Skip to main content

Full text of "Grundzüge der Paläontologie (Paläozoologie)"

See other formats


o  -    O  ; 


Grundzüge  der 
Paläon  tologie(paläozoologie ) 


Karl  Alfred  von  Zittel 


Digitized  by  Google 


LF 


7: 

/f. 


Digitized  by  Google 


\ 


d  by  Google 


t 


d  'il 


Digitized  by  Google 


GRUNDZÜGE 


PER 

PALÄONTOLOGIE 

IPALJäOZOOLOGIE) 

VON 

KARL  A.  von  ZITTEL, 

PROFESSOR  AN  DER  UNIVERSITÄT  ZU  MÜNCHEN. 


München  uni)  Leipzig, 

Druck  und  Verlao  von  R.  Oi.dbnbouro. 

18%. 


Digitized  by  Google 


ALLK    KECHTK   VOKItKH  ALTES. 


Digitized  by  Google 


Vorwort 


Ai  s  ich  mich  vor  zwanzig  Jahren  mit  dem  Gedanken  beschäftigte, 
ein  auf  dem  Boden  der  neueren  Anschauungen  stehendes  Lehrbuch 
der  Paläontologie  zu  schreiben ,  lag  es  zunächst  in  meiner  Absicht, 
Studierenden  und  Freunden  dieser  Wissenschaft  eine  kurze  und  über- 
sichtliche Darstellung  des  Inhaltes  der  Versteinerungskunde  zu  bieten. 
Allein  der  damalige  Mangel  eines  zusammenfassenden  (Kompendiums 
und  die  Schwierigkeit,  aus  der  überaus  umfangreichen,  vielsprachigen 
und  ungleich  werthigen  Literatur  das  Wichtigere  heraus  zu  greifen, 
veranlasste  schon  nach  dem  Erscheinen  der  ersten  Lieferung  eine 
Aenderung  des  ursprünglichen  Planes,  und  an  Stelle  eines  Lehrbuchs 
entstand  das  5  Bände  starke  Handbuch  der  Paläontologie. 

Was  nun  anfänglich  beabsichtigt  war,  soll  das  vorliegende  Werk 
bringen.  Es  folgt,  wie  fast  alle  neueren  Lehrbücher  der  Paläontologie, 
der  im  Handbuch  eingeschlagenen  Methode  der  Darstellung  und 
Anordnung  des  Stoffes;  aber  nur  wenige  Abschnitte  konnten  in 
einfachem  Auszug  wiedergegeben  werden.  Die  Entwickelung  der 
Paläontologie  ist  eine  so  rasche,  dass  sich  seit  dem  Erscheinen  des 
Handbuchs  in  den  meisten  Gruppen,  namentlich  bei  den  Wirbellosen, 
tief  greifende  Veränderungen  vollzogen  haben,  welche  eine  vollständige 
Pmarbeitung  der  betreffenden  Theile  erheischten,  und  auch  bei  den 
Wirbelthieren  haben  die  letzten  Jahre  eine  Anzahl  wichtiger  und 
unerwarteter  Entdeckungen  geliefert. 

Eine  Hauptaufgabe  der  Paläontologie  wird  stets  die  Erzielung 
einer  natürlichen,  den  morphologischen  und  phylogenetischen  Er- 
fahrungen entsprechenden  Systematik  bilden ;  derselben  wurde  darum 
auch  besondere  Aufmerksamkeit  gewidmet.  Da  jedoch  der  gebotene 
Raum  nur  eine  äusserst  knappe  Behandlung  und  lediglich  eine  Aus- 
wahl  des  Wichtigeren  gestattete,  so  wurde  auf  den  vorhandenen 


Digitized  by  Google 


IV  Vorwort 

Fonnenreichthum  innerhalb  der  verschiedenen  Gruppen  häufig  nur 
durch  einfache  Anführung  von  Namen  ohne  jede  Beschreibung  hin- 
gewiesen. Dadurch  werden  die  Grundzüge  auch  für  die  Besitzer 
des  Handbuchs  einen  gewissen  Werth  erhalten,  indem  sio  wenigstens 
andeutungsweise  die  neueren  Fortschritte  und  die  jetzige  Gestaltung 
des  Systems  zur  Anschauung  bringen. 

Ausführlichere  phylogenetische  Erörterungen  mussten  in  Hinblick 
auf  den  beschränkton  Raum  ausgeschlossen  werden,  auch  wurde  auf 
Wiedergabe  oder  Aufstellung  von  Stammbäumen  verzichtet,  da  deren 
Begründung  eine  Fülle  von  Detail  beansprucht  ,  welches  hier  nicht 
gegeben  werden  konnte.  Da  jedoch  eine  natürliche  Systematik  zu- 
gleich die  Verwaudtschaftsbezichungen  der  Organismen  zum  Ausdruck 
bringen  muss,  so  konnte  der  Stammesgeschichte  durch  geeignete  An- 
ordnung des  Stoffes  und  durch  kurze  Andeutungen  über  die  genetischen 
Beziehungen  der  Angehörigen  verschiedener  Gruppen  gebührende 
Rechnung  getragen  werden. 

Die  Versteinerungen  sind  in  diesem  Werke  vorzugsweise  als 
fossile  Organismen  behandelt,  wahrend  ihre  Bedeutung  als  historische 
Doeumente  zur  Altersbestimmung  der  Erdschichten  mir  m  zweiter 
Linie  Berücksichtigung  linden  konnte.  Auf  die  Aufzählung  oder 
Beschreibung  einzelner  geologisch  wichtiger  Leitfossilien  wurde  darum 
verzichtet,  doch  sind  dieselben  bei  Auswahl  der  Abbildung  nach 
Möglichkeit  bevorzugt. 

Durch  Verwendung  des  ungemein  reichen  Materials  an  Gliche's 
aus  dem  Handbuch,  sowie  durch  Herstellung  einer  Anzahl  neuer 
Abbildungen,  konnten  die  Grundzüge  in  ungewöhnlich  reichem  Maasse 
mit  Illustrationen  ausgestattet  werden.  Der  Umfang  des  Werkes  ist 
dadurch  allerdings,  obwohl  der  botanische  Thoil  ausgeschlossen  wurde, 
in  unerwünschter  Weise  angeschwollen ;  um  so  dankbarer  muss  es 
anerkannt  werden,  dass  die  Verlagsbuchhandlung  den  Preis  desselben 
so  niedrig  als  möglich  angesetzt  hat. 

Zu  besonderem  Danke  bin  ich  auch  Herrn  Privatdozent  Dr.  Pom- 
peckj  verpflichtet,  welcher  mich  bei  Durchsicht  der  Correcturbogen 
bereitwilligst  unterstützte. 

München  im  März  1895. 


Dr.  Karl  A.  v.  Zittel. 


Inhalt. 


Seite 

Einleitung.    Begriff  und  Aufgabe  der  Palaeontologie    .  1—16 

Systematik  17 

I.  Stamm  Protozoa  (Urtliiere)  17 

Ciasse  Rhi/opoda  S.  17.  1.  Ordnung;  Foraminiiera  8.  18.  2.  Ordnung 
Radiolaria  S.  35. 

II    Stamm  Coelenterata  ..  .  ,  ,  ,  ,  ,  :  •  .  .  3* 

1    Unteretanim  Porifera  ,  .  .  .  .  .  ,  .  .  .  .  .  .  .  311 

Gasse  Spongiae  S.  3i>.  Unterelanse  S  il  i  cispo  ngiae  S.  43.  1  Ordnung 
Monactinellida  8.  43.  2,  Ordnung  Tetractinellida  S,  44.  3.  Ordnung 
Lithistida  8.  44.  1.  Ordnung  Ilcxartincllida  8.  51.  Untcrclasse 
CaU'iBpouL'iae  8.  58.  1.  Ordnung  l'haretrone.s  S.  5!».  2.  Ordnung 
Syeones  S.  6i. 

2.  Untpr.sta.rnm  Cnidaria  63 


8.  «9. 

H. 

Unterklasse  Hexacoralüa  S. 

76. 

Ordnung  Madreporaria 

S.  78. 

A 

Unterordnung  A 

)orosa  8.  78. 

B. 

Unterordnung  Perforata 

8.  85. 

C. 

Unterordnung  H 

tabu  lata  8.  !) 

1. 

III.  Unterelas.se  Octo- 

2.Cla»8e  Hydrozoa  S.  100.  I.  UnterclasBe  HyJromcdusae  8.  100. 
Ordnung  Ilydroeorallinae  S.  100.  Ordnung  Tubulariae  8.  jÖ~T 
Ordnung  Campanulariae  8.  104.  Graptolithen  8.  105.  II.  Unter 
classe  Acalephae  8.  111~ 

III.  Stamm  Echlnoderinata  (Stachelhäuter)  112 

A.  Pelmatozoa   ;  :  :  :  :  :  ,  .  ,  :  s  :  :  .  ,  U3 

1.  Claase  Crlnoldea  (Seelilieu)  8.  113.  1.  Ordnnng  Larviformia  S.  124. 
2.  Ordnung  Camarata  8.  126.  3.  Ordnung  Fistulata  S.  133.  4.  Ordnung 
Flexihilia  8.  137.    5.  Ordnung  Articulata  S.  UM. 

2.  Claase  Cystoidea  s.  148 
3-Clawwe  Blastoldea  8.  158. 

B.  Aeterogoa  I*>!"> 

1.  Claase  Ophiuroidea  8.  166.  1.  Ordnung  Euryaleae  S.  168.  2.  Ordnung 
Uphiureae  8  1<>!T 

2.  Classe  Asteroidea  8.  170.  1.  Ordnung  KncrinasU-riae  8.  171.  2.  Ordnung 
Euasteriae  8.  172.  ~ 


VI  Inhalt. 

0  Fichinoy.oft  ,  ,  ,  ..  .  ,  ,  =  ..  ..  =  .  «  .  .  ..  ,  Iii 

1.  ChiSHe  Echinoldea  (Seeigel)  S.  174.  I.  Unterclagse  Palecbinoi dea 
8.  182.  1.  Ordnung  IVstocidarida  S.  182.  2.  Ordnung  Hothriocidarida 
S  182.  3.  Ordnung  Veriseboecbinida  S.  1S3.  II  Unterclassc  K  u  • 
eebinoidea  S.  185.  1.  Ordnung  Reguläres  S,  185.  A.  Unter- 
ordnung 1  luli >8tomi\tjt  S. 185.  B.  Unterordnung  <  ilyplmstoinata  S  187. 
2.  Ordnung  Irreguläre*  8,  1!)1.  A  Unterordnung  Gnatho^toinata 
S.  l'.U     B.  Unterordnung  Atelostomata  S,  105. 

2.  (Masse  Holothurioidea  S.  204 

IV.  Stamm  Vennes  (Würmer)  .205 

V.  Stamm  Molluscoldea   208 

1.  ü lasse  Bryozoa  8.  209.  1.  Unterordnung  Cyclustomata  8.  210. 
2.  Unterordnung  Cheilowtomata  S.  214. 

2.  Claase  Brachiopoda  S.  218.  1.  Ordnung  IuarticulaUi  S.  22ii.  2.  Ordnung 
Articulata   S.   230      A.    Unterordnung   Aphaneropegmata   S.  li-'>< > 
B.  Unterordnung  Helicopegmata  S.  23ti.    ('  Unterordnung  Aneistro- 
pegmata  8.  211.    I>.  Unterordnung  Ancyclopegmata  S.  244. 

VI.  Stamm  Mollusca  ( Weich thiere)  250 

1  Clanse  Lamellibranchlata  £  252  1  Ordnung  Anysomyaria  8.  259. 
2,  Ordnung  Homomyaria  S.  271  A.  I  'ntcrordnung  Taxödonta  S.  272. 
B.  Unterordnung  l'aohyodonta  8.  274.  ('.  Unterordnung  Heterodonta 
S—283  TV  DoKtnmlnntft  R  «02 

2.  Classe  Scaphopoda  6.  312. 

3.  Ülasse  Amphineura  S.  313.    Ordnung  l'olyplacophora  S.  313. 

4.  Clause  Gastropoda  S.  314  A.  Ordnung  Prosobrancbia  S.  3 1 1». 
1.  Unterordnung  Cyclobranchina  8.  32U.  2.  Unterordnung  Aspido- 
braiubina  S  320.  3  Unterordnung  Ctenobranrhina  S  332. 
B~.  Ordnung  Heteropoda  8.  356.  C.  Ordnung  Opifithobrancbia 
S.  356.  D.  Ordnung  Pteropoda  8.  869.  E.  Ordnung  Pulmonata 
8.  363.  1.  Unterordnung  Thalassophila  8.  368.  2  Unterordnung 
Baaommatophora  S  864.  3.  Unterordnung  Stylommatopbora 
8.  365. 

5  (  lasse  Cephalopoda  S  370.  A.  Ordnung  Tetrabranebiata  8  371. 
1  Unterordnung  Xautiloidea  8.  374.  2.  Unterordnung  Aiiimonoidea 
S,  386  B.  Ordnung  Pibranrhiata  S,  435.  1  Unterordnung  Beiern- 
noidea  S.  -137  2.  Unterordnung  Sepjojdea  S.  145.  3.  Unterordnung 
Qitopoda  S.  A4T. 

VII.  Stamm  Arthropods  (Gliederthiere)  448 

1  TTnterstjnnni  Branchiata  :  ,  ,  ,  :  :  ,  :  :  ,  ,  140 

1,  (  l.ist-e  Crustacea  S.  44!'  A.  Unterrla-^e  K  n  t  o  in  o  .s  t  r  a  c  a  S,  451. 
1.  Ordnung  Cirripedia  S.  451.  2.  Ordnung  Pstraeoda  8.  454. 
3  Ordnung  Pbyllopnda  S.  4")''».  1  Ordnung  Trilobitae  S  4*>>v 
B~  Unterclassc  Malarostraca  S  470.  1.  Ordnung  Phylloearida 
S.  47'J.     2.  Ordnung    lsopoda    S.  4HO.  Ordnung  Ainplüpoda 

8.  481.     4.  Ordnung  Stomatopoda  S.  482.     5.  Ordnung  Deeupoda 
S,  4rt3.    A.  Unterordnung  Macrura  S   484.    IV  Unterordnung  Ano 
mura  s.  4.^7.    C.  Unterordnung  Braehyura  S.  487.    C.  Unterklasse 
Merostoiuata  S  40O   1.  Ordnung  Oigantostraoa  S.  490  2  Ordnung 
Xiphnsura  tj.  404. 


uigmz< 


Inhalt. 


VII 


2.  Unternimm  Tracheuta 


490 


1.  Clause  Myriopoda  S.  496. 

2.  »     Arachnoidaa  S.  497. 

3.  »  Insecta  8.  499.  1.  Ordnung  Aptera  S.  600.  2.  Ordnung 
Orthoptera  S.  500.  3,  Ordnung  Ncuroptera  S.  502.  4.  Ordnung 
Hemiptera  S.  503.  5.  Ordnung  Coleoptera  S  504.  0  Ordnung 
Piptera  S  50G.  7.  Ordnung  Lepidoptera  S  500  8.  Ordnung  Hy- 
menoptera  8.  6Q7.~ 


1.  Ciasso  Plsces  (FisrluQ  s  510. 

I.  Untcrclasne  Sei  achii  S.  52T.   1.  Ordnung  Plenropterygii  S.  529. 
2.  Ordnung  Acanthodi  S.  530.   3   <  »rdnung  Ichthyotonn  S.  531 . 

4.  Ordnung  Plajriostoini  S  533.    A.  Unterordnung  Diplospondyli 

5.  533.  B.  Unterordnung  Cyelospondyli  S.  534.  C.  Unterordnung 
Asterospondyli  S.  535  T>.  Unterordnung  Tertiwpondyli  8.  539 
5  Ordnung. "  Holocophali  S.  546.    Irhthyodorulithen  S.  541». 

II.  Unterclasse  Placodermi  S.  551.  1.  Ordnung  Heterostraci 
S.  551  2.  Ordnung  Aspidocephali  ^  553.  3.  Ordnung  Antiarcha 
S.  554.    4.  Ordnung  Arthrodini  S.  556. 

III.  Unterclasse  Dipnoi  8.  568.  1.  Ordnung  Ctenodipterini  S.  558. 
2.  Ordnung  Sirenoidea  8.  560. 

IV.  Unterclasse  G  a  n  o  i  d le  i  S.  502.  1.  Ordnung  Crossopterygii 
S.  565.  2.  Ordnung  Ohondrostei  8.  569.  3.  Ordnung  Hetero- 
cerci  S.  570,  4_  Ordnung  Pycnodonti  S.  574  5.  Ordnung 
Lepidostei  8.  577.   6.  Ordnung  Amioidei  S.  682! 

V.  Unterclasse  Tel  eoatei  S.  585.  1.  Ordnung  Phvsostomi 
S.  686.  2.  Ordnung  Physoclysti  S.  590  1.  Unterordnung  Ana- 
canthini  S.590.  2.  Unterordnung  Pharyngognathi  S. 590.  3.  Unter- 
ordnung Acanthupteri  S.  592.  4.  Unterordnung  Lophobranc-hTi 
8.  598.    5.  Unterordnung  Plertognathi  S.  7^ 

2.  Clause  Amphibia  (Lurche)  S.  603.    1.  Ordnung  Stcgocephali  S.  6Ü0, 
1.  Unterordnung  Phvllowpondyli  S.  <i!4.     2.  Unterordnung  I.epo- 
npondyli  S.  616.   3.  [fnterördnung  Temnospondyli  S.  Ol!)     4  Unter 
Ordnung  Stereospondyli  S.  022.  2.  Ordnung  Oeeiliae  S  625.  3.  Ordnung 
Urodela  S.  625    4.  Ordnung  Anura  8.  627~ 

3.  Classe  Reptilia  (Kriechthiere)  S.  029.  1.  Ordnung  Rhynchocephalia 
S.  634.  2.  Ordnung  Lepidosauria  S.  ('40  A.  Unterordnung  Lacertilia 
S.  640  B  Unterordnung  Pythonomorpha  042.  C.  Unterordnung 
Ophidia  S  648.  3.  Ordnung  Iehthyogauria  S.  050.  4.  Ordnung 
■Sauropterygia  S  656.  5  Ordnung  Theroinorpha  S.  003  A.  Unter- 
ordnung 1*  heriodontia  S  664.  B.  Unterordnung  l'areiosauria  S.  605 
C.  Unterordnung  Anoinodontia  S.  007.  I>.  Unterordnung  Placn- 
dontia  S.  670.  6.  Ordnung  Testudinata  (Schildkröten)  S.  672.  A  Unter- 
ordnung Trionychia  S.  677.  B.  Unterordnung  Cryptodira  S.  677. 
0.  Unterordnung  Pleurodira  S.  083.  7.  Ordnung  Cröcodilia  S.  68T. 
A.  Unterordnung  Parasurhia  S.  085.  B.  Unterordnung  Pseudosuchia 
S.  687.  C.  Unterordnung  Kusuchia  688.  8.  Ordnung  Dinosauria 
S  698.  A.  Unterordnung  Saumpoda  S.  701.  B  Unterordnung 
Theropoda  S  705.  C  Unterordnung  Orthopoda  S.  710.  9.  Ordnung 
Pteroskiiria  S.  719. 

4.  Ciasse  AV68  (Vögel)  S.  726.   1.  Ordnung  Saururae  8.  731.  2.  Ordnung 
Hatitae  8.  733.    3.  Ordnung  Carinatae  S.  755" 


VIII.  Stamm  Vertebrata  (Wirbelthiere) 


im 


VIII 


Inhalt. 


Seilt- 

5.  Ciasse  Mammalia  (Saugethiere)  S.  738. 

A.  Unterdasse  E  |>  1  a  c  e  n  t  a  1  i  a  8  761  1.  Ordnung  Monotremata 
S.  761.  2.  Ordnung  Marsnpialia  S,  761.  1.  1  "nterordnung  AUö"^ 
theria  8.  762.  '2  Unterordnung  Diprotodontia  S.  765.  3.  Unter- 
Ordnung  Polyprotodontia  S.  768. 

B.  Unterclasae  P I  a  cc  n  t  a  1  i  a  S.  772.  1  .Ordnung  Inseotivora  S  772 
2.  Ordnung  Chiroptera  S.  775.  3  Ordnung  Carnivora  S  777. 
1  Unterordnung  Creodontia  S.  77H.  2  Unterordnung  Fissi- 
pedia  S.  784  ,  3"  Unterordnung  Pinninedia  s  797  4.  Ordnung 
Cetaeea  S.  799.  1.  Unterordnung  Arcliaeot  et  i  S  HQ3.  2.  Unter- 
ordnung Odontoceti  8.  803.  3.  Unterordnung  Mystacoreti  S.  SO1). 
5~Ordnung  Tillodontia  S  806.  6,  Ordnung  Edentata  8  808. 
ÄT~Xömartlini  B.  Hll.  B.  Xenarthra  S.  811.  3  Unterordnung 
Oravigrada  S  811-  4.  Unterordnung  Loricata  8  814.  7  Ordnung 
Kodentia  S.817.  1  Unterordnung  Protrogoniorpha  8.819.  2.  Unter 
ordnung  Seiuroinorpha  8.  82U  3.  Unterordnung  Myomorpha 
8.  823.  4.  Unterordnung  Hvstriconiorpha  S.  824  5.  Unter- 
ordnung Lagornorplia  S.  825.  9.  Ordnung  Ungulata  8  827. 
1.  Unterordnung  Hvracoidi'a  S.S29.  2.  Unterordnung  Typothcria 
8.  83U.  3.  Unterordnung  Toxodontia  8.  8:i4.  4  Unterordnung 
Litopterna  S.  837.  5.  Unterordnung  Ainhlypoda  S.  840. 
6  Unterordnung  Probost  idia  S.  84-1 .  7.  Unterordnung  Condy- 
lartbra  8.  852.  8.  Unterordnung  Perissodactyla  8.  855.  9.  Unter 
ordnung  Aneylopoda  8.  880.  10.  Unterordnung  Artioda^tyla 
S.  882.  9.  Ordnung  Sirenia  8.  917.  10.  Ordnung  Primates 
K  919.  1  Unterordnung  Proaiiniae  8.  919.  2.  Unterordnung 
Simiae  S.  924.     3.  Unterordnung  Bimana  S.  930. 

Register   951 


3  Dy  VoiOOglL 


Einleitung. 


Begriff  und  Aufgabe  der  Palaeontologie. 

Die  Palaeontologie  oder  Versteinerungskunde  ist  die  Wissen- 
schaft von  den  Versteinerungen  oder  die  Lehre  von  den  alten  Ixjbewcsen 
(/<'/°£  ct',v  ^o).auov  ovrvjv).  Sie  beschäftigt  sich  mit  allen  Fragen,  welche 
die  Eigenschaften,  die  systematische  Stellung,  die  Verwandtschaft  und 
Abstammung,  die  einstige  Lebensweise,  die  räumliche  Verbreitung  und 
die  zeitliche  Aufeinanderfolge  jener  alten  Wesen  betreffen,  sowie  mit 
den  Folgerungen,  welche  sicli  aus  diesen  Untersuchungen  für  die  Ent- 
wickelungsgeschichte  der  Organismen  und  der  Erde  überhaupt  ergeben. 

Unter  Versteinerungen  (Fossilien,  Petrefaeten)  versteht  man 
diejenigen  Ueberreste  oder  Spuren  von  Pflanzen  und  Thieren,  welche 
vor  Beginn  der  jetzigen  geologischen  Periode  gelebt  haben  und  in  den 
Erdschichten  erhalten  blieben. 

Für  die  Zugehörigkeit  eines  in  den  Erdschichten  vorkommenden 
organischen.  Ueberrestes  zu  den  Versteinerungen  ist  in  erster  Linie 
das  geologische  Alter  maassgebend,  während  dem  Erhaltungszustand 
oder  dein  Umstand,  ob  dieselben  von  noch  jetzt  lebenden  oder  aus- 
gestorbenen Arten  herrühren,  nur  untergeordnete  Bedeutung  beigelegt 
werden  darf.  Wenn  auch  die  Mehrzahl  der  Versteinerungen  mehr  oder 
weniger  durchgreifende  Veränderungen  während  des  Fossilisations- 
processes  erfahren  haben  und  häiiiig  durch  ihre  Umwandlung  in 
mineralische  Substanz  den  Namen  Versteinerungen  rechtfertigen ,  so 
können  doch  unter  besonders  günstigen  Bedingungen  (z.  B.  im  gefrornen 
Boden,  in  Bernstein,  Harz,  Torf)  urweltliche  Thiere  und  Pflanzen  in 
nahezu  unveränderter  Form  überliefert  werden.  Die  Leichen  von 
Maminuth,  Rhinoceros  im  sibirischen  Eis,  die  Insekten.  Spinnen  und 
Pflanzen  im  Bernstein  sind  ächte  Versteinerungen,  obwohl  sie  keino 
Spur  von  mineralischer  Durchtränkung  erlitten  haben. 

Eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  von  ächten  Versteinerungen 
aus  tertiären  und  pleistocaenen  Ablagerungen  gehört  zu  noch  jetzt 
existirenden  Pflanzen  oder  Thierarten,  während  die  Reste  gewisser  in 
historischer  Zeit  ausgestorbener  Formen  (Rhytina,  Alca,  Didm,  Pezophaps 
u.  a.)  ebensowenig  zu  den  Versteinerungen  gerechnet  werden,  als  alle 
diejenigen  organischen  Ueberreste,  welche  aus  Ablagerungen  stammen, 
die  unter  den  jetzt  herrschenden  orographischen  und  klimatischen  Ver- 
hältnissen gebildet  wurden. 

Z  i  1 1  c  1 .  Gmndjtflg©  Act  Palaeontologie.  1 


Digitized  by  Google 


2 


Einleitung. 


Die  Veränderungen,  welche  urwcltliche  Organismen  durch  den 
Fossilisationsprocoss  erleiden,  sind  theils  chemischer,  theils  mechanischer 
Natur.1)  Durch  Umwandlung  oder  Zerstörung  gewisser  Bestandteile 
und  durch  Aufnahme  fremder  Stoffe  tritt  Verkohlung,  Verwesung, 
Verwitterung  oder  Versteinerung  ein. 

1.  Die  Verkohluug  ist  eiu  unter  Wasser  oder  bei  beschränktem 
Zutritt  von  Luft  erfolgender  Desoxydationsprocess,  welchen  vorzugsweise 
Pflanzen  durchmachen.  Fossile  Hölzer  und  sonstige  Gewächse  sind 
häufig  in  Torf,  Lignit,  Braunkohle  oder  Steinkohle;  Blätter  in  ein 
dünnes  Kohlenhäutchen  umgewandelt,  welches  meist  noch  die  feinste 
Nervatur  erkennen  lässt.  Auch  thierische,  ursprünglich  aus  Chitin 
bestehende  Gebilde  finden  sich  ausnahmsweise  in  verkohltem  Zustand 
(Insekten,  Crustacecn.  Graptolithen). 

2.  Die  Verwesung  zerstört  in  der  Regel  alle  organischen  Kohlen- 
stoff- und  Stickstoff- Verbindungen  vollständig.  Abgesehen  von  seltenen 
Ausnahmefällen  hinterlassen  darum  dio  nur  aus  Weich theilcn  bestehen 
den  Würmer,  Infusorien,  die  schalenlosen  Mollusken,  die  meisten 
Mydrozoeu,  viele  Anthozoen,  die  Embryonen  von  Wirbelthieren  keine 
Spuren  in  den  Erdschichten.  Auch  Horn,  Haare,  Chitin  und  ähnliche 
Gebilde  verfallen  während  des  Fossilisationsprocesses  der  Vernichtung. 
Nur  unter  besonders  günstigen  Bedingungen  (z.  B.  in  Eis  oder  ge- 
frorenem Boden)  bleiben  Fleisch-  oder  Hautgebilde  nahezu  unverändert 
oder  sie  erleiden  in  thonigen  oder  kalkigen  Schiefem  unter  Auf 
nähme  von  phosphorsaurem  Kalk  eine  Art  von  Versteinerung,  wobei 
die  feinen  Strukturverhältnisse  nur  wenig  verändert  werden.*)  Auch 
die  erhaltungsfähigen  mineralischen  Bestandtheile  des  thierischen  Körpers 
werden  durch  Verwesung  ihrer  organischen  Beimengungen  beraubt: 
Knochen  verlieren  ihren  Gehalt  an  Fett  und  Leim,  Schalen  von  Mol- 
lusken, Echinodermen,  Crustaccen  ihre  Farbstoffe  und  ihr  organisches 
Substrat.  Die  durch  Verlust  ihrer  organischen  Beimischungen  mehr 
oder  weniger  porös  gewordenen  Hartgebilde  verfallen  später  durch  all- 
mähliche Auflösung  auch  der  mineralischen  Bestandtheile  der  Ver- 
witterung, der  völligen  Zerstörung  oder 

3.  der  Versteinerung.  Bei  diesem  Process  dringen  fremde,  in 
Wasser  lösliche  Stoffe  (vorzüglich  kohlensaurer  Kalk  und  Kieselerde, 
seltener  SchweFeleisen,  Eisenoxydhydrat  und  andere  Substanzen)  in  alle 
ursprünglich  vorhandenen  oder  durch  Verwesung  entstandenen  Hohl- 
räume ein  und  füllen  dieselben  vollständig  aus.  Während  des  Ver- 
steinerungsprozesses findet  zuweilen  auch  eine  Pseudomorphose  statt, 
indem  gewisse  mineralische  Bestandtheile  aufgelöst  und  durch  andere 
Stoffe  ersetzt  werden.  So  können  Kardialen  oder  Kalkskelete  in 
Kieselerde,  und  umgekehrt  Kieselskeletc  (z.  B.  von  Spongien)  in  Kalk- 
spath  umgewandelt  werden. 

Füllt  sieh  der  ursprünglich  von  Weichtheilen  eingenommene  Raum 
z.  B.  im  Innern  einer  Molluskenschale  oder  irgend  eines  anderen 
Thierkörpers  mit  eingedrungenem  Schlamm  aus.  und  wird  durch  Ver- 
witterung später  die  Schale  oder  Umhüllung  zerstört,  so  entsteht  ein 

l)  White,  Ch.  Coudition  of  preservation  of  invertebrate  fossile.  Bull.  U.  S. 
geolog.  and  geographical  Survey.  vol.  V.  p.  133. 

Trabueco,  Uiac.    La  FctriKcazione.  Pavia.  1887. 

*)  Reis,  O.    Ueber  Petritidrung  der  Muskulatur.   Artb.  mikrosk.  Anat,  Bd.  41. 


Digitized  by  Google 


Einleitung. 


3 


innerer  Ausguss  oder  Steinkern,  welcher  in  manchen  Fällen,  nament- 
lich bei  sehr  dünnschaligen  Organismen  (Ainmoniten ,  Brachiopoden, 
gewissen  Muscheln  und  Crustaceen),  ein  getreues  Abbild  der  ursprüng- 
lichen Form  gewährt  und  ebenso  sicher  bestimmt  werden  kann,  als  die 
Schale  selbst. 

Nicht  selten  hinterlassen  fossile  Organismen  nur  die  Abdrücke 
ihrer  Schalen  oder  Skelete,  sehr  selten  ihres  ganzen  Körpers  in  den 
Erdschichten;  zuweilen  wird  ihre  Existenz  auch  lediglich  durch  Fährten 
oder  Fussspuren  angedeutet. 

Mechanische  Veränderungen  durch  Verschiebung,  Biegung, 
Zerquetsch u ng  oder  sonstige  Entstellung  erleiden  sehr  viele  Versteiner- 
ungen gleichzeitig  mit  den  sie  umschliessenden  Gesteinen.  Sie  be- 
anspruchen besondere  Beachtung  und  müssen  bei  der  Bestimmung 
fossiler  Organismen  sorgsam  berücksichtigt  werden. 

Palaeontologie  und  Biologie.  Obwohl  die  Ueberreste  der  ur- 
weltlichen, als  Versteinerungen  überlieferten  Lebewesen  nur  ein  un- 
vollständiges Bild  derselben  gewähren,  fast  niemals  vollständig  erhalten 
und  in  der  Regel  mehr  oder  weniger  verändert  sind,  so  lassen  sie  sich 
doch  insgesammt  in  die  grossen  Fachwerke  der  zoologischen  und  bo- 
tanischen Systeme  einfügen.  Sie  sind  trotz  aller  Verschiedenheiten  nach 
denselben  Grundgesetzen  gebaut,  wie  die  noch  jetzt  existirenden  Or- 
ganismen, und  ihre  Bestimmung  erfordert  stets  den  sorgfältigen  Vergleich 
mit  den  nächstverwandten  lebenden  Pflanzen  und  Thieren.  Die  Methode 
der  Untersuchung  von  Versteinerungen  unterscheidet  sich  nicht  von 
jener,  welche  der  Zoologe  oder  Botaniker  anwendet;  allerdings  verfügt 
der  Palaeontologe  nur  über  die  erhaltuugsfälügen  Bestandteile  und 
niuss  nach  Analogien  mit  lebenden  Formen  die  zerstörten  Weichtheile  im 
(leiste  reconstruiren.  Er  ist  aber  auch  genöthigt,  aus  den  vorhandenen 
Kesten  so  viel  Belehrung  zu  ziehen,  als  nur  immer  möglich  und  sieht 
sich  darum  nicht  nur  auf  die  äusserliche  und  makroskopische,  sondern 
auch  auf  die  feinere  mikroskopische  und  histologische  Untersuchung 
angewiesen.  Iu  manchen  Abtheilungen  des  Pflanzen-  und  Thierreichs 
ist  die  Palaeontologie  durch  ausgiebige  Verwerthung  histologischer 
Merkmale  der  Botanik  und  Zoologie  vorausgeeilt,  und  bei  den  Wirbcl- 
thieren  ist  die  vergleichende  Anatomie  des  Knochengerüstes  und  der 
sonstigen  erhaltungsfähigen  Hartgebilde  (Zähne,  Hautskelet)  wesentlich 
durch  Palaeontologen  (Cuvier,  Owen,  H.  v.  Meyer,  Rütimeyer, 
Marsh,  Cope  u.  a.)  auf  ihre  jetzige  Höhe  gebrachtworden.  Das  schon 
von  Cuvier  mit  Glück  angewandte  Erfahrungsgesetz  der  Gorrelation, 
wonach  alle  Theile  eines  Organismus  in  gesetzmässigem  Zusammenhang 
stehen  und  nicht  verändert  werden  können,  ohne  dass  gleichzeitig  alle 
anderen  Theile  eine  entsprechende  Umgestaltung  erleiden,  ist  jetzt  nicht 
nur  bei  den  Wirbelthiereu,  sondern  auch  boi  Wirbellosen  und  bei 
Pflanzen  derart  ausgebildet,  dass  häufig  ein  einziger  Knochen,  Zahn 
oder  Hautschild,  ein  unansehnliches  Fragment  eines  Gehäuses,  eine 
Schale,  ein  Skeletfragment,  ein  Zweig,  Stammstück  u.  s.  w.  genügen, 
um  uns  eine  ungefähre  Vorstellung  von  dem  ehemaligen  Besitzer  dieser 
Reste  zu  verschaffen.  Die  Palaeontologie  ist  darum,  soweit  sie  sich 
mit  der  Untersuchung  und  Systematik  der  fossilen  Organismen 
beschäftigt,  nichts  anderes,  als  ein  Theil  der  Zoologie,  vergleichenden 
Anatomie  und  Botanik  und  zerfällt  in  Palaeozoologie  und  Palaeo- 


Digitized  by  Google 


4 


Einleitung. 


phytologie.  Sic  hat  das  Material  der  beiden  biologischen  Disciplinen 
ganz  erstaunlich  vermehrt,  zahlreiche  Lücken  im  System  ausgefüllt 
und  unsere  Kenntniss  über  die  Mannichfaltigkeit  der  Organisations- 
verhältuisse  bei  Thieren  und  Pflanzen  unendlich  bereichert.  In  den 
meisten  überhaupt  erhaltungsfähigen  Abtheiluugen  des  Thier-  und 
Pflanzenreiches  übertrifft  die  Zahl  der  fossilen  Formen  die  der  noch 
jetzt  existirenden  beträchtlich.  Bei  Foramini feren,  Spongien,  Korallen, 
Echinodermen,  Mollusken  und  Wirbelthieren,  bei  Gefässkryptogamen, 
C'ycadeen  und  Conifcren  wäre  ein  natürliches  System  undenkbar  ohne 
Verwerthung  des  palaeontologischcn  Materials;  denn  in  einzelnen 
Gruppen  (z.  B.  Brachiopoden ,  Cephalopoden,  Reptilien,  Säugethiere) 
übertrifft  die  Zahl  der  fossilen  ausgestorbenen  Formen  jene  der  leben- 
den um  das  zehn-,  hundert-  oder  tausendfache,  und  dieses  Verhältniss 
verschiebt  sich  immer  mehr  und  mehr  zu  Gunsten  der  Palaeontologie, 
da  fast  täglich  in  den  verschiedensten  Theilen  der  Erde  neue  Fund- 
stätten vou  Versteinerungen  entdeckt  werden. 

Palaeontologie  und  Geologie.  Obwohl  die  Versteinerungskunde 
als  biologische  Wissenschaft  sich  nicht  wesentlich  von  Botanik  und 
Zoologie  unterscheidet,  so  steht  sie  doch  auch  in  ebenso  innigem  Zu- 
sammenhang mit  Geologie  und  ist  von  jeher  von  Geologen  nicht 
minder  gepflegt  worden,  als  von  Biologen.  Das  Material  wird  ihr  fast 
ausschliesslich  durch  Geologen  geliefert,  denn  die  Versteinerungen  finden 
sieh  in  den  geschichteten  Gesteinen  der  Erdkruste  und  zwar  enthalten 
die  ursprünglich  als  Sedimente  im  Wasser  entstandenen  oder  die  auf 
dem  Festland  durch  Verwitterung  und  äolische  Einflüsse  gebildeten 
Gesteine  keineswegs  dieselben  fossilen  Ueberreste,  sondern  jeder Schichten- 
complex,  ja  häufig  jede  einzelne  Gesteinsbank  ist  durch  besondere  Arten 
ausgezeichnet.  Je  älter  die  Gesteine,  desto  fremdartigeren  Charakter 
besitzen  die  Versteinerungen,  je  jünger  die  Schichten,  desto  näher 
stehen  die  darin  vorkommenden  Fossilien  den  noch  jetzt  existirenden 
Organismen.  Da  nun  erfahrungsgemäss  Ablagerungen  von  gleichem 
Alter  auch  identische  oder  doch  ähnliche  Versteinerungen  enthalten, 
woun  sie  unter  ähnlichen  äusseren  Bedingungen  (z.  B.  im  Meer  oder 
im  Süsswasser)  entstanden  sind,  so  liefern  die  Versteinerungen  neben 
der  durch  die  Aufcinanderlagerung  festgestellten  Reihenfolge  das  sicherste 
Hilfsmittel  zur  Erkennung  gleichaltriger  Schichtgesteine.  Durch  das 
Studium  der  aus  gleichzeitig  entstandenen  Gesteinen  stammenden  Fos- 
silien lassen  sich  schliesslich  die  verschiedenen  Palaeofaunen  (d.  h.  Thier- 
gesellschaften) und  Palaeofloren,  welche  im  Verlauf  der  Entwickelungs- 
geschichte  unseres  Planeten  denselben  bewohnt  haben,  reconstruiren. 
Die  mit  Hilfe  der  Lagerung  und  der  charakteristischen  Versteinerungen 
(Leitfossilien)  chronologisch  geordneten  Schichtgesteine  werden  wieder 
in  Unterabtheilungen  gegliedert,  wovon  jede  einzelne  durch  besondere 
organische  Ueberreste  gekennzeichnet  ist.  Die  historische  Geologie 
basirt  darum  der  Hauptsache  nach  auf  Palaeontologie. 

Die  Gesammtmächtigkeit  aller  geschichteten  Gesteine  mit  Ausschluss 
der  ältesten  kristallinischen  Schiefergesteine  (Gneiss.  Glimmerschiefer, 
Phyllit  u.  s.  w.),  denen  organische  Ueberreste  fehlen  und  über  deren 
Entstehung  noch  mancherlei  verschiedene  Meinungen  herrschen,  beträgt 
ca.  20 — 30 (XX)  m.  Zur  Bildung  dieses  gewaltigen  Schiehtencomplexes 
war  eine  unermesslich  lange  Zeit  erforderlich,  die  sieh  freilich  nicht 


Digitized  by  Google 


Einleitung. 


5 


genau  berechnen  lässt,  weil  sichere  Anhaltspunkte  über  die  Geschwindig- 
keit der  Sedimentbildung  in  früheren  Erdperioden  fehlen,  und  weil  sich 
der  Beginn,  die  Dauer  und  der  Abschluss  geologischer  Ereignisse  nicht 
mit  astronomischen  Vorgängen  in  Verbindung  bringen  lassen. 

Da  jedoch  die  Erde  ehemals  von  ganz  anderen  Geschöpfen  bewohnt 
war,  als  heutzutage,  da  die  verschiedenen  Palaeofloren  und  Palaeofaunen 
überall  in  gleicher  Weise  auf  einander  folgen,  da  ferner  in  gewissen 
Schichten  meist  zahlreiche  oder  auch  alle  Arten  gleichzeitig  mit  einander 
erscheinen  und  gleichzeitig  verschwinden,  so  dass  eine  Fauna  oder 
Flora  nahezu  in  ihrer  Gesammtheit  durch  die  nachfolgende  ersetzt 
wird,  so  ist  es  möglich,  die  geschichteten  Gesteine  in  eine  Anzahl  von 
grösseren  und  kleineren  zeitlichen  Abschnitten  zu  gliedern,  welche  von 
den  Geologen  mit  verschiedenen  Namen  belegt  werden.  Der  Beginn 
und  das  Ende  irgend  einer  geologischen  Periode  (Gruppe,  System  oder 
Formation,  Formationsabtheilung,  Stufe,  Zone)  wird  in  der  Regel  durch 
locale  Unterbrechungen  in  der  Schichtenbildung  bestimmt,  welche  durch 
Veränderungen  in  der  Vertheilung  von  Wasser  und  Land,  durch  vul- 
kanische Eruptionen  u.  dgl.  hervorgerufen  wurden.  Mit  solchen  Störungen 
fand  meist  auch  eine  Veränderung  in  der  Flora  und  Fauna  statt.  Die 
gegenwärtig  angenommene  Eintheilung  der  geschichteten  Gesteine  ist 
auf  der  Tabelle  S.  6  zusammengestellt,  worin  allerdings  nur  die  in  den 
drei  vorderen  Reihen  gebrauchten  Bezeichnungen  allgemeine  Gültigkeit 
besitzen,  während  die  letzte  Columne  lediglich  auf  europäische  Verhält- 
nisse Bezug  hat. 

Die  Gesteine  der  archäischen  (oder  azoischen)  Gruppe  haben  eine 
Gesammtmächtigkeit  von  40— 60000  m.  Sie  gehörendem  ältesten  und  läng- 
sten Zeitalter  in  der  Entwicklung  unserer  Erde  an,  zeichnen  sich  durch 
schieferige  und  krystallinische  Beschaffenheit  und  durch  den  Mangel  an 
Versteinerungen  aus.  Nach  der  Lagerung  bildet  im  Allgemeinen  Gneiss 
die  älteste,  Glimm  erschiefer,  Chlor  itschief  er  und  Talk  schiefer 
die  mittlere,  Phyllit  (Urthonschiefer)  die  oberste  Abtheilung  der  archäi- 
schen Gruppe.  Die  angeblich  schon  in  der  Gneissfonnation  vorkommen- 
den Organismen  (Eozoon)  haben  sich  als  mineralische  Gebilde  erwiesen. 

Die  palaeozoische  oder  primäre  Gruppe  besteht  aus  dem 
cambrischen,  silurischen,  devonischen,  carbonischen  und  permischen 
System,  wovon  jedes  System  (Formation)  wieder  in  mehrere  Abtheilungen, 
Stufen  und  Zonen  zerlegt  wird.  Das  cambrische  System  enthält  vor- 
herrschend Crustaceen  (Trilobiten),  Mollusken,  Würmer,  einige  Pelmato- 
zoeu,  Coelenteraten,  Spongien  und  sehr  undeutlich  erhaltene  Algen; 
im  Silursystem  sind  alle  Classen  des  Thierreichs  mit  Ausnahme  der 
Amphibien,  Reptilien,  Vögel  und  Säugethiere  und  die  Flora  durch  Algen 
vertreten.  Unter  den  Thieren  herrschen  wirbellose  Meeresbewohner 
(namentlich  Crustaceen,  Mollusken,  Echinodermen  und  Coelenteraten) 
vor,  während  die  WTirbelthiere  nur  durch  spärliche  Reste  von  Fischen 
vertreten  sind.  Sämmtliche  Arten  und  fast  alle  Gattungen  sind  erloschen 
und  gehören  meist  ausgestorbenen  Familien  oder  Ordnungen  an.  Im 
devonischen,  carbonischen  und  permischen  System  sind  im  Wesentlichen 
dieselben  Abtheilungen  des  Thierreichs,  jedoch  vielfach  durch  andere 
Gattungen  und  Familien  vertreten.  Im  Devon  entfalten  die  Fische  eine 
grosse  Mannichfaltigkeit,  im  Carbon  beginnen  die  Amphibien  (Stego- 
cephalen),  im  Perm  die  Reptilien.  Die  Flora  besteht  hauptsächlich 
aus  Gefässkryptogamen,  sowie  aus  spärlichen  Conifereu  und  Cycadeen. 


Digitized  by  Google 


(5 


Einleitung. 


Weltalter 

(Aera) 

Periode 

Epoche 

Alluvium 

Moderne  A>i)iiu-eninKe!i 

s 
t- 

Quartär-System 

Diluvium 
(Pleistocaen) 

I'osliflucinl -Sture 
Glacliil- 
Fraeglticial-  - 

• 

0 
0 

Z 

Pllocaen 

?i<:ilisclie  stuf« 
Asti-  • 

-,  Siethen  i 
.  AMieu'i 

4» 

-=ä 

V 

X 

"3 

Tertiär-System 

Miocaen 

I'ontisohe  Stufe 
SnrmnÜM'he 
Tortmiisehe  ■ 
Itclvi -tische  - 
I.ftiii;liis<'hc  • 

■Toiitien 
i  S'urmnl  ien  i 
'Ti>rt«»nien  > 
illelvelieii 
:  LHUL'hieu  ■ 

s; 

0  * 
Ha 
o. 

Oligocaen 

Aqultjinischc  Stufe 
Tongrischo 

Aijuilimieu. 
iTongriem 

1 

Ligurische  Stufe  il.igurlem 
Hnrton          »                atartotiit-n  ■ 
i'iiriser          »               i  Hurisieu 
S.il^souische                  i  Sue^on  ioii : 
i.ibysche  od.  Umnet -Stufe:  Thun  et  ierr 

Kreide-System 

Obere  Kreide 

hänisehe  Stute 

Senon- 

Turou- 

\  t.  II'  'Ii  III  1 1 

■  Dunien 
iSetioiiien'i 
'Turunieu . 

■  i  v.  i  w>  1 1 1 1 1 1  \  v  y. 1 1 1 

Untere  Kreide 

Aj.t-  u.  Ort'ßon-.Stufe 
Bu  nvnie- 

Neoeom-  » 

i  Apli.-n.l  rgonien 
i  Hiirreinleu 
Neoc-iuien- 

-s 

X 

X 
X 

Oborer  Jura 
(Malm) 

Tülifin-  Ii.  I'orlliind-Snifi 
Kiuiineri'ige  -.Stufe 
Oxford- 
Kellowuy- 

■  I'>»rtluu<iii.'ii ' 
iKimmeridjrieiii 
i.i  ixforrtiftii  i 
<  'allovien  - 

Jura-System 

Mittlerer  Jura 
(Doggen 

Mrtth- 
HiiyeUX- 

ISiUhonien  ■ 
i  Hajiicien  • 

• 

Unterer  Jura 
<Lias> 

Thoimrs-  • 
CimriiKuilli- 
,Setuur- 
JK'ltunpo- 

'Ton  roten 
]  .insienj 
(Stnoiuurien 
'  ilettariuieu 

Obere  Trias 
Keupor 

litl  II  tisi:  in-  ■ 

K/uuI'rtie 

N'.nsrlie 

.  Khnetien 
,(  arnieri 
iNoriiM) 

Trias-System 

Mittler«  Trias 
i  Muschelkalk. 

Vir^lnriii- 

•  Yirjjlovien. 

Untere  Triato 
Bunt.  Sandstein 

Worfeuer- 

'Werfi-meu. 
VoM^ien  : 

Perm-System 
(Oyas) 

Zechstein 
Rothliegondes 

Thünnscr  -  Stufe 
PimiriL- 
Antun-  . 

'l  hurniKiein 

lVt)Jl)l)le[i  :• 

■  Autunit-u; 

Carbon-System 

Productive  Steinkohlen- 
Poroiatlon 
Permo-Carbon' 

Kr.il- 

Mtukuu- 

.Umlieiv 
Musfiivieli. 

Kohlenkalk  Culm 

DiiiEim- 

liiiuiuli.  n 

Devon-System 

Ober-Devon 

l--nneuu- 
(iivol- 

l-HTuennien 
Frn>:iieti 
<  liviien 

Mittel-Devon 

Kitler- 

.  i ' 1 fe : ! e  ]  1 1 

1 

Unter-Devon 

Cobletiz- 
Geitinuisehe 

(  iil))euxie:i  i 
(•(■.IhmSeu 

1 

5 

-  -  —  —  — 

Silur-System 

Obere  Abtheilung 

\\  i-n'.nc  1,  - 

<»>.  Unu<l..very-Slufe 

s- 

Untere  Abtheilung 
Ordovlciscbe  Formation 

((»Iii-  <><!<  r  Cuniiicc'-Snifc 
I.^HijfK'iln-  • 
Aren  in-  • 

Cambrisches 

System 
(Cambrium) 

Ob  Cambrium 

'l'rcinn-.Ii  ><:  - 

F<-Tti:iUIL--  9 

Unt.  Cambrium            lliul • 

T7T" 

Urschiefer- 
System 
Gneiss-System 

Phyllit  Urthonschiofor, 
Glimmerschiefer.  Chlorit- 
schlefer  etc  1 
Gneies. 

Digitized  by  Google 


Einleitung. 


7 


Die  mesozoische  Gruppe  enthält  drei  Systeme  (Trias,  Jura  und 
Kreide).  Zahlreiche  im  palaeozoischen  Zeitalter  verbreitete  Gruppen 
(Tetracorallen ,  Graptolithen ,  Crinoideen,  Cystoideen  und  Blastoideen, 
Rrachiopoden  und  Trilobiten)  sind  entweder  gänzlich  oder  grösstenteils 
erloschen,  andere  (Cephalopoden,  Lamellibranchiaten,  Echiniden)  durch 
ganz  andere  Genera  und  Familien  vertreten;  unter  den  Wirbelthiereu 
zeichnen  sich  die  Amphibien  durch  Riesenformen  (Labyrinthodonta),  die 
Reptilien  durch  wunderbare  Mannichfaitigkeit  und  theilweise  gigantische 
Grösse  aus.  Die  Vögel  beginnen  im  oberen  Jura  (Archaeopteryx),  die 
Säugethiere  in  der  obersten  Trias  mit  kleinen,  wahrscheinlich  marsupialen 
Typen.  Unter  den  Pflanzen  herrschen  in  Trias  und  Jura  noch  Gefäss- 
kryptogamen,  Coniferen  und  Cycadeen  vor;  in  der  mittleren  Kreide 
beginnen  die  Dicotyletonen. 

Die  känozoische  Gruppe  besteht  aus  Tertiär-  und  Diluvial- 
System.  Unter  den  Wirbellosen  sind  die  Ammoniten,  Belemniten, 
Rudisten  und  die  meisten  Crinoideen  verschwunden,  die  Amphibien 
und  Reptilien  stark  zurückgegangen  und  wie  die  Invertebraten  nur 
noch  durch  Repräsentanten  aus  noch  jetzt  existirenden  Ordnungen  ver- 
treten; dagegen  gewinnen  die  Vögel  und  insbesondere  die  Säugethiere 
eine  starke  Verbreitung,  und  letztere  entfalten  einen  solchen  Formen- 
reichthum und  eine  so  rasche  Umgestaltung  in  den  verschiedenen  Ab- 
theilungen des  känozoischen  Zeitalters,  dass  sie  hauptsächlich  als  Leit- 
fossilien verwerthet  werden.  In  der  Flora  herrschen  dikotyle  Gewächse  vor. 

Palaeontologie  und  physikalische  Geographie.  Bilden  die 
Versteinerungen  die  Grundlage  der  historischen  Geologie,  so  gewähren 
sie  auch  die  wichtigsten  Anhaltspunkte  über  die  Entstehung  der  sie 
umschliessenden  Schichten,  über  die  Vertheilung  von  Wasser  und  Land, 
über  die  klimatischen  Verhältnisse  und  über  die  Gesetze  der  geographischen 
Verbreitung  der  Organismen  in  den  verschiedenen  urweltlicheu  Perioden. 
Aus  dem  Vergleich  mit  noch  jetzt  lebenden  Formen  lässt  sich  meist 
mit  Sicherheit  bestimmen,  ob  die  in  einem  Gesteinscomplex  vorkommen- 
den Versteinerungen  von  Land-,  Süsswasser-,  Brackwasser-  oder  Meeres- 
bewohnern herrühren ;  daraus  ergeben  sich  die  Bedingungen,  unter  denen 
die  betreffende  Ablagerung  entstanden  ist.  Aus  der  Verbreitung  von 
marinen  oder  Süsswasserschichten  lässt  sich  die  Vertheilung  von  Wasser 
und  Land  in  früheren  geologischen  Perioden  ermitteln;  Tiefseegebilde 
können  nach  ihren  fossilen  Organismen  leicht  von  Seichtwasser-  oder 
Litoralablagerungen  unterschieden  werden,  und  auch  über  die  klima- 
tischen Verhältnisse  früherer  Perioden  gewähren  die  Versteinerungen 


tlora  der  Steinkohlenformation  in  den  verschiedensten  Theilen  der  Erde 
spricht  für  ein  feuchtwarmes  und  wenig  nach  Zonen  differenzirtes 
Klima  der  damaligen  Zeit;  das  Vorkommen  von  dikotyleu  Pflanzen 
von  tropischem  Habitus  in  Kreide-  und  Tertiär-Ablagerungen  Grönlands 
oder  von  palaeozoischen  Korallenriffen  in  hohen  Breiten  beweist  ebenso 
sicher  ein  milderes  Klima  und  eine  höhere  Temperatur  des  Meerwassers 
in  früheren  Erdperioden,  wie  die  Reste  von  Ren thier,  Lemming,  Moschus- 
oclis,  Eisfuchs  u.  a.  in  diluvialen  Ablagerungen  Mitteleuropa^  für  eine 
Eiszeit  mit  niedriger  Jahrestemperatur  Zeugniss  ablegen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  urweltlichen  Organismen  zeigt, 
dass  die  heutigen  thier-  und  pflanzengeographischen  Reiche  und  Pro- 


Digitized  by  Google 


Einleitung. 


vinzen  zum  Theil  schon  in  der  Tertiärzeit  existirten,  und  dass  dieselben 
Gesetze  die  Verbreitung  der  I^ebewesen  heute  und  in  der  Vergangenheit 
beeinflussten.  In  den  meisten  Fällen  erweisen  sich  die  Angehörigen  der 
jetzigen  Flora  und  Fauna  augenscheinlich  als  Nachkommen  ausgestorbener 
Formen,  die  in  demselben  Verbreitungsgebiet  gelebt  haben.  So  schliessen 
sich  z.  B.  die  fossilen  Säugethiere,  Vögel  und  Reptilien  der  Diluvialzeit 
in  Europa,  Asien,  Australien,  Nord-  und  Süd -Amerika  auf's  eugste  an 
die  noch  jetzt  in  den  betreffenden  Welttheilen  existirenden  Formen  an. 
Australien  und  Süd -Amerika  waren  schon  in  der  Diluvialzeit  die  Ur- 
heiniath  der  Beutelthiere  und  Edentaten,  und  Europa,  Asien  und  Nord- 
Amerika  bildeten  in  der  Tertiärzeit  ein  einheitliches  thiergeographi- 
sches Reich,  das  die  Ahnen  der  Säugethiere  der  nördlichen  Hemisphäre 
beherbergte.  Ein  Vcrständniss  der  Propagationsbedingungen  unserer 
heutigen  Pflanzen-  und  Thierwelt  wäre  ohne  Kenntniss  der  Verbreitung 
der  fossilen  Vorläufer  ganz  undenkbar.  Fpr  die  Beurtheilung  der  Ver- 
keilung von  Festland  und  Meer,  der  klimatischen  Bedingungen,  Meeres- 
strömungen u.  s.  w.  in  früheren  Erdperioden  liefert  die  Verbreitung 
der  fossilen  Organismen  ebenfalls  wichtige  Anhaltspunkte. 

Palaeontologie  und  Embryologie  (Ontogenie).  Die  Ent- 
wickelungsgeschichte  der  jetzt  lebenden  Pflanzen-  und  Thierarten  von 
ihren  ersteu  Anfängen  bis  zum  reifen  Zustand  und  endlichen  Absterben 
bildet  die  Aufgabe  der  Embryologie  oder  Ontogenie.  Die  embryo- 
logischen Untersuchungen  nehmen  gegenwärtig  die  Aufmerksamkeit  der 
Botaniker  und  Zoologen  ganz  besonders  in  Anspruch  und  üben  auf  die 
Entwickelung  dieser  Wissenschaften  und  namentlich  auch  auf  die  Syste- 
matik einen  massgebenden  Eintluss  aus.  Die  Thatsache,  dass  sich  die 
Entwickelung  sämmtlicher  Individuen,  Arten  und  Gattungen  einer  grösseren 
Gruppe  von  Thieren  und  Pflanzen  wenigstens  in  den  frühesten  Stadien  in 
gleichen  Bahnen  bewegt,  und  dass  innerhalb  einer  ganzen  Ordnung  und 
( 'lasse  sämmtliche  Embryonen  bis  zu  einer  gewissen  Entwiekelungsstufe 
einander  so  ähnlich  bleiben,  dass  sie  häufig  nicht  unterschieden  werden 
können,  hat  unerwartete  Verwandtschaftsbeziehungen  von  Formen  klar 
gelegt,  welche  im  reifen  Zustand  ausserordentlich  verschieden  sind.  Die 
früher  für  beschalto  Mollusken  gehaltenen  Oirrhipeden  gehen  z.  B.  aus 
derselben  Nauplius-Larve  hervor,  wie  die  Oopepoden,  Phyllopoden  und 
Ostracodon,  obwohl  die  ausgewachsenen  Vertreter  dieser  Crustacoen- 
Ordnungen  nur  geringe  Aehnlichkeit  mit  einander  besitzen.  Auch  die 
Embryonen  sämmtlicher  Wirbelthiere  lassen  sich  in  den  frühesten 
Stadien  kaum  von  einander  unterscheiden  und  gewinnen  erst  nach 
und  nach  die  jede  Olasse  und  Ordnung  auszeichnenden  Merkmale. 

Für  die  Palaeontologie  haben  die  Resultate  der  embryologischen 
Forschung  eine  grosse  Wichtigkeit  orlangt.  Man  findet  zahlreiche 
fossile  Formen,  welche  vorglichen  mit  ihren  lebenden  Verwandten 
embryonale  oder  doch  sehr  jugendliche  Merkmale  zur  Schau  tragen. 
Beispiele  von  solchen  persistenten  »Embryonal typen«  sind  am 
häufigsten  unter  den  Wirbelthieren  zu  finden,  weil  hier  das  Skelet 
schon  frühzeitig  erhaltungsfähig  wird,  und  darum  die  Jugendzustände 
lebender  Formen  mit  ausgewachsenen  fossilen  leicht  verglichen  werden 
könnton.  Die  Erfahrung  zeigt  nun.  dass  die  meisten  fossilen  Fische 
und  Amphibien  der  ältesten  Formationen  in  Bezug  auf  Ausbildung 
der  Wirbelsäule  zeitlebens  im  embryonalen  Zustand  verharrten  und 


Einleitung. 


9 


es  nur  zur  Verknorpelung  oder  zu  einer  unvollständigen  Ver- 
knöcherung derselben  brachten.  Die  palaeozoischen  Amphibien  (Stego- 
cephalen)  athmeten  wahrscheinlich  das  ganze  Leben  hindurch  mit 
Kiemen  und  Luugen,  während  die  meisten  lebenden  Amphibien  die 
Kiemen  schon  frühzeitig  verlieren  und  sich  lediglich  der  Lungen  zur 
Respiration  bedienen.  Bei  vielen  fossilen  Reptilien  und  Säugothieren 
bleiben  gewisse  Einrichtungen  des  Skeletbaues,  welche  bei  verwandten 
lebenden  Fonuen  nur  im  Embryonalzustand  durchlaufen  werden,  per- 
sistent. So  stimmt  die  Form  und  Zusammensetzung  des  Schädels  bei 
den  meisten  älteren  fossilen  Reptilien  und  Säugethieren  mit  Embryonen 
ihrer  recenten  Verwandten  überein ;  die  ältesten  fossilen  Paarhufer  haben 
alle  vollkommen  getrennte  Mittelhand-  und  Mittelfussknochen,  während 
diese  Trennung  bei  den  lebenden  Wiederkäuern  nur  im  Embryonalzustand 
vorkommt,  und  frühzeitig  eine  Verschmelzung  der  beiden  mittleren 
Knochen  und  eine  Verkümmerung  der  seitlichen  eintritt.  Auch  unter 
den  Wirbellosen  gehören  fossile  Embryonaltypen  keineswegs  zu  den 
seltenen  Erscheinungen.  Die  palaeozoischen  Belinuriden  entsprechen 
den  jugendlichen  Larven  des  lebenden  Limulus,  viele  fossile  Seeigel 
1  ^sitzen  lineare  Ambulacra,  während  ihre  lebenden  Verwandten  durch 
pctaloide  Ambulacra  ausgezeichnet  sind  und  die  linearen  nur  vorüber- 
gehend im  Jugendzustand  aufweisen.  Viele  fossile  Orinoideen  lassen 
sich  mit  Jugendzuständen  der  lebenden  Gattung  Antedon  vergleichen. 
Nach  Jackson  gleichen  gewisse  palaeozoische  Molluskengattungen  in 
ihren  Merkmalen  frühen  Jugendzuständen  der  lebenden  Austern  und 
Kammmuscheln. 

Auch  die  sogenannten  fossilen  Misch  formen  (Collectivtypen), 
welche  in  ein  und  derselben  Form  Merkmale  vereinigen,  die  bei  lebenden 
oder  geologisch  jüngeren  Verwandten  auf  verschiedene  Gattungen  oder 
Familien  vertheilt  erscheinen,  sind  eigentlich  nichts  anderes  als  vor- 
geschrittenere Jugendformen,  welche  aber  die  endgültige  Differenzirung 
noch  nicht  erreicht  haben.  Die  Collectivtypen  gehen  den  specialisirteren 
Formen  stets  voraus;  niemals  vereinigen  sich  dagegen  ursprünglich 
getrennte  Merkmale  geologisch  älterer  Formen  wieder  in  irgend  einer 
jüngeren  Art  oder  Gattung.  Die  Trilobiten,  die  Amphibien  und  Reptilien 
des  palaeozoischen  und  mesozoischen  Zeitalters,  die  Säugethiere  der 
älteren  Tertiärzeit  u.  s.  w.  fallen  fast  ohne  Ausnahme  in  die  Kategorie 
der  Collectivtypen. 

Bei  den  Wirbelthieren,  namentlich  bei  den  Mammalia,  lassen  sich  die 
zeitlich  aufeinander  folgenden  Gattungen  gewisser  Abtheilungen  (Hufthiere, 
Rauhthiere)  mit  successiven  Entwickelungsstadien  ihrer  lebenden  Ver- 
wandten vergleichen,  so  dass  gewissermassen  die  Entwickelungsgeschichte 
oder  Ontogenie  eines  lebenden  Individuums  durch  eine  chronologische 
Reihe  verwandter  fossiler  Formen  bestätigt  wird.  Diese  Erfahrung 
bildet  eine  gewichtige  Stütze  für  den  schon  von  Geoffroy  St.  Hilaire, 
«Serres,  Meckel,  Fr.  Müller  in  verschiedener  Weise  ausgesprochenen 
und  neuerdings  von  Haeckel  als  »biogenetisches  Grundgesetz  « 
genauer  formulirteu  Satz,  wonach  die  Entwickelungsgeschichte  (Onto- 
genie) des  Individuums  nur  eine  kurze  und  vereinfachte  Wiederholung 
(Recapitulation)  des  langsamen  (und  vielleicht  im  Verlauf  von  Jahr- 
tausenden erfolgten)  Entwickelungsganges  der  Art  und  des  ganzen 
•Stammes  darstellt. 


10 


Einleitung. 


Das  biogenetische  Grundgesetz  ist  neuerdings  vielfach  mit  Erfolg  nicht 
nur  bei  Wirbelthieren,  sondern  auch  bei  Wirbellosen  und  zwar  sogar  bei 
völlig  erloschenen  Formen  verwerthet  worden.  Bei  den  Amraoniten  z.  B. 
unterscheiden  sich  die  ersten  (innersten)  Windungen  stets  durch  einfachere 
Suturlinien  und  abweichende  Verzierung  von  den  späteren  Umgängen.  Die- 
selben entsprechen  sehr  häufig  geologisch  älteren  Formen,  ja  man  weiss, 
dass  alle  Ammonshörner  in  ihrer  Jugend  ein  Stadium  durchlaufen  haben, 
welches  wenigstens  in  Bezug  auf  die  Kammerung  der  Schale  den  palaeo- 
zoischen  Goniatiten  entspricht.  Ein  Vergleich  der  inneren  Windungen  eines 
Ammoniten  mit  der  entsprechenden  Goniatitenform  oder  auch  mit  anderen 
älteren  Ammoniten  enthüllt  meist  Verwandtschaftsbeziehungen,  die  auf 
anderem  Weg  nicht  zu  ermitteln  sind.  Bei  den  Brachiopoden  hatBeecher 
gezeigt,  dass  fast  jedem  Stadium  in  der  Ausbildung  der  Armgerüste  einer 
lebenden  Form  irgend  eine  fossile  Gattung  entspricht  und  dass  die  zeitliche 
Aufeinanderfolge  der  letzteren  auch  mit  den  successiven  Entwicklungsstadien 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  correspondirt. 

Von  besonderer  Bedeutung  ist  das  Verhältnis  der  mit  sogenannten 
rudimentären  Organen  ausgestatteten  lebenden  Formen  zu  verwandten 
fossilen  Vorläufern.  Als  rudimentäre  Organe  bezeichnet  man  Gebilde  (z.  B. 
Extremitäten,  Theile  von  Extremitäten,  Sinnes-,  Respirations-,  Verdauungs- 
oder Fortpflanzungs-Organe),  welche  zwar  noch  durch  verkümmerte  Reste 
angedeutet,  jedoch  nicht  mehr  zur  Funktion  befähigt  sind  und  dadurch  für 
den  Organismus  jeden  physiologischen  Werth  eingebüsst  haben.  In  der 
Regel  sind  die  rudimentären  Organe  im  embryonalen  Zustand  entweder 
normal  oder  doch  vollkommener  ausgebildet  als  an  ausgewachsenen  Indi- 
viduen, so  dass  also  die  Verkümmerung  durch  eine  sogenannte  regressive 
oder  rückschreitende  Entwickelung  stattfindet.  Besitzen  lebende  Formen 
mit  rudimentären  Organen  fossile  Verwandte,  so  zeichnen  sich  letztere  fast 
immer  durch  vollständige  Ausbildung  der  betreffenden  Organe  aus.  Die 
seitlichen  Mittelhand-  und  Mittelfupsknochen  beim  Pferd  und  bei  den  meisten 
Wiederkäuern  sind  z.  B.  nur  durch  rudimentäre  »Griffelbeine«  angedeutet, 
bei  den  Embryonen  dagegen  weit  vollständiger  entwickelt  und  bei  den 
älteren  fossilen  verwandten  Formen  sogar  als  normale  Knochen  ausgebildet, 
welche  wie  die  mittleren  Metapodien  Zehen  tragen  und  als  Stütz-  und 
Bewegungsorgane  funktioniren.  Die  Handwurzel-  und  Mittelhandknochen 
der  Vögel  befinden  sich  im  Vergleich  zu  den  Embryonen  in  regressiver 
Entwickelung;  beim  ältesten  Vogel  (Archaeopteryz)  zeigen  die  entsprechenden 
Knochen  eine  das  Embryonalstadium  lebender  Vögel  noch  übertreffende 
Ausbildung.  Die  Vögel  haben  ihre  Zähne  wahrscheinlich  durch  regressive 
Entwickelung  verloren,  und  nur  bei  einzelnen  Formen  (Papageien)  beobachtet 
man  im  Embryonalzustand  noch  die  Anlage  von  Zahnfolhkeln  und  Alveolen. 
Bei  allen  bis  jetzt  bekannten  mesozoischen  Vögeln  finden  sich  wohl  aus- 
gebildete und  zeitlebens  funktionirende  Zähne.  In  gleicher  Weise  beobachtet 
man,  dass  die  Bartenwale  im  Embryonalstadium  Zähne  besitzen,  welche 
später  verschwinden;  die  älteren  fossilen  Cetaceen  sind  ausnahmslos  mit 
persistenten  Zähnen  ausgestattet.  Weitere  Beispiele  liessen  sich  in  grosser 
Menge  bei  Wirbelthieren  und  Wirbellosen  anfünren. 

Das  biogenetische  Grundgesetz  wird  nicht  selten  dadurch  verschleiert, 
dass  zwei  sehr  nahe  verwandte  Formen  sich  nicht  in  gleicher  Weise  ent- 
wickeln ,  sondern  dass  ein  Embryo  durch  besondere  Einflüsse  zur  Be- 
nchleunigung  (Acceleration)  seiner  Ausbildung  getrieben  wird  und  dadurch 
gewisse  Stadien  entweder  sehr  rasch  durcheilt  oder  auch  gänzlich  überspringt. 
Die  in  jedem  Individuum  vorhandene  geschichtliche  (palingenetische)  Urkunde 
kann  auf  diese  Weise  fast  unterdrückt  und  unkenntlich  werden  und  dieser 
Prozess  der  Entwickelungsfälschung  (Coenogenesis)  findet  am  häufigsten 
dann  statt,  wenn  das  reife  Individuum  einen  hohen  Grad  von  Differenzirung 


Digitized  by  Google 


Einleitung. 


11 


erreicht,  und  der  Embryo  eine  grosse  Anzahl  von  Veränderungen  durch- 
zumachen hatte. 

Palaeontologie  und  Phylogenie.  Wenn  embryologische  Unter- 
suchungen den  Zoologen  und  Botaniker  in  Stand  setzen,  die  allmählige 
Ausbildung  und  Specialisirung  eines  Organismus  in  seinen  verschiedenen 
Entwickelungsstadien  zu  verfolgen  und  aus  diesen  Durchgangsphasen 
die  Stammesgeschichte  (Phylogenie)  derselben  zu  reconstruiren, 
so  können  derartige  Stammbäume  doch  nur  dann  als  wohl  begründet 
gelten,  wenn  sie  durch  palaeontologische  Thatsachen  bestätigt  werden. 
Nur  dann ,  wenn  sich  für  die  verschiedenen  ontogenetischen  Ent- 
wickelungsstadien auch  die  corrcspondirenden  fossilen  Embryonal-  oder 
Mischformen  nachweisen  lassen,  die  in  der  entsprechenden  chrono- 
logischen Reihenfolge  auftreten  und  als  genealogische  Reihe  den 
Stammbaum  der  betreffenden  Formen  verkörpern,  hat  der  letztere  dio 
Probe  seiner  Richtigkeit  bestanden.  Freilich  ist  die  Palaeontologie  nur 
in  wenigen  Fällen  im  Stande,  dieser  Anforderung  zu  genügen,  aber 
eine  Fülle  von  Thatsachen  spricht  für  die  Bluts  verwandtschuft  morpho- 
logisch nahestehender  fossiler  und  lebender  Organismen  und  für  eine 
direkte  Abstammung  der  jüngeren  von  den  älteren. 

Die  Geologie  zeigt  mit  aller  Bestimmtheit,  dass  die  zahlreichen 
Floren  und  Faunen,  welche  in  den  Erdschichten  begraben  liegen, 
einander  um  so  ähnlicher  sind,  je  näher  sie  sich  im  Alter  stehen. 
Sehr  häufig  wiederholen  sich  in  einer  jüngeren  Schicht  viele  der  in 
der  unmittelbar  vorhergehenden  Ablagerung  vorkommenden  Arten  und 
Gattungen  mit  nur  geringen  Abweichungen,  so  dass  sich  der  Gedanke 
ciuer  stattgehabten  Umwandlung  oder  l'mprägung  der  älteren  Formen 
unwillkürlich  aufdrängt  und  sich  die  jüngere  Flora  oder  Fauna  offenbar 
als  die  Tochter  der  vorhergehenden  kundgibt.  Einen  schwerwiegenden 
Beweis  für  die  Transmutationsfälligkeit  und  V eränderlichkeit  organischer 
Formen  liefern  auch  die  fossilen  » Formenreihen « ,  wovon  trotz  der 
Fnvollständigkeit  der  palaeontologischen  Urkunden  doch  eine  beträcht- 
liche Menge  nachgewiesen  ist.  Man  versteht  darunter  eine  grössere 
oder  kleinere  Anzahl  ähnlicher  Formen,  welche  in  mehreron  aufeinander 
folgenden  Ablagerungen  vorkommen  und  eine  durch  keine  nennenswerthe 
Lücke  unterbrochene  morphologische  Serie  darstellen.  Zuweilen  weichen 
die  in  einer  jüngeren  Schicht  vorkommenden  Individuen  von  denen 
der  vorhergehenden  durch  so  geringfügige  Unterschiede  ab,  dass  sie 
kaum  den  Rang  einer  Varietät  beanspruchen  können.  Folgen  jedoch 
zahlreiche  derartige  »Mutationen»  auf  einander,  so  entfernen  sie  sich 
schliesslich  so  weit  von  ihrem  Ausgangspunkt,  dass  die  Endglieder  als 
selbständige  Arten  oder  Gattungen  betrachtet  werden.  Die  besten  und 
zahlreichsten  Formenreihen  finden  sich  natürlich  bei  den  durch  günstige 
Erhaltungsbedingungen  ausgezeichneten  beschälten  Mollusken.  Braehio- 
|K»den,  Echiniden,  Korallen  und  bei  den  Wirbelthieren.  Unter  den 
Mollusken  bieten  insbesondere  die  Ammoniten  eingeschlossene  Formen- 
reihen; bei  den  Wirbelthieren  erfolgte  die  Umwandlung  rascher,  als 
bei  den  Wirbellosen,  so  dass  die  einzelnen  aufeinander  folgenden  Glieder 
einer  Formenreihe  meist  schon  so  verschieden  geworden  sind,  dass  sie 
als  besondere  Gattungen  angesehen  werden.  Je  mehr  sich  das  palae- 
ontologische Material  vergrössert,  desto  zahlreicher  und  vollständiger 
werden  die  Formenreihen. 


Digitized  by  Google 


12 


Einleitung. 


Mit  Zunahme  der  fossilen  Uebergangsformen  vennehrt  sich  aber 
auch  die  Schwierigkeit  der  Feststellung  des  Artbegriffes.  Gingen  die 
älteren  Systematiker  der  Lin n e' schon  und  Cuvier'schen  Schule  von 
der  Voraussetzung  aus,  dass  jede  Species  mit  einer  bestimmten  Summe 
unveränderlicher  Merkmale  erschaffen  worden  und  keiner  wesentlichen 
Veränderung  fähig  sei,  so  betrachten  die  Anhänger  der  Descendenz-, 
Evolutions-  oder  Transmutationstheorie  die  Varietäten,  Arten, 
Untergattungen,  Gattungen,  Familien.  Ordnungen,  Classen  und  Stämme 
lediglich  als  Abstraktionen  von  vorübergehendem,  dem  Stand  unserer 
jeweiligen  Kenntniss  entsprechenden  Werth,  indem  sie  annehmen,  dass 
alle  organischen  Formen  sich  durch  allmählige  Umwandlung  aus  einer 
einzigen  Urzelle  oder  aus  einer  kleinen  Anzahl  von  Urtypen  im  Laufe 
der  Zeit  entwickelt  haben. 

Nach  der  Linne -Cuvier'schen  Schule  gehören  zu  einer  Art  alle 
diejenigen  Individuen,  welche  von  einander  oder  von  gemeinsamen  Eltern 
abstammen  und  welche  letztern  ebenso  ähnlich  sind,  als  sie  sich  unter 
einander  gleichen.  Die  Angehörigen  ein  und  derselben  Species  sind  mit 
einander  fruchtbar,  während  verschiedene  Arten  sich  in  der  Regel  gar  nicht 
paaren  oder  meist  unfruchtbare  Bastarde  hervorbringen. 

In  der  Descendenzlehre  gibt  es  keine  scharfe  Begrenzung  der  Species, 
man  rechnet  zu  ein  und  derselben  Art  alle  Individuen,  welche  eine 
Anzahl  beständiger  Merkmale  gemein  haben  und  nicht 
durch  allseitige  Uebergänge  mit  benachbarten  Gruppen  ver- 
bunden sind.  Diese  Definition  ist  freilich  verschiedener  Auslegung  fähig, 
und  da  die  direkte  Abstammung  der  zu  einer  Species  gerechneten  Individuen 
nicht  immer  (in  der  Palaeontologie  niemals)  durch  das  Experiment  erprobt 
werden  kann,  so  besteht  unter  den  Systematikern  äusserst  selten  völlige 
Uebereinstimmung  über  die  Abgrenzung  von  Arten,  Gattungen,  Familien  u.s.  f. 

Für  die  Un  Veränderlichkeit  der  Species  bildete  Cu  vier 's  Kataklysmen- 
theorie  eine  wesentliche  Stütze.  Dieselbe  behauptete,  jede  Erdperiode  sei 
durch  eine  besondere  nur  ihr  eigenthüm liehe  Pflanzen-  und  Thierwelt 
charakterisirt  gewesen ;  keine  Species  sei  zwei  aufeinanderfolgenden  Perioden 
gemeinsam;  jede  Periode  sei  durch  gewaltige  Umwälzungen  (Kataklysmen) 
beendigt  und  dabei  die  gesammte  organische  Welt  vernichtet  worden;  auf 
dem  neu  gebildeten  Boden  seien  dann  jeweils  durch  einen  besonderen 
Schöpfungsakt  neue  Pflanzen  und  Thiere  geschaffen  worden,  die  mit  den 
vorher  existirenden  und  später  kommenden  in  keinerlei  Zusammenhang 
stünden. 

Die  Cuvier'sche  Kataklysmentheorie  kann  heute  für  vollständig  über- 
wunden gelten,  nachdem  die  moderne  Geologie  unter  Führung  Ch.  Lyell's 
nachgewiesen  hat,  dass  die  Entwickelung  der  Erde  ganz  allmählig  von 
Statten  ging,  dass  dieselben  Kräfte  und  Gesetze,  welche  heute  die  Welt 
regieren  und  die  Entwickelung  der  Erde  bedingen,  auch  in  früheren  Perioden 
geherrscht  haben,  und  dass  die  einzelnen  Erdperioden  keineswegs  scharf  ge- 
schieden, sondern  durch  vielfache  Uebergänge  mit  einander  verbunden  seien. 

Die  schon  im  Jahre  1802  von  J.  B.Lamarck  und  Geoff  roy-St.  Hilaire 
aufgestellte  und  von  Göthe,  Oken,  Meckel  in  Deutschland  vertheidigte 
Abstammungslehre  der  organischen  Wesen  gewann  darum  immer  mehr 
Anhänger,  wurde  jedoch  erst  in  der  zweiten  Hälfte  dieses  Jahrhunderts 
durch  Ch.  Darwin  und  dessen  Anhänger  zur  allgemeinen  Geltung  gebracht. 

Die  Palaeontologie  liefert,  wie  bereits  erwähnt,  zahlreiche  und  sehr 
gewichtige  Beweise  zu  Gunsten  der  Abstammungslehre;  die  Formenreihen, 
welche  sich  häufig  durch  mehrere  Formationen  hindurch  verfolgen  lassen, 
das  Vorkommen  von  Embryonal-  und  MiBchtvpen,  die  Parallele  von  Onto- 
genie  mit  der  chronologischen  Aufeinanderfolge  verwandter  fossiler  Formen, 


Einleitung. 


13 


die  Aehnlichkeit  im  Alter  nahestehender  fossiler  Floren  und  Faunen,  die 
Uebereinstimmung  der  geographischen  Verbreitung  der  jetzigen  Organismen 
mit  ihren  fossilen  Vorläufern  und  mancherlei  andere  Thatsachen  lassen  sich 
nur  begreifen  durch  die  Abstammungslehre. 

Als  Ursache  der  Veränderung  und  Umwandlung  der  Organismen  hatte 
Lamarck  in  erster  Linie  die  Uebung  oder  den  Nichtgebrauch  der  Organe, 
dann  den  Einfluss  wechselnder  Existenzbedingungen  und  endlich  einen  jedem 
Organismus  innewohnenden  Trieb  nach  Veränderung  und  Vervollkommnung 
betont.  Die  erworbenen  Merkmale  werden  nach  Lamarck  durch  Ver- 
erbung auf  die  Nachkommen  überliefert  und  befestigt.  Geoffroy- 
St  Hilaire  stand  im  Wesentlichen  auf  demselben  Standpunkt,  schrieb 
jedoch  den  äusseren  Lebensbedingungen  den  Haupteinfluss  auf  die  Um- 
änderung der  Arten  zu. 

Die  Darwin 'sehe  Selectionstheorie  stützt  sich  auf  die  jedem  Organis- 
mus eigenthümliche  Fähigkeit,  seine  von  den  Eltern  übernommenen  Merk- 
male auf  die  Nachkommen  zu  vererben  und  sich  gleichzeitig  besonderen 
Lebensbedingungen  anzupassen  und  sich  dadurch  zu  verändern.  Indem  im 
Kampf  ums  Dasein  nur  jeweils  die  anpassungsfähigsten  und  mit  den 
günstigsten  Eigenschaften  ausgestatteten  Individuen  der  Vernichtung  ent- 
gehen, trifft  die  Natur,  nach  Darwin,  beständig  eine  Auslese  und  sucht 
die  dem  Organismus  nützlichen  Eigenthümlichkeiten  von  Generation  zu 
Generation  zu  steigern  und  zu  verbessern.  Durch  die  Häufung  ursprünglich 
sehr  unbedeutender  aber  nützlicher  Eigenthümlichkeiten,  bei  fortgesetzter 
Vererbung  von  Generation  zu  Generation  entstehen  anfänglich  differente  Varie 
täten,  später  Arten  und  endlich  Gattungen,  Familien  und  Ordnungen.  Das 
zoologische  oder  botanische  System  ist  darum  nach  Darwin  nur  der 
Ausdruck  der  auf  Abstammung  begründeten  weiteren  oder  engeren  Bluts- 
verwandtschaft der  verschiedenen  organischen  Formen. 

Darwin's  Erklärung  der  Artbildung  durch  natürliche  Auslese  (Zucht- 
wahl; fand  in  Wallace,  Huxley,  E.  Haeckel  u.  a.  begeisterte  und 
geistvolle  Anhänger,  wurde  aber  von  anderen  heftig  bekämpft.  M.  Wagner 
sah  in  der  freien  Kreuzung  ein  unüberwindliches  Hinderniss  für  das  Auf- 
kommen von  Abänderungen  und  hielt  die  am  häufigsten  durch  Migra- 
tion eintretende  Isolirung  weniger  Individuen  für  ein  nothwendiges  Er 
forderniss  jeder  beginnenden  Variation-  oder  Artenbildung.  Bronn, 
Nägeli,  A.  Braun  erheben  gegen  das  Darwinsche  Prinzip  der  Auslese 
den  Einwurf,  dass  viele  Organe  für  ihren  Besitzer  nutzlos  seien  und  darum 
auch  nicht  durch  die  auf  dem  Nützlichkeitsprinzip  begründete  natürliche 
Zuchtwahl  hervorgerufen  oder  beeinflusst  sein  könnten.  Nägeli  nimmt  an, 
dass  neben  der  natürlichen  Zuchtwahl  noch  eine  iedem  Organismus  inne- 
wohnende Tendenz  nach  Vervollkommnung  die  Gestaltung  der  morpho- 
logischen Charaktere  bedinge.  Jede  durch  äussere  oder  innere  Einflüsse 
hervorgerufene  Abänderung  bedeute  zugleich  eine  Diflerenzirung ,  eine 
grössere  Arbeitsteilung  und  damit  einen  Fortschritt. 

In  ähnlicher  Weise  wie  Nägeli  suchte  Weismann  die  Darwinsche 
Selektionstheorie  durch  die  Hypothese  der  Continuität  des  Keiraplasma  zu 
ergänzen.  Nach  Weismann  enthält  das  Keimplasma  die  Fähigkeit  zur 
Hervorbringung  aller  dem  Organismus  nützlichen  Veränderungen.  Nur  was 
in  dem  Protoplasma  und  in  den  Sexualzellen  als  Keimanlage  vorhanden 
ist,  kann  naen  Weismann  auf  die  Nachkommen  übertragen  und  durch 
Zuchtwahl  weiter  ausgebildet  werden.  Die  Continuität,  d.  h.  die  stete 
Ü  bertragung  eines  Theiles  des  Keimplasma  von  Eltern  auf  Nachkommen, 
bildet  somit  eine  nothwendige  Voraussetzung  der  Abstammungslehre.  Im 
Gegensatz  zu  Weismann,  welcher  den  äusseren  Lebensbedingungen  nur 
geringe  Bedeutung  für  die  Umwandlung  der  Organismen  einräumt  und 
insbesondere  auch  die  Vererbung  neu  erworbener  Merkmale  bestreitet, 
knüpft  die  Schule  der  »Neo  Lamarck ianer«  unter  der  Führung  von  Herb. 


14 


Einleitung. 


Spencer,  Cope ,  Hyatt,  Osborn,  Semper,  Claus,  Roux  u.  a.  wieder 
mehr  und  mehr  an  die  Lamarc  k 'sehen  Ideen  an  und  schreibt  dem  Ge- 
brauch oder  Nichtgebrauch,  sowie  den  äusseren  Einflüssen  eine  wesentliche 
Einwirkung  auf  die  Umgestaltung  der  Lebewesen  zu.  Während  Semper, 
Locard,  Cl essin  an  zahlreichen  Beispielen  den  Einfluss  der  äusseren 
Lebensbedingungen  auf  die  Umgestaltung  von  Mollusken  nachzuweisen 
suchen  und  Schmankewitz  bei  Artemia  in  drastischer  Weise  die  Ab- 
änderung durch  verschiedenartige  Zusammensetzung  des  Wassers,  worin 
diese  Crustaceengattung  lebt,  hervorrief,  betonten  Cope,  Osborn,  Roux 
u.  a.  hauptsächlich  den  Einfluss  von  Gebrauch  oder  Nichtgebrauch  und 
reichlicher  oder  mangelhafter  Ernährung.  Gebrauch  und  günstige  Ernährung 
befördern  die  Entwickelung  eines  Organes,  mechanische  Einwirkungen  ver- 
leihen ihm  seine  Form.  Da  gleiche  Ursachen  nicht  nur  in  der  unbelebten 
Welt,  sondern  auch  bei  organischen  Wesen  gleiche  Wirkungen  hervorrufen, 
so  kehren  ähnliche  Formen  der  Organbildung  allerdings  bei  sehr  verschieden- 
artigen Thieren  und  Pflanzen  wieder,  wenn  sie  gleichen  äusseren  Einflüssen 
und  namentlich  gleichen  mechanischen  Einwirkungen  ausgesetzt  wurden. 
Daraus  erklärten  sich  leicht  die  sogenannten  Con vergenzerscheinungen, 
welche  durchaus  nicht  durch  Verwandtschaft  erklärt  werden  dürfen.  Die 
Aehnlichkeit  der  Extremitäten  von  Fischen,  von  Ichthyosauren  und  Walen 
oder  der  hochbeinigen  Wiederkäuer  (Pferde,  Elephanten,  Raubthiere)  beruhen 
ebenso  auf  Anpassung  an  äussere  Lebensbedingungen  und  Gebrauch,  wie 
die  Uebereinstimmung  der  Brustbeine  bei  Fledermäusen,  Vögeln  und  Ptero- 
sauriern,  wie  die  spindelförmige  Körpergestalt  der  meisten  im  Wasser 
lebenden  und  freischwimmenden  Fische,  Reptilien  und  Säugethiere  oder 
wie  die  Aehnlichkeit  des  Gebisses  der  Beutelthiere  mit  verschiedenen  Ord- 
nungen der  Placentalia.  Es  sind  Con  vergenzerscheinungen,  wodurch  zuweilen 
zwei  grundverschiedene  Formen  ähnliche  äussere  Gestalt  oder  ähnlich  aus- 
gebildete Organe  erhalten.  Die  »Kinetogenese«  d.  h.  die  alhnählige 
Umgestaltung  des  inneren  Skeletes  und  namentlich  der  Extremitäten  und 
des  Schädels  der  Säugethiere  wurde  von  Cope  in  geistvoller  Weise  durch 
Gebrauch ,  Ernährung  und  mechanische  Einwirkungen  erklärt,  und  die 
einzelnen  Entwickelungsstadien  vieler  Formenreihen  an  fossilen  Gattungen 
nachgewiesen. 

Lebensdauer  und  Aussterben.  Erfahrungsgemäß  verhalten 
sich  die  verschiedenen  Organismen  keineswegs  gleichartig  gegen  die 
Impulse  der  Aussenwelt.  Manche  Gattungen  überdauern  naho/.u  un- 
verändert verschiedene  Formationen  (Foraminiferen,  Cidaris,  Nautilus, 
Langula,  Terebratula,  Insektenfresser)  und  stehen  als  persistente 
oder  conservative  Typen  den  variabeln  Typen  gegenüber,  welche 
nach  ihrem  erstmaligen  Erscheinen  sich  rasch  verändern,  einen  grossen 
Formenreichthum  entfalten  und  gewissermassen  nach  allen  Seiten 
Acste  und  Zweige  aussenden ,  aber  nach  verhältnissmässig  kurzer 
Hlütheperiode  wieder  aussterben  (Numinuliten,  Graptolithen,  Cvstoideen, 
Blastoideen,  TetracoraUa,  Palechinoidea,  Trilobitae,  JRudistaetl<  hthyosauria, 
Pterosauria,  Dinosauria,  Amblypoda,  Toxodontia  etc.)  oder  aber  in  un- 
geschwächter Kraft  bis  iu  die  Jetztzeit  fortdauern  (Spatarujidae,  Clypea- 
stridae,  viele  Land  und  Süsswasser  bewohnende  Mollusken,  Brachyuren, 
Eidechsen,  Schlangen,  Wiederkäuer,  Affen).  Nicht  selten  gehen  anfäng- 
lich variable  Typen  allmählig  in  persistente  über;  ihre  Umbildungsfähig- 
keit vermindert  sich,  sie  werden  spröde,  verlieren  die  Fähigkeit,  neue 
Varietäten,  Arten  und  Gattungen  zu  bilden,  und  erhalten  sich,  indem 
ihre  weniger  dauerhaften  Verwandten  nach  und  nach  aussterben,  als 
isolirte   alterthünilichc   Reliquien  (r<-nt<mintts ,   Tapirns,   Eqims  etc.) 


Digitized  by  VjOOQlC 


Einleitung. 


15 


inmitten  einer  später  entstandenen  Umgebung.  Eino  einseitige  Ausbildung 
in  gewisser  Richtung,  übermässige  Grosso,  ausserordentliche  (hyper- 
trophische) Ausbildung  oder  allzu  grosse  Differenzirung  gewisser  Organe 
pflegt  dem  Träger  in  der  Regel  verderblich  zu  sein  und  führt  meist 
seinen  Untergang  herbei.  So  dürften  viele  hoch  differenzirte 
Gruppen  (Dinosanria,  Pterosauria,  Amblypoda,  Toxodontia  etc.)  erloschen 
sein,  weil  eine  weitere  Ausbildung  ihres  Körpers  in  einer  bestimmten, 
eingeschlagenen  Richtung  nicht  mehr  möglich  war. 

Persistente  Typen  bringen  innerhalb  einer  geologischen  Periode 
selten  eine  grössero  Artenzahl  hervor,  sehr  rasch  aufstrebende  variable 
Typen  verfallen  meist  einer  baldigen  Vernichtung,  während  langsam 
und  stetig  zunehmende  Gruppen  in  ihrer  soliden  Entwickelung  in  der 
Kegel  auch  die  Garantie  einer  langen  Existenz  besitzen. 

Für  das  Aussterben  vieler  Pflanzen  (Sigillarien ,  Lepidodendren, 
Farne  etc.)  und  Thiere  (Blastoideen,  Tetracorallen,  Trilobiten,  Ammoniten, 
Kudisten,  Ichthyosaurier)  früherer  Erdperioden  fehlt  vorläufig  jede  Er- 
klärung. Aenderungen  in  den  äusseren  Existenzbedingungen,  namentlich 
in  der  Vertheilung  von  Wasser  und  Land,  im  Klima,  im  Salzgehalt  des 
Wassers,  vulkanische  Eruptionen,  verminderte  Nahrung,  Ausrottung  durch 
überlegene  Feinde  mögen  in  vielen  Fällen  zur  Vernichtung  vorhandener 
Formen  geführt  haben,  aber  sehr  häufig  gebricht  es  auch  an  derartigen 
Anhaltspunkten,  um  das  Verschwinden  einzelner  Arten  oder  ganzer  Gruppen 
von  Organismen  verständlich  zu  machen.  In  manchen  Fällen  scheint 
lediglich  Senilität  den  Untergang  gewisser  Formen  verursacht  zu  haben. 
Sehr  alte  Stämme  gehören  meist  zu  den  persistenten  und  artenarmen 
Typen.  Sie  scheinen  die  Propagationsfähigkeit  eingebüsst  zu  haben 
und  befinden  sich,  wie  das  dem  Erlöschen  nahe  Individuum,  im  Stadium 
•  «1er  Altersschwäche.  Darwin  schreibt  die  Vernichtung  der  minder 
günstig  ausgerüsteten  Lebewesen  dem  Kampf  ums  Dasein  zu;  allein 
da  nach  der  Selectionstheorie  neue  Arten  äusserst  langsam  durch  all- 
mählige  Anhäufung  vortheilhafter  Merkmale  entstehen  und  ebenso 
vorhandene  Formen  nur  nach  und  nach  durch  ihre  stärkeren  Mitbewerber 
verdrängt  werden,  so  müsste  man,  wenn  überhaupt  die  palaeontologische 
Ueberlieferuug  vollständiger  wäre,  in  den  Erdschichten  alle  unter- 
gegangenen Uebergangsformen  finden  und  wenigstens  für  gewisse, 
besonders  erhaltungsfähige  Gruppen  vollständige  Stammbäume  con- 
struiren  können.  Wie  aber  die  Erfahrung  lehrt,  halten  nicht  allein 
die  meisten  jetzt  existireuden  wild  lebenden  Pflanzen  und  Thiere  mit 
grosser  Zähigkeit  ihre  Merkmale  fest  und  lassen  seit  Jahrhunderten 
oder  Jahrtausenden  kaum  nenuenswerthe  Veränderungen  erkennen, 
sondern  auch  die  fossilen  Arten  bleiben  innerhalb  eines  geologischen 
Zeitabschnittes  nahezu  constaut.  Mit  dem  Beginn  einer  neuen,  meist 
auch  durch  potrographische  Verschiedenheit  angedeuteten  Stufe  oder 
Fonnationsabtheilung  verschwindet  dagegen  in  der  Regel  gleichzeitig 
eine  grössere  oder  geringere  Anzahl  von  Arten  vollständig  oder  die- 
!*lbeu  werden  durch  nahestehende,  jedoch  mehr  oder  weniger  abgeänderte 
Verwandte  ersetzt.  Es  gibt  demnach  offenbar  Perioden,  wo  der  Um- 
wandlungsprozess  und  die  Vernichtung  organischer  Formen  in  besonders 
rascher  und  energischer  Weise  erfolgte,  und  zwischen  diesen  Umprägungs- 
perioden  liegen  lange  Pausen,  in  welchen  die  Arten  ziemlich  unverändert 
in  bestimmten  Formen  verharrten. 


Digitized  by  Google 


16 


Einleitung. 


Die  sprungweise  Entwickelung  der  fossilen  Pflanzen-  und  Thier- 
weit  stellt  jedoch  mit  dor  Descondeuztheorie  keineswegs  in  Widerspruch. 

Die  ganze  belebte  Schöpfung  irgend  eines  Theiles  der  Erdoberfläche 
befindet  sich  normal  in  einem  Gleichgewichtszustand,  welcher  aus  dem 
fortgesetzten  Hingen  aller  Bewohner  mit  einander  hergestellt  wurde.  Zur 
Aufrechterhaltung  dieses  Gleichgewichts  übt  die  Natur  ein  strenges  Haus- 
regiment aus.  Jede  Pflanze  fordert  eine  bestimmte  Bodenbeschaffenheit, 
Nahrung,  Temperatur,  Feuchtigkeit  und  sonstige  Bedingungen  für  ihre 
Existenz;  ihre  Verbreitung  und  Zahl  wird  durch  diese  Verhältnisse  in  be- 
stimmten Schranken  gehalten.  Sämmtliche  Thiere,  welche  sich  von  dieser 
Pflanze  ernähren,  hängen  vollständig  vom  Gedeihen  derselben  ab;  sie  ver- 
mehren sich  mit  deren  Zunahme,  sie  vermindern  ihre  Zahl  mit  dem  Rück- 
gang der  Ernährerin.  Sie  beeinflussen  aber  auch  ihrerseits  die  Existenz 
ihrer  Feinde,  und  diese  stehen  wieder  mit  so  und  soviel  anderen  Geschöpfen 
in  ähnlicher  Wechselbeziehung.  Keine  Form  darf  demnach  ihre  durch  das 
Gleichgewicht  gegebene  Stellung  überschreiten  ohne  Störungen  im  ganzen 
Haushalt  hervorzurufen.  Wird  die  Flora  oder  Fauna  irgend  einer  Gegend 
durch  das  Erlöschen  einer  Anzahl  von  Arten  oder  durch  Hinzutritt  fremder 
kräftiger  Eindringlinge  verändert,  so  wird  das  Gleichgewicht  gestört;  die 
leeren  Plätze  im  ersteren  Falle  müssen  besetzt,  für  die  neuen  Ankömmlinge 
im  zweiten  Fall  auf  Kosten  der  vorhandenen  Bevölkerung  Platz  geschaffen 
werden.  Erloschen  demnach  in  einer  geologischen  Periode  durch  klima- 
tische, orographische  oder  sonstige  Veränderungen  eine  grössere  Anzahl  von 
Pflanzen  und  Thieren,  so  trat  eine  Gleichgewichtsstörung  in  Fauna  und 
Flora  ein.  Damit  aber  entbrannte  der  Kampf  um  s  Dasein  unter  den  über- 
lebenden Formen  in  ungewöhnlicher  Bitterkeit,  die  äusseren  Impulse  wirkten 
umbildend  auf  dieselben,  bis  schliesslich  mit  der  Herstellung  eines  neuen 
Gleichgewichtszustandes  wieder  eine  Ruhepause  für  die  Artbildung  eintrat. 

Die  ganze  Entwickelung  der  organischen  Schöpfung  während 
der  verschiedenen  geologischen  Perioden  zeigt  in  sänimtlichen  Ab- 
theilungen des  Pflanzen-  und  Thierreichs,  nicht  nur  eine  entschiedene 
Annäherung  an  die  Jetztzeit,  sondern  auch  ein  Streben  nach  Ver- 
vollkommnung. Ist  die  Deseendenztheorie  richtig  und  haben 
sich  alle  Organismen  von  einer  l'rzelle  oder  von  wenigen  sehr 
einfach  gebauten  Urformen  entwickelt,  so  bedeutet  schon  jede  Ver- 
größerung und  DifTerenzirung  einen  Fortschritt  und  führt  nach  und 
nach  zur  Ausbildung  von  mehr  oder  weniger  specialisirteu  Organen 
und  zur  physiologischen  Arbeitsteilung  derselben;  je  höher  aber  diese 
getrieben  wird,  je  zweckmässiger  und  besser  jedes  Organ  seine  Funktion 
verrichtet,  desto  vollkommener  nennen  wir  ein  Lebewesen.  Die  Ent- 
wickelung der  Schöpfung  hat  sich  übrigens  nicht  in  einfacher  und 
geradliniger  Weise,  sondern  auf  höchst  complicirten  und  vielfach  ver- 
schlungenen Wegen  vollzogen.  Die  biologischen  Systeme  stellen  darum 
auch  nicht  das  Bild  einer  Leiter  mit  zahlreichen  Staffeln,  sondern  eines 
reich  verästelten  Baumes  dar.  dessen  oberste  Spitzen  die  jüngsten 
und  nieist  auch  die  vollkommensten  Formen  jedes  Zweiges  bezeichnen. 
Wurzeln.  Stamm  und  ein  grosser  Theil  der  Krone  des  Baunies  liegen 
in  den  Erdschichten  begraben,  und  nur  die  obersten  grünen  Theile. 
die  Endglieder  von  Leihen  weniger  diiYereiizirter  Vorlaufer  ragen  in 
die  heutige  Schöpfung  hinein. 


Digitized  by  Google 


Systematik. 


I.  Stamm. 
Protozoa.  Urthiere. 

Die  Protozoen  sind  einzellige,  aus  Sarcode  (Protoplasma)  bestehende 
Organismen  von  meist  geringer,  häufig  mikroskopischer  Grösse,  ohne 
ditferenzirte  Gewebe  und  Organe.  Sie  leben  im  Wasser,  nehmen  die 
Nahrung  entweder  an  jeder  beliebigen  Stelle  der  Körperoberlläche  oder 
an  einem  sogenannten  Zellenmund  (Cytostom)  auf  und  stossen  das  Un- 
verdauliche an  beliebiger  oder  an  einer  bestimmten  Stelle,  dem  Zellenafter 
(Cytopyge),  wieder  aus.  Die  contractile  Sarcode  enthält  fast  immer  einen 
oder  mehrere  Kerne  und  weist  sehr  verschiedene  Structur  und  Diffe- 
renzirungserscheinungen  auf.  Die  Protozoen  bewegen  sich  mittelst 
Flimmern,  Geissein,  Pseudopodien  oder  lappiger  Fortsätze  der  Oberfläche 
und  vermehren  sich  durch  Knospung  und  Theilung,  wobei  häufig  eine 
vorübergehende  Verschmelzung  (Conjugation)  zweier  Theilstücke  vor- 
kommt. Sie  zerfallen  in  4  Klassen:  lihizopoda,  Flagellata,  Infusoria 
und  Gregarina  (Sporoeoa),  wovon  nur  die  erste  fossile  Ueberreste  in  den 
Erdschichten  hinterlassen  hat. 

1.  Classe.    Bhizopoda.  Wurzclfüsser.1) 

Körper  aus  körnch en reicher,  gallertartiger  Sarcode 
bestehend,  die  lappige,  fingerartige  oder  fadenförmige 
Fortsätze  (Pseudopodien)  aussendet  und  wieder  mit  der 
Kurpersubstanz  zerfliessen  lässt. 

Die  Rhizopoden  haben  ihren  Namen  erhalten  wegen  der  Fähigkeit, 
an  der  Körperoberfläche  Pseudopodien  zu  bilden,  welche  die  Bewegung 
und  Nahrungszufuhr  vermitteln,  aber  noch  keine  constanten  Organe 
darstellen,  sondern  nach  Bedürfniss  entstehen  und  wieder  verschwinden, 
indem  sie  mit  der  Sarcode  des  Körpers  zusammenfliessen.  An  den 
Pseudopodien  bemerkt  man  häufig  Körnchenströmung  und  zuweilen 
können  dieselben  mit  einander  zu  Netzen  zusammenfliessen.  Meistens 
scheiden  die  Rhizopoden  kalkige,  kieselige  oder  chitiuöse  Schalen  oder 
kieselige  Gerüste  (Skelete)  von  höchst  mannichfaltiger  Gestalt,  aus  und 

>)  Dütschli,  ().,  Protozoen  in  Bronn 's  C  hissen  und  Ordnungen  des  Thier- 
reiclus,  1880  -1889. 

Sittel,  OrundzAgo  der  Paläontologie.  2 


18 


Protozoa  Rhizopoda. 


diese  Schälchen  und  Gerüste  bilden  auf  dem  Meeresboden  mächtige  Ablage- 
rungen und  setzen  viele  urweltliche  marine  Sedimentgesteine  zusammen. 

Alan  unterscheidet  4  Ordnungen:  Amoebina1),  Foraminifera, 
lleliozoa  und  Radiolaria.  Nur  die  Foraminiferen  und  Radiolarieu 
besitzen  erhaltungsfähige  Bestandtheile. 

1.  Ordnung.    Foraminifera.  d'Orb.*) 

[Polythalamia  Breyn,  Thalamophora  Ilertwig.) 

Rhizopoden  mit  feinen,  faden-  oder  bandförmigen,  leicht 
in  einander  zerfliessenden  Pseudopodien  und  kalkiger,  sel- 
tener sandig-kieseliger  oder  chitinöser  Schale. 

Die  wenig  differenzirte ,  körnchenreiche,  meist  mit  Vaeuole  ver- 
sehene Sarcodesubstanz  der  Foraminiferen  wird  von  einer  Sehale 
umschlossen,  die  in  seltenen  Fällen  chitinöse,  häufiger  kalkige  oder 

*)  Zu  den  Ameobinen  zahlten  Huxley  und  Haeckel  früher  auch  den  so- 
genannten Bathybiuft ,  eine  netzförmig  aus  anastomosirenden  Strängen  bestehende 
Gallerte,  welche  in  grosser  Tiefe  des  atlantischen  Oceans  vorkommt.  Wyv.  Thom- 
son und  Möbius  erkannten  den  Bathybim  als  Gypsniederschlag,  vermischt  mit 
zersetzter  organischer  Substanz.  Sowohl  in  dem  aus  kohlensaurem  Kalk  zusammen- 
gesetzten Tiefseeschlamm,  als  auch  in  dem  „Bathybim"  finden  sich  in  grösster 
Menge  winzig  kleine  Kalkkörperchen  von  verschiedener  Form,  die  auch  an  der 
Zusammensetzung  der  Kreide  und  «1er  meisten  marinen  Kalksteine  und  Mergel 
früherer  Erdperioden  wesentlichen  Antheil  nehmen  (Gümbel,  K.  W.,  Neues  Jahrb. 
für  Mineralogie  1870,  S.  753).    Ehrenberg  bezeichnete  diese  Körperchen  als 

MorphoHte  und  hielt  sie  für 
unorganische  Gebilde  Hux- 
lev  (Journ.  of  microscop. 
Science  1868.  VIII.  No.  6)  und 
Haeckel  (JeuaischeZeitschr. 
1870.  V.  8,  S.  18)  betrachteten 
sie  anfänglich  als  Theile  des 
Bathybim  und  nannten  sie 
Coccol  ithe  (Fig.  1).  Unter 
den  Coccolithen  werden  die 
einfachen,  scheibenförmigen, 
oben  convexen,  unten  con- 
caven  I*  i  s  c  o  1  i  t  h  c  n  (Fig.  1  a  b\ 
die  aus  zwei  eng  verbundenenScheiben  von  verschiedener  Grösse  bestehen  und  von  der 
Seite  gesehen,  an  Manschettenknöpfe  erinnern,  Cyatholithen  ;Eig.  1  c)  genannt. 
l>ie  Coccolithen  sind  nur  bei  800 — lOOOfacher  Vergrösserung  sichtbar  und  zeigen  in 
der  Kegel  mehrere,  verschieden  lichtbrechende  Zonen,  die  sich  um  einen  einfachen, 
doppelten  oder  sternförmigen  Centraikern  gruppiren.  Häufig  vereinigen  sich  zahlreiche 
Coccolithen  zu  frei  schwimmenden  Kugeln  (Cocco  spb  a e ren)  Fig  2).  Nebenden 
Coccolithen  finden  sich  zuweilen  auch  stabförmige,  an  einem  Ende  scheibenförmig 
oder  kreuzförmig  verdickte  Kalkkörperchen  (Rhabd  ol  i  then)  (Fig.  3),  die  sich  eben 
falls  zu  Rhabdosphaeren  Eusammengruppiren  können.  W.Thomson,  Carter  und 
Mur  ray  halten  die  Coccosphacren  für  einzellige  Algen  oder  Sporangien  von  Kalkalgen, 
Haeckel  errichtet  dafür  die  Gruppe  der  »Calcocyteen«  und  stellt  sie  jetzt  zu  den 
Protophyten.  Nach  Harting  scheiden  sich  übrigens  aus  einer  eiwcisshaltigen 
Lösung  von  GypB  oder  Chlorcalcium  durch  «las  bei  der  Zersetzung  entstehende 
Ammoniak  winzige  Kalkscheibchen  aus,  die  mit  Coccolithen  grosse  Aehnlichkeit 
aufweisen.  Die  Bildung  von  winzigen  Kalkköniern  im  Meer  kann  darum  überall 
da  erfolgen,  wo  eiweiss-  oder  stickstoffhaltige  Substanzen  verwesen  und  das  im 
Meerwasser  gelöste  Cah  iumsulphat  als  kohlensauren  Kalk  fällen. 

*)  Literatur : 

d'Orbigny,  Ale,  Foraminiferes  fossiles  du  Bassin  tertiaire  de  Vienne,  IMG. 
Ehrenberg,  C.  G ,  Mikrogeologie  1851  un<l  Abhandig.  Berl.  Ak.  183«.* 
Schnitze,  M,  üeber  den  Organismus  der  Folythalamien.    Uipzig  1854. 


a 
b 


I  c 


I 


Flg.  1-3. 

Fig  1  a  u.  b  Coccolithen  {(Cyatholithen)  aus  dem  atlanüschen 

Ocean,  von  ohen  und  «1er  Seite  (nach  Hae«-kel). 
Fig.  1  c  Coccolithen  ■  l>i*colithen  aus  dem  adrialischen  Meer,  von 

unten  und  der  Srite  iiuuh  O.  Schmidt). 
Flg.  2  Ooeeotphaettn  aus  dem  atlant.  ocean  inach  Haeckel). 
Fig.  3  Hhnhitolithcn  au»  dem  adriat.  Meer  (nach  «>  Schmidts 
Sämmtliche  Abbildungen  In  TOOfacher  Vergrösserung. 


Digitized  by  Google 


Foraminifera. 


19 


kieselige  Beschaffenheit  besitzt  und  in  der  Regel  durch  innere  Scheide- 
wände in  Kammern  ahgetheilt  wird.  Durch  eine  grössere  am  Schalen- 
ende gelegene  Oeffnung  oder  durch  zahlreiche  feine  die  Schale  durch- 
bohrende Kanälchen  tritt  die  Sarcode  an  die  Oberfläche  und  bildet 
meist  lange,  fadenartige,  netzförmig  zerHiessende  Pseudopodien  mit  aus- 
gezeichneter Körnchenbewegung. 

Nur  wenige  mit  dünner  chitinöser  Schale  versehene  Formen  leben 
im  Süsswasser  (Oromia),  alle  übrigen  bewohnen  das  Meer.  Ihre  Grösse 
ist  meist  gering,  so  dass  sie  mit  unbewaffnetem  Auge  zwar  noch  bemerkt, 
kaum  al>er  deutlich  von  einander  unterschieden  werden  können.  Vereinzelte 
Riesenformen  (Nummulites)  erreichen  einen  Durchmesser  von  4 — 5  cm. 

Die  Schalen  umschliessen  entweder  einen  einzigen  Hohlraum 
(Monothalamia)  oder  sie  sind  durch  innere  Scheidewände  in  eine  kleinere 
oder  grössere  Anzahl  Kammern  getheilt  (Polythalamia).  Sie  beginnen 
alle  mit  einer  einfachen  Anfangskammer  von  kugeliger  oder  verlängert 
eifönniger  Gestalt  und  vergrössern  sich  rasch,  indem  an  die  einfache 
Oeffnung  dieser  ersten  Kammer  sich  eine  neue  und  an  diese  wieder 
andere  grössere  Kammern  anfügen.  Sänimtliche  Kammern  stehen  durch 
eine  Oeffnung,  welche  die  Sarcode  passiren  lässt,  mit  einander  in  Ver- 
bindung. Je  nachdem  sich  die  neuen  Kammern  geradlinig  (Stichostega), 
spiralförmig  (Helicostega),  in  concentrischen  Ringen  (Cyclostega),  in  zwei 
«Hier  drei  alteruirenden,  entweder  geraden  (Enallostega)  oder  spiralen 
Reihen  (Entomostcya)  oder  unregelmässig  knäuelförmig  nach  2 — 5  Ebenen 
umeinander  anlegen  (Agatliistcga),  erhalten  die  Schalen  sehr  verschiedene 
Formen,  und  auf  diese  und  das  Wachsthumgesetz  wurde  das  erste  ein- 
gehendere System  der  Foraminiferen  von  A  leide  d'Orbigny  begründet. 
Für  die  Unterscheidung  der  Arten  sind  Abweichungen  in  Grösse  und 
Gestalt  der  Schale,  sowie  äussere  Verzierungen  durch  Streifen,  leisten, 
Höcker,  Dornen,  Stacheln  u.  s.  w.  von  Bedeutung. 

Bei  gewissen  Foraminiferen  mit  kalkiger  Schale  (Numtnulinidae,  Milio- 
lidae,  Lagenidae,  Orbulina)  beobachtet  man  einen  eigentümlichen  Dimor- 
phismus, welcher  darin  besteht,  dass  bei 
sonst  völlig  übereinstimmender  Form  und 
Verzierung  gewisse  Individuen  eine  sehr 
gross»  Anfangskammer  (Megasphaera), 
andere  eine  winzig  kleine  (M  i  k  r  o  s  p  h  a  e  r  a) 
besitzen  (Fig.  4).  Die  ersteren  bleiben  fast 
immer  l>eträchtlich  an  Grösse  hinter  den 
mit  Mikrosphaeren  versehenen  Formen  zu- 
rück, d  e  1  a  H  a  r  p  e  glaubte  diese  Erschei- 
nung auf  Geschlechtsverschiedenheiten  „„  „  „  ,  .  „  ¥J«  4:  ,  ,  ,  .  „  „ 
••  i  *-L  »i_      j  •        BUoculma  Braam  Schlumb.  Lebend  im  Goir 

zurückfuhren  ZU  dürfen,  Wahrend  Muilier-    von  Biseaya.  A  Kleine  Form  mit Mtgatphacra. 

Chalmas    und    Sc hlum berger    an-        *  H,rossc       J?il ■•'•rr'"J,Aaf a 

i  i        i    •  j  -a.  wi         \  i  (nach  Schlumberger). 

nehmen,  dass  bei  den  mit  Mikrosphaeren 

versehenen  Formen  während  der  Entwickclung  die  ursprünglich  überall  vor- 
handene Mcgasphaere  resorbirt  und  durch  eine  grössere  Anzahl  kleiner 

(Sarptnter,  W.  B.,  Introduction  to  the  Study  of  the  Foraminifera.   Ray  Society  1862. 
Reu**,  E.  A.,  Zahlreiche  Abhandlungen  in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener  Aka- 
demie von  1860  an. 

Schicager,  C,  Saggio  di  una  Classificazione  dei  Foraminiferi.  Bullet.  Comitato  geol.  1876. 
Hrady,  W.  B..  Monograph  of  carboniferous  and  Permian  Foraminifera.  Palaento- 
graph.  Society  1876. 

„    Report  on  the  Foraminifera.    Scient.  Results  of  the  C'hal  lenger  vovage.  Zoo- 
logy  XI,  1884.  2# 


Digitized 


20 


Protozoa.  Rhizopoda. 


Kammern  ersetzt  wurde,  van  den  Broeck  bekämpft  diese  Hypothese 
und  glaubt  den  Dimorphismus  durch  verschiedenartige  Fortpflanzung  (Thei- 
lung  oder  Keruknospung)  erklären  zu  dürfen. 

Von  Wichtigkeit  ist  die  feinere  Structur  der  Schalen,  dio  haupt- 
sächlich von  Carp  enter  und  Williamson  untersucht  und  für  die 
Systematik  der  Foraminiferen  verwerthet  wurde. 

Die  chitin ösen  Schalen  sind  in  der  Regel  einkammerig,  dicht 
und  mit  einer  grösseren  Oeffnung  versehen.  Die  kieseligen  Schalen 
bestehen  aus  kleinen,  durch  ein  kieseliges  oder  thoniges  Cement  ver- 
kitteten Sandkörnchen,  denen  sich  zuweilen  auch  Kalkstückchen  oder 
sonstige  Fremdkörper  beimengen.    Sie  sind  einkammerig  oder  viel- 

kammerig,  er- 
reichen zuwei- 
len ansehn- 
liche Grösse 
und  haben  ent- 
weder dichte 
Structur  (Fig. 
bA)  oder  sind 

i'.Jf  ldk       ^^-n<^iI5>;7        neben  der  ein- 

fachen oder 
siebförmigen 
irauptöfTnung 
mit  gröberen 
Cauälen 
durchbohrt, 

durch  welche  Pseudopodien  an  die  Oberfläche  gelangen  können.  (Fig.  5  B.) 
Zuweilen  [MilioHdrn,  7 extulariden)  bedecken  sich  aber  auch  kalkige 


A  Durchschnitt  einer  dichten  kiesulig- 
sandigen  Schale.    Stark  vergrössert. 

(Ifaplophragmium  irreguläre.) 
B  Durchschnitteiner  kleielig  sandigen 
mit  groben  Rohrchen.  Stark 
(Plecanium  gtbboeum.) 


A  Durchschnitt  einer  glasig-porösen 
Schale  mit  feinen  Röhrchen  {Xodo- 

»aria  rapa  d'Orb.i. 
B  Durchschnitt  und  Oberfläche  einer 
Blasig  porösen  Schale   mit  weiten 
Rohrchcn  {Gtobigerina). 


-rlg.  6. 

Cllmmaca miua  Uxlulariformit 
Möller  sp.  Dio  poröse  kal- 
kige Schale  mit  einer  sandig- 
kieseligen  Deckschicht  über- 
zogen,        (nach  Höller). 


Flg.  8. 
Calcnriua  calcilrnpoi- 
tlc*  I-ain.  Glasig  po- 
röse Schale  m.  zapfen- 
artigeiu,  vonCunalen 
durchzogenem 
Zwlschenskelct. 


Q 


Flg.  8. 

Ojxrculina  cirmftlanata  Bast.  Rp. 

Aus  dem  MIocAn  von  Bordeaux,  a  in  naidr- 
lieher  Grösse,  b  Medianschnitt.  cO.ucrschnllt, 
Btark  vergrössert. 


Schälchen  mit  agglutinirten  und  durch  Cement  verbundenen  Sandkörnchen 
und  bestehen  alsdann  aus  einer  inneren  kalkigen  und  einer  äusseren 
sandig-kicseligen  Schicht  (Fig.  6).  Hei  der  Mehrzahl  der  Foraminiferen 
ist  die  Schale  aus  kohlensaurem  Kalk  zusammengesetzt.  Die  kalkigen 
Schalen  haben  entweder  dichte  porz  eil  an  artige  oder  glasig 
poröse  Structur.  Bei  den  erstereu  {Imporjorata)  bildet  die  Schale  eine 
homogene,  bei  auffallendem  Licht  opake  Masse  (Fig.  4) ;  bei  den  porösen 
(Prrforata)  ist  sie  glänzend,  durchscheinend  und  mit  zahllosen  die  Schale 


igitized  by  Google 


Foraminifern. 


21 


in  senkrechter  Richtung  durchbohrenden  Rührchen  versehen.  Diese  an 
der  Oberfläche  als  feine  Poren  sichtbaren  Oanälchen  haben  entweder 
alle  gleichen  Durchmesser,  stehen  dicht  gedrängt  und  sind  ausser- 
ordentlich fein  (Fig.  1A),  oder  sie  treten  in  weiteren  Abständen  auf  und 
besitzen  grösseren  Durchmesser  (Fig.  7  B).  Gewisse  glasig-poröse  Foramini- 
feren  enthalten  ausserdem  in  bestimmten  T heilen  der  Schale,  z.  B.  in  den 
Scheidewänden  oder  bei  symmetrisch  Spiral  eingerollten  Formen  im  Me- 
diantheil  der  Spiralebene 
grobe  anastomosirendeCa- 
näle,  welche  im  lebenden 
Zustand  der  Thiere  mit 
Sarcode  erfüllt  sind,  aber 
nicht  mit  den  Poren  und 
radialen  Röhrcheu  in  Ver- 
bindung stehen.  (Fig.  8.) 
Bei  manchen  complicirter 
gebauten  Formen  kom- 
men theils  an  der  Ober= 
fläche,  theils  in  der  Schale, 
theils  in  Vertiefungen  und 
Löcken  kalkige  Ablage- 
ningen von  meist  dichter 
Structur  vor.  Zuweilen  ist 
dieses  sog.  „Z wisch en- 
skelet",  das  manch- 
mal eigenthümliche  Aus- 
wüchse an  der  Oberfläche 
bildet  (Fig.  9),  auch  von 
weiten,  verzweigten  Ca- 
nälen  durchzogen. 

Die  Fortpflanzung 
der  Foraminiferen  erfolgt 
entweder  durch  Theilung 
oder  durch  kleine  Kerne, 
welche  sich  im  Inneren 
eines  Mutterthieres  bilden, 
sich  mit  kleinen,  aus  einer 
oder  mehreren  Kammern 
bestehenden  Schalen  um- 
geben und  alsdann  aus- 
wandern, während  das  ver- 
lassene Gehäuse  zerfällt. 

Die  Foraminiferen  leben  mit  wenigen  Ausnahmen  im  Meer;  mau 
findet  sie  in  seichtem  Wasser  in  der  Nähe  der  Küsten  auf  Algen  oder 
auf  dem  Boden  kriechend,  oder  in  grosser  Tiefe  am  Boden  des  offenen 
Oceans  oder  auch  freischwimmend  in  verschiedener  Tiefe.  Ihre  Schäl- 
chen  bedecken  in  ungeheurer  Menge  ausgedehnte  Gebiete  des  Meeres- 
bodens und  bilden  bis  zu  einer  Tiefe  von  2300  Faden  den  kreideartigen 
Tiefseeschlamm,  ein  Gemenge  von  zersetzten  Kalkschalen  von  Mollusken, 
Korallen,  Bryozoen,  von  Coccolithen,  Radiolarien,  Diatomeen.  Spongieti 
und  Foraminiferen,  unter  denen  sich  gewisse  Gattungen  {Qlobigerina, 
Orbulina,  Pidvinulina,  Biloculina)  durch  Häutigkeit  auszeichnen  (Fig.  10). 


Flg.  10. 

Ansicht  des  Tiefaeeschlamms  bei  700facher  Vergrösserung. 

a  BatAybiut  mit  Coccolithen.  b  Einzelne  DUcolithm  u.  Cyatho- 
Hthcn.  e  Coccotphaerc.  d  Globlgerinen    e  Eine  Qtobigtrina  auf- 
gebrochen. /  Texttilaria.   g  and  g'  Kadlolarlen.    h  und  i  Diu 
tomeen-Scheibcheu.  k  und  l  Klcsclnadcln  von  Seeschwaiumen. 
m  Mineral  Fragmente. 


22 


Protozoa.  Rhizopoda. 


Im  atlantischen  und  paci fischen  Ocean  herrscht  der  „Globigerincn- 
Schlamm",  in  der  Nordsee  nahe  der  norwegischen  Küste  „Biloeulinen- 
Sehlamm"  vor.  Aehnliche  chemische  Zusammensetzung  und  Beschnffeu- 
heit  wie  der  heutige  Tiefseeschlamm  besitzen  viele  urweltliche  Kalksteine 
und  Mergel.  Auch  die  weisse  Kreide  (Fig.  11)  ist  offenbar  Tiefseeschlamm, 
aus  welchem  die  kieseligon  Elemente  nachträglich  ausgelaugt  und  die 
Globigerinen  zum  grössten  Theil  durch  Textularien  ersetzt  sind.  Gewisse 
eoeäne  Kalksteine  des  Pariser  Beckens  sind  vorwiegend  aus  Milioliden- 
schälchen,  andere  aus  Alveolinen  oder  Nummuliten  aufgebaut.  Im  Carbon 
spielen  die  Fusuliuen  die  Rolle  felsbildender  Organismen,  und  viele  schein- 
bar homogene  oder  halbkrvstallinische,  feste  Kalksteine  verschiedenen 
Alters  lassen  in  Dünnschliffen  ihre  Zusanunensetzung  aus  Foraminiferen 
und  sonstigen  organischen  Ueberresten  sofort  erkennen.    (Fig.  12.) 

Wohlerhaltene,  isolirbare, 
fossile  Foraminiferen  finden 
sich  am  häufigsten  in  wei- 
chen, mergeligen  oder  tho 


Fig.  11. 

Ansicht  einer  Probe  von  geschlemmter  weisser 
Schreibkreide   aus  Meudon  in  SOOfacher  Ver- 
größerung bei  durchfallendem  Licht  mit  Textu- 
laria,  Globigerina  und  Rotalia. 


Flg.  12. 

Dünnschliff  von  Planerkalk  aus 
Böhmen  bei  durchfallendem 
Lichte  In  50facher  Vergrosscrung 
mit  DurchschnUten  von  Sodo- 
faria.  Rotalia,  Frondicrüaria  und 
sehr  vielen  lsolirten  Qlobigerinen- 
kamnum. 


nigen,  zwischen  marinen  Kalksteinen  eingelagerten  Schichten  oder  in 
reinen  Kalksteinen  von  kreidiger  oder  erdiger  Beschaffenheit. 

Die  ersten  Foraminiferensehaleu  wurden  1730  von  Janus  Plancus 
am  Strand  bei  Rimini  und  ein  Jahr  später  von  Beccari  im  Pliocan  von 
Bologna  entdeckt,  anfänglich  aber  allgemein  für  Molltiskengehäuse  gehalten 
und  von  Breyn,  Soldani,  Fichtel,  d'Orbignv  u.  A.  als  Cephalopoda 
foraminijera  im  Gegensatz  zu  den  Cephalopoda  stiphonifera  beschrieben. 
Erst  Dujardin  erkannte  1835  die  Foraminiferen  als  Rhizopoden. 

Die  Foraminiferen  zerfallen  in  die  4  Hauptgruppen :  Chitinosa, 
Ayglutinantia,  Porcellanea  und  Vitro-Cakarea. 

A.  Unterordnung.    Chitinosa.  Schwager. 

Schale  chitinös,  nicht  porös,  zmceilen  durch  agglutinirte  Körner  verstärkt,  an 
einem  oder  zwei  Polen  geöffnet. 

Die  einzige  Familie  (Gromidae)  enthalt  meist  Süsswasserbewohner  und 
ist  fossil  unbekannt. 


Foraminifera. 


23 


B.  Unterordnung.    Agglutinantia.  Schwager. 
Schale  aus  aggluHnirten  Sandkörnern   oder  kieseligen  Fremdkörpern  auf- 
gebaut, die  durch  ein  dichtes  kieseliges  oder  thoniges  Cement  verbunden  sind. 

1.  Familie.    Astrorhizidao.  Brady. 

Schale  sandigkieselig,  rauh,  unsymmetrisch;  die  Sandkörner  zuweilen  nur  lose 
verbunden;  meist  unsymmetrisch,  häufig  von  ansehnlicher  Grösse,  zuweilen  ästig 
oder  mit  radialen  Fortsätzen,  im  Innern  keine  Scheidewände. 

Häufig  in  grossen  Tiefen  der  jetzigen  Oceane.  Fossil  in  paläozoischen 
und  jurassischen  Ablagerungen. 

Saccamina  Sare.  (Fig.  13).  Schale  dick,  mit  labyrinthischen  Hohl- 
räumen, kugelig,  bim-  oder  spindelförmig,  an  einem  oder  beiden  Enden 
röhrig  verlängert,  zuweilen  zu  Ketten  vereinigt.  Unt.  Silur  (Ayrshire), 
Devon  (Canada),  Kohlenkalk  und  lebend.  S.  Carieri  Brady  erfüllt  bei  Elf- 
hills in  Northumberland  ganze  Schichten  des  Kohlenkalks. 

Grosse  Arten  von  Astrorhiza,  Psammophaera,  Saccamina, 
Hyperammina  und  Rhabdammina  werden  von  Häusler  aus  dem  oberen 
Juni  (Transversarius-Schichten)  der  Schweiz  beschrieben. 

2.  Familie.   Lituolidae.  Brady. 

Schale  sandig-kieselig  oder  aus  verschiedenen  agglutinirten  Fremdkörpern  be- 
stehend; mehr  oder  weniger  regelmässig  gebaut,  durch  innere  Scheidewände  mehr- 
kammerig,  seltener  einkammerig,  frei  oder  festgewachsen.  Scheidewände  zuweilen 
labyrinthisch,  unregelmässig. 

Die  lebenden  Arten  bewohnen  meist  ansehnliche  Tiefe. 

Thurammina  Brady.  Schale  frei,  einkammerig.  unregelmässig,  kugelig, 
meist  mit  Höckern  oder  dornigen  Fortsätzen.    Ob.  Jura  und  lebend. 


B 


Flg.  13. 
A  Saccamina  Carteri 
Brady.  Kohlenkalk. 
Elfhills.  Northumber- 
Und.  i/k  B  8chale  auf- 
gebrochen, im  Centrum 
mit  Kalkspath  aus- 
gefüllt. ">/■. 
(Nach  Brady.) 


Fig.  14 
faptoi 


Haplotticht 
horrida 
Schwager.  Ob. 
Jura  ilmprewa- 
thoni. 
Gruibingen. 
WürU. 


Fig.  15. 

Placoprilina 
rottratn  Quenst. 

sp.  Ob.  Jura 
«Improssathoni. 

Heichenbach. 
WCirtt 


Fig.  16. 

Trochammina 
proteu* 
Karrer.  Wiener 

Sandstein. 
Hülteldorf  bei 
Wien. 


Fig.  17. 
Litunta  i  Uaptophrag- 
mium)  irreguläre  Rom. 

ScaphitenPlRner. 
Krondorf.  Böhmen. 


Ammodiscuß  Reuss.  Schale  frei,  ungekammert,  flach,  in  einer  Ebene spiral 
aufgerollt  mit  terminaler  Mündung.   Carbon  bis  Jetztzeit  in  allen  Formationen. 

Trochammina  Park.  Jones.  (Fig.  IG).  Schale  dünn,  glatt,  aus  dichtem 
ockerartigem  Cement  mit  eingebetteten  Sandkörnchen  bestehend,  schnecken- 
förmig spiral  aufgerollt  oder  kreiseiförmig;  im  Innern  unvollkommen  ge- 
kammert.    Lias  bis  Jetztzeit. 

Placopsilina  d'Orb.  (Fig.  15).  Schale  rauh,  sandig,  festgewachsen, 
aus  birnförmigen  oder  kugeligen,  zu  Ketten  vereinigten  oder  unregeln lässig  an- 
gehäuften Kammern  bestehend.    Lias  bis  Jetztzeit. 

Bheophax  Montf.  (Uaplosticlie  Reuss)  (Fig.  14).  Schale  frei,  stabförmig 
oder  schwach  gebogen,  Scheidewände  einfach  (Rheophax)  oder  labyrinthiseh 
Haplostiche),  Mündung  terminal.    Carbon  bis  jetzt. 

Lituola  Lam.  (Haplophragmium  Reuss)  (Fig.  17).  Schale  frei,  bischofs- 
stabförmig  oder  spiral.  Mündung  einfach  oder  siebförmig.  Scheidewände 
einfach  {Haplophragmium)  oder  labyrinthisch  (Lituola).  Carbon  bis  jetzt; 
besonders  häutig  in  Jura  und  Kreide. 


24 


Protozoa.  Rhizopoda 


a  b 
Fig.  18. 
Orbitolina  concava  Lam. 
Cenoman.  Urschelau 
Kayer.  Alpen  a)  8cha)e 
von  unten,  b)  von  oben 
i.nat.  Gr.),  c\ Querschnitt 
(vergr. ). 


3.  Familie.    Orbitolinidae.  Zitt. 

Schale  kieselig,  dicht,  schüsselj örmig,  aus  cyäiscften,  vielfach  gekümmerten 
Hingen  zusammengesetzt. 

c  Orbitolina  Lam.  (Fig.  18).    Schale  kieselig  mit 

agglutinirten  Sandkörnchen;  schüsseiförmig  bis  tlaeh 
kegelförmig,  auf  der  Unterseite  gewölbt,  oben  etwas 
ausgehöhlt.  Oberfläche  dicht,  glatt  oder  concentrisch 
gestreift.  Schale  aus  concentrischen  Ringen  von  Kam- 
mern gebildet,  die  durch  Querscheidewände  in  zahl- 
reiche Zellen  zerlegt  werden  und  mit  einander,  sowie 
mit  der  Innenseite  durch  Poren  communiciren.  Der 
äussere  Theil  jedes  Kämmerchens  wird  durch  zwei 
kreuzweise  angeordnete  secundäre  Scheidewände  in  Sc- 
cundärzellen  zerlegt.  Sehr  häufig  in  der  unteren 
{0.  lenticularis  Lam.)  und  mittleren  Kreide  (0.  concava 
Lam.). 

C.  Unterordnung.    Porcellanea.  Schwager. 
Schale  kalkig,  porzellanartig,  dicht. 

Bei  mangelhafter  Ernährung  (z.  B.  im  Brackwasser)  können  die  Schalen 
chitinöse  oder  sandig-kieselige  Beschaffenheit  annehmen  oder  sich  mit  einer 
dünnen,  homogenen  Kieselhülle  umgeben.  Die  meisten  lebenden  Formen 
bewohnen  seichtes  Wasser,  nur  wenige  kommen  in  grosser  Tiefe  vor. 

1.  Familie.    Nubecularidae.  Brady. 

Schale  ziemlich  gross,  meist  angewachsen,  sehr  unregelmässig  gestaltet,  mit 
einer  oder  mehreren  Oeffnungen.    Trias  bis  jetzt. 

Die  hierher  gehörige  Gattung  Nulecularia  Defr.  findet  sich  lebend  und 
fossil  von  der  Trias  an;  besonders  häufig  im  Miocän  (Sarmat.  Stufe)  von 
Bessarabien. 

2.  Familie.    Peneroplidae.  Schwager. 

Schale  spiral  oder  cyclisch ,  symmetrisch,  meist  vielkammerig ,  seltener  ein- 
kammerig.    Trias  bis  Jetztzeit. 

1  D 


Fig.  19. 
Cornuspira  poly- 

l)!/ra  Reuss. 
Ollgocan  klein. 
Ungarn. 


Fip.  20  Fig.  21. 

 •      •  /■  -  •  Orbiculinn  nummit- 

Montf.  mfl/wid'Orb.Pliocan. 
Mittclmeer.  Siena  Italien 


Flg.  22. 

A  Orbito(iU$  complanala  Lam.  Eocttn 
lOrobkalk).  Paris.  B  Vcrgrosserte  Aus- 
schnitte von  OrbiMilu  complanata. 


Cornusp  ira  Schultze  (Fig.  19).  Sehale  aus  zahlreichen  in  einer  Ebene 
spiral  aufgewundenen  Umgängen  bestehend  mit  einfacher  terminaler  Münd- 
ung, im  Innern  ohne  Kammern.    Lias  bis  jetzt. 

Peneroplis  Montf.  (Fig.  20).  Schale  scheibenförmig,  flach,  vielkam- 
merig, anfänglich  spiral,  später  gerade  und  beträchtlich  an  Breite  zunehmend. 
Scheidewände  von  zahlreichen  Poren  durchstochen.    Tertiär  und  lebend. 

Orbiculina  Lam.  (Fig.  21).  Schule  scheibenförmig;  Umgänge  anfäng- 
lich spiral,  später  cyclisch,  durch  Querscheidewände  in  zahlreiche  Kammern 
gctheilt;  die  Scheidewände  und  die  Wandungen  der  Umgänge  durch  kleine 
Oeffnungen  communicirend.    Tertiär  und  lebend. 

Orbitoli/es  Lam.  (Fig.  22).  Scheibenförmig,  kreisförmig,  beiderseits 
in   der  Mitte  etwas  concav,   ziemlich  gross,    aus  cyclischen  Umgängen 


Digitized  by  LjOOQIc 


Foraminifersi. 


25 


bestehend ,  die  rieh  um  einige  spiral  angeordnete  Anfangskammern  legen. 
Die  einzelnen  Ringe  durch  zahlreiche  Radialseptn  gekammert  und  durch 
symmetrisch  angeordnete  Oeffnungen  verbunden.  Der  Ausscnrand  ebenfalls 
mit  vielen  Oeffnungen.  Bei  den  complicirteren  Formen  liegt  über  den  Haupt- 
ringen oben  und  unten  noch  eine  Schicht  von  niedrigeren  Nebenkammern, 
die  ebenfalls  in  Ringe  angeordnet  sind  und  mit  den  Hauptkammern  durch 
Oeffnungen  communiciren.  Lias  (0.  praecursor  und  circumvulva  Gümb.), 
Kreide  (0.  macropora  d'Orb.),  Tertiär  (0.  complanata  lam.)  und  lebend.  Zu- 
weilen ganze  Schichten  erfüllend.  D 

Alveolina  Bosc.  (Bo-  a 
relis  Montf.)  (Fig.  23). 
Schale  spindelförmig,  ei- 
förmig oder  kugelig,  meist 
in  der  Richtung  der  Win- 
dungsaxe  verlängert,  aus 
Spiral  aufgewickelten,  sich 
umhüllenden  Umgängen  be- 
stehend. Jeder  Umgang  durch  verticale,  senkrecht  zur  Axe  gestellte  Scheide- 
wände in  niedrige  lange  Kammern  zerlegt,  und  diese  durch  quere  Septa  in 
kleine  Zellen  (Nebenkammern)  getheilt,  wovon  jede  durch  eine  runde  Oeff- 
nung  mit  den  Zellen  der  nächsten  Hauptkammer  in  Verbindung  steht.  Bei 
gewissen  lebenden  Arten  sind  die  Nebenkammern  noch  in  kleinere  Zellen 
zertheilt.  Aeltcste  Formen  im  Cenoman.  Ausserordentlich  häutig,  zuweilen 
felsbildend  im  Eocän  (Pariser  Grobkalk,  Alveolinenkalke  von  Istrien,  Dal- 
matien,  Griechenland,  libysche  Wüste). 

3.  Familie.    Miliolidae.  Carp. 

Schale  ganz  oder  anfänglich  aus  knäuelförmig  aufgewickelten  Umgängen 
bestehend.    Änfangskammern  dimorph.    Trias  bis  Jetztzeit. 


Fig,  23. 

Alveolina  Bo*n  d'Orb    Grobkalk.  Taris 
A  Schale  von  vorne,  //  dieselbe  aufgeschnitten,  um 
Bau  zu  zeigen  ;  stark  vergrössert. 


Fig  14. 

A  Biloculina  inortuita  d'Orb.   Aus  dem  mlocanen  Tegel  von  Baden  bei  Wien. 

B  THiorullna  gibba  d'Orb.    Aus  oligocanem  8and  von  Altnipp. 

C  Spiroeullna  Badensil  d'Orb.    Aus  dem  Tegel  von  Baden  bei  Wien. 

D  Quinqveloeulina  $<vcorum  d'Orb.   Aus  cocanem  Grobkalk  von  Grlgnon  bei  I'aris 

M  iliola  Schultze  (Fig.  24.  25).    Umgänge,  wie  die  Fäden  eines  Knäuels 
um  einige  wenige  spiral  angeordnete  Anfangskammern  aufgewickelt.  Jeder 
Umgang  ist  an  der  Umlegungsstelle   geknickt  und       a  b 
I  »ildet  daselbst  eine  innere  Scheidewand.    Die  terminale 
Mündung  wird  durch  einen  zahnartigen  Vorsprung  huf 
eisenförmig  oder  ist  dendritisch  verzweigt  (Lacazina). 
Sind  alle  Umgänge  in  gleicher  Ebene  aufgewickelt  und 
zugleich  äusserlich  sichtbar,  so  entsteht  Spiroloculina 
d'Orb. ;  umhüllen  sie  sich  vollständig:  Biloculina 
d'Orb.;  wickeln  sie  sich  in  drei  oder  fünf  Ebenen  auf: 
Triloculina  und   Quinquelocul ina   d'Orb.  Die 
Gattung  Miliola  in  ihren  verschiedenen  Ausbildungs- 
formen gehört  zu  den  wichtigsten  felsbildenden  Fora- 
miniferen.    Sie  setzt   im  Eocän  (Paris,  Pyrenäen) 
mächtige  Kalksteinablagerungen  zusammen ;  die  Biloculinen  bilden  noch 
jetzt  in  der  Nordsee  westlich  von  Norwegen  kalkige  Absätze.    Die  ältesten 


Flg.  25. 
A  VcrticalerDurchnchriitt 
von  Uiloculinn  inornata 
d'Orb.  i vergrössert). 
B  Querschnitt  durch 
Quinqurloculina  «worum 
(vergrüssert). 


26 


Protozoa  Rhiripoda. 


Formen  treten 
Jetztzeit. 


Fig.  2C. 

Fabularia  dis- 
colilhtf  Der* 

Boela  (Grob- 
kalk Paris. 


in  der  Trias  auf.    Hauptverbreitung  im  Tertiär  und  in  der 

Fabularia  Defr.  (Fig.  26).  Wie  Biloculina, 
aber  ziemlich  gross.  Mündung  siebförmig,  die 
Kammern  nicht  hohl,  sondern  mit  porzellanartiger 
Kalkmasse  ausgefüllt  und  von  zahlreichen,  der 
Windungsaxe  parallelen,  anastomosirenden  Ca- 
nälen  durchzogen.  Häufig  im  Eocän  des  Pariser 
Beckens. 

Vertebralina  d'Orb.  (Fig.  27).  Schale  an- 
fänglich mit  knäuelförmig  aufgewickelte n  Um- 
gängen, später  geradlinig  verlängert.  Tertiär  und 
lebend. 


Fig.  17. 
Vertebralina  mti- 
crunata  d'Orb. 
Mittelmeer. 


D.  Unterordnung.  Vitro-Calcarea. 

Scliale  kalkig,  glasig-porös,  seltener  kieselig,  oder  kieselig  mit  glasig -poröser 
Unterlage,  von  /einen  Canälchen  zum  Austritt  der  Pseudopodien  durchbohrt. 
Silur  bis  Jetztzeit. 

1.  Familie.    Lagernd ae.  Carp. 

Schale  nur  von  ganz  feinen  und  dichtgedrängten  Canälchen  durchbohrt,  ohne 
Zwischenskelei. 

Lagena  Walk. 

(Fig.  2HA).  Schale 
einkammerig,  ku- 
gelig, eiförmig  oder 
tiasehenförmigmit 
terminaler  Mün- 
dung. Ober-Silur 
bis  jetzt. 

Nodosaria 
Lam.  (Fig.  28  B). 
Schale  stabf  örmig ; 
Kammern  gerad- 
linig in  einer  Reihe 
angeordnet,  durch 
Einschnürungen 

getrennt;  Mündung  rund,  terminal.  Ober- Silur  bis  jetzt  in  zahlreichen 
Arten. 

Dentalina  d'Orb.  (Fig.  28 C).  Wie  vorige,  aber  etwas  gebogen.  Carbon 
bis  jetzt. 

Vaginulina  d'Orb.  (Fig.  28  E).  Schale  gerade,  seitlich  zusammen- 
gedrückt; Kammern  niedrig,  mit  schrägen  Scheidewänden.    Trias  bis  jetzt. 

Marginulina  d'Orb.  Erste  Umgänge  gebogen  oder  Spiral,  die  späteren 
gerade.    Mündung  spaltförmig.    Trias  bis  jetzt. 

Cristellar ia  Lam.  (Fig.  28/)).  Schale  vollkommen  Spiral  mit  um- 
fassenden Umgängen.    Mündung  rund.    Trias  bis  jetzt. 

Lingulina  d'Orb.  (Fig.  2$F).  Schale  gerade,  abgeplattet;  Kammern 
geradlinig.    Mündung  terminal  spaltförmig.    Trias  bis  jetzt, 

Glandul  ina  d'Orb.  (Fig.  21M).  Schale  kurz  eiförmig.  Kammern 
geradlinig,  halbumfassend.  Mündung  rund,  terminal,  meist  röhrig.  Trias 
bis  jetzt. 


Fit-,  8« 


A  Lagen»  »cmintriatn  Williamson.    Aus  dem  frag  von  Antwerpen. 
B  Nodoiarin  »pinicotta  d'Orb.    Aus  dem  Tegel  von  Baden  bei  Wien. 
(•'  Dentalina  elegant  d'Orb.  Ebendaher. 

D  i'rirtellaria  rotutata  Lora.    Aus  dem  Scaptaiten-Plilner  von  Bot 
£  Vaginulina  reeta  Keuss.    Aus  dem  Ncooom  von  Snlr.gitter. 
F  Ungulina  coslata  d'Orb.    Aus  dem  Tegel  von  Baden  lici  Wien. 


Digitized  by  VjOOQlc 


Foraminifera.  27 

Frondicularia  Dcfr.  (Fig.  20 D).  Schale  gerade,  stark  abgeplattet, 
breit.  Kammern  reitend  und  seitlich  übergreifend.  Mündung  rund,  terminal. 
Trias  bis  jetzt. 

Poly  morph  i na  Williamson  (Fig.  292?).  Kammern  unregelmäßig  Spiral 
angehäuft  oder  in  zwei  Reihen  geordnet,  mehr  oder  weniger  umfassend, 
sehr  mannichfaltig 
gestaltet.  Mündung 
rund,  terminal.  Trias 
bis  jetzt. 

Dimorphina 
d'Orb.  (Fig.  29  C). 
Die  ersten  Kammern 
unregelmässig  oder  in 
drei  Reihen  angeord- 
net, die  späteren  gerad- 
linig. Kreide  bis  jetzt. 

Uvigerina  d'Orb. 
(Fig.  29  E).  Kammern 
ungleich,  in  drei  Rei- 
hen angeordnet  und 
in  einer  Schnecken- 
spirale aufgerollt.  Ter- 
tiär und  lebend. 

2.  Familie.    Textularidae.  Schultze. 

Schale  der  grösseren  Formen  sandig,  mit  kalkiger,  von  groben  Canälen 
durchbohrter  Unterlage;  kleine  Formen  glasig  porös;  die  Kammern  vollständig 
oder  tlieihveise  in  zicei  (seltener  mehr  als  zwei)  aliemirenden  lieihen  angeordnet 

Textularia  Defr.  (Fig.  30Ä).  Schale  meist  länglieh  keilförmig,  gerade 
oder  schraubenförmig  spiral.  Kammern  zweizeilig,  durch  spaltartige 
Öffnungen  verbunden.  Carbon  bis  jetzt.  Besonders  häufig  in  der 
weissen  Kreide. 


A  B  C  D  E  9 


Fig.  30. 


A  Textularia  olobifera  Reuss.    Ob.  Kreide.  (Senonien*.  l'attvnmier  Stollen  bei  Traunstein. 

B  B'tHrina  incrauata  Rens».    Ob.  Kreide.    GoUreitlier  Graben  bei  Siersdorf. 

C  Grammorlumum  (Vulvulina)  gramen  d'Orb.    Cuba  irecenti. 

!'  PUeanium  ffibbum  d'Orb.    Pliooan.  Slena. 

E  Gaudryina  rugota  d'Orb.    Ob.  Kreide.  Götrrcuther  Graben. 

F  Clarulina  communis  d'Orb.    Mlocan.    Baden  bei  Wien 

Für  verschiedene  Modificationen  der  kalkschaligen  Formen  wurden 
die  Gattungen  Textularia  s.  str.,  Grammostomnm  (Fig.  :i0  (7), 
Bolivina  (Fig.  30  B),  für  sandig  -  kieselige  Plecanium  (Fig.  30D), 
Bigenerina,  Gaudryina  (Fig.  30E),  Clavulina  (Fig.  '60F),  Verneui- 
lina  aufgestellt. 


A  B  C  DU 


Fig.  89. 

A  Gtandulina  inflata  Hörnern.    Aus  dem  Septarienthon  von  Herins- 
dorf. 

B  Polymorphina  inflala  Williamton.   Nordsee  (recent). 
C  Dimorphina  ap.   Aub  dem  Plioc&n  von  Sicna. 
D  Frondicularia  Gnld/tuti  Rena.   Aua  dem  Scaphitcn- Planer  von 
Dülmen. 

E  Uvigerina  pygmaea  d'Orb.   Aus  dem  Tegel  von  Baden  bei  Wien. 


2« 


ProUizoa.  Rhizipo<la. 


Bulimina  d'Orb.  (Fig.  31  A.  B).  Schale  kalkig,  die  alternirenden  Kam- 
mern in  Schneckenspirale  geordnet.   Trias  bis  jetzt. 

Valvulina  d'Orb. 
(Fig.  31 E).  Sehale  san- 
dig, auf  kalkiger  Unter- 
lage, Kammern  dreizeilig 
und  schraubenförmig  ge- 
wunden. Carbon  bis 
jetzt. 

Climacammina 
Bradv  (Cribrostomum 
Möller).  (Fig.  31  B.C.) 
Schale  sandig,  auf  kal- 
kiger Unterlage.  Kam- 
mern geradlinig,  zwei- 
reihig. Mündimg  sieb- 
förmig.  Häufig  im 
Kohlenkalk. 

Tetrataxis  Ehrbg. 
(Fig.  31 F).  Schale  kal- 
kig, konisch.  Die  alter- 
nirenden Kammern  in 
kreiseiförmiger  Spirale 
aufgewunden.  Kohlen- 
kalk. 

Cassidulina  d'Orb. 
(Ehrenbergia  Reuss)  (Fig. 
31  G).  Kalkig,  die  alter- 
nirenden Kammern  ganz 
oder  theilweise  in  einer 
Ebene  spiral  aufgewun- 
den. Tertiär  und  lebend. 


Fi».  31. 

A  Hulimina  Buehiana  d'Orb.  Miocan  (Leithakalk)  Nunsdorf  Imi  Wien 
H  Hulimina  pupoidet  d'Orb.    Aus  dem  Leithakalk  von  Nussdorf 
bei  Wien. 

C  Climacammina  ttjctulariformis  Möller.  Kohlenkalk.  Dugno.  Russ- 
land.   Vorticaler  Durchschnitt  »/,  (nach  Möller). 

D  Climacammina  t Cribrostomum)  Möller.  Kohlenkalk.  Sloboda. 
Kussland. 

E  Valvulina  sn.    Grobkalk.  Grignon. 

F  Tttratails  conica  Ehrbg.  Kohlenkalk.   Bachtin.  Russland. 
(nach  Möller*. 
Ehratbcrgia  strrata  Reuss.   Mloc&n.   Baden  bei  Wien. 


0 


3.  Familie,    ölobigerinidae.  Carp. 

Schale  kalkig,  durch  grobe  Kanäle  durchbohrt;  ein-  oder  mehrkam merig. 
Kammern  kugelig,  unregelmässig  oder  undeutlich  spiral  angehäuft. 

Von  den  beiden  wichtigsten  Gattungen  dieser  Familie  ist  Orbulina 
d'Orb.  (Fig.  32  A)  einkammerig.   Globiger  ina  d'Orb.  (Fig.  32  C)  mehr- 

Ö v  kammerig;  die  Oeffnun- 

<£v  i        /"^"^V  ^V^^^s.  ^en  (^er  ver8cn'edenen 

{  "  i_^^3        ir       i^J        H  Kammern  münden  meist 

i  (  f)  in  einen  gemeinsamen 

Canal.  Beide  Gattungen 
sind  häufig  mit  äusseret 
feinen  Kalkstacheln  be- 
deckt, die  jedoch  sehr 
leicht  abfallen  und  fossil 
nie  erhalten  sind.  Sie 
finden  sich  in  ungeheu- 
rer Menge  im  Tiefsec 
schlämm  (Globigerinen- 
Schlamm)  der  jetzigen 
Oceane,  kommen  fossil 
spärlich  in  mesozoischen  Ablagerungen  von  der  Trias  an  vor  und  werden 
erst  im  jüngeren  Tertiär  häufig. 

Sphaeroidina  d'Orb.  (Fig.  32 C).    Kreide  bis  jetzt. 


Fl«.  32. 

A  Orbulina  universa  Lam.  Pliocan.  8icna. 

U  Spliarroidina  Atutriaca  d'Orb.   Aus  dem  Tegel  von  Baden  bei 
Wien. 

C  Glohigcrina  contjlomcrata    Schwager.    Pliocan.    Kar  Nikobar. 

a  Von  unten,  b  von  oben,  c  ein  Stück  Schalenobcr- 
flache,  d  ein  Durchschnitt  vergrössert. 


Foraminifera.  29 

4.  Familie.    Rotalidae.  Carp. 

ScJuile  kalkig,  selten  sandig  oder  kieselig,  fein  oder  grob  porös,  häufig 
Zwischenskelet,  jrei  oder  j  estgewachsen,  kreiseiförmig,  scheibenförmig.    Die  Kam- 
mern meist  in  Schneckenspirale  angeordnet,   zuweilen  auch  unre'gel  massig  an- 
gehäuft. 


Discorbina  Park.  Jones  (Fig.  33 A.B).  Schale  grob  porös,  kroisel- 
förmig  mit  breiter  flacher  Basis,  deren  Mitte  häufig  durch  eine  Ablagerung 
von  Zwischenskelet  verdickt.    Kreide  bis  jetzt.  b 


ab  ab 
Fig.  33 


A  IHscortnna  i  Aster igerina)  planorbi*  d"Orb.    Aus  dem  U-itbakulk  von  Nussdorf  bei  Wien 
&  {^eorb^-   Reccnt    a  Von  unten,  b  von  oben,  c  von  der  Seite,  d  Durchschnitt. 
t  Ptanorbulina  MaiiUrranaui*  dOrb.    Keccnt.    a  Von  unten,  6  von  oben,  c  Durchschnitt. 
Aus  dem  Mittelmeer. 

Planorbulina  Park.  Jones  (Fig.  33  5).  Schale  grob  porös,  meist  an- 
gewachsen, ungleichseitig  und  abgeplattet ;  die  Kammern  in  niedriger  Spirale 
angeordnet,  die  Spirale  zuletzt  öfters  in  eyelisehe  Ringe  übergehend.  Lias 
bis  jetzt.  Verschiedene  Moditicationen  dieser  Gattung  werden  als  Trun- 
catulina,  Anomalina,  Planuli  na  d'Orb.  unterschieden. 


Fig.  34. 

A  Rotalia  Btccarii  Lin  PHocHn.  Siena.  B  Pulvinulina  Partschi  d'Orb.  Tegel  von  Baden  bei  Wien. 
C  F.n'Mhyra  Pandtri  Möller.    Kohlcnkalk,    Russland.   *>/,.    D  Endothyra  parva  Moller.  Kohlenkalk. 

Russland.   Verticalschnitt.  "»/,. 

Rotalia  Lam.  (Fig.  344).  Schale  fein  porös,  kreiseiförmig,  Spiral.  Die 
Septa  aus  zwei  Blättern  bestehend,  die  einen  Zwischenraum  frei  hissen,  von 
welchem  ästige  Kanälchen  ausgehen.  Basis  häufig  mit  Verdickung  (Zwischen- 
skelet).   V  Silur.    Oberer  Jura  bis  jetzt. 

Pulvinulina  Park.  Jones  (Fig.  341i).  Wie  Rotalia,  jedoch  Scheide- 
wände ohne  Zwischen kanal.    Unterer  Lias  bis  jetzt. 

Endothyra  Phill.  (Fig.  34 C).  Schale  kalkig,  aus  einer  äusseren  grob- 
porösen  und  einer  inneren  dichten,  aus  kleinen  Kalkkörnchen  zusammen- 
gesetzten Schicht  bestehend;  unsymmetrisch  spiral.  Mündung  siebförmig. 
Häufig  im  Kohlenkalk.    Nach  Brady  auch  lebend. 


Digitized  by  Google 


30 


Protozoa.  Rhiznpoda. 


Calcarina  d'Orb.  (Fig.  35).  Schale  ungleichseitig,  niedrig,  kreiseiförmig; 
die  Kammern  im  Innern  spiral  angeordnet.  Oberfläche  durch  Zwischenskelet 
inerustirt,  das  alle  Vertiefungen  erfüllt  und  zapfen-  oder  stachelartige  Fortsätze 

bildet,  die  von  groben  Canälen  durchzogen 
sind.  Obere  Kreide  bis  jetzt.  Besondere  häufig 
im  Kreidetuff  von  Maestricht. 

T  inoporus  Montf.,  Patellina  Williamson. 
Die  recenten  Gattungen  Carpenteria  Grav, 
Polytrema  Gray,  Rupertia  Jones  etc.  zeich- 
nen sich  durch  höchst  irreguläre,  meist  fest- 
gewachsene, grobporöse  Kalkschalen  aus,  die 
zuweilen  ansehnliche  Grösse  erreichen  und 
manchmal  Fremdkörper  oder  Sand  aggluti- 
niren.  Wahrscheinlich  gehört  Thal amopora 
Roem.  aus  der  Kreide  hierher. 


Flg.  X>. 
Ctlcarina  calcitn 
Tuffkrelde  Ilollan 


<h*  Lara. 
Maestiicht. 


5.  Familie.    Fusulinidae.  Möller. 

Schale  kalkig,  porös,  vielkammerig,  spindelförmig  oder  kugelig,  ans  zahl- 
reichen spiralen,  symmetrisch  eingerolltat,  involuten  Umgängen  bestellend.  Die 
Umgänge  durch  verticale  Scheidewände  in  Hauptkammern  und  diese  wieder 
durch  Querwände  in  Secutulärkammern  getheilt.  Septu  ein/ach  o<ler  aus  zwei 
Blättern  zusa  m  mengesetzt. 

D  DA  B 


Fig.M. 

A  Futulinn  eylitidrira  Fisch.  Aus  «lein  Kohlenkalk  von  Saraninsk  In  Kussland  in 
//  u  C  Dieselbe  Art  vergrossert  und  angeschnitten. 

D  Mehrere  Kammern  mit  den  cotninunlcircnden  Ocflnungcn  \a,  6)  vergmssert 


nat.  Grösse. 


Schwager ina  Möll.  Schale  kugelig,  fein  porös.  Septa  der  Haupt- 
und  Nebenkammern  einfach,  dünn,  nicht  gebogen;  die  Nebenkammern 
durch  eine  basale  OeiTnung  mit  denen  der  folgenden  Hauptkanuner  com- 
municirend.  Häufig  im  Kohlenkalk  von  Japan,  China,  Sumatra,  Nord- 
Amerika,  Kussland,  Kärnthcn. 

Fusulina  Fischer  (Fig.  'M\\.  Schale  spindelförmig,  quer  verlängert, 
ähnlich  Alreolina,  grob  porös.  Die  Septa  der  Hauptkammern  wellig  gebogen 
und  dadurch  secundäre  Ncbenkammern  bildend.  Massenhaft  im  Kohlenkalk 
von  Kuropa  (Kussland),  Asien  und  Nord-Amerika. 

6.  Familie.    Nummulinidae.  Carp. 

Schale  kalkig,  fein  porös,  linsen-  oder  scheibenförmig,  nß  von  ansehnlicher 
Grösse,  vielkammerig ,  entweder  aus  Spiralen  Umgängen  oder  cycli sehen  Ringen 
bestehend.  Pfeiler  von  dichtem  Zwischenskelet  und  bei  den  meisten  Formen  auch 
zwischen  den  Septen  und  in  geteissen  Theilen  der  Schale  ein  anastomosirendes 
Canal system  vorha uden. 

Archaed iscus  Brady.  Schale  linsenförmig,  unsymmetrisch,  spiral. 
Die  Umgänge  verwachsen  in  unregelmässigen  Zwischenräumen  und  trennen 
sich  darauf  wieder,  auf  diese  Weise  Kammern  bildend.  Septa  fehlen. 
Kohlenkalk. 

Amphistcgina  d'Orb.  (Fig.  37).  Schale  linsenförmig,  etwas  ungleich- 
seitig, Spiral.    Die  Umgänge  durch  zahlreiche  einfache  Septen  (ohne  Canäle) 


Digitized  by  Google 


Foraminifera. 


31 


gekammert;  im  Centrum  eine  keilförmige  Ablagerung  von  Zwisehenskelet. 
Die  Umgänge  umfassen  sich  auf  der  einen  Seite  vollständig  bis  zum  Centrum, 
auf  der  anderen  nur  un-  a 
vollkommen  durch  einen 
Seitenlappen.  Die  Kam- 
mern and  durch  eine 
Spalte  an  der  Basis  mit 
einander  verbunden. 
Miocän  bis  jetzt  Beson- 
ders häufig  im  Miocän. 


mm  m 


Fig.  59. 
Hiier\nttgina  cottala  d'Orb. 
Ans  dem  mioo&ncn  Loilhakalk 
von  Nuscdorf. 


Fig.  37. 
Amphi*trginn  Uaueri  d'Orb. 
Aus  dem    Lclthakalk  von 

Nussdorf  bei  Wien. 
n  Von  aussen  vergrdssert, 
b  in  natürlicher  Grosse, 
c  Medianschnitt  und 
d  Querschnitt,  stark  vergr. 


Fig.  38. 

Oprrcuiina  eomptanata  Bast.  ip. 
Aus  dem  Miocän  von  Bordeaux,    n  in 
nat.  Grosse,  6  Medianschnitt   e  Quer- 
schnitt, stark  vergrossert. 


Opercul  ina  d'Orb.  (Pig.  38).  Schale  scheibenförmig,  abgeplattet,  aus 
3 — 6  rasch  anwachsenden ,  spiralen ,  sich  nicht  umhüllenden  Umgängen 
bestehend,  die  durch  Septa  in  Kammern  getheilt  sind.  Scpta  und  Rüeken- 
«trang  mit  einem  mehrfach  verästelten,  geraden  Canalsysteni  durchzogen. 
Kreide  bis  jetzt;  besonders  häufig  im  Eocän. 

Heterosteg  ina  d'Orb.  (Fig.  39).  Wie  vorige,  aber  die  Kammern  durch 
Secundärsepta  abgetheilt.   Tertiär  und  lebend. 

■        b       e  de 


a  eb  a  d 

Fig.  40. 

Summutitc*  r/r.  l.ucn*an\u  Dfr.    Vom  KresHenberg  in  Oberbayern,  sehr  stark  vergrossert. 
i  Doroüstranx  mit  Canalsysteni,  6  Scheidewand  mit  Intraseptalem  fanalsystein,  e  Kammcr-Kaum. 
d  fein  poröse  Schale,  e  Pfeilerchen  von  dichter  Struktur  iZwischenskclett). 

Xummnlitcs  d'Orb.  (Phacites  Gesner,  Lenticulites  Lam.)  (Fig.  40 — 42). 
Sehale  symmetrisch  linsen-  oder  scheibenförmig,  aus  zahlreichen  Spiralen, 
gekammerten  Umgängen  zusammengesetzt  und  meist  mit  pfeilerartigem 
Zwi^-henskelet,  das  an  der  Oberfläche  kleine  Höckerchen  bildet.  Die  Septa 
und  der  Dorsalstrang  enthalten  ein  grobes,  anast<»mosirendes  Canalsysteni, 
wie  Opemiliufi.     Die  Anfangskammer  ist  kugelig,  bald  gross,  bald  winzig 


Digitized  by  Google 


32 


ProtoEoa.  Rhizopoda. 


klein.  Die  Umgänge  ruhen  entweder  einfach  auf  einander  und  sind  äusaerlich 
alle  sichtbar  {Assilina)  (Fig.  41),  oder  sie  bedecken  sich  vollständig,  indem 
die  seitlichen  Plügel  bis  zum  Centrum  reichen  {Nummu- 
l  i  n  a).  Die  Septa  besitzen  in  der  Mittelebene  über  dem 
vorhergehenden  Umgang  eine  quere  spaltförmige  Oeffnung 
und  verlängern  sich  auch  in  die  reitenden  Seitenflügel  der 
Kammern.  Sie  verlaufen  in  der  Gruppe  der  Radiatae 
oder  Striatae  in  einfacher  oder  schwach  geschwungener 
Linie  (Fig.  40  u.  42 C),  sind  bei  den  Sinuatae  mäandrisch 
hin-  und  her  gebogen  (Fig.  42.4)  und  bilden  bei  den  Reti- 
culatae  (Fig.  42  B)  durch  Querverbindungen  ein  anasto- 
mosirendes  Netzwerk.  Der  Verlauf  der  seitlichen  Septal- 
verlängerungen  {Filet  cloisonnaire)  wird  deutlich  sichtbar 
durch  Absprengen  eines  Stückchens  der  Schale  und  liefert  gute  Anhalts- 
punkte zur  Unterscheidung  der  Arten.    Die  ältesten  Nummuliten  {N.  pristi- 


Flg.  4t. 
Summuhds  (Atiitina) 

irponen*  Sow. 
Au«  den  PyrcnAcn 


0*  C» » 

Fig.«. 

4  1 » *  Nummulito  uizrhentU  Ehrcnbg.  Aus  der  lyblschen  Wüste  in  natürlicher  Grösse.  A  *  Ein 
Exemplar  mit  abgeblätterter  8chalc  um  den  Verlauf  der  SeptalverlAngerungen  su  seigen. 

B  1  *  Nummilitr*  laa  igatm  Lara.  Aus  dem  Grubkalk  von  Paris,  In  natürlicher  Grosse.  C*  Ein  Bruch- 
stück vergrossert. 

C«  Nummuiites  Jtamundi  Dcfr.   Aus  Nummulitenkalk  der  Pyrenäen  in  nat.  Grösse.   C*  vergros.tert. 

nus  Bradv}  rinden  sich  ganz  vereinzelt  im  Kohlenkalk  und  oberen  Jura, 
unterscheiden  sich  aber  durch  Mangel  eines  inneren   Canalsystems  im 
a  n  Dorsalstrange    von     den  ächten 

Nummuliten,  welche  die  eoeänen 
A  blagerungen  ( N  um  m  uli  tenforma- 
tion)  von  Europa ,  Nord  •  Afrika, 
Asien  und  Central- Amerika  charak- 
terisiren  und  häufig  ganze  Gebirge 
zusammensetzen.  Die  grössten  Arten 
(Nutnmulites  Gizehensis  Ehrenberg, 
Nummulih's  orbiculalus  Schafh.)  er- 
reichen einen  Durchmesser  von  60, 
die  kleinsten  einen  solchen  von  2mm. 

Polystomella  d'Orb.  (Fig. 44), 
Nonionina  d'Orb., Cycloclypeus. 
Tertiär  und  lebend. 

Orbitoides  d'Orb.  (Ifymeno- 
cyclus  Bronn,  Lycophrys  Montf.) 
(Fig.  45).  Schale  scheibenförmig, 
kreisrund  oder  sternförmig,  häufig 
gebogen,  aussen  glatt  oder  radial 
gerippt,  aus  zahlreichen  cyclischen  Ringen  aufgebaut,  die  sich  um  eine 
Anfangsspiralc  von    — 5  Umgängen  hciumlegcn.     Die  Ringe  sind  durch 


Flg.  «3 

A  Nummuliten  •  Kalkstein  mit  Horizontal  Durch- 
schnitten von  .V.  ifjataas  Puscb  Von  Peyre- 
horade  in  den  Pyrenflen. 

/''  Nummuliten  Kalkslein  mit  Querschnitten  von 
.V.  J.ueasanus  Delr.  Von  Znkopane  in  den 
Karpathen. 


Digitized  by  Google 


Foraminifera. 


33 


Querscheidewände  in  kleine  vierseitige  Kammern  zerlegt,  und  die  Septa  und 
der  Medianstrang  der  Kreise  mit  Canälen  versehen,     lieber  der  medianen 
Hauptreihe  von  Zellen  liegen  oben  und  unten  mehrere 
Schichten  von  Nebenkammern,  die  ebenfalls  cyclische 
Anordnung  aufweisen.  Sehr  häufig  im  Eocän,  die  Nummu- 
liten  begleitend:  selten  in  oberer  Kreide  und  im  Miocän. 

Zu  den  Foraminiferen  wurde  von  Dawson,  Car- 
penter  und  anderen  Autoren  auch  Eozoon  aus  kristal- 
linischen» Kalkstein  der  archäischen  Periode  (laurentischem 
(ineis)  gerechnet;  nach  den  sorgfältigen  Untersuchungen 
von  Möbius')  sind  weder  Eozoon,  noch  Achaeo- 
sphaerina  organische  Gebilde,  sondern  mineralische 
Ausscheidungen. 


ff 


Fig.  44. 
Polyttomella  crispa  Lam. 
Aus  dem   Plloean  von 
Siena  (stark  vergrüssert). 


i « 


Fig.  45. 

X  Orbitoidf*  pnpyrncea  ttoubee.  Aus  dem  eocanen  Eisenerz  vom  Kressenberg  in  Obcrbaycro,  stark 
rergrossert.    ■  Mediankammern,  *  Seitenkammern.  3  solide  Pfcilerchon  (Zwischenskelet). 

B  Ein  Stück  des  horizontalen  Medianschnittes,  starker  vergrossert.  *  Scitcnkammem  mit  den  porösen 
Wanden.  *  Canalsystem  im  cyclischcn  Dorsalstrang.  4  Verbiudungscatiftle  der  Kammern. 

C  Derselbe  in  natürlicher  Grosse  vom  Kressenberg. 

D  OrbUoide*  Untlla  Gürab.   Vom  Kressenberg  (nattirl.  Grösse). 

E  OrbUoidcj  varieeoüala  Gümb.    Von  San  Martino  bei  Verona  (natürl.  Grosse» 

F  Orbüoide»  ephipplum  8ow.    Vom  Krehenberg  (natflrl.  Grösse). 

Geologische  Verbreitung  der  Foraminiferen. 

Die  Zahl  der  bis  jetzt  beschriebenen  Arten  übertrifft  2000,  wovon 
etwa  */s  fossil  vorkommen.  Bemerkenswerth  ist  die  Langlebigkeit  vieler 
Gattungen  und  Arten.  Nach  Parke r,  J ones,  Bradv  u.  A.  gehen  zahl- 
reiche Spezies  durch  mehrere  Formationen  verschiedenen  Alters  hindurch. 

Die  ältesten  Formen  kommen  in  spärlicher  Menge  im  Silur  von 
Petersburg,  Sibirien  und  Schottland  vor.  Sie  sind  meist  schlecht  er- 
halten, die  aus.  Petersburg  nur  durch  glaukonitische  Steinkerne  an- 
gedeutet und  gehören  theils  zu  kieselschaligen  {Placopsilina,  Sacramina), 
theils  zu  glasig  porösen  Gattungen  (Nodosaria,  Laijcna,  Globit/erina, 
Rotalta).  Auch  das  Devon  ist  sehr  arm  an  Foraminiferen,  dagegen 
enthält  der  Kohlen  kalk  eine  reiche  und  mannichfaltige  Fauna  von 
Foraminiferen,  ja  gewisse  Gattungen  (Fusulina,  Schwagerina,  Saccumina, 


«)  Palaeontographica.    1878.    Bd.  28. 

Zittel.  Grundzüge  der  Palaeontologie. 


3 


Digitized  by  Google 


34 


Protozoa.  Rhizopoda. 


Endothyra)  setzen  zuweilen  Kalksteinablagerungen  von  ansehnlicher 
Mächtigkeit  zusammen.  Zahlreiche  Lagenidae  [Nodosaria,  Dentalina  etc.), 
Textidaridae,  Rotalidae  und  sogar  Nummtditidae  begleiten  die  felsbilden- 
den Formen  und  geheu  grossentheils  auch  in  per  mische  Ablagerungen 
über.  Die  ausseralpine  Trias  enthält  fast  gar  keine  Foraminiferen, 
und  auch  die  reinen  alpinen  Triaskalke  und  Dolomite  haben  meist  zu 
starke  Umkrystallisation  erlitten,  als  dass  sie  deutlich  erhaltene  Schäl  - 
chen  erkennen  Hessen.  Immerhin  sind  in  den  Nordalpen  obertriasische 
Globigerinenkalke  beobachtet  worden,  und  die  Mergel  von  St.  Cassian 
enthalten  zuweilen  Schälchen  von  Cristellaria,  Marginulina,  Olobigerina, 
Textidaria,  Bihadina  etc. 

Grosse  Mengen  von  meist  kleinen  glasig  porösen  oder  kieseligen 
Foraminiferen  liefern  manche  thonige  und  kalkige  Schichten  des  Lias 
und  der  J  u  raf ormation;  in  der  Kreide  bilden  Textularieu,  Rotalien, 
X  'ristcllarien,  Globigerinen,  Milioliden  und  Coccolithen  die  weisse  Schreib- 
kreide. Einzelne  Bänke  des  Kreidetuffs  von  Mastricht  bestehen  fast 
ganz  aus  Calcarinen,  im  Urgo-Aptien  und  Cenoman  spielen  Orbitolinen, 
in  der  oberen  Kreide  Alveolinen  die  Rolle  von  Felsbildnern. 

Im  Tertiär  erreichen  die  Foraminiferen  den  Höhepunkt  ihrer 
Entwicklung.  Die  Milioliden  setzen  bei  Paris  und  in  den  Pyrenäen 
mächtige  Schichten  des  eocänon  Grobkalks  zusammen  und  liefern  ein 
treffliches  Baumaterial,  und  ebenso  bilden  Alveolina,  Operculina,  Orbi- 
tolites  und  Orb'ttoides  im  Eocän  Kalksteine;  sie  werden  aber  an  geologischer 
Wichtigkeit  weit  übertroffen  von  den  Nummuliten,  die  in  ungeheurer 
Menge  die  Schichten  der  eocänen  und  oligocäueu  „Nummulitenforma- 
tion"  des  mediterranen  Gebietes,  Kleinasiens  und  Ost -Asiens  erfüllen. 

Im  jüngeren  Tertiär  verschwinden  die  Nummuliteu  fast  ganz; 
Amphistegina  erscheint  zuweilen  noch  gesteinsbildend,  im  Ganzen  stimmt 
jedoch  die  Foraminiferenfauna  der  mittleren  und  jüngeren  Tertiärzeit 
ziemlich  genau  mit  der  noch  jetzt  existirenden  überein. 


-  . 

C 

3 

£ 

i. 

0) 

"2 

o 

•i 

2 

5 

|  1 

i  1 

.-1.  Chi  t  in  (i  na 

Ii.  A  gg  1  utinantia 
Astrorhizidae 
Litunlidae 
OrbittiUnidae 

C.  l'ovcellantn 
Nubcrularidae 
['enero/did/ie 
Miliolid'K' 

l>.  Yitri)'(-alr,tr  cd 
Lagcmdae. 
Tcxt'daridae 
Globigerinidar. 
Rotalidae 
FtiKulinidae 
Xxmmuliindar 

1 

1 

1  1 



 1  — 



1       i  II 



Digitized  by 


Radiolaria. 


3.  Ordnung.    Radiolaria.  Müller.1) 

(Polycystina  Ehrbg.) 

Marine  Rhizopoden  mit  feinen,  fadenförmigen,  radialen 
Pseudopodien,  mit  Centralkapsel,  ohne  Vacuole  und  nieist 
mit  zierlichem  Kieselskelet. 

Die  Sarkode  der  Radiolarien  differenzirt  sich  in  eine  centrale 
Kugel  von  zäherer  Substanz  (Centralkapsel),  welche  von  einer  mit 
Poren  durchbohrten  Membran  umhüllt  wird  und  Bläschen,  Kerne, 
Körnchen,  Fettkügclchen,  seltener  Krystalle  enthält  und  in  eine  äussere 
gallertartige,  die  Pseudopodien  aussendende  Sarkode.  Sie  leben  meist 
als  einzellige  Individuen  und  sind  selten  zu  Colonien  vereinigt. 

Die  meisten  Radiolarien  scheiden  ein  Skelet  aus,  das  entweder 
aus  Stäben  von  Acanthin  (einer  organischen  Substanz)  oder  von  Kiesel- 
erde oder  aus  einem  höchst  zierlichen,  vielgestaltigen  Gerüst  von  glas- 
heller, amorpher  Kieselerde  besteht.  Nur  die  letzteren  kommen  fossil 
vor.  lassen  sich  jedoch  wegen  ihrer  winzigen  Grösse  meist  nur  durch 
das  Mikroskop  nachweisen. 

Ha e ekel  unterscheidet  vier  Unterordnungen  von  Radiolarien: 

A.  Acantharia.  Membran  der  Centralkapsel  allseitig  durch- 
bohrt.   Skelet  aus  Acanthinstacheln  bestehend.    Fossil  unbekannt. 

B.  Spumellaria.  Kapselinembran  allseitig  durchbohrt.  Skelet 
kugelig,  scheibenförmig,  zuweilen  ganz  fehlend.    (Fig.  48.) 

C.  Nasselaria.  Membran  der  Centralkapsel  nur  an  einem  Pol 
durchlx)hrt.  Skelet  heim-  oder  mützenartig,  an  beiden  Polen  ver 
schieden.    (Fig.  49,  50.) 

D.  Phaeodaria.  Centralkapsel  mit  röhrig  verlängerter  Haupt- 
öffnung  und  feineren  Nebenöffnuugen.  Ein  dunkler  Pigmentkörper 
{Phaeodium)  in  der  extracapsulären  Sarkode.  Skelet  aus  meist  hohlen 
Kieselstäben  bestehend,  die  zu  flaschenförmigen  oder  verschiedenartig 
gestalteten  Schalen  vereinigt  sind.    Fossil  unbekannt. 

Sämintliche  Radiolarien  bewohnen  das  Meer  und  leben  in  den  ver- 
schiedensten Tiefen.  Sie  schwimmen  entweder  in  grossen  Massen,  nament 
lieh  in  den  tropischen  Meeren,  an  der  Oberfläche,  oder  sie  leben  in  mittleren 
und  grösseren  Tiefen,  häufig  sogar  in  der  Nähe  des  Grundes  der  Oceane, 
wo  ihre  Skelete  und  Schälchen  namentlich  in  Tiefen  von  2 — 4000  Faden 
ausgedehnte  Ablagerungen  von  »Radiolarien-Sehlamm  bilden,  der  aus 
Kieselerde  und  kleinen  Mengen  kohlensauren  Kalkes  besteht. 

Der  Formenreichthum  bei  den  Radiolarien  ist  ein  erstaunlich  grosser, 
so  dass  die  Bestimmung  der  stets  mikroskopisch  kleinen  Kieselskelete 
nur  mit  Hilfe  der  Specialliteratur  möglich  ist.  Entgegen  früherer  Ansicht 
besitzen  die  Radiolarien  ein  hohes  geologisches  Alter  und  nehmen  an 
der  Zusammensetzung  vieler  kieseliger  und  kalkig-kieseliger  Gesteine 
(Kieselschiefer,  Hornstein,  Jaspis,  Wetzschiefer,  Aptychenschiefer  u.  s.  w.) 
wesentlichen  Antheil.    Nach  Barroi s  sind  sie  überhaupt  die  ältesten, 

')  Ehrenberg,  C.  (?.,  Mikrogeologie  1854  und  Abhandig.  Berliner  Akad.  1875. 
(Radiolarien  von  Barbados).  —  Haeckd,  E.,  Die  Radiolarien.  Eine  Monographie  1862 
und  Report  on  the  Radiolaria  collected  by  II.  M.  S.  Challenger  1887.  —  Hertitig,  Ii., 
Der  Organismus  der  Radiolarien  1879.  —  Stuhr,  E.,  Palaeontographica  XXVI.  1878 
(Radiolarien  von  Sicilien).  —  Riist,  D.,  Palaeontographica  XXXI.  1885,  XXXIV. 
1888  und  XXXVIII.  1892.  —  Dreyer,  F.,  Die  Tripoli  von  Caltanisetta.  Jonaische 
ZeitMchr.  f.  Naturw.  1890  XXIV. 

3* 


Digitized  by  Google 


36 


Protozoa  Rliizopoda. 


Fig.  46 


Radiolarien  ans  sibirischen  und  devonischen  Ablagerungen :  A  Cmo- 
Kphaera  macropora  Rüst.  Unt.  Silur,  eabrieres.  Langnedoc.  U  Staumlonche 
micropora  Rüst.  Unt.  Silur.  Cabrieres.  C  Caryotphaera  Qrtxldecki  Rüst 
Ober-Devon  Schnebenholz  bei  Elbingerode.  Harz.  D  Lithocampe  Ttcherny- 
tchewi  Rüst  Devon.  Ural.  In  lOO-izofax:her  Vergrößerung.   (Nach  Rüst.) 


bis  jetzt  bekannten  thierischen  Organismen,  da  zahlreiche  Spumellarien 
{Monosphacriden)  in  bituminösem,  zwischen  präcambrischem  Gneiss  ein- 
gelagertem Quarzitschiefer  der  Bretagne  vorkommen. 

Nach  Rüst  bleiben  die  fossilen  Radiolarien  an  Häufigkeit  und 
Formenreichthum  nicht  hinter  den  lebenden  zurück,  sind  aber  bis  jetzt 
erst  sehr  unvollständig  bekannt.    Nur  ausnahmsweise  haben  sich  in 
b  a  cd      jungtertiären  Ab- 

lagerungen (Bar- 
bados, Oran,  Si- 
zilien) die  Schäl- 
chen  unverändert 
erhalten  und  be- 
stehen noch  aus 
amorpher  Kiesel- 
erde; in  älteren 
Gesteinen  haben 
sie  meist  einen 
TheilihrerKiesel- 
erde  an  die  Nach- 
barschaft abgegeben  uud  dafür  kohlensauren  Kalk,  Eisen  oder  Farbstoff 
aufgenommen;  die  Kieselerde  ist  entweder  krypto-krystallinisch  geworden 
oder  in  Kalkspath  umgewandelt. 

Die  cambrischen  GrirTelsehiefer  von  Sonneberg  in  Thüringen 
enthalten  schlecht  erhaltene  Sphaeriden ;  die  meist  schwarzen,  zuweilen 
auch  roth-  oder  lichtgefärbten  untersilurischen  Kiesclschiefer  von  Laugen- 
striegis  in  Sachsen,  Hehau,  Stehen  in  Franken,  der  rothe  Jaspis  von 
Abington,  Schottland,  und  die  kicseligen  Schiefer  des  unteren  Silur 
von  Cabrieres  im  Languedoc  sind  mehr  oder  weniger  reich  an  Radio- 
larien, die  insgesammt  zu  den  Spumellarien  gehören  (Fig.  4(5  A  B). 

A  Aus  devonischem  Jaspis  von  Sibirien,  Kiesclschiefer 

von  Hessen  und  Nassau,  Mangankicsel  von  Elbingerode  am 

Harz  u.a.O.  be- 
schreibt Rüst 
46  Spumella- 
rien  und  IT 
Nasselarien 
(Cystoiden). 
Die  u n ter car- 
ho  nischen 
Kieselschiefer. 
Wetzschiefer, 
Adinole,  Band- 
jaspis und  Jas- 
pis vom  Harz 

(Culm- Formation),  Ural  und  Sizilien  haben  155  Arten,  darunter  36  Nas- 
selarien, geliefert.  Im  Allgemeinen  zeichnen  sich  die  paläozoischen 
Radiolarien  durch  ansehuliehe  Grösse  und  häufig  auch  durch  günstigen 
Erhaltungszustand  aus. 

Der  ausseralpinen  Trias  scheinen  Radiolarien  zu  fehlen,  dagegen 
kommen  solche  häutig  vor  im  Hornstein  und  Kieselkalk  der  sog.  Buchen- 
steiner Schichten   von  Ungarn,  seltener  im   Reitlingerkalk,    in  den 


ng.  47. 


rnrbiiniscbe,  jurassische 

inaequaie  Rüst.  Carbon. 


arten :  A  Staurarotitittm 
Sichohoni  Rüst.     Carbi  in. 


und  cretncelsche  Ra 
Biciliet).     //  Trachndi*{ 
Harz    V.  Xiphrxlictyn  acuta  Rüst.    Aus  l.iaskoprolitlien  von  Ilsede,  Hannover 
/)  llymeniattrum  rutundum  Rüst.    Kreidokoprolithcn  vou  Zilli. 


