean, Bathford, Contributions to the Morphology of Cladoselaehc. .Tourn.
of Morphology. 1894. vol. IX. — A new Cladodont froin the Ohio Waverlv. TranB.
X.Y. Ac. Sc. 1894. XIII. — Jaekel, 0., Ueber Cladodus. Sitzunpub. der Gesellseh.
naturf. Freunde (Berlin) 1892 Xo. 6. — Narberry, St., Palaeozoic fishes of X. America.
U. S. Geol. Surv. Monourr. XVI. 1891. — Traqumr, Ii, üeol Matfaz. 1888. 3/V. S. 83.
Zittcl, OrunflzuKO der Palaeontolotfe. 31
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f>30
Vertebrata. Pisces.
Die Gattungen Dicentrodus Traquair, Phoebodus, Lambdodus,
Hybocladodus St. John und Worthen, Dicrenodus Romano wsky (Cardio,'
ropsis Ag., Pristicladodus M'Coy) aus dem Kohlenkalk sind auf isolirte Zähne
basirt.
2. Ordnung. Acanthodi Ag.
Körper spindelförmig; die Skeletknorpel namentlich des
Visceralapparates stark verkalkt, zuweilen mit körneliger
Oberfläche. Schädeldach mit irregulären Plättchen bedeckt.
Zähne fehlend. Augen mit einem einfachen Ring von dünnen
Dentinplatten. Rückenflossen (1—2) klein; Brust- und Bauch-
flossen mit sehr schwachen, selten verkalkten äussern Strahlen.
Vor sämmtlichen Flossen, mit Ausnahme der Schwanzflosse,
stecken kräftige Dentin stacheln im Fleisch. Körper und ein
Theil der Flossen mit einem mosaikartigen Pflaster dicker,
quadratischer Dentinschuppen bedeckt.
Die Fische dieser Familie wurden von Agassiz zu den Ganoiden
gestellt, ihre nahen Beziehungen zu den Selachiern aber schon von Lütken,
Fritsch und Huxley erkannt. Während sie aber von den beiden ersten
Autoren bei den Selachiern eingereiht wurden, betrachtet sie Huxley als
Mittelformen zwischen Ganoiden und Selachiern. Neuere Untersuchungen
von Traquair, Sm. Wood ward und Reis haben ihre Zugehörigkeit zu
den Selachiern ejwiesen.
Zur vorstehenden Familie gehören nicht nur eine Anzahl mehr oder weniger
vollständig bekannter Gattungen aus dem Devon, Carbon und Perm, sondern
auch einige Genera, die ursprünglich für isolirte Flossenstacheln errichtet wurden
(By8sacan(hus, Haplacanthus , Homacanthus , Machairacanthus ,
Qyracanthus Ag. und Pty chacanthus). Die grosse Uebereinstimmung der
C/ima/ms-Stacheln mit gewissen, als Onchus bezeichneten Ichthyodorulithen
lässt es überaus wahrscheinlich erscheinen, dass wenigstens ein Theil der
letztgenannten im oberen Silur und Devon verbreiteten Reste von Acantho-
diden herrührt. Höchst wahrscheinlich gehören auch die vierseitigen Chagrin
schuppen, welche von Agassiz unter dem Namen Thelodus (Fig. 1419)
aus dem obersten Silur von England, von Pander unter der Bezeichnung
Coelolepis, Thelolepis, Pachylepis und Nostolepis aus dem oberen
Silur von Oesel beschrieben wurden.
Acanthodes Ag. (Acanthoessus Ag., Holacanthodes Bevr., Traqmiria Fritsch).
(Fig. 1420, 1421.) Körper schlank, spindelförmig, 0—35 cm lang; Kopf kurz,
Maul gross, terminal. Augenring aus 4 — 5 dünnen, aussen rauh sculptirten
Platten bestehend. Cranium nur theilweise, Visceralskelet stark verkalkt.
Palatoquadratum gross, frei, das Hyomandibulare etwas bedeckend. Unterkiefer-
äste zahnlos, aus je zwei Stücken (Mandibula und Prämandibula) bestehend.
Die verkalkten Kiemenbögen hinten mit kurzen Dentinstrahlen (Rechenzähnen)
besetzt. Schultergürtel nur theilweise verkalkt und mit Dentinrinde überzogen.
Basis der Brustflossen kurz, nach Reis aus drei hintereinander liegenden
Knorpeln, nach Sm. Wood ward aus einem rechtwinklig zum vorderen
') Huxley, 77», Geologiral Survey of tbe United Kingdom. Pec. X. 1861. —
Kner, R, Sitzung»ber. Wien. Akad. math.-phys. Cl. 1868 Bd. LVII S Ü90. — Potvrie.J.
On the earliest known veßtiges of vertebrate life. Transsiction» Edinburgh geol. Soc.
1861». vol. 1 j). 284—301. — Roenter, F., Ueber Acanthodes gracilis. Zeitechr. der
deutsch, geol. Ges. 18.">7 Bd. IX S. 65. — Traquair, R., Geol. Magaz. 1888 S. 511
u. 1889 8. 17. — Fritsch, A., Fauna der Ga.skohle in Böhmen. Bd. II. 1889. —
Reis, 0., Zur Kenntnis* des Skelets der Acanthodinen. Geognost. Jahreshefte.
.München 181)0 und 181)4.
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Acanthodi. Ichthyotomi
531
säbelförmigen Stachel gelegenen Stück gebildet. Stacheln der Bauchflossen
kurz, die der Rücken- und Afterflosse mit verschmälerter Basis im Fleisch
steckend. Rückenflosse der Afterflosse gegenüber, die kleinen, fast quadratischen,
sehr dicken Dentinschuppen des Rumpfes stehen in Reihen und bilden ein
zierliches Mosaikpflaster. Die Schleimkanäle der Seitenlinie verlaufen zwischen
zwei Schuppenreihen.
93
Fig. 11 iO
Acantttodet Uitchtlli F.gvrton. Old red Sandatom*.
Farncll, Sehottland. SM. Ur. {Nach KgertonO
Fig. 1419.
ChaKTinschuppen ran TheMepi*
[ThelodusJ parvident Äff. sp.
hu* dem obersten SUur von
l.udlow, Kngland.
Häufig im Devon
(Old red Sandstone) von
Schottland und Sibirien,
in der Steinkohlenforma-
tion von Schottland und
Böhmen; im Rothliegen-
den des Saarbeckens
(Lebach), von Schlesien
(Klein - Neundorf),
Sachsen (Oschatz), Böh-
men (Braunau).
Acanthodopsis
Hancock und Atthey.
Unterkiefer mit wenigen
kräftigen , zahnartigen
Fortsätzen. Steinkohlen-
formation. Northumber-
land.
D iplacanthus Ag.
(Ichnacanthus Powrie,
Ictinocephalus Page). Wie
Acanthodes, aber mit zwei
Rückenflossen. Zwischen
Brust- und Bauchflossen
ein Paar kurze Stacheln.
Devon. Schottland und
Ganada.
Cheiracanihus , Parexus Ag. Devon. Schottland.
Climatius Ag. (Eutlmcanthus Powrie, Brachyacanlfais Egerton) (Fig. 1422).
Flossenstrahlen ungemein kräftig, längsgestreift. Zwischen den Brust- und
Bauchflossen mehrere Paare kurzer Stacheln. Zwei Rückenflossen vorhanden.
Devon. Schottland.
Fig. 1421.
Schuppen von Aeanthodt* gracili* Beyr. a von aussen,
6 von Innen, c eine lnolirte Schupp« vergr.
Fiir. 1422.
Ciimatiu» ncutiqn Egerton. Old red Snndstone.
Forfarshlre, Schottland. Nut. Gr. (Nach Powrie.)
3. Ordnung. Ichthyotomi. Cope.
(Proselachii Döderlein.)
Skele tknorpel vollständig mit krümeligem Kalk durch*
drungen. Chorda undeutlich gegliedert, obere und untere
Bogen verkalkt mit langen Dornfortsätzen. Schwanzflosse
diphycerk. Brustflossen gross mit langer, gegliederter Axe
und biserialen Strahlen. Männchen mit Begattungsstacheln.
34*
532
Vertebrata Pisces.
1. Familie. Pleuracanthidae. Cope.1)
Körper langgestreckt, etwas abgeplattet mit terminaler Mundspalte. Zähne
mit zwei divergirenden Hauptspitzen. Die Kiemenbögen mit kleinen vielspitzigen
Zähnchen besetzt. Rückenflosse hinter dem Kopj beginnend und bis zum Schwanz
reichend, durch zahlreiche Träger ( Intemeuralia) gestützt.
Die Pleuraeanthiden kommen in der produktiven Steinkohlenformation
und im Rothliegenden von Europa und Nordamerika vor. Für isolirte
Zähne von Pleuracanthus wurden verschiedene Gattungen, wie Diplodus,
Ochlochus, Aganodus, Ptemodus, Triodus, Thrinacodus u. a., für isolirte Stacheln
die Gattungen Compsacanthus, Orthacanthus und Lophacanthus errichtet.
Fig. 1426,
7.ühn<r von Plfuracanthu* ' Diplwlu*)
Bohcmieut quollst «i.iskohlc.
Nytan bei ViUva, Holimen.
Fi»;. 142».
KcsUuimtlon von Plmracanthxu. (Nach ItrongniArt.)
6 n * Pleuracanthus Ag.
(Xenacanthusheyr., tDidy-
modus Cope (Fig. 1423—
142(5). Haut wahrschein-
lich nackt. Körper ge-
streckt, bis '/ä m hing.
Kopf breit, vorne halb-
kreisförmig, hinten mit
einem langen , abge-
platteten oder seitlich
com primirten, am Seiten-
oder Hinterrand mit
zwei Reihen von Ziihnchen besetzten Nackenstachel
(Fig. 1425). Zähne (Fig. 142t») mit zwei langen,
aussen zugeschärften , divergirenden Spitzen (Di-
plodus), die sich auf gemeinsamer Basis erneben, und
zwischen denen häufig eine kleine dritte Spitze steht.
5 Kiemenspalten liegen seitlich vor dem starken und
breiten, bogenförmigen , dorsal offenen , ventral geschlossenen Brustgürtel,
wovon jede Hälfte aus zwei Stücken (Claviculoid und Infrascapulare) besteht.
") Beijrich, Monatsber. Herl. Ak. 1848 S. 24—33 — Brongniart, Bulletin de la soc.
geologique de France, 1888. 8*™ ser. XVI. S. 54G. — Cope, Etc.. Amer. Philoe. Soc.
Philadelphia 1884. — Dacis, J., On tue fossil Fish remaina of tbe Goal nicasures in the
British Islands. I Pleuracanthidae. Trans. Itoval Dublin Soc. vol. IV. 1892. —
Döderlein, L., Zoolog. Anzeiger 1889. XII. S. 123. — Fri'c, Anton, Die Fauna der
Gaskohle. Bd. II 1888/89. — Goldfuss in Leonh. u. Bronn Jahrb. 1847 8. 404,
sowie in »Beitrüge zur vorweltlichen Fauna des Steinkohlengebirges« S. 23 Taf. V
Fig. 9, 10. — Kner, Sitelingsher. Wien. Akad. inath. -phvs. Gl. 1807 Bd. 55 I S 540
mit 10 Tafe ln. — Koken, K., Sitzungsber. Gescllsch. naturf. Freunde. Berlin 1889 S. 77
Flg. 14'JÖ.
Pleuracanthu* (Orthncanthut)
Bohemiau Fritsch. Ga*
kohle. KrotM how. Hulnnen
Nat <ir. « von <lcr Seite,
6 von hinton, c (Juersehnlu.
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Pleuracanthidae. Plajriostomi. Dyplospondyli.
533
Brustflossen gross, an dem
hinteren unteren Eck des
Brustgürtels angegliedert,
mit segmentirter Axc und
zweizeilig angeordneten
Strahlen. Beckengürtel aus
zwei getrennten Knorpel-
bogen bestehend; dahinter
bei den Mannehen stachel-
artige Begattungsorgane.
Bauchflossen mit geglieder-
ter Axe, von welcher ein-
seitige , nach unten ge-
richtete Strahlen ausgehen.
Hinter den Bauchrlossen
folgen zwei Afterflossen,
deren Träger den Haemapo-
physen aufsitzen.
Vollständige Skelete
sind aus dem Rothliegen-
den von Imbach bei Saar-
brücken , Braunau und
Ruppersdorf in Böhmen ,
aus der Gaskohle von
Böhmen und aus der Stein-
kohlenformation von Com-
mentrv in Frankreich, ganze
Schädel in der Steinkohlen-
formation von Northumber-
land und im Perm von
Texas (Didymodus) gefun-
den worden. Isolirte Zähne
und Nackenstacheln sind
ziemlich häutig im Carbon
und Perm.
Anodontacanthus
Davis. Nackenstacheln ohne
gezähnelte Ränder. Carbon.
England.
Pleuraennihu» ( Xenacanthtu) Dtchaxi Goklf.
a Vonlercr ThoU >1<» Körpers, ■/. n«t (ir. u
vergr. (Naeh K. Boemer.]
Braunau, Htthmen
b Kiiuclni" Zilhnchon
4. Ordnung. Plagiostomi. Haie und Rochen.
Wirbelsäule gegliedert. Palatoquadratu m beweglich am
Schädel eingelenkt. Schwanz heterocerk. Brust- und Bauch-
flossen mit drei kurzen Basalknor pel n. Mundspalte quer. Die
Männchen mit peitschen artigen Begattungsstacheln.
Die Plagiostomen wurden von Hasse nach der Beschaffenheit der
Wirbelsäule in die 4 Unterordnungen der Diplospondyli, Cychspondyli,
Asterospondyli und TedispondyU eiugetheüt.
A. Unterordnung Diplospondyti. Ilasse.
Wirbelsäule durch verticale Scheidewände unvollkommen gegliedert, mit per-
sistenter Chordasubstanz erjüllt. (i — 7 Ixeihen von Kiemensjxtltvn vorhanden.
Zähne zahlreich, in mehreren Beihen.
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534
Vertebrata. Place*.
Familie Notidanidae (Grauhaie).
Körper spindelförmig, mit einer einzigen unbetoehrten Rücken- und Afterflosse.
Schwanzflosse gross. Zähne mit mehreren scharfen, schief geneigten , parallelen
Spitzen. Jura bis jetzt.
Notidanus Cuv. (Hexanchus, Heptanchus Müll. Henle) (Fig. 1427, 1428).
Bezahnung der beiden Kiefer ungleich. Oberkieferzähne schmäler als die
Fig. 1428.1
SotUanu* prlnti-jeniM Ar.
Ollgocftn.
Weinhelm bei Al«ey.
unteren; Krone summt-
lieher Zähne kamm-
förmig gezackt, indem
hinter der vorderen
Spitze 5 — 6 weitere ,
allmählich an Höhe ab-
nehmende , folgen. In
beiden Kiefern zeich-
nen sich die in der
Symphysenregion be-
findlichen Medianzähne
durch abweichende sym-
metrische Form aus.
Lias bis jetzt. Meist nur isolirte Zähne. Im lithographischen Schiefer von
Solnhofen ein vollständiges Skelet von N. Münsteri Ag.
Chlamydoselache Garman. Pliocaen und lebend.
Kl*. 1427.
lUchon vom indischen Cirauhui Notidantu (Heptanchus) indicu*.
Kccont.
B. Unterordnimg. Cyclospondyli. Hasse.
Wirbelkörper gesondert, die amphicolen, verkalkten Doppelkegel von der Chorda
durchbohrt und letztere von einem Kalkring umgeben. Zähne zahlreich, dreieckig,
zugespitzt, einfach oder mit Ideinen Nebenspitzen. Kreide bis jetzt ; nicht häufig
fossil.
1. Familie. Spinacidae M. u. H. (Dornhaie.)
Körper spindelförmig bis dreikantig, etwas niedergedrückt. Schnauze stumpf.
Brustflosse ohne Ausschnitt an ihrer Basis. Die zwei Rückenflossen häufig mit
Stachel. Kiemenspalten klein, seitlich.
Centrophorus
M. u. H. (Fig. 1429).
Dorsalstacheln Vor-
hand en . 0 bere Zäh ne
aufrecht , dreieckig
oder lanzettförmig,
einspitzig ; untere
Zähne zusammen -
gedrückt, die Spitze
Reoent.
Kiir 1121V
Wirrwl , (•.■iitruli-r I>o|ipd
Vi'ircli von lYntrvphirru*.
ob, Krci.lo. Mii<-trirht
vNticli Hasse)
Kijr. M30
Acanlhiax nulifnns
l»r<»1)Ht. Mim-iln.
MoUm"-. Hiiltruiu'«'!!
Fig 1431
Seyinniu trianejulut
i'ml^t. Mt<i>:rtii.
Mi)l:i>»f. Dulirlnti-n.
»,,. Stüh Probst.)
seitwärts gerichtet. Kreide (Spinax primaevus Bietet)
Acanthias Bonn
unten gleich. Kreide.
(Fig. 1480). Wie
Tertiär und lebend.
vorige, aber Zähne oben und
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Pristiophorida. Asterospondyli. Cestraciouidae. 535
Centrina Cuv. Neogen und lebend.
Scymnus Cuv. (Fig. 1431). Dorsalstacheln fehlen. Obere Zähne klein,
zugespitzt; untere grösser, breit, dreieckig, coinprimirt, aufrecht oder nur
schwach seitwärts geneigt. Tertiär. Lebend.
Echinorhinus Blv. Pliocän und lebend.
2. Familie. Pristiophoridae. Günther.1)
Körper spindelförmig. Schnauze stark verlängert, abgeplattet, jederseits mit
zugespitzten Hautzähnen besetzt. Die zwei Rückenflossen stachellos. Kiemenspalten
seitlich. Kreide bis jetzt.
Sclerorhynchus Sm. Woodw. (Kreide); Pristiophorus M. u. H.
Miocän und lebend.
C. Unterordnung. Asterospondyli. Ilasse.
Körper gestreckt, spindelförmig. Wirbelkörper amphicöl, von dem centralen,
verkalkten Chordaring strahlen radiale Verkalkungslamellen nach aussen. Fünf
Kiemenspalten und zicei Rückenflossen vorhanden. Zähne zahlreich in Reihen
geordnet, zugespitzt oder eben.
1. Familie. Cestracionidae Ag.
Beide Rückenflossen mit Stachel. Zähne zaIUreich, mehrspitzig, einfach
gekielt oder eben, stets mehrere Reihen in Function. Radiale Kalkstrahlen der
Wirbelcentren kurz und wenig zahlreich; die Wirbelsäule bei den ältesten Formen
nicht verkalkt.
Silur bis jetzt. Hauptverbreitung in paläozoischen und mesozoischen
Ablagerungen; nur eine einzige lebende Gattung (Cestracion). Verschiedene
fossile Genera sind auf isolirte Zähne oder Flossenstacholn {Tristychius,
Wodnikä) basirt.
Orodus Ag. (Fig. 1432). Nur quer verlängerte, in der Mitte gekielte
Zähne bekannt. Der Mediankiel bildet eine stumpfe, niedrige, mittlere
Hauptspitze und mehrere Nebenspitzen, von welchen erhabene Runzeln
nach der Basis verlaufen. Wurzel sehr stark. Kohlenkalk. Europa. Nord-
amerika.
Fig. U33.
Fig. 14:t2. Ztihnc von a Hybodu» plicatilü Ak. Muschelkalk.
otu» Am Kohlenkalk Laineck bei Bayreuth. 6 Hybodu« reticulatxu Ar
ArMu7ifh"Trlan«l (Nach Da v U • Ont Lia*. Lyme Kcpls, Knglnn.l. cJlybodus
juuMieu, whw. «..in., polt/pHon Ar. Dogger. StonenfleUl, England.
Campodus de Kon. (Agassizodus St. John u. W.), Sphenacanthus Ag.
Tristychius Ag. (Ptychacantitus Ag.). Carbon.
Hybodus Ag. (Meristodon Ag.) (Fig. 1433 und 1395). Wirbelsäule nicht
verkalkt. Zähne quer verlängert, mit Mittelspitze, neben welcher jederseits
mehrere, allmählich an Höhe abnehmende Nebenspitzen. Die ganze Krone
ist von verticalen Fältchen bedeckt. Die Zähne "stehen in mehreren Reihen
hintereinander, die der Symphyse wenig zahlreich und verhältnissmässig
gross. Körper mit conischen Chagrinkörnchen bedeckt, am Kopf jederseits
hinter den Augenhöhlen eine grosse, kurze, auf stark verdickter Basis
•) Jockel, O., Zeit«chr. der deutsch, geol. Gesellsch. 185K) S. 86.
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536 Vertebrata. Pisces.
sitzende, hakenförmige Stachelsr huppe (Sphenonchus). Stacheln (Fig. 1395)
der Rücken flogen sehr kräftig, längs gerippt und gefurcht, am Hinterrand
mit zwei Reihen von Zähnchen. Zahlreiche Arten in Trias (Muschelkalk),
Lias, Jura und Kreide.
Palaeospinax Egerton. Vordere Zähne mit hoher, mehrspitziger,
hintere mit stumpfer Krone. Symphysenzähne mit einem, die übrigen mit
2 — 3 Paar Nebenspitzen. Flossenstaeheln glatt, hinten ohne Zähnchen.
Wirbel mit schwachen Radialfortsätzen. Lias. P. priscus Egerton.
Synechodus Sm. Woodw. Wie vorige, aber Zähne mit zahlreichen
Nebenspitzen. Untere und obere Kreide. S. dubrisiensis Mackie sp.
FiR im
Acrodu* Anninglne Air t ut 1.1a«. Lyme Reiri«, Knjrland. a l'nterklefer '/« nat, <ir.. b ein einzelner
Zahn nat Gr. von d>» Seilt- und von oben.
Kl». l«f.
Gettraclon fnlei/rr A Wagner *p Lithoirmphtseher Schiefer. Solnhofen, Bayern Ganzes Skelet V, nat. Gr.
a vorderer, t> hinterer Klo>sen«tachel, /> Bru>ti)o*»c, d /.ahne, y Sehuppen, z Zahne nat. (!r.
Acrodus Ag. (Thectodus Plieninger, Leiacanthus Ag.) (Fig. 1434). Wie
Hybodus, aber Zähne mit gekielter, fein gefältelter Krone. Sehr häufig in
Trias, Jura und Kreide.
Pal aeoba tes Meyer. Zähne flach, gerundet, nicht gekielt. Trias.
Strophodus Ag. (Curtodus Sauv., Asteracanthus p. p. Ag.) (Fig. 1435).
Zähne verlängert vierseitig bis quadratisch mit fast ebener, fein netzförmig
gerunzelter Krone und sehr starker Basis. Symphysenzähne kleiner als die
Seitenzähne, stark gewölbt und gekielt. Flossenstächeln mit sternförmigen
Höckern verliert, am Hintorrand mit zwei Zähnchenreihen. Am Kopf zwei
grosse hakenförmige Stachelschuppen. Dogger.
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Cestracionidae. Scylliidae. Carcharidae.
537
Cestracion Cuv. (Heterodontus Blv. , Drepanephorus Egerton) (Fig. 1436
und 1437). Symphysenzähne zahlreich, klein, mit Mittelspitze und einem
Paar Nebenspitzen. Seitliche Zähne in
Querreihen, mit schwach gekielter, fein
runzeliger Krone. Flossenstacheln glatt,
hinten ohne Zähnchen. Ob. Jura. Kreide
und lebend in Australien.
•"ig. HM.
Strophodiu reticulatus Ag. Coralrag,
Tonnerro. Yotinc.
Fi«. 1437.
rmerkiefer von Cettraciu* l'hilippii Cuv. iKe<«-nt.i
Fig. um.
Seyllium dtitant
l'rot>*t. Miocanc.
M oliu>»f.
Baltringen. */••
• Nuou Frohst.)
2. Familie. Scylliidae. M. u. II.
Zwei Rückenflossen ohne Stacheln, die vordere über oder hinter den Bauch-
flössen. Zähne klein, zahlreich, zugespitzt, meist mit Mitielspitze und einem Paar
Nebenspitzen. Wirbel mit S starken Radialstrahlen. Jura bis Jetztzeit, Fossil
wenig verbreitet.
Palaeoscyllium Wagn. Erste Dorsale über der Bauchflosse , zweite
vor der Afterflosse. Ob. Jura.
Seyllium Cuv. (Thyellina, Scylliodus Ag.) (Fig. 14:5s:. ik ,v
Erste Dorsale etwas hinter der Bauehllosse. Zähne klein, mit Jfc^
hoher Mittelspitze und zwei kleinen Nebenspitzen. Kreide,
Tertiär und lebend.
Pristiurus Bonap. Wie Scyllium, aber Schwanzflosse
jederseite am Oberrand mit einer Reihe kleiner Stacheln.
Ob. Jura und lebend.
Mesiteia Kramberger. Kreide. Libanon.
ChiloscylliumU. H., G ingly mostoma M. H. (Plicodus Winkl., Acro-
dobatis Leidy). Tertiär und lebend.
3. Familie. Carcharidae. M. vi. H.
Rückenflossen ohne Stachel, die vordem in dem
Zwischenraum über Brust- und Bauchflosse. Zähne
hohl, dreieckig, zugespitzt mit scharfen oder gezähnelten
Seilenrändern. Wirbel mit vier, nach aussen ver-
breiterten, verkalkten Radialkeilen. Kreide bis jetzt.
Hern ipr ist is Ag. (Dirhizodon Klunzinger)
(Fig. 1439). Zähne dreieckig , mit grobgezuckten
Seitenrändern. Tertiär und lebend.
Galeocerdo M. II. (Fig. 1440). Vorderrand
der Zähne fein gezackt, Hinterrand ausgebuchtet
und unten gezähnelt, Miocaen bis jetzt,
Alopiopsis Lioy, PseudogaUus Jaekel. Eocän (Monte Bolca).
Fl* 14:19.
Ilcmipritti* terra Ag. Miotan.
Netulortl, lngurn.
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538
Vertebrata. Pisees.
Galeus Ag. (Protogaleus Molin) Fig. 1441. Zähne klein, Bchief drei-
eckig, die Rander nur über der Basis gezuckt. Eocän bis jetzt.
Fig. 1441.
QaUui afflni*
Probst. Mloean.
Baltringen,
Württemberg.
(Nach Probst.)
Flg. 1442.
» Jrtqwn* Humes I'ocAn. BirketelQnnin.
Aegypten. (Nach Hamen.)'
6 Il!^opriontingtüarit\'n<lM. c SctAiodon Kraut* Probst.
d l'rionodon »imili* Probat, b—d aus der mioeanen
Molasse von Baltringen, Württemberg (Naeh Probst)
Kid 1440.
a Zahn von OaUo-
eerdo adunetu Ag.
Miocane Molaase.
ITullendorf, Baden.
b Wirbel von Galeo-
cerdo. Mioeane
Molasse Bai trinken.
(Naeh Hasse.)
Carcharias Cuv. (Fig. 1442). Zähne meist schief
dreieckig, ohne Nebenspitzen, oben und unten verschieden.
Die Seitenränder bis zur Spitze, (Prionodgn M. H.), oder
nur über der Basis gezackt (Hypoprion M. H.), oder scharf-
randig (Scoliodon, Physodon M. H.), zuweilen auch aufrecht
und scharfrandig (Aprionodon Gill). Tertiär und lebend.
Sphyrna Rat. (Zygaena Cuv.). Tertiär und lebend.
Mustelus Cuv., Triaenodon, Triacis M. H. Recent.
4. Familie. Lamnidae. M. u. H.
Die zwei Rückenflossen ohne Stachel; die vordere in dem Zwischenraum über
der Brust und Bauchflosse. Zähne gross, zugespitzt, mit oder ohne Nebenzacken,
die Pulpa vollständig mit Vasodentin ausgefüllt. Wirbel mit 8 nach atissen ver-
gabelten Radialstrahlen. Jura bis jetzt.
Orthacodus Sm. YVoodw. (Sphcnodus Ag.) (Fig. 1443). Zähne sehr
schlank, aufrecht, comprimirt, ohne
Nebenspitzen. Wurzel abgestutzt, ein-
fach. Jura und untere Kreide.
Fig. 144:t.
CHrthacodiu
longUUm Ag.
Weiner Jura y.
Bollert,
Württemberg.
Flg. 1444.
crupidati Ag. OHgocan.
Weinhelm bei Alzey.
Fig. 144f..
\ Minna iOtoilux
npendtetüMa Ag
Planer,
«jiudliiibiirg
Fig. 1447.
(Otodu») obliqua Ag
< Außenseite.) EoeAn. Sheppy.
Odontaspi s Ag. (Triglochis M. II., Rhinognathus Davis, Scapanorhyiwhus
Sm. Woodw.). Körper schlank, Schnauze verlängert. Zweite Dorsale klein,
über oder vor der grossen Analflosse. Zähne mit schlanker, seitlich zu-
geschärfter, vorne abgeplatteter, hinten gewölbter Hauptspitze und 1—2 kleinen
Nebenspitzen. Wurzel gross, zweilappig. Kreide, Tertiär und lebend.
0. raphiodon Ag., 0. elegans Ag. Ob. Kreide.
L a m n a Cuv. (Otodus Ag.) (Fig- 1444—1447). Zweite Dorsale und Anale sehr
klein. Schwanz seitlich mit Kiel. Zähne wie bei Odontaspis, jedoch Mittel-
spitze meist etwas breiter und Nebenspitzen grösser. Sehr häufig in Kreide,
Tertiär und lebend.
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Lamnidae. Tectispondyli.
539
Oxyrhina Ag. (Fig. 1448). Zahne wie bei Lamna, aber ohne Neben-
zacken. Kreide bis jetzt. 0. Mantelli Ag. Kreide.
a b c
Fl*. 1445.
a—b Lamna -Wirbel aus dem OllRocan von Flonheim, von vorne und von der Seite,
c vertlculer Medianaclmitt aus dem Londonthon von Sheppy. Nat. (ir. (Naeh Hanse.)
Alopecia» M. H. Tertiär und lebend.
Corax Ag. (Fig. 1449). Nur kurz dreieckige, an den scharfen Seiten-
rändern gezackte Zähne mit grosser Wurzel bekannt. Häufig in mittlerer
und oberer Kreide.
Schwanz ohne seitlichen Kiel. Zälme „ x . Et 14?° .» . ».
, .... „ . Carcharodim megalodon Ar. I'lioean. Malta
«ehr gross, dreieckig, vorne nach.
hinten gewölbt, die Seitenränder gezähnelt. Eine obercretaeeische und eine
lebende Art, alle übrigen im Tertiär.
Cetorhinus Blv. (Selache Cuv.). Zähne sehr klein, conisch, ohne Seiten-
zacken. Pliooän und lebend.
D. Unterordnung. Tectispondyli. Hasse.
Wirbelkörper mit concentrischen Verkalkungsringen. Körper meist platt
gedrückt, mit sehr grossen Brustflossen.
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540
Vertebrata. Pisces.
Zu den Tectispondylcn gehören die noch jetzt existirenden Rochen,
Meerengel und Sägefische, sowie wahrscheinlich die paläozoischen Familien
der Cochliodontidae, Psammodontidae und Petalodontidae .
1. Familie. Cochliodontidae. Owen.
Paläozoische Fisclie mit wenigen convexen, mehr oder weniger gebogenen, an
der Basis ausgehöhlten, auf der Krone fein punktirten und häufig mit stumpfen,
schrägen Querfalten oder Furchen versehenen Zähnen, die nicht gewechselt werden.
Auf jeder Seite steht oben und unten ein grosser Hinterzahn, und vor diesem meist
noch ztcei oder mehr kleinere Vorderzähne. Kopf und vielleicht auch die Brust-
flossen mit paarigen domigen Stacheln beieehrt.
Die Kenntniss dieser höchst eigenthümlichen, auf das Carbon und Perm
beschränkten Familie ist eine sehr ungenügende. Von einer einzigen Gattung
(Menaspis) ist der Abdruck des Körpers bekannt, von allen übrigen hegen
nur Zähne oder Flossenstacheln, höchst selten ganze Kieferä^te vor. Nach
Jäkel gehören hierher unsymmetrische, mit Knoten oder Dornen bedeckte,
wurzellose Ichthyodoruliten, die unter den Namen Oracanthus , Pnigea-
canthus. Cladacanthus, Platyacanthus, Oampsacanthus , Physo-
nemus, Stichacanthus etc. besehrieben wurden.
Cochliodus Ag. (Fig. 1451). Auf
jedem Unterkieferast drei stark ge-
bogene, convexe Zähne; der hintere
sehr gross, mit breitem, vorn und
hinten durch eine schiefe Querfurehe
begrenztem Mittelfeld; der zweite von
rhomboidischer, der vordere von drei-
eckiger Gestalt. Kohlenkalk. Irland.
Slreblodus Ag. Wie Cochliodus,
jedoch Hinterzahn mit 2 — 3 breiten,
schrägen Querfalten. Kohlenkalk.
Irland.
Sandalodus Newb. u. W. (Tri-
gonodus, Vatirinodus Newb. W., Ortiio-
pleurodus St. John u. W.). Obere Zähne
dreieckig, dick, schwach eingerollt.
Im Unterkiefer zwei Zähne, davon der hintere subtriangulär oder keulen-
förmig, vorne zugespitzt, etwas eingerollt, mit 1 — 2 Diagonalrücken; der
vordere kurz, vorne abgestutzt, stark eingerollt. Kohlenkalk. Irland und
Nordamerika.
Deltopty chius Ag., Chitonodus 8t. John u. Worthen, Poecilodus
Ag., Deltodus Ag., Xy strodus Ag. Kohlenkalk.
Psephodus Ag. (Fig. 1452). Grosse rhombische oder rhomboidische,
schwach gebogene convexe Zähne mit gekerbten Rändern. Mit diesen grossen
Zähnen sind zuweilen eine grössere Anzahl kleiner, quer verlängerter Zähn-
chen verbunden, die isolirt unter den Namen Helodus, Lophodus, Aspi-
dodus und Taeniodus beschrieben wurden. Kohlenkalk. Irland, Schott-
land, Nordamerika.
Pleuroplax Sm. Woodw. (Pleurodus Haue. u. Atthey). Kohlenkalk.
Menaspis Ewald, einend. Jäkel1) (Dichelodus Giebel, Chalcodus Zitt.)
(Fig. 1 15:5). Kopf und Rücken mit Längsreihen von knotigen oder dornigen,
theilweise gekielten Placoidschuppen und kleinen Chagrinkörnchen bedeckt.
Am vorderen Theil des Kopfes jederseits ein dreieckiger, mit breiter,
Flß. 1451.
Coehliodu* ctmtortv* \fi K«hl<>nkntk Armnsh,
lrlatnl. V« «»« '*t. a Grosser llintcrzaliji
b Mittclzahn. iDU- Vnnlcraahm- f. hl.-ii 1
') Jaekel, <>., lieber Menaspis Sitzunjrsber. naturf. Freunde Berlin 1891 S 115.
— Reis, O., l'eber die Kopfstarheln von Menaspis aruiata. München 1891.
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Cochliodontidae. Psammodontidae. Petalodontidae.
541
hohler Basis versehener und mit Dentinkörnern bedeckter Stachel, hinter
welchem jedereeite drei glatte, dünne, bogenförmig nach innen gekrümmte
Flg. U52.
Ag. A Drei zusammenhangende Zahne In mit. <ir, aus dem Kohlenkalk von
Armagh, Irland. (Nach Davis.)
B Ptephodw maffnxt* Ag. Zusammenhangende obere Zahne nus einem Schadelfrngment von
Kilbrldge, tankashirc. b grosser Zahn etwas gebrochen, c kleiner /.ahn, identisch mit llelwlu» rurii*
M Coy, d Hchmalc Zahne, identisch mit Hdodiu plann« Ag.. c llelodontenzühne, /, g Zahne, identisch
mit Lophmiu$ didymut und laevittimus. (Nach Triniuair.j
(wahrscheinlich aus verkalktem
Knorpel bestehende), mit vor-
springendem Basalfortsatz auf der
Kopfhaut befestigte Stacheln
stehen. Das mittlere Paar der-
selben ist mehr als doppelt ßo
lang, als die beiden anderen.
Gebiss cochliodont. M. armafa
Ewald. Kupferschiefer.
2. Familie.
Psammodontidae.
De Kon.
Flg 14">:t
'•ebiss von Menntjrin
arttuüa Ewald {Chalcoduf
l'ermiann* Zitt. ).
Kupferschiefer,
(ilücksbtunn, Thüringen
uNaL (ir.) n Zahiijjlatten
von oben, 6 von unten.
Fig. 14^4.
I'mmmudu* rugonu* Ag,
Kohlenkalk. Armaglt,
Irland Nat. (ir.
Nur grosse, ebene oder schwach
gebogene Zähne mit punktirter
oder J einrunzeliger Oberfläche be-
kannt. Die Zähne haben qua-
dratischen oder oblongen Umriss
und shinden ursprünglich in 1, 2
oder mehreren Längsreihen. Kohlenkalk von Irland, Schottland, Belgien, Nord-
amerika.
Copodus Davis (Mesogoinplius , Rhymodus, Characodus, Pinacodns Ag.).
Zähne vorne schmäler, als hinten, mit einer Quersutur, welche die Krone in
zwei ungleiche Theile zerlegt. Kohlenkalk.
Psam modus Ag. [Homalodus , Aslrabodus Davis) (Fig. 1451). Zähne
gross, eben, viereckig, mit dicker Wurzel. Kohlenkalk.
Archaeobatis Newb. Kohlenkalk. Nordamerika.
3. Familie. Petalodontidae. Newberrv und Worthen.
Zähne zusammengedrückt, quer verlängert, in Längs- und Querreihen an-
geordnet und ein Pjlaster bildend. Krone mit Schmelz bedickt, glatt oder porös,
häufig durch eine Querschneide in eine vordere convexe und eine hintere coneuve
Häl/te getheilt, und meist mehr oder weniger stark rückwärts gebogen; Wurzel
meist durch Schmelz] alten, welche die Basis der Krone umgeben, oder durch eine
Kante von letzterer getrennt. Carbon und Penn.
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542
Vertebrata. Pisces.
Aus dieser erloschenen Familie ist nur von der Gattung Janassa
nichts als das Gebiss bekannt. Bei dieser zeigt sich der rochenähnliche
Körper mit glatten, rundlichen Chagrinkügelchen bedeckt; die grossen Brust-
flossen sind am Kopf angewachsen, die Bauchflossen durch einen Zwischen-
raum von den Brustflossen getrennt; der Schwanz schmal. Flossenstacheln
fehlen.
Petalodus Owen (Sicarius Leidy, Antliodus Newb. , Chomatodus Ag.,
Lisgodus St. J. u. W.) (Fig. 1455). Zähne stark zusammengedrückt, quer
verlängert; Krone blattförmig mit Querschneide und scharfem Basalrand,
vorne convex, hinten concav. Wurzel lang, dünn, stumpf abgestutzt. Kohlen-
kalk. Großbritannien, Belgien, Russland, Nordamerika.
Petal orhynchus Newb. u. W. Gebiss aus
sechs Querreihen von je drei zugeschärften schnei-
denden Zähnen mit ungeteilter Wurzel bestehend.
Kohlenkalk.
Fig. 1455.
I'etnlotlu* dettructur XcwUprry '"'<!
Worthen. Stelnkohlenformntioii.
SpringileM, Illinol«. a Zahn von
vorn, Vf t»«l <<r . 6 Querschnitt
(Nach Newberry.)
Fl*. 1457.
Polyrhlzodu* mngnu* M'Coy. Kohlenkiilk
Armagh. Irland '/» nut. Ut. a von vom,
b HiMTni'hnitt. Nach M'Coy )
Fig. 1458.
Calloprittodu*
pectinatu* Ag.
Kohlenkalk.
Schottland.
Janassa
Münst. , (Die-
tarn , Byzenos
Münster, Clima-
rodus M'Cov ,
Peltodus Newb.,
Tanaodus
St. J. u. W.)
(Fig. 1456).
Kauplatten ge-
wölbt , vorne
verschmälert ,
aus (pierver-
längerten Zäh
nen mit punk-
tirtor ebener
Krone zusam-
mengesetzt, die
in 5 — 7 Längs-
und ca. lo Quer-
reihen angeord-
net sind ; die langen, unten verschmälerten Wurzeln sind in der Richtung von
vorn nach hinten stark zusammengedrückt, etwas gebogen, auf der convexen
Vorderseite quergerunzelt, auf der eoneaven 1 Unterseite glatt. Die fast ebene
Kaullächc wird lediglich von der Vorderseite der Krone gebildet, welche sich
so stark zurückbiegt, dass sie nahezu horizontal liegt und einen Theil des
dahinter stehenden Zahnes bedeckt. Haut mit ovalen bis vierseitigen, glatten
Chagrinkörnern bedeckt. StcinkohlenformatioD von England, Irland und
Nordamerika und Kupferschiefer von Hessen und Thüringen.
Fissodus St. J. u. VV. Kohlenkalk. Nordamerika
-■--\^L_
Flg. I45G
Janatsa hiluminona Sehloth, sp. KupferM-hii-fer <<lückl>runn, Thüringen,
a Kauplntte von oben, b tmet dorobbroerjen, r ein einzelner Zahn von vorn,
d von hinten, t UauiM-huppon. Vergr.
Google
Petalodontidae. Squatinidae. Pristidae.
543
Polyrhizodus M'Coy (Dactylodus Newb.) (Fig. 1457). Zähne dick,
mit gewölbter, der Quere "nach schneidenden Krone und lappiger , vielfach
getheilter Wurzel.
Cienoptychius Ag. (Ctenopetalus,
Harpacodus, Petalodopsis Davis, Serra-
todus De Kon., Peripristis St. John).
Zähne klein, in der Richtung von vorn
nach hinten stark zusammengedrückt,
die zugeschärfte Krone sägeartig ge-
zackt. Carbon. Grossbritannien. Nord-
amerika.
Callopristodus Traquair (Fig.
1458). Wie vorige, aber Wurzel getheilt,
Steinkohlenformation. Schottland.
Glossodus M'Coy, Mesolo-
phodus Sm. Woodw. Kohlenkalk.
JL A
FJff. 1400.
Zahn von a Squatina atijera Münst. sp.
Uthographlneher Sehiofor. Solnhofen.
6 Squatina Fraari IToh*t, Mlot-anv Molasse.
Bnltringcn. 1X.
Fig. 1461.
&ner Ijtngsi'chiiltt durch die Wirbelsäule von
Squatina anaetu» I.ln. (Nach Uiihmc.)
eh Chorda, d verkalkter Doppelkegel, a comvntrisehe
Verkalkunguringo, iv intervertebraler, mit Chorda-
»uhHUiiz erfüllter Zwischenraum.
Fig. u;>9.
Squatina atijera Mim-t. *p. ( — Squatina acantho-
derma Frau« ). «"»Ii. Jura. Eichstätt, Mlttelfranken.
(Original im palueoiitolog Museum in München )
4. Familie. Squatinidae. M. u. H. Meere ngel.
Korper breit und abgeplattet. Brustflosse gross, durch eine Spalte vom Kopf
getrennt, so dass die Kiemenöffnungen noch auf den Seiten ausmünden. Afterflosse
fehlt. Zwei Rückenflossen ohne Dornen auf dem Schwanz. Haut mit kleinen
l'lacoidschuppen bedeckt. Zähne spitz, kegelförmig, ohne Nebenzacken.
Die einzige Gattung Squatina Aldrovandi (Rhina Klein, Thaumas Münst.,
Phorcynis Thioll., Scaldia Le Hon, Trigonodus Winkler) (Fig. 145«) — 1461)
beginnt schon im oberen Jura und dauert bis in die Jetztzeit fort. Vollständige
Skelete von S. alifera Münst. sp. und S. speciosa Meyer finden sich im litho-
graphischen Schiefer von Bayern und Württemberg (Nusplingen), sowie in
den gleichalterigen Schichten von Cerin, Ain. In der oberen Kreide des
Libanon und der Baumberge von Westfalen kommen ebenfalls ganze
Skelete; isolirte Wirbel und Zähne im Tertiär vor.
5. Familie. Pristidae. Günther. Sägefische.
Körper lang gestreckt, wenig niedergedrückt. Brustflossen massig gross, mit
dem Kopf verwachsen, aber nicht bis zu der langen, abgeplatteten, schwertartigen
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544
Vertebrata. Pisces.
Schnauze verlängert, welche jcderseits mit einer Reihe grosser, in Alveolen stecken-
der Hautzähne verseilen ist. Zähne der Mundspalte klein, stumpf. Kiemenspalten
auf der Unterseite. Obere Kreide bis jetzt.
Pristis Latham o. Propristis
Dame».
ff. Familie. Rhinobatidae. M. u. H.
Körper abgeplattet, lang gestreckt;
Brustflossen gross , mit dem Kopf
verwachsen, aher die Radien nicht bvt zu
dem etwas verlängerten Schnauzenende
reichend. Schwanz kräftig mit zwei
Rückenflossen und grosser Caudale.
Kiemenspalten auf der Unterseite.
Zähne klein, stumpf. Jura bis jetzt.
R h i n oha t u s Bloch ( Euryarthra
Ag., Spathohatis Thiollierc) (Fig. 1462).
Haut mit kldnen Chagrinkörnchen.
Fig. 1462.
lihinobtitn* mirahUi* Huen. Mthnjmiphfcchcr »rhtetar.
KichsUitt. Hävern. ;Niuh i-iiwin 1,7 in Iim>ki-ii Kx.-iiiplur
im MunchciKT iMilHeonlulog. M um.
Rückenflossen unbewchrt. Ob. Jura,
+&f Kreide, Tertiär und lebend.
Asterodermus Ag. Chagrin-
schuppen ziemlich gross, sternförmig
gestrahlt. Rückenflossen mit kleinen
Stacheln. Ob. Jura.
Beiern nohat is Thiol. Oh. Jura.
Trigonorhina M. H. Eocän und
lebend. Platyrhina M. II. Eocän.
7. Familie. Rajidae. M. u. H.
Rochen.
Körper abgeplattet. Scheibe breit,
rhombisch. Brustflossen von der
Schnauze bis zu den Bauchflossen
reichend. Bauchflossen vorne mit
kräftigem, gegl iedertem Knorpelstrahl.
Schwanz peitschenförmig, ohne Stacheln.
Caudaljlosse klein oder Jehlend. Haut
mit kleinen spitzen und vereinzelten
grossem, stacheligen PI aeoidse huppen,
'/.ahm LI' ui. zw» i wiirzel ig, mit rhom
bischer Krone , oben und unten ein
Pflaster bildend. Kreide. Tertiär und
lebend.
C gel ohat is Egerton. Kreide.
V Libanon).
Raja Cuv. (Actinobatis Ag.).
Ob. Kreide (Libanon), Eocän (Hamp-
shire). Pliocän.
8. Familie. Torpedinidae. M.u.H. Zitterrochen.
Körper kurz, scheibenförmig, abgeplattet. Brust /lossenstrahlen nicht bis zu
dem breit gerundeten Kopfende reichend. Schwanz kurz, fleischig mit zwei Rücken
flössen. Haut nackt. Eocän bis jetzt.
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Torpedinidae. Trygonidae. Myliobatidae.
545
Torpedo Dum. {Narcobates Blv.). Eocän (Monte Bolca). Astrape M. H.
Oligocän. Nor eine Henle. Eocän und lebend.
Körper abgeplattet. Brustflossen sehr breit, vor der Schnauze zusammen
stossend und den Vorderrand des Kopfs bildend. Schwanz schlank, scharf von
der Scheibe getrennt, die Dorsalflossen meist durch mehrere, hinter einander
liegende, kräftige und abgeplattete, seitlich gezähnelte Stacheln aus Vasodentin ersetzt.
Haut nackt, mit grossen , zuweilen in Gruppen vereinigten conhehen, meist in
einen Icurzen Stachel auslaufenden Vasodentinplatten. Zähne klein, rhombisch
oder polygonal, zweiwurzelig ein geschlossenes Pflaster bildend. Tertiär und
lebend.
Trygon Adan- • a b e ..
Acanthobatis Larrazet beschrieben.
Taeniura , Urolophus M. H. Eocän (Monte Bolca) und lebend.
Xiphotrygon Cope (Heliobatis Marsh). Eocän. Wyoming.
Oncobatis Leidy. Pliocän. Idaho.
Körper abgeplattet; Brustflossen sehr breit, zu beiden Seiten des Kopfes
unterbrochen, aber am Vorderende desselben durch einen isolirten Strahlenbüschel
angedeutet. Schwanz peitschen/örmig, dünn, mit einem oder mehreren abgeplatteten
Stacheln hinter der Rückenflosse. Zähne ziemlich gross, oben und unten ein mosaik-
artiges Pflaster bildend. Haut nackt.
schnürung scharf von der starken Wurzel getrennt ist. Die Zähne stehen in
ca. 13 Längsreihen, wovon sich die mittlere durch ansehnlichere Grösse
von den seitlichen unterscheidet. Häufig in der mittleren und oberen
Kreide, jedoch meist nur durch isolirte Zähne vertreten. Zoologische Stellung
unsicher.
Promyliobatis Jaekel. Eocän. Monte Bolca. P. Gazolae Zigno sp.
Zlttel. 'irundxuRe der PnUeontoloRle. 35
9. Familie. Trygonidae. M. u. H. Stechrochen.
10. Familie. Myliobatidae. M. u. H. Meeradler.
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546
Vertebrnta. Pisces.
Myliobatis Cuv. (Pastinaca Gronov.) (Fig. 1466—1469). Die Zahn-
iflaster der Kiefer, wovon das untere beträchtlich länger und weniger ge
ogen als das obere ist, bestehen aus mehreren Reihen sechseckiger flacher,
Fig. 1466.
RcMtld von M'iliobali*, rOO «ler Seite
Fig. 1467.
Cebiw» von Myliobatis aauila Cuv. Rerenl.
Nach Agassi«.)
Mittelini i r
Hg, 1468.
Zwlinpflnster von Mi/tiobati* toliapicu*
Ag. KOCAn. Brakleshaut Bay, Knglanri
quer verlängert, hexagonal,
dicht neben einander stehender
Zähne. An jungen Exemplaren
haben alle Zähne gleiche Form
und Grösse, an ausgewachsenen
dagegen zeichnet sich die Mittel-
reihe durch fast sechsfache Breite
vor den drei seitlichen aus.
Die stark entwickelten Wurzeln
tragen auf der Unterseite und
den steil abfallenden Seiten
rändern parallele Furchen.
Flossenstacheln abgeplattet, seit-
lich mit Zähnchen besetzt. Ueber
70 fossile Arten vom Eocän an
bis zum Pliocän.
Rhinoptera Müller
bates Ag., Mylorhina Gill),
mit ebener Krone in 5 — 7
Fig. 1469.
Stäche] vou Mu-
iiobati$ trrratu»
Ii. v Meyer,
UUCOCiB. Wein
heim bei AI/' >
reihen geordnet,
und lebend.
Aetobatis Müller u. H.
sehr breit, nur eine Längsreihe
nach aussen an Breite abnehmend.
(Zygo-
Zähne
Längs-
Tertiär
(Goniobatis le Hon),
bildend. Tertiär und
Zähne
lebend.
4. Ordnung Holocephali.
Wirbelsäule nicht deutlich gegliedert; Chorda von zahl-
reichen, etwas verkalkten Knorpelringen umgeben. Palato-
quadratum und Uyomandibulare vollst ändigund unbeweglich
mit dem knorpeligen Schädel verschmolzen. Nur eine äusser-
liche Kiemen spalte vorhanden, welche durch eine Haut falte
theilweise bedeckt wird. Uuterkiefer jederseits mit einem
sehr grossen Zahn verschen, welchem oben je zwei Zähne
gegenüber stehen. Haut nackt oder mit Chagrinsch Uppen.
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Holocephali. Pyctodontidae. Squalorajidae. Myriacanthidae. 547
Durch die unvollkommen gegliederte Wirbelsäule, in welcher die
Zahl der Knorpelringe beträchtlich grösser ist, als jene der Bogentheile
und Dornfortsätze, sowie durch die Verschmelzung der Kiefer und Ge-
sichtsknorpel mit dem Schädel nehmen die Holocephalen eine ganz
isolirte Stellung unter den Selachiern ein. Ihr Körper ist haiartig, und
das Gebiss zeichnet sich durch die höchst eigenthümliche Form und
Structur der wenigen sehr grossen Zähne oder Zahnplatten aus. Von
den zwei einzigen noch jetzt existirenden Gattungen lebt Chimaera an
den europäischen Küsten, in Japan und am Kap der guten Hoffnung,
Callorhynchus in den Meeren der südlichen Hemisphäre. Beide besitzen
einen kräftigen Stachel vor der vorderen Rückenflosse, welcher durch
einen breiten, knorpeligen, von der Wirbelsäule ausgehenden Flossen-
träger gestützt und mit diesem durch ein Knorpelgelenk verbunden
ist. Ausser diesem Stachel tragen die Männchen von Onmaera auf der
Stirn einen vorn abgerundeten und mit Domen besetzten Stachel, sowie
vor den Bauchflossen kleinere dornige Stacheln. Auch die langen
Begattungsorgane sind noch durch dünne Kalkstäbe verstärkt. Die
Haut von Chimaera und Callorhynchus ist nackt, bei einigen fossilen
Gattungen mit Ghagrinkörnehen bedeckt. Eine bemerkenswerthe föigen-
thümlichkeit der Glimmeren sind die ungemein starken Schleimcanäle,
welche in der Haut des Kopfes verlaufen und die kräftig vortretende
Seitenlinie des Rumpfes bilden. Dieselben sind von zahlreichen, dicht
gedrängten, verkalkten Knorpelringen umgeben.
Die heutigen Vertreter der Holocephalen stellen nur noch den
dürftigen Ucberrest einer ehemals viel stärker verbreiteten Selachier-
gruppe dar, die bereits im Devon beginnt und vielleicht mit den
Gochliodontiden in genetischen Beziehungen steht,
1. Familie. Pyctodontldae. Sm. Woodw.
Nur grosse, seillich zusammengedrückte Zahnplatten bekannt, wovon je ztcei
oben und unten, die in der Symphyse zusammenstossen. Devon. Eifel. Russland.
Nordamerika.
Ptyctodus Pander (Aulacosteus Eichw.), Rhynchodus Newb., Palaeo-
mylus Sm. Woodw. Devon.
2. Familie. Squalorajidae. Smith Woodw.
Körper niedergedrückt, verlängert. Kopf in einen langen, schmalen Schnabel
auslanjend. Gebiss unten aus einem, oben aus zwei Paar dünnen, quer gekrümmten
Zähnen ohne Abkauungsjlächen bestehend. Ilückenjlosse ohne Stachel. Männchen
mit einem Schnauzenstachel.
Die einzige Gattung Squaloraja Riley (Spinacorhinus Ag.) stammt aus
dem unteren Liaa von England.
3. Familie. Myriacanthidae. Smith Woodw.
Körper verlängert. Vordere Rückenflosse mit einem langen, geraden Stachel,
über den Brustflossen stehend. Oben zwei, unten ein Paar Zahnplatten, ausser-
dem unten ein starker unpaarer Symphyaenzahn. Kopj mit einigen Hautplatten.
Männchen mit grossen Schnauzenstacheln. Lias und Jura.
Myr iacanthus Ag. {Prognnthodus Egerton, Metopacanthus Zittel). Unt.
Lias. England.
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548
Vertebrata. Piwces.
Chimaeropsis Zitt. (Fig. 1470). Körper mit kleinen, conischen, radial
gefurchten Placoidschuppen bedeckt. Mandibularzähne schwach gebogen,
mit grosser Kaufläche; der Symphysenzahn aussen
(unten) convex , innen (oben) nach oder coneav.
Gaumenzähne (p) und Vomerzähne (v) dreieckig. Die
ersteren hinten, die letzteren vorne zugespitzt. Dorsal-
stachel seitlich zusammengedrückt mit sternförmigen
Höckern und zwei Zähnchenreihen am Hinterrand.
ÖA% \ Ob- Jura (hthographischer Schiefer) von Bavern.
Flg. 1471.
Urhi/odu» aviln H. v. M. v< r
FaM vollxtandiee» Skelet
Ob. Jura. Eicli-lait, nnv.-rii.
(Nach H v Meyer
FIr. 1470.
ChimneropgU parattosn Zitt. Lithographischer Schiefer. Klchstatt, Bayern.
l/t nat. (ir. md Maudibularzahn, p hinterer Oberzahn, v vorderer oberzahn
von der Seite, »' derselbe von der l.'nterseite, x schmaler vor <lem
Mandibularrahn liegender Zahn.
4. Familie. Chimaeridae. Chimären, Seekatzen.1)
Körper haiartig, verlängert; Brustflossen sehr gross,
mit einfachen, Jeder artigen Hornstrahlen. Vordere Rücken-
flosse über den Brustflossen mit kräj tigern, auf knorpeliger
Basis eingelenktem Stachel, hintere Rückenflosse niedrig,
sehr lang; Maul oben mit einem kleineren Vorderzahn und
einem grossen Hinterzahn auf jeder Seite, unten mit je einem
einzigen sehr grossen, die Innenseite und den Oberrand des
Kiefers bedeckenden Mandibular zahn, welche in der Sym-
physe zusammenstossen. Die Zähne haben meist mehrere
Abkauungsflächen. Augen ohne Lider. Haut nackt, oder
mit Chagrinkörnem bedeckt. Jura bis jetzt.
Ischyodus Egerton (Leptacanthus Ag., Aulaxacanihus
Sauvage, Chimaeracanthus Qucnst.) (Fig. 1471). Unter-
kieferzähne rhomboidisch , dick, mit schmalem Sym
physenrand; äussere Oberfläche mit einer dichten Dentin-
deckschicht, Oberrand zugeschärft; vier rauhe, punktirte
Reibflächen vorhanden. Gaumenzähne dreieckig, vorne
zugespitzt, mit vier Reibflächen; Vomerzähne vierseitig.
Rückenstachel seitlich zusammengedrückt, glatt oder
längsgestreift, am Hinterrand mit zwei Reihen von Zähn-
chen. Männchen mit kurzein, gebogenem, am Ende mit
Zähnchen besetztem Kopfstachel. Dogger, oberer Jura
und untere Kreide von England, Nordfrankreich, Bayern
und Solothurn.
') Newton, K. T., The Chhnaeroid fishes of the British cretaeeous Rocks.
Memoire of the Geolopical Survev of the U. Kinpdom. Monograph IV 1878 und
Quarterly Journ. geol. Soc. 1876. vol. XXXII p. 326.
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Chimaeridae. Ichthyodorulithen.
549
Gnnodus Ag. Wie vorige, aber Gaumenzähne hinten tief ausgeschnitten,
mit zahlreichen, in zwei Reihen geordneten Reibflächen. Dogger von
Stonesfield in England. 0. Otceni Ag.
Edaphodon Buck-
land {Passalodon Buckl.,
Eumylodus , Mylognathus
Leidy, Diprisiis Marsh,
Leptomylus Cope) (Fig.
1472). Mandibularzähne
mit breiten» Symphysen-
rand, Gaumenzähne mit
drei Reibflächen, hinten
abgestutzt Kreide, Ko-
cän und Oligocän.
Pa c hy m y l u s ,
Brachymylus Smith
Woodw. Ob. Jura. Eng-
land.
Elasmodectes
Newton (Elasmogna-
thus Newton). Kreide.
El asmodus Egerton.
Tertiär.
Von Callorhyn-
chus Gronow und Chi-
maera Linn, sind fossile
Zähne aus dem jüngeren
Tertiär von Neuseeland,
Europa und Java nach-
gewiesen.
Fifr. 1472.
Edaphodon Stdgmickii Ar. sp. r vorderer Oberzahn von der
Innenseite aus dem «Jrünsand von Cambridge, i' vorderer, p hinterer
oberzahn, md Unterkiefereabn ibeide von innen). Ob. Kreide von
Lewe*, a Relbhügel und Kauflachen, nym Symphysenrand.
(Samiutlkhc Figuren in >/f nat. Gr. nach Newton.)
Ichthyodorulithen.
Fossile, aus Dentin oder Vasodentin bestehende und zu
Selachiern gehörige Flossenstacheln finden sich namentlich
in paläozoischen Ablagerungen häufig isolirt und lassen sich
nur theilweise auf bestimmte Genera beziehen. Dieselben
wurden daher provisorisch mit besonderen Gattungsnamen
belegt. Die meisten sind symmetrisch ausgebildet und als
mediane Rückenstacheln zu deuten ; manche zeigen aber auch
rechts- oder linksseitige Ausbildung und standen entweder vor
den paarigen Flossen (Acanthodidae) oder auf den Seiten des
Kopfes (Cochliodontidae). Bei den einseitigen Stacheln ist die
Basis in der Regel kurz abgestutzt, bei den symmetrischen
Rückenstacheln dagegen meist verlängert und am proximalen
Ende verschmälert.
Unter den nicht mit Sicherheit hei bestimmten Gattungen
oder Familien unterzubringenden Ichthyodorulithen mögen
folgende erwähnt werden:
a) Schlanke, bilateral symmetrische Stacheln mit glatter
und deutlich vom übrigen Theil unterschiedener Busis; der
innere Hohlraum hinten gegen die Basis offen. Wahrschein-
lich zum grössten Theil zu Cestracioniden gehörig: Onchus
Ag. (Fig. 1473) Silur, Devon, Ctenacanthus Ag. (Fig. 1474),
Homacanthus . Pt yc ha ran thus Ag. (Devon, Carbon \ Acondylacanthus
St. J. u. \V. , Asteracanthus Ag. (Fig. 1475), Compsacanthus Ag. ,
Fig. 1473.
Klossenstaehel
von (tnchus
Itnuutriatxu Ag.
Aus dem
obersten Silur
von I.udlow,
Kngland
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550
Vertebrata. Piscefi.
Fl*. 1474.
Cttnacanthu*
denticttiattu
MCoy. Kohlen-
kalk. Monadun",
Irland. V«
Grone*.
1
Flg. 1477.
TrittycMu* arevahu
Ag. Stelnkohlen-
formatlon.
(illmerton bei Edin-
burgh a l'lo»*en-
stachel, b Chagrin-
schuppen, c Zahn
(Nach Stock.)
Flg. 147&.
AMcrarardhut omaHnrimut Ag. I'ortluud
kalk. Soloihuru. o von der Seite, b von
hinten, c ein ot>ciH«ieher>fctirn verj:r.
Fig. 1478.
Machaerucanthti» major
Newberry. Devon.
Sandusky. i »hio nal.
Gr. (Nach Newberry.)
Ftjf- 1476.
Wodnika ttriatvla Münat. Kupferschiefer,
Rleeheledorf, Hessen. (Nat. Gr.) a Floswenataelieln.
b CbaKTtiischüppehAn. Vgrgr.
Haplacanthus Ag. (Devon), Gyracanthus Ag. (Carbon).
Lispacanthus
Davis (Carbon) ,
Wodnika Münst.
(Perm), Nemacan-
thus Ag. (Trias,
Jura), Prist acan-
thus Ag. (Dogger)
u. s. w.
b) Sehlanke ,
symmetrische, hin-
ten atigestutzte
Qamptocarthvi typw Stacheln; die in-
st John ond Worth. nere Höhlung nur
KobJenkalk.St.Uml*, , Tp„ JÄ
Miraouri. (Copie.) am unteren Ende
offen: Gnatha-
canthus Davis (Carbon), Prista-
canthus Ag. (Dogger).
c) Paarige, rechts- und links-
seitig ausgebildete Flossenstacheln:
Machaeracanthus Newb. (Fig.
1478), H^tera canthus Newb.,
Ichthyodomlitheu. Placodermi. Heterostraci 551
d) Paarige Stacheln mit ineist breiter, abgestutzter Basis und grosser,
innerer Höhlung, aussen mit Körnern verziert; wahrscheinlich seitliche
Kopfßtacheln (vgl. Cochliodontidae) : Psammosteus Ag. (Devon), Oracanthus
Ag. , Physonemus M'Coy (Xystracanthtts Leidy, Drepanacanthus Newb.),
Stichacanthus de Kon. (Platyacanthus M'Coy, PnigeacatUhus St. John u. W.,
Phoderacanthus Davis), Erismacanthus M'Coy, Gampsacanthus (Fig. 1479),
Lecracanthus St. John u. W., Dipriacanthus M'Coy etc.
e) Stacheln von ganz zweifelhafter Stellung. Edestus Leidy, Cynopodius
Traquair (^Carbon).
II. Unterclasse. Placodermi. Panzerfische.
Paläozoische Fische mit weicher Wirbelsäule und lieterocerkem Schwant.
KopJ, häufig auch vorderer Theü des Rumpfes mit Knochenplatten bedeckt.
Brustgürtel, Beckengiirtel und Visceralskekt Jehlend oder rudimentär.
Die Placodernien gehören zu den seltsamsten Erscheinungen der
paläozoischen Thierwelt, Ihre Ueberreste wurden früher mit Reptilien,
Schildkröten, Krebsen, Wasserkäfern und neuerdings sogar mit Spinnen
verglichen, zuerst von Agassiz als Fische erkannt und den Ganoiden
beigesellt. Die zoologische Stellung derselben ist noch unsicher. Sie
unterscheiden sich durch fundamentale Merkmale (Mangel der Extremi-
tätengürtel und des Visceralskeletes) von allen übrigen Fischen und
bilden offenbar eine selbständige Unterclasse, über deren innere »Skelet-
bildung leider nur wenig bekannt ist. Das Hautskelet dagegen zeigt
eine ungewöhnlich starke Entwicklung und lässt sich mit dem der
Knorpelganoiden und gewisser Knochenfische [Silnridae) vergleichen.
Bei den meisten Plaeodermen finden sich keine Ueberreste vom
Visccralskelet oder von Zähneu, nur bei der Ordnung Arthrodira (Cocco-
steidae) sind beide nachgewiesen und aus diesem Grunde wurden sie von
Cope und Smith Wood ward den Dipnoorn zugetheilt und für die
übrigen Ordnungen die Bezeichnung Ostracodcrmi vorgeschlagen.
Bei den Placodermi lassen sich 4 Ordnungen: Heterostraci,
Aspidocephali , Antiar cha und Arthodira unterscheiden. Sie
sind auf das obere Silur und Devon beschränkt.
1. Ordnung. Heterostraci. Ray Lankaster.1)
Kopf und vorderer Theil des Rumpfes mit einem aus
mehreren Stücken zusammengesetzten, selten einfachen
Rückenschild und einer einfachen Ventralplatte betleckt.
Jede Platte aus drei Schichten oh neKno che nzellen bestehend.
Die Mittelschicht mit maschigen Hohlräumen und Canälen,
') Alth. AI. v. , Ueber Pteraspis, Cyathaspis und Scaphaspis. Beitrage zur
Palaeontologie Oesterreich-Ungarns von Mojsisovics und Neumayr. II. 1886.
— Qaypole, E. W., Pteraspidian tishes in the Upper Silurian Rock« of North
America. Quart, journ. geol. Soc. 1885. vol. XIII p. 48. — Huxley, Th., Leber
Cephalaapis und Pteraspis. Quart, journ. geol. Soc. 1856. vol. XII p. 100, 1858
vol. XIV p. 267, 1861 vol. XVII p, 163. — Kner, R., Ueber Cephalaspis Lloydii
und Lewisii. Haidinger, Naturw. Abhandl. 1847 Bd. I. — Kunth, A.t Ueber
Pteraspis. Zeitschr. d. deutseh. geol. Gesellsch. 1872 Bd XXIV S. 1. — Lankaster,
Ray, and Potcrie, J., A Monograph of the lishes of the old red Sandstone
I. Cephalaspidae. Palaeont. Soc. 1868. — Roemer, Ferd., Ueber Palaeoteuthis
l'unensis. Palaeontographica 1856 Bd. IV.
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552
Vertebrata. PisceH.
die aussen in einer Doppelreihe von Poren münden. Augen-
höhlen klein, am Aussenrand des Rückenschildes gelegen.
Skelet, Flossen und Schwanz unbekannt. Hinterer Theil
des Rumpfes mit rhombischen Schuppen bedeckt. Ob. Silur
und Devon.
Von diesen sonderbaren Formen finden sich fast immer nur
isolirte Kopfplatten, die sich durch den Mangel an Knochenzelleu von
den übrigen Placodermen unterscheiden. Die äussere Schalenschicht
besteht aus Dentin, die innere aus paralleleu Lagen phosphorsauren
Kalkes. e
Pteraspis Kner
(Palaeotenthis, Archae-
otheutis Roem., Sca-
phaspis Rav Lank.)
(Fig. 1480 — 1482).
Rückenschild vorne
verschmälert und in
eine Schnauze ver-
längert, hinten mit
Medianstachel , aus
7 fest verbundenen
Stücken bestehend.
Augenhöhlen klein ,
von einemAugenringe
umgeben. Ob. Silur
(Ludlow - Schichten)
von England, Podo-
licn , Galizien , Pet-
schoraland , Spitz-
bergen und Pennsyl-
vanien und Devon
(Old red) von Schott-
land, England, Podo-
lien, Galizien und
Eifel.
Palaeaspis Clay-
pole (Holaspis R.
Lank). Rückenschild einfach ohne Dorsalstachel, die Orbita am Seitenrand
ausgeschnitten. Devon. Nordamerika.
Flg. 1481).
a, b Pteratpi* rostrattu Ag. l'nt Devon. Cornstones) Herefordahire.
a Rückennchild Vi nat Gr.. reslaurirt 6 Bauchschild {Scnpha*pi$
l.loydü Ag.) ■' s nat. Gr. (Nach R. La n käst er.) c PUrarpit Rücken-
und Bauchschlld, restaurirt nach einem in Galizien gefundenen
Exemplar. (Nach Alth.)
Fig. 1481.
Pteratpit Lloydii Ag. sp. Ein Stück der
Schale, stark venrr. a obere, * mittlere,
c unlere Schicht,
(Nach Ray LankaKter.)
Fig. 1482.
Pteratpi« rottratu* Ag. Vertlealschnitt durch da»
Kopfscbild parallel einer Utngsleiste. Stark venrr.
»Nach Ray Lankaster.)
Cyathaspis Lank (Diplaspis Matthew). Rückenschild aus einem grossen
Mittelstück, zwei schmalen, langen Seitenstücken und einem unpaaren, vorne
abgerundeten Rostraistück bestehend. Ob. Silur. England.
Aspidocephali. Cephalaspidae
553
2. Ordnung. Aspidocephali Brandt.1)
(Osteostraci Ray Lankaster.)
Kopf durch ein grosses, einfaches, am Rand um-
geschlagenes Knochenschild geschützt, in welchem die zwei
sehr genäherten Augenhöhlen liegen. Unterkiefer oder
Zähne niemals erhalten. Paarige Flossen fehlen. Rumpf mit
rhombischen Schuppenreihen von verschiedener Grösse be-
deckt; Schwanz heterocerk. Ob. Silur und Devon.
Die Kopfplatten bestehen aus einer äusseren glänzenden Schmelz-
schicht, einer mit Knochenzelleu erfüllten oder von Pentinröhrchen
durchzogenen Osteodentinschicht, einer mit groben Ilaversischen Canälen
und maschigen Hohlräumen versehenen Lage und einer au lang-
gestreckten spindelförmigen Knochenzelleu reichen inneren Isopedin-
schicht.
1. Familie. Cephalaspidae Ag.
Kopf schild vorne parabolisch gerundet, hinten gerade abgestutzt, aussen mit stern-
Jörmigen Körnchen oder Höckern verziert. Ob. Silur. Devon.
/" o r
r • C • - .
I 1
fr «** '«;«!«>. ccx
et \
rtg 1483.
CephalaspU Lydli Ar. old red. Arbroath. Forfarabire, »fc nat. Gr. (Nach Lank sater.)
Cephalaspis Ag. (Eucephalaspis ,
ticyclaspis, Zenaspis R. Lank.) (Fig.
1483, 1484). Hinterecken des Kopfschildes
in zwei massig lange Hörner ausgezogen.
Körper dreieckig, die Flanken mit drei
Reihen länglicher Schuppen bedeckt.
Ventralschlippen klein. Hinter dem Kopf
iederseits eine mit netzförmig verkalktem
Ueberzug versehene Falte (? Opercular-
falte). Rücken und Afterflosse mit wohl
erhaltenen Strahlen. An der Schwanzflosse
nur der untere Lappen entwickelt. Ob.
Silur und Devon (Old red) von England,
Schottland, Canada und Böhmen.
Eukeraspis R. Lank. {Sclerodus,
Plectrodus Ag.). Wie vorige, aber hintere
Hörner des Kopfschildes sehr lang. Ob.
Silur. England.
Thyestes Eichw. (Auchenaspis Egerton). Augen sehr genähert, dahinter
eine unpaare Parietal- und davor eine kleinere Frontal-Oeffnung. Mit dem
Hinterrand ist eine grosse, quer vierseitige, mit 4 Querfurchen versehene
Occipitalplatte verschmolzen. Ob. Silur und Old red Sandstone von Oesel
und Grossbritannien. Th. verrucosus Eichw.
Fl«. 14*1.
Kopfschild von Cephalanpi* Agnttixi Lank.
Devon, llerefordshire. (Nach Lankaster.)
l) Huxley, Th., Ueber Cephalaspis und Pteraspis (vgl. S. 651). — Ixtnkaster,
Ray, and Powrie, J., Palaeontograph. Soc. 1868 (vgl. S. 551). — Schmidt, Fr., Ver-
handl. russ. mineralog. GesellBch. 8t Petersb. 1873 u. 1886 u. Bull. Acad. imp.
St. Peterab. 1894. — Rohon, V., Die obersilurischen Fische von Oesel I. Mem.
Acad. imp. St Petersb. 7 ser. Bd. 38 1892 u. BulL Acad. imp. 1893.
fSf>4
Vortebrata. Pisces.
2. Familie. Tremataepidae. Smith Woodw.
Kopj mit zwei j titteralartig verbundenen glatten oder fein gekörnelten Schildern
bedeckt. Das obere flach gewölbt, oval, vorne gerundet, hinten abgestutzt, mit zicei
durch eine Querspalte verbundenen, sehr genäherten Augenhöhlen, einer Parietal-
und einer Frontalößnung. Neben den Augen jederseits ein Nasenloch. Die hintere
Häljte des Kopf Schildes entspricht der Occipitalplatte von Thyestes und ist von zwei
runden Spritzlöchern (?) durchbohrt. Untere Kopfplatte oval, das vordere die
Mundspalte begrenzende Stück aus 10 vier- oder jünfseitigen Platten zusammen-
gesetzt und hinten durcJi zicei schiefe Reihen von Kiemenlöchern begrenzt. Rumpf
und Schwanz mit drei Reihen polygonaler und rhombischer Schuppen.
Die beiden Grattungen Tremataspis Schmidt und Didymaspis Lank,
finden sich im oberen Silur von Oesel und England. Die Schuppen von
Tremataspis wurden als Dasylepis, Dictyolepis, Melittomalepis und Stigmolepis
Pander beschrieben.
3. Ordnung. Antiarcha. Cope.1)
Kopf und Rumpf durch einen geschlossenen Panzer von
symmetrisch angeordneten und sternförmig oder körnelig ver-
zierten Knochenplattcn bedeckt. Augenhöhlen auf der Ober-
seite sehr genähert. Mundspalte zahnlos. Kopf und Seiten-
platten des Rumpfes mit Sch leim canäl en. Brustflossen durch
flügelartige, mit Knochen platten gepanzerte Anhänge ver-
treten. Bauch- und Afterflossen fehlen. Rückenflosse kurz,
vorne mit Fulcren. Schwanz beschuppt. Devon.
Die Knoehenplatten der Antiarcha bestehen aus drei mit Knochen-
zellen erfüllten Schichten, wovon die mittlere von groben Cauäleu und
Lacunen durchzogen ist. während die äussere und innere dichtere
Struktur besitzen.
Pterichthys Ag. (Physichthys Meyer) (Fig. 1485, 1486). 3—20 cm lange
Fische mit kleinem, vorne gerundetem Kopf, breitem, hohem, unten ab-
geplattetem Rumpf und beschupptem Schwanz. Die Oberfläche des Kopfes
ist mit 4 Paar seitlichen und 4 unpaaren medianen, durch gerade Nähte
verbundenen Platten bedeckt. Auf der Unterseite begrenzt ein Paar Quer-
platten (Unterkiefer ?) die Mundspalte. Hinter denselben liegt ein Paar
kleiner Platten vor dem Bauchpanzer. Der Rumpf ist oben durch zwei
grosse, mediane und zwei Paar laterale Platten gepanzert, auf der Bauchseite
umschliessen vier grosse Seitenplatten eine kleine rhombische Central platte.
Die ersteren biegen sich aussen aufwärts um und nehmen an der Bedeckung
der Flanken Theil. Sowohl die Kopf- als auch die lateralen Rumpfplatten
sind von Schleimcanälen durchzogen, die Canäle des Kopfes durch zwei
parallel«.- Quercommissuren verbunden. Die zwei hinteren Seitenplatten des
Kopfes und die Rumpfplatten liegen mit abgeschrägten Rändern über-
einander, die vordere mediane Dorsalplatte greift etwas über die seitlicheu
Rumpfplatten über und wird hinten vom Rand der hinteren dorsalen Me-
dianplatte bedeckt. Die brillenartigen Augenhöhlen befinden sich jederseits
am Ende einer kurzen Querspalte auf der Oberseite des Kopfes und werden
durch eine viereckige, in der Mitte durchbohrte Medianplatte (os dubium
oder os pineale) getrennt. Die beiden vorderen Ventralplatten des Rumpfee
sind vorne mit einer Gelenkgrube versehen, in welche sich die mit Knochen-
platten bedeckten, flügelartigen Brustanhänge einfügen. Dieselben erreichen
') Miller, Hugh., Ann. Ma<? nat hist. 1849 2 «er. III S. G3. — Pander. Chr. H.,
Die Piacodermen des devonischen Systems. St. Petersburg 1857. — Egerton, Phil.
Grey., On Pterichthys. Quart Jc.urn geol. Soc. 1848 IV p. 302 u. 1862 XVIII p. 103.
- Iraquair, Ii, H.. Ann. Ma«. nat. hist. 1888.
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Antiarcha.
555
das Hinterende des Ruinpfpanzers nicht und sind etwa in der Mitte mit
einem Quergelenk (j) versehen. Der Schwanz ist mit dünnen , gerundeten
FlK- H85. l'terichthyt MilUri Ar. Ohl red Sandatoue, Schottland. Roluiirirt nach Trn«|ualr.
a von oben, b von unten, c von der Seite, orb Augenhöhlen , op Operculuw. ap BniHtflowon,
j Gelenkverbindung.
oder sechseckigen , dachziegelartig
übereinander liegenden Schuppen
bedeckt; die Schwanzflosse hetero-
cerk und nur der untere Lappen
entwickelt. Vollständige, aber meist
schlecht erhaltene Exemplare nicht
selten im Old red Sandstone von
Schottland ; Fragmente im Mittel-
devon der Eifel.
Asterolepis Eichw. (Kar
codes , Odontacunthus Ag.). Wie
Pterichthys, aber grösser. Die vordere
mediane Dorsalplatte bedeckt mit
ihren schrägern Rändern die seit
liehen und die hintere Rumpfplatte.
Meist nur durch isolirte Platten ver-
treten im Devon der russischen Ost-
seeprovinzen, namentlich am Sjass-
rluss. Auch im Devon von Böhmen,
Schottland, Eifel und Australien.
Microbrachium Traquair.
Old red. Schottland.
Bothriolepis Eichw. (Pam-
phractus, Placotliorax , Homothorax,
Glyptosteus Ag. Wie Pterichthys,
jedoch die Brustanhänge ebenso
lang oder länger, als der Rumpf-
panzer, die hintere Schleimeanal- rtericMhy» quadmtut Eue«, old red Bandatone
j \r t irr-- • :l>evon) (iamrie, Schottland, a Kxemplar In '/. nat
commiasur des Kopfes V formig. (>r , u ein. s, huppeVctgr. <Kch Verton"
556
VPrtebrata Pisces.
Devon (Old red). Russland, Schottland, Pennsylvanien. Prachtvoll erhaltene
Exemplare von B. Canadensis Whitheaves im Devon der Scaumenac Bay,
Provinz Quebec in Canada.
1 Ceraspis Schlüter. Mitteldevon. Eifel.
4. Ordnung. Arthrodira. Cope.
Wirbelsäule weich, die oberen und unteren Bogen und Fort-
sätze, sowie die Träger der Rücken- und Afterflossen schwach
verknöchert. Kopf und Rumpf mit symmetrisch angeordneten ,
fein kürnelig verzierten oder glatten, von offenen Schleim-
canälen durchzogenen Knochenplatten bedeckt. Der Kopf mit
dem Rumpfpanzer gelenkig verbunden. Augenhöhlen entfernt,
seitlich. Unterkiefer, Oberkiefer und Zwischenkiefer beweg-
lich, zahnlos oder mit gezackten Dentinfortsätzen versehen.
Brustflossen niemals erhalten. Rücken- und Afterflosse kurz.
Beckengürtel durch ein Paar S- oder keulenförmige Knorpel-
stücke angedeutet. Schwanz heterocerk, ohne Schuppen.
Im Devon von Europa und Nordamerika.
1. Familie. Coccosteidae. Smith. Woodw.1)
Kopjschild zusammengesetzt aus drei Paar Seitenplatten, einer grossen medianen
Orr ipital platte, auf welche nach vorne zwei Paar symmetrische Platten folgen,
wovon das vordere Paar eine oder zicei unpaare Platten umschliesst. Nasenlöcher
klein und weit vorne gelegen. Rumpf mit einer grossen, hinten zugespitzten,
dicken, innerlich mit Mediankiel versehenen Dorsalplatte, daneben zwei Paar
Lateralplatten, wovon die vorderen mit Gelenkzapfen. Bauchpanzer aus 2 — 3 Paar
Seitenplatten und 1 — 2 unpanren Medianplatten zusammengesetzt.
Coccosteus Ag. (Liognathus Newb.) (Fig. 1487). Kopf und Rumpf breit,
die Panzerplatten mit runden Höckerchen bedeckt Kopfplatten durch
ö Nähte verbunden,
nicht verschmol-
zen. Orbita in den
vorderen Seiten-
rand eingeschnit-
ten mit knöcher-
nem Sclerotica-
ring. Ausser dem
Ober- und Zwi-
schenkiefer ein
oder zwei Paar
innere Knochen (Vomer und Palatinum) vorhanden. Rumpfpanzer mit grosser
dorsaler Medianplatte, zwei Paar dorso-lateralen Platten und einem Brust-
schild, das aus zwei Paar grossen Seitenplatten , einer rhombischen Median-
platte und einer keilförmigen medianen Vorderplatte besteht. Vor dem
Bauchpanzer liegen 2 schmale Querplatten, die vielleicht den Brustgürtel
vertreten. Die Brustflossen selbst sind niemals erhalten. Rippen fehlen.
Dorsalflosse kurz. Devon v<)ld red Sandstone) von Schottland, Irland, Böhmen,
Eifel, Nassau. Petschora-I,and. C. deeipiens Ag., C. minor Miller etc.
Brachydirus v. Koenen (Fig. 14*8). Wie Coccosteus, jedoch die Brust-
flossen durch einen schlanken, hohlen Stachel angedeutet. Oberer Devon.
Bicken. Nassau.
Phlyctaenaspis Traquair, Chelyophorus Ag. Devon.
Oiccotteit* decipieni Ac.
FIr. 1187.
a Vordere Seltenplatto des Rürkonsehildei. von
Innen, b von uussen
') Traquair, R. H , On the Structure of Coccosteus deeipiens Ar
nat-hibt. 1890. 6 ser. V S. 125
Ann. Mag.
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Coeeosteiriae
657
Dinichthys Newberry (Fig. 1489). Kopf 1 m lang und 0,7 m breit.
Mittleres Hinterhauptbein dreieckig mit hinten vorragendem medianem Fort-
satz, die seitlichen Hinterhauptsplatten mit tiefen Gclenkgruben zur Aufnahme
des Gelenkkopfes der vorderen I^ateralschilder des Rückenpanzere. Orbita
am vorderen Seitenrand ausgeschnitten. Zwischenkkfer und Symphyse der
Fitr. 1488. Brachydeiru* inflatu» v Koenon
(Nach
Olk. Devon. Blöken, Na.«*au. Ke*taurirte Fijrur.
v. K o v ii e n.)
Unterkiefer mit zwei starken, zugespitzten Zahnfortsätzen, dahinter die Kiefer-
ränder gezackt. Mediane Platte des Rückenschildes sehr dick, 2 Fuss lang und
ebenso breit, auf der Innenseite mit stark vorspringendem Mediankiel und
Fitr. 14H9
AbMMuriE de*
Hrrtzrri Newberry Devot» i'Huron shales). Delaware. Ohio.
Zwixehenkiefers , Oberkiefers und l'nterkiefers. % nat. Gr. (Nach Newberry.)
am Vorderrand mit weit vorragendem schmalem Medianfortsatz; neben der-
selben liegen dreieckige oder trapezoidisehe Seitenplatten mit einem starken
Gelenkkopf am Vorderrand. Der im Umriss
länglich vierseitige ßauchpanzer besteht jeder-
seits aus einer vorderen und einer hinteren
Platte, wovon letztere am Hinterrand ab-
gerundet sind. Mehrere Arten im Devon von
Delaware und Ohio. Spärliche Reste auch
im Devon der Eifel.
Titanichthys Newb. , Macropeta-
l ic h thys Norwood und Owen. Devon. Ohio.
Homosteus Asmuss (Fig. 1490). Sehr
grosse Fische mit flachem Schädel. Orbita
ringsum knöchern begrenzt. Mediane Oeci-
pitalplatte lang, mediane Dorsalplatte des
Rumpfs breiter, als lang, hinten nicht zu-
gespitzt. Devon (Old red). Livland, Schottland.
Heterosteus Asmuss {Chelonichthys Ag).
Nur isolirte Hautschilder von riesiger Grösse
bekannt. Devon. Dorpat.
Aspidichthys , Glyptaspia Newb.,
Anomalichthys v. Koenen, Drepanaspis
Schlüter. Devon.
Die Gattungen Asterosteus Newb. aus dem Devon und Mylostoma
Newb. aus dem Carbon von Ohio sind wahrscheinlich mit den Ooecosteiden
verwandt, bis jetzt aber nur durch mangelhafte Reste vertreten.
Flu. MW.
SchtdeldMb von Homonttut
nac h einem Kxemplar au» .lern old red
Sandstone von Stromness. Orknev-
In«wln. '/» uat Gr. (Nach Ifugh Miller.
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558
Vertebrata. Pisces.
3. Unterklasse. Dipnoi. Lurchfisehe. l)
Beschuppte Fische mit Kiemen und Lungen, äusseren und inneren
Nasenlöchern, Wirbelsäule und Schädel knorpelig, der KopJ mit knöchernen
Hautplatten bedeckt. Palatoquadratum mit dem Schädel vertvaehsen;
Gaumen- und Kieferzähne wenig zahlreich, gross, mit erhabenen Kämmen.
Paarige Flossm mit langer, gegliederter knorpeliger Axe. (Archipterygium).
Schwanzflosse diphycerk oder heterocerk. Kiemenhautstrahlen fehlen.
Arterieneonus mit zahlreichen Klappen.
Das innere Skelet der Dipnoer ist überwiegend knorpelig, doch
zeigen die oberen und unteren Bögen, Rippen und Flossenträger Neigung
zur Verknocherung.
Durch die Umbildung der Schwimmblase in einen verlängerten
einfachen oder doppelten Sack mit zahlreichen, zelligen Räumen, welcher
als Lunge dient und mittelst eines kurzeu Ganges mit der vorderen
Wand des Schlundes in Verbindung steht; ferner durch besondere
Einrichtungen im Herzbau, durch die Anwesenheit innerer Nasenlöcher
und durch die Fähigkeit, längere Zeit ausser Wasser zuzubringen,
unterscheiden sich die Dipnoer so sehr von allen Fischen , dass sie
vielfach als fischähnliche Amphibien oder Schuppenlurche betrachtet
wurden. Die Entdeckung des > Barramundy ; (Ceratodns Forsten) in
den Flüssen von Queensland bestätigte die schon früher von Huxley
betonte Verwandtschaft mit den paläozoischen < 'rossopterygiern. Immer-
hin unterscheiden sie sich aber auch von diesen, wie von allen übrigen
Ganoiden und Teleostiern durcli die autostyle Finlenkung des Unter-
kiefers.
Sie zerfallen in die zwei Unterordnungen der Ctenodipterini
und Sirenoidea.
1. Ordnung. Ctenodipterini. 1 'ander.
Schädeldach mit zahlreichen kleinen glänzenden Haut-
schildern, Rumpf mit runden, dachziegelartig übereinander
liegenden Ganoidsehuppen bedeckt. Kienienspalten durch
einen oder mehrere Knochendeckel (Opercula) geschützt.
Brust und Bauch flössen qu asten form ig mit lau ger beschunpter
Axe. Zwei Rückenflossen. Schwanzflosse heterocerk. Jugu-
lar platten vorhanden.
Dipterus Sedgw. und Murch. {Catopterus, Polyphractus Ag.)
(Fig. 1491. 1492). Kleine Fische. Rumpf und Flossen mit runden, auf
dem freien Theil gekörnelten Schuppen bedeckt. Beide Rückenflossen
im hinteren Dritttheil des Körpers, die vordere viel kleiner als die
') (iiinther, Alb , De.scription of Ceratodus, a genus of Ganoid fish recently
diweovered in rivers of Queensland, Australia Philosophical TransactionB vol. CLXI
1871/72 — Huxley, 77*., ()n Oeratodus and the Classification of fishes. Proceed.
Zool. Sur. 1876 p 24. — Miall, L. C, Monograph of the Sirettoid and Crossopterygian
Ganoid». Palaeontogr. Soe. Part. I 1878. J'ander, Ch. H., Ueber die Cteno-
dipterinen des devonischen Systems. St. Petersburg 18Ö8. 4° mit Atlas in Quer-
folio. — Traquair. On the genera Dipterus, Pulaedaphus, Ilolodus, Cheirodus Ann.
Mag. nat hist. 1878 4 ser. vol XVII u. ö wer. vol. II p. 1 -- Zittel, K. A, Ueber
Ceratodus. Sitzungsber. der Baver. Akad. d Wissensch. mathem. phvs. Cl. 1886. —
Teller, Fr., l'ebrr Oratodiw \Sturi. Abhandl. geol. UeidiHanstalt. Wien 1891.
lid. XV
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Dipnoi. Ctenodipterini.
559
hintere. Brustflossen lang gestielt, quastenförmig; Bauehflossen der
vorderen, Afterflosse der hintereu Dorsale gegenüber. Schwanzflosse
heterocerk. Kopf oben und seitlich mit zahlreichen dicken, glatten und
porösen Knochenplatten bedeckt (Fig. 1492). Schädel überwiegend knor-
pelig; Basis mit breitem rhombischen Parasphenoid {PSph), an welches
Dipteru*
Flg. 1491.
Ar- Olcl red Sandstone, Bannlnkirk, Schottland.
(Nach Panel er.)
'/, nat. Gr. RestaurirL
sich jederseits ein Pterygo-Palatinum (P) anlegt, das vorn in eine drei-
eckige zugespitzte Platte verläuft, welche einem grossen dreieckigen, mit
gekerbten Radialkämmen versehenen Zahn (d) als Basis dient. Die
zwei Gaumenbeine stossen in der Mitte mit gerader Linie zusammen.
Unterkiefer solid verknöchert, jederseits mit einem einzigen grossen
Zahn auf dem Operculare. dessen erhabene Kämme vom Innenrand
fächerförmig ausstrahleu; auf der Unterseite zwei
Paar Jugularplatten.
Flg. uvj.
Dipteru* ptatijccphalut Ar. Old red .Sandstone. Bannlsklrk. Schottland A Schädeldach. B Tntcr
Helte d« Schädel» (l'Sph I'arasphenold, F l'teryjio ■ ralatinum, durch eine zuftllllKe Kniehlinlc Hinten
In zwei Stucke Betheilt, d «JaunicniahnV C lntcrkiefer (d /.ahn). (Nach I'ander.»
Vollständige, jedoch meist plattgedrückte und mehr oder weniger
verunstaltete Exemplare von Diptertis kommen nicht selten im Old red
Sandstone von Schottland vor.
Ctenodus Ag. (Fig. 1493). Wie Dipterus, aber grösser. Hinter-
haupt mit einer Occipi talplatte. Zähne mit zahlreichen Radialkämmen.
Schwanzflosse diphycerk. Jugularplatten fehlen. Schuppen sehr dünn,
vierseitig, au den Ecken abgerundet. Isolirte Zähne nicht allzu selten in
der Steinkohlenformation und im Perm von Europa und Nordamerika.
Sagenodus Owen, Megapleuron Oaudrv , Ityonodus Cope. Zwei
mediane Hinterhauptsplatten vorhanden. Zähne mit wenig Falten.
Steinkohlenformation und Rothliogendes.
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560
Vertebrata. Pisces.
PhaneropJeuron Huxley (Fig. 1494). Gaumenzähne dreieckig,
mit geraden, gekerbten Radialfalten; ausserdem die Kieferränder mit
kleinen conischen Zähncheu besetzt. Schwanz diphycerk, die lange
Dorsale in die Caudale übergehend, Aualllosse schmal, vor der Caudale.
Devon, Schottland. Canada.
FI*. 1493.
r tuberctilatu* Atthey.
formation. Kcwsham , Northumberland
Ft«7gO • I' aJ a t i n u m mit Oaumeniahnen.
7, nat. Gr. (Nach Atthey u. HftDCOOk.)
Uronemus Ag.
Carbon.
Palaedaphus
van Beneden (He-
liodus Newb.) (Fig.
1495). Nur Unter-
kiefer und isolirte
Gaumenzähne be-
kannt, Die 17 cm
grossen Unterkiefer-
zähne sind mit vier
stumpfen Kämmen
versehen. Devon.
Belgien. Nordame-
rika.
Fi*. 3495
Palaedaphus insigni» van Bonedon und de Kon
Devon I.üttleh. I'nterkiefer V« nat. Gr. rNach
Traquair) d Dentale, op Opercnlare, t Zahn,
V seitliche Grube.
Kiff. 14U4.
Phanrropleuron AntUrtoni Huxley oLI red Sandstone Dura Den,
Schottland. 7s nat. Gr. (Nach Nicholson.)
f Conchodus M'Ooy. Devon. Conchopoma Kner. Perm.
2. Ordnung. Sirenoidea.
Schädel überwiegend knorpelig, das Dach mit wenigen
grossen Hautknochen bedeckt. Rumpf mit dünnen, elastischen
Cycloidschuppen ohne knöcherne Basis. Rückenflosse sehr
lang in die diphycerke Schwanzflosse übergehend; die knor-
peligen Strahlen sehr fein und zahlreicher als ihre Träger,
welche direct mit den Dornfortsätzen articuliren. Jugular-
platten fehlen. Ausser den grossen Unterkiefer- und Gaumen-
zähnen meist noch zwei kleine Zähnchen auf dem Vomer
vorhanden.
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Ctenodipterini. Sirenoidea. 501
Von den drei hierher gehörigen Gattungen lebt Lepidosiren
in Sümpfen des Amazonenstromgebietes, Protopterus im tropischen
Afrika, Ceratodus in Flüssen von Queensland.
Ceratodus Ag. (Fig. 1496) ist mit grossen, dünnen Cycloid-
schuppen bedeckt; Kücken- und Afterflosse verlaufen in die diphycerke
Schwanzflosse. Brust- und BauchHossen haben kurze Knorpelstrahlen.
Die oberen Bögen, Dornfortsätze, Rippen und Flossenträger sind mit
dünnen Knochenhülsen umgeben. Das flache Schädeldach wird durch
zwei grosse, hintereinander liegende Medianplatten und zwei Paar Seiten-
platten gebildet. Auf der Unterseite des Chondrocraniums befindet
sich das lauget vorn rhombisch verbreiterte Parasphenoid. an welches
sich die Pterygo-Palatina anlegen. Die Gaumenbeine sind durch eine
Mediaunaht verbunden und tragen jederseits einen grossen dreieckigen,
mit Radialfalten versehenen, die Vomerknorpel je einen scharfen,
meisselförmigen Zahn. Auf dem Spleniale des Unterkiefers befindet
sich gleichfalls jederseits ein Zahn mit hohen Radialkämmen. Die
üpercula, Subopercula, der Zungenbeinbogeu und die Kiemenbögen,
dervBrustgürtel, die Rippen, die oberen und unteren Bogen und die
Flossenträger sind verknöchert, das Quadratum
knorpelig. f *'
Fjtr. U06,
Ceratodus Fortttri Krctn Burrwmmdl • uns Queensland. A Seitenansicht des Fisches, verkleinert.
B t'ntnwrtle de» Sehnde)«. C Unterkiefer (nach <i mit her)
Qu Quadratum. PSph l'arasph.noid. /'/ l'tervu'o-I'alatlniim Vo Vonier. d Zahne, na Nasenlöcher.
Hr Kiemeilhohle e Vnr.lep.te Rippe
D Ceratodu* h'aupi Ag. l.ettenkohlensandstclii. Hoheneck bei I.udwißxburjr. l uterkieferzuhn nuf
knöcherner Hasi* >/, nnt. <ir.
Beim lebenden Ceratodus {Epiceratodns Teller) haben die oberen
und unteren Zähne sechs fächeiförmig ausstrahlende Radialkämme.
Die in der Trias, namentlich im Bonebed des Muschelkalks, der Letten-
kohle und des Rhäts vorkommenden Zähne unterscheiden sich durch
ansehnlichere Grösse und abweichende Zahl der Falten von der leben-
den Gattung. Die oberen besitzen in der Regel fünf, die unteren nur
vier Radialkämme. Die älteste Art (C. arenuccus Quenst.) stammt aus
Buntsandstein, die jüngsten finden sich in Europa im Dogger von
Stonesfield, in Nordamerika, im oberen Jura von Colorado und den
Fort Union Schichten (obere Kreide) von Montana. Hin wohl erhaltener
Schädel von C. Sturi wurde von Teller aus dem unteren Keuper
von Lilienfeld und Niederösterreieh beschrieben.
Zittel, Grundzüge der ralaeontoloRle.
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562
Vertebrata. Piscea
4. Unterclasse. Ganoidei. Schmclzschupper. ')
Rumpf und Schwanz mit Oanoidschuppen bedeckt, selten nackt oder
mit Knochenplatten. Wirbelsäule knorpelig oder in verschiedenem Grade
verknöchert, Schwanzflosse diphycerk, heterocerk oder hemiheterocerk.
Paarige Flossen wohl entwickelt. Flossenstrahlen gegliedert, häufig Fulcra
vorhanden. Schädel mit Hautknochen bedeckt oder vollständig verknöchert.
Kieferstiel durch Ligament am Schädel befestigt. Muskidöser Arterienstiel
mit zahlreichen Klappen. Sehnerven nicht vollständig gekreuzt (Cliiasma).
Darm mit Spiralklappe. Schwimmblase mit Ausjührungsgang.
Bei Aufstellung der »Ordnung« der Ganoiden hatte L. Agassi z
ausschliesslich das Hautakelet berücksichtigt und unter dieser Bezeich-
nung alle Fische mit Schuppen, dio aus einer knöchernen Unterlage
und einer Schmelzdecke zusammengesetzt sind, zusammengefaßt.
Eine auf anatomische Merkmale begründete Definition der Ganoiden
suchte Joh. Müller zu schaffen. Nach Entfernung der als echte
Knochenfische erkannten Plectognathen, Lophobranehier und Siluroiden
und nach Versetzung des Lepidosiren zu den Dipnoern blieben als
echte Ganoiden noch immer eine grosse Menge fossiler und recenter
Fische übrig, welche nach Joh. Müller eine eigene Unterclasse
zwischen den Selachiem und den Knochenfischen bilden. Während
die Beschaffenheit des muskulösen Arterienstieles, die unvollständige
Kreuzung der Sehnerven, der mit Spiralklappe versehene Darm mit
den ersteren übereinstimmen, weist die Anordnung der Kopfknochen,
der Bau der Flossen und häufig auch die Verknöcherung des Skeletes
auf die Knochenfische hin. Ja nachdem 0. Voigt in Aviia einen im
anatomischen Bau ächten Ganoiden mit dünnen, elastischen Cycloid-
schuppen und vollkommen verknöchertem Skelet erkannt hatte, schien
die Grenze nach den Teleostei gänzlich verwischt. Lütkeu entfernte
die Placodermen, Acanthoden, Dipnoer und Cliondrostei aus der Unter-
classe der Ganoiden und betonte die nahe Verwandtschaft der letzteren
mit den Knochenfischen (Physostomen). Koch entschiedener gehen
Kuer, Thiolliere, Owen und neuerdings Gope und Sin. Wood-
ward vor, indem sie die Ganoiden überhaupt als eine selbständige
Gruppe unterdrücken und deren Angehörige mit den Teleostei unter
der gemeinsamen Bezeichnung Tcleostomi vereinigen.
Das auffallendste, wenn auch nicht ausschliessliche Merkmal der
Ganoiden beruht in ihrer Hautbedeckung. Keine andere Unterclasse
') Cope. Edw, Trans. Amer. Philo« Soc. 1871 XIV S. 445—4(50 u. American
Naturalist XIX, XX, XXI, XXIII (1885-89). — Huxley, Jh., Preliminary essay
upon the systeraatic urrangement* of the liebes of the Devonian Epoch. Mein. geol.
Survey U Kingdom 1861. Dec. X. — Kner, Rud., Betrachtungen über die Ganoiden
als natürliche Ordnung. Sitzungsber. d. Wiener Akad. 1866 Bd, L1V S. 519. —
Liitkm, Chr., Ueber die Begrenzung und Eintheilung der Ganoiden. Palaeonto-
graphica Bd. XXII (übersetzt aus Videnskabel. Meddelelser fra den naturhistoriske
forening; Kjöbenhavn 1868). — Müller, Joh, Ueber den Bau und die Grenzen der
Ganoiden. Abhundl. d. Berl. Akad d. Wissensch 1834 (1836). — Traquair, R. H.,
The Ganoid tishes of the British Carbouiferous l'orinations Palaeontogr. Soc. 1877.
— Vogt, C, (Quelques Observation« qui sorvent a la Classification des Ganoide». Ann.
des Hcienc nat. Zoologie 3 «er. IV. p. 53-68.
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Ganoidei.
563
der Fische besitzt Schuppen, welche aus einer dicken knöchernen Unter-
lage und einer äusseren Schmelzschicht bestehen; bei keiner anderen
Gruppe kommt eine gelenkartige Verbindung der Schuppen vor, wie
sie für die Rhombenschupper unter den Ganoiden charakteristisch ist.
Freilich gibt es auch Ganoid-Schuppen von rundlicher Form, welche
sich genau wie die Cycloid- und Ctenoid-Schuppen dachziegelartig
decken, und welche zuweilen nicht wesentlich dicker sind als die letz-
teren, allein auch diese Kreisschuppen (Catunts, Megahtrus, Macrorhipis,
Amia) zeigen unter der Schmelzdecke eine mit Knochenkörperchen aus-
gestattete Unterlage von zuweilen freilich nur minimaler Stärke. Durch
gänzlichen Mangel an Schuppen zeichnen sich die Spatulariden aus;
bei den Stören ist der Rumpf mit grossen Knochenplatten theilweise
bedeckt.
Von besonderem Interesse ist die Ausbildung des inneren Skelets
und namentlich der Wirbelsäule bei den Ganoiden. Vollkommen
knorpelig bleibt die Wirbelsäule nebst ihren Bögen und Anhängen bei
einigen Chondrostei (Acclpenser); aber schon bei Spatularia , bei den
älteren Crossophrygn , bei fast allen Heterocerken und Pycnodonten
und einem Theil der Lepidostei findet eine von aussen nach innen vor-
schreitende theilweise oder vollständige Verknöcherung der Bogen,
Dornfortsätze und gleichzeitig auch der unpaaren Flossenstützen statt,
wobei jedoch häutig noch ein knorpeliger Kern von den hohlen Hülsen
Htm.
n obere
Fi* H97.
Zwei .Schwanzwirbel von
Pycnodu* platuiu* Ag.
'.Nnch Beeke!.)
a Wirbel von EuthyniJu*. b Wirbel von Caturut furcatng.
Bosen , »p der gespaltene obere Dornfortwitz , h]/e Hypo
ple Pleiiroeeiitrum, p Pumpophyse, c Rippe.
umgeben ist. Diesen Naektwirbelnc (Fi
1497) stehen die sogenannten Halb wir
und »Hohl wir bei* gegenüber. Bei den ersteren
(Fig. 1498) tritt an der Basis der Chorda eine hufeisenförmige Knochen
platte (IJvpocentrum, Intercentrum) auf, an welche sich in der
Schwanzregion die unteren Bögen anlegen; die nach oben gerichteten
Schenkel dieser Hypocentra sind meist verschmälert und zugespitzt.
Das eigentliche Wirbelcentrum wird durch zwei seitliche, meist nach
unten zugespitzte Knochenplatten (Pleuroceutra) repräsentirt, welche
häufig dorsal verwachsen und ebenfalls einen hufeisenförmigen Halb-
ring bilden. Je nach ihrer Grösse umschliessen die Hypocentra und
Pleurocentra die weiche ungegliederte Chorda mehr oder weniger voll-
ständig; zuweilen bilden sie auch, indem sich ihre oberen und unteren
Hörner nicht zuspitzen, sondern in gleicher Breite dorsal und ventral
zusanunenstossen , zwei Halbringe, welche die Chorda vollständig
umhüllen (Fig. 1499). Bei manchen Gattungen (Eurycormus) besteht
die vordere Rumpfregion aus Halbwirbehl , die Schwanzregion aus
86«
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5(54
Vertebrata. Pisce«.
I lolil wirbeln, die au.s zwei Hälften zusammengesetzt sind. Durch vollstän-
dige Verwachsung der beiden Halbriuge entstehen einfache, hülsen-
artige Hohlwirbel (Fig. 1500). Bei den Amiaden sind die Wirbelcentren
in der Rumpf region verknöchert, amphicöl, in der Sehwanzregion aber
noch in zwei Hälften getheilt, welche den Hypo- und Pleurocentren der
Lepidostei entsprechen (Fig. 1499).
6
FiB. U99.
« Srhwnnzwirhel von Eurycormu» »pt ciotut. b Ein Stück
der Wirbelsäule von Ämia calva au* dem vorderen Abachnitt
der Caudnlrrfrfon.
Ein Stück der Wirbelsttule au»
der Schwttnxroffion mit auf-
sitzenden Böjren und Dom-
fortsAtzcn.
Eine gänzliche Verknöcherung der Wirbelsäule, wie bei den
Knochenfischen, beobachtet man nur bei den jüngsten Vertretern der
(ianoiden: den Polypteriden und Lepidosteiden. Bei den letzteren sind
die Wirbelcentren sogar nur hinten ausgehöhlt, vorne convex (opisthocöl).
Das hintere Endo der Wirbelsäule verlängert sich stets in die
Schwanzflosse. Immerhin bleibt die rein diphycerke Bildung (vgl.
S. 518) auf einige Crossopterygier (Cotlacanthidat) und (Jli&ndrostei be-
schränkt. Bei den meisten Crossopterygiern ist die Schwanzflosse
hetero-di phyccrk, d. Ii. die Wirbelsäule verläuft geradlinig, aber
die Strahlen des oberen Lappens sind schwächer und kürzer, als die
des unteren. Sehr häufig findet sich rein heterocerke, hemihotero-
cerke oder nur innerlich heterocerke, äusserlich homocerke Schwanz-
bildung (vgl. S. 519).
Bei vielen Ganoiden sind die unpaaren und zuweilen auch die
paarigen Flossen am Vorderrand mit sogenannten Fulcra, schuppen*
förmigen, mit Schmelz bedeckten Stacheln oder Platten besetzt, welche
in einer Reihe auf einander folgen und sich theilweise bedecken.
Sämmtliche Flossenstrahlen bestehen aus zwei Hälften, sind quer ge-
gliedert und distal gespalten.
Wie die Wirbelsäule, so bietet auch der Schädel sehr verschiedene
Stadien der Verknöcherung dar. Bei den Knorpel-Ganoiden beschränkt
sich dieselbe auf eine Anzahl Belegknochen auf dem Schädeldach und
der Schädelbasis. Pterygoid und Gaumenbeine sind noch verschmolzen,
der Unterkiefer und ein Theil des Zungenbeinbogens verknöchert, der
Opercularapparat schwach entwickelt, Bei den Crossopterygii, Hetero-
cereif Lepidostei und Pynwdonti steht die Verknöcherung jener der
Teleostier ziemlich gleich und auch die Zahl und Anordnung der ein-
zelnen Knochen stimmt im wesentlichen mit den letzteren überein.
Im Bau des Brustgürtels und namentlich der vorderen Extremitäten
zeigen die verschiedenen Ordnungen der Ganoiden grosse Abweichungen
und erweisen sich als vermittelnde Bindeglieder zwischen Dipnoern,
Selachiern und Knochentischen. Bei den Crossopteryyii , Chondrostei
und H'trrovcrci besteht die Clavicula noch aus drei gesonderten Beleg-
knocheu, während bei den Lepidostei, Amioidei und Pycnodonten der
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Ganoidei. Crossopterygii.
r>i;5
untere Abschnitt (Infraelavieula) vollständig mit der Clavicula ver-
schmilzt. Die hinter der Clavicula folgenden, der Scapula, dem Cora-
coideum und Präcoracoideum entsprechenden kleinen Gebilde bleiben
bei den Chondrostei und wahrscheinlich auch bei den fossilen Crosso-
pterygiem knorpelig, sind dagegen bei den übrigen Ganoiden genau
wie bei den Teleostiern verknöchert. Auch bezüglich der Lage und
Zahl der Basalstücke in den Brustflossen stimmen die meisten Ganoiden
mit den Knochenfischen überein, nur die älteren Crossopterygier be-
sassen wie die Dipnoer eine knorpelige gegliederte Axe und biseriale
Radialia.
Neben der Hautbedeckung und dem inneren Skelet gibt es noch
einige anatomische Merkmale, wodurch sich die Ganoiden als eine
selbständige Abtheilung unter den Fischen erweisen. So ist der mus-
kulöse, etwas verlängerte Stiel der Hauptarterie (conus arteriosus) im
Innern ähnlich wie bei den Selachiern mit mehreren Reihen von
Klappen versehen, welche den Rücktritt des Blutes aus der Arterie in
die vordere Herzkammer verhindern. Die Kiemen dagegen liegeu stets,
wie bei den Teleostiern, frei unter einem meist aus mehreren Knochen-
platten bestehenden Deckel. Auch durch den Besitz einer Spiralklappe
im Darme, sowie in der Ausbildung des Urogenitalsystems nähern sich
die Ganoiden mehr den Selachiern als den Teleostiern; dagegen be-
sitzen alle eine Schwimmblase mit Luftgang und zahlreiche kleine Eier.
Durch vollständige Kreuzung der Sehnerven unterscheiden sich die
Knochenfische von den Ganoiden, bei deneu die in Aeste zertheilten
Sehnerven ein sog. Chiasma bilden.
Die Ganoiden haben ihre Hauptverbreitung in paläozoischen, tria-
sischen und jurassischen Ablagerungen und werden mit Beginn des
Kreidesystems mehr und mehr durch die Knochenfische verdrängt.
Die wonigen noch jetzt oxistironden Ganoiden leben entweder aus-
schliesslich oder doch zeitweilig in süssem Wasser, während die fossilen
vorwiegend in rein marinen Ablagerungen vorkommen. Nur die ter-
tiären Ganoiden stimmen aus Süsswasserbildungen.
Die Ganoiden lassen sich in 6 Ordnungen : 1 . Crossopfcrygii, 2. CJion-
drostei, 3. Heterocerd, 4. Pycnodonti, 5. Lepidostei, 6. Amioidci eintheilen.
1. Ordnung. Crossopterygii. Huxley. Quastcnflosser.
Wirbelsäule weich oder verknöchert. Schwanz diphycerk
oder hetero-diphycerk. Paarige Flossen mit beschuppter, von
zwei Reihen äusserer Flossenstrahlen umgebener Axe. Statt
der Kiemenhautstrahlen zwei grosse Jugularplatten zwischen
den Unterkiefern, neben denen bei vielen paläozoischen
Formen noch eine Anzahl kleiner Seitenplatten und eine
mediane Vorderplatte liegen. Ganoidschuppen rhombisch
oder cycloidisch, den ganzen Rumpf und Schwanz bedeckend.
Devon bis Jetztzeit.
1. Familie. Holoptychiidae. Traquair.
Körper mit cycloiden, dachziegelartig übereinanderliegenden Ganoidschuppen
bedeckt. Wirbelsäule nicht verknöchert. Brustflossen mit langer, zugespitzter,
beschuppter Axe. Die zicei Dorsalflossen und die Anal flösse durch einen einjachen,
distal verbreiterten Träger (Axonost) gestützt, auf welchen ein bis zwei Reihen
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566 Yertebrata. Pisces.
kurzer Basalstücke (Baseoste) folgen, welche die sehr zahlreichen, /einen, äusseren
Flossenstrahlen tragen. Laterale J ugular platten , Clavicula und lnjraclavicula
vorhanden. Kopf und Kiemenregion mit glänzenden Hautknochen bedeckt. Zähne
zahlreich, conisch zugespitzt, auj den Kieferrändern stehend, ausserdem vereinzelte
grosse Fangzähne in einer zweiten inneren Reihe auf mehreren Splenialknochen.
Die Zähne ausgezeichnet durch sehr complicirte, mäandrisch gefaltete Struktur.
Die einzige hierher gehörige Gattung Holoptychius Ag. , (Glyptolepis,
Platygvathus Ag.) (Fig. 1501. 1502) findet sich im Devon (Old red Sandstone)
von Schottland, Irland, in den russischen Osteeeprovinzen, sowie in Nord-
amerika, Canada, Belgien, Böhmen, Eifel. Einzelne Arten erreichen bedeutende
Grösse. Isolirte Zähne wurden als Dendrodus Owen (Fig. 1503), Lamnodus
Ag. und Apedodus Leidy beschrieben.
Schuppe von tlolaptyehiut Fi*. 150 i.
((UupMrpin) Alter rother Dendrortu* biporcntiis \«. Devon. Fluss Aa, I.ivlnnd. a von der
Sandstein. Wik. KuwOand. Seite, 6 von unten Nat. Gr. e Querschnitt, «tarlc verirr.
(NHch Fan dar.) a von (Nach Fan der.)
aussen. <. von innen.
2. Familie. Rhizodontidae. Traquair.
Wie vorige Familie, aber Brust und Bauchflossen mit kurzer, stumpfer Äxc
Zähne conisch, wenig zahlreich, mit einer Pulpa, deren Umgebung im unteren
Theil der Zahnkrone radial gefaltet ist. Meist mehrere zahntragende Splenialia
auj der Innenseite des Unterkiejers vorhanden. Devon. Carbon.
Rhizodus Owen (Meyalichthys p. p. Ag.) (Fig. 1504). Sehr grosse, un-
vollständig bekannte Fische mit rauhen, runzeligen, eyeloiden Schuppen.
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Rhizodontidae. Osteolepidae.
5G7
Infraclavicula mit einem hingen, nach oben gerichteten Forteatz. Zahne
glatt, vorne und hinten zugeschärft Steinkohlenformation. Schottland,
Nordengland, Nordamerika.
Strepsodus Young (Dendroptychius Young, Archichthys Hancock). Grosse
und mittelgroBse Fische mit schlanken, etwas gebogenen nicht zugeschärften
Zähnen. Steinkohlenformation. Grossbritannien, Canada.
B
Flg. 1504.
Zahn von Bhitodti»
Ilibberii Ag. Stein-
kohlenfonnation.
Edinburgh. >/, mit, Gr.
Rhizodopsis Young (Dittodus,
Ganolodus , Characodus , Gastrodus
Owen) (Fig. 1505). Schuppen oval,
mit dünnem Ganoidüberzug. Zähne
rund, glatt. Wirbelsäule mit Hohl-
wirbeln. Steinkohlenformation. Gross-
britannien, Schlesien und Neuschott-
land.
Gyroptychius M'Coy, Tri-
stichopterus Egerton , Eusthen-
opteron Whiteaves, Cricodus Ag.
(Polyplocodus Pander), Sauripterus
Hall. Devon (Old red Sandstone)
von Europa und Nordamerika.
fic. im
\\ tlHamsou sp. Stelnkohlen-
formatiön Manehester. Kopf restaurirt. A von
Oben. B von imtoii. C von «Irr Seite. (Nach
TraqUftlrO p« Parietale. / Krontale, pf Post-
frontale, tq S«|unmosuni. $t Supratemporalia.
pmr Praemaxilla. ar Orbita. $o Suborhitalla. nu
Miixllla. x und r Wangenknochen, pop I'rae-
opert-ulum. op Operculum. top Suboperculuin.
md Unterkiefer, ag Angulare inandlbulac. d Dent ile.
id Jnfradentalia. j HauptkehlplatU
seitliche
Kehlplatten, mj mittlere Kehlplatte.
3. Familie. Osteolepidae. Smith Woodw.
Körper schlank, mit rhombischen Ganoidschuppen. Hohlwirbel in der Caudal-
region. Interopercula und seitliche Jugularplatlen fehlen. Brustflossen mit kurzer,
stumpfer Axe. Zähne conisch, nur an der Basis aussen gefaltet, unten und oben
in zwei Reihen stehend, die innere Reihe mit wenig grossen Fangzähnen. Devon.
Osteolepis Ag. (Tripterus, Triplopterus M'Coy) (Fig. 1506). Die Knochen
des Schädeldachs vor den Parietalia verschmolzen. Ausser den zwei grossen
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568
Vertebrata. Pisces.
Jugularplatten nur eine kleine Vorderplntte vorhanden. Zähne rund. Schuppen
glatt oder punktirt. Erste Dorsale vor den Bauchflossen. Devon. Schottland.
Thür si us Traquair. Wie vorige, aber erste Dorsale
den Ventralen gegenüber. Old red. Schottland.
Diplopterus Ag. (Devon), Megalichthys Ag.
(Centrodus M'Cov, Rhomboptychius Young, Ectosteorhachis
Cope). Steinkohlenformation.
Glyptopomus Ag. {Glyptolaemus Huxley) (Fig. 1507).
Old red. Knochen des Schädeldachs nicht Verschmolzen
und wie die Schuppen mit Runzeln und Körnern ver-
ziert. Old red. Schottland.
Fi*. 1507.
Schuppe von aiypUrptmu»
Kinnairdi Huxley. Verpr.
(Nach Huxley.)
4. Familie.
Huxley.1)
Körper mit dünnen cycloiden Ganoidschuppen bedeckt. Wirbelsäule nicht
verknöchert. Bögen, Dornfortsätze und Interspinalia der Schwanzflosse von
Knochenscheiden umgeben. Schwimmblase verknöchert. Paarige Flossen mit
kurzer, stumpfer, knorpeliger Axe. Die zwei Dorsalflossen und die Afterflossen
durch eine einfache, proximal meist gegabelte Platte getragen, auf welche bei der
vorderen Dorsale unmittelbar die äusseren Strahlen jolgen. Schwanzflosse aus-
gezeichnet diphycerk, oben und unten durch zahlreiche einfache Träger gestützt
und in einer kleinen vorspringenden Pinselflosse endigend. Nur ein Operculum
und ein Paar Jugularplatten, dagegen mehrere Splenialia vorhanden. Perm bis
Kreide.
mtiwi penictuata M*tr. Ob Juni. Zandt bei Eichstätt.
, nat. Or. j Jupularplittten. 6 Schuppen aus der o)>eren
Kum pfnidoii von Undina acutidtns. Rel«. Ebendaher.
Coelacanthus Ag. (Hoplopygus Ag., Conchiopsis Cope, Rhabdoderma
Heia). Zähne auf dem Aussenrantl der Kiefer fehlend, nur einige wenige
conische innere vorhanden. Pinselflosse vorragend Kopfknochen und
Schuppen runzelig und körnelig; die Flossenstrahlen nicht gezähnelt. Perm
und Carbon von England, Deutschland (Kupferschiefer) und Nordamerika.
Grnphiuru s Kner. Heptanema Belloti. Trias von Raibl und Perledo.
Diplurus Newb. Trias. Nordamerika.
Undina Münst. (Holopliagus Egerton) (Fig. 1508). Pinselflosse vorragend;
B&mmtliche Flossenstrahlen kräftig, breit, gegen aussen fein quergegliedert,
') Reis, () , PalaeontofEraphiea Bd. XXXV (1888) u. Geojrnostisehe Jahreshefte.
München 1892.
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Polypteridae. Chondrostei. 569
mit feinen Zähnchen am vorderen Strahl der ersten Dorsale und der Cau-
dale. Kopfknochen und Schuppen runzelig und kömelig verziert. Lias und
oberer Jura.
Libys Münst., Coccoderma Qucnst. Ob. Jura.
Macropoma Ag. Maxilla, Vomer und Palatina mit conischen Zähnen.
Pinselflosse nicht bekannt. Flossenstrahlen kräftig, distal nicht verbreitet
und wenig gegliedert; Dorsale und Caudale am Vorderrand gezähnelt.
Turon und Senon. England, Frankreich, Sachsen und Böhmen.
5. Familie. Polypteridae. Huxlcy.
Körper mit dicken, rhombischen Ganoidschuppen bedeckt. Wirbelsäule und
ganzes Innenskelet verknöchert. Schwanz diphycerk, Brustflossen mit kurzer,
stumpfer Axe, die zahlreichen, kurzen, fächerartigen Basalia an zivei divergirende
Knochenstücke (Propterygium und Metapterygium) und an ein medianes Mesopte-
rygium befestigt. Rückenflosse einfach, ungemein lang, die stachelartigen Strahlen
durch die gleiche Anzahl von Trägern gestätzt. Nur zwei Jugularplatten vorhanden.
Zähne spitzconisch , mit
einfacher Pulpa.
Hierher die zwei in
Flüssen des tropischen
Afrika lebenden Gat-
tungen Polypterus
(Fig. 1509) und Cala- Fi*, uro.
moichthys. PolypUm» BicMr, Geoflroy. Oberer Nil.
2. Ordnung. Chondrostei. Knorpelganoiden. ')
Inneres Skelet und Schädel knorpelig; Kopf mit knöcher-
nen Hautschildern bedeckt. Rumjri nackt oder mit Reihen
von knöchernen Platten. Kicmenhautstrahlen häufig fehlend.
Kiemendeckel schwach entwickelt; Zähne klein oder fehlend.
I nfraclavicula Vorhände n. Schwanzflosse heterocerk (selten
diphycerk); oberer Lappen meist mit rhombischen Knochen-
schuppen. Bauchflossen mit einer ganzen Reihe von knorpe-
ligen Basilarstücken. Nur eine Rücken- und Afterflosse vor-
handen. Trias bis jetzt.
1. Familie. Chondroeteidae. Smith Woodw.
Parietalia und Frontalia paarig; neben den Parietalen ein grosses Squa-
mosus. Kiefer zahnlos. Kiemenhautstrahlen vorhanden. Operculum klein, Sub-
operculum gross. Körper nackt, nur der obere mit Fulcren besetzte Lappen der
Schwanzflosse mit länglichen, haj erkor nähnlichen Ganoidschuppen bedeckt. Rücken-
flosse über der Bauchflosse.
Einzige Gattung Chondrosteus Egerton im unteren Lias von England.
• 2. Familie. Aooipenseridae. Störe.
Grosse, langgestreckte Fische mit verlängerter Schnauze und zahnlosem Maul.
Parietalia und Frontalia gross, unpaar, gekörnelt. Rumpf mit fünf Längs
reihen von gekielten Knochenschildern. Kiemendeckel (Opercula) unvollkommen
entwickelt, die Kiemenöffnuwj nicht vollständig bedeckend. Kiemenhautstrahlen
vorhanden. Schwanzflosse ausgezeichnet heterocerk, der grosse obere Lappen mit
Fulcra versehen Rücken- und Afterflossen durch zwei Reihen von Flossenträgem
(Axonoste und Baseoste) gestützt.
') Woodward, Smith A., On the Palaeontology of Sturgeons. Proceed Geol.
Association, vol. XI p. 24.
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570
Vertebrata. Pisces.
Von den zwei lebenden Gattungen {Accipenser (Fig. 1404) und Scaphi-
rhynchus) leben die Störe in den Meeren der nördlichen Hemisphäre, von wo
sie in die Flüsse Europas, Asiens und Nordamerikas aufsteigen. Fossile Reste
sind selten. Eine eoeäne Art aus dem Londonthon (Accipenser toliapicus Ag.)
wird schon von Agassiz erwähnt. Isolirte Reste des Kopf- und Hautekeletes
sind aus dem oberen Lias von Whitby, Yorkshire (Gyrosteus) und aus
der oberen Kreide von Kent (Pholidurus) beschrieben.
3. Familie. Polyodontidae. Löffelstöre.
Schnauze sehr lang, spateiförmig. Haut nackt, nur der obere Schwanzlappen
beschuppt. Kiefer mit kleinen Zähnchen besetzt. Parietalia und Fronialia un-
paar. Kiemenhautstrahlen jehlen.
Von den zwei lebenden Gattungen findet sich Polyodon (Spatularia)
im Mississippi, Psephurus in chinesischen Flüssen. Eine fossile Gattung
Crossopholis Cope im Eocän von Wyoming.
4. Familie. Belonorhynchidae. Sm. Woodw.1)
Schnauze verlängert, zugespitzt. Parietalia und Frontalia unpaar, davor
ein langes Ethmoidale. Kiefer mit zahlreichen conischen Zähnen von verschiedener
Grösse. Kiemenhautstralden vorhanden. Schwanz diphycerk. Rumpf mit vier
Längsreihen von kleinen, gekielten, schuppenartigen Platten. Flossenstrahlen der
Dorsal und Analflossen zahlreicher als die Träger. Trias. Lias.
Klgr. 1510. Btlowrkynchut itriolatus Bronn. Kenper. Riiibl, Kftrothen. (Nat. Cr.)
Belonorhynchus Bronn. (Ichthyorhynchus Bellotti, Saurorhynchus Reis)
(Fig. 1510). Körper lang und schlank; Bogen und Dorn fortsätze der Wirbel-
säule verknöchert. Unterkiefer sehr hoch. Kopfknochen aussen gestreift,
runzelig oder netzförmig verziert. Rücken- und Afterflossen einander gegen-
über, weit hinten. Schwanzflosse diphycerk, hinten gerade abgestutzt. Von
den vier Reihen dachziegehirtig auf einander liegenden,
4 k gekielten Hautschildern befindet sich eine auf dem Rücken,
In die andere auf dem Bauch, und je eine kleinere auf den
Seiten. Die Schuppenreihen theilen sich zuweilen in zwei
oder drei Aeste. Irias der Alpen (Raibl, Perledo, Seefeld)
zahi/vou ''sourfeA- una" Australien (Hawksbury) und Lias von Mitteleuropa
thy» acuminatiu a«. (Belonostomus acutus Ag.). Die als Saurichthys Ag.
HonÄrttLmbernBath' (Fi8- 151 l) beschriebenen Zähne, Schädel und Kiefer aus
dem Muschelkalk, Keuper und Rhät gehören wahrscheinlich
zu Belonorhynchus.
t
3. Ordnung. Heterocerci. Zitt.*)
Schuppen rhombisch oder rhombo id isc h , selten cyeloi-
disch. Wirbelsäule weich, jedoch Bögen, Dornfortsätze,
') Wooduard, Smith A., The fossil fishes of the Hawkesbury Serie«. Mem.
Gcol Survcv New South Wales. Palaeontologv Nu. 4. 1890. — Itets, (>., Geognost.
Jahreshefte. München 1891. IV.
*) Traquair, R. II., The Ganoid fishes of the British carboniferouB formations.
Palaeontogr. Society 1877. vol. I — On Amblypterus, Palaenniscus, Gyrolepis and
I'ygopteruö. Quart, journ. pcol. Soc. 1877. vol. XXXIII q. 548—579. — Report on
fossil nahes collected in Eskdale and Liddesdale. I. Ganoidei. Trans. Roy. Soc.
Edinburgh 1881. vol. XXX.
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Heterocerci. Palaeoniscidae.
571
Flossenträger und Rippen verknöchert. Schwanzflosse hetero-
cerk. Kiemendeckel gross; Kiemenhautstrahlen zahlreich.
Inf raclavicula vorhanden. Unpaare, häufig auch paarige
Flossen mit Fulcren besetzt Flossenstrahlen der Dorsale und
A nale gegliedert, zahl reicher als ihre Träger. Devon bis Jura.
Die Heterocerci stehen im Skeletbau und in der Beschaffenheit der
unpaaren Flossen den Chondrostei so nahe, dass sio Traquair mit
denselben zu einer gemeinsamen Ordnung (Accipenseroidei) vereinigt.
Im ganzen Habitus, in der Ilautbedeckung des Kopfes und Rumpfes
und in der Ausbildung der paarigen Flossen stimmen sie mit den
Lepidosiei überein. Die Chondrostei, Heterocerci, Lepidostei und Pymo-
donti stellen wahrscheinlich vier verschieden specialisirte Ausläufer
einer gemeinsamen Grundform dar.
1. Familie. Palaeoniscidae. Vogt emend. Traquair.
Körper schlank, verlängert, mit rhombischen, selten cycloidischcn Oanoidschuppen.
Hautknochen des Kopfes mit Schmelz überzogen. Rippen fehlen. Fulcren kräftig.
Zähne klein, conisch oder griffelartig. Devon bis ob. Jura.
Cheirolepis Ag. Sehuppen winzig klein, rhombisch oder fast quadra-
tisch, in Reihen angeordnet. Rückenflosse hinter der Afterflosse. Kiefer
mit einer äusseren Reihe winziger und einer inneren Reihe stärkerer Zähne.
Devon (Old red Sandstone). Schottland, Russland.
Canobius, Oonatodus Traquair. Steinkohlenformation. Schottland.
Amblypterus Ag. Flossen mit schwachen Fulcren. Zähne klein.
Schuppen glatt. Rothhegendes. Saarbecken, Rheinpfalz, Böhmen, Frankreich.
A. latus Ag., A. Duvernoyi Ag. sp.
Eurylepis Newb. (Fig. 1512). p
Kleine Fische mit kleinen Flossen;
die Flossenstrahlen distal nicht ge-
theilt, die Caudale schief abge-
stutzt. Zähne klein. Schuppen
verziert, am Hinterrand gezackt;
zwei oder mehr Schuppenreihen,
auf den Seiten durch ansehnliche
Höhe ausgezeichnet. Steinkohlen-
formation. Ohio.
Nematoptychius , Rhadi-
nichthys Traquair, Cycloptychius
Young. Steinkohlenfoimation.
Pygopterus Ag. Kupfer- £urj/lepi» tuberculatu» Newb. Carbon. Linton, Ohio.
schiefer.
Palaeoniscus Blv. emend. Traquair (Fig. 1513). Schlanke, massig
grosse, bis kleine Fische. Zähne zugespitzt, von verschiedener Grösse.
Flossen klein, die Strahlen gegliedert und distal gespalten. Dorsale vor den
Analen. Schuppen rhombisch, mit unregelmässigen Querfurchen. Sehr
häufig im Kupferschiefer von Thüringen und Riechelsdorf, Hessen, sowie
im oberen Perm von England, Frankreich und Russland.
Elonichthys Giebel (Rhabdolepis Troschel, Cosmoptychius Traquair)
(Fig. 1514. 1515). Zähne von verschiedener Grösse. Flossen gross, die Strahlen
distal gespalten mit Fulcra Dorsale vor der Analen. Schuppen rhombisch,
quer sculptirt. Steinkohlenformation und Rothliegendes von England,
Schottland, Nordamerika, Rheinpreussen, Böhmen, Sachsen.
Acrolep is Ag. Steinkohlenformation von England und Kupferschiefer
von Deutschland.
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572
Vertebrata Pisoes.
Oyrolepis kg. (Fig. 1516). Vordere Strahlen der Brustflossen un
gegliedert. Operculum lang und
schmal. Schuppen mit schiefen, wellig
FlK. 1513.
PalaronUcxu Freiadtbaxi Blv. Au« dem Kupferschiefer von
Mechelsdorf. A Kopf restaurirt B SchulterKurte] restaurirt
(mich TraqiiRir). pt I'osttemporale, sei Suprnelavieula, pcl
l'ostclavieula, cl Clavieuln, iel Infmclavieula. C Schwanz!!«]
(nat. Gr.)
na. ish.
Schupp« von
Etonichthi/s (Coftnoptychitu)
Ar. sp. (Nach Traqualr.)
, b von innen.
1
Flg. 1616.
pterm Brot
von Lebach bei Saarbrücken.
Ii- 1516,
Schuppen von üyrolepi*
ornatu* Gieb. Muschelkalk.
KeperatÄdt , BraunitchweiK.
(VerRT. nach Dnmes.)
Eloitirhthyt iKhnbdulcpui macropteru* Broun. *p. Aus dem Kothliegenden
(Nach A Rassle.)
gebogenen Querrunzeln. Häufig im Muschelkalk und Bonebcd ; jedoch meist
nur isolirte Schuppen.
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Palaeoniscidae. Platysomidae. 573
Myriolepi s Egerton. Trias. Australien. Äther stonia Sm. Woodw.
Trias (Karoo Formation). Südafrika. Catopterus Redfield. Trias. Nord-
amerika.
Dictyopyge Egerton. Zähne klein. Dorsale gerade über oder etwas
vor der Analen. Schuppen rhombisch, glatt, oder mit wenigen schiefen
Furchen. Schwanzflosse fast gleichlappig, der obere Lappen mit Schuppen.
Ob. Trias. Coburg, England, Nordamerika (Virginien), Südafrika und
Australien (Hawkesbury).
Oxygnathus Egerton (Trissonotus, Cosmolepis Egerton). Flossen gross,
mit kleinen Fulcren. Die Strahlen der Brustflossen nur distal gegliedert.
Dorsale vor der Analen. Schuppen klein, dick, schief sculptirt. Unt. Lias.
England.
Centrolepis Egerton. Unt. Lias.
Coccolepis Ag. Kleine Fische mit dünnen, abgerundeten, dachziegel-
artig über einander liegenden Schuppen. Fulcra schwach oder fehlend.
Dorsale vor der Analen, üb. Jura von Bayern (lithographischer Schiefer)
und England (Purbeck).
2. Familie. Platysomidae Traquair.
Körper seitlich zusammengedrückt, hoch, oval oder rhombisch ; Schuppen höher
als breit, rhomboidisch, auf der Innenseite mit einem dem Vorderrand parallelen
Kiel und einem Stachel am Oberrand. Rücken- und Ajterflossen sehr lang,
BaucMossen klein. Mundöffnung klein, Hyomandibulare jast senkrecht. Flossen
mit Fulcren besetzt. Zähne klein, spitz oder stumpf conisch.
Sämmtliche Platysomiden gehören der Steinkohlen- und permischen
Formation an.
Eurynotus Ag. (Plectro-
lepis Ag.). Körper breit, spin-
delförmig. Brustflossen gross.
Rückenflosse sehr lang, über
der Bauchflosse beginnend
und bis zur Caudale reichend.
Zähne kurz , stumpfconisch
bis kugelig. Steinkohlenfor-
mation. Schottland, Irland,
Belgien.
Mesolep is Young, War-
dich thys Traquair. Stein
kohlenformation. Schottland.
Cheirodus M'Coy (Am-
phicentrum Young) (Fig. 1517).
Körper hoch , rhombisch.
Brustflossen winzig, Bauch-
flossen fehlend. Rücken- und
Afterflossen sehr lang. Zähne
fehlen, jedoch Pterygoid und
Spleniale mit gezacktem Rand.
Carbon. England.
Che irodopsis Traquair.
Carbon. Schottland.
Platysomus Ag. (Fig. 1518. 1519). Körper hoch, rhombisch oder gerundet.
Brust- und Bauchllossen klein. Zähne klein, griffeiförmig. Steinkohlen-
formation von England und Nordamerika. Kupferschiefer von Deutschland
und Magnesian limestone von England.
Fig. 1517,
Cheirodu* ffranulomm Yuutiv sp. Sti-Inknhlt'iifonnntion.
North • StoironUhire. KeMatirirt. (Nach Traquair.)
ftmx l'nu'muxilla, u,x Maxilla, t Kthmoideutn, n Nasen-
btlnunif, or Augenhöhle, So Suborbital in, at l*raefr<>ntak',
pf I'ustfronUUe, / Stirnbein, j> Scheitelbein, »i/ Squamnxum,
jit I'osttomporale, np Operenlnm, /><//> l'roeoperenluiii, (op
lntcrojiereiiltitn, d Dentale, </<.' Anpnlare, br Itrnnehlostepilia,
»cl Suprarhivkula, cl (lavieula, irl hifhu laviculn.
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574 Vertebrata. Pisces.
? Doryplerus Germ. Kupferschiefer von Riechelsdorf und Perm von
England.
Platytomu* itriatu» Ak. Ma^nesian llmtictone. Kilian«!.
ReMuurirt nath Traquair. ('/« nat. Gr.)
4. Ordnung. Pycnodonti. Lütken.
Körper seitlich zusammengedrückt, sehr hoch, oval.
Schmelzschuppen rhomboidisch, höher als lang, dünn, innen
mitstark verdicktem, leistenartigem Vorderrand. Die Leisten
bilden continuirliche Hautrippen. Chorda persistirend;
Rippen, Bögen und Dornfortsätze solid verknöchert. Schwanz-
flosse äusserlieh homocerk, innerlich heterocerk. Bauch-
flossen klein. Rücken- und Afterflossen sehr lang. Fulcren
fehlen. Träger der unpaaren Flossen von gleicher Zahl, wie
die gegliederten Strahlen. Nur ein Kiemendeckel vorhanden.
Kiemenbögen mit ungeanein zahlreichen, dicht gedrängten
Knochenfäden besetzt. Oberkiefer dünn, hinten ausgebreitet,
zahnlos; Gaumen und Pflugschaarbeine verwachsen mit fünf
Reihen rundlicher oder ovaler Mahlzähne. Zwischen kief er
mit zwei bis vier meisselförmigen Vorderzähnen. Unterkiefer
aus einem grossen, mit hohem Kronfortsatz versehenen Oper-
culare und einem kleinen, in eine äussere Rinne des letzteren
eingefügten und die Schnauze bildenden Dentale (>Vorkieferc)
bestehend. Auf dem Operculare drei, vier, fünf oder mehr
Reihen von Mahlzähnen; auf dem Dentale zwei bis vier meissel-
förmige Vorderzähne. Clavicula mit breitem, ovalem, kurz-
festieltem, nach unten gerichtetem Fortsatz. Inf racla vicula
ehlt.
Die Pycnodonten sind wahrscheinlich Abkömmlinge der l'laty-
somiden, von denen sie sieh hauptsächlich durch die Bezahnung und
die Beschaffenheit der Kieler unterscheiden. Sie finden sich in Jura,
Kreide und Eocän von Kuropa und Nordamerika
Oyrodus Ag. (Fig. 1520—1523). Körper oval, gleichmäßig beschuppt.
Schnauze steil abfallend. Schwanzflosse gleichlappig, tief gespalten. Auf
dem Vomer-Palatinum stehen 5 Reihen bohnenförmiger , rundlicher Zähne,
deren gewölbte Krone einen runzeligen Rand und ein vertieftes Centrum
besitzt. Die Mittelreihe ist viel stärker als die Nebenreihen. Das Operculare
des Unterkiefers trägt vier Reihen von Zähnen; das Dentale (Vorkiefer) drei
dicke, meisselförmige Vorderzähne. Häufig im oberen Jura (lithographischem
Schiefer) von Solnhofen, Eichstädt, Kelheim, Cerin, Ahl; ferner im Dogger
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Pycuodonti.
575
(Bathonien) von Caen, Calvados und England; Kimrneridge von La Joux
(Neuchatel), Hannover, Solothurn, England, im Portlandien von Boulogne-
Biir-Mer, im Tithon von Sicilien, im Wealden von England und Braunschweig,
Fi» 1521.
a, b (iyrodu* I ilatun.* Wngn. Ob, Juru.
Kelhelm. Kine Schuppe a von innen,
6 von auwa. (Nnt. Ur.)
Via. 1522.
Uyrodu* titaniut
Wapn. Ob. Jura.
KHhelni.
(»miEnfiiphitt«-
mit /Ahnen.
(Nat. <ir.)
FiK-
Gyrodxu titaniut Wann.
Rechter l'nterkleferiist
i Spien lale)
mit vier Zahn reihen.
Ob. Jura. Kelhelm.
(Nat Gr.)
FU?, IBM).
Kopf von Gyrodu* macrophtfialmu* Ajr aus «lern litho-
graphischen Schiefer von Kelheim. Bayern.
fr Stirnbein, rlh Ethmohleum , p/r Rlntentfrnbeta,
$q 8<iuanio«nm, pa Scheitelbein . pt l'imttemponilia,
ms Oberkiefer, pmx Zwischenkiefer, O Augenhöhle,
#c ScleroticarltiR, md t'nterkiefer, op Opcrculum,
»cl Huproclavicnla, et Clnvicula, r SchlcitncanlUe.
im Neocomien der Schweiz (St. Croix) und
in der oberen Kreide von England. Einzelne
Arten aus dem lithographischen Schiefer
(0. titanius Wagner) erreichen eine Länge
und Höhe von 1 m.
Microdon Ag. (Fig. 1524, 1525).
Schupjien in der hinteren Körperhälfte sehr
dünn, häufig fehlend. Schwanzriosse am Hinterrand abgestutzt, Vomer-
Palatinum schmal, mit fünf Reihen vierseitiger, abgeplatteter und glatter
Zähne. Zwischen die grossen Zähne der Mittelreihe schieben sich alternirend
die kleineren Zähne der beiden inneren Seitenreihen ein. Operculare des
Unterkiefers mit einer Reihe grosser, quer vierseitiger, glatter Zähne, welche
nach innen von einer, nach aussen von zwei Reihen kleinerer Zähnchen
begrenzt ist. Ob. Jura (Lithographischer Schiefer) von Bayern und Cerin,
Ain. Im Korullenoolith und Kimrneridge von Hannover und Solothurn und
in Purbeckschichten von England.
Mesodon Wagner. Wie Microdon, aber Zähne auf Vomer Palatinum in
fünf Reihen ; die grosse Zahnreihe des Unterkiefers von drei bis
lären Reihen kleiner Zähnchen begrenzt. Lins bis untere Kreide
vier irregu-
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576
Vertebrata. Pisces.
Oben fünf, unten
Mesiurus Wagn. Ob. Jura.
Stematodus Heckel. Klein, ähnlich Microdon.
drei Reihen rundlicher, fast gleich grosser Zähne. Untere Kreide von
Castellamare. _ , _
Coelodus
Heckel (Fig. 1526).
Schwanzflosse in
der Mitte entweder
seicht ausgeschnit-
ten oder convex
und jederseits vom
centralenTheil mit
schwacher Aus-
buchtung. Gau-
menzähne mit
einerReihe grosser,
quer elliptischer,
glatter Mittelzäh
ne und jederseits
zwei Nebenreihen
kleiner Zähnchen.
Von den Zähnen
des Unterkiefers
zeichnet sich eine
Reihe durch an-
sehnliche Grösse
und quer ver-
längerte Form aus.
Untere Kreide von
Istrien, Dalmatien,
Süd-Italien, Eng-
land, sowie in Ce-
noman und Turon
von Europa und
Nordamerika.
Fi* 1*24.
Microdon Wa<jneri TliiolHere. Ol.. Jura, Cetil», Aln-lKp. </. DM. «Jr.
(Nach Thiolliere.
Palaeobalistum Blv. Obere Kreide und Eocän.
Pycnodus Ag. Körper länglich, mässig hoch. Rückenflosse viel länger
als Afterflosse. Schwanzflosse zweimal seicht ausgebuchtet. Schuppen dünn,
Fi». va\
Gaumen Bild ünterkSefet von Microdon eleaaru Air. Ob.
Jura Ktlhcim. Hay«*rn. W iir n Vnm.T - l'<i!.itinnm,
h Uaupizalin|ilHlti-n <l«s rntcrkU-ferw f*p)onlall»), cVurrt«-
zahm« L*nt«Tkli-r«>rf von iiuu-ii, d <lies«'lb<-n von answn.
flg. VW.
Cottodu* Munnteri \k. (irunsaiul.
Kelhelm.
a l'iUHrkii'frrsahnc, b Vomoirlattc,
Daten, <r von <ier Befte.
leicht abfallend. Zähne der drei Mittelreiben des Gaumens rundlich, die
der zwei Aussenreiben etwas grösser, elliptisch. Unterkiefer mit drei Zahn-
reihen, die innere quer elliptisch. Eocän.
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LepidoBtei. Stylodontidae.
577
5. Ordnung. Lepidostei. Huxley.1)
Körper mit rhombischen oder rhoimboidischen , in schiefen
Reihen geordneten und gelenkig verbundenen Schmelz-
schuppen bedeckt. Schwanzflosse hemi-heterocerk. Wirbel-
säule in den verschiedensten Stadien der Verknöcherung.
Unpaare, zuweilen auch paarige Flossen mitFulcren. Kiemen-
hautstrahlen zahlreich, öfters eine mediane Jugularplatte
vorhanden. Stets alle vier Kiemendeckel ausgebildet; zwischen
Praeoperculum und Augenhöhle mindestens eine Reihe von
Postor bitalia. Inf raclavicula fehlt. Träger der unpaaren
Flossen ebenso zahlreich , als die gegliederten Strahlen. Zähne
zugespitzt oder kugelig.
Zu den Lepidostei gehören die in den Flüssen Nordamerikas ver-
breiteten Knochenhechte, sowie eino grosse Anzahl fossiler Gattungou
aus mesozoischen Ablagerungen. Sie stehen den Palaeonisciden ausser-
ordentlich nahe und repräsentiren ein in der Verknöcherung des
inneren Skeletes weiter vorgeschrittenes Stadium der als persistente
Jugendformeu desselben Typus zu betrachtenden Palaeonisciden. Mit
Ausnahme einer einzigen Gattung aus pennischen Ablagerungen (Acentro-
phorus) sind die Lepidosteiden in Europa und Nordamerika auf Trias,
Jura, untere Kreide und Tertiär beschrankt. Ihre Hauptverbreitung
fällt in die Juraperiode. Sind die Lepidosteiden einerseits mit den
Palaeonisciden eng verbunden, so stehen sie andererseits auch den
Amiaden so nahe, dass eine scharfe Abgrenzung gegen dieselben schwer
durchführbar ist.
1. Familie. Stylodontidae. Gr if feizäh ner.8)
Schwanzflosse äusserlich und innerlich ftemi-heterocerk, oberer Lappen weiter
beschuppt, als der untere. Sämmtliche Flossen mit Fulcrensaum. Kiefer und
Vomer mit mehreren Reihen von Zähnen; die der äusseren Reihe griffelförmig.
Wirbelsäule aus Halbwirbeln oder Hohlwirbeln bestehend.
Acentrophorus Traquair. Perm. England. Ischyropterus Egerton.
Trias. Connecticut.
Semionotus Ag. (Fig. 1527). Körper länglich, massig hoch. Schuppen
rhombisch, Rückenflosse hoch und ausgedehnt, die übrigen Flossen klein.
Oberer Lappen der Schwanzflosse beschuppt. Häufig im Keuper von
Franken und Thüringen ; in der Trias der Alpen (Perledo, Seefeld), von Italien
und Südafrika.
Dapedius de la Beche (Amblyurus Ag. , Aechmodus Egerton) (Fig.
1528, 1529). Körper rhombisch eiförmig, seitlich zusammengedrückt;
') Egerton, Sir Phil. Greg, Memoire of the Geolog. Survoy of the l'nited
Kingdom. Figures and descriptions of organic remains. Decad. VI. VIII. IX.
XIII. — Kner, R. , Die Fische der bituminösen Schiefer von Raibl in Kärnthcn.
Sitzgsber. d k. k. Akad. d. Wiss. Wien 186«. Bd. Uli S. 162 u. Nachtrag 18ti7
Bd. LV 8. 718 — Die fossilen Fische der Asphaltschiefer von Seefeld in Tyrol.
Sitzgsber. Wien. Akad. 1866. Bd. LIV S. 303. Nachtrag ibid. 1867. Bd.LVI S. b<J8.
— Vetter, B., Die Fische aus dem lithographischen Schiefer im Dresdener Museum.
Mittheilungen aus dem kgl. Museum in Dresden. 1881.
•) Strüver, J., Fossile Fische aus dem Keupersandstein von Coburg. Zeitschr.
der deuteeben geol. Ges. 1864 XVI. S 303. — Wogner, A., Die Griffelzahner
(Stylodontes), Gelehrter Anzeiger der k. bayer. Akad. 1860 Bd. 50 S. 81. — Deecke, W.,
PalaeontographicÄ 1888. Bd. 35.
Zittel, GrundxGge der Palaeontologie. 37
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578
Vertebrata. Pince«.
Schuppen rhombisch oder rhomboidiseh, in der Mitte der Flanken höher
als breit, dick, schmelzglänzend, glatt oder verziert. Alle Flossen mit
m
Fig. 1628.
Ag. Boll, Württemberg. Vi nat Gr. (Nach Que nstedt)
b. e Zahne uat Gr.
-TT
Fl»,'. 1527.
.SYmionoiu* AVi/>// Fnws. Keuper (Stubonnand«tcin).
Stuttgart. */i nat. Gr. (Nach Kr«»».)
Schindeln besetzt, deren Hälften gegen
die Spitze zu fest verwachsen. Rücken-
flosse von ansehnlicher Länge, in der
Mitte des Rumpfes beginnend ; Brust-
und BauchfloBsen klein, Afterflosse ziem-
lich gross, der Rückenflosse gegenüber.
Schwanzflosse schwach ausgeschnitten ;
Opereulum, Suboperculum und Inter-
operculum gross, bogenförmig angeordnet;
Praeoperculurn entweder vollständig ver
steckt oder nur als schmaler Streif über
dem Interoperculum sichtbar. Augen von
einem geschlossenen Ring von kleinen,
vierseitigen Plättrhen (co) umgeben, hinter
denen 5 bis 8 Postorbitalia (so Wangen-
platten) folgen. Auch die Supratempo-
ralia (st) und Posttemporalia sind in
grösserer Zahl entwickelt. Sämmtliche Kieferknochen aussen mit keulen-
förmigen, innen mit kleinen, fast bürstenförmigen Zähnen besetzt. Zwischen
den blattförmigen Kiemenhautstrahlen eine mediane Jugularplatte. Trias
der Alpen (Seefeld, St. Cassian). Häufig im unteren Lias von England und
im oberen Lias von Württemberg (Boll, Holzmaden), Franken (Banz), Nord-
frankreich (Calvados) (D. pholidotus Ag., D. caelatus Quenst); auch in den
Gondwana Schichten von Ost-Indien.
Ho moeolepi s W&gn. Ob. Lias. Boll. Crenilepis Dam«. Trias.
Fit! I.VJ'J.
Kopf von Dapnliut. (Nach Traquair.;
/ Stirnbein, p Scheitelbein, n,t Nasenbein,
t<f Schuppenboin, ti vordere Nackenplatten
(Supratemporaliai . ]>t hintere Kackenplatte
f|ii>sttoinporaU'), pmx Zwtachenkiefer, ult Ober-
kiefer, co Innerer Aujrenring (t-irctnnorhitaliio.
»o äusserer Augenring (Wangenplatten, l'«>st-
orbittillit i, op ( »pereuluni, *«p .Suhupcri-ulnm,
Uip Interoperculum. Zahnlieln, »g Kckhein,
6r mittlere Kchlplattc, br Kieiuenhautstrahlen,
et «lavieula, *cl Suprai-lnvioula.
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Stylodontidae. Sphaerodontidae. 579
Cleithro lep i s Egerton. Jura (?). Neu-Südwales.
Tetragonolepis Bronn (Pleurolepis Quenst.). Kleine, ovale oder fast
kreisrunde Fische mit kleinen Brust- und Bauchfloseen. Die Rücken- und
Afterflossen Behr lang, die Strahlen durch Träger gestützt, wovon je zwei
zwischen zwei Dornfortsätzen eingeschaltet sind. Schuppen rhomboidisch,
am Vorderrand leistenartig verdickt und Hautrippen bildend. Kiefer mit
griffeiförmigen Zähnchen. Ob. Lias von Württemberg, Franken und England.
T. semicinctus Bronn.
2. Familie. Sphaerodontidae. Wagner.1)
Schuppen dick, rhombisch. Schwanzflosse hemi-heterocerk. Alle Flossen mit
Fulcren besetzt. Oberkiefer, Unterkiefer, Gaumenbein und Vomer mit mehreren
Reihen halbkugeliger, Zwischenkiefer mit stumpf conischen oder meiseljörmigen
Zähnen. Trias bis Kreide.
Colobodus Ag. (Asterodon Münst. , Gyrolepis p. p. Ag. , Tholodus
Meyer, Dactylolepis Kunisch). Kopf etwas niedergedrückt, vorne gerundet.
Zähne halbkugelig, im Centrum der Krone eine zitzenartige Erhöhung.
Schuppen rhombisch, mit parallelen Rippen, am Hinterrand gezähnelt. Im
Muschelkalk und Lettenkohle häufig.
Flg. 1531.
Lepidotus notoptrrus Ag. Lithographischer Schiefer. Solnhofcn. V» nat. Gr.
A c D
x unpaare Rückenschuppc, y erste &«Ra1schuppe <ter Rückenflosse, // l'ulcren-
stucke, z und i' HeiteiiM-huppen.
Die Gattungen Nephrotus, Cenchrodus , Omphalodus, Hemilopas
Meyer und Sargodon Plieninger (Fig. 1530) sind für rundliche oder meissel-
förmige Zähne aus der Trias errichtet.
Lepidotus Ag. (Sphaerodus p. p. Ag., Plesiodus Wagner) (Fig. 1531, 1532),
Körper länglich, gedrungen, mit dicken, glatten oder querverzierten Schuppen.
') Quenstedt, F. A., lieber Lepidotus im Lias e. Tübingen 1847. — Sauvage,
H. E„ Mem. sur les Lepidotus maximus et palliatus. Mein. soc. g^ol. Fr. 1877.
3. ser. vol. I. — Meyer, H. v., Fossile Fische aus dem Muschelkalk. Palaeonto-
graphica Bd. I. — Dames, W., Die Ganoiden des deutschen Muschelkalks. Palaeont.
Äbh. 1888 Bd. IV.
37*
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580
Vertebrata. Pisee».
Brustflossen gross. BauchÜossen klein , die grosse Rückenflosse über der
Bauchflosse. Schwanzflosse bald tief, bald schwach ausgeschnitten. Alle
Kopfknochen mit Schmelz überzogen, glatt oder gekörnelt. Operculum
gross. Zähne halbkugelig bis stumpf-conisch. Häufig in Trias, Jura und
unterer Kreide von Europa und Asien (Deccan).
3. Familie. Saurodontidae. Zitt.
Körper schlank, mit rhomboidischen Schmeleschuppen. Schwanzflosse äusser-
lieh homocerk oder hemi-heterocerk. Fuhren schwach entwickelt. Zähne zugespitzt
kegelförmig. Wirbelsäule mit Halb- oder Hohlwirbeln.
Eugnathus Ag. (Heterolepidotus Egerton). Körper meist gross, mehr
oder weniger gestreckt, Flossen kräftig, Mundspalte weit, mit grossen, co-
nischen, zugespitzten Fangzähnen und dazwischen zahlreichen, kleineren
Spitzzähnen. Dorsale gegenüber der Bauchflosse beginnend, stärker und
länger, als die Afterflosse; Schwanzflosse tief gabelig, äusserlich homocerk.
Schuppen rhomboidisch , massig dick, länger als hoch, am Hinterrand
gezähnelt. Kopfknochen ohne Skulpturen, glatt. Von der oberen Trias bis in
den oberen Jura. E. speciosus, microlepidotus Ag.
, Fig. 1533.
Pholidopleunu lypxu Bronn. K«>uppr. RalM, Karnthen.
»/, nat Gr. (Nach KJner.) — •>
Seefcld,
Fig. 1535.
* purillus Ag. Rhiit.
Tirol (Nat Gr.)
Flg. 153-1.
KicliMiitt. Franken.
Ki.pf von PhoMophoru» ttriolari* Ag. Ob. Jura.
KWhgtätt. "
P tycholepi s Ag. Körper
schlank. Schuppen rhomboidisch,
länger als hoch, mit Querfurchen,
am Hinterrand gezähnelt. Kopf-
knochen wellig verziert, üb. Lias.
P. Bollensis Ag.
Pholi dopleurus Bronn (Fig.
1533). Körper klein, schlank.
Schuppen glatt, auf den Flanken
hoch und kurz, in der Rücken- und
Bauchregion rhombisch. Dorsale und Anale lang, weit nach hinten gerückt.
Schwanzflosse äusserlich homocerk. Trias (Raibl).
Pleu ropholis Egerton. Üb. Jura (Purbeck und lithographischer
Schiefer von Bayern i. P. Egertoni Wagn.
Phol ido phorus Ag. {Brachgichthgs Winkler) i Fig. 1534, 1535). Körper
karpfenartig. Schuppen dünn, auf den Flanken liöher als lang, glänzend,
glatt, fein radial oder quer gestreift, Rückenflosse der Ventralen gegenüber.
Schwanzflosse tief ausgeschnitten, äusserlich homocerk; vor derselben öfters
eine grosse, unpaare Dorsalschuppe. Häutig in der alpinen Trias von
Raibl Ph. Bronni Kner), Seefeld; im Lias von Lyme Regis (Ph. Bechei Ag.),
Calvados, Württemberg, Franken (PA. germanicus Quenst ), im lithographischen
Schiefer von Bayern und Cerin (Ain) und in den Purbeckschichten von
England.
Isopholis Zitt. Wie Pholidophorus, aber Schuppen gleich niässig, rhom-
bisch. Brust und Afterflossen gross. Im lith< »graphischen Schiefer von
Bayern und Cerin.
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Saurodoutidae. Khynrhodontidae. 581
Ophiopsis Ag. Körper langgestreckt, schlank, mit hoher, langer, die
halbe Rückenlänge einnehmender Dorsale. Afterflosse klein. Schwanzflosse
hemi-heterocerk, der obere Lappen theilweise beschuppt. Lias, Dogger, litho-
graphischer Schiefer und Purbeck. 0. serrata Ag.
Eu semius Vetter, Notagogus Ag.
Ob. Jura von Bayern und Cerin und
Neocom von Pietraroja und Castellamare.
Propterus Ag. Schuppen fast
sechsseitig, höher als lang. Rückenflosse
sehr lang, in einen vorderen und einen
hinteren Lappen getheilt, die ersten
Strahlen des vorderen Lappens hoch.
Ringwirbel. Lithographischer Schiefer.
P. speciosus Wagn.
Histionotus Egerton. Wie Prop-
terus, aber Rückenflosse ungetheilt, vom
Nacken bis zum Schwanzstiel reichend,
der vorderste Strahl stark verlängert und
mit Fulcren besetzt, üb. Jura. Bayern,
Cerin, Purbeck.
Macrosemius Ag. (Distkholepis
Thioll.) (Fig. 1536). Schuppen rhom-
bisch. Rückenflosse vom Nacken bis Schwanz reichend; vorderer Strahl
nicht verlängert, ohne Fulcren. Kiefer und Pterygoid mit kräftigen Zähnen.
Dogger von Stonesfield und lithographischer Schiefer von Bayern und Cerin.
4. Familie. Rhynchodontidae. Zittel.1)
Sehr schlanke, langgestreckte Fische mit ungleichen, rhomboidischen Schmelz-
schuppen. Schnauze schnabelartig verlängert und zugespitzt. Oberkiejer durch
Quernähte in mehrere Stücke getheilt, das hinterste längste Stück nur durch Liga-
mente mit den vorderen verbunden. Unterkiefer mit einer beweglichen Praemandi-
bula. Kiemenhautstrahlen zahlreich. Schwanzflosse äusserlich homocerk, Fulcren
schwach. Zähne zugespitzt, kegeljörmig. Chorda mit Ringwirbeln.
Flg. 1687.
A$pi<lorhifnchtu acutirotlri» Ar. Ob. Jurn. Solnhofen, Kuyeni.
Äspidorhynchus Ag. (Fig. 1537). Schlanke, dünne, bis Im lange
Fische mit glänzenden, gelb oder braun gefärbten, nicht sonderlich
dicken, aussen mehr oder weniger runzeligen Schmelzschuppen. Brustflosse
mit sehr breiten, nur im distalen letzten Viertheil gegliederten Strahlen,
') Reis, 0., Ueber Aspidorhynchiie, Belonostomua und Lepidonteu«. Sitzgsber.
d. bayer. Akad. math.-phyH. Cl. 1887.
Flg. 1536.
Kopf von Macrutcmin* laliuMiiltu WiiRti.
Oh Jura. Kelhetm. (Nat. Gr.) pa Scheitel-
huin, p*ph Parasi'henold, ro Vomer, pmx
1'raeinnxilla, im Oberkiefer, pl Gaumenbein.
qu ijuailratheiti, op Opereulum, top Sab-
opercuhiui, pop Praeoperculum, d Dentale,
tpl SplenUle de* Unterkiefers, ky Zungen-
(»einbogen, br Kiemenhaut.otrahlen. cl t'la-
vicula.
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582
Vertebrata. Pinces.
ohne Fulcrenbesatz. Bauchflosse etwas hinter der halben Kör] »erlange.
Afterflosse der kleinen Rückenflosse gegenüber. Schwanzflosse tief aus-
geschnitten, äusserlich homocerk. Fulcren schwach. Unterkiefer viel kürzer,
als die vom Zwischenkiefer , Ethmoideum und zwei Paar überzähligen
Knochen gebildete Schnauze. Im ob. Lias von England (A. Anglicus Ag.)
und ziemlich häufig im lithographischen Schiefer von Bayern und Cerin;
ferner im Purbeck von England, in der unteren Kreide der Schweiz und
Mährens und in der ob. Kreide vom Libanon.
Belonostomus Ag. Wie vorige, aber Unterkiefer fast ebenso lang, als
Schnauze. Lias bis Kreide. Europa, Indien, Brasilien.
5. Familie. Lepidosteidae. Knochenhechte.
Körper langgestreckt, mit dicken rhombischen Schmelzschuppen. Wirbelsäule
vollkommen verknöchert, in den oberen Schwanzlappen aufgebogen; Wirbel opistho-
cöl. Sämmt liehe Flossen mit paarigen Fulcren besetzt. Rücken- und Afterflosse
sehr weit nach hinten in die Nähe der innerlich heterocerken, gerundeten Schwanz-
flosse gerückt. Schnauze stark verlängert, die sehr langen, mit spitzen Fangzähnen
und kleinen Borstenzähnen versehenen Oberkiejer durch Quer nähte in mehrere
Stücke zertheilt. Zwischenkiejer kurz, beeähnt. Vomer in der Mitte getheilt.
Die zwei noch jetzt existirenden Gattungen [Lejtidosteus und Atractosteus)
leben in Flüssen der südlichen vereinigten Staaten von Centraiamerika und
Cuba. Fossile Schuppen und Wirbel von Ijepidosteus auch im Eocän und
Miocän von Europa. Zwei nahe verwandte erloschene Genera (Clastes und
Pneumatosteus Cope) in eoeänen und mioeänen Süsswasserablagerungen von
Nordamerika.
1). Ordnung. Amioidei. Lütken.
Schuppen sehr dünn, dachziegelartig übereinander grei-
fend, am Hinterrand gerundet oder rhombisch. Schwanzflosse,
äusserlich gleichlappig oder abgerundet, innerlich hetero-
cerk. Wirbelsäule mit Nacktwirbeln, Halbwirbeln oder
vollständig verknöchert. Fulcren vorhanden oder fehlend.
Kiemenhautstrahlen blattförmig, ausserdem eine mediane
Jugularplatte. Zähne zugespitzt, conisch.
Durch ihre dünnen, cycloiden oder rhombischen Schuppen, welche
nicht gelenkig verbunden sind, sondern dachziegelartig übereinander
liegen, unterscheiden .sich die Amioiden sofort von den Lepidostei.
Immerhin aber zeigen die Schuppen trotz ihrer geringen Stärke noch
die charakteristische Zusammensetzung echter Ganoidschuppen ; die
Basis enthält Knochenknörperchen , die Oberfläche ist mit Schmelz
bedeckt. Die Wirbelsäule besteht bei vielen jurassischen Gattungen aus
Halb- oder Hohlwirbeln, ist häufig aber auch vollständig verknöchert.
Das Hinterende verlängert sich stets im Gegensatz zu gewissen nahe
verwandten Knochenfischen {Phijsostomi) in den oberen Schwauzlappen.
Eine einzige noch lebende Gattung (Amia) in Flüssen der südlichen
Vereinigten Staaten und Centraiamerikas. Fossil vom Lias an.
1. Familie. Pachyoorrnidae. Döderlein.
(Microlepidoli und Cyclolepidoti Zitt.)
Wirbelsäule aus NacUwirbeln oder Halbwirbeln zusammengesetzt oder ver-
knöchert. Schwanzflosse tiej ausgeschnitten, kräjtig, nur innerlich heterocerk. Vor
der Rücken flos-e meist einige blinde Flos-enträyer. Fulcren wohl entwickelt.
KiemenluiuLstrahlen sehr zahlreich (30—40). Lias bis untere Kreide.
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Pachycormidae.
583
a Wirbel,
podius Ag.
Flg. 1538.
b Schuppen von Eutki/notu» miero-
sp. au» dem olx-ren IJa* von Boll,
\\ ürttcmtierg,
Pachycormus Ag. Grosse, lachsähnliche Fische, vorne mit Nackt-
wirbeln, hinten mit Halbwirbeln. Schuppen klein, rhombisch. Brustflossen
gross, Schwanzflosse tief ausgeschnitten; beide Lappen der Caudale mit
stabförmigen Fulcren besetzt. Bauchflossen sehr klein ; Rückenflosse vor der
Afterflosse beginnend. Strahlen sämmtlicher Flossen sparsam gegliedert.
Operculum, Suboperculum und Sub-
orbitalia sehr gross. Lias und Jura.
P. Bollensis Quenst.
Euthynotus Wagner (Hetero-
thrissops, Pteudothrissops Sauvage) (Fig.
1538). Bauchflossen weit nach vorne
gerückt. Chorda von Hulbwirbeln um-
geben. Schuppen rhombisch, an den
Ecken gerundet. Ob. Lias. E. speciosus
Wagn.
Hypsocormus Wagner (Fig. 1539).
Grosse Fische mit winzig kleinen, rhom-
bischen Schuppen. Schwanz-
flosse mächtig gross, tief aus- g ,
geschnitten , die vorderen
Strahlen ungegliedert und
durch stabförmige Fulcren
getrennt. Wirbelsäule nackt,
nur Bogen und Dorsal fortsätze
verknöchert. Ob. Jura (litho-
graphischer Schiefer) von
Bayern. H. insignis und
macrodon Wagner.
Caturus Ag. (Uraeus Ag.)
(Fig. 154(»). Lach sartige Raub-
fische mit sehr dünnen, ab-
gerundet rhombischen , fast
cycloiden Schuppen. Rücken- SSL ^n^XN \ \ T^^>,
säule mit Halbwirbeln. Dor- \ \ \ \ \ I \
sale in der Mitte des Rückens,
davor eine Anzahl Liter- /H|1|ilM/lmW
spinalia ohne Flossenstrahlen. _ . . . .f1* . . . . _ . , .
TC . Jl npnocormut tntinnt* Wagu. Lithographischer Schiefer
Unpaare Mossen mit einem von Eichntatt. stuck der Wirbelsäule,
—
FIc 1540. Caluru» elongatut Ag. Ob. Jurn Oerin. Aln. Vi nul. Gr.
starken Fulcrenbesatz. Schwanzflosse tief ausgeschnitten, sehr kräftig. Kiemen-
deckel massig gross; ca. 30 Kiemenhautstrahlen. Zähne sehr kräftig. Lias
und ob. Jura. Zahlreiche, bis 1 m lange, theilweise aber auch kleine Arten
im lithographischen Schiefer von Bayern und Cerin. C. furcatus, maximtis
Ag. etc.
584 Vertebrata. Pisces.
Fi*. 1541.
Oligoplcurus ttoeinu» Thiolliere. Ob. Jura. Cerin, Aln.
nat Or. (Nach Thioll.i^re.)
Strobilodus , L iodesmu s Wagn. Ob. Jura.
Eurycormus Wagn. (Fig. 1499). Aehnlich Caturus , aber Zähne
schwächer. Wirbelsäule aus Halbwirbeln zusammengesetzt, die in der
Schwanzregion aus zwei gleichen, geschlossenen Hingen bestehen. Ob. Jura
von Bayern und England.
Callopt erus
Thiolliere. Litho-
graphischer Schie-
fer von Bayern
und Cerin.
Oligopleuru s
Thiolliere (Fig.
1541). Schuppen
gross , dünn , bei-
nahe cycloid. Rückenflosse kurz, weit zurückliegend. Schwanzflosse wenig
tief ausgeschnitten. Zähne klein, spitz. Wirbelsäule vollständig verknöchert,
in den oberen Schwanzlappen verlängert. Ob. Jura von Cerin.
Oenoscopus Costa (Attakeopsis Thioll.). Wie vorige, aber Rückenflosse
länger, Schwanzflosse tief ausgeschnitten. Ob. Jura von Bayern, Cerin und
untere Kreide von Italien (Pietraroja).
Macrorhipis Wagn., Aethalion Münster. Lithographischer Schiefer
von Bayern.
2. Familie. Megaluridae. Zitt.
(Halecomorphi Cope.)
Schuppen dünn, cycloid. Wirbelsäule verknöchert, hinten aufgebogen und in
den oberen Theil der abgerundeten Schwanzflosse verlängert. Die Caudalregion
aus vertical getheilten Halbwirbeln bestehend, wovan die hinteren Scheiben die
unteren und oberen Bögen tragen. Fulcren vorhanden oder Jehlend. Kiemen-
hautstrahlen breit, wenig zahlreich. Jugularplatte
gross. Zähne conisch, kräjtig. Ob. Jura bis jetzt.
Flft. 1542.
Mtnalunu eUgantltäimutWuKXi. Ob. .Iura Solnhofen. »/, nat <>r.
FiK. 1543
Megnluru* potyspondylv* Metr. ob. Jiirn. Kelht'lm. a ein Rtück
der Wirbelsäule uiat. (ir.), 6 Schuppen verRT.
Fi«. 1544
Kopf von Amin cnlvn Bonap. von unten
Bäd-GftroUna h Hyofctonm, 6m Kttunwi
haut>inihli-n. jurj Jugularplatte,
mrf l'nterkiefiT.
Megalurus Ag. (Fig. 1542, 1543).
Rückenflosse lang, über den Bauchflossen
beginnend und bis zum hinteren Ende der Afterflosse reichend, Schwanz-
flosse hinten convex, sehr kräftig; Wirbelsäule weit in den oberen Lappen
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Megaluridae. Teleostei.
585
verlängert. Flossen mit Fulcren. Caudalregion mit langgestreckten, aus
zwei gleichen Hälften zusammengesetzten Wirbeln. Ob. Jura (lithographischer
Schiefer) von Bayern, Nusplingen, Cerin und Purbeck.
Lophiurus Vetter. Lithographischer Schiefer. Opsigonus Kramb.
Unt. Kreide. Lesina. Amiopsis Kner. Unt. Kreide. Istrien.
Amia Lin. (Cyclurus, Notaeus Ag.) (Fig. 1405, 14996, 1544). Rücken-
flosse vor der Ventralen beginnend und bis zur Schwanzflosse reichend.
Fulcren fehlen. Lebend in Nordamerika ; fossil in obereocänen und miocänen
Süsswasserablagerungen Europas. A. (Notaeus) longicauda Ag. (Montmartre),
A. (Cyclurus) Valenciennesi Ag. (Armissan), H. Kehreri Andreae (Messel bei
Darmstadt).
Pappichthys Cope. Eocän. Nordamerika.
IV. Unterclasse. Teleostei. Knochenfische.1)
Haut mit dünnen, elastischen Cychid- oder Ctenoidschuppen, seltener
mit knöchernen Platten. Wirbelsäule verlmöchert, Schwanzflosse innerlich
und äusserlich homocerk. Fulcren fehlen. Kiemendeckel wohl entwickelt.
Gräten mehr oder weniger reichlich. Arterienstiel mit nur zwei Klappen.
Sehnerven gekreuzt ohne Cltiasma. Darm ohne Spiralklappe.
Der Unterschied zwischen Knochenfischen und Ganoiden beruht
theils im Hautskelet, theils in anatomischen, dem Paläontologen häufig
uncontrollirbaren Merkmalen. Beide Unterlassen sind auf das engste
mit einander verknüpft und die Grenzlinie zwischen Amioidea und
Physostomi häufig nahezu verwischt. Dies gilt insbesondere für die
Schuppen, welche bei den ersteren bereits dünn und elastisch geworden
sind und sich in nichts von denen gewisser Phvsostonien unterscheiden,
bei denon unter der äusseren Firnissschicht eine dünne Kalklage mit
Knochenzellen zur Entwicklung gelangt. Bei den Teleostiern zeichnet
sich das innere Skelet häufig durch sehr dichte Struktur und spärliches
Vorkommen von Knochenzellen aus. Die Schwanzflosse ist im Gegen-
satz zu den Ganoiden stets innerlich und äusserlich homocerk. Die
Bauchflossen rücken bei den differenzirteren Formen zuweilen weit
nach vorn; die Strahlen der Rückenflossen sind bald gegliedert, bald
ungegliedert.
Die Teleostei werden in zwei Ordnungen : Physostomi und Physoclysti
zerlegt.
•) Literatur (vgl. S. 510) ausserdem:
Bassani, Fr., Descrizione dei pesci fossili di Lesina aecompagnata da appunti hu
alcune nitre ittiofaune cretaeee. Denkschr. Akad. Wien 18HÜ Bd. 45 — 46. —
Kner, Rud , Ueber einige fossile Fische aus Kreide- und Tertiärschichten von
Comen und Podsuded, Sitznngsber. der Wien. Akad. Bd. XLVIII n. LVI. -
Kner und Steindaehner, Neue Beitrage zur Keuntniss der fossilen Fische
Oesterreich«. Denkschr. der Wien. Akad. 1863 Bd. XXI. — Kramberger,
Dragutin, Die eoeänen Fische der Baschker Schichten. Palaeontograph. XXIV.
— Die jungtertiare Fischfauna Croatiens. I u. II. Beitr. z Palaeont. von
Oesterreich Ungarn Bd. II u. IU 1882 83.
Meyer, H. v., Palaeontographica Bd. II u. VI. — Sauvage, H. E., Ann. scieuces
geol. vol. IV. VU. XI (Bull. Soc. geol. de France 3 sor. II. IU. VI. XI.)
Steindaehner , F., Beitrüge zur Kenntniss der fossilen Fischfauna Oesterreichs
I— IV. Sitzgsber. Wien. Akad. math-phys. Cl. 1859 Bd. XXXVII S 673,
Bd. XXXVin S. 763, 1860 Bd. XL S. ;V)5, 1863 Bd. XLVII 1. S. 128. —
Wettstein, AI, Ueber die Fischfauna des tertiären Glarnerschiefers. Abh.
Schweiz, palaeontolog. Gesellsch. 1886. Bd. XIU.
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586 Vertebrata. Pisces.
1. Ordnung. Physostomi. Edelfische.
Schwimmblase mit Ausführungsgang. BauchflosBen ab-
dominal; alle Flossenstrahlen gegliedert, nur der vorderste
Strahl der Rücken- und Brustflossen zuweilen ungegliedert.
Cyeloidsehuppen.
Unter allen Knochenfischen stehen die Physostomen den Gauoiden
und namentlich den Amioideen am nächsten. Sie haben sich wahr-
scheinlich in der Trias von jenen abgezweigt, in selbständiger Weise
differenzirt und ihre Ahnen an Formenreichthum bald gewaltig über-
flügelt. Sie spielen schon im oberen Jura und der uuteren Kreide
eine ziemlich wichtige Rolle, erlangen ihre Hauptverbreitung aber erst
im Tertiär und in der Jetztzeit. Sie leben theils im Meer, theils in
süssen Gewässern.
1. Familie. Clupeidae. Häringe.
Körper gestreckt, schlank. Schuppen cycloid. Oberrand der Mundspalte vom
Zwischenkiefer und Oberkiefer gebildet. Zähne spitzconisch, zuweilen fehlend.
Kiemendeckel vollständig. Rückenflosse meüit kurz.
Die Clupeiden leben gegenwärtig in grossen Schwärmen im Meer,
steigen aber zur Laichzeit theilweise in süsse Gewässer herauf. Sie gehören
insgesammt zu den Küstenbewohnern und finden sich niemals in sehr tiefen
Gewässern. Von den Salmoniden unterscheiden sie sich durch den Mangel
einer Fettflosse. Fossil von der Trias an.
Leptolepis Ag. (Tharsis Giebel) (Fig 1545, 1546). Meist kleine Fische.
Rückenflosse der Bauchflosse gegenüber. Afterflosse klein. Kopfknochen
glatt. Zähnchen winzig. Lias bis untere Kreide ; kommen stets gesellig vor,
besonders häufig im lithographischen Schiefer von Bayern. L. sprattiformis,
Knarri} Voithi Ag.
Thrissops Ag. Zum Theil ziemlich grosse Fische. Rückenflosse der
Afterflosse gegenüber. Schwanzflosse tief ausgeschnitten. Zähne kräftig.
Häufig im oberen Jura und unteren Kreide. Th. formosus Ag. Lithograph.
Schiefef
Spathodactylus Pictet, Histialosa Gervais, Crossognathus Pictet.
Neocom.
Chirocentrites Heckel Unt. Kreide. Comen. Spaniodon, Opisto-
pteryx Pictet, Lewis ia Davis. Ob. Kreide. Libanon.
Sardinioides v. d. Marek. Zähne sehr klein. Rückenflosse vor der
Mitte, Brustflossen klein, Bauehflossen ziemlich weit vorgerückt, der Rücken-
flosse gegenüber. Schuppen gross, am Hinterrand gewimpert. Obere Kreide.
Westfalen.
Sardinius, Thrissopteroides, Charitosomus, Trachynectes v. d.
Marek u. a. Ob. Kreide. Westfalen.
Platinx Ag., Thrissopterus Höckel. Eocän. Monte Bolca.
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Clupeidae. 8almonidae. Stratodontidae. 587
E ngraulis Cuv. Eocän. Miocän. Lebend.
Clupea Cuv. Höring (Fig. 1547). Auf der Ventralseite eine ßägeartig
gezackte Bauchkante. Bauchrippen zahlreich. Auf Kiefer und Gaumen
kleine, auf Vomer und Zungenbein stärkere Zähne. Neocom bis jetzt. Sehr
häufig in der oberen Kreide des Libanon (C. Bottae Pictet), im Eocänschiefer
des Monte Bolca, im Miocän von Unterkirchberg bei Ulm, Croatien, Toscana
und Sicilien.
Scombroclup ea
Kner. Unt Kreide.
Comen.
Diplomystus
Cope. Vom Nacken
bis zur Dorsale eine
Reihe von Rücken-
schildern, welche dem
Bauchkiel von Clupea
entsprechen. Häufig
und prachtvoll er-
halten im Eoean von
Wyoming. Auch in
der oberen Kreide
des Libanon, in Bra-
silien und im Oligo-
cän der Insel Wight.
Alosa Cuv. Krei-
de bis jetzt
Meletta Val. (Fig. 1548). Kleine, schlanke Fischchen mit dicken Cv-
cloidschuppen, die mit 3 — 6 Paar Radien verziert sind. Kiefer zahnlos. Bauch-
rippen kräftig. Tertiär und lebend. Sehr häufig im unteren Oligocän
(Melettaschiefer) der Karpathen, von Glarus, Oberelsass, Croatien etc.
Prochanos Bassani, Ca eus Costa, Hypsospondylus Kramb. Untere
Kreide. Dalmatien und Neapel.
Elopopsis Heckel, Protelops Laube, Hemielopopsis Bassani,
Halte Ag., Rhacolepis Ag. etc. Kreide.
2. Familie. Salmonidae. Lachse.
Schuppen cycloid. Oberrand der Mundspalte von Zwischenkiefer und Ober-
kiefer gebildet. Zähne spitzconisch oder Jehlend. Fettflosse (hinter der Rücken-
flosse) und Nebenkiemen vorhanden. Kreide bis jetzt.
Die fossilen Gattungen (Osmeroides, Acrognathus, Aulolepis Ag. u. A.)
sind schwer von den Clupeiden zu unterscheiden. Vom lebenden Mallotus
villosus Cuv. finden sich fossile Skelete sehr häufig in flachen Thongeoden
an der Küste von Grönland und in Glacialablagerungen Canada's.
Die Familie der ÜBteoglossiden enthält grosse Süsswasserfische von
Südamerika und Afrika, sowie die fossilen Gattungen Dapedoglossus und
Anaedopogon Cope aus dem Tertiär von Wyoming und Mexico.
4. Familie. Stratodontidae. Cope.
Ausgestorbene Raubfische mit Cycloidschuppen oder Knochenschildern. Ober-
rand der Mundspalte vom Zwischenkie/er und Oberkiefer gebildet. Zähne auj
den Kiejerknochen (häufig auch auf Vomer und Gaumenbeinen) in einer oder mehr
Reihen, sehr kräftig, zugespitzt, entweder auf sockeiförmigen Erhöhungen oder
seitlich an dem aussen etwas vorragenden Kieferrand befestigt. Flossen mit ge-
gliederten Strahlen.
Fl«. 1M7.
Clupea ventricota H. v. Meyer, t'nt. Miocän. UnterklrchberR bei Ulm.
Fi*. 1548.
MeUtla iardinites Heckel. Unt. Oligocän. Radoboj, Croatien.
(Nach Meckel.)
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588
Vertebrata. Pisees.
Sämmtliche hierher gehörige Gattungen (Polyrhizodus Ag. , Empo,
Tetheodus, Stratodus Cope, Cimolichthys Leidy, Holco do n Kramb.,
Enchodus Ag. [Fig.
1549] u. a.) finden sich
in der Kreide von
Europa und Nordame-
rika; sind aber meist
nur durch Zähne, Kie-
fer, Kopfknochen oder
Skeletfragmente vertre-
ten und noch sehr un-
Unterkiefer von Enchodtu hatoeym Ag. Ob. Kreide. Vollständig bekannt.!
Lewes, England. (Nach Agassi iL) 1
5. Familie. Esocidae; Hechte.
Körper gestreckt, mit grossen Cycloidschuppen. Oberrand der Mundspalte
von Zwischenkiefer und Oberkiejer gebildet. Zwischenkiefer, Unterkiefer, Gaumen-
beine und Vomex mit starken, spitzconischen Zähnen; Maxilla zahnlos. Rücken-
flosse weit zurückstehend.
Die einzige noch jetzt lebende Gattung (Esox) beginnt schon in
der oberen Kreide und ist neben Sphenolepis Ag. auch im Tertiär ver-
breitet.
6. Familie. Cyprinodontidae. Zahnkarpfen.
Kleine Fische mit Cycloidschuppen. Oberer Kieferrand nur vom bezahnten
Zwischenkiefer gebildet. Unterkiefer und Schlund-
knochen mit spitzen Zähnen. Eetlflosse und Bart-
fäden fehlen.
Ni Von den hierhergehörigen Gattungen ist
Fig. irwio. Lebias Cuv. (Fig. 1550) ungemein häufig im
Lehiat Meyeri Ag I.itorinellenthon. OÜCOCän Und Miocän
M. iXftt. Ur.)
Frankfurt a
Oligocän und
7. Familie. Cyprinidae. Weissfische. Karpfen.
Schuppen cycloid. Oberrand der Mundspalte vom Zwischenkiefer gebildet.
Kiefer, Gaumen- und Zungenbein zahnlos. Untere Schlundknochen mit 1 — 3 Reihen
griffelartiger hohler Zähne besetzt. Meist nur drei Kiemenhautstrahlen. Bart-
fäden vorhanden.
Die Cypriniden be-
wohnen die süssen Ge-
wässer der alten Welt und
Nordamerikas. Fossil häu-
tig im Tertiär. Die fossilen
Arten gehören meist zu
den noch jetzt existirenden
Gattungen Leuciscus,
Klein (Fig. 1551), Tinea,
Gobio, Barbus Cuv.,
Rhodeus, Aspius Ag.
(Fig. 1552), Cyprinus Art.,
Cobitis Lin., Nemachi-
lus Cuv., Thynnichthys
Günth. u. a., denen sieh einige nahestehende erloschene Genera wie Amyzon,
D ia stichus , Oligobelus Cope u a. ansehliessen.
Fig. 1561.
Schuppen von Leucitcu* Oeiihifiiimin
Ag. ol>. Miorftn. Oeningen, linden.
(Vergr. nuch Winkler.)
Fig. 1552.
Sehlumlknuelien und
Sehlundzahne von Arpiu*
rapaz Ag. Recant (Nach
Heekel und Ktier.i
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Scopeluiae. Siluridae.
589
8. Familie. Scopelidae.
Nackte oder beschuppte Fische ohne Barteln, mit sehr weiter Kiemenöffnung.
Oberrand der Mundspalte ausschliesslich vom Zwischenkiefer gebildet. Fettflosse
vorhanden. Zähne zugespitzt.
Fossile Vertreter dieser Meerfische beginnen in der unteren Kreide von
Istrien (Hemisaurida Kner). In der oberen Kreide von Westfalen finden
sich Holcolepis und Dactylopogon v. d. Marek. Im oberen Miocän
von Licata und Toscana Parascopelus und Anapterus Sauvage.
9. Familie. Muraenidae. Aale.
Körper stark verlängert, cylindrisch oder bandförmig. Haut nackt oder mit
sehr kleinen, rudimentären Cycloidschuppen. Bauchßossen Jehlen. Rückenflosse
lang, häufig in die Schwanzflosse verlaufend. Brustgürtel nicht am Schädel be-
festigt. Zwischenkiefer mit Vomer und Ethmoideum verschmolzen; die Seiten der
Mundspalte durch die bezahnten Oberkiefer begrenzt.
Die Muraeniden leben theils im Meer, theils in süssen Gewässern; die
letzteren wandern zur Fortpflanzungszeit aus den Flüssen ins Meer und
erlangen dort erst ihre Geschlechtsreife. Die junge Brut kehrt in die süssen
Gewässer zurück. Die wenig zahlreichen fossilen Formen stammen meist
aus Tertiärablagerungen und gehören grösstenteils zu noch jetzt existirenden
Gattungen. (Leptocephalus Penn., Anguilla Thunb., Ophisurus Lacep.,
Sphagebranchus Cuv.) Die ältesten Formen (Anguilla Sahel-Almae und
hakelensis Davis) stammen aus der Kreide des Libanon.
10. Familie. Hoplopleuridae. Pictet.
Ausgestorbene, schlanke Fische mit mehreren Längsreihen kleiner, gekielter,
dachziegelartig über einander liegender Knochenschilder auf dem Rumpf. Kopf-
knochen kömelig verziert. Kiefer oben und unten mit kräftigen, spitzconischen
Zähnen. Kreide.
Saurorhamphus Heckel (Fig. 1553). Hechtartig, Schnauze verlängert.
Im Zwischen kiefer einige grosse Fangzähne. Bauchflossen klein, weit vor
der Rückenflosse. Rücken, Flanken und wahrscheinlich auch Bauch mit je
einer Reihe Hautschilder. Unt. Kreide. Istrien.
Fikt. 15f.;*.
Saurnrhamphm Frryeri Höckel. Neocora. Cometi im Küstenland. (Rmt&urilt, MCtl Höckel.)
Dercetis Münst. (Leptolrachehts v. d. Marek). Schnauze lanjr, über den
Unterkiefer vorragend. Rückenflosse lang, Bauchflossen weit nach vorne
gerückt. Rücken und Bauch mit je einer, Flanken mit zwei Reihen von
Knochenschildern, üb. Kreide von England, Westfalen, Libanon. D. scu-
tatus Münst.
Pelargorhynchus v. d. Marek, Plinthophorus Günth. Kreide.
11. Familie. Süuridae. Welse. (Nematognatiii Cope.)
Nackte oder mit Knochenschildern gepanzerte, schuppenlose Fische mit stark
bezahnten Kiefern. Die Zwischenkiefer bilden allein den Oberrand der Mund-
spalte, die zahnlosen, rudimentären Maxillen tragen Barteln. Subopercula
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590
Vertebrata. Pisces.
(zuweilen auch OperculaJ fehlen. Der erste Brustflossenstrahl ist in der Regel ein
starker Knochenstachel.
Die Welse bilden eine sehr formenreiche, über die gemässigte und
tropische Zone der ganzen Erde verbreitete Familie von Süsswasserfischen,
von denen einige wenige auch die Meeresküsten aufsuchen.
Fossile Reste sind selten. Sie beginnen vielleicht in der oberen Kreide
[Telepholis v. d. Marek), und sind im Eocän von England (Bucklandium ,
Arius), Wyoming (Rhineastus, Astephus), im oberen Miocän von Sivalik
in Ostindien und Padang auf Sumatra vertreten.
2. Ordnung. Physoclysti.
Schwimmblase ohne Ausführungsgang oder fehlend. Bauch-
flossen häufig nach vorne gerückt. Flossenstrahlen ge-
gliedert oder ungegliedert. Cycloid- und Ctenoidschuppen.
1. Unterordnung. Anacanthini. Weichf losaer.
Sämmtliche Flossenstrahlen gegliedert, weich. Bauchflossen kehl- oder brust-
ständig.
1. Familie. Gadidae. Schellfische.
Langgestreckte Fische mit kleinen, glatten Schuppen, Rückenflosse (zwoeilen
zwei bis drei) fast den ganzen Rücken einnehmend, Afterflosse (eine bis zwei) lang.
Bauchflossen an der Kehle. Kopf breit, Oberrand der Mundspalte Jast ganz von
dem mit heckeiförmigen Zähnen bewaffneten Zwischenkiefer gebildet.
Fossile Vertreter dieser Familie sind selten. Im unteroligoeänen Schiefer
von Glarus ist Nemopteryx Troscheli von Rath nachgewiesen ; im Miocän von
Ungarn, Croatien und Sieilien finden sich Reste von Phycis, Strinsia,
Oadus und Brosmius.
2. Familie. Pleuronectidae. Schollen.
Scheibenförmige, seitlich stark zusammengedrückte, assymmetrische Fische mit
Ctenoidschuppen, einer gefärbten Oberseite mit einer farblosen Unterseite. Beide
Augen liegen auf der Oberseite, wodurch die Lage der Kopf knocken, der Zähne
und Flossen verschoben wird.
Rücken- und Afterflossen
nehmen fast die ganze Länge
des Rumpfes ein. Bauch-
flössen an der Kehle, vor
den Brustflossen. Schwimm-
blase fehlt. '
Die Schollen leben jetzt
in grosser Menge an san-
digen Küsten, gehen zum
Theil aber auch in Fluss-
mündungen herauf. Fossile
Reste der zwei noch jetzt existirenden Gattungen Rhombus Klein und
Solea Cuv. (Fig. 1554) kommen im Eocän, Oligocän und Neogen vor.
2. Unterordnung. Pharyngognathi. Schlundkiefer.
Flossenstrahlen gegliedert oder theilweiae ungegliedert. Untere Schlundknochen
verschmolzen.
1. Familie. Scombresocidae.
Körper mit Cycloidschuppen, ausserdem jederseits am Bauch eine Reihe ge-
kielter Schuppen. Oberrand der Mundspalte von Zwischenkiefer und Oberkiefer
SoUa Kirchbergana II. v. Mover. Miocön. LntcrkirchbcrK bei
Ulm. (Nat or.)
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Scombreaocidae. Pomacentridae. Labridae.
591
gebildet. Untere Schlundknochen zu einem Stück verschmolzen. Rückenflosse weit
hinten, der Afterflosse gegenüber. Brustflossen zuweilen ungemein gross, flügel-
artig. Bauchflossen abdominal. Flossenstrahlvn gegliedert, weich. Kreide bis jetzt.
Istieus Ag. Mundspalte eng, Zähne klein. Rückenflosse sehr lang,
Afterflosse weit hinten, Brustflossen klein. Ob. Kreide. Westfalen.
Exocoetoides , Spathiurus Davis, Palaeolycus v. d. Marek. Obere
Kreide.
FIk. 1555.
Rhinrlhu fwcotu» AK. Ob. Kreide. Sendenhorst. Westfalen. (Nach v. d. Marek.)
Rhin eil us Ag. (Fig. 1555). Schnauze schnabelartig verlängert. Rücken-
flosse hoch, Brustflosse sehr gross. Ob. Kreide. Westfalen. Libanon und
Eocän des Monte Bolca.
Holosteus Ag. (Eocän). Sombresox , Belone Cuv. Miocän. Reccnt.
2. Familie. Pomacentridae.
Kurze, seitlich zusammengedrückte, mit Ctenoidschuppen versehene Stachelflosser.
Bezahnung schwach. Gautnenbeine zahnlos. Rückenflosse lang, mit zahlreichen
Stacheln, AJterflosse mit zwei bis drei Stacheln. Bauchflossen brustständig mit
einem Stachel und jünj weichen Strahlen.
Hierher Odonteus Ag. aus dem Eocän des Monte Bolca und Prisca-
cara Cope aus dem Eocän von Wyoming.
3. Familie. Labridae. Lippfische.
Längliche, lebha/t gejärbte Fische mit Cycloidschuppen und wulstigen, fleischi-
gen Lippen. Rückenflosse lang mit ebenso viel harten als weichen Strahlen : Bauch-
flösse an der Brtist mit ex nein Stachel wid jünf gegliederten
Strahlen. Zähne auj den Kieferknoclien kräjtig; Gaumen ■f?fi\fi>t
zahnlos. Untere Schlundknochen venenchsen, stark verdickt
und eine mit rundlichen, seltener zugespitzten Mahlzähnen
besetzte Platte bildend; die oberen Schlundknochen tragen
ähnliche Zähne und sind in der Regel aus zwei Hälften
zusammengesetzt, welche in einer Mittelebene zusammen-
Die Lippfische leben jetzt vorwiegend in tropischen
Meeren. Fossil von der Kreide an.
Phyllodus Ag. (Fig. 1556). Nur Schlundknochen
mit glatten , dünnen , ebenen Pflasterzähnen bekannt. PhVuoda» „udiu* ak
Die Kaufläche der oberen Platte leicht concav, die KÄSffi
der unteren convex. Zähne in Reihen geordnet, die
der Mittelreihe gross. Meist liegen mehrere Schichten von Ersatzzähnen
unter den funktionirenden. Ob. Kreide und Eocän.
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502
Vertebrata. Pisces.
Nummopal atus Rouault (Pharyngodoph ilus Corel») (Fig. 1557). Untere
Schlundknochen dreieckig, mit einem Pflaster zahlreicher, kleiner rundlicher
a oder oblonger Mahlzähne bedeckt, von
denen stete mehrere Schichten über-
einander liegen. Obere Schlundknochen
getrennt, dreieckig, mit Mahlzähnen be-
deckt. Miorän und Pliocän.
Taur i nicht h y s Cocrhi. Miocän.
Die lebenden Gattungen Labrus Art.
und Scarus Forsk. auch im Tertiär
nachgewiesen.
Die Familie der Chrom idae ist
durch die Gattungen Pycnosterinx
Heckel und Omosoma Costa in der Kreide vertreten.
Fl». 1567.
Summopalatu* multutcns Mimst. kj>. Mlm-an.
Neudorfl a. d. March, a l'ntere .Srhlundknochen
mit ZHlinptliifter, b Hn oherer Schlundknochen.
Nut. (ir.
3. Unterordnung. Acanthopteri. Stach elflosser.
Flossenstrahlen, namentlich der unpaaren Flossen und Ventralen, tiieil weise
ungegliedert, stachelig. Baucl\flossen meist weit nach vorne gerückt. Sehl und knoclien
getrennt.
* Die Acanthopteri bilden gegenwärtig die bei weitem formenreichste
Gruppe der Knochenfische. Von den hier angeführten Familien nehmen die
beiden ersten wegen der ungegliederten Beschaffenheit der Brustflossen
eine ganz gesonderte Stellung ein und erinnern in vieler Hinsicht an Physo-
stomen.
1. Familie. Ichthyodectidae. Crook.1)
Grosse ausgestorbene Raubfische mit einer Reihe starker, zugespitzter, häufig
etwas comprimirter und in Alveolen eingejagter Zähne auj den Kiefern. Vomer
und Parasphenoid zahnlos. Rand der Mundspalte oben von der kurzen, dicken
Praema.rtlhi und dem
langen Oberkiefer gebildet.
Vnterkiefer hoch, vorne
st, II r//"/( stutzt. Brust- und
Bauchflossen aus starken,
aussen und innen ungleich
ausgebildeten, ungeglieder-
ten, paarigen Knochen-
strahlen zusammengesetzt,
welche sich distal in einen
Bündel paralleler Stäbe
zerfasern. Rückenflosse,
wie die tief ausgeschnit-
tene, mächtige Schwanz-
flosse mit 'ungegliederten
geraden, nur distal ge-
spaltenen Strafüen. Kreide
\<>n Nordamerika und
Kuropa.
Portheus Cope
[Hypsodon Ag. p. p.) (Fig.
1558). Gewaltig grosse
Fische. Zähne verschie-
den gross, von ovalem
Durchschnitt, cylindrisch zugespitzt, Ethmoideum und Postfrontale gelenkig
Kit;. 1oj>8.
SchAdel von l'orthcvt mototnu Copie. Ob. Kreide.
Kaiism. V4 n«L Or. (Nach Cope.)
Fox Ultra,
•) Crook, A. R., Palaeontograph.ru 1H92. Bd. 3t>.
oogle
Ichthyodectidae. Protosphyraenidae. Berycidae.
593
verbunden. Palatinum mit hammerartiger Verdickung. Augen mit Sclerotica-
ring und drei grossen Suborbitulien. Kiemendeckel wohl entwickelt, gross.
Ob. Kreide von Kansas, England, Belgien, Böhmen, Sachsen. P. Mantelli
Newton.
Ichthyodecies Cope. Wie Portheus, aber kleiner; Zähne klein, alle
von gleicher Länge. Ob. Kreide von Kansas und England.
Daptinus Cope (Saurodon Lea p. p.). Zähne von gleicher Grösse, vorne
und hinten zugeschärft. Kreide. Kansas, England.
Sauroceph alus Ag. aus der oberen Kreide ist ungenügend bekannt.
des Vomex
vorne zu-
2. Familie. Protosphyraenidae.
Schädel mit langer, solider, cylindrischconischer, durch Verschmelzung
und Ethmoideum gebildeter Schnauze, welche weit über die dreieckigen,
gespitzten Zwischenkiefer vorragt. Vomer mit einem Paar langer,
schiej nach vorne gerichteter, glatter, zweischneidiger, in Alveolen ein-
gejagter Fangzähne. Oberkiefer und Unterkiefer schlank, mit einer
inneren Reihe grösserer, in Alveolen stehender Zähne und zahlreichen
kleinen, äusseren, aufgewachsenen Zähnchen. Der vordere Theil des
Dentale verdickt mit zuei grossen, schief nach oben und vorne ge
richteten Fangzähnen. Suborbilalia vorhanden. Kiemenhautstrahlen
zahlreich. Brustflossen ungemein lang, schmal, aus paarig ent-
wickelten, ungegliederten , unbeweglich neben einander liegenden,
am scharfen XJnterrand venvachsenen Strahlen zusammengesetzt.
Ob. Kreide.
Protosphyraena Leidy (Erisichthe Cope) (Fig. 1559)
findet sich in der oberen Kreide von Kansas und Europa. Die
Brustflossen wurden schon von Agassiz unter der Bezeichnung j^^5* M*ti»t-
Pelecopterus beschrieben. P. Jerox Leidy. rkht. (Nat <;r.)
3. Familie. Berycidae.
Körper kurz, gedrungen, ziemlich hoch, mit Ctenoidschuppen , selten nackt.
Augen gross, seitlich, Mundspalte schief; Kiefer und meist auch Gaumenbeine mit
herlieljörmigen Zähnen. Kiemendeckel mehr oder weniger gezackt oder gekerbt.
Die brusUtändigen Bauchjlossen mit einem vorderen SUichel und mehr als fünf
weichen Strahlen.
Flg. 1500. Btryi Zippci B&UM. UDt Planer. Wehlowiut, Böhmen. '/» not. Gr. i Noch Kritsch.)
Die lebenden Beryciden sind Meerfische und meist Bewohner unsehnlicher
Tiefe. Fossil in Kreide und Tertiär.
Beryx Cuv. (Hoplopleryx Ag.) (Fig. 1560). Kopf kurz. Kückenflosse hoch
mit mehreren Stacheln, Bauchflossen mit sieben oder mehr weichen Strahlen.
Z Ittel. Grunclzüge der Palacontologie. 38
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504
Vertebrata. Pisces.
Afterflosse mit vier Stacheln. Häutig in der oberen Kreide. B. Tjewesi-
ensis Mant.
Berycopsis , Sphenocephalus Ag., Macrolepis v. d. Marek u. a.
Obere Kreide.
Die noch jetzt lebenden Gattungen Holocentrum Gron. und Myri-
pristis Cuv. auch im Eocän des Monte Bolca.
4. Familie. Percidae. Barsche.
Körper länglich, mit Otenoidschuppen. Zwischenkiefer, Unterkiefer, Vomer
und Gaumenbein mit Hechelzähnen ; sechs bis sieben Kiemenhautstrahlen und eine
oder zwei grosse, mit langen Stacheln versehene
Rückenflossen. Bauchflossen brustständig, mit
einem vorderen Stachel und fünf Strahlen.
Die Barsche sind Raubfische der tropi-
schen und gemässigten Meere und süssen
Gewässer. Zahlreiche fossile Vorläufer in
Tertiärablagerungen von Europa und Amerika
aus den Gattungen Serranus, Pelates,
Dules, Gerres, Labrax, Lates Cuv.,
Acanus Ag., Mioplosus Copo, Perca
Ag. (Fig. 1561), Erismatopterus, Trichophanes,
Fl*. UM.
Smerdit minuttu \K. Oligoettn.
Provence.
Aix,
Artedi, Smerdis
Cope etc.
5. Familie.
Meerbrassen.
Sparidae.
Buntgefärbte, ziemlich hohe Fische mit sehr fein gezackten Ctenoidschuppen.
Kiemendeckel unbewaffnet. Gaumenbeine und Vomer zahnlos, Kiefer vorn mit
sehr verschieden geformten, schneidenden oder kegelförmigen Zähnen, hinter welchen
meist mehrere Reihen rundlicher oder ovaler Pflasterzähne folgen. Rückenflosse
einfach, der stachelige Theil dem weichen ziemlich gleich. Afterflosse mit drei
Stacheln. Bauchflossen bruststätulig mit einem Stachel und fünf Strahlen.
Die an ihrer eigentümlichen Bezahnung leicht kenntlichen Meerbrassen
leben gegenwärtig in den tropischen Meeren hauptsächlich von Mollusken
und Krebsen, welche sie mit ihren Zähnen zermalmen. Fossil in Kreide
und Tertiär.
Pagellus Cuv. üb. Kreide, Eocän und
lebend.
Sparnod us Ag., Chrysophrys Cuv.
{Capitodus Münst.) (Fig. 1562), Sargus Cuv.
(Trigonodon Sismonda) (Fig. 1563). Tertiär
und lebend.
Stephanodus
Zitt. Kreide.
Die Familien
Pristip oma -
tidae, Scor-
paen idae,
Teuth ididae,
Xiphidae,
Chaetodonti-
Flg. 1562.
Oberkiefer von Chry*ophryt aurata Lin.
Rerent. Mittelmeer.
Flu IMS.
Oberkiefer eine-, reeenten Sargu* huh
dein Mittelmeer, a von Hussen, b von
innen. (Nnt Gr.)
dae haben fossile Vorläufer im Tertiär.
Familie Palaeorhynchidae.
Langgestreckte, niedrige, seitlich zusammengedrückte Fische; Schnauze in einen
langen Schnabel ausgezogen, Kiefer zahnlos oder mit winzig kleinen Zähnchen.
Rückenflosse vom Nacken bis Schwanz, Afterflosse vom After bis zur gespaltenen
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Palaeorhynchidae. Triehiuridae.
595
Schwanzflosse reichend. Bauchflossen brustständig, mit mehreren Strahlen. Wirbel
lang, schlank; Dornfortsätze und Bippen dünn.
Nur im älteren Tertiär.
Die einsige genauer bekannte Gattung Palaeorhynchus Blv. (ffemi-
rhynchus Ag.) (Fig. 15U4) findet sich häufig im eocänen Grobkalk von Paris,
im obereocänen Sandstein von Galizien, im schwarzen Schiefer von Glarus
und bei Buchsweiler im Elsass. P Qlarisianus Blv., P Deshayesi Ag.
Flg. 1664.
Palaeorhynchtu Züttli Krumb, *p. Ob. EocAn. Rajen, Gailxien. >/, nat Gr.
Familie Trichiuridae. Degenfische.
Langgestreckte, fast bandförmige , seitlich zusammengedrückte Raubfische;
Mundspalte weit, Kiefer und Gaumenbeine mit kräftigen, conischen Zähnen. Rücken-
flosse und Afterflossen sehr lang mit ungegliederten Stacheln, Bauchflossen zuweilen
rudimentär oder fehlend.
Die Trichiuriden sind Raubfische der tropischen und subtropischen
Meere, welche in der Nähe der Küsten, aber auch in tiefem Wasser leben.
Mehrere ausgezeichnete fossile Formen finden sich im Eoc&n und Miocän.
Fig. \m.
Lepidoput (AneneMtm) Qlaritianut Ar. Obereovitner Schiefer von Matt bol Glan».
A Kopf, 6 ein Stück des Rumpfes nat. Gr. (Xaeb Wettstetn.)
Hierher die Gattungen Lepidopus Gouan (Anenchelum Blv., Lepidopides
Heckel) (Fig. 1565) aus dem schwarzen Schiefer von Glarus, den Melinit«
38*
r>9<>
Vertebrata. Pisces.
schiefern der Karpathen (L. CarpaUücus Krumb.) und dem oberen Miocän
von Sicilien und Toscana.
Trichiurichthys und He mithyrsi tes Suu vage im Miocän von Licata.
Sicilien.
Körper seitlich
an ausgewachsenen
Stacheln versehen,
drei Stacheln.
Die lebenden
Korallenriffen auf.
Die Gattungen
des Monte Bolca.
bei Wien.
Familie Acronuridae.
zusammengedrückt, hoch, mit kleinen Schuppen bedeckt. Schwanz
Exemplaren mit einer oder mehreren Knochenplatten oder
Kiefer mit einer Reihe von Schneidezähnen. Afterflossen mit
Gattungen halten eich vorzugsweise in der Nähe von
Fossil im Eocän. Calamostoma Steind. non Ag.
Acanthurus Lacep. und Naseus Commerson im Eocän
Die erstere auch im Grobkalk von Paris und im Miocän
Familie Carangidae. Bastard-Makrelen.
Fi«. 1566.
Semiophonu vdijar Ag. Koeati. Munt«- Bolca.
(Nach A KHühlt)
V, nat. tir.
Körper seitlich zusammen-
gedrückt, hoch oder gestreckt,
nackt oder mit kleinen Schuppen.
Zähne conisch. Stacheliger Theil
der Rückenflosse kürzer als der
weiche; Bauchflossen bruststän-
dig, zuweilen rudimentär oder
fehlend. -
Raubfische der tropischen
und gemässigten Zonen. Fossil
in Kreide und häufig im
Tertiär.
Platax Cuv. Ob. Kreide
Libanon) ; Eocän (Monte
Bolca), Crag von Norfolk und
lebend.
Za n clu s Commers. Eocän
und lebend.
Semiophorus Ag. (Fig.
1666). Eocän (Monte Bolca
und Belgien).
Weitere hierher gehörige
Gattungen : Amphisf iu M Ag. ,
Vorne r Cuv., Caranx Cuv.,
Carangopsis Ag. , Lichia
Cuv., Ductor Ag., Trachi-
not us Lacep., Seriola,
Equula Cuv., Acanthone-
mus Ag. etc
Familie Coryphaenidae.
Körper seitlich zusammengedrückt. Zähne klein , conisch oder fehlend.
Rückenflosse lang, ohne Stacheln.
Hierher die Gattungen 0 oniognathus Ag. und Mene Lacep. (Oastero-
nemus Ag.) aus dem Eocän des Monte Bolca.
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Scoaibridae. Aulostomidae. Blochiidae
597
Familie Scombridae. Makrelen.
Körper gestreckt, nackt oder kleinschuppig. Zähne conisch. Zwei Rücken-
flossen, die hintere meist aus getrennten Büschelchen bestellend. Bauchflossen
brustständig. Tertiär und lebend.
Thynnus Cuv. Thunfisch. Meist grosse, cylindrische , mit kleinen
Schuppen bedeckte Fische. Vordere Rückenflosse mit 12 — 14 nicht sonderlich
langen Stacheln; auf die sehr genäherte hintere Rückenflosse folgen noch
sechs bis neun getrennte Flossenbüschelchen. Zähne klein. Mehrere Arten
im Eocän des Monte Bolca und im Miocän von Oran.
Die Gattungen Palitnphyes , Isurus Ag., Echeneis Art. kommen im
schwarzen Schiefer von Glarus, OYcynus Cuv. im Eocän des Monte Bolca,
Megalolepis Kramb. in den unteren Melinitschiefern von Baschka in
Galizien, die lebenden Genera Scomber Art., Auxis Cuv. im Miocän von
Croatien und Cybium Cuv. im Eocän, Oligocän und Miocän vor.
Die Familien Cyttidae, Trachinidae, Lophiidae, Cataphracti,
Cottidae, Blenniidae und Gobiidae weisen nur wenige fossile Vorläufer
aus dem Tertiär auf.
Von den Familien der Mugilinidae, Sphyraenidae und Atheri-
nidae kommen die ältesten Vertreter (Syllaemus, Apsopelix . Pelicorapis
Cope) in der oberen Kreide von Colorado und Neu-Mexico vor. Im Eocän
des Monte Bolca finden sich Sphyraena, Rhamphog nathus , Mesogaster,
Atherina, im oberen Eocän von Aix Mugil princeps Ag.
Familie Aulostomidae. Röhrenmäuler.
Langgestreckte Meerfisclie mit röhrenförmig verlängerter Schnauze und weit
nach hinten gerückter Dorsale. Stacheln wenig entwickelt. Bauchflossen abdominal
oder brustständig, Zähne klein, Schuppen fehlend oder klein. Hinterhaupt gelenkig
mit der Wirbelsäule verbunden.
Die Aulostomen leben gegenwärtig vorzugsweise in den tropischen
Meeren. Eine fossile Gattung (Solenognathus Pictet und Humb.) kommt
in der oberen Kreide des Libanon vor. im Eocän des Monte Bolca finden sich
Arten der Gattungen Fistularia Lin., Aul ostom a Lace[)., Urosphen Ag.,
Rhamphosus Ag. Die kleine, noch jetzt existirende, mit Rückenpanzer
versehene Gattung Amphisyle Klein
(Fig. 1567) charakterisirt die ober-
eocänen Melinitschiefer von Galizien
und die Melettaschichten im Ober-
Elsass und Wiener Becken. Fig. iM7. Amphu,,u HefarfdU Meckel. Ob. Bocta.
Kntkowlza, Karpathen. Nat. Gr. (Nach HHItl)
Familie Blochiidae.
Langgestreckte Fische mit sehr langer, schnabelartiger Schnauze, welche von
den gleichmassig verlängerten oberen und unteren, mit Bürstenzähnen besetzten
Kieferknochen gebildet wird. Der ganze Körper mit herzförmigen oder rhombi-
schen, meist gekielten und dachziegelartig übereinander liegenden Knochenschuppen
Flg. 1568. Blochiui longirottri» Voltn. Eocan. Monte Bolen bei Verona. V« nat. Gr. (Nach Agassi*.)
bedeckt. Rückenflosse im Nacken beginnend und jast bis zum Schuanz fortsetzend,
aus entfernt stehenden langen Stacheln zusammengesetzt ; Afterflosse mit ähnlichen
Staclteln, in der Mitte der Rumpjlänge beginnend. Bauchflossen klein, unter den
Brustflossen stehend. Caudale gross.
Die einzige Gattung Blochius Volta (Fig. 1568) im Eocän des Monte Bolca.
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598
Vertebrata. Pisces.
4. Unterordnung. Lophobranchii. Büschel kiem er.
Kiemen in Büscheln an die Kiemenbogen angeheftet, durch einen einzigen
Deckel geschützt. Haut mit dünnen Knochenschienen gepanzert. Schnauze röhren-
förmig verlängert, Kiefer zahnlos. Bauchftossen, häufig auch After- und Schwanz-
flosse verkümmert.
Von den beiden Familien dieser sonderbaren Gruppe sind nur wenige
fossile Vertreter bekannt. Die langgestreckten Solenostomiden, bei denen
alle Flossen entwickelt sind, haben in der Gattung Solenorhynchus Meckel
vom Monte Postale einen eoeänen Vorläufer; eine andere noch jetzt im
Flp. 1569. Siphono$toma Albyi Snuvage, Ob. Mb
Licata, Slcilien. (Nach Sau vage.)
Mittelmeer verbreitete Gattung (Siphonostoma [Fig. 1569]) kommt im oberen
Miocän von Licata in Sicilien und Gabbro in loscana vor. Von Syngna-
thiden find mehrere tertiäre, namentlich eoeäne Formen aus den Gattungen
Syngnathus, Pseudosyngnathus und Calamostoma bekannt.
5. Unterordnung. Plectognathi. Haftkiefer.
Haut mit rauhen Schuppen, knöchernen Stacheln oder Schildern, selten nackt.
Skelet unvollständig verknöchert. Kiemen kammförmig. Oberkiefer und Zwischen-
kiefer unbeweglich miteinander wr wachsen. Rückenflosse gegliedert, der After-
flosse gegenüber; Bauchflosse fehlend oder durch Stacheln ersetzt.
1. Familie. Gymnodontidae. Cuv.
Körper kurz, bauchig. Kiefer schnabelartig, oben und unten mit schneiden-
der, ungetheilter oder aus zwei Hälften zusammengesetzter Zahnplatte. Rücken-
stacheln fehlen. Körper mit Knodiemtacheln bedeckt. Tertiär und lebend.
Fossile Reste 6ehr selten.
Vom grossen Or Iii agoriscu s wurden Unterkiefer mit Zähnen im
Oligocän von Belgien gefunden. Diodon ist im Eocän, Oligocän und
Miocän, Gymnodus im Miocän, Heptadiodon im Eocän des Monte Postale
nachgewiesen.
Familie. Sclerodermidae. Cuv.
2.
Anzahl getrennter Zähne.
Meist Rückenstacheln vor-
FIk. 1.i70.
Sohlundzahnp von a An-
ci*tro<1on UbgCtU Zitt.
Ob. Kreide Oa«r Dnchl.
Libysche WÜKto.
b Anciftroiion urmniu* i iCVVftlf
np Koran Mokkatarn bei
Cairo. iXach Du nies.)
Kiefer mit einer kleinen
Haut mit Schuppen oder rau/i.
banden. Tertiär und lebend.
Die Gattungen Ostracion und Batistes (Proto-
balistum Massal.) kommen im Eocän des Monte Bolca,
Acanthoderma und Acanthopleurus Ag. im unter-
oligoeänen Schiefer von Glarus vor. Die als An eis tro •
don Roemcr (Fig. 1570) beschriebenen Zähne aus der
oberen Kreide, dem Eocän und Oligocän werden als
Sehlundzähne von Sclerodermiden gedeutet.
Zeitliche und räumliche Verbreitung der fossilen Fische.
Trotz der durch die Lebensweise im Wasser bedingten günstigen
Rrhaltungsbedingungen ist die geologische Ucberlieferung der Fische
doch eine sehr mangelhafte. Vollständige Skelete linden sich zwar
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Zeitliche und räumliche Verbreitung der fossilen Fische.
599
ziemlich zalüreich in thonigen, kalkigen oder mergeligen Schiefer-
gesteinen, welche sich als feiner Schlamm auf dem Boden der urwelt-
lichen Gewässer und zwar in der Nähe der Küsten ablagerten, dagegen
erhielten sich in Gesteinen von gröberem Korne (Sandstein), in sehr •
vielen Litoralbildungen oder auch in kalkigen Tiefseegesteinen häufig
nur isolirte Zähne, Schuppen, Hautschilder, Wirbel, zerstreute Skelet-
knocben und Otolithen, deren Bestimmung meist erheblichen Schwierig-
keiten begegnet. In sehr vielen marinen, limnischen und fiuviatilen
Ablagerungen fehlen Fischreste fast gänzlich, so dass die an fossilen
Fischen reichen Ablagerungen meist durch Schichtencomplexe, welche
langen Zeiträumen entsprechen, von einander getrennt sind.
Die ältesten Spuren von Fischen wurden in rothem, untersilurischem
Sandstein von Cafion City in Colorado entdeckt. Es sind dürftig
erhaltene Schuppen von Crossopterygiern, Hauttheile von Piacodermen
und wahrscheinlich auch Reste von Selachiern.
In Europa erscheinen die ersten Fische im oberen Silur und
zwar in dem Bonebed von Norton bei Ludlow; ferner im lichten,
dolomitischen, schieferigen Kalkstein der Insel Oesel (Russland) und in
sandigen Schiefern von Podolien und Galizien. Die bestimmbaren
Formen gehören theils zu Piacodermen (Pteraspiden, Cephalaspiden),
theils zu Selachiem, Crossopterygiern und Dipnoern.
Im Devon entfalten die Fische bereits eine grosse Mannich-
faltigkeit und finden sich zum Theil in trefflicher Erhaltung, insbesondere
im Old red Sandstone von Grossbritannien, den russischen Ostsee-
provinzen, Podolien, Galizien und in den entsprechenden Ablagerungen
von Nordamerika. Auch die obersten Stufen des böhmischen Silurbeckens
(F. <?.), die Eifel, Nassau, Westfalen, Belgien enthalten vereinzelte Fisch-
reste (namentlich Placodermi und Stacheln von Selachiern). Ungemein
reich an riesigen Piacodermen (Dinichthys, Macropetalichthys, Titanichthys,
Diplognathus) und Selachiern ist der »corniferous limestone« von Ohio,
Indiana und New- York. Dia devonische Fischfauna setzt sich aus
Piacodermen, vielen Ganoideu (Crossopterygii und Heterocerci), Dipnoer
(Ctenodipterini) und Selachier (Plenropterygii , Acanthodi, Holocephali)
zusammen.
Die Fische des Carbonsystems stammen theils aus marinem
Kohlenkalk, theils aus schieferigen und sandigen Schichten der pro-
duktiven Steinkohlenformation. Der enorme Reichthum an Selachiern,
von denen freilich häufig nur Zähne und Flossenstacheln erhalten sind,
unterscheidet die carbonische Fischfauna wesentlich von der devonischen.
Die Cochliodontidae, Psammodontidae und Petafodontidae gehören fast aus-
schliesslich dem Kohlonkalk an, auch die Cestracioniden stellen eine statt-
liche Anzahl von Repräsentanten ; die Acanthoden und Pleuropterygier
dauern fort , die Xenacanthiden beginnen. Neben den Selachiern
spielen heterocerke Ganoideu die wichtigste Rolle, die Crossopterygier
und Ctenodipterini sind noch vorhanden, aber in entschiedenem Rückgang.
Die Fische des permischen Systems schliessen sich enge au die
der produktiven Steinkohlenformation an. Sie finden sich im Roth-
liegenden des Saarbeckens, Böhmens, Sachsens, Schlesiens, Frankreichs;
im Magnesian limestone von England und im Kupferschiefer von
Thüringen und Kurhessen und in wahrscheinlich gleichalterigen Ab-
lagerungen von Texas und Neu-Mexico. Weitaus am zahlreichsten
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cm
Vertebrata. Pisces.
sind die Hctnoccrci. Von Crossopterygiern ist in Europa nur noch
Coelacanthtis vorhanden. Unter den Dipnoern ist die Gattung Ctenodus
besonders verbreitet. Auffallend arm im Vergleich mit der carbonischen
Fischfauna ist die permische an Selachiern. Immerhin haben aber die
merkwürdigen Xenacanthiden hior ihren Höhepunkt erreicht und werden
von einigen Cochliodontiden (Mtmaspis), Petalodontiden (Janassa) und
Acanthodiden begleitet.
Die schroffe Unterbrechung in der Entwicklung, welche sich bei
den meisten Abteilungen des Thier- und Pflanzenreiches am Schluss
des paläozoischen Zeitalters goltend macht, tritt auch bei den Fischen
ziemlich deutlich zu Tage, wenn gleich die triasische Fischfauua noch
manche Anklänge an die permische erkennen lässt. Von Selachiern fehlen
die Xenacanthiden, Cochliodontiden und Petalodontiden, dagegen sind die
Plagiostomeu reichlich vorhanden. Namentlich haben die Cestracioniden
im Muschelkalk und im obersten Keuper zahlreiche Zähne und Flossen-
stacheln hinterlassen. Das Vorkommen von heterocorken Schuppen-
ganoiden aus der Familie der Palaeoniscidae, sowie die Fortdauer einiger
Crossopterygier erinnert zwar noch an die paläozoische Zeit, allein die
häufigsten und besterhaltenen Triasfische gehören zu den mit glänzenden
Schmelzschuppen bedeckten LepidosteL von denen das permische System
nur eine einzige zweifelhafte Gattung (Acentrophonis) enthält. Unter
den Dipnoern spielt der gewaltige Ceratodus mit seinen charakteristisch
geformten Zähnen eine wichtige Kollo. Die Teleostier sind bereits durch
einige kleine Clupeiden (Megalopterus, Leptolepis) angedeutet.
Eine direkte Fortsetzung und Weiterentwicklung der triasischen
Fjschfauna bildet jene des Lias. Nicht weniger als 152 Arten wurden
durch Agassi z und Egerton beschrieben, von denen aHein 79 aus
dem unteren Lias von Lyme Regis in Dorset stammen; der mittlere
Lias ist arm an Fischen, dagogen liefern die Posidonomyenschiefer und
Stinkkalke des oberen Lias « in Schwaben. Franken, sowie die gleich-
altrigen Ablagerungen von Werther bei. Halle und der Departements
Calvados , Yonne , Cote - d'Or und Englands wieder eine grosse
Anzahl von Arten. Die Selachier dauern in ungeschwächter Stärke.
Holophagits gulo aus Lyme Regis repräsentirt die Coelacanthiden, Oion-
drostens die Knorpelganoniden. Die Hauptmasse der basischen Fische
freilich gehört zu den Schuppenganoiden und zwar zu den Lepidostei;
die heterocerken Palaeonisciden weisen übrigens noch immer mehrere
Genera auf. Ein neues Element der liasischen Fisch fauna bilden dünn-
schuppige Amiaden, deren Wirbelsäule sich noch in den oberen Lappen
der Schwanzflosse aufbiegt und unvollständig verknöchert bleibt. Eine
einzige Art aus Lyme Regis (Mesodon Hasicus) bekundet das Auftauchen
der Pycnodontiden. Von Knochenfischen sind einige kleine Clupeiden
[Leptolepis) zu nennen.
Im braunen Jura fehlen schieferige Ablagerungen mit wohl-
erhaltenen Fischskeleten ; unsere Kenntniss der damaligen Fischfauna
beschränkt sich darum auf isolirte Zähne, Flossenstacheln, Knochen
und Schuppen, welche da und dort vorkommen. Fast alle im Dogger
nachgewiesenen Genera sind entweder bereits aus dem Lias oder aus
dem oberen Jura bekannt. Für letzteren liefern die plattigen Kalk-
schiefer der Gegend von Solnhofen, Eichstätt, Kelheim in Bayern und
die gleichaltrigen Ablagerungen von Nusplingen in Württemberg und
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Zeitliche und räumliche Verbreitung der fossilen Fische.
601
Cerin im Ain-Departement die zahlreichsten Funde. Eine Fülle prachtvoll
erhaltener Selachier, Ganoiden und Teleostier stammen aus diesen
Lokalitäten, denen sich der Korallenkalk von Kelheim und Schnait-
heim, die Kimmeridge- und Portlandkalke von Solothurn, Neuchätel,
Hannover, Boulognesur-Mer, die Purbeckschichten von England als
Lagerstatten trefflich erhaltener Gebisse, Zähne, Stacheln, Schuppen,
Wirbel u. s. w. anschliessen. Die heterocerkon Schuppenganoiden sind
bis auf eine einzige Gattung (Coccolepis) erloschen. Von Haien und
Rochen kennt man vollständige, zum Theil prachtvoll erhaltene Skelete,
welche die nahen Beziehungen oder vollständige Uebereinstimmung
verschiedener Genera mit noch jetzt existirenden beweisen. Aber
auch die Cestracioniden und Lamniden sind durch verschiedene aus-
gestorbene Gattungen vertreten und die Holocephalen bedeutend häufiger
als im Lias. Unter den Ganoiden erreichen die Coelacanthinen in Bezug
auf Mannichfaltigkeit den Höhepunkt ihrer Entwickelung. Die grosse
Masse der oberjurassischen Fische wird durch Lepidoatei, Amioidei und
Pycnodonä, sowie durch die Teleostierfamilie der Ciupeiden gebildet.
Mit Beginn des Kreidesystems macht sich eine entschiedene
Umgestaltung der Fisclifauna in der Weise geltend, dass die bisher
herrschenden Ganoiden mehr und mehr von Teleostiern verdrängt
werden. Diese Substitution ist in den mittleren und oberen Ab-
theilungen der Kreide eine fast vollständige, in der unteren dagegen
haben sich noch vereinzelte Ganoidentypen aus der Jurazeit erhalten.
Dadurch zerfällt die Fischfauna der Kreide in zwei ziemlich scharf
geschiedene Abtheilungen, wovon zur unteren lichtgefärbte, schieferige
Kalkablagerungen von Pietraroja, Kalkschiefcr von Castellamare und
Torre d'Orlando im Neapolitanischen, von Coinen (Istrien), Crespano
(Venetien), Lesina (Dalmation) und Grodischt in den Karpathen und die
Neocomschiefer von Voirons bei Genf gehören.
Die normalen Ablagerungen der mittleren und oberen Kreide
enthalten hauptsächlich Zähne, Wirbel und isolirte Knochenreste von
Selachiern, Holocephalen, Pycnodonten und Physostomen, die Kalk-
schiefer des Libanon, die mergeligen Sandsteine der Baumberge in
Westfalen und die Kreidemergel von Kansas dagegen eine erhebliche
Anzahl wohl erhaltener Skelete. Unter diesen fehlen die Ganoiden
vollständig, während die Physostomi etwa Dreiviertel sämmtlicher Arten
ausmachen. Die Physoclysti sind, wie die Physostomen meist durch
ausgestorbene Gattungen vertreten.
Mit Beginn der Tertiärzeit tritt die Annäherung an die gegen-
wärtig herrschenden Verhältnisse immer bestimmter hervor.
Die älteste eocäne Fischfauna Europa s aus dem *Ix)ndonclay«
des südlichen Englands ist unvollständig bearbeitet.
Die gleichalterigen Ablagerungen im Pariser Becken liefern nur
wenige Fischreste, darunter aber Schuppen der noch jetzt in Nordamerika
existirenden Ganoiden-Gattung Lepidosteus. Das wichtigste und berühm-
teste Lager eocäner Fische bilden die licht gefärbten plattigen Kalk-
steine des Monte Bolca bei Verona, welche im Alter etwa dem Grob-
kalk des Pariser Beckens entsprechen. Nicht weniger als 94 Genera
und 170 Arten sind von da beschrieben, darunter mehrere Haie und
Rochen. Von Ganoiden sind nur noch Pycnodonten vorhanden, alle
übrigen Fische gehören zu den Teleostiern, und zwar überwiegend zu
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602
Vertebrata. Pieces.
Gattungen, welche noch heute im indisch-pacifischen und rothen Meer,
im tropischen atlantischen Ocean und zum kleineren Theil auch im
Mittelmeer leben. Interesse verdient die starke Vermehrung der Acan-
thopteri und der Rückgang der Physostomi.
An der oberen Grenze des Eocän bilden der schwarze Dach-
schiefer von Matt in Glarus, die gleichaltrigen Menilitschiefer in den
Karpatheu und die sog. Amphisylen- oder Melettaschiefer von Steier-
mark , Oberbayern (Siegsdorf) , Oberelsass u. s. w. einen bemerk ens-
werthen, durch Tiefseeformen charakterisirten Fischhorizont. Aus Glarus,
der reichsten Fundstelle dieser Zone, sind nach Wettstein 29 Fisch-
arten bekannt, welche alle zu den Teleostiern gehören. Auffallender
Weise übertreffen hier die ausgestorbenen Gattungen die noch jetzt
lebenden ganz erheblich an Zahl.
Auch in den westlichen Staaten von Nordamerika, in den sog.
Puerco-, Wasatch* und Bridgor-Schichten von Neu- Mexiko und Wyoming
kommen fossile Fische häufig vor, doch haben dieselben, weil aus
Süsswasserablagerungeu stammend, nichts mit den eocänen Formen
Europa s, welche fast ausnahmslos in marinen Ablagerungen vorkommen,
zu thun. Von Interesse ist hier die Verbreitung der noch jetzt in
Nordamerika existirenden Ganoiden- Familien der Lepidosteiden und
Amiaden.
Oligocän und unteres Miocän sind arm an fossilen Fischen.
Von Interesse ist das Vorkommen der amerikanischen Ganoiden-
gattungen Amia (Notoeus) und Lepidosteus in Europa.
Die mittelmiocäne Molasse der Schweiz, Schwabens (Baltringen),
Oberbayerns, die marinen Schichten des Wioner Reckens, dos Rhone-
thales und des aquitanischen Beckens weisen zuweilon einen grossen
Reichthum an Fischresten auf, unter denen Zähne, Hautplatten und
Stacheln von Haien, Rochen und Chimären, Wirbel. Zähne und ver-
einzelte Knochen von Teleostiern besonders häufig sind. Mit wenig
Ausnahmen lassen sich diese Reste auf recente Gattungen beziehen.
Auch die brackischen Thone von Unterkirchberg bei Ulm, die Süss-
von Radoboj u. a. O. in Kroatien und die Tegel der Cerithienstufe
im Wiener Becken beweisen, dass zur Zeit ihrer Entstehung die
Fischfauna der süssen und brackischen Gewässer in Deutschland nicht
sehr erheblich von der jetzt im südlichen Europa und Kleinasieu
lebenden abwich.
Eine Vermischung von marinen Fischresten mit Süsswasserformen
zeigt die überaus reiche obermioeäne Fauna von Licata in Sicilien.
welche sich theilweise auch in der Nähe von Girgenti , in den Gyps-
inergeln von Sinigaglia, bei Gabbro in Toskana. Lorca in Spanien und
in Oran wieder findet. Im Ganzen beschreibt Sau vage in seiner
Monographie vom Jahre 1873 von Licata 52 Arten, darunter 44 marinen
Ursprungs. Der Charakter dieser Fischfauna ist ein entschieden medi-
terraner. Die Arten allerdings sind ausnahmslos ausgestorben.
Zwischen Pliocän und Jetztzeit besteht, soweit die Fische in
Betracht kommen, kaum noch eine nennenswerthe Differenz.
Aus der zeitlichen Verbreitung der Fische ergeben sich mancherlei
Anhaltspunkte für die Stammesgeschichte dieser Classe. Im paläozoischen
Zeitalter waren lediglich Selachier, Jlolocephalen, Dipnoer und Ganoiden
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Amphibia.
G03
verbreitet, und zwar treten Selaehier und Ganoiden gleichzeitig im
unteren Silur auf. Es haben sich also diese beiden Hauptäste des
Fischstammes, wenn sie überhaupt auf eine Urform zurückgeführt
werden dürfen, schon sehr frühzeitig von einander getrennt.
Dass die Holocephalen schon im paläozoischen Zeitalter einen
selbständigen Seitenast der Selaehier bildeten, welcher sich mit seinen
theilweise embryonalen Merkmalen (Po)yspondylie, Autostylie) bis in
die Jetztzeit erhalten hat, wird durch fossile, im Old red beginnende
und in allen späteren Formationen fortsetzende Ueberreste bewiesen.
Der Ursprung der Dipnoer ist in Dunkel gehüllt. Die paläozoischen
Vertreter derselben stimmen in vieler Hinsicht mit Crossopterygiern
überein. Da übrigens die Dipnoer auch wichtige Merkmale mit den
Holocephalen theilen, so liegt die Vermuthung nahe, dass Holocephalen,
Dipnoer und Ganoiden aus einer gemeinsamen Stammform hervorgingen.
Die Placodermi nehmen in Bezug auf innere Skeletentwickelung
eine tiefe Stufe ein und schliessen sich in dieser Hinsicht den
Urganoiden nahe an. Ihr Ursprung ist unbekannt. Unter den Ga-
noiden bilden die Crossopterygier eine in phylogenetischer und syste-
matischer Hinsicht von den übrigen Ordnungen ziemlich unabhängige
Gruppe, welche gegenwärtig in den Polypterineu ihren letzten Aus-
läufer besitzt und wahrscheinlich in engeren genetischen Beziehungen
zu den Dipnoem und Amphibien steht, als alle übrigen Ganoiden.
Eine eng verbundene Gruppe von Ganoiden bilden Hetcrocerci , Lepi-
dostei, Amioidei und Pycnodonti. Dass die ersteren nicht nur die zeit-
lichen Vorläufer, sondern geradezu die Ahnen der Lepidostei und
Pycnodonten sind , wurde schon früher erwähnt. Die Amioideen
dürften sich von den Lepidostei während der Trias oder Jurazeit ab-
gezweigt haben.
Die Teleostier bilden lediglich einen mächtigen Seitenast der Ga-
noiden. Eine monophyletische Entstehung der Knochenfische erscheint
übrigens unwahrscheinlich; denn wenn auch die Clupeiden den Aus-
gangspunkt für die Mehrzahl der Physostomen bilden, welche aus
mesozoischen Amioideen hervorgegangen sind, so stehen doch andere
Familien schon bei ihrem ersten Erscheinen den letzteren so ferne,
dass für sie eine andere Abzweigungsstelle gesucht werden muss. Die
Physoclysten sind wohl nur in verschiedener Richtung differenzirte
Abkömmlinge der Physostomen.
2. Classe. Amphibia. Amphibien. Lurche.1)
Kaltblütige, nackte, seltener mit hornigen oder
knöchernen Schuppen bedeckte Wasser- oder Landthiere,
in der Jugend, zuweilen auch im ausgewachsenen Zustand
durch Kiemen und Lungen athmend; En t wi ckelu ng ohno
Amnion und Allantois mit Metamorphose. Hinterhaupt
mit zwei G ele nkk o pfen. Rippen niemals am Brustbein
') Hofmann, C. K., Die Amphibien in Bronn« Classen und Ordnungen des
ThierreicbH. Bd. VI. 2. Leipzig 1873-187S.
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604
Vertebrata. Amphibia.
befestigt. Extremitäten alsGehfüsse oder Schwimmf üsse
ausgebildet, zuweilen fehlend.
Die äussere Gestalt der Amphibien erinnert mehr an Reptilien,
als an Fische. Der meist langgestreckte Körper endigt häufig in einem
stark entwickelten Schwanz, doch gibt es auch völlig schwanzlose For-
men von gedrungenem Bau (Frösche). Bei den schlangenartigen, in
feuchtem Boden lebenden Blindwühlern und einzelnen fossilen Stego-
cephalen fehlen die Extremitäten ganz; in der Regel aber sind zwei
Paar Füsse vorhanden, wovon die vorderen meist vier, die hinteren
fünf Zehen besitzen.
Unter den lebenden Amphibien besitzen nur die Blind Wühler (Coecilia)
Hautschuppen; unter den ausgestorbenen zeichnen sich die Stego-
cephalen durch Beschuppung des Bauchs, zuweilen auch des ganzen
Körpers aus.
Die Wirbelsäule besteht je nach der Lage des Körpers und
namentlich des Schwanzes aus einer sehr verschieden grossen Zahl
(10 — 150) von Wirbeln und differenzirt sich in Hals , Rumpf-, Becken-
und Schwanzregion.
Bei den paläozoischen Stegocephalen ist die Chorda zuweilen nur
von einer dünnen Knochenhülse umgeben, oder die Wirbel bestehen
wie bei den Ganoiden aus getrennten Stücken. Bei vollständiger Ver-
knöcherung sind sowohl die vordere, als auch die hinteren Verbindungs-
flächen ausgehöhlt (amphicöl), oder die vordere ist ausgehöhlt, die
hintere convex (procöl) oder umgekehrt, die vordere convex, die
hintere concav (opisthocöl).
Der einzige Halswirbel lenkt sich in die beiden verknöcherten
oder knorpeligen Gelenkköpfe des Hinterhauptes ein und heisst Atlas,
obwohl er wahrscheinlich dem ersten und zweiten Halswirbel der
höheren Wirbelthiere entspricht. Sein ausgehöhltes Vorderende besitzt
Gelenkfacetten und häufig einen nach vorn gerichteten schaufei-
förmigen Basalfortsatz. Die Rumpf wirbel bestehen aus dem Körper
(Centrum) und den oberen Bögen (Neurapophysen). Letztere verknöchern
selbständig und zwar meist früher und vollständiger als die Wirbelkörper
mit denen sie entweder nur durch Nähte verbunden oder auch vollständig
verschmolzen sind. Dorsal verwachsen die Bogenstücke zu einem mehr
oder weniger entwickelten Dornfortsatz (spina dorsalis), vorn und hinten
- ragen je zwei schiefe Gelenkfortsätze (processus obliqui, Zyg-
apophysen) vor, wovon die vorderen durch die hinteren bedeckt werden.
In der Regel senden die oberen Bogen jederseits einen Querfortsatz
(Diapophyse, processus transversus) aus, welcher zur Anheftung der
Rippen dient; da die letzteren aber häufig zweiköpfig sind, so geht
auch vom Wirbelkörper noch ein kürzerer Querfortsatz (Parapophyse)
aus. Am hinteren Ende des Rumpfes stützt ein einziger sog. Sa c rai-
wirb el das Becken, das sich entweder direkt an eine ungewöhnlich
stark entwickelte Diapophyse oder an eine meist abweichend geformte
Sacralrippe anheftet. Die Schwanz wirbel sind meist mit unteren
Bogen (Haemapophysen) versehen; daneben können aber wenigstens
die vorderen Schwanzwirbel noch Rippen tragen , die an Diapophysen
der oberen Bogen befestigt sind. Bei den Batrachiern verschmelzen
sämmtliche Schwanz wirbel zu einem langen dolch förmigen Knochen
(Coccyx).
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Amphibia.
605
Der Schädel verknöchert nur unvollständig, indem einzelne Theile
des Primordialcraniunis zeitlebens ihre knorpelige Beschaffenheit bei-
behalten. Die Ossifikation erfolgt entweder durch direkte Umwandlung
des Knorpels in Knochensubstanz (Occipitalia lateralia, Gehörkapsel,
Quadratbein, Gürtelbein), oder durch vom Perichondrium ausgehende
Knochenbildung, wodurch sog. Deck- oder Belegknochen entstehen
(Frontalia, Parietalia, Nasalia, Vomer, Parasphenoid). Die oberen und
unteren Hinterhauptsbeine sind durch kleine knorpelige Platten ersetzt,
dagegen die Occipitalia lateralia meist (mit Ausnahme eines Theiles
der Stegocephali) solid verknöchert und mit Gelenkköpfen versehen.
Letztere zeichnen sich durch ansehnliche Grösse aus und nehmen an
der Begrenzung des Gehörlabyrinthes Theil. Die Ohrgegend wird
von einem oder auch mehreren vorspringenden Knochen bedeckt,
welche dem Prooticum und Opisthoticura der Fische entsprechen und
zusammen das Felsenbein (Petrosum) bilden. Die vorderen Seitenwände
des Schädels bleiben knorpelig, und nur in der Naseugegend entsteht
eine Ossification (Orbito-Sphenoid), welche sich durch mediane Ver-
schmelzung zu einem ringförmigen Gürtelbein umgestalten kann. Das
Schädeldach besteht aus paarigen Scheitelbeinen, Vorder- . Hinter- und
Hauptstirnbeinen und Nasenbeinen, zu denen bei den Stegocephalen
noch obere und seitliche Hinterhauptsplatten, Postorbitalia und Supra-
temporalia kommen. Die Schädelbasis wird wie bei den Fischen durch
ein grosses, ungethciltes Parasphenoid bedeckt, welches vorn an den
meist paarigen Vomer angrenzt. Fin beweglicher Kieferstiel fehlt; der
demselben entsprechende Knorpel verschmilzt mit der Schädelkapsel
und ist oben durch einen Deckknochen (Squamosum) geschützt, während
am unteren Ende ein Quadrato-Jugale und zuweilen auch ein ver-
knöchertes Quadratum vorhanden sind. Nach vorne schliesst sich an das
Quadrato-Jugale der schmale Oberkiefer an, auf welchen dann die den
Vorderrand der Schnauze bildenden paarigen Zwischenkiefer folgen.
Bei manchen Urodelen können Oberkiefer und Quadratjochbein durch
Bindegewebe ersetzt sein. Zwischen Quadratbein und Parasphenoid
liegt das Flügelbein (Pterygoideum), in der Regel ein dreiarmiger
Knochen, welcher sich mit dem kurzen Ast an den hinteren Theil des
Parasphenoids anlegt, mit dem vorderen den Aussenrand der Gaumen-
höhle bildet. Gaumenbeine schliessen sich vorn meist an das Ptery-
goid an und werden aussen vom Oberkiefer begrenzt; zuweilen fehlen
sie aber auch. Jeder Unterkieferast besteht wie bei den Fischen aus
drei bis vier Stücken. Das Visceralskelet wird aus zwei starken knö-
chernen Zungenbeinbögen gebildet, auf welche bei den Kieinenat Innern
noch drei bis vier theil weise verknöcherte Kiemenbögen folgen.
Die Zähne sind spitzconisch und stehen in der Hegel auf
Zwischenkiefer, Oberkiefer, Unterkiefer, Vomer und Gaumenbein.
Ausnahmsweise können auch Parasphenoid und Pterygoid Zähncheu
tragen. Vollkommen zahnlose Gattungen kommen nur bei den Fröschen
vor. Der Zahnsockel befestigt sich bei den lebenden Amphibien ent-
weder auf einem ringförmigen Fortsatz des Knochens (acrodonte
Bezahnung) oder seitlich an dem etwas erhöhten Aussenrand des Kiefers
(pleurodonte Bezahnung). Der Zahn Wechsel erfolgt, wie bei den
Ganoid- und Knochenfischen, nicht durch einen unter dem funktioniren-
den Zahn befindlichen Krsatzzahn, sondern der junge Zahn entwickelt
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600
Vertebrata. Amphibia.
sich neben dem vorhandenen und stellt sich, nachdem der Sockel und
der Knochenfortsatz des letzteren resorbirt ist, allmählich an dessen
Stelle. Die Amphibienzähne unterscheiden sich von den Fischzähnen
hauptsächlich durch den Mangel an Vasodentin; ihre grosse Pulpa
enthält zelliges Bindegewebe und ist an fossilen Zähnen entweder hohl
oder durch fremde, infiltrirte Substanzen (am häufigsten Kalkspath)
starke Faltung der Dentinsubstanz und durch eine eigenthümliche la-
byrinthischo, an gewisse paläozoische Ganoidfische crinnornde Struktur aus.
Extremitäten fehlen nur wenigen Amphibien. Im Brustgürtel
fehlt meist ein verknöchertes ventrales Schlussstück (Brustbein). Das
Schulterblatt (scapula) ist wenigstens im unteren Theil, welcher mit
dem Coracoideum und Präcoracoideum zusammenstösst und die Gelenk-
pfanne für den Oberarm bildet , verknöchert. Bei den Stegocephalen
kommen noch knöcherne seitliche Kehlbrustplatten hinzu, welche Hern
Schlüsselbein (Clavicula) der höheren Vertebraten entsprechen. Die
vorderen Extremitäten selbst bestehen aus einem stämmigen, ziemlich
langen Oberarm (Humerus), zwei Vorderarmknochen (Ulna und Radius),
einer knorpeligen oder aus zwei Reihen kleiner Knöchelchen zusammen-
gesetzten Handwurzel (Carpus), drei bis fünf Mittelhandknochen (Meta-
carpalia), denen sich die aus einem, zwei, drei und vier Finger-
gliedern (Phalangen) zusammengesetzten Hände anschliessen.
Im Beckengürtel beobachtet man jederseits ein längliches,
schmales Darmbein (Ileum), welches sich entweder an die Rippe oder
den Querfortsatz des Sacralwirbels anheftet und schräg nach unten
gerichtet ist ; ferner ein Haches, scheibenförmiges, verknöchertes Sitzbein
(Isehium), an welches sich vorn ein häufig knorpelig bleibendes, zu-
weilen aber auch ossificirtes Schambein (os pubis) anschliesst. Die
Gelenkpfanne wird meist von Darmbein und Sitzbein gebildet und nimmt
den Kopf des langen Oberschenkels (Femur) auf; der Vorderfuss
besteht aus Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula), welche bei den
Fröschen verschmelzen ; die Fusswurzel (Tarsus) ist knorpelig oder mit
einer Anzahl kleiner Knöchelchen vorsehen, der Hinterfuss dem Vor-
derfuss ähnlich, jedoch meist fünfzehig.
Die Amphibien werden in vier Ordnungen: Stegocephali, Coecilia,
Vrodela und Anura eingetheilt.
1. Ordnung. Stegocephali. Panzerlurche, Schuppenlurche.1)
Salamander- oder eidechsen ähnliche, geschwänzte Am-
phibien, mit einem aus soliden Hautknochen bestehenden,
von den Augen- und Nasenlöchern durchbrochenen Schädel-
dach, welches stets zwei mediane und zwei seitliche Hinter-
hauptsplatten (Supraoccipitalia), eine hintere Augenhöhlen-
*) Burmeister, //., Die Labyrintliodonten aus dem bunten Sandstein von Bern
bürg zoologisch geschildert. Berlin 184'J 4° und Die Labyrintliodonten aUB dem
Saarbrücker Steinkohlengebirge. Berlin 18f>0. 4°. - Co/>e. Edw.y Synopsis of the
extinet Batrachia and Keptilia of North America Transactions American Philos Soc.
XIV. 1H6Ü — The Batrachia of the Permian Period of North America. American
Naturalist 1884 p 26— 31» und Trans. Amer. Phil. Soc. 188« vol. XVI. — Credner,
Herrn., Die Stegocephalen aus dem Rothliegenden des Plauen'schen Grundes bei
Dresden. I-X Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1881—1893. — Fraas, Eberhard, Die
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Stegocephali.
(507
platte (Postorbitale), und ein grosses Supratemporale enthält.
Scheitelbeine mit Scheitelloch. Zähne spitzconisch, mit
grosser Pulpa und einfacher oder mehr gefalteter Dentin-
substanz. Wirbelkörper entweder hülsenf örmig, mit Chorda
erfüllt oder aus getrennten Stücken bestehend oder solid
verknöchert und amphicöl. An der Kehle drei aussen sculp-
tirte, zum Brustgürtel gehörige Platten. Häufig knöcherne
Schuppen vorhanden.
Die Stegocephalen bilden eine im Carbon beginnende, in der oberen
Trias aussterbende Ordnung, welche die grössten Vertreter der Am-
phibien enthält. Sämmtliche genauer bekannten Gattungen sind ge-
schwänzt; die meisten vierbeinig, einige wenige fusslos.
Im Gegensatz zu den lebenden Amphibien besitzen die Stego-
cephalen in der Kegel ein wohl ausgebildetes, aus verknöcherten Schuppen
oder Stäbchen bestehendes Hautskelet, das namentlich auf der Bauch-
seite zur Entwickelung kommt, zuweilen die Unterseite der Extremi-
täten bedeckt und bei einzelnen Gattungen auch auf dem Rücken
beobachtet wurde. Die Rückensehuppen sind dünner als jene des
Bauches und nieist von rundlicher oder ovaler Form. Die Bauchschuppen
zeichnen sich zuweilen durch ansehnliche Stärke aus und bilden einen
sehr dichten Panzer, welcher aus schrägen, nach vorne convergirenden
und in der Mitte des Bauches winklig zusainmenstossenden Reihen
gebildet wird. In der Hals und Kehlregion, sowie unter dem Schwanz
und den Extremitäten zeigen die Schuppen eine abweichende Anord-
nung. Die Form der aus reiner Knochensubstanz bestehenden Schuppen
ist oval, rhombisch, oblong, spindel-, haferkom-, oder sogar dünn stab-
förmig (Fig. 1571).
Die Wirbelsäule der Stegocephalen bewahrt meist einen embryo-
nalen Charakter und bietet ganz ähnliehe Erscheinung, wie die der
Ganoidfische. Nur bei den höchststehenden Formen wird die Chorda
vollständig durch Ossifikation verdrängt werden , bei allen übrigen
bleiben stets mehr oder weniger umfangreiche Chordareste im Wirbel-
centrum bestehen.
Die unvollkommenste Verknöcherung kommt bei den Phyllo-
spondylen (Blattwirblern) (Fig. 1572) vor. Hier ist das Rückenmark
und ein Theil der Centra von dem verknöcherten, aber aus zwei ge-
trennten Hälften bestehenden oberen Bogen, die Chorda dagegen nur
ventral von zwei zarten Knochenblättern bedeckt. Die oberen Bogen be-
sitzen kräftige Querfortsätze (Diapophvsen) und Zvgapophysen. Bei den
Hülsen wirbeln [Lcpospondyli) (Fig. 1573) umgibt eine conlinnirliche
knöcherne Hülse die persistirende Chorda, welche sich interv crtcbral
etwas ausdehnt und dadurch den meist langgestreckten Wirbeln eine
sanduhrähnliche, in der Mitte des Körpers eingeschnürte Form verleiht.
Labyriutbodonten der nohwabischen Trias. Palaeontographica Bd. 35. 1889. —
Fritech, Anton, Die Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Perniformation
Böhmen». Bd. I Prag 1883. Bd. II 188;"». — Hnxley, Th . , Description of verte-
brate Remains from tbe Jarrow Colliery, Kilkenny. Trans. Roy. Irish Acad.
Dublin 1867 vol. XXIV. — Meyer, Herrn, v., und Plieninger, Th, Beitrage stur
Palaeontologie Württembergs. Stuttgart 1844. gr. 4". — Meyer, Herrn, v.. Zur
Fauna der Vorwelt. 2. Abth. 1847 und Palaeontographica. Bd. I, VI, XV. —
Miall, L. C , Report on the Structure and Classification of tbe Labvririthodonts.
Rep. of the 42 and 4H«' meet. Brit. Aasoc. in I^ed« 1873 and Bradford 1874.
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608
Vertebrata. Ampbibia.
Die vorderen und hinteren Flächen sind tief ausgehöhlt (amphicöl).
Bei einzelneu Gattungen wird die Verbindung des Chordastranges durch
Verdickung der Hülse fast vollständig aufgehoben.
<• 1,
Fig. 1572.
Blattwirbel von Branehiosauru
Credn. Vergr. (Nach C red n er.) eh Chorda,
n.oberer Bogen, «p DonifortsaU, d
c Zygapophyse.
Flg. 1571.
ii Bauohpanater von Branchioiaurut. b .Schuppen
Fig. 1573.
Branchiotaurv*, c von Hylonomu», d von Pelonaunu, HüNenwirbel von llylonomu* eh Chordit
e von Archegoiaurtu / von Sclerocephalu». «von IHtco- durPn Gestein er*etr.t. Jt knöchern«« Hülse
iaurut, h von Petrobate*. (Nach Credner.) des Wirbels, c Kippe. (Nach Credner.)
Einen anderen Bau besitzen die aus mehreren, getrennten Stücken
zusammengesetzten K r a n z w i r b c 1 (Temnospondyli) (Fig. 1574). Auch
hier beginnt die Ossification mit den oberen Bügen, und zwar bleiben die
beiden Hälften derselben anfänglich geschieden und wachsen erst später
unter Bildung eines mit kräftigen, distal zuweilen verdickten Dorn-
fortsatzes zusammen. Der Wirbelkörper zeigt entweder rhachitome
oder embolomere
Beschaffenheit, Bei
ersteren wird er aus
einem basalen, seit-
lich aufwärts gebo-
genen, hufeisenför-
migen , oben ver-
schmälerten Kno-
chenstück (Hypo-
eentrum) und zwei
keilförmigen , nach
unten zugespitzten
Seitenplatten (Pleu-
rocentra) gebildet.
Derartige Wirbel
entsprechen voll-
ständig den Halb wirbeln bei den Ganoiden (S. 563). Das Hypo-
centrum geht in der Verknöcherung den Pleurocentren voraus und
liegt gewöhnlich direkt unter dem oberen Bogen. Zuweilen befindet
Flg. 1574 Fig 1575.
Kftf'hiionio Kumpfwirbe) von Rachitoinc Sehwanxwirbel von
Archt-goMuru*. Archcgotaunu.
*p Dornfortsatz, *. :' Zygapophysen, n oberer Bocon, h>/c Hypocentrum,
p/c I'leuroeentriim, pla bas-ale Zwischenstücke.
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Stegoccphali.
609
Fiff. 1576.
Embolomere Wirbel von
Dipluvertebron punctatum
Frltseh. Ann »ler Gaskohle
von Xyfan. NhL (irüsse.
(Nach Fritseh.;
sich unter den Pleurocentren noch ein kleines horizontales Basalstück,
welches sich /.wischen die Hypocentra einschiebt. In der Schwanzregion
von Archegosaurns scheint dieses Zwischenstück nach II. v. Meyer
sogar aus zwei getrennten Hälften zu bestehen (Fig. 1575 pla).
Durch dorsales Zusammenwachsen der Hypocentra und durch
Verschmelzung der Pleurocentra auf der dorsalen und ventralen Seite
können sich die Kranzwirbel in hohle (embolornere) Ringwirbel um-
wandeln, deren Körper aus zwei scheibenförmigen Ringen zusammen-
gesetzt sind (Fig. 1576). Bei einigen Gattungen besteht die Rumpf-
region aus rhachitomen, die Schwanzregion aus embolomeren Wirbeln.
Ein noch weiter vorgeschrittenes Stadium in der Verknöcherung
der Wirbelsäule zeigen die Labyrinthodonti. Der Wirbelkörper bildet
hier eine kurze, solid verknöcherte, vorn und hinten schwach concave
Scheibe, welche zuweilen im Centrum durchbohrt ist (Fig. 1577) oder
unter dem Medullarcanal einen ursprünglich von Chorda erfüllten Aus-
sclinitt erkennen lässt [Stereospondyli).
Bei den meisten Stego-
cephalen unterscheidet man
einen einzigen, vorn ausge-
höhlten und mit zwei Gelenk-
facetten versehenen Hals-
wirbel (Atlas), welcher keine
Rippen trägt und keine vor-
deren Zygapophysen besitzt.
Dahinter folgen bis zum Becken
die Ru m pf wirbel, die in der
Regel ein- oder zweiköpfige Rippen tragen. Zum
Becken gehört ein einziger Sacral wirbel mit star-
kem Querfortsatz und kräftiger Sacralrippe. Die
S c h w a n z w i r b e 1 unterscheiden sich durch untere Rückenwirbel "von Losomn
Bogen (Haemapophysen), welche mit dem Wirbel- Allmani Huxley ,'»nH,,)r-
körper oder auch mit den Hypocentra fest verwachsen sind.
Der Schädel (Fig. 1578) besitzt die für Amphibien charakteristische
flache, breit dreieckige Gestalt, ist jedoch oben durch ein solides Knochen-
dach geschützt, dessen Zusammensetzung sich in wesentlichen Punkten
von der Schädeldecke dor übrigen Amphibien unterscheidet und in
mancher Hinsicht an Ganoidfische oder Krokodile erinnert. Die Kopf-
knochen haben aussen meist eine radiale Streifung oder eine grubige,
rauhe Beschaffenheit und enthalten häulig Furchen von Schleimcanälou.
Von den das Schädeldach durchbohrenden Oeffnungen zeichnen
sich die nach oben gerichteten Augenhöhlen (A) durch ansehnliche
Grösse aus. Sie sind zuweilen mit Scleroticaring versehen. Die zwei
Nasenlöcher liegen in der Nähe des vorderen Schnauzenrandes
und sind stets durch einen ansehnlichen Zwischenraum getrennt. Kine
weitere unpaare, kleine, rundliche Oeffnung befindet sich zwischen den
beiden Scheitelbeinen. Sie entspricht dem Scheitelloch (Foramen
parietale) der Kidechsen, worin die Zirbeldrüse liegt, die als unpaares
Scheitelauge gedeutet wird.
Die wenig dicken, plattigen Schilder des Schädeldaches (Fig.
1578) sind wie bei den Knorpelganoiden Verknöcherungen der Haut.
Z Ittel, GruntlziiK« «ler Pabieonlologle. 39
Fi«. 1577.
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610
Vertebrata. Amphibia.
Heber dem Gehirn liegen die paarigen Scheitelbeine (Parietal i a) ,
welche das Scheitelloch umschliessen , hinter denselben über dem
Hinterhaupt zwei meist vierseitige kleinere Platten, und jederseits
davon je eine seitliche Platte, neben welcher ein Ausschnitt für die
Ohrregion beginnt. Von diesen
beiden Knochenpaaren werden
die medianen in der Regel als
Supraoccipitalia {So), die seit-
lichen als Epiotica (Ep) bezeich-
net, obwohl sie offenbar nur
durch Hautverknöeherung ent-
standen sind. Vor den letzteren
liegt eine meist als Squamosum
bezeichnete Platte und neben
diesem zwei weitere, wovon die
hintere Supratemporale, die vor-
dere Postorbitale genannt wird.
Die zwei zuletzt genannten Platten,
sowie die »Epiotica«, fehlen allen
lebenden Amphibien. Auf die
Scheitelbeine folgen nach vorn
zwischen den Augenhöhlen zwei
schmale, meist ziemlich lange
und auf diese die
Kig. 1578.
Oberseite «lc* Schädels von Mrlan/rptlon.
in nat. Or. (Nach Credner.) A AiiKenhöhle, Pnu-
Zwisehenklcfer iPraeniaxIlla). Mi Oberkiefer (MaxlHa),
Sa Nasenbein (Najuile), Prf Vonlenttirnbein (I'rae-
frontale), Fr Hauptstirnbein (Frontale), PI/ Hinter-
»tirnbein (Pustfrontnle), Pa Scheitelbein (Parietale),
Kestaurirt
Pur Hinteres AtiKcnhohlcnbeln (F'o*torbitale), x vor-
dere«, Sq hinteren Schläfenbein (S<|uamosutii), SO Stirnbeine
oberes Hinterhauptsbein (Supraoccipitale), Kp Epio- _ xt 1 _ ]_„..
tkum, st l-aiikenbein (Supratemponiie). Ju Jochbein grossen Nasenbeine, an tieren
vorderen Aussenecken die Nasen-
löcher durchbrechen. Zwei vorn gerundete und am Uuterraud mit
einer Zahnreihe besetzte Zwischenkiefer bilden den Vorderrand der
Schnauze.
Nur selten nimmt das Hauptstirnbein an der Begrenzung der
Augenhöhlen Theil, gewöhnlich wird diese Oeffnung hinten vom
Postorbitale und von einem niemals fehlenden Hinterstirnbeiu (Post-
frontale), innen vom Postfrontale und vom Vorderstirnbein (Prae-
frontale), aussen von einer als Jochbein bezeichneten Platte umrandet.
Meist schaltet sich zwischen Jugale und Praefrontalo noch eine weitere
dreieckige Knochcnplatte , das sog. Thränenbein oder Zwickelboin
(Lacrimale) ein, das jedoch nach vorn geschoben erscheint und nur
ausnahmsweise mit seinem Hinterrand die Augenhöhle berührt. Die
hintere und untere Ecke des Schädels wird vom Quadrat-Jochbein
gebildet, welches auf der Unterseite zuweilen einen gelenkartigen
Vorsprung zur Articulation mit dem Unterkiefer erkenuen lässt. Bei
einzelnen der grösseren Stegocephalen ist das distale Ende dieses Vor-
Sprunges durch eine Naht vom Quadratojugale getrennt und bildet ein
besonderes Quadratbein. Nach vorn grenzt an das Quadratjochbein
der Oberkiefer an, welcher als langer, schmaler, etwas gebogener
Knochen den Aussenrand des Schädels bis zum Zwischenkiefer bildet.
Das Hinterhaupt war bei der Mehrzahl der paläozoischen
Stegocephalen knorpelig, bei den Labvriuthodonten und einigen anderen
Formen sclüiessen sich jedoch an die Supraoccipitalia zwei schräg oder
steil abfallende seitliche Hinterhauptsbeine (Exoccipitalia) an, welche
zwei vorspringende (ielenkköpfe bilden.
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Stegocephali.
611
FIr. »579.
Branchioiaunu. riit.-wlle <l<* Schädel*.
ResUiurlrt. */|. (Nach Credner) Pmi Zwischen-
kiefer (PraeiuaxlllB! , Uz obt-rkiefer (Maxilla ,
yuJ Qnadi^pohbela, Plflcelbeta d'tery-
Koideum), i'Sph Pdrasphenoid, PI <;«umenl>eiii
(l'aUtlnum), Vo l'fluipichnrliein iVomer).
vorderen Rändern mit einer Reihe
Die Unterseite des Schädels (Fig. 1579) zeichnet sich durch
ungemein grosse GaumenötTnungen aus. In der Mitte deckt ein spahn-
förmiges, hinten zu einer dünnen Scheibe ausgebreitetes Paraspheuoid
die knorpelige Schädelbasis. Der
nach vorn gerichtete, schmale,
stielförmige Fortsatz fügt sich in
den unmittelbar davor gelegenen
Vomer ein, welcher bei den älteren
Formen aus zwei, bei den jüngeren
aus einem Stück besteht und eine
ziemlich ansehnliche Ausdehnung
besitzt. Nach vorn berührt der
Vomer (Pflugscharbein) in der
Regel den Zwischenkiefer, nach
aussen wird er vom Oberkiefer,
von den inneren Nasenlöchern
(Choaneu) und dem vorderen Theil
der Gaumenbeine begrenzt. Die
grosse, horizontale Vomerplatte ist
entweder zahnlos oder mit kleinen
Zähnchen übersäet, zuweilen auch
vor den Choanen jederseits mit
ein oder zwei mächtigen Fang-
zähnen und an den äusseren und
kleinerer Zähne besetzt.
An die hintere Scheibe des Parasphenoids legt sich ein drei-
gabeliger Knochen, das Flügelbein (Pterygoideum) an, und zwar tun«
schliesst der kurze Querast häutig durch eine basale Ausbreitung das
Paraspheuoid; ein lauger, etwas gebogener Ast richtet sich nach vorn,
erreicht das Gaumenbein oder den Oberkiefer, folgt diesem eine Strecke
weit und begrenzt nach aussen die grosse GaumenörTnung , der
hintere kurze Ast verbindet sich mit dem Quadratojugale und umgibt
die Schläfenhöhle. Zwischen dem vorderen Ast der Flügelbeine
und dem Vomer liegen die Gaumenbeine (Palatina). Sie grenzen meist
an den Oberkiefer, tragen häufig eine Reihe von Zähnen und endigen
vorn an den Choanen.
Der Unterkiefer (Fig. 1605] besitzt bei allen Stegocephalen dio Lange
des ganzen Kopfes, da die Mundwinkel wie boi den Fröschen an den hin-
teren Seitenecken des Schädels beginnen. Von den drei Hauptstücken, aus
welchen jede Hälfte besteht, bildet das Zahnbein (Dentale) den bezahnten
Oberrand und den vorderen Theil des Kiefers, das Winkelbein (Angulare)
den Unterrand; hinter dem Dentale und über dem Angulare liegt das
Gelenkbeiu (Articulare) , welches mit einer vertieften queren Gelenk-
grube versehen ist, die nach hinten von einem Vorsprung begrenzt
wird. Auf der Innenseite beobachtet man zwischen Dentale, Angulare
und Articulare noch ein Deckstück (Operculare, Spleniale). Die zahl-
reichen spitzen Zähne des Unterkiefers stehen in einer Reihe und
nehmen von vorn nach hinten an Stärke ab, nur in der Symphysen-
region, wo die beiden Aeste in vielen Fällen wahrscheinlich nur durch
Ligament verbunden waren, stehen zuweilen jederseits ein oder zwei
innere grosse Fangzähne.
39*
Google
612 Vertebrata. Amphibia.
Bei mehreren paläozoischen Gattungen sind an kleinen Exemplaren
unverkennbare Ueberreste von knöchernen Kiemen bögen erhalten,
welche die Vermuthung nahe legen, dass alle Stegocephalen in jugend-
lichem Alter durch Kiemen athmeten.
Die Zähne1) der kleineren paläozoischen Stegocephalen stellen glatte,
schlanke Kegel mit grosser Pulpa dar (Fig. 1580) und sind entweder
direkt oder durch eine Cementbasis mit den zahntragenden Knochen
verwachsen. Sehr häufig sind die untere Hälfte oder zwei Drittel der
Aussenseite der I^änge nach gefurcht oder gestreift, und in diesem Falle
zeigt die Dentinsubstanz bis zur gleichen Höhe eine von der Pulpa aus-
gehende radiale Faltung (Fig. 1581). Von den radialen Pulpaausstülp-
ungen, welche diese Falten bilden, strahlen dichtgedrängte Dentinröhrchen
o von nu**<n, b unter*» HaiAo ^ 1M->
^ÄÄ^S Querschnitt du^e^
nach den Seiten und nach der Peripherie aus. Die Ausbuchtungen
der Pulpa können sich bei den complicirter gebauten Zähnen noch
verzweigen und die secundären Aeste wieder laterale Ausstülpungen
aussenden; gleichzeitig dringen alsdann zwischen die radialen Dentin-
bündel von aussen dünne Streifen von Cementsubstauz, welche die Ober-
fläche des Zahnes bedeckt, in das Innere ein und machen dabei welüge oder
mäandrische Biegungen. Dadurch entsteht jene überaus charakteristische
Labyrinthstruktur, welche vorzugsweise bei den geologisch jüngeren
und grösseren Vertretern der Stegocephalen vorkommt (Fig. 1582). Da
die Ausstülpungen der Pulpa nur so weit reichen, als Ausserlich die
Furchung oder Streifung vorhanden ist, so wird die Struktur der
Zähne nach oben immer einfacher, und die eigentliche, mit Schmelz
V) i'redner, Herrn., Zur Histologie der Faltenzahne palaeozoiseher Stegocephalen
Abhandl k saehH Ges. Wissenseh inath.-phys Cl. 18y3. B«l. XX.
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Stegocephali.
013
[Fig.
bedeckte Krone zeigt nur noch eine enge einfache Pulpa, von welcher
radiale Dentinröhrchen nach aussen ausstrahlen.
Die Zähne sind entweder auf den Knochen unmittelbar auf-
gewachsen (acrodont), oder es bildet sich um ihre Basis ein erhöhter
Knochenrand, so dass sie in seichten Alveolen zu stehen scheinen,
oder sie sind auf der Innenseite des erhöhten Kieferrandes angewachsen
(pleurodont) und ragen nur mit ihrer oberen Hälfte oder sogar nur mit
ihrer Spitze über den Kiefer vor.
Der Brustgürtel
1583) besitzt
bei den Stegocephalen
einen höchst charak-
teristischen, von dem
der übrigen Amphibien
erheblich abweichen-
den Bau. Die auf-
fallendsten , grössten
und meist auch best
erhaltenen Knochen
liegen auf der Bauch-
seite und bilden unter
der Kehle einen aus
drei Platten zusammen-
KIk. 1583.
A SchulterRürtel von ßranchio$aurus. B Schulterjrörtel von
Mdancrpeton. (Nach Credner.) iel Mittelplatte (Intfrclavioula,
Kntosternum), cl Scitenplatte, co CoracoUl (Clavicula auet ).
tc Schultert.lHtt (scapula).
gesetzten, meist noch in der Haut gelegenen, äusserlich sichtbaren und
in der Regel wie die iSchädelknochen mit starken Sculpturen bedeckten
Kehlbrustpanzer. Die Mittelplatte (Interclavicula , Entosternum)
unterscheidet sich bei den verschiedenen Gattungen sehr erheblich
nach Grösso und Form; am häufigsten ist sie von rhombischer, zu-
weilen auch von quer ovaler Gestalt oder verlängert sich hinten in
einen stielförmigen Fortsatz.
Dicht neben dem vorderen Theil der Mittelplatte liegen die beiden
Seitenplatten, welche dem Schlüsselbein (Clavicula) der übrigen Am-
phibien entsprechen. Sie laufen hinten in einen aufwärts gebogenen
Stiel aus und erweitern sich vorne zu einem dreieckigeu, aussen häutig
mit Skulpturen versehenen Knochen. Dieselben können aber auch glatt
und von der Haut bedeckt sein. Eine scheibenförmige, an einem Ende
bogenförmig abgerundete, am anderen Ende abgestutzte oder auch
ausgeschnittene Knochcnplatte wird als Coracoid gedeutet und ein
dünner, spangen- oder löffei förmiger, an einem Ende etwas verbreiterter
Knochen entspricht dem Schulterblatt der übrigen Amphibien.
Die Knochen der eigentlichen Vordere xtreuii täten stimmen,
soweit bekannt, in Form, Zahl und Anordnung ziemlich genau mit den
jetzt lebenden Urodelen überein. Der Oberarm besitzt nur ausnahms-
weise Gelenkköpfe, sondern bleibt in der Regel an den Enden knorpelig.
Die beiden Vorderfussknochen (Ulna und Radius) sind stets getrennt,
einfach, ohne Gelenk flächen , mehr oder weniger verlängert. Vom
Carpus (Handwurzel) ist nur wenig bekannt; bei vielen paläozoischen
Gattungen scheint er knorpelige Elemente enthalten zu haben, bei
andern ist er verknöchert. Die Metacarpalia und Zelumglieder sind
längliche Knöchelcheu.
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614
Vertebrata. Amphibia.
Der Beckengürtel (Fig. 1584) ist kräftig entwickelt, jedoch selten
so günstig erhalten, dass alle Theile deutlich nach Lage und Form
erkannt werden können. An die Sacralrippe heftet sich jederseits ein
stämmiges, kurzes, proximal und distal etwas verbreitertes Hüftbein
oder Darmbein (Ileum) an. Sitzbein (Ischium) und Schambein (os
pubis) verbinden sich zuweilen zu einem einzigen grossen Knochen
(Ischio-Pubis), oder bleiben getrennt. Die grossen Sitzbeine stossen in
der Mittelebene in einer Symphyse zusammen. Die kleineren Scham-
beine bleiben bei paläozoischen Formen zuweilen knorpelig.
Die Hinterfüsse
übertreffen die Vor-
derfüsse fast immer
etwas an Länge.
Der Oberschenkel
ist ein kräftiger ,
schlanker Knochen
ohne verknöcherten
Gelenkkopf, da-
gegen distal häufig
mit wohl ausge-
bildeten Condylen.
Tibia und Fibula
sind getrennt und
gleichen den homo-
logen Vorderarm-
knochen. Der Tar-
sus ist knorpelig
oder mit zwei Reihen
Becken von MaslodontawnuoiganttusJaeg. (Nach Eb.Fraas.) //Darmbein. Tr„-t~uÄl
Itch Sitxbein. Pu 8chambeln. At Planne (Acmbulum; für das Kemur. VOn KnÖChelChen
versehen. Die Meta-
tarsalia und Phalangen sind wenig verschieden von denen des Vorder-
fusses; von den fünf Zehen ist bald die zweite, bald die dritte am
längsten.
Lebensweise. Aus dem Vorkommen der Stegocephalen in den
Ablagerungen der produktiven Steinkohlenformation, des Rothliegenden,
Buntsandsteins und Keupers ergibt sich, dass diese theils kleinen, theils
mittelgrossen, theils riesenhaften Lurche entweder in süssen Gewässern
oder auf dem Festlande gelebt haben. Die kleineren Formen scheinen
sich vielfach in hohlen Baumstämmen eingenistet zu haben, wenig-
stens kommen in Neuschottland ihre Ueberreste vorzugsweise in Sigil-
larien- und Lepidodendron-Stämmen vor. Die grösseren Stegocephalen
waren Raubthiere, welche sich vermuthlich von kleineren Amphibien,
Fischen und Crustaceen nährten.
1. Unterordnung. Phyllospondy Ii (Credner). Blattwirbler.
Chorda ventral von zwei dünnen Knochenblättchen bedeckt, nicht eingeschnürt.
Wirbel tonnenjörmig. Obere Bogen verknöchert. Zähne einfach, mit grosser
Pulpa. Carbou und Perm.
Flg. 1584.
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Stegocephali. Phyllospondyli. Branchiosauridae.
615
1. Familie. Branchiosauridae Fritach.
Salamanderähnliche, kurzgeschwänzte Lurche, mit breitem, stumpfem Schädel.
Hinterhaupt nicht verknöchert. Carpus und Tarsus knorpelig. Schwanz kurz
und breit. Hippen kurz, gerade, mit einfachem, verdicktem, proximalem Ende.
Keine verknöcherten Schambeine vorhanden. Bauchschuppen dünn, . schmal und
zugespitzt, in Reihen angeordnet.
Branchiosaurus Fritech (Protriton, Pleuronura Gaudry) (Fig. 1585. 1586
und 1579. 1580 u. 1583). Körper 15—120 mm lang, kurz geschwänzt. Schädel
fast ebenso breit als lang, vorn stumpf abgerundet, hinten gerade abgestutzt.
Neben den seitlichen Hinterhauptsschildern (Epiotica) ein seichter Ohrausschnitt.
Kopfknochen dünn, radial gestreift und mit Grübchen bedeckt. Augenhöhlen
sehr gross, rundlich-oval, mit einem aus ca. 30 Plättchen zusammengesetzten
Scleroticaring und einem aus kleinen Plättchen bestehenden Augenlidpflaster.
Schädelbasis (Fig. 1579) hauptsächlich vom langgestielten Parasphenoid ge-
bildet, an dessen hintere grosse schildförmige Platte sich jederseite ein in drei
schlanke Arme vergabeltes Flügelbein anschliesst. Pflugschaarbeine paarig,
A B
Kig. 1585. unsicher bekannt. Zwischen-
Branchioiaurtu amblyttomut Omlner. Kothl legende». kiefer, Oberkiefer Und Ullter-
Nlederhanslh'h bei Dresden. i • # /cv 1 c ur\\ •
A Skelet eine» ausgewachsenen Individuums (nat Gr.). Kieler (*lg. I5ö0) mit 16 einer
H Restauration einer Larve mit KletnenboRen. Reihe dichtstehender, Schlanker,
(Naehcredner.) spitzconischer Z ä h n e besetzt,
deren dünne, ungefaltete Zahnsubstanz eine grosse Pulpa umschliesst.
Interclavicula abgerundet vierseitig, gekrümmt. Darmbeine stark; Sitzbeine
dünn, dreiseitig; Schambeine nicht verknöchert. Carpus und Tarsus nicht
ossificirt; Hände mit vier, Füsse mit fünf Zehen.
Die ganze Bauchfläche des Rumpfs, sowie die Unterseite von Schwanz
und Extremitäten waren mit Reihen dachziegelartig sich deckender Sehuppen
von quer ovaler Gestalt bedeekt (Fig.1571 a). Dieselben sind in fünf Systemen an-
geordnet : die auf der Kehle bilden horizontale Querreihen, die auf der Brust
schiefe, nach hinten convergirende und in der Mitte zusammenstossende
Reihen ; die Bauchsehuppen dagegen bestehen aus parallelen, schräg nach vorn
gerichteten und in der Mitte winklig sich vereinigenden Fluren; Schwanz
und Extremitäten werden von schwach gebogenen Querreihen bedeckt. Die
Larven von Branchiosaurus besassen knorpelige, mit Zähnchen besetzte
Kiemenbögen.
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6H)
Vertebrata. Aiuphibia.
Neben Archegosaurus ist Branchiosaurus die häufigste und bestbekannte
paläozoische Amphibiengattung. Sie findet sich häufig im grauen , dünn-
plattigen Kalkstein des mittleren Rothliegenden von Niederhässlich im Plauen-
sehen Grund unfern Dresden. Die Knochen der kleinen Skelete heben sich
durch ihre weisse Farbe scharf von dem grauen Gesteine ab. Credner konnte
seinen sorgfältigen Untersuchungen über die Anatomie und Entwickelung
dieser Art mehr als 1000 Exemplare zu Grunde legen. Verschiedene Arten
auch in der Gaekohle von Nyfan in Böhmen, im Rothliegenden von Braunau
und Kunova (Böhmen), im Brandschiefer von Oberhof und Friedrichsroda
(Thüringen).
Pelosaurus Credner (Fig. 1571 d). 18 — 20 cm lang. Kopf sehr gross, vor
der Augenhöhle ein Lacrimale vorhanden. Im Rothliegenden von Nieder-
häs8lich bei Dresden. P. latieeps Credn.
Melanerpeton Fritsch (Fig. 1578). 25— 130 mm lang. Schädeldach
ähnlich Branchiosaurus, jedoch der hintere Theil desselben stark hinter die
rlügelartig ausgeschweiften Supratemporalia zurückspringend und zwischen
diesem und dem Parietale je zwei hinter einander liegende Platten (Sg und x)
eingeschaltet. Interclavicula hinten in einen stielförmigen Fortsatz aus-
laufend (vgl. Fig. 1583 b). Ein eigentlicher Bauchpanzer nieht bekannt,
dagegen zuweilen winzige chagrinartige Kalkpünktcnen in grosser Menge
vorhanden. An jugendlichen Exemplaren wurden Kiemenbögen beobachtet.
Im Rothliegenden von Braunau (Böhmen), Niederhässlich (Sachsen) und Lhotka
in Mähren.
Datosonia Fritsch. Sämmtliche obere Mundknochen mit Zähnen besetzt.
Rothliegendes. Böhmen.
Amphibamus Cope, Pelion Wyman. Steinkohlenformation. Lin-
ton. Ohio.
2. Unterordnung. Lepospondyli (Zitt). Hülsen wirbler.
Wirbelkörper aus einheitlichen, sanduhrähnlichen Knochenhülsen bestehend,
welche Reste der Chorda umschliessen. Zähne ein/ach, mit grosser Pulpa. Car-
bon und Perm.
1. Familie. Microsauridae. Dawson.
Salamanderähnliche, meist lang geschwänzte Stegocephalen. Vorder Extremi-
täten schtväcJier als die hinteren. Corpus und Tarsus verknöchert oder knorpelig.
Rippen dünn, gebogen, meist zweiköpfig. Schambeine verknöchert. Bauch (selten
auch Rücken) mit ovalen, rundlichen, oblongen oder schmal spindelförmigen
Schuppen bedeckt.
a b H y lonomus Dawson (Hyloplesion Fritsch) (Fig. 1587).
~*p O Schädelknochen glatt, fein gestreift oder mit Grübchen
t h "y \ bedeckt. Augenhöhlen gross , mit Scleroticaring. Tarsus
t>..)i£/z I1 verknöchert. Nach Fritsch war der ganze Körper mit dach-
L*) ]i ziegelartig sieh deckenden, ovalen Schuppen gepanzert, von
ij denen die des Rückens grösser sind , als die des Bauches.
" Carbon von Neu-Schottland, Gaskohle von Nyfan (Böhmen)
Fi* 1587° und Rothliegendes von Niederhässlich.
a Wirbel »nd 6 Hylerpeton Owen, Brachydectes Cope und Amblyodon
^Sm^lytii? Dawson aus dein Carbon von Nordamerika sind ungenügend
i»»u-Non. « ,ir- bekannt.
SischSSd"' Seele ya Fritsch. Sehr kleine, 23 mm lange, eidechsen-
ähnliche Larven. Schädel vorne abgerundet. Zähne im Zwischen-
kiefer viel grösser, als im Oberkiefer, glatt, mit großer, ungefalteter Pulpa-
höhle. Alle Gaumenknochen stark bezahnt. Parasphenoid mit langem,
schmalem Stiel und viereckiger Scheibe. Kiemenbögen vorhanden.
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Stefcocephali Lepospondvli. Microaauridae.
617
Ganzer Körper beschuppt, Schuppen länglich oval mit welligen, dichotomen
Verzierungen. Sehr selten in der (iaakohle von Nyfan, Böhmen. S. pusilla Fr.
Ricnodon, Orthocosta. Microbrackis. Limner peton Fritsch. Gas-
kohle von Nyfan, Böhmen.
Tud itanus, t Cocytinus, Colosteus, Leptophractus, Pleuroptyx
Cope. Carbon. Linton. Ohio.
Fi*. K»H8.
Lepterptton DobbHi Huxley. Steinkohlen-
forrnntion. Kilkenny, Irland. */4 uat. Gr.
(Nach lluxlvy.)
Flg. 1589.
LeptervetOfi Hlixlev (FlZ Keraterprton cratsum Frit*<-h. (iiiükiiblp. Nybwi.
rr- -i \ -l<J V Xat lir. Kestaurirt. (N»ch Fritsch.)
1588). Korper eidecnsenartig, lang-
geschwänzt, Schädel länglich dreieckig, Schnauze verschmälert, Augenhöhlen
in der Mitte der Schädellänge. Carpus und Tarsus nicht verknöchert. Hinter-
füsse etwas stärker, als die vorderen, fünfzehig. Bauchschuppen länglich
rhomboidiseh. Steinkohlenformation. Kilkenny, Irland.
K erat er peton Huxley (Scincosaurus Fritsch) (Fig. 1689). Körper
salamanderähnlich, mit sehr langem Schwanz. Schädel breit, niedrig, vorn ge-
rundet, am Hinterrand mit langen, nach hinten gerichteten, beweglich ein-
gelenkten Hörnern. Steinkohlenformation von Kilkenny (Irland), Linton
(Ohio) und Gaskohle von Nyfan (Böhmen).
öl 8 Vertebrata. Amphibia.
Urocordylus Huxley u. Wright (Oestocephalus, Ptyonius Cope) (Fig. 1590).
Körper gestreckt, bis 50 em lang, mit sehr langem Schwanz; Vorder-
extremitäten etwas kürzer, als Hinterfüsse, beide fünfzehig. Schädel flach drei-
eckig, hinten fast gerade
abgestutzt. Augenhöh-
len ziemlich weit vorn.
Schwanz fast doppelt so
lang als der ganze Kör-
per. Schwanzwirbel (ca.
80) mit sehr hohen,
fächerförmig verbreiter-
ten und gekerbten oberen
und unteren Dornfort-
sätzen. Bauchpanzer aus
ca. 100 Reihen in der
Mitte winklig zusammen-
stossender Schuppen von
länglich elliptischer, ha-
ferkorn- oder spindel-
förmiger Gestalt gebildet.
Flg. 1590.
Uracordylu» Wandctfordil
Huxley. Steinkohlcnfonnation.
Kilkenny, Irland.
Schwanz wirbel. Nut. Gr.
(Nach II uxley.)
(lud
Fte 1591
Unterseite den Schädels von
Acanthottoma vorax. ltcstaurlrt in
nut Gr. (Nai-Ii f'rcdupr.)
A Augenhöhle, If Inneres Nasen-
loch, J'mz Fraemaxilla, Mx Ober-
kiefer, QuJ Quadrate Jugale, PSph
Farasphenoid. I*t Fterygoid.
Steinkohlenformation von Kilkenny, Irland und Gaskohle von Nyfan, Böhmen
(Z7. scalaris Fr.).
Acanthostoma Crcdner (Fig. 1591). Schädel 25 — 35 mm lang, spitz
parabolisch, die Knochen grubig verziert. Augenhöhlen klein, ziemlich rund,
in der hinteren Schädelhälfte gelegen, mit Scleroticaring. Kiefer, Parasphenoid,
Ptervgoid und Vomero-Palatina dicht bezahnt. Rothliegendes. Niederhässlich
bei Dresden.
."5. Familie. Aistopodidae. Miall.
Körper sehr lang, schlangen-
artig, ohne Extremitäten und Brust-
gürtel. Wirbel hülsenjörmig , am-
phicöl. Zähne glatt, ein/ach, mit
grosser Pulpa. Rippen dünn, gräten-
artig.
Do lieh oso ma Huxlev (1 Phlege-
thontia, t Molgophvs Cope) (Fig. 1592).
Schädel schmal, dreieckig, mit zu-
gespitzter Schnauze; die Kopf-
knochen glatt. Scheitel-, Stirn-
und Nasenbeine mit einander ver-
schmolzen. Zwischenkiefer sehr
schmaL Wirbel (ca. 150) amphicöl,
mit kaum angedeuteten Dornfort-
sätzen. Rippen zuerst winklig ge-
bogen, dann gerade, dünn zu-
gespitzt. Bauchpanzer scheint zu
fehlen. Steinkohlenformation' von Kilkenny,
Irland und Gaskohle von Nvfan, Böhmen.
Ophidarpeton Huxley (Fig. 1593).
Schädel unvollständig bekannt, kürzer und
stumpfer als hei Dolichosoma. Rippen dünn,
grätenartig, mit dorsalen und ventralen Fortsätzen. Bauchschuppen hafer-
komförinig, schmal, lang, vorn, und hinten zugespitzt; Rüekenschuppen
ähnlich Chagrinkörncrn. 0. Brownriygi Huxley aus kilkennv in Irland wird
40 — Gü cm lang. Fünf kleinere Arten in der Ga^kohle von Nyfan, Böhmen.
Fi*. 1593.
Ophidtrpeton
granulotum
Prftacb. Rippe
In Mchtfacher
Veifrr. Gaskohle
Nyfan, Böhmen,
a dorsaler, v
vi-iit raier Fort-
satz. (Nach
Frltseh.)
Fl« 159*2.
Kopf von ItoHrhitiomn Inngittimum
Frltseh. Gaskuhle. Nyfan, Böhmen
K' staurirt in dreifacher Vergr.
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Stegocephali. Temnospondyli
619
3. Unterordnung. Temnospondyli (Zitt). Kranz- oder Schnittw irbier.
Wirbelkörper aus mehreren getrennten Knochenstücken bestehend, meist rachi-
tom, selten embolomer. Hinterhaupt knorpelig oder verknöchert. Carpus und
Tarsus verknöchert. Zahnsubstanz radial gefaltet. Carbon. Perm und untere Trias.
Ki(T. 1595.
Arctiegotauru» Dtcheni H. v. Mojror.
SeliiWlel eine» ausgewachsenen
Exemplar*. Imbach b. Saarbrücken
Vt nat <ir.
Pmx Praemaxllla, Mx Oberkiefer,
La Uerimale, Prf Praefronule,
IfJ Postfrontale , Por Postnrbitale.
St Suprateinporale, Sq SquamoMitn.
Pa Scheitelbein , QuJ Quadrato-
JUKale, SO Supraoeoipitale, Ep *o-
Benannte* Kpioticum.
Ärchegosaurus H.
v. Mever (Fig. 1594. 1595.
1574 u. 1581). Körner bis
1,5 m lang. Schädel in
der Jugend stumpf, drei-
Arehtffotaunu Deeheni H. v. Meyer au« dem Kotblletremlen von GCkig , Wenig länger als
Lebach bei Saarbrüeken. Juncea Kxetnplar mit Kiemeuböi?en in breit im Alter Stark Ver-
ität. Gr. (Nach H. v. Meyer.) ,.. ' t* i 1
Jangert, mit schmaler,
vorn abgerundeter Schnauze. Die Kopfknochen mit von Ossificationsstellen
ausstrahlenden Leisten und unregelmässigen Grul>en verziert. Augenhöhlen
in der hinteren Hälfte, an jungen Individuen in der Mitte der Sehädellänge;
Scleroticaring aus 20—23 Plättchen bestehend. Nasenlöcher länglich. Die
Augenhöhlen hinten vom dreieckigen Postorbitale begrenzt. Zwischen Ober-
kiefer und Vorderstirnbein ein langes, schmales Lacriniale. Supratemporalia (St)
gross. Hinterhaupt nicht verknöchert. Vomer zahnlos. Kieferzähne bis zur
halben Höhe mit tiefen Furchen, mit einfachen, radialen Einstülpungen der
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620
Vertebrata Amphibia.
Zahnsubstanz (Fig. 1581). Jugendliche Individuen besitzen Kiemenbögen mit
Zähnchen. In der Schwanzregion heften sich starke untere Bögen an die
Hypocentra an, und zwischen die Hypocentren schalten sich zwei weitere
keilförmige Plättchen ein (Fig. 1575 c. plä).
Die rhomboidische mittlere Kehlbrustplatte ist halb so lang, als der
Schädel, aussen mit radiären Sculpturen bedeckt, die seitlichen Platten drei-
eckig, vorn zugespitzt, hinten breit, mit kurzem Stiel. Praecoracoid. Vorder-
füsse vierzchig , schwächer als die fünfzehigen Hinter füsse. Bauchpanzer
aus schmalen und langen gekielten, an einem Ende zugespitzten Schuppen
gebildet, welche dachziegelartig übereinander liegen (Fig. 1571 e).
H. v. Meyer veröffent-
lichte 1858 eine grosse Mono-
graphie, worin nicht weniger
als 271 Exemplare aus dem
unteren Rothliegenden von
Lebach bei Saarbrücken
untersucht und 103 Exem-
plare abgebildet wurden. Die
Skelete, denen in der Regel
der Schwanz fehlt, liegen
in Sphärosideritknollen. A.
Decheni v. Meyer.
Sparagmites Fritsch,
Discosaurus Credner (Fig.
1571, 9). Rothliegendes von
Niederhässlieh und Böhmen.
Chelidosaurus Fritsch.
Wie Archegosaurus , aber
Schädel breiter und kürzer;
Lacrimale fehlt. Im Roth-
liegenden von Böhmen. Ch.
Vranyi Fritsch.
Actinodon Gaudry
(Fig. 1590). Vomer mit je
einem grossen Zahn und
zahlreichen Körnelzähnen.
Rothliegendes von Autun.
Gaskohle. Nyfan. Böhmen.
Sclerocephalus Goldf. [Onchiodon Gein. , Weissia Branco). Körper
über 1 m lang, Schädel vorne gerundet, die Augenhöhlen im hinteren
Dritttheil, die Nasenlöcher sehr weit vorne gelegen. Kopfknochen aussen
rauh sculptirt. Gaumenbeine mit winzigen, Kiefer mit starken, conischen,
aussen gefurchten Zähnen besetzt. Pentinsubstanz tief gefaltet. Wirbelsäule
rhachitom. Coraeoid breit, mit bogenförmigem Innenrand, Scapula lang,
Schmal, zugespitzt, CarpUB und Tarsus verknöcbert. Baucbschuppen hafer-
kornfürmig. Rothliegendes von Kusel (Pfalz) und Niederhässlieh (Sachsen).
Melosaurus, Chalcosan ru s Meyer, Zygosaurus Eiehw. , Platyops
Trautseh. Perm. Russland.
Dendrerpeton Owen. Steinkohlenformation. Neu - Schottland und
Böhmen.
Trimerorh achis, Zatrachis, Acheloma, A ni *o dexis Cope. Perm.
Texas und Neu-Mexieo.
Eryops Cope (Rhaclrifomus, Epicordjdus, l'arioxys Cope (Fig. 1597).
Grösste bis jetzt in Nordamerika nachgewiesene Stcgoecphalen - Gattung.
Schädel 40— CO cm lang und hinten .*$()— 40 cm breit, länglich dreieckig, mit
etwas verschmälerter, abgerundeter Schnauze. Augenhöhlen rund, ziemlich
Fiir. 1596
Aetino<1on Fro**ar<li (iau.lry Rotlilleflendw von IfOM lw\
Antun Schn.lH von unten p'whcti mit Unterkiefer,
imt. Gr. (Nach OeudryO
Gaumenbeine bezahnt. Wirbel rhachitom.
Gaudryia, Cochleosaurns Fritsch
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Stegocephali. Temnospondyli.
621
klein, in der hinteren Hälfte des Schädels. Nasenlöcher gross, durch weiten
Zwischenraum von einander getrennt. Schädelknochen rauh; Nähte un-
deutlich. Zähne zugespitzt, verhältnissmässig klein, vorn einige grössere.
Flu. 1.VJ7.
Er;jap* megacejihaltu Cope. iVrmlM-lic Formation Texas. A Sehfeld von der Seite.
B Btüek der Wlrbelt-aule, C Schwnni. nat. Gr (XaMi Copc;
nat. Gr.
Wirbel rhachitom. Schwanzwirbel wenig zahl-
reich, die letzten zu einem dreieckigen, hinten
zugespitzten Knochen verschmolzen. Perm von
Texas und Neu-Mexico.
Cricotus Cope. Körper 3 m lang, gestreckt,
mit kurzen stämmigen Extremitäten. Schädel
verlängert dreieckig. Schnauze verschmälert.
Augenhöhlen gross, länglich oval, etwa in der
halben Länge des Schädels gelegen. Scheitelloeh
rund. Kopfknochen schwach sculptirt, Schleim-
canäle vorhanden Zähne spitz, von ungleicher
Grösse. Wirbel embolomer, aus zwei getrennten,
in d»T Mitte durchbohrten Scheiben bestehend,
wovon nur die vordere obere Bögen und Rippen
trägt. Bauchschuppen rhomboidisch. Perm.
Texas und Illinois. C. heterocliius Cope.
D iplovertebron Fritseh (Fig. 1576). Nur
Fragmente vom Schädel und der Wirbelsäule
bekannt. Gaskohle. Nyfan. Böhmen.
Micropholis Huxley (Petrophryne Owen)
(Fig. 1598). Nur der dache, niedrige Schädel
erhalten; Augenhöhlen gross, vor der Mitte,
Nasenlöcher weit vorne. Zwischen den Unterkiefern kleine Knochenschuppen.
Tria.s (Karoo-beds). Süd-Afrika.
Vis. 1WH
MirrophoH* | l'ftmj>hr>mt) granulata
thron Tria*. Tafelberg, Südafrika.
SeluMel « von oben, b von der Seitf.
In uat. Gr. (Naeh Owen.)
Diaitized b
622 Vertehrata. Amphibia.
Brachyops Owen, O ondwan osa urus Lydekker. Trias (Gondwana-
Sehichten;. Ostindien.
Bothriceps Huxley. Schädel dreieckig; Kopfknochen rauh sculptirt.
Nasenlöcher weit vorn. Parietalia ßehr gross. Zähne spitzconisch, aussen
gefurcht Trias. Australien und {Südafrika.
4. Unterordnung. Stereospondyli. (Zitt.) Vollwirbler.
Wirbelkörper aus einer vorn und hinten etwas ausgehöhlten, im Centrum zu-
weilen durchbohrten Knochenscheibe bestehend. Hinterhaupt verknöchert. Dentin-
substanz der Zähne labyrinthisch gejaltet. Scldeimcanäle zwisclien den Augenhöhlen
und den Nasenlöchern eine Lyra bildend. Carbon bis Trias.
1. Familie. Gastrolepidotidae. Bauchschupper.
Bauch mit knöchernen Schuppen von länglicher Form bedeckt. Radiale Aus-
buchtungen der Zahnpulpa nur mässig verzweigt. Carbon. Perm.
NeuSchottland.
Anthracosaurus Huxley. Schädel
breit dreieckig, 0,36 m lang. Kopfknochen
grubig verziert. Augenhöhlen gross, drei-
eckig, vorne breit, hinten verschmälert.
Kieferzähne aussen gefurcht, ziemlich gleich
gross. Vomer zahnlos. Gaumenbeine vorne
mit grossem Fangzahn, dahinter eine Reihe
kleinerer Zähne. Hautschuppen aussen
convex, an einem Ende zugespitzt. Stein
kohlenformation. Northumberland. A.
Russeli Huxley.
Loxomma Huxley (Fig. 1599 u. 1577).
Wie Anthracosaurus, aber Augenhöhlen vorn
schmal, hinten breit. Kieferzähne ungleich
gross. Steinkohlenformation von North
umberland und Böhmen.
Eosaurus Marsh. Nur amphicöle Wirbel bekannt. Steinkohlenformation.
Neu-Sehottland.
2. Familie. Labyrinthodontidae. Labyrinthzähner (Euglypta Miall).
Bauchschuppen und Sclerotica-Ring fehlen. Kehlbrustplatten gross, rauh
sculptirt. Labyrinthstruktur der Zähne vollkommen. Auf dem Gaumen, Vomer
und in der Symphyse des Unterkiefers vereinzelte gewaltige FangzäJme. Trias.
Trematosaurus Braun (Fig. 1600). Kopf länglich dreieckig, ca. 24 cm
lang. Augenhöhlen in der vorderen Hälfte. Lyra deutlich. Zähne auf
• Kiefern, Gaumenbein und Vomer. Innenrand der Choanenöffnungen mit
winzigen Zähnchen umgeben. In der Symphyse des Unterkiefers ein
Paar Fangzähne, die innen von einer dritten Reihe kleiner Zähnchen umBtellt
sind. Interelavicula lang gestielt, rhombisch. Häufig im Buntsandstein von
Bernburg. T. Brauni Burm.
Metopias v. Mover (Fig. 1601). Kopf gross, breit dreieckig. Augen-
höhlen im vorderen Drittheil, elliptisch. Nasenlöcher gross. Nasalia kürzer,
als Frontal» und Parietalia. Kehlbrustapparat sehr gross. Rippen kräftig,
distal erweitert. Keuper (Schilfsandstein). Würtemberg.
Capitosaur us Münst. (Fig. 1602). Kopf länger als breit (44 : 30 cm),
vorne verschmälert und abgerundet. Augenhöhlen klein, in der hinteren
Hälfte gelegen. Nasalia ebenso gross oder grösser, als Frontalia. Neben
Baphetes Owen. Carbon.
fffff. 1688,
Querschnitt eines Zahnes von Lnsommn
Allmunni Huxley in <ier Nrthe der Basis.
Sleinkohleiifunnation. Nurthumberland.
Verirr. Nmh Kinbleton u. Atthey.i
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Labyrinthodontidae.
623
dem Epioticum ein schmaler Ohraussehnitt.
Gaumenbeine hinter und Vomer vor der
ChoanenöfTnung mit 1 — 2 gewaltigen Fang-
zähnen. Zwischen Vomer und Zwischenkiefer
Fig. 1600. Sehädol von Tremntoiaunu Brauni
Bunnelater, au* dem Buntxandstein von
Bernburff. V« nat. Gr. (Nach Burmeister.) f j
/SP
Fr
r\ Iii,11: sn
Sl
V
KiK. 1602.
Sehädol von Capitotaum» nasutui U. v. Meyer.
Buntsandsti-In. BerntxirK, von oben.
eine quere Oeffnung zum Durchtritt der
inneren Fangzähne des Unterkiefers. Keuper.
Württemberg, Franken, Schlesien.
Pmx
Mu.T
Fi«. 1601. Milopia» diagnottiev* H. v. Meyer.
Skeletlragtnont von der Unterseite. Keuper-
windetein von Hahnweiler bei Stuttgart
mit Gr. (Nach Eb. Fraa*.)
Fi«- 160:!
Schädelbasis von Ct/clot<n>auru* robtulu* H. v. Meyer.
Von Kcuerbach bei Stuttgart, von unten.
Cyclotosaurus E. Fraas (Fig. 1003).
Wie Capitosaurus , aber Ohrausschnitt
hinten geschlossen. Keuper. Württemberg.
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624
Vertebrata. Amphibia.
Mastodonsaurus Jaeger (Fig. 1604. 1605. 1582. 15*4). Schädel bis 1 m
lang. Augenhöhlen sehr gross, mit ihrem Vorderrand bis in die Mitte der
Schädellänge reichend. Vor den Nasenlöchern zwei runde Oeffnungen zum
Durchtritt der unteren Fangzähne. Interclavicula rhombisch und wie die
dreieckigen Clavicula stark sculptirt. Sitzbeine sehr gross, Schambeine klein.
Prachtvolle Schädel und Skelettheile im Alaunschiefer der Lettenkohle von
Gaildorf und Oedendorf in Württemberg. Ausserdem im Keuper von Warwick,
England und vielleicht im Buntsandstein des Elsass und Schwarzwalds.
Kl«
Schldel von Maftodon*auru* gignnitvt.
(Nach E. Fraas) A Augenhöhle, X Nasen-
ttlTuung , X Durchbruchtf ffhuiiK clor Fatie-
i«hne den Unterkiefers, Pmx Zwisehen-
kiefcr, Mx Oberkiefer, Äa Nasenbein, La
Thränenbch), Pjr Vorrtentirnbein, Fr Stirn-
bein, 1'tFr Hiutemtlrobeln, Pa Seheitelbeln,
l'IO pnstorbitale , Sq SHitippenbein i*itia-
niosum). HO obere« Hinterhauptsbein , Ep
Rplottcum, Ju Jochbein, y.i Quadrat-Joch-
bein, F.xo seitliches Hinterhauptsbein.
Fi«. 1605.
l'nterkiHer von
Capitötauru* nanäti*
H. v. Meyer.
Von Born burn.
Labyrinthodon Owen. Keuper. England.
Rhi/fidosteus Owen. Trias. Oranje Re-
publik.
Pachygonia, Go H i ogltjptus Huxley . Trias.
Ostindien.
FI*' K.0C
Führten von Chirolherium
Bartfii Kuup. Buntsandstein
\<>n Hosl.cn: bei Hildburg-
hausen. V» nat. Or.
(Nach R. Owen.)
Fuss spuren (Fährten) von Stegocephalen
finden sich nicht selten in der Steinkohlen-
formation von Neu-Schottland, Pennsylvanien und Kansas, im Rothliegenden
von Thüringen, Böhmen und Sachsen; im Karoo- Sandstein von Südafrika
und namentlich im Buntsandstein von Thüringen (Fig. 10O6) und Franken,
sowie im Keuj »ersandstein von Thüringen und England. Die vertieften
Fährten befinden sich stets auf Schichtablösungsflächen ; die darüber liegende
Sandstein- oder Schiefcrschicht enthält auf der Unterseite den erhabenen
Reliefabdruck der Fährten und meist auch ein Netzwerk unregelmässig sich
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Coeciliae. Urodoln.
625
kreuzender, leistenförmiger Wülste, die offenbar den Ausfüllungen von Spalten
entsprechen, welche sich beim Austrocknen des ursprünglich feuchten Bodens
gebildet hatten. Die Thiere, von denen diese in Reihen aufeinander folgen-
den Fährten hinterlassen wurden, besassen meist fünfzehige, seltener vier-
zehige Extremitäten, wovon die vorderen stets kleiner, als die hinteren sind.
2. Ordnung. Ooeciliae [Qymnvphiona). Blind wü hier.
Körner wurmförmig, mit kleinen Schuppen bedeckt; fuss-
los und schwanzlos. Wirbel amphieöl mit Chordaresten.
Schädel verknöchert Kiefer und Gaumenbeine mit kleinen
gekrümmten Zähnchen. Rippen schwach entwickelt. Brust-
und Beckengürtel, sowie Extremitätenknochen fehlen.
Die Blind wühler bilden eine kleine, auf das tropische Südamerika
beschränkte Ordnung, von welcher fossile Vertreter nicht bekannt sind.
3. Ordnung. Urodela. Sch wan z Iure he.1)
Nackthäutige, langgestreckte, geschwänzte Lurche mit
oder ohne äussere Kiemen und mit vier kurzen Extremi-
täten. Schädeldach ohne Supraoccipitalia, Postorbitalia und
Supratemporalia. Wirbelkörper meist solid verknöchert Fo-
ramen parietale fehlt
Die Urodelen unterscheiden sich von den Stegocephalen haupt-
sächlich durch nackte Haut, durch verknöcherte (nur selten von Chorda
durchbohrte), gestreckte, amphicöle oder opisthoeöle Wirbel mit schwach
entwickelten Quer- und Dornfortsätzen, durch kurze Rippen und durch
abweichenden Bau des Schädels und des Brustgülteis.
Der flache, breite, vorne abgerundete Schädel besteht auch im
ausgewachsenen Zustande noch theil weise aus Knorpel, ist aber durch
Deckknochen geschützt, oder aus Knorpel knochen zusammengesetzt
Das Schädeldach wird nur von Scheitel-, Stirn- und Vorderstirnbeinen
gebildet, neben denen grosse Schläfenöffnungen und Augenhöhlen
liegen. Nasenbeine überdachen die knorpelige Nasenkapsel, können
aber auch fehlen. Die Zwischenkiefer und Oberkiefer bilden den
vorderen und seitlichen Rand des Schädels, doch fehlen die letzteren
zuweilen ganz. Am Hinterhaupt sind nur die Occipitalia lateralia ver-
knöchert, und auch die Gehörkapsel bleibt knorpelig oder ist theilweise
in ein ungetheiltes Knochenstück umgewandelt und oben durch ein
dünnes , quer verlängertes Squamosum bedeckt. Quadratojugalc und
Jochbein fehlen, das Quadratuni ist klein und nur am Gelenkende
verknöchert. Auf der Unterseite zeichnen sich das Parasphenoid , die
Pterygoidea und Vomera durch ansehnliche Grösse aus, dagegen ver-
kümmern die Gaumenbeine häutig. Zwischenkiefer, Ober- und Unter-
kiefer, sowie Vomer und Gaumenbeine sind mit kleinen, spitzeonisehen,
pleurodonten Zähnen besetzt (Fig. 1607).
') Meyer, H. v.. Zur Fauna der Vorwelt. Fossile Säugethiere, Vogel und
Reptilien aus dem Molaasemergel von Oeningen 1845. S. 18 — 40. — Palaeonto-
graphica Bd. II p. 70, VII p 46—73 und X p 292. — Wiederskcim, Hub., Salaman
drina perapicillata. Versuch einer vergleichenden Anatomie der Salamandrinen.
Würzburg 1875. 8°. — Das Kopfskelet der Urodelen. Leipzig 1877.
Zittel, Orundxügo der l'alaeoutologlo. 40
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626
Vertebratn Amphibia.
Der Schultergürte] bleibt zum grössten Theil knorpelig. Nur
der ventrale Theil der Scapula, sowie die proximalen Enden des
von Cryptobranchu* iaponicu» v. d. Hoeven. i von oben, B von unten. C
Pmx Zwischenlriefer, Mx Oberkiefer, Na Nasenbein. Prf Vonler»HrnbeIn. Fr Hauptotlrnbeln.
Pa Scheitelbein. OSph Orblto Sphenold. Rro »eitllche* Hinterhauptbein, Qu Qu.dratbcln.
8q Schuppenbein (8quamoium). Pt Flüirelbeln (Pterysoldeum) , PSph Paroaphenold.
Vo PflugBchaarbeln, 0 UaumetiöfluunK. JV Nasenloch.
Coracoids und Praecoracoids verknöchern zu
einer einzigen Knochenplatte. Auch im Becken -
gürtel sind nur Ileum und die grossen Sitz-
beine regelmässig verknöchert, die Schambeine
häufig knorpelig.
Die Extremitäten stimmen im Wesent-
lichen mit den Stegocephalen überein. Carpus
und Tarsus sind bald knorpelig, bald verknöchert.
Die Urodelen leben in süssen Gewässern
oder an feuchten, schattigen Plätzen und er-
nähren sich von Würmern, Schnecken, kleineren
Wasserthieren und Fischlaich. Fossile Ueber-
reste kommen nur in Süsswasserablagerungeii
vor, die ältesten in der Wälderstufe, die
meisten im jüngeren Tertiär.
1. Unterordnung. Ichthyoidea.
Fischlurche, Kiemenlurche.
Wirbel amphieöl, mit Chordaresten. Drei Paar
persistirende äussere Kiemen oder ein Kiemenloch
handen. Augen klein, ohne deutliche Lidet
bewohner.
Zu dieser Gruppe gehört wahrscheinlich Hyae
lobatrachus Dollo aus dem Wälderthon von
Bernissart in Belgien, wovon nur ein einziges
Exemplar bekannt ist; ferner der schon von
J. J. Scheuch/» i als Homo düuvii tristis testis beschriebene Kiesen
Salamander (Andrias Scheuchten) von Oeningen in Baden (Fig. 1608). Derselbe
rig. 160H
ÄntMai Scheurhzrri Txchudl.
MiOOin. Oeningen , Baden.
Das sirlieuchzer oche Oriirlual-
exemplar nach derBearbeltuiiK
durch Cuvler. '/« nat. <ir
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Salamandrina. Annra.
627
erreicht eine Länge von mehr als 1 in und unterscheidet sich von dem in
Japan lebenden Cryptobranchus v. d. Hoeven (Megalobatrachus Tschudi)
nur durch unerhebliche Differenzen im Skeletbau. Eine zweite kleinere
Form {Andrias Tschudii Meyer) findet sich in der Braunkohle von Rott
bei Bonn.
2. Unterordnung. Salamandrina. Molche.
Wirbel opisthocöl, vollständig verknöchert. Kiemen oder Kiemenlöcher fehlen.
Augenlider vorhanden.
Verschiedene, den jetzt lebenden Salamandern nahestehende fossile
Gattungen (Polysemia, Heliarchon, Archaeotriton H. v. Meyer, Megalotriton Zitt.)
sind aus dem Tertiär (Quercy, Sansan ; Rott und Erpel bei Bonn, Böhmen
etc.) bekannt, jedoch überall selten.
urze
deri
allen übrigen
4. Ordnung. An um. Frosch lurche.1)
Nackthäutige, schwanzlose Lurche von gedrungenem
Körperbau. Wirbel meist procöl. Schwanzwirbel zu einem
dolchförmigen Knochen (Coccyx) verwachsen. Schambeine
und Sitzbeine verschmolzen. Carpus und Tarsus verknöchert;
die zwei Knochen der proximalen Reihe desTarsus stark ver-
längert. Entwickelung durch Metamorphose.
Die Wirbelsäule besteht in er-
wachsenem Zustand aus zehn bis zwölf
meist procölen Wirbeln , welche mit
Ausnahme des ersten und letzten kräf-
tige Querfortsätze (Diapophysen) tragen
Kurze Rippen kommen nur bei
ossiden vor, fehlen
Anuren. Der zehnte Wirbel ist ein
langer, stab- oder dolchförmiger Kno-
chen (Coccyx), welcher aus der Ver-
schmelzung mehrerer Schwanzwirbel
hervorgeht (Fig. 1609).
Der Schädel (Fig. 1610) ist ab-
geplattet. Die Augenhöhlen gross, aber
ringsum knöchern begrenzt. Scheitel- und
Stirnbeine verschmelzen zu einem ver-
längerten Knochenpaar; die Ethmoidal-
region ist von einem riugförmigen
Gürtelbein (Ethmoideom , Orbito-
sphenoid) umgeben und von den Nasen-
beinen bedeckt. Hinterhaupt und (iehör-
kapsel sind verknöchert, das Parasphenoid
J, förmig; Flügelbeine, Gaumenbeine und Jochbeine wohl entwickelt,
letztere hinten mit dem Quadrato-Jugale. vorne mit dem Oberkiefer ver-
bunden. Kleine, bürstenförmige, pleurodonü« Zähnchen stehen auf den
Kiefern und Vomer oder fehlen gänzlich.
') Meyer, H. v., Zur Fauna der Vorwelt. Fossile Wirbel thiere von Oeningen.
1845. - N. Jahrb. für Mineralogie 1843 S. 395, 580. 1845 S. 798. 1846 8. 351.
1847 S. 192. 1851 S. 78. 1852 S. 57, 4(55. 1853 S. 162 1858 8. 202. 1863 S. 187
und Palaeontographica Bd. II u. VII. — Wolterstorff, W., Ueber fossile Frosche,
inabesondere Palaeobatrachus. Jahresber. des naturw. Vereins in Magdeburg für
1885 und 1886 (mit vollständigem Literaturnachweis) I. II. 1886 1887.
40*
MO».
Wirbelnd ulf von Kanu etnUenta. A Poll oben,
K von unten. (Nut. «ir.i all Atliw, d Qner-
fortsÄUe IMapophywm, * vonlerc. * hintere
<;eloiikf..rWltze < Z>K«l'ophysen), #r Sat-ral-
wirliel. eoc (ioicyx
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628
Vertebrata. Aniphibia.
Der Brustgürtel (Fig. 1611) besteht aus einer grossen, meist
aus zwei Stücken zusammengesetzten und nur theil weise verknöcherten
Fig. 1610.
FroscbBchadel Unna aculenta Linn ). A von oben, B von der Helte, C von unten. Pmi Zwischen
kiefer, Uz Oberkiefer, Sa Nasenbein. Frl'a Stirn-Scheitelbein, Sq Schuppenbein iTynipanicum),
QuJ Quadratjochbein, Ay Zungenbein iHyoideuui), md I nterkiefer, PSph Panuphenold, Vo Vomer
(Pflugschaarbein), PI Gaumenbein (Palattuum), Pt Flugelbeln (PteryKoldeum). £tk Ethmoldeum
(Gurtelbeim, P Felnenbein (Petrusum).
Scapula, mit welcher Coracoideuni
und Praecoracoideum gelenkig ver-
bunden sind. Das grosse, raeist
knorpelige Brustbein enthält zwei
verknöcherte Stücke, ein vorderes
(ümosteruum) und ein hinteres (Ster-
num) und endigt in einer halbkreis-
förmigen knorpeligen Platte (Xiphi-
sternum). In der vorderen vierzehigen
Extremität verwachsen Ulna und
Hb 16U. Radius; die kleinen Carpalia liegen
BrustttchultcrKurtel von Xana temporaria. • _™_: RoiVinri
u*t Otno*ternuni, t ic Suprancapula, tc Scapula, Ul ZWCl iveincn.
per Praecoracoideum, cor (oraeoideum, «< Ster- Jm Becke II gÜrtel Verschmelzen
num, An/ Xiphiütemum. _ , . ° i ■»> 1 > i
(Die punktirten Theile sin-l knorpelig ■ ) IleUm , IschlUIll Ulld PublS all der
Fig. 1 61 :t.
Ijirven von PalnrobairachuM Priltchii
Woltern. MiorAne Braunkohle von
I i«. Itil2. Kaltennordheim, Rhön. Nat. Gr.
Palaeobatrathu* grandipti Giebel. Braunkohle. Orsberg iNach Wolterstorff u. Meyer.)
im Slebenf;H»irKe. «/, nat. (ir. (Nach Wolterstorff.)
Pfanne jederseits zu einer soliden Scheibe, die in der Symphyse mit
einander fest verbunden sind. Tibia und Fibula verwachsen, von den
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Anura. Reptilia.
r>29
Tarsalia sind die zwei der proximalen Reihe (Astragalus und Caleaneus)
.stark verlängert; die Füsse fünfzehig.
Fossile Frösche sind selten. Die ältesten sicher bestimmbaren
Reste finden sich im Eocftn von Ostindien (Oxyglomis pusillus Owen sp.)
und Wyoming; sie werden zahlreicher im oberen Kocän, Oligocän und
unteren Mioeän von Südfrankreich, Oberitalien und Deutschland, wo
namentlich die Gattungen Rana und Palaeobatrachus durch zahl-
reiche Arten vertreten sind. In den Phosphoriten des Quercv findet
man Mumien von llana plicata Filhol. Tn der Braunkohle des Sieben-
gebirgs und der Rhön sind Larven von Palaeobatrachus (Fig 1612, 1613)
häufig. Vollständige Skelete von grossen Kröten (Latonia Seyfriedi
v. Meyer und Pelophilus Agassizi Tsehudi) sind aus dem miocänen
Süsswassermergcl von Oeningen bekannt; auch die gleichalterigen
Ablagerungen von Günzburg, Sansan und Sinigaglia enthalten Reste
von Anuren. Die diluvialen Frösche rühren wie die daselbst vor-
kommenden Urodelen von noch jetzt lebenden Gattungen her.
Zeitliche Verbreitung der Amphibien.
— *
:T. -
-
2
-
s
:
o a
Ste^oee p hali
I.epospondyli
Teinnospuii.ivü
«Stureospnmlyli
C * . c c i I i a e
V r<> d o I a
Irlithyoidea .
Salatnandrina
A nur« . . . .
I ;
U. ('lasse. •> Reptil ia. Reptilien. Kri echthiere.1)
Kaltblütige, beschuppte, mit knöchernen Platten ge-
panzerte oder nackte Land- oder • Wassertliiere mit aus-
schliesslicher Lungenathmung. Skclet vollständig vor-
*) Baur, G., On the phylogenetic arrangcment of the Sauropeida. Journal of
Morphology. vol. I 1887. Boston. — Cope, Kdw., Synopsis of the extinct Ratrachia,
Reptilia and Ave« of North America. TranHactions Amer. Philo». iSoc. 1869. vol.
XIV. — Hoffmann, C. K., Die Reptilien in Bronris Clauen und Ordnungen den
Thierreichs. ' Rd. VI 3. Abth. 1879—1889. — Lydekker, R., Catalogue <>f tlie fossil
Reptilia and Amphibia in the British Museum. Part I und II London 1888 und
1889. Meyer, H. v . Zur Fauna der Vorwelt. 1. bis 4. Abth. Frankfurt a. M.
1847—1859. Folio. — Owen, Rieh., Report on British fossil Reptilia. I. Rep. of
the IX. meet Brit. Ahsoc. for the advancement of Science for 1839 p. 48—126.
II. ibid. for 1841 p. 60-204.
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(WO
VertebratH Reptilia.
knöchert. Ent wickelung der Embryonen obne Metamorphose
mit Amnion und Allan toi 8. Hinterhaupt mit einem
Gelenkkopf. Extremitäten mit getrennten Metacarpal-
und Metatarsalknochen.
In der äusseren Erscheinung stehen die Reptilien den Amphibien
am nächsten, zeichnen sich aber durch weit grössere Mannichfaltigkeit
und zum Theil auch durch viel bedeutendere Dimensionen aus. Ausser-
ordentlich verschieden gestaltet .sind namentlich die Extremitäten. Bei
den Plerosauriem fungiren die Vorderfüsse als Flügel und besitzen
eine fein gefältelte Flughaut, bei gewissen Dinosauriern erlangen die
Extremitätenknochen eine Iiäuge und Stärke, wie sie sonst nur bei den
grössten Landsäugethieren vorkommen, bei den Meersauriern nehmen
sie Hossenartige Gestalt an. bei den meisten Eidechsen, Theromorphen,
Groeodilcu u. a. sind es Gehfüsse, und bei den Schlangen und manchen
Eidechsen fehlen sie vollständig.
Die Haut dor Reptilien ist von derberer Beschaff enheit als bei
den Amphibien und häufig durch Verknücherung der Cutis und Ver-
hornung der Epidermis zu einem förmlichen Hautskelet umgestaltet.
In der Regel haben die Verhornungen und Verknöcherungen die Form
von Schuppen (squamae), Sch il de rn (scuta) oder Platten; erstere
legen sich dachziegelförmig über einander, die Schilder und Platten
stossen mit ihren Rändern einfach aneinander und bilden zuweilen einen
förmlichen Panzer.
Die Wirbelsäule ist stets verknöchert, doch können im Ceutruni
noch Chordareste persistiren. Wo überhaupt Extremitäten vorhanden
sind, unterscheidet man Hals-, Rumpf-, Becken- und Schwanz-Region ;
ja in vielen Fällen zerfällt die Rumpfregion noch in einen Brust- und
einen l>enden-Abschnitt, Die vorderen und hinteren EndHächen der
Wirbelcentra sind entweder ausgehöhlt oder in verschiedener Weise
gewölbt, so dass amphicöle, platycöle (vorn und hinten schwach
vertiefte), proeöle und opisthoeöle Wirbel vorkommen. Mit den
oberen Bögen wind die Wirbelkörper entweder nur durch knorpelige
Epiphysen und Sutur verbunden oder vollständig verwachsen. Die
Dornfortsätze sind stets solid verknöchert, zuweilen ungemein verlängert,
zuweilen vergabelt oder horizontal ausgebreitet und mit Hautplatten
verschmolzen (Schildkröten). Die etwas schiefen oder fast horizontalen,
nach oben gerichteten Gelenkflächen der vorderen Zygapophy.sen werden
von den hinteren Zygapophysen des vorhergehenden Wirbels bedeckt.
Zuweilen sind die Wirbel auch noch durch einen medianen Fortsatz
an der Vorderseite oder Hinterseite der oberen Bögen (Zygosphen.
Hyposphen), welcher in eine Grube an der Hinterscite oder Vorderseite
des vorhergehenden Wirbelbogens (Zygantruni) passt, miteinander ver-
bunden. Die Halswirbel sind meist an kurzen, vom Centrum ent-
springenden Querfortsätzen kenntlich, die Wirbel der Rumpfregion
dagegen senden ihre. Diapophysen von den oberen Bögen aus. Bei
den Schwanzwirbeln heften sich auf der Ventralseite Knochenstücke
(Chevron bones) an, welche bald getrennt bleiben, bald zu unteren
Bogen verwachsen Am Saeralabsehnitt nehmen bei den lebenden
Reptilien nie mehr als zwei Wirbel theil, bei den fossilen Dinosauria
und Pterosauria schwankt die Zahl der Sacralwirbel zwischen 3 und 10.
Sind mehr als drei vorhanden, so verschmelzen sie meist zu eiuem
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Reptilia.
631
unbeweglichen Heiligenbein. Durch den Mangel eines difTerenzirten
Sacralabschnittes zeichnen sich die Schlangen, Pythonomorpha und
Ichthyosauria aus. Zwischen die Halswirbel, einen Theil der Rumpf-
wirbel und Schwanzwirbel schalten sich zuweilen kleine keilförmige
Knochenscheiben (Intercentra) ein.
Mit Ausnahme der letzten Schwanzwirbel können sämmtliche
Roptilienwirbel Rippen tragen. Die Halsrippen sind in der Regel
kurz, am distalen Ende meist vorn und hinten verbreitert und heil
förmig gestaltet. Ist ein Brustbein vorhauden, woran sich Rippen
(Sternalrippen) anheften, so sind Hals und Rumpf scharf geschieden;
fehlen jedoch Sternalrippen, so bleibt die Grenze zwischen Hals- und
Rückenabschnitt etwas unsicher. Hinter den Sternalrippen folgen eine
Anzahl freier, nicht am Brustbein befestigter Rippen, und gehen dem
Sacralabschnitt rippeulose Wirbel (Lendenwirbel) voraus, so wird der
Rumpf in eine Rücken- und Lendenregion zerlegt. Die Halsrippen
haben meist zwei Facetten zur Befestigung und werden zuweilen sogar
zweiköpfig. Die Rippen des Rückenabschnittes sind einköpfig oder
zweiköpfig; bei den Schildkröten verwachsen sie mit breiten Knochen-
platten des Hautskeletes.
Bei vielen Reptilien kommen auf der Bauchseite dünne, rippen-
artige Gebilde vor, welche in der Regel aus einem Mittelstück und
zwei Seitentheilen bestehen. Diese sog. Bauch rippen sind Ossi-
fikationen des Bindegewebes und entsprechen den Bauchschuppen der
Stegocephalen.
Der Schädel stimmt in den allgemeinen Verhältnissen seines
Baues mehr mit den Vögeln als mit den Amphibien überein, und
namentlich die Verknöcherung des Primordialcraniums ist viel voll-
ständiger als bei den letzteren. Die Hautverknöcherungen spielen nur
noch eine untergeordnete Rolle uud treten, wo sie überhaupt vor-
kommen, in so innige Verbindung mit den eigentlichen Knorpel-
knochen, das« eine Unterscheidung kaum noch möglich wird. Da«
Hinterhaupt lenkt sich mittelst eines unpaaren, häufig dreitheiligen
Gelenkkopfes in die ringförmige Vertiefung des ersten Halswirbels ein.
Dieser Condylus gehört entweder dem Basioecipitale allein an, oder es
nehmen auch noch die Exoccipitalia an seiner Zusammensetzung Theil.
An das Hinterhaupt schliessen sich seitlich die Knochen der Gehör
kapsei an, und zwar ist das am Vorderrand vor der OefTnung für
den dritten Ast des Trigeminus durchbohrte Prooticum (Petrosum) stets v
ein gesonderter Knochen, während das Opisthoticum häufig mit den
Exoccipitalia verschmilzt und ein besonderes Epioticum fehlt. Die Ohr-
öffnung (fenestra ovalis) liegt zwischen den Exoccipitalia oder zwischen
dem Opisthoticum und dem Prooticum. Au der Schädelbasis folgt
auf das Basioecipitale zunächst das Basisphenoid oder Keilbein, ein
ächter Knorpelknochen, während das Praesphenoid den Rest des unter
dem Basisphenoid vorspringenden Parasphonoids darstellt.
S . S? Selbständige, seitliche Begrenzungsknochen der vorderen Gehirnhohle
(AHsphenoid und Orbitosphenoid) fehlen öfters oder sind durch nach
unten gerichtete Fortsätze der Parietalia und Frontalia (Columella)
ersetzt. Die Scheitelbeine und Stirnbeine sind bald paarig, bald unpaar.
mehr oder weniger ausgedehnt; neben dem Scheitelbein liegt jederseits
ein meist ziomlich grosses Schuppenbein (Squamosum), welches sich
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632
Vertebrata Reptilia.
am Hinterrand des Schädels und au der Umgrenzung des Sehläfen-
1 och es betheiligt. Meisst stösst das Squamosum unten direkt an das
Quadratbein an, welches stets als selbständiger Knochen entwickelt und
mit einem vorragenden Condylus zur Articulation mit dem Unterkiefer
versehen ist. Bei Kidechsen, Schlangen und Pythonomorphen ragt das
länglich vierseitige Quadratbein weit vor und wird, weil nur durch
Bänder am Schädel befestigt, mehr oder weniger beweglich (Streptoittylica) ;
bei den übrigen Reptilien ist es fest durch Naht mit den benachbarten
Kopfknochen verbunden (Monimostylica). Nach vorn und oben bildet
ein nicht immer vorhandenes Quadrat Jochbein (Quadrato Jugale) die
Verbindung mit dem Jochbein (Jugale), welches nebst dem Oberkiefer
die Augenhohlen (Orbita) unten begrenzt. Die Brücke zwischen Schläfen-
loch und Augenhöhle und somit auch der Hinterrand der Orbita
wird vom Postfrontale, zuweilen auch von diesem und einem Post-
orbitale gebildet. In der vorderen Hälfte der Stirnbeine beginnen
die meist stark entwickelten, seitlich gelegenen Praefrontalia, welche
die Fronhilia häufig vom Oberrand der ( )rbita ausschliessen und nebst
den Lacrimalia den Vorderrand der Orbita umgrenzen. Die Nasen-
höhle wird oben von den Vorderstirnbeinen und Nasenbeinen bedeckt
und vorn durch die paarigen oder unpaarigen Zwischenkiefer ab-
geschlossen. Den Seitenrand des Schädels setzen Oberkiefer und
Zwischen kiefer zusammen. Während bei Oocodilen und Rhyncho-
cephalen zwei allseitig umgrenzte äussere Schlaf enlöcher vorhanden
sind, die durch eine vom Squamosum und Postfrontale oder Post-
orbitale gebildete Brücke geschieden werden, verkümmert bei den Ei-
dechsen der das untere Sehläfenloch begrenzende Jochbogen, bei den
Schlangen fehlen beide Bögen, bei Schildkröten, Theromorpha, Ichthy-
sauria vereinigen sich Squamosum, Quadrato- Jugale und Jugale zu einer
mehr oder weniger hohen hinteren Seitenwand. Auf der Unterseite
bildet das Flügelbein (Pterygoideum) die Verbindung zwischen Qua-
dratum. Basisphenoid und den Gaumenbeinen; dasselbe weicht bei den
verschiedenen Ordnungen in Grösse und Form bedeutend ab, je nach-
dem der Zusammenhang des Quadratbeins mit dem Kiefer-Gaumen-
apparat ein festerer oder lockerer ist. Meist dient zur Verbindung von
Pterygoid und Oberkiefer ein besonderes Querbein (os transversum,
Eetopterygoid Owen), auch verbindet sich öfters eine horizontale Aus-
breitung des Oberkiefers mit den Gaumenbeinen und bildet mit diesen,
dem paarigen oder unpaarigen Vomer, den Zwischenkiefern und den
Pterygoidea den harten Gaumen.
Der Unt er kiefer ist wie bei den Amphibien aus Dentale. An«
gulare, Articulare und Opereulare zusammengesetzt, zu denen aussen
meist noch ein Snpraangularc und innen ein Complemcntare kommen.
Bei den Oocodilen sind der Unterkiefer, sowie mehrere hintere Schädel-
knochen hohl und mit Luft gefüllt.
Zähne fehlen nur bei Schildkröten und vereinzelten Vertretern
anderer Ordnungen. In der Regel stehen sie in grösserer Anzahl auf
den Kiefern, können aber auch auf Gaumenbein. Flügelbein und Vomer
vorkommen. Die Reptilion haben einwurzelige (sehr selten zweiwurzelige),
im Wesentlichen aus dichtem Dentin und einem Ueberzug von Schmelz
bestehende Zähne. Cement nimmt nur in untergeordnetem Maass an
ihrer Zusammensetzung Theil; Vasodentin fehlt gänzlich. Die Form
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Reptilia 633
ist in der Regel spiteconisch oder hakenförmig, doch gibt es auch
niedrige, halbkugelige oder pflasterförmige, seitlich zugeschärfte, blatt-
oder schau fei förmige, zuweilen sogar mehrspitzige Zähne. Man nennt
sie pleodont, wenn sie massiv, coelodont, wenn sie mit dauernder
Pulpa verseben, thecodont, wenn sie in Alveolen eingekeilt, acro-
dont, wenn sie mit ihrer Rasis auf dem Knochen festgewachsen,
pleurodont, wenn sie seitlich am vorragenden Kieferrand ange-
wachsen sind.
Abgesehen von den Schlangen und einigen Eidechsen besitzen
alle Reptilien zwei Paar Extremitäten. Die vorderen lenken sich in
den Brust- oder Sc hu 1 torgürtel ein, welcher aus zwei Knochenpaaren
(Coracoideum, Scapula) besteht, von denen das Ooracoid stets die grösste
Ausdehnung hat und entweder allein oder mit dem nach oben und
hinten gerichteten Schulterblatt (Scapula) die Gelenkpfanne für den
Oberarm bildet. Iliezu treten meist noch die Clavicula und Inter-
clavicula (Episternum). Während Coracoid und Scapula dem Schulter-
gürtel niemals fehlen, gehören Clavicula und Interclavicula zu den
unbeständigeren Elementen. Ein nach vorn gerichteter Fortsatz des
Coracoids wird als Praecoracoid bezeichnet. Das Schlüsselbein (Cla-
vicula) liegt dem vorderen Scapularrand an und verbindet den Brust-
gürtel mit dem ventralen , im paaren Schlussstück (Interclavicula,
Episternum), welches rhombische, kreuzförmige oder T-förmige Gestalt
besitzt und niemals, wie dio übrigen Knochen des Brustgürtels, knor-
pelig präformirt ist. Hinter der Interclavicula folgt meist ein Haches,
rhomboidisehes, oder schildförmiges Brustbein (Steinum), an welches
sich die vorderen Rumpfrippen anheften. Nicht selten bleibt das
Steinum knorpelig. Ist es aber überhaupt vorhanden, so grenzt der
vordere Seitenrand an das Coracoid ; fehlt es. so stossen die Coracoidea
in einer ventralen Symphyse zusammen oder sind durch Ligament
verbunden.
Die vorderen Extremitäten bestehen aus einem mehr oder
weniger stämmigen Oberarm (Humerus) und zwei Vorderarmknochen
(Radius und rina), welche in der Regel den entsprechenden Knochen
bei Amphibien ähnlich sind. Häutig ist die t'lna etwas länger als der
Radius, zuweilen mit einem proximalen olecranonartigen Vorsprung
versehen. Der Carpus enthält stets zwei Reihen von Knöchelchen,
wovon die proximale Reihe aus 2 — 3, die distale aus 3 — t> Knöchelehen
besteht, dazwischen treten noch 1 — 2 Centralia; Metacarpus und
Zehen sind je nach der Lebensweise ausserordentlich verschieden. Die
Zahl der Zehen schwankt zwischen 2 und 5, überschreitet bei manchen
Ichthyosauriern sogar die Fünfzahl. Am dritten und vierten Finger
ist die Zahl der Phalangen meist am grössten.
Auch das Becken und die Hinterfüsse bieten grosse Ver-
schiedenheiten. Mit Ausnahme der Ichthyosaxtria, Pythonomorpha und der
Schlangen besitzen alle Reptilien ein Sat ruin, welches aus 2 — fi oder
mehr Wirbeln besteht. Das Becken fehlt gänzlich bei den Schlangen
oder ist nur durch rudimentäre Sitzbeine angedeutet; bei den fusslosen
Lacertilien kommen Rudimente von Darmbeinen vor. Bei den übrigen
Reptilien sind überall drei Knochenpaare vorhanden, welche meist alle
an der Bildung der Gelenkpfanne Theil nehmen. Das Darm oder
Hüftbein (lleum) ist dorsal häutig mehr oder weniger stark nach vorne
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634
Vertebrat*. Reptilia
und hinten verlängert ; von den beiden in ventraler Richtung conver-
girenden und meist in einer medianen Symphyse zusammenstossenden
Knochenpaaren sind die Sitzbeine in der Kegel grösser als die Scham-
beine. Bei den Dinosauriern erhält das Becken durch die sehr stark
nach hinten und unten gerichteten, langgestreckten Sitzbeine und durch
das dorsal nach vorne verlängerte Hüftbein ein vogelartiges Gepräge.
Die Hinterextremitäten ähneln in der Regel den vorderen und
bestehen aus einem verlängerten Oberschenkel (Femur), welcher proximal
mit einem oder zwei vorragenden Trochantern versehen ist, zwei V order-
fussknochen (Tibia und Fibula), einem aus ein oder zwei Knöchelchen-
reihen bestehenden Tarsus, den Metatarsalion und Phalangen. Auch
im Hinterfuss bieten die verschiedenen Ordnungen der Reptilien grosse
Verschiedenheiten, welche im speciellen Theil näher erörtert werden
sollen.
Als ausschliessliche Lungenathmer sind die Reptilien vorzüglich
auf terrestrische oder amphibische Lebensweise angewiesen. Die
wenigen Schildkröten, Eidechsen und Crocodile. welche im Meere oder
an der Meeresküste leben, kommen wenigstens zeitweilig ans Land
und legen ihre Eier im Sande ab. Unter den fossilen Reptilien waren
die Ichthyosauria, Sauropterygia und Pythonomorpha Meeresbewohner,
deren flossenartige Extremitäten am Ufer nur eine höchst unbeholfene
Fortbewegung gestatteten. Die Mehrzahl der fossilen Reptilien gehörte
zu den Landbewohnern; ja die Pterosaurier konnten sich sogar mittels
wohl ausgebildeter Flugorgane in die Luft erheben.
Es sind über 4000 lebende Reptilien beschrieben, denen eine zwar
numerisch viel geringere Menge fossiler Formen gegenübersteht, die
aber in der Organisation weit grössere Mannichfaltigkeit aufweisen als
die recenten, so dass ein volles Verständniss des Bauplanes der Reptilien
nur durch Berücksichtigung der erloschenen Formen zu gewinnen ist.
Die ersten Reptilien erscheinen in der permischen Formation; ihre
Blüthezeit fällt in das mesozoische Zeitalter und namentlich in die
Trias- und Jurazeit.
Systematik. Die Reptilien wurden zuerst von Blain v ille (181<i)
und Merrem (1820) den Amphibien als gleichwerthige Classe gegen
übergestellt. Eine befriedigende Systematik konnte jedoch erst begründet
werden, nachdem durch R. Owen, H. v. Meyer, Huxley, Marsh,
f'ope u. A. auch die fossilen Formen genauer untersucht worden
waren. Eine völlige Uebereinstimmung in der Abgrenzung der ver-
schiedenen Ordnungen ist allerdings bis jetzt noch nicht erzielt, doch
wird von den meisten neueren Autoren die Eintheilung in 9 Ordnungen:
Rhynch ocephalia, Lepidosauria, Ichthyosauria, Sauropte-
rygia, Theromorpha, Testudinata , Crocodilia, Dinosauria
und Pterosanria angenommen.
1. Ordnung. Rhynchocephalia. l)
Korper eidechsenähnlich. Wirbel amphieöl, zuweilen
mit Chorda res ten. Saerum mit zwei Wirbeln, meist zahlreiche
>) Baur, G., Palaeohatteria and the Proganosauria. Amer. Journ. Sc. 1869.
XXXVII. p. 310. — Credner, H., Ueber Palaeohatteria u Kadulionaunif». Zeitechr.
«1. deutsch, jreol Gesellsoh. 1888 Bd XL und * 1889 Bd. XLI. — Günther, Alb., On
the Anatowy of Hatteria. Philo» Trana. 1867. vol. 157. - LorUt, L., Lea Reptile»
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Rhynchocephalia.
636
Intereentra vorband
wickelt. Quadratbe
en. Rippen einköpfig. Baiichrippen ent-
in unbeweglich; Zwischen kief er paarig.
Oberer und unterer Temporal böge n vorhanden. Unterkiefer-
äste in der Symphyse durch Ligament verbunden. Zähne
acrodont. Brustgürtel mit Sternum. Extremitäten fünfzehig,
Gehfüsse. Haut mit hornigen Schuppen.
Die Rhynchocephalen . von denen gegenwärtig nur noch die
einzige Gattung Sphenodon {Hatteria) in Neu -Seeland lebt, besitzen
die primitivsten Merkmale und dürften den Urreptilien , aus welchen
alle übrigen Ordnungen hervorgegangen sind , am nächsten stehen.
Ihr Körpef ist eidechsenartig, langgesehwänzt. beschuppt; die Wirbel-
säule aus amphicölen, zuweilen von einem persistirenden Chorda
sträng durchzogenen
Wirbeln zusammen-
gesetzt, zwischen wel-
chen häufig kleinelnter
eentra eingeschaltet
sind. Die Dornfort-
sätze . Diapophysen
und Zygapophysen
sind wohl ausgebildet
und mit Ausnahme
der vordersten Hals-
wirbel und der hinteren
Schwanzwirbel tragen
alle übrigen Wirbel
kräftige , einköpfige
Rippen. Auf der Ven-
tralseite liegen zwi-
schen Brustgürtel und
Becken zahlreiche, aus
mehreren Stücken zu-
sammengesetzte und
gegen die Mitte eon-
vergirende Bauchrip-
pen. Der Schädel
(Fig. 1614) ist ausge-
zeichnet durch sehr
grosse, seitlich gelegene
Augenhöhlen, ein (sehr
selten fehlendesjkleines
Scheitelloch, getrennte
oder vereinigte, am vorderen Ende der Schnauze befindliche Nasenlöcher
und zwei grosse Schläfengruben, die durch eine vom Postorbitale und
Palato-Quadratum (SquamoBum auet.) gebildete Knochenspange getrennt
Y\K. ich.
Sphtntidon (Hatteria) punctata» <iray, von Neuseeland. Sehadel
von der Seite, von unten, oben und hinten. % nat Gr.
A Augenhöhle. .V Na.senloeh, 8 obere.« Sohlafeiiloeh, Ch t'hoanen.
Bo Baaloeeipitale, E.ro Kxoceipitale, .So Supraoe.ipitnle, Owe
Opisthotieutn, V" Wuadratinn, QuJ Quadrato Jusale, Ju .lupale,
Pa Parietale, Fr Frontale , W Po«tfrontale . Por Po-lorbitale,
l'rj Praefrontale, Sa Natale. Mir Maxilla, Pmx Praemaxilla. PI
PUAtlnom, Vo Vomer, Pt Pteryfjoldeura, d Dentale, amj Autrulnre,
art Articulare.
foBfl. du Bassin da Rhone. Arch. Musöe d'hist. nat. Lyon 1892. vol. V. — Meyer,
H. v.f Zur Fauna der Vorwelt. Saurier aus dem Kupferschiefer 1857 und Reptilien
ans dem lithographischen .Schiefer 18U0. — Seele;/, H. G., On Protorosaurus. Phil.
Trans. 1887. vol. 178. — The Mesosauria of South Africa. Quart, journ. geol. Soc.
1892 Bd. LXVIII p 58«. — Waqner, A . Saurier au» dem lithograph. Schiefer.
Abhandl. baver. Akad II. Cl. 1852 Bd. VI. 1853 Bd. VII. 1861 Bd. IX.
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im
Vertebrata. Reptilin
sind. Die schmalen Scheitelbeine bedecken eine kleine Ilirnhöhle. Ein
S<piamosum fehlt. Das Quadratnm ist unbeweglich mit dem Schädel
verbunden, die Pterygoidea bilden mit den breiten Gaumen- und PHug-
schaarbeinen einen fast geschlossenen, harten Gaumen. Eine verticale
Columella verbindet Pterygoid und Scheitelbeine. Zwischenkiefer. Ober-
kiefer, Unterkiefer. Gaumenbeine und zuweilen auch die Vomera sind
mit acrodonten oder in ganz seichte Gruben eingefügten Zähnen besetzt,
selten zahnlos.
Der Schultergürtel enthält noch ziemlich viel Knorpel. Vorn
Schulterblatt ist nur das länglich vierseitige, proximale Gelenkstück
verknöchert und auch das elliptische kleino Coracoid am Innenrand
knorpelig. Das Schlüsselbein verbindet als dünne, gebogene Spange
das Schulterblatt mit einer lang gestielten, vorne T förmigen oder rhom-
bischen Interclavicula. die über dem grossen, knorpeligen Sternuni
liegt. Der flumerus besitzt ein Foramen entcpieondvloideuni, die Ge-
lenkeuden sind, wie auch die von Ulna und Radius, meist unvollständig
verknöchert. Der Carpus enthält zwei Reihen von Knöchelchen, davon
5 in der distalen und häufig nach 2 < entralia. Vorder- und Hinterfüsse
sind fünfzehig.
Am Beckengürtel betheiligen sich ein schmales, fast verticales
Hüftbein (Ileum), sowie die scheibenförmigen Scham- und Sitzbeine,
welche durch eine ovale Oeffnung von einander getrennt sind. Die
hinteren Extremitäten sind etwas länger, als die vorderen und im
Wesentlichen wie bei den Eidechsen gestaltet.
An die lebende Gattung Sphcnodon schliessen sich einige jurassische
Formen auf das innigste an. Auch in paläozoischen Ablagerungen
kommen verwandte Reptilien vor, die am zweckmässigsten zu den
Rhynehocephalcn gestellt werden, obwohl sie auch mit Eidechsen und
Thcromorphen vielfache Beziehungen aufweisen.
1. Familie. ProteroBauridae
Zwiachenkiejer, Oberkiefer, Vnterkiefer und Gaumenbeine mit käftigen, spitz-
ronischen, in ganz seichten Gruben stehenden oder au/geivachsenen ZäJtnen. Vomer
mit winzigen Zähnchen bedeckt. Interclavicula vorne rltombisch, hinten lang gestielt.
Im Rothliegenden, Kupferschiefer und in der Trias.
Palaeohatteria Oedner (Fig. 1615). Körper 40— 45 cm lang. Wirbel
ainphieöl, mit durchlaufendem Chordastrang. Hals-, Rumpf-, und vordere
Schwanzwirbel mit einköpfigen Rippen, hintere Sehwanzwirbcl mit Hämapo-
physen. Intercentra zwischen sämmtlichen praccaudalen Wirbeln. Baueh-
rippen stabförmig. Zwischenkiefer mit X — 4 etwas gekrümmten Zähnen.
Extremitäten fünfzehig mit krallenartigen Endphalangen. Im Rothliegenden
von Niederhässlich bei Dresden.
Kadaliosaurus Credner. Selten im Rothliegenden von Nieder-
häuslich.
Proterosaurus Ii. v. Meyer. Körper P/s in lang. Wirbeleentra
amphieöl vollständig verknöchert. Die oberen Bogen mit den Centren ver-
schmolzen. Halswirbel lang, mit dünnen Rippen, dazwischen Intercentra.
Schädel vorne zugespitzt. Kiefer mit starken, spitzconisehen . Vomer mit
kleinen Zähnchen besetzt. Vorderfüsse beträchtlich kürzer, als Hinterfüsse.
Im Kupferschiefer von Thüringen und Hessen und im Magne.sian limestone
von Durham, England. P. Speneri H. v. Meyer, P. Lincki Seeley.
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Rhynchocephalia. Proterosaiirirtae Mesosauridae. 637
Aphelosaurus Gervais, Haptodus Gaudry, Callibrachion Boule.
Rothliegendes von Autun und Lodeve, Frankreich.
Telerpeton Mantell. Trias. Elgin. Schottland.
Kl*. 1615.
I'alneohaUeria lotigicaudata f'retlner. RothlieRcmlos. Nie<lerha>isl|eh bei l>r>-*<len.
A Schädel inat. <ir.) (jVa Nasenbein. Prj l'rnefrontnle, La Ijicrhuale, J'itr l'ostorbltnle, QuJ Ouartrato-
Jugale, Ju Juitale, Pmx l'raeninxilla, Vo Vomcr). B SehuHerKÜrtel (iel Interclavicula, cl Clavlcula,
cot ■ Corneoltleum , te Scapula). C BeckeiiKurtel (ii lleum , pu Schuppenbein, it Sitzbein, / Fetnnr,
c Kommen eonliforme). D Rückenwirbel von «ter Seite. E Schwanz« Irbel von vorn. (Nach i'redner.)
2. Familie. Mesosauridae.
Kiejerzähne ungemein fein, bürstenjörmig, dicht gedrängt. Wirbel amphieöl
mit Chordaresten. Hals lang, mit 9 Wirbeln und kurzen, beilförmigen Rippen.
Rumpfrippen einkupfig, sehr dick. Tarsus in der proximalen Reihe mit zwei
grossen Knöchelchen. Permocarbon und Triiw.
Von den beiden hierhergehörigen Gattungen Mesosaurus Gervais
(Ditrochosaurus Gürich; und Stereosternum Cope findet sich die eine in
den Karoo-Schichtcn (untere Trias) von Südafrika, die andere im Permo-
carbon von Sao Paolo in Brasilien. Von Stereosternum ist bis jetzt noch kein
Schädel beschrieben , das eidechsenähnliche Skelet stimmt aber in allen
wesentlichen Merkmalen mit Mesosaurus überein. Die schlanken Extre-
mitäten sind fünfzehig, der Humerus von einem Foramen entepicondy-
loideum durchbohrt.
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£3« Vertebrata. Reptilia.
3. Familie. Champsoeauridae.1
Schädel mit stark verlängerter Schnauze. Schlanke spitzconische Zähne auj
Zwischenkiefer, Oberkiefer, Gaumenbein und Unterkiefer. Ausserdem winzige
Zähnchen auf der Fläche der Pterygoidea und Palatina. Nasenlöclier am vor-
deren Ende der Schnauze vereinigt. Unterkiejeräste durch Sutur verbunden. Nur
zwei Intercentra vor und hinter dem ersten Halswirbel. Wirbel solid vetknöchert,
platycöl; obere Bogen durch Sutur mit dem Centrum verbunden.
Zu dieser Familie gehören 1 — 21/* m lange, eidechsenähnliche Reptilien
mit langem, gavialartigem Kopf und starken Bauchrippen aus der obersten
Kreide von Nordamerika und dem unteren Eocän von Reims, Belgien und
Neu-Mexico. Cope hatte zuerst eine Anzahl Wirbel und Rippen unter dem
Namen Champsosaurus beschrieben und Dollo deren Identität mit
Simaedosaurus Gervais aus dem unteren Eocän von Reims und Erque-
linnes (Belgien) nachgewiesen. -Ein vollständiges Skelet ist im Museum von
Brüssel aufgestellt.
4. Familie. Rhynchosauridae.*)
Wirbel verknöchert amphicöl.
Zwischenkiejer zahnlos, schnabelartig,
abwärts gekrümmt und zwischen die
divergirenden vorderen Enden des
Unterkiefers eingefügt. Oberkiefer
und Gaumenbeine mit 3 oder mehreren
Reihen kleiner, pyramidaler Zähne
besetzt. Nasenlöcher vereinigt. Trias.
Rhynchosaurus Owen. Ober-
kiefer mit einer, Gaumenbeine mit
zwei Reihen kleiner Zähnchen.
Unterkiefer zahnlos oder mit win-
zigen Zähnchen. Bauchrippen wohl
entwickelt. Keuper. Warwickshire.
Hyperodapedon Huxley (Fig.
1016). Körper bis 2 m lang. Ober-
kiefer eingedrückt mit einer, Gau-
menbeine mit 3 — 5 Reihen von
Zähnchen besetzt. Scheitelloch fehlt.
Unterkiefer vorn zwei zahnlose
Schnäbel bildend , weiter hinten
bezahnt. Keuper von Schottland,
England und Ostindien.
5. Familie. Sauranodontidae.
Körper langgeschwänzt. Zwischen-
kiefer, Oberkiefer und Unterkiefer
zahnlos, zugeschärft, vorne schnabel
artig eingekrümmt. Schädeldach solid,
a i Awnhöhie, s obere». 8 'seitliche* RobMfsnloohj mit kleinen oberen und seitlichen
Flg. 1616.
H yperodaptdvn (iitrdtmi Huxley. Ken pur. KIkIii.
Schottlawl. A Sehrtdel von "oben. H «inunien
C vordere« Kn<le des l'nterkleferx von unten.
V« nat Or. (Nach II 0x1*7.1
(P nu Zwisehetikiefer. Ms Oberkiefer, PI Gaumenbein,
Schläfengruben. Postorbitale sehr gross.
Md Unterkiefer.)
Foramen parietale fehlt, Nasenlöcher getrennt. Wirbelsäule verknöchert. Zweite
Sacralrippe distal gespalten. Rauchrippen kräftig. Vorderfüsse kürzer als Hinter-
füsse, beide fünfzehig. Hautschuppen viereckig. Ob. Jura.
•) DoUo, L., Bull. Mus Roy. d'hist. nat. Belg. III, Bull. S..c. Beige de Geol.
Pal et Hydro!. 18Ö1 V und Revue des questiona scientif. 1885. — Lemoine, V.,
Etüde sur les charact gener. du Simaedosaurus. Reirnn 1884 u. 1885.
») Huxley, Th. , Quart journ geol. Soc. London 1859 XV, 1869 XXV und
1887 XLIII
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Rhynchocephalia. Sauranorion tidae. Sphenodontidae
639
Einzige Gattung Sauranodon Jourdan. Die prachtvoll erhaltenen
Skelete von S. incisivus Jourdan aus dem oberen Jura von Cerin erreichen
eine Länge von 0,3 m bis 0,54 m.
6. Familie. Sphenodontidae.
Wirbel amphicöl mit oder ohne Chordareste.
Intercentra in der Hals- und Schwanzregion. Zwischen-
kiefer mit einem wimigen, schneidenden Zahn. Ober-
kiejer, Aussenrand der Gaumenbeine und Unterkiefer
mit einer Reihe abgeplatteter, dreieckiger,' acrodonter
Zähne. Vomer zahnlos. Nasenlöcher getrennt. Inter-
clavicula T förmig. Schuppen quer vierseitig. Ob. Jura
und Jetztzeit.
Homaeosaurus v. Meyer (Sapheo saurus
v. Meyer) (Fig. 1617). Sehr ähnlich dem lebenden
Sphenodon, jedoch kleiner (15 — 20 cm lang), Rippen
ohne Processus uncinatus, die zweite Sacralrippe
gegabelt. Ob. Jura (Lithographischer Schiefer) von
Biiyem und Cerin. Kimmeridge • Schichten von
Hannover und Purbeck -Schichten von England,
ff. Maximiliani v. Meyer.
Ardeosaurus, Acrosaurus v. Meyer. Litho-
graphischer Schiefer von Bayern. Kuposaurus
Jourdan. Ob. Jura. Cerin.
Pleurosaurus H. v. Meyer (Anguisaurus
Münst,, Saurophidium Jourd.). Körper schlangen-
artig, bis V/t m lang. Schädel vorne zugespitzt.
Schwanz zwei Dritttheil .der Körperlänge ein-
nehmend. Bauchrippen kräftig. Vorderfüsse kürzer,
als Hinterfüsse. Rumpf bis zum Becken mit starken,
einköpfigen Rippen. Ob. Jura (Lithographischer
Schiefer) von Bayern und Cerin. P. Münsteri
Wagner.
Sphenodon Gray (Hatteria Gray). Lebend.
Neuseeland.
Fl*. 1617.
u pulcheltui Zittol.
Ob. Jura. Kelheim, Bayern.
Von unten. >/t «r.
Zeitliche Verbreitung der Rhynchocephalia.
1. Proterosauridae
2. Mesosauridae . .
8 Champsosauridae .
4. Rhyuchosauridae .
5. Sauranodontidae .
6 Sphenodontidae .
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640
Vertebrata. Reptilia.
2. Ordnung. Lepidosauria. {Squamata) Schuppensaurier.
Wirbel proeöl, sehr selten amphicöl. Saerum mit zwei
Wirbeln oder fehlend (Ophidia). Rippen einköpfig; Bauch-
rippen fehlen. Quadratbein beweglich, nur proximal am
Schädel befestigt. Untere Temporalbögen fehlen. Gaumen
von grösseren oder kleineren Oeffnun gen durchbrochen. Zähne
acrodont und pleurodont. Nasenlöcher getrennt. Brustgürtel
mit Sternum oder gänzlich fehlend (Ophidia). Extremitäten
Gehfüsse, Schwimmfüsse oder fehlend. Haut mit hornigen,
seltener ossificirten Schuppen oder Schildern bedeckt.
Zu den Lepidosauria gehören die Eidechsen, Schlangen und
die erloschene Unterordnung der Pythonomorpha. Sie stehen den
Rhynchocephalen in ihrer äusseren Erscheinung und auch im ana-
tomischen Bau nahe und sind höchst wahrscheinlich aus diesen hervor-
gegangen.
1. Unterordnung. Lacertilia {Smirii). Eidechsen.1)
Körper gestreckt, lang geschwänzt, zuweilen schlangenartig, beschuppt oder
geschildert. Columella stabjörmig oder rudimentär. Ali- und Orbitosphenoid
nicht verknöchert. Oberes Schläfenloch aussen durch einen KnocJienbogen begrenzt
oder offen. Unterkieferäste in der Symphyse durch Sutur verbunden. Zähne
acrodont oder pleurodont. Brustgürtel stets, meist auch ein Brustbein vorhanden.
Gliedmaasseit fünfzehig, Gehfüsse, zuweilen verkümmert oder ganz fehlend.
Die meisten Eidechsen besitzen ein aus hornigen, seltener aus ver-
knöcherten Schuppen, Schildern oder Stacheln bestehendes Hautskelet,
das sowohl den Kopf, als auch den ganzen übrigen Körper bedeckt. Die
Wirbelsäule besteht aus zahlreichen proeölen Wirbeln (nur die Geckonen
und Uroplatiden haben amphicöle Wirbel), deren obere Bögen fest mit dem
Centrum verschmolzen sind. Die Halsregion enthält selten mehr als neun
Wirbel, davon besteht der Atlas aus zwei dorsal getrennten oder vereinigten
Bogenstücken und einer unteren Hvpapophyse (Intercentrum). Querfortsätze
sind an sämmtlichen Hals- und Rumpfwirbeln schwach entwickelt, so das«
sich die einköpfigen Rippen an kurze Querhöcker anheften. Am Sacrum
betheiligen sich zwei Wirbel. Die Schwanzwirbel tragen statt der Rippen
kräftige Querfortsätzc und sind mit Haennipophysen oder Sparrenknochen
(Chevron bones) versehen.
Die vorderen Rumpfrippen befestigen sich mit ihrem knorpeligen oder
knöchernen ventralen Abschnitt am Brustbein, das meist aus einer grossen
rhombischen oder schildförmigen, zuweilen von zwei Löchern durchbohrten
Platte besteht.
Der Schädel (Fig. 1(518) unterscheidet sich von dem der Rhyncho-
cephalen hauptsächlich durch das grosse freistehende Quadratbein, durch
die dünn«-, stabförmige Columella und durch den Mangel einer unteren
Begrenzung des seitlichen Schläfenloches. Der Vomer ist paarig, die Pala-
tina und Pterygoidea sind dünn und der harte Gaumen von grossen
Oeffnungcn durchbrochen. Die Nasenlöcher sind getrennt und meist in die
Nähe der Augenhöhlen gerückt. Das Quadratbein lenkt sich an die
') Vope, JCdw., Rej> of the U. S. geol. Survcv of the Territorien vol. III. The
Vertebrata of the tertiary fonnations of the West 1883 p. 101 und 777—781. —
Meyer, It. v., Lacerten au» der Braunkohle de» Siebengebirges. Palaeontographica.
VII. S. 74 - 78.
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Lepidosauria Lacertilia.
641
zusammenstossenden äusseren Enden des mit dem Exoccipitale verschmolzenen
Opisthoticum und Quadrato- Jugale ein. Das häufig un paare Scheitelbein
besitzt mei.st ein Foramen parietale. Das Jochbein steht niemals mit dem
Quadratbein in Verbindung. Das Postfrontale nimmt mit dem Quadrato-
Jugale (Squamosum auct, Paraquadratum> an der unteren Begrenzung des
oberen Sehläfen-
joches Theil und
sendet einen Fort
satz nach unten
zum Jugale, um fcxV f £ä£
mit diesem
Ii«
s« hiuU'l von Monitor iWotfciM. iXnch C'uvler.) 8 oberen SchUfenlooh,
.V Natii'iiluch. l'a Sehein-lbcln, >'<j S<|Uauio*um rSupraU-mporali'), Fr Stirn-
bein, Pr/ VonlprstlnibHn, ptj iliniootirnbetn, A'a Nasenbein, I.a Thränen-
bein, y Superciliare (Supraorbltnle . Ju Jochbein, Ona«lnitheiii, QuJ
Quadrato .ttiKiilc, Pf FlttuellH-ln, ff Gaumenbein, Cot Columella, T Quer-
belli. 3fr oherklefer. I'ms 7,\\ tsehenkiefer, So OeeipiUle Miperiu*. Ej»
on-ipitiil.- laterale. Pro l'rooiicmn.
Mg, Hl 19.
Unterkiefer von Igvnna mit pleuroilonten Zahnen
d Dentale, op Opereulare, any Angiiiare, nrt AlHoull»,
aiiisnlare, k »oronoideum.
Nach Co vi er.)
Supru
hinteren Begrenz-
ungsbogen der
Augenhöhlen zu
bilden. Ein klei
ner, zwischen das
hintere Ausseneck
der .Scheitelbeine
und das hintere
Ende des Quadra
to -Jugale einge
sehalteter, häufig
als Supratempo
rale bezeichneter
Knochen reprä
sentirt das Squa
mosum. Die U n
ter kieferäste
(Fig. 1619) sind
durch Sutur ver
bunden. Alle Ei-
dechsen besitzen
Zähne auf Ober
kiefer, Zwischen kiefer und dem Dentale des Unterkiefers, seltener auf
Gaumen, Flügelbeinen und Vomer. Die Zähne sind entweder spitz- oder
stumpfconisch , blattförmig oder pfeilspitzenförmig mit gezackten oder
zugeschürften vorderen und hinteren Rändern, zuweilen auch von halb-
kugeliger Gestillt. Sie verwachsen im Alter an ihrer Basis vollständig mit
den anliegenden Knochen und wind entweder pleurodont oder acrodont.
Die neuen Zähne entwickeln sich neben der Basis der alten auf der Innenseite.
In der Regel sind vier fünfzehige Gliedmaassen entwickelt, zuweilen
verkümmern auch die hinteren, manchmal sogar beide Paare von Extremi-
täten. Der Brustgürtel ist immer vorhanden, dagegen kann der Beckeu-
gürtel bei mangelnden Hinterfüssen verschwinden. Im Brustgürtel zeichnet
sich das grosse Coracoid durch einen nach vom gerichteten Fortsatz
(Praecoracoid) aus; auch die Scapula besteht aus zwei Stücken, wovon die
grosse distale Suprascapula meist knorpelig bleibt; das proximale Stück (die
eigentliche Scapula) gabelt sich zuweilen distal in zwei Aeste. Die spangen-
förmigen Schlüsselbeine verbinden den Vorderrand der Scapula mit der
T- oder kreuzförmigen, vor dem Steinum gelegenen Interelavicula.
H um er us und Vorderfussknochen ähneln den entsprechenden
Skelettheilen der Rhvnchocephalen, doch kommt nie ein Foramen entepi-
condyloideum vor. Im Carpus zählt man in zwei Reihen acht kleine
Knöchelchen. Der Daumen hat zwei, der zweite Finger drei, der dritte vier,
der vierte fünf und der fünfte drei Phalangen; die letzten Zehenglieder
tragen Krallen.
Zittei. üruiidiuge «ier l'alacontologie.
41
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642
Vertebrata. Reptilia.
Bei den Eidechsen mit wohl entwickelten Hinterbeinen sind die distal
schmalen Darmbeine beweglich mit den knorpeligen Enden der Saeral-
rippen verbunden. Scham- und Sitzbeine stossen in medianen Symphysen
zusammen, vom Vorderrand des Schambeins geht häufig ein stark gebogener
Fortsatz aus. Der Oberschenkel ist meist länger als der Humerus ; Tibia und
Fibula bleiben getrennt. Im Tarsus besteht die proximale Reihe aus zwei
grossen Knöchelchen (dem tibiakn Astragalus und dem fibularen Calcaneus);
in der distalen Reihe findet sich häufig nur ein grosses mit dem Calcaneus
articulirendes Cuboideum IV und ein Tarsale III ; die übrigen kleineren
Cuboidea sind in den Metatarsus aufgegangen. Das MetatarsaJe V ist kurz
und gekrümmt. Zahl der Phalangen an den fünf Zehen 2, 3, 4, 5, 4.
Die Eidechsen halten sich gegenwärtig hauptsächlich in den wannen und
gemässigten Zonen auf. Man kennt nach Ho ff mann 434 lebende Genera
und 1925 Arten. Im Vergleich zu der grossen Menge der lebenden Eidechsen
spielen die wenig zahlreichen fossilen eine ganz untergeordnete Rolle. Die
älteste, unvollständig bekannte Gattung (Macellodon) erscheint im obersten
Jura (Purbeckschichten); in den Kalkschiefern der unteren Kreide von
Comen und Istrien finden sich ganze Skelete von Acteosaurus v. Meyer,
Adriosaurus Seeley, Carsosaurus Kornhuber, Aigialosaurus Kramberger, Meso
leptos Cornalia, die meist den lebenden Varaniden nahe stehen. Die obere
Kreide von Europa und Nordamerika enthält nur spärliche Reste (Araeo-
saurus, Patricosaurus, Tylosteus, Iguanavus). Sie werden etwas reichlicher im
unteren Eocän von Wyoming und gehören theils zu Varaniden (Thinosaurus),
theils zu Anguiden (Glyptosaurus, Saniva, Xestops), Iguaniden (Iguanavus) und
Chamaeleoniden.
Fig. 1620.
Eidechse (f Proiguana).
Phosphorit. Quercy Dentale
>lea Unterkiefers von aussen
and innen. (Nat Or.)
Flg. 1621.
PUttiodon Cadurcenti*
Filhol. rtuisphorit.
Queroy. Unterkiefer
von innen. (Nat Or.)
Fig. 162».
Palaeovaraniu CayluH Filhol.
oberkieferfmirment (Nat. Or.j
Die obereoeänen Phosphorite des Quercy und die Gypsraergel von Apt
enthalten Kiefer, Wirbel und Knochen von Agama, Proiguana (Fig. 1620),
Plestiodon (Fig. 1621), Diploglossus, Palaeovaranus (Fig. 1622) und Lacerta.
Die aus dem Miocän der Auvergne, der Braunkohle von Rott, den Süss-
was8ermergeln von Steinheim, Haslach, Günzburg, Sansan und Colorado
bekannten Reste gehören theils zu noch jetzt existirenden Gattungen oder
gestatten keine genauere Feststellung ihrer systematischen Beziehungen.
Was aus plioeänen und pleistocänen Fundorten bekannt ist, gehört mit
Ausnahme der grossen australischen Formen (Megalania und Notiosaurus) zu
lebenden Geschlechtern.
2. Unterordnung. Pythonomorpha. Pope.1)
Grosse, langgestreckte (nackte?) Meersuurier. Wirbel proeöl , häufig mit
Zygosphen; Halswirbel mit Hypapophysen. Sacrum mit einem Wirbel. Schädel
l) Baur, G., Morphology of the skull of Mosasauridae. Journ of Morphology.
1892. vol. XII. — Cope, Edw., The Reptilian Orders Pythonomorpha and Streptosauria.
Proceed. Boston Soc. nat hist. 1869. XII. W50. — Kep. ü. S. geol. Surv. of Territ. 1875
vol. II. The Vertebrata of the cretaeeous fonuation» of the West p. 113—178 und
p. 264. - Dollo, L., Bull. Mus. Roy. d hist. nat de Belgique 1882 t. I u. 1885 t. IV. -
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Lepidoeauria. Pythonomorpha.
643
Yrßt
eidechsenartig. Scheitelbeine mit Foramen parietale, durch seitliche Fortsätze mit
dem Älisphenoid und Prooticum verbunden. Ztoischenkiefer unpaar; Quadratbein
gross, durchbohrt, beweglich: nur oberer Temporalbogen vor
handen. Opisthoticum mit Exoccipitale verschmolzen. Unter-
kieferäste in der Symphyse durch Ligament verbunden, Zähne
spitzconisch , auf knöchernen Sockeln stehend, den Kiefern und
dem Pterygoid aufgewachsen. Brust- und Beckengürtel vorhanden.
Extremitäten flossenförmig , fünfzehig; Humerus, Femur und
Vorderjussknochen sehr kurz.
In der Wirbelsäule zählt mnn stets mehr ak
ICH) Wirbel, welche sich als Hals-, Rücken-, Lenden- und
Schwanzwirbel unterscheiden lassen. Die oberen Bögen sind
fest mit dem procölen Centrum verschmolzen, die dorsalen
Dornfortsätze lang und die Rückenwirbel mit kräftigen Quer-
fortsätzen (Diapophysen) versehen. Die Gelenkfortsätze (Zyga-
pophysen) sind in der Hals- und Rückenregion gut ent-
wickelt, werden in der Lendengegend schwächer und ver-
schwinden in der Schwanzregion häufig gänzlich. Zuweilen
kommt zu den
Zygapophysen noch
die bei Schlangen
und vereinzelten Ei-
dechsen bekannte ^T .
V- rbind ung der Wir- \ I"'7' fS^Jtw^' ! ffc
bei durch Zygosphen ' 1 v 0 "
und Zvgantrum hin-
zu. Der vorderste
Halswirbel besteht
aus zwei seitlichen
Bogenstücken und
dem als Centrum
fungirenden Zahn-
fortsatz des zweiten
Halswirbels. Zwi-
schen Atlas und Axis
befindet sich ein drei-
seitiges Intercentrum.
Die vier bis fünf
vorderen Halswirbel
besitzen ungewöhn-
lich kräftige und ver-
längerte , mit dem
Flg. 1624
Clidtute* stenop* Cope SIhI-h :rl.cl A von der Spitt;,
B von vom. c Centrum. $p DornforttwU, d Quer
forUtutz. prs Praezyjrapophyse, hy Hypfipophyw,
h Kmlstück der HypHpophysc iNach Cope.)
Centrum verwachsene
Hypapophysen
(Fig. 1624 hy), welche distal abgestutzt sind und eine rauhe
Gelenkfläche besitzen, an die sich wie eine Epiphyse ein
Bull. Soc. Beige de Geol., Paleont. et Hvdrologie 1889 III. 1890 IV.
1892 VI. 1893 VII. — Goldfuss, Nova acta Acad. Leop. nat. cur.
Bd. XXI. — Ijtidy, Jos., Cretaceous Reptiles of the U. 8. Smithson.
Contrib. 1864 — Rep. U. 8. geol. Survey of Territ. L Kxtinct verte
brate fauua of the Western Territories. Washington 1873. — Marsh,
0., Amer. Journ. Sc. and arts 1871 Bd. 101, 1872 Bd. 103 u. 1880
FiK 1623.
K«-sUuirlrten
Skelet von
HlutmirpUM.
e. '/» oal <ir.
(Nach M er Maro )
Bd. 119. Merriam, F. f., Die Pythonoinorphen der Kansas
Kreide. Palaeontographica 1894. XLI — Owen, Rieh., Quart, journ. geol. Soc.
1877 Bd. 33 p. 682 und 1878 Bd 34 p. 748 — Williston and Vase, Kansas Mosa-
sauridae pt. I u. II Kansas University Quaterly 1892. I89:i. 1895.
41«
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644
Vertebrata. Reptilia
besonderes phalangenähnliches Endstück anschliesst, welches das Inter-
centruin repräsentirt. Die Schwanzwirbel tragen geschlossene Haemapophysen
oder offene Sparrenknochen (Chevron hohes), welche zuweilen mit dem
Centrum verschmolzen, meist jedoch an kurzen, auf der Unterseite vor-
springenden Höckern
eingelenkt sind. Mit
Ausnahme von Atlas
und Epistropheus tragen
alle Hals- und alle
Rückenwirbel einfache,
eylindrische, einköpfige
Rippen , die von vorn
nach hinten allmählich
an Länge zunehmen, in
der Lendenregion wieder
verschwinden und dort
und im vorderenTheil des
Schwanzes durch Quer-
fortsätze ersetzt sind.
Bauchrippen fehlen.
Der Schädel (Fig.
1625. HI26) weicht nicht
erheblich von dem der
Eidechsen (namentlich
von Varanus) ab. Schei-
telbein ] Stirnbein und
Zwischenkiefer sind un-
paar. Die oberen Schlä-
fenlöeher werden aussen
vom Postfrontale und
Quadrate - Jugale be-
KIk. MW.
Schädel von Vommotimi Moden)
n-taurlrt mach K Owen), von
oben, A Augenhöhle, $ Schlft-
fenloeh, y Nasenloch. I'a
Scheitelbein, fr Stirnbein, Prf
VordemirnbelD , /'// Hinter
idlrubein. La Thranenbein, Ju
Jochbein, Mi Oberkiefer, ZW
Zwi.»ch»>nkiefer, A'a Na*enbeln,
Sq S<|iiaini>Miin, Qu (Juadrat-
bein, QuJ Quailrato JuKHl"'. Ho
Bn*l lpltale.
KIk. 1026
schH.iei von avia>it, prop^thon grenzt; Oberk efer, Squa
Copc, von unten ßuBaM 6,v"'jL' ««w^' ,1
mosum , Jugale , Prae-
und Postfrontale sind
o. cipitale . Sph Ba«i*phenoid
O))o Opinthoticum, PI Itery-
Koldcuin. PI Palatinum, VC
Vomer, QaJ Quadrato .lucale,
Ptf Postfrontale, Mj Oberkiefer,
Pmx Zwi»< henklefer. (V er
und l'alatliiuui sind nacli M<mu-
»auru* Masimitiaui enptiut ; alle*
l'ebrice nach einem von l'opc
abgebildeten Schädel. l
wie bei Varanus ent-
wickelt; dagegen zeich-
nen sich die Pterygoidea,
wie bei den Schlangen,
durch je eine Reihe
kräftiger, spitzer Zähne
aus, während die kleinen Palatina und Vomera stets zahnlos bleiben. Das
Quadratbein i Fig. 1627. 1(128) hat ansehnliche Grösse, ist aussen aus
gehöhlt, innen eben oder gewölbt; das obere convexe Ende sendet einen
flügelartigen Fortsatz nach hinten und unten, welcher die ziemlich grosse
OefTnung des Gehörgangs (meatus auditorius; begrenzt Es variirt erheblich
bei den verschiedenen Gattungen und liefert gute systematische Unter
Scheidungsmerkmale.
Die beiden Aeste des Unterkiefers sind vorne nur durch Ligament ver-
bunden. Da, wo das Operculare und Dentale mit dem Supraangulare und
Angulare zusammenstossen , findet eine eigenthümliche gelenkartige Ver-
bindung statt, welche den Rachen zum Verschlingen grosser Bissen ge-
eignet macht.
Zähne von spitzconischer Gestalt und ansehnlicher Grösse stehen in
einer Reihe auf den Kiefern und auf dem Pteryjzoid. Ihre glänzende, mit
Schmelz bedeckte Krone ist meist durch zwei gegenüberstellende Kanten
zugeochärft oder durch mehrere Kanten facettirt; sie erhebt sich auf einem
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Lepidosauria. Pythonomorpha.
645
starken, aus knochenähnliehem Cement bestehenden Sockel, welcher dem
Kieferknochen aufgewachsen oder etwas in denselben eingesenkt ist und die
Pulpa des Zahnes enthält. In diesem Sockel entwickelt sich auch der Ersatz-
zahn, der später auf der Innenseite neben der Krone des functionirenden
Zahnes hervorbricht und diesen ausstösst.
a
Fi* 162«.
Fl*. 1627 Quadratbein von ClldaMe* propyth,m
quadratbein von Mo»a*aurvu Cnmprri 11 v Meyer. A von fopp, von aussen. */» nat <ir
innen, H von aussen. '/< nat. Gr. (Nach K. Owen.! (Nach Cope.)
m OrK>rran.l, n Cntorrand, t Meatus auditoriua, k St«pe.lialjrrube, nl flügelartijter FortsaU dos
Obcn-andw.
V<»n oben «eschen, % mit. «fr.
Fl* 1629.
HrustKurtel von CHdntiet EtUn.uaurtu) ditpar
(Nach Marsh.,)
e Comeoldeum. *<• Scapula, h numerus, r Radius, u rinn, mc Metacotrpus., I erster.
V fünfter Finger.
Im Brustgürtel Fig. 1U29) zeichnet sich das Coracoid dureh
ansehnliche Grösse und scheibenförmige Form aus; das Gelenkende ist ver-
dickt und verengt, der gegenüber liegende Innenrand bogenförmig und
häutig mit tiefem Ausschnitt versehen oder die Scheibe von einem runden
Loch durchbohrt; hinten grenzt «las Coracoid an das knorpelige Brustbein
an. Zuweilen kommt auch eine spahnförmige Interclavicula vor. Die
Scapula ist jener der Rhynehocephalen ähnlich; der Oberarm sehr kurz,
gedrungen , an beiden Enden verbreitert und distal mit zwei Gelenk-
facetten für die sehr kurzen, getrennten Vorderarmknochen versehen, wo-
von der Radius distal verbreitert ist. Die sieben Carpalia liegen in zwei
Reihen und tragen fünf kurze Metacarpalia . denen sich ganz ähnlich
gestaltete Phalangen und zwar von I zu V in der Regel je 3, 5, 5, t, 3,
anschliessen.
Der Beckengürtel (Fig. 1630) ist schwächer, als der Brustgürtel. Das
Ileum ist ein stabförmiger Knochen; Ischium und Pubis erinnern an Eidechsen,
unterscheiden sich aber durch schlankere Form; Femur, Tibia und Fibula
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64fi
Vertebrata. Reptilia.
KIk. 1630
Plalerarpu» Le*to*anrui) hmui Mnnth *p Ob. Kreide Smoky Hill,
HecVeiiKiirtel und HlntnrextrcmitÄten. ü Iloum, p6 l'ubl*. i* Uehium, / Femur.
/ Tlbia. / Fibuln, ml M.-taurau«, I erete, V fünft.- Zehe V,, nnt
Such Marsh.
V.r
ähneln den homologen Knochen der Vorderextremitäten , bleiben aber
schmäler und schlanker; der Tarsus enthält nur drei Knöchelchen; die fünf
oder vier Zehen sind wie vorn zusammengesetzt. Im Allgemeinen übertreffen
die Vorderextremitäten die hinteren an Länge.
In der ganzen
Erscheinung er-
innern die Extre-
mitäten der Py-
thonomorphen
zwar an die Flos-
sen der Wale,
sind jedoch le-
S. diglich dem Was
serleben ange-
passteEidechsen-
füsse.
Die Pythono-
morpha bilden
einen eigenthüm
liehen Seiten-
zweig der Ei-
dechsen, welcher
nur während der
jüngeren Kreide-
zeit in Europa,
Nord • Amerika
und Neuseeland
existirte. Die
meisten Gatt-
ungen erreichen
beträchtliche Grösse und der ganze äussere Habitus dieser Thiere erinnert am
meisten an Delphine und andere langgestreckte Zahnwale.
Die ersten Reste wurden im obersten Kreidetuff von Maestricht gefunden
und anfänglich für Cetaceen oder Krokodile gehalten. Erst Cu vier erkannte
die grosse Übereinstimmung des Schädels mit der Eideehsengattung Varanus.
Owen vereinigte die hiehergehörigen Gattungen unter der Bezeichnung La-
certilia natantia mit den Eidechsen. Cope nannte sie Pythonomorpha und
betrachtet sie als Mittelformen zwischen Eidechsen und Schlangen.
Mosasaurus Conyb. (Leiodon Owen) (Fig. 1031). Sehädel 1,2 m.
Körper ca. 71/* m lang. "Wirbel ohne Zygosphen, die Zygapophysen sehwach,
schon vor der Mitte der Rumpfregion verkümmert. Zwisehenkiefer eine
kurze vorspringende Schnauze bildend, nicht mit den Nasenbeinen ver-
schmolzen. Oberkiefer mit 14 grossen, vorne und hinten kantig begrenzten
Zähnen, die beträchtlich grösser sind,- als die * Zähne auf den Flügelbeinen.
Quadratbein oben mit kurzem Fortsatz und geschlossenem ovalen Gehörgang.
Ob. Kreide von Maestricht (Holland), Belgien, Frankreich, Norddeutsehland
und Nordamerika.
Plioplatecarpus Dollo [Oterognathus Dollo). Wie Mosasaurus, aber Basi-
oceipitale von einem weiten medianen Kanal durchbohrt Zähne lang, dünn
facettirt. Coracoid tief ausgeschnitten, der Sacralwirbel zuweilen mit einem
zweiten Wirbel verwachsen. Ob. Kreide. Maestricht und Belgien.
Platecarpus Cope (Lestosaurtts, Jfolosaurus Marsh, Pterycollosaurus Dollo,
Holcodus Gibbes) Fig. 1(523 u. 1632. Körper ca. 5 m, Schädel ca. 50 cm lang.
Zwischenkiefer vorne nicht verlängert, abgerundet, mit den Nasenbeinen ver-
schmolzen. Scheitelloch gross, am Vorderrand des Parietale. Oberkiefer mit 12,
Pterygoid mit 10 — 12 kleineren Zähneu. Quadratum oben mit langem
KIk. 1631.
MotaMaurun Cumprri H. v. Meyer. Oberste Krel«!
SehAdel im Hruswler Museum von der Seite <•«
PeteixberR bei Muestrieht.
,. nnt fit, NhcIi Doli» )
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Lepidosanria. Pythonomorpha.
647
Hchi
Cope ober© KrHnV. I.okhh COUOty,
1 von oben uii.l von <l«*r Seite, nnt «Jr
(Nach Harr lata.)
Flügelfortsatz, Meatus auditorius gross, nach innen und hinten offen. Hals
wirbel mit schwachem Zygosphen und starken Zygapophysen. Coracoid mit
Randausschnitt oder durchbohrt. Häufig in der oberen (Turon) Kreide von
Kansas. 13 Arten.
Prognathosaurus Dollo.
Schädel ca. 0,(5 m lang. Zwi-
schenkiefer vorne abgerundet,
nicht vorspringend. Pterygoid-
zähne ebenso gross, wie die
der Maxillen. Oberer Flügel-
fortsatz des Quadratbeins lang,
einen aufsteigenden Fortsatz
des unteren Endes berührend.
Ob. Kreide. Belgien.
Clidastes Cope (Edesto-
saurus Marsh) (Fig. 1G29 u. 1633).
Schädel stark verlängert, schmal,
niedrig, 40—70 cm lang. Zwi-
schenkiefer etwas vorragend
und fast zugespitzt. Scheitel-
loch klein, vom Parietale um
schlössen. Oberkiefer mit 17,
Ptervgoid mit 15 Zähnen. Qua-
dratbein unten schmal, oben
mit langem, abwärtsgebogenem
dicken Flügelfortsatz. Hals-
wirbel mit starken Zygapcv
physen und Zygosphen.
Hämapophysen der
Schwanzwirbel mit dem
Centruin verwachsen.
Obere (Turon) Kreide
von Nordamerika (Kan-
sas , Alahama , New
Yersey). Vollständige
Skelete bekannt.
Hainosauru8 Dollo.
Schädel 1,5 m lang.
Zwischenkiefer schnabel-
artig verlängert. Kiefer-
zähne von verschiedener
Grösse. Halswirbel mit
Zygosphen. Hämapo-
physen der Schwanz-
wirbel gelenkig verbun-
den. Ob. Kreide. Belgien.
Tylosnurus Marsh (Leiodcn Cope. Macrosaurus Owen, lihinosaurvs
Marsh). Schädel über 1 in lang. Zwischenkiefer schnabelartig verlängert,
vorne stumpf. Parietale ganz eben, Scheitelloch am vorderen Rand. Qua-
dratum dick, oberer Flügel sehr kurz. Oberkiefer mit 13 Zähnen. Halswirbel
mit schwachem Zygosphen. Hämapophysen gelenkig verbunden. Obere Kreide.
Nordamerika (Kansas). T. proriger. dispelor Cope.
Die Gattungen Phosphorosaurus Dollo (Belgien), Sironectes Cope,
Baptosaurus Marsh sind unvollständig bekannt.
Aus der Kreide von Neuseeland sind zwei Genera beschrieben, wovon
eines dem Mosasaurus, das andere Tanitohasaurus Hector dem Platevarpus
nahe steht.
propythtm Cop«>.
KIk 1608
Ob. Kn-ioV
l'nlontuun, Aliilmnm
BebiMel TOD oben uikI von der Solu«, ca nat <ir. Narh Cop«.)
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Yertebrata Reptilia
3. Unterordnung. Ophidia. Schlangen.1)
Körper beschuppt, stark verlängert, fusslos. Wirbel procöl mit Zyyosphen
und Zygantrum ; die vorderen mit starken ungegliederten Hypapophi/sen. Sacrum,
Brustbein, Schultergürtel und Bauchrippen fehlen. Scheitelbeine ohne Foramen
parietale, seitlich verlängert und mit dem Prooticum, Alisphenoid und Orbito-
sphenoid verschmolzen. Vordere lieyion der Schädelkapsel vollständig verknöchert.
Temporalbögen und Coliitnella fehlen. Quadratbein und Pterygoid beweglich und
lose mit dem Schädel verbunden; Zwischenkiefer sehr klein; Unterkieferäste in
der Symphyse durch Ligament verbunden.
Das Skelet besteht nur aus Schädel und Wirbelsäule mit ihren An-
hängen. Die Zahl der Wirbel ist ein»' sehr beträehtliche (zuweilen mehr
als 400); sie sind procöl, hinten mit halbkugeligen Gelenkflächen versehen,
und sowohl durch diese, als auch durch Zygapophysen, sowie durch Zygosphen
und Zygantrum sehr fest miteinander verbunden, die oberen Bögen stets
vollständig mit dem Centrum verschmolzen. Die 10 — 30 vordersten besitzen
ungegliederte Ilypapophvsen auf der Unterseite ; die Querfortsätze sind kurz,
knotig. Die langen, gebogenen, häufig hohlen Rippen, welche schon am
dritten Wirbel beginnen, sind in der Schwanzregion durch verlängerte Quer-
fortsätze ersetzt. Untere Bögen (Haemapophysen oder Chevrons bones) fehlen
den Schlangen, dagegen vertreten deren Stelle kräftige absteigende Fortsätze
der Diapophysen (Fig. 11)34, 1635).
Hin S-lnvanzwirtte] von l'ythnn bivitlatw l''f IWfrontale, Et KtlnuoMeuin, .V Nasale, Qu «'ua-
\..n hlnu-n c <;<>lenkknpf <!«•* (Vntriun •Iratmii, If l*U>ryg«'M«'»w». W Calatinum, j/y Maxillsn-,
Ml Zrgantnim, d QuerfortMitae mit atistHui'n- Pmemax Ulan». JV Tranxv.'rum , D DonUile. Art
ilem Vst trt'). Articularc ilr» L'uterklffem
Der Schädel (Fig. 1636) unterscheidet sich von dem der Eidechsen
hauptsächlich durch die solide Verknöeherung der vorderen Kegion der
Hirnhöhle, durch die geringe Entwiekelung des Zwischenkiefers, durch den
') Filhol, H , Ann. des Sc. geol. 18»7 VIII p 270—273 — Owen, Rieh., Fossil
Reptilia of the London clay; part II Palaeont So<*. 1850 — Rochebrune, A. F. de,
Revision des Opludiens fossiles, Nouv. Arcliives da Musee d'hist. nat. de Paris.
1880. 2 >er. vol. III.
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Lepido*auria. Ophitlia.
049
Mangel der Columclla, Temporal bögen. Jochbein und Quadrato-.Iugalc; durch
das lange Querbein, die schwache Verbindung der meist bezahnten Ptery-
goidea und Gaumenbeine mit der Schädclkapsel und durch die in der Sym-
physe nur durch Ligament verbundenen Unterkieferitete. Die Schädelknoehen
sind derb, fast elfenbeinartig und durch glatte Nähte verbunden, die Ex-
occipitalia mit den Oposthotica verwachsen.
Die spitaconischen, nach hinten gekrümmten, acrodonten Zähne können
auf Oberkiefer, Zwischenkiefer, Gaumen und Flügelbeinen und dem Dentale
des Unterkiefers steben. Sie fehlen zuweilen {Uropeltis etc.) auf den Gaumen-
beinen, sehr häufig auf den rudimentären Zwischen kiefern. Bei den Gift-
schlangen sind einzelne der vorderen Maxillarzähne mit einem inneren Canal
versehen, welcher an der Zahnspitze mit einer schlitzförmigen Oeffnung
endigt; öfters besitzen auch bei giftlosen Schlangen die Maxillärzähne auf
ihrer Vorderfläche eine Iiingsfurche.
Die Bewegung der Schlangen erfolgt hauptsächlich durch seitliche Krüm-
mung der Wirbelsäule, sowie durch die mit den Wirbeln gelenkig verbun-
denen Rippen, die vor- und zurückgeschoben werden können und so die
Bewegung des Körpers unterstützen.
Die Schlangen sind vorzugsweise in den wärmeren Zonen verbreitet und
grösstentheils Landbewohner. Man unterscheidet etwa 400 lebende Gattungen
mit nahezü 1800 Arten. Im Vergleich damit haben die spärlichen fossilen
Vertreter (ca. 33 Arten), welche mit Ausnahme einer einzigen Gattung (Sy-
moliophis) aus der mittleren Kreide aus tertiären oder diluvialen Ablagerungen
stammen, nur geringe Bedeutung; auch lassen die überlieferten Reste meist
nur unbedeutende Abweichungen von recenten Formen erkennen. Da von
der Mehrzahl der fossilen Arten nur Wirbel bekannt sind, so bleibt die
zoologische Bestimmung in manchen Fällen ziemlich zweifelhaft.
Ganze Skelete wurden bis jetzt nur im mioeänen Süsswasserkalk von
Oeningen und Euboea und in der Braunkohle von Rott ' im Siebengebirg
aufgefunden. Die überwiegende Mehrzahl gehört zu den giftlosen Schlangen.
ab cd
KiK. l«>37
Patacupt/thon Cadurcairl» lilhol .*p Ub. KocAn (Phosphorit i. K.-.'Hni(.* Out-rey Wirb«-! in iimL Ur.
a von vom, b von di r Seite, c von unten, d von hinten, (c (telenkkopf .le> (Vntrum, np Dornfortsut«,
d liuerfort-atz (IHapophyse», r Z\ pipophYse, :*p Zyffo«iph«ii, za /.ykrnnlruin )
Im älteren Tertiär von England und Cuise la Mothe finden sich Wirbel
von grossen Pythoniden (Palaeophis), im Eoeän von New Yersey eine vica-
rirende Gattung [Titunophis Marsh;. Die coeänen Ablagerungen von Neu-
Mexico liefern Heiagras Copc, die von Wyoming Boavus, Lithophis und Lim-
nophis Marsh; die obereoeänen Phosphorite und die gleichaltrigen Ablage-
rungen in der Schweiz, im Pariser Becken und in England Pnlaeopython
(Fig. 1G35), Paleryx und Scytulophis Roehbr.
Unter den mioeänen Schlangen zeichnet sich das stattliche Skelet-
fragment von Heteropython Euboeiciui Roem. von Kumi auf Euboea durch
treffliche Erhaltung aus; verschiedene Gattungen, namentlich Colubiiden
(Elaphis) und Erveiden sind aus dem mioeänen Süsswasserkalk von Oeningen,
Steinheim, Günzburg, Haeder, Sansan, der Touraine u. a. O., sowie aus der
intermioeänen Braunkohle von Rott und dem Süsswasserkalk von Weisenau
bei Mainz und Ulm beschrieben. Im Miocän von Colorado und Oregon
kommen mehrere Erycidae und eine Crotalide vor. Die pleistocänen Schlantren-
reste gehören zu noch jetzt lebenden Gattungen.
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050
Vertebrata. Reptilia.