Digitized  by  Googl 


Radio!  aria. 


37 


Wengenerkalken  von  Storzic  in  Krain,  in  den  Mergeln  von  St.Cassian,  im 
Kieselkalk  des  Röthelstein  bei  Aussee  u.  a.  0.  Sie  sind  meist  von 
Spongienresten    und  ö  i 

Foraminiferen  beglei- 
tet. In  grosser  Menge 
finden  sich  Radiola- 
rien  in  verkieselten 
Koprolithen  des  Lias 
von  Ilsede,  Hannover; 
etwas  spärlicher  im 
kieseligen,  spongien- 
reichen ,  unterliasi- 
schen  Kalkstein  des 
Schaiberges  in  Ober- 
Oesterreich.  Gewisse 
Hornsteiubänke  des 
Dogger  s  von  Piszke 
in  Ungarn,  ober- 
jurassische  Kiesel- 
knollen von  Cittiglio 
bei  I^aveno  am  Lago 
maggiore  und  zahl- 
reiche tithonische  Jas- 
piae  und  Aptychen- 
schiefer  der  Alpen 
sind  erfüllt  mit  Radio- 
larienschälchen ,  und 
zwar  finden  sich  im 
Jura  Spumellarien 
und  Nasselarien  nahe- 
zu in  gleicher  Menge. 
Die  untere  Kreide  (Neocom)  von  Gardenazza  hat  nur  wenig  Formen 
geliefert,  dagegen  enthalten  Koprolithen  aus  dem  Gault  von  Zilli,  Pro- 
vinz Sachsen,  ferner  ein 
grauer  thoniger  Mergel  der  1 
mittleren  Kreide  bei  Mani- 
toba  in  Canada,  sowie  der 
obere  Kreidemergel  von 
Haldem  in  Westfalen  und 
Vordorf  in  Braun  schweig 
vorzüglich  erhaltene  Schäl- 
chen  in  grösserer  oder  ge- 
ringerer Häufigkeit,  wäh- 
rend dieselben  in  Feuer- 
steinknollen der  oberen 
Kreide  nur  sparsam  und  in 
schlechter  Erhaltung  vor- 
kommen. Gewisse  eoeäne 
Hornsteine  Italiens  sind 
nach  Pantanelli  mit  Radiolarien,  erfüllt  und  auch  im  Flyseh  treten 
sie  stellenweise  in  grosser  Masse,  aber  meist  schlecht  erhalten  auf. 


mg.  48. 

Recentc  unil  tertiäre  Spumellarien :  A  Actinomma  a$l'raennihium 
Haeck.  Lebend.  Messina.  B  Stylodirtya  multitpina  Hacek.  la- 
bend. MessJna.  c  Htlioditcnt  Humboldti  Ehrenbg.  Aus  Tertiär- 
Mergel  von  Barbados.  D  Halinmma  dixipho*  Ehrenbg.  Aus  Tertiär- 

E  Attromma  Arittotctis  Ehrenbg.  (Tertiär.) 
Barbados. 


Flg.  49. 

Roceute  und  tertiäre  Nasselarien :  .4  l'odocyrti*  ScAomburyki 
Ehrbg.  Aus  Tertiar-Mergel  von  Barbados.  //  Cyrtocalpin  Am- 
phtirn  Hacek.  (Lebend.)  Von  Messina  C  Bothryocampe  htstt- 
thalamia  Haeck.  (Lebend  i.  Miltelmeer.  I>  Pttalotpyri*  jorto- 
lata  Ehrbg    Aus  tertiärem  Mergel  von  Borbados 


Digitized  by  Google 


38 


Protozoa.  Coelenterata. 


Bei  weitem  dio  berühmtesten  Fundstätten  fossiler  Radiolarien  bilden 
die  kalkhaltigen,  foraminifereureichen  Tripel  von  Barbados,  von  Grotte, 

Caltanisetta  und  Gir- 
genti  in  Sizilien,  von 
Oran,  Aegina,  Zante, 
Nikobaren  u.  a.  O.  der 
jüngeren  (miocänen 
und  pliocänen)  Tertiär- 
zeit. E  h  r  e  n  b  e  r  g  hat 
aus  Barbados  allein 
278  Arten ,  S  t  ö  h  r 
aus  Sizilien  118  Arten 
beschrieben,  die  meist 
noch  jetzt  existiren- 
den  Gattungen  von  Spumellarien ,  Nasselarien  und  Phaeodarien  an- 
gehören. 


Fig.  50. 

Tertiäre  Nnsnelarlen  von  Barbados  :  A  Anthocyrtit  metpUv* 
Ehrbg.  B  Lpchnocaniwn  Lucerna  Ehrbg.  C  Dictyomitra  Hont- 
golflrri  Ehrbg.    1>  Euci/rtidium  tUijnn»  Ehrbg.    K  Iterorotlon 


II.  Stamm. 
Coelenterata.  Pflanzenthiere. 

Die  Coelenterata  oder  Zoophyten  sind  vielgestaltige,  zellig  differen- 
zirto,  fest  sitzende  oder  frei  schwimmende  Wassorthiere  von  mehr  oder 
weniger  deutlich  radial  svmmetrischem  Bau  mit  einer  centralen  Leibes- 
höhle  (Gastrovascularraum),  zu  welcher  eine  grössere  Oeffnung  (Mund) 
führt ;  dieselbe  endigt  entweder  blind  oder  ist  mit  seitlichen  Ausstülp- 
ungen oder  einem  System  von  Canälen  versehen,  welche  den  Umtrieb 
der  Nahrung  vermitteln.  Da  diese  Leibeshöhle  nebst  ihren  Verzweig- 
ungen hauptsächlich  der  Ernährung  dient,  so  entspricht  sie  wenigstens 
physiologisch  dem  Magen  und  Darm  der  höheren  Tbiere.  Sie  enthält 
überdies  die  Generationsorgane.  Eine  Aftcröffnung  fehlt;  die  Secre- 
tionen,  sowie  die  Embryoneu  gelangen  durch  die  Mundöffnung  nach 
aussen. 

Der  Körper  besteht  aus  drei  zelligen  Schichten  (Ectoderm,  Meso- 
dorm  und  Entoderm);  zuweilen  scheidet  das  Ectoderm  ein  kalkiges 
oder  horniges  Gerüst  aus ,  oder  es  entwickeln  sich  im  Mesoderm  hornige, 
kieselige  oder  kalkige  Skeletelemente. 

Die  Vermehrung  erfolgt  entweder  auf  geschlechtlichem  oder  un- 
geschlechtlichem Wege  oder  durch  Generationswechsel.  Bei  der  un- 
geschlechtlichen Knospung  oder  Selbsttheilung  entstehen  Colonien, 
deren  Einzelindividuen  im  Zusammenhang  bleiben  und  zuweilen  ver- 
schiedene physiologische  Verrichtungen  vollziehen. 

Die  (Joelen teraten  wurden  zuerst  durch  Leuckart  als  selbst- 
ständiger Thiertypus  von  den  Echiuodermen  getrennt,  mit  denen  sie 
von  den  älteren  Zoologen  unter  der  gemeinsamen  Bezeichnung  Strahl« 
thiere  {Adinozoa)  vereinigt  worden  waren.  Sie  zerfallen  in  drei  grosse 
Gruppen  oder  Unterstämme:  Porifera,  Cnidaria  und  Ctenophora , 
wovon  nur  die  zwei  ersteren  fossile  L'eberreste  hinterlassen  haben. 


Digitized  by  Google 


Porifera.  Spongiae. 


39 


1.  Unterstamm.  Porifera. 


Zu  den  Porifera  oder  Spongicn  gehören  festsitzende  Wasserthiere 
von  sehr  man  mch  faltiger  Gestillt.  Der  Körper  besteht  aus  einer  ein- 
schichtigen Lage  von  abgeplatteten  Ectodermzellen ,  einem  ebenfalls 
einschichtigen  Entoderm  aus  epithelialen  Kragenzellen  und  aus  einem 
stark  entwickelten  zolligen  Mesodenn,  das  die  Hauptmasse  des  Weich- 
körpers bildet,  fast  immer  ein  Skelet  aus  hornigen  Spongienfasern  oder 
aus  regelmässig  geformten  kieseligen  oder  kalkigen  Körpern  ausscheidet, 
und  sämmtliche  Organe  (Muskeln,  Generationsstoffe ,  Nerven)  bildet. 
Her  ganze  Körper  ist  von  einem  Canalsystem  durchzogen  und  mit 
zahllosen  oberflächlichen  Poren  zum  Eindringen  des  nahrungshaltigen 
Wassers  versehen.  Die  Einlassporen  communiciren  durch  feine  Röhr- 
chen mit  subdermalen  Hohlräumen  (Geisseikammern),  von  welchen 
stärkere  C'anäle  das  Wasser  und  die  Nahrung  durch  den  Körper  führen 
und  sich  häufig  in  einer  grösseren  Ausfuhrröhre  (Magenhöhle,  Para- 
gaster)  vereinigen.  Nesselzellen,  Mundtentakeln  und  radiäre  Magen- 
taschen fehlen.    Zu  den  Porifera  gehört  nur  die 


Die  Spongien  zeichnen  sich  durch  ausserordentlich  mannichfaltige 
äussere  Form  und  Grösse  aus;  sie  leben  als  Einzelthiere  oder  in  zu- 
sammengesetzten Colonien   von  eylindriseher ,  schlauch-,  birn-  oder 


becherförmige/,  schirmartiger  oder  traubiger  Gestalt.  Sie  sind  kurz- 
oder  langgestielt  oder  ungestielt,  zuweilen  ästig  verzweigt,  die  Aeste 
frei  oder  netzartig  verwachsen.  Nichts  ist  unbeständiger,  als  die  von 
Standort  und  anderen  Existenzbedingungen  beeinflusste  äussere  Gestalt 
der  Spongien.  Eine  Verwerthung  des  äusseren  Habitus  für  die 
Systematik  ist  darum  auch  nur  im  beschränktesten  Maasse  zulässig. 

*)  Literatur:  A.  über  lebende  Spongien. 

Schmidt,  O.,  Die  Spongien  des  Adriatischen  Meeres.  Leipzig  1864—66.  —  Die 
Spongien  der  Küste  von  Algier.  Leipzig  1868.  —  Die  Spongien  des  Meerbusens 
von  Mexico.  Jena  1879—80.  —  Eaeckd,  E.,  Die  Kalkschwämme.  1872.  —  Schulze, 
Fr.,  EUh.  Untersuchungen  über  den  Bau  und  die  Entwickelung  der  Spongien. 
Zeitschr.  für  wissenschaftl.  Zoologie.  Bd.  XXVII.,  XXVIII.,  XXX.  —  Report  on 
the  Hexactinellida.    Scient.  Res.  of  the  Challenger  Voyage.   Zool.  vol.  XXI.  1887. 

—  Vosmaer,  O.  C.  J.,  in  Bronns  Classen  und  Ordnungen  des  Thierreichs.  2.  Aufl. 
Spongien  (Porifera).  Bd.  III.  1882—1887.  —  Lendenfdd,  B.  t\,  Das  System  der 
Spongien.  Biolog.  Centralbl.  1889  Bd.  IX.  —  A  Monograph  of  the  horny  Sponges 
London  1889. 

B.  über  fossile  Spongien. 

Goldfus,  A.,  Petrefacta  Germaniae  Bd.  I.  1826—83.  —  Mkhelin,  B.,  Icono- 
graphie  aoophytologique  1840—47.  —  Fromentel,  E.  de,  Introduction  a  Tetude  des 
eponges  fossile».  Mem.  Soc.  Lin.  Normandie  1859.  vol.  XI.  —  Iloemer,  F.  A.,  Die 
Spongitarien  des  norddeutschen  Kreidegebirges.    Palaeontographica  18K4    Bd  XII. 

—  Zittel,  K.  A.,  üeber  Coeloptychium.  Abh.  k.  bayer.  Ak.  mathem.  phvs,  Cl  München 
1876.    Bd.  XII.  —  Studien  über  fossile, Spongien  I,  II  ,  in.  ibid.  1877.    B.l  XIII. 

—  Beitrage  zur  Systematik  der  fossilen  Spongien  I.,  II.,  III.  Neues  Jahrb.  für 
Mineralogie  1877,  1878  und  1879.  —  Quenstedt,  F.  A.t  Petrefakten künde  Deutsch- 
lands. Bd.  V.  1877.  —  Solle*.  W.  J,  Quart,  journ.  geol.  Sne.  1877  XXXIII.  u. 
1880  XXXVI.  —  Hinde,  0.  F.,  Catalogue  of  the  fossil  Sponges  of  the  British 
Musieam.  London  1888.  —  Monograph  of  the  British  fossil  Sponges.  Palaeonto>rr. 
Soc.  1877,  78,  93.  -  Hauff  ,  H.,  Palaeospongiologia.   Palaeontographica  1893.  Bd.  XL. 


Classe  Spoilgiae.  Seeschwänirne.1) 


Digitized  by  Google 


40 


Coelenterata.  Porifera. 


Auch  die  Grösse  schwankt  in  weiten  Grenzen,  von  den  Dimensionen 
eines  Stecknadelkopfes  bis  IV*  Meter. 

Die  Spongien  sind  entweder  mit  ihrer  Basis  oder  durch  einen  Stiel 
oder  durch  ein  Bündel  von  Wurzelnadeln  festgeheftet,  niemals  frei- 
schwimmend. 

Das  den  ganzen  Körper  durchziehende  Oanalsystem  complicirt 
sich  bei  den  sehr  dickwandigen  Formen  ausserordentlich ,  bleibt  aber 
bei  dünnwandigen  sehr  einfach.  Es  setzt  sich  aus  zuführenden 
(Epirhysen)  und  ableitenden  ('analen  (Aporhysen)  zusammen.  Die 
winzigen  Zufuhrporen  (Dermalporen)  befinden  sich  in  der  Haut.  Von 
diesen  gelangt  das  Wasser  durch  die  ganz  feinen  Epirhysen  in  die  mit 
Epithelialzellen  ausgekleideten  Geisseikammern ;  os  wird  dann  durch 
die  stärkeren,  häufig  verzweigten  Aporhysen  durch  den  Körper  getrieben 
und  sammelt  sich  wieder  in  einem  sack-,  röhren-  oder  trichterartigen 
Canal,  der  sog.  Leibeshöhle  (Magenrohr,  Paragaster),  durch  dessen 
Oeffnung  (Osculum)  es  schliesslich  ausgestossen  wird.  Bei  ganz  dünn- 
wandigen Spongien  fehlen  grössere  Magenröhren,  Oscula  und  ein 
verzweigtes  Oanalsystem;  die  abführenden  Aporhysen  endigen  direct 
in  kloinen  Poren  auf  der  Innenseite  (resp.  Oberseite)  des  Sehwamm- 
körpers. Häufig  dringt  die  Magenröhre  (Paragaster)  tief  in  die  Körper- 
masse ein,  zuweilen  ist  sie  aber  auch  seicht  und  nur  eine  sackartige 
Verlängerung  eines  Osculum.  Spongien  mit  weitem  und  tiefem  Para- 
gaster werden  als  Einzelindividuen  betrachtet,  solche  mit  zahlreichen 
Magenhöhlen  und  Oscula  als  Colonien.  Da  jedoch  alle  Magenhöhlen 
eines  Stockes  durch  Canäle  comniuniciren  und  die  Oscula  niemals  von 
Tentakeln  umstellt  sind,  so  bleibt  die  Unterscheidung  von  starken 
Abfuhrcanälen  und  Magenhöhlen  stets  zweifelhaft  und  dadurch  wird 
auch  die  Bestimmung  von  Person  und  Stock  schwierig. 

Die  Fort pf lanzung  erfolgt  durch  befruchtete  Eier,  welche  sich 
nach  mehrfacher  Theilung  in  eine  Gastrula  umformen,  durch  die 
Oscula  ausschwärmen  und  sich  später  auf  einer  Unterlage  festsetzen. 
Neben  dieser  geschlechtlichen  Vermehrung  vergrössern  sich  die  Spongien 
häufig  auch  durch  Knospen,  welche  mit  dem  Mutterthier  in  Verbind- 
ung bleiben  und  zusammengesetzte  Stöcke  bilden.  Vermehrung  durch 
Selbsttheilung  kommt  nicht  vor. 

Fast  alle  Spongien  scheiden  im  Mesoderm  ein  Skelet  aus  Horn- 
fasern, Kiesel-  oder  Kalkspiculen  aus  oder  verwenden  Fremdkörper  zum 
Aufbau  desselben.  Nur  wenige  lebende  Formen  (Myxospongiae) 
sind  skeletlos.  Bei  den  Hornschwämmen  {Ceraiospongiae)  besteht 
das  Skelet  aus  anastomosirenden,  zu  netzförmigem  Geflecht  verbundenen 
Fasern  aus  Spongin ,  einer  Seide  ähnlichen  organischen  Stickstoffver- 
bindung. Die  Fasern  sind  entweder  dicht  oder  mit  Axencanal  ver- 
sehen und  enthalten  in  letzterem  zuweilen  Fremdkörper  (Sandkörner. 
Fragmente  von  Spongiennadeln,  Foraminiferen,  Radiolarien  etc.). 

Die  Kieselelemente  (Spiculae)  finden  sich  bald  in  Hornfasern 
eingeschlossen,  bald  liegen  sie  frei  in  dem  Zellengewebe  des  Körpers 
oder  bilden  zusammenhängende,  in  verschiedener  Weise  mit  einander 
verflochtene  oder  verschmolzene  Gerüste.  Bei  jeder  Gattung  wird  das 
Skelet  entweder  nur  aus  einer  einzigen  Sorte  oder  doch  nur  aus 
wenigen,  sich  gleichmässig  wiederholenden  Kieselkörpern,  den  Skelet- 
e lern enten,  gebildet,     Zu  diesen  gesellen  sich  namentlich  an  der 


Digitized  by  Google 


Spongiae. 


41 


Oberfläche  oder  in  den  Wandungen  der  Canäle  und  des  Paragasters 
mehr  oder  weniger  reichlich  höchst  vielgestaltige  zierliche  und  meist  sehr 
kleine  Fleischnadeln,  die  jedoch  durch  den  Fossilisationsprocess  fast 
innner  zerstört  werden.  Säinmtliche  Kieselelemente  werden  in  Zellen  aus- 
geschieden, bestehen  aus  concentrischen  Schichten  von  amorpher  Kiesel- 
erde und  enthalten  einen  Axeucanal,  der  zuweilen,  namentlich  bei 
kugeligen  und  sternförmigen  Körperchen,  verloren  geht.  Der  Axen- 
eanal  ist  an  frischen  Nadeln  sehr  fein,  wird  aber  durch  Maceration 
erweitert  und  besitzt  an  fossilen  Kieselelementen  oft  ein  beträchtliches 
Lumen. 

Die  ausserordentlich  mannichfaltigen  Kieselgebilde  der  Spongien  (Fig.  51) 
lassen  sich  auf  wenige  Grundformen  zurückführen: 


*4— »  Vierstruhlige  unregel  massige  Skelctktirperchen.   *6  Schirmnadel.   27  Scchaslrahlcr.   2H  Viel- 

axJge  Kieaclscheibe. 

a)  Einstrahier  oder  Monaxone  (Fig.  51  l~10  und  u-,e).  Gerade 
oder  gebogene,  glatte,  dornige  oder  knotige,  beiderseits  oder  einseitig  zu- 
gespitzte oder  abgestumpfte  Nadeln,  Walzen,  Haken,  Spangen,  Stecknadeln 
und  Doppelanker  (Amphidisken).  Sic  sind  stets  mit  Axencanal  versehen, 
welcher  entweder  an  beiden  oder  an  einem  Ende  frei  zu  Tage  tritt,  seltener 
vollständig  geschlossen  ist. 

b)  Vierstrahler  oder  Tetra xone  (Fig.  51 17).  Der  normale  Vierstrahler 
hat  vier  gleichlange  Strahlen,  welche  wie  die  I^othlinien  der  vier  Flächen 
eines  regelmässigen  Tetraeders  zusammenstossen.  Durch  Schwund  eines 
Arms  entstehen  zuweilen  Dreistrahler;  durch  Verlängerung  oder  sonstige 
Differenzirung  eines  Arms  Anker  (Triaene)  mit  drei  einfachen  oder  gegabelten 
Zinken  (Fig.  51  »8-*3),  tlurch  mehrfache  Spaltung  oder  blattartige  oder  lappige 
Ausbreitung  von  drei  Armen  kurzgestielte  Scheibennadeln  [Tricholriaene, 
PkyUotriaene)  und  aus  den  letztgenannten  durch  Verkümmerung  des  einfachen 
Schaftes  zierliche  Kieselscheiben  (Fig.  51 2S)  hervor.  Durch  abweichende 
Gabelung  des  Schaftes  entstehen  zuweilen  Amphilriaena  oder  Candelaber; 
durch  andere  Diflerenzirung  Schirmnadeln  (Fig.  51 2Ö). 


* 

42 


Coelenterata.  Spongiae. 


Als  irreguläre  Vierstrahler  (Desmome)  sind  die  Skeletelemente  der 
Lithistiden  (Fig.  53 — 68)  zu  betrachten,  bei  denen  sich  die  Enden  der  vier 
Anne  in  wurzelartige,  knorrige  Ausläufer  zerschlitzen  und  bei  denen  durch 
ungleiche  Ausbildung,  Spaltung  oder  Verkümmerung  einzelner  Arme  höchst 
mannichfaltige  irreguläre,  wurzelartige  und  vielfach  verästelte  Kieselgebilde 
entstehen  können,  für  welche  Rauff  eine  besondere  Nomenclatur  auf- 
gestellt hat. 

c)  Sechsstrahler  (Hexactonc  oder  Triaxone)  (Fig.  69 — 74).  Die 
Grundform  ist  ein  sechsstrah liger  Stern  mit  sechs  gleichlangen  Armen, 
welche  wie  die  Axen  eines  regulären  Octaedere  unter  einem  rechten  Winkel 
zusammen8tossen.  Durch  Schwund  einzelner  Arme  können  sich  die  Sechs- 
strahler in  Fünf-,  Vier-  oder  Dreistrahler,  ja  sogar  in  Stabnadein  umwandeln, 
denen  aber  stets  ein  sechsarmiges  Axenkreuz  zu  Grunde  liegt.  Durch 
Gabelung  oder  sonstige  Differenzirung  aller  oder  einzelner  Strahlen  entstehen 
die  zierlichsten  Kieselgebilde,  welche  als  Fleischnadeln  unter  der  Form  von 
Rosetten,  Armleuchter,  Doppelanker,  Tannenbäumchen,  Besengabeln  u.  s.  w. 
die  Gruppe  der  Hexactincihden  charakterisiren.  Durch  Verschmelzung  be- 
nachbarter Sechsstrahler  entstehen  mehr  oder  weniger  regelmässige  Gitter- 
skelete  mit  cubischen  Maschen. 

d)  Dichte,  axenlose  und  vielaxige  Körper  von  kugeliger,  walziger, 
sternförmiger  oder  scheibenförmiger  Gestalt,  die  sich  auf  die  drei  oben 
genannten  Grundformen  nicht  zurückführen  lassen,  kommen  nur  bei  einer 
beschränkten  Anzahl  recenter  und  fossiler  Kieselschwämme  vor. 

Die  aus  kohlensaurem  Kalk  bestehenden  Skeletelemente  zeigen  viel 
geringere  Mannichfaltigkeit,  als  die  Kieselkörper.  Sie  sind  durchschnittlich 
kleiner  und  leichter  zerstörbar,  als  die  Skeletelemente  der  Kieselschwämme 
und  haben  entweder  die  Form  von  Dreistrahlern  (Triode),  Vierstrahlern 
(Tdraxone)  oder  Stabnadeln  (Monactone).  Nur  ausnahmsweise  findet  eine 
einfache  Vergabelung  oder  sonstige  Differenzirung  der  Drei-  und  Vierstrahler 
statt.  Jedes  einzelne  Skeletelement  eines  Kalkschwamms  verhält  6ich  optisch 
wie  ein  einheitlicher  Kalkspathkrystall.    Axencanäle  fehlen  denselben. 

Die  Anordnung  der  Skeletelemente  bei  den  Spongien  wird  haupt- 
sächlich durch  die  Wassercirculation  im  Canalsystem  bedingt.  Bei 
sehr  dünnwandigen  Formen  liegen  sie  mehr  oder  weniger  dicht  ge- 
drängt und  häufig  regelmässig  orientirt  im  Weichkörper,  bei  anderen 
sind  sie  von  Hornfasern  umschlossen  oder  zwischen  dem  Canalsystcrn 
angehäuft,  zuweilen  auch  zu  einem  irregulären  Gewebe  mit  einander 
verbunden  oder  zu  einem  maschigen  Gitternetz  verschmolzen. 

Durch  den  Fossilisationsprocess  werden  die  Ilornfasern  vollständig 
zerstört,  die  Kalknadeln  häufig  ganz  oder  theilweise  aufgelöst  oder 
durch  angeführten  kohlensauren  Kalk  in  scheinbar  dichte  Faserzüge  um- 
gewandelt [Pharetrones).  Auch  die  Skeletelemente  der  Kieselschwämme 
haben  sich  nur  selten  unverändert  erhalten;  in  der  Regel  ist  die 
ursprünglich  amorphe  Kieselerde  in  krystallinische  umgewandelt  oder 
auch  gänzlich  aufgelöst  und  weggeführt.  An  Stelle  der  Kieselelemente 
bilden  sich  anfänglich  Hohlräume,  die  nachträglich  wieder  durch 
Eisenoxydhydrat,  infiltrirte  Kieselerde  oder  am  häufigsten  durch  Kalk- 
spath  ausgefüllt  worden.  Auf  diese  Weise  wird  das  Skelet  fossiler 
Kieselspongien  in  Kalkspat!)  umgewandelt,  und  ebenso  kann  an  Stelle 
von  ursprünglichen  Kalknadcln  Kieselerde  treten.  Die  Unterscheidung 
fossiler  Kiesel-  und  Kalkschwämme  darf  darum  lediglich  auf  morpho- 
logische Merkmale,  nicht  aber  auf  die  chemische  Zusammensetzung 
der  erhaltenen  Skelettheile  gestützt  werden. 


Digitized  by  Google 


Siliciapongiae.  Monactinellida. 


43 


Es  lassen  sich  bei  den  Spongien  vier  Unterdessen  :  Myxo- 
spongiae,  Ceratospongiae,  Silicispongiae  und  Calcispongiae 
unterscheiden.  Von  diesen  stehen  die  Kalkschwämmo  den  übrigen 
schroff  gegenüber,  die  drei  anderen  sind  durch  Uebergänge  mit  ein- 
ander verbuuden  und  bilden  eigentlich  eine  einzige,  den  ( 'alcispongien 
gleichwertige  Gruppe.  Den  Myxospongicn  fehlen  Skeletgebilde;  ihr 
Körper  besteht  lediglich  aus  zelligen  Weich  theilen.  Auch  die  Cerato- 
spongia  oder  Hornschwämme  besitzen  keine  erhaltungsfähigen  Bestand- 
theile.  Die  Spongienfasem  werden  vollständig  durch  den  Fossilisations- 
process  zerstört  und  hinterlassen  keine  Spuren  in  den  Erdschichten. 
Die  als  Hornschwämme  beschriebenen  Gebilde  aus  Trias  {Rhizocorallium), 
Jura,  Kreide  (Spongites  Saxonicus,  Paramudra)  etc.  sind  entweder  an- 
organischen Ursprungs  «der  zoologisch  nicht  bestimmbar.  Alle  fossilen 
Spongien  gehören  demnach  eutweder  zu  den  Kiesel-  oder  Kalkschwäm- 
men. Sie  beginnen  schon  im  Cambrium,  linden  sich  aber  in  grösster 
Menge  in  Trias,  Jura  und  Kreide. 

3.  Unterclasse.    Silicispongiae.  Kieselschwämme. 

Skelet  entweder  ausschliesslich  aus  Kieselelementen  oder  aus  Hornfasern 
mit  Kieselnadeln  bestehend. 

t.  Ordnung.   Monactinellida.  Zitt. 
(Monaxonia  F.  E.  Schulze.) 
Sämmtliche  Skeletelemente  einaxig. 

Zu  den  Monaxinelliden  gehört  die  Mehrzahl  der  jetzt  existirenden 
und  meist  in  geringer  Tiefe  lebenden  Seeschwämme,  sowie  die  wenigen 
überhaupt  bekannten  Süsswasserspongien  {Spongilla).  Meistens  besteht 
das  Skelet  wie  bei  den  Hornschwämmen  aus  anastomosirenden  Spongien- 
fasern,  die  in  ihrer  Axe  Stabnadeln  enthalten  oder  vollständig  von 
einaxigen  Kieselgebilden  vollgepfropft  sind;  zuweilen  liegen  die  letzteren 
auch  frei  im  Weichkörper.  In  der  Regel  enthält  jede  Gattung  nur  eine 
oder  wenige  Sorten  von  Kieselelementen,  die  sich  in  allen  Theilen  des 
Körpers  gleichmässig  wiederholen.  Es  sind  Nadeln,  Haken,  Klammern, 
Walzen,  Spindeln,  Amphidisken  u.  s.  w.  von  der  grössten  Mannich- 
faltigkeit.  Da  jedoch  die  Hornfasern  beim  Fossil isationsprocess  ver- 
wesen und  die  niemals  mit  einander  verschmolzenen  Nadeln  oder 
sonstigen  Kieselgebilde  später  nach  allen  Richtungen  hin  zerstreut 
werden,  so  findet  man  in  gewissen  Ablagerungen  zwar  grosse  Mengen 
von  monaxonen  Nadeln,  aber  fast  niemals  vollständige,  zusammen- 
gehörige Skelete.  Die  isolirten  Nadoln  lassen  sich  generisch  nur  be- 
stimmen, wenn  sie  besonders  charakteristische  Gestalt  {Renieria,  Es- 
peria etc.)  besitzen.  Im  untersten  Lias  der  Alpen  (Zone  des  Am.  an- 
gulatus)  sind  gewisse  hornsteinreiche  Bänke  zuweilen  ganz  erfüllt  mit 
Stabuadeln.  Auch  in  verschiedenen  Horizonten  der  Kreide-  und  Tertiär 
formation  kommen  Nadeln  von  Monactinelliden  zuweilen  massenhaft  vor. 
Aus  dem  oberen  Silur  von  Tennessee  beschreibt  Hin  de  eine  Climaco- 
spongia,  bei  welcher  das  Skelet  aus  in  Längszügen  aneinander 
gereihten  Nadeln  besteht,  die  durch  Quernadeln  mit  einander  ver- 
bunden sind.  Wahrscheinlich  waren  die  Nadeln  ursprünglich  in  Horn- 
fasern eingeschlossen.    Die  ebenfalls  mit  Hornfasern  und  steekmidel- 


Digitized  by  Google 


44 


Coelenterata  Spongiae. 


artigen  Kieselkörpern  versehenen  Clioniden  bohren  labyrinthische  Gänge 
in  Muscheln  und  Schnecken.  Derartig  durchlöcherte  Gehäuse  rinden 
sich  häufig  auch  fossil.  Isolirto  Nadeln  von  Rcnieria ,  Axinella, 
Haplistion  wurden  von  Kinde  schon  im  Kohlenkalk  von  England 
nachgewiesen. 

2.  Ordnung.    Tetractinellida.  Marshall. 

(Tetraxonia  E.  Schulze.) 

Skelet  aus  regelmässigen  Vierstrahlern  gebildet,  welche 
sich  meist  mit  einaxigen,  vielaxigen  oder  axenlosen  Kiesel- 
gebilden combiniren.  Die  Skeletelemente  liegen  frei  im  Weich- 
körper und  sind  nie  zu  zusammenhängenden  Gerüsten  ver- 
bunden. 

n  Die  am  häufigsten  vorkommenden  Skelet- 

^Jj  demente  sind  reguläre  Vierstrahler,  Anker 
W*  mit  einfachen  oder  gegabelten  Zinken.  Kugeln 
j|/  und  Sterne.    Bei  gewissen  Gattungen  (Geodia) 
w'j.  sind  die  grossen  Anker  und  Stabnadeln  radial 
Rj'jio  angeordnet    und    von    einer    dicken,  aus 
JJyjJl  axenlosen   Kugeln   bestehenden  Rinde  um- 
geben. 

Isolirte  Nadeln  von  Tetractinolliden  kom- 
men mehr  oder  weniger  häufig  mit  Mon- 
actinelliden  im  Kohlenkalk,  im  unteren  Lias 
der  Alpen,  im  Neocom  von  England,  im  I Iiis- 
Sandstein  des  Deister,  in  der  oberen  Kreide 
von  Haldem  und  Coesfeld  in  Westfalen,  im 
Tertiär  und  im  Pleistocän  vor.  Noch  im 
Zusammenhang  finden  sich  die  Skeletelemente 
bei  den  Gattungen  Ophiraphidites  Carter,  Te t hy op sis  Zitt.  (Fig.52), 
Pachastrclla  Schmidt. 


Fig.  52. 
Strinmanni  Zitt.  Aus 
Kreide  von  Ahlten  in 
Hannover,  in  uracher  Vcrgross. 


3.  Ordnung.    Lithistida.    0.  Schmidt. 

Massive,  dickwandige,  meist  mit  complicirtem  Canal 
system  versehene  Kieselsch wämmc.  Skelet  aus  unregelmäs- 
sigen,  an  den  Enden  oder  auch  allenthalben  mit  knorrigen 
oder  wurzelartigen  Fortsätzen  versehenen  Vierstrahlern  oder 
Ein8trahlern  {Desmomen)  bestehend,  welche  durch  Zygose 
innig  mit  einander  verflochten  sind.  Ausserdem  regelmässig 
geformte  vi  erstrahlige,  einaxige  oder  vielaxige  Oberflächen- 
und  Fleisch  nadeln  vorhanden. 

Die  Lithistiden  sind  mit  den  Tetraetinelliden  eng  verknüpft  und 
bilden  nach  der  Ansicht  vieler  Zoologen  mit  denselben  eine  einzige 
Ordnung. 

Durch  die  solide  steinartige  Beschaffenheit  des  Skeletes  eignen 
sich  die  Lithistiden  ganz  besonders  zur  fossilen  Erhaltung  und  erfüllen 
zuweilen,  namentlich  in  Jura  und  Kreide,  ganze  Schichten.  In  ihrer 
äusseren  Form  zeigen  sie  grosse  Mannichfaltigkeit;  am  öftesten  haben 
sie  Schüssel-,  becher-,  birn förmige,  oder  kugelige,  knollige,  blattartige 
Gestalt  und  sind  entweder  mit  ihrer  Basis  oder  mit  einem  Stiel  fest- 
gewachsen.   Das  Canalsystem  weist  je  nach  den  einzelnen  Gattungen 


Digitized  by  Google 


Silicispongiae.  Lithistida. 


45 


grosse  Verschiedenheit  auf,  ist  aber  raeist  wohl  entwickelt  und  mehr 
oder  weniger  coniplicirt.  Die  vierarraigen  und  vieraxigen  Skeletelemente 
sind  durch  die  wurzelartig  verzweigten  Enden  der  Anne  mit  einander 
verilochten,  und  die  Verbindungsstelle,  in  welcher  sich  die  Enden 
benachbarter  Desmome  vereinigen,  bildet  verdickte  Ballen.  Bei  den 
einaxigen,  meist  ganz  irregulären  Skeletelementen  findet  allseitige  Ver- 
flechtung der  wurzolartigen  Fortsätze  statt.  Oberflächen-  und  Fleisch- 
nadeln sind  nur  ausnahmsweise  bei  besondors  günstiger  Erhaltung 
überliefert,  fehlen  jedoch  den  lebenden  Gattungen  niemals  und  liefern 
hier  sehr  werth volle  systematische  Merkmale.  Die  Eintheilung  der 
fossilen  Lithistiden  muss  sich  lediglich  auf  die  Skcletelenieute  und  das 
('analsystem  stützen,  da  die  kleinen  und  leicht  vergänglichen  Fleisch- 
uud  Oberflächennadeln  fast  immer  zerstört  sind.  Man  unterscheidet 
fünf  Gruppen  {Tetracladina,  Eutaxicladina,  Anomocladina,  Megamorina 
und  Rhizomorina),  welche  sich  wieder  in  verschiedene,  hier  nicht  näher 
zu  definirende  Familien  zerlegen  lassen.  Die  jetzt  lebenden  Lithistiden 
finden  sich  am  häufigsten  in  Tiefen  von  100—400  m,  kommen  aber 
auch  vereinzelt  bis  1800  m  Tiefe  vor. 


1.  Unterordnung.    Tetracladina.  Zitt. 

Skeletelemente  mit  vier  meist  gleichartig  ausgebildeten,  an  den  Enden  in 
wurzelartige  Fasern  oder  Ausläufer  zerschlitzten  Armen  und  vier  Axencanälen; 
zu  einem  maschigen  Netzioerk  verflochten.  Oberflächcnnadeln  entweder  tetrajone 
Gabelanker,  deren  Zinken  a  fc 

häufig  an  den  Enden  ver- 
ästelt sind,  gestielte,  lap- 
pige oder  ganzrandige 
Scheiben  oder  monaxone 
Stabnaddn. 


Fig.  53. 

Autocopium  aurantium  Oswald.   Ans  dem  Diluvium  von  Hado- 
wiu  in  Schlesien,   a  Exemplar  in  hall>er  natürlicher  Grosse. 
b  Skelet  CO  mal  vergrößert. 


Die  Skeletelemente 
der  Tetracladina  sind 
meist  regelmässige  Te- 
traclone,  bei  denen  die 
vier  glatten ,  seltener 
knorrigen  oder  warzigen 
Arme  unter  Winkeln  von 
KHMi^usammenstossen. 
Cambrium,  Silur;  sehr  selten  im  oberen  Jura  (Protetraclis),  häufig  in  Kreide, 
Tertiär  und  Jetztzeit. 

Aulocopium  Oswald  (Fig. 53).  Halbkugelig  oder  schüsseiförmig,  kurz- 
gestielt, auf  der  Unterseite  von  einer  dichten,  runzeligen  Kieselhaut  Über- 
rogen, mit  centralem  Paragaatcr,  zahlreichen,  der  Peripherie  folgenden 
Bogencanälen  und  feineren,  von  aussen  nach  der  Magenhöhle  eindrin- 
genden Radialcanälen.  Skelet  aus  etwas  irregulären  glattarmigen,  an  den 
Enden  wurzelartig  vergabelten  Tetraclonen  bestehend,  die  in  der  Richtung 
der  Radialcanäle  in  regelmässige  Reihen  angeordnet  sind.  Im  unteren  Silur 
«ler  russischen  Ostseeprovinzen  und  von  Illinois  und  im  oberen  Silur  von 
Gotland;  das  Skelet  meist  verkalkt.  Auch  als  Geschiebe  in  der  nord- 
deutschen Ebene  häufig  in  Chalcedon  umgewandelt. 

Archaeosci/phia  Hinde  (Cambrium). 


46 


Coelenterata.  Spongiae. 


Callopegma  Zitt.  (Fig.  54).  Schüssel-  oder  trichterförmig,  kurzgestielt, 
dickwandig.  Aussenseite  mit  kleinen,  Innenseite  mit  grösseren  Canalöffnungen 
versehen.  Skelet  mit  glattarmigen,  an  den  Enden  zu  dicken  Ballen  verästelten 
Tetraclonen  bestehend.  Oberfläche  mit  Gabelankern  und  Stabnadeln. 
Ob.  Kreide. 


Hg.  54. 

Calloptgma  acauie  Zitt.    Aus  der  Seuonkrcide  von  Ahlten  in  Hannover. 
«  Exemplar  in  %  Ml  Gr.    b  8kelet  *»/,.    c  Oberfläche  »/..    d  Oberflltche  mit  üabelanker  «/, 


Phymatella  Zitt.  (Fig.  55).    Ob.  Kreide. 

Siphonia  Park.  (Fig.  50).  Feigen-,  birn-  oder  apfelförmig,  mit  kurzem 
oder  langem  Stiel.  Scheitel  mit  tiefem  Paragaster,  in  welchen  bogenförmige, 
der  Peripherie  parallele  Canäle,  sowie  zahlreiche  feine  Radialcanälchen  ein- 
münden. Skelet  aus  glattarmigen,  vergabelten  Dichotrideren  bestehend. 
Oberfläche  mit  monaxonen  Nadeln  und  Gabelankern.  Häufig  in  der  mitt 
leren  und  oberen  Kreide.  D 


XM 

'  'V'm 

xm : 


Fi«.  55. 

l'/ii/mn/rlla  tuberös  (.Juonst.  gp.    Ans  iior  O'ia- 

dratcnkrt-lde  von  Linden  bei  Hannover. 
«  Exemplar  in  '/«  nat.  Grösse    >>  Obeiiltiche  In 
nat.    Grösse,      e    Ein   Skeletkörperchcn  ""/,. 
it  Skeletkorperchen  aus  dem  Stiel  *"'/,. 


i 


Fig.  5C. 

Siphtmia  luli/m  Zitt    An»  dem  Grünsand 

von  Blackdown. 
i  Exemplar  in  nat.  Grosse  vertleal  durch- 
geschnitten    H  Exemplar  mit  Stiel  und 
Wurzel  V,  nat.  Ct.  mach  Sowerbyi. 


Hall  irhoah&mx.  Wie  vorige,  jedoch  kurz  gestielt.  Der  birnförmige 
Schwammkörper  durch  tiefe  Einschnürungen  mehrlappig.    Im  Cenoman. 

Jerea  Lamx.  (Fig.  57).  Bimförmig,  llaschcnförmig  bis  cylindrisch  mit 
abgestutztem  oder  vertieftem  Scheitel,  worin  eine  Anzahl  röhrenförmiger, 


Digitized  by  Google 


Silicispongiae.  Lithistida. 


47 


Fik.  68. 
Ikörperchen  mit 
gegabelten  Aesten  von 

Jena  QuentUdti  Zitt 
Aus  derQuad  ratenkreide 
Linden  bei  Han- 
nover v*!,. 


PUtUhoteila  Kjuiimaixi 
Zitt  Aus  dor  oberen 
Kreide  von  Ahlten  in 
Hannover.  Skelet  in 
ftofacher  Verirros«. 


im  Centrum  verticaler,  gegen  aussen  bogenfömiiger  Canäle  ausmünden,  die 
von  feineren  Radialcanälen  durchkreuzt  werden.  Bkelet  aus  Tetraclonen 
und  Dichotride- 
ren  zusammen- 
gesetzt. Häutig 
in  der  mittle- 
ren und  oberen 
Kreide. 

Polyjerea 
From.,  Astro- 
cladia,  The- 
co  siphon  ia, 
(olymmatina 
Zitt.,  Turo  n  ia 
Mich.,  Plinfho 
sc  IIa  Zitt.  (Fig. 
59),  Kreide. 
Discoderm  ia 
Boa,  Rhaco- 
discula  Zitt. 
etc.  Kreide. 
Tertiär. 

Rhagad  i- 
uia  Zitt.  (Fig. 
i>0).  Ohrformig, 
plattig  oder 
schitesel  formig, 
kurzgestielt, 
flächen  mit  unre 
kreuzenden  Furchen  bedeckt, 
von  welchen  Canäle  in  das  In- 
nere eindringen      Die  vier- 
armigen  Skeletelemente  sind 
zuweilen  ganz  oder  nur  in 
den  distalen  Theilen  mit  war- 
zigen Höckern  bedeckt  und 
an  den  Enden  in  wenige  Aeste 
vergabelt.      Oberfläche  mit 
kurzgestielten ,  sechslapnigen 

Scheiben  und  winzig  kleinen,  vielfach  verästelten 
Ob.  Kreide. 


Fig.  67. 
Jerra  pi/ri/nrwi* 
Lamx. 
Aus  dem  Gninsaud 
von  Kelheim 
V»  nat.  Gr. 


Ober- 


hSeide 

'elmässig  sich 


Au«  der  oberen 


Fig.  CO. 
rimoM  Koem.  ap 
Kreide  von  Ahlten 
'i  Exemplar  in       out  Grosse,   h  Skelet  «°/ 
c  Eine  lappige  oberilaehenscheibe       <l  Kleine 
SkeletY 


orperehen  aus  der  Oberflache  «"/,. 

Tetraolonen  bedeckt. 


2.  Unterordnung.    Eutaxicladina.  Rauff. 

Skelet  aus  Vierstrahlern  mit  drei  gleichstarken,  einfachen  oder  in  zwei  Aeste 
gespaltenen  und  distal  in  wurzelartige  Fasern  zerschlitzten  Armen  und  einem  ganz 
kurzen,  verdickten  vierten  Arm  (Ennomoclone)  zusammengesetzt.  Axencanäle  wahr- 
scheinlich in  allen  Annen.  Die  Skeletelemente  sind  stets  regelmässig  parallel  oder 
in  altemirenden  Reihen  angeordnet  und  bilden  dttreh  ihre  Zygose  ein  Gitter- 
werk mit  dreieckigen  oder  irregulären  Maschen  und  stark  verdickten  Verbindungs- 
knoten. 

Die  meisten  Gattungen  stammen  aus  silurischen  Ablagerungen;  einzelne 
{Mastosia,  Lecanella)  auch  aus  dem  oberen  Jura. 


4ft 


Coelenterata  Spongiae. 


Astylospongia  Roem.  (Fig.  61,  62a).  Schwammkörper  kugelig,  im 
Scheitel  meist  mit  seichter  Vertiefung;  Unterseite  convex,  nicht  angewachsen 
(wahrscheinlich  nur  durch  Basalnadeln  festgeheftet).  Die  starken  Wassercanäle 
verlaufen  in  den  äusseren  Partieen  des  Schwammkörpers  der  Peripherie 
parallel,  in  der  Mitte  senkrecht ;  ausserdem  zahlreiche  feine  Radialcanälchen 
vorhanden,  deren  Oeffnungen  die  ganze  Oberfläche  bedecken.    Von  den  vier 


Fig.  It. 

Antylotpongia  praemorta  Goldf.  «j>.   DUuvialgeschiebe  aus  Mecklenburg,   a  Exemplar  in  nat.  Grösse 
angpseh nuten.    6  Skelet  '*/,.    c  Skelet  stark  vergrössert. 

glatten  verlängerten  Armen  der  Skeletelemente  vergabein  sich  einzelne  oder 
alle  unmittelbar  über  ihrer  Vereinigungsstelle  mit  dem  kurzen  Arm.  Die 
Verbindungsstellen  der  verschiedenen  verästelten  Arme  bilden  dicke  Knoten. 
Im  unteren  Silur  der  russischen  Ostsee  Provinzen  und  im  oberen  Silur  von 
Schweden  und  Nord-Amerika  (namentlich  in  Tennessee),  meist  in  Chalcedon 
umgewandelt.  Auch  auf  secundärer  Lagerstätte  im  norddeutschen  Diluvium. 
Caryospongia,  Carpospongia  Rauff.    Silur.  Europa. 

Palaeomanon  Roem.  {Astylomanon  Rauff.)  Wie  Astylospongia,  jedoch 
napfförmig,  mit  seichter  und  weiter  Scheitelvertiefung,  Uanze  Oberfläche 
mit  Poren  bedeckt.    Ober-Silur.    Nord-Amerika.    P.  cratera  Roem. 

Caryomanon,  Carpomanon  Rauff. 
Ob.  Silur.    Nord  Amerika. 

Hindia  Duncan  (Fig. 62b).  Schwamm* 
körper  kugelig  mit  poröser  Oberfläche,  ohne 
Anneftstelle.  Wassercanäle  allseitig  vom 
Centrum  nach  der  Peripherie  ausstrahlend. 

«  Ein  isoHrte-skS^Lcntvon  A.tyio-     DKie  au«dre;  einfachen,  mit  knorrigen  Höcker- 
fPo»f]in  ««•/,.  chen  besetzten  Armen  und  einem  kurzen 

fcEinlsoiirtesSkcieteicinent  vonfftadfa     knopfartigen    Stiel     bestehenden  Skelet- 

(nach  Kau  ff).  ,    1         D    .    ,  ,    ..    .  r»  -i 

elemente  sind  in  regelmassigen  Reihen 
parallel  nach  dem  Verlauf  der  radialen  Canäle  angeordnet.  Ob.  Silur. 
Nord-Amerika. 


3.  Unterordnung.   Anomocladina.  Zitt. 
(Didymmorina  Rauff.) 

Skeletelemente  aus  einem  kurzen,  glatten  Stiel  mit  kugelig  verdickten  Enden 
bestehend,  von  denen  je  drei,  vier  oder  mehr  einfache  oder  ästige  Arme  ausgehen, 
welche  sich  durch  Zygose  mit  den  Armen  benachbarter  Skeletkörperchen  verbinden. 
Axencanal  einfach.  Oberflächennadeln  Stab  förmig,  mnnaxon.  Im  oberen  Jura 
und  in  der  Jetztzeit. 

C  ff  l  i  n  d  r  o  p  h  y  m  a  Zitt.  Fig.  6.'J).  Schwammkörper  cylindrisch, 
dickwandig,  festgewachsen,  mit  weiter  rühriger,  bis  zur  Basis  reichender 


Digitized  by  CiOO^le 


Silicisponpiae.  Lithintidn. 


49 


Centralhöhlc  und  zahlreichen,  in  dieselbe  mündenden  Radialcanälen.  Ober- 
fläche mit  kleinen  Ostien  bedeckt.    Im  oberen  Jura  häufig. 

Me lonell  a  Zitt.  Schwammkörper  apfelförmig  oder  halbkugelig  mit  breiter 
oder  ganz  kurz 
gestielter  Basis, 
die  von  einer 
runzeligen  Kie 
s^elhautbedeckt 
ist.  Centrai- 
höhle trichter- 
förmig, tief. 

Die  Haupt- 
canäle  verlau- 
fen der  Peri- 
pherie entspre- 
chend bogen- 
förmig, die  fei- 
neren Zufuhr- 
eanäle  radial. 

Ob  .Jura.  M.  ra-  ßmlbtdnphlfma  milUptirata  Goldf.  »p.  Aus  dem  oberen  weissen  Jura  von  Hoch- 
diata  Qlienst.  «rass.  A  Zwei  Individuen  V,  nat.  Grosse.  B  Skelet  in  SO  facher  Vergrößerung 
sp  C  Ein  isoHrtes  Skelitelement  von  Cyliudroithyma  ">/i  (nach  Rauff). 

D.  Unterordnung.   Megamorina.  Zitt, 
(Rhabdomorina  Rauff.) 
Meist  grosse,  verlängerte,  locker  mit  einander  verflochtene,  glatte,  gebogene,  un- 
regelmässig ästige  oder  nur  an  den  Enden  vergabelte  Skeletelemente  mit  einfachem 
Arencanal,    dazwischen  zu-  a  a 

weilen  kleine,  wurzelartige 
(rhizomorine)  vieljach  ver- 
ästfite Skeletkörperchen.  Ober- 
flächennadeln einaxig  oder 
Galtelanker. 

In  Silur,  Carbon,  Jura, 
Kreide  und  Jetztzeit  ver- 
breitet. 

Saccospongia  Rauff. 
Silur.  Megalithista  Zitt. 
Ob.  Jura.  Nattheim. 

Do  r  y  d  er  m  a  Zitt. 
*  Fig.  64).  Schwammkörper 
cylindrisch ,  einfach,  ästig, 
birnförmig  oder  plattig  mit 
mehreren    der  Längsaxe 
parallelen  Canalröhren  und 
zahlreichen  Radialcanäl- 
chen.  Skeletelemente  gross,  gebogen,  mit  zwei  oder  mehr  einfachen  Aesten. 
Obernachennadeln  dreizinkige  Anker.    Ob.  Kreide.    Norddeutschland,  Eng- 
land, Frankreich.    Nach  II  in  de  schon  im  Kohlenkalk. 
Carterella  Zitt.  Kreide. 

Isorhaphinia  Zitt.  Walzenförmig,  gestielt  mit  weiter,  bis  in  die  Nähe  der 
Basis  reichender  Centraihöhle.  Skeletelemente  gross,  schwach  gebogen,  walzig, 
an  den  Enden  verdickt,  selten  dichotom  gespalten;  dieselben  sind  zu  Bündel 
vereinigt  und  durch  ihre  gekrümmten  Enden  derart  mit  einander  verllochten, 
dass  sie  ein  netzförmiges  Gewebe  bilden.  Kreide.    L  texta  Roemer  bp. 

Z  i  1 1  e  1 .  Grundzüge  der  Palaeontologle.  4 


mal'* 


{Unna  tli 


Fig.  «4. 

>ma  Rocm  sp.   Au«  der  oberen  Kreide. 
a  Exemplar  in  natürlicher  Grösse. 
6  OberllSche  doppelt  vergnissert. 

c  Mehrere  Skeletkörperchen  in  10  facher  VerRrrmserunK. 

d  Ein  Skeletkörperchen  und  mehrere  Üabclnnker  SO  mal  vergr. 


Digitized  by  Google 


50 


Coelenterata.  Spongiae. 


E.  Unterordnung.    Rhizomorina.  Zitt. 

Skeletelemente  klein,  in  vier  oder  drei  Hauptarme  geÜieilt,  oder  ein/ach,  ge- 
krümmt, mit  zahlreichen  wurzelartigen  Ausläufern  oder  Knorren  besetzt.  Central- 
canal  der  Kieselkör perchen  einfach  oder  ästig.  Oberflächennadeln  einaxig,  tetraxon 
oder  denen  des  Hauphkeletes  ähnlich. 

Hauptsächlich  in  Jura,  Kreide  und  Jetztzeit  verbreitet. 

t  Nipterella  Hinde.  Cambrium. 

Cnemidiastrum  Zitt.  (Cnemidium  p.  p.  Goldf.)  (Fig.  65).  Kreisel-  oder 
schüsBelförmig  mit  vertiefter  Centraihöhle.  Die  dicke  Wand  von  zahlreichen 
Radialcanälen   durchzogen,  welche,  in  senkrechten 

stehend ,  Verticalspalten 
aussen    öfters  vergabein. 

6 


Reihen  über  einander 
bilden,    die   sich  nach 


Fig.  65. 

Cnemidiattrum  $teUatum  Goldf.  sp.   Aas  oberjurasstschcm 

Spongitenkalk  von  Höningen.  Württemberg. 
(i  Ein  Exemplar      nat.  Grösse. 

6  Vertictiler  TangenUalschnitt,  um  die  radialen  Canale  in 

den  Verticalspalten  zu 
c  Ein  Skeletkörperchen  "fc. 


Fig.  M. 

Skelet  von  Jereica  pnly$iama 
Roem.  sp.   Au»  der  ob.  Kreide 
von  Ahlten  In  Hannover60/,. 


Skeletkörperchen  gekrümmt,  überall  mit  stumpfen,  dornigen  Auswüchsen 
besetzt.  Häufig  im  Spongitenkalk  des  oberen  Jura;  das  Skelet  fast  immer 
verkalkt.  C.  rimulosum  Goldf.  Nach  Hinde  schon  im  Kohlenkalk  von 
England. 

Hyalotragos  Zitt.  Schüssel-,  teller-  oder  trichterförmig,  kurz  gestielt. 
Oberseite  vertieft,  mit  zahlreichen  Oeff nungen  kurzer  Canäle  besetzt  Aussen- 
seite  fein  porös  oder  mit  glatter,  runzeliger  Deckschicht  überzogen.  Skelet- 
elemente  gekrümmt,  in  mehrere  zackige  Aeste  gespalten  und  mit  spärlichen 
Dornen  besetzt.  Im  oberen  Jura  (Spongitenkalk)  sehr  häufig.  H.  patella 
Goldf.  sp. 

Platychonia  Z'itt.  Blattförmig  oder  oh rförm ig,  wellig  gebogen,  beider- 
seits mit  feinen  Poren  bedeckt.  Skeletelemente  wie  bei  Hyalotragos.  Im 
oberen  Jura.    P.  vagans  Quenst.  sp. 

Jereica  Zitt.  (Fig.  66).  Schwammkörper  cylindrisch,  kreisel-,  birn-, 
keulenförmig,  kurz  gestielt.  Scheitel  abgestutzt  oder  mit  seichter  Grube, 
die  Mündungen  von  verticalen  Ausfuhrröhren  enthaltend.  Oberfläche  porös 
durch  die  Oeffnung  der  feinen  Radialcanäle.  Skeletelemente  wurzelartig, 
gebogen,  unregelmässig  verzweigt,  mit  zahlreichen  kurzen  Seitenästchen. 
Ob.  Kreide.    J.  polystoma  Roem.  sp.,  J.  punctata  Goldf.  sp. 

Chenendopor a  Lamx.  (Fig.  67).  Becher-,  trichter-  oder  napfförmig, 
gestielt.  Innenseite  mit  vertieften  Osculis  von  engen  Canälen.  Skeletelemente 
stark  verästelt  mit  getheiltem  Axencanal.    Ob.  Kreide. 

Verruculina  Zitt.  (Fig.  68).  Trichter-,  ohr-,  napf-  oder  blattförmig, 
kurz  gestielt  oder  sitzend.  Oscula  auf  der  Oberseite  von  kragenförmig 
erhöhten  Rändern  umgeben    Mittlere  und  obere  Kreide. 


Digitized  by  Google 


Silicispongiae.    Lithistida.  51 

Amphithelion  Zitt.  Wie  vorige,  aber  auf  beiden  Seiten  mit  vor- 
ragenden Osculis.  Kreide. 


Flg.  «7.  Fig.  C8. 

CKntmdoporn  fungiftrrmi*  Lntnx.    Aus  der  VerrucuHna  auriforml*  Rocm.  in.    Aus  der 

Senonkr*lde  von  Chatellerault.  Touraine.  Quadratenkrelile  von  Linden  bei  Hannover. 
V»  n»türl.  Growe.  y,  naturl.  Grosse. 


Weitere  Gattungen:  Scytalia,  Coelocorypha,  Stachyspongia , 
Pachinion,  Seliscothon  Zitt.  etc.  in  der  mittleren  und  oberen  Kreide. 

4.  Ordnung.    Hexactinellida.   O.  Schmidt. 
(Triaxonia  F.  E.  Schulze.) 

K  ieselsch wämme  mit  isolirten  oder  gitterförmig  ver- 
schmolzenen Sk  el  etelem  enten  von  sech sstrahl  ige r  Form, 
denen  ein  Axenkreuz  aus  drei  rechtwinkelig  sich  schnei- 
denden Canälen  zu  Grund  liegt.  Oberflächengebilde  und 
Fleischnadeln  ausserordentlich  mannichfaltig,  jedoch  stets 
sechsstrahlig. 

Nächst  den  Lithistiden  sind  die  Hexactinelliden  die  häufigsten 
fossilen  Kieselschwärame.  Sic  besitzen  ungemein  mannichfaltige  Ge- 
stalt und  sind  öfters  durch  einen  aus  langen,  feinen  Glasfäden  zu- 
sammengesetzten Wurzelschopf  befestigt  oder  direct  mit  ihrer  Basis 
festgewachsen.  Die  Wand  hat  in  der  Regel  nur  geringe  Dicke  und 
umschliesst  meist  eine  weite  Centraihöhle ;  demgcmäss  bleibt  das  Canal- 
system  erheblich  einfacher,  als  bei  den  Lithistiden,  und  besteht  nur  aus 
kurzen  Röhren,  welche  mehr  oder  weniger  tief  von  beiden  Seiten  in 
die  Wand  eindringen  und  in  der  Regel  blind  endigen.  Zuweilen  ist 
der  Schwammkörper  aus  dünnwandigen  Röhren  zusammengesetzt,  welche 
sich  mäandrisch  winden  und  grössere  oder  kleinere  Lücken  (Zwischen- 
canäle)  zwischen  sich  frei  lassen. 

Die  eigentlichen  skeletbildenden  Kieselelomente  unterscheiden  sich 
durch  ansehnliche  Grösse  und  gleichartige  Beschaffenheit  von  den  meist 
winzig  kleineu,  überaus  vielgestaltigen  und  wunderbar  zierlichen  Fleisch- 
nadeln, die  bei  den  fossilen  Formen  leider  fast  niemals  erhalten  sind. 
Bei  den  Lyssacinen  Hegen  die  sechsstrahligen  Skeletelemente  frei  in 
dem  Weichkörper  oder  sind  nur  theilweise  und  in  unregelmässiger 
Weise  mit  einander  verlöthet;  bei  den  Dictyonina  dagegen  tritt  eine 
regelmässige  Verschmelzung  der  Skeletelemente  in  der  Art  ein,  dass 
sich  stets  die  Arme  benachbarter  Sechsstrahler  dicht  aneinander  legen 
und  von  einer  gemeinsamen  Kieselhülle  umgeben  werden.  Dadurch 

4» 


Digitized  by  Google 


52 


Coelenterata.  Spongiae. 


entsteht  ein  mehr  oder  weniger  regelmässiges,  aus  cubischen  Maschen 
zusammengesetztes  Gitterwerk ,  in  welchem  die  Verschmelzung  der 
Sechsstrahler  dadurch  sichtbar  bleibt,  dass  jeder  Arm  zwei  getrennte 
Axencanäle  besitzt.  Das  Centrum,  in  welchem  sich  die  Arme  jedes 
Sechsstrahlers  kreuzen,  ist  meist  verdickt  (Kreuzungsknoten),  zuweilen 
auch  in  der  Art  durchbrochen,  dass  ein  hohles  Octacder  entsteht 
(Laternennadeln,  Lychniske).  Die  Oberfläche  dos  Skelots  wird  häufig 
durch  eine  Deckschicht  aus  unregelmässigen  Sechsstrahlcrn  gebildet, 
bei  denen  der  nach  aussen  gewendete  Strahl  verschwunden  ist,  oder  es 
scheidet  sich  eine  dichte  Kieselhaut  ab,  in  welcher  sternförmige  Sechs- 
strahler, deren  nach  aussen  und  innen  gerichtete  Aeste  verkümmern 
(Stauractine),  in  grösserer  oder  geringerer  Menge  eingelagert  sind. 

Die  Hexactinelliden  bewohnen  gegenwärtig  vorherrschend  die 
tieferen  Regionen  der  Oeeane  jenseits  der  Hundertfadenlinie  (200  bis 
3000  Faden).  Sie  finden  sich  auch  fossil  überwiegend  in  Tiefsee- 
ablagerungcn  und  zwar  schon  in  Schichten  der  cambrischen  und 
silurischen  Formation.  Ihre  Hauptverbreitung  fällt  in  die  Jura-  und 
Kreidezeit. 

A.  Unterordnung.    Lyssacina.  Zitt. 

Die  Skeletelemente  bleiben  entweder  alle  isolirt,  oder  sind  nur  theilwei.se  in 

unregelmässiger  Weise  mit  einander  verlöthet.    Wurzelschopf  häufig  vorhanden. 

Die  Lyssacinen  eignen  sich  wenig  zur  fossilen  Erhaltung,  da  die  Skelet* 
nadeln  nur  ausnahmsweise  durch  Verlöthung  ein  zusammenhängendes  Ge- 
rüste bilden  und  die  Fleischnadeln  stets  zerstört  werden.  Dennoch  sind 
sowohl  aus  paläozoischen  Ablagerungen,  als  auch  aus  dem  oberen  Jura  von 
Streitberg  vollständige,  aus  grossen  isolirten  Sechastrah  lern  zusammengesetzte 
Schwammkörper  bekannt,  ja  die  ältesten  sicher  bestimmbaren  Spongien  aus 
dem  Cambrium  gehören  zu  den  Lyssacinen. 

1.  Familie.    Protospongidae  Hinde. 

Dünnwandige,  sack-  bis  röhrenförmige  oder  kugelige  Schwämme,  deren  Wand 
aus  einer  Lage  von  vierslrahligen  Sternen  (Stauractinen)  besteht,  die  quadratische 
und  subquadratische  Maschen  umschliessen.  Die  Nadelarme  folgen  einzeilig  auf- 
einander. Die  Maschen  der  grossen  Stemnadeln  umsefdiessen  kleinere  Kreuze,  so 
dass  die  Maschen  in  quadratische  Felder  von  verschiedener  Grösse  zertheilt  werden. 
Im  Cambrium  und  Silur. 

Hierher  die  Gattungen  Protospongia  Salter  und  Phormosella  Hinde. 

2.  Familie.   Dictyospongidae.  Hall. 

Meist  grosse,  trichterförmige,  ci/lindrische  oder  prismatisclie  Schwämme  mit- 
dünner,  ojt  in  Buckeln  und  Rippen  vorspringender  Wand,  deren  Skelet  in  sehr 
regelmässiger  Weise  gegittert  ist  und  quadratisclte  Maschen  von  verschiedener  Grösse 
bildet,  die  einander  umschliessen.  Die  Gitterzüge  bestehen  aus  Bündeln  feiner 
Spirulae.  Silur.  Devon.  Hauptverbreitung  im  Devon  von  Nord-Amerika 
und  Europa. 

Dictyophyton,  Uphantaenia  Hall,  und  Hy  dnoceras  Conrad  finden 
sich  meist  als  wohlerhaltene  Ausgüsse  in  devonischem  Sandstein  und 
Schiefer;  die  Kieselnadeln  sind  vollständig  aufgelöst. 

3.  Familie.    Plectoepongidae.  Rauff. 

Dünnwandige  Röhren,  deren  Skelet  aus  einem  regelmässigen  Gitter  auf- 
steigender und  quer  ringjörmiger  Nadelziige  gebildet  wird,  die  rechteckige  und 
quadratische,  jedoch  nicht  sehr  regelmässige  Maschen  umschliessen.  Die  Arme  der 
Sternnadeln  lagern  sich  zu  Bündeln  aneinander.  Silur. 


Digitized  by  Google 


Silicispongiae.  Hexactinellida 


53 


CyathophycusW&lcott,  Palaeo Saccus ,  Acanthodictya  Hinde.  Unt. 
Silur.    Plectoderma  Hinde.    Ob.  Silur. 
Gattungen  incertae  sedis. 

Patter sonia  Miller  (Strobilospongia  Beecher)  sind  grosse  traubige 
Knollen,  Brachiospongia  Marsh,  aus  dem  unteren  Silur  von  Nord- 
Amerika  vasenförmige  Schwämme  mit  breitem,  aus  hohlen  Lappen  be- 
stehendem Unterrand;  dieselben  repräsentiren  wie  Amphispongia  Salter 
und  Astroconia  Sollas  aus  dem  oberen  Silur  von  England  eigenthümliche 
erloschene  Familien  von  Lyssacinen. 

Pyritonema  M'Coy  (Acestra  Roem.)  aus  dem  unteren  Silur  bezeichnet 
Bündel  von  langen,  dicken  Nadeln,  die  als  Wurzelschöpfe  gedeutet  werden. 

Bei  Hyalostelia  Zitt.  {Acanthospongia  Young)  aus  dem  englischen 
Kohlenkalk  ist  der  Schwammkörper  aus  ziemlich  grossen,  regelmässigen 
Sechsstrahlern  und  sternförmigen  Körperchen  mit  verdickten  Kreuzungs- 
knoten gebildet,  an  denen  die  verticale  Axe  verkümmert.  Der  Wurzel- 
schopf besteht  aus  langen,  etwas  gebogenen  Stabnadeln,  die  am  Ende  zu- 
weilen mit  vier  zurückgebogenen  Zinken  versehen  sind. 

Verwandte  Gattun- 


gen sind  Holasterella 
Carter,  Spiractinell  a 
{ Fig.  f»9 )  und  .4  c a  n  t  h  a  c- 
t  ine  IIa  Hinde  aus  dem 
Kohlenkalk  von  Gross- 
britannien. 

Tholiasterella 
Hinde  (Fig.  70)  aus  dem 
Kohlen  kalk  nat  eine 
dünne  Wand,  die  aus 
einer  Lage  grosser,  un- 
regelniässig  verlötheter 
Sechsstrahler  besteht,  bei 
denen  in  der  Regel  zwei 


Fig.  70. 
Tholiatterelln  graeili»  Hindu. 
Kohlenkalk.  Dalry.  Ayrshire. 

Deckschicht 
mit  vorlritheten  Sterniiadelti 
*/i  (nach  HlndeV 

\  B 


-Wf 


Fig.  «9. 
Spiractintll*  Wrightii  Carter. 
Kohlenkalk.  Sligo.  Irland. 
1  Kin  eiiifaoherSechwtraliler. 
H  St  chastrahler  mit  gegabelten 
«fi  mach  Hinde). 


Flg.  78. 

A*irafniip<m<ria  mrnitcu*  Bumb. 

Ob  Silur.  Tennessee. 
A  Schvrammkörner  in  */,  nat. 

Grösse  tou  der  Seite. 
B  Von  oben 


Flg.  71. 
Aftrractinella  fzj>an*n  Hinde 
Kohlenkalk.  Dalry. Ayr*hlre 
Skeletelementc  *}A 
inach  Kindel. 


von  den  in  einer  Ebene  befindlichen  Strahlen  sich  vom  Kreuzungsknoten 
an  in  zwei  Aeste  gabeln,  so  dass  statt  vierstrahliger  sechsstrahlige  Sterne 
entstehen.  Bei  Asteractinella  Hinde  (Fig.  71)  spalten  sich  sämmtliche 
in  einer  Ebene  gelegenen  Strahlen  in  zwei  oder  mehr  Aeste  und  bilden  da- 
durch vielstrahlige,  höchst  mannich faltige  Sterne. 

Astraeospongia  Roem.  (Fig.  72).  Der  dickwandige  Schwammkörper 
hat  die  Gestalt  einer  flachen  Schüssel , .  ist  oben  concav,  unten  convex, 
ohne  Anheftstelle.  Das  Skelet  besteht  aus  grossen,  gleichartigen,  nicht 
verschmolzenen  Sternen,  bei  denen  sechs  Strahlen  in  einer  Ebene  liegen; 
die  zwei  senkrecht  daraufstehenden  Strahlen  sind  zu  kurzen,  knopfartigen 
Anschwellungen  verkümmert.  Häufig  im  oberen  Silur  von  Tennessee  und 
im  Devon  der  Eifel. 


Digitized  by  Google 


54 


Coelenterata.  Spongiae. 


Nach  Hinde  bilden  Tholiasterella  und  Aster actinella  eine  selbst- 
ständige  Ordnung  (Heteractinellidae) ,  und  ebenso  ist  Astraeospongia  für 
Hinde  der  Typus  der  Ordnung  Octactinellidae.  Ich  möchte  diese  beiden 
Gruppen  als  aberrante  Hexactinelliden  betrachten,  bei  denen  die  über- 
zähligen Strahlen  durch  Spaltung  entstanden  sind. 

B.  Unterordnung.    Dictyonina.  Zitt. 
Die  Serhsstrahler  des  Stützskeletes  verschmelzen  zu  einem  zusammenhängenden 
Gitterwerk,  indem  sich  jeder  Arm  eines  Hexactins  an  den  entsprechenden  Arm 
eines  benachbarten  Sechsstrahlers  anlegt  und  beide  von  einer  gemeinsamen  Kiesel- 
hülle umschlossen  werden.    Ein  Wurzelschopf  fehlt. 

Die  Dictyonina  haben  sich  wahrscheinlich  aus  Lyssacinen  (vielleicht  aus 
Protospongia-  und  Dictyophyton-SLrüfien  Formen)  entwickelt.  Sie  beginnen 
erst  in  der  Trias  und  spielen  in  Jura  und  Kreide  durch  ihre  Häufigkeit 
eine  wichtige  Rolle.  Die  Gitterskelete  sind  oft  in  Kalkspath  umgewandelt 
oder  aufgelöst  und  nur  durch  Hohlräume  angedeutet.  Die  wichtigeren  fos- 
silen Formen  vertheilen  sich  auf  nachstehende  Familien. 

1.  Familie.   Craticularidae  Rauff  (Euretidae  Zitt.  von  Schulze). 

Becherförmige,  cylindrische,  ästige  oder  plattige 
Schwämme.    Skelet  mit  undurchbohrten  Kreuzungs- 
knoten.    Oberfläche  ohne  besondere  Deckschicht,  durch 
Verdichtung  der  äusseren  Skelettage  geschützt,  zuweilen 
c  mit  einem  zarten  Gewebe  ver- 

schmolzener Spiculae  über- 
zogen. Canäle  einfach,  blind 
im  Skelet  endend.  Jura. 

Tremadictyon  Zitt. 
(Fig.  73)  becherförmig, 
tellerartig ,  walzig.  Cen- 
tralhöhle   weit.  Ostien 
der  Canäle  auf  beiden 
Seiten   in  alternirenden 
Reihen   stehend.  Basis 
knollig.    Oberfläche  mit 
einem  zarten  Netz  ver- 
schmolzener Sechsstrah- 
ler, das  auch  die  Canal- 
öffnungen  überspinnt.    Gitterekelet  mit 
mehr  oder  weniger  irregulären,  cubischen 
Maschen.  Im  oberen  Jura  sehr  häufig. 

Craticularia  Zitt.  (Fig.74). Trichter- 
förmig, cylindrisch,  plattig,  einfach  oder 
ästig.  Beide  Oberflächen  mit  rundlichen 
oder  ovalen  Canalostien,  welche  in  verti- 
calen  und  horizontalen,  rechtwinklig  gegen 
^*r$^T\k  einander  verlaufenden  Reihen  angeordnet 
dj>r^8ind-    Canäle  kurz,  blind.    Jura,  Kreide 

Sporadopyle  Zitt.  Becher-  bis 
trichter-  oder  kegelförmig,  zuweilen  ästig. 
Aeussere  Canalostien  un regelmässig  oder 
in  Quincunx,  innere  in  verticalen  Reihen 


Hg  73. 

Tremadictyon  reticulatum  Goldf.  sp.  Aua  dem  oberen. Jura  von  Streit- 
berg In  Kranken,   a  Exemplar  In  */»  nat.  Grösse.  6'Oberfläche  ver- 
ohnc  Deckschicht,  r  Oberfläche  mit  wohlerhaltcner  Deck 
schlcht  Vi-   <t  Skelet 


Flg.  74. 

Cratiruiar,,,  parmiosn  Mstr.  »p.  "Aui»  dem  ob 
Jura  von  Müggendorf  in  Kranken. 


a  Exemplar  in  «/».  nat.  Grosse,    b  Verdichtete  angeordnet.       Ober  -  Jura.        Sp.  obliqUO, 


OberiliK-henschlcht.    c  Gitterskelet  '»<,.       n   ,  ,e 

Goldf.  sp. 

Sphenaulax  Zitt.,  Verr ucocoel ia  Stall 


Jura  etc. 


Digitized  by  Google 


Silirispongiae.    Hexactinellida.  55 

2.  Familie.   Coscinoporidae  Zitt. 

Die  dünne  Wand  der  kelch-,  becherförmigen,  lappigen,  ästigen  oder  stern- 
förmig zusammengefalteten  Schwammkörper  ist  beiderseits  von  zahlreichen,  in 
altemirenden  Reiften  angeordneten  Oeffnungen  kurzer,  blinder  Canäle  bedeckt. 
Skelet  feinmaschig,  dicht;  Oberflächenschicht  durch  Verdichtung  der  äusseren 
Skeletlage  gebildet.  Kreuzungs- 
knoten der  Sechsstraitler  dicht, 
seltener  durchbohrt.  Kreide. 

Leptophragma  Zitt. 
Becherförmig  mit  Wurzel. 
Wand  dünn,  beiderseits 
mit  kleinen,  altemirenden 
Ostienreihen.  Skelet  sehr 
dichtmaschig,  die  Kreu- 
zungsknoten nicht  durch- 
bohrt Mittlere  und  obere 
Kreide. 

Pleurostoma  Roem., 
Öuetta  r  </ 1  u  Mich.  Kreide. 

Coscinopora  Goldf. 
(Fig.  75).  Becherförmig, 
mit  verzweigter  Wurzel. 
Canalöfmungen  rund,  klein, 
in  altemirenden  Reihen. 
Skeletelemente  theilweise 

mit    durchbohrten    Kreu-     a  vollständige.  ETeinpiarT.  «mTi  oberflache  nat. 

ZUngsknoten.    Wurzel  aU8       Grosse,   c  Oberfläche  In  Sfacher  Vergrosserung.   rf  8kclet 

langen  Kieseifasem  beste-  de8  Bechere      ■  Skelet  der  Wuracl 

hend  Oberflächenschicht  aus  verdickten  und  verschmolzenen  Sechsstrahlern 

zusammengesetzt.  Kreide. 

3.  Familie.    Staurodermidae  Zitt. 

Kreisel-,  trichter-,  cy  lind  er  ja  rm  ig ,  seltener  ästig  oder  knollig.  Canalostien 
auf  beiden  Seiten  in  unregelmässigen  oder  altemirenden  Reihen.  Skelet  mehr 
oder  weniger  regelmässig.  Kreuzungsknoten  dicht  oder  durchbohrt.  Aeussere  oder 
beide  Oberflächen  der  Wand  mit  meist  grossen,  sternf  örmigen  Nadeln  (Stauractinen) 
versehen,  welche  sich  von  denen  des  übrigen  Skeletes  unterscheiden  und  entweder 
nur  lose  mit  einander  verkittet  sind  oder  in  einer  zusammenhängenden  Kieselhaut 
eingebettet  liegen.    Jura,  Kreide. 

Cypellia Zitt. (Fig.  76).  Kreisel- 
fönnig,  schüsseiförmig  oder  ästig, 
wurzellos.  Canäle  unregelmässig  an 
geordnet,  gekrümmt  und  verzweigt. 
Gitterekelet  mit  unregelmäßigen 
Maschen,  die  Kreuzungsknoten 
durchbohrt.  Oberfläche  mit  vier 
strahligen,  grossen  Stauractinen,  die 
durch  eine  continuirliche  oder  durch 
löcherte  dünne  Haut  mit  einander 
verbunden  sind.  Im  Spongienkalk 
des  oberen  Jura  sehr  häufig. 

Stauroderma  Zitt.  Trichter- 
oder tellerförmig  mit  weiter,  seichter 
Centraihöhle,  worin  grosse,  runde 
Oeffnungen  von  kurzen  Canälen  ausmünden.  Oberfläche  beiderseits  mit 
einer  Deckschicht  versehen,  worin  Sternnadeln  liegen,  deren  nach  aussen 
und  innen  gerichtete  Strahlen  verkümmert  sind.    Ob.  Jura. 


Fig.  76. 

CyjKtlia  rugoia  Goldf.  sp.    Au«  dem  oberen  Jura 
von  Sireltberg,   a  Exemplnr  in      nat.  Grosse. 
6  und  c  Oberfldchenftchicht  '*/,. 


Digitized  by  Google 


56 


Coelcnterata.  Spongiae. 


Casearia  Quenst.    Cylindrißch,  durch  Einschnürungen  in  ringförmige 
Abschnitte  getheilt,  mit  röhrenförmiger,  tiefer  Centraihöhle  und  ziemlich 
(I  6  dicker  Deckschicht  mit  Stern- 

nadeln. Ob.  Jura.  C.  artieulata 
Goldf.  sp. 

Porospongiad'Orb.(F\g.n). 
Plattig  ausgebreitet,  seltener 
knollig  oder  cylindrisch,  auf  der 
Oberseite  mit  grossen  Oeffnungen 
von  kurzen,  blind  endigenden 
Ausfuhrröhren.  Die  mit  Osculis 
versehene  Seite  ist  von  einer 
dichten  oder  fein  porösen  Kiesel- 
haut überzogen,  worin  Kreuz- 
nadeln und  Axenkreuze  von 
Sechsstrahlern  eingebettet  lie- 
gen. Gitterskelet  mit  cubischen 
Maschen;  die  Kreuzungsknoten  nicht  durchbohrt.    Oberer  Jura. 


Fig.  77. 

Pororpmujia  imprrßtn  Goldf.  sp    Aua  dein  oberen  Jura 
von  Müggendorf  in  Franken,   a  Fragment  In  nat.  Gr. 
fr  Deckschicht  %    c  Skelet  »»/»■ 


4.  Familie.  Ventriculitidae.  Toulmin  Smith. 
Wand  mäandrisch  gefaltet;  die  Falten  radiär  angeordnet,  meist  vertical. 
Radialcanäle  blind.  Die  Falten  der  Wand  bilden  Vertical/uichen,  die  entweder 
offen  oder  theilweise  mit  DeckschicfU  übersponnen  sind.  Skeletelemente  mit  durch- 
bohrten Krenzungsknoten.  Oberflächenschicht  durch  Verdichtung  der  äusseren 
Skeletlage  gebildet.  Wurzel  aus  verlängerten,  durch  Querbrücken  verbundenen 
Kiesel/asern  ohne  Axencanal  bestehend.     Jura  und  Kreide. 

Pachyteichisma  Zitt.  (Fig.  78).  Kreisel-  oder  schüssei- 
förmig, mit  sehr  dicker,  gefalteter  Wand.  Die  Falten 
sind  aussen  durch  tief  eindringende,  innen  durch  seichte 


Flg.  78. 

Pachytcirhiitma  Cartrri  Zitt.    Aua  dem  ol»ercn  Jura 
von  Hohenpolz  in  Franken. 
a  Exemplar  in  '/,  nat.  Grösse.    fr  Skelet  >*/i. 


Fig.  7t». 

Vrtttriculitfg  ttriatu*  T.  Smith.  Ahm  der 
Quadratenkreide  von  Linden  bei  Hannover, 
u  Exemplar  in  '/*  nat.  Grosuc.  fr  Horizon- 
taler  Durchschnitt  in  nat  (in ine.  C Skelet 


Furchen  geschieden  Skelet  sehr  regelmassig.  Wurzel  und  Deckschicht 
fehlen.    Ob.  Jura. 

Ventr  ieul ites  Mant.  (Fig.  79)-  Schüssel-,  teller-,  becher-,  eylinder-  oder 
trichterförmig  mit  weiter  Centralhöhle.  Wand  dünn  gefaltet;  die  Falten 
innen  und  aussen  durch  Verticalfurchen  getrennt  und  dicht  aneinander 
gedrängt.  Skelet  mehr  oder  weniger  regelmässig  gitterförmig.  Verdichtete 
Deckschicht  und  Wurzel  vorhanden.  Häufig  in  der  mittleren  und  oberen 
Kreide. 

Schizorhabdus ,  Rhizopoter  ion,  Polyblastid  ium  Zitt,  Spora- 
doscinia  Pomel,  Lepidospongia  Roem.  etc.  in  der  Kreide. 


Digitized  by  Googl 


SiliciBpongiae.  Hexactinellida. 


57 


5.  Familie.    Coeloptychidae  Zitt. 
Schirm-  oder  pilzförmig,  gestielt.    Wand  dünn,  mäandrisch  gefaltet.  Falten 
radial  angeordnet,  gegen  den  Aussenrand  des  Schirms  gegabelt,  auf  der  Unterseite 
vnbedeekt.    Seitenwand  und  Oberfläche  des  Schirms  von  einer  porösen  Deckschicht 
überspannt,  welche  die  Falten  vollständig  ver-  a 
hüllt.    Canalostien  auf  den  Faltenrücken  der 
Unterseiten.    Skelet  sehr  regelmässig,  die 
Kreuzungsknoten  durclibohrt,  die  Arme  der 
Sechsstrahler  mit  feinen,  stacheligen  Fort- 
sätzen. 


Fig.  80. 

Oxloptyrhiu»*  aynricm.U*  Goldf.    Ob.  Kreide.    Vordorf  bei  Braunschweiif 
A  Von  oben.    B  Von  der  Seite.    C  Von  unien  */,  nnt.  Grosse.    Ü  Skelet 

Einzige  Gattung  Coeloptychium  Goldf.  (Fig.  80)  in  der  oberen  Kreide 
von  Nord -Deutschland,  England,  Süd-Uussland. 

G.  Familie.    Maeandrospongidae  Zitt. 
Schwammkörper  aus  dünnwandigen,  vielfach  verschlungenen  und  theilweise 
rertcacftsenen  Rohren  oder  Blättern  zusammengesetzt,  welche  knollige,  bimförmiqe 
becherförmige  oder  strauch- 
artig verästelte  Stöcke  bil- 
den. Zwischen  den  Röhren 
bleiben    grössere  Löcher 
o<ier  Zwischenräume  frei, 
die  ein  sogenanntes  Inter- 
eanalsystem  bilden.  Eigent- 
liche  Canäle  kaum  ent- 
wickelt.   Deckschicht  feh- 
lend oder  eine  zusammen 
hängende  Kieselhaut  auf 
der  Oberfläche  bildend. 


Fi«.  8i 


In derKreide häufig;  PtocotcypMn ptrhua Quin.  AusdemrenomanGriinKnnd  vonKannewitz 
mtwh  »ahlrpifho  S  "*F1"*n'  In  n,u  Crosse     6  Oberfläche  .'»mal  verKr«.ss«>rt. 

aUtll  zanjreicne  lebende  c  Gltterekelct  im  Innern  ■■/,.  <t  Giltcrskelet  mit  dichten  Kraillings- 
Gattungen  bekannt.  knoten  aus  der  Nahe  der  Oberfläche  »/,. 

Plocoscyphia  Reusa.  (Fig.  81).  Knollige,  kugelige,  aus  mäandrisch 
gewundenen,  anastoraosireuden  Üöhren  oder  Blättern  bestehende  Stöcke. 


58 


Coelenterata.  Spontfae. 


Wände  der  Röhren  dünn,  mit  zahlreichen  kleinen  Canalostien. 
förmig,  die  Kreuzungsknoten  durchbohrt  oder  undurchbohrt. 


Beckaia  Sockctandi  Schlüt. 
A.  Schwammkörper  Vi  "*t.  Gnisie.  o 
Röhren  /  wurxelartli 


Flg.  BS. 

Quadraten  kreide,  Coesfeld.  Westfalen. 

"Hungen.   Zwischen  den 
ge  R6hrenfort*atze.    B.  8kelct  •»/,. 


Skelet  gitter- 
Kreide. 

Becksia  Schlüter.  (Fig.  82).  Die  dünne  Wand 
des  niedrig  becherförmigen  Schwammes  aus  verti- 
calen,  radial  geordneten  und  seitlich  verwachsenen 
Röhren  bestehend,  zwischen  denen  grössere  Oeffnungen 
frei  bleiben.  In  der  Nähe  der  Basis  bilden  die  Röhren 
hohle,  stachelartige  Fortsätze.  Das  Gitterskelet  sehr 
x  regelmässig,  genau  wie 

beiCoeloptychium.  Ob. 
Kreide.  Westfalen. 

Tremabol  i  te  s 
Zitt.,  Etheridgia 
Täte,  Zittelispongia 
Sinzoff  etc.  Obere 
Kreide. 

Camerospongia 
d'Orb.  (Fig.  83).  Ku- 
gelig, halbkugelig  oder 
birnförmig;  ob.  Hälfte 
mit  einerglatten  Kiesel- 
haut überzogen ,  im 
Scheitel  mit  grosser  kreisrunder  Vertiefung.  Untere  Hälfte  des  Senwamra- 
körpers  mit  welligen  Erhöhungen  und  Vertiefungen,  nach  unten  in  einen 

Stiel  übergehend.  Im  Innern 
besteht  der  Schwammkörper 
aus  dünnwandigen,  mäandrisch 
gewundenen  Röhren.  Obere 
Kreide. 

Cystispon- 
g  ia  Roem. 
(Fi$.  84).  Wie 
vorige,  jedoch 
eine  dichte 
Kieselhaut, 
welche  von 

mehreren 
grossen ,  un- 
regelmässig 
geformten 
Oeffnungen 

durch- 
brochen ist, 
den  ganzen, 

aus  Röhren  bestehenden  Schwammkörper  gleichmässig  umhüllend.  Kreide 
und  noch  jetzt  lebend. 

4.  Unterclasse.    Calcispongiae.  Kalkschwämme. 

SMet  aus  Kalknadeln  von  dreistrahliyir,  vierstrahlujer  oder  einaxiger 
Form  bestehend. 

Die  äussere  Form  der  KalksehwÄinine  ist  ebenso  vielgestaltig,  wie 
bei  den  Kieselsrhwäinmen  und  erinnert  am  meisten  an  jene  der  Lithi- 
stiden.  Auch  das  Canalsystem  der  dickwandigen  Leuconen  und  l'hare- 
tronen  besteht  ähnlich  wie  bei  den  Lithistiden  aus  einer  Centraihöhle 


Fig.  83. 
( Vi mrrorjtongia  / ungi/urmi» 
Goldf  sp.    Exemplar  in  nat. 
Grosse  ans  dem  Planer  von 
Oppeln. 


Au*  dem  Cuvleri- 


Fig.  M 

Cytlirjtongia  frurca  Quenst 

Planer  von  Salxgitter 
a  Exemplar  in  nat.  Grosse    6  Deckschicht  mit 
darunterliegender  Skeletschtcht  "/t.  cSkclet 


Digitized  by  Google 


CalciBpongiae.  Pharetrones. 


59 


Fig.  s.V 
Drelstrahlige  Skelet- 
elemente eines  leben- 
«V.. 


und  radialen  Abfuhrcanälen,  welche  in  letztere  einmünden;  dieselben  ver- 
zweigen sich  nach  aussen  in  zahlreiche  Aeste,  welche  in  Geisselkamineni 
endigen  und  von  feinen  Zufuhrcanälchen  gespeist  werden.  Bei  den 
Svconen  wird  die  Wand  von  einfachen  Radialröhren,  bei  den  dünn- 
wandigen Asconen  nur  von  Löchern  durchbohrt. 

Die  kalkigen  Skeletelemente  liegen  frei  im  Weich- 
körper, bald  einschichtig  in  einer  Ebene  (Ascones),  bald 
mehr  oder  weniger  deutlich  radial,  nach  dem  Verlauf 
der  Canäle  angeordnet  (Sycones),  bald  irregulär  an- 
gehäuft (Leucones),  bald  zu  anastomosirenden  Faserzügen 
zusammengedrängt  (Pharetrones).  Am  häufigsten  sind 
regelmässige  Dreistrahler,  einaxige,  beiderseits  zu- 
gespitzte Nadeln,  etwas  spärlicher  Vierstrahler. 

Der  Erhaltungszustand  der  fossilen  Kalkschwämme 
ist  wegen  der  leichten  Zerstörbarkeit  der  Skeletelemente  meist  ein  sehr 
ungünstiger  und  zur  mikroskopischen  Untersuchung  ungeeigneter.  Die 
zu  Faserzügen  vereinigten  Dreistrahler  und  Stabnadeln  lassen  sich  nur 
in  seltenen  Fällen  deutlich  erkennen,  sind  meistens  ganz  oder  theil- 
weise  aufgelöst  und  zu  homogenen  oder  krystallinischen  Kalkfasem  um- 
gewandelt (Fig.  88),  in  denen  feine  Kalkfädcheu  von  zahlreichen  Krystalli- 


Fig.  87. 

eines  fossilen 
mit  thell- 
weise  erhaltenenSpicu/ac"7, 


Fig  88. 

eines  ans  Drefstrahlern  be- 
Lalkscbwamiuea  aus  dem 
Oberen  i\xn.{Prronrlln  cylimtrica  Goldf. 
sp.)  in  40  fachen  Vergrösserung. 


Fig.fW. 
Fasern  eines  fossilen  Kalk- 
schwarnmes  durch  Krystalli- 
satlon  verändert  •»/,. 


sationscentren  nach  allen  Richtungen  hin  ausstrahlen.  Zuweilen  wurden 
solche  Kalkskelete  nachträglich  in  Kieselerde  umgewandelt.  Die  kalkige 
oder  kieselige  Beschaffenheit  eines  fossilen  Schwammes  gewährt  darum 
keinen  Aufschluss  über  die  ursprüngliche  Beschaffenheit  des  Skeletes, 
da  Kieselschwämme  in  Folge  des  Fossilisationsprocosses  ein  kalkiges 
und  Kalkschwämme  ein  kieseliges  Skelet  erhalten  können. 

Von  den  4  Ordnungen  der  Kalkschwämme  (Ascones,  Leucones, 
Sycones  und  Pharetrones)  haben  nur  die  zwei  letzten  für  den  Palä- 
ontologen praktisches  Interesse,  da  von  den  ersteren  entweder  keine 
oder  nur  ganz  vereinzelte  fossile  Ueberreste  bekannt  sind. 

I.  Ordnung.   Pharetrones.  Zitt. 

Wand  dick;  Canalsystem  wie  bei  den  Lithistiden,  zuweilen 
undeutlich  und  scheinbar  fehlend.  Nadeln  zu  anastomosi- 
renden Faserzügen  geordnet;  häufig  eine  glatte  oder  runzelige 
Deckschicht  vorhanden.  Devon  bis  Kreide.  In  der  Tertiär-  und 
Jetztzeit  fehlend. 

Eudea  Lamx.  Cylindrisch,  keulenförmig,  meist  einfach,  selten  ästig. 
Centraihöhle  röhrig,  eng,  bis  zur  Basis  reichend,  mit  rundem  Osculum  im 
Scheitel.  Oberfläche  mit  glatter  Dermalschicht,  worin  Ostien  von  kurzen 
Canälen  hegen.    Trias  und  Jura.    K  clavatu  Lamx. 


Digifized  by  Google 


60 


Coelenterata.  Spongiae. 


Fig  S9. 
PeronideUa 
ryUndrim 
Mst.  sp. 
Aus  dem  ob. 
Jura  von 

Müggendorf 
in  >/,  uat. 
U  rosse. 


Flg.  :»0. 
Peroni  <i  rlla 

Krom.  sp. 

Aus  dem  Hils  von 

Berklingen 
in  Braunschweig. 
Nat.  Grosse. 


Flg.  91. 

Coryntüa  quot'ttdli  Zltt. 

Aus  dem  Co  ml  rag  von  Natt- 
heim. 

«  Kxemplar  in  nat.  Grösse. 
h  Skeletfasern  4  mal  ver- 
grot.se  rt. 


Peronidella  Zitt.  (antea  Peronella  Zitt.  non  Gray,  Siphonocoelia,  Poly- 
coelia  From.)  (Fig.89,90).  Cylindrisch,  dickwandig,  einfach  oder  ästig.  Centrai- 
höhle röhrig,  bis  zur 
Basis  reichend;  letz- 
:v  tere  zuweilen  mit 
j£|  dichter  Deckschicht 
überzogen, die  übrige 
Oberfläche  fein  po- 
rös. Ein  deutliches 
Canalsystem  fehlt. 
Die  groben,  anasto- 
mosirenden  Skelet- 
fasern bestehen  aus 
dichtgedrängten,  zu- 
sammengepackten 
Dreistrahlern  und 
Einstrahlern.  Selten 
im  Devon  (Scyphia 
constricta  Sandb.) ; 
häufig  in  Trias,  Jura 
und  Kreide. 

Eusiphonella  Zitt.  (Fig.  92).    Wie  vorige,  jedoch  dünnwandiger,  mit 
weiter,  bis  zur  Basis  reichender  Centraihöhle,  deren  Wand  mit  verticalen 
Reihen  von  Radialcanalöffnungen  bedeckt  ist.    Oberfläche  porös.    Ob.  Jura. 
Corynella  Zitt.   (Fig.  91).     Kolbenförmig,  cylindrisch   oder  kreisei- 
förmig, dickwandig,  einfach, 
oderzusammengesetzt.  Centrai- 
höhle trichterförmig,  seicht, 
nach  unten  in  ein  Bündel  ver- 
ticaler,  verzweigter  Röhren  auf- 
gelöst;   die  Scheitelöffnung 
häufig  von  radialen  Furchen 
umgeben.  Obertlächenporen 
mit  stark  verästelten  Radial 
canälen  communicirend,  wel- 
che sich  nach  innen  in  stärkere 
Aeste  vereinigen  und  in  die 
Centraihöhle  münden.  Häufig 
in  Trias,  Jura  und  Kreide. 
Stellispongia  d'Orb.(Fig.'.M).  Meist  zusammengesetzte,  aus  halbkugeligen 
otler  birnförmigen,  kurzen  Personen  zusammengesetzte  Stöcke,  deren  Basis 

mit  dichter  Deckschicht  über- 
zogen ist.  Scheitel  gewölbt, 
mit  seichter,  von  Radialfurchen 
umgebener  Centraihöhle,  an 
deren  Basis  und  Seiten  die 
Oeffnungen  der  Radial-  und 
Vertiealcanäle  münden.  Skelet 
aus  kurzen,  stumpfen,  gebo 
genen  Einstrahlern,  sowie  aus 
Drei-  und  Vierstrahlern  zu- 
sammengesetzt.   Trias.  Jura. 

Holcospongia  Hinde. 
Jura.  Kreide.  Sestromo- 
stclla  Zitt.  Trias  bis  Kreide; 
Synopella  Zitt.  Kreide;  Oculospongia  From.  (Fig.  93);  Diplostoma 
Front.    Kreide  etc. 


Fig.  9i. 
Emipttonrlla  Brunni 

Mst  sp 
Aus  dem  (oral  rag 
von  Nuttheim. 
Nat.  Grosse. 


Fig.  93 


(A-u/unxmgfa 
tuliuli/era 
Ooldf.  sp.  Ans 
.lern  Kreidetuff 
von  Maestrieht, 
Nat.  Grosse. 


Fig  M. 
StelliitjHiHftin  plante- 

rata  Qui-iiHt  sp. 
Aus  dem  «oralrag 
von  Nattheim. 
Nat.  Grosse. 


Fig  9;>. 

arxitimnryo 


Aus  dem  Hils  von  Merklingen 
in  nat.  Grosse  von  oben. 


Flg.  9« 

Khnphidonrmn  Farrinfld<mcn$t 
Sharpe  sp.   Unt.  Kreide  (Ap- 
tiem    Farringdou.  England. 
»,',  nat.  Grösse. 


Digitized  by  Google 


Calcyspongia.  Sycones. 


61 


Elasmostoma  From.  (Fig.  95).  Blatt-,  ohrförmig  bis  trichterförmig. 
Obere  (resp.  innere)  Seite  mit  glatter  Deckschicht,  worin  grosse  seichte 
Oscula  liegen.    Unterseite  porös.  Kreide. 

Bhaphidonema  Hinde  (Fig.  96).  Becher-,  trichter-  oder  gewunden 
blattförmig.  Innen-(Ober-)Seite  glatt  mit  sehr  kleinen  Osculis  oder  Poren. 
Aussenseite  rauh,  porös.    Canalsystem  undeutlich.   Trias,  Jura,  Kreide. 

Pachytylodia  Zitt.  Trichterförmig,  dickwandig,  Basis  mit  glatter  Deck- 
schicht; sonstige  Oberfläche  ohne  Oscula.  Skelet  aus  sehr  groben,  anastomo- 
sirenden  Faserzügen  bestehend.    Kreide.    Scyphia  in/undibuliformis  Goldf. 

2.  Ordnung.    Sycones.  Häckol. 

Wand  mit  einfachen,  radial  gegen  die  Magenhöhle  ge- 
richteten und  in  diese  mündenden  Canälen.  Skeletnadeln 
regelmässig  angeordnet. 

Meist  kleine,  zierliche,  in  seichtem  Wasser  lebende  Formen. 

Protosycon  Zitt.  aus  dem  oberen  Jura  von  Streitberg  stimmt  in  der 
Anordnung  der  Radialcanäle  mit  den  lebenden  Syconen  überein,  ist  klein 
und  cylindrisch-conisch. 

Zu  den  Syconen  rechnet  Rauff  auch  die  von  Steinmann  (Jahrb. 
f.  Mineralog.  1H82.  II.  139)  als  Sphinctozoa  beschriebenen  Kalkschwämme, 
welche  sich  durch  eine  höchst  bemerkenswerthe  Segmentirung,  wie  sie  auch 
bei  der  Lithistidengattung  Casearia  vorkommt,  von  allen  übrigen  Kalk- 
«chwämmen  unterscheiden.  Die  ältesten  hierher  gehörigen  Formen  sind 
Sollasia,  Amblys  iphonella  und  Sebargasia  Steinm.  aus  dem  Kohlen- 
kalk von  Asturien.  In  der  Trias  von  St.  Cassian  und  Seelandalp  bei 
Schluderbach  kommen  Colospongia  Laube,  Thaumastocoelia  und 
Cr yptoeoelia  Steinm.  vor. 

In  der  unteren  und  mittleren  Kreide  finden  sich  Thalamopora  Roem. 
und  Barroisia  Steinm.  {VerticUlites  Zitt.  non  Defr.,  Sphaerocoelia  Steinm.). 

Barroisia  (Fig.  97)  kommt  Ä 
bald  in  einfachen,  cvlindrischen 
oder  keulenförmigen  Individuen, 
bald  zu  buschigen  Stöcken  ver- 
einigt vor.  Die  Oberfläche  zeigt 
häufig  Einschnürungen,  der  Schei- 
tel ist  gewölbt  und  mit  centralem 
Ovulum  versehen,  die  Centrai- 
höhle röhrenförmig.  Die  cvlin- 
drischen Individuen  bestehen  aus 
dünnwandigen ,  halbkugeligen 
oder  flachen  Segmenten,  die  in 
der  Art  übereinander  folgen,  dass 
die  Decke  jedes  Segmentes  zu- 
gleich den  Boden  des  folgenden 
bildet  Die  Wand  ist  allenthalben 
von    einfachen  Röhrencanälen 

durchbohrt  und  besteht  aus  Faserzügen  von  dreistrahligen  Nadeln. 
Lor.  sp.  Aptien.    La  Presta. 


Farrinjrdon. 
The  II  anjre- 


Ffgr.  97. 

Hiirroi'id  (iiKwtnmnnn  Munt.  Bp.  Aptien. 
Berkshire.  A  Kin  btisehijrer  Stock  /.um 
schnitten  nat.  Gro«se.  1t  Ein  Kinzelindivlduum  schräg 
durchgeschnitten  <i  tirenzllnie  zweier  Scirmente, 
h  Centrairohre,  o  terminale  OetTnung  der  Central  röhre, 
rl  Kadialcanale.  C,  D  I»rei«trahler  aus  dem  skelet  '»/, 
(nach  Stein  man  in. 


B.  hei- 


Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  fossilen  Spongien. 

Die  phylogenetische  Entwicklung  der  Myxospongia,  Ccratospongia 
und  eines  Theiles  der  Silicispongiae  wird  wegen  der  ungünstigen  Organi- 
sation dieser  Formen  für  die  fossile  Erhaltung  stets  in  Dunkel  gehüllt 
bleiben.  Immerhin  beweisen  jedoch  isolirte  Nadeln,  dass  MonadincUida 
und  Tetractinellida  schon  in  den  paläozoischen  Meeren  vorhanden  waren; 


Digitized  by  Google 


02 


Coelenterata.  Sponpae. 


in  Trias,  Jura  und  Kreide  setzen  sie  zuweilen  ganze  Schichten  zusammen 
und  nahmen  an  der  Entstehung  von  Hornsteiu,  Chalcedon  und  Feuer- 
stein sicherlich  erheblich  Antheil.  Im  Tertiär  finden  sich  Nadeln, 
die  auf  noch  jetzt  existirende  Gattungen  zurückgeführt  werden  können, 
ziemlich  häufig. 

Bemerkenswerth  ist  die  geologische  Verbreitung  der  drei  am  besten 
erhaltungsfähigen  Spongiongruppen :  der  Li  thistiden,  Hexacti- 
nelliden  und  Kalk  schwämme.  Die  lebenden  Vertreter  der  zwei 
ersten  Ordnungen  bewohnen  tiefe  oder  doch  massig  tiefe  Gewässer,  die 
Kalkschwämme  bevorzugen  seichte  Küstenstriche.  Da  sich  auch  die 
fossilen  Kalkschwämme  fast  nur  in  mergeligen,  thonigen  oder  sandigen 
Ablagerungen  von  entschieden  litoralem  Charakter  finden,  die  fossilen 
Lithistiden  und  Hexactinelliden  aber  vorzugsweise  in  Kalksteinen  vor- 
kommen, in  denen  Kalkschwämme  fehlen,  so  lässt  sich  daraus  schliessen, 
dass  auch  die  fossileu  Spongien  ähnlichen  Existenzbedingungen  unter- 
worfen waren,  wie  ihre  jetztlebenden  Verwandten. 

Vou  Lithistiden  enthält  das  Cambrium  die  Gattungen  Archaeo- 
scyphia  und  Nipterella,  das  untere  und  obere  Silur  von  Europa  und 
Nord- Amerika  eine  Anzahl  Tetrariadina  (Auhcopium)  und  Eutaxicladina 
[Astylospongia,  Palaeomanon,  Hindia),  sowie  vereinzelte  Rhizomorina.  Im 
Carbon  folgen  spärliche  Reste  von  Rhizomorinen  und  Megamorinen, 
aber  erst  im  oberen  Jura,  insbesondere  in  den  Spongitenkalken  von 
Franken,  Schwaben,  der  Schweiz,  des  Krakauer  Gebietes  entfalten  die 
Lithistiden  einen  erstaunlichen  Formenreichthum  und  setzten  zuweilen 
ganze  Schichtencomplexe  zusammen.  Sie  finden  sich  nur  vereinzelt  in 
der  unteren  Kreide,  treten  aber  im  Pläner,  Grünsand  und  der  oberen 
Kreide  von  Norddeutschland,  Böhmen,  Polen,  Galizien,  Südrussland, 
England,  Frankreich  massenhaft  auf.  Das  Tertiär  ist  fast  überall  vor- 
wiegend durch  Seichtwasserablagerungen  vertreten,  und  darum  der 
Maugel  an  Lithistiden  und  Hexactinelliden  nicht  auffallend.  Sie  finden 
sich  übrigens  an  einzelnen  Localitäten  wie  im  oberen  Miocän  bei 
Bologna  und  in  der  Provinz  Oran  in  Nordafrika. 

Ganz  ähnliche  Verbreitung,  wie  die  Lithistiden,  besitzen  auch  die 
Hexactinelliden.  Sie  beginnen  schon  im  oberen  Cambrium  und  im 
Silur  mit  eigentümlich  differenzirten  Lyssacinen  (Protospongia,  Phor- 
mosella,  Cyathophycm ,  Palaeosaccus,  Plectoderma,  Patlersonia,  Brachio- 
spongia,  Dictyophyton,  Astraespongia).  Die  gleichen  Gruppen  dauern 
auch  im  Devon  fort,  wo  namentlich  Dictyophyton  und  Verwandte  in 
Nordamerika  starke  Verbreitung  erlangen.  Der  Kohlenkalk  enthält 
einige  aberrante  Lj'ssacinen,  die  Hinde  als  Hcteractinelliden  von  den 
Hexactinelliden  trennte.  Im  mesozoischen  und  känozoischen  Zeitalter 
fällt  die  geologische  Verbreitung  der  Hexactinelliden  fast  genau  mit 
jener  der  Lithistiden  zusammen;  doch  gibt  es  hin  und  wieder  Ab- 
lagerungen, welche  vorherrschend  aus  Hexactinelliden  und  andere,  die 
fast  nur  aus  Lithistiden  zusammengesetzt  sind. 

Wesentlich  abweichend  verhalten  sich  die  Kalkschwämme,  von 
denen  nur  die  Pharetronen  und  Svconen  für  den  Geologen  in  Be- 
tracht  kommen.  Die  ältesten  Vertreter  derselben  finden  sich  ganz  ver- 
einzelt im  mittleren  Devon  und  Kohlenkalk.  Sie  erscheinen  in  grosser 
Mannichfaltigkeit  in  der  alpinen  Trias  (St.  Cassian  und  Seeland-Alp), 
fehlen  dagegen  der  ausseralpinen  Trias  fast  gänzlich.  Im  Jura  erscheinen 


Digitized  by  Googl 


Cnidaria.    Anthozoa.  63 

sie  in  mergeligen  Schichten  des  Dogger  (Ranville,  Schwaben),  sowie  in 
gewissen  Ablagerungen  des  weissen  Jura  (Terrain  ä  ChaiUes,  Coralrag 
von  Nattheini,  Sontheim  u.  a.  0.)  in  Süddeutschland  und  der  Schweiz. 
Die  untere  Kreide,  namentlich  das  Neocom  von  Braunschweig,  des 
Schweizerischen  Juragebirges  und  des  Pariser  Beckens,  ferner  das 
Aptien  von  La  Presta  bei  Neuchatel  und  Farringdon  in  Berkshire  und 
die  mittlere  Kreide  (Cenomanien)  von  Essen,  Le  Maus  und  Havre 
zeichnen  sich  durch  ihren  Reichthum  an  wohl  erhaltenen  Pharetronen 
und  einer  geringereu  Anzahl  sphinetozoer  Syconen  aus.  Dagegen  fehlen 
beide  Gruppen  im  Tertiär,  wo  übrigens  vereinzelte,  isolirte,  kalkige 
Dreistrahler  die  Anwesenheit  von  Calcispongien  da  und  dort  verrathen. 
Die  Pharetronen  scheinen  mit  Schluss  der  Kreideformation  verschwunden 
zu  sein.1) 

2.  Unterstamm. 
Cnidaria.  Nesselthiere. 

Die  Cnidaria  oder  Nematophora  besitzen  einen  radial  symmetrischen 
Körper  mit  endstandiger,  von  fleischigen  Tentakeln  umstellter  Mund- 
üffnung.  Das  Ectoderm  (zuweilen  auch  das  Entoderm)  ist  mit  Nessel- 
zellen (Cnidoblasten)  erfüllt,  welche  eine  ätzende  Flüssigkeit  enthalten 
und  in  einen  fadenförmigen  hohlen  Fortsatz  auslaufen.  Das  Mesoderm 
fehlt  zuweilen  gänzlich,  dagegen  sind  Ectoderm  und  Entoderm  stark 
entwickelt;  ersteres  scheidet  häufig  Kalk  oder  Ilornsubstanz  aus,  beide 
zusammen  liefern  die  Muskeln  und  Nerven,  das  Entoderm  die  Ge- 
schlechtsorgane. 

Man  unterscheidet  zwei  Gassen:  Anthozoa  und  Hydrozoa. 

1 .  Classe.    Anthozoa.    Korallenthiere.  *) 

Meist  festsitzende,  cylindrische  Strahlthiere  mit 
einem  von  Tentakeln  umstellten  Mund,  Schlundrohr 
und  Leibeshöhle.  Letztere  durch  verticale  Fleisch- 
lamellen (Mesenterialfalten)  in  radiale  Kammern  getheilt. 
Häufig  ein  kalkiges  oder  horniges  Skelet  vorhanden. 

Die  einzelneu  Korallenthiere  (Polypen)  haben  die  Form  eines 
cylindrischen  Schlauches,  an  dessen  einem  Ende  in  einer  fleischigen 

>)  An  die  Spongien  und  zwar  an  die  Hexactinelliden  wurden  von  Hinde  die 
in  silurischen  und  devonischen  Ablagerangen  verbreiteten  Receptaculiden  ange- 
schlossen. Es  sind  dies  freie,  kugelige  bis  birnförmige,  ringsum  geschlossene 
Körper  mit  centralem  Hohlraum,  deren  kalkige  Wand  aus  quineunxial  angeord- 
neten Elementen  zusammengesetzt  int.  Letztere  bestehen  aussen  aus  einem  rhom- 
bischen Tafelchen  mit  vier  kreuzförmigen  Tangentialarmen  und  einem  senkrecht 
nach  innen  gerichteten  Stiel.  Die  systematische  Stellung  dieser  rathuelhailen  Fos- 
silien (Reecptaculite*,  Leptopoterion ,'  Pascrolus,  lschadites,  Polygomftpluurites)  ist 
ganzlich  unsicher;  sie  wurden  von  Gümbel  mit  Kalk-Algen  (Dactyloporiden),  von 
Anderen  mit  Foraminiferen  oder  Spongien  verglichen  und  von  Hauff  (Abhandlungen 
k  bayer.  Ak.  II.  Cl.  1892.  Bd.  XVII)  monographisch  bearbeitet. 

*)  Literatur: 

Milnt-F.dxcards,  H.,  et  Haime,  J.t  Histoire  naturelle  des  Coralliaires.    3  Bande  mit 
Atlas.    Paris  1857-1860. 
„   Monographie  des  Polypiers  foss.  des  terrains  paldozoiques.  Areh.  du  Museum. 

Paris,   vol.  V.  1851. 
„    Monograph  of  the  British  fossil  Corals.    Palaeontogr.  Soc  1849— C4 


Digitized  by  Google 


04 


Coelenterata.  Cnidaria. 


Fig. 

Schcmatisohcr  Ouerschnitt  durch  «len 
Welchkorper  einer  Ik-xakorollc.  In  »1er 
oberen  Hälfte  (über  «ler  Linie  a-fci  ist 
der  Schnitt  durch  da«  Schlundrohr  *. 
in  der  unteren  Hälfte  unter  demselben 
geführt.  Das  Kalkskelet  ist  durch 
schwarze  Linien  angedeutet,  r  Rieh- 
tung*8C]>t«n  mach  lt.  Heriwigt. 


Pclunmtischer  Querschnitt 
durch  den  Welchkorper 
einer  Octokorallcf/Wryc/iiittm  i. 
x  Schlund.  /.  2,  •>'.  4  die 
McM-ntcrial  •  Lamellen  der 
linken  .Seite 
(nach  R.  Hertwig). 


Platte  'die  'meist  spaltförmige  oder  ovale  Mundöffnimg  sich  befindet. 
Von  dem  mit  Tentakeln  umstellten  Mund  führt  eine  geschlossene  Röhre 
(Sehlundrohr)  in  die  Leibeahöhle.    Die  äussere  Umhüllung  des  Korpers, 

deren  Theile  als  Sei- 
ten wand  (Mauer), 
Mundscheibe  und  Ba- 
salblatt  bezeichnet 
werden,  besteht  aus 
Ectoderm  und  Knto- 
derm  und  einer  dün- 
nen Schicht  von  Me- 
soderm.  Von  der 
Sei ten  wand  ragen  6 
bis  8  oder  mehr  radial 
angeordnete  verticale 
Blätter  (Mesenterial- 
falten,  Sarkosepten) 
(Fig.  98,  99)  in  die 
Leibeshöhle  und  zerlegen  dieselbe  in  eine 
Anzahl  nach  innen  geöffneter  Kammern 
(Mosen terialfäch er,  Radialtaschen),  die  sich  nach  oben  in  hohle 
Tentakeln  verlängern.  Die  Mesenteriallamellen  enthalten  die  Generations- 
organe, sind  auf  beiden  Seiten  mit  Muskelfasern  bedeckt  und  am  krausen 
Innenrand  mit  Meseuterialfäden  eingeiasst,  Die  Muskelfasern  verlaufen 
auf  einer  Seite  der  Mesenteriallamellen  transversal,  auf  der  anderen  Seite 
longitudinal ;  letztere  bilden  meist  eine  Verdickung  (Muskelfahue).  deren 
Anordnung  für  die  Systematik  von  grosser  Wichtigkeit  ist,  indem  sie 
bei  allen  Anthozoen  eine  bilaterale  Symmetrie  zum  Ausdruck  bringt 
und  dadurch  die  Orientirungen  der  Antimeren  erleichtert.  Theilt  man 
nämlich  ein  Korallenthier  in  der  Richtung  der  Mundspalte  in  zwei 
Hälften,  so  besitzen  bei  den  Octokorallen  (Fig.  98)  alle  Lamellen  der 
rechten  Hälfte  ihre  Muskelverdiekungen  auf  der  rechten,  die  der  linken 
Hälfte  auf  der  linken  Seite;  bei  den  Hexakorallen  (Fig.  99)  sind  die 
Sarkosepten  paarweise  gruppirt,  indem  je  zwei  benachbarte  Septen  ein- 
ander ihre  Muskelfahnen  zukehren.  Von  dieser  Regel  machen  nur  zwei, 
in  der  Verlängerung  der  Mundspalte  gelegene  Septenpaare  eine  Aus- 
nahme, indem  sie  die  Muskelfahnen  auf  den  abgewandten  Seiten  tragen 
und  dadurch  als  sogenannte  Rieh  tu  ngssepten  die  Sagittalaxe  des 
Körpers  anzeigen. 

Nur  wenige  Anthozoen  haben  einen  vollständig  weichen  Körper, 
meist  scheiden  sie  kalkige,  hornige  oder hornig- kalkige  Skelete  aus. 

Ihincan,  M.,  ibid.  1865— 1869  und  1872  —  Revision  of  the  Familie»  and  Genera 
of  the  Sclerodertnic  Zoantharia  or  Madreporaria  Journ.  Linnean  Soc.  London. 
Zoolony     1884.    vol.  XVIII. 

Fromentel,  E.  de,  Introduttion  ä  l'&ude  des  Polypiers  fossiles.  Paris  1858—1861. 
„    Zoophvtes.    Paläontologie  franeaise.    Seit  1861. 

Rem*,  A  E,  Sitzungsbericht  der  Wiener  Akad.  185'.»,  1864,  1865,  1870  und  Denk- 
schriften Rd   VII,  XX1I1,  XXVIII,  XXIX,  XXXI,  XXXIII 

Koch,  Ch.  t\,  Die  ungeschlechtliche  Vermehrung  der  palaeoz.  Korallen  Palaeonto- 
graphiea  188.'!    Rd  XXIX. 

Quemtedt,  F.  A.,  Petrehietenkunde  Deuteehlands.  Bd.  VI.  1885.  Röhren-  und 
8ternkorallen. 


Digitized  by  Google 


Anthozoa.  65 


Die  einfachste  Form  der  Skeletbildung  besteht  darin,  dass  sich  im 
Ectoderm  winzige,  rundliche,  cylindrische,  nadeiförmige  oder  knorrige 
Kalkkörperchen  (Spiculae)  bilden,  die  in  das  Mesoderm  oindringen  und 
isolirt  in  grossen  Massen  im  Körper  vertheilt  bleiben  (viele  AUryonaria). 
Bei  manchen  Formen  (Corallium,  Mopsea,  Tubipora)  werden  die  Spiculae 
durch  kalkige  oder  hornige  Zwischonsubstanz  fest  mit  einander  verkittet 
und  bilden  entweder  Röhren  (Tubipora)  oder,  wenn  sie  hauptsächlich  an 
d«T  Basis  ausgeschieden  werden,  Basalplatten  oder  Axen,  in  deren  Hei- 
schiger Rinde  die  Knospen  der  Colonie  aussprossen.  (Fig.  [00.)  Zuweilen 
bestehen  diese  Axen  auch  vollstän- 
dig  aus  Hornsubstanz  ohne  alle  Bei  — \JEl^ 
mischung  von  Kalkkörperchen.  Bei 
den  sogenannten  Stein korallen 


Fl«  100. 

Lam.  (nach  Lacaze-D  ut  h  ierz). 
Zweiges  der  rothen  Edelkoralle  iler 
nach  aufgeschnitten,  und  ein  Thell  der 
n  Rinde  (Coeoosarki  mit  drei  Poljrpen 
zurückgeschlagen. 


Kig  101. 

A»troidt$  calyr.ulari*  I-anix.  sp.  Au»  dem  Mittel  - 
mecr  (nach  Lacaze-Duthlers).  Polypen th ler 
mit  kalkigem  Skclet,  der  IJtnge  nach  durch- 
geschnitten und  vergrösaert. 
te  Tentakeln.  <#  Magenrohr  me  Mesenterialfaltc. 
loc  Mesenterial filetier,  coc  Coenosnrk.  Sepia. 
col  Saulchen 


(Fig.  101)  bildet  sich  ein  zusammenhängendes  Kalkskelet  in  der  Weise, 
dass  am  unteren  Ende  des  fleischigen  Polypen  vom  Ectoderm  zwischen 
je  zwei  Mesenterialblättern  kleine  rundliche,  elliptische  oder  knorrige 
Kalkkörperchen  (Scleriten)  ausgeschieden  werden,  welche  sich  in  radialer 
Richtung  an  einander  reihen  und  nach  und  nach,  indem  sich  immer 
weitere  Kalkkörperchen  in  verticaler  Richtung  den  zuerst  entstandenen 
anfügen,  senkrechte  Stern  leisten  oder  Septen  (Septa,  cloisons) 
bilden.  Gleichzeitig  verkalkt  auch ,  wenn  das  Polypenthier  aufge- 
wachsen ist,  die  Basis.  Während  aber  die  Basalplatte  ausserhalb  der 
fleischigen  rmhüllung  des  Thieres  vom  Ectoderm  ausgeschieden  wird 
und  aus  einer  Menge  winziger,  dicht  zusammengedrängter  Kalkkörper- 
chen besteht,  erheben  sich  die  Septa  auf  der  Basalplatte  und  liegen  in 
verticalen  Radialfalten  der  Rumpfwand.  Ebenso  kann  innerhalb  und 
in  einiger  Entfernung  von  der  fleischigen  Aussenwand  in  einer  ring- 
förmigen Falte,  welche  die  äusseren  Enden  der  Septen  verbindet,  eine 
kalkige  Mauer  (theca,  muraille)  ausgeschieden  werden.  Sowohl  die 
Septen,  als  auch  die  Mauer  oder  Wand  bestehen  aus  zusammengefügten 
Kalkkörperchen,  bei  denen  von  einem  dunklen  Kern  feine  Kalkfasern 
nach  allen  Richtungen  ausstrahlen.  Da  in  den  Septen  sämnitliche 
Kalkkörperchen  in  radialer  Richtung  angeordnet  sind,  so  bilden  die 

Zittcl,  Orundzüge  der  Palacontologie.  5 


Digitized  by  Google 


6G 


Coelenterata.  Cnidaria. 


Verkalkungscentren  im  Querschnitt  eine  dunkle,  unterbrochene,  zuweilen 
etwas  zackige  Medianlinie,  von  welcher  die  feinen,  büschelartigen 
Fasern  nach  allen  Richtungen  ausstrahlen.  Aehnliche  Verkalkungs- 
centren befinden  sich  auch  in  der  Mauer.  Durch  secundäre  Verände- 
rung scheinen  sich  die  Verkalkungscentren  zuweilen  zu  vergrössern, 
so  dass  sie  zu  einer  kräftigen,  continuirlichcn ,  dunklen  Mittellinie  zu- 
sammenlaufen, welche  das  Septum  scheinbar  in  zwei  getrennte  La- 
mellen theilt. 

Die  Zwischenräume  zwischen  den  einzelnen  Scleriten  der  Septen 
sind  entweder  vollständig  mit  Kalk  ausgefüllt  (Aporosa),  oder  es  bleiben 
grössere  oder  kleinere  porenartige  Lücken  frei  (Perforata),  ja  in  man- 
chen Fällen  sind  die  Septen  sogar  durch  ein  lockeres  Netzwerk  vertical 
aufgebauter  Scleriten  oder  nur  durch  verticale  Dornenreihen  (Favosites) 
ersetzt. 

Die  Zahl  der  Mesenterialfalten  und  der  in  den  Kammern  entstehen- 
den Septen  zeigt  innerhalb  der  verschiedenen  Unterclassen,  Ordnungen, 
Gattungen  und  Arten  grosse  Gesetzmässigkeit  und  vermehrt  sich  in 
der  Regel  mit  zunehmendem  Alter  in  der  Weise,  dass  sich  gleichzeitig 
mit  den  neu  gebildeten  Kammern  immer  neue  Kreise  von  Sternleisten 
einschalten.  Zahl  und  Vermehrung  der  Septa  liefern  treffliche  syste- 
matische Merkmale;  in  der  Regel  entstehen  zuerst  4,  6,  8  oder  12 
Primärleisten,  zwischen  welchen  sich  alsdann  successive  die  Cyclen  der 
zweiten,  dritten,  vierten  u.  s.  w.  Ordnung  einschalten.  Der  Oberrand 
der  Septen  ist  bald  gezackt  oder  gekörnelt,  bald  glatt  und  steigt  bogen- 
förmig oder  schräg  von  dem  vertieften  Centrum  der  Zelle  gegen  die 
Wand  an;  der  durch  den  Oborrand  der  Septen  gebildete,  offene,  in 
der  Mitte  eingesenkte  Theil  des  Kalkgerüstes  heisst  der  Kelch  (Calyx). 

Die  Seiten  wände  der  Septen  sind  selten  glatt,  häufiger  mit  zerstreuten 
Granulationen  oder  Körnchenreihen  bedeckt,  zuweilen  auch  mit  verti- 
ealen,  ziemlich  stark  vorspringenden  Leisten  (carinae)  versehen.  Nicht 
selten  lagert  sich  auf  den  Seiten  der  älteren  Septen  auch  dichte  Kalk- 
substenz (Stereoplasma)  ab  und  verdickt  dieselben  beträchtlich.  Ragen 
die  Körnchen  auf  den  Seiten  der  Sternleisten  als  conische  oder  cylin- 
drische  Stäbchen  vor,  so  werden  sie  Querbälkehen  oder  Syn- 
aptikeln  genannt.  Häufig  vereinigen  sich  die  gegenüber  stehenden 
Synaptikeln  zweier  benachbarter  Septen;  zuweilen  verschmelzen  auch 
die  übereinander  stehenden  Synaptikeln  zu  vorticalen  Leisten  und  ver- 
festigen dadurch  den  Zusammenhang  der  radialen  Septen.  Bei  Korallen 
mit  stark  entwickelten  Synaptikeln  ersetzen  die  letzteren  häufig  die 
Wand  (Athecalia).  Da  sich  das  Kalkgerüst  der  Korallen  in  dem  Maasse 
erhöht,  als  das  Thier  nach  oben  fortwächst,  so  werden  die  unteren, 
von  Weichtheilen  nicht  mehr  umgebenen  Theile  nach  und  nach  theils 
durch  zahlreiche,  zwischen  den  Septen  befindliche  horizontale  oder 
schräge  Kalkblättchen ,  die  sogenannten  Querblätter  oder  Tra- 
versen (dissepimenta),  theils  durch  vollständige  horizontale,  gewölbte 
oder  trichterförmige  Böden  (Tabulae),  die  häufig  aus  der  Verwachsung 
von  Traversen  hervorgehen,  abgeschlossen  (Fig.  102).  Die  Querblätter  und 
Böden  sind  besonders  stark  bei  cylindrischen  Formen  entwickelt  und 
bilden  häufig  ein  blasiges  oder  zeiliges  Gewebe  im  Innern  der  Zellen. 

Reichen  alle  oder  ein  Theil  der  Septen  bis  in's  Centrum  des  Kelches, 
s<>  können  sich  ihre  inneren  Enden  zu  einem  falschen  Säu leben 


Digitized  by  Google 


Anthozoa. 


87 


verschlingen,  zuweilen  entsteht  aber  auch  ein  ächtes  Säulchen  (Columella, 
Axe)  als  ein  compactes,  griffel-  oder  blattartiges  Gebilde,  oder  es  ist 
aus  einem  Bündel  von  griffeiförmigen  oder  gedrehten  Stäbchen  (Fig.  103) 
oder  aus  Schichten  dünner  Lamellen  zusammengesetzt.  Unter  Pfähl  - 
chen  (palis,  paluli)  versteht  man  kleine  Verticallamellen ,  die  sich 
zwischen  das  Säulchen  und  die  Enden  der  Septen  entweder  in  einem 
(Fig.  103)  oder  in  mehreren  Kreisen  einschalten. 

Nach  aussen  werden  die  Zellen  meist  durch  eine  Wand  (theca, 
muraille,  Mauer)  begrenzt.  Dieselbe  wird  häutig  durch  eine  besondere 
ringförmige  Falte  der  fleischigen  Umwandung  aus- 
geschieden und  besteht  aus  besonderen,  zwischen  den 
Septenenden  aufgebauten  Skleriten  mit  selbstständigen 
Verkalkungscentren  (Euthecalia);  eine  falsche  Wand 
entsteht  in  vielen  Fällen  durch  einfache  Verdickung 
und  Zusammenwachsen  der  distalen  Enden  der  Septen 
{Pseudothecalia),  und  zuweilen  ver- 
einigen sich  auch  die  Querblättchen  in 
einer  bestimmten  Zone  derart  mit  ein- 
ander, dass  innerhalb  der  eigentlichen 
Wand  noch  eine  innere  Wand  gebildet 
wird.  Als  Epithek  bezeichnet  man 
eine  meist  glatte  oder  runzelige  Deck- 
schicht, welche  nach  Koch  nur  eine 
Fortsetzung  der  Fussplatte  ist  und  auf 
der  Aussenseite  der  fleischigen  Seitenwand 
abgeschieden  wird.  Sie  legt  sich  häufig 
unmittelbar  auf  die  Mauer  oder  ist  von 
derselben  getrennt,  wenn  die  Septen  als 
sogenannte  Rippen (costae)  über  die  Mauer 
vorragen.  Befinden  sich  auf  der  Wand 
vorspringende  verticale  Rippen ,  die  den 
Zwischenräumen  der  Septen  entsprechen,  so  nennt  man  dieselben 
Pseudocostae  oder  Rugae. 

Verhältnissmässig  wenig  Anthozoen  pflanzen  sich  auf  geschlecht- 
lichem Wege  fort,  indem  sie  Larven  aussenden,  welche  eine  Zeit  lang 
frei  schwimmen,  sich  alsdann  festheften  und  zu  Einzclkorallen  ent- 
wickeln. Viel  häufiger  findet  die  Vermehrung  auf  ungeschlechtlichem 
Wege  durch  Knospung  oder  Theilung  statt,  wobei  die  neugebildeten 
Individuen  untereinander  und  mit  der  Mutterzelle  in  Verbindung  bleiben 
und  zusammengesetzte  Oolonien  (Stöcke)  von  der  verschiedensten 
Form  und  Grösse  bilden. 

Die  neuen  Zellen  entstehen  entweder  ausserhalb  oder  innerhalb  des 
Kelches  des  Mutterthieres.  Bei  der  Aussenknospung  brechen  die 
jungen  Zellen  entweder  an  der  Seitenwand  der  Mutterzelle  aus  (Lateral  - 
knospen)  oder  sie  entstehen  in  dem  die  Zellen  eines  Stockes  verbindenden 
kalkigen  Zwischeugewebe  (Coenenchym-  und  Oostalknospen).  In 
beiden  Fällen  können  sich  die  jungen  Zellen  entweder  seitlich  frei  machen, 
indem  sie  nur  mit  ihrer  Basis  mit  dem  Mutterindividuum  in  Verbindung 
bleiben,  oder  sie  legen  sich  dicht  an  dieselbe  an  und  berühren  sich 
allseitig  mit  ihren  Aussenwänden.  Es  entstehen  dadurch  theils  buschige, 
ästige,   theils  massive,  knollige,  sogenannte  asträoidische  Stöcke.  Tu 


Fig.  102. 
Lit  hottrat  ion 
Martini. 

Längsschnitt, 
um  die  Quer- 
boden 


Fig.  103. 
\yUia  eyai 
Polyparum  der  Lange 


Caryophylha  cyathtu  Sol. 


nach  durchgebrochen, 
im  Centrum  mit  einem 
ächten,  von  einem  Pfähl- 
chenkranz umstellton 


Digitized  by  Google 


6R 


Coelenterata.  Cnidarm. 


selteneren  Fällen  bildet  die  Aussenwand  der  Mutterthiere  an  ihrer  Basis 
hohle,  kriechende  Verlängerungen  (Stolonen)  oder  basale  Ausbreitungen, 
auf  welchen  sich  die  jungen  Knospen  entwickeln.  Bei  der  Innen- 
knospung  (Calyeinalknospung)  erfolgt  die  Vermehrung  innerhalb  des 
Kelches  und  zwar  dadurch,  dass  entweder  einzelne  Septen  sich  ver- 
grösseru,  zusammenwachsen  und  schliesslicli  innerhalb  des  Kelches  eine 
neue  Zelle  umgrenzen  (Septal knospen),  oder  dass  sich  Böden  taschcn- 
förmig aufbiegen  und  die  Aussenwände  der  jungen  Zellen  bilden  (Tabular- 
knospen).  Sowohl  bei  den  Septal-  als  auch  bei  den  Tabularknospen 
nimmt  ein  Theil  der  Mutterzelle,  sowie  ein  Stück  ihrer  ursprünglichen 
Aussenwand  an  der  Zusammensetzung  der  Tochterzellen  Theil;  die 
Septen  oder  modificirten  Böden  wandeln  sich  in  einen  Theil  der  Wand 
um,  von  welcher  alsdann  Septen  nach  dem  neuen  Centrum  der  Knospe 
ausgehen. 

Ein  besonderer  Fall  von  calycinaler  Knospung  ist  die  Ver- 
jüngung, wobei  nur  eine  einzige  Knospe  in  dem  Mutterkelch  ent- 
steht und  durch  allmähliche  Vergrösseruug  den  Platz  des  letzteren 
occupirt,  so  dass  bei  Wiederholung  dieses  Processes  ein  aus  reihenförmig 
übereinander  sitzender  Zellen  bestehender  Stock  gebildet  wird,  an  welchem 
nur  die  jüngste  und  oberste  Knospe  das  lebende  Thier  enthält. 

Die  Vermehrung  durch  Selbsttheilung  (Fissiparitt^)  macht  sich 
zuerst  durch  eine  Verlängerung  oder  Verzerrung  des  Mutterkelches 
bemerkbar;  gleichseitig  schnürt  sich  die  Wand  an  zwei  gegenüber 
liegenden  Seiten  ein.  Führt  die  Einschnürung  zur  Trennung  der  zwei 
Hälften,  oder  verbinden  sich  zwei  gegenüberstehende  Septen  zu  einer 
neuen  Wand,  so  entstehen  ästige  oder  massive,  asträoidische  Stöcke, 
die  nicht  wesentlich  von  den  durch  Knospung  gebildeten  abwoichen. 
Häufig  trennen  sich  jedoch  die  durch  Selbsttheilung  entstandenen 
Individuen  nur  unvollkommen,  bleiben,  ohne  sich  völlig  abzuschnüren, 
seitlich  mit  einander  in  Verbindung  und  bilden  alsdann  zusammen- 
Hiessonde,  gerade,  bogenförmige  oder  mäandrisch  gewundene  Reihen  mit 
mehr  oder  weniger  deutlichen  Centren. 

Bei  den  zusammengesetzten  Korallenstöcken  verhält  sich  das  Skelet 
wie  bei  den  einfachen  solitären  Formen,  nur  gestalten  sich  bei  unvoll- 
ständiger Treunung  der  Individuen  in  Folge  von  Knospung  oder  Selbst- 
theilung die  Verhältnisse  etwas  complicirter.  Bei  buschigen  und  asträ- 
oidischen  Stöcken  entwickelt  sich  häufig  ausserhalb  der  Mauer  ein  ver- 
bindendes Zwischengewebe  (Coenench ym),  das  von  dem  basalen  Coeno- 
sark  ausgeschieden  wird  und  zuweilen  compacte  Beschaffenheit  aufweist 
(Ocnlinidae)  oder  aus  zelligem  oder  röhrigem  Gewebe  besteht.  Häufig 
wird  die  Verbindung  der  einzelnen  Zellen  auch  dadurch  hergestellt, 
dass  die  Septen  über  die  Wand  vorragen  und  mit  denen  benachbarter 
Individuen  zusammenfliessen.  Die  Interseptalräume  sind  dann  fast  immer 
mit  reichlich  entwickelten  Querblättchen  (Traversen)  ausgefüllt.  Alle 
innerhalb  der  Wand  befindlichen  Gebilde ,  abgesehen  von  den  Septen, 
werden  als  Endothek,  die  ausserhalb  der  Wand  gelegenen  als 
E  x  o  t  h  e  k  bezeicnet. 

Sämmtliche  Anthozoen  bewohnen  das  Meer  und  zwar  vorherrschend 
seichte  Gewässer.  Manche  Fleisch-,  Horn-  und  Steinkorallen  finden 
sich  aber  auch  in  grösseren  Tiefen  von  50—30!),  ja  bis  1500  Faden. 
Die  sogenannten   Ki  ff  kor  allen   kommen  mir   bis  zu  einer  Tiefe 


Digitized  by  Google 


Anthozoa.  Tetracorallia 


69 


v<m  30 — 35  in  vor  und  bedürfen  einer  Wassertemperatur  von  18  bis 
**0°  C.  Die  Korallenriffe  der  Jetztzeit  sind  darum  auf  einen  Gürtel 
/.wischen  dem  30°  nördlicher  und  südlicher  Breite  beschränkt  und 
haben  entweder  die  Form  von  Saumriffen,  Wallriffen  oder  Atollen. 
An  der  Zusammensetzung  der  KorallenritYe  betheiligen  sich  übrigens 
nicht  nur  Steinkorallen  (Porites,  Madrepora,  Tarbinaria,  Poeillopora,  viele 
Astraeiden  und  Fungiden)  und  Aleyonarien  (IJeliopora),  sondern  auch 
Hydroraedusen  (Milleporiden),  Kalkalgen  [Lithothamnium ,  Melobesia), 
Mollusken,  Echinodermen,  Brvozoen  und  Würmer.  Auch  in  ver- 
gangenen Perioden  haben  die  Korallen  vielfach  Riffe  gebaut,  wovon 
jene  der  känozoischen  und  mesozoischen  Periode  zum  Theil  aus  ähnlichen 
Gattungen  wie  die  der  Jetztzeit  bestehen,  während  die  paläozoischen 
hauptsächlich  erloschene  Gattungen  und  Familien  enthalten,  deren 
Beziehungen  zu  den  lebenden  Formen  häufig  noch  unklar  sind. 

Die  Anthozoen  werden  von  Ilaeckel  in  drei  Unterclassen : 
Tetracorallia,  Hexacorallia  und  Octocoralliu  eingetheilt. 


1.  Unterclasse.    Tetracorallia.  Haeckel.1) 

(Zoantharia  Rugosa  M.  Edw.,  Pterocoraüia  Frech.) 

Ausgestorbene,  palaeozoische,  einfache  oder  zusammengesetzt*',  Stein- 
korallen mit  vier  Systemen  bilateral  symmetrisch  oder  radiär  angeordneter 
Septen;  ohne  Coenenchym,  aber  mit  meist  stark  entwickelten  endothekahm 
Bi)den  oder  Querblättehen  und  ivohlausgebildeter,  häufig  runzeliger  Wand. 

Die  Tetracorallier  zeichnen  sich  hauptsächlich  durch  den  Besitz  von 
vier  Primärsepten  aus,  zwischen  welche  sich  vier  Systeme  später  ge- 
bildeter Septen  einschalten.  Die  vier  Primärsepten  sind  zuweilen  unter 
sich  gleich  und  alsdann  stärker  und  länger  (Stauria)  oder  schwächer 
und  kürzer  (Omphyma)  als  die  übrigen,  oder  sie  sind  ungleich  entwickelt. 
Von  den  zwei  in  der  Sagittalaxe  gelegenen  Primärsepten  liegt  das  eine 
(Hau ptsep tum)  häufig  in  einer  Grube  oder  Furche  {fosstda)  (Fig.  104), 
während  das  gegenüberstehende  Gegenseptum  normal  ausgebildet  ist 
oder  an  Stärke  und  Länge  zurückbleibt  ;  zuweilen  befindet  sich  auch  das 
Gegenseptum  in  einer  Furche,  und  das  Hauptseptuni  ist  normal  ge- 
bildet; die  beiden  seitlichen  Seiten-  oder  Nebensepta  sind  stets 
gleichartig  entwickelt.  Nicht  selten  zeigen  übrigens  alle  Septen  streng 
radiale  Anordnung,  wobei  meist  ein  stärkeres  und  längeres  mit  einem 
schwächeren  und  kürzeren  alternirt.  Die  Einschaltung  der  späteren 
Septen  erfolgt  nach  Kunth  und  Dybowsky  in  der  Art,  dass  neben 
dem  Hauptseptum  (h  Fig.  104)  jederseits  ein  neues  Septum  entsteht, 
welches  sich  gegen  das  benachbarte  Nebenseptuni  (s)  wendet  und  sich 

»)  Literatur  (vgl  auch  S.  63  und  64): 
Kunth,  A.,  Beitrage  zur  Kenntnis  fossiler  Korallen.    Zeitschr.  d.  deutsrhen  geol 

Ges  1869  und  1870.    Bd.  XXI  und  XXII. 
Dybowski,  W.  N,  Monographie  der  Zoantharia  Kugosa  etc.    Arch  für  Naturk.  Liv , 

Est-  und  Kurlands.    1874    Bd.  V. 
Boemer,  F.,  Lethaea  palaeozoica.    1883.    S.  324—416. 

Schlüter,  CUm.,  Anthozoen  des  Rheinischen  Mittel -Devon    Abhandl  preuss.  geol. 
Lande»  Anst  1889.    Bd.  VIII. 


Digitized  by  Google 


70 


Coelenterata.  Cniduri». 


diesem  parallel  zu  stellen  sucht.  Indem  nun  der  dadurch  entstehende 
Zwischenraum  zwischen  dem  Hauptseptuin  und  den  neugebildeten  Septen 
durch  weitere,  in  immer  höherem  Niveau  sich  einschaltende  Septen  aus- 
gefüllt wird,  nehmen  dieselben  eine  vom  Huuptseptuin  divergirende, 
tiederartige  Stellung  ein.    In  ähnlicher  Weise  werden  auch  die  zwei 

zwischen  dem  Gegenseptum  und  den  Seitensepten  ge- 


|v\:v '.'/.(A  legenen  Quadranten  von  fiederstelligen  Septen  aus- 
Bf\\       :  ä  gefüllt,  die  jedoch 


Kiff.  105 

Slrrptetauma  cornirutum 
Hall.    Aub  untersiluri- 
■chem  Kalk  von  Cin- 
Ohlo.  Nat.  Gr. 


KiK.  104 

Uaiujthullum 
marginntum  E.  H.  Aus 
dem  Kohlcnkalk  von 
Tournay.  Vi 


vom  Seitenseptum  ausgehen  und 
sich  allmählich  dem  Gegenseptum 
parallel  stellen.     Das  Wachsthum- 
•?»    gesetz  der  Tetrakorallen  lässt  sich 
'töt  am  besten  durch  Betrachtung  der 
Oberfläche  von  solchen  Exemplaren 
erkennen,    bei   denen   die  Septen 
durch  die  Wand  durchschimmern, 
oder  an    denen    die  Wand  durch 
Abschleifen   oder   Aetzen  beseitigt 
wurde.    Man  sieht  alsdann  drei  vom 
Kelchrand    zur    Basis  verlaufende 
Linien,  welche  dem  Hauptseptum 
und  den  beiden   Seitensepten  ent- 
a Hauptmann,. ; GeKen.  sprechen,  und  von  denen  die  Septal- 
8eptum.  *  seitei«epta.  Hnien  fiederstellig,  schräg  nach  oben 

divergirend  ausgehen  (Fig.  105).  Die  Reihenfolge,  in  welcher  die  Septen 
in  den  vier  Quadranten  erscheinen,  ist  durch  die  Nummern  in  Fig.  104 
angedeutet. 

Viele  Tetracorallier  pflanzen  sich  geschlechtlich  fort  und  finden 
sich  nur  als  Einzelindividuen;  die  ungeschlechtliche  Fortpflanzung 
erfolgt  meist  durch  calycinale,  seltener  durch  seitliche  Knospung,  wobei 
buschige  oder  massive  Stöcke  entstehen  können. 

Zwischen  den  dichten,  am  Oberrand  glatten  oder  gezackten  Septen 
sind  fast  immer  zahlreiche  Querblättcr  vorhanden,  die  zuweilen  den  ganzen 
Zcllonraum  mit  blasigem  Gewebe  erfüllen  und  häutig  schliessen  hori- 
zontale, geneigte  oder  trichterförmige  Böden  den  centralen  Visceralrauni 
vollständig  ab.  Die  Wand  wird  meist  durch  die  verdickten  und 
zusammenwachsenden  Knden  der  Septa  gebildet ;  sie  ist  zuweilen  mit 
Epithek  überzogen  und  mit  Längsrugen  oder  wurzelartigen  Fortsätzen 
versehen  Ein  achtes  Ooenenehvin  fehlt.  Bei  einigen  Gattungen 
ist  der  Kelch  mit  einem  einfachen  (Calceola)  oder  aus  mehreren  Stücken 
zusammengesetzten  (Goniophyllum)  Deckel  versehen. 

Mit  Ausnahme  einiger  Gattungen,  deren  systematische  Stellung 
unsicher  ist,  linden  sich  alle  typischen  Tetrakorallen  in  paläozoischen 
Ablagerungen.  Sie  sind  wahrscheinlich  die  Vorläufer  der  aporosen 
Hexakorallon, 

1.  Familie.    Cyathaxonidae.    E.  H. 

Nur  kreisel-  oder  homförmige  Einzelzdlen.  Septa  regelmässig  radial  ge- 
ordnet.   Bilden  und  Querblättchen  jelücn. 

Cyathaxonia  Blich.  (Fig.  IOC»).  Spitz,  kegelförmig.  Hauptseptum  in 
einer  Furche  gelegen.  Septen  zahlreich,  bis  zu  dem  kräftigen,  griffelartigen, 
stark  vorragenden  Säulchen  reichend.  Im  Kohlenkalk  von  Belgien  und 
England. 


Digitized  by  Google 


Anthozoa.  Tetracorallia. 


7i 


Duncanella  Nicholson.  Kreiseiförmig.  Septen  radial,  fast  alle  gleich 
lang  und  gleichstark,  im  Centrum  des  tiefen  Kelchs  ein  falsches  Säulchen 


Ob.  Silur.  Nord- 
D.  borealis  Nichol 


bildend. 
Amerika. 

son. 

Petraia    Münst.  (Fig. 

107)  .  Kreiseiförmig  oder  co- 
nisch. Septa  kurz,  nur  im 
untersten  Theil  des  sehr  tiefen 
Kelches  das  Centrum  errei- 
chend. Säulchen  fehlt.  Silur. 
Devon.  Carbon. 

Polycoelia  King.  (Fig. 

108)  .  Hornförmig.  Kelch  sehr 
tief  mit  vier  Iiis  fast  zur  Mitte 
reichenden  Primärsepten,  zwi- 
schen denen  je  fünf  kleinere 
in  jedem  Quadranten  stehen. 
Zechstein. 

Kanophyllum  Dvb. 
Silur. 

2.  Familie. 


Fig.  106. 
Oythaxonia 
Mich.   Au»  dem 
Kohlenkalk  von 
Tournay.  Zelle  von 
der  Seite  aufgebro- 
chen, um  die  leeren 
Interseptalkammern 
zu  zeigen.  Inifacher 
nat.  Grosse. 


Fig.  107.  • 

Petraia  radiata  Mstr 

Aua  dem  Devon 
vom  Enkeberg 
rbol  Brilon. 
Nat.  Grosse. 

a  Zelle  von  der 
Spitze  gesehen, 
b  Zelle  unterhalb 
der  Mitte  quer 
durchschnitten. 


Flg.  108. 
Polycoelia  pro- 
funda Germ.  sp. 
Zechstein  Gera. 
Nat.  Gr  (nach 
Roemer). 


Palaeocyclidae.  Dybowski. 
Zellen  einfach  scheibenförmig  oder  napf förmig.     Septa  zahlreich,  kräftig, 
nahezu  radial  geordnet.    Böden  und  Querblättehen  fehlen, 

P ala eo c gel u s  E.  H.  (Fig.  109), 
Scheiben-  bis  niedrig  kreiselförrnig, 
rnitEpithek.  Septa  zahlreich,  radiär, 
alternirend,  die  grossen  bis  zur  Mitte 
reichend.    Ob.  Silur. 

Combophyllum  E.  H.,  Bary- 
phyllum  E.  H.  Devon. 

Ha drophyll u m  E.  H.  Kissen- 
:'-nuig.  mit  Epithek.  Kelch  mit 
drei  Septa  1  furchen,  die  des  Haupt- 
septuins  am  breitesten.  Devon.  Eifel. 
Nord- Amerika. 

Microcyclus  Meek  u.  Worth. 
(.Fig.  1 10).  Wie  vorige,  jedoch  nur  eine 
Septalfurche.  Devon.  Nord-Amerika. 


109 

Palatocyclu*  pnrfHIn  I-in. 
Aus  obersilurlschem  Kalk 

von  Uotland. 
a  Kelch  von  oben,  b  von 
der  Seite. 
Nat.  Urosae. 


Familie.  Zaphrentidae. 


Flg.  110. 
Micrucyelut  discu»  Meek 
u.  Worth.  Devon  (Ha- 
milton Group)  Nord- 
Amerika.  Nat.  Grösse, 
(i  von  oben,  b  von  unten 
(nach  Nicholson). 

»XU 


Einf  ache  kreiset-, 
kegelförmige  oder  cy- 
Undrische  Zellen  ;  Septa 
zahlreich,  deutlich  bila- 
teral symmetrisch  an- 
geordnet. Böden  voll- 
stämlig;  Querblättchen 
nur  in  massiger  Menge 
m  den  Interseptalräu- 
men  vorhanden. 

Streptelasma 
Hall.  (Fig.  111).  Krei- 
seiförmig, gekrümmt. 
Septa  zahlreich  (80 
bis  130),  ungleich  lang;  die  gekrümmten  Enden  der  längeren  im  Centrum 
zu  einem  dicken  falschen  Säulchen  verschlungen.  Böden  horizontal,  zahlreich. 


Kig.  III. 

nall.    Aus  untereilurischem 
Kalk  von  Clnclnnati.    Ohio.    Nut.  Gros.«« 
A  von  der  Seite.   B  Querschnitt.   C  Vcrticalachnitt 
(ft  Ilauptscptum,  g  Gegenseptum,  *  Seitensepinm  i. 


Digitized  by  Google 


72 


Coelenterata  Cniduriu 


Die  Primärsepten  äusserlich  deutlich  durch  die  fiederetellig  divergirenden 
und  durchschimmernden  Sternleisten  erkennbar.  Häufig  im  unteren  und 
oberen  Silur. 

Lindstroemia  Nich.  Silur. 

Zaphrentis  Raf.  (Fig.  112—114).  Einfach,  kreiseiförmig  oder  subcylin- 
«Irisch,  häufig  verlängert.  Kelch  tief,  kreisrund.  Septen  zahlreich,  bis  zur 
Mitte  reichend;  Hauptseptum  in  einer  tiefen  Furche  gelegen.  Querböden 

zahlreich ,  etwas  irregulär,  bis  zur 
Wand  reichend,  ausserdem  im  peri- 
pheren Theil  Querblättchen.  50— 60 
Arten  vom  oberen  Silur  bis  Carbon. 
Hauptverbreitung  im  Koblenkulk. 


Fig.  114 

'/.tiphrcntit  Knnittiltmi  Nicholson.  Koblciikulk. 
Irland  A  Querschnitt  durch  den  oberen,  //  durch 
den  unteren  Theil  einer  /.eile,  C  ein  langes  und 
zwei  kurze  Septen,  durch  ihre  Vereinigung  die 
Ausscnwand  bildend,  /»  Längsschnitt,  um  die 
lioden  zu  zeigen  (nach  Nie  hol  höh) 


Fi»,  na 
Kelch  von  Xaptmiitit 

r»riiH  eupinr  Mich. 
Aus  dein  Kohleukalk 
von  Tournay. 
vergrossert. 


Fi«  US. 
Z'tphmtti*  ntruirula 
U-sueur.     Aus  devo- 
nischem Kalkstein 
von  Ohio. 


A  mplexus  Sow.  Einfach,  subcvlindrisch  oder  verlängert  kreiseiförmig. 
Kelch  seicht  Septa  wenig  zahlreich,  kurz,  niemals  die  Mitte  erreichend. 
Böden  vollständig,  horizontal,  meist  mit  Septalfurche.    Silur  bis  Kohlenkalk. 

Aulacophyllum  E.  H.  Kreiseiförmig.  Septa  zahlreich,  bis  zur  Mitte 
reichend.  Hauptseptum  in  einer  starken  Furche  gelegen.  Die  benachbarten 
Septen  fiederstellig.    Silur.  Devon. 

Meno  phyllum  E.  II.  (Fig.  104).  Kreiseiförmig.  Hauptseptum  in  tiefer 
Furche.    Kelch  mit  drei  Septa] furchen.  Kohlenkalk. 

Lophophyllum  E.  H.  Kohlenkalk.  Anisophyllum  E.  H.  Silur.  Devon. 

Pycnophyllum  Lindstr.  Silur.  Apasmophyllum  Roem.,  Metrio- 
phyllum  E.  H.,  Thamnophyllum  Penecke.  Devon,  Pentaphyllum 
de  Kon.  Carbon. 

4.  Familie.    Cyathophyllidae.   E.  H. 

Einjache  Zellen  oder  zusammengesetzte  Stöcke.  Septen  radial  angeordnet, 
zahlreich ;  die  vier  Primärsepten  zuweilen  durch  Stärke  ausgezeichnet  Böden  und 
blasige  Endothek  vorhanden. 

CyathophyllumGo\df.(F\g.\lb — 117).  Form  höchst  mannigfaltig,  bald 
einfach  kreiselförmig,  subcvlindrisch  oder  zu  buschigen,  bündeiförmigen  oder 
asträoidischen  Stöcken  vereinigt.  Knospung  calyeinal  oder  lateral.  Septen 
sehr  zahlreich,  an  Grösse  alternirend,  streng  radiär  geordnet,  die  längeren 
bis  zum  Centrum  reichend.  Die  Mitte  der  Zellen  mit  zahlreichen  Böden, 
der  periphere  Theil  mit  blasigem  Endothek  erfüllt.  Gegen  100  Arten  im 
Silur,  Devon  und  Kohlenkalk.    Hauptverbreitung  im  Devon. 

Campophyllum  E.  H.  (Fig.  118).  Wie  vorige,  jedoch  Septa  das  Centrum 
nicht  erreichend.    Devon.  Kohlenkalk. 

Helio  phyllum  Dana.  Meist  einfach,  kreiseiförmig,  seltener  in  buschigen 
Stöcken.  Septa  zahlreich,  bis  zum  Centrum  reichend,  auf  den  Seiten  mit 
vorspringenden  Verticalleisten  (Carmen).  Devon. 


Digitized  by  Google 


Anümzoa  Tetracorallia 


73 


DiphyphyllumlAinad.  (Big.  119).  Silur  bis  Carbon.  Phol idophyllum 
Lindstr  Silur.  Er  idophyllum  E.  H.  Silur.  Devon.  Crepidophyllum  Nich., 
C raspedoph  yllum  Dyb.  Devon. 
K  oninckophyllum  Nich.  Thoms. 
Vhonaxis  E.  H.  Carbon.  Clisio- 
ph yllum  Dana.    Silur  bis  Carbon. 


Fig.  1IG 

('iinihiijitiyllum  In xagoniiw  (Joldf    Aus  devonittcbera 
Kalk  von  Gerolstein.    Nut.  (inwc, 

I  U 


Fig. 115. 

i'yithtrj.hyltum  cacrpitivtutu  GoldT  Aus  devoni- 
schem Kalk  von  Gerolstein.   Eifel.  Nat.  Grosse. 

Omphyma  Raf .  ( Fig.  1  '20).  Ein 
fach,  conisch  oder  kreiseiförmig;  Wand 
mit  wurzelartigen  Fortsätzen.  Septa 
zahlreich,  die  vier  Primärsepten  in 
Beichten  Furchen.  Aussenwand  mit 
fiederstel  liger  Streifung.  Böden  zahl- 
reich. Silur. 

ChonophyllumE.il  Silur. Devon. 

Ptychophyllum  E.  H.  Kreiseiförmig.  Jeder  Stock  ist  aus  einer  Ah 
zahl  trichterförmiger,  in  einander  geschachtelter  calycinaler  Knospen  zu 


Fi«,  in. 

Cyutlinjihytlttm   hiltrujihylliim  E 
Gerolstein.     A  Querschnitt, 


(nach  Nie  hol» on). 


IL  Mittel  Hevon. 
M  LangKschiiitt 


Flg  II«. 
(.'■ampophttUum  Compren- 
tum  Ludw.    Ans  dem 
KohlenkaU:  Ton  Haiu- 
dorf. Schlesien. 
n  Ltngmcbnitt. 
b  Querachnitt 


Fig  119. 
Diphyphullnm  cun- 
Hnnum  Lonsd.  Aus 
dem  Kohlenkalk 
von  Kamen»k. 
Ural. 


Flg.  läo. 

a  (hnphymn  subturbinata  E.  H.    b  Kelch  von  (hnphf/tiui 
turbiuaia  E.  H.    Beide  aus  obersllurisehem  Kalk  von 
Gotland. 


sammengesetzt,  deren  Aussenränder  nach  unten  mehr  oder  weniger  um- 
gebogen sind.  Septen  zahlreich,  im  Centrum  gebogen  und  zu  einem  dicken, 


74 


Coelenterata.  Cnidaria. 


falschen  Säulchen  verschlungen;  weiter  aussen  durch  Stereoplasma  verdickt 
und  durch  Zusammenwachsen  eine  sehr  dicke  Wand  bildend.  Silur. 
(P.  patellatum  Schloth  sp.)  Devon. 

Cyclophyllum  Duncan  und  Thoms.  Einfach,  cylindro- 
conisch.  Septen  zahlreich,  die  grösseren  ein  dickes,  von  spon- 
giösem  Gewehe  erfülltes  Säulchen  bildend.  Kohlenkalk. 

Aulophyllum  E.  H.,  Aspidophyllum,  Rhodophyllum 
Nichols.    Thoms.    Carbon  etc. 

Lithostrotion  Llwyd.  (Stylaxis  M'Coy,  Petalaris  E.  H.) 
(Fig.  121).  Buschige  oder  asträoidische  Stöcke,  aus  cylindrischen 
oder  polygonalen  Zellen  zusammengesetzt.  Septen  zahlreich, 
alternirend.  Im  Centrum  ein  griffelartiges  Säulchen.  Häufig 
im  Kohlenkalk. 

Lonsdaleia  M'Coy  (Fig.  122).  Buschige  oder  asträoidische 
Stöcke.  Septen  wohlentwickelt.  Säulchen  dick,  aus  zusammen- 
gerollten Lamellen  bestehend.  Die  Querblätter  bilden  eine  innere 
Wand,  der  Raum  zwischen  dieser  und  der  Aussenwand  ist  mit 
blasiger  Endothek  erfüllt.    Häufig  im  Kohlenkalk. 

Strombodes  Schweigg.    Asträoidische,  aus  niedrigen,  poly- 
gonalen Zellen  bestehende  Stöcke.    Septa  ausserordentlich  zahl- 
reich, sehr  fein,  bis  zum  Centrum  reichend.     Wand  unvoll- 
kommen entwickelt.     Im    Innern  trichterförmige  Böden  und 
blasige  Endothek  Silur.  (St.  typtts  M'Coy  sp.)  Devon. 

Vachyphyllum  E.  H.,  Spong ophyllum 
E.  H.    Silur.  Devon. 

Acervularia  Schweigger.  Asträoidische  oder 
buschige  Stöcke.  Septa  zahlreich,  kräftig;  eine 
innere  Wand  vorhanden.  Der  centrale  Theil  der 
Zellen  mit  Böden,  der  periphere  mit  blasigem 
Gewebe  erfüllt.  Säulchen  fehlt.  Silur  (A.  ananas 
Lin.  sp  ).  Devon. 


Fig.  121. 
Eine  einzelne 
Zelle  Hii8  ei- 
nem Stork 
von  l.ithottro- 
tion  Martini 
E.  H.  Im  Ho- 
rizontal- und 
Ijingsachnitl. 
Kohlenkalk. 
Hausdorf, 
Schlesien 
(nachKuuth). 


Fig.  122. 

Ltm*d>\lein  ßori/ormi»  Konsul.  Ans 
dem  Kohlenkalk  von  Kildare.  Ir- 
land. Nat  Orosac.  a  Zwei  runde 
Zellen,  zum  Theil  aufgebrochen, 
b  Zwei  sechsseit.  Kelche  von  oben. 

A 


Fig. 123 

l>hillii>*a*trtir<i  Ifmnnhi  K.  H.    Ann  devonischem  Kalkstein  von 
Kbcrsdorf.    Schlesien     <i  Oberfläche,  b  Querschnitt  parallel  der 
Oberflache    Nat  «rosse. 

B 


Fig.  124. 

Stnarin  atlrneiformia  E  II.  ober  Silur  (iutland.  A :  Querschnitt  parallel  der  Oberflache.  Weine  einzelne 
Zelle  In  Querschnitt,  vergrossert.   C  vier  Kelche  von  oben  gesehen,  nat.  (iroswc  mach  Nicholson). 

Phillipsastraea  E.  H.  ( Fig.  123).  Asträoidische  Stöcke;  die  einzelnen 
Zellen  durch  übergreifende  und  die  Wand  verhüllende  Septen  verbunden, 
zwischen  denen  eine  blasige  Endothek  entwickelt  ist.    Devon.  Carbon. 


Digitized  by  Google 


Anthuzoa.  Tetracorallia. 


75 


Stauria  E.  H.  (Fig.  124).  Asträoidische  oder  buschige  Stücke.  Stern- 
leisten wohl  entwickelt;  die  vier  Priinäreepten  durch  Stärke  ausgezeichnet 
und  ein  Kreuz  bildend.    Ob.  Silur. 

t  Columnaria  Goldf.  (Fattistella  Dana).  Asträoidische  Stöcke,  aus 
hohen,  polygonalen  Zellen  zusammengesetzt.  Wand  dick.  Septa  radiär, 
bis  zum  Centrum  reichend.  Böden  horizontal,  den  ganzen  Visceralraum 
einnehmend,  in  regelmässigen  Abständen  auf  einander  folgend.  Querblätter 
sparsam  oder  fehlend.    Silur.  Devon. 

Heterophyllia  M'Coy.    Carbon.    Battersbyia  E.  H.  Devon. 

5.  Familie.    Cystiphyllidae.    E.  H.  > 

Meist  einfache  Zellen.  Sepien  sehr  dünn,  zwischen  denselben  entweder  blasige 
Endothele  oder  dichtes  Stereoplasma.  Böden  fehlen,  der  centrale  Visceralraum 
entweder  vollständig  oder  nur  in  der  Tiefe  von  blasigen  Zellen  odtr  Stereoplasma 
ausgefüllt.     Häufig  a  H 

kalkige  Deckel  vor- 
handen. 


Fig  «27. 
Slrfphude*  Hurrhittmi. 
Fi».  116.  Mit  stark  entwickelten 

CyrtipHyllum  cylindrirum  I.onsd   Ober  Silur.   Iron-      Querblttttern  (<ti*te- 
bridge.  England.    A  Horizontal-.  0  Ycrtlcalschnitl    ,,imc„t„,  umi  Boden, 
(nach  Nicholson). 
A  U 


Fig.  1». 
CyttiphyUvm  tcfirulurum 
Goldf.  Aua  devonischem 
Kalk.  Eifel. 
Natur)  Grosse. 


Fig.  12H. 

Goniophyllum  pyramidale   Iiis.  8p.  ObcrSMur 
Uotland.    A  Exemplar  mit  Deckel.     H  Kelch 
von  oben  um  Grosse  ^nach  Lind  ström) 


Kig  12». 
Catcntla  fimluliua  l.nni. 
Devon.  Eifel.  Nat  Groase. 


Cystiphyllum  Lonsd.(Fig.  125,126).  Einfach, sehr 
»elten  buschig.  Kelch  tief,  der  ganze  Visceralraum  mit 
blasigem  Zellgewebe  ausgefüllt,  welches  die  zahlreichen 
linearen  Septen  meist  vollständig  verhüllt.  Silur.  Devon. 

Sir epho des  M'Coy  (Fig.  127).  MeiBt  einfach.  Septen  wohl  entwickelt, 
altemirend,  zuweilen  ein  falsches  Säulchen  bildend.  Silur.  Devon.  Carbon. 

Goniophyllum  E.  II.  (Fig.  128).  Einfach,  vierseitig  pyramidal,  mit 
starker  Epithek.  Kelch  tief.  Septen  zahlreich,  dick,  sehr  kurz.  Visceral- 
und  Interseptalräume  mit  blasigem  Gewebe  und  Stereoplasma  erfüllt.  Ein 
aus  vier  paarigen  Stücken  zusammengesetzter  Deckel  vorhanden.  Ob.  Silur. 

Bhizophyllum  Lindström.  Einfach,  halbkegelförmig,  auf  einer  Seite 
abgeplattet,  aussen  runzelig,  mit  hohlen,  wurzelartigen  Fortsätzen.  Kelch 
tief  mit  unvollkommnen  Septen,  dazwischen  blasiges  Gewebe  und  Stereo- 
plasma. Deckel  halbkreisförmig,  innen  mit  einer  medianen  Leiste  und  feinen, 
gekörnelten  Parallelstreifen.    Ob.  Silur. 

Calceola  Lam.  (Fig.  129).  Einfach,  halbkreisel-  oder  pantoffelförmig 
mit  ebener,  dreieckiger  Grundfläche.     Kelche  sehr  tief,  bis  zur  Spitze 


ad  by  Google 


76 


CuelenteratA.  CnMaria. 


reichend.  Sepia  nur  als  feine  Linien  angedeutet.  Hauptseptum  in  der 
Mitte  der  gewölbten,  Gegenseptum  in  der  Mitte  der  abgeplatteten  Seite, 
Seitensepten  in  den  Ecken.  Zwischen  den  Septen  blasiges  Gewebe  und 
Slereoplasma.  Deckel  sehr  dick,  halbkreisförmig,  innen  mit  Mcdianseptum 
und  zahlreichen  schwächeren  Nebenleistchen.  Sehr  häufig  im  mittleren 
Devun  von  Europa.    C.  gandalina  Lani.   Selten  im  Kohlenkalk  von  Belgien. 

Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  Tetracorallen. 

Die  typischen  Tetracorallen  sind  auf  paläozoische  Ablagerungen 
beschränkt.  Sie  fehlen  noch  im  (  ainbrium ;  erscheinen  zuerst,  wenn 
auch  in  geringer  Menge,  im  unteren  Silur  (Ordovician)  von  Nord 
amerika  und  Europa.  Die  verbreitetste  Gattung  ist  hier  Streptelasma ; 
seltener  kommen  Cyathophyllum  und  Ptychophyllum  vor.  Das  Maximum 
der  Knt  wickelung  nach  Zahl  der  Gattungen  und  Arten  fällt  in's  obore  Silur. 
Die  Kalksteine  von  Gotland,  Dagoe  (Esthland),  Dudley  in  Shropshire, 
Lockport  u.  a.  ().  in  Nordamerika  sind  Ueberreste  ehemaliger  Korallen- 
ritYe,  an  deren  Aulbau  Tetracorallen  aus  den  Gattungen  Cyathophyllum, 
Heliophyllum,  Omphyma,  Ptychophyllum,  Strombodes,  Acervularia,  Stauria, 
Aulacophyllum,  Cystiphyllum  u.  a.  nebst  Tabulaten,  Octocorallen,  Bryozoen 
und  Eehinodermen  besonders  betheiligt  waren.  Die  Insel  Gothland  hat 
allein  mehr  als  50  Arten  von  Tetracorallen  geliefert.  Nicht  weniger 
häulig  linden  sich  dieselben  im  Devon,  namentlich  in  der  mittleren 
und  oberen  Abtheilung  dieser  Formation  in  der  Eifel,  Westfalen, 
Nassau,  Harz,  Boulogne,  England,  Nordamerika.  Besonders  verbreitet 
sind  hier  Cyathophyllum,  Combophyüum ,  Za])1irentis,  Cystiphyllum, 
.Phillipsastraea,  Calccola  u.  a.  Im  Kohlenkalk  von  Belgien,  Irland, 
England,  Nordamerika  etc.  herrschen  Zaphrentis,  Amplexus,  Lithostrotion, 
Lunsdaleia,  (ydophyllum  u.  a.  vor;  aus  dem  Zechstein  ist  nur  die  Gattung 
Polycoclia  bekannt  ;  dagegen  enthalten  die  Pernio  Carbon  Ablagerungen 
der  Salt  Hange  von  Ostindien  und  von  Timor  auch  Arten  von 
Zaphrentis,  Amplexus,  Clmophyllum  und  Lonsdaleia.  Nach  Frech 
gehören  die  Gattungen  G u/antostylis ,  Pinacophyllum  und  Coccophyllum 
aus  der  alpinen  Trias  zu  den  Tetracorallen,  und  ebenso  wurden  Holo- 
cystis  E.  II.  aus  der  Kreide  und  die  recenten  Genera  Haplophyllum 
l'ourtales  und  Guynia  Dunean  als  solche  beschrieben.  Es  sind  dies  aber 
wahrscheinlich  aporose  Hexakorallen,  deren  Unterscheidung  von  Tetra- 
korallen mit  undeutlich  bilateraler  Anordnung  der  Septen  freilich  grosse 
Schwierigkeiten  bereitet,  Dunean  und  Nicholson  stellen  mehrere 
paläozoische  Tctracorallia,  wie  Battersl/yia,  Hetcrophyllia  und  Stauria  zu 
den  Hexacorallen  (Astraeiden). 

2.  Unterclasse.    Hexacorallia.  Haeckel. 

(Zoantharia  Blainv.,  Hexactinia  und  Polyactinia  Ehrbg.) 

Einfache  oder  zmamnmujesetzte  und  tu  Stöcken  vereiniyte  Korallen 
ynit  (>,  12  oder  durch  radiäre  Einschaltung  vermehrten  Mesenterial- 
kammern,  häufig  mit  Kalkskelet,  zuweilen  aber  auch  fleischig  oder  mit 
horniger  Axe. 

Zu  den  Hexakorallen  gehören  die  mit  Kalkgerüst  versehenen  Riff- 
und  Tiefseekorallen  (Madreporaria)  der  Jetztzeit,  die  Heischigen  See- 


Digitized  by  Google 


Anthozoa  Hexacoralliu 


77 


anemonen  (Actiniaria)  und  die  mit  horniger  Axe  versehenen  Anti 
patliaria.  Von  diesen  drei  Ordnungen  sind  nur  die  Madreporaria  auch 
in  fossilem  Zustand  nachgewiesen.  Dieselben  unterscheiden  sich  von 
den  Tetrakorallen  durch  die  sechszählige  Anordnung  und  durch  radiale 
Einschaltung  der  jüngeren  Mesenterialkammern  und  Septen,  von  den 
Octokorallen  ausserdem  durch  die  einfachen,  schlauchförmigen  Tentakeln. 
Bei  den  Madreporaria  entstehen  an  der  Basis  des  Polypenthiers  f>, 
seltener  12  Primärsepta,  zwischen  welche  sich  die  jüngeren  in  der 
Regel  derart  einschalten,  dass  gleichzeitig  alle  gleichartig  begrenzten 
Kammern  ein  neues  Septum  erhalten.  Das  Kalkgerüst  besteht  demnach 
aus  mindestens  6,  meist  aber  aus  einer  grösseren  Anzahl  streng  radiär 
angeordneter  Septen ;  die  G  Primärleisten  bilden  den  ersten  C'yclus  und 
zugleich  den  Rahmen  der  6  Systeme,  in  welche  sich  successive  neue 
Cyclen  von  6,  12,  24  Septen  u.  s.  w.  einschalten.  Die  gleichzeitig 
gebildeten  Septen  haben  meist  gleiche 
Länge  und  Stärke  und  zwar  lassen  sich 
die  jüngern  fast  immer  durch  schwächere 
Entwicklung  von  den  älteren  unter- 
scheiden. Das  von  Milne-Edwards 
und  II  ai  m  e  zuerst  genauer  festgestellte 
Einschaltungsgesetz  (Fig.  130)  wird  übri- 
gens keineswegs  streng  eingehalten. 
Durch  Verkümmerung  oder  Unregel- 
mässigkeit in  der  Einschiebimg  neuer 
Septen  entstehen  zuweilen  Hexacorallen 
mit  5,  7  oder  8  Systemen. 

Nach  der  Beschaffenheit  oder  dem 
Fehlen  der  Wand  werden  von  Ort- 
mann Euthecalia,  Pseudothecalia  und 
Atheculia  unterschieden.  Die  Vermeh- 
rung der  Hexacorallen  erfolgt  entweder 
auf  geschlechtlichem  Weg,  wobei  Einzel- 
individuen entstehen  oder  ungeschlecht- 
lich durch  laterale  und  basale  Knospung 
oder  durch  Selbsttheilung.  Bei  den  zu- 
sammengesetzten Stöcken  wird  die  Ver- 
bindung der  Zellen  zuweilen  durch 
<  'oenenchym  vermittelt.  Von  endothe- 
kalen  Gebilden  sind  Synaptikeln,  Quer- 
blätter und  Böden  häufig  vorhanden. 

Die  ( )rdnung  der  Steinkorallen  oder  Madreporaria  (Zoa7itharia  selero- 
dermata)  wurde  von  Milne-Edwards  und  Haimo  in  5  Gruppen: 
Ruyosa,  Tabulata,  Tubulosa,  Perforata  und  Aporosa  zerlegt.  Von  diesen 
bilden  die  Rugosa  jetzt  unter  der  Bezeichnung  Tetracorallia  eine  selb- 
ständige Unterclasse;  die  Aporosa  und  Pttforata  gehören  zu  den  Ilexa 
korallen ;  die  Stellung  der  Tabulata  (mit  denen  die  Tubulosa  jetzt  in  der 
Regel  vereinigt  werden)  ist  noch  nicht  cndgiltig  gesichert.   Sie  enthalten 

Jedenfalls  sehr  verschiedensirtige  Formen,  die  bald  bei  den  Hexakorallen, 
>ald  bei  den  Octokorallen,  bald  bei  den  Ilvdrozoen  oder  Bryozoen  unter 
gebracht  wurden. 


Digitized  by  Google 


c 

16483057  X  7693846  1 
10  12  15  13  14  17  lt*.  11    11  IC  17  14  IS  15  12  10 


a  Flg.  150.  I> 

Schema  de»  Mllne  Edwards  u.  H alme- 
schen Einschaltungsgesetzes  der  Sternleisten 

hei  den  hexaracren  Korallen. 
a  Ein  junger  Kelch  mit  Sternlelsten  1.  und 
8.  Ordnung,   b  Ein  Kelch  mit  Sienileiston 
der  I.,  2.  und  3.  Ordnung,   c  Segment  eines 

Kelches  mit  0  Cyclen  von  Sternleisten. 
(Die  Zahlen  über  Fig.  c  bezeichnen  die 
Ordnung  der  Sternleistcn.  Die  punktirten 
concentrWhcn  Linien  zeigen  den  Anfang 
und  AbschtiiM  eines  C'yclus  an,  und  zwar 
stehen  die  Zahlen  links  an  der  Linie,  wel- 
che das  letzte  Septum  des  betreuenden 
Cyclua  berührt.) 


78 


Coelenterata.  Cnidaria. 


Ordnung.   Madreporaria  Milne  Edw. 

Steinkorallen  mit  6  (selten  5,  7  oder  8)  Systemen  radiär 
geordneter  Sternleisten. 

A.  Unterordnung.    Aporosa.    E.  H. 

Septa  und  Wand  dicht;  Interseptalräume  meist  mit  QuerbläUchen  erfüllt, 
seltener  durch  Böden  abgeschlossen  oder  vollständig  leer.  Wand  dicht,  selbständig 
verkalkt  (Euthecalia)  oder  durch  Verschmelzung  der  Septenenden  gebildet  (Pseudo- 
thecalia)  oder  fehlend  (Athecalia). 

1.  Familie.   Turbinolidae.    E.  H. 

Einzelzellen,  mit  zahlreichen,  langen,  ganzrandigen  Septen.  Interseptalräume 
leer.    Meist  Säulchen,  oft  Pfählchen  vorhanden.    Wand  dicht. 

Vom  Jura  an,  besonders  häufig  im  Tertiär  und  lebend.  Die  meisten 
Turbinoliden  pflanzen  sich  geschlechtlich,  einzelne  aber  auch  durch  Knospen 
fort,  die  sich  jedoch  bald  von  der  Mutterzelle  ablösen. 

Turbinolia  Lam.  (Fig.  131).  Kegelförmig,  frei.  Kelch 
kreisrund.  Septa  über  die  Wand  vorragend.  Säulchen  griffei- 
förmig. Tertiär  und  lebend.  Häufig  im  Grobkalk  des  Pariser 
Beckens  und  im  Eocän  von  England. 

Sphcnotrochus  E.  H.  Keilförmig,  frei.  Kelch  quer  ver- 
längert. Säulchen  blattförmig.  Kreide,  tertiär  und  lebend. 
Sph.  crispus  Lam.    Häufig  im  Grobkalk. 


PI«.  131 
Turlihmlin  Hnwrr- 

banki  E.  11. 
Eocan.  Higtigate. 


Fig  132. 

Cerntolrochu*  duttdecimcotlaUi»  üoldf  sp. 
Mlocln    Kaden  bd  Wien.   Nat.  Gros*. 


Flg  133. 
FlabtUvtmRoitryanum  E.H. 
Miocän.  Barten  bei  Wien. 
Nat  Grösse. 


Smilotrochus  E.  H.  Siylotrochus  E.  II.  Onchotrochus  Duncan. 
Kreide.    Discotrochus  E.  H.    Tertiär  etc. 

Ceratotrochus  E.  H.  (Fig.  132).  Kreiseiförmig,  gekrümmt,  in  der 
Jugend  mit  der  Spitze  festgewachsen.  Septa  sehr  zahlreich,  über  die  Wand 
vorragend.    Säulchen  bündeiförmig.    Kreide,  Tertiär  und  lebend. 

Flabell  um  Lesson.  (Fig.  133).  Zusammengedrückt,  keilförmig,  frei 
oder  angeheftet.  Septa  zahlreich.  Wand  mit  Epithek  bedeckt  und  zuweilen 
mit  dornigen  Fortsätzen.    Tertiär.  Lebend. 

Trochocyathus  E.H.  (Fig.  134).  Kreiselförmig.  Kelch  rund.  Septadick, 
Säulchen  warzig,  aus  zahlreichen  Stäbchen  bestehend  und  von  mehreren 
l'fühlchenkränzen  umgeben.   Vom  Lias  an  bis  jetzt  in  vielen  Arten. 

Thccocyathus  E.  H.  Niedrig  kegelförmig  oder  scheibenförmig,  in  der 
Jugend  angewachsen,  später  frei.    Wand  mit  starker  Epithek.    Kelch  kreis- 


Digitized  by  Google 


Anthozoa.  Hexacorallia. 


79 


förmig,  Septa  zahlreich.  Säulchen  bündeiförmig,  von  mehreren  Pfählchen- 
kreisen umgeben.    Lias,  Jura,  Kreide  und  lebend. 

Paracyathus  E.  H. ,  Deltocyathus  E.  H.  (Fig.  135).  Tertiär. 
Lebend.    Discocyathus  E.  H.  Jura.  Coenocyalhus, 
Acanthocyathus,    Bathycyathus    E.   H.  Tertiär. 
Recent  etc. 

Caryophyllia  Stokes.  (Fig.  136).  Kreiseiförmig, 
mit  breiter  Basis  festgewachsen.  Kelch  rund.  Säulchen 
warzig,  von  einem  einfachen  Pfählchenkranz  umgeben, 
ide.    Tertiär.  Lebend. 

6  o  b 


Fig.  IM. 

Troehoryathvs  cottultu  From.  Aptien. 
Haute  Mnme. 
a  Nat.  Grösse, 
6  Kelch  vergrössert. 


Flg.  136. 
Dtltoryaihu*    Italien*    E.  H. 
MiucBn.   Porzteich.  Mähren. 
a  Nat.  Grösse. 
6  Kelch  rergrössert. 


Flg.  136 
Caryophyllia  eyathus  Sol. 
Recent,    Vertlcal  durch- 
geschnitten.  Nat.  Grösse 
(nach  Milne  Edwards). 


2.  Familie.    Ooulinidae.    E.  H. 


.  Stets  zusammengesetzte,  durch  seitliclie  Knospung  entstehende  Stöcke.  Wand 
äusserlich  durch  compactes  Coenenchym  (Stereoplasma)  verdickt.  Visceralraum 
unten  eng:  Septen  wenig  zahlreich,  die  Zwischenräume  leer.  Vom  Lias  an  bis 
jetzt;  fossil  nicht  häufig. 

Oculina  Lam.  Kelche  unregelmässig  oder  in 
Spirallinie  auf  der  glatten  Oberfläche  der  Aeste 
vertheilt.  Septen  etwas  überragend.  Ein  warziges 
.Säulchen  und  ein  Kranz  von  Pfählchen.  Tertiär. 
Lebend. 

Agathelia  Reuss.  Wie  vorige,  aber  Stock 
knollig  oder  lappig.   Kreide.  Tertiär. 

Synhelia  E.  H.  Kreide.  Astrohelia  K.  H. 
Tertiär.  Psamohtlia  E.  H.  Euhelia  E.  H. 
Jura  etc. 

Haplohelia  Reuss.  Aestig,  klein.  Knospen 
alle  nach  einer  Seite  gerichtet.  Wand  körnig  streifig. 
Septa  in  drei  Cyclen.  Säulchen  und  Pfählchen  vor- 
handen. Oligocän. 

Enallohelia  E.  H.  (Fig.  137).  Stock  ästig.  Die  Knospen  in  zwei 
meist  alternirenden  Reihen  nach  einer  Seite  gerichtet.  Die  verdickte  Wand 
aussen  gestreift  oder  gekörnelt.    Säulchen  schwach.  Jura. 

3.  Familie.   Pooilloporidae.    E.  H. 

Zusammengesetzte,  ästige,  lappige  oder  massive  Stöcke  mit  kleinen,  cylindrisclien 
Zellen.  Septa  schwach  entwickelt,  zuweilen  rudimentär.  Wand  durch  dichtes 
Stereoplasma  verdickt.    Visceralraum  mit  horizontalen  Böden. 

Von  den  zwei  hierhergehörigen,  noch  jetzt  lebenden  Gattungen  Pocillo- 
pora  Lam.  und  Seriatopora  Lam.  findet  sich  nur  die  erstere  auch  fossil 
im  Tertiär. 


Fig.  137. 
Enallohelia  ftriata  Quenst 
Coralrag.     Nattheim.     a  Nat. 
Grösse,  6  Kelch  vergrössert 


Digitized  by  Google 


80 


Coelenterata.  Cnidaria. 


4.  Familie.    Stylophoridae.    E.  H. 

Zusammengesetzte  Stöcke.  Die  Zellen  durch  schwammiges  oder  dichtes  Coenenchym 

verbunden.  Septa  wohl  entwickelt,  die 
Interseptalräume  leer.  Jura  bis  Jetztzeit. 

Stylophora  Schweigger.  (Fig. 
138).  .Stöcke  astig  oder  niedrig  massiv, 
knollig.  Kelche  klein,  tief,  in  reich- 
lichem ,  an  der  Oberfläche  körnigem 
Coenenchym  eingebettet.  Septa  wohl 
entwickelt,  wenig  zahlreich.  Säulchen 
griffelförmig.   Jura.  Tertiär.  Lebend. 

Astraeacis  E.  H.  Eocän,  Siy- 
lohe  Ha  E.  H.   Jura.  Kreide. 


Fig.  ish. 

Stt/Iophorn  nultreliculatn  Koni».  Mlocän 
bei  Wien-   a  Stock  in  nat.  Grosse,  l>  Oberfläche 
stark  vergrossert. 


Grund 


5.  Familie.    Astraeidae.    E.  H. 

Einfache  Zellen  oder  häufiger  zusammengesetzte  Stöcke.  Wand  selbständig 
verkalkt  oder  durch  Verwachsung  der  Sepien  gebildet.  Septa  zahlreich,  meist  wohl 
ausgebildet ;  der  Visceralraum  durch  mehr  oder  weniger  reichlich  entwickelte  Quer- 
blättchen,  seltener  durch  Böden  nach  unten  abgeschlossen.  Fortpjlanzung  durch 
Knospung  oder  Selbsttheilung .  Die  meist  ziemlich  hohen  Zellen  zusammengesetzter, 
massiver  Stöcke  entweder  unmittelbar  durch  ihre  Wände  oder  durch  übergreifende 
Sepien  (Costalsepta)  verbunden. 

Sehr  häufig  von  der  Trias  an.  Bei  weitem  die  formenreichste  Familie 
unter  den  Hexakorallen.  Nach  der  gezackten  oder  glatten  Beschaffenheit 
des  Oberrandes  der  Septa  unterscheidet  Milne  Edwards  die  zwei  Unter- 
familien der  Ästraeinae  und  der  Eusmiliinae. 

a)  Unterfamilie.    Ästraeinae.    E  H. 
Oberrand  der  Septa  gezähnt,  gezackt  oder  gekerbt. 

et)  Einfache  Zellen. 
Montlivaultia  Lamx.   (Fig.  139).  Cylindrisch,  conisch,  kreisel-  oder 
scheibenförmig,  unten  zugespitzt  oder  mit  breiter  Basis  aufgewachsen.  Septa 
zahlreich,  am  Oberrand  gezackt.  Säulchen  fehlt.  Epithek  dick,  runzelig,  leicht 
abfallend.    Häufig  in  Trias  und  Jura;  spärlicher  in  Kreide  und  Tertiär. 