3. Onliiuiig. Ichthyosauria. Fi seh sau Her.1)
K ör per fischartig, langgeschwänzt, ohne Hals; Extremi-
täten kurz, flossenfürmig, von Schwimmhaut umgeben, zu-
weilen mit mehr als fünf Phalangenreihen. Schädel lang-
gestreckt, schmal; Schnauze verlängert, zugespitzt; seitliche
Augenhöhlen sehr gross, mit Sclerotica-Ring; Nasenlöcher
klein, getrennt, weit zurückliegend; Schläfenlöcher nach
oben gerichtet. Foramen parietale, Postorbital- und Supra-
tem poralknochen vorhanden. Quadratbein fest mit dem
Schädel verbunden. Zwischenkiefer sehr lang. Vomer zahn-
los. Zähne spitzco nisch , in gemeinsamer AI veolarrinne auf
Zwischenkief er, Ober- und Unterkiefer eingefügt, zuweilen
fehlend. Wirbel zahlreich, sehr kurz, tief biconcav. Sacrum
fehlt. Rippen lang, zweiköpfig. Brustgürtel ohne Stemum,
mit Interelavicula und Schlüsselbeinen. Bauchrippen vor-
handen. Haut nackt
Die Ichthyosaurier entfernen sich durch ihren fischartigen Körper,
ihre fiossenförmigen, aus Reihen polygonaler Platten zusammengesetzten
Extremitäten, ihren langgestreckten, zugespitzten Kopf, ihre kurzen,
amphicölen Wirbel und ihre nackte Haut am weitesten von allen jetzt
lebenden Reptilien. Sie haben die Schnauze eines Delphins, die Zähne
eines Krokodils, den Kopf und da« Brustbein einer Eidechse, die
Flossen eines Wals, die Wirbel und den Schwanz eines Fischs. Sie
verhalten sich in Bezug auf Körperform, Extremitätenbildung und
I Lebensweise zu den typischen Reptilien, wie die Cetaceen zu den
übrigen Säugethieren , und nehmen wie jene eine ganz isolirte
Stellung ein.
Dass die Ichthyosauren durch Lungen athmeten, geht aus der
Abwesenheit von Kiemenbögen und aus der Form der Zungenbeine
hervor. Auch über ihre Fortpflanzung und Ernährung geben günstige
Funde sicheren Aufschluss. Sowohl im englischen als im deutschen
Lias kommen Skelete vor, welche 6—8 ziemlich weit vorgeschrittene
Embryonen im Leibe enthalten. Ihre länglichen Exeremente (Coprolithen)
finden sich zuweilen in grosser Menge und enthalten Schuppen und
(iräten von Fischen und Fragmente von Sepienschalen.
Sänuntliche Ichthyosaurier waren Meeresbewohner; ihre Ueberreste
finden sich in marinen Ablagerungen der mesozoischen Formationen,
am häufigsten im Lias. Einzelne Arten erreichten eine Länge von
9 in, die kleinsten waren etwa 1 m lang.
Der Schädel (Fig. 1638) zeichnet sich durch lange, delphinartige
Schnauze und riesige, seitliche, mit starkem, aus 15 — 19 Knochen platten
bestehenden Scleroticaring versehene Augenhöhlen aus. Die Scheitelbeine
sind paarig und am vorderen Ende von einem Sehe it elloch durch-
') Baur, G., Aiuer. Naturalist 1887. XXI K. 837 - Fraa*, Ebcrh., Die Ichthyo
*aurier der süddeutschen Trias und Jura - Ablagerungen. Tübingen 1891. — Die
Hautbedeckung von Ichthyosaurus. Jahresh. für vaterlftnd Naturk. Württemberg»
IH\H. — Hnukim, Thom., Memoire of Ichthyosauri and Plesiosauri. London 1834.
gr. folio. — Owen, Rieh., Monograpb on tbe fossil Reptilia of tbe liassic forraations
1881 p. III. l'alaeont Soc. p. 83 — ISO und Monograpb on tbe fossil Reptilia of
tbe cretaeeous formations ibid. 1851 p. I p 68—79. — Theodori. C, Beschreibung
des kolossalen Ichthyosaurus trigonodon in der Lokal Petrefaktensammlung zu Banz.
Mun» hen 1*54.
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Ichthyosatiria.
bohrt. Neben den Scheitelbeinen befinden sich die elliptischen
Schläfe nlöcher (£). die aussen vom Postfrontale und Squainosum
begrenzt sind. Die länglichen, dreieckigen Nasenlöcher (N) sind
durch eine schmale Knochenbrücke von den weit zurückliegenden
Orbiten getrennt.
Kig. 1<M*.
Schädel von Ichthyosauru* arutirmtrin Owen. Ob. I.ins « iircy, «'hItikIok. imt. (ir. (Nach
K. Denlon« champn.) A Auge, .Vc/ Sclerotleariue, S Sehlafcnloeh, jV Nasenloch, Pa Scheltelbein,
Hq Squamortum, Fr Stirnbein, i^Hinterstinibeiu ilVstfrontiilci. Pif Vorder*tirnbein (Prnefrontale;,
La Tbranenbein (Lacrimal«'). J Jochbein. I'or l'uMorliitnle, (JuJ <}un<lrat,lochbeln, Sit Snprütcmporale,
Sa Nwenbeln, Pttu Zwi*t henkiefer, Ms Oberkiefer, Md fnterkii-fcr rd Dentale, op Opereulare,
ang anfnilare, k *upr>u»nKUlar«-).
Die kleinen und kurzen paarigen Stirnbeine liegen zwischen den
nach hinten verlängerten grossen Hintcrstirnbeineu und den sehr
langen, hinten breiten, vorne zugespitzten Nasenbeinen. Die Vorder-
stirnbeine sind klein, länglich dreieckig und nehmen am Oberrand
der Augenhöhlen Theil. Den Vorderrand der letzteren bildet haupt-
sächlich ein bis zu den Nasenlöchern reichendes, dreieckiges Thränen-
bein; den Unterrand ein langes, schlankes, spangenförmiges Joch-
bein und den Hinterrand ein vertieales oder schräges, etwas gebogenes
Postorbitale (Por). An das Jochbein grenzt hinten <Jas Quadrat
Jochbein (Quadrato - Jugale) (QtoJ) an . das die hintere Seitenecke
des Schädels bildet, mit seinem oberen Fortsatz die Gehörregion
seitlich begrenzt und mit dem durch eine Naht getrennten unteren
verdickten Theil, dem Quadratum zur Kinlenkung des Unterkiefers
dient. Hinter dem Postorbitale liegt eingeschaltet zwischen diesem,
dem S<|uamosum, Postfrontale und Quadratojugale ein unregelmässig
drei- oder vierseitiges Supratemporale (St). Die vor den Augen-
höhlen sich verlängernde Schnauze besteht aus den Nasenbeinen
und den schmalen, durch eine gerade Naht miteinander verbundenen
Zwischenkiefern. Der Oberkieler ist ein kleiner, länglich -dreieckiger,
zwischen Praemaxilla, Thränenbein und Jochbein eingeschalteter
Knochen.
Das Hinterhaupt (Fig. 1639) zeichnet sich durch ein stark-
entwickeltes, sehr dickes Basioccipitale (Bo) mit rundem Gelenkkopf
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652
VeYtebrata. Reptilia.
aus. Auf dem Rasioeeipitale sitzt jedcrseits ein kleines, nierenförmiges,
seitliches Hinterhauptsbein [Exo Fxoccipitale) auf und diese tragen ein
einfaches oberes Hinterhauptsbein (Supraoccipitale So). Vor den Ex
occipitalien bemerkt man jederseits ein kleines, Mach elliptisches Pro-
oticum und ein dreieckiges Opisthoticum. Ein conischer Knochen mit
breiter Basis repräsentirt den Stapes. Die Knochen des Hinterhauptes
und hinteren Ohrabschnittes stehen ziemlich frei und sind durch Lücken
Vitt. KiStf
Hinterhaupt VOIl lcMhyomuru* aeutiru*tri*U*t>i\.
n« ItBüloci ipilalf, Exo KxoedpiUle, So Stipra
ncripitnle. st Stapes, So Squamnsum, Pa Sehet-
telbeln. QuJ Quadrato Jugnle, J Jugale, Qu
«inudrutuni. l't Pterygoldeum. :Naeh R Owen i
Kig. 1640
Icktht/oiauru* tuittiro»lri» Owen. A Sehadel von
der rnterwite, Ii Ilinterrmiiptfregion von der
Seite. Ob. l.ia*. Wliitby, Knglnnd. Sy Stpiarnotfura.
St Snpratemporale, Por PnstorMtale, Qiuf (Juadrato-
Jugulo, Qu Quadratuin. J Jugale, Ho Bnsioectpitale,
Sph ßaKl*phenoid, Pt Pterygotd, PI Pnlatlnuin,
T Querbein (Trunsversunn. ili Oberkiefer, Pnuc
Zwischenkiefer, CA innere Nasenlöcher (nfteh Seeley).
von einander getrennt, weiter
vorn scheinen die Basis und die
Seiten der Schädelkapsel knorpelig
gewesen zu sein, wenigstens hat
man niemals verknöcherte Ali-
oder OrbitoSphenoide bedachtet.
Auf der Unterseite (Fig. 1640) des Schädels schliesst sich an das
Hinterhauptsbein ein kurzes, viereckiges Basisphenoid {Sph Keilbein)
an. das nach vorn einen dünnen, sehr langen, schwertförmigen Fortsatz
aussendet, neben welchem sich die ziemlich grossen Gaumenlöcher
befinden. Die grossen , langen und flachen Flügelbeine beginnen
hinten mit einer dreieckigen Ausbreitung und sind vorne in eine lange,
sich allmählich verschmälernde Lamelle verlängert, welche aussen die
Gaumenhöhlen begrenzt. Auf dem hinteren Theil des Pterygoids steht
eine an beiden Enden ausgebreitete, senkrechte ('olumella. Die
Gaumenbeine (Pt) umschliessen hinten den schwertförmigen Fort-
satz des Basisphenoids und vorn eine dünne, verticale Lnmelle, den
Vomer, welcher übrigens nur selten sichtbar ist. Die inneren Nasen ■
löcher (Cli ('honnen) liegen aussen neben den Gaumenbeinen. In
der I linterregion des Schädels unter den Flügelbeinen bemerkt man
zuweilen zwei rippenartige, starke Zungenbeine.
Die beiden schlanken Aeste des Unterkiefers vereinigen sieh
vorn in einer sehr langen Symphyse und besitzen keinen aufsteigenden
Kronfortsatz. .Jeder Ast besteht aus sechs Stücken. Dem Oberrand
des Zahnbeins zieht auf der Aussenseite eine starke Furche entlang,
die sich nach vorn in eine Reihe getrennter Gefässgruben auflöst.
Zähne (Fig. 1641) von spitzcotüscher Form mit rundlicher, vorn
und hinten häufig zugeschärfter Krone und meist dicker Wurzel, stehen
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Ichthyosauria
653
in sehr grosser Zahl (bis 180 oder 200) auf Zwisehenkiefer, Oberkiefer
lllld auf dem Zahnbein des Unterkiefers (Fig. 1642). Sie sind nicht
in Alveolen eingekeilt, sondern in eine gemeinsame tiefe Rinne ein-
gefügt und wurden darin lediglieh vom Zahnfleisch und den erhöhten
Rändern der Rinne gehalten. Die glänzende, glatte oder fein längs-
gestreifte Krone besteht aus Dentin und einer äusseren Schmelz-
schiebt, welche zuweilen von einem sehr feinen Häutchen von Cement
überzogen wird. Die verdickte Wurzel ist aus einer von starken Gelassen
durchzogenen und mit Knochenkörperchen und Dentinröhrchen erfüllten
knochenähnlichen Cementmasse zusammengesetzt, die einen mehr oder
weniger gefalteten Dentinring von mäßiger Stärke umgibt.
Flu- I64L Fi«. 1642.
Ichthyogauni* plntywUm Conyb. l'nt. Lta* BchnwizenfritKJiieut von /. Qutntttdti Zitt. aus
Lyme Kogls, Kntclrtixl Zahn von il**r Seite uiul «lein oberen Juri» fHohner/.: von MeU-hingen (nach
von vorne. Nat. Gr. <}nenste<it). Sa Nasenbein, l'mx Zwischen-
(Nach I.ydekker.) klcfor, Md Unterkiefer.
Die Wirbelsäule zerfällt nur in einen eaudalen und einen
praecaudalen Abschnitt, da ein eigentlicher Hals fehlt und auch das
Sacrum nur aus einem einzigen Wirbol gebildet wird, welcher sich von
den benachbarten nicht unterscheidet. Die Zahl sämmtlicher Wirbel
schwankt zwischen 120 bis 150, wovon etwa 100 zum Schwanz ge-
hören ; ihre Centra (Wirbelkörper) sind ungemein kurz, vorn und hinten
tief ausgehöhlt (amphicöl), ähnlich den Wirbeln von Selachiern und
Labyrinthodontcn. Die oberen Kögen waren nur durch Knorpel am
Centrum befestigt und lösen sich leicht ab; die isolirten Wirbelkörper
finden sich darum meist als kurze, vorn und hinten ausgehöhlte Scheiben,
deren Dorsalseite eine schwach vertiefte Rinne für das Rückenmark
und daneben unregelmässig dreieckige oder längliche vertiefte, rauhe
Insertionsstellen für die oberen Bögen erkennen lässt. Letztere ver-
einigen sich zu einem starken, seitlich zusammengedrückten Dorn-
fortsatz, dessen Höhe etwa jener des Centrums gleichkommt. Die
Verbindung der Wirbel wird durch Zvgapophysen bewerkstelligt. Die
zwei vordersten Wirbel bilden als Atlas und Epistropheus den
Halsabschnitt. Sie sind mit einander verwachsen und unten mit
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(554
VertebraU». Reptilia.
Intercentruni vergehen. Pie Rumpfwirbel (Fig. 1643) besitzen statt der
Querfortsätze auf jeder Seite zwei getrennte Höcker zur Anheftung
der zweiköpfigen Rippen. Gegen hinten rücken die beiden Fortsätze
immer tiefer herab, indem sie sich gleichzeitig nähern, und in der
Caudalregion (Fig. KM4) verschmelzen sie vollständig miteinander und
bilden neben der Basis des Wirbelkörpers jederseits ein rundes Höcker-
chen, das im letzten Abschnitt (Flossenregion) des Schwanzes gänzlich
verschwindet. Das letzte Viertheil des Schwanzes ist nach unten
abgeknickt und verläuft in den unteren Lappen einer gewaltigen ver-
ticalen Schwanzflosse, welche die Beweglichkeit des Thieres beim
Schwimmen wesentlich erleichterte, und an Exemplaren aus dem Lias
von Holzmaden und dem lithographischen Schiefer von Bayern im
deutlichen Abdruck erhalten blieb (Fig. 1645).
Fig. lf-48. KiK. 1644
Ichthgomurw triatmus Ow«L Geiltram «Ino» hinteren Srhwnnzwlrbe) von lchtl\ima»rw an»
Uumpfwirbels. Kiinnv-ridge elay. Wo<>tton-Ba*si>t, Knuliind. dem oberen I.Uis von Banz, Kronken
'/, nat. (ir. (Nach Lydekker.) Nat <»r.
Klg 164.r>.
Skelet von Ichthyomum* </u<i<(rM<-i«*iM Quennt. (Jb. Ma». Ilolxniaden, V» iirtleniber«
(Nach Kb. Fraa*>
Die Rippen beginnen am Hals, erlangen ihre grösste Stärke und
Länge zwischen dem 10. und 13. Rumpfwirbel, büssen dann bis zum
Becken allmählich wieder etwas an Länge ein, bleiben jedoch zwei-
köpfig und gebogen. Von da an werden sie einköpfig, gerade, nehmen
sehr rasch an Länge ab und begleiten einen grossen Thoil des Schwanzes
als kurze seitliche Anhänge. Die Rumpfrippen sind lang, schlank,
gebogen, snbcylindrisch und bei den meisten Arten aussen mit einer
tiefen Längsfurche versehen. Der Bauch ist mit zahlreichen dünnen,
grätenartigen gebogenen Kuoehenstäben (Bauchrippen) bedeckt, welche
den Bauehrippen der Rhynehoeephalen entsprechen und aus einem
mittleren und je einem oder zwei seitlichen Stücken bestehen.
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Ichthyosauria.
65ö
Für die Fähigkeit der Ichthyosaureu, im Wasser sich energisch,
namentlich in verticaler Richtung zu bewegen, spricht auch die Zu-
sammensetzung des ungemein kräftigen Brustgürtels (Fig. 1646).
Ein knöchernes Brustbein zur Anheftung von Rippen fehlt, dagegen
befindet sich an dessen Stelle auf der Bauchseite eine T förmige Inter-
clavicula, welche jederseits von einem grossen, breiten Coracoid (cor)
eingefasst wird, dessen Innenränder sich berühren. Der Vorder-
rand des Coracoids ist ziemlich tief ausgeschnitten , der Hinter-
rand ganz, etwas gebogen, am Aussenrand ragt ein kurzer, stark ver-
dickter, breiter Fortsatz mit zwei Gelenkflächen vor, wovon die vordere
zur Aufnahme des länglichen, in der Mitte etwas eingeschnürten, am
proximalen Ende verdickten und verbreiterten Schulterblattes (sc scapula),
die hintere für den kurzen stämmigen Oberarm bestimmt ist. Die
Schlüsselbeine (cl) sind schlanke, gebogene Knochen, die mit ihren
ventralen Enden vor der Interclavicula zusammenstossen und entweder
vollständig miteinander versclimelzen, oder eine Schuppennaht, zuweilen
sogar eine förmliche Gelenkverbindung bilden. Das proximale Gelenk
-v
Flg. 1646
Brustgurte! und Vorderoxtremitat von Ichthyunauru» communis,
icl Interclavicula, tl Schlüsselbein ielavicula), cor Coracoideuni,
*c Scapula, h numerus, Ä Radius, U Tina, r radiale . i Inter-
medium, tl ulnar« de« Carpus.
des Humerus (Fig. 1647) ist verdickt, das distale
abgeplattet und mit zwei Facetten versehen, welche
mc
Fig. 1647.
zwei Hache, kurze Knochenplatten von polvgonaler Lord,prft,M .von /(
, ... c , rv 1 , ,,, -f • , . tritcUtus Queiist ob Llas
Gestalt aufnehmen. Die vordere J laue entspricht von b«h. Württemberg, h
dem Radius (£), die hintere der Ulna (ü). Die i^'f^S;!^,
zwei folgenden Querreihen kleinerer polvgonaler < intoraedium de* r.irpus,
t^, ö j i »r i i /i-i \ V- j c Platten der distalen Carpus
Platten werden der Handwurzel (Carpus), die dritte reihe, mc Metacarpaiia
dem Metacar[)us zugeschrieben, an welchem 3, 4
oder 5 Längsreihen abgeplatteter, polvgonaler Knöchelchen beginnen,
welche gegen das Ende der Flossen immer kleiner werden. Durch
dichotome Spaltung oder seitliche Anlage neuer Strahlen kann die Zahl
der Finger vermehrt werden, so dass z. B. bei /. communis die Zahl
der Phalangenreihen auf acht oder neun steigt. Die Menge der Täfel-
chen, aus welcher sich eine derartige Flosse zusammensetzt, ist sehr
wechselnd, kann aber mehr als 100 betragen. Häufig beobachtet man
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«56
Vertebrata. Reptilia.
am Iladius und den drei folgenden Platten des Vorderrandes einen
tiefen Einschnitt.
Der Beekengürtel ist schwach entwickelt und nicht an die
Wirbelsäule befestigt. Das Darmbein (Ileum) ein schlanker, frei im
Fleisch steckender Knochen, der sich nach oben zuweilen zuspitzt und
an seinem ventralen Ende mit dem stabfönnigen Schambein und dem
etwas breiteren Sitzbein die Gelenkpfanne für den kurzen stämmigen
Oberschenkel (Femur) bildet. Schambein und Sitzbein richten sich schräg
nach innen. Die Hinterflosse ist fast genau wie die vordere gebaut,
nur kleiner, schmäler und der Oberschenkel verhältnismässig länger
als der Oberarm.
Dass die Ichthyosauren nackthäutige Reptilien waren, geht aus
Funden hervor, welche nicht nur Abdrücke der runzeligen Körperhaut
der Schwanzflosse, sondern sogar einer fleischigen Rückenflosse erkennen
lassen (Fig. 1045) Dio polygonalen Knochenplatten der paarigen Flossen
lagen in einer lederartigen Haut, welche distal ziemlich weit über das
Skelet vorragte und sich zuspitzte.
Ichthyosaurus König (Fig. 1638 — 1647). Die ältesten Reste von Ichthyo-
saurus stammen aus der Trias und zwar aus Wellendolomit und Muskelkalk.
(I. atavus Quenst.) Mehrere fast vollständige Skelete einer kleinen, 0,5 — 4 m
langen Art (I. Cornalianus Bassani) aus den oberen Triasschiefern von Besano
in der Ivombardei wurden von Baur wegen der abweichenden Bezahnung
und der etwas gestreckteren Form von Ulna und Radius zu einer selbstän-
digen Gattung Mixosaurus erhoben.
Das Hauptlager für Ichthyosaurier ist der Lias, und zwar finden sich die
vollständigsten Skelete im unteren Lias (a) von Dorsetshire (Lyme Regis),
Somersetshire (Street, Walton, Beercombe etc.) und im oberen Lias von
Yorkshire (England), Calvados, und ganz besonders häutig im oberen Lias-
schiefer etc. von Würtembcrg (Boll, Holzrnaden ) und Franken (Banz, Altdorf).
Die Arten aus unterem und oberem Lias sind fast durchwegs verschieden.
Für den unteren Lias sind /. communis, intermedius, tenuirostris, platyodon
Conyb., /. latimanus Owen u. A., für den oberen Lias /. quadriscissus Quenst.,
/. ingens und trigonodon Theodori, 1. acutirostris Owen u. A. besonders charakte-
ristisch. Im Dogger kommen nur spärliche Reste von Ichthyosauren vor;
dagegen enthält der oberste Jura von Solnhofen und Kelheim in Bayern
(I. leptospomlylus und posthumus Wagner), in Nordfrankreich und England
verschiedene Arten (J. Cuvieri Val., I. enthekiodon Hulke etc.). Die untere
Kreide (Neocom) liefert u. a. /. Strombecki Meyr, der Gault von England
/. campylodon Owen; die obere Kreide von S. Croix (Ariege) und Ostindien
verschiedene Arten. Auch aus der Kreide von Chile, Australien und Neusee-
land sind Reste von Ichthyosaurus bekannt.
Baptanodon Marsh ( Ophthal mosaurus Seeley ). Kiefer zahnlos. Flossen
mit 6 Phalangenreihen. Ob. Jura. Wyoming und England.
4' Ordnung. Sauropterygia. Owen.1)
Körper mit langem Hals und ziemlich kurzem Schwanz.
Extremitäten fünfzehig, mehr oder weniger flossenartig.
Schädel klein, mit Seh eitelloeh und grossen Schläfen-
löchern. Nasenlöcher getrennt. Quadratbein fest mit dem
'! Deecke, W., Ueber Lariosaurus und einige andere Saurier der lombardischen
Trias. Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. 1*86 Bd. XXXVIII 8. 170. — Hawkina,
TA., Memoire on Iehthyosauri and Plesiosauri. London 1834. — Hulke, T. W.,
Proceed. Roy Soc. 18t>2. vol. 51. Meyer, H. v., Zur Fauna der Vorwelt. Die
Saurier des Muschelkalks Frankfurt 1847—55. — Otcen, Rick, Monograph of the
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Sauropterygia. Nothosauridae. 657
Schädel verbunden. Oberkiefer länger als Zwischenkiefer.
Gaumendach geschlossen, die Pterygoidea meist bis zum
Vomer verlängert. Zähne zugespitzt, in Alveolen. Wirbel
platycöl. Rumpfrippen einköpfig. Bauchrippen vorhanden.
Sacrum mit 1 — 2 Wirbeln. Brustgürtel ohne knöchernes
Sternum; Coracoidea gross und breit, in derMitte zusammen-
stossend; Interclavicula, Clavicula und Scapula unbeweglich
durch Naht verbunden. Haut wahrscheinlich nackt.
Die geologische Verbreitung der Sauropterygia erstreckt sich über
Trias, Jura und Kreide. Aus dem Vorkommen ihrer Ueberreste in
marinen Schichten und aus der ganzen Organisation lässt sich schliessen,
dass sie auf den Aufenthalt im Meer angewiesen waren. Sie zerfallen
in die zwei Familien Nothosauridae und Plesiosauridae.
1. Familie. Nothosauridae.
Extremitäten fünfzehig. Radius und Ulna, Tibia und Fibula verlängert.
Brustgürtel mit distineter Clavicula, Coracoidea massig gross, nicht mit dem Epi-
sternum verbunden. Trias.
bcln, Fr Stirnbein, Prf Vorderstirnbein, PtJ Ilintcrstirnhein. .V<j Nasenbein, b von der Seite,
l'mx Zwlsehenkiefer, Ms Oberkiefer, J Jochbein, <jfu.I Quadratjoehbcln, Bo Basl- a.von oben,
occipiinle. Ft lteryicoid, Fl Gaumenbein, Md l'uterkiefer (d Dentale. <jnj7 An«r»- MiiM'helkalk.
lare, k Supraangulare. art Artieulare). Bayreuth.
Noihosaurus Münst. (Fig. 1648 — 1652). Der langgestreckte, vorne
etwas verschmälerte Schädel zeichnet sich durch grosse obere Schläfenlöcher
Reptilia of the liassic forinations. Sauropterygia. Palaeontographical Society und
Fossil Reptilia of the Cretaeeous formations. Pal. Soc. p. 58—68 und Supplement
Xo. IV. — Seeley, II. Gr., Ann. Mag. imt. hist. 3 ser. XV. p. 49 und 232. —
Quarterlv Journal geol. Soc. London vol. XXX. XXXII. XXXIII. u. XXXVIII und
(Shouldcrgirdle) Pfoceed. Royal Soc. 1892 vol. 51 u. 1893 vol. 54.
Zittel. <;ruud2ü|?e der MMOOtOtagfa ^
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658 ' Vertebrata. Reptilia.
aus, zwischen denen ein schmales, unpaares, verlängertes, hinten vom
Scheitelloch durchbohrtes Scheitelbein liegt. Seitliche Schläfenlöcher fehlen.
Die ziemlich kleinen, ovalen Augenhöhlen (ohne Skleroticaring) liegen
etwas vor der Mitte, und nicht weit vor denselben die Nasenlöcher. Das
unpaare Stirnbein ist stark verlängert, die Hinterstirnbeine schmal drei-
eckig, lang; die Vorderetirnbeine klein, zwickeiförmig, die Nasenbeine
kurz. Die etwas verlängerte Schnauze wird von den paarigen Zwischen-
kiefern gebildet. Der schmale Oberkiefer verbindet sich hinten mit einem
dünnen Jochbein, das hinten in eine knöcherne Seitenwand übergeht, welche
wahrscheinlich durch Verschmelzung von Squamosum und Quadratojugale
entsteht und das Schläfenloch unten begrenzt. Auf der Unterseite haben die
Pterygoidea und Palatina eine beträchtliche Gröfse; sie sind durch Nähte
verbunden und bilden ein geschlossenes Gaumendach, das weit vorne von
den getrennten Choanen durchbrochen wird. Zwischenkiefer, Oberkiefer
und Unterkiefer sind mit conischen, etwas gekrümmten und gerieften, in
Alveolen eingefügten Zähnen (Fig. KJ49) versehen, wovon sich die am vor-
deren Theil der Schnauze und 1 — 2 seitliche des Oberkiefers durch an-
sehnlichere Grösse auszeichnen.
PI*. M61.
Sotho*<iuru* mirnbüi* Mut. Muschelkalk. Bayreuth a eile vl«*r vordersten lluUwirbpl,
6 zwei Rückenwirbel, c drei Schwnnzwirbel. '/« nnt Gr. (Nach II. v. Meyer.)
Die platyeölen Centra der Wirbel sind mit den Bögen durch Naht ver-
bunden und trennen sich leicht von denselben, wobei auf der Dorsalseite
der Centren eine kreuzförmige Zeichnung entsteht (Fig. 1»;50). Der lange
Hals enthält ca. 20 Wirbel, die mit Ausnahme des Atlas und Epistropheus
kurze, hakenförmige Rippen tragen, welche sich an zwei durch eine horizontale
Furche getrennte Höcker anfügen. An den Rüeken wirbeln (Fig. Itiblb) ver-
einigen sich die zwei Höcker zu einem kräftigen, von den oberen Bögen
entspringenden Querfortsatz, an welchen sich die kräftigen, einköpfigen Rip-
pen anfügen. Die Dornfortsätze sind in der Rückenregion am höchsten,
dagegen die Zygapophysen schwächer, als in der Hals- und Schwanzregion.
Auf den Sehwanzwirbeln (Fig. 1651 c) rücken die einfachen Querfortsätze
wieder auf das Centrum herab. Die unteren Bögen sind gelenkig mit dem
Centrum verbunden.
Die kräftigen Bauchrippen sind aus einem aus zwei winklig zusammen-
stossenden Armen bestehenden Mittelstück und je einem Seitenstück zu-
sammengesetzt. Im Brustgürtel (Fig. 1652) sehliessen die inneren Enden
der starken Schlüsselbeine eine kleine, ovale Interelavicula ein und heften
sich mittelst Naht an das kurze Schulterblatt, von dessen verdicktem Gelenk-
ende ein aufwärts und rückwärts gerichteter Dorsal fortsatz ausgeht. Die
grossen abgeplatteten Coracoidea senden am Vorderrand einen breiten,
abgestutzten Fortsatz nach aussen. Zwischen Coracoid und Interelavicula
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Sauropterygia. Nothosauridae.
6Ö9
befindet sich ein grosser leerer Raum, welchen zu Lebzeiten des Thieres viel-
leicht ein knorpeliges Brustbein ausfüllte.
Fig. 1662.
Fig. 1653.
Larioiaurut Bnlgami Curioni. Muschel-
kalk. Perledo am Comereee. 'f.naLGr.
Brustgürtel von KoOiotaunu miraHlii Mstr. Muschelkalk.
Bayreuth. nat. Ct. iel Interclavicula , cl Schlüsselbein
(Clavicula), ic Schulterblatt (Scapula), cor Coraeoideum.
Der gekrümmte, ziemlich lange und
ungemein stämmige Oberarm (Humerus)
ist von einem Foramen durchbohrt. Die
beiden Vorderarmknochen sind ziemlich
lang und schlank, die 4 — 5 Metacarpalia
ebenfalls lange, in der Mitte eingeschnürte,
an beiden Enden etwas verdickte Knochen.
Zahl der Zehenglieder und der Carpal-
knöchelchen sind nicht genauer bekannt.
Der Beckengürtel steht dem Brustgürtel an Stärke in keiner Weise
nach, allein die Knochen waren weniger fest miteinander verbunden und
finden sieh darum meist isolirt. Als Darmbein (Ileum) deutet H. v. Meyer
sehr kurze, ziemlieh dicke, distal massig verbreiterte und mit zwei Gelenk-
flachen versehene Knochen. Schambeine und Sitzbeine sind sehr gross, von
ähnlicher Form, proximal schmal und verdickt, distal scheibenartig aus-
gebreitet; das Schambein besitzt neben der proximalen Gelenkfläche meist
einen schmalen Ausschnitt. Der Oberschenkel ist länger und schlanker als
der Oberarm, fast gerade, an beiden Enden mässig verdickt, mit gewölbten
Endflächen. Von sonstigen Hinterfussknochen ist wenig Sicheres bekannt.
Die Gattung Nothosaurus ist auf die Trias beschränkt und besonders
häufig im Museheikalk. N. mirabilis Münst. war mindestens 3 m lang. An-
dere Arten sind aus Muschelkalk, Buntsandstein und Lettenkohle von Wür-
temberg, Franken, Thüringen, Schlesien, Lothringen etc. bekannt.
ConchiosaurusH.y. Meyer. Muschelkalk von Esperstädt. Braunschweig.
Simosaurus H. v. Meyer. Schädel breit, niedrig, mit stumpfer
Schnauze. Zähne kurz, stumpf conisch, keulenförmig, die Krone stark gestreift.
Muschelkalk und Lettenkohlensandstein.
Parthanosaurus Skuphos. Trias (Raibier Schichten). Vorarlberg.
Lariosaurus Curioni (Macromirosaurus Cur.) (Fig. 1653). Kleine,
20—9<> cm lange, eidechsenähnliche Saurier mit langem Hals, kräftigem
42*
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660
Vertebrata. Reptilia.
Brust- und Beckengürtel, kurzem Rumpf und starken fünfzehigen Gehfüssen.
Der Hals besteht aus 20 (oder 21) Wirbeln mit kurzen, beilförmigen Rippen.
Die 24—26 Rückenwirbel tragen sehr starke, gebogone, distal abgestutzte
Rippen, welche ventral durch Bauchrippen verbunden sind. Der Schwanz
erreicht wenig mehr als den dritten Theil der ganzen Körperlänge und be-
steht aus ca. 35 Wirbeln. Die Handwurzel weist 2 Reihen rundlicher
Knöchelchen auf; die 5 Metacarpalia sind länglich, die Phalangen kurz,
eidechsenartig. Der schlanke Oberschenkel ist länger als der Humerus, und
auch Tibia und Fibula etwas dünner und länger, als die Vorderarmknochen.
Im Tarsus zeichnen sich 2 auerverlängerte, scheibenförmige Knochen der
proximalen Reihe durch ansehnliche Grösse aus. Muschelkalk. Perledo am
Corner See.
Pachypleura Comalia (Neusticosaurus Seeley). Aehnlich Lariosaurus,
jedoch kleiner (25 — 30 cm lang), eidechsenartig, mit viel kürzerem, aus nur
16 Wirbeln bestehendem Hals und sehr langem Schwanz mit ca. 40 Wirbeln.
Keuper (Raibier Schichten) von Besano, Lombardei und im Lettenkohlen-
sandstein von Hoheneck bei Ludwigsburg (L. [Neusticosaurus] pusillus Fraas).
Dactylosaurus Gürich, Anarosaurus Daraes, Cy matosaurus
Fritsch. Muschelkalk von Schlesien und Thüringen.
Pistosaurus H. v. Meyer. Nur der nach vorne spitz zulaufende
Schädel bekannt. Zwischenkiefer seitlich zusammengedrückt, lang; Nasen-
öffnungen klein, vom Oberkiefer und Zwischenkiefer eingeschlossen. Nasalia
stark reducirt und nach hinten geschoben. Gaumendach mit einem un-
paaren Foramen zwischen den Zwischenkiefern. Muschelkalk. Bayreuth.
2. Familie. Plesiosauridae.
Extremitäten flossenartig ; Vorderarm- und Vorder fussknochen sehr kurz, fast
ebenso breit als lang. Scapula häufig mit der Clavicula verschmolzen; Coracoidea
sehr gross, durch einen vorderen, medianen Fortsatz dired mit der Interclavicula
oder dem distalen Theil der Clavicula verbunden. Trias bis Kreide.
Plesiosaurus Conyb. (Fig. 1654 u. 1655). Kopf klein, eidechsenähnlich,
länger als breit, Schnauze kurz, Augenhöhlen rundlich, ungefähr in der
Mitte der Schädellänge, ohne verknöcherten Skleroticaring; Sehläfenlöcher
gross, vierseitig. Nasenlöcher den Orbiten genähert, nur wenig grösser als
das Scheitelloch. Scheitelbein unpaar, schmal und kurz, Jochbein kräftig,
gebogen; Quadratjochbein nach hinten vorspringend, die seitliche Hinter-
ecke des Schädels bildend. Unterkiefer schlank, die beiden Aeste vorn zu
einer breiten Symphyse verschmolzen. Die scharf zugespitzten, langen, ge-
rundeten und längsgefurchten Zähne stehen oben und unten in einer Reihe
und sind in tiefe Alveolen eingefügt, jene der Schnauze und der Sym-
physenregion übertreffen die seitlichen an Länge und Stärke.
An den kleinen Kopf schliesst sich ein Halß an, welcher zuweilen fast
so lang als die ganze übrige Wirbelsäule wird und je nach den Arten aus
24— 41 Wirbeln bestehen kann. Sämmtliche Wirbelkörper sind ziemlich
kurz, vorn und hinten fast flach; die Bögen durch Nähte mit dem Centrum
verbunden, so dass sie sich leicht ablösen und alsdann auf der Dorsalseite
mit dem Medullarcanal eine kreuzförmige Zeichnung bilden. Mit Ausnahme
der zwei vordersten tragen die Halswirbel kurze, distal beilförmig erweiterte
Rippen, die sich mit einfachem Gelenkkopf an eine seichte ovale Vertiefung
des Wirbelkörpers anheften. In der hinteren Halsregion werden die Rippen
etwas länger und verlieren am Ende ihre vorderen Fortsätze, so dass sie
allmählich die Gestalt der Rumpfrippen annehmen. Die Diapophysen der
Rumpfwirbel nehmen sehr rasch an Stärke und Länge zu, rücken aber in
der Lendengegend an die Basis der Bögen herab; in der Schwanzregion
heften sich die Rippen wieder an die Seitenflächen der Wirbelkörper an.
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Sauropterygia. Plesiosauridae.
661
Die Gelenkgrube ist jedoch hier niemals, wie am Halse, durch eine Quer-
furche getheilt. Die beiden Sacralwirbel unterscheiden sich nur durch etwas
kürzere Querfortsätze und breitere Rippen von den Rückenwirbeln. Die
HO — 40 Schwanzwirbel nehmen nach hinten rasch an Grösse ab; die vorderen
tragen kurze, gerade, distal nicht verbreiterte Rippen und überdies zwei wohl
ausgebildete untere Bogenstücke. Bauchrippen kräftig.
Im Brustgürtel (Fig. 1655)
zeichnen sich die Coracoidea durch
ansehnliche Grösse aus. Sie stossen
in der Mitte geradlinig zusammen,
sind erheblich länger als breit,
vorn verschmälert mit schräg nach
aussen und hinten divergirendem
ausgebuchtem Vorderrand , hinten
convex. Ein eigentliches Brustbein
fehlt; dagegen bildet eine ziemlich
icl
Fig. 165Ä.
Brtwtgürtel von PU*iu*uunu lallcep* Owen.
cor Coracoid, *e Soipula, cl Cluvlculo,
icl Intorelavlcula.
grosse, je nach den Arten ver-
schieden gestaltete Interclavicula
den vorderen Abschluss des Brust-
gürtels. Die Scapula hat einen
kurzen nach oben gerichteten dor-
salen Fortsatz, sowie eine nach
vorne und innen gerichtete Ver-
längerung, welche vollständig mit
der Clavicula verschmilzt, die Inter-
clavicula cinschliesst und mit dem
Vorderrande des Coracoids zu-
sammenstösst, so dass jederzeit« nur
eine rundliche oder ovale Oeffnung
freibleibt. Die Clavicula ist nur selten als selbständiger Knochen zwischen
Interclavicula und Scapula entwickelt.
Der Oberarm ist ein stämmiger, distal verbreiterter und abgeplatteter
Knochen. An die zwei winklig zusammenstossenden Facetten des distalen
Endes lenken sich die sehr kurzen und breiten Vorderarmknochen ein Die
*»— H Carpalia stehen in zwei Reihen und tragen fünf schlanke längliche, in
dolichodtiru* Conyb. Nahem voll-
etrtndifc'es Skelet (von 5 Fuss 8 Zoll lAngv) im»
dem unteren Lius von Lyme Retf*. Doi>et
{Nach Ha wie Ins.)
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662
der Mitte verdünnte Metaearpalia, die sich von den darauf folgenden Pha-
langen wenig unterscheiden. An den mittleren Fingern steigt die Zahl der
Zehenglieder bis auf acht oder neun. Wahrscheinlich war die ganze flossen-
artige Extremität wie bei den Iehthyosauren mit einer Schwimmhaut um-
geben. Die Schambeine sind sehr breite , flache , vierseitige Knochen-
platten mit mehr oder weniger angeschnittenem Hinterrand und convexem
Vorderrand, welche mit ihren Innenrändern in der Symphyse zusammen-
stossen und in Grösse etwa den Coracoiden entsprechen. Die viel schmäleren,
länglich-dreieckigen Sitzbeine haben einen langen, geraden Symphysenrand.
Das Darmbein (Ueum) ist ein kurzer, gerader Knochen. Die Hinterfüsse
gleichen in jeder Hinsicht den Vorderfüssen, sind aber etwas stärker, als jene.
Die Gattung Plesiosaurus ist im Lias und wahrscheinlich 6chon in der
rhätischen Stufe verbreitet. Im unteren Lias von Lyme Regis in England
kommen prachtvoll erhaltene Skelete von P. dolichodeirus Conyb., P. Hawkinsi,
rostratus Owen u. a. vor, wovon einzelne bis 3 m lang sind. Auch im
oberen Lias von Yorkshire, von Holzmaden in Württemberg und Banz in
Franken finden sich, allerdings selten, Reste von Plesiosaurus. Ein ganzes
Skelet aus Holzmaden befindet sich im Berliner Museum für Naturkunde.
Eretmosaurus See-
ley. Scapula innen und
aussen mit den Cora-
coidea zusammenstos-
send. Unt. Lias. Eng-
land.
Rhomaleosaurus
Seeley. Lias. ff. Cramp-
toni Carte sp.
Pliosaurus Owen
(Ischyrodon , Thaumato-
saurus H. v. Meyer, Pe-
loneustes Lydekker, Lio-
pleurodon Sauv.) (Fig.
1656). Saurier von rie-
sigen Dimensionen mit
verhältnissmä8sig kur-
zem Hals und flossen-
artigen Extremitäten.
Schädel über 1,3 m lang,
ler Gaumen bis zum Hinterhaupt
geschlossen, die inneren Niisenlöcher länglich, sehr weit
nach hinten in die Nähe des Hinterhauptes gerückt. Auf
Zwischen- und Oberkiefer befinden sich fast jedereeits ca.
30 Alveolen für die gewaltigen dreikantigen, 25 cm langen
Zähne, deren Krone theilweise mit kräftigen erhabenen
Leisten verziert ist. Der Hals besteht aus 20 scheiben-
förmigen, kurzen Wirbeln mit zwei kurzen, durch eine
horizontale Furche geschiedenen Höckern zur Anheftung von Halsrippen.
Coracoidea sehr gross, vorne zugespitzt, in langer Symphyse vereinigt.
Interclavicula grons, breit, dreieckig. Schambeine viereckig. Hinterfuss mit
schlankem Oberschenkel, zwei kurzen, breiten Vorderfussknochen und ver-
längerten Flossengliedern. Lias bis ob. Jura. England, Nordfrankreich,
Schweiz, Bayern (Kelheim), Russland, Indien.
Die Gattungen Cimol iasaurus , Ol i gosimus Leidv, Piptomerus,
Orophosaurus, Uronautus Cope aus der oberen Kreide von Nord-
amerika und Manisaurus Hector aus Neuseeland sind meist nur auf
Wirbel basirt.
FiK. 16A7.
BruKtpfirtel von Elatmotaurut
plntyuru* Cope. Kreide von
Kaneas. cor Corneoid, *c Sea-
pula. Die »chattirteii TheUe
sind nicht erhalten Stark ver-
kleinert. iNnch Cope.)
niedrig und schmal
FiK. 1658.
Ztihn von Pohj-
ptychodon inttr-
ruptus Owen.
(irun*and Kel-
heim. Nut. Gr.
Fi«. 1656.
Zahn von l'llataurtu
grandis Owen. '/«•
nnt (ir. Ob, Jura
Kimmeridfro. !k>r»et.
(Naeh R. Owen.)
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Sauropterygia» Theromorpha.
«63
Elasmo8auru$ Cope (Fig. 1657). Ein Skeltt im Museum von
Philadelphia ist 45 Fuss lang ; vom Schädel ist nur die stumpfe Schnauze
überliefert. Die oberen Bögen der Wirbel sind mit dem Centrum ver-
schmolzen; die 72 Halswirbel länger als hoch, mit kurzen, einköpfigen
Rippen. Schwanzwirbel mit gelenkig verbundenen Ilaemapophysen. Schulter-
blätter sehr stark, am inneren Ende ausgebreitet und in einer langen
medianen Symphyse zusammenstossend, hinten das Coracoid berührend, so
dass jedereeits zwischen Scapula und Coracoid eine ovale Oeffnung ent-
steht. Interclavicula, Clavicula und Extremitäten unbekannt, Ob. Kreide.
Kansas.
Polycotylus Cope. Wirbel sehr kurz, schwach amphicöl. Flossen gross,
stark verlängert; die mittleren Finger mit zahlreichen (über 15) kurzen
Phalangen. Schambein scheibenförmig, erheblich grösser als das am Vorder-
rand ausgeschnittene, hinten stark verlängerte, innen geradlinig abgestutzte
Sitzbein. Ob. Kreide. Kansas. P. latipinnis Cope.
Colymbosaurus , Muraenosaurus Seeley. Ob. Jura. England.
Polypty ch od on Owen (Fig. 1658). Zähne mit zahlreichen Schmelz-
leistchen bedeckt, wovon nur die stärksten die Spitze erreichen. Mittlere
und obere Kreide.
Zeitliche und räumliche Verbreitung.
Sämmtliehe Sau roptery gier sind ausgestorben. Die Nothosauriden
gehören ausschliesslich der Trias au und finden sich besonders häufig
im Muschelkalk von Ccntral-Kuropa und den Alpen Sie lebten im
Meer, wahrscheinlich in der Nähe der Küste, und konnten ihre Ex-
tremitäten zum Schwimmen und Gehen verwenden. Ihre jüngeren
Nachkommen, die Plesiosauriden, besassen ächte Schwimmflossen und
waren kaum im Staude, zu kriechen oder zu gehen. Ihre theilweise
prachtvoll erhaltenen Reste finden sich im Lias, Jura und der Kreide
von Europa, Nord- und Südamerika, Indien, Australien und Neuseeland.
5. Ordnung. Theromorpha. Cope.1)
Ausgestorbene Reptilien mit amphicölen Wirbeln und
Gehfüssen. Sacrum aus 2 — 6 Wirbeln zusammengesetzt.
Scheitelloch vorhanden. Quadratbein unbeweglich; nur ein
grosses, seitliches Schläfenloch vorhanden oder dasselbe
ganz geschlossen. Zähne in Alveolen, zuweilen fehlend.
Humerus mit Foramen entepicondy loideum. Scapula, Cora-
coid und Praecoracoid, sowie Hüftbeine, Schambeine und
Sitzbeine mit einander verschmolzen oder unbeweglich durch
Naht verbunden.
Die Theromorphen zerfallen in mehrere Unterordnungen, deren
Organisation grosse Verschiedenheiten aufweist; allein die eigenthüinliche
') Cope, Kdw., Proceed. Araer. Phil. Soc. Philad. 1870 XI. 1877 XVI. 1878
XVII. 1880 XIX. 1886 XXIII. — Trans. Amer. Philos. Soc Philad. 1876 XVI und
1892 XVn. — Amer. Naturalist 1878. 1880. 1886. 1889. — ScwUm, E T., Some new
Reptile« from the Elgin Sandstone. Phil. Trans. 1893. vol. 184. — Otter», It., On
Dicynodon. Trans, geol. Soc 1845 VII p. 59, 233 und 241. — On Dicynodont
Reptiles. Phil. Trans. 1862. vol. CLII 1. p. 445 und Quart, journ. geol. Soc 1860.
vol. XVI p. 40. XXXVI p. 414. XXXVII p. 266. — Descriptive and illußtrated
Catalogue of the fossil Reptiles of South-Africa in the Collections of the British
Museum. London 1876. 4». — Seeley, H G., Philos. Trans. 1888 -92. Bd. 179,
180, 183 u. 185. - Quart, journ. geol. Soc 1878. XXXIV.
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6fi4
Vertebrata. Reptilia.
Beschaffenheit des Brust- und Beckengürtels, die amphicölen Wirbel
und die Zusammensetzung des Schädels lassen es rathsam erscheinen,
die verschiedenen Gruppen vorläufig noch beisammen zu halten. Sie
vereinigen Merkmale, welche sonst nicht nur auf verschiedene Ord-
nungen der Reptilien, sondern sogar der Amphibien und Säugethiere
vertheilt sind. Keine andere Reptilien -Ordnung besitzt ein durch
Verschmelzung von Ischium und Rubis entstehendes, den Säugethieren
ähnliches Becken. Die feste Verbindung der Brustgürtel knochen er-
innert an Salamandridae und Saurapterygii, das zuweilen aus mehreren
Wirbeln zusammengesetzte Sacrum an Dinosaurier und Säugethiere ;
die für Reptilien ganz ungewöhnliche Differenzirung des Gebisses in
Schneide-, Eck- und Backenzähne an Säugethiere. Die teste Verbindung
des Quadratbeins mit den angrenzenden Schädelknochen unterscheidet
die Theromorphen von Eidechsen, Schlangen und Pythonomorphen,
der Mangel eines zweiten Temporalbogens und der oberen Schläfenlöcher
von den Oocodilen und Rhynehocephalen.
1. Unterordnung. Theriodontia. Owen.
(Pelycosauria Copc.)
Seitliche Schläfenlöcher gross. Kieferzähne zahlreich, zugespitzt, häufig vorne
und hinten zugeschärft; ein grosser vorragender Eckzahn trennt die vorderen Zähne
von den seitlichen. Nasenlöcher weit vorne, getrennt oder vereinigt. Wirbel zu-
weilen mit Chordaresten. Sacrum mit 2—3 Wirbeln. Perm und Trias.
Die Theriodontia stehen in mancher Hinsicht den Rhynehocephalen nahe.
Sie zeichnen sich durch kräftiges, raubthierartiges, in Schneide-, Eck- und
Backzähne differenzirtes Gebiss aus. Der Ktark vorragende Eckzahn des
Unterkiefers schiebt sich vor dem Oberkiefer zwischen die obere Zahn-
reihe ein.
l. Familie. Clepeydropidae. Cope.
Pterygoid, Gaumenbein und Vomer mit Körnehähnchen besetzt. Dornfortsätze
der Rückenwirbel enorm verlängert. Nasenlöcher getrennt. Die grosse, verlängerte
Scapula mit dem kleinen, fast vierseitigen Coracoid und dem Praecoracoid un-
beweglich verbunden. Perm.
Clepsydrops Cope. Dornfortsätze in der Lenden- und Beckenregion
sehr hoch. Sacrum mit 3 Wirbeln; Intercentra zwischen den Rücken- und
Schwanzwirbeln, vordere Rippen zweiköpfig, hintere einköpfig. Zähne lang,
vorne und hinten zugeschärft. Tarsus in der proximalen Reihe mit zwei
grossen Knochen. Perm. Texas und Llinois.
Dimetrodon Cope. Dornfortsätze in der Rücken- und Lendengegend
sehr stark verlängert. Perm. Texas.
Naosaurus Cope (Fig. 1659). Dornfortsätze sehr lang mit Querästen.
Perm von Texas und Rothliegendes von Böhmen.
Embolophorus, Theropleura, Edaphosaurus Cope. Perm. Texas.
Stereorhachis dominans Gaudry aus dem Rothliegenden von Autun zeigt
mit den Clepsydropiden vielfache Uebereinstimmung.
2. Familie. Galeeauridae. Lydekker.
Gaumenzähnchen fettlen. Nasenlöcher getrennt oder vereinigt. Extremitäten-
knochen schlank. Trias.
Die hierhergehörigen Gattungen stammen alle aus der Trias (Karoo-
fonnation) von »Südafrika, sind aber meist sehr ungenügend bekannt. Na-
mentlich Wirbel und Extremitätenknochen fehlen in der Regel.
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Theromorpha. Theriodontia. Pareiosauria.
Von Qale8aurtt8 Owen Fig. 1660 (=- Nythosaurus Owen), Cynochampsa,
Cynosuchus, Lycosaurus (Fig. 1661), Tigrisuchus, Cynodraco, Oorgo-
nops Owen u. a. sind mehr oder weniger vollständige Schädel beschrieben.
-y.
s - .
VI
* t
Pt
Bö P»
Fig. 1660.
Oatetaurut planiecp* Owen. Karooformatlon (Trias).
Theba-Mou, Basutoland. Schädel, o von clor Seite,
6 von unten, c von oben. Etwa« reMaurlrt, Vi nat.
Gr. d Backenzahn veixr. (Nnch R. Owen.)
Flg. 1659.
tlao»auriu elaviger Cope. Aus perniluchen
Ablak'i/ruugeii von Texaa. a Wirbel von
vom , b zwei Wirbel von der Seite.
l/« nat. Gr. (Nach Cope.)
Fi*. 1661.
Schädel von l.yto»a\ira» eurvimola Owen Von der
Seite. Vi nat. Gr. a Augenhöhle, b Unterkiefer.
Karooformatlon (Triam. Kupnberg, Capcolonte.
(Nach R. Ownn.)
2. Unterordnung. Pareiosauria. Seeley.
[Cotylosauria Cope.)
Schläfenlöcher vollständig durch Knochenplatten bedeckt. Scheitelloch gross.
Zähne zahlreich, gleichartig, in Alveolen. Nasenlöcher getrennt. Condylus des
Hinterhaupts dreitheilig, vom Basi- und Exoccipitale gebildet. Wirbel mit Chorda-
resten. Perm und Trias.
Die hierhergehörigen, zum Theü sehr grossen Formen erinnern sowohl
in ihrem allgemeinen Habitus, als namentlich in der Beschaffenheit des
666
Vertebrata. Reptilia.
Schädeldaches an gewisse erloschene Amphibien (Labyrinthodontidae). Hinter
der Augenhöhle und neben den Scheitelbeinen schalten sich 4 Hautknochen
ein, welche das Schläfenloch überdachen und als Postorbitalia, Squamosa
[Supramastoidea], Posttemporalia und Intercalaria bezeichnet werden. Die
Wirbelcentren sind von einem Chordakanal durchbohrt. Das massive Ileum
heftet sich an einen einzigen Sacralwirbel an, mit dem ein zweiter Wirbel
verschmolzen ist.
1. Familie. Pariotichidae. Cope.
Kopfknochen rauh sculptirt. Kieferzähne sehr zahlreich, in dichter Reihe stehend,
seitlich etwas comprimirt, am gerade abgestutzten Oberrand gekerbt. Gaumenbeine
und Vomer meist mit Reihen Meiner Körnelzähnchen. Obere Bögen und Zygapo-
physen der Wirbel mächtig entwickelt, die Domfortsätze kurz. Brust- und Becken-
gürtel ungemein stark, sämmtliche Knochen unbeweglich verbunden. Extremitäten
kurz, plump, fünfzehig. Perm und Trias.
Pareiosaurus Owen. Ein vollständiges, im Britischen Museum aufgestelltes
Skelet (Fig. 1662) ist 21/* m lang. Der Schädel niedergedrückt, breit, vorne etwas
verschmälert und abgerundet. Die grubig sculptirten Schädelknochen von
Schleimcanälen durchzogen. Die Augenhöhlen gros», seitlich, vor der Mitte.
Ilinterhauptcondylus coneav. Zwischen den 19 praesacralen Wirbeln sind kleine
Intercentra eingeschaltet. Die 8 Halswirbel tragen kurze zweiköpfige, die Rumpf-
wirbel starke, lango, einköpfige Rippen, die Schwanzwirbel kurze Rippen. Der
Bmstgürtel besteht aus einer ungemein langen, den Dinosauriern ähnlichen
Scapula, mit welcher ein kleines, vierseitig abgerundetes Coracoid durch
Sutur verbunden ist; ein länglich dreiseitiges rraecoraeoid verbindet die
lange, starke, aus zwei Stücken zusammengesetzte Clavicula mit dem Coracoid.
Interclavicula T förmig. Humerus kurz, dick und gedrungen, Ulna stärker
als Radius mit hohem Olecranon. Carpus verknöchert. Vorderfuss mit fünf
kurzen Zehen, Endphalangen krallenartig, zugespitzt. Im Beckengürtel sind
Ileum, Pubis und Sacrum vollständig verschmolzen. Trias (Karooformation)
von Südafrika. P. bombifrons Owen, P. Baini Seeley.
tTapinocephalus, Anthodon Owen. Trias. Südafrika.
Elginia Newton. Schädel dreieckig, vorne verschmälert, hinten breit;
das rauhskulptirte Schädeldach mit grossem Foramen parietale, seitlichen,
vor der Mitte gelegenen Augenhöhlen und getrennten, fast terminalen Nasen-
löchern. Am Hinterrand des Schädeldachs und auf den Seiten ragen meh-
rere, ziemlich lange conische Knochenzapfen vor; kleinere conische Pro-
tuberanzen stehen auf den Scheitel-, Stirn- und Nasenbeinen. Zähne mit
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Theromorpha. Pareiosauria. Anomodontia.
6fi7
etwas eingeschnürtem Hals, die Krone kammförmig eingeschnitten. Trias.
Elgin Schottland. E. mirabilis Newton.
Procolophon Owen. Schädel 4 — 5 cm lang. Kieferzähne cylindrisch-
conisch, gleichartig. Gaumenbeine und Vomer mit Körnelzähnchen. Inter-
clavicula T förmig, langgestielt. Trias (Knrooformation). Südafrika.
Pariotichus, Chilonyx, Pantylus Cope. Perm. Texas.
tPhanerosaurus v. Meyer. Rothliegendes. Sachsen.
2. Familie. Diadectidae. Seeley.
Kieferzähne in der Symphyse stumpf -conisch, auf den Seiten quer verlängert,
an der Basis angeschw ollen mit zwei ungleich hohen Spitzen. Vomer mit Körnel-
zähnchen. Das Basioccipitale leicht ausfallend. Perm.
Empedias Cope. Schädel, Becken und Sacrum bekannt. Die Becken-
knochen verschmolzen, Sacrum mit zwei Wirbeln. Perm. Texas.
Diadectes, Helodectes, Bolosaurus Cope. Perm. Texas.
3. Familie. Deuterosauridae. Seeley.
Eckzähne vorne und hinten gekerbt, Oaumenzähne fehlen. Choanen durch den
"Vomer getrennt; Skleroticaring vorhanden. Rippen zweiköpfig. Sacrum mit zwei
Wirbeln. Ileum vorne nicht verlängert; die Pfanne des Beckens undurchbohrt.
Die beiden von Seeley genauer untersuchten Gattungen Deuterosaurus
Eichw. und Rhopalodon Fischer stammen aus permischem Sandstein des
Ural. Die Gattungen Brithopus, Orthopus, Syodon Kutorga und Dino-
saurus Fischer sind auf vereinzelte Knochen errichtet und gehören höchst
wahrscheinlich zu Deuterosaurus und Rhopalodon. Die Stellung von Cliorhi-
zodus Twelvetrees ist unsicher.
3. Unterordnung. Anomodontia. Owen.
Schädel mit grosser seitlicher Schläfengrube. Kiefer zahnlos oder Oberkiefer
jederseits mit einem einzigen, mächtigen, zugespitzten, in tiefer Alveole eingefügten
Fangzahn. Nasenlöcher getrennt. Zwischenkiefer unpaarig. Rumpfrippen lang
und gebogen, einköpfig, Halsrippen zweiköpfig. Sacrum aus 5 — 6 verschmolzenen
Wirbeln bestehend. Extremitäten fünfzehige Gehfüsse.
Die Anomodontia sind meist grosse, auf die Trias beschränkte Land-
bewohner, von denen zahlreiche Schädel, Wirbel und sonstige Skelettheile
in Südafrika, Ostindien, Schottland und im Ural vorkommen.
Die Wirbelsäule besteht aus 7 — 8 Hals-, 12 — 13 Rücken-,
5—6 Sacral- und ca. 20 Schwanzwirbeln. Die Wirbelcentren sind kurz und
schwach amphicöl. Dio Halswirbel tragen zweiköpfige, die Rückenwirbel
einköpfige Rippen. Der Schädel (Fig. 1663) zeichnet sich durch solide
Verknöcherung aus, wobei die Suturen der einzelnen Knochen häufig fast
ganz verschwinden. Die Gehirnhöhle nimmt nur einen f*ehr kleinen Raum
ein, dagegen fallen die Anheftstellen für die offenbar mächtig entwickelten
Kaumuskeln durch ihren weiten Umfang und ihre Stärke auf. Das Hinter-
haupt wird seitlich von dem ungewöhnlich grossen, nach hinten vor-
springenden Squamosum begrenzt, welches in weitem Bogen die grosse
seitliche Schläfengrube oben, hinten und unten umgibt. Mit dem Squamosum
ist ein kleines Quadratbein verbunden oder verschmolzen. Die Schädel-
decke wird von den schmalen, ein Scheitelloch umschliessenden Scheitel-
beinen, den Stirnbeinen und Vorderstirnbeinen gebildet, wovon die beiden
letzteren oben und vorn die seitlichen, etwa in der halben Schädellänge
gelegenen, ringsum geschlossenen Augenhöhlen begrenzen, worin wenigstens
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068
Vertebrata. Reptilia.
bei einer Gattung (Ptychogmähus) Reste eines Skleroticaringes beobachtet
wurden. Ein bogenförmiges, den Hinterrand der Orbita zusammensetzendes
Postfrontale trennt als schmale Brücke Augenhöhle und Schläfenloch.
Am Vorderrand der Augenhöhlen nimmt ein kleines Thränenbein, am
Unterrand ein ungemein starkes Jochbein und der Oberkiefer Theil.
Beide setzen den mächtigen Jochbogen zusammen. Die Nasenbeine fallen
steil nach vorn ab und bilden
prf Ju Ptf ,,,
mit dem grossen, schräg geneigten,
zuweilen fast senkrechten, unge-
theilten Zwischenkiefer eine zu-
weilen etwas verlängerte Schnauze.
Unter den Nasenlöchern kommen
hin und wieder noch Infranasalia
vor. Während der Unterrand des
Zwischenkiefers scharf und schnei-
dend ist und wahrscheinlich wie
bei den Schildkröten, von Horn-
scheiden umhüllt war, trägt der
grosse Oberkiefer meist einen ge-
waltigen, zugespitzten und etwas ge-
krümmten Fangzahn, welcher in
einer langen, durch eine Anschwell-
ung des Kiefers
auch äusserlich
sichtbaren Alveole
ruht. Bei den zahn-
losen Formen ist
die Anschwellung
des Oberkiefers
ebenfalls vorhan-
den, jedoch innen
mit Knochensub-
stanz erfüllt. Die
seitlichen Nasen-
löcher brechen
zwischen den Na-
senbeinen, Zwi-
schen- und Ober-
kieferknochen
durch. Aiü der
Unterseite des
Schädels (Fig.
1664) folgt nach
vorne auf das
kurze Basioccipi-
tale ein unregel-
mässig vierseitiges Basisphenoid und darauf ein blattförmiges, verticales,
selten sichtbares Praespnenoid. Die Ptcrygoidea bilden durch ihre Ver-
einigung den hinteren Teil des harten Gaumens, senden nach vorn und aussen
jed<rseits einen die Gaumenbeine umfassenden Ast, neben welchen die
inneren Nasenlöcher liegen. Der Vomer ist schmal, langgestreckt, hinten
zugespitzt.
Die beiden zahnlosen Aeste des Unterkiefers, dessen scharfer Ober-
rand wahrscheinlich von Hornscheiden umgeben war, verschmelzen in der
hohen Symphyse vollständig.
Vom Brüstgürtel wurden bis jetzt niemals alle Knochen im Zu-
sammenhang gefunden. Die sehr grosse verlängerte Scapula erinnert
A von der Seite, B von oben,
Khenosterberge,
Flg. IMS
.Schädel von Ptychognathu» dcclivi* Owen.
C von hinton. V» n*t- <;r. Trias (Karoofommtlon).
i'Hjicolonie. i Nach K. Owen.)
Ho Basioccipitale, Eso Exoccipitale, So Snprnoeeipitnle, Sq Squainosutn,
4»u Quadratuin, l'a Scheitelbein, Fr Stirnbein, l'tj I'ostfronUile, PrJ Prae-
frontale. Ju JiiRnle, Ln Lacriniale. Sa Nasale, Ms Oberkiefer Pmx
Zwischeukiefer , A Augenhöhle , .V Nasenloch, ang Angulare, d Dentale,
c Eckzahn des Oberkiefers.
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Theromorpha. Anomodontia.
069
an das Schulterblatt von Monotremen ; über der proximalen Gelenkfläche
springt am Hinterrand ein Forteatz vor, an welchen sich eine flache Knochen-
platte (Praecoracoid) anschliesst. Coracoid, Clavicula und Interclavicula, bei
\K » v
Fl Pt ^
Ja
Kitf. 166*.
Dic'tiuxiun pardicep* Owen. Trias > Karooformarion). Fort Benufort,
Capoolonle. Von unten. V4 nat. Gr. (Nach R. Owen.)
einzelnen For-
men auch Ster-
nuin vorhanden.
Humerus kurz,
ungemein stäm-
mig, über dem
distalen Gelenk
von einem Fo-
ramen entepi-
condvloideum
durchbohrt. Ul-
na und Radius
getrennt. Die
drei Beckenkno-
chen iedereeits,
wie bei den
Säugethieren, zu
einem Os inno-
minatum ver-
schmolzen und
die beiden Hälften in einer verdickten Me-
diansymphyse verwachsen. Oberschenkel,
Tibia und Fibula länger als die entspre-
chenden Knochen des Vorderfusses.
Fl*. 1665.
Oberarm von I>lcyno<U>n pardi-
cep» Owen. V4 nnt Or. Von
vorn gesehen. 6 erista «lelto-
pectorali«, t foramen enteplcon-
dyloldeum. (Nach Owen.)
* S
Fl (f. 1666.
Eurycarpu* Oweni Seeley. Trias
Sehneebenfkette, Süd-Afrika.
Vonlerfus*. '/» nat. Ur.
(Nach Owen.)
Flg, 1667.
Becken von I'lfityp'Hl°'r>ur"* robu*tu$
Owen. Karooformatio!) iTrlu.*!. <'np-
Colonle. »* SacralwirlM'l, U Ilemn,
pu V\Mf, itch [achiiim, o foramen
obturntoritim.
D i cy n odo n Owen (Fig. 1G64). Scheitel-
und Stirnregion allmählich in die kurze
Stirn- und Nasenregion übergehend. Ober-
kiefer mit Fangzahn. Häufig in der
Karooformation von Südafrika (Cupland , Transvaal, Oranje Republik).
Mehr als 12 meist grosse Arten beschrieben.
Oudenodon Owen. Wie Dicynodon, aber Oberkiefer zahnlos. Trias. Süd-
afrika.
Ptychognafhus Owen (Lysirosaurus Copej Fig. 16(53. Stirn- und Nasen-
region unter Bildung einer Kante steil von dem Schädeldach abfallend.
Trias. Südafrika.
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■
I
670 Vertebrata. Reptilia.
Gordonia Newton. Schädel ähnlich Dicynodon, jedoch Fangzähne
schwach, Kopfknochen dünn, das Squaraosum unter dem Schläfenloch mit
einer zweiten Oeffnung. Trias. Elgin. Schottland.
Oeikia Newton. Trias. Elgin.
Eurycarpus Seeley (Fig. 1666). Ein Rumpffragment mit Wirbelsäule,
Rippen, Brustgürtel und Vorderfuss aus Südafrika wurde von Owen der
Gattung Dicynodon zugeschrieben, allein die Zugehörigkeit dieser Reste zu
den Anomodontia ist wie die der als The riognathus, Titanosuchus,
Platypodosaurus Owen (Fig. 1667), Keirognathus Seeley bezeichneten,
zweifelhaft.
4. Unterordnung. Placodontia. Meyer.1)
Schädel niedrig, Schlaf enlöcher gross, nach oben gerichtet. Augen- und
Nasenöffnungen seitlich, Gaumen mit grossen, pflasterartigen Zähnen, Zwischenkiejer
und Symphyse des Unterkiefers mit cylindrischconischen Schneidezähnen, Oberkiefer
mit einer Reihe rundlicher Backzähne. Unterkiefer^ seitlich mit grossen Pflaster-
zähnen. Trias.
Die Placodonten zeichnen sich in erster Linie durch ihre auffallende
ßezahnung aus. Die pflasterförmigen Zähne auf Gaumen und Unterkiefer
erreichen zuweilen ansehnliche Grösse. Ihre Krone ist schwach gewölbt oder
fast eben, glatt oder mit feinen Runzeln bedeckt, lebhaft glänzend und meist
von tief schwarzer oder dunkelbrauner Farbe. Unter denselben entwickeln
sich die Ersatzzähne.
Die Zusammensetzung des Schädels erinnert an Anomodontia und TJierio-
dontia. Wie bei jenen ist der Temporalbogen mit dem Jochbogen zu einer
breiten hinteren Seitenwand des Schädels verschmolzen. Das Quadratbein
verwächst mit dem Squamosum und Jugale und endigt in einem vorragen-
den queren Condylus. Ein gesondertes Quadrato-Jugale fehlt. Auffallend ist
die Vereinigung cler Flügelbeine und Gaumenbeine zu einer fast die ganze
Unterseito des Schädels einnehmenden horizontalen Knochen platte, welche
die grossen Pflasterzähne trägt. Während die Orbita und äusseren Nasen-
löcher ungefähr gleiche Entwickelung und Lage besitzen wie bei Dicynodon,
sind die inneren Choanen vereinigt und weit nach vorn gerückt.
Vom übrigen Skelet der Placodontier ist nichts bekannt. Die ersten
Reste von Placodonten wurden von Münster und Agassiz für Fische ge-
halten. R. Owen erkannte sie als Reptilien. Sie waren Meeresbewohner
und lebten in Mitteleuropa während der Triaszeit.
Placodus Ag. (Fig. 1 068.1669). Schädel länger als breit, oben schwach
gewölbt; Schnauze etwas verlängert. Zwischenkiefer und Symphyse des Unter-
kiefers mit cylindrisch eonischen Schneidezähnen. Gaumen und Unterkiefer
jederseits mit drei grossen vierseitigen Pflasterzähnen, Oberkiefer mit klei-
neren bohnenförmigen Zähnen besetzt. Isolirte Zähne häufig im Muschel-
kalk von Deutschland und Frankreich. Selten im Wellendolomit und im
alpinen Keuper. Ganze Schädel bei Bayreuth.
Cyamodus H. v. Meyer. Schädel dreieckig, Schnauze stark verschmälert.
Schläfenlöcher länglich-oval, fast dreimal so gross, als die im vorderen Dritt-
theil der Schädellänge gelegenen Augenhöhlen. Nasenlöcher klein, getrennt
länglich eiförmig, nahe am Schnauzenende. Auf dem Gaumen jederseits
zwei oder drei schwarze Pflasterzähne von elliptischer oder rundlicher Form,
wovon der hintere mindestens doppelt so gross als die übrigen ist. Im
») Meyer, H. f.. Palaeontographica 1862 vol. X. 1863 XL — Münster, G. Graf v.,
Ueber einige ausgezeichnete fossile Fischzahne ans dem Muschelkalk bei Bayreuth.
1880 und Beitrage zur Petrefaktenkunde. 184.'}. Heft 4 S. 123. — Owen, B., De-
scription of the Skull and teeth of Placodus laticeps etc. Phil. Transactiona. 1858.
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Theromorpha. Placodontia. 671
Muschelkalk von Bayreuth. C. rostratus Münet. up. , C. Münsteri Ag. sp.,
C. laticeps Owen sp.
o cd
a Schädel von der Unterseite, b von /Vaeodw hyp»icep$ II. v. Meyer Muschelkalk. Bayreuth,
oben, c Unterkiefer von oben, d von Schädel von der Seite. 4 Augenhöhle, A* Nasenloch,
der Seite. '/» nat. Gr. V» nat. (ir. iNaeh H. v. Meyer.)
Zeitliche und räumliche Verbreitung der Theromorpha.
1
1
Permieches System
Trias
Europa
N.-Amerika
Europa
Süd Afrika
L Theriodont ia
1. Clepsydropidae
2. Galesauridae . .
II. Pareiosauria
L Pariotichilae . .
2. Diadectidae. . .
III. Anomodontia . .
IV. Placodontia . .
?...
1
?
Ural
Schottland
1
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672
Vertebrata. Reptilia.
6. Ordnung. Testudinata. Schildkröten.1)
Rumpf in eine knöcherne Kapsel eingeschlossen , welche
aus einem gewölbten Rücken- und einem flachen Bauchschild
besteht. Kiefo r zahnlos, von Hornscheiden umgeben. Quadrat-
bein unbeweglich. Nasenlöcher vereinigt, am vorderen Ende
der Schnauze gelegen. Extremitäten fünfzehig, entweder
flossenartigo Schwimmfüsse o'der üehfüsse mit Krallen.
Die Schildkröten bilden durch ihre eigenthümliche Organisation
eine nach allen Seiten streng abgeschlossene Ordnung, deren Ursprung
vorläulig noch völlig in Dunkel gehüllt ist. Mancherlei übereinstimmende
Merkmale, namentlich im Schädelbau, weisen auf Verwandtschaft mit den
Tlieromorpha hin. aber auch die Rhynehocephalen, Sauropterygier und
selbst die Labyrinthodonten erinnern im Bau des Gaumens und Brust-
gürtels etwas an Testudinata. Die Schildkröten treten schon in der Trias
vollkommen fertig mit allen typischen Merkmalen auf und erleiden von
da an bis in die Jetztzeit keinerlei durchgreifende Veränderung. Ihr auf-
fälligstes Merkmal ist die Umkapselung des Rumpfes durch einen
festen Panzer, welchor theils aus Knochen der Wirbelsäule, theils ans
Hautknochen zusammengesetzt ist, die mit jenen in mehr oder weniger
innige Verbindung treten. Die knöcherne Kapsel, in welche meist
Füsse, Schwanz und häufig auch der Kopf zurückgezogen werden
können, ist von einer lederartigen oder verhornten Haut (Schildpatt)
überzogen, welche durch vertiefte Nähte in eine Anzahl Schilder (Scuta)
zerlegt wird. Auf dem Kücken panzer zählt man fünf mittlere Vertebral-
Scuta und je vier bis fünf seitliche Lateral- oder Costal-Scuta, zu
denen dann noch 24 oder mehr kleinere Randschilder (Marginal-
Scuta) kommen. Auch das Plastron ist in der Regel mit sechs (oder
fünf) Paar Hautschildern bedeckt, wovon die vordersten als Gular-Scuta
bezeichnet werden. Diese Epidermisverhornungen, denen in systema-
tischer Hinsicht eine erhebliche Bedeutung zukommt, entsprechen weder
in der Grösse und Form, noch in der Anordnung den darunter be-
findlichen Verknöcherungen der Haut, welche den eigentlichen
Panzer zusammensetzen. Die Hornschilder werden durch den Ver-
steinerungsproeess meist vollständig zerstört und können an fossilen
— \
') Dames, W., Die Chelonier der norddeutschen Tertiärforrnation Palaeont.
Abhandl. von Dames und Kayser. 1894 Bd. VI. — DoUo, L., Bull. Musee Roy.
d'hist. nat. de Belgiqne 1884 vol. III p. 63. IV p. 69, 129. V p 59 — Gray, J. Rt
Notes on the families and genera of Tortoiges and on characters afforded by the
Study of their skullt». Proc. zool. Soc. London 1869. XII p. 165. — Hof mann,
C. K„ in Bronn's Classen und Ordnungen de« Thierreichs. Bd. VI. Chelonii 1879.
— Lydekker, It., Sivalik and Narbada Chelonia. Palaeont. Indica. Ser. X vol. III
1886. — Maack, G. A , Die bis jetzt bekannten fossilen Schildkröten etc. Palae-
ontographiea Bd. XVIII. 1869. — Meyer. H. v , Zur Fauna der Vonveit. I. u. IV.
Frankfurt 1845 u. 1860. Folio. — Owen, R., and Btü, Palaeontogr. Soc. 1851 und
18f».*3. — Pictet et Humbert, Monographie des Cheloniens de la Molasse Suisse.
Mater, pour la Paleont. Suisse. Geneve 1856. 4°. — Portis, Aless , Palaeontograph.
1878 Bd. XXV. — Mein. Soc. paleont. Suisse 1882. vol. IX. — Rütimeyer, L.t
Verhandl. naturf. Gesellsch. Basel 1872 Bd. III S. 255. — Die fossilen Schildkröten
von Solothurn und der übrigen Juraformation. I. Abth. Denkschr. der Schweiz.,
naturf. Gesellsch. 1867 Bd. XXII. II Abth. ebenda 1873 Bd XXV. — Wagner, A.,
Abhandl. der k. bayer. Akad. raath.-phys. Cl. 1853 Bd. VII S. 291 und 1861 Bd. IX
I. Abth S. 68-94.
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Testudinata.
673
Schildkröten in der Regel nur an ihren vertieften Nähten nachgewiesen
werden.
Der knöcherne Rückenpanzer (Rückenschild, Carapace) (Fig.
1670.4) verdankt seine Entstehung theils horizontalen Ausbreitungen der
Dornfortsätze der Wirbelsäule und Rippen, theils einfachen, darüber
gelagerten Hautverknöcherungen. Zahl und Anordnung der dorsalen
Knochenplatten ist demnach wesentlich bedingt durch die darin ent-
haltenen Wirbel und Rippen.
Die acht Halswirbel verschieben sich sehr leicht aneinander, während
die Rückenwirbel unbeweglich verbunden sind. Die oberen Bögen
derselben breiten sich zu acht medianen Neural- oder Vertebral-
platten (neuralia) aus, von denen einzelne zuweilen nicht zur
Entwickelung golangen. Bei den australischen Plmrodira fehlen die
Neuralplatten sogar gänzlich. Auch die Rippen wandeln sich in
breite Knochenplatten (Costalplatten) um, welche unter einander und
mit den Neuralplatten in Nahtverbindung treten. Die Rippen selbst
bleiben auf der Innenseite der Costalplatten häufig mehr oder weniger
deutlich sichtbar und ragen, wenn das Rückenschild keinen vollkommen
geschlossenen Panzer bildet, mit ihren distalen Enden über die Costal-
platten hinaus. Der vorderste Rückenwirbel wird von einer quer ver-
breiterten Knochenplatte (Nuchal- oder Nacken platte) bedeckt , welche
frei oder in Verbindung mit dem Dornfortsatz stehen kann. In gleicher
Weise sind die letzten Wirbel in der Regel von einer bis drei medianen
Supracaudalplatten bedeckt, auf welche schliesslich noch eine Pygal-
platte folgt. Zur Vervollständigung des aus Neural- und Costalplatten
zusammengesetzten Discus (Scheibe) dienen 10—13 Paar Raudplatten
Z Ittel, (irundiüffe der Pnlaeontoloirie. 43
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674
Vertebrata. Reptilia.
(Marginalplatten M), welche in Verbindung mit der Nackenplatte und
Pygalplatte den Aussenrand, Vorderrand und Hinterrand bilden. Bei
den Trionychia fehlen in der Regel die Randplatten. Die zwischen
der eigentlichen Pygalplatte und den Neuralia gelegenen Supracaudalia
werden häufig auch als Pygalia bezeichnet.
Während den Neural- und Costalplatten Wirbel und Rippen, so-
mit Theile der Wirbelsäule zu Grunde liegen, sind die Schwanz- und
Randplatten und wahrscheinlich auch die Nackenplatte reine Haut-
verknöcherungen. Auch das Bauchschild (Plastron) geht vollständig aus
Hautverknöcherung hervor und hat nichts mit dem Brustbein oder Brust-
gürtel gemein, womit es früher vielfach verglichen wurde. In der Regel
besteht dasselbe aus neun Stücken, einem medianen unpaaren, am Vorder-
rande gelegenen und vier Paar seitlichen. Bei den Meerschildkröten
(Fig. 1670 C) Hegen die Knochen im Schildpatt und sind durch eine grosse
Fontanollo voneinander getrennt; bei den Landschildkröten und vielen
Sumpfschildkröten erweitern sich die einzelnen Stücke derart, dass sie sich
allseitig berühren und eine geschlossene Platte bilden. Zwischen diesen
Extremen kommen alle Uebergangsstufen bei den Sumpf- und Küsten-
schildkröteu vor. Das vordere unpaare Stück (e) wird von Huxley
als Entoplastron oder Interclavicula bezeichnet. Von den seitlichen
entspricht das vordere Paar (Epiplastron) dem Schlüsselbein; die drei
folgenden Paare heissen Hyoplastron, Hypoplastron und Xiphiplastron.
Zuweilen fehlt das Entoplastron, oder es schaltet sich zwischen Hyo-
und Hypoplastron noch ein ursprünglich wohl zur Ausfüllung der Seiten-
fontanellen dienendes Stück (Mesoplastron) ein.
Sind Rücken- und Bauchschild mit einander verbunden, so findet
eine Unikniekung von vier bis fünf seitlichen Randplatten und eine
randliche Aufbiegung der mittleren Bauchschildplatten statt; durch
deren Verschmelzung entsteht die Stern al brü cke. Verlängern sich die
vorderen und hinteren Flügel der Sternalbrücke nach innen und heften
sie sich an die Innenseite von Costalplatten an, so entstehen sogenannte
Sternal kammern.
Am Sacrum nehmen zwei oder mehr Wirbel Theil, deren kurze,
distal verbreiterte Rippen sich am Ceutrum oder an den Bögen einlenken.
Der biegsame, kurze Schwanz besteht aus proeölen (selten opisthoeölen)
Wirbeln, welche entweder Rippen oder kräftige Querfortsätze tragen.
Die Knochen des Schädels (Fig. 1(571) bilden ein breites, gewölbtes
Dach, welches sich in einen stark entwickelten Hinterhauptskamm fort-
setzt. Die grossen seitlichen Augenhöhlen (.4) liegen vor der Mitte,
die weiten, vereinigten verticalen Nasenlöcher (/V) ganz vorn am
Schnauzenende. Die paarigen Scheitelbeine zeichnen sich durch an-
sehnlichen Umfang nus, auch die Hauptstirnbeine und Vorderstirnbeine,
welche die Augenhöhlen meist innen und vorn begrenzen, sind kräftig
entwickelt; ein freies Thränenbein ist nie vorhanden; Nasenbeine
kommen nur bei vereinzelten Gattungen (Pletirodira) vor. Ueber dem
hinteren und oberen Theil der Augenhöhle liegt ein Postfrontale (Ptf) und
hinter diesem die Gehörkapsel, worin das breite Prooticum und das
Opisthoticum als dicke, gesonderte Knochen erscheinen. Das Epioticum
verschmilzt mit dem Supraoccipitale, das häufig als ein mit Kamm
versehener Fortsatz ziemlich weit am Hinterhaupt vorragt. Das Squa-
mosum begrenzt die beiden Gehörknocheu und ruht auf dem Quadratbein,
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TestudinatA.
C75
das durch einen nach oben verlängerten Fortsatz fest in die Gehörgogond
eingefügt und durch eine Naht vom Quadratjochbein getrennt ist; von *
letzterem verläuft ein kurzes Jochbein als untere Begrenzung der Augen-
höhle nach vom und schliesst sich dem zahnlosen grossen Oberkiefer (Mx)
an, welcher ebenfalls noch an der Umrandung der Orbita Theil nimmt.
A B
Flg. 1671.
Schädel von Trionyx Gnngttietu Cuv. A von oben, B von unten. N Nasenlöcher, .S Sehlafenloch,
Bo Itasioceipitale, Exo Exocctpltale, SO Supraoccipitale, Op Oplsthotlcuni, Pro PTootlcuni, Sq Squa-
moRUtn, Pa r&rictale. Fr Frontale, PtJ Postfrontalc, Prf I'racfrontale, 0 Quadratum, QvJ Quadrato-
JuKale, J JuKBle, Mx Maxlila, Pmx Praemaxilla, Ch Innere Nasenlöcher, Vo Vomer, PI Palatinum,
/'.' Pterygoideum, BSph Bosl Sphenoid. <
Nicht selten sind die Schläfenlöcher mehr oder weniger durch ein
Knochendach überbrückt. Die kleineu, meist paarigen Zwischenkiefer
bilden den Vorderrand der Schnauze. Im Unterkiefer unterscheidet
man sechs Knochen, welche sich jedoch an ausgewachsenen Individuen
so fest aneinander schliessen, dass der Kiefer wie aus einem Stück
zusammengesetzt erscheint.
Zähne fehlen sowohl an den Gaumenknocheu, als an den Kiefern,
dagegen sind die letzteren oben und unten an ihren Rändern mit
scharf schneidenden Ilornplatten überkleidet.
Schulter- und Beckengürtel (Fig. 1672) befinden sich auffallen-
der Weise innerhalb des Panzers ; da dieselben jedoch im Fötus vor und
hinter, sowie ausserhalb der Hippen liegen, so erhalten sie ihre abnorme
Lage erst bei fortschreitender Entwickelung. Die Coracoidea sind läng-
liche, nach hinten und innen gerichtete, distal verbreiterte Knochen,
welche in der Mitte nicht zusaminenstossen. Die Seapula besteht aus
zwei festverbundenen Fortsätzen, die nie isolirt sind und einheitlich
entstehen. Der nach vorn gerichtete Fortsatz (Praescapula) verbindet
sich durch Ligament mit der vorderen Platte des Bauchschildes. Der
Oberarm (Humerus) zeichnet sich durch seinen dicken, kugeligen Gelenk-
kopf und seine etwas gekrümmte Form aus; im Vorderarm bleibt die
Ulna meist an Länge hinter dem Radius zurück. Die Handwurzel
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676
Vertebrata. Reptilia.
enthält in der Regel in der proximalen Reihe vier Knochenstücke und
fünf kleinere Knöchelchen in der distalen Reihe. Die fünf Metacarpalia
zeigen bei den verschiedenen Familien und Gattungen der Schildkröten
grosse Differenzen, und auch die Fingerglieder weichen an Länge und
Zahl stark von einander ab.
Im Beckengürtel
übertreffen die zu brei-
ten Platten ausgebreiteten
Schambeine die Sitzbeine
erheblich an Grösse. Die
länglichen , schräg nach
oben gerichteten Darm-
beine (77) heften sich an
ein oder zwei kurze
Sacralrippen an und sind
häufig mit der letzten
Costal platte knorpelig
oder durch Naht verbun-
den. Bei den Pleurodiren
sind auch die Scham-
und Sitzbeine durch
Sutur an die Xiphiplastra
des Bauchschildes be-
festigt (Fig. 1681), so dass
das Becken mit Rücken-
und Bauchschild in un-
beweglicher Verbindung
steht. Der Oberschenkel
ist ein cylindrischer Kno-
chen; Tibia und Fibula
sind von nahezu gleicher
Länge. In der Fusswurzel
entsteht in der proxima-
len Reihe durch Ver-
schmelzung des Tibiale
und Intermedium ein Sprungbein (Astragalus) und aus dem Fibulare
ein Fersenbein (Calcaneus). Bei den Emyden verwachsen oft beide
Knochen zu einem einzigen. In der distalen Reihe liegen vier
Knöchelchen. Die fünf Mittelfussknochen und Zehen gleichen denen
des Vorderfusses.
Die Schildkröten leben theils auf dem Festland, theils in süssen
Gewässern, theils im Meere. Gegenwärtig kennt man aus den tropischen
und den wärmeren gemässigten Regionen nahezu 260 Arten. Fossil
erscheinen die ersten sicheren Ueberreste in der oberen Trias; sie
finden sich zahlreicher im oberen Jura von Solothum, Hannover, Kel
heim, Eichstätt und Solnhofen in Bayern, sowie in den gleichaltrigen
Ablagerungen von England und Nord-Frankreich. In Kreide und
Tertiär werden sie häufiger, doch gehören vollständige Panzer und
namentlich Skelete mit Kopf und Extremitäten immerhin zu den
selteneren Erscheinungen .
Fig. 1672.
CUtvdo lularia Marsiii Skelet von unten gesehen, nach Ent-
fernung den Bauchschildes. Au Nuchalplatte, C Costalplatte,
Jtf Marginalplatten, Py Pygalplatto, t Kntoplaatron, Ep Epl-
plastron, Hi/p Hyoplastron . Hpp Hypoplantron, Xp Xiphi-
plnstron, CoCoracoid, PSc Pracscapula, ScScapula, i/Huniorus,
Ji Radius, V l ln«, // Ileum, Pb lmbls, 1$ Ischlum. Fe Femur,
T Tibia. P Fibula
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Testudinata. Trionychia. Cryptodira.
677
1. Unterordnung. Trionychia. Flussschildkröten.
Rücken- und Bauchschild mit rauher, wurm/örmig granulirter Oberfläche,
ohne Honischuppen, nur von Haut bedeckt. Rückenschild schwach getcölbt, unvoll-
ständig verknöchert; Discus von einem lederartigen Saum umgeben; Randplatten
fehlen oder nur in geringer Zahl vorhanden. Plastron mit persistenter Fonta-
nelle; Entoplastron bogenförmig, ohne medianen Fortsatz, Epiplastron nicht mit
dem Hyoplastron verbunden. Sacral- und Caudalrippen meist an wohlentwickelten
Querfortsälzen der oberen Bögen befestigt. Schwanzwirbel procöl. Kiefer mit
fleischigen Lippen. Mehr als drei Phalangen am vierten Finger von Hand
und Fuss. Sämmtliche Zehen gelenkig verbunden und mit Schwimmhaut
geben, vorn und hinten drei Krallen.
Unter allen Schildkröten
lassen die Trionychia den all-
gemeinen Organisationsplan der
Reptilien noch am deutlichsten
erkennen. Der Panzer ist am
schwächsten ausgebildet; die
Knochen des Plastrons bleiben
zeitlebens getrennt; das Rücken-
schild besteht aus einer un-
vollständigen Decke von Ver-
knöcherungen, aus welcher die
Rippenenden meist frei heraus-
ragen. Auf Kopf, Hals, Schwanz
und Extremitäten fehlen Ver-
knöcherungen.
Die zahlreichen noch jetzt
lebenden Trionychiden (ca. 27
Arten) halten sich in den grös-
seren Flüssen der gemässigten
und heissen Zonen auf und sind
in China Centraiafrika Ost- Rückenpanier von gt^Hmem Potcr,. Miodtne
Indien Und Nordamerika häutig; Braunkohlenschichten von ElblawaM, Steiermark. Vi nat.
sie fehlen in Südamerika und Grn <N'!ih Zf^LPZS"?™ "RÄ°u!?m A™*"£*a'
.... , .. T, panrcrs haben »ich auf der rechten Hälfte von den
Australien. Die fossilen Reste Rippen abgeio«.
iren zum grössten Theil
grössten
zur Gattung Trionyx Geoffr. (Fig. 1671 u. 1673). Die ältesten Formen finden
sich spärlich in der oberen Kreide von Nordamerika ; zahlreiche Arten dagegen
sind aus allen Abtheilungen des Tertiär in Europa, Nordamerika und Ost-
indien beschrieben. Die Gattungen Axestus und Plasiomenus Cope aus
dem Eocän von Wyoming unterscheiden sich wenig von Trionyx.
2. Unterordnung. Cryptodira.
Rücken- und Bauchschild verknöchert, durch Bänder oder Naht miteinander
verbunden; Randplatten vorhanden. Kopj meist unter die Schale zurückziehbar.
Becken nicht an das Bauchschild angewachsen.
1. Familie. Dermochelydidae Fitzinger (Alhecae Cope).
Lederschildkröten.
Rückenschild schwach gewölbt, nicht mit der Wirbelsäule verbunden, aus zahl-
reichen in Reihen geordneten polygonalen Knochenplatten bestehend. Plastron
schwach entwickelt, die schmalen Knochen durch eine sehr grosse mittlere Fonta-
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678
Vertebrata. Reptilia.
nelle getrennt, Entoplastron fehlt. Rippen meist ohne Verbindung mit Randplatten.
Der ganze RumpJ von einer lederartigen Haut Überzogen. Nasenlöcher nach oben
geöffnet. Vom er vorn nur an die Zwischenkiejer angrenzend, neben demselben die
weit nach vorn gerückten inneren Choanen. Augenhöhlen sehr gross. Füsse flossen-
artig, gross; die Zehen vollständig in Schwimmhaut eingehüllt ohne vorragende
Krallen.
Die einzige noch jetzt lebende Lederschildkröte (Dermochelys) gehört
zu den gröBsten und weitest verbreiteten, aber auch seltensten Gattungen ;
6ie findet sich im Mittelmeer, im atlantischen, indischen und stillen
Ocean. Von den meisten Zoologen mit den Meerschildkröten (Chelonidae)
vereinigt, mit denen sie in Bezug auf Extremitäten- und Schädelbildung
grosse Aehnlichkeit besitzt, bietet doch die mangelnde Verbindung der
knöchernen Schale mit dem inneren Skelet ein so auffallendes Merkmal,
dass sie Cope und Dollo als Athecae allen übrigen Schildkröten gegen-
über stellen und für die primitivsten Repräsentanten der Testudinaten halten,
während G. Baur in der Ablösung des Skelets vom Rückenpanzer eine
spät erworbene Specialisirung erblickt. Fossile Reste finden sich in der
oberen Kreide und im Tertiär.
Protostega Cope aus der oberen Kreide von Kansas ist auf sehr grosse
Hautplatten und Extremitätenknochen, Protosphargis Capellini aus der
obersten Kreide (Scaglia) von Verona auf eine 3 m lange Wirbelsäule, nebst
vollständigem Plastron basirt.
Psephophorus H. v. Meyer. Rückenpanzerfragmente aus dicken poly-
gonalen, aussen stark skulptirten Knochenplatten zusammengesetzt, sowie
Platten des dünneren Bauenpanzers, finden sich im Eocän von England, im
Oligocän von Belgien und im Miocän des Wiener Beckens, Frankreichs, Bel-
giens und Norddeutschlands.
Die Gattungen Eosphargis Lyd. aus dem Eocän von England und
P8eudosphargi8 Dames aus dem Oligocän von Norddeutachland (Bünde)
stehen der lebenden Gattung Dermochelys nahe.
2. Familie. Chelonidae. Meerschildkröten.
Rückenschild schwach gewölbt, herzförmig, nieist unvollständig verknöchert;
Randplatten durch Lücken vom Discus geschieden. Plastron mit grosser centraler
Fontanelle, die paarigen Mittelplatten mit gezackten Rändern, niemals mit den
Costalplatten in Verbindung. Der ganze Panzer von dicken Hornschildern bedeckt.
Füsse flossenartig, die Zehen in eine Schwimmhaut eingehüllt, höchstens zwei
Krallen an einem Fuss vorhanden. Phalangen der Vorderfüsse nicht gelenkig
verbunden.
Die lebenden Meerschildkröten gehören in die beiden Gattungen Chelone
(Fig. 1670 und 1675) und Thalassochelys (Fig. 1674). Sichere fossile
Reste von Chelone finden sich zuerst in der oberen Kreide, namentlich am
Petersberg bei Mastrieht (Fig. 1675). Im Eocän von Nordamerika kommen
Lembonax Cope, im Oligocän von Belgien und Norddeutschland Chelyopsis
van Bened., im Miocän und Pliocän von Südwest- und Südfrankreich und
Oberitalien Reste von Chelone und Thalassochelys vor.
3. Familie. Chelonemydidae. Rütimeyer.
Rückenschild massig gewölbt, rundlich; Discus von den Randplatten entweder
durch kleine Lücken getrennt oder damit verbunden. Plastronknochen gezackt,
Mittelf onta nelle klein oder völlig geschlossen. Seitenfontanellen vorhanden; Stemal-
brücke kurz. Füsse unbekannt. Choanen weit nach hinten bis an das vordere
Ende der Pterygoidea gerückt. Symphyse des Unterkiejers lang.
Als Chelonemydidae bezeichnete Rütimeyer eine Gruppe fossiler Schild-
kröten, welche im Bau des Panzers Merkmale der Cheloniden und Einyden
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Testudinata. Cryptodira.
G79
vereinigen, im Schädel jedoch mehr mit den Meerechildkröten übereinstim-
men. Mehrere derselben sind auffallend klein und erreichen in ausgewach-
senem Zustand nur eine Schalenlänge von 0,3 m. Der allgemeine Habitus
des Schädels, die Ueberdachung der Schläfengruben, die Entwickelung der
Praefrontalia und Postfrontalia, sowie der Mangel von Nasenbeinen entspricht
den bei Meerschildkröten beobachteten Verhältnissen ; dagegen zeigt der
harte Gaumen bemerkenswerlhe Abweichungen.
Fig. 1675.
Fig 1674. Rückenschlld von Cheiont
Skelct von Thalatiochely careita L. sp.( aus dem Mittelmeer. Von unten Hofmanni Gray. Ob. Kreide,
gesehen. Da* Plaxtron ist entfernt Cor Coracold, PSc Praescapula, Peter*berg bei Maestricht,
Sc Scapula, H Humeru*. R Radius. U Ulna. Holland. '/• n»t- Gr.
Die Gattungen Propleura, Osteopygis (Catapleura), Toxochelys und
Peritresius Cope finden sich in der oberen Kreide von Nordamerika.
Euclastes Cope (Lytoloma Cope. Qlossochelys Seeley, Pachyrhynchus,
Erguelinnesia Dollo). In oberer Kreide von New-Yereey und häufig im
unteren Eocän von Belgien und England. Mehrere vollständige Panzer
sind im Brüsseler Museum aufgestellt.
Argillochelys Lydckker. Eocän. England.
Puppigerus Cope. Miocän. New-Yersey.
4. Familie. Thalaesemydidae. Rütimeyer.
Rückenschild schwach geivölbt, unvollständig verknöchert, Discus wenigstens
mit den vorderen Randplatten durch Naht verbunden. Plastron ohne Naht-
verbindung mit dem Rückenschild, die grosse Mittelfontanelle entweder persistent
oder erst in hohem Alter zum Schluss kommend, ausserdem zwei seitliche Fon-
Uinellen zwischen Hyo- und HypopUittron ; die gezackten vorderen und hinteren
Flügel der beiden letzteren Vlatten etwas aufgebogen und weit mich vorn und hinten
verlängert. Neuralia vollzählig oder zum Theil reducirt. Phalangen gelenkig ver-
bunden, alle Jünj Zehen mit Krallen.
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680
Vertebrata. Reptilia.
Diese ausgestorbene Familie enthält Schildkröten aus marinen Ablage-
rungen, welche während der Jura- und älteren Kreidezeit die Meeresküsten
bewohnten und in ihrer ganzen Erscheinung eine Verbindung von Merkmalen
der heutigen Meer- und Sumpfschildkröten
zur Schau tragen. Die meist unvollstän-
dige Verknöcherung des Rückenschildes,
sowie die bleibenden Fontanellen im
Bauchschild drücken den Thalassemvden
äusserlich den Stempel der Meerschild-
kröten auf; allein die Form der
Plastronstücke , die stark verlängerten
und etwas aufwärts gebogenen Flügel
der Hyo- und Hypoplastra erinnern
weit mehr an Sumpfschildkröten als an
Meerschildkröten. Noch entschiedener
spricht die Beschaffenheit der Extremi-
täten für eine Verwandtschaft mit den
Emyden. Die fünf massig verlängerten,
gelenkig verbundenen Zehenglieder endi-
gen mit Krallen und waren ursprünglich
wahrscheinlich durch eine Schwimmhaut
vereinigt, konnten somit zum Gehen und
Schwimmen gebraucht werden.
Eurysternutn v. Meyer (Achelonia,
Acichelys, Aplax, Palaeomedusa Meyer,
Euryaspis Wagner) Fig. 1676. Das Rücken-
sehild verknöchert erst im hohen Alter
vollständig, das Plastron bewahrt grössere
Fontanellen und bleibt zeitlebens vom
Rückenschild getrennt. Extremitäten mit
fünf kurzen Zehen. Im lithographischen
Schiefer von Bayern und Cerin. Ain.
Idiochelys v. Meyer. Neuralplatten theil weise verkümmert. Plastron
stärker verknöchert als bei Eurysternutn. Lithogr. Schiefer von Cerin und
Bayern.
Hydropelta v. Meyer, Thalassemys, Tropidemys Rütimeyer.
Ob. Jura.
Chitracephalus Dollo. Wälderthon. Bemissart. Belgien.
Flu. 1676
n WagUri H. v. Meyer. Ob. Jura.
Zunclt bei KichnUUlt. >/• »at- Gr.
5. Familie Chelydridae. Alligatorschildkröten.
Rücken- und Bauchschild im ausgewachsenen Zustand vollständig verknöchert.
Rückenschild häufig durch Granulationen, Furchen oder erhabene Höcker verziert.
Bauchschild kreuzförmig mit kurzer, schwach aufgebogener Sternalbrücke. Die
Flügel der Hyo- und Hypoplastra niemals mit den Costalplatten durch Sutur
verivachsen. Zuweilen Mesoplastra und Intergularscuta vorhanden. Füsse mit
fünf massig langen, durch Schwimmhaut verbundenen Zehen; vorn fünf, hinten
vier Krallen.
Die Alligatorschildkröten sind gegenwärtig auf die Flüsse und süssen
Gewässer von Nord- und Centraiamerika beschränkt und wegen ihrer Stärke
und Gefrässigkeit gefürchtet. In Bezug auf die Entwickelung des Panzers
nehmen sie eine Mittelstellung zwischen Thalassemyden und Emyden ein.
Die Fontanellen schliessen sich sehr langsam und sind erst in vollständig
ausgewachsenen! Zustand verschwunden; das kreuzförmige Plastron besitzt
nur eine kurze, knorpelige oder suturöse Verbindung mit den Randplatten,
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Testndinata. Cryptodira.
681
IGS
CS
nuch
NSi
LSI
niemals eine zur Bildung von Sternalkammern führende Befestigung am
Discus des Rückensehildes selbst.
Platychelys A. Wagner (Helemys Rütimeyer) (Fig. 1677). Rüekenschild
schwach gewölbt, vollständig verknöchert, mit drei Längsreihen starker kegel-
förmiger Höcker, von
welchen radiale Rip-
pen ausstrahlen. Diese
Höcker entsprechen
den darüber befind-
lichen Vertebral- und
CoBtalscuta. Neural-
platten vollzählig, breit,
von ungleicher Grösse.
Costalplatten bis zum
Rand reichend. Pla-
stron kreuzförmig, ohne
Fontanellen.mit kurzen
Mesoplastren , durch
Naht mit Rücken-
schild verbunden. Im
oberen Jura von Kcl-
heim, Bayern, und im
Pterocerien von Solo-
thum.
,SmS
LS
Kig. 16T7.
Platychelys Ohmtdor/eri Wagn. Ob. Jura. Kolhelm, Bayern. V4 nat. (ir
A Rückonschibl, H Bauohsehlld. n 1—8 Neuralplatten, c 1—8 Coslal
platten, py Pygalplatte, SS Vertebral- oder Neurafecuta, LS lateral
acuta, SmS SupramarRlnalHouta, Jf.S Marginatscuta, t Entopla*tron
Kplplastron, Hyp Hyoplaalron, Up Mesoplavtrun, Upp Hypoplaatron
Xp Xiphiplatttron, IOS Intergulancutum, GS Gularscututn, Iis Brachial
Hcutum. x AnheftMelle den Darmbeins.
Tretosternum
Owen (Peliochelys Dol-
lo). Purbeck und Weal-
den. England. Belgien.
Helochelys v. Meyer. Cenoman. Kelheim.
Compsemys Leidy. Ob. Kreide. A n o stira Leidy. Eocän. Nordamerika.
Chelydra Schweig. Lebend in Nordamerika; fossil im Miocän von
Oeningen, Steinheim, Haslach etc. (CK Murchisoni v. Meyer), Rott und
St. Gerand-lePuy.
6. Familie. Dermatemydidae. Gray.
Rücken- und Bauchschild vollständig verknöchert und durch Naht mit einan-
der verbunden. AuJ der langen Stemalbrücke eine Reihe Inframarginalschuppen.
Siemalkammern Jehlen. Gularscuta zuweilen verschmolzen oder durch 1 — 2 Inter-
gularscuta getrennt. Bauchschild mit oder ohne Mesoplastron, vorn gerundet, hinten
etwas ausgeschnitten. Beine kurz, dick. 3 Phalangen im Jünjten Finger der Hand.
Zu dieser gegenwärtig in Centraiamerika verbreiteten Familie gehören
einige fossile Gattungen aus Kreide und Tertiär von Nordamerika (Adocus,
Amphiemys, Polythorax Cope, Baptemijs Baena, Leidy etc.), welche
durch ihren allgemeinen Habitus und den Besitz von Intergularschildern
unter allen Cryptodiren am meisten an die Pleurodira erinnern.
7. Familie. Emydidae. Sumpfschildkröten.
Panzer im erwachsenem Zustand vollständig verlcnöchert. Rückenschild schwach
gewölbt. Bauchschild zuweilen durch Quersuturen mit 1 — 2 beweglichen Klappen.
Das Plastron seitlich an der langen Stemalbrücke aufgebogen. Sternalkammern
wohl entwickelt. Mesoplastra und Jntergularia jehlen. Füsse mit Schuppen be-
deckt; Zehen kurz, kräjtig, mit drei Phalangen, dilrch Schwimmliaut verbunden;
vorn mit Jünf, hinten mit vier Krallen.
Im Bau der knöchernen Schale stehen die Emyden den I-andschild*
kröten sehr nahe; unterscheiden sich von jenen hauptsächlich durch flachere
682
Vertebrata Reptilia.
Wölbung des Rückensehildes, tieferes Eingreifen der Sternalflügel nach innen
und die dadurch bewirkte Ausbildung von Sternalkammern.
Die Emyden leben gegenwärtig in Sümpfen der ganzen Erdoberfläche,
mit Ausnahme des australischen Gebietes; fossile Formen sind mit Sicher-
heit erst aus dem Tertiär bekannt und gehören überwiegend zu den beiden
noch jetzt existirenden Gattungen Cistudo Dum. Bibr. (Lutremys, Cyclemys
Gray) (Fig. KJ72) und Emys Brongt (Cltmmys Wagl.). Die ältesten Formen von
Cistudo stammen aus dem Oligocän von Lattdorf und der mioeänen Molasse
der Schweiz. Von Emys sind zahlreiche, zum Theil sehr grosse Arten aus dem
Eocän von Wyoming und NeuMexico und dem südlichen England be-
schrieben. Auch die oligoeäne Molasse von I^ausanne, das untere Miocän
von Ulm und Weisenau; das mittlere Miocän von Oeningen, Günzburg,
Sansan, Steiermark etc., das obere Miocän von Sivalik in Ostindien und
das Pliocän von Italien enthalten Reste von Emys.
8. Familie. Chersidae. Landschildkröten.
Panzer schon in früher Jugend geschlossen. Rückenschild hoch gewölbt;
Bauchchild durch Naht mit den Randplatten verwachsen. Sternalbrücke sehr
lang, die vorderen und hinteren Flügel der Hyo- und Hypoplastra sehr wenig
nach innen verlängert. Sternalkammern kaum entwickelt, Füsse kurz, stummelartig
ohne Schwimmhaut, die Mittelzehen mit nur zwei Phalangen; vorn fünf, hinten
vier Krallen. Die Nähte der knöchernen Randplatten fallen meist mit den Suturen
der Randschuppen zusammen.
Hg. 1678.
Tutudo KebratcentU Leltly. Miocän. Mnuvai*es tenvs «los White Rivor, Dakota, »/i nat. Gr.
(Nach Leidy.)
Die Chersiden vertheilen sich jetzt auf die warmen und gemässigten
Zonen aller Welttheile. Die fossilen Formen erscheinen zuerst im unteren
Eocän von Wyoming und Neu-Mexiko in Nordamerika und gehören fast alle
zur Gattung festudo Lin. (Fig. K578). In Europa sind sie vorzugsweise im
Miocän verbreitet, aber auch in Nordamerika (Dakota und Oregon) häufig. Eine
Riesenform (T. Perpiniana Gaudry) aus dem Pliocän von Serrat (Ostpyrenäen)
hat einen Rücken panzer von 1,20 m, T. iColossochelys) Atlas Falc. und Cautley
aus dem oberen Miocän von Sivalik sogar von 2 m Länge. Auch aus dem
Pliocän von Malta sind Reste von gewaltigen Landschildkröten bekannt.
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Teetudinata. Pleurodira,
(583
3. Unterordnung. Pleurodira. Lurch Schildkröten.
Rücken- und Bauchschild vollständig verknöchert. Becken sowohl mit dem
Discus als mit dem Plastron durch Naht verwachsen. Bauchschild mit Intergular-
schuppen. Kopf und Hals durch seitliches Umbiegen unter dem Rückenschild ver-
steckbar. Halswirbel mit starken seitlichen Fortsätzen.
Sämmtliche lebende Pleurodiren gehören der südlichen Hemisphäre
(Südamerika, Südindien, Afrika, Australien) an. Die fossilen Vertreter aus
Trias und Jura in Europa vereinigen noch Merkmale der Cryptodira und
Pleurodira. Lydekker nennt sie darum Amphichelydia.
Psammochelys Quenst. (Proganochelys Baur). Ein Ausguss des Rücken-
panzere aus dem Keupersandstein von Württemberg stellt die älteste bis jetzt
bekannte fossile Schildkröte dar. ''Der Erhaltungszustand gestattet keine
scharfe systematische Bestimmung.
•/. nat. Or.
Ob. Jura (Kimmeridgei.
(Nach Rütlmeyer.)
Fig. 1680.
RMnoeMyn Caniabrigicnti*
Lyd. Schädel in nat. Gr.
aus dorn Grünsand von Cam-
bridge. (Nach Lydekker.)
4 Augenhohle, N Nasen-
loch, Pa Scheitelbein, Fr
Stirnbein, Prf Vorder-, PtJ
Hinterstirnbein, Na Na*en
bein. Pmx Zwiscbenkicfer.
Plesiochelys Rütim. (Fig. 1679). Rücken-
schild ca. 40—50 cm lang, massiv, kreis- bis herz-
förmig, ziemlich stark gewölbt. Neuraiplatten
kegelförmig und drei Supracaudalplatten. Elf
Paar Randplatten nebst einer unpaaren in die
Quere gestreckten Nuchalplatte und einer weit
kleineren Pygalplatte. Sternalbrücke von m3— 7
reichend. Bauchschild oval, mit bleibenden Fon-
tanellen. Entoplastron und Epiplastra klein,
Hyoplastron sehr gross, Mesoplastron fehlt. Darm-
bein an einer starken Apophyse der achten Rippen-
platte, Schambein am Xiphiplastron angewachsen ;
Sitzbein frei, nicht am Plastron befestigt. Ob.
Jura von Solothurn, Neuchatel, Hannover, Nord-
frankreich.
Pleurosternum Owen und Bell. Rückenschild wie Plesiochelys, aber
nur zwei Supracaudalplatten ; das Nuchalscutum fehlend. Mesoplastron sehr
breit. Ob. Jura und Wealden von England und Norddeutschland.
Craspedochelys Rütim., Stegochelys Lyd. Ob. Jura.
Rhinochelys Seeley (Fig. 1680). Gault. Cambridge.
Fig. 1681.
Podocnemi» expanta Wagl.
Recent. Brasilien. Hinteres
Ende des Uauch'-ohtMes von
innen ; mit den AnbeftrteÜen
für Scham- und Bittbein (r, y.)
(Nach Rütlmeyer.)
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0*4
Vertebrata. Reptilia.
Polysternum Portis. Ob. Kreide. Provence. Bothremys Leidy. Ob.
Kreide. New Yersey.
Podocnemis Wagl. (Fig. 1681), Hemichelys Lyd. Eocän.
Die riesige Meiolania Owen (Ceratochelys Huxley) aus dem Diluvium
von Queensland, Australien, deren Schädel mit Knochenzapfen versehen ist,
gehört nach Boulenger zu den Pleurodiren, nach Baur zu den Chereiden.
Zeitliche Verbreitung der Schildkröten.
1
Trias
2
»
Kreide
Eocän
d
ä
1
<*>
H
l
I. Trionychia |
II. Cryptodira
1. üermochelydidae ....
2 dhelonidAe ......
— H
3. Chelonemydidae ....
4. Thala&semydidae ...
5. Chelydridae
6. Dennatemydidae . .
7. Emydidae
8 Cbersidue
III. Pleurodira
•
i
—
....
j
7. Ordnung. Orocodilia. Krokodile.1)
Körper eidechsenartig, langgeschwänzt, meist von an-
sehnlicher oder mittlerer Grösse. Wirbel pl atycöl oderprocöl.
Hai b wirbel mit kurzen, Rückenwirbel mit langen, zweiköpfigen
Rippen. Sacrum aus z wei Wirbeln zusammengesetzt Bauch-
rippen vorhanden. Quadratbein unbeweglich; Gaumendach
verknöchert. Scheitelloch fehlt. Obere und seitliche Schlaf en-
löcher in der Regel vorhanden. Zähne in tiefen Alveolen.
Brustgürtel mit Sternum. Extremitäten gegliedert, zum
Schwimmen undGehen geeignet Ganzer Körper mit hornigen
Schuppen bedeckt, unter welchen sich meist auch auf Rücken
und Bauch Reihen von Hau.tknochen befinden.
Die Krokodile oder Panzerechsen nehmen unter den lebenden
Reptilien die höchste Rangstufe ein. Sie entsprechen in ihrer äusseren
Erscheinung am meisten den Rhynchocephalen und Eidechsen, unter-
scheiden sich aber von beiden durch fundamentale Unterschiede im
anatomischen Bau. Sichere Anhaltspunkte für die Entstehung der
') Huxley, Th., Notes on the specific and generic Characters of recent Croco-
dilia. Proceed. Linn. Soc. (Zoology) 1860. vol. IV pt. I. — Koken, E., Die Dino-
saurier, Crocodiliden und Sauropterygier des norddeutschen Wealden. Palaeont.
Abh. von Dames und Hayner 1887. III. — Owen, Bich., Monograph on the fossil
Reptilia of the Wealden- and Purbeck-Formatious. Pal. Soc. 1853—1864. — Mono-
graph on the fossil Reptilia of the London clay. Ibid. 1849—1868 — Woodward,
A. Smith, On tbe Literature and nomenclature of British fossil Crocodilia. Geol.
Mag. 1885. 3 Dec. II. p. 4%.
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Crocodilia. Parasuchia. 685
Crocodilier fehlen bis jetzt noch völlig; dagegen zeigt sich bei den
Eusitchia eine sehr bemerkenswerthe und Schritt für Schritt zu ver-
folgende Transmutation während ihrer geologischen Entwicklung.
1. Unterordnung. Parasuchia. Huxley.1)
Wirbel platycöl. Zwischenkiejer sehr lang. Aeussere Nasenlöcher getretint
und weit hinten in die Nähe der kleinen nach oben gerichteten Augenhöhlen gelegen;
die inneren Choanen am vorderen Ende der Gaumenbeine. Gaumen- und Flügel-
beine nicht in der Mitte zusammenstossend. Obere Schläfenlöcher sehr klein,
hinten offen; seitliche gross, ringsum geschlossen. Scheitel- und Stirnbeine paarig,
hinter den Orbita ein Postorbitale. Zähne vorne und hinten zugeschärft. Coracoid
kurz, scheibenförmig gerundet. Clavicula vorhanden. Gelenkpfanne des Beckens
vom Ueum, Ischium und Pubis gebildet.
Die Parasuchia erinnern durch ihre ansehnliche Grösse, durch die Pan-
zerung ihres Rumpfes, durch die verlängerte Schnauze, durch die in Alveolen
eingefügten Zähne, durch die Beschaffenheit der rauh sculptirten Kopfknochen,
durch vollständige Umgrenzung der seitlichen Schläfenlöcher, durch den Bau
des mit seitlicher Durchbruchsöffnung versehenen Unterkiefers und durch
die zweiköpfigen Rippen an die langschnauzigen Krokodile. Allein sie ver-
binden mit diesen Merkmalen Eigentümlichkeiten , wodurch sie sich an
Dinosauria und Rhynchocephalia anschliessen. So stimmen die getrennten,
weit zurückliegenden Nasenlöcher, die grossen, präorbitalen Oeffnungen im
Schädel, die Form des Pterygoids und des Basisphenoids und die nach oben
gerichteten Querfortsätze der vorderen Rückenwirbel mit den Dinosauriern,
das gesonderte Postorbitale, die paarigen Scheitel- und Stirnbeine, das Gaumen
dach, die Lage der inneren Nasenlöcher, die wohl entwickelten Bauchrippen,
die Clavicula und das Coracoid mit den Rhynchocephalen überein. Die
Knochen des Brust- und Beckengürtels und der Extremitäten halten in
ihrer Form die Mitte zwischen Krokodilen und Rhynchocephalen.
Es erweisen sich demnach die Parasuchia als ausgezeichnete Mischformen,
die sich frühzeitig vom Krokodilieretamm abzweigten und ihren eigenen
Entwicklungsweg einschlugen.
Sämmtliche Ueberreste der Parasuchia finden sich in Trias-Ablagerungen
von Europa, Nordamerika und Ostindien.
Belodon v. Meyer {Phytosaurut Jaeger) (Fig. 1682. 1683) ist die einzige
genauer bekannte Gattung, welche an Grösse den Krokodilen gleich kommt.
Prachtvoll erhaltene Schädel, isolirte Wirbel und Skeletknochen, Platten des
Hautpanzers finden sich im Stubensandstein (ob. KeuDer) bei Stuttgart; verein-
zelte Zähne auch im Keuper von Württemberg und Pranken. Auch in Nord-
amerika wurden in der Trias von Nord-Carolina, Pennsylvanien und Neu-
Mexico wohl erhaltene Reste (Schädel, Zähne, Knochen) von mehreren
Belodon- Arten, sowie von einer anderen verwandten Gattung (Episcoposaurus
Cope) entdeckt. Der Rücken war mit zwei Reihen rauher Knochenplatten
bedeckt; kleinere Platten schützten wahrscheinlich die Seiten und den Bauch.
Stagonolepis Ag. Aehnlich Belodon, aber Zähne an der Basis der
Krone angeschwollen. Die Rückenplatten gekielt. Bauchpanzer aus 5—8 Reihen
vierseitiger Platten gebildet.
Parasuchus Huxley. Trias (Maleri-Sandstein). Ostindien.
») Huxley, Th., Quart, journ. geol. Soc. London 1859 vol. XV p. 440 —460 und
1875 XXXI p 423. — Meyer, H. von, Ueber Belodon. Palaeontographica Bd. VII,
X und XIV.
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(586
Vertebrato. Reptilia.
Möglicherweise sind die als Psephoderma Meyer (Fig. lf>84) beschriebenen
Panzer aus der oberen alpinen Trias, welche früher für Schildkrötenreste
Pmx
Vig. 1682. art Sq
Btlodon Kai'fii H v Mover A Schädel von oben, Ii von unten, C Sehädel und 1'nterkiefer au« dein
oberen Keuper istuhein-andstein) von Stuttgart (ca. '/- nat. (ir ) A Augenhöhle, X Na.«eiil.»ch,
8 BcbllfenOObunKeu, I> pranrbitale IhirehbrucheorTnuiiK. Pmi Zwi>ichenkiofer, Mi Oberkiefer, Fr
Stirnbein, Prf Vnrderstirnbein, I. Thranonbeln, Pa Scheitelbein. Sq Sehuppenbein, </uJ Quadrat-
jochliein, 1' Vomcr, PI Gaumenbein, PI nüitelhein, Ho Basioccipitale, D' DurehbruchsOtVhung de»
Unterkiefer», d Dentale, ang Angulare, art Articulare.
Fl*. 16&».
V Meyer
<ir. (Nach H. v. Meyer )
M Knpjfl H v Meyer, a Kitekenplatte.
7, nat. G
Fi*. ißM.
na Alpinut
Dachstein
Ruhpoldlnjf. Oberbayern.
Prcjthwkrma Alpinum II. v Meyer.
V4 nat *.r. P.ichMelnkalk. Ob. Tria.«.
(Dermochelydidae) gehalten wurden, als Bauchintegument von Parasuchiern
zu deuten.
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Crocodilin. Pseudosuchia.
(587
2. Unterordnung. Pseudosuchia. Zittel.1)
Wirbel plaiycöl. Halsrippen beiljörmig, ziceiköpßg. Zwischenkiefer kurz,
Nasenbeine sehr gross. Nasenlöcher seitlich, weit nach vorne gerückt. Cho-
anen getrennt, unter den Stirnbeinen gelegen. Scheitel- und Stirnbeine paarig.
Postorbitalia vorhanden. Augenhöhlen gross, seitlich. Zähne in tiefen Alveolen,
nur in der vorderen Hälfte der Kiejer vorhanden. Vorder füsse etwas kürzer,
als die hinteren; letztere Jünf zehig, jedoch die fünfte Zehe kurz, mit nur einer
Phalange. Rücken mit zwei Seihen quer oblonger Knochenplatten bedeckt.
Aetosaurus Fraas (Fig. 1685). Körper eidechsenartig, langgeschwänzt,
der Rücken mit zwei Längsreihen von grossen, quer vierseitigen, strahlig
verzierten, Seiten und Bauch mit kleineren, fast quadratischen Platten bedeckt
Schädel dreieckig, vorne zugespitzt. Vor den Augenhöhlen befindet sich
eine grosse Oeffnung, die duren einen aufsteigenden Ast des Oberkiefers
von den seitlichen, fast am Schnauzenende gelegenen grossen Nasenlöchern
getrennt wird. Nasenbeine ungewöhnlich gross, vorne zugespitzt, Zwischen-
kiefer winzig. Die Orbiten hinten durch ein Postfrontale, ein Posttemporale,
unten durch das Ju-
gale begrenzt. Schei-
telbeine den Stirn-
beinen in Form und
Grösse ähnlich. Die
Beschaffenheit der
Schläfenlöcher ist
wegen Verdrückung
der Schädel nicht
sicher zu ermitteln.
Unterkiefer zwischen
Articulare und An-
gulare mit grosser
seitlicher Oeffnung.
Zähne zugespitzt.
Interclavicula dolch-
förmiff Im Stuben- stuttK«rt, Kopf und vordorvr ThHl dflt Rnmpfe* % nat. <5r (Nach
Sandstein von lies- OHftiuntr, ,V Nasenloch.
lach bei Stuttgart
fanden sich auf einer Platte 24 vollständige, jedoch etwas gedrückte
Individuen von verschiedener Grösse, wovon die stärksten eine Länge von
86 cm erreichen.
? Dyoplax Fraas. Keuper. Stuttgart. Typothorax Cope. Trias.
Ncu-Mexico.
Ornithosuchus Newton. Schädel vorne zugespitzt, sehr ähnlich Aeto-
saurus. Durchbruchsöffnung vor den Augen sehr gross. Obere Schläfcnlöchor
klein, ringsum knöchern begrenzt, seitliche Schläfenlöcher hoch , ]> förmig.
Die Choanen getrennt, unter den Stirnbeinen im Gaumendach gelegen.
Zähne etwas gekrümmt, vorne und hinten zugeschärft und fein gekerbt.
Wirbelcentra länglich, platyeöl, Dornfortsätze sehr kräftig. Ileum verlängert,
Ischium schlank, Pubis lang, stabförmig. Trias. Eigin. Schottland. 0. Wood-
wardi Newton.
Erpetosaurus Newton. Schädel vorne verschmälert und abgerundet.
Orbita rundlich oval, nach oben und vorne gerichtet; obere Schläfenlöcher
>) Fraas, O , Aetosaurus ferratua. Württemb. naturw. Jahreshefte 18U7. XXIII.
— Newton, E. T., Reptiles frtfm the Elgin 8an<lBt<me Philo«. Trans. 1*!'4. vol 185.
PI». 168Ö.
A,to$awru» frrratu» Kraas. Stubonsandsteln (ob. Keupon. Ilmdarh b*i
088
Vertebrata. Reptilia.
rundlich, seitliche dreieckig; praeorbitaler Durch bruch niedrig, stark verlängert.
Nasenlöcher weit vorne, klein, getrennt. Interclavicula dolchförmig. Rücken
mit zwei Reihen quer vierseitiger, rauh sculptirter Platten. Trias. Elgin.
3. Unterordnung Eusuchia.1)
(Mesosuchia und Eusuchia Huxley; Crocodilia vera Koken.)
Wirbel platycöl oder procöl. Zwischenkiefer kurz. Aeussere Nasenlöcher
am vorderen Ende der Schnauze vereinigt. Innere Choanen vereinigt, weit nach
hinten gerückt. Gaumenbeine, zuweilen auch die Flügelbeine in der Mitte zu-
sammenstossend und ein geschlossenes Gaumendach bildend. Scheitelbeine (und fast
immer auch Stirnbeine) unpaar. Clavicula fehlt. Coracoid verlängert mit kleiner
Fontanelle. Schambein spateiförmig, nicht an der Gelenkpfanne Theil nehmend.
Vorderfüsse mit fünf, Hinterjüsse mit vier Zehen und einem rudimentären Stummel.
Sämintliche Eusuchia besitzen auf dem Rücken, zuweilen auch auf
dem Hauch ein aus knöchernen Platten zusammengesetztes Hautskelet.
Ueber demselben liegen stets Horn platten, welche der Epidermis angehören
und mit Ausnahme weniger Stellen den ganzen Körper bedecken. Dieselben
stimmen in Grösse und Form mit den darunter befindlichen Ossificationen
der Cutis überein. Die Knochenplatten (Schilder) des Rückens sind
aussen durch grubige Eindrücke, seltener durch radiale Furchen und Rippen
rauh sculptirt und häufig gekielt, innen glatt; die Bauchplatten ungekielt,
eben, aussen schwächer verziert, zuweilen aus zwei Stücken zusammengesetzt
(Fig. 1686).
Fig. 168«.
Eine au« «woi Stücken zusammen-
to Bauchplnttc von Diplo-
cynodon von auttsen.
Flg. 1687.
Die Wi rbelsällle v'er vorden«ten~.Hnl!<wlrbol von Crocodilus tulgarü.
Pr Proatlas (Dachstück t* n Scltenntück des Allan, i Baaalrtück
11. III IV «weiter bin vierter Hals-
wirbi.il, r1— r4 Rippen.
besteht aus 24 — 25 prae- rintoroentrum) d« atlaä, p.wi. eigentliches omrum de« Atlaa
sacralen, 35 oder mehr (procewu. odomuideu
Schwanzwirbehl und zwei
Sacralwirbeln. Bei den lebenden Krokodiliern sind alle Wirbel mit
Ausnahme von Atlas und Epistropheus , der beiden Sacral- und des
vordersten Schwanzwirbels procöl; bei den mesozoischen in der Regel
') d'Alton und Burmeister. Der fossile Gavial von Boll. Halle 1854. — Bronn,
H. G., und Kaup, J. J., Ueber die gavialartigen Reptilien der Liaaformation.
Stuttgart 1841. Folio. — Deslongchamps- Eudes, J. A., M6rn. sur les Teleosauriens
de l'epoque jurassique du departeuient du Calvados. M^m. Soc. Lin. Norm. 1863.
vol. XIII. — Deslongchamps- Eudes, Eugene, Notes palöontologique» 1863 — 1869. —
Hulke, J. W„ Skeletal anatotny of the Mesosuchia based on fossil Kemains from
Petersborough. Procecd. zool. Soc. London 1S88. part IV p. 417. — Lydekker, R.,
Siwalik Crocodilia etc. Palaeont. Indica. 1886. Ser. X Bd. in. S. 209—235. —
Vaillant, Leon, Etudes zool. sur les Crocodiliens foss .tertiaires de St. Görand le Puy,
Annalcs des sciences geolog 1872. vol. III.
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Crocodilia. Eusuchia.
f>89
platycöl, die oberen Bögen meist durch eine bleibende Sutur an dem
Centrum befestigt, und die dorsalen Dornfortsätze kräftig entwickelt. Zum
Hals werden die 9 vordersten Wirbel gerechnet. Der Atlas (Fig. 1687)
besteht aus 4 Stücken, einem ventralen unpaaren (x)^ das bald für das
Centrum, bald für einen ventralen Foitsate (Hypapophyse), bald für ein
Intercentrum angesehen wird, ferner aus zwei seitlichen symmetrischen
Bogenstücken und einem unpaaren dorsalen »Dachstückc, welches sich
zwischen das Hinterhaupt und die Wirbelsäule einschiebt und das Rudiment
eines besonderen Wirbels (Proatlas) repräsentirt. An dem ventralen Stück
heftet sich eine spiessförmige, einköpfige, nach hinten und unten gerichtete
Rippe an. Das eigentliche Centrum des Atlas stellt der processus odontoideus
de» Epistropheus dar. Die 7 folgenden kürzeren Halswirbel besitzen starke
Zygapophysen und Dornfortsätze, auf der Ventralseite häufig auch eine
Hypapophyse, ausserdem am oberen Bogen jederseits einen Querfortsatx und
in der vorderen Hälfte des Centrums, ziemlich tief unten, einen zweiten
Gelenkhöcker. Die kurzen, zweiköpfigen Halsrippen sind distal beilförmig aus-
gebreitet. An den zwei vordersten Rückenwirbeln sind Diapophysen und Parapo-
physcn nur noch durch eine schmale Kluft getrennt, und vom dritten
Rückenwirbel an rückt der Capitularfortsatz auf den oberen Bogen, verbindet
sich mit der stark verlängerten Diapophyse und bildet an der Basis derselben
eine Art von Staffel, welche das Capitularende der langen, zweiköpfigen,
mit dem Brustbein verbundenen Rippen aufnimmt, während sich das Tu-
berculum an das verlängerte Ende der Diapophyse anfügt. In den folgen-
den Rückenwirbeln rückt die Staffel des Querfortsatzes immer weiter nach
aussen, bis sie schliesslich die Gelenkfläche des Tuberculum erreicht und
mit dieser verschmilzt, so dass die Rippen des hintersten Rückenwirbels
einköpfig werden. Die Lendenwirbel (4 — 6) haben lange, von den
oberen Bögen entspringende Querfortsätze, aber keine Rippen. Die kurzen
aber starken Sacralrippen sind in der Regel distal verbreitert, proximal
durch Naht mit den oberen Bögen und dem Centrum verbunden. Die
Wirbel der vorderen Schwanzhälfte tragen ziemlich lange, horizontal ab-
stehende Fortsätze, welche wie die Sacralrippen, durch Naht an der Ver-
einigung von oberen Bögen und Centrum befestigt sind. Haemapophysen,
sog. Chevron bones, heften sich mit Ausnahme des vordersten und der
hintersten Schwanzwirbel an den ventralen Hinterrändern des Wirbelkörpers an.
Von den dorsalen Rippen treten 7 — 9 in Verbindung mit dem Brustbein.
Letzteres besteht aus einer grossen rhombischen Knorpelplatte; vor ihr liegt
eine dolchförmige Interclavicula. Hinter dem Brustbein liegen in der
Bauchwand sieben Querreihen von Bauch rippen. Die hinterste Reihe
dieser Knochen ist am stärksten entwickelt und mit den Schambeinknorpeln
verbunden.
Die Oberfläche des Schädels ist meist mit rauhen Skulpturen bedeckt.
Die rundlichen oder ovalen Augenhöhlen sind bei den älteren fossilen
Formen ringsum geschlossen und nach oben oder nach der S<ite gerichtet;
bei den jüngeren und noch jetzt lebenden Krokodilen durch eine Ausbuch-
tung äusserlich mit den seitlichen Schläfenlöchern verbunden. Nasenlöcher
vereinigt, am Schnauzenende gelegen; beide Schläfen löcher wohl entwickelt,
vollständig umgrenzt, die oberen bei den älteren mesozoischen Gattungen
meist beträchtlich grösser, bei den tertiären und recenten Gattungen kleiner
als die Augenhöhlen. Die Grösse der seitlichen Schläfenlöcher steht gewöhn-
lich in umgekehrtem Verhältnis zu jener der oberen. Das Schädeldach
besteht aus dem unpaaren, meist kleinen Scheitelbein, das niemals ein
Scheitelloch umschliesst, aus dem dreigabcligen , hinten und aussen das
obere Schläfenloch begrenzenden Squamosum und aus dem in der Regel
unpaaren, im Embryostadium jedoch paarigen Stirnbein, das vorn in
einen häufig mehr oder weniger verlängerten dreieckigen Fortsatz ver-
läuft. Die Postfrontalia bilden mit einem aufsteigenden Ast des Jochbeins
Zittel. Orundiügc der Palaeontologle. 44
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Vertebrata. Reptilia.
die Knochenbrücke zwischen Augenhöhle und seitlichen Schläfenlöchem.
Am Vorderrand der Orbita betheiligen sich Vorderetirnbeine und Thränen-
beine von verschiedener Grösse. Die langen , dreieckigen Nasenbeine
legen sich hinten, neben den verschmälerten Fortsatz des Stirnbeins an
und erreichen mit ihrer Spitze bei den kurzschnauzigen und einem
Theil der langschnauzigen Krokodile den Zwischenkiefer, bei den ereteren
zuweilen sogar die Nasenlöcher, in welchen sie alsdann eine mediane
Seheidewand bilden können. Bei den langschnauzigen Krokodiliern sind
die Nasenbeine durch einen ansehnlichen Zwischenraum vom Zwischenkiefer
geschieden und vollständig von den verlängerten Oberkiefern umschlossen.
Die kurzen paarigen Zwischenkiefer umgeben ringsum die nach oben ge-
richteten Nasenlöcher. Das breite Quadratbein ist durch Sutur mit dem
Quadratjochbein verbunden.
Die Unterseite des Schädels wird zum grössten Theil von dem ver-
knöcherten Gaumendach bedeckt, welches durch horizontale Ausbreitungen
der Zwischenkiefer, Oberkiefer, Gaumenbeine und zuweilen sogar der
Flügelbeine gebildet wird und unter den Orbiten zwei Gaumenlöcher
von verschiedener Grösse und Form enthält. Durch das Zusammen-
stossen der Oberkiefer und Gaumenbeinlamellen in der Mittellinie werden
die Pflugschaarbeine (Vomera) meist von dein Gaumendach ausgeschlossen
und sind nur ausnahmsweise sichtbar. Auch die inneren Nasengänge
finden in dem geschlossenen Gaumendach keine Ausgänge ; sie ver-
längern sich darum beträchtlich und münden erst am hinteren Ende
der Gaumenbeine, oder sogar der Flügelbeine aus. Diese weit nach
hinten gerückten Choanen (CA) bilden eines der charakteristischen
Merkmale dor echten Krokodilier und wurden von H u x 1 e y haupt
sächlich zur Aufstellung seiner beiden Hauptgruppen Mesosuchia und
Eusuchia verwerthet. Bei den ereteren (Fig. 1688) sind sie Pterygoidea
von der vorderen und seitlichen Umgrenzung der Choanen ausgeschlossen,
indem letztere am hinteren Ende der Gaumenbeine austreten. Bei den
Eusuchia dagegen, wozu alle lebenden und tertiären Krokodilier gehören,
erlangen die Pterygoidea eine eigenthümliche Entwickelung (Fig. 1689); sie
stellen eine am Öasisphenoid befestigte, nach unten gerichtete, und alsdann
horizontal frei ausgebreitete Knochenplatte dar, welche aussen durch das
Querbein (T) mit dem Jochbein und Oberkiefer verbunden ist; in der
Mittellinie stossen beide Platten zusammen, indem sie sich gleichzeitig vorn
an die Gaumenbeine ansehliessen. Dadurch werden die Choanenöffnun-
gen , welche jetzt lediglich von den Pterygoidea umgrenzt werden , ganz
nach hinten gedrängt und münden in geringer Entfernung vor dem Hinter-
haupt aus. Beim lebenden ausgewachsenen Gavial kommen neben den
Gaumenbeinen grosse halbkugelige Knochenblasen (Fig. 1689) vor, die mit
den über dem (Taumendach verlaufenden inneren Nasengängen communi-
ciren und offenbar als Luftbehälter dienen.
Der Unterkiefer besteht jederseits aus den bekannten sechs Stücken.
Das Articulare ist pneumatisch. Zwischen dem Angulare, Dentale und
Supraangulare befindet sich aussen fast immer eine grosse, zum inneren
Kanal des Unterkiefers führende Oeffnung. An der suturösen Sym-
physen Verbindung der beiden Aeste nimmt bei den kurzschnauzigen Kro-
kodilen nur das Dentale, bei den langschnauzigen aber auch das Operculare
Theil.
Zahlreiche kegelförmige, vorn und hinten häufig durch eine Kante zu-
geschärfte, glatte oder gestreifte Zähne von rundlichem oder zusammen-
gedrückt ovalem Querschnitt stehen in tiefen Alveolen auf Zwischenkiefer,
Oberkiefer und Unterkiefer. Die Zahl der in einer Reihe stehenden, häufig
in Grösse und Form verschiedenen Zähne bleibt bei ein und derselben
Art, zuweilen sogar bei einer ganzen Gattung, constant.
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Crocodilia. Eusuchia.
691
Dem Brustgürtel fehlt die Clavicula. Die Scapula ißt ziemlich
lang, distal und proximal verbreitert, das Coraeoid ebenfalls verlängert,
der Scapula ähnlich, am Gelenkende verdickt, und von einem runden
Loch durchbohrt. Der kräftige, etwas gekrümmte Hu merus hat unter dem
oberen Gelenkkopf einen starken Fortsatz nebst crista deltoidea, am unteren
Ende zwei Gelenkfläehen für Ulna und Radius, wovon erstere meist etwas
9 I
FIr. 1688.
Pelagotnurtu lemporati*
Hlv t'ntcrKolte »los
SHiftdel* mit m«*o-
Mirhen Choanen (Ch).
FI«. 1689.
I'ntemfite des hinteren Sehadel-
theile* vom Gavial mit eusiiehen
Choanen. Ux Oberkiefer, PI Oau-
menlicin, PI Fltmelbein. ./Jorhbein,
T Querbein, Quadratbeln, llo
Ranloeeipitale, CA ('boanen, r (h-ff-
nuiiK «loa Int.TtympHtiijK'hen Canals,
bu knöeherne Luftblasen.
Flg. 1691.
vom Krokodil. U Peum.
Ii Ichlum. pu l'ubl».
länger ist als der Radius. Die proximale Reihe des
Carpus (Fig. 1690) besteht nur aus zwei verlängerten,
in der Mitte etwas eingeschnürten Knochen (Radiale
und Ulnare), sowie einem kleinen, an der Hinterseite
der Ulna befestigten Pisiforme , das durch Bänder
mit dem fünften Metacarpus verbunden ist. Die
zwei radialen Zehen sind etwas stärker, als die drei
ulnaren.
Das Becken (Fig. 1691) besteht aus drei Knochen,
wovon sich jedoch nur zwei (Ileum und Ischium) an
der Bildung der Gelenkpfanne betheiligen. Das kräftige,
am Oberrand bogig gerundete, nach hinten und etwas
weniger nach vorn verlängerte und mit den verbrei-
terten Enden der Sacralrippen verbundene Darmbein
(//) sendet von der Pfanne zwei durch einen Ein-
schnitt geschiedene Fortsätze aus. An den hinteren
lenkt sich das ziemlich lange, der Scapula ähnliche,
distal etwas verbreiterte Ischium ein. Der dritte, nach
vorn und innen gerichtete, distal mehr oder weniger
spatelförniig verbreiterte Knochen, das Schambein (Pu)
ist von der Pfanne ausgeschlossen. Der Obersehenkel
(Femur) Ist länger und schlanker, als der Oberarm,
ohne vorspringenden inneren Trochanter; Tibia und Fibula sind schlanke,
fast ganz gleich lange und gleich starke Knochen. In der proximalen
Reihe des Tarsus liegen zwei grössere Knöchelchen, ein Calcaneus oder
Fibulare und ein Astragalo-scaphoideum . welches dem verschmolzenen
Tibiale, Centrale und Intermedium entspricht. Von den zwei Knöchel-
chen der distalen Reihe trägt das grössere Cuboideum den dritten und
vierten Metatarsus, sowie den zu einem kurzen Stummel reducirten fünften
44*
Fl«. 1690.
Vorderfus* vom Kroko-
dil. Ii Kadltti, V i liiH,
r Radiale, « Ulnare (
p Filiforme, c*— * Car-
pnliader dUtnlen Reihe,
l v erster bi« fünfter
Finger.
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692 Vertebrata. Reptilia.
Metatareus, das kleinere die beiden inneren Zehen. Die drei inneren Zehen
der Vorder- und Hinterfüsse sind mit spitzen Krallen bewehrt.
Die Eusuchia zerfallen in die beiden Sectionen der Longirostres und
Brevirostres.
1. Section. Longirostres. Lydekker.
Schnauze stark verlängert. Nasenbeine die äusseren Nasenlöcher nicht er-
reichend. Symphyse des Unterkiefers lang, vom Dentale und Operculare gebildet.
B AD
Fi*. lt>92.
Teleotaunu Cadomrnti» (*uv. sp. Grossoollth. Caen, Calvados. Schädel A von oben, B von unten,
C von der Seite. D Cnterkicfer nach Kug. Des 1 o nsc h am \>»). Bo Baalocclplt&le, Ott Quadratum,
tyu.J tJuadrHto-Jiifnile, Ju Junnle, Jinph BitMsphenold, Fl I'alHtinutn, lfx Ol>erkiefer, I'ms Zwischen-
klefer, .Va Nasenbein, Fr Stirnbein, Frf l'raefrontale, La Lacrimale, Fa Scheitelbein, Sq Sguamosum,
A Augenhöhle, CA innere Nasenlöcher (t'hoanen), S oberes, S seitliches Sohlafenloch, /> Durchbruch,
art Articulare, op Operculare, d Dentale, x Compleineiitare des l'nterkiefer*.
1. Familie. Teleosauridae. (Mesosuchia Huxley.)
Wirbel platycöl. Schnauze sehr lang. Zähne zahlreich, schlank und dünn.
Nasenbein durch einen weiten Zwischenraum von den kleinen Zwischenkiefem
getrennt. Choanen am hinteren Ende der Gaumenbeine ausmündend. Orbita
ringsum geschlossen, meist nach oben, seltener nach der Seite gerichtet, erheblich
kleiner, als die sehr grossen, unregelmässig viereckigen, oberen Schläfenlöcher. Prä-
frontale klein; Lacrimale gross. Vor den Augenhöhlen eine kleine seitliche Prä-
orbitalöffnung. Vorderfüs«e kaum halb so lang als Hinter/üsse. Rücken mit zwei
Reihen von grösseren, Bauch mit mehreren Reihen von kleineren, seitlich durch
Sutur verbundenen Knochemchüdern bedeckt.
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Crocodilia. Teleosauridae. 693
Die Teleosauriden stehen in ihrer ganzen Erscheinung und Grösse dem
lebenden Gavial sehr nahe, unterscheiden sich aber durch kleineren Kopf,
kürzere und zierlichere Vorderfüsse, durch einen starken Bauchpanzer, durch
platycöle Wirbel, durch den Mangel von Hypapophysen an den Halswirbeln
und mesosuche Choanen. Nur fossil im Lias und Jura.
Mystriosaurus Kaup. Die lange Schnauze verschmälert sich ganz
allmählich nach vorne, die Zähne sind zweikantig. Ganze Skelete finden
sich in schöner Erhaltung namentlich im oberen Lias von Württemberg
(Boll, Holzmaden), Franken (Banz) und England (Yorkshire). M. Bollensis
Cuv. wird ca. 4, M. Chapmani König aus England ca. 6 m lang.
Pelagosaurus Bronn (Fig. 1688) aus dem oberen Lias der Normandie und
Württemberg bleibt erheblich kleiner als Mystriosaurus und hat die Augen statt
nach oben nach der Seite gerichtet ; auch verjüngt sich die Schnauze langsamer.
Steneosaurus Geoffroy (Serieodon v. Meyer). Dogger. Malm.
o I
l_
Fig. 1693.
Teleomurui CadomcnH» Cuv. sp. Ein Stück der Rücken-, Lenden- und Schwanzregion mit
a Rücken- und 6 Bauchpanzer. Restaurirt. (Nach R. Deslongc hampa )
Teleosaurus Geoffroy (Fig. 1692. 1693). Schnauze sehr lang und dünn,
seitlich geradlinig begrenzt und vor den runden Augenhöhlen schroff verengt.
Zwischenkiefer sehr kurz. Schwanzplatten gekielt, keine Seitenplatten vor-
handen. Bauchpanzer vom Brustgürtel biB vor das Becken reichend. Dogger
und Malm.
Aeolodonv. Meyer, Crocodileimus Jourdan, Teleidosaurus Deslongch.
Ob. Jura. *
2. Familie. Metriorhynchidae.
Wirbel platycöl. Schnauze massig lang, hinten breit. Nasenbeine breit.
Choanen am hinteren Ende der Gaumenbeine. Praefrontalia sehr gross, über
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694
Vertebrata. Reptilia.
die Orbita vorspringend, Lacrimalia klein. Orbita vorn und hinten ausgebuchtet,
nach der Seite gerichtet, kleiner als die oberen Schläjenlöcher. Augen mit
knöchernem Scleroticaring. Haut ohne Knochenplatten.
Nur fossil in marinen Ablagerungen des oberen Juni. Die meisten der
hierhergehörigen Gattungen zeichnen sich durch ansehnliche Grösse aus.
Metriorhynchus v. Meyer. Schnauze lang, gedrungen, allmählich
sich verengend. Augenhöhlen unregelmässig, oben ausgebuchtet, vom Vorder-
stirnbein theilweise überdacht. Ob. Jura. Nordfrankreich und England.
Oeosaurus Cuv. (Cricosaurus Wagner, ? Rhacheosaurus v. Meyer). Oberer
Jura (lithographischer Schiefer), Bayern.
Plesiosuchus Owen, Suchodus Lyd. Ob. Jura. England.
Dacosaurus Quenst. Schnauze massig lang, gedrungen, vorne ge-
rundet. Zähne gross, etwas gekrümmt, vorne und hinten zugeschärft.
Oberer Jura. Schwaben, Bayern. Ein vollständiges 4 m langes Skelet von
D. maximus Quenst. aus Staufen bei Giengen im Stuttgarter Museum.
3. Familie. Macrorhynchidae. Koken.
Wirbel platycöl. Schnauze stark verlängert, schmal, hinten scharf vom
cranialen}Theil absetzend. Zähne rundlich, längs gefurcht und gerippt. Nasenbeine
schmal und lang, die stark nach hinten verlängerten
spitzen Fortsätze des Zwischenkiefers erreichend.
Choanen am hinteren Ende der Gaumenbeine, jedoch
seitlich und oben von den Flügelbeinen begrenzt.
Praefrontalia mässig gross. Orbita nach der Seite
gerichtet, oval, hinten ausgebuchtet und äusserlich
mit den seitlichen Schläfenlöchern verbunden, wenig
kleiner als die oberen Schläjenlöcher. Rücken- und
Bauchpanzer vorhanden.
in Süsswasserablagerungen der
Wälderstufe und der untersten
Nur fossil
Purbeck- und
Kreide.
Macrorhynchus Dunker (Pholidosaurus
v. Mever). Hilssandstein von Hannover und
Wealden von England.
Petrosuchus Owen. Purbeck., Hylae-
champsa Owen. Wealden. England.
4. Familie. Rhynchosuchidae. Huxley.
Wirbel proeöl. Schnauze stark verlängert,
allmählich in den cranialen Theil Übergehemi.
Zähne zahlreich, zugeschärft, glatt oder /ein-
gestreift. Nasenbeine schmal, lang, die stark nach
hinten verlängerten spitzen Fortsätze der Zwischen-
kiefer erreichend. Choanen weit nach hinten ge-
rückt und vollständig von den Flügelbeinen um-
geben. Canäle der Eustachischen Röhre ringsum
geschlossen. Prae/rontalia klein, Lacrimalia gross.
Orbita unregelmässig oval, fast ebenso gross oder
grösser, als die oberen Schläfenlöcher, äusserlich
mit den seitlichen Schläfenlöchern verbunden.
Bauchpanzer fehlt.
Fossil in marinen Uferbildungen der oberen Kreide und des Tertiär und
lebend im Süsswasser von Borneo.
Thoracosaurus Leidy. Zwischenkiefer spateiförmig erweitert. Obere
Schläfenlöcher quer vierseitig. Thränenbein sehr lang, davor eine praeorbitale
Oeffnung. Ob. Kreide von New-Yersey, Maestricht und Mont Alme bei Epernay.
Fig. 1694.
TomUtoma (Oavialotuehtu) Eggen-
bunjauii TouIh nncl Kail. Miocrtn.
Kgifonbunr bei Horn, Nitrier < ><>«ter-
reich. Schrt.lcl von oben. '/.„naUir.
(Nach Tuul a.)
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Crocodilia. Brevirostres. Atopoeauridae. 695
Holops Cope. Ob. Kreide. New-Yersey.
Tomistoma Müller (Rhynchosuchus Huxley, Gavialosuchus Toula u. Kail)
(Fig. 1694). Nasenbeine zwischen die Zwischenkiefer eingefügt. Lacrimalia
nicht sehr ausgedehnt. Scheitelbeine schmal. Lebend in Borneo; fossil im
jüngeren Tertiär von Malta, Sicilien und Oesterreich.
5. Familie. Gavialidae.
Wirbel proeöl. Schnauze stark verlängert, schar/ vom cranialen Theil ab-
gesetzt. Zähne zahlreich, ziemlich gleich stark, zugespitzt, schwach gekrümmt, zu-
geschär/t und fein gestreiß. Nasenbeine durch einen weiten Zwischenraum vom
Zwischenkiefer getrennt.
Die im Gangesgebiet und in Birma lebende Gattung Gavialis Opp.
{lihamphostoma Wagt) findet sich auch fossil in den Sivalikschichten von
Ostindien und ist dort von dem riesigen, nahe verwandten Rhampho-
suchus crassidens Falc. u. Cautley begleitet. Aus dem Tertiär von
Argentinien werden Leptorhamphus und Oxydontos aurus Amegh.
erwähnt.
2. Section. Brevirostres.
Schnauze kurz oder nur massig verlängert, vorn breit, gerundet; seitliche
Begrenzungslinie wellig gebogen. Nasenbeine die äusseren Nasenlöcher erreichend
oder denselben sehr genähert. Zähne ungleich. Symphyse des Unterkiefers kurz,
nur vom Dentale gebildet.
1. Familie. Atoposauridae.1)
Körper klein, eidechsenartig. Wirbel amphicöl. Augenhöhlen beträchtlich
grösser, als obere Schläfenlöcher. Nasenlöcher durch die verlängerten Nasenbeine
getheilt. Rücken mit zwei Längsreihen, unmittelbar hinter dem Kopf beginnender
Platten von quer oblonger Form bedeckt. Bauchpanzer fehlt. Ob. Jura.
Fi*. 1695.
Alligatorellut Beaumontl Jounlan. Ob. Juni. Cerin, Aln. Vi nnt. Gr.
AlUgatorium Jourdan. Ob. Jura. Cerin. Ain.
Alligatorellus Jourdan (Fig. 1695). Skelet 22 cm lang. Schädel dreieckig.
Augenhöhlen fast dreimal so gross, als die oberen Schläfenlöcher. Schwanz
sehr lang. Ob. Jura. Cerin. Ain.
Atoposaurus v. Meyer. Klein, eidechsenartig. Ob. Jura. Cerin (Ain)
und Kelheim. Bayern.
l) Lortet, L., Lea Reptiles fosa. da Bassin du Rhone. Arch. Miwee d'hist.
nat. de Lyon 1892. vol. V.
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69G
Vertebrata. Reptilia.
2. Familie. Goniopholidae. (Metamesosuchia Hulke.)
Körper miltelgross oder gross. Wirbel platycöl. Choanen weit hinten ge-
legen, vom von den Gaumenbeinen, seitlich und oben von den Flügelbeinen begrenzt.
Rücken mit zwei oder mehr Reihen vorn und hinten gelenkig verbundener Platten.
Nur fossil in der Purbeck- und Wealdenstufe.
Goniopholis Owen (Diplosaurus
Marsh, Amphicotylus , Hyposaurus Cope)
(Fig. 1696). Schnauze massig verlängert,
vorne gerundet. Orbita kleiner als Schläfen-
gruben. Zähne (23/23) dick, mit zahl-
reichen Furchen und zwei Kanten. Bauch-
panzer in ein vorderes und ein hinteres
Stück getheilt, aus sechs bis zehn Längs-
reihen allseitig durch Naht verbundener
einfacher Platten zusammengesetzt. G.
crassidens Owen aus Purbeck und Wealden
von England. Mehrere Arten auch im
oberen Jura von Colorado.
Nannosuchus , Theriosuchus
Owen. Purbeck. England.
M achi mosaurus v. Meyer (Fig. 1697). Zähne
stumpf conisch, längsgerieft. Dogger und Malm.
Bernissartia Dollo. Rücken mit mehr als zwei
Reihen von Knochen platten. Bauchpanzer nicht getheilt.
Augenhöhlen grösser, als obere Schläfenlöcher. Wealden.
Rh
Fi?. 1696.
Ooniopholi» timu* Owen.
Auü dem mittleren Pur-
beckknlk von .Swanajje.
Dornet. Hinterer Thell
de» Gauinendachs. PI
Gaumenbein, PI Flügel-
bein, Bo Basloecipltale,
CA ChoaneniitThunK.
Flg. 1697.
Zabn von Itachimo-
xauru« Hwß H. V.
Meyer. Kimmeridge.
Llndnerberp bei
Hannover. Nat Gr.
(Nach Huike.) Bernissart. Belgien.
FiR. 1698.
Diplocynodan OrrvnM Aymard. OliRoeiln. Ronrou bei le PüT.
Schädel von oben und unten. >/t nat. Gr. Sq Bmiatnnsiim, Pa Scheitel-
bein, F Stirnbein. 11/ Hlnterstirnlrf'ln, Prf Vorderftirnbi'ln, J Joch-
bein, La Thram-ubein, Sa Nasenbein. Mx Oberkiefer, Piax Zwischen-
kiffer, A Augenhöhle, S obere*. Schläfenloeh, S Nasenloch.
3. Familie.
Alligatoridae.
Schädel breit und
stumpf. Wirbel procöl.
Augenhöhlen grösser, als
die zuweilen rudimentären
oberen Schläfenlöcher ,
ausser lieh mit den seit-
lichen Schläfenlöchern ver-
bunden. Zähne stark
differenziri; der erste
Unterkiefer zahn stets, der
vierte in der Regel in
Gruben des Zwischen-
und Oberkiefers eingefügt.
Naht zwischen Ober- und
Zwischenkiefer auf der
Gaumenseite gerade oder
nach vorne convex. Choa-
nen vollständig von den
Flügelbeinen umschlossen.
Rückenpanzer aus mehr
als zwei Reihen gelenkig
verbundener oder frei
in der Haut liegender
Platten bestehend; die
Halsplatlen von den Rückenplatten getrennt,
aus zahlreichen Längs- und Querreihen gelenkig verbundener Platten bestehend,
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Crococttlia. Alligatoridae. Crocodilidae.
697
wovon jede aus zwei ungleich grossen, durch Sutur vereinigten Stücken zusammen-
gesetzt ist.
Lebend in warmen Regionen von Amerika und China; fossil in Süss-
wasserablagerungen'der Kreide- und Tertiärperiode.
Viplocynodon Pomel (Fig. 1698). Zähne ungleich gross, der erste
Unterkieferzahn oben in eine Grube eingefügt, der dritte und vierte in einer
Nische des Oberkiefers. Rücken- und Bauchpanzer stark entwickelt. Häufig im
Obereocän, Oligocän und Miocän von Europa. D. Hantoniensis Woodw.
(England), D. Darwini Ludwig (Messel bei Darmetadt) etc.
Bo ttosau rus Ag. Ob. Kreide. Nordamerika.
Alligator Cuv., Caiman Spix, Jacare Gray. Lebend.
4. Familie. Crocodilidae.
Schädel vorn verschmälert. Wirbel procöl. Augenhöhlen grösser als die oberen
Schlaf enlöcher , mit den seitlichen Schläfenlöchern äusserlich verbunden. Zähne
ungleich (18 — 19 : 15) ; der erste Unterkiefer zahn oben in eine Grube, der vierte
in einen Ausschnitt des Aussenrandes eingefügt. Quernaht zwischen Ober- und
Zwischenkiefer auf der Gaumenseite gerade oder nach hinten convex. Choanen
vollständig von den Flügelbeinen umschlossen. Rückenpanzer aus mehr als zwei
Längsreihen von frei in der Haut liegenden Platten bestehend; die Halsplatten
entweder vom Rücken geschieden oder damit vereint. Bauchpanzer fehlt.
Fossil in Süsswasserbildungen der oberen Kreide, des Tertiär und
Pleistocän. Lebend in allen Welttheilen, hauptsächlich im tropischen Afrika,
Südamerika, Ostindien und Neu-Guinea.
Die Gattung Crocodilus Laurill, wird in mehrere Subgenera zerlegt,
die auch schon im fossilen Zustand vorkommen. Die ältesten Reste stammen
aus der oberen Kreide von Europa (Provence, Gösau). Zahlreiche Arten
aus dem Eocän, Oligocän, Miocän und Pliocän von Europa, Nordamerika
und Ostindien.
Zeitliche Verbreitung und Stammesgeschichte der Krokodilier.
Die ältesten Krokodilier erscheinen in der oberen Trias von Deutsch-
land, Schottland, Nordamerika uud Indien. Sie gehören ausschliesslich
zu den Parasuchia oder Pseudosuchia , welche sich als Mischtypen
mit Merkmalen von Krokodilen, Dinosauria, Rhynclwcephalia und
Eidechsen erweisen.
Typische Krokodile mit platycölen Wirbeln und mesosuchen
Choanen, im Uebrigen aber mit allen charakteristischen Eigenschaften
der Gaviale ausgestattet, treten ziemlich unvermittelt zuerst im oberen
Lias von Deutschland, Frankreich und England auf. Dieso ältesten
Longirostres dauern mit geringen Modifikationen im Dogger und Jura
fort, und neben ihnen entwickeln sich im Dogger und namentlich im
oberen Jura plumpere, etwas kurzschnauzigere Formen (Metriorhynchiden),
wovon einzelne Gattungen riesige Dimensionen erlangen. Sämmtliche
liasische und jurassische Longirostres kommen in marinen Ablagerungen
vor und waren ohne Zweifel, wie auch der Inhalt ihres Magens und
ihrer Coprolithen beweist, Bewohner des Oceans oder doch der Meeres-
küsten.
Am Schluss der Jurazeit scheinen äussere Einflüsse die Mehrzalü
der Krokodilier gezwungen zu haben, sich anderen Existenzbedingungen
anzupassen. In der Purbeck- und Wälderstufe finden sich die Krokodil-
reste bereits vermischt mit Land- und Süsswasserbewohnern und lebten
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6H8
Vertebrata. Reptilia. .
allem Anschein nach in süssen Gewässern. Die ersten procölen Gaviale
aus der oberen Kreide waren Meeresbewohner, die tertiären dagegen
hielten sich wie ihre lebenden Verwandten iu süssen Gewässern auf.
Die Brevirostres bilden einen jüngeren Seitenzweig der Ettsiichia.
Auch sie beginnen im oberen Jura mit marinen Formen {Atoposmiridae)\
aber schon in Purbeek und Wealden bevorzugten die mit starkem
Bauehpanzer versehenen Goniopholiden süsse Gewässer. Die Umwand-
lung der platyeülen Formen in procöle und zugleich die Zurück-
schiebung der Choanen unmittelbar vor das Hinterhaupt erfolgte wie
bei den Longirostren in der jüngeren Kreidezeit. Im Tertiär herrschten
merkwürdiger Weise im jetzigen Heimathsgebiet der Alligatoren, näm-
lich in Amerika, die ächten Crocodiliden vor, während die Alligatoren
vorzugsweise Europa bewohnten. Die im indischen Tertiär vorkommen-
den Formen sind theils Qavialidae, theils Crocodilidae.
8. Ordnung. Dinosauria. Owen.1)
Körper lang geschwänzt, meist von ansehnlicher, zu-
weilen sogar von gigantischer Grösse. Wirbel cavernös, hohl
oder massiv, opisthocöl oder platycöl. Sacrum in der Regel
aus drei bis sechs Wirbeln bestehend. Rumpfrippen zwei-
köpfig. Quadratbein unbeweglich, stark vorragend. Obere
und seitliche Schläfengruben knöchern umgrenzt. Zähne
in Alveolen. Brustbein unvollständig verknöchert. Scapula
sehr gross, Coracoid klein , scheibenförmig, ohne Praecoracoid.
Clavieula fehlt Ileum gross, nach vorn und hinten ver-
längert. Sitzbeine lang, schlank, in der Symphyse verbunden.
Pubis nach vorn gerichtet, zuweilen mit einem dünnen, nach
hinten gewendeten, dem Ischium parallelen Postpubis.
Vorderbeine kürzer als Hinterbeine. Zehen mit Krallen oder
Hufen. Haut nackt oder mit einem aus knöchernen Platten
oder Stacheln bestehenden Panzer.
Zu den Dinosauriern gehören nur ausgestorbene, in mesozoischen
Ablagerungen verbreitete Reptilien von äusserst mannichfaltiger, bald
an Eidechsen, bald an Vögel erinnernder Gestalt. Sie erreichten häufig
ungeheure, alle jetzt lebenden und fossilen Landwirbelthiere über-
ragende Grösse.
Ein verknöchertes Hautskelet besitzen die Stegosauriden, Cerato-
psiden und einige Tlieropoda; bei den übrigen Dinosauriern war die
Haut wahrscheinlich nackt oder verhornt. Das Hautskelet besteht emV
') Baur, Gr., Remarks on the Reptile« generally called Dinosauria. Amer.
Naturalist 1891 S. 434. — Cope. Edto., Palaeontological Bulletin Nr. 22. 23 24. 25.
26. 27. 28 in Proceed. Amer. Phil. Soc. Philadelphia 1876— 1877. — Dollo, L,
1. — 5. note sur les Dinosauriern« de Bernissart. Bull. Musee rov. d'hist. nat. de
Belgique 1882—1884 t. I. II. HI. — Hulke, J. W., Presidential "adresses to the
geological Society. Quart, journ. 1883 and 1884 vol. XXXIX and XL. — HuxUy,
Th., On the aniinals intermed hetween Birds and Reptile». Proceed. Roy. Soc.
1868 p. 278 and Ann. Mag. nat. hiat. 1868. 4. ser. vol. II. und Quarterly journ. geol.
Soc. London 1869 XXVI p 3, 12 und 32. — Marsh, 0. C.t Zahlreiche Abhandl. in
American journ. of Sciences and Arts. 1878—1894. 3. ser. vol. XVI— XLVIII. — Owen,
Rieh., A Monograph on the fossil Reptilia of the mesozoie formations. Palaeont. Soc.
1874 — 1889. — A Monograph on the Reptilia of the Wealden and Purbeck forma-
tions. T. I— V. Palaeont. Soc. 1853-1861 aud Supplemente I—LX. 1858-1879.
— Seeley, H. (?., On the Classification of the Dinosauria. Proceed. Roy. Soc. 1887.
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Dinosauria. 699
weder aus isolirten, in Reihen angeordneten Knochenplatten und Stacheln,
oder aus einem geschlossenen, aus fest verbundenen Platten zusammen-
gesetzten Panzer, welcher Rücken und Bauch, sowie den mächtigen
Schwanz einhüllte.
Die Wirbel sind entweder platycöl, opisthocöl, seltener amphicöl.
Der Hai 8 enthält 9 bis 10, die Rücken- und Lendenregion 18, das
Sacrum 3 bis 6, der Schwanz 30 bis 50 Wirbel. Die oberen Bogen
sind meist durch Sutur mit dem Centrum verbunden. Atlas und
Epistropheus haben, soweit bekannt, ähnliche Zusammensetzung wie
bei den Krokodilen. Die Dornfortsätze der vorderen Halswirbel
sind meist rudimentär oder kurz und nehmen erst weiter hinten
allmählich an Stärke und Höhe zu. Mit Ausnahme der beiden vorder-
sten Halswirbel tragen die übrigen alle zweiköpfige Rippen, deren
Tuberculum an die Diapophyseu der oberen Bögen, das Capitulum an
eine Parapophyse des Centrums sich anfügen. In der Dorsalregion
rücken die Ansatzstellen für die zweiköpfigen Rippen auf die Bögen
herauf.
Am Sacrum nehmen 3 bis 10 Wirbel Theil, deren Centra fest
mit einander verschmolzen sind. Die Schwanzwirbel tragen im
vorderen Theil in der Regel kräftige gabelige Haemapophyscn (Chev-
rons). Bei Bauropoden und Theropoden findot eine Verbindung der hin-
teren Rumpf wirbel ausser durch Zygapophysen auch noch durch eine
verticale, vorspringende keilförmige Platte (Hyposphen) statt, welche
sich zwischen und unter den Postzygapophysen befindet und in eine
Rinne zwischen und unter den Praezygapophysen einfügt.
Sämmtliche Rippen sind zweiköpfig. Bauchrippen kommen
nur bei einigen Theropoden vor.
Der Schädel bildet bei den Theropoden und Ornithopoden einen
rechten Winkel mit dem Hals, während bei den Sauropoden seine
Ijängsaxe in die Verlängerung der Wirbelsäule fällt. Die grossen
Augenhöhlen richten sieh nach den Seiten, die Nasenöffnungen sind
getrennt. Zwischen Orbita und Nasenlöchern befindet sich häufig, wie
bei den Krokodilen, Pterosauriern und Vögeln, eine präorbitale Oeffnung.
Die oberen und seitlichen Schläfenlöcher sind knöchern umgrenzt und
von verschiedener Grösse und Form. Das Quadratbein ragt stielförmig
vor und ist durch Sutur fest mit Squamosum und Quadrato-Jugale
verbunden. Die paarigen Zwischenkiefer haben meist ansehnliche
Grösse und sind entweder bezahnt oder zahnlos, schnabelartig. Die
Unterseite des Schädels entspricht am meisten jener der Rhyncho-
cephalen. Die beiden Aeste des Unterkiefers sind in der Symphyse
nur knorpelig verbunden; zuweilen entwickelt sich vor dem Dentale
ein zahnloser, scharfrandiger , hufeisenförmiger Symphysenknochen
(Praedentale). Nur die Kiefer tragen Zähne. Dieselben sind in tiefe
Alveolen oder in nach innen offene Alveolarrinnen des Kieferrandes
eingefügt.
Eine bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit der Dinosaurier bildet
die geringe Grösse der Gehirnhöhle. Marsh hat Ausgüsse derselben
von verschiedenen Gattungen eingehend beschrieben und gezeigt, dass
die relative Grösse des Dinosauriergehirns hinter dem aller land-
bewohnenden Wirbelthiere zurückbleibt. Tin Gegensatz zu dieser
schwachen Entwicklung des Gehirns tritt zuweilen eine beträchtliche
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700
Vertebrata. Reptilia.
Anschwellung des Rückenmarkes, namentlich in der Sacralregion ein.
So ist z. B. der Sacralkanal von Morosaurus zwei- bis dreimal, derjenige
von Stegosauriis aber mindestens zehnmal so weit als die Schädelhöhle.
Diese merkwürdige Anschwellung des Rückenmarkes bei den Stegosauria
steht offenbar mit der massigen Ausbildung der hintereu Extremitäten
im Zusammenhang.
Das Brustbein scheint bei den meisten Dinosauriern nur unvoll-
kommen zu verknöchern. Eine Clavicula fehlt. Der Brustgürtel besteht nur
aus einem mächtig entwickelten, meist stark verlängerten Schulterblatt
(Scapula) und einem kleinen, scheibenförmigen Coracoid, das gerundet
vierseitige Form besitzt und in der Nähe des Gelenkes von einer Ge-
fässöffnung durchbohrt ist. Die Vorderextr emitäten bleiben an
Länge meist beträchtlich hinter den Hinterextremitäten zurück. Die
langen Knochen beider Extremitäten sind bald massiv, bald hohl. Der
Humerus ist meist kürzer oder höchstens eben so lang wie die Scapula;
Radius und Ulna sind kräftig und vollständig getrennt. Der Carpus
ist häufig nur unvollkommen verknöchert. Im Metacarpus findet
man fünf oder drei ziemlich gleich lange Metacarpalia, welche kurze
Zehen tragen. Die Endphalangen sind entweder stark gekrümmt,
krallenförmig oder breit, hufähnlich.
Sind die Vorderextremitäten der Dinosaurier im wesentlichen nach
dem Typus der Reptilien gebaut, so zeigen Becken und Hinter-
beine wenigstens bei den Orthopoden mancherlei Übereinstimmung
mit Vögeln. Das Darmbein (Ileum) ist mehr oder weniger in der
Richtung von vorn nach hinten verlängert und verhältnissmässig
niedrig; ein nach vorn und unten gerichteter Gelenkfortsatz dient zur
Aufnahme des Schambeins,
an einen entsprechenden hin-
teren Fortsatz befestigt sich
das Sitzbein ; zwischen beiden
bildet ein grosser, halbkreis-
förmiger Ausschnitt die Pfanne
für den Oberschenkel. Die
Sitzbeine (Ischia) sind bei
allen Dinosauriern wie bei
den Krokodilen lange, schräg
nach hinten, unten und
innen gerichtete Knochen,
welche meist in einer Sym-
physe zusammen stossen. Bei
den Sauropoden sind die
Docken von Iguanodon. il Darmbein, p Schambein, p Post- Schambeine kürzer , Stäm-
pubis, i» Sitzbein, o Processus obturatorius, a Pfanne. niiger Und breiter als die
Sitzbeine und bilden in ihrer distalen Vereinigung eine knorpelige
Symphyse. Bei den Theropoda verlängern sich die Schambeine
schon erheblich stärker, werden schlanker und verschmelzen ventral
in einer langen Symphyse. Bei den meisten Orthopoden (Fig. 1699) theilt
sich das Schambein in einen kürzeren und breiteren, nach vorn ge-
richteten, und einen schlanken, nach hinten gewendeten, dem Ischium
parallelen Ast. Die vorderen Aeste ragen frei vor und vereinigen sich
nicht in einer Symphyse. Sie entsprechen dem Pubis der übrigen
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Dinosanria. Sauropoda.
701
Dinosaurier, während der hintere Fortsatz, welchen Marsh Postpubis
nanute, in Lage und Form an das Schambein der Vögel erinnert.
Nach den embryologischen Untersuchungen von Bunge und Mehnert
entspricht jedoch das Praepubis der Orthopoden keineswegs dem Pro-
cessus pectinealis der Vögel; es macht vielmehr das anfänglich nach
vorn oder vertical nach unten gerichtete Schambein der Vögel im
Verlaufe der Entwickelung eine Drehung nach hinten und ist somit
dem eigentlichen Schambein der Reptilien homolog. Das Postpubis
der Orthopoden erseheint darum als eine besondere Differenzirung,
welche in der Gewohnheit dieser Thiere, sich auf die Hinterbeine und
den Schwanz zu stützen, ihre physiologische Erklärung findet.
Der Oberschenkel übertrifft den Humerus stets an Länge.
Im Tarsus sind zwei Reihen von Knöchelchen vorhanden. Die
proximale Reihe besteht aus einem niedrigen, oben coneaven, unten
convexen Tibiale (Astragalus), welches sich dicht an die Gelenkfläehe
der Tibia anlegt und dieselbe zuweilen vollständig umfasst, sowie
einem kleineren Calcaneus (Fibulare). Bei den Stegosauriden verwächst
der Astragalus mit der Tibia und bei den meisten Theropoden besitzt
derselbe einen mehr oder weniger verlängerten aufsteigenden Fortsatz,
welcher sich in eine seichte Vertiefung an der Vorderseite der Tibia
anlegt. Diese Beschaffenheit des Tarsus stimmt mit gewisseu Ptero-
saurieru und Vogelembrvonen überein, bei denen der Astragalus noch
nicht mit der Tibia verschmolzen ist. Die zweite Reihe des Tarsus
enthält, wenn sie überhaupt verknöchert, in der Regel zwei bis drei
flache Knochen, wobei die Tarsalia I bis III in der Regel zu einem
Stück verschmolzen erscheinen.
Der Hinterfuss ist entweder fünf- oder dreizehig, doch pflegen
die Metatarsalia I und V, auch wenn sie keine funetionirenden Zehen
tragen, wenigstens augedeutet zu sein.
Sämmtliche Dinosaurier rinden sich in Ablagerungen der meso-
zoischen Periode und zwar von der unteren Trias an bis zur obersten
Kreide. Sie sind vorzugsweise in Nordamerika und Europa, spärlich
in Süd-Amerika, Süd-Afrika und Ostindien verbreitet. Die ersten Lieber-
reste wurden im Anfang dieses Jahrhunderts im Grossoolith und in der
Wälderstufe von England entdeckt und von Buckland und Mantel l
beschrieben. R. Owen errichtete für dieselben die Ordnung Dinosanria.
Eine richtige Vorstellung von den Eigentümlichkeiten dieser Reptilien
erlangte man jedoch erst, als in Nordamerika eine Fülle, zum Thoil
vorzüglich erhaltener Gattungen und in Europa ganze Skelete von
Iguanodon, Zanclodon und Compsognathus entdeckt wurden. Die Ein-
theilung der Dinosauria in drei Unterordnungen, Sauropoda, Thero-
poda und Orthopoda stützt sich vorzugsweise auf die Untersuchungen
von O. 0. Marsh.
1. Unterordnung. Sauropoda. Marsh.
Schädel klein. Zwischen Kiefer bezahnt. Zähne spateljörmig, am Vorder- und
Hinterrand zugeschärft. Vor den Augenhöhlen eine grosse präorbitale Oeffnung.
Hals- und vordere Rückenwirbel opisthoeöl, die übrigen plati/cöl. Cenlra der
Rücken-, zuweilen auch der Sacralwirbel mit seitlichen Hohlräumen oder cavernös.
Extremitätenknochen massiv. Femur ohne 1 vorspringenden inneren Trochanter
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702
Vertebrata. Reptilia.
Vorderbeine wenig kürzer als Hinterbeine. Alle vier Füsse plantigrad, fünfzehig.
Schambein massig lang, breit, distal knorpelig verbunden. Postpubis jehlt. Haut-
skelet fehlt.
Die Sauropoda stehen unter allen Dinosauriern den Krokodiliern und
insbesondere den Parasuchia am nächsten. Sie erreichten gigantische Di-
mensionen. Ihre ßezahnung weist auf Pflanzennahrung hin.
Ganze Schädel sind von Diplodocus, Morosaurus und Jirontosaurus be-
kannt, jedoch nur jener der ersten Gattung genauer beschrieben. Die
paarigen Zwischenkiefer und mindestens der vordere Theil des Oberkiefers
sind mit einfachen, langen, spateiförmigen oder cylindrischen Zähnen besetzt;
vor den grossen, seitlich gewendeten Augenhöhlen befinden sich präorbitale
Oeffnungcn von verschiedener Form und Grösse; die langen Nasenlöcher
liegen zwischen Praemaxilla, Maxiila und den Nasenbeinen. Die Halswirbel
A B
Fip. 1700.
Ornithitpuis aus dem Wealdcn von Wljrht. Ein Rückcnwirtwl A von vorne, B von der Seite. C verti-
talur Inirrhtehnitt 'Ii- ' 'entmin*. >', mit. <ir. (Nach Mulke.) b vordere, r hintere Oelenkflache des
('entmin*, /celtliche uotlniinp zu dorn inneren Hohlraum, o Medianpfciler, n Ituekenmurkseanal,
z vortlere, s' hintere Zypapophysen, :a Zypantrum. h*p Hyposphen, d Diapophyse, p CapituUrpelenk
der Klppv, f KornfortMit/e.
und vorderen Rückenwirbel sind opisthocöl, ihre zweiköpfigen kurzen Rippen
durch Sutur oder Ankylose an den Diapophysen und Parapophvsen befestigt
und die Dornfortsätze verkümmert, die hinteren Rumpfwirbel ausser Zyg-
apophysen meist noch durch »Hyposphen« verbunden. Die Centra der Rumpf-,
zuweilen auch der Saeralwirbcl (Fig. 1700) enthalten Hohlräume, welche wahr-
scheinlich bei Lebzeiten der Thiere mit Luft erfüllt waren. Diese Hohlräume
bilden in der Regel zwei grosse, seitliche, durch eine mediane lüngsscheide-
wand getrennte Kammern, zu denen von aussen her eine rundliche oder
längliche, unter der Basis der oberen Rögen befindliche Oeffnung führt.
Auch die oberen Rögen und Dornfortsätze der praesacralen, sowie der vor-
derste .Schwanzwirbel zeigen cavernöse Beschaffenheit. Von den Sacralwirbeln
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Dinoaauria. 8auropoda. Atlantosauridae
trägt jedes Centrum seinen eigenen
Bogen. Die soliden Centra der
Schwanzwirbel sind vorn eben, hinten
schwach ausgehöhlt, seltener procöl,
unten mit langen Sparrenknochen
versehen. Rückenmarkkanal in der
Sacralregion erweitert, zwei- bis drei-
mal so gross als die Gehimhöhle.
Den Extremitätenknochen fehlen
Markhöhlen. Das Brustbein ist durch
zwei rauhe, ovale oder elliptische v
Knochenplatten angedeutet. Die ver-
längerte Scapula breitet sich am
Gelenkende ziemlich stark, am dista-
len Ende nur wenig aus. Ihr Vorder-
rand ist concav. Das kleine, rund-
liche oder vierseitige Coracoid lässt
sich am besten mit dem der Rhyn-
chocephalen vergleichen. Der Hu-
merus erinnert noch an Krokodil,
besitzt aber bereits einen deutlichen
oberen Gelenkkopf. Das grosse Darm-
bein hat nur einen kurzen, vor der
Pfanne befindlichen Fortsatz; den
schlanken Sitzbeinen fehlt ein Pro
ccssu8 obturatorius ; die starken, nach
unten und vorn gerichteten Scham
beine vereinigen sich mit ihren distalen
Enden in einer Symphyse. Der ge
rade, mit dickem Gelenkkopf ver- c__
sehene Oberschenkol übertrifft die
beiden Vorderfussknochen beträcht-
lich an Länge. Der Astragalus besitzt
keinen aufsteigenden Fortsatz. An
den kurzen Zehen waren die letzten
Phalangen mit hufartigen Horn-
scheiden umgeben.
Sämmtliche Sauropoda finden
sich in mittel- und oberjurassischen
Ablagerungen von Europa (England,
Nordfrankreich), Nordamerika (Wyo-
ming, Colorado), im Wealden von
England und in der unteren und
mittleren Kreide von England.
1. Familie. Atlantosauridae.
Zähne mit etwas zusammengedrückter,
vorne und hinten zugeschärfter Krone.
Hämapophysen gelenkig mit der Unter-
seite der soliden Schwanzwirbel verbun-
den. Jura und Wealden von Europa,
Nordamerika und Südamerika.
Cetiosaurus Owen (Cardiodon
Owen). Ein Skelet ohne Schädel und
Halswirbel aus dem Grossoolith von
Oxford (C. Oxoniensis Phil.) lässt auf
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704
Vertebrata. Reptilia.
eine Länge des Thieres von mindestens 12 m und auf eine Höhe von 3 m
schliessen. Die Schulterblätter sind 1,35 m, die Oberschenkelknochen 1,7 m lang.
Sitzbeine schwächer als die Schambeine und distal verschmälert. Die Rücken-
wirbel haben unter den Bögen seitliche Aushöhlungen. Dogger. England.
Flg. 1702.
Brontotaurut acccmu Man«h. Ob. Jura.
Wyoming. A sechster Halswirbel von
hinten, B Rückenwirbel von der Seite.
b vordere, c hintere Gelenkflache de«
Centruins, / seitliche OctTnung des
inneren Hohlraums, n Neuralcanal,
d Diapophyse, p Parapophyse, « DOTO*
fortsau, * vordere, t hintere Zyga-
pophyse, r Rippe. (Nach Marsh.)
Kig. 1703.
ilorotauru* grandl* Marsh.
Ob. Jura. Wyoming.
A B Zahn von der Seite
und von vom
Vt nat. Gr.
C Becken von vorne, '/u n»t- Or.
Fig. 1704.
Moro*auriit grandU Marsh. A, B vierter Halswirbel von der
Seite und von hinten. •/» nat. Gr. 6 vordere, c hintere Gelenk-
flache, r vordere, *' hintere Zygapophyse, d Diapophyse, p Para-
pophyse, / seitliche Oetlhung, ne Neuralkanal.
o erster, p letzter 8acrnlwlrln0, 6. c. d, c Querfortsatze, U lleum,
J'b Pubis, it Ischium. (Nach Marsh.)
Atlanfosaurus Marsh. Sitzbeine distal verbreitert, in der Symphyse
zusammenstoßend. Rücken- und Sacralwirbel mit grossen Hohlräumen.
Oberschenkel 2 m lang. Ob. Jura. Wyoming. Colorado.
Dinosauria. Sauropoda. Theropoda.
705
Apatosaurus Marsh. Ob. Jura. Colorado.
Brontosaurus March (? Amphicoelias Cope) (Fig. 1701. 1702). Skelet ca.
18 m lang. Schädel sehr klein, Hals und Schwanz lang. Halswirbel opisthocöl,
die kurzen Rippen vollständig mit den Di- und Parapophysen verschmolzen.
Rückenwirbel mit zwei grossen, durch eine Median wand geschiedenen Hohl-
räumen, zu welchen eine Oeffnung unter den oberen Bogen führt. Sacruni
mit fünf verschmolzenen Wirbeln, die ebenfalls zwei grosse, innere Hohlräume
besitzen. Scapula am Gelenkende verbreitert. Sitzbein nach unten und
innen gerichtet, die etwas verbreiterten Enden in der Symphyse vereinigt.
Ob. Jura. Wyoming. Colorado.
Morosaurus March (Fig. 1703. 1704). Halswirbel opisthocöl; die Halsrippen
nicht mit den Fortsätzen verschmolzen. Hämapophysen durch zwei Gelenk-
rlächen mit dem Centrum der Schwanzwirbel verbunden. Sitzbein am
distalen Ende um 90° gedreht, so dass die Seitenflächen in der Symphyse
zusammenstossen. Sacrum mit 4 verschmolzenen Wirbeln. Ob. Jura. Wyo-
ming. Colorado.
Camarosaurus Cope. Ob. Jura. Colorado. Pleurocoelus Marsh.
Unt. Kreide. Maryland.
Ornithopsis Seeley (Pelorosaurus Mantell, Eucamerotus Hulke, Chon-
drosteosauriis, Bothriospondyltis Owen) (Fig. 1700). Halswirbel lang, opisthocöl.
Rückenmarkkanal der Rumpf-
wirbel sehr weit. Zahlreiche ..^<-^-^' — „
Wirbel und Skeletknochen von
bedeutender Grösse finden sich
im obersten Jura und im
Wealden von England. 0. Hulkei
Seeley.
Titanosaurus, Argyro-
saurus Lyd. Kreide (?). Pata-
gonien.
2. Familie. Diplodocidae.
Marsh.
Zähne cylindrisch, schlank,
auf den vorderen Theil desKiejers
beschränkt. Nasenlöcher klein,
ziemlich weit zurückliegend , da-
hinter eine dreieckige, präorbitale
Lücke. Schwanzicirbel lang, am-
phieöl, unten ausgehöhlt; die Hä-
mapophysen mit einem nach vorne
und einem nach hinten gerich-
teten Ast.
Die einzige genauer be-
kannte Gattung D iplod ocus
Marsh (Fig. 1705) erreichte eine Länge von ca. 12 — 15 m. Der Schädel ist
0,60 m lang. Oberer Jura. Colorado und Wyoming.
FI(T. 1705.
Schädel vi»n Dipludocu* longut Muroh. Ol». Jura CuTii.ii
CJt», ColOIMO. ca. V» Hat. «ir. (Nurh Maruli <
2. Unterordnung. Theropoda. Marsh.1)
Schädel klein, einen rechten Winkel mit dem Hals bildend.
Zwischenkiefer, Oberkiefer und Unterkiefer bezahnt Zähne
') Deslongcluunp», Eudes, Poikilopleuron. Mein. Soc. Linn. <le Normandie 1H38.
vol. VI. 36. — Phillip*, .7., Mctfilosaurtis. Geology of Oxford 1^7 1 p. 1W— 219.
— Vlieninger, Th., Zanclodon. Wfirttemb. naturw. Jahreshefte VIII. — Wagner,
And, C'ompsoKnathuA. Abi», k. Bayer. Ak. II. OL 18t51 IX.
/Ittel. Onindznfrc Act Pnlnunntnln^'e. 4:»
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Tor,
Vertebrata. Reptilia.
zugespitzt, dolchf örraig, seitlich zusammengedrückt. Unter-
kiefer ohne Kronfortsatz, mit seitlicher Oeffnung. Wirbel
massiv oder hohl, die vorderen opisthocöl, die übrigen platy-
cöl. Extremitätenknochen hohl. Vorderbeine beträchtlich
kürzer als die hinteren. FÜ866 digitigrad; Zehen (fünf bis
drei) raeist ungleich lang, mit spitzen, gekrümmten Klauen.
Schambeine schlank, nach vorn gerichtet, distal verschmolzen,
verbreitert und meist mit einem nach hinten verlängerten
Fortsatz. Postpubis fehlt. Femur mit innerem Trochanter.
Astragalus mit aufsteigendem Fortsatz.
Die Theropoden sind fleischfressende Landbewohner, mit spitzen,
etwas rückwärts gekrümmten Zähneu, deren Dimensionen in weiten
Grenzen, zwischen der Grösse einer Katze (Compsognathm) und eines
Elephanten {Megalcsaurus) schwanken. Ihre äussere Erscheinung erhält
durch die hohen , geknickten Hinterbeine und die kurzen Vorder-
extremitäten ein absonderliches Gepräge. Ihre Bewegung war ent-
weder wie bei den Kängurus eine sprungweise hüpfende, oder sie konnten
wie die Vögel auf den Hinterbeinen einherschreiten und die Vorderfüsse
zum Greifen benutzen. Der enorm lange, überaus kräftige Schwanz
diente den Thieren als Stütze des Körpers, wenn sie in hockender
Stellung ruhten, wobei die in der Mitte verbundenen distalen Enden
der Scham- und Sitzbeine wohl den Boden berührten. Das Skelet
vieler Theropoden war überaus leicht gebaut ; bei allen sind die Röhren-
knochen mit grossen Hohlräumen versehen, ja bei den Coeluriden und
Compsognathiden sind sogar die Wirbel hohl und die inneren Hohl-
räume nur von dünnen, knöchernen Wandungen umgeben.
Schädel sind nur von wenigen Gattungen bekannt. Sie stimmen
im Wesentlichen mit den Sauropoden überein, allein die Nasenlöcher
sind etwas weiter nach vorn gerückt, und die Nähte der dünnen Kopf-
knochen häufig undeutlich. Die opisthoeölen Halswirbel sind
stets länger als die Rückenwirbel; ihre Dornfortsätze niedrig und die
Gelenkfacetteu für die laugen, geraden Halsrippen am oberen Bogen
und am Centrum befindlich. Auch an den Rücken- und Schwanz-
wirbeln erreichen die Dornfortsätze nur mässige Länge, was auf eine
schwächere Muskulatur als bei den Sauropoden hinweist. Die langen
Rippen hoften sich mit ihren verdickten zweiköpfigen Enden lediglich
an den oberen Bogen der Rückenwirbel an; den hinteren Schwanz-
wirbeln fehlen Rippen, dagegen sind die Haemapophysen stark ent-
wickelt. Die Verbindung der Rumpfwirbel wird meist durch Hvposphen
verstärkt. Bemerkenswerth ist der bei Poikilopleuron und tompsognathus
nachgewiesene Bauchrippenapparat. Der Brustgürtel zeigt ähnlichen
Bau, wie bei den Sauropoden. Die Seapula ist stärker und länger als
der Humerus; das Coracoid mehr oder weniger halbmond- oder halb-
kreisförmig, der Oarpus meist mangelhaft verknöchert, die Zehen von
massiger Länge und mit Krallen bewehrt. Im Beckengürtel zeichnet
sich das Darmbein durch seine niedrige, langgestreckte Form aus; der
präaeetabulare Fortsatz ist kürzer und höher als der hintere Flügel.
Charakteristisch ist eine mehr oder weniger entwickelte horizontale, nach
hinten gerichtete Verlängerung des distalen Endes der Schambeine.
Die H i n t e r e x t r e m i t ä t c n zeichnen sich durch ansehnliche Länge
aus. Die proximale Tarsusreihe besteht aus Astragalus und Calcaneus,
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Theropoda. Megalosauridae.
707
wovon der erstere, wie beim jungen Strauss, einen Fortsatz nach oben
sendet, der sich unbeweglich an das distale Ende der Tibia anlegt.
Die Theropoden zerfallen in drei Familien : Megalosauridae, Compso-
gnathidae und Coeluridae und vertheilen sich auf Trias, Jura und Kreide.
1. Familie. Megalosauridae.
Wirbel massiv, platycöl, die Halswirbel zuweilen opisthocöl. Schambeine
lang, distal verbreitert und in einer langen Symphyse zusammenstossend. Hand
und Fuss fünfzehig, jedoch am Hinterfuss die seitlichen Zehen häufig rudimentär.
Trias bis obere Kreide.
Zanclodon Plieninger (Plateosaurus, Teratosaurus , Smilodon v. Meyer,
Gresslyosaurus Rütimeyer). Zähne vorne und hinten zugescharrt und gekerbt.
Wirbelsäule aus mehr als (30 platycölen Wirbeln bestehend. Sacrum mit
3 Wirbeln. Extremitäten plump. Keuper. Süddeutschland. Den im Stuttgarter
und Tübinger Museum befindlichen, über 3 m langen Skeleten fehlt der Schädel.
Er ist unter dem Namen Teratosaurus beschrieben. Z. laevis Plieninger.
t
ehester. Conn. '/« u»1- *>r. (Nach Marsh.}
F Fibuln, TTibia, a Asrnwalus, e < alenneus, ViK
<2— 4 Tarsalia der distalen Reihe, / erste, Allotauru* wjilis Marsh. Oh. Jura. Colorado, a Vorder-
V fünfte Zehe. fuss, b Hinterfuss, resuiurirt. 1 /«o Mt Or. iNaeh Marth.]
Die Gattungen Dimodosaurus Pidancet aus dem Keuper von Poligny,
Doubs, Cladyodon Owen, Thecodontosaurus, Pala cosa u ru s Riley und
Stutchb. aus der Trias von Bristol, ferner Rachilrema Sauvage aus dem
Rhät von Autun, Epicampodon Huxley aus der Trias von Ostindien,
Euscelosaurus Huxley aus dem Karoosandstein von Südafrika stehen
Zanclodon nahe, beruhen aber meist auf dürftigen Resten.
Anchisaurus Marsh (Fig. 170<5). Schädel klein, mit sehr grossen
seitlichen Augenhöhlen, grossen praeorbitalen OefTnungen, verhältuissniäKsig
45*
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TOS Vertebrata Reptilia.
kleinen Nasenlöchern , gerundet vierseitigen oberen und hohen seitlichen
Schläfen gruben. Nasenbeine sehr gross, glatt. Die Kiefer oben und unten
bis zur Schnauzenspitze kräftig bezahnt. Vorder- und Hinterfüsse fünfzehig,
jedoch vorne nur 3, hinten 4 Zehen funktionirend. Trias. Connecticut.
Die Länge des ganzen Skeletes betrögt wenig mehr, als 1 in.
Ammosaurus Marsh, Bathyynathus Leidy, Arctosaurus Leith Adams,
Clepst/saHrus Lea aus der Trias von Nordamerika sind unvollständig
bekannt.
Ceratosaurus Marsh (Fig. 1707. 1708). Skelet ca. 4 — 5 m lang. Schädel
auf dem langen Nasenbein mit hoher, rauher, knöcherner Crista. Prae-
frontalia zu einem Kamm angeschwollen. Augenhöhlen etwas kleiner, als
die seitliehen Schläfenlöcher. Halswirbel vorne eben, hinten ausgehöhlt,
alle übrigen Wirbel platycöl. Schwanzwirbel lang, mit starken Dornfort-
sätzen und Haemapophyscn. Die Beckenknochen in der Pfanne fest ver-
schmolzen. Vorderbeine sehr kurz, mit 4 funktionirenden Zehen. Im
lliütert'iiss verschmelzen die drei mittleren Metatarsalia fast vollständig, die
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Theropoda. Megalosauridae. Compsognathidae.
7(ti»
Hai« liegen eine Anzahl
Vordere Wirbel
zwei übrigen sind verkümmert. Ueber dem
knöcherner Hautplatten. Ob. Jura. Colorado.
Allosaurus Marsh (Fig. 1709). Schädel unbekannt,
opisthocöl, die übrigen platycöl. Extremitäten sehr ähnlieh
Ceratosaurus , aber Beckenknochen und Metatarsalia nicht
verschmolzen. Ob. Jura. Colorado.
Labrosaurus Marsh. Ob. Jura. Colorado.
Streptospondylus v. Meyer. Halswirbel opisthocöl.
Ob. Jura. Nordfrankreich und England.
Megalo saurus Buckland (Poikilopleuron Deslongch.)
(Fig. 1710). Zähne vorne und hinten zugcsehärft und ge-
kerbt. Halswirljel vorne schwach gewölbt, hinten schwach
ausgehöhlt. Extremitätenknochen hohl. Femur 1 m,
Scapula 0,8 m lang. Bauchrippen vorhanden. Im Lias,
Dogger, oberen Jura und Wealden von England, Nord-
frankreich, Norddeutechland und Nordamerika. Die voll-
ständigsten Ueberreste stammen aus dem mittleren Jura
(Bathonien) von Oxford und Caen (Calvados).
Laelaps Cope (Dryptosaurus Marsh). .Schädel 0,fi m
lang. Praefrontalia kammförmig angeschwollen. Orbita
ungemein gross, durch eine dünne Knochenbrücke von
der praeorbitalen Oeffnung getrennt. Zähne und Skelet
ähnlich Megalosattrus. Ob. Kreide. Nordamerika.
Hypsirhophus Cope, Ornithomimus Marsh,
Aublysodon, Coelosaurus Leidy u. a. aus der oberen
Kreide von Nordamerika sind auf dürftige Reste basirt,
2. Familie. Compsognathidae. Huxlcy.
Wirbel und ETtremitätenknocIien hohl. Halsicirbel vorne schwach convex,
hinten leicht ausgehöhlt; die übrigen Wirbel platycöl. Hals lang, biegsam, mit
spiessförmigen Halsrippen. Schambeine kräjtig, länger als die schlanken Sitzbeine.
Femur kürzer als Tibia. Astragalus mit langem, aufsteigendem Fortsatz, dem
distalen Ende der Tibia dicht anliegend. Metatarsalia
lang. Hand und Fuss mit drei funkt ionir enden Zehen,
die übrigen rudimentär. Ob. Jura von Kelheim in
Bayern.
Fl«. 1710.
Slffwlonaurv» Tiuck-
landi Meyer.
Growoolith. Stones-
fleld. Zahn nat. Gr.
Kit?. 1711.
Compiognathu* (oni)ijttf A. Wnjrn. Lithographischer Schiefer
von Kellieim. Hävern. '/» nat. Gr. (Nach A. Wagner.)
Flu 1712
Linker Rinterfnss von Cnmpto-
ffnathtt* Unuript* Wncn. Nat <ir.
T Tibia, F l ibnla, f2 TanMiHa
der zweiten Reihe, mt IfatatUMlU
(N'iK'h lianr.)
Compsognathus Wagn. (Fig. 1711. 1712). Das einzige, im Münchener
Museum befindliehe Skelet gehört dem kleinsten bis jetzt bekannten Dino
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710
Vertebrata. Reptil ia.
saurier in Europa an; dasselbe rührt von einem vollständig ausgewachsenen
Individuum her, das in der Leibeshöhle, wie Marsh zuerst erkannt hat,
einen wohl ausgebildeten Embryo umschliesst. Der vogelähnliche Schädel ist
ca. 75 mm lang und bildet gegen den ungewöhnlich langen Hals einen rechten
Winkel: die hänge der 22 praesacralen Wirbel beträgt ca. 0,20m und fast eben
ho lang sind die 15 überlieferten Schwanzwirbel. Vorderbeine nur halb so
lang, als Hinterbeine. Am Hinterfuss drei funktionirende, mit Krallen be-
waffnete Zehen. Calcaneus und Astragalus legen sich dicht an die Tibia an,
sind aber durch Naht getrennt; die zweite Reihe des Tarsus enthält drei
platte Knöchelchen. C. longipes Wagn.