Kit?  13!' 

MmtltvauUi*  entpophtflata  Lamx.  sjl  Aus  dem 
Grossonlith  von  (  aen.    Calvados    Nut.  Grösse. 


Flg.  140. 

Uptaphyllia  »inuota  Krom.  Neocornien. 
St.  DUicr.    Nat.  Grdsae. 


Leptophyllia  Reusa.  (Fig.  HO.)  Wie  vorige,  aber  ohne  Epithek, 
mit  breiter  Basis  aufgewachsen.    Jura.  Kreide. 

Lilhophyllia  E.  H.  Wie  vorige,  aber  mit  schwammigen  Säulchen. 
Miocaen.  Lebend. 

(t)  Einfache  Zellen  oder  durch  ealycinale  und  Randknospung 

z  u  s  a  in  m  e  n  g  e s  e  t  z  t  e  Stöcke. 

Stylophyl lum  Reuss.  Einzelzellen  mit  oder  ohne  ealycinale  Rand- 
knospen  oder  massive  Stöcke.  Septen  kräftig,  nur  in  der  Tiefe  vollständig, 
gegen  oben  in  dicke,  vertieale  Dornen  aufgelöst.  Querblättchen  blasig. 
Wand  mit  Epithek.    Alpine  Trias. 

Stylophyllopsis  Frech.  Einfach  oder  schwach  verzweigt.  Die  Septen 
in  der  Nähe  des  Centrums  in  isolirte  vertieale  Dornen  aufgelöst.  Alpine  Trias. 


Digitized  by  Google 


Hexacorallia.    Aporosa.  Astraeidae. 


81 


y)  Durch  laterale  Seiten  knospen  entstandene  buschige  Stöcke. 

Cladocora   Ehrbg.     Stock    aus   cylindrischen,    6\a      &  ^rfV^ 
langen,  allseitig  freien  Aesten  zusammengesetzt.  Kelch 
kreisrund;    Septa  wohlentwickelt.    Siiulchen  warzig. 
Ein  Pfählchenkranz.    Jura  bis  Jetztzeit. 

Stylocora  Reuss  (Fig.  141).  Aeste  cylindriscb. 
Septa  kräftig,  die  des  ersten  Cyclus  am  fnnenrande 
pfeilerartig  verdickt.    Säulchen  griffeiförmig.    Kreide.     ^JSKm  ^ 

MlOCan.  Mlocan.  Niederlels.N.  Oester 

Pleurocora  E.  H.    Kreide.    GoniocoraE.  H.         «  Exemplar  in  nat 

~,  .  T  Grosse,  b  Kelch  vergrossert. 

Inas.     Jura.  (Nach  Reuss.) 

t))  Stöcke  aus  basalen,  auf  Stolonen  oder  Basalausbreitungen 

sprossenden  Knospen  gebildet. 
Rhizangia  E.H.  (Fig.  142).    Zellen  durch  Stolonen  verbunden,  kurz, 
subeylindrisch.  Kelche  seicht,  kreisrund.  Säulchen  warzig.  Kreide.  Tertiär. 

Latusastraea  d'Orb.  Knospen  auf  gemeinsamer  Basalausbreitung,  kurz, 
stark  nach  der  Sei- 
te geneigt,  so  dass 
der  Kelch  halb- 
kreisförmig wird 
und  die  Form  einer 

vorspringenden 
Lippe  annimmt. 
Jura.  Kreide. 
Ä  8  trangia , 
Cryptangia, 
Phyll  angia,Cla- 


$.  141. 
Uichellni  ReuBS.  Aus 
i  Kreide  des  Gösau- 
Nat.  Gr.  (nach  Reuss). 


Fi*.  143. 

Cladawiia  conferta  Rens*.  Mloeiin. 
Bischofswart.    Mähren,    n  Nat.  Grösse. 
b  Ein  Kelch  vergrössert  mach  Reuss». 


dangia  (Fig.  143), 
UlanyiaE.H.  etc. 

t)  Durch  Lateralknospen  gebildete,  massive  Stöcke. 
Heliastraea  E.  H.  (Fig.  144).    Zellen  cylindriscb,  durch  übergreifende 
Costalsepten ,  die  in  jene  der  Nachbarzellen  übergehen,  mit  einander  ver- 
bunden.   Säulchen  schwammig.    Zwischen  den  Septen  in  und  ausserhalb 
der  Wand  reich- 
liche Querblätt- 
chen.     Jura  bis 
Jetztzeit. 

Plesiastraea 
From.  Wie  vorige, 
nur  mit  mehreren 
Pfählchen  vor  al- 
len   Cyclen  mit 

Ausnahme  des 
letzten.  Tertiär 
und  lebend. 

Isastraea  E.H. 
Fig.  145).  Zellen 
prismatisch,  dicht 
gedrängt,  durch 
ihre  W  ande  ver- 
bunden. Kelche 

polygonal.    Säulchen  schwach  oder  fehlend.    Trias.  Jura 

"  Latimaeandra  d'Orb.  (Fig.  140).  Wie  vorige,  aber  die  Kelche  in  Reihen 
geordnet.    Trias  bis  Kreide. 

StylastraeaFrom.,  Leptastraea,  Solenaslraea,  Amphiastraea, 
Priona  straea  E.  H.  etc. 

Zittel,  Orundxfige  der  Palacontologle  (! 


Ifeliattrata  conoidra  Reuss. 
Mlocan,   Euacesfeld  bei  Wien 

(i  Exemplar  in  nal.  Grosse, 
6  mehrere  Kelche  vergrössert. 


Plf,  MS. 
Iftistrtita  lnJinntl 
Goldf.    sp.  Aus 
«"'oral rag  von  Natlheiin. 
Nat.  Gro.se 


r.  im. 

riidril  s'rin- 
tu  Becker.  Au*  ilctn 
Conti  rag  von  Natt- 
helm.   Nat.  Gn'ssc. 
(Nach  Heck  er.) 


Kreide. 


Digitized  by  Google 


82 


Coelenterata.  Anthozoa. 


£)  Durch  Selbsttheilung  gebildete  massive  Stöcke. 

Favia  Oken  (Fig.  147).  Stock  massiv.  Kelche  oval 
oder  verzerrt,  durch  übergreifende  Costalsepten  verbunden. 
Säulchen  schwammig.    Jura  bis  Jetztzeit. 

Goniastraea  E.  H.  Zellen  prismatisch,  polygonal. 
Kelch  mit  wohlentwickelten  Septen,  schwammigem  Säul- 
chen und  Pfählchen.    Kreide.    Tertiär  und  lebend. 


Flg.  14V. 
Favia  caryophylloidr» 
From.  Aus  »1cm  Corel- 
reg  von  Nauheim. 

Nat.  Grösse. 


17)  Durch  Selbsttheilung  ent- 
standene ästige  Stöcke. 

Calamophyllia  Blainv.  {Rhabdophyllia  E.  H.,  Litho- 
demlron  p.  p.  Mich.)  (Fig.  14*  .  Stock  bündeiförmig  oder  lnmchig.  Einzel- 
zellon  sehr  lang,  cylindrisch.    Wund  gerippt,  ohne  Epithek.   Säulchen  fehlt. 

Trias.  Jura.  Tertiär.  Be- 
sonders häutig  in  der  alpi- 
nen Trias.  C.  clathrata 
Emmrich  sp. 

Thecosmilia  E.  H. 
(Fig.  149).  Stock  buschig; 
Zellen  nach  der  Selbst- 
theilung vergabelt.  Epi- 
thek runzelig,  leicht  ab- 
fallend. Säulchen  fehlend 
oder  rudimentär.  Trias 
bis  Tertiär.  Nach  Frech 
nicht  verschieden  von  Cala- 
mophjllia.  Sehr  häufig  in 
Trias  und  Jura. 

Baryphyllia,  Hy- 
hyllia  E.  II.  etc. 


FIr  mr. 
Calamophyllia  StoketS  E.  H. 
Coralrai».    Steeple  Aston. 
England.    Nat.  Grosae. 


Flg  UO. 
TlumtmUia  trichotttma  Goldf.  sp. 
Aus  dorn  f  oralrag  von  Natt 
heim.    Nat.  (»rosse. 


#■)  Durch  Selbsttheilung  entstandene  Stöcke  mit  zusammen- 
fassenden Zellenreihen. 

Lepioria  E.  II.  (Fig.  150).  Stock  massig,  aus  mäandrischen  Reihen 
zusammenlliessender  Individuen  gebildet,  die  Reihen  durch  ihre  Wände 

verbunden.  Septa  gedrängt,  fast 
parallel ;  Säulchen  blattförmig.  Jura. 
Kreide.  Tertiär. 

Diploria  E.  H.  Wie  vorige, 
aber  Reihen  nicht  direct  durch  ihre 
Wände,  sondern  durch  überragende 
Costalsepten  verbunden.  Kreide. 
Tertiär.  Lebend. 

Aspidiscu8  Koenig  (Fig.  151). 
Stock  scheibenförmig,  rund  oder 
elliptisch,  unten  mit  runzeliger  Epi- 
thek bedeckt.  Die  Zellenreihen 
strahlen  vom  Centrum  aus  und  sind 
durch  scharfe  Kämme  von  einander  geschieden;  bei  den  an  der  Peripherie 
gelegenen  Zellen  sind  die  äusseren  Septen  verlängert  und  bilden  einen  ge- 
streiften Rand.  Kreide. 

Weitere  Gattungen:  Symp hyllia  E.  IL,  Sliboria  Etallon,  Stell oria 
d'Orb.,  M  aeandrina  Lam.  etc. 


FIr.  150. 

Lrjitoria  Konincki  Keuss 
Obere  Kreide.  Qosauthal 
Nat.  Grosse. 


A^pldUau  ertfatu» 
Kneii.    Auk  der  niiil- 
lereuKreide  von  Haina 
in  Algerien.    Nat.  Gr. 


Digitized  by  Google 


Hcxacorallia.    Aporona.  Astraeidae. 


83 


b)  Unterfamilie.    Ensmilünae.    E.  H. 
Oberrand  der  Scpta  glatt,  nicht  gezackt. 

«)  Einfache  Zellen. 

•  Trochosmilia  E.  H.  (Fig.  152).  Kreiseiförmig,  unten  zugespitzt  oder 
festgewachsen.  Septa  zahlreich,  bis  zum  Centrum  reichend.  Wand  nackt, 
Rippen  gekörnelt.  Säulchen  fehlt.  Querblättchen  reichlich.  Kreide.  Tertiär. 

Coelosmilia  E.  H.  ( Fig.  153).  Wie  vorige,  jedoch  Querblättchen  nur 
spärlich.   Kreide.  Lebend. 


Flg  152. 

TrocJiotmUia  granifcrn  Raime  Turonkreide. 

Bai  ns-les- Reimes. 
■  Von  der  Seite  nat.  Grosse.    6  Kelch  etwas 
vergrössert  tnach  Fromentel). 


Fig.  lös. 
Codotmilia  lora  E.  H. 


Fig.  154. 
l'lacotmilia  cunei/ormi* 


Aus  der  weissen  Kreide    F..  II.    Aus  der  oberen 


von  Lüneburg. 
Nat.  Grösse 


Kreide  von  St.  Gilgen 
amWolfgangsec.  Nat.Gr. 


Placosmilia  E.  H.  (Fig.  154).  Keilförmig,  unten  zugespitzt  oder  kurz 
gestielt.  Kelch  seitlich  zusammengedrückt,  quer  verlängert.  Septen  zahlreich, 
Traversen  reichlich,  Säulchen  blattförmig.  Wand  nackt,  Rippen  gekörnelt. 
Kreide. 

Diploctenium  Goldf.  Kelch  zusammengedrückt,  stark  querverlängert, 
die  Seiten theile  abwärts  gebogen,  so  dass  das  Polyparium  hufeisenförmige 
Gestalt  erhält.  Säulchen  fehlt.  Wand  nackt.  Rippen  dichotom  oder  tricho 
torn  gespalten.    Obere  Kreide. 

Weitere  Gattungen :  Phyllosmilia  ,  Lophosmilia ,  Axosmilia 
E  H.  etc. 

ß)  Durch  Lateralknospung  gebildete  Stöcke. 

PI  acophyliia  d'Orb.  (Fig.  155).  Knospen  am  Kelchrand  oder  auf 
den  Seiten  ausbrechend  und  buschige  oder  asträoidische  Stöcke  bildend. 
Säulchen  griffelförmig.  Jura. 

Galaxea 
Oken.  Buschi- 
ge Stöcke;  die 
cylindrischen 
Ze'llen  durch 

Schichten 
schwammiger 
Perithek  ver- 
bunden. Le- 
bend. 

Stylin  a 
Lam.(Fig.l50). 
Massive  Stöcke. 

Die  Zellen  durch  übergreifende  Rippen  verbunden.  Septa  wohlentwickelt,  in  (!, 
*  oder  10  Systeme  geordnet.  Säulchen  griffeiförmig.  Vermehrung  durch  Costal- 
knospen.    Querblättchen  reichlich.    Sehr  häufig  in  Trias,  Jura  und  Kreide. 
Placocoenia  d'Orb.,  Cryptocoenia  E.  H.    Jura.  Kreide. 

6» 


Fig.  IST». 

Uacophyllia  dianthu*  Goldf.  sp.« 
Coralrng.  Nattheim,  a  Xat  Grosse, 
b  Kelch  vergrösaert 


Fig.  IM. 

Stylina  Delnbcchei  E.  H.  Coralrag. 
Steeplc  Ashton.  England.  «  Nat.  Grosse, 
6  zwei  Kelche  vergrössert. 


Digitized  by  Google 


84 


Coelenterata.  Anthozoa. 


Cyathophora  Mich.  Massive  Stöcke.  Die  Zellen  durch  Costalsepten 
verbunden.  Septa  kurz,  das  Centrum  nicht  erreichend.  Säulchen  fehlt. 
Der  Visceralraum  durch  parallele,  horizontale  Böden  abgeschlossen.  Jura. 
Kreide. 

Coccophyllum  Reusa.  Massive  Stöcke.  Zellen  durch  ihre  Wände 
verbunden.  Kelche  polygonal.  Septa  zahlreich.  Säulchen  fehlt.  Visceral- 
raum mit  Querböden.    Trias  der  Alpen. 

Pinacophyllum  Frech.  Trias. 

Holocystis  Lonsd.    Massive  Stöcke.   Kelche  durch  Rippen  verbunden. 
Von  den  Septen  vier  durch  Grösse  oder  Dicke  ausgezeichnet.  Visceralraum 
a  j,  mit  Böden.  Kreide. 

Astrocoenia  E.  H.  (Fig.  157). 
Massiv.  Zellen  polygonal,  durch 
ihre  Wände  verbunden.  Septa 
zahlreich,  lang.  Säulchen  griftel- 
förmig.  Nur  Querblättchen  im 
Visceralraum.  Trias.  Jura.  Kreide. 
Tertiär. 

Stephanocoenia  E.  H.  Wie 
vorige,  aber  Säulchen  von  Pfähl- 
chen umstellt.  Trias  bis  Jetztzeit. 
l'hyllocoenia  E.  II.  (Confus- 
astraea  d'Orb.,  Adelastraea  Reuss).  Stöcke  massiv.  Die  rundlichen  oder 
ovalen  Zellen  unvollkommen  durch  Rippen  verbunden.  Septa  stark  ent- 
wickelt, in  der  Mitte  zwischen  dem  Centrum  und  der  Wand  verdickt. 
Säulchen  rudimentär.    Trias  bis  Tertiär. 

Colnmnastraea  E.  H.,  Stylocoenia  E.  IL,  Convexastraca  d'Orb.  etc. 


Astrocoettin  ikcaphylla 


Kreide.  Gosauthul. 


«i  Stock  in  nat  Gr-isne,  b  mehrere  Kelche  vergrosucrt 


y)  Durch  Selbsttheilung  gebildete  Stöcke. 

Aplosmilia  E.  H.  Buschige  Stöcke.  Zellen  meist  mit  dichotomem 
Scheitel.  Kelch  rund  oder  länglich.  Säulchen  blattförmig.  Wand  mit 
kammförmigen  Rippen.  Jura. 

Plocophyllia  Reuss  (Fig.  158).    Acstige,  blättrige  oder  massive  Stöcke. 
Die  durch  Selbsttheilung  entstandenen 
Zellen  werden  frei  oder  sind  zu  frei- 
stehenden Reihen   wrbunden.  Säul- 
chen fehlt.  Tertiär. 


Fi»?  15«. 

l'ioeofihttUin  tnlyculata  Heu»     Oligooän  Monte 
Oulotta  >h;I  Yicenxa.   Nat.  Ur.>sse. 


Fig.  18». 

Xhipiilofftfra  enma  Front.  Conti  rag.  Gray.  Haute 

^a.'.ne.    '/»  nät.  Grosse. 


Barysmtlia  E.  H.  Stock  massiv,  gestielt,  oben  mit  kurzen  Knospen  be- 
deckt.   Kelche  oval,  zuweilen  in  Reihen.    Säulehen  blattartig.  Kreide. 
Stenosmilia  From.  Kreide. 


Digitized  by  Googl 


Hexaoorallia    Aporosa.  Fungidac. 


H5 


Pachygyra  E.  H.  Stock  aus  gewundenen  Zellenreihen  bestehend,  welche 
durch  Costalcoenenchym  verbunden  sind.  Säulchen  lamellär.  Jura.  Kreide. 
Phytogyra  d'Orb.    Jura.  Kreide. 

Rhipidogyra  E.  H.  (Fig.  159).  Stock  aus  einer  einzigen  geraden  oder 
gefalteten  Zellenreihe  bestehend.    Säulchen  lamellär.    Jura.  Kreide. 

6.  Familie.    Fungidae.    E.  H. 

Einfache  Zellen  oder  niedrige,  in  die  Breite  ausgedehnte  Stöcke.  Septen 
zahlreich,  mit  zackigem  Oberrand;  Synaptikeln  (selten  auch  QuerbläUchcn)  vor- 
handen. Wand  zwischen  den  Einzelzellen  fehlend,  dagegen  auf  der  Unterseite 
von  Stöcken  vorhanden.  Vermehrung  geschlechtlich  oder  durch  Knospen.  Jura 
bis  Jetztzeit. 


Flg.  160 

Uicroteri»  hemirphaerica  From.    Aus  dem  Grünsand  (Ccno- 
manien)  von  Ix>  Maus,    a  Von  ober,  b  von  unten  <ver- 
frroBsert),  c  von  der  8elte,  nat.  Grösse. 


Fungia  Dana.  Einfach, 
niedrig,  scheibenförmig.  Septa 
sehr  zahlreich,  von  verschiede- 
ner Länge  und  Starke,  nur 
durch  Synaptikeln  verbunden, 
auf  der  "flachen  Unterseite  als 
stachelige  Rippen  vorragend. 
Wand  fehlt.  Lebend  und 
subfossil. 

M icroseris  From.  (Fig. 
160).  Einfach,  scheibenförmig, 
kreisrund,  obengewölbt.Unter- 
seite  eben,  mit  Körnern  be- 
deckt. Kreide. 

Trochoseris  E.  H.  Ter- 
tiär. Lebend. 

Cyat hoser is  E.  H.  (Fig.  161).  Stock  angeheftet,  kreiseiförmig.  Die 
jungen  Zellen  durch  Costalknospung  an  der  Peripherie  entstehend.  Gemein- 
same Aussen-  a 

wand    nackt  /üüv  ^ss  & 

oder  gestreift. 
Kreide.  Ter- 
tiär. 

Lopho- 
seris  E.  H., 
Mycedium 
E.  H.,  Aga- 
ricia  Laru. 
etc.  Tertiär 

und  lebend.  OyathoteH»  mbrtgulari»  Reusa.   OURocfcii.   Monte  ( arlotta  bei  Vlcenza. 

o  Von  oben,  b  von  der  Belte,  nat.  «Jmsse. 

B.  Unterordnung.    Perforata.   K.  H. 

Septa  aus  Kalkkörperchen  aufgebaut,  zwischen  welchen  kleinere  oder  grössere 
Zwischenräume  frei  bleiben.  Wand  fehlt  oder  durch  Verwachsung  der  Septenenden 
gebildet.    Interseptalräume  leer  oder  mit  Synaptikeln  oder  Querblättchen  versehen. 

?  1.  Familie.    Archaeocyathidae. ')  Walcott. 
Einfache,  kreiseiförmige  oder  subeylindrische  Zellen.  Septa  und  Wand  löcherig; 
die  inneren  Enden  der  Septen  durch  eine  durchlöcherte  Innenwand  verbunden,  welche 
einen  leeren  Centrairaum  umschliesst.    Interseptalräume  mit  Querbalken. 

*)  Billings,  Palaeo*oic  Fossils  of  Canada  I.  —  Walcott.  Bull.  U.  S.  geolog. 
Survey  Nr.  30.  —  Bornemann,  Versteinerungen  des  Cambrisehen  Systems  von  Sar- 
dinien 1886  —  Binde,  J.  G.,  Quart.  Joum.  geol.  Boc.    im.    Bd.  45.    8.  125 


Digitized  by  Google 


86 


Coelenterata.  Anthozoa. 


Die  bis  jetzt  beschriebenen  Gattungen  (Archaeocyathus  Billings,  Eth- 
mophyllum  Meek,  Spirocyathus  Hinde,  Proto pharetra  Bornem.  etc.) 
Huden  sich  ausschliesslich  in  carabrischen  Ablagerungen  von  Canada,  Nord- 
Amerika,  Spanien  und  Sardinien.  Sie  bilden  vielleicht  eine  besondere  Ord- 
nung der  Madreporaria. 

2.  Familie.    Eupsammidae.    E.  H. 

Einfache  Zellen  oder  durch  Laierai  knospen  sich  vermehrende  Stöcke.  Septa 
sehr  zahlreich,  porös,  zuweilen  durch  Synaptikeln  verbunden,  häufig  mit  ihren 
inneren  Enden  verteachsen.  Aussenicand  nackt  oder  mit  Epithek,  durch  Verdickung 
der  Septenenden  gebildet.    Silur  bis  jetzt. 

C  alostylis  Lindström.  Einfache,  subeylindrische  Zellen  oder  durch 
einseitige  Knospen  sich  vermehrende  Stöcke.  Septa  sehr  zahlreich,  schwam- 
mig porös,  durch  Synaptikeln  oder  Verwachsung  verbunden.  Säulehen  dick, 
schwammig.    Wand  mit  Epithek.    Ob.  Silur.  Gotland. 

Haplaraea  Milasch.    Einfache,  cylindrisehe  Zellen,  mit  breiter  Basis 
festgewachsen.    Septa  zahlreich,  bis  zum  Centrum  reichend,  mit  grossen 
Poren,  zuweilen  mit  einander  verwachsen  oder  durch  Syn- 
aptikeln verbunden.  Traversen  ebenfalls  vorhanden.  Säulchen 
fehlt.    Jura.  Kreide. 


Fig.  162. 
Euptammia 
truchiformi*  Pal- 
las, (irobkalk. 
Chaussy  bei  Pa- 
ris. Nat  (!r(wse. 


Fig.  103. 
HaUinophyllia  »inuata  Rens*, 
oügocän.  Waldböckelheim. 
n  Nat.  Gr  ,  b  mehrere  Septa  verur. 


Fig.  164. 

Stephaviip/iylliii  tUijann  Bronn  sp.    Pllocan  von 
Stazzatio  bei  Modeiia.  a  von  oben.  6  von  unten 
(vcrgrosserO,  c  von  der  .Seite,  nat.  Gronne. 


Eupsammia  E.  H.  (Fig.  1(52).  Conisch,  kreiseiförmig,  unten  zugespitzt, 
frei.  Septa  sehr  zahlreich  in  fünfCyclen,  die  des  letzten  Cyclus  stärker, 
als  jene  des  vorlebten.    Siiulchen  fehlt  oder  vorhanden.    Eocän  bis  jetzt. 

a  Balanophyllia  Wood  (Fig.  103).  Subcylin- 

drisch,  einfach,  mit  breiter  Basis  festgewachsen. 
Säulchen  schwammig.  Septa  dicht  gedrängt,  zum 
Theil  verwachsen.    Eocän  bis  jetzt. 

Stephanophyllia  Mich.  (Fig.  1»54).  Einfach, 
scheibenförmig.  Basis  horizontal.  Kelch  kreis- 
rund. Septa  zahlreich ;  die  sechs 
Primärleisten  bis  zum  Centrum 
reichend,  die  übrigen  innerhalb 
jedes  Systems  mit  ihren  Innen- 
enden verwachsen.  Kreide.  Ter- 
tiär. 

Dendrophyllia  Blv.  (Fig. 
105).  Aestige,  durch  Lateral- 
knospen entstandene  Stöcke.  Kel- 
che oval.  Septa  dünn,  zahlreich; 
die  des  letzten  Cyclus  bis  zum 
schwammigen  Säulchen  reichend 
und  mit  den  convergirenden  En- 
den der  kurzen  Septen  des  vorletzten  Cyclus  verwachsen.  Tertiär.  Lebend. 
Lobopsammia  E.  IL,  Stereopsammia  E.  H.,  Astroides  E.  II.  etc. 


Dciutrophyllin  flegnn*  Duncan.    Oligooftn  von  Brocken- 
hurst.   England,    n  Kxctnplar  in  nat  <ir«*ac,  l>  Quer- 
schnitt de«  Kelches  vergrnssert 


Digitized  by  Google 


Hexacorallia.  Perforata. 


87 


3.  Familie.    Thamnastraeidae.  Milaschewitsch. 

(Pseudoastraeidae  und  Pseudoagaricinae  Pratz.) 

Einfache  Zellen  oder  zusammengesetzte,  flach  ausgebreitete  oder  massive 
Stiicke.  Septen  zahlreich,  mehr  oder  weniger  porös,  aus  cy  Ii  ndrischen,  in  verti- 
calen  oder  fächerartig  angeordneten  Reihen  von  Kalkkörperchen  (Trabekeln)  auf- 
gebaut. Wand  zwischen  den  Einzelzellen  fehlend,  dagegen  auf  der  Unterseite 
von  Einzelzellen  oder  zusammengesetzten  Stöcken  vorhanden.  Interseptalräume  mit 
Synaptikeln  und  Traversen.  In  Trias,  Jura  und  Kreide  sehr  häufig;  seltener 
im  Tertiär  und  lebend.  » 


Flg.  166. 

Cydotitt*  undvlata  Lam.    Obere  Kreide.    Gosanthal.   a  Von  der  ßeite,  6  von  unten,  c  ein  Septum 

Seile,  nat.  Grösse. 


Anabacia  E.H.  Einfache,  freie,  Scheiben-  oder  linsenförmige  Zellen 
mit  ebener  Basis.  Oberseite  gewölbt  mit  spaltförmiger  Centraihöhle.  Septa 
sehr  zahlreich,  dünn,  durch  Synaptikeln  verbunden.    Wand  fehlt.  Jura. 

Gen  ab  acta  E.H.  Wie  vorige,  aber  zusammengesetzt,  indem  um  den 
Centraikelch  ein  Kranz  von  kleineren  Kelchen  steht.  Jura. 

Micrabacia  E.  H.,  Cyclabacia  Bölsche.  Kreide. 

1  B 


Fig.  167. 

Thamnastrata  proHfera  Becker.  Oberer  Jura.  Nauheim.  Württemberg.  A  Ein  Stock  «/»  nat.  Grösse,  if  Die 
iremeinsame  Wand.  Ii  Ein  Costalseptum  von  der  Seit«  gesehen,  vergroa»ert.  um  den  Auftau  aus 
Trabekolreiben  zu  /eigen  m  Virwachsungssiclle  von  zwei  zu  benachbarten  Zellen  gehörigen  Septen, 
I  Trabekeln,  p  porenartige  Zwischenräume  der  Trabekeln  (aus  Stcinmann-Döderleln).  C.  Thnm- 
nastraea  afiaricUe*  Goldf.   Obere  Kreide.   Gösau.   Stück  der  Oberfläche  eines  Stockes,  nat  Grösse. 

Omphalophyllia  Laube.  Einfach,  kreiseiförmig  oder  subeylindrisch, 
festgewachsen  mit  Epithek.  Septa  sehr  zahlreich,  am  Oberrand  gekörnelt. 
Kelch  seicht.    Säulchen  griffeiförmig.    Trias  der  Alpen. 

Cyclolite8  Lam.  (Fig.  166).  Einfach,  frei,  scheibenförmig,  oben  gewölbt, 
unten  flach,  mit  runzeliger  Epithek  überzogen.  Septa  sehr  dünn,  bis  zum 
Centrum  reichend,  ausserordentlich  zahlreich,  durch  Svnaptikeln  und  Tra- 
versen verbunden,  aus  verticalen  Reihen  von  Trabekeln  aufgebaut.  Sehr 
häufig  in  der  Kreide;  selten  in  Jura  und  Eocän. 

Thamnastraea  Lesauvage  (Fig.  1»>7).  Zusammengesetzte,  flach  aus- 
gebreitete und  gestielte  oder  pilzförmige  Stöcke,  von  einer  gemeinsamen, 
auf  die  Unterseite  beschränkten  Wand  umgeben.  Einzelzellen  ohne  Wand, 
durch  Costalsepten  verbunden.  Säulchen  griffeiförmig  oder  rudimentär.  Die 
wohlentwickelten  Septen  aus  fächerartig  angeordneten  Reihen  cylindrischer 


Digitized  by  Google 


88  Coelenterata  Anthozoa. 

Trabekeln  aufgebaut  und  durch  Svnaptikeln  und  Traversen  mit  einander 
verbunden.    Sehr  häufig  in  Trias,  Jura,  Kreide,  Eocän  und  Oligocän. 

D  imorphastraea  d'Orb.  Wie  vorige, 
aber  die  Kelche  concentrisch  um  eine  centrale 
Zelle  angeordnet.   Trias  bis  Tertiär. 

Comoseris  d'Orb.  (Fig.  168).  Wie  TJtam- 
nastraea,  jedoch  die  Kelche  durch  gewundene 
Höhenzüge  gruppenweise  von  einander  getrennt. 
Jura.  Tertiär. 

Astraeomorpha  Reuss.  Stöcke  knollig, 
flach  ausgebreitet  oder  ästig,  von  runzeliger 
Epithek  umgeben.  Zellen  klein,  durch  kurze, 
dicke  Costalsepten  verbunden.  Säulchen  griffel- 
förmig.    Trias  bis  Oligocän. 

Micro8olena  Lamx.  Trias.  Jura.  Di- 
morpharaea  From.  Jura. 

4.  Familie.    Poritidae.  Dana. 

Zusammengesetzte  Stöcke,  aus  löcherigem  Sklerenchym  bestehend.  Zellen  klein. 
Septa  meist  wenig  zahlreich,  zuweilen  durch  Reihen  von  Trabekeln  oder  Lamellen 
ersetzt.    Wand  fehlt. 

a)  Unterfamilie.    Spongiomorphinae.  Frech. 

Sielet  aus  dicken,  durch  horizontale  Synaptikeln  verbundene  Trabekeln 
aufgebaut.  Kelche  ganz  undeutlich  vom  Coenenchym  getrennt,  ohne  deutliche 
Septa.    Afeist  sparsame  Traversen  vorhanden. 

Von  den  hierher  gehörigen  Gattungen  finden  sich  Spongiomorpha, 
Heptastylis  und  Stroniatomorpha  Frech  in  der  alpinen  Trias  (Zlambach- 
schichten  und  Rhät.).  Es  sind  knollige  Stöcke  von  sehr  unregelmässiger 
Gestalt.  Bei  Spongiomorpha  und  Heptastylis  sind  die  sechs  Septa  durch 
ziemlich  regelmässig  gestellte  Trabekelpfeiler  angedeutet  und  bei  Heptastylis 
durch  in  gleicher  Höhe  ausgehende  Synaptikeln,  welche  förmliche,  durch- 
löcherte Horizontalschichten  bilden,  verbunden.  Bei  Stromatomorpha 
fehlt  jede  radiäre  Anordnung  der  Septaltrabekeln. 

Vielleicht  gehört  hierher  auch  Palaeacis  E.  H.  (Sphenopoterium  Meek 
u.  Worth)  aus  dem  Kohlenkalk  von  Nord-Amerika  und  Schottland. 


b)  Unterfaniilie.   Torbinarlnae.   E.  H. 

Septa  wohl  cntivickelt.  DU  Zellen  in  ein  schwammiges  Coenenchym  eingebettet. 


Fi*.  M«.  Flg.  170 

Actimwi*  Henau*  Reu.««.  Kreide.  GOMUthal.  Litharata  Wcbtteri  E.  U.  Eocän  Brackles 
a  <M»erfltiche  in  nut  <  irosse,  /.Querschnitt  parol-  harn  Buy.  England, 

lel  der  Oberflache,  vergrossert,  c  Längsschnitt,  a  Ein  Stock  nat  GfftMe. 

vergrbssert  (nach  Reust).  6  Vier  Kelche  vergrössert. 


Actinacis  d'Orb.  (Fig.  169).  Massige  oder  ästige  Stöcke.  Coenenchym 
reichlich,  körnig.  Septa  kräftig,  ziemlich  gleichstark.  Säulcheu  warzig; 
Pfählchen  vor  allen  Septem    Kreide.  Tertiär. 


Fig.  168. 

ComoBtri»  cmi/trla  Reu»«.  Oligocän 
von  Monte  cärlotut  bei  Vlcenza  in 
2  facher  VergrusserungV 


Digitized  by  Google 


Hexacorallia.  Poritidae. 


89 


Aslraeopora  Blv.  Massive  Stöcke.  Coenenchym  locker,  an  der 
Oberfläche  stachelig.  Septa  ungleich  entwickelt.  Säulchen  und  Pfählchen 
fehlen.    Tertiär.  Lebend. 

Dendracis  E.H.,  Cryptaxis  Reuss.  Tertiär. 

Turbinaria  Oken  (Qemmipora  Blv.).  Stock  blattförmig.  Coenenchym 
ziemlich  dicht  und  feinstachelig.  Septa  gleich  gross.  Säulchen  schwammig. 
Kreide.    Tertiär.  Lebend. 

c)  Unterfamilie.    Poritlnae.    E,  H 

Septa  wohl  enhuickelt.  Die  Zellen  durch  ihre  löcherige  falsche  Aussenwand 
verbunden. 

Litkaraea  E.  H.  (Fig.  170).  Stock  massig.  Kelche  subpolygonal. 
Septa  meist  in  drei  Cyclen.    Säulchen  schwammig.    Eocän.  Miocän. 

Rhodaraea  E.  H.  Massive  Stöcke.  Falsche  Wände  der  Kelche  dick. 
ITählchen  vorhanden.    Miocän  und  lebend. 


Fi*.  171 

Porites 

Miocan.  Mähren, 
n  Horlzontalachnitt.  b  Ver- 
Ucalschnitt   Beide  Figuren 


Fig.  178. 

a  *txm<jiotn  Dana.  Rcccnt  Fidschi- 
Inseln.  Vertlcalschnitt  durch  eine  Zelle,  ver- 
drössen, um  die  durchlöcherte  Wand  und  die 
Boden  zu  «eigen,  b  Atvtojtora  rudi»  lleuss. 
Nummulitenknlk  von  Oberburg.  Steycrmark 
Nat.  Orosso.  c  Zwei  Kelche,  stark  venrrossert. 
(Fig.  a  nach  Dana,  6  nach  Reuss.j 


Porites 
Lam.  (Fig. 
171).  Massi- 
ve oder  ästi- 
ge Stöcke. 

Kelche 
seicht,  poly- 
gonal. Septa 
netzförmig. 
Säulchen 
warzig,  von 
einem  einfa- 
chen Pfähl- 
chenkranz 
umstellt. 

Kreide  bis  jetzt.  Die  Gattung  Porites  ist  einer  der  wichtigsten  Riffbildner 
der  Jetztzeit. 

Protaraea  und  Stylaraea  E.  H.  bilden  meist  incrustirende  Stöcke 
mit  polygonalen  Kelchen.  Der  Visceralraum  ist  unten  durch  horizontale 
Böden  abgeschlossen.    Silur.  Devon. 

d)  Unterfamilie.    Alyeoporinae.  Verill. 

Septa  aus  isolirten  Bälkchen,  Domen  oder  netzförmigen  Lamellen  bestehend. 
Wand  löcherig.    Visceralraum  mit  porösen  Böden. 

Alveopora  Quoy  u.  Gaimard  (Fig.  172).  Stock  massig.  Kelche  klein, 
polygonal.  Septa  durch  entfernt  stehende  Dornen  ersetzt.  Böden  spärlich, 
in  grossen  Abständen.   Tertiär.  Lebend. 

Koninckina  E.  H.  Kreide. 

5.  Familie.    Madreporidae.  Dana. 

Zusammengesetzte,  ästige  oder  lap- 
pige Stöcke  mit  kleinen,  röhrigen  Zellen, 
die  aus  einem  schwammigen  oder  netz- 
Jörmigen  Coenenchym  vorragen.  Septa 
(6 — 12)  zuweilen  schwach  entwickelt. 
Zwei  gegenüberstehende  lange  Septen  be- 
rühren sich  im  Centrum.    Wand  fehlt. 

Die    Gattung   Madrepora  Lin. 
(Fig.  173)  nimmt  an  dem  Aufbau  der 
jetzigen    Korallenriffe   einen  wesent- 
lichen Antheil  und  bildet  zuweilen  Stöcke  von  ansehnlicher  Grösse 
findet  sie  sich  nur  spärlich  im  Tertiär. 


Fig.  173. 

Madrepora  Anglica  Duncan.  Olifrocftn.  Brocken- 
hurst. England,   a  Mehrere  Kelche  vergn  >s*ert, 
b  Verticalschnltt,  stark  vergrößert. 

Fossil 


Digitized  by  Google 


90 


Coelenterata.  Anthoso». 


Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  Hexacorallia. 

Unter  den  Hexacorallen  sclieincn  die  Aporosen  aus  den  Tetra- 
corallen  hervorgegangen  zu  sein  und  deren  direete  Fortsetzung  zu 
bilden.  Sie  beginnen  darum  da,  wo  die  letzteren  aufhören,  entfalten 
schon  in  der  Trias  einen  grossen  Formenreichthum  und  spielen  in  der 
mesozoischen,  känozoischen  und  Jetztzeit  eine  Hauptrolle  am  Aufbau 
der  KorallenrifFe.  Von  den  sechs  Familien  der  Aporosen  sind  die 
Astraeiden  weitaus  die  wichtigste  und  fonnenreiehste,  neben  denen  die 
Fungidae,  Stylophoridae,  Pocilloporidac,  Oculinidae  und  Turbinolidae  nur 
untergeordnete  Bedeutung  besitzen  und  auch  erst  später  (im  Jura,  die 
Pocilloporiden  sogar  erst  im  Tertiär)  beginnen. 

Einen  selbständigen  Zweig  der  Hexacorallen  bilden  die  Perforata, 
als  deren  Ahnen  wohl  die  merkwürdigen,  cambrischen  Archaeocyathidae 
betrachtet  werden  dürfen.  Vereinzelte  Eupsammidae  und  PoriUdae 
finden  sich  im  Silur  und  Carbon,  aber  erst  von  der  Trias  an  entfalten 
die  Thamnastraeiden  und  Poritiden  grösseren  Formeureichthum  und 
nehmen  an  der  Zusammensetzung  der  triasischen,  jurassischen,  creta- 
ceischen  und  tertiären  Korallenriffe  erheblichen  Antheil.  Die  Eupsam- 
miden  haben  ihre  Hauptverbreitung  im  Tertiär  und  in  der  Jetztzeit, 
und  die  Madreporiden  gehören  fast  ganz  der  gegenwärtigen  Erd- 
periode an. 

Neben  vereinzelten  Tiefseeformen,  die  in  den  verschiedensten 
geologischen  Formationen  vorkommon,  findet  man  die  Hexacorallen 
meist  in  Korallenkalken  von  sehr  variabler  Mächtigkeit  vereinigt  und 
zwar  in  der  Regel  zwischen  Ablagerungen  von  entschieden  litoralem 
Charakter.  Die  urweltlichen  Korallenriffe  lassen  sich  meist  mit  den 
Saumriffen  oder  Wallriffen  der  Jetztzeit  vergleichen,  nicht  aber  mit 
Atollen,  die  offenbar  ihre  Entstehung  den  besonderen  orographischen 
Verhältnissen  des  pacilischen  Oceans  zu  verdanken  haben. 

In  der  Trias  enthalten  die  St,  Cassianer,  Zlambach  und  Rhätischen 
Schichten  der  Alpen  grössere  Mengen  von  riffbauenden  Hexacorallen, 
während  die  ausseralpinen  Triasablagerungen,  sowie  die  rein  kalkigen 
und  dolonritisehen  Gesteine  der  Alpen  häufig  entweder  ganz  korallenfrei 
sind  oder  nur  wenige  Reste  derselben  aufweisen. 

Im  Lias  sind  Korallenriffe  in  England,  Luxemburg  und  Loth- 
ringen nachgewiesen;  der  Dogger  enthält  nur  ausnahmsweise  in 
Schwaben,  im  badischen  Rheinthal,  im  schweizerischen  Jura,  in  der 
Normandie  und  England  Korallen  führende  Bänke  von  meist  geringer 
Mächtigkeit.  Eine  reiche  Entwickelung  von  Korallenkalken  bietet  der 
obere  Jura  im  schweizerischen  und  französischen  Juragebirge,  in 
Lothringen,  Südbaden,  England  und  vielen  Orten  von  Frankreich,  in 
Schwaben  (Nattheim,  Blaubeuern)  und  Bayern  (Kelheim),  sowie  im 
ganzen  Gebiet  der  Alpen,  Karpathen,  Cevennen  und  Apenninen,  wo 
die  obersten  (sog.  Tithonschichten)  häufig  in  Gestalt  von  Korallenkalken 
ausgebildet  erscheinen. 

Die  untere  Kreide  (Neocom)  liefert  in  Frankreich  (Ilaute  Marne 
und  Yonne),  in  der  Krim  und  in  Mexico  Korallenriffe,  das  Urgouien 
ist  in  den  Schweizer  und  bayerischen  Alpen  zuteilen  Korallen  führend. 
Im  Turon  und  Senon  der  Alpen  (Gösau-Schichten)  Pyrenäen  und 
der  Provence  kommen  zahlreiche  Riffkorallen  meist  in  Gesellschaft  von 
Rudisten  vor;  die  oberste  Kreide  enthält  nur  ausnahmsweise  in  Holland 


Digitized  by  Google 


Hexacorallia.  Tnbulnta. 


91 


(Maestrieht)  und  Dänemark  (Faxoe)  eine  beschränkte  Anzahl  von  riff- 
hauenden Hexacorallen. 

Im  älteren  Tertiär  (Eocän  und  Oligocän)  ist  das  Vorkommen 
von  Korallenriffen  auf  den  Nord-  und  Südrand  der  Alpen  und  Pyrenäen, 
auf  Arabien  und  Westindien  beschränkt,  während  die  aussoralpinen  euro- 
päischen und  amerikanischen  Ablagerungen  derselben  Zeit  in  der  Regel 
nur  Einzelheiten  aufweisen;  im  Miocän  und  IMiocän  rücken  die 
eigentlichen  Korallenriffe  mehr  und  mehr  nach  dem  Acquator  vor  (Java, 
Rothes  Meer,  Japan),  während  sich  die  in  Ablagerungen  gemässigterer 
Zonen  (Wiener  Becken,  Touraine,  Italien)  vorkommenden  Formen  nur 
spo radisch  in  der  übrigen  Fauna  vertheilt  finden. 


Stets  zusammengesetzte,  aus  röhrenförmigen  oder  prismatischen  Zellen  bestehende 
Stöcke.  Wand  dick,  selbständig  verkalkt,  dicht  oder  mit  runden  Verbindungsporen 
versehen.  Septa  schwach  entwickelt  (meist  6  oder  12),  zuweilen  nur  durch  Wand- 
leisten  oder  Dornenreihen  angedeutet  oder  auch  vollständig  Jehlend.  Der  Visceral- 
räum  durch  Querböden  in  aufeinander  /olgende  Fächer  abgetheilt.  Synaptikeln 
und  Traversen  fehlen. 


Haime  alle  mit  zahlreichen  Böden  und  schwach  entwickelten  Septen  ver- 
sehenen Korallen  gestellt.  Neuere  Untersuchungen  haben  jedoch  gezeigt, 
datss  einige  (z.  B.  die  Pocilloporidae)  zu  den  Aporosa,  andere  {Helioporidae)  zu 
den  Octocorallen ,  wieder  andere  zu  den  Hydrozoen  (Millepora)  gehören ;  bei 
einigen  (Chaetetidae,  Monticuliporidae)  ist  die  systematische  Stellung  so  zweifel- 
haft, dass  sie  bald  zu  den  Korallen,  bald  zu  den  Bryozoen  gestellt  werden. 
Die  Mehrzahl  der  typischen  Tabuiaten  (Favositidae,  Syriugoporidae,  Halysitidae) 
zeigt  nahe  Beziehungen  zu  den  Hexacorallen.  Da  dieselben  aber  meist 
erloschen  und  grösstcntheils  auf  paläozoische  Ablagerungen  beschränkt  sind, 
so  erscheint  die  definitive  Entscheidung  über  ihre  systematische  Stellung 
fast  aussichtslos.  Die  Vermehrung  der  Tabuiaten  erfolgt  zuweilen  durch 
Selbsttheilung,  resp.  Calycinalknospung,  in  der  Regel  aber  durch  Knospen, 
welche  zwischen  den  Wänden  der  vorhandenen  Zellen  (intermurale  Knospung) 


Massive  oder  ästige  Stöcke.  Zellen  gleichartig  prismatisch,  lang,  durch  ihre 
Wände  verbunden,  welche  von  grossen  Poren  durchstochen  sind.  Septen  sehr  kurz, 
meist  nur  durch  schwach  vorspringende  Leisten  oder  Dornenreihen  angedeutet, 
selten  ganz  Jehlend.  Böden  häufig  in  regelmässigen  Abständen,  vollständig,  hori- 
zontal, seltener  schief  oder  unregelmässig  blasig. 

Die  Favositiden  unterscheiden  sich  von  den  Poritidae,  mit  welchen  sie 
Verril  vereinigt,  durch  ihre  soliden,  dicken,  von  runden,  zuweilen  röhren- 


•)  Lindström,  O.,  Affinities  of  the  Anthozoa  Tabulat»  Ann.  Ma>;.  nat.  bist. 
1876.  4  Ser.  XVIII.  —  Dybowki,  Die  Chaetetiden  (1er  ontbaltisrben  Silurforniation. 
Verb  d.  k.  rust».  raineral  Ges.  St.  Petersburg  1877.  -  Nicholson,  H  A,  On  tbc 
Stroctnre  and  affinitiea  of  the  Tabulata  Corals  of  the  palaeo/.oic  Period.  London 
1879.  —  On  the  Strueturo  and  afßnitie«  of  the  genus  Monticulipora.  London  1881. 
—  Roemer,  F.,  I^ethaea  palaeozoica.  1883.  I.  S.  416.  —  Waagen,  W.  u.  Wentzel, 
W.,  The  Saltrange  fossils.  Palaeontol.  Indica.  1866.  —  Hau<i,  E  ,  l'eber  sog.  (hae- 
tetea  aus  mesozoischen  Ablagerungen.    N  Jahrb.  für  Mineral.   188.J.  I.  171. 


Anhang. 

('.  Unterordnung.    Tabulata.    E.  II.1) 


Zu  den  Tabuiaten  wurden 


lieh  von  Milne  Edwards  und 


Digitized  by  Google 


92 


Coelenterata.  Anthozoa. 


förmigen  Poren  durchbrochenen  Wände.  Die  Zellen  haben  meist  poly- 
gonale Form,  zeigen  im  Horizontalschliff  stets  Wände  mit  dunkler,  zuweilen 
auch  lichter  Mittellinie,  die  auf  beiden  Seiten  durch  eine  Verdickung  von 
Stereoplasma  verstärkt  ist.  (Fig.  174  C).  Sie  sind  auf  paläozoische  Ablage- 
rungen beschränkt  und  nehmen  an  dem  Aufbau  der  silurischen,  devonischen 
und  carbonischen  Korallenkalke  einen  wesentlichen  Antheil. 

c  Favo sites    Lam.    (Calamopora  Goldf.)    (Fig.  174). 

Stock  massig,  seltener  ästig.     Zellen  prismatisch,  poly- 
gonal, meist 

sechsseitig. 
Wände  mit 
entfernt  ste- 
hendenPoren. 
Septa  sehr 

schwach, 
durch  Längs- 
streifen oder 
Dornenreiheu 
ersetzt,  zuwei- 
len fehlend. 
Böden  zahl- 
reich. Sehr 
häutigimSilur 

FavotUe*  polymorpha  QoMt.  ap.  Devon.  Eifel.  A  Stock  in  nat.  Grösse.  Ii  Meh-  UT\d  Devon, 
rere  Zellen  vergrößert  und  zum  Thell  aufgebrochen,  um  die  liöden  im  Innern  seltener  im 
zu  zeigen.    C  Horizontal-,  D  Verlicalschnllt  durch  mehrere  Zellen,  um  die  11  1 

Scptaldornen  und  Poren  (p)  zu  zeigen.   (C  und  D  noch  Nicholson.)  IvoüienKaiK. 

Columnopora  Nicholson  (Calapaecia  Billings).  Wie  vorige,  aber  Septa 
deutlich  entwickelt,  kurz.  Wandporen  gross,  in  verticalen  Reihen  zwischen 
den  Septem  Silur. 

Emmonsia  E.  H.  Silur.  Devon;  Nyctopora  Nich.  Silur;  Syringo- 
Utes  Hinde.  Silur. 

Pachypora  Lindström  (Fig.  175).  Stock  ästig,  aus  prismatischen,  poly- 
gonalen Zellen  bestehend,  deren  Wände  auf  der  Innenseite  durch  Stereoplasma 
so  stark  verdickt  sind ,  dass  die  Kelche  kreisrund  erscheinen.    Septa  sehr 

schwach.  Wände  mit  grossen,  aber  wenig  zahl- 
reichen Poren.   Häufig  in  Silur  und  Devon. 

Trachypora  E.  H.    Buschig  mit  runden  Zwei- 
gen.   Zellen  polygonal,  Wände  durch  Stereoplasma 

sehr  stark  verdickt,  so  dass  die 
Kelche  rund  und  stark  verengt 
werden  und  durch  ansehnliche 
Zwischenräume  getrennt  erschei- 
nen. Wände  mit  sparsamen  und 
unregelmässig  angeordneten  Po- 
ren. Septa  durch  Dornenreihen 
angedeutet.  Böden  in  grossen 
Abständen.  Häufig  im  Devon. 
Striatopora  Hall.  (Fig.  176). 
Wie  vorige,  jedoch  die  Verengung  des  Visceralraums  durch  Stereoplasma 
mehr  in  der  Tiefe  stattfindend,  so  dass  die  Kelche  trichterförmig  erscheinen. 
Ob.  Silur  und  Devon. 

Alveolites  Lam.  (Fig.  177).  Stock  massig  oder  ästig,  aus  engen,  dicht 
aneinanderliegenden,  zusammengedrückten  Prismenzellen  mit  schief  drei- 
seitigen oder  halbmondförmigen  Kelchen  bestehend.  Septa  sehr  schwach, 
nur  durch  Leisten-  oder  Dornenreihen  angedeutet,  zuweilen  nur  ein  einziges 
entwickelt.    Wandporen  zerstreut,  gross.    Sehr  häufig  im  Silur  und  Devon. 


Fte.  175 
Pachypora  SiettoUanl  Frech. 
Mittel-Devon     F.ifol.    A  Quer 
schnitt.    B  Vcrticalachnitt  ver- 
grossert  Vi   (p  Wandporen). 
Na<.'h  Nicholson. 


Flg.  176. 

StriaUrpora  fiexuotn 
Hull.    Ob.  Silur. 
Nord-Amerika. 


uigitizea  oy  google 


Tabulata.  Favositidae 


93 


Coenites  Eichw.    Ob.  Silur.  Devon. 

Pleurodictyum  Goldf.  (Fig.  178).  Stock  niedrig,  scheibenförmig,  von 
rundem  oder  ovalem  Umriss,  unten  mit  runzeligem  Epithek  überzogen  und 
häufig  auf  einem  wurmartigen  Fremdkörper  aufgewachsen.  Zellen  niedrig, 
unten  trichterförmig  verengt;  polygonal.  Septa  durch  schwache  Leisten 
angedeutet  oder  fehlend.  Die  Wände  mit  zerstreuten  Verbindungsporen. 
Böden  fehlend  oder  spärlich.  Devon.  P.  problematicum  Goldf.  ist  ziemlich 
häufig  im  devonischen  Spiriferensandstein  der  Eifel,  aber  stete  als  Stein- 
kern erhalten,  so  dass  B 
die  Wände  der  Zellen 
als  dünne,  durch  Quer- 
fäden verbundene  Spal- 
ten erscheinen  und  der 
Visceralraum  mit  Sand- 
stein erfüllt  ist. 


Flg.  1T8.  Fijf.  177. 

Plrurodietyunt    problrmaticum  A  Alveoliten  tuborbkularU  Lam     Mittel  •  Devon.   Gerolstein.  BIM. 

Goldf.    Unt.  Devon.  Coolen*.  Stock  in  nat.  Grosse.   B  C  dlreotäa  I.nbtchä  E.  H.  Ober-Silur.  Iron- 

Nai  Grüne.  Im  Centrum  ein  bridge.  England  B  Tangential-,  C  Vertiralschnitt  In  Gfacher  Ver- 
wurmformiger  Fremdkörper.  grteserung  (nach  Nicholson). 

Michel inia  de  Kon.  (Fig.  179).  Scheibenförmige  oder  gewölbte  Stöcke, 
oft  von  beträchtlicher  Grösse;  auf  der  Unterseite  mit  runzeliger  Epithek 
überzogen,  welche  häufig  mit  wurzelartigen  Fortsätzen  versehen  ist.  Zellen 
polygonal,  ziemlich  gross;  die  zahlreichen  Septen  durch  verticale  Wand- 
et C  B 


mmw-  ••••• 


Flg  179. 

UieMinia  /avota  de  Kon.   Koblenkalk.  Tournay.   Belgien.   A  Stock  von  oben,  B  von  unten,  C  V'er- 

Ucalschnitt  (nach  Gaudry). 

streifen  ersetzt.  Wandporen  ordnungslos  zerstreut.  Böden  sehr  zahlreich, 
schief,  gewölbt,  nicht  vollständig  entwickelt,  den  Visceralraum  mit  blasigem 
Gewebe  abschliessend.  Devon  und  Carbon.  M.  javosa  de  Kon.  ungemein 
häufig  im  Kohlenkalk  von  Belgien. 

2.  Familie.    Syringoporidae.    E.  H. 
Stöcke  aus  cylindrischen  Zellen  zusammen  geseilt,  welche  durch  seitliche  Quer- 
röhren oder  horizontale  Ausbreitungen  miteinander  verbunden  sindy  in  welche  die 
endothelialen  Gebilde  der  Zellen  /ortsetzen.    Wände  dicht,  runzelig.   Septa  schwach 


94 


Coelenterata.  Anthozoa 


'St"-' ;*  l  ■ifWI^ 


Fi«.  1*0. 
Syrimjopura  rnmulosn 
Golclf.    Aus  <lcm  Kohlen- 
kftlk  von  Kegnitzlosau  im 
Flehtelgebirge     Nat.  Gr. 


entwickelt,  durch  Wandleisten  und  verticale  Dornenreihen  angedeutet.  Böden 
reichlich  vorhanden,  meist  unregelmässig  trichterförmig.  Vermehrung  durch  Basal- 
knospen  oder  Knospen  aus  den  Verbindungsröhren  und  Horizontalausbreitungen. 
Im  Silur,  Devon  und  Carbon  häufig. 

Syringopora  Gold  f.  (Fig.  180).  Stöcke  häufig 
von  ansehnlicher  Grösse,  bündeiförmig,  aus  dünnen, 
cylindrisehen,  etwas  hin-  und  hergebogenen  und  mittelst 
hohler  Querröhrchen  verbundenen  Zellen  bestehend. 
Septa  rudimentär.  Böden  trichterförmig.  Junge  Stöcke 
bilden  anfänglich  ein  an  Aulopora  erinnerndes  horizontales 
Netzwerk.  Zahlreiche  Arten  in  Silur,  Devon  und  Carbon. 

Chonostegites  E.  H.  Stöcke  massig,  die  cylin- 
drisehen Zellen  durch  horizontale,  mit  Endothele  erfüllte, 
blattartige  Ausbreitungen  verbunden,  im  Innern  mit  schie- 
fen Böden  erfüllt,  die  ein  blasiges  Gewebe  bilden.  Devon. 

Thecosteg ites  E.  H.  Incrustirende  Stöcke,  aus  kur- 
zen, cylindrisehen,  durch  dicke  horizontale  Ausbreitungen 
verbundenen  Zellen  zusammengesetzt.  Böden  beinahe  hori- 
zontal. Septa  (12)  durch  Wandleisten  angedeutet.  Devon. 

3.  Familie.    Halysitidae.    E.  H.  Kettenkorallen. 

Stöcke  aus  langen,  cylindrisehen,  seitlich  zusammen- 
gedrückten Zellen  bestellend,  die  nur  an  ihren  schmalen  Enden 
zu  Reihen  verwadisen  sind  und  freie,  senkrechte  Blätter  bil- 
den, die  sich  labyrinthisch  durchkreuzen.  Wand  dicht,  mit 
runzeliger  Epithek.  Böden  zahlreich,  horizontal  oder  coneav. 
Septa  durch  zwölj  kurze  Wandleisten  oder  Dornenreihen  er- 
setzt oder  auch  ganz  fehlend.  Vermehrung  durch  Stolonen- 
knospen. 

Die  einzige  Gattung  Halysites  Fischer  (Caienipora 
Lam.)  (Fig.  181)  enthält  Arten,  die  aus  lauter  gleich- 
artigen Zellen  bestehen  (H.  escharoides  Lam.  sp.),  sowie 
andere,  bei  denen  zwischen  den  Hauptzellen  an  der 
Verbindungsstelle  je  eine  kleinere,  mit  zahlreicheren 
Haiy,iu*  cotaMlnrto      Böden  versehene  Zwischenzelle  eingeschaltet  ist.  Im 

Lln.  sp.    Aus  obeiullurl      „u.„___  t*:i.._ 

sm  Knik  vonootinud     oberen  Silur  häufig. 

Nat.  Grösse. 

4.  Familie.    Auloporidae.    {Tubulosa  E.  H.) 

Kriechetule,  ästige  oder  netzjörmige  Stöcke  aus  cylindri- 
sehen, becher-  oder  trompetenförmigen  Zellen  mit  dicker,  un 
durchbohrter,  runzeliger  Wand  bestehend.  Septa  durch 
schwache  Randstreifen  angedeutet.  Vermehrung  durch  Basal- 
oder  Lateralknospen.  Böden  wenig  zahlreich.  Silur  bis 
Carbon. 

Aulopora  Goldf.  (Fig.  182).  Sämmtliche  Zellen  der 
kriechenden  Stöcke  sind  auf  einer  Unterlage  (Alveolites 
oder  andere  Korallen  oder  Mollusken)  mit  ihrer  ganzen 
Unterseite  aufgewachsen  und  im  Innern  mit  gebogenen 
Böden  versehen.  Vermehrung  durch  Basalknospen.  Silur 
bis  Carbon. 

Cladochonus  M'Coy  (Pyrgia  E.  H.).  Die  ästigen 
Stöckehen  sind  nur  an  einer  Stelle  aufgewachsen  und  aus 
trichterförmigen  Zellen  ohne  Böden  und  Septen  zusammen- 
gesetzt. Vermehrung  durch  Seitenknospen.  Carbon. 
Jiomingeria  Nicholson  (Quenstedtia  Rominger). 
Niedrige,  halb  aufrechte,  theilweise  aufgewachsene,  buschige  Stöckchen  mit 
cylindrisehen  Zellen.    Böllen  wenig  zahlreich,  horizontal.    Silur.  Devon. 


Fl*.  182. 
Aulnporti  tubarjurmit 

Goldf.   Aus  devonischem 
Kalk  von  Gerolstein  In 
der  Elfel.     Nat.  Crosse 
(nach  Goldfussi. 


Digitiz'ed  by  Google 


Tabulata.  Chaetetidae. 


95 


B 


5.  Familie.    Chaetetidae.    E.  H. 

(Chaetetidae  und  Monticuliporidae  Nichols.) 
Massige  oder  ästige,  aus  feinen,   röhrenförmigen,   bald  gleichartigen,  bald 
ungleichen  Zellen  (Aldoporen  und  Mesoporen)  zusammengesetzt,  deren  dichte,  un- 
durchbohrte  Wände  sich  allseitig  berühren.    Septen  fehlen.    Böden  horizontal. 
Vermehrung  durch  intramurale  Knospen  oder  durch  Theilung. 

Sämmtliche  hierhergehörige  Formen  sind  erloschen  und  finden  sich 
vorzugsweise  im  Silur,  Devon  und  Carbon,  vereinzelt  auch  in  Trias,  Jura 
und  Kreide.  Sie  nehmen  einen  wesentlichen  Antheil  an  dem  Aufbau 
der  paläozoischen,  namentlich  der  untersilurischen  Korallenriffe.  Milne- 
Edwards  und  Haime  hielten  sie  für  Ajithozoen,  Rominger  und  Lind- 
ström für  Bryozoen.  Dybowski  erkennt  zwar  die  Aehnlichkeit  mit  ge- 
wissen Bryozoen  an,  betont  aber  auch  die  Beziehungen  zu  den  Favositiden. 
Nicholson  glaubt  die  Chaetetiden  und  Monticuliporiden  an  die  Octo- 
korallen  anreihen  zu  dürfen,  weil  sie  häufig,  wie  Heliolites  und  Heliopora, 
dimorphe  Ausbildung  der  Zellen  erkennen  lassen,  in  der  Mikro  Struktur 
ihres  Skeletes  mit  Heliolites  übereinstimmen,  wohl  entwickelte  Böden  und 
porenlose  Wände  besitzen  und  sich  durch  intramurale  Knospen  oder  Theilung 
vermehren.  Die  Aehnlichkeit  mit  gewissen  cyclostomen  Bryozoen  (Hetero- 
pora)  wird  übrigens  auch  von  Nicholson  anerkannt. 

Chaetetes  Fischer  (Fig.  183,  184).  Zellen 
gleichartig  lang,  dünn,  prismatisch,  polygonal. 
Vermehrung  durch  Selbsttheilung.  Die  in  Thei- 
lung begriffenen  Zellen  sind  durch  einspringende 
zahnartige  Fortsätze  gekennzeichnet.  Wände 

strukturlos 
ohne  dunkle 
Mittellinie.  Bö- 
den entfernt  ste- 
hend. Sehr häu- 
fig im  Kohlen- 
kalk. Auch  im 
Lias  u.  ob.  Jura. 
Ob,  radians 

Fisch,  setzt  bei   Chattete»  trplvtu*  Fleming.  Kohlenkalk. 

Moskau  ganze  SfiS*:  A  <*!CT!f  h?,M.  »i?fallcl  dcr 

e    ,       Oberfläche.    Ii  Vcrticalschnitt  vergros- 
bchlChten    des  8ert  ( nach  Nicholson). 

Kohlenkalks       0»  Vorspringende,  die  Theilung  an- 
legende Dornen.) 

zusammen. 

Pseudochaetetes  Haug.  Ob.  Jura.   P.  polyporus  Quenst.  sp. 

Monticulipora  d'Orb  (emend.  Nicholson).  (Fig.  185 — 187.)  Massive, 
knollige,  halbkugelige,  ästige,  scheibenförmige  oder  incrustirende  Stöcke  von 
verschiedenster  Form  und  Grösse  aus  zahlreichen,  meist  ungleichen,  feinen 
Röhrenzellen  zusammengesetzt,  deren  dichte  Wände  sich  berühren.  Ver- 
mehrung durch  intramurale  Knospen,  seltener  durch  Theilung.  Die  Zellen 
werden  durch  horizontale  Böden  abgetheilt.  Diese  Böden  schliessen,  indem 
sie  von  einer  Wand  bis  zur  andern  reichen,  den  Visceralraum  periodisch 
vollständig  ab  oder  sie  sind  unvollständig  entwickelt,  und  in  diesem  Falle 
füllen  grosse  blasenförmige  Kalkblättchen  den  nicht  mit  horizontalen  Böden 
versehenen  Theil  der  Röhre  aus.  Im  Gegensatz  zu  Chaetetes  bestehen  die 
Wände  aus  zwei  durch  eine  dunkle  oder  lichte  Mittellinie  getrennten  Blättern 
und  sind  zuweilen  durch  Ablagerungen  von  kohlensaurem  Kalk  verdickt. 
Die  Zellen  zeigen  polygonalen  oder  rundlichen  Durchschnitt.  In  der  Regel 
unterscheidet  man  grössere,  mit  entfernt  stehenden  Böden  versehene  Röhren, 
zwischen  denen  mehr  oder  weniger  reichlich  kleinere  Zellen  mit  vielen  Böden 
stehen.  Häufig  sind  die  grösseren  Zellen  (Autoporen)  allseitig  von  kleineren 
(Mesoporen)  umgeben  und  durch  diese  von  einander  getrennt.  Zuweilen 


Kohlciikalk 


FiK  18». 

Chatttlrs  riidian*  Fischer 
Moskau.   Stück  eine»  der  Lange  nach 
aufgebrochenen  Stockes  in  nnt  Grosse. 


Digitized  by  Google 


Ort 


Coelenterata.  Anthozoa. 


kommen  auch  noch  äusseret  feine,  dickwandige  Röhrchen  (Acanthoporen) 
vor,  welche  an  der  Oberfläche  kleine  Höckerchen  bilden.  Ungemein  häufig 
im  Silur,  namentlich  im  unteren  Silur;  spärlicher  im  Devon  und  in  der  Trias. 

Nicholson  vergleicht  die  Mesoporen  von  Monticulipora  mit  den 
Siphonoporen  von  Heliopora  und  nimmt  an,  dass  die  Stöcke  von  dimorphen 
Polypen  aufgebaut  seien.  F.  Römer  hält  die  feinen  Röhrchen  nur  für 
junge,  durch  Knospung  entstandene   Zellen.    Nicholson  unterscheidet 

folgende  Untergat- 
tungen : 

a)  Heterotrypa 
Nich.  (Fig.  185,  18G). 
Zweierlei  Röhrenzel- 
len mit  horizontalen 
Böden  vorhanden,  die 
grösseren  subpolygo- 
nal, durch  einen  ein- 
fachen   Kranz  von 

Mesoporen ,  deren 
Wände  sich  nach  oben 
verdicken,  getrennt. 
Acanthoporen  ge- 
wöhnlich vorhanden. 
Silur. 

b)  Monotrypa 
Nich.  Stöcke  aus 
gleichartigen  oder 
nur  wenig  in  der 
Grösse  verschiede- 
nen, meist  polygona- 
len und  dünnwandi- 
gen Zellen  zusammen- 
gesetzt. Silur.  Devon. 
Trios.  M.  Reeubarien- 
sis  Schaur.  sp. 

c)  Diploirypa 
Nich.    (D  i  anul  i  fes 

Eichw.)  (Fig.  187).  Zellen  ungleichartig,  durch  dünne  Wände  verbunden; 
die  grösseren  zu  Haufen  vereinigt  und  mit  kleineren  vermischt.  Silur. 


Fig.  185 

Monticulipora  {Heterotrypa)   ramona  E.   II.    Unt.  Silur.  Cincinnatl. 
Ohio.   A  Zweig  in  nalfirl.  (Irosse.  B  Oberfläche  schwach  vergrossert. 
C  Schnitt  parallel  der  Oberfläche  stark  vergnissert    1>  VerticalftchuiU 
stark  vergrossert    (C  und  D  nach  Nicholson  ) 


Fig.  186 

Tungcntialgchniit  parallel  der  Ober- 
flache  durch  einzelne  Zellen  von 
A  Monticulipora  (Iltterotrypn)  pul- 
chelta  E.  II.,  B  von  M.  (Heterotrypa) 
ramona  E  II.  vergrossert  (nach 
N  ichol  so  n.) 


Hg.  1*7. 
Monticulipora(Diplotrypa)  l'ctro- 

politana  Pand. 
UnterSilur.    St.  Petersburg. 
Tangentialschnitt    parallel  der 
Oberfläche  vergrossert  (nach 
Dybowskl). 


Fig.  188. 

Prntopora  Selwynli  Nlchols.    Unter  Silur.  On- 
tario.    A  Tangentialschnitt  parallel  cler  Ober- 
flache.    «  Verticalschnltt  lt.'  grossere  Zellen, 
t  Hoden,  t'  blasenartige  Boden)  vergrossert 
(nach  Nicholson). 


Fig  ist» 

Xniroporn  nnnulom  CSoldf  sp.  Ober-Jura. 
Ocrlingcn  bei  Ulm.   A  Natürl.  Grosse.   B  Ein 
Stück  der  Oberfläche  vergrößert. 


d)  Prasopora  Nichols.  (Fig.  188).  Zweierlei  Röhrenzellen,  durch 
dünne  Wände  verbunden;  die  kleineren  mit  zahlreichen,  horizontalen,  die 
grösseren  mit  unvollständigen  Böden  und  Blasen.  Silur.  Devon. 

e)  Peronopora  Nich.    Wie  vorige,  aber  Wände  verdickt. 


Digitized  by  Google 


Tabulata.  Octocorallia. 


97 


Stenopora  Lonsd.  .  A estige  oder  lappige  Stöcke,  aus  feinen  Röhren- 
zellen bestehend,  die  sich  nach  aussen  etwas  erweitern,  umbiegen  und  ihre 
Wände  durch  ringförmige  Aussenwülste  verdicken.  Böden  sparsam.  Im 
Kohlenkalk  und  Zechstein  häufig. 

Geinitzella  Waag,  und  Wentzel.  Wie  vorige,  aber  Wände  nur  wenig 
verdickt    Kohlenkalk.  Zechstein. 

t  Neuropora  Bronn.  (Chrysaora  Lamx.)  (Fig.  189).  Aestige  oder  knollige 
Stöcke  mit  erhabenen,  zellenlosen  Rippen.  Die  Zellenmündungen  polygonal, 
wenig  ungleich.   Böden  zahlreich.   Jura,  Kreide. 

6.  Familie.   Piatuliporidae.   Waagen  und  Wentzel. 

Incrustirende ,  massitv  oder  ästige  Colonieen  aus  ungleichartigen,  feinen, 
röhrigen  Zellen  bestehend.  Wände  dicht.  Septa  fehlen.  Böden  horizonüd.  Die 
Autoporen  entstehen  durch  Coenenchymknospung ,  die  Mesoporen  vermehren  sich 
durch  Theilung.   Silur  bis  Zechstein. 

Die  Fistuliporiden  stimmen  in  mancher  Hinsicht,  namentlich  in  der  Ent- 
stehung der  Autoporen  aus  dem  Coenenchym  mit  den  Helioporiden  überein, 
in  deren  Nähe  sie  von  Waagen  auch  gestellt  werden.  Nicholson  be- 
trachtet sie  als  Unterfamilie  der  Monticuliporidae. 

F i stulipora  M'Coy.  Die  Stöcke  bestehen  aus  röhrenartigen  Auto- 
poren von  rundlichem  oder  dreiseitigem  Durchschnitt,  welche  in  einem 
Coenenchym  aus  kleineren  Mesoporen  eingebettet  liegen.  Letztere  haben 
viel  zahlreichere  Böden  als  die  Autoporen,  so  dass  das  Coenenchym  wie  ein 
blasiges,  vielzelliges  Gewebe  erscheint.  Die  Wand  der  Autoporen  ist  auf 
einer  Seite  verdickt  und  bildet  häufig  zwei  septaähnliche  Vorsprünge. 
Häufig  im  Devon,  Carbon  und  Perm. 

Callopora  Hall.  Prasopo ra  Nichols.  Silur.  Hierher  wahrscheinlich 
auch  die  silurische  Gattung  Labechia  E.  H. 

Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  Tabulata. 

Die  Tabulaten  gehören  mit  wenigen  Ausnahmen  den  paläozoischen 
Formationen  an.  Sie  bilden  mit  Tctracorallen  und  Hydrozen  {Stromato- 
poridae)  die  Rorallenriffe  der  Silur-,  Devon-  und  Carbon-Zeit.  Von  den 
sechs  Familien  sind  die  Halysitiden  bis  jetzt  nur  im  Silur  nachgewiesen, 
alle  übrigen  finden  sich  mehr  oder  weniger  häufig  in  Silur,  Devon  und 
Carbon ;  die  Fistuliporiden  auch  im  Zechstein  und  die  Chaetetiden  vom 
Silur  bis  Kreide. 

3.  UnterclaS8e.    OctOCOrallia.  Haeckel. 

(Octactinia  Ehrenbg.,  Alcyonaria  M.  Edw.) 

Zusammengesetzte  Stöcke,  selten  Einzelpolypen  mit  acht  Mesenterial- 

fächern  und  acht  breiten,  gefranzten  oder  fiederartig  gezackten  Tentakeln, 

die  in  einem  Kranz  die  Mundöffnung  umstehen. 

Feste  Skeletgebilde  fehlen  nur  wenigen  Gattungen;  dieselben  zeich- 
nen sich  durch  grosse  Mannichfaltigkeit  aus,  liegen  entweder  isolirt  im 
Eetoderm  und  Mesoderm  oder  drängen  sich  an  der  Basis  zu  einer 
bald  hornigen,  bald  kalkigen  Axe  zusammen,  um  welche  die  Polypen 
herumstehen.  Zuweilen  bilden  die  Kalkkörperchen  auch  solide  Röhren, 
die  beim  Weiterwachsen  der  Thiere  unten  successive  durch  Querböden 
abgeschlossen  werden.  Die  Vermehrung  erfolgt  entweder  geschlechtlich, 
oder  ungesclilechtlich  durch  basale  oder  laterale  Knospung,  selten  durch 
Selbsttheilung. 

Zittel,  Grondzüge  der  Paläontologie.  7 


Digitized  by  Google 


98 


Coelenterata.  Cniduria. 


I 


Fossil  finden  sicli  nur  kalkige  Axen,  isolirte  Skeletkörperchen, 
Röhren  oder  Korallenstücke;  die  hornigen  Skelctbildungen  werden  durch 
den  ^Fossilisationsprocess  vollständig  zerstört. 

I  |  Sio  beginnen  im  Silur,  gehören  aber  nur  ausnahmsweise  zu  den 
häufigeren  Versteinerungen. 

fl  Familie.    Aloyonidae.    E.  H. 

Festsitzende,  fleischige,  lappige  oder  ästige  Stöcke  (sehr  selten 
Einzelpolypen)  mit  isolirten,  knorrigen  oder  nadelartigen  Kalk- 
körperchen  (Sklerodermiten)  in  der  Haut. 

Isolirte  Sklerodermiten  entziehen  sich  wegen  ihrer  winzi- 
gen Grösse  und  raschen  Zerstörbarkeit  leicht  der  Beobachtung. 
Sie  wurden  bis  jetzt  nur  von  Pocta  (Sitzgsber.  Wien.  Akaa. 
1885.  Bd.  92)  aus  der  oberen  Kreide  von  I^un  in  Böhmen 
nachgewiesen. 

Familie.   Pennatulidae.    E.  H.  Seefedern. 

Im  Sand  oder  Schlamm  steckende  Stöcke  mit  horniger  oder 
kalkiger  Axe.    Die  Polypen  dimorph. 

Die  schlanken,  im  Querschnitt  rundlichen  oder  vierseitigen 
kalkigen  Axen  fossiler  Pennatuliden  sind  mit  Sicherheit  nur 
aus  Trias  (Prographularia  Frech),  Kreide  (Pavonaria 
Cuv.,  Pennatuli  tes  Cocchi,  Glf/ptosceptron  Böhm,  Pa- 
laeoscepiron  Cocchi)  und  Tertiär  {Oraphularia  E.  H.) 
(Fig.  190)  bekannt. 

Familie.    Gorgonidae.    E.  H. 

Festgetvaehsene,  ästige  oder  fächerförmige  Colonieen  mit  hor- 
niger, kalkiger  oder  gegliederter,  aus  hornigen  und  kalkigen  Seg- 
menten bestehender  Axe. 

Die  Gattungen  mit  horniger,  biegsamer*  Axe  (Gorgon  ia, 
Rhipidogorgia  etc.)  sind  nicht  erhaltungsfähig.  Von 
Primnoa ,  Gorgonella  und  Virgularia,  bei  denen  die  Axe 
aus  hornigen  und  kalkigen  Schichten  aufgebaut  ist,  werden 
vereinzelte  fossile  Ueberreste  aus  dem  lertiär  beschrieben. 
Die  Gattung  Isis  besitzt  eine  Axe,  die  abwechselnd  aus  cylin- 
drischen  Kalkgliedern  und  hornigen  Verbindungsstücken  be- 
steht. Sie  kommt  im  Tertiär,  angeblich  schon  in  der  Kreide 
vor.  Bei  Moltkia  aus  der  oberen  Kreide  besitzen  die  cylin- 
drischen  Kalkglieder  grubige  Vertiefungen,  welche  die  Ab- 
zweigungsstellen von  Seitenästen  andeuten.  Bei  der  Edel- 
koralle (Corallium  Lin.)  besteht  die  rothe  Axe  aus  knorrigen 
Sklerodermiten,  welche  durch  ein  mit  organischer  Substanz 
imprilgnirtes  krystallinisch -strahliges  Kalkcement  verbunden 
werden.  Fossile  Reste  sind  selten,  rinden  sich  in  Kreide  und 
Tertiär. 


Fig. 
thutat 


100. 


Oraphularia  dettr- 
forum  Zltt.  Au« 
eocanem  Numniu- 
Utenkalk  vonFara 
freh  in  der  lybi- 

sohen  WünUs. 
a  Rxemplnrin  nat. 
GröMc.  b  b'  Quer- 
schnitte,  c  Ge- 
strclfto  Oberfläche 
verdrossen 


Familie.    Tubiporidae.    E.  H. 

Korullcnstöcke  aus  rothgefärbten,  kalkigen,  parallelen  Röhren  bestehend,  welche 
durch  horizontale  Verbindungsplatten  zusammengehalten  werden. 

Die  cylindrischen  Röhren  der  lebenden  Orgelkoralle  {Tubipora)  bestehen 
aus  knorrigen  Skleriten,  welche  sich  direct  mit  einander  verbinden,  aber 
kleine  Zwischenräume  frei  lassen,  die  an  der  Oberfläche  als  Poren  erscheinen. 
Die  Verbindungsböden  enthalten  horizontale  Canäle,  welche  durch  zahlreiche 
Oeffnungen  mit  dem  Visceralraum  der  Röhren  communiciren  und  neue 
Knospen  bilden.    Fossil  unbekannt. 


Digitized  by  Google 


Anthozoa.  Octocorallia. 


99 


Familie.   Helioporidae.  Moseley. 

Korallenstock  kalkig,  ans  röhrigen  Zellen  bestehend,  die  durch  ein  stark  entwickeltes, 
aus  feineren  Röhren  zusammengesetztes  Coenenchym  verbunden  sind.  Sowohl  die  Haupt- 
röhren (Autoporen),  als  auch  die  das  Coenenchym  bildenden  Nebenröhren  (Siphono- 
poren) sind  mit  zahlreiclien  horizontalen  Böden  versehen.  Die  Hauptröhren  besitzen 
leistenartige  Pseudosepten.  deren  ZaJU  jedoch  nicht  mit  den  Tentakeln  Ubereinstimmt. 

Erst  durch  Moseley')  wurde  die  Zugehörigkeit  der  Helioporiden  zu 
den  Octocorallen  festgestellt.  Die  grösseren  Polypen,  welche  die  Haupt- 
röhren bewohnen,  haben  einen  Kranz  von  acht  Tentakeln  und  acht  Mesen- 
terialfächer;  auf  den  Siphonoporen  stehen  geschlechtslose  kleine  Polypen 
ohne  Tentakeln.  •  Das  Skelet  ist  wie  bei  den  Hexacorallen  aus  Kalk- 
tmbekeln  zusammengesetzt,  von  deren  Verkalkungscentren  die  Radialfasern 
b iisch elf önn ig  ausstrahlen.  Die  Siphonoporen  vermehren  sich  durch  Knospung; 
die  Hauptröhren  entstehen  durch  Vereinigung  mehrerer  Coenenchymröhren. 

Heliopora  Blainv.    (Fig.  a  u  c 

191  A  B).  Massive  oder  ästige 
Stöcke.  Die  grösseren  Zellen  be- 
sitzen 12— 25schwach  entwickel- 
te Pseudosepten  und  sind  durch 
ein  Zwischenskelet  von  feineren 
Röhren  verbunden.  Die  Böden 
der  Autoporen  stehen  entfern- 
ter, als  die  der  Siphonoporen. 
Kreide,  Tertiär  und  lebend. 

Polt/ tremacis  d'Orb.  (Fig. 
191  C\  Wie  Heliopora,  aber  Pseu- 
dosepta  viel  stärker,  zuweilen  fast 
das  Centrum  erreichend.  Kreide. 


■mm 

Fig.  191. 

Heliopora  Part$ehi  Ueuss  sp.   Ob  Kreide.  St  Gilgen  am 
Volfgaugiee.    A  Exemplar  nat.  Grosse,   H  Oberfläche  ver- 
grossi-rt    C  Polyiremaci*  Hlninvilleana  Keuss.    Ob.  Kreide. 
Gösau    VerticalMbnitt  vergrossert  (nach  Reusa). 


mm 


An  Heliopora  werden  von  Moseley,  Nicholson  u.  A.  gewisse  paläo- 
zoische Korallen  (Helioiitidae)  von  sehr  ähnlichem  Habitus  angeschlossen. 
Die  massiven  Stöcke  bestehen  wie  bei  Heliopora  aus  grösseren  röhrigen 
Zellen,  die  in  einem  aus  engeren  Röhren  bestehenden  Coenenchym  einge- 
bettet liegen.  Beide  sind  mit  zahlreichen  horizontalen  Böden  versehen,  und 
die  Hauptröhren  entstehen  wie  bei  Heliopora  durch  Vereinigung  mehrerer 


c 


Iltliolitt* 


F((f.  108. 

'ioldf.    Aus  devonischem  Kalkstein  der  Kifel.    A  Exemplar  In  nat.  GrÖMe. 
B  Oberfläche  vergroiwert.   C  Liingsschnitt  vergTössert. 


benachbarter  Coenenchymröhren.  Bei  den  Heliolitiden  sind  jedoch  stets 
zwölf  wohl  entwickelte  Septen  vorhanden.  Die  Wände  der  Röhren  bestehen 
aus  homogener,  dichter  Kalksubstanz  und  stimmen  in  ihrem  histologischen 
Bau  mit  den  Favositiden  und  Chaetetiden  überein.  Die  zoologische  Stellung 
der  Heliolitiden  ist  demnach  noch  unsicher. 

Jleliolites  Dana  (Fig.  192}.  Stöcke  massig,  knollig  oder  ästig.  Die 
Autoporen  mit  zwölf  mehr  oder  weniger  entwickelten,  zuweilen  durch 


«)  PhiloKophical  Transactions  1876.    vol.  16G. 


Digitized  by  Google 


100 


Coelenterata.  Cnidaria 


Domenreihen  ersetzten  Septen  und  häufig  mit  centralem  Säulchen.  Den 
Coenenchvmröhren  fehlen  die  Septa;  ihre  Vermehrung  erfolgt  durch  Knospung 
oder  Theilung.    Häufig  in  Silur  und  Devon. 

Plasmopora  E.  H.  Wie  Heliolües,  iedoch  Wände  der  Coenenchym- 
röhren  unvollständig,  so  dass  die  Böden  benachbarter  Röhrchen  zu  einem 
blasigen  Gewebe  verschmelzen.   Silur.  Devon. 

2.  Classe.    Hydrozoa.    Hydren  und  Quallen. 

Festsitzende  oder  freischwimmende  Polypenstöcke 
oder  Einzel-Polypen  ohne  geschlossenes  Schlundrohr  mit 
einfacher,  nicht  radial  gekammerter  Leibeshöhle. 

Die  zu  den  Hydrozoen  gehörigen  Organismen  scheiden  nur  selten 
erhaltungsfähige  Hartgebilde  aus  und  eignen  sich  daher  wenig  .  zur 
fossilen  Ueberlieferung.  Die  zu  ästigen  Colonicen  vereinigten  Stöcke 
bleiben  meist  au  Grösse  hinter  den  Anthozoen  zurück,  besitzen  häufig 
auch  einfacheren  Bau  als  jene,  zeichnen  sich  jedoch  meist  durch 
Dimorphismus  oder  Polymorphismus  der  verschiedenen  Individuen  aus, 
von  denen  die  einen  die  Function  der  Ernährung,  andere  die  der 
Fortpflanzung  oder  Bewegung  übernehmen.  Sehr  bemerkenswerth  ist 
auch  der  vielfach  vorkommende  Generationswechsel,  durch  welchen 
aus  festsitzenden  Polypenstöcken  freischwimmende  Medusen  hervorgehen 
können,  die  ihrerseits  wieder  Polypenstöcke  hervorbringen. 

Die  Hydrozoen  sind  Wasser-  und  zwar  mit  wenigen  Ausnahmen 
Meeresbewohner;  sie  werden  meist  in  zwei  Unterclassen :  Hydro- 
medusae  und  Acalephae  zerlegt. 

1.  Unterciasse.   Hydromedusae.  Vogt.1) 

Festsiteende  oder  Jreischunmmende,  meist  ästige  Colonieen  mit  dimorphen 

Ernährungs-  und  Fortpflanzungspolypen ;  die  letzteren  lösen  sich  zuweilen 

ab  freischwimmende  Medusen  mit  knorpeligem,  ungelapptem  Rand  ab. 

Von  den  6  Ordnungen  der  Hydromedtisen  [Hydrariae,  Hydro- 
corallhiae,  Tubulariae,  Campanulariae,  Trachymedusae  und  Siphonophorac) 
besitzen  nur  die  HydrocoraUinaef  Tubidariae  und  Campanulariae  erhal- 
tungsfähige Ausscheidungen  aus  kohlensaurem  Kalk  oder  Chitin. 

Ordnung.    Hydrocorallinae.  Moseley.*) 

Nackte  Polypen,  die  an  ihrerBasis  ein  solides  Kalkgerüst 
mit  röhrenförmigen  Vertiefungen  absondern,  in  welche  sich 
die  dimorphen  Polypen  zurückziehen  können. 

Zu  den  Ilvdrocorallinen  gehören  die  lebenden  Milleporidcn  und 
Stylasteriden ,  welche  früher  allgemein  für  Korallen  gehalten  wurden, 
bis  L.  Agassiz  und  Moseley  ihre  Zugehörigkeit  zu  den  Hydrozoen 
nachwiesen. 

')  Allman,  J.  Q.,  Monograph  of  the  Gymnoblastie  or  Tubularian  Hydroids 
Ray  Soc.  1871.  —  Steinmann,  Ö.,  Ueber  fo*«ile  Hydrozoen.  Palaeontographica  1877. 
XXV.  —  Ueber  triasische  Hydrozoen  vom  östlichen  Balkan.  Sitzgsber.  Wien.  Ak. 
math.  phys.  Gl.  1893.  Bd.  102.  —  Canatari,  M ,  Idrozoi  Titoniani  apparten.  alla 
famiglia  delle  Ellipsactinidi.  Mem.  Com.  Geol.  vol  IV.  Roma  1893.  —  Nicholson, 
H.  A.t  Monograph  of  the  British  Stromatoporoids.  Palaeont.  Soc.  1886 — 92.  — 
Bnrgatzki,  A„  Die  Stroinatoporen  des  rheinischen  Devons.    Bonn.  1881. 

')  Mondey,  Philosophical  Transactions  1877.    Bd.  167. 


Digitized  by  Google 


Hydrozoa.  Hydrocorallinae. 


101 


1 


^1 


Fig.  193- 

Milli7>nra  nodoia  Ksp.  Lebend,  il  Oberfläche  den  Stockes 
mit  Uastroporen  (*)  und  Dactyloporen  **/,  B  Vertical- 
schnltt  {k  Gastro  poren  mit  Böden  {t),  e  wurmförmige 
mit  den  Dactyloporen  communicirende  Canale).  (Nach 
S  tei  nmann.) 


Mille pora  Lin.  (Fig.  193).    Massige,  handförmig  ausgebreitete,  in- 
crustirende  oder  ästige  Stöcke  oft  von  beträchtlicher  Grösse.  Oberfläche 
mit  runden  OefTnungen,  die  von  zahlreichen,  feinen 
Poren  umstellt  sind.  Das  Skelet  besteht  aus  anasto- 
mosirenden  Kalkfasern,  zwischen  denen  wurmförmige 
Canäle  verlaufen;  die  grösseren  OefFnungen  (Gastro- 
poren)  gehören  den  Nährpolvpen 
an  und  stehen  mit  durch  hori- 
zontale Böden  abgetheilten  Röh- 
ren in  Verbindung.     Die  klei- 
neren Oeffnungen  der  mundlosen 
Tastpolypen  (Dactyloporen)  com- 
municiren  mit  den  wurmförmigen 
Canälen.    Tertiär  und  lebend. 
Die  Milleporen  betheiligen  sich 
wesentlich  an  der  Zusammen- 
setzung der  jetzigen  Korallenriffe, 
sind  aber  fossil  selten. 

Stylaster  Gray.  Aestige 
Stöcke,  aus  rosenrothem ,  netzförmig  fibrösem  Coenenchym  bestehend,  mit 
kelchartigen  Vertiefungen,  welche  mit  Röhren  in  Verbindung  stehen,  die 
durch  Pseudosepta  und  ein  Säulchen  ausgezeichnet  sind.  Lebend.  Selten 
fossil  im  Tertiär. 

Ordnung.    Tubulariae.  Allman. 

Nackte  oder  mit  Chitinhaut  (Periderm)  versehene  Po- 
Ivpenstöcke.  Die  Nähr-Poly  pen,  sowie  die  medusoiden 
Portpflanzungs  -Po- 
lypen ohne  becher- 
förmige Chitinhül- 
len. An  der  Basis 
häufigein  chitinöses 
oder  kalkiges  Ge- 
rüst (Hydrophy  ton). 

Hydractinia  v. 

Bened.  (Fig.  194).  Die 
Basis  (Hydrophyten)  bil- 
det knotenförmige,  häu- 
fig auf  Schneckenschalen 
-itzende  Ausbreitungen 
aus  Chitin,  selten  aus 
kohlensaurem  Kalk.  Das- 
selbe besteht  aus  paral- 
lelen Lagen ,  welche 
durch  senkrechte  Pfeiler 
verbunden  und  durch 
hohle  Zwischenräume 
I  n  U- rl a n i  i  n a rri Linn e)  ge- 
trennt sind.  Auf  der 
Oberfläche  erheben  sich 
hohle  Stacheln  oder 
Höcker  von  verschiede- 
ner Grösse  und  ausser- 
dem verlaufen  auf  der- 
selben   fein  verzweigte 


A  Hydractinia  fchinata  Fleming.  Recent.  Nordsee.  Thell  einer 
parasitischen  Colonie  stark  vergrossert.  hy  Hydranlhen.  gn  Oono- 
phoren.  hph  Hydrophyton ;  letzteres  Ist  auf  einer  Schale  von 
Buccinum  undaium  aufgewachsen  und  vertical  angeschnitten,  um 

die  netzförmige  Struktur  zu  zeigen. 
B  Hydrophyton  von   Hydractinia  catearea  Cart.    Vertical  ange- 
schnitten und  stark  vergrossert  (nach  Carter),    a  Erste  Basal  - 
lamelle.   b  Intcrlaminarraum.   e  Zweite  Kalklamelle     d  Pfeiler 
zwischen  der  ersten  und  zweiten  Lamelle,    e  Kleine  und  /  grosser 

Pfeiler  auf  der  Oberflache  des  obersten  Blatte«. 
C  Hydractinia  plia,aena  Allm.    Eine  Nassa  -  Schale  incrustlrend. 

Pliocan.    Asti.    (Nnt.  Grosse.) 
D  Eine  Partie  der  Oberfläche  von  Hydractinia  pliocaena  mit  astigen 
Furchen  und  warzigen  Erhöhungen,  stark  vergrossert. 

Die  Interlaminarräume  stehen  durch  Röhren  mit  der  Oberfläche 
in  Verbindung.    Tertiär.  Lebend. 


Digitized  by  Google 


102 


Coelenterata.  Cnidaria. 


Ellipsactinia  Steinm.  Unregelmässig  ellipsoidische  Knollen,  aus 
dicken,  concentrischen,  durch  enge  Interlaminarräume  geschiedenen  Kalk- 
blättern bestehend,  die  durch  spärliche,  verticale  Pfeilerchen  verbunden 
sind.  Die  Lamina  bestehen  aus  äusserst  feinen,  anastomosirenden  Kalk- 
fasern und  sind  von  zahlreichen  radialen  Röhrchen  (Gastroporen)  durch- 
bohrt und  auf  beiden  Seiten  mit  Wärzchen,  Grübchen  und  verzweigten 
Furchen  versehen.  Im  obersten  Jura  (Tithon)  der  Alpen,  Karpathen  und 
Apenninen. 

Sphaeractinia  Steinm.  Wie  vorige,  jedoch  aus  dünnen,  durch 
weite  Interlaminarräume  getrennten  Kalkblättern  mit  zahlreichen  Verbin- 
dungspfeilern  bestehend.  Im  Centrum  häufig  ein  Fremdkörper.  Ob.  Jura 
(Tithon). 


A  Loflutia  Pertica  Brady. 


Fig.  195. 
Aus  tletn  Eocati  von  Pereien. 


Angeschnittenes 


Exemplar  in  nat.  Grösse. 
B  Zwei  Umgänge  im  Durchschnitt  und  stark  vergrössert. 


Fig.  196. 
Pororphatra  globularU 
Phil.  «p.  Obere  Kreide. 
Rügen.    A  Exemplar  in 
natürl.  Grösse.  (/  Rohre, 
ursprünglich  von  einen» 
Fremd  körper  eingenom 
mcn.)  B  Querschnitt  in 
doppelter" Grosse  mit 
Radialröhren  (nach) 
Steinmann). 


t  Loftusia  Brady  (Fig.  195).  Ellipsoidische  oder 
stumpf  spindelförmige  Körper  aus  spiral  oder  concen- 
trisch  sich  umhüllenden  dünnen  Kalkblättern  bestehend; 
die  Interlaminarräume  weit,  durch  zahlreiche  Pfeiler 
verbunden  und  in  Folge  der  Fossilisation  mit  Kalkspath 
ausgefüllt.    Eocän.  Persien. 

Die  Gattungen  Parkeria  und  Loftusia  wurden  ursprünglich  als 
agglutinirende  Foraminiferen  beschrieben,  stehen  aber  offenbar  Ellipsactinia 
und  Sphaeractinia  sehr  nahe. 

Parkeria  Carp.  Kugelige,  wallnussartige  Körper  mit  warziger  Ober 
fläche,  aus  concentrischen,  ziemlich  dicken  Kalkschichten  aufgebaut,  welche 
durch  dicke,  radiale  Pfeiler  verbunden  werden,  die  meist  mehrere  Schichten 
durchsetzen  und  die  Interlaminarräume  in  Kammern  abtheilen.  Sowohl  die 
concentrischen  Blätter  als  auch  die  Pfeiler  bestellen  aus  feinen,  radialen 
Parallelfasern.  Im  Centrum  befindet  sich  häufig  ein  Fremdkörper.  Im  Upper 
Greensand  (Cenoman)  von  Cambridge. 

Porosphaera  Steinm.  (Fig.  l'Jü).  Kugelige,  häufig  durch  einen  ur- 
sprünglich vorhandenen  und  zerstörten  Fremdkörper  durchbohrte  Knollen 
von  Erbsen  bis  Haselnussgrösse,  aus  anastomosirenden  Kalkfasern  bestehend, 
die  von  zahlreichen  radialen  Röhren  durchzogen  sind.  Die  Oeffnungen  dieser 
Röhren  bilden  an  der  Oberfläche  grosse  Poren,  von  denen  zuweilen  radiale 
Furchen  (Astrorhizen)  ausstrahlen.    Ob.  Kreide. 

Stolic zkaria  Duncan.    Trias.    Himalajah  und  Balkan. 

Heterastridium  Reuss  (Syrinyosphaeria  Duncan).  Knollige,  rundliche 
Körper  von  ansehnlicher  Grösse,  aus  sehr  feinen,  anastomosirenden  und 
mehr  oder  weniger  deutlich  radialen  Kalkfasern  aufgebaut.  In  das  ziemlich 
dichte  Skelet  dringen  von  aussen  Zooidröhren  ein.  Oberfläche  mit  runden 
Oeffnungen  und  kleineren,  von  radialen  Furchen  umgebenen  sternförmigen 
Poren.    Trias  der  Alpen. 


Digitized  by  Google 


Hydrozoa.  Tubulariae. 


103 


An  die  lebenden  Hydrocorallinen  und  Hydractinien  schliessen  sich 
die  fossilen  Stromatoporiden  an,  welche  in  vielfacher  Hinsieht  Merk- 
male beider  Gruppen  vereinigen  und  vorläufig  nicht  mit  Sicherheit  im 
zoologischen  System  untergebracht  werden  können.  Dieselben  sind  auf 
die  paläozoische  Periode  beschränkt,  woselbst  sie  zuweilen  Kalk- 
steinablagerungen von  ansehnlicher  Mächtigkeit  fast  ganz  allein  zu- 
sammensetzen; die  in  mesozoischen  Formationen  vorkommenden  Hy- 
dractinien stehen  denselben  sehr  nahe  und  dürfen  höchst  wahrscheinlich 
als  ihre  directen  Nachkommen  bezeichnet  werden. 

Die  Stromatoporiden  bilden  kugelige,  knollige,  horizontal  aus- 
gebreitete, bald  mit  kurzem  Stiel  angewachsene  und  auf  der  Unterseite 
mit  Epithek  versehene,  bald  incrustirende  Skelete,  die  aus  parallelen, 
wellig  gebogenen,  concentrisehen,  durch  engere  oder  weitere  Zwischen- 
räume (Interlaminarräume)  geschiedenen  Kalkblättern  aufgebaut  sind. 
Die  benachbarten  Blätter  werden  durch  verticale  (resp.  radiale)  Kalk- 
pfeiler mit  einauder  verbunden,  das  ganze  Kalkskelet  (Pfeiler  und 
Laminae)  ist  in  der  Regel  von  äusserst  feineu,  irregulär  verlaufenden 
Canälchen  durchzogen.  Grössere  Verticalröhren  mit  Querböden,  in 
welche  sich  wahrscheinlich  die  Polypen,  wie  bei  den  Milleporiden 
zunickzogen,  finden  sich  bei  einzelneu  Gattungen,  fehlen  aber  bei 
andern.  Die  Oberfläche  der  Lamellen  ist  stets  mehr  oder  weniger  stark 
mit  Poren  und  kleinen  Höckern,  häufig  auch  mit  Furchen  versehen,  die 
in  radialer  Richtung  von  einem  Centrum  ausstrahlen  (Astrorhizen). 
Die  Lamellen  selbst  bestehen  zuweilen  nur  aus  einem  lockeren  Netz- 
werk von  horizontalen  Kalkfasern. 

Goldfuss  hielt  die  in  der  Eifel  massenhaft  vorkommenden  Stromato- 
puren  anfänglich  für  Korallen  (Millcporen),  später  für  schwammartige  Zoophyten ; 
Kosen  glaubte  sie  als  nachträglich  verkalkte  Hornschwämme  deuten  zu 
dürfen.  Sandberger  und  F.  Roemer  stellten  sie  zu  den  Bryozoen, 
Dawson  zu  den  Foranüniferen ,  So  1  las  zu  den  Kicselspongien  (Hexacti- 
nelliden\  Salter  und  anfänglich  auch  Nicholson  zu  den  Kalkschwämmen. 
Lindström,  Carter  und  Steinmann  weisen  auf  die  Uebereinstimmung 
mit  Hydractinia  und  Millepora  hin.  Nicholson  erklärt  jetzt  die  Stromato- 
poroidea  für  eine  selbständige  ausgestorbene,  den  Hydractinien  und  Milleporen 
verwandte  Gruppe  der  Hydrozoen.  .  B 

Actinostroma  Ni- 
chols.  (Fig.  197).  Die 
verticalen  (resp.  radia- 
len) Pfeiler  durchsetzen 
in  ziemlich  regelmässi- 
gen Abständen  sämmt- 
üche  oder  doch  eine 
grössere  Anzahl  von  I>a- 
mellen  und  bilden  da- 
durch im  Verticalschnitt 
vierseitige  Maschen.  Die 
I^aminae  bestehen  aus 
"einem  anastomosirenden 

Netzwerk  von  Kalk- 
fasern, ihre  Oberfläche  ist  porös  und  mit  hervorragenden  Höckerchen  (den 
freien  Enden)  der  Verticalpf eiler  bedeckt.  Sehr  häufig  im  Devon  der  Eifel, 
Englands,  Nord- Amerikas.  Ä.  clathratum  Nich.  (=  Stromatopora  concenlrica 
pp.  Goldf.).    Selten  im  oberen  Silur. 


Fig.  197. 

Actinostroma  intertextum  Nlchols.    Ober-Silur.    Wenlork.  Shrop- 
shirc.  A  TangcntialsehlitV  parallel  der  Oberflache,  zeigt  die  verti- 
calen Pfeilerchen  und  die  von  denselben  ausgehenden,  die  Laminae 
bildenden  lialkchen    B  Verticalschnitt  "/,  nach  Nicholson). 


Digitized  by  Google 


104 


Coelenterata.  Cnidaria. 


Clathrodictyon  Nichols.  Wie  vorige,  jedoch  die  Pfeiler  nur  von  einer 
Lamelle  zur  anderen  reichend.    Häufig  im  Silur;  selten  im  Devon. 

Stromatop ora  Goldf.  emend.  Nichols.  (Pachystroma  Nch.  Murie.) 
(Fig.  11)8).  Die  Pfeiler  verbinden  sich  mit  den  dicken,  concentrischen 
Lamellen  zu  einem  netzförmigen,  feinmaschigen  Gewebe,  in  welches  ver- 
einzelte, mit  Böden  versehene  Röhren  von  Gastroporen  eingesenkt  sind. 
Häufig  im  Devon,  seltener  im  Silur. 

Als  Caunopora  Lonsd.  (Fig.  199)  in  D i apora  Barg,  werden  Stromato- 
poren  bezeichnet,  welche  durch  zahlreiche,  in  grösseren  und  kleineren  Ab- 
ständen in  die  Skeletmasse  eindringende  Röhren  ausgezeichnet  sind.  Die 

Röhren  haben  oft  dicke,  selbständige 
Wände  und  horizontale  oder  trichter- 
förmige Böden  und  sind  alsdann 
Syringoporen,  die  von  Stromatoporen 
um  wuchert  wurden.  In  vielen  Fällen 
scheinen  jedoch  die  Röhren  von  Zo- 
oidien  der  Stromatoporen  selbst  her- 
zurühren. Devon. 


Fig.  198. 

tubtrculata  Nicholson.   Devon  (Cor- 
niferous  llrocstone)  von  Jarvis,  ontario.  Natürl. 
Grosse  (nach  Nicholson«. 


Kig.  200. 

Hrrmato*tromfi  sp.  Devon.  Torquay.  Devonshire. 
Kino  Horizontal  tnnielle  an»  zwei  dicht  auf  ein- 
ander Hegenden,  jedoch  durch  einen  schmalen 
Zwischenraum  geschiedenen  Blattern  bestehend, 
h  Kammer  des  Interlaminarraums.  e  Pfeiler  mit 
deutlich  sichtbarem  Canal  im  Centruin  > 


Fig.  199. 

Caitnuimra  placcnta  Phil.  Devonkalk  von  Tor- 
quay, Devonshire.  A  Schnitt  parallel  der  Ober- 
flache  in  nat.  Grosse.  /'  Derselbe  stark  vergrossert. 

C  Verticalschnitt  vergro&sert. 
(In  Fig  B  zeigt  a  den  Querschnitt  einer  vertl- 
calcn  Rohre,  b  einen  angeschnittenen  ('anal  und 
f  die  mit  äusserst  feinen  netzförmigen  Canälchen 

durchzogenen  Kalkfasem  an.» 


Hermatostroma  Nichols.  (Fig.  200).  Massive  oder  blättrige  Stöcke  aus 
dicken,  parallelen  Blättern  bestehend,  welche  durch  verticale  Pfeiler  ver- 
bunden sind,  die  häufig  mehrere  Schiebten  durchsetzen.  Sowohl  die  Pfeiler 
als  auch  die  horizontalen  Blätter  weisen  eine  dunkle  Mittellinie  auf,  welche 
entweder  einen  centralen  Canal  oder  die  Zusammensetzung  aus  zwei  Lamellen 
andeutet.  Devon. 

Idiostroma  Winch.  Cylindrische  oder  ästige  Stöcke  mit  axialer,  durch 
Böden  abgetheilter  Röhre,  von  welcher  Seitenröhren  ausgehen.  Skelet  netz- 
förmig, ähnlich  Stromatopora. 

Weitere  Gattungen:  Stylodictyon  Nichols.,  Stromatoporella ,  Sy- 
r  ingostroma  Nichols.,  Amphipora  Schulz,  Stachyodes  Barg,  im  Devon 
von  Europa  und  Nord-Amerika. 

Aus  Pernio  Carbon  von  Ost  indien  beschreiben  Waagen  und  Wentzel 
mehrere  Gattungen,  wie  Carter  ina,  Disjectopora ,  Circopora. 

Ordnung.  Oampanulariae.  Allnian. 

{Lcptomcdusae,   TJieraphora,  Cahjptoblastea.) 

Zierliche,  pflanzenartige,  ästige,  festsitzende  Colonieen; 
die  Basis,  Stiele,  sowie  die  becherförmigen  Hüllen  der  Po- 
lypen sind  von  einer  chi  tinartigen  Hülle  umgeben.   Die  Fort- 


Digitized  by  Google 


Hydrozoa.  Campanulariae. 


105 


pf lanzungs-Pol ypen  befinden  sich  in  Kapseln  (Gonotheken) 
von  ansehnlicher  Grösse  und  lösen  sich  zuweilen  als  frei- 
schwimmende Medusen  ab. 

Obwohl  die  jetzt  lebenden  Campanularion  (Sertulariden,  Plumu 
lariden,  Cainpanulariden)  ein  erhaltungsfähiges  Chitinperiderm  besitzen, 
so  sind  doch  bis  jetzt,  abgesehen  von  einigen  spärlichen  Formen  aus 
dein  Pleistocän,  keine  sicheren  fossilen  Ueberreste  bekannt.  Wohl  aber 
Huden  sich,  in  obercambrischen ,  sibirischen  und  zuweilen  auch  in 
devonischen  Ablagerungen  zahlreiche,  fein  verästelte,  ursprünglich 
wohl  chitinose  Stämmchen,  Büsche  und  Zweige,  die  theilweise  mit 
einem  verdickten  Stamm  versehen  sind,  theilweise  aber  auch  unten  in 
eine  feine  Spitze  auslaufen.  Dieselben  werden  unter  der  Bezeichnung 
Cladophora  Hopk.  zusammengefasst.  An  besonders  gut  erhalteneu 
Exemplaren,  bemerkt  man  auf  einer,  zuweilen  auch  auf  zwei  Seiten 
der  Aestchen  kleine,  vorspringende  Kapseln,  die  offenbar  zur  Aufnahme 
von  Polypen  dienten.  Sehr  häufig  sind  die  Zweigchen  durch  Quer- 
fäden mit  einander  verbunden.  a  t> 

Die  Gattungen  Dendrograptus, 
Callog  raptus ,  Thamnograptus , 
Inocaulis  Hall.,  Calyptograptus 
Spencer  etc.,  Bry ograp  tut  Lapw.  etc. 
haben  einen  verdickten  Stamm  und 
waren  wahrscheinlich  festgewachsen ; 
die  zahlreichen  dünnen,  vielfach  ver- 
gabelten Aestchen  sind  mit  Zellen- 
kapseln versehen  und  durch  Querfäden 
verbunden. 

Dictyonema  Hall  (Dictyog  raptus 
Hopkinson)  (Fig. 201).  Hydrosom,  trichter- 
oder  korbförmig,  nach  unten  in  eine  feine 
Spitze  verlaufend,  nicht  festgewachsen. 
Die  Aestchen  durch  Querfäden  verbunden 
und  an  gut  erhaltenen  Exemplaren  auf 
der  Innenseite  mit  Zellenkapseln  besetzt. 
Silur.  Devon.  Besonders  häufig  im  un- 
teren Silurechiefer  von  Christiania  in 
Norwegen,  jedoch  meist  vollständig  zu 
fächerförmigen  Netzen  zusammengedrückt. 

In  denselben  Schichten  wie  die  Cladophora  finden  sich  die  in  der 
Regel  als 

Graptolithen ') 

bezeichneten  Fossilien,  welche  anfänglich  für  Pflanzen,  später  für  Horn 
korallen,  Pennatuliden,   Foraininiferen,  Cephalopoden  oder  Brvozoen 
gehalten  wurden.    Portlock  wies  zuerst  (1843)  auf  ihre  Aehnlichkeit 

*)  Barrande,  J.,  Graptolithes  de  Boheme.  Vrague  1850.  —  Qeinitz^  H  B ,  Die 
teinerungen  der  Grauwackenformation  in  Sachsen  etc.,  Leipzig  1852  und  Die 
Graptolithen  des*  mineral  Museums  in  Dresden,  1890.  —  Hall,  J.,  On  the  Grapto- 
lithes of  the  Quebec  Group.  Geol.  8urv.  Canada.  Dec.  II.  1865.  —  Nicholson, 
H.  A.,  Monograph  of  the  British  Graptolitidae.  1872.  —  Layirorth,  Ch.,  Notes  on 
British  Graptolites.  Geol.  Mag.  1873  u.  187G,  Bowie  verschiedene  Abhandlungen  im 
Quart,  journ.  geol.  Soc.  1875,  1881  und  in  Ann  Mag.  nat.  bist  1879  u  1880. 
Holm,  O.,  Gotlands  Graptoüter.    Bihaug  Svenska  Vetensk.  Ak  llandl.  1890.  XVI 


nr. 


Fljr.  201 

a  Dictyonetna  reti formt*  Hall  Ober 

Niagara     New  York.    Nat.  Oröaie. 
h  l)irtyt<m-ma  sp.  Zwei  Eft»'"  mit  Zillen  mit» 
.lern  norddeutsch.  Diluvium  nach  Dam  ei). 


Digitized  by  Google 


100 


Coelentemta.  Cniduria. 


mit  Sertularien  hin  und  diese  Ansicht  wurde  von  Hall,  Nicholson, 
All  man,  Hopkinson,  La  p  wort  h  u.  A.  durch  eingehende  Unter- 
suchungen mehr  und  mehr  befestigt.  Sie  unterscheiden  sich  von  allen 
jetzt  existirenden  Ilydromedusen  und  von  den  offenbar  sehr  nahe  ver- 
wandten Cladophoren  dadurch,  dass  sie  nicht  festgewachsen  sind 
und  dass  sie  in  ihrem  Periderm  stets  eine  stabförmige  Axe  besitzen 
(Rhabdophora). 

Das  chitinÖse  Hydro  so  ni  der  Graptolithen  hat  meist  lineare, 
seltener  blattförmige  Gestalt  und  ist  entweder  einfach  oder  ästig, 
gerade,  gekrümmt,  in  seltenen  Fällen  auch  Spiral  aufgerollt.  Eine 
oder  beide  Seiten  der  linearen  Körper  sind  mit  schiefen,  zahnartig  vor- 
springenden Zellen  (Hydrotheken)  besetzt,  welche  durch  einen  gemein- 
samen, mit  Coenosark  erfüllten  Canal  mit  einander  in  Verbindung  stehen. 
Eine  stabförmige  Axe  (Virgula)  aus  Chitin  dient  dem  Hydrosom  zur 
Stütze  und  befindet  sich  bei  den  einzeiligen  Formen  in  der  dem  zellen- 
tragenden Rand  gegenüberliegenden  Dorsalseite,  bei  den  zweizeiligen 
entweder  inmitten  einer  centralen  »Scheidewand  oder  in  den  gegen- 
über liegenden  Aussenflächen.  Sehr  häufig  ragt  die  Axe  an  beiden 
Enden,  namentlich  aber  am  distalen  mehr  oder  weniger  weit  über  den 
Zellen  tragenden  Theil  des  Hydrosoms  heraus. 

Die  skoletbildende  Substanz  (Periderm)  war  biegsam,  ist 
meist  als  dünnes,  bituminös-kohliges,  häufig  mit  Schwefelkies  imprägnirtes 
Häutchen  erhalten,  nicht  selten  auch  in  ein  grünlich- weisses,  seiden- 
glänzendes  Silikat  (Gümbelit)  umgewandelt.  Meist  liegen  die  Graptolithen 
in  grosser  Menge  vollständig  platt  gedrückt  und  schlecht  erhalten  auf 
den  Schichtflächen  dunkel  gefärbter  Thonschiefer;  seltener  finden  sie 
sich  in  Kalkstein,  welcher  die  inneren  Hohlräume  ausfüllt  und  so  die 
ursprüngliche  Form  des  Hydrosoms  unverändert  überliefert.  Die  Chitin- 
hülle ist  entweder  dicht,  glatt,  feingestreift  oder  (bei  den  Retiolitiden) 
aus  einem  gitterförmigem  Gewebe  von  Chitin  fasern  zusammengesetzt. 

Von  dem  die  Virgula  begleitenden  gemeinsamen  cylindrischen  Canal 
gehen  die  Zellen  (Hydrothecae,  dcnticles,  thecae)  aus  und  bilden  entweder 
auf  einer  (Fig.  202),  zwei  (Fig.  203)  oder  vier  Seiten  übereinanderfolgende 
verticale  Reihen.  Bei  den  zwei-  oder  vier/eiligen  Formen  trennen  in  der 
Regel  eine  oder  zwei  Scheidewände  die  Canäle  der  Zellenreihen  von  ein- 
ander. Die  Zellen  stehen  mehr  oder  weniger  schief  zur  Längsaxe  und 
haben  im  Allgemeinen  die  Gestalt  eines  länglich  cylindrischen,  reeht- 
seitigen  oder  conischen  Sackes.  Meist  berühren  sie  sich  mit  ihren  oberen 
und  unteren  Bcgreii/.ungsfläehen,  zuweilen  ragen  sie  aber  auch  isolirt 
vor.  Jede  Zelle  communicirt  unverengt  mit  dem  gemeinsamen  Canal 
und  besitzt  eine  distale  Oeffnung,  deren  Form  und  Grösse  bei  den 
verschiedenen  Gattungen  und  Arten  sehr  variirt.  Die  Mündung  ist 
häufig  vierseitig  oder  rundlich,  zuweilen  schnüren  sich  die  Zellen  aussen 
etwas  ein,  indem  sie  sich  zugleich  nach  unten  krümmen,  so  dass  sich 
die  verengte  Mündung  nach  aussen  und  unten  richtet.  Nicht  selten 
springen  am  unteren  Rand  der  Zelleiimüiidungen  ein  oder  zwei 
Stacheln  vor. 

Bei  den  meisten  Graptolithen  beginnt  das  Hydrosom  am  proximalen 
Ende  mit  einem  schlanken,  nach  oben  zugespitzten,  dolchförmigen  Em- 
bryonalstückchen,  der  Sicula  (Fig  204,  aus  welcher  der  ganze  Polypen- 
stock hervorgeht.  Aus  dieser  dreieckigen  Chitinscheide  ragt  oben  und  unten 


Digitized  by  Google 


Hydrozoa.  Graptolitha. 


107 


eine  Axo  (Virgula)  vor.  Die  ersten  Zellen  sprossen  einseitig  oder  alter- 
nirend  auf  zwei  Seiten  aus  der  Sicula  hervor  und  bilden ,  indem  sie 
sich  in  vertiealen  Reihen  vermehren,  entweder  einfache  Zweige,  die  in 
verschiedenem  Winkel  divergiren,  oder  es  wachsen  die  Zellen  von  zwei 
oder  vier  Reihen  mit  ihrem  Rücken  an  einander  und  bilden  zwei-  oder 
vierteilige  Hydrosome.  Bei  den  aus  einem  einzigen  Zweig  bestehenden 
Formen  entspringt  die  erste  Zelle  in  der  Regel  am  oberen  spitzen  Ende 


Fig.  204. 

a  Monograptxu  grgaritu  Lapw.  Ober- 

Silitr.    Dobba  Lin.  Schottland. 
Proximalende  mit  Sicula  (rcrgroMerti. 
6  Didymograptut  painatulu*  Hall.  Unt  - 
Silur.   (Quebec  Oroup.)    Font  Levis. 
Canada.    Proximalende  mit  Sicula, 
(Nach  Lap  worth.» 


Fig.  loa 

Au*  äiluriachem  Kalkstein 
(E)  von  Prag. 
A  Exemplar  in  nat.  Grosse. 
Ii      hnitt  parallel  der  Längs- 
achse vergroasert  i  <■  <  "anal ,  «  Axe. 

th  Zellen,  x  äussere  Zellen- 
•  »ffnang.i.    C  Rückseite  vergros- 
D  Motutgrapttu  Bohemicu* 


Barr.    Aua  Silurkalk  von  Pratf. 

i  wie 


(Buchstaben 
UJ  Fig  B.)  (Nach  Barrande.j 


Fig.  SOS. 
a—c  Climacograplu*  typicalis 
Hall.      Aus  :  iirlschem 

(Trentont  Kalk  von  Clncinnati. 
a  Vertlcalschnitt  stark  vergros- 
sert,  im  Centrum  die  Axc. 
b  Kxemplar  in  nat.  Grosse, 
c  Querschnitt  vergrossert. 
d-c  Diplograplus  palmtut  Barr. 
Aus  silurischem  Schiefer  von 
Prag. 

d  Exemplar  in  nat.  Grosse. 
e  Vergrossert  (nach  Barrand  ei. 
(  Diplograptu*  /oliaetu*  Murch. 

Aus  silurischem  l.huuleilo- 
Schiefer  von  Schottland. 
Nat.  Grosse  (nach  Lapworth). 


Fig. 

DMoffraptu»  Whitejlddl  Hall. 
Beiderseits  mit  Gonangien  be- 
acut. 

Natürl.  Grosse.    (Nach  Hall.) 


der  Sicula,  bei  anderen  sprossen  die  Zellen  in  verschiedener  Höhe  aus. 
In  der  Regel  hört  die  Sicula  auf  zu  wachsen,  sobald  die  ersten  Zellen 
hervorgetreten  sind,  und  verschwindet  zuweilen  gänzlich.  Manchmal 
entwiekelt  sie  auch  einen  blasigen  Basalfortsatz  oder  eine  fadenförmige 
proximale  Virgula  oder  zwei  stachelförmige  Fortsätze. 

Einzelne  Exemplare  von  zweizeiligen  Graptolithen  besitzen  zuweilen 
ungewöhnlich  grosse  ovale  oder  unregelmässig  ausgebreitete  Zellen 
(Fig.  205).  Dieselben  werden  in  der  Regel  als  Kapseln  von  Fort- 
pflsnsnnggpolypen  (Gonangien)  gedeutet,  und  von  Nicholson  werden 
winzige,  ovale,  glockenförmige  oder  zugespitzte  Chitintäschchen,  die  in 


Digitized  by  Google 


108 


Coelenterata.  CnMaria. 


Graptolithenschiefern  zuweilen  massenhaft»  vorkommen  (Dawsonia),  als 
abgelöste  Ovarialkapseln  gedeutet. 

Die  Graptolithen  fanden  sich  in  Schiefern,  seltener  in  Kalksteinen 
der  obercambrischen  und  silurischen  Formation.  Sie  bewohnten  offen- 
bar Meere  mit  schlammigem  Boden  und  waren  entweder  freischwim- 
mende oder  mit  der  Sicula  im  Schlamm  steckende  Thiercolonieen.  Sie 
zerfallen  in  drei  Gruppen  (Monoprionidae,  Diprionidae  und  Retiolitidüe). 

A.  Monoprionidae. 

Zellen  (Ilydrothecae)  einseitig  nur  auf  der  der  Virgula  gegenüber  liegenden 

Monograptus  Gein.  (Monoprion  Barr.,  Pomatograptus  und  Pristiograptm 
Jaekel)  (Fig.  202  u.  206).  Einfache,  unverzweigte,  geradlinige  oder  gebogene, 
zuweilen  schraubenförmig  gewundene  Hydrosome.  Zellen  dicht  gedrängt,  die 
Mündungen  entweder  unverengt  oder  eingeschnürt  und  abwärts  gebogen. 
Im  Mittel-  und  Ober  Silur  häufig. 


Fi*  »06. 
a  MtitKMirnptu*  SOßtoni 

Barr.    <Nat  (irosse.} 
Alaunschlefer  v  Grafen- 

werth  bei  Sehleit/.. 
b  M.  eoUmuK  Harr  Mit 
Sicula.    (Nat.  Grösse 
Ober-Silur  von  KlioU- 
field  Schottland 
(Nach  Lapworth. 
C  Jf.  turrimlatu*  Barr, 
oh  Silur  I*rag  Nat  <ir. 
Nach  Barrandc  ' 


Fig.  201. 
Kattritt  *  LinmH  Barr.  Ober- 
Silur.    Zekkowltt  bei  Prag. 
«Nach  Barrande.) 


Fig.  «08. 
Cot-nottraptu»  ffraeUi»  Hall. 
Unter-Silur.    Point  Levis, 
fanada. 

(Nach  Nicholson.» 


Fig.  »11. 
Picrano- 
graptuM  ra- 
motu*  Hall. 
Unter-Silur. 
Hudson 
River. 
(Nach 
Hall.i 


Fig.  JOS». 
lUdumogrnptu*  iiennattüiu 
Hall.   Unier  Silur.   Hoint  Levis. 
Canada.  (Nach  Hall.) 


Flg.  «10. 
Tttrmtraptu*  brynnoid(t  Hall. 
Unter  Silur  l'oint  Levis. 

(Nach  Hall.i 


Rastrites  Barr,  f Fig.  207).  Einfach,  spiralgekrümmt.  Canal  sehr 
eng,  Virgula  dünn.  Zellen  durch  weite  Zwischenräume  geschieden.  Ober- 
Silur. 

Leptograptus  Lapw.  Hvdrosom  mit  zwei  einfachen,  unverzweigten, 
von  einer  gemeinsamen  Sicula  entspringenden,  unsymmetrischen  Aesten. 
Unt.  Silur. 

Coenog raptus  Hall  (Fig.  208).  Zwei  Hauptäste,  von  denen  in  gleich- 
massigen  Abständen  einfache  Nebenäste  auf  einer  Seite  ausgehen.  Unt. 
Silur. 

Didymograptus  M'Coy  (Fig.  201»  u.  212a).  Zwei  einfache,  symmetrische 
Aeste  gehen  von  einer  achselständigen  Sicula  aus.  Zellen  rectangulär,  dicht 
gedrängt.    Unt.  Silur. 

Tetra g raptus  Salter  (Fig.  210).  Wie  vorige,  aber  mit  vier  bilateral 
symmetrischen,  kurzen  Aesten.    Unt.  Silur. 


Hydrozoa.  Graptolitha. 


109 


Dichograptus  Salter  (Fig.  212b).  Hydrosom  mit  acht  einfachen,  ein- 
Aesten,  deren  untere  Virgulae  häufig  durch  eine  Scheibe  verbunden 
sind.    Unt.  Silur. 


FiR  812. 

a  Pidymoffraptu*  MureMtoni  Beck  sp.  Unter  Silur. 

tLlandcilo  (iroup.i  Wales, 
b  IHrhngrnptus  octobrachintu*  nall.  Unter-Silur. 
«Quebec  Group).  Point  Levis,  Canada  mach  Hai  Ii. 


Fig.  iis. 

a—c  Cliutncograptu»  typicnli»  Hall.  Ans  untersilu- 
rischcm  (Trenton)  Kalk  von  Cincinnati.  n  Ver- 
ticalschnitt  sUrk  vergroasert.  im  Centrum  dleAxe. 
6  Exemplar  in  nat.  Grosse,  c  Querschnitt  vergr. 
d-e  I>ipln>jraptu*  pnlmeu*  Harr.  Aus  silurischcm 
Schiefer  von  Frag.  - »/  Exemplar  in  nat.  Grosse, 
r  vergrossert.  /  Diplagmptu*  foliacau  Murch.  Aus 
silurischem  I.landeilo-Schiefer  von  Schottland. 
Nat.  Grosse 


D icranograptus  Hall  (Fjg.  211).  Die  beiden  symmetrisch  entr 
wickelten  Aeste  sind  anfänglich  mit  ihrer  Dorsalseite  verwachsen,  später 
frei.    Unt.  Silur.  6  a 

B.  Diprionidae. 

Zellen  in  zxcei  (oder  vier)  verticalen  Reihen  um  eine 

centrede  Yirgula  angeordnet. 

Diplograptus  M'Coy  (Fig.  213  d/).  Hydrosom 
stabfürmig;  die  zwei  Reinen  schief  vierseitiger, 
dicht  aneinander  gedrängter  Zellen  einander  gegen- 
überstehend; Virgula  in  einer  medianen  Scheide 
wand  gelegen,  distal  häufig  weit  vorragend.  Sicula 
von  den  Anfangszellen  umwachsen  und  verborgen. 
Süur. 

Climacograptus  Hall  (Fig.  213  a  c).  Wie  vorige, 
jedoch  die  Zellen  durch  Zwischenräume  getrennt, 
aussen  etwas  eingeschnürt.    Unt.  u.  ob.  Silur. 

Phyllograptus  Hall  (Fig.  214).  Hydrosom  aus 
vier  kurzen,  einzeiligen,  der  ganzen  Länge  nach  mit 
ihrer  Rückseite  verwachsenen  Reihen  von  rectangulären  Zellen  bestehend. 
Unt  Silur. 


Fig  N4. 

hull< 

Unt.  Silur.  Point  Lcvis.Canada. 
o  Mehrere  Exemplare  in  nat. 
(irOsse,  b  (Querschnitt  restau- 
rirt  u.  vergr<>ss.   mach  Hall) 


Digitized  by  Google 


110 


Coelenterata.  Cnidaria. 


reihe 

A 


C  Retiolitidae. 

Stada  fehlt.  Das  Coenosark  des  gemeinsamen  Canals  aifwickelt  eine  Doppel- 
ten Zellen.    Virgula  entweder  einfach,  central  oder  doppelt  entwickelt  und 

in  dem  durch  ein  Netzwerk  von  Chitinfasern  ver- 
stärkten Periderm  gelegen. 

Retiolites  Barr.  (Fig.  215).  Hydrosom 
einfach,  abgeplattet,  stabförmig,  an  beiden  En- 
den verschmälert,  mit  zwei  gegenüber  gelege- 
nen Reihen  von  rectangulären ,  dicht  gedräng- 
ten Zellen.  Von  den  zwei  Virgulae  ist  eine 
zickzackförmig,  die  andere  gerade;  sie  liegen 
in  der  Mitte  des  Hvdrosoms  in  den  beiden 
entgegengesetzten  Flächen  des  netzförmigen 
Periderms.  Silur. 

Stomatograptus  Holm,  Retiograplus 
Hall,  Glossograptus  Emmons. 

Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der 

fossilen  Hydrozoa. 

Unter  den  erhaltungsfähigen  Hydrozoen 
beginnen  ächte  Hydroeorallinae  in  der 
oberen  Kreide,  gewinnen  im  Tertiär  eine 
etwas  stärkere  Verbreitung,  betheiligen  sich 
aber  erst  in  der  Jetztzeit  in  neunenswerthem 
Maasse  an  dem  Aufbau  von  Korallenriffen 
oder  an  der  Zusammensetzung  zoogener 
Kalksteine. 

Im  oberen  Jura  (Tithon),  namentlich 
des  mediterranen  Gebietes,  haben  gewisse 
Hydractinien  (Ellipsactinia,  Spharractinia)  eine  weite  Verbreitung, 
während  das  triasische  Heterastridium,  sowie  die  in  der  nordeuropäischen 
Kreido  vorkommenden  Gattungen  l'arheria  und  Porosphmra  zu  den 
selteneren  Vorkommnissen  gehören. 

Ungemein  wichtige  kalkbildende  Versteinerungen  der  paläozoischen 
Aera  sind  die  Stromato poriden.  Sie  linden  sich  im  mittleren  und 
oberen  Silur  von  Nord-Amerika,  England,  Russland  und  namentlich  im 
mittleren  Devon  der  Eitel  und  der  Anleimen,  in  Nassau,  Devonshire. 
im  Ural,  Spanien  u.  s.  w.  in  grosser  Menge,  erreichen  zuweilen  gewaltige 
Dimensionen  und  nehmen  am  Aufbau  der  Korallenriffe  und  Kalksteine 
der  Silur-  und  Devonzeit  einen  wesentlichen  Anthoil.  Auch  im  Kohlen- 
kalk (Permocarbon)  von  Ost-Indien  spielen  sie  noch  eine  namhafte  Rolle, 
fehlen  dagegen  demselben  in  der  Regel  in  Amerika  und  Europa.  Die 
obere  Grenze  des  paläozoischen  Zeitalters  wird  von  den  Stromatoporen 
nicht  überschritten. 

Auch  die  Cladophora  und  liltahdophora ,  welche  häufig  unter 
der  gemeinsamen  Bezeichnung  Graptoli then  zusannnengefasst  werden, 
gehören  ausschliesslich  dem  oberen  Gambriuin  und  den  verschiedenen 
Stufen  des  Silursysteins  an.  Sie  linden  sich  in  grosser  Menge  in  den 
obersilurischen  Kiesel-  und  Alaun-Schiefern  des  Fichtelgebirges,  Thürin- 
gens, Sachsens  und  Böhmens;  ferner  am  Harz,  in  Polen,  Schlesien, 
den  baltischen  Provinzen  und  am  Ural;  in  Schweden  und  Norwegen; 


Vis-  M, 

RtlitAite*  Grinitzinnu*  Harr.    A  Ali« 

silurlschcm  Kiegelachiefer  von 
Keugucrollea  Calvados  Nat  Gr. 
H,  C  Derselbe  aus  Moiala.  Schweden. 
ß  untere*  Kndc  dun-h  Salzsäure 
entkalkt  (vergr  ),  C  Querschnitt 
ii'  Zickzack  förmige  Virgula,  r  stafo- 
forniit;e  Virgula,  th  Bcgrcnzungs- 
llnlen  der  Zellen.  ,*'  Verblndungs- 
balken  der  beiden  Virgulae,  o  Zellen- 
mündung  (nach  Holm). 


uigmze 


d  by  Google 


Hydrozoa.    Acalephae.  111 

in  Cumberland,  Wales,  Nord-England.  Schottland  und  Irland;  in  der 
Normandie  und  Bretagne,  Spanien,  Portugal,  Sardinien  und  Kärnthen. 
In  vortrefflicher  Erhaltung  erscheinen  sie  in  Canada,  Neufundland, 
New- York,  Ohio,  Tennessee,  Wisconsin,  Jowa,  Virginia;  ausserdem  in 
Süd -Amerika  (Bolivia)  und  Australien.  Auf  secundärer  Lagerstätte 
auch  in  den  Geschieben  der  norddeutschen  Ebene. 

Nach  Lap worth  vertheilen  sich  die  Graptolithen  auf  sechs  Hori- 
zonte, wovon  der  erste  dem  obersten  Cambrium,  die  drei  folgenden 
dem  unteren  Silur  (Ordovician)  und  dio  zwei  obersten  dem  oberen  Silur 
angehören.  Die  Monoprioniden  finden  sich  vorzugsweise  in  den  zwei 
obersten  Horizonten. 

2.  Unterlasse.    Acalephae.  Medusen.1) 

{Discophora  Huxley.) 
Freischunmmcnde,  Scheiben-  oder  glockenförmige  Medusen  mit  abwärts 
gprvhtetem  Mund,  mit  Magentaschen  und  zahlreichen  Radialgcfässen. 

Die  Scheiben« juallcn  sind 
trotz  ihrer  betrachtlichen  Grösse 
wegen  Mangels  an  Hartgebilden 
zur  Fossilisation  ganz  ungeeig- 
net. Nur  unter  besonders  gün- 
stigen Bedingungen,  wie  im 
lithographischen  Schiefer  des 
oberen  Jura  der  Gegend  von 
Eichstädt  und  Solenhofen, 
konnten  deutliche  Abdrücke 
dieser  vergänglichen  Thiere 
überliefert  werden,  die  zuweilen 
eine  genaue  zoologische  Be- 
stimmunggestatten. Am  besten 
erhalten  und  zugleich  am  häu- 
tigsten ist  Rhizostomites  admi- 
randus  Haeckel  aus  der  Gruppe 
der  Rhizostomiden.  (Fig.  21  6). 
Auch  in  Feuersteinknollen  der 
obersten  Kreide  kommen  Ab- 
drücke vor.  welche  am  besten 
als  Quallen  gedeutet  werden. 

Neuerdings  stellt  Nathorst  gewisse,  früher  von  Torell  als 
Spatangopsis  beschriebene  Körper  aus  cambrischem  Sandstein  von 
Lugnaes  in  Schweden  zu  den  Acalephen.  Die  ursprünglich  für 
PHanzenabdrücke  gehaltenen  stengeligen  Gebilde  [Eophyton)  derselben 
Schichten  hält  Nathorst  für  Kriechspuren  von  Acalephen. 

')  Haeckel,  E.,  Zeitschrift  f.  wissenwhaftl.  Zoologie  18G5.  Bd.  XV  und  XIX, 
Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie  18GB.  S.  257,  und  Jenaische  Zeitschr.  Bd.  VIII  308.  — 
Ammon,  L.  v.,  Abhandl.  k.  Baver.  Akad.  II.  Cl.  1883.  Bd.  XV.  —  Xathorst,  A.  O., 
K  Svenska  Vetensk.  Ak.  Handling.  1881.  Bd.  XIX. 


Fig.  SIC. 

RhisotlomUe»  admiramlu*  Hack.  Aus  dem  lithographi- 
schen Schiefer  von  Eichstädt,  ■/»  nat.  Grösse.  (Die 
fehlenden  Thellc  der  Platte  Bind  nach  den  erhaltenen 
ergänzt. 


Digitized  by  Google 


112  Eohinodermnta. 


III.  Stamm. 

Echinodermata.  Stachelhäuter. 

Zu  den  Echinodermen  gehören  radial  strahlige  oder  bilateral  sym- 
metrische Thiere,  welche  ursprünglich  mit  den  (  oelenteraten  als  Strahl 
thiere  vereinigt,  von  Leuckart  jedoch  als  Vertreter  eines  selbstän- 
digen Typus  erkannt  wurden.  Sie  besitzen  ein  wohlentwickeltes,  aus 
Kalkplatten  oder  Kalkkörperchen  zusammengesetztes  Hautskelet,  das 
häufig  mit  beweglichen  Anhängen  (Stacheln,  Borsten  etc.)  besetzt  ist. 
und  dessen  Theile  sich  fast  immer  fünfmal  oder  in  Multiplis  von  fünf 

wiederholen. 
J&  Ueberhaupt  er- 
t™#V?J§  weist  sich  fünf 
iVij$j|  als  die  Grund- 
zahl des  Echi- 
nodermen- 
Stammes ,  in- 
dem sich  in  der 

ille 

Hauptorgane 
fünfmal  wie- 
derholen. Ab- 
gesehen von 


Flg.  217. 
n  Ilorlzontnlachnltt  durch  einen 
Echinideustachel.   i FUschl  In- 
seln', vergr.   b  Schnitt  parallel 
der  Oberfläche  durch  ein  Coro- 


Flg.  818 

Prnlacrinu*  »uhtert»  Gold  f.  Weisser  Jura. 
Reichenbach.  Württemberg,  a  Medianer  Ver- 
tlcalüchnltt  durch  den  Stiel  nach  der  in  c  an- 
gegebenen Richtung,  "7,  vergr.  6  Horlzuntal- 


Bcsitz  eines  ge- 
schlossenen 
Darms,  eines 
vielfach  ver- 

naltiirelchen  eines  recenten  8eo-  schnitt  "7,  nach  der  In  </  angegebenen  Rieh-  yw<  ;,,t,.T,  und 
Igels  (S,>W«A<n«,),veigrbg«!rt.    tung  geschnitten,    c.  d  Stiel  in  nat.  Grösse.  U 

mit  Wasser  er- 
füllten Ainbulacralgefäss-Systems,  durch  vollkommenere  Entwickelung 
des  Nerven-  und  Blutgefäss-Svstems  und  durch  ausschliesslich  geschlecht- 
liche Fortpflanzung  von  den  Coelenteraten. 

Die  auffälligste  .  DilTerenz  freilich  besteht  im  Bau  und  in  der 
Structur  des  Hautskeletes  (Fig.  217,  218).  Alle  Täfelchen,  Platten,  Stacheln 
oder  sonstigen  Kalkgebilde  eines  Echinodermen  werden  in  der  Haut 
ausgeschieden  und  bestehen  aus  einem  Netzwerk  mikroskopisch  kleiner 
Kalkkörperchen,  welche  sich  in  einem  organischen  Gewebe  ablagern. 
Indem  sich  diese  Kalkkörperchen  in  horizontaler  Kichtung  zu  siebartigen 
Platten  vereinigen  und  durch  verticale  Pfeilerchen  mit  einander  ver- 
bunden sind,  entsteht  ein  zierliches  Gitterwerk,  das  bei  allen  Echino- 
dermen ziemlich  gleichartige  Structur  besitzt.  Durch  den  Fossilisations- 
process  werden  die  ursprünglichen  Lücken  sehr  häutig  mit  kohlensaurem 
Kalk  ausgefüllt  und  dadurch  alle  Skelettheile  in  krystailinischen  Kalk- 


Digitized  by  Google 


Pelmatozoa.    Crinoidea,  113 

spath  umgewandelt,  welcher  sich  nach  den  Blätterdurchgängen  spaltet. 
Jedes  einzelne  Täfelchen,  Stielglied,  Armglied  eines  Seeigels,  eines  See- 
sterns oder  einer  Seelilie  erweist  sich  alsdann  als  ein  selbständiges 
Krvstall  -  Indi  vi  d  u  um. 

Sämmtliche  Echinodermen  sind  Meeresbewohner.  Man  unterscheidet 
nach  Haeckel  drei  Unterstämme  (Pelmatozoa,  Asterozoa  und  Echinozoa) 
mit  folgenden  Classen: 

A.  Pelmatozoa. 

1.  Gasse.    Crinoidea.  Seelilien. 

2.  „        Cystoidea.  Beutelstrahler. 

3.  Blastoidea.  Knospenstrahler. 

B.  Asterozoa. 

1.  Gasse.    Ophiuroidea.  Schlangensterne. 

2.  „       Asteroidea.  Seesterne. 
('.  Echinozoa. 

1.  Gasse.    Echinoidea.  Seeigel. 

2.  „       Holothurioidea.  Seegurken. 

A.    Pelmatozoa.  Leuckart. 

Zu  den  Pelmatozoen  gehören  Echinodermen ,  welche  entweder 
zeitlebens  oder  in  ihrer  Jugend  mittelst  eines  gegliederten  Stieles  oder 
auch  unmittelbar  mit  der  aboralen  (dorsalen)  Seite  des  Körpers  be- 
festigt sind.  Eine  beuteiförmige,  kelchförmige  oder  kugelige  Kapsel 
aus  Kalktäfelchen  umschliesst  die  Leibeshöhle.  Auf  der  oberen  (oralen, 
ventralen)  Seite  befinden  sich  Mund  und  After,  sowie  die  zum  Mund 
führenden  Ambulacralgefässe.  Am  distalen  Ende  der  Ambulaeralfurche 
der  Kelchdecke  entspringen  in  der  Regel  gegliederte  Arme,  oder  die 
Ambuhtcralfurchen  verlängern  sich  auf  dio  Seiten  des  Kelches  und 
sind  beiderseits  von  Pinnulis  eingefasst  (Cystoidea,  Bhistoidea).  Die 
untere  (dorsale,  aborale)  Seite  wird  aus  einem  oder  zwei  Kränzen  von 
Basaltäfelchen  gebildet,  die  entweder  auf  dem  Stiel  ruhen  oder  eine 
Cent rodorsal platte  umschliessen. 

l>ie  Pelmatozoen  zerfallen  in  die  drei  Unterclassen :  Crinoidea, 
Cystoidea  und  Blastoidea.  Nur  von  den  Crinoiden  existirt  noch 
eine  kleine  Anzahl  recenter  Gattungen,  die  beiden  anderen  Unter- 
chissen  sind  vollständig  erloschen  und  auf  paläozoische  Ablagerungen 
beschränkt.  Obwohl  die  Cystoidea  offenbar  eine  geringere  Differen- 
zirung  erreicht  haben  und  eine  niedrigere  Rangstufe  einnehmen  als 
die  Crinoideen  und  wahrscheinlich  die  Urformen  darstellen,  aus  denen 
sieh  Blastoideen  und  Crinoideen  entwickelt  haben,  so  müssen  die  letzt- 
genannten doch  in  erster  Linie  behandelt  werden,  da  die  Organisation 
der  ausgestorbenen  Ordnungen  lediglich  nach  jener  der  lebenden  Formen 
beurtheilt  werden  muss  und  nur  aus  dieser  verständlieh  wird. 

1.  Classe.    Crinoidea.    Seelilicn.    Haarsterne. ') 
(Brachiata  Bronn,  Actinoidea  F.  Roein.) 
Meist  langgestielte,  festgewachsene,   seltener  unge- 
stielte,   zuweilen    freischwimmende    Pelmatozoen  mit 

')  Literatur: 

Miller,  J.  S.,  A  natural  history  of  the  Crinoidea  or  lily-shaped  animal«.  Bristol  1821 
Z 1 1 1  e  1 .  G  rundzüge  der  Palneon tologie.  8 


Digitized  by  Google 


114 


Echinodennata.  Pelmatozoa. 


regelmässig  getäfeltem   Kelch  und    wohl  entwickelten. 

beweglichen  Armen. 

Von  den  drei  Haupttheilen  werden  Kelch  und  Arme  unter  der 
Bezeichnung  Kro'ne  dem  Stiel  gegenübergestellt. 


Fig.  21». 
Gestielte  Seelilie 
{Ewrpirocrinu«)  mit  di- 

cyclnicher  Basl*  und 
AnalinterrndiuB.  a  Inier- 
radial  ia  analla,  b  Ba- 
salia.  Vi  Infrabasalla. 
(Nicht  durch  den  Spie- 
gel gezeichnet.) 


Fig.  220. 

Projection  eines  Crinoidenkclche*  mit  drei- 
theiliger  Hasia  i'n,  mit  5X  •  einfachen  Kndia- 
lia  (rX  4  gleichen  Interradien  (irl  und  einem 
5.  ungleichen  Analinterradius  <a». 


Fig.  221. 
Potcriitcrinu*  mit  dicycll- 
80 her  Itasix  und  einem 
einzigen  Kranz  von 


1.  Der  Kelch  (calyx)  ist  eine  aus  Kalktäfelchen 
zusammengesetzte,  meist  becher-,  Schüssel-  oder  kugel- 
förmige Kapsel,  welche  die  wichtigsten  Weichthcile 
umschliesst.  Er  ruht  in  der  Regel  mit  seinem  unteren,  dorsalen 
(abactinalen)  Theil  auf  einem  Stiel  (Fig.  219),  oder  ist  in  seltenen 
Fällen  unmittelbar  festgewachsen,  zuweilen  auch  frei;  die  entgegen- 
gesetzte, ventrale  (actinale)  getäfelte  oder  häutige  Kelch  decke  enthält 

Müller,  Joh.,  Ueber  den  Bau  des  Pentacrinus  caput  medusae.  Abhandl.  Berliner 
Akad.  1841. 

de  Köninck  et  le  Hon.,  Recherche«  sur  les  CrinoideB  du  terrain  carboniföre  de  la 

Belgique.    Bruxelles  1864. 
Beyrich,  K,  Die  Crinoiden  des  Muschelkalks.    Abhandl.  Berl.  Akad.  1857. 
Schultze,  L.,  Monographie  der  Echinodermen  des  Eitler  Kalks.    Denkschr.  d.  k.  k. 

Akad.  d.  Wissenschaften.    Wien  18(56. 
Carpenter,  W.  B.,  On  the  Structure,  physiology  and  development  of  Antedon  rosaceus. 

Philos.  Transactions.    186(5.    vol.  156. 
Angelin,  A*.  V.,  Iconographia  Crinoideorum  in  Stratis  Sueciae  Siluricis  fossilium. 

Holmiae  1878. 

Carpenter,  Herb ,  Report  on  the  Crinoidea.  I  u.  II.  Rep.  on  the  Scientific.  Result. 
of  the  Voyage  of  H.  M.  8.  Challenger.    1884.  vol,  XI.  u.  1888.  vol.  XXVI. 

Wachsmuth,  CA..  and  Springer,  Fr.,  Revision  of  the  Palaeocrinoidea.  I — III.  Phila- 
delphia 187'.» -86. 

„    Discovery  of  the  ventral  Structure  of  Taxocrinus  etc.    Proceed.  Ac.  Nat. 

Sciences  Philad.  1888. 
„    The  perisomatic  plates  of  Crinoids.  ibid.  1890. 
Loriol,  F.  de,  Paläontologie  Franchise.    Crinoides  jurassiques.   I  u.  II.  1882—1889. 
Neumayr,  AT.  Die  Stamme  des  Thierreichs    Bd.  I.  1889. 
Agassi:,  AI,  Calamoerinus  Diomedae.    Mein.  Mus  comp.  Zool.    1892.  XVII. 
liather,  F.  A.,   British  fossil  Crinoids.    Ann.  Mag.  nat.  hist    6.  ser.    V.  VI.  VII. 
1890-  1898. 

„    The  Crinoidea  of  Gotland.  p.  I.  K.  Svenska  Vetensk.  Ak.  Handlinger.  Bd.  25 


Digitized  by  Google 


Crinoidea. 


115 


v" 


Mund  und  die  Ambulacralfurchen  und  entspricht  darum  der  Unter- 
seite der  Seesterne  und  Seeigel.  Gewöhnlich  ist  nur  die  untere  und 
seitliche  Wand  des  Kelches  (Dorsalkapsel,  dorsal  cup)  sichtbar, 
weil  die  am  Oberrand  beginnenden  Arme  die  Decke  verhüllen.  Die 
Dorsalkapsel  des  Kelches  besteht  aus  zwei  oder  mehr  Täfeichenkränzen, 
deren  Orientirang  von  ihrer  Lage  zu  den  Ambulacralorganen  abhängt. 

a)  Als  Basis  werden  zwei  oder  ein  Kranz  von  Täfelchen  bezeichnet, 
welche  zwischen  dem  obersten  Stielglied  und  dem  in  der  Richtung  der 
Ambulacra  (resp.  Anne)  gelegenen  (radialen)  Tafelkranz  gelegen  sind.  Ist 
nur  ein  einziger  Kranz  von  Basal täfclchen  (Basalia)  vorhanden  (Fig.  220) 
(mouoeyclische  Basis),  so  liegen  dieselben  stets  interradial,  d.  h.  in 
der  Verlängerung  der  Zwischenräume  der  Arme ;  besteht  die  Basis  aus 
zwei  Tafelkränzen,  so  entspricht  der  obere  nach  Lage  und  Ausbildung 
den  Basaltafeln  der  monoeyclischen  Basis,  der  untere  Kranz  dagegen 
hat  radiale  Lage.  H.  Carpenter  bezeichnet  darum  in  der  dicyclischeu 
Basis  die  Täfelchen  des  oberen  Kranzes  richtig 
als  Basalia,  die  des  unteren  Kranzes  als 
Infrabasalia.  Dio  ersteren  wurden  früher 
von  J.  Müller  Parabasalia,  von  de  Köninck 
u.  A.  Subradialia  genannt.  Die  normale  Zahl 
der  Basalia  und  Infrabasalia  ist  fünf,  allein  r^TV  ib\  fh  \ 
durch  Verwachsung  von  zwei  oder  mehr  Tafel-  -^uW  </  ib  Vx— 
ehen  des  dem  Stiel  unmittelbar  aufliegenden  \  "  /  b  ;  J  V 

Kranzes  kann   die  Zahl  der  monoeyclischen  V_y  ^  \  / 

Basalia  oder  der  Infrabasalia  auch  auf  vier,  LßJ 

drei  oder  zwei  herabsinken.    Eine  mehr  oder 

weniger  vollständige  Verkümmerung  der  Basal-  MarmpUc>  AnRly((e  de8 

täfeichen  im  Verlauf  der  ontogenetischen  Lnt-  Kelche« ^dcentrodoreuic  iMufra- 
wickelung  wird  bei  Antedon  beobachtet  und    ba*»llft.  «"Basalia.  rKadiaiiai. 

dürfte  in  ähnlicher  Weise  auch  bei  einzelnen  mesozoischen  Gattungen 
I Eitgeniacrinus ,  Phyllocriniis)  erfolgt  sein.  Bei  manchen  ungestielten 
(  rinoideen  (Marsupites  [Fig.  222],  Uintacrintts)  umschliesst  die  dicyclische 
Basis  eine  centrale  Tafel  (Centrodorsal platte),  welche  wahrscheinlich  dem 
Stiel  entspricht.  Die  Basalia  sind  untereinander  und  mit  den  darüber 
folgenden  Täfelchen  durch  glatte,  seltener  gestreifte  Berührungsflächen 
und  durch  Bindegewebsfasern  unbeweglich  verbunden. 

b)  lieber  der  Basis  folgt  ein  Kranz  von  fünf  (sehr  selten  von  vier 
oder  sechs)  Radialtafeln  (Radialia),  iu  deren  Verlängerung  nach 
oben  die  Anne  liegen.  Sie  setzen  boi  fast  allen  mesozoischen  und 
lebenden  Orinoideen  ausschliesslich  die  seitliche  Wand  der  Dorsal- 
kapsel zusammen  und  tragen  häufig  unmittelbar  die  fünf  (beziehungs- 
weise vier)  Anne.  Radialia  und  Basalia  verbinden  sich  mit  einander 
durch  glatte  oder  fein  gestreifto  Suturnachen,  wclcho  äusserlich  durch 
Nähte  angedeutet  sind.  Folgen  (Camarata)  über  dem  unteren  Radial- 
kranz noch  weitere,  durch  Sutur  unbeweglich  verbundene  Täfelchen  in 
der  Richtung  der  Arme,  so  werden  dieselben  als  Radialia  zweiter, 
dritter,  vierter  u.  s.  w.  Ordnung  bezeichnet.  Rx  bedeutet  immer  den 
untersten  Radialkreis.  Die  R*  oder  Ii*  besitzen  häufig  einen  aus  zwei 
dachförmig  zusammenstossenden  Flächen  gebildeten  Oberrand,  wovon 
jede  Fläche  wieder  eine  Reihe  von  Täfclchen  tragen  kann.  Man  nennt 
derartige  Kelchtäfelchen  Radialia  axillaria  und  die  zwei  darüber 

8* 


Digitized  by  Google 


116 


EchinodermaU.  Pelmatozoa. 


folgenden,  durch  Gabelung  eines  Radius  entstandenen  Täf  eichen  reihen 
Radialia  distichalia  oder  kurzweg  Distichalia,  wobei  dann  wieder 
Distichalia  der  ersten,  zweiten,  dritten  u.  s.  w.  Ordnung  unterschieden 
werden.  Durch  Distichalia  axillaria  können  sich  auch  die  Distichal- 
reihen  wieder  gabeln  und  vier  Reihen  sogenannter  Pal  mar  ia  bilden. 
Grenzen  die  Distichal-  oder  Palniarreihen  seitlich  nicht  unmittelbar  an 
einander  an,  sondern  sind  durch  Zwischcntäfelchen  getrennt,  so  heisscn 
letztere  Interdistichalia  und  In terpalmaria.  Diejenigen  Radial- 
platten, welche  mit  den  darüber  folgenden  Täfelchen  nicht  durch  ein- 
fache Sutur  unbeweglich  verbunden  sind,  sondern  oben  eine  schräg 
abgestutzte  oder  hufeisenförmige  »Gelenkfläche«  mit  einer  erhabenen 
Querleiste  besitzen,  heissen  Radialia  articularia.  Jede  Gelenk- 
fläche besitzt  innerhalb  des  Querriffs  zwei  Gruben  zur  Aufnahme 
von  Muskelballen  und  ausserhalb  derselben  eine  schmale  Querfurche 
für  elastisches  Bindegewebo  (Ligament).  In  der  Regel  ist  die  Quer- 
leiste in  der  Mitte  vom  axialen  Dorsalcanal  durchbohrt.  Bei  den 
meisten  Crinoideen,  besitzt  schon  das  unterste  R  eine  Gelenkfläche,  und 
die  Dorsalkapsel  enthält  nur  eine  Zone  von  R. 

Herb.  Oarpenter  und  Bat h er  beschränken  die  Bezeichnung 
Radialia  auf  den  untersten  Radialkranz  und  nennen  die  folgenden 
radial  gelegenen  einfachen  Täfelchen  bis  zur  ersten  Axillarplatte  (in- 
clusive) Costa  Ii a;  wobei  wieder  Costalia  der  ersten,  zweiten  und 
dritten  Ordnung  unterschieden  werden. 

Bei  den  meisten  paläozoischen  Crinoideen  beobachtet  man  zwischen 
zwei  Radien  ein  oder  mehrere  eingeschaltete  Interradialtäfelchen ,  in 
deren  Verlängerung  nach  oben  sich  die  Afteröffnung  befindet.  Legt 
man  durch  diesen  Analinterradius  nach  dem  gegenüberliegenden  Radius 
eine  Ebene,  so  wird  der  Kelch  in  zwei  symmetrische  Hälften  zerlegt, 
wobei  der  dem  After  gegenüber  liegende  unpaare  Radius  als  vorderer, 
die  seitlichen  als  rechte  und  linke  bezeichnet  werden.  In terradi alia 
können  aber  nicht  nur  in  der  Fortsetzung  der  Afteröffnung,  sondern 
zwischen  allen  Radialia  auftreten  und  dadurch  die  Dorsalkapsel  des 
Kelches  mehr  oder  weniger  erweitern;  sie  liegen  bald  lose  neben  einander, 
haben  irreguläre  Gestalt  und  Anordnung,  oder  sie  sind  wie  die  Radialia 
fest  aneinandergefügt  und  regelmässig  angeordnet,  Folgen  mehrere 
Radialkränze  über  einander,  so  vermehren  sich  auch  in  entsprechender 
Weise  die  Interradialia,  bei  denen  ebenfalls  IR  verschiedener  Ordnung 
und  Interradialia  distichalia  unterschieden  werden.  Der  Analinterradius 
unterscheidet  sich  von  den  übrigen  Interradien  häufig  durch  bedeutendere 
Zahl,  Grösse  und  Lage  der  Täf  eichen.  Alle  Interradialia  sind  unter- 
einander und  mit  den  Radialia  durch  unbewegliche  Nähte  verbunden. 

Die  obere  Grenze  der  Dorsalkapsel  wird  von  verschiedenen  Autoren 
verschieden  bestimmt.  Viele  Autoren  rechnen  alle  über  dem  unteren 
Radialkranz  gelegenen  Täfelchen,  auch  wenn  sie  seitlich  fest  mit  ein- 
ander verbunden  sind,  zu  den  Annen;  nach  Sch  ultze  U.A.  beginnen 
die  Arme  unveränderlich  da.  wo  sie  freie  Beweglichkeit  erlangen,  also 
über  der  ersten  Gelenk flächo  eines  Radiale. 

c)  Die  obere  oder  ventrale  (actinale)  Seite  des  Kelches  wird  durch 
die  Kelch  decke  (tegmen  calycis)  gebildet.  Dieselbe  breitet  sich  ent- 
weder als  eine  lederartige  Haut  (ventrales  Perisom),  worin  häufig  eine 
grosse  Anzahl  dünner  Kalkplättchen  eingelagert  sind  (Fig.  223,  224).  oder 


Digitized  by  Google 


Crinoidea. 


117 


als  eine  getäfelte,  gewölbeartige  Scheibe  zwischen  der  Basis  der  Arme  aus. 
Sie  enthält  häulig  eine  äusserlich  sichtbare,  mehr  oder  weniger  centrale 
Mundüff iiung,  sowie  eine  meist  excentrische ,  interradiale  After- 
ötfnung.  Die  Mundöffnung  führt  in  die  Speiseröhre  und  den  dicken 
Darm,  welcher  den  grösseren  Theil  des  Kelchhohlraumes  uusfüllt,  sich 
anfänglich  nach  unten  richtet  und  dann  nach  mehreren  Windungen 
in  der  Afteröffnuug  der  Kelchdecke  endigt.  Bei  gewissen  fossilen 
Crinoideen  (Actinocrinidae)  war  der  Darm  von  einem  sehr  dünnwan- 
digen, fein  porösen,  gegen  unten  zu  einer  Röhre  verjüngten  Hohl- 
evlinder  umgeben,  der  in  verticaler  Richtung  die  Mitte  der  Leibeshöhlo 
einnimmt.   (Fig.  232). 

Bei  allen  lebenden  Crinoideen  führen  vom  Mund  fünf  (resp.  vier) 
offene  Ambulacralfurchen  [am)  nach  der  Basis  der  Arme,  die  ent- 
weder einfach  bleiben  oder  sich  nach  aussen  im  gleichen  Maasse  wie 
die  Arme  vergabein.  Im  Grunde  dieser  mit  Epithel  ausgekleideten 
Furchen  befindet  sich  ein  mit  Wasser  erfülltes  Ambulacralgefäss, 
über  dem  ein  Blutgefäss  und  ein  Nervenstrang  in  gleicher  Richtung 
verlaufen.  Die  Ambulacra  senden  an  beiden  Seiten  alteruirende  schwell- 
bare Tentakeln  aus  und  vereinigen  sich  in  einem  die  Mundöffnuug 
umgebenden  Ringcanal,  von  welchem  ein  oder  fünf  kurze,  offene 
Schläuche  (Steincanale)  in  die  Leibeshöhle  herabhängen  und  das  Ambu- 
laeralsystem  von  hier  mit  Wasser  speisen.  In  den  Ecken  der  Mund 
Öffnung  liegt  bei  Tliaumatocrinus ,  Rhizocrinus Hyocrinus  (Fig.  224), 
Calamocrinus  und  sehr  vielen  fossilen  Crinoideen  je  eine  dreieckige  Oral- 
platte. Die  Spitzen  dieser  fünf  Platten  sind  gegen  einander  gerichtet, 
und  zwischen  ihnen  verlaufen  die  Ambulacra.  Die  Oralplatten  haben  sehr 
verschiedene  Grösse,  fehlen  an  ausgewachsenen  Exemplaren  von  Antedon 
und  Pentacrinus,  werden  aber  erst  während  der  Entwicklung  resorbirt 
und  haben  bei  den  Embryonen  dieser  Gattungen  noch  ansehnliche 
Grösse.  Bei  manchen  paläozoischen  Crinoideen  (Larviformia  Fig.  227) 
wird  die  Kelchdecke  ganz  oder  grösstentheils  aus  fünf  grossen  Oral- 
platten gebildet,  welche  seitlich  entweder  durch  Furchen  getrennt  sind 
oder  direct  an  einander  stossen.  Häufiger  nehmen  die  Oralplatten  nur 
die  Mundecken  ein,  und  die  übrige  zwischen  den  Ambulacralfurchen 
gelegene  Fläche  ist  mit  mehr  oder  weniger  unregehnässig  angeordneten 
Interambulacraltäf  eichen  bedeckt  {Hyocrinus,  Fig.  224).  Bei  den 
paläozoischen  Fistulaten,  vielen  Camaraten  und  bei  dem  lebenden  Calamo- 
crinus befindet  sich  die  Afteröffnung  entweder  am  Gipfel  oder  an  der 
Basis  einer  ballon-  oder  rüsselförmigen  getäfelten  Afterröhre  (Proboscis, 
Fig.  225).  Von  den  Interambulacraltäfelchen  der  Kelchdecke  sind  ein- 
zelne oder  auch  viele  (bei  Calamocrinus  alle  dem  Mund  benachbarten) 
porös  (Respirationsporen)  und  führen  der  Leibeshöhle  Wasser  zu;  zu- 
weilen befinden  sich  auch  spaltartige  Poren  zwischen  den  Täfelchen 
der  Afterröhre  {Fistulata).  Bei  allen  Crinoideen  mit  offenen  Ambulaeral 
furchen  sind  die  letzteren  seitlich  eingefasst  von  keilförmigen,  vortical 
stehenden  Seiten  platten  von  verschiedener  Grösse  und  Form,  welche 
bewegliche,  meist  dreiseitig  zugespitzte  oder  gerundete  Saum  platten 
(Deckplatten,  covering  plates)  tragen.  Bei  dem  paläozoischen  Taxon-inus 
iFig.  228)  und  wahrscheinlich  bei  allen  Flexibilia  legen  sich  die  Suuin- 
plättchen  in  alternirenden  Reihen  über  die  Ambulacralfurchen  und  bilden 
eine  zweireihige,  zuweilen  auch  drei-  und  vierreihige  von  der  Armbusis 


Digitized  by  Google 


118 


Echinodennata.  Pelmatozoa. 


nach  dem  Mund  vorlaufende  Täfelchen-Decke.  Der  Mund  ist  alsdann  ent- 
weder eine  von  fünf  Oralplatten  umgebene  sichtbare  Oeftnung  {Taxo- 
crinus,  Fig.  228)  oder  die  Oralplatten  Blossen  an  einander,  bedecken  die 
Mundöffnung  vollständig,  so  dass  der  Mund  subtegminal  wird,  und 
die  Ambulacra  ftusserlich  nicht  mehr  erkennbar  sind.  (Fig.  231). 


Fig.  in. 

Kelchdecke  von  Penlacrinu»  capul- 
mcrtmae  mit  sehr  dünnen  Kalktafel- 
chen,  centralem  Mund  ("\  offenen 
Ambulacren  uhd  excentrlschem 
After  (1). 


Fig.  224. 

Kelchdecke  von  Hyocrinu*,  vergrosiicrt. 
o  Oralplatten,  p  Mund  (Perittomn\  *  Saum- 
pl&ttchen.    c  Dorsaler  Canal  In  den  Arm- 
gliedern,   am  Ambulacralfurchen  In  den 
Armen  und  in  der  getäfelten  Decke.  an  . 
i.Nach  Wyvllle  Thomson.) 


Eine  sehr  bemerkenswerthe  Modification  der  Kelchdecke  tritt  bei 
den  paläozoischen  Camarata  ein.  Hier  erlangen  die  meist  sehr  zahl- 
reichen Kelchtäfelchen  beträchtliche  Dicke  und  fügen  sich  wie  die  Steine 
eines  Gewölbes  zu  einer  sehr  soliden,  unbeweglichen,  mehr  oder  weniger 
convexen  Decke  zusammen,  aus  welcher  zuweilen  eine  gleichfalls  solid 
getäfelte  Afterröhre  hervorragt.    Im  ('entrinn  dieses  Gewölbes  lassen 


Flg.  226. 

I.tcythncrinu.»  Eifdianxi*  Müller 
mit  röhrenförmiK  verlängertem 
After  (nach  Schultz  v\ 


Flg. 

Doryrriint»  quiiujuctobu*  Hall  sp. 
mit  erhaltener  Kelehdccke  und 
excentrischem  After. 


Fig.  227. 

Kelchdecke  von  Coccocrinu*  nt- 
»actu*  Roem.  An«  devonischem 
Kalkstein  der  Eifel  in  2fai  her 
nat.  Grösse  mach  Schul tzo. 


sich  öfter  fünf  grössere  Vlatten  erkennen,  wovon  die  des  Analinter- 
radius von  den  übrigen  in  Dimensionen  und  Form  abweicht  und  meist 
zwischen  die  übrigen  eingeschoben  erscheint.  Wachsmuth  betrachtet 
diese  fünf  Platten  als  Oralia.  Die  übrigen  Deckentäfelchen  lassen  sich 
nach  ihrer  Lage  als  Interambulacralia  und  Ambulacralia  unterscheiden, 
doch  bilden  die  letzteren  nicht  immer  zwei  alternirende  Reihen  (Fig.  229), 
sondern  verlaufen  häutig  auch  einreihig  von  der  Armbasis  bis  zu  den 


Digitized  by  Google 


Crinoidea. 


119 


Zentral- Platten.  In  allen  Fällen  sind  übrigens  die  Ambulacral-  und 
<  >ral platten  unbeweglich  mit  den  übrigen  Kelchplatten  verbunden.  Form, 
Grösse  und  Anordnung  der  als  ( )ralplatten  gedeuteten  centralen  Gewölb- 
tafeln variiren  beträchtlich,  sogar  innerhalb  ein  und  derselben  Gattung 
und  selbst  bei  den  Individuen  einer  Art.  Sie  werden  zuweilen  so  klein, 
dass  sie  sich  von  den  übrigen  Deckenplatten  nicht  unterscheiden,  und 
wenn  sich  ausserdem  überzählige  Täfelchen  zwischen  dieselben  ein- 
schalten, die  interambulacralen  Platten  die  ambulacralon  verdrängen  und 


ia 


Fig.  228. 

Kelchdecke  von  Tajocrinut 
inttrmeditu  Wachsm.  und 
Spr. 

nach  Wacbsmuth  und 

Springer). 


ia 

Flg.  289. 

Kelchdecke  von  PlatycHnus  Haiti 
in  eine  Ebene  projlcirt{nach  Wachs- 
muth  and  Springer;,  a  Ambu- 
lacrale,  ta  interambulacrale  Felder, 
ta'  Analinterradius,  e  Saumplittchen 
der  Ambulacrale,  i  interradiale 
Tafelcfien,  p  die  vier  vorderen,  o  die 
Oralplatte,  x  Welchen  des 


Fig.  230. 

Hi\tacrintu  elongattu  üoldf. 

Kelch  mit  Decke, 
o  Von  der  Seite,  b  von  oben. 


fJ>       ,     II./'  >v 


Flg.  23t. 
von  Agaricncrinut  Ameri- 
nach  Wachsmuthi. 
r  Einzeilige  Ambulacral  platten, 
t  lawrambulacralplatten,  onnaleOral- 
p  vordere  und  seitliche  Oral- 
L  x  Planchen  des  Analinterrad. 


Flg.  232. 
i  Hall,  il 


an 


Kelchdecke  thellweisc 


Actin»crinu$  probotcidiali* 
aufgebrochen,  um  die  von  den  Annen  kommenden  getäfelten 
Rohren  der  Ambulacralgefasse  (a>  zu  zeigen.    B  geUfelte 


Oberseite  der  unterirdischen  Ambulacralröhren.   C  Scheitel 
eines  Steinkerns  mit  den  Eindrücken  der  Zufuhrcanale  (n) 
von  den  Armen  nach  dem  Munde  .  ,  After  (an). 


sich  direct  berühren,  so  entsteht  ein  mit  grösseren  oder  kleineren  Täfelchen 
gepflastertes,  convexes  Gewölbe,  worin  einzelne  oder  auch  alle  Täfelchen 
stark  verdickt  und  mit  Höckern,  Körnern,  zuweilen  sogar  mit  langen 
Stacheln  bewehrt  sein  können.  Bei  derartigen  Crinoideen  enthält  die 
Dorsalkapsel  meist  zwei  oder  mehr  Reihen  von  Interradialplatten. 
welche  ganz  allmählich  in  die  Interambulaeralplatten  der  Decke  über- 
gehen, so  dass  eine  scharfe  Grenze  zwischen  den  Seiten  und  der  Decke 
des  Kelches  nicht  existirt.  Die  mit  geschlossenem  Deckengewölbe  ver- 
sehenen Crinoideen  besitzen  stet«  nur  eine,  meist  excentrisehe  Oetfnung 


Digitized  by  Google 


120 


Echinoderroata.  Pelmatozoa. 


in  der  Decke,  welche  unzweifelhaft  der  Afteröffnung  entspricht. 
Der  Mund  liegt  bei  denselben  subtegminal,  und  zwar  verlaufen  die 
durch  die  überwuchernden  Tnterumbulacralplatten  aus  der  Decke  ver- 
drängten Ambulacra  unterirdisch  und  sind  zuweilen  von  besonderen, 
winzigen  Täfelchen  umgeben,  welche  tunnelartige  Rühren  bilden,  die 
sich  unter  den  Oralplatten  in  einem  auf  der  Unterseite  mit  fünf  inter- 
ambulacralen  Poren  versehenen  Ring  vereinigen  und  an  der  Basis  der 
Arme  in  die  Ambulacral furchen  der  letzteren  einmünden  (Fig.  232). 
Die  Austrittsöffnung  der  subtegminalen  Ambulacra  in  die  Arme  befindet 
sich  stets  unmittelbar  vor  der  Armbasis  in  der  Kelchdecke. 

2.  Die  Arme  (Brachia)  der  Crinoideen  bilden  die  unmittelbare  Fort- 
setzung der  Radialzonen  und  sind  mit  dem  obersten  Kelchradiale  durch 
eine  Gelenkfläche  verbunden.  Sie  bestehen  aus  Armplatten  (Brachialia). 
welche  entweder  in  einfacher  oder  zweizeiliger,  alternirender  Reihe  an- 
geordnet sind.  Darnach  heissen  die  Arme  einzeilig  (Fig.  233  A)  oder 
zweizeilig  (Fig.  233  B).  Häufig  besitzen  die  Brachialia  keilförmige  Gestalt 
und  folgen  so  aufeinander,  dass  abwechselnd  die  breite  Seite  nach  rechts 
oder  nach  links  zu  liegen  kommt.  Es  entstehen  dadurch  Wechsel  - 
z  eil  ige  Anne  mit  Zickzacknähten.  Jeder  Wechsel-  oder  zweizeilige  Arm 
beginnt  einzeilig.  Die  Arme  bleiben  selten  einfach,  sie  sind  meist  ein-  oder 
mehrfach  gegabelt  und  zuweilen  sogar  sehr  stark  verästelt.  Diejenigen 
Armglieder,  über  denen  eine  Gabelung  eintritt,  haben  oben  zwei  dach- 
förmig zusammenstossende  Gelenkflächen  und  heissen  Brachialia 
a  x  i  1 1  a  r  i  a.  Zur  genaueren  Bezeichnung  der  einzelnen  Armglieder  hat 
Bather  eine  sorgfältig  ausgearbeitete  Terminologie  vorgeschlagen.  Sehr 
häutig  sind  die  beiden  von  einem  Axillarglied  ausgehenden  Aeste  gleich 
stark  und  gleichmässig  verzweigt,  nicht  selten  bleibt  aber  auch  der  eine 
Ast  klein  und  einfach,  während  sich  der  andere  stärkere  weiter  ver- 
gabelt. Sowohl  die  einfachen,  als  auch  die  vergabelten  Anne  sind  in 
der  Regel  auf  der  nach  innen  gewendeten  Ventralseite  rechts  und  links 
mit  kurzen,  dünnen,  gegliederten  Anhängen  (Pinnulac,  Fioderfädchen) 
besetzt,  welche  im  Wesentlichen  wie  die  Arme  gebaut  sind,  und  in 
denen  sich  bei  den  lebenden  Gattungen  die  Generationsorgane  ent- 
wickeln. Als  Interbrachialia  bezeichnet  man  die  an  der  Basis  der 
Arme  zwischen  den  beginnenden  Aesten  eingeschalteten  Ausfüllungs- 
platten. 

Die  Arme  und  Pinnulae  sind  ihrer  ganzen  Länge  nach  auf  der 
Ventralseite  mit  einer  ziemlich  tiefen  Rinne  (Ambulacral  furche, 
Teutakelrinne)  versehen,  welche  zu  unterst  eine  radiäre  Ausstülpung 
der  Leibeshöhle,  darüber  den  Genitalstrang,  das  Wasscrgefäss ,  Blut- 
gefässe und  ein  Nervenbändchen  enthält  ;  über  diesen  Organen  ist  die 
Ambulacralfurche  mit  Epithel  ausgekleidet  und  auserdem  mit  zwei 
Reihen  vom  Wassergefäss  ausgehender  schwellbarer  Tentakeln  besetzt. 
Auf  ihren  verschmälerten  Seiteurändern  stehen  kleine  Seitenplatten  und 
auf  diesen  meist  bewegliche  Sa  um  plättchen  (covering  plates),  die  sich 
in  alternirenden  Reihen  nebeneinander  legen  und  die  Ambulacralfurche 
vollständig  bedecken  können  (Fig.  234).  Die  Ambulacralfurchen  der 
Arme  münden  direct  in  die  Ambulacralgange  der  Kelchdecke  und 
führen  durch  lebhafte  Epithelialbewegung  dem  Mund  die  aus  Dia- 
tomeen, Infusorien,  mikroskopischen  Crustaceen,  Larven  etc.  bestehende 
Nahrung  zu. 


Digitized  by  Google 


Crinoidea. 


121 


Die  Verbindung  der  Armglieder  wird  entweder  durch  G'elenk- 
f lächen  oder  Sizygial  nähte  bewerkstelligt.  Im  enteren  Fall  besitzt 
jeder  der  aneinander  liegenden  Flächen  zweier  Armglieder  ein  oder 
auch  zwei  erhabene,  meist  schiefe  Leisten;  die  durch  die  Leisten  ent- 
stehenden Zwischenräume  zwischen  zwei  Gliedern  sind  mit  elastischer 
Substanz  oder  Muskelballen  ausgefüllt  und  gestatten  eine  gewisse 
Beweglichkeit  der  Arme.  Durch  Sizygialnähte  werden  zwei  Glieder 
unbeweglich  verbunden;  die  beiden  glatten,  feingestreiften  und  punk- 
tirten  Berührungsflächen  legen  sich  unmittelbar  aneinander  und  sind 
nur  durch  ein  dünnes  Häutchen  geschieden.  Das  Arrnglied,  welches 
unter  einer  Sizygialnaht  liegt,  heisst  Hypozygale,  das  obere  Epi- 
zygale.  Die  mittels  Sizygien  verbundenen  Brachialia  verwachsen  leicht 
mit  einander  und  zählen  physiologisch  als  einfaches  Glied,  indem  stets 
nur  das  epizygiale  Pin nulae  trägt.  Die  Pinnulae  stehen  meist  in  alter- 
nirenden  Reihen  auf  beiden  Seiten  der  Arme. 

Bei  den  lebenden 
und  vielen  fossilen  Cri- 
noideen  sind  säinmt- 
liche  Armglieder  in 
ihrem  dorsalen  Kalk- 
korper  von  einem,  zu- 
weilen doppelten  Canal 
(axial  cord)  durch- 
zogen, welcher  elasti- 
sche Fasern  und  einen 
Nerven  sträng  enthält. 
Letzterer  sendet  häufig 
feine  Verzweigungen 
nach  allen  Richtungen 
aus.  Der  Dorsalcanal 
der  Annglieder  setzt 
auch  in  die  Radial ia 
und  Basalia  fort  und 

verläuft  bei  Formen  mit  dicken  Kelchplatten  im  Innern  derselben,  bei 
dünnplattigen  Crinoideen  in  seichten  Furchen  auf  der  nach  innen  ge- 
richteten Seite  der  Täfelchen.  Bei  allen  genauer  untersuchten  Gattungen 
beginnen  diese  Axencanäle  in  den  Basalplatten,  gabeln  sich  darin  in  zwei 
Aeste,  welche  in  die  Radialia  und  Brachialia  fortsetzen  und  meist  im  ersten 
Radiale  durch  einen  Ringcanal  verbunden  sind  (Fig.  270). 

3.  Der  Stiel  (columna)  erreicht  bei  manchen  Gattungen  (Penta- 
crinus)  eine  Länge  von  mehreren  Metern,  bleibt  bei  anderen  kurz  oder 
verkümmert  auch  ganz,  so  dass  der  Kelch  entweder  direct  festgewachsen 
ist  (Cyathidium)  oder  überhaupt  jedor  Anheftungsstelle  entbehrt  {Asty- 
locrinus,  Uintacrinus,  Marsupites,  Antedon).  Er  besteht  aus  cylindrischen, 
kreisrunden,  elliptischen  oder  kantigen  (und  zwar  meist  fünfkantigen) 
Gliedern  von  gleicher  oder  verschiedener  Grösse  und  ist  in  gewissen 
Abständen  zuweilen  mit  wirbeiförmig  angeordneten  Neben  ranken 
(Cirrhen)  besetzt.  Das  untere  Ende  des  Stiels  ist  bald  zu  einer  knolligen 
Wurzel  verdickt  oder  verästelt,  oder  es  verjüngt  sich  allmählich  in  eine 
Spitze,  in  deren  Nähe  meist  feine  Seitenranken  entspringen.  Das 
Wachsthum  des  Stiels  erfolgt  theils  durch  Vergrösserung,  thcils  durch 
Einschaltung  neuer  Glieder  am  oberen  Ende.  Die  neu  gebildeten,  unter 
der  Kelchbasis  befindlichen  Glieder  unterscheiden  sich  meist  durch 


Oe  tafelte  Ventralfurchender 
Arme  ;  n  und  6  von  Vyatlm- 
ertnut  ratnosu»  Aug.  mit 
Saumplättehen,  c  von  Ginnt- 
crinu$  arthriticu*  His.  mit 
zelligen,  B  Cnllicrimu  co'itah'i*  Iiis,  mit  Saum-  und  Deckplattehen 
zweizeiligen  Armen  (nach  A  n gc  1  i  n).  (vergrössert ). 


Flg.  233. 

.4  Carpocrinus  comtuM  Ang.  ap.  mit  ein- 


Digitized  by  Google 


122 


Echinodermata  Pelmatozoa. 


geringere  Höhe  und  Durchmesser  von  den  älteren.  Zuweilen  endigt 
aber  auch  der  Stiel  oben  in  einer  grosson,  polygonalen  Platte  (Cen- 
trodorsalplatte),  welche  sich  zwischen  dem  Basalkranz  einschiebt  und  an 
der  unteren  Umgrenzung  des  Kelches  Theil  nimmt. 

Sämintliche  Stiel-  und  Rankenglieder  sind  von  einem  centralen 
Canal  von  rundlichem  oder  füii  flappigem  Querschnitt  durchzogen, 
welcher  die  Verlängerung  eines  im  unteren  Theil  des  Kelches  befindlichen 
gekammerteu  dorsalen  Organes  bildet,  das  als  centrales  Nervensystem 
gedeutet  wird  und  zugleich  einen  als  Herz  bezeichneten  Gefässstrang 
enthält.  Der  Stielcanal  ist  ringsum  von  festen,  elastischen  Bindegeweb- 
fasern umgeben,  welche  die  einzelnen  Glieder  zusammenhalten.  Ausserdem 
sind  die  Stielglieder  durch  ebene,  meist  radiär  gestreifte  oder  in  ver- 
schiedener Weise  mit  Erhöhungen  und  Vertiefungen  versehenen  Arti- 
culationsflächen  verbunden,  zwischen  denen  ebonfalls  elastisches  Binde- 
gewebe befestigt  ist,  Bleiben  die  Articulationsfiächen  glatt  und  legen 
sich  dicht  an  einander,  so  entsteht  eine  unbewegliche  Sizygialverbindung. 
Zuweilen  kommt  auch  (Rhizocrinus,  Boxirguetocrinus)  durch  eine  erhabene, 
meist  schiefe  Querleiste  eine  bewegliche  Gelenkverbindung  der  einzelnen 
Glieder  zu  Stande.  Die  obersten  Stielglieder  lassen  zuweilen  Nähte 
erkennen,  welche  für  eine  ursprüngliche  Zusammensetzung  derselben 
aus  fünf  Stücken  sprechen.  Diese  Nähte  alterniren  stets  mit  denen 
der  Infrabasalia  oder  bei  monocyclischer  Basis  mit  den  Basalia. 

Die  Ontogenie  ist  nur  von  einer  einzigen  lebenden 
Gattung  (Antedon)  bekannt,  bietet  aber  für  die  JSeurth eilung 
vieler  Verhältnisse  der  fossilen  Crinoideen  wichtige  Anhalts- 
punkte. Die  befruchteten  Eier  durchlaufen  ihre  ersten 
Entwickelungsstadien  noch  in  den  Ovarialkapßeln  der  Pin- 
nulae.  Die  frei  gewordene  Larve  besitzt  vier  Wimper- 
streifen, einen  seitlich  gelegenen  Mund  und  gleicht  am 
meisten  den  Embryonen  gewisser  Anneliden.  Im  Innern 
der  Gastrulalarve  entstehen  zuerst  zehn  siebförmig  durch- 
löcherte Kalkplättchen,  welche  sich  um  den  vorderen  Theil 
des  Darms  in  zwei  svmmetrisch  übereinander  liegende 
Kränze  von  fünf  Täfelchen  grunpiren;  am  unteren  Pol 
entstehen  eine  Anzahl  dünner  Kalkringe,  die  hinten  mit 
einer  grösseren  Platte  abschliessen.  Die  zehn  vorderen 
Täfelchen  vergrössern  sich  allmählich  und  bilden  die  An- 
lage des  Kelches,  die  Kalkringe  des  Stieles  werden  durch 
verticale  Kalkstäbchen  verbunden.  Die  bisher  frei  schwim- 
mende Larve  setzt  sich  fest,  die  Wimperstreifen  ver- 
schwinden, die  äussere  Protoplasmasubstanz  bildet  eine 
Oberhaut  und  die  Mundöffnung  befindet  sich  inmitten  des 
vorderen  Täfeichenkranzes.  Die  fünf  den  Mund  umgeben- 
den Platten  heissen  darum  Oralia.  Der  untere  Täfelchen- 
Fi"  M*.  kränz  besteht  aus  fünf  Basalia,  welche  auf  dem  obersten 
Larve  xZ'n^Antrdon  King  des  Stieles  (Centrodorsale)  ruhen.  In  den  fünf  Ecken, 

t hon" « on"Lhf.  Rasa-  wo  ie  zwe*  ^ra^a  un(*  zwei  Basalia  zusammenstossen, 
lia/rRnmoiin,  ..oral-  bilden  sich  nun  fünf  kleine  Platten  (Radialia),  die  rasch 
,  lftttdo'rsHMatteCIUro  an  Grösse  zunehmen  und  die  Oralia  in  die  Höhe  drängen. 

orsK  p  a  c.  Zugleich  entsteht  im  gleichen  Niveau  mit  den  Radialia 
eine  sechste,  sogenannte  Analplatte,  die  mit  den  Oralia  nach  und  nach 
in  die  Kelehdecke  geschoben  wird.  Auf  den  Radialplatten  setzen  sich 
später  Reihen  länglicher,  walzenförmiger  Armglieder  (Brachialia)  an,  deren 


Digitized  by  Google 


Crinoidea. 


123 


Vermehrung  sehr  rasch  erfolgt.  Die  Larve  ist  nun  in  das  sogenannte 
Pentacrinus-Stadiuni  getreten.  Gleichzeitig  mit  der  Entwickelung  der  Arme 
und  des  Stieles  erfolgt  eine  Reduction  der  Oralia  und  der  Analplatte, 
die  nach  vollständiger  Ausbildung  des  Hautskeletes  gänzlich  ver- 
schwinden. Auch  die  Basalia  werden  von  dem  sich  vergrössernden 
obersten  Stielglied  (Centrodorsale)  überwuchert,  verschwinden  äusserlich 
und  hinterlassen  nur  noch  ein  Rudiment  in  Form  einer  kleinen,  ring- 
förmigen Rosette.  Schliesslich  löst  sich  der  Stiel  von  dem  knopfförmigen, 
mit  Ranken  besetzten  Centrodorsale  ab,  und  das  fertige  Thier  erhält  freie 
Ortebewegung. 

Die  Entwickelung  von  Antedon  zeigt,  dass  die  Basalia,  Oralia  und 
der  Stiel  die  primitivsten  Elemente  des  Skeletes  darstellen;  erst  später 
folgen  Radialia  und  Brachialia.  Aehnliches  beobachtet  man  an  vielen 
paläozoischen  Crinoideen,  bei  denen  namentlich  die  Basalia  und  der 
Stiel  stark  entwickelt  sind,  während  die  Radialia  häufig  an  Grösse 
hinter  den  Basalia  zurückbleiben,  und  die  Arme  nur  geringe  Stärke 
erlangen. 