Die Gattung Ha llop us Marsh aus dem oberen Jura von Colorado steht
Compsognathus nahe.
3. Familie. Coeluridae. Marsh.
Schädel unbekannt. Wirbel und alle übrigen Skeletknochen hohl. Vordere
Halsicirbel opisthoeöl, die übrigen platycöl. Neuralkanul stark erweitert. Hals-
rippen mit den Centra verschmolzen. Metatarsalia sehr lang und dünn.
Diese meist kleinen (2 — 3 m langen) Dinosaurier sind im oberen Jura
von Nordamerika und im Wealden von England verbreitet, jedoch unvoll-
ständig bekannt.
Coelurus Marsh (Aristosuchus Seeley). Nur Theile der Wirbelsäule,
Rippen , Becken und wenige Skeletknochen bekannt. Sämnitliche Centra,
Bögen und Fortsätze der Wirbel sind vollständig hohl, die ausgedehnten
inneren Hohlräume nur von dünnen , aber feBten Knochenwänden um-
schlossen. Bögen durch Sutur mit dem Centrum verbunden; Rückenmark-
kanal in der Hals- und Rumpfregion stark erweitert. Ob. Jura von Nord-
amerika (Wyoming, Maryland) und Wealden von England.
Thecospondylus Seeley, Calamospondylus Lyd. aus dem Wealden
von England und Tichoste'us Cope aus dem oberen Jura von Colorado
sind nur auf Wirbel basirt. Nach Cope gehören eigenthümliche Wirbel
(Tanystropheus v. Meyer) aus dem Muschelkalk von Bayreuth und aus der
Trias von Neu-Mexico zu den Coeluriden.
3. Unterordnung. Orthopoda. Cope.
Zwi.schenkiefer zahnlos oder nur seitlich mit Zähnen
besetzt. Unterkiefer mit einem zahnlosen Symphysenbein
(Praedentale). Zähne blattförmig, zusammengedrückt, am
Vorder- und Hinterrand gezackt, bei längerem Gebrauch ab-
gekaut. Nasenlöcher sehr gross, weit vorne. Praeorbitale
Oeffnung klein oder fehlend. Wirbel massiv, opisthoeöl,
platycöl oder amphicöl. Schambeine mit einem dem Ischium
arallelen Postpubis von verschiedener Länge. Extremitäten-
nochen hohl oder massiv. Vorderbeine kürzer als Hinter-
beine. Füsse digitigrad oder plantigrad. Ilautskelet sehr
stark entwickelt oder fehlend.
Zu den Orthopoden gehören nieist sehr grosse, herbivore Land-
bewohner, die sich hauptsächlich durch den Besitz cinos Postpubis.
sowie den Mangel an Zähnen am Vorderendc der Schnauze und in
der Symphyse des Unterkiefers auszeichnen. Sie zerfallen in die drei
Familien Sh.yus'.tnridua, CWatopsidae und Ornithopodidac.
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Orthopoda. Stegosauridae.
711
1. Familie. Stegosauridae. Marsh.1)
Schädel klein, Zwischen/rief er zahnlos, selten seitlich mit kleinen Zähnchen
besetzt. Praedentale zahnlos. Nasenlöcher gross, weil vorne. Praeorbitale Oeff-
nung fehlend. Sämmtliche Wirbel amphicöl, und wie die Extremitätenknochen
massiv. Schambein mit starkem Postpubis. Vorderbeine viel kürzer als Hinter-
beine. Füsse planiigrad, fünf- bis dreizehig, mit kurzen, hujartigen Endphalangen.
Hautskelet sehr stark entwickelt, aus Reihen von Knochenplatten, die zuweilen
einen geschlossenen Rückenpanzer bilden, und langen Stacheln bestehend. Lias
bis obere Kreide.
Die Stegosauriden sind wie die Sauropoden Pflanzenfresser und theil-
weise von sehr stattlicher Grösse. Sie zeichnen sich hauptsächlich durch
das mächtig entwickelte Hautskelet aus, das bald aus getrennten mächtigen
Hautplatten und Stacheln besteht, bald einen geschlossenen Panzer bildet.
Im Gegensatz zu den Sauropoden sind die Wirbel massiv und platycöl,
dagegen zeigt der Rückenmarkcanal zuweilen in der Beckenregion eine un-
gemein starke Erweiterung. Im Becken erinnert der starke, nach hinten
gerichtete Fortsatz des Schambeins an die Omithopodidae, mit denen sie auch
die bedeutende Verlängerung der Hinterbeine theilen.
Big 1713.
Schädel von Stegotauru* ttenopt Marsh. Ob. Jura. Colorado.
V« nat. Gr. (Nach Marsh.)
KIk. 1714.
Sttffonnuru* unfftilatu» Marsh. A Ann-
giiM den Neuraleanals Im Sacrum
von oben, a vorderen, p hinteres
Endo. / OerTnuiiKen zw Ischen den
SaeralwIrlM-ln. »/4 nat. Or. if AUf^uss
der Gehirnhöhle von oben. '/« uRt-
(ir. ol lobus olfnctorius. c (rr<>«*e
Heinlfphilren, oj> Sehhügel, cb Klein-
hirn, m verliliiKerte* Mark.
Stegosaurus Marsh. (Fig. 1713—1715).
Schädel lang und niedrig, Gehirn winzig
klein, Augenhöhlen oval, seitlich, obere
Schläfenlöcher klein , rundlich. Nasen-
beine sehr lang, fast die Hälfte des Schädeldaehs bildend. Unterkiefer
hoch, mit Durchbruch und zahnlosem Praedentale. Halswirbel mit kurzen,
Rückenwirbel mit langen zweiköpfigen Rippen und sehr hohen Dornfort-
sätzen, Schwanzwirbel mit starken Hämapophysen. Sacrum aus 4 Wirbeln
») Hxdke, J. W., On Polacanthuf». Philos. Transactions 1881 und 1887. —
Seeleg, H. O, Quart, journ. Geol. 8oc. 1881 XXXVII p. tift) und Hunzel, E., Ab
handig. geol. Reichs- AnBtalt. Wien 1871. Bd. V.
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712 Vertebrata. Reptilia.
zusammengesetzt. Der Rückenmnrkscanal schwillt in der Sacralregion so
stark an, das« sein Volum jenes der (iehirnhöhle ums Zehnfache übertrifft
(Fig. 1714 A). Vorderfüsse kurz fünfzehig, Hinterfüsse dreizehig mit einer
rudimentären Seitenzehe. Astragalus mit der Tibia verschmolzen. Auf Hals,
Rücken und dem grössten Theil des Schwanzes stand eine Reihe grosser,
verticaler, ursprünglich mit Horn überzogener Knochenplatten, auf welche
am Hinterende des Schwanzes vier Paar lange Stacheln folgten. Ein Pflaster
von kleinen Knochenstückchen bedeckte die Kehle. Vollständige Skelete
wurden im oberen Jura von Colorado ausgegraben.
r
, ;
"Ä
Fi«. 1715.
Skolct von Stegomuru* ungulatu* March. Ol*. Jura. Colorado, '/«o uat. Cir. (Nach Mirxh)
Omosaurus Owen aus dem oberen Jura von England ist vielleicht mit
Stegosaurus identisch, doch ist der Hautpanzer bis jetzt unbekannt.
Von Diracodon und Priconodon Marsh aus dem oberen Jura von
Colorado und Maryland liegen erst unvollständige Reste vor.
Scelidosaurus Owen. Schädel ca. 0,25 in lang. Die schaufelförmigen,
dreieckig zugespitzten Zähne am Vorder- und Hinterrand grob gezackt.
Wirbel platycöl. Rückenmarkscanal nicht erweitert. Astragalus nicht mit
der Tibia verschmolzen. Haut mit keilförmigen Knochenplatten, die in zwei
Reihen auf Nacken und Rücken stehen. Schwanz mit einer einfachen Reihe
von Platten. Unt. Lias. England.
Echinodon Owen. Purbeck-Schichten.
llylaeosaurus Mantell, Vectisaurus Hulke, Stenopelix v. Meyer
aus dem Wealden sind ungenügend bekannt.
Polacanthus Owen. Rücken mit einem geschlossenen, aus sculpirten
Knochen platten bestehenden Panzer. Wealden. Insel Wight.
In der oberen Kreide der neuen Welt in Niederösterreich rinden sich
unvollständige Reste von Sauriern mit stark entwickeltem Hautskelet, die
unter dem Namen Strulhiosaurus, Danubiosaurus Bunzel, Cratae-
omus, Oligosaurus, Hoplosaurus Seeley beschrieben wurden und ent-
weder zu den Stegosauriden oder Ceralopsidae gehören.
2. Familie. Ceratopsidae. Marsh.
Schädel riesig gross, mit langen, zugespitzten Knochenzapfen avj Stirnbein
und schirmförmigem, nach hinten stark verbreitertem Scheitelbein. Praeorbital-
Öffnungen /eitlen. Zwischenkie/er verschmolzen, davor ein zugespitztes Schnauzen-
bein (o* rostmle), welches dem zahnlosen Praedentale des Unterkie/ers entspricht
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Orthopoda Ceratopsidae.
718
Zähne mit zwei Wurzeln. Wirbel platycöl. Vorderbeine den Hinterbeinen an
Länge wenig nachstehend, alle Zehen mit breiten Hufen; vorne fünf, hinten drei
Zehen. Pubis nach vorn und unten gerichtet, distal verbreitert; Postpubis nur
durch einen winzigen Fortsatz angedeutet. Femur ohne dritten Trochanter.
Hautskelet entwickelt, aber ungenügend bekannt.
Das auffallendste
Merkmal dieser Dino-
saurier besteht in den
langen, kräftigen Hör-
nern auf den Stirn-
beinen , welche an
die knöchernen Stirn-
zapfen von Ochsen,
erinnern und auf der
rauhen, porösen Ober-
fläche deutliche Ge-
fässeindrücke aufwei-
sen. Die an der Basis
etwas ausgehöhlten ,
sonst aber soliden
Zapfen waren ohne
Zweifel, wie bei den
Boviden, von Horn-
scheiden umgeben.
Bei Triceratops trugen
auch die Nasenbeine
einen kurzen media-
nen Knochenzapfen.
Nach Marsh sind
Atlas und Axis mit
einander und mit
dem folgenden Hals-
wirbel coössificirt und
die Halsrippcn mit
denselben verschmol-
zen ; die hinteren
Halswirbel tragen
kurze , zweiköpfige
Rippen. Rumpfwirbel
mit langen, dasTuber-
culum und Capitulum
aufnehmenden Quer-
fortsätzen. Mit dem
Sacrum verwachsen
noch einige vorher-
gehende Lendenwirbel ; der Neuralcanal ist kaum
mässig lang; Caudalwirbel kurz. Das sehr kräftige
Flg. 1710.
Trieeratopt ßalxllatu» Marsh. Oberste Kreide (Laramie-Stufej. Montana,
lat. Gr. (Nach Marsh.) Schädel von «1er Seit«? und von oben.
Nasenloch, A Augenhöhle, S obere* Schläfenloch, p Parietale,
i Squamosum, t Randknochen der Parietalia und Squamo««, h Stirn-
«apfen, W Nasenzapfen, / Geblrn. r Rostraibein, 0 (Juadrntboin,
Pd Praedentale.
erweitert. Schwanz
Schambein ist nach
vorne gerichtet, distal verbreitert, in der Symphyse entweder verschmolzen
oder durch Knorpel verbunden. Beine kurz und massiv, Füsse vorne mit
fünf, hinten mit drei kurzen Zehen. Endphalangen hufartig.
Die meisten Gattungen erreichen riesenhafte Grösse. Sie
der obersten Kreide (Laramiestufe) von Montana, Wyoming,
Dakota.
Triceratops Marsh (Polyonax, f Agathaumas Cope) (Fig. 1716— 1718).
Schädel mehr als 2 m lang, vorne zugespitzt, hinten breit. Stirnbeine mit
einem Paar mächtiger aufrechter Hörner. Nasenbeine mit zwei kurzen
finden sich in
Colorado und
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714
Vertebrata. Reptilia.
Protuberanzen. Die schirmförmig ausgedehnten Scheitelbeine ragen hinten
weit über das Hinterhaupt vor, sind am Hinter- und Seitenrand mit einem
Kranz kleiner Hautknochen besetzt und
bedecken einen grossen Theil des Halses.
Nasenlöcher sehr gross, weit vorne durch
den zahnlosen Zwischenkiefer und ein
kleines Schnauzenbein (os rostrale) ge-
trennt. Unterkiefer mit aufsteigendem
Kronfortsatz. Zähne nur auf Oberkiefer
und Dentale, zugespitzt, zweiwurzelig.
Hüftbein stark , vor und hinter der
Pfanne verlängert. Sitzbein dünn, schlank,
gebogen, nach hinten, unten und innen
gerichtet. Am Sacrtim betheiligen sich
zehn Wirbel. Obere Kreide (Laramie-
stufe) von Montana, Wyoming, Colorado.
C er a top 8 Marsh (Monoclonius Cope),
Torosaurus, Nod osaurus Marsh.
Obere Kreide. Wyoming, Montana.
Fi*. 1717
Trietratopt »errat** Marsh. Oberkteferxahn
o von aussen , b von oVr Seite. Kit Or.
iNach Marsh.)
Trlceratop» proriui
Fi*. 1718
Marsh. Ob. Kreide. Montana. Hkelet restaurirt. i/io"«t(ir. (Nach O C. Marsh )
3. Familie. Oraithopodidae. Marsh.1)
Schädel rechtwinkelig gegen den Hals gerichtet. Zwischenkiefer zahnlos
(selten mit kleinen Zähnen). Unterkiefer mit zahnlosem Praedentale und kräftigem
Kron/ortsatz. Zähne blattförmig, am Vorder und Hinterrand zugeschärft und
gezackt. Nasenlöcher gross, weit vorne. Praeorbitale Oeffnung klein. Halswirbel,
zuweilen auch vordere Rückenwirbel opisthocöl. Extremitätenknochen hohl, seltener
massiv. Vorderbeine viel kürzer als Hinterbeine; die Zehen mit spitzen Krallen.
Schambein mit langem, schlankem Postpubis. Hautskelet fehlt. Oberer Jura bis
obere Kreide.
Die Ornithopodiden schliessen sich in mehreren wichtigen Merkmalen
den Ceratopsiden an, von denen sie sich aber durch viel kleineren Kopf,
weniger plumpen Körper, Mangel eines Hautskeletes und ungemein starke
») Dollo, L , Bull. Musee Royal d'hist. nat de Belgique. vol. I und II. 1882—84.
— llulke, J. TP., On Hypsilophodon Foxii. Quart journ. geol. Soc. 1873 XXIX
p. 522 und 1874 XXX p. 18 und Philos. Trans. 1882 Bd. 173. — On Ipianodon.
Quillt journ. peol. Soc. 1871 XXVII p. 199, 1874 XXX p. 24, 1878 XXXIV p. 744,
1885 XLI p. 473, 1886 XL1I p. 435. — Hiu-ley, Th., On Hvpsilophodon. Quart,
journ. geol. Soc. 1870 XXVI p. 3. - Mantell, O. Alg., Philos. Trans. 1825. 1841.
1848. 1849.
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Orthopoda. Ornithopodidae.
715
Entwicklung der Hinterbeine unterscheiden. Bemerkenswerth ist die Be-
schaffenheit des Beckengürtels, welcher unter allen Dinosauriern am meisten
Vogelähnlichkeit aufweist. Die Schambeine senden ein dünnes, dem schlanken
und langen Sitzbein paralleles Postpubis nach hinten (Fig. 1699). Die Tibia
articulirt allein mit Astragalus und Calcaneus.
Camptosaurua Marsh. Körper ca. 3 — 10 m lang. Zwischenkiefer
zahnlos, Zähne spateiförmig, zugeschärft und gekerbt. Halswirbel mit kurzen
Rippen. Rückenwirbel vorn und hinten nahezu eben. Sacralwirbel nicht
verschmolzen. Vorderbeine kurz ; Hand fünfzehig. Ischium an beiden Enden
etwas verbreitert; Schambein kräftig, nach vorne und innen gerichtet, mit
langem, bis zum distalen Ende des Ischium reichendem Postpubis. Astragalus
und Calcaneus getrennt. Im oberen Jura von Wyoming und Colorado und
im Kimmeridge und Wealden von England.
Laosaurus, Dryosaurus, Nanosaurus Marsh. Ob. Jura. Colorado.
Wyoming.
Hypsilophodon Huxley. Zwischenkiefer paarig, seitlich mit kleinen
Zähnen besetzt, in der Mitte zahnlos. Nasenbeine lang. Wirbel platycöl.
Brustbein theilwoise verknöohert. Postpubis bis zum hinteren Ende des
Schambeins reichend. Extremitäten mit spitzen Krallen. Ganze Skelete
von 4 bis 5 Fuss Länge im Wealden der Insel Wight.
Iguanodon Maut. (Fig. 1719— 1721). Schädel verhältnissmässig
klein , mit verlängerter , seitlich zusammengedrückter Schnauze. Augen-
höhle höher als lang, niedriger und kleiner als die hohen, unregel-
mässig dreieckigen oder schlitzartigen seitlichen Schläfenlöcher und die
langen , am Schnauzenende gelegenen , vorn durch eine mediane Scheide-
wand getrennten Nasenlöcher. Obere Schläfenlöcher mässig gross, durch
einen schmalen Parietalkamm getrennt. Vor den Augenhöhlen eine kleine
praeorbitale Durchbruchsöffnung. Stirnbein unpaar , sehr breit. Qua-
dratum vertical verlängert, der Gelenkfortsatz stark vorragend; zwischen
diesem und dem halbmondförmigen Jochbein , welches den Unterrand
der Augenhöhle bildet, sowie dem langen, nach vorn verschmälerten Ober-
kiefer ist ein ziemlich grosses Quadrato-Jugale eingeschaltet. Den Oberrand
der Augenhöhle bilden zwei kleine Supraorbitalia. Unter dem vorderen
liegt ein kleines Thränenbein. Nasenbeine sehr lang. Zwischenkiefer zahnlos
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TIC»
Vertebrnta. Reptilia.
mit scharfen Rändern, die grossen seitlichen Nasenlöcher umsehliessend.
Unterkiefer mit hohem Kronfortsatz, das Dentale vorne schräg abgestutzt und
die Symphyse durch ein zahnloses, scharfrandiges Praedentale gebildet.
Zähne spateiförmig, vorne und hinten gekerbt, nur aussen in Alveolarrinnen
eingefügt, nach innen freistehend. Halswirbel (10) opisthocöl, Rücken- und
Lendenwirbel 18, vorne und hinten eben, Saeralwirbel -1 — (i, Schwanzwirbel
40 — 50. Neben den hohen Dornfortsätzen der Rumpf- und Schwanzwirbel
liegen häufig verknöcherte Sehnen. Brustgürtel aus einer sehr starken
Scapula und einem kleinen Coracoid bestehend. Brustbein mit zwei ver-
knöcherten, gestielten Platten. Vorderbeine kurz, fünf fingerig, der Daumen
durch einen stachelartigen Kno-
chen ersetzt. Hüftbein vor und
hinter der Pfanne stark
längert. Postpubis dünn , stab-
förmig, erheblich kürzer als Sitz-
bein. Femur sehr lang, Hinterfüsse
dreizehig nebst einem dünnen,
distal zugespitzten Metatarsale I.
Iguanodon gehört zu den
grössten bekannten Reptilien.
Fi« \1720.
1'nterkieferzjihn von Iguanodwi MankUi Owen
un* «lern WeaMen der Inwl Wisht A von
innen, B von hinten Nut. Or.
(Nach Mn'ntell.j
I. Mantelli Owen aus
dem Wealdensandstein
von England erreichte
von der Schnauzenspitze
bis zum Schwanzende
eine Länge von 5'/2 na,
I. Bernissartensis Bou-
lenger (= 7. Seelet/i
Hulke) eine solche von
nahezu 10 m. Die her-
bivoren Thiere schritten
in aufrechter Haltung
einher und benützten
zum Gehen lediglich
die Hinterbeine. Drei-
zehige Fährten, welche
in Grösse und Form mit
den Hinterfüssen übereinstimmen, sind im Wealdensandstein von England und
Norddeutschland beobachtet worden. Im Wälderthon von Bernissart in
Belgien wurden 1873 nicht weniger als 23 meist vollständige Skelete aus-
gegraben, die jetzt im Museum von Brüssel aufgestellt sind.
H ad rosa u r us Leidy (Trachodon Leidy, Diclonins Copel (Fig. 1722.
1723. 1724). Schädel verlängert, niedrig mit verbreiterter schnabelartiger
Schnauze, sehr grossen Nasenlöchern, grossen vierseitigen Augenhöhlen, läng-
liehen oberen und kurzen, hohen seitlichen Schliifenlöehern. Scheitelbein
Iijuanoiltm
Belgien
-,.„1.1 .
BmiMjrtcniiiii
Flg. 11
BoilletiK'er.
WcnMen Bernissnrt.
Belgien. >/Mnattir. amen dem im Brüsseler Museum aufgestellten
pul«, c« CoraeoicJ, 1 ei*t«r, V fünftel Kinder.
p Schambein, pp Po«.ti»ubis. w Sitzbein, I — IV Zehen.
(Nach Hollo.)
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Orthopoda. Ornithopodidae
717
sehr schmal. Unterkiefer mit Praedentale, Zwischen kief er zahnlos. Zähne
nur aussen in Alveolarrinnen eingefügt, innen frei, die Ersatzzähne in
mehreren Reihen übereinandcrstehend. Rückenwirbel opisthocöl. Schwanz-
wirbel platycöl. Skelet sehr ähnlich Tguanodon. Ob. Kreide. New-Yersey
und Montana.
Flg. 1722.
lladroiaurut (hiclaniut) mirabUi* Loidy. Ob Kreide (Larainle-Stufc). Dakota Sehadel von der
Seile und von oben. Vi» ««t- Or. (Naeh <«pe.)
Fig. 172::.
Iladroaaurui (Trnehodun) fouUe i Ix>idy. Ob. Kreide.
Ne\y-Yen»ey. l'nterkieferjtahn in nat. <ir. a von
innen, b von aussen etwa» abgekaut >, c von dfr
Seite. (Naeh l.eldy.)
Fig. 1724.
lladroiaurut brrrifrp* Marsh. Ob. Kreide.
Montana. A rcehtes Dentale de« Fnterklefere
von innen, ß von olien, •/« n*t. Gr.
(Naeh Marsh.)
Claosaurus Marsh. Aehnlich Hadrosaurus, jedoch Schnauze vorne
wenig verbreitert. Sacrum mit sieben verschmolzenen Wirbeln. Füsse vorne
und hinten dreizehig. Die langen Knochen solid, ohne Markhöhle. Obere
Kreide. Montana.
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718 Vertebrata. Reptilia.
Zeitliche Verbreitung der Dinosauria.
1
OD
E
3
Dogger
g
1
Wealden
and
unt. Kreide
1 Obere
Kreide
I. Sauropo da
1. Atlantoeauridae ....
i
2. Diplodocidae
II. Theropoda
1. Megalosaundae . .
2. Coropsognathidae ...
3. Coeluridae
III. Orthopoda
1. Stegosauridae
2. Ceratopsidae
3. Ornithopodidae
?
i
•
1
!
Die Dinosaurier beginnen in der Trias und erlangen im oberen
Jura den Höhepunkt ihrer Entwickelung. Ihre genauere Kenntniss
verdankt man erst den Forschungen der drei letzten Decennien in
Nordamerika und Europa; aber noch sind viele Gattungen lediglich
auf vereinzelte Wirbel oder Skeletknochen basirt.
Für die ehemalige Existenz zahlreicher triasischer Dinosaurier
sprechen die in erstaunlicher Menge vorkommenden Fussspuren in
einem rothen oder dunkel gefärbten Trinssandstein in Massachussets,
Connecticut, Pennsylvanieu, Virginien und Nord- Carolina. Man hat
namentlich im Connecticut-Thal etwa 100 verschiedenartige Fährten
entdeckt, deren Grösse zwischen einem Zoll und zwei Fuss schwankt.
Die meisten sind dreizehig, einige aber auch vier- und fünfzehig. Da
die ersteren von Thieren herrühren, welche offenbar auf zwei Beinen
einhergingen, so hielt sie Hitchcock für Spuren von Vögeln (Orni-
thichnites) und beschrieb dieselben unter verschiedenen Namen.
Ueber die Verwandtschaft, Entstehung und Entwickelung der
Dinosaurier gewähren die bis jetzt bekannten Thatsachen noch keine
bestimmte Auskunft. Am meisten osteologische Uebereinstimmung
weisen die Tlicromorpha, Bhynchocephalia und Crocodilia auf; nament-
lich der Schädel vereinigt Merkmale dieser drei Ordnungen; in Bezug
auf Wirbelsäule stehen die parasucheu Krokodile und die Tlieromorpha
am nächsten, das aus 2 — 10 coössificirten Wirbeln bestellende Sacrum lässt
sich nur mit dem gewisser Theromorphen und Ptcrosaurier vergleichen.
Schulter- und Beckengürtel haben eine ganz eigenartige, auf physio-
logische Ursachen zurückführbare Specialisirung erhalten, wodurch sie
von allen Reptilien abweichen. Die schlanke . stark verlängerte und
mächtig entwickelte Scapula erinnert eher an Vögel, als an Reptilien,
das kleine scheibenförmige Coracoid an Bhynchocephalia. Die Ueber-
tragung der Körperlast auf die hinteren Extremitäten, der aufrechte
Gang auf zwei Beinen verlieh vielen Dinosauriern ein vogelartiges
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Zeitliche Verbreitung fler Dinosauria. Pterosauria.
719
Aussehen, und diese äussere Aehnlichkeit findet auch in sehr be-
stimmter Weise im Knochenbau des Beekens und der Hinterbeine
ihre Bestätigung. Das Darmbein zeigt eine ansehnliche Verlängerung
in axialer Richtung und besitzt meist einen langen, von der Pfanne
noch vorne gerichteten Fortsatz. Es erinnert in seiner Form an das
Darmbein der Vögel, aber auch nicht viel weniger an jenes der Thero-
morphen und Krokodilier. Isdhiuni und Pubis bleiben bei den Sauro-
poden noch krokodilähnlich, bei den Theropoden werden beide Knochen
in der Regel schon erheblich schlanker, und das Ischium erlangt einen
Processus obturatorius. Bei den Orthopoden entwickelt sich ein langes
Postpubis. Indess trotz aller Annäherung an die Vögel bewahrt doch
auch das Orthopodenbecken soviel Eigenartiges, dass es ebensogut mit
Reptilien, wie mit Vögeln verglichen werden kann. Gleiches gilt von
den hinteren Extremitäten. Bei den Orthopoden zeigt der Oberschenkel
grosse Aehnlichkeit mit jenem der Vögel, während er bei den Sauro-
poden mehr an Krokodile erinnert; Tibia und Fibula erlangen bei
Theropoden und Orthopoden ein vogelartiges Gepräge, bleiben jedoch
an Länge meist hinter dem Oberschenkel zurück und sind bei den
Sauropoden noch ganz reptilienartig. Lassen sich Tarsus und Meta-
tarsus der Dinosaurier auch mit Embryoneu von Vögeln vergleichen,
so bleiben bei ersteren die zwei Reihen der Tarsalia doch stets wie bei
den Reptilien discret ausgebildet und die Metatarsalia gesondert.
Im Ganzen lässt sich nicht leugnen, dass die Dinosaurier und
speciell die Orthopoda im Bau des Beckens und der Hinterextremitäten
unter allen Reptilien dio grösste Aehnlichkeit mit Vögeln besitzen,
allein aus dieser Uebereinstimmung ergibt sich noch keineswegs die
Schlussfolgerung, dass die Orthopoden wirklich die Stammeltcrn der
Vögel sind, und dass letztere durch Weiterbildung und Umgestaltung
derselben entstanden seien. Vögel und Dinosaurier haben wahrschein-
lich gemeinsame Ahnen, sind aber offenbar selbständige, in verschiedener
Richtung specialisirte Seitenäste ein und desselben Hauptstammes.
9. Ordnung. Pterosauria. Flugsaurier.1)
Körper vogelähnlich, von geringer oder massiger Grösse,
mit kurzem oder langem Schwanz. Wirbel- und Extremitäten-
knochen hohl, pneumatisch. Hals kräftig, ziemlich lang,
mit dem Schädel einen rechten Winkel bildend. Hals- und
Rückenwirbel procöl. Schwanzwirbel amphicöl. Sacrum mit
drei bis fünf Wirbeln. Vordere Rumpfrippen zweiköpfig.
•) Fraas, 0., Palaeontographica 1878. XXV S. 163. — Goldfuss, Reptilien
aus dem lithographischen Schiefer. Nova Acta Acad. Leop. 1831. XV p. 63 —
Marsh, 0. <"., Amer. Journ. Sc. 1871 I p. 472. 1872 III p. 241. 1876 XI p. 507.
1876 XII p. 479. 1878 XVI p. 233. 1881 XXI p. 342. 1882 XXIII p. 251. 1884
XXVII p. 423. — Meyer, Herrn, v., Reptilien au» dem lithographischen Schiefer.
Fauna der Vorwelt 1859 S. 7—90. — Palaeontographica Bd. I. VII. X. — Newton,
K. T., Philos. Trans. 1888. vol. CLXXJX S. 503. — Owen, Rieh., Reptilia of the
Iviaswic Formations. Palaeont. Soc. pt. II. 1863. — Plieninger, Felix, Campylo-
gnathus Zitteli. Palaeontographica 1894 Bd. XLI. — Quenstedt, F. A., Ueher Ptero-
daetylus Suevicus. Tübingen 1855. 4°. — Seeley, II. O , The Ornithosauria : an
elementary study of the bones of Pterodactvles. Cambridge 1870. — Wagner, Andr.,
Abhandl. k. Bayer. Akad. roath.-phys. Cl. 1837 11 S. 163. 1851/52 VI S. 129 u. 690.
1858 VIII S. 439. - Zittel, K. A., Palaeontographica 1882 XXIX S. 49.
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720
Vertebrata. ReptiHa.
Bauchrippen vorhanden. Schädel mit zugespitztem Schnabel,
Nähte undeutlich; Kiefer bezahnt, seltener zahnlos. Zähne spitz,
in Alveolen. Quadratbein lang, unbeweglich. Seitliche
Schläfenlöcher knöchern umgrenzt. Brustbein gross, schild-
förmig, vorne gekielt. Clavicula fehlt. Vorderfüsse durch
starke Verlängerung des fünften Fingers, woran eich eine
Flughaut anheftet, als Flugorgan entwickelt. Tarsus mit
zwei Reihen von Knöchelchen. Metatarsalia dünn, schlank;
Ilinterfüsse vier- bis fünfzehig. Haut nackt.
Die Flugsaurier sind ausgestorbene, auf Jura und Kreide beschränkte
Reptilien, welche in ihrer äusseren Erscheinung und in ihrer Lebens-
weise die grösste Aehnlichkcit mit Vögeln begossen. Ihre Vorder-
extremitäten waren zu einem Flugorgan umgestaltet, jedoch nicht mit
Federn, sondern mit einer häutigen Membran versehen und im ana-
tomischen Bau wesentlich verschieden vom Vogelflügel. Die Flug-
fähigkeit der Pterosaurier war, wie jene der Fledermäuse, ohne Zweifel
beschränkter, als die der Vögel; immerhin zeichnet sich aber das
Skelet, wie jenes der Vögel, durch pneumatische Beschaffenheit aus.
Die Grösse der Flugsaurier schwankt zwischen der eines Sperlings und
jener der grössten Raubvögel. Der rechtwinklig zum langen, kräftigen
Hals stehende Kopf, die schnabelartig verlängerten und bei Pteranodon
zahnlosen Kiefer erhöhten noch das vogelähnliche Aussehen dieser
merkwürdigen Geschöpfe.
Dio Wirbelsäule gliedert sich in einen Halsabschnitt mit 7, in
einen Rumpfabschnitt mit ca. 15, in ein Sacrum mit 3 — -5 und in einen
Schwanz mit 10 — 40 Wirbeln. Die Wirbel der Hals- und vorderen
Rückenregion sind proeöl, weiter nach hinten werden sie platycöl und
im Schwanz amphieöl ; zwischen oberen Bögen und Centrum ist
keine Sutur zu bemerken. Die Seiten der Wirbelkörper zeigen stets
mehr oder weniger
tiefe Gruben oder Oeff-
nungen, welche in das
grobzellige pneuma-
tische Innere führen.
Am Hals fehlen
Rippen entwederganz
oder sie sind beträcht-
lich kürzer, als die
dünnen , verlängerten
Rumpfrippen.die vorne
zwei, weiter hinten nur
einen Gelenkkopf be-
sitzen. Die Saeralwirbel haben starke Querfortsätze. Die dünnen
Baiichrippen bestehen aus drei Stücken. Das Brustbein ist als
herz- oder schildförmige, nieist etwas gekielte Knochenplatte entwickelt.
Der Schädel (Fig. 1725) erinnert in seiner ganzen Form, in
der Anordnung und in der innigen, beinahe nahtlosen Verbindung
der Kopfknochen an Vögel. Die meist grossen, nach der Seite ge-
richteten Au gen höhlen sind allerdings abweichend von den Vögeln
ringsum knöchern begrenzt und enthalten häufig einen einfachen
oder aus zahlreichen dünnen Plättchen zusammengesetzten knöchernen
Vif, 1725.
Schädel von Seaphofmalhus crassirostrit (ioldf. sp. Ob Jura.
Kirhstätt. X NtiMMilooh, I) |irn<'orhital<> OelVnmifc. l'ms Zwischen-
kiefer, 3t je Ol«?rkJefer, Fr Stirnbein, <ju Ouadratbein, Ju Jochbein.
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Pterosauria.
721
Scleroticaring. Vor den Augenhöhlen befindet sich , wie bei den
Dinosauriern und Vögeln, eine Durchbruchsöffnung, welche entweder
durch eine Knochenbrücke von den paarig entwickelten grossen,
langgestreckten, vogelähnlichen Nasenlöchern geschieden oder mit
denselben vereinigt ist Die oberen kleinen Schlaf en loche r sind
ringsum knöchern begrenzt, weit nach hinten gerückt. Die seitlichen
SehJäfenlöcher bilden schmale, schräg nach vorn und unten verlaufende,
hinten vom Quadratbein begrenzte Schlitze, die unter den Augenhöhlen
liegen Das Schädeldach wird vom Stirnbein und von den dahinter
liegenden kleinen Scheitelbeinen gebildet. Ein Koramen parietale fehlt.
Die grossen Stirnbeine bedecken nicht nur die beiden Hemisphären
des grossen Gehirns, sondern erstrecken sich bis zur Mitte oder bis
zum vorderen Ende der Augenhöhlen und bilden die innere und einen
Theil der hinteren Umrandung der letzteren. Ein dreigabeliges Hinter-
stirnbein trennt die Augenhöhle von der seitlichen Schläfenöftnung ;
der nach hinten gerichtete Ast begrenzt zugleich das obere Schläfenloch
nach aussen und stösst mit dem Squamosum zusammen. In der vor-
deren Ecke der Augenhöhlen liegt ein dreieckiges, nach unten gerichtetes,
zugespitztes Praefrontale, dem von unten her ein spitzer, aufsteigender
Fortsatz des langen, schlanken Jochbeins entgegenkommt und mit
diesem die vordere Knochen wand der Augenhöhle bildet. Das Qua-
dratbeiu ist ein ziemlich langer, schmaler, stielförmiger Knochen,
welcher sich oben durch Sutur mit dem Squamosum verbindet. Die
Suturen der Nasenbeine sind sehr schwer zu finden ; es scheinen jedoch
diese Knochen fast genau wie bei den Vögeln gestaltet zu sein. Der
unpaare Zwischenkiefer bildet das zugespitzte, seltener etwas abgerundete
Ende der vogelartigen Schnauze Die sehr undeutliche Naht von
Zwischen- und Oberkiefer dürfte hinter dem dritten oder vierten Zahn
den Alveolarrand erreichen , so dass dieser hauptsächlich von dem
langen Oberkiefer gebildet wird. Oberkiefer, Unterkiefer und in der
Regel auch Zwischenkiefer, mit spitzconischen Zähnen besetzt. Bei den
Ptcranodouten waren die scharfen Kieferränder völlig zahnlos und
wahrscheinlich, wie bei den Vögeln, von Jlornscheiden umgeben.
Hinterhaupt und Ohrkapsel sind vollständig verknöchert. Die Gehirn-
höhle besitzt eine geringe Grösse, und der Ausguss des Gehirns zeigt
auffallende Aehnlichkeit mit dem Vogelgehirn.
Der Unterkiefer lenkt sich weit vorn unter den Augenhöhlen
an das Quadratbein ein und zeichnet sich durch gerade, langgestreckte
Form aus. Die beiden Aeste verschmelzen in einer langen Symphyse ;
ein aufsteigender Kronfortsatz fehlt. Die Nähte zwischen den sechs
den Unterkiefer zusammensetzenden Knochenstücken lassen sich nur
selten noch deutlich erkennen.
Der Brustgürtel besteht lediglich aus einer langen, schmalen,
säbelartigeu , etwas gekrümmten Scapula und einem ebenfalls ver-
längerten, jedoch gedrungeneren Coracoid, dem die Fontanelle, sowie
jede Spur eines Praecoracoids fehlt. Beide Knochen erinnern an Vögel,
dagegen fehlt die Clavicula vollständig. Das proximale Ende des massig
langen Huinerus ist stark ausgebreitet, und neben dem wenig verdickten,
aber breiten und seitwärts vorragenden Gelenkkopf entwickelt sich ein
Hügelartig ausgedehnter, aussen convexer, innen coneaver Processus
deltoideus. Die quere, wenig verdickte, distale Articulatinnstlache richtet
Zittel, UrundzOge der r*»laeontoloffU». 46
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722
Vertebrata. Reptilia.
sich nahezu rechtwinklig zum oberen Gelenkkopf. Radius und Tina
erreichen zuweilen die doppelte Länge des Huraerus.
Der ('arpus besteht aus zwei Reihen von Knöchelchen. Der
Metacarpus enthält vier gleich lange Knochen, davon übertrifft der
äussere die übrigen um das drei- oder vierfache an Stärke und
trägt den aus vier langen Gliedern zusammengesetzten Flugfinger.
Die drei übrigen Metacarpalia liegen dicht neben einander und sind
zuweilen zu ganz dünnen, fast fadenförmigen Knochenstäbchen reducirt,
welche von innen nach aussen gezählt 4, 3, 2 oder 1 Phalangen tragen.
Die drei mit scharfen Krallen bewaffneten Finger ragen frei aus der
Flughaut vor, welche sieh lediglich an den innersten Finger anheftet.
Ein faden- und rippenförmiger dünner Knochen lenkt sich an das
Radiale des ("arpus ein, wendet sieh jedoch rückwärts und folgt dem
Vorderarm. Derselbe wird bald als »Spannknochen« bezeichnet und
für eino verknöcherte Sehne oder für den zurückgebogenen Meta-
carpus des rudimentär entwickelten Daumens gehalten. Die Flughaut
(Fig. 1720) hat nur geringe Breite und bildet einen zugespitzten,
Fig. 1726.
FlugflnRer von Rhamphorhynchu* Gemmingi mit wohlcrhaltener Flughaut. Ob. Jura.
(Das Original im paliieontolo«. Mu.n-um in München.)
Fiohxtatt.
schmalen, schwalben- oder mövenähnliehen Flügel, welcher sich am
Rumpf anheftet , jedoch ohne daselbst eine Hautverbreiterung zu
bilden. Die Flugmembran besitzt eiue Anzahl gröberer Längsfalten
und ausserdem feine, in ziemlich engen Zwischenräumen stehende
fast geradlinige Streifen, die anfänglich den Fingergliedern parallel
laufen, dann aber sich in spitzem Winkel dem Aussenrande nähern.
Das Becken (Fig. 1727. 1728) der Flugsaurier enthält ein niedriges,
vor und hinter der Pfanne stark verlängertes Darmbein, das am meisten
Aehnliehkeit mit dem Ileum der orthopoden Dinosaurier besitzt. Der
nach vorn gerichtete Fortsatz ragt weit über das Sacrura hinaus,
ist erheblich länger als der hintere, und um Fnde entweder schwach
ausgebreitet (Rhanipharhynrhus) oder schlank und verschmälert (Pfero-
dactylus). Das Sitzbein [is) verschmilzt häutig vollständig mit dem Darm-
bein und schliesst das Schambein von der Pfanne ans. Die Schambeine
heften sich an das etwas verdickte vordere und untere Ende des Sitz-
beines an und scheinen ziemlich lose daran befestigt gewesen zu sein,
da man sie in der Kegel etwas abgerückt und dislocirt findet. Bei Ptero-
dactylw sind die Schambeine gestielte, distal scheibenförmig ausgebreitete
Pterosanria Pterodactylidae.
72.1
Knochen, die wahrscheinlich durch eine knorpelige Symphyse verbunden
waren. Bei Rhamphorhynchus sind sie schmal, bandförmig und bestehen
jederseits aus einem gerade nach vorn gerichteten Ast, welcher distal eine
knieförmige Knickung macht und sieh nach innen wendet, um mit dem
correspondirenden inneren Ast des anderen Schambeins in der Mitte
der Bauchseite zusammenzuwachsen.
Der Oberschenkel ist etwas länger und
schlanker als der Oberarm. Die gerade,
kräftige Tibia übertrifft den Oberschenkel
wie bei den Vögeln beträchtlich an Länge;
die Fibula ist ein griffeiförmiger Knochen,
welcher mit seinem zugespitzten distalen
Ende kaum über {1-
& Ii
die halbe Länge
der Tibia hinaus-
reicht. Der Tar-
sus besteht aus
zwei Reihen von »B
Knöchelchen, wo-
von die proximale
Reihe zwei , die
distale mindestens
drei enthält. Eine
Verwachsung der
Fl*. 1727.
Becken von PUrodactylu* antiqutu
Soemm. 8p a Acetabulum, t7. i/
Ileum, it Inohlum, pu Pubis.
proximalen Tarsalia mit Tibia ist für die
Rhamphorhynchiden charakteristisch.
Der Hi uterfuss ist ganz reptilienartig
gebaut. Von den fünf schlanken, dünnen
Meta tarsalia haben die vier inneren ziem-
lich gleiche Länge und Stärke, der Meta-
carpus der kleinen Zehe dagegen ist kurz,
stummelartig und trägt häufig nur ein ein-
ziges, zuweilen aber auch zwei oder drei
Phalangen. An den übrigen Zehen ist die
Zahl der Phalangen von innen nach aussen
gezählt, in der Regel 2, 3, 4, 5. Bei
ßhamphorhynchiis krümmt sich die äussere,
verkürzte Zehe auswärts. Die Endplialangen
sind krallenförmig , spitz und waren ursprünglich offenbar von Horn-
scbeiden umgeben.
Die Pterosauria werden in 4 Familien eingetheilt.
1. Familie. Pterodactylidae.
Schwanz kurz. Schädel mit zugespitzter Schnauze und sehr kleinen seitlichen
Schläfenlöchern. Kiefer bis zur wrderen Spitze bezahnt. Nasenlöcher gross,
unvollständig von der Praeorbitalöff'nung getrennt. Scapula und Coracoid getrennt.
Schambeine gestielt, distal scheibenförmig ausgebreitet. Metacarpalia länger als
der halbe Vorderarm. Tarsus mit zwei Reihen von discreten Knöchelchen. Fünfte
Zehe des Hinterfusses rudimentär.
Säramtliche genauer bekannte Formen dieser Familie, welche in der
Üröpse zwischen einem Sperling und einem Adler schwanken, stammen aus
46»
Fig. 1728.
Becken, Schwans und Hinter-
bein«' von RhamphorhyneJiu*
Gemmingi H. v Meyer. Ob. Jörn.
Eichstätt. Kranken. Nat Cr
i/Ueuin, pu Schambein, («Sitz-
bein, / Kontur, t Tibia.
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724
Vertebrata. Reptüia.
dem oberen Jura; die best erhaltenen Skelete aus dem lithographischen
Schiefer von Bayern.
Fterodactylu8 Cuv. {Ornithocephalus Sömraering, Diopecephalus, Cycno-
rhamphus Seeley, Ptenodracon Lyd ) (Fig. 1729. 1730). Die einzige hierher
gehörige Gattung findet sich in zahlreichen Arten und in prachtvoll erhaltenen
(Solnhofen, Eichstätt, Kelheim), Württemberg (Nusplingen} und Cerin (Äin).
Vereinzelte Knochen aus dem Kimmeridgethon von England dürften ebenfalls
zu Pterodactylus gehören, dagegen ist die Bestimmung von Flugfingergliedern
aus dem Bonebcd und unteren Lias ganz problematisch.
2. Familie. Rhamphorhynchidae.
Schwanz lang, steif, von verknöcherten Sehnen umhüllt. Sckt'idel mit seitlichen
und oberen Schläjenlöchem. Zcüine nach hinten an Stärke abnehmend, die
Schnauzenspitze zmveilen zaJmlos. Nasenlöcher durch eine Scheidewand von der
Praeorbitalöffnung getrennt. Scapula und Coracoid häufig verschmolzen. Meta-
carpalia kürzer als die halbe Länge des Vorderarms. Die proximale Reihe
des Tarsus mit der Tibia verschmolzen. Fünfte Zehe des Hinter Jusses wohl
entwickelt.
Dimorphodon Owen. Schädel hoch. Kiefer bis zum Schnauzenende
bezahnt, die vorderen Zähne sehr kräftig, gekrümmt, scharf zugespitzt und
in weiten Abständen aufeinander folgend, die hinteren im Unterkiefer sehr
klein und dicht gedrängt. Nasenlöcher wenig kleiner als Praeorbitaldurch-
bruch. Sitzbeine gross, distal verbreitert. Unterer Lias. England. D. macronyx
Owen.
Dorygnathus Opp. aus dem oberen Lias von Württemberg und Franken,
uud Rhamphocephalus Seeley aus dem Dogger von Stonesfield sind un-
genügend bekannt.
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Pterosauria. Rhamphorhynchidae. Ornithocheiridae.
725
Campylognathus Plieninger. Ein vollständiges Skelet aus dem oberen
Lias von Holzmaden vorhanden. Schädel niedriger als bei Dimorphndon,
bis zur Schnauzen-
spitze bezahnt; die A
zwei vordersten Zähne
gross , hakenförmig.
Nasenlöcher grösser
als Praeorbitaldurch-
bruch. Unterkiefer
vorne mit zahnloser,
abwärts gebogener
Spitze. Erste Flug-
fingerphalange mehr
als doppelt so lang
als der Vorderarm.
C. Zitteli Plien.
Scaphognathus
Wagn. (Fig. 1725).
Wie vorige Gattung,
iiberUnterkiefer vorne
bezahnt und nicht ab-
wärts gebogen. Na-
senlöcher kleiner als
Durchbruchsöffnung.
Oberer Jura. Soln-
hofen. S. crmsirostris
Goldf. sp.
Rhamphorhyn-
cAusMever(Fig.l726.
1728.1731). Schnauze
verlängert, zugespitzt,
das vorderste Ende
des Zwischenkiefers
und Unterkiefers
zahnlos. Zähtie lang,
gekrümmt , ungleich
gross. Nasenlöcher
und Durchbruch
klein. Augenhöhlen
sehr gross mit Selero-
ticaring. Schambeine
FJjf. 1781,
Rhampfiorhj/nrhtu Gemmingi H. v. Meyer. Ob. Juni. Eichstätt. Franken
A Augenhöhle, .V Naseul'K-h, D praorbitnle DurehbnichKotl'tiiiiiK. * Bflit'
liehe*, »'.ibercH MehlÄfenliieh. Pmu Zwl*etu-nklefer, «I Brtwtbeltl, r Rippe,
schmal, bandförmig, in der Symphyse verwachsen.
Ob. Juni von Bayern und Württemberg.
3. Familie. Ornithocheiridae. Seeley.
Unter dieser Bezeichnung sind vorläufig eine Anzahl Flugsaurier (Ornitho-
cheirus, Ornithodesmus, Doratorhynchus Seeley, Palaeomis Mantell etc.) von be
trächtlichcr Grösse zusammengefasst, welche in der Kreide und Wälderstufe
von England nicht allzu selten vorkommen. In der Regel liegen nur ver-
einzelte Knochen, Kiefer und Schädelfragmente von mangelhafter Erhaltung
vor, welche über den Gesammtbau des Thieres nur unvollständigen Auf-
schluss gewähren, ja es in manchen Fällen sogar zweifelhaft lassen, ob die-
selben zu Vögeln oder Reptilien gehören. Der Schwanz war nach Seeley
lang. Die Kiefer sind oben und unten bis zur Spitze bezahnt, der Schädel
meist stark verlängert, zuweilen aber auch kurz und stumpf. Astragalus
hin und wieder mit der Tibia verschmolzen.
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72n'
VertebratA Reptilia. Ave«.
4. Familie. Pteranodontidae. March.
Kiefer zahnlos, wahrscheinlich der ganzen Länge nach von Homscheiden um-
geben. Schädel seitlich stark zusammengedrückt, mit zvgeschär/tem, hinten in
einen Supraoccipitalkamm übergehenden Dach. Nasenlöcher mit der Praeorbital-
Öffnung vereinigt. Schulterblatt mit den verschmolzenen Dornfortsätzen der Rücken-
wirbel articulirend. Schwanz kurz. Wirbel procöl , Sacrum mit 5 Wirbeln.
Metacarpalia länger als der halbe Vorderarm. Flugfinger mit 1 Phalangen.
Vis 1732
Pteranodon lonyieep» Marsh. Mittlere Ktvlde. Kanws. Sclmriel o von <Ier Seite, b von oben.
V» nat. Or. :Xneli Marah )
Die einzige Gattung Pteranodon Maren (Fig. 1732) aus der oberen Kreide
von Kansas zeichnet sich durch ihre gewaltige Grösse aus. Der Schädel
hat zuweilen eine Länge von 0,76 m, die Spannweite der Flügel variirt
zwischen 1 und 6 in.
Zeitliche Verbreitung und Stammesgeschichte der Pterosaurier.
Abgesehen von einigen nicht genauer bestimmbaren Resten aus
dem Ronebed der rhätischen Stufe, sind die Flugsaurier auf Lias, Jura
und Kreide beschrankt. Ihre Hauptverbreitung fällt in den oberen
Jura. Ueber ihre Stammesgeschiehte lässt sich wenig sagen. Sie treten
in der oberen Trias und im Lias mit allen typischen Merkmalen aus-
gerüstet und vollkommen fertig auf, differenziren sieb im oberen Jura
und in der Kreide mehr und mehr, sterben aber schon am Sehluss
dos mesozoischen Zeitalters aus, ohne irgendwelche moditizirte Nach-
kommen in jüngere Ablagerungen zu überliefern. Die Flugsaurier
stellen somit einen nicht weiter entwicklungsfähigen Seitenast des
Reptilienstammes dar. welcher sich zwar den Vögeln nähert, jedoch
von diesen ebenso scharf geschieden ist, wie von den verschiedenen
Ordnungen der Reptilien.
4. Olasse. Aves. Vögel.1)
Warmblütige, eierlegende, befiederte Wi rbel th ie rc
mit ausschliesslicher Lu ngenathmung. Herz mit doppel-
ten Vorkammern und Herzkammern. Hinterhaupt mit
') Fürbringer, M., Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vogel.
1 und II. Amsterdam 1888. — Huxley, Th. //., On the Classification of Birds
Proceed. zool. Soc. London 1867 p. 415—472. — Menzbier, M. t>., Vergleichende
O.stcologie der Pinguine iu Anwendung zur Haupteintheilung der Vögel. Bull. Soc.
imp. de« Nat. Moscou 1887 Milne- Edward*. A , Recherchen anatomique* et
palöontologiques pour Hervir ä l'uiötoire des oiseaux fossiles de la France. 2 vol.
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Aves.
727
einem Gelenk köpf. Vord er extremi täten zu Flügeln um-
gebildet. M i ttel f ussknon hen unter einander und mit der
distalen Tarsusreihe verschmolzen. Proximale Tarsus-
reihe mit der Tibia verwachsen.
Unter den Wirbelthierclassen bilden die Vögel die geschlossenste
und bei allem Formenreichthum doch in der Gesammtorganisation am
wenigsten differenzirte Gruppe. Sie schliessen sich in vielen wesent-
lichen Merkmalen so enge an die Reptilien an, dass sie von Huxley
mit diesen unter der gemeinsamen Bezeichnung Snuropsidae vereinigt
wurden. Immerhin bilden aber die Befiederung, die Ausbildung der
Vorderextremitäten zu Flügeln, die Verschmelzung eines Theiles des
Tarsus mit den Metatarsalia und die Warmblütigkeit Merkmale von
so fundamentaler Bedeutung, dass eine Verbindung von Vögeln und
Reptilien in eine ('lasse nicht zweckmässig erscheint.
Das Hautskelet der Vögel besteht aus Federn, hornigen
Schildern und Schuppen, niemals aber aus Verknöcherungen. Die
Verhornungen der Epidermis beschränken sich in der Regel auf die
Hinterextremitäten und den Sehnabel; die Federn dagegen bedecken
den ganzen Rumpf, meist auch Kopf und Hals und die vorderen
Extremitäten. Durch den Fossilisationsprocess werden die Federn in
der Regel vollständig zerstört, und nur ausnahtnswei.se hinterlassen sie
in' Gesteinen von sehr feinem Korn deutliche Abdrücke.
Das Skelet der Vögel zeichnet sich durch pneumatische Be-
schaffenheit und grosse Leichtigkeit, verbunden mit erheblicher Festig-
keit, aus. Die Wandungen der Röhrenknochen sind dünn, aber von
dichter und fester Structur; in der Jugend enthalten sie ein mit Blut
gelassen durchzogenes Mark, das jedoch bald verschwindet und mit
Luft erfüllten Hohlräumen Platz macht. Am ausgezeichnetsten pneu-
matisch sind ausser dem Schädel die Oberarmknochen und Halswirbel,
seltener die Oberschenkelknochen.
A Ii
Plg. 1783
ltt*!*r<trnir rnhili* Mnndi. Drcizihnttr HalKwirhel A von vorne, H von hinten, <t I>iapopli\ »r.
l> himfK>pli>>e ; vonlere, z hintere Zjrgapophyne, • rudimentärer I>orn/brtnatx, ne NeiirnleMtinl.
/ Arteripticnnul zwischen Rippe und Centrum (Such March.)
Die Wirbelsäule besteht aus Wirbeln, welche durch sattelförmig
gewölbte, bei einigen fossilen Gattungen ( Ichthyornis) auch durch amphi-
cöle Gelenkflächen verbunden sind. Der Hals ist meist laug, mindestens
aus acht, häufig aber aus viel mehr (bis 23) Wirbeln (Fig. 1733) zusammen-
Pari« 1867 — 72. — Sffenka und (indotc in Bronn'» Clnssen und Ordnungen des Thier
reich». Aves. Heidelberg und Leipzig 1865»— JK). — Marth, O. C.t Amer. Journ Sc.
and arte 1870 XCIX. 1872 CHI. 1875 X. 1881 XXII. - Odontornithes A Mono
graph of the extiuet toothed birds of North America. New Häven 1880.
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728
Vertebrata. Aves.
fesetzt, welche sich durch besondere Stärke und Länge auszeichnen,
uweilen (Itatitae) beobachtet man an den Halswirbeln zweiköpfige
Rippen; meist aber verwachsen die Halsrippen völlig mit dem Wirbel
und bilden dann bogenförmige Anhänge, die einen grossen Arterien-
canal umsehliessen. An den zwei hintersten Halswirbeln verlängern
h sich die Rippen und werden frei be-
weglich. Die Zahl der Rückenwirbel
(Fig. 1734) schwankt zwischen sechs
und zehn und bleibt meist hinter
jener des Halses zurück. Die zwei-
, köpfigen Rippen lenken sich mittelst
>Jk • t knöcherner Sternocostalstücke um
^^^*V7 ^PfPlT Seitenrand des Brustbeins ein. Ein
p£, X7S4. starker, anfänglich gesondert ange-
Haprrorni* rtgaii* Ma«h Rücki-nwir»Hi legter, später aber mit der Rippe fest
a von der Seite. £ von vorne % nat. Gr, verschiiiolzener Fortsatz (pTOCCSSUS
(uncinatus) ragt häufig über die fol
gende Rippe hinaus und legt sich fest an dieselbe an, so dass bei der
Athmung der Thorax als Ganzes gehoben oder gesenkt wird.
Das Brustbein ist meist sehr gross, breit, nach aussen convex
und in der Mitte bei allen guten Fliegern mit einer hohen, senkrechten
Kuochenplatte, dem Kiel oder Kamm (crista, carina) verschen . welche
zur Anheftung der stark entwickelten Brustmuskeln dient.
An der Zusammensetzung des Sacralabschnittes nehmen je nach
den verschiedenen Ordnungen und Familien 9 — 20 Wirbel Theil.
Davon gehören jedoch, wie die Nervenöffnungen erweisen, nur drei
zu dem eigentlichen Sacrum und zwar entsprechen die zwei hinteren
den Saeral wirbeln der Krokodilier oder Lacerteu. Alle übrigen Wirbel
des Sacralabschnittes sind theils Lenden-, theils Schwanzwirbel, welche
mit dem Sacrum zu einem unbeweglichen Stück verschmelzen. Die
Domfortsätzc der vorderen Wirbel bilden einen zusammenhängenden
verticalen Kamm, Hinter dem Sacrum folgen bei manchen Ratiten
und namentlich bei Archapo/iteryx eine Anzahl gesonderter ächter
Schwanzwirbel, bei der überwiegenden Mehrzahl der Vögel dagegen
verschmelzen die Schwanzwirbel zu einem pfiugscharförmigen Knochen
(Pygostyl), der die Schwanzfedern und die Bürzeldrüse trägt.
Der Schädel (Fig. 1735) zeichnet sich durch frühzeitige Ver-
wachsung der Knochen namentlich im Bereich der eigentlichen Gehirn-
kapsel aus. Die Suturen verschwinden hier vollständig und sind meist
nur an jugendlichen Individuen deutlich zu erkennen. Die Gehirn-
höhle übertrifft an Geräumigkeit jene der Reptilien und wird nur von
den Pterosauricrn annähernd an Grösse erreicht. Die Anordnung der
Kopfknochen zeigt grosse Uebcreinstimmung mit jener der Reptilien
und namentlich der Pterosaurier. Die grossen Augenhöhlen liegen
seitlich, sind unten nur unvollständig begrenzt und mit einem knöcher-
nen Scleroticaring versehen ; der obere Schläfenbogen verkümmert,
so dass keine oberen und unteren Temporallöcher unterschieden
werden können, der untere Schläfenbogen dagegen, welcher aus Joch-
bein und Quadratjochbein besteht, ist stets vollständig entwickelt. Die
Nasenlöcher rücken weit nach hinten in die Nähe der Schnabel-
wurzel. Zwischen ihnen und den Orbiten befindet sich wie bei
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Ave«
729
Dinosauriern, Pterosauriern und Krokodiliern eine präorbitale Oeffnung.
Die inneren Nasenlöcher liegen zwischen den Gaumen- und Pflugschar-
beinen. Ein einfacher Gelenkkopf unter dem grossen Hinterhaupts-
1 och verbindet Schädel mit der Wirbelsäule. Dieser Condylus richtet seine
gewölbte Oberfläche nach unten, so dass der Kopf fast rechtwinklig
zum Halse steht. Die paarigen Scheitelbeine bleiben an Grösse beträcht-
lich hinter den sehr ausgedehnten Stirnbeinen zurück. Postfrontalia
A B
Iis
Vig 17S5.
Sehrt«!»1! von Otis tarda Liti. A von <ler Seite, B von unten
ob Basloccipitale, C Condylu«, Ol Oocipitallu lateral In ( Kxoceipiullai,
0$ Oeclpitalo superius, Bt Banitemporale. Spb Hn-isphenoM. AU
Alisphenold. Sm Septum interorbitale. Et Kthinoi.luiim. Pa Parietale.
Fr Frontale. Mr Maxlllare. Imx Intennaxlllnre . Prnemaxlll«),
JV Nasale, /, Ucriinale. ./ .IliRnle, <Jj 0.ua<!nitojuKule, l) (}ua<lnttuni,
Pt IteryKoi<!etun, Pal Palatinurn, Vo Vomer. D Kentale. AH Arti-
ciliar»-, Ana Angulare. (Naeh Claui.)
fehlen. An die Scheitelbeine grenzen seitlich
dio Schlafenbeine (Squamosa) an, die voll-
ständig mit der Gehörkapsel verschmelzen.
Das grosse, ziemlich breite (Juadratbcin lenkt
sich beweglich am Squamosum und Prooticum
ein und besitzt am unteren Ende eine quere Gelenkfläche für den
Unterkiefer.
Die Unterkieferäste verschmelzen bei allen lebenden Vögeln
frühzeitig in der Symphyse und sind nur bei einigen mesozoischen
Formen (Ichthyornis) wie bei den Reptilien durch Sutur und Ligament
verbunden; sie bestehen ursprünglich aus sechs Stücken, welche aber
meist vollständig mit einander verwachsen.
Kür die lebenden Vögel bildet der Mangel an Zähnen ein
charakteristisches Merkmal. Die Kiefer sind oben und unten mit Ilorn-
scheiden umgeben, deren scharfe Ränder die Function von Zähnen
besorgen. Die ältesten Vögel aus mesozoischen Ablagerungen besitzen
conische, in Alveolen eingefügte Zähne.
Der Brustgürtel zeigt eine viel solidere Verbindung mit dem
Thorax, als bei allen übrigen Wirbelthieren, da die Flugorgane feste
Stützpunkte am Rumpf bedürfen. Die lange, säbelförmige Scapula
legt sich über die Brustrippen und stösst mit dem stämmigen , fast
säulenförmigen Coracoid zusammen. Die Schlüsselbeine betten sich an
das Coracoid an und verwachsen vor dem Brustbein zu dem V förmigen
Gabelknochen (Furcula). Bei den Ratiten und einigen (arinaten (Eulen
und Papageien) bleiben die Schlüsselbeine gesondert oder verkümmern
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730
Vertebrata. Aves
vollständig. Der Oberarm ist am proximalen Ende verbreitert, mit einem
starken Deltopectoralkamm zur Anheftung des Brustmuskels versehen,
der Gelenkkopf quer verlängert, darunter auf der Innenseite ein Luftloch.
Kadius und Ulna sind meist länger als der Oberarm, die Ulna stärker
als der Radius und an der Aussenseite mit kleinen Hückerchen ver-
sehen, welche die Anheftstellen der grossen Schwungfedern bezeichnen.
Der Carpus von ausgewachsenen Vögeln enthält nur zwei Knöehelchen
(Radiale und Ulnare), allein an Embryonen sieht mau auch in der
distalen Reihe zwei separate Knorpel angelegt, welche jedoch frühzeitig
mit den Metaearpalien verschmelzen. Die Hand besteht nie aus mehr
als drei Gliedern. Die drei Metacarpalia haben ungleiche Grösse und
Stärke. Der erste Metacarpus (Daumen) trägt meist zwei, der zweite
drei, und der dritte ein bis zwei Phalangen. Am Daumen und zweiten
Finger sind die Eudphalangen öfters von Klauen umgeben.
Das Becken (Fig.
1736) zeichnet sich
durch die starke vor-
dere und hintere Ver-
längerung des Darm-
beins und dessen innige
Verbindung mit dem
Sacralabschnitt der
Wirbelsäule aus. Es
erhält durch diese Ver-
schmelzung eine grosse
Festigkeit, welche meist
noch dadurch ver-
mehrt wird, dass auch
das Ischium an seinem
il Ileum, i» Iwhium, <i Gelenkpfanne, jj procecMi.« pertinealta, dorsalen Rand mit
p sehamtioin. fjem j)0Stacetabularen
Theil des Darmbeins verwächst Das Sitzbein verläuft dem hinteren
Abschnitt des Darmbeines parallel und ist am distalen Ende, wo
in der Regel eine Verschmelzung mit dem letzteren stattfindet, häufig
verbreitert. Die Sehambeine sind schlanke, nach hinten gerichtete,
dem Sitzbein parallele Knochen, welche zwar in Form und Lage
dem I'ostpubis der ornithopodeu Dinosaurier entsprechen, jedoch
demselben keineswegs homolog sind. Sie bleiben in der Regel, wie
die Sitzbeine, von einander getrennt und sind in der Symphyse
nur durch Fasergewebe verbunden. Mit dem Sacrum treten sie eben-
sowenig wie die Sitzbeine in directe Verbindung. Meist verschmelzen
die Nähte zwischen den drei Knochenpaaren schon frühzeitig, so dass
das ganze Becken eine einheitliehe Knochenmasse darstellt.
Am Femur steht der gerundete proximale Gelenkkopf stets recht-
winklig zur Axe des Knochens; der Schaft ist dick und kurz, die
beiden distalen Gelenk rollen durch eine Furche getrennt und von vom
nach hinten verlängert. Eine Kniescheibe (patella) ist in der Regel
vorhanden, kann aber auch fehlen oder aus zwei Stücken bestehen.
Die Tibia zeichnet sich durch ansehnliche Länge und Stärke aus;
das verbreiterte proximale Gelenkende besitzt eine vordere Procnemial-
Crista, das distale Gelenk wird durch eine in der Mitte vertiefte Rolle
Kl« .17:J6.
Hecken von Apliru-r nuttrali* Owen */4 mit. <>r (.Nach Marsh.)
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Ave». Saurura«.
731
gebildet, welche rechtwinklig zur oberen Axe steht. Bei jungen
Ratiten und bei Embryonen von Carinaten erscheint das distale Gelenk-
ende durch eine Naht vom übrigen Knochen getrennt und
stellt den Astragalus dar.
Wie durch Verschmelzung der proximalen Tarsusreihe
die Tibia zu einem Tibio- Tarsus wird, so entsteht aus
der Verwachsung der distalen Tarsalia mit den Meta-
tarsalia ein Tarso-Metatarsus oder sogen. Lauf (Fig. 1737).
Von den Metatarsalien verkümmert der fünfte regelmässig,
die im Embryo vollständig getrennten zweiten, dritten
und vierten Metatarsalia verschmelzen seitlich mit ein-
ander, und nur die distalen Enden bleiben getrennt und
endigen mit convexeu Gelenkflächen. Das meist kleine
Metatarsale V bleibt, wenn überhaupt vorhanden, oben
unvollständig und verbindet sich durch Ligament, sehr
selten durch Ossitication mit der hinteren Seite des Laufs.
Zuweilen entwickelt sich an der Innenseite des I^aufes ein
knöcherner Zapfen (Sporn, Calcar), der von einer Horn-
scheide umgeben ist. In der Regel trägt das Metatarsale II
drei, das dritte vier und das vierte fünf Phalangen; die
raeist nach hinten gerichtete grosse Zehe (Ilallux) besteht
aus zwei Gliedern.
Fossile Vogel ei er kommen im Allgemeinen noch
seltener vor als Skeletknochen und sind fast nur von (t^0-
Wasservögeln und I^aufvögeln bekannt. Memtamiw) voo
i i« i i i • i einem jungen
fährten von angeblichen Vögeln wurden im bunten Truthahn ateu
Sandstein des Connecticut -Thals von Hiteheock be- ?fi 9a!tip™
sehrieben und abgebildet , dürften jedoch zum grössten B(^\^
Theil von Dinosauriern herrühren. Tm lithographischen endo.
Schiefer scheint Archaeopteryx Fährten hinterlassen zu haben. ,N,,'*h Mttr9h )
Im Vergleich zu der grossen Anzahl lebender Vögel, deren über
10,000 Arten beschrieben sind, spielen die 400 - 500 fossilen und sub-
fossilen Formen eine höchst untergeordnete Rolle; allein es befinden
sich namentlich unter den ältesten Vögeln aus Jura und Kreide einige
Typen, welche in systematischer Hinsicht besondere Beachtung bean-
spruchen. Neben den fremdartigen, mit Zähnen versehenen meso-
zoischen Gattungen gibt es in Tertiär- und Quartärbildungen vor-
zugsweise solche Formen, die sich an jetzt lebende mehr oder weniger
eng anschliessen. Das spärliche Vorkommen fossiler Vögel erklärt sich
aus ihrer Lebensweise und aus ihrer Fähigkeit, drohenden Gefahren
auszuweichen.
1. Ordnung. Saururae. Ilaeckel1)
Schwungfedern an Flügeln und Schwanz. Wirbel amphicöl.
Schwanz länger als Rumpf. Kiefer bezahnt. Finger der vor-
deren Extremitäten distal nicht verschmolzen. Rippen dünn,
») Owen, Rieh., On the Archaeopteryx. Phil. Trans London 1863 8. 33—47.
Dantes, TV, Ueber Archaeopteryx Palaeont. Abhandl von Damea und Kavwer.
1884. ßd. n.
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732
Vertebrata Aves.
ein köpf ig. Bauchrippen vorhanden. Beckenknochen nicht
verschmolzen.
Hierher die einzige Gattung Archaeopteryx aus dem oberen Jura
von Eichstätt in Bayern.
Archaeopteryx H. v.
Mever (Griphosaurus Wagner)
(Fig. 1738). Die beiden jetzt
in London und Berlin be-
findlichen Skelete ergänzen
sich in der Art, dass Osteolo-
gie und Befiederung diesen
merkwürdigen Vogels mit
Ausnahme des Brustbeins
ziemlich vollständig bekannt
sind. Im Gegensatz zu
den meisten jüngeren Vögeln
scheint das Skelet keine pneu
matische Beschaffenheit zu
besitzen. Die Wirbelsäule
besteht aus ca. 50 Wirbeln,
wovon 10 — 11 zum Hals, 12
(oder 11) zum Rücken, 2 zur
Lendenregion , 5 — 6 zum
Sacrum und 20 — 21 zum
Schwanz gehören. Hals- und
Rückenwirbel sind amphicöl,
die Quer- und Dornfortsätze
schwach entwickelt. Die Hals-
wirbel tragen feine, nadel
förmige , die Rumpfwirbel
lange, dünne Rippen ohne
Processus uncinatus. Zu diesen
reptilienartigen Rippen kom-
men noch 12—13 Paar feiner
Bauchrippen , die jedoch
durch kein abdominales Ster-
num verbunden waren.
Der am Berliner Exemplar
(Fig. 1738) fast vollständig
überlieferte Kopf erinnert in
seiner Form, in der Grösse
der Hirnschale, in dem Mangel
von Schläfenlöchern, in der
Beschaffenheit der Orbita ,
der grossen , praeorbitalen
Oeffnung, der länglichen, schlitzförmigen, weit vorne gelegenen Nasenlöcher
durchaus an Vögel. Auch die Verschmelzung der Knochen suturen ist vogel-
artig. Im Auge liegt, wie bei den Pterosauriern , ein aus zahlreichen
Knochenplättchen zusammengesetzter Scleroticaring. Scheitel und Stirn-
beine haben ansehnliche Grösse, Post- und Praefrontalia sind nicht ge-
sondert, das Thränenbein ziemlich gross; Zwischenkiefer massig verlängert;
das Quadratbein frei. Auf Zwischen- und Oberkiefer stehen jederseits in
ziemlieh gleichen Abständen 13 in Alveolen eingefügte, conische, glatte
Zähnchen, und auch vom Unterkiefer haben sich 3 Zähnchen erhalten.
Im Brustgürtel stimmt die lange, schlanke Seapula mit Vögeln und
I'teiosauriem überein und zeigt wie bei den Carinaten ein gut ausgebildetes
173»
Archaeopterys lithographieii II v. Meyer Nm< Ii dein Berliner
Skelet nii« dem lithoKrn|>hi*ehen Sehiefer von Kieh«t*tt.
*/, nat. Ot. et Cli%vleul». r« O»rneoi«l, A lliuneru«, r Radius
u l'lna, r i'nrpux. (Aus S t c I n tu «nn - 1» ml erl ein )
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Saunirae. Ratitae. Odontocalcae. Struthiornithe«.
733
Acromion; Coracoid und Furcula Bind entschieden vogelartig. Das Brust-
bein ist leider unbekannt. Radius und Ulna sind gerade, nur wenig
kürzer als der Humerue. Vom Carpus ist nur ein Knöchelchen (das Radiale)
erhalten, doch dürfte ein Ulnare wohl ebenfalls vorhanden gewesen sein.
Von den drei Metncarpalien ist das erste kurz, das zweite am stärksten und
längsten. Die Phalangen, namentlich die Krallen, sind eidechsenartig; ihre
Zahl von innen nach aussen gezählt 2, 3, 4. Das Becken ist unvollständig
bekannt, die hintere Extremität entspricht ganz und gar dem Vogelfuss.
Die Befiederung war eine ziemlich ausgedehnte und erstreckte sich
nicht nur auf die Vorderextremitäten und den Schwanz, sondern auch auf
die Basis der Halsregion und auf die Tibia. Die Schwanzfedern nehmen
vom Becken nach hinten an Stärke zu, erheben sich zum Rang von Schwung-
federn mit wohl entwickelten Schäften und stehen paarweise in spitzem
Winkel von den Schwanzwirbeln ab.
Archaeopteryx schwankte in der Grösse zwischen einer Taube und einem
Huhn, kletterte wahrscheinlich mit Hülfe seiner scharfen Krallen geschickt
an Bäumen und Felswänden empor und konnte sich ohne Zweifel frei in
der Luft bewegen, wenn auch das Flugvermögen nicht besonders ausgebildet
war. Dreizehige Fährten aus dem lithographischen Schiefer von Sotnhofen,
zwischen denen eine mediane Furche den langen, nachschleppenden Schwanz
andeutet, sind von Oppel Archaeopteryx zugeschrieben worden.
2. Ordnung. Ratitae. Laufvögel.
Schwungfedern fehlen. Flügel verkümmert, zuweilen
gänzlich fehlend. Brustbein ohne Crista, Furcula unvoll-
ständig oder fehlend. Wirbel mit sattelförmigen Gelenk-
flächen. Schwanzwirbel häufig frei. Rippen zweiköpfig, mit
oder ohne Processus uncinatus.
1. Unterordnung. Odotltocolcae. Marsh.
Kiefer mit conischen, in einer gemeinsamen Rinne stehenden Zähnen. Flügel
rudimentär; Vorderarm, Metacarpalia und Hand völlig verkümmert ; Hinterbeine
sehr kräftig, mit Schwimmf üssen.
Die beiden einzigen Gattungen Hesperornis (Fig. 1739) und Bnptornis
Mareb finden sich in der oberen Kreide von Kansas.
2. Unterordnung. Struthiornithes. Strang sc.
Flügel und Schwanz mit langen, gekrümmten Federn. Oberarm länger als
Schulterblatt; von den drei Fingern die beiden innern mit Krallen. Schambeine
in der Symphyse verbunden. Lauf nur mit zwei distalen Gelenkflächen. Fuss
* 2. *
£ JC C I C c Ii t (f .
Die einzige Gattung Struthio ist in Afrika und Arabien zu Hause.
Fossile Reste sind aus dem obersten Miocän von Sivalik, Samos und Chereon
bekannt. Die Unterordnungen der Rheornithen (amerikanische Strausse)
haben in Südamerika, die Casuare (Hippalectryornithes) in Australien und
Neu-Guinea spärliche fossile Reste im Pleistocän hinterlassen.
Zweifelhaft ist die Stellung einer Anzahl grosser, mit sehr schwach ent-
wickelten Flügeln und starken Beinen versehener Gattungen aus dem älteren
Tertiär von Europa, wie Oastornis Hebert, Megalornis Seeley, Dasor-
nis Owen (Unt. Eocän), Macrornis Seeley (üligocän) und Diatryma Cope
aus dem Eocän von Neu-Mexico.
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734
Vertebrata. Ave«.
Auch im Tertiär von Patagonien finden eich Reste von Riesenvögeln
(Phororacus Amegh., Brontornis, Stereomis, Dryornis, Darwinornis Moreno et
Merc), deren systematische Stellung vorläufig nicht mit Sicherheit er-
mittelt ist.
Fl* 1739.
Urqxrorni* reyali» Mareh. Mittl. Kreide. Kurif=ns. ReMourirte* SkolM. »/. "Wl. <Jr. (Narh Marnh.)
5. Unterordnung. Aepyornrthes. ')
Skeletknochen und Eier aus pleistocänen oder .alluvialen Ablagerungen
von Madagnscar weisen auf einen riesigen, ausgestorbenen Laufvogel hin, der
noch gleichzeitig mit dem Menschen lebte. Der Fuss ist dreizehig. Die
colossalen Eier von 34 cm Länge und 22,5 cm Breite fassen etwa 8 Liter
und sind fast dreimal so gross, als Strausseneier. Auser A. maanmus werden
noch mehrere, nieist kleinere Arten unterschieden.
') Bianconi, G. G., Mein Acad di Sc. Bologna 1861 XII p. 61. 1863 IV p 28.
1865 I p. 12. 1874 (3. Ser.) IV. - Milne- Edwards, A.t et Grandidier, A., Ann Sc.
nat. (5. Ser.) 1870 XII p. 167.
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Ratitae. Apteryges. Carinatae
735
6. Unterordnung. Apteryges. Owen.1)
Flügel fehlen; Brustgürtel rudimentär oder ganz verkümmert. Oberarm
sehr kurz oder Jehlend. Schwanz ohne Steuer/edern. Hinterbeine ungemein stark.
Knochen wenig pneumatisch. Fuss dreizehig, zuweilen mit Haliux.
Von der einzigen lebenden Gattung (Apteryx) existiren zwei Arten von
der Grösse eines Haushuhns in Neuseeland. Nahe verwandt, aber durch
riesige Dimensionen ausgezeichnet sind die 1 — 3V* m hohen Dinornithidae
„ b aus dem Pleistocün von Neuseeland,
wovon ca. 18 Arten bekannt sind, die
sich auf die Gattungen J)i nornis,
Palapteryx Owen (Fig. 1710) und
Meio nornis Ilaast vertheilen. Die-
selben dürften t heilweise noch mit
dem Menschen zusammen in Neu-
seeland gelebt haben.
Flg. 17-10.
Palnpteryz elephantoftut Owen sp PlelstoeÄn. .NVu^'lAml (Such Owen.)
3. Ordnung. Carinatae. Klugvögel.
Schwungfedern, Deckfedern und Daunenfedern in der Regel
vorhanden, zuweilen die Flügel verkümmert und zu Schwimm-
organen umgebildet. Brustbein meist mit hoher Crista; Für-
') Haast, Jul. v., Moas and Moa Hunten« Trans, and Proc New Zealand
Institute 1871 IV p. 66 und 1873 VI p. 419 und Trans zool. Soc London 1886 Xü.
- Hrctor, J.% Proc and Trans. New Zealan.l Institute 1871 IV und 1879 XII —
(Mm, Rieh , Transactious zool. Soc. London 1849-1SSG vul III- XII (pait I— XXV).
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736
Vertebrata. Aven.
eula wohl entwickelt. Wirbel mit sattelförmigen (selten mit
amphicülen) Gelenkflächen. Schwanzwirbel verschmolzen.
Die fossilen Vertreter der Carinaten schliefen sich zum grössten Theil
sehr eng an noch jetzt lebende P'amilien und Gattungen an und beweisen,
dass in dieser Gruppe seit ihrem erstmaligen Auftreten keinerlei durch-
greifende Veränderungen in der Organisation eingetreten sind.
Nur die ältesten Formen aus der Kreide {Odontotormae Marsh) unter-
scheiden sich von ihren späteren Verwandten durch amphicöle Wirbel und
bezahnte Kiefer, deren conische Zähne in Alveolen stehen. Von den drei •
hierhergehörigen Gattungen finden sich Ichthyornis (Fig. 1741 — 1743)
und Apator nis Marsh in der oberen Kreide von Kansas, Enaliornis
Seeley im Grünsand von Cambridge.
Fi*. 1741. Fi*. 1744.
Ichlhyuruii victor Mnrsh. Mlttl. Kreide. Kansas. Amts lilanchatdi M. Edw. MIocAn. St-Gerand-le-Hnv.
H.-HUurirt. (Nach Owen.) Slcelet resuiiirirt. (Nach M. Edwards.)
a b
Pinguine (Aptenodiftes) sind nur aus dem Tertiär von Neu -Seeland
bekannt
Die Enten vögel (Anseres) beginnen vielleicht schon in der oberen
Kreide [Laornis Marsh i von Nordamerika. Aus dem Eoeän wird Remiomis
Lemoine erwähnt; aus dem Miocän der Auvergne, von Weisenau bei Mainz,
Sansan, Oeningen, Steinheim. Günzburg, Hahnenberg bei Nördlingen und
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Carinatae.
737
aus dem Diluvium sind zahlreiche Arten von Anas (Fig. 1744), sowie vereinzelte
Vertreter von Anser, Cygnus, Fuligula, Spatula, Mergus u. a. beschrieben.
Die Taucher (Podicipiti/ormes) beginnen im Miocän der Auvergne
(Colymboides und Podiceps) und sind auch im Pleietocän von Europa und
Südamerika nachgewiesen.
Wasservögel (Ciconiiformes) beginnen mit zwei zweifelhaften Gattungen
(Graculavus Maren und Scaniomis Dam es) in der Kreide. Vom Flamingo
(Phoenicopterus) und dem verwandten Palaelodus M. Edw. sind miocäne Reste
aus der Auvergne und Steinheim bekannt. Agnopterus M. Edw. wird aus
dem Pariser Gyps, Elornis Aymard aus dem Oligocän von Ronzon erwähnt.
Reste vom Ibis linden sich schon im oberen Eocän (Gyps) von Paris und
im Miocän der Auverge und von Steinheim; der Storch {Ciconia) ist im
Miocän von Weisenau, Pikermi und Sivalik, im Pliocän und Diluvium von
Europa und Südamerika, der Marabu (Argala) im Miocän von Sivalik,
Reiher (Ardea) im Miocän von Sansan und Steinheim und im Diluvium,
Pelikan (Pdecanus) im Miocän der Auvergne und im Süsswasserkalk des
Hahnebergs bei Nördlingen nachgewiesen. Tölpel (Sula, Pdagomis), Scharben
(Phalacrocorax) sind spärlich im Tertiär und Diluvium von Europa und
Amerika vorhanden.
Die ältesten Raubvögel (Lithornis Owen) finden sich im London-
thou von England und im Gyps von Paris (Palaeocircus M. Edw.). Im
Oligocän kommen Teracus, im Miocän Aquila, Palaeohierax, Milvus, Gypo-
geranus, Haliaetus, im Pleistocän Harpagornis und zahlreiche noch jetzt
existirende Gattungen vor.
Sturmvögel sind schon aus dem Eocän (Argülomh, Odontopteryx,
Eupteromis) und Miocän , Regenpfeifer (Charadrius , Dolichopterus) aus
dem Oligocän, Schnepfen aas der oberen Kreide von Nordamerika
(Palaeotringa) , dem oberen Eocän von Paris (Numenius, Scolopax) und
dem Miocän (Totanus, Tringa, Elornis), Möven (Larus) und Trappen
(Otis) aus dem Miocän von St. Gerand-le-Puy bekannt. Der grosse, jetzt
ausgestorbene Alk (Alca impennis) findet sich subfossil, namentlich in Torf-
mooren von Nordeuropa. Kraniche (Gruidae) kommen im Miocän von
Europa und Nordamerika und im Pleistocän, Sumpfhühner (Rallidae)
schon in der oberen Kreido (Tdmatornis) von Nordamerika, sowie im Tertiär
von Europa (Rallus, Gypsornis, Fulica) vor. Die Gattungen Aptornis, Notornis
von Neuseeland, Aphanopteryx und Erythronmchus von Rodriguez sind wahr-
scheinlich vom Menschen ausgerottet worden.
Von Hühnervögeln und Tauben liefern oberes Eoeän, Miocän und
Pliocän von Europa (Palaeortyx, Taoperdix, Palaeoperdix, Pkasianus, Gallus,
Columba) und Nordamerika (Meleagris), sowie das Pleistocän von Ostindien
und Europa eine Anzahl Vertreter. Didus ineptus, sowie Pezophaps von
Mauritius und Rodriguez wurden im vorigen Jahrhundert ausgerottet.
Papageien sind nur sehr spärlich im Miocän von St. Gerami le-Puy,
etwas reichlicher im Pleistocän von Mauritius? und Rodriguez vertreten.
Kukuke und Spechte sind selten im Tertiär, Sperlingsvögel und
Singvögel etwas häufiger im oberen Eoeän {Palaegithalis , Lanrillardia),
Miocän (Palaeospiza, Motacilla, Fringilla, Loxin) und Diluvium nachgewiesen.
Zu den Schwalben gehören Knochen von Cypsdus, Collocalia aus dem
Miocän von St. Gerand-le-Puy, zu den Halcyoniformes die Gattungen Halcy-
ornis, Cryptomis u. a. aus dem Tertiär. Eulen erscheinen zuerst im Eociin
von Nordamerika und sind in Europa im Miocän und Pleistocän, in Süd-
amerika in Knochenhöhlen nachgewiesen.
Für die Stammesgeschichte der Vögel liegt nur dürftiges Material
vor. Sie stehen den Reptilien nahe, lassen sich jedoch aus keiner bestimmten
Ordnung derselben direkt ableiten. Sie stammen wahrscheinlich von
Zittel, GruniUüge der Palaeontologle. 47
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738
Vertebrata. Avee. Mammalia.
reptilienartigen Vorfahren ab, wie die Organisation de« Archaeopteryx beweist,
der unter allen bekannten Vögeln die meiste Aehnlichkeit mit Reptilien '
besitzt. Der Umstand, dass viele mesozoische Vögel bezahnte Kiefer besassen,
weist auf eine Entstehung aus Vorfahren mit Zähnen hin.
Die Ratiten können nicht als Ahnen der Carinaten angesehen werden.
Sie bilden vielmehr eine aus heterogenen Elementen zusammengesetzte
Gruppe, die nur durch Nichtgebrauch der Flügel eine habituelle Aehnlichkeit
erlangten. Immerhin scheinen sie im Ganzen noch mehr Merkmale der
Urvögel bewahrt zu haben, als die Carinaten, die sich während der Kreide-
und Tertiärzeit bereits in verschiedenster Weise differenzirt hatten.
5. Classe. Mammalia. Säugethiere.1)
Warmblütige, meist behaarte, seltener uackte oder
mit knöchernen Platten oder hornigen Schuppen bedeckte
Land- und Wasserthiere mit ausschliesslicher Lungen-
athmung. Herz mit doppelter Kammer und doppelter
Vorkammer. Hinterhaupt mit zwei Geleukköpfen. Oora-
coid (fast immer) verkümmert und mit der Scapula ver-
schmolzen. Jeder Unterkieferast aus einem Stück be-
stehend und mit dem Schläfenbein articul i rend. Glied-
massen als Gehfüsse, seltener als Hände oder Flossen
ausgebildet
») Ameghino, E., Contribucion ad conoeimionto de los Mamiferos de la Re-
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Jura. ibid. 1862 XIX und Abh. Schweiz, palaeont. Ges. 1891 XVIII.
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Mammaüa.
739
Die Säugethiere nehmen unter den Vertebraten die höchste
Hangstufe ein. Ihre Functionen sind specialisirter, ihr Nervensystem,
ihre Sinnesorgane entwickelter, ihr Gebiss und ihre Bewegungsorgane
verschiedenartiger differenzirt, als in irgend einer anderen Thierklasse.
Auch an Grösse und Mannichfaltigkeit der äusseren Erscheinung können
sich nur die Reptilien und Fische mit den Säugethieren messen. Mit
einziger Ausnahme der Monotremen gebären die Säugethiere lebendige
Jungen; die Embryonen sind von einem Amnion umgeben, mit
Allantois versehen und besitzen keine äusseren Kiemen. Die Jungen
werden nach der Geburt mehr oder weniger lang durch in Milch-
drüsen (Mammae) der Mutter abgesonderte Milch ernährt. Das Herz
ist in zwei Kammern und zwei Vorkammern abgetheilt, das Blut warm.
Die Wirbelsäule der Säugethiere besteht in der Regel aus Hals-,
Rücken-, Lenden-, Sacral- und Schwanzwirbeln ; ein besonderer Sacral-
abschnitt fehlt nur den Cetaceen und Sirenen. Die Verbindung der
Wirbel wird nicht durch Gelenke bewerkstelligt, wie bei Vögeln und
Reptilien, sondern durch zwischengelagerte elastische Knorpelscheiben;
es sind darum auch die vorderen und hinteren Flächen der Wirbel-
centren eben; nur die Halswirbel vieler Hufthiere zeigen opisthocöle
Gelenkverbindung. Die oberen Dornfortsätze haben in der Rücken-
und Lendenregion ilire stärkste Entwicklung, verkümmern dagegen
häufig in der Hals- und Schwanzregion. Die Bögen verwachsen früh-
zeitig mit dem Centrum; dagegen bilden sich am vorderen und hinteren
Ende des Wirbelkörpers durch selbständige Verknöcherung besondere
dünne Knochenscheiben (Epiphysen) aus, welche später mit dem
Oentnim verschmelzen.
Fi ff. 1745.
Erster Halswirbel (Atlas) vom
Hund (von oben) d verbreiterter
v
Flg. 1746.
Zweiter Halswirbel vom Hund
(von der Seite). *p Spina dorsalis,
c (Zentrum, rf Diapophyse, t Post-
zygapophyse, r Arteriencannl, tn
Nervencanal, po processu» odon-
», co Gelenkfacette für
den Atlas
Fl*. 1747.
Sechster Halswirbel
vom Hund (von hinten).
cOntrum, #p Spina dor-
salis, u oberer Bogen .
d Diapophyse . p Para-
pophyse mit der nach
unten vorliinsrerten La
min«, r Arlerleneanal,
m Riicki'ninark- (Medul-
lär-) Oanal, * vordere,
»' hintere Zyirapophyse.
Der Hals besteht fast
regelmässig aus 7 Wirbeln.
Die Länge des Halses wird also nicht, wie bei den
Reptilien und Vögeln durch die Zahl, sondern
durch die Streckung der einzelnen Wirbel bedingt. Je
länger der Hals, desto freier ist im Allgemeinen die Beweglichkeit der
Wirbel, und desto schwächer entwickeln sich die Fortsätze. Durch
Verbindung der nach abwärts gebogenen Enden der vom oberen Bogen
ausgehenden Diapophysen [d) mit den vom Centrum entspringenden
Parapophysen (p) entsteht jederseits vom Centrum ein Loch (r).
durch welches die Halsarterie verläuft. Der erste Halswirbel oder
Atlas (Fig. 1745) zeichnet sich durch den Mangel des Centrums und
47»
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740
Vertebrata. Mamraalia.
Domfortsatzes, sowie durch starke Verbreiterung seiner Querfortsätze
aus, an deren Basis sich vorne die beiden concaven Gelenkflächen
für die Gelenkköpfe des Hinterhaupts und hinten die Gelenkfacetten
für den zweiten Halswirbel oder Epistropheus (Axis) befinden.
Derselbe (Fig. 1746) hat am vorderen Ende seines Centrums einen
starken , bald conischen , bald halbeylindrischen oder löffei förmigen
Fortsatz (Zahnfortsatz, processus odontoideus po), der entwickluugs-
geschichtlich als Centrum des Atlas zu betrachten ist.
i Die Brust- oder Rückenwirbel
(Fig. 1748A) zeichnen sich in der Regel
durch starke Dornfortsätze, kurze, am
distalen Ende mit Gelenkfacetten für
das sogenannte Tuberculum der Rippen
versehene Diapophysen und biplaue
Centren aus. Die Gelenkflächeu der
vorderen Zygapophysen sind nach oben,
jene der Postzygapophysen nach unten
gerichtet. Als ersten Brustwirbel be-
trachtet mau denjenigen, dessen Rippen
mit dem Brustbein in Verbindung treten.
In der Regel sind 13 (seltener 10—20)
Dorsalwirbel vorhanden. An die Lenden-
wirbel (Fig. 17485) heften sich keine
Rippen an; dagegen sind ihre Querfort-
sätze sehr stark entwickelt, die kräftigen
Dornfortsätze meist schräg nach vorne
gerichtet, und die Centren erheblich
länger, als jene der Brustwirbel.
Das Kreuzbein oder Sacrum dient zur Anheftung des Hüftbeines
und fehlt als dilierenzirter Theil der Wirbelsäule nur bei den Walen
und Sirenen, deren hintere Extremitäten durch Verkümmerung ver-
loren gegangen sind An der Bildimg des Sacrums nehmen meist
3 bis 4, zuweilen auch 2, oder 8 bis 9 Wirbel Theil. Ihre Centren
und oberen Bögen und öfters auch ihre Dornfortsätze sind mehr oder
weniger vollständig mit einander verschmolzen, so dass das Sacrum
einen unbeweglichen, von vorne nach liinten an Breite abnehmenden
Abschnitt der Wirbelsäule darstellt.
Die Schwanzwirbel bieten nach Zahl und Form die grösste
Manniehfaltigkeit. Die vorderen besitzen in der Regel wohl ausgebildete
obere Bögen, Dornt'ortsätze, Diapophysen, Zygapophysen und zuweilen
V förmige Hämapophysen (Chevron bonos). Weiter hinten tritt eine
allmähliche Modification der Wirbel ein. Die Centren verlängern sieh,
die oberen Bögen und sämmtliche Fortsätze verkümmern oder ver-
schwinden gänzlich, und das allein übrig bleibende Centrum nimmt
cylindrische oder mehrkantige Form an.
Rippen verbinden sich nur mit den Brustwirbeln; die vorderen
(wahre Rippen) heften sich durch besondere knorpelige oder unvoll-
kommen verknöcherte Sternoeostalstücke an das Brustbein an, die
hinteren »falschen« Rippen endigen frei in den Muskeln des Brust-
korbes. Das Tuberculum lenkt sieh in eine schwach vertiefte Facette
¥\g. 1748.
A «weiter Rückenwirbel vom Hund
(von der Seite).
B rwelter Lendenwirbel vom Hund
(von der Seite).
c Centrnm, *p Dornfort-Jitz, d Dlapo-
phy^e, : vordere. hintere Zyiptpophyi'e,
ni MetJipQph)>e, a Amipophy«.e. t Krt-
eette für diw Tuberculum, ca Fueetten
für das fapitulum.
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Mammalia.
741
der Diapophyse ein, während das Capitulum am vorderen Theil des
Wirbelkörpers oder an der Basis des oberen Bogens befestigt ist. Sehr
häufig liegt die vertiefte Facette für das Capitulum zwischen zwei
Wirbeln, so dass ihre vordere Hälfte noch auf das hintere Ende des
Centrums des vorhergehenden Wirbels übergreift
Das Brustbein (Sternum) besteht nicht aus einer einfachen
Knochenscheibe wie bei Vögeln und Reptilien, sondern aus einer Reihe
von abgeplatteten Knochenstücken, die in der ventralen Mittellinie in
einer Längsreihe hintereinander liegen.
Der Schädel (Fig. 1749, 1750) der Säugethiere unterscheidet sich
von dem der Fische, Amphibien, Reptilien und Vögel hauptsächlich
durch geringere Zahl der ihn zusammensetzenden Knochen, durch die
unbewegliche Verbindung des Oberkiefers mit der Schädelkapsel, durch
die Unterdrückung des Kieferstieles und direkte Einlenkung des Unter-
kiefers am Schläfenbein. Der Mangel eines gesonderten Quadratbeines
und die Anwesenheit von Hinterhauptsgelenkköpfen sind weitere
charakteristische Merkmale der Säugethiere. Die Form des Schädels
wird wesentlich von der Grösse des Gehirns, von der Entwicklung
der Kiefer, von dem Vorhandensein vorspringender Kämme, Knochen-
protuberanzen, Stirnzapfen etc. bedingt und bietet bei den verschiedenen
Ordnungen und Familien ausserordentlich grosse Abweichungen.
Man unterscheidet am Kopf die eigentlichen Schädel knochen ,
welche die Hirnhöhle, und die Gesichtsknoche n. welche die Nasen-
höhle und Mundhöhle umschliessen. Von den Schädelknochen, welche
das Hinterhauptsloch (Foramen magnum jm) umgeben, sind die
seitlichen Hinterhauptsbeine oder Exoccipitalia (Occipitalia lateralia
Exo) mit gewölbten Gelenkköpfen (Condyli occipitales oc) versehen und
oben durch das unpaare grosse Hinterhauptsbein (Supraoccipitale SO)
verbunden. Am vorderen Theil der Exoccipitalia springt ein von den
Condylen durch eine tiefe Depression getrennter Fortsatz (Processus
paroccipitalis p. p. , Processus paramastoideus, Pr. jugularis) vor, der
zur Anheftung von Muskeln dient und bei den Hufthieren besonders
stark entwickelt ist. Auf der Unterseite schiebt sich das untere Hinter-
hauptsbein oder ßasioccipitale BO) zwischen die Exoccipitalia, erstreckt
sich aber mehr nach vorne und bildet einen ansehnlichen Theil
der Schädelbasis. Es ist von dem kleinen runden Foramen condy-
loideum (cj), welches den Zungennerv durchlässt, durchbohrt. Auf das
Basioccipitale folgt nach vorne in der Schädelbasis das hintere Keil-
bein oder Basisphenoid (BS), auf dieses das vordore Keilbein oder
Praesphenoid {PS) und vorne das kleine Pflugscharbein
(Vomer Vo). Das Basisphenoid ist oben in der Mitte etwas ausgehöhlt,
steigt aber am vorderen und hinteren Ende wieder etwas an und bildet
den sogenannten Türke nsattel (Sella turcica) zur Aufnahme der
Hypophyse (pituary body) des Gehirns. Die beiden Keilbeine ver-
schmelzen häufig frühzeitig zu einem sogenannten Wespenbein. Von
dem Basisphenoid entspringt jederseits eine flügelartige, nach oben und
aussen gerichtete Knochenplatte, das Alisphenoid (AS ala major)
und vom Praesphenoid ein entsprechender Knochen, das Orbito-
sphenoid (OS ala minor). Das Alisphenoid ist meist von drei OefT-
nungen durchbohrt, von denen das hintere (Foramen ovale fo) einem
Nerven Austritt gewährt, während das mittlere (Canalis alisphenoideus as)
742
Vertebrata. Mammali«
und das vordere (Foramen rotundum fr) die äussere Schlagader (Carotis)
durchlassen. Auch das Orbitosphenoid besitzt eine Oeffnung (Foramen
opticum op), durch welche der Sehnerv in die Augenhöhle austritt,
sowie an seiner Basis die sogenannte Keilbeinspalte (sf).
Die seitlichen Flügel der Keilbeine bilden die untere Seitenwand
der Hirnhöhle und grenzen oben an die grossen Scheitelbeine
(Parietalia Pa) und Stirnbeine (Frontalia jFV), welche das Schädel-
dach und den oberen Theil der Seitenwand des Schädels bilden.
FlK- 1745».
Schädel vom Hand (CanU JamüiarU). A von oben, B von unten. (Nach Flower.) SO obere*
Hinterhauptsbein, Pa Scheitelbein, IP Interparietale, Sq Schläfenbein, Fr Stirnbein, L Thrltnenbeln,
Ju Jochbein, Mr Oberkiefer, Pnu Zwischenkiefer, Sa Nasenbein, BO Basloeclpltale, Exo Rxocclpftale,
Per Periotlcuui, Ty Tympanicum, BS Baslsphenold. PS Praesphenoid, AS Alisphcnoid. Pt Pterygoid,
Vo Vomer, PI Palntimim. poj Processus postorbitalls, fo Kummen Infraorbitale, oc Condylus occlplulls,
pp Processi« pnrncclpltalls , gp PfOCiOMUJ postKlenoidali* , q/ tielenkjfrube für den Unterkiefer,
Jm Kommen majfnum i Hlnterhnuptsloch), c/ Kommen condyloideum, ßp Koramen lacerum posterius,
tarn mcatus auditorius externua äusserer < k-hörgaog), pgj Koramen postKlenoidalis, ßm Kommen
lacerum medium, Jo Kommen ovale, a» hintere « lefDiung de« AHsphenoid-Cnnals, fr Koramen rotun-
dum und vordere Üeffnunjr de« Alisphcnoid-CHtials, */ Keilbeli >i ti oder Koratneu lacerum anterius,
op Koramen opticum, ppf hintere (iaumenlöcher, ap und apf vonlere Gaunienlrtcher.
Zwischen die Scheitelbeine und die Hiuterhauptsschuppe schaltet sich
häufig eine kleine dreieckige Knochenplatte ein, das Interpari etale (1P),
das zuweilen getrennt bleibt, zuweilen mit den Scheitelbeinen (Huf-
thiere), noch häufiger mit der Hinterhauptsschuppe (Carnivoren) ver-
schmilzt. Die mehr oder weniger steil abfallende Hinterhauptsfläche
(Occiput) wird in vielen Fällen durch einen vorspringenden Kamm
(crista occipitalis) begrenzt, welcher zur Anheftung der Nackenmuskeln
dient.
Die Scheitelbeine sind in der Mitte des Schädeldachs durch
die zackige Pfeilnaht (Sagittal -Naht) verbunden ; sie bleiben entweder ge-
trennt oder verschmelzen vollständig miteinander und bilden zuweilen
über der Pfeilnaht einen mehr oder weniger vorspringenden Kamm
(crista ragittalis), welcher sieh nach vorne meist in zwei divergirende
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Mammalia.
743
Aeste theilt. Sie sind mit der Hinterhauptsschuppe durch die Lambda-
naht, mit den Stirnbeinen durch die quer zur Längsaxe des Schädels
verlaufende Kronennaht verbunden. Die Stirnbeine verwachsen zu-
weilen miteinander und tragen bei vielen Hufthieren knöcherne Fortsätze
(Stirnzapfen, Geweihe). In der Regel springt das Stirnbein hinter den
Augenhöhlen vor und nimmt durch den Processus postorbitalis {pof) an der
hinteren Umgrenzung der Augenhöhlen Theil. Bei vielen Hufthieren.
namentlich bei den gehörnten Wiederkäuern ist nicht nur das ganze Stirn-
bein, sondern häufig auch das Scheitelbein, ein Theil des Oberkiefers
und namentlich auch das Praesphenoid mit Luftzellen erfüllt; und bei
den Proboscidiern zeichnen sich fast alle Schädel- und Gesichts-
knochen durch ungewöhnliche starke Entwickelung dieser Luftzellen
aus. Zwischen dem Stirnbein, dem vorderen Keilbein (Praesphenoid)
FI*. 1760.
Schädel vom Beutelwolf i, Thyladnu* cynocephaltu , in tuurittaler Kii-htunft durchirewhnltten, nebrt
Unterkiefer. V» nat. Gr. iNnch F low er.) SO Supraoccipitale. ExO KxooelpiUle, BO Banlocclpitale,
Per Periotlcum, BS BaMxphenold, PS Praesphenoid, AS Alixphenold, OS Orbitosphenoid, Sq Squa-
mosum, Pa Parietal», Fr Frontale, ME Mesethiuoideum. Ufa Nasale, ET Ethmoturbinale, MT Maxillo-
turbinak-, Pult Prneuiaxllln, Mx Maxllln, Vo Vouier, PI Palatinum, Pt Pterygoldeum, cd Unterkiefer-
Condylus, n tmiriihi*
und Vomer schliesst eine vertieale, mehr oder weniger ausgedehnte
Knochenplatte, das Si ebbe in (Mesethiuoideum ME), die Hirnhöhle
nach vorne ab. Dasselbe besteht aus einer dem Vomer aufruhenden
medianen, in der Längsrichtung ausgedehnten Lamelle (lamina per-
pendicularis oder crista galli) und zwei seitlichen querstehenden meist
siebförmig durchlöcherten Platten (laniinae eribrosae). durch welche die
Riechnerven aus dem Gehirn in die Nasenhöhle eindringen. Die
Lamina perpendicularis geht nach vorne in die fast immer knorpelig
bleibende Nasenscheidewand über.
Zwischen dem Alisphenoid und Supraoecipitale liegt oben vom
Scheitelbein und zuweilen auch vom hinteren Theil des Stirnbeins be-
grenzt das Schläfenbein (Schuppenbein, Squamosum Sq), das mit
seinem oberen Hachen, schuppenartigen Theil (Schuppe) die seitliche
Begrenzung der Hirnhöhle vervollständigen hilft, an seiner Basis aber
einen sehr starken, dem Quadratojugale der Reptilien entsprechenden
Fortsatz (Processus zvgomaticus) nach aussen sendet, welcher sich bald
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744
Vertebrata. Mammalia.
nach vorne biegt und auf seiner Unterseite eine concave Gelenkfläche
(Fossa glenoidalis gf) zur Aufnahme des Unterkiefercondylus besitzt.
Der Hinterrand dieser Gelenkfläche ragt häufig als Fortsatz (Processus post-
glenoidalis gp) vor. Der Raum zwischen dem Schläfenbein und dem Ex-
occipitale wird von den Knochen der Gehörkapsel ausgefüllt. Aus einer
gemeinsamen Knorpelmasse, in welcher die Ossitication von drei Centren
beginnt, die dem Prooticum, Opisthoticum und Epioticum entsprechen,
entsteht ein einziger sehr fester Knochen, das Perioticum {Per),
welcher das Gehör- Labyrinth und das innere Ohr umschliesst und
öfters einen nach unten gerichteten Fortsatz (processus mastoideus)
besitzt. Das Paukenbeiu oder Tympanicum besteht in frühester Jugeud
aus einem einfachen knöchernen King und behält bei den Marsupialieru
und Insectivoren diese Beschaffenheit auch zeitlebens bei. In der
Regel verlängert sich aber bei weiterer Entwickelung der äussere Rand
des Ringes in horizontaler Richtung nach aussen und bildet den zur
Ohrmuschel führenden äusseren Gehörgang (meatus auditorius externus
eam); die Unterseite wird durch eine Knochenplatte bedeckt, welche
sich zuweilen zu einer blasig aufgetriebenen, hohlen oder mit zelligem
Knochengewebe erfüllten Anschwellung (Bulla tympanica Ty) um-
gestaltet. Am vorderen Ende des Tympanicum ragt zuweilen ein
^riffelförmiger zugespitzter Fortsatz (Processus styloideus) nach unten
vor. In dem Zwischenraum zwischen Perioticum und Tympanicum
und zwar zwischen dem vom Trommelfell geschlossenen äusseren Gehör-
gang und der Fenestra ovalis liegen die drei Gehörknöchelchen Ambos
(Incus), Hammer (Malleus) und Steigbügel (Stapes). Am vorderen und
inneren Ende des Paukenbeins liegt die Mündung der Eustachischen
Röhre, welche Luft in die Gaumenhöhle führt, und hinten dringt die
innere Kopfblutader durch das Foramen lacerum posterius (flp) ein
und tritt am vorderen Ende des Tympanicums durch das Foramen
lacerum medium [flm) wieder aus.
Die Physiognomie des Schädels wird sehr wesentlich durch die
Entwickelung der Gesichtsknochen und namentlich des Ober-
kiefers (Maxiila Mx) bedingt. Der untere Aussenrand des Oberkiefers
ist meist mit Zähnen besetzt, nach innen sendet er eine horizontale
Platte, welche an der Zusammensetzung des harten Gaumens Theil
nimmt. Am Hinterrand ragt ein zuerst nach aussen gerichteter Fort-
satz (Processus zygomaticus) vor, welcher sich dann nach hinten ver-
längert und durch das Jochbein (Jugale, Malar ju) mit dem Pro-
cessus zygomaticus des Schläfenbeins in Verbindung tritt. Die beideu
genannten Fortsätze und das Jochbein setzen den Jochbogen zu-
sammen, welcher die untere Begrenzung der Augenhöhlen und der
Schläfengruben bildet. Am vorderen Rand der Augenhöhle zwischen Stirn-
bein, Oberkiefer und Ethmoideum liegt das vom Thränencanal durch
bohrte Thräuenbein (Lacrinmle La). Die paarig entwickelten Zwischen-
kiefer (Praemaxillae Pmx) bilden den vorderen und meist auch einen
Theil des Seitenrandes der Schnauze. In der Regel enthalten sie an ihrem
Alveolarrand Schneidezähne. Die Nasenbeine (Nasalia iVa) fügen sich
in einen einspringenden Winkel am Vorderrand der Stirnbeine ein und
werden seitlich vom Oberkiefer und meist auch noch vom Zwischenkiefer
begrenzt. Die Nasenhöhle selbst enthält mit Ausnahme der Wale und
Sirenen eigenthümliche, sehr dünne, stark eingerollte und durchlöcherte
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Mammalia.
745
Knochenlamellen, die bei Thieren mit scharfem Genich stark labvrin-
thisch entwickelt sind und eine Schleimhaut trafen, in welcher sich die
Verzweigungen der Riechnerven ausbreiten. Diese Riechmuscheln
(conchae interiores) gehören zum Siebbein und sind lediglich als Fort-
sätze desselben zu betrachten; sie erscheinen in mehrere Gruppen
angeordnet und werden hinten von der Lamina perpendicularis des
Mesethmoid9 in zwei Hälften zerlegt. Die Lamellen, welche den
hinteren und oberen Raum der Nasenhöhle jederseits ausfüllen, werden
Ethmoturbinalia {ET) genannt, während die dem harten Gaumen
aufliegenden und den vorderen uud unteren Theil der Nasenhöhle
einnehmenden Blätter als Maxilloturbinalia (AtT) bezeichnet werden.
Die Unterseite des Schädels wird im hinteren cranialen Theil vom
Basioccipitale und den Keilbeinen gebildet. Vom Basisphenoid und
Alisphenoid springt eine kurze verticale Knochonplatte, das Flüge 1-
bein (Pterygoid Pt) nach unten vor und begrenzt jederseits den hin-
teren Nasengang, dessen Basis durch die Haut des weichen Gaumens
gebildet wird. Vorne schliesst sich das Flügelbein an den vom Prae-
sphonoid und Orbitosphenoid absteigenden Theil des Gaumenbeins
(Palatinum PI) an, welcher sich nach vorne und oben verdickt und eine
horizontal ausgebreitete Platte bildet und mit der horizontalen Platte des
Oberkiefers und dem Zwischenkiefer den harten Gaumen, die Basis der
Nasenhöhle bildet. Der Hinterrand des Gaumenbeins ist seitlich meist
etwas ausgeschnitten, springt in der Mitte häufig in eine Spina nasalis
posterior vor und zeigt den Ausgang der hinteren Nasenlöcher (Choanen)
in die Mundhöhle an. Der harte Gaumen wird von mehreren kleinen
Oeffnungen zum Austritt von Blutgefässen und Nerven durchbohrt.
Der Unterkiefer besteht aus zwei symmetrischen, nach hinten
divergirenden Aesten, welche vorne in der Mitte mit einer rauhen
Fläche (Symphyse) zusammenstossen und entweder durch Bindegewebe
an einander befestigt sind oder im Alter fest mit einander verwachsen.
Der Oberrand oder Alveolarrand ist meist gerade und mit Zähnen be-
setzt, der Unterraud etwas verdickt und convex, in der Symphysen-
region ansteigend; das hintere Ende des Unterrandes bildet den Winkel
(Angulus a), der öfters in einen vorspringenden Fortsatz ausgezogen
oder nach innen gekrümmt ist. Der obere Rand steigt hinter dem
letzten Backzahn in der Regel zu einem hohen, seitlich zusammen-
gedrückten Kronfortsatz (processus coronoideus) an, welcher dem
Temporalmuskel zur Anheftung dient. An der mehr oder weniger tief
ausgehöhlten oder mit erhabenen Leisten versehenen Aussenflache des
Kronfortsatzes befestigt sich der starke Massetermuskel. Der Hinterrand
des aufsteigenden Astes endigt oben über dem Winkel in einem ver-
dickten und gewölbten Gelenkkopf (Condylus cd), welcher sich in
die Gelenkgrube des Schläfenbeins einfügt und bald quer verlängert,
bald rundlich, bald schräg von oben nach unten gerichtet ist. Der
Unterkiefer wird der Länge nach von einem ziemlich weiten Canal
durchzogen (Alveolarcanal), in welchem ein Blutgefäss und der Unter-
kiefernerv verlaufen, die zahlreiche Seitenäste in die Zähne aus-
senden. Auf der Innenseite jedes Astes verläuft zuweilen eine seichte
Furche (Sulcus mylohyoideus), die bei gewissen Beutelthieren besonders
deutlich entwickelt ist.
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74fi
Vertebrata. Mammalia
Die Hirn höhle besitzt bei den Säugethieren meist eine viel
grössere Ausdehnung als bei den übrigen Wirbelthierclassen. Im All-
gemeinen zeigt sich bei den verschiedenen Ordnungen eine beträchtliche
Abstufung in Grösse und Ausbildung des Gehirns, so dass dasselbe
von Owen als Basis der Systematik verwendet wurde. Sehr bemerkens-
werth ist die von Marsh zuerst beobachtete Thatsache, dass der Ge-
hirnumfang bei den Säugethieren der Eocänzeit durchwegs geringer
ist, als jener bei verwandten Formen aus dem iüngeren Tertiär oder
oder Jetztzeit. Ja bei den riesigen eocänen Amblypoden ist die Hirn-
höhle so winzig, dass man deren Ausguss durch den Medullarkanal
der Wirbelsäule ziehen kann.
Entwickelung und Umgestaltung des Schädels. Wie
bei den Reptilien und Vögeln ist die Schädelbasis knorpelig prä-
formirt, während sich die Knochen der Schädeldecke in einer häutig
fibrösen Grundlage entwickeln. Die verschiedenen Knochen sind an-
fänglich alle getrennt und entstehen von besonderen Ossificationscentren,
nach und nach stossen sie aneinander, werden durch Nähte verbunden
oder verschmelzen vollständig. Je nach der Art, wie sich diese Knochen
im Verlauf der Entwickelung gestalteu, hängt die Ausbildung und
äussere Erscheinung des Kopfes ab und auf Grund ontogenetischer
oder phylogenetischer Erfahrung lassen sich bestimmte Zustände als
ursprünglich, andere als mehr oder weniger weitgehende Umgestaltungen
bezeichnen.
Fortgeschrittener specialisirter
Primitiver Zustand. Zustand.
Schadelknochen durch Nähte vereinigt. Schild elknochen verschmolzen.
Hirnkapsel klein, schmal. Hirnkapsel gross, breit, gewölbt.
Schädel niedrig, Proäl fast gerade. Stirnregion gewölbt oder steil ansteigend.
Schnauze vor der Hirnhöhle verlängert. Gesichtstheil kurz, Bteil abfallend.
Nasenbeine lang; Nasenlöcher nach vorn Nasenbeine kurz oder verkümmert; Nasen
gerichtet löcher weit zurückreichend oder nach
oben gerichtet.
Oberkiefer niedrig. Oberkiefer hoch.
Jochbogen geschlossen Jochbogen unterbrochen oder rudimentär.
Augenhöhle hinten offen, in die Schläfen Augenhöhle hinten geschlossen,
grübe übergehend.
Stirnbein und Praeaphenoid dicht oder Stirnbein, zuweilen auch benachbarte Kopf-
mit schwach entwickelten Luftzellen. knochen und Schädelbasis mit Luftzellen
erfüllt.
Knochen der Schädeldecke glHtt. Scheitel-, Stirn und Hinterhauptsbeine mit
vorragenden Kilmmen , Protuberanzen ,
Stirnzapfen oder Geweihen.
Tympanicuui ringförmig, unten offen, Tyinpanicum unten geschlossen oder auf-
frei, geblasen, mit äusserem Gehörgang; mit
dem Peristicum verwachsen.
Gelenkgrube für den Unterkiefer seicht, Gelenkgrube eine stark vertiefte Quer-
hinten mit Processus postglenoidalis. oder Längsrinne bildend; Processus post-
glenoidalis fehlt.
Unterkieferäste in der Symphyse durch ITnterkieferüste in der Symphyse ver
Ligament verbunden schmolzen.
Der Schultergürtel hat im Vergleich mit den niedrigeu Verte-
bratenclassen eine bedeutende Reduction erlitten und besteht häufig
nur aus dem Schulterblatt, zu dem bei denjenigen Formen, welche
ihre Vorderextremitaten mehr zum Greifen als zur Fortbewegung be-
nutzen, noch ein Schlüsselbein (Olavieula) kommt. Ein selbständig
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Mammalia.
747
entwickeltes Coraco'id nebst einem Praecoracoid findet sieb nur
bei Monotremen und vielleicht bei Allotherien, bei allen übrigen ist
dasselbe mit der Scapula verschmolzen und stark reducirt.
Das Schulterblatt (Scapula) (Fig. 1751) ist eine ziemlich
grosse, aus Knorpeln hervorgehende Kuochenplatte von oval-dreieckiger
Form, welche auf der Aussenseite durch eine vorspringende Leiste
(Spina oder Crista scapulae) in einen vorderen und hinteren Abschnitt
getheilt wird. Das untere Ende dieser Leiste ragt in der Regel als
ein etwas verlänger-
ter und gekrümmter
Fortsatz (Acromion)
vor. Oer verschmälerte
Unterrand ist zu einer
vertieften Gelenkfläche
(Fossa glenoidalis g)
zur Aufnahme des
Oberarms verbreitert
und endigt vorne in
einem kurzen Coracoid-
fortsatz (c), der aus
einem besonderen Ossi-
ficationscentrum her-
vorgeht, in frühester
Jugend auch noch
durch Sutur mit der
Scapula vereinigt ist,
später aber vollständig
damit verschmilzt.
Das Schlüssel
b e i n (Clavicula) ist
ein paariger, dünner, cyliudrischer, etwas
gebogener Knochen, welcher sich am Acromion
des Schulterblattes und am vordersten Hude
des Brustbeins mittelst Ligament befestigt. Es fehlt den Cetaceen,
Sirenen. Ungulaten mit Ausnahme der Typotheria und den meisten
Carnivoren, wo es übrigens häufig noch als Rudiment in den
Muskeln liegt.
Der kräftige, gerade oder etwas gebogene Oberarm (Humerus)
(Fig. 1752) hat am oberen (proximalen) Ende einen ziemlich dicken, ge-
rundeten Gelenkkopf (c) und zwei vorstehende, zur Anheftung von
Muskeln bestimmte Höcker (tuberculum majus und tub. minus) be-
sitzt, die durch die Fossa bicipitalis (bg) getrennt werden. Von dem
aussen gelegenen grossen Höcker zieht sich in der Regel ein etwas
vorstehender, breiter rauher Kamm zur Anheftung des Deltoidmuskels
eine Strecke weit am Schaft des Humerus herab (crista deltoidea d).
Das untere oder distale Ende ist <iuer verbreitert und mit einer breiten,
halbcylindrischen Gelenkrolle (Trochlea) versehen, die meist durch eine
mediane Verliefung oder durch eine erhabene Leiste (crista inter-
trochlearis) in eine radiale (ar) und eine ulnare Um) Gelenkfläche ge-
theilt wird. Neben der (lelenkrolle ragt aussen ein knorriger Vorsprung,
Fig. 1751
Rechtun Schulterblatt vom Hund.
$ Kamm(*pina scapula«), a Acro-
mion, e Coracotdrortsatz, g »ie-
lenkfl&che, » vorderer (Coracold l
Rand, h hinterer (Olenoidali
Rand, o oberer Rand.
Flg. 1752.
Rechter Oberarm k. (nu-
merus) desWombai (Phnicolomy*
vombatim) von vorne, '/i nat. Gr
(Nach Flou er ) c oberer Ge-
lenkkopf (caputj, t tuberculum
maJUR, I tuberculum minus, bg
fossa bicipltalis, dDeltoidrauhig
kelt, «r crisU supinatoria, ent
Forumen enteplcondyloideum,
tc äu*MTcr. ic innerer Gelenk-
knorren, ar radiale, au ulnare
Gelenkroll«'
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74R
Verleb rata. Mammalia.
r
A
r
I
der äussere Gelenkkopf (Ectocondylus cc) und auf der inneren Seite
der interne Condylus (ic) vor. Ueber dem letzteren ist der Humerus
bei den primitiveren Formen der Säugethiere von einem Foramen
B entepicondyloideum (ent) zum Durchtritt eines
Nervs und' Blutgefässes durchbohrt. Ueber der
Gelenkrolle befindet sich auf der Hinterseite
eine mehr oder weniger tiefe Grube zur Auf-
nahme des Ellenbogen fortsatzes der Ulna (Fossa
olecrani), die nicht selten den Humerus durch-
bohrt. In der Jugend sind die beiden Gelenk-
extremitäteu durch Epiphysen vom eigentlichen
Schaft (Diaphyse) getrennt.
Der Vorderarm (Fig. 1753) besteht aus
zwei Knochen, der Speiche (Radius) und der
Elle (Ulna, Cubitus), wovon der Radius mit
der äusseren und vorderen, die Ulna mit der
inneren und hinteren Gelenkrolle des Humerus
articulirt. Bei denjenigen Säugethieren, welche
die Vorderextremität mehr zum Greifen als
zum (iehen benützen, sind beide Knochen wohl
I | ausgebildet, jedoch in der Art übereinander ge-
I i U; kreuzt, dass am distalen Ende die Ulna aussen,
jL&J'y' l der Radius innen liegt. Bei deu vorgeschritteneren
j| jl) J ■ e Hufthiereu verkümmert der untere Abschnitt
1/' der Ulna und verwächst vollständig mit dem
fjr Radius.
Das obere Ende des Radius hat eine
seichte quer ovale Gelenkgrube, deren con-
vexer Innenrand sich "dicht an die Ulna anlegt.
Der Schaft ist etwas abgeplattet, das untere Ende
quer verbreitert und die ausgehöhlte Gelenk-
Häche innen durch einen kurzen zugeschärften
Vorsprung (Processus styloideus ps) begrenzt.
Am oberen Ende der Ulna ragt ein starker, vierseitiger, distal ab-
gestutzter und verdickter Knorren (Ellenbogenfortsatz, Olecrauon ol)
mehr oder weniger weit vor, dessen Vorderseite durch eine halbmond-
förmige Gelenkfläche (Fossa lunaris), au welche sich der Radius an-
legt, senkrecht abfällt. Das untere distale Ende der Ulna ist mit
Ausnahme der Proboscidier schmaler, als der Radius, hat eine con-
vexe Gelenkflüche und meist auch einen Processus styloideus auf der
Aussenseite.
Der Carpus oder die Handwurzel (Fig. 1754) besteht bei allen
Säugethieren aus zwei Reihen kleiner platter Knöchelchen. Bei
den primitiveren Formen schaltet sich, wie bei den Reptilien, ein
kleines Os centrale zwischen die beiden Reihen ein. Von den drei
Knöchelchcn der ersten oder proximalen Reihe entspricht das innere
(Scaphoideum) dem Radiale, das äussere (Cuneiforme) dem Ulnare,
das mittlere (Lunare) dem Iutermedium der Reptilien; ein viertes
äusseres und etwas nach hinten gerichtetes Kuüchelchen (das Erbsen-
bein oder Os pisiforme) wird nicht zu den eigentlichen Carpalknöchelchen
Fig. 1753.
A Linker Radius vom Hund
von vorn©, c obere, g unUre
Oelenkfltiche, p prwt-ssua sty-
loidmn, « Epiphysc.
B Linke Lina vom Hund von
vorne, ot Olccrution, fi Fo.nmi
gtlpmoideit , ß Fos*n luniiri»,
c Capitulum. t Eplpbyse.
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Mamnmlia. 749
gezählt, sondern bald als Rudiment eines sechsten Fingers, bald als
ein grosses Sesambein betrachtet. Die Knöchelchen der distalen Reihe
werden entweder Carpalia I bis V, oder Trapezium, Trapezoid, Magnum
und Unciforme (Fig. 1754) genannt. Im primitiven Carpus (Fig. 1754.4)
bleiben sämmtliche Knöchelchen getrennt und sind im Wesentlichen serial
angeordnet, d. h. jedes Knöchelcheu der ersten Reihe ruht auf einem
Knöchelchen der zweiten Reihe. Wird von der Hand nicht nur Beweglich-
keit, sondern auch Starke und Tragfälligkeit verlangt, so erleidet der Carpus
sehr verschiedenartige, dem jeweiligen Bedürfniss entsprechende Um-
bildungen. Die obere Reihe gewinnt zuweilen dadurch eine grössere Festig-
keit, dass Scaphoideum
und Lunare mit einander
verschmelzen und ebenso
findet in der zweiten
Reihe eineVerschmelzuug
von zwei oder mehr be-
nachbarten Knöchelchen
statt. In anderer Weise
erfolgt eine Verfestigung
des Carpus insbesondere
bei den Hufthieren da-
durch, dass sich die
Carpalia der zweiten
Reihe derart von aussen
nach innen verschieben,
dass eine alternirende
und verschränkte Anord-
nung zu Staude kommt.
Denselben Erfolg hat
auch eine ungewöhnliche
Breitenausdehnung eines
Knöchelchens, z. B. des
Magnum (Fig. 1754 C).
Die seitliehe Verschiebung oder ungleiche Ausdehnung der distalen
Carpalia führt häufig zur gänzlichen Verdrängung des Trapezium.
Auf den Carpus folgen die Metacarpalia oder Mittelfuss-
knochen, und zwar articuliren am Unciforme stets die zwei äusseren
Metacarpalia (IV und V), während die übrigen Mittelhandknochen je
einem Carpalc als Stütze dienen. Ursprünglich lagen die proximalen,
häufig schwach ausgehöhlten Gelenkenden der Metacarpalia in gleicher
Ebene; meistens greifen dieselben aber ziemlich weit in den Carpus
herein und verstärken dadurch das Knochengefüge. Der distale gewölbte
Gelenkkopf der Metacarpalia wird häufig durch einen vorspringenden,
zugeschärften Kamm (Leitkiel) in zwei Hälften getheilt.
Von den fünf Fingern heisst der erste oder innere Daumen
(Pollex). Mit Ausnahme der Cetaceen hat kein Säugethier mehr als
drei Phalangen an jedem Finger, doch verkümmern am Daumen
und kleinen Finger in der Regel ein oder zwei Glieder und bei den
Edentaten und Änevlopoden tritt zuweilen eine Verschmelzung von
zwei Phalangen ein. Bei den Fledermäusen verlängern sich sowohl
die Metacarpalia, als die Phalangen in ungewöhnlicher Weise zur
I!
Fiff. 1754.
A linker Vorderfuss von Procavia ( Dendrohi/rax) arhorea.
B Tapiru* Americanw, CreehtcrVorderfiifis vom Iferd. Jt Radiiu,
U Vinn, « Scnphoidcum. ( Lunnrc, c < 'unciforme, p PiMforme,
et Centrale«, tm Trapezium, Cd Trap^zoid. m Magnum, u Unei-
forme. /- V erster bis fünfter Finger.
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750
VertebratA. Mammalia.
Befestigung der Flughaut. Die Endphalangen haben sehr verschiedene
Form und werden ringsum oder vorne von hornigen Hufen, Krallen
oder Nägeln umschlossen. An den Gelenkverbindungen von Metacarpus
und den ersten Phalangen liegen auf der Hinterseite der Hand sehr
häufig paarig entwickelte, kleine, halbmondförmige Sesambeine, die
im Bindegewebe entstehen.
Das Becken (pelvis Fig. 1755)
wird jederseits aus drei in der
seitlich gelegenen Gelenkpfanne
für den Oberschenkel zusammen-,
stossenden, meist sehr frühzeitig
zu einem sogenannten Os inno-
minatum verschmolzenen Kno-
chen, dem Hüfthein oder Darm-
bein (Ileum 77), dem Schambein
(Pubis Pb) und dem Sitzbein
(Ischium Is) gebildet. In der
Mitte der Bauchseite stossen die
beiden Beckenhälften in einer
Symphyse zusammen und um-
schliessen jederseits eine grosse,
mit Muskeln und Bindegeweben
erfüllte Oeffnung (Foramen obtu-
ratorium fo).
Der Oberschenkelknochen
(Femur Fig. 175ß) ist meist
cylindrisch lang. Am oberen
Ende ragt ein halbkugeliger,
durch eine Einschnürung (Hals) vom eigentlichen
Schaft getrennter Gelenkkopf nach innen und vorne
vor. Dem Kopf gegenüber befindet sich auf der
hinteren und äusseren Seite ein kräftiger Muskel-
/Fo^im^nViyiolrtT«: fortsatz, der grosse Trochanter (Trochanter majus tr1),
begrenzt von einer mehr oder weniger vertieften
Grube (Fossa digitalis). Ein kleiner, conischer Hocker, der kleine
Trochanter (Trochanter minus tr-) liegt unmittelbar unter dem Kopf
auf der vorderen Innenseite. Ein dritter Troehanter (Trochanter
tertius tr*) ragt am Hinterrand in einiger Entfernung unter dem
grossen Trochanter vor. ist jedoch nur bei Hufthieren, Nagern,
Iusectivoren und Edentaten deutlieh entwickelt. Das distale Ende
des Femur wird durch die stark verdickte, vorne schmale und jeder-
seits von einem vorragenden Kamm begrenzte Gelenkrolle gebildet.
Dieselbe wird aussen und innen durch je einen grossen knorrigen ge-
rundeten Gelenkkopf (Ectocondylus und Entocondylus) begrenzt, zwischen
denen auf der Hinterseite eine ziemlieh tiefe und breite Grube (Fossa
intercondyloidea /) liegt.
Das Verdickte obere Ende der Tibia (Fig. 1757) bildet eine drei-
eckige, wenig vertiefte Gelenkfläche (c), die durch eine mediane Er-
höhung in zwei Hälften zerlegt wird; die Hinterseite des Schaftes ist
abgeplattet und jederseits kantig begrenzt ; die Vorderseite bildet
unter dem oberen Gelenkende einen mehr oder weniger zugeschärften
n*. UM.
Linke Beekennttlfte vom
Hun«l von innen Besehen.
// Ileum, l'b Puhl*.
1$ lehium. a Ifnnne,
fo Kommen obtunilorium.
* Symphyse
Fig. 176*
Keehte« Femur vom
Hund von hinten,
c ("ondylti*. 'r1 piwwr,
tr> kleiner.
ei innerer Oelenkkopf
(Ktuoeon.lvlun),
(»eienkkopf.
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Mammalia.
751
Kamm (Procnemialcrista cn). und das distale Ende eine quer ver-
breiterte Gelenkfläche (y), die häutig durch eine gerundete Mittel-
erhebung halbirt wird ; auf der Innenseite wird dieselbe durch einen
Vorspruug (Malleolus internus mi) begrenzt. Das Wadenbein
(Fibula Fi) ist stets ein dünner Knochen, dessen unteres Ende (co)
häufig als ein dem Malleolus internus entsprechender Fortsatz vor-
zu»
Fi*. 1758.
Rechter HinterfuR* A von Palaeolherium, B
Schwein, C von Hipparion. ca und c Calcaneu».
a Astrajmlus, n Naviculare, eb Cuboideum. c\ f, c' Cunelforme
tertlum, secundum, priinum, m Metatarwalla, //— V «weite blp fünfte
Zehe.
1757.
Linke Tlblo (T) und Fibula (Fi)
nebrt PatPlla (Pa) vom Hund
von vorne, c obere* Gelenk
ende, g unteres» »ielenkende der
Tibia, ca I'rocnemlalkamm, mi
■nallcu* Internus, co unteres
(ielenkende der Fibula.
ragt und sich auf die vordere Aussenfläche
des Astragalus oder auf den ("alcaneus stützt.
Bei den vorgeschritteneren Hufthieren ver-
kümmert die Fibula entweder vollständig oder
bis auf ein kleines distales, seltener proximales
Rudiment.
Zwischen Femur und Tibia liegt auf der Vorderseite die kleine,
durch Bänder mit der Tibia verbundene Kniescheibe (Patella Pa)
und zwischen Fibula und Femur schaltet sich zuweilen ein kleines
Knöchelchen (Fabella) ein.
Die Fuss wurzel oder der Tarsus (Fig. 1758) besteht wie die
Handwurzel aus zwei Knöchelchenreihen, zwischen welche sich je-
doch stets ein wohl entwickeltes Zwischenknöchelchen (Naviculare
oder Centrale) einschiebt. Die proximale Heilte besteht lediglich
aus Sprungbein (Astragalus) und Fersenbein (( 'alcaneus).
Der Astragalus (Fig. 1759) liegt auf der inneren, der Calcaneus
auf der äusseren Seite; ersterer bildet mit dem distalen Ende der
Tibia das Sprunggelenk ; seine nach vorne und oben gerichtete
tibiale Gelenkfläche ist bei den plumpsten Hufthieren {Amblypoda,
Proboscidea) fast eben, in der Regel jedoch als ein vorspringender
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752
Vertebrata. Mammalia.
halbcvlindrischer Gelenkkopf ausgebildet, der sich durch eine mehr
oder weniger tiefe mediane Aushöhlung in eine Gelenkrolle (Trochlea)
umwandeln kann. Der distale Theil des Astragalus verlängert sich
Fig. 1759.
Linker Astnuralus vom*Hund. A von vorne und oben, B von hinten und unten.
C. D. Linker Astrasalu« eine» «rossen Wiederkäuers (HeUndothtrium). C von vorne und oben,
D von hinten und unten. »/» nat r,r (Nach ünudry.) t tibiale Gelenkrolle (Trochlea), e, e' der mit
dem Calcaneus zusammenstoßende Seitenrand, a «irube zur Aufnahme des Unterlandes der Tibta,
n Facette für das Naviculare. cub Facette für Cuboideum, eai Facetten für Calcaneus.
zuweilen zu einem Hals und wird entweder durch eine flache oder
schwach gewölbte Gelenkfläche für das Naviculare abgestutzt oder
besitzt am distalen Ende eine breite, gewölbte, nach hinten ver-
längerte Gelenkrolle, die sich auf Naviculare, Cuboideum und Cal-
caneus stützt (Fig. 1759 B). Auf der Hinterseite hat der Astragalus
m ein bis zwei Facetten für den
Calcaneus und eine für das Cu-
boideum.
Der Calcaneus (Fersenbein,
Fig. 1760) ist ein länglicher, kan-
tiger Knochen, dessen hinterer Theil
zu einem abgestutzten Stiel (Tuber
calcis tc) ausgezogen ist, der bei
den Sohlengängern auf dem Boden
aufruht und die Ferse bildet, bei
den Zehengängern und Hufthieren
aber schräg nach oben und hinten
gerichtet ist. Am distalen Ende
stösst der Calcaneus mit dem Cu-
boideum {cub) zusammen, während
er mit der vorderen und oberen
ausgehöhlten Seite den Astragalus
stützt. Ein nach innen vorsprin-
gender Fortsatz (sustentaculum)
enthält die innere oder susten-
taeulare Facette (as) für den Astra-
galus, während am entgegengesetzten äusseren Theil sich die häufig
durch einen Querkamm getheilte eetale oder peroneale Facette (p'j
befindet Zuweilen ist noch eine Gelenkfläehe (p) für die Fibula vor-
handen.
Das Cuboideum (Würfelbein) ist ein würfelförmiger oder un-
regelmässig vierseitiger Knochen, dessen Höhe die Breite meist übertrifft.
Fi*. 1760.
Linker Calcaneus A vom Iluml, H von Macranchrnia.
t* tnlter calci«, nu Siistentaculuiti. <i# Mi«teutaeulare
Facette für den Astrajrulus, p' eclnle Facette für
den Astrapilus, cub distale Facette fiir du* Culioi-
deum, p Facette für die Fibula.
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Mammalia.
753
Das Naviculare breitet sich über die drei neben einander liegenden
Cuneiformia aus.
Die Metatarsalia {Mt) stimmen im Wesentlichen mit den Meta-
carpalia überein, doch sind ihre proximalen Gelenkflächen fast immer
abgeplattet, dicht an die distalen Facetten der Tarsalia angepresst und
meist in einer Ebene gelegen. Am Cuboideum articuliren die zwei
äusseren Metatarsalia (Mt IV und *P), alle übrigen Tarsalia werden
nur durch je einen Mittelfussknochen gestützt. Durch Verstärkuug
und Ausdehnung von Mt III und Mt I V treten am Hinterfuss dieselben
Reductionen ein, wie am Vorderfuss, und zwar fällt derselben zuerst
die grosse oder erste Zehe (Ilallux), darauf die fünfte, dann die zweite
und im äussersten Falle (beim Pferd) auch die vierte Zehe zum Opfer.
Bei den Wiederkäuern verschmelzen Mt III und IV wie am Vorderfuss
zu einem Canon.
Die Phalangen und Sesambeine der Hinterextremitäten unter-
scheiden sich in Zahl. Form und Grösse in der Regel nicht wesentlich
von denen der Vorderfüsse; die Endglieder sind auch hier von Krallen.
Hufen oder Nägeln umgeben.
Im Allgemeinen steht die Ausbildung der Extremitäten im engsten
Zusammenhang mit den Verrichtungen derselben, also auch mit der
Lebensweise des Thieres. Da nun die Extremitäten in vielen Fällen
ausschliesslich zum Gehen, in anderen zum Gehen und Greifen, zum
Klettern und Graben, zum Fliegen oder Schwimmen dienen, so ent-
spricht jeder dieser Functionen eine besondere Einrichtung, die unter
Umständen in ähnlichor Weise bei Thieren von sehr verschiedener
Organisation wiederkehrt. Es setzt diese Thatsache eine gewisse Plasti-
citÄt des ganzen Organismus und damit auch des Knochengerüstes
voraus, welche sich häufig sehr deutlich in den verschiedenaltrigen
Vertretern einer bestimmten Gruppe in Gestalt phylogenetischer Durch-
gangsstadien kund gibt. Das Studium der Veränderungen im Säuge-
thierskelet während der phyietischen Entwickelung , die sogenannte
»Kinetogenese« , ist in neuester Zeit vorzüglich durch Cope und
Osborn gefördert und im Sinne der Lamarck's Anschauungen
ausgebaut worden.1)
Neben dem eigentlichen Knochengerüst hat bei den Säugethieren
das Gebiss*) das grösste praktische Interesse, indem die Zähne nicht
nur eine ausserordentlich mann ich faltige Differenzirung aufweisen,
*) Cope, Edtc., The Origin of the foot structures of the Ungulata. Journ. Acad.
nat hist. Philadelphia 1874. — On the effect of impaet and strains cm the feet of
Mammalia. American Naturalist 1881 S. 542. — The mechanical causes of the
development of the hard parts of the Mammalia. Journal of Morphology 1889.
vol. III. — Osborn, H. F., The evolution of the Ungulate foot. Trans. Amer. Phil.
Soc. 1889 XVI. — Schlosser, M., Ueber die Modifikationen des ExtremitätenskeletteK
bei den einzelnen Saugethieretammen. Biolog. Centralbl. 1890 Bd. IX Nr. 22. 23.
*) Cope, E. I)., Origin of the Fittest 8. 241 u. 359. — The mechanical causes
of the development of the hard parts of the Mammalia. Journal of Morphology.
Boston 1889. vol. III. — Flower, W. H., Remarks on the homologies and notation
of the teeth of the Mammalia. Journ. Anat Phyaiol. 1869. vol. III S. 262. —
Koxcalewaky, W.f Monographie von Anthracotherium etc. Palaeontogr. 1874. XXII.
— Osborn, H. F., Evolution of Mammalian molars to and from the tritubercular
type. Amer. Naturalist 1888. Decemb. S. 1067. — Owen, Rieh., Odontography.
Z 1 1 » •» 1 , «mnrtmflK« der PalHeontoloiri«. 48
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754
Vertebrata. Mammalia.
sondern auch in engster Beziehung zur Ernährung und zum ganzen
Skeletbau stehen. Sie wurden darum von jeher mit Vorliebe für die
Systematik verwerthet und spielen insbesondere in der Paläontologie
wegen ihrer Widerstandsfälligkeit gegen die zerstörenden Einflüsse der
Fossilisation eine wichtige Rolle.
Die meisten Säugethierzähne bestehen aus Schmelz, Dentin und
Cement und enthalten eine mit zelligem Gewebe erfüllte und mit
Blutgefässen und Nerven versehene Pulpa (Fig. 1761). Vasodentin
kommt nur bei den Edentaten vor. Das Cement (Crusta petrosa)
bedeckt in der Regel als dünner Ueberzug die Wurzel; nicht selten
bildet es' aber auch eine mehr oder weniger dicke weisse Kruste
um die Krone oder
füllt Vertiefungen
und Zwischenräume
derselben aus. Die
Pulpa bildet an
jungen Zähnen in
Krone und Wurzel
einen grossen Ilohl-
fraum; bei mehrwur-
zeligen Zähnen ver-
zweigt sie sich und
sendet in jedeWurzel
eine Verlängerung
An jungen in der
Ent Wickelung be-
griffenen Zähnen ist
die Pulpa an der
Basis des Zahnes
weit geöffnet und
nach vorne verengt. Diese Beschaffenheit erhält sich dauernd bei
allen wurzellosen, mit sogenannter persistenter Pulpa versehenen
Zähnen. Zähne mit niedriger Krone, wohl entwickelten Wurzeln und
an der Ba*is verengter Pulpa werden brachyodont, solche von
hoher cylindrischer oder prismatischer Gestalt mit weit offener Pulpa,
ohne oder mit nur im hohen Alter vorhandenen schwachen Wurzeln
hypselodont oder hypsodont genannt.
Die Ausbildung der Säugethierzähne wird wesentlich durch ihre
physiologische Function beeintlusst. Dienen sie lediglich zum Ergreifen
und Festhalten der Nahrung, so entspricht der einfache Kegelzahn am
besten dieser Aufgabe; werden sie als Waiffe oder als Instrumente
zur Beseitigung von Hindernissen verwendet, so verlängern sie sich,
ragen aus der Mundhöhle vor und wandeln sich in Stosszähne um.
Ist die Nahrungszufuhr reichlich, und bedarf es zur Zerkleinerung der-
selben einer vollkommeneren Einrichtung, so tritt Arbeitsteilung und
Specialisirung de« Gebisses ein. Gewissen Zähnen fällt die Function
r Schmelz, d Dentin,
Ki*. 1761
Verticale Durchschnitte verschiedener Zahne
c cement. /> i*uipa.
A elnwurzeliKer Schneidezahn, auKjcew achsen , «Iii» Pulpa in einen
feinen Canal ausgezogen Ä junger, in der Knlwickelnng begriffen«
Schneidezahn mit weit offener Ililpn. C Schneidezahn eines Nager»
nur an der Vorderseite mit Schmelz bedeckt, mit persistenter Pulpa
1) zwclwurzellger Backzahn des Menschen mit niedriger, breiter Krone.
E Backzahn einest Ochsen mit hoher Krone und tief pefaltenen
Schmelzjochen , deren Zwischenräume mit Cement ausgefüllt siiul
Die Schmelzjoche sind an «1er Oberfläche abgekaut und dadurch die
Deiitinsubstanz an der t'siirfiiiche bloßgelegt.
London 1840 — 45. — Rütimeyer, W., Vergleichende Odontographie der Hufthiere.
Verhandl. der natnrforseh. Gesellschaft Basel 1863. S. 558. — Schlosser, M.,
Biolog. Centralblatt 1870. X. 8. .'38. 1890. X. 8. 81. — Wortmann, J. L , The
cotuparative Anatomy of the teetu of the Vertebrata. Washington 1886.
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Mammalia.
755
zu, die Nahrung zu ergreifen und festzuhalten, anderen dieselbe zu
zerreissen oder zu zerschneiden, zu zerquetschen, zu zerreiben oder zu
zermalmen, und da diese Arbeiten meist in verschiedenen Theilen der
Muudhöhle ausgeführt werden, so erleiden die vonleren Zähne andere
Differenzirungen als die hinteren.
Ein gänzlicher Mangel an Zähnen tritt nur dann ein, wenn, wie
bei den Willen, Ameisenfressern und Schnabelthieren eine Zerkleinerung
der Nahrung überhaupt nicht erforderlich ist; eine gleichförmige Aus-
bildung aller Zähne (Isodontie) kommt nur bei Meersäugethieren vor,
deren Zähne, wie die der meisten niederen Vertebraten, lediglich zum Fest
halten der Nahrung dienen. Weitaus die meisten Säugethiere besitzen ein
»anisodontes« differenzirtes Gebiss, dessen Zähne sich in den beiden
Kieferhälften symmetrisch wiederholen. Die im Zwischeukiefer und in
der Symphyse des Unterkiefers eingepflanzten, stets einwurzeligen oder
mit persistenter Pulpa versehenen Zähne heisseu Schneidezähne (dentes
incisivi J). Auf die Schneidezähne folgt jederseits im Oberkiefer un-
mittelbar hinter der Zwischen und Oberkiefernaht ein meist conischer,
einwurzeliger Eckzahn (dens caninus oder laniarius (J), dem im
Unterkiefer ein ähnlich geformter Zahn entspricht, welcher bei ge-
schlossenem Kiefer unmittelbar vor dem oberen Eckzahn eingreift.
Hinter dem Eckzahn beginnen die Backzähne (dentes molares), wo-
von die vorderen, meist etwas einfacher gebauten als Lückenzähne
oder Praemolares (Molares spurii P), die hinteren als ächte Molaren
(Molares veri M) bezeichnet werden. Sind in einem Gebiss sämmtüche
Sorten von Zähnen vorhanden, so gilt dasselbe für vollständig; es ist
unvollständig, wenn entweder Schneidezähne, Eckzähne oder Back-
zähne fehlen.
Bei den Zahnwalen, Sirenen und den meisten Edentaten bleiben
die einmal vorhandenen, meist sehr einfachen Zähne zeitlebens in
Gebrauch. Diesen wenigen monophyodonteu Formen steht die
grosse Mehrzahl der übrigen diphyodonteu Säuger gegenüber, bei
denen ein Zahnwechsel stattfindet. Die Ersatzzähne bilden sich jedoch
nicht wie bei Fischen, Amphibien und Reptilien das ganze Loben
hindurch, sondern nur ein einzigesmal ; sie verdräugen die zuerst vor-
handenen sogenannten Milchzähne und- treten als definitives
oder Ersatz gebiss (Dauergcbiss) an deren Stelle. Im Milch-
gebiss werden ebenfalls Schneidezähne, Eckzähue und Backzähne*
unterschieden, wovon die beiden ersteren fast immer mit ihren Ersatz-
zähnen in Zahl und Form übereinstimmen, während die Milchback-
zähne stets in geringerer Anzahl vorhanden sind und in ihrer Aus-
bildung häutig mehr den hinteren ächten Molaren, als ihren Ersatz-
zähnen entsprechen. Den ächten (d. h. hinteren) Molaren des de
finitiven Gebisses gehen niemals Milchzähne voraus, dagegen werden
die Milchbackzähne durch Praemolaren verdrängt. Nicht immer folgen
sämmtlichen Zähnen des Milchgebisses Ersatzzähne. Bei Ilufthieren
treten z. B. häufig nur drei Praemolaren an Stelle von vier Milch-
backzähnen, ja bei den Beutelthieren wird meist nur ein einziger
(der letzte) Milchbackzahn ersetzt, die vorderen bleiben dauernd
in Function, vertreten die Praemolaren der übrigen Säugethiere und
werden meist auch als solche bezeichnet, obwohl sie streng genommen
dem Milchgebiss angehören.
4ö'
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Vertebrata. Mammalia.
Die Zahl der Zähne ist bei monophyodonten Säugern höchst
variabel und an keine Gesetzmässigkeit gebunden. Bei den Diphyodontcn
sind nicht nur die beiden Kieferhälften symmetrisch bezahnt, sondern
es herrscht auch eine bestimmte Regel in der Zahl und Vertheilung
der verschiedenen Zähne. Beinahe in sämmtlichen Ordnungen und
Familien der .Säugethiere besitzen die geologisch jüngeren Formen
weniger Zähne, als die älteren Vertreter derselben Fntwickelungsreihe.
Eine Vermehrung der normalen Zahnzahl im Verlauf der phylotischen
Entwicklung kommt dagegen bei diphvodonten Säugern niemals vor.
Die Reduktion beginnt fast immer mit den am Ende einer bestimmten
Kategorie stehenden Zähnen, z. B. mit dem letzten oder ersten «7, dem
vordersten P oder dein letzten M und schreitet von da nach vorne
oder hinten weiter.1)
Forin und Grösse der verschiedenen Zähne hängt ab von ihrer
Stellung, von ihrer Function und ihrer Ernährung. Als primitives
Gebiss der Säugethiere darf man wohl eine aus conisehen, einwurzeligen
Zähnen bestehende, durch gleichmässige Lücken getrennte Zahnreihe
annehmen. Die geringste Abweichung vom ursprünglichen Kegel-
zahn zeigen die Eckzähne. Sie sind in den meisten Fällen conisch,
einspitzig, öfters etwas rückwärts gekrümmt, einwurzelig (nur bei
einigen fossilen Beutelthieren und Inseetivoren zweiwurzelig) und dienen
hauptsächlich zum Ergreifen und Zerreissen der Nahrung, sind darum
auch bei Fleischfressern am stärksten entwickelt.
Den Schneidezähnen liegt in der Regel die Funktion ob, die
Nahrung zu ergreifen und zu zerschneiden. Im ersteren Fall behalten
sie conische Form und gleichen den Eckzähnen, im zweiten plattet
sich die Zahnkrone in der Richtung von vorne nach hinten ab, erhält
einen schneidenden Rand und wird meissel- oder schaufeiförmig. Sie
sind stets eimvurzelig. Fallen den Schneidezähnen besondere Ver-
richtungen zu, so modiricirt sich demgemäss ihre Form. So werden
die zum Nagen benützteu Incisiven gross, gekrümmt, an der Krone
zugeschärft, meist sehr lang und sind häufig nur auf der Vorderseite
mit Schmelz bedeckt. Die starken, conisehen oberen Schneidezähe
der Sirenen werden zum Herausreissen von Wasserpflanzen benützt ;
die gewaltigen, mit persistenter Pulpa versehenen, entweder schmelz-
') Zur Abkürzung der sogenannten Zahnformeln wird in der Regel nur die Be
zahnung einer Kieferhälfte aufgenommen Die Bezeichnung für das Tapirgebiss lautet
demnach folgenderraassen :
3 1 4 S
A. Definitives Gebiss: i —, c y- , p m ^ = 44
oder abgekürzt: ^ J | = 44
3 13
B. Milchgebias •. di — , de , dm „ =28
Ol o
3 13
oder abgekürzt: D — ^ ' ' ^ = 20.
Sind Reduktionen eingetreten, so erf?eben sich dieselben sofort aus der Zahn
fonnel. Es hat r.. B. die Ziege im definitiven Gebiss folgende Zahnformel;
0.0.3,3.
3 . r. 3 , 3 . - A2
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Mammalia.
757
losen oder nur mit einem Schmelzband bedeckten Stosszähne der Pro-
boscidier und des Narwal dienen als Waffe oder zur Beseitigung von
Hindernissen etc. Mit der Urössenzunahnie und besonderen Differen-
zirung einzelner Sclineidezähne verbindet sich in der Regel die Ver-
minderung ihrer Zahl; gänzlichen Mangel an Schneidezähnen findet
man bei den meisten Edentaten; bei vielen Hufthieren gehen die oberen,
bei den meisten Proboscidiern die unteren J durch Schwund verloren.
Bei weitem die mtmnichfaltigsten Verrichtungen fallen den Back-
zähnen zu, und demgemäss weisen dieselben auch die grössten Differen-
zirungen auf. Im Allgemeinen haben sie die Tendenz, ihre Krone zu
. vergrößern, mit Spitzen, Höckern oder Leisten auszustatten und da-
durch zum Zerkleinern der Nahrung geeigneter zu machen. Bei Fleisch-
und Insektenfressern dienen die Backzähne lediglich zum Zerschneiden
der Beute und zum Zermalmen von Knochen. Zähne mit schmalen,
verlängerten, zugeschärften und mehrspitzigen Kronen werden für die
erste Verrichtung, breitere, mit spitzen Höckern versehene Kronen für
die zweite am geeignetsten sein. Bei allen Insekten- und Fleischfressern
haben demgemäss die vorderen Backzähne schneidende, mehrspitzige
(secodonte) Kronen und arbeiten wie die Blätter einer Scheere, indem
die unteren Zähne von den oberen umschlossen werden und letztere
über die ersteren vorragen. Thiere, welche sich von gemischter Kost
ernähren, haben bunodontes Oebiss. sie suchen die Krone der Back-
zähne zu verbreitern, zu erniedrigen und mit conischen Höckern aus-
zustatten. Die Bewegung des Unterkiefers ist wie bei den Insekten-
und Fleischfressern vertical (orthal) und der Condylus quer gestellt.
Die verschiedenartigste Ausbildung erlangen die Backzähne der
reinen Pflanzenfresser. Auch hier zeigt sich das Bestreben, die Zahn-
krono in die Breite und Länge zu vergrössern, mit Höckern auszu-
statten und zum Zerreiben der Nahrung geeignet zu machen. Die
conischen Höcker des ursprünglich bunodonten Zahnes nehmen V förmige
(iestalt an, indem sieh zwei convergirende G renzkanten bilden. Durch
kräftige Entwicklung der Schenkel dieser V förmigen Hügel und durch
Zusammenstossen ihrer Enden oder aber durch directe Verbindung von
zwei Höckern durch gerade oder gebogene Querkftmme entstehen com-
plicirte, mit Jochen versehene, lophodonte Kronen. Einen wesent-
lichen Einfluss auf die Formirung und Richtung dieser Leisten und
Joche übt die Bewegung des Unterkiefers; wird derselbe beim Kauen
wie bei den meisten herbivoren Hufthieren von aussen nach innen
(ectal) oder von innen nach aussen (ental) bewegt, so sind die V förmigen
Höcker hinter einander nach der Längsaxe des Zahnes angeordnet,
und die Seitenleisten der Höcker, sowie die Querjoche stehen schief zu
derselben. Sehr häufig runden sich die Spitzen der V-Höeker ab und
bilden alsdann halbmondförmige (selenodonte) Joche. Schiebt sich
der Unterkiefer beim Kauen wie bei den meisten Nagern von vorne
nach hinten (proale Mastication), wobei der Condylus in einer Längs-
rinne der Schläfenbeinbasis bewegt wird, so stellen sich die Joche quer
zur Längsaxe. Dieselbe Anordnung der Joche zeigt sich auch bei den
Proboscidiern, deren Unterkiefer sich von hinten nach vorne (palinal)
bewegt. Durch Fältelung der Schmelzjoche, durch Bildung von sporn-
förmigen Fortsätzen, durch Einschaltung von Neben- und Zwischen-
höckern, durch Entwicklung von Basalwülsten und schliesslich durch
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75«
Vertebrata. Mammalia.
Ansatz von Höckern und Jochen am hinteren Ende des Zahnes kann
sowohl die bunodonte, als auch die lophodoute Zahnkrone eine com-
plicirtere Ausbildung erlangen. Im Allgemeinen sind die oberen Back-
zähne, da sie über die des Unterkiefers vorragen, fast immer breiter
als die unteren; die letzteren haben die Tendenz, sich in der Längs-
richtung auszudehnen.
E. Cope und H. F. Osborn baben in geistvoller Weise versucht, sämmtliche
Modificationen der Backzähne von gewissen primitiven Grundformen abzuleiten und
ihre Entstehung aus mechanischen Gesetzen zu erklären.
Als ursprünglichster Typus wird auch für die Backzähne der Säuger ein ein
facher haplodonter Kegelzahn angenommen.
Der protodonte Zahn unterscheidet sich vom Kegelzahn dadurch, dass vorn
und hinten ein kleines Nebenspitzchen au der Zahnkrone entsteht und die Wurzel
zwar noch einfach bleibt, jedoch bereite durch eine Längseinschnürung den Beginn
einer Theilung erkennen lässt.
Ein drittes Stadium der Entwickelung stellt der triconodonte Typus
flar. Die Krone ist verlängert, dreispitzig, mit einer Mittelspitze und zwei Ne'ben
spitzen; die Wurzel zweitheilig.
Der Tritubercular-Zahn hat ebenfalls dreispitzige Krone, allein die
Mittelspitze liegt nicht in gleicher Reihe mit den vorderen und hinteren, sondern
ist im Oberkiefer nach innen, im Unterkiefer nach aussen gerückt. Die Wurzel
wird zwei- oder dreitheilig. In der Kegel tritt eine weitere Differenzirung ein, durch
welche die oberen Backzähne einen von den unteren mehr oder weniger abweichen-
den Bau erlangen und gleichzeitig in die zwei Reihen der secodonten (carnivoren)
und bunodonten (omnivoren und herbivoren) Bezahnung auseinander gehen.
A. Untere Backzähne.
a) Tubercular-Sectorial-Zahn (Fig. 1762). Am
ursprünglich dreispitzigen, unteren Tritubercularzahn sind
die Spitzen durch scharfe Kämme verbunden, die Krone
verlängert sich und erhält am hinteren Ende einen
vierten Hügel (Talon). Sehr verbreitet bei Raubbeutlern,
Insectivoren, primitiven Carnivoren.
Fl* 1761 b) Beim Quadritubercular-Zahn (Fig. 1763)
Tuberouiar Sfouiriai-ZHhn wird die Krone breiter, und der vordere Hügel ver-
A Untc,kie^rmoiM von OmMm künimert) 80 dass nur vier entweder isolirte oder durch
B mit «weiupttziircin Talon. Leisten (Joche) verbundene Spitzen vorhanden sind. Die
Km« r i nti-rkiefermolar iReiss Iwei hinteren, dem Talon angehörigen Spitzen erreichen
«ahn» von CynodictU von Innen. gleiche Höhe ^ den vorderen Der ,etzte Molar
a
Vitt. \-C3
Ä QuH'lritubercuUre (biinodunte; 1'nterkleferr.alme von Paloeochoeru*.
B Quartrirubercularer ilophodonten t'nterkieferzahn von Hyrachiw Die »iisM?ren und Inneren Hüfrel
durrh einfache Querjothe verbunden.
Cdie rwei letzten Molaren von Anoplotherlum. Die AnsMttBügel sind h«lbmondförmi« (wlenodnnu
m, hat einen sUirk entwickelten Talon.
erhält zuweilen noch am hinteren Ende einen uccessorischen Hocker oder ein Nach-
joch, das als »dritter LobijH« oder als »Talon« bezeichnet wird, jedoch keineswegs
dem Talon (heel) des secodonten Tubereularzahnes entspricht.
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Mammalia.
759
B. Obere Molaren.
a) Dem Tubercular-SeetorialZahn de» Unterkiefers entspricht im Oberkiefer
der Tr i tu be rr u 1 a r- oder Dreihöcker-Zahn mit zwei äusseren und einer
inneren Spitze, von denen die zwei äusseren, sowie der vordere und innere meist
durch einfache scharfe Kämme verbunden sind. Nimmt der Innenhöcker V förmige
Gestalt an, und wird die Krone durch
leisten- oder kammförmige Verbindung«
brücken des Innenhöckers mit den Aussen
höckern mit Jochen versehen, so nennt
Rütimever derartige Zähne trigono-
dont (Fig. 1764)
Hg. 17«.
Trituberculäre trlitoiiodonte) «»»►erkleforbnck-
fNach Copc.)
b) Der quadrituberculäre Ober-
kieferzahn (Fig. 1765 A, B) entsteht aus
dem trituberculären durch Hinzufügung
einer vierten hinteren
Innenspitze, welche
ursprünglich aus dem
Basalwulst hervor-
geht. Bei rein buno
donten Formen blei-
ben die vier coni-
schen Höcker isolirt
und steheu einander
gegenüber, bei den
lophodonten sind
die beiden äusseren
Höcker meist durch
eine sogenannte Aussenwand miteinander, der vordere äussere mit dem vonleren
inneren und ebenso der hintere äussere mit dem hinteren Innenhöcker durch
Joche verbunden. Hierher die Molaren fast aller herbivoren und ein Theil der
Omnivoren Säuger.
c) Durch Einschaltung von ein oder zwei Zwischenhöckern können quinque-
(Fig. 1765 C) und sex • tuberculäre (Fig. 1765 D) und durch Anfügung von
Höckerpaaren oder Querjochen am hinteren Ende multi tuberculäre und poly-
lophodonte (elasmodontc) Zähne entstehen.
VRT-
Ki(f 176.V
fünf- un<l M-4-hthÖ<-kt>rlK<
Oberkiofermolare
i von der
l.ophodont*
Knuflachej A Backzahn von Tartitu. B Backzahn von Pmdremotherium.
C Back/ahn von Anoplotherium. D Backzahn von
Fi*. 17f.tV
Multituhetvuläri' Backzähne von Allothcricn.
A, H oberktefvrzahn von Cimolomy».
V Untcrkk-forzahn von Cimotomy». »/,.
(Nach Mar^h.i
Fi« 1767.
J'olyU»pho<lont«r oU-rkleferiuolur von Stryodon
(verkleinert).
Die Praemolaren erlangen in der
Regel nicht den hohen Grad der Differenzirung, wie die Molaren; sie sind meist
kleiner und weniger in die Breite und Länge ausgedehnt als die Molaren. Der
charakteristische Typus der Backzähne einer bestimmten Gruppe von Säugern
zeigt sich somit am deutlichsten in den Molaren und nur ausnahmsweise bereits
in den Praemolaren. Stimmen Praemolaren und Molaren überein, so nennt man
die Backzähne homoeodont, sind die Praemolaren einfacher, so heissen die
Backzähne heterodont.
Zur möglichst gleichmässigen und exaeten Bezeichnung der verschiedenen
Höcker der Backzähne wurde von Osborn eine neue Nomenilatur vorgeschlagen,
welcher sich bereits zahlreiche Autoren angeschlossen haben.
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7»>0
Vertebrata. Mamma! ia
Nomenclatur Abkürzung»- in diesem
von Osborn zeichen von Buch
Osborn benatzt
A. Obere Molaren.
Vordere Innen*pitze oder Hrtcker — Protoconu$ — pr odf»r b
Hintere » — Hypoconw — hy » d
— Paraconus — pa a
— Metaconus — me e
— Protoconulm — pl » b'
- ml . c
Vordere Aussen spitze
Hintere >
Vordere Zwisrhenspitze
Hintere
B. Untere Molaren.
Vordere Aussenspitze oder Hücker — Protoconid prd > ß
Hintere » > — Hypoconid — kyd • •/
Vordere Innenspitze » — Paraconid päd > a
Vordere Zwischonspitze — Metaconid — med » ß"
Hintere > - — Entoconid — end y
Die Systematik der Säugetlnere ist durch die Entdeckung zahl
reicher fossiler Formen wesentlich beeinflusst und umgestaltet worden,
und namentlich die reichen und unerwarteten Funde in Nord- und
Südamerika haben die Errichtung mehrerer Unterordnungen und Ord
nungen nöthig gemacht. Man kennt gegenwärtig ca. 2300 Arten
lebender und über 3000 Arten fossiler Säugethiere. Fast alle Familien
haben durch die Palaeontologie einen viel reicheren Inhalt gewonnen,
und häufig haben sich die Grenzlinien zwischen denselben mehr oder
weniger verwischt. Im zoologischen System weit entfernte Gattungen
werden durch fossile Zwischenglieder in Verbindung gebracht, und die
verschiedenen systematischen Gruppen stellen sich jetzt meist nicht
nur als morphologische, sondern auch als phyletische Einheiten heraus.
Audi zwischen verschiedenen , scheinbar sehr differenten Ordnungen
haben sich unerwartete Beziehungen ergeben, wodurch sie zu grösseren,
blutsverwandten Gruppen zusammentreten. So zeigen z. B. die alt
tertiären Garnivoren. Primaten, Ungulaten, Insectivoren und Nager
überraschende Aehnliehkeit und beweisen , dass jene Ordnungen nur
Abzweigungen ein und desselben Astes darstellen. In keiner Abtheilung
des Thierreichs findet die Palaeontologie so reiches und so befriedigen-
des Material zur Herstellung phyletiseher Formenreihen.
Sucht man die Abstammung der Mammalia von niederen Wirbel-
thieren zu ermitteln, so kommen Vögel und Fische nicht ernsthaft in
Betracht. Iluxley hält die Amphibien für näher verwandt mit den
Säugethieren, als die Reptilien, während Owen und Gope die Thero
morphon für die nächststehenden Vertebraten halten. Cope bezeichnet
die Tlieromorpha geradezu als Ahnen der Mammalia. G. Mivart
glaubt für Monotremen eine von den übrigen Säugethieren unabhängige
Entstehung annehmen zu dürfen und schreibt sonnt den Mammalien
einen diphyletischen Ursprung zu.
In der Regel werden die Säugethiere nach ihrer Embryonal-
entwickelung in die zwei Unterclassen : Eplacentalia und Placentalia
eingetheilt. Die ersteren enthalten die zwei Ordnungen der Monotremata
und Marsupialia, die letzteren die zehn Ordnungen der Insectivora,
Clnroptera, Carniwro, Cefacra, Tillodontia, Rodmth, Edpntata, Unguhta,
Sirenia und Primates.
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Eplarentalia. Monotremata. Marsupialia. 7fil
A. Unterclasse. Eplacentalia.
Embrvonalentwiekelun g ohne Placenta.
1. Ordnung. Monotremata.
Kloakenthiere {Ornithodelphia Blv.).
Brustgürtel mit selbständigem
Coracoid, Praeeoracoid und Inter-
clavicula. Becken mit Beutelknochen.
Kiefer verlängert, zahnlos oder mit
Zahnrudimenten. Fortpflanzung
durch Eier. Milchdrüsen ohne Zitzen.
Harnröhren und Genitalgänge in
einen gemeinsamen Urogenitalcanal
mündend, welchir in das untereEnde
des Mastdarms führt.
Von den zwei gegenwärtig in Neu-
Holland und Tasmanien lebenden Gattungen n*. 1768.
Ornithorhynchus und Echidna (Fig. ^^^X^^^S"^'''^,,
1768) ist die letztere auch in) Pleistocän von 2™*$ SBc£Ac3d
Australien nachgewiesen. pc vrm-eoraeoid, et ciavicuiu, u intcr-
olavirula (Epistenitim), p« Mamibrium
(Pniwiternum), r Rlppo.
2. Ordnung. Marsupialia. Beu telthiere.1)
{Didelphia Blv., Metatheria Huxley.)
Verschiedenartig bezahnte Pflanzen- oder Fleischfresser.
Schultergürtel nur aus Scapula und Clavicula bestehend.
Becken mit Beutelknochen. Zitzen der Milchdrüsen meist
von einer Hautfalte umschlossen, welche einen Beutel bildet,
worin die ohne place ntaleEnt wickelung in unreifem Zu stau de
geborenen Jungen längere Zeit getragen werden.
Zu den Beutelthieren gehört eine ziemlich grosse Anzahl in ihrer
äusseren Erscheinung, Lebensweise und Organisation abweichender
Formen, die sich mit den Vertretern sehr verschiedener Ordnungen
der placentalen Säugethiere vergleichen lassen.
Auch das Skelet zeigt entsprechend der grossen Differenzirung
der einzelnen Familien stärkere Verschiedenheiten, als in den übrigen
Ordnungen. Das Gehirn bleibt klein, die glatten Hemisphären des
Grosshirns bedecken weder das Kleinhirn, noch die Sehhügel und
Riechlappen. Die Nasenbeine sind gross, die .lochbogen vollständig,
die Augenhöhlen hinten offen. Die Knochen der Gehörkapsel sind
durch Nähte verbunden, das Tvmpanicum ist ringförmig und nicht
l) Cope, E. D.y The tertiary Marsupialia. Amer. Naturalist 1884 S. 687. —
Goodrich, E. Matnmalia from the Stonesficld slate. Quart journ. microscop. Sc.
vol 35. — Marsh, 0. C, Amer. Journ Sc. and arts 1878 XV. 1879 XVIII. 1880
XX. 1881 XXI. 1889 XXXVIII. 1892 XLIII. - Osborn, H. F, Procecl. Ac. nat.
hist Philad. 1887 u. 1888 u. Journ. Ac. nat bist Phil 1888 vol. IX. — Owen, R.,
Monograph of fosa. Muinmalia of the British Mesozoic Forinations, Palacont. Soe.
1871. — KeHearchea on the fosu Remains of thq extinet Mainmuls of Auatralia with
a notice of the extinet Mamipiala of England. London 1877. Thomas, Oldficld,
On the Homologie» and Succession of the teeth in the Dawyuridae with an attempt
to trace the historv of the Mammalian Teeth in general Philo» Trans. 1887. vol.
178b 8. 443.
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702
Vertebrat« Mamrnalia
mit den übrigen Schädelknochen verwachsen; der harte Gaumen
meist von mehreren grossen Oeffnungen durchbohrt ; der hintere Winkel
des Unterkiefers nach innen eingebogen.
Das Gebiss ist bald nach dem Typus der Herbivoren, Inseetivoren.
Carnivoren oder Nager entwickelt. Bei den fleisch- und insekten-
fressenden Beutlern ist das Gebiss vollständig ; bei vielen Pflanzenfressern
verschwinden die Eckzähne, indem gleichzeitig die Schneidezähne an
Stärke zu-, an Zahl abnehmen und zuweilen nagerartige Beschaffenheit
erhalten. Die grösste, bei Säugethicren beobachtete Zahl von Schneide-
zähnen (4 — 5 jcderseits) kommt bei den fleischfressenden Marsupialiern
vor. Die Eckzähne besitzen bei einigen mesozoischen Formen zwei
Wurzeln und unterscheiden sich wenig von den folgenden Praemolaren.
Die Backzähne sind entweder secodont, bunodont oder lophodont. Der
Zahnwechsel fehlt zuweilen ganz oder beschränkt
sich auf den Ersatz des dritten (bei fossilen zu-
weilen des vierten) Backzahns oben und unten.
Dieser, sowie die vorhergehenden Backzähne werden
Praemolaren, die dahinter stehenden Molaren ge-
nannt. Bei den fossilen südamerikanischen Spa-
rassodontiden werden ein bis zwei Milchbackzähne
uud der Eckzahn ersetzt.
Charakteristisch für die Beutelthiere ist das
Auftreten von zwei stabi'örmigen Knochen, welche
sich an den Vorderrand des Schambeins anlegen
und nach vorne oder oben divergiren (Fig. 1769).
Diese sogenannten Beutelknochen rinden sich bei
beiden Geschlechtern, sind aber bei Thylacinus
durch Faserknorpel ersetzt und fehlen den Sparasso
dontidcn. Die Hinterbeine sind häufig viel länger,
als die Vorderbeine; die Hinterfüsse fünf- oder
vierzehig. die vierte Zehe meist am längsten. Der
Hallux stehjf zuweilen den übrigen Zehen recht-
winklig gegenüber oder verkümmert ganz. Bei
sehr vielen Herbivoren sind die 2. und 3. Zehe
viel dünner und kürzer, als die übrigen und von
einer gemeinsamen Haut unigeben.
Mit Ausnahme der in Amerika verbreiteten
Didelphyiden sind die Beutelthiere gegenwärtig
auf Neu -Holland und die benachbarten Inseln
beschränkt. Die pleistocäuen Formen rinden sich in denselben Ver-
breitungsgebieten. Dagegen besass in der Tertiär- und Jurazeit auch
Europa eine beschränkte Anzahl und Südamerika im Tertiär eine be-
trächtliche Menge fossiler Mnrsupialier. Man unterscheidet drei Unter-
ordnungen : Allotheria, Dipr otodontia (Poephaga) und Poly-
protodontia (Sa rroph aga ) .
1. Unterordnung. Allotheria. Marsh {Multituberculata (ope). !)
Kleine, ausgestorbene, wahrscheinlich herbivore oder omnivore Säuger mit
vielhöckeriyen Molaren, deren Höcker in zwei oder drei Längsreihen angeordnet
') Cope, K. D., Amur. Naturalist 1881 — 1886. — Falconer, H., üa Plagiaulax.
Quart, journ geol. Soc. 18Ö7 XIII S. 261. 1862 XV111 8. 348. — Lemoine, V., Bull.
Kifr. 1769
Linke Beckenhälfto vom
Kftnguru.
Tl lleum, Ii l^hium. I'b
i'ubi» , m Beutelknochen ,
» Symphyse, /o Koranien <>b-
turatorluto , n AwtHbnlum,
pi Processus pettlm-Hlk
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Marmipialia, Allotheria.
763
sind. Praemolaren enhceder den Molaren ähnlich oder seitlich zusammengedrückt,
schneidend. Eckzähne fehlen. Schneidezähne kräftig, nagerartig. Unterkiefer
ohne Mylohyoid furche, mit einwärts gebogenem Winkel. Coracoid wahrscheinlich
Selbstständig entwickelt.
Die Allotherien sind in der Trias von Europa und Südafrika, im Jura
von Europa und Nordamerika, in der oberen Kreide von Nordamerika und
im unteren Tertiär von Europa und Nordamerika nachgewiesen.
Von den meisten Gattungen liegen nur vereinzelte Zähne, Unterkiefer,
sehr selten Oberkiefer und Schädeltheile vor; vom übrigen Skelet ist wenig
bekannt. Die systematische Stellung dieser Gruppe ist darum noch sehr
unsicher. Sie werden bald an die Monotremata, bald an die Marsupialia
angeschlossen, bald als selbständige Ordnung betrachtet. Im Gebiss zeigen
die Allotheria am meisten Aehnlichkeit mit den Diprotodontia, aber auch die
rudimentären Backzähne von Ornithorhynchus ähneln gewissen Allotherien-
zähnen. Nach Cope gleicht der Astragalus von Polymastodon dem von
Känguru.
Aus der oberen Kreide von Wyoming beschreibt Marsh kleine Fuss-
wurzelknochen, ferner das proximale Ende einer Scapula mit 2 Gelenkfacetten,
welche die Entwicklung eines discreten Coracoids andeuten, sowie Becken-
knochen, die nicht miteinander verschmolzen sind. Alle diese Knöchelchen
finden sich in Gesellschaft von Allotherien- und Marsupialier-Zähnen, lassen
sich aber nicht auf bestimmte Gattungen beziehen.
1. Familie. Tritylodontidae. Cope.
Schnauze abgestutzt. Zwischenkiefer jederseits mit einem sehr starken, eck-
zahnähnlichen Schneidezahn, dem auf der Seite ein kleines, stiftförmiges Zähnchen
folgt. Obere P und
M gleichartig; die
letzteren mit drei
Höckerreihen.
Trias von Süd-
afrika und Europa.
Gehören nach See-
ley zu den Repti-
lien {Theriodontia).
FIk. 1771
Triglyphu* Fraati
Lydekker.
Ol». Trian .Bonebedt
Hohenheim. Wurttetnb
oln-rer Backzahn In
natürlicher un<l in
doppelter, «irösse.
Nach Kraas.»
Flg. 1770. Trytilothm longaevu» oweu Ida« von Tabu choo, Bn*utoland.
Sehnde] von oben und unten. % nat. ür Nach Owen.)
Tritylodon Owen (Fig. 1770). Trias (Karooformation). Südafrika.
Triglyphus Fraas (Fig. 1771). Nur winzige viereckige Zähnchen mit
drei oder zwei Höckerreihen aus dem Bonebcd der oberen Trias von Hohen-
heim bei Stuttgart bekannt.
Soc. k<5o1. Kr. 1883. 3 ser. XI, XIII, XVIII u. XIX. — Marsh, 0. C, Amer Journ.
Sc. 1878 XV S. 451». 1879 XVIII S. CO u. 215. 1880 XX S. 235. 1881 XXI S. 511.
1889 XXXVIII S. 81; II. S. 177. III. 1892 XLIII S. 249. — Osborn, H F., Journ.
Acad. Nat. Sc. Philad. 1888 vol. IX, Proc. Ac. Nat Sc. Philad. 1891 und Amer.
Naturalist. July 1891.
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7fi4
Vertebratn. Mamraalia.
2. Familie. Bolodontidae. Osborn.
Zwischenkiefer mit je zwei bis drei Schneidezähnen. Obere P drei oder vier-
höckerig; obere M mit zwei Reihen conischer Höcker, die durch eine mediane Furche
getrennt sind. Jura, Kreide, Tertiär.
Bolodon Owen (Fig. 1772). Zahnformel: 2. 0. 8, 4. Vorderer J vertical
nach unten gerichtet, «7* mit zwei Nebenzacken. M aussen mit drei, innen
mit 4 Höckern. P einfacher. Purbeck von Devonehire.
PI*, 1772
Bolodon (Tfi^rJrtuiOwcn. I'urbeek-Schlchten von l>or*et»hire.
A < >berkleferfrngment in nnt <ir. H dasselbe in vierfacher
Venrrrts&eruriK. fNuch Osborn) mz Oberkiefer, pnu
Zwlseherikiefur. » Naht zwisehen Ober- unil Zwisohenkiefer,
fi Fornmen infraorbitnle, pr/i I.nckenzahne, m ßaekzAhne.
Y\\i. 177.".
AUncodim pumilun Marsh Ob. Kreide
Wyoming Die drei Praeinolaren des
Oberkiefers n in nat. Gr., b in drei-
facher Grosse (Nach Marth.)
AI lodon Marsh. Aehnlich
Bolodon, jedoch 3 J vorhan-
den ; die P dreihöckerig, die
M mit zwei Reihen von 2
bis 4 Höckern. Ob. Jura.
Wyoming.
Allacodon Marsh (Fig.
1773). Ob. Kreide. Chirox
Cope. Unt, Eocän. Neu-
Mexico.
Gill.
3. Familie. Plagiaulacidae.
Unterkiefer jederseits mit einem grossen, nagerartigen Schneidezahn. Untere
Praemolaren (4—7) seitlich zusammengedrückt, schneidend, der letzte gross, zwei-
wurzelig, mit bogenförmiger Krone. Untere Molaren (2 — 3) mit zwei Längs-
reihen von Höckern. Obere M wahrscheinlich mit 3 Höckerreihen.
Trias bis Eocän.
Microlestes Plieninger ( Hypsipn/mnopsis Dawkins) (Fig. 1774). Nur
kleine, länglich vierseitige, in der Mitte vertiefte, aussen und innen höckerig
Fig. 1774
Nicr»!r*ic* mi/iV/t/«» Plieningen
Bnekzahn au» dem Bonebed
von Kehterdinsen, Württemberg
»/.-
Flu. 177.1.
PtaffianlaX Btcelr.n Falc. I'nrbeok-Sehiehten von Swanaße,
Dornotübirp. A rnterkiefer (*/•). B Pfaaiaulnx minor Owen,
ebendaher, a Molar vergrößert. Ii l'nterkiefer verKToiwert,
<- derselbe in nal. <ir Nach Fahoner
l)egrenzte Zähnchen aus
dem rhätisehen Bonehed
von Württemberg und Somerset bekannt,
Plagiaulax Falconcr (Fig. 1775). Unterkiefer gedrungen, mit hohem
Kronfortsatz, niedrigem Condylus und einwärts gebogenem Winkel. Zahn-
Formel: I. 0. :i- 4, 2. .7 eonif*eb, sehnig nach oben und vorne gerichtet. Die
P nach hinten an Grösse zunehmend, schneidend, blattartig, mit gerieften
Seitenflächen. 37 klein, mit höckerigen Rändern. Purbeck. England.
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Mareupialia. Allotheria Diprotodontia.
765
Ctenacodon Marsh (Fig. 1776). Untere P zugeechärft, am Oberrand
gezackt, seitlich kaum gestreift. Ob. Juru. Wyoming.
Vlg. 1776.
<.tennco<lon potrn» Marsh. Ob Jim
Wyoming Hechte« oberkieferfraRment
Cimulomy» (Cimolodon <
nitida* Mandl.
Ob Kreide. Wyoming
iNach Mar ah.)
(i vorletzter unterer
Buckzahn.
von nuten
(Nach Mar» h.)
o' erster, b vierter Praemolar. m Joeh-
FlK- 177».
Stoplagiauiax toenenut Lemoinc.
Int. Kocän. Keim«. A Linker
l'uterkieferaM von innen »/,, etwa«
resUurirt (nach Leinoltie), B, V
l'rneuiolar/ahn de« Unter« iefers von
innen and
h'ig. 177*.
A Mfnitcofftu» conquittu» ( °ope. Oberer Molar au« «ler
obersten Kreide t Larnmle stufe; von l>akota */,.
(I>)ih i'ope'sche Original nach Osborn.)
b Triprioiton corlatu* Marsh, ob. Kreide. Wyoming
Wahrscheinlich letzter oberer Molar in naturlicher
un.l in doppelter Un>**e (Nach M»rOu
Von Cimolomys Marsh (Cimo-
lodon Marsh) (Fig. 1777), Nanomys,
Tripriodon ^Fig. 1778 B), Di-
priodon, Selenacodon, Oraco-
don, Halodon Marsh, Menis-
coessus Cope (Fig. 1778 A) aus
der obersten Kreide (Laramie-Stufe)
von Wyoming und Montana sind
nur isolirte Zahnchen oder Kiefer-
fragmente mit 9 — 4 Zähnen bekannt.
Ptilodus Cope. Unt Eocän. Neu-Mexico. Zahnformel 1. 0. 2, 2.
Neoplagiaulax I^moine {Liotomus Cope) (Fig. 1779). Unterkiefer nur mit
einem grossen, seitlichen, gerieften P und zwei Molaren. Unt. Eocän. Reims.
4. Familie. Polymastodontidae. Cope.
Unterkiefer jederseits mit einem starken, nagerartigen Schneidezahn und zwei
grossen Molaren, vor denen sich zuweilen ein kleiner, einjacher und hinjälliger V
befindet. Im Oberkiejer nur zwei M vorfutnden. Die unteren M Jiaben zwei, die
oberen drei Längsreihen von stumpfen Höckern.
Im untersten Tertiär ( Puerto Stufe) von Neu-Mexico.
Polymastodon Cope erreicht die Dimensionen einoH Bibers.
2. Unterordnung. Diprotodontia. Owen.
PjUiuzenJresser mit vierhöckerigen oder ziveijot fugen Molaren. P den M
ähnlich oder blattartig, schneidend. Eckzähne Jehlend oder schwach entwickelt.
Oben 3—1, unten ein kräjtiger, nagerartiger Schneidezahn.
Die Diprotodontia sind wahrscheinlich Nachkommen der Allotheria mit
vereinfachtem Gebiss. Sie leben jetzt ausschliesslich in Australien. Fossile
Formen finden sich im Pleistocän von Australien und im Tertär von Patagonien.
1. Familie. Abderitddae Amegh. (Paucituberculata Amegh.).
Kleine, oben und unten mit geschlossener Zahnreihe versehene Beutler. Zahn-
formel: ^~0j * Die oberen, sowie die drei hinteren unteren M vierseitig
mit 4, selten ö Hockern; der vorderste M im Unterkiefer sehr gross, häufig
schneidend. Die unteren P klein, der hinterste wechselnd. Untere Schneidezähne
gross, nagerartig. Winkel des Unterkiefers einwärts gebogen. Beutelknochen
hinten breit, vorne verschmälert. Tertiär (^Sanla Cruz-Stufe;. Patagonien.
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766
Vertebrata. Mammalia.
Die Abderitidae stehen den Plagiaulaciden und den Hypsiprymniden
nahe. Von beiden unterscheiden sie sich durch geschlossenes Gebiss; von
den ersteren durch vierhöckerige M, von den letzteren
durch kleinere und zahlreichere P im Unterkiefer. Der
hinterste P im Oberkiefer ist meist wie bei den Hypsi-
prymniden gross, schneidend und gerieft.
Von der Mehrzahl der hierhergehörigen Gattungen
Abderites (Fig. 1780), Mannodon, Decastis, Acdestis,
Dipilus, Metriodromus, Halmadromus, Epanor-
thus Ameghino u. a. sind nur Unterkiefer bekannt.
Flg. 1780.
AbderiUt meridionali»
Ameghino. AelteresTer-
tlar. Santa Cru«, Pata-
gonien. Rechten L'nter-
kleferfrnginent mit P4,
il,, 2 und 3 In nat. «Jr.
(Nach Ameghino.)
2. Familie. Hypsiprymmdae. Känguru-Ratten.
Langgeschwänzte Beutler von der Grösse eines Kaninchens oder einer Ratte
mit kurzen Vorderbeinen und langen Hinterbeinen. Zahnformel: y~ \ * i»»
Oberkiefer jederseits drei «7, wovon der erste am stärksten, ein kleiner Eckzahn,
ein grosser P mit scharfer Krone und vertical gerieften Seiten und vier Back-
zähne; im Unterkiefer ein grosser Schneidezahn, ein gerief ter Praemolar und vier
Backzähne. M oben und unten ähnlich, ihre vierseitige Krone mit ztcei Paar
Höckern.
Klg. 1781.
A SehUdel, B Oherkiofer von BeHongia Qrayi Oould
Von den drei gegenwärtig in Australien lebenden Gattungen [Hypsi-
prymnus, Bettongia (Fig. 1781) und Aepyprymnus) kommen die beiden letzt-
genannten auch im Pleistocän von Neu Süd-Wales vor.
3. Familie. Thylaooleonidae Owen.
Zahnformel : f 'ö J j Grosse, ausgestorbene Beutler mit mächtig entwickeltem,
seitlich zusammengedrücktem und eine lange, scharfe Schneide bildendem hinterstem
P, drei kleinen vorderen P, 1 — 2 kleinen höckerigen M und je einem zugespitzten,
gewaltigen Schneidezahn oben und unten. Pleistocän. Australien.
Thylacoleo Owen (Fig. 1782). Schädel dem Löwen an Grösse gleich-
kommend, hinten breit, vorn«- mit kurzer, verschmälerter Schnauze. Joch-
bogen ungemein kräftig. Skelct unvollständig bekannt. Endphalangen der
Füsse grosse, stark gekrümmte Krallen. Im Pleistocän, namentlich in
Knochenhöhlen von Australien.
4. Familie. Phalangistidae. Kletter- und Flugbeutler.
Vorder- und Hinterbeine fünfzehig, ziemlich gleich lang. Zahnformel:
I. o l-t 4. M 9rosser als p> mit tMti durclt Joche verbundenen Höckerpaaren.
Am Hinterfuss die zweite und dritte Zehe dünn und mit einander verbunden.
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Manmpialia. Diprotodontia.
767
Mehrere lebende Gattungen in Australien, von [denen theilweise auch
pleistocäne Reste vorliegen.
Fl*. 1782.
Thylneolto carnijex Owen. Schädel von unten
und von der Seite. '/« nat Gr.
id.
(Nach R. Owen.)
5. Familie. Maoropodidae. Känguru's.
Zahnformel: *~ * Obere J meisselförmig , untere nagerartig , fast
horizontal. M und P mit zwei Querjochen. Hinterbeine stark verlängert; zweite
und dritte Zehe dünn, von gemeinsamer Haut umgeben. Hattux sehr schwach.
Lebend und fossil in Australien.
Neben der lebenden Gattung Macropus Shaw (Halmaturus Iiiiger)
finden sich im Pleistocän von Australien eine Anzahl nahestehender Formen
{Sthenurus, Palorchestes etc.), die theilweise durch ansehnliche Grösse aus-
gezeichnet sind.
G. Familie. Diprotodontidae. Owen.
Ausgestorbene Pflanzen- /Aw-
fresser von gewaltiger Grösse, ffi
Zahnformel: f J ] 44 Von
den cylindrischen oberen
Schneidezähnen ist der vor-
dere den beiden folgenden
an Grösse beträchtlich über-
legen. Backzähne oben und
unten aus zwei durch ein
breites Thal getrennten Quer-
jochen bestehend. Unterkiefer
aussen ohne Itisertions- Grube
des Kaumuskels. Vorder -
und Hinterbeine von nahezu
gleicher Länge, plump, wahr-
scheinlich fünfzehig.
Nur fossil im Pleistocän
von Australien.
Diprotodon axutrnli* Owen. Schridel
Skel.-t rcstnurirt ;Nnch R Owen.)
l'leiKUx'itn. Australien
Von den beiden hierhergehörigen Gattungen Diprotodon und Noto-
therium Owen (Fig. 1783) erreicht erstere die Grösse von Rhinoceros und
unterscheidet sich von Nototherium hauptsächlich durch die sehr starken
vorderen, schief abgestutzten Schneidezähne im Oberkiefer.
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768
Vertebrata. Mammalia.
7. Familie. Phascolomyidae. Wombate.
Nagerähnliche, plumpe Pflanzenfresser mit dickem Kopf, kurzem Hals,
kurzen Beinen und stummeiförmigem Schwanz. Zahnformel: \ °0' ]' £ Schneide-
zähne oben und unten lang, nur aussen mit Schmelz bedtckt, Backzähne cyl indrisch,
oben ebenso breit als lang, mit zioei Querjochen, von denen jedes aus je zwei
V förmigen oder halbmondjörmigen Höckern zusammengesetzt ist. Untere Backzähne
ähnlich, aber schmäler. Dem letzten P geht kein Aliichzahn voraus.
Die einzige lebende Gattung Phascolomys findet sich auch neben
einer viel grösseren ausgestorbenen (Phascolonus Owen) im Pleistocän von
Australien.
3. Unterordnung. Polyprotodontia. Owen.
Fleisch- oder Insektenfresser von meist geringer oder mittlerer Grösse. Ge-
biss vollständig. Im Oberkiefer jederseits 4 — 5, im Unterkiefer 3 — 4 kleine
Schneidezähne. Eckzähne zugespitzt, zuweilen zweitcurzelig. Backzähne bei den
fossilen Formen in grosser (8 — 12), bei den recenten meist in normaler Zahl
(6—7) vorhanden. Praemolaren einfacher als die triconodonten oder tritubercu-
lären Molaren.
Zu den polyprotodonten Beutelthieren gehören nach Owen die
australischen Myrmecobiiden, Perameliden, Dasyuriden, die amerikanischen
Didelphviden, sowie eine grosse Anzahl fossiler Formen, unter denen sich
die pleistocänen und tertiären enge an lebende Familien anschliessen, während
die mesozoischen eigentümliche, primitive Merkmale aufweisen, die ihre
Eintheilung in das zoologische System erschweren. Owen betrachtete die
letzteren als Vorläufer der Polyprotodontia, betonte jedoch bereits ihre Be-
ziehungen zu den placentalen Insectivoren.
1. Familie. Dromatheriidae (Protodonta). Osborn.
P griffeiförmig, einspitzig. M mit grosser Hauptspitze
JliU^ N und e*ner schwachen Vorder- und Hinterspitze; die Wurzel
^ - unvollkommen getheilt.
Vron den beiden hierherg»'hörigen Gattungen Dro-
Dr,math£iumi$yiv<*tr<: matherium Emmons (Fig. 1784) und Microconodon
o\> Tri«* Osborn sind nur winzige Unterkiefer mit der Zahnformel
' ÄiWer ' 3.1. 3,1 aus der oberen Trias von Nord - Carolina be-
kannt.
2. Familie. Triconodontidae. Osborn.
Kleine Beutler mit 4 P und 4—8 M. Wurzeln der Backzähne vollständig
getheilt. P und M mit drei in einer Reilie stehenden Spitzen und starkem Basal-
band. Eckzähne häufig zweitcurzelig. Winkel des Unterkiefers einwärts ge-
krümmt. Condylus meist in gleicher Höhe mit der Zahnreihe. Jura von England
und Nordamerika.
Triconodon Owen (Triacanthodon Owen) (Fig. 1785). Zahnformel:
3 i l "i-* Oberer Eckzahn zweiwurzelig. Die P oben und unten mit hoher
Mittelspitze, die M mit drei fast gleich starken Spitzen. Purbeckschichten
von England und oberer Jura von Wyoming.
Amphilestes Owen (Fig. 178(>). Zahnformel: 4. 1.4,5. P und M wenig
verschieden, die Mittelspitze höher, als die beiden anderen. Grossoolith.
Stonesfield. England.
Priacodon, Tinodon Marsh. Ob. Jura. Wyoming.
Phascolotherium Owen. Zahnformel: 4. 1 2,5. Hinter dem Eckzahn
eine Lücke. Mittelspitze der P und M höher, als die Nebcnspiteen. Gross
oolith. England. Ph. Burklandi Brod sp.
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Mareupialia. Polyprotodontia.
769
Spalacotherium 0 wen (Peralestes 0 wen). Zahnformel : j {; - =8i_f.
Purbeck. England. S. tricuspidens Owen.
Trieonodon mordax Owen.
nach Owen B
Fi«. 1785.
Purbeck-Schichten von Durrileittone Bay, Doreet Ä Di
und Unterkiefer «/i restaurlrt. (Nach Ogborn.)
(n*t Gr .)
Fig. 1786.
Amphüette» Brodcripi Owen sp. Groasoolith Stoneafleld bei Oxford. Linker Unterkleferaat A
Gr. und B In doppelter Groase von innen. (Nach Owen.)
Dicrocynodon
Mareh (Fig. 1787). Zahn-
formel : 3 1.4,8. Mittel-
spitze der M und P
hoch. Kronfortsatz breit.
Condylus höher als die
Zahnfeihe. Ob. Jura.
Wyoming.
Docodon, Enna-
codon Marsh. Ob. Jura.
Wyoming.
In
Flg. 1787.
Dicrocynodon victor Marsh sp. Ob. Jura. Wyoming. Rechter
Unterkiefer von aussen, «/,. (Nucli Marsh.) o Eckzahn, 6 Con-
dylua, c Kronfortxatz, d Winkel.
3. Familie. Amphitheriidae.
Kleine Insektenfresser mit zahlreichen , trituberculären , ewei- oder drei-
wurzeligen Molaren. Von den drei Zacken ist einer nach innen oder nach
aussen gerückt und mit den übrigen häufig durch Joche verbunden. Die
unteren M ausserdem mit Talon. P mit drei in einer Reihe stehenden Spitzen
und Basalband. Eckzähne meist ztceiwurzelig. Winkel des Unterkiefers vor-
ragend, häufig nach innen gekrümmt. Condylus quer, hoch über der Zahnreihe.
Jura und Kreide.
Osborn betrachtet diese Familie als Vorläufer der placentalen In-
sectivoren.
Amphitherium Blv. {Thylacotherium Val.) (Fig. 1788V Zahnformel:
4. iL 5, 6. Ein schon im Jahr 1818 bei Stonesfield aufgefundener Unterkiefer
wurde von Cuvier einem Didelphys nahestehenden Beutler zugeschrieben,
von Blainville für ein Reptil gehalten. Grossoolith. England.
Amblother ium Owen (Stylodon, Peraspalax Owen) (Fig. 1789). Zuhu-
formel: 4. l. 4, 7. Purbeck. England.
Zitlel, Gruudsüg«» der Palaeuntologle. 49
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770
VertebratA. Mammalia.
Achyrodon Owen, Curtodon Osborn. Ob. Jura. Purbeck.
Dryolestes Maren. 4. t 4,8. Eckzahn zweiwurzelig. Die Innenspitze
der unteren M ebenso hoch, als die zwei vorderen Aussenspitzen. Ob. Jura ,
und obere Kreide von Nordamerika.
Asthenodon, Paurodon, Laodon
Mareh. Ob. Jura. Wyoming.
Von den Familien der Myrmeco-
biiden und Perameliden hat nur die
letztere spärliche Reste im Pleistocän von
Australien hinterlassen. Myrmecobius
steht den mesozoischen Amphitheriiden in
Grösse und Bezahnung ausserordentlich
nahe, und unterscheidet sich nur durch
zweihöckerigen Talon der unteren M
und Verdoppelung der drei Spitzen der
oberen M.
c
Flg. 178«.