Lebensweise.  Die  noch  jetzt  existirenden  Crinoideen  leben 
gesellig  in  massig  tiefem  oder  sehr  tiefem  Wasser  (Seichtwasser  bis 
3000  Faden).  Auch  die  fossilen  Formen  scheinen  in  grosser  Zahl  bei- 
sammen gelebt  zu  haben,  doch  sind  die  Erhaltungsbedingungen  für  die 
meist  zarten,  zerbrechlichen  und  aus  lose  verbundenen  Täfelchen  und 
Gliedern  zusammengesetzten  Kalkskelete  nicht  sonderlich  günstig.  Man 
findet  am  häufigsten  Stielglieder,  seltener  Kronen.  In  paläozoischen 
Ablagerungen  sind  die  Crinoideen  oft  mit  Riffkorallen  vergesell- 
schaftet. Die  zerstreuten  Stiel-  und  Armglicder  bilden  nicht  selten  im 
Silur,  Devon,  Carbon,  Trias  und  Jura  mehr  oder  weniger  mächtigo 
Schichten  von  Crinoideen-  oder  Trochitenkalken. 

Systematik.  Der  erste  Classificationsversuch  von  J.  S.  Miller  be- 
rücksichtigte vornehmlich  die  Form  und  Verbindung  der  Kelchtafeln  und 
zerlegte  darnach  die  Crinoideen  in  vier  Gruppen:  G.  articulata,  semiarticulata, 
inariiculata  und  coadunaia.  Joh.  Müller  verwerthete  hauptsächlich  die 
bewegliche  (gelenkartige)  oder  feste  Verbindung  der  Radialia,  die  Stärke 
der  Kelchplatten ,  die  Beweglichkeit  der  Arme  und  die  getäfelte  oder 
häutige  Beschaffenheit  der  Kelchdecke  für  die  Systematik  und  vertheilte 
darnach  die  ihm  bekannten  Crinoideen  in  die  zwei  Hauptgruppen:  Arti- 
culata  und  Tessellata,  denen  noch  die  Gruppe  der  Costata  mit  der 
einzigen  Gattung  Saccoma  beigefügt  wurde.  Austin  und  F.  Roemer  unter- 
scheiden die  zwei  unhaltbaren  Gruppen  der  gestielten  und  ungestielten 
Crinoideen.  Von  besonderer  Wichtigkeit  wurden  die  Untersuchungen  von 
Wachsmuth  und  Springer  über  den  Bau  des  Kelches  und  namentlich 
der  Kelchdecke  fossiler  Crinoideen.  Die  anfänglich  aufgestellten  Haupt- 
abtheilungen Palaeocrinoidea  und  Stomatocrinoidea  (—  Neocrinoidea 
Carp),  welche  im  Wesentlichen  den  Tessellata  und  Articxtlata  J.  Müller's, 
sowie  den  Hypascocrina  und  Epascocrina  Neumayr's  entsprechen,  wurden 
später  von  Wachsmuth  und  Springer  aufgegeben  und  die  Crinoideen 
(l«8ö)  in  vier  Gruppen  (Camarata,  Inadunata,  Articulata  und  Canaliculata) 
zerlegt,  wovon  die  Canaliculata  ziemlich  genau  den  Müller  'sehen  Articulaten 
entsprechen.  Die  Inadunata  enthalten  wieder  zwei  Unterabtheilungen: 
1.  larviformia  und  I.  fistulata,  welche  jedoch  den  Camarata  und  Articulata 
gleichwertig  sein  dürften.  Die  im  Ganzen  wohl  begründeten  Gruppen 
von  Wachsmuth  sind  der  nachfolgenden  systematischen  Darstellung  zu 
Grunde  gelegt,  doch  mussten  die  Bezeichnungen  Inadunata  durch  Larviformia 


Digitized  by  Google 


124 


Echinodermata.  PelmatoKoa. 


und  Fistulata,  die  Articulata  durch  Flexibüia  und  die  Canaliculata  durch 
Articulata  ersetzt  werden.1) 

1.  Ordnung.  Larviformia. 

[Inndunata  larviformia  Wachsin.,  Haplocrinacra  Ncumayr.) 

Kelchdecke  ganz  oder  vorwiegend  aus  fünf  dreieckigen, 
eine  Pyramide  bildenden  Platten  (Oralia)  bestehend.  Dorsal- 
kapsel aus  Basis  und  einem  einzigen  Kranz  von  R  zusammen- 
gesetzt. Die  Täfelchen  durch  glatte  Suturflächen  unbeweglich 
verbunden.    Arme  schwach.    Silur  bis  Carbon. 

Meist  kleine  Formen  mit  embryonalen  Merkmalen  und  sehr  einfach 
gebautem  Kelch. 

1.  Familie.    Haplocrinidae.    F.  Roem. 

K  kugelig  oder  birnförmig,  klein,  irregulär;  ein  Theil  der  R  aus  ztcei 
Stücken  zusammengesetzt,  IR  Jehlen.  Oralia  gross,  drei-  bis  fünfeckig,  seitlich  zu- 
sammenstossentl.    Die  fünf  Arme  schwach,  einzeilig. 

Haplocrinus  Steininger  (Fig.  236).  B  5,  R  5  ungleich,  davon  3  aus 
einem  kleineren  unteren  und  einem  grösseren  oberen  Stück  bestehend;  am 
oberen  Rand  mit  Articulationsausschnitt  für  die  kleinen,  einzeiligen,  unver- 
gabelten  Arme,  welche  sich  in  tiefe  Furchen  zwischen  den  grossen  fünf- 
eckigen, zugespitzten  und  seitlich  zusammenstossenden  Oralia  legen.  Eine 
Oralplatte  ist  nach  Wachsmuth  von  einer  feinen  Oeffnung  (After)  durch- 
bohrt. Mund  subte<;minal.  6Y  kurz,  aus  niedrigen  Gliedern  bestehend.  Nicht 
selten  im  mittleren  Devon  der  Eifel,  Nassau  und  Nord-Amerika. 


i 


Fl*.  236. 

Ilaplorritiu*  mrnpiliformit  Goldf.  Devon.  Gerolstein.  Eifel. 
n  Kelch  von  der  Seite,  b  von  oben,  e  von  unten,  </  Ana- 
Ivho  .ics  Kelches  ('»  Hasalia.  i  die  drei  zwischen  den  Itasalla 
und  den  Kndlalia  celepenen  unsymmetrischen  Tafelchen, 
r  Kndlalia,  br  unterste  ArmRlieder,  o  Oralplatten  im  Scheitel). 


Slrpftau 

Ober-Sllor. 
a  Kelch  In 


Flg.  237 


IxKknort      New  York. 
Grosse,    b  Kelch  decke 


verdrossen  mit  abgebrochenen 
Spitxen.    (Nach  J.  Hall.; 


2.  Familie.    Coccocrinidae.  Zitt. 

A~  Hein.  B  3.  R  ungetheilt,  wenig  verschieden.  Oralplatten  dreieckig,  eine 
Pyramide  bildend.    Arme  (10)  unbekannt. 

Coccocrinus  Müll.  (Fig.  227).  K  kugelig,  klein.  B  3.  lieber  den 
5  R  je  2  Br,  wovon  das  obere  axillar.    Kelchdecke  aus  5  dreieckigen, 

V)  Zur  Abkürzung  der  Diagnosen  sind  folgende  Bezeichnungen  gebraucht: 
K  =  Kelch       IB        Infrabasalia       IR    ---=  Interradialia 
A  —  Arme        H     —  Radialia  WA  —  Interradialia  analia 

.<ff=-  Stiel         Br    =  Rraehialia         O     =  Oralia. 
B  =  Basalia     Dist  —  Distiehalia 

Bei  den  Abbildungen  wurden  die  gleichen  Abkürzungen,  jedoch  die  Buchstaben  des 

kleinen  Alphabetes  benützt. 


DiQitized  by 


Googld 


Crinoidea.  Larviformia. 


125 


durch  Schlitze  getrennte  0  gebildet,  welche  auf  je  einem  niedrigen  TA- 
Täfelchen  ruhen.  Die  Afterörmung  befindet  sich  zwischen  einem  0  und 
dem  IBA.    Devon  (Eifel)  und  Ob.-Silur. 

Allageerinus  Eth.  u.  Carp.    K  mit  3  verschmolzenen  B,  6  B  und 


5  0.    Letztere  bilden  eine  Pyramide. 


4  5X2, 


Ci Uedem  bestehend.    Im  Kohlenkalk  von  Schottland 


ms  hohen,  einzeiligen 


3.  Familie.    Stephanocrinidae.    Wachsm.  Spr. 

K  kantig,  becherförmig,  aus  3  hohen  B  und  5  B  bestehend.  Die  B  oben 
tief  ausgeschnitten.  Im  Grund  der  Ausschnitte  liegen  die  Ambulacralfurchen, 
seitlich  bedeckt  von  zwei  Beihen  engverbundener  Plättchen,  die  wie  zwei  einfaclie 
Platten  ersclmnen.  Die  Kelchdecke  durch  5  grosse  dreieckige  Oralia  geschlossen. 
Am  Ende  der  Ambulacralfurchen  Gelenkflächen  für  5  in  zwei  Aeste  gespaltene, 
zweizeilige,  sehr  dünne  Arme.    Ob.  Silur. 

Einzige  Gattung  Stephanocrinus  Conrad  (Bhombifera  Barr.)  (Fig.  237) 
im  oberen  Silur  von  Nord- Amerika  und  im  unteren  Silur  (D)  von  Böh  men. 


4.  Familie.    Pisoorinidae.  Angelin. 

K  klein,  kugelig  oder  becherförmig,  aus  dicken  Täfelchen 
gebildet.  B  5  sehr  ungleich.  Kelchdecke  mit  5  ungleichen,  in 
geschlossener  Pyramide  zusammenstossenden  0.  Die  5  Arme 
unverzweiyt,  einzeilig.    Stiel  rund.    Silur.  Devon. 

Pisocrinus  de  Kon.  (Fig.  2384).  B  5  ungleich,  J2  5 
sehr  ungleich;  nur  die  zwei  grossen  vorderen  Seitenradial ia 
berühren  die  B,  die  zwei  hinteren  seitlichen  werden  von 
einer  sieben-  oder  fünfseitigen  IBA  ?\&tte  getragen.  Die 
tief  ausgeschnittenen  Articulationstiachen  der  B  sind  jeder- 
seits  durch  eine  vorragende  Leiste  begrenzt.  Kelchdecke 
sehr  selten  erhalten,  angeblich  mit  5  ungleich  grossen  0. 
Arme  lang,  einfach,  aus  hohen,  cylindrischen  Gliedern  be- 
stehend.   Ob.  Silur  (Gotland,  Dudley  und  Tennessec). 

Triacrinus  Münst.  (Fig.  238 B).  Wie  vorige,  aber 
nur  3  B.    Devon  (Eifel,  Fichtelgebirge). 


5.  Familie.    Symbathocrinidae.    Wachsm.  u.  Spr. 

K  klein,  schüsseiförmig,  aus  3  oder  5  B  und  5  gleich- 
artigen B  bestellend.  Kelclidecke  aus  5  0  und  2 — 3  kleinen 
Analplättchen  zusammengesetzt.  Die  Articulationsjtäche  der  Jt 
nimmt  den  ganzen  Oberrand  ein,  ist  schräg  und  mit  Trans- 
versalleiste versehen.  A  5  ungeteilt.  Stiel  rund.  Devon. 
Carbon. 

Sy  mb  athocr  inus  Phillips.  B'd  ungleich  gross.  B  5 
vier-  oder  fünfseitig,  hoch.  Das  Oraltäfelchen  über  der 
Afteröffnung  ist  grösser,  als  die  übrigen.  Unter  der  After- 
öffnung ein  IBA.  Arme  lang,  ungetheilt,  aus  ziemlich 
hohen,  einzeiligen  Gliedern  bestehend,  die  eine  scharfe 
Dorsalkante  bilden.  Carbon  (Nord- Amerika  und  Gross- 
britannien). 

Ph  imocrinus  Schultze  (Devon)  hat  ;">  B\  Stylo- 
er inus  Sandb.  (Devon)  unterscheidet  sich  nur  durch  die 
Ährag  nach  innen  und  unten,  statt  nach  innen  und  oben  gerichteten  Arti- 
culationsflächen  der  B. 

Stortingocrinus  Schultze  (Devon),  Lageniocrinus  de  Kon.  (Carbon). 


Fig.  TiS. 
A  Pitocrinu*  flwjtltittT 
Angelin.  Ober- Silur. 
Gotland.  n  vollstän- 
diges Exemplar  mit 
Armen  von  uer  Anal- 
Meite.  b  Kelch  von  der 

Seite,  c  von  unten 
(natürl.  Grosse  nach 
Angelin). 
Ii  Triarriitut  attua 
Müll.  Devon.  Gerol- 
stein.  Eifel.  (i  Kelch 
der  Seite,  b  von 
unten  (nat.  Gr.). 


Digitized  by  Google 


120 


Echinodermata.  Pelmatozoa. 


6.  Familie.    Cupressocrinidae.  d'Orb. 

K  niedrig,  schüsseiförmig,  aus  5  B  und  5  R  zusammengesetzt.  IR  fehlen. 
Die  B  umschliessen  eine  fünfeckige  Centrodorsalplatte.  Am  oberen  Rand  des 
Kelches  liegt  an  der  Basis  der  Arme  ein  eigenthümlicltes,  ringförmiges  Gerüst, 
das  bald  als  Kelchdecke,  bald  als  tConsolidationsapparat*  zur  Anheftung  von 
Muskeln  gedeutet  wird.   Es  besteht  aus  fünf  blumenblattähnlichen,  horizontalen,  oben 

abgestutzten  und  eine  grosse 
centrale  Oeffnung  umschlies- 
senden  interradialen  Blatten 
(Oralia),  welcfie  seitlich  ver- 
wachsen und  nur  eine  runde 
Oeffnung  zum  Durchtritt  des 
Ambulacralgef ässes  zwischen 
sieh  frei  lassen.  Eine  dieser 
Platten  (die  anale)  ist  durch- 
bohrt. Die  fünf  Anne  sind 
ungetheili,  aus  breiten  und 
dicken,  aussen  mit  Dorsal- 
kante verseltenen,  innen  aus- 
gehöhlten ,  durch  einJacJte 
Sutur  fest  verbundenen  Arm- 
gliedern bestehend,  die  von 
eittem  Nervencanal  durch- 
zogen sind,  welcher  auch  die 
Gelenkfläche  der  R  durch- 
bohrt. Brx  ist  niedrig,  leisten- 
jörmig.  Die  Armglieder  sind 
an  ihren  beiden  Innenrändern 
jederseits  mit  einer  Reifte 
dicht  gedrängter,  nach  innen 
eingekrümmter ,  gegliederter 
Fortsätze  (Binnulae)  besetzt. 
Stiel  stark  mit  centralem 
Hauptcanal  und  vier  peri- 
plierischen  Canälen. 

Die  einzige  Gattung  C upressocr inus  Goldfuss  (Fig.  239)  findet  sich 
im  mittleren  Devon  (Eifel,  Nassau,  Westfalen,  Harz).  C.  crassus,  elongatus, 
abbreviatui  Goldf. 

2.  Ordnung.    Camarata.    Waehsni.  und  Spr. 

(Sphaeroidocrinacea.  Neumayr.) 

Kelchdecke  ein  solides,  aus  fest  verbundenen  Täfelcben 
bestellendes  Gewölbe  bildend.  Mund  subtegminal.  After- 
öffnung excentriscb  oder  subcentral,  häufig  am  Ende  einer 
rüssclf  örm  igen  Verlängerung  gelegen.  Die  Täfelehen  der 
Dorsal  kapsei  d  ureh  einfache,  glatte  Hut  urf  lachen  verbunden. 
Intcrradialia  stets  im  Ana  Ii  nterradius  und  meist  auch  in  allen 
übrigen  Tnterradien  vorhanden,  zuweilen  in  die  Kelchdecke 
heraufgerückt.  Arme  ein-  oder  zweizeilig,  meist  mit  Pinnulis. 
Silur  bis  Carbon. 

1.  Familie.    Gasterocomidae.    F.  Koem. 

K  klein,  aus  mono-  oder  diciiclischer  Basis,  einem  einzigen  Radialkranz  und 
einem  IBA  bestehend.  After  in  oder  ausserhalb  der  flachen,  getäfelten  KelcMecke. 
Arme  vom  ersten  R  an  Jrei.  Devon. 


Flg. 

Cu)>Ta'n>criuu*  crassu*  Goldf.  Devon.  Gerolstein.  Eifel.  a  voll- 
standiger  Kelch  mit  Armen  (nat  Grosse^.  6  Querschnitt  des 
Stiele.«,  c  «'cntrodorsalplatte.  <l  Querschnitt  der  Anne  mit 
wohl  erhaltenen,  Spiral  eingekrümmten  Pinnulis  und  getäfelter 
hecke  der  Ambuloeralfurchen ;  der  Nahrungseanul  in  den  Dorsal- 
platten  ist  ringsum  geschlossen,  t  Kelch  von  oben  gesehen, 
mit  den  fünf  oralplatten  (Consolidatinnsapparati,  wovon  die 
nach  unten  gerichtete  die  Aneroltnung  enthalt.  /  Kln  Radial- 
tafelchen  mit  Amhulacralloc.h,  dessen  innere  Begrenzung  ab- 
gebrochen ist.  g  obere  Stirnansicht  eines  Radlaltafelchen*, 
King  des  Ambulacralloches  unversehrt. 


Digitized  by  Google 


Crinoidea.  Caniarata. 


127 


Gasterocoma  Goldf.  (Epactocrinus  Müll.)  (Fig.  240).  K kugelig.  Die  5  B 
umschliessen  eine  fünfseitige  Centrodorsalplatte.  R  oben  mit  hufeisenartiger 
Gelenk  fläche.  After  zwischen  den  R,  darunter  oder  darüber  ein  vierseitiges 
1RA.    St  vierkantig,  mit  centralem  und  vier  Nebencanälen.    Devon.  Eifel. 

Myrtillocrinus  Sandb.,  Nanocrinus  Müll.  Devon. 

2.  Familie.    Platycrinidae.   F.  Roem. 

Dorsalkapsel,  aus  einer  monocyclischen  Basis  und  einem  Kranz  von  fünj 
grossen  R  zusammengesetzt.  Die  IR  in  die  aus  fest  verbundenen,  meist  dicken 
Platten  getäfelte  Kelchdecke  geschoben;  in  sämmtlichen  IR  vorhanden.  Arme  10, 
20  otler  wehr,  entweder  von  der  Basis  oder  vom  axillaren  Brs  an  frei,  niemals 
distal  verzweigt.    Pinnulae  wohl  entwickelt.    Silur  bis  Carbon. 

Platycrinus  Mill.  (Fig.  229  u.  241).  BS  ungleich. 
R  hoch,  gross,  seitlich  durch  Sutur  verbunden,  am  Ober- 
rand mit  hufeisenartiger  Gelenkfläche.    Zwischen  der 
Basis  der  Arme  liegt  im  vorderen  und  den  beiden  seit- 
lichen Interradien  je  eine  grosse  mittlere  und  zwei  schmä- 
lere interradiale  Platten,  die  im  Analradius  entweder 
durch  eine  grössere  c 
oder  kleinere  Zahl 
abweichend  gestal- 
teter Tafelchen  er- 
setzt sind.  Diese  IR 
nehmen  an  der  Zu- 
sammensetzung der 
Kelchdecke  Theil 
und    stossen  mit 
ihren  inneren  Enden 
entweder  direct  an 

die  fünf  grossen,  etwas  hervorragenden  centralen  Schcitclplatten  (Oralia), 
oder  sind  durch  kleinere  eingeschaltete  Platten  davon  getrennt.  Zwischen 
den  interradial  geordneten  Täfelchen  verlaufen  in  der  Verlängerung  der 
Arme  meist  1 — 2  Reihen  von  Ambulacralplättchen ,  die  mit  den  vorigen 
fest  verbunden  sind.  Afteröffnung  entweder  excentrisch  (Pleurocrinus)  oder 
am  Ende  einer  kurzen,  dicken  Rönre  {Platycrinus  8.  Str.).  Arme  anfänglich 
Wechsel-,  später  zweizeilig.  Stiel  etwas  gedreht  aus  niedrigen,  quer  elliptischen 
Gliedern  zusammengesetzt,  gegen  unten  zugesnitzt  und  mit  Nebenranken 
versehen.  Die  Querdurchinesser  der  oberen  und  unteren  Gelcnklläche  jedes 
Gliedes  liegen  nicht  in  gleicher  Richtung.  Häutig  im  Kohlenkalk,  sehr 
selten  im  Devon.    P.  laevis  Mill.,  P.  hemisphaericus  M.  und  W. 

Marsupiocrinus  PhilL  Die  niedrigen  R-  und  Bs,  welche  Br*  und  B- 
bei  Platycrinus  entsprechen,  sind  fest  mit  dem  Kelch  verbunden.  Kelchdecke 
mit  zahlreichen  kleinen  Täfelchen  ohne  Afterröhre.  Stiel  rund  mit  Weitem 
Centraleanal.    Ob.  Silur  (England,  Gotland  und  Nordamerika). 

Culicocrinus  Joh.  Müll.  (Devon),  Cordylocrinus  Aug.   Ob.  Silur. 

3.  Familie.  •Hexacrinidae.    Wachsmuth  und  Spr. 

Dorsalkapsel  aus  monoeyclischer  Basis,  o  grossen  R  und  einem  den  R  in 
Grösse  und  Form  ähtüichen  IRA  zusammengesetzt.  Alle  übrigen  Merkmale  wie 
bei  den  Platycriniden.    Devon.  Carbon. 

Dichocrinus  Münst.  Wie  Hexacrinus,  aber  mit  2  B.  Carbon.  (Belgien, 
England,  Nordamerika.) 

Hystricrinus  Hinde  (Arthroacanlha  Williams).  Wie  Hexacrinus,  jedoch 
Oberfläche  der  Kelchtäfelchen  mit  beweglichen,  kurzen  Stacheln  bedeckt. 
Devon  .Nordamerika). 


Fig.  240. 

(Jaeierucuma  un/ii/uu  Uolilf.    L>evon.  Prüm. 
Eifel.  n  Kelch  von  der  Seite,  b  Kelch  von 
der  Afterseite,  <•  Kelchdecko  (Sinai  vergr.). 
iNach  L.  Schultze.) 


Fi«.  241. 
I'latycrinu.'  trigintidactylu* 
Austin.    Kohlenkalk  von 
Tournay.   (Ucstaurirt  nach 
de  Köninck.) 


Digitized  by  Google 


128  Echinodermata  Pelmatozoa. 

Hexacrinus  Austin  (Fig.  242).  B3.  R  5  sehr  hoch  und  gross,  das 
IRA  nur  wenig  von  den  R  verschieden.    Kelchdecke  massig  gewölbt.  After 


t 


Ilezaeriniu  tlonqatus  Goldf.    Devon.    Pelm.    Eifel.    a  Von  der  Seite.  6  von  oben  (nat.  Grösse), 
c  Analyse  des  Kelches  und  der  Arme,  <i,  e  Stiel  von  H.  »pinotu*  Müll.  Eifel.  ^Nach  L.  8chultxe. 

ezeentrisch,  niemals  am  Ende  einer  verlängerten  Röhre.  Arme  wechselzeilig. 
Stiel  rund.    Häufig  im  Devon  (Eifel,  England). 

4.  Familie.   Actinocrinidae.  Roein. 

Basis  monoeyclisch.  B  H.  R  5  X  3  and  eine  wechselnde  Zahl  von  R.  dist. 
IR  zahlreich  in  sämmflichen  Interradien,  ganz  allmählich  in  die  gewölbte,  solid 
getäjelte,  zuweilen  mit  Proboscis  versehene  Kelchdecke  übergehend.  Arme  5  bis 
:t0  und  mehr,  unverziceigt ,  ein-  oder  zweizeilig,  mit  langen  Rinnulis.  Silur. 
Devon.  Carbon. 

A.  Das  IRA1  wie  alle  übrigen  IR1  zwischen  Rs  eingeschaltet. 

Br i aroer inus,  Batell ioerinus  Ang.  ( Fig.  243).  Ob.  Silur  (Clotland ), 
Macrostylocrinus  Hall.    Ob.  Silur  (Nordamerika). 

B.  IBA1  zwischen  Rl  die  Basalia  berührend,  die  übrigen  IR1  zwischen  R- 

eingeschaltet. 

Carpocrinus  Müller  (Habroerinas,  Pionocrinus  Ang.)  (Fig.  244).  B  3. 
R  3  X  -r>-  IR  t-  IRA  zahlreich.  Kelchdecke  mit  deutlich  erkennbaren 
Ambulaeral-  und  Interambulacralplatten ,  in  der  Mitte  mit  5  grösseren 
Ccntralplatten.  Arme  10  einzeilig,  ungetheilt.    Ob  Silur  (England,  Gotland). 

Leptocr inus  Ang.,  Desmidocrinus  Ang.    (Fig.  245).    Ob.  Silur. 

Bert  echoer  inus  Austin  (Geocrinus  d'Orb.).  K  hoch,  urnenförmig, 
fünfkantig,  aus  dünnen  Platten  zusammengesetzt.     B  3.  R  hoch  (5X3), 

häufig  mit  medianer  Längsrippe.  R  dist.  2.  IR  [j.  IRA  zahlreich.  After- 
röhre ball<>nartig  mit  kleinen,  dünnen  Täfelchen,  Arme  zahlreich,  dünn, 
ziemlich  lang,  anfänglich  ein-,  später  zweizeilig.  Pinnulae  lang.  Stiel  rund. 
Ob.  Silur  (England,  Gutland,  Nordamerika). 

Meg  ist  oer  inus  Owen  und  Shum.     Devun.  Carbun  (Nordamerika). 

Agar  icoer  inus  Troost  (Fig.  231).  K  sehr  niedrig,  auf  der  Unterseite 
eben  oder  etwas  vertieft.  B  3.  R  5  X  8  und  mehrere  Distichalia.  IR  f. 
IRA  zahlreich.  Kelchdecke  hoch  gewölbt,  sehr  massiv,  fast  pyramidal,  mit 
ungemein  dicker,  knopfförmiger  Centraiplatte  und  je  einer  verdickten  und 
halbkugelig  vorragenden  Platte  am  Beginn  der  Arme.  Im  Carbun  von  Nord- 
amerika ziemlich  häutig.    .4.  amerieauus  Roem.  sp.,  A.  pentagonus  Hall. 


Digitized  by  Google 


Crinoidea.  Camarata. 


129 


Actin  oerin  us  Mill.  (Fig.  246).  K  birnförmig  oder  eiförmig ;  die  Täfelchen 
der  Dorsalkapsel  radialstrahlig  verziert.  B  3  ein  Sechseck  bildend.  Rl  sechs- 
seitig, hoch,  dazwischen  ein  grosses  IRA.  R*  ebenso  hoch  als  breit,  R* 
axillar,  darüber  1—3  R  dist.  und  interdist.  IR  \  und  darüber  IR  dkl, 
die  allmählich  in  die  gewölbte,  aus  zahlreichen,  soliden  Täfelchen  bestehende 


Angeltn.  ornalu»  Ang.  Kelchdecke.  (Nach  Angelin.)  Angeltn.) 


Kelchdecke  übergehen.  After  subcentral,  zuweilen  am  Ende  einer  verlängerten 
Röhre.  A  U>  X  30  nicht  verästelt,  meist  von  5  vorspringenden  Lappen  am 
Kelch  entspringend,  zweizeilig.     Pinnulae  lang  und  fein.    Stiel  rund  mit 

B  D 


Fig.  24ß. 

Ac.t,m«~rin\ui  jtrobotri'hnli*  HAU.    Koblenkalk.    Burlington,  Iowa.   A  Kelch  aufgebrochen,  im  Innern 
die  tunnelartigen.  getäfelten  Ainbulacralrohrcn,  sowie  in  der  Mitte  das  gefaltete  Organ  (l  Oesophagus« 
sichtbar.    R  Analyse  des  Kelches.    C  gcheitel  eines  Steinkerns  mit  den  Eindrücken  der  Zufuhrcanale 
i)  von  den  Annen  nach  dem  Mund  (ov   an  After.    i>  Getäfelte  Oberseite  der  Ambulacralrohren. 

{Nach  Meek  und  Worthcn.) 

gestrahlten  Gelenkrliichen.  Canal  fünflappig.  Häufig  im  Kohl^nkalk  von 
Europa  und  Nord-Amerika. 

Teleiocrinus  Wachsm.  Spr. ,  Ste  ganoer  inus ,  Physetocrinus, 
Strotocr  inus  M.  und  W.,  Eretmocr  inus  Lyon  und  Casscd.  Amphora- 
crinus  Austin.    Kohlenkalk,  hauptsächlich  in  Nordamerika. 

Ztttel    Onindiräge  der  ralaeontologte.  5» 


Digitized  by  Google 


130 


Echinodermata.  Pelnmtozoa 


Batocrinus  Casseday  (Fig.  247).  Wie  Actinocrinus,  jedoch  die  Kelch- 
täfelchen nicht  sculptirt,  R*  niedrig  vierseitig;  IR  wenig  zahlreich.  Die 
(10—30)  einfachen,  zweizeiligen  Arme  an  ihrer  Basis  zusammenstossend, 
nicht  durch  Interbrachialtäfelchen  getrennt.  Kelchdecke  in  eine  lange,  fast 
centrale  Afterröhre  ausgezogen.  Zahlreiche  Arten  im  Kohlenkalk  von  Nord- 
Amerika.    B.  pyrijormis  Shum.  etc. 

Dorycrinus  Roemer  (Fig.  248).  Kelchtafeln  dick, 
glatt.  Arme  durch  vertiefte  Zwischenräume  getrennt. 
Kelchdecke  hoch  gewölbt,  im  Scheitel  und  auf  den  fünf 
ambulacralen  Feldern  je  eine  sehr  dicke  Platte,  auf  welcher 
ein  dicker  Stachel  sitzt.  After  excentrisch ,  nicht  ver- 
längert.   Kohlenkalk.  Nord-Amerika. 


Fig.  248. 

lhfrycrinu*  qvinqutlobu*  Hall  var. 

intermedia.    Meek  und  Worth. 
Kohlenkalk.    Burlington.  Iowa. 
Von  der  Analseite   inat.  Gronae). 
(Nach  Meck  und  Worth.) 


Fig. 


5.  Familie. 
B  3.    IR  5  X  3,  dazwisclten  IR. 


Hall. 

Unter  8ilur.  (Trcnton-Gruppe. 
Clncinnati.  Ohio. 
Nat.  Oroase. 


Ang. 
Arme  zweizeilig, 


Fig.  *47. 
in  im  pyriformi* 
Shum.  sp. 

Koiownak^xatB<,;rrl!"M°n  zurückgebogen,  seitlich  verwachsen  und  mit  ihrer  Dorsalseite 
(Nach  Meck  u.  Worth.)     dem  Kelch  anliegend.    Ob.  Silur. 

Einzige  Gattung  Bar randeoerinus  Ang.  Selten  im  oberen  Silur  von 
Gotland. 

6.  Familie.    Glyptocrinidae.  Zitt. 

Basis  monoeyclisch  mit  5  B  oder  dicyclisch  mit  5  (selten  3)  I B  und  5  B. 
R  5  X  3  und  eitier  wechselnden  Zahl  von  R  dist.  IR,  häufig  auch  das  IRA 
zwischen  R-  eingeschaltet.  Kelchdecke  solül  getäfelt  ohne  oder  mit  Ajterröhre. 
Arme  10  X  '*0  ein-  bis  ztvvizeilig.  nicht  verästelt,  mit  langen  Pinnulis.  Silur.  Devon. 

Glyptocrinus  Hall  (Fig.  249).  IB  fehlend.  B  5.  Die  Täfelchen  der 
Dorsalkapnel  mit  radialen  Verzierungen,  die  R  mit  erhabener  Medianrippe. 
Sämmtlichc  IR  zwischen  R*  11  3  eingeschaltet.    Unt.  Silur.  (Nord-Amerika). 

Glyptaster  Hall.  Wie  vorige,  aber  IB  wohl  entwickelt.  Arme  zwei- 
zeilig.   Ob.  Silur.    N.  Amerika. 

Reteocrinus  Billings,  Canistrocrinus,  Ftychocrinus  Wachem.  Spr. 
Unt.  Silur  von  N.  Amerika,  Ascocrinus  Barr  (Ascocystites  Barr.)  Unt.  Silur, 
Böhmen.  Lampterocrinus  Roem.  Ob.  Silur  (N.  Amerika).  Eucrinus, 
Sagen  iocrinus  Ang.,  Dimerocrinus  Phill. ,  Stelidiocrinus  (Harmo- 
crinus).    Ang.    Ob.  Silur  (Gotland,  England). 

7.  Familie.    Rhodocrinidae.    F.  Roem. 
Basis  dicyclisch.   IB  o,  B  o.   R  ~>  X  3,  sowie  1—3  Zonen  R.  dist.   IR  zahl- 
reich.   Die  unteren  IR  ztvischen  die  Rl  eingeschaltet.    Arme  unverzweigt  oder 
mit  zahlreichen,  einfachen  Seitenästen;  Pinnulae  lang.    Silur.    Devon.  Carbon. 


Digitized  by 


Crinoidea.  Camarata. 


131 


Lyriocrinus  Hall.  Ob.  Silur  (Nord- Amerika,  England).  Anthemo 
crinus  Wachsm.  Spr.  Ob.  Silur  (Gotland). 

Rhipidocrinus  Beyrich 
(Fig.  250).  Dorsalkapsel  schüssel- 
fönnig,  die  Täfelchen  verziert. 
Basis  eben  oder  etwas  vertieft. 
IB  sehr  klein,  eine  fünfeckige 
Platte  bildend.  R1  fünfseitig. 
IR1  siebenseitig.  Kelchdecke 
mit  zahlreichen,  soliden  Täf ei- 
chen. After  excentrißch.  Arme 
aus  sehr  breiten,  niedrigen,  ein 
zeiligen  Gliedern  bestehend, 
beiderseits  mit  zahlreichen,  zwei- 
zeiligen Nebenästen  versehen, 
welche  Pinnulae  tragen.  Stiel 
dick,  rund,  mit  niedrigen  Glie- 
dern, Centralcanal  fünflappig. 
Häufig  im  Devon  (Eifel). 

Thylacocrinus  Oehlert. 
Devon.    O  IIa  crinus  Cumberl. 

(Goniasteroidocrinus    Lyon    Und  RhipUlocrinu»  crenatu*  Goldf.  sp°"  Devon.  Gerolstein.  Eifel. 

Cassedav).     Carbon.  A  Vollständiges  Exemplar  mit  Annen  (nat.  Grösse,  nach 

n  _  vrni  /  8chultzei.  B  Kelch  von  oben  gesehen,  mit  seitlicher  After- 

KhOÜOCr  inttS  MW.  (ACan-  Öffnung.    C  Basis  von  innen,  die  fünf  lnfrabasalia,  zwei 

tJw  rinuS  Roem.).    Wie  Rhipido-  Basalia  und  ein  unteres  Radiale  zeigend.   I>  Stiel  von  der 

crinus,  jedoch  Arme  dünn,  un-  Selte-  1  Gelenkflftchc  ein<*  8d#1,ltad» 

verästelt,  zweizeilig,  mit  langen  Hnnulis.    Devon,  Carbon. 

8.  Familie. 

Basis  monoeyclisch.  B  4. 
R  5X3,  darüber  2—3  R.  dist. 
JR  zahlreich  zteischen  R-  ein- 
geschaltet. Kelchdecke  mit  zahl- 
reichen kleinen  Täfelchen.  Arme 
mit  Nebenästen  und  Pinnulis. 
Silur.  Devon. 

Melocrinus  Goldf.  (Cteno- 
crinus  Bronn)  (Fig.  251).  K  birn- 
oder  melonenförmig.  5  4.  R 
sechsseitig,  iß  zahlreich.  Kelch- 
decke mit  subcentralem  oder 
excentrist  hem  After  (Melocrinus) 
oder  mit  Afterröhre  (Ctenocrinus). 
A  5X2,  einzeilig,  paarweise 
neben  einander  stehend  und 
mit  ihren  einander  zugekehrten 
Seiten  verwachsen  ;  auf  den  ent- 
gegengesetzten Seiten  mit  zahl 
reichen  einfachen,  Pinnulae  tra- 
genden Nebenzweigen  besetzt. 
Stiel  rund  oder  elliptisch  ;  Glie- 
der niedrig,  Centralcanal  rund. 
Ob.  Silur  (Gotland).  Devon  (Eifel, 
Rheinland).  Die  im  devonischen 
Spiriferensandstein  häutig  vor- 
kommenden Hohlabdrücke  <l<  r  Stiele  von  M.  (Ctenocrinus)  typus  Bronn,  bei 
»jenen  ilcr  Centralcanal  und  die  Zwischenräume  zwischen  den  gestrahlten 

9* 


Melocrinidae.  Zitt. 

A 


L'ttnoei-inux  typu 
Hann.  Eifel. 


PI*  251. 

Bronn.    Devon  (Spirifereu  -  Sandstein). 
U  Basis.   C  Steinkern  eines  Stiel  fragments, 
sog  Schraubensteln. 


Digitized  by  Google 


132 


Echinodermata.  Pelmatozoa. 


Gelenkflächen  mit  Gestein  ausgefüllt  wurden  ,  sind  unter  dem  Namen 
»Schraubensteinec  bekannt. 

Scyphocrinus  Zenker.  Ob.  Silur  (Böhmen);  Xenocrinus  Miller. 
Unt.  Silur  (Nord-Amerika);  Corymbocrinus,  Ab acocrinus  Ang.  Ob.  Silur 
(Gütland). 

9.  Familie.    Polypeltidae.  Angelin. 

Basis  dicyclisch.    1B8,  B  16  oder  mehr.    Rl  10  X  Ü—3.    IR  zahlreich. 

Polypeltes  Angelin.    Ob.  Silur  (Gotland);  Spyridio- 
crinus  Oehlert.    Devon  (Saint  Malo). 


Fig.  SM. 
Ulipanthorrinxi*  rtgnlnri» 
HU.  Oher8llur.  Gotland. 
Vollständiger  Kelch  mit 
Armen.   In  einer  Nische 

sind  die  Arme  weg- 
genommen, um  die  in 
nere  getafelte  Kelch- 
decke  zu  «eigen 


Fig.  ibi. 

C,iiUcrinuKn*1atu*  H\»  .  sp.  Ober  Silur.  Gotland.  .1  Kelch  mit  Armen. 
B  Kelch  mit  wohlcrhaltcnem  Scheitel  ohne  Arme.    C  Baals  von 


innen.    /'  Basis  von  unten.    (Nat.  Grosse,  nach  Angellni. 

C 


irl  r»  f  lr» 
dist.«  dist« 

Flg.  2M. 

EumlyyilocriiHis  romctiu*  «Joldf.    Devon.    Gerolstein     Eifel.    A  vollständiges  Kxemplar  mit  Armen 
II  Idealer  hurcluchriili  eines  Kelches  if;  Basal ia,  r  erstes  Radiale,  V  unleres,  0  oberes  Niseheustück  <. 
C  Kelchdecke.    1>  Kelch  ohne  Arme   («■■«•«  |.  und  ä.  Radiale,  »r  Interradialia,  di*t.  Distichalia 
ra.lialia,  inl,.ti*t  InterdüUichalia).    Nach  L.  Schullie. 

10.  Familie.    Calyptocrinidae.  Angelin. 

A'  regelmässig ,  alle  Interradien  und  Radien  gleich.  B  4.  R  5  X  3, 
5  R  dist.  und  ö  X  #  IR-  Kelchdeckt  flaschrnfönnig  verlängert .  mit  centraler 
Oeffnung,  regelmässig  getäjelt.  A  'JO,  zweizeilig,  nie  länger  als  die  Centrairöhre, 
paarweise  entweder  zwischen  rippenartigen  Vorsprüngen  des  oberen  Kelchrandes 
oder  in  besonderen  Nischen  gelegen,  die  durch  vertical  und  radial  auj  der  Kelch- 
decke  stehende  Platten  gebildet  werden.    Ol».  Silur.  Devon. 


Digitized  by  Google 


Crinoidea.  Ffetulata. 


133 


Callicrinus  Angelin.  (Fig.  252).  Basis  tief  ausgehöhlt,  ß  winzig  klein. 
R*  gross,  die  untere  Hälfte  umgebogen  und  den  Hohlkegel  der  Basis  bildend. 
R*  axillar,  darüber  je  2  R.  dist.  und  zwischen  diesen  ein  schmales,  nach 
oben  zugespitztes  Interdistichale,  das  die  Armpaare  von  einander  trennt. 
Ob.  Silur.  Gotland. 

Eucalyplocrinus  Goldf.  (Fig.  253,254).  Dorsalkapsel  wie  bei  Callicrinus, 
aber  die  schmalen  Interdistichalia  tragen  grosse,  flügelartige  Platten,  welche 
sich  an  die  Centralröhre  der  Decke  anlegen  und  zehn  Nischen  für  die 
Armpaare  bilden.    Ob.  Silur  (Gotland,  Nord- Amerika),  Devon  (Eifel). 

Hypanthocrinus  Phill.  Ob.  Silur. 

11.  Familie.    Crotalocrinidae.    Ang.  emend.  Wachsm. 

Dorsalkapsel  aus 
5  JB.  5  B  und  o  R 
zusammengesetzt.  R 
oben  mit  schmaler, 
halbmondförmiger 
Gelenkfläche.  Im 
Anal interradius  ein 
kleines  IRA.  Kelch- 
decke schwach  ge- 
wölbt mit  o  un- 
gleichen Oralplatten, 
mehreren  Reihen  von 
kleinen  Ambulacral- 
platten,  5  grösseren 
und  einer  wechseln- 
den Zahl  kleinerer 

Int  er  ambulacral- 
platten.  After  ex- 
centrisch.  Arme  von 
der  Basis  an  stark 
veryabelt,  dicht  ge- 
drängt und  die  ZU  Crotalocrinru  putchcr  Hisinger  (Anthocrintu  Loveni  Joh.  MüU.).  Ober-Silur. 
*iVm«  R/i//i*»/e  n*hn  Gotland.  (Nach  Joh.  Müller.)  A  Kelch  mit  Armen  inat.  Grösse).  B  Stiel. 
einem  aamn  geno-  c  vier  neben  einander  liegende  AmKlicdcr  eines  Blattes.  V  Die  Armirtücke 
rigen  seitlich  theil-  von  der  Rückenselte,  um  die  Verbindung  derselben  zu  zeigen;  gegen  oben 
,,  rulfv  ,-t  lU-t:iu  8lnd  die  Dorealstücke  weggebrochen  und  nur  die  Saum  platten  und  die 
weise  oaer  voiisian-  Deckt»felchen  der  Arabulacralrinne  von  unten  zu  sehen.  Ä  Kelchdecke 
dig  verwachsen;  im  von  Cr.  rugonu  Mlll.   Gotland.   i  Nach  An  «ei  In.) 

letzteren  Falle  breite, 

eingerollte  Blätter  bildend.  Pinn,  fehlen.  Alle  Armglieder  mit  Dorsalcanal.  Stiel 
kreisrund,  dick,  mit  verdickter  oder  verästelter  Wurzel. 

Die  beiden  hierher  gehörigen  Gattungen  Crotalocrinus  Austin  (Antho- 
crinus  Müller)  (Fig.  255)  und  Enallocrinus  d'Orb.  rinden  sich  im  oberen 
Silur  von  England  und  Gotland. 

3.  Ordnung.  Fistulata. 

(Inadunata  ßstulata  Wachsm.  u.  Spr.,  Cyathocrinacea  Neumayr.) 

Kelchdecke  mit  dünnen,  leicht  auseinander  fallenden 
Täfelchen,  im  Analinterradius  in  «  ine  meist  hohe,  ballon- 
artige oder  kurze,  conische  Röhre  ausgezogen;  die  Ambula- 
cralfurchen  durch  alternirende  Saum  plättchen  bedeckt;  der 
Mund  subtegminal,  meist  von  fünf  Oralplatten  umgeben. 
B  und  R  der  Dorsalkapsel  unbeweglich,  durch  einfache  Sutur 
verbunden.  Nur  ein  Kranz  von  R,  ein  Analinterradiale  und 
eine  Analplatte  zwischen  den  Rl  vorhanden.  Arme  von  der 
Basis  an  frei,    ein-  oder   zweizeilig,    meist  verästelt,  die 


Digitized  by  Google 


134 


Echinodermata.  Pelmatozoa. 


Flg.  856. 

Kelch  von  Cromyoerinu*  In  eine  Ebene 
projlcirt     ib  Infrnbasalla,  b  Basal  la, 
r  Kadfalia,  ra  Radlanale.  a  a  a"  Inter- 
rodialla  analla  (nach  Bat  her). 


Glieder  durch  einfache  Sutur  verbunden,  unbeweglich,  mit 
oder  ohne  Pinnulae.    Silur  bis  Perm. 

Die  Fistulata  zeichnen  rieh  hauptsächlich  durch  ihre  ballonartige  oder 
conische  Ventralröhre  aus,  deren  Täfelchen  häufig  von  kleinen,  runden 

oder  schlitzförmigen  Oeffnungen  durchbohrt 
sind.  Die  Afteröffnung  befindet  sich  nach 
Wachsmuth  am  Grund  der  Ventralröhre. 
Einzelne  R  bestehen  zuweilen  aus  zwei  durch 
Naht  verbundenen  Stücken.  Im  Analinter- 
radius schaltet  sich  meist  zwischen  die  Rx 
eine  etwas  irregulär  geformte  Platte  ein, 
welche  sich  unten  zwischen  die  B  einschiebt, 
oben  rechts  das  mit  Gelenkfläche  versehene 
rechte  hintere  Rx,  links  ein  Analinterradiale 
(Anal  plate)  trägt,  über  welcher  die  Täfel- 
chen der  Analröhre  folgen.  Bather  betrachtet  die  erstgenannte  Platte  als 
untere  Hafte  eines  Rl  und  nennt  sie  Radianale;  WachsmuthundSpringer 
bezeichnen  sie  als  >Azygos  platec..  (Fig.  250.) 

Zu  den  Fistulata  gehören  die  Familien  Hybocrinidac,  Heterocrinidae, 
Cyathocrinidae,  Poteriocrinidue,  Calceocrinidae,  Catillocrinidae  und  Bclemno- 
crinidae;  von  diesen  enthalten  die  drei  letztgenannten  nur  vereinzelte, 
seltene  Formen. 

1.  Familie.   Hybocrinidae.  Zitt. 

Balis  monoeyclisch.  B  5  hoch.  Zwischen  den  R  ein  grosses 
Radianale.  Kelchdecke  mit  kurzem,  conischem  Ventralsack.  Arme 
ein/ach,  unverzweigt,  einzeilig,  ohne  Pinnulae.    Unt.  Silur. 

Hybocrinus  Billings  (Hoplocrinus  Grewingk)  (Fig.  257). 
K  klein,  birnförmig.  Das  RA  ist  fast  ebenso  gross,  als  die 
4  normalen  R  und  trägt  oben  rechts  das  kleine,  mit  hufeisen- 
förmiger Gelenkfläche  versehene  fünfte  R.  Unt.  Silur  (8t 
Petersburg  und  Canada). 

Baerocrinus  Volborth.    Unt.  Silur.    St.  Petersburg. 

2.  Familie.  Heterocrinidae.  Zitt.  emend.  VVachsm.  Spr. 

Basis  monoeyclisch.  Kelch  klein.  B  5.  R  in  einem  oder  mehr  Radien,  aus 
zwei,  durch  horizontale  Naht  geteilten  Stücken  bestehend.  RA  links  eine  grosse 
Analplatte  stützend.  A  einzeilig,  lang,  nach  oben  dichotom  vergabelt,  mit  sehr 
langen  Pinnulis.    Unt.  Silur. 

Heteroerinus,  Iocrinus  Hall,  Sie  noerinus ,  OphiocrinusW&chsm. 
u.  Spr.    Unt.  Silur  (Nord-Amerika). 

3.  Familie.    Cyathocrinidae.    Roem.  emend.  Wachsm.  Spr. 

Basis  diri/elisch.  R  oben  mit  schmalen,  hufeisenförmigen  Gelenkflaehen,  da- 
zwischen 1 — 2  IRA  und  häufig  auch  ein  RA.  Kelchdecke  mit  5  Oralplatten  und 
hoher  Ventralröhre.  Dir  Ambnlacralfurchen  mit  alttrnirenden  Täfelehen  bedeckt. 
Ä  lang,  nach  oben  vielfach  dichotom  vergabelt,  einzeilig,  ohne  Pinnulae,  mit  wohl 
entwickelten  Saumplättehen:  die  Armglieder  vierseitig,  nicht  gelenkig  verbunden. 
Silur  bis  Carbon. 

De  ndr o er  in  us  Hall  (Palaeoerinus  Billings).  A*  hoch.  IB  5.  B  gross, 
das  hintere  oben  abgestutzt  und  die  Analplatte  tragend.  R  fünfseitig,  das 
RA  unter  dem  rechten  hinteren  R  stehend.  Anne  lang,  ästig,  ohne  Pinnulae. 
Stiel  fünfseitig,  selten  rund.  Im  unteren  Silur  von  Nord- Amerika  häufig; 
eine  einzige  Art  im  oberen  Silur. 


Fig.  257. 
Hybocrinus  (llopto- 

crtnuJi  fiipcntnt 
Grewingk.  Unter- 
Silur.  St.  Peters- 
burg. Kelch  von 
der  Anal selte  (nach 
Grewingk). 


Digitized  by  Go 


Crinoidea.  Fietulata. 


135 


Ilomocrinus  Hall  (Fig.  258).  Wie  DendrotHnm,  jedoch  das  RA  nach 
links  geschoben  und  die  Analplatte  stützend.  Ob.  Silur  (Nord  -  Amerika), 
Devon  (Rheinland).      a  b 

Cyathocri- 
nus  Miller  emend. 
Wachsm.Spr.  (Fig. 
259,260).  K  becher- 
förmig. IBb,  nied- 
rig. B  gross,  das 
hintere  oben  hori- 
zontal abgestutzt 
und  die  Analplatte 
tragend.  R  gross, 
alle  gleich,  unge*  Fig.  *m. 

^  [He  Urtica.  ?ÄEttSÄlS&<SiiI 
.r>        tch«.-  1  j bis-    schnitze)-   a  Kelch  tob  ta 


i  ' 


der  Breite  ein 


Anulselte,  mit  Proboscls 
einem  Arm.    b  Stiel  von 
Seite,  c  GelenkflÄch 
Stielgliedes. 


LJ 


iL 

CT 


Flg.  86». 
Cyaihocrinu*.   Analyse  des  Kel- 
ches mach  Hather). 


nehmend.  Stiel 
rund,  mit  abwech- 
selnd grösseren 

und  kleineren 
Gliedern.  Silur  bis 
Zechstein.  Europa. 
Nord-Amerika. 

Lecy  thocrinus 
Mull.  ^ Fig.  2151).    Wie  Cyathocrinus,  aber  JB 
winzig  klein,  rudimentär.    Devon  (Eifel). 

Gissocrinus  Aug.  (Fig.  262).  Wie  Cyo*Äo- 
cn'nus,  aber  nur  3  IB  vorhanden.  Ob.  Silur 
(England,  Gotland). 

Arachnocrinus  M.  W.  Ob.  Silur. 

Sphatro- 
crinus 
Roem.,2?ae- 
/  r  o  c  r  in  HS 
Schnur,  Co 
d  iacrinus, 
A  chrado- 

crinus 
Schultze. 
Dev.  (Eifel). 

Bothryo- 
crinus  Ang. 
IB  5  hoch. 


Flg.  260. 

Cl/alhocrinu*  longimanui  Ang.  Ober-8ilur. 
Gotland.  o  Kelch  mit  Armen  In  nat  Gr. 
(nach  Angel  1  n).  6  Armfragment  von  C.  rn- 
moau»  Ang.  von  der  Seite  und  c  von  innen 
tvergr.).  Gotland.  d  Kelchdecke  von  C. 
malvnenu  Hall,  vollständig  erhalten,  aus 
dem  Kohlenkalk  von  Burlington,  t  Die- 
sen« nach  Entfernung  der  auf  den  Inter- 
ambulacral  platten  liegenden  Kelchtafel- 
chen.  (Nach  Meek  und  Worthen.) 


B 

tic.  Die  5  R 
sehr  gross. 
Das  kleine, 
rhombische, 
zwischen  die 
B  einge-    i;,w^«M  «rttriiL*  r'hiü.  nber-siiur 

Schal teteÄJ  Gotland.  (Nach  A  n  gel  i  n.)  a  VollnuindiKes 

.  Exemplar  mit  Armen  (nat  Gm.  b  Kelch- 

tragt  eilie  decke  von  (i.  punetuotu»  Anp  na!  Gr 
Analplatte.      c  Aragllcder  von  innen  und  von  ,1er 

Arme  in 

mehrere  Hauptäste  vergabelt  und  diese  wieder  mit  verzweigten,  alternirenden 
Seitenästen  besetzt.    Afterröhre  dick,  oben  umgebogen.    Ob.  Silur  (Gotland). 


Fig.  am. 

Iscythocrinw  Ei/eliamu  Müll.  Devon. 
Kifel.    Restaurirt  (nach  Schul tie). 


Digitized  by  Google 


136 


Echinndermata.  Pelmatossoa. 


Euspirocrinus  (Fig.  219),  Sicyocr  inus  Ang.,  Streptocrinus  W.  Sp. 
(Ophiocrinus  Ang.).  Ob.  Silur  (Gotland).  Thenar  ocrinus ,  Mastigo- 
crinus  Bather.  Ob.  Silur  (England).  Barycrinus  W.  Spr..  Vasocrinus 
Lyon,  Parisocrinus ,  Atelestocr inus  W.  Spr.    Carbon  (Nord- Amerika). 

4.  Familie.   Poteriocrinidae.    Roem.  emend  Wachsm. 


Fig.  MS. 

irocMioCTIHU« 

macrortaclylua 
de  Kon. 

Kohlenkalk. 
Yorkahireinach 
de  Köninck). 


Fig.  S64. 
Analyse  des  Kelchen  von  I'u- 
teriocrinut  (Scaph iocrinw. 


t/r  AI1 

W    w   W  O  \  J 


r 


Fig.  «63. 

l'cteriucriniu  (Scaphiocrintu)  unicut 
Hall.  Kohlenkalk.  (Keokuk-Urnpne 
('rawfordsville,  Indiana 
'Xat.  Grösse,  i 


Fig.  266. 
Kelchanalyse  von  Oraphioerinw 
nach  Bat  her  .  ib  infrabasalia. 
b  Basal  in,  r  Kadialia.  a  Anale, 
fcr  Brachial ia. 


Basis  dicyclisch.  R  oben  schief  abgestutzt  mit  breiter  Gelenkfläche. 
Im  Analinterradius  1 — 2  IBA  und  häufig  ein  RA.  Kelchdecke  mit 
hoher  getäfelter  Ventralröhre.  Arme  einjach  oder  verästelt,  mit  langen 
Pinnulis,  einzeilig,  wechselzeilig ,  seltener  zweizeilig.   Devon.  Carbon. 

Poteriocr  inus  Miller  (Fig.  263,  264,  2(59).  K  becherförmig. 
5  IB.  B  hoch.  Zwischen  den  R  ein  RA  und  zwei  grosse  IRA. 
Arme  lang,  ästig,  wechselzeilig.    Stiel  rund.    Devon.  Carbon. 

Subgenera.  Scaphiocrinus  Hall,  Hydriocrinus  Traut- 
schold,  Scytal ocrinus,  Decadocr inus  W.  Spr.  Carbon. 

Wo  od  ocrinus  de  Kon.  (Philocrinus  de  Kon.)  (Fig.  2(55). 
K  niedrig.  IB  5  klein,  keilförmig.  B  gross,  sechsseitig.  Zwischen 
den  R  ein  RA  und  ein  IRA,  auf  welches  eine  grössere  Anzahl 
Tafelchen  der  Analröhre  folgen.  Kelchdecke  mit  keulenförmigem 
Ventralsack.  A  20  dick,  aus  einzeiligen,  sehr  niedrigen  Gliedern 
bestehend.  Pinnulae  lang.  Stiel  rund,  mit  vereinzelten  Neben- 
ranken, gegen  unten  zugespitzt.  Carbon.  England.  Nord-Amerika.  W.  macro- 
dactylus  de  Kon. 

Zeacrinus  Hall.  Wie  Woodoerinns,  aber  Ventralsack  kantig,  pyra- 
midal. K  niedrig.  Das  RA  gross,  ganz  in  den  Analradius  geschoben, 
darüber  zwei  IRA.  A  distal  stark  verästelt,  anfänglich  einzeilig,  später 
wechselzeilig.  Carbon. 


Digitized  by  Google 


Crinoidea.  Fexibilia. 


137 


Coeliocrin us  White,  Hydreionocrinus  de  Kon.,  Tribrachiocrinus 
M'Coy.  Carbon. 

Cromi/ocrinus  Trautsch.  (Eupachycrinus fit  \V.).  (Fig.  267.)  15  5  klein. 
B  sehr  gross.  Zwischen  den  R  ein  2? .4  und  3  J  10—14,  ein-  bis  zwei- 

zeilig, un verästelt.  Carbon  (Russland,  Nord- 
Amerika).    C.  simplex  Trautsch. 

Agassizocrinus  Troost  (Astylocrinus 
Roem.)  (Fig.  2C.8).  K  schüssel-  oder  birnför- 
mig,  in  der  Jugend  mit 
kurzem  Stiel,  später  un- 
gestielt. Die  5  grossen 
IB  zu  einem  dicken 
Knopf  verwachsen.  B 
gross,  etwas  ungleich ; 
im  Analinterradius  ein 
RA  und  zwei  Anal- 
platten. R  klein.  A 
stark,  Wechsel  zeilig.  Car- 
bon. Nord-Amerika. 

Graphiocrinus 
de  Kon.  (Fig.  266).  5  IB. 
Zwischen  den  R  nur  eine 
einzige  Platte  (LA).  AlO, 
einzeilig.  Carbon.  Nord- 
Amerika. 

BursacrinusMeek 
u.    VV.  (Synuphocrinus 
Trautsch.),  Ph  ia  locri- 
nus  Trautsch.,  Ceriocrinus  White,  Aesiocrinus,  Delocr  inus ,  Ulo- 
crinus  Miller  und  Gurley.  Carbon. 

Erisocrinus  M.  W.  IB  5  klein.  Die  Analplatte  klein,  nicht  zwischen, 
sondern  über  den  R  stehend.  A  10,  stark,  einzeilig,  uhverästelt.  Carbon. 
Nord-Amerika. 

Stemmatocrinus  Trautsch.  Wie  Erisocrinus,  aber  IA  fehlend  oder 
winzig.  IB  zu  einer  fünfeckigen  Platte  verschmolzen.  A  zweizeilig.  Carbon. 
Russland. 

4.  Ordnung.  Fexibilia. 

(Artictdata  Wachsm.  non  Müller;  Jchthyocrinacm  Neum.) 

Kelchdecke  flach,  ursprünglich  häutig  und  beweglich, 
mit  zahlreichen,  dünnen,  lose  neben  einander  liegenden 
Interambulacralplättchen;  die  Ambulacralfurchen  mit  zwei 
alternirenden  Reihen  von  Saum  plättchen  bedeckt.  Mund 
central,  offen,  von  fünf  Oralplatten  umgeben.  After  excen- 
trisch.  Dorsalkapsel  aus  Basis  und  einem  Kranz  von  7?  be- 
stehend. IR  vorhanden  oder  fehlend.  Arme  distal  stark 
getheilt  und  eingekrümmt,  einzeilig;  alle  Brachialia  mit 
Dorsalcanal  und  durch  Gelenke  verbunden,  ohne  oder  mit 
Pinnulae.    Silur  bis  Kreide. 


Fig.  26!). 
Poteriocrinu*  i  Scaphiocrinut) 
multiple*  Trautschold. 
Kohleukalk.  Moskau. 
{Hat.  Grösse.) 


2C7. 

Cromt/ocriiiux  nlohu- 
In»  M.  W.  Kohlcn- 
kalk.  ("bester.  Uli- 

nois,  nat  Gross« 
(nach    Meek  und 

Worthen). 
b  c 


Fig.  *68. 

a  Agufriznerinw  dacti/liforvti*  Troost. 
Kohlcnkalk  (Chester  lluilsj,  Indiana. 
Vollständiges  Kxemplar  mit  Armen 
<nat.  Grösse i.  b  e  Aflylocrinu*  laevi» 
F.  Koem.  Basalknopf  von  der  Seite 
und  von  oben.  Kohlcnkalk.  Chester. 
Illinois.  Nat.  Grosso.  (Nach  Meek 
und  Worthen.) 


1.  Familie.   Ichthyocrinidae.    Wachsm.  Spr. 

Basis  dicyclisch.  B3  klein,  selten  über  dem  Stiel  sichtbar.  R  oben  mit 
breiter  Gelenkfläehe.  IRA  meist  vorhanden.  Die  Arme  an  ihrer  Basis  häufig 
durch  Interbrachial  ia  verbunden,  ohne  IHnnulae.  Stiel  rund,  mit  sehr  niedrigen 
Silur  bis  Carbon. 


Digitized  by  Google 


138 


Echinorfermata  Pelmatozoa. 


Flg.  270. 
Ichtyorrinu* 
Conrad,    aus  ober- 
silurischcm  K.ilk 
(Niagara  Group)  von 
Lockport  New  York 
niK'h  II  ii  1 ! 


Ichthyocrinus  Conrad  (Fig.  270).  IB  winzig  klein.  IR  und  Ihr 
fehlen.    Ob.  Silur  und  Carbon. 

Lecanocrinus  Hall  (Fig.  271).    Wie  vorige,  aber  im  Analinterradius 

ein  rhombisches  RA  und 
darüber  eine  grosse  Anal- 
platte. Ob.  Silur.  Devon. 

Homalocrinus, 
Anisocrinus,  Calpio- 
crinus,  Cyrtidocri- 
nus,  Pycnosaccus 
Ang  ,  Lithocrinus  \V. 
Spi.  Ob.  Silur  (Gotland). 

Taxocrinus  Forbes 
(Fig.  272,  273).  IB  3 
klein.  Zwischen  den  R 
ein  grosses  IRA,  auf 
welches  mehrere  IRA 
folgen;  in  den  übrigen 
Interradien  zuweilen  IR, 
die  aber  auch  fehlen 
können.  IBr  vorhanden 
oder  fehlend.  Die  un- 
teren (primären)  Arm- 
glieder besitzen  häufig 
an  ihrer  unteren  Gelenk- 
Hache  einen  zahnartigen 
Forteatz,  welcher  in  eine 
Rinne  des  darunter  befindlichen  Armgliedes  passt  und  zuweilen  als  selb- 
ständiges Plättchen  entwickelt  ist.    Silur.    Devon.  Carbon. 

Forbesiocrinus  de  Kon.,  Onychocrinus  Lyon  u.  Cass.,  Mespilo- 
crinus  de  Kon.  Carbon. 

2.  Familie.    Marsup  itidae.  d'Orb. 

Dorsalkapsel  dicyclisch,  gross,  ungestielt,  aus  dünnen,  grossen  Platten  zu- 
sammengesetzt. Der  Stiel  durch  eine  fän/seitige,  dünne  Cenlrodorsalplatte  reprä- 
sentirt.  o  IB.  5  B  und  5  R.  IR  jehlen.  R  oben  mit  schmaler,  hufeisen- 
förmigtr  Gelenkfläche  und  Dorsalcanal.    A  vergabelt  einzeilig  mit  Dorsalcanal. 


Fig. 

Ttuftcrinu*  Jieeki  Northen 
Kohlenkalk.  Crawfordsvllle. 
Indiana. 


27*. 

Kelchdecke  von 
Tarocrinu»  (nach 
Wachsmuth). 


Fig.  271. 
I.icanocrinu*  HU- 
lingxl  Ang.  Ober- 
Silur.  Gotland 
n  Kelch    b  Kelch 
mit  Armen  von  der 
Analsclte    (vergr  , 
nach    Angel  In, 
nicht  durch  den 
Spiegel  gezeich 


Fig.  274. 

Murniipilfii  itniniun  Sovr.   Obere  Kreide  von 
Lüneburg,    fi  Kelch  in  nat.  Grosse.    6  Ra- 
dialtafelchen mit  den  ersten  Anngliedern. 
e  oberer  Tb  eil  der  Arme. 


Fig.  275. 

1'intacrinu*  \\'<  »t(alleu*  Schifit.    Au»  der  oberen  Kreide 
von  Recklingshausen  (Westfalen). 
n  Von  der  Seite.   6  Von  unten.    Nat.  Grosse. 
(Nach  Schlüter.) 


Einzige  Gattung  Marsupites  Mant.  in  der  oberen  (weissen)  Kreide 
von  England  und  Norddeutschland. 


Digitized  by  Googl 


Crinoidea.  Articulata. 


139 


3.  Familie.    Uintacrinidae.  Zitt. 

K  monory (lisch,  ungestielt,  aus  dünnen  Täfelchen  zusammengesetzt.  Die  5  B 
umschliessen  eine  kleine  fünfseitige  Ceidrodorsalplatte.  R  5  X  &  Dfe  axillaren 
Äs  tragen  ztcei  Reihen  von  R.  dist,  welche  allmählich  in  die  Anne  übergehen. 
Interdistichalia  zahlreich.  IR  in  allen  Interradien,  die  untersten  zwischen  R*. 
Arme  lang,  dünn,  einzeilig,  mit  zahlreichen  Pinnulae,  über  dem  Kelchrand  durch 
grosse  Interbrachialia  verbunden. 

Die  einzige  Gattung  Uintacrinus  Grinnell  (Fig.  275)  in  der  oberen 
Kreide  von  Kansas  und  Westfalen. 


5.  Ordnung.    Articulata.    J.  Müller. 

(Neocrinoidea  H.  Carp.,  CanalimlaUt  Wachsin.  u.  Spr., 

Pentacrinacea  Neum.) 

Kelchdecke  häutig  oder  mit  lose  nebeneinander  liegenden 
Täfelchen  bedeckt;  A  mbulacralf  urchen  und  Mund  offen. 
Oralia  in  der  Jugend  stets,  häufig  auch  im  ausgewachsenen 
Zustand  vorhanden.  Kelch  meist  regulär;  IR  und  IB  selte  n 
vorhanden.  B  und  R  durch  Sutur,  die  R,  wenn  mehr  als 
eine  Zone  vorhanden,  oben  und  unten  durch  Gelenkflächen 
verbunden.  Kelchtäf  eichen  mehr  oder  weniger  verdickt.  Die 
Br  von  einem  dorsalen  Axencanal  durchzogen,  welcher  durch 
die  7?  und  B  verläuft  und  im  gekammerten  Dorsalorgan  mün- 
det. Arme(mit  einer  Ausnahme)  einzeilig  oder  wechselzeilig, 
mit  Pinn uli s.    Trias  bis  Jetztzeit.  — 

Zu  den  Articulata  gehören  alle  lebenden, 

tertiären  und   mesozoischen  C'rinoideen  mit  A/r""^^) 

Ausnahme  von  Marsupites  und   Uintacrinus.  fcVA-C.  >*Cj  /CTT\ 

Sie  sind  ausgezeichnet  durch  offene  Ambu-  /    '/f\  /^\7jD    \j  \ 

lacra  und  unbedeckten  Mund,  sowie  durch  ^C/i- 

die  zur  Aufnahme  eines  Nervenstranges  und  Z\\ 

Bindegewebfasern  dienenden  Canäle,  welche  \  -v> 

nicht  nur  den  Körper  aller  Br,  sondern  auch  W  jN 

die  R  und  B  durchsetzen.    Diese  Axialcanäle  ,-</x 

(Fig.  276)  gehen  vom  gekammerten  »Dorsal-  "^o/\^ 

organ  <  aus,  treten  zuerst  in  die  Mittelebene  Fig.  »76. 

der  B  ein,  theilen  sich  jedoch  innerhalb  der  ffiffi^iTÄ^^ 
B  in  zwei  Aeste,  welche  in  zwei  darüber    Enrrimu.  (Nach  Beyrich.)  (Die 

j       r»    r  1  j  i-^      Canale  ilnd  punktirt,  wenn  »io 

liegende    R    fortsetzen    Und    VOn    da    III    die      im  Innern derTäfelchen  verlaufen, 

Brachialia  verlaufen.    Im  ersten  Radialkranz    "^^"££fä3g? » 
werden  die  radialen  Axialcanäle,  die  in  der    der  Innenseite  des  Kelche«  ober- 
Jugend  in  offenen  Rinnen  der  Innenfläche       «ichiich  beobachten  kann.» 
verlaufen  und  erst  später  vollständig  umschlossen  sind ,  durch  einen 
Ringcanal  mit  einander  verbunden. 

1.  Familie.   Encrinidae.  Roem. 

Dorsalkapsel  niedrig,  schüsseiförmig,  mit  dicyclischer  Basis.  IB  5  sehr  klein, 
unter  dem  obersten  Stielglied  versteckt.  B  S  gross.  R  5  oben  abgestutzt,  die 
breite  Gelenkfläche  mit  Querriff.  IR  fehlen.  Kelchdecke  gewölbt  und  getäfelt. 
A  5  X  2  oder  5  X  kräftig,  ungetheilt,  dicht  neben  einander  liegend,  zweizeilig 
oder  tcechselzeilig.  Stiel  rund,  meist  ohne  Seitenranken,  das  untere  Ende  zu  einer 
verdickten  Scheibe  ausgebreitet.  Trias. 


Digitized  by  Google 


140 


Eehinoderniata.  Pelmatozoa. 


Encrinus  Miller  (Fig.  277, 
breites    Br\  darauf  ein  axillares 


Analyse 
a  und  a1 
von  innen 
br  Kniet 


ig.  hb. 

bes  und  der  Arme  von  Encrinus. 
Kelch   von  innen   und   unten.    6  BamiIi 
etwa«  abgerieben,    r  Radiale.  1  von  innen 
\nnidled  (K*  auet.i  von  unten  iticlenkfläche) 


Flg.  277. 
Encrinus  liitiformis 
HUI.  Muschelkalk. 
Braunschweig. 


J.r1  Ixtsselbe  von  oben  (Syjtygialnaht).  brl  *  Brurhiale 
1  *  mit  einander  verwachsen  von  unten  und  innen, 
fer»  Axillare  Gctenkllaehe  von  Brnchiale  ».  ß  Einreihi- 
ges, (t*  zweireihiges  Armglicd  mit  doppeltem  (  anal. 
p  Ell 


l'innuh 


.1 


:rt 


278).     Ueber  Rl  folgt  ein  niedriges, 
Br*.     A  10 — 20,  anfänglich  einzeilig, 
&r«  später  zweizeilig, 

mit  langen  Pin- 
nulis. Stiel  rund, 

die  Gelenk- 
flächen radial  ge- 
streift oder  am 
Rand  radial  ge- 
kerbt. Central- 

canal  rund. 
Häufig  in  der 
Trias,  nament- 
lich im  Muschel- 
kalk. Die  Stiel- 
glieder von  E. 
Uliijormis  Lam. 
bilden  nicht  sel- 
ten mehrere  Me- 
ter mächtige 
Kalkstcinschich- 
ten  (Trochiten- 
kalk). 

Dadocrinus 
Meyer  (Holo- 
erinus     W.  u. 

Spr.).  Wie  Encrinus,  aber  kleiner.  Arme  einzeilig.  Trias.  D.  gracilis 
Meyer. 

2.  Familie.    Apiocrinidae.  d'Orb. 

A'  regulär,  aus  sehr  dicken  Tajeln  bestehend.  B  5  gross.  R  5  X  1 — 3. 
Zuweilen  III  in  allen  jünj  Interradien  vorhanden,  die  jedoch  erst  über  Rl  be- 
ginnen.   Kelchdecke  getäfelt.    A  5X^.  einzeilig,  massig  vergabelt,  mit  langen 

Pinnulae.  Stiel  lang,  kreisrund, 
seltener  pentagona!,  ohne  Seiten- 
ranken,  am  unteren  Ende  mit  ver- 
dickter Wurzel.  Die  Gelen!; flächen 
der  Stielglieder  vollständig  oder 
nur  am  Band  radial  gestreift. 
Jura,  Kreide  und  Jetztzeit. 

Apiocrinus  Miller  (Fig. 
279—281).  K  birnförmig,  von 
einem  langen,  runden  Stiel  ge- 
tragen, dessen  niedrige  Glieder 
am  oberen  Ende  immer  breiter 
werden  und  allmählich  in  den 
K  übergehen.  Das  oberste  Stiel- 
glied (Centrodoreale)  hat  fünf  er- 
habene Radialkanten,  von  denen 
die  Seiten  dachförmig  abfallen. 
B  5  breiter  als  hoch.  R  5  X  3, 
seitlich  durch  Naht,  in  radialer 
Richtung  durch  oben  ausgehöhlte  und  am  Innenrand  mit  erhabener  Quer- 
leiste versehene  Flächen  unbeweglich  verbunden.  R*  axillar.  Bei  einzelnen 
Arten  schalten  sich  zwischen  den  zwei  oberen  Hadialkhinzen  kleme,  durch 
Sutur  verbundene  1R  ein.    Die  oberen  Stielglieder  liegen  nur  in  der  Peri- 


Flg.  27'J. 

Apiocrinus  Parkin*oni  Schlotb.    Aus  dem  Gross-Oolith 
von  Kamille     Calvados.    <i  Kelch  mit  den  obersten 
Stielgl ledern  von  der  Seite,  6  von  Oben,    c  Gclcnk- 
fläche  eines  Stielgliedes  (nat.  Grossei. 


Digitized  by  Googl 


Crinoidea.  Artioulata. 


141 


nherie  dicht  aufeinander  und  lassen  gegen  innen  einen  Zwischenraum  frei. 
Lias,  Jura  und  untere  Kreide.  Die  Stielglieder  bilden  namentlich  in  den 
Alpen  nicht  selten 
Crinoideenkalke. 

Guettardo- 
c  r  i  nu  s  d'Orb. 
Wie  .-Ipiocrinus, 
aber  die  zwei  un- 
teren Br  seitlich 
durch  IR  unbe- 
weglich verbun- 
den und  an  der 
Kelchbildung 
theilnehmend. 
Einzige  Art  (G. 
dilatatns  d'Orb.)  im 
oberen  Jura. 

Miller  icrinus 
d'Orb.  iT  aus  einer 
Crossen,  fünfseiti- 
gen Centrodorsal- 
platte,  5  grossen 
B  und  5  R  mit 
breiter,  abgestutz- 
ter oberer  Gelenk- 
flache  versehen, 
auf  welche  die 
beweglichen  Arme 
folgen.  Zuweilen 
5  winzige,  rudi- 
mentäre IB  vor- 
handen. Lias  bis 
untere  Kreide. 

Acrochordo- 
crmus  Traut- 


Fig.  28t 


Fig.  280. 

Ranvillc.    n  Analyse  des  Kelches  und  Ver- 

i  erlaufen 


Flg.  2*0. 

Apiocriwu  Parkiwtoni  Schlott). 

lauf  der  (anale  (die  mit  punktirten  Linien  bezeichneten  (anale 
Im  Innern  der  Tafeln,  die  ununterbrochenen  Linien  stellen  die  nuf  der 
Innenseite  der  Basalia  sichtbaren  (iabeleanflle  dar).  B  oberer  Theil  des« 
Stieles  mit  Ccntrodorsalplattc,  in  der  Mitte  durchgeschnitten,  um  die 
Zwischenräume  zwischen  den  Gliedern  zu  zeigen,  ft  RaMiltafelchen  von 
SCnold.  Jura.  Ullt.  oben  und  Innen,  6*  dasselbe  von  unten,  r'  Erstes  Radiale  von  aussen,  p«» 
Krpwlp  dasselbe  «on  innen,  r»  Zweites  Radiale  von  aussen,  r-'  dasselbe  von  innen 

1    ,,c-  ,  .     (die  Canale  der  Radialtafelchon  sind  nur  an  angeschliffenen  oder  stark  ab- 

Lalamocrt-        geriebenen  Tafelchen,  wie  die  gezeichneten,  sichtbar),   br  Armglieder. 

hus  A<*    Recent  Hg.  »t. 

fi*L.  °"  r  l  Apioerttnm  Routyanu»  d'Orb.  Aus  dem  Ct.ralrag  von  Tonnerre  i  Yonne). 
UalapagOS- Inseln.  (Restaurlrt  nach  d'Orbigny.) 


3.  Familie.  Bourgnetiorinidae.  Loriol. 

K  klein,  bimjörmig,  mit  seichter  Leibeshöhle,  aus  ö  B  und  5  X  1 — $  R 
Kelchlecke  häutig  mit  5  Oralplatten.  A  5,  dünn,  einzeilig,  mit  sehr 
langen  Pinmdae.  Stiel  mit  zahlreichen  Seitenranken,  am  hohen,  cylindrischen, 
9'Unkig  verbundenen  Gliedern  zusammengesetzt;  die  Gelenl.ßächen  mit  erhabenem 
Querriff.    Jura  bis  Jetztzeit. 

Bourgueticrinus  d'Orb.  (Fig.  282).  K  durch  eine  sehr  grosse,  hohe 
Centrodorsal platte  gestützt;  die  obersten  StielgUcder  verdickt.  Ob.  Jura. 
Kreide.  Tertiär. 

R h  izoerinus  Sars.  (Conocrinus  d'Orb.  non  Troost)  (Fig.  283).  Bb  sehr 
hoch  und  dick,  häufig  verschmolzen,  auf  dünnem  Stiel  ruhend.  Nur  ein 
Kranz  niedriger  R  vorhanden.  Oefters  4,  u"  oder  7  Radien  entwickelt. 
Eocän  und  Recent  in  grossen  Tiefen. 

Mesoer  inus  H.  Carp.  Kreide.   Bathycrinus  Wyv.  Thomson.  Recent. 


Digitized  by  Google 


142 


Echinodermata.  relmatozoa. 


4.  Familie.    Eugeniacrinidae.  Zitt. 
(Coadunata  Miller,  Holopocrinidae  p.  p.  Jaekel.) 
Dorsalkapsel  nur  aus  5  (selten  4)  dicken,  fest  verbundenen  R  bestehend. 
Ii  fehlen.   Kelchdecke  unbekannt.   Brx  niedrig,  leistenförmig,  mit  dem  axillaren  Br- 

durch  Syzygialnaht  verbunden  oder  verschmolzen.  Arme  ein- 
zeilig, plump,  eingerollt.  Stiel  kurz,  rankenlos,  aus  wenigen, 
holien,  cylindrischen  Gliedern  mit  gekörnelten  oder  gestreiften 
Gelenkflächen  bestehend.  Wurzel  verdickt  und  ausgebreitet. 
Lias,  Jura  und  untere  Kreide  von  Europa. 


r  f 

Fig.  282. 
HouTqnrticrinu*  rlliptfcut 
Mlll.  Weisse  Kreide.  Wilt- 
shire.  n  Kelch  mltCentro- 
dorsalplatlu  und  den  zwei 
oberst  Stielgliedern  (mit. 
Gr.)h01>er8eltedesKelches 
(vergr  i.  c  Stielglieder. 
d  Gelen  kflAche  eines  Stel- 
gliedes,    e  Seitenranke. 


CS 


Fig.  284. 

Eugrnincrinut  cnryofihyllatu«  Mill.  Ob.  Jura.  Streit- 
berg. Franken,  a  Kelch  mit  oberstem  Stieiglied 
(Ceutrodoreale\  nat.  Gr.  b  Kelch  von  oben ;  c  der- 
selbe von  unten,  'I  Unterstes  Armglied  (R* 
auet.)  von  innen,  rf*  dasselbe  von  oben,  r  Zweites 
Armglied  von  innen  (nat.  Grosse).  /—  h  E.  nulnn* 
Gold!  .  ebendaher.  /  Die  zwei  ersten  Armglieder 
mit  einander  verwachsen  von  aussen,  J*  von  innen. 
g  Ein  Armglied  von  vier  Seiten,  h  Eingerollter 
Arm  vom  Kücken  und  von  der  Seite. 


Fig 

lililzitcrinu*  pi/ri(»rmi* 
Goldf.  sp.  Eocnn.  Gegend 
von  Verona,  a  Kelch  von 
der  Seite  (nat.  Gr.  |  j  h  der- 
selbe vergr. ;  c  von  oben 
mit  3  aufsitzenden  ersten 
Armgliedcrn.  d  Zweite« 
Exemplar,  in  der  Mitte 
durchgeschnitten  <natGrA 


Flg.  285 
a  Euget>iacrinu$caryo- 
phyllatu*    Mill  Aus 

dem  oberen  Jura, 
restnurirt.  ohne  Arme 

tnach  Fr  aast 
h  Kelch  aufgebrochen 
mit  den  verkieselten 
Axialkanale:;. 
(Nach  Jaekel  ) 


Flg.  286. 

Ottyh  drrma  doem*  E.  Deslongeh.  Aus  dem  oberen 
Lias  von  May.  Calvados,  n  Kelch  von  oben,  b  von 
unten  (nat.  Gr.).  r.  d  C.  linrati  Quenst.  Lias  9, 
Asselflngen.  Raden,  e  Centrodorsalplatte.  d  Unterer 
verschmolzener  T&fclchcnkranz  (Baaalla)    Nat.  Gr. 


Eugeniacrinus  Miller  (Fig. 284).  K  klein,  schüssei- 
förmig, mit  seichter  Leibeshöhle.  R  sehr  dick,  innig 
verbunden,  zuweilen  verschmolzen.  Aus  dem  Verlauf 
nacSh^:aci?angetSh!ffi  der  Axialcanäle  (Fig.  285)  geht  hervor,  dass  die  B  ins 
fin,  um  die  Nahte  der  R  Innere  der  R  gedrängt  und  von  diesen  vollständig  um- 
Shfig'er  Keich  vonotn  hüllt  wurden.  Der  mediane  Theil  des  Br2  ist  bald 
i  vergr  i.  g-k  stieigiieder  dachförmig,  bald  in  eigenthiimlicher  Weise  zu  einem 

dreieckigen,  geraden  oder  einwärts  gebogenen  Fortsatz, 
an  dessen  Seiten  sich  die  Gelenkflächen  für  die  Arme  befinden,  verlängert. 
Das  oberste  Stielglied  zuweilen  mit  fünf  schwachen  Radi  all  eisten.  Häutig 
im  oberen  Jura,  insbesondere  im  Spongitenkalk  von  Süddeutschland,  der 
Schweiz,  Frankreich  und  den  Karpathen.  Seltener  im  Dogger  und  in  der 
unteren  Kreide  der  Alpen. 


Digitized  by  Google 


Crinoidea.    Articulata.  143 


Ja  ekel  (Zeitechr.  d.  d.  geolog.  Ges.  1891.  XLIII)  zerlegt  Eugeniacrinus 
in  die  Gattungen  Cyrtocrinus ,  Sclerocrinus,  Tetanocrinus ,  Eugenia- 
crinus und  Gymnocrinus,  welche  sich  durch  Abweichungen  des  Br%, 
der  Articulationsflächen  der  R  und  der  Arme  unterscheiden. 

Eudesicrinus  Loriol.  Die  5  R  werden  nur  durch  zwei  kurze,  dicke 
Stielglieder  getragen.  Lias. 

Tetracrinus  Münst.  Nur  4  (selten  3  oder  5)  R  vorhanden,  welche 
sich  auf  einen  runden  Stiel  mit  ungleichen,  tonnen-  oder  scheibenförmigen 
Gliedern  stützen.  Das  oberste  Stielglied  besitzt  4  (3  oder  5)  starke  radiale 
Leisten  und  wird  von  Ja  ekel  als  Basis  betrachtet,  obwohl  demselben 
Axialcanäle  fehlen.    Ob.  Jura. 

Phyllocrinus  d'Orb.  K  kugelig;  die  oberen  Gelenkflächen  der  R 
schmal,  seitlich  durch  sehr  hohe  Fortsätze  begrenzt.  Ob.  Jura  und  untere 
Kreide,  besonders  in  der  mediterranen  Provinz. 

5.  Familie.   Holopidae.  Zitt. 

Dorsalkapsel  becherförmig,  aus  5  verschmolzenen  R  gebildet,  welche  mit 
breiter  Fläche  unmittelbar  festgewachsen  sind  oder  von  einetn  ungeteilten  Basal 
kränz  getragen  werden.  Kelchdecke  mit  5  grossen,  dreieckigen  Oralplatten  und 
zahlreichen  kleinen  Randplättchen.  A  5  X  einzeilig,  ungetheilt,  stark  eingerollt, 
aus  sehr  dicken  Gliedern  bestehend. 

Von  den  hierher  gehörigen  Gattungen  findet  sich  Cyathidium  Steenstr. 
(3/ icropocrinus  Menegh.)  in  der  Kreide  und  im  Tertiär,  Holopus  d'Orb. 
lebend  in  grosser  Tiefe,  Cotylederma  Quenst.  (Fig.  286)  im  Lias. 

6.  Familie.    Plicatocrinidae.  Zitt 
K  aus  4,6  oder  8  (selten 
5  oder  7)  hohen,  dünnen  R 
und    einer  trichterförmigen, 
vier-   bis  sechskantigen,    un-  >»  ^^x- 

getheilten  Basis  zusammen- 
gesetzt.   Leibeshöhle  weit  unil 

tief.     Kelchdecke    unbekannt.  PHeutotrtmw  foxagonu»  Münst.  Oberstem. 
Die  R  tragen  ein  axillares  Br,  Streitberg.  Franken,  a  Vollständiger  Kelch 
•  •  „„.^  mit  beiden  Radial plattenreihen    fc  Unterer 

tOJ»  dem  je  zwei   unveraStelte,   Täfeichenkranz,    von  der  Kasis  gesehen; 

aus  gelenkig  verbundenen  Glie- 
dern bestehende  Arme  mit  alter- 
nirenden,  ungegliederten,  dorsal 
kantigen,  ventral  gefurchten  Pin- 
nulis ausgehen.  Stiel  dünn,  mit 
runden,  cylindrisclien  Gliedern. 

Die  einzige  GattungPf  i- 
catocrinus  Münst. (Fig. 287) 
findet  sich  selten  im  oberen 
Jura  der  fränkisch-schwäbi- 
schen Alb.  Die  ziemlich 
dünnen  R  haben  eine  huf- 
eisenartig ausgeschnittene 
Gelenkfläche  und  eine  me- 
diane Dorsalkante. 

Die  lebende  Gattung 
Hyocrinus  YVyv.  Thomson 
|  Fig.  288)  ist  offenbar  ver- 
wandt, unterscheidet  sich 
jedoch  nicht  unwesentlich 
durch  die  verästelten  Anne  und  durch  die  solid  getäfelte  Kelchdecke  mit 
grossen  Oralplatten.  Sie  bildet  nach  H.  Carpenter  eine  besondere  Familie. 


r  derselbe  von  der  Seite  (schwach  vergr.i. 
d  Ein  zweites  Radiale  von  innen,  e  von 
aussen,  /  von  unten. 


Flu  «8*. 

Jlyocrinu»  Httlullianiu  Wyv.  Thomson.  Aus  dein  atlantischen 
Ocean.  .1  Exemplar  in  doppelter  nat  <; rosse.  Ii  Kelchdecke 
stark  vergr.  um  Ambulacralfurchen  der  Arme,  c  Axialcanal 
der  Annglieder,  an  After,  m  Mund,  o  Oralplatten  (nach  Wyv. 

Thomson:. 


Digitized  by  Google 


144  Eohinodermata.  Pclmatozna. 

7.  Familie.    Saccocomidae.  d'Orb. 
{Costata  J.  Müll.) 

K  Mein,  ungestielt,  halbkugel ig,  seitlich  von  5  sehr  dünnen,  aussen  mit  ' 
medianer  Dorsalkante  verzierten  Ii  umgrenzt,  welche  ein  winziges  B  umschliessen. 
A  5  X  ^,  entfernt  stehend,  dünn,  distal,  mit  alternirenden,  ungetheilten ,  ein- 
gerollten Seitenästen.  Br*  axillar.  Armglieder  cylindrisch,  an  der  Ventralseite 
jedcrseiis  mit  einem  flügelartigen  oder  dorn  förmigen .  dünnen  Fortsatz  besetzt, 
welche  wahrscheinlich  eine  Ventralrinne  begrenzten.  Das  ganze  Skelet  zeigt  gitter- 
förmige,  grobmaschige  Beschaffenheit. 


Fig.  289 

Sttecticoma  i>eclinn(a  Goldf.    Aus  dem  lithographischen  Schiefer  von  Kichstadt.  Franken. 
a  Exemplar  In  mit.  Grosse    b  Kelch  von  der  .Seite,  vergrößert,    c  Kelch  von  unten,  vergrößert. 
d  Zwei  untere  Armglieder,  vergrößert.    t  Zwei  mittlere  Armglieder  mit  Seitcuaat,  vergrößert.  /  Ein 
Ann  mit  Seiteaaston,  nicht  aufgerollt,  schwach  vergrößert,    g  Untere  Armglieder  von  Saccocoma 

ttnellu  Goldf  ,  vergrößert. 

Die  einzige  Gattung  Saccocoma  Ag.  findet  sich  in  grosser  Häufigkeit 
im  lithographischen  Schiefer  von  Eichstädt  und  Solnhofen  in  Bayern.  Sie 
gehört  zu  den  freischwimmenden  Crinoideen,  deren  Verwandtschaft  mit  den 
Plicatocriniden  erst  durch  Jaekcl  (Zeitechr.  d.  d.  geol.  Ges.  i»i>2.  XLIV.) 
klar  gestellt  wurde. 

Familie.    Pentacrinidae.  d'Orb. 

K  klein,  schüsseiförmig,  aus  5  B  und  5  Ti  zusammengesetzt,  darüber  2 — 3  ein- 
fache Br.  Kelchdecke  häutig,  mt  eingelagerten,  sehr  dünnen  Kalktäfelchen. 
Anne  kräftig,  meist  sehr  stark  verästelt,  mit  Pinnulis.  Stiel  lang,  jün) kantig, 
selten  cylindrisch,  mit  tri  rtel  förmig  gestellten  Nebenranken.  Die  Gelenkflächen 
der  Stielglieder  mit  fünf  blättriger  Zeichnung.    Trias  bis  Jetztzeit. 

Pentacrinus  Miller  (Isocrinus  Meyer,  Chladiocrinus  Ag.,  Cainocrinus 
Forbes)  (Fig.  2110).    Die  Leibeshohle  wird  von  den  H,  Ii  und  den  zwei 


Digitized  by  Google 


Crinoidea.  Articulata. 


• 

145 


untersten  Br  umgeben.  J5r3  axillar.  Die  R  zuweilen  mit  einer  nach  unten 
gerichteten,  epornförmigen  Verlängerung.  A  einzeilig,  sehr  stark  verästelt. 
Stiel  fünfkantig,  mit  zahlreichen  Nebenranken,  am  unteren  Ende  nicht  ver- 
dickt; die  Gelenkflächen  mit  fünfblättriger  Rosette.  Trias  bis  Jetztzeit. 
Am  häufigsten  im  Lias.  Pracht- 
voll erhaltene  Kronen  mit  Ar- 
men und  Stiel  im  unteren  Lias 
von  England  und  im  oberen 
Lias  von  Boll  und  Metzingen 
in  Württemberg.  Im  Tübinger 
Museum  befindet  sich  eine 
Platte  mit  24  vollständigen 
langgestielten  Kronen  von  P. 
subangularis  Mill.  Als  Extra  ■ 
crinus  unterscheidet  Austin 
Formen  mit  5  kleinen  IB,  bei 
denen  die  A  nur  auf  einer 
Seite  mit  Nebenästen  versehen 
sind.  Lias.  Jura.  E.  sub- 
angularis Mill.  sp. 

Metacrinus  H.  Carp. 
Ueber  den  R  mehr  als  2  (bis  7) 
einfache  Br.  A  massig  ver- 
ästelt. Lebend. 

Bai anoer  inus  Ag.  Stiel- 
glieder rund,  am  Rand  gekerbt 
und  fünf  von  der  Mitte  aus- 
strahlenden, auergekerbten 
Streifen.  Lias.  Jura.  Kreide. 

9.  Familie.  Comatulidae. 

d'Orb. 

In  der  Jugend  gestielt  und 
festgeheftet,  später  freischwim- 
mend, ungestielt.  K  aus  einer 
knöpf  förmigen,  mit  Ranken  be- 
setzten Centrodorsalplatte,  5  mehr 
oder  weniger  verkümmerten  B 
und  5  R  bestehend,  darüber  2 
oder  mehr  Br.  Kelchdecke  häutig, 
seltener  mit  dünnen  Täfelchen. 
T^eibeshöhle  sehr  seicht.  A  5—20 
und  mehr,  wechselzeilig,  nicht 
vergabelt,  mit  Pinnulae. 

Die  B  sind  anfänglich  bei 
der  Larve  (Fig.  235)  grosse, 
getrennte  Platten,  die  nach  und  nach  verkümmern  und  zu  einer  ringförmigen, 
äusserlich  unsichtbaren  Rosette  umgewandelt  werden;  nicht  selten  ist  die 
centrale  Rosette  mit  fünf  leistenfürmigen,  radialen  Fortsätzen  versehen, 
welche  in  Furchen  liegen  und  als  kleine  interradiale  Zapfen  zwischen  den 
R  und  dem  Centrodorsale  vorragen.  Letzteres  ist  mit  zahlreichen  Ranken 
besetzt,  deren  vertiefte,  grubige  Anheftstellen  die  Oberfläche  der  fossilen 
Centraiknöpfe  bedecken.  Ueber  1H0  meist  in  seichtem  Wasser  lebende 
Arten.    Fossil  vom  Lias  an. 

Antedon  Freminv.  (Alecto  Leach,  Comatula  Lam.,  Pterocoma  Ag.,  Deca- 
eiiemos  Bronn,  Comatulina  d'Orb.,  Hertha  Hag.,  Solanocrinus ,  Glenotrvinites 
Zittel,  Grundjüge  der  Palaeontologic.  10 


Fig.  290. 

Pentacrinut  (Esltacrinu*)  liriareus  Mill.    Aus  dem  unteren 
Lias  von  Lyme  Itegis,  England  (nach  Goldfuss).    a  Stiel- 
glieder von  /'.  HubaiHjulnri*  Mill.  au«  dem  oberen,  b  von 
P.  b<t*altiJormit  Mill.  aus  dem  mittleren  Lias. 


Digitized  by  Google 


* 

146 


Echinodermata.  Pelmatozoa. 


Goldf.)  (Fig.  291).  Mund  central.  Centrodorsalplatte  hoch ,  dick ,  halb- 
kugelig oder  fünfkantig,  mit  zahlreichen  Cirrhen.  A  10  oder  mehr.  Br* 
axillar.    Lias  bis  Jetztzeit. 

Eudiocrinus  H.  Carp.  (Ophiocrinus  Semp.).  Wie  Antedon,  aber  nur 
5  ungetheilte  A.    Eine  fossile  (Neocom)  und  fünf  lebende  Arten. 

Actinometra  Müller  (Comaster  Goldf.,  Phanogenia  Loven).  Mund  ex- 
centrisch.  Basalknopf  niedrig,  scheibenförmig,  mit  nur  einer  (seltener  zwei) 
Reihe  von  Cirrhen.   Jura  bis  Jetztzeit. 

Atelecrinus,  Promachocrinus ,  Thauma tocrinus  H.  Carp.  Recent. 

Thiollierocrinus  Etallon.  Centrodorsalknopf  unten  mit  elliptischer 
Gelenkfläche  für  persistente  Stielglieder.    Jura  und  Kreide. 

Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  Crinoideen. 

Mit  Ausnahme  der  meist  in  der  Nähe  der  Küste  oder  in  geringer 
Tiefe  lebenden  Comatuliden,  wovon  über  180  recente  Arten  beschrieben 

sind,  gehören  die  übrigen, 
noch  jetzt  existirenden 
Gattungen  (Pentacrinus, 
Metacrimts,  Rh'izoarinus, 
Bathycrinus,  Calamocrinits, 
Hyocrinus,  Holopus)  zu  den 
exquisiten  Tiefseebewoh- 
nern und  sind  theilweise 
erst  in  wenigen  Exemplaren 
bekannt. 

Die  fossilen  Crinoideen 
erreichten  schon  in  paläo- 
zoischen Ablagerungen  den 
Höhepunkt  ihrer  Entwick- 
lung, und  namentlich  die 
drei  Abtheilungen  der 
Larviformia,  Camarata  und 
Fishdata  sind  gänzlich,  die 
Flexibüia  mit  Ausnahme 
der  Gattungen  Marsupites 
und  Uintacrinus  ebenfalls 
auf  die  paläozoischen  For- 
mationen beschränkt,  wäh- 
rend die  Articulata  erst  in 
der  Trias  beginnen  und  bis 
in  die  Jetztzeit  fortdauern. 
Sie  wurden  darum  auch 
von  Herb.  Carpenter 
unter  der  Bezeichnung 
Neocrinoidea  den  übrigen 
älteren  Formen  (Palaeocri- 
noidea)  gegenüber  gestellt. 
Meist  besitzen  die  Crinoideen  eng  begrenzte  räumliche  Verbreitung, 
finden  sich  aber  in  gewissen  Ablagerungen  so  massenhaft,  dass  ihre 
zerfallenen  Reste,  namentlich  die  Stielglieder,  gesteinsbildend  auftreten 
und  zuweilen  Schichten  von  mehreren  Metern  Mächtigkeit  fast  aus- 
schliesslich zusammensetzen.    Während  übrigens  die  recenten  Genera 


e  d 


e  «'  c" 

Fjg.  m, 

a  Antedon  (Solanocrintu)  tottatu*  Uoldf.  Ober -Jura,  Diceras- 
kalk  von  Kelheim,  Bayern.  Exemplar  mit  sammtllchcn  Armen 
von  «1er  Rückenseite.  Der  Basalknopf  und  die  Pinnulac  fehlen; 

etwas  verkleinert. 
b  c  tl  A.  terobiculnius  Goldf.    Au«  dem  weissen  Jura  von  Slrelt- 
berg  in  Frauken.    Kelch  in  mit.  (i rosse  b  von  oben,  c  von 
unten  und  d  von  der  Seite,  c  Ein  Armglied. 


ad  by  Google 


Crinoidea. 


147 


Uebersicht  über  die  zeitliche  Verkeilung  der  Crinoideen. 


A  Larvi/ormia: 

1.  Haplorrinidac 

2.  Coccocrinidae  .  . 

3.  Stephanocrinidar 

4.  Pisocrinidae  .  .  . 

5.  Symbathocrinidae 

6.  Cupressocrinidae 

B.  Camarata: 

1.  Gasterocomidae 

2.  Piatycrin'ulac  . 
&  llexarrinidae  . 
4.  Acti/wrrinidae . 
ü.  Barrandeocrinidae 

6.  Glyptocrinidas 

7.  Rhodocrinidac . 

8.  Mdocrinidae  . 

9.  Polyi>dtidae  .  . 

10.  Calyptocrinitlac 

11.  Crotalocrinida? 

C.  Fi  $  tu  lata: 

1.  Hybocrinidae  . 

2.  Hctrrocrinidae . 

3.  Cyathocrinidac 

4.  Poteriocrinidac 

D.  Flcribilia: 

1.  lchtyocrinidae 

2.  Mamupitidae  . 

3.  UintacrinUlae 

E.  Ar  tieula  ta: 

1.  Encrinidae.  .  . 

2.  Apiocrinidac .  . 

3.  Burgutticrinidae 

4.  Eugcniacrinülae 

5.  Holopidat  .  .  . 

6.  Pticatocrinidae 

7.  Saccocomidae  . 

8.  Pcntarrinidac 

9.  Conuititlidat  .  . 


10' 


148 


Echinodermata.  Pelmatozoa. 


vorherrschend  den  tieferen  Meeresregionen  angehören,  lebten  die  paläo- 
zoischen Formen  offenbar  vielfach  in  seichtem  Wasser  und  finden  sich 
insbesondere  häufig  in  Gesellschaft  von  Riffkorallen.  Unter  den  meso- 
zoischen Crinoideen  dürften  die  meist  mit  Glasschwämmen  (Hexacti- 
nelliden  und  Lithistiden)  vergesellschafteten  Eugeniacriniden  und  Plicato- 
criniden  in  ansehnlicher  Tiefe,  die  Encrinidae,  Ajnocrinidae,  Saccocomidae 
und  Pentacrinidae  dagegen  in  seichtem  Wasser  gelebt  haben. 

Die  ältesten  spärlichen  Reste  von  Crinoideen  finden  sich  schon  im 
Cambri  um  (Dvndrocrinus) ;  das  untere  Silur  liefert  in  England  Stiel- 
glieder von  verschiedenen  Gattungen  und  die  Gegend  von  Petersburg 
Kelche  von  Hybocrinus  und  Baerocrinm.  In  Nord -Amerika  sind  die 
Kalksteine  der  Trentou-  und  Hudson  River- Gruppe  zuweilen  reich  an 
Criuoideen-Resten.  Eine  erstaunliche  Fülle  vorzüglich  erhaltener  Formen 
findet  sich  im  oberen  Silur  von  Dudley  und  Wenlock  in  England  und 
in  den  gleichalterigen  Schichten  der  Insel  Gotland  (43  Genera  mit 
170  Arten).  Auch  in  Nord -Amerika  ist  das  obere  Silur  (Niagara- 
Gruppe)  in  New- York,  Wisconsin,  Indiana,  Illinois  und  Tennessee  reich 
an  Crinoideen. 

Für  devonische  Forinou  bilden  die  Eifel,  Nassau,  Westfalen, 
die  Ardermen,  das  Departement  Mayenue,  Asturien  und  Nord-Amerika 
die  Hauptfundorte.  Reich-  an  theilweiso  trefflich  erhaltenen  Crinoideen 
sind  der  Kohlen  kalk  von  Tournay  und  Vise  in  Belgien,  Yorkshire, 
Irland,  Russland  (Gegend  von  Moskau)  und  ganz  besonders  Nord- 
Amerika,  wo  die  Localitäteu  Burlington  (Jowa)  und  Crawfordsville 
(Indiana)  eine  besondere  Berühmtheit  erlangt  haben. 

Aus  dem  Zech  stein  ist  eino  einzige  Gattung  (f  Cyathocrinua) 
bekannt. 

Die  Trias  enthält  ausschliesslich  Encrinidae  und  einige  Arten 
von  Pentacriniis  und  Apiocrinus.  In  Jura  und  Kreide  erscheinen 
alle  übrigen  Familien  der  Artieulaten  und  dauern  mit  Ausnahme  der 
Saccocomiden  bis  in  die  Jetztzeit  fort, 

2.  Classc.    Cystoidea.    BeuteLstrahler. ») 

Ausgestorbene,  kurzgcstielte,  seltener  ungestielte  Pel- 
niatozoen  mit  mehr  oder  weniger  unregelmässig  angeord- 
neten Kelchtäf eichen  und  schwach  entwickelten,  zuweilen 
gänzlich  fehlenden  Armen.  Die  Kolchtafeln  häufig  von 
feinen  Canälen  durchsetzt. 

Der  Kelch  hat  kugelige,  beuteiförmige,  eiförmige,  elliptische, 
seltener  cylindrische  oder  scheibenförmige  Gestalt  und  ist  ringsum  von 

•)  v.  Buch,  Leop.,  Ueber  Cystideen.  Abhandl.  Berl.  Akademie.  1845.  —  Vol- 
borth,  A.  f..  Ueber  russische  Sphaeroniten.  Verhandlungen  mineralog.  Gesellschaft 
St.  Petersburg  1845— 46.  —  Forbes,  Edtc,  On  British  Cystideae.  Memoire  of  the 
geolog.  Survev  of  Great  Britain.  1848.  vol.  II.  pt.  2.  —"Müller,  Joh.,  Ueber  den 
Bau  der  Echinodermen.  Abhandl.  Berl  Akad.  1853.  —  Hall,  J.,  20«"  u.  24ih  annual 
Report  on  the  New  York  State  Museum.  1868  u.  1878.  —  Billings,  E.,  On  the 
Cystidea  of  the  lower  Silurian  Kocks  of  Canada  Geological  Survey  of  Canada. 
Figures  and  Descriptions  of  Canadian  organic  remains.  1858.  Dec.  III.  —  Billings,  K,, 
On  the  Structure  of  the  Crinoidea,  Cystidea  and  Blastoidea.  Amer.  Journ.  of 
Sciences  1869  vol.  48.  u.  1870  vol.  19.  —  Iiarrande,  Joachim,  Systeme  Sibirien  du 
centre  de  la  Boheme  vol.  VII.  pt.  1     Cystidees.  1887. 


Digitized  by  Google 


Cystoidea. 


149 


vier-,  fünf-,  sechseckigen  oder  polygonalen,  durch  Sutur  verbundenen 
Täfelchen  umgeben,  deren  Zahl  zwischen  13  und  mehreren  Hunderten 
schwankt,  und  die  nur  ausnahmsweise  eine  regelmässige  Anordnung 
erkennen  lassen.  Eine  scharfe  Unterscheidung  zwischen  Dorsalkapsel 
und  Kelchdecke,  sowie  zwischen  Radial-  und  Interradialtafeln  ist  selten 
möglich;  die  lateralen  Täfelchen  gehen  allmählich  in  die  der  Oberseite 
über  und  sind  nur  bei  wenigen  Formen  in  regelmässig  auf  einander 
folgende  Kränze  geordnet.  Dagegen  ist  die  aus  einem  Täfelehen- 
krauz  zusammengesetzte  Basis  durch  eine  Insertionsstelle  für  den 
Stiel  oder  für  die  direkte  Anheftung  auf  einer  Unterlage  kenntlich. 
Im  Scheitel  befindet  sich  eine  centrale  oder  subcentrale  Oeffnung, 
die  zuweilen  mit  kleinen  Täfelchen  (Oralplatten)  bedeckt  erscheint,  und 
in  welche  meist  zwei  bis  fünf  einfache  oder  verzweigte  Ambulacral- 
furchen  einmünden.  Ausser  dieser  M  und  Öffnung  befindet  sich  eine 
stets  excentrische ,  zuweilen  durch  eine  Täfeichenpyramide  oder  eine 
unbestimmte  Anzahl  kleiner  Plättchen  gedeckte  Afteröffnung  im 
Scheitel  (von  Leop.  v.  Buch,  Volborth,  Forbes  und  Hall  als 
( »varialöffnung  gedeutet), 
und  zwischen  beiden  be- 
obachtet man  bei  einzel- 
nen Gattungen  eine  dritte, 
kleinere  Oeffnung,  deren 
physiologische  Bedeutung 
nicht  völlig  klar  ist,  die 
jedoch  in  der  Regel  als 
Genitalöftnung  betrachtet 
wird  (Fig.  292).  Bei  der 
Gattung  Aristoq/stites  hat 
Barrande  noch  eine 
vierte  kleine,  schlitzför- 
mige ( >eflnung  neben  dem 
Mund  beobachtet,  über 
deren  Funktion  völlige 
Unklarheit  herrscht.  Ara- 
bulacralf urchen,  die 
sich  zuweilen  distal  mehrfach  verzweigen,  häufig  aber  einfach  bleiben 
und  öfters  durch  alternirende  Saumplättchen  bedeckt  sind,  werden  bei 
vielen  Oystoideen  beobachtet,  fehlen  bei  anderen  aber  gänzlich  (Cari/o- 
crinus,  Cryptocrinus  etc.).  Bei  Aristoq/stites,  Pyroq/stites  und  Craterina, 
denen  äusserlich  sichtbare  Ambulacralfurcheu  fehlen,  fand  Barrande 
einen  eigenthümlichen,  auf  der  Innenseitc  der  Schale  befindlichen  Ap- 
parat von  5 — 0  Canälen,  welche  von  der  Mundöffnung  ausstrahlen  und 
sieh  distal  mehr  oder  weniger  stark  verästeln.  Diese  sogenannten 
-Hydrophores  palmees«  (Fig.  293),  welche  Barrande  mit  den  Röhren- 
bündeln der  Blastoideen  vergleicht,  sind,  wie  Neumayr  annimmt,  wahr- 
scheinlich nichts  anderes,  als  subtcgminale  Ambulacralfurchen. 

Die  Struktur  der  Kelch  täfeichen  weist  höchst  bemerkenswerthe 
Eigentümlichkeiten  auf.  Bei  manchen  Gattungen  (Oryptocrinus, 
Malocystites,  Ateleoq/stites  u.  A.)  bestehen  sämmtliche  Täfelchen,  wie 
bei  den  Crinoideen,  aus  einer  einheitlichen  Kalkschicht  von  geringer 
oder  grösserer  Dicke.    In  der  Regel  sind  die  Täfelchen  porös.  Bei 


a 


Fig.  298.  Fi«.  2!»S. 

Glj/ptoirphaeriteM  LmchUnhergi  Volb.  Kelch     Subgenitalc  Atnbu- 


mit  Ambulacralrinnen,  getäfelter  Mund-  laeralfurche  von 

öflhung.  seitlich  gelegener  grosser  After-  a  Arintocyttitrs, 

Öffnung  und  kleiner  OeniUlöffnung  b  Pyrocyttite*  (vergr.  | 

zwischen  Mund  und  After.  mich  Barrandc. 


Digitized  by  Google 


150 


Fx'hinodermata.  Pelmatozoft 


Flg.  rn. 

Can&le, 
die  MiUelschlcht 
von 
Ari'toeyrtUf* 
durchsetzend. 


Fig.  S95. 

a  Innere  Ansicht  von  iwel  Tafel- 
chcn  von  ArirtocyntiU*  mit  den 

einfachen  PorenöfTnungen. 
b  Doppelporen  auf  der  Aussen- 
seltc  der  Kclchlafelchen  von 
ülyptotphacrite* 


Aristocystites,  Oraterina,  Proteocystites,  Glyptospharrites,  Echinosphaerites  etc. 
erscheinen  sämmtliche  Täfelchen  aussen  und  innen  von  einer  sehr  dünnen, 
meist  glatten  Deckschicht  überzogen,  welche  entweder  dicht  oder  mit 
Poren  versehen  ist.  Die  mehr  oder  weniger  verdickte  Mittelschicht 
enthält  zahlreiche  Canäle,  welche  {Aristoq/stites,  Oraterina  etc.)  theils  in 
gerader,  theils  in  etwas  gebogener  Richtung  von  aussen  nach  innen 
verlaufen  (Fig.  294,  295)  und  sich  in  seltenen  Fällen  in  zwei  Aeste 

gabeln.  Jeder  Canal  endigt  ent- 
weder beiderseits  in  einer  ein- 
fachen, oder  aussen  zuweilen 
auch  in  zwei  kleinen  runden 
Oeffnungen,  die  bald  als  blinde 
Poren  unter  der  dünnen  Deck- 
schicht liegen  oder  dieselbe 
durchbohren  und  frei  münden. 
Die  Poren  befinden  sich  meist 
auf  einer  warzigen  Erhöhung 
oder  in  einer  schwachen  Ver- 
tiefung der  Oberfläche. 
Noch  häufiger  als  diese  verticalen  oder  schiefen  Canäle  finden  sich 
sowohl  bei  Gattungen  mit  vielen,  als  auch  mit  wenigen  Täfelchen  so- 
genannte Porenrnuten  (Fig.  296).  Hier  beobachtet  man  meist  rhomben- 
förmig  angeordnete  Poren,  die  stets  in  der  Weise  auf  zwei  benachbarte 
Täfelchen  vertheilt  sind,  dass  die  Sutur  derselben  entweder  die  lange 
oder  kurze  Diagonale  des  Rhombus  bildet.  Die  Poren  befinden  sich 
an  den  Enden  horizontaler,  in  der  Mittelschicht  eingebetteter  Röhren, 
welche  je  zwei  gegenüber  gelegene  Poren  verbinden  und  dadurch  eine 
parallele  Querstreifung  der  Rauten  hervorrufen.  Zuweilen  ragen  die 
a  ringsum  geschlossenen  Röhren 

als  erhabene,  gestreifte  Rauten 
auf  der  Oberfläche  voi ,  meist 
liegen  sie  jedoch  unter  der  dün- 
nen, glatten  Deckschicht  ver- 
borgen und  werden  erst  durch 
Verwitterung  oder  Abreibung 
der  Oberfläche  sichtbar.  Die 
kleinen  Oeffnungen  an  den  En- 
den der  Röhren  stehen  mit 
kurzen,  nach  aussen  und  innen 
gerichteten  Oanälehen  in  Ver- 
bindung, deren  Enden  entweder 
von  den  Deckschichten  übersponnen  sind  oder  als  runde  Poren  auf  der 
Aussen-  und  Innenseite  frei  münden.  Bei  manchen  Gattungen  sind 
zwei  gegenüberliegende  Poren  durch  2—3  Röhren  verbunden,  zuweilen 
fehlen  die  Randporen  auch  ganz. 

Die  gestreiften  Rauten  finden  sich  bald  auf  sämmtlichen,  bald  nur 
auf  einzelnen  oder  allen  Seitentäfolchen  des  Kelches.  In  ganz 
geringer  Zahl  sind  bei  einzelneu  Gattungen  statt  der  Porenrauten  auch 
gestreifte  Rautenhälften  (pectinated  rhombs)  vorhanden.  Dieselben  ge- 
hören ebenfalls  zwei  benaehbarten  Kelchtäfelchen  an,  sind  jedoch 
stets  durch  einen  Zwischenraum  von  einander  geschieden  (Callocystites, 


Flg.  IM. 

Porenrauten  a  von  Echinotphaeriles  und  b  von  C<trn»- 
erinu*  (vergr.).   Auf  Flg.  n  ist  links»  die  dünne  Ober- 
flnehenschicht  abgerieben,  so  dass  die  Verbindung*- 
röhren  orten  liegen 


Digitized  by  Googl 


Cystoidea. 


151 


Fig.  297).  Die  beiden  Hälften  besitzen  häufig  ungleiche  Grösse  und 
Form,  ja  manchmal  kann  eine  derselben  ganz  fehlen. 

Ueber  die  Bedeutung  dieser  Canäle  und  Poren,  welche  von  Billings 
die  Bezeichnung  Hydrospiren  erhalten  haben,  gewähren  die  lebenden 
Crinoideen  keinen  sicheren  Aufschluss.  Mau  hat  sie  mit  den  Poren 
in  der  Kelchdecke  der  letzteren  verglichen  und  mit  einiger  Wahr- 
scheinlichkeit angenommen,  dass  sie  der  Leibeshöhle  Wasser  zuführten 
und  zur  Respiration  dienten.  Den  Austritt  von  Ambulacralfüsschen 
konnten  sie  sicher  nicht  gestatten,  da  sie  häufig  von  einer  dünnen 
Deckschicht  überzogen  und  nach  aussen  abgeschlossen  sind. 

Die  Arme  der  Cystoideen  sind  schwach  entwickelt,  zuweilen  sogar 
fehlend  (?)  und  raeist  in  geringer  Zahl  (2,  3,  6,  9  bis  13)  vorhanden. 
Die  fünfzälilige  Symmetrie  der  normalen  Echinodermen  macht  sich  bei 
vielen  Cystoideen  weder  im  Bau  des  Kelches,  noch  in  der  Zahl  der 
Arme  geltend.  Letztere  sind  niemals  verästelt,  aus  ein-  oder  zweizeilig 
angeordneten  Gliedern  zusammengesetzt,  auf  der  Innenseite  mit  Ventral- 
furche und  Saumplättchen  versehen. 

Bei  manchen  Gattungen 
erreichen  die  Arme  ansehn- 
liche Stärke,  bei  ande- 
ren bleiben  sie  ungemein 
schwach  und  sind  eher  den 
Pinnulis,  als  ächten  Armen 
von  Crinoideen  vergleich- 
bar. Bei  den  Callocystiden, 
Agelacriniden ,  sowie  bei 
den  canadischen  Gattungen 
A mygda locystites  und  Mala- 
cystites  liegen  die  Arme  mit 
ihrer  Dorsalseite  entweder 
auf  dem  Kelch 
in  Rinnen  desselben  ein- 
gebettet. Sie  kehren  ihre  Ambulacralseito  nach  aussen  und  sind  jeder- 
seits  mit  einer  Reihe  alternirend  angeordneter,  gegliederter  Pinnulae 
besetzt,  welche  sich  auf  kleinen  Gelenkflächen  neben  der  Ambulacral- 
furche  erheben.  Bei  Agelacrinus  konnten  bis  jetzt  keine  Pinnulae  be- 
obachtet werden,  doch  besitzen  die  verwandten  Gattungen  Mesites  und 
A8teroblastii8  kleine  Gelenkfacetten  für  dieselben. 

Der  Stiel  zeichnet  sich  meist  durch  geringe  Länge  aus,  öfters 
fehlt  er  ganz.  Zuweilen  sind  die  Kelche  mit  der  ganzen  Unterseite 
(Agelacrinus)  oder  mittels  eines  höckerigen  Vorsprungs  [Echinosphaerites) 
am  Boden  befestigt.  Der  Stiel  scheint  nur  in  seltenen  Fällen  als  An- 
heftungsorgan  gedient  zu  haben,  denn  er  verjüngt  sich  meist  am 
unteren  Ende  in  eine  Spitze  und  besitzt  niemals  Seitenranken.  Er 
besteht  entweder  wie  bei  den  Crinoideen  aus  einer  Anzahl  niedriger, 
prismatischer  oder  cylindrischer  Glieder,  welche  oinen  weiten  Canal 
umschliessen  und  bald  durch  horizontale,  gestreifte  Berührungsflächen 
verbunden,  bald  wie  die  Züge  eines  Fernrohrs  in  einander  geschoben 
sind,  oder  er  ist  in  seinem  oberen  Theil,  zuweilen  auch  ganz  aus 
verticalen  Reihen  von  alternirend  angeordneten  Täfelchcn  zusammen- 
gesetzt.   Diese  Täfelchen  umschliessen  in  der  Regel  (Dcndrocystitcs) 


CaUocgstiU*  Jewctti  Hall. 


Flg.  297. 
Ober- Silur. 


Lockport.   New  York. 


A  Von  der  Seite  (nat.  Grösse).   B  Amhulacralfurchen  und  zwei 
„ JQ_  „:nJ    gestreifte  Rauten  h&lften  (o  Mund,  an  After,  g  Genitaloffhimg, 

rh  gestreifte  Rhomben. 


Digitized  by  Google 


152 


Echinodermata.  Pelmatozoa. 


einen  sehr  weiten  Centrairaum ,  welcher  noch  als  Fortsetzung  der 
Leibeshöhle  betrachtet  werden  kann. 

Die  Cvstoideen  sind  die  ältesten  und  am  wenigsten  specialisirten 
Pelmatozoen.  Sie  beginnen  schon  im  Cambrium,  entfalten  im  Silur 
den  grössten  Formenreich thum  und  sterben  im  Permo- Carbon  aus. 
Ihre  Abstammung  liegt  im  Dunkel;  dagegen  dürften  sich  aus  ihnen 
die  beiden  anderen  Pelmatozoen-Ordnungen  (Crinoidea  und  Blastoidea) 
entwickelt  haben.  Zeigen  einerseits  die  vieltäfeligen ,  ganz  irregulär 
gebauten  Aristoeystidcn,  Sphaeronitiden,  Camarocystiden  und  Echino- 
sphaeritiden  mit  ihren  schwach  entwickelten  oder  ganz  fehlenden  Armen 
ein  von  Criuoideen  höchst  abweichendes  Aussehen,  so  schliessen  sich 
anderseits  die  Cryptocriniden,  einzelne  Carvocriniden  und  die  leider 
ungenügend  erhaltene  cambrischo  Gattung  Lichenoides  Barr,  durch  mehr 
oder  weniger  regelmässige  Anordnung  der  Kelchtäfelcheu  und  Andeutung 
von  Radialzonen  an  die  Crinoideon  an,  ja  gewisse  Gattungen,  wie 
Porocrinus  und  Hypocrinus,  könnten  nach  dem  Bau  des  Kelches  eben- 
sogut den  Criuoideen,  wie  den  Cvstoideen  zugetheilt  werden.  Die 
Porosität  der  Kelchtäfelchen  oder  die  Anwesenheit  von  Porenrauten 
weisen  aber  auch  diesen  Formen  ihren  Platz  unter  den  Cvstoideen  an. 
Wenn  sich  durch  gesetzmässigere  Anordnung  der  Kelchtäfelchen,  durch 
stärkere  Ausbildung  der  Arme  und  des  Stieles,  sowie  durch  Ver- 
seil windou  der  Poren  und  Porenrauten  die  Criuoideen  allmählich  aus 
den  Cvstoideen  entwickeln  konnten,  so  fehlt  es  auch  nicht  au  Anhalts- 
punkten, um  die  Blastoideen  von  den  eigentümlich  differenzirten 
Callocystiden  und  Agelaeriniden  abzuleiten,  deren  zurückgeschlagene 
Arme  entweder  auf  den  Kelchtäfelchen  ruhen  oder  in  Furchen  des 
Kelches  eingefügt  sind  und  zuweilen  (Asteroblastwi)  auffallende  Aehn- 
lichkeit  mit  den  Ambulacralfeldcrn  der  Blastoideen  aufweisen.  Freilich 
fehlen  den  Cvstoideen  die  eigentümlichen,  unter  den  Ambulacralfeldern 
gelegenen  Köhrenbündel  der  Blastoideen.  Die  von  verschiedener  Seite 
betouten  Verwandtschaftsbeziehungen  von  Agelacrinm  mit  Seesternen, 
von  Mesites  mit  den  ältesten  Edmunden  {Cystocidaris)  dürften  auf  einer 
Ueberschätzung  äusserlicher  Merkmale  beruhen,  denen  keine  genea- 
logische Bedeutung  zukommt. 

Die  Systematik  der  Cvstoideen  befindet  sich  wegen  der  verhältniss- 
mässigen  Seltenheit,  des  häufig  schlechten  Erhaltungszustandes  und  des 
ungenügenden  Verständnisses  mancher  Organisationsverhältnisse  noch 
in  sehr  unbefriedigendem  Zustand.  Joh.  Müller  legte  auf  die  Struktur 
der  Täfelchen  das  Hauptgewicht  und  unterschied  danach  drei  Gruppen 
{Aporitidae,  Diploporitidae  und  lihombiferi),  die  jedoch  theilweise  recht 
heterogene  Elemente  enthalten  und  keineswegs  den  Anforderungen  einer 
natürlichen  Systematik  entsprechen.  Noch  weniger  befriedigen  die  von 
Bar  ran  de  und  Stein  mann  vorgeschlagenen  Einteilungen.  Bis  zum 
Erscheinen  einer  monographischen  Bearbeitung  der  Cvstoideen  dürfte 
es  sich  empfehlen,  die  verschiedenen  Gattungen  nach  dem  Vorgang 
von  Neumavr  und  Bernard  lediglich  in  eine  Anzahl  Familien  zu 
vertheilen  und  auf  die  Aufstellung  grösserer  Gruppen  zu  verzichten.  • 

1.  Familie.   Arietocyetidae.  Neumayr. 

K  am  zahlreichen,  irregulär  oder  in  Querzonen  angeordneten,  von  einfachen 
Canälen  durchsetzten  Täfelchen  bestellend,  deren  Oberfläclie  aussen  und  innen  mit 


d  by  Google 


CyHtoidea.  153 

einfachen  oder  Doppelporen  bedeckt  ist.  Schale  dick;  Deckschicht  aussen  und 
innen  vorhanden.  Arme  und  äussere  AmbulacralJ 'urchen  fehlen.  Subtegminale 
Ambulacralfurchen  (Hydrophores  palmees)  vorhanden.  Stiel  fehlt  oder  sehr  kurz. 
Unterer  Silur. 

Aristocystites  Barr.  (Fig.  298).  K  beutel-  bis  eiförmig,  im  Scheitel 
vier  Oeffnungen.    Unt.  Silur  (D).  Böhmen. 

Deutocystites  Barr,  hat  drei  Oeffnungen  im  Scheitel;  Crater i na  Barr, 
hat  abgestutzt  conische,  Pyrocystites  Barr,  keulenförmige  Gestalt.  Alle 
drei  im  unteren  Silur  (D)  von  Böhmen. 


Böhmen.  Fl«  soo. 


a  Von  der  Seit«,  b  vom        l*rotocrinilct  ovifornii»  Eichw.  Unter-Silur.    Pulkowa  bei  St.  Petersburg. 
Scheitel  (nach  Harra  n  <le  .  a  von  oben,  '<  von  unten  (nach  Volborth). 

2.  Familie.    Sphaeronitidae.  Neumayr. 

K  kugelig  oder  walzenförmig ,  ungestielt  oder  kurzgestielt,  aus  zahlreichen, 
irregulär  angeordneten  Täf eichen  mit  Doppelporen  bestehend.  Ambulacralfurchen 
im  Scheitel  offen  oder  mit  Saumplättchen  gedeckt,  kurz  und  einfach  oder  verlängert 
und  ästig.    Arme  meist  winzig  klein,  niemals  erhalten.  Silur. 

S phaeronites  Hisinger.    Kugelig,  ungestielt.    Vom  Mund  verlaufen  , 
fünf  kurze  Ambulacralfurchen  nach  aer  Armbasis.    Unt.  Silur  (Vaginaten- 
kalk)  von  Schweden,  England,  Russland.    Sph.  pomum  Gyll. 

Glyptosphaerites  Müll.  (Fig.  299).  Wie  vorige  Gattung,  aber  Am- 
bulacralfurchen lang,  verästelt.  Stiel  wohl  entwickelt,  kurz.  Unt.  Silur. 
Russland,  Schweden. 

Protocr  ini tes  Eichw.  (Fig.  30<>).    Fast  halbkugelig,  ungestielt.  Ambu- 
lacralfurchen lang,  ästig.    Arme  unbekannt.    Unt.  Silur.  Russlaud. 

Fungocystites  Barr.    Keulenförmig.    Unt.  Silur  (D).  Böhmen. 

ProteocyBtites  Barr.    Devon  (F).  Böhmen. 

Holocystites  Hall  {Megacystites  Hall).  Länglich  walzenförmig  bis  cylin- 
drisch,  mit  kurzem  Stiel  oder  ungestielt.    Mund  subcentral.    Arme  winzig, 


154 


Echinodermata.  Pelmatoeoa. 


am  Ende  der  kurzen  Ambulacralfurchen.  Ob.  Silur.  Nord  •  Amerika, 
Gotland. 

Eucystis  Ang.    Unt.  Silur;  Gomphocystis  Hall.    Ob.  Silur. 

?  3.  Familie.    Camarooystidae.  Barr. 

A'  kugelig,  aus  zaJdlosen  polygonalen  Täfelchen  zusammengesetzt,  im  Innern 
durch  Scheideicände,  welche  sich  äusserlich  durch  Einschnürungen  erkennen  lassen, 
in  4—6  Kammern  abgetheilt,  mit  dem  Scheitel  zuweilen  aufgewaclisen.  Unterseite 
mit  langem,  dünnem  Stiel.  Silur. 

Von  den  beiden  hierher  gehörigen  Gattungen ,  deren  systematische 
Stellung  noch  zweifelhaft  ist,  erreicht  Camarocrinus  Hall  (=  Lobolithes 
Barr.)  aus  dem  mittleren  und  oberen  Silur  von  Nord-Amerika  und  Böhmen 
ansehnliche  Grösse;  der  kleine,  sehr  langgestielte  Lichenocrinus  Hall,  aus 
dem  unteren  Silur  von  Cincinnati  ist  stets  mit  dem  abgeplatteten  Scheitel 
aufgewachsen. 

4.  Familie.    Echinosphaeritidae.  Neumayr. 

A'  kugelig  oder  beuteiförmig,  sitzend  oder  kurzgestielt,  aus  zahlreichen,  ir- 
regulär geordneten  Täf eichen  bestehend.    Sämmtliche  Täf eichen  mit  Porenraulen. 


Flg.  90t. 

Erhinoiphacritc*  aurantium  Hin.  sp.    Unter-Silur  (Vaginatenkalk).   Pulkowa  bei  St.  Petersburg. 
a  Von  oben,  b  von  der  Seite,  c  Mund  mit  getäfelten  Ambulacralfurchen  und  Armen  (vergrössert , 
d  Kelchtafclchcn  vergrössert,  mit  Porenrauten ;  leUtere  Bind  auf  der  linken  Seite  etwa*  abgerieben, 

so  daas  die  Can&le  an  die  Oberfläche  gelangen. 

Ambulacralfurchen  kurz.  Arme  2—5,  Jrei,  zweizeilig,  selten  erhalten.  Stiel, 
wenn  vorhanden,  aus  mehreren  Längsreihen  von  altemirenden  Täfelchen 
zusammengesetzt,    kurz.  Silur. 


furchen.    Afteröffnung  durch  eine  getäfelte  Pyramide  be- 
w^i^'-'-"  ^^    deckt.    Arme  unbekannt.    Sehr  häufig  im  unteren  Silur 
von  Russland  und  Skandinavien.    E.  aurantium  His.  sp. 

Arachnocystites  Neumayr.  Wie  vorige,  aber  Arme 
(meist  drei)  kräftig,  bis  10  cm  lang.    Stiel  getäfelt,  nach 
Fig  302  unten  zugespitzt.    Unt.  Silur  (D).    Böhmen.    A.  infaustus 

Caryonjttüf»  ffranatum    Barr.  8p 
Wah 


Echinosphaerites  Wahlenb.  (Fig.  301).  Kugelig, 
ungestielt.  Scheitel  mit  Mund  und  kurzen  Ambulacral- 
furchen.   Afteröffnung  durch  eine  getäfelte  Pyramide  be- 


»lenbg.  sp.  Unter 
Silur.  Oeland.  Eine 
Partie  der  Oberfläche 
mit 

nat.  <J 


Caryocystites  v.  Buch  (Fig.  302).    Kelchtafeln  ver- 
hältnissmässig  gross,  die  Porenrauten  an  der  Oberfläche 
1,1  erhaben,  vorragend;  ungestielt.     Unt.  Silur.  Russland, 
Skandinavien,  England.    C.  granatum  Wahlbg. 
Orocy stites  Barr.    Unt.  Silur  (D).  Böhmen. 
Palaeocystites  Billings.    Unt  Silur.  Canada. 

5.  Familie.  Cryptocrinidae. 

K  aus  drei  Zonen  von  sehr  fein  porösen  oder  dichten,  ziemlich  regelmässig 
angeordneten  Tafeln  zusammengesetzt.  Scheitel  mit  centraler  Mundöffnung,  um- 
geben von  den  Ansatzstellen  kleiner  Arme.  Ajter  excentrisch.  Stiel  dünn,  rund. 
Unt.  Silur  bis  Perm. 


Digitized  by  Google 


Cyatoidea. 


155 


C.  cerasus 


Hall. 


Billings 


und 


Fig.  503. 
Cryptocrinut  ccramu*  v.  Buch. 
Unter- Silur.    Pulkowa  bei 

St  Petersburg, 
a  Von  der  Seite,  b  von  oben, 
c  von  unten  (nat.  Grösse). 
(to  Mund,  a  Arter). 


Fig.  304. 
a  Porocrinu*  coiiicu*  Billings. 
Unter  Silur.    City  of  Ottava. 
Canada  (nat  Grüsse 
nach  Billings). 
6  P.  radiatu*  Beyr.  Unt.  Silur. 

St.  Petersburg. 
Mehrere  Kclchtafelchen  mit 
l'orcnrauten  stark  vergrößert 
(nach  Beyrich). 


Cryptocrinus  v.  Buch  (Fig.  303).    K  mit  3  B  und  zwei  Zonen  von  je 

5  ungleich  grossen  Tafeln.    Mund  und  After  von  einem  Kranz  kleiner  Täfel- 
chen umgeben.    Unt.  Silur. 
St.  Petersburg, 
v.  Buch. 

Echinocystites 
Unt.  Silur. 

Porocrinus 
(Fig.  304).  K  aus  3  B 
zwei  Zonen  von  je  5  regel- 
mässig alternirenden  Tafeln 
zusammengesetzt.  Auf  dem 
oberen  Täfeichenkranz  erhe- 
ben sich  5  schwache  einzeilige 
Arme.  In  den  Suturecken  des 
Kelches  sind  Supplementär- 
täfelchen mit  Porenrauten  ein- 
geschaltet. Unt  Silur.  Canada. 
und  Russland. 

Hypocrinus  Beyr.  K  mit  3  B  und  zwei  alternirenden  Zonen  von 
regelmässig  angeordneten  porösen  Tafeln.    Mund  central.    Perm.  Timor. 

6.  Familie.    Caryocrinidae.  Bernard. 

K  aus  einer  massigen  Anzahl  mehr  oder  weniger  in  Querzonen  angeordneter 
Tafeln  zusammengesetzt;  alle  oder  nur  einzelne  Seitentafeln  mit  Porenrauten  ver- 
sehen ;  die  Täf eichen  des  Scheitels  ohne  Poren.  Arme  3—13,  frei,  schwach.  Stiel 
stets  entwickelt,  zuweilen  lang.  Silur. 

Hern  icosmites  v.  Buch.  IT  aus  4  Basalplatten,  zwei  Zonen  von  je  6  und 
9  Seitentafeln  und  einer  Zone  von  G  Scheitelplatten  bestehend.  Im  Scheitel 
drei  kurze  Ambulacralfurchen,  an  deren  Enden  die  Gelenkflächen  der  Arme 
eich  befinden.  Porenrauten  auf  allen  Seitenplatten.  Unt.  Silur.  Russland. 
H.  pyriformis  v.  Buch.  b  o 

Caryocrinus  Say 
(Fig.  305).    A'  aus  4  Ba 
saltafeln,  zwei  Zonen  von 
♦5  und  8  Seitentafeln  und 

6  oder  mehr  kleinen 
Scheitelplatten  beste- 
hend. Alle  seitlichen 
und  basalen  Tafeln  mit 
Porenrauten ;  die  Schei- 
telplatten porenlos.  Ar- 
me 6 — 13,  schwach,  am 
Aussenrand  der  Kelch- 
decke aufsitzend.  Mund 
und  Ambulacra  subteg- 
minal.  Afteröffnung  mit 
getäfelter  Pyramide,  am 
Aussenrand  des  Schei- 
tels gelegen.  Stiel  lang, 
aus  cylindrischen  Gliedern  bestehend.  Ob.  Silur.  Nord-Amerika  (New-York 
und  Tennessee). 

Echinoencrinus  v.  Meyer  (Sycocystites  v.  Buch)  (Fig.  306).  K  aus  4  B 
und  drei  Zonen  von  je  5  Tafeln  zusammengesetzt.  Die  Kelchtäfelchen  alle 
mit  radial  vom  Centrum  ausstrahlenden  Rippen  oder  Leisten  verziert. 
Scheitel  mit  kurzen  Ambulacralfurchen  und  Ansatzflächen  für  3  schwache 


Fig.  805. 

Cnryocrinv$  ornalu*  Say.  Ober- Silur.  Lockport. 
New  York,  a  Kelch  mit  Armen  von  der  Seite. 
6  Scheitel  (nat.  Grösse),  c  Kelchtafelchcn  der  zweiten 
alt  Hydrosplren  von  aussen  und  innen. 


Fig.  30fi 
Echinocncrinu* 
rtrMu*  v.Buch. 

Unter-Silur. 
St.  Petersburg 


Digitized  by  Google 


156 


Echinodennata.  Pelmatozoa. 


Arme.  After  ausserhalb  des  Scheitels,  zwischen  die  erste  und  zweite  Reihe 
der  Seitentafeln  herabgerückt.  Drei  Porenrauten  vorhanden,  davon  zwei 
über  der  Basis,  dem  After  gegenüber,  die  dritte  rechts  über  dem  After. 
Stiel  rund,  kurz,  nach  unten  zugespitzt.    Unt.  Silur.  Russland. 

Glyptocy  stites  Billings.    Unt.  Silur.    Canada.  Russland. 

Homocystites,  Mimocystites  Barr.    Unt.  Silur.  Böhmen. 

7.  Familie.    Anomalocystidae.  Woodw. 

K  mehr  oder  weniger  zusammengedrückt,  auf  den  zwei  Seiten  häufig  ungleich 
getäfelt.  Täfelchen  dicht  oder  mit  einfachen  Poren.  Porenrauten  fehlen  oder 
nur  vereinzelt.   Arme  frei.   Stiel  kurz,  nach  unten  zugespitzt.  Cambrium.  Silur. 

Trochocystites  Barr.  Stark  zusammengedrückt;  seitliche  Randplatten 
gross,  die  vordere  und  hintere  Fläche  mit  kleinen  polygonalen  Täfelchen 

bedeckt.  Alle  Kelchtäfel- 
chen porös.  Porenrauten 
fehlen.  Drei  Oeffnungen 
im  Scheitel.  Stiel  aus 
mehreren  Längsreihen  von 
Täfelchen  bestehend.  Cam- 
brium. Böhmen,  Spanien, 
Nord-Frankreich. 

Mitrocystites  Barr. 
Wie  vorige,  aber  eine 
Seite  mit  ziemlich  grossen, 
die  andere  mit  kleinen 
Täfelchen  bedeckt.  Unt. 
Silur.  Böhmen. 

Anomalocystites  Hall 
(Ateleocystiles  Billings). 
Kelchtafeln  auf  der  con- 
vexen Seite  kleiner  und 
zahlreicher,  als  auf  der 
concaven.  After  tief  unten  auf  der  convexen  Seite.  Arme  schwach,  faden- 
förmig. Unter-  und  Ober-Silur.  Nord-Amerika,  Böhmen  und  England. 
Balanocystites,  Dendrocy  stites  Barr.  Unt.  Silur.  Böhmen. 
Pleurocystites  Billings  (Fig.  307).  Convexe  Seite  mit  grossen,  in 
Zonen  geordneten  Tafeln;  flache  Seite  mit  winzigen  Plättchen.  Drei  isolirte 
Porenrauten  auf  der  convexen  Seite.  Arme  (2)  kräftig.  Stiel  rund,  nach 
unten  zugespitzt.    Unt.  Silur.  Canada. 

8.  Familie.    Callocystidae.  Bernard. 

K  aus  3—4  Zonen  von  grossen  Tafeln  zusammengesetzt,  mit  3 — S,  aus  getrennten 
Hälften  bestehenden  Porenrauten  (pectinated  rhombs).  Mund  spaltjörmig  im  Scheitel, 
davon  ausstrahlend  2—Z  entweder  auf  dem  Kelch  aufliegende  oder  in  denselben 
eingebettete,  jederseits  mit  Saumplatten  und  Pinmdis  besetzte  Arme.  Stiel  wohl 
entwickelt,  nach  unten  zugespitzt.  Silur. 

Pseudocrinites  Pearce  (Fig.  308).  K  eiförmig,  zwei-  bis  vierseitig, 
aus  4  Zonen  polygonaler  Tafeln  bestehend.  After  getäfelt,  auf  die  Seite 
herabgerückt.  Von  den  drei  Porenrauten  befindet  sich  eine  über  der  Basis, 
die  zwei  anderen  rechts  und  links  vom  After.  Arme  (2 — 4)  dem  Kelch  auf- 
liegend, bis  zur  Basis  reichend,  mit  zweizeiligen  gegliederten  Pinnulis  besetzt. 
Stiel  dick,  nach  unten  zugespitzt.    Ob.  Silur.  England. 

Lepadocrinus  Hall,  Apiocy stites  Forbes.    Ob.  Silur. 

Callocy stites  Hall  (Fig.  3o<J).  A'  mit  4  Porenrhomben.  Arme  zum 
Theil  in  zwei  Aeste  getheilt.    Ob.  Silur.  Nord-Amerika. 

t  Hybocysliles  Wetherby.    Unt.  Silur. 


Digitized  by  Google 


Cystoidea. 


157 


9.  Familie.  Agelacrinidae.  Hall. 
Kurzgestielte  oder  mit  breiter  Basis  festgewachsene,  aus  sehr  vielen  kleinen, 
irregulär  geordneten  Täfelchen  zusammengesetzte  Kelche.  Täfelchen  mit  /einen, 
meist  paarig  verbundenen  Poren.  Äjter  excenlriseh,  mit  getäfelter  Pyramide. 
Mund  central  im  Scheitel.  Arme  in  radialen  Rinnen  des  Kelches  gelegen  und  mit 
Randplättchen  besetzt.    Silur  bis  Carbon. 

Ä  A 


n 


Flg.  30». 
l'*r*flocrii\iU»  <juadrifa*ciattu 
I'earoe    über- Silur.  Tlvidalc. 
England. 
.1  Kelch  von  der  Seite  und  B  vom 
Scheitel  (m  Mund  und  <i  Afteri. 
Von  den  %  ier  dem  Kelch  auniejfen- 
<len  Armen  ist  einer  ( t)  in  der  Nahe 
de»  S'heitels  weggebrochen,  so 
die  darunter  befindliche  ct- 
abg-eplattete  Oberflache  des 
Kelches  sichtbar  wird. 


Fig.  309. 

Catloci/'titcs  Jcwetti  Hall.  Unter  Silur.  <  Niagara-Gruppe  i  Lock- 
port, New  York.    A  Exemplar  in  nat.  Grösse.    B  Scheitel  und 
Ambulacralfurchen  vergrossert.    (Copie  nach  H  a  1 1). 


platten  versehenen  Mund 


Agelacrinus  Vanuxem  (Fig.  310).  K  niedrig, 
halbkugelig  oder  scheibenförmig,  ungestielt,  mit 
der  ganzen  Unterseite  aufgewachsen;  aus  zahl- 
reichen kleinen,  poiygonen,  am  Rand  schuppen- 
artig übereinandergreifenden  Täfelchen  bestehend, 
die  von  feinen,  meist  paarweis  auftretenden  Po 
ren  durchsetzt  sind.  Vom  centralen,  mit  Oral 
eben  5  schmale,  meist  etwas  gebogene  oder  ge- 
rade Arme  aus,  welche  in  Rinnen  des  Kelches  eingefügt  und  beiderseits  von 
Saumplättchen  eingefasst  sind.  Im  Unter- Silur  von  Böhmen  und  Nord- 
Amerika;  selten  im  Devon  und  Carbon. 

Subgenera:  Lepidodiscus,  Hemicy stites,  Cytaster  Hall,  Edrio- 
aster  Billings.    Unt.  Silur. 

Me sites  Hoffmann.  Kugelig,  mit  abgeplatteter  Basis,  wahrscheinlich  ge- 
stielt; die  kleinen,  polygonalen  Kelchtäfelchen  mit  Doppelporen.  Arme  in  fünf 
radialen  Rinnen  gelegen,  sehr  schmal,  die  Seitenplatten  mit  Ansatzflächen  für 
Pinnulae.   Zwischen  den  Seitenplättchen  Furchen,  die  nach  der  Ambulacral- 

rinne  führen.  After  excentrisch,  ge- 
täfelt. Unt.  Silur.   Russland.  Böhmen. 


Flg.  310.  Fig.  311. 

Agdorrinu*  CinrirmaiienH»  F.   Roem.     Unter-  A*tert>blw>lu.<t  »ttllatu«  Eichw.  Unter-Silur. 
Silur.   Cincinnati,  Ohio.    Exemplar  in  natürl.  Pnlkowa.  Russland. 

Grösse  aufgewachsen  auf  Slrophomena  aUernata.  Nat.  Grösse  ^nach  Scliml dt). 

Asteroblastus  Eichw.  (Fig. 311).  Knospenförmig,  fünfeckig,  gestielt.  Ä* 
aus  zahllosen,  fest  verbundenen,  mit  Doppelporen  versehenen  Täfelchen  be- 
stehend. Auf  der  Oberseite  fünf  breite,  blattförmige,  distal  zugespitzte,  aus 
alternirenden  Platten  bestehende  Felder,  die  den  aufgewachsenen  Armen 
von  Agelacrinus  entsprechen.    Unt.  Silur.  Russland. 

t  Tiaracrinus  Schlüter  (Staurosoma  Barr.).    Devon.    Eifel,  Böhmen. 


15« 


Echinodermata.  Pelmatozoa. 


Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  Cystoideen. 

Die  Cystoideen  bilden  eino  gänzlich  erloschene  und  zugleich  die 
älteste  Ordnung  der  Pelmatozoa.  Sio  beginnen  bereits  im  Cambrium 
mit  einer  Anzahl  meist  schlecht  erhaltener  und  zum  Theil  syste- 
matisch unsicherer  Formen  (Protocystites,  Macrocystella,  Eoq/stites,  ikcJie- 
noides,  Trodiocystites) ,  erreichen  im  Silur  den  Höhepunkt  ihrer  Ent- 
wickclung  und  verschwinden  im  Carbon  {resp.  Permo-Carbon).  Von 
den  250  bis  jetzt  beschriebenen  Arten  gehören  nur  wenig  mehr  als 
ein  Dutzend  dem  Devon  und  Carbon  an. 

Während  einzelne  Gattungen  (Echinosphaerites,  Aristocystites,  Caryo- 
crinits,  Caryocystites)  in  gewissen  Schichten  gesellig  vorkommen  und  zu- 
weilen ganze  Bänke  erfüllen,  gehören  viele  andere  Formen  zu  den  seltenen 
Erscheinungen.  In  der  Regel  fehlen  die  zarten  Anno  und  Pinnulae 
vollständig,  und  auch  dio  Stiele  sind  häufig  von  den  Kelchen  getrennt. 

Das  llauptlager  für  Cystoideen  bildet  die  untere  Abtheilung  der 
Silur- Formation  in  der  Umgebung  von  St.  Petersburg,  in  Schweden 
(Oeland,  <  >stgotland),  in  Wales  und  in  Böhmen  (Etage  D).  In  Böhmen 
sind  die  meisten  Formen  nur  als  Steinkerne  und  Abdrücke  in  sandig 
thonigem  Schiefer  erhalten.  Sehr  reich  an  untersilurischen  Cystoideen 
erweisen  sich  die  Schichten  der  Chazy-  und  Trenton-Gruppe  in  Canada, 
New- York,  Ohio  und  Indiana.  In  den  obersilurisehen  Kalksteinen  von 
Dudlev  und  Tividalc  in  England  finden  sich  trottliche  Exemplare  von 
PsmdocriniU'S,  Apiocysütes,  Echinoencrinm  und  Anomalocystites ;  ähnliche 
zum  Theil  vicurirende  Genera  (bpadotrinus,  Callocystitea,  Caryotrinua) 
kommen  im  oberen  Silur  (Niagara-Gruppe)  von  Nord-Amerika  vor.  Aus 
dem  Devon  kennt  man  nur  spärliche  Koste  von  ProteocystUes,  Anomalo- 
cystitrs,  Agelacrinm  und  Tiaracrinm;  der  Kohlenkalk  liefert  noch  Agela- 
crinm und  Lcpadocrinus,  das  Pernio  -  Carbon  von  Timor  die  jüngste 
Gattung  Hypoainus. 

3.  Glosse.    Blastoldea.    Knospenstrahler. l) 

Ausgestorbene,  kurzgestielte  oder  ungestielte,  knospen- 

förmige  Pelmatozoen  mit  regelmässig  gebautem,  fünfstrah- 

ligem,    aus    13   Ilauptstücken    zusammengesetztem  Kelche. 

Arme  durch  Ambulacralfelder  mit  Pinnulis  ersetzt,  unter  oder 

neben  denen  jederseits  Respirationsröhren  liegen. 

Der  Kelch  hat  knospenförmige,  birn-  oder  eiförmige,  häutig  fünf- 
kantige Gestalt  und  besteht  aus  13,  durch  Sutur  unbeweglich  verbunde- 
nen Kalktäfelchen,  die  in  drei  Zonen  regelmässig  über  einander  liegen 
und  eine  weite  Leibeshöhle  umsehliessen  (Fig.  3i2).  Die  dorsale,  dem 
Stiel  aufruhende  Basis  wird  aus  zwei  gleich  grossen  und  einem  kleine- 
ren, stets  im  linken  vorderen  Interradius  gelegenen  Täfelchen  gebildet. 
Ueber  den  drei  Basalia  folgen  fünf  meist  gleich  grosse,  vom  oberen 
Rand  her  mehr  oder  weniger  tief  ausgeschnittene  Radial ia  (Gabel- 

')  Satj,  77».,  Ueber  Pentremites.  Silliman  Amer.  Journ.  Sc.  and  Art«  1820. 
vol.  II.  —  Hoemer,  Ferd.,  Monographie  der  fonsilen  Crinoideenfamilie  der  Blwtoi- 
deen.  Berlin  1852  (Aus  Troschel  s  Archiv  für  Naturgeschichte  XVII.).  -  Etheridge, 
Hob.,  and  Carpenter,  Herb ,  Cutalogue  of  tho  ßlastoidea  in  the  geological  departe 
meiit  of  the  British  Museuni.    London  188G. 


Digitized  by  Google 


Blaatoidea. 


159 


  0 — — — i 

oder  Interradialtateln, 


stücke),  und  auf  diesen  ruhen  alteniirend  fünf  interradial  gelegene, 
dreieckige  oder  trapezförmige  Deltoid- 
vvelche  der  Hauptsache  nach  die  Kelch- 
decke zusammensetzen,  häufig  aber  auch 
an  der  Umgrenzung  der  Seiten  Theil  neh- 
men. In  der  Kegel  bilden  dio  radialen 
Gabelstücke  den  grössten  Theil  der  Seiten- 
wände. Bei  einzelnen  Gattungen  {Elaeo- 
criniis,  Granatocrinw)  vergrössern  sich  aber 
die  interradialen  Deltoidplatten  so  stark, 
dass  sie  fast  die  ganzen  oder  doch  über 
die  Hälfte  der  Seiten  einnehmen  und  die 
Gabelstücke  auf  die  Basalfläche  zurück- 
drängen. 

Der  Raum  zwischen  den  schräg  ab- 
fallenden Rändern  der  Radialausschnitte 
und  der  Interradialia  wird  von  fünf  länglich 
dreieckigen,  breit  blattförmigen  oder  sehmal  linearen  Ambulacralfeldern 
(Pseudoambulacralfelder  nach  Roemer)  ausgefüllt,  welehe  im  Scheitel 
beginnen  und  bis  zum  unteren  Ende  des  Ausschnittes  der  Radialia 
reichen. 

Im  Centrum  des  Scheitels  befindet  sich  stets  eine  fünfstrahlige 
M  und  Öffnung,  welche  wahrscheinlich  bei  lebenden  Blastoideen  überall 
mit  einer  grösseren  Zahl  kleiner  beweglicher  Täfelchen  bedeckt  war, 
die  jedoch  nur  in  sehr  seltenen  Fällen  in  fossilem  Zustand  erhalten 
blichen  (Fig.  313).  Eine  zweito  excentrische  Hoffnung  (After)  durch- 
a  b  c 


Analyse  de«  Kelches  von  J'entremile» 
flormli*.   b  Basalla^  r  Radialia,  fr  Inter- 


Fig.  3IS. 

.1  Scheitel  von  OranalocHnu*  vollständig  erhalten,  Mund  und  After  (a)  durch  Täfelchen  bedeckt  Die 
Spiracula  (*p)  einfach. 

B  Scheitel  von  Orophocrinu»,  Mund  mit  kleinen  Tnfelchen  bedeckt,  Afteroffnung  unbedeckt.  I>ic 
Spiracula  spaltförmig  nebeu  den  Ambulacralfeldern. 

C  Scheitel  von  Pentrcmite*  mit  centraler  Mundöffnung  und  5  Spiracula,  wovon  das  eine  die  After- 
öffnung mit  einschlie&st. 

P  Scheitel  von  Cryptoblattu*  mtio  mit  centraler  Mundöffnung,  grosser  Afteröffnung  und  8  Spiracula 
(nach  Carpcnter). 

bohrt  die  hintere  lnterradialplatte  und  ist  zuweilen  ebenfalls  durch  ein 
oder  mehrere  Plättchen  bedeckt.  Häufig  sieht  man  am  Scheitelendc 
jedes  der  Ambulacralfelder  eine  oder  zwei  Oeffnungen  (Spiracula),  welche 
mit  den  Respirationsröhren  communiciren.  Bei  Pentremites,  Oranato- 
crinus,  Pentremitidea,  Mesoblastus  sind  beim  gewöhnlichen  Erhaltungs- 
zustand (Fig.  813  C,  314  A)  eine  centrale  fünfstrahlige  Mundöffnung  und 
fünf  peripherische  Oeffnungen  (Spiracula)  vorhanden,  wovon  eine  (die 
hintere)  etwas  grösser,  als  die  übrigen  ist  und  die  Afteröffnung  ein- 
schliesst.  Die  vier  kleineren  Spiracula  sind  durch  eine  mediane  Leiste 
am  Ende  der  Deltoidplatten  in  zwei,  die  grössere  durch  zwei  Leisten 


)igitized  by  Google 


1G0 


Echinodermata.  Pelmatozoa. 


in  drei  <  )effnungen  getheilt.  Bei  Elacarrimis,  Cryptoblastus  (Fig.  3132)), 
Schizoblastus  u.  A.  bleiben  die  Spiracula  getrennt,  so  dass  am  Scheitel  - 
ende  jedes  Pseudoambulacralfeldes  zwei  Oeffnungen  stehen.  Hei  den 
Codasteriden  fehlen  die  Spiracula  im  Scheitel  vollständig  und  sind 
häufig  durch  longitudinale  Spalten  neben  den  Ambulacralfeldern  ersetzt 
(Fig.  3131?). 


Fig.  316. 

Stücke  eine«  Ambulacralfeldes 
(nach  Ethcrldgc  u.  Carpenter1. 
A  Von  J'enticmit,.*  (a  Ambulacral- 
furclic.  /  Lanzettstück.  *  Seiten- 
plättchen,' ttus-ierei  supplementäre. 
Seitenplättchen,  p  ltandporcn  (stark 

vergrößert). 
//  Von  Klatncrtnu*  'uach  Roemer;. 

I  )io  A  m  b  u  1  a  c  r  a  1  leider 
sind  bald  vertieft,  bald 
eben,  bald  ragen  sie  etwas 
über  die  sie  begrenzenden 


Fi*.  314. 

A  Kelch  von  Peniremitr*  OmUmi  Defr.  von  oben  gesehen  und 
vergriwwert,  mit  verschiedenartig  erhaltenen  Amhulaeralfeldern. 
«  Ambulacralfeld  nach  Beseitigung  de.«  I.anzettstiickes  und 
der  Si  ltentafi  U  lien  mit  den  im  Grund  gcU^cnen  Rohrcnbün- 
deln  (Hydrospiren).  h  Dasselbe  mit  erhaltenem,  an  tler  ober- 
flache  verwittertem  und  glattem  LanzetUtück.  <■  Lanzettstück 
und  l'orenüifelchen  erhalten;  <l  ebenso,  jedoch  die  Quer- 
strcifim«  auf  dem  Ijutzcttstück  verwischt,  r  Ambulacralfeld 
mit  erhaltenen  l'innulis  mach  F.  Roomer.i. 

//  Kelch  von  PhatnOiChitniQ  acutum  Sow.  von  oben  gesehen 
und  vergrossurt.  mit  verschiedenartig  erhaltenen  Ambulacral- 
feldern. »1  Ambulacralfeld  nach  IW^eitigung  des  LanzetUtüekes 
uml  der  Seiten  tafelchen  mit  den  die  Radialia  und  Interradialia 
durchbohrenden  Spalten  der  Hydrospiren  6  u.  r  Ambulacral- 
felder  mit  LanzetUdück  ohne  Seitenplättchen.  d,  e  Ambulacral- 
felder  mit  wohlerhaltenen  Seitenplättchen,  welche  das  Lanzett- 
stück veihüllen  (nach  F.theridge  und  Carpenter). 

Radialia  un<l  Interradialia 
vor.  Ihre  Zusammensetzung  ist  ziemlich  eomplicirt  (Fig.  315).  Die  Mitte 
derselben  wird  stets  eingenommen  von  einem  schmalen,  linearen,  unten 
zugespitzten  Lanzettstück,  das  im  Scheitel  beginnt  und  bis  zum 
Ende  dos  Ausschnittes  der  Radialia  reicht.  Es  schaltet  sich  mittelst 
eines  verschmälerten  Fortsatzes  zwischen  die  Enden  der  Interradialia 
ein  und  bildet  mit  diesen  den  Scheitel  des  Kelches.  Auf  der  Oberseite 
des  Lanzettstückes  befindet  sich  eine  offene  mediane,  zum  Mund  führende 
Kinne,  welche  offenbar  als  Ambulueralfurehe  zu  deuten  ist.  Es  ist  von 
einem  innerlichen  (anal  durchbohrt,  der  im  Scheitel  in  einen  die  Mund- 
öffnung umgebenden,  jedoch  in  den  Scheiteltäfelchen  eingeschlossenen 
Ringeanal  mündet.  Diese  innerliehen  ( 'anale  dürften  den  Axialcanälen 
der  Crinoideen  entsprechen  und  einen  Nervenstrang  enthalten.  Bei 
manchen  Gattungen  {Pnitmnitrs,  Oropliocrini(s)  liegt  unter  dem  Lanzett- 
stück noch  ein  zweites,  ungemein  dünnes,  schmales  Kalkplättchen 
(Unterlanzettstück).  Das  Lanzettstück  füllt  niemals  die  ganze  Breite 
des  Pseudoambulacralfeldes  aus,  sondern  lässt  jederseits  eine  schmälere 
oder  breitere  Rinne  frei,  welche  durch  kleine,  parallel  geordnete,  quer 
verlängerte  Seitenplättchen  (Porenstücke  nach  Roemer)  vollständig 
oder  theilweisc  ausgefüllt  wird.  Zwischen  die  Seitenplättchen  schalten 
sich  aussen  zuweilen  noch  winzige  »äussere  Seitenplättchen* 
(Supplementär- Porenstücke    nach    Roemer)    ein.      Wenn    sich  die 


Digitized  by  Google 


Blastoicfea. 


161 


Seitenplättchen  an  die  schräg  nach  innen  abfallenden  Begrenzungsflächen 
der  Pseudoambulacralfelder  direct  anlegen,  so  verschmälern  sie  sich 
aussen  meist  beträchtlich  und  lassen  eine  Reihe  porenartiger  Lücken 
zwischen  sich  frei.  Sind  solche  Randporen  vorhanden,  so  werden 
sie  immer  von  den  winzigen  äusseren  (supplementären)  Seitenplättchen 
begrenzt.  Bei  Pentremites  und  Cryptoschisma  ist  das  Lanzettstück  in 
seiner  ganzen  Breite  sichtbar,  und  die  Seitenplatten  legen  sich  in  gleicher 
Ebene  dicht  an  die  zwei  Aussenränder  desselben  an  (Fig.  3 14  vi,  315.4). 
Bei  den  übrigen  Gattungen  wird  das  Lanzettstück  vollständig  oder  theil- 
weise  von  den  Seitenplatten,  welche  in  zwei  alternireuden  Reihen  auf 
demselben  liegen,  verhüllt  (Fig.  315  5)  und  kommt  meist  nur  in  der 
medianen  Ambulacralfurche  zum  Vorschein.  Die  Suturen  der  Seiten- 
plättehen  bilden  nach  aussen  seichte  Querfurchen,  welche  als  Quer- 
streifen auch  auf 
das  Lauzettstück  fort- 
setzen und  bis  zur 
medianen  Ambula- 
cralfurche reichen. 
Durch  Verwitterung 
kann  diese  Quer- 
streifung verschwin- 
den (Fig.  3154,  B). 
Kleine  Grübchen  oder 
Höckerchen  auf  den 
Seitenplatten  bezeich- 
nen die  Ansatzstelle 
von  dünnen,  anfäng- 
lich zweizeilig,  später 
einzeilig  gegliederten 
Pinnulae,  welche 
jedoch  nur  äusserst  selten  erhalten  sind.  Sie  bedecken,  wenn  vorhanden, 
die  Ambulacralfelder  vollständig  und  ragen  über  die  Kelchdecke  vor 
(Fig.  316).  Die  Querfurchen  auf  den  Ambulacralfeldern  stehen  mit 
den  Pinnulis  in  Verbindung. 

Hebt  man  an  einem  Blastoiden  die  Seitenplättchen  und  das  Lanzett- 
stück ab,  so  findet  man  im  Grund  der  Ambulacralfelder  auf  der  rechten 
und  linken  Seite  derselben  je  ein  Röhrenbündel  oder  eine  einzelne 
Röhre  (Hvdrospiren),  welche  der  Seitenbegrenzung  der  Ambulacralfelder 
parallel  laufen,  an  ihrem  unteren  Ende  beginnen  und  im  Scheitel 
endigen.  Bei  Pentremites  und  verwandten  Gattungen  besteht  jeder  der 
beiden  Röhrenbündel  aus  5 — 8  seitlich  abgeplatteten,  frei  in  die  Leibes- 
höhle herabhängenden  Röhren,  welche  unter  den  Seitenplättchen  liegen 
und  mit  den  zwischen  denselben  befindlichen  Randporen  communiciren 
(Fig.  317).  Bei  Granatocrinus  (Fig.  318 .4,  B)  sind  jederseits  entweder  nur 
eine  einzige  oder  zwei  innen  angeschwollene  Röhren,  bei  Elaeacrinus 
je  zwei,  bei  Troostocrinus  und  Mesoblastus  (Fig.  318  D)  je  drei,  bei  Oropho- 
crintis  (Fig.  318  D)  je  5 — 7  vorhanden.  Bei  Phaenuschisma  (Fig.  314  5) 
und  Codaster  (Fig.  323)  durchbohren  die  Röhren  als  Schlitze  die  an- 
grenzenden Radial-  und  Interradial  platten  und  liegen  offen  neben  den 
Ijanzettstücken.  Bei  einigen  Gattungen  (Granatocrinus,  Mesoblastus)  sind 
die  Röhrenbündel  durch  ein  dünnes,  lineares,  jederseits  neben  dem 

Zlttel,  Grundzüge  der  Palaeontologie.  11 


Fig.  316. 
o  Eine  Pinnula  von  Pentremites 


mit 

vollständig  erhaltenen  Pinnulis 
(nach  Meek  und  Worthen). 


p     l     p    r  r 
Flg.  317. 

Pentremile»  »ulcutu»  Say,  auR  dem 
Kohlenkalk  von  Illinois.  Kelch 
horizontal,  etwa  Im  unteren  Dritt- 
tholl  der  Pseudoanibulacralfelder 
durchgeschnitten  und  '/tmal  ver- 
jrrössert  hy  Hydrosplren,  /  Lanzctt- 
Rtüeke,  p  Porenstücke,  r  Radial 
(Gabelstücke). 


Digitized  by  Google 


162 


Kchinodermata.  Pelmatozoa 


Lanzettstück  gelegenes,  mit  einer  Porenreihe  versehenes  Plättchen  be- 
deckt. Jeder  Rohrenbündel  endigt  in  der  Regel  im  Scheitel  in  einer 
runden  Oeffnung  (Spiraculum).  Da  jedoch  die  Spiracula  Ton  zwei  be- 
nachbarten Pseudoambulacralfeldern  am  Ende  der  Deltoidplatten  häutig 
zusammenstossen ,  so  können  sie  sich  vereinigen  und  statt  zehn  Oeff- 
nungen  sind  alsdann  nur  füuf  vorhanden,  wovon  freilich  jede  aus  zwei 
Hälften  besteht.  Bei  den  Codasteriden  fehlen  die  runden  Spiracula,  da  die 
Röhren  der  Hydrospiren  entweder  nach  aussen  offene  Spalten  darstellen 
oder  sich  in  einen  Schlitz  neben  den  Pseudoambulacralfeldern  öffnen. 


ABC  l> 


Fl«.  318. 

Querschnitt  durch  ein  Ambulacralfold  mit  den  darunter  liegenden  Röhren  (Hydrospiren) 
A  von  Oranatocrinu»  Derbyenria.  B  von  Qranatoerintu  Sorwoodi,  C  von  Uetablattus  Untaty*,  D  von 
Orophocrintu  venu  vergrossert  (nach  Etheridge  und  Carpenter). 

Die  Bedeutung  dieser  sogenannten  Hydrospiren  ist  unsicher.  Sie 
entsprechen  offenbar  den  Porenrauten  der  Cystoideen,  sind  aber  auf 
die  Ränder  der  Pseudoambulacralfelder  localisirt.  Sie  erhielten  ohne 
Zweifel  von  aussen  durch  die  seitlichen  Poren  oder  durch  schlitzartige 
Oeffnungen  Wasser  zugeführt  und  dienten  wahrscheinlich  der  Respi- 
ration. Ob  sie  gleichzeitig,  wie  Roemer  und  Forbes  vermuthen,  als 
Eierstöcke  und  Eileiter  fungirten,  lässt  sich  schwer  entscheiden,  doch 
hat  Hub.  Ludwig  auf  ihre  Homologie  mit  den  Genitalbursen  der 
Ophiuriden  hingewiesen. 

Bei  den  meisten  Blastoideen  umschliesst  die  Basis  eine  runde  Inser- 
tionsstelle  für  einen  dünnen  Stiel ,  der  jedoch  äusserst  selten  noch  in  Ver- 
bindung mit  dem  Kelch  gefunden  wurde.  Er  besteht  wie  bei  den  Crinoi- 
deen  aus  cylindrischen  Gliedern,  welche  einen  centralen  Canal  enthalten. 

Die  Blastoideen  wurden  häufig  wegen  der  vermeintlichen  Aehnlich- 
keit  ihrer  Ambulacralfelder  mit  den  Ambulacren  der  Echiniden  mit 
letzteren  verglichen,  allein  die  angebliche  Verwandtschaft  beider 
Gruppen  beruht  auf  einer  vollständigen  Missdeutung  äusserlicher  Merk- 
male. Die  Zusammensetzung  des  Kelches,  das  Vorhandensein  eines 
Stieles  und  gegliederter  Pinnulae  weist  den  Blastoideen  ihren  Platz 
unter  den  Pelmatozoen  an,  und  zwar  stehen  sie  unter  diesen  den 
Cystoideen  am  nächsten.  Die  Pseudoambulacralfelder  entsprechen 
offenbar  den  niederliegenden  und  dorsal  am  Kelch  festgewachsenen 
Armen,  die  Röhrenbündel  (Hydrospiren)  den  Poreurauten  gewisser 
Cystoideen.  Auch  Mund  und  After  haben  bei  beiden  Ordnungen 
gleiche  Lage.  Immerhin  bilden  die  Blastoideen  eine  eigenartige  und 
wohl  umgrenzte  Ordnung,  deren  erste  spärliche  Vertreter  (Troostocrinus) 
im  oberen  Silur  von  Nord -Amerika  erscheinen.  Sie  werden  etwas 
häufiger  im  Devon  der  Eifel,  von  Nassau,  Spanien  und  Nord-Amerika, 
erlangen  aber  ihre  Hauptverbreitung  erst  im  Kolilenkalk.  In  Europa 
(Belgien,  Irland,  Yorkshire,  Derbyshire)  sind  Blastoideen  überall  ziemlich 
selten,  dagegen  finden  sie  sich  in  Nord- Amerika  und  zwar  namentlich 
im  Flussgebiete  des  Mississippi  (Chester-Gruppe)  in  grosser  Menge  uud 
vorzüglicher  Erhaltung.  Etheridge  und  Carpenter  unterscheiden 
19  Guttungen  mit  ca."  120  Arten. 


Digitized  by  Googl 


> 


Blastoidea.  Reguläres. 


163 


A.   Reguläres.  Eth.  u.  Carp. 

Ambulacralf eider  und  Radialplatten  alle  gleichartig.    Stiel  vorhanden. 

1.  Familie.    Pentremitidae.  d'Orb. 

Scheitel  mit  fün  f  Spiracula,  die  unten  von  den  obersten  Seitenplättchen  begrenzt 
werden.  Lanzettslück  entweder  vollständig  sichtbar  oder  theUweise  durch  die  Seiten- 
plaitchen  bedeckt,  welche  bis  zum  Rand  der  Ambulacra  reichen.  Hydrospiren  tiej 
gelegen,  von  den  Seitenplatten  bedeckt.    Devon.  Carbon. 

Pentremites  Say  (Fig.  319,  320).  K  eiförmig  oder  birnförmig.  Basis  ver- 
längert. Ambulacralfelder  breit,  blattförmig,  das  Lanzettstück  vollkommen 
achtbar,  beiderseits  von  den  Seitenplatten  begrenzt.  Unterlanzettstück  vor- 
handen. Hydrospiren  mit  3—9  Röhren.  Häufigste  Gattung  im  Carbon  von 
Nord-Amerika.  In  Europa  nicht  mit  Sicherheit  bekannt.  P.  Godoni  Defr., 
P.  sulcatus  Roem.,  P.  piriformis  Say  etc. 


K'>h]<-nkalk      n  Kelch  von  oben,  b  von     «  Kelch  von  der     n  Von  iler  Seite,  b  von  unten,  c  von 

Illinois.  unten  */,.  Seit«  (nat.  Grosse),  oben,  d  Scheitel.  vergroKtort 

N*t  Grösse  (Nach  Koemcr.)         b  Scheitel  (venrr.).  (nach  V.  Roctner). 


.  Pentremitidea  d'Orb.  K keulenförmig.  Basis  stark  verlängert.  Scheitel 
convex  oder  abgestutzt.  Ambulacra  schmal,  kurz.  Lanzettstück  durch  die 
Seitenplättchen  vollständig  bedeckt.  Deltoidstücke  sehr  klein,  äusserlich 
nicht  sichtbar.  Im  unteren  und  mittleren  Devon  (Eifel,  Ardennen,  Spanien 
und  England).    P.  Paületi  Vern.,  P.  Eifelensis  Roem.,  P.  clavata  Schultze. 

Mesoblastus  Eth.  Carp.  K  Basis  eben.  Ambulacra  sehr  schmal, 
lang,  bis  zur  Basis  reichend;  Lanzettstück  bedeckt.  Deltoidplatten  sichtbar. 
Carbon.    Belgien,  England.    M.  crenulatus  Roem.  sp. 

2.  Familie.    Troostoblastidae.    Eth.  u.  Carp. 

Scheitel  mit  fünf  durch  die  Spitze  der  Deltoidplatten  getheilten  Spiracula. 
Ambulacra  sehr  schmal.  Lanzettstück  vollständig  von  den  Seitenplattcn  bedeckt, 
icelche  den  Rand  der  Radialia  und  der  kleinen,  auf  den  Scheitel  beschränkten 
Deltoidplatten  nicht  berühren.    Ob.  Silur.    Devon.  Carbon. 

Troostocrinus  Shumard  (Fig.  321).  Keulenförmig.  Scheitel  eine 
fünfflächige  Pyramide  mit  fünf  schmalen,  lanzettförmigen  Ambulacra.  Ob. 
Silur.  Nord-Amerika. 

Metablastus  Eth.  Carp.  Ob.  Silur.  Devon.  Carbon.  Tricoelo- 
crinus  M.  u.  W.  Carbon. 

II* 


Digitized  by  Google 


164 


Echinodermata.  Pelmatozoa. 


3.  Familie.    Nucleoblastidae.    Eth.  u.  Carp. 

K  eijörmig  oder  kugelig  mit  ebener  oder  ausgehöhlter  Basis.  Scheitel  mit 
zehn  Spiracula  zwischen  den  Enden  der  Deltoid-  und  Lanzettstücke.  Ambulacra 
linear,  sehr  lang,  bis  zur  Basis  reichend.    Devon.  Carbon. 

Elaeacrinus  Roem.  (Nucleocrinus  Conr.)  (Fig.  322).  B  versteckt. 
R  klein.  Die  Seiten  des  Kelches  fast  ganz  von  den  grossen  und  breiten 
Deltoidplatten  gebildet,  wovon  eine  breitere  oben  die  grosse  Afteröffnung 
enthält.  Mund  durch  Täfelchen  gedeckt.  Lanzettstück  unter  den  Seiten- 
plättchen  verborgen.    Randporen  fehlen.    Devon.  Nord-Amerika. 

Cryptoblastus  Eth.  u.  Carp.  (Fig.  313 D).  R  sehr  gross,  die  Seiten 
des  Kelches  bildend.    Deltoidplatten  klein.    Carbon.  Nord-Amerika. 

Schizoblastus,  Acentrotremites  Eth.  u.  Carp.  Carbon  von  Irland, 
England  und  Nord- Amerika. 

4.  Familie.    Granatoblaetidae.    Eth.  u.  Carp. 

K  kugelig  oder  eijörmig  mit  flacher  oder  concaver  Basis  und  linearen,  sehr 
langen  Ambulacren.    Spiracula  die  Deltoidstücke  durchbohrend. 

Die  beiden  Gattungen  Granatocrinus  Troost  (Fig.  316,  318  4,  B)  und 
Hetcroblastus  Eth.  u.  Carp.  finden  sich  im  Kohlenkalk  von  England  und 
Nord-Amerika. 

c  o  a  b 


Kig.  323. 

Cotlanter  ncutu*  M'Coy.  Kohlenkalk.  Derby- 
shlre  a  Kelch  von  der  Seite,  b  von  unten 
<ntit<;r>,r  von  oben,  (verirr.)  (nach  F.Roemori. 


KJk.  324. 

Orophacrintu  (Codonitt»)  tttllijormit 

Owen  ii.  Shum.  sp. 
Kohlenkalk.    Burlington.  Iowa. 
n  Exemplar  in  naL  Grosse,    b  Soheitel  verirr. 
tNach  Meek  und  Worthcn.) 


5.  Familie.   Codasteridae.    Eth.  u.  Carp. 

K  keulenförmig.  Basis  verlängert.  Alle  oder  ein  Tlieil  der  Hydrospiren- 
schlitze  durchbohren  die  Kelchplatten  beiderseits  neben  den  Ambulacren  und  sind 
entwedtr  von  aussen  sichtbar  oder  theilweise  verdeckt.  Spiracula  durch  seitliche 
Schlitze  ersetzt.    Devon.  Carbon. 

Phaenoschisma  Eth.  u.  Carp.  (Fig.  314B).  K keulenförmig  mit  ebenem, 
abgeplattetem  Scheitel.  Deltoidstücke  klein.  Ambulacra  breit;  das  Lanzett- 
stück meist  durch  die  Seitenplättchen  bedeckt.  Die  Röhrenbündel  der 
Hydrospiren  durchbohren  die  schrägen  Seitenränder  der  Ambulacra  und 
sind  theilweise  als  parallele  Schlitze  neben  den  Seitenplättchen  sichtbar. 
Devon.    Ph.  acutum  Sow.  sp.  (Carbon),  Ph.  Archiaci  Eth.  Carp.  (Devon). 

Codaster  M'Cov  (Codonaster  Roem.)  (Fig.  323).  K  umgekehrt  conisch 
mit  ebener  Decke.  Deltoidplatten  im  Scheitel,  spitz  dreieckig.  Ambulacra 
schmal,  auf  den  Scheitel  beschränkt;  das  Lanzettstück  sichtbar.  Die  Schlitze 
der  Hydrospiren  durchbohren  die  Radialia  neben  den  Ambulacren  und 
sind  alle  deutlich  sichtbar.  Im  Analiuterradius  fehlen  die  Schlitze.  Devon 
(Nord-Amerika),  Carbon  (England). 

Cryptoschisma  Eth.  u.  Carp.  K  keulenförmig,  oben  abgeplattet.  Am- 
bulacra breit,  blattförmig,  die  Röhrenschlitze  unter  den  Seitenplatten  ver- 
denkt.   Devon.    C.  Schultzi  d'Arch.  Vorn.  Spanien. 


Digitized  by  Google 


FIr.  32.5. 


Blastoidea.   Irreguläre«.  165 

Orophocrinu8  Seeb.  (Codonites  M.  u.  W.)  (Fig.  324).  Ambulacra  schmal, 
linear.  Die  Hydrospiren  vollständig  verborgen.  Spiracula  (10)  schlitzförmig, 
neben  den  Anibulacren. 

B.   Irreguläres.   Eth.  u.  Carp. 

Ungestielte  Blastoideen,  bei  denen  ein  Ambulacrum  und 
das  entsprechende  Radiale  durch  Grösse  und  Form  von  den 
übrigen  abweichen. 

Von  den  drei  sehr  seltenen  hierher  gehörigen  Gat- 
tungen kommen  Eleutherocrinus  Shum.  und  Yandell  Jj^sh^™*  Yand 
(Fig.  325)  im  Devon  von  Nord-Amerika,  Astrocrinus  unt Devon/Kentucky." 
Austin  und  Peniephyllum  Haughton  im   Kohlenkalk  .  J**9}t*\'!* 
von  England  vor.  crpenic^ 

B.    Asterozoa.  Sternthiere.1) 

Un gestielte,  sternförmige  oder  fünfeckig  scheiben- 
förmige Echinodermcn  mit  nach  unten  gerichtetem  Mund; 
aus  Centraischeibe  und  Armen  zusammengesetzt.  Am- 
bu lacralf üsschenreihen  auf  die  Unterseite  beschränkt, 
Hautskelet  aus  lose  verbundenen,  sehr  mannichf altig  ge- 
stalteten Kalkplatten  mit  beweglichen  Stacheln  oder 
Borsten  bestehend. 

Zu  den  Asterozoa  gehören  die  zwei  (lassen  der  Seesteme  {Aste- 
roiden) und  Schlangensterne  (Ophiuroidea).  Beide  besitzen  eine  centrale 
Scheibe,  worin  die  centralen  Hauptorgane  (Centralwassergefäss,  Blut- 
gefässring,  Nervenring.  Darm,  Genitalien)  liegen,  welche  in  die  fünf 
(oder  mehr)  Arme  Fortsätze  aussenden.  Das  Ambulacralgefässsystem 
ist  in  der  Scheibe  und  in  den  Armen  von  einem  Apparat  regelmässig 
angeordneter  Kalk  platten  umgeben  und  überdies  die  Haut  durch  lose 
verbundene  Kalkplatten  von  verschiedenster  Form  und  Grösse  verstärkt, 
die  theilweise  bewegliche  Kalkstacheln  oder  Borsten  tragen. 

Fossile  Sternthiere  beginnen  schon  in  obercambrischen  und  siluri- 
schen Ablagerungen  und  finden  sich  in  allen  Formationen.  In  der 
Regel  gehören  Seesterne  zu  den  seltenen  Versteinerungen  und  kommen 
meist  nur  in  thonigen,  kalkigen  oder  sandigen  Ablagerungen  vor, 

')  Müller  und  Trosehel,  System  der  Ästenden.  Berlin  1842.  —  Lyman,  Th., 
öphiuridae  and  Astrophytidae.  Illustr.  Catalogue  of  the  Museum  of  compar  Zoo- 
logy.  Cambridge.  I.  1865.  II.  Supplem.  1875.  —  Lyman,  Th.,  Öphiuridae  and 
Astirophytidae.  New  and  old.  Bull.  Mus.  comp.  Zool.  Cambridge,  vol  III.  1874.  — 
Perrier,  Ed.,  Revision  de  la  collection  des  Stellendes  du  Museum.  Ärcb.  de  Zool.  exper. 
vol.  IV  u.  V.  1875.  1876.  —  Staden,  W.  P,  Report  on  the  Asteroidea  collected  during 
the  Voyage  of  H.  M.  S.  Challenger.  vol.  XXX.  1889.  —  Monograph  of  the  British 
foss.  Asteroidea  ftom  the  Cretaceuus  Format.  Palaeontogr.  Soc.  1890.  Bd.  44.  — 
Billings,  F..,  Figures  and  Descriptions  of  Canadian  organic  remaius.  Geol.  Survey 
Canada.  Dec.  III.  1858.  —  Forbes,  Ed.,  Monograph  of  the  Echinodermata  of  the 
British  tertiarie».  Palaeontographical  Society  1852.  —  Wrighi.  Thom.,  Monograph 
of  the  fossil  Echinodermata  from  the  Oolitic  Formation,  ibid.  vol.  II  —  Quen- 
stctlt.  F.  A..  Petrefaktenkunde  Deutschlands.  Bd.  IV.  1874-76.  —  Stiirtz,  B.,  Bei- 
trage zur  Kenntniss  paläozoischer  Seesterne.  Palaeontographica  Bd.  32  u.  36.  — 
Stürtz,  B.,  Ueber  versteinerte  und  lebende  Seesterne.  Verhandl.  d.  naturf.  Ver.  für 
Rheinl.  u.  Westfalen.   5.  Folge  Bd.  X.  1892. 


Digitized  by  Google 


lßfi 


Echinndermata.  Asterozoa 


welche  in  geringer  Tiefe  abgelagert  wurden.  Sie  bilden  unter  den 
Echinodermen  den  einförmigsten  und  dauerhaftesten  Typus.  Schon 
im  Silur  sind  die  zwei  Classen  der  Ophiuroidea  und  Asteroidea  durch 
wohl  diffcrenzirte  Formen  vertreten  und  stimmen  zum  Theil  in  allen 
wesentlichen  Merkmalen  mit  ihren  noch  jetzt  lebenden  Verwandten 
überein.  Bemerkenswerth  ist  freilich  die  Thatsache,  dass  viele  paläo- 
zoische Ophiuren  und  Asterien  durch  alternirende  Anordnung  ihrer 
Ambulacralplatten  von  allen  jüngeren  Formen  abweichen.  Die  mangelnde 
oder  unvollständige  Verschmelzung  der  Arniwirbel  bei  paläozoischen 
Ophiuren  Ifisst  sich  als  embryonales  Merkmal  deuten ;  die  ventrale  Lage 
der  Madreporen platte  bei  paläozoischen  Asterien,  der  Mangel  an  Ventral- 
schildern bei  paläozoischen  Ophiuren  sprechen  für  eine  wenig  scharfe 
Trennung  der  beiden  Hauptabtheilungen  der  Asterozoa,  die  übrigens 
auch  heute  noch  durch  gewisse  Zwischenforraen  (Brisinga)  eng  mit 
einander  verknüpft  sind. 

Kehrt  man  bei  einem  Seestern  oder  einer  Ophiure  den  Mund 
nach  oben,  so  entspricht  die  Oberseite  offenbar  der  Kelchdecke,  die 
dorsale  Scheibe  der  Basis  eines  Pelmatozoen.  In  dieser  Stellung  haben 
auch  die  drei  Hauptorgane  (Ambulacral-,  Blutgefäss-  und  Nervenstrang) 
bei  Asteroideen  und  Pelmatozoen  genau  dieselbe  Lage.  Die  Homologie 
eines  Asterozoeuarms  mit  den  Annen  eines  Crinoideen,  Cystoideen  oder 
den  Ambulacren  eines  Bl&stoideen  kann  somit  kaum  zweifelhaft  sein. 
Auf  die  Feststellung  einer  Homologie  der  Täfelchen  des  Hautskelets 
muss  jedoch  verzichtet  werden,  da  sich  dasselbe  in  den  verschiedenen 
Unterclassen  offenbar  frühzeitig  differenzirt  hat. 

Auch  die  Embryonalentwickelung  von  Pelmatozoen  und  Asterozoen 
bietet  keine  Anhaltspunkte  zu  speciellerem  Vergleich.  Immerhin  spricht 
die  Uebereinstimmung  der  Hauptorgane  für  einen  gemeinsamen  Ur- 
sprung. Die  Asterozoen  lassen  sich  noch  am  ehesten  mit  gewissen 
Cystoideen  (Agelucrinidae  und  Callocystidae)  vergleichen.  Eine  directe 
Ableitung  derselben  von  Cystoideen  erscheint  jedoch  aus  morpho- 
logischen und  geologischen  Gründen  unstatthaft,  da  Asterozoa  und 
Cystoidea  gleichzeitig  auftreten  und  bereits  im  unteren  Silur  vollkom- 
men differenzirt  neben  einander  stehen. 

1.  Classe.    Ophiuroidea.  Schlangensterne. 

Afterlose  Seesterne  mit  langen,  dünnen,  cylindrischen 
Armen,  die  ringsum  von  Hautschildern  oder  lederartiger 
Haut  bedeckt  sind  und  von  einer  centralen  Scheibe  scharf 
absetzen.  Darm  und  Genitalorgane  auf  die  Scheibe  be- 
schränkt. 

Die  Schlangensterne  unterscheiden  sich  von  den  eigentlichen  See- 
sternen  durch  ihre  cylindrischen,  schlangenartig  biegsamen  Arme,  die 
von  der  Srheibe  scharf  abgegrenzt  sind  und  zum  Kriechen  verwendet 
werden.  Dieselben  sind  bei  den  Euryaliden  von  einer  lederartigen 
Haut,  bei  den  Ophiuriden  meist  von  vier  Reihen  von  Hautschildern 
(Rückenschilder,  zwei  Reihen  Seitenschilder  und  Bauchschilder,  scutella 
dorsalia.  latoralia  und  ventralia)  umgeben,  welche  sich  dicht  an  ein- 
ander legen  und  eine  zierlich  getäfelte  Oberfläche  bilden.    Auf  den 


Ophiuroidea. 