Amphitherium Prevotti Blv. Dogger. Stonea-
rleld bei Oxford Linker Unterkiefer von
a In nat Or., 6 vergr. iNach Owen.i
7
j *
Fig. 1789
Amklothtrium toricinwn Owen. Ob Jura. Pur
beck. England. Rechter rnterklefera»t A In
nat. Gr. B vergr. (nach R. Owen). C rechte
nc von oben gesehen, vergr
(nach Osbom).
4. Familie. Daeyuridae. Beutelm arder.
Camivore BeuÜer von mittlerer Grösse,
trituberadär. Obere M dreieckig, mit zwei äusseren
Zahnformel: ' j f
Spitzen und einem zungen-
förmig nach innen vor-
springenden talonartigen In
nenhöcker; untere M schnei-
dend, aus einem zwei- bis
dreispitzigen Blatt und 0UMM
niedrigen hinteren Talon be-
stehend. Zahnwechsel auf
den dritten Backzahn be-
schränkt. Vorderjuss mit
5 bekrallten Zehen; Hinter
fuss mit 4 getrennten äusseren
Zehen ; der Hu! lux meist ver
kümmert. Beutelknochen zu-
weilen fehlend.
Fig. i7»o. Die noch jetzt in Austra-
A Oberkiefer- un<' * Cnterkleferzahne von Thyttveinu* eyno- Uon oviwt ironHnn ftnTTiino-An
cephalu* A Wagner. Re^nt. Van.liemenslan.L «/» nat. Or. "f " eXlSlirt rmen Millingen
(Nach Tome««) Der rudimentäre Milchzahn, welcher vor der VaSyuruS deOnT., barCO-
Oeburt retwrblrt wird, nicht nber dem 8. Praemolar, der Ihn philuS CUV Und Thl/la-
in vertiealer Richtung orsotst. * . „, ' _. JL,..^
etnus lemm. (Fig. 1790)
sind daselbst auch im Pleistocän nachgewiesen.
5. Familie. Sparaesodontidae. Ameghino.
Raubthierartige Thiere von mittlerer und ansehnlicher Grösse. Zahnformel:
Obere M trituberculär, dreieckig, vorne breit, mit Aussenhöcker
und talonartigein Innenhöcker, l'ntere M schneidend, mit zwei- oder dreispitzigem
Blatt und niedrigem Talon. Ein oder zwei Backzähne, sowie der Eckzahn werden
gewechselt. Beutelknochen fehlen.
4-2. 1. 3, 4
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Marwupialia Polyprotodontia.
771
Die Sparassodontiden bilden eine eigenthümliche, den Dasyuriden einer-
seits, den primitiven Raubthieren (Creodontiä) anderseits nahestehende Gruppe.
Der Zahnwechsel erstreckt eich auf ein oder zwei Backzähne, sowie auf den
Eckzahn. Zahl und Form der Zähne in beiden Kiefern stimmen am besten
mit den Dasyuriden übercin. Dem Gaumen fehlen meist die für Mursupialier
charakteristischen Löcher; die Nasenbeine und Thränenheine sind sehr aus-
gedehnt, die Augenhöhlen hinten nicht geschlossen. Der Winkel des Unter-
kiefers ist stark nach innen gebogen; die Trochlea des Astragalus perforirt.
Nur im älteren Tertiär (Santa Cruz Stufe) von Patagonien.
Hierher die Gattungen: Borhyaena, Acrocyon, Conodonictis,
Prothylacinus , U athlyacinus , Anatherium , Cladosictis , Amphi-
proviverra (Protoprotriverra), Agustylus, Perathereuthes , Sipalocyon,
Acyon Ameghino.
0. Familie. Didelphyidae. Beutel ratten.
Meist kleine, carnivore oder omnivore Beutler. Gebiss * \ J J klein>
dicht gedrängt. C sehr stark, teeil vorragend. Dem hinteren P geht ein Milch-
zahn voraus, welcher lange jungirt. Obere M dreieckig; die zwei äusseren Spitzen
mehr oder weniger V förmig, die innere ziemlich weit nach vorne gerückt, kräftig.
Untere M länglich viereckig, mit drei vorderen Spitzen und einem ttark ent-
wickelten, zwei- bis dreihöckerigen hinteren Talon. Von den drei vorderen
Spitzen ist die äussere höher als die beiden inneren. An jedem Fuss 5 getrennte
Zehen ; Hinter fuss mit opponirbarem Hallux. Humer us mit Foramen entepi-
condyloideum.
Die beiden lebenden Gattungen dieser Familie [Didelphys und Chironecies)
sind ausschliesslich in Amerika verbreitet und zwar von Patagonien bis
Canada. Fossile Vertreter nicht selten im Tertiär von Europa und Amerika,
besonders häufig im Tertiär und Quartär von Südamerika. Nach Marsh
schon in der obersten Kreide von
Fig. 1792. FlR. 1783.
Didelphy» CuvieH Flacher. Eocftn Kiyps). Didtlphy$ (Orygirmphiui) /requeru H. v. Meyer. MIocAn
Montmartre bei Parti. Bocken mit wohl Ecklngen hei l'lm. a, b, e drei Obcrkloferzithne vorgr
erhaltenen Beute] knochen (a\ */»• « Unterkiefer In nat. Gr. und d verßT.
(Nach Owen.) (Nach Schlosser.)
Von den Gattungen Didelphops , Cimolestes , Telacodon und Bato-
do n Mareh aus der oberen Kreide von Wyoming sind nurisolirte Zähne und
Kieferfraginente bekannt.
Didelphys Lin. (Peratherium Aymard, Oxygomphius Meyer, Amphipera-
Uterium Filhol, Herpetotherium, Embassis Cope) (Fig. 1791 1793) Zahnformel
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772 Vertebrata. Mammalia.
M etwas niedriger, als die P, oben mit drei, unten mit vier
Wurzein. Etwa 30 Arten im Eocän und Miooän von Europa und Nord-
amerika. Auch im Pleistocän von Süd- und Centralamerika.
Im Tertiär (Oligocän) von Santa Cruz in Patagonien finden Bich die
Gattungen Microbiotherium, St ylognathus , Eodidelphya, Pro-
didelphys und Hadrorhynchus Ameghino.
Zeitliche und räumliche Verbreitung der Marsupialier.
Trias
1
§
Oh.
Jura
4-
'S
1-
i
Tertiär
Pleisto-
Jetzt
zeit
%
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"f.
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's
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-
V-
1
1
l
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M
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£
<
/. Allotheria
1. Tritylodontidnr
2. Holodontidae
3. Plagiaulacidae
■t. I'olymastodontidaf
•
1 :
•
i
—
—
*
•
1
II Diprotodontia
1. Abdrritidae .
2. Hypsiprymnidae
:i ThylacoUonidae
4. I'lialangistidae
r> Man opodidae .
6. Diprotudnnlidaf
7. I'hasratonUfidae
i
i
i
MIM
III l'olypr oto-
dontia
! 1 h'omnthn iid<u: .
Trironodnntidur .
.1 Atnphithrrüduf
4. Mtjrmrcobiidnf
.'>. J'eranielidae . .
>> . 1 >a*ynrular
?. >>p(irtiAxödontidaf .
S Dvldphyidac . . .
i
1
1
1 _
1
1
1
:
-
1
B. Unterclasse. Placentalia.
1. Ordnung. Insectivora. Insektenfresser.1)
Kleine, nieist fünfzehige, bekrallte Sohlengänger mit voll-
ständigem (lebiss. Eckzähne wenig von den J und P ver
l) Dobfton, G. E., Monograph of the Insectivora, systematic and anatomical.
London 1882 -1890. — Schlosser, AT, Die Affen, Leinuren, Chiropteren, Inoectivoren
etc de« europäischen Tertiärs Beitr. zur Pahieont. Oesterr. üng. Bd. VI. 1887
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Insectivora
773
schieden, zuweilen verkümmert. P zugespitzt, secodont.
Jflophodont oder bunodont, mit scharfen Höckern, die oberen
tri- oder quadrituberculär. Kei n Reisszahn entwi ekelt. Milch-
gebiss sehr frühzeitig ausfallend, selten funktionirend. Hirn
klein, vollständig glatt. Schlüsselbeine vorhanden.
Zu den Insectivoren gehören kleine, häufig unterirdisch lebende,
lichtscheue, nächtliche, seltener kletternde oder schwimmende Land-
thiere, welche sich von Insekten und Würmern ernähren. Sie bilden
unter den placentalen Säugethieren die primitivste Ordnung und haben
die engsten Beziehungen zu den polyprotodonten Beutelthieren bewahrt.
Gegenwärtig bewohnen die Iusectivoren nur die alte Welt und
Nord-Amerika, fehlen in Süd-Amerika und Australien. Auch die fossilen
Formen sind auf Europa, Nord-Afrika, Asien und Nord-Amerika be-
schränkt. Sie beginnen in Europa und Nord-Amerika im Eocän, sind
aber fast überall selten und unvollständig erhalten.
Der Schädel zeichnet sich durch gestreckte niedrige Form, starke
Entwickelung der Gesichtsknochen, hinten meist offene Augenhöhlen,
unvollständige Verknöcherung des Gaumendachs und der Gehörkapsel
und sehr kleine Gehirnhöhle aus. Die Grosshemisphären des Gehirns
sind glatt, der Jochbogen ist zuweilen verkümmert.
Die Lendenregion enthält öfters Intercentra. Der Humerus be-
sitzt in der Regel ein Epicondylarloch , Ulna und Radius bleiben
getrennt und ähneln den Polyprotodontia. Die plantigrade Hand ist fast
immer fünf-, sehr selten vierfingrig. Am Femur ragt meist ein dritter
Trochanter vor. Die grosse Zehe kann verschwinden.
Das Gebiss enthält alle Kategorieeu von Zähnen, doch sind die
Eckzähne und vorderen P meist sehr wenig von einander verschieden.
Die normale Zahnforrael ist: J; \~ -J, wird aber bei den differenzirteren
Formen etwas reduzirt. Die J sind zuweilen stark verlängert, fast
nagerartig und mit Nebenzacken versehen; die Eckzähne nicht selten
zweiwurzelig. Die Zahl der J und M übersteigt niemals die Zahl 3.
Die Backzähne sind secodont, die oberen M meist trituberculär, selten
quadrituberculär, ihre Höcker isolirt oder durch Joche verbunden. Die
unteren M bestellen aus einem dreizackigen Vordertheil und einem
niedrigen, meist zweizackigen Talon. Der Zahn Wechsel vollzieht
sich häufig schon im ftmbryonalzustand, so dass die Jungen mit defini
tivem Gebiss zur Welt kommen; manche Gattungen besitzen ein
funetionirendes Milchgobiss (Erinaceus), dessen Zähne selten vollständig
gewechselt werden.
Die Insectivoren zerfallen in zahlreiche Familien, wovon mehrere
auch fossile Vertreter aufweisen. Die älteren tertiären Formen lassen
sich zum Theil nicht in noch jetzt existirende Familien eintheilen.
1. Familie. Ictopsidae. Cope.
Zahnjormel: ~ 2' t 4 3' s. Obere M kurz, niedrig, quer dreiseitig, trituber-
culär. Schneidezähne spitzconisch, wenig schwächer, als Eckzähne. Die drei
vorderen P ein/acher, der hinterste wie die M gebaut.
Sämmtliche hierher gehörige Gattungen sind erloschen und finden sich
im Tertiär von Nordamerika.
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774
Vertebrata. Mammalia.
Leptictis Haydeni I/«*l(ly
Fig. 1794.
Unt. Mioean.
Dakota. Schädel von
obon. unten und von <ler Seite. Nat. Gr. (Nach I. cidy.)
Aus dem unteren Eoeän von Wyoming werden unvollständige Reste von
Diarodon Cope, Passalacodon, Anisacodon, Entomacodon Marsh IL a.
erwähnt, die übrigens auch
von Didelphyiden herrüh-
ren könnten. Wohl er-
haltene Schädel von Ictops
und Lepictis Leidy (Fig.
1794) finden sich im un-
teren Miocän (White River
Group) von Dakota.
2. Familie.
Adapisoricidae. I^emoine.
Kleine, ausgestorbene, un
vollständig bekannte Insecti-
voren mit 2 J, 1 C, 4 P
und 3 M im Unterkiefer.
Obere M trituberculär. Un-
tere J klein, lang, nager-
artig. Cklein. P zweiwurzelig
mit Hauptspitze und Talon.
M in der Vorderhälfte mit 2 — H hohen Zacken und starkem, grubigem Talon.
Adapisorex und Adapisoriculus Lemoine finden sich im untersten
Eocän von Cernays und Ay bei Reims.
3. Familie Talpidae. Maulwürfe.
Zahnformel: J * / JjJ; % Obere M trigonodont; die beiden V förmigen
Aussenhöcker sehr spitz, eine W förmige Wand bildend. Schnauze stark ver-
längert, Jochbogen dünn, aber vollständig. Oehörblase verknöchert, schwach ge-
wölbt. Vorderextremitäten als breite, schaufelartige Grabfüsse entwickelt. Hand-
wurzel mit sichelförmigem Sesambein. Tibia und Fibula distal verschmolzen.
Schwanz meist kurz.
Die Talpiden sind kleine, unterirdisch lebende Wühler mit verkümmerten
Augen und langer Schnauze, die sich durch eigentümliche Ausbildung ihres
Brustgürtels und ihrer Vorderbeine auszeichnen. Beim Maulwurf verlängert
sich das Manubrium sterni bis unter den zweiten Halswirbel und nimmt
am vorderen Ende das kurze, fast quadratische Schlüsselbein auf, das am
distalen Ende mit dem Humerus artikulirt und durch Bänder mit dem
Acromion der schmalen, stark verlängerten Scapula verbunden ist. Die
Vorderbeine sind dadurch weit nach vorne in die Halsregion gerückt. Der
Humerus ist sehr kurz, ungemein breit und an beiden Enden abgeplattet
mit weit vorragendem Deltoidkamm und neben den distalen Condylen mit
spornförmigen Knochenfortsätzen.
Im Eocän von Wyoming findet sich Talpavus Marsh, in den Phos-
phoriten des Quercy Amphidozotherium und Comphotherium Filhol;
im Miocän, Pliocän und Pleistoeän von Europa die noch jetzt existirende
Gattung Talpa (Fig. 1795. 1796).
Die Familie der Myogalidae (Rüsselmäuse) ist im unteren Miocän
durch Echinogale Pomel und Myogale Cuv. vertreten. Letztere auch im
Diluvium verbreitet.
Die jetzt auf Süd- Asien beschränkten Tupajidae waren im Miocän
auch in Europa vorhanden. Qalerix Pomel (Parasorex v. Meyer) (Fig. 1797),
Lantanotherium Filhol, Pfesiosorer Pomel.
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Insectivora. Chiroptera.
775
Die Spitzmäuse (Soricidae) zeichnen sich durch je einen grossen haken-
förmigen oberen und durch einen langen liegenden, am Oberrand zu-
geschärften oder gezackten unteren Schneidezahn in jeder Kieferhälfte aus.
Die darauf folgenden J, C und P sind wenig differenzirt. Sie leben gegen-
wärtig in der nördlichen Hemisphäre und finden sich fossil vom oberen
Eocän an und zwar die Gattungen Sorex Lin. (Fig. 1798), Crocidura
(Fig. 1799) und Crossopus Wagler in Europa.
a b c d
Fig. 179V
Talpa Heyrri Schlosser, l'nt. MIocAn.
Weisenau bei Mainz. Huruerus a von innen,
b von hinten, e von aussen, d von vorne,
t von unten. Nat Gr. (Nach Seh 1 osser.)
Fl*. 179«.
Sorex putillv* Meyer. Miocän Grive-
St. Alban. Isere. Unterkiefer von Innen
in nat. Gr. und vergr. (Nach Deperet.j
Fl« 1799.
Crocidura aranea Wajfn. Keceut.
Kuropa. a, b Schädel von unten und
von der Seite, c Unterkiefer
nat. Gr.
r
Flg. 1797.
OaUrO exilü Blv. sp. (J
iociali» H. v. Meyer). Miocän. Stein-
heini, Württemberg, a Unterkiefer
nat. Gr., b Unterkieferzahne verirr ,
e Oberkiefer von Grive-St. Alban
Gr., d vergr. (Nach Deperet)
Flu. 1800
Seuroffs/mnurut Cayttvi Filhol. Phosphorit Quercy. a Schädel
von unten, b Unterkiefer mit drei Molaren und P4 von der
Seite. <: derselbe von oben. Nat Gr. (Nach Filhol.)
Die Dimvliden sind »ine nahestehende, durch reduzirtes Gebiss aus-
gezeichnete, erloschene Familie aus dem Miocän von Europa. (Dimylus,
Cordylodon Meyer.)
Die Familie der Erinaceidae (Igel) hat oben mit Ausnahme des
letzten M quadrituberculäre Molaren und stark entwickelte innere Schneide-
zähne. Das Milehgebiss funetionirt ziemlich lang. Die lebenden Gattungen
finden sich in Europa, Asien und Afrika. Im oberen Eocän (Phosphorit)
des Quercy kommt Neurogy mnurus Filhol (Cayluxotherium Filhol (Fig. 1800),
im Oligocän von Ronzon Tetracus Aymard., im Miocän und Diluvium
Erinaceus Lin. vor.
2. Ordnung. Chiroptera. Fledermäuse.1)
Kleine Flatterth iere mit stark verlängerten und durch
Flughaut verbundenen Vorderextremitäten. Gebiss vollständig.
') Weithofer, A., Sitzgsber. Wieu. Ak. mathem. phys Abtb. 1887. Bd. 96. —
Winge, Herluf, Jordfundne og nulevende Flagermus (ChiroptenO fra Lapoa Santa
Minas Geraes, Brasilien. E Museo Lundii. Kjöhenhavn. 1892.
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77f,
Vertebrata. Mammalia.
Eckzähne kräftig. P zugespitzt. M secodont oder buno-lopho-
dont mit meist scharfen Zacken. Milchgebiss rudimentär.
Hirn klein und glatt. Zwei Zitzen an der Brust
Die Fledermäuse bilden einen sonderbar special isirten Seitenzweig
der Insectivoren. Ihr auffallendstes Merkmal beruht in der merk-
würdigen Ausbildung der Vorderextremitäten ; aber auch im sonstigen
Skelet zeigen sich verschiedene Eigenthümlichkeiten, die eine viel weit-
gehendere Differonzirung , als sie bei Insectivoren beobachtet wird,
bekunden. Am Schädel ist die Schnauze meist verkürzt; die Sagittal-
crista ragt in der Regel kräftig vor, der Jochbogen fehlt nur einer
einzigen Gattung und besitzt, je nach den Familien, sehr verschiedene
Stärke. Die Augenhöhlen sind nach hinten weit offen, das Gaumeu-
dach hat keine Locher, und auch die Gehörblase ist sehr solid ver-
knöchert, fast kugelig.
Flg. 1801.
VapertMo murtnu* I.in. Skelet. (Nar-h Blaln vllle )
Die Vorderextremitäten sind zu einem Flugorgan umgebildet
und ungemein kräftig. Ein langes Schlüsselbein verbindet das Brust-
bein mit dem Acromion des Schulterblattes. Der lluraerus ist schlank,
der Vorderarm mindestens um ein Drittheil, hiiufig aber doppelt so
lang als der Oberarm und fast ganz aus dem Radius gebildet. Die
Ulna verkümmert in der distalen Hälfte. Die proximalen Carpalia
verschmelzen mit einander; die Phalangen sind mit Ausnahme des
kurzen opponirbaren Daumens sehr stark verlängert und durch eine
Flughaut verbunden. Becken und Iii nterextre raitäten sind
schwach, die Sitzbeine zuweilen mit der Wirbelsäule verwachsen. Der
Calcaneus besitzt in der Regel einen langen knöcherneu Sporn, an
welchem sich die zwischen Schwanz und Hinterfüssen ausgespannte
Flughaut befestigt. Der Fuss besteht aus fünf gleic-hlangen, mit Krallen
bewaffneten Zehen.
Die Fledermäuse zerfallen in die zwei Gruppen der frugivoren Mega-
chiroptera, welche die grossen Formen enthalten, und in die kleinen, insekten-
fressenden Micr ochir opter a. Von den ersteren sind bis jetzt keine fossilen '
Ueberreste bekannt, und auch die letzteren haben nur spärliche Reste hinter-
lassen, die meist in lehmigen Spaltenausfüllungen oder Höhlen, seltener in
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Chiroptera. Carnivora. 777
d
geschichteten Süsswasserablagerungen vorkommen. Sie beginnen in Europa
und Nordamerika im Eocan, und zwar mit Gattungen, die grösstentheils
erloschen sind, sich aber doch ziemlich eng an lebende Formen an-
schliessen, so dass die Kluft, welche die Chiroptera von den übrigen Säuge-
thieren trennt, durch die fossilen Funde in
keiner Weise überbrückt wird. Die grösste
Menge, sowie die best erhaltenen Uebeneste
stammen aus dem Phosphorit des Quercy
(Pseudorhinolophus [Fig. 1802], Alastor,
Vespertiliavu8, Necromantis); das ameri-
kanische Eocän liefert Vesperugo, JNycti-
therium und Nyctilestes.
Im Miocän von Europa kommen bereits
Vertreter der lebenden Gattungen Vespertilio,
Vesperugo, Rhinölophus, und die ausge-
storbene Gattung Palaeonycteris vor, doch
weisen mancherlei Eigentümlichkeiten der
fossilen Reste auf Verschiedenheiten hin , die
vielleicht eine schärfere Trennung recht-
fertigten. M* ' ^ '
Im Diluvium von Europa, Nord- und Süd- Fi« 1802.
Amerika und Ost-Indien finden sich nur recente PieudorMnoiophu* *p Phosphorit
Genera und fast ausschliesslich recente Arten; ^^g^^SiSv^bS
besonders reich an fossilen Flederraausresten <= obere zahnreihe von «nton.
sind diu Höhlen von Lagoa Santa in der Pro- *'™^t^T^07?£rm'
vinz Minas Geraes, Brasilien.
3. Ordnung. Carnivora. Fleischfresser.
Zu den Fleischfressern gehören ausgestorbene und noch jetzt lebende,
grosse, mittelgrosse und kleine J>and- oder Wasserbewohner mit voll-
ständigem Gebiss und stets kräftig entwickelten Eckzähnen; die vor-
deren Backzähne sind meist schneidend, zum Zerkleinern von Fleisch-
nahrung geeignet, die hinteren Molaren in der Regel breit, höckerig.
Das Milehgcbiss ist stets vollständig. Das Gehirn zeichnet sich bei
allen lebenden Formen durch ansehnliche Grösse und starke Furchung
der grossen Hemisphären aus, bleibt aber bei den ältesten fossilen
Formen (Creodontia) klein und beinahe glatt. Die Extremitäten sind
bekrallte, meist digitigrade oder plantigrade Gehfüssc mit 4 — 5 Zehen,
zuweilen aber auch (Pinnipedia) flossenartig. Die Fleischfresser zer-
fallen in drei Unterordnungen: Creodontia1) , Fissipedia und
Pinnipedi a.
») Cope, E. D , The Creodonta. American Naturalist 1884. S. 255 und 478.
— Synopsis of the Vertebrate Fauna of the Puerco Serie«. Tran» Aruer. Phiios.
80c. 1888. vol. XVI. pt II. - Fühol, H., Ann. Sc. geol. 1872. III. 1876. VII. 1877.
VIII und Sc. phys. et nat. Toulouse 1882. - Marsh, O. C, American journ. Sc.
1871. CIII. 8. 124. 1872. CIV S 126. 202. 406 — Osbom, H. F and Wortmann, J. L ,
Bull. Amer. Mus. Nat. hist. 1892. vol. IV. S. 94 und 103. — Schlosser, Mas, Ueber
das Verhältnis» der Cope'schen Creodonten zu den übrigen Fleischfressern. Morphnl.
Jahrb. 1866. S. 287. — Die Affen, Lemuren, Chiropteren, Inscctivoren, Marsupiulier,
Creodonten und Carnivoren des europ. Tertiurs. Beitr. zur Palaeont. Oesterr. Uiitf.
1887. VI. — Scott, W. B., On some little known Creodonta Jour. Ac. Nat Sc.
Philnd. 1887. Bd. IX. — Revision of tbe North American Creodonta Proceed. Aead.
Nat Sc. Fhilad 1892. S 291-323.
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778
Vertebrata. Mammalia.
1. Unterordnung. Creodontia. Urfleischfresser.
Ausgestorbene, digüigrade oder semiplantigrade Fleischfresser mit kleinem,
schwach gefurchtem Gehirn, vollständigem Oebiss und Zahnwichsel. In jeder
Kieferhälfte 2—3 Schneidezähne, ein Eckzahn und nie mehr als 8 Back-
zähne. M schneidend oder höckerig, mehr oder weniger gleichartig ausgebildet
Schwanz lang. Scaphoideum und Lunare im Corpus getrennt. Astragalus flach
gewölbt oder nur wenig ausgefurcht. Endphalangen meist gespalten, auf der
Unterseite abgeplattet.
Die von Cope zuerst von den Carnivoren abgetrennten Creodontia
zeigen verwandtschaftliche Beziehungen zu Marsupialiem und Inseetivoren.
Sie sind wahrscheinlich aus polyprotodonten Beutelthieren hervorgegangen
und theilen mit diesen noch mancherlei Merkmale im Skeletbau und Gebiss.
Der Schädel ist raubthierartig , die Schnauze fast immer verlängert.
Das Cranium zeichnet sich durch geringe Capacität, enge und gestreckte
Gestalt aus; das Hirn ist klein und nur mit schwachen und wenig zahl-
reichen Windungen versehen. Der Gaumen weist keine unverknöcherten
Lücken, wie bei den Raubbeutlern auf, und auch der Winkel des Unter-
kiefers ist niemals nach innen gekrümmt.
Das Gebiss besteht normal aus \ J, \ C, \ P und f M, kann aber
durch Reduction etwas vereinfacht werden, indem die Zahl der J auf zwei,
die der P auf drei, und die der M auf zwei herabsinkt Diese Reductionen
treten jedoch niemals alle gleichzeitig auf. Die geringe Zahl der J, welche wie
bei den ächten Carnivoren nach aussen an Stärke zunehmen, unterscheidet die
Creodontia von den Raubbeutlern, der Mangel an besonderer Differenzirung,
sowie die gedrängte Stellung der J von den Insectivoren. Die Eckzähne
ragen kräftig vor, sind conisch zugespitzt und niemals zweiwurzelig. Bei
den Backzähnen lassen sich die vorderen Praemolaren von den echten
Molaren stets durch comprimirtere Form und einfacheren Bau unterscheiden,
nur der hinterste P nimmt häufig die Form eines ächten Molars an, ohne sich
aber im Oberkiefer, wie bei den Fissipeden, zu einem grossen Reisszahn zu
entwickeln. Ebenso wenig überragt der vorderste M des Unterkiefers in
Grösse und Differenzirung die folgenden; er bleibt sogar in der Regel an
Stärke hinter dem letzten P und hinter Mi zurück. Die Krone der ächten
oberen M besteht in der Regel aus zwei äusseren und einem inneren, ziem-
lich weit nach vorne gerückten Höcker, wovon sich die zwei äusseren meist
durch ein V förmiges Joch verbinden und häufig eine scharfe verlängerte,
bald zweispitzige, bald einfache Schneide bilden. Auch der Innenhöcker
kann V förmige Gestalt erhalten und mit dem äusseren in Verbindung treten.
Die Molaren des Unterkiefers besitzen in der vorderen Partie einen
hohen Hauptzacken (Protoconid), einen niedrigeren Vorderzacken (ParaconidJ
und eine Innenspitze (Metaconid), die zuweilen sehr schwach wird oder auch
gänzlich schwindet ; der Talon (Hypoeonid) ist, wenn vorhanden, schneidend
oder grubig. In der Regel ist der vorderste untere Mi im Gegensatz zu den
fissipeden Carnivoren kleiner als die folgenden, und M* am grössten; nur
bei den Miaeiden übertrifft Mi den zweiten M etwas an Grösse.
Von den Milehbackenzähnen gleicht der hinterste dem vordersten M,
der vorletzte dem letzten P des definitiven Gebisses.
Im Vergleich zur Grösse des Schädels haben die Ex tremitäten meist
geringere Länge, als bei den lebenden Raubthieren, und sind auch in der
Regel etwas plumper und gedrungener. Der Humerus besitzt in der Regel
(wenn auch nicht immer) ein Foramen entepicondyloideum und eine ein-
fache, ungetheilte, distale Gelenkrolle, die an vorgeschritteneren Formen bis zur
Fossa oleerani heraufreicht. Ulna und Radius sind ihrer ganzen Iünge nach ge-
trennt. Im Carpus bleiben alle Knöchelehen getrennt; die für ächte Carnivoren
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Carnivora. Creodontia.
779
bo charakteristische Verschmelzung von Scaphoideum und Lunare kommt
niemals vor, und wahrscheinlich war auch das Centrale überall noch vor-
handen, obwohl es begreiflicher Weise bis jetzt nur bei wenigen Gattungen
nachgewiesen ist. Die Metacarpalia stimmen in Form, Grösse und Anord-
nung mit den lebenden Raubthieren überein. Die En dph alangen sind
verlängert, seitlich zusammengedrückt, massig gekrümmt, distal in der Regel
mehr oder weniger tief gespalten und auf der Unterseite abgeplattet.
Das schmale, dreiseitige Ileum stimmt besser mit Insectivoren und
Mareupialieru, als mit ächten Carnivoren überein, und auch am Femur ragt
ein dritter Trochanter mehr oder weniger kräftig vor. Die Anordnung und
Form der Tarsalia stimmt im Wesentlichen mit den lebenden Carnivoren
überein, doch haben Astragalus und Calcaneus gedrungenere Gestalt und
liegen weniger fest aneinander. Die tibiale Gelenkfacette des Astragalua ist
schwach gewölbt und entweder nur wenig oder auch gar nicht ausgefurcht.
Die Creodontia zerfallen nach Scott in acht Familien (Oxyclaenidae,
Arctocyonidae, Triisodontidae, Mesonychidae, Proviverridae, Palaeonictulae, Hyaeno-
dontidae und Miacidae). Sie beginnen im ältesten Eocän und erlöschen im
unteren Miocän.
Kig. 1803. VorderfÜR* A von Mc*onyi, B von IlyaeiuxUm. ca. V« nat. Ur. (Nach Scott.)
•c Scaphoideum, l Lunare, c t'uneiforme, et Centrale, tz Trapezium, td Trapezoid, n> Majrnuni.
ti rneiformo, /- V erster bin fiinttcr Metacarpus. C die xwcl letzten Phalangen von Hyaeruxion
l. Familie. Oxyclaenidae. Scott
Obere M triiuberculär mit dreieckiger Krone und spitzen, au/rechten Höckern.
Untere M mit drei vorderen Höckern, die etwas höher sind als der Talon.
P einfach, schneidend; der letzte, zuweilen auch der vorletzte mit Innenhöcker.
Die unvollständig bekannten und meist nur durch Backzähne repräsen-
tirten Genera gehören ausschliesslich den ältesten Eocänablagerungen von
Puerco in Neu-Mexico an.
Fig 1801 MioelamuM opUthaeu* Cope l'nteretes Koc&n. Hnerro, Neu-Mexico.
A obere, B untere liarkzuhne. nat. lir. (Nach Cope.)
Oxyclnenns , Chriacus, M ioclaenus (Fig. 1804), Epichr iacus .
Tricentes Cope, Protochriac us Scott (Fig. 1764) etc.
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780
Vertebrata. Mainmalia
2. Familie. Arctocyonidae. Cope.
Obere M vierhöckerig; die vier Haupthöcker stumpf, wenig vorragend,
l'ntere M länglich vierseilig, in der vorderen Hälfte nur zwei niedrige, stumpfe
Höcker, welche die beiden Höcker des Talons kaum Uberragen. Die vorderen P
einspitzig , compri
\ mirt. P* tritubercu-
lär. Hand und Fuss
plantigrad, fünfzehig.
Im untersten Eocän
von Reims und in
den Puerco- und
Wasateh Beda von
Neu ■ Mexico und
Wyoming.
Ärctocyon Blv.
(Fig. 1805. 1806).
Unt. Eocän. Ccr-
nays bei Reims.
Claenodon,
Tetraclaenodon
Scott. Puerco. Neu-
Mexico.
Anacodon Cope.
Eocän (Wasateh
Beds). Wyoming.
tut
Fl«. 1806.
Areiocyon QcrvaUi l<emoine.
Eocän. (^ernays bei Reims. A drei
oben? Molaren von unten (nat. Gr.).
B untere Molaren von oben
von der Seite '/i-
(Nach Lemolnc.)
Kljr. 180.i.
.Ärctocyon primaevui Hlainv. t'titerstes
Koettn. \a Fere bei Reims. Schädel
% nat. (ir. rNach Oaudry)
3. Familie. Trüsodontidae Scott
Obere M trituberculär , mit drei ni
massiven Höckern ; M* zuweilen mit hinterem
Innenhöcker. Untere M in der vorderen Hälfte mit zwei fwlien Aussenspitzen
wul schwacher Innenspitze; Talon niedrig. P hoch und spitz.
Nur im untersten Eocän von Puerco. Neu-Mexico.
Triisodon, Ooniacodon, Sarcothraustes Cope, Microclaeno-
don Scott.
4. Familie. Mesonychidae. Scott.
Obere M und P* trituberculär, die Höcker nicht durch Joche verbunden.
Untere M in der Vorderhälfte mit hoher Aussenspitze, niedriger Vorder- und sehr
schwacher Innenspitze. Talon schneidend. Glenoidalgrube vorne durch einen
Kamm begrenzt. Extremitäten vierzehig. Im unteren und mittleren Eocän
von Nordamerika und Kuropa.
Mesonyx Cope (Fig. 1803 A u. 1807) gehört zu den best bekannten Vertretern
der Creodontier. Scott beschreibt ein ganz vollständiges Skelet von M. ob-
tusidens aus den Bridger Beds von Wyoming. Weitere Arten sind aus den
Bridger und Uinta Beds von Wyoming und Neu-Mexico bekannt. Ihre Grösse
schwankt zwischen Bär und Fuchs. Die jüngste (M. Dakotensis Scott) stammt
aus dem unteren Miocän von Dakota.
Dissacus Cope. Unterstes Eocän von Puerto und Reims.
Pachyaena Cope aus dem unteren Eocän (Wasateh Beds) von Wyoming
erreicht die Grösse eines Grizzlybäre.
5. Familie. Proviverridae. Schlosser.
Obere M und meist auch letzter I' trituberculär, etwas schneidend ; der innere
Hocker weit nach innen und vorne geschoben. Untere M mit hoher, dreispitziger
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Carnivora. Creorlontia.
781
Vorderhäljte und wohl entwickeltem, querem, ein- oder mehrspizigem Talon. Eocän
von Europa und Nordamerika.
Die Proviverriden sind Raubthiere von geringer oder mittlerer Grösse,
welche im Gebiss schon etwas weiter differenzirt sind, als die Mesonychiden.
Die zwei Aussenhöcker der oberen M bilden meist eine schneidende,
zweispitzige Aussenwand, und der weit vorgeschobene Innenhöcker wird
Fig. 1807.
Heumyz obtutiden* Cope. Mittel -Koi-iln Bridger BedsY
Twin Buttes. Wyoming. A Schiuiel nebst Unterkiefer
von der Seite. B Unterseite des Schädels. '/, mit. <ir.
(Noch Scott) -
Fig. 1808
i) Cayluxi Filhol. Phosphorit. Quercy
A, B Schädel von oben und unten. */• nat. <ir. (Nach «iaudry
und Filhol.) oc Supraoccipitale, Pa Scheitelbein, Fr Stirnbein,
Ju Jochbein, Sq Squamosum, La Thranenbein, Sa Nasenbein, Jf>
Oberkiefer, Pmx Zwischenkiefer, er« Sagittalcrista , m Medullu
clongata. et Kleinhirn, op Sehhügel, h grosse Hemisphäre,
loif Riechlappen.
Proc/i nictis Lemoine
Frocy nie t is Lenioine aus
sind ungenügend bekannt
dem untersten Eocän
V förmig. Die vorderen
P sind comprirnirt und
besitzen eine hohe Mittel -
spitze und zuweilen Mich
s< h wache Vorder- und
Hinterspitzen. Die unteren
M zeichnen sich durch
die Entwicklung von drei
Spitzen (zwei inneren und
einer höheren äusseren]
in der vorderen Hälfte
des Zahnes und durch
einen starken, ein- oder
mehrspitzigen Talon aus.
M\ ist in der Regel am
kleinsten und niemals
als Reisszahn ausgebildet.
Vom ökelet ist wenig be-
kannt.
Hyaenodictis und
von Cernays bei Reims
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782 Vertebrata. Mammalia
D el tat her iu m Cope. Unt. Eocän. Puerco. Neu-Mexico.
Sinopa Leidy (ßtypolophus Cope) ist ziemlich häufig in Wasatch und
Bridger Schichten von Nordamerika.
Proviverra Rütim. (Cynohyaenodon Filhol) (Fig. 1808) steht Sinopa
sehr nahe, hat ungefähr die Grösse einer Zibethkatze. Die oberen M sind
ausgezeichnet trituberculär ; die grossen Gehirnhemisphären fast glatt. Häufig
im oberen Eocän (Phosphorit und Bohnerz) des Quercy und der Schweiz.
Quercytherium Fllhol. Phosphorit. Quercy. Prorhyzaena Rütim.
Bohnerz. Egerkingen.
6. Familie. Palaeonictädae. Osborn.
Schnauze kurz. Nur zwei ächte M oben und unten vorhanden. P* und Ml
im Oberkiefer gross, trituberculär, AP klein, höckerig; die zwei unteren M im
vorderen Theil mit drei kräftigen Zacken, der Talon grubig, aussen, innen und
hinten von einem Höckerchen begrenzt. Unteres Eocän von Nordamerika und
Europa.
Die Palaeonictiden zeichnen sich hauptsächlich durch den Schwund
der hinteren (dritten) Molaren im Ober- und Unterkiefer aus; im Oberkiefer
kann sogar AP verkümmern. Der letzte obere P und M1 unten ragen
bereits durch Grösse und reisszahnartigen Bau über ihre Nachbarn her-
vor. Die Palaeonictiden sind nach Osborn die Vorläufer und Ahnen der
Katzen.
Hierher die Gattungen Palaeonictis Blv. , Amblyctonus Cope und
Patriofelis Leidy.
A
Fifir. im.
l'lerodon cbwyurofcfc* (ierv. Ob Kocän ;l'ho*phorit). MouiUae bei Caylux. A linke Oberkieferaabne
von unten, nat. Cr. B rechter Fnterkiefer von aussen, '/i nat Gr.
7. Familie. Hyaenodontidae. Cope.
Obere M mit schneidender, verlängerter Aussenwand und einem talonartigen,
vorderen Innenhöcker; Af3 Jehlend oder sehr klein und quer gestellt; P» trituberculär,
dem ersten M ähnlich. Untere M comprimirt, mit zwei schneidenden, etwas
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Carnivora. Creodontia.
783
diver gir enden äusseren Hauptzacken, einer kleinen oder rudimentären Innenspitze
und einem niedrigen, schneidenden Talon. Eocän, Oligocän und unteres Miocän
von Europa und Nordamerika.
Zu den Hyaenodontiden gehören vorwiegend grosse Formen mit aus-
gezeichnet sectorialem Gebiss. Die Backzähne oben und unten haben
schneidende, klingen förmige Zacken, sind comprimirt und lediglich zur
Zerkleinerung von Fleischkost geeignet. Der Mangel eines differenzirten
KeisBzahnes im Ober- und Unterkiefer unterscheidet sie von den ächten
Carnivoren , die Verkümmerung der letzten oberen M , die schneidende
Aussenwand der oberen M und die Reduktion des Innenhöckers der unteren M
von den Proviverriden ; der vollständige Zahnwechsel von den eplacentalen
Dasyuriden, mit denen die Hyaenodontiden im Gebiss vielfache Ueber-
eWtimmung aufweisen.
Oxyaena Cope. Unt. Eocän (Wasatch Beds). Wyoming.
Protopsalis Cope aus den Wind River und Bridger Beds von
Wyoming erreicht die Grösse eines Tigers.
Pterodon Blv. (Fig. 1809). Zahnformel: ^ J J ;! Die hintersten P
plump, dreihöckerig. Die
zwei letzten unteren M
mit zwei hohen Haupt-
spitzen und einem schwa-
chen Talon. Ob. Eocän
(Quercy, Paris, Insel Wight,
Bohnefz von Egerkingen).
Dasy urodon Andreae.
Oligocän. Flonheim, Rhein-
hessen.
Hyaenodon Laizer et
Parieu {Taxotherium Blv.,
Tulodon Gerv.) (Fig. 1810
u. 1803 5). Zahnformel:
*j;J;J Die M bilden
schmale, schneidende Klin-
gen , die hintersten sind
stark verlängert; dem letzten
oberen M fehlt der Innen-
höcker, dem letzten unteren
der Talon, ilfi ist kleiner
als P\ und M%. Vorderfuss fünfzehig. Im oberen Eocän (Phosphorit, Gyps
von Paris, Lignit von Debruge, Bohnerz von Egerkingen) ziemlich häufig;
auch im Oligocän von Ronzon und unteren Miocän von Cournon. In
Nordamerika in den White River Beds von Montana und Nebraska (H. hör
ridus Leidy).
Hemipsalodon Cope. White River Beds. Canada.
KiK. lfilO.
Hyaenodon leptorht/nchus I-aizor et l'ark
phorit:. Ctiylujt. Vorderer Th»>il ö>§ Schädeln nebirt l'nter-
klefer. nat. <ir. (Nmi-Ii Kilhol.)
<>!> K<x*n (Phos-
8. Familie. Miacidae. Cope.
P4 im Oberkiefer und Mi im Unterkiejer grösser als die übrigen Backzähne,
reisszahnähnlich. Letzter oberer M klein, quer.
Im Gegensatz zu allen übrigen Creodontia besitzen die Miaciden oben und
unten, wie die ächten Raubthiere, je einen Reisszahn, welcher die folgenden
Backzähne an Stärke überragt. Sie werden darum auch von Schlosser
zu den typischen Carnivoren gestellt. Mit den Creodontiern haben die
Miaciden dagegen die Trennung von Scaphoideum und Lunare, den Besitz
eines dritten Trochanter am Femur, die schwach ausgehöhlte Astragalus-
trochlta und die Beschaffenheit der Lendenwirbel gemein.
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784
Vertebrata Mammalia
Die drei bis jetzt bekannten Gattungen Miacis, Didymictis Cope
(Fig. 1811), Viverravus Mareh sind kloin und finden sich im Eocän von
Nordamerika.
2. Unterordnung. Fissipedia. (Carnivora vera.)
Raubthiere. l)
DigiHgrade oder plantxgrade Fleischfresser und Omnivoren
mit grossem, gefurchtem Gehirn und vollständigem Gebiss.
Schneidezähne oben und unten sechs, selten vier. Eckzähne stark,
die übrigen Zähne überragend. P schneidend; Pt im Ober-
kiefer und Mi im Unterkiefer als Reisszahn ausgebildet Die
Didy^MU^Uayde- übri9en M «nteM und ohen höckerig, zuweilen verkümmert.
EoSn Pueroo Kell- Zehen 0e<r<fflW*- Scaphoideum und Lunare verschmolzen. End-
Mexico. phalangen zugespitzt, gekrümmt, zuweilen retraktil.
Linker Oberkiefer
zwei "vor/uiu."! *ch*en R&ubthiere oder Fissipedia stehen in ihrer
zwe \o uei. ganzen Erscheinung, im Schädel- und Skeletbau, sowie im
Gebiss den Creodontia am nächsten, unterscheiden sich aber durch grössere
Differenzirung und Specialisirung in fast sämmtlichen Theilen des Organismus.
Der Schädel stimmt bei den primitiveren Formen durch lange Schnauze
und geringe Höhe mit den Oeodontiern überein, bei den vorgeschritteneren
verkürzt sich die Gesichtepartie, und das Profil steigt steil nach hinten empor.
Eine starke Sagittalcrista erhebt sich häufig auf den Scheitelbeinen und
theilt sich meist nach vorne in zwei divergirende Aeste. Der Jochbogen ist
stete kräftig, der Gaumen vollständig verknöchert. Auf der Schädelbasis
fallen die beiden, nicht selten hoch gewölbten Gehörblasen des Tvmpanicum
auf. Das Gehirn hat ansehnliche Grösse, und die stark gefurchten Gross-
heraisphären bedecken zum grossen Theil das Kleinhirn und die Riechlappen.
Das Gebiss zeichnet sich durch stark entwickelte Eckzähne und
namentlich durch den Besitz sogenannter Reisszähne aus. Im Oberkiefer
wird der letzte P, im Unterkiefer der erste Molar als Reisszahn bezeichnet,
die vor denselben stehenden, stete einfacheren und häufig nur ein- bis zwei-
spitzigen P heissen Lücken zahne, die hinter ihnen folgenden Molaren
Höcker zähne.
Der obere Reisszahn (Fig. 1812) hat in seiner typischen Entwickelung eine
verlängerte, trituberculäre Krone und drei Wurzeln. Von den zwei äusseren
Höckern ist der vordere höher, als der hintere, der innere bleibt niedrig
und bildet einen talonartigen Fortsatz am Vorderende des Zahns. Bei den
Fehden , Hyaeniden und manehen Viverriden entwickelt sich vor dem
äusseren Hauptzacken noch ein niedrigerer Vorderzacken. Dem letzten
oberen P steht unten der erste M als Reisszahn gegenüber. Er ist zwei-
wurzelig und besteht aus einem drei- oder zweispitzigen Vordertheil und
einem meist ziemlich grossen, aber niedrigen Talon. Von den drei vorderen
Spitzen sind die zwei äusseren sehneidend und meist höher, ah die innere,
die zuweilen ganz verkümmert. Die Zahl der oberen Höckerzähne
sehwankt zwischen 3 und 1. Ihre Krone ist breiter, als lang, dreihöckerig,
oder bei Omnivoren vier- oder vielhöckerig. Je ausschliesslicher die Thiere
von Fleischnahrung leben, desto schwächer und bedeutungsloser werden die
Höckerzähne; bei den frugivoren Ursiden und Musteliden übertreffen die
>) Cope, E. D. , American Naturalist 1880. S. 833 u. 1833 8. 236. — Flotcer,
W. H., Proceed. cool. Soc. London 1869. S 5. — Lydekker B , Sivalik and Narbada
Carnivora. Palaeontolog. Indica. Ser. X. vol. II. 1884 — Mivart G., Proceed. zool.
Soc. London 1882 u. 1885. Waterhouse, Crania of Carnivora ibid. 1839. S. 135.
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Carnivora. Fiasipedia.
785
vorderen, vielhöckerigen Höckerzahne den Reisszahn an Grösse. Im Unter-
kiefer folgen auf den Reisszahn ein oder zwei Höckerzähne, die aus einem
zweihöckerigen Vordertheil und einem Talon bestehen. Der hinterste Ms
ist häufig winzig klein oder fehlt ganz.
A fl Das Milchgebiss (Fig. 1813)
der Carnivoren stellt eine gedrängte
Wiederholung der definitiven Bezahn-
ung dar; die P treten an Stelle von
vier Milchbackzähnen, von denen nur
der vorderste im Oberkiefer mit seinem
Nachfolger übereinstimmt; Dm* da-
gegen gleicht P3, Dm* dem oberen
A oberer
Flg. 1S12.
Keissiahn vom Hand, B vom Löwen,
der Seite und von unten.
Reissrahn von Uerputtt.
D vom Löwen.
Fi*. 1814.
VorderfUM A vom Hund, B vom :
U Ulna, l+$c Scapho lunare, c C'uneiforme (Trl-
quetrum), p Pislforme, u Unciforme, m Magnum.
td Trnpezoid, U Trapezium. me MeU(
/- V erster bt» fünfter Finger.
di de dmt dmz
Flg. 1813.
Milchgebiss von Vlvcrra civetta Lin (Nach Mlvart)
A, B Oberkiefer von unten und von der Seite. C, D Unterkiefer von der Seite und von ob<-n
Reisszahn und Dm* dem ersten M. Im Unterkiefer stimmen die zwei vorderen
Dm mit den entsprechenden P, Dnn mit P* und Dnu mit dem Reisszahn
(ersten Molar) überein. Die Reisszähne im Milchgebiss sind somit oben und
Z Ittel, Grund züge der Palaeontologic. 50
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78G
Vertebrata. Mammalia.
unten um eine Stelle weiter nach vorne gerückt und unterscheiden sich
meist auch durch kleine Abweichungen von den entsprechenden Zähnen
des definitiven Gebisses.
Der Brustgürtel enthält zuweilen eine rudimentäre Clavieula. Der
Humerus ist öfters von einem Foramen entepicondyloideum durchbohrt.
Ulna und Radius bleiben getrennt. Im Carpus verschmelzen Lunare und
Seaphoideum (Fig. 1814), ein Centrale fehlt. Meist sind fünf Finger vor-
handen, wovon der Daumen häufig kürzer, als die übrigen. Die zugespitzten
Endphalangen können bei Katzen und Viverren über die zweiten Phalangen
zurückgebogen werden. Dem Femur fehlt ein dritter Trochanter. Die Tar-
salia sind dicht aneinander gedrängt, zeigen jedoch keine Verschmelzung.
Der Astragalus ist unten abgestutzt, oben mit meist tief ausgefurchter Gelenk-
rolle versehen.
Die ächten Raubthiere werden in 7 Familien {Canidae, Ursidae, Pro-
cyonidae, Mustelidae, Viverridae, Hyaenidae und Felidae) eingetheilt und ver-
theilen sich auf die Tertiär-, Diluvial- und Jetztzeit.
1. Familie. Canidae. Hunde.')
Zahnformel : J j 4' ^ Oberer Reisszahn langgestreckt, mit zweispitziger
Aussenwand und kräftigem Innenhöcker. Obere M dreihöckerig, quer verlängert,
häufig mit Zwischenhöckern, der vordere fast ebenso gross als der Reisszahn.
Unterer Reisszahn (Mi) vorne mit zwei äusseren und einem schwachen, weit nach
hinten gerückten Innenzacken. Talon aussen und innen durch einen Böcker be-
grenzt; der Innenhocker mit Secundär zacken. Mi massig gross, Ms klein. Schädel
gestreckt, Schnauze ziemlich lang. Gehörblase hoch gewölbt, ungetheilt. Par-
oeeipitaljortsatz vorragend. Extremitäten schlank, digitigrad; Füsse vorne vier-
bis fünfzehig, hinten meist vierzehig. Krallen nicht retraktil. Schwanz lang. Penis
mit starkem Knochen.
Die Caniden sind gegenwärtig über die ganze Erdoberfläche verbreitet
und stehen in ihrer äusseren Erscheinung und im Gebiss den Viverren am
nächsten. Letztere haben ihre Backzähne stärker reducirt, im Skeletbau
dagegen mehr primitive Merkmale bewahrt. Die Caniden sind wahrschein-
lich aus den Creodontia und zwar aus den Proviverriden hervorgegangen.
Sie beginnen im oberen Eocän von Europa, sind im Miocän, Pliocän und
Diluvium in Europa, Asien und Nordamerika, im Pliocän und Pleistocän
in Südamerika und im Pleistocän von Australien verbreitet.
Cynodictis Brav, und Pomel (Fig. 1815). Zahnformel: J J l Oberer
Reieszahn lang, die beiden Höckerzähne quer trituberculär. Unterer Reiss
zahn mit hohem, hinterem Aussenzacken, kräftigem Innenzacken und starkem,
aussen und innen zackig begrenztem Talon. Vorder- und Hinterfuss fünf-
zehig. Häufig im oberen Eocän (Phosphorit, Gyps von Paris, Lignit von
Debruge, Bohnerz von Württemberg und Egerkingen). 9 Arten.
Plesiocyon , Pachycynodon Schlosser. Ob. Eocän (Phosphorit).
Amphicynodon Filhol, Cynodon Aym. (Fig. 1816). Ob. Eocän und
Oligoeän (Ronzon).
Temnocyon Cope. Wie Cynodictis, jedoch unterer Reisszahn mit
starker Innenspitze und schneidend begrenztem Talon. Miocän (John Day
ßeds). Oregon.
Oalecynus Owen. Im Miocän von Oeningen und in den White River
und John Day Schichten von Nordamerika.
') Euxley, 'Ih , Dental and Cranial characters of tho Canidae. Proeeed. zool.
Soc. London 1880. S. 238. — Studer, Theoph., Beitrag %. Kenntnis» d. Hunderassen
tu den Pfahlbauten. Archiv für Anthropologie. 1880. XII. 67. — Woldrich, J.,
üeber Caniden axiH dorn Diluvium. Denkschr. Wiener Akad. tuathem. naturw. Cl.
1878 Bd 39.
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Carnivora. Fiasipedia Canidae.
787
Canis Lin. Zahnformel: (Fig. 1745-174i>. 1751-1753. 1755-1757.
1759. 1760. 1814 A. 1817.) Innenhöcker der Reisszähne schwach, die letzten
Höckerzähne klein. Die ältesten fossilen Vertreter der Gattung Canis finden
sich im oberen Miocän von Ostindien (C. Cautleyi und curvipalaius Boso).
In Europa erscheinen sie zuerst im Pliocän von Tosoana und der Au-
vergne (C. etruscus F. Major, C. megamastoides Pornel, C. Borbonicus Brav.).
Im Diluvium von Europa, Asien, Nord- und Süd-Amerika sind zahlreiche
Arten nachgewiesen. In Europa am häufigsten der Höhlenwolf (C. lupus var.
spelaea Goldf.) (Fig. 1817), seltener C. Cyon, ferner der Fuchs (C. vulpes Lin.)
Flg. 1815.
CtntodlctU laeuttrit Gerv. <»b. Kooftn (Phosphorit). Querer. -<* recht«
Oberkieferfragment B rechter Unterkiefer von innen (nat Gr.).
Flg. 1816.
Cynodan leptorhynchut Filhol *p Phonphorit Moulllae. Quercy. A n-chter
Oberkiefer von unten. B linker Unterkiefer von innen (nat Gr.).
Fig. 1817.
CmtiM luf,u» Lin. Wolf. A rechter Oberkiefer. B rechter l'nterkiefer
(»/, nat Gr.).
und der Eisfuchs (C. lagopus Lin.). Aus dem Pleistocän
von Nordamerika sind mehrere noch dort lebende
Hundearten {C. latrans Say, C. occidenlalis Rieh, etc.)
beschrieben, und auch in der Pampasformution und
in brasilianischen Knoehenhöhlen kommen verschie-
dene Can/s-Arten vor. Der Dingo ist im Diluvium
von Australien nachgewiesen. Der domestieirte Haus-
hund (C familiaris) erscheint mit Sicherheit erst in
der jüngeren Steinzeit. In den älteren Pfahlbauten
herrscht der Torf h und (C. J amiliar is jxtlustris), in der Bronzezeit C. familiaris
matris optimae vor. Eine einheitliche Abstammung der zahllosen jetzt lebenden
Rassen des Haushundes ist äusserst unwahrscheinlich; sie sind vermuthlich
50*
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78«
Vertebrata. Mammalia.
aus verschiedenen Arten von Schakalen, Wölfen und wilden Hunden her-
vorgegangen und später durch Kreuzung und Züchtung in der mannich-
faltigsten Weise umgebildet worden.
Icticyon und Palaeocyon Lund in brasilianischen Knochenhöhlen.
Cephalog ale Jourdan (Fig. 1818). Schnauze kurz. Oberer Reisszahn
kleiner als 3f'. Unterer Reisszahn sehr stark mit kräftigem Talon, Pi und
3/s fehlend oder winzig klein. Oberes Eocän (Phosphorit, Bohnerz und
Gyps von Paris) und unteres Miocän von St. Gerand le-Puy und Weisenau
bei Mainz.
Ol igobunis, Enhydro
cyon, HyaenocyonCope. Mio-
cän. John Day, Oregon.
Simocyon Wagner. Zahn
formel : f^-pyE^. Di© drei vor-
deren P klein, hinfällig und
häutig fehlend. Reisszähne gross,
schneidend. Höekerzähne wohl
entwickelt. Ob. Mioeän (Eppels-
heim, Pikermi).
Pseudamphicy 0 n
Schlosser. Phosphorit.
Quercy.
Amphicyon Lartet
(Fig. 1819). Zahn-
formel: Die
beiden vorderen obe-
ren Höckerzähne sehr
gross, trituberculär, der
Innenhöcker V förmig,
ausserdem ein starker
Basalwulst entwickelt.
Unterer Reisszahn mas-
Cephalognle Oeofflroyi Jon«!. l?nt. Miocän. St. Oerand' le Puy. «iv , lang gestreckt ,
A rechter Oberkiefer von unten. B linker l'nterklefer. »/»natOr. niit starkem Talon
(Nach Fi I hol.)
sm&v
Amphicyon gignnteus LaaifH. Miorfln.
Fl* 1819.
Sanoan. Oers. Linker Oberkiefer von unten.
(Nach G a n il ry.)
Vi nat. Ot.
il/s und Ms vierseitig. Im unteren und mittleren Miocän von Europa
mehrere in der Grösse zwischen Hühnerhund und Bär stehende Arten
(A. lemtmensis Pomel, A. giganteus Laurill. [= A. major Blv.]). Selten im
obersten Miocän von Eppelsheim und Sivalik.
Pseudocyon, Hemiryon Lartet, Dinocyon Jourdan. Miocän.
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Carnivora. Fissipedia. l'rsMae.
7K9
2. Familie. Ursidae. Bären.
Zahnformel: * ] * Eckzähne sehr stark, conisch. Eigentliche Reisszähne
fehlen. P* im Oberkiefer kurz, mit zwei stumpf 'conischen Aussenhöckern und
einem weit nach hinten gerückten Innenfiöcker, der keine selbständige Wurzel be-
sitzt. Die vorderen P sehr klein und hinjällig, öjters Jehlend. Obere M qua-
dratisch oder oblong, vielhöckerig, der letzte am grössten. Mi im Unterkiefer
länglich vierseitig, in der Vorderhälfte dreihöckerig, der Talon sehr gross, aussen
von einem, innen von zwei Höckern begrenzt. Mt vielhbckerig, grösser als Mi,
letzter M dreiseitig oval oder rundlich. Schädel gestreckt ; Gehörblase sehr schwach
gewölbt, unget/ieilt. Processus paroccipitalis und mastoideus kräftig enUoickelt.
Extremitäten plump, Vorder- und Hinter füsse fünfzehig, plantiqrad. Schwanz
kurz. Penisknochen gross.
Zu den Bären gehören grosso, omnivore Raubthiere, welehe sich von
Fleisch, Früchten, Wurzeln, Honig etc. ernähren. Sie unterscheiden sich
durch ihre grossen quadratischen oder länglich vierseitigen, vielhöckerigen
Molaren und durch den Mangel an typischen Reisszähnen von allen übrigen
Raubthieren. Ihr Skelet steht dem der Caniden sehr nahe, ist aber plumper
und gedrungener; die plantigraden Füsse haben vorne und hinten fünf Zehen
und sind zum Greifen und Klettern geeignet.
Fi*. 1820
A Ilyaenardo* Sitalentii Kalo. Ob. Miocnn. Sivalik, ost-lndicn. Linker Oberkiefer von unten.
•/» nat Or. (Nach Oaudry.)
B Hyaeiiarclo» Pvnjabienti* Lyd Rechter l'nterkiefenut. •/» nat <ir iNnch I.ydekker •
Trotz der auffallend verschiedenen äusseren Erscheinung und Lebens-
weise von Bären und Hunden stehen sich dieselben doch ausserordentlich
nahe und sind durch die fossile Gattung Amphicyon so enge mit einander
verknüpft, dass eine bestimmte Trennung kaum möglich wird. Sie bewohnen
gegenwärtig Europa, Nordafrika, Asien, Nord- und Südamerika. Die fossilen
Formen vertheilen sich auf dasselbe Verbreitungsgebiet.
Hyaenarctos Falc. u. Cautley (Fig. 1820). Die vorderen P klein, hin-
fällig. Obere 3/ vierhöckerig, quadratisch, gleich gross, mit runzligem Schmelz.
Im mittleren Miocän von Steiermark, Oberschlesien \H. brevirhinus Hofm.).
und im oberen Miocän von Montpellier, Alcoy, Pikermi und Sivalik. (H. in-
signis Gerv . H. sivalensis Falc. etc.).
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790
Yortebrata. Mamiualia
Ursus Lin. (Fig. 1814 B. 1821—1823). Die oberen M nehmen nach hinten an
Grösse zu und übertreffen den Reisszahn erheblich an Länge. Sie Bind, wie die
unteren M mit zahlreichen niederen Höckern bedeckt. Pi im Unterkiefer
ist sehr klein, hinfällig und durch ein weites Diastema von fa getrennt.
Die ältesten Hären finden sich im oberen Miocän von Sivalik und Ostindien
Fi» 1821.
Vrru$ Arcto* l.in. Brauner Bar. Lebend.
Europa. Schädel mit rnteritlefer von der
Belle.
Fi* 1822.
Ur*u$ $ptlaru* Blumb. l'lci«>t<>cän. <;nllenreuther
Höhle bei Mufrgondorf Schädel mit Unterkiefer
von der Seite »/» nat. <!r
P.
»It
Fig. 18»3.
Rechter Unterkiefer von A Untu Arctn* l.in., U Urtiu priicu» Cuv., C Urtu» »ptlarut Biumb
(Nach Owen.)
(U. Theobaldi Lyd.) Im Pliocän von Toseana und der Auvergne kommt
ü. Etruscus Cuv vor. Der H ö h 1 e n bä r ( E7. spelaeus Blumb ) ist das häufigste
Raubthier im Europäischen Diluvium. Er bewohnte vorzugsweise Höhlen,
worin seine Reste oft in Hunderten von Individuen vorkommen und unter-
scheidet sich vom bratinen Bär durch stattlichere Grösse, steil ansteigende
Carnivora. Fissipedia. Mustelidae.
791
Stirn und den Mangel des vordersten P oben und unten. U. priscus Cuv.
aus dem Diluvium steht dem amerikanischen Grizzly und dem braunen Bären
(ü. arctos Un.) nahe. Im Pleistocän von Nordamerika finden sich U. ferox,
americanus und amplidens. Im Pleistocän von Südamerika sind die Büren
durch die nahe verwandte Gattung Arctotherium Brav, vertreten.
3. Familie. Procyonidae.
Zahnformel: J { *• l r Typische Reisszäline felüen. Obere M und P* vier-
zeitig, vier- bis drei höckerig. Untere M vierseitig mit zweUiöckerigem Talon.
ScJiädel kurz, breit. Lebend in Amerika und Südasien. Fossile Formen
spärlich im Pleistocän von Süd- und Nordamerika.
1. Familie. Mustelidae. Wiesel, Marder, Otter.
Zahnformel: J j J j^- Oberer Reisszahn (P»> mit zwei scharfen Aussen-
tacken und kräftigem Innenhöcker. Unterer Reisszahn (Mi) gross, mit stark ent-
wickeltem grubigem Talon, dessen schneidende Aussenwand höher als die Innen-
wand ist. Ml im Oberkiefer quer verbreitert, trituberculär, klein oder gross,
vierseitig. JM' (nur bei fossilen Formen vorhanden) winzig, frühzeitig ausfallend.
Mi im Unterkiefer klein, hinfällig. Gehörblase ohne Septum, gewölbt; Processus
paroccipitalis und mastoideus vorragend. Körper gestreckt; Füsse meist fünf-
zehig, plantigrad oder digitigrad.
Die Musteliden sind kleine oder inittelgrosse, schlanke, bewegliche, meist
blutgierige Räuber, die gegenwärtig mit Ausnahme von Australien über die
ganze Erde verbreitet sind und in grösster Zahl die nördliche Hemisphäre
bewohnen. Auch die fossilen Vorläufer aus dem Tertiär und Diluvium finden
sich in Europa, Asien, Nordafrika, Nord- und Südamerika und zwar die
ältesten im oberen Eocän von Europa. Obwohl die Musteliden auf Grund
der Beschaffenheit der Schädelbasis von Flow er und Mivart den Arc-
toiden beigezählt und mit den Ursiden und Procyoniden zu einer grossen
Gruppe vereinigt werden, so besitzen doch ihre fossilen Vorläufer, wie
Schlosser überzeugend nachgewiesen, so enge Beziehungen zu den älteren
Viverriden, dass eine nur einigermaassen scharfe Grenze zwischen beiden
Familien im Eocän kaum gezogen werden kann.
Stenoplesictis Filhol (Fig. 1824). Backzähne J; 2~l- Oberer Reisszahn
gestreckt dreieckig, mit weit vorgeschobenem Innenhöcker. M* winzig oder
fehlend. Unt. Reisszahn mit grubigem Talon. Ob. Eocän (Phosphorit).
Palaeo pr ionodon Filhol. Ob. Eocän (Phosphorit). Haplogale ,
Stenogale Schlosser, Plesictis Pomel (Fig. 1825), Palaeogale v. Meyer.
Ob. Eocän (Phosphorit) und Miocän.
Mustela Lin. (Marder). Backzähne ^ !, M1 gross, quer verlängert, tri-
tuberculär. Mi (unten) mit Innenzacken und grossem, grubigem Talon.
Mittleres Miocän von Europa (Sansan, Grive St. Alban, Günzburg), oberes
Miocän (Pikermi und Sivalik). Pliocän (Loup Fork Beds) von Colorado und
NeuMexico.
Proputorius Filhol. Miocän (SanBan).
Putorius Cuv. (Wiesel) (Fig. 1826). Lebend in Europa, Nordasien und
Nordamerika. Fossil im Pliocän der Auvergne und im Diluvium. P. vulgaris,
foetidus, ermineus.
Qulo Storr. (Vielfrass) (Fig. 1827). Backzähne ,]) dick, gedrungen.
Oberer Reisszahn sehr stark, verlängert mit talonartigem vorderem Innen-
zacken. 3f' quer verlängert, zweihöckerig. Mi (unten) ohne Innenzacken,
J und kurzem Talon. Lebend in der borealen und arktischen Zone. Fossil
im Diluvium von Europa.
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792
Verlebrata. Mammalia.
Oalictis Bell. Lebend in Südamerika. Fossil im Pleistocän von
und Maryland.
A
Flg. W24.
slenopletietUijCayluxi Kilhol. Phosphorit.
Querey. A Linker Oberkiefer von unten,
;ft"I'»nkeiv Unterkiefer von innen.
* (Nat. Qr.)
Fle 182.V
l'Utictit Leina nen*i>
l'omel. Unt MiooAu
8t Gerand - le- Puy.
AI Her. A Schädel von
unten. V* nat. Gr.
(Nach Filhol.)
Fig. 1826.
vulgaris Owen. Börry
Höhle. Devoiwhlre.
tiefer, B Unterkiefer.
(Nat. Gr.). (Nach Owen).
A
Fig. 1H27.
tiulo lutau Lin. (ö.
»jxtaeu* Goldf Pilu-
vinle Knoehenhohle.
tittilenreuth Kranken.
Keehter Oberkiefer von
unten, */i not Gr.
Fig. 1828.
palaeatUca WeiUiofcr
Up. Ob. Mloean. Pikermi bei
Athen. A Gaumen von unten,
B Unterkiefer von innen, nat. Gr.
«Nach Weithof er.)
Pntamotherium Valt
Hilaire. Unt. Mloe&n. St. Gerand-
le-Puy. Schädel von unten und von
der Seite, «/• n»t. Gr.
Fig. 1829.
Mdt» taxnt Pallas. Bruniberger Hohle. Franken. Ol>erkiefer.
Nut. Gr.
Mellivora Storr. Lebend in Südasien und
Südost- Afrika; fossil im oberen Miocän von Sivalik.
Trochictis v. Meyer, Trochotherium Fraas. Miocän.
Promeies Zitt. (Fig. 1828). Backzähne J \. Oberer Reisszahn lang,
di* Innenspitze am Vorderende. M1 sehr gross', quer vierseitig, dreihöckerig
Carnivora Fissipedia. Viverridae.
793
mit sehr starkem, innerem Basalwulst. Unterer Reisszahn sehr lang, mit
ungemein grossem, aussen zackig begrenztem Talon. Ob. Miocän. Pikermi.
Meies Storr. (Dachs) (Fig. 1829). Wie Promeies, aber oberer Reisszahn
kurz, der Innenhöcker in aie Mitte gerückt. Lebend in Europa und Asien.
Fossil im oberen Miocän von Maragha in Persien und im Diluvium von
Europa.
Mephitis Cuv. Lebend und fossil im Pleistocän von Nordamerika.
Potamotherium Geoffroy (Luirictis Pomel) (Fig. 1830). Backzähne J £
Oberer Reisszahn kurz, dreieckig, mit grossem medianem Innenhöcker.
M1 kurz, quer verlängert, trituberculär, AP winzig klein. Unterer Reisszahn
mit sehr grossem Talon. Schädelbasis ohne vorragende Gehörblasen. Unt.
Miocän (Auvergne, Weisenau bei Mainz, Ulm).
Lutra Erxleben (Otter). Wie vorige, aber Zähne gedrungener, M1 grösser
und etwas länger. AP fehlt. Füsse mit Schwimmhaut. Leben in der nörd-
lichen Hemisphäre. Fossil im Miocän, Pliocän und Diluvium von Europa,
Asien und Nordamerika.
Enhydriodon Falcon. Ob. Miocän. Ostindien und Toscana.
5. Familie. Viverridae. Zibethkatzen.
Zahnformel :
3^1 4^2
3. l. 4. r
Oberer P4 (Reisszahn) gestreckt mit zwei- bis drei-
zackiger, schneidender Aussenwand und kräftigem, am Vorderrande gelegenem
Innenhöcker. Obere M trituberculär. Unterer Reisszahn mit ztcei äusseren und
einem Innenzacken und kräftigem, zackig begrenztem Talon. Mi ähnlich gebaut,
aber klein. Schädel gestreckt, niedrig, Schnauze ziemlich lang. Gehörblase mit
Septum. Extremitäten kurz, schlank; Füsse planiigrad oder digitigrad, fünf-,
selten vierzehig. Schwanz lang.
Die Viverriden sind meist kleine oder
mittelgrosse, schlanke, schnellfüssige, blut-
gierige Raubthiere, welche jetzt ausschliess-
lich in der alten Welt (Afrika, Asien und
Südeuropa) verbreitet sind und auch fossil
nur im Tertiär und Pleistocän von Europa
und Südasien vorkommen. Das Gebiss
und Skelet der Viverren weist noch vielfach
Fl« 1831.
Virtrra rimplieidrnt Schlow. Phosphorit. Quercy.
Rechter Unterkiefer von Innen, nut. Or.
Fig. 1S32
Herpente» Lemanenrt* Pönal \ Viverru
antiqua Blahiv.). l'nt. Miocta. TreUuix.
Alller. «Jaumen von unten, mit <ir.
primitive Merkmale auf und wird in dieser Hinsicht nur von den Caniden
übertroffen.
Amphictis Pomel. Ober Eocän (Phosphorit) und Unter Miocän (St. Ge-
rand-le-Puy und Ulm). A. antiquus Pomel.
Viverra Lin. (Fig. 1831) und Herpestes Miger (Fig. 1832) leben jetzt
in Südasien, Nordafrika und Südeuropa. Fossile Reste beider Gattungen finden
sich schon im oberen Eocän des Quercy und Englands. Ausserdem im
Miocän von Europa, in den Sivalikschichten von Ostindien, im Pliocän
und Pleistocän von Södeuropa.
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794
Vertebrata. Main mal ia
Ictitherium Wagner (Thalassictis Nordm., Palhyaena Gervais) (Fig. 1«33).
Schädel lang, schmal. Oberer Reisszahn sehr lang mit dreizackiger Aussen-
wand und starkem
Innenhöcker. Mx
und M* klein ,
quer dreihöckerig.
Unterer Reisszahn
mit schwacher
.Innenspitze und
zuck ig begrenztem
Talon. Ober Mio
cärj von Pikermi,
Samos, Maragha,
Leberon, Bessara-
bien und Ost
Fl* im::. indien
Ictitherium robuttnm Nor.lm. «p. Ob. Mlo.ät. Pik.-rml b.-l Athen. UWWU.
Linker nli«>rkicf«'r von unten Nut. <;r. (Nach (iatnlry j
Zahnjormel:
<». Familie. Hyaenidae. Hyänen.
x J *4-J t—f Oberer Reisszahn (P1) langgestreckt, ungemein
kräftig, vor der Hauptspitze ein niedriger Vorderzacken, der Hinterzacken zu
einer langen, schneidenden Klinge ausgezogen ; Innenhöcker am Vorderrande. Die
übrigen P oben und unten mit Ausnahme des kleinen, zuweilen fehlenden Pi un-
gemein dick, kegelförmig. Oberer M klein, quer verlängert, auf der Innenseite
des Reisszahns gelegen und von diesem verdeckt. Unterer Reisszahn zweizackig
mit schwachem Talon. Schädel kurz, dick. Gehörblase ohne Septum. Hinterbeine
kürzer als Vorderbeine. Füsse digitigrad, vorne meist, hinten stets vierzehig.
Penisknochen schwach.
Das Gebiss der Hyänen zeichnet sich durch Reduction oder gänzliche
Verkümmerung der zweiten Molaren und namentlich durch ungewöhnliche
Stärke und massive Beschaffenheit aller übrigen Zähne aus, wodurch das
selbe zum Zermalmen von Knochen vorzüglich geeignet wird.
Die Hyaeuiden
sind offenbar aus
den Viverriden her
vorgegangen und
gehören jetzt aus
schliesslich der alten
Welt ^Afrika und
Westasien) an, auch
die fossilen, erst im
oberen Miocän auf-
tretenden Formen
finden sich nur in
Europa, Nordafrik*
und Südasien.
Lycyaena Hen-
sel (Agnotherium ,
Agnocyon Kaup) und
Hy uenictis Gaud ry
aus dem obersten
Miocän von Pikermi
und Sivalik unterscheiden sich von Hyaena durch Besitz eines kleinen Ms
im Unterkiefer und durch weniger massive Zähne. Von Hyaena finden
sich die ältesten Reste im oberen Miocän von Pikermi, Baltavar, Maragha.
Fig. 1834.
llyueixa erimia Roth und Wajrn. Ob. Mloeau. Pikermi bei Athen.
'/, mit (ir. (Nach Oati.try.)
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Carnivora. Fissipedia. Felidae.
795
Leberon (H. eximia Rotli und Wagn.). Im Plioeän der Auvergne und
Toscana kommen H. Arvernensi.s, Perrieri Croiz. Job. und H. brevirostris Aym.
vor. Erstere steht H. striata, die zweite H. crocuta nahe. Im Diluvium
von Europa war die gefleckte Hyäne {H. crocuta Zimmerm.) weit verbreitet
und ist namentlich in Höhlen (H. crocuta var. spelaea Goldf.) häufig. H. striata
findet sich im Diluvium von Südeuropa.
7. Familie. Felidae. Katzen.
Zahnformel: t ., { (/ .t). Eckzähne sehr stark, vorne und hinten meist
zugeschärjt. Oberer Reisszahn verlängert, schneidend mit Innenhöcker und drei-
zackiger Aussenwand. Unterer Beisszahn (Mi) mit zicei schneidenden, divergirenden
Aussenzacken, schwacher, zuweilen jehlender Innenspitze und schwachem, schneiden-
dem oder rudimentärem Talon. Oben und unten nur ein kleines Höckerzähnchen.
P oben und unten an Zahl reducirt. GeJwrblase hoch geicolbt, durch eine Scheide
wand getheilt, ohne verlängerten äusseren Gehiirgang. Schnauze kurz. Extremi-
täten lang, schlank; Hnmerus mit Foramen entepicondyloideum. Füsse digitigrad,
die vorderen mit fünf, die hinteren (in der Regel) mit vier Zehen. Penis-
knocken klein.
Die Fehden sind gegenwärtig über die ganze Erdoberfläche mit Aus-
nahme von Australien verbreitet. Ihre fossilen Vorfahren finden sich im
Tertiär und Diluvium des gleichen Gebietes und beginnen im oberen Eocän.
Unter allen Raubthieren besitzen die Katzen das reducirteste, aber zugleich
specialisirteste , zum A
Zerreissen und Zer-
schneiden vonFleisch-
nahrung geeignetste
Gebiss. Auch das
Skelet vereinigt die
zierlichste Form mit
der grössten Stärke.
Sie nehmen gegen-
wärtig eine ziemlich
isolirte Stellung unter
den Carnivoren ein,
und auch die fos-
silen Formen gewäh-
ren ; keine sicheren
Anhaltspunkte über
ihre Abstammung, da
schon die eoeänen
Vertreter fast alle
typischen Familien-
Merkmale besitzen.
Nur die jetzt in Mada-
gaskar lebende Gattung Cryptoprocla, welcher die mioeänen Genera
Proaelurus Filhol und Pseudaelur us Gervais (Fig. 1835) nahestehen, zeigt
eine gewisse Verwandtschaft mit den Viverriden.
Aelurictis Trouessart (Aelurogale Filhol) hat noch \ Backzähne; doch
ist Ms bereits winzig klein. Der untere Reisszahn besitzt einen kräftigen
Talon, der obere einen wohl entwickelten Innenhöcker. Ob. Eocän (Phos-
phorit). A. intermedia, minor Filhol.
Dinictis Leidy [Daptophilus Cope) (Fig. 1836). Schädel mit kurzer,
nach hinten steil ansteigender Schnauze. Backzähne * \. Obere C sehr
lang, vorne und hinten zugeschärft und gekerbt. Oberer Reisszahn mit
Kill isa:..
P»ru<tneluru* quadridentutu* Blv Ftli* hnaeuuitlot I.arU-t). Miocttn.
Sunwin. <iiT>. .4 iwhti-* Ob»Tkii'f«;rfhunnent, H nhert-r Ki-isxznhn von
unten, C n*i'hU»r 1'iitorkiffV'r von hii^mmi. -/» nut. *<r. Nach Filhol.
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79»>
Vertebrata. Maunimliii
starkem Innenhöcker. Unt. Miocän (White River Beds) von Nebraska und
Colorado und oberes Miocän von Oregon. D. qjclops Cope.
N imravus Cope. Aehnlich Di-
Backzähne. Ober
Fig. 1R36. *
Dinietis fclina I.eldy. Vx\t. Mtocan (White River Heds).
Nebraska. Schädel von unten, ■/» »at. Or. (nach Scott),
c/ Kommen eondyloldcutu, ear Kommen earotlcum,
ßp Foramen Inr-enim posterius, glcn Kommen post-
Klenoidale, a» hintere OHFnuui: den Allsplicnold-
entmin , fo Kommen ovale, ppf Koratnina palntina,
par Processus parocciplUlls, mos Processus mastol-
denn, »ifi au^«rr<- f ii liorjn»nK'»oil'uunK, pg Processus
postgleuoidulia.
nietis, aber nur t' \ tfaci
Miocän (John Day Beds) Oregon.
N. gomphodiis Cope.
Pogonodon, Archaelurus Cope
find grosse, pantherartige Katzen aus
dem oberen Miocän von Oregon.
Hoplophoneus Cope. Backzähne
7= J. Unterkiefersymphyse abwärts
gezogen White River Beds von Nord-
amerika. H. primaevus Leidy.
Eusmilus Pilhol. Phosphorit.
Quercy.
Ma cha irod us Kaup {Drepanodon
Bronn, Meganthereon Pomel, Smiloilon
Lund, Truci/elis Leidy) (Fig. 1837).
Katzen von gewaltiger Grösse mit
riesigen, säbelartigen, an den zuge-
schärften Rändern gekerbten oberen
Eckzähnen. Backzähne:^* r Oberer
Reisszahn mit schwachem Innen-
höcker und langem , schneidenden)
Hinterzacken. Af1 klein. Unterer
Reisszahn ohne Talon. Im oberen
Eocän (Phosphorit) des Quercy (M.
Pilhon. im mittleren Miocän
von Sansan, Steinheim etc. (M. pal-
midens Blv.), im oberen Miocän von
Pikermi, Eppelsheim, Samos etc. (Af.
aphanistos und ogygia Kaup. Im Plio-
cän der Auvergne und Toscana (M.
Flfr. i&t~.
Utichairodu» ntoyaeu» Luild *p. 1'ampaMformntion. Argentinien ^ ReetatU Bkelet (nach Burmeister)
ctiltridens Cuv.) und im Pleistocän von England, Frankreich und Ligurien
(M. latidens Owen). Ferner in den Sivalikschichten von Ostindien und im
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Carnivora. Fissipedia. Pinnipedia
797
Pleistocän von Pennsvlvanien, Texas, Florida (Af. gracilis Cope, M. Floridanus
Leidy). In der Pampasformation von Argentinien , im Ecuador und in
Knochenhöhlen von Brasilien findet sich M. neogaeus Lund.
Felis Lin. Zahnformel: ~ y^>^ \- Eckzähne conisch, oben und unten
von fast gleicher Stärke. Die zwei vorderen P fehlend. P* mit starkem vorderem
Nebenzacken. Unterer Reisszahn ohne Talon. Oberer Höckerzahn winzig, unterer
fehlt. Die Seitenfläche des Unterkiefers allmählich in die Symphyse über-
gehend. Lebend in der alten Welt und Amerika, fossil im mittleren Miocän
(F. media und pygmaea Gervais) von Sansan, Steyermark, im oberen Miocän
von Pikermi, Eppelsheim, Sivalik etc. (F. antediluviana Kaup, F. attica Wagner).
Im Pliocän von Toscana und der Auvergne (F. pardinensis, Arvernenis etc.)
und im Diluvium von Europa (F. Leo Lin. [= F. spelaea Goldf.], F. pardus,
lynx, catus Lin. etc.), Nordamerika (F. atrox Leidy), Südamerika (F. concolor
onga Lin.) und Ostindien.
Marine Fleischfresser mit kurzen Flossenfüssen, grossem, stark gefurchtem
Gehirn und vollständigem, aber wenig differenzirtem Gebiss. Schneidezähne meist
an Zahl etwas reduzirt, conisch. Eckzähne ziemlich kräjtig. Backzähne alle
gleichartig, conisch oder die Hauptspitze vorne und hinten von einer niedrigeren
Nebenspitze umgeben. Die zwei hinteren M meist Jehlend. Extremitäten fünf-
zehig; sämmtliche Zehen vollständig durch eine Schwimmhaut verbunden.
Die Pinnipedia unterscheiden sich durch Lebensweise, Körpergestalt,
Gebiss und Extremitätenbildung sehr auffallend von den übrigen Carnivoren,
mit denen sie jedoch im anatomischen Bau und in der Entwickelungs-
geschichte so grosse Uebereinstimmung besitzen, dass sie nur als eigenthümlich
differenzirte und ans Wasserleben angepasste Seitenlinie derselben betrachtet
werden dürfen. Sie bewohnen die kälteren Regionen beider Hemisphären
und halten sich theils an der Meeresküste, theils in Flussmündungen auf.
Fossile Reste sind selten in Europa und Amerika; sie beginnen im Miocän.
Von den drei Familien der Otariden, Phociden und Trichechiden ist
die erste im Tertiär (Arctophoca) und Diluvium (Otaria) von Argentinien,
sowie im Pleistocän von Neu Seeland nachgewiesen.
') Beneden van, f. J., Deacription des «mseinents fossile* des environs d'Anvers.
Aon. du MtiBÖe d'hist. nat. de Belgique. tome I. Prem, partie. Pinnipödes 011
AmphitheViens. 1877.
3. Unterordnung. Pinnipedia. Flosscnf üsser.1)
Fig. 1888.
Phota Qroentandien Xllss. Nordceo. fNaoh[Owpn.>
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79R
Vertebrata. Mammalia.
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Cetacea.
799
Die Phociden sind im Miocän von Montpellier (Pristiphoca), Belgien
(Monatherium, Prophoca), Wiener Becken, Ungarn (Phoca Bolitschensis
Brühl), Südrussland (PA. Pontica), Malta, im PHocän von Antwerpen (Phoca,
Palaeophoca etc.) und im Pleistooän von Schottland, Norwegen und Nord-
amerika vertreten. Vom Walross (Trichechus) finden sich Reste im Crag
von Belgien und im Pleistocän von Nordamerika.
4. Ordnung. Cetacea. Walthiere.1)
Nackte, glatthäutige, f is c h äh nlich e Wasserbewohner
mit cy lindrischem Körper. Kopf nicht vom Rumpf abgesetzt.
Nasenlöcher auf der Oberseite, weit hinten gelegen. Vorder-
füsse flossenf örmig, Hinterextremitäten fehlen. Schwanz-
flosse horizontal. Milchdrüsen in der Leistengegend neben
der Scheide.
Die Walthiere bilden eine durch Lebensweise und fi9chähnliche
Gestalt von allen übrigen Säugethieren abweichende Ordnung, deren
Abstammung und Verwandtschaft noch völlig im Dunkeln liegt.
Den Körper umgibt eine dicke, glatte Haut, unter welcher sich
eine die Wärme schlecht leitende, dicke Fettschicht befindet. Haare
fehlen im erwachsenen Zustand entweder gänzlich oder sind bei einigen
Gattungen auf wenige Gesichtsborsten reducirt.
Die Skeletknochen der Cetaceen, und namentlich die Wirbel,
zeichnen sich durch schwammige, grobmaschige Structur aus und sind
meist stark mit Fett imprägnirt. Die Epiphysen bleiben nicht nur an
den Wirbeln , sondern auch an den marklosen Extremitätenknochen
lange getrennt. Die vorderen und hinteren Flächen der Wirbelkörper
sind eben und durch dicke Knorpelscheiben verbunden; die Hals-
wirbel zwar vollzählig vorhanden, jedoch häufig ausserordentlich ver-
kürzt, scheibenförmig und zuweilen alle oder einige mit einander
verschmolzen. Hinter den 7 meist stark verkürzten Halswirbeln folgen
9 — IG Rücken-, 3 — 24 Lenden- und 18 — 30 Schwanzwirbel. Ein Sacrum
fehlt. Die oberen Bögen und verknöcherten Epiphysen der Ruinpf-
wirbel bleiben lange vom Centruui getrennt und verschmelzen erst im
Alter vollständig mit demselben, die Zygapophysen verkümmern mehr
oder weniger. Die Diapophysen dagegen sind namentlich in der
Lendenregion lang und kräftig. Die Rippen der Cetaceen unter-
scheiden sich von denen der übrigen Säugethiere durch ihre lockere
Verbindung mit der Wirbelsäule und mit dem Brustbein. Das Brust-
bein selbst besteht bei den Bartenwalen aus einer einfachen, breiten,
schildförmigen, am Vorderrand häufig ausgeschnittenen Knochenplatte,
bei den Zahnwalen liegen 2 — 5 Knochenstücke hintereinander.
Der Schädel (Fig. 1839) erleidet höchst auffällige, wahrscheinlich
durch die Lebensweise» verursachte Umbildungen und besteht aus
leichten, grobzelligen und dünnen Knochen. Die Gehirnhöhle zeichnet
') Literatur: Bernden van, P. J. et Gervais, P., Osteographio dos Cetaces vivante
et foas. Paris 1868—1880. 4° mit 64 Tafeln. — Beneden van, P. J., Description
des ossem. foss. des environs d'Anvers. Ann. du Musee d'hist. nat. de Belgiquo.
I. 1877 — 18f6. — Brandt, J. F., Die fossilen und subfossilen Cetaceen Europa's.
Mem. Ac. St. Petersbourg. VII Ser. XX. 1873 u. XXI. 1874. — Cope, Edw., The
Cetacea American Naturalist 1890. S. 599—616. — Flower, W„ //., The Wales
past and present. Nature. 1888. S. 199 u. 226. — Notes on the skeletons of Wales
etc. Proceed. zool. Soc. London 1864.
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800
Vertchrata Maminalia.
sich durch ungewöhnliche Höhe, ansehnliche Breite, aber sehr geringe
Lange aus, und da sie sich nach oben verengt, so erhalt das Gehirn
die Form eines abgestutzten Kegels mit allseitig gerundetem Umriss.
J >ie sehr stark gewundenen Hemisphären des Grosshirns bedecken^das
Kleinhirn fast vollständig. Die Riechlappen fehlen gänzlich oder "sind
nur ganz schwach augedeutet, die Nasenhöhlen haben keine Muscheln
und können nicht als Riechorgane, sondern lediglich nur zum Athmen
verwendet werden. Mit Ausnahme von Zmglodon stossen die Scheitel-
beine nicht in einer Sagittaluaht zusammen und berühren sich in
der Mittelebene überhaupt nur bei den Bartenwalen. Aber auch
i bei diesen legt
sich die ungemein
grosseH interhaupts-
schuppe (üs supra-
occipitale) über
die Scheitelbeine
und über das zwi-
schengeschobene In-
terparietAle und bil-
det den grösseren
Theil des Schädel-
daches. Durch die
Verkürzung und
seitliche Abdräug-
ung der Scheitel-
beine stossen das
Supraoccipitale und
Interparietale bei
den Zahnwalen und
den meisten Barten-
walen direkt mit
dem ungemein kur-
zen Stirnbein zu-
sammen , das sich
nach aussen jeder-
seits in grosse, die
Augenhöhlen über-
schräg nach hinten
vom Supraoccipitale
FIk. 1839.
TuTtkipn { Dclphinv») lurtio Fabr.rp. Atlnntbcher Ooean. A Sehrtdfl von
oben. B von <ler Seite (nach Cuvlor), 'h nat. (ir. l'mx Zwi*rhenkiofcr,
Hi (Iberkiefer, ME Menethmoldetim. Sa Nnnenbeln, A' Nasenlöcher, Fr
Stirnbein, Pa Scheltelbein, Ju Jochbouen, Sq Schuppenbein, So obere*
Hinterhauptsbein, co Condylus, Kjo Kxoccipitnle, Md l'nterkiefer.
dachende Knochenplatten erweitert. Die hohe,
abfallende Hinterhauptsfläche wird fast ganz
gebildet. Das tief gelegene Schläfenbein (Squamosum Sq) sendet
einen starken Fortsatz nach vorne und oben , welcher sich mit dem
hinteren Seitenflügel des Stirnbeins verbindet und dem bei den Zahn-
walen dünnen, stabförmigen, bei den Bartenwalen ziemlich kräftigen,
die länglichen Augenhöhlen unten begrenzenden Jochbein (Ju) als
Stütze dient.
Die stark verlängerte, meist niedergedrückte und verschmälerte
Schnauze besteht aus den häufig assy metrischen Zwischenkiefern, den
Oberkiefern, dem Vomer und Mesethmoid. Die Zwischenkiefer legen
sich vorne entweder dicht aneinander an oder lassen eine nach oben
offene Furche zwischen sich frei, die sich nach hinten erweitert. An
ihrem hinteren Ende, also unmittelbar vor den Stirnbeinen, befinden
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Cetacea. 801
sich die fast senkrecht nach oben, oder schräg nach vorne gerichteten
Nasenlöcher, aus denen Wasserdampf ausgeathmet wird (Spritzlöcher).
Die äusseren Nasenlöcher sind bei den Bartenwalen von kurzen, aber
wohl ausgebildeten, bei den Zeuglodonten von sehr langen Nasen-
beinen (Na) überdacht, während bei den Zahnwalen eine starke Ver-
kümmerung der Nasenbeine stattfindet, so dass sie häufig nur durch
kleine Knochenhöcker angedeutet sind. Die Hirnhöhle wird nach
vorne durch eine steil abfallende, breite und hohe Knochenplatte
(Mesethmoideum) abgeschlossen. Bei allen lebenden Cetaceen sind
die Zwischenkiofer ihrer ganzen Länge nach seitlich von den Ober-
kiefern (Mx) umschlossen und werden nur am vorderen Rand der
Schnauzenspitze frei ; bei den fossilen Zeuglodontidon und bei den
Squalodontiden ragen die Zwischenkiefer vorne über die Oberkiefer
heraus und sind am Unterrand mit Zähnen besetzt. Thränenbeine
existiren nur bei einigen Bartenwalen uud bei den Physeteriden.
Die Unterseite der Schnauze wird vorherrschend aus den horizon-
talen Aesten der Oberkiefer gebildet, doch nimmt häufig auch noch
der Vomer, als eine schmale, zwischen den Oberkiefern gelegene
Medianleiste, an der Zusammensetzung des Gaumendaches Theil.
An die Oberkiefer legen sich hinten die Gaumenbeine als kurze,
bandförmige Knochen an und werden hinten von den stark ent-
wickelten, in der Mitte vereinigten Flügelbeinen begrenzt, welche den
harten Gaumen verlängern und die seitlichen Wände der Ohoanen
bilden.
Besonderes Interesse bean-
spruchen die zwischen dem
Schuppenbein und Exoccipitale .
gelegenen Ohrknochen (Perio
ticum und Tyinpanicum). Sie
zeichnen sich durch ungewöhn-
liche Dicke und dichte Struktur
aus, sind nur lose mit den
Schädelknochen verbunden und fik iwa
fallen darum beim Fossilisations- ^fZu^Z oxU'^ÄoTt^
prOCCSS leicht heraus. IsOÜrte PHiiicum »m>r»>wendeU>n S*>itf »res^ben e halb
17, i „. i • „ ^ 4Ä— d..,1 i • kuwllgw Thetl, a hinterer, 6 vorderer Kortwit/.
Felsenbeine oder raukcnbeme
(Cetolithen) fiuden sich fast überall, wo l'eberreste von fossilen Cetaceen
vorkommen, und auch aus der Tiefe des Oceans wurden von der
Challenger Expedition Gehörknochen von Walen herausgeholt.
Die Be zahnung der Cetaceen besteht meist aus gleichartigen,
conischen, einwurzeligen Zähnen, die zuweilen in sehr grosser Zahl
(bis 60 in jedem Kiefer) vorhanden sind. Nur bei Zeuglodonten und
Squalodonten unterscheiden sich die hinteren zwei- oder dreiwurzeligen
Seitenzähne durch zusammengedrückte Krone von den einwurzeligen
Vorderzähnen. Bei den Bartenwalen fehlen Zähne vollständig. Beim
Narwal entwickelt sich beim Männchen im rechten Oberkiefer ein
mächtiger, nach vorne gerichteter Stosszahn. Ein Zahnwechsel findet
niemals statt, wenn auch bei manchen Zahnwalen Ersatzzühne in der
Anlage vorhanden sind, die aber nie zum Durchbruch kommen.
Entsprechend der auf das Wasser beschränkten Lebensweise haben
sich die Extremitäten der Cetaceen in eigenthümlicher Weise
Z Ittel, «irunrttüge der PiilaeontoloKk'. 51
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802
Vertebrata. Mamraalia
umgestaltet und erinnern in
ausgestorbener Meersaurier,
Fi«. 1MI.
Pkelet des grönländischen
Wiiles (Balaenn m\f»ticetn*).
Imx Zw i sehen k lefer , Mr
Oberkiefer , Fr Stirnbein. !.
Thrttnenbein , ./ Joehbeiii,
Oes obere« HliiterliftupLn.
beln, l'n Scheitelbein. >'»/
Sebuppenbein, r<> C'nmlYlii*
w« HpitHlis, 5< linistbeiu" .SV
Schulterblatt, 7/ Oberarm,
ff necken, F Obersc henkel,
T Tlbla (ntich t.'lnug;.
Theil riesige Grösse und
in der Nahe der Küsten.
ihrem Habitus weit mehr an die Flossen
als an die Gehfüsse der Säugethiere.
Dem Schultergürtel fehlt ein Schlüssel-
bein, sowie ein discretes Coracoid. Die
Scapula zeichnet sich durch ungewöhn-
lich breite, flache und verhältnissmässig
kurze Gestalt aus. Der Humerus ist kurz,
stämmig, am proximalen Ende mit halb-
kugeligem Gelenkkopf, am distalen mit
zwei flachen, in stumpfem Winkel zu-
sammenstossenden Gelenkfacetten ver-
sehen, an welche sich die seitlich zu-
sammengedrückten, weder am Humerus
noch aneinander beweglichen Vorderarm-
knochen anlegen. Mit Ausnahme einiger
Bartenwale, bei denen sonderbarer Weise
nicht der erste, sondern der dritte Finger
durch Schwund in Verfall kommt, haben
die Cetaceen fünf Finger. Dieselben sind
nicht gelenkig, sondern durch Knorpel
und Bindegewebe verbunden und voll-
ständig von einer gemeinsamen Haut
umhüllt. Sie bestehen aus länglichen,
abgeplatteten, an den Enden gerade ab-
gestutzten, in der Mitte etwas eingeschnür-
ten Phalangen , deren Zahl im 2. und
3. Finger auf 9 — 15 steigen kann. Die
hinteren Extremitäten und das Becken
sind entweder total verkümmert oder zu
winzigen, äusserlich nicht sichtbaren und
im Fleisch steckenden Rudimenten herab-
gesunken. ,
Als eigentliches Bewegungsorgan dient
bei den Cetaceen statt der Extremitäten
eine grosse horizontale Schwanzflosse,
die nicht durch Knochen, sondern durch
dichtes Fasergewebe gestützt wird.
Trotz aller durch Anpassung an ähn-
liehe Existenzbedingungen verursachter
äusserer Uebercinstimmung der Cetaceen
mit Fischen und Meersauriern, erweist
sich das Skclct doch in jeder Hinsicht
nach dem Grundplan der Säugethiere
gebaut und lässt nicht die geringste Be-
ziehung zu jenem der Fische oder Rep-
tilien erkennen. Sie stammen sicherlich
nicht von wasserbewohnenden Reptilien,
sondern wahrscheinlich von fleischfressen-
den Landthieren ab. Sie erreichen zum
leben theils gesellig im offenen Ocean, theils
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Cetacea Arebaeoceti. Odontoceti.
803
Fossile Cetaceeu kommen in tertiären und diluvialen Ablagerungen
vor. Sie beginnen mit der erloschenen Gattung Zeuglodon im Eoeän,
gewinnen aber erst im Miooän und Pliocän eine stärkere Verbreitung.
1 . Unterordnung. A rchaeocet i . U r w a 1 e.
Aeussere Nasenlöcher nach vorne und oben geöffnet, auf der Oberseite der
Schnauze gelegen. Nasenbeine lang. Oberkiefer nicht über das Stirnbein ge-
schoben. Zähne auf Zwischenkiefer , Ober- und Unterkiefer, die vorderen ein-
wurzelig, die hinleren zweiwurzelig.
1. Familie. Zeuglodontidae.1)
Kopf verlängert, niedrig; Hirnhöhle klein; Schlaf engrube gross, Sagittalcrista
wohl ausgebildet. Scheitelbeine am Schädeldach theilnehmend, schmal, verlängert:
Stirnbeine breit, kurz, die Orbita überdachend. Schnauze lang, seittich zusammen-
gedrückt; Nasenbeine lang und schmal. Zähne differenzirt g {; £). Die 5 hinteren
(Backzähne) seitlich zusammengedrückt, zweiwurzelig , am Vorder- und Hinter
rand gezackt. Vordere Zähne conisch, zugespitzt, einwurzelig, ziemlich entfernt
stehend. Halswirbel nicht verschmolzen, den Rückenwirbeln ähnlich; Lenden-
wirbel stark verlängert. Schwanzwirbel kurz. Bippen zweiköpfig. Numerus von
mässiger Länge, vorne mit vorstehender Leiste, am distalen Ende verschmälert und
mit ausgefurchtem Gelenk. Brustbein aus mehreren Stücken zusammengesetzt.
hin 1843 Zeuglodon ecloide* Owen. Schädel von der Seite, etwas restrnirirt. Koran. Alabama.
'/» nat. Cr. (Nach liaudry.)
Die einzige Gattung Zeuglodon Oweu (Fig. 1842) erreichte eine Länge
von 2«) m und findet sich im Eocän von Nordamerika (Alabama, Südcarolina),
Frankreich, England, Russland, Aegypten und Neuseeland.
2. Unterordnung. Odontoceti. Zahnwale.
Aeussere Nasenlöcher zu einem einfachen Spritzloch vereinigt, weit hinten gelegen
und nach oben gerichtet. Nasenbeine verkümmert. Oberkiefer hinten ausgebreitet, das
Stirnbein theilueise bedeckend. Zähne vorhanden, zahlreich oder auf ein Paar reduzirt.
Vordere Rippen zweiköpfig. Brustbein aus zwei oder mehr Stücken bestehend.
1. Familie. Squalodontidae.2)
Zwischenkiefer, Oberkiefer und Unterkiefer bezahnt. Die vorderen Zähne
coniscfi, einwurzelig, die Backzähne zwei- bis dreiwurzelig, mit seitlich zusammen-
gedrückter, vorne und hinten gezackter Krone.
') Müller, Joh , Ueber die fossilen Reste der Zeuglodonten von X. Amerika.
Berlin 184<>. — Carus, C, 0 . Nova Act« Acad. Caes. Leop. 1847. XXII. - Dames,
W., Ueber Zeuglodonten ans Aegypten. Falaeont. Abh Bd V, 18i»4
V van Beneden, P J.t Mein. Acad. Uov. de Belgique 1860, t. XXXV, u. 1867,
t. XXXVII. — Gratcloup, Actes de la Soc' Lin. de Bordeaux 1810 t. II. S. 201. —
Jourdan, Rbizoprion Bariense. Ann. Sc. nat. 1861. 4. ser. t. XVI. S. 36'J. —
hortet, L., Archives du Museum d'hist. nat. de Lvon 1887. vol. IV. — Zittel, K. A.,
Palaeontograpbica 1877. Bd. XXIV. Paquier, V, Mem. soc. geol. Fr. Paläontologe.
IV. 1894.
61 •
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804
Vertebrata. Mammalia.
Squalodon Grat (Pachyodon, Arionius Meyer, Phocodon Ag., Rhizoprion
Jourdan, Delphinodon Leidy, Prosqualodon Lyd.) (Fig. 1843). Im Miocän
und Pliocän von Europa, Nordamerika, Südamerika und Australien zahl-
reiche Arten.
Fi*. 184».
Squalodon BnrienHr Jourdan sp. Mtocan. Vi» nat. Or. Schädel reslaurirt aus* Bari Im Promo I>ep.
(nach Doilerleiu). eo HinterhauptKKelonk, o* OceipiUle »uperius, / Stirnbein, j Jochbein, t Tem-
porale, ty Tyrupanlcum, fm ZwMchonklefer, mx Oberkiefer, md Interkiefer
2. Familie. Platanietidae. Flower.
Schnauze sehr verlängert, schmal; Ober- und Unterkiefer mit zahlreichen ein-
wurzeligen, conisclx n Zähnen. Zwischenkiejer zahnlos. Symphyse des Unterkiejers
mindestens die halbe Länge des ganzen Astes einnehmend. Orbita sehr klein. Hals-
wirbel alle frei. Rippen zweiköpfig , die hintersten durch Verschmelzung von
Tuberculum und Capitulum einköpfig. Vorderfüsse lang.
Die drei lebenden Gattungen Platanista, Inia und Pontoporia erreichen
höchstens die Lange von lVa bis 2 m und halten sich an den Mündungen
und im Unterlauf von grossen Flüssen auf. Zahlreiche fossile, meist un-
vollständig erhaltene Ueberreste kommen im marinen Miocän und Pliocän
von Europa, Nord- und Südamerika vor.
Champsodelphis, Schi zodelphis Gervais sind aus dem Miocän,
Eurhinodelphis du Bus aus dem Pliocän (Crag) von Europa, Prisco-
delphinus Leidy, Rhabdosteus, Zarhachis, 1 xacanthus , Lophocetus
Cope aus dem Miocän von Nordamerika, Pontistes Burm., Pontivaga ,
Pontoplanodes , Ischyrorhy nchus Amegh., Argyrocetus Lyd. aus dem
Tertiär von Südamerika beschrieben.
3. Familie. Delphinidae. Flower.1)
Schnauze mässig verlängert. Zwischenkiejer zahnlos, vom Oberkiefer um-
schlossen. Ober und Unterkiefer (mit Ausnahme von Monodon} mit einer sehr
wechselnden Zahl conischer, einwurzeliger Zähne. Symphyse des Unterkiejers kurz,
nie mehr als '/^ d^r Kiejerlänge einnehmend. Orbita mässig gross. Die vorderen
Halswirbel verschmolzen. Nur die vordersten Rippen zweiköpfig.
Die Delphine bilden jetzt die formenreichste Familie der Odontoceten ;
sie erreichen zuweilen ansehnliche Grösse. Ihre zahlreichen Gattungen sind
über die ganze Erdoberfläche verbreitet und bewohnen das Meer oder auch
ausnahmsweise die Mündungen grosser Flüsse. Fossile Ueberreste kommen
in spärlicher Zahl im Miocän, Pliocän und Pleistocän von Europa und
Amerika vor. Sie gehören alle den noch jetzt existirenden Gattungen Del-
phinus Lin. , Steno Gray, Tursiops Gervais (Fig. 183'J), Orca Gray,
Pseudorca Reinh., Glob ieephalus Lesson, Beluga Gray und Monodon
Lin. an.
') Gapellini, Giov., Mem. Ae. 8c. <ii Bologna. 2. Her. III. 1864. 4, ser. III. u.
IV. 1882—1883, p. 85, n. 5. ser. I. 1891. — Mem. Acad. dei Lincei 1885. 4. ser
vol. I. — Owen, Ii., Monograph <>n the British fossil Cetaeea froin the Red Crag.
Pal. S,,o. No I. Ziphius (186;») 1870.
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Cetacea. Qdontoeeti. MysUiooceti.
R05
4. Familie. Physeteridae. Flower.
Scluüdel stark asymmetrisch. Zwischenkiefer und Oberkiefer zahnlos; Unter-
kiejer mit einer wechselnden Zahl von conischen Zähnen. Schädelknochen hinter
den Nasenlöchern sehr steil ansteigend und einen vor-
ragenden, zuweilen überhängenden Querkamm bildend.
Orbita klein. Thränrnbeine gross. Die Mehrzahl der
Halswirbel verschmolzen. Rippen einköpfig. Lebend
und fossil im Miocän, Pliocän und Pleistocän von
Kuropa, Amerika und Australien.
Physeter Lin. Kopf Va der Gesammtlänge
einnehmend. Unterkiefer sehr lang, mit zahl
reichen, conischen, von dickem Dement bedeckten
Zähnen. Lebend und im Pliocän von Europa.
Nordamerika und Australien.
Die fossilen Gattungen Physeterula van Bened.,
Physodon, Hoplocetus Gervais, Scaldicetus
du Bus, Priscophyseter Portis etc. sind un-
vollständig bekannt und meist auf Kieferfragmente
oder vereinzelte Zähne basirt.
Ziphius Cuv. (Fig. 1844). Unterkiefer nur
mit ein oder zwei Paar funktionirenden Zähnen;
der vordere Fortsatz des Mesethmoids meist ver-
knöchert. Die hierhergehörigen, theilß lebenden,
theils fossilen, namentlich im Pliocän von Europa
und Nordamerika vorkommenden Formen werden
in die Subgenera Hyperoodon I^acep. , Chone-
ziphius Duv., Placoziphius van Bened.,
Mesoplodon, Dioplodon Gerv. u. a. vertheilt.
3. Unterordnung. Mystacoceti.
Barten wale.
Schädel symmetrisch. Nasenbeine kurz, die zwei
Spritzlöcher etwas überdachend. Funkt ionirende Zähne
fehlen, Oberkiefer mit Barten besetzt, hinten stark
nach der Seite verbreitert, aber nicht über das Stirn-
bein geschoben. Thränenbeine klein. Unterkiefer äste
nicht in einer Symphyse zusammenstossend , nach
aussen convex. Meist alle Rippen einköpfig. Stemum
kurz, breit, aus einem Stück bestehend und nur mit
dem vordersten Rippenpaar verbunden.
Die Bartenwale erweisen sich durch die Ver-
kümmerung des Gebisses und den Ersatz der Zähne
durch Barten als die fremdartigste und speciali-
sirteste Gruppe der Cetaceen, allein der Umstand, dass bei Embryonen noch
winzige, hinfällige, im Fleisch verborgene Zähnehen vorkommen, zeigt, dass
auch nie von bezahnten Thieren abstammen. Im Schädelbau, namentlich in
der Entwicklung der Nasenbeine, Stirnbeine und Scheitelbeine bleiben die
Bartenwale auf einer primitiveren Stufe stehen, als die Zahnwale.
Kit.'. 1844.
Ziphiu* iUftoplotloH Sawrrhtji
Duv *p Reeent. Srlitt.lH and
l'nterkiefer verkleinert.
iNm ii Owen.)
1. Familie. Balaenopteridae. Furchen wale.
KopJ kürzer als der vierte Theil der Körperlänge. Auf der Rauchseite
meist zahlreiche Furchen. Rückenflosse vorhanden ; Rrustflosfie vierflngerig. schmal
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806
Vertebrata. Mammalia.
und ziemlich lang. Barten kurz und breii. Halswirbel Jrei, mit massig ver-
längertem Centrum. Tympanicum länglich, stark angeschwollen, allseitig gerundet.
Lebend und fossil im Miocän und Pliocän.
Plesiocetus v. Bened. (Fig. 1845). Ira Miocän
von Frankreich und Süddeutschland. Vollständige
Skelete von ('» m Länge im Pliocän von Oberitalien.
Cetotherium Brandt, Äulocetus v. Bened.
Miocän Heterocetus, Herpetocetus , Mesocetus
v. Bened., Balaenoptera Lacep., Megaptera Gray
im Pliocän (CYag) von Belgien und England.
2 Familie. Balaenidae. Glattwale.
Schädel sehr gross, mindestens '/» der Körperlängt
einnehmend, Haut der Bauchseite glatt. Rückenflosse
Jehlt. Brustflossen breit und abgestutzt. Barten sehr
lang und schmal. Unterkiefer schmal, stark gebogen,
innen abgeplattet mit kugeligem Qelenkkopf. Alle oder
die meinten Halswirbel verschmolzen; Lenden- und
Schwanzwirbel kurz. Tympanicum fast vierseitig, winklig,
wenig angeschwollen. Brustflossen kurz, Jünf fingerig.
Die Glattwale sind gegenwärtig auf die polaren
Gebiete der beiden Hemisphären beschränkt. Fossile
Formen der Gattung Balaena Lin. (Fig. 1841) finden
sich spärlich in den jüngsten Tertiärablagerungen
und im Pleistocän von Europa.
Zeitliche Verbreitung der Cetacea.
Miocän
Pliocän
Jetzt
/. Archaeoceti
1. Zetujlodontidae .
//. Odontoceti
1. Squalodontidae .
'J. Platanistidae
3 Delphinidae
4. Physeteridae . .
III. Mystacoceti
1. Balaenopteridae
2. Balaenidae . .
KiR. 1845
rifjtiocttu» Cuvieri Dosm
riiooäti. Monte Piigunsr»
bei Piiwenwi >/«• nat Gr.
(Nach Cuvler)
5. Ordnung. Tillodontia. Marsh.1)
Ausgestorbene, fünfzehige, bekrallte
Sohlengänger mit vollständigem Gebiss.
Schneidezähne gross, nagerähnlich. Obere
Backzähne trigonodont, untere lophodont Hirn klein, sehr
schwach gefurcht,
•) Marth. O. C, Amer. Journ. S<;. 1875 IX u.
brata of the tertiary Form, ol the West. 1877.
1H7« XI - Cope, E. D, Verte
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Tillodontia.
807
Zu den Tillodontia gehören grosse und inittelgrosse Landthiere mit
primitivem Skelet- und Zahnbau, welche in ihrer äusseren Erscheinung
theils an Raubthiere, theils an Nager erinnerten. Ihre Ueberreste rinden
sich vorzüglich im Eocän, vielleicht schon in der obersten Kreide
von Nordamerika und spärlich auch im unteren Eocän von Europa.
Von einer einzigen Gattung {Tillotherium) kennt mau Schädel, Gebiss
und Extremitäten, von allen übrigen liegen bis jetzt erst unvollstän-
dige Reste vor. Der Zahnwechsel ist unbekannt , doch werden
die vorderen, durch einfacheren Bau ausgezeichneten Backzähne als
P bezeichnet. Die wenigen in Europa gefundenen Zähne und Kiefer-
fragmente aus dem Londonthon von England und dem Bohnerz von
Egerkingen sind so mangelhaft, dass sie überhaupt erst durch Ver-
gleich mit den besser erhaltenen amerikanischen Funden bestimmt
werden konnten.
1. Familie. Esthonychidae. Cope.
Zahnformel: :j . Z' £ Schneidezähne ringsum von Schmelz bedeckt, mit coni-
schen geschlossenen Wurzeln. Eckzähne klein. Obere Backzähne trigonodont, untere
lophodont, mit zicei Halbmonden.
Die P ein/acher als die M. Zwi-
schen den P sowie zwischen C urul
J kleine Lücken.
Die zwei bis jetzt bekannten
Gattungen haben die Grösse eines
Marders. Esthonyx Cope (Fig.
1846) findet sich im unteren und
mittleren Eocän (Wasatch und
Bridger Beda) von Neu -Mexico
und Wyoming; Platychoerops
Charlesw. im Londonthon von
Herne, England.
Kig 1846.
E<thonVx liurmei»Uri t opf. I nier KocÄn (Wi»s*teh B.-dm
von Bl« Horn Wyoming- ^ Znhnrelhe des Oberkiefer*.
B de« Unterkiefer«, von der Kauflftche gesehen, «/» »*t.
«ir. .nach Cope).
2. Familie. Tillotheriidae. Marsh.
Ein Paar Schnei-
dezähne, oben und
unten sehr stark ent-
wickelt, nur vorne
mit Schmelz bedeckt
und mit persistenter
Pulpa. Eckzähne
sehr klein. Obere
M trigonodont, un-
tere M lophodont
mit zwei Halbmon
den. P einfacher
als M ; zicischen den
P, sowie zwischen
C und P und. zwi-
schen C und J kleine
Lücken. Eocän.
Nordamerika.
Vits. 1847. Tillotherium joditn» Mnrsh. Koran. Bridger
hndel und Unterkiefer. V« Hat. Gr. (Nach Mar*
Wyoming
Tillotherium
Marsh (Fig. 1847).
Schädel ca. 34 cm lang, niedrig, verlängert, mit sehr kleiner Gehirnhöhle ;
Schnauze verschmälert. Orbita hinten in die grossen Schläfenlöcher
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808
Vertebrata. Mammalia.
übergehend, nicht abgegrenzt. Stirnbeine gross, mit Luftzellen. Der hurt«
Gaumen vorn von einer grossen Oeffnung durchbrochen. Wirbel raubtlüer
artig. Humerus mit Foramen entepicondyloideum , Femur mit drittem
Trochanter. Fibula dünn. Astragalus niedrig. Mitteleocän. Bridger.
Wyoming.
Anchi ppodus Leidy (Trogosus I^eidy). Eocän. Nordamerika
3. Familie. Stylinodontidae. Marsh.
Zahnreihe geschlossen; oben und unten jederseits ein oder zwei sehr starke
Schneidezähne. Die oberen J vorne und hinten, die unteren nur vorne mit Schmelz
bedeckt. Eckzähne wenig vorragend. Backzähne mit zwei Querjochen, zuweilen
cylindrisch und nicht vollständig von
Im unteren Eocän von Nordamerika und Europa. Vielleicht schon in
der oberen Kreide.
Die hierher gehörigen Gat
tungen {Psiitacotherium
| j m Jgi'M^\ Cope, Stylinodon Marsh,
WM J [M \ Calamodon Cope) (Fig. 1848),
f \ j / -JESgfffi Dryptodon Marsh verrathen
| im Zahnbau und in der Ge-
\ stalt des gedrungenen, mit
ungewöhnlich holiem , auf-
steigendem Ast versehenen
Unterkiefers, sowie im Bau
der prismatischen , sehr un-
vollständig mit Schmelz be-
deckten Backzähne Bezieh-
ungen zu den Edentaten.
Die gewaltigen, gekrümmten
Schneidezähne des Unter-
kiefers sind allerdings wie bei
den Nagern gebaut. Die ame-
rikanischen Funde stammen
alle aus dem tiefsten Eocän*
von Puerco in Neu -Mexico
und von Wyoming. Im Bohn-
ere von Egerkingen fand
Rütimeyer isolirte Schneide-
zähne, die mit Stylinodon über-
einstimmen.
Die Gattungen Ectoganua, Hemiganus, Conoryctes Cope aus den
Puercoschichten von Neu-Mexico sind noch zu wenig bekannt, um mit
Sicherheit bei den Tillodontia eingereiht zu werden. Möglicherweise gehören
die von Marsh als Stagodon, von Cope als Thlaeodon beschriebenen
Zähne und Kieferreste aus der obersten Kreide von Wyoming hierher.
<;. Ordnung. Edentata. [Bnita Lin.)1)
Gebiss in der Regel nur aus prismatischen, schmelzloscn
Backzähnen bestehend, zuweilen vollständig fehlend. End-
phalangen der Hände und Füsse von seitlich zusammen-
') Ameghino, Flor., Contribucion al conoeimento de los Mainiferoa fossiles de la
Republira Argentina. Acta* del Acad. nac. di Ciencias en Cordoba 1889. — Bur-
mritter, H., Ann del Museo public«, de Buenos Aires Entrega I— XII. — Cope,
Ed>r. The Edentata <»f North America Ainer. Naturalist 1889. S. 657. — Owtn,
Linker I'nterkiefer-
Ki>f. 1M8.
Stylinotlon \CnlamixtoH) tdmpltx Cope
nut. L'nt. Eoc-Än (WHMitch-Stufej von Wyoming, •/» nut. »ir.
A Von der Seite, B von oben, C. D «'In "unterer M von der
Auiwen- un'l Ilintereeitc. (Mach Cope.)
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Edentata
809
gedrückten, langen und spitzen Krallen umgeben. Haut mit
Haaren, Hornschuppen oder Knochenschildern. Zitzen brust-
oder bauchständig.
Die Edentaten nehmen unter den placentalen Säugethicren eine
ganz isolirte Stellung ein uud wurden schon von C« vier den Ungulaten
und lTnguiculaten als gleichwertige Grupj>e gegenübergestellt. Das
meist monophyodonte, aus prismatischen Zähnen bestehende Gebiss,
in dem Eckzähne stets, Schneidezähne fast immer fehlen, der Mangel
an Schmelz bei allen recenten Formen, die schwankende Zahl der
Rücken- und Sehwanzwirbel bei vielen Gattungen, die Verbindung
des Sitzbeins mit dem Sacrum, die Vermischung der Harn- und
Geschlechtswege bei den Weibchen, und die Entwicklung eines
knöchernen Ilautskeletes bei den Gürtelthieren bilden die auffallendsten
Merkmale der in ihrer äusseren Erscheinung überaus verschiedenartigen
Edentaten. Ihre Herkunft ist vorerst noch völlig unbekannt. Sie
sind vermuthlich in Südamerika entstanden und haben von dort im
Tertiär auch einige Vertreter nach Afrika und Europa entsendet;
im Pleistocän dehnten sie ihre Verbreitung über die südliche Hälfte
von Nordamerika und über ganz Centraiamerika aus. Unter allen
placentalen Säugethieren weisen nur die Tülodontia (Stylinodontiden)
einige Merkmale auf, die vielleicht gemeinsamen Ursprung mit den
Edentaten vermuthen lassen.
Die Wirbelsäule enthält wohl differenzirte Hals-, Kücken-,
Lenden-, Sacral- und Schwanzwirbel. In der Regel sind 7« seltener
9 Halswirbel vorhanden, wovon die hinteren zuweilen verschmelzen.
Die Zahl der Rückenwirbel schwankt zwischen 12 und 24, die der
Lendenwirbel zwischen 3 und 9. Bei den Glyptodontia verschmelzen
sämintliche Dorsalwirbel nebst ihren Dornfortsätzen zu einer unbeweg-
lichen Röhre und in gleicher Weise auch die Lendenwirbel mit dem
Sacrum ; auch die hinteren Schwanzwirbel bilden durch Ankylose der
Uentren ein unbewegliches Knochenstück.
Der Schädel ist bald stark verlängert, bald kurz, abgestutzt.
Meist bleibt das Schädeldach eben, und nur bei den Gravigraden bilden
die Parietalia zuweilen eine schwache Crista. Die Zwischenkiefer sind
bei allen Edentaten schwach entwickelt und nehmen an der seitlichen
Begrenzung der nach vorne gerichteten, meist grossen Nasenlöcher keinen
Autheil. Der Jochbogen ist entweder vollständig, oder unterbochen,
zuweilen sogar rudimentär. Bei den Gravigraden, Tardigraden und
Glyptodontia zeichnet er sich durch einen langen, nach unten, und
einen etwas schwächeren, schräg nach oben und hinten gerichteten
Fortsatz aus.
Fast alle Edentaten sind monophyodont ; da jedoch bei den
Gattungen Tatusia und Orycteropus Milchzähne dem definitiven Gebiss
vorausgehen, so darf wohl angenommen werden, dass die Edentaten
von diphyodonten Ahnen abstammen. Die Backzähne oben und
unten sind gleichartig oder doch nur wenig von einander verschieden;
ihre Zahl schwankt zwischen 4 und 10, wird zuweilen aber auch
grösser. Sie bestehen aus Dentin und einem Ueberzug von Cement.
Rieh., Desoription of the tikeleton of an extinet ^igantic sloth CMvIorion rohustus)
London 1842 u. Philcm Trans 1851 — 1859 — On Glv])to<U»n 1838. — Reinhardt,
J, Vetenek. Ketek, akriv Kjöbeuhaven 5 Kaekke XI XII.
810 Vertebrata. Mammalia
Die Dentinsubstanz des Zahnes ist in der Regel aus Schichten von
verschiedener IlÄrte und Struktur zusammengesetzt, die äussere,
härteste Schicht lediglich von feinen Dentinkanälchen durchzogen ;
sie umgibt einen centralen Vasodentinkern , in welchem zahlreiche
gröbere Kanäle verlaufen. Die Backzähne sämmtlicher Edentaten
haben prismatische Form und erreichen oft ansehnliche Höhe; sie
sind wurzellos, unten offen und wachsen beständig in dem Maasse
weiter, als ihre Krone durch Gebrauch erniedrigt wird. Letztere
ist meist eben, seltener schief abgekaut, oder da die Zähne häufig
vierseitige Form besitzen und stets so angeordnet sind, dass ein
Oberkieferzahn zwischen zwei Unterkieferzähne greift, so können sich
auf der Krone auch einfache, abgedachte Querjoche bilden. Nicht
selten besitzen alle oder ein Theil der Zähne auf der Aussen
oder Innenseite oder auch innen und aussen verticale Furchen,
welche eine Einschnürung des Zahnes bedingen und denselben zu-
weilen in zwei oder drei durch schmale Brücken verbundene Pfeiler
zerlegen.
Die Extremitäten sind bald gleichmässig ausgebildet, oder die
hinteren kürzer und stämmiger als die vorderen. Die hohe mediane
Spina des Schulterblattes endigt in einem sehr langen, überhängenden
Acromion, das bei den Gravigraden sogar mit dem meist ungewöhnlich
starken Processus coraeoideus verwächst. Neben und in einiger Ent-
fernung vom Hinterrand verläuft zuweilen eine zweite schwächere
C'rista. Eine Clavicula besitzen nur die Oravigrada und einige Gürtel-
thiere.
Der Ilumerus ist gedrungen, Radius und Ulna bleiben getrennt.
Der Carpus besitzt nur bei Manis ein Centrale und besteht meist aus
sieben getrennten Carpalknöehelchen und einem Pisiforme. Nicht selten
tritt eine Verschmelzung von Magnum und Trapezoid, oder von Sca-
phoideum und Lunare ein, oder das Trapezium verwächst mit dem
Scaphoideum oder dem ersten Metacarpale. Von den Metacarpalia
kommen bald alle, bald nur vier, sehr selten nur drei zur Entwickelung.
Sie sind von verschiedener Länge und stützen sich auf 5—3 Phalangen,
wovon die letzten als schmale, lange, zusammengedrückte, meist zu-
gespitzte Klauen entwickelt sind.
Das Becken ist bei den Faulthieren und Gravigraden nach vorne
weit geöffnet, bei allen übrigen Edentaten verlängert und schmal. Mit
Ausnahme von Orycteropus befestigen sich die ungemein stark ent-
wickelten Sitzbeine am hinteren Theil des Sacrums; die Schambeine
sind schlank und dünn, die Symphyse kurz, das Foramen obturatorium
gross. Tibia und Fibula sind bald getrennt, bald an ihren Enden
verschmolzen.
Tarsus und Hinterfuss zeigen bei den Ameisenfressern und Gürtel-
thieren den normalsten Bau und sind meist fünfzehig; bei den übrigen
verkümmern häufig die inneren oder äusseren Metatarsalia. Der C-al-
caneus hat einen verlängerten, rauhen Stiel; der Astragalus eine gewölbte
Gelenkfläche für die Tibia und auf der Aussenseite eine Grube für
den eonischen Fortsatz der Fibula. Die ersten und zweiten Phalangen
sind kurz, zuweilen mit einander oder mit einem Metatarsale ver-
schmolzen; die Endphalangen bald krallenförmig, bald [Glyptodontia]
breit, hufartig und mit Nägeln bedeckt.
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Kdentata. Gravip*»da.
811
t)ie Edentaten besitzen eine Gehirnhöhle von raässiger oder ge-
ringer Grosse. Das Gehirn selbst differirt bei den verschiedenen
Familien beträchtlich, indem die grossen Hemisphären fast glatt oder
gefurcht und das Corpus callosum klein oder gross sein können.
Rei den altweltlichen Formen [Manis und Orycteropus) erinnert die
Einrichtung der Geschlechtsorgane an Hufthiere. Die Hoden liegen
in der Leistengegend, der Penis ist äusserlich ; bei den Weibchen ist der
Uterus deutlich zweihörnig. die Vagina ungetheilt und die Placenta
diffus oder breit zonenförmig. Bei allen amerikanischen Edentaten
liegen die Hoden dicht nebeneinander in der Hauchhöhle zwischen
dem Mastdarm und der Blase; der Penis ist klein, der Uterus einfach,
kugelig, die Placenta domförmig. Die ersteren werden als Nomarthra
den amerikanischen Xenarthr a gegenübergestellt.
Nur von den Nomarthra linden sich in Europa spärliche tertiäre Reste,
weitaus die meisten fossilen und lebenden Xenarthra gehören Amerika an.
A. Nomarthra. Gill.
Von den beiden hierher gehörigen Familien leben die Or ycteropodidae
(Erdferkel) im tropischen Afrika, die Sch uppenthi ere (Manidae) in Afrika
und Südasien. Von Orycteropus ist eine fossile Art (O. Gaudryii Forsyth
Major) im oberen Miocän von Samos nachgewiesen worden. Manis rindet
sich selten im Pleistocän von Südindien. Spärliche Reste von Palaeorycteropus,
Necromanis, Leptomanis und Necrodasypus Filhol aus dem Phosphorit des
Quercv bekunden die Anwesenheit von Edentaten auch im älteren Tertiär
von Europa.
B. Xenarthra. Gill.
Die Xenarthra enthalten die Unterordnungen der Vermilinguia
(Ameisenfresser), Tardigrada (Faulthiere), Gravigrada und L orte ata
( Gürtel thiere). Von den zwei ersten finden sich nur seltene und unvoll-
ständige Ue!>erre8te im Tertiär und Pleistocän von Südamerika, dagegen sind
von den Gravigraden und Loricaten zahlreiche tertiäre und pleistocäne
Formen aus Süd- und Nordamerika bekannt.
3. Unterordnung. Gravigrada. Riesen fault liiere.
Ausgestorbene, meist grosse und plumpe Pflanzenfresser mit länglich cylindri-
scJiem, niedrigem Schädel. Jochbogen sehr stark, mit abwärts gerichtetem Fortsatz.
Zahnformel: J-J'-'^J. Schwanz ungemein dick und lang. Extremitäten plump,
massig lang.
Zu den Gravigraden gehören die plumpsten und unbehülflichsten Ver
treter der Edentaten, welche sich von den Faulthieren der Jetztzeit durch
viel längeren Schädel, stärkeren Joehbagen, langen, ungemein kräftigen
Schwanz, kürzere, plumpere Extremitäten und häutig beträchtlichere Grösse
unterscheiden. Sie finden sich fossil im Tertiär und Pleistocän von Süd-
amerika und im Diluvium von Central- und Nordamerika.
1. Familie. Megatheridae.
Backzähne prismatisch, vierseitig, in geschlosswer Reihe, der letzte etwas
kleiner als die vorhergehenden. Hinterast des Alveolar Canals auf der Innenseite
des aufsteigenden JJnierkieferfortsatzes mündend.
Die Gattungen Zamicrus, Promegatherium und Interodon Amegh.
finden sich im Tertiär von Argentinien.
Megatherium Cuv. (Fig. 1849). Ein vollständiges Skelet wurde schon
1789 in Argentinien ausgegraben und nach Madrid geschickt. Seitdem sind
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812
Vertebrata. Mammalia.
zahlreiche Skelete in europäischen und amerikanischen Museen aufgestellt,
die alle aus der Pampasformation von Argentinien stammen. Sie haben
eine Höhe von 21/« m
und eine Länge von ca.
1 m. Neben M. Ameri-
canum Blumb. (= M.
giganteum Pand.) finden
sich noch andere Arten
im Pleistocän von Argen-
tinien, Brasilien, Chile,
Ecuador, Centraiamerika
und den südlichen Ver-
FiK ig«« einigten Staaten.
Menntherium Amrriramim Hlumb Ptmpufortnatlon (Ph-Iwtocaii). Nothr other tum Lv-
Argentinien. Interkiefer, obere An.icht •* nat. Gr. (Nach Ow.n.) rfekker (Coelodött Lund)
bleibt erheblich an Grösse hinter MegaVierium zurück. Pleistocän. Brasilien.
Neoracanthus, Essonodontherium Amegh. Pampasformation. Ar-
gentinien.
2. Familie. Megalonycbidae.
Backzähne prismatisch, vierseitig bis quer elliptisch mit zwei Querjochen; der
vorderste von den übrigen durch eine Lücke getrennt, eckzahnähnlich. Letzter
Molar kleiner als die übrigen. Alveolarcanal entweder vor der Basis des
au/steigenden Astes in der Mitte, oder neben derselben auf der Aussenseite (sehr
selten auf der Innenseite) mündend. ,
Amegh ino beschreibt aus dem älteren Tertiär
von Santa Cruz in Patagonien eine Anzahl meist
kleiner Gattungen (Hapalops, Sch ismotherium,
Kentucky. Schädel nebst
Nach l.cMy.'
Fl»?. 18TiO. Ii: IS 1
Hvperlrptu» (iarzimianu* Anu-vh Mt<)nUmv* Jtffrrumi l.ei.ly. Pleistocän.
Pnter-Tcrtinr. Santa Cruz. Unterkiefer .•«.«," nat. Gr.
PataK<>nicn. '/s »at Gr
(Nach Am eKh ino.) Pseudh a palops, Geronops, Xyophorus, Hyper-
leptus [Fig. 1850], Eucholoeops etc.), die als Vor-
läufer der viel grösseren Gattung Megalonyx JefTerson (Fig. 1851) gelten
können , die in den südlichen und mittleren vereinigten Staaten von Nord-
amerika eine weite Verbreitung besass und die sogenannten Megalonyx -Bed»
des unteren Pleistocän« cbarakterisirt.
3. Familie. Mylodontidae.
Backzähne prismatisch von elliptisch dreieckiger Form. Letzter unterer M
grösser als die vorhergehenden, zueilappig. Hinterer Seitenast des Alveolarcanals
aussen mündend.
uig
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Edentata. Gravigrada.
813
Die ältesten Vertreter dieser Familie aus dem Tertiär von Santa Cruz
in Patagonien {Nematherium, Analcitherium, Ammotherium Amegh.)
sind klein.
Fig. 1852
Mylodon robutlu» Owen. I'Hinpasfonnntlon. Buenos Aires. A Schilde!
nebst Unterkiefer von der Seite B Schiide] von unten. C linker Vorder-
fusiv (Ä Radius, U l'ln«, * ScHpholdeum, / l.unnre, c Ouneiforme, p Pisi-
forme, trt Trapewnd, m Magnurn, u l:neiforine, /— V erster bis fünfter
Finger) D linker Hinterfuss (ca ( '«lcaueu*, a Asiragalus , n Naviculare,
tb ruboidenm, e" c" t'uneifonnia II und III II—V zweite bis fünfte
Zehe.) Alle Figuren '/« nat <ir. (Nach Owen.)
Mylodon Owen (Fig. 1852) hat eine breite, abgestutzte Schnauze mit
rudimentärem Zwischenkiefer; der Jochbogen Ist unterbrochen mit stark
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814
Vertebrata. Mammalia
entwickeltem unterem Fortsatz. Vorderfuss fünf-, Hinterfuss vierzehig. Die
Haut enthält zahlreiche Ossifikationen. Im Pampasschlamm von Argentinien.
M. robustus Owen hat beinahe die Grösse eines Elefanten.
Lestodon Gerv. Vorderer Theil des Kiefers verbreitert. Pampas-
formation. Argentinien.
Scelidotherium Owen (Fig. 1853). Schädel lang, niedrig, Nasenbeine
und Oberkiefer verlängert. Vorne vier, hinten drei Zehen. Häufig in der
Pampasformation von Argentinien und im Pleistocän von ganz Südamerika.
Rumpf, Kopf und Schwanz von einem aus knöchernen Platten zusammen-
gesetzten Panzer bedeckt. Mehr als 5 (meist 8 — 10) Backzähne in jeder Kiefer-
häljte. Lebend und fossil in Süd- und Centraiamerika und in den südlichen
vereinigten Staaten von Nordamerika.
1. Familie. Glyptodontidae.
Ausgestorbene, zum Theil sehr grosse Gürtelthiere mit dickem, unbetoeglichem,
aus polygonalen, durch Suiur verbundenen Knochenplatten bestehendem Panzer.
Schädel kurz, hoch, vorne abgestutzt; Jochbogen mit abwärts gerichtetem Fortsatz.
Backzähne g, länglichprismatisch, durch zwei tieje Quereinschnürungen in drei
Pfeiler gelheilt. Gehirn sehr klein. Sämmtliche Bückenwirbel zu einer Röhre
vencachsen und die Lendenuirbel mit dem Sacrum verschmolzen.
Filf IS.%4.
pAWOCMfrtu tubfrcvlatu* Owen *}. Kestaurirte» Skelot ohne Pnnxcr. Pnnipiisfnnnation. Argentinien.
t/H Itftt Or. Nach H u r m c i o I e r. i
Die Glyptodonten begleiteten im Tertiär und Pleistoeän von Amerika
überall die Gravigraden und stellen einen ausgestorbenen, eigentümlich
speeialisirten Seitenzweig der Gürtelthiere dar. Ihr auffallendstes Merkmal
beruht in der Zusammensetzung des ungemein dicken, halbkugeligen oder
länglich ovalen, unbeweglichen Rüekenpanzers aus sechs-, fünf- oder
vierseitigen, verschiedenartig verzierten Knochenplatten , die durch Sutur
fest mit einander verbunden sind.
Die Wirbelsäule enthält 7 Hals-, 12 Rücken, 7 — 9 Lenden-, 8 Sacral-
und 20 — 24 Schwanzwirbel. Von den Halswirbeln hat der Atlas mässige
4. Unterordnung. Loricata. Gürtelthiere.
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Edentata. Loricata
815
Grösse und bleibt stets frei ; der Epistropheus verschmilzt mit den 4 oder 5
folgenden sehr kurzen Wirbeln; der letzte Halswirbel ist immer von den
vornergehenden getrennt, kann aber mit den Rückenwirbeln verwachsen.
Die Centren und kurzen Dornfortsätze der letzteren Rind fest mit einander
verschmolzen und bilden eine unbewegliche Röhre, deren Gliederung nur
durch die Querfortsätze und seitlichen Nervenlöcher angedeutet wird. Diese
dorsale Röhre articulirt mit einem hinteren, ebenfalls unbeweglichen Theil
der Wirbelsäule, welche aus den innig verschmolzenen Lenden- und Sacral-
wirbeln besteht und welche sich durch einen hohen, aus der Verwachsung
der Dornfortsätze gebildeten Kamm auszeichnet. Die 7 vorderen Schwanzwirbei
sind beweglich mit einander verbunden und mit starken Hämapophysen ver-
sehen. An dem sehr kurzen, hohen Schädel verschwinden die Suturen frühzeitig,
der Gaumen ist von zahlreichen Oeffnungen durchbohrt, der Jochbogen mit
starkem, nach abwärts gerichtetem Fortsatz und der Unterkiefer mit ungewöhn-
lichem hohen aufsteigenden Ast versehen. Von den Extremitäten sind die
hinteren etwas länger und plumper als die vorderen. Die Hüftbeine stehen
fast rechtwinklig zur Körperaxe, die Sitzbeine sind gewaltig verbreitert und
mit der Wirbelsäule verwachsen.
Fig. 1865.
(Uyplodon reticulatu* Owen (= Schistopleurum typv* Nodot). Pampasfonnation. Rio Salatlo. Argen-
tinien. Restaurirt«* Skelet mit Panzer im Pariser Museum (nach Oaudry). •/»• nat. <Jr.
Die ältesten Glyptodontiden finden sich im älteren Tertiär von Santa
Cruz in Patagonien (Cochlops , Eucinepeltus , Propalaeohoplophorus ,
Asterostemma Amegh.), sind aber meist unvollständig bekannt und
kleiner als die jüngeren Gattungen. In der sogenannten Patagonischen
Formation (Miocän) von Argentinien kommen Palaeohoplophorus, Coma-
phorus , Plaxhaplus Amegh. u. a. vor.
Glyptodon Owen (Fig. 1855. 1856). Schwanz kurz, zugespitzt, von zahl-
reichen, aus eonischen oder stacheligen Platten zusammengesetzten Querringen
umgeben. Die Platten des Rückenpanzers aussen rosettenartig verziert. Zahl-
reiche Arten in der Pampasformation von Argentinien und Uruguay. Selten
im Pleistocän von Florida, Neu-Mexico und Texas. Die Höhe von Gl. reti-
culatus Owen beträgt 1,2 m, die Länge 2 m.
Hoplophorus Lund. (Fig. 1858). Schwanz lang, allseitig mit ovalen oder
rundlichen Platten bedeckt, deren Zwischenräume durch kleinere, polygonale
Platten ausgefüllt sind. Pleistocän. Argentinien und Brasilien.
Panochthus Burin. (Fig. 1854. 1857). Panzerplatten vier- oder fünfseitig,
aussen mit zahlreichen Höckerchen bedeckt. Schwanz vorne mit beweglichen
Querringen, hinten von einer langen gekörnelten Röhre umgeben, worin
816
Vertebrata. Mammalia.
grössere ovale oder rundliche, radial gestreifte Platten eingebettet sind.
Pleistocän. Argentinien. Hämmtliche Arten sehr gross.
Fix. Panocht hu» tuiirrruinlu* < »wen s|> I'iuiipiixfortuiition. Prov Buenos Aires. Tänzer rertAurirt
V» um. Gr. Nach Burineii'ter ,
Kip 1»'.8 HuplaphoTus ]{run>tri Auiefch. i'HUipaftJtoniiaUon Argentinien. Hchuanzrohre von <ler
Seite. '/« nat. <ir. I S.ieh A in egta in..)
Lomaphorus Amegh., Eleutherocercus Koken. Pleistocän. Süd-
amerika.
Doedicurus Amegh. Panzerplatten aussen mit Grübchen verziert.
Schwanzröhre am Ende kolbig verdickt. Pampasformation. Argentinien.
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Edentata. Loricata. Rodentia.
817
2. Familie. Dasypodidae. Armadille.
Hautpanzer entweder ganz aus beweglichen Querreihen von Knochenplatten
oder aus einem unbeweglichen Schulter- und Beckenpanzer und einer dazwischen
liegenden Reihe beiceglicfier Querringe bestehend, Schädel lang, niedrig, mit ver-
schmälerter Schnauze. Jochbogen ohne abwärts gerichteten Fortsatz. Backzähne
(meist ö=iö) prismatisch-conisch. Rücken- und Lendenwirbel frei, nicht verschmolzen.
Die Dasypodidae unterscheiden sich von den nahe verwandten Olypto-
dontia hauptsächlich durch den beweglichen Rückenpanzer, den niedrigen,
langgestreckten Schädel, durch einfachere Bezahnung und durch die freien
Rück en- und Lendenwirbel. In der Grösse bleiben sie meist beträchtlich
hinter den Glyptodontiern zurück.
Die Armadille leben in den Ebenen und Wäldern des tropischen und
gemässigten Südamerika; eine einzige Gattung (Tatusia) überschreitet den
Aequator und verbreitet sich über Centraiamerika bis nach Mexico und
Texas. Es sind meist harmlose, kleine nächtliche Thiere, die sich von
Wurzeln, Insekten, Würmern und Reptilien ernähren und sich der Verfolgung
durch grosse Geschwindigkeit oder durch Eingraben in den Boden entziehen.
Die fossilen Dasypoden finden sich im gleichen Verbreitungsbezirk, wie ihre
lebenden Nachkommen, und gehören zum Theil zu noch jetzt existirenden
Gattungen (Tatusia, Dasypus, Xenurus, Tolypeutes, Cheloniscus, Chlamydophorus)
und Arten. Die meisten Formen stammen aus dem Pleistocän (Pampas-
formation) von Argentinien, aus brasilianischen Knochenhöhlen oder aus
dem Tertiär von Patagonien. Die ältesten Vertreter finden sich in den Santa-
Cruz-Schichten von Patagonien (Peltephilus, Prozaedyus, Stegotherium Amegh.).
Chlamydotherium Lund aus dem Pleistocän von Brasilien, Argentinien
und Florida hat die Grösse eines Rhinoceros.
7. Ordnung. Rodentia. (Glires) Nager.1)
Extremitäten mitKrallen, seltener mit huf artigen Nägel n.
Gebiss ohne Eckzähne. Scheidezähne jederseits T (bei einer
Familie \), sehr lang, gebogen mit persistenter Pulpa, vorne
mit Schmelz bedeckt und mit schräg zugeschärfter, meissel-
förmiger Kaufläche. Backzähne durch weites Diastema
von den Schneidezähnen getrennt, bunodont, lophodont oder
prismatisch. Gelenkkopf des Unterkiefers meiBt in einer
Längsrinne sich bewegend.
Die Nager bilden eine einheitliche, nach allen Seiten scharf ab-
gegrenzte, in mancher Hinsicht durch primitive, in anderer durch auf-
fallend differenzirte Merkmale ausgestattete Ordnung. Es sind meist
kleine Pflanzenfresser, die sich häutig Höhlen oder unterirdische Gänge
graben, zuweilen aber auch klettern oder schwimmen. Gebiss und Skelet
sind durch die Art der Ernährung und Lebensweise wesentlich beeinfiusst.
') Brandt, J. F., Mem. Acad. imper. St. Petersb. 1835. VL Serie, t. III.
S. 77—336. — Cope, E. D., The extinet Rodentia of North America. Amer. Naturalist
1883. XVII. 8. 43. 165 u. 370. — Major- Forsyth, C. J, Nagerüberreate ans Bohn-
erzen Süddeutachlands u d. Schweiz. Palaeontogr. 1873. Bd. XXII. — Nehring, A.,
Beiträge xur Kenntniss der Diluvialfauna I. u. II. (Nager). Zeitschr. f. ges. Naturw.
1876. XLVH u. XLVIII. — Schlosser, M., Nager d. Europ. Tertiäre u. über d.
Organisation u. d. geschieht!. Entwickelung der Nager. Palaeontogr. 1884. Bd. XXXI.
— Winge, H., Jordfunde og nulevende Gnavere (Rodentia) fra Brasilien. E. Museo
Lundii. Kjobenhavn 1888.
Z Ittel, Grandzfige der Palaeontologle. 52
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818
VertebratÄ. Mammalia.
Der Schädel (Fig. 1859) ist meist niedrig und länglich, das Hinter-
haupt fällt steil ab; die kleine Gehirnhöhle umschliesst ein Gehirn mit fast
glatten Grosshciuisphärcn, welche das Kleinhirn und die Riechlappeu nicht
bedecken, die Nasenhöhle ist umfangreich und mit Ethmoidalconchen
ausgefüllt ; die Nasenlöcher öffnen sieh stets nach vorn. Der Processus
paroccipitalis hat häufig ansehnliche Länge. Die Augenhöhlen sind
hinten offen. Der kräftige Processus zygomaticus des Oberkiefers ist
vom Foramen infra-
orbitale durchbohrt,
das zuweilen einen so
weiten Canal bildet,
dass nicht nur der
Nervus facialis, son-
dern auch der vor-,
dere Ast des Masseter-
muskels darin Platz
rinden. Hei den Hy-
stricomorpha übertrifft
der Infraorbitalcanal
zuweilen die Augeu-
höhlen an Durch-
messer. Der Joch-
bogen ist stets wohl
entwickelt, die Thrä-
nenbeine sind gross.
Die vorderen Gau-
menlöcher zeichnen
sich durch ansehn-
liche Grösse aus. Der
Unterkiefer besitzt
aussen häufig eine vorspringende horizontale Leiste zur Anheftung des
Massetermuskels. Der gewölbte Gelenkkopf liegt ziemlich hoch und
ist in der Kegel länger als breit.
Der Sehultergürtel enthält neben der Seapula meist auch eine
Clavicula. Die beiden Vorderarmknochen sind zuweilen rotationsfähig.
Der Carpus besitzt häufig ein Centrale; Scaphoideum und Lunare
verschmelzen fast immer. Die Endphalangen sind spitz und von
Krallen umgeben. Im Heckengürtel zeichnet sich das Hüftbein
durch schlanke, dreikantige Gestalt aus, Schambeiu und Sitzbein sind
gross und durch eine lauge Symphyse verbunden. Am Femur ist
meist ein dritter Trochanter entwickelt. Im Tarsus findet keine Ver-
schmelzung oder Reduetion der Knöchelchen statt.
Im Gegensatz zu dem primitiven Bau des Schädels und des ganzen
Skeletes weist das Gebiss der Nager eine weitgehende Specialisirung
auf, welche sich sowohl im Hau der Schneidezähne, als auch der Hack-
zähne kund gibt und bereits die ältesten fossilen Formen charakterisirt.
Die Zahnformel schwankt zwischen ™° Ü' l und J— °n l. Die Eckzähne
1. II. Z, A 1. U. i
sind überall vollständig verschwunden und dio Hackzähne von den
Incisiven durch eine weite Lücke getrennt. In der Regel kommt oben
und unten nur ein Paar grosser, gekrümmter, nur vorne mit Schmelz
Flg. 1859
Hyrlrochocm* capybara Erxl. Süd - Amerika. Sehftdel und Unter-
kiefer, '/i nat. Gr. (Nach Klower.) I*mx Zwischenkiefer, Mi Ober-
kiefer, Ka KaKenbefn, /, Tliranenheln. Fr Stirnbein, l'a Scheitelbein,
Sq Schläfenbein , Ju Jochbein, Per Perioticum; i oberer, <| unterer
Schneidezahn, io Infraorbitalcannl, pz Processi« zygoniaticUK des Ober-
i puroccipitalis, ro Condylus, a Angulus,
«■rista de« Unterkiefers.
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Roden tia. Protrogomorpha. 819
bedeckter und mit persistenter Pulpa versehener J zur Entwickelung;
nur bei den hasenartigen Nagern stehen im Zwischenkiefer zwei winzige
Zähnchen unmittelbar hinter den zwei normalen grossen Nagezähnen.
Letztere wachsen im gleichen Maasse weiter, als ihre Krone durch Ab-
kauung abgenützt und zu-
geschärft wird. Die Back-
zähne sind niemals voll-
zählig entwickelt; in der
Regel fehlen im Oberkiefer
ein, zwei, drei oder alle
Praemolaren und im Unter-
kiefer mindestens die zwei
vorderen, zuweilen aber auch
drei oder alle P, ja sogar
VertlcallAiiRKschnftt durch einen Bibersehadel (Ca$ior fiber
von den Molaren kann nach
Rednetinn ctfuimMichpr P Lln)> um d,e Einpflanzung den Schneidezahns und
neaUCllOU samintntner r Backzähne zu zeigen. (Nach Flower.)
der hintere verkümmern.
Abgesehen vom vordersten P zeigen sämmtliche Backzähne übereinstim-
menden Bau. Sie sind bald kurz (brachydont) und mit Wurzeln ver-
sehen, bald hoch (hypselodont) , prismatisch, wurzellos und wie die
Schneidezähne unten offen. Die ersteren haben bunodonte oder lopho-
donte Kronen, die letzteren sind aus Prismen oder comprimirten
Lamellen zusammengesetzt. *
Der Zahnwechsel beschränkt sich bei den Nagern in der Regel
auf die Backzähne, ist aber auch hier unvollständig und fehlt gänzlich
bei allen Myomorphen. Bei den mit vier Backzähnen versehenen
Formen sind die drei letzten als ächte Molaren, der vordere als Prae-
molar zu betrachten, obwohl bei manchen Hystricomorpha der vordere
Zahn keinen vorausgehenden Milchzahn verdrängt. In den meisten
Fällen kommt es jedoch zur Entwickelung eines Milchzahnes. Zuweilen
(Caviaden) wird der Milchzahn schon im fötalen Zustand gewechselt. Bei
den Lagomorphen findet ein fast vollständiger Zahnwechsel statt,
Die Nager bilden gegenwärtig weitaus die formenreichste Ordnung
der Säugethiere. Mehr als 900 lebende Arten vertheilen sich über die
ganze Erdoberfläche. Am reichsten an Nagern ist Südamerika. Europa,
Asien und Nordamerika haben viele gemeinsame Gattungen und Familien
und bilden nur ein thiergeographisches Reich. Afrika enthält eine
Anzahl eigenthümlicher Typen, theilt aber mit Südeuropa und Südasien
verschiedene Familien, Gattungen und selbst Arten.
Die heutige Verbreitung der Nager ist bereits in der Tertiärzeit
wenigstens in den Hauptzügen vorgezeichnet. Zwar gehören fossile Nager-
reste wegen ihrer Kleinheit und Zerbrechlichkeit nicht zu den häufigen
Vorkommnissen, aber immerhin ist eine genügende Anzahl von Gattungen
und Arten aus dem Tertiär und Diluvium von Europa, Asien, Nord-
und Südamerika bekannt, um über die Herkunft der jetzigen Nager-
familien Licht zu verbreiten.
•
1. Unterordnung. Protrogomorpha. Zitt.
lnfraorbitalcanal weit, Jochbogen meist neben dem vorderen Bachzahn vor-
springend. Stirnbein ohne rostorbitalfortsatz. ZaJin/ormel: ] °0 2y7, % Back-
52*
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Vertebrata. Mammalia.
zähne brachyodont, selten hypselodont von mehr oder
Unterkiefer mit hohem Kronfortsatz. Tibia und Fibula
primitivem Bau.
oder verschmolzen.
1. Familie. Ischyromyidae. Cope.
Zahnformel: \ : *. Backzähne brachyodont, bunodont oder lophodont mit
wohl entwickelten Wurzeln. Tibia und Fibula getrennt. Im Eocän und Miocän
von Nordamerika.
Ischyromys Leidy (Miocän), Paramys Leidy (Sciuravus Marsh).
Tillomys, Toxymys Marsh (Eocän).
2. Familie. PeeudoBciuridae.
Zahnformel: \ Backzähne brachyodont, mehrwurzelig, lophodont oder
bunodont. Im Eocän von Europa.
Sciuroides F. Major. Obere Backzähne quadrituberculär, die inneren
Hügel V förmig. Untere M mit zwei Querjochen und einer wallförmigen
Leiste am Vorderrand. Bohnerz von Egerkingen, Ulm und Phosphorit
des Quercy.
Pseudosciurus Hensel (Fig. 1861). Obere M quadratisch mit vier
Haupthöckern und zwei winzigen Zwischenhöckern. Untere M quadrituberculär.
Im Bohnerz der schwäbischen Alb und im Phosphorit des Quercy.
m m m ,
Fig, 1861.
Hensel. Ob. Eoean (Bohnerz). Eselsberg bei Ulm- i Schädel, B Unterkiefer
von innen, mit. tir., C oliere, D untere Backzähne yergr.
3. Familie. Theridomyidae.
Zahnformel . 'T °0 ] f . Backzähne bald niedrig, bald prismatisch, mit oder
ohne Wurzeln, aus zwei Querprismen bestehend, die meist durch secundäre Ein
buchtungen gefaltet sind.
m< m% „(i Im Eocän und Miocän von Eu-
ropa. Einzelne der hierher gehörigen
Formen zeigen im Bau der Backzähne
mancherlei Uebereinstimmung mit süd-
amerikanischen Caviiden.
Trechomys Lart., Protechimys,
Cournon. "Kiy-de Dome, ubere Unckznhne in Nesokerodon Schlosser. Ob. Eocän
dreifach vergr. (Nach (iervuis.) ,m , .. j 15 , .
Phosphorit und Bonnerz).
Theridomys Jourd. Häufig im oberen Eocän und im unteren Miocän.
Issi odoro mys Croizet (Fig. 1863), Archaeomys de Laizer et Parien.
Unt. Miocän.
Kit:. 1862
letiodaromy» pteudanaema Trotzet. Unt Mioean.
Cournon. l'uy de Dome, üben- Backzähne in
nat. (ir. und dreifach vergr. (Nach (iervais.i
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Rodentia. Protrogomorpha. Sciuroraorpha.
821
4. Familie. Myoxidae. Siebenschläfer.
Kletternde Nager mit buschig behaartem Schwanz und kurzen Vorderfüssen.
Schädel mit schmalen Stirnbeinen; Injraorbitalloch hoch gelegen. Unterkiefer
mit hohem schmalem Kronfortsatz. Backzähne (j) brachyodont; Wurzeln lang,
getrennt; Krone mit Querriffen. Fibula mit der Tibia verwachsen.
Lebend im paläarktischen und äthiopischen v /?in*y»gv
Gebiet. Fossile Arten der zwei noch jetzt existiren-
den Gattungen Myoxus Schreber (Fig. 1863) und
M uscardinus Wagn. auch im Eocän, Miocän und
Pleistocän von Europa.
18o3
Myoxu» Samanienrli Lartet
Mioean. Hnhneberg hei Nord-
linsen. A obere, B untere Baok-
zahne «/, (nach Schlosser).
5. Familie. Dipodidae. Springmäuse.
Infraorb italöftn u ng gerundet, mit dünner Aussen-
I; Jochbogen vorne steil gegen das Lacrimale
ansteigend. Backzähne (J^j-J) meist mit deutlichen
Wurzeln, queren Schmelzriffen und Höckern. Fibula mit der Tibia
Hinterbeine verlängert, drei- bis fünfzehig.
Die Springmäuse bewohnen gegenwärtig die Wüsten und Steppen von
Afrika, Asien, Südost-Europa und Nordamerika. Fossile Ueberreste wurden
bis jetzt nur im Diluvium gefunden und gehören ausschliesslich zu lebenden
Gattungen (Alactaga, Jaculus, Sminthus); sie finden sich meist im Verbreitungs-
gebiet ihrer noch existirenden Nachkommen.
2. Unterordnung. Sciuromorpha. Brandt.
Infraorbitalcanal klein, der vordere Ast des Masseter an der Aussenseite
des Processus zygomaticus angeheftet. Stirnbein mit oder ohne Postorbitalfortsatz.
Zahnformel: J;-J; 2Jr~jr Backzähne brachyodont oder hypselodont, mehrwurzelig
oder wurzellos. Unterkiefer mit hohem Kronfortsatz. Clavicula vollständig. Tibia
und Fibula getrennt.
1. Familie. Sciuridae.
Schädel verhältnissmässig breit und hoch. Stirnbein mit Processus postorbitalis.
Jochbogen kräftig, hauptsächlich aus dem verlängerten Jugale bestehend. Backzähne
i^~44) brachyodont, mehncurzelig, bunodont oder lophodont. Tibia und Fibula
getrennt. Schwanz lang, buschig behaart. Vorderfuss mit vier, Hinterfuss mit
fünf Zehen.
Die Sciuriden sind theils Kletter-
thiere, theils Höhlen- und Steppen-
bewohner und gehören gegenwärtig haupt-
sächlich der alten Welt und Nordamerika
an. Sie fehlen in Australien und Süd-
amerika. Fossile Formen finden sich im
oberen Eocän von Europa, im Miocän,
Pljocän und Pleistocän von Europa, Nord-
amerika und Südasien.
Plesiarctomys Brav., Plesiosper-
mophilus Filhol. Ober Eocän.
Spermophilus Cuv. Ziesel. Lebend
in Osteuropa, Nordasien und Nordamerika.
Fossil im Diluvium von Europa.
A rctomys Gmel. (Murmelthier). Le-
bend in Europa, Nordasien und Nordamerika. Fossil im Diluvium von
Europa und Nordamerika.
Flg. 1864.
SciurttM wigarU LIn. Reeent. Kuropa.
Schndel und Unterkiefer von der Seite
um. Gr. p/ PostorbituirortKat»,
io Koraincn.
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Vertebrata. Mammalia.
Sciurus Lin. Eichhörnchen. (Fig. 1864.) Fossil im oberen Eocän,
Miocän und Pleistocän von Europa und Nordamerika,
Tamias Iiiig. Lebend und fossil im Diluvium von Nordamerika.
2. Familie. Castoridae.
Schädel niedrig, langgestreckt. In/raorbitalloch klein. Stirnbein ohne Post-
orbitaljortsatz. Kronfortsatz des Unterkiefers hoch; Winkelfortsatz gerundet, am
ünterrand einwärts gebogen. Backzähne (|) prismatisch, aus zwei comprimirten
Pfeilern bestehend, die durch ein Querthal getrennt und oben durch äussere, unten
durch innere Einbuchtungen in mehrere Querlamellen zerlegt sind. Vorderbeine
kürzer als Hinterbeine, die Zehen durch Schwimmhaut verbunden. Schwanz ab-
geplattet, breit, mit Homschuppen bedeckt.
Lebend in Europa und Nordamerika.
Fossil im Miocän, Pliocän und Pleistocän
desselben Gebietes.
Fig. 1866.
8tentofiber Uteri H. v. Meyer (= St. VMacmMt
Gervais). Unt. Miocan. 8t. Gerand-le-Puy.
Alller. Schädel von unten. »/« nat Gr.
(Nach Fi 1 hol.)
Flg. 1866.
Cattor Filter Lin. Torf Newbury, England. Unterkiefer.
V» nat. Gr. (Nach Owen.)
Steneofiber Geoffroy (Chalicomys,
Chelodus Kaup, Palaeocaslor Leidy) (Fig.
1865). Halb so gross als der Biber. Vor-
dere Gaumenlöcher ausschliesslich vom
Zwischenkiefer begrenzt. Basioccipitale
nicht ausgehöhlt. Backzähne zweiwurzelig.
Ziemlich verbreitet im unteren, mittleren
und oberen Miocän und im Pliocän von Europa, sowie im Miocän von
Nordamerika.
Castor Lin. Biber. (Fig. 1866.) Vordere Gaumenlöcher vom Zwischen-
und Oberkiefer begrenzt. Zähne wurzellos. Basioccipitale tief ausgehöhlt.
Lebend in Europa und Nordamerika. Fossil im Pliocän und Pleistocän von
Europa und im Diluvium von Nordamerika.
Trogontherium Fischer. Wie Castor, aber Basioccipitale nicht aus-
gehöhlt. Im untersten Diluvium von Europa.
Eucastor Leidy, Mylagaulus Cope. Pliocän. Nordamerika.
3. Familie. Geomyidae. Taschen ratten.
(Saccomyidae Winge.)
Kleine, meist grabende oder auf der Erde wohnende Nager mit grossen, nach
aussen geöffneten Backentaschen. Jochbein klein. Backzähne (•£), entweder
braehyodont oder prismatisch wurzellos. Tibia und Fibula verwachsen, seltener
getrennt.
Öämmtliche Geomyidae gehören Amerika an. Ihre Hauptverbreitung ist
in Nordamerika, woselbst auch einige tertiäre Gattungen (Oymnoptychus,
Helkcomys, Entoptychus, Pleurolicus Cope) vorkommen.
uigi
:ea
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Rodentia. Myomorpha.
823
3. Unterordnung. Myomorpha. Brandt (emend. Winge).
In fraorbitalloch ziemlich gross, hoch gelegen, das Jochbein vorne durch den
Processus zygomaticus gestützt. Backzähne S2, brachyodont oder prismatisch,
bunodont. Unterkiefer mit hohem Kronfortsatz. Clavicula meist vollständig.
Tibia und Fibula verschmolzen.
Zu den Myomorphen gehören nur kleine Nager, welche Bich in Erd-
löcher zurückziehen und über die ganze Erdoberfläche verbreitet sind. Fossile
Formen beginnen im Miocän.
1. Familie. Crioetidae.
Backzähne: ^, bunodont, bracltyodont oder kurz prismatisch, meist mit wohl
entwickelten Wurzeln, die Krone mit nur zwei Reihen paarig angeordneter Höcker,
die zuweilen durch Querjoche verbunden und durch tiefe Querthäler paarweise ge-
schieden sind.
Die Cricetiden sind in Europa, Asien und Amerika verbreitet und ent-
falten in Südamerika den grössten Formenreichthum. Eine Anzahl fossiler
Formen enthält das Tertiär (Ober Eocän bis Pliocän) und das Diluvium von
Europa, Süd-Indien und Nordamerika; in Südamerika, und zwar in der
Pampasformation von Argentinien und in Knochenhöhlen von Brasilien
finden sich gegen 40 fossile Formen, die meist zu noch jetzt existirenden
oder diesen nahe verwandten Arten gehören.
Cricetodon Lartet (Fig.
1867). Backzähne mit langen m> m-
Wurzeln mit zwei durch Joche
verbundenen Höckerpaaren. Ober
Eocän (Phosphorit) , Oligocän
(Ronzon) und Miocän von Europa.
Cricetus Pallas (Hamster).
Lebend und fossil im Diluvium
von Europa.
Eumys heidy. Miocän. Co-
lorado.
Hesperomys Waterhouse (Fig. 1868). Lebend
und Tertiär von Nord- und Südamerika.
Habrothrix, Vesper omys , Oxym icterus,
Reithrodon Waterh. etc. Lebend und im Pleistocän von Südamerika.
a s
2. Familie. Anricolidae.
Wühlmäuse.
Fi|? 1867.
Cricetodon Cadur-
eenne Schlosser.
Phosphorit
Moulllae, Tam-et
Garonne. Obere
Backzähne stark ab-
gekaut »/i (nach
•Schlosser).
Hi
Flg. 1868.
* moMor Winge.
"Ahle von Fscrivania.
8chädel von unten
und oben in nat. Or. *Nach
Winge.)
Backz
oder mit
ähne prismatisch ,
unvoll-
wurzellos
Längs
reihen von dreiecki-
gen , alternirewlen
Prismen bestehend,
welche aussen und
innen als Längs
kanten vorspringen.
Auf der Kaufläche
bildet der Schmelz
winkelige Schlingen.
Die Wühlmäuse sind auf die gemässigten und kälteren Zonen der nörd-
lichen Hemisphäre (Europa, Asien, Nordamerika) beschränkt und leben in
Fig. 180.9.
Arvtcola
Desra. Diluvium.
Knochmliöhle von
Kent. Unterkiefer von
.lex Seite nat < ir. (Nacfa
Owen.)
Flg. 1870
Arrieola amHguus
Mensel. Knochenbreccie
von Cagliari. Sardinien,
.t Biu'k/.iihne de« rei'bten
Obcrkiif.rs, /»de.» linken
Unterkiefers vergr.
(Naoh Hen sei.)
Fig. 1871.
MyoiUs Ummus I.in sp.
Diluvium von Quedlio-
burg. A Backzähne des
rechten Oberkiefers. B
Back/ahne des linken
Unterkiefer* vergr.
(Nach Mensel j
824
Vertebrata. Mammalia.
unterirdischen Gängen. Die fossilen Formen aus dem Diluvium gehören zu
den noch jetzt lebenden Gattungen Arvicola Lacep. (Hypudaeus Tlliger)
(Fig. 1869), Myodes Pallas (Lemmus Linck) (Fig. 1871), Cunieulus Wyler
(Halsbandlemming), Fiber Cuv. und Siphneus Brandt und lassen sich
unschwer am Bau ihrer Backzähne von einander unterscheiden.
3. Familie. Muridae. Ratten und Mäuse.
Kleine beice gliche Nager von nächtlicher Lebensteeise. Backzähne braehyodont,
bewurzelt, bunodont; die oberen Molaren mit drei Längsreihen von Höckern, wo-
von die seitlichen beträchtlich schwächer als die mittleren. Untere M mit zwei
Reihen paarig geordneter und in gleicher Linie gegenüber stehender Höcker.
Für die Mäuse und Ratten dürfte die alte Welt, und zwar Europa und
Asien, als ursprüngliche Heimat gelten ; von da haben sie sich nach Afrika
und Australien verbreitet und begleiteten später den Menschen auch nach
Nord- und Südamerika. Fossile Reste finden sich spärlich im jüngeren
Tertiär von Europa und im Diluvium von Europa, Asien und Australien.
Sie gehören den Gattungen Mus, Acomys, Qerbillus und Nesokia an.
4. Unterordnung. Hystricomorpha. Brandt.
Schädel ohne Postorbitalfortsatz mit sehr weitem Infraorbitalloch, das zu-
weilen sogar an Grösse die Augenhöhlen Übertrifft. Zahnformel: \ J-j-J. Back-
zähne meist prismatisch, hypselodont, seltener braehyodont. Unterkiefer mit
schwachem Kronfortsatz. Clavicula vollständig oder unvollständig. Fibula getrennt.
Die Hystricomorpha zeichnen sich hauptsächlich durch ihren weiten Infra-
orbitalcanal zum Durchtritt des vorderen Masseterastes, sowie durch ihre
mehr oder weniger specialisirten prismatischen Backzähne aus, die sehr
selten noch bunodonte Beschaffenheit besitzen, sondern aus comprimirten
Pfeilern bestehen, welche entweder durch Einbuchtungen von einander ge-
trennt oder dicht zusammengepresst sind. Wurzeln fehlen oder sind schwach
entwickelt.
Die Wiege der Hystricomorpha liegt offenbar in Südamerika. Sie sind
daselbst in erstaunlicher Menge verbreitet und vertheilen sich auf eine grössere
Anzahl meist nahe verwandter Familien. Fast sämmtliche Familien besitzen
in Südamerika, sowohl im Tertiär, als auch im Diluvium, zahlreiche fossile
Vorläufer, die häufig schon alle typischen Merkmale der modernen Formen
besitzen. Einige der hierher gehörigen Gattungen (Megamys, Castoroides,
Amblyrhiza) erreichen beträchtliche Dimensionen.
In Europa, Asien, Afrika und Nordamerika sind lebende und fossile
Hystricomorpha seltenere Erscheinungen. Sie unterscheiden sich durchwegs
von den südamerikanischen und gehören besonderen Familien an.
1. Familie. Hyatricidae. Stachelschweine.
Kräftige, mit langen Stacheln bedeckte Nager. Gesichtsknochen kurz und breit;
Jochbogen schwach, ohne Vorsprung am Unterrand. Processus paroccipitalis kurz,
Backzähne (4), niedrig, prismatisch mit kurzen Wurzeln und tiefen, von beiden
Seiten eindringenden Falten; die oberen in nahezu parallelen Reihen stehend. Ex-
tremitäten fast gleich lang.
Gegenwärtig in Südeuropa, Afrika, Südasien, Nord- und Südamerika
verbreitet. Fossil im Miocän, Püocän und Pleistocän von Europa und Nord-
amerika und im älteren Tertiär und Pleistocän von Südamerika.
Hystrix Lin. findet sich schon im Miocän und Püocän, sowie im
Pleistocän von Europa.
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Rodentia. Hyatricomorphä. Lagomorpha. 825
Erethizon Cuv. Lebend und im Pleistocän von Nordamerika.
Steiromys, Acaremys, Sciamys Amegh. Tertiär von Santa Cruz in
Patagonien.
Die Familien der Dasiproctidae, Capromyidae , Octodontidae ,
Caviidae und Lagostomidae bewohnen gegenwärtig ausschliesslich oder
doch vorwiegend Südamerika und sind auch fossil im Tertiär von Patagonien
und im Pleistocän von Argentinien und Brasilien reichlich vertreten. Die
ausgestorbenen Eocardidae aus dem Tertiär von Santa Cruz in Patagonien
erweisen sich durch etwas einfacheren Zahnbau als Vorläufer der Caviidae.
Die Lagostomidae zeichnen sich durch verlängerte Hinterbeine und hohe,
aus comprimirten Lamellen zusammengesetzte Backzähne aus. Sie beginnen
schon im älteren Tertiär von Santa Cruz und erreichen in der Gattung
Megamys Laurillard aus dem Miocän von Argentinien beinahe die Di-
mensionen eines Rhinoceros.
Die Famiüe der Castoroididae enthält zwei grosse Gattungen Casto-
roides Foster und Atnblyrhiza Cope aus dem Pleistocän von Nordamerika
und Westindien.
5. Unterordnung. Lagomorpha. Brandt.
Infraorbitalloch eng, vor der Anheftstelle des Masseter gelegen. Stirnbein
mit oder ohne Postorbitalfortsatz. Zahnformel: f °0' j~ |* 33 Obere Schneidezähne
vorne und seitlich mit Schmelz bedeckt, J9 klein, hinter Jl stehend. Backzähne
hoch, prismatisch, wurzellos. Tibia und Fibula getrennt; letztere mit dem Cal-
caneus artikulirend. Humerus mit intertrochlearer Crista.
Die Lagomorphen unterscheiden sich von allen übrigen Nagern durch
zwei Paar obere Schneidezähne, wovon die kleinen stiftförmigen J* hinter
den grossen J1 stehen. Erstere sind vorne und seitlich mit Schmelz bedeckt
und auf der Vorderseite mit einer Furche versehen. Die hohen, prismatischen
Backzähne sind wurzellos, unten offen, im Querschnitt breiter als lang, von
Cement umgeben und aus zwei (Afs zuweilen aus drei) comprimirten Quer-
pfeilern zusammengesetzt, die entweder dicht aneinander gedrängt oder
durch Einbuchtungen von einander getrennt sind. Der vorderste P, zuweilen
auch der letzte M bestehen in der Regel nur aus einem Pfeiler. Die Ein-
buchtungen dringen an den oberen Backzähnen von innen, an den unteren
von beiden Seiten mehr oder weniger tief in den Zahn herein und sind mit
Cement ausgefüllt. Den Praemolaren gehen kurze, mehrwurzelige Milchzähne
voraus, welche ausgestoßen werden, sobald der erste M in Funktion tritt.
Das Milchgebiss besitzt oben drei J.
Hauptverbreitungsbezirk ist die nördliche Hemisphäre, ausserdem auch
Südamerika. Fossil im Miocän, Pliocän und Pleistocän von Europa, Nord-
und Südamerika.
1. Familie. Leporidae. Hasen.
Schädel seitlich zusammengedrückt. Zahnformel: / Schlüsselbein un-
vollständig. Hinterbeine lang. Schwanz kurz, Ohren lang.
Im unteren Miocän von Nordamerika. Im Pleistocän und in der Jetzt-
zeit auf der nördlichen Hemisphäre und in Südamerika verbreitet.
Hierher nur die zwei ausgestorbenen Gattungen Palaeolagus Leidy und
Panolax Cope aus dem Miocän und Pliocän von Nordamerika und Lepus
Lin. aus dem Miocän von Oregon und Ostindien, dem Pliocän von Europa
und dem Pleistocän von Europa und Nordamerika.
2. Familie. Lagomyidae. Pfeifhasen.
Schädel niedergedrückt, breit. Zahnformel: f °Q Schlüsselbein voll-
ständig; Hinterbeine wenig länger, als die Vorderbeine; Schwanz fehlt. Ohren kurz.
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826
Vertebrata. Mammalia.
Im Miocän und Pliocän von Europa. Lebend in den Gebirgen von
Nordasien, Europa und Nordamerika. Sämmtliche Formen klein, von der
Grösse eines Meerschweinchens.
c
f1. m. m,
D
p' fi~ m im' m'
""■^C^* ' -r' ^^^^^
Fi* 1872.
Mvolugu* Heyen Tsehudi. Mlocan. 8teinbeim, Württemberg Unterkiefer A von
innen, nat. Gr. C obere Backzähne. D
aussen, B von
a. 1873.
tut Desm. I-osb»
Westerejceln bei Magdeburg.
" von der Seite.
Myolagus Honsel (Fig. 1872). Backzähne £|
Die vorderen P gross, dreieckig, der untere mit
mehreren Einbuchtungen. Miocän, Pliocän und
Pleistocän von Europa.
Titanomys v. Meyer. Wie vorige, aber P\
tief zweitheilig. Miocän. Europa. T. Vüenoviensis
v. Meyer.
Lagomys Cuv. (Fig. 1873). Lebend und im
Miocän, Pliocän und Pleistocän von Europa.
Zeitliche Verbreitung der Nager.
Die Nager erscheinen zuerst im untersten Eocän von Puerco und
Neu-Mexico und der Umgebung von Reims und zwar mit Formen,
welche nicht wesentlich von ihren lebenden Verwandten abweichen.
Auch alle späteren, im mittleren und oberen Eocän, Miocän und Plio-
cän und Diluvium verbreiteten Nager vertheilen sich mit wenigen
Ausnahmen auf noch jetzt existirende Familien, ja vielfach sogar auf
lebende Gattungen. Die meisten älteren Formen in Europa und Nord-
amerika gehören zu den Protrogomorpha , welche primitive Merkmale
bewahrt haben und noch heute iu den Myoxidideu und Dipodiden
fortdauern.
Auf der nördlichen Hemisphäre stehen fossile und lebende Nager im
engsten Zusammenhang. Nordamerika besass zwar schon im Eocän
und Miocän meist andere Gattungen als Europa und Asien, allein der
Gesammtcharakter der nordamerikanischen Nagerfauna stimmt heut-
zutage und in der Urzeit im Wesentlichen mit der nördlichen, alt-
weltlichen überein.
Ganz anders hat sich die Geschichte des Nagerstammes in Süd-
amerika abgespielt. Der heutigen überreichen Nagerfauna jenes Conti-
nentes fehlen die Protrogomorpha gänzlich; von Sciuromorphen sind
nui einige Qeomyidae und Scinrus, von Lagomorpha nur die cosmo-
politische Gattung Lepus, von Myomorpha nur Cricetinae vorhanden.
Sämmtliche Vertreter dieser drei Gruppen dürften aber erst gegen
Ende der Diluvialzeit aus Nordamerika eingewandert sein; denn sie
bilden zwar noch einen Theil der Fauna der Pampasformation, fehlen
jedoch den tertiären Ablagerungen Südamerikas vollständig. In diesen
gibt es nur Hystricomorpha und zwar Formen, die sich theilweise eng
an noch jetzt in Südamerika lebende Gattungen uud Familien an-
schließen, theilweise aber zu eigenthümlichen, mit primitiveren Merk-
malen ausgestatteten Familien gehören.
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Zeitliche Verbreitung der Nager. Ungulata.
827
Im Ganzen stehen übrigens die Nager der Santa -Cruz- Formation
auf einer viel höheren Stufe der Differenzirung als die eocänen Formen
Europa's und Nordamerikas und sprechen gegen ein hohes Alter jener
Ablagerungen. In der dem europäischen Miocän homotaxen patagoni-
schen Formation erreichen die Hystricomorpha den Höhepunkt ihrer
Entwicklung und bringen in Megamys eine für Nager unerhörte Riesen-
form hervor. Während die Santa - Cruz - Formation bis jetzt 40 Arten
geliefert hat, kennt man aus der viel weniger genau durchforschten
patagonischen Formation bereits 50 Arten. Die im Pleistocän von
Argentinien und Brasilien vorkommenden Nager schliessen sich aufs
engste an die noch jetzt in Südamerika lebenden Formen an.
9. Ordnung. Ungulata. Hufthiere.1)
Zu den Hufthieren oder Ungulaten gehören die verbreitetsten und
grössten Laudsäugethiere. Sie leben meist gesellig und ernähren sich
von pflanzlicher, seltener gemischter Kost. Ihre Gliedmaassen dienen
ausschliesslich zur Locomotion auf dem Boden, und sind demgemäss
die letzten Fingerglieder meist breit, abgeplattet, solteuer zugespitzt
oder gekrümmt und mit hornigen Hufen umgeben.
Der primitive Hufthierfuss war nach Cope fünfzehig, plantigrad,
raubthierähnlich ; die ganze Extremität kurz, gedrungen und schwer-
fällig. Die Entwicklung von Hand und Fuss vollzog sich in ver-
schiedenen Etappen und zwar :
1. durch Umwandlung des p 1 a ii t i g r a d e n Fusses mittelst steilerer
Stellung der Metapodien in den semi-plantigraden Fuss, wobei die
Endphalangen und die hinten durch ein Muskelpolster gestützten und
verstärkten Metapodien den Körper tragen und schliesslich in den
unguligradon Fuss übergehen, in welchem sich die Metapodien
ganz vom Boden entfernen, fast senkrecht aufrichten, so dass lediglich
die Endphalangen die Körperlast stützen. Zwischen dem semi-planti-
graden und unguligraden Fuss steht der digiti grade (digiti-plantigrade)
Fuss der Cameliden, bei dem sich die verlängerten Metapodien zwar
frei erheben, jedoch die durch ein Muskelpolster verstärkten Phalangen
noch auf dem Boden ruhen.
2. Durch Verlängerung der Metapodien.
3. Durch Ausdehnung und Verstärkung einzelner Metapodien und
Zehen auf Kosten der benachbarten, wobei gleichzeitig Reduktion oder
Schwund der seitlichen Metapodien, Zehen und zuweilen auch einzelner
Knöchelchen des Carpus und Tarsus stattfindet.
4. Durch seitliche Verschiebung und festere Verkeilung der ur-
sprünglich in parallele Reihen (serial) angeordneten Fusswurzel- und
Metapodialknochen.
5. Durch Verschmelzung verschiedener, ursprünglich getrennter
Theile des Carpus, Tarsus und des Metapodiums.
l) Cope, E. D , The Classification of the Ungulate Mamtnalia. Proceod. Amer.
Philoe. Soc. 1882, 8. 438. — Osborn, H. F., The evolution of the Ungulate foot
Trans. Amer. Philos. Soc. 1889, XVI.
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828
Vertebrata.
Mammalia.
Neben dem Bau der Extremitäten liefert das Gebiss1) die besten
Anhaltspunkte zur Unterscheidung der verschiedenen Unterordnungen
von Ungulaten.
Bei den primitiven Ungulaten war dasselbe wohl überall aus
der Kiefer bildeten sich Lücken, wodurch die Eckzähne von den Prae-
molaren und von den Schneidezähnen getrennt wurden ; ja nicht selten
stehen die Schneidezähne, Eickzähne und der vorderste Praemolar in
lockerer, durch Zwischenräume unterbrochener Reihe. Die Schneide-
zähne sind überall ein wurzelig und ursprünglich wie bei den Fleisch-
fressern conisch. Durch Differenzirung können sie schneidend, meissel-
oder 8chaufelförraig werden , sich auch geradlinig oder gekrümmt
verlängern und die Form von Stosszähnen oder Nagezähnen erhalten.
Eine Reduktion an Zahl bedeutet stets ein vorgeschritteneres Ent-
wickelungsstadium , das schliesslich zur gänzlichen Verkümmerung
aller J in einem oder sogar in beiden Kiefern führen kann. Die Eck-
zähne, welche sich bei primitiven Hufthieren nur wenig von den J
und den vorderen P unterscheiden und zuweilen noch zwei Wurzeln
besitzen, nehmen bei fortschreitender Differenzirung entweder an Stärke
zu, oder fallen der Verkümmerung anheim, oder übernehmen unten
mit der schaufelartigen Form zugleich die Funktion von Schneidezähnen
(Ruminantia). Die oberen Molaren bleiben nur selten auf der primiti-
ven trituberculären Stufe stehen ; meist entwickelt sich noch ein vierter
hinterer und innerer Haupthöcker, und es schalten sich ein, zwei oder mehr
kleine Zwischenhöckerchen ein. Verbinden sich die Höcker mit einander
durch Joche, so wandeln sich die ursprünglich bunodonten Zähne in
lophodonte oder selenodonte um. Weitere Differenzirungen ergeben sich
aus der Verstärkung der Basis durch Basal wülstchen, durch Fältelung des
Schmelzes/durch Entwicklung von Cement etc. Die unteren Molaren
lassen sich insgesammt vom »Tritubercular sectorialc-Zahn (vgl. S. 758) ab-
leiten. Durch Hinzufügung eines zweiten Aussenhöckers und paarweise
oder alternirende Gruppirung der Hügel entstehen vierhöckerige Zähne,
die sich von den oberen nur durch geringere Breite unterscheiden und
wie jene lophodonte oder selenodonte Beschaffenheit annehmen können.
Der letzte untere M ist häufig durch einen unpaaren hinteren Höcker
(Talon) oder durch ein bogenförmiges Joch (Lobus) verstärkt Die
Praemolaren bleiben bei allen primitiven Ungulaten einfacher
als die Molaren. Homöodontie wird nur bei den vorgeschritteneren
Formen erreicht. Tritt Reduction der Backzähne ein, so beginnt sie
stets bei den vorderen P und führt zuweilen zur Unterdrückung sämmt-
licher Praemolaren.
Ursprünglich waren alle Backzähne der Hufthiere niedrig und
zwei- oder mehrwurzelig (brachyodont). Häufig zeigt sich, namentlich
bei reinen Pflanzenfressern, die Tendenz, den Zahn zu verlängern. Die
Krone wird beträchtlich höher, und schliesslich entstehen prismatische.
') Rütimeyer, L., Beitrüge zur vergleichenden Odontographie der Hufthiere.
Verh. d. naturf. Gesellschaft Basel 1863. — Kowalewsky, W. , Monographie von
Antbracotherium etc. Palaeontographica 1874, XXII. — Schlosser, M., Beitrage zur
Stauimesgeschichte der Hufthiere. Morpholog. Jahrb. 1886, Bd. XH.
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Ungulata. Hyracoidea.
829
unten offene, wurzellose Säulenzähne (hypselodonte Zähne), die in
demselben Verhältniss nachwaclisen, als sie oben durch Abkauung
erniedrigt werden.
Das Milchgebiss besteht normal ausschneide-, Eck- und Back-
zähnen. Die zwei ersteren weichen weder in Zahl noch in der Form
erheblich vou ihren Ereatzzähnen ab, dagegen bieten die Milchbackzähne
mancherlei charakteristische und systematisch wichtige Eigentümlich-
keiten. Ihre normale Zahl 4 kann durch Verkümmerung auf 3 herab-
gehen. Der letzte D hat stets den vollen Inhalt eines ächten M, ja
im Unterkiefer besitzt Di bei den Artiodactylen sogar ein überzähliges
Höckerpaar, welches sich am vorderen Ende des Zahnes anfügt, und
bei den Perissodactylen ist derselbe meist grösser als die ächten M.
Neben den Extremitäten und dem Gebiss liefertauch der Schädel
wichtige systematische Anhaltspunkte. Bei den primitivsten Hufthieren
ist die Hirnhöhle ungemein klein; die Hemisphären des Grosshirns
sind schwach gewunden und bedecken das Kleinhirn nicht; bei den
vorgeschritteneren Formen gewinnt das Grosshirn an Umfang und er-
hält stärkere und zahlreichere Windungen. Der Schädel selbst lässt
bei den ältesten Vertretern der verschiedenen Hufthierordnungen kaum
fundamentale Unterschiede erkennen ; bei fortschreitender Entwicklung
treten jedoch eigenartige Specialisirungen ein. So können sich die
Stirnbeine mit Lufthöhlen füllen {Proboscidia f Ruminantia), oder es sprossen
aus denselben Geweihe oder Stirnzapfen hervor (Artiodactyla). Auch
die Grösse und Ausbildung der Nasenbeine und der Augenhöhlen ver-
leihen dem Schädel ein charakteristisches Aussehen, das zuweilen noch
durch Rüsselbildung oder durch Entwicklung knöcherner oder horniger
Fortsätze auf der Nase verstärkt wird.
Die Huftliiere bilden die formenreichste Gruppe der Landsäuge-
thiere. Sie sind gegenwärtig mit Ausnahme von Australien in allen
Welttheileu heimisch und spielten in früheren Erdperiodeu, namentlich
während der Tertiärzeit, eine noch wichtigere Rolle als jetzt.
Sie zerfallen in 10 Unterordnungen:
1. Hyracoidea. 5. Amblypoda. 7. Condylarthra.
2. Typotheria. 6. Proboscidia. 8. Perissodactyla.
Die vier ersten Unterordnungen gehören ausschliesslich der süd-
lichen Hemisphäre und zwar mit Ausnahme der Hyracoidea Südamerika
an. Die Condylarthra, Perissodactyla, Ancylopoda und Artiodactyla bilden
eine eng verbundene Gruppe, worin die Condylarthra die primitiven
und am wenigsten differenzirten Urformen enthalten.
1. Unterordnung. Hyracoidea. Klippschliefer.1)
Kleine, plantigrade Hujthiere mit vierzehigen Vorderfüssen und drei zehigen
Hinterfüssen. A&tragalus mit schwach ausgefurchter Trochlea, distal abgestutzt.
Carpalia wenig alternirend, jast serial angeordnet, zuweilen mit Centrale.
') Brandt, J. F., Untersuchungen über die Gattung Klippschliefer (Hyrax).
Mem. Ac. imp. St. Peterebourg. 1Ö69. 6 ser. XIV. — Thomas, Oldfield, On the
species of Hyracoidea Proceed. zool. Soc. London 1892, S. 50.
3. Toxodontia.
4. Litopterna.
9. Ancylopoda.
10. Artiodactyla.
830 Vertebrata, Mammalia.
Oebiss q 2 ?) ohne Eckzähne, mit nagerartigen Schneidezähnen und kurzen, mehr-
wurzeligen, lophod onlen Backzähnen. Femur mit drittem Tr och anter. End-
phalangen distal abgeplattet, mit Nägeln.
Die einzige Gattung dieser Unterordnung Procavia Storr. (Hyrax Herrn.,
Heterohyrax, Dendrohyrax Gray) lebt im südlichen Afrika, Abessynien, Arabien,
Syrien und Palästina in felsigen Regionen. Sie nimmt unter den placentalen
Säugethicren eine ganz isolirte Stellung ein und wurde von den älteren
Systematikern allgemein den Nagern zugezählt, bis Cuvier ihre grössere
Uebereinstimmung mit gewissen Hufthieren nachwies. Sie bilden bei Cope
die Ordnung der Taxeopoda.
V\k- 18'4.
Procavia (Dendrohyrax^ arborea Smith «p Cap der puten HofThun*. A Schädel. «/» nat. Gr. B Ober-
klefer von unten (nat. Gr.). C VorderfUM, D Hintcrfuwi (nat Gr.).
Wirbelsäule und Extremitäten lassen sich am ehesten mit den Perisso-
dactylen vergleichen, allein der Carpus zeigt seriale Anordnung der zwei
Knöchelchenreihen und ein Centrale; im Tarsus ruht der Astragalus fast
ganz auf dem Naviculare. Der Schädel ist nagerähnlich, allein das
Gehirn gross und mit schwachen Windungen versehen. Die Backzähne
sind niedrig, homoeodont und fast genau wie bei Rhinoceros oder Polaeo-
therium gebaut. Die Eckzähne fehlen im definitiven Gebiss, sind aber im
Milchgebiss noch schwach entwickelt, und die Schneidezähne oben auf
einen, unten auf zwei jederseits reducirt. Den grossen, dreikantigen , zu-
gespitzten und nur auf der Rückseite abgekauten oberen Schneidezähnen des
Oberkiefers gehen drei Paar Milchzähne voraus, wovon freilich die beiden
äusseren winzig klein und hinfällig sind. Fossile Vertreter der Hyracoidea
sind nicht bekannt.
2. Unterordnung. Typotheria. Zitt.1)
Ausgestorbene Sohlengänger mit fünfzehigen Vorder- und Jünf- oder vier zehigen
Hinterfüssen. Oebiss meist vollständig, nur Eckzähne schwach oder Jehlend.
') Ameghino, Flor., Contrib. al Conoc. de los Mammiferos de lu Republica
Argentina. Buenos Aires 1889, und Revista Argentina de Historia natural 1891.
L 291. 393. 433. — Burmeister, H., Deeoript. phys. de la Republica Argentina 1879,
t. III, p. 50.2. — Gervais, P., Remarques nur ie Tvpotherium. Zool. et Paleont
generale« I, 8. 134.
Ungulata. Typotheria.
831
J meissel/örmig, das innere obere Paar gross, nagerartig. Backzähne prismatisch,
hoch, die oberen nach innen, die unteren nach aussen gekrümmt, meist wurzellos,
und unten offen. Clavicula vorhanden. Carpalia serial oder alternirend. Hu-
merus mit Foramen entepicondyloideum. Femur mit drittem Trockanter.
Die Typotheria finden 6ich ausschliesslich in tertiären und diluvialen
Ablagerungen Südamerikas. Sie stehen den Hyracoidea und Toxodontia, in
mancher Hinsicht auch den Nagern nahe, bilden jedoch eine selbständige
Unterordnung.
Der Schädel erinnert durch seine langgestreckte, niedrige Form und
die geradlinige Quemaht zwischen den Stirnbeinen und Scheitelbeinen an
Nager. Die nach vorne geöffnete Nasenöffhung wird seitlich von den grossen
ZwiBchenkiefern, oben von langen, meist bis zur Sehnauzenspitze reichenden
Nasenbeinen begrenzt. Die Scheitelbeine bilden einen schwachen Sagittal-
kamm. Die ungewöhnlich starken Jochbogen liegen auffallend hoch, die
Orbiten sind hinten durch einen Processus postorbitalis des Stirnbeins un-
vollkommen begrenzt Das Gehirn ist klein und glatt. Hinter der Gelenk-
grube für den Unterkiefer befindet sich ein Processus postglenoidalis. Das
Foramen infraorbitale liegt wie bei Procavia unmittelbar vor dem Jochbogen,
und auch das Hinterhaupt mit stark entwickelter Crista occipitalis und vor-
ragendem Processus paroccipitalis gleicht ebenso sehr gewissen Nagern, wie
den Hyracoidea. Das gewölbartige Gaumendach ragt, wie bei den Toxodontia,
über die letzten Backzähne heraus. Der Unterkiefer zeigt die grösste Ueber-
einstimmun g mit Hyrax.
DasGebiss ist im a b c d < J
Wesentlichen wie bei
den Toxodontia be-
schaffen. Die älteren
Formen (Irotypotheridae)
besitzen eine fast ge-
schlossene Zahnreihe, bei
den jüngeren entstellt
durch Verkümmerung
der äusseren Schneide-
zähne, Eckzähne und vorderen Praemolaren ein weites Diastema.
Bei den primitiveren Formen sind oben und unten drei Paar meissel-
förmige Schneidezähne mit schmelzloser, unten geschlossener Wurzel vor-
handen ; bei den vorgeschritteneren steht im Zwischenkiefer nur ein Paar
stark gekrümmter, langer, zusammengedrückter, an der Basis offener Schneide-
zähne, deren Schmelzbedeckung auf der vorderen und hinteren Seite bis
zur Basis reicht. Die Eckzähne gleichen entweder den äusseren Schneide-
zähnen und den ersten P, oder fehlen gänzlich. Sämmtliche Backzähne
(Fig. 1875) sind wie bei den Nagern hoch prismatisch, die P meint etwas
einlacher als die M, die Krone stets tief abgekaut und dadurch der
ursprünglich lophodonte Bau verwischt. An den P ist in der Kegel die
hintere Hälfte viel schwächer entwickelt oder auch ganz verkümmert. Nur
bei einigen der ältesten Formen besitzen die P noch getrennte Wurzeln;
meist sind sie prismatisch und unten offen, wie die M. Die oberen Back-
zähne zeichnen sich durch eine starke Krümmung nach innen, die unteren
durch Krümmung nach aussen aus.
Das ungewöhnlich lange Becken , sowie das aus sieben Wirbeln zu-
sammengesetzte Sacrum, mit dem vorne das Ileum, hinten das Ischium
verbunden sind, erinnert an Edentata. Entschieden nagerartig ist das mit
langem Acromialfortsatz und Processus coraeoideus versehene Schulterblatt
(Fig. 1876), an welches sich eine wohl entwickelte Clavicula anheftet. Am
Humerus ist ein Foramen entepicondyloideum vorhanden. Ulna und Radius
Ftß 187.V
ProtvpotAtrium austräte AmeKh. a oberer Molar von Innen, b von
hinten, c von aureen, d unterer Molar von innen, e von aussen,
/ von hinten (nat. Gr.).
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832
Vertebrata. Mammalia.
sind völlig getrennt und rotationsfähig. Im Carpus fehlt das Centrale den
jüngeren Formen, ist aber bei den älteren Protypotheriden vorhanden ; die
beiden Knöchelchenreihen haben bei den primitiveren Formen seriale, bei
den vorgeschritteneren alternirende Anordnung; die fünf kurzen, distal
etwas angeschwollenen Metacarpalia tragen kurze Phalangen, wovon die
letzten entweder distal verschmälert, zugespitzt oder hufartig verbreitert und
zuweilen tief ge-
b c
Die
Ulf !."»<<>
Schulterblatt von Typo-
therium crütaium Brav.
a Processus acromlalis,
c Procciwui» coraeoldeufi.
(Nach (iorvaiB.)
FIr 1877.
Protypotherium. A Calcaneus von
vonie in* und a$' Facette für den
Astragalus, p Facette für die Fibula,
cb Facette für da« Cuboideumi. B C Astra-
(falvw von vorne und hinten <tr tibiale Trochlea,
n Facette für Naviculare).
spalten sind.
Fibula reicht bis
zum Fussgelenk.
Der Calcaneus
(Fig. 1877 4) hat
einen langen Stiel
(tuber), ein kräf-
tiges Sustentacu-
lum und meist
eine getheilte vor-
dere Facette, wo-
von die äussere
zur Artikulation
mit der Fibula
dient; die grosse Facette für das Cuboideum schlägt das distale Ende
des Calcaneus ab. Der Astragalus (Fig. 1877 B) hat eine mehr oder weniger
tief ausgefurchte Trochlea und einen verschmälerten Hals mit convexer,
einfacher Gelenkfläche für das Naviculare. Die innere (grosse) Zehe des
Hinterfu8se8 ist bei den älteren Formen kräftig entwickelt und opponirbar,
bei den jüngeren total verkümmert. Die Endphalangen gleichen ener denen
der niederen Affen, als solchen von Hufthieren.
1. Familie. Protypotheridae. Ameghino.
Zahnformel : 3 . 4' ^ ; die Zähne meist in nahezu geschlossener Reihe. Die
Krone der Schneidezähne von der schmelzlosen, unten geschlossenen Wurzel deutlich
abgesetzt. G klein, einwurzelig. P zuweilen mit getrennten Wurzeln. Carpalia
serial angeordnet; Centrale vorhanden. Vorder- und Hinterfuss fünfzehig. Cal-
caneus mit der Fibula artikulirend.