167 


Lateralschi ldem  stehen  in  der  Regel  bewegliche  Stacheln.  Im  Innern 
werden  die  Arme  durch  eine  Reihe  aufrechter,  wirbelartiger,  aus  zwei 
fest  verbundenen  Hälften  bestehender  Kalkscheiben  ausgefüllt  (Fig.  326), 
an  deren  Basis  in  einem  medianen  Ausschnitt  ein  Wassergefäss  und 
darunter  ein  Blutgefäss  und  ein  Nervenstrang  verlaufen.  Sowohl  die 
dem  Mund  zugekehrten  (adoralen),  als  auch  die  den  Spitzen  der  Arme 
zugewendeten  (aboralen)  Flächen  der  Wirbel  sind  in  der  Mitte  verdickt 
und  gelenkig  mit  einander  verbunden,  die  Zwischenräume  durch  Muskel- 
substanz ausgefüllt.  Das  Wassergefäss  sendet  in  jede  Wirbelscheibe 
zwei  Seitenschläuche  aus,  welche  die  Ambulacralscheiben  durchbohren 
und  auf  der  Unterseite  in  Poren  neben  den  Vontralschildern  als  Tast- 
füsschen  an  die  Oberfläche  treten.  Sehr  häußg  sind  die  Poren  von 
winzigen  Tentakelschuppen  (squamae  tentaculares)  umgeben. 


1  Ein  Ophiurenarm wirbel  vortical  durchgeschnitten,  w  Wirbelscheibe,  a  Ambulacralirefass  nebst  den 
beiden  Saugflisschen,  b  ventrales  Blutgefäss,  n  Nervenstrang,  d  Dorsalschild,  l  Lateral- 
schild, v  Ventralschild. 

B  Ein  Ophlurenannwlrbel  von  der  adoralen  Seite,  vom  Hautskelet  umgeben. 

C  Drei  Wirbel  eines  Ophiurenarmes  von  der  Seite  gesehen  und  vergrössert.  x  Austrittsöffnung  des 
WasseiyefilMuswelges.  darunter  die  WiederelntrittasteUe;  y  Grube  für  den  Intervertebral- 
muskeL 

/>  Inneres  Mundskelet  einer  Ophiure  nebst  zwei  noch  in  der  Scheibe  gelegenen  Armstücken  von  der 
Unterseite  (vergrössert).  Neben  den  Armen  bofinden  sich  die  von  zwei  Leisten  begrenzten 
Oenitalspalten ;  die  dunkel  gehaltene  pentagonalc  Linie  zeigt  die  Rinne  für  den  centralen 
Nervenring  an. 

In  die  Centraischeibe  treten  die  Wirbel  unverändert  ein,  nur  die 
ersten  erweitern  sich  etwas  und  ihre  sich  trennenden  Hälften  bilden 
nebst  einigen  anderen  Stücken  das  Mundgerüst,  auf  dessen  Unterseite 
das  centrale  Ringgefäss  des  Ambulacralsystems  verläuft  (Fig.  326  D). 

Die  Centraischeibe  enthält  den  mächtig  angeschwollenen,  blind 
endigenden  Magendarm,  die  um  den  fünfspaltigen  Mund  gelegenen  Ringe 
des  Ambulacral-,  Blut-  und  Nervensystems,  sowie  die  zehn  Genitaldrüsen, 
deren  spaltformige  Hoffnungen  jederseits  neben  den  Armwirbeln  auf 
der  Unterseite  der  Scheibe  liegen  und  seitlich  von  einer  Kalkleiste 
(Bursalspange)  begrenzt  werden. 

Die  Haut,  welche  die  Scheibe  oben  und  unten  überzieht,  ist  in 
der  Regel  mit  Täfelchen  bedeckt.  In  den  fünf  Mundecken  der  Unter- 
seite liegen  die  meist  durch  Grösse  ausgezeichneten  Mundschilder 
(scuta  buccalia),  die  nach  innen  von  zwei  schmalen  Seiten  mund- 


Digitized  by  Google 


168 


Ecbinodermata  Asterosoa. 


schildern  (scuta  adoralia)  begrenzt  werden  (Fig.  327).  Vor  diesen 
liegt  zuweilen  noch  jederseits  ein  sc  u  teil  um  orale.  Ein  Mundschild 
zeichnet  sich  durch  poröse  Beschaffenheit  aus  und  wird  »Madre- 
poren platte«  genannt. 

Die  Fläche  der  Interbrachialfelder  auf  der  Unterseite,  sowie  die 
dorsale  Decke  sind  entweder  mit  schuppigen  Kalktäfelchen  oder  mit 
Körnern  versehen.  Auf  der  Oberseite  liegen  zuweilen  an  der  Eintritt- 
stelle der  Arme  in  die  Scheibe  fünf  Paar  grössere  Täfelchen  (scutella 
radialia)  (Fig.  328). 


6c  a 


b 

e 


Fl«.  328. 

Oberseite  eine«  Thelles  der  Scheibe  von  Ophio- 
a  Radialschild  (teutum  radiale  ,  b  Rucken- 
schild,  c  Seitenschild. 


Fl«.  32; 

Theil  der  Unterseite  der  ("entralschelbe  von 
Ophingli/pha.  a  Mundschlld  (»cutum  buccale). 
b  Seltentnundschild  (acutum  adoralt).  e  Mund- 
eckstuck •  um  orale\.  Die  beiden  «euf.  oralia 
sind  mit  Mundpapillen  besetzt  g  (lenltalxpaltc. 
h  Seltenschlldcr  itcuUUa  lateralia).  i  Poren  zum 
Austritt  der  \  mbulacralfusse  mit  kleinen  Schüpp- 
chen liesetzt.    Jb  Stacheln. 


Von  den  zwei  Ordnungen  der 
Ophiuroidea  {Euryalcae  und  Ophiu- 
reae)  finden  sich  fossile  Vertreter  bereits  in  paläozoischen  Ablagerungen. 
Der  Erhaltungszustand  gestattet  jedoch  nicht  immer  eine  genaue  zoo- 
logische Bestimmung,  zu  welcher  vor  Allem  die  Beschaffenheit  der 
(ienitalspalten,  sowie  die  Täfelung  der  Mundregion  erforderlich  ist. 

1.  Ordnung.    Euryaleae.  Medusenhäupter. 

dichotom  verästelt,  seltener  einfach,    gegen  den 

Mund  eingerollt,  von  einer  ge- 
körnelten  oder  feinschuppigen 
Haut  umgeben.  Mundschilder 
fehlen  häufig.  Genitalspalten 
zuweilen  in  Porenreihen  aufge- 
löst. Eine  oder  mehrere  Madre- 
porenplatten  auf  der  Unterseite. 

Die  vergabelten  Arme  der  Eurya- 
liden  gehen  aus  einfachen  Armen 
hervor. 

Onychaster  M.  u.  W.  (Fig.  329) 
aus  dem  Kohlenkalk  von  Nord-Amerika 
hat  fünf  einfache,  runde,  beschuppte 
und  mit  Stacheln  besetzte  Arme;  bei 
Eucladia  Woodw.  aus  dem  oberen 
Silur  hat  jeder  Arm  fünf  Paar  Neben- 
zweige. Heliant  hast  er  Roem.  aus 
dem  unterdevonischen  Dachschiefer  von 
Bundenbach  im  Birkenfeld'scben  hat 
16  un verzweigte,  lange  Arme  und  eine 
grosse  Centraischeibe. 

Vielleicht  gehören  die  rohen  Abdrücke  von  Euryale  liasica  Quenst.  aus 
dem  Angulatensandstein  von  Nürtingen  ebenfalls  zu  den  Euryaliden. 


FIk.  32«. 

Omichtwtcr  flcxiti*  Mcek  u.  Worthen.  Aus  dem 
Kohlcnkalk  iKcokuk  jrroup.i.  Crawfordsville, 

Indiana.  .Nach  Merk  und  Worthen.) 
a  Exemplar  in  nat.  <;ro«.se  mit  zusammen 
gefalteten  Annen;  die  Schelteldecke  ist  be- 
seitigt, so  du.«*  man  das  innere  Mundskelct 
von  oben  sieht;  ebenso  fehlt  den  Armen  in 
der  Nahe  der  Scheibe  die  jrekoroelte  Haut. 
b  Mundskelct  von  innen  i verjrrossert. 
c  Ein  Armwirbel  < vergossen). 


Digitized  by  Google 


Ophiuroidea  Opbiureae 


169 


2.  Ordnung.  Ophiureae. 


Arme  un verzweigt, 
deckt  Mundschilder 


Fig.  330. 

A*j>idura  {Uenriglypha)  loricata  Goldf.  sp. 


Platte  mit  Kahlreichen  Exem- 

GrösHe. 


plaren  aus  dem  Muschelkalk  von  Wasch  nach  (Württemberg),  nat 

6  Unterseite  vergr.  (nach  Po  hl  ig). 

von 


einfach,  ringsum  von  Schildern  be- 
rn  der  Regel  vorhanden. 

Ein  Theil  der  paläozoischen  Ophiuren  (Ophio-Encrinasteriae  Stürtz) 
unterscheidet  sich  von  den  jüngeren  dadurch,  dass  die  Wirbelhälften 
nicht  fest  verschmolzen,  sondern  getrennt  sind  und  mit  einander  alter- 
niren ;  auch  felilen  stets  die  Mundschilder,  sowie  die  ventralen  Täfelchen 
der  Arme.    Die  Scheibe  ist  häutig,  stachelig  oder  schuppig. 

Zu  den  Ophio- 
Enrrinasteriae  ge- 
hören u.  A.  die 
Gattungen  Pro- 
tei s  t  er  Forbes 
aus  dem  Silur 
von  England  und 
Nord -Amerika. 
TaeniasterBil 
lings  (Silur),  Eu- 
gaster  Hall  (De- 
von), Palae- 
ophiura  und 

Bundenba chia  (Nach  •»•«•«•4t) 

Stürtz  aus  dem  devonischen  Schiefer  von  Bundenbach. 

Eine  zweite  Familie  paläozoischer  Ophiuren  (Protophiureae  Stürtz) 
hat  theilweise  noch  unvollständig  verwachsene,  jedoch  nicht  alternirende 
Wirbelhälften;  es  fehlen  denselben  stets  die  Mundschilder,  die  Radial- 
schilder der  Scheibe,  die  Rückenschilder  und  zuweilen  auch  die  ven- 
tralen Schilder  der  Arme.  Hierher  gehören  Ophiurina  Lymani  Stürtz, 
Furcaster  palaeozoicus ,  Ophiura  ZitteU,  primigenia,  Decheni,  Rhenana 
Stürtz  aus  dem  devonischen  Dachschiefer  von  o 
Bundenbach  und  Protaster  Miltoni  Salter  aus 
dem  oberen  Silur  von  England. 

Die  Ophiuren  der  mesozoischen  Ablager- 
ungen1) schliessen  sich  in  allen  we- 
sentlichen Merkmalen  eng  an  die 
lebenden  Formen  an  und  lassen  sich 
bei  günstiger  Erhaltung  ohne  Schwie- 
rigkeiten in  die  recenten  Familien  ein- 
theileu.  Bei  den  meisten  sind  zwei 
Genitalspalten  in  jedem  Interbrach ial- 
feld  vorhanden,  doch  besitzt  die 
Gattung  Ophioderma  Müll,  und 
Trosch.  mit  je  vier  Genitalspalten 
schon  in  der  Trias  und  im  Lias  (O. 
Egerioni  Brod.  sp.)  von  England,  viel- 
leicht sogar  schon  im  Muschelkalk  fossile  Vertreter. 

Im  Muschelkalk  sind  Äspidura  Ag.  (Fig.  330)  und  Äcrura  Ag. 
stellenweise  häufig.  Im  Lias,  Dogger  und  Malm  kommen  Arten  der 
recenten  Gattungen  Ophiolepis  Müll.  Trosch.,  Ophiocten  (Fig.  331), 

»)  Böhm,  O.,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis«  fossiler  Ophiuren.    Freiburg  1892. 


Fig.  331. 

Ophiocten  Kclheimentt  Böhm.  Aus  dem  litho- 
graphischen Schiefer  von  Kelheim  (Bayern). 
a  Scheibe  von  unten  (venrroRsert),  nach  einem 
trefflich  erhaltenen  Exemplnr  im  Münchener 


Museum.  6  Arm  von  oben  (vergrössert). 


Digitized  by  Google 


1 70  Echinodermata.  Asterozoa. 

• 

Ophioglypha  und  Ophiomusium  Lyman  vor.  Von  den  unter  dem 
Gattungsnamen  Geocoma  d'Orb.  beschriebenen  Arten  sind  einige,  wie 
0.  socialis  Heller  aus  dem  Callovieu  von  Im.  Voulte  oder  0.  libanotica 
König  aus  der  Kreide  von  Hakel  im  Libanon  nicht  näher  definirbar; 
andere,  wie  O.  carinata  Goldf.  (Fig.  332)  stehen  der  lebenden  Gattung 


Flg  382. 

Utittoma  carinata  Goldf.  a  Kx<-in|>lar  In  nat.  (irosse  au«  dem  lithographischen  8chiefor  von  Zandt 
bei  Solenhofen.   6  Gekörnclte  Uberseite  der  Scheibe  in  der  Mitte  eingedrückt  und  vertieft  (vergr.) 

c  Unterseite  eines  Arme«  ( vergrößert  1. 


Amph  iura  sehr  nahe.  Ophiuretta  elegans  Ag.  aus  dem  lithographischen 
Schiefer  wird  von  Lütken  zu  Ophiocoma,  andere  unter  verschiedenen 
Gattungsnamen  beschriebene  Arten  aus  Jura  und  Kreide  zu  Ophio- 
glypha Lyman  gestellt. 

Die  generisch  nicht  genauer  bestimmbaren  fossilen  Formen  werden 
meist  unter  der  Collectivbezeichnung  Ophiurites  zusammengefasst. 

2.  Classe.    Asteroiden.  Seesterne. 

Seesterne  mit  unten  abgeplatteten  Armen.  Die  Arme 
enthalten  Ausstülpungen  des  Darms,  der  Leber  und  der 
Genitalien  und  besitzen  auf  der  Unterseite  eine  tiefe, 
offene  A  m  b  u  1  a  c  r  a  1  f  u  r  c  h  e. 

Bei  den  Seesternen  sind  die  fünf  (zuweilen  auch  8.  10,  12,  20  und 
mehr)  Arme  Ausstülpungen  der  Centraischeibe,  aus  welcher  sie  mehr 
oder  weniger  weit  hervorragen.  Das  Hautskolet  besteht  entweder  aus 
aneinander  stossonden  Platten,  oder  aus  einem  Netz  von  Kalkbalkon, 
welche  durch  eine  lederartige  Haut  verbunden  sind.  Die  Platten  oder 
Balken  tragen  häulig  bewegliche  Borsten,  Höcker  und  Stacheln  oder 
besitzen  köruelige  Verzierung.  Auf  der  Rückseite  befindet  sich  meist 
eine  centrale  oder  subcentrale  Afterpore,  und  in  einem  (zuweilen 
auch  in  zwei  oder  mehr)  der  Interbrachialräume  eine  labyrinthisch 
gefurchte  poröse  Madre porenplatte,  durch  welche  Wasser  in  den 
sogenannten  Steineanal  gelangt  und  von  diesem  nach  dem  um  den 
Mund  verlaufenden  Wassergefassring  geführt  wird.  Feine  Poren  und 
Spalten  auf  dem  Kücken  und  neben  der  Ambulacralfurche  werden  als 
Respirationsorgane  gedeutet. 

Im  (entrinn  der  Unterseite  liegt  der  Mund,  welcher  durch  fünf 
Paar  in  den  Ecken  vorspringende  Oralplatten  fünfspaltig  erscheint. 
Die  Spalten  sind  mit  Papillen  besetzt.    Vom  Mund  gehen  auf  der 


Digitized  by  Googl 


Asteroidea. 


171 


Kig  333. 
Augenphitte  von 
Goninnter.  Aus  dem 
weissen  Jurakalk 
von   Streitberg  */,. 
a  Von  Innen.  6  von 
nusseu. 


Unterseite  nach  jedem  Arm  breite  Furchen  aus,  welche  sich  nach  und 
nach  verengen  und  an  der  Spitze  durch  eine  einfache,  auf  der  Unter- 
seite ausgeschnittene  Platte  (Augenplatte)  abgeschlossen 
werden  (Fig.  333).  Jede  Ambulacralfurche  enthält  zwei 
Reihen  schräg  gestellter,  länglicher  Ambulacralplatten 
(Fig.  334,  335),  welche  in  der  Mitte  durch  Muskelfasern 
verbunden  sind  und  ein  nach  unten  und  aussen  abfallen- 
des Dach  bilden,  unter  dessen  First  zuerst  ein  Wasser- 
gefäss.  dann  ein  radiales  Blutgefäss  und  ein  Nerven- 
strang verlaufen.  Dieselben  sind  den  Wirbelhälften 
bei  den  Ophiuren  homolog.  Die  Form  der  Ambulacral- 
platten ist  für  jede  einzelne  Gattung  charakteristisch. 
Bei  allen  lebenden  Seesternen  stossen  sie  über  dem 
Ambulacralgefäss  mit  ihren  Enden  aneinander;  bei  den 
paläozoischen  Formen  dagegen  bilden  sie  alternirende 
Reihen  und  haben  nur  geringe  dachförmige  Neigung. 
Jedes  radiale  Ambulacralgefäss  sendet  zwischen  jedem 
Adambulacralplattenpaar  einen  Seitenast  aus,  von  dem 
nach  unten  schlauchartige,  schwellbare  Ambulacral- 
füsschen,  nach  oben  und  innen  blasenartige  Ampullen  entspringen. 
Letztere  treten  durch  spalten-  oder  porenartige  Oefmungen  zwischen 
zwei  Ambulacralplatten  in  das  Innere  der  Arme  (Fig.  336).  Die  Am- 
bulacralplatten sind  unten  jederseits  von   einer  Reihe  sogenannter 

am  ikJ 


Fig  334. 
Ein  itolirtes  Ambu- 
lacralplttttehen  von 
Goniafter.  Aus  dem 
weissen  Jura  von 
Streitberg  (nat  Gr.). 


ad  mi'. 


Fi«,  m 


Adropccten  aumntiaett*  Phil.  Aus  dem  Mittelmeer. 
Querschnitt  eines  Arme«  (vergrößert),  am  Ambu- 
lacralplatten. ad  Adambulacralplatten,  mv  untere 
Kandplatten.  md  obere  Randplatten. 


aä 


Fig.  336. 

Urasttr  (Atttracanthion)  rubrni  I.ln  *p.  Nordsee. 
Querschnitt  eine«  Armes  (vorgrössert).  am  Ainhu- 
lacralplatten,  ad  Adambulacralplatten,  mv  untere 
Kandplatten.  Das  WosHorgefaisN  (o)  nehm  Am- 
pullen (6)  und  Ambulacralfhsschon  (p)  ist  durch 
punktirte  Linien  angedeutet. 


Adambu lacralplatten  begrenzt,  an  welche  sich  bei  manchen  Gat- 
tungen die  grossen  unteren  Randplatten  (Fig.  335)  anlegen.  Inter- 
mediäre Ausfüllungsplatten  heissen  die  zuweilen  zwischen  den 
unteren  Randplatten  und  den  Adambulacralplatten  eingeschalteten, 
Rücken  platten  die  auf  der  Dorsalseite  befindlichen  Kalkkörper. 

Vollständig  erhaltene  fossile  Seesterne  gehören  fast  allenthalben 
zu  den  seltenen  Versteinerungen,  nur  einzelne  Localitäten  (Bundeubach) 
liefern  eine  grössere  Menge  ziemlich  completer  Exemplare;  häufiger 
finden  sich  Abdrücke  oder  isolirte  Platten.  Die  ältesten  Formen  be- 
ginnen bereits  im  Silur. 

1.  Ordnung.   Encrinasteriae.  Bronn. 

Paläozoische  Seesterne  mit  schwach  geneigten,  in  der 
Mitte  der  Ambulacralf urchen  alternirend  zusammenstossen- 
den  Ambulacralplatten.  Madreporenplatte  auf  der  Unterseite. 


172 


Echinodermata.  Asterozoa 


Von  den  zahlreichen,  hierher  gehörigen  Gattungen  besitzen  Aspi- 
dosoma  Goldf.  (Fig.  337)  aus  dem  unteren  Devon  von  Rheinpreussen 
und  Bundenbach,  Palaeaster  Hall  [Archasterias  J.  Müll.)  (Fig.  338) 
aus  dem  Silur,  Devon  und  Carbon  von  Nord -Amerika  und  Europa. 
Urasterella  M'Coy  (Stenaster  Billings)  aus  dem  unteren  Silur  von 

i 


Fi«.  337 

Atpldotoma  pttaloide*  Slmonowitsch.  Aus 
dem  unterdevonischen  Sandstein  derHohen- 
reiner  Hurte  bei  Niederlahnstein  (Nach 
Si  mo  no  witsch.)  a  Exemplar  in  natürl. 
<«h>s*e  von  der  l'nterseite  6  Arm  von  der 
Oberseite,  c  Ann  von  der  L'nterseite  (vergr). 


Fig.  338. 

Pnlaea*tcr  Euchari«  Hall.  Devon.  Hamilton.  New  York. 
(Nach  J.  Hall.)   a  Exemplar  in  nat  Grösse  von  unten. 
6  Arm  von  oben,   c  Arm  von  unten  (schcmatisch). 


Nord-Amerika,  Palasterina  M'Coy,  Palaeodiscus  Salter,  Palaeo- 
coma  Salter  aus  dem  oberen  Silur  von  England,  Saiteraster,  Palaeo- 
stella  Stürtz  aus  dem  Devon  von  Bundenbach  u.  A.  grosse  Randplatten, 
die  meist  in  zwei  Reihen  angeordnet  sind,  während  den  Gattungen 
Palaecoma  Salter  (Ob.  Silur),  Palasteriscus ,  Loriolaster,  Chei- 
ropleraster  Stürtz  aus  dem  Devon  von  Bundenbach  solche  Rand- 
platten fehlen. 

2.  Ordnung.    Euasteriae.  Bronn. 


der  Mitte  der 
Madreporen- 


Ambulacralplatten  dachförmig  geneigt,  in 
Ambulacralfurchen  direkt  zusamm enstossend. 
a         e        platte  auf  der  Dorsalseite. 

Auch  die  Euasteriae  werden  nach  dein  Vorhanden- 
sein oder  Fehlen  von  Randplattenreihen  in  die  zwei 
Gruppen  der  Phancrozonia  und  Cryptozonia  eingetheilt. 
Beide  beginnen  schon  in  paläozoischen  Ablagerungen. 


Fig.  339. 
Qonituttr  impreftae 
Oui'tiM  Aus  dem 
weissen  Jura  und 
von  Keichenbach  im 
Thüle.  a  obere, 
b  untere  Kaudplattcu 

in  mit  Grosse, 
<•  Raiid|ilutte  mit  V 
l'ediccllurien  (nach 

Quensted  t). 


A.    Phanerozonia.  Sladen. 


Arme  mit  ventralen  und  dorsalen  Randplatten. 

Der  kleine  fünfarmige  Xenaster  Simonowitech  aus 
devonischem  Spiriferensandstein  des  Rheingebietes  dürfte 
der  älteste  bekannte  Vertreter  dieser  formenreichen  Gruppe 
sein.  Auch  Astropecten  Linck  (Fig.  335)  mit  fünf  langen, 
abgeplatteten  Armen,  vierseitigen  Adambulacralplatten  und 
zwei  Reihen  grosser  Randplatten  kommt  nach  Stürtz 
schon  im  Devon  von  Bundenbach  vor.  Eine  Anzahl  fos- 
siler Arten  dieser  noch  jetzt  verbreiteten  GattUDg  sind  vom  Lias  an  bis  ins 
jüngste  Tertiär  beschrieben. 


Digitized  by  Google 


Asteroiden.  Euasteriae. 


173 


Im  Muschelkalk  findet  sich  Trichasteropsis  Eck  mit  verhältniss- 
mässig  schwachen  Ranilplatten. 

Goniaster  Ag.  (Pentagonaster  Linck)  (Fig.  339,  340)  hat  kurze,  kaum 

über  die  Scheibe  vorragende  Arme 
und  zahlreiche  kleine,  intermediäre 
Ausfüllungsplättchen  auf  der  Ven- 
tral- und  Dorsalseite.  Jura  bis 
Jetztzeit. 

B 


mi- 


Fig.  340. 

Goniaster  Parkinsoni  Forbcs.   Lower  Chalk.   Sussex.    A  Von  der  Unterseite,  B  von  der 

Seite  (nach  Forbei). 

Leptaster  Lor.  und  Luidia  Forbes  kommen  im  Jura  vor,  und  auch 
vom  lebenden  Pentaceros  Linck  (Oreaster  M.  T.)  mit  grossen,  höckerigen 
Plattenreihen  auf  der  Dorsalseite  (Fig.  141)  finden  sich  in  Jura,  Kreide  und 
Tertiär  fossile  Arten. 


Fig.  342. 

Sphaerltc*  »culatut  (Joidf.  Ob.  Jura. 
Sontheim^Wurttemberg). 


Fig.  341. 

n  Fentacero*  jum»Mic\u  Zitt.  Aus  dem  lithographischen  Schiefer 

(ob.  Jura)  von  Bentfeld  bei  Ingolstadt  ('/»  nat.  Grösse). 
6  P.  thoraci/er  <5ein.   Randplatte  aus  dem  Pläner  von  Plauen 
c  P.  privutevwt  Zltt.  Aus  dem  ob.  Jura  von  Streitberg. 


Flg.  343. 
a  Sphaerik*  tabulntaa  Ooldf. 
b  SphoertUi  punetotug  «ioidf. 
Ob.  Jura.  Streitberg.  Franken. 


Im  oberen  Jura  von  Württemberg,  der  Schweiz  etc.  finden  sich  nicht 
selten  isolirte  sechsseitige  Platten  von  verschiedener  Dicke  und  Grösse 
(Sphaerites),  wovon  einige  starke  conische  Stacheln  tragen  (Fig.  342), 
während  andere  glatt  oder  mit  mehreren  Grübchen  versehen  sind  (Fig.  343). 
Die  zoologische  Stellung  dieser  Platten  ist  bis  jetzt  nicht  mit  Sicherheit 
ermittelt. 


Digitized  by  Google 


174 


Echinodertnata.  Echinozoa. 


B.   Cryptozonia.  Sladen. 
Arme  ohne  oder  nur  mit  ventralen  Randplatten. 

Von  den  paläozoischen  Repräsentanten  dieser  Gruppe  schliessen  sich 
die  Gattungen  Lepidaster  Forbes  (Silur)  und  Roemeraster  Stürtz  (Devon) 
an  die  lebende  Gattung  Linckia,  Echinasterella  Stürtz  (Devon)  an  die 
Echinasteridae ,  Medusaster  Stürtz  aus  Bundenbach  an  Asterias  Lin., 
Protasteracanthion  Stürtz  von  Bundenbach  an  Brisinga  an. 

Vom  vielarmigen  Solaster  Forbes  ist  eine  fossile  Art  aus  dem  Gross- 
oolith  von  England,  von  Rhopia  Gray  eine  Species  aus  dem  Neocom  be- 
kannt.   Tropidaster  Forbes  findet  sich  im  mittleren  Lias. 

C.  Echinozoa. 

Armlose,  ungestielte  Echinodermen  von  kugeliger, 
eiförmiger,  scheibenförmiger  oder  walzenförmiger  Ge- 
stalt; die  Weichtheile  von  einem  getäfelten  Hautskelet 
oder  einer  lederartigen  Haut  mit  eingestreuten  Kalk- 
körperchen  umgeben. 

Hierher  die  zwei  (  lassen  der  Echinoidea  (Seeigel)  und  Holothurioidea 
(Seewalzen). 

•    1.  Classe.    Echinoidea.  Seeigel.1) 

Kugelige,  scheibenförmige  oder  ovale  Echinodermen, 
deren  Einge  weide  von  einer  soliden,  getäfelten,  mit  beweg- 
lichen Stacheln  bedeckten  Schale  umschlossen  sind.  Mund 
auf  der  Unterseite.  After  im  Scheitel  oder  zwischen  Scheitel 
und  Mund.  Die  fünf  Ambulacra  durch  Porenreihen  be- 
grenzt. 

Die  Schale  (Corona)  der  Seeigel  besteht  aus  Kalk täf eichen,  wTelche 
durch  Sutur  verbunden  und  zu  einer  meist  unbeweglichen,  seltener 
schwach  verschiel  »baren  Kapsel  zusammengefügt  sind.  Diese  Kapsel 
ist  von  zwei  grösseren  OefTnungen  durchbohrt,  wovon  die  eine,  der 
Mund  (peristoma),  stets  auf  der  Unterseite  und  zwar  bald  central, 

• 

')  Loten,  Sven.,  Etudes  sur  les  Echinoidees.  Svenska  Vetensk.  Handl.  1874. 
Bd.  XI.  on  Pourtalesia  ibid.  1883.  Bd.  XIX.  —  Agassiz;  AI,  Revision  of  the 
Echini.  Cambridge  1872 — 74.  —  Agassiz,  L.,  et  Dtsor,  E.,  Description  des  Echinides 
foss.  de  la  Suisse.  Neuchatel  1839—40.  —  Desor,  E.,  Synopsis  des  Echinides  fos- 
siles. Paris  et  Wiesbaden  1855-59.  —  d'Ürbigny,  Ale,  Paläontologie  francaiae. 
Terr.  cret.  Echinides  irreguliers.  1856—1857.  vol.  VI.  -  Cotteau,  Q.,  Paleonto- 
logie  francaise.   Terr.  cret.  vol.  VII.    Terr.  jur.  vol.  IX  et  X.    Terr.  tert.  vol.  II. 

Cotteau,  Peron  et  Gauthier,  Echinides  fossiles  de  l'Algerie.  Paris  1876—91.  — 
Wright,  Th.,  Monograph  of  the  fosBÜ  Echinod.  of  the  oolitic  and  cretaceus  For- 
mations. Palaeont.  Soc.  1875—71.  —  Loriol,  P.  de,  Echinologie  helvetique  I.  IL 
III.  1868—75.  —  Dames,  W.,  Die  Ecbiniden  der  vicentinischen  und  veronesischen 
TertiUrablagerungcn.  Palaeontographica  XXV.  1877.  —  (^Henstedt,  F.  A.,  Petre- 
faktenkunde  Deutschlands.  Bd.  III.  Ecbiniden.  1872—75.  —  Schlüter,  Clent.,  Die 
regulären  Ecbiniden  der  norddeutschen  Kreide.  Abh.  zur  geol.  Spec.-Karte  von 
Preussen.  Bd.  IV.  1883  u.  Neue  Folge  Heft  5.  1892.  Ebert,  Th.,  Die  Echiuiden 
des  nord-  und  mitteldeutschen  Olijrocän.  ibid.  188Ü.  —  Duncan,  P.  M.,  and 
Sladen,  l'ercy,  Monograph  of  fossil  Echinoidea  of  Western  Sind.  Palaeont.  Indica. 
Ser.  XIV.  ]882— 81.  —  Duncan,  P.  M.,  A  Revision  of  the  genera  and  great  groups 
of  the  Echinoidea.    Journ.  Linn.  Soc.  London  Zoology.    vol.  XXIII.  1889. 


Digitized  by  Google 


Echinoidea. 


175 


bald  excentrisch  gelegen  ist,  während  die  zweite,  der  After  (Periproct), 
entweder  dem  Mund  gegenüber  im  Scheitel  oder  in  der  Mittelebene 
der  Hinterhälfte  an  einer  beliebigen  Stelle  ausmündet.  Vom  Mund 
beginnt  ein  dicker  Darmcanal,  welcher  in  drei  Abschnitte,  Speiseröhre, 
Magen  und  Enddarm  zerfällt  und  nach  mehreren  Windungen  in  der 
Afieröffnung  endigt.  Der  Darmcanal  wird  durch  Muskeln  an  der  Innen- 
seite der  Schale  befestigt. 

Der  Scheitel  (Apex)  ist  in  der  Regel  aus. einem  Kranz  von  zehn 
Tafelchen  zusammengesetzt  und  enthält  stets  eine  poröse,  zur  Speisung 
des  Ambulacralsystems  bestimmte  M ad reporen platte.  Von  dieser 
wird  das  Wasser  durch  den  »Steincanal«  nach  dem  Centralgefäss 
des?  Ambulacralsystems  geführt,  welches  innerhalb  der  Schale  ringförmig 
den  Mund  (resp.  die  Speiseröhre)  umgibt  und  fünf  radiäre  Wassergefässe 
nach  dem  Scheitel  aussendet:  Das  Wassergefässsystem  ist  im  Wesent- 
lichen wie  bei  den  Asterozoen  beschaffen.  Das  Ringgefäss  erweitert 
sich  in  den  fünf  Interambulacralräumen  zu  schwellbaren  Poli'schen 
Blasen,  welche  als  Wasserreservoir  dienen,  und  die  fünf  Radialstränge 
senden  in  regelmässigen  Abständen  Seitenäste  aus,  von  denen  kleinere 
Ampullen  nach  innen  und  schlauchartige  Fortsätze  nach  aussen  aus- 


der  Asterozoen  innerhalb  und  nicht  ausserhalb  der  Schale  liegt,  so 
müssen  die  nach  aussen  gerichteten  Schläuche  (Ambulacralfüsschen, 
Tentakeln)  die  Schale  durchbohren.  Meistens  gabelt  sich  der  die 
Schale  durchbohrende  Schlauch  in  zwei  Aeste,  die  sich  aussen  wieder 
vereinigen,  so  dass  jedem  Saugfüsschen  oder  Tentakel  ein  Porenpaar 
entspricht.  Durch  die  Ambulacralstränge  erhält  somit  die  Schule  fünf 
vom  Mund  zum  Scheitel  verlaufende  Felder,  die  seitlich  durch  Poren- 
zonen (Fühlergänge)  begrenzt  sind. 

Diese  Ambulacralf eider  oder  Ambulacra  bestehen  bei  allen 
lebenden  und  den  meisten  fossilen  Seeigeln  aus  zwei  alternirenden, 
durch  Zickzacknähte  verbundenen  Reihen  von  Täfelchen,  und  ebenso 
*ind  die  fünf  Interambulacra  durch  zwei  Täf eichenreihen  ausgefüllt. 
Die  normale  Zahl  von  20  oder  besser  2  X  10  meridionalen  Täfelchen- 
reihen  wird  nur  bei  den  paläozoischen  Palechinoideen,  bei  Tiarechinus 
und  der  cretaeeischen  Gattung  Tetracidaris  übertreffen  und  von  Bothrio- 
cidaris  nicht  vollständig  erreicht.  Sämmtliche,  zuweilen  auch  nur  die 
auf  der  Unterseite  austretenden  schwellbaren  Ambulacralfüsschen  fun- 
giren  als  Locomotionsorgane,  indem  sie  sich  am  Boden  festsaugen  und 
den  Körper  nachschleppen;  bei  vielen  Seeigeln  mit  blattförmigen  Am 
bulacren  modificiren  sich  die  Saugfüsschen  zu  gefiederten  Tentakeln 
und  dienen  zur  Respiration.  Zuweilen  treten  auch  in  den  Mundecken 
buschige  Mundkiemen  hervor,  die  vom  Wassergefäss  versorgt  werden. 

Unter  dem  ambulacralen  Centrairing  befindet  sich  ein  netzförmiges 
Blutgefässgeflecht,  von  welchem  fünf  radiale  Aeste  in  der  Rich- 
tung der  fünf  Ambulacralstränge,  sowie  zwei  dem  Darm  folgende  Ge- 
fässe  ausgehen.  Der  centrale  Nervenring  mit  seinen  fünf,  die  Am- 
bulacralgefässe  begleitenden  Radialsträngen  liegt  zu  unterst. 

Unter  dem  Scheitel  befinden  sich  in  den  Interambulacralfeldern 
die  fünf  (zuweilen  auch  vier  oder  zwei)  grossen  Genitaldrüsen. 

Sämmtliche  Täf  eichen  (assulae,  plaques  coronales)  einer  Ambu- 
lacral-  oder  Interarnbulacralreilie  stossen  mit  parallelen  Nähten  aneinander 


170 


Echinodermata.  Echinozoa. 


und  sind  durch  Zickzacknähte  mit  den  Täfelchen  der  Nachbarreihe  ver- 
bunden. Die  Zahl  der  Täfelchen  stimmt  in  allen  ambulacralen,  sowie 
in  allen  interambulacralon  Reihen  überein,  dagegen  sind  die  porenlosen 
Täfelchen  der  IA  in  Grösse,  Form  und  Zahl  ganz  unabhängig  von 
den  Porentäfelchen  der  A.  Bei  den  Oidariden  enthalten  z.  B.  die  sehr 
schmalen  Ambulacralreihen  je  50 — 60  winzige  Täfelchen,  die  breiten 
IA  nur  je  4 — 5  grosse  Platten.  Die  Poren  zonen,  welche  die  A  seitlich 
begrenzen,  bestehen  entweder  aus  gleichen,  runden,  oder  aus  zwei  un- 
gleichen Poren,  wovon  eine  rund,  die  andere  quer  verlängert  ist.  Sind 
zwei  Poren  durch  eine  Furche  verbunden,  so  heissen  sie  gejocht.  Die 
Ambulacra  sind  entweder  einfach  (Ambulacrum  simplex  oder  per- 
fectum)  und  verlaufen  bandförmig  und  ununterbrochen  vom  Scheitel 
zum  Mund,  oder  sie  sind  blattförmig,  petaloid  (Ambulacrum 
circumscriptum),  wenn  die  Porenzonen  vom  Scheitel  anfänglich  diver- 
giren,  sich  auf  der  Oberseite  der  Schale  aber  wieder  gegen  einander 
neigen  und  auf  diese  Weise  blattförmige  Felder  {P et al od ion)  um  den 
Scheitel  bilden.  Zuweilen  berühren  sich  die  convergirenden  Enden 
der  Petalodien  in  der  Mitte  und  schliessen  dieselben  ab,  meist 
jedoch  bleiben  sie  mehr  oder  weniger  weit  entfernt  und  nach  unten 
geöffnet.  Sind  die  Petalodien  stark  verlängert,  unten  offen  und  seitlich 
von  ungekochten  Porenpaaren  begrenzt,  so  heissen  die  Ambulacra  sub- 
petaloid.  Am  Ende  der  Petalodien  hören  die  Poren  selten  vollständig 
auf  (Clypeaster),  sondern  lassen  sich  meist  noch  bi»  zum  Mund  verfolgen, 
allein  die  Porenzonen  werden  entweder  einreihig,  oder  winzig  klein  und 
differiron  in  Zahl  und  Anordnung  auffällig  von  denen  der  Petalodien. 
Zuweilen  verschwinden  die  Poren  am  Ende  der  Petalodien  auf  der 
Oberseite  ganz  und  beginnen  erst  wieder  in  der  Nähe  des  Mundes. 
Meist  veräudern  auch  die  Täfelchen  der  petaloiden  Ambulacra  unter- 
halb der  Petalodien  ihre  Grösse  und  Form,  so  dass  die  Ambulacren  aus 
zwei  ungleichen  Theilen  zusammengesetzt  erscheinen.  Der  von  den 
Porenstreifen  umschlossene  Theil  der  Ambulacra  wird  Zwischen - 
porcnfeld  oder  Mittelfeld  (zone  interporifere)  genannt. 

Bei  den  regulären  Seeigeln,  bei  welchen  der  After  dem  Mund 
gegenüber  im  Scheitel  liegt,  sind  alle  A  und  IA  untereinander  gleich, 
bei  den  irregulären  Formen  mit  ausserhalb  des  Seheiteis  gelegenem 
After,  unterscheiden  sich  häufig  das  vordere  Ambulacrum  und  das  hintere 
IA  ganz  erheblich  von  den  übrigen  gleichnamigen  Feldern. 

Die  porentragenden  Täfelchen  der  einfachen  Ambulacra  haben 
häufig  alle  gleiche  Grösse  und  Form.  Zuweilen  schalten  sich  aber 
auch  kleine,  mit  Poren  versehene  Halbtäfelchen,  welche  die  Mitte 
der  Ambulacra  nicht  erreichen,  zwischen  zwei  normale  Plättchen  ein, 
und  öfters  verschmelzen  o —10  kleine  Täfelchen  zu  sogenannten 
Grossplatten  mit  2 — 5  oder  mehr  Porenpaaren,  an  welchen  die 
Nähte  der  einzelnen  Plättchen  meist  nur  am  Aussenrand  deutlich 
sichtbar  sind.  Alle  neuentstehenden  Täfelchen  schalten  sich  unter 
dem  Schcitelschild  ein. 

Das  Scheitel schild  (appareil  apical,  abactinal  System)  befindet 
sich  stets  auf  der  gewölbten  Oberseite  und  nimmt  dort  eine  centrale 
oder  subcentrale  Lage  ein.  Bei  den  regulären  (endoeyclischen)  Seeigeln 
umschliesst  es  die  AfteröfTnung,  bei  den  irregulären  (exoeyclischen) 
Formen  liegt  der  After  ausserhalb  des  Scheitels  im  hinteren  Inter- 


Digitized  by  Googl 


EchinoideÄ. 


177 


ambulaeruin.  Das  Scheitelschild  besteht  normal  aus  zehn  alteniireiiden 
Täfelchen,  wovon  die  fünf  grösseren  am  oberen  Ende  der  Interambu- 
lacra,  die  fünf  kleineren  am  Ende  der  Ambulacra  stehen.  Letztere  sind 
meist  drei-  oder  fünfseitig  und  von  einer  äusserst  feinen  Oeffnung 
durchbohrt.  Sie  heissen  gewöhnlich  Augentäfelchen  (plagues  ocel- 
laires),  weil  irrthümlich  angenommen  wurde,  dass  sich  am  Ende  des 
Radialnervs  ein  dem  Auge  entsprechender  Krystallkörper  befände. 
Nachdem  diese  Annahme  widerlegt,  nennt  man  die  Täfelchen  Radialia. 
Die  fünf  interradialen,  sogenannten  Genitaltäfelchen  (Eiertäfelchen) 
haben  am  häufigsten  irregulär  fünf-  oder  sechsseitige  Form  und  liegen 
über  den  Genitaldrüsen.  Sie  besitzen  in  der  Regel  eine,  bei  den  paläo- 
zoischen und  einigen  jüngeren  Seeigeln  auch  3 — 5  Poren,  die  Mündung 
des  Ausfuhrcanals  der  Genitaldrüsen.  Verkümmern  eine  oder  zwei 
Genitaldrüsen,  so  bleiben  die 
entsprechenden  Täf  eichen 
des  Scheitelschildes  un 
durchbohrt,  ja  in  manchen 
Fällen  fehlt  das  hintere 
Genitaltäfelchen  gänzlich. 
Eines  der  Genitaltäfelchen, 
und  zwar  bei  den  Irregulären 
stets  das  im  rechten  vorderen 
hiterradius  gelegene,  zeich- 
net sich  durch  poröse, 
schwammige  Beschaffenheit 
aus  und  dient  als  Siebplatte 
(M  ad  repo  reu  platte)  für 
das  in  den  Steinern  ml  ein- 
dringende Wasser.  Auch 
bei  den  regulären  Seeigeln 
befindet  sich,  wie  Loven 
scharfsinnig  nachgewiesen, 
die  Madreporenplatte  im 
vorderen  linken  Interambu- 
lacrum.  Es  kann  darnach 
jeder  Seeigel  orientirt  und 
io  zwei  symmetrische  Hälf- 
ten zerlegt  werden,  wobei 
die  Körperaxe  durch  die  Mitte  des  vorderon  unpaaren  Amb.,  des  hin- 
teren Interamb.  und  durch  Scheitel,  Mund  und  After  vorläuft. 

Bei  den  regulären  Seeigeln  (Fig.  344)  alterniren  die  Genital-  und 
Radialtäfelchen  regelmässig  mit  einander  und  umschliessen  die  centrale 
Afterlücke  (l'eri  proc  t),  welche  bald  von  einer  verschiedenen  Anzahl 
kleiner,  bald  von  2 — 3  grösseren  Kalktäfelchen  bedeckt  ist. 

Bei  den  irregulären  Seeigeln  (Fig.  340)  stossen  die  Schoiteltäfelchen 
direct  aneinander  und  bilden  bald  oin  rundliches,  compactes,  bald 
ein  etwas  in  die  Länge  gezogenes  Scheitelschild.  Die  Madreporenplatte 
zeichnet  sich  häufig  durch  ansehnliche  Grösse  aus.  Ein  zerrissenes 
Seheitelschild  besitzen  die  Dysasteriden,  bei  welchen  die  beiden  hinteren 
Amb.  nicht  im  gemeinsamen  Centrum  zusammenlaufen,  sondern  durch 
einen  weiten  Zwischenraum  von  den  drei  vorderen  getrennt  bleiben 

Zltlel,  Orandxüge  der  Paläontologie.  12 


Kiu  :W4. 

8ulM»ilrlM.*iii)<!  r»-Kul«it  r  .n<  ik>1  u  von  Pnltuchinus  (vorgT.), 
b  von  Culari*  (nnt.  <;row««i,  c  von  Salrnia  ivt-w/i,  d  von 
(vergr.).   (Vit-  Mfeld.-r  Mnd  mit  I    V  bezeichnet). 


Digitizöd  by  Google 


178 


Echinodermata.  Erhinozoa. 


(Fig.  345  a).  Der  Raum  zwischen  den  4  vorderen  Genitaltäfelchen  und 
den  2  hinteren  Radial  (Ocellar)- Täfelchen  wird  durch  überzählige,  ein- 
geschaltete Plättchen  ausgefüllt. 

Bei  den  Clypeastriden  und  Oonoclypeiden  und  vielen  Echinolam- 
piden  besteht  das  Scheitelschild  aus  5  winzigen  Radialtäfelchen  am 
Ende  der  Amb.  und  einer  einzigen  grossen,  porösen  fünfeckigen  Oentral- 
platte,  welche  wahrscheinlich  aus  der  Verschmelzung  der  5  Genital- 
platten entstanden  ist  und  in  ihren  Ecken  meist  auch  die  5  oder  4 
Genitalporen  enthält.   (Fig.  345  e,f). 

In  manchen  Fällen  dient  nicht  nur  eine  einzige  Genitalplatte  zum 
«  Einlass  des  Wassers  in  den  Steincanal,  sondern  es  können 

auch  noch  ein  oder  zwei  Nachbartäfelchen  poröse  Beschaffen- 
heit annehmen  und  als  Madreporenplatten  fungiren. 

6  d 


Kijf.  345. 


t,  c  von  Hyboclypcu»,  d  von  Micratier 


SehelteUchll.l  lm>Kul»rer  Seeigel  o  von  Coltyritt*.  b  von  HoUctypyu,  i 
(atark  vergrossert),  e  von  Conoclypcu*.  /  von 

DasPeristom  (Mundlücke,  actinal  system),  häufig  auch  kurzweg 
Mund  genannt,  liegt  stets  auf  der  Unterseite,  entweder  central  oder 
excentrisch  und  alsdann  meist  nach  vorne  geriiekt.  Die  Form  der 
üeffnuug  ist  rund,  fünfeckig,  zehneckig,  oval  oder  zweilippig,  ihre 
Grösse  je  nach  den  Gattungen  sehr  verschieden.  An  lebenden  Exem- 
plaren ist  dieselbe  theilweise  durch  eine  häutige  Membran  bedeckt,  die 
häufig  durch  kleine  bewegliche  Täfelehen  verstärkt  wird,  und  in  welcher 
sich  die  eigentliche  Mundötluung  befindet. 

Zuweilen  sind  die  Ecken  des  Peristoms  mit  5  oder  10  Einschnitten 
tum  Austritt  der  Mundkiemen  versehen  (Glyphostomata).  Bei  den  Cassi- 
duliden  vertiefen  sich  die  Ambulacra  in  der  Nähe  des  Peristoms  und 
besitzen  darin  grosse,  wohlentwickelte  Porenstreifen;  zwischen  diesen 
vertieften  »Phvllodien«  erheben  sich  lippenfönnige  Wülste  (bourrelets 
buccaux),  und  beide  zusammen  bilden  einen  fünfblättrigen  Stern,  die 
sog.  Floscelle  um  den  Mund.  Ein  quer  zweilippiges  Peristom  ent- 
steht dadurch,  dass  sich  der  vordere  quere  Rand  einsenkt  und  der 
hintere  mit  nach  vorne  convexer  Begrenzung  erhaben  hervortritt. 

Viele  Seeigel  besitzen  als  Kauapparat  ein  kräftiges,  aus  5  pyrami- 
dalen, im  Querschnitt  dreieckigen,  häufig  hälftig  getheilten  Kinnladen 


Echinoidea. 


179 


(maxillae)  oder  Kiefern  bestehendes  Gerüst,  worin  sich  5  mehr  oder 
weniger  verticale,  schmale,  etwas  gebogene,  unten  zugespitzte  »Zähne« 
bewegen.  Zu  diesen  Hauptstückeu  kommen  zuweilen  noch  einige 
andere,  zum  Zusammenhalten  der  beweglichen  Theile  bestimmte  Stücke, 
welche  je  nach  den  Fa- 
milien verschiedene  Be- 
schaffenheit annehmen. 


FlfT-  m«. 

Kieferverürt  von  P*nmmeehintu  mi- 
UarO  iRocent).    a  Kiffer,  b  Zahn, 

e  Ercftnziingsfftürk,  d  Kotulae, 
t  Bugel-stuck,  ««  Aurieula,  am  Am- 
nulacralfeld,  p  Peri*tom 
mach  F.  Bertrand). 


e— 1 


m 
i 


? 


C  e      «  b  b 

Fl*.  347. 

Kleforgerügt  von  Sphaerrchinu*.  A  Obere  Grundfläche  des 
Hohlkegels  (a  Kieferhnlften,  6  Zahn,  c  I  rganzui  L^-tücke, 
rt  radiale  Balken  [Kotulae],  t  Büffelutücke  [<'ompaas\  Der  mit 
x  bezeichneten  Kinnlade  fehlen  aämmtliche  Deckstücke  der 
Grundfläche;  den  mit  w  bezeichneten  liepen  nur  die  Eiyan- 
zunfrsatücke  auf;  bei  y  ist  die  Sutur  zweier  Kinnladen  durch 
einen  Balken  verdeckt,  und  bei  x  befinden  «ich  über  den  Bal- 
ken noch  die  Compaaae).  B  Kine  einzelne  Kinnlade,  von  der 
Seite;  C  von  aussen  In  nat.  Gr.  (Buchstaben  wie  in  Fig.  A). 


Bei  den  regulären  Seeigeln  bezeichnet  man  das  Kiefergerüst  als 
Laterna  Aristotelis  (Fig.  346.  347).  Es  besteht  aus  5  aufrechten,  aus  zwei 
Hälften  zusammengesetzten  Kiefern  (Kinnladen)  von  dreiseitig  pyra- 
midaler Gestalt  (a),  deren  Spitzen  nach  unten  gewendet  sind,  und  welche 
zusammen  einen  hohlen  Kegel  bilden.  Sie  umschliessen  den  langen, 
schmalen,  etwas  gebogenen  Zahn  (6),  dessen  mit  Schmelz  überzogene 
Spitze  unten  aus  x 
dem  Peristoin 
vorragt.  Die  Kie- 
fer legen  sich 
mit  ihren  querge- 
streiften, ebenen 

Aussen  Mächen 
dicht  aneinander 
an  und  bilden 
zusammen  einen 
umgekehrten  Ke- 
gel. An  der  obe- 
ren breiten  Grundfläche  des  Gerüstes  bemerkt  man  noch  die  sog.  Er- 
gänzungsstücke oder  Gelenkepiphysen  (c),  die  5  radialen  Balken  {d) 
(Rotulae,  Falces),  und  über  diesen  die  zur  Anheftung  von  Muskeln 
dienenden  Bügelstücke  oder  Compasse  (e). 

Den  irregulären  Atelostotnata  fehlt  das  Kiefergebiss  gänzlich.  Bei 
den  Gnathostomata  ist  es  entweder  ähnlich  zusammengesetzt,  wie  bei 
den  Reguläres  [Discoidea,  Conoclypeus)  oder  es  besteht  (Clypeastridae) 
aus  fünf  niedrigen,  dreieckigen,  massiven,  aus  zwei  symmetrischen 
Hälften  zusammengesetzten  Kiefern  und  fünf  schmalen,  gebogeneu 
Zähnen  (Fig.  348).  Die  Kieferpaare  haben  in  diesem  Falle  niemals 
alle  gleiche  Grösse  (Hetcrognathi). 

12» 


Fiß.  348. 

A  Kieferperüst  von  Cli/peanttr  (nach  LovetO. 
Ctifpta$ter  Acquptincu*    a  Kit)  einzelner  nun  zwei  Hälften  bestehender 
Kiefer  von  vorn,  b  eine  Kieferhälfte  von  der  Seite. 


Digitized  by  Google 


180 


Echinodermata.  Echinozoa. 


Existirt  ein  fester  Kauapparat,  so  ist  der  Rand  des  Peristoms  stets 
mehr  oder  wenig  nach  innen  gebogen  und  mit  ohrförmigen  Fortsätzen 
(Auriculae)  versehen,  welche  paarig  am  Ende  der  Amb.  oder  Interamb. 
stehen  [und  entwedor  getrennt  bleiben  oder  sich  mit  ihren  oberen 
(inneren)  Enden  vereinigen  und  so  eine  Art  von  Thorbogen  bilden 
(Fig.  346  au).  Diese  Auriculae  (apophyses  myophores)  dienen  zur  Be- 
festigung von  Muskeln,  welche  den  Kauapparat  bewegen.  An  fossilen 
c  Seeigeln  sind  die  Kiefer  höchst  selten  erhalten 

und  äusserlich  kaum  sichtbar. 

Die  Afterlücke  oder  das  Poriproct  hat 
meist  rundliche  Form  und  ist  an  lebenden  Exem- 
plaren mit  einer  Membran  überzogen,  die  mit 
d  kleinen  Kalktäfelchen  bedeckt  ist.  In  der  Mitte 
dieser  Membran  liegt  die  Afteröffnung  (anus). 
Bei  den  regulären  Seeigeln  {Endocyclica)  be- 
findet sich  die  Afterlücke  dem  Mund  gegen- 
über innerhalb  des  Scheitelschildes,  bei  den 
irregulären  (Exocyclica)  verlässt  sie  den 
Scheitel  und  liegt  entweder  in  der  Medianaxe 
des  Körpers  hinter  dem  Scheitel,  auf  der  Ober- 
seite, oder  auf  dem  Hinterrand  oder  zwischen 
Hinterrand  und  Peristom.  Die  Lage  der 
Afterlücke  bildet  bei  den  Exocyclica  ein 
werth volles  systematisches  Merkmal. 

Warzen.  Stacheln.  Die  Täfelchen 
der  Seeigel  sind  fast  immer  mit  warzen- 
artigen Erhöhungen  oder  Körnern  bedeckt, 
welche  bewegliche  Stacheln  oder  Borsten 
tragon.  Nach  der  Grösse  bezeichnet  man 
dieselben  als  Hauptwarzen,  Secundärwarzen, 
Miliarwarzen  und  Granulationen.  Letztere 
(granules)  sind  einfache  kleine  halbkugelige 
oder  irreguläre  Körner.  Bei  den  eigent- 
lichen Warzen  unterscheidet  man  den  halb- 
kugeligen Warzen  köpf  (mamelon),  der 
bald  glatt,  bald  mit  einem  centralen  Grüb- 
chen versehen  ist  und  dann  durchbohrt 
heisst,  sodann  den  WTarzenhals  (Warzen- 
kegel), die  abgestutzte  conische  Erhöhung, 
auf  welcher  der  Warzenkopf  ruht.  Beide 
sind  durch  eine  ringförmige  Einschnürung 
von  einander  geschieden.  Der  Oberrand  des 
Warzenhalses  (anneau)  kann  glatt  oder  strahlig 
gekerbt  sein.  Die  grösseren  Warzen  sind  in  der  Kegel  von  einem 
glatten,  etwas  vertieften,  rundlichen  Höfchen  (areola)  umgeben,  das 
meist  durch  einen  erhöhten  King  von  Körnchenwarzen  {cercle  scrobi- 
culaire)  eingefasst  ist. 

Die  Stacheln  (radioles,  epines)  (Fig.  349)  sind  bewegliche,  durch 
elastische  Bänder  auf  den  Warzenköpfen  befestigte  und  mit  diesen  articu- 
lirende  Anhänge  von  stab-,  keuleu-,  Stachel-,  spateiförmiger  Gestalt,  zu- 
weilen von  bedeutender  Grösse,  manchmal  aber  auch  entsprechend  den 


1 


Fi*.  »V. 

HtAch«ln  n  und  b  von  Cidari»,  e  von 
RhabdocidarU,  d  von  Acroctdaris, 
e  von  J'ortuHdariM. 


Digitized  by  Go 


Ecbinoidea. 


Dimensionen  der  Warzen  nur  winzige,  borstenartige  Stäbchen.  Sie  dienen 
dem  Köq>er  als  Stütze  und  werden  bei  der  Locomotion  benutzt.  Ihre 
vertiefte  Gelenkfläche  (acetabulum),  womit  sie  auf  den  Warzen  ruhen, 
ist  von  einem  glatten  oder  gekerbten  Rand  umgeben  und  dient  dem 
etwas  verdickten  Stachelkopf  als  Basis ;  nach  obeu  wird  der  Kopf  durch 
einen  vorragenden,  glatten  oder  gekerbten  Ring,  welcher  zur  Befesti- 
gung von  Bändern  dient,  begrenzt  und  geht  dann  in  den  etwas  ein- 
geschnürten Stachelhals  über,  auf  welchen  der  eigentliche  meist  rauhe, 
dornige  oder  gestreifte  Stiel  oder  Körper  des  Stachels  folgt. 

Fasciolen  (Semitae)  sind  glatte,  mit  feinen  Borsten  besetzte  Streifen, 
welche  nur  bei  den  Spatangiden  vorkommen.  Dieselben  unterbrechen 
die  sonstige  Sculptur  der  Oberfläche  und  umschliessen  bald  die  peta- 
loiden  Ambulacra,  bald  den  After,  bald  verschiedene  andere  Regionen 
der  Oberfläche. 

Die  Pedicellarien  sind  mikroskopisch  kleine  Greiforgane,  die 
Sphaeridien  winzige,  in  der  Nähe  des  Mundes  befindliche  Geschmacks- 
organe. Beide  sind  fossil  schwer  erhaltungsfällig;  doch  konnten  fossile 
Pedicellarien  zuweilen  nachgewiesen  werden. 

An  Formenreichthum  werden  die  jetzt  existirenden  Seeigel,  deren 
es  vielleicht  300  Arten  gibt,  ganz  erheblich  von  den  fossilen  übertrofTen. 
Die  Zahl  von  2500  Species  dürfte  für  die  letzteren  kaum  zu  hoch  ge- 
griffen sein.  Sie  unterscheiden  sich  durch  den  Mangel  an  Armen  fun- 
damental von  Pelmatozoen  und  Asterozoen  und  wenn  auch  die  Haupt- 
orgune  (Ambulacralgefftss,  Blut-  und  Nervensystem,  Darm)  bei  Pelma- 
tozoen, Asterozoen  und  Echinoidcn  im  Wesentlichen  homologe  Lage  und 
Ausbildung  aufweisen,  so  bietet  das  Hautskclet  der  drei  Gruppen 
doch  nur  geringe  Anhaltspunkte  zum  Vergleich.  Den  Ambulacral- 
strängen  fehlen  bei  den  Seeigeln  die  tragenden  Armglieder,  Wirbel- 
scheiben  oder  Ambulaeralplatten.  Sie  verlaufen  frei  auf  der  Innenseite 
der  Schale  und  sind  von  Ambulacraltäfelchen  bedeckt,  welche  höchstens 
mit  den  Saumplättchen  der  Pelmatozoen  oder  den  Adarabulacralplatten 
der  Seesterne  verglichen  werden  könneli.  Auf  die  Homologie  des 
Scheitelschildes  der  Seeigel  mit  der  Basis  der  Pelmatozoen  wurde  von 
Loven  und  Herb.  Carpenter  grosses  Gewicht  gelegt,  allein  gegen 
die  phyletische  Vcrwerthung  der  Homologie  von  Basalia  und  Genital- 
täfeichen,  von  Radi alia  und  Ocellartäf eichen  und  von  Centrodorsal platte 
mit  dem  bei  jugendlichen  Reguläres  innerhalb  des  Periproctes  gelegenen 
grösseren  Täfelchen  sind  von  Neumayr  und  Semon,  welche  in  diesen 
Erscheinungen  nur  Convergenzbildungen  erblicken,  gewichtige  Be- 
denken erhoben  worden. 

Die  Ontogenie  der  Seeigel  weist  in  ihren  frühen  Entwickelungs 
Stadien  mancherlei  Uebereinstimmuug  mit  den  Larven  von  Ophiuren 
und  Seesternen  auf,  hat  aber  sehr  wenig  mit  jener  von  Pelmatozoen 
gemein.  Von  grossem  Interesse  sind  die  Veränderungen,  welche  das 
Hautakelet  während  seiner  Entwiekclung  durchmacht;  z.  B.  die  Ver- 
mehrung der  Stachelwarzen,  die  Veränderungen  der  Täfelchenzuhl  in  der 
Afterlücke  bei  gewissen  regulären  Seeigeln  (Echinidae),  die  allmähliche 
Abplattung  mancher  Scutellinen,  die  Umwandlung  der  anfänglich  ein- 
fachen Ambulacra  bei  Echinolampidac,  die  Verlegung  der  Afterlücke 
bei  vielen  Oassidulideu  u.  s.  w.  sind  Erscheinungen,  welche  zum  Ver- 
gleich mit  fossilen  Formen  auffordern,  bei  denen  jene  transitorisehen 


Digitized  by  Google 


182 


Echinoderniata.  Fxrhinoidea. 


Erscheinungen  meistens  als  dauernde  Einrichtungen  angetroffen 
werden. 

Lebensweise.  Sämmtliche  Seeigel  loben  im  Meer;  viele  in  ganz 
seichtem  Wasser  unmittelbar  an  der  Küste,  andere  aber  auch  in  den 
tiefsten  Abgründen  des  Oceans.  Fossile  Formen  erscheinen  als  Selten- 
heiten schon  im  Silur,  werden  im  Devon,  Carbon  und  Trias  etwas 
häufiger,  bis  sie  im  Jura,  in  Kreide  und  im  älteren  Tertiär  den  Höhe- 
punkt ihrer  Entwicklung  erreichen  und  von  da  wieder  an  Mannich- 
faltigkeit  abnehmen.  Die  fossilen  Schalen  zeichnen  sich  häufig  durch 
vorzüglichen  Erhaltungszustand  aus;  aber  auch  Fragmente  gestatten 
wegen  des  radiären  oder  seitlich  symmetrischen  Baues  und  der  damit 
zusammenhängenden  Wiederholung  isomerer  Theile  meist  eine  genaue 
systematische  Bestimmung.  Die  Arten  besitzen  meist  eine  kurze  geo- 
logische Lebensdauer  und  dienen  darum  häufig  als  Leitfossilien  für 
bestimmte  Schichten. 

Die  Echinoideen  zerfallen  nach  der  Zahl  der  meridionalen  Täfelchen- 
reihen  in  die  zwei  Unterklassen  der  Palechinoidea  und  der  Euechinoidea. 

l.  Unterklasse.  Palechinoidea. 

Schale  aus  mehr,  selten  aus  weniger  als  20  Täfelehenreif  um  zusammen- 
gesetzt   Pervttom  central,  Kiefergebiss  vorhanden. 

Mit  Ausnahme  von  zwei  Gattungen  (Tiarechiniis)  und  Tetraeidaris 
gehören  sämmtliche  Gattungen  paläozoischen  Ablagerungen  an. 

1.  Ordnung.    Cystocidarida.  Zitt. 

Schale  kugeli  g  oder  eiförmig.  Amb.  schmal  mit  vier  Reihen 
von  Poren  täf  eichen  un  d  zwei  Reihen  und  urch  bohrter  Median  • 
plättchen.  IA  breit  mit  zahlreichen,  dünnen,  etwas  unregel- 
mässig  angeordneten  Täfelchen,  die  mit  Warzen  und  kleinen 
Stacheln  bedeckt  sind.  Mund  central  mit  Kiefergebiss.  After 
interradial  in  der  Nähe  des  Scheitels.  Scheitelschild  un- 
bekannt.   Madreporenplalte  (?)  ausserhalb  des  Scheitels. 

Die  einzige  Gattung  {Cystoeidaris  Zitt,  =  Echinocystites  W .  Thoms.) 
im  oberen  Silur  von  Schottland. 

2.  Ordnung.    Bothriocidarida.  Zitt. 

Schale  kugelig.    After  im  Scheitel,  dem  Mund  gegenüber. 
Amb.  mit  zwei,  IA  mit  einer  Täfeichenreihe.   Scheitel  mit  zehn 
ab  e 


Flg.  350. 

BothrioadarU  Pahleni  F.  Schmidt.    Unt  Silur.    Kommt«,  Kothlaml.   o  Nut  Grosso,  b  Scheitel,  verpr., 

e  Mund  vergr.   (Nach  F.  Schmidt.) 

alternirenden,  einfach  perforirten  Täfelchen  ,  die  Radialtäfel- 
chen grösser  als  die  Genitaltäf eichen. 


)igitized  by  Google 


Pulechinoidea.  PeriBchoöchinida. 


183 


Einzige  Gattung  (Bothriocidaris  Eichw.,  Fig.  350)  im  unteren  Silur 
von  Esthland. 

3.  Ordnung.    Perischoechinida.  M'Coy. 

Schale  kugelig  oder  eiförmig.  After  im  Scheitelschild. 
Mund  central  mit  Kief  ergebiss.  I A,  zuweilen  auch  A  mit  mehr 
als  zwei  Täfeichenreihen. 

1.  Familie.    Lepidocentridae.  Loven. 

IA  täfeichen  beweglich  verbunden ,  durch  abgeschrägte  Ränder  übereinander- 
greifend.    Stachelwarzen  klein. 


Fig.  351. 

Rhenmus  Beyr.   Abdruck  der  Inneren  Seite  der  Schale  nebst ! 
von  Wipperfürth,  nat.  Orössc  (nach  Job.  Müller),    b—d  Lepidocentru»  Mülleri  Schultz«. 
Itevonkalk.  Gerolstein    Kifel.    (b  Ambulacmlfeld,  vergr.,  c  mehrere  lnterambulacralplatten  von  aus 
nac  Grosse,  d  zwei  wolirte  Interainliulacralplatten  mit  abgeschrägten  Kanten,  nat.  Grösse.) 


Lepidocentrus  Job.  Müll.  (Fig.  351).  IA  mit  5  oder  mehr  grossen 
beweglichen  Täfeichenreihen.  A  mit  2  Reihen  niedriger  alternirender  Plätt- 
chen. Devon. 

Pholidocidaris  M.  u.  W. ,  Perischodomus  M'Coy.,  Rhoechinus 
Keeping.  Kohlenkalk. 

2.  Familie.    Melonitidae.  Zitt. 

IA  mit  5—7,  A  mit  2—6  « 
durch  Sutur  verbundenen  Tafel- 
chenreihen.    Stachelwarzen  win- 

Zfj.  Von  den  alternirenden 
Scheiteltäfelchen  sind  die  grösse- 
ren Genital  plättchen  stets  mit 
mehreren  (Jeff  nun  gen,  die  kleine- 
ren Radial  platten  zuweilen  mehr- 
'  ich  durchbohrt. 

Palaechinus  Scouler 

(Fig.  352).  Schale  kugelig 
A  schmal  mit  zwei  Reihen 
niedriger  Porentäfelchen.  IA 
mit  4 — 7  Tafelchenreihen, 
tienitaltäfelchen  mit  drei, 
UeellarUifelchen  mit  zwei  Po- 
ren.  Ober-Silur  und  Carbon  von  England  und  Nord-Amerika. 


Flg.  352. 

Palaichinu*  elegant  M'Coy.  Kohlenkalk.  Irland 
plar  In  nat  Grosse,  6  Scheitelschild 
(nach  Baily). 


a  Exem- 


Digitized  by  Google 


184  Kchincxlermata.  Echinoidea. 


Melonites  Norwood  und  Owen  (Fig.  353).  Schale  gross,  elliptisch- 
eiförmig.  A  etwas  vertieft,  breit,  mit  6  oder  12  Reihen  kleiner  Poren- 
tafelchen.  IA  breit  mit  7—8  Tafelreihen,  welche  sich  gegen  den  Scheitel  auf 


Melimitu  mnltipora  Norw.    Kohlonkalk.    8t.  Ix>ul*L    Mimouri.    a  Exemplar  V»  nat  (irtwae,  b  Scheitel 

vergrößert  (nach  Meck  und  Wurthen). 


4  oder  2  Reihen  reduziren.  Stachelwarzen  winzig.  Kohlenkalk  von  Nord- 
Amerika,  Moskau,  Derbvshire  und  Dep.  Allier. 

Oligoporus,  Lepidesthes  M.  u.  W.    Carbon.  Nord-Amerika. 

3.  Familie.    Archaeocidaridae.  M'Coy. 

I A  mit  4 — 8  A,  mit  zwei  Taf eichenreihen.  Die  1A  platten  mit  je  einer 
grossen  Stachelwarze.    Stacheln  kräftig.    Devon,  Carbon  und  untere  Kreide. 


Fic.  :t54. 

Archm ticidarit  H'orihcni  Hall.   Kohlenkalk.  Kiirliiigton.    Iowa.    (Nach  Hai  1.»   a  Schalen  fragment  von 
der  ritturwlte  mit  Klefergebliw,  nat.  (Jrosne.    b  Hin  Interambulacraltafclchen  von  otien  und  von  der 
Seite,   c  Anibulacralfeld,  vergrößert.    </  Ein  Stachel,  nat.  Grösse. 

Archaeocidaris  M'Coy  {Palaeocidaris  Desor)  (Fig.  354).  14 platten  in 
4—8  Reihen,  sechsseitig,  etwas  verschiebbar  und  übergreifend,  mit  starken 
Primärwarzen,  die  von  einem  Höfchen  und  Körnelring  umgeben  sind. 
Stacheln  lang,  cylindrisch,  mit  Dornen  besetzt.  Kohlenkalk  von  Belgien, 
Irland,  Russland,  Nord-Amerika. 

Xenoc trfar  is  Schultze.  Nur  keulenförmige  Stacheln  bekannt.  Devon.  Eifel. 


Digitized  by  Google 


Euechinoidea.  Reguläres. 


185 


Lepidocidaris  M.  W.,  Lepidechinus  Hall.  Carbon.  Nord-Amerika. 

Tetracidaris  Cotteau  (Fig.  356).  IA  mit  4  Tafelchenreihen.  Nieder- 
»eite  von  zwei  Porenpaaren  eingefasst.  Unt.  Kreide  (Barremien),  Castellane, 
Basses  Alpes.  a  6 


Flg.  355. 

TttracidarU  Rryneti  Cotteau.    Aus  dem  Neoeoinlen  von  Verjron»  l>ei  Castellane.    Baxses  Alpe», 
a  Exemplar,1/)  itiii  U  rosse,   b  Flu  Stück  vom  Ainbulacralfeld,  vurgrotwert.   (Nach  Cotteau.) 

4.  Familie.    Tiarechinidae.  Zitt. 

IA  mit  3,  A  mit  zwei  Täfeichenreihen.    Die  I  Atäf eichen  auf  der  Unter- 
seite mit  einer  grossen  Stachelwarze ,  auf  der  a 
Oberseite  der  Schale  mit  zahlreichen  Körnchen- 
warzen.   Scheitelschild  ungewöhnlich  ausgedehnt, 
mit  sehr  grossen  Genital-  und  kleineren,  in  die 
Ecken  der  ersteren  eingeschalteten  Radialtäjdclien. 

Die  einzige,  winzig  kleine  Gattung  Tiar- 
echinus  Neumayr  (Fig.  356)  aus  der  Trias  von 
St  Cassian  besitzt  in  den  IA  nur  4  Täfel- 
chen, wovon  eines  den  Peristomrand  bildet, 
während  die  drei  anderen,  stark  verlängerten 
neben  einander  liegen,  durch  verticale  Suturen 
getrennt  sind  und  das  ganze  übrige  IA  ausfüllen. 


Trias. 


Fl*.  356. 
Tiartchinu*  prineep«  Lutihe. 

St.  ftmton,  Tyrol. 
u  Von  unten,  6  von  der  Seite,  stark 
vergrossert  mich  Lov&n). 


II.  Unterklasse.    Euechinoidea.  Bronn. 

Seeigel  mit  10  ambulacralen  und  10  inleramlmlacralm  Täfehhen- 
reilten. 

1.  Ordnung    Reguläres.  l>esor. 
[Endocyclica  Wright.) 

Reguläre,  f ünf strahlige  Seeigel  mit  je  5  unter  sich  gleichen 
A  und  IA.  Mund  central  mit  Kiefergebiss  (Laterna  A ristotelis), 
After  innerhalb  des  Scheitelschildes.  Alle  5  G enitaltäf eichen 
einfach  durchbohrt 

A.  Unterordnung.  Holostomata. 

Peristom  gross,  rundlich,  ohne  Einschnitte,  mit  regelmässig  in  Reihen  an- 
geordneten TäJ eichen  bedeckt,  welche  die  Fortsetzung  der  A  und  IA  bilden;  die 
Täjelchen  der  Amb.  reihen  mit  Poren.    Auriculae  am  Ende  der  I  Ajelder. 

1.  Familie.    Cidaridae.  Wright. 
A  schmal,  bandjörmig,  mit  zahlreichen  kleinen,  niedrigen,  einjachen  Poren 
täf eichen.    I A  sehr  breit  mit  zwei  Reihen  von  grossen,  mit  starken  Stachelwarzen 


186 


KHiino.lermata  Echinoidea. 


besetzten  Tafeln.  Mundkiemen  innerlich.  Stacheln  sehr  kräftig.  Carbon  bis  Jetzt- 
zeit.   Hauptverbreitung  in  Jura  und  Kreide. 

Cidaris  Klein  (Fig.  357— .".f.'.M.    A  schmal,  etwas  wellig  gebogen;  jedes 
Täfelehen  mit  einem  Paar  ungekochter  Poren.   Stacheln  kräftig,  stabförrnig, 
„  cylindrisch,  keu- 

len  .  eiehel-  oder 

spindelförmig, 
meist  mit  Kör- 
nern oder  Dor- 
nen besetzt,  die 
in  Iüngsreihen 
angeordnet  sind. 
Mehr  als  20O  Ar- 
ten ,  davon  die 
:iltesten(.Eoei'(Ja- 
ris  Desor)  selten 
im  Carbon,  Zech- 
stein und  TraLS. 

Hauptverbreit- 
ung in  Jura  und 
Kreide;  selten  in 
Tertiär-  und  Jetzt- 
zeit. 

Rhabdocida 
ris   Desor  (Fig 
3<;0.  361).  Wie 
Cidaris,  jedoch 
Poren  gejocht, 
Stacheln  lang, 
stabförrnig,  dor- 
nig. Hauptver- 
breitung in  Jura 
und  Kreide ;  sel- 
ansehuliche  Grösse. 


V\ft.  vn. 

OUtarU  cnrtmata  Goldf.    Aua  den  weltten  Juni  yi  von  Hossinjnm,  Württem 
bsqr.      Exemplar  mit  vollsum.lii:  f'rhnh<-ii<iii  St-hrlti-lm-hiM,  von  ohi-n  .  fc  von 
S.  e  Stuck  eine»  Af.,  Mark  verKrrwaert.  d  Thellwclm;  reataurirte  Ansicht 

mit  Stacheln. 


.U-r  Seite. 


ten  tertiär  und  lebend.  Einzelne  Arten  erreichen 
Grösse.    R.  nobilis  Mimst,  R.  prineeps  Goldf. 


Ci.lnriß  tribuloi.U» 


rlutom  mit  TlUVlohen 


»MiifckuiiK.  \crurii>M-it 


Kig. 

Stacheln  «  von  ('iitarii 
atata  Ar  .  6  von Cütarii 
dortnta  Hrauu.  Triae 

St  Cnwlan.  Tyr< 
e  von    Cidnri$  ßori- 
grmmaVhW.  CorwlraK 
Wilt*hin> 


Leiocidaris  Desor  (Kreide,  Tertiär,  Reoent),  Temnocidaris  Cotteau 
(Ob.  Kreide),  Ortho/;  idaris  Cotteau  (Unt.  Kreide),  l'orocidaris  Desor 
(Fig.  3*52),  (Tertiär,  Ilecent),  Phyllacanthus  Brandt,  Dorocißa'ris ,  Ste- 
phanocidaris  Ag.,  Goniocidaris  Desor  (Recent),  Volycidaris  Queust, 
D  iploc  idaris  Desor  (üb.  Jura). 


Digitized  by  Go 


Eoechinoidea.   Reguläres  Glyphoetomata 


187 


2.  Familie.  Echinothuridae. 


Flg.  362. 

Porocidnri*  Schmieden  Ooldf.  IiiUt- 
aniotilacraltilfHehen  und  Stachel  aus 
NumnniliU'iikalk  vom  Mokkatam  bei 
<*airo. 


Täf  eichen  der  A  und  I A  dünn,  schuppenartig  übereinander 'greij rend  und  etwas 
beweglich.  A  breit,  mit  einfachen  oder  zusammengesetzten  PorentäJ eichen  und  wie 
die  IA  mit  kleinen  Warzen  bedeckt.  Stacheln  dünn,  kurz,  stab förmig.  Mund- 
kiemen theils  innerlich,  theik  äusserlich. 

Von  den  zwei  fossilen  Gattungen 
Pelanechinus  Keeping  (Dogger) 
und  Echinothuria  Woodw.  (Ob. 
Kreide)  sind  nur  wenige,  unvollstän 
dige  Exemplare  bekannt.  Die  leben- 
den Genera  Asthenosoma  Grube 
(Calveria  Wyv  Thomson),  Phormo 
soma  Wyv.  Thomson  leben  in  grosser 
Tiefe. 

B.  Unterordnung. 

Glyphostomata.  Pomel 

A  schmäler  oder  ebenso  breit  als 
I A.  Amb.-Täj eichen  ein/ach  oder  zu- 
sammengesetzt, häufig  mit  mehreren 
Porenpaaren.  Peristom  mit  10  Ein- 
schnitten für  äusserliche  Mundkiemen, 
entweder  mit  häutiger  Membran  oder 
mit  umlurchhohrten  Schüppchen  bedeckt. 
Auriculae  am  Ende  der  A  f eider. 

Von  der  sehr  grossen  Anzahl  der 
hierher  gehörigen  fossilen  und  recen- 
ten  Gattungen  sind  in  Folgendem  nur 
die  wichtigsten  angeführt. 

1.  Familie.  Salenidae.  Desor. 

A  schmal  oder  mässig  breit,  meist 
aus  kleinen,  einfachen  Täjelchen  zu- 
sammengesetzt, 1  A  breit,  mit  zicei 
Heilten  grosser  I*rimärwarzen.  Scheitel- 
schild gross,  innerhalb  des  Kranzes  von 
Genital-  und  Radialtäj eichen  mit  ein, 
zwei  oder  mehr  überzähligen  Platten, 
welche  die  Afteröffnung  etwas  aus  dem 
Centrum  des  Periproctcs  drängen.  Pe 
ristcm  rundlich,  mit  schwachen  Ein- 
schnitten, von  undurchbohrten  Kalk- 
Schüppchen  bedeckt,  um  die  Mundöffnuttg 
10  perforirte  Burcal  täf  eichen.  Mund- 
^     ^^^^  t i  n^y^t^p*  f  J  ^^^^  • 

Die  Saleniden  sind  bezüglich  ihres 
Scheitelschildes   persistente  Jugend 
formen,  da  sämmtliche  reguläre  Seeigel  ursprünglich  eine  grosse  Ccntral- 

J latte  innerhalb  des  Scheitels  besitzen,  die  nach  und  nach  resorbirt  wird, 
ura  bis  Jetztzeit. 

Peltastes  Ag.  (Fig.  lU4d).  Sch.  klein,  rundlich  A  sehr  schmal,  wellig 
gebogen  JA  breit.  Scheitelschild  sehr  gross,  verziert,  mit  einer  einzigen 
Centralplatte  vor  dem  After.  Madreporenplatte  mit  Spaltöffnung.  Ob.  Jura, 
Kreide  und  Recent 


¥\k  360 

Khnliiliici'Uirh  d'Orhigniiaun  Oesor 
Aus  dt'in  otn»rst<«u  wi'iwuMt  .Iura  von 

Kclhci  m- Winzer.    IIa  vom. 
a  Hchalt'tifraKTin'nt  in  nat.  («rosse. 
6  Ainbulai-rultaMehen,  vi>r»rr. 


Stachel  von 
Hhttbdiicidiirir 
hnrridn 

Merten.  Atw 

d-  iu  I>okk«t. 


Digitized  by  Google 


188 


Echinotlermata.  Echinoidea. 


Sälen ia  Gray  (Fig.  303).    Wie  Peltastes,  aber  Afteröffnung  durch  die 
grosse  Centralplatte  den  Scheitel»  nach  rechte  gerückt.    Kreide,  Miocän, 
o  und  Recent. 

Oon  iophorus  Ag.,  Heterosalenia 
Cotteau  (Kreide). 

Acrosalenia  Ag.  (Fig.  364)  A  massig 
breit,  mit  zwei  Reinen  kleiner  Warzen ; 
die  A  täfeichen  in  der  Nähe  des  Schei- 
tels zusammengesetzt.  IA  mit  zwei 
Reihen  grosser  Primärwarzen.  Scheitel 
mit  1 — 4  eingeschalteten  Täf eichen  vor 
dem  After.  Stacheln  stabförmig,  dünn, 
glatt.  Zahlreiche  Arten  in  Lias,  Jura 
und  Kreide. 


Fig.  363. 

Sntena  »m/iffmi  Ort-y  WefaM  Kleide  Clnm-nt«-. 
(Xai-h  Cotteau  )  a  KxiMnplur  in  hat.  •  irn^M-  von 
der  Beite  und  von  oben,   b  Bebel tolscbüd  v»-rgr. 


2.  Familie.     Diadematidae.  Wright 

A  meist  schmäler  als]  IA,  meist  aus 
zusammengesetzten  Tafeln  mit  mehreren 
Porenpaaren  bestehend.  Porenpaare  der  A  eine  einfache  Zone  jederseits  bildend, 
nur  in  der  Nähe  des  Mundes  und  Scheitels  zuweilen  in  Doppelreihen.  Mund- 


membran mit  kleinen  Plättchen  bedeckt. 
tung  in  Jura,  Kreide  und  Tertiär. 


Zechstein  bis  Jetztzeit.  Ilauptverbrei- 


Flg,  364 

Arrotalcnüi  hrmicidaroiilc*  Wright  Dogger,  Slnnton, 

(Nach  Th.  Wrlgbt). 


Wiltshiiv.    Nut.  (ir. 


Flg.  365. 
Hrmicidari*  ermulari* 

\j\m.  ip.  Condrag 

i'hMtcl  (V»n*«dre.  Yonne 
Net.  Ortete. 


Hernie idaris  Ag.  (Fig.  365).  A  etwas  gebogen,  viel  schmäler  als  IA, 
auf  der  Unterseite  mit  zwei  Reihen  Stachelwarzen,  die  auf  der  Oberseite  in 


a  6  c  d 


Fig.  366. 

j.T«w</4irM  w»i7r*  Au    oi..  .iura.  st.  suijiice  bei  Locle,  KeueheteL  o  Von  oben,  b  tun  unton. 

C  Steche!  ijiat.  Grteao).    d  Divl  umliulacralc  UrOMpletten  i.virgrftwort). 


Körnchenwarzen  übergehen.  IA  mit  zwei  Reihen  grosser,  gekerbter  und 
durchbohrter  Warzen.    Stacheln  sehr,  gross,  cylindriseh  oder  keulenförmig, 


Digitized  by  Google 


Euechinoidea.    Reguläres.  Glyphostomata. 


189 


längsgestreift.  Häufig  im  oberen  Jura  uud  in  der  unteren  Kreide,  erlischt 
im  Eocän. 

Hypodiadema  Ag.    Wie  vorige,  jedoch  klein;  die  A  gerade  und  die 
Warzen  auf  der  Oberseite  nicht  kleiner  werdend.    Zechstein  und  Trias. 
Pseudocidaris  Et.  (Ob.  Jura,  unt.  Kreide). 

Acrocidaris  Ag.  (Fig.  366).  Porenstreifen  einfach,  wellig  gebogen, 
am  Peri8tom  verdoppelt.  A  schmäler  als  IA,  beide  mit  zwei  Reihen  starker, 

Ekerbter  oder  perforirter  Primärwarzen.    Stacheln  kräftig, 
ntig.    Jura  und  untere  Kreide. 

Goniopygus  Ag.    Kreide.  Eocän. 
G lyptieus  Ag.  (Fig.  367).  A  schmal,  mit  zwei  Warzen- 
reihen.   IA  mit  irregulär  zerrissenen  Warzen.    Im  Ob. 
Jura  häufig.  rt 

Pseudodia- 
dema  Desor  (Fig. 
:u>\  Klein  oder 
rnittelgroBB,  A  we- 
nig schmäler  als 
/  A .  beide  mit  zwei 
Reihen  gekerbter 
und  perforirter 
Primärwarzen.  Po- 
renstreifen am  Pe- 
ristom  verdoppelt, 
in  der  Nähe  des 
Scheitels  einfach 
oder  verdoppelt 

(D  iplo  podia 
M  Coy).  Sehr  ver-  aiyptinu  wr. ,.••>/,,/>  «- 

br8Het  in  Jura  tllld    Uoldf.  Coralra»'.  vTerrain 

Kreide,  selten  ter- 
tiär. 

Diadema  Schynv.  (Recent),  Microdiadema  Cotteau  (Lias),  Diadem- 
opsis  Desor  (Liasj,  Magnosia  Mich.  (Jura,  Kreide),  Cottaldia  Desor 
(Kreide,  Tertiär,  Recent). 

Heterodindema  Cotteau.  Wie  Pseudodiadema,  aber  Scheitelschild  sehr 
ausgedehnt,  stark  in  das  hintere  JA  verlängert.    Kreide.    H.  libycum  Cott. 


Kl«  367 


Fig.  :m. 

PKvdiHlitulriun  neglectum  Thurm.    Au«  dem  Bcr- 
ner  Juni    «  Von  der  Seite,  6  von  unten,  natürl. 
lircVuse.    f  Ainlnilnrnilfe]«!,  vergrößert,    d  Staphel 
nntürl.  (irox.se. 


Flg.  Sfi9. 


CndififHt*  ilttma  iKfim  np.    Mittlen»  Kreide.   (Tourtin.)   Toumay.  Helj-ien.    a  und  6  Exemplar  in  nat. 
«roaiw  von  der  Seite  und  von  unten,    c  Seheitelwhild  vergr« >*svt\. 


Hemipedina  Wright.  Wie  Diplopodia,  alter  Stachelwarzen  nicht  ge- 
kerbt.   Scheitelschild  ausgedehnt.    Jura,  Kreide  und  Recent. 

Codi  opsis  Ag.  (Fig.  369).  A  und  IA  nur  auf  der  Unterseite  mit 
Stachel warzen,  auf  der  Oberseite  mit  Kömchen.  Kreide. 

Orthopsis  Cotteau  (Kreide),  Codechinus  Desor  (Kreide). 


Digitized  by  Google 


190  Echinoderniata.  Echinoidea. 

Cyphosoma  Ag.  (Fig.  370).  Rund,  niedrig.  Ambulacraltäfelchen  mit 
3 — 7  bogenförmig  geordneten  Porenpaaren,  die  in  der  Nähe  des  Scheitels 
und  Mundes  in  Doppelreihen  stehen.  IA  etwas  breiter  als  A  und  wie  diese 
mit  zwei  Reihen  von  undurchbohrten  und  ungekerbten  Stachel  warzen.  Jura 

und  Kreide  von  Eu- 
ropa. Eocän  (Klein- 
asien). 

Micropsis  Cot- 
teau.  Kreide  und 
Eocän. 

Arbacia  Gray 
(Recent). 

Coelopleurus  Ag. 
(Fig.  371).  IA  nur 
auf  der  Unterseite 
mit  ungekerbten  und 

undurchbohrten 
Stachelwarzen ,  auf 
der  Oberseite  in  der 
Nähe  des  Scheitels 
glatt.  Eocän,  Miocän 
und  lebend. 

Glyphocyphus  Hahne.  Klein,  niedrig.  Scheitelschild  gross.  A  schmal, 
gerade,  mit  zwei  Reihen  gekerbter  und  perforirter  Hauptwarzen  und  zahl- 
reichen Körnchenwarzen.  IA  breit,  die  zwei  Hauptwarzenreiben  etwas  stärker 
als  in  den  A.    Quersuturen  der  Täfelchen  vertieft.    Kreide.  Eocän. 

Temnopleurus  Ag.  (Tertiär,  Recent),  Dictyopleurus  Duncan  und  Sladen 
(Eocän),  Temnechinus  Forbes  (Miocän,  Pliocän,  Recent).  Salmacis  Ag. 
(Eocän,  Pliocän,  Recent). 

3.  Familie.    Echinidae.  Wright. 
A  ebenso  breit  als  IA.     Porenstreifen  der  A  breit,  aus  2,  3  oder  mehr 
Doppelreihen  von  Poren  bestellend.   A  tajeln  zusammengesetzte  Grossplatten.  Mund- 
membran häutig  oder  mit  winzigen  Kalkschüppchen. 

u)  Oligopori.    Drei  Porenpaare  auf  jedem  Ambulacraltäfelchen. 

Pedina  Ag.    A  schmal.    Warzen  klein,  durchbohrt,  ungekorbt.  Jura, 
M icropedina  Cotteau  (Kreide),  Pseudopedina  Cott  (Dogger),  Astro- 
pyga  Gray  (Recent)  etc.  a 


fHoMCdklMM  linratu*  GokU.  np.    Coming.    Sontheim,  Württemberg,    a  Kxemi>lnr  von  der  Solu- 

b  MuiMln-nion,  nnturl.  Gröiwo. 


Stomechinus  Desor  (Fig.  372).  A  schmäler  als  IA,  beide  mit  zahl- 
reichen Reihen  von  ungekerbten  und  undurchbohrten  Stachelwarzen  von 
gleicher  Grösse  bedeckt.    Jura  und  uut.  Kreide. 


Digitized  by  Google 


Euechinoidea.    Irreguläres.  Gnathostoraata 


191 


Flg.  373. 
ulocentrotu*  Droebachtn- 
ambulaerale  Gross- 


V\ff  374. 

Stomopnewtr»  variolari*.  Anihu- 
larrak'  (Jrossplatte  aus  13  l'rimär- 
tAfelrhen  zusammengesetzt.. 


Leiopedina  Cott.  {Chrysomelon  Laube).  Melonenförmig.  A  schmal, 
mit  zwei  Reihen  von  kleinen  Warzen.  1A  breit,  mit  2  Warzenreihen  von 
gleicher  Stärke  wie  in  den  A,  dazwischen  zahlreiche  Körnchenwarzen.  Eocän. 

Echinus  Desor,  Psammechinus  Ag.  (Tertiär,  Recent),  Stirechinus 
Desor  (Pliocän),  Glyptechinus  Loriol  (Unt.  Kreide),  etc. 

ß)  Polypori.    Mehr  als  drei  Porenpaare  auf  jedem  Ambulacral- 

täfeichen. 

Sphaer echinus  Desor.  Warzen  in  A  und  IA  gleich  gross,  in  zahl- 
reichen Reihen.    Pliocän  und  Recent. 

Strongylocentrotus  Brandt  (Fig. 373).  Doppelporen  in  Bogen  um  die 

Amb.- Warzen.  Warzen  un-      rr,~v  ^  

gleich  gross,   Haupt-  und     t iÖ 
Secundärreihen  bildend. 
Pliocän.  Recent. 

Stomopneustes  Ag. 
(Heliocidaris  Desor)  (Fig. 
374)  Doppelporen  in  drei 
Reihen.    Miocän.  Recent. 

Phymechinus  Desor  platte 
(Ob.  Jura),  ausserdem  zahlreiche  recente  Genera,  wie  Echinometra  Ron- 
delet,  Acrocladia  Ag.,  Podophora  Ag.  etc. 

2.  Ordnung.    Irreguläres.  Desor. 
(Exocyclica  Wright.) 

Seitlich  symmetrische  Seeigel  von  sehr  verschiedener  Ge- 
stalt mit  excentrischem  After.  Mund  central  oder  etwas  vor 
der  Mitte. 

Nach  der  Anwesenheit  oder  dem  Fehlen  eines  Kiefergebisses  werden 
die  zwei  Unterordnungen  der  Qnathostomata  und  Atelostomata  unter- 
schieden. 

A.  Unterordnung.    Gnathostomata.  Loriol. 

Kiefergebiss  und  Auriculae  vorhanden.  Mund  und  Scheitel  central.  Amb. 
ein/ach  oder  blattförmig,  alle  gleich. 

1.  Familie.   Bchinoconidae.  d'Orb. 

Amb.  einfach,  bandförmig,  vom  Scheitel  bis  zum  Mund  reichend,  schmäler 
als  die  I A,  aus  kleinen,  einfachen  Porentäf eichen  und  eingeschalteten  Halbtäfelchen 
zusammengesetzt.  Scheitel schild  compact  aus  fünf  Genital-  und  fünf  Radial- 
täf eichen  bestehend,  das  hintere  Genitaltäf eichen  meist  umlurchbohrt ,  zuweilen 
fehlend.  Peristom  innen  mit  einem  Auricularring.  Die  Auriculae  kurz,  am  Ende 
der  Amb.  stehetid,  durch  interradiale  Platten  verbunden.  Kiefergerüst  umgekehrt 
conisch,  die  Kieferhälften  ausgehöhlt,  alle  von  gleicher  Grösse  und  Form.  Stachel- 
tearzen  klein.    Jura  und  Kreide.    Sämmtliehe  Gattungen  ausgestorben. 


n  n ml  *  HoUctypu*  orificii!  >t<  Schloth. 
dt  Unterseite  von  //. 


Fig.  375. 

Weisser  .Iura.    Btreltberg,  Franken,   c  ScheltelschUd  und 
Leske  sp.    Aus  dem  Hogger  (nach  Cotteau). 


Holectypus  Desor  (Fig.  375).  Porenstreifen  linear,  sehr  schmal.  Madre- 
porenplatte  sehr  ausgedehnt.    Periproct  gross,  auf  der  Unterseite,  zwischen 


Digitized  by  Google 


192 


Erhinodermata.  Echinoidea. 


.  Stachelwarzen  auf  A  und  1 A  gleich 
unt.  Kreide. 


Häutig 


Mund-  und  Hinterrand 
im  Dogger,  Malm  und 

Discoidea  klein  (Fig.  376).  Wie  Holectypus,  jedoch  A  auf  der  Unter- 
seite, innerlich  von  10,  vom  Peristom  ausstrahlenden  Radialleisten  begrenzt, 
die  an  Steinkernen  als  tiefe  Furchen  erkennbar 
sind.  Häufig  in  allen  Stufen  der  Kreideformation. 

Eck  in  oco  nu  s  Breyn  (Galerites  Lam.).  Schale 
kegelförmig,  unten  eben.  Periproct  oval,  infra- 
marginal. Wärzchen  und  Stacheln  sehr  klein. 
Kiefer  unbekannt  (nach  Duncan  fehlend),  jedoch 

Auriculurring  wohl  entwickelt.  Hiiufig  in  der 
mittleren  und  oberen  Kreide.  E.  (Galerites)  albo- 
galerus  Lam.  sp. 


IBS?-1  ,J  ■Jf->  '  ■•>*«?• 

H5r  • '  X 


•  «I 


Fig  376. 

DUcoidea  cylimlrira  Ag.    Mittirre  Kreide  von  Lüneburg,    n  Von 
der  Seite.   6  Kln  F.xemplar  aufgebrorhen,  um  die  Scheidewände 
Im  Innern  tu  zeigen.    Katürl.  (iriw»e. 


Fig.  »77. 
I'ygaticr  umbrtlla  Ag.  Jungen 
Kxeiutdar  aun  dem  Oxfordien  von 
Chatillon-aur  Seine     Nat.  Gr 
(Nach  Co tteau.) 


Py gaster  Ag.  (Fig.  377).  Niedrig,  Peristom  mit  10  Einschnitten.  After- 
lücke sehr  gross,  unmittelbar  hinter  dem  Scheitelschild  gelegen.  Jura.  Kreide. 

Pileus  Desor.  Gross,  scheibenförmig.  After  auf  der  Oberseite,  in  der 
Nähe  des  Hinterrandes.    Ob.  Jura. 


2.  Familie.    Conoclypeidae.  Zitt. 

Sch.  hoch  geicölbt.  Amb.  subpetaloid,  unten  weit  geöffnet,  auf  der  Oberseite 
mit  gejochten  Poren.  JA  breit.  Scheitelschild  compact,  ftorös.  Die  Genital- 
täfeichen,  wovon  nur  vier  durchbohrt,  nicht  odtr  nur  am  Rand  durch  Nähte  ge- 
schieden. Peristom  fünfeckig,  mit  Auricularring.  Kieferhälften  kräftig,  gekrümmt, 
alle  gleich  gross.    AJter  inframarginal.    Warzen  und  Stacheln  klein. 

Von  den  zwei  hierhergehörigen  Gattungen  (Conoclypeus  Ag.  [Fig.  378] 
und  Oviclypeus  Damcs)  erreicht  Conoclypeus  zuweilen  bedeutende  Grösse 
und  ist  im  Eocaen  in  zahlreichen  Arten  weit  verbreitet;  angeblich  schon 
in  der  obersten  Kreide. 

3.  Familie.    Clypeaatridae.  Ag. 

Sch.  niedrig,  schild-  oder  scheibenförmig.  A  petaloid  oder  subpetaloid. 
Scheitelschild  fast  ganz  von  der  Madreporenplatte  gebildet,  die  GenitaltäJ eichen 
nicht  durch  Nähte  geschieden.  Geniüdporen  zuweilen  ausserhalb  des  Scheitels. 
Peristom  rundlich,  von  keiljörmigrn  Täf eichen  umgeben.  AJter  inframarginal 
oder  marginal.  Kiefergebiss  aus  10  massiven,  niedrigen  Häljten  gebildet,  die 
des  hinteren,  unpaaren  IA  grösser  oder  kleiner  als  die  übrigen.  Warzen  sehr 
zahlreich,  winzig  klein.    Kreide  bis  Jetztzeit. 

a)  Unterfamilie  Fibularinae.  Gray. 

Kleine,  ovale  Formen  mit  kurzen,  unten  offenen  Petalodien.  Die  A  innerlieh 
auf  der  Unterseite  durch  niedrige  radiale  Septen  begi  entt. 


Digitized  by  Google 


Euechinoidea.    Irreguläres.  Gnathostomata. 


193 


Fibularia  Lam.  (Fig.  379).  Oval  oder  kugelig,  aufgebläht.  Petalodien 
kurz,  weit  offen,  mit  gejochten  Poren.  After  neben  dem  Peristom.  Oberste 
Kreide  und  Recent. 


flg.  378. 

eonoideuM  Goldf  sp.   Eocan.    Kresnenbcrg.   Oberbayern,        nat.  *  ■  r  —  < 

Sismondia  Desor.  Oval  oder  rundlich,  fünfseitig,  mit  breitem,  auf- 
getriebenem Rand.  Petalodien  lang,  bis  zum  Rand  reichend.  A  innerlich 
durch  radiale  Verdickungen  begrenzt.    Eocän.  Miocän. 

Eck  inoc yamus  v.  Phels.  (Fig.380).  Niedrig,  oval.  Petalodien  kurz,  weit 
offen,  mit  wenigen,  ungekochten  Poren.  Peristom  mit  hohen  Aurikeln.  Kreide, 
Tertiär  und  lebend. 

Seutellina  Ag.,  Lenita  Desor.  Eocän. 

b)  Unterfamilie  Clypeastrlnae.  Ag. 
Afeist  grosse,  scheibenförmige  Seeigel  mit  geivölbter  Oberseite.  Petalodien 
breit,  unten  beinahe  geschlossen,  von  Porenstreifen  mit  gejochten  Poren  begrenzt. 
Genttalporen  zuweilen    ausserhalb  des  Scheitel- 
Schildes.     Peristom  fünfeckig,    central.  After- 
lücke   klein,    inframarginal.     Das  Innere  der 
Schale,  namentlich  in  der  Nähe  des  Randes,  mit 
einer  dicken,  secundären  Kalkschicht  überzogen, 

©eu 

Fig.  379. 

Fibularia  tubqlobota  OoMf.  *p. 
oben-  Kreide.  Mantrfeht. 
(Nat.  GrOow.) 

f)(2)f) 

Fig  380. 
Kektnoeyamiu  placcnta 
Gold/.  n>.    >E.  SlcuJuM  Äff.) 
PlkxAn.  Sieülen.  (Nat.  Grösse.) 

von  welcher  radiäre  Pfeiler,  Zapfen,  Nadeln  und  sonstige  Fortsätze  ausgehen, 
welche  die  Decke  mit  der  Basis  verbinden. 


KlR.  381. 

ClirprnttfT  Argypliaau  Mlrh.   Bruchstück  ans  dem  l'llocan  von 
GUeh  bei  Calro.  um  die  Im  Innern  vorhandenen  Kalkau*- 
scheldungen  zu  zelten,    au  Aurlrula. 


Zittel,  Urundzüge  der  Palaeontologic. 


13 


194 


Echinodennata.  Ecbinoidea. 


Häufig  im  Mioeän,  Pliocän  und  Recent;  seltener  im  oberen  Eoeän.  Die 
Gattung  Clypeaster  Lam.  (Fig.  381,  382)  enthält  die  grössten  bis  jetzt 
bekannten  Seeigel.  Die  lebenden  Arten  halten  sich  in  seichtem  Wasser  auf. 

Laganum  Klein.    Mioeän,  Pliocän  und  Recent. 


Fi«  8S'.\ 

ClypeaMer  grandißonu  Bronn.   Mioeän.    Boutonnet  bei  Montpellier.    '/»  nat.  (iröiwe  (nach  Desor). 

c)  Unterfainilie  Seutellinae  Ag. 

Flache,  scheibenförmige  Seeigel.  Schale  zuweilen  durch  Einschnitte  lappig 
oder  von  2  oder  mehr  Löchern  durchbohrt.    Petalodien  ausgezeichnet  blattförmig ; 


Fi«. 

SemUtta  'ubiotuinUita  Um.  Mioriin   IU.nl.-uux.    a  Von  unten,  6  von  oben,  e  Querschnitt  fnat.  fiKkio). 


Digitized  by  Googl 


Euechinoidea.    Irreguläres.  Atelostomata. 


195 


Unterseite  mit  ästigen  oder  bogigen  Ambulacralfurchen  (Porenfascien).  Peristom 
von  to  keilförmigen  Täfelchen  (Rosette)  umgeben.    Tertiär  und  lebend. 

Scutella  Lam.  (Fig.  383).  Sehr  niedrig,  scheibenförmig,  ganzrandig, 
ohne  Einschnitte  oder  Löcher.  Peristom  klein,  After  sehr  klein,  infra- 
marginal. Das  Innere  in  der  Nähe  des  Randes  durch  cavernöse  Kalkablager- 
ung und  Pfeiler  theilweise  ausgefüllt.    Tertiär  und  lebend. 

Amphiope  Ag.  (Echinodiscus  Breyn).  Wie  Scutella,  jedoch  in  der  Ver- 
längerung der  beiden  hinteren  Petalodien  ein  rundes  oder  ovales  Loch. 
Miocän  bis  jetzt. 

Encope  Ag.,  Melitta  Klein.    Miocän  bis  jetzt. 

B.  Unterordnung.    Atelostomata.  LorioL 
Kie/ergebiss  und  Auriculae  fehlen. 

Man  unterscheidet  die  drei  Familien  Cassidulidae,  Holasteridae  und  Spa- 
tangidae. 

1.  Familie.    Cassidulidae.  Ag. 

Peristom  central  oder  sultcentral,  meist  mit  Floscelle.  After  ztoischen  Scheitel 
und  Mund.  Amb.  alle  gleich,  einfach  oder  petaloid.  Sclieitelschild  compact  mit 
5  Genital-  und  5  Radialtäfelchen,  die  Madreporenplatte  zuweilen  stark  ausgedehnt. 
Warzen  und  Stacheln  klein. 


a)  Unterfamilie 

Amb.  einfach,  alle  gleich.  Peristom  central,  ohne  Floscelle.  Scheitel  mit 
4  Genitalporen. 

Jura  und  Kreide ;  tertiär  und  lebend ;  unterscheiden  sich  von  den  Echino- 
coniden  lediglich 
durch  den  Man- 
gel eines  Kiefer- 


//  yboclypeus 
Ag.    (Fig.  384). 

Porenstreifen 
schmal,  auf  der 
Unterseite  ver- 
schwindend. 
Scheitelschild 
verlängert,  die 
paarigen  Radial- 
plättchen  einan- 
der gegenüber 


Fl*.  384. 

Hyboclypu»  glbbmüu*  An.  Dogger.  Solothurn.    a.  b,  e  Exomplnr  in  nat. 
Griwwe  von  die!  Betten,  d  BchdtalachlM,  vt»n.Tömert. 


liegend.    After  dicht  hinter  dem  Scheitelschild,  in  einer  Furche.  Dogger. 
Galeropygus  Cott.,  Pachycly  peus  Desor.  Jura. 


Flg.  385. 
Ar.  sp.    Nfocomicn  (Hilft). 

Nal.  «rosse. 


flg.  MS/ 

Ptfgamhu  Detmoulintl  Ar.  Hnronlon. 
(Schrottenkalk).    Hantln,  Schweis. 
Nut.  (irosso. 

Pyrina  Desm.  (Fig. 385).  Eiförmig,  Porenstreifen  schmal,  vom  Scheitel 
bis  zum  Mund  verlaufend.  Peristom  subcentral;  Afterlücke  auf  dem  Hinter- 
rand.  Ob.  Jura;  häufig  in  Kreide,  selten  im  Eocän. 

13* 


Digiti 


1% 


Echinodermata.  Echinoidea. 


Fig.  387. 

a,  b  Echinobrixmu  clunicularit  Lwyd  »p.  Combnuih.  Egg,  Aargau.  Nat  C.rftsae. 

c,  d  Eehinobritnu  scutattu  Lam.  sp.    Ob.  Oxford.    Trouville,  Calvados, 
c  Grosses  Exemplar  von  unten,  d  Soheitelsohild,  vergrößert  (Nach  Cotteau.) 


Ca ra tomus  Ag.  Kreide.  Echinoneus  v.  Phels.  Recent.  Amblypygus 
Ag.  Tertiär. 

Pygaulus  Ag.  (Fig.  386).  Wie  Pyrina,  aber  Poren  gejocht,  After  infra- 
marginal.   Häufig  in  unterer  und  mittlerer  Kreide. 

b)  Unterfatnilie  Nucleolitlnae.  Bernard. 

Amb.  subpetaloid.  Peristom  ohne  Floseelle.   Schate  Schild  mit  4  durchbohrten 
und  einem  undurchbohrten  Genitaltäfelchen,  hinter  dem  sieh  zuweilen  noch  zwei 
bis  drei  überzählige  Plättchen  einschalten;  die  zwei  hinteren 
Radialtäfelchen  meist  stark  vergrösscrt.    Jura  bis  jetzt. 

Echinobrix- 

c  d  sus  Breyn  (Fig. 

387).  Oval  oder 
rundlich  vier- 
seitig ,  hinten 
abgestutzt.  A 
subpetaloid  mit 
gejochten  Po- 
ren, auf  der 
Unterseite  die 

Porenstreifen 
schwach  ent- 
wickelt. After 
in  einer  hinter 
dem  Scheitel 
beginnenden 

Furche  der  Oberseite  gelegen.    In  Jura  und  unterer  Kreide  häufig. 

Nucleolites  Lam.  Wie  vorige,  aber  Poren  nicht  gejocht  Tertiär  in 
Australien  und  Java.   Lebend  bei  Neu-Seeland. 

c)  Unterfamilie  Eohinolampinae.  Lor. 

Amb.  petaloid,  unten  offen.  Peristom  mit  Floseelle.  Scheitelschild  compact 
mit  4  Genitalporen ;  die  Madreporenplatte  stark  ausgedehnt,  die  4  Genitaltäfelchen 
zuweilen  verschmolzen.    Jura  bis  jetzt. 

Clypeus  Klein.  Gross,  niedrig.  Amb.  petaloid  mit  gejochten  Poren. 
After  hinter  dem  Scheitel,  meist  in  einer  Furche.  Dogger. 

Bothriopygus  d'Orb.,  Catopy- 
Amfi^K  .v.  9US  AS-  Kreide. 

Wj  Cassidulus     Linn.    1  Fig.  388). 

<****0-*'  Klein,  oval.    Amb.  kurz,  petaloid. 

Peristom  mit  deutlicher  Floseelle; 
After  auf  der  schräg  abfallenden 
Oberseite.  Kreide.  Tertiär. 

Jihynchopygus  d'Orb.  (Tertiär, 
Recent),  Pygorhynchus  d'Orb. 
(Obere  Kreide,  Eocän),  llarionia 
Dames  (Eocän). 

Echinanthus  Brevn.  Mittelgross, 
länglich,  oben  gewölbt.  Amb.  kurz, 
petaloid.  Mund  vor  der  Mitte,  mit  Floseelle.  Periproct  länglich  oval,  in 
einer  verticalen  Furche  des  Hinterrands  gelegen.  Eocän  und  obere 
Kreide. 

Echi n olampa8  Gray  (Fig.  389).  Meist  gross,  oval.  Amb.  mit  schmalen 
Porenstreifen,  unten  offen.  Peristom  beinahe  central,  fünfeckig,  mit  Floseelle. 
Periproct  quer  oval,  inframarginal.    Häufig  tertiär  und  lebend. 


Flg.  388. 

Ca**Mnht*  InpU-caneri  Ijitn.    a  Exemplar  in  nat. 
Grösse  von  drei  S«iton,  b  Floseelle,  vergrößert. 


Digitized  by  Google 


Euechinoidea.    Irreguläres.    AteloRtomata.  .  197 


Pygurus  d'Orb.  (Fig.  390).    Niedrig  herzförmig;  Amb.  lang,  petaloid, 
die  äusseren  Poren  spaltförmig.    Auf  der  Unterseite  Poren  rund.  Peristom 
mit  Floscelle.  Pe- 
riproct  inframar- 
ginal,  oval,  von 
einer  kleinen 
Ebene  umgeben, 
am  Ende  eines 
schnabelartigen 
Vorsprungs  des 

Hinterrandes. 
Jura  und  Kreide. 

Ausserdem 
zahlreiche  ande- 
re tertiäre  (Eu- 
rhodia  d'Arch, 

Paralampa8 
St  uderia,Neca- 
topygus  D.,  S. 
etc.)  und  recente 
Gattungen  (Co- 
nolampas  Ag., 
XeolampasAg.). 


Echinoiamp<n  Khini  Goldf.    Olipoeflii.    Doberg  bei  Hunde 


Grow«..i 


Kit,'.  390. 

Pyrpiru*  Roycrianu*  i'otL    Kimmerldfre.    TönnJesberK  bei  Hannover,    a  Kxemplur  in  »/«  nat.  Grösse 
von  oben,  6  von  unten,  e  Scheitelsehild,  vergrößert,  d  Ainbiilaeraltufek-Iieii,  verdrossen. 


2.  Familie.   Holasteridae.  Lor. 

Ovale,  hochgewölbte  Seeigel.  Amb.  ein/ach  mit  sehr  schmalen  Porenstreifen. 
Seheifclschild  mehr  oder  weniger  verlängert.  Peristom  ohne  Floscelle,  nach  vorne 
gerückt,  quer  treeilippig  oder  rundlich  zehneckig.  After  inframarginal  oder  mar- 
gitial.    Warzen  und  Stacheln  sehr  klein. 

a)  Unterfamilie  Dysasterinae.  Gras. 

Scheitelschild  stark  in  die  Lange  gezogen,  zerrissen,  die  4  vorderen  Genital- 
und  die  j  vorderen  Radialplatten  durch  überzählige,  eingeschaltete  Täfelchen  von 
den  zwei  hinteren  Radialtäfelchen  getrennt  und  dadurch  die  drei  vorderen  von 
den  zwei  hinteren  Amb.  ziemlich  weit  entfernt.  Peristom  rundlich  zehneckig. 
Jura.  Kreide. 


198 


Ecbänodennata.  Echinoidea. 


Collyritea  Desm.  (Fig.  391).  Oval,  aufgebläht.  Porenstreifen  der  Amb. 
schmal.  Die  vier  vorderen  durchbohrten  Genitaltäfelchen  im  Scheitel  sind 
durch  zwei  zwischengeschobene  Radialtäfelchen  getrennt.  After  oval,  auf 
dem  Hinterrand.    Sehr  häufig  im  Dogger,  Malm  und  in  der  unteren  Kreide. 

Dysaster  Ag.  Wie  Collyrites,  aber  die  vier  vorderen  Genitaltäfelchen 
nicht  durch  Radialtäfelchen  getrennt    Oberer  Jura  und  untere  Kreide. 

Metaporhinus  Mich.  Vorderrand  etwas  ausgeschnitten,  das  vordere 
Amb.  mit  kleinen,  einfachen  Poren,  die  übrigen  Amb.  mit  circumflexartigen 
Porenpaaren.    After  supramarginal.    Oberer  Jura  und  untere  Kreide. 


c  a  ab 


Fig.  391.  Kl«.  892. 

Collyrittt  elliptica  ltenm.    Brauner  Jura  (Callo-      Ananchyie»  ovata  I.e»ke  rtp,  Weisse  Kreide.  Haldem, 
Tien),    Manier»  (Sarthe).    a  und  b  Exemplar  in      Westfalen,   a  und  6  Exemplar  In  '/»  nat.  Grosse  von 
nat.  Grösse  von  oben  und  von  der  Helte,  der  Seite  und  von  unten,    c  Scheitelsrhlld,  vergr. 

c  Schcitelschild,  vergrossert.  d  Ambularrnl-  und  Interambiilacraltafeln  von  der 

Seite  der  Schale  in  nat.  Grosse. 

b)  Unterfamilie  Ananthytinne.  Desor. 

Scheitelschild  etwas  wrlängerl  oder  compact,  alle  Amb.  im  Scheitel  vereinigt. 
Peristom  quer,  oft  zweilippig;  zuweilen  Fascio len  vorhanden. 

Ananchytes  Mercati  (Echinocorys  Breyn)  Fig.  392.  Eiförmig,  oben  hoch 
gewölbt,  unten  eben.  Porenstreifen  schmal,  gerade.  Porenpaare  winzig. 
Scheitelschild  etwas  verlängert;  die  vier  durchbohrten  Genitaltäfelchen  durch 
zwei  Radialplättchcn  getrennt.  Peristom  zweilippig.  Pcriproct  oval,  infra- 
marginal.  Sehr  häufig  in  der  oberen  Kreide.  A.  ovata  Leske  sp.  erreicht  oft 
ansehnliche  Grösse. 

Stenonia  Desor.  Wie  AnanehyUs,  aber  Scheitelschild  compact,  die 
Täfelchen  der  Schale  gewölbt.  Häufig  in  der  oberen  Kreide  (Scaglia)  der 
Südalpen  und  des  Apennin.    St.  tuberculata  Defr.  sp. 

Off  aste  r  Desor.  Klein,  eiförmig,  aufgebläht.  Vorderes  Amb.  in  seichter 
Furche.  Peristom  undeutlich  zweilippig.  After  im  Hinterrand.  Ob.  Kreide. 
0.  pilula  Ag.  sp. 

Holaster  Ag.  (Fig.  393).  Oval  herzförmig.  Scheitelschild  verlängert, 
die  vier  vorderen  Genitaltäfelchen  durch  zwei  Radialia  getrennt.  Amb. 
ziemlich  breit,  das  vordere  in  seichter  Furche.  After  marginal.  Häufig  in 
der  unteren,  mittleren  und  oberen  Kreide.  Im  Tertiär  von  Belgien  und 
Australien. 


Euechinoidea.    Irreguläres.  Atelostomata. 


199 


Cardiaster  Forbes.  Wie  Holaster,  aber  vorderes  Amb.  in  tiefer,  kantig 
begrenzter  Furche.  After  von  einer  abgeplatteten  Fläche  umgeben.  Rand- 
fasciole  vorhanden.  Kreide. 

Coraster,  Stegaster  Seunes,  Infulaster  Hag.,  Hagenotoia  Duncan. 
Ob.  Kreide. 

Hemi p  neustes  Ag.  Gross,  auf  der  Oberseite  hoch  gewölbt.  Vorderes 
An»b.  in  tiefer,  bis  zum  Scheitel  reichender  Furche.  Paarige  Amb.  von  un- 
gleichen Poren  begrenzt;  die  vorderen  Streifen  bestehen  aus  Paaren  kleiner 
runder  Poren,  in  den  hinteren  Streifen  sind  die  äusseren  Poren  quer  ver- 
längert und  mit  den  inneren  gejocht.  After  im  Hinterrand.  Ob.  Kreide. 
//.  radiatus  Lam.  sp.  Ml^^ 


a  b 


Fijr.  393. 

n,  fr  Uotaiter  $ubglobotut  Ag.   Cenrnnanien.    Ronen.   Hat.  (irftsw.   e  11.  tuborbiculari»  lieft. 

Scheitelschild,  vergrößert. 


Hierher  auch  die  recenten  Gattungen  Urechinus,  Cystechinus,  AI. 
Ag.,  Calymne  Wyv.  Thomson. 

3.  Familie.    Spatangidae.  Ag. 

Meist  herzförmige  Seeigel  mit  weit  nach  vorne  gerücktem,  qwr  zweilippigem, 
selten  fünfeckigem  Peristom  und  }>etaloiden  Amb. ;  das  vordere  Amb.  ungleich  ent- 
wickelt. ScheiUlschild  compact.  After  in  der  hohen  abgeplatteten  Hinter  fläche, 
Stachelwarzen  von  verschiedener  Grösse. 

Die  Spatangiden  bilden  die  formenreichste  und  höchststehende  Gruppe 
der  Atelostomata.  Ihre  Amb.  zeigen  die  grösste  Differenzirung,  und  auch  die 
Verdrängung  des  radialen  Körperbaues  durch  bilaterale  Symmetrie  ist  am 
weitesten  getrieben.  Im  Scheitel  sind  vier,  drei  oder  nur  zwei  Genitaltäfelchen 
durchbohrt,  die  Madreporen platte  ist  je  nach  den  einzelnen  Gattungen  in  sehr 
verschiedener  Weise  ausgedehnt.  Besonders  charakteristisch  für  die  meisten 
Spatangiden  ist  das  Auftreten  von  Fasciolen,  unter  denen  die  Fasciolae 
peripetalae  die  Petalodien,  die  F.  internae  den  Scheitel  mit  dem  vorderen 
Amb.  umgeben ;  die  F.  marginales  umziehen  die  Schale  in  halber  Höhe  oder 
über  dem  Rand,  die  F.  laterales  zweigen  sich  von  den  F.  peripetalae  ab  und 
vereinigen  sich  unter  dem  After,  die  F.  subanales  bilden  einen  Ring  unter 
dem  After. 

Als  Prymnodesmia  werden  die  mit  Fasciolen  versehenen,  als  Prymnadeta 
die  fasciolenlosen  Spatangiden  bezeichnet. 

Durch  das  Vorrücken  des  Mundes  in  die  Nähe  des  Vorderrandes  wird 
die  Vertheilung  der  Täfelchen  namentlich  in  den  drei  hinteren  Interamb. 
eine  höchst  unregelmässige.  Man  bezeichnet  als  Plastron  den  von  Warzen 
eingefassten,  häutig  etwas  erhöhten,  auf  der  unteren  Seite  gelegenen  Theil 


200 


Echinodermata.  Echinoidea. 


des  hinteren  Interamb.,  und  zwar  besteht  dasselbe  gewöhnlich  aus  einer 
bogenförmigen  Mundplatte,  auf  welche  zwei  grosse  Sterna  und  darauf  zwei 

Paar  Episternalplatten  folgen. 

Die  Bestimmung  fossiler  Spatan- 
giden,  welche  erst  in  der  unteren 
Kreide  beginnen  und  in  der  Jetzt- 
zeit ihren  Höhepunkt  erreichen, 
ist  häufig  schwierig,  weil  die 
Fasciolen,  die  in  erster  Linie  von 
Loven  zur  Unterscheidung  der 
Unterfamilien  und  Gattungen  be- 
nützt werden,  nur  selten  deutlich 
erkennbar  bleiben.  Auf  eine  Glie- 
derung der  Spatangiden  in  Unter- 
familien wurde  darum  Verzicht 
geleistet. 

Toxaster  Ag.  (Echinospatagus  Breyn)  Fig.  394.  Vorderes  Amb.  in  breiter 
Furche  von  zwei  schmnlen  Porenntreifen  mit  gejochten  Poren  eingefasst. 


Flg.  394 

Tojantcr  eomplanattu  Ar.  Neoeom. 

(Nat.  Grüne.) 


Auxerre,  Yonne. 


Fiff-  3U6. 

Mieratter  eart^tu<li,,aHum  (io\df.   Weisse  Kreide.    Meudon  bei  Paris.    Sat  Grosse. 

Peristom  fünfeckig.  After  oval.  Fasciolen  fehlen.  Warzen  klein,  gekerbt 
und  durchbohrt.    Häufig  in  der  unteren  und  mittleren  Kreide. 


KlK.  3U.V 
Keheltelsehild  von 
Micra$Ur  coratiijuinum 
Lux 


Hemiatter  Orbignyanu« 


Lh'sor.    Mittler«  Kreide. 
(Naeh  d 'Orbis  D  y.) 
a,  b,  c  Exemplar  in  n»t.  (irOsse  von  unten,  oben  und  der  Seite,    d  Poren  de* 
vorderen  unpaaren  Ambulaerutn«.    e  Poren  der  paarigen  Ambulaera.  Vew. 

Enallastcr  d'Orb.  Diebeiden  Porenstreifen  der  zwei  vorderen  paarigen 
Amb.  sehr  ungleich,  die  vorderen  aus  kleinen,  dachförmig  gegeneinander 
geneigten  Poren  zusammengesetzt,  die  hinteren  aus  einer  Reihe  kleiner  und 
einer  Reihe  quer  verlängerter  Poren  bestehend.  Porenstreifen  der  beiden  hinteren 
Amb.  gleichmäsüig.   Fasciolen  fehlen.   Peristom  beinahe  zweilippig.  Kreide. 


Digitized  by  Google 


Euechinoidea.    Irreguläres.  AteloBtomat«. 


201 


JHeteraster  d'Orb.  Unt.  Kreide.  Pataeostoma  Loven.  Eocän  und  Recent. 

Micraster  Ag.  (Fig.  395,396).  Herzförmig  oder  oval,  vorderes  Amb.  in 
seichter  Rinne,  jedereeits  von  kleinen  runden  Doppelporen  eingefasst.  Paarige 
Arnb.  vertieft,  die  zwei  vorderen  länger,  als  die  hinteren,  mit  gejochten 


l.inthia  Hebtrti  (  Ott  Koeän. 


Fig.  398. 
Lonigo  bei  Vicenza. 


*U  n«t.  Urosse.  (Nach  Dam  es.) 


Porenpaaren.  Unter  dem  After  eine  Fasciola  subanalis.  Häufig  in  der  mitt- 
leren und  oberen  Kreide. 

Epiaster  d'Orb.  Wie  Micraster,  aber  ohne  Fasciole.  Mittlere  und 
obere  Kreide. 

Isaster  Desor,  Macraster  Roemer.  Kreide.  Cyclaster  Cotteau.  Eocän. 

Hemiaster  Desor  (Fig.  397).  Vorderes  Amb.  in  seichter  Furche  mit 
kleinen  runden  paarigen  Poren.  Die  vorderen  paarigen  Amb.  viel  länger  als 
die  hinteren;  Poren  gejocht.  Fasciola  peripetala.  Häufig  in  Kreide  und 
Tertiär;  auch  recent. 

Rhinobrissus  A.  Ag.,  Tripylus  Phil,  Meoma  Gray.  Recent. 

Linthia  Merian  (Fig.  398).  Vorderes  Amb.  in 
tiefer  Furche  von  kleinen  Doppel poren  eingefasst. 
Paarige  Amb.  vertieft,  die  beiden  vorderen  länger 
als  die  hinteren,  mit  gejochten  Poren.  Fasciola 
peripetala  und  lateralis.  Kreide.  Tertiär  und  le- 
bend. 


KlSt.  399. 

U  lyrifera  Forb. 

ild  vei 
Loven.) 


Flg.  401. 
Schettelschild  von  ScM:ruttr 
fragili»  stark  vcrRrosscrt  (nach 
Loven). 


Fl«.  400. 
Archiaci  Co«.  E«u*n. 
San  «Jiovannl  Illarlone 
bei  Vicenx-a. 


Brissopsis  Ag.  (Deakia  Pavay)  (Fig.  399).  Vorderes  Amb.  in  Furche, 
die  |>aarigen  vertieft,  ungleich.  Poren  in  der  Nähe  des  Scheitels  verkümmert. 
Fasciola  peripetala  und  subanalis.    Tertiär  und  lebend. 

Brissus  Klein,  Faorina  Gray,  Moira  AI.  Ag.,  Metalia  Gray  (Ter- 
tiär, Recent). 

Schizaster  Ag.  (Fig.  400.  401).  Wie  Lintliia,  aber  Scheitel  hinter  die 
Mitte  gerückt  und  paarige  Amb.  sehr  ungleich.    Tertiär  und  lebend. 

Pericosmus  Ag.,  Prenaster  Desor,  Gualteria  Desor,  Brissomorpha 
Laube,  Brissopatagus,  Peripneustes  Cotteau.  Tertiär. 

Agassizia  Val.,  Echinocardium  Gray,  Breynia  Desor  etc.  Tertiär 
und  Recent. 


Digitized  by  Google 


202 


Echinodermata.  Echinozoa. 


Macropneustes  Ag.  (Fig.  402).  Gross,  herzförmig.  Scheitel  central 
und  etwas  vor  dem  Centrum.  Vorderes  Amb.  verwischt  in  ganz  seichter 
Furche.  Paarige  Amb.  mit  gejochten  Poren, 
nicht  vertieft.  Fase,  peripetala.  Warzen  auf 
der  Oberseite  ziemlich  gross,  zerstreut,  auf  der 
Unterseite  sehr  klein.  Tertiär. 

Eupatagus  Ag.,  Maretia  Gray.  Tertiär, 
Recent. 

Hemipatagus  Desor  (Fig.  403).  Herz- 
förmig, niedrig.  Vordere  Amb.  verwischt  in 
seichter  Furche.  Paarige  Amb.  nicht  vertieft. 
Fasciolen  fehlen.  Die  vier  vorderen  JAmb. 
auf  der  Oberseite  mit  grossen  Warzen.  Tertiär. 


-  r:2-t'f.        •  .      .  .'  - .      •<  B 


Mneropnaulf  M<n«jhinii  Desor.    Kot-nn.    Münte  SpladO 
bei  Vieen/u. 


Fl«.  403. 

Iii mip<itagu4  Hojmnuni  <ioldf.  Olipn- 
eiln    hoberjj  I>ol  Bünde,   a  Von  obvn, 
b  von  der  Seite,  <•  von  unten.  Nat  (»r. 
(Nach  GoldfuBS.) 


Spatangus  Kloin.  Wie  Hemipaiagus,  jedoch  alle  /Amb.  mit  grossen 
Warzen  und  Fasciola  subanalis.    Tertiär.  Recent. 


Räumliche  und  zeitliche  Verbreitung  der  Echinoidea. 

Die  recenten  Seeigel  leben  nieist  gesellig  und  bevorzugen  felsigen 
oder  sandigen  Hoden  an  oder  in  der  Nähe  der  Küsten.  Sie  graben 
sich  zuweilen  mit  ihren  Kiefern  Löcher  oder  Gruben  in  den  Boden 


Echinoidea. 


203 


oder  sogar  in  festes  Gestein  (Granit),  und  gewisse  Familien,  wie  die 
Clypeastriden,  sind  vollständig  auf  Küstenstriche  beschränkt.  Eine  nicht 
unbeträchtliche  Anzahl  von  regulären  Seeigeln,  sowie  zahlreiche  Atelo- 
stomata  bewohnen  aber  auch  grössere  Tiefe,  zwischen  4—600  Faden,  ja 
einzelne  Formen  wurden  aus  Tiefen  von  2900  Faden  herausgeholt. 

Die  fossilen  Seeigel  erscheinen  zuerst  im  Silur  (Bothriocidaris,  Cysto- 
eidaris),  jedoch  sehr  spärlich  und  in  ganz  fremdartigen  Formen.  Im 
Devon  und  Carbon  sind  die  Perischoechiniden  mit  überzähligen 
Täfeichenreihen  in  P^uropa  und  Nord-Amerika  weit  verbreitet,  gehören 
aber  ebenfalls  mit  wenigen  Ausnahmen  zu  den  seltenen  Vorkommnissen. 
Im  Zechstein,  vielleicht  schon  im  Kohlenkalk,  finden  sich  dürftige  Spuren 
von  ächten  Cidariden  (Eocidaris),  aber  erst  im  Mesozoicum  verdrängen 
die  Euechinoideen  vollständig  die  Palechinoideen,  von  denen  nur  noch 
die  triasische  Gattung  Tiarechinus  und  die  cretaceische  Tetracuiaris 
vorhanden  sind. 

Aus  der  Trias  sind  bis  jetzt  nur  reguläre  Seeigel  bekannt,  die 
grösstentheils  aus  den  Alpen  stammen.  Einige  darunter  zeichnen  sich 
durch  kräftige  Stacheln  aus,  die  stellenweise  in  grosser  Häufigkeit  vor- 
kommen, vollständige  Schalen  sind  aber  fast  überall  selten.  Im  Lias 
von  Europa  finden  sich  nur  wenige  reguläre,  sowie  die  seltenen  ältesten 
irregulären  Seeigel  {Galeropygns,  Pygaster). 

Ausnehmend  reich  an  regulären  Seeigeln,  ferner  an  Echinoconiden, 
Cassiduliden  und  Dysasterinen  sind  die  Dogger-  und  Malm- Ablager- 
ungen in  Frankreich,  England,  Schweiz,  Deutschland,  in  den  Alpen 
und  Nord- Afrika.  Die  untere  Kreide  desselben  Gebietes  zeigt  keine 
durchgreifende  Veränderung  im  Gesammtcharakter  der  Echinoideen- 
fauna  gegenüber  der  Juraformation;  dagegen  erhält  die  mittlere  und 
obere  Kreide  in  Europa,  Nord-Afrika,  Asien  und  Nord-Amerika  durch 
das  reichliche  Vorkommen  von  Holasteriden  und  Spatangiden  ein 
charakteristisches  Gepräge. 

Im  Tertiär  nehmen  die  Cidariden  beträchtlich  ab,  die  Echino- 
coniden sind  erloschen,  die  Clypeastriden  und  Spatangiden  treten  mehr 
und  mehr  in  Vordergrund,  und  allmählich  tauchen  in  immer  grösserer 
Zahl  noch  lebende  Gattungen  auf.  Tertiäre  Seeigel  sind  über  die  ganze 
Erdoberfläche  verbreitet;  besonders  reiche  Fundstellen  bieten  die  eoeänen 
Nummulitenschichten  in  Europa,  Nord-Afrika,  Klein-Asien  und  Indien. 

In  phylogenetischer  Hinsicht  dürfen  die  Perischoechiniden  wohl  als 
die  Vorläufer  und  Ahnen  der  Reguläres  gelten,  unter  denen  die  Cidariden 
wieder  den  primitivsten  und  stabilsten  Typus  darstellen,  während  die 
Qlyphostomata  schon  eine  viel  grössere  Umbildungsfähigkeit  aufweisen. 

Ob  die  irregulären  Euechiniden  von  dem  silurischen  Cystocidaris 
oder  von  den  regulären  Euechinoideen  abgeleitet  werden  dürfen,  ist 
noch  sehr  zweifelhaft;  jedenfalls  stehen  die  mit  Kicfergcbiss  versehenen 
Echinoconiden  den  Reguläres  noch  in  vielfacher  Hinsicht  sehr  nahe, 
und  aus  ihnen  sind  sicherlich  durch  Verlust  des  Kiefergebisses  die 
Cassiduliden  hervorgegangen,  als  deren  weitere  Ausbildung  die  Holaster- 
iden  und  Spatangiden  zu  betrachten  sind.  Auch  die  Clypeastriden  lassen 
sich  wahrscheinlich  als  eigenthümlich  differeuzirter  Seitenzweig  von  den 
Echinoconiden  [Discoidea)  ableiten. 

Bemerkenswerth  sind  die  Parallelen  von  Ontogenie  und  Phylogenie 
in  verschiedenen  Abtheiluugeu  der  Seeigel. 


Digitized  by  Google 


204  Echinodermato.  Echinozoa. 


Zeitliche  Verbreitung  der  Echinoidea. 


u 

Devon 

Carbon 

Trias 

Jura 

Kreide 

o> 
o 

c 

o 
<v 

Jetzt 

7.  Valecltinoidea  : 

1.  Cyxtocidaridn  

:>.  B  othrioc  Idar  idu  

V               ^  ►*  •  C  f*  Ii   f  i  /*  £*  iJ    t    II    )  £1  fl 

- 



II.  Euechinoirtea : 

1.  Reguläres. 
A.  Holostomata: 

1  Cidaridae  

2.  Echinothnrulae  . 
D.  Glyphostomata : 

l.  Salemdae  

— 

2.  1  Hadcmatidae  . 

3.  Echinidac  

2  Irreguläres. 

A.  Gnat h ostom n t.a  : 

1.  Echinocanidae.  ... 

>.  Cottoch/pädar  .... 

."}.  Clyprnstridac  

Ii.  Aklostotnata  : 

I.  ('axsidulidae.  

~.  lUdastcridtte  ... 

.'(.  Sjuitaitgidac  

2.  Unterlasse.    Holothurioidea.  Seegurken. 

Die  Holothurien  entfernen  sich  durch  ihre  sackförmige  Gestalt  und 
den  Mangel  eines  geschlossenen  Hautskeletes  weit  von  allen  übrigen 
Echinodermen  und  sind  zur  Fossilisation  sehr  wenig  geeignet.  Nur  die 
kleinen,  isolirten,  in  der  lederartigen  Haut  zerstreuten  Kalkkörperchen 
haben  sich  hin  und  wieder  unter  besonders  günstigen  Uniständen  erhalten, 
gestatten  aber  meist  keine  generische  Bestimmung.  Vereinzelte  Rädchen  • 
oder  kreuzförmige  Kalkkörperchen  aus  dem  Kohlenkalk  von  England, 
aus  dem  Lias  und  Dogger  von  Lothringen,  aus  dem  oberen  Jura  von 
Franken  und  aus  der  Kreide  von  Böhmen  rühren  wohl  sicher  von 
Holothurien  her,  lassen  sich  aber  meist  nicht  näher  bestimmen.  Da- 
gegen wurden  von  Schlum berger  eine  Anzahl  mikroskopischer  Kalk- 
körperchen aus  dem  eoeänen  Grobkalk  von  Paris  beschrieben,  welche 
mit  ziemlicher  Sicherheit  auf  die  Gattungen  Synapta,  Chiridota  und  Myrio- 
trochiis  zurückgeführt  werden  können. 


Digitized  by  GooqL 


Vennes. 


205 


IV.  Stamm. 

Vennes.  Würmer.1) 

Unter  allen  grossen  Abtheilungen  des  Thierreichs  ist  keine  so  wenig 
zur  Fossilisation  geeignet,  als  jene  der  in  der  Regel  aller  Hartgebilde 
entehrenden ,  fusslosen,  häufig  langgestreckten  und  in  aufeinander- 
folgende Segmente  gegliederten  Würmer.  Abgesehen  von  vereinzel- 
ten, in  Braunkohle  oder  in  Bernsteininsekten  aufgefundenen  Eingeweide- 
würmern, haben  nur  Angehörige  der  Classe  der  Anneliden  Ueberreste 
in  den  Erdschich- 
ten hinterlassen. 
Unter  diesen  sind 
die  ( 'haetopoden 
oder  Borsten  wür- 
merinersterLinie 
zu  nennen.  Die 
unter  der  Bezeich- 
nung Tubicola 
zusammengefass- 
ten  Formen  bau- 
en kalkige  Höh- 
ren von  meist  un- 
regelmässiger Ge- 
stalt, die  meist  auf 
irgend  einer  Un- 
terlage aufge- 
wachsen sind  und 
aus  concentri- 
schen  Lagen  von 

kohlensaurem 
Kalk  bestehen, 
zwischen  welchen 
blasige  Zwischen- 
räume frei  blei- 
ben ;  zuweilen 
sind  die  concen- 
trischen  Lagen 
auch  von  feinen, 
ästigen  Canäl- 
chen  durchzogen. 
Die  meisten  fossilen  Tubicolen  werden  unter  der  Bezeichnung 

Serpula  Lin.  (Fig.  404)  zusammengefasst.  Es  sind  solide,  unregel- 
mässig gebogene,  zuweilen  spiral  aufgerollte,  freie  oder  festgewachsene 

*)  Ehlers,  0.,  Ueber  fossile  Würmer  aus  dem  lithograph.  Schiefer  in  Bayern. 
Palaeontogr.  XVII.  —  Hindr,  O.  J,  On  Annelid  jaws  from  the  Cambro-Silurian, 
Devonian  etc.  Quart,  journ  geol.  Soc.  Lond.  1879.  XXXVI.  1880.  XXXVII.  und 
Bibang  K.  Svenak.  Vet  Ak.  Handlingar  1882.  Bd.  1882.  —  Zittel  und  Rohon, 
Ueber  Conodonten.  8itzgsber.  k.  bayer.  Akad.  Wies.  1886.  —  Nathorsl,  A.  G.,  Om 
spar  af  nagra  Evertebretade  Djur  och  dera  paleontolog.  Betydelse.  K.  8venHk.  Vet. 
Ak.  Handlingar  1881.  Bd.  XVIII.  u.  Bd.  XXI.  (1886). 


Flg.  4M. 

n  Serpula  Umax  Gold  f.  Dogger.  Franken.  6,  c  S.  gordiali*  Schloth.  Mittlem 
Kreide.  Bannewitz  bei  Dresden,  d  S.  convotuta  Goldf.  Dogger.  Stulfon, 
Württemberg,  e  S.  $odalU  Goldf.  Dogger.  I,ahr,  Baden.  /  I>le»ell>e  venrr. 
g  S.  teptcnmulcata  Reich.   Mittlere  Kreide.  Banncwlu.    h  S.  {Rotuiaria  Defr.) 

Monte  Berlci  bei  VtCMU«.  i  TtrebeUa  lapüloide» 
Münst.   Malm.  Streitberg. 


Digitized  by  Google 


206 


Fl«.  405. 

Spirorbi*  ftmpholodr*  (ioldf.  sp.  Auf);« 
wuchsen  nuf  einer  Brnrhiopodcn  ■  Sehul 
rhynchu»  umbracuhtm).  I>evmi. 
CpnilMtelti.  Kifel. 


Röhren,  welche  sich  häufig  zu  Gruppen  vereinigen.  Alle  Serpein  sind 
Meeresbewohner.   Die  fossilen  Formen  beginnen  schon  im  Silur,  werden 

aber  erst  in  Jura,  Kreide  und  im  Tertiär 
so  häufig,  dass  sie  entweder  in  grosser 
Menge  als  Schmarotzer  andere  Fossilien 
bedecken  oder  auch  ganze  Schichten  er- 
füllen (Serpulitenkalk  im  Hils  von  Braun- 
schweig, Serpulitensand  von  Bannewitz, 
Sachsen). 

Die  Gattung  Terebella  Ouv.  (Fig. 404 i) 
baut  ihre  Röhren  aus  verkitteten  Kalk- 
sandkörnchen oder  sonstigen  Fremd- 
körpern auf.    Lias.  Jura. 

Aus  paläozoischen  Ablagerungen  wer- 
den die  Gattungen  Cornulites  Schloth, 
Ortonia,  Conchicolites  Nicholson  und 
Sp ir orbis  Daudin  (Fig.  40:"))  genannt,  wovon  die  letztere  winzige,  spiral 
gewundene  Röhrchen  bezeichnet,  welche  auf  Fremdkörpern  aufgewachsen 

sind  und  auch  heute  noch  häufig  auf  Algen 
sitzend  vorkommen. 

Neben  den  Tubicolen  hat  eine  zweite  Unter- 
ordnung von  Chaetopoden,  die  der  marinen 
Erran  tia,  Ueberreste  in  den  Erdschichten 
von  verschiedenem  Alter  hinterlassen.  Es 
sind  dies  frei  lebende,  langgestreckte  Würmer 
mit  kräftigen  ßorstenbündeln  auf  ihrem  seg- 
mentirten  Körper  und  mit  verkalkten,  com- 
plicirt  gebauten  Kauwerkzeugen. 

Vollständige  Abdrücke  der  Gattung  Euni- 
cites  Ehlers  (Fig.  406)  finden  sich  im  litho- 
graphischen Schiefer  des  oberen  Jura  von 
Bayern  und  im  eoeänen  Kalkschicfer  des 
Monte  Bolca. 

Die  Anwesenheit  von  schmarotzenden  My- 
zostomiden  in  Stielgliedern  jurassischer 
Crinoideen  wurde  von  G  raaf  f  nachgewiesen. 

Von  besonderem  Interesse  sind  die  winzi- 
gen, isolirten  Kieferchen,  welche  G.  J.  H  i  n  d  e 
zuerst  in  unter-  und  obersilurischen  Ablage- 
rungen vonCanada  und  Grossbritannien,  dann 
aber  auch  im  Devon  und  Carbon  an  vielen 
Orten  Nord-Amerikas  und  Europas  entdeckte. 
Es  sind  kleine,  schwärzlich  gefärbte,  lebhaft 
glänzende,  aus  kohlensaurem  und  phosphor- 
saurem Kalk  zusammengesetzte  Plättchen 
von  höchst  variabler  Form  (Fig.  407),  welche 
mit  Unterkiefern  von  lebenden  Anneliden 
grosse  Aehnlichkeit  besitzen  und  die  An- 
EunMtc»  avitu*  Kt.iers.  Ann  dem  Wesenheit  zahlreicher  Gattungen  von  Wür- 
Uthogr-  von  KMmMt       morn  bekunden.   Auch  die  bereite  von  P  a  n  - 

der  vortrefflich  beschriebenen  und  für  Fischzähue  gehaltenen  mikro- 
skopisch kleinen  »Conodonten«  (Fig.  408)  aus  dem  Cambrium  (Obo- 


Digitized  by  Googl 


Venne«. 


207 


lusthon)  von  St.  Petersburg,  sowie  aus  dem  Devon  und  Kohlenkalk  von 
Russland  sind  nach  Zittel  und  Roh  od  Kiefer  von  Anneliden.  <j 


Piff.  407. 

1  •  .»-iL-  Annelidenkiefer  aus  i>alan*o|*ehen  Ablagerungen,    a  LunUrrieoncrfUe*  Ixunli*  H.  ,0/,.  Ob. -Silur. 
Dundaa.    (.'«Dada.    6  OcnmUr»  runtratu»  H.  '*/,.   Toronto,    c  EuuicUt*  varians  Urineil.   */,.  Toronto 
d  AraMlUtM  icvtdlalu»  Hinde  (>•/,).    Unter-Silur.  Toronto. 


Fl*.  408. 

Conodonten,  stark  verjrr.    «.  6  Paltodtu  truncaitu  Fand,  (nach  Fand  er),   c  I'rioniodu$  elegant  Pand. 
Mark  rergrömert,  au»  dem  Camhriuin  von  8t.  Petersburg,    d  Polygnathwjilubiu»  tllnde.  Devon. 

North  ET* na.    New  York.  *•/,. 

Als  Excremente  von  Anneliden  dürfen  wohl  am  besten  die  y.u  wirren 
Knäulen  verschlungenen  Lumbricarien  (Fig.  409)  aus  dein  litho- 
graphischen Schiefer  Bayerns  gedeutet  werden. 


FiK-  409. 

Lmmbricaria  Colon  Munst.    Au*  dem  llthogr. 
Schiefer  von  Solenhofen.   Nat  Grosse. 


Fig.  410. 

Kereitfi  Cambrentit  M"I.eay.     Aus  eambrise-hen 
Schiefern  von  Llumpeter,  Wales.   Nat.  G rönne. 


Als  Spuren  oder  Ueberreste  von  Würmern  wurden  von  Geologen 
eine  Menge  hohler  oder  mit  Gesteinsmasse  ausgefüllter  Röhren  aus  eam- 
brischen  und  silurischen  Ablagerungen  beschrieben,  die  in  stets  gleicher 
Form  wiederkehren  und  unter  den  Namen  Scolithus,  Arenicola, 
Histioderma ,  Planolites,  Di  plocratcrion,  Spirosrolex, 
Scolecoderma  etc.  in  der  Literatur  figuriren.  Derartige  Gebilde  sind 
selbstverständlich  zoologisch  unbestimmbar,  mögen  aber  von  Würmern 
herrühren. 

Auch  die  schlangen-  oder  wurmförmigen,  meist  mehrfach  gewun- 
denen Abdrücke,  welche  unter  der  Bezeichnung  »Nereiden«  aus 
cambrischen,  silurischen,  devonischen  und  carbonischen  Schiefergesteinen 


208 


Vennes.  Molluscoidea. 


bekannt  sind  und  daselbst  häufig  ganze  Schiehtflächen  bedecken,  wurden 
früher  vielfach  für  Abdrücke  von  Würmern  (Nereites  [Fig. 410),  Nemer- 

Utes,  Myrianites,  Nemapodia, 
Orossopodia  [Fig.  411],  Phyllo- 
docites,  Naites  etc.)  oder  auch 
von  Algen  gehalten,  bis  Nat- 
horst  den  experimentellen 
Nachweis  lieferte,  dass  es 
sich  hierbei  in  den  meisten 
Fällen  lediglich  um  Kriech- 
spuren von  Crustaceeu,  Anne- 
liden oder  Schnecken  handle. 
Als  solche  dürften  wohl  auch 
die  höchst  mannichfaltigen 
im  Fl ysch ,  Karpathensand- 
stein, sowie  in  marinen  Sand- 
steinen der  Kreide-  und  Jura- 
formation ungemein  häufigen 
cr^ua  mto,  mtor-        wurmartigen  Gebilde  (Hiero- 

Silur  von  Bognolw».  Noriniindic.  glypheil)  ZU  deuten  SCin. 


V.  Stamm. 

Molluscoidea. 

Als  Molluscoidea  vereinigte  Mi  Ine  Edwards  die  Bryozoa  und 
Ttinkata,  wovon  die  ersteren  bisher  für  Zoophyten,  die  letzteren  für 
Mollusken  gehalten  worden  waren.  Huxley  sehloss  denselben  später 
noch  die  Brachiopoda  au.  Diese  drei  Clausen  bilden  einen  Formen- 
kreis, welcher  zwischen  den  Würmern  und  Mollusken  steht  und  von 
manchen  Zoologen  direkt  an  die  einen  oder  anderen  angeschlossen 
wird.  Die  Tunicata  werden  neuerdings  vielfach  als  selbständiger  Thier- 
typus und  als  die  Vorläufer  der  Wirbelthiere  betrachtet.  Da  dieselben 
keine  orhaltungsfähigen  Theile  besitzen,  so  haben  sie  für  den  Paläonto- 
logen kein  praktisches  Interesse. 

Die  typischen  Molluscoidea  scheiden  entweder  eine  kalkige  Schale 
aus  oder  besitzen  eine  häutige  oder  hornige  Epidermis;  ihre  Respirations- 
organe liegen  vor  dem  Mund  und  sind  als  Tentakeln  oder  fleischige 
spirale  Anhänge  ausgebildet,  Der  Mund  führt  in  einen  geschlossenen 
Nahrungscanal;  das  Nervensystem  ist  wohl  entwickelt  und  geht  von 
einein  centralen,  meist  zwischen  Mund  und  After  gelegenen  Ganglien- 
knoten aus.  Die  Fortpflanzung  erfolgt  entweder  geschlechtlich  oder 
durch  Knospung. 

Die  Entwicklungsgeschichte  (Ontogenie)  der  Molluscoidea  stimmt 
am  meisten  mit  jener  der  Anneliden  überein. 

Sämmtliche  Molluscoidea  sind  Wasserbewohner,  die  Brachiopoden 
ausschliesslich  marine  Geschöpfe. 


Digitized  by  G( 


Bryozoa. 


209 


1.  Classe.    BryOZOa,  Moosthiercheii.1) 

Kleine,  durch  Knospung  sich  vermehrende  und  zu 
vielgestaltigen  Colonieen  vereinigte  Thiere,  welche  in 
häutige  oder  kalkige  Zellen  eingeschlossen  sind  und  am 
vorderen  Ende  des  Körpers  eiuen  von  Tentakeln  umgebe- 
nen Mund  besitzen.  Darm  wohl  entwickelt,  lang,  After- 
öffnung neben  dem  Mund.  Zwitter. 

Die  Bryozoen  oder  Polyzoen  gleichen  in  ihrer  äusseren  Erscheinung 
am  meisten  gewissen  Korallen  (Tabulaten)  oder  Hydrozoen,  von  denen 
sie  sich  aber  sofort  durch  Besitz  eines  geschlossenen  Darms,  eines 
hochentwickelten  Nervensystems  und  durch  die  feinen,  um  den  Mund 
gestellten  Respirationstentakeln  unterscheiden.  Sie  leben  äusserst  selten 
vereinzelt,  bilden  in  der  Regel  durch  Knospung  zusammengesetzte  Stöcke 
von  rindenartiger,  knolliger,  buschförmiger,  scheibenförmiger,  ästiger 
u.  8.  w.  Gestalt  und  sind  häufig  von  dünnwandigen,  röhrigen  oder 
sackförmigen  Kalkhüllen  umgeben. 

Jedes  Einzelthierchen  ist  entweder  von  den  übri- 
gen Mitbewohnern  der  Colonie  abgeschlossen  oder 
steht  durch  feine,  die  Wand  durchbohrende  Canälchen 
(Sprossencanäle),  sehr  selten  durch  einen  gemeinsamen 
Canal  mit  den  Nachbarn  in  Verbindung.  Ein  Cocno- 
sark  oder  ein  davon  abgeschiedenes  Coenenchym,  wie 
bei  den  Coelenteraten,  kommt  niemals  vor.  Am  vor- 
deren Ende  des  Körpers  befindet  sich  die  Mundscheibe 
(Ijobophor),  mit  einem  Kreis  oder  einer  hufeisenförmig 
angeordneten  Reihe  von  hohlen  Tentakeln,  die  zur 
Respiration  und  zur  Nahrungszufuhr  dienen. 

Die  Mundöffnung  bildet  den  Anfang  des  Nahrungs- 
canais, welcher  aus  Speiseröhre,  Magen  und  Dann  be- 
steht und  nach  einer  starken  Aufwärtsbiegung  in  der 
Afteröffnung  endigt.  Die  Afteröffnung  befindet  sich  in 
der  Regel  ausserhalb  des  Tentakelkranzes  (Ectoprocta), 
selten  innerhalb  desselben  (Entoprocta).  Zwischen  Mund  und  After  liegt 
ein  Nervenknoten,  welcher  feine  Ncrvonfäden  nach  den  Tentakeln  und 
nach  dem  Schlund  absendet.  Die  Leibeshöhle  um  den  Darm  ist  mit 
Flüssigkeit  erfüllt  und  von  zahlreichen  Längs-  und  Quermuskeln  durch- 
zogen. Der  vordere  Theil  des  Körpers  kann  durch  diese  Muskeln  in 
die  Zelle  zurückgezogen  werden.  Von  den  Generationsorganen  liegen 
die  Eier  im  oberen,  die  Spermatozoon  im  unteren  Theil  der  Leibeshöhle. 

Als  Avicularien  und  Vibracula  (Fig.  412)  bezeichnet  man 
eigentümliche  Gebilde  in  der  Nähe  der  Zellenöffnungen,  wovon  die 

»)  fOrbigny,  Ale.,  Paläontologie  francaise.  Terr.  cröt.  t  V.  1850 —51.  — 
Haime,  J.,  Description  des  BryozoaireH  foss.  de  la  formatiem  jurassique.  Mein. 
Soc.  geol.  Fr.  1854.  2.  ser.  t.  V.  —  Hagmow,  v.t  Die  Bryozoen  der  Mnstrichter 
Kreidebildtingen.  Cassel  1851.  —  Brink,  Q  ,  Catalogue  of  the  marine  Polyzoa  in 
the  Collection  of  the  British  Museum.  I.  Cheilostomata.  1852.  II.  Cyclostoraata. 
1875.  —  Bu»k,  O.,  Monograph  of  the  fossil  Polyzoa  of  the  Crag.  Falaeontograph. 
Soc.  1867.  —  Renn,  F.  A.,  Denkschr.  k.  k.  Ak.  Wissenach.  Wien.  Bd.  XXIII, 
XXV,  XXVII,  XXLX,  XXXIV.  —  mHinck8,  Th.,  History  of  the  British  marine 
Polyioa.  2  vol.  London  1880.  —  *Busk,  O.,  Report  on  the  Polyzoa.  Scient.  Results 
Zi  itel,  Grundzüge  der  Paläontologie.  14 


Flg.  412. 
Srlenaria  maculata 
Blink.  RecenL  Kin 
St  (ick  der  Obvrselte 
mit  einem  Vibractilnm 
und  einer  Ovleelle, 
vergr.   (Nach  Buh  k.) 


by  Google 


210 


Molluacoidea.  Bryoroa. 


ersteren  Aehnlichkeit  mit  einem  Vogelköpfchen,  die  letzteren  mit  einem 
Peitschenstiel  besitzen.  Die  Avicularieu  bestehen  aus  einem  grösseren 
helmförmigen,  geschnäbelten  Stück  und  einem  beweglichen  Unterkiefer. 
Sie  können  sich  öffnen  und  zuschnappen  und  dienen  wie  die  Vibracula 
zum  Festhalten  kleiner  Organismen,  die  den  Bryozoen  als  Nahrung 
dienen.  Eine  Pore  (Specialpore),  zuweilen  auch  eine  Verdickung  be- 
zeichnet auf  der  Oberfläche  der  Zellen  die  Stelle,  wo  ein  Avicularium 
oder  Vibraculum  sass. 

Die  Embryonen  entwickeln  sich  anfänglich  innerhalb  der  Leibes- 
höhle, zuweilen  auch  in  besonderen  blasigen  oder  kugeligen  Aus- 
wüchsen (Eierzellen  oder  Ovicellen)  und  schwärmen  alsdann  durch 
die  Mundöffnung  aus.  Bei  der  ungeschlechtlichen  Vermehrung  sprossen 
die  jungen  Knospen  entweder  an  der  Basis,  auf  der  Seite  oder  am  oberen 
Ende  der  Mutterzelle  hervor;  die  Art  und  Weise,  wie  sich  die  jungen 
Knospen  an  einander  reihen,  bedingt  die  äussere  Gestalt  der  Bryozoenstöcke. 

Unter  den  mit  verkalkter  Haut  versehenen  Bryozoen  unterscheidet 
man  zweierlei  Formen  von  Zellen: 

a)  Cyclo8tomata:  cylindrische  oder  prismatische  Röhren  oder  ver- 
längerte Schläuche  mit  terminaler,  unverengter  Mündung. 

b)  Cheilostomata:  kurze,  ovale  oder  krugförmige,  in  der  Mitte 
bauchig  angeschwollene,  zuweilen  vier-  bis  sechsseitige  Zellen  mit 
querer,  auf  der  vorderen  Wand  befindlicher  Mündung. 

Die  meisten  Bryozoen  sind  mit  ihrer  Basis  oder  auch  mit  ihrer 
ganzen  Rückseite  auf  Fremdkörpern  oder  auf  dem  Boden  festgewachsen 
und  ernähren  sich  von  Diatomeen,  Infusorien  und  Larven.  Einige 
wenige  Gattungen  bewohnen  Süsswasser,  die  meisten  leben  im  Meer 
und  zwar  in  allen  Zonen  und  Tiefen.  Fossile  Formen  finden  sich  in 
allen  Formationen,  am  häufigsten  in  Jura,  Kreide  und  im  Tertiär. 

Von  den  zwei  Ordnungen  der  Ectoprocta  {Phylactolaemata  und 
Qymnolaemata  Allm.)  besitzen  nur  die  Oymnolaemaia  erhaltungs- 
fähige,  mit  Kalkhüllen  versehene  Formen  aus  den  zwei  Gruppen  der 
Cyclostomata  und  Cheilostomata. 

Die  Systematik  der  Bryozoen  befindet  sich  in  einem  wenig  befriedi- 
genden Zustand.  Die  umfassendste  Classification  von  d'Orbigny  be- 
ruht auf  künstlichen  Prinzipien  und  wurde  thoilweise  von  späteren 
Autoren  verändert,  aber  nicht  durchgreifend  umgearbeitet. 

1.  Unterordnung.    Cyclostomata.  Busk. 
(Bryozoaires  centrifuginis  d'Orb.) 
Zellen  röhrenförmig,  meist  kalkig,  seitlich  zusammengewachsen  oder  theilteeise 
frei  und  entfernt  stehend.   Mündung  terminal,  ohne  Deckel,  nicht  verengt,  zuweilen 
erweitert. 

Die  Cyelostomen  beginnen  bereits  im  unteren  Silur.  Sämmtliche  paläo- 
zoische, sowie  alle  triasische  und  jurassische  Formen  gehören  hierher.  Weit 
über  1000  paläozoische  und  mesozoische  Arten  sind  beschrieben,  während 
gegenwärtig  nur  wenig  mehr  als  1()0  Arten  existiren.  Die  paläozoischen  Formen 

of  the  Challenger  Voyage.  vol.  X.  (Cheilostomata)  1884  u.  vol.  XVII  (Cyclo- 
Btomata)  1886.  —  Ulrich,  K.  0.,  American  palaeozoic  Bryozoa.  Jourti.  Cincinnati 
Soc.  nat  hist  vol.  V.  1882—84.  —  Ulrich,  E.  O.,  Coutributions  to  American 
Palaeontology.  vol.  I.  Cincinnati  1886.  —  Pergens,  E.,  Bull.  Soc.  Beige  de  Geol., 
Pal.  et  Hydrol.    1890.  III.    1891.  V.    1892.  VI. 


Digitized  by  Google 


Cyclostomata, 


211 


mancherlei  Abweichungen  von  den  typischen  Cyclostomen  und  vereini- 
gen zuweilen  Merkmale  von  Cyclostomata  und  Cheilostomata.  Aus  der  grossen 
Formenmenge  sollen  nur  einige  charakteristische  Typen  hervorgehoben  werden. 

Die  Familie  der  Fenestellidae  King  enthält  trichter-,  fächer-,  blatt- 
oder  netzförmige,  aus  zahlreichen  parallelen  und  schwach  divergirenden 
Aestchen  zusammengesetzte  Stöcke,  welche  entweder  durch  Querbrücken 
oder  Anastomose  mit  einander  verbunden  sind.  Die  OefFnungen  der  kurzen, 
schlauchartigen  Zellen  münden  stete  nur  auf  einer  Seite  der  Aestchen. 

Zu  den  Fenestelliden  gehörten  zahlreiche  paläozoische  Bryozoen;  sie 
kommen  stellenweise  eo  massenhaft  vor,  dass  sie  förmliche  Bryozoenriffe 
bilden.  „  c 

Fe  nestella 
Lonsd.(Fig.413) 
beginnt  schon 
im  Silur,  hat 
aber  im  Kohlen- 
kalk und  Zech- 
stein ihre 
Hauptverbreit- 
ung. Die  Stöcke 
haben  Trichter- 
oder Fächer- 
form  und  errei- 
chen zuweilen  ziemlich  ansehnliche  Grösse.  Die  etwas  kantigen  Zweige 
zeigen  auf  einer  Seite  zwei  Reihen  runder  Zellenöffnungen,  die  andere  Seite 
des  Stockes,  sowie  die  Verbindungsstäbchen  sind  zellenlos. 


Fig  413 

Fenettella  reti/ormi»  Schlotb.    Zechsteln-Dolomit.    I'össneck,  Thüringen. 
Fragment  eine«  Stockes  In  nat.  Grösse,  b  Rückseite,  schwach  vergrössert. 
e  Eine  Partie  der  zellentragenden  Vorderseite,  stark  vergrössert. 


Flg.  414. 

Woriheni  Hall  sp.  (Arehimedipora  Archimrdi»  d'Orb.).    Kohlenkalk.    Warsow,  Illinois, 
mit  wohlerhaltenen  Ausbreitungen  in  nat.  Grösse  (nach  F.  Roemer).  6  Schraubenförmiges 
fnaeh  Q Henstedt),   c  Innere  (obere)  Seite  der  Ausbreitungen,  vergrössert  (nach  Koemer). 
d  Aeumere  (untere)  Seite  derselben  (nach  Hall). 

Archimedes  Lesueur  (Fig.  414)  besteht  aus  zahlreichen  Fenestella- 
artigen  Trichtern,  welche  schraubenförmig  um  eine  centrale  Axe  gelagert 
sind.    Häufig  im  Kohlenkalk  von  Nordamerika. 

Zahlreiche  andere  Gattungen,  wie  Carinopora  Nicholson  (Devon), 
Phyllopora  King,  Polypora  M'Coy  (Silur  bis  Perm),  Ptilopora  M'Coy, 
Goniocladia  Ether.  (Carbon)  etc.,  gehören  dieser  Familie  an. 

Bei  den  Acanthocladidae  sind  die  Stöcke  in  einer  Ebene  ausgebreitet, 
au«  mehreren  Hauptästen  zusammengesetzt,  von  denen  an  beiden  Rändern 
freie  Nebenaste  ausgehen.  Die  Zellen  stehen  auf  einer  Seite  des  Stockes. 
Hierher  nur  paläozoische  Gattungen,  wie  Acanthocladia  King  (Fig.  115). 
(Carbon  und  Perm),  Pinnatopora,  Septopora,  Sy nocl ad ia  (Carbon)  u.  a. 

14» 


Digitized  by  Google 


212 


MolluBcoidea.  Bryozoa. 


Die  Familien  Ptilodictyonidae,  Stictoporidae,  Cystodictyonidae, 
Ceramoporidae  und  Bhabdomesontidae  enthalten  ausschliesslich  paläo- 
e  a  zoische  Formen. 

Die  Diastoporidae  sind  kreis-  oder  fächerförmige, 
incrustirende  oder  gestielte,  lappigblättrige  oder  ästige 

Colonieen  mit 
röhrigen  Zel- 
len ,  die  an 
ihrem  unte- 
ren  Theil  ver- 
wachsen, wei- 
ter oben  aber 
frei  werden. 
Häufig  in  Ju- 

\  <7?&SSb&    ^/Lf^Q^fW  ////fcSilf  ».Kreide und 

IjS  :,f  h^'i\ß       \     /.' •  'v^f-;'' f  i m  Tertiär, sel- 

'  ^^k$r^  |||f| I  i        tener  m  d»  n 

jetzigen  Mee- 
ren. 

Berenieea 
Lamx.  (Fig. 

4H5).  Incmstirende  Blätter  mit  bogigem  Umriss;  die  anfangs  liegenden,  später 
aufrechten  und  frei  werdenden  Zellen  alle  nach  einer  Seite  gerichtet.  Jura 

bis  Jetztzeit. 

D  iastopo- 
raLamx.  (Fig. 
417  .  Blättrige 
oder  baumför- 
mige ,  zuwei- 
len incrusti 
rende  Stöcke, 
bald  ein- 
■tfi...  schichtig.bald 
mehrschich- 
tig, häufig  aus 
zwei  mit  dem 


Flg.  415 


Acanthnetadia  aneept  Schloth.  sp.  Aus  »lern 

Zech«tcindotoinit  von  Prtssneck. 
n  Stock  In  nat.  Grosse,  6  ein  Ali  von  der 
e  von  der  Ruckseite,  vergr. 


Flu.  416. 
Berenieea  diluviana  ljunx. 

ooltth.    Ranvillc.  Calvados. 
a  Nat.  Grosse,  6  verRT.(  nach  Halme). 


FIr.  417. 

Dlnttapora  (Metenleripora)  foliacea  Ijuuv. 
Gross  Oolith  Kanvllle.  Calvados,  a  Frajr 
ment  In  nat.  Grösse,  Äein  Stück  desselben, 


FIr.  418. 


DtfranHa  dladrma  Goldf  sp.  n..  . 

Ober.-  Kreide  Mastricht.  a  Stock  In  nat.  KUCKen  ver- 
drösse von  oben,  t>  von  der  Seite,  wachsenen 
c  Oberseite,  vergrösaert  Blättern  beste- 

hend.    Jura  und  Kreide  häufig,  seltener  tertiär  und  lebend. 

Defrancia  Bronn  (Lichenopora  Defr.)  (Fig.  418).    Stock  Scheiben-  oder 

b 


Fi*.  41tf. 

ßwWn  tnhuti/rra  Ro«m.  sp.    oliRocBn.    Astrupp.  Westfalen. 
n  Stock  in  nat.  <irö"e,  6  eine  Cntercolonle,  vergrößert. 


FIr.  420. 
Sfomatopora  diehotomn  |j\mx 
Gross-  Ooliüi.    lUnville.    a  N 
Grosse,  6  verRTossert. 


pilzförmig,  mit  der  Unterseite  oder  nur  mit  kur- 
zem   Stiel    aufgewachsen.     Die  röhrenförmigen 
Zellen  oben  zu  radialen,  durch  Zwischenfurchen  getrennten  Rippen 
wachsen.    Jura  bis  jetzt. 


a 


Digitized  by  Google 


Cyclostomata. 


213 


Bus  k  ia  Reusa  (Fig.  419).  Zahlreiche  Defrancia  ähnliehe  Stöcke  zu 
einer  zusammengesetzten  Colonie  verbunden.  Oligocän. 

Weitere  hierher  gehörige  Gattungen  sind  Discosparsa,  Discoporella, 
Radiocavea,  Radiotubigera  etc. 


Flg  421. 
donata  Hujfu    Ob.  Kreide. 
Mastricht. 
<i  Zweig  In  nat.  Grösse,  b  Vorder- 
seile,  c  Rückseite,  »tark  vergrössert. 
(Nach  Hagenow.) 


FIk.  422. 
Enialophora  vir- 
guta  Hagw. 
Planer. 
Plauen.  Sachsen. 


Flg.  423 

Si)iropora  rerticil- 
lata  Goldf 
Ob.  Kreide. 

Mastricht.  (Nach 
Hagenow.) 


Fig.  424. 

Truncatvla  rrpens  Hagw . 

Ob.  Kreide.  Maatricht 
Zweigetaen  von  der 

Rückseite  und  der  Vor- 
dereelte, vergrössert 
(nach  Hagenow). 


Die  Tubuliporidae  sind  kriechende,  mit  einer  Seite  angewachsene 
Stocke,  deren  röhrige  Zellen  entweder  ein-  oder  zweireihig  oder  unregelmässig 
angeordnet  sind  und  sich  mit  ihren  Enden  frei  erheben.  Hierher  gehören 
die  Gattungen  Slomatopora  Bronn  (Alecto  Lamx.)  (Fig.  420),  (Silur,  Devon, 
Jura,  Kreide,  tertiär  und  lebend),  Proboscina  Andouin,  Tubulipora 
Lamx.  etc.  aus  mesozoischen  und  tertiären  Ablagerungen. 

Die  Idmoneidae  bilden  aufrechte,  baumförmige,  meist  ästige  Stocke, 
bei  denen  die  röhrigen  Zellen  alle  auf  der  Vorderseite  münden.  Beispiele: 
Idmonea  Lamx.  (Fig.  421),  Hornera  Lamx.  (Kreide  bis  jetzt). 

Bei  den  nahestehenden  Entalophoridae  sind  die  Röhrenzellen  stets 
in  Reihen  angeordnet  und  münden  entweder  auf  einer  Seite  oder  ringsum 
an  den  Stämmchen  oder  Aesten.  Zuweilen  sind  die  Oeffnungen  eines  Theiles 
der  Röhren  durch  dünne,  kalkige  Deckel  geschlossen.  Beispiele:  Enta- 
lophora  Lamx.  (Fig.  422),  Spiropora  Lamx.  (Fig.  423),  Jura  bis  jetzt, 
Terebellaria  Lamx.  (Jura,  Kreide),  Nodelea  d'Orb.  (Kreide  etc.). 


Fig.  425. 
F  itcicttliporn  incra**ata  d  Orb. 
<  »b.  Kreide.  Meudon  bei  Pari«. 
In  nat.  üroaae  nnd  vergrößert, 
d'orbigny.) 


Flg.  426. 

Fasricvlaria  (Theonoa)  auraittium  M.  Bdw.  ("rag. 
o  Stock  In  vcrticaler  Richtung  durchgebrochen,  nat  Grösse. 
b  Ein  Stuck  der  Oberfläche,  vergrossert. 


Bei  den  Frondiporiden  sind  die  Röhrenzellen  zu  Bündeln  gruppirt, 
welche  als  stumpfe  Höcker  oder  Aeste  aus  den  verschieden  gestalteten 
Stöcken  vorragen.  Beispiele:  Frondipora  Imperato,  Osculi pora  d'Orb. 
Truncatula  Hag.  (Fig.  424),  Fascicuiipora  d'Orb.  (Fig.  425),  Pletho- 
pora  Hag.,  Fascicularia  M.  Edw.  (Fig.  426),  Theonoa  Lamx.  etc.  aus 
Kreide  und  Tertiär. 


Digitized  by  Google 


214 


Molluscoidea.  Bryozoa. 


Die  Ccriopor  iden  bilden  incrustirende ,  knollige,  lappige,  seltener 
baumförmige  Colonien,  aus  dichtgedrängten  und  engverwachsenen  Röhren- 
zellen, deren  OefTnungen  nicht  erhaben  vor- 
nigen, sondern  über  die  ganze  Oberfläche  ver- 
theilt sind.  Zuweilen  sind  die  grösseren 
OefTnungen  von  kleineren  umgeben.  Die 
Cerioporiden  stehen  in  ihrem  Aufbau  und  in 


Fl*.  42«. 

Ccriopora  <utroiiif*  Munst  *p.  Ober-Trias. 

St.  (assian,  Tyrol. 
a  Stock  in  nat.  (ir..  b  OU-rllächo  verirr. 


Fl*.  427. 

Ceriopura  rpongilet  Goldf.   Grünsand.  K---i: 
a  Nat  Grosse,  b  von  oben,  c  von  unten,  venrrössert. 


ihrer  allgemeinen  Erscheinimg  den  Monticuliporiden  (S.  95)  nahe  und  sind 
nicht  immer  sicher  von  denselben  zu  unterscheiden.  Sie  finden  sich  ausser- 
ordentlich häufig  in  der  alpinen  Trias,  in  Jura  und  Kreide,  seltener  in  Tertiär- 


Ffjf.  430. 

Hrlrrojtorn  puntutoßa  Mich.  Gross-Oollth. 

Kanville,  Calvados.   (Nach  Halme.) 
a,  6  Stocke  in   nat  Grösse,  c  Vertical- 
schnltt,  d  OlierHftche.  vergrösserL 


Kl«.  42«. 

Radiopora  stellata  Goldf.  sp.    Planer,  l'lauen.  Sachsen. 
a  Stock  In  nat.  Grösse,  b  venrrössert,  c  Vertlcalschnitt  durch 
ein  Exemplar  aus  dem  Grünsand  von  Essen. 


und  Jetztzeit.  Beispiele:  Ceriopora  Goldf.  (Fig.  427.  428),  Radiopora 
d'Orb.  (Fig.  429),  Alveolaria  Busk,  Heteropora  BL  (Fig.  430),  Petalo- 
pora  Lonsd.  etc. 

2.  Unterordnung.    Cheilostomata.  Busk. 
(Bryozoaires  cellulints  d'Orb.). 
Zellen  oval,  elliptisch  oder  krugförmig,  seitlich  aneinander  gereiht.  Mündung 
mehr  oder  weniger  auf  die  Vorderseite  der  Zelle  gerückt,  häufig  mit  beteeglichem 
Deckel. 

Die  Cheilostomata  beginnen  zuerst  im  Jura,  entfalten  von  der  oberen 
Kreide  an  einen  erstaunlichen  Formenreichthum  und  übertreffen  an  Mannich- 


Digitized  by  Google 


Cheilostomata. 


215 


faltigkeit  und  Artenreich thum  wenigstens  in  der  Tertiär-  und  Jetztzeit  bei 
Weitem  die  Cylostomata. 

Nicht  alle  Cheilostomata  haben  eine  vollständig  verkalkte  Hülle;  einige 
(Flustridae)  bleiben  hornig  und  sind  nicht  zur  Fossilisation  geeignet,  bei  anderen 
i Membraniporidae)  ist  die  Vorderwand  häutig,  die  übrige  Hülle  verkalkt; 
bei  fossilen  Vertretern  derselben  erscheinen  darum  die  Zellen  auf  der  Vorder- 
seite vollständig  offen.  Avicularia  6 
und  Vibracula  kommen  häufig 
bei  Cheilostomen  vor  und  geben 
ach  an  fossilen  Formen  durch 
Specialporen  kund.  Auch  Ovi- 
cellen  sind  häufiger  als  bei  Cyclo- 
stomata  entwickelt.  Bei  der 
ungeschlechtlichen  Vermehrung 
sprossen  die  jungen  Zellen  in  der 
Hegel  am  vorderen  Ende  oder  zu 
beiden  Seiten  der  Mutterzelle 
hervor  und  gruppiren  sich  zu 
mehr  oder  weniger  regelmässigen 
Reihen.  Meistens  stehen  die 
Zellen  durch  zahlreiche  Sprossencanäle  mit  einander  in  Verbindung. 

Die  Systematik  der  Cheilostomata  befindet  sich  in  noch  unbefriedigen- 
derem Zustand,  als  die  der  Cyclostomata.  Es  sollen  darum  nur  vereinzelte, 
charakteristische  Genera  als  Beispiele  erwähnt  werden. 

Die  Gattungen  Salicornaria  Cuv.  (Fig.  431),  Cellularia  Busk  und 
Scrupocellaria  van  Beneden  gehören  zur  Gruppe  der  Articulata,  bei 
denen  die  baumförmigen  Stöckchen  in  Segmente  gegliedert  sind,  welche  durch 
biegsame  hornige  oder  verkalkte  zellenfreie  Zwischenglieder  verbunden  werden. 

Unter  den  Inarticulata,  bei  denen  die  Zellen  alle  fest  verbunden  sind, 
vertreten  die  kriechenden  Hippothoiden  (Fig.  432)  die  Tubuliporiden  unter 
den  CyclosiotJiata. 


Klg  482. 

IJipjtothoa  labiata  Nnvak.  Cvtiotnan.  Velin,  Böhmen, 
u  Stock  in  nat.  Grosse,  *  mehrere  Zellen,  xuiu  Theil  mit 
durchbrochener  Vonlerwand,  stark  vergr.  (nach  Nowak). 


Klg.  «1. 
ixilirtimaria  rhotnbi/cra 
•  '■■l>it   tp.  OHgocan. 
Knufungen  bei  Kassel. 
Vergrössert. 
iXach  Reusa.) 


Klg.  334. 

I^prnlia  cocchtea  Johnnton. 
Mlocan.  Eisenstadt,  t'ngarn. 
Mehrere  Zellen  vergrössert  (nach 
Ken ss).  Die  Mündung  ist  ge- 
zackt, unterhalb  der  vorderen 
Ecken  steht  jederselts  ein  grosses 
Avicularium  und  über  3  Zellen 

befinden  sich  Ovieellen  (o). 


Fig.  433 

Kino  incnistirende  Colonie  von  Membrnni- 
pora  mit  Zellen,  deren  ganze  Stirnwand 
unverkalkt  ist  (vergrössert). 


Die  incrustirenden  Membraniporiden  sind  mit  ihrer  Rückseite  auf- 
gewachsen, so  dass  sich  alle  Zellenöffnungen  nach  einer  Seite  richten.  Bei 
Membran  ipora  (Fig.  433)  ist  die  Vorderseite  unvollständig  oder  gar  nicht 
verkalkt,  bei  der  formenreichen  Gattung  Lepralia  (Fig.  434),  die  von  d'ür- 
bigny  *n  eine  Menge  Genera  zerspalten  worden  war,  ist  die  Vorderwand 
kalkig,  die  Mündung  häufig  durch  Stacheln  oder  Fortsätze  verziert. 


216 


Molluscoidea.  Bryosoa. 


Die  Eschariden  bilden  aufrechte  blättrige  oder  netzförmige  Stöcke, 

die  entweder  aus  einer  oder  aus  zwei  mit  ihrer  Rückseite  verwachsenen 


im 


Fl*.  485 
Errhara  {Etcharipura)  rudi» 
Keuiw.  oliKocftn.  Söllingen. 
Oberfläche  vorgr.  (Die  Zol- 
len Hm  Knud  mit  geotruhltcn 
«iruhehen  und  In  der  NMie 
der  Mündung  mit  Special- 
poren.) 

Die  Membraniporiden 
Hauptverbreitung  in 


KiR.  436.  Fi*.  437. 

Jtcicpora  ccllulota  Lln.         Vinrularin  virgo  HagW.  Ob.  Kreide.  Rüp'n. 
frag.   Suflolk.  a  Fragment  In  nat  Oröwe,  b  Horizontal-, 

e  Vertlcnluchnltt,  vergr. 

Zellenschichten  bestehen.  Unter  den  zahlreichen  Gat- 
tungen dieser  Familie  sind  besondere  Escha  ra  Busk 
(Fig.  4.55),  lietepora  lmperato  (Fig.  436)  häufig, 
und  Eschariden  beginnen  im  Dogger  und  haben  ihre 
der  oberen  Kreide,  im  Tertiär  und  in  der  Jetztzeit. 


Fl*.  488. 

Uyriozoutn  punetatum  I'hll.  ftp.  Mlocan.  Orten- 
bOM,  Ntederbayern.  a  Stock  in  nat.  <Jri>sae, 
6  Oberfläche  vergr. ;  in  der  oberen  Ilalflc  nind 
die  Zelleiiinündiingcn  offen,  in  den  unteren 
von  einer  Kalkrindc  Überzogen,  c  Querschnitt 
durch  einen  Ant 


Fi«.  440. 

Ccürpara  cunfflomtrata  Oohlf.  OllgocAn.  AMrupP 
bei  Oanabrück.   o  Stock  in  nat.  Grösse,  b  Ober- 
fläche vergroh»ert. 


Bei  den  Vi neulariden  bestehen 
die  Stöcke  aus  runden  Stämmchen 
und  Zweigen,  die  ringsum  von  alternirenden  Zellen  umgeben  sind.  Hierher 
die  Gattungen  Vincularia  Defr.  (Fig.  4.'J7)  und  Myriozoum  Donati 
(Fig.  438).  e 


fiiit 


Flu.  441. 

Cumulipora  aivjutata  Mstr.    Oligocan.    Dobefg  bei  Bünde,    a  Stock  In  nat.  (triwae,  b  Oberfl&che 
vergrögaert,  e  Verticalschnitt  vergrösaert.    (Nach  Keuai.) 

Die  Selenariidae  bilden  meist  freie  napf-  oder  schüsseiförmige,  kreis- 
runde Scheiben,  bei  denen  die  Zellenöffnungen  alle  nach  einer  Seite  gerichtet 


Digitized  by  Google 


Cheilostomata. 


217 


WS® 


sind.  Die  Gattung  Lunul ites  Lamx  (Fig.  139)  ist  häufig  in  oberer  Kreide 
und  im  Tertiär;  Selenaria  Busk  (Fig.  412)  tertiär  und  lebend. 

Die  Cel- 
leporiden 
entsprechen 
den  Ceriopo- 
riden  unter 
den  Cyclo- 
stomata  und 
bilden  wie 
jene  knol- 
lige oder 
unregelmäs- 
sig ästige 
Stöcke,  de- 
ren irregulär 
angehäufte 
Zellen  häu- 
fig in  vielen 
Lagen  über- 
einander geschichtet  sind. 

Cellepora  Fabricius  (Fig.  440)  und  Cumulipora  Münst.  (Fig.  441)  ge- 
hören zu  den  im  Tertiär  sehr  verbreiteten  Cheilostomata. 


Fig.  439. 

Lunulitet  Gold/ussi  flagw.    <>li.  KrHde.    l.üiu-lmrv.    a,  h,  c  Kxemplat  in  imt. 
Grösse,  d  Oberseite  vcrgrössert,  t:  Unterseite  vergrösaert. 


Zeitliche  Verbreitung  der  Bryozoa. 

Schon  in  palaeozoischen  Ablagerungen  gab  es  eine  beträchtliche 
Menge  Brvozoen,  die  fast  ausnahmslos  zu  erloschenen  Gattungen  ge- 
hören, sich  am  besten  an  die  Cyclostomata  anschliessen,  aber  durch 
mancherlei  Abweichungen  eine  gesonderte  Stellung  im  System  ein- 
nehmen und  vielleicht  den  Anspruch  machen  können,  als  besondere 
Unterordnung  betrachtet  zu  werden.  Im  Silur  und  Devon  sind  die 
Ptilodictyonidae,  Stictoporidae,  Cystodiclyonidae  und  Ceramoporidae  be- 
sonders verbreitet,  während  im  Carbon  und  Perm  die  Fenestelliden 
und  Acanthocladiden  ihre  Hauptentwickelung  orreichen. 

Trias  und  Lias  entfalten  vorzugsweise  Cerioporiden,  der  Dogger 
von  Lothringen,  Süddeutschland,  England,  Normandie  zahlreiche  Diasto- 
poridae,  Tubuliporidae,  Frondiporidae  und  Cerioporidae ;  dagegen  ist  der 
obere  Jura  verhältnissmässig  arm  an  Brvozoen. 

Im  Neoconi  und  Gault  herrschen  noch  die  Cyclostomata  vor, 
erst  im  Cenoman  nehmen  die  Cheilostomata  in  grösserer  Zahl  an  der 
Zusammensetzung  der  Bryozoenfauua  theil,  die  vorzüglich  reich  ent- 
wickelt ist  bei  Le  Maus,  le  Ha  vre,  Essen,  in  Sachsen,  Böhmen  und 
Norddeutschland. 

Ganz  ausserordentlich  reich  an  Brvozoen  ist  die  obere  Kreide, 
namentlich  der  obere  Pläner  in  Norddeutschland,  Sachsen  und  Böhmen, 
die  weisse  Schreibkreide,  der  Kreidesand  von  Aachen  und  der  Kreide- 
tuff von  Mastricht.  d'Orbign y  beschreibt  nicht  weniger  als  547  Arten 
obercretaeeischer  Cyclostomata  und  circa  300  Cheilostomata. 

Im  Tertiär  herrschen  die  Cheilostomata  vor.  Die  eoeänen  und 
oligocanen  Ablagerungen  am  Nord-  und  Südfuss  der  Alpen  zeichnen 
sich   durch    Bryozoenreichthum    aus    (Granitmarmor    von  Bayern, 


Digitized  by  Google 


218 


MolhiHcohlea. 


Priabona,  Mossano  im  Vicentin'schen);  auch  das  Oligocän  von  Nord- 
deutschland, daß  Miocän  der  Touraine,  des  Rhonethals,  von  Ober- 
schwaben und  im  Wiener  Becken  sind  reich  an  Bryozoen.  Im  Plio- 
cäu  von  Italien,  Rhodus,  Cypern  und  im  Crag  von  England  und  Bel- 
gien finden  sich  fast  nur  noch  recente  Gattungen  und  vielfach  auch 
noch  jetzt  existirende  Arten. 

2.  Classe.    Brachiopoda.    Armkiemener.  *) 

Z weischalige,  symmetrische,  niemals  zu  Colonieeu  ver- 
einigte Meeresbewohner  mit  zwei  spiral  aufgerollten, 
fleischigen  Mundarmen. 

Die  Brachiopodeu  oder  Palliobranchiata  sind  zartgebaute,  von  zwei 
gefassreichen  Mantellappen  und  zwei  kalkigen  oder  kalkig-hornigen 
Schalen  bedeckte  Thiere,  welche  sich  nur  auf  geschlechtlichem  Wege 
fortpflanzen  und  manchmal  ansehnliche  Grösse  erreichen.  Die  meist 
dünnen  Schalen  sind  in  der  Regel  ungleich  gross,  jedoch  vollkommen 
symmetrisch,  so  dass  sie  durch  einen  Medianschnitt  in  zwei  gleiche 
Hälften  zerlegt  werden.  Zuweilen  ist  eine  Schale  (Crania,  Thecidium) 
direct  aufgewachsen,  häufiger  tritt  entweder  zwischen  dem  verschmä- 
lerten Hinterende  der  beiden  Schalen  oder  durch  eine  Oeffnuug  in 
oder  unter  dem  Schnabel  der  Unterschale  ein  muskulöser  Stiel  hervor, 
welcher  zur  Befestigung  der  Thiere  dient.  Mit  zunehmendem  Alter 
schlies8t  sich  die  Schnabelöffnung  nicht  selten,  der  Stiel  verkümmert, 
und  die  Schalon  werden  frei.  In  seltenen  Fällen  (Gfottidiä)  bleiben  die 
Brachiopodeu  schon  von  frühester  Jugend  an  frei. 

Während  des  Lebens  liegt  die  durchbohrte,  fast  immer  grössere 
Ventralschale  unten,  die  kleinere  Dorsalschale  oben.  Bei  der 
Beschreibung  werden  jedoch  die  Schalen  stets  so  orientirt,  dass  der 
Hinten- and  (Schlossrand)  mit  der  Schnabelöffnung  nach  oben,  der 
Vorderrand  {Stirnrand)  nach  unten  gestellt  werden.  Eine  Linie 
vom  Wirbel  zun»  Stirnrand  gibt  die  Länge,  eine  Senkrechte  darauf 
in  der  Richtung  von  vorne  nach  hinten  die  Dicke,  eine  Senkrechte 
in  der  Richtung  von  rechts  nach  links  die  Breite  der  Schale.  Am 
Hinterrand  sind  beide  Schalen  entweder  nur  durch  Muskeln  [Inarti- 
culata)  oder  durch  ein  sogenanntes  Schloss  {Artkulata),  d.  h.  durch 

')  Literatur: 

t>.  Buch,  Leop.,  Ueber  Terebrateln.  Berlin  1834.  4°.  —  King,  W.,  A  Monograph 
of  Permian  fossils.  Palaeontographieal  Society  1849.  —  Davidson,  Thom.,  Monograph 
of  British  fossil  Brachiopoda.  vol.  I— VI.  Palaeontographieal  Society  1851—1886. 
(Davon  die  allgemeineren  Betrachtungen  in  Introduction  a.  a.  O.  vol.  I  und  in 
General  Summary  vol.  V.  Bibliography  vol.  VI)  —  Quemtedt,  F.  A.,  Petrefakten- 
künde  Deutschlands.  Bd.  II.  Brachiopodeu.  1871.  —  Deslongchamps-Eudes,  Eug  . 
Paläontologie  Fruncaise.  Terr.  jurass.  vol  IV.  —  Barrande,  Joach.,  .Systeme  silurien 
du  Ceutre  de  la  Boheme,  vol.  V.  1879.  —  Waagen,  W  ,  Salt  Range  fossile,  vol.  L 
Palaeontologica  Indira  ser.  XIII.  Mem.  geol  Surv.  of  East  India  1K«2— 85.  — 
Gehlert  in  Fischer  s  Manuel  de  Conchyliologie.  Paris  1887.  —  Haü,  J,  and  Oarke,  J., 
Palaeontology  of  the  State  of  New  York  vol.  VIII.  Introduction  to  the  study  of 
palaeozoic  Brachiopoda.  Albany  1892  —  Beecher,  Ch  E.,  and  Clarke,  J.,  The  de- 
velopment  of  some  Silurian  Brachiopoda  Mein.  New  York  State  Mus.  vol.  I.  1889. 
—  Beecher,  Ch.  E.,  Development  of  the  Brachiopoda  I.  II.  Amer.  Journ.  Sc.  and 
Arts.  1891.  vol.  XLI.u.  1892.  XUV.  —  Bittner,  AI  ,  Brachiopoden  der  alpinen  Triaa. 
Abb.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst.   Wien.   Bd.  XIV.  1891.  u.  Bd.  XVIL  1892. 


Digitized  by  Google 


Brachiopoda. 


219 


zwei  zahnartige  Vorsprünge  (Schlosszähne)  der  Ventralschale,  welche 
sich  in  Gruben  (Zahngruben)  der  kleinen  Schale  einfügen,  mit  einander 
verbunden.  Zwischen  den  zwei  Schlosszähnen  springt  ein  mehr  oder 
weniger  entwickelter  Schlossfortsatz  vor.  Beide  Klappen  stossen 
am  Schloss-,  Stirn-  und  an  den  Seitenräudern  durch  Nähte  (Commis- 
suren)  aneinander. 

Die  Schale  umhüllt  in  geschlossenem  Zustand  den  Weich- 
körper  vollkommen;  wenn  sie  sich  öffnet,  trennen  sich  die  Seiten  - 
und  Stirnrand-Commissuren,  die  Schlossränder  dagegen  bleiben  fest 
verbunden.  Unmittelbar  unter  jeder  Schale  und  an  diese  angeheftet,  liegt 
ein  dünnes,  durchscheinendes,  aus  drei  Schichten  zusammengesetztes, 
fleischiges  Mantelblatt.  Die  innere  Zellenschicht  des  Mantels  besteht 
aus  Wimperzellen,  die  mittlere  ist  knorpelartig,  die  äussere  enthält 
Blutgefässe  und  Genitalorgane.  Zuweilen  liegen  kleine,  ästige  Kalk- 
körperchen  (Spiculae)  oder  siebartig  durchlöcherte  und  vielfach  zer- 
schlitzte Kalkscheibchen  in  grosser  Menge  in  der  äusseren  Mantelschicht, 
aus  welcher  häufig  kurze,  cylin- 
drische,  blinde  Röhren  hervor- 
ragen, welche  in  feine  Vertical- 
kanäle  der  Schale  eindringen  und 
bis  zu  deren  Oberfläche  gelangen. 
Die  Schalen  solcher  Formen  er- 
halten ein  feinpunktirtes  Aus- 
sehen. Die  beiden  Mantellappen 
entsprechen  in  Grösse  und  Form 
genau  den  beiden  Schalen  und 

umschliessen    die    Mantelhöhle,  «>«t  flefachigen  ein-  Howe.  J Zechitein  yon  Hu»- 

,  .  '        fach  zurück-         bleton,  huglanil.  Steinkern  mit 

WOVOI1    die    hintere,    Unter    den  Bekrümmten  Spiral-   Kindrücken  von  BlutgeraMen. 

Wirbeln  gelegene  Abtheilung  nach        armen'  (NftCh  D*vld"on ■> 

vorn  von  einer  häutigen  Membran  abgeschlossen  wird  und  die  eigent- 
lichen Eiögeweide,  d.  h.  den  Nahrungskanal,  die  Leber,  das  Herz,  das 
centrale  Xervenganglion  und  die  Muskeln  enthält.  In  der  Mittelebene 
der  Membran  befindet  sich  eine  zweilippige  Mundöffnung,  welche  nach 
hinten  in  die  Speiseröhre,  den  Magen  und  Darm  fortsetzt.  Bei  den 
Artiatlata  {Apygia)  ist  der  von  zwei  grossen  Leberlappen  umgebene 
Magendaron  kurz  und  endigt  blind,  bei  den  Inartictilata  (Pleiiropygia) 
macht  er  mehrere  Windungen  und  mündet  seitlich  vom  Mund  in  die 
vordere  Abtheilung  der  Leibeshöhle. 

Dorsal  vom  Darm  liegt  das  birnförmigo  Herz,  von  welchem  je 
zwei  vielfach  verzweigte  Gefässe  in  die  beiden  Mantellappen,  zwei 
andere  in  die  spiralen  Mundlappen  ausgehen.  In  die  zuweilen  stark 
erweiterten  Blutgefässe  der  Mantellappen  dringen  aus  der  Leibeshöhle 
dicke,  paarig  entwickelte  Bänder  und  Wülste  ein,  welche  weibliche  oder 
männliche  Geschlechtsorgane  enthalten.  Deutliche  Eindrücke  dieser 
Blutgefässe  und  Genitalstränge  beobachtet  man  häufig  auf  der  Innen- 
seite der  Schale  oder  auf  fossilen  Steinkernen  von  Brachiopoden  (Fig.  442). 
Das  Nervensystem  besteht  aus  einem  Schlundring  mit  zwei  Gang- 
lienknoten, von  dem  feine  Nervenfäden  in  den  Mantel,  die  Arme,  die 
Muskeln  und  den  Stiel  ausgehen. 

Der  grössere  Theil  der  von  den  Mantellappen  umschlossenen  Leibes- 
höhle wird  von  den  spiralen  Mundanhängen,  den  sogenannten  Armen 


Flg.  443. 

Terebratula  vitrea       Camarophorla  Hvmblet<mtn$l* 


Digitized  by  Google 


220 


MolluHcoidea. 


Fi*.  444. 

W'alrihtimia  finvencrns  otwoH  verjrröi 
in  der  Mitte  durchgeschnitten  mit 
arnif  n,  Darm  und  Muskeln,  d  Spiral«1 
.i'ih;iii..r     h  Gefranster  Baum  der 
pr  Schlossforüsatz.  ~  Darm,  v  MuncL 
tum.  (i  BehllesMntiRkeln  (adductores).  c  und 
c  Scnlosjtmuskeln  (dirariciitoren). 
(Nach  Davidson.) 


und 
Sj.iral- 
llund« 
Arme. 
$*  Sep- 


eingenommen.  Es  sind  dies  zwei  bewegliche,  spiralig  gebogene  oder 
um  sich  selbst  zurückgekrümmte  fleischige  Lappen  von  ungemein  zarter 
Beschaffenheit  (Fig.  443.  444),  welche  häufig  durch  ein  feines,  kalkiges 
Armgerüst  gestützt  werden.    Zahlreiche  Blutgefässe  durchziehen  die 

mit  einem  breiten  Saum  beweglicher 
Fransen  besetzten  Organe,  welche  gleich- 
zeitig zur  Respiration  und  zur  Herbei- 
strudelung  von  Nahrung  dienen.  An 
der  Respirationsthätigkeit  nimmt  übri- 
gens auch  der  von  Blutgefässen  durch- 
zogene Mantel  theil. 

Das  Oeffnen  und  Schliessen  der 
Schalen,  sowie  die  Befestigung  des 
Stieles  wird  bei  den  Brachiopoden 
lediglich  durch  Muskeln  bewirkt, 
deren  Zahl  und  Anordnung  bei  den 
zwei  Hauptgruppen  der  Brachiopoden 
erheblich  differirt.  Bei  den  Articu- 
lata  sind  in  der  Regel  mehrere  Muskel- 
paare vorhanden,  wovon  die  Divari- 
catores das  Oeffnen,  die  Adductores  das  Schliessen  der  Schalen  besorgen, 
während  die  Adjustores  oder  Stielmuskelu  zur  Befestigung  des  Stieles 
dienen. 

Da  die  Anheftungsstellcn  der  Muskeln  auf  der  Innenseite  der  Schale 
mehr  oder  weniger  deutliche  Eindrücke  hinterlassen,  welche  auch  an  fos- 
silen Schalen  erhalten  bleiben,  so  verdienen  sie  eine  speciellere  Beachtung. 

Die  Adductores  (Fig. 
445a)  verlaufen  quer  von 
einer  Schale  zur  andern 
und  hinterlassen  in  der 
Mittelebene  der  grösse- 
ren Ventralschale  (B) 
einen  in  der  Mitte  ge- 
theilten  Eindruck  (a), 
auf  der  kleineren  Dorsal- 
schale vier  paarig  ge- 
ordnete Eindrücke  (a,  a  ). 
Die  zum  Oeffnen  die- 
nenden zwei  Paar  Divari- 
catores (d)  befestigen  sieh 
mit  ihren  dünnen  Enden 
an  dem  vorspringenden 
Schlossfortsatz  (pr);  das 
Hauptmuskelpaar  (diva- 
ricatores  anteriores  d) 
heftet  sich  auf  der  Innen- 
seite der  grossen  Ventral  - 

schale  mit  seinen  verbreiterten  Enden  beiderseits  neben  und  vor  der  Basis 
des  Schliessmuskels  an,  während  das  andere,  kleinere  Paar  (divaricatores 
acecssorii  et)  zwei  kleine  Anheftstellen  (<f)  hinter  dem  Schliessmuskeleindruck 
besitzt.  Neben  den  Muskeln  zum  Oeffnen  und  Schliessen  kommen  noch 
Stielmuskeln  (Adjustores,  Pediculares  p)  bei  denjenigen  Gattungen  hinzu, 
welche  ein  solches  Anheftungsorgan  besitzen.  Kleine  Eindrücke  (p)  dieser 
Muskeln  sieht  man  in  der  Dorsalklappe  unter  dem  Schlossfortsatz.  In  der  grossen 


PUT.  445. 

Waldheimia  fi<we*cms  Val.  Australien  OihcIi  Davidson). 
A  linrsalKchfile.  B  Ventralschale  von  innen.  F  SchnalH-lloeh  (Ko- 
mmen), D  Deltldinin,  .S  Artnk'erüst.  pr  SehlomfortAatz,  s  Scliloss- 
platte,  z  Schlosszahn,  «.  a  Klndrticke  der  Adductores  (Sclilie&s- 
munkeln  i.  p,p  Ktndrurke  der  Stielmuskelu  (Adjustores),  d,  d'  Ein- 
drucke der  Divaricatores  iSchlossmuskeln). 


Digitized  by  Google 


Brachiopoda. 


221 


Unffula 

A  Schale  mit  Stiel,  nätürl.  «iröase. 


Ventralklappe  liegen  die  vorderen  Eindrücke  (p)  zwischen  den  vorderen  und 
hinteren  Divaricatoren,  die  hinteren  (p)  im  Grund  der  Schale  unter  dem  Schloss. 

Der  ganze  Muskelapparat  der  Articulaten  arbeitet  mit  erstaunlicher 
Präcision.  Dadurch,  dass  der  Schlossfortsatz  der  kleinen  Klappe  seitlich 
unbeweglich  zwischen  den  Schlosszahnen  eingeklemmt  ist,  sich  aber 
wie  eine  Thür  in  ihren  Angeln  frei  in  der 
Richtung  der  Mittelaxe  der  Schale  auf-  und 
abwärts  bewegen  kann,  bedarf  es  nur  einer 
schwachen  Contraction  der  Divaricatoren,  um 
den  Schlossfortsatz  etwas  nach  innen  und  vorne 
zu  ziehen  und  dadurch  die  Klappen  am  Stirn- 
rand und  an  den  Seiten  zu  lüften. 

Bei  den  Inarticulaten  ist  der  Muskelapparat 
noch  manuichfaltiger  und  complicirter,  als  bei 
den  Articulaten.  Hier  (Fig.  446)  liegen  die  den 
Divaricatoren  entsprechenden  Muskeln  (c)  nicht 
in  der  Mitte,  sondern  in  der  Nähe  der  Seiten- 
räuder  und  bewirken  eine  laterale  Verschie- 
bung der  beiden  Klappen.  Sie  heisseu  darum 
Gleitmuskeln.  Die  Adductores  (a)  sind  in 
der  Ventralschale  weit  auseinander  gerückt, 
und  neben  ihnen  befinden  sich  die  Eindrücke 
(p)  der  Stielmuskeln  (Adjustores).  Bei  den 
verschiedenen  Familien  der  Inarticulaten 
machen  sich  übrigens  erhebliche  Verschieden- 
heiten in  der  Anordnung  und  Zahl  der  Mus- 
keln bemerkbar. 

Die  Schale  der  Brachiopoden  besteht 
grossen,  selten  gleich  grossen  Klappen.  In 
liegende  Ventralklappe  grösser 
Hinterrand  zu  einem  Schnabel 
Wirbel  entweder 
spitz  oder  von  einem 
runden  Schnabel- 
loch zum  Austritt 
des  Stieles  durch- 
bohrt. Sehr  häufig 
liegt  die  Oeffnung 
für  den  Stiel  auch 
unter  der  Schnabel- 
spitze und  greift  zu- 
weilen sogar  auf  die 
kleinere  Dorsalschale  über.  Die  anfänglich  meist  dreieckige  StielülTnung 
wird  bei  sehr  vielen  Brachiopoden  im  Lauf  der  Entwickelung  theilweise 
oder  auch  ganz  durch  ein  Deltidium  oder  Pseudodeltidium  ge- 
schlossen. Das  Deltidium  besteht  aus  zwei  Stücken,  welche  als  schmale, 
leistenartige  Kalk  plättchen  an  beiden  Seiten  der  Oeffnung  beginnen,  sich 
allmählich  vergrössern,  bis  sie  in  der  Mitte  unter  oder  über  dem 
Schnabelloch  zusammenstossen  oder  letzteres  umfassen.  Bleiben  die 
beiden  Plättchen  völlig  getrennt,  so  heisst  das  Deltidium  discretum 
(Fig.  447  b.  c),  stossen  sie  unter  dem  Schnabelloch  zusammen,  so  heisst 


B  (irosnore  ventrale  Klappe 

innen  mit  Miiftkelcindriickcn. 
a  Schllessmuskeln  (adduetores), 
c  Divarieatores  (Glcitmufikeln), 
p  Stielmunkelu  (iidju mores). 

aus  zwei,  meist  ungleich 
der  Regel  ist  die  unten 
als  die  Dorsalschale,  gewölbt,  am 
oder  Wirbel  eingekrümmt,  und  der 


Fig.  447. 

n  Rhynchontlla  vetpertilio  mit  Deltidium  ampleeUms. 
dormta  mit  Deltidium  diseietum.    e  Strinifocqihalua 
Deltidium  discretum,  jedoch  die  beiden  Hälften  t; 

verwachsen. 


6  TertbrnUlla 


über  der 


(Jung)  mit 
Oetltv 


un* 


Digitized  by  Google 


222 


Molluscoidea. 


das  Deltidium  sectans  (Fig.  445),  wird  die  Stielöffnung  unten  und  oben  vom 
Deltidium  umgeben,  so  ist  dasselbe  amplectans  (Fig.  447  a).  Jedes  I).  sec- 
tans oder  amplectans  beginnt  in  der  Jugend  mit  einem  D.  discretum. 
Bei  den  Stringocephaliden  (Fig.  447  c)  und  Spiriferiden  wird  die  dreieckige 
Schnabelöffuung  entweder  durch  zwei  über  der  Oeffnung  zusammen- 
stossende  und  dann  immer  weiter  gegen  den  Schlossrand  wachsende 
Plättchen  oder  durch  eine  einzige  Platte  (Pseudodeltidium)  theilweise  oder 
ganz  geschlossen  (Fig.  448).  Mit  der  Vergrösserung  des  Pseudodeltidiums 
geht  eine  Verkümmerung  des  Stieles  Hand  in  Hand,  und  bei  vollstän- 
digem Verschluss  der  Oeffnung  verschwindet  derselbe  gänzlich.  Zwischen 
Schlossrand  und  Wirbel  befindet  sich  häufig  auf  der  ventralen  oder 
auch  auf  beiden  Klappen  eine  abgeplattete,  dreieckige  Area  (Fig.  448) 
von  verschiedener  Höhe,  die  aussen  von  den  zwei  Schnabelkanten  be- 
grenzt wird.  Sind  die  Schnabelkanten  gerundet,  und  wird  der  Schloss- 
rand durch  zwei  winklig  zusammenstossende  Schlosskanten  gebildet, 
so  entsteht  eine  sog.  falsche  Area.  Bei  vielen  Formen  mit  gebogenem 
Schlossrand  und  niedrigem  Deltidium  fehlt  die  Area. 

Von  den  Händern,  mit  welchen  die  zwei  Schalen 
der  Brachiopoden  zusammenstossen,  zeigt  der  hintere 
oder  Schlossrand  bei  den  Articulaten  einen  beson- 
deren Apparat  zur  Befestigung  der  Klappen.  Die 
grössere  Ventralschale  (Fig.  445)  besitzt  neben  dem 
Deltidium  jederseits  einen  zapfenartigen  Vorsprung 
(Schlosszahn),  welcher  sich  in  eine  Zahngrube 
der  Dorsalschale  einfügt;  nach  innen  werden  die  Zahn- 
cyrth,a  hd£ocivta  gruben  durch  die  Schlossplatten  begrenzt,  und  letztere 
PHeudodeufd^m^u"}  häufig  durch  vertikale  oder  schiefe,  bis  zum  Grunde 
der  jfroüsen  schale,  der  Schale  reichende  Z  a  h  n  p  1  a  1 1  e  n  (Zahnstützen)  ge- 
stützt, Auch  die  Schlosszähne  der  Ventralklappe  sind 
häufig  durch  Zahnplatten  verstärkt.  Ausser  den  Zahnplatten,  die 
manchmal  eine  beträchtliche  Stärke  erlangen,  kommen  zuweilen  noch 
andere  Leisten  oder  Scheidewände  im  Innern  der  Schalen  vor,  die 
meist  zur  Anheftung  von  Muskeln  oder  des  Brachialapparates  dienen. 
Am  häufigsten  zeigt  sich  ein  Mediauseptum  von  verschiedener  Höhe 
und  Länge,  das  unter  dem  Wirbel  beginnt  und  zuweilen  bis  zum 
Stirnrand  verläuft.  Andere  Leisten  oder  Blätter  sind  bei  einzelnen 
Gattungen  (Trimerella,  Thecidium,  Megathyris  etc.)  entwickelt  und  ver- 
leihen denselben  ein  charakteristisches  Gepräge. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  in  systematischer  Hinsicht  sind  die  Arm- 
gerüste (Fig.449),  durch  welche  bei  vielen  Articulaten  die  fleischigen 
Spiralarme  gestützt  und  getragen  werden.  Diese  Brachialapparate  sind 
stets  am  Schlossrand  der  kleinen  Dorsalschale  befestigt  und  haben 
höchst  mannichfaltigen  Bau;  sie  erhalten  ihre  definitive  Gestalt  erst, 
wenn  die  Schale  vollständig  ausgebildet  ist,  und  erleiden  während  der 
Entwickelung  derselben  zuweilen  sehr  beträchtliche  Veränderungen. 

Das  einfachste  Armgerüst  besteht  (Rhynchonellidae)  aus  zwei  kurzen 
oder  etwas  verlängerten,  gekrümmten  Fortsätzen  (Crura),  welche  von 
den  Schlossplättchen  der  Dorsalschalo  entspringen.  Bei  den  Helico- 
pegmata  heften  sich  an  die  Crura  zwei  dünne,  spiral  gewundene  Bänder, 
welche  je  nach  der  Art  ihrer  Aufrollung  und  nach  der  Zahl  ihrer  Um- 
gänge sehr  verschiedene  hohle  Spiralkegel  bilden  (Fig.  449).  Zuweilen 


Digitized  by  Google 


Brachiopoda. 


223 


bestehen  die  spiralen  Bänder  aus  zwei  parallelen,  auf  oder  an  einander 
liegenden  Blättern,  wovon  das  eine  etwas  über  das  andere  vorragt. 
Derartige  Spiralkegel  werden  »diplospir«  genannt  (Fig.  449 b).  Bei 
den  Terebratuliden  bilden  die  an  die  Crura  angehefteten  Kalkbänder 
kürzere  oder  längere,  frei  in  die  Schale  herabhängende  Schleifen 
(Fig.  449  e — y).  Die  beiden  vom  Schloss-  gegen  den  Stimrand  »ab- 
steigenden« Aeste  oder  Schenkel  vereinigen  sich  an  ihren  distalen 
Enden  entweder  direkt  durch  eine  Querbrücke  oder  biegen  sich  in 
einiger  Entfernung  vom  Schlossrand  um,  kehren  als  rücklaufende 
Schenkel  wieder  nach  hinten  zurück  und  sind  dann  durch  ein  Quer- 
band mit  einander  verbunden.  Oefters  heften  sich  die  Schleifen  auch 
durch  quere  Fortsätze  an  das  Mediauseptum  der  kleinen  Schale  au. 


Flg.  449. 

Verschieden*»  Armgerüste  von  Brachiopoden.    a  Jthynchonella  (die  fleischigen  Splralanne  an  «wei  ein- 
heilen gekrümmten  Haken  [Crura]  befestigt),  fr  Thecotpirn,  kalkige  Spiralkegel  vun  aussen  nach  innen 
eingerollt,    e  Sufltotpira  und  d  Cyrtia,  dl©  kalkigen  Splralkogvl  von  innen  imch  atiwn  eingerollt. 
e—h  Schleifenartige  Arraguruste  (e  Centroneita,  /  Dielatma,  g  TerebraUlla,  h  Hrgathi/rü)- 


Bei  den  Megathvriden  (Fig.  449  Ii)  und  Stringocephaliden  verlaufen  die 
an  die  Crura  befestigten  Bänder  parallel  dem  Aussenrand  der  Schale 
und  vereinigen  sich  in  der  Medianebene;  zuweilen  sind  sie  durch 
ein  Medianseptum  oder  durch  mehrere  radiale  Leisten  im  Innern  der 
Dorsalschale  gestützt.  Die  ganze  Gestalt  der  Anngerüsto  ist  offenbar 
abhängig  von  der  Art  der  Einrollung  der  fleischigen  Spiralarme.  Bei 
der  lebenden  Rhynchonella  (Fig.  449a)  bilden  die  Arme  spiralc  Ilohl- 
kegel,  und  denkt  man  sich  dieselben  durch  ein  kalkiges  Band  gestützt,  so 
erhält  man  genau  das  Armgerüst  von  Atrypa.  Bei  den  Terebratuliden 
haben  die  fleischigen  Arme  zuerst  die  Gestalt  einer  Schleife  und  rollen 
sich  erst  mit  ihren  distalen  Enden  spiral  ein;  hier  erhalten  nur  die 
Schleifen  kalkige  Träger,  während  bei  den  Spiriferiden  auch  die  distalen 
Theile  zu  hohlen  Spiralkegeln  verkalken. 

Die  Veränderungen  der  Armgerüste  während  der  ontogenotischen 
Entwickelung  gewähren  äusserst  wichtige  Anhaltspunkte  über  die  ver- 
wandtschaftlichen Beziehungen  der  einzelnen  Gattungen.    Bei  den  mit 


Digitized  by  Google 


Molluscoidea. 


Kalkspiralen  versehenen  Hclicopegmata  nimmt  die  Zahl  der  Umgänge 
mit  dem  Alter  zu.  Noch  auffallender  sind  die  Armgerüstveränderungen 
bei  den  Terebratuliden.  Nach  ßeecher  durchläuft  das  Armgerüst 
der  lebenden  Gattung  Waldheimia  Stadien,  welche  successive  dem  per- 
sistenten Armgerüst  von  Owynia,  Oisteila,  Botichardia,  Megerlea,  Magas, 
Mdgasella  und  Terebratella  entsprechen,  und  Friele  hat  gezeigt,  dass 
Entwickelungsstadien  des  Gerüstes  von  Macandrewia  cranium  zuerst  mit 
den  Gattungen  Platidia  und  Centronella,  darauf  mit  Magas,  Megerlea 
und  Terebratella  correspondiren. 

Die  Kenntniss  des  Armgerüstes  ist  fast  immer  zu  einer  sicheren  Gattungs- 
bestimmung erforderlich.  Bei  fossilen  Brachiopoden  bietet  indess  die  Unter- 
suchung des  inneren  Baues  der  Schalen  meist  grosse  Schwierigkeiten,  da 
dieselben  in  der  Regel  fest  geschlossen  und  mit  Gesteinsmasse  oder  Kalkspath 
ausgefüllt  sind.  An  manenen  Localitäten  sind  Schalen  und  ArmgerÜBte  ver- 
kieselt;  ist  die  Ausfüllungsmasse  solcher  Schalen  in  verdünnter  Salzsäure 
löslich,  so  erhält  man  mühelos  vorzügliche  Präparate,  welche  auch  die  feinsten 
Details  der  Armgerüste  erkennen  lassen.  Zuweilen  kommen  auch  hohle 
Schalen  mit  wohlerhaltenen,  jedoch  häufig  etwas  incrustirten  Armgerüsten 
vor,  die  sich  durch  vorsichtiges  Aufschlagen  freilegen  lassen.  Sehr  oft 
ist  man  darauf  angewiesen,  die  kleine  Schale  abzusprengen  und  mit 
einer  scharfen  Präparirnadel  die  Ausfüllungsmasse  zu  entfernen.  Es  erfor- 
dert diese  Manipulation  nicht  nur  grosse  Geschicklichkeit,  sondern  auch 
günstige  Erhaltungsbedingungen.  Das  Armgerüst  muss  vollständig  erhalten 
und  die  Ausfüllungsmasse  nicht  zu  hart  sein.  Versagen  alle  Mittel,  so  bleibt 
noch  immer  das  Anschleifen  auf  einer  mit  Schmirgel  bestreuten  Glasplatte 
übrig;  man  schleift  zuerst  die  kleine  Schale  ab,  bis  sich  die  ersten  Spuren 
des  Gerüstes  zeigen,  reinigt  und  polirt  die  Schliffflache  und  zeichnet  das 
erhaltene  Bild  genau  ab;  darauf  wird  etwas  weiter  geschliffen,  abermals  ge- 
reinigt und  gezeichnet  und  so  schliesslich  aus  einer  grösseren  Anzahl  von 
Parallelschliffen  das  Bild  des  ganzen  Armgerüstes  reconstruirt. 

Die  äussere  Form  und  Verzierung  der  Schale  liefern  eben- 
falls wichtige  Unterscheidungsmerkmale.  Meist  sind  beide  Klappen 
ungleich;  die  untere,  grössere  stärker  gewölbt,  als  die  kleinere  Dorsal- 
schale, die  zuweilen  ganz  flach  oder  sogar  coucav  wird.  Einer  Ein- 
Senkung  (sinus)  in  der  Nähe  des  Stirnrandes  entspricht  meist  eine 
wulstartige  Erhöhung  (jugum,  bourrelet)  auf  der  anderen  Schale.  Die 
Verzierung  der  Oberfläche  besteht  am  häufigsten  aus  einfachen  oder 
dichotom  gegabelten  radialen  Rippen,  Falten  oder  feinen  Streifen  und 
Linien,  zuweilen  auch  aus  Stacheln  oder  röhrigen  Fortsätzen.  Als 
Loricatae  bezeichnete  L.  v.  Buch  solche  Brachiopoden,  bei  denen 
radiale  Falten  oder  Rippen  regelmässig  vortheilt  sind  und  wo  einer 
erhabenen  Rippe  auf  dem  Stirnrand  der  einen  Schale  eine  vertiefte 
Rinne  auf  der  andern  entspricht;  bei  den  Biplicatae  wird  ein  Median- 
wulst oder  Sinus  joderseits  durch  eine  grobe  Falte  begrenzt,  bei  den 
Cinctae  stossen  zwei  Rippen  oder  Falten  der  beiden  Schalen  so  zusammen, 
dass  der  Stirnrand  nicht  wie  bei  den  ßiplicaten  eine  wellige,  sondern 
eine  gerade  Linie  bildet.  An  jugendlichen  Exemplaren  sind  Rippen 
und  Falten  schwacher  und  weniger  zahlreich,  als  an  ausgewachsenen, 
und  auch  die  Wülste  und  Buchten  kaum  entwickelt.  Im  senilen  Zu- 
stand verdicken  sich  die  Schalen  und  erhalten  staffeiförmige  Zuwachs- 
streifen. 

Spuren  von  Färbung  (radiale  Bänder  oder  Flecken)  lassen  sich 
zuweilen  auch  an  fossilen  Brachiopoden  beobachten. 


Digitized  by  Google 


Brachiopoda. 


225 


der  Mollusken 
einem  Kalk- 


Pti*matische  Kaserstruk- 
tur  der  8ohale  von  Rhyn- 
choneUa  ptittaeea  in  lOO- 
facher Vergrösserung. 
(Nach  Carpenter.) 


Die  Structur  der  Schale  weicht  erheblich  von  jener 
ab.  Bei  den  Articulaten  besteht  sie  im  Wesentlichen  aus 
blatt  von  geringer  Dicke,  das  aus  parallelen,  schief  gegen  die  Oberfläche 
gerichteten  Kalkspathprismen  (Fig.  450)  zusammengesetzt  ist,  die  bei  den 
Thecideiden  so  innig  mit  einander  verschmelzen,  dass  eine  fast  homo- 
gene Structur  entsteht.  Sehr  häufig  wird  die  Prismenschicht  von  senk- 
rechten, nach  aussen  mehr  oder  weniger  trompetenartig  erweiterten 
Canälen  durchzogen,  welche  Fortsätze  der  Mantellappen  enthalten. 
Da  jedoch  die  Kalkschale  aussen  von  einer  dichten,  organischen,  chitin- 
artigen Epidermis(Pe- 
riostracum)überzogen  <ma 
ist,  so  communiciren 
diese  Canäle  nicht  mit 
der  Aussenwelt.  An 
fossilen  und  an  recen- 
ten,  durch  Kalilauge 
von  der  Epidermis 
befreiten  Schalen  ma- 
chen sich  die  Canal- 
öffnungen  als  feine, 
mit  der  Lupe  sicht- 
bare Punkte  der  Ober- 
fläche bemerkbar(  Fig. 
451).  Man  unterschei- 
det nach  dem  Vor- 
handensein oder  Fehlen  von  solchen 
Canälchen  punktirte  und  nichtpunktirte 
oder  faserige  Schalen. 

Unter  den  Inarticulaten  besitzen  die  Craniiden  und  Trimerelliden 
dicke  Schalen  aus  concentrischen  Lagen  von  kohlensaurem  Kalk.  Bei 
Crania  dringen  von  innen  verticale,  distal  verästelte  Canäle  in  die  homo- 
gene Kalkschicht  ein,  bei  den  Linguliden  und  Oboliden 
besteht  die  Schale  aus  abwechselnden  Schichten  von 
phosphorsaurem  (mit  kohlensaurem)  Kalk  und  einer  horn- 
artigen glänzenden  organischen  Verbindung  (Keratin). 
Die  Kalkschichten  sind  prismatisch  und  von  zahlreichen 
feinen  Röhrchen  durchbohrt  (Fig.  452). 

Die  Ontogenie  ist  bis  jetzt  von  Cistella,  Terebratu-  vertw*R*ch'nitt 
Erna,  Terebratula,  Lacazella,  Olottidia  und  Disänisca  be-  aohHjle<,umIdIif,at 
kanut  und  stimmt  in  den  ersten  Entwickelungs-  und  wechselnd  hornigen 
Larvenstadien  fast  genau  mit  Bryozoen  und  Anneliden  gäiiäitoDraSSJS! 
überein.  Die  erste  Anlage  der  Schale,  das  sogenannte  ggf  (T^'J^','^ ' 
Portegulum,  beginnt  schon  frühzeitig  und  hat  nach 
Beecher  bei  allen  Brachiopodcn  übereinstimmende  Gestalt.  Es  besteht 
aus  zwei  halbkreisförmigen,  durch  einen  geraden  Schlossrand  verbundenen 
Klappen,  bleibt  zuweilen  auf  den  Wirbelspitzen  junger,  aber  bereits  voll- 
ständig ausgebildeter  Schalen  noch  längere  Zeit  sichtbar,  oder  hinterlässt 
daselbst  einen  deutlichen  Abdruck,  wird  aber  in  der  Regel  sehr  bald 
durch  das  entstehende  Schnabelloch  und  durch  Abreibung  zerstört. 
Die  carabrische  Gattung  Paterina  stellt  nach  Beecher  ein  persistentes 
Protegulum  dar;  bei  den  Linguliden  tritt  der  Stiel  noch  zwischen  den 

Zittcl.  Grundlage  der  Paläontologie.  15 


Fig.  461. 

a  Punktirte  Oberfläche  einer  Terebratula 
(schwuch  vcrgTöwn'rt).  6  Vertlcalschnltt 
durch  die  .Schule  von  Wtddheimia  flaveteetu, 
um  die  gegen  aussen  trunipetenartig  er- 
weiterten, mich  Innen  verengten  Cnmklc  zu 
zeigen  (in  lOOfacher  Vergrößerung),  c  Innen- 
flache einer  punktlrten  Schule  von  Wald- 
heimia  mit  den  Oeflfhungen  der  Vertleal- 
canale  und  den  schiefen  Knlkprinmen  in 
lOOfacher  Vergrößerung  (nach  Ca  r  p  e  n  t  e  r). 


Digitized  by  Google 


22(5 


Molluscoidea.  Brachiopoda. 


beiden  Klappen  heraus,  bei  Obolus  und  Discina  sind  bereits  auf  beiden 
Klappen  Ausschnitte  für  denselben  vorhanden,  die  sieh  jedoch  bei 
weiterer  Entwicklung  theilweise  wieder  schliessen.  Mit  der  Entwicke- 
lung  des  Stieles  finden  auch  Veränderungen  in  der  Ausbildung  der 
beiden  Schalen  statt;  tritt  der  Stiel  zwischen  denselben  heraus  (IÄngu- 
lidae),  so  behalten  sie  nahezu  gleiche  Grösse  und  Gestalt;  rückt  der 
Stiel  ganz  in  die  Ventralschale,  so  gewinnt  diese  ansehnlichere  Grösse. 
Die  Schnabelöffnung  bildet  sich  in  verschiedener  Weise  aus  und  wird 
später  wieder  durch  ein  Deltidium  oder  Pseudodeltidium  eingeschränkt 
oder  auch  gänzlich  geschlossen.  Der  Brachialapparat  entwickelt  sich 
meist  erst,  wenn  die  Schalen  ihre  definitive  Gestalt  erlangt  haben. 

Lebensweise.  Sämmtliche  Brachiopoden  sind  Meeresbewohner 
und  finden  sich  in  allen  Zonen  und  Tiefen,  am  häufigsten  in  grösserer 
Tiefe,  doch  lieben  die  mit  Hornschale  versehenen  Formen  (Litif/ulidae, 
Discinidae)  seichtes  Wasser  und  schlammigen  oder  sandigen  Boden, 
während  die  Articulaten  und  Craniaden  vorzugsweise  in  mittleren  Tiefen 
von  50,  100  bis  500  Faden  vorkommen.  Sie  scheinen  meist  gesellig 
zu  leben  und  werden  in  der  Hegel  in  grösserer  Zahl  durch  das  Schlepp- 
netz hervorgeholt  Man  kennt  etwa  130 — 140  lebende  Arten,  denen 
ca.  6000  fossile  gegenüberstehen. 

Systematik.  Der  erste  Classificationsversuch  von  Leop.  v.  Buch 
berücksichtigte  vorzüglich  die  Beschaffenheit  der  Schnabelregion,  die 
Anwesenheit  oder  den  Mangel  eines  Stieles  und  eines  Deltidiums,  sowie 
die  äussere  Gestalt  und  oberflächliche  Verzierung  der  Schale.  Des- 
hayes  theilte  die  Brachiopoden  zuerst  in  die  zwei  Gruppen  Articutin 
und  Libres  ein.  Die  systematische  Wichtigkeit  der  inneren  Schalen- 
merkmale: des  Schlosses,  der  Muskeleindrücke,  der  Scheidewände  und 
namentlich  des  Armgerüstes  betonte  zuerst  King  (184(3);  die  von  King 
vorgeschlagene  Classification  wurde  von  Th.  Davidson  weiter  aus- 
gebaut und  verbessert.  Die  musterhaften  Monographien  Davidson 's 
bilden  noch  heute  die  Grundlage  für  alle  systematischen  Arbeiten  über 
fossile  und  lebende  Brachiopoden.  Der  neueste  Classificationsversuch 
von  Beecher  (1889)  stützt  sich  in  einseitiger  Weise  auf  embryo- 
logische  Merkmale  und  theilt  die  Brachiopoden  in  Atremata,  Neotremata 
Protremata  und  Telotremata  ein. 

1.  Ordnung.    Inarticulata.    (Desh.)  Huxley. 

(Lyopomata  Owen,  Pleiiropygia,  Ecardines  Bronn,   Tretcnterata  King.) 

Die  zwei  hornig  kalkigen  oder  kalkigen  Klappen  ohne 
Schloss Verbindung,  lediglich  durch  Muskeln  zusammenge- 
halten. Magendarni  neben  der  Mundöffnung  in  einer  After- 
öffnung endigend.  Arme  sehr  entwickelt,  fleischig.  Armgerüst 
fehlt. 

1.  Familie.    Obolidae.  King. 

Schale  kalkig  hornig,  etwas  ungleichklappig,  rundlich  oder  oval,  glatt;  Sclüoss- 
rand  beiderseits  wdickt,  die  Ventral  scfiale  am  Schlossrand  über  die  Dorsalschale 
vorragend,  mit  quergestreifter  Area  unter  dem  Wirbel  und  Furche  zum  Austritt 
des  Stieles.    M usl.el  eindrücke  kräftig,  die  der  seitlichen  Gleitmuskeln  gross,  einfach. 

Diese  ausgestorbene  paläozoische  Familie  enthält  die  ältesten  Vertreter  der 
Brachiopoden  und  ist  vorzugsweise  in  earnbrischen  und  silurischen  Ablage- 
rungen verbreitet. 


Digitized  by  Google 


Inarticulata. 


227 


Obolus  Eichw.  (Ungula,  Ungulites  Pand. ,  Aulonotrvta  Kutorga,  Acritis, 
Schmidtia  Volborth)  (Fig.  453).  Schale  kreisrund  oder  oval,  massig  gewölbt, 
glatt.  Schlossrand  verdickt,  die  Ventralschale  mit  schwachem  Medianseptum. 
0.  Apollinis  Eichw.  ungemein  häufig  im  cambrischen  >Unguliten-Sandstein< 
von  St.  Petersburg. 


FIk  4:>3.  MVoy.  I  nt.  Silur  Irliuul. 

OWu/  AjxJlinii  Kichw.    Cainhritim.    St  Petersbunr,    n  Kleine  Schale  von  (Xn\.  tirnNto.) 

auwen.  6.  c  jrr<m*e,  d  kleine  Schale  von  Innen.    Nat.  Grosse.  (Nach  Davidson.) 

Obolella,  Kutorgina  Billings,  Paterina  Beechcr.  Cambrium.  Nord- 
Amerika. 

Lingulella  Salt.  Schale  breit,  länglich  vierseitig  oder  dreiseitig.  Ventral- 
schale  zugespitzt,  unter  dem  Wirbel  eine  dreieckige  Area  mit  Stielfurche. 
Gleitmuskeln  kleiner  und  weniger  randständig  als  bei  Obolus.  Cambrium 
bis  Devon.  In  Europa  und  Nordamerika.  L.  Davisii  M'Coy,  L.  ferruginea  Salt. 

Lingulepis  Hall.  Schale  klein,  oval  dreiseitig,  Ventralschale  zugespitzt, 
mit  ziemlich  hoher  Area  und  Medianseptum.  Cambrium  Nordamerika.  L. 
pinnaejormis  Hall. 

Leptobolus  Hall,  Paterula  Barr.,  Spondylobolus  M'Coy  (Fig.  454). 
Silur. 

Neobolus  Waagen,  Lackhmia  Oehlert.    Pernio  Carbon.  Indien. 


2.  Familie.     Lingulidae.  King. 

Sehale  hornig-kalkig,  fast  gleichklapp  ig,  länglich  vierseitig,  oval  oder  sub- 
triangulär, am  Hinterrand  verschmälert,  winklig  und  etwas  klaffend    Stiel  lang, 


kräftig,  zwischen  den  Schalen  vortretend.  Die  fünf  paarigen 
symmetrisch  um  die  centrale  Region  angeordnet; 
der  unpaare  Adductor  in  der  Mitte   vor  dem 
Wirbel  gelegen. 

Hauptentwickelung  im  Silur  und  Devon, 
weniger  häufig  im  Mesozoicum  und  in  der 
Jetztzeit 

Lingula  Brug.  (Glossitia  Phill.)  (Fig  455, 
456).  Schale  dünn,  zusammengedrückt,  glän- 
zend, nieist  glatt  oder  fein  concentrisch,  seltener 
radial  gestreift,  am  Stirnrand  breit,  am  Hinter- 
rand verschmälert,  die  Wirbel  spitz.  Häufig 
in  gilurischen  und  devonischen  (vielleicht  schon 
in  cambrischen?)  Ablagerungen;  seltener  vom 
Carbon  an,  jedoch  in  allen  Formationen  bis 
zur  Jetztzeit  vorhanden. 

Glottidia  Dali.  Wie  Lin- 
gula, aber  Ventralschale  mit 
zwei  vom  Wirbel  divergirenden 
inneren  Leisten.  Recent. 

Dignomia  Hall.    In  ei- 
ner oder  in  beiden  Schalen  ein 
starkes  Medianseptum. 
Devon.    D.  alveata  Hall 

Lingulops  Hall  (Silur,  Devon),  Lingulasma  Ulrich 


Fijr.  <:>«. 

Lingula  Lewisii  Sow. 
Ob.  Silur.  Gotlaucl. 


Flg.  455. 

Ungula  anatina  Urujr.  Iahend. 
A  Schale  mit  Stiel,  H  kT«.s*e  Schale 
vuii  Innen. 


(Silur). 
15* 


Digitized  by  Google 


228 


MolluBCoidea.  Brachiopoda. 


3.  Familie.    Trimerellidae.    Davidson  und  King. 

Schah  kalkig,  dick,  ungleichklappig,  von  massiger  Grösse.  Ventralschale  mit 
hoher  dreieckiger,  quergestreifter  Area  und  FurcJte  zum  Stielaustritt.  Schlossrand 
dick.  Beide  Schalen  mit  einem  Medianseptum,  das  ein  ziemlich  breites  concaves 
oder  gewölbtes  Kalkblatt  trägt.  Seitliche  Gleitmuskeln  lang,  die  mittleren  Muskel- 
eindrücke auf  der  centralen  Platte. 

Im  oberen  Silur  von  Europa  (Gotland,  Livland,  England,  Nordamerika). 


Fi».  457. 

Trimerdla  LimUtroemi  Dali  *p.  Ober  Silur.  Oottaml.  V*  nat.  Grösse,  o  Beide  Schalen  von  auwen. 
b  Innere  Ansicht  .1er  kleinen,  e  der  grossen  Schale,  d  Stclnkern.   (o,  b  nach  Davirinon,  c,  d  nacli 

LI  nd  st  nun.) 

Trimerella  Billings  (Gotlandia  Dali)  (Fig.  457).  Centraiplatte  gewölbt 
und  seitlich  eingerollt.  Ober-Silur. 

Monomerella  Billings,  Centmlplatten  herzförmig,  schwach  coneav.  Ob. 
Silur.    M.  prista  Billings. 

Dinobolus,  Rhinobolus  Hall.    Ob.  Silur. 

4.  Familie.    Siphonotretidae.  Kutorga. 

Schale  kalkig-hornig,  ungleichklappig.    Ventralschale  mit  quergestreifter  Area, 
der  Wirbel  von  einer  runden  Stielöffnung  durchbohrt.    Seitliche  Muskeleindrücke 
b  e  d  fehlen.    Im  Cambrium 

und  Silur. 

Siphonotrela  Vern. 
(Fig.  458).  Schale  läng- 
lich oval, massig  gewölbt; 
Oberfläche  mit  hohlen 
Stacheln  bedeckt  oder 
punktirt.  Ventralschale 
mit  dreieckiger  Area. 
Die  runde,  auf  der  Rück- 
seite des  Wirbels  befind- 
liche Stielöffnung  steht  mit  einer  Röhre  in  Verbindung,  die  unter  dem 
Schlossrand  mündet.    Unt.  Silur. 

Acrotreta  Kutorga.  Ventralschale  stark  gewölbt,  mit  sehr  hoher  drei- 
eckiger Area,  darin  eine  seichte  Medianfurche.  Schnabelspitze  mit  runder 
Oeffnung.    Cambrium.  Silur. 

Conotreta  Walcott,  Iphidea  Billings.  Schizamboni a  Walcott,  Hei- 
mersenia,  Keyserlingkia  Pander,  Acrothele  Linnarson.  Cambrium. 

5.  Familie.    Diecinidae.  Gray. 

Schale  dünn,  hornigkalkig,  firnissglänzend,  ungleichklappig,  kreisrund  oder 
oval,  comex,  die  Wirbel  sitbccntral.  Ventralschale  mit  einer  schlitzförmigen  oder 
rundlichen,  hinter  dem  Wirbel  beginnenden  Stiel  Öffnung.  Muskeleindrücke  kräftig. 
Cambrium  bis  jetzt. 

Tre  mat  is  Sharpe  (Orbicella  d'Orb.).  Ventralschale  gewölbt.  Die  grosse 
schlitzförmige  Oeffnung  bis  zum  Schlossrand  reichend.  Oberfläche  beider 
Klappen  mit  vertieften  Grübchen  bedeckt.    Silur.   England.  Nord-Amerika. 


Fig.  4.r>8 

Siphnnatreta  urifjuiculata  Richw.    Unter-Silur.    St.  Petersburg.  Nut. 
Grosse,    a  firo-i-e  Schale  von  innen,  6  kleine  Schale  von  innen, 
c,  d  beide  Schalen  von  aussen,  mit  abgeriebener  Oberfläche. 


Digitized  by  Google 


Inartictilata. 


229 


Schizocrania  Hall  und  Whitf.  Schale  concentrisch  oder  radial  ge- 
streift Ventralklappe  mit  sehr  grosser,  dreieckiger,  vom  Schioesrand  bis 
zum  centralen  Wirbel  reichenden  Stielöffnung.    Unt.  Silur.  Nord-Amerika. 

Discina  Lam.  (Fig.  459.  460).    Schale  b 
mit  fast  kreisrunden,  conischen,  eoncentrisch-, 
seltener  radial  gestreiften  Klappen.  Ventral- 
schale von  einer  schlitzförmigen  oder  rund- 
lichen,   am   sub-  b 
centralen  Wirbel 
beginnenden ,  je- 
doch gegen  den 
S<-hlossrand  ge- 
schlossenen Oeff- 
nung  durchbohrt. 
Silur  bis  Jetztzeit. 

Rie  Gattung 
Discina  wurde 
neuerdings  haupt- 
sächlich nach  der  Beschaffenheit  der  Stielöffnung  in  mehrere  Subgenera 
zerlegt,  wovon  Schizotreta  Kutorga,  Oehlertella ,  Lindstroemella, 
Roemerella  Hall  cambrische,  silurische  und  devonische  Formen,  Orbi- 
culoidea  d'Orb.  die  paläozoischen  und  mesozoischen  Arten  mit  hoch- 
gewölbter Dorsalschale  enthalten;  die  Namen  Discina  8.  str.  und  Disci- 
nisca  Dali  werden  auf  tertiäre  und  recente  Formen  beschränkt. 


Fl r.  460. 

Ditcina  ( I>i*(ini»ca\  lamtUota  Brod. 
Reeent.  Peru,  n  Beide  Schalen  von 
der  8clte.    b  Unterschale  von  innen. 
C  Unterschale  von  aussen. 


Fi*.  459. 

Unter  Silur. 


Circt 


BilHnp.. 
Unter- 


schule  in  mit  «Jrösse.  (Nach  B III I n 
6  Ditcinn  (Orbiculoidea)  nitida  Phi 
Kohlenkidk.    Missouri,  Nord  •  Amerika, 
(j-  Oberschale,  y  Unterschale,  mit.  Gr.) 


6.  Familie.    Cranüdae.  Forbes. 

Schale  kalkig,  ohne  Stielöffnung,  die  ungleichen  Klappen  conisch  oder  ab- 
geplattet. Ventralschale  aufgewachsen,  kleiner  als  die  Oberschale.  Innere 
Schalenränder  breit,  glatt  oder  gekörnelt.  Jede  Schale  mit  starken  Muskel- 
eindrücken, davon  zwei  vor  dem  Schlossrand,  zicei  in  der  Nähe  der  Schalenmitte; 
zteischen  den  zwei  a  b  c  d 

siibcen  traten  Mus- 
keleindrücken der 
Unterschale  ein  drei- 
eckiger Vorsprung 
(Rosteüum).  Scha- 
lenstruetur  dicht  von 
distal  geästelten  Ca- 
milchen  durchsetzt. 

Die  vom  Silur 
bis  in  die  Jetztzeit 

fortdauernde  Gattung  Grania  Retzius  (Fig.  461—463)  wird  nach  der  Be- 
schaffenheit   der   Muskeleindrücke  und  des  dreieckigen  Vorsprungs  der 


ff 


Cranla  lanabtrgmrt*  Retziu«.    Oberste  Kreide  von  Itfnabenra  in  Schonen, 
a  Kxeniplnr  in  tmt.  Grösse  von  der  Seite  und  von  oben,  6  und  c  Innenseite 
der  Unterschale,  d  Innenseite  der  Oberschale,  veryrössert. 


Fl«  462. 

i.Yania  tCranitcut)  vtlata  Quenstodt. 

Ob.  Jura.    Oerlinirer  Thal. 
UnU*r*chale  von  innen,  tmt.  Grösse. 
(Nach  QuenstedL) 


Fi«.  463. 

Crama  (Ancütrocrania:  Parisicnsit  Defr.    Ob  Kreide, 
a  Oberschule  von  der  Seite,  6  von  innen,  c  Unterschale  von 
innen.    Nut.  Grosse. 


Ventralsehale  in  mehrere  Subgenera  (Craniella  Oehlert,  Cardino- 
crania  Waagen,  Ancistrocrania,  Craniscus  Dali,  Pholidops  Hall, 


zed  by  Google 


230 


Molluscoidea  Brachiopoda. 


Pseudocrania  M'Coy)  zerlegt.  Hauptverbreitung  in  der  Kreide.  Die  vier 
Muskeleindrücke  und*  der  nasenfönnige  Vorsprung  der  Ventralschale  er- 
innern an  einen  Todtenkopf. 

2.  Ordnung.    Articulata.  Huxley. 
(Artkropomata  Owen,  Apygia,  Testicurdines  Bronn,  Clistenterata  King.) 

Beide  Schalen  durch  Schloss  verbunden,  stets  kalkig,  mit 
oder  ohne  Almgerüst.    Magendarm  blind  endigend. 

I >ie  Articulaten  zerfallen  in  vier  Unterordnungen:  Aphaneropegtnata, 
Helicopegmata,  Anmtropegmata  und  Anq/lopegmata. 

A.  Unterordnung.    Aphaneropegmata.  Wangen. 
Armgerüst  fehlt. 

1.  Familie.    Strophomenidae.  King. 

Schale  meist punktiri,  ungleichklappig.  Schlossrand  gerade,  meist  lang,  darüber 
in  jeder  Schale  eine  dreieckige  Area.  Stielöffnung  eine  dreieckige  Spalte  unter 
dem  Wirbel  der  Ventralschale,  häufig  durch  ein  Pseudodeltidium  theiltceise  oder 
ganz  geschlossen.  VeiUralschale  mit  ztcei  starken  Schlosszäh  neu  .  welche  den  Schloss- 
fortsatz der  Dorsalschale  umfassen.  Muskeleindrücke  kräjtig.  Cambrium  bis 
Lias.    Haupt  Verbreitung  in  Silur  und  Devon. 


FiK-  *M 

Orihis  ttriatuia  Srhloth.  xj>.    Devon.    Gerolstein,  Klfel.    «  Von  aussen,  b  Ventralwhale  von  Innen, 
nat.  Gr<w»se,  c  Porsalsehale  von  innen,    d  Steinkern  von  Orthi*  (II yrirrulithu»)  vulvaria  Schloth.  nun 
dem  Splriferensandstein  von  Niederlalmstein,  mit.  Greiwe. 

Orthis  Dahn.  {Hy sterol i thus  Aldr..  Orthambonites  Pander,  Fig.  464— 67). 
Schale  vierseitig  bis  oval,  meist  radial  gestreift  oder  gerippt.    Beide  Schalen 


Fi«.  46V 

(Mhü  deqantvln  Dahn,    ob.  Silur 
Gotlanri.    Nat.  (inww. 


Fitr.  466 

Orthi*  ( Dicotlotia)  biloba  LlD,  »p. 
o)i  Silur,  (iotland.  a  Nat.  Or. 
b  Kleine  Sehale  von  innen,  rergr. 

Iklftttchen  zu  rudimentären 
m  Innern  beider  Kluppen 


Fit:-  4Ö7. 

PtOtyttntphia  Ijflix  F.iehw.    t  nter  Silur,    t  itiflnnati,  Ohio. 
Nat.  Grösse. 


entweder  convex  oder  die  obere  flach.  Schloss- 
rand gerade;  Area  jederseits  mit  offener  Delti' 
dialspalte.  Die  starken  Schlosszähne  der  Ven- 
tralklappe und  die  Schlossplättchen  der  Dorsal- 
klappe durch  Zahnstützen  getragen;  Schloss- 

,  abgestutzten ,  divergirenden  Crura  verlängert,. 

häurig  ein  Medianseptum  vorhanden.    Silur  bis 


Artieulata.  Aphaneropej?mata. 


231 


Fiir.  46M. 

n  Orihitina  atctwitn*  Fand.  Fnter-Silur.  Fawlowsk  hei  St.  Fotershurjt 
Nal.  Cr.  6,  e  Orthi*inn  »quamala  Fuhlen.  I'nter-Silur.  Korken«,  KMhlaud 
fc  Kleine  Schall-  von  innen,  c  jrrosse  Schale  von  innen  (nach  Fahlen). 


Perm.  Im  Silur  allein  ca.  400  Arten.  Die  Gattung  Orthis  wird  von  Hall 
und  Clark e  in  14  Subgenera  (Plectorthü,  HeberMla,  Schizophoria,  Platy- 
strophia,  Bilobites,  Di- 
eoelotia,  Orthostrophia, 
Dalmanella  etc.)  zer- 
legt. Für  die  aus  cam- 
brisehen  Ablagerun 
gen  stammenden,  äl- 
testen Formen ,  bei 
denen  die  Deltidial- 
spalte  durch  ein 
Pseudodeltidium  ge- 
schlossen ist,  wer- 
den die  Gattungen 
BUlingsflla  und  Protorthis  Hall  aufgestellt, 

Scenidium  Hall  {Mystrophora  Kayser)  Silur,  Devon;  Polytoechia  Hall, 
Cambrium. 

Orthisina  a  b 

d'Orb.  (Clitam 
bonihs,  Pronites, 
Htmipron itts .  Go 
mimbonitesV&nder) 
(Fig.  468).  Beide 
Schalen  convex, 
faserig;  Area  der 

Ventralschale 
hoch,  das  Pseudo- 
deltidium von  ei- 
ner runden  oder 
ovalen  Stielöff- 
nung durchbohrt. 
Zahnstützen  der 
Ventralschale  ver- 
wachsen und  zu 


n  Strojthomenn  ntternnta  Conrad 


Fit'  469. 
I  nter  Silur. 


Clncfnnatl,  Ohio.    Nat.  Gr, 


6  Str.  eriianta  Sow.  sp.    Gro*>e  Klappe  von  Innen  mit  Muskel-  und  «iefil>> 

eindrücken. 

einem  löffeiförmigen,  eoneaven  Fortsatz  (Spondylium)  <les 
S<  hl»>ssfortsatzes  umgestaltet,  welcher  zur  Befestigung  von  Muskeln  dient  und 
durch  ein  Medianseptum  ge- 
stützt wird.    Unt.  Silur. 

Strophomena  ( Raf.) 
Blainv.  (Raßuesquim  Hall) 
(Fig.  4M).  Schale  punktirt, 
eonvex-concav,  quer  viersei- 
tig  bis  halbkreisförmig,  radial 
gestreift.  Schlossrand  gerade, 

laiig,  der  grÖSSten  Breite  der  Strophomena  {LtptagonM  rhomMdali»  Wahlen!*.  Oh.  Silur. 
Schale  entsprechend  Ventral-   Uutland.    a  Schale  von  vorn,  h  von  der  Seite.  <.  iim.-ns.  ite  der 

schale  schwach  convex,  Dor-  kMm'n  K,nppe- 

salschale  coneav.  Beide  Schalen  mit  Area,  stark  gen.ähert,  so  dass  nur  ein 
enger  Raum  für  die  Weichtheile  übrig  bleibt.  Wirbel  der  «rossen  Schale 
in  der  Jugend  durchbohrt,  später  geschlossen  und  spitz;  die  dreieckige  Sticl- 
sjpalte  durch  ein  Pseudodeltidium  geschlossen,  Schlosszähne  divergirend  und 
durch  Zahnplatten  gestützt,  die  zwei  grossen  Muskeleindrücke  durch  ein 
Medianseptum  getrennt.  Dorsalschale  mit  kurzem,  zweilappigem  Schlossfort- 
satz. Blutgefässeindrücke,  zuweilen  auch  Eindrücke  der  Spiral  eingerollten 
fleischigen  Arme,  namentlich  im  Innern  der  Ventralschale  deutlich  sichtbar. 
S>ehr  verbreitet  in  zahlreichen  Arten  im  Silur,  Devon  und  Carbon. 

Das  Subgenus  Leptugonia  (M'Coy  Fig.  470)  zeichnet  sich  durch  quer- 
runzlige  Verzierung   und   durch    die  starke  Umbiegung  des  Randes  der 


Digitized  by  Google 


232 


Molluscoidea.  Brachiopoda. 


Ventralschale  aus;  bei  Strophodonta  Hall  (Douvillina  Oehlert),  ist  der 
Schlossrand  fein  gezähnt;  bei  Strophonella  Hall  der  Rand  der  Dorsal- 
schale umgebogen  und  die  Ventralschale  concav. 


Flg.  471. 

Lrptaenn  trafixrermlit  Dahn.    Oh.  Silur.  Cot 
land.   «  Schale  von  missen,  &  kleine  Kluppe  von 
Innen,  mit.  Groese,  r  prosse  Kluppe  von  innen, 
venrr.   M  Adduetores,  K  Dlvarlratorex.) 


Flu  472. 

Streptorhi/ncliu*  umlrracutum  Schioth.  sp. 
Devon.    Gerolstein.    Klfel.    Nut.  Grosse. 


Leptaena  Dalm.  einend.  Davids.  {Christiania  Hall ,  Plectambonites  Pandcr) 
(Fig.  471)  hat  eine  convexe  Ventral-  und  eine  coneave  Dorsalschale;  der 
Scidossforteatz  der  Oberschale  ist  dreilappig,  die  Muskeleindrücke  sind  tief, 
verlängert.    Silur  bis  Carbon. 

Leptella  Hall,  Leptaenisca  Beecher.  Silur. 
Tropidoleptus  Hall  (Silur,  Devon),  Vitulina  Hall  (Devon). 
Orthothetes  Fischer  {Hipparionix  Vanux.)  (Fig.  473).    Schale  biconvex 
oder  convex -concav,  radial  gestreift.    Schlossrand  sehr  lang.  Ventralschale 
etwas  concav,  mit  zurückgebogenem  Wirbel,  massig  hoher  Area  und  Pseudo- 
deltidium.    Dorsalschale  convex  mit  niedriger  Area  und  Medianseptum. 

o  b  Silur  bis  Carbon. 

d      _  4 


Flu.  474. 
[tarirhonia  Houchnrdia- 

na  de  Kon.  Devon. 
Gerolstein.  Klfel.  Innen- 
seite iler  grosseren  uuf- 
pewuchsenen  Kluppe  mit 
xpiralen  Anschwel- 
lungen. 


Fi*  478. 

Orthothde*  crenintria  Phill.    Kohlenkalk.    Wcxford.    a  Innerer  Sehlo*srand 
der  »rrossen  Schule,   6  kleine  Schale  von  innen  (A  und  A'  Adductores, 
if  Dlvaricntores,  j  Schlossfortsate,  d  Zuhnjrruhen).    Nach  Davidson. 


k 

r.  Vi 

Das  Subgenus 
Streptorhynch- 
us  King  (Fig.  472) 
hat  eine  hohe  Area 

in  der  Ventralschale,  dagegen  kein  Medianseptum ;  der  starke  Schlossfortsatz 
der  Dorealklappe  wird  von  zwei  Septen  gestützt,  welche  auch  die  Muskel- 
eindrücke umgeben.    Perm.    St.  pelargonatus  Schioth  sp. 

Derbyia  Waagen  (Carbon  bis  Perm)  unterscheidet  sich  von  Strepto- 
rhi/nckus  nur  durch  ein  Medianseptum  in  der  Ventralschale,  bei  Me  ehe  IIa 
White  und  St.  John.  (Carbon)  sind  die  Schlosszähne  der  Ventralschale  durch 
starke  Zahn  platten  gestützt. 

Kayserella  Hall.  Devon.  K.  (Orthis)  lepida  Schnur. 

Tr  iple sia  Hall,  Mimulus  Barr,  Streptis  Dav.  (Silur). 

Davidsonia  Bouchard  (Fig.  474).  Schale  quer  verbreitert,  halbkreis- 
förmig, beiderseits  mit  Area  und  Pseudodeltidium.  Ventralschale  aufge- 
wachsen ;  im  Innern  zwei  flach  conische  Spiraleindrücke  (wahrscheinlich  von 


Digitized  by  Google 


Articulata.  Aphaneropegmata. 


233 


fleischigen  Annen)  mit  5—6  Umgängen.  Muskeleindrücke  unmittelbar  vor 
dem  Schloss.  Devon. 

Cadomell a  Mun.- Chalmas.  Sehale  sehr  flach  oder  eoneav-eonvex. 
Zwischen  den  zwei  Schlosszähnen  der  Ventralschale  ein  napfförmiger  Fort- 
satz zur  Insertion  der  Divaricatoren.    Ob.  Lias.    C.  Moorei  Davids. 


2.  Familie.   Productidae.  Gray. 

Schule  frei  oder  mit  der  gewölbten  Unterschale  festgetoachsen ;  Dorsalschale 
(lach  oder  concav.  Schlossrand  gerade,  lang.  Oberfläche  der  Schale  oder  nur  die 
Schnabelkanten  mit  hohlen  Stacheln  besetzt.  ScMosszähne  kräftig  oder  verkümmert; 
Schlossfortsatz  vorragend.  Muskeleindrücke  mehr  oder  weniger  tief;  ausseid  m 
in  der  Dorsalschale  zicei  nieren förmige,  aussen  durch  eine  erliabene  Leiste  be- 
grenzte Eindrücke  (Spiralarmet),  a  e 
denen  im  Innern  der  Ventralschale 
zuweilen  schwache,  spirale  Eindrücke 
entsprechen.    Silur  bis  Perm. 

Chonetes  Fischer  (Fig.  475). 
Schale  quer  verlängert,  halbkreis- 
förmig ,  concav  •  convex.  Beide 
Schalen  mit  Area  und  Pseudo- 
deltidium.  Ventralschale  mit  star- 
ken Schlosszähnen,  die  Schnabel- 
kanten mit  Röhren  besetzt,  welche 
mit  dem  Innern  eomruuniciren. 
Dorsalschale  mit  gespaltenem 
Schlossfortsatz  und  mehr  oder 
weniger  deutlichen,  nierenförmi- 
gen  Brachialeindrücken.  Silur 
bis  Perm. 

Subgenera:  Chonetina  Krotow,  Anoplia,  Chonostrophia,  Chono- 
pect  <is  Hall,  Chonetella  Waagen. 

Productella  Hall.    Ventralschale  hoch  gewölbt,  Dorsalschale  concav; 
beide  Klappen  mit  niedriger  Area.    Ventralsehale  mit  zwei  Schlosszähnen 
i  a  und  dreieckiger  Deltidialspalte. 

Brachialeindrüeke  deutlich. 
Devon. 


Flg.  475. 

fl  Chonettt  ttriattlln  Halm.  *p.  Ober  Silur,  üotland. 
Nut.  Ort)«*».  b  Choneie*  np.  Innenseite  der  kleinen 
Sehale,  nat.  cironfte  (imeh  Davidson),  e  Cfi.  iareinu- 
lata  de  Kon.  Devon  (.SpirlferenHandMeln)  von  t'wblenz. 
Nat.  Oro««e. 


LS 


VI«.  476 

Strophalotia  GoldJuiH  Münst.  Up.    Zechstein.  <ieru. 
Exemplar  in  Vorderansicht,    b  Seltenprofll.    c  Steinkern 
mit  GefiUselndrücken  der  kleinen  Schale.    Nat.  (iroM»e. 


Fip.  477. 
l'roductus  horridu*  Sow. 
Zechstcln.  Gera. 
V«  »at  Grösse. 


Strophalosia  King  (Orthothrir  Geinitz)  (Fig.  47t5).  Schale  eonvex-eon- 
cav,  mit  hohlen  Stacheln  bedeckt;  Schlossrand  mässig  lang,  gerade;  darüber 
in  jeder  Klappe  eine  Area  mit  Pseudodeltidium.  Ventralsehale  mit  zwei 
Schlosszähnen,  mit  dem  Wirbel  aufgewachsen. 

Productus  Sow.  (Marginifera,  Daviesiella  Waagen  (Fig.  477,478.)  Schale 
quer  verlängert,  convex-coneav,  mit  röhrigen  Stacheln  oaer  kurzen,  hohlen 
Fortsätzen  bedeckt  Ventralschale  hoch  gewölbt,  mit  grossem,  eingekrümmtem 
Wirbel.  Area  linear,  ohne  Deltidialöffnung.  Dorsalsehale  coneav  oder  flach. 
Schlosszähne  verkümmert,  selten  kräftig  (Daviesiella).  Muskeleindrücke  den- 
dritisch. Brachialeindrücke  deutlich.  Ungemein  häufig  im  Kohlenkalk  und 
Perm. 


234 


Molluseoidea.  Brachiopoda. 


Bei  dem  Subgenus  Proboscidella  Oehlert  ist  die  Ventralschale  am 
Stirnrand  röhrig  verlängert  und  mit  der  Sehnabelregion  aufgewachsen;  bei 


a 


r'ig  478. 

<i  l'roductv*  Kmircticulatu*  Martin.  Knhlenknlk.  Visc,  Belgien.  Nat.  (iroxse.  b  Productu»  gigantcu* 
Mut  *p.  Kohlenknlk.  F.uglurid,  Innenseite  der  DonuiUehalc  (nach  W.oodwurd).  c  und  <1  I'r.  horruiu* 
Smv.  r  kleine  Schule  von  innen  In  nut.  Grosse  «us  dem  ZtH*h>t«*in  von  l'ossncck.  (a  Addiictorc», 
d  Divuricatorc»,  ;»r  SehlosMfortwiU,  h  SehtOHBmnd,  *  nierenformige  Splruleindrücke).  d  Steinkern  hu* 
dem  Zechstcln  von  Sunderlnnd,  die  Innenweite  der  «rossen  Schule  zeigend. 

Etheridgina  Oehlert  ist  die  Ventralschale  durch  Stacheln  auf  Fremd- 
körpern, namentlich  Crinoideenstielen  befestigt. 

Aulosteges  Hehnersen,  Aulac  o  rhy  nchus  Dittmar.  Carbon. 

3.  Familie.    Coralliopsidae.  Waagen. 

Schale  sehr  vngleichklappig,  J estgewachsen,  mit  hohlen,  röhrenartigen  Fortsätzen 
bedeckt.    Ventralschale  verlängert  kegelförmig,  mit  dem  abgestutzten  Ende  fest- 
gewachsen;  der  untere  Theil  durch  ein  zelliges,  an  die  Böden 
der  Tetracorallen  erinnerndes  Kalkgewebe  au>gejüllt;  Schloss- 
rand gerade, 
ohne  Zähne. 

Muskelein- 
drücke  ver- 
tieft, durch 
ein  schwaches 
Septum  ge- 
trennt. Ober- 
schale decket- 
Jörmig,  mit 

geradem 
Schlossrand 
und  niedriger 
Area. 

Die  einzi- 
ge Gattung 

Itichthojenia  Waagen  (Fig.  479;  dieser  höchst  sonderbaren  Familie, 
welche    wahrscheinlich    durch    übermässige    Wucherung    der  äusseren 


FIk.  479. 
Hiehtkojrnia  T  nn  1 i  in  htu 
Waagen.  Penn.  Carbon. 
Saltrang**,  Ostindien.  Ver- 
tlcaJscbnltt  durch  die  Ven- 
t  rulschale  (nach W  Hägen). 


Fix  in«. 

Ohlitmui  tifrtpirti*  Wangen.  rrodncttiskntk.  Snttratige, 
Ostindien,    n  Innenseite  der  ventrnleu,  b  der  dorsalen 
Schule  (nach  W  ungern. 


Digitized  by  Google 


Articulata.  Aphaneropepnata. 


286 


Schalenschicht  in 
halten  hat,    ist  im 
China  verbreitet. 


der  Ventralschale  ihren  korallenartigen  Habitus  er- 
oberen Carbon  und  Permocarbon  von  Ostindien  und 


4.  Familie.    Lyttoniidae.  Waagen. 

Grosse,  ungleichklappige,  J es/gewachsene  Schalen  mit  kurzem,  geradem  Schloss- 
rand, ohne  Area,  Pseudodeltidium  oder  Schnabel 'Öffnung.  Ventralsclwle  aufgewachsen, 
gew&lbt,  mit  }fedianseptum  und  zahlreichen,  vom  Rand  schräg  nach  innen  ge- 
richteten Seitemepten.  Dorsalschale  rudimentär,  aus  einem  schmalen  Mittelstück 
bestehend,  von  welchem  zahlreiche,  schmale  Seitenlappen  ausgehen,  welche  sich 
zicischeii  die  Septen  der  Ventralschale  einfügen. 

Die  beiden  hierher  gehörigen  Gattungen  (Lyttonia  und  Oldhamia 
Waagen)  (Fig.  480)  finden  sich  im  Permocarbon  von  Ostindien  und  China. 

5.  Familie.    Thecidüdae.  Gray. 

Kleine,  ungleichklappige,  aufgewachsene,  seltener  freie  Schalen.  Schlossrand 
gerade  oder  leicht  gebogen.  Ventralschale  mit  dreieckiger  Area  und  Pseudodeltidium, 
undurchbohrt  oder  mit  kleinem  Schnabelloch;  käufig  mit  ganzer  Fläche  aufgewachsen. 
Die  Adductoren  auf  einem  löffelartigen  Fortsatz  des  Schlossrandes  gelegen.  Dorsal- 
schale mit  starkem  Schlossfortsatz  und  breitem  Band,  von  welchem  radiale  Septen 
ausgehen;  der  Rand  und  die  Septen  sind  entweder  von  einem  vielfach  durch- 
brochenen, aus  ästigen  Kalkstäbchen  bestehenden  Blatt  umhüllt  oder  die  Kalkspiculae 
finden  sich  in  den  Zwischenräumen  der  Septen  angehäuft.    Trias  bis  jetzt. 


Flg.  481. 
ThrciiUn  vermiculari*  Schloth. 
*p.  Oben««*  Kreide.  MnMrieht. 
Dorsiilschale  */,  (imi'h  Such«). 


Kl«  4*2. 
Thtcuita  Mediterrnnm  Rlsso, 
Miltelmeer.  Dorsalschulc  mit 
Annen  von  innen  (nach 
W  o  o  <1  w  ii  r  (1).  %. 


Fi»r.  483. 

Thecidea  jmpillatti  Seliloth.  Ohof« 

Krei.le.   Ciply,  Beigten. 
a  Ventralsehale,  b  Dorsalschale  von 
innen,'/,,  ijiach  Wooihviird), 


Die  Thecideiden  wurden  früher  mit  den  Megathyriden  vereinigt  und 
an  die  Terebratuliden  angeschlossen.  Sie  besitzen  jedoch  kein  Armgerüst 
(das  Kalkblatt  und  die  Spiculae  der  Dorsnlschale  werden  vom  Mantel  aus- 
b 


ThrrhUa  digiUita  (ioUlf.    (iniiisanil.    F.ssen  a.  <l.  R,    a  Hin 
vollständige«  Kxenijilar  von  aussen,  fc  kto-sc  Schale 
innen,  c  kleine  Sehale  von  innen,  mit.  Grosse. 


Fi«.  4*.',. 

I'lcroyihloio»  Emmrichi  Gfimbel,  Rhat. 
Kossen.    Tyrol.  Dorsalsehale 
(nat.  Grosse». 


geschieden)  und  stehen  in  ihrem  ganzen  Bau  den  Strophomeniden  nahe. 
Die  Schalen  bestehen  aus  einer  dichten,  von  Canälen  durchbohrten  Kalk- 
schieht  und  einer  äusseren  Epidermis. 

Die  typische  Gattung  Thecidea  Defr.  (Thecidium  Sow.)  (Fig.  481— 4 84) 
enthält  meist  kleine,  zuweilen  winzige  Formen,  die  in  der  Trias  beginnen. 
Die  zahlreichsten  Arten  liefert  die  Kreide.  Munier-Chalmas  zerlegt  die 
Gattung  Thecidea  hauptsächlich  nach  der  Beschaffenheit  der  Dorsalschale 
in  die  Subgenera  La cazella,  Thecidiopsis ,  Thecidella,  Eudesella  und 
Davidsonella. 


236  Molluscoidea.  Brachiopoda. 

Pterophloios  Gümbel  (Fig.  485).  Ventralschale  eoncentrisch  gestreift, 
gewölbt,  aufgewachsen  mit  geradem  Sehlossrand  und  hoher  Area.  Dorsal- 
schale  flach,  im  Innern  mit  starkem,  aus  zwei  vom  Stirnrand  ansteigenden 
Aesten  zusammengesetztem  Medianseptum  und  zahlreichen  (8— 10),  von  dem 
breiten  Seitenrand  fast  rechtwinklig  nach  innen  gerichteten  Septem  Ob.  Trias 
(Rhätische  Stufe)  der  Alpen. 

B.  Unterordnung.    Helicopegmata.  Waagen. 

Armgeriist  aus  zwei  Spiral  eingerollten  Kalkbändern  bestehend,  die  meist  durch 

eine  an  die  Crura  bejestigte  Schleije  mit  einander  verbunden  sind. 

Die  Helicopegmata  bilden,  wie  bereit«  Ncumayer  betonte,  keine  ein 
beitliche,  natürliche  Abtheilung,  sondern  enthalten  Formen,  die  sich  an  ver- 
schiedene Unterordnungen  der  Articulaten  anschliessen,  von  denen  sie  sich 
hauptsächlich  durch  vollständigere  Entwickelung  der  distalen  Theile  des 
Armgerüstes  auszeichnen.  So  entsprechen  die  Koninckiniden  den  Stropho- 
meniden  und  Productiden,  die  Atrypiden  den  Rhynchonelliden,  die  Spiri- 
geriden  den  Terebratuüden. 

1.  Familie.    Koninckinidae.  Davidson. 

Kleine,  convex-coneave,  faserige  Schalen  mit  geradem  Schlossrand  und  meist 
niedriger  Area.  Wirbel  der  Ventralschale  mit  kleiner,  runder  Stielöffnung  oder 
undurchhohrt.  Pseudodeltidium  vorhanden.  Brachialgerüst  aus  zwei  an  den  Cruren 
angehejteten  und  durch  eine  kurze  Querbrücke  verbundenen,  diplospiren  Spiral- 
bändern bestehend,  welche  sich  zuerst  nach  aussen  umbiegen  und  einen  mehr  oder 
weniger  flachen,  mit  der  Spitze  gegen  die  Ventralschale  gerichteten  Hohlkegel 
bilden.    Trias  und  Lias;  hauptsächlich  im  alpinen  Gebiet  verbreitet. 


(niii-h  Bittncr).  (Nach  7.  u  n  m<>  y  i>  r.) 

Koninckina  Suess  (Fig.  486).  Schlossnmd  lang,  gerade;  Area  sehr 
niedrig,  Wirbel  der  Ventralschale  stark  eingekrümmt,  häufig  undurchhohrt. 
Trias.  Lias. 

Koninckella  Mun.-Chalm.  Schlossrand  massig  lang,  Area  in  beiden 
Schalen  wohl  entwickelt,  mit  Pseudodeltidium.  Wirbel  der  Ventralschale 
durehbohrt.    Trisis.    Lias.    K.  liasina  Bouch.  Chant.  so. 

A  mphiclina  Laube  (?  Amphiclinodonta  Bittncr)  (Fig.  1*7).  Schlossrand 
sehr  kurz.  Ventralschale  mit  geradem,  durchbohrtem  Wirbel,  darunter  Pseudo- 
deltidium in  der  Area.  Seiten-  und  Stirnrand  der  dorsalen  Sehide  mit  ver- 
dicktem Saum.    Trias;  selten  im  Lias. 

Thecospira  Zugmeyer  (Fig.  488).  Schale  klein,  äusserlich  wie  Thecidea. 
Ventralschale  mit  mässig  hoher  Area,  Pseudodeltidium  und  geradem,  un- 
durchbohrtem  Wirbel.  Spiralkegel  der  Hachen  Dorsalschale  mit  zahlreichen 
Umgängen.    Trias  (Rhät.)  der  Alpen. 


Digitized  by  Google 


Articulata.    Helicopegmata.  237 

2.  Familie.   Atrypidae.  Dali. 

Schale  faserig,  bkonvex.  Schlossrand  gebogen,  ohne  Area.  Ventralschale  mit 
runder  Stielöffnung,  darunter  Deltidium.  Armgerüst  aus  zicei  einfachen  Spiralen 
Bändern  bestehend,  icelche  sich  von  den  Cruren  zuerst  nach  aussen  biegen,  dem 
Aussenrand  folgen  und  dann  Hohlkegel  bilden,  deren  Spitzen  gegen  die  Mitte  der 
Dorsalschale  convergiren.    Silur.  Devon. 

Atrypa  Dahn.  (Spirigerina  d'Orb.,  Coelospira  Hall)  (Fig.  489).  Schale 
radial  gerippt,  seltener  glatt.  Ventralschale  mit  rundem  Schnabelloch.  Das 
Verbindungsband  der  zwei  Spiralkegel  heftet  sich  neben  den  Cruren  an  den 
ersten  Umgang  der  spiralen  Schleife  an  und  ist  gegen  den  Stirnrand  V  förmig 
geknickt.    Zahlreiche  Arten  im  Silur  und  Devon. 


d  GnNK  Schalt?  von  innen  mit  Muckel-  u.  fiefaRM'indruekt-n        CHattia  obuvata  Sow.  sp.  (>l>t>r-Sllur. 
(d  DHtiriiutn,  a  Adduoton*,  c  Dlvarieatores,  p  Stiehuuskol-       Wonlock.    Enalind.  Ventrnlschale  auf- 
eindnirk.  o  Ovarien).  Kvbrooheu.    Vi-    iNach  Davidnon.) 

Subgenera:  Grünewaldtia,  Karpinskya  Tschernishew  (Devon). 

Zygospira  Hall  Anazyga  Davids.)  (Fig.  490).  Wie  Atrypa,  aber  Spiral 
kegel  stärker  convergiren d ,  mit  weniger  Umgängen,  das  Verbindungsband 
ziemlich  tief  am  ersten  Umgang  beginnend.    Unt.  Silur. 

Glassia  Davids.  (Fig.  491).  Schale  glatt,  klein.  Wirbel  eingekrümmt. 
Ventralschale  mit  Medianseptum.  Spitzen  der  Spiralkegel  gegen  das  Centrum 
der  Dorsalschale,  ihre  Basis  nach  aussen  gerichtet.  Verbindungsbrücke  wie 
bei  Atrypa.  Silur. 

3.  Familie.    Spiriferidae.  King. 

Schale  biconvex,  faserig,  seltener  punktirt.  Spiralkegel  von  innen  nach  aussen 
aufgerollt;  zuxceüen  diplospir,  die  Spitzen  nach  aussen,  die  Basen  nach  innen  ge 
richtet.    Silur  bis  Lias. 

Das  Armgerüst  der  Spiriferiden  besteht  jederseits  aus  einem   an  die 
Crura  befestigten  und  wie  bei  den  Terebratuliden  gegen  den  Stirnrand  ab 
steigenden  Schleifenschenkel,  dessen  umgebogenes,  distales  Ende  sich  in  der 


Digitized  by  Google 


238 


Molluscoidea.  Brachiopoda. 


Richtung  von  innen  nach  aussen  spiral  aufrollt.  Die  beiden  Hohlkegel 
bleiben  entweder  getrennt  oder  sind  in  der  Regel  entweder  durch  ein  ein- 
faches Querbändchen  oder  durch  zwei  winklig  zusammenstossende  und  mit 
Fortsätzen  versehene  Lamellen  verbunden.  Diplospire  Armgerüste  kommen 
nur  bei  mesozoischen  Gattungen  vor. 


V\u  492. 

a  Spirifer  tlriatiu  Sow.  Knhlenkalk.  Irland.  Schale  aiifcchroeheii 
mit  Arnnrerüs«,  nat.  firöKse  (nach  Davidnon).  6  Spirifer  ipcctoäu 
Sohloth.  *p.  Devon.  Gerolstein,  BIM.  Nut.  OroMip.  c  Spirifer  mnrrnp- 
teru»  <itil<lf.  sp.  Steinkern.  Devon  (GrauwuekfiiMindstein).  Coblen/. 
Nat.  (iriKW.  d  Spirifer  Moequerni*  Veni.  Kohlenkalk.  Miatsehkowo 
bei  Moskau,  t  Desgleichen,  «rosse  Schale  von  innen,  nat.  Grosse, 
(d  i'Ki'ndodeltidium,  x  ZahnHtüUcn.) 


Klif.  m. 
Cyrtia  ripttrrtrta  Dulin.  Ob. 
Silur.  Gotland.  Nat.  Grftwe. 

Spirijer  Suw. 
{Trigonotreta  Koenig, 
Delthyris  Dalm.)  (Fig. 
492).  Schale  faserig, 
radial  gefaltet  oder  ge- 
streift. Ventralschale 
mit  mässig  hoher 
Area,  starken  Zahnstützen,  die  Deltidialspalte  nur  theilweise  vom  Pseudodelti- 
dium  verschlossen.  Die  Querbrücke  zwischen  den  zwei  einfachen  Spiralkegeln 
nicht  geschlossen,  sondern  aus  zwei  kurzen,  spornförmigen,  sich  nicht  be- 
rührenden Fortsätzen  der  absteigenden  Schenkeln  bestehend.  Ausserordentlich 
häufig  im  Silur,  Devon  und  Carbon. 

Sp  ir  iferina  d'Orb.  (Mcntzelia  Quenst.)  (Fig.  493).  Schale  punktirt, 
Ventralschale  mit  starken  Zahnstützen  und  hohem  Medianseptum.  Spiralkegel 
einfach,  durch  einfaches  Querband  verbunden.    Carbon  bis  Lias. 

Cyrtia  Dahn.  (Fig.  494).  Wie  Spirijer,  aber  Area  der  Ventralschale 
ungemein  hoch  mit  Pseudodeltidium,  worin  eine  runde  Stielöffnung.  Silur. 

Cyrtina  Davids.  (Cyrtotheca  ßittner)  (Fig.  495).  Schale  punktirt,  äusser- 
licb  wie  Cyrtia,  aber  Zahnstützen  der  Ventralschale  in  einem  Medianseptum 
vereinigt;  die  Spiralkegel  durch  eine  V  förmige  Querbrücke  verbunden,  ihre 
Spitzen  nach  aussen  und  hinten  gerichtet.    Silur  bis  Trias. 

Subgenera:  Martinin  M'Coy  (Devon,  Carbon  \  Marl  iniops  is  Waagen, 
Syrinyoth  yris  Winehell  (Carbon),  Reticula  ria  M'Coy  (Silur  bis  Carbon), 
Suessia  Desl.  (Lias). 

Uncites  Defr.  (Fig.  49l>).  Schale  faserig,  gestreift.  Ventralschalc 
mit  weit  vorragendem  Wirbel,  Schlossrand  gebogen,  kurz.  Deltidialplattcn 


Digitized  by  Google 


Articulata.  Helicopegmata. 


239 


zusammenstossend ,  tief  concav.  Spiralkegel  durch  einfache  Querbrücke 
verbunden.  Devon. 

Daya  Dav.  (Fig.  497).    Ob.  Silur. 

6 


a  Ciiriina  heUrwlyia  Defr. 

b  Schale  aufgehrochen 
e  Ct/riina  e<trb<marin  M'l'ov. 


<•  rosse  S 
'In-*  (Hl 


Jiuli*  von  innen. 
Zahnplalten  und 


Flg.  49.V 

ip.    Devon.   Gerolstein.  Kifcl    Nut.  OlflfC 
mit  Armgerüst,  */»  (nach  Davidson). 
Kohli'iikulk.    Kcndal.  Irland.   Nut.  Grosse. 
Das  Pscudodeltidium  ist  weggebrochen ,  so 
da*  Mcdlatiscptum  deutlich  zu  schon  wind. 


Fi«.  4W. 
Vncitet  gryphtu  Sehloth. 
Devon.  Bömberg  hol 
Köln.   Nat.  Grosso. 


Nucleospira  Hall  (Fig.  498).  Schale  glatt,  punktirt.  Schlossrand  ge- 
bogen.  Ventralschale  mit  spitzem,  eingekrümmtem  Wirbel,  darunter  die  Stiel- 

a  b 


Flg.  497. 

naricula  Sow.  sp.  Ohor  Silur.  Ludlow, 
Sbropuhlre.    2'/tmal  vergrossert.  (.Such 

Davidson.) 


Fig.  4'.»h. 

Suclsotpira  püum  Sow.    Ub.  Silur.    Wonlook,  Kng- 
land.    (i  l>ursal«ohnle  von  innen   mit  Anngoru»t. 
ft  Itcide  Schalen  mit  Armgoriist,  vortlcal  durchge- 
schnitten, vergrössert,      (nach  Davidson). 


Öffnung;  beide  Schalen  mit  Mcdianseptum.  Crura  nach  innen  gebogen,  die  daran 
befestigten,  absteigenden  Schenkel  der  einfachen  Spiralkegel  anfänglich  wieder 


Fig.  499 

a.  b  Retzia  ferita  v.  Ruch.   Devon,  Gerolstein,  Klfel.  Fl«.  -r>00. 

Nat.  lirtiwe.     f,  d  Reizin  Salttri  Dav.    Ober-Silur.       Ritzin  iTremato$pira\  hirtuln  Hall.  Devon. 
Wenloek,  Shropsire.    c  Dorsalsohale  mit  Anngoriist       Loalsrille,  Kentucky,    a  Exemplar   In  nat. 
von  Innen,  d  beide  Schalen  mit  Armgoriist  In  der       Grosse.  Ii  desgl.  mit  Armgoriist,  c  Schlossrand 
Mitte  durchgeschnitten,  3/,  (nach  Davidson)  dar  grossen,  d  der  kleinen  Klappe,  vergrossert. 

(Nach  J.  Uall.) 

gegen  den  Schlossrand  zurückgekrümmt,  das  Verbindungsband  aus  zwei  von 
den  Schleifenarmen  ausgehenden,  gegen  die  Ventralschale  convergirenden 
und  in  spitzem  Winkel  zusammenstoßenden  Armen  bestehend.  Silur.  Devon. 

ltetzia  King  (Acambona  White,  Uncinella  Waagen,  Trematospira,  Rhyncho- 
spira,  f  Rhynchotrema  Hall)  (Fig.  499.  500).    Schale  punktirt,  radial  gerippt. 


Digitized  by  Google 


240 


Molluscoidea.  Brachiopoda. 


Ventralschale  mit  vorragendem,  durchbohrtem  Wirbel,  darunter  Deltidium; 
SchlosBrand  kurz,  gebogen.    Spiralkegel  einfach.  Silur  bis  Trias. 

Subgenera:  Eumetria  Hall  (Carbon),  Hindella  Dav.  (Silur).  Plici- 
gera  Bittner  (Fig. 501)  (Tetractinella,  Pentactinella,  Anomactineüa  Bittner).  Schale 
faserig,  radial  gerippt  oder  gefaltet.  Trias. 

Spirigera  d'Orb.  (Athyris,  Seminula  M'Coy) 
(Fig.  502.  503).  Schale  faserig,  glatt  oder  con- 
centrißch  verziert.  Schlossrand  gebogen ,  ohne 
Area.  Wirbel  der  Ventralschale  wenig  vorragend 
mit  rundem  Schnabelloch, Deltidium  verkümmert 
Die  Schlosszähne  durch  Zahnplatten  gestützt. 
Schlossplatte  der  Dorsalschale  von  einer  runden 
üeffnung  durchbohrt,  Medianscptum  fehlend  oder 
schwach  entwickelt.  Crura  nach  innen  conver- 
girend  ;  die  daran  befestigten  Schenkel  der  einfachen  Spiralkegel  biegen  sich  zu- 
erst nach  hinten  und  dann  erst  gegen  den  Stirnrand  um.  Die  Verbindung  beider 


KiC  501. 

Rrlsia  (Plicujrrn)  trigontlln  Schloth.  «p 
Miwchclkalk.    Reeonro,  ober- Italien 
(Hat,  <■  rosse) 


KiK  502. 

Spirigcrn  concentrica  v.  Buch  sp.  Devon,  a  Exemplar  mit  theil  weise  *erbrochcni»r  kleiner  Sehale. 
b  Innenansicht  der  kleinen  Schale  mit  HpiralkeKcln  mal.  Uroswe),  «•  <*  AmiRenisl  von  vorne  un.l  von 

«ler  Seite  (nach  Dav  Ulsan». 

Kegel  wird  durch  zwei  von  den  absteigenden  Schenkeln  ausgehende  Fort- 
sätze bewerkstelligt,  die  sich  zu  einer  schildförmigen  Medianscheibe  ver- 
einigen; von  dieser  entspringt  ein  medianer,  nach  hinten  und  gegen  die 


Fi*.  503. 
Sfjirii/tra   oxyri>ljx>*    Km  Ul- 
rich sp.    Khittische  Stufe. 
Kossen.  Vcrbimlutursappn- 
rat  der  hehlen  Spiralkeijel 
(nach  ZiiKineyer). 


KlR  S04. 

MrrUtrlla  tumi<ia  Dahn,  sp.   Ober-Silur,    (iotlatid.    n  Exemplar  in  nat, 
lirosse.    6  Inneres  ib-r  urossen  Schale    f  Frairntent  «ler  kleinen  Schale 
von  innen  mit  wohlerhaltenem  Schlossraml  und  Medianscptum. 


Ventralschale  gerichteter  Stab,  der  zwei  divergirende,  anfänglich  rückwärts 
gerichtete  und  dann  umgebogene  Aeste  aussendet.  Silur  bis  Trias.  Haupt- 
verbreitung in  Devon  und  Carbon.  Jüngste  Art  (Sp.  oxycolpos  Emmr.) 
im  Hhät. 

Subgenera:  Spirigerella  Waagen  (Carbon),  Amphitomella,  Diori- 
Stella  Bittner  (Trias). 

MeristinaHaU  (WhUfieldia  Dav.)  Silur.  Anoplotheca  Sandb.  (Bifida 
Dav.)  Devon.  Charionella  Billings.    tClorinda  Barr  (Silur). 

Meristella  Hall  (Goniocoelia  Hall,  Pentagonia  CozzenB)  (Fig.  504).  Schale 
faserig,  glatt,   biconvex.      Schnabel   in   der  Jugend  durchbohrt,  später 


Digitized  by  Google 


Articulate.    Anoistropegmata.  241 

geschlossen,  stark  gekrümmt.  Schlossrand  gebogen,  ohne  Area.  Ventralschale 
mit  starken,  verlängerten  Zahnplatten,  Dorsalschale  mit  Medianseptum.  Die 
Verbindung  der  beiden  einfachen  Spiralkegel  wird  durch  zwei  nach  der 
Ventralschale  gerichtete,  convergirende  Stäbe  hergestellt,  welche  nach  ihrer 
Vereinigung  jederseits  ein  ringförmiges,  geschlossenes  Band  absenden.  Silur. 
Devon.    a  b  e  <i 


Meritta  htrculra  Barr.  «p.    Ol».  Situr  (F*).    Konieprus,  Böhmen    n  Grosse  Schalt»  von  der  Ktickseite 
in  <Ut  Nahe  de*  Sehnabel«  auf>rebroehen,  um  den    Sehnhheber«  sichtbar  zw  machen.    Na»,  Grösse, 
ft  Schuir  aufgebrochen,  mit  den  Mcdianseptcn,  die  Spiralkei;el  fehlen  (nach  Harra ikIoV   e,  d  Arm- 
Kernst  von  vonic  und  von  der  Seil«',  etwas  venrrössert  (naeh  Davidson). 


Merista  Suess  (Camarium  Hall).  (Fig.  505.)  Wie  vorige,  jedoch  die 
verlängerten  Zahnplatten  der  Ventralschale  durch  eine  gewölbte  Platte 
(Schuhheber)  verbunden. 

Didymospira  Salomon  (Pexidella,  Diplospirella,  Euractinella,  Anisacti- 
nella  Bittner).    Wie  Retzia,  aber  Spiralkegel  diplospir.    Alpine  Trias. 

C.  Unterordnung.    Ancistropegmata.  Zitt. 
(Campylopegmata  p.  p.  Waagen.) 
Armgerüst  aus  zwei  einfachen,  gekrümmten  Haken  (Crura)  bestehend. 

1.  Familie.    Porambonitidae.  Davidson. 

Beide  Schalen  hoehgeivölbt.  Schlossrand  kurz,  gerade,  mit  niedriger,  drei- 
eckiger Area.  Stielöffnung  eine  dreieckige  Deltidialspalte.  Schlosszähne  der  ven- 
tralen und  Schlossplatten  der  dorsalen  Schale  durch  ZahnplaUen  gestützt.  Crura 
kurz.    Silur  bis  Carbon.  c  e  d  ] 


Pommbonitf*  arquiroiäri*  Sehloth.  sp.    I'ntor  Silur  i.  Vairinatenkalki.    St.  Petersbunr    a,  6,  r  Sehale  in 
nat.  GroKW,  von  der  Stirn,  von  der  Seite  und  von  vorne,  d  <  »borlläche  mit  (inibehen,  versiro^ert 
t  Innenseite  der  ventralen,  /  der  ilomleD  Klappe. 

Porambonites  Fand.  (Fig.  50fi).  Beide  Schalen  hochgewölbt,  fast  gleich 
gross,  glatt;  die  Oberfläche  mit  vertieften  Grübchen  bedeckt.  Area  niedrig, 
Schlossrand  kurz.  Stielöffnung  die  Wirbel  beider  Schalen  durchbohrend. 
Ventralklappe  mit  starken  Schlosszähnen  und  zwei  convergirenden,  in  einem 
kurzen  Medianseptum  vereinigten  Zahnplatten.  Dorsalsehale  mit  zwei  ge- 
trennten Zahnplatten.    Unt.  Silur. 

Enleletes  Fisch.  (Syntrielasma  Meek).  Beide  Klappen  radial  gefaltet 
oder  gestreift,  hochgewölbt.  Ventralschale  mit  hohem  Medianseptum  zwischen 
den  beiden  convergirenden  Zahnplatten.  Zahnplatten  der  Dorsalschale  diver- 
girend.    Carbon.  Perm. 

Zlttel.  Orundzüge  der  Pftlaeontologle.  16 


Digitized  by  Google 


242 


Molluscoidea.  Brachiopoda. 


2.  Familie.   Pentameridae.  M'Coy. 

Schale  faserig.  Scklossrand  gebogen,  ohne  Area.    Ventralsehale  mit  dreieckiger 
Deltidialspalte  unter  dem  Wirbel.    Svhlosszähne  der  ventralen  und  Schlossplatten 
der  dorsalen  Klappe  durch  starke  Zahnplatten  gestützt,  die  der  Dorsalscliale  zu 
hohen  Medianseptum  vereinigt.    Crura  mehr  oder  weniger  verlängert.  Silur 
d  c  b  a  bis  Perm. 

Pentame- 
rus  Sow. 
(Fig.  507, 
508).  Meist 
grosse  oder 
mittelgrosse 
Formen,  mit 
hochgewölb- 
ter Ventral- 
schale und 
stark  einge- 
krümmtem, 

vorragen- 
dem Wirbel. 
DashoheMe- 
diauseptum 
der  Ventral- 
schale  besteht  au»  zwei  dicht  neben  einander  hegenden  Blättern,  die  sieh  beim 
Zerschlagen  der  Schalen  leicht  voneinander  ablösen.  Häufig  in  Silur  und  Devon. 

Subgenera:  Conch  id  ium  Linne,  Pentamerella,  Gypidula ,  Am- 
phigenia,  Anastrophia  Hall. 


Fi«.  507. 

l'enlamcnu  conchidium  Dahn.    Ober-Silur.    Ootland,    o  Exemplar  in  natürlicher 
Griitwe.    b  Schnabel  mit  erhaltenem  Deltidhun.    c  Inneren  iler  kleinen  Sehale. 
d  Innert«  «1er  Krusten  Schule,    (x  ZahnMutzeu,  *  Medianneptiim  iler  Vcntralsthale, 
6,  c  Zahnplatte,  »  »eptaartijje  Stutzen.) 


6  Fl»,  Ö09. 

a— c  Camaropfwria  SchliUheimi  v.  Buch.  Zechstein. 
Gern,  a  Kxeinplar  In  nat.  Grosse,  b  Stejnkern, 
e  Inneren  einer  Sehale,  vertrrossert  (pr  Schh»R*forl- 
hau,  c  <"rura,  x  Katanplatton  dwunrnwii,  g  Satan- 
platten  der  kleinen  Klappe,  »und  *'  MediaiiHepta. 


Camarophoria  King  (Stoio- 
schisma  Dali  non  Conrad)  (Fig.  50VI). 
Wirbel  der  Ventralschale  wenig  vor- 
ragend. Die  Zahnplatten  in  beiden 
Klanpen  convergirend  und  durch 
Mediansepten  gestützt.  Crura  lang, 
dünn.  Carbon.  Perm. 
Camarella  Billings,  Lycophoria  Lahusen.  Silur. 


fik.  rm. 

a— c  Pentamerxif  galeatus  I Jahn.  sp.  Devon.  Gerol- 
stein, Kifel.  a  Kxeinplar  in  nat.  Griisse  von  vorn, 
b  dasselbe,  Stiruatisicht.  r  Durchschnitt  unterhalb 
den  Schlossrandes.  d  ljlnirsdureli-chnitt  in  der 
Mittellinie  Jon  l'eulamerue  KnighlU  Sow.  V»  nat. 

Gros*e.    t>b.  Silur. 
(Iledeutuni:  der  Buchstaben  bei  c  wie  in  Fit;  507.) 


3.  Familie.    Rhynchonellidae.  Gray. 

Schale  faserig,  selten  punktirt,  biconvex.  Schlossrand  gebogen,  selten  gerade. 
Stielöffnung  unter  dem  spitzen  Wirbel  vom  Deltidium  umgeben.  Zahnstützen  fehlen 
oder  schwach  entwickelt.    Silur  bis  Jetztzeit. 


Digitized  by  Google 


Articulata.  Ancistropegmata. 


243 


Vig.  510. 
Rhynchonella  {Hani- 

thyri*)  ptittacta 
I-um.  sp.  Bceeat. 
Mlttclmcflr.  imt.  Or. 


Kit,'.  611 

A  Rhynchimttla  losia  Fisch,    Ob.  Juri».  Mockau, 
a,  b,  e  Re-ichaltes  Exemplar,  rf  Stfiukern,  imt.  (Jrösw. 
B  Rhynchonella  quadriplicata  QlMMt    Hnuincr  Jura. 
Hopllnjjen,  WürttemborK. 


Rhynchonella  Fisch.  (Hypothyris  Phill.,  Cyclotliyris  M'Coy)  (Fig.  510 
bis  513).  Schale  faserig,  meist  radial  gerippt  oder  gefaltet,  Stirnrana  mit 
Wulst  und  Bucht.  Schlossrand  gebogen,  ohne  Area.  Ventralschale  mit 
spitzem  Wirbel,  die  runde  Stielöffnung  ganz  oder  theilweise  vom  Deltidium 
umgeben;  Schlosszähne  von  kurzen  divergirenden  Zahnplatten  gestützt. 
Dorealschale 
mit  kurzen 
Cruren  und 
häufig  mit 
schwach  ent- 
wickeltem 
Mediansep- 
tum.  Silur 
bis  Jetztzeit, 
gegen  60t) 
Arten  be- 
schrieben, 
die  meisten 
aus  Trias, 
.Juni  und 
Kreide. 

Diese  äus- 
serst formen- 
reiche Gattung  ist  in  zahlreiche  Subgencra  zerlegt  worden,  indem  der  Name 
Rhynchonella  s.  str.  auf  die  Formen  mit  Deltidium  amplectens,  Zahn- 
stützen  in  der  Ventralschale  und  schwachem  Medianseptum  in  der  Dorsal- 
schale  beschränkt  wird.  Bei  He mithyris  d '( )rb.  ist  ein  schwach  entwickeltes 
Deltidium  sectans  vorhanden;  Acanthothyris  d'Orb.  (Jura)  hat  röhrenartige 
Fortsätze  auf 
der  Oberflä- 
che, Rhyn- 

chopora 
King  (Penn) 

punktirte 
Schale,  Ha- 
lorella  Bitt- 
ncr  (Trias) 
scharfe 
Schnabel- 
kanten, Au- 
striellaBitt- 

ner  (Trias)  glatte  Oberfläche,  kleinen  Wirbel  und  ohrenartige  Verlängerungen 
des  Sehlossrandes,  Norella  Bittner  (Trias)  eine  Stirnbucht  in  der  Dorsal- 
schale.  Peregrinella  Oehlert  (Neocom)  ist  sehr  gross,  ohne  Stirnsinus, 
radial  gerippt  mit  geradem  Schlossrand  und  niedriger  Area.  Bei  Eaton  in 
Hall  (Silur)  und  Ter  eh  ratuloidea  Waagen  (Carbon)  fehlen  die  Zahnplatten 
in  der  Ventralschale;  die  erstere  hat  gespaltene  dura,  die  zweite  ein  Del- 
tidium sectans. 

Rhynchotrema  Hall,  Uncinulus  Bayle.    Silur  bis  Carbon. 

Rhy  n  ch  onellina  Gemmellaro.  Oberfläche  fein  radial  gestreift,  Schloss- 
rand gerade,  mit  niedriger  Area  und  Deltidium  sectans.  Crura  ungemein 
lang.    Medianseptum  der  Dorsalsehale  schwach.    Lias.  Jura. 

I)  im  er  ella  Zitt.  Schlossrand  gerade,  Area  dreieckig,  Deltidium  sectans. 
Septum  der  Dorsalschale  sehr  hoch,  bis  zur  Ventralschale  reichend.  Trias. 


Flg.  112. 

a  Rhynchonella  veryicriilio  Rrocchi.  Ol».  Kreide.  Villc- 
clieu,  Touraine.    Nut.  (iro*>«e.    b  Inncrc  Ansicht  rler 
kleinen  Schul)'  von  Rhyiiclmurlta  lacunttta  Schlott».  >>p. 
von  KnsclhnpMHTi; ,  Franken. 


Flg.  513. 
Rh.  ( Acanthnthi/rif) 
rpinuiia  Schloth.  *|p. 
Itrtiuucr  Juni.  Auer- 
bach. OherpfilU. 


16» 


Digitized  by  Google 


244 


Molluseoiden.  Braohiopoda. 


D.  Unterordnung.    Ancylopegmata.  Zitt, 
[Ancylobrachia  Gmy,  Campglopegmata  p.  p.  Waagen.) 
Armgeriist  bildet  eine  an  die  Crura  befestigte  Scldeije.  Schale  stets  punktirt. 

1.  Familie.    Stringocephalidae.  King. 

Schale  gross,  biconv&r,  fast  kreisförmig,  glatt.  Ventral scliale  mit  spitzem,  vor- 
ragendem Schnabel,  darunter  die  vom  Deltidium  begrenzte  Stielöffnung.  Schloss- 
rand  gebogen.  Ventralschale  mit  hohem  Medianseptum.  Dorsalschale  mit  mm- 
gettöhnlich  starkem  und  langem  Schlossfortsafz,  welcher  mit  seinem  gespaltenen 
distalen  Ende  das  Ventralseptum  umjasst.  Brachialschleife  an  lange  Crura  an- 
geheftet, zuerst  nach  hinten  gerichtet  und  dann  dem  Aussen- 
r"**l|^  rand  der  Schalt  folgend,  breit,  mit  radialen,  nach  innen 

gerichteten  Fortsätzen. 


Flu  514. 

Strinfjocrphnlus  Burtini  IWr.  Devon.  Paffrath  M  Köln,  <i  Exemplar  nat  Ortt*»«.  fc  Stark  verkleinerte 
Schale  mit  AnoRPrürt  und  Mi-ilisin««-|>t»-ii  ron  d*t  Seite,  c  Junirc»  Exemplar  mit  »rrowor  Schnabel- 
AiTnunn  und  «Ich  <lr«-i  DcltiiliaKtnckoii.  &  Innere»  dw  kleinen  s»-halc  in  mit  i;ri>»-c,  etwa*  restaurirt. 
(jtr  SctilnsjifortJ'at/.,     Zulin«nibcii,  e  t'nim,  l  Schleife,  «  Me»llaiisoptum,  a  Adiluctort*»».)  Nach  SneB«. 

Die  einzige  Gattung  Stringocephalus  Defr.  (Fig.  514)  findet  eich  aus- 
schliesslich im  Devon. 

2.  Familie.   Megathyridae.  Oehlert. 

Schale  klein,  mit  geradem  Schlossrand  und  dreieckiger  Area  in  beiden  Klappen 
Stielöffnung  gross,  anj  die  Dorsalschale  übergreifend.    Deltidium  sectans.  Ventral 

schale  mit  hohem  Medianseptum,  Dorsal 
scliale  mit  Medianseptum,  zuweilen  auch 
mit  mehreren  Radialsej)ten.  Brachial 
schleife  dem  Aussenrand  der  Schale  fol- 
Jura  bis  Jetztzeit. 
Megathyris  d'Orb.  (Argiope  Desl.) 
(Fig.  515).  Dorsalschale  mit  Median- 
septum und  jederseits  zwei  radialen 
Septen.    Jura  bis  Jetztzeit. 

Cislella  Gray  (Fig.  51f>).  Dorsal- 
schale mit  einfachem  Medianseptum. 
Kreide  bis  Jetztzeit. 
Gicynia  King.  Recent. 


Mtijulhyri»  (Argiap? 

Chetn.  *p.  Mittel  ine 

ilcr  kleinen  Schah-, 


tlseo'lnta 
:  Inneres 
«tark  vor- 


Nach  Da  vi  ii  Min 


Kiii.  616. 
I'ittetin  bilnrnln- 
riMlenlonirch  >p 
«i-noiiian.  Iji 
Manch»-. 
Nnt.  t,r«>s«o. 


Zellania  Mi  iure.  Lias. 


3.  Familie.    Terebratulidae.  King. 
Schlossrand  gebogen,  seltener  gerade.    Schnabel  der  Ventralschale 


Stielöffnung ,  darunter  Deltidium  sectans. 
gerichtete  Schleife.    Silur  bis  jetzt. 


mit  runder 

Armgeriist  eine  gegen  den  Stimrand 


Digitized  by  Google 


Articulata.  Ancylopefcmata. 


245 


Terebratula  Klein  {Liothyris  Douville)  (Fig.  517—522).  Schale  glatt, 
sehen  gerippt,  am  Stirnrand  der  Dorealschale  häufig  mit  einer  von  zwei 


FiK.  517. 

Terrbratula  vUria    Linn.  *p.    Mlttelniwr.    (Nut.  Gr.) 


Kifr.  520. 

TertOratula  Wlo*toth>trit)  nucleata 
Brbloth.  Ob.  Jura. 
EngaihantebeiK,  Pranken.  iN&t.  Cr.) 


Falten  begrenzten  Bucht  (Biplicatae);  Schnabelkanten  gerundet,  Brachial- 
schleife kurz,  die  distalen  Spitzen  der  Crnra  niemals  zu  einer  geschlossenen 


Kl».  51H 
T'rtbrnlutn  Phitliput 
Morris.    Mittlerer  Juni, 
V.ick  Iwl  Atiniu.    Nnt.  Gr. 


Fi«,  r.l'j 

T<  rebrtitula  ( Dit  htuma)  elouyata  Schloth. 

Zeclixti-Iu     Hnmliloton,  KiilMhikI  Fit'.  521. 

a  Kxi-mpliir  in  ntit.  Gross«',    h  Iniu-ro  Terebratula  (Pygtrpe)  diphyn  Co- 

Ansii-ht  mit  AriiiKvruM,  »turk  VLr>,Tii<>wit,  loitM.  Tithon. 

(Ntu-h  UavMson.)  TrU-nt.   Sud-Tvro)    (Nut  Gr.) 


Querbrücke  verwachsen.    Devon  bis  jetzt;  Hauptverbreitung  in  Trias,  Jura 


Trrcbratuli  warcCara  l'iirk.   GroM-Oollth.    Itiuli.  Kuj-OhikI.    a—c  Nnt. 

vergroswrt.   ( Ntu-h  I»n  vi.lson.) 


FiK  523. 
Terebratulina  *ub*triata 
Bchtotb.  sn.  oln-r-Juni. 
NittthHm,  w  QrttemberK. 
Nut  Gros>e. 

Die  ausserordentlich  grosse  Menge  von  Arten  hat  auch  hier  Veranlassung 
zur  Errichtung  zahlreicher  Suhgencra  gegeben.  Dielasma  King  i^Fig.  519) 
enthält  die  ältesten  Terebrateln  aus  Devon,  Carbon  und  Penn  und  zeichnet 
sich  durch  starke  Zahnstützen  in  der  Ventralschale  und  nieist  durch  ein 
schwaches  Medianseptum  in  der  Dorsalschale  aus;  Dielasmina  uudHemi- 
pty china  Waagen  (Pernio -Carbon)  haben  gefaltete  Schale  und  Kahnstützen. 
R  ha  et  in«  Waagen  (Hhät.)  ist  biplicat,  hat  nur  in  der  Dorsalschale  Zahn- 
stützen  und  ein  schwaches  dorsales  Medianseptum;  bei  Zuymeyer  ia  Waagen 
(Rhät.)  linden  sich  Zahnstützen  in  der  Ventralschale.  Dicti/oth  y  ris  Douv. 
(Fig.  522)  hat  radial  gestreifte  und  mit  hohlen  Fortsätzen  bedeckte  Schale. 
Vygope  Link  (Glossothyria  Douville)  (Fig.  520.  521)  enthält  die  mit  ganz 
kurzem  Armgerüst  und  Stirnsinus  in  der  dorsalen  Schale  versehenen  Formen, 
die  zuweilen  durch  Zusammenwachsen  der  beiden  Seitenflügel  von  einem 


Digitized  by  Google 


246 


MolluBcoidea.  Brachiopoda 


Loch  durchbohrt  sind;  sie  entspricht  der  Gruppe  der  Nucleaten  und  Diphyen 
Quenstedt's. 

T  erebratulina  d'Orb.  {Agulhasia  King,  Disculina  Deslongch.)  (Fig.  523). 
Schale  schwach  gewölbt,  fein  dichotom  gestreift.  Dorsalsehale  mit  zwei  ohr- 
förmigen  Ausbreitungen  neben  dem  Wirbel.  Brachialschleife  sehr  kurz,  die 
Cruralfortsätze  zu  einer  hinteren  Querbrücke  verbunden.   Jura  bis  jetzt. 

Centronella  Hall  (Fig.  524).  Schale 
glatt,  selten  gefaltet.  Brachialschleife 
aus  zwei  absteigenden  Bändern  be- 
stehend, welche  sich  distal  etwas  ver- 
breitern und  in  einer  schmalen  verti- 
ealen  Medianplatte  vereinigen.  Devon. 

Leptocoelia  Hall.  Wie  vorige, 
aber  Schale  radial  gerippt.  Devon. 

lienssellaeria  Hall.  Schale  gross. 
Brachialsehleife  aus  zwei  knieförnjig 
geknickten  Bändern  bestehend,  die 
sich  distal  in  einer  langen,  geraden,  etwas  ausgehöhlten  Medianplatte  ver- 
einigen.   Silur.  Devon. 


524. 

II.  Devon.  F.rieCotinty. 
a,  b  Exemplar  in  imt.  «imwe,  c  AniiKerüst  vergr. 


Flg.  625. 

a  Cocnothyri»  vulyarU  Schloth.  *p.    Muschelkalk.  WärzburR. 
b  AnnKcrust,  rc*tuurlrt  und  vei-grossert  nach  angeätzten  Exeui- 
pluren  von  R60MTO  («uro  Thell  imch  Koseli  i  iisky). 


Flg.  ..26. 

WaldMmiaflavc»cau\nl  Reeent. 

Australien. 
Innenansicht  iler  kleinen  Schale, 
etwas  viTKTos»ert. 


Newberr ia  Hall.  Silur.  Devon.    Juvavella,  Nucleata  Bittner.  Trias. 

Coenothyris  Douville  (Fig  525).  Schale  glatt,  biplicat.  Ventralschale 
mit  Zahnplatten.  Dorsalschale  mit  niedrigem  Medianseptum.  Die  distalen 
Enden  der  massig  langen  Brachialschleife  biegen  sich  rückwärts  und  ver- 
einigen sich  in  einer  freien  schildförmigen  Medianplatte.  Trias. 

Cryptonella  Hall,  Meyanteris  Suess.  Devon. 

Waldheimia  King  (Mayellania  Bayle,  Neolhyris  Douville)  (Fig.  52<5). 
Schale  glatt,  seltener  gerippt  oder  gefaltet.  Dorsalschale  mit  Medianseptum. 
Brachialschleife  lang,  bis  in  die  Nähe  des  Stirnrandes  reichend,  jederseits 
aus  einen)  absteigenden  und  einem  rücklaufenden  Schenkel  bestehend;  die 
letzteren  durch  eine  Querbrücke  verbunden.  Silur  bis  jetzt.  Selten  in  paläo- 
zoischen, ungemein  häutig  in  mesozoischen  Ablagerungen. 

Auch  diese  Gattung  wurde  zum  Theil  auf  Grund  unerheblicher  Verschieden- 
heiten in  zahlreiche  Subgenera  zerlegt.  Eudesia  King  (Dogger)  zeichnet  sich 
durch  radial  gerippte  Schale,  grosses  Schnabelloch  und  Zahnstützen  in  der 
Ventralschale  aus.  Bei  Zeillcria  Bayle  (Trias,  Jura,  Kreide)  (Fig.  527)  stossen 
zwei  oder  mehr  schwache  Falten  der  beiden  Schalen  symmetrisch  am  Stim- 
rand  zusammen;  bei  Aulacothyris  Douville  (Trias,  Jura)  (Fig.  528)  hat 
die  Dorsalschale  einen  Mediansinus,  bei  A  ntiptychina  Zitt.  (Jura,  Kreide) 


Digitized  by  Google 


Articulata.  Ancylopegmata. 


247 


springt  in  dem  Stirnsinus  der  Dorsalschale  eine  Medianfalte  vor.  Weitere 
Sectionen  werden  als  Flabellolhyris,  Fimbriothyris,  Ificrothyris, 

Epicyrta    Deslongch.,  Plesiothyris 
Douville,     Camerothyris,  Cruratula 
Bittner  etc.  bezeichnet. 
t  H inniphoria  Suess.  Tithon. 


H  uldJtt  imiit  yZtiUtrui)  laytnuii*  tcliloü».  >p. 
Cornbnuh.    Knshdon.    F.ntfland.  (Nat  (ir.) 
Nach  Davidson. 


FI*.  528. 

Waldhetmia  {Aidacothyri»\  rempinata  Sow.  Mlttl.  Man. 
nruingter,  England.    (Nach  Deslongchanip*.) 


Terebratella  d'Orb.  (Ismenia  King.,  Waltonia  Dav.,  Magasella  Dali.) 
(Fig.  529).  Schale  radial  gerippt  oder  glatt.  Schlot«rand  gerade  oder  schwach 
gebogen  mit  niedriger  Area.  Brachialschleife  wie  bei  Waldheimia,  jedoch  dio 

absteigenden  Schenkel  durch  eine  Quer- 
brücke am  Medianseptum  befestigt.  Lias 
bis  jetzt.        a  b 


Flg.  52». 

dortata  Lam.  *p.    Recent.  Chile. 
Not.  Groi^e. 


Lyra  St 


FI*.  531. 
d'Orb.  t'nt,  Kreide.  Mortcau, 
Douba.   Nat.  Grosse. 


Flg.  580. 

a  Trigonotemw  Pali**>ri  Woodw.  Ob.  Kreide. 
Ciply.  Belgien.  Nat.  (irfnwe.  (Nach  der,  Natur.) 
b  Trigtmonemtu  elepan*  l>efr.  Welcxe  Kreide. 
England.  Inneres  der  kleinen  .Schali  'mit  Arm- 
gerüst,  ver*:röh»ert.    (Nach  I)  n  v  i  d  s  o  n.) 


Trigonosemus  König  (Fissurirostra  d'Orb.)  (Fig.  53<0-  Radial  gerippt. 
Ventralschale  mit  eingekrümmtem  Wirbel,  winzigem  Schnabelloch  und  hoher 
dreieckiger  Area.    Brachialapparat  wie  bei  Terebratella.  Kreide. 

Lyra  Cumberl.  {Terebrirostra  d'Orb.)  (Fig.  531).  Wie  vorige,  jedoch 
Schnabel  der  Ventralschale  stark  verlängert,  innerlich  durch  Zahnplatten 
abgetheilt.  Kreide. 

Megerlea  King  {Mühlfeldtia  Bayle)  (Fig.  532,  533).  Schale  meist  radial 
gestreift  oder  gefaltet.    Schlossrana  gerade,  mit  niedriger  Area.     Die  ab 
steigenden  Schenkel  der  Brachialschleife  durch  eine  Brücke  mit  dem  Median- 
septum verbunden,  die  rücklaufenden  Schenkel  verbreitert  und  mit  den  ab- 
steigenden verwachsen.    Jura  bis  jetzt. 


Digitized  by  Google 


248 


Mnlhittcoidea.  Rrachiopoda. 


Kingena  Davids.  (Fig.  535).  Schale  glatt  oder  mit  Grübchen  bedeckt. 
Schlosnrand  gebogen,  ohne  Area.  Ventralschalen  mit  Zahnstütze.  Brachial- 
schleife wie  bei  Megerleu,  jedoch  rücklaufende  Schenkel,  meist  nur  an  ihren 
distalen  Enden  mit  den  absteigenden  verwachsen.    Jura.  Kreide. 


Fit;.  Mi 

Megrrlta  pt  rtunculu*  Schloth.  Up. 
ob.  Juri».    Eriitclhurdsberi;,  Fnuikcn. 
u,  6,  c  Exemplar  in  mit  <; rosse,  d  Ann- 
Keru.-l  der  kleinen  St-liuli-  von  der  Seite, 
t  von  vorn,  verKrossert. 


Fi«.  M3. 
Uepcrltn  Irumala  (imel.  sp. 
Mittelmeer.  Kleine  Schule  mit 
ArniKertiKt.  (pr  SchWufortKHti!, 
d  ZahnKrulHMi,  *  MediaiiKeptuin, 
c  Crnm,  /  nbsteiijender.  /  ruck- 
wnrt*Kcrichtetcr  AsdderSchleife, 
e  VerbiniluiK.Kband  «1er  beiden 
/.  p  Querbrucken  zum 
Sej.tuin.) 


Fi« 

Mn<ia*  puinilu* 
Kreide  Meudt 
n.  b  Kxcmplure 


SM. 

v>w.  Weifise 
Ii  l>ei  Paris, 
nat.  Grösse. 


c,  d  Anntieru>t  vcrgrösfert. 


Mag as  Sow.  (Fig.  534).  Wie  vorige,  aber  Anngerüst  an  einem  sehr 
hohen,  die  Ventralschale  erreichenden  Medianseptum  der  Dorsalklappe  be- 
festigt.   Kreide.  «  6 


Fl«  5S5. 

KitKtam  Uma  l>.|>.  Krei.le.  Kngland.  Ai-ingcru»!  vciyrossert  (nach  IMtvidsou).  a  von  der  Seite, 
6  von  vorn  <j  BehlatMfortmtx,  d  Zahnurubeu,  *  Medlaimeptum,  c  Crom,  t  absteigender,  /anlMBlgTOd« 
A»t  der  Armschlclfe,  r  rmbicKunirsMellc  der  Sc  hleife,  e  Vcrbiridunusband,  p  Qucrbruckc  zur  Anheftim« 
am  Scptum  .  r  Kxemplar  au-  dem  «inlcritciiplnncr  von  Salzniticr,  nat.  Growte.  «<  nberlbiche  vefgr. 
e,  /  K.  FritHuensi»   Schrüfer  »p.    Ob.  Juni.    Qrttlblagen,  Württemberg.    Nut  Grosse. 

Subgenent:  Rht/nchortt  Dahn.,  Rhynchorina  Oehlcrt,  ?  Mannia 
Dcwalque.  Kreide. 

Die  Gattungen  Kranssina,  Bouchardia  Davids.,  Platidia  Costa, 
Dyscolia  Fischer  cxistiren  noch  jetzt. 


Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  Brachiopoden. 

Durch  Häufigkeit,  weite  räumliche,  lange  zeitliche  Verbreitung  und 
günstige  Erhaltung  nehmen  die  Brach  iopoden  eine  ganz  hervorragende 
Stellung  unter  den  fossilen  Resten  von  Wirbellosen  ein  und  liefern  eine 
grosse  Menge  der  wichtigsten  geologischen  Lcitfossilieii.    Ihre  Schalen 


Digitized  by  Google 


Verbreitung  der  Brachiopoden. 


249 


bestehen,  abgesehen  von  den  hornig- kalkigen  Formen,  aus  Kalkspatb 
und  widerstehen  den  zerstörenden  Einflüssen  des  Fossilisationsproeesses 
besser,  als  die  grösstenteils  aus  Aragonit  bestehenden  Schalen  der 
Mollusken.  Allerdings  wird  der  Werth  der  Brachiopoden  als  Leit- 
fossilien durch  die  grosse  Aehnlichkeit  der  Arten  ein  und  derselben 
Gattung,  sowie  durch  die  Schwierigkeit,  manche  (Jener«  ohne  Kennt- 
niss  ihres  inneren  Baues  richtig  zu  bestimmen,  etwas  herabgedrückt. 

Von  den  beiden  grossen  Abteilungen  sind  dio  Inarticulaten  ent- 
schieden die  älteren,  doch  treten  vereinzelte  Repräsentanten  der  Arti- 
culaten  [BiUingsella,  Orthwina,  Camareüa)  auch  schon  in  cambrischen 
Ablagerungen  auf  und  machen  es  wahrscheinlich,  dass  die  beiden 
Gruppen  unabhängig  von  einander  sich  weiter  entwickelt  haben  und 
wenigstens  nicht  durch  bekannte  Bindeglieder  mit  einander  zusammen- 
hängen. 

Im  untersten  Cambrium  (Olenellus  -  Schichten)  sind  bereits  zehn 
Brachiopoden  -Genera  vorhanden,  die  sich  über  Nord -Amerika  und 
Europa  verbreiten.  Ihre  Zahl  steigt  erheblich  im  oberen  Cambrium, 
und  im  Silur  erreichen  die  Brachiopoden  mit  ca.  2000  Arten  den 
Höhepunkt  ihrer  Eutwickelung.  Nord -Amerika,  Europa  (Böhmen, 
Grossbritannien,  Schweden,  Bussland,  Portugal)  siud  die  Hauptgebiete 
für  silurische  Brachiopoden ;  doch  liefern  auch  Süd-Amerika,  Australien, 
China  und  Ost-Sibirien  zahlreiche  Formen. 

Das  Devon  bleibt  an  Brachiopoden  reich  thum  nur  wenig  hinter 
dem  Silur  zurück,  obwohl  eine  erhebliche  Anzahl  von  Gattungen, 
namentlich  aus  der  Gruppe  der  Inarticulaten,  bereits  verschwunden 
sind.  Die  Eifel,  Rheinland -Westfalen,  der  Harz,  Belgien,  Devonshire, 
Boulogne  sur  Mer,  Cabriere  in  den  Cevennen,  Asturien  und  der  Ural 
sind  die  Hauptfundstätten  in  Europa,  während  in  Asien  China,  iu 
Nord -Amerika  die  nördlichen  Vereinigten  Staaten  und  Cauada  die 
grösste  Menge  devonischer  Brachiopoden  liefern. 

Der  Kohlen  kalk  von  Europa,  Nord- Amerika,  Ost- Asien  und  die 
sogenannten  Pernio  -  Carbon  -  Ablagerungen  der  Salt -Range -Kette  und 
Armeniens  sind  ungemein  reich  an  Brachiopoden,  unter  denen  die 
Productiden,  Strophomeniden ,  Spiriferiden  und  Rhynehonellidcn  vor- 
herrschen. 

Im  Zech  stein  sinkt  die  Zahl  der  Brachiopoden  in  Europa  auf 
ca.  HO  Arten  herab;  dagegen  erlangen  in  der  alpinen  Trias  die  Tcrebra- 
tuliden,  Rhynehonellidcn,  Kouinckiniden  und  Spiriferiden  eine  mächtige 
Eutwickelung. 

In  Jura  und  Kreide  herrschen  Terebratuliden,  Rhvnehonelliden 
und  Thecideiden  fast  ausschliesslich,  und  namentlich  die  beiden  ersten 
Familien  sind  durch  eine  erstaunliche  Fülle  von  Arten  vertreten;  die 
Spiriferiden  und  Kouinckiniden  sterben  im  Lias  aus. 

Im  Tertiär  macht  sich  ein  gewaltiger  Rückgang  bemerkbar.  Die 
daselbst  vorkommenden  Arten  gehören  fast  ausschliesslich  zu  noch 
jetzt  existirenden  Gattungen  und  überragen  an  Zahl  nur  wenig  die  der 
Jetztzeit,  so  dass  sie  für  den  Geologen  alle  praktische  Bedeutung  ver- 
lieren. 


Digitized  by  Google 


250  Mollusca. 


Zeitliche  Verbreitung  der  Brachiopoden. 


Cambrium 

— 

c 

^» 

c 

Trias 

C 

= 

o 
tt 

S 

= 

u. 

c. 
V. 

*5> 

N 

I.  Inarticulata. 

1.  Üboliddt: 

2.  Lingulidac        .  . 
Trinirrcllidac  .... 

4.  Siphomdretidae 

1  ! 

l 

II.  Articuluta. 

A .  Apli  an  c  r  o  j>  e  ijm  ata: 

1.  Stroi>homi'ni/ia>.' 

2.  I'roductidac  ...... 

3.  Coralliopsidtte  .    .    .  . 
■i.  Jjyttonudac 

.*>.  Thccideidac 
Ii  H c  1  icop  cgm  a  t  a  : 

1.  Köninck  in  idar  . 

2.  Atn/i'idar  

3.  Spiri/eridae  

C.  A  n  c  i  stropegm  a  ta  : 

1.  Porambonitidat 

Ventamertdae 
3.  Ithi/nchont'llidar 
/>.  A  hcyli,  fv  ymatn: 
I.  StruiijoCrjiLid idar 

Mcgathgridae  ... 
:t.  rler<:f>rat>dida<:  . 

1 

'  "!' 

1  1 

1  1 

1 

1 

1 

*  

f 

VI.  Stamm. 
Mollusca.    Weichthiere. *) 

Die  Weichthiere  (Mollusca,  Mulacozoa)  bilden  eine  wohlumgrenzte 
Gruppe  von  Invertebraten  mit  weichem,  ungegliedertem  Körper.  Der 
selbe  ist  von  einer  Duplicatur  der  Haut  (dem  sogenannten  Mantel) 

>)  Literatur: 

Deshayes,  O  P.,  Trait6  Clement,  de  Conchyliologie.    Pari»  1835 — 39.    3  vol. 
Woodicard,  S.  P.,  Manual  of  the  Mollusca.  4.  edition  with  Appendix  by  R.  Täte.  1880 
Philippi,  R,  A  .,  Handbucb  der  Conebyliologie  und  Malakozoologie.    Halle  1853. 
Fischer ,       .    Manuel   de  Conchvliologie  et  de  Paläontologie  conehyliologique. 
Paris  1887. 


Digitized  by  GoOQle 


Mollusca. 


251 


unihüllt,  welcher  sehr  häufig  eine  einfache  oder  zweiklappige,  selten  eine 
mehrklappige  Schale  absondert.  Neben  den  beschälten  gibt  es  übrigens 
auch  zahlreiche  nackte  Mollusken.  Zur  Respiration  dienen  Kiemen, 
zuweilen  auch  Lungen ;  ein  Herz  mit  ein  oder  zwei  Vorkammern  treibt 
das  Blut  durch  ein  reich  verzweigtes  Gefasssystem ;  Darm  und  Magen 
durchziehen  den  Körper  und  sind  von  Nieren,  Leber  und  verschieden- 
artigen Drüsen  umgeben.  Das  Nervensystem  besteht  mindestens  aus 
drei  Paar,  durch  Commissuren  verbundenen  Norvenknoten  und  von 

Bronn,  II.  ff.,  Die  Classen  und  Ordnungen  des  Thierreicbs.   Bd.  III.  Malacozoa. 

Bearbeitet  von  Keferstein.  1862—66. 
Adams,  II.  u.  A.,  The  genera  of  recent  Mollusca.    2  vol.    London  1858. 
Tryon,  ff.  W.,  and  Püsbry,  H.  A.,  Manual  of  Conchology.  vol.  I— XII.  1879-1893. 


Sowerby,  J.,  Mineral  Conchology  of  Great  Britain.    London  1812— SO. 
Goldfuss,  A.,  Petrefacta  Germaniae.  1826—40. 
Hall,  J.,  Palaeontology  of  New  York.   vol.  I— V.    Albany  1847—85. 
MCoy,  Fr.,  British  palaeozoic  fossils  in  the  Museum  of  Cambridge.  London 
1851—55. 

Worihen,  A.  H,  Geological  Survey  of  Illinois.  Palaeontology.  vol.  I— VII.  1866 
bis  1888. 

Sandberger,  ff.  u.  F.,  Die  Versteinerungen  des  Rheinischen  Schichtensystems  in 
Nassau.  1850—56. 

MCoy,  Fr.,  A  Synopsis  of  the  characters  of  the  carboniferous  limestone  fossils  of 

Ireland.   London.   4°.  1862. 
Waagen,  W.,  8alt  ränge  fossils.    Mem.  geol.  Survey  of  India.   Palaeont.  Indica. 

8er.  XIII.    1880-  87. 
Oeinitz,  H.  B  ,  Die  Dyas.    Leipzig  1864. 

Laube,  ff.,  Die  Fauna  von  St.  Cassian.  Denkschr.  Wien.  Ak.  d.  W.  Bd  XXV.  1866. 

Loriol,  P.  de,  Monographieen  über  die  Fauna  der  oberen  Juraschichten  der  Schweiz, 
der  Hauto- Marne,  der  Yonne,  von  Boulogne-sur-Mer,  Valfin,  Tonnerre,  der 
unteren  Kreide  (Neocomien)  des  Mont  Saleve,  des  Urgonien  von  Landeron, 
des  Gault  von  Cosne  etc. 

Quenntedt,  F.  A.,  Der  Jura.    Tübingen  1858. 

Morris  and  Lycett,  A  Monograph  of  the  Mollusca  of  the  Great  Oolite  and  Supple- 
ment.   Palaeont.  Society.    1850.  1854.  1863. 
Pictet  et  Campiche,  Description  des  Fossiles  du  terrain  cretace  de  St.  Croix.  Mater. 

pour  la  Paläontologie  Suisse.    s6r.  V.    vol.  I— IV.  1858—71. 
Holzapfel,  Mollusken  der  Aachener  Kreide.    Palaeontographica  1887.    Bd.  XXXIV. 
White,  Ch.,  A  Review  of  the  non-marine  fossil  Mollusca  of  North  America.  Ann. 

Rep.  U.  S.  geol.  Survey.    Washington  1883. 
Deshayes,  ff.  P.,  Coquilles  fossiles  des  environs  de  Paris.   3  vol.    1824 — 37. 
„   Description  des  animaux  sans  vertebres  decouverts  dans  le  Bassin  de  Paris. 

3  vol.  Texte  u.  2  vol.  Atlas.   Paris  1860—66. 
Sandbergtr,  Frid.,  Die  Conchylien  des  Mainzer  Beckens.    Wiesbaden  1860—63. 

„   Die  Land-  und  SüsswasserConcbylien  der  Vorwelt.    Wiesbaden  1875. 
Cossmann,  Catalogue  illustre1  des  coquilles  fossiles  de  l'Eocene  des  environs  de 

Paris.   Ann.  Soc.  Malawi,  de  Belgique.    vol.  XXIII.  XXIV.    1888.  1889. 
f.  Körnen,  A  ,  Das  norddeutsche  Unter-Oligocan  und  seine  Mollusken-Fauna.  Abhandl. 

zur  geolog  Specialkarte  von  Preussen.   Bd.  X.  1889-93. 
Hoernes,  M.,  Die  fossilen  Mollusken  des  Tertiarbcckcns  von  Wien.  Abhandlungen 

geol.  Reichs-Anst.   Bd.  IV.  1870. 
Grateloup,  Catalogue  zoologique  des  dtSbria  foss,  du  Bassin  de  Gironde  1838  und 

Atlaa  1840. 

Brocchi,  Conchiologia  fossile  subappenina.    2  Bde.  1814. 
Philippi,  E.  A.,  Enumeratio  Molluscomm  Siciliae.  1844 

Wood,  Scarles,  A  Monograph  of  the  Crag  Mollusca.    Palaeont.  Soc.  1851—56. 
Fontannes,  F.,  Les  Mollusques  plioefcnes  de  la  Vallee  de  Rhönc  et  du  Rousillon. 
Lyon  1879-83. 

Bellardi,  L.  und  8acco,  F.,  I  Molluschi  terziari  del  Piemonte  e  della  Liguria.  Torino 
1872-94. 


Digitized  by  Google 


252 


Mollusca. 


den  reich  differenzirten  Generationsorganen  finden  sich  die  mänuliclien 
und  weiblichen  bald  in  getrennten  Individuen,  bald  in  hermaphrodi- 
tischen  Zwittern  entwickelt.  Die  Fortpflanzung  erfolgt  ausschliesslich 
auf  geschlechtlichem  Wege. 

Die  Mollusken  zerfallen  in  fünf  Classen  (Lamellibranchiata, 
Scaphopoda,  Amphineura ,  Oastropoda  und  Cephalopoda). 
Von  diesen  werden  die  Scaphopoden,  Amphineuren  und  Gastropodon 
hiiu Hg  unter  der  Bezeichnung  Glossophora  oder  Cephalophora  den 
Muscheln  und  Cephalopoden  als  gleich  werthige  Gruppe  gegenübergestellt. 

Die  Mollusken  liefern  die  zahlreichsten  und  wichtigsten  Leitfossilien. 
Sie  sind  überhaupt  die  häufigsten  Versteinerungen  namentlich  in  meso- 
zoischen und  känozoischen  Ablagerungen  und  ihr  Studium  wird  darum 
von  den  Geologen  auch  besonders  bevorzugt.  Mit  Ausnahme  der  zur 
fossilen  Erhaltung  wenig  geeigneten  Amphineuren  beginnen  alle  Classen 
bereits  im  Oambrium. 

1.  Classe.  Lamellfbranclliata.  Muscheln.1) 

{Bivalvia  Linn.,  Conchifcra  Lam.,  Pelecypoda  Goldf.) 

Kopflose,  meist  seitlich  symmetrische  Thiere  mit  zwei- 
lappigem Mantel,  paarig  entwickelten  grossen  Kiemen- 
blattern und  zwei  durch  Ligament  verbundenen  kalkigen 
Schalen. 

Die  Muschelthiere  sind  meist  symmetrisch,  oval  oder  quer  verlängert, 
seitlich  etwas  zusammengedrückt,  von  zwei  Heischigen  Mantellappen  um- 
hüllt, dio  ihrerseits  wieder  von  zwei  kalkigen' Schalen  bedeckt  werden. 
Unter  den  Mantellappen  befinden  sich  jederseits  blattförmige  Kiemen- 
blätter, zwischen  denen  der  Rumpf  mit  Mund,  Herz,  Darm,  Afterröhre, 
Generationsorganen  und  meist  auch  ein  kräftiger  muskulöser  Lappen, 
der  Fuss,  ihren  Platz  finden.  Der  Mund  befindet  sich  am  vorderen, 
der  After  am  hinteren  Filde  des  Thieres,  die  Schalen  bedecken  dio 
rechte  und  linke  Seite. 

Die  beiden  Mantellappen  sind  am  Oberrand  mit  einander  ver- 
wachsen, vorn,  hinten  und  unten  getrennt,  oder  theilweise  verwachsen. 
Ihre  Aussenfläche  legt  sich  dicht  au  die  Innenseite  der  beiden  Schalen 
an  und  nur  ein  mit  Gefässen,  Drüsen,  Pigment,  zuweilen  auch  mit 

*)  Literatur  (vgl.  S.  250)  ausserdem: 
Neumai/r,  M.,  Beitrüge  zu  einer  inorpholog.  Eintheilung  der  Bivalveu.   Mit  Vorwort 

von  K  -SWs«.    Penkschr.  Wiener  Ak.  math.  naturw.  Cl.    Bd.  LV1II  1891. 
Burrande,  J.  Systeme  Silurien  du  centre  <le  la  Boheme,    vol.  Vi.  Acephale» 

4  Bünde,  Text  u.  Atlas.    Paris  u.  Prag  1882. 
Hall,  J.,  Ueol.  Survev  of  the  State  of  New  York  Palaeontologv.    vol.  V.  pt.  I  II. 

Albany  1884.  1H*5. 

de  Köninck,  Faune-  du  calcuire  carbonifere  de  la  Belgique.   vol.  VI.  5.  partie.  1886. 

(Annale«  du  Musec  d'hist.  nat.  de  Betgique ) 
fyi.ihm.  G..   Mie  Bivalveu  der  Stramberger  Schichten,    Palaeout.  Mitthcilungeu  nun 

dem  Museum  de«  Bayer.  Staate«.    Bd.  II  1883. 
Stolic:ka,  Ferd ,  Crctaceous  fauna  of  Southern  lndia.    vol.  III.    The  Pelecypoda. 

Mein.  kcoI  Survey  of  Ka.st  lndia.  1871. 
('»quanrf,  H  ,  Monographie  du  «enre  Ostrea  des  terrains  cretaces.    Marseille  1869. 
ZUM,  K.  A.,  Die  Bivalveu  der  Gosmugehilde.    Denkschr.  d.  k.  k.  Ak.  Wiss.  Wien. 

1*65-66.    Bd.  XXV. 
Wvod,  $.,  Monograph  of  the  Eocenu  Bivalves  of  England.   Palaeout.  Soc.  1861—71. 


Digitized  by  Google 


Lamellibranchiata 


253 


Tentakeln  versehener  Saum  ragt  frei  vor.  Die  Grenze  des  festanliegenden 
Theiles  des  Mantels  wird  auf  der  Innenseite  der  Sehale  dureh  die  mehr 
oder  weniger  deutlich  markirte  Mantellinie  angedeutet.  Dieselbe  ist 
hinten  und  vorn  von  einem  Muskeleindruck  begrenzt. 

Die  Muskeln  (Adductores)  bestehen  aus  einem  dicken  Bündel 
von  Fasern,  die  sich  quer  von  einer  Schale  zur  anderen  erstrecken 
und  dieselben  durch  ihre  Contractu»)  fest  verseliliessen.  In  der  Regel 
sind  zwei  fast  gleich  grosse  Schliessmuskeln  vorhanden  (Homomyaria 
oder  Dimyaria),  wovon  der  eine  in  der  Nähe  des  vorderen  Randes  über 
dem  Mund,  der  andere  nahe  am  Hinterende  des  Oberrandes  über  dem 
After  gelegen  ist,  Zuweilen  ist  auch  nur  ein  einziger  sehr  grosser, 
subcentraler  oder  dem  Ilinterrand  genäherter  Schliessmuskel  vorhanden 
und  der  vordere  ganz  verkümmert  (Monomvaria),  oder  der  vordere  ist 
klein,  sehr  schwach  entwickelt,  der  hintere  gross  und  häufig  subcentral 
(Heteromyaria). 

Bei  verwachsenen  Mantel- 
lappen ist  das  Thier  wie  in 
einem  Sack  eingeschlossen,  doch 
gestatten  mindestens  zwei  schlitz- 
förmige Oeffnungen  den  Austritt 
gewisser  Organe  und  das  Ein- 
strömen des  Wassers.  Meist  be- 
schränkt sich  die  Verwachsung  der  Mantellappen  nur  auf  gewisse 
Regionen.  Hinten  befinden  sich  stets  zwei  Oeffnungen,  wovon  die 
untere  zum  Einströmen  von  Wasser  dient,  während  die  obere  die  Ex- 
cremente  ausführt.  Sehr  häufig  verlängern  sich  die  Ränder  der  beiden 
hinteren  Oeffnungen  röhrenförmig  und  bilden  zwei  sogenannte  Siphonen 
(Fig.  f>36),  wovon  der  untere  Kiemen-  oder  Athmungs-Sipho,  der  obere 
After  Sipho  heisseu.  Sie  bleiben  entweder  getrennt,  oder  können  theil- 
weise,  zuweilen  auch  ganz  mit  einander  verwachsen  und  mehr  oder 
weniger  weit  aus  der  Schale  vorragen. 


Kl*.  MC. 

Saslcara  nrrlirn  ljim.    Thier  mit  fast  vollständig  ver- 
wachsenen   Mantellappen.     (;>  Fuss,    »  olierer  cxler 
Cloaken-Slpho,  »'  Kiemen  Sipho.) 


¥\K.  537. 

Lutrarin  tUipdra  Roissy.    Linke  Sehlde  von  innen  pj_  ggg 

(*/,  nat.  tirosse).    (p  Mantellinie    »  Mantelbueht,  }lln„,hm  them.  sp.    Linke  Sehale 

n  vorderer,  a  hinterer  Muskelelndruck.  .•  h  LÄtw.  von  ,„„„„  ,'m  Mulltl.ninie,  «  vorderer,  a  hinte- 

u  t  Hohe.)  r,.r  Muskelelndruck,  I  innere  liuii.lu'rube). 

Erlangen  die  Siphonen  ansehnliche  Grösse  und  umgeben  sie  sich 
mit  einer  dicken,  hornigen  Epidermis,  so  ragen  sie  beständig  aus  der 
hinten  klaffenden  Schale  vor.  In  diesem  Falle,  sowie  überall  da,  wo  die 
Siphonen  ganz  oder  theilweiso  zurückgezogen  werden  können,  verur- 
sachen die  Anheftstellen  der  Muskelfasern,  welche  die  Retraktion  be- 
wirken, in  der  Mantellinie  eine  mehr  oder  weniger  tiefe,  hintere  Ein- 
buchtung (Sinupalliata,  Fig.  537).  Bildet  der  Manteleindruck  eine 
einfache,   ununterbrochene  Linie  (In  tegri  pall  i a ta ,  Fig.  538),  so 


Digitized  by  Google 


254 


Mollusca. 


fehlen  entweder  die  Siphoncn  ganz,  oder  sie  sind  klein  und  besitzen 
keine  Retraktormuskeln. 

Am  Unterrand  der  Vorderseite  ragt  zwischen  den  getrennten  oder 
mit  einem  Schlitz  versehenen  (Fig.  53l>)  Mantellappen  ein  seitlich  zu- 
sammengedrückter, beilförmiger  bis  wurmförmiger  muskulöser  Fuss 
vor,  der  stets  vollständig  in  die  Schale  zurückgezogen  werden  kann. 
Er  dient  zum  Kriechen,  Springen  oder  Einbohren  in  Sand,  Schlamm, 
Holz  oder  festes  Gestein  und  ist  bei  Bohrmuscheln  häufig  mit  wiuzigen 
Kieselkörperchen  bedeckt.  Die  zum  Zurückziehen  und  Bewegen  des 
Fusses  dienenden  Muskeln  hinterlassen  häufig  über  und  neben  den 
Schliessmuskeln  kleinere  (accessorische)  Eindrücke  in  der  Schale.  Bei 
vielen  Muscheln  besitzt  der  Fuss  an  seiner  unteren  Fläche  eine  Furche, 
welche  mit  einer  hornige  Fasern  absondernden  Drüse  in  Verbindung 
steht.  Vereinigen  sich  diese  Fäden  zu  einem  Büschel  (Byssus).  so 
können  sich  die  Thiere  damit  an  fremde  Körper  anheften.  Meist  steht 
die  starke  Entwickelung  des  Byssus  iu  umgekehrtem  Verhältniss  zur 
Stärke  des  Fusses;  bei  manchen  Gattungen  (Ostrcidae)  verkümmern 
Fuss  und  Byssus  zugleich. 

Die  paarig  entwickelten  Kiemen  liegen  unter  den  Mantellappen 
und  bestehen  jederseits  aus  zwei  dünnen,  gitterartigen  Blättern  (Tetra- 
branchiata) ,  die  manchmal  auch  durch  feine  parallele  Fäden  ersetzt 
sein  können.  Das  äussere  Kiemenpaar  bleibt  häufig  hinter  dem 
inneren  an  Grösse  zurück  und  verkümmert  zuweilen  vollständig  [Di- 
branchiata). 

Das  Blut  wird  den  Kiemen  durch  ein  mit  zwei  Ohren  versehenes 
Herz  zugetrieben,  das  unter  dem  Oberrand  liegt.  Vor  dem  Herzen 
befindet  sich  der  Mund,  eine  mit  lappigen  Anhängen  versehene  Quer- 
spalte, ohne  Kiefer  oder  Reibplatten ,  die  in  eine  kurze  Speiseröhre 
und  darauf  in  den  Magen  führt.  Ein  stark  verlängerter,  von  Leber. 
Nieren  und  Geschlechtsdrüsen  umlagerter  Darm  erstreckt  sich  unter 
mehrfachen  Windungen  in  den  Fuss,  steigt  darauf  wieder  in  die  Höhe, 
durchbohrt  das  Herz  und  endigt  im  oberen  Aftersipho.  Das  Nerven- 
system besteht  aus  drei  Paar  Ganglienknoten  (Schlund-,  Fuss-  und 
Kiemen-Ganglien),  'von  denen  ein  verwickeltes  System  von  Nervenfäden 
ausgeht. 

Die  beiden  Schalen  der  Muscheln  sind  entweder  gleichklappig, 
seltener  unglcichklappig,  und  am  oberen  Rand  in  der  Regel  durch  ein 
hornartiges  elastisches  Ba  n  d  (Ligament)  mit  einander  verbunden.  Sehr 
häutig  besitzt  der  verdickte  Oberrand  auch  einen  besonderen  Schloss- 
apparat, d.  h.  vorspringende  Zähne,  welche  in  entsprechende  Gruben 
der  anderen  Klappe  passen;  er  heisst  deshalb  auch  Schlossrand, 
reber  dem  Sehlossraud  ragen  die  Wirbel  oder  Buckeln  (nates,  um- 
bones)  vor.  Sie  bezeichnen  den  ältesten  Theil  der  Schale,  von  wo  das 
Wachsthum  begann,  und  krümmen  sich  meist  nach  vom  (prosogyr), 
seltener  nach  hinten  (opisthogyr)  oder  nach  aussen  (spirogvr). 

Eine  vom  Wirbel  nach  dem  Unterrand  gezogene  Linie  (Fig.  537  u.  i) 
bezeichnet  die  Höhe  (resp.  Breite),  die  Entfernung  vom  vonleren  zum 
hinteren  Rand  die  Länge  und  eine  an  der  Stelle  der  stärksten  Wölbung 
auf  die  Länge  gezogene  Senkrechte  die  Dicke  einer  Schale.  Die  vor 
den  Wirbeln  gelegene  Vorderseite  ist  in  der  Regel  länger,  als  die  Hinter- 


Digitized  by  Google 


Lamellibranchiata. 


255 


seite;  doch  kommt  ausnahmsweise  auch  das  gegenteilige  Verhältniss 
vor  (Donax). 

Bei  ungleichklappigen  Schalen  unterscheiden  sich  die  zwei  Klappen 
häufig  nur  durch  verschiedene  Grösse  und  Wölbung;  zuweilen  werden 
die  Differenzen  aber  auch  sehr  beträchtlich.  Eine  Klappe  kann  kegel- 
förmige oder  cylindrische,  die  andere  deckeiförmige  Gestalt  annehmen 
(Rudistae) ;  die  Wirbel  entfernen  sich  alsdann  sehr  weit  vom  Schlossrand 
und  erhalten  centrale  oder  subcentrale  Lage. 

Bei  gewissen  Bohrmuscheln  (CluvaycUidae,  Pholadidae)  sondern  die 
sehr  stark  verlängerten  Siphonen  eine  kalkige  Röhre  ab,  an  deren 
vorderem  Ende  die  Schale  entweder  frei  liegt  (Fistulana,  Teredo)  oder 
sie  verwächst  ganz  oder  theilweise  mit  derselben  (Aspergillum,  Clavayclla). 

Das  Band  oder  Ligament,  welches  mit  wenigen  Ausnahmen 
[Pholadidae)  die  beiden  Schalen  der  Muscheln  verbindet,  ist  bald  äusser- 
1  ich  sichtbar  (Fig.  539),  bald  innerlich  eingeschlossen  in  einer  beson- 
deren Grube  des  Schlossrandes  (Fig.  538),  zuweilen  auch  halb  innerlich, 
halb  äusserlich.  Es  besteht  aus  einer  äusseren,  dunkel  gefärbten,  in 
Salzsäure  und  Kalilauge  unlöslichen,  nicht  elastischen  Rinde  und  einer 
inneren,  sehr  elastischen,  in 
Salzsäure  brausenden  und  in 
Kalilauge  löslichen  Substanz, 
welche  sich  auszudehnen  sucht 
und  dadurch  die  Schalen  öff- 
net, wenn  sie  nicht  durch  die 
Contraction  der  Schliessmus- 
keln  zusammengehalten  wer- 
den. Bei  den  mit  innerlichem 
Band  versehenen  Muscheln  ist 
die  äussere  Schicht  häufig 
äusserlich  noch  etwas  sichtbar 
(Anatina,  Myay  Mactra),  die  innere  Bandmasse  dagegen  in  einem  löffel- 
artigen Fortsatz  oder  in  einer  Grube  zwischen  den  Schlosszähnen 
gelegen;  sie  umschliesst  zuweilen  ein  kleines  Kalkstückchen  (Ana- 
tina). Manchen  Muscheln  mit  innerem  Ligament  (Pectinidae,  Spondy- 
lidae,  Nucididae)  fehlt  die  äussere  Bandschicht  vollständig;  bei  den 
Austern  besteht  der  mittlere  Theil  des  halb  innerlichen,  halb  äusser- 
lichen  Bandes  aus  elastischer  Masse,  die  seitlichen  Theile  aus  Rinden- 
schicht. Bei  den  Perniden  ist  das  Band  getheilt  und  in  zahlreiche 
getrennte  Gruben  des  Schlossrandes  eingepasst.  Bei  den  Arciden 
befestigt  sich  das  sehr  dünne  äusserliche  Band  auf  einer  ebenen  drei- 
eckigen Area  unter  den  Wirbeln.  Die  Bandsubstanz  wird  durch  den 
Fossilisationsprocess  meist  zerstört,  ist  jedoch  öfters  auch  an  fossilen 
Muscheln  noch  wohl  erhalten. 

Das  innerliche  Band  liegt  last  immer  unmittelbar  unter  den  Wirbeln 
und  ist  zuweilen  vorn  und  hinten  von  Schlosszähnen  umgeben  (am- 
phidet);  das  äusserliche  beginnt  in  der  Regel  hinter  den  Wirbeln  und 
hegt  in  einer  meist  kurzen  Furche  zwischen  den  beiden  Klappen 
(opisthodet) ;  es  wird  häufig  durch  verticale  leisten  des  Schlossrandes 
(Bandnymphen  oder  Fulcra)  gestützt.  Bei  den  Aviculiden,  Mvali- 
niden,  Ambonychiden,  Mytiliden  und  Pinniden  erstreckt  sich  das  lineare 
Band  über  den  ganzen  Schlossrand. 


PI».  539. 

Homomija  calciJormU  Ar.    Mi!  wolik'rhnltenem 

iiiiKscrem  Ligament, 


Digitized  by  Google 


256 


Mollusca. 


Zur  festeren  Verbindung  der  beiden  Sehalen  besitzen  sehr  viele 
Muscheln  am  Oberrand  ein  Schloss  (cardo,  charniere,  hinge),  das  aus 
Zähnen  und  Zahugruben  besteht,  welche  sieh  auf  den  sehmälereu  oder 
breiteren  verticalen  Flächen  des  Oberrandes,  der  Schlossplatte,  be- 
finden und  eine  Verschiebung  der  Klappen  verhindern.  Die  Beschaffen- 
heit des  Schlossrandes  liefert  sehr  wichtige  systematische  Merkmale.  Er 
ist  dysodont  (Fig.  540),  wenn  Zähne  vollständig  fehlen  und  dio  Schalen 
nur  durch  das  Band  zusammengehalten  werden 
(Ostrridae);  man  nennt  ihn  cryptodont,  wenn 
leichte  Kerben  und  (Trübehen  den  Beginn  eines 
Schlosses  andeuten  {]*raccardüdae),  tax o d out 
(Fig.  541),  wenn  zahlreiche    schmale,  gleich- 


PUr.  mo. 

nyMMlmit«1«  Schlov«  (Ottrea  digitalina). 


Ki«.  Ml. 
TaxiMlmitoH  Schloss 
n  von  Area  mit  itiüwi-fin  Lini- 
ment, b  von  uda  mit  innerem 
Ligament 


artige,  senkrecht  oder  schräg  zum  Schlossrand  gestellte  Kerbzähne  in 
entsprechende  Grübchen  der  anderen  Klappe  sich  einfügen  {Niundidac, 
Arridac).  Sind  nur  wenige  Zähne  und  Gruben  symmetrisch  zu 
beiden  Seiten  neben  dem  Band  vorhanden,  so  heisst  das  Schloss  iso- 
dont  (Spondylidae)  (Fig.  579). 

Das  paehyodonte  Schloss  besteht  aus  1 — 3  unsymmetrischen, 
zapfenförnügen,  plumpen  Vorsprüngen,  welche  sich  in  Gruben  oder 
seheidenartige  Alveolen  der  Gegenklappe  einfügen  {Chamidae,  Rudistao). 

Das  heterodonte  Schloss  (Fig.  542)  besitzt  in  jeder  Klappe  eine  be- 
schränkte Anzahl  leistenförmiger.  seltener  konischer  oder  hakenförmiger 
Zähne,  die  durch  Zahngrubon  von  einander  getrennt  sind.  Die  mittleren, 
unter  den  Wirbeln  stehenden  und  mehr  oder  weniger  divergirenden 
Zähne  werden  als  Schloss-  oder  Gardinalzähne  von  den  meist 
dem  Schalenrand  parallelen  vorderen  und  hinteren  Seiten  Zähnen 
unterschieden.  Jeder  Zahn  eines  heterodonten  Schlosses  füllt  eine 
Zahngrube  der  Gcgenklappe  aus.  Zuweilen  spaltet  sich  ein  dreieckiger 
Schlosszahn  in  zwei  divergirende  Aeste  [Triyonia,  Mactra)  und  fügt 
sich  in  eine  einfache  Grube  der  Gegenschale  ein.  Man  nennt  diese 
Modification  des  Ileterodontenschlosses  schizodont. 

Bei  dem  desmodonten  Schloss  (Fig. 543)  fehlen  in  der  Kegel  eigent- 
liche Schlosszähne,  dagegen  ragen  meist  dünne,  blattartige  Vorsprünge 
in  verticaler  oder  horizontaler  Richtung  unter  den  Wirbeln  vor  und 


Lamellibranchiata. 


257 


nehmen  das  innerliche  oder  halbinnerliche  Band  zwischen  sich  auf. 
Zuweilen  verdicken  sich  dio  vorderen  oder  hinteren  Ränder  dieser 
Ligamentträger  zu  einem  schwachen  zahnartigen  Vorsprung. 


Fl«.  542. 

Hcterodontes  Bchlos*  von  Cyprina,  linke  und 


Vi«.  043. 
Dosmodontes  Schloas  von 


Von  äusserlichen  Merkmalen  ist  die  Verzierung  durch  con- 
centrischo  oder  radiale  Streifung,  Berippung  oder  Faltung,  durch  Knoten 
oder  Stacheln  beachtensworth.  Unvorzicrte  Schalen  zeigen  stets  eine 
feine,  das  periodische  Zunehmen  andeutende  concentrische  Zuwachs- 
streif ung.  Vor  den  Wirbeln  befindet  sich  zuweilen  ein  durch  Kanten 
oder  vertiefte  Linien  begrenztes  Feld  (Lunula),  und  ebenso  verläuft  von 
den  Wirbeln  nach  dem  unteren  Hinterrand  häufig  eine  Kante  oder 
Furche,  wodurch  ein  längliches,  zuweilen  abweichend  verziertes  hinteres 
Feld  (Area,  Schildchen)  von  der  übrigen  Schale  abgetrennt  wird. 

Die  meisten  Muscheln  sind  äusserlich  von  einer  meist  dünnen, 
hornigen  Epidermis  bedeckt,  die  aber  zuweilen  (namentlich  bei  Süss- 
wasserbewohnern)  auch  einen  dicken  bräunlichen  oder  grünlichen  Ueber- 
zug  bilden  kann. 

Die  Kalkschale  ls£3&*- ■Jß^WW^ 
selbsl  wird  theils  von  <!er  s^SSftä^  ' 
Ausseufiäche  der  Mantel-  | 
läppen,  theils  vom  Mantel- 
saum  abgesondert  und  be- 
steht demgemäss  aus  zwei 
histologisch  verschiede- 
nen Schichten.  Die  äus- 
sere, vom  Mantelsaum 
gebildete  Schicht  ist  aus 
prismatischen  Zellen  zu- 
sammengesetzt, welche  in  der  Regel  vertical  gegen  die  Oberfläche 
gerichtet  sind  (Fig.  544)  und  nur  bei  den  Rudisten  dieser  parallel 
stehen.  Die  Prismen  variiren  sehr  in  Stärke  und  Länge.  Die  grössten 
sind  bei  Inoceramus  und  Pinna,  die  feinsten  bei  Anatiniden  und  Myiden 
beobachtet,  Bei  Mytiliden  und  bei  vielen  mit  porzellanartigen  Schalen 
versehenen  Heterodonten  (Veneridae,  Cardiidac  etc.)  fehlt  die  äussere 
Prismeuschicht,  bei  Pectiniden  und  Limiden  ist  sie  nur  an  jugendlichen 
Schalen  schwach  entwickelt.  Die  innere  Schalenschicht  besteht  aus 
zahlreichen,  sehr  dünnen,  parallel  über  einander  gelagerten,  zuweilen 

Zlttcl,  Grundzfige  der  Palaeontologie.  17 


Vi«.  544. 

Verticulcr  Schnitt  durch  die  Schule  von  t'nio.  Die 
faserig  - prismatische  Schicht  (f.  h,  a,  a')  bildet  mehrere  Ab- 
sätze, welche  die  suect-wive  Kiit»telmn»r  der  Schale  veran- 
schaulichen; c,  c'  innere  blättrige  Schicht  (stark  venfrowert, 
nach  t'arpen  tcr). 


Digitized  by  Google 


25« 


Mollusca.  Lamellibranchiata. 


Ftff.  M& 
PriMlIoüiMDnfh  von  Ottrea  Vir- 
ffiiiica  in  von  iler  Seite,  b  von 
oben,  verirr.)  mich  Juck  höh. 


etwas  wellig  gebogenen  Blättern  und  zeigt  entweder  porzellanartige 
oder  perlrauttcrartige  Beschaffenheit.  Perlen  haben  die  Struktur  der 
inneren  Schalenschicht  und  bilden  sich  als  Umhüllung  von  Frerad- 
körperchen  auf  der  Innenseite  der  Schale  oder  im  Mantel. 

Die  äussere  Schalenschicht  zeigt  die  physikalischen  Merkmale  von 
Kalkspath,  die  innere  von  Aragonit.  Letztere  ist  leichter  löslich,  als 
erstere  und  darum  an  fossilen  Muscheln  zuweilen  zerstört,  während 
sich  die  äussere  Schicht  noch  erhalten  hat. 

Ucber  die  En twickelungsge schichte  (Ontogenie)  der  Schalen 
geben  die  Untersuchungen  von  K.  T.  Jackson1)  den  besten  Aufschluss. 
a  Danach  bildet  der  Embryo  schon  frühzeitig 

einen  kleinen,  aus  zwei  dünnen  ovalen  oder 
dreieckigen  glatten,  leicht  eoncentrisch  gestreif- 
ten oder  gekörnelten  Schalen  zusammengesetz- 
ten »Prodissoconeh«  (Fig.  545).  Die  beiden 
Schalen  bestehen  aus  homogener  Kalksubstanz 
und  sind  durch  einen  anfänglich  geraden  zahn- 
losen oder  etwas  gekerbten,  später  gebogenen 
Schlossrand,  sowie  zwei  Schliessmuskeln  mit 
einander  verbunden.  Die  Wirbel  des  Prodisso- 
coneh sind  bei  den  Anisomyarieu  nach  hinten, 
bei  den  meisten  Ilomomvarien  nach  vom  gekrümmt.  Der  Prodisso- 
eonch  nimmt  die  Wirbelregion  der  sich  später  bildenden  definitiven 
Schale  ein  und  erhält  sich  als  eine  kleine  zweischalige  Kappe  (Fig.  54<>) 
einige  Zeit  oder  er  wird  abgerieben  oder  fällt  frühzeitig  ab.  Die 
Ucbercinstimmung  der  Embryonalschale  bei  den  verschiedenartigsten 
(Juttungen  der  Lamellibranehiaten  spricht  für  ihre  gemeinsame  Abstam- 
mung. Von  Interesse  ist  auch  der  Umstand,  dass  zahlreiche  paläo- 
zoische Muscheln  aus  verschiedenen  Ordnungen  durch  ihre  dünnen 
Schalen  und  zahnlosen  oder  nur  leicht  gekerbten  Schlossrand  an  em- 
bryonale Prodissoconchen  erinnern.   Neumayr  wollte  dieselben  darum 

als  besondere 
Ordnung  Pa- 
laeoconchaei  al- 
len Muscheln  ge- 
genüberstellen. 
)  Die  während  der 
Entwickelung 
der  definitiven 
Schalen  (Disso- 
Conch)  eintre- 
tenden Verän- 
derungen, namentlich  die  durch  Festheftung  einer  Klappe  bewirkten 
Modificationen  wurden  von  Jackson  bei  den  Anisomvarierii  eingehend 
untersucht  und  daraus  wichtige  Ergebnisse  für  die  Verwandtschaft  der 
verschiedenen  Familien  erzielt. 

Lebensweise.  Die  überwiegende  Mehrzahl  der  Muscheln  sind 
Meeresbewohner,  höchstens  Vs  der  lebenden  Arten  hält  sich  in  süssem 


Fig.  ,>I6. 

A  longa  Sehlde  von  Aricula  mit  nufrifcccTHloni  l'ro<li<i«>o«>oiH-li  ;<\ 

(a  Linke,  i>  rechte  Heinde.) 

Ii  hescleiehen  von  Aren  jujntn. 


')  Jacluton.  R.  T„  Phylojreny  of  the  Pelecvpodii.    The  Avieulidue  and  their 
:dlies.    Mein   Boston   Soc.  Xut.  bist.  t«9Ü.    vol.  IV.    No.  8 


Digitized  by  Google 


Anisomyaria. 


259 


oder  brackisehem  Wasser  auf.  Die  wichtigsten  Vertreter  der  Süsswasser- 
muscheln  sind  die  Nayadiden  und  Cyreniden.  Diu  marinen  Muscheln 
leben  in  sehr  verschiedener  Tiefe;  die  dickschaligen,  reich  verzierten 
und  bunt  gefärbten  meist  in  seichtem  Wasser,  in  der  Nähe  der  Küste 
und  auf  steinigem  oder  sandigem  Grund.  Die  Tiefsecfornien  sind  in  der 
Regel  dünnschalig,  fsirblos,  weiss  oder  rüthlich,  jedoch  weit  weniger 
zahlreich,  als  die  Seichtwasserbewohner  Die  warmen  Zonen  beherbergen 
eine  grössere  Menge  von  Muscheln,  als  die  gemässigten  und  kalten. 

Systematik.  Für  die  Unterscheidung  der  Hauptgruppen  der 
Lamellibranchiaten,  von  denen  ca.  5000  lebende  und  ca.  10000  fossile 
Arten  bekannt  sein  mögen,  hat  man  verschiedene  Merkmale,  wie  Zahl 
und  Ausbildung  der  Schliessmuskeln,  Vorhandensein  oder  Fehlen  der 
Siphonen,  Zahl  der  Kiemen blätter,  Entwickelung  des  Schlosses,  sym- 
metrische oder  unsymmetrische  Ausbildung  der  Schalen  verwerthet. 
Die  mit  einem  oder  zwei  sehr  ungleichen  Schliessmuskeln  versehenen 
Anisomyaria  {—  Monomyaria  und  Heteromyaria)  bilden  eine  natürliche 
Gruppe,  welche  den  Homomyuria  mit  zwei  gleichen  oder  doch  ähn- 
lichen Muskeln  gegenüberstehen.  Letztere  lassen  sich  am  besten  nach 
der  Entwickelung  des  Schlosses  in  Taxodonta,  Parhyodonta,  He- 
terodonta  und  Desmodonta  einthcilen. 

A.  Ordnung.    Anisomyaria.  Neumayr. 
(Monomyaria  und  Heteromyaria  auet.) 

Hintern'  Muskel  kräftig,  viel  stärker  ah  der  häufig  ganz  verkümmerte 
vordere.  Die  vier  Kiemenblätter  ghnchmässig  entwickelt.  Mantellappen 
getrennt.   Siphonen  fehlen.  Fuss  schwach  entwickelt  oder  ganz  verkümmert. 

Die  Ordnung  der  Anisomyarier  enthält  alle  bisher  unter  der  Be- 
zeichnung Monomyaria  und  Heteromyaria  zusammengefassten  Muscheln, 
bei  denen  der  hintere  Muskel  überwiegt  und  der  vordere  entweder 
gänzlich  fehlt  oder  nur  schwach  entwickelt  ist.  Aus  der  Ontogonie 
von  Ostrea,  Avicula  und  anderen  Gattungen  geht  hervor,  dass  auch 
die  ausgesprochensten  Monomyarier  in  ihrer  Jugend  zwei  Schliess- 
muskeln besassen  und  darum  "offenbar  aus  zweimuskeligen  Urformen 
hervorgegangen  sind.  Mit  dieser  Auffassung  stimmt  auch  die  geolo- 
gische Verbreitung  überein. 

Eine  Verwachsung  der  Mantellappen  nebst  Ausbildung  von  kurzen 
Siphonen  kommt  nur  bei  den  in  brackischem  und  süssem  Wasser 
lebenden  Gattungen  Dreissensia  und  Dreissensiomya  vor. 

1.  Familie.   Aviculidae.  Lam.1) 

Schale  ungleichklapp  ig,  innen  perlmutterglänzend.  Rechte  Klappe  meist  flacher 
und  kleiner  als  die  linke.  Schlossrand  zahnlos  oder  mit  wenigen  schwachen  Kerb- 
zähnen, lang,  gerade,  hinten  in  einen  flügelartigen,  corne  meist  in  einen  kurzen, 
ohrjbrmigen  Fortsatz  verlaufend.  Band  linear  an  der  ganzen  Länge  des  Schloss- 
randes in  einer  oder  mehreren  seichten  Rinnen  befestigt.   Silur  bis  jetzt.  Marin. 

Die  Aviculiden  erreichen  schon  in  paläozoischen  Ablagerungen  den 
Höhepunkt  ihrer  Entwickelung  und  enthalten  nach  Jackson  die  primitiv- 
sten Formen  der  Anisomyarier,  aus  welchen  sich  alle  übrigen  ableiten  lassen. 


')  Frech  Fr.,  Die  devonischen  Aviculiden  Deutschlands.  Abi»,  z.  geol.  Special- 
karte von  PrenBsen,  Bd.  IX.  lbiM 

11' 


Digitized  by  Google 


260  Mollusca.  Lamellibranchiata. 

Rhombopteria  Jackson  (Fig.  547).  Schale  rhomboidisch,  schief.  Hin- 
terer Flügel  durch  keine  Einbuchtung  des  Hinterrandes  von  der  übrigen 
Schale  geschieden.  Vorderes  Ohr  kurz.  Zwei  Muskeln  und  hintere  Leisten- 
zähnchen  vorhanden.  Silur. 

Leptodesma  Hall.  Devon. 

Pterinea  Goldf.  (Fig.  548).  Linke  Schale  gewölbt,  rechte  flach.  Schloss- 
rand lang,  breit,  hinten  in  einen  Flügel,  vorn  in  ein  kurzes  Ohr  ausgezogen ; 
Band  in  mehreren  dem  Schlossrand  parallelen  Furchen.  Unter  dem  Wirbel 
zwei  oder  mehr  taxodonte  Schlosszähnchen,  sowie  einige  schräg  nach  hinten 
und  unten  divergirende  leistenartige  hintere  Seitenzähne.  Hinterer  Muskel- 
eindruck gross,  vorderer  kleiner,  aber  kräftig  entwickelt,  unter  dem  vorderen 
Ohr  gelegen.  Silur  bis  Carbon.  Hauptverbreitung  im  Devon  von  Europa 
und  Nord- Amerika.  a  b 


Flfj.  .r>47.  Fift-  M8. 

Rhombopteria  mira  a  l'terinea  laeri»  <!oldf.  Linkt*  Schule  von  innen.  Devonische  Grauwaeke. 
Barr.  »p.  Oh.  Silur  (E).  Niederlahnstein,  Nassau.    (Nat.  Grösse.) 

1'raK.i.NaehJacknou.;  *  Pterinea  lineata  Goldf.   Ebendaher  (von  aussen). 


Actinodesma  Sandb.  (Glyptodesma ,  Ectenodesma  Hall,  Dolichopteron 
Maurer).  Wie  lierinea,  aber  beide  Flügel  stark  verlängert  und  in  Spitzen 
ausgezogen.  Devon. 

Kochia  Frech  (Onychia  Sandb.,  Loxopteria  Frech)  Devon. 

A  vicu la  Klein  (Fig.  549.  550).  Wie  Pterinea,  jedoch  Schlossrand  zahnlos 
oder  nur  mit  einem  schwachen  Schlosszähnchen.  In  der  Regel  nur  der 
hintere  Muskel  entwickelt.    Silur  bis  jetzt. 


l'orUut'k.  Khatische  K1k  -V.O.  Fig.  5M. 

Stufe.  Avieuln  (Orytoma)  cottata  Sow.    Gross-       l'truilomonoli*  erhinala  Smv.  s|>. 

Reit  im  Winkel.  Oolith.    Luc,  Calvados.  «ornbrash.   Sutton,  England. 

Subgenera.  Actinopteria,  Leiopteria,  Ve  rt  u  m  n  ia  Hall  (Devon), 
Pteronites  M'Coy  (Devon,  Carbon),  ?  Hutotia  de  Kon  ( Carbon),  Oxytoma 
(Perm  bis  jetzt),  M vleagrina  Lam.  (Juni  bis  jetzt). 

Limoptera  Hüll  (Monopleria  M.  W.,  Myalinodonta,  Paropsis  Oehlert). 
Wie  Avicula,  jedoch  vorderer  Flügel  verkümmert.  Hinterer  Flügel  gross. 
Devon.  Carbon. 

Pteroperna  Murr,  und  Lyc.  (Dogger). 

Pseudomonotis  Beyr.  ( Eumkrotis  Meek)  (Fig.  551).  Rechte  Schale  ge- 
wölbt, linke  Hach.  Vordere  Ohren  winzig,  abgerundet  oder  ganz  verkümmert, 
Devon  bis  Kreide. 

Ca.ssianella  Beyr.  (Fig.  552).  Linke  Schale  hochgewölbt,  mit  vor- 
ragendem, eingekrümmtem  Wirbel,  rechte  etwas  gedreht,  flach  oder  concav, 
ohne  Byssusausschnitt.    Schlossrand  mit  kleinen  vertikalen  Schlosszähnchen 


Digitized  by  Google 


Anisomyaria. 


261 


und  einem  leiBtenartigen  vorderen  und  hinteren  Seitenzahn.  Bandfcld  breit, 
unter  den  Wirbeln  eine  dreieckige  Bandgrube.  Trias. 

Monotis  Bronn  (Fig.  553).  Schale  gl  eich  klappig,  radial  gerippt.  Schloss- 
rand zahnlos.  Wirbel  wenig  vorragend.  Vorderes  Ohr  undeutlich,  gerundet, 
hinteres  kurz,  schief  abgestutzt  oder  ausgeschnitten.  Trias. 

Halobia  Bronn  (Daonella  Mois.)  (Fig.  554).  Gleichklappig,  flach,  zu- 
sammengedrückt, radial  gestreift.  Wirbel  fast  central.  Ohren  fehlen  entweder 
ganz  {Daonella),  oder  nur  vorne  ein  sehr  niedriges,  nicht  über  die  Schale 
vorragendes,  lang  dreieckiges  glattes  Feldchen  vorhanden  (Halobia).  Häufig 
in  der  Trias. 


Flg.  552.  Fi*.  653. 

Cauianella  gryphacata  Mutr.  sp.   Ob.  Trias.  MonotU  »alinaria  Schloth.  sp.  Rother 

St.  ('ÄBstan,  Tyrof.  Alpenkalk.  Berchtesgaden.  (*/t  nat.  Gr.} 


Posidonomya  Bronn  (Ablacomya  Steinm.)  (Fig.  555).  Schale  dünn, 
zusammengedrückt,  gleichklappig,  concentrisch  gefurcht.  Schlossrand  gerade, 
ohne  Ohren,  zahnlos;  Wirbel  subcentral,  kaum  vorragend.  Silur  bis  Jura; 
über  50  Arten  beschrieben.  Findet  sich  meist  gesellig  und  erfüllt  namentlich 
im  Lias  und  Jura  zuweilen  ganze  Schichten. 

Aviculopecten  M'Cov  (Fig.  556).  Schale  sehr  ähnlich  Pecten,  radial 
gerippt  oder  gestreift.  Rechte  Schale  mit  Byssusausschnitt.  Schlossrand  lang, 
vorne  und  hinten  mit  Seitenohren.  Band  in  mehreren  seichten,  vom  Wirbel 
nach  vom  und  hinten  divergirenden  Furchen  gelegen.    Silur  bis  Carbon. 


Fig.  554.  Fig.  555.  Fig.  556. 

Halobia  .  Daontlla  ■  Lommeli  Wimm.  Poridonomya  Bccheri   Bronn.  Ariculvprctat  papyr/iceu*  8*>w. 

Unt.  Keuper.  Culmschiefer.  Herborn.Nassau.  Steinkohlensehiefcr.  Werden, 
Wengen.    Südtyrol.                            (Nat.  Grösse.)  Westfalen. 


Subgenera.  Pterinopecten  Hall,  Orbipecten  Frech  (=  Lyriopeclen 
Hall  von  Conr.).  Devon. 

Crenipecten  Hall  (Pernopecten  Winch.).  Wie  Aviculopecten,  aber  Schloss- 
rand mit  zahlreichen  Kerbzähnchen.  Carbon. 

2.  Familie.    Peotinidae.  Lam. 

Schale  oval  oder  rund,  fast  gleichseitig,  gleich-  oder  ungleichklappig.  Schloss- 
rand zahnlos,  gerade,  vor  und  hinter  den  centralen,  xcenig  vorragenden  Wirbeln, 
mit  einer  ohrförmigen  Verlängerung.  Unter  dem  vorderen  Ohr  der  rechten  Klappe 
meist  ein  Byssusausschnitt.  Band  innerlich  in  dreieckiger,  kleiner  Grube.  Silur 
bis  jetzt.  Die  lebenden  Arten  häufig  bunt  gefärbt,  reich  verziert  und  oft 
von  ansehnlicher  Grösse,  in  allen  Meeren  verbreitet.  Die  Pectiniden  sind 
nach  Jackson  Abkömmlinge  der  Avicuüden. 


Digitized  by  Google 


262  Mollusca.  Latnellibranchiata. 

Pecten  Klein  (Fig.  567 — 563).  Schale  frei,  fast  gleichseitig  radial  gerippt, 
gestreift  oder  glatt.    Devon  bis  jetzt.    Hauptverbreitung  im  Tertiär. 

Subgenera.  a)  Chlamys  Bolten  (Fig.  557.  558).  Etwas  ungleich- 
klappig,  radial  gestreift  oder  gerippt ;  vordere  Ohren  grösser  als  die  hinteren. 
Rippen  schuppig  oder  quergestreift.    Von  der  Trias  an. 

b)  Pallium  Martini  Starke  Radialrippcn ,  kleine  Ohren.  Schlossrund 
mit  undeutlichen  Zahn  kerben.    Tertiär.  Rccent. 


freien  (Chlamyi)  tubteztoriu*        «ollern  Balin  bei  Krakau.  Pecten  (Chlamit)  rnn'u*  Un. 

i.ul<lf    i'itrnlrat'   Natthelm    (Nat.  tiröwe.)  ;Nat.  Orötue.)  Pllocftn.  Klioilu*. 

c)  Camptonectes  Ag.  (Fig.  559).  Oberfläche  mit  feinen,  gekrümmten, 
divergirenden  Radialstreifen.    Jura.  Kreide. 

d)  Entolium  Meek  (Fig.  5<il).  Glatt,  dünn.  Ohren  gleich  gross,  vom 
Wirbel  an  winklig  ansteigend.    Byssusausschnitt  fehlt.    Carbon  bis  Kreide. 

e)  Amusium  Klein  (Fig.  5GÖ).  Glatt  oder  fein  radial  gestreift,  dünn, 
etwas  klaffend,  im  Innern  mit  radialen  Rippen.    Lias  bis  jetzt. 

f)  Vola  Klein  (Janira  Schum.,  Neithea  Drouet)  (Fig.  5G2).  Schale  un- 
gleichklappig,  radial  gerippt,  geschlossen.  Rechte  Klappe  hoch  gewölbt, 
Unke  flach  oder  coneav.  Ohren  gross.  Kreide,  Tertiär  und  lebend.  Haupt- 
verbreitung  in  der  Kreide. 


Perlen  (Amusium)  eristutu*  Hronn  «j.    Miocan    Ua.len  l>H  Wien.  (irutiMind  (t'eiioiiianicn). 

(Nat.  GffiMe)  Rollen.   (Nat.  (irosse.) 

g)  Hinnites  Pefr.  (Fig.  5fv5).  Radial  gerippt  oder  blätterig.  Reehte  Schale 
in  der  Jugend,  frei  im  Alter  aufgewachsen.   Obren  ungleich.    Trias  bis  jetzt. 

Weitere  Subgenera:  Hemi pecten  Ad.,  Lyroperten  Conr.,  Strebt  op- 
teria  M'Coy. 

.'}.  Familie.    Limidae.  d'Orb. 

Schale  schief  oval,  gleichklappig,  am  Vorderrand  etwas  kla  ffend.  Schlossrand 
zahnlos  oder  mit  schwachen  Kerhzähnchen,  vom  in  ein  kurzes,  hinten  in  ein  etwas 
längeres  Ohr  ausgezogen.  Bandgrube  unter  den  Wirbeln  dreieckig,  halb  ausser- 
lieh,  halb  innerlich.  Carbon  bis  jetzt.  Marin.  Wahrscheinlich  aus  Pectiniden 
hervorgegangen. 


Digitized  by  Google 


Anisomyaria.  263 


Lima  Brug.  (Fig.  564—568).  Schale  gewölbt,  radial  gerippt  oder  gestreift, 
selten  glatt.  Wirbel  spita,  von  einander  abstehend.  Schlossrand  zahnlos. 
Carbon  bis  jetzt.  Hauptverbreitung  in  Trias,  Jura  und  Kreide  (über  300  Arten). 


Bayeux,  Normiwulit'.  LMIgrUM,  Nonnaiulic. 