Diese meist kleinen, den lebenden Klippdachs (Hyrax) nur wenig an
Grösse übertreffenden Formen finden sich häufig im älteren und mittleren
Tertiär von Patagonien und Argentinien, namentlich in der sogenannten
Santa - Cruz • Formation. Sie sind die Vorläufer der Typotheriden und
von diesen durch primitivere Merkmale geschieden. Der Mangel eines
Diastema, das vollständige Gebiss, die fünfzehigen Hinterfüsse, die seriale
Anordnung der Carpalia und die Articulation der Fibula mit dein Calcaneus
unterscheiden die Protypotheriden sehr bestimmt von ihren jüngeren Nach-
kommen.
Protypotherium (Fig. 1875. 1877), Patriarchus, Icochilus (Fig. 1878),
Hegetotherium Amegh. , Interatherium Moreno im älteren Tertiär von
Santa Cruz. Protypotherium auch im Miocän von Argentinien.
2. Familie. Typotheridae. Ameghino.
Zahnformel: £ °Q J. Gebiss stark reducirt mit weitem Diastema. J breit,
gekrümmt, an der Basis offen, ringsum mit Schmelz und Cement bedeckt. C fehlen
Sämmtliche Backzähne prismatisch, wurzellos, unten offen. Carpalia alternirend
Centrale fehlt. Hinterfuss vierzehig. Fibula mit dem Astragalus articulirend
Im Tertiär und in der Pampasformation von Südamerika verbreitet. Von den.
zwei hierher gehörigen Gattungen erreicht Typotherium die Dimensionen eines
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UngulHt* Typotheria 833
•
Flg. 1878. Ieoehilus robuttu» Am« ch. Aelteres EociLri. Santa Cruz. Patagonien. 1 Schädel von oben.
H eehadel Ton unten. C leockilu» exlauxu Anu^th. ebendaher. Unterkiefer von oben. D derselbe von
aiuwen. »/« nat. flr. E rechter Vorderfuiw. F rechter HlnterfUM, nat Ur. (Nach Ameghino.)
Kig. 187i». Tj/polktrtum crutaUm Herr** Pampa* rorniHlion. Buenos- Air«*. Argentinien. A Schade!
von oben. »/«n»*-Or. B Oberkiefer und Zwischenkiefer von unten V*. C rechter Vorderfus«. D linker
Hinterfus*. (Nach Gervai».)
Zlttel, ünindzuK« der Palaeontologie.
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834
Vertebrata. Mammalia
Schweins, während Pachyrucos den Hasen kaum an Grösse übertrifft.
Pachyrucos Amegh. findet sich in der Santa-Cruz-Stufe, im Pliocän und
Pleistocän von Argentinien, T ypoiherium Bravard (Fig. 1879) in der Pampas-
formation.
3. Unterordnung.« Toxodontia. Owen.1)
Ausgestorbene, semiplantigrade oder plantigrade Hu/thiere mit dreizehigen
Extremitäten. Gebiss meist vollständig, jedoch Eckzähne schwach, zuweilen
verkümmert. Backzähne prismatisch, gekrümmt, lophodont. Clavicula fehlt.
Carpalia alternirend. Astragalus mit schwach gexcölbter , nicht ausgejurchter
tibialer Gelenkfläche, distal abgestutzt und nur mit dem Naviculare articulirend .
Calcaneus mit grosser Facette für die Fibula.
Die Toxodontia sind grosse oder mittelgrosse ausgestorbene Pflanzenfresser,
deren Ueberreste nur in Südamerika und zwar im Tertiär von Patagonien,
und im Pliocän und Diluvium von Argentinien und Süd-Brasilien vorkommen.
Der Schädel ist massig hoch, hinten breit, die Schnauze verschmälert
und ziemlich lang. Die frei vorragenden Nasenbeine und hohen, seitlich
offenen Nasenlöcher lassen die Anwesenheit eines kurzen Rüssels vermuthen.
Die Stirnbeine sind gross, die Scheitelbeine bilden einen schwachen Sagittal-
kämm. Das hohe Hinterhaupt fällt senkrecht ab und besitzt meist zwei
Oeffnungen zwischen den Seitenflügeln des Supraoccipitale und den Schläfen-
beinen. Die Condylen ragen ziemlich weit vor. Die Jochbogen sind ungemein
stark, unter den nach ninten offenen Orbiten abwärts gebogen und zur
Hälfte durch den Processus zygomaticus des Schläfenbeins gebildet Zwischen-
kiefer verlängert, am Schnauzenende etwas verbreitert; Thränenbein klein.
Das gewölbte Gaumendach ragt über die letzten Molaren heraus, so dass die
inneren Choanen weit nach hinten rücken; die vorderen Gaumenlöcher
werden vollständig vom Zwischenkiefer begrenzt. Unterkiefer mit sehr
starker Symphyse, breitem Kronfortsatz und hochgelegenem querem Condylus.
Hg, 1880.
Adinotherium «p. Aelterea Tertiär von Santa Cruz. PataKonlen. A Ob. Praemolar von innen. B Ob.
Molar von Innen, C von hinten. D Unt Backzahn von auwen, E von Innen und oben. */» nat. Gr.
Das Gebiss zeigt eine höchst eigenthümliche Specialisirung. Es ist häufig
vollständig und bildet zuweilen eine vollkommen oder nahezu geschlossene
Reihe. Die Schneidezähne sind verschiedenartig ausgebildet, bald schaufel-
') Burmeister, Ii., Annales del Museo publ. de Buenos Aires. 1. 1867, und III. —
Cope, Edw., On Toxodon. Proreed. Amer. Philo». Soc. 1881. S. 402. — Owen, R.,
(Toxodon) in the Zoology of H. M. S. Beagle 1840, pt. 1. — Description of sorae sp.
of Xesudon. Phil. Trans. 1853.
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Ungulata Toxodontia.
835
förmig, mit ringsum von Schmelz bedeckter und von der schmelzlosen
Wurzel geschiedener Krone, bald sehr stark verlängert, fast nagerartig, unten
offen und nur auf der vorderen und hinteren, zuweilen sogar nur auf der
Vorderseite mit Schmelz bedeckt. Im Oberkiefer ist in der Regel das zweite
Incisivcnpaar, im Unterkiefer das äussere Paar am stärksten entwickelt und
übernimmt die Function der stets sehr schwachen conischen oder meissel-
förmigen Eckzähne. Von den vier Prämolaren können die beiden vorderen
verkümmern, die zwei hinteren sind bei den jüngeren Formen wie die
Molaren gebaut, bei den älteren einfacher. Die oberen M (Fig. 18ti0 BC)
haben schief vierseitigen oder dreiseitigen Querschnitt und bestehen aus
einer Aussenwand und zwei schiefen ungleichen Querjochen , welche durch
ein in zwei divergirende Aeste gespaltenes Thal getrennt sind. Meist be-
findet sich hinter dem Nachjoch noch eine zweite Einbuchtung. Durch
Abkauung verbinden Bich die verdickten Innenpfeiler der Querjoche; das
Querthal und die hintere Bucht wandeln sich dadurch in Marken um
und können vollständig verschwinden. Bei den primitiveren Formen sind
die Kronen ringsum von Schmelz umgeben, bei den mehr specialisirten
Gattungen werden die oberen und unteren Backzähne prismatisch, die Wurzeln
verschmelzen und verschwinden ganz, so dass die Zähne hohe, unten
offene, gekrümmte Prismen bilden. Mit der Erhöhung der Zahnkrone tritt
eine partielle Verkümmerung der Schmelzhülle ein, die namentlich am
Vorder- und Hinterrand und auf der Innenseite zur Bildung schmelzfreier
Dentinbänder führt, welche häufig mit einer dünnen Cementschicht über-
zogen sind. Die unteren Backzähne (Fig. 1880 DE) bestehen aus einem
kurzen vorderen und einem viel längeren hinteren Halbmond, deren innere
Hörner sich in verschiedener Weise verdicken, ausbreiten und zuweilen eine
AdinotAfHum fp. Aelteres Tertiär. San tu Cruz.. Pata-
Flg. 1881. Konten. A Oaleaneus von vorne, B Asmijralu» von
Toxodon Paranentl* Ijiurlll. Tertiär (Paiaifon. vorne und hinten. V* nat. <ir
Formation). Argentinien. Vorderfuss.
Art Innenwand bilden, in welche zwei oder drei schräge Einbuchtungen ein-
dringen. Die prismatischen Backzähne sind im Oberkiefer stark nach innen,
im Unterkiefer häufig etwas nach aussen, seltener nach innen gekrümmt.
Den Schneidezähnen, Eckzähnen und Praemolaren gehen Milchzähne voraus;
die Milchmolaren stimmen im Bau mit den ächten Molaren überein, haben
jedoch fast immer kurze getrennte Wurzeln.
Im sonstigen Skelet der Toxodontia überwiegen entschieden die Huf-
thiermerkmale, und namentlich zeigen die Perissodactvlen und Proboscidier
vielfache Beziehungen. Die grosse Scapula mit rudimentärem Aeromion
ist ähnlich Rhinoceros und beweist den Mangel eines Schlüsselbeins; der
kurze kräftige Oberarm besitzt ein Foramen entepicondyloideum. Die ge-
waltige Ulna mit starkem und langem Olecranon und der kurze schwächere
53*
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836
Vertebrata. Mammalia.
Radius ähneln Ehinoceros, ebenso die Beckenknochen. Die Carpalin sind
alternirend angeordnet, die Metacarpalia kurz und gedrungen; der Vorder-
fuss (Fig. 1881) hat drei kurze Zehen. Die Fibula ist distal von der Tibia
Setrennt und sehr kräftig entwickelt. Der Calcaneus (Fig. 1882 4) besitztauf
er Vorderseite eine ziemlich ausgedehnte Articulationsfläche für die Fibula;
der Astragalus (Fig. 18e(2 B) hat eine schwach gewölbte, in der Mitte etwas aus-
gefurchte tibiale Gelenkfläche, einen kurzen, etwas nach der Seite geschobenen
Hals und eine schwach convexe, mit dem Naviculare articulirende distale
Gelenkfläche. Den kurzen, plumpen Metatarsalien fehlen vordere Leitkiele auf
den unteren Gelenkflächen; die Hufphalangen sind distal abgeplattet.
I. Familie.
Nesodontidae.
Gebiss vollstän
«* ß: l i % ***
fig in geschlossener
Reihe, Die inneren
Sch neidezäh ne (J l)
kräftig, meissel för-
mig oder cgi indrisch
conisch, nur vorne
mit Schmelz bedeckt ;
.P sehr gross, drei-
kantig , zugespitzt ,
eckzahnähnlich, hin-
ten schmelzlos und
schief abgekaut; die
äusseren J klein,
dem Eckzahn und
ersten Prämolar
ähnlich. Backzähne nach
hinten an Grösse zuneh-
mend, mässig hoch, pris-
matisch, entweder mit ge-
trennten, geschlossenen
Wurzeln oder unten offen,
die Krone nur theilweise
von Schmelz umgeben.
Obere M stark nach innen
gekrümmt, im Querschnitt
schief vierseitig, mit glatter
Aussenwand und zwei
schiefen Querjochen, deren
verdickte Innenhügel bei
der Abkauung i 'er sch mel zen
und eine inselartige Marke
umschliessen. iP drei-
eckig, hinten verschmälert
und zugespitzt. Untere M
ans zwei ungleichen Halb-
monden bestehend , deycn
innere Horner stark ent-
wickelt sind und zu einer
Innenwand verschmelzen.
Fi*. 188.1.
Svodon imbricattu Owen. Aeltere« Ttrtlftr. Santo Crux. Patajronlcu
Bebide] mit Interklefor von der Seite nnt. Gr.).
NN
Fix. 1884. »*w/on imbricatm ow.-ti. T. rlirtr. SttntftCrUZ, PftUgOüien.
A Guiimeininsicht oin.-s nusi.'ovnt<hs«'!iiMi Individuums mit %»)!*tÄn-
ilijrpm <i<>t>it». B l iiterkirfer. cn. imt. <ir. . Nii.h A m e g h i 11 o.}
Sämmtliche Vertreter dieser Familie stammen aus dem älteren Tertiär
von Patagonien.
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Ungulata. Toxodontia. Litoptema.
837
Von den hierher gehörigen Gattungen ist Nesodon Owen (Fig. 1883. 1884)
häutig im älteren Tertiär von Santa Cruz in Patagonien und daselbst durch
verschiedene Arten vertreten (N. imbricatus Owen, N. marmoratus, obliteratus
Amegh. etc.).
Adinotherium (Fig. 1880 u. 1882) und Acrotherium Amegh. aus
Santa Cruz 6tehen Nesodon sehr nahe. Von verschiedenen anderen Gattungen
(Gronotheri um, Phohereotherium, Rhadinotherium Amegh. etc.) sind
nur unvollständige Reste vorhanden.
2. Familie. Toxodontidae.
Zahnreihe durch Verkümmerung der kleinen C und Pl mit Diastema. Jl
im Oberkiefer stärker als J*. Sämmtliche Zähne prismatisch, ohne getrennte
Wurzeln, unten offen, die Schmelzbedeckung durch schmelzlose Streifen unterbrochen.
Untere M nach innen, seltener nach aussen gebogen. Tertiär und Pleistocän von
Argentinien.
Xotodon Amegh. Untere M nach aussen gekrümmt. Miocän (Patagon.
Formation) Argentinien.
Toxodon Owen (Fig. 1881 u. 1882). Zahnformel: £ $4 r Untere M
nach innen gekrümmt. Nasenbeine kurz, Nasenlöcher ziemlich weit zurück
gerückt. Jochbogen sehr stark. Hinterbeine länger als Vorderbeine. Nicht
A B
Fi*. 1885
Toxodon Burmristeri Glebol IVimpHsfoniintluii. I.ujaii. Argentinien. Ä Schädel, V» nut. Gr.
B ober«', C untere Molaren >Nncti Burmeister.)
selten in der Pampasformation und im Miocän (Patagon. Form.) von Argen-
tinien. T. platensis Owen, T. Burmeisteri Gieb. etc. Die stärksten Arten
haben einen Schädel von G0 — 70 cm Länge und überragten an Höhe Hhinoceros.
4. Unterordnung. Lftopterna. Ameghino.1)
Atisgestorbene, digitigrade, vorne und hinten fünf-, drei- oder einzeilige Huf'
thiere mit serial angeordneten Carpalia und Tarsalia. Astragälus mit aus-
gefurchter Trochlea, distal mit converer Gelenkfläche; Calcaneus mit der Fibula
l) Ameghino. Flor., Contrib. al conoeim de los Maminiferos fossile« de la
Republ. Argent. Actua Ac. nac. Cordoba 1889. VI. p. 523— 572, und Revista Argen-
tina 1891, Bd. I. — Burmeister, Herrn., Aunal. del Mus. Publ. de Buenos-Aires löH4.
Tome L p. 32 und Nova acte Ac. Leop. Carol. 1*85. XLV1I. S 237. — Cope, E. D.,
The Litoptema Amer. Naturalist 1881 XXV. 685 — Gervais. P., in Castelnau.
Vertebrata. Mammalia.
articulirend. Oebiss vollständig oder etwas reduzirt; Zähne häufig in geschlossener
Reihe. Backzähne kurz, mehrwurzelig, lophodont. Humerus ohne Foramen entepi-
condyloideum. Endphalangen breit, abgeplattet.
Die Litopterna sind eine auf Südamerika beschränkte erloschene Unter-
ordnung von Hufthieren, welche sich hauptsächlich durch seriale Anordnung
der Hand und Fusswurzelknochen von den am nächsten verwandten Perisso-
dactylen und durch Reduction der Seitenzehen von den Condylarthra unter-
scheiden. Das Gebiss ist meist vollständig, nur die Schneidezähne verfallen
theilweise der Reduction. Die Litopterna enthalten die drei Familien der
Macrauchenidae, Proterotheridae und Astrapotheridae.
1. Familie. Macrauchenidae. Gervais.
Schädel langgestreckt, schmal; Hirnhöhle klein; Nasenöffnung weit zurück-
liegend, nach oben gerichtet. Nasenbeine klein oder verkümmert. Orbita mehr
oder weniger vollständig knöchern umgrenzt. Zahnformel: J-;-J; J 3r Die Zähne
in geschlossener Reihe. Eckzähne den äusseren Schneidezähnen ähnlich. Die
vorderen P einfacher als die M. Backzähne lophodont. Untere M aus zwei
Halbmonden bestehend, die in einem Innenpfeiler zusammenstossen. Füsse fünf-
bis dreizehig. Arterien-Canal der Halswirbel auj der Innenseite der oberen Bogen
Macrauchen in Pataehonica am erika beschränkte Familie hochbeiniger, langhalsiger
Owen. 4 Vortkrfut* im. h Hufthiere von ansehnlicher Grösse, deren langgestreckter
Schädel hauptsächlich durch die weit zurückliegenden und
nach oben gerichteten Nasenlöcher ausgezeichnet ist. Die Backzähne erinnern
an Anrhitherium, zeigen jedoch, namentlich nach stärkerer Abkauung, die
Exped. dans l'Anier. du Sud. I Mammiferes foss., p. 36 — Mem. Soc. geolog. de
France 1873. 2. ser. IX. I V. p. 8. — Mercerat, Ale, Sinopeis de la Famiglia de
los ßunoduntheridae conaervadoH en el Museo de la Plata. Rivista del Muaeo de
la Plata 1891. I.
Uneulata. Litopterna.
»39
Eigentümlichkeit, dass an den oberen M das Basalband auf der Innenseite
einen erhöhten Kragen bildet, die Thäler abschlieast und am vorderen
Inneneck einen selbständigen, bogenförmigen, vom Protocon getrennten Wulst
entwickelt. Die hierher gehörigen Formen waren wahrscheinlich amphibische
Landthiere.
Theosodon Amegh.
Nasenbeine kurz, frei vor-
ragend. Orbita hinten offen.
Vorder- und Hinterfuss
fünfzehig; die seitlichen
Zehen schwach entwickelt.
Tertiär. Santa Cruz. Pata-
gonien.
Scalabrinitherium,
Mesorhinus, Oxyondo-
therium Ameghino. Mio-
cän (Patagon. Formation)
Argentinien.
Macrauchenia Owen
{Opisthorhinus Brav.) (Fig.
1886 — 1888). Nasenbeine
winzig : Nasenloch ellip-
tisch, fast in der Mitte des
Schädels gelegen, nach oben gerichtet Innere Choanen unter
den Nasenlöchern. Orbita ringsum begrenzt. Schnauze vorne
etwas verbreitert. Füsse dreizehig. Femur mit drittem Tro-
chanter. Fibula kräftig, mit dem Calcaneus articulirend.
Pampas- und Patagonische Formation (Pleistocän und Miocän)
von Südamerika.
Flg 1887.
Patachonlca Owen.
(Nach BurmeUt er )
Ameghino.
2. Familie. Proterotheridae.
Schädel mit verschmälerter Schnauze.
Nasenbeine lang, Jrei vorragend. Orbita
hinten geschlossen. Gebiss brachyodont
mit kurzem Diastema; Zahnformel:
2. o. 44 8r Obere M mit W förmiger Aussen
wand, einem kräftigen, meist durch ein
Joch mit der Aussenwand verbundenen
vorderen und einem schwächeren hinteren
Tnnenhilgel. Die zwei letzten P den M
ähnlich, die vorderen trigonodont. Untere
Backzähne mit Ausnahme des kleinen,
einspitzigen Pi und des letzten M meist
vierwurzelig, aus zwei Halbmonden zu-
sammengesetzt, die sich in einer ein-
fachen Innenspitze vereinigen. Extremi-
täten drei- bis einzehig, die seitlichen
Metapodien schwach. Im Tertiär von
Südamerika.
Diadiaphorus (Fig. 1889), Li-
caphrium, Thoatherium (Fig. 18'JO),
Proterotherium Amegh. Tertiär
(Oligoeän). Santa Cruz. Patagonien.
Epitherium Amegh. (Fig. 1891). Füsse mit einer functionirenden Zehe,
die Seitenzehen kurz. Pliocän (Araucanische Formation), Argentinien.
Fi« 18*).
Thoatherium in»RtM<ti/umAineKh-
ino. Santa Cruz Patagonien.
l'ntorkkfer, Vi nnt. Gr (Xm-h
Amt-Rhin».
FIk 1891
Ejtüherium laier -
narium Ameghino.
Rechter Hintor-
fu*.-. (Such
Ameghino.
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840
Vertebrata. Mamtnalia
3. Familie. Astrapotheridae. Ainegh.
Nasenbeine lang. Gebiss bracht/odont mit weitem Diastema, oben und unten
mit je einem Paar Hauzähne. Zahn/ormel: j^j] P einfacher als die lopho
donten M. Der obere J sehr lang, abgeplattet, am Ende schief abgekaut. Unterer C
dick, gekrümmt, dreikantig, auf der Vorderseite mit Abkauungs fläche. Füsse drei-
zehig. Vordere Extremitäten höher als hintere. Tertiär. Patagonien.
Astrapotherium Burm. (Mesembriotherium Moreno, Listriotherium, Xylo-
therium Mereerat). Obere M ähnlich Uhinoceros mit einfacher Aussenwand
und zwei schiefen Queriochen; untere M aus zwei nach innen weit geöffneten
Halbmonden bestehend. Astragalus fast eben, niedrig, mit flacher, oberer
Gelenkfläche. A. magnum Amegh. aus dem Tertiär von Santa Cruz hat die
Grösse von Rhinoceros.
B A
Hg. 1889.
Diadiaphoru* majutculus Ameghlno. rnter-Tertiar Sunt» Otif.
PaUgonSen A Otjorlcielter von unten. »/♦ nat. Gr. mach Ameghlno).
B letzter oberer Praemolnr und erster Molar von unten, nat. Gr.
C die «wei letzten unteren Molaren von oben und von der Seite,
nat. Gr. D Caleaneu». */, uat. Gr. E, F Astragralu* von vorne und
von hinten, «,', nat. Gr. U Metatarsale III von vorne und dinUle
Gelenkflnche , »/, nnt. Gr. // Erste l'halanno der MHlelzehe de«
Hinterfasee«, */i nat Gr.
5. Unterordnung. Amblypoda. Cope.1)
Ausgestorbene, meist grosse, semiplanti grade Hufthiere mit kurzen, fünfzehigen
Füssen und breiten, von Hufen umgebenen Endphalangen. Zweite Reihe des
») Cope, E. D., The Amblypoda. Amer. Naturalist. 1884 und 1885. — Barle Ch ,
Revision of the «peciet» of Coryphodon. Bull. Araer. Mus. nat, hist. 1892. IV. —
Hebert, Ed., Anu. sc nat. Zoologie 185G, S. 87. — Marnh, 0. C, Amer. Journ. Sc.
Arts. 1871 — 1881. — Dinocerata, A Monograph of the extinet order of gigantic
Mammalia. II S. Geol. Survev. 1884. X.
uiyinzc
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Ungulata. Amblypoda.
«41
Carpus mit der ersten alternirend. Astragalus sehr breit und niedrig, mit Tibia
und mit Fibula articulirend, die tibiale Oelenkfläche schwach gewölbt oder eben,
nicht ausgehöhlt. Qebiss meist vollständig. Backzähne brachyodoni und lopho-
dont. Gehirn sehr klein.
Zu den Amblypoden gehören die grössten Landsäugethiere der Eocänzeit.
Ihre Extremitäten und Zähne, überhaupt ihr ganzer Knochenbau charakte-
risiren sie ais eine primitive Gruppe von Hufthieren , welche mancherlei
Beziehungen zu den Litopterna, Penssodactylen und Proboscidiern erkennen
lassen.
Sie beginnen in der Puerco- Stufe (Unterstes Eoeän) mit verhaltniss-
mässig kleinen und schlanken Formen {Pantolambda) , die durch trigono-
donte obere Molaren ihr primitives Gepräge verrathen ; in der Wasatch-btufe
und in den gleichaltrigen alt-
eoeänen Ablagerungen Europas do
miniren die plumpen und grossen
Coryphodonten mit einem voll-
ständigen Gebiss, in welchem die
Molaren bereits lophodonten Bau
erlangt haben. Am stärksten
differenzirt sind die auf Nord
amerika beschränkten obereoeänen
riesigen Dinoceratidae. Hier ver-
kümmern die oberen J; die oberen
C ragen als mächtige Hauer über
den Unterkiefer vor, während die
unteren Eckzähne winzig klein
bleiben und den Schneidezähnen
gleichen. Die Backzähne werden
ausgezeichnet lophodont und die
P den M ähnlich.
Die Extremitäten
(Fig. 1892. 1893) sind
stämmig , massig
hoch , vorne und
hinten fünfzehig.
Die Carpalia bilden
schwach alterniren-
de Reihen ; zuweilen
ist ein os centrale
vorhanden. Im
Hinterfuss zeigen
die Tarsalia eine
starke, seitliche Ver-
schiebung. Der nie-
drige , ungemein
breite Astragalus
bedeckt nicht nur
das Naviculare, sondern auch einen grossen Theil des Cuboideums, und
das Naviculare ruht auf den drei Cuneiformia. Dem Astragalus fehlt sowohl
ein abgesetzter Kopf, als auch eine eigentliche Trochlea, indem die schwach
gewölbte tibiale Gelenkfläche keine Ausfurchung besitzt, weshalb nur eine sehr
unvollkommene Beugung des Fussgelenkes ermöglicht wird. Ein Flexor-
Foramen, sowie eine Facette am Hinterrand des Astragalus für ein sogenanntes
Tibiale (Sesamoid) sind wie bei den Condylarlhra vorhanden. Der Calcaneus
und die kurzen, plumpen Metatarsalia erinnern an den Proboscidierfuss.
Am Femnr ist ein dritter Trochnnter bei den ältesten Formen vorhanden,
Figr- 1892.
Cvryphodun anaz Cope. l'nt. Komin . Wawttch
Wyoming. Linker Hinterfuw«, V4 »at. Or (na«h
Onhorii). MTlbla, Gelenkfacetten des Astragalu*
und Calcaneu» für die Fibula. ///- V dritte bl»
fünfte Zehe.)
Fig. 18W.
Uintotherium mirabilc Mar>li *p A linker Vonlerfus», U linker Hinterfuw.
a$ Astragalu». '/» Mi Gr. (Nach Marsh.)
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«42
Vertebrata Mammaliu
fehlt aber bei den Dinoceratiden. Die Fibula artikulirt, wie bei den
Litoptema, mit dem Astragalus.
Für die niedrige Stellung der Amblypoden unter den Hufthieren spricht
die geringe Entwicklung des Gehirns. Ünter allen placentalen Säugethieren
besitzen die Amblypoda die kleinste Gehirnhöhle ; die Hemisphären des Gross-
hirns sind nahezu glatt und bedecken weder die grossen Kiechlappen noch
das Cerebellum oder das verlängerte Mark.
1. Familie. Pantolambdidae (Taligradä). Cope.
Oebiss vollständig. Obere M trigonodont, die drei Höcker V förmig. Untere
M lophodont, aus zwei Halbmonden zusammengesetzt. Schneidezähne oben und
unten vorhanden. Femur mit drittem Trochanter. Astragalus niedrig mit schwach
gewölbter Gelenkfläche für die Tibia.
Die einzige Gattung dieser Familie stammt aus dem untersten Eocän
von Puerco in Neu-Mexico.
2. Familie. Coryphodontidae. Owen.
Schädel länglich, mit breiter, schräg abfallender Stirn. Oebiss vollständig.
Obere M mit zxoei durch ein Vförmiges Joch verbundenen Aussenhöckern und
einem oder zwei sehr ungleich starken Innenhöckern, von denen Joche nach den
Aussenhöckern verlaufen. Untere M mit zwei V förmigen, nach Innen geöffneten
Jochen, wovon der vordere Schenkel mehr oder weniger verkümmert. P einfacher
alsM. Schneidezähne
c&nisch , obere und
untere Eckzähne spitz,
stark vorragend. Hu-
merus ohne Foramen
entepicondyloideum.
Femur mit drittem
Trochanter. Astra-
galus sehr niedrig,
ohne Kopf, mit ebener
Gelenkflache für die
Tibia und Arlicula
tionsfacette für Fi-
bula. Im unteren
Eocän von Frank-
reich, England und
Nordamerika.
Die Coryphodon-
tiden waren plum-
pe, vorne digitigra
de, hinten planti
grade Thiere von
ansehnlicherGrösse,
deren Dimensionen
denen
eines Tapir, Bären
und Ochsen schwankten. Ihr Gebiss spricht
für omnivore Nahrung, der Bau des Hand-
und Fussgelenkes für langsame und ungeschickte Bewegung. Dem Schädel
fehlen die sonderbaren Stirnzapfen der Dinoceraten, dagegen dienten die
mächtigen, spitzen Eckzähne als gefährliche Waffen.
Von den Gattungen Coryphodon Owen (Bathmodon, Metalophodon Cope)
Fig. 1894—1896), Ectacodon und Manteodon Cope ist nur die erstere
genauer bekannt und in den Wasatch und Wind River Beds von Wyoming,
Fi* 1.HS6.
Corjrphodon defihmitopu* Caut, Schnilel
von unten Dnt. Kor»n. Nou-Mexlro.
UnK^fiihr ■/•"Ml. <«r. fNiich Cope)
Fi» 1*9»
Schmie] untl (iehlrn von Coryphodon
hnmatu* Miirxh (von oben). Unt.
Bodo, Wyoming. I n^fälir V« nat zwischen
Gr. (Nnt-h Marsh.)
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TTngulata. Amhlypoda 843
Utah und Neu -Mexico durch mehr als ein Dutzend Arten vertreten. In
Europa finden sich C. eocaenus Owen und C. Oweni Heb. in Nordfrankreich
und England.
*: •
p> p1 p* /<♦ m> *ns in'
Fi« 18"<f,.
tiiwyptoxion hamattu Muren I nt Kocaii. Wyoming Hm-kzauiii- des llukoii ob<;rkii>fent
und ri<* lliikiMi rntvrkJrfeni (#;. 'jb Mt Ar. (NHb Mtrib.)
3. Familie. Dinoceratidae. Marsh.
Schädel mit je einem Paar vorragender Knochenfortsätze au/ Scheitelbein, Ober-
kiefer und Nasenbein. Zahnformel: J { * 0fcere J fehlen. Obere P den M
ähnlich, untere M mit zwei schrägen Querjochen. Oberer C gewaltig gross, weit
über die untere Zahnreihe vorragend. Untere J und C klein. Unterkiefercondyli
nach hinten gerichtet und nur wenig höher ah die Zahnreihe. Femur ohne dritten
Trochanter. Häufig im oberen Koeän (Bridger Beda) von Wyoming.
Die Dinoceraten gehören zu den gewaltigsten und sonderbarsten Land-
säugethieren. Die grössten Arten von Tinoceras [Loxolophodon) erreichten eine
Rückenhöhe von 2 m und eine Länge von nahezu 4 m, standen also dem
Elephanten an Grösse beinahe gleich; andere kleinere Formen übertrafen
Flusspferd und Rhinozeros nur wenig an Höhe.
KiK 1897.
Vininlherium mirabile Mureli sp. Kostaurln»* skoli-t nat. Ur. (Nach Marth !
U intather i u m Leidy (Dinoceras Marsh, Octofomus Cope) (Fig. 1897—1899).
Die Protuberanzen auf den Nasenbeinen klein, vertical, die porösen Knochen-
kämme auf den Scheitelbeinen hoch, über den Condylen des Unterkiefers.
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844
Vertebrata Mammalia
Dem mächtigen oberen Eckzahn entspricht am Unterkiefer ein nach unten vor-
springender, breit gerundeter Fortsatz. Die oberen und unteren M und P besitzen
l'intatfxnum mirnbile
Fig. 189«.
Marsh m. Schädfl und l'ntiTki»-f«r au* «lfm üben.'» Koran
Wyoming. »/« '»«t. fir. (Nach Marsh.)
zwei nach innen convergirende
Querjoche. Das Gehirn ist winzig
klein. Becken und Extremitäten
weisen grosse Uebereinstimmung
mit Probo8cidiern auf. Die Hinter-
beine sind etwas länger als die
Vorderbeine. Die Füsse fünfzehig.
Mehrere Arten im Eocän von
Wyoming.
Tinoceras Marsh (Loxolophodon Cope). Wie vorige, aber Nasenprotube-
rnnzen stärker, schief nach vorne gerichtet, die Scheitelkämrae hinter den
Condylen. 17 Arten.
Fi*. 189«.
Vintalherium mirabile 'Marsh sp
zuhnroihiv »,': nat. Or.
Link«- k>bt*rc
(Nach Marsh.)
Back-
6. Unterordnung. Proboscidia. Küsselthiere.1)
Grosse, fünfzehige, hochbeinige, semiplaniigrade Pflanzenfresser, mit langem
Rüssel. Schädel gross, mit grobzelligen Lufträumen in der Diploe. Ein
Paar starker Schneidezähne bald in beiden Kiefern, bald nur oben oder nur
unten vorhanden. Eckzähne fehlen. Backzähne lophodont, meist mit zahlreichen
') Adams. A. Lcith.. Moim^raph of tlie fossil British Flephauts. 3 pte. Palaeont.
Soc 1877— 7t\ — Cope, E. D . The Proboscidea. Araer. Naturalist 18« 9 XXIII. —
Deperet, Ch., Vertehres mioci nes <lc la Vallee du Rhone Arth. Musee de Lyon.
1K87. t IV. S. 100—208. — Faleoner and Vautley, Fauna antiqua Sivalensis. 184«,
Und Palaeontol. Memoirs ed. by Murehison 18GH. vol. 1. S. 43. — Raup, J J.t
Pescription d oswem. foss. de mammiferes. 1832 35. Cah. I und IV. Acten der
Urwelt, 1841. Heft L — Beitrag zur näheren Kenntnis der lirweltlichen Säujre-
thiere. Heft III [MastodoB). 1857. - Irrtet. Ed . Bull. soc. eeol. Fr. 1869. XVI. -
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ITnpilata. Proboseidia.
845
Querjochen und dann von beträchtlicher Grösse. Femur ohne dritten Trochanter.
Carpalia serial angeordnet. Astragalus niedrig, breit, mit schwach gewölbter
tibialer Oelenkfläche. Calcaneus mit Fibula artikulirend.
Die Proboseidier nehmen eine isolirte Stellung unter den Hufthieren
ein und schliessen sich auch an keine ausgestorbenen Formen so enge an,
dass man sie davon ableiten könnte. Ihr Schädel (Fig. 1900) erhält durch
grosse Lufträume zwischen der Innen- und Aussenwand fast sämmtlicher
Knochen ungewöhnliche Grösse. Die Nasenbeine sind sehr kurz, die Nasen-
löcher weit rückwärts und hoch gelegen ; der Jochbogen schwach und gerade,
Zwischenkiefer und Oberkiefer sehr stark entwickelt. Der quere Gelenkkopf
des Unterkiefers liegt am oberen Ende des hoch aufsteigenden hinteren Astes.
Gehirn verhältnissmässig klein, aber stark gefaltet
FIb 1900.
Sehildol von Elephnt Indictu (vi'rtlkulor l^iiKffohnitl). So Suprnnivipiule, co Hintrrhitupttirondvht».
Pa SehetelbelD, Fr «tlrnbHn. Mz oborklofi-r, Pmx Zwisrhcnkiefer, ME Mwthmoldrum, cv Hirnhrthli»,
n Na«onhrthl«\ i Sohn^idoxahn, m1 m» erster ud<I «weitor BnckMhn.
Das Gebiss enthält bei allen Proboscidiern nur Schneide- und Backzähne.
Von den ersteren entwickelt sieh stets nur ein Paar. Sie besitzen meist
bedeutende Griese, ragen als gerade oder gekrümmte Stosszähne vor und
bestehen aus dichtem, elastischem Elfenbein. Bei Elephas und Mastodon zeigt
die Elfenbeinsubstanz der Stosszähne im Querschnitt bogenförmige, vom
Centrum nach der Peripherie gerichtete Linien, die in zwei entgegengesetzten
Richtungen verlaufen und sich W förmig, wie die Guillochirung eines Uhr-
gehäuses, schneiden. Zuweilen überzieht eine dünne Cementschicht namentlich
den hinteren Theil der Stosszähne, welche in tiefen Alveolen des Zwischen-
oder Unterkiefers liegen und an ihrer Basis eine grosse, offene Pulpa besitzen.
Lortet, L. et Chantre, E. . Sur les Mastodontes <le la p^r tert. daus le bassin du
Rhone. Arch. du Mus. Lyon, t II. 187i>. — Meyer, H. v, Studien über das Genus
Mastodon. Palaeontoirrapbica 1867. Bd. XVII. — Pohlig, H., Nova .Acta Aead
Caea. Leopold 188«. Uli, und 1891. LVII. — Sitmonda, E, Osteopraphia di un
Maatodonte anpustidente. Mem. Ac. Sc. Torino. 2 aer. XII. 1851. — Vacek, AI,,
Ueber österreichiHcbe Mastodonten etc. Abh k. k. geol. Reich»- Anst 1877. Bd. VII.
— Weimheimer, Ü., Ueber Dinotberium tpganteutn. Dames und Kayscr. Pal.
Abh. L 3. 1883.
846
Vertebrata. Maramalia.
Die Backzähne der lebenden Elephanten unterscheiden sich durch
ihre gewaltige Grösse, durch die grosse Anzahl der stark zusammengedrückten
Querjoche und durch die starke Entwickelung von Cement von allen be-
kannten Hufthieren , stehen jedoch durch unmerkliche Uebergänge mit den
tapirähnlichen Backzähnen von DinotJierium (Fig. 1904) in Verbindung.
Hier bestehen die oberen und unteren Backzähne aus zwei (der vordere M
aus drei) niedrigen , zugeschärften , durch tiefe, offene Thäler getrennten
Querjochen, wozu häufig noch ein hinterer Talon kommt. Bei Mastodon
(Fig. 1906) nimmt die Zahl der Querjoche der Molaren zu; dieselben
sind bald zugeschärft, wie bei Dinotherium, bald in zitzenförmige Warzen
aufgelöst, und auch die Querthäler zuweilen durch Zwischenhügel etwas
versperrt. Stegodon (Fig. 1909) hat Molaren mit 6 — 12 Querjochen, deren
Zwischenthäler sich bereits mehr oder weniger mit Cement ausfüllen.
Bei Elephas (Fig. 1910—1913) steigt die Zahl der Querjoche mit jedem
neuen Zahn und zwar in der Art, dass der hinterste zuweilen deren 27 aufweist.
Gleichzeitig mit dieser Vermehrung nehmen die Joche an Höhe zu, die ur-
sprünglich brachyodonten Molaren von DinotJierium und Mastodon werden
bei Elephas hypselodont; die Querjoche erscheinen als zusammengedrückte
Querplatten, deren Zwischenthäler vollständig mit Cement ausgefüllt sind,
und überdies bedeckt sich die Krone allseitig mit einer Cementkruste.
Durch den Gebrauch entsteht an diesen telasinodontenc Backzähnen eine
ebene Abkauungsfläche, in welcher breite Querstreifen von Cement mit
dünneren Zonen von
hartem Schmelz und
Dentin abwechseln und
dadurch eine rauhe,
zur Zerreibung von
pflanzlicher Nahrung
trefflich geeignete
Ebene herstellen.
Sämmtliche Pro-
boscidier besitzen drei
Molaren in jeder
Kieferhälfte. Vor den-
selben stehen bei Di
notherium , bei vielen
Mastodonten und bei
einer Art von Stegodon
und Elephas je zwei
(sehr selten drei) Prae-
molaren, die sich durch
etwas einfacheren Bau
von den M unter-
scheiden und an Stelle
von drei durch geringe Grösse und geringere
Querjochen ausgezeichneten
Hljr 1901.
Vorderfuss von Elcphat Indi
Y\k, 1902.
Rechter Hlnterfuus von
FJepha* Indien* (Ca Culc«-
neu*. a A*traK»lus, n Nävi-
eulare, cb Cuboi<lenm. cIIT.
dl Cuneiforme tertium und
•«ecundum . /- V ernte ht*
fünfte Zeh«*.
iu Lln.
!V lT]na( Ä Rad Im, *c Seapholdenn
Lunare, c Cuneiforme [Triquetrum
u l'nclfoime, m Mhkiiuih, td Trapezoidi.
Bei Elephas, Stegodon um
von
Anzahl
Milchbackenzähnen treten.
den meisten Mastodon- Axien fehlen P; die
drei Milehbackenzähne werden hier nicht von unten nach oben ausgestoßen,
sondern treten, wie auch die später erscheinenden Molaren successive in
Funktion, so dass nie mehr als drei, häufig nur zwei oder auch nur einer
in jeder Kieferhälfte gleichzeitig in Funktion stehen. Die Backzähne ent-
wickeln sich in grossen Zeitintervallen nach einander und rücken, indem
sie einen Bogen beschreiben, nach vorne, wobei sie auf den vorhergehenden
Zahn drücken und denpelben allmählich aufschieben. Dieser Zahnwechsel
dauert so lang, als das Individuum lebt, und die Backzähne erleiden,
während sie langsam von hinten nach vorne ausgeschoben werden, eine so
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Ungulata. Proboscidia.
847
starke Veränderung durch Abkauung, dass ihre Reste in der Regel in kleine
Trümmer zerfallen. Die Abkauung der funktionirenden Zähne ist auf dem
vorderen Theil des Zahnes stets stärker, als auf dem hinteren.
Die Extremitäten der Proboscidier sind hoch und stämmig, die
langen Knochen ohne Markhöhlen. Ein Schlüsselbein fehlt. Die Ulna ist am
distalen Ende dicker als der Radius. Die Carpalia haben fast vollkommen
seriale Anordnung, und zuweilen ist ein Centrale vorhanden. Die seitlichen
Metacarpalia (V u. i) unterscheiden sich von den drei mittleren durch geringere
Stärke und Länge. Der ganze Fuss ist von einer gemeinsamen Hülle um-
geben, aus welcher die einzelnen, von hufartigen Nägeln bedeckten Zehen
nur wenig vorragen. Am Femur fehlt ein dritter Trochanter, Tibia und
Fibula sind getrennt und wohl entwickelt, die Fibula distal verdickt und
mit dem Caleaneus articulirend. Die tibiale Gelenkfläche de9 Astragalua
ist massig gewölbt und nicht ausgehöhlt, die distale Gelenkfläche ruht aus-
schliesslich auf dem Naviculare.
Die Proboscidier sind heute auf das tropische Afrika und Asien be-
schränkt. Fossile Vertreter beginnen zuerst im Miocän und sind während
der jüngeren Tertiärzeit und im Diluvium über die ganze Erdoberfläche mit
Ausnahme von Australien und Südafrika verbreitet.
1. Familie. Dinotheridae.
Zahnformel : J J; J; J; Obere Schneidezähne fehlen. Symphyse des Unter
kiejers nach unten gebogen, mit einem Paar grosser, rückwärts gekrümmter Stoss
zahne. M j mit drei, alle übrigen mit zwei einfaclten, zugeschärften, durch tieje
Thäler getrennten Quer-
/octten. Cement fehlt. Zahn-
Wechsel normal.
Die einzige Gattung
im Miocän von Europa
und Ostindien.
D inother ium Kaup
(Fig. 1903. 1904) hat einen
nur massig hohen, wenig
ansteigenden Schädel mit
breiten Stirnbeinen und
langen Zwischenkiefern.
Symphyse des Unterkiefers
vorne mit breiter Furche,
stark abwärts gekrümmt;
die gewaltigen, nach unten
und hinten gerichteten,
etwas gebogenen und zu-
gespitzten Schneidezähne
in tiefe Alveolen eingefügt.
Obere Backzähne fast qua-
dratisch, dreiwurzelig, mit
zwei rechtwinklig zur
Längsaxe gerichteten, nach
vorne schwach convexen
Querjoeben. Mx mit drei
Querjocb.cn. Untere Back
zahne den oberen ähnlich,
nur etwas schmäler und länger. Mi (unten) mit drei Querjochen , M.\ mit
starkem Talon. Skelet sehr ähnlich Mastodon und Elephas. Fibula schwach,
aber am distalen Ende verdickt.
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,94R
Vertebrftta. Mammalia.
An Grösse übertrifft DinotJierium die jetzt lebenden Elephanten, bleibt
aber etwas hinter Elephas meridionalis zurück. Im mittleren und oberen
A Micxün von Europa
und Südasien. V.
Bavaricum Meyer und
D. levius Jourdan im
mittleren Miocän von
Deutschland, Oester-
reich und Frankreich.
Im oberen Miocän
von Eppelsheim, Pi-
kermi , Samos , Un-
garn, Rumänien etc.
ist D. giganteum Cuv.
sehr verbreitet , in
Ostindien findet sich
D. Sindiense Lyd.
Dfnotherium Bavaricum Meyer
A Backzahn« df» Oberkiefers,
0*. »/
Ob. Mioean
iireitriibroim b AuRnburK
B Backzähne de« t'nterklefer*.
, nnt.Jir.
2. Familie. Elephantidae.
Obere Schneidezähne als grosse, gerade oder gekrümmte Stoßzähne ausgebildet;
untere J schwächer, gerade oder Jehlend. Backzähne sehr gross, aus mehr als
zwei Querjochen zusammengesetzt; die Querihäler häufig mit Cement ausgefüllt.
Zahnwechsel durch Ausschieben der vorderen Zähne beicirkt Praemolaren meist
fehlend. Miocän bis jetzt
KiK. ISWi.
Mantodnn (Trilaphodon, anguitidrn* Cuv Mlorttn. Simorre. «Jen». (Nach Caadry.)
Mastodon Cuvier (Fig. 1905-1908). Schädel sehr ähnlich Elephas, jedoch
Stirn weniger hoch ansteigend, Oberkiefer niedriger, Symphyse des Unter-
kiefers häufig verlängert; Skelet etwas plumper und gedrungener. Zahn-
formel: JjJ' 'ij \. Obere J meist gerade, seltener gebogen, aussen häufig
mit breitem Schmelzband. Obere Backzähne gross, länglich vierseitig, mit
drei, vier, seltener fünf bis sechs hohen, entweder einfachen [Zygolophodon)
oder in zitzenförmige Warzen aufgelösten Querjochen (Bunolophodon) , die
durch tiefe Thäler von einander geschieden sind. Ein medianer Einschnitt
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Ungulata. Proboscidia.
849
theilt jedes Qiierjoch und somit auch die ganze Zahnkrone der Länge nach
in zwei Hälften. Die ganze Zahnkrone ist von einer dicken Schmelzschicht
überzogen; ausnahmsweise ist auch Cement entwickelt, füllt jedoch die
Querthäler niemals völlig aus. Die Krone der oberen Backzähne ist von
aussen nach innen geneigt, und die Abkauung, bei welcher die Dentinsubstanz
bloßgelegt wird, auf der inneren Hälfte stärker als auf der äusseren. Die
unteren Backzähne unterscheiden sich von den oberen lediglich durch etwas
geringere Breite, durch ungetheilte Querwurzeln unter den Jochen, durch
schräges Ansteigen von aussen nach innen und stärkere Abkauung auf der
äusseren Hälfte. Zwei Stosszähne ragen zuweilen aus der verlängerten Sym-
physe des Unterkiefers vor, bleiben aber an Grösse weit hinter den oberen
zurück und fehlen den meisten Arten gänzlich.
Flg. 1907.
A HaMtodon anguitlden» Cuv. Miocän. 11-en-Dodon.
letzter unterer Backzahn. "4 nat. Gr. B Matlodon
TurieeruU Cuv. Miocän. Simorre. Gere. letzter
unterer Backzahn, '/»^nat Gr. (Nach^G.audry.)
Flg. 1906.
Unttodon angrutiden» Cur. MiocAn. Simorre.
Gere. Rechter Unterkieferast von innen im
Zahnwechsel, d' d* d* Milch backen zahne, |»t
p« Ereatzpraemolarc, m1 erster Molar.
V4 nat Gr. (Nach Lartet)
Flg. 1909.
Maitodon (Tetralophodon) longirottri« Kaup.
Ob. Mlocan. Eppelsheim Die drei oberen Milch-
backenzahne. Vi n.-it Gr. (Nach Kaup.)
Das Milchgebiss (Fig. 1908) hat die Formel j^-{pf. Die zwei hinteren
Milchmolaren werden zuweilen durch Prämolaren ersetzt (Fig. 1906); bei den
meisten Arten jedoch werden die Milchmolaren wie bei Elephas von hinten nach
vorne ausgeschoben. Der letzte D und die beiden vorderen M oben und unten
besitzen gleiche Anzahl von Querjochen; der letzte M zeichnet sich durch Hin-
zufügung eines weiteren Joches und häufig noch eines Talons aus. Es haben
somit die Mastodon- Arten drei gleichartige Zähne (dentes intermedii) in jedem
Kiefer, die in der Regel drei oder vier Querjoche aufweisen. Darnach lassen
sich zwei Sectionen: Trilophoilon und Tetralophodon unterscheiden.
Bei den Trilophodonten ist die Zahl der Querjoche der D, P und M:
m: ? : ! (PI :-D **«tH *» (fti) W , H-
Im mittleren Miocän von Europa sind M. (Trilophodon) augustidens Cuv.
und M. (Triloph.) Turicensis Schinz besonders häufig. Im oberen Miocän
von Europa (Eppelsheim, Pikermi etc.) M. {Tetralophodon) longirostris Kaup
(M. Pentelici Gaudry), von Ostindien M. (Triloph ) Falconeri und palaeindicus,
von Nordamerika (Deep River Beds) M. (Trilophodon) hrevidens Cope. Im
Pliocän von Europa M. (Trilophodon) Borsoni Hays und M. (Tetralophodon)
Z Ittel, Grundzuge der Palaeontologie. 54
850
Vertebrata.
Arvernensis Croiz. und Job., von Süd- und Ostasiet M. Sivalensis, Perimensis,
Punjabiensis, latidens etc., von Nordamerika (Loup fork-Stufe) M. (Tetraloph.)
mirißcus Leidy, M. (Triloph.) productus, euhyphodon, proavus Cope. Im Pleisto-
cän von Nordamerika M. (Trilophodon) Americanus Cuv.,*lf. serridms Cope,
M. Shepardi, rugosiJens Leidy, von Central- und Südamerika M. Humboldti
und Andium Cuv. und M. Platensis Amegh.
Fig. 1909.
Stegodon Ctifli Falcon. und Cautloy.
(oder lMelstocAn) von Birma.
Molar. ■/« nat. Or. D Denün, c
(Nach Clift.)
Fig. 1910.
Elspfuu planifront Kalcon. und Cautley.
Siwalik. Ost - Indien. Oberer Molar, der
Lange nach durchgeschnitten. y, nat Gr.
(Nach Falconer.)
Kiephat prim
Backzahn v
(Nach O
Fig. 1912.
Diluvium,
und
wen.) e Schmelz, d Dentin,
von unten. •/» nat Or.
Flg. 1911.
Oberer Backzahn von EUphat (Loxodon)
Afrlcanu* Lin., von unten.
Ganze Skelete von M. Americanus sind nicht sonderlich selten in Nord-
amerika.
Stegodon Falcon. (Fig. 1909). Uebergangsform von Mastodon zu
Elephos. Untere J fehlen, obere J mächtig entwickelt, ohne Schmelzband.
M aus 6—12 niedrigen, dachförmigen, etwas convexen und meist vielwarzigen
Querjochen zusammengesetzt, deren Zwischenthäler theil weise mit Cement
ausgefüllt sind. Die Mi und Ms haben im gleichen Kiefer in der Regel
gleich grosse Zahl von Jochen; die Unterkieferzähne bestehen meist aus
mehr Jochen, als die correspondirenden oberen M. Vier Arten (St. Clijti,
bombifrons, Ganesa und trigonoeephalus) im Miocän und Pliocän von Süd- und
Ostasien.
Elephas Lin. (Fig. 1910—1913). Zahnformel J; J; J (seltener J;- J; ^ J).
Obere J ohne Schmelzband. M ans 5 bis 27 hohen, zusammengedrückten, am
Oberrand gekerbten Queriochen bestehend, deren Zwischenthäler vollständig
mit Cement ausgefüllt sind, welches auch die ganze Zahnkrone überzieht. Durch
Abkauung entsteht eine ebene Fläche Den M gehen drei Milchbackenzähne
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Ungulata. Proboscidia.
851
voraus, welche etwas weniger zahlreiche Querjoche besitzen. Beim indischen
Elephanten fällt der erste Dm im zweiten, der zweite im fünften, der dritte
im neunten I^ebensjahr aus. Der erste M tritt erst im 15. Jahr in Function.
Meist nur ein einziger oder höchstens zwei Backzähne in jeder Kieferhälfte
in Gebrauch.
Fi*. 1913.
EUphat primigeniut Blumb. Vollständige* a»" RelVorenem Boden von Sibirien
Die Zahl der Querhügel vermehrt sich an jedem neu auftretenden Zahn, so
dass sogenannte »isomere Zwischenzähne « mit gleicher Jochrahl, wie sie für Mcutodon
charakteristisch sind, bei Elepha* nicht vorkommen. Bei den genauer bekannten
EUpheu- Arten verhalt sich die Zahl der Quorjoche folgendermaassen :
Mt JA AI»
7 H 10
7 »-9 11
7 8 10
7 ö— 9 10—11
8—9 8-11 10-14
b 9 9—11 11-14
8-9 10 12
8—9 10 12
8—9 10 12-13
8— 9 10 12—13
9— 12 12-13 15 — 20
10-12 12—13 16 21
9-12 10-12 13—17
9—12 12-13 14—16
12-14 Ii;- IS 24
12-14 16—18 24—27
9_15 14-16 18-27
9-15 14-16 18-27
54*
1. J
* Africanus
2.
•
planifrons
8.
»
4.
>
5.
>
mnaidriensis
6.
»
antiquus
7.
hysudricxi$
8.
»
ittdiais
9.
»
primigenitu
D«
D1
3
6
7
3
6
7
3
6
7
3
6
7
3
5-6
7—8
8
6— 6
7—8
3
5
8-9
3
5
8-9
3
6
8-9
3
6
Ö-9
3
5—7
8-11
3
6-8
9—11
3
5-7
9-11
3
7-9
9-11
4
8
12
4
8
12
4
6-9
9-12
4
6-9
4-12
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852
Vertebrata. Mammalia.
Falconer theilt die Gattung Elephas in zwei Subgenera ein: Loxodon
(Fig. 1911) mit verhältnismässig niedrigen und wenig zahlreichen Quer-
hügeln, die bei der Abkauung häufig rhombische Gestalt erhalten, und
Euelephas (Fig. 1912) mit hohen und zahlreichen, stark zusammengedrückten
Querhügeln, deren vordere und hintere Flächen parallel verlaufen.
Fossile Elephanten erscheinen zuerst im oberen Miocän von Ostindien
(E. planifrons und hysudricus Falc. Cautl.); sie scheinen sich von dort nach
Westen verbreitet zu haben und kommen im Pliocän auch in Europa vor
(E. meridionalis Nesti). Ihre Hauptverbreitung erlangten sie jedoch erst im
jüngeren Pliocän und Pleistocän, wo sie Europa, Nordafrika, Asien, Nord-
amerika und Südamerika bewohnten. Die Unterscheidung der Arten ist
schwierig, wenn, wie dies meist der Fall ist, nur vereinzelte Zähne und
unvollständige Skeletreste vorliegen.
E. meridionalis erreicht nach Gaudry eine Höhe von ca. 4 m und
übertrifft an Grösse alle bis jetzt bekannten Landsäugethiere. E. antiquus
Falcon. charakterisirt das ältere Diluvium von Europa, lebte aber auch noch
im obersten Pliocän mit E. meridionalis zusammen. E. mnaidriensis Leith.
Ad. und E. melitensis Falcon. aus Südeuropa (Sizilien, Malta) sind nach
Po hl i g Zwergrassen von E. antiquus. Weitaus die häufigste fossile Elephanten-
art ist E. primigenius Blumb. (Fig. 1912. 1913), das Mammuth. Seine
mächtigen, 10—15 Fuss langen Stosszähne sind stark nach oben und aussen
gekrümmt und zuweilen 250 Pfund schwer; die Backzähne hoch, breiter als
bei E. antiquus, die Querjoche lamellenartig, enger, dichter gedrängt, zahl-
reicher, und der Schmelz auf der vorderen und hinteren Fläche weniger stark
gefaltet. Reste vom Mammuth sind mit Ausnahme von Skandinavien und
Finland im Diluvium von ganz Europa, in Nordafrika, in Nordasien bis zum
Baikalsee und caspischen Meer und in Nordamerika verbreitet. Ganze Leichen
mit langem, wolligem Haar finden sich in Sibirien im gefrorenen Boden.
E. Columbi Falc. vertritt E. primigenius in den südlichen Vereinigten Staaten
und Mexico.
7. Unterordnung. Condylarthra. Cope.1)
Ausgestorbene plantigrade Hujthiere mit fünfzehigen Extremitäten. Astragalus
mit verlängertem Hals und convexer distaler Gelenkfläche. Carpalia in zwei
geradlinigen Reihen angeordnet. Oebiss vollständig. Barkzähne bunodont. Humerus
meist mit Foramen entepicondyloideum. Femur mit drittem Trochanter.
Die Condylarthren sind mit Ausnahme von einigen spärlichen Resten
aus dem Eocän Europas auf die ältesten Tertiärablagerungen, die sogen.
Puerco- und Wasatch Schichten des nordamerikanischen Westens beschränkt
und erweisen sich als die primitivsten Vertreter der Hufthiere, aus denen
wahrscheinlich die Perissodactyla und vielleicht auch die Artiodactyla hervor-
gegangen sind. Sie theilen im Schädel- und Skeletbau , sowie im Gebiss
mancherlei Merkmale mit den Creodontia und stammen wohl von denselben
Grundformen wie diese ab.
Der niedrige, langgestreckte Schädel ist wenig differenzirt und ver-
einigt Merkmale der Creodontia, Paarhufer und Unpaarhufer. Die Orbita
f?ind hinten weit geöffnet; das Gehirn ungemein klein, das Kleinhirn
hinter den glatten Hemisphären des Grosshirns gelegen. Der Processus post-
glenoidalis ist wohl entwickelt, das Gebiss vollständig. Schneidezähne und
Eckzähne stimmen mit denen der Creodontia und primitiven Hufthiere
überein; die Backzähne sind braehyodont, mehrwurzelig, die P einfacher,
') Cope, E £>., The Condvlarthra. Araer. Naturalist 1884 8. 790. 892, und
Trane. Amer. Philos. Soc. 18tt8. XVI S. 298. - Marsh, 0. C, Ainer. Journ. 1892 XLII1.
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Ungulata. Condylarthra.
853
als die trigonodonten oder vierhöckerigen M. Der Zahnwechsel ist voll-
ständig, der letzte Milchbackenzahn dem ersten 3/ ähnlich.
Die plantigraden Extremitäten haben vorne und hinten fünf Zehen,
wovon die drei inneren stärker entwickelt sind als die beiden äusseren. Ein
Schlüsselbein fehlt; der Humerus be- B
sitzt fast immer ein Foramen ente-
picondyloideum , das Femur einen
dritten Trochanter. Illna und Radius,
sowie Tibia und Fibula bleiben getrennt.
Die zwei Reihen Carpalia sind beinahe
serial angeordnet und häufig ein Cen-
trale vorhanden (Fig. 1914). Die Fibula
endigt wie bei den Carnivoren frei ; auch
der Tarsus stimmt im Wesentlichen mit
dem der Creodontia überein ; die gewölbte
Endfläche des Astragalus ruht auf einem
breiten Naviculare und berührt seitlich
das hohe Cuboideum. Die tibiale
Trochlea besitzt häufig eine Perforation
für den Flector digitorum. Die End-
phalangen sind distal abgeplattet, aber
fast wie bei den Creodontiern zugespitzt.
In der äusseren Erscheinung dürften
die Condylarthra eher Omnivoren Raub-
thieren als Hufthieren ähnlich gewesen
sein. Die Beschaffenheit der Hand- und
Fussgelenke gestattete keine sehr rasche mg. m<.
Bewegung, und das Gebiss lässt eine Er- gyranp* »oeuau > vmh unter-EoeAn. WwMteh.
j^vnvguiig, uuvj uuo ^. , TTi . . , Wvomlng. A linker Vorderfus», B linker Ulnter-
nährung durch pflanzliche und thierische fus*. «,nat. Gr. (Nach Marsh.) r Radiu*.
Kost vermuthen. Die grössten Formen KlfflSSÄS
erreichten die Dimensionen eines Baren, gnum, « unciforme, ea cnicaneua, a Astra-
die kleinsten die eines Marders. gttlaB- »Naviculare. rf cuboideum, c ».«.».
«*o viuw kxoiu^o. Cunelformla, x Epicunelfonne.
L Familie. Periptychidae. Cope.
Obere M trigonodont, oder quadrituberculär. Obere und untere P ziemlich
gross, meist einspitzig, zuweilen noch mit einer niedrigen Innenspitze. Tibiale
Gelenkfläche des Astragalus geioölbt, in der Mitte vertieft. Naviculare seitlich
mit dem Calcaneus und Cuboideum verbunden.
Im untersten Eocän (Puerco-Stufe) von Neu-Mexico und Wyoming.
p* m«
FIk. 1915.
Cope. Unter-Eocan. ruerco. Neu-Mcxloo. Ä obere
*lt nat. tir. (Nach Cope.;
Backzähne, B Unterkiefer.
Von den hierher gehörigen Gattungen Periptychus (Fig. 1916), Haplo-
conus, Anisonchus, Ectoconus Cope sind nur die erste und letzte genauer
bekannt. Vereinzelte Backzähne aus dem Bohnen von Egerkingen werden
von Rütimeyer der Gattung Periptychus zugeschrieben.
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854
Vertebrata. Maramalia.
2. Familie. Phenacodontidae. Cope.
Obere M mit vier Haupthöckern und zwei Zwischenhöckern; die zwei vordersten
P einspitzig, die beiden hinteren P mit Hauptspitze und ein bis zwei Innenspitzen.
Tibiale Trochlea des Astragalus in der Mitte ausgehöhlt. Naviculare seillich mit
dem Calcaneus und Cuboideum gelenkig verbunden.
Die Phenacodontidae unterscheiden sich durch vollständigere Ausbildung
der Praeraolaren, welche bei den vorgeschrittenen Formen zwei Nebenhöcker
besitzen, durch die Beschaffenheit des Tarsus und durch den längeren Hals
von den Periptychiden.
Im unteren Eocän von Nordamerika und Europa.
a
Phenacodus Cope (Fig. 1916). Von den zwei in vollständigen Skeleten
aus dem Eocän (Wasatch-Stufe) von Wyoming bekannten Arten (PA. primaevus
und Wortmani Cope) besass die erste die Grösse eines Tapirs, die zweite die
einer Dogge. Nach Rütimeyer auch im Bohnerz von Egerkingen.
Die Gattungen Protogonia, Diacodexis Cope und Thi notherium
Marsh aus dem unteren Eocän von Nordamerika sind ungenügend bekannt,
gehören vielleicht zu den Creodontia.
3. Familie. Meniscotheridae.
Zahnreihe nahezu geschlossen. Obere M quadrituberculär mit W/örmiger
Aussenwand, zwei leistenförmigen, gebogenen Zwischenhügeln und zwei ungleichen,
conischen Innenhöckern. Die hinteren P trituberculär. Untere M und letzter P
aus zwei V förmigen Halbmonden zusammengesetzt, die drei vorderen P einspitzig.
Astragalus stark verlängert, das distale Ende gewölbt. Schwanz lang.
Im unteren Eocän (Wasatch-Beds) von Neu-Mexico und im Bohnert
von Egerkingen.
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Ungiilata. Perissodactyla,
855
M eniscotherium Cope (Fig. 1917) , Hyracops Marsh (Fig. 1914) aus
dem unteren Eocän von Mexico, Meniscodon Rütimeyer im Bohnere von
Egerkingen.
Gr. (Nach Cope.) (Nach Lemolne.)
4. Familie. Pleuraepidotherldae. Lemoine.
Oebiss vollständig. J, C und Pi conisch, zugespitzt. Zwisdten Pi und Pt
oder Ps ein kleines Diastema. Obere M mit vier Vförmigen Höckern und einem
schwach entwickelten vorderen Zwischenhöcker. Pl = Mx , P3 mit einfachem
Innenhöcker. Untere M , sowie Pa und Pn mit vier paarig gegenüberstehenden
coniseften Höckern und einem unpaaren Vorderhöcker. Die Endphalangen der
fünfzehigen Füsse schmal, distal jederseits mit einer schwachen flügelartigen Aus-
breitung.
Die beiden hierher gehörigen Gattungen (Pleuraspidotherium [Fig. 1918]
und Orthaspid ot her i um Lemoine) aus dem untersten Eocän von Cernays
bei Reims erreichen nicht ganz die Grösse eines Fischotters.
8. Unterordnung. Perissodactyla. (Owen.) Unpaarzeher.1)
(Mesaxonia March.)
Unguligrade Hufthiere mit vorteiegend entwickelter Mittelzehe; meistens am
Hinterfuss drei, am Vorderfuss drei bis vier Zehen, zuweilen an beiden Füssen
nur eine Zehe. Astragalus mit tief ausgefurchter Gelenkrolle, distal abgestutzt.
Hand- und Fusswurzelknochen alternirend. Gebiss meist vollständig. Backzähne
lophodont, seltener bunodont. Femur mit drittem Trochanter. Fibula nicht mit
dem Calcaneus articulirend.
Die Perissodactylen bilden eine äusserst formenreiche Abtheilung von
herbivoren Hufthieren, von denen heute nur noch die drei Gattungen Tapirus,
Rhinoceros und Equus existiren, während sie in früheren Erdperioden und
zwar vom ältesten Eocän an bis zum Pleistocän eine grosse Verbreitung be-
sassen und zahlreiche erloschene Gattungen und Arten aufweisen. Sie sind
alle ausgezeichnet durch die kräftige Entwickelung der dritten oder Mittel-
zehe im Vorder- und Hinterfuss, welche bei den specialisirtesten Formen
{Equus) ganz allein die Körperlast trägt und in allen Fällen die Hauptaxe
der Extremitäten enthält.
Der Schädel gewinnt durch das Uoberwiegen der Gesichtsknochen über
die Gehirnkapsel verlängerte Form. Das Hinterhaupt fällt steil ab, die
Condylen sind quer convex, die grossen Schläfengruben von einer Crista
temporalis überdacht. Die Nasenbeine ragen frei über die seitlich offenen,
weit zurückreichenden Nasenlöcher vor, welche unten vom Zwischenkiefer
•) Owen, Rieh., Quart journ. preol. Soc. 1847. IV. S. 103. — Cope, E. D., The
Perissodactyla. Amer. Naturalist 1887 (Nov.) 8. 9*5. — Osborn, ff. F., Mammalia of
the Uinta Formation. III. The Perissodactyla. Trans. Anier. Philos. Soc. 18t>9. XVI
pt. IV. The Evolution of the Ungulate Foot ibid.
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856
Vertebrata. Mamraalia.
und öfters auch noch vom Oberkiefer begrenzt werden. Zuweilen (Rhino-
ceridae) tragen die Nasenbeine auf rauhen, polsterartigen Flächen Hörner,
oder es können sich auf denselben knöcherne Protuberanzen von verschiedener
Grösse erheben (Titanotheridae). Die Augenhöhlen sind in der Regel hinten
weit offen, und nur bei den jüngsten Gattungen der Equiden ringsum knöchern
begrenzt. An der Zusammensetzung des Jochbogens nimmt der Processus
zygomaticus des Schläfenbeins erheblichen Antheü.
Das definitive Gebiss der Perissodactylen besteht in seiner typischen
Entwicklung aus je drei Schneidezähnen, einem Eckzahn und sieben Back-
zähnen in joder Kieferhälfte oben und unten. Diese Zahnformel gilt für
sämmtliche eociinen Gattungen. Die Modernisirung des Gebisses veranlasst
bei jüngeren und vorgeschritteneren Formen eine Reduction, zuweilen sogar
vollständige Verkümmerung der Schneidezähne, der oberen, seltener auch der
unteren Eckzähne und der vordersten Prämolaren. Die Backzähne sind bei
den primitiveren Formen brachyodont, bei einzelnen vorgeschritteneren
• Gattungen prismatisch. Die älteren Perissodactylen haben vorwiegend
heterodonte, die jüngeren homöodonte Backzähne. Die ursprünglich vier-
höckerige Krone bleibt höchßt selten rein bunodont, meist sind die Höcker
durch Joche verbunden (lophodont). Durch Einschaltung von kleineren
Zwischen höekern wird die Zahnkrone häufig verstärkt, und ebenso stellt sich
bei vorgeschritteneren Formen nicht selten über dem Schmelz eine Cement-
hülle ein.
Das Milchgebiss besteht aus Schneidezähnen, Eckzähnen und Back-
zähnen ; davon stimmen die zwei erstgenannten mit denen des definitiven
Gebisses überein ; die Milchbackenzähne dagegen gleichen nur bei den homöo-
donten Formen ihren Ersatzzähnen, bei den heterodonten besitzen die zwei
hinteren Milchzähne die Ausbildung der vorderen Molaren, und nur der
vorderste zeichnet sich in der Regel durch reducirtere Form aus.
Die Wirbelsäule ist aus 7 Halswirbeln, 22 Rücken- und Lendenwirbeln,
5—6 Saeralwirbcln und mindestens 13 oder mehr Schwanzwirbeln zusammen-
gesetzt Ein Schlüsselbein fehlt. Humerus kurz, gedrungen, ohne Foramen
entepicondyloideum , die Fossa olecrani niemals durchbohrt. Radius und
Ulna bald gleich massig entwickelt, getrennt, bald distal verschmolzen.
Im Carpus (Fig. 1921. 192G) besteht die proximale Reihe aus vier Knöchel-
chen (Scaphoideum , Lunare, Cuneiforme und Pisiforme), die distale aus
Trapezium, Trapezoid, Magnum, Unciforme. Ein Centrale fehlt. Verwachsungen
von benachbarten Knöchelchen kommen nie vor, wohl aber findet durch
eine seitliche Verschiebung der distalen Reihe und durch eine Zunahme des
Tiefendurchmessers eine ungemein feste Verkeilung der Knöchelchen statt.
Das Scaphoideum wird nicht mehr, wie bei den Condylarthra ausschliesslich
vom Trapezoid, sondern vom Trapezoid und Magnum getragen, und häufig
ist die Facette des Magnum beträchtlich grösser als die des Trapezoids ; das
Lunare stützt sich auf Magnum und Unciforme, und nur das Cuneiforme
hat ein einziges distales Knöchelchen (das Unciforme) zur Unterlage. Bei
den Formen mit drei nahezu gleichlangen Zehen ist der Carpus schmal und
verhältnissmässig hoch, bei den jüngeren Equiden mit ungemein starker
Mittelzehe gewinnt das Magnum beträchtlich an Ausdehnung, schiebt
das Unciforme, sowie das Trapezoid nach der Seite und drückt das
Trapezium ganz aus der Fusswurzel heraus, so dass es schliesslich ganz
verschwindet. Von den Metacarpalien sind im Maximum vier, meist drei
und beim Pferd nur eines, das Mc III, entwickelt. Der Daumen fehlt
stets, der kleine Finger bleibt, wenn vorhanden, kürzer als die übrigen.
Die Metacarpalia drängen sich mit ihren schwach coneaven proximalen
Gelenken etwas zwischen die Carpalia ein und zeigen gleichfalls alternirende
Anordnung. Die Länge der Metapodien variirt ausserordentlich. Im All-
gemeinen bedeutet Verlängerung der Metacarpalia einen Fortschritt und
geht nieist mit Reduction der seitlichen Zehen Hand in Hand. Wird die
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Ungulata. Perissodactyla. Tapiridae.
857
Körperlast nach und nach auf die einzige Mittelzehe übertragen, so bildet
sich am distalen convexen Gelenke des Me III ein zugescharrter medianer
Leitkiel aus, welcher eine seitliche Verschiebung der Zehen verhindert. Bei
den älteren, drei- oder vierzehigen Perissodactylen fehlen die Leitkiele ganz
oder sind nur auf der Hinterseite entwickelt Die dreieckigen, unten ab-
geplatteten Endphalangen sind von Hufen umgeben.
Der Oberschenkel zeichnet sich durch einen vorspringenden, manch-
mal ungemein stark entwickelten dritten Trochanter aus. Tibia und Fibula
sind bei den Formen mit wenig überwiegender Mittelzehe vollständig ent-
wickelt und ihrer ganzen Länge nach frei, bei den jüngeren Equiden ver-
kümmert die Fibula zu einem kurzen, am proximalen Gelenk angehefteten
Griffelknochen.
Von den Tarealknochen hat der Calca-
neus (Fig. 1919) einen verlängerten abgestutzten
und mit rauher Endfläche versehenen Stiel
(tuber calcis) und ein nach innen vorspringen-
des, den Astragalus stützendes und mit drei
Facetten versehenes Sustentaculum. Der Astra-
galus (Fig. 1920) hat oben und vorne eine
tief ausgefurchte Gelenkrolle (t) für die Tibia,
auf der inneren und hinteren Seite drei Facetten
für den Calcaneus und an dem abgestutzten,
entweder ebenen oder schwach gewölbten a», p' Facetten
distalen Ende eine grosse Facette für das Nävi- g^/'"^ Rtt™'.
culare (n) und eine kleine für das Cuboideum cette für du
(cub). Zwischen den beiden Knochen der pro- cuboideum.
ximalen und der distalen Reihe liegt ein niedriges, ausschliess- nahmö"dea "ün-
lieh vom Astragalus bedecktes Naviculare, welches durch die teren^Jf" dcr
drei Cuneiformia der distalen Reihe gestützt wird. Das Cuboi-
deum ist hoch, trägt den Calcaneus, artdculirt aber auch stets mit dem
Astragalus. Verwachsungen von zwei oder drei Cuneiformia kommen nur bei
den vorgeschritteneren Equiden vor, sonst bleiben alle Tarsalia gesondert. Die
Reduction der Seitenzehen ist am Hinterfuss vollständiger und constanter als
am Vorderfuss (Fig. 1921 u. 1926). Der Hinterfuss ist somit entweder dreizehig
oder bei den jüngeren Equiden einzehig, die Metatarsalia schieben sich mit
ihren meist ebenen proximalen Gelenkflächen nicht zwischen die Tarsalia ein.
Die Perissodactylen lassen sich in 4 Familien: Tapiridae, Equidae,
Rhinoceridae und Ti'tanotheridae eintheilen.
Flg. 1919.'
Pnlneotherium
Calcaneus.
Astragalus.
/Trochlea, n, etta
Facetten für daa
Naviculare und
Cuboideum, e,
e Berührungs-
fläche mit dem
Calcaneus,
a Grube cur Auf-
1. Familie. Tapiridae.1)
Nasenbeine frei vorragend, kurz. Oebiss vollständig (*'-}; -Jzjf-y)- Schneide-
gähne zugespitzt, meisselfbrmig, Eckzähne conisch. Backzähne braehyodont. P meist
einfacher als M, bei den geologisch jüngsten Formen den M gleich. Obere 31 mit
zwei durch eine einjache Wand verbundenen Aussenhöckern und zwei geraden Quer-
jochen, welche die Aussenhügel mit den beiden inneren verbinden. Zwischenhiigel
fehlen. Untere M mit zwei rechtwinklig oder schief zur Längsaxe gerichteten
Querjochen. Vorder juss mit vier, Hinterfuss mit drei Zehen.
Die Tapiriden enthalten grosse, mittelgrosse und kleine Hufthiere, deren
einzige noch jetzt existirende Gattung im tropischen Amerika und in Südasien
lebt Die fossilen Formen beginnen im unteren Eocän von Europa und
•) Maack, 0., Untere über Lophiodonfossilien von Heidenheim. Jahresbericht
naturhist. Ver. Augsburg. XVIII. 1885. — Osborn, H. F, and Wortmann, J. L.,
Fossil Mammals of the Wasatch and Wind River Beda. Bull Amer. Mus. of nat.
history 1*92. IV. S. 90-94 und 124—132. - Meyer, H. v , Fossile Reste des Genus
Tapir. Palaeontographica. 1867. Bd. XV.
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858
Vertebrata. Mammalia.
Nordamerika, reichen in beiden Continenten bis ins Pliocän und haben sich
im Pleistocän auf Ostasien und Südamerika zurückgezogen. Sie bilden eine
isolirt stehende Gruppe unter den Perißsodactylen, über deren Abstammung
nichts Sicheres bekannt ist
Sämmtliche Tapiriden besitzen ein vollständiges Gebiss; die Eckzähne
sind in der Regel durch ein Diastema von den Backzähnen getrennt ; letztere
stets kurz (brachyodont) und die Krone von einem Basal wülstchen (Cingulum)
umgeben, das am vorderen Ausseneck der Oberkieferzähne einen mehr oder
weniger kräftigen dritten Pfeiler (Parastyl) bildet. Die Querjoche, welche die
inneren und äusseren Höcker der Backzähne verbinden, verlaufen fast
geradlinig (ortholophodont), im Unterkiefer sind die vorderen Schenkel der
ursprünglich V förmigen Joche ganz verwischt, so dass in der Regel nur die
hinteren Schenkel einfache Querjoche bilden. Bei allen alttertiären Gattungen
unterscheiden sich sämmtliche rraemolaren durch einfacheren, häufig noch
trituberculären Bau von den Molaren, beim lebenden Tapir beschränkt sich
die Reduktion auf den vordersten P, die übrigen P haben das Aussehen der
ächten M erhalten. Im Oberkiefer sind in der Regel 4, im Unterkiefer
4 — 3 P vorhanden, denen Milchzähne vorausgehen, welche im Wesentlichen
den M gleichen. Im Unterkiefer tritt eine Verkümmerung des vordersten P
bei vielen Gattungen ein, während der Oberkiefer meist die volle Zahl (4)
behält Nur die eocäne Gattung l/opkio-
don besitzt auffallender Weise oben und
unten nur 3 Praemolaren. Der Schädel
der Tapiriden ist gestreckt, die Schnauze
verschmälert, die Gehirnhöhle mässig
gross; die Orbita sind hinten nicht
knöchern umgrenzt, die Nasenbeine frei
vorragend, bei den älteren Formen sehr
lang und gross, bei Tapirus kurz und
dreieckig, Kaum für einen kurzen Rüssel
lassend. Nasenöffnung gross, weit
zurückreichend; Postglenoidal- und Par-
occipitalfortsätze wohl entwickelt Die
Extremitäten (Fig. 1921) haben mässige
Länge, sind schlanker, als die der
Rhinoceriden , jedoch plumper, als die
der meisten Equiden; ulna und Radius
bleiben vollständig getrennt und haben
nahezu gleiche Stärke. Im Carpus ruht
das Scaphoideum auf dem Trapezoid
FjR l92U und Magnum, das Lunare auf Magnum
Tapirus Ameriravu« lAu 'Ä linker VorderftiM, Und Uncifonne. Das MagnUUl trägt die
b recht« Hinterfuß. \ n.t Gr. Hauptlast und wird von Metacarpus II
und III gestützt. Der Vorderfuss ist bei allen genauer bekannten Gattungen
vierzehig, der Hinterfuss dreizehig. Am Hinterfuss zeichnet sich das Femur
durch einen müssig entwickelten dritten Trochanter aus, die Fibula ißt stets
vollständig entwickelt. Der Astragalus besitzt eine ausgefurchte Trochlea,
distal eine grosse, abgestutzte Gelenkfläche für das Naviculare und eine
kleine für das Cuboideum. Der Bau des Carpus und Tarsus stimmt bei
sämmtlichen Vertretern der Tapiriden ziemlich genau überein und zeigt seit
der Tertiärzeit keinen wesentlichen Fortschritt.
1. Unterfamilie. Lophiodontinae.
Obere und untere M mit zwei schufen Querjochen. Sämmtliche oder
beiden vorderen P einfacher als die Molaren.
Nur fossil im Eocän von Europa und Nordamerika.
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üngulata. Perissodactyla. Tapiridae.
859
Heptodon Cope. Zahuformel: ' J Sämmtliche P einfacher als
die M. Unter-Eocän (Wasatch- und Wind River-Stufe) Wyoming. H. ven-
torum, calciculus Cope.
Helaletes March (Dilophodon, Desmatotherium Scott). Ob. Eocän (Bridger-
und Uinta-Stufe). Nordamerika.
Lophiodon Cuv. {Tapirotherium Blv.) (Fig. 1922). Zahnformel: J J
Die beiden Aussen-
spitzen der M sind
durch eine Wand ver-
bunden. P einfacher
als die M. Letzter
unterer 3/ mit starkem
Talon. Die Gattung
Lophiodon igt im un-
teren und mittleren
Eocän Europas ziem-
lich verbreitet. Man
kennt mehr als ein
Dutzend Arten, welche
in der Grösse zwischen
Tapir und Rhinoceroe
schwanken.
Flu. 1922.
Mittel- Eocän. |Imel, bei C*»telnaudary.
and Un
Lophiodon Uttlente Cuv
Aude. Zahnreihe des linken Oberkiefers and
Or. (Nach F 11 hol.)
2. Unterfamilie. Taplrlnae.
Untere M mit zwei rechtwinklig zur
Längs axe stehenden Querjochen. Die P bei
den geologisch älteren Formen einfacher,
bei den jüngeren den M gleich.
Fossil im Eocän, Miocän und Pliocän
in Europa, Nordamerika und Asien.
Lebend in Südasien und Südamerika.
Lophiod ochoerus Lemoine. Unter
Eocän von Ay bei Reims. L. Peroni Le-
moine.
Systemodon Cope. Zahnreihe bei-
nahe geschlossen. Obere M mit zwei
selbständig entwickelten und fast gleichen
Aussenhöckern, welche durch zwei Quer-
joche mit den inneren Höckern verbunden
sind. Die drei hinteren P trigonodont,
vorderster P klein, einspitzig. Untere M
mit zwei Querjochen, der letzte mit
starkem Talon. Häutig im unteren Eocän
(Wasatch-Stufe) von Wyoming und Neu-
Mexico. S. tapirinus, Cope.
Isectolopkus Scott und Osborn. Ob. Eocän (Uinta- und Bridger-Stufe)
von Nordamerika. Wahrscheinlich auch im Bohnerz von Egerkingen {Lophiodon
annectens Rütiin.).
Protapirus Filhol (Fig. 1923). letzter oberer P mit zwei äusseren
und nur einem 6ehr stark entwickelten und scheinbar aus der Verbindung
von zwei Höckern entstandenen Innenhöcker. Die unteren M mit zwei ein-
fachen, rechtwinklig zur Längsaxe gerichteten Querjochen. Ms ohne Talon.
Im oberen Eocän (Phosphorit) des Quercy und im Bohnerz des Eselsberg
bei Ulm. P. priscus Filhol.
Fl*. 1923.
prtjeu» Filhol. Quercy. A letzter
oberer /» und drei M. B die drei hinteren
U de» Unterkiefer« In nat Gr (Nach Filhol.)
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860
Vertebrata. Mammalia.
Tapirus Helreticu*' Meyor.
Fig. 1924
Unt. MiocAn.
Edelsberg bei Ulm. i Erster
Molar und die beiden hinteren Prnemolaren des Obcrlcicfer«
klefer-Molar (nat Gr.).
B Ein Unter-
Tapiravus Marsh. Miocän von New -Jersey und Pliocän der Rocky-
Mountains.
Tapirus Linne (Elasmognathus Gill) (Fig. 1921. 1924. 1925). Die zwei
Aussen8pitzen der oberen vierseitigen M durch eine Wand verbunden und mit
,4 den beiden lnnen-
m' p* p* 8 spitzen durch ein
fa.st rechtwinklig
zur Längsaxe ver-
laufendes Quer-
1'och vereinigt.
Jasalwulst am vor-
deren Ausseneck
ein Pfeilerchen
bildend. Die drei
hinteren P den M
ähnlich und mit
zwei Querjochen
versehen, der vor-
dere dreieckig und
trituberculär. Ob.
Eckzahn durch eine
weite Lücke von
P1 getrennt, den
Schneidezähnen ge-
nähert. Untere M mit
zwei rechtwinklig zur
Längsaxe verlaufen-
den Querjochen. Die
zwei hinteren P = M,
der vordere P ver-
längert, dreieckig.
Schädel mit sehr
kurzen, vorne zuge-
spitzten und vor-
ragenden , zuweilen
durch eine Wand ge-
Vorderfuss vierzehig, Hinterfuss dreizehig. Lebend
in Südindien. Fossile Tapire waren in
Flg. 1923.
Schädel von Tapirus (Elasmognathus) Bairdiu* GUI
V« nat Gr.
Recent. Panama.
stützten Nasenbeinen
in Süd- und Centraiamerika und
der Miocän- und Pliocänzeit in Europa und Asien und im Pleistocän in
Südamerika verbreitet. T. helveticus Meyer, T. Suevicus Fraas, T. priscus
Kaup, T. Hungaricus Meyer im Miocän von Europa. T. Arvernensis Croiz.
und Job. im Pliocän.
2. Familie. Equidae.1)
Nasenbeine jrei vorragend, vorne zugespitzt, hornlos. Gebiss vollständig.
Zahnformel: £ i t^L' « J meisselförmig. P bei den geologisch älteren Formen
einfacher als die M, bei den jüngeren den M gleich. Obere M aus zwei in der
Regel zu einer Aussemvand verbundenen Aussenhöckern, zxoei Innenhöckern und
l) Burmeister, Herrn., Die fossilen Pferde der Pampasformation. Buenos Aires
1875 u. Supplem. 1889. — Cope, E D., Proceed. Amer. Philos. Soc. 1889. XXVI.
S. 429. — Hemel, Reinh., (Hipparion) Abh. Berl Akad 1860 u. 1862. — Huxlei/, Th..
Adress deliv. at the anniv. meeting of the geol. Soc. Quart journ. 1870. vol. XXVL
— Kowalercsky, IV , Sur l'Anchitherium Aurelianense et sur l'histoire pale'ontologique
des Chevaux. Mein, de l'Ac. imp. St. Petereb. XX 1873. — Major, C. J. ForsytH,
Beiträge zur Geschichte der fossilen Pferde, insbesondere Italiens. Abh. Schweiz.
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Ungulata. Periesodactyla. Equidae.
861
meist zwei conischen oder leistenartig verlängerten oder halbmondförmig gebogenen
Zwischenhöckern bestehend. Die Innen- und Zwischenhöcker in der Regel durch
Joche verbunden. Untere M bei den primitivsten Formen vierhöckerig, in der
Hegel aber aus zwei V- oder halbmondförmigen, nach innen geöffneten Jochen
zusammengesetzt. Vorderfuss vier-, drei- bis einzehig; Hinter fuss drei- bis einzehig.
Die Equiden bilden die formenreichste, in ihren Endgliedern am stärksten
differenzirte, aber zugleich auch genealogisch geschlossenste Familie der
Perissodactylen. Sie beginnen im älteren Eocän und gipfeln in der noch
jetzt existirenden Gattung Equus. Wie gross nun auch der Unterschied
zwischen einem Pferd und den kleinen, vierzehigen, eocänen Anfangsformen
sein mag, so sind doch die einzelnen Gattungen der Equidcnreihe morpho-
logisch so enge mit einander verknüpft, dass Kaum ein lehrreicheres Beispiel
für die allmähliche Umgestaltung und Specialisirung eines bestimmten
Organisationstypus der Säugethiere gefunden werden kann. Die drei Unter-
familien Hyracotherinae, Palaeotherinae und Equinae weichen nur durch graduelle
Unterschiede von einander ab und stellen lediglich zeitlich getrennte Ab-
stufungen der Entwickelungsreihe dar.
Der Schädel ist langgestreckt, niedrig; die Stirn breit, das Gehirn
gross und stark gefaltet. Die oben glatten, hornlosen und zugespitzten Nascn-
eine ragen frei über die zuweilen weit zurückreichende Nasenöffnung vor,
welche unten vom Oberkiefer und Zwischenkiefer begrenzt wird. Die Orbita
sind bei den älteren Gattungen gross, hinten weit offen, bei den jüngeren kleiner
und ringsum knöchern begrenzt. Lacrimalia ausgedehnt. Processus post-
glenoidalis und paroeeipitahs wohl entwickelt.
Sämmtliche Equiden besitzen oben und unten jedereeits drei Schneide-
zähne, einen Eckzahn und sechs bis sieben Backzähne. Bei den jüngeren
Formen umschliesst der Schmelz der Schneidezähne eine Vertiefung (Marke),
welche allmählich durch Abkauung verschwindet. Das Diastema zwischen
den conischen Eckzähnen und Backzähnen vergrössert sich bei den jüngeren
Gattungen in Folge von Verlängerung der Gesichtsknochen. Bei den Back-
zähnen herrscht eine Tendenz nach Homoeodontie und zugleich nach Um-
wandlung der anfänglich kurzen, mehrwurzeligen (braehyodonten) in hohe,
prismatische, unten offene oder erat spät geschlossene (hypselodonte) wurzel-
lose Zähne. Die Krone ist vierseitig, mehr oder weniger flach und nur mit
massig vorragenden Höckern oder Falten versehen. Die oberen M besitzen
vier Haupthügel, zwei äussere und zwei innere, von V förmiger Gestalt und
in der Regel noch zwei Zwischenhöcker von verschiedener Grösse und Aus-
bildung. Bei den ältesten Gattungen bleiben die inneren und äusseren
Innenhügel getrennt, und nur die Zwischenhügel sind mit den inneren durch
schwache Leisten verbunden ; bei weiterer Entwickelung vereinigen sich nicht
nur die Aussenhöcker zu einer geschlossenen W-förmigen Aussenwand, sondern
auch die Innen und Zwischenhügel zu schrägen und halbmondförmigen
Jochen. Das Basalwülstchen bildet ausserdem häufig ein accessorisches
Höckerchen oder Säulchen am vorderen Ausseneck und ein zweites in der
Mitte des Hinterrandes. Von den oberen Prämolaren ist der vor<lei>te stets
klein und einfach ; er fehlt niemals bei den eocänen Gattungen, wird jedoch
bei den jüngeren Formen hinfällig und verschwindet, che der letzte M
zum Durchbruch kommt. Die hinteren P sind bei den älteren Formen
trituberculär, bei den jüngeren den M gleich. Im Unterkiefer tritt die Ueber-
pal. Ges. IV und VII. 1877-80. — Marsh, 0. C, Araer. Journ. Sc 1872. IV.
1874. VH. VIII. 1876. XII. 1879. XVII. 1892 XL1II. — Nthring, A , Fossile
Pferde aus deutschen Diluvialablagerungen. Ein Beitrag zur Geschichte des Haus-
pferdes. Berlin 1884 — Rütimeyer, L., Beiträge zur Kenntnis« der fossilen Pferde
und vergl. Odontographie der Hufthiere. Verh. d. naturf. Ges. Basel 1H63. Bd. III
und Abh. Schwei« paläont. Ges. 1875. Bd II - Scott, W. B., ou the Osteology
of Mesohippus and Leptomeryx. Journal of Morphology. 1891. V. 3.
862 Vertebrata. Mammalia.
einstimmung der P mit den M meist etwas früher ein als im Oberkiefer. Bei
Uyracotherium stehen die vier conischen Höcker einander paarweise oder alter-
nirend gegenüber und bleiben entweder isolirt oder sind nur undeutlich durch
Querjoche verbunden. Bei allen jüngeren Equiden sind die Backzähne lopho-
dont. Die Praemolaren des definitiven Gebisses ersetzen oben und unten je drei
Milchzähne; dem vordersten Milchzahn folgt in der Regel kein Praemolar.
Bei sämmtUchen Equiden haben die zwei hinteren Milchzähne den Bau der
vorderen Molaren und sind bei den heterodonten Gattungen stets voll-
ständiger als ihre Ersatzzähne.
A B CD
Fig. 1026.
Carptu und Metacarpus von A Equtu, B Hipparitm, C AnchUherium , D Palaeotherium. c Ounelfonne,
l Lomir.-, « Scapholdeum, u Uncifornie, m Magnum, td Trapexold, //— V Metacarpalia II, HI, IV und V.
A 0 C r D E
Die Extremitäten sind bei den ältesten Formen gedrungen, bei den
jüngeren schlank und lang. Die Knöchelchen der beiden Carpalreihen alter-
niren miteinander. Das ursprünglich kleine os magnum wächst bei den
jüngeren Formen stark in die Breite, drängt das Trapezoid nach innen und
stützt gleichmäßig das Lunare und Scaphoideum. Bei den primitiveren
Gattungen sind 4 Metacarpalia entwickelt. Bei Anchitheriwn gewinnt Mc III
in Folge der Ausdehnung des os magnum ein starkes Uebergewicht über die
dünnen, seitlichen Metapodien, deren Zehen jedoch den Boden noch berühren.
Bei Hipparion (Fig. 1920) und Protohippus nimmt der Metacarpus an Länge
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Ungulata. Perissodactyla. Equidae.
863
zu, die seitlichen Metacarpalia II und TV sind dünn, reichen aber noch bis
zum unteren Ende des ungemein starken Mc III und tragen kurze, den Boden
nicht mehr berührende Afterzehen. Mc V ist nur noch als winziger Stummel
angedeutet. Bei Equus, Pliohippus und Uippidion endlich wandeln sich die
zwei seitlichen Metacarpalia in dünne, nach unten zugespitzte GrifTelbeine
um, die nur bis über die Mitte des starken und langen Mc III reichen;
dieser besitzt allein drei kräftige Zehenglieder, wovon das letzte von einem
grossen Huf umgeben ist. Mc V verschwindet vollständig.
Eine ähnliche Umbildung erleiden der Tarsus und Hinterfuss (Fig. 1927),
so dass auch hier als Schlussresultat ein einzehiger Fuss mit zwei schwachen,
seitlichen Griffelbeinen entsteht. Die Leitkiele am distalen Gelenke der
Metapodien sind anfänglich auf die Hinterseite beschränkt, werden jedoch
im Verlauf der Zeit immer stärker und theilen bei den jüngsten Gattungen
das ganze Gelenk in zwei gleiche Hälften.
Die Equiden zerfallen in drei Unterfamilien (Hyracolherinae, Palaeo-
therinae und Equinae).
1. Unterfamilie. H) racotherinae.
Orbita hinten offen. Zahnformel: -J). Backzähne sehr niedrig, mit
starkem Basalband. Praemolaren meist einfacher als die Molaren. Obere M
mit vier gegenüberstehenden Haupthöckern und zwei kleineren Zwischenhöckern;
untere M mit vier Höckern. Sowohl die oberen als auch die unteren Höcker
conisch oder häufiger V förmig und namentlich die unteren durch foche verbunden.
Radius und Ulna getrennt, von nahezu gleicher Stärke. Vorderfuss mit vier,
Hinterfuss mit drei Zehen.
Die Hyracotherien sind die ältesten und iy>9
primitivsten Perissodactvlen , welche zum iryraeotherium vmticntum cope Eo<*n.
Theil im Gebiss noch bunodonten Charakter Wyomi1l/,,cnat VT&eJSS***
bewahrt haben. Die conischen Aussenhöcker n* ' ac op
der oberen Backzähne bleiben entweder selbständig oder sind durch eine
niedrige Aussenwand verbunden, auch sind die Innen- und Zwischenhöcker
mit den äusseren entweder gar nicht oder nur durch unvollkommen
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864
Vertebrata. Mammalia.
entwickelte Leisten oder Joche vereinigt. Die Praemolaren sind stete einfacher
als die Molaren, meist trituberculär. Die Hyracotherinen lassen sich von
den Condylarthren und speciell von Phenacodus ahleiten und bilden ihrerseits
den Ausgangspunkt des Equiden- und Tapiriden6tammes.
Die Ueberreste dieser Familie finden sich nur im Eocän von Europa und
Nordamerika.
Hyracotherium Owen (Pliolophus Owen] (Fig. 1928. 1929). Sämmtliche
Backzähne von einem Basalwulst umgeben ; die Höcker entweder isolirt oder
nur undeutlich durch Joche verbunden. Der letzte untere M mit Talon.
Schulterblatt mit wohl entwickeltem Processus coracoideus. Extremitäten
schlank, ziemlich lang, digitigrad. Humerus mit durchbohrter Fossa olecrani,
ohne Foramen entepicondyloideum. Radius und Ulna getrennt Metacarpus V
kürzer als Mc IX Oberschenkel etwas länger als Humerus, mit breitem
drittem Trochanter.
Fig. 1930.
Paehynolophui Demnrati Oerv. A Oberkieferiahne aus dem Grob-
kalk von Uentilly bei Parin. B Unterklefertähne aus dem Hohnerz von
Egerkingen.^ Nat. Gr. ^Nach Kowalewsky.)
Fig. 1932.
Pachynolophm (Orotherium) CrislonmtU Cope Bp. Unt. Eocän.
Wasatch. Wyoming. Linker Unterkleferast nat. Or. (Nach Cope.)
Flg. 1931.
Pachf/nolophu* liderolitinu
Plctet. Ob. Molar «/»•
Im unteren Eocän
von England (H. lepo-
rinum und cuniculus
Owen), Frankreich und
im Bohnerz von Eger-
kingen. Auch im
Eocän von Nord-
amerika (Wasatch-,
Green River- und
Bridger- Stufe).
mit zwei getrennten
P trigonodont.
E. pernix,
Eohippus Marsh (Ectocion Cope). Obere M
Aussenhöckern, zwei Zwischen- und zwei Innenhöckern.
Im unteren Eocän (Wasatch- Beds) von Wyoming und Neu-Mexico.
validus Marsh.
Pachynolophus Pomel (Orotherium, Orohippus p. p. Marsh, Oligotomus
Cope) (Fig. 1930 — 1932). Obere M mit zwei pyramidalen, durch eine mässig
gewölbte Aussenwand verbundenen Aussenhöckern, die bei ihrer Vereinigung
eine verticale Medianfalte der Aussenwand bilden, j Die beiden Innenhöcker
conisch, die zwei
Zwischenhöcker
deutlich und fast
gleich. Das Ba Sal-
band bildet am
vorderen Aussen-
eck eine kleine
Falte. P4 etwas
kürzer, sonst aber
(Nach Fi. hol.) wieJtfl der h.n
tere Innenhöcker deutlich entwickelt. Untere M
aus zwei scharf geknickten V förmigen Jochen
bestehend , deren Innenhörner mit Ausnahme des vorderen zu spitzen
Höckern anschwellen. Im unteren, mittleren und oberen Eocän von Frank-
reich, sowie im Bohnerz der Schweiz; ausserdem im Eocän von Nordamerika
(P. Cristonensis Cope).
Flu 1933
Propalaatthirium Ittelanum
Gervais, Bohne«. Kv'erklngen.
Erster Molar und die beiden
hinteren Praemolaren. Nat. Gr.
(Nach Rät] meyer.)
Flg. 1934.
Propalatotherium Argeutouicum Gerv. Mittel-
Eocitn. Argenton. hidrc. Die beiden letzten
unteren Molaren mit. Gr.
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Ungulata. Perisaodartyla. Equidae.
«65
Lophi otheri um Gerv. aus dem oberen Eocän von Alais ist auf Unter-
kieferzähne basirt, für welche die zugehörigen Oberkieferzähne noch nicht
ermittelt ßind.
Propal aeotherium Gervais (Chasmotherium Rütimeyer) (Fig. 1933. 1934).
Obere M wie bei Packynolophus , jedoch beträchtlich grösser. P4 und Ps
trituberculär, mit starkem V förmigem Innenhöcker. Untere Backzähne aus
zwei nach innen geöffneten, V förmigen Jochen gebildet; am vorderen Halb-
mond ist der vordere Schenkel häufig verkümmert. Die beiden Innenhügel
plump, der vordere zweigipfelig. 3fs mit starkem Talon. Die zwei hinteren P
den M ähnlich, die vorderen einfacher. Im mittleren Eocän von Nanterre,
Issel, Argenton, Lautrec u. a. O. in Frankreich und im Bohnerz von
Egerkingen.
Epihippus Marsh {Orohippus p. p. Marsh). Ob. Eocän (Uinta- und
Bridger-Stufe). Wyoming.
2. Unterfamilie. Palaeotherinae.
Orbita hinten weit offen oder unvollständig knöchern begrenzt Backzähne
brachyodont, mehrwurzelig. Die zwei oder drei hinteren P in der Regel den M
gleich, seltener einjacher. Obere M mit W förmiger Aussenwand und zwei
schrägen Querjochen. Die zusammenstossenden Innenhörner der beiden Halb-
monde der unteren M bilden eine oder zwei kleine Spitzen. Radius und Ulna
meist getrennt. Vorder- und Hinterfuss dreizehig; die Seitenzehen den Boden
erreichend.
Im Eocän und Miocän von Europa und Nordamerika.
FIk. 1936.
Palaeotherium magnum Cuv. Re*uurirt. Naeh C u v i c r i
Palaeotherium Cuv.
(Fig. 1926 D. 1927 E.
1935—1937). Zahnformel :
rC^T Ob.MundPmit
Ausnahme des kleinen,
dreieckigen P1 gleich;
Aussen wan < I W förmig, aus
zwei verbundenenHöckern
bestehend; Innenhöcker durch schiefe Quer-
ioche mit der Aussenwand verbunden. Unter-
kieferbackzähne mit Ausnahme des vordersten
aus zwei Halbmonden zusammengesetzt, die
bei ihrer Vereinigung einen einfachen Hügel bilden; Mt mit drei Jochen.
Schneidezähne meisselförmig, Eckzähne conisch. Carpalia (vgl. Fig. 1826 D)
ziemlich hoch und schmal. Von den drei nahezu gleich langen Metacarpalia
ist das mittlere etwas stärker, als die beiden seitlichen; die drei Zehen
Zlttel, lirmidxiige .ler Palaeontulogle. 55
Fi*. 1937.
Palaeothrrium
Cuv. Erster unterer
Molar. Vi-
Flg. 1935.
Palaeotherium eraintm Cur. Lignit
Debruge bei Apt. Vaucluse. Unterselle
<lc* Sfha<lels mit »Amintlkhon Zahnen.
V» nat. Gr.
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Vertebrata Maranialia
endigen in platten , distal verbreiterten Hufphalangen. Am Femur beginnt
der dritte Trochanter etwas über der halben Länge und bildet eine vor-
springende Leiste. Tibia und Fibula sind zuweilen distal verwachsen; die
drei Cuneiformia discret entwickelt (Fig. 1927 E).
Flg. 1938.
A Anchüaphui Dttmarttti
Oerv. Phosphorit.
Quercy. Ob. Molar stark
abgekaut «/». B Anehi-
lophu$ RadegondentU
Oerv. Ob. Kocan (Bohn-
en.) Maurcmont
Schweix. Ob. Molar in
Gr
Fl*. 193»
um minus Cuv. Ob. EocÄn (Lignit). DebruBC bei Apt. i Ober-
kleferzahm», B Unterklefer/Ahno, *ji nat. Gr.
Fig. 1941.
Ii
Backiahnrcihe, nat Gr (Nach Onborn.)
Metohippxu Bairdi IMdy sp. Unt. MIocAn. Oakot*. Obere und
t>ihe
Flg. 1940
Muohippui ffttr Marsh.
Unt. MIocAn. DakotH.
A VorderfUM. B Hlntpr-
fuss, '/» nat. <ir., rwtau-
rirt (nach Marsh).
Palaeotherium findet eich ausschliesslich in ober-
eocänen Ablagerungen von Frankreich, England, Süd-
deutschland und der Schweiz und ist für diesen Horizont
die häutigste und bezeichnendste Säugethiergattung.
Ganze Skelete von P. magnum, medium, crassum Cuv. hat
der Pariser Gyps geliefert, zerdrückte Schädel, zahllose
Gebisse und isolirte Knochen der lignithaltige Mergel
von Debruge bei Apt, Vaucluse sowie die Phospho-
rite des Quercy und die Bohnerze der Schweiz, der
schwäbischen und fränkischen Alb. Die grösste Art (P. magnum) erreichte
die Dimensionen des Rhinoceros, die kleineren die eines Schweines.
Paloplotherium Owen (Plagiolophus Pomel) (Fig. 1939, sowie 1927 D).
Wie vorige, aber P einfacher als M, P1 meist fehlend. Zahnkronen öfters
mit Cementüberzug. Häufig im ob. Eocän von Europa. P. annectens Owen,
P. minus Cuv., P. hippoides Fraas.
Anchilo phus Gervais (Fig. 1938). Backzähne mit Ausnahme des
kleinen P1 homoeodont. Zwischen P1 und C eine weite Lücke. Untere P
und M aus zwei V förmigen Halbmonden bestehend, die in einem zwei-
spitzigen Innenpfeiler zusammenstossen. Ms mit drittem Joch. Ob. Eocän.
Lignit von Debruge, Phosphorit, Bohnen.
Mesohippus Marsh (Fig. 1940. 1941). Schneidezähne meisselförmig,
ohne Marke. Backzähne mit Ausnahme des vordersten homoeodont Die
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Ungulata. Periaaodactyla. Equidae.
867
oberen aus zwei V förmigen, zu einer Wartigen Aussenwand verbundenen
Höckern, zwei kräftigen Innenhöckern und zwei selbständig entwickelten
Zwischen höckern bestehend. Die zwei V förmigen Halbmonde der unteren
Backzähne bilden bei ihrer Vereinigung ein undeutlich zweispitziges Innen-
pfeilerchen. Vorder- und Hinterfuss dreizehig, die seitlichen Metapodien
dünn und ihre Zehen den Boden kaum berührend. Am Vorderfuss ein
griffelartiges Mc V vorhanden. Häufig im unteren Miocän von Dakota (White
River-Stufe). M. Bairdi Leidy sp. hat die Grösse eines Schafes.
Anchitherium H. v. Meyer, Miohippus Marsh (Fig. 1926 C. 1927 C. 1942).
Backzähne mit Ausnahme des kleinen vordersten P homoeodont. Aussenwand
der oberen M und P Wförmig. Innenhügel kräftig, mit den schmalen, halbmond-
förmigen Zwischen hügeln und der Aussenwand durch ein schräges Joch ver-
bunden; am Hinterrand ein accessorischer Zwischenhöcker (et). Pl klein, drei-
eckig, mit einer verlängerten Aussenspitze und einem kleinen Innenhöcker.
Krone der Schneidezähne schräg nach innen abfallend, mit schwach vertiefter
Marke. Rackzähne des Unterkiefers aus zwei V förmigen Halbmonden bestehend,
welche bei ihrer Vereinigung zwei getrennte Innenspitzen bilden, Jfs mit
Talon. Schädel ähnlich Palaeotherium. ülna gegen unten schmächtiger werdend
und mit dem dünnen, distalen Ende am Radius angewachsen. Carpus
(vgl. Fig. 1926) ganz unähnlich dem von Palaeotherium. Scaphoideum und
Lunare höher als breit, distal abgestutzt und beide auf einem sehr breiten,
niedrigen Magnum ruhend; Unciforme schmal und hoch. Die seitlichen
Metacarpalia II und IV haben kaum '/3 der Stärke von Mc III, sind
jedoch nur wenig kürzer, als der mittlere Fussknochen und tragen je drei
schwache Afterzehen. Fibula sehr schwach, griffelartig, mit der Tibia
verwachsen. Hinterfuss dreizehig (Fig. 1927 C), die seitlichen Mt schwach.
Die einzige europäische Art A. Aurelianense Cuv. sp. (Palaeotherium
hippoides Blv.) charakterisirt das obere Miocän von Frankreich, Süddeutsch-
land und Oesterreich. In Nordamerika ziemlich häufig im mittleren und
oberen Miocän von Oregon, Montana und Dakota. A. (Miohippus) praestans,
equiceps Cope.
Fig. 1M2. Flg. 1943
AnehUherium Aurelianente Cuv. «p Mlocan Meiychipput mirabilU Leidy A ob. Milchmolar.
0«orx«niMnnünd. Bayern. A uberer, B unterer B utit Molar «/i «Nach Leidy.)
Molar »/.
S. Unterfamilie. Equinae.
Orbita hinten vollständig geschlossen. Backzahne hypselodont , mit reich-
lichem Cement. P\ sehr klein, hinfällig, öfters fehlend; die übrigen P
den M gleich. Oberer M mit halbmondförmigen, verlängerten Zwischenhöckern,
welche geschlossene Marken bilden. Untere M mit grossem, als Doppelschleife
entwickeltem Innenpfeiler an der Vereinigungsstelle der beiden Halbmonde.
Schneidezähne me isseiförmig, der Schmelz an der Krone eingestülpt und eine
Marke bildend. Radius und Ulna verschmolzen, letztere am distalen Theil sehr
dünn. Vorder- und Hinterfuss drei- oder einsehig, die seitlichen Metapodien
dünn, entweder mit kurzen Afterzehen versehen oder zu distal zugespitzten Griffel-
beinen verkümmert.
Fossil im oberen Miocän, Pliocän und Pleistocän von Europa, Asien,
Nordafrika und Amerika; jetzt über die ganze Erde verbreitet, aber nur in
Europa, Asien und Nordafrika einheimisch.
55*
uig
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R68
Vertebrata. M um mal in
Merychippus Leidy (Fig. 1948). Unter-Pliocän, Nebraska. M. insignis
und mirabilis Leidy.
Hipparion Christel (Hippotherium Kaup) (Fig. 1944, Fig. 19265
und 1927 B). Schneidezähne mit Marke. Eckzähne bei beiden Ge-
schlechtern vorhanden. Backzähne prismatisch, aber nur halb so lang als
beim Pferd. Pl oben klein, frühzeitig ausfallend. P* länglich dreieckig,
etwas grösser als die übrigen Backzähne. Vorderer Innenhügel einen isolirten
rundlichen Pfeiler bildend. Cement sehr reichlich. Untere M aus zwei Halb-
monden bestehend, die bei ihrer Vereinigung einen verlängerten Doppelpfeiler
bilden, welcher sich bei der Abkauung als grosse Doppelschlingt? darstellt;
das Innenhorn des Nachjochs ebenfalls zu einem länglichen Pfeiler ent-
wickelt, welcher den hinteren Mittel pf eiler zuweilen berührt. Die Milch-
backenzähne gleichen den sie ersetzenden P, sind jedoch etwas gestreckter.
A
kürzer und mehrwurzelig. Die unteren D zeichnen sich durch ein kleines
Pfeilerchen in dem mittleren Querthal der Aussenseite aus, die oberen D
sind schmäler und weniger stark mit Cement versehen, als ihre Ersatzzähne.
Schädel etwas kleiner und niedriger als beim Pferd. Vor dem Thränen-
bein eine unten von der breiten Crista maxillaris begrenzte Grube. Extremi-
täten dreizehig, die mittleren Metapodien sehr kräftig, am distalen Gelenkkopf
mit vollständig entwickeltem Leitkiel, die seitlichen dünn, mit kurzen, den
Boden nicht erreichenden Afterzehen.
Die Gattung Hipparion unterscheidet sich vom Pferd durch zierlicheren
Bau. geringere, zwischen Esel und Zebra stehende Grösse, durch die ab-
weichende Beschaffenheit der Oberkieferbackzähne und hauptsächlich durch
die dreizehigen Füsse. Sie charakterisirt in Europa die obersten Miocän-
Ablagerungen, lebte wahrscheinlich in grossen Rudeln und hinterliess zahl-
reiche Ueberreste bei Eppelsheim, am Mont Leberon (Vaucluse), bei Perpignan,
Concud in Spanien, Pikermi bei Athen, Samos u. a. O. (H. graciU
Kaup sp., H. mediterraneum , brackypus Honsel, H. diplostylum, prostylum
Gervais). Auch in Algier, China, Ostindien und in den Loup Fork-Beds
von Nordamerika (H. occidentale, speciosum Leidy etc.) verbreitet.
Proiohippus Leidy (Fig. 1945). Vorderer Innenhügel der oberen M
mit den Zwisehenhügeln verbunden. Cement reichlich. Untere M wie bei
Equus, jedoch niedriger. Vorder- und Hinterfuss dreizehig, die seitlichen
Metacarpalia und Metatarsalia sehr dünn, die Afterzehen wie bei Hipparion
den Boden nicht berührend. Pliocän (Loup-Fork-Stufe) von Nordamerika.
P. perditus Leidy, P. sejunetns Cope.
Pliohippus Marsh. Wie vorige, aber seitliche Metapodien ohne After-
zehen. Pliocän (Loup Fork-Beds) von Nordamerika. P. pernix, robustus Maren.
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Unpulata PerisBrxlaetyla. Equidae.
W9
Hippidion Owen (Rhinippus Burmeister). Gebisa sehr ähnlich Proto-
hippus, jedoch die oberen Backzähne stark gekrümmt, kürzer als bei Equus,
mit gesonderten, unten geschlossenen Wurzeln; die beiden Innenpfeiler fast
gleich gross, oval, mit den halbmondförmigen Zwischenpfeilern verbunden.
Der kleine vordere P von der Grösse wie bei Hipparion. Nasenöffnung bis
über den letzten Molar zurückreichend, Nasenbeine ungemein lang, weit vor-
ragend. Die Metapodien gedrungen, kürzer als beim Pferde, seitliche Griffel-
beine über die Mitte der Mittel fussknochen reichend. In der unteren Pampas-
formation von Argentinien, Brasilien und Bolivien. H. (Equus) neogaeum,
principale Lund sp.
Hg. 1W5.
l*roiohippu* »ejunctw n>pe Unt. I'llocAn t 'olorado. Seh&del nebst
l'nterklefer von der Seilt' und von unten, '/» nat. <ir. (Nach ('opp.i
Equus Lin. (Fig. 1946 und Fig. 19264 und 1927 A). Schneide-
zähne mit Marke. Backzähne sehr hoch, prismatisch, unten in der
Jugend offen, ohne getrennte Wurzeln. Pl im Oberkiefer sehr klein, stift-
förmig, selten vorhanden. Die innere Schmelzeinfassung der Zwischenhügel
der oberen M schwächer gekräuselt als bei Hipparion; beide Innenhügel
durch schmale Brücken mit den Zwischenhügeln verbunden; der vordere
beträchtlich stärker als der hintere und meist plattgedrückt. Cement sehr
reichlich. Untere Backzähne wie bei Protohippus, nur beträchtlich höher.
Im Carpus fehlt das Trapezium, ebenso Mc V. Die seitlichen Metapodien
bilden vorne und hinten zugespitzte Griffelbeine ohne Zehen; doch finden
sich nicht selten abnorme Individuen, bei denen das innere Griffelbein
(Mc II) wohl ausgebildet ist und drei Zehen trägt, oder es erscheinen
als Zeugen eines atavistischen Rückschlages das Trapezium mit einem griff ei-
förmigen Mc I und Mc IV wie bei Hipparion entwickelt.
Die Gattung Equus beginnt in Ostindien im obersten Miocän (Sivalik-
schichten) mit E. Simlensis und Namadicus Falc. und Cautl. ; in Europa
im oberen Pliocän mit E. Stenonis Cocchi. Im Pleistocän (Diluvium) von
ganz Europa, Nordasien und Nordafrika ist E. caballus Lin. ungemein
verbreitet, während der Dschiggetai (E. hemionus) nur spärlich vorkommt
870 Vertebrata Mammalia.
und die Existenz des Esels (E. asinus Lin.) zweifelhaft bleibt In Nord-
amerika erscheint die Gattung Equus zum ersten Mal in den sogenannten
Equus- Beds der westlichen und südlichen Staaten, sowie in Mexico und
entwickelt dort eine beträchtliche Anzahl von Arten (E. excelsus Leidy,
E. crenidens Cope etc.); sie dauerte bis ins mittlere Pleistocän fort (E. major
Dekay, E. fraternus, occidentalis Leidy etc.) ; erlosch jedoch vollständig in der
jetzigen Periode und wurde erst wieder durch europäische Einwanderer
eingeführt. Auch in Südamerika waren mehrere Arten von Equus
(E. curvidens Owen, E. Andium Branco), in der mittleren und oberen
Pampasformation und im jüngeren Pleistocän verbreitet. Der Zähmung und
Domestication des diluvialen Wildpferdes, welche vermuthlich in der ältesten
Steinzeit begann, ist die spätere Zersplitterung des Hauspferdes in zahlreiche
Rassen zuzuschreiben.
Zeitliche Verbreitung und Stammesgeschichte der Equiden.
•
1
Nord-Afrika
; " - \
Europa Asien 'Nord-Amerika, Süd-Amerika
Jetatzelt
PleistocHn
(Diluvium)
i
Equus
i
i
Equus
Equus
|
Equus Equus
(von Europa (von Europa
eingeführt) eingeführt)
Equuß
Equus Equus
Equus
Pliohippus
Protohippua
Hipparion
Merychippue
Equua
Hippidion
Plloeftn
Ob. MIocId
Equus
Hipparion
Equus
Equus
Hippo-
dactylus
Hipparion
Hipparion
Hipparion
Hipparion
Hipparion
Anchi-
therium
jiiixei-iiiiocan
i
Anchi-
therium
Anchi-
therium
Unter-MiocHn
Mesobippus
i
Ob. Eocttn
1
t
<
i
i
Anchilophus
Palaeothe-
rium
Paloplothe- Epihippus
rium
Pachyno
lophiis
Mlttel-EoeBn
i
i
f
i
Unter-Eoctn
Paloplothe-
rium
Propalaeo-
therium
Pachyno-
lophus
Pachyno-
lophus
Hyraco-
therium
i
i
Epihippus
; Pachyno-
lophus
?Helohippus
Hyraco-
Eobippus
i
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Ungulata. Perissodactyla. Equidae.
871
Ueber die Abstammung des Pferdes und der übrigen Equiden-Gattungen
sind verschiedene Hypothesen aufgestellt worden. Schon Cuvier hatte auf
die Verwandtschaft von Palaeotherium und Equua hingewiesen; Huxley
bezeichnete Equus, Hipparion, Anchiiherium und Paloplotherium (Plagio-
lophus) als Entwickelungsstufen einer genealogischen Reihe , in welcher
Kowalewsky Paloplotherium durch Palaeotherium medium ersetzte. Durch
Kowalewskv wurde in eingehendster Weise die allmähliche Umformung
des Equiden-Fusses und Gebisses geschildert, so dass der Stammbaum des
Pferdes mit den oben genannten Etappen gesichert erschien. Durch die
Entdeckung zahlreicher Gattungen in Nordamerika ergaben sich jedoch
neue Gesichtspunkte für die Abstammung derEquiden. Marsh zeigte, dass
Nordamerika eine weit vollständigere Reihe von Entwicklungsstufen besitzt,
und dass die Wiege der modernen Pferde wahrscheinlich nicht in Europa,
sondern in der neuen Welt liege.
Nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse dürfte die nachfolgende
genealogische Tabelle dem Stammbaum der Equiden am nächsten kommen :
Europa.
Equus
i
Hipparion
Anrhitherium
Nordamerika.
Equus
Plioh ppus
Hipparion
ProtohippuB
:
Merychippus
Anchitheriurn
(Miohippus)
Südamerika.
- Equus
Hippidion
Anchilophu»
Palaeotherium
Paloplotherium
Propal aeotberi um
Pnchynolophus
Hyracotherium
MeBohippua
;
EpihippuH
Helobippus
Pachynolophus
(Orohippus)
Hyracotherium
Eohippus
Pbenacodus.
3. Familie. Rhinooeridae.1)
Nasenbeine frei vorragend, häufig mit einem rauhen Polster jür ein oder zwei
Hörner. Nasenlöcher weit zurückreichend. Zahnformel : s.°0 4r_*' Schneide-
') Brandt, J F., Mein Acad. imp. Sc St. Petereb. 1864. VIII. 1877. XXIV.
Nr. 4 und 1878. XXVI. — Cope, Edw., on the American Rhinoceroses and their
allies. Amer. Naturalist. 1879. S. 770. — Dwxrnoy , O. L., Nouv. Stüdes sur
les Rhinoceros fossiles. Arch. du Museum. Paris 1853. vol. VII — Flower,
W. H., on soine cranial and dental Characters of the existintf speoies of Rhino-
ceroses. Proceed. zool Soc. 1876. 8. 443. — Meyer, II. v., Die diluvialen Rhinoeeros-
Arten. Palaeontographica 1864. Bd. XI. — Pavlow, Marie. Etudes Hur l'hist. paleont.
des Ongules. IU. Rhinoceridae et Tapiridae (1888). VI Les Rhinoceridae de la
RuBSte et le developpement des Rhinoceridae en general. Bull, soc imp. Nat.
Moacou 1892.
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872
Vertebrata. Mammalia.
zähne und Eckzähne häufig fehlend. Praemolaren den Molaren mehr oder weniger
ähnlich, nur bei den ältesten Formen einfacher. Obere M mit dicker Aussenwand
ohne mediane Falte und zwei schiefen, schwach gebogenen, mit der Aussenwand
innig verbundenen Querjochen. Untere Backzähne mit zwei geknickten halbmond-
förmigen Jochen, wovon sich das hintere mit dem vorderen Schenkel aussen an
das Vorjoch anschliesst. Mi ohne Talon. Vorderfuss mit drei oder vier Zehen.
Zu den Rhinoceriden gehören vorwiegend grosse, kurzhalsige, plumpe,
kurzbeinige und kurzgeschwänzte Grasfresser, welche jetzt noch in sumpfigen
Niederungen des tropischen Indien, der Sunda-Inseln und in Centraiafrika
leben, fossil im oberen Eocän von Europa und Nordamerika beginnen und
im Miocän, Pliocän und Pleistocän über die ganze nördliche Hemisphäre
und Nordafrika verbreitet waren. Sie zeichnen sich theilweise durch den
Besitz starker Hörner aus, die als echte Hautgebilde aus innig verwachsenen
Haarbüscheln entstehen und auf rauhen, polsterfürmigen Protuberanzen
dem Nasenbein, zuweilen auch dem Stirnbein aufsitzen. Sind zwei Hörner
vorhanden, so stehen sie meist hintereinander, seltener nebeneinander
(Diceratherium).
Das Gebiss ist nur bei den ältesten Typen vollstäudig; bei den jüngeren
verkümmern zuerst die oberen Eckzähne, darauf die Schneidezähne und
unteren Eckzähne. Bei den älteren Formen sind
sämmtliche oder die beiden vorderen P noch erheb-
lich einfacher gebaut, als die M ; bei allen iüngeren
Rhinoceriden zeigen die P und M, mit Ausnahme des
vordersten P im Wesentlichen gleiche Zusammen
setzung. In das von den Querjochen der oberen M
(Fig. 1947] begrenzte Querthal ragen häufig Vorsprünge
vom Vorjoch (Sporn, crochet), von der Aussenwand
(Crista) und vom Nachioch (Gegensporn, anticrochet)
herein, die sich zuweilen berühren und inselförmige
Räume umschliessen. Der letzte untere Mi besitzt
niemals ein drittes Joch oder einen Talon.
Fi*. m7. Der Schädel ist niedrig, langgestreckt, das
"•ro?rfvokI^ehrerV?h!merer Hinterhaupt durch einen scharfen Occipitalkamm
AmwenhuRei, a' vordcroac begrenzt; die Orbita sind hinten offen, die Schläfen-
cr*^*^*«^11^^^™' gruben ungewöhnlich gross. Die Nasenbeine ragen
>)t n»t Gr. " ' frei vor, haben sehr verschiedene Stärke und I^änge,
je nachdem sie Hörner tragen oder hornlos sind,
und werden zuweilen durch ein verknöchertes Mesethmoid gestützt. Die
sehr grossen Nasenlöcher reichen häufig bis zum ersten M zurück. Der
kräftige Postglenoidalfortsatz ist entweder vom Processus raastoideus (post-
tympanicus) durch eine Lücke getrennt oder mit demselben verbunden.
Die Extremitäten sind meist kurz und plump, Ulna und Radius kräftig,
ähnlich den Tapiriden und wie bei jenen vollständig getrennt. Der
Carpus zeigt bei den älteren Formen fast dieselbe Beschaffenheit, wie
bei den Tapiriden. Von den vier Metacarpalia übertrifft Mc III die
beiden benachbarten an Stärke, Mc V ist kurz. Bei den jüngeren Formen
besitzt der Vorderfuss nur drei Zehen ; die Carpalia und Metacarpalia
werden kürzer und breiter und Mc III erheblich stärker, als die beiden
seitlichen Metapodien. Der Oberschenkel ist stets durch einen mächtig
entwickelten, ziemlich tief gelegenen dritten Trochanter ausgezeichnet; der
Tarsus und Metatarsus bei den primitiveren Formen etwas verlängert und
schmal, bei den modernisirten breit und kurz.
L Unterfamilie. Hyracodontldae.
Schädel mit Sagittalcrista und seitlich sichtbarem Perioticum, Nasenbeine
vorragend, hornlos. Gebiss vollständig J \ J; * Eckzahne schwach und unmittel-
Gooj
Ungulata Perissodactyla. Rhinoceridae.
«73
bar auf die Schneidezähne folgend, durch ein kurzes Diastema von den Back-
zähnen getrennt. P und M entweder heterodont oder homoeodont; die oberen M
aus Aussemvand und zwei schiefen Querjochen, die unteren aus zwei geknickten
Halbmonden bestehend, deren hinteres Horn ein Querjoch bildet. Hals lang,
beweglich. Extremitäten lang, schlank; Vorder- und Hinter fuss dreizehig.
Diese zierlichen, hochbeinigen, schlanken und langhalsigen Thiere erinnern
in ihrem ganzen Habitus weit mehr an Pferd oder Anchitherium als an
Rhinoceros, obwohl h
Schädel und Back-
zähne fast ganz
mit letzterer Gat-
tung übereinstim-
men. Sie stehen in
vielfacher Hinsicht
den Tapiriden nahe
und bilden einen
selbständigen er-
loschenen Seiten-
ausläufer des Rhino-
ceridenstamme8, der
bis jetzt nur aus
dem " Eocän und
unteren Miocän von
Nordamerika be-
kannt ist.
Hyrachius Lei-
dy (Fig. 1948). Die
P einfacher als M ,
die oberen trigono-
dont. Vorderfuss
mit vier, Hinter-
fuss mit drei Zehen.
Ob. Eocän (Bridger-
Stufe). Wyoming.
Colon oceras
Marsh, Triplopus
Cope. Ob. Eocän.
Wyoming.
Flg. 1»48.
Hyrachiut eiimiu* Leidy. Kocän (Bridger • Stufe), Wyoming. A Letzter
oberer Praemolar un«l erster oberer Volar. B letzter unterer Backzahn
(nat. Gr.). C Vorderfuw» (nach einem Gvpi
mit Gr.). (Nach C
sabgUKS).
ope
1) Minterfura (ca. "»
Fig. 19-19.
llyracodm Nebrascaui* Uidy. I nt. Mlocan. White River. Nebraska. A Zahnrvihe de*:Oberkiefers
von unten B Unterkiefer von der Seite »/i nat. Gr.
Hyracodon Leidy (Fig. 1949). Die drei hinteren P den M ähnlich.
Vorderfuss dreizehig. Unter Miocän (White River -Beds). Nebraska und
Colorado. H. Nebrascensis Leidy, H. arcidens Cope, H. major Osborn.
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874
Vertebrata Mammalia.
2. Unterfamilie. A my nodontinao.
Schädel vor den Orbüen tief ausgehöhlt; Vorderrand der Schnauze breit;
Postglenoidal/ortsatz stark. Nasenbeine sehr kurz, hornlos. Eckzähne oben und
unten viel stärker als die Schneidezähne. Molaren ähnlich Rhinoceros, jedoch
die Querjoche der oberen M ohne oder mit sehr schiuachem Sporn. Obere P
einfacher oder kleiner als die M.
Das Skelet dieser plumpen Thiere ist nicht genauer bekannt. Die bis
jetzt seltenen Reste stammen aus dem oberen Eocän und unteren Miocän
von Nordamerika und aus dem Eocän von Europa.
Amynodon Maren. {Orthocynodon Sc. und 0.). Ob. Eocän. Wyoming.
Metamynodon Scott und Osb. Unt. Miocän. Dakota.
t Cadurcotherium Gervais. Ob. Eocän (Phosphorit) Quercy.
8. Unterfamilie. Rhinocerinae.
Schädel langgestreckt, hinten ansteigend, ohne Sagittalcrista, Hinterhaupt
durch einen scharfen Occipitalkamm begrenzt, Perioticum nicht an der Seitenwand
des Schädels theilnehmend ; Nasenbeine lang, vorragend, von verschiedener Stärke
mit oder ohne Hornpolster. Gebiss niemals ganz vollständig. Zahnformel :
y'o ;_°fl J. Obere Eckzähne stets, häufig auch die Schneidezähne fehlend.
Obere Backzähne mit Aussenwand und zwei schiefen Querjochen; das Nachjoch
mit Gegensporn, die Aussemuand meist mit Crista versehen. Obere und\untere
Praemolaren den Molaren gleich. Hals kurz. Extremitäten plump. Vorder-
füsse 4— J sehig, Hinterfüsse dreizehig.
Fig. 1»50.
(Aceratherium) incuivum Cut. Ob. Mlocan.
bei Worms Schädel und Unterkiefer. V» nat. Gr. (Such
aup.)
Piff, 1951.
Rhinocerot (Aceratherium)
incitivum Cuv. sp Mlocan
Sanran (Gera). Vorderfum»
nat. Gr.
(Nach Bl Hin Tille.)
Sämmtliche Angehörige dieser Unterfamilie wurden
von Cuvier der einzigen Gattung Rhinoceros Lin.
zugetheilt, die jetzt in eine Anzahl Subgenera zerlegt
wird. Die Bestimmung einzelner Zähne oder Skelet-
knochen von Rhinoceriden ist selten mit voller
Sicherheit möglich, darum auch die Synonymik der
fossilen Arten ziemlich verwirrt.
a) ? Ronzother ium Aymard. Ronzon bei Le Puy. R. velaunum Aymard.
b) Aceratherium Kaup {Caenopna Cope) (Fig. 1950 — 1952). Nasenbeine
schwach, frei über die Nasenöffnung vorragend, hornlos; Stirnbeine oben
glatt; Processus mastoideus (posttympanicus) selbständig entwickelt und vom
Postglenoidalfortsatz durch eine Rinne getrennt. Zahnformel : f-Jx-J- 0bere
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T'npulata. PerisaodactyU. Rhinoceridae
875
Schneidezähne mit niedriger, seitlich zusammengedrückter, in der Richtung
von vorne nach hinten verlängerter und schräg abgekauter Krone. Untere
Schneidezähne klein, hinfällig, griffeiförmig, Eckzähne gewaltig gross, liegend,
dreieckig, hinten abgekaut Vorderfuss vierzehig, Hinterfuss dreizehig.
Zu Aceratherium gehören die ältesten Vertreter von Rhinoceros aus dem
Oligocän von Cadibona und den Phosphoriten des Qucrcy. (A. minutum Cuv.).
Im unteren Miocän rinden sich A. Lemanense Pom. (= Rh. Oannaiense Du-
vernoy), ßowie eine kleinere Art (A. Croizeti Pom.); im mittleren Miocän
A. incisivum Cuv. sp. (= Rh. tetradactylus Lartet), und A. Simorrense Irrtet,
im oberen Miocän A. Gold/u&si Kaup (= Rh. brachypus Lartet). Aus den
Siwalik-Schichten von Ostindien, Pereien, Beludschistan, Birma und China
werden Rh. Perimensis Falc. Cautl. (— Rh. iravadicus und planidens Lydekker)
und Rh. Blanfordi Lydekker erwähnt. Auch Nordamerika besitzt zwei unter-
miocäne (A. occidentale Leidy und A. mite Cope) und zwei obermiocäne Arten
(A. pacificum Leidy und A. Truquianum Cope).
FlR. 1952
Aceratherium «p. Miocftn. Nord-
Amerika. Hinte rfujw. '/i nat, Gr.
(Nach Onborn.)
Flg. 1953
Rhinoeero* (Aphetopn megalodus ( ope. l'nt. FliocAn (Ix>op-Fork' Stufe).
Colorado. Sehftdel von unten. '/« nat. Gr. (Nach Cope.)
c) Aphelops Cope (Fig. 1953). Zahnformel:
l. s ^e Aceratherium, jedoch plumper.
Vorderfuss dreizehig. Obere Schneidezähne klein,
zuweilen vollständig verkümmert. Im unteren
Pliocän (Loup - Fork - Stufe) von Nordamerika.
(A. megalodus, /ossiger Cope.)
d) Diceratherium Marsh. Zahnformel: \ ® ' ** | Jedes Nasenbein mit
einer höckerigen Anschwellung für ein Paar neben einander stehender
Hörner. Vorderfuss vierzehig. Oberes Miocän (John-Day-River-Stufe) von
Oregon. D. armatum, nanum, advenum Marsh.
e) Dihoplus Brandt (Fig. 1954). Zahnformel: 2\] \ \ l] Ob. innerer
Schneidezahn mit niedriger, stark verlängerter, seitlich zusammengedrückter,
schief abgekauter Krone, daneben zuweilen noch ein kleinerer, seitlicher
Schneidezahn. Untere J griffeiförmig, klein, hinfällig; untere Eckzähne drei-
eckig, lang, liegend. Nasenbeine weit vorragend, ziemlich breit, vorne mit
starker, rauher Protuberanz für ein Horn; ein zweites kleineres Horn auf
dem Stirnbein. Sporn, Gegensporn und Crista der oberen M wohl ent
wickelt. Fossil im mittleren (R. Sansaniense) und oberen Miocän (Rh. Schleier-
macheri Kaup).
f) Ceratorhinus Gray. Nase mit zwei Hörnern. Lebend in Südasien
und den Sundainseln (Rh. Sumatrensis Lin.). Fossil im Miocän und Pliocän
von Siwalik (Rh. platyrhinus Falc. Cautl.) und Persien.
876
Vertebrata. Mammalia.
Zahnformel:
i. o 4. s
Nase
g) Rhinoceros s. str. Gray (Zalabis Cope).
mit nur einem Horn. Processus posttympanicup mit dem Processus post-
glenoidalis verwachsen. Lebend in Südinoien {Rh. Sondaicus Horsf.). Fossil
in den Siwalikschichten und im Pleistocän
Ostindien und Borneo.
von
Flg. MM
Rhinoccrt>$ (IMhoftltu)
Sehlnermaeheri Kaup. Ob.
Mlocaii. Kppelnhelm Ih?I
Worms. Vorletzter obewr
Backzahn *k mit Or.
Fig. 1955.
Rlihtoteroi (Atttodut) pachygnathut Wagner. I'liivcan. l'ikcruii,
«Jrlechenland. Scha<lel '/■> nal. Or Such tiau.lry
(;>ar Parietale, Jr Frontale, n Nnoale, m Maxiila, jup Jugalc, Um
Si|iiniiionuti), or i »cHpItnlkimiin. c.oc Condylu» occiplull«, p gl l*ro
cessus pODtglenoidalis.)
Fi« 19Ö7.
Rhinocrro« iCoelodonta nntiquitatU Blumb. Diluvium. Wirksworth, KuglMiul Kö hler
l'ntcrkiefer. p Praemolaren, m Molaren, nat. r,r- <?»«ch Owen.)
Fig. 1956.
Rhinoteros (Coetodonta anti-
quitctfii Blumb. Diluvium.
Kraft Höhle bei Torquay,
F.ngland. Oberer Buck/uhn,
stark abgekaut »/• nat Cr.
(Nach Owen.)
Iii: 19M.
hhinoeeroi {Coelodonta) antiqviiatu Blumb. Low.
bei Kraiburg ob. Bayern.
KnuilMTgtr Hof
h) Atelodus Pomel. Zahnformel: J | • J-J. (Fig. 1955.) Nase mit zwei
Hörnern. Lebend in Afrika {Rh. bicornis Lin ). Fossil im oberen Miocän
Google
UngulatA. Periasodaetyla. Rhinoceridae.
877
(Rh. pachygnatus A. Wagn.), Pliocän (Rh. megarhinus Christol), und im ältesten
Pleistocän von Europa (Rh. leptorhinus Cuv.), Ostindien (Rh. Deccanensis Lyd.).
i) Coelodonta Bronn (Fig. 1956—1958). Zahnformel: J J J; J. Nasen-
beine sehr kräftig, durch eine knöcherne Scheidewand gestützt. Von den
beiden Hörnern steht das vordere auf einem ausgedehnten rauhen Polster
der verschmolzenen Nasenbeine, das hintere kleinere auf dem Stirnbein. Im
jüngeren Pliocän (Rh. Etrusciis Fale.) und im Diluvium (Pleistocän) von
Nordasien und Europa. Rh. Mercki Jaeg. und Rh. anliquitatis Blumb.
(Rh. tichorhinus Fisch.). Sowohl von Rh. Mercki als auch von Rh. antiquitahs
wurden ganze Leichen mit Haut, Haaren und wohl erhaltenen Weichtheilen
im gefrorenen Boden zwischen dem Jenisei und Lena-Fluss in Sibirien auf-
gefunden. Sie waren mit dichtem, wolligen Haarkleid bedeckt. Futterreste
in den Vertiefungen der Backzähne rühren von Coniferen und Weiden her.
Rh. Mercki und antiquitatis lebten während der präglacialen und glacialen
Periode des Diluviums so ziemlich in demselben Verbreitungsgebiet, das von
Sibirien über ganz Nord- und Centraiasien, inclusive China, sowie über das
nördliche und gemässigte Europa reichte. In Amerika und Afrika fehlen
Vertreter des Subgenus Coelodonta.
4. Unterfamilie. Elasmotherlnae.
Schadtl langgestreckt, mit verschmälerter spitzer Schnauze und sehr hoher,
rauher, halbkugeliger Protube ranz auf dem Stirnbein; Nasenbeine schmal,
nur am vordersten Ende mit einer kleinen Rauhigkeit versehen. Zahnformel:
6 o l^r J und ^ fen^en- Backzähne prismatisch, wurzellos; die oberen M aus
Aussenwand und zwei schiefen Querjochen, die unteren M aus zwei Halbmonden
bestehend; Schmelz stark gekräuselt. P oben und unten kleiner und etwas ein-
facher als die M. Skelet plump, Vorder- und Hinterfuss dreizehig.
A B
Kig. 1959.
Ma*motherium Siblricum Fischer. Pleistocän. Sareptii. 8Ü.1 Kurland. A Scha-iel roll der Seiu>,
B oberer. C unterer Backzahn. V4 nat Gt (Nach Brandt)
Elasmotherium Fischer (Fig. 1959). Die einzige Art (E. Sibiricum
Fißcher) im älteren Diluvium von Südrussland und Sibirien, sehr selten auch
im Rheinthal.
4. Familie. Titanotheridae. »)
Nasenbeine jrei vorragend, glatt oder mit zicei stumpfconiselien Knochen-
zapjen versehen; Orbita hinten offen. Zahn/ormel: j^l j 4% l ^ ^>ei den
jüngeren Formen klein, hinfällig, bei den älteren sehr kräftig. Ztcischett C und P
*) Earle, C. H., A Memoir upon the genus Palaeusyops and ito allien. Journ.
Acad. uat. Sc. Philad. 1892. vol. IX. — Marsh, 0. C, Amer. Journ. Sc. 1876. XI.
1887. XXXIV. 1889. XXXVII. 1890. XXXIX.
*
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878
Vertebrata Mamraalia.
ein sehr kurzes Diastema. Bei den älteren Formen sind alle P ein/acher als
die M, bei den jüngeren stimmen die zwei letzten P mit den M überein. Obere
M mit W förmiger Aussenwand und zwei conischen Innenhöckern, untere M aus
zwei V förmigen Halbmonden gebildet, deren Innenhömer bei ihrer Vereinigung meist
einen zweispitzigen Pfeiler büden. JMs mit drittem Joch. Vorderfuss vierzehig;
Hinterfuss dreizehig. Hufe massig breit, unten abgeplattet.
Diese völlig erloschene und hauptsächlich im Eocän und Miocän von
Nordamerika verbreitete Familie enthält grosse, plumpe Hufthiere, welche
in ihrer äusseren Erscheinung am meisten an Tapir und Rhinoceros erinnerten,
zuweilen aber beinahe die Dimensionen von Elephanten erreichten. Ihr
Gebiss weist auf gemischte Nahrung hin. Die Backzähne haben sehr niedrige
Kronen; die beiden Aussenhöcker der oberen M sind V förmig und bilden
durch ihre Vereinigung eine mit Mediankiel versehene, geknickte \V för-
mige Aussenwand. Die beiden conischen Innenhöcker bleiben meist isolirt
oder sind nur durch schwach entwickelte Joche mit der Aussenwand ver-
bunden; der vordere Höcker ist stets stärker als der hintere. Die oberen
Eckzähne haben nur massige Stärke und folgen entweder unmittelbar auf
die Backzähne oder sind durch eine ganz kurze Lücke von denselben getrennt.
Die Schneidezähne sind bei den eocänen Gattungen vollzählig, bei den
miocänen hinfällig. Die hinteren P unterscheiden sich nur durch geringere
Grösse von den M\ die beiden vorderen sind etwas einfacher. Im Unter-
kiefer sind sämmtliche Backzähne mit Ausnahme des ersten aus zwei
V form igen Halbmonden zusammengesetzt. Der Schädel ist lang, niedrig,
die Gehirnhöhle klein; bei den jüngeren Formen erheben sich am hinteren
Rand der Nasenbeine stumpfconische Knochenzapfen, deren Starke wahr-
scheinlich bei Männchen und Weibchen differirte. Die Extremitäten sind
denen des Tapir ähnlich; der Carpus breit und die Knöchelchen der
beiden Reihen zwar alternirend, jedoch nur wenig seitlich verschoben.
Der Vorderfuss besitzt vier funktionirende, der Hinterfuss drei Zehen; der
Calcaneus eine Facette für die Fibula. Die Hufphalangen sind distal abgestutzt
und etwas verbreitert.
L Unterfamilie. Palaeosyopinae.
Sämmtliche P einfacher als die M. Drei (selten swei) conische Schneide-
zähne in jeder Kieferhälfte.
Im Eocän von Nordamerika und Europa.
Fl« i960. Patteotyopa major Loidy. Mittel Kocün (Bridger-Stufe). Green River. Wyoming. A Back-
zähne des Oberkiefers, H Unterkiefer.
Lambdotherium Cope. Unt. Eocän. Wyoming.
Palaeosyops Leidy (Limnohyus Marsh) (Fig. i960. 1961). Zahnformel
l irhi. Eckzähne gross, zugespitzt. Üb. P trigonodont. Vorderfuss mit vier,
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TTnf?iilatft. PerisHodactyla. Titanotheridae.
879
Hinterfuss mit drei Zehen. Häufig im Eocän (Wind River- und Bridger-Stufe)
von Nordamerika. P. major, paludosus Leidy etc.
Limnohyops, Telmatotherium Marsh. Ob. Eocän Diplacodon
Marsh. Unt. Miocän. Nordamerika.
Brachydiastematherium Boeck u. Maty. Unt. Eocän. Siebenbürgen.
Fi*. 1961. Palaeotvopi paludotiu Irt&j. Reitaurirte* Skelet mach Karl«.).
2. Unterfamilie. Titanot herlnae.
Ein oder mehrere Praemolaren den Molaren gleich. Schneidezähne mehr oder
weniger reduzirt. Im Miocän von Nordamerika und Europa.
Yig 196-1. Restaurirtes Skelet von Titanotherium {tirontop») robustum Marsh. Unt. Mlocan. Dakota.
c. '/«© nat Gr. (Nach Marsh )
Titanotherium Leidy (Menodus Pomel; Megacerops Leidy; Bronto-
therium, Diconodon, Anisacodon, Brontops, Menops, Titanops, AUops, Teleodus
Marsh; Symborodon, Miobasileus, Megaceratops, Daledon Cope) (Fig. 1962—1964).
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Vertebratn. Mammalin.
Zahnformel: sü?" J. s *4>. s. Gel)»88 m geschlossener Reihe. Schneidezähne
klein, in verschiedener Zahl vorhanden, zuweilen rudimentär oder fehlend.
Eckzähne conisch, von massiger Stärke. P und M gleich. Auf der Grenze
der Stirnbeine und Nasenbeine ein Paar kräftiger, stumpfer Knochenzapfen.
Fi«. )%3
Tilntnit/terium tBrontop») diipar Marsh. Unt. Mioeft n Dakota
s< hftdel von der SeHe und von oben, */• nat. Gr. (Nach Marnh i
Fig. 1964.
TUatuM kertum Prouti I >eii i y . Uni.
Mlocan. Dakota. A leUter oberer
l"raemolar, Vi nat Or. B vor
leliter oberer Molar.
Von diesen gewaltigen Thieren, welche eine Höhe von nahezu 21/* m er-
reichten und dem Elephanten nur wenig an Grösse nachstanden, sind ganze
Skeletr, zahlreiche Schädel und eine erstaunliche Menge sonstiger Ueberreste
im unteren Miocän (White River-Beds) von Nebraska, Dakota und Colorado
gefunden worden. Die zahlreichen Arten werden von Marsh in eine Anzahl
wenig scharf geschiedener Subgenera vertheilt. Die Extremitäten sind lang
und kräftig, vorne vier-, hinUn dreizehig.
Leptodon Gaudrv. Ob. Miocän. Pikermi und Bulgarien.
9. Unterordnung. Ancylopoda. Cope.1)
Plantigrade, fünf- oder dreizehige Hu/thiere mit stark gekrümmten, krallen-
artigen Endphalangen; die äusseren Metapodien und Zehen in der Regel am
stärksten entwickelt. Carpalia in zwei altemirenden Reihen. Gebiss vollständig.
Backzähne kurz, bunolophodont.
l) Ameghino, Flor , Enumer. synopt. des Mammif. tertiaire» de Patagonie. 1894.
S. 55. — Oope, E. D., Amer. Naturalist 1889. 8. 151. — Flou-er, W., Homalo-
dontotherium. Philos. Trans. 1874. — Huxley , TA., Quart, journ. geol. Soc. 1870.
XXVI. — Deptret, Bull. Arch. du Mus. de Lyon 1892. V — Filhol, H., Etudes
sur les Mammiteres de Sansan. Ann. Sc. geol. 1891. XXI. S. 294. — Osborn, F.,
Amer. Natur 1889. XXII. 1891; XXV. 1892 XXVI S. 507 und 1893 XXVU. 118.
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Unffulata. Ancylopoda.
881
Die Ancylopoden bilden eine merkwürdige, ausgestorbene Gruppe von
Landthieren, welche sich von allen typischen Ungulaten durch ihre ge-
krümmten, zugespitzten Endphalangen unterscheiden. Sie werden von Osborn
für Abkömmlinge der Condylarlhra gehalten. Das Gebiss zeigt grosse Aehnlich-
keit mit Perissodactylen ; der Carpus stimmt durch die stark alternirenden
Knöchelchen mit den Perissodactylen und Artiodactylen überein. Der Tarsus
weist Merkmale von Condylarthren und von Perissodactylen auf. Die Körper-
last ruht übrigens niemals auf den mittleren, sondern auf den äusseren Zehen.
Die mehr oder weniger zugespitzten Endphalangen können meist, wie bei
den Edentaten, weit zurückgebogen und fast senkrecht aufgerichtet werden.
Von den zwei Familien sind die Homalodontotheriden auf das ältere Tertiär
von Südamerika, die Chalicotheridae auf das Miocän von Europa, Südasien
und Nordamerika beschränkt.
1. Familie. Homalodontotheridae. Amegh.
Filsse fünfzehig, die Metapodien und Zehen von aussen nach innen an Stärke
abnehmend. Calcaneus mit grosser, ebener Gelenkfläche für die Fibula. Astra-
galus niedrig, mit per/orirter, aber nicht ausgefurchter Trochlea und convexer,
distaler Gelenkfläche, ausschliesslich auf dem Naviculare auf ruhend. Gebiss voll-
ständig in geschlossener Reihe. Endphalangen gekrümmt, distal gespalten und
weit zurückbiegbar. Nasenbeine vorragend; Orbita hinten geschlossen. Eckzähne
und Schneidezähne conisch, wenig verschieden. Obere M mit Aussenwand und
zwei schiefen Querjochen, die innen etwas anschwellen. Untere M aus zwei un-
gleichen Halbmonden bestehend. Im Tertiär von Südamerika.
Fig. 1965.
HomalodontoUuriw* Cimninghami Flower. Tertiär. Rio Gallefras. Patagonien. Obere und untere
Backzähne. »/» nat. Gr. (Nach Klower.)
Homalodontotherium Huxley (Fig. 1965). Zahnformel: J; ][{ £ Die
oberen und unteren P einfacher als die M. Humerus und Femur sehr kurz,
gedrungen. Tertiär. Santa Cruz. Patagonien.
Colpodon Burm. Wie vorige, aber P den M ähnlich. Tertiär. Patagonien.
2. Familie. Chalicotheridae.
Vorder- und Hinterfuss dreizehig, plantigrad, die Endphalangen tief aus-
geschnitten, stark gekrümmt, krallenförmig. Aslragalus sehr niedrig. Dritter
Trochanter des Femur kaum entwickelt. Nasenbeine frei vorragend, lang. Orbita
hinten nicht umgrenzt. Zahnformel : ; °y Ss Schneidezähne und Eckzähne
schwach oder fehlend. Obere P einfacher als die M, mit einem Innenhöcker. Obere M
mit W förmiger Aussenwand und zwei conischen Innenhöckem. Untere M aus
zwei V förmigen Halbmonden gebildet, die zusammenstossenden inneren Enden der
Halbmonde zu zwei spitzen Höckerchen entwickelt. Jfa ohne Talon. Tertiär.
Europa, Nordamerika und Ostindien.
Zl t te 1 , Grundzuge der Palaeontologie. £><>
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BR2
Vertebrata. Mammalia.
Schizot herium, Limogn ither tum Gervais. Ob. Eocän (Phosphorit).
Nur Fussknochen bekannt.
Macrotherium Lartet (Anisodon Lartet) (Fig. 196G). Zahnformel:
ab a ■
j-£-fj 3; Zwischen Backzähnen und Eckzahn eine Lücke. Vorderbeine länger
als Hinterbeine. Endphalangen massig gekrümmt, vorne tief gespalten.
Mittleres Miocän von Frankreich und Deutschland. Ein vollständiges Skelet
von M. Sansaniense Lartet wurde bei Sansan ausgegraben.
A
TCx'
11
ItV
Fi*. 1966.
Macrotherium giganteum Germl«. Mlocan.
Hangan. Gere. A Vorderfusa. B Hlnterfum,
V« nat Or. n Astragaltia, e Calc&neuK, n
Navicularo, eb Cuboideum. (Nach Ger vala.)
FIr 1967.
( halic othrrium Goldfutti Kntip.
Ob. Miocan. Eppelsheim bei
Worms. A zweiter oberer Molar.
B letzter unterer Molar. •/••
Chalicotherium Kaup (Ancylotherium Gaudry) (Fig. Fig. loea
1967). Wie Macrotherium, aber oben und unten ohne ChaUcotheHum
Schneidezähne. Untere C sehr klein. Ob. Miocän (Pikermi, Peiaeiui (SaSry.
Eppelsheim, Baltavar, Ostindien und China). °m) lg3*&l„„5Sr
Moropus Marsh. Ob. Miocän. Oregon. Tnrtlwlbm 'fm
10. Unterordnung. Artiodactyla. (Owen.) Paarhufer.1)
(Paraxonia Marsh.)
ünguligrade oder digitigrade Hufthiere mit paarigen Zehen, wovon die beiden
mittleren gleichmässig entwickelt und stärker sind, als die öfters stark reduzirten
oder verkümmerten seitlichen. Astragalus mit ausgefurchter Trochlea und distaler,
nach hinten verlängerter Gelenkrolle. Hand- und Fusswurzelknochen alter nirend.
Oebiss vollständig, oder Schneide- und Eckzähne, namentlich im Oberkiefer, fehlend.
Backzähne bunodont, bunolophodont oder selenodonl. Femur ohne dritten Trochanter.
Fibula mit dem Calcaneus artikulirend.
Im Gegensatz zu den im Niedergang begriffenen Perissodactylen bilden
die Artiodactylen gegenwärtig die formenreichste, lebenskräftigste und ver-
breitetste Gruppe unter den Hufthieren. Sie culminiren in den bunodont en
») Cope, E. D., The Artiodactyla. American. NaturaliRt 1888/89. vol. XXII
und XXIII. — Kowalewsky, W , Palaeontographica XXII. 1878. 74.
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Ungulata. Artiodactyla.
883
Schweinen und den selenodonten Wiederkäuern, die zwar in auffallender
Weise von einander abweichen, aber durch zahlreiche, ausgestorbene
Zwischenformen in engsten Zusammenhang gebracht werden. Das ent-
scheidende Merkmal der Artiodactylen beruht in der paarigen Anzahl der
Zehen und der dieselben tragenden Metapodien. Die beiden mittleren (III
und IV) sind stets gleich massig entwickelt, die seitlichen schwächer oder
ganz verkümmert, und die erste Zehe oder der Daumen nur bei einigen
wenigen ausgestorbenen Formen {Oreodontidae und Anoplotheridae) überhaupt
vorhanden. Die Körperlast wird von den beiden Mittelzehen getragen; die
Axe der Extremitäten fällt' zwischen dieselben.
Zu den Artiodactylen gehören theils schlanke, hochbeinige, theils plumpe,
schwerfällige und kurzbeinige Formen.
Der Schädel erinnert bei den primitiveren Formen an Raubthiere und
Perissodadyla, gewinnt aber bei den vorgeschritteneren Typen durch Verlänge-
rung der Gesichtsknochen, durch die Entwickelung von Luftzellen in der Stirn-
region, von Stirnzapfen, Geweihen u. s. w. sehr verschiedenartiges Aussehen. Die
Thränenbeine erscheinen in ziemlicher Ausdehnung auf der Schädel Oberfläche
und weisen bei den Wiederkäuern häufig ziemlich tiefe Gruben (Thränen-
gruben) zur Aufnahme von Talgdrüsen auf. Die Stirnbeine nehmen stets
an der Bedeckung des Gehirnes Theil und gewinnen zuweilen sehr grosse
Ausdehnung; bei den Wiederkäuern tragen sie paarige Geweihe oder
knöcherne, von Hornscheiden umgebene Stirnzapfen. Der Unterkiefer ist
lang, schlank, niedrig, mit gerade aufsteigendem Kronfortsatz.
Das Gebiss besteht ursprünglich aus 44 Zähnen, welche bei den
rimitiveren Formen in geschlossener Reihe stehen. Durch Verlängerung
er Kiefer oder durch Verkümmerung der vorderen P, zuweilen auch der
C entstehen Lücken zwischen den Vorderzähnen und Backzähnen , die bei
den Wiederkäuern am grössten werden, weil dort der untere Eckzahn sich
dicht an die J anlegt und die Funktion eines Schneidezahnes übernimmt.
Bei Reduktion, Umbildung oder gänzlicher Verkümmerung der Schneide-
und Eckzähne geht stets der Oberkiefer dem Unterkiefer voran.
Die Backzähne sind bei allen älteren und primitiveren Formen
brachyodont, bei den Wiederkäuern zum Theil prismatisch. Mit dieser
Streckung verbindet sich in der Regel auch die Entwickelung von Cement.
Die Krone der Molaren ist ursprünglich vierhöckerig. Die Höcker stehen
sich paarweise gegenüber, und sehr häufig schaltet sich an den oberen M
noch ein Zwischenhöcker ein , welcher entweder der vorderen oder der
hinteren Zahnhälfte angehört Weitere Zwischen- und Nebenhöcker, sowie
kräftig entwickelte Basalwülstchen kommen bei vielen Artiodactylen vor.
Bleiben die Höcker conisch, so ist das Gebiss bunodont, nehmen sie
V förmige oder halbmondförmige Gestalt an, so wird das Gebiss buno-
lophodont oder selenodont. Bei selenodonten oberen M stossen die
nach aussen geöffneten Halbmonde der Aussenhöcker meist zusammen und
bilden an der Vereinigungsstelle eine mit vorspringender Verticalfalte ver-
sehene Aussenwand; die Innenhöcker können entweder conisch oder V förmig
bleiben, oder die Halbmonde umschliessen gebogene Marken. Die unteren M
unterscheiden sich von den oberen durch geringere Breite; ihre vier Höcker
bleiben bei den bunodonten Formen conisch und meist deutlich getrennt;
bei den selenodonten werden die äusseren und häufig auch die inneren
Höcker V- oder halbmondförmig und richten ihre Oeffnung nach innen.
Die inneren Höcker stossen dabei in der Regel zusammen und bilden eine
Innenwand. Der letzte untere M hat fast immer einen fünften unpaaren
Höcker oder Halbmond (Talon), der letzte obere M ist stets etwas grösser,
nie kleiner als die vorhergebenden M. Vollständige Uebereinstimmung
zwischen M und P kommt bei Artiodactylen niemals vor, wenn sie auch
bei einzelnen der modernsten Typen (Sus, Dicotyles) offenbar angestrebt
wird. Diia Artiodactylengebiss ist vielmehr typisch heterodont, und der
56»
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Vertebrata. Mammalia.
Bau der P erheblich einfacher, als jener der M. Manchmal enthält der
letzte P 8ämmtliche Bestandteile eines M, viel häufiger bleibt er aber
trituberculär , oder es ist nur die vordere Hälfte ausgebildet, die hintere
rudimentär angedeutet
Das Milchgebi8s enthält in concentrirter Form die Bestandteile des
definitiven Gebisses. Schneide- und Eckzähne weichen nur wenig vom
Ersatzgebiss ab; dagegen bieten die Milchbackzähne grössere Mannich-
faltigkeit, als bei den Perissodactylen. Der letzte obere D hat die Form
und Zusammensetzung eines ächten M. Der letzte untere D gleicht zwar
Jfs, besteht jedoch nicht aus den typischen vier Höckern oder Halb-
monden und einem unpaaren hinteren Talon, sondern am Vorderende
des Zahnes fügt sich ein zweihöckeriges Vorjoch an, so dasg Da aus drei
Paar Höckern resp. Halbmonden zusammengesetzt ist. Die vorderen D
sind stets einfacher als M, häufig aber etwas reicher ausgestattet, als ihre
Ersatzzähne. Im Allgemeinen gleichen übrigens die vorderen D mehr den
P als den M. c
len Reihe stützen. Zu-
weilen, jedoch nur bei vorgeschritteneren Formen, tritt Verschmelzung des
Magnum und Trapezoids und manchmal völliger Schwund des Trapeziums ein.
Fünf Metacarpalia sind bis jetzt nur bei Oreodontiden (Fig. 1961M) und
Anoplotheriden beobachtet worden, doch ist Mc I auch hier klein, stummel-
artig, und trägt nur bei Oreodon kurze Afterzehen. Die vier übrigen Mc
bleiben bei den primitivsten Formen aller Linien, sowie bei sämmtlichen
lebenden Suiden und Hippopotamiden getrennt. Bei den Wiederkäuern ver-
kümmern die seitlichen Metacarpalia, und die dazu gehörigen Zehen hängen
entweder als kurze Afterklauen frei in der Luft oder verkümmern gänzlich.
Sind die seitlichen Metapodien griffelartig oder ganz verschwunden, so
zeigen die mittleren meist Neigung, zu verschmelzen. Der so entstehende
»Canon« hat jedoch stets zwei Markhöhlen, das distale Ende bleibt gespalten
und mit zwei Gelenkfiächen versehen. Die Verwachsungsstelle wird äusser-
lich durch eine Furche auf der Vorderseite des Canon angedeutet. Von der
Länge der Metapodien hängt die Beweglichkeit und Lauffähigkeit wesentlich
ab. Sie sind darum bei den schnellfüssigen Widerkäuem schlank und lang,
bei den plumpen Hippopotamiden, Schweinen und Verwandten kurz und
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Ungulata. Artiodactyla.
885
Sidrungen. Stets übertreffen die zwei gleichmäßig entwickelten mittleren
etacarpalia (III und IV) die beiden seitlichen (II und V) an Stärke und
Länge, und zwar um so beträchtlicher, je mehr die Extremitäten zum
raschen Laufen und Springen benützt werden. Bei vorgeschritteneren, vier-
oder zweizehigen Formen entwickeln sich auf den distalen Gelenkköpfen
der vorderen und hinteren Metapodien scharfe Leitkiele.
Im ursprünglichen Artiodactylenvorderfuss articulirte Mc I mit dem Trape-
zium, Mc II mit dem Trapezium, Trapezoid und Magnum, Mc III mit dem
Magnum und Unciforme, Mc IV und Kmit dem Unciforme. Diese Anordnung
kann festgehalten werden bei Reduction der Seitenzehen (Fig. 1969 A. B);
es behauptet bei dieser von Kowalcwsky als »inadaptive Reductionc be-
zeichneten Umbildung jedes Metapodium hartnäckig seinen Platz unter den
zugehörigen Handwurzelknochen, und namentlich Mc II articulirt mit Magnum,
Trapezoid und Trapezium. Bei der »adaptiven Reduction« (Fig. 1969 CD)
rücken die beiden mittleren Metacarpalia fast in gleiche Höhe, ihre proximalen
Gelenkflächen breiten sich aus, drängen die seitlichen Metapodien nach
aussen und hinten und bemächtigen sich ihrer Ansatzstellen am Carpus.
Mc II wird von der Verbindung mit dem Magnum ausgeschlossen und
articulirt nur noch mit einem Theil des Trapezoids und dem Trapez. Nach
Kowalewsky gewährt diese Umbildung dem Fuss grössere Festigkeit und
befähigt ihren Träger zu erfolgreicherem Kampf ums Dasein. In der That
gehören alle noch jetzt existirenden Artiodactylen mit reducirten Extremitäten
in die »adaptivec Reihe.
Das Becken ist gestreckt, das Hüftbein schmal. Dem Femur fehlt
der dritte Trochanter; Tibia und Fibula sind bei den primitiveren Formen
getrennt und wohl entwickelt; bei den vorgeschritteneren verkümmert die
Fibula zu einem griffelartigen Knochen, dessen distales Ende mit dem Cal-
caneus articulirt. Der Calcaneus (Fig. 1970) hat auf der Vorderseite oben eine
gewölbte Facette O) für die Fibula. Im A stragalus (Fig. 1971) ist die obere
A H
rf
Fig WO.
Calcaneus von AnoplotheHum
commune von vorno. <u Gelonk-
fläche für den Astrajralus, p Ge-
lenkfläche für ,dle Fibula, cub
für das Cuboideum. '/i nat. Gr.
(Nach Gaudry.)
Flg. 1971.
Astragalus (Sprungbein) von HeUadotherium Duvernoyi.
A von vorne und B von hinten. Vi nat Gr. (Nach Gaudry.)
t tlblale Gclenkflacho (Trochlea), n navlculare Gelenkflache,
cub cuboldale Gelenkflache, cal hintere Cak-aneuMfacette, c, c' seit-
liche Facette für den Calcaneus, ex freier Inneurand de»
A stragalus.
und vordere Gelenkrolle (Trochlea) für die Tibia (t) tief ausgehöhlt; das distale,
dem Naviculare und Cuboideum aufruhende Ende (n. cub) ist nicht abgestutzt,
wie bei den Perissodactylen, sondern bildet ebenfalls eine convexe Gelenkrolle,
welche auf der Hinterseite in eine grosse, gewölbte Fläche (cal) übergeht. Bei
den primitiveren, vierzehigen Formen mit wohl ausgebildeten Seitenzehen
bleiben die einzelnen Tarsusknochen getrennt. Bei den Traguliden und
Wiederkäuern findet in der Regel eine Verschmelzung von Cuboideum und
Naviculare statt, ebenso verwachsen Cuneiforme III und II, und zuweilen
verschmelzen sogar Cuboideum, Naviculare und zwei Cuneiformia zu einem
einzigen Knochenstück.
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Vertebrata. Mammalia.
Wie im Vorderfuss, so verkümmern auch im Hinterfuss durch allmähliche
Reduktion oder Schwund die seitlichen Metapodien und Zehen. Mt I ist
niemals vorhanden; bei Anoplotheriden und Dicotyles wird der Hinterfuss
durch einseitige Verkümmerung einer Seitenzehe dreizehig. Auch die zwei
mittleren Metatarsalia können zu einem Canon verschmelzen und zwar tritt
diese Verwachsung zuweilen am Hinterfuss schon ein, wenn die Metapodien
des Vorderfusses noch getrennt bleiben (Hyaemoschus, Dicotyles). Ueberhaupt
zeigen sich alle Reduktionserscheinungen und Verschmelzungen am Hinterfuss
früher und deutlicher, als am Vorderfuss. Bei der »inadaptiven« Ausbildung
der Extremitäten bewahren die einzelnen Metatarsalia ihren Platz unter den
entsprechenden Tarsusknöchelchen. Bei der »adaptiven Reduktion« breiten
sich die proximalen Enden der Hauptmetatarsalia aus und schieben die
seitlichen Metapodien nach aussen una hinten. Die Zehen beider Extremi-
täten sind gleichartig gebaut. Die Endphalangen dreieckig und von Hufen
umgeben.
Für das phylogenetische Verständnis der Extremitätenumbildung bei
den Artiodactylen ist von grossem Interesse, dass selbst bei den vor-
geschrittensten Artiodactylen (Cavicornia) die im ausgewachsenen Zustand
verschmolzenen Knochen bei Embryonen getrennt angelegt sind und somit
den geologisch älteren Formen entsprechen. Die scheinbar so weit aus-
einander liegenden Entwickelungsstadien des plumpen, kurzen, vierzehigen
Hippopotamus- Fusses und der schlanken, langgestreckten, zweihufigen Wieder-
käuerextremität, welche durch zahlreiche fossile Zwischenformen aufs engste
mit einander verbunden sind, werden somit bis zu einem gewissen Grade
in kurzer Folge auch in der Ontogenie der höchststehenden Paarhufer
durcheilt.
Nach dem Gebiss zerfallen die Artiodactyla in drei Hauptgruppen (Buno-
dontia, Bunolophodontia und Selenodontia), die jedoch durch Uebergänge eng
mit einander verbunden sind und in 7 Familien eingetheilt werden können.
A. Bunodontia: B. Bunolophodontia: C. Selenodontia:
Hippopotamidae Anoplotheridae Cavirornia
Suidae Anthracotheridae Cervicomia
Tragulidae
Camelidae
Oreodontidae.
A. Bunodontia.
1. Familie. Suidae. Schweine.
Gebiss vollständig ( ^ ' f^j—J^g) brachyodoiU und bunodont. Obere und
untere M mit vier stumpf conischen, niedrigen Höckern und häufig zahlreichen
warzenartigen Nebenhöckerchen. P einjacher als die M. Eckzähne sehr stark
vorragend. Carpalia und Tarsalia nicht verschmolzen. Füsse vier-, selten zwei-
zeilig. Die Metapodien meist vollständig getrennt. Seitenzefien dünner und kürzer
als die Mittelzehen.
Die Suiden stehen den Anthracotheriden, wenigstens in ihren ältesten
Typen sehr nahe und dürften aus demselben Stamm hervorgegangen sein.
Ihre lebenden Vertreter sind heute in Europa, Asien, Afrika und Amerika
heimisch. Fossile Suiden beginnen in Europa und Nordamerika im Eocän,
die Hauptentwicklung der Familie fällt jedoch in das Miocän, Pliocän,
Pleistocän und die Jetztzeit.
Lophiodochoer us Lemoine. Unt. Eocän. Reims.
Homacodon Marsh (Pantolestes p. p. Cope). Obere M mit drei Paar
conischen Höckern und starkem Basalband. P4 mit schneidendem Aussen-
und conischem Innenhöcker. Die vorderen P gestreckt. Untere M vier-
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Ungulata. Artiodactyla. Suidae.
887
höckerig , Ms mit Talon. Die P einspitzig, gestreckt. Mittel-Eocän (Bridger
Beda). Wyoming. H. vagans Marsh.
A
Flg. 1972.
oberen Jf und P*
Gr. (nach Rütlmeyer).
Untere U und die drei
Gaudry)
Schweiz.- ' Die klrel
P nat Or. (Nach
Flg. 1978.
Aeotherulum Saturninum
Oerv. Bohnert. F.ger-
kingen, 8chwelx. Untere
Jfvergr. »/,.
(Nach Rütlmeye*.*
Hei o h // us Marsh.
Eocän. Wyoming.
Cebochoerus Ger-
vais (Fig. 1972). Kleine
Formen mit ausgezeich-
net bunodontem Gebiss.
M ohne Basalband, die
oberen mit fünf Höckern ,
davon drei in der vor-
deren Reihe. Letzter
unterer M mit Talon.
Ob. Eocän (Phosphorit,
Bohnerz). C. crassus
Filhol.
Aeotherulum Ger-
vais (Fig. 1973), Dolio-
choeru8 FilhoL Ober-
Eocän.
Flg. 1974.
Arhamodon robutttu Otbom. Hlttel-Eoc&n (Brldger-Bedt). Washakle.
Wyoming. Schädel und Unterkiefer, nat Gr. (Nach Ob bor n.)
Flg. 1975.
Marth. Unt Mlocan (White River-
B<h1i>;. Dakota. Schädel von der Seite und von oben,
»/• nat Gr. (Nach Marth.)
Aehaenodon Cope (Pardhyus Marsh) (Fig. 1974). Schneidezähne und
Eckzähne vollzählig, conisch. M vierböckerig, P schneidend, einspitzig.
Eocän (Bridger-Stufe) Wyoming. A. insolens Cope.
Elotherium Pomel (Entelodon Aymard, Archaeotherium Leidy) (Fig. 1975).
Wie vorige Gattung, jedoch obere M füiifhöckerig, davon drei Höcker in der
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888
Vertebrata. Mammalia.
vorderen Hälfte. Sämmtliche M mit starkem Basalwulst. Letzter unterer M
ohne Talon. Jochbogen sehr stark, mit nach unten gerichtetem Fortsatz.
a Extremitäten mit je
zwei functioniren-
den Zehen. Oligocän
von Ronzon und
Lobsann im Elsass
und im Phosphorit
des Quercy (E. mag-
num Aym.), ferner
im unteren Miocän
(White River-Beds)
von Nordamerika.
Choeropotamus
Cuv. M mit vier
meist etwas V för-
migen , kantigen
Haupthöckem und
zwei ois drei kleinen
Zwischen höckern. P
kurz , schneidend.
Ob. C lang, dolch-
förmig. Ob. Eocän.
Frankreich undEng-
land. CA. Parisiensü
Blv.
Palaeochoerus
Pomel (Fig. 1976.
Zähne bei-
Fig. 1976.
Palaeoehoenu Waterhotui Pomel. Unt. Miocän. St Gerand-le-Puy.
Allier. A 8ehädel mit Unteiklcfer von der Seite. Vt nat. Or
B Oberkiefer-, C UnterkieferiAhne, Vi nat Gr. (Nach Fi 1 hol.)]
Fig. 1977.
Palaeoehoenu McUtntri H. v. Meyer, ünt. Miocan. Eckingen bei
Ulm. A obere, B untere Backrthne, »/« nat. Gr.
Fi»; 1978
Hvotherium Sömmerinffi H. v. Meyer. Miocän. Fibiswald.
Linker Oberkiefer, Vi »»t. Gr.
Steiermark.
Flg. 1981.
Stu bctq/i
Hinterfuas von vorne,
V, nat Gr. (Nach Flovrer.)
nahe in geschlossener Reihe. C wenig stärker als J und P. Obere und
untere M mit vier eonischen Höckern und Basalwulst, der letzte mit Talon.
Unt. Miocän der Auvergne, der Gegend von Mainz und Ulm. Nach Filhol
auch im Phosphorit des Quercy.
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Ungulata. Artiodactyla. Hippopotamidae.
889
Fig. 1979.
Littriodon tplrndms Mover Mloc&n (Sannattsche Stufe). Nusadorf
bei Wien. A Praemolaren und erster Molar dea Oberkiefers.
B «weiter Molar des Unterkiefers. V4 nat Qr.
Hyotherium Meyer (Choeromorus Gervais) (Fig. 1978). Wie Palaeochoerus,
aber grösser, P stärker zusammengedrückt und gestreckter. Obere C mit
getheilter Wurzel Die Höcker der M kantig, mit Neigung zur Querjochbildung.
Mittel-Miocän. Europa. H. Sömmeringi Meyer.
Leptoehoerus, Perchoerus Leidy. Unt. Miocän. Dakota.
Chaenohyus, Bothrolabis Cope. Ob. Miocän. Oregon.
Dicotyles Cuv. Zahnformel: J } =-fr-fr Obere C dreikantig, vertical.
P und M mit zwei Paar Haupthöckern und kleinen Nebenwarzen. Diastema
weit. Die zwei mittleren
Tarsalia theil weise ver-
schmolzen. Lebend und
im Pleistocän von Nord-
und Südamerika.
Platy g onuslje Conte.
Wie Dicotyles, aber die
Höcker der Backzähne
durch Querjoche verbun-
den. Pliocän und Pleisto-
cän von Nordamerika.
Listriodon Meyer (Fig. 1979). Zahnformel: fr fr % fr Obere Schneide-
zähne kurz, untere schief nach vorne gerichtet; obere C sehr dick, kurz,
dreikantig, bogenförmig nach oben gekrümmt; untere C lang, dreikantig,
stark gekrümmt, hinten mit Abkauungsfläche. M mit zwei Querjochen.
P trigonodont. Mittel-Miocän von Europa (L. splendens Meyer) und in den
Sivalikschichten von Ostindien.
Hippohyus Fal*
con. Sivalik. Ost-
indien.
Sus lin. (Fig.
1969 C. 1981). Schnei-
de- und Eckzähne
wie bei Listriodon,
aber M mit vier
stumpfen , niedrigen
Haupthöckern und
zahlreichen warzigen
Nebenhöckern. Lebend in Europa, Asien und Nordafrika
Miocän von Eppelsheim, Pikermi etc. (S. antiquus Kaup, S. erymanthins Roth) ;
im Pliocän und Pleistocän von Europa und Südasien.
Sus
Fig. 1980.
Roth u Wagner. Ob.
e des Oberkiefers, >/i »at
Gr.
Pikermi bei Athen.
(Nach Gaudry.)
Fossil im oberen
2. Familie. Hippopotamidae. Flusspferde.
Plumpe, grosse, amphibische Hufthiere mit vollständigem, bunodontem Gebiss.
Zahnformel: -}. Obere und untere Backzähne mit vier stumpfen, ge-
falteten Hockern, loelche durch Abkauung eine kleeblattartige Oberfläche erhalten.
P einjacher als M. Obere Eckgähne sehr dick, kurz, vorne abgekaut. Untere C
gewaltig gross, bogenförmig gekrümmt, dreikantig, am Ende durch eine hintere
Abkauungsfläche zugeschärjt. Untere Schneidezähne cylindrisch, sehr lang, wurzellos,
nach vorne gerichtet. Carpalia, Tarsalia und Metapodien getrennt. Füsse vier-
zehig, die seitlichen Zehen wenig schwächer und kürzer, als die mittleren. End-
pttalangen mit nagelartigen Hufen.
Die einzige noch jetzt lebende Gattung dieser Familie ist auf das
tropische Afrika beschränkt. Fossile Vorläufer finden sich im Pliocän von
Asien und Europa.
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890
Vertebrata. Mammalia.
Die Gattung Hippopotamus Lin. (Fig. 1982) wird je nach der Zahl der
Schneidezähne in die zwei Subgenera Hexaprotodon und Tetraprotodon Falconer
eingetheilt. Im Pleistocän von Europa sind H. major und Pentlandi Falconer
häufig. Beide stehen dem lebenden H. amphibius Lin. sehr nahe.
A B
Hippopotaunu {Hexaprotodon) Sivalmrts Falcon. ü. Cautl. Plloc&n. 8lvallk. Ä Schädel von unten,
B 8yrapay*> des Unterkiefer*, C dritter oberer Backzahn verkleinert. (Nach Falconer.)
B. Bunolophodontia.
3. Familie. Anthracotheridae.1)
Ausgestorbene Hufthiere mit vollständigem Gebiss. Zahnformel: f^'-^-}'
Obere M mit 4 Haupthöckern und einem Zwischenhöcker in der vorderen Zahn-
hälfte; untere M mit halbmondförmigen Aussenhöckern. P kurz, die drei vorderen
einspiteig, durch ein Diastema vom Eekjsahn getrennt. Carpalia, Tarsaiia und
Metapodien nicht verwachsen; Füsse vierzehig, die seitlichen Zehen dünner und
kürzer als die mittleren.
Die Anthracotheridae bilden eine primitive Gruppe von Hufthieren, welche
vorzugsweise in Europa, spärlicher in Nordamerika und Ostindien verbreitet
war. Die ältesten UeDerreste finden sich im oberen Eocän (Bohnerz, Phos-
phorit) ; das Hauptlager für Anthracotherien ist das Oligocän. Die jüngsten
Formen erlöschen im Miocän.
Anthracotherium Cuv. (Fig. 1983). Obere M mit vier V förmigen oder
conischen Hügeln und einem vorderen sichelförmigen Zwischenhügel. Untere M
vierhöckerig, der letzte mit starkem Talon. J oben und unten schauf eiförmig
zugespitzt; C sehr kräftig entwickelt. Diastema klein. Häufig im Oligocän
von Europa und Ostindien, namentlich in Kohlen führenden Ablagerungen.
Die Arten variiren in der Grösse zwischen Bhinoceros (A. magnum Cuv.) und
Schwein (A. minus Cuv., A. Valdense Kow.).
') Filhol, H '., Mammiferes fossiles de Ronton. Ann. sc. gfol. 1882. XII. 8. 86—190.
— Kowalevsky, W., On the Osteology of the Hyopotamidae. Philos. Trans. 1873.
Monographie der Gattung Anthracotherium etc. Palaeontographica 1873. XXIL
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Ungulata. Artiodactyla. Anthracotheridae.
891
An co Jus Pomel (Hyopotamui Owen, Bothriodon Aymard (Fig. 1984. 1985).
Schädel länger und niedriger als bei Anthracotherium. Eckzähne schwächer
A B und durch eine weite Lücke vom
ersten P getrennt. Die Hügel der
M oben und unten ausgezeichnet
Vförmig. Oligocän, besonders häufig
bei Konzon (Haute Loire). A. Ve-
launus Cuv. sp. , A bovinus Owen.
Auch im oberen Eocän von Debruge
Fig. 1983.
Anthracotherium magnum Cuv. OlipocAn.
chette bei Lausanne. A Oberkiefer, B Ui
La Ro-
Flg. 1984.
i (Eyopotamui) velaunu* Cuv. sp. Ollgocan.
Ronzon bei Le Puy. A Vorderfuss, B Hinter-
>/» naL «r. (Nach Kowalowaky.)
5>
und in den Phos-
phoriten des Quer-
cy. Im unteren
Miocän von Nord-
amerika (A. Ameri-
canus Leidy).
Rhagatherium
Pictet. Bohnerz.
Schweiz und Fron-
stetten. Hohenzol-
lern.
Merycopotatnus
Falcon. und Cautl.
Obere M nur mit
vier Vförmigen Hü-
geln. Untere Sivalik-
Schichten. Ost-In- Flg 1985. Ancodu» (Hyopotamu)
dien. H. nanus Lyd. ^ *»r **Mei von oben und
4. Familie. Anoplotheridae.
Gebiss vollständig ' £ *), eine geschlossene oder nur durch kleine Lücken
zwischen den vorderen ZäJtnen unierbrochene Reihe bildend. Eckzähne wenig vor-
Roneon bei
Fllhol).
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892
Vertebrata. Mammalia.
ragend. Backzähne seleno bunodont. Obere M mit vier meist Vjörmigen Haupt-
Köckern und einem Zwischenhöcker, welcher bald zwischen den vorderen, bald
zwischen den hinteren Haupthöckern steht. Aussen hu gel der unteren M V- oder
halbmondförmig. Die vorderen P oben und unten stark verlängert und schneidend.
Carpalia, Tarsalia und Metapodien getrennt. Füsse mit vier, drei oder ewei
Sämmtliche Vertreter dieser Familie sind ausgestorben und finden sich
im Eocän, einige wenige auch im unteren Miocän von Europa.
Der Schädel trägt niemals knöcherne Fortsätze und erinnert theils an
Tragulus, theils an Camelus, die jüngeren Formen schliessen sich eng an die
Traguliden an. Das Gebiss trägt entschieden primitive Merkmale und auch
bei den Extremitäten findet niemals eine Verschmelzung von Hand- und
Fusswurzelknochen oder Metapodien statt. Zuweilen sind Daumen und
fünfter Finger und im Hinterfuss die grosse Zehe durch Metapodien-Stummel
angedeutet.
Die Abstammung der Anoplotheriden ist unbekannt Sie vereinigen
in ihrem Skelet Merkmale der Suiden und Ruminanten und erweisen sich
als primitive Mischtypen, die jedoch offenbar grössere Tendenz hatten, sich
in der Richtung der Wiederkäuer, als in jener der Schweine weiter zu ent-
wickeln. Die Anoplotherinae waren offenbar nicht umbildungsfähig und starben
aus, ohne Nachkommen zu hinterlassen, dagegen dürften aus den am meisten
bunodonten und vierzehigen Dichobuninen nicht nur die Caenotherien und
Xyphodontinen, sondern auch die Tragulidae und Wiederkäuer hervor-
gegangen sein.
1. Unterfamilie. Anoplotherinae.
Obere M fünf höckerig , der Zwischenhöcker in der vorderen Reihe. Die
Thäler der unteren M unvollständig durch die Innenhöcker geschlossen. Vor der-
und Hinterfüsse kurz, dreizehig, die zweite Zehe kürzer, als die beiden Mittel-
zehen und winklig abstehend. Endphalangen zugespitzt. Schwanz sehr lang.
Sämmtliche Formen im oberen Eocän von Europa.
4 t V
FJk- 1986.
Anoplothrrium commune Ciiv.
Montmartre bei Paris. Schädel •/§ nat. Gr.
Blalnvlllc.)
Ob. Eoeftn (Gvps).
(Nach
Fig. 1987.
Anoplothtrium latipc* Gerv. sp. Ob. EocAn
(Phosphorit). Escamps. Queroy. A die iwei
hinteren P und der vorderste M des Ober-
kiefers. B die rwei letzten M des l'nter-
klefers (nat Gr.).
Anoplotherium Cuv. (Euriftherium
Gerv.). (Fig. 1986—1988). Aussenwand
der oberen M W förmig, der vordere
Zwischenhügel klein. Die vorderen P
dem Eckzahn ähnlich. Untere M mit zwei V förmigen Halbmonden
und drei Innenspitzen , wovon die hintere den hinteren Halbmond ab-
sperrt. Die Anoplotherien waren kurzbeinige, gedrungene, mit ungewöhnlich
langem und kräftigem Schwanz versehene Hufthiere von der Grösse und
Statur eines Tapir, die wahrscheinlich in sumpfigen Niederungen hausten
und ihren Schwanz als Schwimniorgan benutzten. Ihre drei Zehen waren
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TJngnlata. Artiodactyla. Anoplotheridae
893
vielleicht durch Schwimmhaut verbunden. Häufig im oberen Eocän von
Europa. A. commune Cuv., A. (Eurytherium) laiipes Gervais.
Untere Molaren A von AnoplotKerium latipa
Gervais, B Diplobune modie a Filhol. C Diplo-
bune minor Kilhol, D Xiphodon sp. , aus
dem Phosphorit des Quercy
(aus Steinmann-Döderlein).
Diplobune Rütim. (Mixtother mm,
Hyracodontherium , Plesidacrytherium
Filhol) (Fig. 1989. 1990). Sehr ähn-
lich Anoplotherium, jedoch kleiner und
zierlicher. Die unteren Molaren zeich-
nen sich dadurch aus, dass die zwei
vorderen Innenhügel (a, (?) dicht an-
einander rücken und einen zweispitzigen
Pfeiler Jailden. Häufig im Bohnerz
CA
Fig. 1988
AnoplothaiumZcommune Cuv. Restaurirtea Skelet.
(Nach CuTier.)
Fi«. 1990.
Diplobune Querei/i Filhol. Dohnen. Kselsben: bei I lm. A Dackzilhne und l'raemolarrn des Ober-
kiefer*. B Rechter Unterkiefer v..n der Seite. C Triterkieferzähne von oben (»/, nat. Ct.).
D Vorderfuss, £ Hinterfnss (V4 nat. Gr.).
bei Ulm und Pappenheim (D. Quercyi Filhol, D. Bavaricum Fraas); im
Phosphorit des Quercy und im oberen Eoeün von Paris und Debruge.
Dacrytherium Filhol. Phosphorit. Quercy.
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894
Vertebrata. Mammalia.
2. Unterfamilie. Dichobuninae.
Obere Af fünf höckerig, der Zwischenhöcker in der hinteren Reihe; die Aussen-
höcker conisch; ebenso die Innenhöcker der unteren Af. Extremitäten vierzehig,
die seitlichen Zehen kürzer als die mittleren.
Im Eocän von Europa.
Sämmtliche Gattungen (Protodichobune Lemoine, Dichobune Cuv.
[Fig. 1991], Metriotherium, Mouillacitherium, Deilotherium Filholu. a.)
sind klein, zierlich, von den Dimensionen der lebenden Traguliden und finden
sich mit Ausnahme der ersten (untereocänen) Gattung insgesammt im oberen
Eocän, namentlich in den Phosphoriten des Quercy.
m mr
mm
I B.
Flg. 19«.
Dichobune leporinum Cuv. Phosphorit.
Escamps. Quercy. A zwei Molaren
des Oberkiefern, B letzter Milchzahn
und die zwei vorderen Molaren de*
Unterkiefers. (Nat. Or.)
! i ! !
Flg. 190».
Camotherium eJongatum Filhol. Ob. Kocan (Phosphorit). Kscanips. Lot. A Schädel von der Seite,
B von oben (»/• nat Gr.). C obere, D untere Zahnreihe (nat. Gr.).
Flg. 1993.
Pletiomeryx CadurcentU Gervais. Phos
phorit Quercy. A Vorderfuss, B Hinter
fuss. Nat. Gr. (Nach Schlosser.)
(Die nicht schattlrten t'arpall» und
Tarsalia sind erg&nit.)
Fip. 1994.
Xiphodon graclU Cuv. Ob. Kocan. Debruge hei Apt
Vaucluse. A Backzahne des Oberkiefers, B des Unterkiefers.
3. Unterfamilie. Caenotherinae.
Obere und untere Af selenodont, fünf höckerig;
der halbmondförmige Zwischenhügel in der hin-
teren Reihe der oberen Af. Füsse kurz, vierzehig.
die Seitenzehen beträchtlich kürzer als die mittleren, den Boden nicht erreichend.
Im oberen Eocän und unteren Miocän von Europa.
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Ungulata. Artiodactyla. Oreodontidae.
895
Die beiden Gattungen Caenotheritim Bravard, (Microtherium Meyer)
(Fig. 1992) und Plesiomeryx Gervais (Fig. 1993) stehen einander sehr nahe;
sie waren nur ca. 20 cm hoch und lebten offenbar in ganzen Rudeln bei-
sammen. Ihre Ueberreste finden sich sehr häufig im Phosphorit des Quercy
und im unteren Miocän der Auvergne und des Mainzer Beckens.
4. Unterfamilie. Xlphodontinae.
Backzähne selenodont. Obere M mit fünf oder vier Halbmonden, der
Zwischenhügel in der vorderen Reihe. Füsse schlank, lang, zweisehig; die seit-
lichen Metapodien zu winzigen Stummeln verkümmert.
Im oberen Eocän von Europa.
Zu den Xiphodontinen gehören die schlanksten und zierlichsten Ano-
plotheriden, welche im ganzen Habitus am meisten an Wiederkäuer und
zwar an Traguliden und Hirsche erinnerten. Die Gattung Dichodon hat
schon vollständige Wiederkäuer-Backzähne und unterscheidet sich von allen
Anoplotheriden durch die den ächten Molaren ähnlichen letzten Praemolaren.
Amphimeryx Pomel (Hyaegulus Pomel, Xiphodontherium Filhol), Xipho-
don Cuv. (Fig. 1994 und 1969 B), Dichodon Owen.
0. Selenodontia.
5. Familie. Oreodontidae. Leidy.1)
Qebiss vollständig y in geschlossener Reihe oder mit Diastema. Back-
zähne selenodont. Obere M mit vier, selten mit fünf Halbmonden. P einspitzig,
seitlich comprimirt, toenig verlängert; der vorderste P des Unterkiefers als Eck-
zahn jungirend. Carpalia, Tarsalia und Metapodien getrennt. Füsse vierzehig;
bei den primitiveren Formen Vorderfuss fünfzehig.
Die Oreodontiden sind aus-
gestorben und bis jetzt nur aus
dem Eocän, Miocän und unteren
Pliocän von Nordamerika bekannt.
Sie bilden einen selbständigen, den CC
Anoplotheriden und Anthracothe-
riden nahestehenden Seitenast des
Artiodaetylenstammes , der keine
Nachkommen auf die Jetztzeit über-
liefert hat.
Protoreodon Scott und Osb.
(Eomeryx Marsh). Zahnreihe ge-
schlossen. Obere M mit drei Halb-
monden in der hinteren und zwei
in der vorderen Hälfte. Alle P ein-
oder zweispitzig. Orbita hinten
offen. Ober Eocän (Uinta-Stufe). Wyoming. P. parvus Scott.
Agriochoerus Leidy {ArÜonyx Osborn u. Wortm., Merycopater Cope)
(Fig. 1995). Zahnreihe äurch Diastema unterbrochen. Letzter P unten
wie Mi. Obere M mit vier Halbmonden und coneaver, stark W förmig
geknickter Aussenwand. Orbita hinten offen, Thränengruben fehlen. Füsse
fünfzehig. Endphalangen kurz, gekrümmt und zugespitzt. Unteres (A. anti-
quus, major, lahfrons Leidy) und oberes Miocän (A. Guyolianus Cope) von
Nordamerika.
Flg. 1995.
AaHoehoent, latifront I.clcly. I nt. MIoriln (White
River Stufe). Nebraska. Obere und untere Back-
zahnreihe. »/« nat Gr. (Nach S <• o 1 1. )
l)Cope, E.t Proc. Amer. PWIoh. Soc. Philad. 1884. XXI. S. 503-572. —
Scott, W. B., Beiträge zur Kenntniss der Oreodontidae. Morphol. Jahrb. 1890. XVI.
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896
Vertebrata. Mammalia.
Coloreodon Cope {Agriomeryx Marsh). Ob. Miocän. Oregon.
Oreodon Leidy (Eucrotaphus Leidy) (Fig. 1996. 1997). Zahnreihe ge-
schlossen. M aus vier, letzter oberer P aus zwei Halbmonden bestehend.
Orbita hinten geschlossen. Thränengruben gross. Vorderfuss mit fünf Mc,
der Daumen sehr kurz, stummelartig. Meli und IV kürzer, als die zwei
mittleren Metapodien. Hinterfuss vierzehig. Grösse wie Nabelschwein. Un-
gemein häufig im unteren Miocän (White River-Beds) von Nordamerika.
0. Culbertsoni, major, graälis Leidy.
A
Flg. 199«. Leidy. Unt. Mlocan.
, „ n „ - . . M Nebraska. 1 Vorderfuss,
A Meryeochoenu maero*<egu» Cope. Schädel von der Seile. •/« »*t. Gr. IIlnterfUM l/«nat<Jr
B Meryeochoenu ntperbu* Leidy. Schädel von unten, ob. Miocaa (John- Restaurirt
Day Stufe). Oregon. >/« nat Gr. (Nach Cope.) (Nach 8cott)
Mervcoch oer us Leidy (Fig. 1998). Aehnlich Oreodon, aber Schädel
flacher; Joch bogen stärker und weiter vorragend, Schnauze lang. Skelet
plumper und massiver. Ob. Miocän. Nordamerika. M. superbus Leidy.
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Ungulate. Artiodactyla. Camelidae.
897
Merychxus Leidy (Ticholeptus Cope). Schnauze verkürzt; zwischen
Thränenbein, Oberkiefer und Stirnbein eine Lücke. Ob. Miocän und unteres
Pliocän von Nordamerika.
Leptauchenia Leidy, Cyclopidius, Pithecistes Cope. Ob. Miocän
(Deep River-Stufe). Nordamerika.
6. Familie. Camelidae.1)
(Tylopoda Dbg.)
Qebiss mehr oder weniger vollständig ' Backzähne selenodont,
vom Eckzahn und meist auch vom ersten Prämolar durch Diastema getrennt.
P häufig reducirt, der vorderste P oben und unten eckzahnähnlich. Halswirbel
ohne Arteriencanal. Carpalia getrennt, im Tarsus nur die Cunei/ormia III
und II verwachsen. Füsse vier- bis zweizehig, die seitlichen Zehen bei den
jüngeren Formen vollständig verschwunden. Die Hauptmetapodien ohne vordere
distale Leitkiele, in der Regel verschmolzen, nur bei den ältesten Formen getrennt.
Magen mit drei Abtheilungen.
Von den zwei lebenden Gattungen (Camelus und Aucheniä) bewohnt das
Kameel gegenwärtig Asien und Nordafrika, Auchenia das westliche Süd-
amerika. Die Familie stammt aus Nordamerika und war dort im Eocän
und Miocän ausschliesslich verbreitet; sie gelangte in der Pliocänzeit nach
Südindien, fehlt aber vollständig in Europa. Die fossilen nordamerikanischen
Formen bilden eine geschlossene genealogische Reihe und führen auf
indifferente vierzehige eoeäne Urformen mit getrennten Metapodien und
vollständigem Gebiss zurück.
Der Schädel trägt weder Geweihe noch Hörner, seine langgestreckte
niedrige Form, die schräg abfallende Schnauze, die kurzen, mit hoch auf-
steigendem Ast versehenen Zwischenkiefer, die stark vortretenden, ringsum
geschlossenen Augenhöhlen und die geringe Neigung der Gesichtsaxe gegen
die craniale Axe verleihen ihm eine gewisse physiognomische Aehnlicnkeit
mit dem Pferd. Das Gebiss erinnert an das der Wiederkäuer, enthält jedoch
im Oberkiefer mindestens einen, zuweilen aber auch alle drei Schneidezähne
und einen Eckzahn. Dio P sind stark reduzirt.
Auffallender Weise bleiben die Carpalia, trotz der frühe eintretenden
Verschmelzung der Metapodien, stets getrennt, und auch von den Tarsal-
knöchelchen verschmelzen nur die Cuneiformia. Im Carpus wird das
Trapezoid durch das ansehnlich verbreiterte Magnum nach der Seite und
nach hinten gedrängt, jedoch noch von Mc Hl gestützt. Das Trapezium
kommt bei den jüngeren Formen in Wegfall. An den distalen Gelenken
der Metapodien fehlen die Leitkicle. Die fossilen Cameliden bilden in Bezug
auf Gebiss- und Skeletentwicklung eine ausgezeichnete und eingeschlossene
Reihe, deren ältere Glieder sich mit Embryonen der lebenden Gattungen
Camelus und Auchenia vergleichen lassen.
1. Unterfamilie. Leptotragulinae. Cope.
Gebiss vollständig (?); Ulna und Radius getrennt. Vorderfuss vier zehig;
Hinterfuss mit rudimentären Seitenzehen. Sämmtliche Metapodien getrennt.
Im Eocän von Nordamerika.
Die Gattungen Leptotragulus Scott und Osb. {Parameryx Marsh),
Ithygrammodon Scott und Osb. sind klein und erst unvollständig bekannt.
') Cope, Edw., The Phylogeny of the Camelidae. Amer. Naturalist 1886. S. 611.
Scott, W. B., on the Phylogeny of Poebrotherium. Journal of Morphology 1891.
Zlttel, Qrundsüge der P&Ucontologie. 57
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898 Vertebrata. Mammalia.
2. Unterfamilie. PoPbrotherinae. Cope.
Gebiss vollständig, brachyodont. Metapodien getrennt. Hinterjuss zweizehig,
die seitlichen Metapodien nur durch proximale Stummel angedeutet.
Untermiocän von Nordamerika.
Die beiden typischen Gattungen (Poebrotherium [Fig. 1999 A] und
Gomphotherium) haben die Grösse eines Zwerghirsches.
3. Unterfatnilie. Protolabinae. Cope.
Gebiss vollständig. Ulna und Radius verschmolzen. Füsse zweizehig; die
seitlichen Metapodien verkümmert ; die Hauptmetapodien zu einem Canon venvachsen.
Im Miocän und unteren Pliocän von Nordamerika.
Protolabis Cope (Fig. 20CK)) und Procamelus Leidy bleiben an Grösse
hinter Camelus zurück.
A Hinterfuss von Pofbrotherium Fip- 2001
(nach Cope). B VorderftiM von CameUu Bactrianu* Krxl. Reccnt. Central- AeU-n.
Camelu» bactriamu, '/« nat. (Jr. (nach Schftdel, »/« na«. <ir. (Nach <J lebe 1.)
Flower).
4. Unterfamilie. Camclinae. Cope.
Gebiss mehr oder weniger reducirt; Ulna und Radius verschmolzen; Füsse
zweizehig, die Metapodien verschmolzen.
Im Pliocän und Pleistocän von Nord- und Südamerika und im oberen
Miocän von Südindien. Lebend in Central- und Wesüiäen, Nordafrika und
Südamerika.
Camelus Lin. (Merycotherium Bojanus) (Fig. 2001). Zahnformel: 3 }' ^ *'
Das Milchgebiss des Oberkiefers besitzt noch alle drei Schneidezähne, im
definitiven Gebiss verkümmern die beiden vorderen, und der dritte wird
eckzahnähnlich. Der obere C ist von J1* und dem vordersten conischen P
durch eine weite Lücke getrennt, und ebenso folgt auf P1 ein Diastema.
Die zwei hinteren P bestehen aus Aussenwand und. innerem Halbmond.
M ziemlich hoch. Untere J schaufelartig. C kräftig. Lebend in Westafrika
und Asien. Fossil im oberen Miocän von Ostindien (C. Sivalensis Falc. Cautl.)
und im Pleistocän von Sibirien und Südrussland (C. Sibiriens Boj. sp.).
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Üngulata. Artiodactyla. Tragulidae. 899
Protauchenia Branco, Pal aeol am a Gervais, Hemiauchenia, Stil-
auchenia, Lamaops Ameghino in der Pampasformation und im Pleisto-
cän von Südamerika.
Auchenia Iiiiger. Zahnformel: y|' jJ Gebiss reducirt, Zehen ge-
trennt. Lebend und im Pleißtocän von Südamerika.
Holomeniscus und Eschatius Cope stehen Auchenia sehr nahe. Im
obersten Pliocän (Equus Beds) von Oregon, Californien und Mexico.
7. Familie. Tragulidae. Zwerghirsche.1)
Schädel geweihlos. Zahnjormel: °.{ \ ' Schneidezähne im Oberkiefer
fehlend. Oberer Eckzahn bei den Männchen säbelartig, unterer Eckzahn als
Schneidezahn fungirend. Diastema ziemlich weit. M selenodont, niedrig. P ver-
längert, seitlich zusammengedrückt, mit schneidender Krone. Carpalia und Tarsalia
tf teilweise verschmolzen. Mittlere Metapodien viel stärker als die meist vollständig
entwickelten seiÜicfien; getrennt oder zu einem Canonknochen verwachsen. Reduktion
der Seitenzehen adaptiv. Magen mit drei Abtheilungen.
Zu den Traguliden gehören nur kleine, höchstens die Dimensionen eines
Rehs erreichende Formen, welche im oberen Eocän Europas beginnen,
während der Oligocän- und Miocänzeit in Europa und Nordamerika, im
Pliocän und Pleistocän in Südasien verbreitet waren und gegenwärtig noch
durch die in Südindien und auf den Sundainseln lebende Gattung Tragulus
und durch Hyaemoschus im tropischen Westafrika vertreten sind.
Die zierlichen Zwerghirsche nehmen eine Mittelstellung zwischen Ano-
plotheriden und Cerviden ein. Ihr hornloser Schädel, die Selbständigkeit
der Vorderarmknochen, die unvollständige Verschmelzung der Hnupt-
metapodien, die Erhaltung der seitlichen Metapodien und die gestreckten,
schneidenden Praemolaren, sowie die Beschaffenheit des Milchgebisses weisen
mit grosser Bestimmtheit auf die schlankeren Anoplotheriden hin. Ander-
seits stimmen die Backzähne so vollständig mit den Cerviden übercin, dass
sie nur bei grosser Aufmerksamkeit an ihrem etwas plumperen und ein-
facheren Bau erkannt werden können. Auch das Verschwinden der oberen
Schneidezähne igt ein ächter Wiederkäuercharakter. Die diffuse Placenta
und der dreitheilige Magen der beiden lebenden Gattungen beweisen, dass
die Traguliden in ihrer Specialisation hinter den Wiederkäuern zurück-
geblieben sind und einen selbständigen, im Eocän beginnenden Zweig dar-
stellen, welcher neben den Cerviden seine besondere Entwickelung verfolgte.
Das eigentliche Verbreitungsgebiet der Traguliden bildet die alte Welt (Europa
und Asien). Die nordamerikanischen Gattungen Leptomeryx, Hypisodus und
Hijpertragulus bilden einen selbständigen Seitenzweig, der schon im Miocän
erlosch.
1. Unterfamilie. Traffultnae.
Hinterhaupt gross und schmal. Gehörblasen mit zelligem Gewebe erfüllt.
Seitlühe Metapodien vorne und hinten vollständig. Cuboideum, Naviculare und
Cunei/ormia zu einem Stück verschmolzen.
Fossil im oberen Eocän und Miocän von Europa; im Miocän, Pliocän
und Pleistocän von Südasien. Lebend in Südasien und Westafrika.
Lophiomeryx Pomel, Cryptomeryx Schlosser. Ob. Eocän.
Qelocus Aymard (Fig. 2002. 2003). Obere M niedrig, die äusseren Hügel
sehr massiv. Innenhöcker der unteren M plump. Pi stiftfürmig. Mittlere
*) Edwards Müne-A., Ann. science» nat. Zoologie. f> ser.il. 1864. — Ko\caleu>sky,W.,
GelocuB. Palaeontographica XXIV. — .Scott, W. B., On the Osteology of Meso-
hippuB and Leptomeryx. Journ. of Morphology. Boston. 1891. vol. V. 3.
57*
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900
Vertebnrt«. MammaTiit
Metatarsalia länger als Metacarpalia und verschmolzen. Oberes Eocän und
Oligocän.
Bachitherium, Rutitherium Filhol. Phosphorit. Quercy.
Prodremotherium Filhol (Fig. 2004. 2005). M vollständig selenodont.
Untere M mit zweispitziger Innenwand. Metacarpalia und Metatarsalia ver-
schmolzen. Häufig im oberen Eocän (Phosphorit) des Quercy.
Gm. J
Klg. 2002.
Qeloeut communis Aymard. Oligocän. Ronzon bei Lo Put. A obere
Backzähne von unten, B untere Backzähne von der 8ette, C dieselben
von der Käufliche. Nat Off. (Nach Kowalewsky.)
Prodremotherium elongatum Filhol.
,1 obere, B untere
Ob. Boi-an (Phosphorit). Quercy.
*l* nat. Gr.
m ir
Fig. 2003.
Oelocu» communis Aymard.
OllgocAn. Ronzon b. LePuy.
A Vorderfuss. // Hinterfuss,
'/i nat. Or.
(Nach Kowalewskl)
Fi« '2tm.
Dorcotherivm Faul Kaup. ob. Mlocnn. K
bei Worms. Schädel, nat. (ir. iNach
Ixheim
aup.)
{Hyaemotehut)
Irrtet sp.
Miocitn. Hembach, Ober- Schwaben.
letzten Milchzahni
des Unterkiefers, nat. Or.
(Aus Steinmann Döderlein.)
Dorcalherium Kaup (Hyaemoschus Gray) (Fig. 2006. 2007). Unten- .1/
aussen mit Basalband. Oberer Eckzahn dolchformig. Vordere Metapodien
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)ogle|
Uugulata. Artiodactyla. Cervicornia.
901
getrennt, hintere verschmolzen. Seitliche Metapodien sehr dünn. Miocän
von Europa (D. Naui Kaup, D. crassum Lartet) und Ostindien {D. majus
Lyd.). Lebend in Westafnka (H. aquaticus A B
Gray).
Tragulus Brisson (Fig. 2008). Sehr
ähnlich Dorcaiherium , jedoch die mittleren
Metacarpalia und Metatarsalia im er-
wachsenen Zustand verschmolzen. Im Plio-
cän und Pleistocän von Südindien. T. siva-
lentis Lyd. Lebend in Südindien. (T. men-
nitta Gray).
2. Unterfamilie. Leptomeryclnae.
Hinterhaupt niedrig und breit. Gehör-
blasen klein, hohl. Seitliche Metapodien am
Hinterfuss rudimentär. Die Cuneiformia nicht
mit dem Cubo-scaphoideum verschmolzen.
Fossil im Miocän von Nordamerika.
Leptomeryx Leidy, Hypisodus, Hy-
pertragulus Cope.
8. Familie. Cervioornia.
Geweihträger. J)
Schädel der Männchen in der Regel mit
Geweih oder knöchernen Fortsätzen versehen.
Zahnformel: J- °TSf?; , i Oberer Eckzahn bald
gross, vorragend und säbelartig, bald schwach, ProdremothcHum
frühzeitig ausfallend oder ganz fehlend; unterer rtlhol. ob.
Eckzahn als Schneidezahn Jungirend. Diastema V0?uSn. Aa?£.
gross. Backzähne selenodont, niedrig, mehr- Tarsu« und MetatAraus voii
wurzelig. Obere Praemolaren kurz, mit Aussen- Jj™ ?r tIwUTr»^"
ment der Fibula, Co (.'nlca-
neus, a AntniKaliis, e& -f tc
Oubo-RCÄphoideum.)
B »'
Flg. 2008.
Tragultu
JttWtMU.
Recent.
Java.
Gr.
wand und wohl entwickeltem innerem Halbmond.
Carpalia und Tarsalia theilweise vertoachsen.
Die Hauptmetapodien (III und IV) fast immer
zu einem Canon verschmolzen. Seitliche Metapodien meist sehr dünn, unterbrochen
oder verkümmert, mit kurzen Afterzehen.
Das ganze Skelet der Cervicornia zeichnet sich, wie das der Traguliden,
durch spröde Knochensubstanz mit reichlichen Osteoblasten und durch dünne
Beschaffenheit der Schädelknochen aus.
Der Schädel hat langgestreckte, fast cylindrische Gestalt. Die craniale
und faciale Axe verlaufen in nahezu gleicher Richtung und besitzen nicht
die starke Knickung, wie bei den Horn trägem. Die gewölbte Hirnkapsel
wird vorzugsweise von den Scheitelbeinen und zum geringeren Theil von
den Stirnbeinen bedeckt; seitlich gewinnen die Schuppen der Schläfenbeine
eine ansehnliche Ausdehnung. Die Thränenbeine haben ungewöhnliche
Grösse und sind aussen mit Vertiefungen, den sogenannten Thränengruben,
versehen. Zwischen Thränenbein, Nasenbein, Stirnbein und Oberkiefer ist
sehr häufig eine Lücke in der Verknöcherung zu bemerken (Ethmoidallücke),
•) Brook, V., On the genus Cervulus. Proceed. zool. boc. London 1874. S. 33.
— Classification of the Cervidae ibid. 1878. S. 921. — Dawkins, Boyd, Quart, journ.
geol soc. London 1869. XXV. S. 192. 1872. XXVIII. S. 405. 410. 1878. XXXIV.
8. 402. — Jiütimeyer, L., Beitrüge ru einer natürl. Geschichte der Hirsche. Abh.
Schweiz, pal. Ge«. 1880-83 Bd. VII. VIII X.
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Vertebrata. Mammalia.
die zu einem mit dünnen Knochenlamellen und Lufthöhlungen erfüllten
Räume führt. Die Orbita sind ringsum geschlossen und vorstehend. Das auf-
fallendste Merkmal vieler männlicher Hirschschädel, der Geweihschmuck, hat
nur nebensächlichen systematischen Werth; denn nicht nur fehlt derselbe
mit Ausnahme von Kenthier allen weiblichen Individuen, sondern auch
beiden Geschlechtern bei den ältesten fossilen Formen; auch übt die An-
wesenheit eines Geweihes geringeren Einfluss auf die Geeammtbildung des
Schädels aus, als die knöchernen Stirnzapfen der Hornträger. Bei den
Giraffen, Protoceratinae u. a. bleiben die Knochenfortsätze auf den Stirnbeinen
dauernd von Haut bedeckt. Meist wird aber die Haut nach und nach ab-
gerieben, und die Geweihe ragen frei vor. Die basalen Knochenzapfen,
welche die eigentlichen, meist nach der Brunstzeit abwerfbaren Geweihe
tragen, heissen Rosenstock, der knotige Wulst an der Basis des Geweihes
Rose. Bei den mit mehrfach gegabeltem Geweih versehenen Formen beginnt
dasselbe mit einem einzigen Sprossen (Spiesser), der sich im zweiten Jahr
in zwei Aeste vergabelt; m den folgenden Jahren wird jedesmal ein neuer
Spross den bereits vorhandenen zugefügt. In ähnlicher Weise verläuft auch
Flff. 2009.
Ctrvu* (Polycladut) düraniu» Sest. Ob. PliocÄn.
Val d'Arno. Toskana. A die drei P und der
M de» Oberkiefer». B desgleichen vom
Unterkiefer. Nat. Gr.
Flg. »10.
Pleslometacarpaler
VordorfUf» von Ottuj
claphu* Lln., '/? nat Gr.
(Nach Fl o wer.) m*und
m1 proximale Stücke
der seitlichen Metaear-
palla, II—V zweite bis
fünfte Zehe.
Fi«. 2011.
Hinterfuss vom Hinten
{Cervu* claphu»!, >/i nat.
f>r. (Nach Flow er.) c
(.'alcaneus, a Astnyr&las,
r 6 Cuboseaphoide-
um. e1 Cuneiforme,
mlV und ml II Meu
die phylogenetische Entwicklung.
Bei den ältesten mioeänen Formen
fehlt ein Geweih vollständig; bei
mittelmiocänen Palaeomeryx - Arten
besteht es lediglich aus einem Rosen-
stock, bei Dicroceras aus einem
langen Rosenstock, Rose und ein bis
zwei Geweihsprossen. Im Pliocän
beginnen Hirsche mit kurzem Rosen-
stock, langer Stange und zwei bis
drei Nebensprossen; aber erst im Pleistocän und in der Jetztzeit entfalten
die Geweihe jene Ueppigkeit, Grösse und reiche Verzweigung, wie sie beim
Edelhirsch , Renthier, Elch, und in höchster Potenz bei dem diluvialen
Riesenhirsch beobachtet werden.
Das G e b i s s (Fig. 2009) entbehrt der oberen Schneidezähne, und auch die
oberen Caninen fehlen den jüngsten Vertretern der Hirsche entweder gänzlich,
oder sie erscheinen nur bei den Männchen und fallen häufig frühzeitig aus.
Der untere Eckzahn hat die Form und Funktion eines Schneidezahnes an-
genommen. Die Backzähne sind braehyodont, mehrwurzelig, die Krone mit
dickem, runzeligem Sehmelz bedeckt und in der Regel von einem Basal-
bändchen umgeben, das oben zwischen den inneren, unten zwischen den
äusseren Halbmonden je ein kleines Pfeilerchen entwickelt Die
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Ungulata. Artiodactyla. Cervicornia
903
wand der oberen M hat stets zwei durch die vorderen Hörner der äusseren
Halbmonde gebildete Verticalfalten. Die inneren Halbmonde verursachen
Marken, welche sich erst bei stärkerer Abkauung vollständig schliessen und
häufig durch spornförmige Fortsätze der inneren Markenwand verengt sind.
Die oberen P sind sehr kurz und machen den Eindruck von halben
Molaren. Die unteren M sind niedrig, typisch selenodont; die P wenig
gestreckt und aus zwei sehr ungleichen Abschnitten, einem kürzeren hinteren
und einem längeren vorderen bestehend. Bei den ältesten fossilen Formen
sind vier, sonst immer nur drei untere P vorhanden. Von den oberen
Milchbackenzähnen stimmt der hintere vollständig mit den ächten M
überein, die beiden vorderen haben zwar die Elemente von Molaren, doch
sind die inneren Halbmonde etwas weniger vollständig. Der letzte untere
Milchbackenzahn ist dreitheilig, die beiden vorderen gleichen ihren Ersatz-
zähnen.
Im Carpus (Fig. 2010) coossificiren Magnum und Trapezoid: die mitt-
leren Metacarpalia verschmelzen frühzeitig zu einem Canon, die seitlichen
(II und V) sind ungemein dünn, meist unvollständig, indem bald nur die
proximalen (Plesiometacarpi), bald nur die distalen Theile (Teleometacarpi)
als griffelartige Knochenstäbe zur Entwickelung kommen. Kurze Afterzehen
besitzen alle ächten Hirsche, dagegen fehlen sie den Giraffen. Im Tarsus
verwachsen in der Regel Cuboideum mit Naviculare (Fig. 2011) und ebenso
Cuneiforme III und II ; das kleine Cuneiforme I bleibt stets getrennt. Von
den äusseren Metatarsalia sind entweder nur die kurzen proximalen Enden
selbständig ausgebildet oder auch diese mit dem Canon fest verwachsen.
Afterzehen kommen bei den typischen Hirschen (nicht bei den Giraffen)
auch bei völliger Verkümmerung der seitlichen Metatarsalia vor.
Die Cervicornia bewohnen gegenwärtig ganz Asien, Europa, Amerika und
in der Form von Giraffen auch das centrale und südliche Afrika. Sie fehlen
nur in Australien. In der alten Welt sind die plesiometacarpalen Formen,
in der neuen die teleometacarpalen vorherrschend, Die ältesten Vertreter
beginnen im unteren Miocän von Europa. Im oberen Miocän und im Plio-
cän gewinnen die Hirsche sowohl in der alten Welt, als in Nordamerika
grössere Verbreitung. Den Höhepunkt ihrer Entwickelung erreichen sie im
Pleistocän und in der Jetztzeit
1. Unterfamilie. Moschinae. Moschushirsche.
Schädel geweihlos. Obere C säbelartig vorragend. Oben und unten drei P
vorhanden. Distale Rudimente der seitlichen Metapodien mit langen, drei-
gliedrigen Afterzehen.
Die beiden lebenden Gattungen (Moschus, Hydropotes) bewohnen die
centralasiatischen Hochländer. Zweifelhafte fossile Reste von Moschus werden
aus den Siwalikschichten von Süd-Indien erwähnt.
2. Unterfamilie. Cer?ulinae. Muntjakhirsche.
Schädel geweihlos, oder Männchen mit kurzem, meist nur dichotom gegabeltem
oder mit wenigen Sprossen ausgestattetem Geweih versehen, das auf langem Rosen-
stock sitzt und bei den älteren Formen nicht abgeworfen 7vird. Obere Eckzähne
sehr stark entwickelt, weit vorragend, aussen concav , seitlich zusammengedrückt
und hinten schneidend. Backzähne hirschartig; die P wenig verlängert. Vorder-
fuss meist plesiomttacarpal, sehr selten mit vollständigen Seitengriffeln.
Lebend in Süd-Asien. Fossil vom Miocän an.
A mphitragalus Pomel. Schädel geweihlos, ohne Thränengrube und
Ethmoidallücke. M niedrig, fast glatt, die unteren aus zwei einfachen Halb-
monden und einer dicken zweispitzigen Innenwand bestehend. Dio hinteren P
verlängert. Häufig im unteren Miocän der Auvergne und der Gegend von
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Vertebrata. Mauomalia.
Ulm und Mainz. A. elegans, Lemanensis Pomel etc. Grösse wie Reh oder
Zwerghirsch.
Dremotherium Geoffrov (Fig. 2012). Wie vorige, aber untere M auf
der Aussenseite des vorderen Halbmondes mit einer schwachen Falte (Palaeo
m^ryx-Falte). Seitliche Metapodien nur durch Griffel angedeutet. Im unteren
Miocän der Auvergne, Ulm, Weisenau. D. Feignouxi Geoffroy,
Micromeryx Lartet. Mittel-Miocän. Sansan, Steinheim.
Dicroeerat furcatvs Hensel *p. Ob. Miocän. Stelnhelm, Dieroeertu eUgam Lartet. Miocftn.
Württemberg'. A obere Milonbaokeii/Jthne. B obere Back- Sansan. Gers. Geweih, V» nat Gr.
zahne. (* untere Bacltzahno w ' BnMüpfeilerchen, iNachGaudry)
tc PalaeotneoxfHlte. (Nach Dbderlein.)
Palaeomeryx v. Meyer. Schädel wahrscheinlich geweihlos. M mit
runzeligem Schmelz. Obere C gross. Untere M mit starker Palaeomeryx~F&\te.
Grösse wie Edelhirsch. Mittel-Miocän. P. Bojani, eminent v. Meyer.
Dicroceras Lartet {Procervxdus Gaudry) (Fig. 2013. 2014. Wie Palaeo-
meryx, aber Schädel mit zweisprossigem, selten dreisprossigem Geweih. Mittel-
Miocän (Sansan, Steinheim etc.). D. elegans Lartet, D. jurcatus Heneel.
Cervulus Blainv. Lebend in Süd-Indien; fossil im oberen Miocän und
Pliocän von Europa und im Pleistocän von Indien.
Blastomeryz Cope (Fig. 2015), Cosoryx Leidy im oberen Miocän
(John Day-Stufe) und im unteren Pliocän (I>oup fork Stufe) von Nordamerika.
3. Unterfamilie. Cerrinae.
Geweih mit kurzem Rosenstock, mehr/ach gegabelt, periodisch wechselnd, in
der Regel nur beim männlichen, zuweilen aber auch bei beiden Geschlechtern
vorhanden. Obere C schwach oder fehlend. Backzähne braehyodont. Vorder
fuss plesio- oder teleometacarpal.
Lebend auf der nördlichen Hemisphäre und Südamerika. Fossil vom
oberen Miocän.
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üngulata. Artiodactyla. Cervicomia.
905
td*m
HM
Die Gattung Cervus Lin. wird in zahlreiche Subgenera zerlegt:
a) Capreolus Harn. Smith (Reh). Geweih aufrecht, dreisprossig.
obersten Miocän von Pi- A n
kermi, Cucuron, Baltavar
(C. Matheroni Gerv.) und
im Pliocän der Auvergne.
(C. Cusaniis Croiz. Job.).
b) Furcifer, c) Ca-
riacus, d) Blastoceras
Gray. Lebend und fossil
(Pleistoeän) in Südamerika.
e) Axis Harn. Smith.
(Fig.20Uj). Geweih schlank
mit 3 bis 4 cylindrischen
Nebensprossen." Extremi-
täten plesiometacarpal. Le-
bend in Südindien. Fossil
im Pliocän der Auvergne
(C. Borbonicus, Pardinensis
Croiz. Job.), im Crag von
England und im Pleistoeän
von Ostindien.
f) Elaphus Gerv.
Edelhirsch. Geweih viel-
sprossig, Stange und Spros- .
sen gerundet. Häufig im
Pliocän (C. Perrieri, Arver-
nensis, Jssiodorensis Croiz.
Job.) und im Pleistoeän
von Europa (C. elaphus und
Canadensis) von Europa,
Nordasien und Nordame-
rika.
g) Polycladus Gerv.
(Fig. 2017). Geweih viel-
sprossig, die Sprossen distal
abgeplattet. Plio-
cän. Europa. C.
Sedgwicki Falcon.
h) Dama Hain.
Smith (Megaceros
Owen) (Fig. 2018.
2019). Geweih
stark, am Grund
cy Ii ndrisch, distal
abgeplattet und
schaufelartig aus
gebreitet. Lebend
(C. dama Lin.) in
Südeuropa und
Kleinasien. Fossil
im Pliocän und
Pleistoeän von
Europa. Die aus-
gezeichnetste und
gröeste Art ist der Riesen
von einem Ende bis zum
Im
Fi«. 2015.
Blartomeryx gtmmiftr Copc. UnL Plio-
cän (Loup Fork-Stufe). Nebraska.
A teleometacarpaler Vorderfuss,
B Hinterfusi, »/» nat Gr. (Nach Scott)
Fig. 2016.
Cervu* (AxU) PardinentU
Croizetet Jobert. Geweih
■/* nat GrÖBse. Pliocän.
Issoire. Auvergne. (Nach
G audry.)
Fi*. 2017.
Cervu* ( Polycladu*) SedgtoieH Falcon.
Schodel mit Geweih.
hirsch (C. euryceros Aldrov.),
andern 2 bis 3ljt m misst.
Ob. Pliocän. Val <l' Arno.
dessen Geweih
Ganze Skelete
906
Vertebrata. Mammalia,
finden sich
geweihlos.
nicht selten in Torfmooren von Irland. Die Weibchen sind
i) Cervalces Scott
Pleistocän. Nordame-
rika.
k) Alces Ham. Smith.
(Elenthier). Lebend und
im Pleistocän von Euro-
pa, Nordasien und Nord-
amerika.
1) Rangif er Ham.
Smith. (Renthier). Beide
Geschlechter mit star-
kem vergabeltem, liegen-
dem Geweih; die Spros-
sen abgeplattet. Das
Renthier (C. tarandus
Lin.) bewonnt die po-
laren Gebiete der nörd-
lichen Hemisphäre und
war im Diluvium in
Europa bis zu den Pyre
näen und Alpen ver-
breitet. Seine Reste
finden sich massenhaft
in prähistorischen An-
fir. aoia
Cervut (Mtgaeemt) eurycenu Aldrovandl. Weiblicher Schädel. Tort
Bland, V» n»t- Gr. (Nach Owen.)
Ulf. 2019.
Cervu* (Hrr/acero*} ruri/cerut Aldrovandl. Torf. Irland.
Bxelet rt-staurirt. (Nach Owen.)
siedelungen der älteren
Steinzeit
4. Unterfamiüe.
Protoceratlnae. Marsh.1)
Zahnformel i ^' j ^'
Backzähne brachy-seleno-
dont. Obere und untere
C bei beiden Geschlechtern
vorhanden. Männlicher
Schädel mit kurzen knö-
chernen Zapfen auf Schei-
telbeinen und Stirnbeinen
und verticalen Knochen-
platten auf Stirnbein und
Oberkiefer. Weibchen mit
kleinen Protuberanzen auf
dem Scheitelbein. Carpalia
getrennt. Vorderfuss mit
zwei starken, getrennten
mittleren und zwei schwä-
cheren seitlichen Metapo-
dien. Hinterfuss mit un-
vollständig verschmölze
nem Canon und proxi-
malen Seitengriffeln.
l) Marsh, 0. C, Amor. Journ. of Science 1891. S 81. — Usborn, H. F. and
Wortmann, J. L., Bull. Amer. Mus. nat. hist 1892. IV. S. 351.
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Ungulata. Artiodactyla. Cervicoraia.
907
Die einzige Gattung (Protoccras Marsh) im unteren Miocän (White
River-Stufe) von Nordamerika.
5. Unterfamilie. Giraftinae.
Grosse hochbeinige Thiere mit langgestrecktem, enhveder geweihlosem oder
mit kurzen paarigen, einfachen Stirnzapfen versehenem Schädel ohne Thränengrube
und kleinen ringsum geschlossenen Orbiten. Die Knochen der Schädeldecke pneu-
Flg. 2020.
fi Gaudiy und Laitet. Oberstes Mlocln.
Kestaurirte» Skelet. (Nach Gaudry.)
Pikerml bei Athen.
matisch. Obere Eckzähne fehlen. Untere Eckzähne zweilappig. Backzähne
niedrig, einfach, gedrungen, hirschartig. Seitliche Metapodien und Aftertehen
vollständig verkümmert.
Lebend in Cen-
traiafrika ; f088Ü
im oberen Miocän
von Südeuropa,
Persien und Süd-
indien
Helladothe-
rium Gaudry (Fig.
2020). Schädel
ohne Stirnzapfen
mit schwacher
Protuberanz auf
dem Nasenrücken.
Hals miissig lang.
Vorder- und Hin-
terbeine fast gleich
lang. Ober -Mio-
cän von Pikerrni
und Sivalik.
Palaeotragus Gaudry, Alciccphalus Rodler und Wcith. üb. Miocän.
Pikenni und Maragha.
Samotherium Forsyth Major (Fig. 2021). Männliche Schädel mit einem
Paar stumpfer Knochenzapfen über den Orbiten. Hals kürzer und Skelet
plumper als bei der Giraffe. Ob. Miocän. Samos und Persieu.
Fit? 2021.
Samotherium BoUlieri Forsyth Major. Oh Miocän
Schädel verkleinert. :N«eh l.yilekker)
Samos.
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908
Vertebrata. Mammalia.
Camelopardalis Schreber. (Giraffe.) Auf der Grenze von Stirn- und
Scheitelbein ein Paar kurze Knochenzapfen und auf dem Nasenrücken eine
Protuberanz. Hals sehr lang. Vorderbeine länger, als Hinterbeine. Ober-
Miocän (Pikermi, Sivalik, China) und lebend.
6. Unterfamilie. Sivatherlnne.1)
Grosse Wiederkäuer mit stark ausgedehntem Stirnbein und pneumatischem
Schädeldach. Vor der Occipitalkante , auf den hinteren Aussc necken des Stirn-
beins zwei mächtige, entweder auf getrennter oder gemeinsamer Basis stehende,
abgeplattete, sckivach verästelte, an der Basis mit Hohlräumen versehene Knochen-
zapfen. Ein weiteres Paar conischer Knochentapfen zuweilen auf dem vorderen
Theil der Stirnbeine. Backzähne braehyodont.
Flg. 2022.
Sivathertum gigantnun Falcon. u. Cautley. Ob. Miocfcn. Slwallk. Ostindien Skelct re»taurlrt
(Nach Muric.)
Diese merkwürdigen, ausgestorbenen Wiederkäuer werden von Lydekker
und Forsyth Major an die Giraffen angeschlossen, während Murie und
Rütimeyer den Antilopencharakter derselben betonen, und insbesondere
auf die grosse Ausdehnung des Stirnbeins und die Zurückdrängung der
Scheitelbeine Gewicht legen. Das Gehörn erinnert an das Schaufelgeweih
von Alces.
Sämmtliche Vertreter dieser Familie (Sivatherium, Bramatherium
Falconer, Hydaspitherium Lydekker und XJrmiatherium Rodler) stammen
aus dem oberen Miocnn von Ostindien (Sivalik-Schichten) und Pereien.
9. Familie. Cavicornia. Hohlhörner, Hornträger.1)
Schädel beider Geschlechter, zuweilen nur der Männchen mit knöchernen von
Hornscheiden umgebenen Fortsätzen. Oebiss °~- * Obere Schneide- und Eck-
zähne fehlen. Backenzähne selenodont, braehyodont oder hypselodont. Carpus und
») Rütimeyer, L., Die Rinder der Tertiftrperiode. Abliandl. Schweiz, palaootol.
Gesellschaft. 1877. 1878.
Digitized by VjOOQle
Ungulata. Artiodactyla. Cavicornia.
900
so
Tarsus wie bei den Cervicomia. Hauptmetapodien zu einem Canon verschmolzen
mit scharfen distalen Leitkielen. Seitliche Metapodien niemals vollständig, häufig
ganz verkümmert. Aßerzehen fehlend oder vorhanden.
Im Vergleich mit den Cervicomia erweisen sich die Cavicornia als vor-
geschrittenere und in mehrfacher Hinsicht stärker specialisirte Wiederkäuer.
Im Schädel fällt die Knickung der Gesichtsaxe gegenüber der horizontal
gestellten cranialen Axe
auf (Fig. 2023}; noch
mehr aber verleiht die
ungewöhnliche Aus-
dehnung der Stirnbeine
den Cavicorniern ein
charakteristisches Aus
sehen. Indem die Fron-
talzone hinter den Or
biten den grösseren Theil
des Schädeldaches bil-
det, drängt sie die stark
verkürzten Scheitelbeine
nach hinten und schiebt
sie bei den extremsten
Formen (Bos) sogar voll-
ständig auf die Hinter-
hauptsfläche. Mit der
Ausdehnung der Stirn-
beine ist häufig eine
namhafte Erweiterung
des Sinus frontalis ver-
bunden; die Diploe wird
durch Lufthönlen er-
setzt, und die Stirn er-
hält pneumatische Be-
schaffenheit. Bei den , , c , F'B f* ul , . M , , ,
, ,•• im . .i Schädel eine« hornlosen Schafes, In iler Mittelebene vurtiral dnreh-
Antllopen laSSt Sien schnitten, IJL nat (»r. (Nach Fl o wer) PMr Zwischenkiefer, Sa
diese eißCnthÜmliche Nasenbein, UT Conchae des maxllloren, ET des ethnioidalen
a ..nu:i,]..«~ i' > ' Riechrohres, ME Mesethmoideum ; VO Voiimt, W Gaumenbein,
AUbDlKlUng aerrrontai- Pt FliiKelbeln, PS Praosphenold ; Fr Stirnbein mit Lufthöhion,
Zone in ihrer EntWicke- OS Orbitnspbenold, ÄS Alisphenold, BS Baslsphonoid ; Pa Scheitel-
l o U •** t" au bein, /Vr Felsenbein (/Vrfalfcum), TjfGriirelfortsatzdesTympanieuiii,
lUtlg OCnntt Ilir »Cnritt so siiipraoccipitale , EtO F.xoeelpitale, BO Bnslocelpltale , pp Pro-
verfolgen Während Z B. mmu» paroeclpltall«. rp Kronfortsatx, cd Cnndylus, « Symphyse
• „„ n n„ _«.ÄV. des Unterkiefers, ik, eh, ch, bh. th verschiedene Abschnitte de«
gewi88e (jrazellen noch Zungenbeins
Stirnbeine mit Knochen-
diploe, wie die Hirsche besitzen, stellen sich bei anderen kleinere oder
grössere Lufträume ein. In der hinteren Stirnregion über oder hinter den
runden, mehr oder weniger vorragenden und ringsum geschlossenen Orbiten
erheben sich in der Regel bei beiden, seltener nur beim männlichen Ge-
schlecht, knöcherne Zapfen von dichter oder häufiger pneumatischer Be-
schaffenheit, deren hohle Basis mit den Lufträumen im Stirnbein com-
munizirt. Bei den primitiveren Formen stehen diese Zapfen aufrecht oder
schräg nach hinten gerichtet zwischen den Augenhöhlen ; bei den extremen
Formen (Bovinae) rücken sie weit nach hinten und aussen in die Hintcrecken
des Schädels una richten sich fast rechtwinklig und horizontal nach aussen.
Die Nasenbeine, Oberkiefer und Thränenbeine sind meist stark ent-
wickelt, die Jochbogen dagegen dünn und kurz. Thränengruben und Eth-
moidallücken sind bei den Antilopen häufig vorhanden, fehlen aber bei
Bovinen.
Das Gebiss ist unvollständig und namentlich oben stark reducirt, ohne
Schneide- und Eckzähne. Der untere C rückt wie bei allen Wiederkäuern
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910
VertebratA. Manmmlia.
neben die J und fungirt als solcher. Die eelenodonten Backzähne bleiben
bei den primitiveren Formen (fossile Antilopen) brachyodont, werden bei
den vorgeschritteneren aber hvpeelodont und zuweilen ausgezeichnet pris-
matisch. Der 8chmelz ist in der Regel glatt, seltener runzelig; Basal wülst-
chen kommen nur bei den Antilopen vor; accessorische Pfeilerchen fehlen
oder können (Bovinae) eine ungewöhnliche Stärke erlangen. An den oberen
Molaren bestellt die durch verticale Falten verstärkte Aussenwand aus zwei
sichelförmig gebogenen Blättern; die halbmondförmigen Innenhügel bilden
meist geschlossene Marken. Die P sind kurz, aus Aussenwand und einem
inneren Halbmond zusammengesetzt. Die unteren M zeichnen sich durch
vollständig geschlossene, aus zwei schwach gekrümmten Blättern zusammen-
gesetzte Innenwand aus; die beiden Aussenhügel sind halbmondförmig und
bilden geschlossene Marken; zwischen denselben in dem Aussenthai erhebt
sich zuweilen ein accessorischer Pfeiler. Die drei unteren P entsprechen
vorwiegend vorderen Hälften von Molaren, doch ist die hintere Hälfte durch
einen winzigen Halbmond oder eine Schlussfalte angedeutet. Die Schneide-
zähne, sowie der dicht an dieselben angerückte Eckzahn haben schaufel-
artige Krone und sind wenig von einander verschieden.
Die oberen Milch Backenzähne sind etwas gestreckter und unregel-
mässiger als die Molaren, besitzen aber meist den vollen Inhalt derselben,
nur am vordersten ist die Vorderhälfte zusammengedrückt und die Hinter-
hälfte reducirt. Von den unteren Milchbackenzähnen ist der hintere drei-
theilig, die zwei vorderen gleichen ihren Ersatzzähnen.
Das Skelet unterscheidet sich nicht wesentlich von dem der Cervi-
cornier. Die Extremitäten erreichen jedoch die höchste Stufe der Redaktion.
Die Hauptmetapodien bleiben nur im Embryonalzustand getrennt, ver-
schmelzen schon frühzeitig zu einem vorne mehr oder weniger tief gefurchten
Canon; von den zwei seitlichen Metapodien bleiben zuweilen (Antilopen)
noch selbständig entwickelte proximale Griffel erhalten, meist verschwinden
aber auch diese; Afterzehen sind häufig vorhanden. Carpus und Tarsua,
Magen und Placenta verhalten sich wie bei den Hirschen.
Unter allen Hufthieren bilden die Hornträger die jüngste und formen-
reichste Gruppe. Sie haben erst in der gegenwärtigen Erdperiode den
Höhepunkt ihrer Entwickelung erreicht und zeigen durch ihre Umbildungs-
fähigkeit bei der Züchtung, dass ihnen noch eine gewisse Plasticität und
Jugendlichkeit innewohnt. Die Merkmale der verschiedenen Gattungen und
Arten sind noch nicht durch vieltausendjährige Vererbung befestigt und
darum auch die Unterscheidung derselben mit ungewöhnlichen Schwierig-
keiten verknüpft. Der Schauplatz, auf welchem sich die Cavicornier ent-
wickelt und ausgebreitet haben, ist die alte Welt. Heute erscheint Afrika
als ihr Verbreitungscentrum, in Wahrheit dürfte aber Südasien und viel-
leicht Südeuropa die Uraprungsstätte für die Mehrzahl der Gattungen
bilden. Die ältesten fossilen Vertreter der Cavicomia finden sich im Miocän
von Europa und Südindien, und zwar beginnen die Homträger mit hirsch-
ähnlichen Antilopen, welche muthmasslich aus Traguliden oder Cervulinen
entstanden sind. Erst im Pliocän und Pleistocän gesellen sich den immer
zahlreicher werdenden Antilopen auch Schafe, Ziegen und Rinder bei, deren
Merkmale jedoch immer noch eine primitive, jugendliche Entwicklungs-
stufe verrathen.
1. Unterfamilie. Antiloplnae. Antilopen.
Stirnzapfen über oder unmittelbar hinter den Orbita stehend, eylindriseh oder
dreikantig, aufrecht oder nach hinten gerichtet, dicht oder an der Basis mit Hohl-
räumen. Stirnbeine dicht oder mit Lufthöhlen. Parietalia ziemlich gross, am
Schädeldach Theil nehmend. Backzähne brachyodont oder hypselodont DU
mittleren Schneidezähne grösser als die seitlichen.
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Ungulata. Artiodactyla. Cavicornia. 911
Die Antilopen bilden die formenreichste Gruppe unter den Cavicorniern.
Es Bind über 100 lebende Arten aus Afrika und Asien beschrieben. Nord-
amerika besitzt nur zwei Gattungen (Antilocapra und Haploceras). Die
ältesten fossilen Formen erscheinen im mittleren Miocän von Europa; ihre
Hauptverbreitung ist im oberen Miocän der alten Welt.
Gazella Blv. Stirnzapfen dicht hinter den Orbiten, steil, leierförmig.
üb. Miocän von Pikermi, Cucuron etc. (G. brevicornis Wagn., G. deperdita
Gervais) und Sivalik; ferner im Pliocän der Auvergne (Ö. Borbonica Dep.),
Algier und England (G. Anglica Newton}.
Antidorcas Roth (Helicopkorus Lyaekker). Ob. Miocän. Pikermi.
Saiga Gray. (Fig. 2024). Stirnzapfen rundlich, kurz, steil aufgerichtet.
Lebend in den Steppen von Osteuropa und Sibirien. Fossil im Diluvium
von Europa.
Tetraceros Leach und Porta x Harn. Smith im Tertiär und Pleistocän
von Ostindien.
(Nach 8m. Wood ward.)
Palaeoreas Gaudry (Fig. 2025). Stimzapfen Spiral gedroht, schräg
nach hinten und oben gerichtet. Scheitelbeine gegen das Hinterhaupt
winklig abgegrenzt. Stirnbeine ohne Lufthöhlen. Ob. Miocän. ^iiilcuropa
und Pliocän von Toseana und Algier.
Tragelaphus Blv. Stirnzapfen zweikantig, schraubenförmig gedreht.
Pliocän. Auvergne (T. torticornis Aymard).
Protragoceras Deperet. Mittel-Miocän. (P. Chantrei Drn.)
Tragoceras Gaudry (Fig. 2026). Stirnzapfen nur bei Männchen vor-
handen, in der Mitte des Schädels, dreikantig, vorne zugeschärft, schräg
nach hinten und oben gerichtet. Stirnbeine und Gehörn mit Luftzellen.
Backzähne niedrig mit starken Basalsäulchen. Ob. Miocän. Südeuropa und
Persien. (T. Amaltheus Wagn. sp.).
Palaeoryx Gaudry. Stirnzapfen oval, lang, vorne zugeschärft, schräg
nach hinten gerichtet. Ob. Miocän. Südeuropa. (P. Pallasi Wagn. sp.)
und Pliocän von Toscana.
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912
Vertebrata. Mammalia.
Rupicapra Ham. Smith. Ueberreete der Gemse kommen selten im
Diluvium von Europa vor.
Fix. 2026
Tragoerrat AmaUheut Wagn^sp. Ob k r
Athen. Restmirirtiw
(Nach Gaudry.)
2. Unterfamilie. (Mute.
Schafe und Ziegen.
Sc hä de laxe stark geknickt
Stirnzapfen hohl, über den
Augenhöhlen beginnend, sehr
gross , seitlich abgeplattet.
Stirnbeine mit Lufthohlen,
sehr stark ausgedehnt; Schei-
telbeine kurz, jedoch noch
an der Zusammensetzung der
Schädeldecke theilnehmend.
Backzähne prismatisch, com-
primirt, scharfkantig, glatt,
mit engen, halbmondförmigen
Marken, meist ohne accesso-
rische Säulchen. Schneide-
zähne einander ähnlich. Seit-
liche Metapodien und After-
zehen fehlen.
Schafe und Ziegen nebst Verwandten sind Gebirgsbewohner der nörd-
lichen Hemisphäre und vorzugsweise in Asien und Europa verbreitet; nur
wenige Arten kommen auch in Nordamerika vor. Die ersten fossilen
Formen beginnen im oberen Miocän; sie linden sich wenig zahlreich im
Pleistocän von Europa, Indien und in einer Gattung (Ovibos) auch in Nord-
amerika.
Criotherium F. Major. Ob. Miocän. Samos.
Capra Lin. Ziege. Stirnzapfen im Durchschnitt länger, als breit.
Schädel ohne Thränengruben. Im ob. Miocän von Ostindien (C. Sivalensis
Lyd.) und im Pleistocän von Europa (C. ibex Steinbock, C. pyrenaica
Schimp., Ibex Jossüis Nehring). Die Hausziege findet sich erst in Nieder-
lassungen der jüngeren Steinzeit.
Ovis Lin. Schaf (Fig. 2023). Stirnzapfen dreikantig, vorne breit.
Thränengrube vorhanden. Selten im Diluvium von Europa. (0. Savinii
Newton, 0. aries Lin.)
Ovibos Blv. Moschusochse. Stirnzapfen hinter den Augen nach unten,
die Spitzen nach aussen gerichtet, an der Basis stark angeschwollen, aus
schwammiger Knochensubstanz bestehend. O. moschatus Blv. lebt jetzt in
den nördlichsten Theilen von Nordamerika, namentlich in Grönland und
Alaska; war im Diluvium über einen grossen Theil von Nordamerika, Asien
und Europa verbreitet. Im Missourigebiet war er von einer zweiten Art
(0. priscus Rütim.) begleitet.
3. Unterfamilie. BoTlnae. Rinder.1)
Stirnzapfen hohl, kräftig, cylindrisch oder dreikantig, meist rechtwinklig nach
aussen gerichtet, ziemlich weit hinter den Orbita am hinteren Ausseneck des
Schädels entspringend. Stirnbeine ausserordentlich gross, bis zum Occiput
') Rutimeyer, L., Die Fauna der Pfahlbauten (N. Denkschr. Schweiz. Ges. f.
Naturw ) 1861. — Beiträge zu einer palaeont. Geschichte der Wiederkäuer, zunächst
von Linne s Genus Bus. Verh. der naturf. Ges. Basel 1^65. IV. — Versuch einer
natdrl. Geschichte des Rindes. I. u. II. (X. Denksch. Schweiz. Ges. f Naturw.)
1866. 67. Bd. XXII. und XXIII. — Turner, on the genera and subdivisiona of the
Bovidae. Proc. Zool. Soc. London. 1849.
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UngulatA. Artiodactyla. Cavicornia.
913
reichend; Scheitelbeine sehr kurz, bei den extremsten Formen ganz auf das
Hinterhaupt gedrängt. Backzähne prismatisch, hoch, mit stark enhvickelten accesso-
rischen Basalp/eilern und ziemlich dicker Cementschicht.
Zu den Rindern gehören grosse, stämmige Wiederkäuer, bei denen die
Merkmale der Cavicornia ihre höchste Ausbildung erlangt haben. Ihre
eigentliche Heimath scheint das südliche Asien zu sein, aber auch Europa,
Nordamerika und Afrika besitzen wildlebende Formen, so dass nur Süd-
amerika und Australien ausserhalb ihres Verbreitungsgebietes liegen. Fossile
Reste erscheinen zuerst im oberen Miocän von Ostindien , sodann im
mittleren und oberen Pliocän von Europa und Nordamerika. In grösserer
Häufigkeit rinden sich fossile Rinder erst im Diluvium und zwar im ganzen
heutigen Verbreitungsgebiet der Bovinen.
In osteologischer Hinsicht stellen die Rinder die extremsten und am
schärfsten differenzirten Entwickelungsformen der gesammten Wiederkäuer
dar. Die mit Lufträumen erfüllten Stirnbeine gewinnen die grösste Aus-
dehnung und bilden fast die ganze Bedachung des Gehirns. Die Scheitel-
beine werden zuweilen ganz auf die Hinterhauptsflächo gedrängt, und auch
die mehr oder weniger nach aussen gerichteten Stirnzapfen rücken weit nach
hinten und aussen. Thräncnbeine und Nasenbeine haben ansehnliche Grösse,
dagegen fehlen Thränengruben.
Die hohen, prismatischen und breiten Backenzähne gewinnen durch eine
ziemlich ansehnliche Decke von Gement an Stärke ; die accessorischen Basal-
pfeiler auf der Innenseite der oberen, auf der Aussenscite der unteren
Molaren entwickeln sich zu vorragenden, öfters mit lappigen Fortsätzen ver-
sehenen Pfeilern; die Marken sind geschlossen, und der Schmelz häufig
gefältelt.
Die Rinder zerfallen nach Rütimeyer in fünf Gruppen.
A. BubalusGruppe. Büffel.
Stirnzone stark gewölbt, verhältnissmässig schwach ausgedehnt, so dass die
Scheitelbeine theilweise noch auf der Oberseite des Schädeldaches liegen. Ansatz
der Hornzapfen der Mittellinie des Schädels genähert. Hörner und Stirnzapfen
abgeplattet, meist dreikantig, anfänglich nach hinten und dann nach aussen ge-
richtet. Accessorische Säulchen namentlich an den Oberkieferbackzähnen stark
Uber die Innenwatui vorragend und mannigfach gebogen oder gefaltet.
Die Büffel bilden in osteologischer Hinsicht das natürliche Bindeglied
zwischen den Rindern, Antilopen und Schafen. Unter allen Bovinen zeichnen
sie sich durch die schwächste Ausdehnung der Frontalzone aus. Die Scheitel-
beine, der Ansatz der Stirnzapfen und mancherlei andere Merkmale weisen
auf Verwandtschaft mit Antilopen hin. Wilde Büffel leben gegenwärtig nur
noch im südlichen Asien und in Afrika. Fossile Formen liefern in ansehn-
licher Menge die jung tertiären Ablagerungen der Sivalikhügcl in Ost indien;
ferner das Pleistocän von Indien und auffallenderweise auch, allerdings sehr
selten, das Diluvium von Europa.
Die erloschenen Gattungen Probubalus Rütim. (Hemibos, Peribos
Falcon.) und Amphiltos Falcon. finden sich im Tertiär von Ostindien.
Bujfelus Blumb. im Tertiär und Pleistocän von Indien; Buhalus Rütim.
(Fig. 2(»27) im Diluvium von Europa und Algier.
B. Leptobos-Gruppe.
Schädel niedrig, stark verlängert, Horner dicht hinter den Augenhöhlen und
weit aussen entspringend, nicht sehr kräftig, fast cylindrisch oder unten nur
schwach abgeplattet, nach hinten gerichtet, zuweilen gänzlich fehlend. Scheitel-
beine relativ gross, noch auf der Oberseite des Schädels gelegen.
Zittel, Grunrfzüge der Pnlaeotitolojrie. f>8
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914
Vertebrata. Mammalia.
Die einzige Gattung Leptobos Rütimeyer findet sich im Pliocän
{L. FaJcontri Rütimeyer) und Pleistocän von Ostindien. Nach F. Major
gehört Bos Etruscus Falconer aus dem Pliocän des Val d'Arno, der Auvergne
und Spaniens zu Leptobos.
Fig. 2027.
flubalu» bnichycero» <ira>\ MAnnlloher S< hä<le1. Afrlku. Stark verkl. (Nach Rütimeyer.)
O. Bibos-Gruppe.
Stirnbeine hinten stark in querer Richtung verbreitert, die Frontaltone seht
ausgedehnt und flach , die Parietalzone nur in der Jugend selbständig, später
auf das Hinterhaupt gedrängt. Horner mehr oder weniger abgeplattet oder
cyl indrisch, weit hinten an der Grenze von Stirn und Occiput wurzelnd, in der
Jugend nach hinten, im Aller seitwärts gerichtet.
Die lebenden und fossilen Vertreter de/ Gattung Bibos Hodgson gehören
ohne Ausnahme dem südlichen Indien an.
D. Bison-Gruppe.
Schädel niedrig, Stirnzone flach, ungemein breit und relativ kurz, die cylin-
drischen Horner nach aussen und oben gerichtet und in geringer Entfernung
hinter den weit vorragenden Augenhöhlen stehend. Scheitelbeine kurz, breit, aber
noch immer als selbständiger Abschnitt des Schädeldaches enhvickelt. Gesichtstheil
kurz, Aasenbeine kurz, hinten breit.
Ks existiren gegenwärtig noch zwei Arten dieser Gruppe, der europäische
Aucrochs (B. Europäern) in Litthauen und der amerikanische Bison in Nord-
amerika. Beide stehen auf dem Aussterbeetat und vermindern sich von
Jahr zu Jahr. Die breite kurze Stirn, die vorragenden Orbiten und die
wenig verlängerten Gesiehtstheile verleihen den Bisonten ein sehr charakteri-
stisches Aussehen.
Im Diluvium von Europa und Nordasien findet sich häufig Bison prisats
H. v. Mey. und zwar in zwei Varietäten , einer mit langen und einer mit
kurzen Hörnern. Letztere hält Rütimeyer für männliche, eretere für
weibliehe Individuen. Auch Nordamerika besitzt pleistoeäne Bisonten, die
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Ungulata. Artiodactyla. Cavicornia
91f>
ala B. antiquus I.eidy und B. latijrons Harlan beschrieben wurden, jedoch
wahrscheinlich zu ein und derselben Art gehören und sich sehr wenig von
B. priscus unterscheiden. Sonderbarer Weise steht der fossile europäische
Auerochs (JB. priscus) den diluvialen und lebenden amerikanischen Büffeln
näher, als dem B. Europäern. Die ältesten Reste von Büffeln stammen aus
dem oberen Miocän von Ostindien (ß. Sivalensis Falcon.) und dem Pliocän
von Nordamerika.
B. Taurus-Gruppe. Ochsen.
Stirnbeine enorm ausgedehnt, das ganze Schädeldach bildend, die Scheitelbeine
ungemein kurz und ganz auf das Hinterhaupt gedrängt. Ansatz der Stirnzapfen
bis in die hinteren Äussernden des Schädels zur uckverlegt.
V\k. 2028.
Bot primiycniu» Hojan.
Diluvium KdkIuikI.
(Such Owen.)
2030.
taunu Un. Pfahlbau ile* SUrn
A oberer, B unterer
Molar. Nat. Gr.
In den Taurina hat der
Schädelbau der Boviden
den Culminationspunkt er-
reicht. Die Frontalzone
hat eine übermächtige
Ausdehnunggewonnen,und
die Parietalzone eine Re-
duetion wie in keiner
anderen Abtheilung der
Hufthiere erfahren. Wilde
Vertreter dieser Gruppe,
welche lediglich die Gat-
tung B os Lin. (Fig. 2028
bis 2030) enthält, existiren
gegenwärtig nicht mehr,
wohl aber ist das Rind (B. taurus Lin.) als Hausthier über die ganze
Erde verbreitet und durch Züchtung in verschiedene Rassen zersplittert
worden. Rütimeyer unterscheidet unter den europäischen Rindern
drei Rassen, wovon die Primigenius- oder Trochoceros - Rasse mit dem
fossilen Ur (B. primigenius Boj.) am meisten Aehnlichkeit besitzt, offen-
bar auch von diesem abstammt und schon während der Steinzeit eine
weite Verbreitung besass. Die Frontosus - Rasse ist ausgezeichnet durch
ungemein breite Stirn, kurze Nasenbeine und gestielte Hornzapfen ; sie hat
sich wahrscheinlich aus der Primigenius- Rasse entwickelt und findet sich
erst in der Bronzezeit. Die Brachyceros- Rasse hat kurze, stark gekrümmte,
ungestielte Stirnzapfen, schmale, lange Schädelform und stark vorragende
Orbita; ist häufig in Pfahlbauten. . ,
PI*. 2020
Hot Uiuriu \An. {Primlgrniu»-lX&t*<£\. HoMeln. Weiblicher Scha.lel.
(Such R ii ti in ey er.)
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016
Vertebrata. Mamraalia.
Die ältesten fossilen Vertreter der Taurus • Gruppe kommen in den
Sivalikschichten von Ostindien vor (B. planijrons, acutijrons Lyd ); im Plcisto-
cän von Ostindien findet man B. Namadicus Falcon. In Europa lebte der
diluviale Ur (B. primigenius Boj.) noch neben dem Hausrind in der Stein-
und Bronzezeit.
Zeitliche Verbreitung der Hufthiere.
ntor
Eoeiin
Mittol-
uihI
Ober
Enc»iti
't'nt
<>ii.. 1 l'nter- :Mitti>I-
Jin Mio-
cAn c*n crtn
ober-
Mlo-
pho
cän
, Fiel
stoi-aii
Jcut
I. Hyracoidea . .
II. Typotheria.
1. Protypotheridae
2. Typotherviae . .
III. Toxodontia.
1. Nesodontidae ...
2. Toxodontidae
IV. Litopterna.
1. Macrauchenidae
2. Proterotheridae .
3. Aatrapotheridae
Y. Amblypoda.
1. Coryphodontidae . .
2. Ditwceratidae . . . .
VI. Proboscidia.
1. Dinotlicridae
2. Elephantidae . . .
VII. Condylarthra.
1. Peryptichidtie ...
2. Phenacodontidae . .
8. Meniscotlieridae .
4. Pleuranpidotherülae
VIII. Pcrissodactyla.
1. Tapiridne . ...
2. Equidae
3. Rhinnceridae ...
4. Tüanotheridae . . .
IX. Ancylopoda.
1. Homalodontotheridae
2. Chalicotheridae . . .
X. Artiodactyla.
J. Suidae ......
2. Hippopotnmidne
.7. Anthracotheridae
4. Anoplotheridae .
5. Oreodontidae
0. Camelidae .
7. Tragulidae . . .
N. Ctrricornia
it. Cavicomia
I
— ^
M >l
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Sirenin.
917
9. Ordnung. Sirenia. Seekühe.1)
Dickhäutige, nackte, kurzhalsige, monophy odonte
Pflanzenfresser. Nasenlöcher nach vorne gerichtet Vorder-
füsse f losaenartig, Hinterfüsse fehlen. Schwanzflosse hori-
zontal. Zwei Zitzen an der Brust.
Zu den Sirenen gehören grosse, an den Meeresküsten und im
Unterlauf grösserer Ströme lebende Wasserthiere. Ihr cvlindriseher,
mit horizontaler Schwan/.Hosse versehener Körper, bei dem die Vorder-
beine zu beweglichen Schwimmflossen umgestaltet siud, während die
Hinterfüsse verkümmerten, erinnert an Cetaceen, allein ihr Skeletbau
und ihre ganze Organisation lassen sehr wenig Uebereinstimmung mit
den Walen erkennen und weisen eher auf Hufthiere hin.
Im Gegensatz zu den leichten, schwammigen Knochen der Cetaceen,
hat das Skelet der Sirenen ungewöhnlich dichte Struktur, und nament-
lich die sehr dicken Rippen und Wirbel zeichnen sich durch compakte,
fast elfenbeinartige Beschaffenheit und bedeutende Schwere aus. Auch
die Schädelknochen sind theilweise sehr dicht, und die langen Knochen
der Extremitäten ohne Markhöhlen.
Die sehr kurzen, scheibenförmigen Körper der Halswirbel bleiben
meist alle getrennt. Die Körper der Rückenwirbel zeigen einen fast
dreieckigen Querschnitt, sind seitlich zusammengedrückt und unten
gekielt, die Dornfortsätze und Zygapophvseu wohl entwickelt.
Der Schädel (Fig. 2031) zeichnet sich durch starke Jochbogen,
grosse Schläfenbeine und eigenartig gestaltetes Perioticum und Tym-
panicum aus. Scheitel- und Stirnbeine bilden das Schädeldach ; die
Nasenbeine sind verkümmert und die Nasenlöcher weit nach hinten
gerückt. Die Unterkieferäste siud hoch, plump und besitzen einen hohen, *
aufsteigenden Ast.
Das Gebiss ist hufthierartig ; die lophodonten oder bunodonten
Backzähne gleichen denen von Tapir oder von Schwein; ihre Zahl
sch wankt zwischen 4 und 10. Eine sichere Unterscheidung von P und
M ist unmöglich, da in der Regel kein Zahnwechsel stattfindet. Eck-
zähne fehlen bei den meisten Gattungen, dagegen kommen zuweilen
starke Schneidezähne, namentlich im Oberkiefer, vor.
Die Knochen der vorderen Extremitäten sind gelenkig ver-
bunden und beweglich. Schlüsselbeine fehlen. Ulna und Radius haben
gleiche Stärke und Länge, der Carpus enthält in der proximalen Reihe
drei, in der distalen vier Knöchelchen. Die fünf Finger haben schlanke
Metacarpalia und die normale Zahl von Phalangen. Das Becken ist
durch zwei stabförmige und gabelartige Knochen angedeutet, in welches
sich ein rudimentärer, in der Haut verborgener Femur einlenkt.
Die zwei lebenden Gattungen [Manatus und Halkore) bewohnen
die Küsten von Afrika, Ostasien, Central- und Südamerika. Fossile
Vertreter finden sich vom Eocäu an.
Prorastomus Owen. Gebiss vollständig. Zahnformel: * j * Schneitie-
zähne im Querschnitt rund; obere C gross. Obere M mit zwei einfachen,
') Captllini, Giov., Metu. Aecad. Sc. di Bologna 1872. 3. ser. t. I. und 1886
4. ser. t. VII. — Cope, Edw., The extinet Sirenia of N. America , American Na-
turalist 1890. S. 697. — Dollo, />., Sur les Sireuiens de Boom. Bull. Soc. Beige de
(ieol. 1889. III. 415. — Kaup, J., Beitrage zur näheren Kenntnis» der urweltl. Siiuge-
thiere Halitherium) 1855 Heft II und V u N. Jahrb. 1858. S. 532. - l^sius,
Rieh., üalitherium Schinzi, die fossile Sirene des Mainzer Beckens Darm-stadt 1882.
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<>18
Vertebrata. Mainmalia.
Vitt- 2031
Khelnhcssen.
IJnlltherium Schinxi Kaup. OllgoeAn.
A Schädel von oben. H von unten.
ip.
ober .
(Nach Lepslii».)
Flonheim bei Alzey.
»/« nnt. Or.
rechtwinklig zur Längsaxe gerichteten Querjochen. Eocän. Jamaica. P. sire-
noides Owen. .
3/ana/us Rondel. Schneide- und Eckzähne rudimentär, niemals funk-
tionirend. Oben und unten 8—10 Backzähne jedereeite; die oberen drei-
* m wurzelig, mit zwei Quer-
jochen und Basalband,
die unteren schmäler,
zwei jochig, mit Talon,
liebend an der Ostküste
von Amerika; fossil im
Pliocän von Südcarolina.
Manatherium Ilart-
laub. Oligocän. Belgien.
Hai ither tum Kaup
(Halianassa Meyer) (Fig.
2031, 2032). Skelet ca.
3 m lang. Zwischenkiefer
nach unten gekrümmt
mit einem Paar langer,
cylindrischer Schneide-
zähne. Scheitelbeine
lang, schmal; Stirnbeine
kurz. Nasenbeine schild-
förmig, kurz, hinter der
grossen Nasenöffnung
gelegen. Schneide- und
.Eckzähne, abgesehen
von dem oberen Paar J
frühzeitig ausfallend.
Backzähne (|) bunodont
mit warzigen Quer-
jochen, die drei vor-
deren klein, einspitzig
und einwurzelig , früh
ausfallend. Häufig im
Oligocän des Mainzer
Beckens (H. Schitui
Kaup), Schweiz, Frank-
reich , Oberitalien ; im
oberen Eocän des Pa-
riser Beckens, Aegyptens
und Oberitaliens.
Metaxytherium
Christel. Wie Halithe-
rium, aber nur 4— 5 Bnck-
zähne. Miocän. M. Cn-
vieri Christel, M. Studeri
Meyer.
Felsinotherium Ca-
pellini (Fig. 2033). Zahn-
formel; J; J \. Zwischenkiefer und Symphysen des Unterkiefers plump, nach
unten gebogen. Backzähne bunodont. Pliocän. Italien. F. Forestü Cap.
Miosiren Dollo, Rhytiodus Lartet, Prohalicore Flot. Miocän.
Halicore Iiiiger. Zwischenkiefer mit einem Paar starker Schneidezähne.
Backzähne ^ einwurzelig, klein, stiftförmig. Lebend.
Rhytina Iiiiger. Backzähne fehlen. In der Mundhöhle eine hornige Kau-
platte vorhanden. Rh. Stelleri Cuv. wurde Ende vorigen Jahrhunderts ausgerottet.
Fl*.
Skelet von Haliihcrium Schinzi Kaup. Rcutaurirt nach
I.cpMus. '/» n»t. Or. B Becken, / Oberschenkel.
Fl*. 2033. FeUlnothtrium Foreslii Capelllni. l'lioean. Klonto bei
Bologna Seha.lel, ';, nat. <ir. (Nach Capellinl.)
I. 0. 6
0. 0, 5'
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Primates Prosimiae.
019
10. Ordnung. Primates. Herrenthier e.1)
Unter der Bezeichnung Primates hatte Linne den Menschen, die
Affen, Lemuren und Fledermäuse zusammengei'asst. Schliefst man die
letzteren aus, so bleibt eine natürliche Gruppe von Mammälia übrig,
deren Angehörige in anatomischer Hinsicht enge mit einander ver-
knüpft sind, wenn auch die Endglieder (Mensch und Lemur) scheinbar
nur wenig Merkmale mit einander gemein haben. Zu den Primaten
gehören die drei Unterordnungen Prosimiae, Simiae und Bimana.
1. Unterordnung. Prosimiae. Halbaffen.
Flantigrade, meist fünfzehige, frugivore oder omnivore Kletlerthiere mit
opponirbarer, grosser Zehe. Sämmtliche Finger und Zehen oder nur die zweite
Hintergehe mit Krallen, die übrigen mit Nägeln versehen. Gebiss meist voll-
ständig. Obere M bunolophodont, quadrituberculär oder trituberculär ; P einfacher
als die M. Untere M vier- oder fünfhöckerig. Nasenbeine und Schnauze ver-
längert. Orbita hinten knöchern umgrenzt, aber nicht durch eine Wand von den
Schläfengruben getrennt. Foramen lacrimale vor der Augenhöhle gelegen. Gehirn
schwach gefurcht, das Cerebellum nicht von den Hemisphären des Grosshirns be-
deckt. Zitzen brüst- oder baucliständig.
Die Halbaffen bewohnen gegenwärtig vorzugsweise Madagascar, theilweise
auch das tropische Afrika und Südasien. Von den eigentlichen Affen unter-
scheiden sie sich durch kleineres, wenig gefurchtes Gehirn, ferner durch die
grossen, hinten zwar knöchern umgrenzten, aber nicht durch eine Wand von
den Schläfengruben geschiedenen Augenhöhlen; durch das ausserhalb der
Orbiten gelegene Foramen lacrimale, durch die theilweise bekrallten Zehen,
durch die stets wohl entwickelten, opponirbaren inneren Zehen am Vorder-
und Hinterfuss, durch behaartes Gesicht, zweihörnigen Uterus und meist
abdominale Zitzen. Die Placenta ist diffus oder glockenförmig, eine
Decidua fehlt.
Das Skelet der Halbaffen ist in vielfacher Hinsicht primitiver, als jenes
der Affen, und erinnert an Insectivoren , Creodontia und Raubthiere. Die
Hinterbeine sind stets länger als die Vorderbeine; im Carpus und Tarsus
treten niemals Verschmelzungen ein, und im ersteren ist in der Regel ein
Centrale vorhanden Das Gebiss bildet bald eine geschlossene, bald eine
durch Diastema unterbrochene Reihe. Die oberen Molaren haben entweder
trituberculären oder häufiger quadrituberculären Bau. und zwar nimmt der
vordere Innenhöcker meist V förmige Gostalt an, verbindet sich durch seine
beiden divergirenden Schenkel mit den Au9senhöckern, so dass die Zahn-
krone trigonodont, resp. bunolophodont wird. Der zweite Innenhöcker bleibt
stets an Grösse hinter dem vorderen zurück, wenn er überhaupt zur Aus-
bildung gelangt. Meist ist ein kräftiges Basalband vorhanden, aas zuweilen
einen Innenwall bildet; auch Zwischenhöckerehen kommen bei verschiedenen
Gattungen vor. An den unteren M besteht der Talon wie bei den Huf-
thieren aus einer zweihöckerigen Hinterhälfte, welche an Breite und
Länge nicht hinter der Vorderhälfte zurückbleibt. Letztere besitzt häufig
noch die drei primitiven Höcker, doch steht der vordere Innenhöcker an
Stärke weit hinter den beiden übrigen zurück und verkümmert oft voll-
ständig, so dass die Zahnkrone der unteren M aus zwei Paar entweder
') Schlosser, M., Die Affen, Lemuren, Cheiropteren etc. des europäischen Tertiärs.
Beiträge zur Palaeont. Oe»terr. Ung 1»87. VI
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920
Vertebrata. Mummulin
gegenüberliegenden oder etwas alternirenden Höckern besteht, die meist
durch rechtwinkelige oder schiefe Joche verbunden sind. Die P Bind stete
einfacher als die M. Während bei den fossilen Formen nicht selten drei J,
vier P und drei M entwickelt sind, kommen bei den lebenden Lemurcn
nie mehr als drei P und zwei J oben und unten vor und zwar zeigt der
vorderste P im Unterkiefer bei denselben eine höchst auffallende und kräftige
Ausbildung; er nimmt die Gestalt und Funktion eines ächten Eckzahns an,
greift aber nicht, wie dieser, vor den normal geformten oberen Eckzahn,
sondern fügt sich, wie ein ächter P, zwischen letzteren und den vordersten
oberen JP ein. Der eigentliche untere C rückt, wie bei den Wiederkäuern,
dicht neben die J und stimmt mit denselben auch in Form und Funktion
überein. Die oberen J sind klein, gekrümmt, conisch oder schaufeiförmig,
die unteren dagegen ungemein schmal, pfriemenförmig, stark verlängert und
dicht gedrängt.
Die Prosimiae lassen sich in fünf Familien . Pachylemuridae, Anapto-
morphidae, Lemuridae, Chiromyidae und G aleopithecidae eintheilen,
wovon die zwei ersten nur im älteren Tertiär von Europa und Nordamerika
vorkommen. Von ächten Lemuriden ist der grosse Megaladapis Forsyth
Major aus dem Pleistocän von Madagascar bekannt; die zwei letzten Familien
gehören ausschliesslich der Jetztzeit an.
1. Familie. Pachylemuridae. Filhol.1)
Zahnfonnel: { *• J. Zahnreihe oben und unten geschlossen: Schneide-
und Eckzähne normal. Obere M vi<rhöckerig , der vordere Innenhöcker gross,
V förmig, der hintere klein. Foramen lacrimale auf oder vor dem Vorderrand
der Augenhöhle. Hnmerus mit Foramen enlepicondyloideum. Tarsus nicht
verlängert.
Fossil im Eocän und untersten Miocän von Europa und Nordamerika.
Der nur von Adapis bekannte Schädel (Fig. 2036) ist ausgezeichnet durch
hohen Sagittalkamm und verhältnissmässig kleine Orbita, hinter denen sich
der Gesichtstheil tief einschnürt. Die verlängerte Schnauze mit den schmalen,
aber langen Nasenbeinen, die Umgrenzung der Augenhöhlen, die Lage des
Foramen lacrimale stimmen mit den Lemuriden überein, dagegen ver-
schmelzen die beiden Unterkieferäste in der Symphyse, und der aufsteigende
Ast zeichnet sich durch ansehnliche Breite und Höhe, sowie meist durch
einen Vorsprung am Hinterrand aus. Unter den vorderen P befinden sich
zwei oder drei kleine Foramina, und auch die hochangeschwollenen, grossen,
gegen vorne geschmälerten Gehörblasen erinnern an Lemuriden. Das Gebiss
freilich steht wenigstens im vorderen Theil den ächten Affen, namentlich
den amerikanischen, näher, als den Lemuriden, zeichnet sich übrigens im
Ganzen durch primitive, indifferente Merkmale aus. Die oberen M lassen
den Trituberculärtypus noch deutlich erkennen, obwohl sie eine vierhöckerige
Krone besitzen; denn der kleine hintere Innenhöcker erscheint stets als ein
accessoriscb.es Gebilde. Ebenso besitzen die fünf- oder vierhöckerigen unteren
M noch keine ausgesprochene Differenzirung und könnten ebenso gut
primitiven Hufthieren und Creodontiern, wie Lemuriden angehören. Die P
sind im Gegensatz zu Affen und Lemuren vollzählig entwickelt und mit
Ausnahme des vordersten einwurzeligen und einspitzigen oben mit Innen-
hücker, unten mit Talon versehen. Im Unterkiefer kommt Pi Öfters dem
ersten M gleich , während der letzte obere P höchstens das Trituberculär-
stadium erreicht. Der hinterste Milchbackenzahn stimmt in beiden Kiefern
•) Cope, E. D., Amcr. Naturalist 1885. S. 457. - Fühol, H., Ann. sc gtol. t V.
7 u. m t VIII. 8. 73. t. XIV. S. 11) n t XVII. pl. 6. ~ Marsh, 0. C, Araer.
.Fourn. sc. 1871. IT. S 43. 1872. IV 8 205. 210 405. 1875. IX. S. 239. — Osborn,
II F, und Wortmann, J. L , Amer. Mus nat. IuhI 1892. IV. S. 101.
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Primates. Prosimiae. 921
mit dem vorderen ächten M überein. Die Eckzähne oben und unten sind
conisch, zugespitzt, etwas zurückgebogen und wie bei allen primitiven Huf-
thieren, Insectivoren, Camivoren und Affen, nicht aber wie bei den lebenden
Lemuriden beschaffen. Auch die schaufelförmigcn oberen und die meissel-
förmigen unteren J stimmen weit besser mit Affen, als mit I/cmuren überein;
immerhin spricht aber auch hier die häufige Ausbildung eines dritten In-
cisivenpaares für eine primitive Ausbildung des Gebisses. Bei Adapis hat
das definitive Gebiss nur zwei, das Milchgebiss drei Schneidezähne. Die
bis jetzt bekannten Skeletknochcn besitzen am meisten Aehnlichkeit mit
Lemuriden.
Pelycodus Cope (1 Lemuravus Marsh) (Fig. 2034). Zahnformel:
3 }' jj. Obere M vierseitig, mit zwei pyramidenförmigen Aussenhöckem,
einem kräftigen vorderen V-förmigen Innenhöcker und einem schwachen
zweiten Innenhöcker; Zwischenhöckerchen sehr schwach oder fehlend.
AP trigonodont, der hintere Innenhöcker verkümmert. Untere M mit zwei
Paar gegenüberstehenden stumpfen Höckern und einem schwachen unpaaren
Vorderhöcker. Ms mit einem Höcker am Hinterrand. Die vordere Hälfte
der M ist höher als die hintere. Astragalus mit kaum gefurchter tibialer
Geleukfläche. Endphalangen krallenförmig. Im unteren Eocän (Wasatch-
Beds) von Wvoming. P. tutus, frugivorus Cope. Nach Rütimeyer im
Bohnerz von Egerkingen. P. helveticus Rütim.
Fig. 2034. Fig. 2035.
A Prtycodu* tutus Cope. l'nt. Kocftn. Wnsatch. Hyoptotiu* pnulu» l.eidy. Kocftn (Rrid^T Bed»>
Wyoming. Linker Oberkiefer von der Seite. Wyoming. A obcrkief.rfraginent von unten, mit.
Ii, C 1'elocoduM Jrugivoru* Cope l'nt. Kocftn, <ir. H ober» Backzähne von unten vergr.. */, nat.Or.
Wunntch. Wyoming Unterkiefer von der Seite C Unterkiefer, mit. Gr. D untere Ilackzilhne von
and von oben. NM. Cir. (Nach Cope.) oben, »/1 tmt. ür.
Hyopsodus I/eidy (Microsus Leidy) (Fig. 2035). Zahnformel: 3 J 4 J
Obere .1/ und /' wie bei Pelycodus, jedoch wie Ml und quadrituber-
culär, die Zwischenhöckerchen kräftig entwickelt. Untere M mit zwei
schief gegenüberstehenden, fast gleich hohen, stumpfen Höckerpaaren, wovon
die beiden äusseren Höcker halbbogenförmig gerundet sind. Vordere P ein-
spitzig. Mehrere Arten im Eocän (Wasatch- und Bridger Beds) von Wyoming
und Neu-Mexico. Nach Rütimeyer auch im Bohnerz von Egerkingen.
jurensis Rütim.
Microsyops, Notharctus Leidy, Tomith erium Cope. Eocän
(Wasatch- und Bridger-Beds). Wyoming.
Adapis Cuvier [Paiaeolemur Filhol, Aphelotherium, Leptadapis Gervais)
(Fig. 2036). Zahnformel : *' J J * Zahnreihe geschlossen. Obere M mit
zwei pyramidenförmigen Aussenhöckem, einem V förmigen vorderen und
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922
Vertebrata. Matnmalia.
einem kleineren conischen Innenhöcker, zuweilen auch mit einem winzigen
Zwischenhöckercben am Vorderrand. P4 trituberculär, die drei vorderen P
comprimirt, einspitzig, innen mit starkem, talonartigem Basalband. Eckzahn
seitlich zusammengedrückt, zugespitzt, mit schneidendem Vorder- und Hinter-
rnnd, mehr oder weniger stark vorragend. J klein, sch auf eiförmig, mit kurzer
Krone. Die unteren J klein, schräg nach vorne gerichtet, meisselfönnig.
Untere C vertical, kräftig, mit abgestutzter Spitze. Die drei vorderen P com-
primirt, der vordere ein-, die hinteren zweiwurzelig. Pi und M mit zwei
Paar schief gegenüberstehenden, durch Joche verbundenen Höckern. Im
oberen Eocän (Gyps vom Montmartre, Phosphorit des Quercy), A. Parisiensis
Cuv., A. magnus Filhol.
B
A
Fig. 203C.
AdapU ParUienri» Cuv. vor. minor. Phosphorit. Quercy. A Schädel mit Unterkiefer von der Seit*.
B von oben. C obere, D untere Zahnreihe. »/» nnt <ir. E Astrup! us von vorne und hinten, nut. (ir
Caenopilhecus Rütimever (Fig. 2037). Die allein bekannten oberen U
haben vierseitige Krone und bestehen aus zwei stumpfen, pyramidenförmigen
Aussenhöckern, einem V- oder fast halbmondförmigen Innenhöcker, neben
dem das starke Basalband noch ein sehr kleines hinteres Innenhöckerehen
bildet, und einem winzigen Zwischenhöckerchen am Vorderrand. M* steht
dem vorletzten Molar nur wenig an Grösse nach. C. lemuroides Rütiin. im
Bohnerz von Egerkingen.
Laopithecus Marsh (MenoÜierium Cope). Unt. Miocän (White-River
Beds) von Nebraska. L. robustus Marsh.
Die Gattungen Indrodon Cope aus dem untersten Eocän von Puerco
in NeuMexico, Opisthotonus, Apheliscus (Prototomus), Sarcolemur
Cope aus den Wasatch-Beds von Wyoming, Hipposyus Leidy, Th inolestes,
Telmatolestes, Bathrodon, Mesacodon, Stenacodon Marsh (Amer.
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Primaten. Prosimiae
923
Joum. 1872. IV. S. 210) aus dem mittleren Eocän (Bridger - Beds) von
Wyoming beruhen entweder auf ganz dürftigen Ueberresten oder sind un-
genügend charakterisirt.
ff
2H
Fi*. 2037.
CaenopUhtctu lemuroida Kütlm
Bohnere. KKerkinfren. Drei
obere Jf von unten und von
Seite In nat Gr.
(Nach Rütlmeyor.)
Fijr- 2038
^nap/omorpAiM Aomuncu/«« Copo. Unt Kocan. ( Warnten Beda)
Blghorn. Wyoming. A Schädel von unten »/,. (NhcIi Cop&J
B C Unterkiefer »/i (Nach Osborn.)
2. Familie. Anaptomorphidae. Cope.
Zahnformel: 2'0 j ,^ 8 3. Schneide- und Eckzähne normal. Obere M
drei- oder vierhöckerig. Foramen lacrimale vor den Augenhöhlen gelegen. Unter-
kiefer in der Symphyse nicht verschmolzen.
Im Eocän von Europa und Nordamerika.
Anaptomorphus Cope (A ntiacodon Marsh , Washakius I /eidy ) (Fig. 2038).
Zahnformel: £ \ 3*'s , |. Obere / unbekannt, C klein, stiftförmig; durch eine
kleine Lücke von den zwei kurzen P getrennt. M trituberculär, der Innen-
höcker V förmig. Untere M mit zwei Paar gegenüberstehenden Höckern
und einem vorderen Innenhöcker. Schädel kurz, fast ebenso breit als lang.
Die hintere Umgrenzung der grossen Orbita hauptsächlich durch den Post-
orbitalfortsatz des Stirnbeins gebildet. Im unteren Eocän (Wasatch-Beds)
von Wyoming.
Omomys Leidy, Mixodectes Cope, t Cynodontomys Cope. Eocän.
Wyoming.
b c
A
Fi*.
Seerolemur anliquui Fllhol. Phosphorit Queny. A .Schädel von der Seite, nat. Cr. (Nach Filhul.)
B C obere Zahnreihe, nat. <ir. und verjfr. (Nach Lydekker ] D Unterkiefer von oben, •/, nat <ir.
Zahnreilie
Necrolemur Filhol (Fig. 20.39). Zahnfonnel: rfj^TTo'i"?'
geschlossen. Ob. M vierseitig, aussen mit zwei pyramidenförmigen, innen
mit zwei Vförmigen Höckern und zwei kleinen Zwischenhöckerchen , 3P
kleiner, dreiseitig mit nur einem Innenhöcker. P trituberculär. Untere M
vierseitig mit zwei Höckerpaaren und einem schwachen bogenförmigen
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924 Vertebrata. Mammalia.
Höokerchen am Vorderrand, il/s mit Talon. Zwischen dem C und Pt befindet
sich ein winziges, nach aussen aus der Reihe gerücktes Zähnchen, das
offenbar den im Verschwinden begriffenen i'i darstellt. Im oberen Eocän
(Phosphorit) des Quere v (N. antiquus, Edwardsi Filhol) und im Bohnerz
von Egerkingen und Mauremont. N. Cartieri Rütim.
Microchoerus Wood. Ob. Eocän von Hurdwell, England.
Die Gattungen Plesiadapis und Protoadapis Lemoine aus dem
unteren Eocän von Reims zeichnen sich durch eigenartige Differenzirung
der J, schwache Entwickelung der C, durch ein Diastema vor den und
durch von hinten nach vorne an Grösse abnehmende M aus. Schlosser
hält dieselben für primitive Nager.
2. Unterordnung. Slmiae. Affen.1)
Plantigrade, mit der ganzen Sohle oder dem äusseren Fussrand auftretende
iMnd- oder Kletterthiere mit opponirbarem Daumen und grosser Zehe. Sämmtliche
Endphalangen (mit Ausnahme der Hapaliden) abgeplattet und mit Nägeln bedeckt.
Gebiss vollständig mit nur zwei Paar Schneidezähnen und kleinem Diastema.
Backzähne bunodont, oben und unten in der Regel vierhöckerig, die oberen M
zuweilen dreihöckerig. Orbita nach vorne gerichtet, hinten durch eine knöcherne
Wand von den Schlä/engruben getrennt. Foramen lacrimalc innerluxlb der Augen
hulden gelegen. Gehirn gross, stark gejurchi. Zwei Zitzen an der Brust.
Die Affen bewohnen gegenwärtig vornehmlich die heissen Regionen von
Afrika, Asien und Amerika. Eine einzige Art lebt auf den Felsen von
Gibraltar. Fossile Affen beginnen zuerst im mittleren Miocän von Europa
und finden sich in spärlicher Zahl im jüngeren Miocän, Pliocän und Pleisto-
cän von Europa, Südasien und Nordafrika. Auch Südamerika besitzt tertiäre
und pleistocäne Formen, welche sich an die noch jetzt daselbst lebenden
Cebidae und Hapalidae (Platyrhinae) anschliessen.
In Grösse und äusserer Erscheinung zeigen die Affen ausserordentliche
Verschiedenheiten. Während sich die niedrigsten und kleinsten Formen im
allgemeinen noch an die Halbaffen anschliessen, werden die höchst stehenden
und grössten in ihrem ganzen Körperbau menschenähnlich.
Der Schädel besitzt eine sehr geräumige Hirnhöhle; die tief gefurchten
Hemisphären des Grosshinis bedecken das Kleinhirn fast vollständig und
stehen an Grösse und Reichthum der Falten nur hinter dem Menschen
zurück. Die grossen, rundlichen Augenhöhlen richten sich nach vorn und
sind hinten durch eine knöcherne, vom aufsteigenden Theil des Jugale
gebildete Wand von der Schläfengrube getrennt. Das Thräuenbein, sowie
das Foramen lacrimale liegen innerhalb des Vorderrandes der Orbita. Die
meist nur mftssig verlängerten, zuweilen sehr kurzen Gesichtsknochen steigen
nach hinten steil an. Die Nasenbeine sind kurz: die Nasenöffnung ist nach
vorne gerichtet, oben von den Nasenbeinen, seitlich und unten vom Zwischen-
kiefer begrenzt. Die Stirnbeine verschmelzen zu einem einfachen Knochen,
die grossen Scheitelbeine vereinigen sich in der Sagittalnaht und bilden nur
ausnahmsweise einen Scheitelkamm. Auch die Orbitalcrista ist in der Regel
nur schwach entwickelt. Der Unterkiefer hat einen horizontalen Unterrand,
>) Beyrieh, E. , lieber Semnopithecus rentelicu*. Abh. Berl Akad 1860, --
Gaudry, A., Aniniaux fos». <>t geolo^ie del'Attique. 1802. S. 18. — Le Dryopitheque
Mtfin. Suc frenl. Fr. Pak-nntolupie 18!'0. I. 8. 5. — Lartet,K., Comptes rendiiH 1856.
XLIII. — Major, C. J , For«yth, Note stir des «innres f<>ss. trouves en Italic. Atti
Soc Ital. d. hc. nat. 1872. XIV. — Ristori, G., Scimmie fossile italiane. Boll.
Comitato peol. 1890. — Wagner, A., Abb. k. baver. Ak. II. Cl. Bd. III. 1. Abth
8 154. lid VII. 2. Abth. 8. 9. Bd. VIII. 1. Abth. 8. 4.
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Primates. Simiae. 925
einen hohen und meist breiten, aufsteigenden Ast und ein schräg ansteigen-
des Kinn, in welchem die beiden nach vorne convergirenden Aeste fest
verwachsen.
Das Gebi88 wird oben vor, unten hinter dem meist kräftigen,
conischen Eckzahn durch eine kleine Lücke unterbrochen. Die Stärke der
C ist bei Männchen grösser als beim Weibchen. Von den oben und unten
meisselförmigcn Schneidezähnen sind stets nur je zwei auf jeder Seite vor-
handen. Die oberen Molaren besitzen bei allen Affen der alten Welt vier
rechtwinklig oder schief gegenüberstehende, stumpf conische oder kantige
Höcker, wovon der hintere Innenhöcker zuweilen etwas schwächer als der
vordere ist. Bei den amerikanischen Affen wird der hintere Inneuhöcker
zuweilen ganz vermisst. Auch die unteren M haben nur zwei Höckerpaare,
die manchmal durch dünne Querjoche verbunden sind, häufiger aber voll-
ständig getrennt bleiben, ih zeichnet sich durch einen weiteren Höcker
am Hinterrand aus. Die P bestehen oben und unten aus einem meist
spitzen Aussenhückcr und einem kräftigen, aber niedrigen Innenhöcker. Bei
den altweltlichen Affen sind oben und unten bei den neuweltlichen $ vor-
handen. Im Milchgebiss kommt der hintere Backzahn dem ersten ächten
Molaren gleich.
Die Wirbelsäule besteht aus 7 Hals-, 11 — 14 Rücken-, 4 — 7 Lenden-,
5 Sacral- und einer sehr wechselnden Zahl von Schwanzwirbeln. Die einzelnen
Wirbel stimmen, wie auch die übrigen Skeletknochen, im Wesentlichen mit
denen des Menschen überein. Der Schwanz erreicht bei manchen süd-
amerikanischen Affen die dreifache Körperlänge, bei den Anthropomorphen
fehlt er ganz. Das Längen verhältniss zwischen Vorder- und Hinter-Extremi-
täten variirt ausserordentlich. Bei den Cercopitheciden sind beide von
massiger und fast gleicher Länge, bei Uylobates und Ateles beide stark ver-
längert, bei den Anthropomorphen die vorderen erheblich länger, als die
hinteren. Der Humerus hat niemals ein Entepicondvlarloch. Radius und
Ulna sind getrennt, kräftig und frei um einander drehbar. Der Carpus ist
kurz und breit; sein mit dem Vorderarm artikulirender Hinterrand bildet
einen convexen Bogen; die Carpalia sind alle discret entwickelt, und (mit
Ausnahme von Chimnanse und Gorilla) ein ziemlich grosses Centrale vor-
handen. Das Traj>ezium hat eine sattelförmige nach aussen und unten
gerichtete GclenkHäche für den opponirbaren Daumen, der übrigens häufig
nur durch einen kurzen Metacarpalstummel ersetzt wird und weniger beweg-
lich ist, als beim Menschen. Die Phalangen sind auf der Rückenseite con-
vex, auf der Unterseite flach, die letztere distal verschmälert, abgeplattet
und kaum gekrümmt Dem schlanken Feinur fehlt ein dritter Trochanter;
Tibia und Fibula sind wohl entwickelt und nur an den Enden mit einander
verbunden. Astragnlus mit convexer, nicht ausgefurchter, tibialer Gelenk
fläche und einem seitlichen Fortsatz zur Articulation mit der Fibula. Calcaneus
mit langem Stiel, unten gerade abgestutzt. Der kurze, aber kräftige Hallux
ist stets opponirbar, so dass auch der Hinterfuss die Funktion einer Hand
zu verrichten im Stande ist.
Die Affen lassen sich in vier Familien (Athropomorpha, Cynopitheciäac,
Cebidne und Hapalidae) eintheilen Die beiden ersten gehören der alten
Welt an und zeichnen sich durch schmale Nasenscheidewand und nach
vorne gerichtete Nasenlöcher aus (Catarrhini Geoffroy); die zwei letzteren
bewohnen Südamerika und besitzen seitlich gerichtete Nasenlöcher (Platy-
rhini Geoffroy). Von allen vier Familien existiren auch fossile Ueberreste,
doch nur in spärlicher Zahl und moist unvollständiger Erhaltung.
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<.)2(i Vertebrata Mammalia.
A. Section Platyrhini. Breitnasen.
1. Familie. Hapalidae. Krallnffen.
Gebiss: * ] Die beiden oberen M trituberculär , der Innenhöcker
V förmig. Obere P breiter als lang, mit spitzem Aussen- und InnenliÖcker.
Untere M vierhöckerig; das hintere Höckerpaar niedriger als das vordere. C stark
vorragend. Schädel rundlich; Orbita verhältnismässig klein. Alle Zehen an
beiden Extremitäten mit Ausnahme des Hallux mit Krallen versehen. Schwanz
länger als der übrige Körper.
Die einzige im tropischen Südamerika lebende Gattung Hapale Iiiig.
wurde von Geoffroy m die zwei Subgenera Jacchus und Midas zerlegt.
Von ereterem fand Lund zwei fossile Arten in brasilianischen Höhlen.
2. Familie. Cebidae.
Gebiss: ^TITT. Obere und untere M vierhöckerig. P zweihöckerig. Sämml
liehe Zehen mit Nägeln. Schwanz lang.
Lebend im tropischen Süd- und Centraiamerika, fossil im Tertiär und
Plei8tocän von Südamerika.
Homunculus Ameghino (Ecphantodon Mercerat). Zahnformel: ~J; |* J
Diastema sehr klein. C wenig vorragend, auf der Hinterseite mit Basal-
höckerchen. Die einwurzeligen P mit niedrigem Aussenhöcker und zwei
vom Basalband gebildeten Innenhöckerchen. M fast quadratisch, mit zwei
durch schiefe Querjoche verbundenen Höckerpaaren ; M\ etwas kleiner, als die
beiden hinteren Backzähne. Die zwei Unterkieferäste in der Symphyse fest
verwachsen. Huinerus mit Fpramen entepicondyloideum. Im älteren Tertiär
(Oligocän) von Santa-Cruz, Patagonien. H. patagoninus Amegh.
t Anthropops Amegh. ? Homocentrus und Eudiastatus Amegh.
von Santa-Cruz in Patagonien und Protopithecus Lund aus dem Pleistocän
von Brasilien sind auf ganz dürftige Reste basirt.
Cebus Erxl., Mycetes Iiiiger {Stentor Geoffroy), Callithrix Erxl.
Lebend in Südamerika und fossil in Knochenhöhlen von Brasilien.
B. Section. Catarrhini. Schmalnasen.
3. Familie. Cynopithecidae. Hunds äffen.
Gebiss : , j j- $ M oben und unten vierhöckerig f die äusseren und inneren
Höckerpaare bald durch eine tie/e Längs/urchc getrennt, bald durch Querjoche
verbunden. Ms unten mit Talon. P zweihöckerig. Schnauze vorspringend, häufig
verlängert. Extremitäten plantigrad. Schwanz meist lang. Gesässschwielen vor-
handen.
Zu den Cynopitheciden gehören die altweltüchen Paviane, Makak, Meer-
katzen, Stummelaffen und Schlankaffen, welche mit ganzer Sohle auftreten,
fast immer auf allen vier Extremitäten gehen und meist einen mehr oder
weniger verlängerten Schwanz , sowie Backtaschen und Gesässschwielen
besitzen. Die im Miocän, Pliocän und Pleistocän von Europa und Asien
vorkommenden fossilen Formen schliessen eich ziemlich eng an noch lebende
Gattungen an.
Oreopithecus Gervais (Fig. 2040). Eckzähne oben und unten schwach.
Ob. M mit zwei Paar gegenüberstehenden, conischen, durch eine mediane
Längsfurche getrennten Höckern und kräftigem Basalband ; Jfs kaum kleiner
als M*. Die oberen P mit hoher Aussenspitze und kräftigem Innenhöcker.
Untere M schmäler als die oberen, mit zwei Höckerpaaren und einem un-
paaren Höcker am Hinteirand, der sich bei IT zu einem kräftigen Talon
entwickelt. Mittel -Miocän von Toseana (0. Bambolii Gerv.).
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Primate«. Simiae.
927
Cynocephalus Lacepede. Pavian. Lebend in Afrika und Arabien.
Fossil in den Sivalikschichten von Ostindien. C. (Semnopithecus) subhimalay-
anus Meyer sp., C. Falconeri Lyd. und in diluvialen Knochenhöhlen von
Madras.
Semnopithecus Cuv. Lebend im südöstlichen Asien. Fossil im Plio-
cän von Montpellier und Casino in Toscana (S. Motispessttlanus Gerv.), in den
Sivalikschichten von Ostindien (S. palaeittdicus Lyd.) und im Pleistocän von
Indien (S. enlellus Duf.).
Flg. 2040.
Ortopithettu BamboM Gervais. Miocün. Toncana. A Obere Zahnreihe von easteani In mit. (ir.
(nach Klatort). B Untere ZHhnreihe eine« jungen, tm Zahnwechiel befindliehen Individuums
von Monte Bambolii, nat Gr. (nach üervala.)
Fig. 2041.
Metopithectu Pente Um* Wagn.
Oh. Miocan. Pikerml bei Athen.
A. B Schädel mit tTntcrklofer eines
mannlichen Individuum« von der
Bell« und von vorne, */» nat Gr.
(Nach Gaudry.)
C Obere Zahnreihe (nat Gr.).
Mesopithecus Wagn. (Fig. 2041). Schädel und Gebiss wie bei Semno-
pithecus, das Skelet aber plumper und mehr mit Macacus übereinstimmend.
Die Männchen haben erheblich stärkere Eckzähne, als die Weibchen. Meso-
pithecus Pentelici Wagn. aus dem obersten Miocän von Pikermi bei Athen
ist der häufigste und am vollständigsten bekannte fossile Affe.
Dolichopithecus Deperet. Wie Semnopithecus, jedoch die Schnauze
stark verlängert und die Extremitäten kürzer und plumper. Im Pliocän von
Serrat d'en Vaquer bei Perpignan. D. Ruscinensis Dep.
Macacus Lacepede (Inuus Geoffroy, Autoxinus Cocchi). Ob. M niedrig,
vierseitig, mit zwei Paar gegenüberstehenden, stumpfconischen oder kantigen,
bald durch eine mediane Längsrinne getrennten, bald durch Querjoche ver-
bundenen Höckern; die P mit Aussen- und Innenhöcker. Untere M wie die
oberen, nur schmäler, 1*3 mit starkem Talon. C bei Männchen kräftig, ziem-
lieh stark vorragend. M. (Inuus) ecaudatus Geoffr. ist der einzige in Europa (auf
den Felsen von Gibraltar) und in Nordafrika lebende Affe. Die übrigen Arten
der Gattung Macacus haben eine weite Verbreitung im südlichen und östlichen
Asien und bewohnen zum Theil die hochgelegenen Gebiete von Tibet, des
Himalajah und von Japan. M. priscus Gerv. aus dem Püoeän von Montpellier
und M. Sivalensis Lyd. aus den Sivalikschichten Ostindiens sind die ältesten
fossilen Vertreter dieser Gattung. Ein Unterkiefer, sowie verschiedene iso-
lirtc Zähne (Aulaxinus Florenlinus Cocchi) aus dem Pliocän des Val d'Arno
werden von Ristori zu Inuus (Macacus) gestellt. Ein wohlerhaltener Gaumen
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92*
Vertebrata. Mammalia.
von M. (Inuus) Suevicus wurde von Hedinger im Heppenloch bei Kirch-
heim, Württemberg, entdeckt; in einer Felsspalte von Alontsanes (Haute-
Garonne) fand Harle ein Unterkieferfragment von Macacus in Gesellschaft
von diluvialen Säugethieren. Macacus trarensis Pomel stammt aus dem
Diluvium von Algerien.
4. Familie. Anthropomorphidae. Menschenaffen.
Zahnformel: 7/ j; V J; Obere und untere M vierhöckerig, die inneren Höcker
mit den äusstren alternirend. Der letzte untere M ohne oder mit sehr schwachem
Talon. P kürzer als lang, zweihöckerig. Schädel mit Sagittal- und Occipitalkamm.
Vorderextremitäten länger als die hinteren. Gang meist au/recht. Schwanz fehlt.
Oesässschwielen nur hei Hylohates vorhanden.
Die Anthropomornhen stehen dem Menschen im ganzen Skeletbau am
nächsten und unterscheiden sich von den übrigen Affen durch das hoch-
entwickelte Gehirn, durch die Fälligkeit aufrecht zu gehen, wobei sie freilich
nicht wie der Mensch mit der Sohle, sondern mit dem äusseren Seitenrand
des Fusses auftreten ; ferner durch mehr oder weniger starken Scheitel- und
Occipitalkamm, hohe Dornfortsätze der Halswirbel und durch den Mangel
eines Schwanzes. Auch das Gehiss nähert sich durch Abstumpfung der
Höcker auf den Molaren und durch Verkümmerung des Talons am letzten
unteren Backzahn dem des Menschen, von dem es sich freilich durch stärkere
Entwicklung der Eckzähne unterscheidet.
(Ig. Fig. 2043.
J'liopithtnu antiquuo Gerv. Mtocln. Sansan. Dryopithecu* Fontanl Lartct. Mlttel-Mlocän
der*. t'nkTkief.T von oben in nal. Gr. St. Guuden*. ilnute-GHronne. Interkiefer von
(Nuoh Bliiinvillo.) oben. '/« «>«t. (Jr. (nach G aud ry >.
Pliopitheeus Gervais (Protop ithecus Lartet non Lund) (Fig. 2042). Auf
Unterkiefer begründet. J schmal, ziemlich lang; C kräftig, aber wenig höher
als die J. Backzähne niedrig, gedrungen; der vordere P einspitzig, der
hintere zweispitzig. 3/ mit zwei Paar schief gegenüberstehenden, stumpf
eonisehen Höckern und einem schwachen unpaaren Höckerchen am Hinter-
rand, das bei 3fn zu einem talonartigen Basalwulst umgebildet ist. Im mitt-
leren Miocän von Sansan (Gers), Grivv-St -Alban (Isere) und im Orleanais; in
der Braunkohle von Elgg (Schwei*) und Göriach, Steiermark. P. antiquus
Gcrv. (P. platyodon Biederm.) steht in Grösse und Zahnbau dem in Süd-
Indien lebenden Gibbon (Hylohates) so nahe, dass die generische Unter
Scheidung sehr zweifelhaft erscheint.
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Primates. Simfae. Bimana. 92Ö
Zeitliche und räumliche Verbreitung der fossilen Affen und Halbaffen.
Alrtta
Euopa
Asien
Hoid-Aiiriü
Sli-Ameilta
Jetitseit
Chimpanse
Gorilla
Cynopitheci-
dae
Lemuridae
Chiromyidae
Macacua
Oraag Utang
Cynopithe-
cidae
Lemuridae
Galeopithe-
cidae
-
Platyrhini
(Cebidae.Ha-
palidae)
Pleldtocün
Cyno-
cephalus
•
Macacus
Semno-
pithecus
Cyno-
cephalus
Cebus
V.ÜA 1 LIitiriA
Mycetes
Proto-
pithecus
Pltocän
Macacas
Dolicho-
pithecus
Semno-
pithecus
Troglodytes
Simia
Macacus
Semno-
pithecus
Cyno-
cephalus
oberes
•
Mesopithecu?
Mioclln
mittleres
Dryopitne« us
Pliopithecus
Oreopithecus
unteres
Laopithecus
ol>eres
Adapis,
Necrolemur
Microchoerun
Hyopsodus
Homunculus
? Homo-
centrus
Anthropops
Eudiastatus
a
V*
©
mittleres
(Bridjter-
n<*U» und
Bohnere der
Schwel»)
Caeno
pithecus
Pelycodus
Hyopsodus
Hyopsodus ? llipposyus
Tomithe- ? Thinolestes
rium ? Telmato-
Omomys lestes
Xotharctus ? Bathrodon
Limno- ? Meaacodon
therium ? Stenacodon
Microsyops
e
H
unteres
Plesiadapia
Protoadapis
1
i|
Sä
0,
Pelycodus
Hyopsodus
Lemuravas
Microsyops
Tomitherium
AnaptomorphiiH
Cynodontomys
Mixodectes
? Sarcolemur
? Apheliscua
? Opisthotonus
Indrodon
Mixodectes
Zittel, Grundidee der Palaeontologie Ö9
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Vertebrata. Mammalia.
Dryopithecus Irrtet (Fig. 2043). Die beiden vorhandenen Unterkiefer
und ein Humerus aus dem mittleren Miocän von St. Gaudens (Haute-Garonne)
rühren vom grössten und menschenähnlichsten fossilen Affen aus dem
europäischen Tertiär her. Die Dimensionen desselben stimmen nahezu mit
dem Chimpanse überein, allein die M besitzen, wie beim Gorilla, zwei Paar
gegenüberstehende stumpf conische Höcker und einen unpaaren Höcker am
Hinterrand, der bei Jtfa durch einen zweihöckerigen Talon ersetzt wird. Der
hintere P ist länger als breit, hat zwei Höcker und einen schüsseiförmigen
Talon ; der vordere P ist, wie beim Gorilla, sehr kräftig, einspitzig und innen
mit starkem Basalband versehen. Der sehr dicke, hinten zugeschärfte C
ragt erheblich über die Backzähne vor. Die J sind schmäler und kleiner,
als beim Chimpanse und Gorilla. Die hohe Symphyse des Unterkiefers steigt
schräg nach vorn an; der Zwischenraum zwischen den beiden Aesten ist
erheblich schmäler als beim Chimpanse, und unvergleichlich viel enger als
beim Menschen; der Raum für die Zunge darum ziemlich klein.
Obwohl sich Dryopithecus unzweifelhaft an die höchst stehenden Anthropo-
morphen anschliesst, wurde seine Aehnlichkeit mit dem Menschen doch
von manchen Autoren bedeutend überschätzt Nach Gaudry nimmt Dryo-
pithecus nicht die höchste, sondern die tiefste Stellung unter den Anthropo-
morphen ein und steht dem Menschen erheblich ferner, als der Chimpanse.
Simia Lin. {Troglodyies Geoffr. , AnthropopWiecus Blv.). M oben und
unten mit zwei Paar gegenüberstehenden, stumpfen, niedrigen Höckern, die
durch eine schüsselartig vertiefte Medianfläche getrennt sind, der hinterste
M etwas kleiner, als die beiden vorderen, im Unterkiefer mit schwachem
fünften Höcker am Hinterrand. P erheblich breiter als lang, zweihöckerig.
Einen fossilen Kiefer aus den Sivalikschichten von Ostindien, der sich durch
relative Kleinheit seiner P vom Orang Utang {Simia Satyrus) unterscheidet,
bestimmte Lydekker als S. Sivalensis. Ein isolirter Backzahn aus denselben
Schichten wird mit dem Orang Utang verglichen.
3. Unterordnung. Bimana. Zweihänder.
Aufrecht geltende, mit Vernunft und artikulirter Sprache begabte Wesen.
Hände mit opponirbarem Daumen; Filsse plantigrad, grosse Zehe nicht opponir.
bar. SämmÜiche Finger und Zehen mit glatten Nägeln. Gebiss (£ J; J-J) in voll-
kommen geschlossener Reihe, ohne Diastema; Eckzähne nicht vorragend. Orbita
hinten durch eine Wand abgeschlossen. Gehirn ungemein gross, mit tiefen und
sehr zaJdreichen Windungen. Dichte Behaarung auf Kopf, Kinnladen, Genitalien
und Achselgruben beschränkt.
Der einzige Vertreter der Bimana, der Mensch, wurde schon von
Linne in die Ordnung der Primaten gestellt und nur als Gattung von den
Affen getrennt.
In körperlicher Hinsicht schliesst sich der Mensch aufs Engste den
Affen und namentlich den Catarrhinen an , so dass es schwer fällt, eine
scharfe anatomische Grenze zwischen beiden zu ziehen. Die Kluft zwischen
dem höchsten und niedrigsten Affen ist nach Huxley weit grösser als
die zwischen dem Menschen und den anthropomorphen Affen. Die rund-
lich gewölbte Form der sehr geräumigen Schädelkapsel, das bedeutende
Uebergewicht des Schädels über das Gesicht und der Mangel einer Sagittal-
crista unterscheidet zwar den Kopf des Menschen sehr bestimmt von allen
Catarrhinen- Affen, allein manche südamerikanischen Platyrhini stehen auch
in dieser Hinsicht dem Menschen ungemein nahe. An Grösse und Gewicht
übertrifft freilich das menschliche Gehirn das aller Affen um ein Beträcht-
liches, allein im anatomischen Bau der einzelnen Theile, in der Entwicklung
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Primates. Simiae. Bimana
931
der grossen Hemisphären und im Verlauf der Windungen herrscht bei Affen
und Menschen derselbe Bauplan. Die Verschmelzung von Zwischen kiefer
mit dem Oberkiefer, sowie aer durch relativ schwache Eckzähne bedingte
Mangel eines Diastema sind unerhebliche Merkmale, die kaum zu einer
generischen Trennung ausreichen. Das steil abfallende (orthognathe) Gesicht
verleiht dem Menschen gegenüber der vorspringenden (prognathen) Schnauze
der meisten Affen sein edleres Aussehen und mit der orthognathen Gesichts
bildung 6teht auch die fast senkrecht ansteigende Svmphyscnregion des
Unterkiefers mit dem etwas vorspringenden Kinn in Zusammenhang. Der
Unterkiefer hat hufeisenförmige Gestalt, und die beiden fest verschmolzenen
Aeste umschliessen einen viel breiteren Raum für die Zunge, als bei allen
Affen. Das Gebiss stimmt in Zahl und Form der Zähne mit den Caüur-
rhinen-Affen überein; die Eckzähne ragen jedoch kaum über die geschlossene
Zahnreihe vor, und die Höcker der Backzähne sind stumpfer, breiter und
niedriger als bei den Affen. Die oberen und unteren M sind in der Regel
vierhöckerig; an den oberen bleibt aber der hintere Innenhöcker sehr oft
an Grösse beträchtlich hinter dem vorderen zurück und verkümmert zuweilen
sogar, so dass ein Tritubercularzahn entsteht; an den unteren fügt sich den
vier Haupthöckern häufig noch ein schwaches unpaares Höckerchen am
Hinterrand bei. Die einwurzeligen P sind einfacher und kürzer, als die M
und bestehen aus einem äusseren und einem inneren Höcker. Bei Austra-
liern, Neu-Caledoniern und Negern erscheint zuweilen ein vierter M, während
sich bei den civilisirten Rassen eine Tendenz zur Verkümmerung der letzten
M (Weisheitszähne) bemerkbar macht.
Nicht unerhebliche Eigentümlichkeiten im Bau der Wirbelsäule und
der Extremitäten verursachen den aufrechten Gang des Menschen. Es
sind dies die doppelte S förmige Krümmung der Wirbelsäule, die beträcht-
liche Länge und starke Muskulatur der Beine, die Breite der Schultern und
die verhältnissmässig geringe Länge der Arme. Die menschliche Hand über-
trifft an Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit bei weitem die Hand der
Affen; der Daumen ist stark entwickelt, opponirbar und sehr beweglich.
Die Sohle des Fusses liegt horizontal. Die Metatarsalia und Tarsalia bilden
ein Gewölbe, und die starke, nicht opponirbare Innenzehe kann nicht zum
Greifen, sondern nur zum Tragen des Körpers verwendet werden.
Die Existenz des Menschen in diluvialen oder noch älteren Ablagerungen
wurde vor fünfzig Jahren fast einstimmig geleugnet. Neuere Forschungen
haben jedoch gezeigt, dass der historischen Zeitrechnung jedes Cultur-
volkes eine nicht durch Tradition oder schriftliche Aufzeichnungen belegte
prähistorische Periode vorausgeht. Während die historische Ueberlieferung
höchstens einen Zeitraum von 6 — 8000 Jahren umspannt, erstreckt sich die
prähistorische Existenz des Menschen auf viel grössere Zeitperioden. In
Europa beginnt die prähistorische Zeit schon im ersten Jahrtausend v. Chr.
Für die Niederlassungen der Pfahlbauern und für das Volk, welches während
der jüngeren Steinzeit Europa bewohnte, fehlt bereits jede geschichtliche
Anknüpfung. Die damaligen Menschen lebten jedoch unter denselben
klimatischen und orographischen Bedingungen, in derselben thierischen und
pflanzlichen Umgebung, wie wir selbst; sie züchteten Hausthiere, trieben
Ackerbau und benützten neben Waffen und Geräthen aus Stein, Knochen
und Horn auch Metalle : Kupfer, Bronze und zuletzt Eisen. Die sogenannte
jüngere oder neolithische Steinzeit gehört somit noch in die jetzige geologische
Periode.
Aber auch aus dem Diluvium, worin Hausthiere und Culturgewächse
vollständig fehlen, wo sich der jetzigen Fauna und Flora eine Anzahl von
ausgestorbenen Arten und solche Formen beimischen, die gegenwärtig noch
in kälteren Zonen fortexistiren, sind zahlreiche Spuren des fossilen Menschen
nachgewiesen. In Europa gehören die menschlichen Wohnstätten in Höhlen,
Felsnischen und Flussniederungen aus der sogenannten »Renthierperiode*
59*
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932
Vertebrata. Mammalia.
grösstenteils der glacialen oder postglacialen Zeit an. Metallgeräthe, Thon-
geeohirre und gezüchtete Hausthiere aus der Renthierzeit sind unbekannt
Zu Waffen, Werkzeugen und Schmuck benützte man vorzüglich Feuerstein,
Bearbeitung. Sie sind niemals durchbohrt, geschliffen, sondern nur roh
behauen und durch Schläge mit anderen Steinen in Formen gebracht,
wodurch sie zur Verwendung als Beile, Messer, Schaber, Lanzen und Pfeil-
spitzen geeignet wurden (Fig. 2044. 2045). Neben Feuerstein wurden aus
Renthierknochen und Geweihen Werkzeuge und Schmuckgegenstände ge-
schnitzt. Von grossem Interesse sind die bildlichen Darstellungen, welche
die Menschen der älteren Steinzeit offenbar mit Feuersteinsplittern nicht
ohne Talent und durchaus kenntlich auf Knochen und Elfenbeinstücken
einkritzten. Die Höhlen im Perigord, in Belgien, bei Genf und Schaffhausen
haben eine erhebliche Anzahl solcher Zeichnungen geliefert, unter denen die
Bilder von Renthier und Pferd am häufigsten wiederkehren (Fig. 2046).
Im diluvialen Kies, Sand und I^ehm des nördlichen, mittleren und südlichen
Frankreichs, im südlichen England, im Lobs von Deutschland, Niederöster-
reich, Mähren, ferner im älteren Diluvium von Italien, Spanien, Portugal,
Nordafrika und Russland, Südindien und Nordamerika sind roh behauene
Feuersteinwerkzeuge gefunden worden. Für das Zusammenleben von Mensch
mit Mammuth liefert eine in der Höhle von La Madelaine im Perigord
aufgefundene Zeichnung einen wichtigen Beweis (Fig. 2047).
Im Verhältnis« zu der grossen Masse von Werkzeugen gehören Ueber-
reste des diluvialen Menschen selbst zu den grössten Seltenheiten. Das
Alter der viel besprochenen Schädel aus den Höhlen von Paviland in Gla-
morganshire, von Engis, Engihoul und Spy bei Lüttich, von Gendron an
der Lesse, aus der Gailenreuther Höhle, aus den Höhlen von Aurignac,
Cro-Magnon, Bruniquel, Lombrive, Cavillon bei Mentone, Grotta dei Colombi
auf Palmaria ist zweifelhaft, der Schädel aus Cannstatt, welchen Quatre-
fages zum Typus einer besonderen Rasse stempelte, stammt sicher, wie die
Fl*. 2044.
Feucruteinheil au» dem geschichteten
Diluvium Ton Abbcvllle (Type ('hellten).
Flg. 2045.
Roh behauene Feucrsteinniewier uns der alteren Steinzeit
Primates. Bimana.
933
Skelete von Grenelle und Clichy bei Paris aus später Zeit ; die Extremitäten-
knochen aus dem Löse von Lahr sind verloren, die Skelete aus dem vulkani-
schen Tuff von Denise bei Le Puy von zweifelhaftem Alter, ebenso der
.i
Fig. 2046.
Zeichnungen auf Renthierknochen. A Menich mit Pferden, B Wildpferde , C weidendes Kenthier,
(i und B aus Hohlen des Ferlirord, C aus dem Kesslerloch tx-1 Schnllliausen).
Schädel von Brüx in Böhmen. Das berühmte Schädelfragment aus einer
Felsspalte des Neanderthales mit seinen starken Augen wülsten und der
niedrigen, zurückfliehenden Stirn rührt, wie Virchow nachgewiesen, von
einem Mikrocephalen her, dessen diluviales Alter nicht im mindesten erwiesen
Fi*. 2047.
Zeichnung (Mammuth auf einem Elfenbeinstück aus der UOhle von Ia Madelnlnc Im I'erlpord).
ist. Auch der Unterkiefer von Moulin-Quignon bei Abbeville wurde von
Arbeitern betrügerischer Weise untergeschoben. Als diluviale Menschenreste
von verlässigem Alter bleiben eigentlich nur ein Schädel von Olmo bei
Chiana in Toscana, ein Schädel von Egisheim im Elsass, ein Unterkiefer aus
der Höhle von Naulette bei Furfooz in Belgien und ein Kieferfrngment aus
der Schipkahöhle in Mähren übrig. Dieses Material genügt nicht zu einer
Rassenbestimmung; allein sämmtliche Menschenreste von verlässlichem Alter
aus dem Diluvium von Europa stimmen, wie alle in Höhlen gefundenen
Schädel nach Grösse, Form und Capacität mit dem Homo sapiens überein
und sind durchaus wohl gebildet. Sie füllen in keiner Weise die Kluft
zwischen Menschen und Affen aus.
934
Vertebrata. Mammalia.
In Nordamerika machte einige Zeit ein von Whitney au» dem ober-
pliocänen tauriferous gravelc von Calaveras in Californien beschriebener
Schädel grosses Aufsehen; nach Mortillet handelt ea sich hier um einen
von Arbeitern in den Boden begrabenen recenten Indianerschädel.
Mehr Vertrauen verdienen die Funde aus Südamerika. Schon Lund
hatte in brasilianischen Knochenhöhlen menschliche Schädel, vermischt mit
ausgestorbenen und recenten Säugethieren aufgefunden , ebenso kommen im
obersten Diluvium (Plata- und Querandische Stufe) von Argentinien Feuer-
stein Werkzeuge und menschliche Schädel von dolichocephaler Beschaffenheit
vor. Aber auch in der Pampasformation von Argentinien, welche Ameghino
ins Pliocän stellt, sind mehrfach aufgespaltene, bearbeitete und angebrannte
Röhrenknochen und Kiefer von Hirsch, Olyptodon, Mastodon und Toxodon
mit Feuersteinwerkzeugen von palaeolithischem Gepräge, sowie Schädel und
ganze Skelete von Menschen gefunden worden.
KiK. DM8.
Angeblich «lureh Feuer zersprengte und bearbeitete Feuerntelnuplitter aus dem unteren Miocan von
Thcnay. Loir-et-Cbcr (nach Mortillet).
Für die Existenz des Menschen in der Tertiär-Zeit fehlt es aber vor-
läufig sowohl in Amerika, als auch in Europa an verlüsslichen Anhaltspunkten.
Die angeblich vom Menschen bearbeiteten, gekerbten, mit Einschnitten ver-
sehenen und durchlochten Knochen fossiler Säugethiere aus dem Pliocän
und Miocän haben sich als von Thieren benagt herausgestellt. Auch die
berühmten von Abbe Bourgeois im untermioeänen Süsswasserkalk von
Thenay bei Pont-Levoy (Loir et-Cher) gefundenen Feuersteinsplitter (Fig. 2048),
sowie ähnliche, von Ribeiro im Tertiär von Portugal nachgewiesene
Feuersteinfragmente, haben nicht die charakteristischen Schlagmarken der
palaeolithischen Steinwerkzeuge, besitzen noch keine regelmässige Form und
unterscheiden sich nicht von den durch meteorologische Einflüsse natürlich
zersprungenen Feuersteinsplittern, welche z. B. den Boden der libyschen
Wüste zuweilen meilenweit bedecken. Sie beweisen demnach weder die
Existenz des tertiären Menschen, noch eines Antkropopithecus, Proantliropos
oder menschenähnlichen Affen, der diese angeblichen Artefacte entweder
durch Klopfen oder durch Feuer hergestellt hätte. Das Problem, wo der
Mensch zuerst auf der Erde erschienen und aus welcher Form er hervor
•jcjrangen ist, hat trotz aller Bemühungen der modernen Geologie und
Anthropologie bis jetzt noch keine Lösung gefunden.
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Rückblick auf die geologische Entwickelung, Herkunft
und Verbreitung der Säugethiere1).
Mesozoisches Zeitalter
Die ältesten Reste von Säugethieren stammen aus der Trias. Isolirte
Zähnchen von Microlestes und Triglyphua aus r Ii n tischen Schichten Württem-
bergs und Englands, ein Schädel von Tritylodon und Skelettheile von Therio
desmus aus den Karoo-Schiehtcn von Süd-Afrika beweisen die weite Ver-
breitung der leider noch sehr unvollständig bekannten AUotiieria im Beginn
den mesozoischen Zeitalters. Eine ganz andere G nippe primitiver Säuger
von winziger Grösse ist durch zwei Unterkieferchen aus der oberen Trias
von Nord-Carolina in Amerika angedeutet. Die Gattungen Dromatheritm
und Microconodon erinnern an Insectivoren und polyprotodontc Marsupialier,
unterscheiden sich aber von beiden durch höchst primitive triconodonte,
einwurzelige Backenzähne.
Im Juri haben sich sowohl die Allotheria, als auch die insektenfressenden
Beutelthiere vennehrt und weiter entwickelt. In Europa sind der Gross-
Oolith von Stoncsfield und das »Dirt bed- von Purbeck zwar noch immer
die einzigen Fundorte geblieben, aber daneben haben die oberjurassischen
'Atlantosaurus Beds* in Wyoming und Colorado eine Fülle neuer
Formen geliefert, von denen freilich wie von ihren europäischen Altersgenossen
meist nur Kiefer, isolirte Zähnchen, sehr selten sonstige Skeletknochen vor-
handen sind.
Von Allotherien finden sich Plagiaulax und Bolodon in Purbecksehiehtcn
Englands. Die mit secodontem Gebiss versehenen Formen wurden von Owen
alle zu den polyprotodonten Beutelthieren gestellt und mit dem lebenden
Mifrmecobius verglichen, allein nur bei einzelnen Gattungen tragen Bezahnung
und Form des Kiefers so deutliche marsupiale Merkmale zur Schau, dass
ihre Bestimmung vollkommen gesichert erschiene; in vielen Fällen macht
sich ein Gemisch von marsupialen und insektivoren Eigenschaften geltend.
Marsh löste die Frage in radikaler Weise, indem er für die mit spitzen
Zähnen versehenen mesozoischen Säugereine selbständige Ordnung Panto-
theria errichtete, in denen Osborn die Vorläufer der polyprotodonten
Beutler und der Insektenfresser erkennt. Wie bei den Allotherien, so zeigt
sieh auch bei den jurassischen Polyprotodonten eine überraschende Aehn-
•) Koken E. , Die Geschichte dea Säugethierstammes nach den Entdeckungen
und Arbeiten der letzten Jahre. Naturw. Rundschau von Sklarec. 1892. Nr. 14. 15. 19.
Marth O. C. , Introduction and Suceession of Vertebrate Life in America.
Adress del. bef. the Amer Assoc. for advancem. of Science in Nashville. 1877.
Osborn II. F., The Ri.se of the Mummalia in North America. Adress del.
bef. the Amer. Assoc. in Madison 189H.
Rütimeyer L , Ueber die Herkunft unserer Thierwelt. Eine zoogeographische
Skizze. Basel 1867.
Schlotter M., Ueber die Beziehungen der ausgestorbenen Sauget hierfaunen und
ihr Verhältnis zur Saugetbierfauna der Gegenwart. Biolog Centralblatt 1888. VUI.
8. 682-631.
Digitized by L>O0j9l£
930
Rückblick auf die geologische Entwicklung,
liehkeit, in einzelnen Fällen sogar völlige Uebercinstimmung der europäischen
und amerikanischen Gattungen.
Aus der Kreide-Formation fehlte bis zum Jahre 1882 jede Spur von
Säugethieren. Jetzt kennt man aus der Wälderstufe von England isolirte
Zähnchen der schon im Jura verbreiteten Gattung Plagiaulax, und in den
sogenannten Larauiiesebichten des amerikanischen Westens (Wyoming, Dakota,
Colorado, Montana) sind neuerdings eine beträchtliche Menge von Zähnen
und Kieferfragmenten von Marsh beschrieben worden. Die Hoffnungen,
welche man früher auf die Entdeckung cretaeeischer Säugethiere gesetzt
hatte, sind freilich nicht in Erfüllung gegangen ; denn die bis jetzt vorhandenen
Funde beweisen nur, dass die jurassischen Formen während der Kreidezeit
geringe Veränderungen erlitten haben, und dass AUotheria, Pantolheria und
vielleicht eine Tillodonticr-Gattung (Stagodon) auch während der Kreidezeit
den Grundstock der Säugethierfauna bildeten.
Eoc&n.
Mit Beginn der Tertiärzeit fli essen die Quellen für die Kenntnis« der
fossilen Mammalia weit reichlicher, als in der mesozoischen Periode. Schon
im untersten Eoc&n schalten sich in der Gegend von Reims Süsswasser-
schiehten ein, welche eine höchst merkwürdige, von Lemoine entdeckte
Fauna enthalten. Die Gattungen Neoplagiaulax und Liotomus knüpfen an
die Allotherien der oberen Kreide an, alle übrigen Elemente der Fauna von
Cernays gehören zu placentalen Säugethieren. Kleine Insektenfresser und
Raubthiere (Creodontia) von sehr primitivem Gepräge, ferner einige fünf-
zehige Hufthiere aus der Ordnung der Condylartkra (Pleuraspidotheriutn, Orth-
aspidotherium) und zwei zweifelhafte Halbaffen setzen diese älteste tertiäre
Thiergesellschaft in Europa zusammen.
Eine gleichaltrige Fauna von überraschender Aehnlichkeit stammt aus
den i Puerce-Schichten« von Neu-Mcxico. Von den 94 Säugethicrarten gehören nicht
weniger als 45 zu den Creodontia, 24 zu den Condylartkra, 2 zu den Amblypoda,
5 zu den Halbaffen, 7 zu den Tülodontia und 11 zu den AUotheria, unter
denen die Gattung Polymastodon die drei mitvorkommenden Neoplagiaulax,
Ptilodus und Ckirox beträchtlich an Grösse überragt. Der grösseren Reich-
haltigkeit der amerikanischen Fauna entspricht ihre mannichfaltigere Zu-
sammensetzung, doch treten zu den in Europa nachgewiesenen Ordnungen
nur die Tillodontier als neues Element hinzu, und diese sind möglicherweise
schon in der oberen Kreide durch die Gattung Stagodon (Tklaeodon) vertreten.
Die Formen der Cernays- und Puerco-Fauna sind durch eine Reihe gemein-
samer Merkmale so enge mit einander verknüpft, dass in vielen Fällen die
Bestimmung der Ordnung Schwierigkeiten bereitet. Sie besitzen alle fünf-
zehige plantigrade Extremitäten, deren Endphalangen weder mit ächten
Hufen, noch ächten Krallen, sondern mit einem Mittelding zwischen beiden
versehen sind; bei allen bleiben die Vorderarm- und Vorderfussknochen
getrennt; der Humerus ist fast immer von einem Foramen entepicondyloi
deum durchbohrt, das Femur hat emen dritten Trochanter, und im Oarpus
war höchst wahrscheinlich überall ein Centrale vorhanden. Sämmtliche
Schädel haben niedrige, langgestreckte Form, stark entwickelte Gesichts-
knochen, winzige Hirnkapsel, glatte Hemisphären des Grosshirns und ein
von diesem nicht überdachtes Cerebellum. Auch das Gebiss lässt noch keine
nennenswerthe Differenzirung erkennen. Schneide- und Eckzähne haben
conische Gestalt, die Prämolaren sind einfach und die braehyodonten Molaren
im Oberkiefer trituhereulär, im Unterkiefer »tritubcrcular-sectoriah. Wäre
es möglich, den Thiergestalten der Cernays- und Puerco- Periode Leben ein-
zuhauchen und sie unter unsere heutige Säugethierfauna zu versetzen, so
würfle vermuthlich jeder Zoologe die damaligen Creodontia, Condylartkra,
Pachylemuria und Amblypoda in eine einzige, einheitliche Ordnung zusaminen-
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Herkunft and Verbreitung der Säugethiere.
937
bringen, obwohl sie unzweifelhaft die primitiven Vorläufer von vier nach-
mals stark diffcrenzirten Gruppen darstellen. Dieses Zusammenwachsen ver-
schiedenartiger Stämme in eine gemeinsame Wurzel bildet eines der stärksten
Argumente zu Gunsten der Descendenztheorie, zugleich aber auch eine nicht
geringe Schwierigkeit für die Systematik.
Schon in der nächsten Zone des älteren Eocäns, zu welcher in Europa
der Londonthon von England, der untere M eeressand, plastische
Thon und Lignit des Pariser Beckens, sowie die sogenannten Wasatch-
oder Coryphodon-Beds in Wyoming, Utah und Neu-Mexico gehören,
hat sich der Charakter der Säugethierfauna nicht unerheblich verändert.
Die AUotherien sind verschwunden. Die Creodontia haben vielfach an
Grösse und Differenzirung zugenommen und bereits Raubthiergepräge er-
halten (Pcüaeonictis , Proiiiwra, Oxyaena, Miacis etc). Unter den Hufthieren
lassen sich Amblypoda (Coryphodon , Manteodon), Condylarthra (Phenacodut,
Protogonia, Meniscotherhm) und Perissodactyla (Hyracotherium, Pachynolophus,
Eohippus, Heptodon, Systemodon u. a.) schon sehr bestimmt unterscheiden, von
Artiodactylen finden sich spärliche und primitive Vorläufer (Homacodon,
Ijophiodochoerus, Protodichobune)\ die Proehniae (Pachyleniuren) sind zahlreich,
die Nager und Tillodontia (Esthonyx, Ettylinodon, Dryptodon) durch typische,
scharf differenzirte Grattungen vertreten.
Vergleicht man die Säugethierfaunen der älteren Tertiärzeit mit einander,
so fällt die Armuth an Gattungen und Arten in Europa gegenüber der
Reichhaltigkeit der amerikanischen Fundstätten in die Augen.
Im mittleren Eocän waren in Europa die Erhaltungsbedingungen
noch viel ungünstiger, als vorher. Die Umgebung von Paris, die Süsswasser-
ablagerungen von Argenton (Indre), Bracklesham (Sussex), Issel (Aude),
Cesserat (Herault), Buchsweiler (Elsass) und einige wenige andere zerstreute
Localitäten haben die dürftigen Reste einer Säugethierfauna geliefert, aus
welcher von Perissodactylen die Gattungen Lophiodon, Palaeotapirus, Propalaco-
therium, Paloplotherium, Hyracotherium, Pachynolophus, von Artiodactylen Dicho-
bune, von Creodontia die Gattung Provwerra zu nennen sind. Die zusammen-
geschwemmten Zähne, Knochen- und Kieferfragmente in den ßohnerzspalten
des schweizerischen Jura könnten wohl besseren Aufschluss über die Zu-
sammensetzung der niitteleocänen Säugethierfauna gewähren, enthielten sie
nicht ein Gemeng von Fossilien aus allen Abtheilungen der Eoeänperiode.
Der Vergleich mit dem amerikanischen Verbreitungsgebiet , wo die be-
rühmten Bridger Schichten von Wyoming eine Fülle prachtvoll erhaltener
Perissodactyla (Hyracotherium, Eohippus, Pachynolophus , HelaUtes, Hyra-
chius, Triplopus, Amynodon% Palaeosyops u. a.), Artiodactyla (Achaenodon,
Homacodon etc.), Amblypoda (UirUatherium, Tinoceras), Tillodontia (Tillo-
therium), Nager, Inseetivora, Chiroptera, Creodontia (Mesonyx,
Provwerra^ Miaeis etc.) und Prosimiae enthalten, stösst darum aus Mangel
an Material auf grosse Schwierigkeiten.
Im mittleren Eoeän erscheinen auch die ersten Meersäugethiere, und
zwar Zeuglodon in Nord- Amerika und Europa, Halitherium in Europa und
Nord- Afrika, Prorastomus in West-Indien. Das charakteristische Gepräge
erhält die mitteleocäne Fauna durch die starke Entwickelung der .Perisso-
dactylen und Prosimiae und durch das unvermittelte Auftreten der gewaltigen,
bis jetzt auf Nord-Amerika beschränkten Dinoeeratiden. Die Artiodactylen,
Nager und Insectivoren sind in der Zunahme, die Creodontia und Tillodontia
bereits in der Abnahme begriffen, die Chiroptera zum erstenmal nachgewiesen.
Zum oberen Eocän (von vielen Autoren auch zum unteren Üligocän)
wird in erster Linie die durch Cu vi er 's Arbeiten berühmte Fauna des
Pariser Gyps gerechnet. Mit diesem sind gleichaltrig die an Säugethieren
überaus reichen Lignite von Debruge bei Apt (Vaucluse), die Süsswasser-
mergel und Kalke von Alais und St. Hippolite (Gard), der Gegend von Le
Puy im Velay und von Castelnaudary (Languedoe), des oberen Rhcinthals
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Rückblick auf die geologische Entwicklung,
(Mülhausen im Elsass, badisches Breisgau) und' die SÜBSvvassereehichten von
Bembridge und Hordwell im südlichen England. Zahlreiche Reste derselben
Fauna finden sich eingeschwemmt im Bohnere des schweizerischen, schwä-
bischen und fränkischen Jura und namentlich in den mit Phosphorit-hal-
tigem Lehm ausgefüllten Jurakalkspalten im sogenannten Quercy zwischen
Villefranche und Montauban, welche freilich auch eine Anzahl miocäner
Formen enthalten.
Ein Vergleich dieser Fauna mit der unter- und mitteleocänen des gleichen
Verbreitungsgebietes ergibt eine viel grössere Reichhaltigkeit an Gattungen
(ca. 1 10) und Arten (ca. 200). Die Hufthierc spielen im oberen Eocän noch
immer die Hauptrolle, doch haben die Perissodactylen die führende Stellung
an die Artiodaetylen abgetreten. Unter den ersteren dauern zwar Pachynolophus,
Propalawtherhm und Lophiodon fort, stehen aber an Häufigkeit hinter den
moderneren Gattungen Palacotherium und Paloplotherium zurück. Unter den
Artiodaetylen gehört fast genau die Hälfte aller Gattungen zu den Ano-
plotheriden, welche in der äusseren Erscheinung unter allen Paarhufern am
meisten den Perissodactylen gleichen und in ihrem Gebiss und Skeletbau
Merkmale von Hufthieren und Fleischfressern vereinigen. Neben den Ano-
plotheriden stellen Traguliden das Haupteontingent der Paarhufer. Die eo-
cänen Saiden (Cebochocrw, Elotheriutn, Choeropotamm, Palacochoerus, Acothmdum
u. a.) verhalten sich zu den jetzt lebenden Schweinen wie die Traguliden
zu den Cerviden. Ihre bunodonten Backzähne haben einfache, vierhöckerige
Krone ; Eckzähne und Sehneidezähne sind wenig differenzirt, das Skelet hat
noch keine nennenswerthen Vereinfachungen oder Reductionen der Extre-
mitäten erlitten. Auch die frühzeitig erloschenen Antracotheriden erweisen
Bich als t'olleetivtypen , welche lophodonte und bunodonte Paarhufer mit
einander verbinden. Der Mangel an Condylarthren und Amblypoden zeigt
übrigenB, dass die obereoeäne Hufthierfauna bereits eine höhere Ausbildung
erreicht hatte, als die ihr unmittelbar vorausgehende; und diese Thatsache
tritt nicht minder bestimmt auch bei den Raubthieren zu Tage. Die un-
vollkommeneren Üreodontia sind, was Formenreichthum anlangt, in starkem
Rückgang begriffen, wenn auch Hyaenodon und Pterodon noch immer zu den
häufigsten und stärksten Raubthieren der damaligen Zeit gehören; neben
ihnen taucht eine Fülle von ächten Ossipcden Carnivoren auf, die zu den
Caniden, Mustcliden und Viverriden gestellt werden, aber noch so viele
gleichartige Merkmale besitzen, dass sie sicherlich in einer einzigen Familie
vereinigt würden, wenn sie noch heute nebeln iliren vorgeschritteneren und
nach verschiedenen Richtungen differenzirten Nachkommen lebten. Nur die
Katzen (Pseudaclurus, Eusmüus) zeichnen sich schon im Eocän durch scharf
ausgeprägte Merkmale aus. Ein höchst charakteristisches Element der ober-
eoeänen Fauna bilden die Pachyleniuren (Adapis, Caenopithecus, Necrolemur,
Microchoerus u. a.), welche sich an alttertiäre Vorläufer anschlicssen und Merk-
male der jetzigen Halbaffen und der eigentlichen Affen vereinigen. Ganz fremd-
artige Erscheinungen sind die sparsamen Ueberreste von kleinen Edentaten.
Die sogenannte Mikrofauua ist ziemlich reich durch Nager, Insektenfresser,
Fledermäuse und Bcutelratten (Didelphys) vertreten. Die drei letztgenannten
Ordnungen enthalten durchwegs Arten ohne besonders auffallende Eigentüm-
lichkeiten. Sie könnten füglich auch heute existiren und beweisen, dass
diese (Truppen seit Reginn der Tertiärzeit nur geringe Fortschritte gemacht
haben. Auch dir; Nager bilden ein conservatives Element der obereoeänen
Thiergesellschaft. Bleiben sie in mancher Hinsicht auch an Differenzirung
hinter ihren Nachfolgern zurück, so besitzen sie doch bereits alle typischen
Merkmale der Ordnung und erscheinen mit den Vertretern anderer Gruppen
kaum enger verknüpft, als ihre noch jetzt existirenden Nachkommen.
Sieht man nach Vergleichspunkten für die europäische obereoeäne
Säuget hierweit , so lenkt eich der Blick sofort wieder nach Nord- Amerika,
wo auf die fossilreichen Bridger-Beds in den sogenannten Uinta- oder
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Herkunft and Verbreitung der Sftugethiere.
93*)
Diplaeodon Beds eine verarmte Tochterfauna bcgral>cn liegt, in welcher die
Amblypoden und Tillodoniia verschwunden sind , Pcrissodactylen (Pachyno-
lophus, Triplopua, Tseäolophus, Diplaeodon, Amynodon), Artiodactylen (Protor eodon,
Leptotragulu*) 'und Creodontia (Mesonyx, Miacis) vorherrschen , und Nager
und Prosimiae wenigstens durch spärliche Reste angedeutet erscheinen. Ein
specieller Vergleich derselben mit den mittel- und obereoeänen Säugethieren
Europas würde zwar mancherlei Parallelen ergeben, aber zugleich auch zeigen,
dass gemeinsame Gattungen oder repräsentative Verbindungsglieder spar-
samer vorkommen, als im älteren Eocän.
Die Thierentwiekelung auf beiden Continenten hat sichtlich verschiedene
Wege eingeschlagen. Die Verbindung der beiden Continente scheint zwar
noch bestanden zu haben, allein die Communication war offenbar erschwert
Neben den Fundstätten in Europa und Nord-Amerika hat sich in neuester
Zeit ein weiterer Schauplatz tertiärer Säugethiere im südlichen Theil von
Argentinien, in der sogenannten »Santa-Cruz-Formation«, erschlossen, der
an Reichhaltigkeit die beiden älteren noch zu übertreffen scheint.
Die Zusammensetzung dieser Säugethier-Fauna steht in schroffstem
Contrast zu der im europäischen Eocän vorkommenden SäugcthiergeseUschaft.
Von den 121 Genera mit mindestens 220 Arten, welche Flor. Ameghino
aus den SantaCruz-Schichtcn anführt, dürfte freilich ein ansehnlicher Bruch-
theil vor einer kritischen Prüfung nicht Stand halten, aber jedenfalls über-
trifft die fossile Säuget hierfauna von Santa-Cruz die jetzt in Argentinien
existirende, welche nach Ameghino nur 107 Arten enthält, bedeutend
an Reichthum von Gattungen und Arten und ist in dieser Hinsicht der
obereoeänen Europas mindestens gleichwerthig. Im Vergleich mit der
europäoamerikanischen Eocänfauna fällt zunächst der gänzliche Mangel an
ächten Artiodadyh , Perissodadyla , Insedirora , Chiroptera, Carnivora und
Prosimiae auf. Die Nager sind lediglich durch hystrieomorphe Formen von
spezifisch südamerikanischem Gepräge und ebenso die Primaten durch platy-
rhinc Affen vertreten. Die Hauptmasse der Fauna setzt sich aus Beutel-
thieren, Eden taten, wenigen Ancylopoden [Homalodontotherittm) , Taxcdontia,
Typoiheria und Ltioptema zusammen. Von den drei letztgenannten Ord-
nungen besitzt nur Süd-Amerika fossile Vertreter, welche in der Santa-Cruz-
Formation beginnen und in der Pampas- Formation erlöschen. Auch von
den Edentaten gehören sämmtliehe Formen den jetzt ausschliesslich in Süd-
Amerika lebenden Xenarthra an, und unter den Beutelthieren herrschen die
noch jetzt in ganz Amerika und während der Tertiärzeit über die nördliche
Hemisphäre verbreiteten Didelphyiden vor, werden aber von anderen Formen
(Sparassodontidae) begleitet, die naeh Australien weisen. Ameghino
hatte diesellien anfänglieh theils zu den Dasyuriden, theils zu den Creodontia
gestellt. Auch die Abderüidae bilden wahrscheinlich eine selbständige auto-
chthone oder möglicherweise aus Australien eingewanderte Marsupialierfamilic.
Unter allen Umständen muss Süd-Amerika als ein selbständiges
Schöpfungscentrum« angesehen werden, »las wahrscheinlich in einer frühen
Periode von Australien her befruchtet worden war, aber bereits in der Santa-
Cruz-Formation sogar bei den Marsupialiern eigenartige Formen hervor
gebracht hatte. Für einen Zusammenhang mit der die nordliche Hemisphäre
oder doch Europa und Nord-Amerika in damaliger Zeit bewohnenden Säuge
thierfauna fehlen alle Anhaltspunkte. Dagegen kann der auf die Verbreitung
der Süsswasserthiere gestützten Vermuthung Hierin g's, wonach Süd
Amerika während der mesozoischen und älteren Tertiärzeit mit Australien
und Süd-Afrika in Landverbindungen gestanden sein soll, die Berechtigung
nicht versagt werden.
Der scharfen Altersbestimmung einer so abgeschlossenen und eigen-
artigen Fauna stehen grosse Schwierigkeiten im Wege, namentlich wenn
auch die geologischen Verhältnisse keine entscheidende Auskunft gewähren.
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940
Rückblick auf die geologische Entwickelang,
Ameghinu stellt die Säugethierfauna von Santa-Cruz ins Eocän,
allein dieselbe hat entschieden eine phylogenetisch höhere Stufe erreicht als
die unter- und mitteleocäne Säugethiergesellschaft der nördlichen Hemi-
sphäre. Sie kann im äussereten Falle mit der ohereocäneu oder oligocänen
Europas in Parallele gestellt werden.
Oiigocän.
Die kohlenführende untere Süsswasscnnolasse der Nord- und Süd- Alpen
(Ober-Bayern, Schweiz, Gegend von Vicenza, Cadibona und Zovencedo in
Ligurien) und des Waadtländer Hügellandes (Rochette bei Lausanne), die
gleichalterigen Alllagerungen in Ungarn (Gran) und Dalmatien (Monte Pro-
mina), die marinen Sande und brakischen Mergel des Mainzer Beckens, des
oberen Rheinthals (I/obsann), der Gegend von Paris (Fontainebleau, Etampes),
die Süsswassermergel von Ronzon bei Le Puy, Villebramar, St Henri, Ma-
nosque und a. O. in Südfrankreich und die laeustren Ablagerungen von
Hempstead und Uolwell Bay der Insel Wight 'enthalten eine ärmliche Säuge-
thierfauna, welche sich aus ca. 20 Gattungen von Marsupialiern (Didelphys),
Artiodaetylen, Perissodaetylen, Nagern, Insektenfressern, Creodontieru, Raub-
thieren und Sirenen zusammensetzt.
Die oligocäne Säugetlüerfauna erhält nur durch das reichliche Vor-
kommen von Awtkracotherium, Ancodus und Elotherium einige Selbständigkeit.
Sie theilt mit dem oberen Eocän fast alle Gattungen und erweist sich als
eine verarmte Tochterfauna der ersteren. Bemerkenswerth ist die Abwesen
heit einer grösseren Anzahl im oberen Eocän blühender Gattungen (Anoplo-
therium , Diplobune, Xiphodon, Palaeotherium, Palophtherium, Anchilophus, Pte-
rodon, Proviverra etc.).
Miocan.
I. Die zum unteren Miocän gerechneten Süsswasserablagerungen
der Limagne (St. Gerand-le-Puy, Cournon, Gaunat etc.), des Pariser Beckens
(Ualeaire de Beauee), der Gegend von Mainz (Weisenau, Hochheim, Mom-
bach), Ulm (Haslach, Eckingen, MichelBberg, Eselsberg) enthalten eine ziem-
lich reiche Säugethierfauna, die leider bis jetzt nur an wenigen europäischen
Fundorten nachgewiesen werden konnte. Sie setzt sich aus ca. 44 Gattungen
zusammen.
Auch diese Fauna gibt sich auf den ersten Blick als eine Tochter der
obereoeänen und oligocänen kund. Dieselben Ordnungen und vielfach so-
gar dieselben Gattungen wiederholen sich, und auch die procentuale Be
tbeiligung der einzelnen Ordnungen weist grosse Uebereinstimmung auf.
Im Mangel an Halbaffen, im starken Rückgang und schliesslichen Erlöschen
der Marsupialicr , Creodontier und Anoplotheriden , in der viel grösseren
Häufigkeit einzelner, früher nur sporadisch vorkommender Gattungen, wie
Palaeochorus, Dreniotherium, und in dem Auftauchen einer grossen Anzahl
neuer Gattungen, wie Tapirus, Diceratherium > Amphüragulus, Steneofiber, Ti-
tanomys, Erinaceus, Dimylus , Amphicyon, Potamotherium, Herpestes, Proaelurus
u. A., beruhen die Unterschiede zwischen der obereoeänen, oligocänen und
untermioeänen Fauna Europas. Unter den neuen Gattungen gibt es übrigens
keine einzige Gestalt, für welche nicht eine verwandte im Eocän gefunden
werden könnte; nur in der Umbildung, Diflterenzirung und Verbesserung
älterer Typen unterscheidet sieh die neue Fauna von den früheren. Mit
Ausnahme von einigen Beutlern, Nagern, Insektenfressern und Fledermäusen
sind sämmtliche grösseren Genera erloschen.
Die reiche Säugethierfauna der sog. W h i te R i v er-Bed s, die in Nord-
Nebraska, Dakota, Colorado, Wyoming und Süd-Canada ein sehr ausgedehntes
Areal bedecken und eine Mächtigkeit von 40— 60 m erreichen, verhält
sieb zur Bridger- und Uintafauna ganz ähnlich , wie die untermioeäne
Europas zu Obereoc.iin und Oiigocän. Die gewaltigen Amblypoden und die
sonderbaren TUlodontia sind erloschen, die CreodonUa auf eine einzige
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Herkunft und Verbreitung der Süugethiere.
941
Gattung (Hi/aenodon) zusammengeschrumpft, die Prosiniiao nur noch durch zwei
Genera vertreten. Im Uebrigon besteht die WTiite-River Fauna aus Beutel-
thieren, Perissodact ylen, Artiodactylen, Nagern, Insektenfressern, Fledermäusen
und ächten Raubthieren.
Unter den Perissodactylen stellt Mesohippus nur ein etwas vorgeschritte-
neres Differenzirungsstadium von Epihippus dar, und genau in derselben
Weise verhält sich Tapiravus zu Helaleies, Hyracodon zu Hyrachius, Metamy-
nodon zu Amynodon. Die Titanotheriden mit einer Fülle von Arten bilden
durch ihre Riesengrösse und Häufigkeit ein höchst charakteristisches Ele-
ment der White-River-Fauna und sind offenbar aus den eoeänen Paläopsinen
hervorgegangen. Unter den Artiodaotylen nehmen die Oreodontiden (Agrio-
choerus, Oreodon), was Häufigkeit betrifft, die erste Stelle ein ; auch sie sind
schon in den Üinta-Beds durch Protoreodon vertreten, und ebenso erweisen
sieh Poebrotherium und Oomphotherium als in der Richtung der heutigen
Kameele fortschreitende Verbindungsglieder zwischen den letzteren und den
eoeänen Leptotragulinen. Auch die Mikrofauna der White- River-Reds
schliesst sich eng an die eoeäne an, dagegen treten die ächten Raubthiere,
die Traguliden' (Leptomeryx, Hypisodus, Hypertragulus), die merkwürdige Cer-
viden - Gattung Protoceras, sowie einige wahrscheinlich aus Europa ein-
gewanderte Gattungen (Aceratherium, Ancodus, Elotherium, Steneofiber, Hyaenodon)
als neue Erscheinungen auf. Ein Verkehr zwischen Europa und Nord-
Amerika fand offenbar noch statt, aber während im älteren Eocän die neue
Welt mit ihrem Ueberfluss Europa beschenkte, erhielt im Miocän Nord-
Amerika eine grössere Anzahl von Einwanderern aus Europa.
II. In der jüngeren Mioeänzeit erweitert sich in Europa der
Schauplatz für die Verbreitung von I^andsäugethieren ganz beträchtlich. Das
bisher vom Meer überfiuthete Zwischengebiet von Alpen und .Juraplateau ist
jetzt trocken gelegt oder mit Süsswassersümpfen und I^mdseen l>edeckt;
auch im Wiener Recken befindet sieh das Meer im Rückzug, in den Alpen
(Steyermark) und im Juraplateau (Stein h ei m , Nördlingen , Georgensgmünd)
füllen sieh Vertiefungen mit Süsswasser aus und enthalten eingesehwemmte
Rest*' von Ijandthieren. Eine Menge von Fundstellen im Rhonethale (Grivo
St. Alban), in der Schweiz (Winterthur, Käpfnaeh, Elgg etc.), Ober-Baden, in «1er
schwäbisch-bayerischen Hochebene, im Juraplateau, im Wiener Becken, Steyer-
mark, Ungarn, Rumänien, Rcssarabien enthalten Ueberrestc von Landsäuge-
thioren, die auch westlich vom französischen Central plateau, in dem vom Meer
verlassenen ehemaligen aquitanischen Recken (Sansan, Simorre, St. Gaudens),
in der Touraine und im Orleanais wiederkehren und sich auch in Spanien
(San-Isidro) und Algerien nachweisen lassen. Italien (Monte Bamboli) hat
wenigstens Spuren derselben überliefert.
Das unvermittelte Erscheinen von Proboseidieni (Mastodon, Diru>therium)
und ächten Affen (Dryopithecus, Piiopithecus, Oreopithecus), das reichliehe Vor-
kommen von Rhinoceriden, von Anchitherium, das erstmalige Auftreten von Ge-
weih tragenden Wiederkäuern (Dicroceras, Procervulus) und Antilopen (Protrago-
ceras), die starke Entwickelung von Raubthieren, welche in ihrer Organisation
die Mitte zwischen Hunden und Bären halten, verleiht der m i tteleocä nen
Fauna ein von der unmittelbar vorhergehenden ziemlich abweichendes (ie-
präge, das durch den Mangel an kleinen Caenotherien und Oeodontiern
noch verschärft wird. Die Kluft zwischen der mittelmiocänen und unter-
mioeäneu Säugethierfauna ist sicherlich eine weit grössere, als die zwischen
der letzteren und der obereoeänen. Keine einzige Species aus dem unteren
Miociin hat sich unverändert erhalten, und auch die aus früherer Zeit über-
lieferten Gattungen gehören mit Ausnahme von Aceraiherium , Jihinoceros,
Viverra, Herpestes und Steneofiber den offenbar wenig umbildungs fähigen In
sectivoren , Nagern , Fledermäusen und kleinen Raubthieren an. Auch die
noch jetzt existirenden Genera der damaligen Zeit sind mit Ausnahme von
Tapirue, Rhinoceros, Viverra und Herpestes Vertreter der Mikrofauna und
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942
Rückblick anf die geologische Entwickelang,
haben gegenwärtig meist kosmopolitische Verbreitung. Von den vier grösseren
Gattungen leben Tapirus in Indien und Süd-Amerika, die drei übrigen im
Mittelmeergebiet, Afrika und Süd-Asien, also durchwegs in auffallend grossen
Verbreitungsgebieten.
Die beträchtliche Verschiedenheit der unter- und inittelniiocänen Säuge-
thierfauna wird erklärlich, wenn man bedenkt, dass zwischen beiden fast
überall in Europa mächtige marine Ablagerungen eingeschaltet sind, die
jedenfalls einen langen Zeitraum repräsentiren , jedoch fast nur Reste von
Meersäugethieren enthalten und über die Landbewohner der damaligen Zeit
keinen Aufschluss gewähren. Die mioeänen Thalassotherien gehöreu zu den
Cetaceen, Sirenen und Pinnipedien und zwar durchwegs zu erloschenen
Gattungen, über deren Herkunft ebenso völliges Dunkel herrscht, wie über
ihre spärlichen Vorläufer aus dem Eoeän.
Für die mittclmioeäne Landsäugethierfauna fehlt es auch in Nord-Amerika
nicht an einer Parallele. Allerdings hat bis jetzt nur der äuBserste Westen
in den Territorien Oregon, Nevada und Washington jene zum Theil wunder-
voll erhaltenen Reste geliefert, welche die sogenannte John Day- Fauna
zusammensetzen. Das reichliche Vorkommen von Rkinoceros, Aceratherium,
Änchitherium, Steneofiber, Sciurus, Lepus und Galecynus zeigt dass europäische
Genera damals noch bis zum paeifischen Ocean wandern konnten, und wenn
auch gewisse spezifisch amerikanische Familien, wie die Oreodontiden und
Cameliden, eine Weiterausbildung und Vermehrung erfahren haben, so fehlt
es doch nicht an Repräsentativformen, die auf gemeinsame Abstammung
und auf einstigen Zusammenhang beider Continente schliessen lassen. Den
ältesten Geweihträgern Europas (Dicroceras) entspricht in Nord-Amerika
Blastomeryx , den merkwürdigen Macrothcrien und Chalicotherien der alten
Welt die amerikanische Gattung Moropus, und auch zwischen Nagern und
Raubthieren der beiden Continente bestehen mancherlei Beziehungen, ob-
wohl die Listen meist andere Namen enthalten, die jedoch häufig ähnliche
Formen bezeichnen.
Das Bild der jüngeren Miocänfauna Nord-Amerikas wird ergänzt durch
die Funde aus den sogenannten Decp-River- oder Tic hole p tu s-Beds,
die bis jetzt nur im westlichen Nebraska, im Deep-Rivcr-Thal von Montana
und im Cottonwood-Creek von Oregon nachgewiesen werden konnten. Die
Fauna dieser Ablagerungen hat ein etwas jüngeres Gepräge als die der John
Day-Schichtcn. Sie zeichnet sich vornehmlich durch das Auftreten von
Mastodon, durch die starke Entwickelung von Oreodontiden (Merycochoervs,
Merychius, Leptauchenia , Cyclopidius, Pithecistus) und Cameliden (Protolabis)
und durch die Fortdauer von Änchitherium und Blastomeryx aus. Im
Ganzen sind etwa 20 Arten aus diesem Horizont bekannt.
111. Auch in Europa findet am Sehluss der Miocänzeit eine ziemlich
tief greifende Veränderung im Bestand der Landsäugethiere statt Ver-
hältnissmässig wenige und meist weit entfernte Fundstellen geben Auf-
schluss über die oberste Miocänfauna; aber einzelne derselben
zeichnen sich durch erstaunliche Reichhaltigkeit und treffliche Erhaltung
der Ueberreste aus. So wurden z. B. bei Pikermi unfern Athen nicht
weniger als 40 Arten von Säugethieren ausgegraben. Eine ähnliche Nekro-
pole urweltlicher Säugethiere wurde auf Samos, eine andere am Mont
Leberon in der Provence entdeckt. Verschiedene Fundorte im Rhonethal,
am Fuss der Pyrenäen, in Spanien, Algerien und Klein-Asicn (Troja)
beweisen, dass die Pikerrnifauna im Mittel meergebiet weit verbreitet
war. Sie fehlt auch nicht in den Ländern nördlich der Alpen, ist aber
dort etwas ärmer, entbehrt insbesondere unter den Wiederkäuern gewisser
Formen (Antilopen, Giraffen), die im Süden offenbar von grasreichen Steppen
umgeben waren, und ersetzt dieselben durch waldliebendc Hirsche. Die
berühmten Sand ab läge rungen von Eppelsheim bei Worms, der Belvedcre-
Hchottor bei Wien und die im Wiener Becken, Ungarn und Rumänien weit
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Herkunft und Verbreitung der Säugethiere. 943
verbreiteten Congerienschichten der pontischen Stufe enthalten Ueberreste
der obersten miocänen Fauna, die von manchen Autoren bereite dem Pliocän
zugetheilt wird.
Wohl das fremdartigste Element dieser Fauna bildet eine Edentaten-
gattung (Orycteropus) von afrikanischem Gepräge, die sich auf der südlichen
Hemisphäre der alten Welt bis heute erhalten hat. Auch unter den
Wiederkäuern weisen Giraffen, Gazellen und eine Fülle von Antilopen auf
Beziehungen zu Afrika hin und bestätigen, dass damals zwischen dein
Mittelmeergebiet und dem schwarzen Continent eine Landverbindung bestand,
auf welcher Rudel von Wiederkäuern verkehrten. Unter diesen weit vor-
geschrittenen, fast modernen Typen ragen Helladotherium und Samotlierium
wie Reliquien einer älteren Zeit hervor, und auch Maslodon, Dinotherium,
Tapirus, Aceratherium , Iihinoceros , das nur wenig von Macrotherium ab-
weichende Chalicotherium , Hyaemoschus, Cervulus, Sieneofiber, llystrix, Mustela
und Sorex halten die Continuität mit der vorhergehenden miocänen Fauna
aufrecht. Schaaren eines zierlichen zebraähnlichen Pferdes (Hipparion),
ächte Wildschweine von ansehnlicher Grösse bewohnten damals fast ganz
Europa, und der Reichthum an jagdbarem Wild übte den entsprechenden
Einfluss auf die Entwickelung der Raubthiere aus. Hyänen, gewaltig be-
zahnte Katzen (Machairodus) , Viverren (Ictitherium) und Vorläufer von
Bären (Simocyon, Amphicyon, Uyaenarctos) haben reichliche Ueberrcste über-
liefert und überragen an Häufigkeit die kleineren, zum Theil aus dem
mittleren Miocän übernommenen Genera (Mustela, Promeies, PromephUis).
Könnten über den tropischen Charakter dieser Fauna noch Bedenken be-
stehen, so würde das gesellige; Vorkommen eines dem lebenden Semnopithecus
nahe verwandten Affen, von dem bei Pikcrmi Dutzende von Schädeln und
ganze Skelete ausgegraben wurden, allen Zweifel zerstreuen. Obwohl die
Zahl der noch jetzt existirenden Geschlechter nicht viel grösser ist, als im
mittleren Miocän, so trägt die obermioeäne Fauna doch ein entschieden
moderneres Gewand und hat in mehreren Gruppen schon fast die Organi-
sationshöhe der jetzigen Fauna erlangt.
Die sogen. Sivalikfauna aus Ost-Indien, Tibet, Birma, China und
den Sundalnseln, welche durch Fundplätze in Persien (Marngha) und Klein-
Asien (Urraia-See, Troja) in Zusammenhang mit Europa tritt, hat keinen
einheitlichen Charakter und enthält offenbar Formen, die dem europäischen
mittleren und oberen Miocän und älteren Pliocän entsprechen. Eine strenge
Scheidung nach geologischen Horizonten konnte bis jetzt leider nicht vor-
genommen werden. Doch vermuthet Ly dekker, dass einzelne I Lokalitäten
vorzugsweise ältere Typen, andere entschieden plioeäne Formen enthalten.
Die ganze Fauna besteht aus nahezu 159 Arten.
Die Uebereinstimmung der sivalischen Fauna mit jener von Pikermi,
Samos, Leberon u. s. w. in Europa beschränkt sich nicht etwa nur auf
eine grosse Anzahl gemeinsamer Gattungen, sondern erstreckt sieh sogar auf
die Identität mehrerer Arten. Sind auch vereinzelte auffallende Typen,
wie Sivatherium, Vishnutherium, Bramaifterium, bis jetzt in Europa unbekannt, so
ist doch der Totalcharakter der obermioeänen Säugethierfauna in Europa,
Nord- Afrika, Klein- Asien, Süd- und Ost-Asien ein so einheitlicher, dass dies
ganze ausgedehnte Gebiet in thiergeographischer Hinsicht ein einziges na-
türliches Reich bildet, dem sich Nord-Amerika qls eine besondere Provinz
mit eigenartig differenzirten Typen anschliesst. Für eine Anzahl Gattungen,
wie Elephas, Bison, Boa, Bubalus, Leptobos, Equus, Hippopotamus, Canis, Ursus,
Semnopithecus und Macacus, die in Europa erst im Pliocän erscheinen, dürfte
Süd-Indien als Urheimath gelten.
In schroffem Gegensatz zu der über die gauze nördliche Hemisphäre
verbreiteten miocänen Säugethierfauna stehen die wahrscheinlich gleich-
alterigeu Formen der sogen, »patagonischen Formation« in Patagonien und
Uruguay.
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Rückblick aal die geologische Entwickelung,
Dieselbe enthält nur Marsupialia, Edentata, Toxpdoniia, Typotheria, LUo-
pterna und Rodentia von specirisch südamerikanischem Gepräge. Sie ist
eine reifere Tochter der Santa- Cruz- Fauna und von jener durch stärkere
Differenzirung der einzelnen Gattungen unterschieden. Keine Spur von
fremdartiger Einmischung deutet auf einen Zusammenhang mit Nord-Amerika
oder mit der nordweltlichen Fauna überhaupt hin.
Pliocän.
Die plioeäne Landsäugethierfauna lebte in einer Zeit, wo Europa im
Wesentlichen schon seine heutige Configuration erhalten hatte. Italien
war im Anfang dieser Periode allerdings theilweise noch vom Meer über-
üuthet, auch in Belgien, Holland und Süd-England griff die Nordsee tiefer
in s Land herein als heutzutage und hinterliess die als Crag bezeich-
neten Ablagerungen. Auf dem ausgedehnten mitteleuropäischen Festland
waren die Erhaltungsbedingungen für Säugethiere wegen Mangels an aus-
gedehnteren Süsswasserseen äusserst ungünstig. Nur in der Auvergne ent-
halten vulkanische Tuffe, im oberen fthonethal mit Bohnerz ausgefüllte
Felsspalten und vereinzelte Süsswasserablagerungen daselbst, sowie im Rou-
sillon und in der Gegend von Montpellier Reste der plioeänen Landfauna,
die in grösserer Vollständigkeit in den limnischen, zum Theil Kohlen
führenden Sedimenten des Arnothaies und in den marinen Bildungen von
l'iemont und der Romagna überliefert wurde.
Im Pliocän erlöschen in Europa die alterthümlichen Gattungen Masto-
don und Tapirus, während dieselben in Nord-Amerika und Ost-Indien noch
im Pleistocän fortdauern. Unter den zahlreichen neu auftauchenden Gat-
tungen scheinen einige (Equu8, Hippopotamus, Bos, Leptobos, Bubalus, Elephas,
Ursus, Canis) aus Asien eingewandert zu sein, und diese nebst den reichlich
vorkommenden und bereite in verschiedene Subgenera zersplitterten Hirschen
verleihen der plioeänen Fauna vorzüglich ihren eigenthümlichen Charakter.
Trotz ihres modernen Habitus knüpfen auch die plioeänen Formen unbedingt
an ältere Vorläufer der Miocänzeit an; aber in weit höherem Maasse als früher
treten moderne Typen in Vordergrund. Abgesehen von einigen meist mangelhaft
bekannten Vertretern der Mikrofauna fehlen der Jetztzeit von den plioeänen
Gattungen nur Hipparion, Mastodon, Hyaenardos, Machair odus, Leptcbos und
Dolichopithecus. Eine Reihe von Genera haben freilich ihre europäischen
Wohnsitze verlassen und sich in wärmere Regionen zurückgezogen. Das
tropische Afrika und Indien sind die Zufluchtsstätten, in denen sich ein
ansehnlicher Theil der plioeänen Gattungen forterhielt und im I^aufe der Zeit
mehr oder weniger umgestaltete. Keine einzige plioeäne Art hat sich un-
verändert bis in die Gegenwart erhalten. Dass die plioeäne Fauna auch in
Indien einen mit Europa übereinstimmenden Charakter besass, geht daraus
hervor, dass die oberen Sivalikschichten und die jüngeren Ablagerungen im
Kistna-, Nerbudda-, Jamna , Godaveri- und Pemganga-Thal nicht nur die-
selben Genera, sondern theilweise sogar identische oder doch nahezu iden-
tische Species enthalten.
Die im Crag von Antwerpen, Holland und Sussex, wie die in den ma-
rinen Subappenninenschichten Italiens in grosser Häufigkeit vorkommenden
Cetaeeen, rinnipedicr und Sirenen nehmen eine ähnliche Mittelstellung
zwischen Miocän und Jetztzeit ein, wie die Landfauna,
In Nord-Amerika werden die sogen. Loup Fork- oder Pliohinpus-
Beds von Niobrara, Nebraska, Wyoming, Colorado, Kansas, Neu-Mexiko,
Texas und Mexiko in der Regel zum Pliocän gerechnet und sind vorzugs-
weise durch die Häufigkeit von Mastodon, Aphdops, Hipparion, PUohippus.
Prolohippus, Merychius, Merycochoerus, Camdidae, Nager und Raubthiere cha-
rakterisirt. Der Mangel an Elephas, horntragenden Wiederkäuern, Traguliden,
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Herkunft und Verbreitung der Säugethiere.
945
Hirschen, Bären und Affen verleiht dieser Fauna eher ein miocänes, als
plioeänes Gepräge und rechtfertigt die Meinung Cope's, welcher diese
.Schichten in 's obere Miocän stellt.
In Süd-Amerika dürfte Amcghino's araucanische Formation dem
älteren europäischen Pliocän entsprechen. Dieselbe hat am Monte Hermoso
bei Bahia blauca etwa 60 Arten von Säugethieren geliefert.
Die autochthonen Beutelthiere , Edentaten, Lüopterna, Toxodontia, Typo-
tfieria und Nager enthalten theilweise aus älteren Schichten überlieferte,
theilweise neue Genera, die aber fast ausnahmslos nur weitere Differen
zierungsstadien älterer Typen darstellen. Aber mit dieser südweltlichen
Fauna sieht man jetzt zum erstenmale eine Anzahl ganz fremdartiger Ein-
dringlinge vermengt, die eine andere Herkunft verrathen. Die Gattungen
Tapirus, Hippidium, Auchenia, Eoauchenia, Paraeeros, Mastodon und Canis
sind sicherlich nicht auf südamerikanischem Boden entstanden, sondern aus
dem Norden eingewandert, wo sie entweder als identische Gattungen oder
als nahe verwandte Repräsentativformen in den Loup Fork-Schichten bereits
existirten. Diese Invasion von nördlichen Fremdlingen beweist, dass erst
in der IMiocänzeit die zwei Hälften des westlichen Gontinentes zusammen-
wuchsen, und dass damals wahrscheinlich eine breitere Landbrücke als der
heutige Isthmus von Panama Nord- und Süd- Amerika und die westindischen
Inseln verband.
Aber nicht nur die nordamerikanischen Typen benützten die neueröff-
nete Bahn, um ihr Verbreitungsgebiet zu vergrößern, sondern auch die
südlichen Autochthonen begannen nach Norden zu wandern, und so vollzog
sich am Schluss der Pliocänzeit eine der merkwürdigsten Faunenüberschie-
bungen, welche die Geologie zu verzeichnen hat. In Nord-Amerika reprä-
sentiren die sogenannten Equus-Beds im Westen und Südwesten der Ver-
einigten Staaten, in Mexiko und Centrai-Amerika und die gleichaltrigen
Megalonyx Beds im Osten (Kentucky, Pennsylvanicn, Ohio, Carolina, Vir-
ginien. Florida) und West indien (Cuba) entweder die letzte Phase der Ter-
tiärzeit oder den Beginn der pleistocänen Diluvialperiode. Eine seltsame
Mischfauna von nordischer und südlicher Herkunft bevölkerte damals Nord-
Amerika und hinterliess Reste in den genannten Ablagerungen.
Mit der Entstehung der Equus- und Megalonyx Beds in Nord-Amerika
dürfte die Bildung der weitverbreiteten Lös« ähnlichen Lehmablagerungen
der sogenannten
Pampas-Formation
in Argentinien und Uruguay zusammenfallen. Auch die vulkanischen Tuffe
in Bolivien, Peru und Chile enthalten Säugethierrcste, die sich theils in den
Equus-Beds von Central- Amerika, theils im Pampasschlamm wiederholen.
An Fonnenreichthum übertrifft die Fauna der Pampasformation die gegen-
wärtig in Süd Amerika existirende Säugethierfauna. Sie enthält nach Arne
ghino 235 Arten und 93 Gattungen, Guter den specirisch südamerikanischen
Ordnungen erreichen die Edentaten in zahlreichen ( Jesehlechtcrn von Gravi-
graden und (iürtclthieren beträchtliche Grössenverhältnisse, und ebenso über
treffen die Toxodontia, Typotheria und Lüopterna der Pampasformatiou die
meisten ihrer Vorläufer an Grösse. Aber dieses ungemessene Wachsthum
und die in der Regel damit verbundene weitgehende Specialisirung der ein-
zelnen Organe scheint ihren Trägern verderblich geworden zu sein, denn
alle autochthonen Riesenformen haben das Ende der Pampafformation nicht
überlebt, und mit ihnen erloschen auch die grösseren, aus dem Norden ein-
gedrungenen Fremdlinge, wie Mastodon, Machairodus , Equus. Hippidium,
Mesolama, Talaeolama u. A. Die schon während der araucanischen Periode
beginnende nordische Invasion führte der südamerikanischen Fauna eine
erhebliche Anzahl neuer Elemente zu, unter denen in erster Linie das Pferd,
verschiedene Gattungen von Raubthieren, eine beträchtliche Anzahl kleiner
Zittel, UrundxÜKe der Piilaeoiitolosio.. Gü
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940
Rückblick auf die geologische Entwicklung,
Nager aus der Gruppe der Mgomorpha und endlich der Mensch selbst zu
nennen sind.
Vergleicht man die Fauna der Pampasformation mit der jetzt in Süd-
Amerika existirenden, so fällt die starke Quote erloschener Gattungen sofort
in die Augen. In dieser Hinsieht entfernt sie sich weiter von der jetzt in
Süd Amerika lebenden, als die plioeiine in Europa von ihren heutigen Nach-
kommen. Auf der anderen Seite begegnet man jedoch unter den fossilen
Pnmpasthiercn einer ganzen Anzahl noch jetzt lebender Arten, die im Plio-
cän von Europa gänzlich vermisst werden, Betrachtet man die Pampas-
formation mit Ameghino als Aequivalent des europäischen Pliocän, so
besitzt ihre Fauna einerseits einen alterthümlicheren, andererseits einen mo-
derneren Charakter als jene in Europa; stellt man dieselbe mit Burmeister,
Stein mann u. A. ins Pleistociin, so zeichnet sie sieh durch die grosse
Menge erloschener Gattungen und Arten in auffälliger Weise von den dilu-
vialen Faunen anderer Welttheile aus.
Es seheint aber, als ob auf der südlichen Hemisphäre mit einem anderen
Maassstab geraessen werden müsse, als anderwärts; denn auch A ust ral i e n
besitzt in Knochenhöhlen und oberflächlichen , offenbar sehr jugendlichen,
allgemein dem Diluvium zugeschriebenen Ablagerungen eine erloschene Fauna,
die sich zur jetzt daselbst lebenden fast genau wie die Pampasfauna zur
modernen südamerikanischen verhält. Mit Ausnahme eines Hundes (Canis
dingo) gehören die pleistocänen Säugethiere Australiens zu den Monotromata
oder Beutelthieren.
Auch hier zeichnen sich die fossilen erloschenen Gattungen und Arten
meist durch ihre beträchtliche Grösse aus, und wie die Gravigraden und
Glyptodontia der Pampasschichten den heutigen Faulthieren und Gürtelthieren
als Riesen gegenüber stehen, so verhalten sich die gewaltigen Diprotodon.
Nototherium, Phaseolonus , Sthenurus, Procoptodon, Thylaeoleo u. A. zu ihren
jetzt lebenden australischen Verwandten.
Herrscht somit in Nord- und Süd-Amerika und in Australien Unsicher-
heit über die Abgrenzung von Pliocän und Diluvium, so steht es in Europa
kaum anders; denn auch hier schiebt sich zwischen die typisch plioeäne
Fauna des Val d'Arno, der Auvergne und der Gegend von Montpellier
eine eigenthümliche präglaciale Mischfauna ein, deren Leberreste am reinsten
in den sogenannten Forest- Beds von Cromer in Norfolk, in den Sand- und
Kiesablagerungen von Saint-Prest (Eureet- Loire) , Chagny (Saöne-et-Loirc\
Durfort (Gard), im Sand von Ixsffc (Lombardei), am Janiculus bei Rom und
anderen Orten Italiens begraben liegen.
Von acht pliocanen Arten enthält diese Fauna nur Elephas meridionalis,
Rhinoceros etruscus und Ursus arvernensis; ausschliesslich gehören ihr an
Ccrrus Sedgwicki und rerticornis , alle übrigen Arten finden sich auch im
ächten älteren Diluvium.
Pleistocän oder Diluvium.
Die ächte pleistocäne Fauna des europäischen Diluviums enthält etwa
110 Arten, während die jetzt in Europa lebende Fauna mit Einschluss der
importirten und domesticirten Formen aus ca. 150 Species besteht
Als charakteristische Elemente der älteren diluvialen Fauna sind in
erster Linie die schon in den Forest- Beds, bei Saint Prost, Durfort u. s. w.
vorkommenden Eleplias antiquus, Elephas primigenius, RJiinoccros Merchi,
Equus caöallus, Trogontherium Cuvieri, Castor fiber, Si4S scrofa, C er ins eurycerus,
daphusy capreolus, Bos primigenius, Bison priscus, Ursus spelaeus, Hyaena spelaea,
Machairodus latidens, Canis lupus und vulpes . Felis spelaea, lynx, einige
kleine Nager und Insektenfresser anzuführen. Die plioeünen Formen Elephas
meridionalis, Rhinoceros Etrusms und Ursus Arvernensis sind erloschen oder
vielmehr durch nahstehemle Nachkommen ersetzt. Die ganze präglaciale
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Herkunft und Verbreitung der Silugetkiere.
!U7
und interglaciale Fauna Europas verlangte eine reichliche Vegetation und
ein gemässigtes Klima, das wahrscheinlich dem des heutigen Mittelmeer-
gebietes entsprach, keinenfalls aber strenger war, als unser jetziges mittel-
europäisches. Nordische oder Hoehgebirgsformen fehlen noch gänzlich,
dagegen ist die Anwesenheit des Menschen durch das häufige Vorkommen
roh behauener Feuersteinwerkzeuge vom »Chellecn-Typus« constatirt.
Während diese ältere Diluvialfauna Europa und Nord-Asien bevölkerte,
begann die Eiszeit und vernichtete offenbar eine Anzahl dem klimatischen
Umschwung nicht anpassbare Formen, wie Hippopotamus , Elephas antiquus
nebst seinen Zwergrassen {Elephas melitensis, mnaidriensis und Fakoneri), Elas-
motherium, Trogontherium und Machairodus. Eine Invasion von kälteliebeuden
Landthieren, die heute theils im hohen Norden, theils in den rauheu,
asiatischen Steppen oder in Hochgebirgen hausen, fand statt und mischte
sich mit den überlebenden Elementen der älteren Diluvialfauna. Das
Mammuth (Elephas primigenius) und wollhaarige Rhinoceros (Rhinooros
untiquitatis) orlangtcn jetzt erst ihre Hauptverbreitung und waren durch
starke • Haarentwiekelung dem rauheren Klima trefflich gewachsen; auch
Rhitwceros Mercki dauerte fort und hinterliess, wie die beiden anderen Arten,
wohl erhaltene Cadaver im gefrorenen Boden Sibiriens. Neben ihnen ge-
hörten Renthier (Rangifer tarandus) und Pferd zu den häufigsten Gestalten
der glacialen Fauna, und mit ihnen finden sich, wenn auch seltener, der hoch-
nordische Ovibos moschatus, ausserdem boreale Formen wie Lemmiug (Myodes
lemmus), Halsbandlemming (Mgodes torquatus), Arvicola nivalis und ralticeps,
Vielfrass (Gtäo htscus), Hermelin (Putorius ermineus), Eisfuchs (Canis lagopus)
und asiatische Steppenthiere, wie Wildesel (Equus heminnus), Saiga-Antilope,
Bobae, Ziesel [Spermophilus) , Pferdespringer (Aladaqa), Pfeifhase (Lagomgs
pusillus), Moschusspitzmaus {Myogale moschata) und Hochgebirgsbewohner,
wie Gemse, Steinbock, Murmelthier, Alpenhase (Lepus rariabilis). Die
Mehrzahl unserer jetzt in Mittel- und Nord-Europa lebenden endemischen
Landsäugethiere nimmt ebenfalls Theil an der glacialen und postglacialen
Fauna, und alle diese Formen findet man in der Regel vermischt und zu-
sammengeschwemmt in Felsspalten und Höhlen, welche gewissen Raub-
thieren (dem Höhlenbären, der Höhlenhyäne und dem Wolf) als Wohn-
stättc dienten. Auch der Löss enthält die mitteldiluviale Glacialfauna meist
noch in voller Reinheit und ist insbesondere ausgezeichnet durch das Vor-
kommen von Mammuth, Rhinoceros tichorhinus, Renthier, Moschusochse,
Edelhirsch, Bison und Ur.
Nach dem Abschmelzen der diluvialen Riesengletscher erhielten sich
vereinzelte nordische Formen, wie Renthier, Lemming, Halsbandlemming,
Vielfrass, Ziesel, Pfeifhase, Pferdespringer noch eine Zeit lang im mittleren
Europa und charakterisiren den jüngeren Abschnitt (Periode der Steppen-
fauna Nehring's) der paläolithisehen Culturstufe. Die menschlichen
Niederlassungen in den Höhlen des Perigord, von Belgien, von Thayingen
und Schweizerbild bei Schaffhausen, die Ansiedelung im Torf von Schussen-
ried in Oberechwaben liefern treffliche Beispiele für die Zusammensetzung
der Fauna während der sogenannten Renthierperiode. Mit dem Eintritt
unserer jetzigen klimatischen Verhältnisse verbreitete sich alsdann die heutige
Waldfauna (Eichhörnchen- oder Auerochs Periode) über Mittel Europa, und
in dieser begann die Züchtung und Importation von Haust!) ieren durch
den Menschen und damit eine tief greifende Umwandlung in der Zusammen-
setzung der thierisehen Umgebung des der jüngeren Steinzeit ungehörigen
Menschen.
Die oben geschilderte Diluvialfauna bevölkerte übrigens nicht nur
Europa, sondern auch Nord- und Central Asien.
Da nach der übereinstimmenden Angabe russischer Geologen Sibirien
während der Eiszeit im Gegensatz zu Europa und Nord-Amerika zwar nicht
von einer geschlossenen Decke von Inlandeis bedeckt war und auch nur
60«
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948
Rückblick auf die geologische Entwickelang,
Gletscher von geringer Ausdehnung besass, wohl aber eine Verschlechterung
der klimatischen Verhältnisse und beträchtliche Abkühlung erlitt, so konnten
sich auch dort nur die anpassungsfähigeren Elemente der präglacialen
Fauna dauernd erhalten. Andere erlagen den ungünstigeren Lebens-
bedingungen oder wurden zur Auswanderung gezwungen. Die allmählich
immer tiefer in den Boden eindringenden Fröste und die Bildung von so-
genanntem Aufeis an den Flüssen schufen in Sibirien damals auch die
Bedingungen zur Conservirung ganzer laichen von Mammuth, Rhinoeeros,
Wisent und Mosehusochsen.
Die glacialc und postglaeiale Fauna in Nord-Amerika ist viel ärmer
an Arten als in Europa. Sie verhält sich zur jetzigen Fauna genau so,
wie die europäische Diluvialfauna zu den jetzt existirenden Formen. Iden-
tische Arten sind ausserordentlich spärlich, dagegen der Gesammteharakter
ähnlich und auf gemeinsame Abstammung hinweisend.
In Süd-Asien und Süd- Amerika folgen auf die Tertiärzeit diluviale
Faunen, welche der Hauptsache nach bereits aus noch letzt existirenden
Arten zusammengesetzt sind, jedoch etwas engere Beziehungen zu ihren
tertiären Vorläufern aufweisen.
Aus der ganzen Entwicklungsgeschichte der Säugethiere von der Trias
an bis zur Jetztzeit erhellt trotz aller Mangelhaftigkeit der paläontologischen
Ueberlieferung mit aller Bestimmtheit, dass der genetische Zusammeidiang
zwischen den einzelnen Faunen ungeachtet vielfacher Störungen durch geo-
logische Ereignisse nie vollständig unterbrochen wurde und dass jede ein-
zelne Thiergese'.lschaft durch allmähliche Transformation ihrer Elemente
aus einer früher vorhandenen hervorgegangen ist und zugleich die Aussaat
für die nächstfolgenden lieferte. Einzelne der Mikrofauna angehörige
Gattungen (Didelpyhs, Sciurus, Myoxus, Sorex) lassen sich zurückverfolgen
bis in s Eocän und haben seit ihrem erstmaligen Erscheinen wohl neue
Arten hervorgebracht, aber keine nennenswertheil Umgestaltungen erlebt,
wie überhaupt die polyprotodonten Marsupialier, Insektenfresser und Nager
die wenigst veränderlichen Säugethiertypen darstellen. Recente Genera von
ansehnlicherer Grösse tauchen vom unteren Miocän an in immer stärkerer
Zahl auf.
Unsere ganze thierische und pflanzliche Umgebung wurzelt unbestritten
in vergangenen Perioden, und bei keiner Thierklasse tritt der enge Zusammen-
hang zwischen Urzeit und Jetztzeit schärfer zu Tage, als bei den Säugethieren.
Ueber die Entstehung und früheste Vertheilung der Säugethiere in
mesozoischer Zeit fehlen leider noch genügende Anhaltspunkte, aber die
Gleichförmigkeit der aus Allotherien, polyprotodonten Beutelthieren be-
stehenden jurassischen Säugethierfaunen in Europa und Nord- Amerika , da-s
Vorkommen einer typischen Allotheriengattung in der südafrikanischen
Trias und die Aehnlichkeit der obercretaccisehen Genera mit ihren juras-
sischen Vorläufern machen es überaus wahrscheinlich, dass in der meso-
zoischen Periode eine einzige gleichförmige Säugethierfauna Europa (und
wahrscheinlich auch Asien), Nord-Amerika und Afrika bevölkerte. Ob
diesem ausgedehnten, thiergeographischen Reich damals auch Australien an-
gehörte und ob sich dorthin, wie vielfach angenommen wurde, in späterer
Zeit die mesozoischen Formen zurückgezogen haben, lässt sich auf Grund
der verfügbaren Dokumente nicht mit Gewissheit entscheiden. Unter allen
Umständen hätten sich in diesem Falle die jetzigen australischen Land-
säugethiere, wenn Hie auch im Allgemeinen hinter ihren Stamraesgenossen
in anderen Uontincnten zurückgeblieben sind, sehr stark verändert und
nur wenige Züge ihrer uralten Wirfahren bewahrt.
Von der Tertiärzeit an ging die Verbreitung der Landsäugethiere sicher-
lich von nicht mehr als drei Entwickelungsherden oder sogenannten
Schöpfungscentren aus.
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■
Herkunft und Verbreitung der ßäugethiere.
049
I. Das alterthümliehste , am frühesten von den übrigen abgetrennte,
noch jetzt am schärfsten begrenzte thiergeographische Reich bildet Austra-
lien mit der Nachbarinsel Tasmanien. Trotz grosser Verschiedenheit
in klimatischer und meteorologischer Hinsicht und trotz der auffallenden
Differenzen in den Nahrungsbedingungen enthält dieses Reich sämmtliche
jetzt existirende Monotremen und die Marsupialier mit Ausnahme der heute
in Amerika, in der Tertiärzeit auch auf der ganzen nördlichen Hemisphäre
verbreiteten Didelphyiden; ausserdem aber nur einige, höchst wahrscheinlich
in später Zeit von aussen importirte Fledermäuse, Mäuse (Pseudomys, Hydro-
mys, AcanthomySy Hapcdotis, Echiothrix) und den Dingo, eine Varietät des
Haushundes. Nach A. Wallace hatte sich Australien schon am Schluss
der mesozoischen Periode von den übrigen Continenten getrennt, umfasste
jedoch während eines Theiles der Tertiärzeit noch Neu-Guinea, Celebes,
die Salomons- und vielleicht auch die Fidschi-Inseln und besass eine be-
trächtliche Ausdehnung nach Süden und Westen.
H. Das zweite, ehemals nicht minder streng als Australien abgeschlossene
thiergeographisehe Reich ist Süd- Amerika oder *A ustro-Columbia.1)
Bis in die jüngste Tertiärzeit enthält dasselbe nur Edentaten, Toxodontia,
Typotheria, Litopterna, Ancylopoda, hystricomorphe Nager, platyrhine Affen
und Beutelthiere, die jedoch von den australischen sehr erheblich abweichen.
Aus diesem Entwieklungsherd empfing Afrika wahrscheinlich im Beginn
der Tertiärzeit einige versprengte Wanderer, wie die Vorläufer von Oryctero-
pus und Manis, die vielleicht aus gemeinsamer Wurzel mit den Typotherien
hervorgegangenen Hyracoidea und einige hystricomorphe Nager. Der ein-
stige Zusammenhang des südamerikanischen oder neotropischen Reichs mit
Australien und Süd-Afrika musste aber sicherlich schon in der älteren Tertiär-
zeit wieder gelöst worden sein, denn die zu gleichen Ordnungen gehörigen
Formen in den drei Continenten haben hinreichend Zeit gehabt, sich in
ganz eigenartiger Weise zu special isiren. Wie am Schluss der Tertiärzeit
die südliche und nördliche Hälfte von Amerika zu einem Welttheile zu-
sammenwuchsen und wie sich ihre beiderseitigen Faunen durcheinander
schoben, ist bereits oben eingehender geschildert worden.
HI. Das dritte und grösste thiergeographische Reich, die Arctocaea,
urafasst nicht nur Europa, Asien und Afrika, sondern auch Nord-
Amerika. Fehlen über die ältere Tertiärzeit bis jetzt auch noch alle
paläontologischen Ueberlieferungen aus Asien und Afrika, so envecken weder
die reichhaltige inio-pliocäne Säugethierfauna Asiens, noch die spärlichen
Ueberreste aus jüngeren Tertiärbildungen Afrikas, noch die Zusammen-
setzung der jetzt in Süd-Asien und Afrika existirenden Fauna die Ver-
muthung, dass neben den im älteren Tertiär von Europa und Nord-Amerika
bekannten Säugethierstümmen noch andere fremdartige in irgend einem
Theilc von Eurasicn entstanden sein müssten. Die bis jetzt bekannten
tertiären Formen aus Europa und Nord -Amerika genügen vielmehr voll-
ständig, um die Säugethiere von Europa, Asien, Afrika und Nord-Amerika
(mit Ausnahme einiger muthmasslich aus Australien und Süd- Amerika
eingewanderten Formen) davon abzuleiten. Das paläarktische , neark-
tische, äthiopische und indische Reich von Sclater und A. R. Wallace
bilden, wie schon Huxley gezeigt, für die Säugethiere ein einziges Ver-
breitungsgebiet, das sich freilich schon während der Tertiär- und Diluvial-
zeit in mehrere Provinzen spaltete. Am frühesten wurde der Zusammen-
hang mit Nord-Amerika gelockert, und schon im Miocän und Pliociin steht
die neue Welt der alten als eine selbständige thiergeographisehe Provinz
gegenüber, die freilich nach der Eiszeit wieder einige nordische Gäste wahr-
scheinlich über Ost-Asien erhielt. Nach Süd-Asien und Afrika zog sich am
») Huxley, Th., Proceed. zool. Soc. London 1868. S. 316.
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Rückblick auf die peoloffische Entwickelung
Schluss der Tertiärzeit ein Theil der wärmeliebenden Formen zurück und
bevölkerte eine Provinz, welche von der Westküste Afrikas bis zum chinesi-
schen Meer reichte und wohl auch noch die Küstengebiete des Mittelmeeres
umßpannte. Ceylon, die Sunda-lnseln, Philippinen und Madagascar standen
in der jüngeren Tertiärzeit ohne Zweifel in Verbindung mit den benachbarten
Continenten und erhielten von jenen ihren Vorrath an Landsäugethieren.
Afrika und Süd-Asien besitzen noch jetzt eine Menge gemeinsamer Gattungen
und enthalten, strenge genommen, eine einzige einheitliche Säugethierfauna,
die sich wahrscheinlich erst in der Diluvialzeit soweit differenzirte, dass sie
heute auf zwei selbständige Provinzen vertheilt werden kann. Gleichen
Hang mit der indischen und äthiopischen Provinz behauptet Madagascar
mit den Mascarenen. Die Landsäugcthiere dieses kleinen Gebietes tragen
unverkennbare Züge grosser und frühzeitiger Isolirung zur Schau. Im Gegen-
satz zu dieser altertümlichen (madagassischen) Provinz besitzen Europa
und Nord -Asien (das sogenannte paläarktisehe Gebiet) die Jugendlichste
Säugethierfauna. Erst im Diluvium, wahrscheinlich unter Einfluss der
Eiszeit, hat sich dieselbe umgestaltet und allmählich einen von der äthiopisch-
indischen Fauna abweichenden Charakter erhalten. Ob auch die jugend-
lichste Gestalt in der animalischen Welt, der Mensch, inmitten dieser jüngsten
Fauna entstanden ist oder ob seine Wiege, wie Ameghino glaubt, in Süd-
Amerika gesucht werden muss, lässt sich vorläufig mit Sicherheit nicht ent-
scheiden.
Register.
Aale 589.
Abacocrinti!> 182.
AbdcriU-a 766.
Abdoritldae 7_65_
Ablacomva 261.
Acalephae lfi£L UL
Acaiitbnctiiiclla ±L
Acatitbarla 35.
AeantherpesieH iülL
Acantbfa* h&L
Acantbobuti* ■>> ',
Acnnthoohiru» lftL
Acanthoceraj« ÜL
Acaiithocladia 21L 212.
Acaulbot-ladlda« 211.
Acaiithocrinus 131.
Acantbocyatbun 72,
Acanthodvrma ">'■»*.
Acantbode» i34L 831.
Acanlbodi .Vio.
Acantbodictya 58,
Acanthodop*ia 531.
Acanthoesxus .">::o
Acanthoneniu* 528.
Aeanthopleurita 598,
Ai'initliupU-ri 522.
Aranthosoma 504.
Acnnthospongia 53.
Acanthostoma £18»
Acantbotelson 1-2.
AoantboU-uthis ÜL
Acautbothyris 212.
Acanthurua ,"»%,
At'anua 524.
Acarcinyfi 825.
Atari 42L
Ac«.»te 17 I
Acclpenser ilL 518. 512,
Acclpenserldae jQi*.
Accipenaeroldei 571.
Aedeatis 766.
Acentrophorus 577.
Acentrotremites 164.
Acen aäJL
Aceratberium fili. ili
Acervularla 14.
Acliuenodon 882.
Achelotua
Achelonia «>o.
Acbelou* r.".v
Achradocrlnu* 185,
Acbtfiiaaer 447
Achyrodon 770
Adchelya C80,
Acldaapidne 47. >
AcldanpLs 476
. AclUIna :'.38
Actnaea 320
; Ai-maeldae 320.
Acomy« 821.
Acntiilylarntitbun 549.
Acothcruluni 887.
AcridlU* hiLL
Aeriti« 221
i Acrodobatift ft37
I Acrorhordlceraa 405
i Acrochordocrin.ua n i
Acrididae uj
Aerocyon 77 1
Aerocladia 191.
Acroc Idaria IM 188 189
Acroculia
Acrodua .r>36.
, Acrognathn« 587
Acrolepls Mi
Acronuxidae -»96
Acronalonia 188
Acroaaurus 039.
Acrothele 228.
Acrotherlam fe32.
Aerotreta 228
Arrura 169.
Artaeouidae 3,'i7.
Actaeonina ; , ■ 7 .
Actaeonella 352.
Aotaeon 358.
Acteosaurus f»4-
Actlnacln 88.
Actinobatla 544.
Actinocainax 442.
Aetlnoeeramua 285.
Actlnoceraa 37C. 379
Artinorrlnidao 128.
Aitinocrinu» LUL 122,
Actlnodonta 212.
Actinodun 020.
Actlnodefima 260.
Actlnolden 118.
Actlnomma 82.
Acttnometra 118.
Aetlnoptoxia 260.
Acilnoxtreon 'JRH
Aclliio-troma 103.
Actlnoxua 38,
, ACUB 384,
] Acyon 771.
Adarna 226.
Adnpls fi2L 222.
Adapiaorex 774.
, Aduplaoricidae 774.
AdaplaOTictilua 771
1 Adclaatraca 81
Adeorbls 323.
Adlnolheriura 831. g35. £
Adocu* 681.
Adranarta 222.
Adrian Ite* itii.
Aech modus ttl.
Aedoeophaama 501.
Acger 484.
Aeglina 128,
Aegocera* 417.
Aegoceratidae 415
Aegoeeratlnae 417.
Aelurictf« 235.
Aelurogalo 70ft
Aeolodon 693.
Aepyornis 734.
Aepyornithea 7 »4
A»-j>> j>r\ im in- "fif.
Acachna 503.
Aenlocritiu* UZ
Aethallon 5S4.
i A^tobatiü 5ÜL
Aetonaumg 687.
I A • 1 1 1 - ; r- ■ ' ii i ffA
Affen 221.
A^ama M J
Aganodux 532.
ARiiric-la 85.
1 Agaripocrinu* 110 128
AptKsi/eraK 417
Agaiwizla 201.
Aga»Mixu(>riiiua 137
AKiiMl/odun 535.
Afpitbaumaa '7ia
AeathHia' 12.
Affatbicoraa 401
Airatbinteira 12.
| AfjelaiTlnidac lü.
] AKPlacriiiu» 157.
AKKlutinantla 2iL
Agnocyon 7'.'l
Agnoptorun "37.
Agnostldae 468
Agnowtii!« 4«>H
Agnoiherium 794.
AgouiatftfH 3'.»s.
ARTia 28L
Agriin-liooru* sar>
Agriomeryx 81M'.
Agroinvzidae .">0«i.
Agillhaaia 246
AKUülylus 771
Aigialooaunu 642
Alutopodtdao 018.
1 AllarcMl'in 7<U
Allagecrlnu» 12ä.
Alligator Ü2L
Alllgatorellus (ilü
Alligatoridae 696
Alli>fator«'hildkrotvn 680.
Alllgatorium üi
Allodon 2M,
Allop*t 880.
Allorisma 904.
Allosauru* 7 »9.
AUotheria 762.
Alactaga
Alarla 344
Alaator 777
Aloen 808.
AlcirephaluB 907.
Alcyoiiaria 97.
Alcyonidut- flfi.
Alecto 118. 218.
Alectryonia 2t>8.
Alexia 364.
Alexandrium 54S.
Alip«>a 848.
Alk 23Z.
Alopecia« 531»
Alopiop*ls 537.
Aloaa >7
Alvania 338.
Alveolarla '^14
Alveolina v
Alveoliten SLL
Alveopora 8iL
Alveoporlnae 82.
Amalia . ■>':•
Amaltbeldac IQfi,
AmaltbeuM 382. AOL
Amaura 838.
Amaurop»<is 388.
Amberlcya 327
Amblotherlum 282. 228.
Ainblyctonua 782.
Amblyodoti CJJL
Amblypoda 840.
Amblypit ru» 82L
Amblypygufi 128.