Von  den  zahlreichen  Untergattungen  enthält  Radula  Klein  (Fig.  564) 
die  kraftig  radial  gerippten,  Plagiosloma  Sow.  (Fig.  565)  die  glatten  oder 


radial  gestreiften,  Limatula  Wood  (Fig.  566)  die  in  der  Mitte  gerippten, 
seitlich  glatten,  Ctenostreon  Eichw.  (Fig.  567)  die  sehr  dickschaligen,  grob 
radialgefaltcten  Formen,  Limea  Bronn  (Fig.  568)  kleine  Schalen  mit  Kerb- 
zähnehen vor  und  hinter  der  Bandgrube. 


Digitized  by  Google 


264 


Mollusca.  Lamellibrancliiata. 


4.  Familie.    Vulsellidae.  Stol. 

Marine,  Jast  gleichklappige  Huscheln.  Band  in  einer  einzigen,  unter  den 
Wirbeln  gelegenen  Grube.    Muskel  subcentral.    Jura  bis  jetzt. 

Vulsella  l^am.  (Fig.  569).  Schale  höher,  als  lang,  etwas  unregelmäßig. 
Schlossrand  kurz,  zahnlos,  mit  einer  dreieckigen,  vorspringenden  Bandgrube 
unter  den  subcentralen  Wirbeln.    Eocän  bis  jetzt. 

Weitere  Gattungen  Eligmus  Deel.  (Dogger),  Chalmasia  Stol.  (Kreide), 
Nayadina  Mun.  Chalm.  (Kreide),  Malleus  Lam.  Recent. 

5.  Familie.  Pernidae. 
Schale  gleichklappig  oder  ungleicliklappig.  Schlossrand  gerade,  hinten  zutceilen 
flügelartig  verlängert,  zahnlos  oder  mit  leistetuirtigen  Kerbzähnen.  Band  in  eine 
grössere  Anzahl  isolirter  Quergruben  des  Schhssrandes  eingefügt.  Muskeleindruck 
subcentral,  gross.  Innere  Schalenschicht  perlmutterglänzend.  Perm  bis  jetzt. 
Hauptverbreitung  in  Jura  und  Kreide.  Marin. 


Fl«.  570. 

a  QtrviUia  aviculoidt»  Sow.    Oxfonlthon.    Dlvi-x,  Culvailo*. 
b  Oerviilit  linearis  Iiiivi|<nir*r  iSchlos*). 


Fi«.  574. 
Jnorrramut  {Actino- 
ceramui)  »ulentut  l'ark. 
(iatilt.  IVrtediiRhöno. 
(Kat.  Orömo.) 


Baketeellia  King.  Schief  verlängert,  klein,  etwas  ungleichklappig. 
Schlossran<l  hinten  flügelartig,  mit  mehreren  entfernten  Bandgruben,  unter 
dem  Wirbel  3 — 4  I^eistenzähne.  Zeohstein. 


riß.  57i. 

Oereiltia  >  Hormeria)  toclalit  Srhloth  H|» 
Miioi'holknlk.  Würxburg. 


Fiir  572. 

l'crna  Solilimii  Di^li.    Olluoean.    WaMIxV-ki'llu-lm  bei 
Kreuznach  ('/i  Orftase). 


Oervillia  Defr.  f Fig.  5.70).  Schief 
verlängert,    mehr    oder  weniger  un- 
gleicliklanpg.    Schlossrand   dick,  mit 
undeutlichem    Hinterflügel    und    mehreren    Bandgruben.     Wirbel  spitz, 
terminal,  darunter  mehrere  schiefe  Leistenzähne.    Trias  bis  Eocän. 


Piff.  573. 

Inoeeramu*  Cripri  Munt.    KreUlc  Oimau, 
•  i!,,  r  ( ii->tcrrcich.   ('/t  nat.  OnisM-.'i 


Digitized  by  Google 


Anisomvariu. 


266 


Subgenera.  a)  Hoernesia  Laube  (Fig.  571).  Wie  Gervillia,  aber  unter  den 
Wirbeln  ein  starker  dreieckiger  Zahn  und  davor  mehrere  Kerbzähnchen.  Trias. 

b)  Odontoperna  Frech.  Schale  vierseitig,  wenig  schief,  unter  dem 
Wirbel  2 — 3  schräge  Leistenzähne.    Trias.    0.  (Pema)  Bouei  Hauer. 

Per  na  Brug.  (Isogtiomon  Klein,  Mulletia  Fischer).  (Fig.  572).  Gleich- 
kluppig,  oval  bis  vierseitig.  Innere  Schalenschicht  dick,  blättrig,  perlmutter- 
glänzend. Wirbel  spitz,  terminal.  Schlossrand  breit,  zahnlos,  mit  einer  Reihe 
senkrechter  Bandgruben.    Vorderrand  mit  Byssusausschnitt.    Trias  bis  jetzt. 

Pernostrea  Mun.  Chalmas.  Jura. 

Inoceramus  Sow.  (Catillus  Brgt.,  Haploscapha  Conr.,  Neocatilltis  Fischer) 
(Fig.  573.  574).  Rundlich  eiförmig,  mehr  oder  weniger  ungleichklappig,  con- 
centrisch,  seltener  radial  verziert.  Wirbel  vorragend,  dem  Vorderende  genähert. 
Schlossrand  zahnlos,  mit  sehr  zahlreichen,  schmalen,  verticalen  Bandgruben. 
Aeussere  prismatische  Schalenschicht  sehr  dick,  innere  Perlmutterschicht 
dünn.   Jura.   Kreide.   Hauptverbreitung  in  der  mittleren  und  oberen  Kreide. 

Subgenera:  Actinoceramus  Meek  (Fig.  574),  Volviceramus  Stol., 
Anopaea  Eichw. 

Crenatula  Ijub.  Dünnschalig,  schief  verlängert,  glatt.  Schloßsrand 
mit  mehreren  calJösen  Kerben.    ?Jura.    Pliocän  und  Recent. 

6.  Familie.   Pinnidae.  Gray. 
Schale  gleichklappig,  dreieckig,  mit  spitzen,  terminalen  Wirbeln,  hinten  weit 
klaffend.    Schlosftrand  gerade,  zahnlos.    Band  lang,  linear,  halb  innerlich.  Hin- 
terer Muskeleindruck  gross,  subcentral,  vorderer  sehr  klein.    Aeussere  Prismen- 
schicht  stark  entwickelt,  innere  Perlmutierschicht  sehr  dünn.    Devon  bis  jetzt. 


schandnu.  («/,  nat  od    gftnz  kurzes  Flügelchen  vor.    Carbon  und  Perm. 

Pinna  Lin.  (Fig.  575).  Schale  dünn,  glasig,  dreieckig.  Wirbel  spitz, 
hinten  weit  klaffend.    Devon  bis  jetzt. 

Trichites  Plott  (Pinnigena  Saussurc)  (Fig.  570).  Schale  sehr  dick, 
gross,  fast  ganz  aus  der  grobfaserigen  Prismenschicht  bestehend.  Vorderrand 
klaffend.    Muskeleindruck  sehr  gross.    Jura.  Kreide. 


2m 


Mollusca.  Lamellibrnnchmta. 


7.  Familie.  Spondylidae 

Fechte  Schale  mit  dem  Wirbel  fcstgeicachsen. 
liehen  Querfurche  unter  den  Wirbeln 
zwei  kräjtigen  Zähnen.    Hinterer  Muskeleindruck 
derer  Fussmuskel  vorhamlen.    Trias  bis  jetzt. 

kömmlingc  der  Pectiniden. 

l'licatula  Lam.  {Harpax  Park)  (Fig. 577). 
Schale  Bach  oder  massig  gewölbt,  häufig  mit 
hohlen  Stacheln  verziert.  Schlosszähne  diver 
girend,  leistenfürmig.  Area  unter  den  Wirbeln 
klein.  Trias  bis  jetzt.  Haupt  Verbreitung  in 
Jura  und  Kreide. 


Gray. 

Band  innerlich  in  einer  läng- 
Schlossrand  isodont,  in  jedtr  Klappe  mit 
gross,  zuweilen  ein  kleiner  vor- 
Marin.    Nach  Jackson  Ab- 


Klit.  577. 
Plimluld  ptethwiflf*  tarn. 

Um.  Nancy. 


Mittlerer 


Olipoenn. 


Ki*.  57». 
Sptimlt/lur  tatuitpimt  Saixlh. 
\VnMI>iK'ki']ln  irn  bei  Kreuznach. 


(Nat   <.r<>ss«\  i 


Klp  578. 

Spomlylu*  »pinotuii  Sow.  jip.    Au»] «lern 
EUnetkalk  von  Strehlen  bei  Dresden. 
(■/>  nut.  QrBtM.) 


Spondylus  Lang  (Fig.  578.  579).  Schale  gewölbt,  radial  gerippt,  mit 
Blättern  und  Stacheln,  l'nter  <len  Wirbeln  eine  ziemlich  hohe,  dreieckige 
Area.  Neben  dem  innerlichen  Hand  jederscits  ein  starker,  etwas  gekrümmter, 
hakenförmiger  Schlosszahn.  Jura  bis  jetzt.  Hauptverbreitung  in  Tertiär  und 
Jetztzeit. 

1  Vach  <j pter ia  de  Kon.    Carbon.    P.  (Ostrea)  nobilissima  de  Kon. 


8. 


Fi«.  580. 

IHmya  DttktfttbUM  Koimult. 
Rechte  Schule  von  Innen  uiel 


ii.n-h  l!  'Mi  Ii  1 1  1  1 


Familie.    Dimyidae.  Fischer. 

Schale  klein,  rundlich,  flach,  fest- 
gewachsen.  Band  innerlich,  unter  den 
Wirbeln.  Schlossrand  in  beiden  Scha- 
len mit  zwei  divergirenden  Leisten  oder 
zahnlos.  Zwei  Muskeleindrürke  vor- 
handen, der  vordere  kleiner  als  der 
hintere.    Trias  bis  jetzt.  Marin. 

Einzige  Gattung  Dimya  Rouault 
(=  Dimyodon  Mun.  -  Chalm.)  (Fig. 
5H  >)• 


Roein. 

aussen, 


Pyrenäen, 
vew.  (»/,) 


9.  Familie.    Anomiidae.  Gray. 

Schale  meist  dünn,  innen  perlmuttcr-  oder  glasglänzend,  in  der  Jugend  durch 
einen  verkalkten.  die  rechte  Schale  durchbohrenden  ByKSiis  Jestyewaehsen,  Schloss- 
rand zahnlos.    Band  innerlich.    Devon  bis  jetzt.  Marin. 


Digitized  by  Google 


Anisomyaria. 


2G7 


Anomia  Lin.  Schale  unregelmässig ,  rundlich  oder  länglich,  dünn. 
Rechte  Unterschale  von  einem  grossen  Loch  durchbohrt,  oder  mit  tiefem 
Ausschnitt  des  Schlossrandes.  Linke  Schale  gewölbt,  im  Innern  mit  vier 
Muskeleindrücken,  wovon  drei  dem  Byssus  angehören.  Schlossrand  mit 
querer  Bandgrube.  Häufig  in  Tertiär  und  Jetztzeit,  seltener  in  Jura  und 
Kreide. 

Limanomia  Bouch.  Devon. 

Carolia  Cantraine  (Hemiplacuna 
Gray)  (Fig.  581).  Schale  rundlich,  zu- 
sammengedrückt, fein  radial  gestreift. 
Rechte  Schale  mit  ovalem  Loch,  das 
sich  an  alten  Exemplaren  fast  schliesst. 
Band  quer,  in  der  rechten  Klappe  auf 
einer  erhabenen  gebogenen  Leiste,  in 
der  linken  in  einer  Furche  gelegen. 
Eocän. 

Placuna  Brug.  (Placunema  Stol., 
Pseudoplacuna  Mayer).  Schale  gross, 
rundlich,  zusammengedrückt,  dünn,  fast 
durchscheinend.  Wirbel  der  rechten 
Schale  von  einem  winzigen  Loch  durch- 
bohrt, das  sich  später  schliesst.  Band 
innerlich  auf  zwei  divergirenden  Leisten 
der  rechten  und  zwei  Furchen  der 
linken  Schale.    Lebend  und  tertiär. 

Placunopsi s  Morris  und  Lyc. 
Schale  rundlich  oder  oval;  grössere 
Klappe  gewölbt,  kleinere  flach,  frei  oder  aufgewachsen,  undurchbohrt.  Jura. 

Semiplicatula  Desh.,  Saintia  Raine.  (Eocän). 


Flg.  Sil. 

Carolin  jilacunoide*  ("imlr.  Kocrtu. 


Wn.lt  .•!  Till 


bei  (airo,  Aegypten    (*/,  mit   «irosM«.  >  Bet.le 

Brbalen  von  innen. 


10.  Familie.    Ostreidae.  Lam. 

Schale  ungleichklappig.  dick,  blätterig,  mit  sehr  stark  entwickelter  Prismen 
schickt,  mit  der  grösseren  linken  (selten  rechten)  Klappe  in  der  Jugend  oder  zeit- 
lebens J  estgewachsen.     Wirbel  subcentral,  gerade  oder  gekrümmt.  Sehlossraud 
zahnlos.   Band  in  einer  dreieckigen  Grube  unter  den  Wirbeln,  halb  innerlieh.  Nur 
ein  subcentraler  Muskel 
vorhanden.  Trias  bis  jetzt. 
Ungemein  häufig  in  me- 
sozoischen   und  tertiä- 
ren Ablagerungen.  Die 
Ostreiden  stammen  nach 
J  ac  k  s  o  n  von  Perna  ähn- 
lichen Muscheln  ab. 

Ostrea  Lin.  (Fig. 
582).  Schale  aufgewach- 
sen, unregehnässig,  con- 
centrisch  blätterig,  oder 
mit  groben  radialen  Fal- 
ten und  Rippen.  Die 
beiden  Klappen  verschie- 
den gewölbt  und  meist 
verschieden  verziert. 
Wirbel  gerade.  Band- 
grube dreieckig,  quergestreift.  Hierher  die  meisten  lebenden  und  zahlreiche 
fossile  Arten,  insbesondere  aus  dem  Tertiär.  Einzelne  Formen  (O.  Virginica, 


Flg.  582. 

Ontrea  diijitalina  Dutx.ls.    Mioeftn.    Wiener  Berken. 


crassissinw,  gigantea,  longirostris)  erreichen  beträchtliche  Grösse. 


Digitized  by  Google 


Mollusca.  Lamellibranchiata 


A  lectryonia  Fischer  (Dendrostrea  Swainson,  Actinostreon  Bayle  (Fig.  583). 
Linke  Schale  aufgewachsen.  Beide  Klappen  mit  kräftigen  Rippen  oder 
Falten,  Schalenränder  wellig  oder  zickzaekartig  gefaltet.  Trias  bis  jetzt. 
Besonders*  häufig  in  Jura  und  Kreide. 


Flg.  5&S. 
Aleclryottia  grtgaria 

Sow.  *p.  Oxfordthun. 
Dives,  Calvados. 


Fig.  584. 


Unt.I.ias. 
Ffohrvu  l>el  iJonatiesehingen. 


Fig.  585. 

vertenlarii  i.am.  Welan 

Rügen. 


Gryphaea  Lam.  (Pycnodonia  Fisch.,  Gryphaeostrea  Conrad)  (Fig.  584.  585). 
Linke  Schale  hoch  gewölbt,  mit  stark  einwärts  gekrümmtem  Wirbel;  in  der 
Jugend  mit  dem  Wirbel  festgewachsen,  später  frei.    Rechte  Schale  flach, 

deckeiförmig.  Vorzugsweise  in  Lias,  Jura 
und  Kreide,  seltener  im  Tertiär  und 
lebend. 


Flg.  586. 

fjro()>im  columbn  Ijim    (irunonnd.  Regen*- 
burg. 


Flg.  587. 

Exagyra  ßabtllatn  Ooldf.  *\>.    Cenoraan.  Kloster 
St  l'rtul,  Aegypten. 


Exogyra  Say  (Amphidonta  Fischer,  Ceratostreon,  Aetostreon,  Jlhynchostreon 
Bayle)  (Fig.  58G.  587).  Frei,  in  der  Jugend  mit  dem  Wirbel  der  Unter- 
schale festgewachsen.  Beide  Wirbel  spiral  nach  der  Seite  gedreht.  Band- 
grube schmal.    Unterschale  gewölbt,  die  andere  llach.   Ob.  Jura  und  Kreide. 

Terquemia  Täte  ( Carpenteria  Desl.).  Schale  am  Rand  gefaltet.  Rechte 
Schale  aufgewachsen,  linke  flach  oder  coneav.    Trias  und  Lias. 

11.  Familie.  Ambonychiidae. 

Schale  gewölbt,  gleichklappig,  schief  oval.  Wirbel  am  vorderen  Ende  des 
geraden  S<  hlossrandes,  darunter  zwei  oder  mehr  J.eistenzähnchcn.  Band  in  paral- 
lelen, dem  ganzen  Schlossrand  folgenden  Furchen.  Hinterseile  verbreitert,  zwei 
unglvicfw  Muskeln  vorhanden.    Silur.  Devon. 


Digitized  by  Google 


Anisomyaria. 


Fljr.  588. 

a  Ainb<jii>/chi<\  Mliitria  Hall.    Tutor  Silur. 
Cinclnnatl.  Rechte  Schale  von  innen  (nach 
Miller).  6  Ambonychüx  rabiat a  Hall, 
daher.    (Nut.  lirrtsse.) 


Amb Onychia  Hall  (Fig.  588).  Gleichklappig,  meist  radial  gerippt, 
vorn  steil  abfallend.  Unter  dem  Wirbel  zwei  schräge,  leistenartige  Zähncnen, 
ausserdem  mehrere  leistenförmige  Seitenzähne.  Silur. 

Subgenera.      Megaptera  Meek, 
Anomalodonta  Miller  (Silur). 

Gossel etia  Barrois  (Cyrtodontopsis 
Frech).  Wie  Ambonychia,  aber  dickschali- 
ger, häufig  concentrisch  gestreift ;  Schloss- 
zähne zahlreicher  und  stärker.  Devon. 

Mytilarca  (Plethomytilus),  Byssop- 
teria,  Palaeopinna  Hall.  Devon. 

Cyrtodonta  Billings  {Cypricardites 
Conr.,  Palaearca,  Megalomus  Hall,  Vanu- 
xemia  Billings).  Quer  rhomboidisch,  dick- 
schalig; Wirbel  angeschwollen,  einge- 
krümmt. Area  niedrig.  Unter  dem 
Wirbel  2 — 8  schiefe  Zähnchen,  ausser- 
dem einige  lange,  leistenförmige,  dem  Schlossrand  folgende  hintere  Seitenzähne 
vorhanden.    Häutig  im  Silur  und  Devon  von  Nordamerika  und  Australien. 

12.  Familie.   Myalinidae.  Frech. 

Schale  gleich-  oder  ungleichklappig,  schiej  oval,  hinten  verbreitert,  vorne  zu- 
weilen mit  kleinem  Ohr.  Wirbel  terminal  oder  ioeit  nach  vorne  gerückt.  Schloss- 
rand gerade,  zahnlos.  Band  in  parallelen,  dem  ganzen  Schlossraml  jolgenden 
Furchen.    Unter  den  Wirbeln  eine  Byssusspalte.   Zwei  Muskeln.  Silur  bis  Jura. 

My all  im  de  Kon.  Dickschalig,  schief,  oval  oder  dreiseitig.  Schloss- 
rand breit,  lang,  parallel  gestreift.  Unter  den  spitzen  terminalen  Wirbeln 
befindet  sich  ein  Kräftig  vertiefter,  vorderer  Muskeleindruck.    Silur.  Devon. 

Hoplomytilus  Sandb.,  Myalinoptera  Frech,  Ptychodesma,  Myti- 
lops,  Modiella,  Hall.  Devon.  Leiomyalina  Frech,  Aphanaia,  Post- 
doniella  de  Kon.,  Liebea  Waagen,  Atomodesma  Beyr,  Anthracoptera 
Salter.  Carbon. 

Pergamidia  Bittner.  Dickschalig,  gleich- 
klappig, hoch  gewölbt.  Vorderes  Ohr  deutlich, 
steil  abfallend.  Schlossrand  unter  dem  Wirbel  mit 
Einschnitt.    Trias  (Kleinasien). 

Mysidia  Bittner.    Wie  vorige,  aber  vorderes 
Ohr  verkümmert.  Trias. 

Aucella  Keys.  (Fig.  589).    Schief  verlängert, 
ungleichklappig ,  *  dünnschalig ,   concentrisch  ver- 
ziert.   Linke  Schale  gewölbt,  mit  eingekrümmtem 
Wirbel  und  sehr  schwachem  vorderen  Ohr.    Rechte  Schale  flach,  kleiner. 
Schlossrand  kurz,  gestreift,  unter  dem  Wirbel  mit  Ausschnitt. 

13.  Familie.    Modiolopsidae.  Fischer. 

Ausgestorbene,  marine,  sehr  ungleichseitige,  vorne  kurze  und  etwas  verschmä- 
lerte, hinten  mehr  oder  weniger  verlängerte,  glatte,  concentrisch,  seltener  fein  radial 
gestreifte,  nieist  ziemlich  dickschalige,  innen  nicht  perlmutterglänzende  Muscheln. 
Wirbel  dem  Vorderraixde  genähert  oder  terminal.  Band  äusserlich,  lang,  hinter 
den  Wirbeln.  Schlossrand  etwas  verdickt,  zahnlos  oder  mit  einem  schwachen  leisten- 
artigen  Cardinal-  und  Seitenzahn,  zuweilen  auch  unter  den  Wirbeln  quer  gestreift. 
Vorderer  Muskeleindruck  kleiner,  aber  tiefer  als  der  hintere.    Silur  bis  Kreide. 

Die  Stellung  der  hierher  gehörigen  Muscheln  ist  zweifelhaft.  Die  kräf- 
tige Entwickelung  des  vorderen  Muskeleindrucks  unterscheidet  sie  von  den 
Mytiliden  und  Myaliniden,  mit  denen  die  Schalen  in  der  äusseren  Form  am 
meisten  Aehnlichkeit  besitzen.    Sie  werden  von  manchen  Autoren  zu  den 


AueeUn  Jf<^/uoww  Key*.  Oberer 
Juni.  Moskau. 


Digitized  by  Google 


270  Mollusca.  Lamellibranchiata 

Ifomomyaria,  und  zwar  in  die  Nachbarschaft  von  Cardifa  gestellt,  als  deren 
Vorläufer  sie  wahrscheinlich  auch  zu  betrachten  sind.  Ob  die  lebende 
Gattung  Prasina  Desh.  hierher  gerechnet  werden  darf,  ist  durchaus  un- 
sicher. 

M odiolopsis  Hall  (Fig.  5!>0;.  Länglich  oval,  vorne  und  hinten  ge- 
rundet; Wirbel  subterminal.    Sehloss  zahnlos.    Cambriuin  (?)  und  Silur. 

"ie  vorige,  aber  Sehloss  mit 
;  nach  hinten  gerichteten 

?  Mcgambonia  Hall. 
Aufgebläht,  oval.  Vorder- 
seite kurz,  durch  eine  Ein- 
buchtung von  der  ver- 
längerten Hinterseite  ge- 
schieden. Sehlossrand  mit 
leistenartigen  Seitenzähnen. 
Silur. 

Nyassa  Hall.  Aehn- 
lich  Modiola.  vorne  ge- 
rundet, hinten  verlängert. 
Schlossrand  unter  den  Wir- 
beln etwas  verdickt  und 
quer  gestreift,  hinten  mit 
dünnem ,  leistenfönnigem 
Seitenzahn.  Devon. 

Myoconcka  Sow.  (Fig. 
591).  Dickschalig,  schwach 
gewölbt,  vorne  verschmä- 
lert, hinten  stark  verlängert.  Wirbel  fast  terminal.  Sehloss  zahnlos  oder 
meist  in  der  rechten  Klappe  mit  einem  langen  leistenartigen  Cardinalzahn 
und  schwachem  langem  Seitenzahn.    Carbon  bis  Kreide. 

Hippopodium  Sow.  Sehr  dickschalig,  gewölbt,  länglich  eiförmig; 
Oberfläche  eoncentriseh  runzelig.  Schlossrand  verdickt,  zahnlos  oder  mit 
einem  langen  stumpfen  und  schiefen  Cardinalzahn.  Beide  Muskeleindrüeke 
stark  vertieft.    Lias  und  Jura. 

14.  Familie.    Mytüidae.    Lam.  Miesmuscheln. 

Gleichki lappige,  länglich  eiförmige  bis  oval  dreiseitige,  meist  dünne  Musrhein 
mit  dicker  Epidermis,  ohne  Prismenschicht.  Wirbel  am  vorderen  Ende.  Schloss- 
rand in  den  flinterrand  verlaufend,  zahnlos  oder  schwach  gekerbt.  Band  lang, 
in  seichter  Rinne  hinter  den  Wirbeln.  Vorderrand  mit  Byssusspalte.  Vorderer 
Muskel  klein.    Trias  bis  jetzt. 

Die  Mehrzahl  der  hierher  gehörigen,  offenbar  von  den  Myaliniden  ab- 
stammenden Formen  haben  marine  Lebensweise  und  halten  sich  in  seichtem 
Wasser  auf;  einige  (Dreissensia  linden  sich  auch  in  braekisehem  und  süssem 
Wasser.    Sie  leben  gesellig  und  sind  mit  starkem  Byssus  versehen. 

Mytilus  Lin.  Fig.  592.  59.H).  Sehale  schief,  dünn,  länglich,  vorn  KU* 
gespitzt,  meist  glatt;  innen  mit  dünner  Perliuutterschicht.  Schlossrand  zahn- 
los.   Trias  bis  jetzt. 

Septifer  Beelitz.  Wie  Mytilus,  aber  radial  gestreift,  unter  den  spitzen 
Wirbeln  eine  kurze  Platte  zur  Aufnahme  des  Fussmuskels.   Tertiär.  Becent. 

Pachinnyt  il  us  Zitt.  (Fig.  595).  Schale  dreieckig,  sehr  dick.  Wirbel 
zugespitzt,  darunter  eine  tiefe  Einbuchtung  des  Vorderrandes.    Ob.  Jura. 

Modiola  Lam.  (Fig.  594V  Wie  Mytilus,  aber  länglich  oval,  vorne 
wenig  verschmälert  und  abgerundet.    Devon  bis  jetzt. 

Lithodomus  Cuv.  {Lithophagus  Mühlf.)  (Fig.  59Si.  Fast  cvlindrisch, 
an  beiden  Enden  abgerundet;  bohren  sieh  in  Steinkorallen.  Conehylien  etc. 


Fl*  590.  KIk.  M>1  - 

M>«UnU>i>ru  miuliolari*  Myru-ourha  ttrialuln  Go)d£ 

Cur.  *p.   PntepSihir.  Unter  o..lith.    Bayeux,  UüvadOB. 
ClnctMMtL  (Nftt  Or«.«.*.-.) 


Digitized  by  Google 


Anisomyaria.  Homomyaria. 


271 


ein  und  leben  in  cyiindrisehen  oder  keulenförmigen  Höhlen,  deren  Aus- 
füllungen häufig  fossil  vorkommen. 

Crenella  Brown,  Modiolaria  Loven. 
Tertiär,  Recent. 


Flp.  592. 
Uytilu»  (Arcumy- 
tilut)  wtper  Sow. 

UroosOolith. 
Laiun-tinc,  Cal- 
vados. 
fSat.  r.rtwwc.) 


KiB.  593. 
MytUu»  sublnnig  SoW. 
Qms-OoUth.  Mlnchln- 
hamnton.  (Nat  GrtiM&J 


FIp.SlM. 
Modinla  mbri- 
cat't  Sow.  Brau- 
ner Jura.  Kalin 
bei  Knku. 
[Nat  Orossc.) 


Fig.  595. 

l'arhi/mylitu*  petatu*  d'Ofb.  Corallttg. 
CoulkagB-tui  Yonne.   (*/»  nat  (irösso.) 


Dreissensia  van  Beneden  (Tichogonia  Rossm.)  (Fig.  597).  Abgerundet 
dreieckig  oder  viereckig  glatt,  mit  Epidermis  bedeckt;  Perlmutterschicht 
fehlt.  Unter  den  terminalen  Wirbeln  eine  Platte,  worin  sich  der  kleine, 
vertiefte,  vordere  Byssusmuskel  inserirt.  Rechte  Schale 
zuweilen  mit  schwachem  Zahn.  Mantellappen  ver- 
wachsen, Siphoncn  vorragend.  Lebend  in  brackischen 
und  süssen  Gewässern  von  Europa,  Asien,  Süd- 
Amerika.  West-Indien  und  Afrika.    Eocän  bis  jetzt. 

Drei**ai*l<i  ßrnriti  Kau  ja*. 
Hloc&n.  WeiMenau  b«l 
Mainz.    (Nat.  GrtMW 


Fi».  596. 

Cnngeria  tubglobom  Partfeh  s|i  Ober-Mioean. 

bei  Wien. 


Fi«.  59*. 
Lilhtulomuß  iiicluxux  l'bil  -\> 
Orom-Oollth.  Minchiu- 
[Osendorf  hampton.    a,  b  Schab'  von 

det  Seite  and  vom  Rucken 
nat  Ortete),  r  mit  Schlamm 
umgefüllte  und  erhärtete 
WobDungsröhre. 


Dreissensiomya  Fuchs.   Wie  vorige,  aber  mit 
Mautelbucht.  Miocän. 

Congeria  Partsch  (Fig.  596).  Wie  Dreissensia,  jedoch  hinter  dem  vor- 
deren Muskeleindruck  ein  kleiner  löffclartiger  Vorsprang  zur  Aufnahme  eines 
zweiten  Muskels.  Tertiär  bis  lebend.  Sehr  häufig  im  Miocän  und  Pliocän 
von  Osteuropa  (Congerienschichten). 

B.  Ordnung.  Homomyaria. 

{Dimyaria  Lam.,  Isomyaria  Lankaster). 

Bride  Schliessmuskfln  von  gleicher  oder  nahezu  gleicher  Grösse.  Vier 
oder  zwei  Kiemenblätter  vorhanden.  Mantellappen  getrennt  oder  ver- 
wachsen.   Siphmien  vorhanden  oder  fehlend.    Fuss  kräftig. 


Digitized  by  Google 


272 


Mollusca.  Lamellibninchiata. 


1.  Unterordnung.    Taxodo nta.  Neumayr. 

{Arcacea  Lam.,  Polyodonia  Blv.) 

Schale  gleichklappig.  Muskeln  gleich.  Schlossrand  jederseits  mit  einer  grös- 
seren Anzahl  gleichartiger,  in  Reihen  geordneter  Zähne  besetzt.  Band  äusserlich 
oder  innerlich.  Mantellappen  meist  vollständig  getrennt,  seltener  verwachsen  und 
zwei  kurze  Siphon  en  bildend.  Fuss  mit  Byssus  oder  Längsfurche.  Vier  Kiemen- 
blätter.   Cambrium  bis  jetzt. 

Die  Taxodonten  gehören  zu  den  primitivsten  und  ältesten  Vertretern 
der  Lamellibranchiaten.  Sie  erlangen  schon  im  Silur  eine  ansehnliche  Ver- 
breitung und  werden  von  Pelseneer  für  die  Ahnen  aller  übrigen  Muscheln 
gehalten,  während  Neumayr  nur  die  Anisonnvarier  und  Heterodonten  von 
ihnen  ableitet  und  sie  selbst  aus  den  Palaeoconchen  hervorgehen  lässt. 
Sämmtliche  Taxodonten  sind  Meeresbewohner. 

1.  Familie.   Nuculidae.  Gray. 

Schale  oval  oder  länglich,  klein,  hinten  meist  mehr  oder  weniger  verlängert, 
glatt,  concenirisch  oder  wellig  gestreift,  mit  Epidermis  überzogen ;  innen  perlmutier- 
oder  seidenglänzend.  Band  innerlich  oder  äusserlich.  Schlossrand  mit  zwei  vom 
Wirbel  divergirenden  Reihen  von  kammförmigen  Kerbzähnchen,  die  häufig  durch 
das  innerliche,  in  einer  dreieckigen  Grube  unter  den  Wirbeln  gelegene  Band  von 
einander  getrennt  sind.    Manteleindruck  ganz  oder  mit  Bucht. 

_  Die  Mantellappen  sind  entweder 

'     —  — " y^f11***^    völlig  getrennt  oder  hinten  verwachsen 

^*   I  '    /X        ^\  und  bilden  im  letzteren  Falle  (Yoldia, 

Ledd)  zwei  kurze  Siphonen.  Fuss 
scheibenförmig,  ohne  Byssus;  Kiemen 
klein,  kammförmig. 

Die  Nueuliden  gehören  zu  den 
ältesten  Muscheln.    Sie  haben  schon 
im  Silur  eine  starke  Verbreitung  und 
gehen  von  da  durch  alle  Formationen 
bis  in  die  Jetztzeit. 
Cucullella  M'Coy.    Oval-elliptisch,  dünnschalig.    Schioasrand  wenig 
gebogen.    Im  Innern  eine  vom  Wirbel  gegen  den  vorderen  Muskeleindruck 
verlaufende  Falte.  Silur. 

Cleidophorus  Hall  (Adramria  Mun. -Chalmas)  (Fig.  599).  Hinterseite 
stark  verlängert  und  verschmälert.  Im  Innern  eine  kurze,  vom  Wirbel  aus- 
gehende Falte.    Silur.  Devon. 

Redonia  Kouault,  Cadomia  Tromelin.  Silur. 

Clenodonta  Salter  (Fig.  600).    Oval  oder  länglich,  glatt,  Schlossrand 
gebogen  oder  winkelig.  Keine  innere  Leiste  vorhanden.  Cambrium  bis  Carbon. 
Tellinomya,  Pal aeoneilo  Hall.  Silur. 

Lyrodesma  Conr.  [Actinodonta  Phil.)  Oval.  Schlossrand  mit  nur  6 — 8 
kräftigen,  divergirenden  und  quer  gestreiften  Zähnen.  Band  äusserlich. 
Manteleindruck  ganz.  Silur. 

.4  nuscula  Barr  [Baldnka  Barr.),  Myoplusia  Neumayr.  Silur. 

Cytherodon  Hall.    Silur.  Devon. 

Nucula  Lam.  (Fig.  <i01).  Dreieckig  oder  oval.  Schlossrand  winklig, 
mit  zwei  divergirenden  Reihen  von  Kerbzähnen.  Band  innerlich  in  einer 
dreieckigen  Grube  unter  den  Wirbeln.  Manteleindruck  ganzrandig.  Innere 
Schalenschicht  perlmutterglänzend.  Silur  bis  jetzt,  lieber  200  fossile  und 
ca.  70  lebende  Arten. 

Yoldia  Möller  (Fig.  <I(>2).  Wie  Nucula,  alter  hinten  etwas  klaffend. 
Mantelbueht  vorhanden.    Kreide  bis  jetzt. 


Y\k.  M>9. 
CUithiphorus  cultratu*  Hatulb. 
9teink«>ni  im*  iIlmii  Sjiiriforcn- 
sundMi'in. 
Ni«fliT)iümxtoin,  Nassau. 
..Nut,  «;ri>wc.j 


Fi*.  600. 
Ctaiodontn 
t*ctunculovU$ 
Hall,  t'iit.  Silur. 

Ciiicinnati. 
<*/„  nHoh  Hüll.) 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.    Taxodonta.  273 

Leda  Schura.  (Fig.  603.  604).  Schale  hinten  geschnäbelt,  verlängert  und 
häufig  gekielt  Schloss  und  Band  wie  bei  Nucula.  Mantelbucht  seicht. 
Silur  bis  jetzt. 

Malletia  DeBm.,  Tindaria  Bell.    Tertiär.  Recent. 


a  Nucula  strigilata  <ioldf.  YtAdia  areiiea  Grnv.  Lam.sp.  Opulinus-       I.Ma  Dt*ha>/rtinna 

Ob.  Trias.   St  >  i-.tian.  Tyml.  %             Diluvium.  »ehlchten.    Mil-  Du«  hiiM.  oli-.»'üii 

b  Nucula  nuclau  I.in.                Hohtmlnn,  Sehwe-  hiiml,  Avoyron.  Ki>pHmoii<l»\  Belgien. 

Mlocan.  (.ruwbach  bei  Wien,  '/i  den.    (Nat.  (irdw*o.>  (Nat.  (irftwe.)  (Nat.  Ordne.) 


2.  Familie.   Aroidae.  Lam. 

Schale  länglich  oval  bis  rundlich;  Band  meist  auf  einer  ebenen,  gefurchten 
dreieckigen  Area  unter  den  Wirbeln  befestigt,  seltener  innerlich,  in  einer  einzigen 
Grube  gelegen.  Schlossrand  gerade  oder  gebogen,  mit  zahlreichen  kammjörmigen, 
auf  den  Seiten  häufig  leisten/ örmigen  Zähnen  besetzt.  Innere  Schalenschicht  por- 
cellanartig.    Manteleindruck  einfach.    Silur  bis  jetzt. 

Macrodon  Lycett  (Parallelodon,  Grammatodon,  Meek  u.  W./)  (Fig.  605). 
Schale  verlängert,  oval  vierseitig.  Wirbel  weit  vorn ;  Bandarea  niedrig,  parallel 
gestreift.  Schlossrand  gerade,  lang,  unter  den  Wirbeln  mit  einigen  schiefen 
Querzähnchen,  hinten  mit  langen,  dem  Schlossrand  parallelen  Leistenzähnen. 
Devon  bis  Tertiär.    Hauptverbreitung  im  Kohlenkalk. 


i  ik-      ».  —   'mm  mm  ■  rix.  w*. 

MacrivUm  llirtonmiU  Morris  un<!  Klp.  f>06  Aren  (HarbnUa:  barbaia  I.in. 

Lyc.   OrowOolith.    Minebin-  Area  (AnuiHalucarUiai  dilut/ii  Miix*n.   Omnd  bei  Wien, 

hampton.   («/,  nat.  Orowie.)  Um.    Pllocan.   Blona.  (Nat  Urftnac.) 


Area  Lam.  (Fig.  606.  607).  Schale  oval  bis  vierseitig,  meist  radial  ge- 
rippt. Wirbel  vor  der  Mitte,  darunter  eine  dreieckige  Area  mit  knieförmig 
geknickten  Furchen  zur  Anheftung  des  äußerlichen  Bandes.  Schlossrand 
gerade,  mit  zahlreichen,  gleichartigen,  etwas  schiefen  Keibzühnen.  Silur  bis 
jetzt.    Etwa  150  lebende  und  über  500  fossile  Arten  bekannt. 

Subgenera:  Byssoarca  Swainson,  Litharca  Gray,  Barbatia  Gray, 
Scaphula  Benson,  Argina  Gray  etc. 

Carbonarca  Meek  und  Worth  Wirbel  angeschwollen,  gekrümmt, 
hinten  kantig.  Schlossrand  gebogen,  vorne  mit  zwei  schiefen  Zähnen. 
Carbon. 

Cucullaea  Lam.  (Idonearca  Conr.)  (Fig.  <508).  Schale  rhombisch  bis 
trapezförmig,  gewölbt.  Bandarea  mit  geknickten  Furchen.  Schlossrand  ge- 
rade, in  der  Mitte  mit  kleinen  Querzähnchen,  seitlich  mit  2 — 5  etwas  schiefen 
oder  dem  Schlossrand  fast  parallelen  Leistenzähnen.  Hinterer  Muskeleindruck 

Zittel.  Qniwljsüfre  der  Palaeontologie.  18 


Digitized 


274 


Mollusca.  Lamellibranchiata. 


zuweilen  auf  einer  dünnen,  vorspringenden  Platte.  Jura  bis  jetzt  Haupt- 
verbreitung in  Jura  und  Kreide,  jetzt  nur  drei  Arten. 

Isoarca  Münst.  (Fig.  6091.  Sehale  glatt,  bauchig.  Wirbel  ange- 
schwollen, eingekrümmt  gerundet.  Bandarea  sehr  niedrig.  Oberer  Jura 
und  untere  Kreide. 

Glyptarca  Hicks.  Cambrium. 

Pectunculus  Lam.  (Trigonoarca  Conr.,  Axinaea  Poli,  Cnisrna  Mayer) 
(Fig.  010).  Fast  kreisförmig  und  nahezu  gleichseitig.  Rand  gekerbt.  Band- 
area dreieckig  mit 
geknickten  Fur- 
chen. Zähne 
schief,  in  bogen- 
förmiger Reihe. 
Kreide  bis  jetzt. 

Limopsia  Sassi 
(Fig.  (Jll).  Klein, 
rundlich,  wie  Pec- 


Fl*.  00*. 

Cucullaea  llcrtilin  <i  '«  >r»>.  Oxfordlhon 
Vlell  St.  Remy.  Ardennen.  (Nat.  <ir. 


Hg.  Sil. 

Umoptis  aurita  Br<  Iii. 

I'lioonn.  Pittcen»!. 
(Nat.  Ortme.) 


FiK  609 

I untren  cmtiformi*  Ziel     «Hkt  Jura. 
Nauheim.  (Nat  Grösse.) 


Fi*.  610 

Peetuiteulufobuvitu*  Um  OUüowkii. 
Wetr.heim  bei  Alzey. 
(Nat.  Gröaao.) 


Fig.  612. 
Xueulina  ovali*  Wood  sp. 

Miocän. 
Forrhtennu  l>ei  Wien. 


Trias 


tunculus,  aber  Band  in  einer  dreieckigen  Grube  unter  den  Wirbeln, 
bis  jetzt. 

Trinacria  Mayer  (Trigonocoelia  Desh.).  Wie  vorige,  aber  dreieckig, 
Hintetseite  gekielt,  verlängert.  Eocän. 

Nuculina  d'Orb.  (Fig.  012).  Klein,  oval;  Schlossrand  mit  queren 
Kerbzähnen  und  einem  leistenartigen  vorderen  Seitenzahn.  Band  linear. 
Miocän  und  Pliocän. 


2.  Unterordnung.    Pachyodonta.  Neuniayr.*) 

Schale  dick,  ungleichklappig ,  mit  einer  Schale  /estgewachsen.  Schloas 
mit  1—3  zapfenförmigen,  plumpen,  unsymmetrischen  Zähnen,  denen  Gruben 
oder  scheidenartige  Alveolen    in  der  andern  Klappe  entsprechen.  Seitenzähne 

•)  d'Orbigny,  Alcide,  Paläontologie  francaise.  Terr.  cretaces.  1847.  vol.  IV.  — 
Woodtcard,  S.  P.t  Quart,  journ.  peol.  Soc.  1HÖ5.  XI.  S.  40  und  Manuel  of  the  Mol- 
lusca.   1W6.  —  Bayle,  Bull.  Soc.  geol.   France  1855.   2.  ser.  XI.    1856.  XIII. 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.    Pachyodonta.  Chamidae. 


275 


fehlen.  Muskeleindrücke  sehr  gross,  nicht  selten  auf  polster förmigen  Erhöhungen 
oder  kalkigen  Fortsätzen  befestigt.  Band  äusserlich  oder  innerlich.  Mantel- 
eindruck ganzrandig.  Schale  aus  einer  äusseren  prismatischen  und  einer  inneren 
porzellanartigen  Schicht  bestehend,  zwischen  welclien  sich  zuweilen  eine  zellige 
Mittelschicht  befindet. 

Das  Thier  der  einzigen  lebenden  Gattung  (Chamo)  dieser  sonderbaren 
Gruppe  hat  zwei  Paar  ungleiche  Kiemenblätter,  einen  bogenförmigen,  nicht 
vorstreckbaren  Fuss,  verwachsene  Mantellappen,  welche  drei  entfernte  Oeff- 
nungen  frei  lassen,  eine  vordere  für  den  Fuss,  eine  untere  hintere  für  die 
Kiemen-  und  eine  obere  hintere  für  die  Afterröhre. 

Die  Schalen  der  Pachyodonten  unterscheiden  sich  durch  ihre  irreguläre 
Gestalt  von  allen  übrigen  Muscheln ;  ihre  äussere  PrismenBchicht  erlangt 
wenigstens  in  der  angehefteten  Unterklappe  zuweilen  eine  mächtige  Ent- 
wickelung,  und  zwischen  ihr  und  der  inneren,  porcellanartigen  Schalcnschicht 
schaltet  sich  bei  den  Capriniden  eine  mit  röhrenförmigen,  parallelen  Canälen 
oder  mit  un regelmässig  zelligen  Hohlräumen  erfüllte  Mittelschicht  ein.  Die 
Muskeln  zeichnen  sich  häufig  durch  ungewöhnliche  Grösse  aus  und  können 
sehr  ungleich  werden.  Das  Schloss  der  Chamiden  und  Capriniden  erinnert 
noch  am  meisten  an  gewisse  Heterodonten  (Megalodontidae  und  Najadidae), 
indem  stumpfe,  irreguläre  Schlosszähne  sich  in  Zahngruben  der  andern  Schale 
einfügen ;  bei  den  Rudisten  dagegen  ragen  auf  der  Innenseite  der  deckei- 
förmigen Oberschale  mächtige  Zapfen  in  die  Unterschale  hinab  und  werden 
dort  von  scheidenförmigen  Alveolen  aufgenommen.  Differenzirte  Seitenzähne 
kommen  niemals  vor.  Das  Band  ist  bei  den  Chamiden  und  Capriniden 
ganz  oder  grösstenthejls  äusserlich,  bei  den  Rudisten  innerlich. 

Die  Pachyodonten  stellen  wahrscheinlich  einen  in  Folge  der  Befestigung 
einer  Schale  eigenthümlich  differenzirten  Seitenzweig  der  Heterodonten  dar 
und  haben  sich  möglicher  Weise  aus  den  dickschaligen  Megalodontiden  ent- 
wickelt. Sie  gewinnen  im  oberen  Jura  ansehnliche  Verbreitung  und  erreichen 
in  der  Kreide  den  Höhepunkt  ihrer  Entwickelung.  In  Tertiär  und  Jetztzeit 
ist  nur  noch  Chama  vorhanden. 

1.  Familie.    Chamidae.  Lam. 

Schale  ungleicliklappig  mit  nach  vorne  eingerollten  Wirbeln,  bald  mit  der 
linken,  bald  mit  der  rechten  Klappe  aufgewachsen.  Das  Band  liegt  hinter 
den  Wirbeln  in  einer  vertieften  Furche  ztei sehen  den  Sclialen,  gabelt  sich  aber 
nach  vorne  und  verläuft  jederseits  in  einer  Rinne  bis  zur  Wirbelspitze.  Schloss 
in  einer  Schale  mit  zreei  stumpfen ,  durch  eine  Zahngrube  getrennten  Zähnen, 
in  der  andern  mit  einem  zwischen  zwei  Zahngruben  gelegenen  Zahn.  Mantellinie 
ganzrandig.  Schale  aus  einer  dünnen  Prismen-  und  einer  dicken  inneren  Porzellan- 
Schicht  zusammengesetzt.    Oberer  Jura  bis  jetzt.  Marin. 

Die  Einkrümmung  der  Wirbel  nach  vorne  und  die  Lage  des  Bandes 
bestimmen  stets  mit  Sicherheit  rechte  und  linke  Klappe.  Die  zwei  Sehloss- 
zähne  können  jedoch  bald  der  rechten,  bald  der  linken  Schale  angehören, 
die  andere  Klappe  besitzt  alsdann  nur  einen  Zahn.    Bei  den  normalen 


1857.  XIV.  —  Zittel,  K.,  Die  Bivalven  der  Gosaugcbilde.  Penkschr.  Wiener  Akad. 
1864.  Bd.  XXIV.  —  GemmrUaro  G.  G.,  Capriuellidae  della  Ciaca  dei  dintorni  di 
Palenno.  1866.  —  Munier  -  Chalmas ,  Prodrome  d'uno  claasitication  des  Rudistea. 
Journal  de  Concbyliologie.  1873.  XXI.  71—75.  —  DouvilU,  H.,  Bull.  Soc.  geol. 
France.  1886.  3.  »er.  XVI.  S.  389.  1887.  XV.  S.  756.  1888.  XVI.  S.  699.  1889 
XVII.  8.  627  1890.  XVIII.  8.  324.  1891.  XIX.  S.  506.  —  Etüden  sur  les  Rudistcs 
Mein  Soc.  fröol.  France.  Paläontologie,  t.  I— HI.  1890—1893.  —  Fischer,  P, 
Manuel  de  Conchyliologie.  1887.  —  White.  CA..  Bulletin  of  the  U.  S  geol.  Survey. 
1884  No.  4.  1885  No.  22.  —  di  Stefano,  G.,  Stmlii  stratigratioi  e  paleontologici  siil 
systema  cretaceo  di  Sicilia    I.  GH  Strati  con  Caprotina.    Palenno.  1888. 

18* 


Digitized  by  Google 


2Tii 


Mollusca.  Lamellibranchiata. 


X 


Formen  ist  die  linke  Schale  aufgewachsen,  hei  den  inversen  die  rechte. 
Einzelne  Gattungen  (Chama,  Diceras)  besitzen  normale  und  inverse  Arten. 

Diceras  \&m.  {Heterodiceras,  Plesiodiceras  Mun.-Chalmas,  Pseudodiceras 
Gemmellaro)  (Fig.  «13.  614).    Schale  dick,  glatt,  ungleichklappig,  beiderseits 

gewölbt,  mit  dem  Wirbel  der  grösseren  (bald  rechten, 
bald  linken)  Klappe  aufgewachsen,  normal  oder  invers. 
Wirbel  stark  vorragend,  spir.il  nach  aussen  und  vorne 
gedreht.  Band  hinten  durch  starke 
Nymphen  gestützt,  vorne  gespalten. 
Schlossplatte  dick,  rechte  Klappe  mit 
einem  mächtigen,  gebogenen,  verlänger- 
ten, dem  Schlossrand  fast  parallelen 
Zahn  und  einem  schwächeren  liegen- 
den vorderen,  linke  mit  einem  ein- 
zigen grossen,  ohrförmigen,  unten  aus- 
gebuchteten Schlosszahn,  dahinter  eine 
verlängerte  Zahngrube.  Der  hintere 
Muskeleindruck  auf  einer  vorragenden 
Leiste.    Uberer  Jura. 

Apricardia    Gueranger.  Ueno- 
manien.  Turonien. 

Requienia  Matheron  (Fig.  615 o). 
Sehr  ungleichklappig,  glatt,  mit  dem 
Spiral  gedrehten  Wirbel  der  linken 
Klappe  aufgewachsen.  Rechte  Klappe  deckeiförmig,  flach,  mit  spiralem 
Wirbel.    Schlosszähne  sehr  schwach.    Hinterer  Muskeleindruck  auf  einer 

•  Leiste.  Untere  Kreide, 
hauptsächlich  im  Ur- 
gonien  von  Süd-Euro- 
pa, der  Alpen  und 
Texas  verbreitet.  R. 
ammonia  Goldf. 

Subgenus:  Tou- 
casia  Mun.-Chalmas 


l'ig  613. 

IHceras  arictinum  l*m     Cornlmg.    St.  Mlhiul, 
Moiimv   i'/a  nat  Grosso.) 


o' 

Flg,  614. 

a  Unke  «uifeheftete:  Bcbale  von  Dkera*  arietinum  Lnm  st  MihiiO.  tfeuse. 

(»/»  nat.  «ir6«fr  H  Kochte  Schale  von  Dicerat  Zitttli  Municr-Chulma». 
Tithon.     Stnnuhcrv.  Grosso.     1a  Vorderer,  a  hinterer  Mtiskel- 

elnilruck,  c  grositer  Hohlossialm,  <l  Zuhnffrube,  l  Hniidfhrche,  *  Lebte 
für  den  hinteren  Muskeleindruck.) 


(Fig.  bl5  b,  c).  Wie 
vorige,  jedoch  beide 
Schalen  mit  Kiel. 
Urgonien.  T.  Lons- 
dalei  Sow. 

Matheron  j'aMun.- 
Chalmas.  Urgonien. 
Cenomanien. 

ttauleia  Mun.- 
Chalm.  Tunm.  B. 
Pouechi  Mun.  -  Chal- 
mas. 

Monopleuro  Matheron  (.'  Dipilidia  Math.)  (Fig.  616.  617).  Sehr  ungleich- 
klappig, glatt,  gestreift  oder  gerippt,  stets  invers,  mit  der  rechten,  entweder 
Spiral  eingekrümmten  oder  kegelförmig  verlängerten  Schale  aufgewachsen. 
Linke  Klappe  deckeiförmig,  conisch  oder  flach  mit  zwei  kräftigen,  durch 
eine  Zahngrube  getrennten  Schlosszähnen.  Rechte  Schale  mit  einem  schrägen, 
zwischen  zwei  Zahngruben  gelegenen  Zahn.  Band  äusserlich,  jederseita  in 
einer  vom  Schlossrand  nach  den  Wirbeln  verlaufenden  Rinne.  Hinterer 
Muskel  auf  einer  Leiste.  Untere  Kreide  (Urgonien)  von  Süd-Europa  und 
Texas. 

Valletia  M.  Ch.  (Neocom),  Gyropleura  Douville  (Cenoman  bis  Senon), 
Caprotina  d'Orb  i^Fig.  018).    Neocom  bis  Turon. 


Homomyaria.    Pachyodonta.    Chamidac.  Caprinidae. 


277 


Chama  Lin.  (Fig.  619).  Ungleichklappig,  mit  der  linken,  seltener  mit 
der  rechten  Schale  aufgewachsen.   Wirbel  nach  vorne  gekrümmt.    Band  in 


Fi(j.  61ö 

o  Htijutinla  ammonia  Goldf.    DllOOlWL   orpon,  Vaucluse. 
(Vi  nat.  Gröaw.)  b,  e  Klein«.1«  K.xemplar  von  R>quienia  (Toucatia) 
LmuflaUi  N«w.  sp.   Ebendaher.    6  Linke,  e  rechte  Schale  von 
Innen.    (Nat.  Grosse  | 


Kijr.  617. 

Monoplrura  varian*  Math,  l'rjfonlen. 
Orgon,  Vnuclusc.  Beide  Schalen  In 
nat  Grosse  von  innen. 


einer  Rinne  hinter  den  Wirbeln,  nach  vorne  häufig  gespalten  und  bis  zur 


Wirbelspitze  fortsetzend.    Oberfläche   mit  hervorragenden  concentrischen 


Flg.  616. 

Monoplcura  trilobata  d'Orb.   Schrattenkalk.   OrRon,  Vaucluse.   o,  6  Kxemjtlar  In  nat. 
Grösse  von  vorn  und  hinten,   c  Unterschale  von  Innen  (nat.  Grosse). 

Blättern  oder  Stacheln  verziert.  Schlosszähne  stumpf,  etwas  gekerbt,  ver- 
längert. Muskeleindrücke  gross,  nicht  auf  Leisten  gelegen.  Kreide  bis  jetzt  ; 
hauptsächlich  im  Eocän.  ,  v 


Chamo  tqvamota  Lam. 


Fig.  619. 
Kocan.  Hampshire. 


(Nat  Grösse.) 


Fig.  618. 

Gruppe  bestehend  aus  Caprotina 
»rmirtriata  d'Orb.,  C.  striata 
d'Orb.  und  einem  Klatten  Sphrtru- 
llten  aus  dem  Gninsand  von 
Ix  Mans  mach  d'Orbigtiy). 


2.  Familie.    Caprinidae.  Fischer. 


Schale  sehr  ungleichklappig,  dick,  invers.  Die  aufgewachsene  rechte  Klappe 
conisch  oder  spiral,  mit  einem  starken,  zwischen  zwei  Gruben  gelegenen  Schloss- 
eahn;  linke  Schale  frei,  eingekrümmt  oder  spiral,  der  dicke  Schlossrand  mit  zwei, 
durch  eine  Grube  getrennten  Zähnen,  wovon  der  vordere  stärkere  durch  ein 


278 


Mollusca.  Lainellibranchiata. 


verticales  Septutn  gestützt  wird.  Band  innerlich  oder  äusserlich.  Hinterer  Muskel- 
eindruck  auf  einer  in  den  Schlossrand  verlaufenden  Leiste.  Aeussere  Schalen- 
schicht  prismatisch,  dünn,  innere  porzellanartig,  dazwischen  in  einer  oder  in  beiden 
Klappen  eine  von  zahlreichen  parallelen  Canälen  durchzogene  oder  mit  zelligen 
Maschen  ausgefüllte  Mittelschicht.    Nur  in  der  Kreide. 

Caprina  d' 'Orb.  (Gemmellaria  M.Ch.  Cornucaprina  Futterer)  (Fig.  620.  (521). 
Sehr  unglcichklappig,  dickschalig,  mit  der  Spitze  der  kegelförmigen,  rechten 


Fip.  620 
IjUigudurchschnltt  der  irrös- 
scren  Schale  von  Caprina 
adrerga,  um  die  Zwischen- 
kamincrn  In  der  inneren 
Sehalenschicht  zu  zeigen 


ng.  62i. 

tlnersehiiiU  durch  die 
»frören-  freie  Schale  vi  in 
Caprina  rommunit.  um 
die  parallelen  Camile  in 
der  mittleren  Schalen- 
geh  ich  t  xu  reißen. 


KIk  622. 

Plagioptychu*  Aguilloni  d'Orb.  Kreide. 

(«/,  imt.  L,rosse.i 


Klappe  aufgewachten ;  linke  Schale  grösser,  spiral  eingerollt.  Band  innerlich, 
hinter  den  Wirbeln  gelegen.  Innere  Schalenschicht  der  Unterschale  aus  con- 
centrisehen  Schichten  zusammengesetzt,  die  zuweilen  Hohlräume  zwischen 
sich  frei  lassen  (Fig.  620).    Die  Mittelschicht  der  freien  spiralen  Schale  von 

zahlreichen  ein- 
fachen, weiten  Pa- 
rallelcanälen  vom 
Schlossrand  bis 
zum  Wirbel  durch- 
zogen (Fig.  621). 
Schlosszahn  der 
aufgewachsenen 
Klappe  sehr  stark, 
zwischen  dem  hin- 
teren Muskelein- 
druck und  dem 
Aussenrand  eine 
Reihe  von  Vertie- 
fungen. Ccnoman. 
Die  typische  Art 
(C.  adversa  d'Orb.) 
erlangt  eine  be- 
trächtliche G  rosse. 

Schiosia  Böhm. 
Wie  Caprina,  aber 
kleine  Unterschale 
etwas  spirnl  und 
beide  Schalen  von 
einfachen  Canälen 
durchzogen.  Ceno- 
man.  Ober-Italien. 

Plag  i  opt  yc h  us  Math.  <  Sphaerucaprina  <Temmellaro,  0 rthopt 'ychus  Futterer 
Fig.  <J22.  623).  Rechte  Klappe  coniseh  oder  eingerollt,  mit  dem  Wirbel  aufge- 
wachsen, linke  Klappe  gewölbt,  mit  eingekrümmtem  Wirbel  Band  äusser- 
lich in  einer  tiefen  Rinne  hinter  den  Wirbeln,  nach  vorne  gegabelt  und 


Fl«.  623. 

Plaaiopti/chv*  Agvitlonl  d'Orb.  (PI.  Cot/uandi  Math.'  aus  dem  KudlMen- 
kalk  von  Le  Beaunnet,  Var.  A  rechte,  B  linke  Kluppe  ein  und  desselben 
Individuums  von  innen  ■  nat. GrtiMW)).  [m vorderer, *' hinterer Adductor, 
/  LiRHtnentftirehe,  c  vorderer,  e'  hinterer  Schlosszahn  der  linken  Klappe, 
<i'  Zuhntrruhe,  *  Septum  der  linken  Klappe.)  V  Querschnitt  durch  die 
kleine  Schale  In  der  Nahe  des  Randes  (Terjrromort.)  iy  t'unalc  der 
mtttler«Mi  Schulenschleht.    Posuiiijfer  bei  St  (iilpen. 


Digitized  by  Google 


Honiomyaria.    Pachyodonta.    Caprinidae.    Rudistae.  279 


jederseits  in  einer  Furche  bis  zur  Wirbelspitze  verlängert.  Schloss  und 
Schalenstructur  ähnlich  Caprina,  jedoch  die  freie  Schale  in  der  inneren 
Schalenechicht  mit  weiten  Parallelcanälen ,  deren  Begrenzungswände  sich 
nach  aussen  mehrfach  verästeln  und  dadurch  eine  grössere  Anzahl  in  drei- 
eckigen, nach  innen  zugespitzten  Räumen  vertheilter,  feiner  peripherischer 
Parallelcanäle  bilden.  Cenoman. 
Turon. 

Caprinula  d'Orb.  (Chaperia 
Mun.-Chalmas)  (Fig.  ti24.  625). 
Rechte  Schale  verlängert,  auf- 
gewachsen, conisch  oder  mit  ein- 
gekrümmtem Wirbel  ;  linke  Klappe 
spiral  eingerollt,  kleiner.  Beide 
Schalen  von  zahlreichen  paral- 
lelen Canälen  durchzogen,  wovon 
die  peripherischen  erheblich  klei- 
neren Durchmesser  besitzen,  als 
die  inneren.  Schloss  ähnlich  Ca- 
prina. Cenoman.  Turon.  Be- 
sonders häufig  in  Portugal,  Sici- 
lien  und  Texas. 

t  Ichthyosarculites  Desm. 
(Caprinella  d'Orb).  Kreide.  I.  trian- 
gularis  Desm. 

C  oralliochama  White. 
Rechte  Schale  conisch,  verlängert, 
aufgewachsen,  linke  kleiner,  mit 
eingekrümmtem  Wirbel.  Vor- 
derer Schlosszahn  sehr  kräftig, 
durch  ein  Septum  gestützt;  hin- 
terer Schlosszahn  schwach.  Radialcanäle  wie  bei  Plagioptychus,  nach  innen 
durch  eine  grobzellige  Schalenschicht  begrenzt.  Unterschale  mit  einer  dünnen 
äusseren  Prismenschicht  und  einer  blätterigen  Innenschicht,  dazwischen  eine 
sehr  dicke,  aus  verticalen ,  polygonalen ,  hohlen  Zellen  zusammengesetzte 
Mittelschicht.    Kreide.    Californien.    C.  Orcutti  White. 

3.  Familie.  Rudistae.  Lam. 
(Hippuritidae  Woodw.) 

Sehr  ungleichklappige,  dicke,  mit  der  Spitze  der  verlängert  kegeljörmigen 
rechten  Klappe  angewachsene  Schalen;  linke  Klappe  niedrig,  conisch  oder  fiach 
deckeiförmig.  Ligament  innerlich.  Oberschale  durch  mächtige,  zapfenförmige 
Zähne  in  die  Unterschale  eingefügt  und  nur  in  verticaler  Richtung  beteeglich. 
Muskeleindrücke  in  der  Deckelschale  an  vorragenden  Apophysen  befestigt.  Marin. 
Nur  in  der  Kreide. 

Die  Unterschale  besteht  aus  zwei  Schichten ;  davon  wird  die  äussere, 
welche  meist  eine  beträchtliche  Dicke  erlangt,  aus  aufrechten,  der  Längsaxe 
parallelen  Prismen  gebildet,  die  durch  zahlreiche  horizontale  Böden  ab- 
getheilt  sind.  Auf  den  Querböden  bemerkt  man  wie  auf  dem  Oberrand 
radiale  Gefässeindrücke.  Im  Gegensatz  zu  der  gegitterten  äusseren  Schalen- 
schicht ist  die  innere  porzellanartig,  und  besteht  aus  dicht  aufeinander  lie- 
genden parallelen  Blättern.  Bei  sehr  rasch  wachsenden,  cylindrischen  Formen 
bleiben  nicht  selten  zwischen  den  Blättern  Hohlräume  frei,  welche  den  Luft* 
kammern  der  Cephalopoden  gleichen  und  den  Hohlräumen  im  Innern  grosser 
Austern  entsprechen ;  die  äussere  prismatische  Schicht  widersteht  der  Ver- 
witterung besser,  als  die  innere,  und  ist  zuweilen  noch  vollständig  erhalten, 
während  die  innere  aufgelöst  und  weggeführt  ist.    Die  Steinkerne  des  vom 


Fi(f.  624. 
Caprinula  Baylei 
Gemm.    Kreide  von 

Addauran 
bei  Palermo.    V«  not. 

(Jrogne 
< nach  IrcmraelUre). 


FIr.  625. 

a  Querschnitt  durch  die  untere, 
6  durch  die  obere  Schale  von 
Caprinula  BoiMyi  d '( »rb.  ( c  Zahne, 
z  Zahrieruben,  u  Wohiikaumicr 
de«  Thieres,  «  Septum)  */i  nat 
O rönne  i  nach  W  o  o  d  w  o  r  d>. 


Digitized  by  Google 


2*0 


Mollusca.  Lamellibranchiata. 


Thier  bewohnte»  Hohlraumes  liegen  dann  durch  einen  leeren  Zwischenraum 
getrennt  frei  in  den  Schalenhüllen. 

Die  Oberschale  ist  ebenfalls  aus  einer  meist  wenig  dicken  prismati- 
schen Aussenschicht  und  einer  porzellanartigen  Innenschicht  zusammen- 
gesetzt. Bei  Hippurites  ist  erstere  von  einem  complicirten  Canalsystem 
durchzogen. 

Die  Rudisten  entfernen  sich  in  ihrem  ganzen  Habitus  und  Bau  am 
weitesten  von  den  normalen  lAinellibranchiaten.  Ihre  Beziehungen  zu  den 
Chamiden,  und  namentlich  zu  Monopleura  und  Caprotitui,  wurden  zuerst  von 
Quenstedt  erkannt  und  später  von  Woodward,  Bayle,  Zittel, 
Munier-Chalmas,  Douville  u.  A.  bestätigt,    Aeltcre  Autoren  hatten  die 


EL  b  Rudiolitt*  iBirndioliU*)  cornv-pantori*  d'Orb.  Mittlere 
Krelde"r<arentoniens  von  Pyle*  bei  Pcriceux.  nat.  (Jrosse 
(nach  Haylei  a  Schale  mit  Deckel  vmi  auwcn.  (ß,  C  die 
beiden  feiner  gerippten  Bänder.}  b  Innere  Ansieht  der  l'nter- 
schale  von  oben  Resehen.  (d  Vonlere,  d  hintere  Ziihimlveole, 
a  vorderer,  a  hinterer  Mutdcc  lelndrurk.  B.  I  gestreifte  Handcr 
•ler  Anssemvand,  m  Mmitellinle,  u  Wohnkammcr  und  leerer 

Kaum  zwlxehon  den  Zahniilveolen.) 
<•   Deekol klappe  von   Radiolite*   Hournoni  Dc»in.  »p.  Obere 
Kreide  (Donlonien*.    St.  Mainetz,  Dordogne.    '/»  nat.  <iro*«-e 
nach  liayle).    (<•  Vorderer,  c  hinterer  Sehlowjihn,  a  vonlere, 
a  hintere  Muskolapophye  i 


Kl«.  6*7. 

SphacrutiU*  nvfjtiodf*  Ijiih.  Mittlere 
Kreide.  Oonau,  Oberörterrelcb.  a  Voll- 
«tand.  Exemplar  mit  Deekel  in  nat.  Gr 
6  Deckelsehale  von  8t  «illRen,  Saliburv 
(Dil  <ir.i.  :A  SehloKsfalte.  c,e Schkw 
/.ilhne,  a  und  n'  Muskelapophy*en 


Rudisten  bald  für  Vertreter  einer  besonderen  Klasse,  bald  für  Cephalopoden, 
Cirripedcn.  Brachiopoden,  Korallen  oder  Anneliden  gehalten.  Die  Mehr- 
zahl der  Rudisten  kommt  in  grosser  Menge  vereinigt  vor;  sie  erfüllen  häufig 
ganze  Schichten,  wobei  die  Spitzen  der  Unterschalen  meist  nach  unten  ge- 
richtet sind.  Trotz  ihrer  Häufigkeit  ist  es  aber  ungemein  schwierig,  ja  in 
vielen  Fällen  sogar  unmöglich,  die  beiden  Schalen  von  einander  zu  trennen 
und  das  Innere  zu  präpariren.  Von  manchen  Arten  ist  darum  auch  das 
Schloss  erst  unvollkommen  bekannt. 

Rndiolites  (Lam.)  Baylc  {Biradiolites  d'Orb.)  (Fig.  62»;).  Schale  kegel- 
förmig, biconisch  oder  eylindrisch.  Unterklappe  conisch,  gerade,  mehr 
oder  weniger  verlängert,  vertical  gerippt  oder  aus  horizontalen  Blättern  zu- 
sammengesetzt, häufig  mit  zwei  glatten  oder  fein  gestreiften,  vom  Oberrand 
bis  zur  Spitze  verlaufenden  Bändern,  die  nach  Douville  die  Lage  der 
After  und  Athemröhre  bezeichnen.  Aeussere  Schalenschicht  enorm  dick,  aus 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.    Pachyodonta.  Rudistae 


281 


polygonalen,  grossen  verticalen  Prismen  zusammengesetzt  (Fig.  629).  Oberschale 
deckeiförmig,  flach  oder  conisch  mit  centralem  oder  excentrischem  Wirbel. 

Auf  der  Innenseite  der  Deckelschale  ragen  zwei  lange,  schmale,  aussen 
längsgeriefte  Zähne  vor  (Fig.  626  c,  c'),  die  durch  einen  ziemlich  breiten 
Zwischenraum  getrennt  sind ;  dieselben  passen  in  zwei  scheidenförmige,  nach 
innen  und  unten  offene,  innen  vertical  gestreifte  Alveolen  (dd')  der  Unter- 
schale, welche  unmittelbar  in  die  Wand  eingefügt  sind.  Neben  diesen  Alveolen 
liegen  jederseits  die  sehr  grossen,  ungleichen,  wenig  vertieften  Muskeleindrücke,  • 
welche  in  der  Oberschale  auf  starken  und  breiten,  längsgefurchten,  unmittel- 
bar neben  den  Schlosszähnen  vorragenden  Apophysen  befestigt  sind.  Liga- 
ment unbekannt.    Mittlere  und  obere  Kreide  von  Europa  und  Texas. 

Bei  dem  Subgenus  Lapeirousia  Bayle,  (Rad.  Jouanettia  Desm.)  sind 
die  beiden  glatten  Bänder  innerlich  durch  zwei  vorspringende  Pfeiler  ersetzt ; 
bei  Synodontite8  Pirona  die  zwei  Zähne  der  Oberschale  verwachsen. 

Sphaerulites  Delametheric  (Radiolites,  Birostrites  Lam.,  Jodamia  Defr., 
Dipilidia,  t  Aorta  Math.)  (Fig.  627.  628).  Aeussere  Form  und  Structur  wie 
Radiolites,  jedoch  ohne  die  beiden 
Längsbänder.  Obere  Schale  zwischen 
den  beiden  Schlosszähnen  mit  einer  ein- 
springenden Falte  (Schlossfalte)  der  Innen- 
schicht. Unterschale  ebenfalls  mit  einer 
Schlossfalte,  in  deren  zweischneidigen 
Oberrand  sich  die  Falte  der  Oberschale 
einfügt.  Die  Schlosszähne  der  Oberschale 
werden  in  der  Unter- 
klappe von  zwei  frei- 
stehenden vertica 
len,  innen  gestreif- 
ten Alveolen  (d  <f) 
aufgenommen ,  die 
meist  durch  Quer- 
septen  mit  dem  In- 
nenrand der  Schloss 

falte  verbunden 
sind.  Die  beiden 
Gruben  (x  u.  x)  ne- 
ben der  Schlossfalte 
werden,  wiePethö 
nachgewiesen,  theilweise  von  einem  innern  Ligament  ausgefüllt,  das  sich  vor 
dem  inneren  Ende  der  Sehlossfalte  in  der  Oberschale  befestigt.  Die  Muskel- 
eindrücke (d  und  a)  sind  vertical  gestreift  und  wie  bei  Radiolites  beschaffen. 
Sehr  häufig  in  der  Kreide  (vom  Urgon  bis  Senon)  in  Europa,  Nordafrika, 
Kleinasien,  Palästina,  Indien,  Nord-  und  Süd -Amerika,  am  verbreitetsten 
in  der  mittleren  und  oberen  Kreide. 

Die  Gattungen  Dipilidia,  Birostrites  und  Jodamia  sind  auf  innere 
Steinkerne  von  Sphaerulites  basirt. 

Hippurites  Lam.  (Fig.  630—6:54).  Unterschale  verkehrt  kegelförmig, 
kreiseiförmig  oder  cylindrisch,  gerade  oder  gebogen,  zuweilen  bis  1  m  lang, 
mit  der  Spitze  festgewachsen,  der  Länge  nach  gerippt  oder  glatt,  mit  drei 
vom  Oberrand  zur  Spitze  verlaufenden  Längsfurchen  (A  B  C).  Oberschale 
deckeiförmig,  flach  oder  niedrig  conisch,  mit  centralem  Wirbel,  häufig  von 
zwei  runden  oder  länglichen  Löchern  durchbohrt,  die  Aussenschicht  mit  Poren 
(den  Mündungen  von  kurzen  Canälchen)  bedeckt,  welche  in  stärkere,  vom 
Wirbel  nach  dem  Rand  ausstrahlende  Radialcanäle  einmünden.  Die  dicke 
Aussenschicht  der  Unterschale  ist  häufig  bräunlich  gefärbt  und  besteht  aus 
dünnen  horizontalen  Parallelblättern,  die  wieder  aus  verticalen  Prismen  zu- 
sammengesetzt sind.    Die  innere  weisse  Schalenschicht  ist  porzellanartig  und 


FIk  6«9. 
Aeussere  Sehalemehleht  der 
l'nterklHppe  von  Radioliie* 
«Hier  Sphnerulite*  mit  sehr 

jfrosvn  hohlen  Priemen. 
Kreide  vom  Monte  Gargaao, 
Italien. 
{Nut.  (JrAMc.j 


Spharrulite* 


Fl*.  688. 
Verkleselte  rnterscnale  von 
ftttioccu*  Lam.  An»  dem  Carentonien  von 
Ite  d'Aix,  Oharente.  */,  mit.  Ort»««?  iiaeh 
Goldfunü).  (A  SehloKufttlte,  d  vordere, 
rf'  hintere  eimiielirte  Znlinulveole,  n  vonle- 
rer, a  hinterer  Muskeleindruek,  x  und  / 
leere  Gruben  zu  beiden  Seiten  der  Sehloui- 
fnlte.  y  V  förmige  Grube  hiii  Innern  Ende 
der  Sehlosüfnlte.) 


Digitized  by  Google 


282 


Mollusca.  Laniellibranchiata 


enthält  im  unteren  Theil  der  Schale  zuweilen  leere  Zwischenräume.  Den  drei 
Furchen  der  Oberfläche  entsprechen  im  Innern  drei  vorspringende,  durch 


KIk  6.10. 
lhl>i>urltf*  (ionnvientit 

Douvllle.  Kreide. 
<;o*atithnl  In  oIhtoM»t- 
relch    (%  nat  Crtiswe.) 


ritt,  63i. 

Hijijiuritrr  (tjififli  l><>uvillt'  NciVrahen  bei  Kül- 
bach, Kalzbun;  ('/,  mit  i;ru"c  )  i  1  Kurehe  >l<  r 
Schlo**fnIte,  B  Kurehe  de*  vorderen,  C  de* 

hinteren  Pfeilen.) 


Duplicatur  beider  Schalenschichten  entstehende  Falten, 
wovon  die  vordere  (Schlossfalte  A)  dünner,  länger  oder 
auch  kürzer  ist,  als  die  beiden  hinteren  Säulchen  (B  C), 
welche  am  Innenende  verdickt  und  oben  mit  einem  Knöpf- 
eben  gekrönt  sind.  Bei  den  Untergattungen  d'Orbigny 
bioculatus  Lam.)  und  Batolites  M«>ntf.    Hipp,  organisans 


Flg.  632. 
Ifippurite*  OTgani$tm> 
Montf  Wrtlcalcr  Durch- 
««'hiiln  einer  zerbroche- 
neu  Schale  ohne  Wohn- 
kamnicr,  um  die  Quer- 
boden und  Zwischen- 
kammern  in  zeigen 

•  Nat.  OrttttM  i 


a  Woodw.  (Hipp. 
Lap.)  verkümmert 


Kit?  683, 

Ilippuritr*  rudi»*n»  Desm.    Obere  Kreide  Dordonicii  i  von  Royan,  «  hareiite.    «/,  nnt  Or  (nach  Haylei 

Ii  DeckelHchale.  (e  Vorderer  Sehlofwtahn,  e'  und  c"  hintere  Zahn«*,  n  pttaerfSnaiftt  ApopkjRM  de« 
Mu-keli  iiulruckü.  .4  Schlunxfaltc,  U  l'urche,  dein  vorderen,  C  dem  hinteren  Siiulchen  der  CiiterM-hale 

entsprechend. 

b  Innere  Ansicht  der  l"nter«chale  von  oben  gchchcn.    iA  Schi  auffalle,  //vonlere?;,  tT  hintere*  Saulchen. 
<l  Alveole  de«  vorderen,  </  und  d"  der  beiden  hinteren  Zahne  der  Oberschale,  u  und  «'  zwclthcilhrer 
Mickelcindruck,  u  Wohnkiunmcr  den  Thiere*.  x  kleine,  leere  (Jrube  neben  der  OthiOMftltC») 

die  Schlossfalte  gänzlich;  bei  I'ironaia  Mcnegh.  springen  hinter  den 
beiden  Säulchen  eine  Anzahl  accessorischer  Falten  vor.    Die  zwei  hinteren 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.    Pachyodonta.  Heterodonta. 


283 


Säulchen  sind  nach  Douville  den  zwei  glatten  Bändern  von  Radio- 
Utes  homolog  und  bezeichnen  die  Lage  der  After-  und  Athemrühren ; 
ihre  verdickten  Köpfe  passen  in  die  beiden  Löcher  der  Oberschale.  Das 
vordere  Säulchen  ist  in  der  Tiefe  mit  dem  inneren  Ende  der  Schlossfalte 
durch  eine  Querwand  verbunden  und  von  dieser 
geht  eine  zweite  Querwand  nach  dem  Rande  aus, 
so  dass  zwischen  Schlossfalte  und  vorderem  Säulchen 
zwei  Gruben  (d"  und  et)  zur  Aufnahme  von  Zähnen 
der  Überschale  entstehen.  Zwei  weitere  Septa  be- 
ginnen am  inneren  Ende  der  Schlossfalte  und  rich- 
ten sich  divergirend  nach  der  vorderen  Wand,  wo- 
selbst sich  über  denselben  ein  grosser,  zweitheiliger 
Muskeleindruck  (o  a)  befindet.  Die  Grube  d  nimmt 
den  vorderen  Hauptzahn  der  Oberschale  auf,  die 
Grube  x  enthält  nach  Woodward  das  innere 
Ligament,  allein  Douville  konnte  Ligamentreste 
bis  jetzt  nur  am  inneren  Ende  der  Schlossfalte  be- 
obachten, woselbst  dasselbe  ein  verticales  Band  zu 
bilden  scheint.  Der  zweite  Muskeleindruck  ist  klein, 
wenig  vertieft  und  befindet  sich  zwischen  der 
Schlossfalte  (A)  und  dem  vorderen  Pfeiler  (B). 

Der  Schlossapparat  der  Deckelklappe  ist  sehr  schwierig  zu  präpariren 
und  erst  von  wenigen  Arten  bekannt.  Die  Schlossfalte  bildet  einen  schwachen, 
einspringenden  Kiel.  Der  vordere  zapfenförmige  Zahn  (c)  besitzt  in  der  Nähe 
seiner  Basis  zwei  polsterartige  Erhöhungen  (a  und  a ),  welche  dem  getheilton 
Muskeleindruck  der  Unterschale  entsprechen.  Hinter  dem  Vorderzahn  ragen 
auf  gemeinsamer  hufeisenförmiger  Basis  zwei  weitere  dicht  nebeneinander 
gelegene  Zähne  (c  c")  vor,  welche  sich  in  die  Gruben  d'  und  d"  der  Unter- 
schale einfügen.  Die  Hippuriten  sind  ungemein  häufig  in  der  mittleren  und 
oberen  Kreide  der  Alpen  und  Pyrenäen,  der  Provence,  Charente,  ferner  von 
Istrien,  Dalmatien,  Griechenland,  Sicilien,  Kleinasien,  Persien  und  Algerien.  Sie 
finden  sich  hauptsächlich  in  litoralen  Seiehtwasserbildungen.  Für  die  Unter- 
scheidung der  Arten  sind  die  Beschaffenheit  des  Schlosses  der  Unterschale 
und  die  Form  und  Vertheilung  der  Poren  auf  der  Deckelschale  maassgebend. 

Barrettia  Woodw.    Kreide.   Jamaica  und  Guatemala. 

3.  Unterordnung.    Heterodonta.  Neumayr. 

Schale  gleich-,  seltener  ungleichklappig ,  meist  frei.  Schloss  mit  einer  be- 
schränkten Anzahl  meist  leistenjörmiger ,  seltener  conischer  oder  halcenjörmiger 
Zähne,  welche  durch  Zahngruben  getrennt  und  häufig  in  Schloss-  und  Seitenzähne 
differenzirt  sind.  Band  äusserlich,  selten  innerlich.  Siphonen  selten  fehlend. 
Manteleindruck  ganzrandig  oder  mit  Bucht. 

Zu  den  Heterodonten  gehört  gegenwärtig  etwa  die  Hälfte  aller  Muscheln. 
Sie  beginnen  im  Silur,  werden  in  Devon,  Carbon  und  Penn  etwas  zahl- 
reicher,  spielen  aber  erst  von  der  Trias  an  eine  hervorragendere  Rolle  und 
befinden  sich  von  da  an  in  steter  Zunahme.  Die  typischen  Heterodonten 
besitzen  kräftige  Schloss-  und  Seitenzähne,  doch  gibt  es  eine  erhebliche 
Anzahl  von  Formen  aus  den  verschiedensten  Familien  (Najadidae,  Cardiidae, 
Lucinidae),  bei  denen  die  Schlosszähne  oder  Seitenzähne,  zuweilen  sogar  beide, 
verkümmern,  so  dass  der  Schlossrand  durch  Reduction  zahnlos  wird.  Neben 
diesen  rückgebildeten  Formen  gibt  es  auch  eine  Anzahl  meist  paläozoischer 
Gattungen,  bei  denen  das  sehr  dünne  Schloss  nur  sehwache  Andeutungen 
von  Zäh  nen  und  zwar  meist  nur  Querkerben  oder  stumpfe  Höcker  aufweist 
(Praecardiidae,  Lunulocardiidae).    Neu  m  u  y  r  stellt  diese  cryptodonten  Formen 


KlR.  CT4. 
Hippurile*  eoniu-nteeinum 
fioldf.  Oown.  n»L  Grflwr.) 
Wrtleiilcr  Durchschnitt,  um 
<li<-  Binflunog  <i<t  BcMo**- 
zührn-,  sowie  <lic  beiden 
Schalonschlehten  zu  zeigen 


Digitized  by  Google 


284 


Mollusca.  Lamellibranchiata 


zu  den  Palaeoconchae,  doch  scheinen  sie  mit  gewissen  Familien  der  Hetero- 
donten  in  naher  Beziehung  zu  stehen  und  dürften  als  deren  Vorläufer  am 
besten  bei  diesen  eingereiht  werden. 


,1V  '*" 


A.  Integripalliata. 

Manteleindruck  ganzrandig.    Siphonen  kurz,  nicht  retraktil,  zuweilen  fehlend. 

1.  Familie.    Anthracosidae.  Amalitzky. 

Ausgestorbene,  meist  länglich  ovale  bis  oval  dreieckige,  glatte  oder  fein  con- 
centrisch  gestreifte  Muscheln,  mit  vor  der  Mitte  gelegenen  Wirbeln  und  äusser- 
lichem  Band.  Ränder  glatt.  Schloss  sehr  variabel,  unvollkommen  entioickelt,  in 
der  Regel   jederseits  mit  einem  stumpfen,   wenig  vorspringenden  Schlosszahn, 

zuweilen  auch  mit  einem  langen  hinteren  Seilen- 
zahn, fast  ganz  zahnlos  oder  mit  zahlreichen, 
taxodonten,  jedoch  etwas  irregulären,  häufig  ge- 
spalteten Querzähnchen.  Hinter  dem  vorderen 
Muskeleindruck  ein  kleiner  Fussmuskeleindruck. 
In  limnischen  und  brackischen  Ablagerungen 
der  Devon-,  Steinkohlen-,  Perm-  und  Trias- 
formation. 

Amnigenia  H&W.  Devon  (Old  red).  Nord- 
Amerika  und  Rheinpreussen. 

Anthra cosia  King.  (Fig.  635).  Schale 
dünn,  meist  klein,  länglich  oval.  Schlossrand 
verdickt,  jederseits  mit  einem  stumpfen,  läng- 
lichen Cardinalzahn  und  schwach  entwickeltem 
leistenartigen  hinteren  Seitenzahn.  In  der 
productiven  Steinkohlenformation ,  im  Roth- 
liegenden  und  in  den  limnischen  Permablage- 
rungen von  Russland  häufig. 

Anthracomya  Salter  (Nayadites  Dawson), 
Asthenodonta  Whiteaves.  Carbonicola 
M'Coy.  Steinkohlenformation. 

Palaeomutela  Amalitzky  (Oligodon 
Amal.).  Schlossrand  mit  zahlreichen,  unregel- 
mässigen Querzähnchen  und  Streifen  bedeckt. 
In  brackischen  oder  limnischen  Mergeln  der 
Permformation  Russlands. 

Anoplo  phora  Sandb.  emend.  v.  Koenen 
(Uniona  Pohlig  Fig.  636).^  Rechte  Schale  mit 
sehr  stumpfein,  dickem  Schlosszahn,  welcher 
sich  in  eine  Einscnkung  des  linken  Schloss- 
randes einfügt.  Linke  Schale  mit  langem,  hinterem  Seitenzahn.  Trias 
(Lettenkohle).    A.  donacina  Schloth.,  A.  lettica  Quenst.  sp. 

2.  Familie.    Cardiniidae.  Zitt. 

Schale  verlängert  oder  oval,  glatt  oder  concentrisch  gestreift.  Band  äusser- 
lirh.  Schlosszähne  kräftig  oder  verkümmert.  Hinttre  Seitenzähne  lang,  vordere 
kurz.  Keine  acccssorischen  Fussmuskeleindriicke  vorhanden.  Nur  fossil  in  marinen 
Schichten  der  Trias  und  im  Lias. 

Trigonodus  Sandberger  (Fig.  637).  Oval  bis  trapezoidisch,  hinten  ver- 
längert. Schlossrand  links  mit  einem  starken  dreieckigen,  zuweilen  gespal- 
tenen Cardinalzahn,  einem  kurzen  schrägen  vorderen  und  zwei  langen  leisten- 
artigen hinteren  Schlusszähnen,  rechte  mit  einem  Schlosszahn,  einem  sehr 


Fig.  635. 

o  Anthracosia  ( Unto)  rarbonarin  <  JoMf.  sp. 

RothUagvndes,   Nledenteoftenbach  bei 

Kusel,  Rheinbttyi'rn 
b  Anthracosia  I.ottncri  Llldw.  sp, 
StcinknhlermrhiefiT,   liADnibalieche  bei 
Bochum.     Nach  L  uil  wie) 


Fi«.  636. 
i  Quei 

ic<irichslmll     Such  Alb.Tti.) 


Anoplophtrra  lettica  Queoftl    sp  Trlus. 
Kri.  • 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.    Heterodonta.  Integripalliata. 


2*5 


kurzen  schrägen  vorderen  und  einem  leistenartigen  langen  hinteren  Seiten- 
zahn. Trias,  namentlich  im  Letten kohlendolomit  und  in  den  Raibier 
Schichten. 

Heminajas  Neumayr.  Trias.   U.  (Myophoria) 
Jissidentaia  Wöhrmann. 

Pachycardia  Hauer.  Länglich  oval ,  fast  drei- 
eckig, concentrisch  gestreift  oder  glatt;  Wirbel  ge 
krümmt,  fast  terminal,  sehr  genähert;  Vorderseite 
angeschwollen,  steil  abfallend,  mit  Lunula;  Hinter- 
seite verschmälert  und  etwas  zusammengedrückt 
Schlosszähne  2 : 2  kräftig,  divergirend,  der  vordere 
rechts  schwächer  und  fast  marginal.  Ausserdem 
ein  verlängerter  hinterer  Seitenzahn  in  jeder  Klappe.  Trigonoduf  sSjJtoyari  Albertt 
In  der  alpinen  Trias.    P.  rugosa  Hauer.  Trin*  (Lettenkohle).  zimmern, 

Cardinia  Ag.  (Thalassites  Quenst.)  (Fig.  638).  S^ÄS 
Oval  oder  verlängert,  dick,  vorne  kurz,  abgerundet.     b  stänkern.   Nat.  Qröne.) 
Schlosszähne  sehr  schwach  oder  fehlend.  Vordere 

Seitenzähne  kurz,  hintere  dick,  leistenartig.  Im  unteren  Lias  häufig.  An- 
geblich auch  im  Dogger. 


Flg.  638. 

Cardinia  hybrida  BOW.    Int  Lins.   Ohrelelwn  bei  Ualbcr^tadt. 


3.  Familie.    Nayadidae.  Lam. 
(Unionidae  auet.) 

Schale  ungemein  vielgestaltig,  meist  oval  oder  verlängert,  geschlossen,  mit 
dicker  dunkelgrüner  oder  schwärzlichbrauner  Epidermis  bedeckt,  darunter  eine 
dünne  Prismenschicht,  und  unter  dieser  die  innere  Perlmutterschuht.  Ränder 
glatt.  Wirbel  weit  nach  vorne  gerückt,  meist  corrodirt.  Band  äusserlich.  Schloss 
zähne,  wenn  vorhanden,  dick,  etwas  unregelmässig  radial  oder  quer  gestreijt; 
hintere  Seitenzähne  lang,  leisten/örmig  oder  fehlend.  Hinter  dem  vorderen  Muskel- 
eindruck  zwei,  und  vor  dem  hinteren  Muskeleindruck  ein  kleiner  Fussmuskel- 
eindruck. 

Sämmtliche  Nayadiden  leben  im  Süßwasser  und  sind  in  nahezu  1000  Arten 
fast  über  die  ganze*  Erde,  am  zahlreichsten  in  Nordamerika  und  Süd  China 
verbreitet.  Die  Thiere  besitzen  einen  grossen  beilförmigen  Fuss,  vier  Kiemen 
blätter  und  meist  getrennte  Mantellappen.  Nur  bei  Mutela,  Castalia,  Spatha  etc. 
verwachsen  die  MantellapjKm  hinten  und  bilden  zwei  kurze  Siphonen. 
Fossile  Formen  erscheinen  zuerst  im  oberen  Jura,  gewinnen  aber  erst  in 
der  jüngeren  Kreide  und  im  Tertiär  grössere  Häufigkeit. 

Ueber  die  Entstehung  der  Nayadiden  herrschen  verschiedene  Ansichten. 
Neumayr')  glaubte  sie  von  den  Trigonien,  Po  hl  ig  von  triasischen  Vor- 
läufern (Uniona),  v.  Wöhrmann2)  von  Trigonodus  und  Verwandten  ableiten 
zu  können.    Eine  ältere,  wahrscheinlichere,  schon  von  King  und  M'Coy, 


')  Neumayr  M.  Ueber  die  Herkunft  der  Unionidcn.  Sitzungsber.  Wien.  Ak. 
1889.  Bd.  98. 

*)  Wöhrmann  8.  v.,  Ueber  die  systematische  Stellung  der  Trigoniden  um! 
die  Abstammung  der  Nayaden.    Jahrb.  geol.  Reichsanst.  1893.  Bd.  43. 


Digitized  by  Google 


286  Mollusca.  Lamellibranchiata. 

neuerdings  von  Amalitzky  und  Whiteaves  vertretene  Hvpothese  sieht 
in  den  carbonischen  Anthraeosien  die  Ahnen  unserer  heutigen  weit  ver- 
breiteten Süsswa^sermuseheln. 

Unio  Philippson  (Fig.  039).  Sehale  vielgestaltig,  glatt,  seltener  mit  Höckern 
oder  Falten  verziert,  meist  dick.  Schloss  variabel,  in  der  Regel  rechte  Schale 
mit  einem  plumpen  oder  blattartigen,  radial  gestreiften,  und  einem  schwachen, 
leistenartigen  vorderen  Schlosszahn,  sowie  einem  sehr  langen,  lamellen- 
artigen, dem  Schlossrand  parallelen,  hinteren  Seitenzahn,  der  sich  zwischen 
zwei  entsprechende  Leistenzähne  der  linken  Klappe  einfügt;  letztere  besitzt 
ausserdem  unter  den  Wirbeln  zwei  gestreifte  divergirende  Schlosszähne. 
Vorderer  Muskeleindruck  hoch  gelegen. 


'  Pjtr,  fi39. 

inio  Stächet  NVumnyr.   ConKorionw-lilohten.   Sibinj,  Slavonlen.   </>  und  x  HIlftimitrttclHiiilriiekc.) 


Die  Gattung  Unio  ist  von  den  Conchyliologen  in  eine  grosse  Menge  von 
Subgenera  zerlegt  worden,  die  sich  jedoch  auf  die  fossilen  Formen  kaum 
anwenden  lassen.  Die  ältesten  ächten  Unionen  finden  sieh  in  Süsswasser- 
ablagerungen  des  (»bereu  Jura  (lusitanische  Stufe)  von  Portugal;  ferner  in 
Purbeck  und  Wealdenschichten,  sowie  in  den  Atlantosaurus  Beds  von  Colo- 
rado, Wyoming  und  Montana.  Sie  werden  zahlreicher  in  der  oberen  Kreide 
von  Europa  und  Nordamerika  und  im  Eocän;  erlangen  aber  ihre  Haupt 
entwickelung  erst  in  der  sogen,  levantinischen  Stufe  von  Slavonien,  Croatien, 
Rumänien  und  Griechenland,  wo  namentlich  Formen  von  amerikanischem 
und  chinesischem  Gepräge  vorkommen. 

Anodonta  Cuvier.  Sehr  dünnschalig.  Schlossrand  zahnlos.  Eocän  bis 
jetzt,  weniger  häufig  als  Unio. 

Spatha  Lea.    Obere  Kreide  und  jetzt. 

Die  Gattungen  Castalia  Lam. ,  Mycetopus  d'Orb. ,  Mutela  Scopoli 
{Iritlina  Lam.),  Leila  Gray  etc.  sind  fossil  nicht  nachgewiesen. 

4.  Familie.    Trigoniidae.  Lam. 
(Schizodonta  Steinmann.) 

Schale  gleichklappig,  oval  dreieckig  bis  viereckig.  Wirbel  weit  nach  vorne 
gerückt,  meist  rückwärts  gekrümmt,  dahinter  das  kurze  äussere  Ligament.  Ober- 
fläche glatt  oder  reich  verziert.  Linke  Schale  mit  einem  plumpen,  dreieckigen, 
häufig  gespaltenen  (schizodonten)  Cardinahahn  und  zwei  leistenjormigen,  von  den 
Wirbeln  divergirenden  Seitenzähnen.  Rechte  Klappe  mit  zwei  /\förmig  diver- 
girenden  Leistenzähnen.  Die  Schlosszähne  häufig  seitlich  quer  gerieft.  Muskel- 
eindrücke kräftig.  Schale  innen  perlmutterglänzend.  Die  Mantellappen  getrennt. 
Sijdionen  fehlen.  Fuss  scheibenförmig,  mit  Medinn/urche.  Vier  ungleich  grosse 
Kiemenblätter.  Devon  bis  jetzt.  Hauptverbreitung  in  mesozoischen  Ablage- 
rungen. Die  ältesten  Vertreter  dieser  Familie  zeigen  gros.-e  Uebereinstiinmung 
mit  den  Astartiden  um!  dürften  mit  diesen  gcmeinsimen  Ursprung  haben. 

Curtonotus  Salter  {Kejersteinia  Neum.).  Oval;  Wirbel  fast  terminal. 
Linke  Schale  mit  einem  plumpen,  dreieckigen  Cardinalzahn,  rechte  mit  zwei 
divergirenden  Leistenzähnen.  Devon. 

Frotosch  i zodus  de  Kon.  Carbon. 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.   Heterodonta.  Integripalliata. 


287 


Sehizodus  King  (Fig.  640). 
grosse  Dreieckzahn  der  linken 
lieh  nicht  gerieft.  Vordere 
Leiste  gestützt.    Im  Perm  häufig. 


Der 

seit 


ig.  640).    Schief  oval  oder  trapezförmig,  glatt, 
inken  Klappe  tief  ausgeschnitten,  die  Zähne 
rer  Muskeleindmck  durch  keine  . 


Wig.  642. 
Mr/ophorin  dtcunaia  Mstr. 

oh  Trias    St.  Quwian,  Tyrol. 

«  Hechte  Sehale  von  aussen 
nnt  Orosne)  6  Schlnss  mit 
Re*treiftcn  Zahnen  ivergr.). 


Plg  640 

Srhizndu*  ohtcvru*  Sow.  <i  Steinkern  aus 
dem  Zechstein  von  Niederrodenbach  hei 
Ilnnuu  tiat.  (irtee:.  6  Schlons  innen  K  I  n  ki 


Flg  Ml. 
Myophorin  tttevigalit 
Alb    sp.  Schauinkalk 
Ituderwlorf  bei  Herlin. 


Myophoria  Bronn  (Neoschizodw  Gieb.)  (Fig.641. 642).   lN"!  (ir"(kV  sehio«.. 
Schief  oval  bis  trapezförmig,  glatt,  häufiger  mit  einer  vom     ™°*  uMu  *l'*irvin 
Wirbel  zum  unteren  Hinterrand  verlaufenden  Kante,  welche  eine  von  dem  vor- 
deren, concentriseh  oder  radial  gerippten  Theil  abweichend  verzierte  hintere 
Area  begrenzt.  Wirbel  kaum  gedreht,  der  Drei- 
eckzahn der  linken  Schale  bald  gespalten,  bald 


Trigonia  novit  Lai 
(iunden 


Fi«  o. 

l'nterer  »»rauner  Jura, 
fen,  Elsa.«!-. 


Fljr.  643  fc. 

Trigonia  daedalea  Park.   Mittlere  Kreide 
(Mervien     Meule  de  Hracquegnie*,  Belgien. 
(Nat,  O  rosse.) 


einfach,  häufig,  aber  nicht  immer,  wie  die  leistenartigen  Seitenzähne  fein  quer 
gestreift.  Muskeleindrücke  durch  schwache  Leisten  verstärkt.   Sehr  häufig  in 

der  Trias. 


Kip.  645 

Trigonia  efr.  ali/ormi*  Purk.  Senon- 
kreide    Vaels  bei  Aachen. 
iNnt.  Orosseo 


FlR  MO 
Sehlo»  von  Trig  mia  pe<  Ii 
"rfim.  Keeent. 
Auxtralien. 


Kit'  644. 
Trifjonia  cottoUx  Smv. 
Hrnuner  Jura.  Württem- 


berg, 


nat.  GrüKHe. 


Subgenera:  Astartopsis,  Myophoriopsis,  Grünewaldia  v.  Wöhr- 
mann, Remondia  Gabb.  Kreide. 

Trigonia  Brug. (Fig.  643a— 646).  Oberlliiche  mit  concentrisehen,  radialen 
oder  divergirenden  Rippen  oder  Knotenreihen  versehen;  die  hintere  Area 


Digitized  by  Google 


288 


Mollusca.  Lamellibranchiata. 


meist  kantig  begrenzt  und  abweichend  von  der  übrigen  Schale  verziert. 
Wirbel  fast  terminal,  rückwärt«  gekrümmt.  Dreieckzahn  der  linken  Schale 
tief  gespalten  und  wie  die  divergirenden  Seitenzähne  und  Schlosszähne  der 
rechten  Schale  auf  den  Seiten  quer  gerieft.  Muskeleindrücke  tief,  durch 
Leisten  gestützt.  Lias  bis  jetzt.  Sehr  häufig  in  Jura  und  Kreide,  äusserst 
selten  im  Tertiär.    Lebend  im  australischen  Meer. 


5.  Familie.    Astartidae.  Gray. 

Dickschalige,  gleichklapp  ige,  marine  Muscheln  mit  kräftigen  Schlosszähnen 
(meist  2,  seltener  1  bis  3  in  jeder  Klappe);  vordere  Seitinzähne  fehlen,  hintere 
leistenartig,  rudimentär  oder  fehlend.  Band  äusserlich.  Muskeleindrücke  oval, 
über  dem  rorderen  häufig  ein  Fussmuskeleindruck.  Silur  bis  jetzt.  Hauptent- 
wickelung in  Trias,  Jura  und  Kreide.  Die  paläozoischen  Gattungen  besitzen 
meist  leistenartige  hintere  Seitenzähne  und  sind  nicht  sicher  von  den  Cypri- 
niden  zu  unterscheiden. 

?  Anodontopsis  M'Coy  (Pseudaxinus  Salter,  Orthodontisch  Meek),  f  Ma- 
theria Billings.  Silur. 

1  Pachydomus  Morris  (Megadesmus  Sow.),  t  Guerangeria  Oehlert, 
Prosocoelus,  Mecynodon  Kef erst.,  Goniophora  Phill.,  Cypricardinia 
Hall,  Cypricardelia  Hall  (Microdon  Hall).  Devon. 


Klff  047. 
I'tfurriphoru*  amtatut  KillK 
<i   Ik-M'hnltc*    Kxcmplur   au»  dem 
ZwtiKtpln  von  Byer»  Quarry,  Eng- 
land, */i  (nach  King). 
6  Steinkorn  au»  den«  Zoehntein  von 
Gera  (nach  (ietnitz). 


Fl*.  &49 

Vcnericnrdia  imbrirata  Ijuii    Koran.    GrUnion  Ihm  Parif. 


Pleuroph+orus  King  (Fig.  647).  Quer 
verlängert,  vierseitig;  Wirbel  terminal.  Ober- 
fläche mit  einigen  schräg  nach  hinten  ge- 
richteten Radialrippen  oder  glatt.  Schlosszähne  2  :  2  stark  divergirend,  ausser- 
dem je  ein  langer,  leistenförmiger  hinterer  Seitenzahl!.  Devon  bis  Trias; 
Hauptverbreitung  im  Perm. 

Cardita  Bing.  Länglich  vierseitig,  trapezoidisch,  mit  stark  nach  vorne 
gerückten  Wirbeln,  und  mit  radialen,  etwas  schuppigen  Rippen  verziert, 
meist  mit  Lunula.  Ränder  gekerbt.  Schlosszähne  (2  :  2— :i)  sehr  schief,  fast 
leistenförmig.    Trias  bis  jetzt. 

Subgenus:  Pal aeocardita  Com.  (Fig.  648).  Wie  vorige,  aber  mit 
hinterem  Seitenzahn.    Trias  bis  Kreide. 

Venericardia  Lam.  (Fig.  649).  Rundlich  dreieckig  oder  herzförmig, 
radial  gerippt.  Schlosszähne  schief,  leistenförmig.  Seitenzähne  fehlen.  Kreide. 
Tertiär  bis  jetzt. 

Astarte  Sow.  (Crassina  Lam.)  (Fig.  G50).  Rundlich  dreieckig,  kreis- 
förmig oder  oval,  schwach  gewölbt,  dick;  aussen  glatt,  concentrisch  gestreift 
oder  gefurcht.  Unter  den  Wirbeln  eine  schwach  vertiefte  Lumda.  Schloss- 
zithne  2:2,  der  vordere  der  rechten  Schale  gross  und  dick.   Carbon  bis  jetzt. 

Subgenera:  Astartella  Hall  (Carbon),  Astartopsis  v.  Wöhrmann 
(Trias),  Coelastarte  Böhm,  Praeconia  Stol.,  Crassinella  Bayle  (Fig.  t)51). 
Prorokia  Böhm  (Jura),  Eriphyla  Gabb.  (Kreide),  Grotri'ania  Speyer. 
Tertiär. 


Digitized  by  Google 


Honioinyaria.    Heterodonta.  Integripalliata. 


Opis  Defr.  (Fig.  652).  Dreiseitig,  herzförmig,  glatt  oder  concentrisch 
gefurcht.    Wirbel  stark  vorragend,  nach  vorne  gekrümmt.    Lunulu  ungemein 


tief ,  kantig  be- 
grenzt. Schloss- 
zähne (2:1)  lang, 


Trias  bis  Kreide. 


Kif.  d->0 
A'tnrte   Voltzi  Klct 
DußBor  (iiiiiili-rv- 
hofcti,  KInaw. 
(Nut.  Grosso.) 


Plg  661 
Anturtc  Cra**h>flln>  obtiqun 
1H»U.    l'nt.  Oolith.  BayiMix. 

CulVAil.M«. 


Flu  CÖ3. 
Gotnbillin  milim  h 
iM-fr  s;>  Grohkulk 

Grignon. 
(Nach  Deabayes.) 


Vis  UM 
Woortin  profundn  Pesh 

(Sablea  Inf&rteures.) 
Aizv  bei  uon. 


Opisoma  Stol.  (Jura),  Seebachia  Neumayr  (Kreide),  Goodallia  Turton 
(Flg. 653),  Woodia  Desh.  (Fig.  654).    Tertiär"  und  jetzt. 

6.  Familie.    Megalodontidae.  Zitt.1) 

Schale  gleichklappig ,  sehr  dick,  meist  glatt  oder  /ein  concentrisch  gestreift. 
Schlossplatte  breit,  mit  2:2  starken,  ungleichen  Schlosszähnen  und  zuweilen 
einem  vorderen  und  hinteren  Seilenzahn.  Band  äusserlich,  durch  dicke  Fulcra 
gestützt.  Hinterer  Muskeleindruck  meist  auf  einer  hervorragenden  Leiste  gelegen, 
vorderer  klein.    Devon  bis  .Tina. 

Die  Megalodontiden  beginnen  im  Devon  und  endigen  im  Jura.  Haupt- 
verbreitung  in  der  alpinen  Trias.  Sie  stehen  einerseits  den  Astartiden, 
andererseits  den  Pachyodonten,  und  zwar  der  Gattung  Diceras  nahe.  Sie 
werden  vielfach  als  Vorläufer  der  letzteren  betrachtet.  Nach  G.  Böhm  zeigt 
Pachyerisma  auch  Beziehungen  SU  Cardium. 

Megalodon  Sow.  {Tauroceras,  Lycodus  Schafh.,  Conchodon  Stoppani) 
(Fig.  655—657).  Schale  gewölbt,  oval  oder  dreiseitig  gerundet,  glatt  oder 
concentrisch  gestreift.  Wirbel  nach  vorne  gekrümmt.  Schlossrand  sehr 
breit.  Rechte  Klappe  mit  zwei  ungleichen,  stumpfen,  länglichen,  durch 
eine  tiefe  Zahngrube  getrennten  Schlosszähnen;  unmittelbar  vor  dem  klei- 
neren Vorderzahn  befindet  sieh  der  halbmondförmige,  kleine,  aber  sehr  stark 
vertieft«'  vordere  Muskeleindruck  (o).  Linke  Klappe  ebenfalls  mit  einem 
grossen  hinteren  und  einem  kleineren  vorderen  Schlosszahn.  Seitenzähne 
fehlen.  Hinterer  Muskeleindruck  in  beiden  Klaupen  schwach  vertieft,  läng- 
lich, auf  einer  vorragenden  leiste.  Die  älteste  devonische  Art  (Eumegalodon 
cucuUatus  Goldf.  Fig.  655)  hat  runzelige,  undeutlich  getheilte  Schlosszähne 

')  Gümbel,  C.  W\,  Die  Dachsteinbivalve.  Sitzungsber.  Wiener  Äkad.  1862. 
Bd.  XLV.  —  Hoernes  R.,  Materialien  zu  einer  Monographie  der  Gattung  Mega- 
lodus.  Denkschr.  Wiener  Akad.  188o.  XL.  —  Böhm  G.,  Megalodon.  Pachycrisuna 
und  Dicerast.    Ber.  naturforsch  Gesellsch.  Freiburg  1891.  VI. 

Zittcl,  Omiirtzniro  ilor  Palnoontnloßle  11» 


Digitized  by  Google 


290 


Mollusca.  Lamellibranchiata. 


und  glatt«1  gerundete  Schale.  Die  triasischen  Arten  erreichen  zuweilen  be- 
deutende Grösse  und  sind  meist  durch  eine  vom  Wirbel  bis  zum  hinteren 


Mtgaloilon  I Eumfgatodon)  cucullatus  GoMf. 

(N»t  UrOne.) 


Devon.    J'hIIYuUi  lui  Köln. 


Unterrand  verlaufende 
Schlosszähne  glatt,  der 


FlR  656. 

Hegalodvn  i  Xtomtgalodon) 
triqurtcr  «  »Ifen  sp.  Trlns- 
Dolotnit.  Bleiben?,  KAmthen. 


Kante  ausgezeichnet,  die 
hintere  rechte  meist  durch 
eine  Längsfurche  verdoppelt  (Neomegalodon  Gümb.).  Sie  finden  sich  in 
ungeheurer  Menge  hauptsächlich  im  sogen.  Dachsteinkalk  (Dachsteinbivalve) 
der  Nordalpen  und  im  oberen  Hauptdolomit  der  Südalpen,  sowie  in  Raibier 
und  rhätischen  Schichten. 


Megalodon  [Nenmegalodon)  Oümbeli  Stopp. 


Fter  6A7 
Klmli-^he  BtUf« 


Kll.iKetmlp.  Tyrol.    ,N«eli  <i  »im  Lei  > 


Pachy erisma  Morris  und  Lyc.  (Pachy  megalodon  Gümb.).  Aeusserc  Form 
wie  bei  Megalodon.  Schlossplatte  sehr  breit.  Vorderer  Muskeleindruck  halb- 
kreisförmig, viel  grösser  als  bei  Megalodon,  stark  vertieft;  hinterer  Muskel 
eindruck  auf  einer  Leist«-.  Neben  den  beiden  Schlosszähnen  jederscits  noch 
ein  kräftiger  hinterer  Seitenzahn,  sowie  ein  rundlicher  vorderer  Seitenzahn. 
Trias  bis  oberer  Jura. 

Durga  Böhm.    Wie  vorige,  aber  ohne  hintere  Muskelleiste.  Lias. 

Protod  ice  ras  Böhm.    Lias.    P.  (Megalodon)  pumilus  Gümb. 

t  D icerocard  ium  Stoppani.  Rhät. 

7.  Familie.  Craeeatellidae. 

Schale  oval  oder  länglich.  Oberfläche  concentrisch  gestreift  oder  gefurcht. 
Schlosszähne  1 — 3  in  jeder  Klappe;  Seitenzähne  fehlen  oder  schwach  enhcickelt. 
Band  innerlich,  in  einer  Grube  unter  den  Wirbeln.    Kreide  bis  jetzt.  Marin. 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.   Heterodonta.  Integripalliata. 


291 


Crassatella  Lam.  (Fig.  658.  659).  Dickschalig,  länglich  oval,  vorne 
häufig  mit  Lunula.  Schlosszähne  2  : 2.  Etwa  70  fossile  und  36  lebende 
Arten.    Kreide  bis  jetzt. 


lYtitsateäa  plumbea  Chom 


Ito  6.58. 

Grobkalk.    Danury  bei  Epernay.   (»/i  HHt.  <irÖw.) 


Triodonta  Koenen  (Oligocän),  Ptychomya  Ag.,  Stearnsia  White 
(Kreide). 

Oouldia  Ad.     Oval,    klein.  Schlosszähne  2:1 — 2. 
Vordere  Seitenzähne  leistenartig.    Kreide  bis  jetzt. 

8.  Familie.    GaJeommidae.  Gray. 

Kleine,  dünne,  mehr  oder  weniger  klaffende  Schalen. 
Schloss  zahnlos  oder  mit  1 — 2  schwachen  Cardinalzähnchen  in 
jeder  Klappe.    Band  innerlich.    Tertiär  und  jetzt.  Marin. 

Galeomma  Turton,  Scintilla  Desh. (Fig.  660),  Passya 
Desh.  etc. 

9.  Familie.   Erycinidae.  Desh. 

Schale  klein,  oval  oder  dreieckig,  dünn,  gleichklappig, 
geschlossen,  glatt  oder  fein  gestreift.  Cardinalzähne  stark 
divergirend.  Seitenzähne  vorhanden  oder  fehlend.  Band 
innerlich,  zwischen  den  Schlosszähnen.  Tertiär  bis  jetzt ; 
eine  einzige  Art  aus  der  Kreide. 

Erycina  Lam.  (Fig.  661),  Spaniodon  Reuss, 
Kelliella  Sars,  Lasaea  Leach.,  Montacula  Turton, 
Hindsiella  Stol ,  Pythina  Hinds  etc. 


Fig.  660. 
Scintilla  PaHtienti» 
Desh.  Hütt,  Meere*- 

aand.  Auvera. 
(*/,  nat  Orttano,  nach 
DeNlniye*.) 


10.  Familie.    Luoinidae.  Desh. 


Fl*.  661. 
a  Erycina  ptllucida  I-iun. 
Grubknlk.  Farne.«.  (Nach  l>es- 

h  a  y  o  ».) 
fcSchloK»  von  K.  Foucardi  D&dl, 
t'nt  Moereasand.  HY-rouval. 
(Stark  verirr., nach  I>  e  s  h  a  y  e  s  ) 


Silur 


Schale  rundlich  oder  quer  oval,  geschlossen,  mit  Epi- 
dermis.    Schloss  veränderlich,  in  der  Regel  mit  zwei 
divergirenden  Cardinal-  und  wohl  entwickelten  vorderen 
und  hinteren  Seitenzähnen,  zuweilen  aber  auch  zahnlos.  Band  äusserlich 
bis  jetzt.    Hauptverbreitung  im  Tertiär  und  Jetztzeit.  Marin. 

Die  typischen  Lucinen  haben  nur  zwei 
Kiemen,  einen  dünnen,  wurmfürmigen  Fuss 
und  zwei  kurze  Siphonen.  Die  Gattungen 
der  Unterfamilie  der  Ungulinen  (Ungulina, 
Diplodonta  etc.)  unterscheiden  sich  durch  den 
Besitz  von  vier  ungleich  entwickelten  Kiemen- 
blättern. 

Diplodonta  Bronn  (Fig.  662).  Rund- 
lich, gewölbt,  dünnschalig,  coneentrisch  ge- 
streift,  jederseits    mit   zwei  divergirenden 
Schlosszähnen,  wovon  der  vordere  in  der  linken,  der  hintere  in  der  rechten 
Schale  gespalten.    Muskeleindrücke  gleichgross.    Tertiär  und  lebend. 

Ungulina  Daudin.    Tertiär  und  lebend. 

lfi* 


FiR.  662. 

Diplodonta  dilatata  Pbfl.  I'llooon. 
Rhodu».    (Nat  Grösse.) 


Digitized  by  Google 


Mollusca.  Lamellibranchiata. 


Axinus  Sow  (Cryptodon  Turton)  (Fig.  603).  Dünnschalig,  oval,  con- 
centriseh  gestreift,  hinten  mit  einer  vom  Wirbel  zum  Hinterland  verlauten- 
den Furche.  Lunula  vorhanden.  Schloss  zahnlos  oder  rechts  mit  einem 
schwachen  Cardinalzahn.    Muskeleindrücke  gleichartig.    Eocän  bis  jetzt. 


Fig.  fi63 
a  Axintu  (Cryptodon)  tinu- 
lun»  Don.  Miot-an.  Urunrl 
ln'i  Wien.    iNnt  (irm.«c.) 
b  Asinu»  unicarinatu« 
Nywt  Septarionthon. 
Kreicnwulili'  1>H  Berlin. 


Kit;  <".<>» 

Unieardium  eseejitrieutn  «1'Ort». 
KininifriilRo.   Ch|>      In  Hi'.vv 
Ih'I  Havri'.   (Nat.  (;rii«v  ) 


Fl*.  MS, 

Tancrtilia  tfruripirmi»  Dunkcr  Rp. 

Unk  Uu.  Hattingen,  Lothringen.  Nat. 
(iroRKi1.    iNai'h  Tr  rq  11«'  in.) 


t  Paracyrlas  Hall.  Fast  kreisrund,  dünnschalig,  eoncentrisch  gestreift. 
Wirbel  wenig  vorragend;  Lunula  fehlt.  Schloss  unbekannt.  Silur.  Devon. 
/'.  (Lucina)  proavia  Goldf. 


Kit;.  866 
Palaeomya  eornUiua  Zill 
u.  Uonb.  CnralniK. 
Cilos,  Calvados. 


Gunvlon  (Vorhin  Mellingi  llau.-r.    ob.  Inas.    San/..-  am  l'nxlll  Wl  RalU. 

(Nat.  Grosse.) 


Unieardium  d'Orb.  (Fig.bt>4).  Fast  kreisrund,  gewölbt,  eoncentrisch 
gestreift.  Wirbel  eingekrümmt.  Schlossrand  dünn,  mit  einem  schwachen 
Cardinalzahn.    Muskeleindrücke  elliptisch.    Trias  bis  Kreide. 

Tancredia  Lycett  (Fig.  »5(J5).    Quer  drei- 
eckig, schwach  gewölbt,  vorne  schmäler  und 
länger  als  hinten.     Hinterseitc  schräg  ab- 
^W8&    gestut/t  und  etwas  klaffend.    Schloss  jeder- 
f  Hj    seits    mit   einem   Schlosszahn   und  einem 

leisten  förmigen  hinteren  Seitenzahn.  Trias 
\         ^*£t£%T*J  bis  Kreide. 


Fi«. 

dtrbi»  lamellosa  Ijim   (Jrohkalk.  (iriiriinn. 
(Nat  «;ronnf^ 


Kig.  SAB. 

Mutiella  conrrUUn  /.in.    Turonkrt-ä«!«',  Gos.au. 

(Nat  »rtNwr.) 

Corhicella  Morris 


Palaeomya  Zitt.  und  Goub.  (Fig.  ogg).   Ob.  Jura, 
und  Lycett.    Jura.    Sportella  IVsh.  Eocän. 

Oonodon  Schafh.  (Corbis  p.  j).  auet.)  ^Fig.  »Hm).  Kund,  gewölbt,  ziem- 
lieh dickschalig,  conccntrifich  gestreift.    Rechte  Klappe  mit  zwei  kräftigen, 


Digitized  by 


Homomyaria.    Heterodonta.  Integripalliata. 


293 


divergirenden  Schlosszähnen,  welche  einen  dreieckigen  Schlosszahn  der  linken 
Klappe  einschließen;  zuweilen  auch  mit  einem  sehwachen  leistenartigen 
hinteren  Seitenzahn.    Muskeleindrücke  oval.    Trias.  Jura. 


-•JMS 


Hl.  f.70. 


/-ucina  (Miltha)  giganlea  Desh.    Cirobkalk.   GrfgnOO.    (*/»  nat.  Grösse.) 

Sphaeriola ,  Mutiella  Stol.  (Fig.  668),  Sphaera  Sow.  Kreide. 
C orbis  Cuv.  (FimWia  Megerle)  (Fig.  669).    Rundlich  oder  quer  ovnl, 
gewölbt,  dickschalig;  Oberfläche  mit  concentrischen  Blättern  oder  Furchen 


Fl«.  671. 

Lucina  rolumbclln  Miofän.  Stclnabrunn 

bei  Wien. 


"N 


Fig.  672. 

Lucfaa  puicAra  Zitt.  u.  Goubort.  Coming. 
Miliis,  <'jt!vu<lost.    (•/,  nat  OrftsaeO 

L  ucina  Brug.  (Fig.  670—673). 
mit  Lunula,  co  n  cen  tri  seh ,  seltener 


Lucina  pruea  Iii».    Sioiiiknni  aus  ih-rn  oberen  .silur 

von  Ootland  (DHc-h  Roemer)L 

und  radialen  Streifen  verziert,  gegittert. 
Sehlosszähne  2:2,  kurz,  ausserdem 
jederseits  ein  vorderer  und  hinterer 
Sei  ten  zahn.  Muskeleindrücke  oval, 
wenig  verschieden.  Jura  bis  jetzt. 
Kreisförmig  oder  linsenförmig,  häufig 
radial  verziert.  Meist  2  Schloss-  und 
2  Seitenzähne  in  jeder  Klappe,  die  jedoch  theilweise  oder  ganz  verkümmern 
können.  Vorderer  Muskeleindruck  schmal,  lang,  hinterer  oval,  kleiner. 
Etwa  100  lebende  und  circa  300  fossile  Arten  von  der  Trias  an. 

Bubgenera,  Dent  ilucina  Fischer,  Myrtea  Turton,  Miltha  Ad., 
Codakia  Scopoli,  Loripes  Poli  etc. 

LI.  Familie.   Lumüicardüdae.  Fischer. 

Meist  gleich  klapp  ige,  dreieckige  Schalen  mit  terminalem  Wirbel,  von  welchem 
eine  scharfe  Kante  nach  dem  Unterrande  verläuft,  wodurch  vorne  eine  abgeflachte 
Area  abgegrenzt  wird.  Schlossrand  gerade,  lang.  Schloss,  Muskeleindriicke  und 
Mantellinie  unbekannt.    Silur.  Devon. 


Digitized  by  Google 


294 


Mollusca. 


Fl«.  674. 
Conocardium  alaeformt  How. 
Kohlonkalk    Toimiitv,  Belgien. 
(Nat.  Groiu«) 


Lunulicardium  Münst.  Dreieckig.  Vorderseite  mit  Byssusspalte.  Ob. 
Silur.  Devon.    L.  semistriatum  Münst. 

Patrocardium  Fisch.  (Hcmicardium  Barr.).  Wie  vorige,  aber  ohne 
Byssusspalte.  Silur. 

Weitere  Gattungen  Anita  {Spanüa,  Tetinka),  Mila,  Tenka,  Babenka 
(Matercula)  Barr.  Silur. 

Familie.    Conocardiidae.  Neumayr. 

Schale  gleich  klappig,  verlängert  dreieckig,  radial 
gerippt,  mit  gekerbtem  Rand.  Vorderseite  abgestutzt, 
breit  herzförmig,  röhrenartig  verlängert;  Hinter seite 
geflügelt,  nach  unten  klaffend.  Schlossrand  sehr  lang, 
gerade,  zahnlos  oder  mit  einem  schwachen  vorderen 
Seitenzahn  und  einem  Schlosszähnchen.  Auf  der 
Hinter  seite  eine  schräge,  lange  innerliche  Leiste. 
Silur  bis  Carbon. 

Die  einzige  Gattung  Conocardium  Bronn. 
(Fig.  674)  (l'leurorhynchus  Phill.,  Rhipidocardium 
Fischer)  ist  nach  Neumavr  aus  den  Lunulicardien  hervorgegangen,  nimmt 
aber  eine  ganz  isolirte  Stellung  ein.    Gegen  50  Arten  bekannt. 

13.  Familie.    Praecardiidae.  Hoemes. 

Schale  dünn,  gleichklappig,  gewölbt,  quer  eiförmig,  radial,  seltener  concentrisch 
verziert.  Schlossrand  zahnlos  oder  mit  schwachen  Kerbzähnehen.  Muskeleindrücke 
schwach.    Silur.  Devon. 

Praecardium  Barr.  Gewölbt,  grob  radial  gerippt.  Unter  den  vor- 
ragenden Wirbeln  eine  dreieckige  Area  mit  einigen  parallelen  verticalen 
Kerbzähnen.    Silur.  Devon. 

Paracardium  Barr.  Wie  vorige,  jedoch  fein  gerippt.  Schlossrand 
winklig.    Silur.  Devon. 

Panenka  Barr.  (Puella,  Pentata  Barr.,  Silurocardium  Leym.).  Oval  oder 
gerundet  vierseitig,  radial  gerippt,  vorne  unter  den  Wirbeln  meist  eine  kleine 
Lunula.  Keine  Area  über  dem  geraden  oder  etwas  winkligen,  zahnlosen 
Schlossrand ;  Bandgrube  linear.  Silur.  236  Arten  von  B ar  r  a n  d  e  beschrieben. 

Regina  Barr.  (Kralowna  Barr.),  Praelima  Barr. 
Silur. 

l'raelucina  Barr.  Kreisrund,  fast  gleichseitig,  ohne 
Lumda  und  Area.  Wirbel  wenig  vorragend,  fein  radial 
und  concentrisch  gestreift.  Silur. 

Buchiola  Barr.  {Glyptocardia  Hall.)  Devon.  B. 
(Cardiola)  retroslriata  v.  Buch. 

Cardiola  Brod.  (Fig.  675).  Hoch  gewölbt,  eiförmig ; 
Wirbel  angeschwollen  und  gekrümmt,  mit  groben,  wel- 
ligen, concentrischen  Rippen  und  radialen  Streifen. 
Unter  den  Wirbeln  eine  dreieckige  Area.  Schlossrand 
unter  den  Wirbeln  mit  schwachen  Kerbzähnrhen.  Silur. 
Devon. 

Slava  Barr.  (Gloria  Barr.).  Silur.  Devon.  Böhmen. 
Dual  i na  Barr.  Rechte  (selten  linke)  Klappe  ge- 
wölbt, mit  stark  nach  vorne  gekrümmtem  Wirbel;  linke 
flacher  mit  kaum  gekrümmtem  Wirbel,  radial  gerippt.  Ob.  Silur;  seltener 
im  Devon.  Böhmen. 

Antipleura  Barr.  Wie  vorige,  aber  weniger  ungleichklappig,  die  Wirbel 
der  beiden  Schalen  nach  entgegengesetzter  Richtung  gekrümmt.  Silur.  Böhmen. 

Dalila  Barr.  Schalen  fast  gleichseitig,  rund  oder  elliptisch,  ungleich- 
klappig. fein  radial  gerippt  Die  eine  Klappe  gewölbt,  die  andere  flach. 
Wirbel  wenig  vorragend.    Silur.  Böhmen. 


FIr.  675. 
Cardioln  contueopiae 
Ool«lf.    Devon  (Cfyme- 
nicnknlk».  Bberamith, 
Flcatelgehlnre.  (Nat 

( irossi". ) 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.    Heterodonta.    Integripalliata.  295 

14.  Familie.    Cardiidae.  Lam. 

Schalen  gleichklappig,  herzförmig,  oval,  zuweilen  hinten  verlängert,  meist 
radial  verziert.  Ränder  gekerbt.  Band  äusserlich.  Schloss  in  jeder  Klappe  mit 
zwei  conischen,  kreuzweise  gestellten  Schlosszähnen  und  einem  vorderen  und  hinteren 
Seitenzahn.  Bei  einigen  brackischen  Formen  verkümmern  die  Zähne.  Muskel- 
eindrücke  oval.    Trias  bis  jetzt. 

Die  Thiere  besitzen  vier  Kiemenblätter,  zwei  kurze  Siphonen  und  einen 
langen  cylindrischcn  oder  geknickten  Fuss.  Der  Mantel  verwächst  nur  unter 
den  Siphonen.    Die  Herzmuscheln  leben  gegenwärtig  in  grosser  Zahl  in  den 


Meeren  aller  Zonen.  Im  schwarzen  und  caspischen  Meere  gehen  einzelne 
Arten  in  das  brackische  und  süsse  Wasser  über,  erleiden  jedoch  hierbei 
namhafte  Veränderungen.  Die  Siphonen  verlängern  sich  und  verwachsen, 
es  entsteht  eine  Mantelbucht,  die  Schalen  klaffen  hinten,  das  Schloss  ver- 
kümmert, und  der  Fuss  wird  kürzer  und  breiter.  Solche  brackische  und 
limnische  Formen  sind  schon  im  Miocän  stark  verbreitet. 


Cardium  Lin.  (Fig.  676).  Gewölbt  herzförmig  oder  länglich  oval, 
radial  gerippt  oder  gestreift,  meist  geschlossen,  Wirbel  vorspringend,  aber 
schwach  gekrümmt  Ränder  gekerbt.  Schloss  jederseits  mit  zwei  kräftigen 
Schlosszähnen  und  vorne  und  hinten  mit  einem  Seitenzahn.  Etwa  200 
recente  und  mehrere  Hundert  fossile  Arten  von  der  Trias  an. 

Protocardia  Beyr.  (Fig.  f.77),  Laevicardium  Swains.  (Fig.  678), 
Hemicardium  Cuv  Lithocardium  Woodw. ,  Byssocardium  Mun.- 
Chalmas  etc. 

Limnocardium  Stol.  (Fig.  679).  Oval  oder  quer  verlängert,  hinten 
abgestutzt  und  meist  klaffend.  Schlosszähne  schwach,  Seitenzähne  entfernt, 


Digitized  by  Google 


2% 


Mollusca.  Lamellibranchiata. 


kräftig.  Manteleindruck  meist  mit  kurzer  Bucht.  In  brackischen  Miocän- 
ablagerungen,  namentlich  in  der  sarmatischen  und  politischen  Stufe  von 
Ost-Europa.  Lebend  in  brackischen  Buchten  des  caspischen  und  schwarzen 
Meeres  und  des  Aralsees. 

Subgenera.  Prosodacna  Tourn.  (Psilodon  Cobalescu),  Didacna,  Mono- 
dacna  Eichw.,  Uniocard ium  Oapellini,  Arcicardium  Fischer. 

Adacna  Eichw.  Länglich  oval,  dünn,  hinten  abgestutzt,  vorne  und 
hinten  klaffend.  Schloss-  und  Seitenzähne  rudimentär  oder  fehlend.  Mantel- 
bucht tief.    Siphonen  sehr  lang.    Miocän  und  lebend  im  caspischen  Meer. 

An  die  Cardiiden  schliesst  sieh  die  Familie  der  Tridacnidae  Gray  an. 
Die  beiden  lebenden  Gattungen  Tridacna  Brug.  und  Hippopus  Lam. 
erreichen  mächtige  Grösse  und  stammen  wahrscheinlich  von  Hemicardium 
und  ähnlichen  Formen  ab. 


Schale  oval  oder  herzförmig,  concentrisch  gestreijt,  mit  starker  Epidermis. 
Schloss  jederseits  mit  2 — 3  Schlosszähnen  und  links  mit  einfachem,  rechts  mit 
doppeltem  SeUenzahn  vorne  und  hinten.  Band  äusserlich.  Manteleindruck  einjach 
oder  mit  schwacher  Bucht.    Lias  bis  jetzt. 

Die  Cyreniden  leben  in  brackischem  oder  süssem  Wasser.  Die  Thiere 
haben  zwei,  selten  nur  einen  Siphon,  vier  Kiemen  und  einen  grossen  Fuss. 


ziert.  Schloss  in  jeder  Klappe  mit  drei  Schlosszähnen  und  kräftigen,  häufig 
leistenförmigen  Seitenzähnen.  Lias  bis  jetzt.  Hauptverbreitung  in  Kreide. 
Tertiär-  und  Jetztzeit,    Gegen  300  Speoies. 

Subgenus:  Corbicula  Meg.  (Fig.  680.  681).  Wie  Cyrena,  aber  die 
leistenförmigen  Seitenzähne  quer  gestreift. 

Sphaerium  Scopoli  {Ctjclas  Brug.).  Dünnschalig,  kreisrund,  gewölbt, 
fast  gleichseitig.  Schlosszähne  2  :  2  schwach ,  Seitenzähne  leisten  form  ig. 
Lebend  im  Süsswasser  von  Europa  und  Nord- Amerika.  Fossil  von  der 
oberen  Kreide  an. 

Pisidium  Pfeiffer.  Wie  vorige,  aber  länglich  oval,  ungleichseitig. 
Eocän  bis  jetzt. 

Galatea  Brug.,  Fischeria  Bernardi.  Recent. 


Schale  oval  oder  länglich,  gewölbt.  Schloss  mit  2 — 3  V ordinal zähnen  und 
einem  hinteren  Seitenzahn.  Band  äusserlich.  Bandnymphen  stark.  Manteleindruck 
ganz,  selten  mit  seichter  Bucht.  Marin. 

Die  Siphonen  der  Thiere  sind  kurz,  die  Mantellappen  vorne  getrennt; 
der  Fuss  conisch  zugespitzt.  Vier  Kiemenblätter.  Die  Schalen  der  Cypriniden 
unterscheiden  sich  von  den  Astartiden  lediglich  durch  die  wohl  entwickelten 
hinteren  Seitenzähne  und  meist  kräftigeren  Schlusszähne;  sie  haben  wahr- 
scheinlich dieselbe  Abstammung  und  trennten  sich  erst  von  der  Juraformation 
an  bestimmter  von  einander.    Die  Stellung  der  paläozoischen  Vorläufer  ist 


15.  Familie.    Cyrenidae.  Adams. 


Iß.  Familie.    Cyprinidae.  Lam. 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.    Heterodonta.    Integxipalliata.  297 

darum  strittig;  sie  werde»  theils  bei  der  einen,  theils  bei  der  anderen 
Familie  untergebracht. 

Cypricardia  Lam.  (Libitina  Schum.).  Schale  ungleichseitig,  quer  ver- 
längert, trapezoidisch,  concentrisch,  seltener  radial  verziert.  Hinterseite  häufig 
mit  Kiel.  Jedereeit*  mit  drei  divergirenden  Schlosszähnen,  wovon  der  hintere 
rechts  häufig  gespalten,  sowie  einem  starken  hinteren  Seitenzahn.  Jura 
bis  jetzt.  „ 


—  I-  IK-  WO». 

Kl(f.  684.  Uocanlia  »Mala  d'Orb.  I'ort- 

SchUisg  von  Itocantia  lunvlata  Nyrt.   Crair.   Antucrpon.  lim.lktilk    Cfrey,  Haute-Marno. 

(Nach  Lorlol.) 


Roudairia  Mun. -Chalmas.  Wie  vorige,  jedoch  hinten  mit  scharfein 
Kiel  und  glatter  Area,  vorne  concentrisch  gefaltet.  Der  vordere  Schlosszahn 
in  beiden  Klappen  ist  leistenartig  und  folgt  dem  Schalenrand.  Hinterer 
rechter  Schlosszahn  gespalten.    Ob.  Kreide. 

Anisocardia  Mun.-Chalmas  (Fig.  682).  Oval  oder  trapezoidisch,  ge- 
wölbt, glatt  oder  radial  gestreift;  Ilinterseite  zuweilen  gekielt.  Hechte 
Klappe  mit  einem  starken  hinteren,  häufig  gespaltenen  und  einem  nach 
vorne  divergirenden  vorderen  Schlosszahn,  sowie  einem  hinteren  Seitenzahn ; 
links  ein  dreieckiger,  nach  vorne  verlängerter  vorderer  und  ein  hinterer 
Schlosszahn,  ausserdem  ein  hinterer  Seitenzahn.    Jura.  Tertiär. 

Plesiocyprina  Minder  Chalmas.  Jura.  Cicatrea  Stol.  Kreide, 
Coralliophaga  Blv.,  Basterotia  Mayer  (Anisodonta  Desh.).  Tertiär 
und  lebend. 

»  I socardia  Lam.  (Fig.  683.  684).    Herzförmig  oder  oval,  hoch  gewölht, 

concentrisch  gestreift  oder  glatt.  Wirbel  stark  angeschwollen ,  nach  vorne 
und  aussen  gekrümmt  Band  vom  gespalten  und  in  zwei  getrennten  Furchen 
bis  in  die  Wirbel  fortsetzend.  Jederseits  zwei  verlängerte,  liegende  Schloss- 
zähne und  ein  hinterer  leistenartiger  Seitenzahn.   Jura  bis  jetzt. 

Cyprina  Lam.  (Fig.  685.  686).  Rundlich  oder  oval,  hoch  ge- 
wölbt, concentrisch  gestreift.  Wirbel  vorragend,  mässig  gekrümmt. 
Schloss  recht«  mit  drei  divergirenden  Cardinalzähnen ,  wovon  der 
hintere  öftere  gespalten,  und  einem  entfernten  hinteren  Seitenzahn; 
links  mit  drei   Schlosszähnen,   wovon    der    mittlere    am    stärksten,  der 


Digitized  by  Google 


298 


Mollusca.  Lamellibranchiata. 


vordere  liegend,  dem  Rande  parallel,  der  hintere  schwach  leistenförmig. 
Jura  bis  jetzt.     Hauptverbreitung  in  Jura  und  Kreide. 

Subgenera:  Venilicardia 


StoL  Kreide  (Fig.  «87),  Pygo- 
cardia  Mun.-Chalmas.  Tertiär. 


Flg.  687. 
Schioos  der  rech- 
ton  Schule  von 
Cyprina  (Venili- 
cardia) eordi- 

formis  d'Orb. 
(.Jault  Selgno- 
lay,  Yonne. 


Cyprina  hlanrtica  LIn.  Dilu- 
vium,   hohuhlan,  Schweden, 


B.  Sinupalliata. 


Fl*.  686. 
Cyprina  tumida  Kyst. 
CniR.  Antwerpen. 


Mantelbucht  mehr  oder 


Siphonen  lang,  ganz  oder  tfieilweise  zurückziehbar. 
weniger  tief. 

17.  Familie.    Veneridae.  Gray. 

Schale  oval  oder  länglich,  meist  solid.  Schloss  mit  2 — 3  Schlosszähnen,  zu 
denen  öfters  noch  ein  vorderer  Lunularzahn,  selten  auch  ein  schwacher  Seitenzahn 
kommt.  Band  ausser! ich.  Bandnymphen  stark.  Mantelbucht  bald  tiej  zungen- 
förmig,  bald  kurz  dreieckig,  zuweilen  kaum  angedeutet.  Marin.  Jura  bis  jetzt. 
Hauptverbreitung  im  Tertiär  und  in  der  Jetztzeit. 

Die  älteren  jurassischen  Vertreter  lassen 
sich  nicht  scharf  von  den  Cypriniden  unter- 
scheiden, aus  denen  die  Veneriden  offenbar 
hervorgegangen  sind. 

Pronoe  Ag.  Linsenförmig  zusammen- 
gedrückt. Schlosszähne  3:3,  divergirend, 
ausserdem  ein  hinterer  Seitenzahn.  Mantel- 
bucht kaum  angedeutet.  Jura. 

Cyprimeria  Conr.  (Fig.  688).  Wie 
vorige,  aber  Schloss  rechts  nur  mit  zwei 
Zähnen,  wovon  der  hintere  gespalten.  Mantel- 
bucht sehr  seicht  Kreide. 

Dosinia  Scopoü  (Artemis  Poli).  Kreis- 
rund, schwach  gewölbt,  concentrisch  gestreift 
oder  gefurcht,  mit  tiefer,  wohl  umgrenzter 
Lunula.  Schlosszähne  3  :  3.  Mantelbucht  tief, 
aufsteigend,  zugespitzt.    Kreide  bis  jetzt. 

Cyclina  Desh.  Kreide  bis  jetzt,  Me- 
roe  Schum.  (Sunetta  Link),  Circe  Schum. 
(Fig.  689),  0  rateloupia  Desm.  Tertiär  bis 
jetzt. 

Venus  Lin.  (Fig.  690).  Oval,  rundlich  bis  dreieckig  oder  herzförmig, 
dick,  glatt,  concentrisch  oder  radial  verziert.  Ränder  glatt  oder  fein  gekerbt. 
Schlossplatte  breit,  jederseits  mit  drei  einfachen  divergirenden  Schlosszähnen. 
Mantelblicht  kurz,  winklig.  Jura  bis  jetzt.  Etwa  2<0  lebende  Arten  und 
fast  ebenso  viele  fossile.  Diese  höchst  formenreiche  Gattung  wurde  in  zahl- 
reiche Subgenera  zerspalten  (Mercenariu  Schum.,  Chione  Megerle,  Gemma 
Desh.  etc.). 


IÄS. 

Cyprimeria  ditcu*  Math.  sp.  Kreide. 
UoMtuthal. 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.    Heterodonta.  Sinupalliata. 


299 


Cylherea  Lam.  (Fig.  691.  692).  Wie  Venns,  jedoch  linke  Klappe  ausser 
den  drei  Cardinalzähnen  noch  mit  einem  vorderen  liegenden  Lunularzahn. 

Sehlosszähnc  zu- 
weilen gespalten. 
Jura    bis  jetzt. 

Hauptverbrei- 
tung im  Eociin. 
Von  den  zahl- 
reichen Unter- 
gattungen sind 
Meret  rix  Lam.. 
Dione  Gray  und 
T  ivelalAnk  am 
häufigsten. 

Tapes  Me- 
gerle  (Ptdlastra 

Sow.)  (Fig.  693).  Quer  oval,  mehr  oder  weniger  verlängert.  Schlossplatte 
schmal,  jederseits  mit  divergirenden  oder  fast  parallelen,  häufig  gespaltenen 


Circt  eximia 
Horm-  MiiM-ati. 
KtizesfeM  bei 
Wien. 


Venus  cineta  Kichw. 


Uainfahrn  hei  Wien. 


Fig.  691. 
Cytherea  temitulcata  Lam.  Grob- 
kalk.   Grlgnon  bei  Pari*. 


Fig.  C92. 

Cytherin  inerastaia  Sow.  sp.  Ollgoctn. 


Weinhelm  bei  Alzey. 


Schlosszähnen.  Mantelbucht  tief.  Kreide  bis  jetzt.  Etwa  150  lebende  Arten. 

Von  den  Untergattungen  zeichnen  sich  Baroda  (Fig.  694)  und  Icanotia 
Stol.  (Fig.  695)  aus  der  Kreide  durch 
langgestreckte  Form  der  Schale  und 
durch  leistenartige  Beschaffenheit  des 
hinteren  Schloss- 
zahnes aus. 

Oncophora 
Rzehak.  Wie  Ta 
pes,  jedoch  Man- 
telbucht sehr 
kurz ;  Schloss 
rechts  mit  zwei, 
links  mit  drei  un- 
gespaltenen di- 
vergirenden Zäh- 
nen ;  vorderer 
Muskeleindruck 
hinteiulurcheine 
wulstige  Leiste 
begrenzt.  In  mio- 
cänen  Brackwas- 
serschichten. 

Venerupis  Lam.  Länglich  vierseitig,  aussen  mit  concentrischen  Blättern 
verziert.    Schlosszähne  2  :  2— 3  kräftig.    Tertiär.  Lebend. 


ViK.  694. 

Tapes; Baroda)  fragili»  d'Orb.  xp.  Kreide,  (iosauthal. 


Kijj.  693. 
gregarin  Partech. 
Sanuatlsehe  Stufe.  Wiesen 
bei  Wien. 


Tapr*  Icanotia)  impar  Zitt. 


Kreide.  Qona. 


Digitized  by  Google 


300 


Mollusca.  I^mellibranchiuta. 


Die  in  Felsen  oder  Muscheln  sich  einbohrende  Gattung  Vetricola  Lam. 
bildet  mit  einigen  anderen  lebenden  Formen  nach  Fischer  eine  besondere, 
den  Veneriden  verwandte  Familie. 

18.  Familie.    Donacidae.  Desh. 

Schale  quer  dreieckig  oder  keiljörmig,  geschlossen,  vorne  verlängert.  Band  ausser- 
lieh,  kurz.  Schlosszahne  1 — 2  in  jeder  Klappe  und  meist  auch  Seitenzähne  vorhanden. 

Mantelbucht  kurz,  oval.    Jura  bis  jetzt.  Marin. 

Isodonta  ßuv.  {Sowerbya  d'Orb.).  Fast 
gleichseitig,  gewölbt.  Seitenzähne  vorne  und 
hinten  kräftig.    Mantelbucht  tief.    Lias.  Jura. 

Donax  Linn.  (Fig.  69G).  Länglich  oval, 
keilförmig  oder  dreieckig.  Vorderseite  länger, 
als  die  abgestutzte  Hinterseite.  Schlosszähne 
2:2—1.  Seitenzähne  schwach.  Etwa  10 1  lebende 
und  einige  tertiäre  Arten. 

19.  Familie.    Tellinidae.  Lam. 

Schale  quer  verlängert,  dünn,  hinten  etwas  verschmälert  oder  abgestutzt  und 
mehr  oder  weniger  klaffend.  Schlossrand  schmal,  mit  1  -2  divergirenden  Sclüoss- 
zähnen  in  jeder  Klappe;  Seitenzähne  vorhanden  oder  Jehlend.    Band  äusserlich 

auj  erhöhten  Nym- 
phen. Mantelbucht 
tief  und  breit.  Jura 
bis  jetzt ,  haupt- 
sächlich tertiär 
und  lebend. 


Hr.  6%. 

Donax  lueidn  Klchw.  Burma  Uacbc 
Stoffe  Wiesen  bei  Wien, 


Fl*.  69? 
Tellinn  pfnnutn  Ijitll. 

14  iocin.    HMxlelnadorf  M  Wien. 


KU.  700. 
Piammobia  rffuta  I>c*h. 

I'Kmct 


Qfobkalk. 


Flß.  691». 
Trllina  ll.iurnria)  bira- 
dinla  Zilt.  Krvh\v. 

(JoftUU. 


Tellina  Linn.  [Fig.  697.  69H).  Quer  verlängert  bis  oval,  zusammen- 
gedrückt, etwas  ungleichklappi^r,  Hinterseite  mit  einer  vom  Wirbel  zum 
Hinterrand  verlaufenden  Falte.  Vorderseite  gerundet.  Wirbel  häufig  subcentral, 
wenig  vorragend.  Zwei  Schlosszähne  und  jederseits  ein  Seitenzahn  in  jeder 
Klappe.    Jura  bis  jetzt. 

Subgenera.  Macoma  Leach,  Strigilla  Turton,  Tellidora  Mörch, 
Linear  ia  Conrad  {Arcopagia  d'Orb.)  (Fig.  »599)  etc. 

Gastran  a  Schum.  (Fragilia  Desh.).    Mioeän  und  lebend. 

Quenstedlia  Morris  und  Lyc.  Länglich  oval,  hinten  schief  abgestutzt. 
Wirbel  wenig  vorragend.  Nur  ein  Schlosszahn  vorhanden.  Mantelbucht 
seicht.  Jura. 

Asaphis  Modeer,  Sanguinolaria  Lam.    Tertiär.  Recent. 

Psammobia  Lam.  (Gari  Schum.  *  Fig.  Quer  verlängert,  zusammen- 

gedrückt, vorne  und  hinten  schwach  klaffend.  Hinterseite  abgestutzt.  Schloss- 
zähne 2  :  2  oder  2  : 1.    Seitenzähne  fehlen.    Kreide  (?),  Tertiär  und  lebend. 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.    Hetero<lonta.  Sinupalliata. 


301 


20.  Familie.    Solenidae.  Lam. 

Schule  scheidenfömiig,   stark  verlängert,    vorne   und  hinten  weit  klaffend. 
Schlosszähne 'J :  X,  klein,  die  hinteren  häufig  gespalten.   Seitenzähne  fehlen.  Band 
äusserlich.  Krei- 
de   bis  jetzt. 
Marin.  Die  an- 
geblich paläo- 
zoischen und 
triasischen  For 
men  gehören 
zu  den  Solen- 
opfriden. 

Solecur- 
tus  Blv.(Psam- 

mosolen  Risso)  (Fig.  701).  Wirbel  subcentral,  quer  verlängert,  vorne  und 
hinten  gerundet.    Schlosszähne  genähert.    Kreide  bis  jetzt. 

Pharella  Grav,  Ceratisolen  Forbes, 
Siliqua  Megerle,  Cultellus  Schum.  (Fig.  70:i). 
Tertiär  und  lebend. 

Ensis  Schum.  Stark  verlängert,  schwach 
gebogen,  vorne  und  hinten  gerundet,  klaffend. 
Wirbel  fast  am  Vorderende.  Schlosszähne  2  : 1. 
Mantelbucht  kurz.    Tertiär  und  lebend. 

Solen  Linn.  (Vagina  Schum.)  Fig.  702). 
Scheidcnförmig,  gerade,  vorne  und  hinten  ab- 
gestutzt, weit  klaffend.    Wirbel  terminal.    Tertiär  und  lebend. 


Flft  701. 

Soteemrtut  Dtthaytti  Dwm.  *p.  Koran, 
(irlgiion  boi  l'uri.".    (Nut.  Gros*»'.) 


Fi».  702. 

Solm  tuh/ratjili*  Kii  liw.  Sarmntlwhc 
Btufe.    PulU'iitlorf  l'nptrn. 


Fi«  70X 

Cnlttllu*  Urign        i.'l>.>sli  (irol.kalk. 
Grignnn  bei  Pari*. 


21.  Familie.    Scrobiculariidae.  Adams. 

Schale  dünn,  rumllich  oder  dreieckig,  etwas  klaffend,  hinten  öfters  gebogen. 
Scfdosszähne  1—2  klein:  Seitenzähne  vorhanden  oder  fehlend.  Band  innerlich, 
in  einer  schiejen  Grube  unter  den  Wirbeln  gelegen.  Mantelbucht  tief.  Tertiär 
und  lebend.  Marin. 

Syndosmyu  Schum.  (Fig.  704).  Rund- 
lich, fast  gleichseitig;  Hinterseite  mit  schwa- 
cher Falte.  Schlosszähne  2  :  2,  ausserdem 
vorne  und  hinten  ein  Seitenzahn.  Tertiär 
und  lebend. 

Semele   Schum.    (Amphidesma  Lam.), 
Cumingia  Sow.    Tertiär  und  leitend. 

Scrobicularia  Schum.  Oval,  dünn,  fast  gleichseitig,  zusammen- 
gedrückt. Schioaszähne  1—2  in  jeder  Klappe.  Band  in  einer  dreieckigen 
Grube,  theilweise  äusserlich  sichtbar.    Tertiär.  liebend. 


PI*  701 

Üywbmmyn  ajvlina  Ken.  *|>.  Minealn. 

«iruml  bei  Wien. 


22.  Familie.  Mesodesmidae. 

Schale  dick,  oval,  quer  verlängert  oder  drei- 
eckig, geschlossert.  Hand  innerlich  in  dreieckiger 
Grul»e.  Ein  einziger  (selten  zwei  Schlosszähne) 
in  jeder  Klappe.  Mantelbucht  klein.  Tertiär  und 
lebend.  Marin. 


Desh. 


Mes odesma  Desh.  (Paphia  Lam.),  Ervilia 
Turton  (Fig.  705).    Tertiär  und  lebend. 


Flu  70.",. 
Padalica  F.irhw.  Snrmalixrhc 
Stufe.   Witten  Ih-'I  Wien.   (Nat.  Gr. 


2.'}.  Familie.    Mactridae.  Desh. 

Scluile  oval,  dreieckig  oder  quer  verlängert,  gleichklappig,  geschlossen  oder 
hinten  und  vorne  klaffend.  Band  innerlich  in  einer  grossen  dreieckigen  Bandgrube, 
davor  in  der  linken  Klappe  ein  dreieckiger,  /\  förmiger  Spaltzahn,  der  sich  in  eine 


Digitized  by  Google 


302 


Mollusca.  LamellibranchiatÄ 


entsprechende  Grube  der  rechten  Klappe  einfügt;  Seitenzähne  kräftig  oder  fehlend. 
Mantelbucht  bald  tief,  bald  seicht.    Kreide  biß  jetzt  Marin. 

Die  Thiere  haben  vier  Kiemenblätter,  einen  langen  zugespitzten  Fuss 
und  vorragende  verwachsene  Siphonen. 

Neumayr  stellt  die  Mactriden  zu  den  Desmodonten,  doch  hat  Bittner 
in  überzeugender  Weise  ihre  Verwandschaft  mit  den  Syndesmyiden  und 
anderen  Heterodonten  nachgewiesen. 

Mactra  Linn.  (Fig.  706).  Dreieckig  oder  oval,  geschlossen  oder  hinten 
etwas  klaffend.    Die  Unke  Schale  hat  vor  der  dreieckigen  Bandgrube  einen 

mehr  oder  weniger  tief  gespaltenen  Schloss- 
zahn, dem  in  der  rechten  eine  dreieckige  Grube 
entspricht,  die  vorne  von  einem  dünnen  schrägen 
Leistenzahn  begrenzt  wird.  Seitenzähne  sehr 
kräftig,  stark  verlängert,  in  der  linken  Schale  je 
einer  vorn  und  hinten,  in  der  rechten  je  zwei 


Flg.  "06. 

Mactra  Podolica  Klchw.  Sarmu- 
tiiche  Stufe.   Wiesen  »>«-i  Wien. 


Flg.  707. 

Lulraria  ellipUcn  Kolssv.   Pliocfin.  Khodu». 
I«/,  uat.  lirimse.) 


Ausser  dem  inneren  Band  noch  ein  kurzes  äusseres  Bändchen  vorhanden. 
Mantelbucht  meist  wenig  tief.    Kreide  bis  jetzt. 

Mactrella,  Maclrinula,  Raeta,  Eastonia  Gray  etc. 

Lutraria  Lam.  (Fig.  707).  Stark  verlängert,  vierseitig,  vorne  und 
hinten  klaffend.  Bandgrube  beiderseits  in  einem  löffelartigen  -über  den 
Schlossrand  vorspringenden  Fortsatz  gelegen,  davor  in  der  linken  Klappe 
ein  kräftiger  Spaltzahn,  in  der  rechten  ein  dünner  Leistenzahn.  Seitenzähne 
fehlen.    Mantelbucht  tief.    Tertiär  und  lebend. 

Cardilia  Desh.    Tertiär  und  lebend. 


4.  Unterordnung.  Desmodonta.  Neumayr. 
Dünnschalige,  gleich-  oder  ungleichklappige  Muscheln  mit  zahiüoscm  Schloss- 
rand oder  nur  mit  zahnartigen  Fortsätzen  unter  den  Wirbeln.  Scitenzähne  fehlen. 
Band  äusserlich,  halb  oder  ganz  innerlich,  im  letzteren  Fall  häufig  durch  löffei- 
artige  Fortsätze  des  Srhlossrandes  getragen.  Muskeleindrücke  schwach  vertieft. 
Manteleindruck  ganzrandig  oder  mit  Bucht. 

Neumayr  fasste  unter  der  Bezeichnung  Desmodonta  nur  Formen  mit 
ausgeprägter  "Mantelbucht  und  langen  Siphonen  zusammen  und  stellte  alle 
mit  ganzrandigem  Manteleindruck  versehene,  meist  paläozoische  Genera, 
obwohl  sie  in  allen  sonstigen  Merkmalen  übereinstimmen  zu  den  Palaeoconchae. 

Nach  Ausschluss  der  mit  ächten  Schlosszähnen  versehenen  Mactriden, 
sowie  nach  Beifügung  der  paläozoischen  Integripalliaten  bilden  die  Des- 
modonten einen  natürlichen  Formencomplex,  welcher  sich  als  selbstständige 
Parallelreihe  neben  den  Heterodonten  entwickelt  hat 

A.  Integripalliata. 

1.  Familie.    Solenopsidae.  Neumayr. 
Schale  dünn,  gleichklappig,  lang  gestreckt,  vierseitig,  mit  weit  nach  vorn  ge- 
rückten Wirbeln.    Vom  Wirbel  verläujt  eine  Kante,  Hippe  oder  Furche  nach  der 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.    Peamodonta.  Integripalliata. 


303 


hinteren  unteren  Ecke.  Schlossrand  zahnlos.  Band  äusserlich,  linear.  Mantel- 
eindruck ganz.    Silur  bis  Trias.  Marin. 

Sanguinolites  M'Coy.    Stark  verlängert,  Hinterrand  schief  abgestutzt. 
Wirbel  schwach  vorragend;  von  da  eine  diagonale  Kante  zur  Basis  des 
Hinterrandes.    Oberfläche  mit  concentrischen  oder  geknickten  Streifen  ver- 
ziert.   Vorderer  Muskeleindruck  durch  eine  leiste  gestützt,  Carbon. 
Promacrus  Meek.,  Prothyris  Meek.  Carbon. 
Arcomyopsis  Sandb.  (Cimi- 


taria  Hall.).  Stark  verlängert,  etwas 
gebogen.  Wirbel  vorragend.  Hinter- 
rand schief  abgestutzt.  Die  hintere 
Area  radial,  die  übrige  Oberfläche 
concentrisch  verziert.  Devon. 

Phthonia,  Pholadella  Hall. 
Devon. 

Orthonota  Conrad,  Orthodesma  Hall.  Silur. 

Solenopsis  M'Coy  (Palaeosolen  Hall.)  (Fig.  708).  Stark  verlängert, 
scheidenfönnig,  glatt;  Vorderseite  kurz,  gerundet;  die  lange  Hinterseite 
klaffend.    Devon  bis  Trias. 


Fig.  708. 

Solenopti»  pelagica  Gohlf.    Devon.  KUel. 


2.  Familie.    Vlastidae.  Neumayr. 

Schale  dünn,  sehr  ungleichklappig,  mit  stark  vorspringendem  Wirbel,  glatt  oder 
concentrisch  gestreijt.  Schlossränder  zahnlos,  bogenförmig  geschweift,  unter  dem 
Wirbel  in  einem  stumpfen  einspringenden  Winkel  zusammenstossend  und  dadurch 
eine  klaffende  Spalte  bildend. 

Hierher  die  zwei  Gattungen  Vlasta  und  Dux  Barr.  (=  Vevoda  Barr.) 
aus  dem  oberen  Silur  (Ea)  von  Böhmen. 

3.  Familie.    Grammyeüdae.  Fischer. 

Schale  dünn,  gleichklapp  ig,  oval  oder  quer  verlängert,  beiderseits  gewölbt, 
meist  glatt  oder  concentrisch  verziert.  Wirbel  vor  der  Mitte.  Band  äusserlich. 
Schlossrand  zahnlos,  zuweilen  verdickt.  Manteleindruck  ganzrandig.  Silur  bis 
Jetztzeit.    Hauptverbreitung  in  Devon  und  Carbon. 

Die  zahlreichen  hiei her  gehörigen  Gattungen  sind  offenbar  die  Vorläufer 
und  Ahnen  der  modernen  Desmodonten  ohne  Zähne  und  Ligamentlöffel. 

0  r  a  m  m  y  s  i  a  Vern .  {Sphe- 
nomya  Hall.)  (Fig.  709).  Quer 
verlängert,  gewölbt,  concen- 
trisch gestreift  oder  gerunzelt. 
Wirbel  am  Vorderrand,  ein- 
gekrümmt, darunter  eine  tiefe 
Lunula.  Schlossrand  gerade, 
verdickt,  zahnlos.  Vom  Wir- 
bel zum  Unterrand  verlaufen 
mehrere  Furchen  oder  stum- 
pfe Falten.  Ob.  Silur  und 
Devon. 

Protomya  Hall.  Wie  vorige,  jedoch  ohne  die  vom  Wirbel  zum  Unter- 
rand verlaufenden  Furchen. 

Elymella,  Glossites,  Euthydesma,  Palaeanatina,  ?  Tellinopsis 
Hall.  Devon. 

Leptodomus  M'Coy.  Silur. 

Cardiomorpha  de  Kon.  Oval,  herzförmig,  aufgebläht,  glatt  oder 
concentrisch  gestreift.  Wirbel  fast  terminal,  stark  vorragend,  sehr  genähert, 
nach  vorne  eingekrümmt.  Schlossrand  dünn,  gebogen.    Silur  bis  Carbon. 


Kit:.  7i>;< 


Qrammyria  Ilamillonentu  Vern. 
stein,  Nnssau    Nut.  (i rosse. 


Spirifereiiüiindstein.  Ijilm 

(nach  Sandberger.) 


Digitized  by  Google 


304 


Mollusca.  Lnmellibrnnehiata. 


Isoculia  M'Cov.  Wie  vorige,  aber  mit  groben  concentrischen  Falten 
verziert.  Carbon. 

Broeckia  de  Kon.,  Chaenomya  Meek.,  A  n  th  r  a  c  o  m  y  a  Salter, 
Sedgwickia  M'Coy.  Carbon. 

t  Ford  i  IIa  Barr.  Klein,  oval,  fein  eoncentrisch  gestreift,  schwach 
gewölbt.    Cambrium.    Vielleicht  zu  den  Crustaceen  (Estheria)  gehörig? 

Edmondia  de  Kon.  Quer  oval,  gewölbt,  eoncentrisch  gestreift,  vorne 
etwas  klaffend.  Schlossrand  zahnlos,  mit  einer  schmalen  Leiste  unter  dem 
Wirbel.  Carbon. 

Clinopistha  Meek.  und  Worth.  (Dystactella  Hall.).  Devon.  Carbon. 

Solenomya  (Solenii/a)  Lam.  Schale  schcidenförniig  mit  dicker  glänzen- 
der Epidermis,  vorne  und  hinten  klaffend,  glatt  oder  mit  schwach  vertieften 
radialen  Streifen.  Schlossrand  zahnlos.  Band  von  verdickten  Leisten  ge- 
tragen.   Carbon  bis  jetzt;  überall  selten. 


B.  Sinupalliata. 

4.  Familie.    Pleuromyidae.  Zitt. 

Schale  sehr  dünn,  gleichklappig ,  (pier  ixrlängert,  glatt  oder  eoncentrisch 
yestreijt,  mit  winzigen  Körncheureihen  bedeckt,  hinten,  zuweilen  auch  vorne  etwas 
klaffend.    Schlossrand  zahnlos  oderjederseits  mit  einem  ganz  schwachen  Forlsatz, 

welcher  sich  übiT 
oder  unter  den  ent- 
sprechenden Fort- 
satz der  anderen 
Schale  legt.  Band 
linear,  halb  inner 
lieh,  zwischen  den 
etwas  übergreifen- 
den Schalenrän- 
dern gelegen. 
Muskeleindriicke 
schwach.  Mantel- 
bucht  tief.  Car- 
bon bis  Kreide. 
Hauptverbreit- 
ung im  Jura. 

vi  llor  isma 
King.  Gleich- 
klappig,  verlängert,  gewölbt,  wenig  klaffend.  Vorderseite  kurz,  zuweilen 
mit  Lumda.    Sehloss  zahnlos.    Carbon  und  Perm. 

Pleuromya  Ag.  (Myacites  auet.) 
(Fig.  710.  711).  Vorderseite  kurz,  ge- 
rundet oder  steil  abfallend ;  Hinterseite 
verlängert,  etwas  klaffend.  Schlossrand 
jederseits  mit  einem  dünnen  horizon 
taten  Vorsprung,  wovon  sich  jener  der 
rechten  Klappe  über  den  der  linken  legt. 
Hinter  diesem  Vorsprung  jederseits  ein 
schwacher  Einschnitt.  Band  halb 
äusserlieh,  linear.  Trias  bis  untere 
Kreide,  ungemein  häutig,  jedoch  meist 
sehlecht  in  der  Form  von  Steinkernen 
erhalten. 

Gressh/a  Ag.  [Fig.  712).  Wie  vorige,  jedoch  rechte  Schale  am  Schloss- 
rand  etwas  vorragend  und  über  die  linke  übergreifend.    Vorderseite  kurz. 


Flg.  710. 
I'leuromyn  y.rrrfjrinn  il'Orb. 
ol>.  Juni.    Cln>rii»lii>«<!  l»  i  Moskau. 
•  Nut.  (irosM-.i 
ii  BtHnkern,  *»  Hchlnn. 


Fi«.  "11 
1'lrtiromyn  laiui- 
ttriatn  Atr.  Dogger. 
Zajaezki.  l'olCO, 
i  Nut.  <  irit»»i-  i 


PIg.  MS. 
0rVMfM  latirtittrl* 

A«.  Ünt.  Oolith. 
Tnnnic.  Surthi\ 
i  Nut.  Orosw. 


Qiit'iiM.    DoKRor.  Kii<-uttlti«t>n, 

Lothringen.       »»«  Clröiwc.) 


Digitized  by  Google 


ITomomyaria.    Desmodonta.  Sinupalliata. 


305 


breit.  Im  Innern  der  rechten  Klappe  eine  vom  Wirbel  etwas  schräg  nach 
hinten  verlaufende  schwache  Schwiele,  an  welche  sich  das  lineare,  fast 
ganz  verdeckte  und  zwischen  den  Schalen  gelegene  Band  anschliesst  Auf 
den  Steinkernen  bildet  die-  Schwiele  eine  Furche.  In  Lias  und  Jura 
sehr  häufig. 

Ceromya  Ag.  (Fig.  713).  Herzförmig,  aufgebläht,  die  rechte  Schale  am 
Schlossrand  etwas  höher,  als  die  linke.  Wirbel  weit  vorne,  angeschwollen,  un- 
gleich, nach  aussen  gedreht.  Vorderseite  kurz,  breit,  Hinterseite  verlängert 
und  etwas  zusammengedrückt.  Schlossrand  zahnlos,  rechts  unter  dem  Wir- 
bel mit  einem  stumpfen,  länglichen  Vorsprung,  hinter  welchem  eine  schräg 
nach  hinten  verlaufende  innere  Schwiele  beginnt.  Band  zwischen  den  beiden 
Hinterrändern.    Jura.    Meist  als  Steinkern  erhalten. 

5.  Familie.    Panopaeidae.  Zitt. 

Schale  gleichklappig,  dünn,  quer  verlängert,  vorne  schwach,  hinten  stark  klaffend, 
meist  concentrisch  gestreiß  oder  runzelig.   Schlossrand  zaJtnlos  oder  jederseits  mit 


Fi*.  714. 

Homomya  (Arcomya)  ealeeS/onni*  Ar. 
rnt.  Oolith.    Ia*  MoutletUC  bei  Bayeux. 
(*/,  nat.  Grösse.) 


Fi«  715. 

Qoniomya  DuboM  Ar.    Hut.  Oolith.  Bavenx. 
rt  Schule  In  nat.  Orösse.   6  Punktirto  Oberfläche 
der  Schale,  verBrossert. 

durch 


einem  zahnartigen  Vorsprung  unter  den  Wirhein.    Hand  äusserlich,  kurz, 
kräftige  Nymphen  getragen.    Mantelbucht  tief.    Trias  bis  jetzt.  Marin. 

Die  Siphonen  des  Thieres  ^ 
sind  sehr  lang,  retractil  und  ver- 
wachsen, der  Fuss  sehr  klein,  die 
vier  Kiemenblätter  ungleich. 

Homo mya  Ag. (Myacites p.  p. 
Schloth.,  Arcomya  Ag.)  (Fig.  714), 
Dünnschalig,  quer  verlängert,  ge- 
wölbt, glatt  oder  concentrisch  ge- 
furcht, zuweilen  auf  der  Hinter- 
seite mit  schwacher  Kante ;  äussere 
Schalenschicht  mit  feinen  Körn- 
chenreihen.  Schlossrand  zahnlos. 
Band  kurz,  dick.  Häutig  in  Trias, 
Jura  und  Kreide. 

G  o  n  i  o  m  ya  Ag.  (Lysianassa 
Mstr.)  (Fig.  715).  Wie  vorige ,  aber 
Oberfläche  mit  \/förmig  geknick- 
ten Rippen  verziert.  Lias  bis 
Kreide. 

Machomya,  Plectomya 
Loriol,  Mactromya  Ag.  Jura. 
Kreide. 

Panopaea  Menard  (Glyci- 
meris  p.  p.  Klein)  (Fig.  716).     Meist  grosse,  concentrisch  gestreifte  oder 
runzelige,  vorne  schwach,  hinten  weit  klaffende  Muscheln.  Sehlossnind 

Zittel,  Qnradsftfe  <ler  Paläontologie.  20 


l'anopata  Menardi  De 
MbattM  Exemplar,  b  t 


Mg,  716. 
Mi...  an     \\  i 


;ner  Becken,  a  Be- 
isrund.  (*fc  nat.  Gr.) 


Digitized  by  Google 


306 


Mollusca.  Lamellibranchiata. 


jederseits  mit  einem  zahnartigen  Vorsprang,  dahinter  die  kurzen,  wulstig  vor- 
springenden Bandnymphen.    Kreide  ois  jetzt. 

Cyrtodaria  Daudin  (Glycimeris  Lam.),  Saxicava  Fleuriau  (Hiatella 
Daudin).   Tertiär  und  lebend. 

6.  Familie.   Pholadomyidae.  Fischer. 

Schale  sehr  dünn,  gleicliklappig,  quer  oval,  hoch  gewölbt,  hinten,  zuweilen  auch 
vorne  etwas  klaffend;    Wirbel  mehr  oder  weniger  vorragend.    Vorderseite  kurz, 

gerundet.  Oberfläche  mit  radialen,  häufig  knotigen  Rippen 
verziert,  die  von  concentrischen  Streifen  oder  Runzeln 
gekreuzt  werden.  Schloss  zahnlos  oder  jederseits  mit 
schwachem,  länglichem  Vorsprung.  Rand  dünn,  äußer- 
lich, kurz.  Muskel-  und  Manteleindrücke  schwach.  Mantel- 
bucht massig  tief.    Lias  bis  jetzt. 


Hg  717  ViK  718. 

Pholtt  '  !<irclii*oni  Bow.        Pholadomya  deltoldta  Ajf. 

in«»«  l'olen  Itofnter.  England.  (V»  nnt.  Gr.) 

(Nnt.  QtfkMJ 


FIk.  719. 

I'hotadomyn  Piuehl  Ooldf.  OllKoeAn. 
Tölz,  Obrrtmyrrn.         Ut  <irönM«\) 


Die  einzige  Gattung  Pholadomya  Sow.  (Fig.  717—719)  ist  gegenwärtig 
noch  durch  eine  einzige,  sehr  seltene  Art  (Rh.  Candida  Ag.)  in  den  Antillen 
vertreten.  Sie  beginnt  im  unteren  Lias  und  entwickelt  in  Jura,  Kreide  und 
im  Tertiär  eine  grosse  Anzahl  von  Arten,  die  meist  in  kalkig- thonigen, 
ursprünglich  schlammigen  Ablagerungen  vorkommen. 

7.  Familie.    Anatinidae.  Gray. 

Schale  dünn,  innen  häufig  perlmutterartig,  gleich-  oder  ungleichklappig,  etwas 
klaffend.  Schlossrand  dünn,  jederseits  mit  einem  löff'elartigen  Fortsatz  zur  Auf- 
nahme des  innerlichen  Randes,  das  häufig  ein 
bewegliches  Kalkstiick  (Kiiöchelchen)  umschliesst. 
Das  Rand  verlängert  sich  nicht  selten  nach  hinten 
und  ist  äussert  ich  theilueise  sichtbar.  Trias 
bis  jetzt. 

Die  Mantellappen  des  Thieres  sind  fast 

ganz  verwach- 
sen und  lassen 


Fiir.  721. 

Thracin  inerrtn  Ak'    «>1>.  Jura.  Fnititrtit, 

Schweix.   (Nat  üröwMj.) 


nur  vorne  eine 
OefTnung  für 
den  kleinen 
Fuss  und  hin- 
ten eine  zweite 
für  die  zwei 
Die  meisten  Gattungen  gehören  der  Jetzt- 


Fi«.  720. 
Anatina  producta  Zitt. 

(iosatitliu). 


Kreide. 


langen,  dünnen  Siphonen  frei 
zeit  an. 

Anatina  Linn.  (Plattfmya,  Cercomya  Ag..  Rlicomya  Stol.)  (Fig.  720). 
Schale  sehr  dünn,  fast  gleichklappig,  concentrisch  gestreift  oder  gerunzelt, 
quer  verlängert.  Hinterseite  verschmälert,  klaffend,  meist  kürzer,  als  die 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.    Desmodonta.  Sinupalliuta. 


307 


Vorderseite.  Schlossrand  jederseits  mit  einem  nach  innen  gerichteten,  aus- 
gehöhlten, löffelartigen  Fortsatz  für  das  innerliche  Band,  welcher  hinten 
durch  eine  vom  Wirbel  schräg  nach  unten  verlaufende  Leiste  gestützt  wird. 
Mantelbucht  tief.   Jura  bis  jetzt. 

Thracia  Leach  (Corimya  Ag.)  (Fig.  721).  Ungleichklappig,  oval,  zu- 
sammengedrückt, hinten  verschmälert,  abgestutzt.  Schlossrand  unter  den 
Wirbeln  etwas  ausgeschnitten,  dahinter  verdickt  und  jederseits  mit  einem 
schwachen  horizontalen  Vorsprung  zur  Aufnahme  des  grösstentheils  äusserUch 
sichtbaren  und  nach  hinten  verlängerten  Bandes.    Trias  bis  jetzt. 

Liopistha  Meek.  (Cymella,  Psilomya  Meek.)  (Fig.  722).  Gleichklappig, 
oval,  bauchig,  concentrisch  oder  radial  gestreift,  hinten  zusammengedrückt, 
klaffend.  Wirbel  stark  vorragend,  eingekrümmt.  Schlossrand  jederseits 
mit  einem  horizontalen  Bandfortsatz  und  einem  zahnartigen  Vorsprung; 
das  Band  nach  hinten  verlängert  und  theilweise  äusserlich.  Kreide. 


Hg,  "&>.  Fitr.  7Ä. 

Liopistha  frtquen»  Zitt.    Kreide,   (iosau.  Seaera  cvtpidata  Oliv.  Mloeän. 

(Nat  (Jrösse.)  Baden  bei  Wien.  (Nat.  <irtitiM\) 


Neaera  Gray  (Cuspidaria  Nardo)  (Fig.  723).  Quer  oval,  etwas  ungleich- 
klappig, hinten  stark  verschmälert,  geschnäbelt  und  klaffend.  Schlossrand 
jederseits  mit  einem  kleinen  löffelartigen  Fortsatz  für  das  innere  Band, 
welches  ein  Knöchelchen  umschliesst.  Rechter  Schlossrand  hinten  mit 
vorragender  Bandnymphe.    Mantelbucht  seicht.    Jura  bis  jetzt. 

Corbur ella  Lycett.  Dogger,  Spheniopsis  Sandb.  Tertiär. 

Die  Gattungen  Periploma  Schum. ,  Lyonsia  Turton,  Poromya 
Forbes,  Pandora  Brug.  finden  sich  tertiär  und  lebend,  zahlreiche  andere 
nur  in  den  heutigen  Meeren. 

8.  Familie.   Myidae.  Desh. 

Schale  gleich-  oder  ungleichklappig,  ziemlich  dick,  porzellanartig,  mit  starker 
Epidermis.  Band  innerlich,  durch  einen  spateiförmigen  horizontalen  Fortsatz  der 
linken  Klappe  getragen.  Mantelbucht  bald  tiej,  bald  seicht.  Marin  oder  brackisch. 
Trias  bis  jetzt. 


Fi  g.  TU .  Mi.  >c4  n .  — ■  — 

Corbula  gallicn  \m\\.  1'ot/k'inMlnrf  bei  Wien.  Kiur.  7*J6. 

Urobknlk.  Dainery.  6 Cor  hui  a  angu$tata 8ow.  Myn  arrnaria  I.iu.  Diluviale  (Sliieiulbildunjfeii. 
SchloHH  in  nat.  Uröwte.             Kreide.    < loHau.  Bohuslan.  Schweden. 


Corbula  Brug.  (Fig.  724.  725).  Meist  klein,  oval,  geschlossen,  sehr  un- 
gleichklappig. Rechte  Klappe  viel  grösser,  als  linke,  hoch  gewölbt  mit  vor- 
ragendem Wirbel,  einem  starken  Schlosszahn  und  dahinter  eine  tiefe  Grube, 
in  welche  sich  der  abgeplattete,  spateiförmige  Bandfortsatz  der  kleineren 

20* 


Digitized  by  Google 


308 


Mollusca.  Lnmellibranehiata 


linken  Klappe  einfügt.  Mantelbucht  schwach, 
und  brackischen  Gewässern. 


Trias  bis  jetzt,  in  marinen 


Gastrorhafwa  anousla 
D««.li.     Kocilii  (Siililtw 
moyt-ns).  Vnhn>in.l.»Is 
Iwi  l'nri*. 


Potamomya  Hinds,  Corbulomya  Nyst,  Anisothyris  Conrad  {Pachy- 
odon  Gabb.),  Sphenia  Turton,  Tugonia  Gray.    Tertiär  und  lebend. 

Mya  Linn.  (Platyodon,  Cryptomya  Conrad)  (Fig.  726).  Quer  eiförmig,  fast 
gl  eich  klappig,  vorne  und  hinten  klaffend.  Linke  Schale  unter  dem  Wirbel 
mitgrossem,abgeplattetem,  spatelförmigem,  horizontalem  Bandfortsatz,  welcher 
Bich  in  eine  Grube  unter  dem  Wirbel  der  rechten  Klappe  einfügt,  woselbst 
der  Bandlüffel  an  die  Schale  angeheftet  ist.  Muskeleindrücke  klein.  Mantel- 
bucht tief.    Tertiär  und  lebend. 

9.  Familie.   Gaetrochaenidae.  Gray. 

Schale  dünn,  gleiclüclappig,  vorne  und  unten  sehr  weit  klaffend,  entweder 
frei  oder  in  einer  kalkigen  Bohre  oder  in  Bohrlöchern  liegend.    Band  äusserlich, 

kurz.  ScfUossrand  zahnlos.  Carbon  bis 
jetzt.  Marin. 

Von  den  zwei  hierher  gehörigen 
Gattungen  bohrt  sich  Gastrochaena 
Spengler  (Bocellaria  Fleuriau,  Bupel- 
laria  Ag.)  (Fig.  727.  728)  birnförmige 
oder  cylindrische  Höhlungen  in  Steine, 
Gattroehaena  b<*iong-  Muscheln  oder  Korallen,  während  Fistu- 
ün£TP'V£"\<-i  Brug.  lange  glatte  Kalkröhren  ab- 

Krakau,  stänkern    sondert,  die  aufrecht  im   Sand  oder 
»"rt]uwniT,l,sthHljc  Schlamm  stecken. 

(mit.  <jrö»*e). 

10.  Familie.    Olavagellidae.  Fischer. 

Schale  aus  zwei  dünnen  kleinen  Klappen  und  einer  hinten  offenen 
Bohre  bestellend.  Von  den  zicei  Schalen  sind  entweder  beide  oder  nur 
eine  mit  der  Bohre  verwachsen.    Kreide  bis  jetzt.  Marin. 

Ciavage  IIa  Lam.  (Bryopa  Gray,  Stirpulina  Hol.)  (Fig.  729). 
Von  den  zwei  ovalen  Klappen  ist  "die  linke  mit  der  kalkigen, 
keulenförmigen  oder  cylindrischen  Röhre  verwachsen.  Das 
Vorderende  wird  durch  eine  Wand  abgeschlossen,  die  mit  einer 
Spalte  und  am  Rand  häufig  mit  einem  Kranz  von  Stacheln  ver- 
sehen ist.    Kreide  bis  jetzt.  Selten. 

Asper gillum  \&m.  (Brechites  Guettard).  Beide  Schalen  mit 
der  langen  cylindrischen,  vorne  siebförmig  durchlöcherten  und 
mit  Spalte  versehenen  Röhre  verwachsen.    Pliocän  und  lebend. 

11.  Familie.    Pholadidae.  Leach. 

Die  vorne  weit  klaffenden,  gleichklappigen,  ovalen,  verlängerten 
oder  kugeligen  Schalen  haben  einen  zahnlosen  Schlossrand.  Ein  Band 
fehlt,  dagegen  sind  die  Wirbel  mit  accessorischen  Kalkplatten  bedeckt. 

Die  Pholaden  sind  Bohrmuscheln,  welche  sich  in  Holz,  Stein 
oder  sonstige  Körper  eingraben  und  ihre  geraden  oder  gebogenen 
Bohrlöcher  häufig  mit  kalkigen  Wandungen  auskleiden,  die  mit 
hrs'h"  >•"%.'  den  Schalen  verwachsen  können.  Das  Bohren  wird  entweder  durch 
eine  drehende  Bewegung  der  mit  Stacheln  und  Rauhigkeiten  ver- 
sehenen Schale,  theils  des  mit  Kieeelkörnchen  besetzten  Fusses  bewerk- 
stelligt.   Jura  bis  jetzt.  Marin. 

Pholas  Linn.  (Fig.  730).  Schale  quer  verlängert,  vorne  und  hinten 
klaffend,  rauh  verziert.  Schlossrand  mit  einem  lölTelartigen  Fortsatz  unter 
den  Wirbeln  zur  Aufnahme  des  Fussmuskels.  Wirbel  durch  1 — 3  accessorische 
Platten  bedeckt.  Jura  bis  jetzt.  Die  Pholaden  bohren  sich  mit  Vorhebe  in 
Steine  ein. 


I-V.  Ti9. 
Clarngflla 
{ Stirj}ulina) 
CaUlnti  lH'sh. 


Digitized  by  Google 


Homomyaria.    Desmodonta.  Sinupalliata. 


309 


Jouanet t ia  Desm.,  Martesia  Leach  (Fig.  731),  Turnus  Gabb. 
(Fig.  732). 

Teredo  Linn.  (Fig.  733).  Schale  klein,  dreilappig,  vorne  und  hinten 
weit  klaffend.  Im  Innern  jederseits  eine  lange  vom  Wirbel  gegen  den  Unter- 
rand verlaufende  Leiste  zur  Anheftung  des  Fussmuskels.  Die  Schalen  liegen 
in  kalkigen,  vorne  geschlossenen, 
subcyhndrischen  Röhren.  Die 
Siphonen  sind  hinten  mit  pfeil- 
spitzartigen Anhängen  besetzt. 

Die  Teredo  („Schiffsbohrwür- 

mer")  bohren  sich  Höhlen  in  Holz  Um£fc  ~fmoidfa 

und  richten  oft  grossen  Schaden  ne»h. 

in  Häfen  an.    Fossil  findet  man  Ko<*"(  vXm 

i Nut.  Grosse.) 


Kijf.  730. 
Photo*  Levciqtui  Watelet. 

Cuine  la  Mothe. 


Fi*.  T;J2 
Turnu»  {Xylopha- 
gella)  tltgnntulut 

Meek. 
Au«   der  oberen 
Kreide  von  Idaho, 

Nord-Amerika 
(stark  verdrossen, 
nuch  Muck). 


783. 

a  Sehale  von  Ttrttla  Norvegica 
Spetigl,  von  innen  und  auf.sen. 
Keovnt.  6,  c  WtdlspitzenartiKv 

Anhnnpv  I  der  Siphonen. 
d  Mit  Gestein  ausgefüllte  Koh- 
ren von  Trrtdo  Tuuniali  Leym. 
Eociln.  KruKsenberg. 


meist  nur  die  mit  Gestein  ausgefüllten  Röhren,  welche  am  häufigsten  in 
fossilem  Holz  vorkommen.    Jura  bis  jetzt. 

Teredina  Lam.  Wie  Teredo,  jedoch  die  Schalen  vollständig  mit  einer 
dicken  Kalkröhre  verwachsen.  Eocän. 


Zeitliche  Verbreitung  der  Lamellibranchiata. 

Die  ältesten  Muscheln  linden  sich,  allerdings  noch  überaus  sparsam, 
im  Cambrium.  Kleine,  länglich  ovale  Schälchen  von  Fordüla  Barr, 
wurden  zuerst  aus  dem  Potsdamsandstein  von  Troy  im  Staate  New- York 
beschrieben,  doch  ist  es  zweifelhaft,  ob  diese  Gattung  zu  den  Muschel- 
krebsen oder  zu  den  Graminysiiden  gehört.  Auch  aus  cambrischem 
Schiefer  von  Thüringen,  aus  der  ( Menellus-Zone  von  Nord- Amerika  und 
aus  den  obercambri sehen  Tremadoe-Schieforn  von  Wales  sind  schlecht 
erhaltene  Abdrücke  von  Modiolojms,  Ctenodonta,  Palaearca  und  Olyptarca 
bekannt. 

Im  Silur  gewinnen  die  Taxodonten,  einige  Familien  der  Aniso- 
myaria  [Aviculidae,  Ambonyckiidae ,  Hfyalinidae ,  Modiolopsidae  und 
Pectinidae),  heterodoute  Astartiden,  Lunulicardiiden,  Conoeardiidon, 
Praecardiiden  und  die  desmodonten  Solenopsiden,  Viastiden  und 
Grammysiiden  bereits  eine  starke  Verbreitung.  Die  meisten  silurischen 
Heterodonta  und  Desmodonta  zeichnen  sich  durch  sehr  dünne  Schale, 
zahnlosen  oder  nur  schwach  gekerbten  Schlossrand  und  den  Mangel 


Digitized  by  Google 


310 


Mollusca.  Latnellibranchiata 


einer  Mantelbucht  aus.  Neumayr  wollte  sie  darum  zu  einer  Unter- 
ordnung (Palaeoconchae)  vereinigen  und  daraus  die  jüngeren  Des- 
modonten und  einen  Theil  der  Heterodonten  ableiten;  allein  die  ver- 
schiedenen Familien  der  Palaeoconchen  lassen  sich  meist  mit  ganz 
bestimmten  Gruppen  von  Heterodonten  oder  Desmodonten  in  so  nahe 
Beziehungen  bringen,  dass  deren  Vereinigung  keine  systematischen 
Vortheile  gewährt. 