Ambl\Thi/.a 821. 82Ö.
Amblysiphonella 8L
Amblyiiru* "'7 7
Ambotiycbiii ^*ii».
AniDonyehiidae 2ÖL
Atuelnen 502.
Amelnenfret>»ier Sil
Amin 812. 581. 585.
Amloidel 582,
AmiopAln 5J1L
Amlta 224.
Aminodiscuf 23
952
Register.
Ammonoldea
Ammofwuni* 708.
Ammotheriurn *13
AmnUola 338.
Amnlirvnla 284.
Amoebina 1-
Amptdaatrapa &L
Amphibamua ülfi.
Amphibla r><>3.
Amphibos 913
Amphlwntmm 573.
Amphicenw 418.
Amphicllnn '-'3f>
Ainphlclinodonta 2H6,
Amphtcoellaa 705.
Amphicotylus 626.
Amphlctla 223.
Amphleynodon 182
Amphleyon 788
Aniphldeama 301.
Amphldonta 228.
Ampldoxotherium 774.
Amphlowya fi81.
AmphigeniH 242.
Ainphlleato* 128, 769
Atnpblmeryx *9.v
Aniphlon 47.Y
Amphiop»' 1'-''
Amphloxua 527.
Amphlneurn üü
Amphipeltia 182,
Amphlperathortuin 771.
Amphipoda 481.
Arnphipora 104.
Amphlproviverra III
Amphlapongia &&.
Ampbiatcjrina 30. 2L
Ainphlalluni :>ü<>
Amphiayle 597
Amphlthtdlon iL
Amphltberiidae 7t»9.
Amphliheriuni "i'.fl 770.
AmphitomHla 1ML
Ainpliitnumlua 202,
Amphlura 170.
Amphoracrlnua 122.
Amplexua 72.
Ampullnria 332.
Ampullaridae SülL.
Ampulltnn ML
Ampyx 428.
Amuaium 2Ü2
Amylinlspea 4%.
Amynodon 374.
Amynodontlnae 874.
Atny/.oti 588.
Anabacia 87
Anacanthlnl MO.
Anacodon 7Mo.
Anaodnpogon 587 .
Atialcflheriiiiu si.t-
Ananohyte* litfi.
Anancbytiiiao IM,
Anapolenus 470.
Anapterua 589
Aoaptomorphldao 222.
Annptomorpliua 92a
Anaptychua 29JL
Anaropste* 397.
Anaroaaurua tiftO.
Ana« 73ft
Ana8tropbia J 1 2
Anatlicrlum 771
Anatina
Atmtinl.hu> ;;»'.
AllAX gitl
Am-hilophua üiil.
AnchippoduB nih,
Anobiaaurus 707
Anrhitherium 8Ü2 821.
Anohura 3Ji. SM.
Ancillarla 354.
AiiHatroeranla 223.
Aneiatrodon 598
Anciitropeirmata 241.
Alu-oilus a'.'j.
Aneylobrachla 244.
Ancylocera* 4.t0.
AnrylopcfrmaU 244.
Atioylopoda 880.
Anoylotherium 882,
AncylUH 32ä.
Andriaa fi2f>. ü27_
Anencbeluin j2ö.
Aneurin
Angelina 471.
Angullla 582.
AnguiaauruB £22.
Anirulatl 417
Aniaaeodon 774. sHO
Anlaartinella 241.
Aniaocardia 2'J7 .
Aniaocrinua 138.
Anlaodexla iv-'ü
Anlsodon 8X2.
Anfaodonta 227,
Aniaomyaria ?-•»».
Anlaoinyon
Anleonebns 853.
Anlaophyllum 7-'.
Anlaothyrla 3ÜS_
Ainidonta 286.
Anodontacuntlius 533.
Anodontopala 23£,
Anolclt«« 125.
Anomactinclla '-'40
AnomaHchtliyB ftS?
Anomallnu 22.
Anoinaloryatldap 15fi,
AnomalncyatllPS l-Vfi.
1 Anonmludonta ?r.<i
Anomia "
Anomiidne 2f.f>.
Anomucarc 471.
Anomocladiiia 48
Anomodontla 667.
Anotnphalua 329
Anomura 487.
Anopaea 2ii.~>.
Anoplla 233.
Anojdopliora 2?M.
Anoplothera jjfl
Ant>p)i.ith«>rldai> hüL
Anoplotliorinae 892
Annplnthi»riiimR«C>.H92.8'>3
Anoptychla 341-
Aiio«<tlra r.si.
Ancor 7.17.
An »freu 73fi.
I Antftlon 122 liä. lilL
AnthemorrintiR L1L
Antliocyrti» 3Ü»
Anthotlon (tßfi.
Anthozoa £2.
Anthracomarthl 497
Anthracomartus 497.
[ AnUtnconf*
Anthracoptera 2>>9.
Atithnicopupa 3f.4i.
: AntlirncnHHurus 622.
; Aiitliraconla 2H4.
Anthmoonldae 2H-I.
I Aiitbrnroihf-ridaA 82Ü.
j Anttiracotherltim S90 S91 .
AnthrnpHlaomoii Jb-L
' AnthropouiorphidHi* JS2£
AiilhropnpIttuTln 9M) <r.U
Anthropops 92rt.
Antiaeodon 92:'..
Antiarchu
Aiittdurciin 211
Antiloi'Apra 2LL
Antilopen ttlll
Antilopinat' 211L
AntlpU'Ura 2HL
Antiptychina 24H
Autllodus jJ2.
j Aiuirii (">27.
' An IM CO)* 271?.
Apanmophy]lum 22.
ApatornlH 7W
, ApatuBauni!> 70:>.
Apedodua r»66.
Aphanaia 2t;a
Apliancropeinnata 232.
Aphanopteryx 737.
ApheliBCUJi 222.
Aphelops 875.
AphcloHaurua ft.'<7
Aphelotherlum 221
Aphidaa Mtl.
AphrajrmHe« 382.
Aphyllito« 32tL
Apiarla r.07
Apldae 5flL
Apiocrinldae 140.
Aplocrlnun HO, III.
Apiocyütit«« Läfu
Aplacopbora 313.
Aplunmllia M.
Aplyaia 3^2.
Aplyeiidae y>9
Aliocbry'Aa ÜÜ2
Aporoaa 28.
Aporrhaldao 344.
Aporrhal« all
Aprioardia 27 C.
Aprionodon 528,
Al>tK>polix ;>97.
AptenodjtM 73A.
Aptora JA!
ApteryKt-* 73ä,
Aptoryx 122. 73.fi.
Aptomia 737
Aptychopala 4M).
Aptyc-hu» 2»JL ul^L
Aptyxlella 312.
Aptyxii« 342.
ApvRla 232.
Aqulla 737.
Arabellites 2UL
Arachnocriiiug 135.
Arachnorystites l.Vt.
Arachnofdea 497.
Ara«>o!iaiiru8 (A'i.
Araneae 499.
Arbaoia ltO.
Area 2ÜL 213.
Arcaiva 272
Arceates 410.
Aroi-fltldae 410
Arebaedlitcus :'Q
Arcbaelurus 79f<
Archaeobatl» 541.
Arohaeocarabiid 486.
Archaeoeetl 803.
Arrhacooldaridac 184
ArchacocidariB 184
Arcliaeocyathldae fij.
Archaeocyathus fiiL
Arohaeolnpas 4.r>2
Arrhaoomy« H20.
Arebaeonlacus 481.
Arehaeoplery* 732
ArohaooMryphta 4JL
ArfhaeoRpha<Tlna 33.
An-hncotouthia ,">.r>2
Archaeothi'rlttin HH7.
Arohacotrlton H27 .
Airhaeoüontt«* 3(»r>.
AreliaKtcriaa 172.
An-ln-tfOsni)ril!<^i8.f.l2.f>19.
Arebiohthyi .riti7.
Arcbideamni 496.
ArrhimtNles 21 1
Arcbimcdlpora 211
Archipolypoda 496.
ArrhitarbtiB 497.
Aroliiulu* 12£L
Arclcardluni 296.
Areldae 273.
Arcoiiiyop!«)« 303.
Arromya 30,">.
Arcopacla 300
Aretoryon 780.
Arciocyonldae 780.
Arrtomyn E2L
Arctopboca 797.
Arctosaurus 108.
Arctotherium 791.
Ardea 787.
Anleoaauruti feiü.
Arenlcola 207.
Arethaidna 47 1>.
Attala Z2L
Andllochelys «7».
ArjflUornis 7,17.
Arglna 228,
Argiope 214.
Argonaut* 447.
AnryTocetua 821
Ar.-vri i-nuru- 70 (,
Arieticeraa 412
Arietitea 112.
Arietitlnap 4JjL
Arlonellu« 47 1
Arionlut hiiL
AriatocyatidM LV2.
Ariatocyatitea iliL LAL
Arlatoauchua 710.
Arlua 'aüQ.
' Annklemener 212.
Arntoceraa 4ifi
Arpadlte« 421.
Arrhogea M.\
Artemia 22S.
Arthroacantha 122.
Arthrocochlidea 318.
Arthrodlra. fi&L
Artbrolycoaa 497,
Arthropleura 481
Arthropod» 448.
Arthropomata 232.
Articulata 123. 124. V.tO. 2^11.
Artiodartyla KS2
Artionyx 821.
Arvlcola 823. 824.
Arvlcolidae 823.
Aaaphellus 472.
Aaaphi'lu«- 471
Asaphls 800.
AaapbUB 162, 422.
Ascoceraa 382.
Aacoceratidae :t82.
AacocrinuB KlO.
Aacocyatito* 130.
Aaconea j2
ABllidae MtL
Aaperjri.l'nn 3Ö8.
Aspldichthya
Aspidlacui 82
Aspldobrancbina 320.
Aspidocephali it^L
Aapidoceraa 425.
Aapidoceratidae 421
Aapldodaa .r>40.
Aapidophyllum IAj.
ARpldorhynchus 5«>4.
Aapidosoma 172.
Aapidura 122,
Aaplus 58JL
Aaaeln 182.
Aaailina 32,
A aal min ini 337.
Aatacomorpha 487 .
Aatacua 487.
Astarte 288
AaUrtclla 2*s,
AaUrtldao 288,
Aatartopaia 281. 288.
Aatephus hSSL
Aateracanthlon 171.
Aateracanthua 53'.. AH. -,".P
Aatcnctinella 53. iL
AaterobbutuB l.r>7.
Aatcroceras 416.
Aatcrodcrmua HL
Asterodon .r'79.
Asteroldea 170
Aatorolepis S,
ABterospondyli <28
ABierostcmma SU
AateroBtena M7.
Asterozoa Ifil
|M<«»A
■r>»o/.
• Ii
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Register.
U53
Asthenodon 770.
Asthenodonta 284.
A«tli*»noson>B 1*7.
Astrabodiu .rvt1.
Astraeacls HO.
Astraeida« S£L
Astraelnae 80.
Astraeomorpha 88.
Astraeopora 89.
Astraeospongia 52, M-
Axtralium 325 ,
Astrangia 8L
Astrape 245,
Astrapotheridae *4o
Astrapotherium Mo.
Astrocladla iL
Aatrocoenin M
Astrocoula :>:<.
AKtrocrinuB l'ö.
Astrohelia 22.
Astroides 25. 22,
Astromma 22.
Aatropecten 171. 172. ]
Astrup}'»» 1 '.'().
Aatrorhiza 22.
Aatrorblzldae 23.
Astyloerlnua 137.
Astylomanon 42.
Aatylospongia IS.
Atelecrfnus 146.
Ateleocystltes IM.
AteleBtocrlnus 13*',
Atelodus 822.
Atelontomata 196-
AtergatlB 420.
Athecae 6" 7
Athccalta 22.
Atberlna 522.
Atherlnldae 597.
Atherstonia '<"'.;.
Athlcta 353.
Athyrls 240.
Atlanta 25Ü.
Atlantosauridao "Ort
Atlantoaaurus 704
Atoma IftA
Atomodeama 269
AtopoMturldao 695.
Atoposaurua 695.
Atractite* 422,
Atraetosteus "'S-.
Atrypa 222.
Atrypiflae 222.
Attakeopsls i&L
Attoldes 422.
Aturia 32L 285.
Atys 358.
Aublvsodon 709-
Aucclla 269.
Auchenaspis 553.
Aucbonia £89.
Auliteocera» 4^8 12iL
Aulacophyllum Z2.
AulacorhynchUB 234.
Aulacosteua ■ 17.
Aulaoothyris 242. 242.
Aulaxacanthus 548.
Aulaxinus 927.
Aulocetus 806.
Aulocopium 45.
AuludiiB 54.'».
Atilolcpis
Aulonotrela 222.
Aulophyllum 74.
Auloporidae 24.
Aulopora 24.
Aulosteire« 22L
Aulostouia ■r>9~ .
Aulostomldae ".'J~
Aurlcula 224.
Aurk-ulldae 264.
Auriola 252,
AtiBtriella 242.
Autodetus 222.
Auxis 522,
Avellana 25£L
I Ave« 726,
Avicula 253. 2GÜ.
Avlcolaricn SDB.
Avtculidae 222
I Avirulopecten '2B1.
Aviculoplnna 265.
AxestUft 677
Axinaea 274.
Axiuella 44.
AxiniiH 222.
AxIb ÜÜo.
AxosmUla 82,
Axeca 306:
Babcnka 224.
BHchllherium 900.
HaetrocrinuR Uft,
Bactrite« 222.
Bactrotheoa 222.
Bacullna 414.
Baeulltea 414. 411
nudlutitea 404.
Baena 681.
Baren 222.
BaerocrlnuB 184.
Bairdla 452.
Bakewellia 264.
Balaena 802. 202.
Balaenidae äüfL
Balaenoptora 806.
Balaenopteridae 805.
Balantlutn 220. SfiL
Balanidae 458.
Balanocrlnus 145.
Balanophyllia 86_
Balanus 453. 4M.
Balaton Ites 402.
Ballstes 598.
Baphetes t 'l'l' .
Baptanodon 656.
Baptomys 681.
Baptomls 783.
BaptosaurUB 647.
Barbat ia 222.
Barbus 588.
Barrettla 222,
Baroda 222.
Barrandeoceraa 385
Barrandeocrlnldae 130.
Barrandeocrlnua ISO.
Barrandia 472.
BarrolBiceras 431
I Barrolsia llL
. Barsche äM.
I Bartenvrale 805.
Barycrlnus 136.
Baryphyllla 32.
Barypbyllum 21.
Barvsmilia 84.
Baaillcu* 422.
BaBllusaiirUB 122.
Basommatophora :t'Vi.
i Baeterotia 222.
Bathmoceras 222.
Bathmodon 842.
Batbrodon 222.
BathybitiB 12.
BatbycriiuiB 14L
] Bathycyalhu« 7JL
Bathrgnathus ZDB.
BathvuruB 471.
BatiliuB 32Ü.
BatocrlrtUB 120.
Batodon 771.
BatollU* 2ä2.
Batrai hia gradientia 6'J.'>
ii Battenibyta 7JL
Bayanla 24L
BayanoteutblB 442.
I Baylea 222.
! Bayleia 276.
Bei kBla
Bola .XV).
Belemnitolla 442.
Bolprnnlrtdar« 488.
! Beleniuilc» iM, 4iiL 111-
Belomnobatls r>44.
Belemnoldea iXL
Belcmnopsis in.
BelemnoBis 402.
Belemnoteutbidae 442.
BelemnoteuthlB 41:: 444.
Bebrrandla 338.
Bt'Huuru» lüL
Bellardla 244.
Bollerophon 22L.
Bellorophontldac 32JL
Belodou 684. £35.
Beloecra« 401 ,
Belone SM.
Belonorhynchidae 570.
BelonorhynchtiB 570.
BelonoBtoinuB 581.
Beloptera 402,
Belopterinn ULL
BeloHepin 445
Bclostomum 507.
BeloteutbiB 446.
BeInga S04.
Benerkeia 402.
Boren ieea 212.
Bernlssnrtlft t»yt> .
Berycldae 59:{.
Ben cop«bi 594.
BerytopBiB 504.
Beryx 59.1.
Bettongia 7i'.r,
Beutel ratten 771 .
BeutelHtrabler IIS.
Beuteltbiere 761.
Beyriihia 455.
Hiblonldan öOfi.
Blbos 214,
Bifida 240.
Bifrontla 222,
Blgenerlna
BUHngsella 231.
BllllngKlte« 232.
Bilobltes 22L
BUocullna 12. U.
Bimana 220.
Binkborstia 48A
BipllcaUe 224,
Blradiolltes 2ÜL
BlroBtrites 28L
BlBon 214.
Blttium lül,
Blvalvla 252.
Blabera 5Ü2.
BlacnllH 4^1
BlaBtoceras 905.
Blastoidea ljfi.
BlaBtomeryx ÖÜi. 'JUÖ.
Blattariae 501.
Blattfufwler t ""
Blattldlunt in.
BlattlftuiM? 502,
Blattwirbler 614.
Blauneria 364.
Blcnnlldac 521.
Blindwübler Q25.
Blochlldae bZL
BlocbitiB 521.
Boavu» ü42
Bollvlna 21,
Bolodon ZMi
Bolodonttdae 764.
BoloKaurns 667.
Bolma 225.
Bombyeldae 507.
Bombyltdao 5IÜL
Borbyaena 771.
Borsonia 255,
Bob 212,
Bovkovlcla 337.
Bostrichopus 432.
ItotbricepB £22.
Bothrlocldarlda 132.
Bothrioctdaria 122. 1S2.
BotbrlocrinuB 13.").
Botbriodon 22L
| Botbriolepia 555.
Hothriopygu» 1%.
BothrloBpondylus 705.
BothrolablB >S22.
Bothry'ocampc 2L
Bouchardia 248.
Bourguetia :no
Bourgiietlcriuidae Iii.
BourguctlcrlnuB 141. 142.
Bovicornu 300.
Bovlnao 212,
Brachvaeantbus 531.
Braoblata 112.
BracbyasplB 472.
Brarhylchthys 520,
Brachydecte* 616.
Brachydiasteinatberlum
S80.
Brach yd lrus 556. 557.
BrachymetopuB 477.
BrachymyluB 549.
Brach ypyge 433.
Brachytrema 222,
Brach yura 4S7.
Bracblopoda 212.
BrachyopB 6'tf
Brach iospongia 52,
Braconldae 502,
Brainatheriuni 907.
Brancblata 442.
Braneblosauridae 615.
Braiu'blOHauruB 60k. 21L
212 012, 615.
Brnncblpodltca 458.
BranchipuB 458.
Brancooorafl :i9H.
BrechUes 202,
Breitnasen 222,
BreviroBtrcB 225.
Brey nla 201.
ßriarocrinuB 122,
Brilonella 2Ü
Brlslnga 17 1
BrlxBoniorpha 201
BriBBopatam^ '-'"I ■
BrtBBOpa!« 2<j i
BriBBUB 20L
BrithopiiB «'■«•V.
Br}'°gmptuB 105,
Bryopa 203.
Bryoxoa 202.
Broccbla 221.
Broeckla 204.
Brodla 502.
Brongniartla 471.
BroBmiuB 520.
Bronteldae 422.
Bronteu« 422. 422,
Brontops 880.
BrontornlB 734
BrontoBnuniB Tjül ULI IUI
Bronttitherluni S-^O
Bruta 202.
Bubalu» 212. 1LLL
Bucania 222,
BuednldM 242.
BucclnopslB 350.
BucblceruB 407.
Bucblola 224,
Bucklandluni 520.
Büfl'el 212,
Bi^cbelklemer 522.
Bu fiel us 212.
Buliinina 22,
Bullminus 220,
Bulhnus 2iüL
Bulla 252.
Uulltica 252.
Bullidae 252.
Bullina 252.
Bulllnula 25L
Bumastus 473.
Bundent>acbia 169.
Bunodes 594.
i Bunodontia 8Sti
Bunolophodontia 220. tSSL
Bupre*tidae 504.
954
Rejriater.
Bart« 483.
BtirinolM<rla
BureacrinuB i:;7.
Kudkitt 212 213.
Busycon 3.V2.
Byl*ia 484.
Byrrhldae 504,
By**acanthu* ?>m
ByjtfoarcH 273.
Byssooardiuni
Bvw»opteria 262.
Bythlntdla aa±;
Bythinia 332.
Byzetto» -H2
Cariomella 223.
Cadomia 222.
Cadoraltw 123.
Cadulua 212. 21a.
CadureotherliiM «74.
Caecidae 340.
Caecllianella «Oft.
Caccnm 10
Cai'Uopitheons Ü 22a.
Caenopua 874.
Caenotherlnae 894.
Caenotherium 825.
Caeus 58Z.
Calnian 622.
CainocrttiUB 114.
Calamocrinus 141
Calamodun 808.
Calamolchthra 562,
ralamophyllia 82.
Calamopora 22.
CalauiOBpnndylua 7in
CalauiOBtoma 526. f>98
Calappa 4M.
Calcar 325.
< alcarina 20. 3AL
Calceola Ii.
Calcfopongiae 12. ja.
Calcooyteon 12
Callanaana 487
Calllbrachlon 632.
Calllerinua 122. L1A
Callithrix 220
Caloceraa 4 1 Fi
Calloi-yatldae ljjL
Callorystitea 15L IM. 15L
Calloirraptua 106.
Callonema 228.
Callopejrma 16.
Callopoma 325.
Callopora 97.
CulloprlBtoduB 512. ,r> 13
Callopteru« ."»H-i .
(allorhvnchus 512.
» aloBtyii» 86.
Calpiocrlnufl 138.
Calymen« 4M. III
Calymenidae 47 1
Calymmatlna IL
Calymne 122.
Calyptoblaatea Uli
Calyptocrinidae 132.
CalyptOfrraptua ins.
Calvptraea 325,
Caiiiarata 122. 12tL
Camarella 212.
Camarocrinu» I i I
Camarlum 21 1 .
Camarocystldac IM.
Cainarophoria 213- '24!?
Camaroaaurua 7t>'.
( HllK'llduO 8JTL
Cameliua«- filla
Camelopanlalis Otis
Cainelua »<m
Canieroccras «7«
Cameroapongla f>8.
< amerothyrla 247.
Caim-rothee* ..i..'
Camilla a2SL
(anipanulariaA inn UM.
Campeloma 222.
< 'ampodua .'sa.'i
Campophyllum 12. 13.
CampylopnathtM 125.
Campylopcsjmata 21L 211
Camptuncctes 202 .
('ainptosaurus 71".
ranalloulaU 122. 122.
(ancellarla 3r>4
Caneellarlldae 354.
Cancer 490.
Canorlnua 4xr.
(andona 4.'i6.
Canldae 78j>,
Cania 232. 210. ILL 142.
748. 250. 251. 252. 285.
7-7
CanlstrocriniiM 130
Canobius 671.
Cantantoatoma 323.
Cantbarua 349.
CapItoBaurus 622. £23. £21.
Capra 212.
Caprlnidae 277.
Capreolua
< aprina 278.
Caprinula 222.
("apromyldae 82.5 .
f'aprotina 226. 221.
Capulldae '.'-'M.
Caput ub ;;;; i.
Carabldnc 504.
Caranjridae 526.
<'Hrai)K«p«l* 124. Ö96.
Caranx 526.
Carutoinua 124.
Carhonarca 223.
Carbontcola 221.
Carcharia» Ml 532.
("archarldae 637.
Carcharodon f>3B.
Carcharopsis r>30.
Cardlaster 122.
CardSldae 225.
Cardinla 225.
Cardtnildae 221
Cardloearia 120.
('ardloceras 102.
( ardiodoti 203.
Cardita 222.
Cardium 225.
Cardilia 302.
Cardinocranla 222.
tardiola 221.
Cardiomorpha 303.
i'ariaeu« 90,y
Carlnaria 336.
Carinatac 235.
« arlnopora 211.
Ciirmon 47fi.
( arnivora 222. IM.
Carnitea IM.
Carolia gg.
Carpentorla 30. 262.
Cnrpocriuus 12L 122. 122
Carpomanon 18.
carpospongia 18.
CarnoBaurua til2.
CarttTolla 42.
Carterina UÜ.
(Virychium afil,
Caryorrinldae 155.
f ar'yocrlnuH V>Q. Uft
f^aryocystltfs LdL
("aryomanon 42.
Cnryophyllla fiL 22.
CuryDsphaera 3JL
Caryowp«nisla 4L
<'H-ifaria ifi.
i'iis-ianHU 2&0. 2fiL
Cas^idaria 318.
Cassididan 312.
Casftidula 3M.
CasBidulidar* 125.
<'a»8ldulina 22.
Ca««idulU!> 1»6.
Cu-ssiopc 332.
f'asfls 318.
Cantalla 225. 226.
Caator 812. 822.
rastoridae 222
Castnrofdea 824. 82fi
ra^toroididae 82.V
CaUmotnpidac tSSL
Catapleura <'i79.
«'ataphracti f>97.
Catarrhini 22Ü.
Catonlpöru ILL
Catillus 2£5.
OitoptpruB 5^ 678.
Catopyfrus 19*..
Cato«lra 311.
Catullocerae 418.
Caturua jfia. 5Ä3.
Caunopora UM.
< nviporniii 208.
<'avitdae 825.
Cavolinia 'MAL
Cavolinlldae 300.
Cayluxotbfrtum 77'i
Oboehooroa t<37.
i i'l.ldac 226.
< ebus 926.
Cecidomium 506.
Cecidomyldoe 506.
OltepotB tU 2i7.
('el)eporldae 211.
Collularia 215.
Celiites 403.
Conchrodu« .*i79
Cencmpbaera 3C.
Centrina 525.
Centrodu» 5«..s.
Centrolepia 523.
Centromachus 498
Ontrophorua 512- 521.
Centronella 222. 216.
Centrotheea ^t;L!
Cephalaspidae ">T»3.
Cepbalaapia 552L
Cephalocorlft .r>04.
cephalogale 788
Cepbalopoda 370.
Cerambycidae 504.
Ceramoporidae 212.
Oraapl« 556.
Ceratlocaris ISO.
ccraliBOlen 30L
CeratiteB 102,
C«>rntitidae 102.
< 'eratochelya t»8a.
('eratodua ft^s ru'A
reratopa 714.
Oratopaidae "tj
Ceratorhtnua 825.
«VratoaauruB 7i)8.
CeratoBipbon 34.r».
( eratosponsrlae 10. 13.
Ceratoatreou 2tW.
Oratotheca 362.
»'eratotToehus Ifi»
cercomya 306.
Cerpocrinua 132.
ceriopora 214.
cerioporldao 214.
Ceritella 343.
cerithidea ;i±L
(Vrithlldac
»•."rithinella 343.
Ccrithlopala 344.
( erithium 241.
(Vrniatia Ulli.
« ornina 33«.
ivromya ::"4. :t0'».
Ceryalcea Süfi.
«•(•nieornia 201.
Cerrinae 904.
corvullnar 203.
CervuluB 204.
Onrua 202. 905.
<'entraclon *>36. 5:17.
Ceidracionidae 53i
Cutacea 799
Otloaaurua 703
• 'ctorhimu -itä
Cetotberium 806.
Cerylon 505.
Cbaenomya 30 1
Cbaenobyua 889.;
Chattet«« 9r>.
CbaHetidae 95.
Chaetoderma 313
Chaetodontidae '.94 .
chalcodu* jio. Ml.
<'halet>«uinis i^A!
Challcotbc-ridae 881.
CbaBcotherium 882.
c'bahna»la 264.
Chama 277 .
( bainacleonldae <>42.
Chamidae 225
CbamptiodolphiB 8<M.
< 'bainpaoNiuridae 638.
CbainpsoBauruB
Cbaperia 279.
Chaamopa 474.
chaBmotherlum 865
CharacoduB MI. 567.
Charadriu» 737.
«'barionella 24Q,
charitoHomua 586.
CbarybdiB 120.
Cheiloaia ■°>o«'-
chelloatomata 210. 214
Chellotoma 223,
Chelracanthua S31.
Cheirodopala 528.
Cheirodua .S73.
Cbeirolepia 52L.
Chelropleraater 172-
Cbelrurida«? 424.
Chelruni« 463. 474. 475
Chellfer 42L
( helone 622. 628. 679
Chelcnemydav 628.
Chelonidac 622.
Chelonlscua 812.
('belonethl 422.
Chelonlcbtbya ft.r»7
Cbelydosaurus 620.
Cbclyophoras 556.
Chelyopsla 678
Cbelvdra 681.
Cbelydrida« 680.
Chemnlula 340.
Cbenendopora 50. 51.
rhenolobia 151.
Cheraldae 682.
Cblroreufl 3.">1
Chilina 265
Cbilocyclua 238.
Cbilonyx 662.
Chilopoda 496.
Cbiloacyllium 532.
Cblmaera 549.
chimaeracanthna M8
Cbimaeridae 518.
Cblmaeropaic 512.
Chiridota 201,
Cbtrocentritee 526.
Chlromyidae 220.
Cblroneotes 771
Chlronomus 506.
ChLronomydae 506.
Cbiroptera 225.
rhlrotberium fi^i.
Chirox 264.
Chltlnom 22.
Chiton 313. 214.
Chiton idae 313
Chltonodu* :»40.
Chltracepbalan '-80
Cbladiocrinua l u
Cblamydopborua 81"
Chlamydoaelaohe ^
Clilamvdotberium 817
rhlamya 262.
Chloroatoma 222.
Choanoccras :t.s2.
d by Google
Register.
055
Choeromorua 889.
Cboeropotamua KK8.
('homatodua 512.
Cliondropboridae 44,'>.
chondropteryjril 527.
chondroste! 569.
<'hondrr>Rteidae 502.
CbundroRteoRaurua 705.
Choiidronteus 569.
ChonexlphiUR SQ5.
Chonetella 233.
<T>onetea 233.
Chonetlnn 2&L
Cbonaxia 73.
Chonopectua 233.
f'honophyllum 7:i.
Chuiioateirirla iLL
Cbonostrophia 231
Chorlatoceraa 4M.
f'hrenmodft 502.
ChreRtotea 502.
Cbrlstlania 232.
Chrom Idae 522.
Chrlacua 222.
Chryaaora äl,
Chr>"idae 502.
Chryaobothris 505.
ChryRodomus 3-ri 1 .
CliryaomeUdae 5<i4
chryBomelites Mfc
Chryaomelon 12L
Chrysophrya 594
Cltryaoatoma B'-?9
CicadelHdae 503.
Clcatrea '297
Ciconla 122.
Cieonüformoa 737
Cidaridae Uü.
Cidaris 17JL 180, 180.
Cimicidae 503.
Clmoleatea 771.
CitnolIa*auruB 662.
Clmollchthys -S.u.
Ciniolodon 76.">,
ClmolomyB 252. 7'
Cinetae 224.
Hnulia 358.
('lone)la 200.
(Mrcopora 104,
«Mrrlpodla 4M.
Cirnia 327.
Clrsotremn 338.
Cistelidae m
ristella 244.
Cistudo tillL 682.
Cladacantbus r>40.
Cladangia fiL
C)adlR< itidae Iii.
Cladiscitefl ALL
Cladoselache 522,
ClHdochoiiUR
Cladocora Hl.
Cladodua 522.
Cladoaictis I2L
Cladyodon IQL
Claenodon 7 SO.
Claneulus am
ClaoRauru« 717.
Cbiüten 532.
Clathrodictyon 10L
Claihurella 355.
Clausllla 366.
ClavaKella :KK
ClnvaRellldae .ms.
Clavatula 355.
Clavella 35L.
Clavulina 22.
Cletdopborua 222
Clt'idotheca 3Ü2.
Cleithrolopla 579.
Clemmya 082.
Cleodora 360. 30L
Clepsydropldae 664.
Clepaydropa 004.
< lepnysauroi 708,
Clerua 506.
ClidaateB 013, tüO. 642.
nimacoKraptus 107. u-'.i.
nimacoBponjria 43.
Cllmmacamlna 20. 28.
ClimatiuB üjiL
Climaxodua 542.
Cllnolobus 400.
ClInopiBtha 304.
< Ii ii um 855.
«'lionites 404.
Cliorhizodua fifii.
CliBiopbyllum 7;;
CliRoapira 321.
Cllatenterata 230.
Clitambonites 231.
Clorlnda 240.
Clupea 5H7.
flupeidae 580.
clydonitea 101. 408.
Clymenia 320. 397.
Clymenildae 396,
(lypeaster 122. 123. 124.
clypeastrklae
Clypeastrinao 1V3.
Clypeua i?>t>
Cnemidlaatrum -0
Cnidaria 3fL Oä.
Cnlsma 214.
Cobltin 5äh.
Coccldae 503.
Coc-rlnellidae 504.
Coccocrinidae r.'l
Coccocrlnua IIa. 124.
roccodenna .''6'.» .
Coorolepls 57a.
Coecollthen Ifi.
Coccophyllum OL
CoocoRphaeren IS.
CoecoKteidne 556.
C'OCCOBtCOB 556.
CochleoBauruB 620
Cochllodontldae .'»49.
Cochliodus 540.
Cochloeeraa 104
CochlolepaB M&
Cocblopa ■
(üocytlnua 617.
Codakla 22t.
Codaster litl
Codanteridae 164
CodechitiUB 1S2.
Co<llacrlnuB i:r.
Codiopsis 1S2.
Codonaster IM.
Coeciliae 625.
Coelacanthlda« Mg
CoclacanthtiB 568.
Coelenterata 88,
Coeliocrinua i-'n
CoelocentruB 324.
Coeloceras 422.
Coeloooryha 5L
Coelodon S12.
Coelodonta 810, S77
CoelodUB 576.
('ocloleplB .'>ao
Coeluma 490.
CoelopleuraB 190
Coeloptychidae 5Z.
Coeloptychium 7
CoeloBaura* ZOO.
Coelo«mlHa 83.
Coelospira 231.
Coclurldao 710.
Coelurus 710.
Cueloatyllna «41
f'uenites gg.
Coenocyathos 79.
Coenograptua 10h.
Coenothyrla 240.
Coleoloides 361.
Coleoptom 5in.
f^oleopteroldea 500.
Collocalia ISL
Colloala 325.
CollyrlteB 128. 128.
Colobodua 522.
foIonocoraB 823
Coloreodon 820.
Colosponffia OL
ColoBBOchelyB 082.
« »IobU-UB 617
Colpodon ML
O'olumba 737.
Columbella 312.
Columbellnria :: 17.
Columbellaridne 346.
Oulumbcllldac 34^
Columbellina 347.
Columnaria 15.
('olutnnaatniea S4.
Columnopora 22.
Collis 3iL
Colyroboidcs 737.
C'olymttoaauruB t>03.
(.'omophorua Hl 5.
ComuBter 1JJL
Comatula 145.
Comatulidae 145,
('omatulina 14.">.
Oombophyllum IL
Comlnella 812.
ComOBorla 88.
Compbotheriuni 774.
Compeacanthua 512.
CompBomya 681.
« 'onipNOfmathl<lae 70<j
Compsognathoa 709.
Conaotaeon s.w.
Conchlcolltea 20fL
conchldlum 242.
Concbifera 252.
Conchiopaia f>t.H.
ConchioBaurUB föy
Cuncbodon 282.
Conchodua 000.
Concholepa« 8M
Conchopoma 560.
rotu'horbynchua 322.
rondylarthra ft59
OonftisaBtraea 84.
( 'onpcria 22L
Conidae 3*>r..
Conocardildae 224.
Conocardium 22L
Conocepbalitos i7fl.
Conoceraa 379.
Conoclypcidae 122.
runoi'lypeuB Hi. 122. Hill
Conocorypbo -17h
i'onocrinua m
Conodonlctia 771.
conodonteti 200. 907.
Conolampaa 197.
Conorbia 350.
Conoryctes HO».
ConoteuthiB HL
Conotreta 228.
i Conularia 202.
! Conularlidae 302.
Conus 350.
Convexaatrapa H£
Copepoda 451.
Copodus 541.
CoptoatylUR 342
Corallloebaina 279
CoralliopbaKa 'W.
Coralllopaidae 23L
Corallium 05. 9JL
Coraster 122.
Corax 639.
Corblcilla 222.
Corbia 223.
Corbicula 220.
Corbula 301.
("orbnlomya 308.
Corbuivlla 3W.
ConlyloiTinnB i?7
Oordylodoo 775
Coroldae 503.
Corcütrium ~m>
Corlmya 807.
Coniucapritia 27J8.
Cornulltf* 206.
CornuRpira 2L
Coronarii 423.
Coronlveras 110.
Coronula 4SI.
Corj'mbocrinuB 132.
Corynella 00.
Corj'phaonldae 5W>.
Curyphodon SIL 812. 843.
Coophodontldae Mi.
f ORcinopora 50,
CoRctnnporittao 55.
CoRmoceraa 428.
i'osmoreratldae 122.
Coamolepia 578.
CosmoptychiuR -Ml 'i71 .')7.'
f'ORorjTc 904.
Coatata 123. 141.
COBtldiBCUB 413.
Cottaldla 182.
Cottldae 522.
Cotylcdenna 142. 143.
Cotylosanria BH>
Craula 222.
Craniella 222.
Cranildac- 228.
(YimKciif. 222.
CraRpedochelyR 888
CraRpodopbyllum 13.
Craa|H>düpoma 334
CragpedoRonia AVil
Craapedotus 328.
(.'raRpcdnRtoma 320.
«"raaaaU'lla 253. 2üL
C'raRRatcllidao 220.
CraRslna 2HH.
CYaa«lnella 288.
CrataeomUR 112.
Craticnlarla 54.
Ciaticularidae [,
Crenatula 205.
Crenella 271.
Ctt'nii'oraB 42L
CTcnllf'pla 528.
Crenipecten 261.
CTopidophyllum 73.
Creodontia 777. 778
Crepidula 330.
CreaelR 361.
Cribroftomum 25.
Cricetidao 823.
Crlcetodon KJ3,
( Yicodua fitL
CrlroaanroR 1194.
Cricotua 02L
Crlnoldea 113.
Crloccraa 122. 130,
Criotheriuin 212.
Crimla 30L
CrlRtatl 431.
CriRtollaria 20.
Crocidura 115.
CrocodlleimUB 023.
CroccMlilla Ö&L
Crocodllldae 697.
«TooodilUR 088. 02L 022.
Cromua 459. 475.
<TomyocrimiR IM. 132.
CronlcuR 503.
(YORBoeburda 208.
1 YoRRojrnathua 586.
("roRSopodia 2ÜS.
CroRBophollR .'»70.
CroBBopterjKll 565.
CTOBROpUB 775.
CroRsostoma it'M.
Crotalldao
CroUlocrinldae 133.
CrotalorriDua 123.
I Crotalua 648.
( rui-ibulum 3,Vi.
Cruratula 247.
Crustacea 4Ü.
CrypheuR 474.
956
Register.
Cryptaenla 223.
Cryptangfa 81»
Orvptaulax Q13,
Cryptaxia 82»
CTyp.obhixtua 152. Ift4,
Cryptobranchua Ü2Ü. Ü22.
Oryptoehorda 854.
Cryptocoelia fiL
Cryptocoenla 83.
CryptoconuB 855.
CrypUxrlnua i
Cryptodim 677.
Cryptodon -'9-'
Cryptomeryx h99.
Cryptomyn :tns.
Cryptonella 246.
Cryptonymu« I7J.
Cryptoploci» 3LL
Oryptoproota TOS
CYyptorntB 737.
OyjilOBohisintt l'il.
Cryptoxonla 174.
ctenacanthua Mi) 550
Ctonacodon Iiiä.
(tcnobrancblna 332»
L'tenocrinus 13L
rtenodlptcrlni 558.
Ctenodonta 272
CUsnoduK Bfit
Otenoidel 52L
etennldachuppen 612. 518.
CtunopetaliiK 543.
Otenophora 38.
Cteuoptychlus 5J3»
Ctenopyge 4..9
Ctcnostreon 2Ü2
Cucullaea 223. 221.
Cncullella 212»
Culioidae 506.
Oulicocrinua 12L
Cultellua 2QL
Cum n 350.
CutniQKia ML
Cumulipora 21lL 212.
Cuuiculua 621»
CuphoBolenti« 345,
Cuprttsaoerinidae 121L
OupresBoorinua 12rt.
Curcullonldae M l ■
CurculloiiUen 504.
Curtodon Hü
Curtodue 53jj»
CurtonotiiB 25ü
Cuspidaria 307.
CuvieHa 360.
Cyamodus 670. <i7 1 .
Cyatliaapls 552.
Cyathaxonla 7JL
Cyathocrlnaeea 13ii.
Cyathncrfnldae 131,
Cyathocrinus 121. 13k
Cyathidium 14:1.
CyathollÜH-n 1*.
Cyathophyru» 53.
Cyathopliora *4.
Cyathophylli<lae 12»
Cyathophyllum 22. Z3.
CyathoBerla Si
Cyathaxonklae 20,
Cybele 475.
Cyclabacla 82.
Cyclft» 220.
Cyclaatcr 2QL
Cyclemya (jfii
Cyclldia 322»
Cyclina 2jfiL
Cyenorhamphus 724.
CyclobatlB 544.
Cyclobranchia 320»
Cyelobranchlna ::.'U,
Cyeloceraa 418.
Cycloclypeua 32,
Cycloldel 522.
Cycloldachuppon 612. 513.
Cyclolepidotl 582,
CydoliteB 82»
Cyclolobfdae 40h.
Cyclolobus ÜtlL
Cyclolomopa 346.
Cycloinetopidae 4X8
Cyclonansa 350.
Cyclonema 325.
Cyolopldlus S97.
Cyclophorus 331»
f'yelophthalraiiB 498.
Cyclophyllum 21»
("ycloptychliiB ÖIL
Cyclospondyll 52ä» 531.
Cyclo«toma 334.
Cycloalomata 210,
CycloMoml tM
Cycloatomldac 333.
(yclosteffa HL
Cycloatreina 322.
Cyclotonannia £23.
Cyclothyria 213»
Cyclurua 5X5
CyjmuB 737.
Cyllchna 85K»
Cylindra iii
Cyllndrella 2Ü5,
Cylindritea SSL
CylJndrobulllna 357.
CyHndromltra 35:t.
Cyllndropbyma 1SL 12»
Cyllene 350,
Cymaclymrnla ;»>7.
Cymatonaurus ftiiO.
Cymbttt* 417.
Cymblum 353.
Cymella :iüT.
Cynocephalus 222,
CynocbampMi ti<y».
Qjmodfotli !Ml t^7.
Cynoilon 7h«; 7ht
Cynodontomys 9?3
Cynodraco MB.
Cynohyacnodon 782
Cyiiopfthecidac t>2t..
CynopodluB 551.
CvnoBuchu» tüü»
Cypellia äü»
CyphaBpix 47ii
Cyphon 505.
CyphonisciM 47ti.
Cypbosoma 1SSL.
Cypraca 347.
Cypraelilao MI.
Cyprella 45.fi
Cyprlcardella 2SS.
Cypricardla 221»
CyprJear«Unla 253»
Oyprlcardlte» 'J>i9.
Cyprldella 155,
Oypridina 455
Cyprimeria 225»
C)-prina 2il» 22L 22H,
Cyprlnl.lae 22Ü, iüä.
Cyprinodontldae 5h»
Cvprlnus 52L 5öÄ»
CypriB 15JL
CyptwliiB 737.
Cyrena 221L
Cyrenidao 22ü.
Cyrtla 233»
Oyrtidocrlnus 138.
f^rtina 222» 23*. ^
Cyrtocalpis 37.
Cyrtocc-raa 3*0.
Cyrtoclymenla 397.
CyrtocrinuB 113,
Cyrtodarit« Bft
Cyrtodonta 2fifi.
<'>Ttoduiitopsi!t 2<»'J.
Cyrtolltes 322.
Cvrtopb'iirltfH UX..
Cyrtotera 232.
CyrtulUB üL
cj-tastor 157.
Oytheri' 15^
fMberca 222.
Cytliurob. 4..i>,
Cytherolla 4ȟl
Cytherldc« 456.
Cythorodon 222.
Cy-therura 456.
Cyttldae Q22»
I CyitechimiB 122.
OyBtiphyllldao 25,
Cy-Htlphylluiii 15.
Cysti»ponfrla 5JL
Cy stocldarida 1Ü2»
Cyntocldarla 122.
CyBtoidea I
DachB 223.
| Dacosauru« fi2L
DacTythetium 893.
Pactyllocera.« ■vs.i.
DactylolepiB 579.
1 »uoiylopoKon 589.
Dnctylosaurus üüQ,
; DarlyloteutbiB HL
, Padocrlnoa 140.
DalMon &34L
Diilila 2fil»
{ Ualmanella 23L
' Dalroanla 15JL 474.
Dama 905.
DanubloBaurtiB 7vj
Dnonella 261 .
Dapedlufl 577» 578.
DapcdoglopsuB 587.
; Daphnella 355.
Daphnitea 406.
DaptitiUM jlilL
Daptophiliu 795.
Daraelitc» IM.
Danrlnornis I3L
Daaoylltdae ütL
Dasiproctidae W25.
OaBornlH 733.
Pahyuridae 770.
DaBylcptUM .'itNi.
Daaypodtdae 817.
DanypuB 817.
Dasyurodon "83.
PasyuruN 770.
Paudebardla 3«v».
Davidaonella 23A.
DavidBonia 232»
DaviBiella 233,
DawBonla 616.
Daya 232.
Peakla 2ÜL
Pecadocrinus 13fi»
I D'*capoda 4M.
PecastiB 7fifi.
Pecbenella 477.
Pefhincia 212»
Pi -ifoii (Ische 525.
Dellotherium 881»
Peiphon 121. 475.
Pejanira 33L
DelocrlnuB 13L
Pelphlnidao £ül
Pelpblnodon äQL
Polpblnula 32£L
Pelphlnulidap J21L
PelpblnulopBiB 332.
Pelphlniis 8ÜL
Delplilnu- im.
Peltatherlum 2S2.
pHlthyrts 238.
Peltot-yathUB 22.
PoltodUB 510,
PeltoptyohiuB .540.
Pcndracis 82.
Dendreipeton Btt
PendrocrlnuB 134.
PendrodUH 566.
PondrosruptUB lQj,
Pendrohyrux Hau.
Pondrophyllia Sfi.
PendroptychloB ,567.
Pcndropupa 3fifL
Pendrontrea 268.
Pentalina 26,
Dentallum 212. 313.
Dentati 122.
Pcntllnclaa 223.
Perbyia 222»
Pcrcetls ö£2»
Permatcinydldae Ol .
Permochelydldae tj77.
PennochelyB a7K
Perooeras 417.
PeahayediM 33»L
Pcumatotherium 859.
Pesmldocrlnu« 12S. 1?a
Pesmocera» 12S.
Denmooeratidae 121L
DcBmodonta 302.
Peirnome 42.
Peuterosauridao 667.
Deuteroftaurug
D«?utocvBtiteB 153
PiamdexiB tilL
Piacodon HL
Pladectes CHI
Pladectldae tSL
Piadema 182.
Piadematidae 188.
PiademopBla 18M.
PiadiopboniB Ü32. 840.
Pianulltea flfi.
PlaphaDonietopus 475-
Plapora 104.
PiaatichUB jSfi.
Diaatoma :t41
Dlaatopura 212.
Plaatoporldae 212
Ii immun 733.
Plbranchiata 435.
Pioentrodus 530.
Piccraa 226.
Piceratberium 875.
Plcerocardlum Mft
Pichelodus MO.
Plchodon 895,
Plchobune s»*L
Plrbobnnlnae t*'.' 1
IHcbocrinUB 127.
Dlchograptus i<r.'.
PfcloniUB 21fL T17.
DicocloBia 230. 22L
Dlconodon 880.
Plcotyles 889.
Dicranograptua 109.
DicrenoduB 'CO.
DicroceraB Iüll
Plcrocjmodon 769.
Picroluma 345.
Pictaoa 542.
PictyocarfiT 122.
Plctiomltra 38.
Pictyonema 105
Pictyoneara 501.
Dlctyonlna 51.
Pictyophyton S2»
Pietyopleurus UQ
Dlctyopyge 52E.
PictyoBpongldae 52.
PIctyothyriB 24Ü»
Pfcvnodon fifift.
Pldacna 29JL
Pldelphia IfiL
PidelphopB 22L
Pldelphyldae 771.
Pldelpbys 771.
Pidua 737.
Pidymaapls 5.M.
Pidvmletl.s Iii.
Pldymltea Uü. HL
Pidymodua j32» 5a.i
PldymograptiiB 10L IM.
109.
Didyinmorina 18»
Pldymoaplra 241.
Pielasma 223» 245.
Pielaamlna 245.
Dlgnomia 227.
Plhoplna 825»
Plkelocephalua log,
Register.
957
Dllophodon 852.
Dimerella 213.
Dlmerocrlnus 180.
Dlnietrodon 664.
Dltiiodoaaunu 707.
Dimorpharaea hh.
lilmnrphaatraea B&.
Dinmrpbin» jt
bimorphodon 724.
Dimorpboaoma 34ä.
Dimya 2M.
Dlmyuria 2IL
btinyidae 2M
Dimyltdao 77:».
biinylua 7* i.
Dimyodon 264L
Dlnarltes 403.
Dintchlhva ML
Dlnirtt* 225. T'.xi.
Dinobolus MB
Dinocenu Mü
Dinuceratidae 843.
Dlnocyon "88.
Dinornis ZM.
bliiornlthldac 2ill
Dinoaauria 628.
IHiioaiiurna 667.
Dlnotheriidae MI
Dinothoriuin ML ML
Iliodoti üSfll
Dlone 222.
Dlonidc M
blonltes 400.
Dlopccephalua 121.
Dloplodim üll
bioriatella 240.
Dioturardla XäL
Diphyphyllum 23.
Diplltdla 220. 28L
Dlpilus Ififi.
Diplaoanthua Mtl.
Dlplacudon hsq
Uiplaapia M2.
Diplcura HL
Dlplubunc hitL
IHploreraa 328.
DiploHdaria ist'..
Diploconu* 442.
DiplotTiitPrlon 207
Dlplooteniuni 83.
Dlplocynodon «JHs.fi2!l tzü
biplodocldae 7»'».
Diplodoeu» TO".
Dipludonta 22L
Dlplodua 532.
Diplov'lossua fi42
Dlploitraptua lfiL 102.
Utplumyatu* ">H"
blplnpöda 496.
DiplopcHÜa 182.
Dlplopierua M8.
LMplorla öi
Dlplonauru« tfüfi.
Dlploaplrrlla 21L
Dlplospondyli ä28. M3.
Uiplostoma lüi.
DiploHtylux
Diplotheva 3ii2.
Diplotrypa ML
Diplovortebron ÜÜL 021.
DIpluru* M8.
Dipnol M8.
Dlpodldae 821.
biprlacattthuit .r»ftl
Dipriodon 7" '.
DipriaUs MS.
Diprotodon 767.
Dlprotodontia 7 >v.
blprotodontldao 7f»7.
Dipsaccua 3~.<i
Diptera äüö.
Dlpterucaris ISO.
Diptenu M8. MS.
Diracudon 212.
Dlachldes 312. MS.
Dtfdna 22Ü.
Dlaclnidne 228.
Discinisca 222.
Dlaclnocaria 480.
Dlicltea 385.
Diaroceraa 4tf>.
Diacocyatbua 7JL
Dlacodermia 47.
DUcohidlx 321,
Diaculdea 132,
Dixeolithen IE.
Diftcophoru 111
Diacoporella 213,
Diacorblna 22.
Di«coaaurus Sfifi, 62Ö.
DiM'osnras 379.
Diacoaparaa IM
Diaculina 246.
Dlajeotopom im.
DiSKueua 780.
Diatichltea 40Ü.
Diadchoceraa 421.
Dtsticholcpla 58L
PUtortrix 312.
DllhyrvcarU 480.
Ditroniarla 322.
Ditretus 313.
Dlttodoa Mix.
Docodon 2ü2.
DoooRlow»a 320.
Doodlcurua Hl«.
Dollcbomelopua 470.
Dollcboplthccu» 22L
Dollchopteron 260.
Dollohoptorua 423. 131
Dollr-bctauina ÜlS.
Dollehotoma 3i5.
Dollidae Mi
Dolloohoerus SUL
Dolium 348.
Donacldae 300.
Donax 2ÜSL
Doraiorhynchua 72 »
DorcoKoide* BflB
Don-ntborlum SüJii
Dornhak' 534.
Dorocldarls r-
Iioractenaia 420.
Doryceraa 400.
I>or>«Tinu!« 11&. Lm.
Dnryiona» iL
Durys^iathua 121.
Dorypteraa HA.
Doüinia 22Ü.
DouvtUeia :'-7
Dourill^lcvraa 422.
DrciaaenRia 2Ü2. 271.
Drciasenaiomya 2älL 271
Drorootherium QM.
Dropanaranthua äM.
Dn*piinii«pia 557.
Drcpanlies 4üfL
DrepanephoniB Ö3ö_
Drepanudun ItüL
DriUia m
Drohna IM
Dmmatherildae Iiis.
Dromaiherluiu lüg,
Dromiopnia 488.
Dryoleatei» 770
Dryopithecus 328. SM..
Dryornla 7.-U
Drj'ouurUB Iii
Dryptodon »OA
bri, ptosaurus TliiL
1 »uiiliim 224.
Ductor Ü2&
Dnle« toL
Dtimortieria 4ÜL
Doncanella IL
Durga 220.
Duaa 4SI
Duvalia 41L
Dux 3lü
Dyndimene 47.*» .
Dynubaüa .>4.'».
Dyoplax CS7_
Dy»aütcr 128.
Kvsaaterinae 197.
DvHColla 248.
Dys>tacU>Ua aöi.
Dytiacldae 80 ) '
Eiiftooia 302.
Kjitonia 2JJL
Ebuma 342. 3Ü0.
EcardineR 226.
EcheneU ä27_
Kchidna 2ßX
EcbinantliUB liül
Ecbinaatorella 174
Echlnasteridae 124.
Echinldae UäL
Echlnobriasux IM.
Ecbinooardiinn 2ÜL
Echinocaris iäQ.
Ecbinoconldac 121
EchinoconuB 192.
Echlnrtcnrj'» Uiü.
Echinucyaiuiiü 193.
EchlnocyotlU>M Lu. 1^2.
Echino<lcrmata 112.
KchtnudlKCUB 19>.
Echlnodon 712.
Echlnoencrinus l ■>■>
Ecbluoiralc 774.
EchlnoKiiatlius 49jL
Echlnoldea HL
Echlnolatiipaa 196. 121.
Echinolumpinat' 196
Echlnotnctra 191.
Kt'htnoncinai! i '-«■» -
Echlnoncun 12fi,
EcblnopatairuR 20XL
Echinorhinua ■~»3ft,
EcblnoxpliaeritoB 150. IM
Echinoaphaeritidae IM.
Eobtnothuria 182.
Echinotburidae 18L
Et'blDOtoa Hl.
Eohlnus LML
Ecpbantodon 9-'«;
EvUcodon 842.
Ectonodesma 26t)
Ectocion 864
Ectocunus
Kctoganua HQ8.
Ectoprocta 202.
Kctoateorhacbia äfUL
Edaphodon M2.
Edapboxaunia üM.
Edelflache
Edentata 808.
KdcKtoMiuriia
Edcalua jfj .
Edmondla ML
Edrioaater 1*»7.
Ehrenbenrja 28.
Eidecbaen £40
Einatrahli-r ±L
Elaeacriuua 161.
Elaphia ülä.
Elaphua MS,
ElaainobniiH'hli -V27
Elasinodei'ton MlL
Elaamudiis M(L
ElaKinognathua b-i9.
Elasmowinrn* <<>•■'
Elaainoatoina läl < 1
ElaatnotlMTiiiue M7?
Elaamotlirriuin 877.
Elateridno ^01
EUlfr IM
ElenchiiH
E epbantidac MäL
E opban si\ h46. fJjU. hM
Elcutberticeri-u« 8 Iii.
Klenthorocflnoi i«-v
KlRlnia ü&JL
Klik'nm- '-'»Vi.
Elltpaactiiiia 10L
Etlipsocarl» 180.
EUtpsocophaliif 120. 471.
■ 17.
Elonlchthys 5UL 512.
Elopopsla .r>87.
Elorniw 131.
Elotherium 88L
Elymella 303,
Elymocaria 4 so.
Emat-Rltiula 321.
Enibaaata 771.
Kmholophoriix ML
Embolua 360.
Einmonxia im.
Empediaa 667.
Ktnpida«.' '<n'>
Empidia .W».
Etnpls M6
Empo r>H8.
Eroydldae 6M.
Emya 682.
Enaliomla 736.
Enallaater 200.
Enallocrinua l:t3.
Enallohclla 22.
EnalloatcKn HL
Etichodua -">ss
Encope 12&.
Encrinasteriae 171.
Encrlnldac 132.
Encrinurida« 47.V
Eticrinurua 475-
Encrinua 140.
Kndoceraa 37_6. :i7s.
Endocyclica ixr»
Endotbyra 29..
Endymionla 408.
KnKonoceraa 408.
Kl iura ii Ii» ."»S7.
Knbydrlodon 793.
Enhydrucyuii 788
Ennacodon 769.
Ennploclytia 4H".
Enoploteiitbis \ :'.('■■
Enala 3J1L
Kntalla 312 313.
EnOilophora 213.
Entalophorida 213.
Entelptea 21L
KnUlodon H87.
EnU'nvoKel 730.
Entollum 2' -'
Entumaoo<l<m 774.
Entumidclln 4 .Vi.
Kntomla 4üä.
Etitomoconcbtu 4.v»
EntomotdettH LiL
EntOtnoatracH 450.
Entoptychus 822.
Entoprocla 2t >9.
Eocardida« 82j.
Eooiouda lAiSu
Eocidaria IM.
Eodldtlphya 212.
Kohippu* 8fi4
Eomeryx s«j"»
Eophrynua 422.
Eophyton 111-
EojtaurHM £22.
E4><icorpiua 428.
Eoaphaeroma Wl .
Ko«pliari:l« '
Eotrocbua 328.
Kuzooti 33.
Epactocrlnus 122.
Kpanurthux IM.
Kpascocritui 123
Kpbfinerldnc '»03.
Eplustor 2111.
Epieanipodon 101.
Eplccratodua ML
Epichriacu» 779.
Eplcordylua £20.
Epicyrta 241.
Eplbipptix MÄ.
ISpteoopoMMiroi 68-*».
Kpitbr-rium 832.
Eplacentalla 761 .
Eq ii Idar 8«0
958
Register.
Equlnae 867.
Equula 596.
Equua ML SSJL
Kreto aiL
Eretblzon 825
Erctmocrinus 122,
Eretmoaauru* 662.
Eridophyllum ~. ■
Eriuaceidae 775
Erlnaceus 775.
Erypbyla 2JJ&
Krlptychu
Erlsichlho M2.
Ertamacanthus 551.
KrlMiiatopUrus VJ4
KrisocrinuB 137.
KrpetoftauruB 687.
Kr>|ueHnnesia 679
Krrantla 2pjL
Ervilia ML
Ervoidae §42.
Erycina 22L
Erycinldae 2üL
Ervoltea 418.
Eryma -IM. 482.
Eryon 485.
Eryonidae 485
Eryops G2Q '■-')
ErythromacliUB 7:t7
Eryx 4LL
Kscliara 2_L»L
EBoharidac 2UL
Esehathm 1122,
Kfclirria 505.
Esocidao ■"■S.s.
E*ox \K8.
E*p>'ria 42
EHiMtnodontheriinn "12.
Eathcria i
BitberlflUa iSjv
Esthoiiyehlda.« HOT.
Extlionyx ML
Ktallonia ML 4s7.
EthiTlfltla
EttuTidgina 21L
EOunophylluin M.
Etoblatttna ML
Euaateriao 172.
Eucalyptoerinus 132. 1
Euvameroui* 7».'».
BaoMtot
EucopluilaMpis ;Vi:i
Euchilotheca MiL
Rucholoeopa 812.
Etichry>alis :i II.
EllcitK'P'-ltUH 815.
Kueltliara 355.
Eucladta liii
Eticlastes 679.
BnconaotMon 357
Kucnryütea 489.
Eucrinus 1M=
EtKTotaphus sW.
Eucyrtldimn M.
Bucyatia 154.
Eucythere 456.
Eudca M.
Eudesella 235,
Kudesla 24«'>.
EuiloskTliius I 13
Eudia*tatus •»-'«*■
Eudiuvrintis li£
Eu'M-liliit'i'lfii is i
Euetophai n.v».
EogWtar 109.
Kuyoiiiacrinldaf JJ2,
EiiKeniacrinuB 1 1'-'
Eiip-reon ML ML
Euclypta 622.
Eusniathus .'»*».
F.ulK'lla 12.
E>ik<-ra*pl« M2.
Killen 737
Eulima SIL
Burimrlla aiL
Eiiim-KaloUou 2M 2ÜJL
. EumKria 210.
I Kuinicroti» 2M.
I Eumylodua äüL
Euniys S2X
Eunetna 326
Eunioites 2M. 2QL
Euomphalldap 3M.
Kuompbalux 324.
Eupacbycrinu« 137.
Eupatai?us 202.
EupluMnu« 322.
Euphoberia :
: EupuiauniB &2SL
I EupHamiuIa Sfi.
i Eupsammlda« M.
Eupterorni* 737.
Euractlnclla '-' H
Kurotidae M.
Eurhlnodelpbl« ML
Eurhudia 12L
: Euryale IM,
Kuryaleae 16*.
Euryarthra .44.
Euryatipia 680.
Eurycare 4M
Eurycarpus 4M. fifiS. ülü.
EurycormiiK ■'>! '»M,
Eur>'lppl» f»71
Eurynotus äLL
Buiyptemi 4äL i22.
Euryiternum 6*o.
Euo'tlx'rium
Eusinillnae H.'l.
EUMO.'loKaurus 707.
EusciuiuR 'iS l
Eiifflphoutdla SSL
Ku-inihis 7'J»>.
EuüpirocrinuB LLL Lül
Eusthenopleron jfiL
EuRtonia s*4
EustyluB 341.
Eusuchia fiM.
Etilnxtcladina iL
EuthacaiitttUB ■"■:{!.
Euthuralia IL
Butbfta '■< ■!
Kuiliydi-sma 3<>3.
Euiliynuthii» ifiiL äM.
Eutouioceraa H'"»
Eiilrochua a^L
Kxt llBB« iLL
Exocoetoldofl '»91.
' Kxooyclyca 191.
Exojryra ■>»;.■<
ExtracrinuB : ;
ExtruBipliotiata ML
Fabularla 2lL
Kalclfer) üjl
Kanrina ML
Fasciculipora 213.
Fascio.iilarlu '-'l.t.
Pax'iolaria 3-Vi.
Kasciiiflla 'Ml2.
Faulthiere JÜL
Fhutiu« 342.
Favla M.
FaviBtflla 75.
FavosltcB £L
Kavosilldae äL
F. lidae ISi
IVliis 7 '.IT.
F«-lslnoth«»rium 2Ü
Foncstella 21 1.
Ffiic-icllidao '-'11
FililHla 36a
Fllnila iLL
Pibalarta i«3
Flbularlnae 122
Fiber
Flcula
Fiml.ria 22i
Ftmbriatl jül
Fiml.rioiliyrH 21L
V:-cho älfl.
Fi«<-li«Tla Mli
Flsrhlurche fi2fi.
FiNt'liHaurier t'>ö<J.
FiBBipedla TM.
FiüHoduB iLL
Flusurclla 22L
Flwurellldae 32L
Flifurlrx'irn 217.
Fiflulana 30S,
FlBtularia ML
Fistulata L2L IM.
FlBtulipora 2L
FlBtullporidae 2L
FlabrllothyriB 21L 3M.
Flabfllum IS.
FlatHlata IL
Flfdermanw 125.
FlelsphiypBBor ILL
Flprainjrla 327.
FloxJbllla 12L 13L
FIli>gron hüb.
Flohkr«>bBe JiL
FloKBenfuraer 3^L ML
FlUKbcutlor 7ftfi.
Flu*voi;«d 73>.
FluBFtpferdp ssi).
Foraminlfura 1Ä.
Forbcila ML
Forbeflocrimi« IM.
ForbU lna MQ.
Fordilla ML
Forflnilarldae ML
KoimMdan -W7.
Fi>roHauruH 714.
FortiBla SV8.
F»)HnarlopBls MO.
FoBsarulwK 337 .
FoxwaruH :-t:t:t-
Frajrllia SM,
Frl Dg lila LXL
Frondlcularla 2Z.
Frondipora 213.
Fromliporldae 213.
i FtfiBohlurche *>27.
! Fulgoridae 503.
i Pn)Rar M2.
i Kultrurnria 3M.
Full«a 73L
KulijMila 23L
Fun^ia M.
Funfridac 8*i.
FunffooystlteB L>2j
FurrasUT LiE
Furt'hnnwalo 80-*>.
Fun-ica 327
Furoif.-r W'<
Fu.«idae 351.
Fii«1spira 341.
FoauDna
FuHUlinldae M
Fubub ML
«adidac 5JML
Oadila 312. •lUL
(biduf i>M,
i (ialathon ifiL
(ialax«*a s:!.
Qalfeynui 786.
UKb-iiop-ih 190
«öiloocerd" ML ÄM
• ialiMMlea 34 s.
<iale<iinnia 291.
<iul«'.>ininl<lae 291 .
Ualcopitbwidae 920.
(ialvnipytruB 12Ü
Ualcrus 3:C>.
Galcyaurldav *'>t'>4 .
Uab'sauru* liiii.
(ialeux .VW.
«lalictiB 222.
(iallmiickon Mü.
1 (Julius T:;7.
(iaininarii- 1 •»2
i Oamopleurn 360.
rjami>aoantbu» 549.
I Uainpsucanlbus üü. ji>
GampBonyx 482
Ganudiift 549.
Ganoldci 562.
Ganoidpchuppen 511.
GanuloduB 567
N<iari 300.
Gastorocoma 127.
GaMteroromidae 126
GaBteronfimiB Mwi
GaBtorniB 7:«
(»axtrana :ük)
I (jastrioofraB 322.
GaBtruchaj'na 3uS.
Gastnichat'iiidae 3QH.
GaBtnxluji ."»t'w
(■astrolepidotidae '.-'2
, GaHtropoda 314.
Gaudryceras 4i:'.
(iaudryia 620.
! Gaudryina 2L
; (JautbU'riceras 4:«
• Javialidae 695.
Gaviall« <ÜL 69.'».
GavfalosucbuK 69 ».
Gaztdla Uli.
• iecan-inus 490.
1 GHkia '.70
Gcinltzella 2L
««•i«onoo«»rai( 3Mi
I Gclocua 822. 2SSL
I «i'-mmollaria 278.
(ionabacia SL
l <i*'iit'a 351.
I Gi>nentoraum ">02.
Üenoptoryx M2.
1 Genota :t55.
Gtfouoma 170.
Georrinus 128.
Ueomyidao 822
• ifOphilUB 49»'»
(fPosaunis ÜSL
Gvuli'Uthia 446.
Gt'phyroceras :t99.
Gtrablattina 501
Gcralinura 49s.
G«>raphrynua 497
•iorarus 502.
Gorbillu« ML
Geronop«* si2.
Gerrew M4,
(iorvlllla 2fiL
(ifwelhtnKrrr 2ÖL
Gibbula ML 328.
(ilgantoMtraoa lau.
< lljrantoterme*
<ilnf;lyini>«toraa 537.
Giraflinae 2fiL
(ÜBOrtia ML
GlBBO«TinUB 13 V1
Glandina :<6.>
(daudutina 2ä. 2L
GlaBxia 2:i7
Glanwale 806.
Glauconia M2.
Glpnotremite« 145.
GliwkTBChaler 4M.
Glleticrthipre 448,
Glinds SIL
Globirepbalus ML SUi.
<ilobiK«*rina 2SL
GlobiKerindae 2i
(•luria 2SL
GloBBlna 227.
GlONsil^H MS.
<;io8Bt>reraj« 382.
GloKBOcbcly* 67».
GlosBodiiB 543.
GloMograptUB HO.
< doB»otberium s!4
GlowtothTris 24&.
Glottldia*227.
Glyclmt'rls Mi :iOtVr
Glypbaea 4M.
Glyphoidae IM.
<d>T>bJdiWB 4U4_
Glyphlocera.» .399
Repster.
9Ö9
Glyphocypbu* ISO.
Glyphoetomata US,
Glyptarea 274
Glypuupi« ,r>57.
Glyptaster 132.
Glvptechinua 12L
Glyptlcu» 122.
Glyptobasia 327.
Glyptoeardla 224.
Glyptoohitoii 314.
(■lyptocrinldae Liü.
Glyptoerinux i ::o
Glyptoeystitex 156.
GlyptodeMiia 2C0.
Glyptoduntldae £14.
Glyptodon ML SÜL.
GlyptolaeuiUH 5tiS
Glyptolepia 312» 35JL
GlyptopoimiM 5f>8
Glyptowuru» M2. •
Glyptoseeptron tts
Glyptoapbaeritea HS»
l.r>3.
Glyptoatcu? 555.
Gnatharaiithua 550
Gnathortomata 1ÜL
(,..l.ii,la- ViL
Gobio 5S&.
Goldenbertfa _i_L
Goniphoceni« 375. 381
Gomphoryntltes IM.
nompbouerioni k<js
Gniiambonitf* -'-il
Gonatodu« 571.
• iondwaniiwiiiru« ■
<•'■!'. ; tri "HO
Goniaxter ÜL LH. 123.
Gnniasteroldocrlnua 131.
Goniaxtraea 32,
Gonlatite* 32L
<>on.atitidae 32L
Gonlobaoist 342.
Gonlopatis 54 ti.
<Miui(iciilarlx iHfi.
1 '«»iiii M-la.liu 21L
«««nloclynienia 397.
Gonlocoella :
Goniocora SL
Gtmiov'lyptiut »"'24.
«•oniojrnatfiu» .">9ti.
• ioiilouiva
«•oniopholldae lüüi
Gonlopholix 226»
Guniophora 2a*.
Gonlophorua ins
Goniophyllum HL
GoniopyfniB 189.
Goniuxtropha J^iL
Goniottrutbix 1LL
Gouodou
Goodallla 232.
Gunlonia i'>7i)
«ioruiiDolla 21
Gorgonia 9s.
Gorjrunidao 21
GorRonop» ■ 1 1
Goxavia J33.
«ioNsHeUa 'iiifl.
Go»»oletlna 223
Gouldia 22L
Grabfusaer 212."
Grabheuaehroeken 502
Gnu-ulaviia 737.
(traiumatudon ,-'7:t.
(iramiuoceraa 1 1 '.'
Graiiimoxioiniiro 2L
Grammyxla 303,
(iranimyxlidao 303
«iranatoblastidae IM.
Grnnatocrinu» ivj
<irapbiui'riiiii8 l:<7.
(irapliluruü jfitL
Graphularin Ha.
Graptolithen 103.
Grate) onpla 221
Grauhai« 534.
Gravljrrada 811
I Gregarina IL
! Grexalya 304.
Gre«slyo»aurui» 707
GrltTIthide« ÜL
Gromia 19,
Grotnldoe 22.
! Gronntherlum 837.
Grotrlanla 231
Grunewaldta 2x7.
Gninewaldtla 2:r7
Gruldac 737
Gryllldae ALL
Gryphaea 2f<&.
GryphaeoKtrea 2«W
Gryphochtton 213. ÜLL
Gualteria 20L'
Gurrangeria 231
<iiirteltlil«T« al4.
Guottardia 56.
Guettardocrinut* Hl.
Lül GuüfonlU 324
Gulo 22L 282.
Gwynta 214.
GytnnltPK 41.V
Gyinnocnuuit ua
Gymnodontldao 598
(iymnodus 5»s
Gynuiolaemata 212
Gymnophiona 625
Gyinnnptychu« H22
«■vmnooomatn :t*>9.
GypMoU -• i -'
Gypogtnnni 7^7.
<iyp.«nrnl(i 7:t7.
Gyracanthuii öliü. jjfl.
OyioeeiM aS2. 353.
«iyrodus 574 57*>.
Gyr«>li pis •_' üü
(Jyroplcura 276.
(iyropryt'liiui .r<fi7 .
Gyrusteua 570.
Haaniccnm
Haanuiifkcn Mi'V
Haarwlenie 113.
Habrocrinns 121 1211
Habrotbrix 823
Hadrophyllum IL
lladrorhynchun 122.
Hadrosanrua Tic 717
Haei-inge 58*1.
lhiflkU-mpr iäJL
IlHifenowia 199.
IhilflNCbA 53S.
I lainusauniK >V47.
HaJbaircn liliL
llalcyoniformefl 737.
HalcvornlM 787.
Ual«M bäL
Iliilccoiiiorphl *>s4.
Halia M9.
Haliaetua "37
IlalianaKMi '.' 1 * .
Halicora 91H
Haliumma 37.
Ilaliotfdae 32L
HaliotiH .:l
Halitherium äll
IlHllirhua ÜL
llallnpua 710
HnhnadroniUü 7fi<'i.
Halmatiiniii 7i>7.
Halobia 2üL
Halodon 7fi5.
Halorella 2JJL
Haloritoa 41itL
MalübandlftnminR st»4
Halyoltcs «iL
[ii llalyxittdne 'JA.
Hamiiifa :;.">x
Hamitex HL
Hauiiuatocc-nitinao lü.
Hammatnceraa 41S
HiiniuHna 414
Mainualna 321
Hantkcnia ilL
Hapalc 22Ü
HapaUdae S0&
Hapalups 812.
HapIaonuthUM 530. .'.50.
liaplaraca aii.
Hapllstlon ±1
Ilaploooms 122. ULL
Haploreratidac 421.
HaplocomiH H.ri3.
Haplocrlnacoa 124
Haplocriuidao L2L
llaplocrinuK . j i
HapIoRnlc 791
llapluhella 79.
Ilaplophnitnnium 20. 23.
. Iluploitcapha 2(j5.
, Haploitlcho 23.
Haptodu* »>37
Harionla 1%.
Ilartnocrinus 130
Harpa '■ l
' llarpacodu* 543.
Uarpartocarrlnu« iSSL
i llarpactor &M.
Harpagodes :t4.ri
llarpatromid 737
HarpcHlidae 477.
, Harpt'8 477.
i Harpldae HA
Harpides iltl
Harpoccrä« 420
Ilarpoceratidai> 41'J
| Hiirpocoratlna \\<>.
IInrpi)p>ipi :VM
Hiithlyaeinns 771
Hattvria UM
Haucricoras 4 27.
HauRla 418.
Hau»tolhiii) ML
Hebertella 23L
llcobto ..sn.
Ilefriga 41Ü
1 Ilf-Ketotherium 832.
HelaRTa" !üü
llelalctc« sjIL
II. 1 1 ■ [i i \ - ■ - ! .
HHianthaatcr H>8
Hellart'bon (>2L
I b'l in» t rafft 81 .
HHicaulax «4.'>.
Holicldac 3&i
; Hollcoceraa 414.
Heliropofnnata 231L
Hi'lfcopliatiU -Iii''.
. HelicophoruB 911.
Heli<H>Kt<>ira 19.
Hellet!.«» ülL
Heliobatls bÜL.
Ilcliodiftcus UL
IMiollti'n 3Ü.
Hcliulitidao 92.
Ht'Hophyllum Q.
Koliopora 22.
I H«dloporida(> 22.
Holiosou IS
HHiisi onn » ».'.•.
Helix 31ÜL
Ht'lladotbcrium 232. 202
Helmenionia 221.
Hflmiuthochitun 3LL
HeK»rhel>n «wi.
HHodectM» f""'?
HolodUS '>40 .S41.
I Hi'loliyux ML
Hfineriotia ,^22.
Hemembidap ^Q-3
Homiftjipidrto 491.
Hi'iniufiplN 494
Hemlaator 202. 22L
Hftnlauchfiiia S9*J.
Hemibos 213.
Ht'iiili-Anlium 2HL
I Ueinicholy!« usi.
1 Flfmlridario lüäi.
i llemicotiiuites l.Vi.
| ilomicylanpii 553.
1 Hi-mioyon 788.
Hcmipystite« 157.
| Ib inioiopopidi« 5h7
llomifusus 33L
HemlKanus SOft.
Hoinilopas 579.
Heinlnajas 285.
HciulpaUKUf* 222.
Hemlpecten 202.
Mcmlpodina I »'.'.
Henilplacuna 2ii7.
Homlpnouotcs 122.
IlernlprlMti« 537 .
' UomlpronitcB 23L
HomlpAalodoii 233
Hemlptcra 303.
Ili'mlpteroldoa '.00
Hi'iniptychlna 245.
ItomirhyiivhuM 323.
; IIi-miflAurida 589.
| HcinlMiiua 212»
i Homltl.yris 233.
Hemithyrsito* iliiL
Ilepatlitcuii 489.
Ileptadactylu« 333.
Hcptadiodon 321
Heptamerocenui 381.
Ilcptanchus 323. 321 33L
I(«'ptauema 5iü
IloptasiyllH 31
>l<-ptodon 859.
Hcraclites 40L
llorcuceraa 383.
Hercynella 333
llonnatoittroma 104.
IlcrpesUfs 785. 793.
I Herpetotlieriuni 771 .
\ ll<'rroiithlpre 919
j Hertha HL
lltwpvrtella 323.
Hesperoiiiyn 82.;
Hesperun)!« 22L 228 233.
7JL
Heteracauthua 530.
Heteractlnellidae 34.
Hetera«ter 20L
HeU^raMlridium 12L
Hetrroblartu* 13L
lli'terocardin 320.
Heteroceras 414
Hctorucercl 570.
Hfteri.cfttis iiäi.
Heteroerintdae 134
HeterocrintiR 134.
Heterudiailcina 1*9
Heterodlceraa 22«».
Heterodonta 'Ki.
j Hetoroduntus 33L
Heterohyrax H30.
j Heterole'pldotU!» 580.
Heterutuyarla 2.*i9.
Heteruphle bia 303
I Hi'tcropliylll 411.
lleterophyllia 13»
Heteropoda ;V>t>.
Heteropora 214.
Het4Ti'i»yth<>n t'.49
IIcieroMileiiia Inn.
I li>t«'r<>wt<'lis 557 .
. Heterofterfna 3L
llfteronlraei 551 .
llfd'rothrijtj'ops
Heterotrypa üü.
II' !!»■ !.r. < kfnkreba* jjj
. Hexarorallia 23.
Hi-xaorinus 12h.
Hcxacrinldae 127.
Ui'xactinellida 3L
Hi-xaotinla 23.
Hi'xactone 42.
lli-xiniicr<ip(>rtu« 381.
HexAnchua :uU.
Ili'xapoila 422.
Ili'xuprutodon stK).
Register.
Hlatella 3Ü£l
HlboHthoB HL
Htldoceras 419
HlmantopteriiB 493.
Hlndella 240.
Hlndia 48»
Hlndsiella 22L
Hlnnlphnria 2JJL
Hinnitc* 2Ü2. 2i»3.
Hlppaloctryonlthe* 7.13
Hipparlon 2ÖL 862. flikL
Illpparionlx 232*
Hippldion 869.
Hlppochrene* 346.
Hippotayus 282.
Hipponyx 335.
IHppopodluii) J7i>
Hlppopotamidfie "•>'.>,
Hippopot«miia "'.h)
Hlppopu« 2äiL
Uipporhinus ■"■'>"■.
Hlpposyus 9*^?
Hippotherivim flfiJL
Hlppothoa 215
Hippothoidae 2Li
Hippurlte* 2KJ_ 282.
HfppuriHdao 2Z2,
Hinter 505.
Histialosa 5JÜL
HiKtioderma 222
HistlonotUB Ml.
HoerneMa 2n4. 2iil
Hnhlhörner 908.
Holacanthodes 522.
Holacanthus 513.
Holasptn üä2.
II.. 1 nstcr 12ä. 199.
Holaaterella 5JL
Holaatcridae 19".
Holcodluctm i2L
Hnlcodon jss
Holcodu» fi4iL
Holcolepi» üSJL
Holcosponpia ÜL
Holoosteplmnus 422.
Hokctypua Hfl. UtL
Holocentnim 594.
Holocephall 546.
Holoceplialina 471.
Hulocrinua 140
Holocyatia 84.
Holocystite* 152.
Hologyra 222.
Holoinenlftcua A22
Holopoa 333.
Holopclla aaa,
HolopbagUB 568.
Holopldae 143.
Holop* «.94.
Holoptychilclae '»65
Holoptychtua 566.
Holopua LLL
HoloMauriiH 646.
Holosteus ."<'.> 1
Holostomata 1X5.
Holothurioidoa 2J±L
Homucantliuv 53» .'»49.
Homavodon SäiL
Hoinaeosnuru* ■
HumalucrimiH i -
Homalodontotheridne ^1 .
HomalodontoUierlum flfll.
HoimilodUN 541.
Homalonotiis it i
II" i kl- 4*7.
HoinelyM J>ü
Homo ML
Homoceraa 399.
Honmcrinus 13.'».
HomocyHllte* i.V.
Homueolepis 578.
Homotaya ity» 305
lloniumyarin 221.
Homocentru» 22ü,
Uomoateuw R57
Homothetu« 502
Hornothorax 555.
Homotoma :>'».'■.
Homunculua 22)1
Hopltte» 428.
Hoplocetu* ho5
Hoplomylilus 269.
Hoploparla 4»".
Hoplophoneu* 796.
Hoplophoru* Iflj. aiA, ftlfi.
Hoplopleuridae jflSL
Hoplopu-ryx
Hoplopygua 568.
Hoploaaaru» 712,
Horioceras 42L
HorioMoma 83JL
Hormotorna 323.
Hörnern 213.
Hornsen wÄinme KL 42.
Homtrftjrer 22*.
Hurinervflgel 222.
Hülaenwlrbler filfi.
Huflhiere S2L
Hummeln äflsi.
Hund 222, 240. 212. 242.
T is LüL 7_5_L 251.
Hunde 786.
Hundaaflen 22iL
Hung-nritPi 4ilL
Huronla 322.
nyaetrulua 895.
Hyaelobatrachus 626.
Hyaemoacbua 2uü WIL
Hyaena 7 »4
Hyaenarctoa 7,19.
Hyaenictia 794.
Hyaentdae 794
Hyaenocyon 788.
Hyaenodictia läL
Hyaenodon 779. Ts ;
Hyaenodontldae 782,
Hyalaea 2&JL
, Uyallna 36.5.
HyaloKtella ü
HyalotniKoa bSL
Hyattoceraa 409.
Hybocladodus Ü3JL
Hyboclypeu.« Hfl» lffiL
Hybocnnidae 1,14.
Hybocrinua 124.
Hybocystite» Iftti.
Hybodu* 513. 535.
Hvdaopitherium üuL
Hydatina 3Ö&
Hydnocenm Ü2.
Hy<lractinla lol.
Hydrariae 100.
HydreionocrinuB 137.
Hydren im
Hydrlocrinua LUL
Hvdrobla 337.
Hydrobildae
Hydrocephaluü 470
Hydrochoera« 818.
Hydrocoraltinae IM
Hydrometluaae 100.
Hydroraetridne ZiÜX
HydrupelU fihfl.
Hydropote« 9JLL
Hydrozoa üi. 1SXL
Hyloeochampsa '.'.H.
HylaeoisauriiM 71-
Hylorpotou f»lf>.
Hylesinun 5« 1.5
HylonomuB i'^>8. MlL
Hylopleslon AHL
Hyimmiustrum Ml
HymenocarlH 47«.i
HymonocycltiB 22.
Hyinono|ihylliu fl2.
Hymenoptera 507.
Hyocrlnn« 118 143
Hvolithelhis 3üL
Hvulitliea 3Ü2.
Hyollthidae 2£2.
Hyopotamua Hin
HyopsoduB 921.
nyotheriuxn 888. 889.
Ilyjianthocrinu« 132. 122,
Uypaacocrlna 123.
Hyperammina 22.
Hyperiep tOB 81?
Hyperodapedon fi.t8.
Hyperoodon 80f>.
HypertraguluB SQL
HyplaodiiB 901
HypocrinOB 155.
Hypodladcma 189
HypolioceraB 420
Hypoprion ä2fl.
HypoaauniH <>9<1.
Hypothyrbi 24k
Hypsilophodon 715.
HypBipleura :t41
HypRipryTnmtdae 76f».
HypBiprymnopBiB 704.
HypBiprymnus Ut.
HypalrhophUH 709.
HypBoconnus '<Xi
Hypxodon '.fj
Hypxoxpondylua 587.
Hyrachlux 873
Hyracodon 87a.
Hyracodontherium 893.
HyTacodontldae S22.
HvTucoldea B2SL
Uyracops 853. KA.
Hyracotherinae 8fi3.
Hyracotherium fli^ s.. i
Hyrax H.'tO.
Hy-BterolithiiB 23Ü
HyMtricIdae 824
Hystricomorpha V24
HvotrlcocrlnuB 127.
Hyatrix 824.
|l>erjrlceraa 399.
Ibis 737
leanotio 232.
Ichnacanthua 531.
Ichneumonldae 507.
Ichneumontte^i 5ÜL
IrhUiyocrlnacea 137
Ichthyocrinldae 12L
lehthyocrinuB l:w.
Ichthyodectes 593
k'htbyodectidae -<j2.
Ichtbyudorullthen äLL 042
Ichthyoidea tVifi,
IchthyorhynchUB A21L
lchtbyornt8 7:tfi
IchthyoNareullthes ^79
Ichtliyosauria >^5Q.
IclithroBaurus l_j_L 652.
(Vi3. tKV4. I'k55. i'u'tft
Ichtbyotoml M i
Icochllua S22. A22.
Icticyou 7 rs
Ictlnocephalus 5::i
Ietltherium 794.
IctopH 774.
Ict(tp!(ldae 77«
IdJochelyn üStt.
Idmonca -'13
Idmoneidae 213.
Idonenrca 212,
Idiostruma 104.
Igoosm 325.
iRUanavms «»42
l^uanodon Tco 715 7 Ii'.
IIInonuB 422.
Iinbricaria 2öS.
linmen 507.
Inadunata L22.
Inadunata larviformia 124
Inartioulttta 215. 22H
Indrodon 922
Infnliister 122.
Infuforia 12.
Inia H04.
Inocault.H ia5.
InoceramuH 2f4. 2i>5.
Inject» 422.
Inwkten 422.
Insektenfreaaer 772.
Inaectirora 772.
IntegripalllaU 2M. ML
Interatherlum S32
Interodon 811
Inlnuiphonata
Inuus 222. .
locrinus 124.
Iphidea 228.
1 miliares 191
Isanda 329.
biaater 2£LL
lBa*traea 8JL
iBcbirorhyncbus sf>4
Ischyrodon «jfiX
I«chyodtu 548
Ischyromidae X20
iBchyTomys S20.
iBchyropterus 577.
iBculiteB 406.
laectolophns 8.59
IbIh 9JL
Ismenia 24L
laoarca 224.
Isocanlia 222.
Iaochillna 4,v<
iBocrinuH 144.
iHoeulla 2Ö1
Isodunta 302.
Isoimomon 2!&
Inoniyarla :
iBonema 322.
bwphlebia 50.1.
Iaopliolla -5H0
Icopleura 34 r.,
lsopo<la IM
iBoraphinia 49.
IsoteluB 422.
IwjxyB 455.
Imilodorotnyg Mft
IbHcus 591.
iBuniB 597
IthygTammodon A22.
IlieHa 242.
Ivania 223,
Ixacnnthufl mh.
Ixodes 497.
Jacare 697.
Jacchus .
Jaeulu« 821.
Jannss« "■ u
Jantra 2H2.
Jerea 4fi. 4L
Jerelca jiL
Jounnites LUL 4LL
Jodarata 281.
Jouaneltia ;u>9
Jovellanlu :.7'.>.
Julopaia 49fi.
Julus IIA,
JuvaTella 241L
Juvavltes 40t>.
Mudalloaaurus *'>:»»
Käfer &M
Kait)furub 7f.2 7f»7.
KallcschwAmme SH,
Kainpecaris 496
KanophyHum 7_L
Karpfen 517. 5vs.
Karpinskya 222.
Kauen 7 95.
Knvserella 232-
Keferstelnia 'isü
KeiloBtoma 34L
Keilnchneckeu 3.56.
KeirognaUiua i»7»
Kelaeno 447.
Kelliella 22L
Keraterpeton 617.
Kettenkorallon 9j4.
Kcyserlingkla 22fl.
Kiemcnlurcbe 62tl
Klenclnchwamme LL
Googl
Register.
961
Kintrena 21fL
Kirkbya 4.0.
Klippschliefer üW.
Klnakenlhiere 761,
Knochenfisch«« 'i.V.
Knorpi-lnhChc '»27
Knorpeteannideu •<■'■>
Knospe u«rrahltT I^l
Kochia 2Mi
Klienteln -t~ i
Kiiki-m-llii
Koiiim-kclla 23«i
Koninekhia £üL 2H6.
Kontnckitildae
Konim-kophylluni IL
Kopi'fUrtMlT 370.
Korallenthiurc li^
Krabben 1H_L
Krnllnlleii W26.
Kntlnwnn !>04
Kraniche "37
Kranzwirbier iilti
Krutis-Itm iLL
Kn-bsüiiere Ü1L
Kreide iL
Kn-ischerlu 411".
Kriccluhi ere 62'J.
Krokodil.-
KitMenschiMkröten
Kukuk
Kutorjrlna
Kyunor.-raM :iso
ItuUiH-hln 2L
Labrux .V.u
I.ubriilin' jJLL
LabmuauruB 70i>
l.nbrus v,»2,
Labyrinthodon 6.2
I.ahyrinthodotitidue
l,i"-,i/:'-llik 2.^.
J.aca~lnn 2a.
Lacerta 642.
l.ai-ertHla ülll
Lachc-it :l.V>.
Luchse ih7
Lack Inn in 227
I .iir im ii :m
Lnctinella :uh
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Lnevieardlmn 2'.)V
Lagunum lilL
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Liiccnt'luc 2ji,
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l.iiL;«iniys S26
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Lamiiltlar MW.
LlinillodlMi ififi.
Lampaulit :: 1 1
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Luiupyridrte MH
I.uuilM'hilitkroteii 6*2.
I.nntaiiutlierlum
l,iio<1<>n 770
LiiopIthi'iMi.H '■<'■".»
Laornf* 7:;ii
Lnosaurun 71 :■
Lapcimiisin '-'S I .
I.apparenti» :t:w.
I.nrlnii!* mi ■
I.iirinr-iiiriis fi.V.1
Lurtftla X)*,
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Larvifonnin 12;;.
l.a*aca 291
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i lAternentntefT .S03.
Ijitliniu»«ndra SL,
i Latlnis XA
Lntoniii 621».
l atu-atmi-n üL
I-aiibheuKchrecken .'i<r2.
I.aufviiKel 733.
Ijiurillardia 7.17.
Ijfrtirt <">7
Ix bia« jää.
lyecnnella iL
i I>ecanltes 400.
, I .(WM no< Tin na i-w
I^'cracanlhus .ri.~>l.
l.»'rvthocrinüti 11«. l&L
Leda 2"i6. 273.
Ledi*rnchlldkröten <*.T7 .
Lciacanthus 53fi.
Leila
Lei Wieras -122,
LeiiK'iilaria lfiiL
l.«iuderniH y>3.
Letodon 647.
I.eiomyalina Mi.
Lclopedina 191.
Ltiopteria 260
1,1'lostiiina UM.
LeioHlruca 3ütL
I.ituinu» S2 1 .
I Leimiruvue 921.
I l.finnridm» 'J20.
! I.enlleulllw iL
Iji'pailldae < >2.
Li'pailoi-rirmn ir>r.
; Lcpaa 4.V2. f>:i.
i Lepi'plitia 4 V»
LiL-petldni- üLL
| I.epetopiilx ü2lL
■ Lcplctis 77 I.
I.epidaster 174.
I.i'piilechiuus UL>
LepUle«thcs IM.
I.epidilla 4 .*»■"■■
Leplilion MK)
Lcpiilocentrldae IM.
l.epliliit-entrun 18:».
I.epiilocldaris iaä.
L^pjdtullsiniH 1"<7.
I.f i>id<»pi<l»>. r»a.'>.
LepliloptiTa 50«j.
I.i'liid'ii'ii^ r>'.'"i.
I.cpiilociuirla tUÜ.
Lepidusirri! -"■«'■ 1
I,('jti'lo«iponi,'ia jfi.
I.epidiii*tei [[IL
Lejiiilonteldae .'^'2.
F.epiiloKteu» il2^ j&L
LepidotiiK .si'i :.7'j
l,i'pi>itna ÜML
l.eporiilae ^^2-'l
l.o]>ii»>pou(lyli >ilG.
Lvpralin '-' 1 >.
l.epiaciiMthuK M^.
l.i'ptarlapiM 1 1
Li'lilaena 2Ü.
I.''ptnetiii»ca 2:V2
, I.fptillTOIliil '-Ml.
l.eptusttT 17:t
Lcptastriiea ÜL
Leptnuchoiiia v>7 .
1 l.i-pii'lla ■!
I-fpti rpetmi HI7
I.i'ptol>la>tU* Hi'J
I.i-ptoboluM '-"27.
I.t'ptobus iLL ''14
I.i ptiirardii ■'■•■'7
I,i'}>toc«'pliulu>< ■■*'>
I.eptoriTati 4:<0.
I.i'ploi'hiii'rus ss;i
I.'-ptoeiM'lia 24 Ii.
I.epti.icrinufi i'-*s
Lfptndi'MUii 260.
i.('[ilo(loiuU" :{L>;'.
Leploilon HfiL
L>-pl«Kr«ptU« um
Arr l'nlneontnliifrie
I.eptolepl« ä&L
Leptoraanis Uli.
I.i'ptomaiia 323.
I.eptomedusae 104.
i I^plomi-ryc-inae 2ÜL
Leptonieryx '.Iii1.
I.i-ptomylus .'i4ii
Ix>pttiphraetuB <>1*
I.i'jitoplirajrmu ItL
lA'ptophyllia afl.
I.Mptopuititt :>:>!■
Leptorhainplius 6'jf>.
Leptoria JJ2.
Loptostruca 47'J
I^-ptuteutliis 1 16
Leptotraehelus '»Hti.
lA'ptolraituliiia»' äaL
I.i'ptotraaului* Bt>7.
U'ptoxis .t42.
Lepus W2'»
T.estoilon MI.
I.estot>aurus 616.
Leui-fm u!» m:i. fiHS
Leucones jiL liL
Leuconlu :<f>4
Luucosia 489.
I.eucoznnla 3äl_
I.L-veilli'ia :<22.
I.ewisia -">S6
Lewiiiella 32S.
I.tbitlim 22L
Llby» üHQ.
LitHpbriuui ^t'»
Llchadne 47H.
Llcha* LilL lilL
LiclieinA'riiius LIL
I.U-henopora 212
l.iehla
Liel
bea 2£2,
Llllla lliL
Lima '2t'>.;
Limaciihii' 3f>.'t.
Liinacltia -164».
Limaeinidao 2ÜÜ.
Liiaanoniin 2£7_
I.iiuatula '2f>:i
' "■'»* ülü
Lim«'« 2t'i:i
I.lmidue 2Ü2,
I.imnaeiilae :ti'4.
I.iiumu'u« ;;>')!.
LimiuTpetüt) 017
I.iiiiiiiii'iirilhini ~'i'>
Liun<>liyi<|iv ä£LL
I.fniuiihy u> ^>><t
LimnopliiK 61».
I.fmotrnltheriuin £22.
l.iniop*it< 271
I.tllloIHiTa
I.iniuliiliie
LimulUH l'J»
l.inekia liL
l.liiiKtroi iiilii ü
Llndstmeiiiella £iü
Linnaria ::tK>
Lini-ati ll.i
I.insula ÜL 22i
I.iUKTiliisina •' '7
LiniTiili-lla
Lillltull'piH 227
I.illU'Ull'lili- 227
Lin&rulinu iL. .
LiiiLruliip* 22*
I inthia 20 I
Lioill'-Mlll« .-H-l
LiOiiol) 611 li-lty
Llocnaltiii« •-•«»
IJupistha :'.(i7
l.iopliix :t::7
l.iopleurnilon 062.
Li>i>tracus 171 .
I iolhyris 211
Lintia :;-2i'.
lyiotunni* 7 6."i
Liparoi'i r.if IH.
LippDM'lie >91.
7h
Llspocarta 480.
I.i»<^'odU« .VI 2.
IJspacanthus r>".0
IJ- (lodi-sllies *n."i.
LiMirteerua 422.
I.iBsochHua :<HI .
Listriodou üs'.i.
Listriotheriuiii jüil
Lltlope :t:t:t.
Litharaea fiäi Sü.
Lttharca 27:i.
1 ii ii- ijr.»i:iuia jüi
Lithtstida 44.
LithobiUM IWi.
I.ftliocainpe UfL
I.ithocardium 2iil
Lithocriiius Llfi.
Lithodendron ü2=
LitliodomUR 270. 271
Lithoiraster Jifi.
LithoulyphUB
LitliomantiB :»02
LlUiomylacrid ">f)l .
LithophairuB 27JL 21
LUlmphiH 1LLL
Lithophyllia hO.
Litliopoma :<2 »
Lithumls 7:;7
LlthDulalia jÜ2
Litliootrotion £2
Litopt<'rna h:<7
l.itoricola AM.
t.Htorlna ailli
Littoririella :i:t7.
Liilorinldae
Limit.'» aiü
I.itnola 22.
I. uilldae 22.
U.bite« IQäL illSL
I^)boenrciiiU8 IM'-» J1KL
UibolilheH LVL
I^ibup^aiiiinia 8«',.
UicUMtn MLL
Ixjciwtidae .M>2.
LuileUtore "i/O.
Loflutsla 101.
I/oraapborus Slii
Ix)Hiriri-iBtre* liSü
I.n'ii,'{ibarditea 401.
l.oiiHiluleiii LL
Lophacaiiihtig .::2.
l.ophlidtii' '<*7
Lophiodiirluierati ><'' Sisi
l^iplii<»liiii
l.UpIlU.iloUtilUK'
Lupliuiriieryx ^'j'j.
Lopbhinii* tv».
UiptiobrniH'hii .Mix
Lopl»oi-i lii> Hin.
Lnphudus Mi)
lAipliunotUH 4tffi
l^iphophyllum 12.
I.npho«eri> ü.
Lopliosniilia S2.
Loplui^pira
l,nr;i'uia
l.nrii'alne 22 I .
I.urii ula ' ■" -I
LoriolnstiT 112.
LurlpttB 2'.i::
l^iixiii 7. '17.
LiiA.O'lll[l >■ .'2.
I..jxoloplio.|ijti H42. M I
LuXiiliinni fi<lt». 622.
I.iixoiiom» : : 40.
I.uxoptcriii 260
Lneitiu 2'j:'.
Luniuiiliio 'J'.il
Ludwina LJiL
T.uE.lL» HIL
l.iiiiilirii'iiriu 2DT
l.nmbricoiiiTii'ti'«
Liinaiia X'X>
Lunuüonr'lii'lHe 2ÜÜ
Lunnlii ardiuni 2H.
I.IIIlllliti'B 217.
Iii
9f>2
Register.
Lurche 603.
Lurchflsche 55JL
Lurchschüdkroten fiai
I.utnt 222. 223.
Ltitraria 2j1 302.
Lutreinv* » '■-•>-'
Lutrictls 793.
I.ychnocanium 31
Lychnus 366.
I .)<■< ><1 Iis 289
Lycophoria 242.
Lycophry* 22.
Lycosaurus tiiii.
Lycyaena 794
Lygaeidac 503,
Lytnnaea 31H
Lynceltes 4, »7.
Lyonsia 302.
Lyupomala 226.
Lyra '247
Lyrlocrinus 131.
Lyrlopecten 26JL
Lyrodosnia 272.
Lyropecten 2iü
Lyslanassa 30"».
Lysia :'*r>0.
I.yssaclna 1».
Lystrosaurus i'»69.
I.yKtocvra« 322. 1LL
Lytocerattdae 41:i.
Lytuloma 67fl
Lvtta 505.
I.yttunia 231
Lyttoniidae 231
Maracus 927.
lÜMellodOD 642.
Machat-rncautlui* 550
Muchairacanthus .*■:«)
Machairodus 796.
MachlmosHUniH 096.
Machomyu 305.
Macttm-a 321 .
Macoma 322»
Macnisttir 201.
Macniuchenia 152.831832
Mncruuchcuidae 831
Macrnccphalltes 424.
Macro4'hellus :U0.
Maerochillna 3)0,
Macmcypri* 456.
Mu'TO'loil 273.
Macrolepl« _iA
Macroinirosauruf '", :»■,>.
Mucropetulichthys ■ "
Mucropezit ,'hh'.
Macropneustt«: 222.
Macropo4tidae 7'.7,
Macropoma f>l\9.
Mncroptiü "t>7.
Macn.rhipis ÜSl
Marrorhynchldae '-94
Macrorhynchus 094
Macrornis 733.
Murrogaurus 047 .
MacruM'uphltoN ALL
Macrohcruius >l
Marroslyloorinus 128
MucrotliVrfum ML
Mactra HäZ
Mactrolla uoi.
Maftridu4> 3ÜL
Mactrlnula 322.
Mactnmya 305.
Mat-rura 4H4.
Madrcpora gg.
Mudrepumriu . v
Ma«lr<>pi)ridac il
Ma>-an<trina S2.
Mu<-Ji!i<lriivp,)i)iri<liU'
Mai-nf'Ccra-i :v.»9.
Mause *24.
Ma-.'ii- 21V
Ma«iiM'l]a 211
Mugellmita ?•»»■
Magila 1"i.
MagTioala 189.
Makrelen mhv
Malacostraca 450. 479.
Malaptera 345.
Malletla 213.
Malleu« 1
Mallotus i-,
Mamilla h:;<;
Marumalia 73*.
Mammlte« . - . '
Manathcriuni 91 S.
Maiiattu 211
Mangilla .;'>'<
Manldae fill
Muni* ML
Manlaauru* 062
Mannla
Maunodon 766.
Manioo«lon H4j>
Manticoccras 322»
Mantldae 522.
Marabu 737.
Marder 71*1 .
Manila 222,
Margarita 328.
MarKttrite* 405.
Marginella 3ji 353
MarginilVru 233.
Marginulina :•<.
Mannolaiclla 322.
Marsupialia 76 1
MarMipioiTliuiR 122.
Marsupile« Hl 13JL
Marsupitldao Iii
Martesla 302
Murtfulu 2JÜ
Martini. .puls 23*.
Mastigocrlnus 13ü
Mastodon £11 Mti
MHfitirduiisniini^'12 'd t '-21
Mastowia IL
Matercula 221
Matheronia 27''
Mathilda 31L
Matthowia 3JÜ
Maulwürfe 774
Mecoehirus iy»
Mecvnodon 2?vs.
Med'llcottia 101.
Medu«<jnhaupter
Mt-ekella 2ÜX
Mci-koeeras 402.
Meeradler .*>4ö.
MctTbratiwn .ri94.
Meerelfheln I u\
Meerschlldkroten »il£.
Mcffaceratops HHO.
Megacerop» HXO
Mifiif-ros 2£ü. 22!i
Megachiroptcra 77'.
Mepnc>>tites UüL
MegadenniUR 2sS
Megaladapi!< 'J20
Megalanla ti42.
Mcgala.*pis 17'.'
MegaUonthyi ififi.
Mei;allthi8ta ü
Megalodon 2S2. 222.
Megnlodonüdae 2?>2
Megalolepk &2I.
Ucgalomoatonu xti.
Megalomut 2ü2.
Mi yalonvchiila«- 812.
MeKahmyx Hl 2.
Megalornlt 7:t:t
Megalooauridac 70".
MejriiloMiums 7'i'.'
Megulotritiill Ji2L
Megaluridne SM.
M'-^alurus '>S4.
M'-gainboiiiu 270.
Megamorlua 12.
Megauiys £21 S2iL
Mcgantert« 21t
Megaiitliotcliilllii ..02
Megaphyllltes m. HC
Megapleurun ■"■"''.>.
Mt-Kaptera 2ii2. Mb
Megaüpira 3<if».
Megateiiüd» HL
Megatheridae SIL
Mcgathcrium Hll
Meenthyridae 21L
M. pithyris 22JL 211
Megurlea - 17,
Mcglstoerlnui 128.
Meiulania £33,
Melonoruls 7:t:»
MehimptiN ;{f>1
Mt lancrpeton ülfl. ft!3 Ülfi,
Melania SIL 312.
Melanilda.« aLL
MelanopNlx 342.
Melantho 33L
Meleagritia 'JiM.
Meleagri« 7:U. 737.
Meies 122. 123.
Meletta hil^
MelltU 121
Melllvora 222.
Melu 3ä3.
Mclueems 3<s0.
Melocriiiidae 131.
MeJuidae .">Q4.
Melouella 4JL
Melongena 3 '»2.
Melonltes IM.
Melosuuru'- Mft
Mend>racidae "ifl:t
Membranlpora 211
Membranlporidae 21">.
Menaspls MU.
Mene .ri%.
MenitiOodon KV>.
MeniNCO»-»»us 7t^<
M'':ii->''>lln'ri'lHi- 854.
Mt'iiifCuthorlum 855.
Mcnodus 880
Menophyllum 22. 12,
Menop* JjSfi.
Meiiotherium IL^.
Mensch 930.
Meiischenaircn 92H.
Mcnt/ella 23i
Melocrinus 131
Melonitldae V<L
Meoma 2ÜL
Mephitis I2X
Mcretrlx 222.
Mergus 7:17.
Mi'tlstu 21L
Meristella 21Ö,
Merlstina 21ü
Mcristodon 531
Meme 221
Morostomata 4ML llül
Merychlppus lMi7. stw.
MerychiiiM 897.
Merycochoerus 8ftii
Merycopater 895.
Mptycopotamus VI
Merjcolherlum ü21
M'-saeodon 922.
M«-a!ia 332.
Mesaxunla ^V'.
M'-x-mbrlotherlum ihL
Meslteia ..7
Mesites 1 >7.
MfsobblStUH 1C3.
Mcsoblattina -•■02.
Mesoeetus iUfj
Mesocritiu« 141.
Hcnodemaa :W)L
Mesodesmldae :<01.
Mcxtdou
Mesogaster Ü97.
Mc-ogumphus 541.
Mesobippus 866.
MoM.lepfs 573
M< -' 1 fttos r.42.
MesolophodliH 7»43.
Meeonychidae 231
Mosonyx 222. 7hQ. TJiL
Mesopithecus 927.
Mesoplodon 8(>5.
Mesurhinus 839.
Mesosauridac e;:r?
ilesosaurus 637.
(esosuchla 68"
ifespiloerinus 131
Mesturus 57fi.
Metablastus liil lhA.
iletacrinus 14'>
Metalla 201
Metalophodon M2.
Metamesosuchla r.96.
Motamynodon 874.
»letaporhlnus yjs.
Tetathcrla 7fil.
etaxithcrlum 21h
etopacauthus 547.
etopla» Ü22. g21
letoptoma 320.
.»letrlodnimus 7tw..
Metriophylluiu 72
Metrinrhyiichldae fiJH
ifetriorhynchus Ü2L
"etrlotherlum Slü.
.(etuln 3ÖL
eyeria 4*7
ilacidao 783.
»liacls I«L
Mlcheliuia 21
Mlerabacia 8L
Mlcraster 2ÖÜ. 221
Microblothorlum 222.
Microbrach in 617.
Microbrachitim ül
Mlcroceras 417.
icrochiroptera 77t'..
icrochoems 221
icroclacnodoti 780.
illcroconodon 7f>8.
»llcrocyclus 21
Microcystitea 156.
>!icroderocera> 1 17
ilicrodiadema 189
ilicrodotna 327.
illcrodon 288. 575. 521
iflcrolepldoptera jöl
ilicrolcpidoti 582.
ilicrolestes 7f4.
icromaja 489
illcrouielaula :£»9.
llcromerj-x 221
tflcropholis >>21
»Ilcroporinus 143
Mlcropsis 122.
MicroMUtidne füll
illcroschiza QU
Jicroserls 85.
illcrogolena si
rllcrosus 221
iHcrosyops 921.
licrotherlum 521
Jlcrothyri» 247
tücrnzoum 505.
Mi da« 221
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lilben 12L
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iliinulus 232.
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Iloplosus 59f
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Register.
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Mitra 352. SM.
Mitraefuaii* 851.
Mixodectes SLÜ
Mlxosaurua 050
Mixtotherluin 823.
Mizalia Hü
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Modiella 208.
Modiola 220, 221
Modiolaria 27 1
Modiolopsidne 202.
ModiolopBlit 220.
Modiomorpha 220.
Mdven 737.
Mogulla 222.
Mohrenstcrnla :t:is.
Molni 2J2L
Molche fi27.
Molgophfx 018.
Mollusca 250
Molluseoldea 208.
Moltkia 28.
Monactluellida 42.
Monatherium 7(K>
MouazoDt* Ii.
Monaxonia 4:i.
MonograpttlB 107 108
Monitor üü.
Monocero» , 11
Monoclonlus 714.
Mnnodacna
Monodon *04
Monomerella 228.
Monomyaria 259.
MonophyllitcH 4!äl illfc
Monopleuni 2?tt 222.
Monoprion IM.
Mouoprlonidne 108.
Monopteria 200.
Monoti* 20L
Mouotrcmata 7 eil
Monotrypa ftü.
Montucuta '291.
Monticulipont '■>■'»
Montiouliporidae 25.
Montlivaultia Sil.
Moosthierrhen 203.
Morio 3ÜL
Morrayrus M3
MoropUH HH2
Morosauru* 704 . 201
Mortouicera* 431
Morphoceras 422.
MosHsaurun 044. 045. 040.
Moschinac 203.
Mosch tu ÜÜ3.
Moschushirsche 903.
Motucllla 232.
Mouillacithcrium Hin
Mourlonia 323.
Mühlfeldlia 242.
Miinstcroceras 322.
Mugil 521
Mugilinidae 52L
Mullctia 201
Multittiborculata 202.
Muntjukhirsche 203.
Muraeuldae ihSL
Muraenosauru* <W»3.
Murch Isouta 323.
Murex üfl.
Muricidae 250
Murldae 821
Mus 821
Musca ÖDiL
Muscardlnu* 821
Muscheln 2Ü2.
Mu^chelkrebse 4.VI
MuBcidne äiKL
Mustela 791
Mustelidae ZOL
MUHlelll» r.s*
M»t«Ia 2i5. ^al
MuttellM 223,
Mya J112. 308.
Myacitea 301 aOö.
Myalina 2fi*L
| Myallnidae 269.
Myalinodonta 2iV0.
Myalinoptera 269.
Myeedium 85.
Myeetes 226.
Myoctophylldae 5ÜO
Mvidae 302.
Mylacris 501.
Mylitgaulus 822.
Myliobatidae 541
Myllobatis Mfc.
Mylodon 813.
Mylodontidae 812.
Mylognathus M9
Mylorhina Q4iL
Mylostoma 557.
Myooonchn 2IU.
Myodes 823. 821
Myogale 77 1
Myogalidae 774.
Myolagu* 820
Myomorpha 823.
Myophoria 2*7.
MyopborlopiiiM 287.
Myoplusia 222.
Myoxldae &21
Myoxua «21
Myriacanthidae M7
Myrlacanthus '»47
Myrianites 208,
Myriolepta 523.
Myriopoda
Myriorrochus 201
Myriozoum 21 H.
Myripristis ÜÄL
Myristlca 352.
Myrroeeobüdao 770
MyrmecobluB 220.
Mvrmldium 507
Myrtea 293.
Myrtlllocrinua 121
Mysideu 202.
Mysta« ocoti 80g.
MyatriosauntB 623.
MyBtrophora 2üJ_
Mvtflarca 2r»9
Mvtilidae 27JL
Myttlops 2tilL
MytiluB 2Z0. 271.
Myxofponjriai; 40. 43.
Mycootomidao 2ÖÜ.
Nager 811
Nahe* 2Ü8.
NannoBUchitB fiOfi
NanocrinuB 127.
NanomyB 7rVi.
NanosauntA 71A
Saosaurus '.<-4. i.r^.
Narcine f>4 i.
Karcobate« .r>4*>.
N'arcode* üäö.
Naneu« ^96.
Nimsa 342. 350.
Nassellaria 3£L 32. 38.
Natlcn UL
Naticella d^lL
Naticidae 330.
Naticopsis 32S. 330.
Natiria 330.
NaucorlB Ct04
NaupliuB 4"i0.
Nautilldao 382.
Nautiloidea
NautUiiB 321. 322. 3M. ttb.
N'ayadidae 2H."..
Nayaxlina 2fri.
N'caera 30L
Neoatopyjrus 1512.
N'ecrocarciniiB 4S9
NecrodaaTpni hii
N.-tTocHniiiniruv
iXi-rrolciiiur i
NitTomanift 8.
Necromantis 777.
Necroscylla 4S2.
Nelthea 262.
NemacitnthuB öüQ.
Nemachilus /iSH.
Nemapodia art
Nemathcriuro .sia.
KematoKtiathi ■'■>■■>.
Nematopty cbiiiB 571.
Nematura :t:<7.
Nemertltes 20».?
Nenu-ütrlnldai> 'iQfi
Nemopteryx öfilL
NeobohiB 222.
Neocatillu« 26.r».
Neocrinoidea 123. im
Neolampa» 197.
Neollnuu hll
Neolobltea 108.
Neomenla 31 .s
Neoplairlaulax 7Ü2L
KeoracanthUB 812.
Neorthroblattiua äOL
NeoBchlzodUB '2X1.
NeotbyriB '-'«*»
Nephrop» 4H7.
NephrotUB 579.
Ncpldae MB.
Neptunea :V<1
Neptuntth r.'i>
Nereiden 207.
Nerelte* 2üL
Nerinea 342. 343.
Nerlneidae 342.
Nerinella 343.
Nerita 33L
Nerltaria 331.
Nerlttdae 330.
Neritina 331.
Keritodomus 331.
Neritouia
Nerlti>mop8i» 322.
Nfrltopaidao 322.
Neritopsi« 330.
Nc«euretuB 470.
Niuodon 53SL 837.
Xesodontidae Mf>.
Nesokerodon 820.
Ncftokia 824.
N'»HBclthiere 6JL
Ketsflflgler 502.
Neumayria 402.
NeurogymnuniB 77'»
Neuropora 9jL 22.
Neuroptera 502.
Neuropteroldva 5ÜÜ.
NcuBtlcoBauruB '»i'i«
Neverita 33Ü.
Newberria 24 ti.
NlleUB 422.
Nimravus 79fl.
Niuella 325.
Nlobe 412.
Nipterclla 50.
Niso 34L
Nltirlidae 504.
Nitidula 505.
Nodelea 213.
Nodosuria 2Ü.
Nodosaurus 714.
Nomarth ra 811.
N'onionina 32.
Norella 243.
Norite» 400.
Norman ites 423.
NoBtolepis .»30
Notaeu« 585.
Notagi>KUf '"1
Notharctus 921.
Nothoceraa 383.
Nothosauridae £52.
NothnsauruB fi.*»7 fi5a ft.'»o
Nothrotherium M2
Noildanidae '>34
Notidauus "i.U.
NotioMturuM >>4'1
Notornla 23L
Nototherium 282.
Nubecularidae 24.
Nurleata 246.
Nueleoblantldao 1*"»4
Nucleobraiichiata 3.'»6.
NucleocrlnuB it>4
NucleoHte« 12t
Nucleolltinae 120.
Nucleospira 22>L 232.
Nucttla 222. 223.
Nuculidae 22Z
Nuculina J2A.
Nunieniu» 7::".
Numismocera« 3t>9.
NummopalatiiK ~>9?
Nummularta 379.
Nnnimitliutdae 30.
NummuliteB iL 32.
Nva«Ra 270-
NyctilesteB
Nyctitheriutn
Nyctopora 93.
Nymphaeops 487.
Nystla 33L
NythoBauruB 605.
©bolella 22L
Obolidae 220
OboltiB 22L
Ochetoceras 420.
Ochlodua 532.
Ocinebra 3iL
nctactinellidae 54.
OcUictinia 22.
Octocorallia 2L
Uctodntitidae 825.
Octopoda 447.
Octotomus 843.
Ocullna 22.
Ocullnidae 22.
Oculospongia 00.
Odonata 503.
Odontacanthiia 555.
Odontaopis
Odonteu« .ri9l .
Odontocepbahi« 474.
Odontoceti 803.
Odontocolcae 733
Odontopterna 205.
Odontopteryx 737.
( »dontostoma I
odontotorniae 7;;i,.
OecoptychiuB 388. 424.
Oecotraunto« 42L
Oehlertella 222,
I >.T1. .1 1 tl I
OcnoscopuB 584.
OoBtocephaliiB 618
Oestridae '.06.
otVuster in^
Ogygla 402. 422.
oldhatnia 234. 235.
Olenellus hAL HU.
olcnldac 402.
olenus 402.
Uli (robel us 58£L
Oligobunis lüs.
uligodon 284.
oliRoplenrn« 584.
Ollgopori 140.
Oligopotai im.
OligosauruB 712
«>liir«'vlncui< .
ollRotnma 3.V».
Oliva 354.
Ollvldae 354.
Ollucrinus 13L.
nmalaxis 332.
Ontnmy* 223
< »uiosnurus 712.
Omi^mna
umphalla 332.
' »tuphaloclrnis 324,
< »inphalodus 579.
Omphalophyllia S7
OmphalopteniB 328
Google
9f,4
Register.
Omphalo*asrdn 3fV».
Omphatotrocbai 32-'i
Ouiphyma T
Onchlodon tV-H).
onohotnu'hij« Li.
Onclitiü üiL lUL
Oncobati* >l .
« »ncochilii» SSL
Odoobm ü4£>
Oncoparia 4 «7.
OiiCdphoni '">9
OlMHMptni 327
Ondenodon «*♦«>'»
ouihcia ß4£,
Onnatai a23.
onyebastcr HW
onyrliia 2ÜÜ.
Onyrhoerlnim l:tx
OiH'rm» 3Mi.
Oonia :ui
OoiiooirrlmiN 4*H.
Operculina 20. üL
Opblderpetoa ME
Ophidia tiü
ophiilliKoniK ail
üphlleta J21
< »plili K'cras 117
OpbiOCOBM 170.
Ophlnortnu« LH 12SL Uli.
Opbiocteu liilL
OphlndtTtna Ii 19
ttpliioKlypha 1«. 170
Opbtolopti LAB.
Opbiotnuslum wo
ophfop»!» iSL
ophiraphlditi-* jj.
ophUurns -S9
uphinra JüL
Ophliin-uo lt.!'
ophlurvlla HiL
ophliirtua lü
npblurttei lio.
ophluroidca '■ >'■•'■
Opilloiifs 121L
Oplf 222.
Opino ma 222.
opWthobranohia a££.
Opiflllioturnu* 922
opistoptervx ''W
Oppelia ÜS2. 1SL 12L
oppHlnae 120.
OpslKOIHlü
i >p!lialinn«aurii)> fi.'»6.
Oracantbtu ftjfi, QfiL
oracodon 7 ''»■"■
Orbtolla 228.
(irbliMillna 21
Orbii-uloldoa 221L
orbignya 282.
Orbiperten '-'f.i
Orbltoltna 24.
orbttollnldae 21
■ »rliltoidr* a2. aa.
(»rbitullte» iL
orbiillna 28.
Orea 321
Orcynus ü2L
t ireiuter lia.
Oicodon Siüi.
Oreodontldiu» M9Y
Orooplthrcu« i»2iL MB
( Iriostoma
< »rmoci'ras 379.
oni.itl 122.
OrnlthocM-phabiü 221
< »rnittux lit'lrii* 72.Y
ornttbo«'h<'lridae 72»
Oraitbodelpbla. IHl
Ornitliodi-smtis 72.Y
Ornithomtmai 7«9.
i »rnitliopodidao 71 t
Onüthoputa 2Ö2, 20a.
• irnltlmrhyuchn« 761.
»»raltlioMichu* «-S7.
< >rneyMtitr>s ir>4
' »rodus- ."i.H.'>.
Orohlppus 861 Sfii
Oropliocrlnu» l .9. l «vi 1 tV»
oropliowiuruii MB
orotherlum SM.
Orthnspidotherhim S.V».
» »rtlmruntliiiH *i32.
Orthacodns üS.
< •rtliaRorisou* jlü
OrthamboiillfN 2M.
• •rthaulax 3JC
orthi* 2ÜÜ.
OrtbMoa 231.
< >rthoc<ra> all Ü1L aiii. asii.
i tftbotsoratMM 37 s.
Orthoridaris IM.
< irthocosta 617
Orthocytio«lon 874.
< »rtlioiliMiin
! •rtboduntiecux 233.
(»rthonota :t0:<
< »lilumychla 2iL aSj.
i »rthopieurodun "><0
«»rlhopwla 710
ortbop.Hi* 132.
• »rthoplcra jML
Drtbopteroldea joü
<)rthü)>tyobus 213.
onliopiiH SßL
< »rthoMonm :v»7.
OrilioHtropliia "Jai
< irthuthcea 'MZ
orthothct«* ZiZ
< »rlhothrix 23i
i »rlonla 2ÜJL
( »r>pctiTOpodldaf Hl 1
i iryctoropui kiv
• Kculipora 'J13
Osilinui aas.
Osmeroifl«1« ">H7
« »slPOKlo^t-idao M2
' fntroIrpWtf *i«>7-
< »Ktl'olt-pig ■'»fi7.
i »steopykri- (jTJL
< i-t« 1 1~1 raff V».'t.
»►Mracioti filft
i »straciida 1 1 i ' I
< >!<tTacow-nt!il!< iL!
l >>lrctl L'.'ni. L'i'7 -J'-H
i »rtreidai' 2li7_
otarla 122
otaridao IüL
otenijfnathns tiüL
OH* 122. 2UL
Otc.dtlM hlh. Ül
• Uulith 52JL
otnpdina 3^4.
otostoma :<:ti
< Ittel 22L 222. 22a.
(»vlbuH '.M.'.
oviYlvpt'U* 122.
(ivinae 2LL
Ovis 9UL
Ovula aiL
< »xyaona 7^:1
( hqrelMnldM 122.
< i\\ i'laonus 779.
• »xyrlytiK-nla 397.
< >xydunt<Ji<auru* MB
< »\\ L'luvsii« 629.
< >x> inutbtu r»7:i
Oxy'.'iiinplilllH 771
oxy»;>ni« tSt
OxynüctenM vji
t >x>notic»Ta»> H>7
rxyoDduthortnn]
OxjThlnn ">:!9.
( )xyrhvtirhidac 4H'.>
> ixystele a2l 22i
< »xytitomidM m
oxytoma 2ö£L
Paarhufer 3^2.
E'sfbMtrclIa ü.
Paclittiitiii IL
I'arln iiono 7"0
Pwhycardl* 230.
Pftohyotffti 407
Parhyrlypea* IQ.1».
pAcbycoriDldM ftfi2i
l'iu'liyt'onnu«
I'atliyrynodon 7-*6
l'achvdisriiH 4L»7
Pachydomu» 23h_
Pacbytricma 220.
I'achyKonla 624.
Pachyjryra fii,
l'ai-hvl.'piH ±tl
PachylemurtdM 220.
PachynxsmUodoo 290.
I'achyiiiytilus 220. 22L
PiKehyinylai M8
Paehvnolopbu» 8<>4.
Pacbyodon a03. 50i
I'acliyiNldDla 274
rai hyhylluni U_
Paclij-pieura «"■«'■0
PiK'hyixiuui ,1
Pachyporn 21L
Parhyptfria 2!ill
pHrhyrhynchnn 679.
Piichyrin-ii-. ^'il
Pachyatroina im
l'ai-liyteirhiMiia
Pacbytentbl« ilL
Pni livtvlodU SL
Past-ilu«. b2±.
Pasurat i*t
PalMftcb BS,
Pala<*a<'iua<'a Mfl
Pala< anatlna :tO:i
Palaean-a 26'.».
Palat-astacuc 4*7
PalaeaMer 172.
Palaoaxplii .r»,'i2
PaJaedaobtn MB
PalaCohiniiK 12L 133.
PttlMfS 1SL
Palafudtbaliii 737.
l'alaeludUR 737.
Palaenion 4s.r>
PalaiuballKtum .*»76
Pahicubates ."»36.
Paliii'i'batrachu» fi2i. «J2L
Palat'oblattina r<<)0
Palattiranipa 496
l'alacoL-anlita 233.
l'ala^K'arls 482.
PaltK'Oparpflfuc 490
PalatMicarysti'.H \-:>
l'ahn'iicboiTUfi H*^.
l'alaeticidarN 131
PalaoocimiB 737
1'aliH'iiriiiiiH 172.
PalapocTanRon 4S2
l'alni-ucrini'idi'H 12:1.
PalaeocTlniiK IM.
PalMMMsyelldM t_l
PalacorycliM 2L
Pillacot'von 7Hft.
PaJaeocystitei HL
Palaoodlrtyoptora .MK)
rulaeodisoiiK 172.
Palaeopak« 791
PalacoKnuiliiaru* 482
I'alaoocrapnim 190
Pala>'<ihatti-r)a >•::>'< >'■:;'
Palaetihlcrax 7.;7
Palai-<.laKU>
l'aln«'olaiiia H9i>.
Palacolemur !'21.
Pala<'olyi-u.« .'»'.' 1
l'abifonianoii 13.
Pa)i4Kimediua i.hq
Palaeomeryx 9»i
Palni.'i>u)ut«'la 2 vi
l'alaeomya 2'.'2
PalavoinyluH M'
l'alai'iiniirica X10
Palaeonetto 272
l'alai-otilrtldae 231
Palapootctlii 232.
I'alauuuli^'idae 571.
i7.'il . V>7 8«.2.
PklMoaboBi i2J M2_
l'alaeoniau 3U_
l'alaeooyetafb 777
l'alaoopalaomon 4>M
Palac-opt- mphlx 4>6
Palacopordix 737.
l'aluf'plils i.l9 .
Palaoophlura 1C9.
1'iilrtAHiphoOii 7 99
I'alaiHtphtiuu« 49**
PaliUM.priimodim 791
Palaeopythou ül2
Palaeorrhoada ^2.
Palaeorvas 91 1
Palaeorliynrhidai' jlü
PalaiMirbynchu* n»1!
PkteeonuN 228
Palaeortyx 737.
PajMoryCtefOpva Sl 1
I'alaeoryx 91 1
PalaeosaiTU» Vi
Palaeosauru» 707
PalaiM»Ktcptr«»n !»•»
Palacoxcyllium ±H
Palafoiolpn ML
Palaoofpinax '<■«■
I'alai>oH]iiza 737
I'alaeiopondvlns ."i27
PalasoaielUi "122.
Palaeofitoma 201.
l'Hlacosyoplna«' 87h
Palae.^'yopn STA 322.
Palaeoteutbix ,Vi2
Palaenlln'rinae M&.
l'Hln«'<illn riu)ii 7.M. y>7.
>' ~> ••■<■
Palapi>lrai;UK 907
PalarKJtriiitra 737
1'alatiovaranu» 642
I'iilapt«-ryx 7.'."»
PalaMfiina 112
Ptlaatarbictia 122.
Palecblnotdea 132.
Palerys l42.
l'nUiyiicnii 7l'4
I'alimphyes ."'97
PalhiK>Tila MtL
Palinurldae \<>
I'allnurina iSSL
Palinuruü ISfi.
Pallium 2Ü2.
Paloplotherlum MB
Palondu^titi 2flL
Paltodii» 207.
!'alu<]Ina 337.
Paludlnidat- aaii
Pamplira<'iiif .W'.
Pandora :<Q7.
Pancnka 29J_
Panochthti!> 311 iill äli!-
Panolax B2S
Pannpai'a 30"v
Panopu4'tdae Ml
Panorpida«* »03
Pautolamlididae iil
Pautol«*«l<M« 8-Mi
PaDtylni 6SL
PanzerlNche äiL
Panzorhiri'ho ^)tv
Paolia ^OL
PttpflMlcO 7;lT
I'aphia aitL
Pappli'hthys
Pararardium 294
Pann-i hlt' « lül
Parin yathus 79
I'aracyclas S92
l'Hraduxidex 170.
PunihyuK **7
l'Hniliunpii« 197
Parulb-Iudun 273
l'arainclanla 341
l'araiueryx h«.>7
Paramudra Ii
Parainy* 32Ü.
l'araprouorilcg 400
Hes\ fiter.
Paraproaopon 4 SS
Para&copelui QSJL
ParaaorfX 774
Cnritsiictifa fiKt
Purasuchu* r.V.
Pnraxonla SS2.
1'nri'ioMiurlit ii«v»
Piiri-losHurus r,»,t',
Parcxun .m
Piirintlrhidat' t'.4'«'i
I'nriotii-hUN
Parioxys »''-'0.
1'ariHocrinu.«
Parka Uli.
Parkeria ML
l'urkin^oolii S2Q, 122.
Parmarcllina ar..V
Parulda«- >tM
l'iirndlct'rus :tt>8.
ParopM* •-»i.O
Parthano^auru* ''-"»*>
Paryphot-'luum :ni
Passalacodon 774.
I'assalixlon *>4'.t
Pii^sya 291
I'ilMiliai-il .VH'i.
Patflllocrinu» 128. 12a.
pMt«>]!a 320.
Patellldae 320.
I'iiU'Uina üJL
Täterin* 222.
l'att-rula 227.
Patriareliux Ü32.
Patrhoaums «V12
Patriofelis Iis.
Patrocardiuni 2'M
Pattepumia Ü3.
Pam-ituberrulata 7 >'»,"».
Pauruduu 770
Paussoidef» '»ft'i
1'avounrU 23.
Vortun 2IÜ,
Peetlnidae 2/.1
Pfctunculua 212.
IVdina J^ü.
lVdlpali>l isa.
ivlatfortiis 7:t7
IVluKOsauni» tillL <>9H.
l'i-lHtKf-hlniiH IhL
Pel&rpjrhvnchiM ftW'J.
P.-Iat«* iltL
Prltvanus 7:t".
IVltTiHvra* Hü,
PcW-eopteru* "i9^.
I'cli'i'.vpuda 2V>.
PHU-nrapi» ■ »97 .
Pclioehelyit tiäL
l'clion illii.
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PHophliu* ti22.
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Pelosauni« '•OS tiitL
IVltarion 32U.
IVIliiülifi H2. Iii.
I'i'ltfphllus all.
Peltc.i-.ari* 1ÜL
Peltoeeraa l
Peltodus Ü2.
Pcltura
l't-lycodus 22L
Pf*l> im-auria liiiL
Peniphix läü.
Penaeus 4M
PeitiTitptis iL
Ptnnatulldae Uä.
P«-nnHtullt4* 2*.
Pentaerinacea iül
Pi'ttiHcriuid»)' M4
Pifiitafrinu» 144
IVtiiuciiintla ML
1'oniatjotiantcr Iii.
Penta^onla 'Jio.
Pentamerella 242..
P^ntameridm» '24'.?
PoDtanicrocL-nui :Jtl
. PuntaintTUK ?4"
l'ontujili\11uin 7'.'
l'cutala '.'Ol
Pcuti-pliji lluui 1 r.."i
]'>-nt««'frn> [7::
Pt-ütri'iiiiU'f 111L IÜÜ. 1«1
163.
Ponüftiiitidae 1£3.
Pi utr< initld!ii üü
Pcralest«» 7fia
Pcrumi-Iidait 770.
IVraspalax 7t"ia
Pcrutherfum 771.
PrmthiToutlio* 771
Perea '.2.1 aM.
Pen-licM-ni« hx;>
I Pcrciilan .94
Perefrrinella 2JJL
Pereiraea 34fL
l'oruuinidla 2Ü9_
PfTlaninllum 1S2.
PiTlht» 213.
PerteoRniu* 2QL
V< tU \r]w 322.
IVriechocrinui« 12*.
Perlploma 302.
ivripn<n^i<>* -'Iii
PerlprlMtis M3.
P< rlptychldae s.'<^
Ptript>'clni> >ÜL
Peri>riiof ililnida is:i.
l'erl^phinotos -124.
lvrtfsudai'tylii hTi.'i
P«>rixtenda a.M.
PtrltrfNiu« 612.
Perlidue üÜ3.
; Perna 'iiA. 2>i.')
Pernldae 2üL
Pfniopei'ton 2f»i
Perno^trea »">.
IVmnlcvras 4:n
Peronideüa C41
Poronorcnu« 4-^
Peronopora 2äL
Pt i>ona
Prlalla ißi
Prtulodontidae '-\ l
Pelalodopsid MS.
PcLMlodllh :VI'J
Petolopora 214
Pctalorhynchus ;">42.
l'ftalnspyris 3J_
Pct< r>ln '*:i47
IVtrala IL.
Pi-trobatcs i\{fi<.
Pi-trobius LUÜ.
Pctrophryne 62L
! PetroMifiiUs £^L
Puxldi-lla 1LLL
lfeifliai)«>n
Pferd Hfl.
1 Pflanzi-mlilero 3a.
Phadtes 3L
Phacopidao I7:<
P))HCO|)H na. ül
piiiiouoüclijmua lfi-i
Phncoduria LLl
Phalacrooorax 7:i7
Phalangiotarbus 497.
PhalanjriHtlda/' IfiiL
Phan<Tüpl<HiruD iLÜ.
Pltuni.Totiniu XU.
J*hau»To>iaiirim üfil.
Phani;rozmila 122.
PhanoKcniu lifi.
Pharclwra* HOL
Pliarclla üüL
Ptiiir*'trclla 3ü2.
Pharctroni?» j2.
PharyiiKuirnathl ~><M)
Phasculoniyidac 7tLs
Phasfoluinyv 717- 7ti.H
Phase« ilon u» 7fi.s
Phiiheoluilierium '*'<*
Phaplanolla a2fi.
• Ptiusiitiii lluluc 221i.
PliantanuB 787.
l'harimldae 502.
PhenaeodontMa«? ht>4
PhvimcoduN n"i4
PhialoorlnuR 132.
J'lillhvdrns Isfii
Phtline üüa. 3Ö2.
Phflli[>sa8trnfa IL
Phllllpsia 122.
Plifloerlnus LSfi.
PldiiiocrlnuK 12'>
Phlfpciliontla fiü
Plilyeta*-nasp!s .'>■*>(■.
Phobrrwthrriuni H32.
Plliiea 222 799
Pliocldui' ~s2L
Pho<odon Sül.
l'liod. rncanthiis ,v.l .
Phoi'bodii8 .'i:tO
l'hof-nleopterus 7:t7
Phola«U'lla 3Ö3.
Pholadldai-
Phuladocariü 4hQ
Pholadoiuya :<fi>'.
I'liolailomyidae 'MC.
I'liolas 30«, 3Üli
l'liolldooi'ntrus
Pltolldophoru» '»HO
Pholldophyllum Ii
P)ioltd<ipli uruM jSÜ.
I'liolldops 2^2.
Pholidü.saunis A94.
Pliulhlurud r~n
Plioreyiiis ,'>4:i
Phornietldf« JJiL
Phonno«««-]]a ä2.
PhoniH>«t»inia ist
PhororhacuH 7.H4
Phorus 222.
Phos XJL
PhoKphorosauru« ft47.
Phrat;jii«ieeraj« :<7.'« .'.Ti'> :
Phravmoplifira 4::7
Pliraßinotelilhl» 444.
Pliraimiotlieea 3r'.2.
Phrv^aDidae äüa.
Phrvniis i«!S_
Phtlumia 303.
Phyels jSJL
Phylaetolaemata 210
' Phyllacauthus ISfL
PliyllaDRia SLL
Phyllucarida 422.
Phylloeenui 3ÜL ili
PhyllWi-raildae HL
Phvllocoenla M.
Phyllüfriruis U3
I'hvllodoeites 2DJL
Phyllodu* iüLL
PhyMugraptUR 1Ü2.
Ptivllonotus :t.M.
Phvlloiioda JU. IjH.
Phylloporn 2LL
PhvlloKinilla kl
Phyllnspoudylt üLL
Phytnuti'lla liL
l'hymaliffr 32L
PliyiuattM'craf« Iis.
Plivnn-elilmifi n»i
Physu aiü.
Physcl.T SOi
PhyBeteri«iae JSüä.
Phys<'t«Ttlift .sQ-i
I'hys.-toeriiins 129.
Physlehlliy.i :..VI
PhysoclyBti aUÜ.
Physixlon '«:-{.s stv>
Physon«'inris .vio. -"' »1
PhyKORtomi ."ist;
l'hytoiryra Sj.
Phy(«»!«aurus '-M.
IMetetia 1LL
j Pil<-«ilu? ML
l'ili-opsls 3iL
I11f!us 1U2.
i Piloei-rus :<7*
I Ptltmücken iüiL
I IMnaeites 328.
j IMnaeocrra« as+L iSZ
1 IMnacoeerartdae 11^.
PInueodus !V4i
Pinacoiihyllum 84^
P^n«J1JlI.<• 7.,u'i
Pinna 2f^>
Pinnatupora 211.
Plnnidaö
PiiniiKena 'J»i.r.
Pinnipidfa 7t)7
Pk»nocrinuB v^L
PIliiomeruB *>t,2
Ilronaia 2Ü2.
Hsaiii'Ha 342. 3i2.
Pi.«anla jtl2,
Pi»e<i« ilfl.
PiBidliim 22fL
Pisoeriniduo 1 2.'>
Pisoerlnu» 12ri.
ÜMotaurus fti.O
Htlu»elstun aUfi.
Hlhodea 340.
Plaecntalfa 222.
Placeiufccfa» 4(>7.
Plncoeomla B3.
I'latoflcrml .v»!
Plaendontia < ~0
Pliuod«» f.70 <".7 1
Placuiil.-i i2L
Ptacoidsflmppen r» 1 1 .
Plaeoparla 47*'i
Plaeciphora .113.
1'lacophyUia S3.
Placnppfltnn 2a>
Placosndlia S3.
Placothorax Lüih.
Plaeozlphlufl N0.r>.
Plucuna a»7.
Plaeiinema 2<i7
i l'lacunopsiH 2r.7
' Plucuiiope 1» '.n. 7
PliiKitnilactdae 7Ki
1'laKiautax 7C»l
PlaKltiptychllR 228.
!'la<--i«i«itoma .v.:i
Placiorituml Mia.
Planaxln
J'laiUHf'plialn» riOO
Plaiuirbclla :<ftO
Planurhis 2M. SJü,
Planorbullna 22.
Planuliiia 29.
Planulltes 022.
l'latsraopora 100.
Pliiatonienus <.77
Platanisla 80L
PlatanlMidae SO-i.
Platax .'M
Platft-arjiiis fi-ia tüii. 17.
P]a|t'i).saimi8 707
Platidia 2IÄ.
Plattiix -'<S»>
Plutjaeanihus ilfl. ■> M
Pliityarra :t27.
I'latyrvraK 'XU Xül.
. Phn> chely» i>hi
PlatythilliiH
Ptal> C-lnn rop* K07
Platyehotiiu ifl.
Platycritms LliL 122.
l'latynnutlius .W..
l'laCyminus hh'j
Platymya :'.Q»'.
Platyoilon 3ÜÜ.
Platyonyx ÜLL
l'lHtyops Ü21L
Platy«>stoma £3L 33i
l'lat> pU-uroecraa 417
l'hit> poilosaurus M't <.7Q
Planrhina r>44
Plnt\Tt.ini 22Ü.
Plnt> M-hiüina :t24
Platysomidae fi7M
PlulysotuUs '<~'i .".74
966
Register.
Platyntrophla 230 23L
Plaxhaplus SUL
Plecanium 22.
Plecotrema 364.
Plectamboniu* 232.
Plectoderma 51
Plectognatbl 523.
Pleclomya 3üä.
Piectorthis 22L
Plectoepongidae 52,
Plectrodus -Via.
Plectrolepia 521
Plestadapls 224.
PlesiarctomvB 22L
Pleslaatraca il_
Pleaictis I2L. 122.
Pksidacrlthcryum 221
Pleaiochelya 683.
Plesiocetus üüü.
Plettlocyon 222.
Pleslocyprfna ^iL
Plesiodlci'rae 27 f.
Pleslodus '»70
Plesiomeryx 821
PleaiosaurMa«' diAL
Plesiosaurus dfiO. üiii.
Pleslosorex 771
Plesfuspcrmophilus 821.
PlesIOSUChUS km
PlesiotcuthlB 446. 447.
Plesiothyrta 212.
PU-Btlodon 212,
Plethoniytilus 222.
Pkthopöra 211
PlenracHiuhus :»3,> aa
Pkiiraapidotheridae ft~>,y
Pleuraapidotheriutu üv>
Pkurocera 342.
Pkuroceraa liiL
Pleurocoelua 70t*i.
Pkuroeora ÄL
Pleurodictyum 93.
Pleurodira' 221
Pleurodus 512,
Pleuroh-pls 522.
Pleurolicua 822.
Pleuroiuya 2:»7 :tft4
Pleurouiyidae 304
Pleuronautihis
Pleuronectoa-8chuppe.M3.
Pleuroneetidae ''")
Pleuronotus 224.
PleuroDitra i > r.
Pleuropholia 5&Q.
Plcuroplnx 512.
Pleuropliorus 222.
Pleuropterygil .V-'<i
Pleuroptyi?ia 22«i
Pleuroptyx <>17
Ph-urorhynehus 221
Pleurosaurus t\X*
Plourosteratim 221
PkliroMtumu _l1
Pleurotoma 3.V»
Pb-uroionmrla 322. 221
Pleurotomariidae 322.
Plfurotouiida«- 3.VI.
Plicatocrintdae 141
Plicatocrinus 111
Pllcatuln 2ti6.
Pllcijrera im
PHcodua 532.
Plicoruya 322.
PUntbophorua 522.
Plinthosella IL
Plloliippus Üiiä.
Pliolophus 821
Plioplthecui 221
Plinplattcarpus tVHi
Pliosuurus £22.
Plocopbyllia 84.
Plocoscyphiu 52.
Pluiiiullti'B 152,
PncamatoMeus .*>8'2.
PniueiicanlhuH run f»r»i
Poeillopora 12.
Poeilloporidae 79
Poculina 322.
Podiccpa 737
Podlcipitiforniea 737.
Podocnemls 221 tt&i.
Podocrates 48»>.
Podoeyrtia 22.
Podopbora 12L
Poebrotherinae 821
Poöbrolhcriuin 221
Poecllasma 4,»3
Poecllodua %40.'
Poecllomorpliua 119.
PuKonodon 79C.
Poiklloplcuron 222.
Polaeanthus 712
Polliichora 122.
Polloptenus 52L
Pollia 312.
Polllclpes 452.
Polvactlnia 22.
Polvhlustidlum 52.
Polychele* i&l
Polycldari8 1*0.
Polyclndus IILl
Polycnemldium M
Polycoelia Zl_
Polycotylus laia.
Pulycyclua 101
Polycystlna 35.
Polyilonta 32L
Pol ygn albus 2ÜL
Polyjorea 4L
Polyb'pn« 4'»3
Polymastodon 7
PolytnaKtodoutidae 7fi.">.
Polymorjdiina 2L
Polytnorplilnae 417
Polymorphitcg -MX
Polyodon älü.
Polyodonta 222. 3&L
Polyodoutlda«' i70.
Polyonax 713.
PolypeUe« 132.
Polypeltldae 132.
Polyi>licmop8l8 341
Polyphractus .VtK
Polypiacophora aiiL
Poljrplfletoa 12£L
Polyplocodiis .">fi7
Polvpora 211.
Pohporl 12L
Pol^irotodontia 7<»8.
Polyptcridai" .V.a.
Polyp t*nu&l] m .Vi«i '
Polvptvchodon r,r.3
P<»lyrh'izodus Ü2. äia. ÜÜL
Pidyst'iuia li2I.
Polv8ti>rutim ȀL
Polyttomella 32. 32.
Polythalamia ü
polylhunix üllL
Polytoeobis 23L
Polytn^iun 32.
Pulytruinacls 22.
rol>irrinaria 321
l'olytropis 32ä.
Polyxeoni vw\
Pomai'i.'Utri<lae a21_
Pom atla» 331
PomatoKTaplUB 122.
Pontiacs all
Pontivajia ttfn
p -'i ■ iplanodus ülL
Pontoporla Sül
Popantx'i-ras l"'.»
l'oranibouit»'« A1L
| Porambonitldae "i4i
I Porcellla 322.
Pom'UiidiK' ±ll
Porifera 31 32.
Poritf« äsSL
Poritidae
Porblnup aa
Purucidari» ISfl. Iäü. 121
I'orocrinu« li^I
Poromya 322.
PoroHphaera loi
Poronponiria fifi.
Portax 2LL
Porthcua f>92.
Portlock (a 332.
Portunite» 122.
Ponidoniella 222.
Po«idonomya ;
Potain Ides 311
Potamoniya 302.
Potamotberiutn 122. 223.
Poterioceroa 381.
Poterlocrinlda«'
Potcrlocrlnus 114 i:t6
l"raearctiiru8 4M
Praoatya 48.rv
Praeoanllldae 221
Praecardlum 294.
PraiM-onia 222.
Praclima 221.
Praelurtna 221
Prasina 270.
Praaopora 22
Pronaster 2ttL
l'restwlchla 12Ü.
l'riacodon 7<18
Prlconodon 212.
Primates 919
Prlmltla liä.
Primooa 22,
Priodon Ml
Priona^traea M.
Prionlodu-i 222.
Prionoccras 322.
Prionoilon ">3fl
lYlonomyrincx ..07
Prionotröpldac 132.
1'rlonotropln 431.
PrlBraoara ä2i-
PriBcodclphinus S04
PriBCoph> seter tau
Prixtacantbu» hiäL
Prlsticladoduf [>32.
I'ri^tidae r.43.
PriftjoirraptH» loa.
Prlstlophorldae .r»3.'».
PristioptioriiB Ü32.
PrixHphoca 223.
Prl"tipomatldao 521
Prixtis
PriBtinniB 532.
ProaeluruB 225.
Proanthropo* 934
Proboscldella 234.
Proboscldla 2H.
l*robo8cina 211
Probubalus 211
Procamelus h2S.
Procavla 212. S32.
I'TocervnluB 221.
ProcbanoB r»87.
lToeladtarfte* 122.
Proiolophon ft<37
Procynictls 22L
Procyoaldao 791
Prodidelphy« 222.
Proilreniotheriom 200. 221
Pro<lrvas 522.
Productella 231
Produetidae 231
I'rodurtus ^31 231.
Proetidae 422.
Proetu« 47c.
Prognnochelys i'<M
Propuathodua .r>47.
Proenathosuurus (ÜL
1'roKraphidaiia 22.
Probalirore 211
Proiuuana M2.
I*rolecanite* 122.
r*rolecanitidae 322.
Prolyslra 521
PrnmarhnprirniB im
PromaoruB W3.
Promathilda 341
Prora egatheri um »n
Promeies 792
PromyliobatU hiä.
Pronltea 23L
Pronoe 228,
Pronorltcs 122.
Propalaeohoplopliomi«815.
Propalaeotberium t2ü. 8fi.f»
Propboea 2i*2.
Propinacoeeras 401
Propleura f»79.
Propristis 1LL
Propterus 521.
Propteticus 502.
Proput«>rius 22L
Prorastomua 917.
Prorhv/aena 782
Prorokla 228,
Protactus 505.
Protaptrui &59.
Protaraea ö2.
Protaster 122.
IYotaateracanthion 124.
Protauchenla 222.
Protecblmys 220,
Protelops 522.
Proteocyatltes 1.V3
Proterosauridae 232.
Prot < •rosauruft 232.
Proterotheridae 239,
Proterotherium S32.
Proteuftites 421
l*rothy]acluuB 771.
Prothyris 321
Proto 332.
Protoadapis 224
ITotoeardla ^ILl
Protoceras 22L
Protoceratinae 9tHi.
Protochriarus 222.
iTotoerlnites lül
Protodiceraa 222.
iTotodlcbobune 294.
Protoiraleus 531
l'rotrofromorpba 819.
ProtoKonia 254.
Protoblppuft ,-i'iS
Protolabinae 222.
Protolabia 222.
Protolycosa 42i. liüL
Protoma 332.
Protomya 303.
Protonerita 33L
I^topharetra 22.
Proto|>basma 50JL
Protoplthecus 222. 222.
Pr«>tt<i>roviveiTa 22L
lYotopaalls 783.
lYotojiterus 'ii". 1
I^otoreoilon BHl
Protorthia 231.
IVotoacbizodua 222.
ProtoBphargia 221
Protospbyraena '-'M
Protoaphyraenidae 521
Protoaponjria 52.
ProtoBponsjidae 52.
ProtoNtega 221 ,
Protosycon 2L
Prototomus 922.
Protocoa 12.
Protrachycera* Iflß.
Protragoceraa 911.
l'rotriton 211
l'rotvpothertdae Ü32.
ProtÄpotherium 83J_
231
Proacorpiua 4J8,
I'roselachii
Prosimiae 919.
ProRipbonata 392.
1 Proaobranchla
[ l»ro8oooelua 221
Proaopon 421
i l'rososthenia 338.
Google
Rejrister.
9fi7
ProsqUBlodon SOl
Proviverra 781. 782.
Proviverrldae läQ.
ProzaedyuB 817.
Prymnadeta 122.
Pr>-m nodos mla 122.
Psammeehlnu« I/O 191.
Psamniobia 300,
Psammoearoinns lüL 120.
l'saminocliplys 6*3.
Psatnmodontidae "> 1 1
Potain modus 54 1.
Psatninoholia 12.
Ptimmosuleu 301.
Psauimosphaera 23.
PsammosteiiK .
Psophodenna 6*6.
Psi'phoiius vt". ■ 1
Psophophorus '»"8.
P»eudaeluru8 79.V
Pseudalaria :H3.
Pseudamphicyon 788.
IVoudastacus 487.
Pseudaxinus 2.v>.
Pweudhapalops* >1'J.
IVeudoagariiidao iL
PseudoaMraeldae äL
hetidobelni tu.
Psoudoeerithluiu 343.
Pseudochaeteten 25.
PaoudocidarlB 132.
PBOUdocranfron 185.
Pseudoerania 232
Pm sudocrinites l.>6. LiL
Pseudocyon 788.
Pstudodiadoma 189
Pseutlodiceraa 27jL
Paculofossarus 330,
pHoudogaleitn ■'Vi".
pHPUdoglyphaoa 1^7
PseudohydrophiluM jflj.
Pseudolostodon 814
Psoudoltva 319.
IVeudomelania :H0.
Pseudomonoiis 260
Psoudonincus r»l
Pseudopedina iuo
Ppeudophillipsia L_L
Poeiidoplaruna 267.
Pscudorca "Dl.
Ptteudorhlnolophus 777
Pseudoscalltes 332.
Pseudoseiurldae S20
pBcudosciurus 820,
Psoudoslrex -)0tl. 507.
Pscudoftphargis 678.
Pseudosuchla 6*7.
pBeudogyngnathtiK V.'j
l'seudotiiecalla IL
P»eudothrii<s<ip(i .'»-83
Pseudototna :V>'<
l'Hozophaps 737.
Psilite» •>U6.
Mkwephuaa Iii
PBÜoceraa 41.Y
Pxlloccratinat» 41"».
pBilodon 22G.
Psllomya 3flL
Psilonoti HL
PsuiacottH-rtum 808.
I*socidae 503.
Ptenodracon 724.
Ptoranodou 726.
Ptcranodiintidac 726.
Ptcraspis .">"<2.
Ptoriehihys 554 ."».'»
Horlnca 2ÖJL
Pterlnopocten 22L
l*tornodus ">32.
Pteroeera 34.V
Pterocerella 3LV
Pterochiton 3LL
Ptorooodon 38.
PUTocurallla 62,
Ptcrodactylidae 72:?.
Iterodactylu* 723, 121
Pterodon 182. 783
Pterodonta 34«.
Itoronautilus 385.
Ptoronites 2ÜÜ,
Pteronotus ^_lL
Pterophloio» 235, 231
Pti-ropoda
Ptcropterna -.Y.U.
Pterosauria 719
Ptendbeca JJSJi,
PtcrycolldhauniB 646.
PteryRometopU« 474.
PltTVifOtUfl 493
ItHodactylolde« 505.
Plilodictyonldao 2_ll
Ptilodus 765.
Ptllopora 211
PtvrlmranthUN 53JL
r>49
Ptychaspls 471
Ptychltos üK
Ptychoeera» 414.
Ptychorrinus 132.
Ptychodesma 269.
Ptychodus -'>4*>
Ptvchokuaihus 668. öfiL
Ptyrh.ilepis jlSÜ.
Ptychomphalus 323.
Ptychomya 291.
Ptychophyllum 23.
Pt>-cln>i»ygo 472.
Ptychostoma a-i»
Ptyrhostylus 1L1
Piyonlu» iüfi,
PtViitlftdllS .'<".9
Pu> lla 2M,
Pusncllus 'AOL
PulphollSa 122.
Pul]a.«tra •.".»'.».
Puluionata iHi.i
PuMttultna 22.
Pnncturella 32L
Pupa 3>>*i.
Puppigi'ru» ßI2.
Purpura 3M.
Purpuridae 3ÜÜ.
Purj:.iirina 332.
I'urpiirintdae x*2.
Purpuroidos Xi'i
Pustularfa ML
Putorius ISL 132,
Pxu«>*la 426.
Pyrnodunta 2ÜS.
Pymodontl .">74
Pycnodus .'>ft.3. f>7fi.
Pycnotnphaluji
Pycnophyllum 22.
Pycnosaccii.t 138.
I*yeuosloxinx W2
Pyct<nloiuldao. '»47
lS-ct<Mlus ,'v47.
Pv»»a8ti>r Hü
Pvcaulus 12Ä 12Ü,
PyK«ifarillH 22S.
Pygoccphalni 484.
Pyifolumpl* :»02.
Pygope '-'4."i.
I'yKfiptcrus ■">" 1
Pyuorhynchu« UJj.
Pygunu 12L
Pvramidella :t41.
PyramldolHdac üü.
PvraxuM 344.
Pyronella 3Ü.
Pynria 21
Pyrgidium 3jis
I'yrjroiiia 4.V1.
PvTK'jpolon 312. 313.
Pvnrula aaiL
Pvrsmlifera ML Sil
Pyrlna l^i
PyritoniMna 53.
PyrdcyMitcs 112. Lü
Pvrula 3J]^ 3JÜ
Pvthlnn 2HL
Pythiopsis 361.
Python lAÜ
Pythonomorpha '>4'-'.
Quallen im
(iuastt'iillonsor .'»'■"».
(iurnstodtia 1LL ML
(iuercithorium 782.
Quinqueluculfna .'
Quoyia 332.
Haehltrpina 707.
liailiocavea 213.
Radiolaria IS. 35.
Kadlolitea 2ML 2£L
Radiopora 211.
RadiotublKera 213.
lUdula 262.
Kaela 302.
liallnesquina '231
lUja ÜL ML
Kajldao HA.
Rallidac 737.
lUllu« 737.
HamplioKUathus r»9?
llana Ü2L Ü2S. U22L
Kauetla 3Ü 312.
lUnelfer i>0>'..
Irmina in.
KanlnHla IM.
Jtanlnlda«- IM.
Ilaninoidfs t.^s.
Kankonfüsfer 4.M
Kapana 3.K)
Kapltltoma 3.V»
KaNtritw« lüä.
Katltao 133.
Kjittfii B21.
KaubflloKon jßsL
Kaubthlerc IM.
KaubvoKcl 737.
Kockur JäL
Rfldonta 222.
Kfdttviidao ifii
Kefr<npffift'r 13L
Kt-Kina 221
Reguläres 18.">.
Kofi 221
Reiher 737,
Kolneckia 123.
Roithrodon 823.
Remiornl« 7:u<
Komopleuridea 47(1
R.-niera HL IL
It. nss. llaoria 2ÜL
Koptilia 629.
Ko<iuionin 276. 277.
Retcocrinu* iao.
Retopora 216.
Roliculurla 231
Kolioprnpui* LUL
Kctlollt.-«. LLU.
Rotiolilidae LUL
Rt-trosiphonata 396.
R. t/ia 221. 2UL
Ktmlxlainmina 23.
Rhabdoooras libL
RhabdocidariB lüL 186. 187.
Rhahdoderimi ' -
IMiabdolepiB -571.
Rhabdolithi-n 11
Rhal» domofodontitla»» 3Q2
Rhnbdoniorlna 12.
Rhabrlophyllia S2.
Rhabdopl' iira 333.
Rbabdortetu aiü
Rluuh('<i*auriis L2L
Rhachitoimis 62»
RhaoiKÜ>.cula IL
Rliaoolopls ">H~
Rhacoph> Hin* 412.
Khadinirhthys »7 1 .
KhadfnotluTiuiii S3L
Khactina 2 »■*>
RhaKudinia IL
Rhajmthprlnm 82L
RhaniphocophaluB 724.
Rhaniphorhynohidae 79,4
RliainphorhynchuB 7V9
223. 72.r».
KhamphoBtoma 69.rv
Khaniphosuohiin 623.
KhamphoBUi! *■!>?■
Khaphidonema 62. üL
Khaphistorna
Rhaphistomolla 322. 323,
Rhoopliax 22.
Rheornitliea 733.
Rhina 513.
Rhinacantha 3QL
Rliinasteu!) 522.
Rhinelliih Ö2L
Rhinippu« R62.
Rhinobatidac 511.
Rhinobatus 511.
Rhinobolus 22>
Rhinobri88U8 201.
Rhinoeeridae *r\.
Rhinocorlnae H74.
RhlnoceroH 874 876.
Rhynochelys
Riiinotmathns 531
Rliinolophus TT 7
Rhinoptora .r>46
lthino8auru8 61L
Rtilpidocarditim 221
RhipidocrinuB 131.
KhipidoRlosxa 320.
RhipIdoKorKia 21
Khlpidogyra S5.
Khi/antda &L
Rhizocoralllura 13.
Rhlxocrinus HL 112.
Rhl/odontidao .'»i><'>.
RhixodopsiK 567.
RhizodUB :>66 567.
Rhixomorina 52.
Rhizophyllum TV
Rhizopoda 12,
Rliizopotorion
Khicoprlon S2L
Rhizostoniites III.
Rhodaraoa 89,
Rbodena 5.ss
IÜio*loerinldao 132.
Rhoden rinui« J_L
Rhodopliyllum 21
RhomaleoNaurux 662.
Rhoiiilxiohiton 314.
Rhonitxipteria 262.
RhomltoptychtuB :>C,s
Rhombus 522
Rhopalodon llL
Rhopia 1LL
Rhymodu.« ■'> 4 1
Rhynehtdla 329.
RhyiH'hooi'phalia 6".4.
Rhynchodootiilao '>!
Rlmichodus 547.
RlivnciioliifN 322,
Rhynchouollu 22L 223. 213.
Rhynchonollidao 242.
Rli>Tjrhon< llina S13.
Rhyncliopora JI3.
RIiynchopjftUB 121
Rhynchora 218.
Rhynohorina 211
RliymhoHiiuridao 6:t8
Khynclio»aunu> 231
Khyiiohospira 2:<9.
Khynchohtreon 268.
Khyni-hosuchidao 694
Rh>n(')io«uchU8 2ÜL !Ül
KhyiK'hoteuthiN 37*.»
Kliynrhotroraa 232.
Rhyphus MXi.
Rbytldotlena 12L
Rhytina 218.
Rhvtlodus 211
Richtliofeni« 231
Riclmila 3j0,
Rionodon HI
968
Register.
Rie*enfanlthiere 811.
JtifHcnliirsch Ulis.
Rimclta 34f>
Kfmiila ;ji
Kinder 212,
Ktngiciila ajü
Rlnglnella 3VK.
KiN>oa 228.
(Ustoldae 83&
Ki -.*<>! uii 3:<s.
Kltlitna MEt
Rocellarla 2JÜ
Soeben -v**
icdentla üll.
Kohretimaulcr -VJ7
KoemcraMcr 1 " I
Kocinerella 229
Kominceria lü.
Konzolheritiin
Uostelluria 34 >■
Rostclllte* 2äL
Rotalla 22.
Rotalidae 22.
Kotella 222.
Itotellina 222.
Kothplctzia 221
Itolnlaria -'<> >
Kouaultia 3.Vi.
Koudairia 22L
Rudistae 279.
Rüscelthiere SU
kuiii'llaria :;i>s.
Ku]>t>rtla 30.
Kupieapra 912
Kiititherium UälU.
Rtitotla 2JHL
Nuecamina 22.
Kaccocoma 144.
Saccocomidae 144.
Saccoiuyidae W22.
Saccospongia r.i
8Ageti«he ÜL
Sftugethiere 228.
Sugecera* »tti
Sagenites iiHL
Sagenocriniu« 130
Sugenodus '>"»9
Saig» 911.
Saintia 2üL
Salamaudrina ii2L
Baien!« lsa.
Saleuidae LüL
Salicornaria
Sulinacis lüLL
Salmo Ü2. Ü22. Ü2Ö.
Salmonidac .»H7
Snlpingostonia 322-
Sultcraatcr 122.
Saltcrella 3SL
Samothcrinm 907.
Sandalodus .Vit).
Sandbergeria :U4
SaiidbergcroeeraK HM1
Sandlingitca 40t.
Sangufnolaria :H»0
Baoculsolttee w>
Saniva *U2.
Suo IfiS, 121L HL
Saphco«aum* tV39
Sarcolemur ''22
Sarcothrau«tei» 7m)
Sardinloide*
Bardlatni
Surgodon ."»79.
Sargus V94.
Sarniatlcu* 32-Y
Baäranodon f>39
Sauranodontidac lUH.
Saurichthvi« r»7n
Bauril !üflL
Sauripiema *>f>7
Beurocephalaa ■'»93.
Sanrodon ."»93.
Sauroduntidae
RatirophMtara liJii
; Sauropoda 701
Sauropteryuia fcjjL
Sanrorhamphus ühä.
Saurorhynchus '»70
Saiirurae 731.
Saxicava £.3. Süß.
Seaevola 1*2*.
Scala 222.
Scalabrliiitlieriu.ni *39.
Scalaria 225.
Scalarildae 228.
Sealdia ±LL
Sealdicetus aoö.
Soalitc* 222.
Beelpellnai 132. 132.
Scaniornl* 737.
SvapanurhynchuK
Scapha
Scaphandcr 2iä. ÄilL
Scaphanldia 222.
Scaplmspi* .V>2.
Scapheua 4K.V
Scaphiucrinus 12H.
Scuphlrh vnchus '»70.
! Seaphites 12JL
. Scaphognathus 7-jfl 72.%.
Scnphopoda J112.
äcaphula jv
Scarabaoi<la<> öQi.
Scarabaeld<>» jiü äftL
■ScarabiiH atia.
So»>lidi>saurus 7 Vi.
St i'lidothcrium si3. 8H
Sornella ^_LL
Srenidium 231
Schaben SttL
Schafe «Ü2.
Scharboa 7:t"
.Schellfische jjül
Schildkröten HZ2.
SchlldJAuoe WA
Schioaia 2IiL
Schionioiheriura H12.
Schixainbonia 220.
Schl/JiMter 201
Schlzoblastu« IM.
Schizocrania 22JL
8chizudclplits sO-l.
Schl/odontn 2si>.
Schizodu.« '-'>7 .
Schi/oKonium 323.
Schlzophdria , ..1
Sehtxorhabduit iiL
SrliUoKtoma
Schizolh'Tiiiin
Schizotreta 222.
Schlangen <>4H.
Sj^hlangeiioterne ir>(V
äcbloenbachla aaä*. i2L
Kohlothetmla ujl
ttchlondkiefrff j2fl.
S<-lnncl/>»f'hupper ">fi2.
Schmetterlinge jlifi.
Schmidtia 227.
Si'hrutken "i(K>.
Schnecken 314
BehaepfeD
Schnittwirbier filä.
Schollen ■.
Srhuppenlurche <w<
Schuppenaaurier r.10
Schvvagerina :!0
Schwalben 737.
Schwan/.lurche 62.*<
Schwein 7.M
I Schweine HHii.
SchwertM'hwAnte 4 <H
Seiamys S2'>.
Sclncoüaiiraa fil7
Sclntilla 221
Sclwmrella U2U,
Sdnridae S2L
Sciuntidca S20.
Scinromorpha ±11
8durua 821
Scleroccphahw t-ftw üflL
i Sclerocrinn* 113.
Sclerodcrmhlao ftfts
Sclvrudua .r>.ri3.
Sclerorhyn«!hu« "»^i
Scolecoderma 207.
BooUodon iai
scoiioMoma aaa.
Scolithu« 2ÖL
I Scolopax 7«?
Scolopendra 4fli-.
' Seomber "»'.»7.
Scombr»*ocldae öfiQ.
Scombre«ox r»9i .
I Scombridae :•:>!.
1 Sconibroclupea RX".
Scont>la 34S
Scoj>elidae :.*<9.
Seorpaenidae .'»jM
I Scorplone 407
Scorplones 4<tfl
r i. uriu ■ .i; .
Scrobicularidae :;nl .
I Serupocellaria 21h.
Sculda P«3.
Scurria 320.
Scutella UtL l ■>■"»-
Scutelllnae 121»
Scutibranchlata 32<L
■ Scutum 3.M.
| Scyllaemus .r»97.
Scyllaridla 4K<;.
Sc'yllarus 4H«;.
I gcylltidao r»37.
ScyMIodu* .">37.
Scyllium älL o2L
ScymnuH 511. hX*.
Seyphoerlnus 122»
Scytulina ü»
Scytalucrlnuii
Scytalophl« f<49.
Seimruasia fiL
Sechwtrahler 12.
Sedgwickla JiL
Secbachia 282.
Seeigel HL
Seekühe all.
Seele va ftlfi.
BeeUU«n Iii
Sccsch wilmmc aiL
Seesterne 170.
Si-ettllpen 4'i3.
Schu he iüL
RctoebU ii2L
Selcnaecidon 7<*h>.
Selenarla 209. 21S. 21L
BeleoarlldM 21tL
>elelli>dontia ÜSli *'.*.'».
Selüeotbon iL
Seniele 3J1L
Seniinula '10
Semlonotuc r»77. ;*>78.
sjemlottborua •"■»<>.
Seniiplicatida 2t;7.
Semnopitheooi 22L
Seinperia 22L
Senectns 32.">.
Montphi
SerraUUS V.M.
SiTr.ltiidu« 'i43
Sepia LLu
Bcptoldea UIl
jJeplnpborldM 44*».
SupbTer 2I1L
Soptopon 2ii.
Serlatopon IiL
Seriolu .jlüL
Serpula 20.1
Sesia f»07.
S'-lro^tnmella lüL
Sinlidae ÜU.
Sibirite» ML
Sibvllite^ üll
Sicauiles 1SLL
Sicarius .12
Sicyucrinus 13«.
Siei.enwhlMfer 821
i Sigaretus 336.
Hllexites 12iL
Silin 1ÜL
S[llcl8p<jngiae ü
Siliqua 301 .
Siliquaria 232.
Siluridae :.H9
Silurocanlium 2944
.Simaeduaaurns 020.
Simla »30
Simiae »24.
[ tiimoceraa 42.».
! Simocjon TjäL
. Siuxisauru« fiüft.
Singvogel 787.
. Sinopa "fl'-j
Sinupalliata 228. 30L
- ; : ■ l . <> r \ i ■ r : TT
Siphneün 821.
. Slphonalla :t.r>i
Siphonarla 3C.3
Siphonia !£.
" siphonodentalium 312. 313
Siphonophore 1HQ.
Siphonostonia .'»9S.
Siplionotrcta 228.
Siphouotretidae 228.
Sirenia 212.
Sirenlten 40t'..
Sirenoidea .V-0.
Sironectes i»47.
SiRmondia 193
Sivutherinae ju^_
Sivatherium 2fii
Slava 22L
Slimonia 493.
Siiiertlin :>9-i.
Smilodnn IÜL 796.
Smllotrochu« 18»
Sminthu« 82L
Solanocriuu!) 1 !■*» I4f»
Solariella 32X
Solariidae 3ü2.
S< ilariu m 222
Bolaater 12L
Solea hÜSL
Sol<H:urtUR :Wi
Solemya 2ÜL
Solen 2ÜL
So]ena."traea iL
S<<lenidae aiiL
Solen iscua 3UL
Sidenognathui f»97.
Solenoraya 301.
Solenopsidae :t02
SolenopM« 3ÜX
t Solenorliynchua 59s
Solenostömidae 59*.
1 Sollasia üL.
I Sonneratia 12s.
Sonninia 41h.
Sorex Hü.
Sorleldae 77*t.
Sowerbya 300.
Spalacotherium 70»9.
Spanila 22L
! Spaniodon 291.
i Sparaginitefi t»2fl
Sparavsoilontidae 770.
Sjiaridae 't'.U
S).arnodus ".94.
Spatangida«! 199.
Spatangopgix 111.
S|intrttlgm< 202.
>l>utha 2H5 28Ü,
Simthiocarls 18H
Sj>athiuru< jüL
Späth obatiH Vi 4.
Spathodactylu» 5&L
S]>atula 737
Spatularia .r>70.
Specht 737.
Sperling 737.
! MH.pllilll-
Sphaera 222.
S|ihai'rnctinla 101
Google
Register.
069
8phaerechinuH 122, HL
Spbaerexochua 47S.
8phaeriola TM.
Sphaerites 173
8phaerium 296.
Sphaeroceraa 388, 122.
8phaeruco«-lia HL
Sphaerocrinua IST».
Sptiat-ruitliua 28.
8pbaeroidocrinacea 120.
Sphaerodoutldae 522.
Sphaerodua 513. 578.
Spbaeronltldae 153.
.Sphaeronile* 153.
Sphaerucaprlrm 228
Hphuerulite* 280, 2SL
Sphagebranchus 5*.'.».
Sphenacanthus 533.
Sphenaulax &L
Sphenla 308,
Spheuiupsia :t(r7
Spln-nocephalus ."lU-l.
8pbeDOdiMCU8 407.
bpheuodou Si3i Ü32,
Sphenodontidae LiL
Sphenodus m
Sphenolepi« ."»s1*
Hphonomyu 3UL
Sphenopoterium 88.
Sphenotherua 814.
Bphenotrochua TA
Hphlnctoron OL
Sphingidae 507.
8phingite<« 411.
Sphinx 5UL- 507_
Spliyrui'im .Vi 7
Sphyraenidae .v*7
Spinacldac .vu.
Spiiiucorliiuus .V47.
Spinn \ l
Splnlgera iLL Jii.
Spinnen 497
Spinu-tinella 53.
Splrialis Aial
Splrifer 23*.
SpirlM-ridae 232.
Spiriferina 238.
Spirigera 240,
8plrigerella 240.
SpiriKcrina 2X7.
Splroblattina '.Ol
Spiroceraa 4 19 430.
Splrocyathua -l
Spirolocullna 2i
8pln>pura 2ia.
Spirorbia '<>'■
Spiroacolex 207.
Spirostylus :m
bplrula Ml Iii
Spirulida<- ilL
SpiruliroMra 444.
Spirullroxtrlna 444
Spon lylfdac 280
Spondyloboltis
Spondjini 260,
spongtac ao.
8pot)Ki<»uorpba sä.
Spongiomorphinae sjL
Spotigophylluiu 14.
SporadoetTax zw
Sporadopyle j_L
Sporadoscinla 5iL
Sporozoa LL
8port»-lla 222.
Springmäuse 821
Spunvllaria 35. iL
Spyridlocrinus 132.
Spyroccras 380.
Sqüalodon 804.
Squalodontidae MX
bqualoraja '>47
Squalorajidae 547.
S<iuatina 520. 525. 528. 543
Sqatinidae
Bquilla 423.
StUChHflOSMT 022.
Stachelhäuter 112.
Stachelschweine 824.
Stacheoccras 40s.
Stachyodea lfiL
Stachyapongia 5L
Stagodon SüS.
Stajfonolepls RS.').
siaiiua aal
Staphilinidae 501
Stauracontium ü
Stauria 25.
Staurocephalu» 47.V
Stauroderma &.*>.
Staurodermidae 55.
Stauroaonia 137.
Stanrolonche 38.
Stearnaia 22L
Stechrochen vi"'.
Stechachnaken 50fi.
Steganocrlnua 129.
Stegaster lHiL
Stegochelys £83.
Stegocephalf Mfc
Stegodon am
Stegoaauridae 711.
Stegoaaurua HL 112.
Slegothcrium 817.
Steinmannltea 404
Steiromya H2,'>.
Stelidiocrlnus LiiL
Stelllgpongia tifl.
ätellorla Ki.
Stemmatocrinus 1^7.
Stetnmatodiu .r)76.
Stenacodon 222.
Stt-nartbron Hü
Stenafter 112.
8teneoAber H22.
Steneosaurus 6a3.
Steno atLL
btenochirai 4H7
StenocriniiH lll
Stenogale IHL
Stenoinpbalug a_iL
StenonJa ui.
Stenopellz 712-
Stenopblebia jfla.
8tenoplHKlctis 7JLL 132.
Stenopora 97.
Stenosrnllia
8tenotheca 3ZL
Stenothyra 332.
.Stvntor 22iL
8tephanocera8 ig:t
Stephanoceratldae 422.
Stephanucldaria lfifi,
Stephaoocoenla M
.Stephanocrinldae 122.
Stephanocrinua 124. 12&.
Stephanodw« ->94.
Stepbanophyllia StL
StereopRamtnia ML
Stereorbacbls 664.
Stereornis 7a.i
Sten-ospondyll !i22.
Stereosterauui tiaL
Sternthicre 1 »Wi .
SthenuruH ICL
Stiborla 02.
Stit baCHntbii» MQ. -V>t
Stlchoxtega IS.
Stict<»pt»n«lae 212.
Siilauchenla
.Stirechinus 12L
Stlrpulina aQä.
Stor äüiL 'i70.
Stulicxkala 12S.
Stc.li.vkurin LiL
Stoniatella 324.
Stomntla 324.
StomatildHe 324.
Stoinatocrinuidea 122.
Stomatojtraptuü 110
8tomatopneaste5 181.
Stomatopoda 4H2.
Stomatopora 212. 212.
StomatopslB 341.
storaechinus 12£L
Storch 132.
Slortlngocrinua Lil
Strahlthiere 3&
Straparolllna 324.
Straparolluti 324.
Stratodonrldae 587.
Stratodua .r>88.
8tratomyida<- :»0i;.
Strauahe 733.
Streblodua Ö4Ü.
Str<>blopteria 2Ö2.
Strvphocladutf 502.
Strepbodua 2&.
Strepaldura ar>i
Strepaodua .'»67.
8treptelaama 21L IL
Streptia 232.
Streptocrinus 136.
Streptoneura 319.
8treptorh>TicbU!< 23t.
Streptoapondylua 708.
Ptreptoatyllca QUL
Striatopora LLL
Strigatella 353.
Strigllla 300.
Strlngocepballdae 244.
StringocephaltiB 244.
8trinaia üfilL
Strobavua 340.
StnibHodua 5«4
Strobtloapongla 53.
Stroiuatouiorpha 88.
Stromatopora 104.
Strotnatoporella im
Stromatuporidae 103.
8trombidae 345.
Stroinbodes 74.
Strombus :t4f.
Strongylocentrotua 181.
Stroiihalofla 233.
Stmphodunta 232.
Stropbodua 6M B8Z
Strtiphomena 23L
Strophotuenldae 23flL
Strophonella 232.
Stropboatomu
Strophostylus 335.
Strotocrlnua 122.
Struthio 233.
Strutlilolaria
Struthlornithes m
Strutbloaaurua 212.
Studeria 1D7.
Sturla iüL
•Sturmvögel 737.
8tyglna 413.
Stylastcr 101.
Stylaftraea 8L
8tylaraea &1L
Styllna 88.
Stylinodun 808.
8tvlinr>dontldac 808.
Styllola 3tiL
Stylocora SL
Stylocrinus 125.
Stylodlctya aL
Stylodictyon 104.
Btylodoii liü
StylodontMue 522.
Stylocnatbua 222.
Stylobella 80.
Stylommatophora 3Ü5.
Stylonurus *'<■'■
Stylophora SQ.
Stylophorldae 80.
Stylophyllopxla afl.
j 8tylophyllutn «X).
I 8tylotrochus 28.
| Stvritea 405.
I Subulitea 34L
Pucclnea Sfiü.
SiH'ho'lux üiL
Suoxiia 23S.
Suidue Süü.
Sula 232.
Suuipfhuhuer 222.
Sumpfschildkröten LiL
Suuetta 228.
Surcula 355.
8ua S&L 888. 882.
■Sutneria 425.
Sycocystiies 155,
Syconea 52.
Symbathocrinldae 125.
Symbathocrinua 125.
Syraborodon &S0.
Symollophld 042.
Synipbyllla 82.
SymphyauruK -172.
Synapta 204.
8yndoamya aoi.
Synechodua 53fi.
Syngnathldae 528,
Syugnathua 528.
Syuhelia 22.
Synocladia LLL
Synodontitea 28L
Synopella fifl.
Syntrlelaama 241.
Synypbocrinua 132.
üyodon ftfi7.
8yrlDgopolltea aa.
Hyriogopora 84.
Syrlnguporidae 8jL
Syrlngoapbaeria 101
fSyringOKtroma 104.
Syrlngothyria 238.
Svrnola 34L
Syrphidac 506.
8yat«mudun
Taenlaatcr lfiQ-
Taeniodua 540.
Tai-nlura .V4r»
Talpa III. Iii
Talpavua 224.
Talpldae HL
I Tanaodua 542.
! Tantredia 222
Tanhvhaaaurua f>47.
Tanyatrupheua 210.
Tanxrl legen 500.
Tamtaa Ü22.
Taoperdyx 737.
Tapes
| Tapinocephalua fitif».
Taplravua 852.
< Tapirldae 852.
Taplrlnae &52.
Taplru» 242. 858. 800.
i Tardigrada 8LL
! TMcbenratten 822.
j Tatusia 812.
| Tauben 7:t7
| Taucher 232.
Taurinla SÜL
| Taurinichtby» 522.
I Tauroceraa 282.
TauruN 21i
Tau^ndfusulcr 49i\.
Taxocrinuf« 112. 188.
Taxodontla 222.
Ttixotherium 283.
I Tectibrancbina 3.1»?
' Teclispondvll 528. j32»
i Tectua 322- 328.
Teinoftoma 322.
Telacudon 771.
Teleid<»^au^U'^ f>93.
Teleloerinua 1ÜL
Teleodua 880.
Telephons 520.
Teleoüauridae ii22
Teleusauru» 822. 823.
TeWütel 585.
Telsrpeton 832.
Teleacoplnni «44.
Tellidora 300.
Tellina 300.
Tcllinidae 3011
61
• «
Google
1170
Register.
Tellinomya 222.
Telllnopiln 303.
Telmatoleate* 822.
TelmatorntB 737
Tchnatotherinn» ftwO.
Telphuxa iüiL
Telyphonua 122.
Teraneehinus lüfl.
Temnochellu« SS*.
Temnoritlari* LüL
Temnoeyon 222»
Temnopieurus liUL
Temnu-pondyli
Teinuotropl* :t23,
Tentaculltes :tt.l
Tenlaculitidao 32L
Tenka 22L
Teracus 737.
Teratosaums "07
Terebella 205. MM,
Terebellaria 218
Terehelluin hl.
Terebra a;>4
Terebratella 22a. 21L
Terebr.itula 212, 211
Tetfbratulldae 211.
Terel>ratulina 212
Terebratuloldeu 213.
Terebridae
Terebrirontra 247.
Teredlna 2422.
Teredo 3IÜL
Termiten 5Ü2.
Termltldae Mtt.
Tenjuenila 21kä
Tcaaarolox Jil
TeBsellata 123.
Testacella atä.
TexlarellldHe 3iil
Tesiiciirdinus 222.
Testudinatn «V72,
Test ud« ?>S2.
TetanocrimiB 113.
Tethyopsia H.
Telinka 221.
Tetrabranchlata 371
Tetraeera* '.'II
Tetracbela 421
Tetracidarii« 122
Tctraeladina Ii.
Tetraclaenodon 220.
Tetracorallia 24,
Tetracriniis 113.
Tetractinolla 212.
TetTactiueltida 11.
Tetracus 77.%
Tetraif<in<>lepl» 579
TetrajiraptUK 122
Telralophudon 212.
TctrainiToceras Ski
Tetraprotodon h'jO.
Tetra tax iB 22.
Tetraxone 4L
Tetraxonia 11.
Teulhldidae 521.
Touthopsis HL
Textularla 2L
Textularidae 2L
Thalaiuopbora 12.
Thalamopora 22. iL
Thala8»eiiiydae f,T9
Tbalawcmvi iWO
Thalaioictl« 221.
Tbalassinidae 4H7.
Thalas.illea 221
Thalftseoreras 40f>.
ThalaissciclnOys Iiis, lila.
Thalafsophila
Tbamnastraca äZ.
Tbamnastraeidae aL
ThuinnoKraptUH 12ü.
ThBmnophyllum 22»
Tharals -SH6
Thauma» 54;».
TbaitmaNtncoelia 2L
Thauinntocrinua 146
Thaiiniatoaai.rua (£2.
Theea 322.
Thecidea 231
I Thecidelda» 231
I Theeldella 231
Tberidlops.H 231
Theeidiuro 231
Theciwyothu» 22»
Thecodontosaurua 707
ThtTophora 121
Thfcosiphnnia IL
Thi>< osnitlla 22.
Thecosomata :tC0.
ThecoBpJra 222» 232.
Thecospondylua 710.
ThecotsteRilei« 21.
Thectodus £22.
Thelodua 52SL
Thclolepii 532. -V.l.
Thenarocrinua LiiL
Theonoa 213.
Theosodou K39.
Theridoniy.diie 222.
Thfridouiys s.'O
Thoriodontia 664
Therlojrnattms 220.
TherioBiiehuB 222.
Theroniorpha 623.
Theropleura 6&L
Thernpoda 7n:.
Thereitea 212
Thlnoleste* 222.
Thinosaurus 642.
Thlnoih<>ritiin &L
Thisblte* 404.
Thlaeodon aOl
Tbontherüuu 8:t9.
Thnliaaterella 53. 51
Tholodus 522.
Tlmnibu» 4!>k
Thoracica 451
Thoracosaurua 6Ü£
Thracia 307
Thrinacodus iLi.
Thrii»><>p8 5&0.
ThriMopteroides
Thrissopterus 5>C
Thuraiiimtna 23.
Tbuniua 5R8
Thyelllna 53L
Thvestes S&L
Thylaclnu« 2ÜL "70.
Thylacocrinns 131.
Thylacoleo 222.
Thylacoleonidae 222.
Thylacoiberiuiii 222»
ThynnichthyB aja.
ThynDUK 52L
Thy-nanoccras 4
TIaracrinua ii.7
Ttarechinldae 12i
TtMrivhlnu« l«i
Ticholeptua äUL
Tfchosteu.« 112.
Tiefoewchlanim 2L 22.
] TijrrlRuchui» t.fi.'i
Tillodontia bOH
TUJrttnvs 222.
Tillotheriidne MlL
Tlllothcriuiu üÖL
Timanbe« 222.
Tinea
Tindaria 213.
Tlnoceraa S13. SJ4
Tinodon 7ti»s.
Tinoporus 22.
Tipulidae 52tL
Tirolites 123
Tissotia 12a.
I Titanlehthya 55L
Titfti)omyn «s2fi.
! Titnnopiiasina 52L
Tltaiiopliin ljia.
Titanops «so.
Tltaiiosauru» Ttv»
Tltanosuchii!' filü
Titanotheridae 82L
Tilanotheriuae &M.
Tilanotlii rium nmO S&L
Tivela 222,
Tölpel 23L
Tolypentea SIL
TomiHloma 221. 225.
Tomitherium 22L
i Torellella 32L
Torellellidae dhl.
Torinia Xt'
Tornatella
Tornoceras 222.
Tomocheilns 333.
Torpedlnldae 211,
Torpedo ru*
! Totanua 7 »7
Toucaaia 222.
Tournoueria 23L
Toxaster 222.
Toxoceran 4 SO
Toxochflys fiJJL
Toxodon hSL
Toxo«lontla 231.
Toxodontidae S2L
ToxymvB S22.
Traehoata 122»
Trachinidae 52L
Trnrhodon 212 "17.
Traehyoera« 40.S
Truchydoinia 322.
Tnuhyniedusae 122.
Traehvn«-ctea r>SC.
Tracbvnerita 1132.
Traehyuotua 5üfi
Trnchyortraca 322, .
Traehvpora 2Ü
Tnnhyti'tiUiU 112.
Tragelaphus 911.
TrnRoceraa ÜLL liLL
TmKulidae 222.
Tragiilinae 222.
TniRiilu» 2ÜL
Trappen 23L
Tm<|iialrla 530.
TrechoniVH 222.
Tremabolites 22.
Tremadictyon ü.
Tremataap'idae 551.
Treiuatas|dii 551,
Treinatla 222,
Treraatodisou» 325.
I Trematonotu* 322.
Trt'inatoaaiirus 222. 222.
Treinatospirn 232.
Tri'tenteraUi 222.
Trotospira 222.
Tretoalenium ftfl.
Trlaeiuitbodon Tftfi
Triacia 532.
Triacrinu« 12ö>
Trinenodon 522.
Triainoeeras 122.
Triarthru« 12L Hü
Triaxoue 12.
Triaxonia 5L
TrlbriK-hifH-rinus 1:17
Trirent^s 779
Trl. iTatopa 212, "14.
Triehasteropsl« 123.
Trlcbechidae 22L
TrieheebuB 7oy
Trii'bit.-s 225.
i Trichtiilu« 122.
Triehlurichthvs 522,
Trichiuridiie 5111
Trichophane» 5üL
TricoclocriniiN 1U3.
Triconodon 222. 222.
Triconodontidae 2iül
Trldacna 222.
Tridaenidae 222
Trilbrit all.
I Itigloehb 532.
i Trißlvphua 7ti:.
! Triffoula 2üL
Trijronlidae 222.
Tritronoarea 274
Trijronoeo»dia ?7 1
Triiconodus 2&1 512. 513.
Trigonorbina 5U.
TrIgonosfmuB 247.
TriRonotreta 232.
Tr»Bo<lon 222.
Trilsoilontfdae 222
Trilohitae HL 152.
Trlloeullnu 25.
Trilophodon 212.
Trimarginatl 122.
TriniHrella 2^.
Trinierellidae 222.
Trinn'ro<ephalUB 121.
Trlmcrue<-raa 32L
Trinierorhacbb 222.
Trimerua 471
Trinacria 221.
Trtnira 737
Trinucleldae 122.
Triodonta 22L
Triodui 532.
Trionvchia 221
Trionyx 625. 22L
TripleBia 232.
I Triplopterus 52L
TrlplopuB 222.
Tripriodon 225.
Triptera 322.
Tripteru« 52L
I TripyluB 22L
TriBBonotus 5LL
j Trl*rychiu8 521
TriBtichopieru« 52L
Triton 312 3UL
Tritonldea 319
Trttoniidae Ufi.
Tritylodon 222.
Tritylodontidae 222.
Trivia 241
Trochalia 312. 312
Troehammlna 23
Tniehletis 222,
Trochidae 32L
Troehoceras ü2i
Troehoeeratidae :tnV
Trochocyalhus 22
Trochocyntites 152.
Trochodiscus 3tL
Trocbolitei» 323.
Troehomori<ha 325
Trochoneiiia 322»
Trochonernatidae 322.
Troeho»eriB 21
TrochoBmilia 23.
Trochoth»*riuni 222.
Trocbotoma 323.
TrochiiB 322. 322.
TroRlodyteB 9,10
TTogontherium 222
Trofrosus so«
TrooBtoblaBtidae 122.
Troostocrinus 163.
Trophon 351
Tropicehites 123.
Tropidaster 174
TropideleptUB 232.
Tropidemys 680.
TropldoeariB 18tL
Tropidoceraa 112.
Tropites :\S9. UHL
TTtjpitidac 12L
Trucifclia 222.
Truncaria y>0
Truncatula 212,
Truncatullna 22.
Trybltdiuui 320.
Tryijon R45.
Trjjfonldrte "i i ~i
Tryironobuti» 515.
Tubioola 21Ll
Tubina 335.
Tubipora 22
Tubiporidae 22
Register
971
Tubulariae 1ÖQ hiL
Tubulipora 2LL
Tubullporidae '211.
Tudicla 352.
Tudltanus üiL
Tudora MI
Tugonla -iliS.
Tulodon 183.
Tulotoiua £32.
Tupajidae Iii
Turbina 82L
Turbinaria OL
Turbinarlnae 99.
Turblnella Ü&L
Turhlnldae 324.
TurbluilopxiK Xü
Turhinolia HL
Turbinolldae IE
Turbo xil*.
Turboneilina 321
Turbonllla ML
Turbonkella 3ii
Turnu* 302
Turonfa 42.
Turricula 352.
Turrilepa» 152.
Turrilltes Iii.
Turritella 3J9.
Turrlti-llldae 332
Tursiops aüCL aoi
Tylacodu* 332
Tylopi<"lH
Tylopoma 332.
TylomMirua 642.
TylosteuB 212.
Tympunotomu« 344.
Typhi» 48J.
TypothiTlu 232.
Typoiheridae 532*
Typotherlnn 822 mh.
Typothorax 682.
Udoro 4M.
l'dorvlla im
Unüirrinidae 132,
l'intaorinu* 138. 132.
rintatherlum 84J_M.t
1'langfa iL
Ulocrlnu* 132,
Litnboniidae 828
Umbonlum 322
Umbre IIa 352.
Umbrellldae 3Ü
l'ncinella 232
l ticinuhi» 'J4H.
llnette* 238. 231L
l'ndina
t'ndularta 34L
l'ngula 22L
l'ugulata s->7
Untralina 221.
l'ngulit«* 22L
l'nicardiuni
l'niorardium 'ifl«V
t'nlo 252. 25». 282,
l'nlona
Inlonidae
t'npaarteher 855.
rphautaenia 52.
Iraeu» 583.
Urasterella 112
Urda iSL
l'rvchinus UüL
Urfleltchfresaer
rriuiattu-rium 907.
l'roceridae 502.
l'rocordylus 619.
l'rodella 625.
Tmlophua .VT».
UnmautUR GiilL
t'ronemua .*>60
l'n>|>eUis 619.
rn>sphcn *>97
l'nddae 282
t*r»us 185. 122.
L'rthlere 12. .
I'rwale 9Q3.
Uvanilla 325.
I vigvrina 2L
Vagina 30L
Vaginella 3j& 3fiL
Vagluullna 22.
ValencienneHia 363.
Valk'tia 2DL
Valvata 336.
Valvatidae 936.
Valvattna 360
Valvulina 28.
Vnnuxemia 262
Vanoi-rintu 136.
Ya*seuria 442.
Vaticlnodu« 542
Vect Naurus 71?
. Velatoi» 33L
1 Venerieardla 2gs
834. Veneridae 222,
! Veneropllduo 24.
Venempi» 292
Venilieardla 299.
Vontrhulite* 56.
Vontriculiiidae 56.
Venu« 228. ^2-
&U. Vennei« 205.
! Vermetidae 322.
Vermetus 332
Verniicera* 416.
Vennllluguia SIL
Vorneuilina 27
Von kIh 303.
Verruca 453.
Vemicidae 453.
Vcmifocoelia 44,
Vcrrueullna 52 iL
Vertagu* 344.
Vcrtebtalina 26.
Vortobrata 522
Verticlllites 61
Vertigo :u\6
Vertuninia 26Ü.
\'i>prrimi\ -s y-*:i
Vespfrtlliavus 777
Vcspcrtllio 77 f> 777
I Vesperugo 222.
Vespidae 501
Vibracula 202
VIcarya 344.
Viclfrass 791.
Vierstrahler 4J_
Vineularia 216.
Vincularidae 21il
Vlrjtularia 94.
Vltrina 3l>5.
Vltru Calcarea 2tL
1 Vttulina 232.
i Vlverra ISi 79:i.
Vlverravua 7H4.
Viverridae 293.
Vivlpara 33L
Vlasta 321
Vlaftidae 3U3.
Vögel I2fc
Vola 2fi2.
Voluia 353.
Volutella 353.
Volutldae 352
Volutifusu« 853.
Volutllithe« 353.
Volutoderma :tS8
Volutomitra 353.
Volutomorpha 352
Volraria 358.
VolviceramuB 265.
Volruliua 3Ö8.
Votner •>%.
VuUella 2!ü
VulM-llidae 2&L
Waagenia 41S, t '
\VaaK<-DOC<>raa 402
WatrenflieKen
i Waldbeimia 222 24tL
Wal rosa 122.
Walthh-r«' fiL 155. 122
; Wal ton la 24L
: Wan/eii ÜI3.
. Wanliohthys 523x
Warthia 322.
Wa.<hakiui« B28
Wa.«i«<TVftK*,l 737.
WefchfloHMT 590.
Weiehtbtere 252.
WH^-nt-ch«- ^sa.
Wci-^ia Ü22
Whitfloldfa 240.
Wietel 22L
Willi-uioi«*ia 485.
Wirbelthi. tt» 522
Witchellia 420.
Wodnikn 552.
Woodia 282
Woodncrinus 132
i Worthenia 322.
Wüniier 205.
Wureelthlere IL
Xantho 422
Xatithop>i* 482 490
Xt-naoanthtix 632 533
Xcnarthru 81L
Xonaster 122.
Xenocidaria 184.
Xenocrinua 132.
{ Xenodiscus 402.
Xenonoura
X<-nophora 328 322.
Xenophorfdac 328.
Xenurus H17
Xe-top« iü2.
. Xiphida»- iHL
XJphodictya 36.
Xlpbodon 884. 825.
Xiphodontheriuni 995.
1 Xlphodontinao 895.
: Xiphosura 404.
' Xlphotruthiii 438.
Xiphotrynton iA!>
Xotodon H37.
Xylobius 426.
Xylocopa 50L
Xyophurus 812.
Xyfrtracanthus M>1
Xyittrodus 540.
Xylothcrium 842
Tetua 352.
; Yoldia 222. ^23,
Kahnkati'fcn 589,
l Zahnwale 803.
j X : 1 1 : . I .; - SIC
( ZamicniM Kit
Zanclodon 707
/.anclu» ~m>.
/.aphreutidai' 21
Zaphrentis 12
Zarhachis MM
Zatrachii 622
'/.rat rums Kill
Z« ille ria 24£. 242.
Zvllania 244.
ZetiHspi» Ji"i.:
ZeuKlndon 803.
Zeuglodontidae 82i
Zib«>thkaUen 7£i
Ziegen 212.
ZipIllUK -'I ,
Zittclia 34L
Zittclihponfria 58.
Zitterrochen 544.
! ZUiphinus 32L 82».
Zoanthnria 10.
Zoantharia perforala 95.
Zoantharia rtigona 62.
Zoantharia tabulata 2L
Zountharla tubulo»a 2L
Zoea 452
Zonite» 365.
Zuekimirken '<0ü
Zugnieverlo -'r.
Z uro In -Via 41&
Zwoiflugler 502
Zwelhänder 232
Zneiklemotier 4:t.fi
Zworghlrsche S22
Zygobat«*» 546.
Zygohranchia 32U
Zyolpeura :t40.
Zys »mini» 62U
Drock von R Oldenbourg. Mönchen.
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