Im  Devon  treten  nur  wenige  neue  Familien  den  schon  im  Silur 
vorhandenen  bei,  dagegen  gewinnen  im  Carbon  die  brackischen  Anthra- 
cosiden  eine  ansehnliche  Verbreitung,  die  Trigoniiden,  Astartiden, 
Luciniden,  ferner  die  Pinniden,  Pectiniden  und  Limiden  nehmen  an 
Formenreichthum  zu,  und  unter  den  Desmodonten  erscheinen  die  ersten 
Sinupalliaten  (Altorisma). 

Die  Permi  sehe  Formation  enthält  nur  eine  verarmte  Carbon- 
fauua,  dagegen  beginnt  in  der  Trias  eine  auffallende  Umgestaltung 
der  Lamellibranchiaten.  Viele  alte  Gattungen  verschwinden  oder  werden 
durch  andere  ersetzt ;  neue  Familien  (Ostreidae,  Spondylidae,  Dimyidae, 
Mytilidae,  Cardiniidae,  Panopaeidae,  Pholadomyidae,  Myidae)  treten  auf, 


Megalodontidac,  Ästartidae,  Trigoniidae)  zeichnen  sich  durch  grossen 
Formenreichthum  aus. 

Im  Jura  spielen  die  Ostreiden,  Pectiniden,  Limiden,  Pernideu, 
Mytiliden  unter  den  Anisomyariern,  die  Trigoniidon  und  integripalliaten 
Heterodonten,  unter  den  Desmodonten  die  Panopaeiden,  Pholadomyiden, 
Anatiniden  und  Myiden  eine  hervorragende  Rolle. 

Der  Charakter  der  Kreidefauna  wird  in  erster  Linie  durch  das 
massenhafte  Auftreten  von  Pachyodonten  (Chamidae,  Caprinidae  und 
Rudistae)  beeinflusst,  in  den  übrigen  Abtheilungen  bildet  die  Kreide 
nur  eine  Fortsetzung  des  Jura;  doch  nehmen  unter  den  Heterodonten 
die  Sinupalliaten  erheblich  zu.  Sehr  bezeichnende  Kreidemuscheln 
sind  die  Gattungen  lnoceramm  und  Vota. 

Im  Tertiär  findet  eine  allmähliche  Annäherung  an  die  Jetztzeit 
statt.  Die  Capriniden  und  Kudisten  sind  verschwunden,  die  Aniso- 
myarier  stark  im  Rückgang.  Unter  den  Heterodonten  überwiogen  die 
Sinupalliaten,  bei  den  Desmodonten  treten  die  stark  differenzirten 
Myiden,  Anatiniden,  Gastrochaeniden,  Clavagelliden  und  Pholadiden 
mehr  in  Vordergrund. 

Ob  die  Lamellibranchiaten  aus  Würmern  hervorgegangen  sind, 
wie  vielfach  angenommen  wird,  lässt  sich  auf  paläontologischer  Grund- 
lage nicht  entscheiden,  dagegen  dürften  die  Aviculideu  die  Ahnen  der 
Anisomyarier  enthalten  und  ihrerseits  vielleicht  aus  Taxodonten  hervor- 
gegangen sein,  die  in  ihrem  anatomischen  Bau  und  im  Schloss  die 
primitivsten  Merkmale  bewahrt  haben.  Auch  die  Heterodonten  und 
Desmodonten  besitzen  bereits  im  Silur  Vorfahren,  welche  zwar  noch  an 
Taxodonta  erinnern,  aber  doch  schon  eine  selbständige  DitTerenzirung 
erlangt  haben,  lieber  die  speciellere  Vertheilung  der  fossilen  Lamelli- 
branchiaten gibt  die  beifolgende  Tabelle  Aufschluss. 


und  gewisse  Gru 


Digitized  by  Google 


Zeitliche  Verbreitung. 


311 


A.  Anisomyaria. 

1    Ariiulidat  . 
;'.  I'irtinidfu-  . 
8.  Limidae  . 
t  Vuhellidac 
5.  Peru  idac  . 
'>'.  IHnnidac 

7.  Spondyhdae 
tf.  IHtnyid'ie 
9  Anomüdar 

10.  Ostradac .  . 

11.  Ambonychiidae. 
li\  Myalinidae 

18.  Modiulopsidac 
11.  MiitUidiw 

K.  llomomy (tritt 
/.  1  arud'i  nta  : 

1.  Xucululae 

2.  Arcidae  , 
//   V  achy  odnvta: 

t.  Chamidae 
2.  Caprinidae 

8.  Rudiatae 
III.  lleterodonta 

1.  Anthrucosidac. 

2.  Xayadidac  .  . 

3.  Trigoniidae 

4.  Cardini idac  . 
~>.  Astartidac  . 
*>.  Megalodoniidnc 

7.  CraxxaMlidae 

8.  Galeommidac 

9.  Erycinidac  . 
10    Lucin  idac 
11.  Lunuücardiidae 
1  'J.  Conocardüdae 
18  l'raeeardiidae 
14.  Cardiidae 
1?>,  Cyrenidac 
1U.  Cyprinidac 
17.  Veneridae 
1H  Donacidae 

19.  TtUinidae 
2i).  Solenidac 

21.  Scrobicularidae 

22.  Mesodtsmidac 
28.  Madridae  . 


I 
5 
I 


: 

- 

: 

- 


-- 


- 


I  _ 


—   i  ~ 


I  I 


I  I 


- 


I  I  I  I 
I    I  I 


I  I 

.  ...  . 

I  I 


I  I 


I  I 


I  l 


Digitized  by  Google 


312 


Mollusca.   Lamellibranchiata.  Scaphopoda. 


l 

Silur 

Devon 

6 

E 

s 

Kreide 

s 

4) 
S* 

c 
« 

sä 

— 

c 

i> 
u 

•1 

Jetztzeit 

/  V.  Des  vi  odonta  : 

1.  Solenopsidac  ...... 

2.  Vlnmtidae  

X  Grammysiidae 

1  Pleuromyila, 



H.  I'holadomyidae 

8.  Myidae  ...... 

<J.  Gastrochaenidae  . 

10.  Clavageilidac 

11.  Phdudidae. 

- 

2.  Classe.    ScapllOpoda.  Grabfüsser. 
Bilateral  -  symmetrische  Mollusken  ohne  Ko.pf,  Augen 
und  Herz,  aber  mit  Radulu,  dreilappigcm  Grabfuss  und 

fadenförmigen  Ten- 
takeln. Schale  röh- 
renförmig, an  beiden 
Enden  offen. 

Die  wenigen  hierher 
gehörigen  Gattungen  er- 
innern durch  ihre  röhren- 


1 


Fl*.  786. 

a  Siphonodentalium  limtlcvlatum  lU'»b.  Grobkalk. 
Panierv.    6  DitchMu   bilabialu*   I»esh.  Grubkalk. 

(Jritmon.    e  OadUa  gadu*  Mont.   Tortonion.    Monte    förmige  bchale  all  KÖhieil- 
Gibbio  bei  Sawuiolo.    d  Cndulus  wvUum  l'hil.  Tor- 
loiiU-ii.    Monte  Gibbio  IksI  Saiwiiolo. 

Ii         C  a 


würmer  (Serpula),  zu  de- 
nen sie  auch  von  Cuvier 
gerechnet  wurden.  I)  es  - 
hayes  wies  (1825)  ihre 
Verwandtschaft  mit  den 
Schnecken  nach,  von  de- 
nen sie  jedoch  so  be- 
trächtlich abweichen,  dass 

• 1        §       Mlll'    I"         §'  8*e  ßronu  a^s  selbstän- 

|  |  ^****  mm  1l  dige  Classe  (Scaphopoda) 
«  «//'        ^-         unterschied.  LacazeDu- 

thiers  betonte  die  Be- 
ziehungen zu  den  Lamelli- 
branchiata und  nannte  die 
Classe  Solenoconchae.  Der 
Mangel  eines  gesonderten 
Kopfes,  die  Form  des  Fusses,  die  Mundanhänge  und  das  ungelappte 
Velum  des  Embryo  sprechen  für  Verwandtsehalt  mit  den  Muscheln; 


Fi*.  TM. 
nentaüum 
rrrnnyularc 

Um. 
IMioräii. 

A*ti. 
Pieiiicmt. 


FIk  735. 

<t  Drntalium  (Enlati*)  Kickxl  X>>t. 
OHKortJn.  W'eiiiheliu  Lei  Alzey. 
6,  e  D.  (Fwtiaria)  lucidum  I»esli. 
Koean.  <'nlne  la  Mothe.  b  K.xiin 
plar  in  mit  Gri»««e,  e  hintere»  Ktnle 
mit  Spult,  verjfriisMirt. 


FiB.  r>:!7. 
I'yrgopolim 
Motai  Moiitf 
Ob.  Krei-ie. 
Schonen. 


Digitized  by  Google 


Amphincura.  Polyplacophora. 


313 


die  Röhrenschale,  die  Radula  und  die  einfache  Genitaldrüse  weisen  auf 
die  Gastropoden  hin.  Darm,  Magen  und  Leber  sind  wohl  entwickelt, 
das  Nervensystem  symmetrisch.  Herz  und  Kiemen  fehlen.  Die  leben- 
den Scaphopoden  bewohnen  meist  die  tieferen  Regionen  des  Oceans. 
Fossile  Formen  beginnen  schon  im  Silur. 

Die  wichtigste  Gattung  Dentalium  Linn.  (Fig.  734)  hat  verlängert 
röhrenförmigo,  gegen  hinten  allmählich  verengte,  aber  beiderseits  offene 
Schale  und  ist  bald  glatt,  bald  der  Länge  nach  gestreift  oder  gerippt, 
seltener  quer  gestreift.   Silur  bis  jetzt. 

Entalis  Gray  (Fig.  735)  hat  am  hinteren  Ende  einen  Schlitz;  bei 
Siphonodentalium  Sars  (Fig.  736a)  ist  das  hintere  Ende  der  kleinen, 
glatten  Röhren  mit  mehreren  kurzen,  bei  Dischides  Jeffreys  (Fig.  7366) 
mit  zwei  Einschnitten  versehen.  Oadila  Gray  (Fig.  736c)  ist  in  der 
Mitte  angeschwollen,  an  beiden  Enden  verengt,  Cadulus  Phil.  (Fig.  136d) 
ebenso,  aber  die  hintere  Mündung  gekerbt.  Pyrgopolon  Montf. 
(Fig.  737)  aus  der  oberen  Kreide  ist  dickschalig,  quer  gerunzelt  und 
enthält  am  hinteren  Ende  eine  zweite  dünnere  eingeschachtelte  Röhre. 

3.  Classe.  Amphilieura.  "Wurmmollusken. 
Wurmähnliche,  bilateral-symmetrische  Mollusken  von 
gestreckter  oder  länglich  ovaler  Gestalt,  mit  oder  ohne 
Sohle,  nackt,  mit  Kalkstacheln  oder  gegliederter,  mehr- 
klappiger  Rückenschale.  Kopf  undeutlich  abgesetzt  ohne 
Augen  und  Tentakeln.  Nervensystem  aus  Schlundring 
und  vier  Längsstämmon  bestehend.    Zunge  mit  Radula. 

Als  Amphineiira  bezeichnete  Iheriug  dickhäutige,  früher  allgemein 
für  Würmer  angesehene,  lauggestreckte  marine  Weiehthiere  [Chaetoderma, 
Neomenia  etc.),  sowie  die  mit  gegliederter  Schale  versehenen  Chitoniden. 
Die  ersteren  bilden  jetzt  die  Ordnung  der  Aplacophora ,  die  letz- 
teren die  Ordnung  der  Polyplacophora. 

Ordnung.    Polyplacophora.   Blv.  Käferschnecken. 

(Placophora  Ihering,  Loricata  Schum.)  a  h 

Körper  länglich  oval,  auf  dem  Rücken 
mit  acht  beweglich  verbundenen  Kalkplat- 
ten. Fuss  breit,  söhlig.  Kiemen 
zahlreich,  klein,  blattförmig, 
jederseits  in  einer  Reihe  zwi- 
schen Mantel  und  Fuss  gelegen. 
Herz  mit  drei  Kammern.  Ge- 
schlechter getrennt 

Die  einzige  Familie  der  Chi- 
toniden unterscheidet  sich  von 
allen  übrigen  Mollusken  durch  ihre 
aus  acht  hinter  einander  liegenden, 
beweglichen  Kalkplatten  bestehende 
Schale.  Die  Platten  sind  in  der 
Mitte  gowölbt  oder  nach  der  Längs- 
axe  gekielt;  die  beiden  terminalen  halbkreisförmig,  die  intermediären 
quer    vierseitig    mit    zwei   vorspringenden   Lappen   am  Hinterrand. 


Flg.  739. 
Chiton  viroi/er 
Kandb.  \VaM- 
boekelhelm  bei 

Crt-uxnach. 
Eine  Kmlplaftu 
htuI  eint-  Mittel- 
platte; letztere 
mit  den  beiden 
vorspringenden 
hinteren 
Uppen. 


Fip.  7:w. 
Chiton  (GrypIxKhiton)  pritcut 
Mst. 

Kohlenkalk.  Tournny.  Belgien. 
a  Mehrere  Flutten  aneinander- 
gereiht 6  Eine  Kndplatle  von 
aussen  und  innen.  (Xat.  Grö»*e.) 


Digitized  by  Google 


314 


Mollusca. 


Sämmtliche  Platten  sind  von  einem  hornigen,  meist  mit  Stacheln  be- 
setzten, breiten  Saum  eingefasst. 

Die  Chitoniden  bewohnen  die  Littoral-  und  Laminarienzone  und 
heften  sich  mit  ihrem  breiten  Fuss  an  Steinen  an.  Sio  sind  in  allen 
Meeren  verbreitet,  am  häufigsten  in  den  Tropen.  Etwa  400  recente 
Arten  bekannt,  die  früher  alle  der  Gattung  Chiton  Lin.  zugezählt 
wurden,  jetzt  aber  in  zahlreiche  Genera  und  Subgenera  zertheilt  werden. 
Fossile  Chitonen  sind  überall  selten  und  meist  nur  durch  vereinzelte 
Platten  vertreten.  Sie  beginnen  schon  im  Silur  (Helminthochiton 
Salter)  und  sind  am  zahlreichsten  im  Devon  und  Carbon.  (Orypho- 
chiton  Gray,  ßhombichiton,  Glyptochiton  de  Kon.,  Pterochi- 
ton  Carp.  etc.). 

4.  Classe.    Gastropoda.  Schnecken.1) 

Weichthiere  mit  gesondertem  Kopf,  söhligem,  selten 
flossenartigem  Fuss  und  ungetheiltem  Mantel,  welcher 
eine  einfache  spiral  gewundene  oder  napfförmige  Schale 
absondert. 

Die  Schnecken  besitzen  im  Gegensatz  zu  den  Muscheln  einen  mehr 
oder  minder  deutlich  abgesonderten  Kopf,  welcher  in  der  Regel  Fühler, 
Augen  und  Gehörblasen  trägt  und  das  aus  zwei  starken  Nervenknoten 
bestehende  Cerebral-  oder  Schlund-Ganglion  enthält.  Die  Unterseite 
des  Thicres  wird  meist  von  einem  breiten,  söhligen  Kriechfuss  gebildet, 
der  jedoch  bei  den  Heteropoden  zu  einer  verticalen,  seitlich  zusammen- 
gepressten  Flosse  umgewandelt  ist  und  bei  den  Pteropoden  durch  zwei 
flügelartige  Schwimmlappen  neben  dem  Kopf  ersetzt  wird.    Die  Basis 

l)  Literatur  (vgl.  8.  250  u.  251)  ausserdem : 

Ihering,  H.  v.,  Vergleichende  Anatomie  des  Nervensystems  und  Phylogenie  der 

Mollusken.    Leipzig  1877. 
Troschel,  H.,  Das  Gebiss  der  Schnecken.    Bd.  I  u.  II.    Berlin  1856—1878. 
Quenstedt,  F.  A.,  Petrefaktenkunde  Deutschlands.    Bd.  VII.    Gastropoden.  1881. 
Koken,  E ,  Ueber  die  Entwicklung  der  Gastropoden  vom  Cambrium  bis  zur  Trias. 

Neues  Jahrb.  für  Mineralogie  1889.    Beilage  Bd.  VI. 
Billings,  E.,  Palaeozoic  fossil«     Vol.  I.  u.  II.    Montreal  1865—1874. 
Salter,  J.  W ,  A  Catalogue  of  the  collection  of  Cambrian  and  Silurian  fossils  in  the 

Museum  of  Cambridge.    1873.  4°. 
Lindström,  G.,  On  tbe  Silurian  Gastropoda  and  Pteropoda  of  Gotland.  K.  Svenska 

Vetensk.  Akad.  Handl.  1884.   Bd.  XIX. 
De  Köninck,  Faune  du  calcaire  carboniföre  de<la  Belgique.    1882—1885.    vol.  VI. 

3  et  4*^1'  partie  (Ann.  Mus.  d'hist.  nat.  de  Belgique). 
Kittel,  E.,  Die  Gastropoden  der  Schichten  von  St.  Cassian.    Ann.  d.  k.  k.  naturhist 

Hof-Museums  in  Wien.  1891-1892. 
UOrbxgny,  Ale,  Paleontologio  fram^ise.   Terr.  jur.  LI.  u.  III,  1850—1882  u.  Terr. 

cr6t.  II.  1842—43. 

Morris  and  Lycett,  Mollusca  from  the  Great  Oolite.  Univalves.  Palaeontogr.  Soc.  1850. 
Hudleston,  W.  H.,  A  Monograph  of   the  British  jurassic  Gasteropoda.    Pal.  Soc. 
1887—1894. 

Zittcl,  K.  A.,  Die  Gastropoden  der  Stromberger  Schichten.  .Mitth.  aus  dem  Mus.  d. 

k.  bayer.  Staates.    1873.    II.  Bd.  3.  Abthlg. 
Stoliczka,  Ferd.,  CretaceouB  Fauna  of  Southern  India.    Vol.  II.    Gastropoda  (Mem. 

geol.  Survey  Fast  India  1868). 
Beyrich.  F.,  Die  Conohvlien  des  norddeutschen  Tertiärgebirges.  Zeitschr.  d.  deutsch. 

geolog.  Ges.    Bd.  V,  VI,  VIII.  1853-1856. 
Hocrne8,  Ii.,  und  Auinger,  Af.,  Die  Gasteropoden  der  Meeresablagerungen  der  ersten 

und  zweiten  Mediterranstufe.    Wien  1879  1891. 


Digitized  by  Google 


Gastropoda. 


315 


des  Kriechf us8e8  erlangt  zuweilen  ansehnliche  Ausdehnung;  hei  manchen 
Formen  {Strombidae)  kann  derselbe  durch  kräftige  Contraction  zum 
Springen  verwendet  werden. 

Der  Mantellappen  erhebt  sich  wie  eine  Kaputze  auf  dem 
Rücken;  er  reicht  bis  zum  Kopf  und  sondert  an  seiner  schleimigen 
Oberseite  meist  eine  Schale  ab,  welche  den  Eingeweidesack  und  die 
Athemhühle  bedeckt  und  häufig  auch  bei  Contraction  des  Thicres  den 
ganzen  Körper  aufnehmen  kann.  Die  Verbindung  von  Thier  und 
Schale  wird  durch  einen  Muskel  bewerkstelligt,  welcher  sich  bei 
spiralen  Gehäusen  an  der  Spindel,  bei  napfförmigen  an  der  Innenfläche 
der  Schale  anheftet. 

Das  Nervensystem  besteht  aus  zwei  Cerebralganglien ,  aus  den 
paarigen  Pedal-  und  Visceralganglien,  sowie  aus  zwei  oder  drei  weiteren 
Ganglienpaaren,  die  alle  durch  Nervenstränge  (Commissuren)  verbunden 
sind.  Durch  die  Spirale  Drehung  des  Eingeweidesackes  erleiden  die 
Commissuren  der  Visceralganglien  zuweilen  eine  vollständige  Kreuzung 
(Chiastoneura),  während  sie  bei  bilateral  symmetrischen  Formen  parallel 
verlaufen  {Orthoneura). 

Eine  charakteristische  Eigentümlichkeit  der  Gastropoden  bildet 
die  eigenthümlicbe  Bewaffnung  des  Mundes.  Dieselbe  besteht  theils 
aus  zwei  kieferähnlichen  hornigen  Platten  an  der  oberen  Schlundwand, 
theils  aus  einer  chitinüsen  Reibplatte,  welche  die  Zunge,  einen  Wulst 
im  Boden  der  Mundhöhle,  bekleidet.  Diese  Reibplatte  oder  Radula 
hat  meist  beträchtliche  Länge  und  ist  mit  zahlreichen,  in  Quer-  und 
Längsreihen  geordneten  Chitinzähnchen  oder  Häkchen  besetzt.  Die 
äusserst  mannichfaltige  Zusammensetzung  der  Radula  wurde  von 
Loven  und  Troschel  in  ausgiebiger  Weise  für  die  Systematik  der 
Gastropoden  verwerthet. 

Die  Speiseröhre  führt  in  einen  mehrfach  gewundenen  Darm- 
canal,  der  von  einer  sehr  umfangreichen  Leber,  den  Nieren  und  zahl- 
reichen Drüsen  umgeben  ist  und  schliesslich  in  einer  dem  Mund 
benachbarten  Afteröffnung  endigt. 

Das  Herz  hat  in  der  Regel  eine  {Monotocardia),  seltener  zwei 
Vorkammern  (Diotocardia)  und  dient  einem  reich  verzweigten  Blutgefäss- 
system  als  Centraiorgan.  Liegen  die  Kiemen  oder  Lungen  vor  dem 
Herzen  {Prosobranchia,  Pulmonata),  so  befindet  sich  auch  der  Vorhof 
vor  dem  Ventrikel;  liegen  sie  hinter  demselben  (Opisthobranchia, 
Pteropoda),  so  ist  das  Atrium  auf  der  Hinterseite  gelegen. 

Nur  wenige  Schnecken  athmen  ohne  besondere  Respirations- 
orgaue  durch  die  Körperoberlläche ;  weitaus  die  meisten  besitzen 
Kiemen  oder  Lungen.  Die  Kiemen  sind  blatt-  oder  büschelförmige, 
zuweilen  verzweigte  oder  gefiederte  Hautlappen,  welche  meist  in  der 
Athemhöhle  unter  dem  Mantel  liegen,  seltener  frei  auf  dem  Rücken 
oder  den  Seiten  vorragen.  Nur  ausnahmsweise  sind  sie  in  grösserer 
Zjdil  vorhanden  und  symmetrisch  ausgebildet;  meist  verkümmert  von 
den  zwei  Kiemen  die  linke  gänzlich,  und  die  rechte  rückt  in  Folge  der 
Drehung  des  Körpers  in  die  Mitte  oder  sogar  nach  links.  Bei  den 
luftathmenden  Schnecken  werden  die  Kiemen  durch  einen  rechtseitigen, 
hinter  dem  Kopf  gelegenen  sackförmigen  Hohlraum  (die  Lunge)  er- 
setzt, dessen  Decke  von  einem  fein  verzweigten  Netzwerk  von  Blut- 
gefässen durchzogen  ist.  Die  Ampullariiden  und  Siphonariiden  besitzen 


Digitized  by  Google 


.316 


Mollusca. 


Kiemen  und  Lungen  zugleich.  Die  Athemhöhle  ist  bis  auf  eine  mond- 
fönnige  oder  rundliche  Oeffnung  (Spiraculum)  geschlossen.  Dieses 
Athemloch  verlängert  sich  häufig  in  eine  geschlossene  oder  gespaltene 
Röhre,  welcher  nieist  eine  canalartige  Verlängerung  oder  ein  Ausguss 
der  Schalenniündung  entspricht. 

Eine  ungewöhnliche  Differenzirung  zeichnet  die  Generations- 
organe  der  Schnecken  aus.  Die  Geschlechter  sind  bei  Prosobranchiern 
und  Heteropoden  getrennt,  bei  Opisthobranchiern ,  Pteropoden  und 
Pulmonaten  vereinigt.  Bei  den  Zwittern  (Hermaphroditen)  münden  die 
Ei-  und  Samenleiter  entweder  in  eine  gemeinsame  Geschlechtskloake, 
oder  es  haben  männliche  und  weibliche  Organe  gesonderte  Oeffnungen. 

Die  Schale  wird,  wie  bereits  bemerkt,  von  dem  Mantellappen 
abgesondert  und  in  ihrer  Form  und  Grösse  von  dem  Eingeweidesack 
bestimmt.  Sie  besteht  aus  kohlensaurem  Kalk,  selten  aus  einer  horn- 
artigeu  Substanz.  Für  die  Systematik,  namentlich  für  die  Bestimmung 
von  Gattungen  und  Arten  liefern  die  Schalen  wichtige  Anhaltspunkte,  . 
dagegen  versagen  sie  ihren  Dienst  für  die  Abgrenzung  grösserer  Gruppen, 
da  nicht  selten  Thiere  von  gauz  abweichender  Organisation  ähnliche 
Gehäuse  hervorbringen.  Man  unterscheidet  symmetrische  und 
Spiral  gewundene  Schalen.  Erstere  haben  napf-  oder  flachconische 
Gestalt,  finden  sich  aber  nur  bei  wenigen  Gruppen  [Oyclobranchia , 
Aspidobranchia,  Pidmonata)  und  sind  durch  mützen-  oder  kegelförmige 
Schalen  mit  schwach  eingerollten  Wirbeln  mit  den  Spiralgchäusen  ver- 
bunden. Bei  diesen  kommen  ausnahmsweise  unregelmässig  gewundene 
(Vermetas)  oder  in  einer  Ebene  spiral  eingerollte  Röhren  (Bellerophon, 
Atlanta)  vor;  meist  wickelt  sich  das  Gehäuse  in  einer  Schraubenspirale 
auf  und  zwar  liegt  sie  in  der  Art  auf  dem  Rücken  des  Thieres,  dass 
die  Spitze  der  Röhre  nach  hinten  und  oben,  die  Mündung  nach  vorne 
und  unten  gerichtet  ist.  Stellt  man  die  Schale  mit  der  Spitze  nach 
oben,  mit  der  Mündung  nach  unten  und  zwar  so,  dass  die  Mündung 
dem  Beschauer  zugekehrt  ist,  so  heisst  die  Schale  rechts  gewunden, 
wenn  die  Mündung  auf  der  rechten,  links  gewunden,  wenn  sie  auf 
der  linken  Seite  liegt.  Weitaus  die  meisten  Gastropoden  haben  rechts 
gewundene  Schalen;  einzelne  Genera  (Clausilia,  Physa,  Spirialis)  sind 
normal  links  gewunden.  Als  Abnormitäten  findet  man  zuweilen  links  ge- 
drehte Individuen  bei  normal  rechts  gewundenen  Arten  und  umgekehrt. 

Beim  Zeichnen  und  Beschreiben  der  Sehneckeuschalen  wird  die 
Spitze  gewöhnlich  nach  oben,  die  Mündung  nach  unten  dem  Beschauer 
entgegen  gerichtet,  so  dass  rechts  und  links  gewunden  sogleich  ersichtlich 
werden.  Damit  erklären  sich  auch  die  Bezeichnungen  oben  und 
unten  als  gleichbedeutend  mit  hinten  und  vorne.  Die  Höhe  oder 
Länge  einer  Schale  wird  durch  eine  von  der  Spitze  (Apex)  nach  dem 
unteren  Ende  der  Mündung  gezogene  Linie  bestimmt. 

Die  mehr  odor  weniger  rasch  an  Weite  zunehmende  Röhre,  aus  welcher 
man  sich  eine  spiral  gewundene  Schneckenschale  entstanden  denken  muss, 
wickelt  sich  entweder  um  eine  solide  Axe  oder  Spindel  (Columella) 
oder  um  eine  ideale,  durch  eine  centrale  Röhre  ersetzte  Axe  auf.  Das 
Gewinde  (Spira)  besteht  aus  Umgängen  (Windungen,  anfractus), 
welche  sich  entweder  übereinander  legen  und  sich  theilweise  oder  auch 
ganz  verhüllen  oder  sie  wickeln  sieh  in  seltenen  Füllen  frei  in  lockerer 
Spirale  auf.    Die  ausserliehe  Berührungslinie  zweier  Umgänge  heisst 


Digitized  by  Google 


Gastropoda. 


317 


BplfeM 


Nullt 


I 


Naht  (Sutura) ;  das  Gewinde  ist  eingewickelt  (involut),  wenn  die 
jüngeren  Umgänge  die  älteren  vollständig  verhüllen  und  nur  der  letzte 
sichtbar  bleibt  (Cypraea).  Je  nach  der  Art  der  Einrollung  entstehen 
mützen förmige,  ohrförmige,  coniseh-kreiselförmige,  kugelige,  eiförmige, 
thurmförmige,  pyramidale,  Spindel-  oder  walzenförmige  Gehäuse. 

Die  untere,  zuweilen  ebene  Fläche  des  letzten  Umgangs  heisst 
Basis  oder  Grundfläche.  Ist  die  Spindel  durch  einen  centralen,  röhren- 
artigen Hohlraum  ersetzt,  so  nennt  man  die  Schale  durchbohrt.  Als 
Nabel  (umbilicus)  wird  eine  trichterförmige  Vertiefung  im  Centrum 
der  Basis  bezeichnet;  der  ächte  Nabel  reicht  bis  zur  Spitze,  der 
falsche  ist  auf  den  letzten  Umgang  beschränkt.  Eine  Nabelritze  wird 
öfters  dadurch  hervorgerufen,  dass  der  Nabel  von  der  umgeschlagenen 
Innenlippe  oder  durch  eine  Schwiele  (Nabelschwiele)  theilweiso  oder 
fast  ganz  bedeckt  wird. 

Die  Mündung  (apertura)  des  letzten 
Umgangs  wird  vom  Mundsaum  (Peristoma) 
begrenzt,  der  zuweilen  einen  zusammen- 
hängenden, ununterbrochenen  Rand  bildet, 
in  der  Regel  aber  aus  einem  getrennten 
Aussen-  und  Innenraud  besteht.  Die  Form 
der  Mündung  ist  sehr  verschieden,  am  häufig- 
sten oval  oder  rundlich,  zuweilen  aber  auch 
mehr  oder  weniger  verengt  bis  spaltförmig. 
Man  nennt  sie  ganz,  wenn  sie  unten  (resp. 
vorne)  abgerundet  ist  {Holost om ata),  aus- 
geschnitten odor  ausgegossen,  wenn 
neben  der  Spindel  eine  kurze  Rinne  oder 
Ausbuchtung  für  die  Athemröhre  vorhanden 
ist.  Bei  den  Siphonostomata  verlängert 
sich  der  Ausguss  zu  einem  geraden,  geboge- 
nen oder  rückwärts  gekrümmten  Canal, 
dessen  Länge  zuweilen  die  Höhe  der  Mün- 
dung übertrifft.  Der  A  u  s  s  e  n  r  a  n  d  ( Aussen- 
lippe).  kann  ganzrandig  oder  eingeschnitten, 
scharf,  verdickt,  umgeschlagen,  eingebogen, 
gezähuelt  oder  gekerbt,  fiügelartig  ausge-  tVina] 
breitet  oder  mit  fingerförmigen  Fortsätzen  FjK.  740 

versehen  sein.  Am  Innenrand  unter 
scheidet  man  namentlich  bei  den  Siphonosto 
mata  den  hinteren  (oberen)  Theil  als  eigentliche  Innen lippe,  den 
vorderen  als  Spindelrand.  Die  Innenlippe  wird  entweder  durch  die 
Wand  des  vorletzten  Umgangs  oder  durch  eine  besondere  Knlkschwiele 
gebildet  und  kann  wie  dio  Spindel  und  Aussenlippe  Falten  tragen, 
welche  zuweilen  bis  zum  Scheitel  fortsetzen  (Fig.  740). 

Als  äussere  Verzierung  der  Schalen  treten  häufig  vertiefte  Linien, 
Furchen  oder  erhabene  Leisten,  Rippen,  Falten,  Knoten,  Stacheln  „etc. 
auf,  die  als  Längs-  oder  Spiral  Verzierungen  bezeichnet  werden, 
wenn  sie  parallel  der  Naht  laufen,  während  die  Qu  er  Verzierungen 
schief-  oder  rechtwinklig  gegen  dieselbe  gerichtet  sind. 

Sehr  viele  Sehneckenschalen  sind  bunt  gefärbt  oder  mit  einer 
sammtartigen,  weichhaarigen  oder  hornähnlichen  Epidermis  überzogen. 


Mitra  epUcopalis  Lin.  Auftri^rlinittcn, 
um  «Iiis  Spliirli>l»iohM»  /.ii  zi-lgcii. 


318 


Mollusca.  Gastropoda. 


Durch  den  Fossilisationsprocess  wird  nicht  nur  dio  Epidermis,  sondern 
auch  die  Färbung  mehr  oder  weniger  vollständig  zerstört. 

Die  Schalen  der  Gastropoden  bestehen  aus  Aragonit  und  zwar 
in  der  Regel  aus  einer  gleichmäßigen  Schicht  von  porzellanartigcr 
Beschaffenheit,  zu  welcher  bei  gewissen  Familien  noch  eine  innere 
Perlmutterschicht  hinzukommt.  Letztere  wird  aus  abwechselnden,  der 
Innenfläche  parallelen  Blättern  von  Conchyliolin  und  kohlensaurem 
Kalk  gebildot,  während  die  Porzellanschicht  aus  drei  Lagen  von  dünnen 
Blättern  autgebaut  ist,  wovon  die  innere  rechtwinklig  zu  den  beiden 
äusseren  steht.  Jodes  Blatt  der  drei  Lagen  wird  aus  schiefen  Prismen 
zusammengesetzt. 

Die  Entwiekelung  der  Schnecken  vollzieht  sich  in  abgelegten 
Eiern.  Der  Embryo  bildet  schon  ziemlich  frühzeitig  eine  kleine  Schale 
(Protoconch,  Nucleus),  die  zuweilen  aus  mehreren  Umgängen  besteht 
und  nicht  selten  in  der  Form  von  der  eigentlichen  Schale  abweicht. 
Der  Protoconch  erhält  sich  mehr  oder  weniger  lang  auf  dem  Apex  des 
Gewindes,  häufig  in  Gestalt  einer  blasigen  Anschwellung,  eines  kleinen 
glänzenden  Knopfes  oder  eines  kurzen  glatten  Gewindes,  das  zuweilen 
winklig  von  der  Schale  absteht  oder  anders  gedreht  (heterostroph)  ist 
als  jene.  Wird  der  Protoconch  abgeworfen,  so  bildet  eine  Kalkplatte 
den  Abschluss  des  Gewindes. 

Sehr  viele  Gastropoden  besitzen  einen  kalkigen  oder  hornigen 
Deckel  (operculum),  der  sehr  häufig  zur  Unterscheidung  von  Gattungen 
oder  Familien  verwerthet  wird.  Er  schliesst  die  Mündung  ab,  wenn 
sich  das  Thier  in  der  Schale  zurückgezogen  hat  und  liegt  während 
des  Krieehens  auf  dem  hinteren  Theil  des  Fussrückens.  Am  häufigsten 
besteht  der  Deckel  aus  Hornsubstanz  und  ist  fossil  nicht  erhaltungs- 
fähig; nicht  selten  ist  er  aber  auch  verkalkt  und  erreicht  zuweilen 
ansehnliche  Dicke.  Seine  äussere  Oberfläche  kann  glatt,  gefurcht, 
kömelig  oder  mit  Auswüchsen  versehen  sein.  Der  Nucleus,  d.  h.  die 
Stelle,  von  welcher  das  Wachsthum  des  Deckels  beginnt,  liegt  bald 
central,  bald  exeentriseh,  bald  randständig,  und  ist  entweder  von  con- 
centrischen  Linien  umgeben  oder  er  bildet  den  Anfang  einer  aus 
wenigen  (paucispiral)  oder  vielen  Umgängen  (multispiral)  zusammen- 
gesetzten Spirale.  Bei  gewissen  Turbiniden  und  Solariiden  ist  der 
Deckel  hoch  kegelförmig  und  aussen  mit  zahlreichen  Spiralen  Lamellen 
bedeckt. 

Lebensweise.  Die  meisten  Gastropoden  sind  Wasserthiere  und 
zwar  vorherrschend  Meeresbewohner.  Zu  den  Wasserbewohnern  ge- 
hören alle  mit  Kiemen  versehenen  Formen,  aber  auch  von  den  in  der 
Regel  auf  das  Festland  angewiesenen  Lungenschnecken  halten  sich 
einige  {Limnaeidae)  constant  in  süssen,  andere  (Siphonariidae)  in  salzigen 
Gewässern  auf. 

Im  Ganzen  bevorzugen  die  marinen  Gastropoden,  mit  Ausnahme 
der  freischwimmenden  Heteropoden  und  Pteropoden,  die  Küstenregionen 
und  halten  sich  ineist  in  geringeren  Tiefen  auf,  wo  sie  auf  Steinen 
oder  Pflanzen  sitzen  oder  sich  in  Sand  und  Schlamm  eingraben.  Schon 
bei  70 — 100  in  Tiefe  nimmt  der  Reichthum  an  Schnecken  beträchtlich 
ab,  doch  linden  sich  einzelne  Gattungen  {Pleitrotonui,  Fusus,  Natica, 
Odostomia,  Eulima,  Itissoa,  Scissurellut  Turbo,  Cylichna,  Bullina, 
Actaeon  etc.)  noch  bis  in  Regionen  von  2000  m  und  mehr. 


Digitized  by  Google 


Propobranehia. 


319 


Die  meisten  marinen  Schnecken  sterben,  wenn  man  sie  in  süsses 
Wasser  versetzt,  nur  einige  Gattungen  (Cerithium ,  TAttorina,  Rissoa, 
Trochuß,  Purpura)  haben  die  Fähigkeit,  in  brackischem  oder  aus- 
gesüsstem  Wasser  fortzuleben  und  auch  von  den  Süsswassersehneeken 
können  sich  manche  (Afelania,  Melanopsis,  Neritina,  Ampullaria, 
Limnaeus,  Planorbis)  an  brackisches  oder  sogar  scharf  gesalzenes  Wasser 
gewöhnen. 

Die  Mehrzahl  der  Gastropoden  ernährt  sich  von  Pflanzen,  einige 
aber  auch  von  frischem  oder  faulendem  Fleisch.  Manche  Gattungen 
{Natica,  Buccinum,  Murex)  bohren  mit  ihrer  Zunge  andere  Weichthier- 
schalen an  und  saugen  dieselben  aus. 

Systematik.  Zur  Abgrenzung  der  Ordnungen  wurden  seit 
Cuvier  und  Mi  Ine  Edwards  in  erster  Linie  die  Respirationsorgane 
und  die  Beschaffenheit  des  Fusses  (Kriechfuss,  Schwimmfuss)  verwendet. 
Nächstdem  liefern  die  Generationsorgane,  der  Bau  des  Herzens  und 
des  Nervensystems  wichtige  systematische  Anhaltspunkte.  Zur  Unter- 
scheidung der  kleineren  Gruppen  benutzt  man  theils  die  Merkmale  der 
Schale  oder  der  Radula.  In  der  Regel  werden  die  Gastropoden  in  die 
fünf  Ordnungen  Prosobranchia,  Heteropoda,  Opisthobranchia, 
PI  er op oda  und  Pulmona  ta  eingetheilt. 

A.  Ordnung.    Prosobranchia.    Cuv.  Vorderkiemener. 
{Streptoneura  R.  Lankaster,  Ärthrocochlides  Ihering.) 

Beschalte,  meist  spiralgewundene  Schnecken  mit  einer 
oder  zwei  vor  dem  Herzen  gelegenen  Kiemen.  Herz  mit  ein 
oder  zwei  Vorkammern.  Geschlechter  getrennt.  Mund  rüssel- 
förmig. 

Die  Prosobranchier  bilden  die  bei  Weitem  formenreichste  Gruppe 
der  Gastropoden  und  enthalten  mindestens  14000  lebende  und  fossile 
Arten.  Die  Schale  ist  meist  spiralgewunden,  selten  symmetrisch  napf- 
förmig  oder  conisch.  Der  Eingeweidesack  ist  von  links  nach  rechts 
gedreht,  so  dass  der  After  rechts  in  der  Nähe  des  Kopfes  mündet  und 
die  Organe  der  rechten  Seite  (Niere  und  Kieme)  auf  die  linke  über- 
wandern. Meist  ist  nur  eine  blattförmige  Kieme  (die  rechte)  wohl  ent- 
wickelt; zuweilen  zeigen  aber  auch  beide  fast  gleichmässige  Ausbildung. 
Die  Kiemen venen  treten  vorne  ins  Herz  ein,  das  ein  oder  zwei  Vor- 
kammern besitzt. 

Die  grosse  Menge  der  Prosobranchier  wurde  in  verschiedener  Weise 
in  Gruppen  zerlegt.  Cuvier  und  Mi  lue  Edwards  und  die  meisten 
älteren  Zoologen  verwerthen  in  erster  Linie  Zahl  und  Ausbildung  der 
Kiemen,  Troschel  und  Loven  die  Beschaffenheit  der  Radula, 
Ihering  das  Nervensystem,  Mörch  und  neuerdings  Perrier  und 
Bou  vi  er  hauptsächlich  den  Bau  des  Herzens  zur  Unterscheidung  der 
verschiedeneu  Gruppen.  Da  jedoch  alle  diese  Merkmale  keinen  bemerk- 
baren Einfluss  auf  die  Gestaltung  der  Schale  ausüben,  so  sind  sie  für  den 
Paläontologen  ohne  praktische  Bedeutung.  Die  drei  Unterordnungen 
der  Cyclobranchina,  Aspidobranchina  und  Ctenobranchina  bilden  übrigens 
natürliche  Gruppen,  die  unter  verschiedenen  Namen  fast  in  gleicher  Um- 
grenzung in  allen  Systemen  wiederkehren. 


Digitized  by  Google 


320 


Mollusca.  Gastropoda. 


1.  Unterordnung.    Cyclobranchina.    Napf  Schnecken. 

(Cyclobranckia  p.  p.  Cuvier,  Docoglossa  Troschel.  Heterocardia  Perrier.) 

Symmetrische  Thiere  mit  napj förmiger  Schale  ohne  Deckel.  Respirations- 
organe entweder  durch  einen  kreisförmigen  Kranz  von  Blättchen  unter  dem  Mantel- 
rand ersetzt  oder  als  rechtsseitige  kammförmige  Nackenkieme  ausgebildet  und  vor 
dem  Herzen  gelegen.  Zunge  mit  balkenartigen  ZäJmen  besetzt.  Herz  mit  einer 
Vorkammer.    Silur  bis  jetzt.  Marin. 

Die  Cyclobranchier  zerfallen  nach  der  Ausbildung  der  Kiemen  in  die  drei 
Familien,  der  Patellidae,  Acmaeidae  und  Lepetidae,  deren  Schalen  jedoch  keine 
neimenswerthen  Verschiedenheiten  aufweisen  und  darum  in  fossilem  Zustand 
nicht  zu  unterscheiden  sind.  Man  kennt  über  1400  lebende  Napfschnecken, 
die  sich  fast  ohne  Ausnahme  in  seichtem  Wasser  aufhalten  una  von  Algen 
ernähren.  Die  ältesten  fassüen  Formen  beginnen  schon  im  Cambrium,  doch 

gehören  fossile  Cy- 
clobranchier nicht 
zu  den  häufigen 
Versteinerungen. 


KiK-  742. 
Patell a  ( Scurria )  n it idn 
IVslonjtch .  <  iro*«o<  illth . 
Ijungrune,  ( Jilviuio». 
(Nut.  <iro«.se) 


Flg.  74* 

Trybtldium  reticulatum  Liiulstr.    Ob.  Silur,  (iot- 
land.    a  Von  innen,  b  von  auwvn  (tmch  Lind* 
ström). 


Kljf.  711. 
PateUa  (Aemnta)  Rnin- 
courti  Ih>ah. 
Koran  (Siiblet»  inoy  ). 
Auvcr»  bei  I'nris. 


Patella  Linn.  Napfförmig,  rund  oder  oval,  niedrig  kegelförmig.  Wirbel 
subcentral.  Oberfläche  meist  radial  gerippt  oder  gestreift.  Innen  ein  huf- 
eisenförmiger Muskeleindruck.    Silur  bis  jetzt. 

Acmaea  Escholtz  (Fig.  741).  Wie  Palella,  aber  kleiner  und  dünner,  glatt, 
fein  gestreift  oder  radial  gerippt.    Wirbel  vor  der  Mitte.    Silur  bis  jetzt. 

Scurria  Gray  (Fig.  742).  Hoch  kegelförmig,  glatt,  Wirbel  fast  central. 
Mündung  oval.    Jura  bis  jetzt. 

Metoptoma  Phil.  Stumpf  kegelförmig,  niedrig.  Wirbel  subcentral. 
Hinterseite  ausgeschnitten.    Silur  bis  Carbon. 

Lepetopsis  Whitf.    Silur  bis  Carbon. 

Tryblid  ium  Lindström  (Fig.  743).  Niedrig,  sehr  dickschalig,  oval; 
aussen  concentrisch  blättrig  verziert.  Wirbel  am  Vorderrand.  Muskeleindrücke 
zahlreich,  hufeisenförmig  aneinander  gereiht.  Silur. 

Die  Gattungen  Palaeacmaea  Hall,  aus  dem  Silur  und  Scenella 
Billings  aus  dem  Cambrium  sind  die  ältesten  Vertreter  der  Cyclobranchier. 
Die  kleinen  glatten  oder  radial  verzierten,  dünnen  Schälchen  lassen  sich 
kaum  von  Acmaea  unterscheiden. 


2.  Unterordnung.    AspitJobranchina.    Schweigger.  Schildkieniener. 

(Scutibranchiata  Cuv.,  Rhipidoglossa  Troschel,  Zygobranchia  Ihering,  Diotocardia 

Bouvier.) 

Kiemen  meist  fiederartig,  die  ztcei  gleichgrosscn  oder  ungleichen  Blätter  an 
der  Basis  verwachst  n.  Herz  mit  zwei  Vorkammern.  Radula  mit  Mittelplatten. 
Zwischenplatten  und  zahlreichen  Seitenplatten.  Schale  napfförmig,  ohrförmig  oder 
spiral  gewumlen,  häufig  kreiseiförmig.    Deckel  meist  vorliamlen. 


Digitized  by  Google 


Prosobranchia.  Aspidobranchina. 


321 


1.  Familie.    Fissurellidae.  Risso. 

Schale  symmetrisch,  napf-  oder  mützenförmig,  ohne  Deckel.  Wirbel  nach 
hinten  gekehrt,  häufig  durchbohrt.  Zuweilen  auch  Vorderrand  mit  Spalt.  An 
jugendlichen  Exemplaren  ist  der  Wirbel  etwas  eingekrümmt.  Marine  Küsten- 
bewohner.   Carbon  bis  Jetztzeit. 

Emarginula  Lam.  (Fig.  744.  745).  Mützenförmig  oder  conisch  schild- 
förmig. Wirbel  nach  hinten  gekehrt,  zuweilen  spiral  eingerollt.  Vorderrand 
mit  einem  Schlitz.    Carbon  bis  jetzt. 


Fl»  744. 
Emarginula  Schlothcimi 

Bronn. 
Oligocan.  Welnheiin 
bei  Alzey. 
(Xat.  Grösse.) 


Klp.  745. 
EmarpintUa  Müntteri  Ptotet 

Ob.  Trias.    St  (assian. 
t,  b  Nut  Grosse,  c  verprossert 


Klp.  74«. 
Rimula  Qoidfvtn 

Rom.  sp. 
Coralrog.  Hohen- 
eggelsen, Uannover. 
a  Nat.  Grosso, 
6  verprossert. 


Flg.  747. 
FiuwtUa  (Lvenpina) 
Italic^  IH-fr.  Mioean. 
Grund,  Ungarn. 


Rimula  Defr.  (Fig.  746).  Wie  vorige,  aber  Schütz  unten  geschlossen. 
Lias  bis  jetzt. 

Subgenera:  Puncturella  Lowe,  Semperia  Crosse. 

Fissurella  Lam.  (Fig.  747).  Niedrig  kegelförmig.  Wrirbel  durchbohrt. 
Oberfläche  radial  verziert.    Carbon  bis  jetzt. 

Scutum  Montf.  (Parmophorus  Blv.).  Länglich  schildförmig ,  niedrig. 
Seitenränder  parallel.    Wirbel  undurchbohrt.    Eocän  bis  jetzt. 

2.  Familie.    Haliotidae.    Flem.  Seeohren. 

Schale  flach,  ohrförmig  mit  weiter  Oeffnung,  ohne  Deckel,  innen  perlmutter- 
glänzend; am  linken  Ausscnrand  mit  einer  Reihe  runder  Löcher.  Marin. 

Einzige  Gattung  Haliotis  Lin.  Ob.  Kreide  bis  jetzt.   Sebr  selten  fossil. 

3.  Familie.   Bellerophontidae.  M'Coy. 

Schale  symmetrisch,  meist  ziemlich  dick,  mit  schwach  entwickelter  Perlmutter- 
schickt;  in  einer  Ebene  spiral  eingerollt.  Mündung  breit,  oval  oder  schmal  ver- 
längert; Aussenlippe  in  der  Mitte  mit  einer  Einbuchtung  oder  einem  Schlitz, 
welchem  häufig  ein  Rand  oder  eine  Reihe  von  Perforationen  auf  dem  Schalen- 
rücken entsprechen.    Fossil.    Cambrium  bis  Trias. 

Die  Bellerophontiden  wurden 
von  Montfort  zu  den  Oepha- 
lopoden,  von  Deshayes  wegen 
der  Aehnlichkeit  mit  Atlanta  zu 
den  Heteropoden,  von  de  Kö- 
ninck zu  den  Aspidobranchiern 
gestellt.  Die  dicken  Schalen 
zeigen  zuweilen  noch  Spuren  der 
ursprünglichen  Färbung.  Min- 
destens 300  paläozoische  Arten 
beschrieben. 

Bellerophon  Montf.  (Waa- 
genia  de  Kon.)  (Fig.  748).  Schale 
kugelig  oder  scheibenförmig;  beiderseits  eng  genabelt,  mehr  oder  weniger 
involut.  Mündung  gegen  den  Rand  nicht  erweitert.  Aussenlippe  scharf,  mit 
Ausschnitt  oder  tiefem  Sinus.  Dorsales  Schlitzband  entweder  deutlich  oder 
durch  einen  Kiel  ersetzt  oder  fehlend.  Oberfläche  nur  mit  Zuwach.sstreifen. 
Silur  bis  Perm.    Hauptverbreitung  im  Kohlenkulk. 

Sittel,  Grund*üge  der  Palaeontologie.  21 


Flg.  74«. 

Belleropfom  bicarenu«  Leveille.  Kohlenkalk. 
Touniay,  Belgien. 


Digitized  by  Google 


322 


Mollusca.  Gastropoda. 


Subgenera:  Bucania  Hall.,  Silur.  Devon.  Warthia,  Mogulia  Waagen. 
Carbon. 

Euphemus  M'Coy  (Fig.  749).  Wie  Bellerophon,  aber  die  inneren  Um- 
gänge und  ein  Theil  des  letzten  spiral  gestreift.  Carbon. 

b  a  S alp ingostoma  Roem.    Schale  weit  ge- 

nabelt.   Mündung  plötzlich  stark  ausgebreitet. 
^ffm^  Rücken  mit  einem  vorae 

\  f     \      und  hinten  geschlosse- 

Vyllüiir     m  mtti     nen  Schutz.  Silur.  Devon. 
^ttMr       W^Sl®        Trematonotus  Hall 
^  Wie  vorige,  aber  Schlitz- 

band durch  eine  Reihe 
von  Löchern  ersetzt. 
Silur. 

Cyrtolites  Conrad  (Fig.  750).  Schale  weit 
genabelt,  gekielt,  ohne  Schlitz,  mit  kräftigen 
Querrippen.    Cambrium  bis  Carbon. 


Fi*.  780. 
Cyrtolite*  ornatu»  Conrad, 
a   Kxemplar  von  der  Seite.  I'nt. 
Silur.   Boon ville,  New-York  (nach 

F.  Roem  er). 
6  Exemplar   von  vorn   aus  dem 
.Trentonkalk  von  Cincinnatl. 


Fl«.  749. 
liellerophon  (Euphemus)  Urii 
Flein.  Kohlenkalk.  Kdinbuiy 


Flg.  751. 
PoretUia  l'uzori  l^veille 
Kohlenkalk.  Tournav. 


4.  Familie.    Porcelliidae.  Koken. 

Schale  scheibenförmig,  flach,  weit  genabelt,  fast  sym- 
metrisch, nur  die  ersten  Windungen  schneckenförmig  ge- 
wunden. Aussenlippe  scharf  mit  langem  Schlitz.  Schlitz- 
band deutlich  in  der  Mitte  des  Schalenriickens  verlauf  end. 
Devon.  Carbon. 

Einzige  Gattung  Porcelli a  LeV€Ül£  (Fig.  751) 
{Leveilleia  Newton). 


|5.  Familie.    Pleurotomariidae.  d'Orb. 

Schale  Spiral-,  kegel-,  kreiset-  bis  thurmförmig,  innen  perlmutterglänzend. 
Aussenlippe  mit  Schlitz,  dem  ein  über  sämmtliche  Umgänge  verlaufendes  Schlitz- 
band entspricht.  Der  Schlitz  zuweilen  durch  eim  oder  mehrere  (kffnungen  ersetzt. 
Deckel  hornig.    Cabrium  bis  jetzt. 

Bhaphistoma  Hall.  Gewinde  niedrig  oder  ganz  abgeplattet.  Umgänge 
oben  mit  Kante.    Nabel  massig  weit.    Aussenlippe  mit  kurzer  Ausbuchtung 

am  Kiel.    Cambrium.  Silur. 

Pleurotomaria  Defr.  (Fig.  752—756). 
Schale  breit  kegelförmig,  Gewinde  bald 
hoch,  bald  niedrig,  genabelt 
oder  ungenabelt.  Aussen- 
lippe mit  Schlitz,  dem  ein 
mit  all'  n  Umgängen  sichtba- 
res  Schlitzband  entspricht, 


Fi«.  7.VJ. 

l'tcurotomarin   tubucalari»  DCfllODtChjUnpa. 
Unt  OoHth.    Hayeux,  Calvadon. 
i  '/i  nat.  Oroüxe  ) 


FIk.  753. 
l'teuroltmiaria  bitorquata  Den- 
loiiijtehamp».    Mittlerer  1.1a*. 
May.  Calvados 


Fljf  755. 
I'lnirotomaria  |  Khnphi- 
stomtlla)  rarliant  WK*m. 

Keu  per. 
St.  CasNian,  Tyrol. 


nach  welchem  von  beiden  Seiten  her  die  zurückspringenden  Zuwaehsstreifen 
convergiren.  Schale  innerlich  perlmutterglänzend.  Den  vier  sehr  seltenen 
lobenden  Arten  stehen  mehrere  hundert  fossile  Formen  gegenüber,  die  sich 


Digitized  by  Google 


Proeobranchia.  Aspidobranchina. 


323 


auf  alle  Formationen  vom  Silur  bis  Tertiär  vertheilen.  Im  jüngeren  Tertiär 
ißt  die  Gattung  bereits  sehr  selten. 

Subgenera:  Ptychomphalus  Ag.,  Mourlonia ,  Worthenia  de  Kon., 
Gosseletina  Bayle,  Ivania  Bayle  (Baylea  de  Kon.),  Rhaphistomella 
v Fig.  755),  Zygites,  Laubella,  Stuorella,  Schizodiscus  Kittl,  Agnesia 
de  Kon.,  Brilonella  Kayser,  Hesperiella  Holzapfel,  Cryptaenia 
(Fig.  756),  Leptomaria  Deslongch.  (Fig.  754)  etc.  „ 


Flg.  754.  St  Camian. 

Pleurotomaria  < l^jtiomaria)  macrvmphala  Zltt.    Tithon.  c  Mvrchi$imla  rubsutcata  de  Kon. 

Stramberg,  Mahren.  Kohlenkalk.     Touniay.     (Die  twel 

leUteu'l'ingänge  in  doppelter  nat.  Gr.) 


Kokenella  Kittl.  Sehr  flache,  scheibenförmige,  in  einer  Ebene  auf- 
gerollte, jedoch  etwas  unsymmetrische  Schalen  mit  breitem  Schiit,/ band. 
Trias.    K.  (Porcellia)  Fischeri  Hoernes. 

Pol  ytremar  ia  de  Kon.  Schale  kreiseiförmig.  Das  Schützband  durch 
eine  Reihe  runder  Löcher  ersetzt,  wovon  sich  die  hinteren  successive  schliesscn. 
Kohlenkalk. 

Ditremaria  d'Orb.  (Fig.  757).  Hinter  der  Aussenlippe  zwei  ovale, 
durch  einen  Spalt  verbundene  Löcher.    Basis  mit  Nabelschwiele.  Jura. 


Fig.  750.  Fig.  757. 

IHntTutomaria  XYj/ptaenia)  petita  Goldf.  TrochoUrma  (Ditremaria)  granuli/era  Zitt. 

UM,  LI*».   Göppingen,  Württemberg.  Ob.  Tithon.  Strausberg. 


Trochotoma  Deslongch.  Kreiseiförmig,  mit  coneaver  Basis.  Hinter 
der  Aussenlippe  ein  beiderseits  geschlossener  Spalt,  dem  ein  Schlitzband 
entspricht.    Trias.  Jura. 

Schizogonium  Koken,  Temnotropis  Laube.  Trias.  Scissurella 
d'Orb.    Kreide  bis  jetzt. 

Cantantostoma  Sandb.  Devon. 

M urchison  ia  d'Arch.  Vern.  (Fig.  758).  Schale  thurmförmig,  mit  zahl- 
reichen, bald  glatten,  bald  verzierten  Umgängen.  Aussenlippe  mit  Schütz, 
dem  ein  Schützband  entspricht.  Cumbrium  bis  Trias.  Hauptverbreitung 
in  Devon  und  Carbon.. 

Subgenera:  Hormotoma  Salter,  Lophospira  Whitf.,  Goniostropha 
Oehlert,  Cheilotoma  Koken. 

.  6.  Familie.    Euomphalidae.    de  Köninck. 

Schale  niedrig  kegelförmig  bis  scfieibenförmig,  spiral  getounden,  mehr  oder 
weniger  tief  und  iveit  genabelt,  Umgänge  zuweilen  in  aufgelöster  Spirale,  glatt 
oder  kantig.  Aussenlippe  mit  seichter  Einbuchtung.  Die  ernten  Windungen  häufig 
durch  Sclteidewände  abgeschlossen.    Deckel  kalkig.    Cambrium  bis  Kreide. 

81« 


Digitized  by  Google 


324 


Mollusca.  Gastropoda. 


Die  Euomphaliden  gehören  vorzugsweise  den  paläozoischen  Ablagerungen 
an.  Sie  wurden  bald  an  die  Trochiden,  Turbiniden,  Litoriniden  oder  Solariden 

angeschlossen.  Mit  letzteren  haben  ihre  Schalen 
die  grösste  Aehnlichkeit,  allein  bei  Solarium  ist 
das  Embryonalgewinde  links,  bei  den  Euompha- 
liden rechte  gedreht.  Die  Deckel  jsind  nur  bei 
einzelnen  Gattungen  (Maclurea)  sicher  bekannt, 
de  Köninck  vermuthet,  dasa  die  ursprünglich 
als  Calceola  Dumontiana  beschriebenen  pantoffel- 
artigen  und  tief  ausgehöhlten  Deckel  aus  dem 
Kohlenkalk  zu  Euomphalus  gehören. 

Straparollina  Billings  (Cambrium),  Ophi- 
leta  Vanuxem  (Cambrium,  Silur),  Maclurea  Le- 
sueur  (Silur). 

Platyschisma  M'Coy.  Dünnschalig,  niedrig  conisch,  glatt.  Nabel 
verhältnissmässig  eng.  Aussenlippe  mit  breiter  Einbuchtung.  Silur  bis  Carbon. 


Fig.  759. 
iu*    Dionytii  Montf. 
Vtee,  Belgien. 


P.  helicoides  Sow.  Carbon. 


V\g.  761. 

DUeohtlii  irrhi*  Reu«».    Mittlerer  Lia», 
Uinter-ScIrnfberK,  Ober-Oesterreich. 


Flg.  700. 

»p.    Kohlenkalk.    Klltlnre,  Irland. 
a  Von  oben,  b  von  unten. 


Straparollus  Montf.  (Fig.  759).  Kreisel-  bis  scheibenförmig,  weit  ge- 
nabelt. Umgänge  glatt  oder  fein  quergestreift.  Silur  bis  Jura;  besonders 
häutig  in  Devon  und  Kohlenkalk. 

Phanerotinus  Sow.  Wie  Straparollus,  aber  Gewinde  eine  offene 
Spirale  bildend.  Carbon. 

Euomphalus  Sow.  (Pleuronotus  Hall.,  Schizostoma  Bronn.)  (Fig.  760). 
Niedrig  conisch  bis  scheibenförmig,  weit  genabelt.  Gewinde  abgeplattet  oder 
sogar  vertieft.  Umgänge  kantig,  die  Kanten  zuweilen  mit  Knoten  besetzt 
(Phymatifer  de  Kon.).  Aussenlippe  an  der  oberen  Kante  mit  Ausschnitt, 
Silur  bis  Trias.    Hauptverbreitung  im  Kohlenkalk. 

Subgenera:  Omphalocirrus,  Devon.  Carbon.  Co eloce n tr u s  Zitt.  Trias. 

Disco heli x  Dunk.  (Fig.  761).  Flach  scheibenförmig.  Oberseite  eben 
oder  schwach  concav,  Unterseite  weit  genabelt.  Umgänge  vierseitig,  kantig. 
Trias  bis  untere  Kreide. 


Stomatiidae.  Gray. 
sehr  rasch  anwacJisenäen  Umgängen  bestehend, 


7.  Familie. 

Schale  niedrig,  aas  wenigen 

perlmutterglänzend.    Mündung  gross. 
Mit  Ausnahme  von  Stomatia  Gray  und  Stomatella  Latn.,  von  denen 
einzelne  seltene  Arten  schon  in  der  Kreide  (vielleicht  auch  Jura)  vorkommen, 
gehört  diese  Familie  der  Jetztzeit  an. 

8.  Familie.    Turbinidae.  Adams. 

Schale  kreiseiförmig,  scheibenförmig  bis  thurmjörmig,  innen  perlmutterglänzend. 
Mündung  rundlich  oder  oval.    Innenlippe  glatt  oder  mit  Schwiele;  Aussenlippe 


Digitized  by  Google 


l'rosobranchia.  Aspidohranchinu. 


325 


niemals  umgeschlagen.  Deckel  sehr  dick,  kalkig,  innen  flach,  aussen  gewölbt. 
Silur  bis  jetzt. 

Die  ungemein  zahlreichen  recenten  Turbiniden  werden  hauptsächlich 
nach  der  Beschaffenheit  der  Deckel  unterschieden ;  da  aber  diese  bei  fossilen 
Formen  nur  selten  bekannt  sind,  so  bleibt  deren  genauere  Bestimmung 
meist  unsicher.  Es  werden  darum  die"  fossilen  rundmündigen  Kreisel- 
schnecken, wenn  sie  nicht  durch  besondere  Eigenthümlichkeiten  der  Schale 
ausgezeichnet  sind,  meist  unter  der  Collectivbezeichnung  Turbo  Lin.  zu- 
sammengefasst. 


Fl*.  762 
Omphatotrochiu  diseu»  Sow. 
Ob.  Silur.      DudW,  Fnirland. 
Nat.  Grösse  (nach  Nicholson). 


F1jr.  763. 
Omphalotroeh  ut'plobotu* 

Schloth.  sp.  Ob.  Silur.  Oot- 
land.  Mit  erhaltenem  Deckel. 
(Nach  Lind  ström.) 


Fl».  764. 
Cyelonema  MHxTonr. 
Unt  Silur.  ClncinnatL 


Omphalotrochus  Meek.  (Polytropis  de  Köninck,  Oriostoma  Lindström 
non  Mun.-Chalm.)  (Fig.  702.  763).  Scheibenförmig  oder  niedrig  conisch, 
weit  genabelt.  Umgänge  rund,  mit  erhabenen  Längskielen  verziert.  Deckel 
ungemein  dick,  innen  eben,  aussen  conisch,  mit  sehr  zahlreichen,  spiralen 
Umgängen.    Silur  bis  Carbon.    Besonders  häufig  im  oberen  Silur. 


Cyelonema  Hall.  (Fig.  764).  Kreiseiförmig,  mit  bauchigen  Umgängen, 
feinf  spiral  gestreift.  Mündung  rundlich ,  die  Ränder  nicht  zusammen- 
hängend.   Deckel'coniseh,  innen  eben,  aussen  mit  spiralen  Riefen.  Silur. 


Fi»  766 
Attralium  |  UmtUtU  Daman 
Laube.  Ob.  Trias.   8t  CamUfl 


Fi«.  70.V 
Turbo  iBolmai  nigotus  Lin. 
Mit  Deckel.   Pllocan.   Plenza,  Toskana. 


Fic.  767. 
Turbo  [CW/OWto]  nuxlestu» 
Flieh"  Oliu'c.riiii  MonteCnunl 
bei  Castcl  Oomberto. 


Fi«  768. 
Turbo  (Siwlla)  Parkintoni 
linst.    OllRocnn.    Dax  bei 
Honlcnlix. 


Astralium  Link  (Fig.  766).  Kreisclförmig ;  Windungen  rauh,  blättrig 
oder  knotig,  meist  gekielt.  Basis  mehr  oder  weniger  abgeplattet.  Mund- 
saum nicht  zusammenhängend.  Mündung  niedergedrückt.  Deckel  dick, 
kalkig,  innen  eben,  spiralgewunden.    Triiis  bis  jetzt. 

Subgenera.  Holma  Risso  (Fig.  765),  Pachypoma  Gray,  Lithopoma 
Gray,  Uvanilla  Gray  (Fig.  766),  Calcar  Montf.,  Guilf  ordia  Gray  etc. 

Turbo  Lin.  ,'Fig.  767.  768).  Kreisel-  bis  kegelförmig.  Mündung  fast 
kreisrund.  Deckel  dick,  kalkig,  aussen  convex,  innen  eben  und  spiral. 
Silur  (?)  bis  jetzt. 

Subgenera.  Sarmaticus  Gray,  Senectus  Humphr.,  Batillus 
Schum.,  Ninella  (Fig.  768),  Col'lonia  (Fig.  767),  Modelia,  Callo- 
poma  Gray  etc. 


Digitized  by  Google 


Mollusca.  Gastropoda. 


9.  Familie.   Phasianellidae.  TroscheL 
Schale  oval  verlängert,  dünn,  glatt,  glänzend,  porzellanartig,  innen  nicht  perl- 
mutterig, ungenabelt.    Letzter  Umgang  gross.    Mündung  oval.    Deckel  kalkig, 
dick,  aussen  convex. 
Phasianella  Lam.  (Fig.  7f>9).    Kreide  bis  jetzt. 

10.  Familie.  Delpbinulidae.  Fischer. 
Schale  kreiset-  oder  scheibenförmig,  meist  dick,  innen 
perlmutterglänzend,  aussen  häufig  mit  Stacheln,  Rippen  oder 
Falten  verziert.  Mündung  kreisrund,  mit  zusammenhängenden 
Rändern;  Aussenlippe  meist  umgeschlagen  oder  verdickt.  Deckel 
hornig,  häufig  aussen  durch  eine  dünne  Kalkschicht  verstärkt. 

Craspedostoma  Lindström.  Kugelig,  eng  genabelt, 
mit  kurzem  (iewinde  und  grossem  quer  gestreiftem  oder 
gegittertem  letztem  Umgang.  Mundsaum  umgeschlagen,  am 
Spindelende  mit  einem  flügelartigen  Fortsatz.  Oh.  Silur. 
C.  elegantulum  Lindstr. 

Crossostoma  Morr.  Lyc.(Fig.  770).  Niedrig  kreiseiförmig, 
glatt,  ungenabelt.  Gewinde  kurz.  Mündung  rund,  durch  eine 
Schwiele  verengt,  Aussenlippe  etwas  umgeschlagen.  Trias.  Jura. 
(Fig.  771).    Niedrig  kreiseiförmig,  mit  Querwülsten  ver- 
ziert; Mündung  durch  schwieligen  Wulst  verdickt.    Jura  bis  jetzt. 


HJC  769. 
l'hatiantlla  f!o$auita 

Zekell. 
TuronkrH'li',  Onnau 

Liotia  Gra\ 


Piff.  770. 


reflesitabrum 

ifnrb.  ftp 
Mittlerer  LIm. 


Fig.  771 
Utitin  (ierrillei  Desh.  *p 

Orohkalk 
Hauteville  bei  Valojfiie 


Fl*.  772. 

Delphinulu  Hgrtgnta 
Udh  Ded.  Callovien. 
Montreuil- Beilay, 
Malne-et-Uilre 


Fi*  773. 
IHlphintüa  icnbina 
Brorurt.  «p  olicocän. 
(iiuis  bei  Dax. 


Delphinula  Lam.  (Angaria  Ad.)  (Fig.  772.  773).  Niedrig  kreiseiförmig 
genabelt.  Umgänge  rund,  schuppig,  stachelig  oder  spiral  verziert.  Mündung 
rundlich,  ohne  wulstige  Verdickung.    Trias  bis  jetzt. 

11.  Familie.  Trochonematidae.  Zitt. 
Ausgestorbene  pyramiden-,  kreisel-  bis  scheibenförmige,  rechts  oder  links  ge- 
wundene, meist  dünnschalige  Schnecken  mit  innerer  Perlmutterschicht.  Umgänge 
gewölbt,  mit  ein  oder  mehreren  Längskielen  und  etwas  wellig  ge- 
bogenen Querstreifen  oder  Querrippen.  Mündung  rundlich,  zu- 
weilen mit  schwachem  Atisguss.  Deckel  unbekannt,  wahrscheinlich 
hornig.    Cambrium  bis  Kreide.  Marin. 

Diese  in  paläozoischen  und  namentlich  im  Jura  ungemein 
häufigen,  meist  reich  verzierten  Schnecken  werden  bald  bei 
den  Littoriniden,  bald  bei  den  Turbiniden  oder  Purpuriniden 
untergebracht.  Sie  bilden  eine  eigene  Familie,  die  sieh  am 
besten  an  die  Turbiniden  und  Troehiden  anreiht. 

Trochonema  Salter.  Pyramiden-  bis  kreiselförmig,  längs 
gekielt  und  quer  gestreift,  tief  genabelt.  Mündung  rund.  Nabel 
von  einem  Kiel  umgeben.    Cambrium.  Silur. 

Eunema  Salter  (Fig.  774).  Pyramidenförmig,  mit  hohem 
spitzem  Gewinde,  ungenabelt.  Umgänge  mit  zwei  oder  mehreren 
spiralen  Kielen  und  kräftigen  Querstreifen.  Mündung  oval,  unten  (vorne) 
mit  schwacher  Ausbuchtung.  Silur. 


Fltr.  774 
Eunnnn  itrif/il- 
latd  Salier, 
l'nt.  Silur 
Paunuette  Falle, 
Camilla. 


Digitized  by  Google 


Prosobranchia.  ABpidobranchina. 


327 


Amberlepa  Morr.  Lyc.  (Eucyclus  Deslongch)  (Pig.  775).  Kreisel-  bis 
pyramidenförmig ,  ungenabelt;  Nähte  tief.  Spiralkiele  meist  knotig  oder 
stachelig,  von  kräftigen  Querstreifen  gekreuzt,  in  der  unteren  Hälfte  der 
Umgänge  zahlreicher,  als  in  der  oberen.  Mündung  rundlich,  zuweilen  mit 
schwachem  Ausguss.    Trias  bis  Kreide.    Häufig  in  Lisis,  Dogger  und  Malm. 

Oncosp ira  Zitt.  Pyramidenförmig,  spiral  gerippt,  mit  1 — 2  Querwülsten 
auf  jedem  Umgang,  welche  ununterbochen  über  die  Sehale  fortsetzen.  Jura. 

Hamusina  (ieinni.  Links  gewunden,  ungenabelt,  mit  knotigen  Längs- 
kielen. Lias. 

Platyaera  v.  Amnion  (Fig.  776).  Wie  vorige,  aber  Apex  abgeplattet, 
die  ersten  Umgänge  in  einer  Ebene.  Lias. 


Fi*.  775.  FiK.  777.  FIk.  776. 

Ambrrlfyn  capitanea  Mstr.  Cirru*  nodatut  Sow.    t'nt  Oolith.                 Platyaera  impretta 

Ob  Un  Ycovil,  England.  Srhafh  sp.  lTnt  Lias. 

I*  Verpillter*  M  Lyon.  Hoihfellen,  Bayer». 


Cirrus  Sow.  (Scaevola  Gemm.)  (Fig.  777).  Links  gewunden,  kreisei- 
förmig ;  tief  und  weit  genabelt.  Gewinde  zugespitzt  Umgänge  mit  kräftigen 
Querrippen  und  Spiralen  Streifen,  gekielt.    Trias.    Lias.  Dogger. 

12.  Familie.    Trochidae.  Ad. 

Schale  kegelförmig,  kreiseiförmig  oder  pyramidal,  innen  mit  Perlmutterschicht; 
Basis  mehr  oder  weniger  abgeplattet.  Mündung  quer  vierseitig,  Mundränder 
nicht  zusammenhängend,  Innenlippe  häufig  mit  Zahn.  Deckel  dünn,  hornig. 
Silur  bis  jetzt. 

Die  Gattungsbestimmung  der  zahlreichen  fossilen  Troehiden  ist  nicht 
minder  schwierig,  als  bei  den  Turbiniden,  weil  sich  die  paläozoischen  und 
mesozoischen  Formen  schwer  in  die  reoenten  Genera  und  Sub- 
genera  einfügen  lassen,  vielmehr  häufig  Collectivtvpen  mit 
Merkmalen  mehrerer  modernen  Gattungen  und  selbst  Familien  /^-^^ 
darstellen.     In  Ermangelung  charakteristischer  Kennzeichen  .jpt^ 
werden  sie  meist  unter  dem  Sammelnamen  Trochus  zusammen-  f 

Aus  älteren  Ablagerungen  sind  wohl  die  von  Lind  ström  ^vsjt 
beschriebenen  Trochus-  Arten  aus  dem  oberen  Silur  von  Got-        FiK.  778. 
land,  ferner  Flemingia,  Qlyptnbasis  de  Kon.,   Micro-  £*iH^*%?£ 
doma  M.  W.  (Carbon\  Turbina  (Fig.  77«;  und  Turbonel-  st.VasMan, Tyrf.i. 
lina  de  Kon.  aus  Carbon,  Tiias  und  Jura  als  ächte  Troehiden  W»-> 
zu  betrachten. 

Trochus  Lin.  (Fig.  779—787).  Kegel-  oder  pyramidenförmig;  Umgänge 
schwach  gewölbt  oder  eben,  Basis  aussen  kantig.  Innenlippe  vorne  häufig 
«abgestutzt,  verdickt  oder  mit  Zähnen.    Silur  bis  jetzt. 

Subgenera.  Tectus  Montf.  (Fig.  779),  Polydonta  Sehum.,  Ziziphinus 
Leaeh  (Fig.  780.  781),  Eutrorhus  Ad..  Kltnchus  Swainson,  Turcica  Ad., 
Gibbula  Leach  (Fig.  782),  Oxystele  Pbil.  (Fig.  783),  Monodonta  Um. 


32* 


Mollusca.  Gastropoda. 


(Fig.  784),  Clanculus  Montf,  Craspedotus  Phil.  (Fig.  785),  Chlorostoma 
Swainson,  Osilinus  Phil.  (Fig.  786),  Lewisiella  Stol.  (Fig.  787)  etc. 


Hg.  779. 
Trochut  ( Tectut)  Luca- 
tanut ßrongt. 
ollgoean.  Cnxtel  (iom- 
berto  bei  Vicenza. 


Fig.  780. 
Trochut  (Ziziphi- 
nuj)  »emipuncta- 
tut  Ultr,  Trio» 
St.  Caasian.  (■;,.) 


Flg.  781. 
7YocAujii.ZirfpAi- 

nui)  acqualit 
Buv.  Coralrng. 
8t.  Michiel, 
Metise. 


Flg.  78Ü. 
TrooAu«  {Oib- 
bula)  pictut 
lli.hw. 
Mtocin. 
Wiesen  bei 
Wien. 


Fl*.  783. 
Trochus  \Oxyttcle)  patulttt 

Brocchl.  Miocio. 
Steinabrunn  bei  Wicu. 


Margareta  Leach  (Fig.  788) 
gehören  ebenfalls  zu  den  Trochiden. 


und  Solariella  Wood. 
Tertiär  und  lebend. 


Fig  784. 
Trochut  (Monodonta  •  nodotut 
Mstr.  Trias.  St  «  annian 


Fig.  787. 
Trochut 

(Uwiticlla)  conica 
«VOrb.  sp.  Mittler« 
Llas.  May,  Calvados. 


Fig.V788. 
Marparita  marrfaritula  Mer. 
Ollgncan.    Weinhelm  bei 
Alzey. 


Fig.  785. 
TrochuK  ■Cmtptdofut)  c'o- 
thratut  Etall.  sp,  C'oralrag. 

Valfln.  Aln. 
(In  doppelter  nat.  Orosse.) 


Fig.  786. 
Trochut  (Otilinut) 
Brocchii.     Mayer  Flg.  789. 

I'lioefln.  Montopoll,    Solariella  ptregrina 
ToRcana.  I. Ibassl  sp.  Plioean. 

Orciano.  Tost-ana. 


13.  Familie.    Xenophoridae.  Desh. 

Schale  kreiseiförmig,  ohne  Perlmutterschicht.  Umgänge  eben,  häufig  mit 
agglutinirten  Fremdkörpern  bedeckt.  Basis  concav  oder  eben,  am  Rand  mit 
scharfem  Kiel.    Mündung  quer  vierseitig.    Deckel  hornig. 

Die  Xenophoriden  sind  eine  alterthümliche  Familie,  deren  moderne 
Vertreter  eine  hohe  Differenzirung  erlangt  haben.  Sie  besitzen  neben  einer 
grossen,  wohl  ausgebildeten,  nur  noeh  eine  zweite,  ganz  rudimentäre  Kieme 
und  werden  darum  meist  zu  den  Ctenobranchina  gestellt.  Auch  die  Radula 
erinnert  mehr  an  die  von  Capuliden,  Littoriniden  und  Strombiden,  als  an 
die  der  Troehiden.    Die  bereits  im  Silur  vorkommenden  Schalen  stehen 

jedoch  Trochus  ausserordentlich  nahe,  dass  an  einer 
gemeinsamen  Abstammung  der  beiden  Familien  kaum 

gezweifelt  werden  kann. 

Onustus  Humphrey  (Eotrochus 
Whitf.)  (Fig.  790).  Dünnschalig, 
kreisi-lförmig,  weit  genabelt.  Um- 
gänge eben,  selten  agglutinirend. 
Der  Aussenrand  derconcaven  Basis 
durch  einen  blattartigen  zusammen- 
gedrückten Saum  gebildet.  Silur 

iO.  [Troch  usj  cavus,  profundus 
>indstr.)  bis  jetzt. 

Omphalopterus  Roem.  Niedrig  kreiseiförmig,  weit  genabelt.  Der 
breite  Saum  an  der  Basis  aus  zwei,  durch  einen  Schlitz  getrennten  Blättern 
bestehend.   Silur.    0.  (Euomplmlus)  alatus  Iiis.  sp. 


Xeiwphora  agglutinans  I.um. 
I  in    i.  r  iirol  Ulk.  Damery 
bei  F.prrnay. 


Piff.  790 
Onutlut  htlincut 

d'Orb.  sp.  Ob. 
La  Verpllllerc  bei  Lyon. 


I.ia.«. 


Digitized  by  Google 


Prosobranchia.    Aspidobranchina.  329 
Clisospira  Bill.,  Autodetus  Lindstr.  Silur. 

Xenophora  Fischer  (Phorus  Montf.)  (Fig.  791).  Kreiseiförmig,  eng 
genabelt.  Umgänge  mit  agglutinirten  Fremdkörpern  bedeckt.  Kreide  bis  jetzt. 

14.  Familie.    Umboniidae.  Ad. 

Kleine,  meist  niedrig  scheibenförmige,  glänzende  oder  fein  spiral  gestreifte 
Schälchen,  ohne  Perlmutterschicht.  Aussenlippe  scharf,  Mundränder  nicht  zu- 
sammenhängend. Nabel  häufig  mit  Schwiele  bedeckt.  Deckel  hornig.  Silur 
bis  jetzt. 

An  die  recenten  Gattungen  Umbonium  Link  {Rotella  Lam.),  Isanda 
Ad.,  Camitia  Gray  etc.  schliessen  sich  eine  Anzahl  fossiler  Formen  an, 
wie  Pycnomphalus  Lindstr.  aus  Silur  und  Devon,  Anomphalus  M.  W., 
Rotellina  de  Kon.  aus  dem  Kohlenkalk,  Chrysostoma  (Fig.  792)  aus  dem 
Jura  u.  A.,  die  höchst  wahrscheinlich  als  Vorläufer  der  Um- 
boniiden  zu  betrachten  sind. 


Fl».  792. 

Chrysostoma  Äc-  Fig.  793.  Fi*.  794.  Fi*.  795. 

rkmi  d'Orb.  *p.  Teinostomarotdlaeformü  Helieocryptus  pusillus  Roem.  sp.  Adeorbis  tricoslatut  Do«h. 

Dogger      Baiin  D<*h.  Coralrug.  Koeän  (MI«].  Meere*m»nd.) 

bei  Krakau.  (irobknlk.  (iriifnon.  LlnoVner  IW-rg  bei  Hannover.  Auven«.    Seine  et  Olse. 

Ob  die  Gattungen  Teinostoma  (Fig.  793)  und  Vitrinella  Ad.,  auf 
welche  auch  zahlreiche  fossile  Formen  aus  Carbon,  Trias,  Jura,  Kreide  und 
Tertiär  bezogen  werden,  zu  dieser  Familie  gehören,  ist  zweifelhaft  Helieo- 
cryptus d'Orb.  (Fig.  794)  aus  Jura  und  Kreide  steht  Vitrinella  nahe. 

Auch  die  kleinen,  glänzenden  Schälchen  von  Cyclostrema  Marryat, 
sowie  die  spiral  gestreiften  Adeorbis  S.  Wood.  (Fig.  795)  haben  grosse 
Aehnlichkeit  mit  Umboniiden,  bilden  nach  Fischer  aber  besondere  Familien. 
Von  beiden  kommen  fossile  Arten  im  Tertiär  vor. 

15.  Familie.   Neritopeidae.  Fischer. 

Schale  mit  kurzem,  zuweilen  seitwärts  gedrehtem  Gewinde,  oval  bis  halb- 
kugelig, ungenabelt,  ohne  Perlmutterschicht.  Letzter  Umgang  sehr  gross.  Mündung 
oval  oder  halbkreisförmig.  Innenlippe  schwielig  verdickt,  gebogen,  zuweilen  mit 
Ausschnitt.  Deckel  kalkig,  nicht  spiral,  mit  subcentralem  Nucleus,  innen  mit 
schwielig  verdicktem  Columellarrand,  welcher  in  der  Mitte  einen  breiten,  eckigen 
oder  abgerundeten  Vorsprung  bildet. 

Die  Neritopsiden  unterscheiden  sich  von  den  nahe  verwandten  Neritiden 
hauptsächlich  durch  den  total  abweichenden,  nicht  spiralen  Deckel,  welcher 
unter  den   Namen  Peltarion,  Scaphanidia,    Cyclidia  und 
Rhynchidia  beschrieben  wurde.    Die  ersten  Umgänge  werden 
nicht,  wie  bei  den  Ncritiden  resorbirt.    Devon  bis  jetzt.  %«H| 

Naticopsis  M'Coy  (Neritomopsis  Waagen)  (Fig.  796—798). 
Glatt  oder  quer  gestreift,  oval  bis  kugelig.     Mündung   oval.     Fi».  7«. 
Innenlippe  abgeplattet,  etwas  schwielig,  gebogen,  zuweilen  quer  jÄ^Swm 
gestreift,    Sehr  häufig  in  Carbon  und  Trias;  seltener  im  Devon.    Kiip^t.  *p. 

Hologyra  Koken.    Glatt,  halbkugelig,  Nähte  wenig  vertieft,  J?*cZ[JjJ 
das  kurze,  seitlich  gelegene  Gewinde  innerlich  nicht  resorbirt. 
Innenlippe  abgeplattet,  schwielig,  den  Nabel  bedeckend,  mit  scharfem  Rand. 
Trias  häufig.    An  manchen  Arten,  wie  H.  neritacea  Münst.  sp.,  hat  rieh  die 
ursprüngliche  Färbung  trefflich  erhalten. 

Marmolatella  Kittl.  Ohr-  bis  mützenförmig,  mit  sehr  kurzem  ein- 
gekrümmtem und  fast  randständigem  Gewinde.  letzter  Umgang  sehr  aus- 
gebreitet. Innenlippe  schwielig  verdickt,  breit,  gebogen.  Trias.  M.  (Ostrea) 
stomatia  Stopp,  sp.,  M.  Telleri  Kittl  sp. 


Digitized  by  Google 


330 


Mollusca.  Gastropoda. 


Natiria  de  Kon.    Silur  bis  Carbon. 

Naticella  Mimst.  (Fig.  799).  Dünnschalig,  Gewinde  gerade,  niedrig, 
letzter  Umgang  gross,  quer  gerippt.  Trias. 

Palaeonarica  Kittl  (Pseudofossarus  Koken). 


Fi«  797. 

a  Xaticoprif  ampliata  I'hill.    Kohlt'iikiilk    VI«»,  Belgien. 
6  I ».•••k«-l  von  .V  }>lani*)>ira  l'lilll..  ebendaher.  (Nach  de  K  o  n  i  h  c  k  | 


Fi»;.  798. 

Xaliettpuis  trmnißmta  M.  Hoern. 
Triii^    F.slno,  I.onibardel. 
(Mit  erhaltener  Frtrbung.) 


Plattjchilina  Koken  (Fossariopsis  Laube).  Gewinde  niedrig,  gerade. 
Letzter  Umgang  gross,  Oberfläche  rauh,  mit  Höckern  bedenkt.  Innenlippe 
eben,  glatt,  mit  einfachem  Rand.    Trias.    P.  pustulosa  Mstr.  sp. 


Fi«  799 
Xnticella  cottata  Mstr. 
CunpUer  Schichten. 
Weniren.  Sud-Tyrol 


Flg.  800. 

n  SerUoprig  monilijormi»  Grat. 

UlocHn.  LapagT,  BtebenbAtgeD. 

^  A".  npinota  Hob.  Detdongah. 
Callovlen.    Montreull  -  Bcllay. 
Maine-et- Loire. 


Fl«  SU1 

Deckel  der  rceentcn  yeriloptit 
radula  von  Neti-Caledonieti. 
Nnt.  <;r;»<«<e  Hiaeh  i'rosnc). 
u  Aeuswjre,  6  Inner«  Seite 


Delphinul  opsis  Laube.  Wie  vorige,  jedoch  Gewinde  aus  lose  ver- 
bundenen Umgängen  bestehend.  Naht  tief.  Letzter  Umgang  mit  knotigen 
Längskielen.  Innenlippe  eben,  mit  scharfem  Innenrand.  Trias.  D.  binodosa 
Mst.  sp. 

Neritopsis  Grat.  (Fig.  800.  801).  Gewinde  niedrig,  letzter  Umgang  sehr 
gross.  Oberfläche  mit  Spiralen  und  queren  Rippen  oder  Knoten,  häufig 
gegittert.  Innenlippe  verdickt,  mit  breitem,  eckigem  Ausschnitt  in  der 
Mitte.    Trias  bis  jetzt. 

16.  Familie.    Neritidae.  Lam. 

Schale  halbkugelig,  ungenabelt,  ohne  Perlmutterschicht.  Gewinde  sehr  kurz, 
auj  die  Seite  gerückt,  Umgänge  rasch  zunehmend;  der  letzte  sehr  gross,  die  ersten 
im  Tunern  resorbirt  Mündung  halbkreisförmig.  Rand  der  abgeplatteten  oder 
schwielig  verdickten  Innenlippe  häufig  mit  Zähnen.  Deckel  kalkig,  mit  seitlichem, 
spiralem  Südens  und  Muskelfortsatz  auf  dir  Innenseite.    Trias  bis  jetzt. 

Die  Neritiden  sind  theils  Meeres-,  theils  Süsswasserbe wohner;  eretere 
leben  meist  in  der  Nähe  der  Küste,  letztere  häufig  auch  im  Brackwasser. 
Sie  resorbiren  im  Innern  die  ersten  Unigänge,  so  das«  Steinkerne  nichts 
vom  Gewinde  erkennen  lassen.  Dieses  Merkmal,  sowie  die  Gestalt  des 
Deckels  unterscheidet  sie  hauptsächlich  von  Saticopsis,  aus  denen  sie  wahr- 
scheinlich, wie  die  terrestrischen  Hclicinidae  hervorgegangen  sind.  An  fos- 
silen Arten  erhalten  sich  nicht  selten  Reste  der  Färbung. 


Digitized  by  VjOOQlc 


Prosobranchia.  Aspidobranchina. 


331 


Neritaria  Koken  (Protonerita  Kittl).  Gewinde  zugespitzt,  Nähte  ver- 
tieft. Oberfläche  glatt.  Aussenlippe  scharf.  Innenlippc  schwielig,  abgeplattet. 
Resorption  der  inneren  Scheidewände  unvollständig.  Trias. 


PIg  ho-.' 

a  Seriia  Laffoui  IfcitaO.  t'itliarellenknlk 

bei  S<iiiiin>nuM>n. 
6  Xcritn  fjranulit$a  Desh    F.ot-an  iSables  nioy.)  Anver* 
bei  Parin, 
c  Deckel  einer  re<entrn  Xcrita. 


SB 


Fijj.  803. 

Oncochilu*  chrfnnaticiu  Zitt.    Ob.  Tithon 
StmmberK,  Mahren. 


Fi«.  805. 
Vrlntf*  Schmi'Uliiinu* 
I  nterer  MeereüSMnd.^ 


eben,  Bocio. 

t'uiw  Irt -Mottle. 


Nerita  Lin.  (Fig.  802).  Dick,  oval  oder  halbkugelig,  glatt  oder  Spiral 
gerippt.  Innenlippe  schwielig,  abgeplattet,  mit  geradein,  häufig  gezähneltem 
Innenrand.  Deckel  kalkig,  subspiral,  mit  seitlichem  Nueleus.  Trias  (?) 
bis  jetzt 

Oncochilus  Pethö  (Fig.  803).  Glatt  Innenlippe  gewölbt,  schwielig, 
am  Rand  mit  2 — 'A  Zähnen  oder  glatt.    Aussenlippe  scharf.    Trias.  Jura. 

Lissochilus  Pethö  (Fig.  804).  Jura.  Neritodomus  Morr.  Lye. 
Neritoma  Morris.  Jura.  Otosioma  d'Areh.  Kreide.  Dejanira  Stol. 
Kreide. 


Mg.  804. 
Lit*ochilu$  »igarttinu»  Buv. 

('onilnift. 
HoheneKgeUen.  Hannover. 


Fl«.  S06. 

Serititm  'trntelouixina  YrT  Mio- 
i'an.    Haufelburg  bei  UÜntbttlg. 


Fi*f  807. 

Pilcolus  plicalu* Sow.  Bathonien. 
I juiK'rune,  Calvados,  (Vi). 


Velates  Montf.  (Fig.  805).  Niedrig  kegelförmig,  nur  die  gekrümmte 
Spitze  des  Gewindes  sichtbar.  Letzter  Umgang  sehr  gross.  Innenlippe 
convex  oder  eben,  mit  geradem,  gezahntem  Innenrand.  Häufig  im  Eocän ; 
wird  zuweilen  10 — 12  cm  gross. 

Neritina  Lam.  (Fig.  8»»»;).  Klein,  halbkugelig,  glänzend,  glatt  oder 
mit  Stacheln,  meist  bunt  gefärbt.  Innenlippe  abgeplattet,  mit  scharfem  oder 
fein  gezähntem  Innenrand.  Aussenlippe  seharf.  In  Brack-  oder  Süsswasser. 
Häufig  im  Tertiär  und  Jetztzeit;  die  angeblich  mesozoischen  Formen  gehören 
meist  zu  Nerita. 

Pileolus  Sow.  (Fig.  807).  Klein,  napfförmig  bis  niedrig  kegelförmig, 
elliptisch  oder  rund.  Wirbel  schwaeh  nach  hinten  gekrümmt.  Nur  letzter 
Umgang  sichtbar.  Mündung  halbkreisförmig.  Innenlippe  breit,  schwielig. 
Jura  bis  Eocän. 


332 


MolliiBca.  Gastropodu. 


3.  Unterordnung.    Ctenobranchina.    Schweigg,  Kammkiemener. 

(Pectinibranchia  Cuv.,  Azygobranehia  Ihering,  Monotocardia  Bouvier.) 

Rechte  Nackenkieme  kammjörmig,  sehr  umfangreich  und  meist  durch  Drehung 

des  Rumpfes  nach  links  gerückt,  die  linke  Kieme  verkümmert.    Herz  mit  einer 

Vorkammer.    Radula  schmal,  sehr  mannichf altig  zusammengesetzt.    Schale  in 

Schneckenspirale  gewunden,  selten  napf-  oder  mützenförmig. 

Die  Ctenobranchier  bilden  die  formenreich  ste  Gruppe  der  Protobranchier. 
Sie  leben  vorwiegend  im  Meer,  theilweise  auch  im  süssen  Wasser  oder 
auf  dem  Lande,  beginnen  im  Silur  und  erlangen  ihre  Hauptverbreitung 
in  mesozoischen  und  tertiären  Ablagerungen  und  in  der  Jetztzeit.  Man 
hat  dieselben  nach  der  Beschaffenheit  der  Mündung  in  Holostomata  und 
Siphonostomata  zerlegt,  aber  diese  lediglich  auf  die  Schale  basirten  Gruppen 
finden  in  den  anatomischen  Merkmalen  keine  Begründung.  Die  Eintheüung 
nach  dem  Bau  der  Radula  in  Ptenoglossa,  Taenioglossa,  Rachiglossa  und  Toxo- 
glossa  nach  T rose  hei  oder  in  Taenioglossa  und  Stenoglossa  nach  Bouvier 
ist  paläontologisch  nicht  verwerthbiir. 

1.  Familie.    Solariidae.  Chenu. 

Schale  niedrig  kegelförmig,  tief  und  weit  genabelt,  ohne  Perlmutterschicht. 
Umgänge  kantig.  Deckel  hornig  oder  kalkig,  spiral.  Embryonalgewinde 
heterostroph.    Kreide,  tertiär  und  lebend.  Marin. 

Die  Solariidae  sind  wahrscheinlich 
aus  denEuomphaliden  hervorgegangen, 
von  denen  sie  sich  hauptsächlich  durch 
-s^saik^^       das  heterostrophe  Embryonalgewinde 

und  den  Mangel  eines  Ausschnittes  der 
Aussenlippe  unterscheiden 

Solarium  Lam.  (Fig.  808.  809). 
Niedrig  conisch,  aussen  kantig.  Mün- 
soiarium  ilymeriä  Kyckhoit  dung  viereckig.    Nabel  weit  und  tief, 
Tour«*.  die  Nabelkante  gekerbt  oder  scharf. 

Tournay,  RcMen.  p^,^,    hoTmg.     Jura    bis    jetzt.  Ein 

Theil  der  mesozoischen  Solarien  dürfte  zu  Euomphalus  gehören. 

Torinia  Gray.  Tertiär  und  lebend.  Bif  rontia  Desh.  (Omalaxis  Desh.). 
Eocän. 

2.  Familie.    Purpurinidae.  Zitt. 

Dickschalige,  ovale  Schnecken  mit  treppenförmigem 
Gewinde,  ohne  Verlmutter  Schicht.  Umgänge  unter  der 
Naht  abgeplattet  und  kantig.  Die  Kante  häufig  mit 
Knoten  besetzt;  letzter  Umgang  gross.  Mündung  oval, 
vorne  mit  Ausguss,  Ränder  getrennt.  Deckel  unbekannt. 
Silur  bis  Kreide. 

Scalites  Conrad.  Gewinde  kurz,  zugespitzt, 
treppenartig ;  Umgänge  unter  der  Naht  abgeplattet 
mit  scharfem  Kiel,  letzter  Umgang  sehr  gross,  glatt. 
Mündung  mit  schwachem  Ausguss    Silur  bis  Trias. 

Trachydomia  M.W.  Carbon.  (Trachynerita 
Kittl).  Trias. 

Pseudoscal ites  Kittl,  Tretospira  Kok.  Trias. 
Purpur ina  d'Orb.  Länglich  oval.  Windungen 
oben  kantig,  Spiral  gerippt,  mit  queren  Falten  oder 
Rippen,  reich  verziert,  häutig  mit  Nabelspalte.  Mün- 
dung oval,  vorne  mit  Ausguss.    Rhät.  Lias.  Jura. 
Purpuroidea  Lycett  (Fig.  810).  Oval,  dickschalig.    Gewinde  treppen- 
förmig,   die  abgeplattete  Fläche  unter  der  Naht  von  einer  Knotenreihe 


Kit?  «08. 
Solarium  timplfjc 

Bronn.  Miocrin. 
Nlederleia,N.-Oe»t 


Y\k  RIO. 
Purjtitroidfa  no>.lulata  Yoiiiir 

and  Blrd  »p.  Gro«*-ooiith. 

Minchinhumpton,  Kurland. 


Digitized  by  Google 


Prosobranchia.  Ctenobranchina. 


333 


begrenzt.  Letzter  Umgang  bauchig,  glatt.  Aussenlippe  dünn.  Mündung 
vorne  mit  canalartigem  Ausguss.    Jura  und  Kreide. 

Brachytrema  Morr.  Lyc,  Tomocheilus  Gemm.  Juni. 

3.  Familie.    Littorinidae.  Gray. 

Schale  kreiseiförmig,  ohne  Perlmutter  Schicht,  meist  glatt  oder  spiral  verziert. 
Mündung  rundlich.  Aussenlippe  scliarf.  Deckel  hornig,  paucispiral.  Silur  bis 
jetzt.  Marin. 

Die  Schalen  der  Littoriniden  unterscheiden  sich  von  den  Turbiniden 
und  Troehiden  lediglich  durch  den  Mangel  einer  Perlmutterschieht.  Die 
Thiere  dagegen  weichen  beträchtlich  ab.  Bei  den  ersteren  sind  zwei  fast 
gleichmässig  entwickelte,  bei  den  Littoriniden  nur  eine  Kieme  vorhanden; 
aas  Herz  hat  bei  den  ersteren  zwei,  bei  den  Littoriniden  nur  eine  Vor- 
kammer, die  Radulae  der  Turbiniden  und  Troehiden  sind  rhipidogloss,  die 
der  Littoriniden  taeniogloss.  Obwohl  demnach  die  Littoriniden  von  den 
Zoologen  zu  den  Ctenobranchina,  die  Kreisclsch necken  zu  den  Aspidobranchina 

gestellt  werden,  so  erscheint  es  doch  kaum  zweifelhaft, 
dass  die  paläozoischen  Littoriniden  den  Turbiniden  und 
Troehiden  sehr  nahe  standen  und  wahr- 
scheinlich erst  spät  ihre  heutige  Diffc- 
renzirung  erlangten. 


Fik'  SM. 
Turbonitrlla  «ubcottata 
Cioldf.  dp. 
Mittt'l-IH'von. 
I'iiffraih  bei  Cöln. 


Flu.  812. 
Littvrina  litorea 

Lin.  fp. 
DflnviuwiPostKlttcittl). 
Insel  Sknpto. 


Kitf.  8111. 
Lacuua  liastcro- 

Unn  Kronn. 
Mioc*n.  Steina- 
brunn  bol  Wlon. 


Fitf  SU. 
Fottartu  cottatut  Brooohi. 
Plloean. 
Limite.  Tost-ana. 


Die  ausgestorbenen  Gattungen  Holopea  Hall  (Silur  und  Devon), 
Turbonitella  de  Kon.  (Devon  und  Carbon)  (Fig.  811),  Portlockia, 
Turbinilopsis,  Rhabdopleura  de  Kon.  (Carbon)  und  Lacunina  Kittl 
aus  Trias  zeigen  grosse  Aehnlichkeit  mit  Littorina,  werden  jedoch  vielfach 
auch  zu  den  Troehiden  oder  Turbiniden  gestellt. 

Littorina  Fer.  (Fig.  812).  Dickschalig,  kreiseiförmig  bis  kugelig,  glatt 
oder  spiral  gestreift,  ungenabelt.    Mündung  eiförmig.    Jura  bis  jetzt. 

Lacuna  Turton  (Fig.  813).  Wie  vorige,  aber  Mündung  vome  mit 
schwachem  Ausguss.    Tertiär  und  lebend. 

Lacunella  Desh.  (Eocän),  Litiope  Rang,  Planaxis  Lam.,  Quoyia 
Desh.  (Tertiär  und  lebend)  etc. 

Die  Gattung  Fossarus  Phil.  (Fig.  814)  bildet  nach  Fischer  eine 
besondere  Familie. 

1 

4.  Familie.    Cycloßtomidae.  Menke. 

Schale  sehr  verschieden  gestaltet,  kreisel-  bis  scheibenförmig  oder  thurmförmig, 
mit  Epidermis.  Mündung  kreisrund,  die  Ränder  meist  zusammenhängend.  Deckel 
hornig  oder  kalkig,  spiral.    Kreide  bis  jetzt.  Landbewohner. 

Die  Thiere  besitzen  statt  der  Kiemen  eine  seitliche  Athemhöble,  wie  die 
Lungenschnecken;  in  ihrer  sonstigen  Organisation  stehen  sie  den  Littoriniden, 
bei  denen  die  Kieme  ebenfalls  bereits  stark  verkümmert  ist.  sehr  nahe.  Die 
Schalen  sind  ausserordentlich  variabel.  Es  sind  über  600  lebende  Arten  aus 
allen  Theilen  der  Erde,  namentlich  aus  den  Tropenländern  bekannt.  Die  fos- 
silen Formen  beginnen  in  der  mittleren  Kreide  und  linden  sich  in  Süss- 
iblagerungen. 


Digitized  by  Google 


s 

334 


Mollusca  Gastropoda. 


Cyclostoma  Lam.  (Fig.  815).  Kreisclförmig ,  mit  kalkigem,  spiralem 
Deckel.    Tertiär  und  lebend. 

Otopoma,  Tudora  Gray.    Tertiär  und  lebend. 

Megalomostoma  Guilding.  Kreisel-  bis  puppenförmig ,  meist  glatt. 
Mundränder  dick,  Aussenlippe  umgeschlagen.  Deckel  hornig.  Kreide  bis 
jetzt.    M.  mumia  Lam.  sp. 


4^ 


Fig.  816. 
Pomntiai  labrllum 

Thomm*  »|> 
I  jtrii  l><  Ii i i.-i-k •  Ii  La Ik 
Huchheini 
hol  WlcKhitili'n. 


Fi*.  817. 
Cyelotiu  esaratu»  Sandb. 

mit  Deckel,  ob.  Boeta 
PunieUo  (nack  Bandb.) 


FlR  818 

Strophootoma  awmphata 
i'apHllni.  OliffOdlL 
AnitifK  bol  Ufas. 

Mundränder 


Fi«.  815. 
CtafottOHM  Mtmteuhtm 
/.Ii-i<-ii     Mioran  Fr- 
m  tagen  be!  Ulm, 

Pomatias  Studer  (Fig.  81G).  Thurmfürmig,  quer  gestreift, 
umgeschlagen.    Deckel  hornig.    Tertiär  bis  jetzt. 

Leptopoma  Pfeiff.,  Cyclophorus  Montf. ,  Craspedopoma  Pfeiff., 
Uyclotus  Guilding  (Fig.  817)  etc.    Ob.  Kreide  bis  jetzt. 

Strophostoma  Desh.  (Fig.  818).    Ob.  Kreide  bis  Miocän. 

5.  Familie.   Capulidae.  Cuv. 

Schale  napj-,  mützenförmig  oder  oval,  unregelmässig,  mit  Spiral  gekrümmtem 
Wirbel,  zuweilen  auch  aus  mehreren  niedrigen  Umgängen  zusammengesetzt.  Letzter 
Umgang  sehr  gross.   Mündung  weit.    Deckel  fehlt.   Cainbrium  bis  jetzt.  Marin. 


FlK.  819 
Capulut  hungarieui  Uli  Ql 
Pliooan.  Tuwaim 


Fig.  820 

Caputut  rugittu*  So«',  dp.  Qrom-Oolltll 

(jitiicriiiK.',  Qalvadoa  (Jtfet  <;rönw».) 


Flg  BSft 
PUUyOttOIM  Siaijaren*i»  Hüll 

Devon.  Waidroii,  Inciinna 


Kl«.  WZi. 
flatycera»  neriMdt*  Phill 
Kohlenkalk.    Vit«,  Belgien 


Flg.  821 
OrthamycMa  tlrgan*  Harr 
Ob.  Silur  E] 
Lorhkow,  Hohrnen. 


Verschiedene  der  hierher  gehörigen  Gattungen  bewegen  sich  sehr  wenig 
und  Ideiben  fast  Zeitlehens  an  einer  Unterlage  haften,  der  sie  sieh  allmählich 
anpassen. 

Stenotheca  Salter.  Kleine  mützenformige,  concentriseh  gestreifte  oder 
gefurchte  Sehälchen  mit  schwach  eingekrümmtem,  weit  nach  hinten  ge- 
rücktem Wirbel.    Unt.  Cainbrium. 

Ca  pul  us  Montf.  (Pileopsis  Lam.,  Brocchia  Bronn.)  (Fig.  819.  820).  Unregel- 
mäßig conisch  oder  mützenförmig.  Wirbel  nach  hinten  gerückt,  mehr  oder 
weniger  spiral  eingerollt.    Mündung  weit,  rundlich  oder  unregelinäasig.  Im 


Digitized  by  Google 


Proeobranchia.  Ctenobranchina. 


335 


Innern  ein  hufeisenförmiger  Muskeleindruck.  Ungemein  häufig  in  cambrischen, 
silurischen,  devonischen  und  carbonischen  Ablagerungen ;  spärlicher  in  Trias, 
Jura,  Kreide,  Tertiär  und  Jetztzeit.  a 

Orthonychia  Hall  (Igoceras  Hall)  (Fig.  821).  Schale 
conisch,  gerade  oder  schwach  gebogen,  häufig  gefaltet, 
Wirbel  kaum  spiral.    Silur  bis  Carbon. 

Platyceras    Conrad    (Äcroculia    PhilL)    (Fig.  822). 
Wirbelgekrümmtund  l 
Spiral  eingerollt.  Ober- 
fläche glatt,  gestreift, 
gefaltet  oder  mit  Sta- 
cheln bedeckt.  Cam 
brium  bis  Trias. 

Platyostoma 
Conrad  (Strophosty- 


KIr.  824 

Horiottoma  Barrandti  Muri  Cb. 
IUS  Hall)  (l*  lg.  82.i).  cm  Devon.  Uahard.  III«  et 
Schale  aus  mehreren  Vltalne.  (Nach  Mun.-rhai m  ) 


(irobkalk 


Ilipponyr  roniucojtiar  Ijuh. 

Maiu-mm  M  Paris, 
a  Sehale,  6  Fmwphitte. 

sehr  rasch  anwachsen- 
den Umgängen  bestehend.    Gewinde  niedrig;  letzter  Umgang  sehr  gross. 
Innenlippe  umgeschlagen  und  etwas  verdickt.  Mündung  sehr  gross.  Silur 
bis  Carbon. 

Horiostoma  Mun.  Chalmas  (Fig.  824).    Dickschalig,  spiral  gerippt  mit 
kurzem  seitlichem  Ge- 
winde,  weit  genabelt. 
Devon. 

Tub  ina  Barr., Silur. 

Hippo  ny  x  Def  r. 
(Cochlolepas  Klein)  (Fig. 
825).  Dickschalig,  schief 
kegelförmig  bis  napfför- 
mig.  Wirbel  gerade,  sel- 
ten spiral,  weit  nach  hin- 
ten gerückt.  Mündung 
oval  oder  rundlich,  im 
Innern  ein  hufeisenför- 
miger Muskeleindruck. 
Kalkscheibe  ab.  Kreide 


Flu. 

Gnl/riu  (Calwtraxt)  IrochiJormU  Um. 
(in.hkalk. 
Danury  bei  Kperoay. 


Flg.  827. 
Crrpiduta  ungut- 

Jtirmi«  Lam. 
Plioean.  Tuseunn. 


Der  Fuss  sondert  häufig  eine  dicke,  deckelartige 
bis  jetzt. 
Rothpletzia  Simonelli.  Tertiär. 

Galerus  Gray  (Calyplraea  p.  p.  Lam.)  (Fig.  826).  Dünnschalig,  conisch; 
Wirbel  central,  spiral.  Umgängo  eben,  häufig  stachelig.  Basis  horizontal. 
Mündung  niedrig,  weit.    Kreide  bis  jetzt. 

Crepidula  Lam.  (Fig.  827).  Länglich  oval,  flach  oder  gewölbt,  pantoffel- 
förmig.  Wirbel  am  hinteren  Ende,  fast  randständig,  etwas  gekrümmt. 
Mündung  sehr  verlängert,  weit;  Innenlippe  durch  ein  dünnes  horizontales 
Blatt  gebildet,    Kreide  bis  jetzt. 

Crucibulum  Schum.,  Calyplraea  Lam.    Tertiär.  Recent, 


G.  Familie.    Naticidae.  Forbes. 

Schale  mit  kurzem  Geuinde  und  grossem  letztem  Umgang.  Mündung  halb- 
kreisförmig bis  oval,  hinten  winklig,  vorne  breit  abgerundet.  Deckel  kalkig  oder 
hornig,  paucispiral.    Trias  bis  jetzt.  Marin. 

Die  Unterscheidung  fossiler  Naticiden  von  Naticopsis,  Nerita  und  Am- 
pullaria  bietet  grosse  Schwierigkeiten,  da  öfters  die  Schalen  fast  über- 
einstimmende Merkmale  besitzen,  und  nur  die  fossil  nicht  erhaltenen 
Deckel  differiren. 


Digitized  by  Google 


330 


Mollusca.  Gastropoda. 


Sigaretus  Lam.  (Fig.  828).  Schale  niedergedrückt,  ohrförmig,  spiral 
gestreift  oder  gefurcht.  Gewinde  sehr  niedrig,  Umgänge  rasch  zunehmend. 
Mündung  stark  erweitert.  Deckel  hornig.  Tertiär  und  lebend. 

Natica  Lam.  (Fig.  829—832).  Kugelig,  halbkugelig, 
eiförmig  bis  pyramidal,  glatt  und  glänzend,  gelten  spiral 
gestreift,  genabelt  oder  ungennbelt.    Nabel  häufig  durch 


Ktjf.  828. 
Sigarelu*  haliotoitleus 

I.in.  hd. 
Mfocau.  Grand,  l'iiRarn. 


Plf.  829. 
Sallea  (Ampullina)  palula 
Ijiiii  («robkalk. 
Duinery  bei  F.pernay. 


Fl*.  830. 
A'oMca  {Amaurop- 

§ü)  Willemen  Lam. 
(■robkalk. 
Pauiery  bei 
Kpernay. 


Flg.  831. 
Satica  (Amauroptis) 
bulbiformU  Sow.  Obere 
Kreide.    8L  (JH^en  am 
Wolfiouiiftce. 


eine  Schwiele  ganz  oder  theilweise  ausgefüllt.    Mündung  halbrund  oder  oval. 
Aussenlippe  scharf,  Innenlippe  schwielig  verdickt.   Deckel  kalkig  oder  hornig, 
n  mit   excentrischem  Nucleus. 

Trias  bis  jetzt,  ungemein  häufig. 

Subgenera :  Ampullina 
Lam. (Fig.  828),  Amauropsis 
Mörch  (Fig.  829, 830),  Amaura 
Moll.,  Lunatia  Gray,  Cer- 
nina Gray,  Neverita  Risso, 
Mamilla  Schum.  etc. 

Deshayesia  Raul.  (Fig. 
833).  Wie  Natica,  aber  Innen- 
lippe mit  dicker  Schwiele  und 
gezähnt.  Miocän  und  Pliocän. 


Fl«.  832. 
a  yatiea  millcpunctata  Lain. 
l'llooan.  Monte  Mario  bei  Rom. 
b  Deekel  von  Satlca  multipunc- 
lata  S.  Wood.   Crag.  Sutton. 


Vlfc.  8:53. 
Dtthaijrtia  cochltaria 
Bronst    sp.  OHrim-au. 
Mte  Uruuil  bei  Vleeiua. 


Grav 


7.  Familie.  Ampullariidae. 

Die  Ampullaricn  leben  in  süssen  oder  brackischen  Gewässern  von  Afrika, 
Asien  und  im  tropischen  Amerika.  Ihre  Schalen  sind  theilweise  nicht  von 
Natica  zu  unterscheiden.  Die  Thicre  besitzen  über  der  rechten  Kieme  noch 
eine  Lungenhöhle.  Fossile  Ampullarien  kommen  in  Süsswasserablagerungen 
der  obersten  Kreide  von  Rognac  bei  Marseille  und  im  älteren  Tertiär  vor. 


8.  Familie.    Valvatidae.  Gray. 

Schale  aus  wenigen  Windungen  zusammengesetzt,  conisch 
oder  scheibenförmig,  genabelt.  Mündung  rund,  Ränder  zu- 
sammenhängend. Deckel  hornig,  kreisrund,  multispiral. 
Ob.  Jura  bis  jetzt. 

Die  Gattung  Valvata  Müll.  (Fig.  «34)  ist  klein  und 
Fi*  h:m  meist  kreisel-  bis  scheibenförmig.   Sie  enthält  ca.  25  in 

I  ntvala  pitrinnlm  Mull.  tt>  i  vr      l  »          *1      1  U  _  ] 

M,.„„n  süssen  dewassern  von  luirona  und  rsurd-Amenka  lebende 

Vaigyaa,  Blebmbfiigm.   Arten,  beginnt  fossil  in  Purbecksehichten,  wird  aber  erst 

im  Tertiär  etwas  häufiger. 

9.  Familie.    Paludinidae.  Gray. 

Schale  conisch  bis  thurmjörmig,  mit  dicker  Epidermis,  ungenabelt  oder  mit 
enger  Nabelspalte.    Umgänge  glatt,  gewölbt  oder  kantig.    Mündung  rundlich  oval, 


y  Google 


Prosobranchia.  Ctenobranchina. 


337 


hinten  winklig,  Ränder  zusammenhängend.  Deckel  hornig,  concentrisch,  mit  etwas 
seitlichem  Nucleus.  Jura  bis  jetzt.  Häufig  in  süssen,  sumpfigen,  seltener 
auch  in  brackischen  Gewässern,  fast  über  die  ganze  Erde  verbreitet. 

Paludina  Lam.  (Fig.  835)  ist  die  einzige  Gattung  dieser  Familie,  von 
welcher  bereits  typische  Arten  im  Wälderthon  auftreten.  Die  glatten,  dünn- 
schaligen Formen  wer-  d 
den  als  Vivipara 
Lam.,  die  nordameri- 
kanischen dickschali- 
gen glatten  Arten  mit 
verdickter  Innenlippe 
als  Campeloma  Kef. 
(Melantho  Bowd.) 
unterschieden,  die 
gegenwärtig  in  Nord- 
Amerika  und  China 
verbreiteten  Formen 
mit  kantigen  Umgän- 
gen als  Tulotoma  Haldem,  bezeichnet.  Weitere  Subgenera  sind  Lioplax 
Troschel,  Laguneula  Benson,  Tylopoma ,  Boskovicia  Brusina. 

Die  in  den  plioeänen  Paludinenschichten  von  Süd -Ungarn,  Croatien, 
Slavonien,  Rumänien  und  auf  der  Insel  Cos  massenhaft  vorkommenden 
Paludinen  zeichnen  sich  durch  ausserordentliche  Variabilität  aus.  Neumayr 
hat  daselbst  eine  Anzahl  Formenreihen  beschrieben,  welche  mit  glatten 
Viviparen  beginnen  und  mit  kantigen  Tulotomen  endigen. 

10.  Familie.    Hydrobiidae.  Fischer. 

Schale  kreiset-  bis  thurmförmig,  klein,  meist  dünn,  glatt,  quer  gerippt  oder 
gekielt.  Mündung  rundlich  oder  oval.  Deckel  hornig  oder  kalkig,  spiral  oder 
concentrisch.  Süsswasser-  oder  Brackwasserbewohner,  die  zum  Theil  das 
Wasser  für  längere  Zeit  verlassen  können.  Die  zahlreichen  Gattungen  dieser 
Familie  sind  schwierig  zu  unterscheiden  und  alle  von  geringer  Grösse. 


Fi«.  H.J.V 

a  b.  Paludina  Brutinai  Neumayr.    r  Paludina  [Tulotoma^  Porbtti  Neu- 
mayr.    l'liocan  il.ovantin.  Stufe).    Insel  Cos.    d  Paludina  t  Tulotoma) 
lloerneti  XeumavT.   I'lloean.   Novska,  Slavonien. 


0  i 


e 


Fi«  836. 
tentaeuiata  Lln.  sp.  Ob. 
Mioolc,  lhilinatlen. 
b  Deckel  von  Bythinin  tentaeuiata  I.in.  sp. 
t  Hythinia  graeilU  Sandb.  Süsswaexer- 
oberkirehberg  bei  Clin. 


I 

Flg.  837. 
Somatura  pupa 
Nyst  sp. 
OliKiH'itner 
CyrenetlinerKel. 
Harkeiiheim 
bei  Alzey. 


Fl*.  8:». 

Nll»tia  thattelii 

Nyst  sp. 
Mittl.  oliirocÄn. 
KleliiSpouwen, 

ÜelKlen. 


4 


Flg.  839. 


Hydrobia  (Lito- 
rineila)  acuta 
A.  Braun. 
Mlocan. 
Weissenau  bei 


Bythinia  Leach.  (Fig.  836).  Kreiseiförmig,  dünnschalig,  mit  Nabel- 
spalte. Mundränder  zusammenhängend,  Aussenlippe  scharf,  Deckel  kalkig, 
concentrisch.    Wälderthon.    Tertiär  und  lebend. 

St alioa  Brusina.  Aussenlippe  verdickt.  Deckel  kalkig.  Kreide.  Eocän 
und  Miocän. 

Fossarulus  Neumayr.  Wie  vorige,  aber  mit  Spiralrippen.   Ob.  Miocän. 

Nematura  Benson  (Stenothyra  Benson)  (Fig.  «37).  Wie  Bythinia,  aber 
Mündung  verengt.    Deckel  kalkig,  spiral.    Tertiär  und  lebend. 

Nystia  Tourn.  (Forbesia  Nyst.)  (Fig.  838).  Aussenlippe  umgeschlagen. 
Deckel  kalkig,  spiral.    Tertiär  und  lebend. 

Assiminea  Leach.    Tertiär  und  lebend. 

Hydrobia  Hartm.  (Litiorinella  Braun,  Tournoueria  Brusina)  (Fig.  839). 
Kegel-  Mb  thurmförmig,  zugespitzt,  glatt.    Mündung  oval.    Deckel  hornig, 

Uttel,  Grundzüge  der  Paläontologie.  22 


Digitized  by  Google 


338 


Mollusca.  Gastropoda. 


Saucispiral.  Kreide.  Tertiär  und  lebend.  Der  unterrniocäne  Indusienkalk 
er  Auvergne  besteht  fast  ganz  aus  Schälchen  der  H.  Dubuissoni  BouÜL,  der 


Mg.  SIO 
Eugenia*  Neumay 


<  >bor- 


a  l'i/rguln  Eugenia*    Neumavr.  Ol 
Mtocön.    An»it«k,  Sieheiibtinren. 
fc  Mieromelani*    ( Diana  i   Hauer i  Neu- 
Hmyrüp.  Ob.  Miocan  Miocio,  Diiliunticu. 

c  Mnhrentternia  inflata  An<lrzewsky. 
ConKerietischiehteii.  Iuzcrsilorf bei  Wiou. 

oder  quer  gerippt 


gleiehalterige  Littorinellenkalk 
des  Mainzer  Beckens  aus  H.  acuta 
Braun.  Der  Süss  wasserkalk  von 
Nördlingen  enthält  ganze  Bänke 
von  H.  (rochulus  Sandb.;  der 
obereoeäne  Mergel  von  St.  Ouen 
ist  erfüllt  mit  H.  pusilla  Prev.  sp. 

Subgenera:  Bythinella  Mog., 
A  m  nicola  Ciould. ,  Bei  g ran- 
dia,  Lartetia  Bourgingnat, 
Lapparentia  Bertbelin. 

Pyrgula  Christofori  u.  Jan. 
(Fig.  84<><i).  Thurmförnüg,  Um« 
Mundränder  zusammenhängend.  Tertiär 


Tin.  841. 
I.ithogltrphu* 
/««(•im  Zieclcr. 
Ob.  Miocan. 

Malloo, 
Wem  Simonien. 


gänge  gekielt 
und  lebend. 

Subgenera:  M  icromelania  Brus.  (Fig.  840&),  Mohrensternia  Stol. 
(Fig.  840c)  Pyrgidium  Tournouer,  Prososthenia  Neumavr.  Tertiär. 

Lithoglyphus  Ziegl.  (Fig.  841).  Kugelig,  eiförmig,  niedrig.  Mündung 
schief  oval.    Innenlippe  verdickt.    Tertiär  und  lebend. 

11.  Familie.    Rissoidae.  Troschel. 

Schale  klein,  dick,  kreisel-  bis  thurmjörmig,  meint  gerippt  oder  Spiral  gestreiß, 
selten  glatt.    Mündung  oval,  hinten  winklig,  vorne  häufig  mit  Ausguss.  Deckel 

a  b  hornig,  paucispiral.  Juni 

bis  jetzt. 

Rissoina  d'Orb.  (Fig. 
842).  Thurmförnüg,  quer 
gerippt,    selten  glatt. 
Aussenlippe  gebogen, 
*p     meist    etwas  verdickt. 


4 


TJthoa 


amoena  Zill 
»tnililbiTK. 
Kimaiua  ilrruitttitn  Munt 
MiocAn.    Su-inabniuu  bei  Wien. 


6 


a  Rt**oa  iurbinata  Linn. 

Ollgocin.  Welntaelm  bei  ai«»v.  «r.. 

bBiuoa  (Ahmla)  Montagui     Mlindling  lllltAusgUSS. 
Payr.  Mloean.  Steinabrunn  bei  Dogger  bis  jetzt.  Haiipt- 

verbreitung  im  Tertiär. 
Rissoa  Frem.  (Alvania  Kisso)  (Fig.  843).    Krciselförmig  bis  thurmförnüg. 
quer  gerippt  oder  gegittert.    Mündung  ohne  Ausguss.    Jura  bis  jetzt. 

12.  Familie.    Scalariidae.  Brod. 

Schale  thurmformig,  meist  eng  genabelt;  Umgänge  gewölbt, 
quer  gerippt  oder  gestreijt.  Mündung  rund,  die  Mundränder  zu- 
sammenhängend. Deckel  hornig,  paucispiral.  Silur  bis  jetzt.  Marin. 

Holopella  M'Coy  (Aclisina  de  Kon.).  Schlank,  thurm- 
förnüg, rmgänge  gewölbt,  fein  quer  gestreift,  zuweilen  ge- 
gittert. Mündung  rund,  mit  zusammenhängenden  Mund- 
rändern.   Silur  bis  Carbon. 

Callonema  Hall  [Isonema  M.  W.).  Thurmförnüg ,  oval 
bis  kugelig;  Umgänge  gewölbt,  mit  lamellenartigen  Querrippen 
bedeckt.    Mündung  kreisrund.    Silur.  Devon. 

Scol  iostoma  Braun.  Devon.  Ch  iloeyel  us  Braun  (Coch- 
learia  Braun).  Trias. 

Scalaria  Lam.  (Scala  Klein,  Cirsotrema  Mörch.) 
(Fig.  844).  Thurmförnüg,  Umgänge  stark  gewölbt,  mit  Quer- 
rippen, häutig  auch  Spiral  gestreift.  Mündung  rund,  Aussenlippe  zuweilen 
verdickt.    Trias  bis  jetzt. 


Fijj.  844 
Sralnria  lamtl- 

Iota  Bronchi 
Mlorrtn.  Baden 
bei  Wien. 


Digitized  by  Google 


Prosobranchia.  Ctenobranchina. 


339 


KiB  847. 
(ilauconin  Ke/er- 
itfini  Goldf. 
Mfitl.  Kreide. 
Drefotatten  bei 
Wiener- Neust. 


Fig.  Mt>. 
Turr  Hella 
(Jtetalia) 

multUulcata 

Ijim.  Koran. 

(Grobkalk). 

Grignon  bei 
Pari*. 


Kl«.  813. 
a  Turriit.Ua  turri«  Hast. 
^  TunitcUa  Ureon  Ziel,  non 
Lin ).    Miocane  Mulaase. 

Ermingen  bei  l'lni. 
6  Turrittlla  imbricalarla 
Lam.    Grobkalk.  Grignon. 


13.  Familie.    TurriteUidae.  Gray. 
Schale  hoch  thurmförmig,  zugespitzt.  Umgänge  zahlreich,  meist  spiral  gerippt  oder 
gestreift.  Mündung  oval,  rundlich  bis  vierseitig,  vorne  zuweilen  mit  schwachem  Aus- 
guss.  Aussenlippe  dünn,  nicht  mit  der  Innenlippe  zusammen 
hängend.  Deckel  hornig,  polyspiral.  Trias  bis  jetzt.  Marin. 

Turritella  Lam.  (Fig.  845,  846).  Thurmförmig, 
sehr  lang.  Mündung  oval  oder  vierseitig,  ganz,  Aussen- 
lippe dünn.  Trias  bis  jetzt.  Hauptverbreitung  im 
Tertiär.    Die  älteren  mesozoischen  Arten  meist  klein. 

Subgenera:  Mesalia 
Gray.  Wie  vorige,  aber  Mün- 
dung vorne  mit  seichtem  Aus- 
guss  und  gedrehter  Innenlip- 
pe. Tertiär  bis  jetzt.  Protoma 
Baird  (Proto  p.  p.  Defr.).  Mün- 
dung oval,  vorne  mit  canal- 
artigem  Ausguss,  der  aussen 
von  einem  verdickten  Wulst 
umgeben  ist.  Tertiär  und 
lebend.    P.  cathedralis  Brgt. 

G  laueonia  Giebel  (Om- 
phalia  Zekeli,  Cassiope  Coq.) 
(Fig.  847).  Dickschalig,  ke- 
gel-  bis  thurmförmig,  eng  ge- 
nabelt. Umgänge  mit  Spi- 
ralen Rippen,  selten  glatt.  Mündung  oval,  mit  schwachem  Ausguss.  Aussen- 
lippe vorne  und  in  der  Mitte  ausgebuchtet.    Häutig  in  der  Kreide. 

14.  Familie.    Vermetidae.  Ad. 
Schale  röhrenförmig,  die  ersten  Umgänge  spiral,  die 
späteren  unregelmässig  gewunden,  frei  oder  festgewachsen. 
Mündung  rund.    Deckel  hornig  oder  fehlend.    Carbon  d 
bis  jetzt. 

Fossile  Vermetidae  sind  leicht  mit  Serpula  zu 
verwechseln,  unterscheiden  sich  jedoch  durch 
abweichende  Schalenstruktur  und  spirales  An- 
fangsgewinde. Die  Bestimmung  der  wenigen 
paläozoischen  und 
mesozoischen  Formen 
ist  unsicher. 

Vermetus  Ad. 
(  Fig.  848,  849).  Meist 
festgewachsen ,  un- 
regelmässig  röhren- 
förmig, inwendig  glas 
artig,  öfters  mit  Schei- 
dewänden. Carbon  (?) 
bis  jetzt;  häufig  im 
Tertiär. 

SiliquariaBrug. 
(Fig.  850).  Frei,  spiral 
gewunden,  aber  Um- 
gänge lose  aufgerollt. 
Mündung  seitlich,  mit 
Schlitz,  welcher  sich 
als  feine  Spalte  oder 
Porenreihe   auf  der 

ganzen  Länge  der  Schale  fortsetzt.   Kreide  bis  jetzt. 


Fig.  MV. 
Vermetut  ( Tylaeode»)  armarim 
hin.  Mloran.  Grund  bei  Wien. 
(Vi  nat.  Grosse.) 


Flg.  850. 
Sitiquiitia 
ttriata  !>e*h. 
Cbaugsy  bei 
Paris,  ('/t  nat 

!.r..Sri.\  11.1.1t 

Deshayea.) 


Flg.  848. 
Vermtlut  irUorlu*  Ijuu. 
I'lfoean.  Monlenperloli  bt>l 
Florenz.  Eine  Gruppe  in 
nat.  Gr    Einzelne  Rulm-ii 
sind  iiufcelirni-lieh  und  7-  i 
gen  die  innerlichen  Blatter. 

22' 


Digitized  by  Google 


340 


Mollusca.  Gastropoda. 


15.  Familie.    Caecidae.  Ad. 

Kleine,  in  der  Jugend  sclieiben  förmige,  später  röhrenförmige  gebogene  Schalen. 
Die  abgeicor/ene  Spitze  durch  eine  Scheidewand  ersetzt.  Deckel  rund,  hornig. 
Tertiär  und  lebend. 

Caecum  Flem.    Etwa  100  lebende  und  15  tertiäre  Arten  bekannt. 

16.  Familie.    Pyramideiii dae.  Gray. 

Schale  thurmförmig  bis  länglich  eiförmig.  Mündung  oval,  vorne  gerundet 
oder  mit  schwachem  Ausguss,  Aussenlippe  scharf.  Deckel  hornig,  spiral.  Cambrium 
bis  jetzt.  Marin. 

Das  Embryonalgewinde  besteht  aus  mehreren  Umgängen  und  zeigt  wie 
bei  den  paläozoischen  und  mesozoischen  Gattungen  gleiche  Drehung,  wie  die 
übrige  Schale;  bei  den  jüngeren  Gattungen  ist  dasselbe  bete- 
rostroph,  deutlich  von  der  übrigen  Schale  geschieden  und  bildet 
mit  dieser  zuweilen  einen  Winkel. 

Macrocheilus  Phil.  (Macrochilina  Bayle,  Ströhens  de  Kon.) 
(Fig.  851).  Länglich  oval,  ungenabelt,  glatt  oder  mit  etwas  ge- 


^  Fl«  BW.^ 


lltddingtoutnrit 
Sow.  Up.  Oxfor- 
dien.  Frankreich. 
Mit  erhaltenen 
FarlieiiHtreirc-n. 


Flp.  851. 
Macrocheilu»  BfCltfflrUI 
Sehl nth.  *j>. 
Mittel  •  Devon, 
l'ullruth  hei  Köln. 


Fic  S53. 
rmidomtlania 
(Bayania)  (arten 
Ijiiii.  sp  Grob' 
kalk  Grignon 
bei  Pari-*. 


FiK.  HM. 
Ditutoma  rottd- 
tata  Um.  i»p. 
Kuciin.  Grob- 

kalk,  Damerf 

bei  Kpcrnny. 


Fi«.  855. 

KrUcdoma  turri- 
cuta  HniR.  »\>. 
iXtlnnia  mnrgi- 
nala  Lata  ). 
Grobkalk. 
Grljtnon. 


bogenen  Zuwachsstreifen.    Gewinde  spitz,  nur  massig  hoch;  letzter  Umgang 
gross.    Mündung  hinten  winklig,  vorne  zuweilen  mit  schwachem  Ausguss. 
Innenlippe  vorne  mit  stumpfer  Falte.    Silur  bis  Trias. 
t  Ptychostoma  Laube.  Trias. 

Loxonema  PbiU.  Thurmförmig;  Umgänge  gewölbt,  mit  S förmig  ge- 
bogenen Zuwachsstreifen.  Nähte  vertieft.  Mündung  höher  als  breit,  mit 
schwachem  Ausguss.    Silur  bis  Trias;  besonders  häutig  im  Kohlenkalk. 

/,  y gopleura  Koken.  Wie  vorige,  aber  Umgänge  mit  scharfen,  leicht 
gebogenen  Querrippen  oder  quer  geknotetem  Kiel.  Devon  bis  untere 
Kreide. 

Bourguctia  Dcsh.  (Pithodea  de  Kon.).  Länglich  oval  biB  thurmförmig, 
gross,  letzter  Umgang  gross,  bauchig.  Oberfläche  mit  Spiralen  Streifen  oder 
Furchen.    Üb.  Jura  und  Carbon. 

Pseudomelania  Pictet  (Chemnitzia  p.  p.  d'Orb.)  (Fig.  £52).  Thurmförmig, 
mit  zahlreichen  faBt  ebenen  Umgängen  und  wenig  vertieften  Nähten,  glatt 
oder  mit  feinen  Zuwachsstreifen,  ungenabelt.  selten  mit  Nabelritze.  Mündung 
vorne  gerundet  oder  mit  schwachem  Ausguss.  Sehr  häufig  in  Trias,  Jura, 
seltener  in  Kreide,  Eocän,  wahrscheinlich  schon  im  Kohlenkalk. 


Digitized  by  Google 


Prosobruuchia.  Ctenobranchina. 


341 


Subgenera:  Oonia,  Microschiza  Gemm.  Trias.  Jura.  Coelostylina, 
Eustylus,  Spirostylus  Kittl.  Trias.  Hypsipleura,  Anoptychia  Kok. 
Trias.    Jura.    Bayania  Mun.-Chalmas  (Fig.  853).  Eocän. 

Pustularia  Koken.  Thurmförmig,  Umgänge  eben,  mit  drei  oder  mebr 
spiralen  Knotenreihen.  Naht  rinnenförmig  vertieft.  Mündung  mit  Ausguss.  Trias. 

f  Undularia  Koken.  Trias. 

Catosira  Koken.  Umgänge  eben,  mit  Querfalten,  Basis  mit  Spiral- 
furchen.  Mündung  mit  Ausguss.   Trias.  Jura. 

Dia stoma  Desh.  (Fig.  854).  Wie  vorige,  aber  Mündung  vom  letzten 
Umgang  losgelost.  Umgänge  mit  Querrippen  und  Spiralstreifen.  Kreide. 
Tertiär. 

Mathilda  Semper  (Promathilda  Andreae).  Thurmförmig;  Umgän 
spiral  und  quer  gestreift  oder  berippt.  Mündung  mit  Ausguss.  Embryou 
gewinde  heterostroph.   Jura  bis  jetzt. 

Keilostoma  Desh.  (Paryphostoma  Bayan)  (Fig.  855).  Thurmförmig, 
spiral  gestreift.  Aussenlippc  äußerlich  mit  stark  verdicktem  Saum.  Eocän. 

Turbonilla  Risso  (Chemnitzia  p.  p.  d'Orb.}  (Fig.856).  Thurm- 
förmig, klein,  mit  heterostrophem  Embryonalgewinde.  Umgänge 
quer  gerippt  oder  glatt.  Innenlippe  gerade,  oben  zuweilen  mit 
Falte.   Tertiär  und  lebend. 

Odontostoma  Fleming  (Fig.  857),  Pyramidella  Lam. 
(Fig.  858).   Kreide.   Tertiär  und  Recent.   „  a 


Fig.  856. 
TurtxmiUa 
m/o  PhU. 
Crag. 


Fig.  857. 
Pyramideita 
(ObelUcut)  plica- 
ta Brunn. 
Miuc&n.  Nieiler- 
leif),  Mähren. 


Fig.  868. 
OtUmtottoma  pli- 
cata Mont.  sp. 
Ob.  Ollgocan. 
Nieder  -  Kuufun- 
gen  bei  (_'n*sel. 


Flg.  859. 
a  Eulima  ntbulata 
Don.  Fliocfln.  Co- 
roncinft.  Tosejinii. 
b  Eulima  poli'fol.ln. 
Mioctln.  Nieder- 
leis,  Oesterreich. 


Fig.  861. 
Kuc/irj/faltt/uni- 
formi*  Mnt.  sp. 
Trins. 
St  Casslan, 
Tyrol. 


Fig.  860. 
Sito  eburnea 
Risso. 
Pliooän. 
Mont«  Mario 
bei  Rom. 


Syrnola  Ad.,  Eulimella  Fischer.    Tertiär  und  lebend. 

Eulima  Risso  (Fig.  859).  Thurmförmig,  glatt,  glänzend,  ungenabelt, 
klein.   Embryonalgewinde  heterostroph.    Trias  bis  jetzt. 

Niso  Risso  (Fig.  860).  Wie  vorige,  aber  mit  tiefem,  bis  zur  Spitze 
reichendem  Nabel.   Trias  bis  jetzt. 

Palaeoniso  Gemm.    Trias.  Jura. 

Die  Gattungen  Subtil ites  Conrad  (=  t  Polyphemopsis  Portlock)  (Cam- 
brium  bis  Carbon),  Fusispira  Hall  (Silur)  und  Soleniscus  M.  W.  sind 
durch  schmale,  vorne  canalartig  verlängerte  Mündung  ausgezeichnet  und 
bilden  wahrscheinlich  eine  selbstständige  Familie,  zu  welcher  wohl  auch 
Euchrysalis  Laube  (Fig.  861)  aus  der  Trias  gehört. 

17.  Familie.   Melaniidae  (Lam.).  Gray. 

Schale  thurmförmig  bis  oval,  mit  dicker,  dunkler  Epidermis.  Spitze  meist 
abgestutzt  und  corrodirt.  Mündung  eiförmig,  zuweilen  mit  Ausguss.  Deckel  hornig, 
Spiral.  In  süssen,  seltener  brackischen  Gewässern  von  Süd-Europa  und  den 
wärmeren  Zonen  von  Afrika,  Asien  und  Amerika.    Fossil  vom  Jura  an. 


quer 


Melania  Lam.  (Fig.  862).    Thurmförmig  bis  oval,  glatt,  spiral  gestreift, 
gerippt  oder  mit  Knoten.    Mündung  oval,  vorne  gerundet. 
Stomatopsis  Stäche.   Umgänge  treppenfönnig,  mit  starken  Querrippen. 
Mündung  rundlich,  die  Mundränder  zusammenhängend,  verdickt  und  um- 
geschlagen.   Unterstes  Eocän  (Cosina-Schichten)  von  Istrien  und  Dahnatien. 

Pyrgulifera  Meek.  i^Paramelania  Smith,  Hantkenia  Mun.  -  Chalm.) 
(Fig.  863).    Länglich,  oval,  dickschalig,  mit  treppenförmigen,  quer  gerippten 


Digitized  by  Google 


342 


Mollusca.  Gastropoda. 


und  spiral  gestreiften  Urngängen.  Mündung  oval,  zuweilen  mit  sehr 
schwachem  Ausgass.  Obere  Kreide  von  Europa  und  Nord -Amerika  und 
lebend  im  Tanganyka-See. 

Fascinella  Stäche,  Coptostylus  Sandb.,  Faunus  Montf.,  Hemisinus 
Swainson.    Ob.  Kreide,  Eocän  und  lebend. 

Melanopsis  Fer.  (Fig.  864   866).    Oval  bis  thurmförmig, 
glatt  oder  verziert.  Innenlippe  schwielig.  Spindelende  abgestutzt. 

Mündung  mit  kurzem,  canalartigem 
Ausguss.  Ob.  Kreide  bis  jetzt.  Beson- 
ders häufig  im  Miocän  und  Pliocän. 


Fig.  862. 
Metanla  Ktcheri 
Brnngt. 
MfcMtD. 
Michelsberg 
bei  I  lm. 


Flg.  864 
Melanopti»  Oalto- 
provinciali» 
Math. 
Oberste  Kreide. 
Mnrtigiie«  bei 
Marseille. 


Fig.  865.  Fig.  863. 
Melanopti»  Mar-  lyrgulifera 

tintana  Fcr.  Pichleri 

Congerien-  Hiwnes  *p.  var. 

schichten.  Sunuraan  Mrek. 

Nussdorf  bei  Obere  Kreide. 

Wien.  Ajka,  t'iijjaru. 


Fig.  866. 
Melanopti»  (Can- 
thidomut)  acan- 
thica  Neuinayr. 

Ob.  Mtwan. 
Mioeic,  Dalina- 
tien 


Fig.  867. 
Pleurocera 
tlrombi/orml* 

Schloth.  sp. 

Wealdenthun. 
t  Merwald, 
Hannover. 


Pleurocera  Raf.  (Fig.  867).  Wie  Melania,  aber  Mündung  mit  canal- 
artigem Ausguss,  Aussenlippe  buchtig  gebogen.  Wealden  bis  jetzt  Haupt 
sächlich  in  Nord-Amerika  verbreitet. 

Goniobasis  Lea,  Leptoxis  Raf.,  Ptychostylus  Sandb.  Wealden. 
Die  zwei  ereteren  auch  lebend  und  tertiär  in  Nord  Amerika. 

18.  Familie.    Nerineidae.  Zitt. 

Schale  thurmjbrmig,  pyramidal  bis  eiförmig,  mit  oder  ohne  Nabel.  Mündung 
vorne  mit  kurzem  Canal  oder  seichtem  Ausguss.    Spindel  und  Lippen  meist  mit 

kräftigen  durchlaufen- 
den Falten.  Aussen- 
lippedünn,hinten(oben) 
mit  spaltartigem  Ein- 
schnitt, welcher  auf 
allen  Umgängen  unter 
der  Naht  ein  schmales 
Schlitzband  hinterlasst. 
Triasb.  Kreide.  Marin. 

Aptyxiella  Fisch. 
(Aptyxis  Zitt.  non 
Troschel.  Thurmför- 
mig, sehr  schlank,  un- 
genabelt  Mündung 
viereckig.  Innen-  und 
Aussenlippeohnc  Fal- 
ten, Spindel  etwas  ver- 
dickt. Trias  bis  obe- 
rer Jura. 

TrochaUa&hsrp* 
(Cri/ptoplocus  Piot  U. 
Camp.)    (Fig.  869). 
Thurm    bis  pyrami 
Nur  Innenlippe  mit  einer  einfachen 


Fig. 


a  Srriura  De/rnncei  d'Orb  «'oralrng.  ('otilange*  Mir  Yoiinc  (mit  «<>lil 
erhaltener  Mundutigi.  6  A 

c.  d,  e  Xerinea  Uoheneggeri  I'etere.  Thithun.  straml*crg.   "i1,,  nat.  tir.) 
</  Mi  letzten  L'mgftngo  nat  <;r<>R«ic.   e  Ijtngsdun  hxchnitt. 

denförmig,  meist  glatt  und  genabelt, 
starken  Falte.    Jura  und  Kreide. 


Digitized  by  Google 


Prosobranchia.  Ctenobrancliina. 


343 


N  er  ine  IIa  Sharpe  (Pseudonerinea  Loriol).    Thurmförmig,  ungenabelt. 

und  zuweilen  auch  Spindel  mit  einer  einfachen  Falte.  Jura. 
Nerinea  Defr.  (Fig. 86«).  Thurm- 
oder pyramidenförmig,  meist  ungenabelt 
und  verziert.  Spindel  immer,  Innen-  und 
Aussenlippe  in  der  Regel  mit  einfachen 
Falten.   Jura  und  Kreide.  Hauptver- 
breitung im  Coral- 
rag    des  oberen 
Jura. 

Ptygmatis 
Shaipe  (Fig.  870). 
Wie  vorige,  jedoch 
die  Falten  auf 
Spindel ,  Innen- 
und  Aussenlippe 
durch  secundäre 
Einschnürungen 
complicirt,  ver- 
zweigt und  verbrei 


Fig.  871. 
Hierin  Stattyeii 
Zeusolmor. 
Tithon.    InwüM  und 
Struuiborg. 


Fig.  870. 
Plygmatii^  pteudo- Brun- 

trutana  (ioiiunellHro. 
TltbOD.  InwaM.  Ktirputh. 
i. Vertioul  •  Durchschnitt.) 


FIjt.  869. 
Troehatia  (Cryptoplocu*) 
comobrina  Zitt.  Tithon. 
Stramh 


tert.  Jura.  Kreide. 

Itieria  Math.  (Fig.  871).  Länglich  oval,  meist  genabelt.  Gewinde 
kurz,  zuweilen  eingesenkt.  Letzter  Umgang  sehr  gross,  die  vorhergehenden 
Windungen  mehr  oder  weniger  umfassend.  Spindel,  Innen-  und  Aussenlippe 
mit  Falten.    Jura.  Kreide. 

19.  Familie.    Cerithüdae.  Menke. 

Schale  thurmförmig.  Mündung  länglich  oval  oder  vierseitig,  vorne  mit  kurzem 
Canal  oder  Ausguss.  Aussenlippe  häufig  verdickt  und  umgeschlagen,  oder  dünn 
und  scharf.  Spindel  zuweilen  mit  1 — 2  Falten.  Deckel  hornig,  spiral.  Trias 
bis  jetzt.  Marin  und  brackisch.  Mehr  als  1000  lebende  und  gegen  500  fossile 
Arten  bekannt,  letztere  am  zahlreichsten  im  Eocän.  Die  ältesten  Formen 
sind  meist  klein  und  haben  nahezu  ganzrandige  Mündung. 

Cerithinella  Gemm.  (Fig.  872).   Thurmförmig,  schlank. 
Umgänge  zahlreich,  eben,  mit  spiralen  Rippen  oder  Knötchen 
reihen  verziert.    Mündung  vierseitig,  mit  sehr  schwachem  Aus- 
gufs.    Lias.  Jura. 

Cryptaulax  Täte  [Pseudocerithium  Cos- 
mann).     Klein,  thurmförmig.     Umgänge  mit 


Flg.  872. 
CerU/tinetlac 
Go!d£  Torulotms- 
Schichten.  lTett- 
fohl,  Fninken. 


CerMl  873' 
Morris  u  Lyc. 
(Irons  ootith. 
Minchinhiinipton, 
England. 


Fig.  874. 
Eirliiua  ttrangu- 
lata   d'Aicb.  ip, 
Uuthonion. 
Kpurcy,  Aisno. 


Fig.  876 
Ilülium  plicatum 

Brag. 

Oligoeau.  Ormoy 
hol  Ktampcs. 


Fig.  87.r». 
Fibula 

IMotte. 
Bathonion. 

Eparoy,  Aisno. 


Spiralen  Rippen  oder  Knotenreihen  und  Querfalten.  Letztere  setzen  meist  in 
etwas  schiefer  Richtung  continuirlich  von  einem  Umgang  auf  den  anderen  fort. 
Mündung  oval  oder  vierseitig,  mit  kaum  angedeutetem  Ausguss.  Trias.  Jura. 

Ceritella  Morr.  Lyc  (Fig.  87:};.  Trias.  Jura.  Fib  u  In  Piette  (Fig.  875). 
Trias  bis  Kreide.    Pseudalaria  Huddelst.  Jura.    Ditretus  Piette.  Jura. 

Exelissa  Piette  (Fig.  874).  Sehr  klein,  thurmformi<r;  Umdränge  mit 
kräftigen,  continuirlichen  Querrippen  und  spiralen  Streifen.  Mündung  verengt, 


Digitized  by  Google 


344 


Mollusca.  GastropoJa. 


rundlich,  ohne  Canal,  zuweilen  etwas  abgelöst,  die  Ränder  zusammen- 
hängend.   Häufig  im  Jura. 

Bittium  Leach.  (Fig.  876).  Thurmförmig,  mit  gekörnelten  Spiral- 
rippen und  zahlreichen  Querrippen.  Mündung  mit  kurzem,  geradem 
Canal.  Aussenlippe  scharf.  Jura  bis  jetzt.  Häufig  im  Tertiär. 
Triforis  Desh.,  Cerithiopsis  Forb. 


Tr 


Fl«.  877. 


Flg.  878. 
Cerithium  (Vcr- 
tagui)  nudum 


Fi*.  879. 
Potamida  (Tympa- 
notomui)  margari- 


Orob- 
kalk.  DHineiy 
bei  Kpcruay. 


Chaumont  bei 
I'aris. 


Oligucflner 
Cyrenenniernel. 
Haektnhelu» 
bei  Alzey. 


Flff.  880. 
Potamidet  iLam- 
pania)  pleurolo- 

motde$  De«  h .  Mlttl. 


Mortefontaiue, 
Seine  et  Olso. 


ertiär  und  lebend. 
Eustoma  Piette. 
Thurmförmig.  Mün- 
dung mit  langem 
Canal.  Innenlippe 
schwielig,  stark  aus- 
geschlagen. Aussen- 
lippe ausgebreitet. 
Canal  häufig  durch 
die  Ränder  der  Innen- 
und  Aussenlippe  ge- 
schlossen. Jura. 

Cerithium  Ad. 
(Fig.877,878).  Thurm- 
förmig, ohne  Epider- 
mis. Mündung  mit 
rückwärts  gekrümm- 
tem Canal.  Aussen- 
lippe häufig  etwas 
umgeschlagen.  Spin- 
del zuweilen  mit  1 — 2 
bis  l/«  Meter  lang 


Falten.    Jura  bis  jetzt.     Hauptverbreitung  im  Eocän, 
(C.  giganteum  Lam.). 

Subgenera:  Vicarya  d'Arch.,  Vertagus  Klein,  Bellardia  Mayer  etc. 

Potamides  Brongt.  (Fig.  879, 880).  Thurmförmig,  mit  Epidermis.  Mün- 
dung mit  Ausguss  oder  schwachem  Canal.  Nur  in  Brackwasser  oder  in 
Flussmündungen  lebend.    Fossil  von  der  Kreide  an. 

Subgenera:  Tympanotomus  Ad.,  Pyrazus,  Telescopium  Montf., 
Cerithidea  Swains.,  Lampania ,  Pyrenella  Gray,  Sandbergeria  Bosq. 

20.  Familie.    Aporrhaidae.  Phill. 

Schale  spindelförmig,  thurmförmig  bis  conisch  eiförmig.  Mündung 
vorne  in  einen  Canal  auslaufend.  Aussenlippe  Jliigelartig  erweitert, 
gefingert  oder  verdickt.  Deckel  hornig.  Jura  bis  jetzt.  Hauptver- 
breitung in  Jura  und  Kreide.  Marin. 


Fltr.  881. 
Alaria  myurun  De'longch. 

um.  Oottth. 

Bayeux,  Calvados. 


Fi*.  B89 
Alarin  nrmatii  Morris 

und  l.ye. 
«iross-Oo'lith. 
Mimhlnliniii|itoii. 


Flg.  884, 
Aluria  (Anchura\  eari- 
nata  Munt, 
(lault,  Folk-stono. 


Flg.  884. 
S)>inif}era  temicttriiMta 
Ooldf.  sp.  Callorlen. 
Montreuij-Uellav,  Maine 
et  Loire. 


Alan  i  Morr.  Lyc.  (Fig.  881,882).  Thurmförmig,  Mündung  mit  langem 
oder  kurzem  Canal.    Aussenlippe  den  letzten  Umgang  nicht  überschreitend, 


Digitized  by  Google 


Prosobranchia.  Ctenobranchina. 


345 


gefingert  oder  geflügelt.  Gewinde  und  letzter  Umgang  öftere  mit 
früherer  Mundränder.    Sehr  häufig  in  Jura  und  Kreide. 

Subgenera:  Dicroloma  Gabb.,  An- 
chura  Conrad  (Fig.  883).  Jura.  Kreide. 
Diempterus  Piette.  Jura. 

Spinigera  d'Orb.  (Fig. 884).  Umgänge 
gekielt,  mit  zwei  gegenüberstehenden  Reihen 
von  Stacheln  verziert.  Jura. 

Aporrhais  da  Costa  {Chenopus  Phill.) 
(Fig.  885).  Wie  Alaria,  aber  Mündung  hinten 
in  einen  am  Gewinde  aufsteigenden  oder  frei 
vorragenden  Canal  verlängert.  Aussenlippe  aus- 
gebreitet, gefingert  oder  lappig.  Jura  bis  jetzt. 


Resten 


Vitt  8K>. 

A/uirrhaU  trldattytu*  A.  Hnini), 
ollxocän.  (fyrunen-.MtTKel.) 
IlH(  keoh»'lm  hei  CTcuzuach. 


Fi*.  »87. 
Aporrhai*  (Mmorphoiuma) 
calcarata  Sow. 
l'pp.  (ireensand. 
Blackduwu. 


Flu.  8*6. 

Aporrhai»  (Litpoäotthet)  Reuniti  Hein, 
viir.  mtt;ati>i>tern  Kcuss. 
Flauer.   FoMHherK,  Böhmen. 


Subgenera.  Alipes  Conrad,  Arrhoges  Gabb.,  Ceratosiphon  Gill, 
Cuphosolenus  Piette,  Tessarolax  Gabb.,  Lispodesthes  White  (Fig.  88t5), 
Helicaulax  Gabb.,  Dimorphosoma  St.  Gardner  (Fig.  887),  Pterocerella 
Meek.,  Malaptera  Piette.    Jura.  Kreide. 

21.  Familie.  Strombidae 

Schale  conisch  bis  thurm- 
oder  spindelförmig  mit  zuge- 
spitztem Gewinde.  Mündung 
mit  Canal.  Aussenlippe  häufig 
ausgebreitet,  vorne  mit  einer 
Ausbuchtung.  Deckel  hornig. 
Jura  bis  jetzt. 

Die  Schalen  dieser  Fa- 
milie weichen  ausserordent- 
lich von  einander  ab,  da- 
gegen zeigen  die  Thiere 
grosse  Uebereinstimmung. 

Harpagodes  Gill. 
(Fig.  888).  Gewinde  kurz, 
letzter  Umgang  sehr  gross. 
Canal  lang,  zurückgebogen. 
Aussenlippe  mit  mehreren 
hohlen,  stachelartigen  Fort- 
sätzen, der  oberste  dem  Ge- 
winde aufliegend  und  nach 
der  Spitze  verlaufend.  Jura. 
Kreide. 

Pterocera  Lam.  (Hep- 
tadactylus  Klein).  Gewinde 
kurz,  Canal  seitwärts  ge- 
bogen.   Aussenlippe  flügelartig,  mit  hohlen,  dornförmigen  Fortsätzen,  unter 
dem  vordersten  eine  tiefe  Ausbuchtung.    Nur  lebend. 


Fie  R98. 
Harpaaodf»  Oeeani  Brontrt 
KiiiiincridK«'-  Stuft'. 
Llndner  Ben? 
bei  Hannover. 


Digitized  by  Google 


340 


Mollusca.  Giiwtropoda. 


Pterodonta  d'Orb.,  Thersitea  Coq.,  Kreide.  Pereiraea  Crosse. 
Miocän. 

Strombus  Lin.  (Oncoma  Meyer)  (Fig.  889).  Gewinde  kurz,  thurmförmig. 
Letzter  Umgang  sehr  gross.  Mündung  lang,  .schmal,  mit  kurzem  gebogenem 
Canal.  Aussenlippe  flügelartig  ausgebreitet,  vorne  mit  Ausbuchtung.  Kreide 
bis  jetzt. 

Pugnellus  Conrad.  Kreide.   Stru thio laria  Lam.  Tertiär  und  lebend. 

Terebellum  Lam.  (Seraphs  Montf.)  (Fig.  890).  Schale  spindelförmig, 
fast  cylindrisch.  Gewinde  sehr  kurz,  eingerollt.  Letzter  Umgang  sehr  gross, 
glatt  oder  gestreift.  Mündung  eng,  Canal  kurz.  Aussenlippe  scharf,  nicht 
ausgebreitet,  vorne  ausgeschnitten.    Tertiär  und  lebend. 


Jlippochrenet  ÜurchUoni  Fl*.  892. 

\w*\\  a  Rimtlla  fl*»urtlla  I-am.    (irobknlk.   Ihimory  bei  Epernay. 

C.robktilk.    Daim-ry  bei  Kpcrnay.  h  Rimtlla  Bartonennis  Sow.  ap.    (Jrobkulk.  Orlgnon. 


Rostellaria  I^m.  Gewinde  hoch,  Umgänge  glatt.  Mündung  vorne 
mit  schnabclartig  verlängertem  Canal,  hinten  in  eine  aufsteigende  Rinne  fort- 
setzend. Aussenlippe  mit  zackigen  Fortsätzen,  vorne  mit  Ausbuchtung. 
Neogen  und  lebend. 

Hippochrenes  Montf.  (Orthaulax,  Cydolomops  Gabb.)  (Fig.  891).  Wie 
vorige,  aber  Aussenlippe  llügelartig  ausgebreitet,  ohne  Fortsätze,  üb.  Kreide 
und  Eocän. 

Rimella  Ag.  (Isopleura  Meek)  (Fig.  892).  Oberfläche  gegittert.  Aussen- 
lippe mit  verdicktem  Rand,  ganz  oder  gezackt.  Ob.  Kreide,  tertiär  und 
lebend. 

22.  Familie.    Columbellaridae.  Fischer. 

Schale  länglich  oval,  dick,  mit  kurzem  conischen  Geivinde  und  grossem  spiral 
geripptem,  häufig  gegittertem  letzten  Umgang.    Mündung  eng,  vorne  mit  kurzem 


Digitized  by  Google 


Prosobranchia.  Ctenobranchina. 


347 


Canal,  hinten  ebenfalls  mit  einem  schräg  nach  aussen  gerichteten  Canal.  Innen- 
lippe schunelig,  Aussenlippe  häufig  verdickt,  gezähnelt  oder  etwas  nach  aussen 
umgeschlagen.  Jura.  Kreide. 

Columbellaria  Rolle 
(Fig.  893).  Länglich  oval, 
Oberfläche  mit  zahlreichen 
spiralen  Querrippen,  zuweilen 
gegittert.  Mündung  lang, 
eng,  vorne  etwas  erweitert, 
Aussenlippe  innen  gezähnt, 
nicht  verdickt,  etwas  zurück- 
geschlagen. Vorderer  und 
hinterer  Canal  kurz.  Ob.  Jura. 

Zittelia  Gemm.  (Fig.  894).   Wie  vorige,  aber  Mündung  sehr  eng,  spalt- 
fönnig;  Aussenlippe  innen  in  der  Mitte  stark  verdickt.    Ob.  Jura.  Titnon. 
Columbellina  d'Orb.    Kreide.    Petersia  Gemm.  (Fig.  895).  Tithon. 

23.  Familie.    Cypraeidae.  Gray. 
Schale  oval,  eingerollt;  Gewinde  kurz,  im  Alter  zuweilen  vollständig  von  dem 
sehr  grossen  letzten  Umgang  umhüllt.    Mündung  lang,  eng,  vorne  und  hinten  in 
einen  meist  kurzen  Canal  verlaufend.   Aussenlippe  einwärts  gebogen.    Deckel  fehlt. 


Fig.  893. 
CulumU  Unria  coral- 

lina  Quenst.  sp. 
Corftlrug.  Nattheiiii . 


Flg.  894. 
Zittelia  crassit$ima 

Zitt.  (tp. 
Tlttaou  Struniberg. 


Fig.  895. 
Peterila  cottata 
fJemm. 
Titbon.  Palermo. 


fr 


Fig.  896. 
Eraio  lacvi»  Don. 
Miocan.  Nietfpr- 
leii«,  Oesterreich. 


Flg.  899. 
Trivia  ajflni» 
Duj.  dp.  Miocan. 
l'otitlevoyjoumine. 


Fig.  897. 

Duolos.    Tut.  Kocan.  Cuise-la-Mothe. 


Fig.  898. 
Cj/praca  »ubtxcUa 
A.  Braun. 

OUgoc&n. 
Weinheliu 
bei  Alzey. 


Die  Porzellanschnecken  sind  gegenwärtig  in  grosser  Zahl  (ca.  250  Arten) 
namentlich  in  den  Meeren  der  warmen  Zonen  verbreitet,  zeichnen  sich  meist 
durch  prachtvolle  Färbung  aus  und  erlangen  zuweilen  ansehnliche  Grösse. 
Fossile  Vertreter  finden  sich  zuerst  im  obersten  Jura,  werden  etwas  häufiger 
im  Tertiär,  bleiben  aber  an  Grösse  meist  hinter  den  recenten  Formen  zurück. 

Erato  Risso  (Fig.  89t»).  Klein,  oval  conisch,  mit  kurzem  vorragendem 
Gewinde,  Mündung  eng,  vorne  mit  kurzem  Canal.  Innenlippe  glatt,  vorne 
mit  Spindelfalten,  Aussenlippe  eingebogen,  gezähnelt.    Kreide  bis  jetzt. 

Ovula  Brug.  Gewinde  vollständig  umhüllt.  »Schale  glatt,  oval  oder 
spindelförmig.  Mündung  vorne  und  hinten  in  einen  Canal  verlaufend. 
Innenlippe  glatt;  Aussenlippe  eingebogen,  glatt  oder  gezähnelt.  Tertiär 
und  lebend. 

Oisorlia  Jusseaume  (Fig.  H97).  Gross,  dickschalig,  eiförmig.  Gewinde 
kurz,  eingehüllt.  Letzter  Umgang  mit  stumpfer  Kante.  Mündung  hintrn 
und  vorn  mit  kurzem  Canal.    Eocän.    G.  (Strombus)  gigantea  Goldf.  sp 

Cypraea  Lin.  (Fig.  898).  Eiförmig,  convex,  eingerollt,  glatt.  Gewinde 
kurz,  eingehüllt.  Mündung  lang,  spaltförmig,  an  beiden  Enden  mit  Aus- 
guss;  Innenlippe  wie  die  eingerollte  Aussenlippe  gezähnt.  Jura  (C.  tilonica 
Stefani)  bis  jetzt. 

Trivia  Gray  (Fig.  899).  Wie  Cypraea,  aber  klein,  letzter  Umgang  mit 
erhabenen  Querrippen  oder  Warzen  bedeckt.    Tertiär  und  lebend. 


Digitized  by  Google 


348 


Mollusca.  Gastropoda. 


Fip.  900. 

Cattidnria'  carinatti 

l.ain  KocAn. 
Orignon. 


Fi*.  901. 
<n- -Ida nn 
(Scontia)  ambi 
gua  Solnnder 

Up.  i  Mil-.  ■  im. 

1-atturf  lu'l 
Iicrubuix. 


Fi«.  W2. 
Ca»*U  »aburxml Min.  Miix-ün. 
Gninfnbreu  bei  Wien. 


24.  Familie.    Cassididae.  Ad. 

Schale  dick,  bauchig,  kugelig  eiförmig,  zuweilen  mit  Querwülsten.  Gemeinde 
kurz.  Letzter  Umgang  sehr  gross.  Mündung  verlängert,  eng,  vorne  mit  kurzem 
Canal.  Innenlippe  auf  ausgebreiteter  Schwiele,  zuweilen  gekörnelt  oder  runzelig. 
Aussenlippe  mehr  oder  weniger  nrdickt.  Deckel  hornig,  mit  randständigem  Nucleus. 

Obere  Kreide  bis  jetzt. 
Marin. 

Cassidaria  Lara. 
{Morio  Montf.,  Galeodea 
Link)  (Fig.  900).  Canal 
verlängert ,  seitwärts- 
oder  zurückgebogen. 
Innenlippe  weit  ausge- 
schlagen ,  Aussenlippe 
umgebogen.  Ob.  Kreide 
bis  jetzt.  Haupt  Verbreit- 
ung im  Eocän. 

Subgenus:  Sconsia 
Gray  (Fig.  901).  Letzter 
Umgang  mit  Querwulst 
Canal  kurz,  gerade.  Ob. 
Kreide  bis  jetzt. 

Cassis  Lam.  (Fig.  902).  Dickschalig,  bauchig.  Aussenlippe  verdickt, 
umgeschlagen,  meist  gezähnelt,  Innenlippe  schwielig,  ausgebreitet,  gezähnelt, 
runzelig  oder  körnelig.  Canal  kurz,  scharf  umgebogen,  nach  hinten  auf- 
steigend.   Tertiär  bis  jetzt. 

Oniscia  Sow.    Kreide  bis  jetzt. 

25.  Familie.   Doliidae.  Ad. 

Schale  dünn,  bauchig,  Gewinde  sehr  kurz,  letzter  Umgang  sehr  gross,  längs 
gerippt  oder  gegittert.    Mündung  weit,  oval.    Canal  gedreht  oder  gerade.  Deckel 

fehlt.  Kreide  bis  jetzt. 

Dolium  Lam. 
Spiral  gerippt.  Münd- 
ung weit;  Aussen- 
lippe innen  gekerbt, 
(anal  kurz,  schief. 
Kreide  bis  jetzt 

Ficula  Swain- 
son  (Pyrula  Lam.) 
(Fig.  903).  Schale 
dünn,  bauchig,  spiral 
gerippt,  gefurcht  oder 
gegittert.  Mündung 
sehr  weit.  Aussen- 
lippe scharf,  Canal 
lang,  breit,  gerade. 
Unt  Kreide  bis  jetzt, 
Hauptverbreitung  im 
Tertiär. 

26.  Familie.    Tritonidae.  Ad. 

Schale  dick,  eiförmig  I>is  sjnndel förmig,  mit  Epidermis.    Gewinde  massig 

hoch.     Umgänge  mit  Querwülstm.     Mündung  mit    verdickter  Aussenlippe  und 

offenem,  geradem  oder  etwas  gebogenem  Canal.  Deckel  hornig,  mit  randsfändigem 
Nucleus.    Kreide  bis  jetzt 


Kiir.  90.1. 
Ficula    reticulata  Lmu. 

■p.  Mfoeftn.  Grund 
Wiener  Becken. 


Flg.  904. 
Triton  (Sim- 
pulumi  flandri- 
cum  de  Kon. 

Oligoekn.  Wein- 
beim  bei  Alzey. 


Jinmtla 
Brocehi 


Flit.  905. 

lArpm  mnrQinnta 
Mi"><-»in.  Grund  bol 
Wien. 


Digitized  by  Google 


Prosobranchia.  Ctenobranchina. 


349 


Triton  Montf.  (Tritonium  Link)  (Fig.  904).  Gewinde  verlängert.  Die 
Querwülste  setzen  nicht  auf  mehrere  Umgänge  fort.  Spindel  und  Innenlippe 
schwielig  oder  gekörnelt  j  Aussenlippe  innen  verdickt  und  gekerbt.  Kreide  bis 
jetzt.  Häufig  im  Tertiär. 

Distortrix  Link  {Persona  Montf.).    Tertiär  und  lebend. 

Ranella  Lam.  (Fig.  9<>5).  Wie  Triton,  aber  mit  zwei  gegenüber- 
stehenden, continuirlich  über  alle  Umgänge  fortsetzende  Querwülsten.  Tertiär 
und  lebend. 

27.  Familie.    Columbellidae.  Troschel. 

Schale  klein,  eiförmig  bis  Spindel  förmig,  ungenabelt,  mit  Epidermis. 
Mündung  eng,  Canal  kurz;  AusseiUippe  innen  gezähnelt,  in  der  Mitte 
verdickt.  Tertiär  und  lebend. 

Die  typische  Gattung  Columbella  Lam.  (Fig.  906)  hat 
ihre  Hauptverbreitung  in  der  Jetztzeit  und  im  jüngeren  Tertiär. 
Sie  zerfällt  in  zahlreiche  Subgenera. 

28.  Familie.    Buccinidae.  Troschel. 

Schale  länglich  oval,  mit  Epidermis;  Mündung  weit,  mit  kurzem  Canal, 
Aussenlippe  scharf  oder  verdickt.    Deckel  hornig.    Kreide  bis  jetzt.  Marin. 

Bucci  nu  >n  Lin.  Bauchig,  glatt  oder  quer  gefaltet,  Gewinde 
massig  hoch.  Mündung  weit,  Canal  kurz,  weit  offen.  Aussen- 
lippe scharf,  dünn,  Innenlippc  etwas  schwielig.  Hauptsäch- 
lich in  den  Meeren  der  kälteren  Zonen  verbreitet  (B.  undatum 
Lin.).    Fossil  im  Crag  und  Glacialbildungen. 

Com  tue  IIa  Grav  (Fig.  907).   Meist  längsgerippt;  der  letzte 
Umgang  unter  der  Naht  etwas  eingedrückt, 
/v  so  dass  die  Mündung  hinten  eine  kurze  Rinne 

Cum\ltiiT\aA*i-  bildet.  Aussenlippe  scharf  oder  innen  ge- 

daria  a.  Brun.  \  *23k       kerbt.    Ob.  Kreide,  tertiär  und  lebend. 

<  '\  rfiicn-MorKel. 

Euckenbttn 
Alzey. 


Kl*.  «06 
Coliimbrlta  curla 

Duj.  Miorftn. 
Lapuiry,  Sieben- 
bürgM. 


Kl«  1HW. 
PeUia  lublavata 
Bast,  sp.  Miooäti. 
Kii«»nf<pl<l  bei 
Wien. 


Fl«  906. 

PmutoMra  ZUieti  Pethö 

Ob.  Kreidi».  Kru-ka  Ui.ru, 

Ungarn« 


Fig.  »10. 
S'atta  eluthrala  Iirocchl. 
MIocAn. 
ljirnlnno,  Toscann. 


Fl*.  011. 
Kbumn  Caronii 
Brut.  cp.  Koran. 
Ronen  bei 

VtonoL 


Pseudol iva  Swainson  (Fig.  908).  Wie  vorige,  jedoch  Aussenlippe  mit 
einem  Zähnchen  oder  Ausschnitt,  welchem  eine  Furche  auf  dem  letzten 
Umgang  entspricht.    Ob.  Kreide  bis  jetzt. 

Halia  Risso.    Pliocän  und  lebend. 

Pisania  Bivona  (I'isanella  v.  Koenen,  Taurinia  Bellardi).  Länglich 
oval,  Gewinde  ziemlich  hoch,  Umgänge  glatt  oder  spiral  gestreift;  Canal 
kurz,  Aussenlippe  verdickt,  innen  gekerbt.    Tertiär  und  lebend. 

Pollia  Gray  (Cantharus  Boltcn,  Tritonidea  Swainson)  (Fig.  909).  Oval, 
bauchig,  Gewinde  und  Mündung  nahe/u  gleich  lang,  Oberlläche  nieist  spiral 
gerippt  und  quer  gefaltet.  Spindel  häufig  mit  schwachen  Querfalten,  Aussen- 
lippe verdickt,  innen  gekerbt.  Mündung  hinten  mit  kurzem  Canal.  Tertiär 
und  lebend. 


Digitized  by  Google 


350 


Mollusca.  Gastropoda 


Phos  Montf.  Gewinde  spitz,  verlängert;  Oberfläche  gegittert.  Spindel 
vorne  mit  Falte.    Tertiär  und  lebend. 

Nassa  Martini  (Fig.  910).  Oval,  bauchig.  Mündung  mit  kurzem,  zurück- 
gebogenem Canal.    Innenlippe  schwielig,  auggebreitet,  Aussenlippe  innen 
ist  gekerbt,    lieber  200  lebende  Arten,  die  in  viele  Subgenera  vertheilt 


ine 


werden.  Fossil  selten  in  der  oberen  Kreide  und  im  Eocän,  häufig  in  Miocän 
und  Pliocän. 

Eburna  Lam.  (Dipsaccus  Klein)  (Fig.911).  Wie  Nassa,  aber  glatt,  genabelt, 
die  Suturen  der  Umgänge  vertieft.   Aussenlippe  scharf.    Tertiär  und  lebend. 

Cyclonassa  Ag.,  Cyllene  Gray,  Truncaria  Ad.  (Buccino])sis  Desh.). 
Tertiär  und  lebend. 

29.  Familie.   Purpuridae.  Gray. 

Schale  dick,  meist  oval,  Gewinde  kurz;  letzter  Umgang 
gross.  Mündung  weit,  Innenlippe  und  Spindel  mehr  oder 
weniger  abgeplattet,  Canal  kurz,  Deckel  hornig.  Kreide. 
Tertiär  und  lebend.  Marin. 

Purpura  ßrug.  (Fig.  912).  Un- 
genabelt.  Gewinde  kurz.  Letzter  Umgang 
gross,  gerippt  oder  knotig.  Mündung  oval, 
mit  kurzem  Canal;  Spindel  abgeplattet, 
glatt.    Tertiär  und  lebend. 

Rapana  Schum.  (Fig.  913).  Wie 
vorige,  jedoch  genabelt,  die  Innenlippe 
schwielig,  ausgeschlagen.  Kreide  bis  jetzt. 

Ly«i* Gabb.,  Stenomphalus  Sandb. 
Kreide.  Tertiär. 

Iticinula  Lam.,  Monoceros  Lam., 
Concholepas  Lam.,  Cuma  Ad.  etc. 
Tertiär  und  lebend. 


y\k.  tu. 


Flg.  912. 
Purpura  txili» 


Rnpana  lasecnrinata  Vicht.  I'urtjsch.  Miocän 
Oligocän.    Santa  Olustinn, 


Ober-llall.Mi. 


Mitllenulorf 
bei  Wien. 


30.  Familie.    Muricidae.  Tryon. 
Schale  dick,   Gewinde  massig  hoch;    Umgänge  mit  Querwülsten,  Rippen, 
Blättern  und  häufig   mit  Stacheln   bedeckt.     Mündung    rundlich    oder  oval, 

Canal  mehr  oder  weniger  verlängert,  ganz 
oder  theilweise  von  den  Lippenrändem  bedeckt. 
Deckel  hornig.     Kreide  bis  jetzt.  Marin. 


Flg.  915. 
Murti  {PhyUonotiu) 
Miocän.  «iiilnfahrn 


Fiff.  914. 

Mioht.  Murex  rpinicontn  Bronn 
Wien.        IHocftn.Bii<lcn  bei  Wien. 


Eocän.  Daniery 
bei  Epernay. 


Fig.  917. 

Typhi»  tubifer 
Montf.  «irob 
kulk.  r.rignon 
bei  Paris. 


Murex  Lin.  (Fig.  914—91(5).  Oval,  bauchig.  Oberfläche  mit  mindestens 
drei  (häufig  mehr)  Querwülsten  oder  Querreihen  von  Stacheln  oder  Knoten. 
Innenlippe  glatt,  Aussenlippe  verdickt.    Canal  ziemlich  lang.   Kreide  bis  jetzt. 


Digitized  by  Google 


Prosobranchia.  Ctenobranchina. 


351 


Subgeneru:  Ha  ustellum  Klein,  Rhinacantha  Ad.,  Chicoreus  Montf., 
Phyllonotus  Montf.,  Pteronotus  Swainson,  Ocinebra  Leaeh  etc. 

Typhis  Montf.  (Fig.  917).  Wie  Murex,  aber  mit  hohlen  Stacheln,  Canal 
vollständig  bedeckt.    Ob.  Kreide  bis  jetzt. 

Trophon  Montf.  Gewinde  hoch.  Querwülste  durch  zahlreiche  dünne 
Querblätter  ersetzt.    Canal  offen,  etwas  gebogen.    Tertiär  und  lebend. 

31.  Familie.    Fusidae.  Tryon. 

Schale  thurm/örmig,  spindeljörmig  bis  oval,  in  der  Regel  ohne  Quencühte. 
Canal  mehr  oder  weniger  verlängert.   Innenlippe  glatt  oder  mit  schwachen  Spindel- 
falten, Ausseidippe  dünn.    Deckel  hornig.    Selten  im  oberen 
Jura  und  in  der  Kreide,  häutig  tertiär  und  lebend.  Marin. 

Die  Thiere  sind  wenig  von  denen  der  Bucciniden  und 
Muriciden  verschieden. 

Fusus  (Klein)  Lam.  (Colus Humph.)  (Fig. 918).  Spindel- 
förmig, Gewinde  lang;  Mündung  oval,  Canal  stark  ver- 
längert, gerade,  offen.  Aussenüppe  scharf,  Innenlippe 
glatt.  Selten  im  oberen  Jura  und  Kreide;  sehr  häufig 
tertiär  und  lebend. 


Flg.  9  21. 
Leiftftoma  hulbiformU 
Ijiiu.   Grobkalk.  GrlRiion. 


{       Fi».  918. 
Funis  longiroftri», 

Broocbi.  Bdoefta 

Kaden  bei  Wien. 


Fig.  919. 
Ilemijutut  mlcarlnatu» 
iMtn.  sp.  Koran 

(utlw  moym»)  senlis, 
Seine  et  Olsc. 


Flg.  920. 
Clavella  longaevu»  LAin. 
Koran. 
I)imiery  bei  Kpernay. 


Chrysodomus  Swainson  (Neptunea  Bolten).  Länglich  oval,  bauchig, 
zuweilen  links  gewunden,  mit  Epidermis.  Canal  ziemlich  kurz,  etwas 
gezogen.     Kreide    bis   jetzt.     F.  contrarius    Lam.  Crag. 

Siphonal ia  Ad.,  Euthria  Gray,  Hemijusus  Swainson 
(Fig.  919),  Metula  Ad.,  tertiär  und  lebend, 
Mitrae/ usus,  Genea  Bellardi.  Neogen. 

Clavella  Swainson  (Cyrtulus  Hinds) 
(Fig.  920).  Dickschalig,  glatt  oder  fein  spiral 
gestreift ;  letzter  Umgang  vorne  plötzlich  ver- 
engt. Canal  sehr  lang,  gerade.  Häufig  im 
Eocän,  selten  im  Neogen  und  lebend. 

Leiostoma  Swainson  (Fig.  921).  Gewinde 
kurz,  letzter  Umgang  bauchig,  glatt,  unter  der 
Naht  etwas  abgeplattet.  Innenlippe  glatt.  Canal 
gerade.    Häufig  im  Eocän,  selten  im  Miocän. 

Strepsidura  Swains.  (Fig. 922).  Gewinde 
kurz,  letzter  Umgang  bauehig,  quer  gerippt. 
Canal  gebogen.    Eocän.  Miocän. 

Subgenera:  Latirus  Montf.  (Fig.  923),  Perislemia  Mörch,  Leuco- 
zonia  Gray. 


fib.  m 

Strcpriditrn 
ßculnen 
I jiiii.  *irnbkiilk. 
I  »innen-  bei 
Kpernay. 


Fig.  923. 
Latiru*  craticit- 
Intu*  «l'Orb.  RD, 
Mioeän.  I.Hpnuy, 
Siebenbürgen.' 


352  Mollusca.  Gaatropoda. 

Turbinella  Lam.    Tertiär  und  lebend. 
Pisanella  v.  Koenen.  Oiigoeän. 

Fasciolaria  Lam.  (Fig.  924).  Wie  Fusus,  raeist  glatt,  Spindel  mit 
zwei  bis  drei  schiefen  Falten.    Canal  gebogen.    Kreide  bis  jetzt. 


I  i«.  «•-'4.                                          Plf .  925.  Fl«.  92ß. 

f'aiciolnria    TarMHann  l*yrula  (Melongcna  \  cornuta  Au.  MiocAn.             Twlirla  rutticula  Itii*t  sp 

(•rat.    Kloelll.    Grand                         Bordeaux.  Hloctn.  Grund  Ir-1  Wien. 
innWiener  Becken. 


und  mit  Knoten  oder  Stachelreihen  besetzt.  Innenlippe  glatt.  Mündung 
allmählich  in  den  kurzen,  weiten  Canal  übergehend.    Tertiär  und  lebend. 

Fulgur  Montf.  (Busycon  Bolten).    Tertiär  und  lebend. 

Tudicla  Linck.  (Fig.  92G).  Wie  Pgrula,  aber  Canal  gerade  und  sehr 
lang;  Innenlippe  mit  einer  Falte.    Kreide  bis  jetzt. 

32.  Familie.    Volutidae.  Gray. 

Schale  dick,  glänzend,  oval  bis  spindelförmig.  Gemeinde  kurz  oder  verlängert, 
letzter  Umgang  gross.  Mündung  länglich,  mit  kurzem  Canal  oder  Ausguss; 
Innenlippe  mit  Spindel/alten.  Deckel  feldt  in  der  Regel.   Kreide  bis  jetzt.  Marin. 

Marginella  Lam.  (Fig.  927).  Länglich  eiförmig,  glatt,  glänzend.  Ge- 
winde kurz.  Mündung  eng,  verlängert,  mit  kurzem  breiten  Ausguss.  Innen- 
lippe mit  3 — 4  schiefen,  fast  gleich  starken  Falten ;  Ausnenlippe  verdickt. 
Tertiär  und  lebend. 

Mitra  Lam.  (Fig.  928).  Spindelf« 'innig  bis  länglich  oval ;  Gewinde  hoch, 
zugespitzt.  Mündung  eng,  mit  kurzem,  weitem  Canal.  Innenlippe  mit 
mehreren  schiefen  Falten,  wovon  die  oberste  (hintere)  am  stärksten.  Aussen- 
lippe  innen  glatt.    Häufig  tertiär  und  lebend. 

Turricula  (Klein)  Ad.  Wie  vorige,  aber  Schale  mit  Querrippen, 
Aussenlippe  innerlich  gestreift.    Kreide  bis  jetzt. 


Digitized  by  Google 


Prosobranchia.  Ctenobranchina. 


353 


Strigatella  Swaine.  (Fig.  929),  Cylindromitra  Fischer  (Cylindra 
Schutn.),  Imbricaria  Schuni.,  Volutomilra  Gray.    Tertiär  und  lebend. 

Lyria  Gray  (Fig.  930).  Dick,  länglich  oval,  quer  gerippt.  Innenlippe 
vorne  mit  zwei  kräftigen  und  dahinter  mit  zahlreichen  schwachen  Falten. 
Aussenlippe  verdickt.    Tertiär  und  lebend. 

Volutilithes  Swainson  (Fig.  931).  Gewinde  verlängert,  zugespitzt,  mit 
kleinem  Nueleus.  Umgänge  quer  gerippt  oder  gegittert.  Mündung  vorne 
mit  kurzem,  weitem  Canal.  Falten  der  Innenlippe  schwach  entwickelt.  In 
Kreide,  Eocän  und  Oligocän  häutig;  eine  einzige  lebende  Art. 

öubgenera:  Gosavia  StoL,  Leioderma,  Bostel  Utes  Conrad,  Voluto- 
de rma  (Fig.  932),  Volutomorpha  Gabb.  Kreide. 

Athleta  Conrad.  Gewinde  kurz,  letzter  Umgang 
bauchig,  hinten  mit  stacheliger  Knotenreihe.  Innenlippe 
schwielig,  weit  ausgeschlagen,  vorne  mit  drei  kräftigen 
Querfalten,  auf  welche  einige  schwächere  Falten  folgen. 
Aussenlippe  verdickt.    Eocän.  Miocän. 


Fl*  927. 
Mnrffinelln  erarnäa  I>o*li 
i.r<>l>kiilk  ChHiiitumt 
bei  1'arK  fVi' 


Fi«  929 

Strigattlla 
labroluln 
1  jt in  «p. 

ürobkalk. 
(iriKtiori 


FiK  930. 
Lyria  mo- 

deila 
\  Braun 

Wcitihoim 
bt-1  AU«' v. 


Fi*.  928. 
Mitra  Jusl- 
formt* 

BrocchL 
IMlocan. 


Fiff.  931. 
Votutilithe* 

bicorona  l.;nu 
Orobkalk.  Cour- 


Fl*  932. 

VotutUUhCt 

( Volutoder- 
ma)  rlongata 

<r«»ri».  <;<>- 

saukreMe 
St  Ollgon, 


FiR.  93S 
Valuta  (Scaphn)  murieina 

Lam.  Orobkalk. 
Dainery  M  F.peniay. 


Klicxlu«.      Ukiiuii  bvl  F.peruay.  SaUbiirK. 


Voluta  Lin.  (Fig.  933).  Länglich  oval  oder  spindelförmig.  Nueleus 
gros«,  warzenförmig.  Umgänge  glatt,  spiral  gestreift,  zuweilen  mit  einer 
Stachel-  oder  Knotenreihe.  Innenlippe  mit  mehreren  Querfalten,  wovon  die 
vorderen  (unteren)  am  stärksten.    Tertiär  und  lebend. 

Subgenera.  Fulguraria  Schum.,  Scapha  Gray,  Volutella  d'Orb., 
Au  rin  in  Adams  (Volutifusus  Conrad)  etc. 

Jl usica  Humphrey.  Dickschalig,  Nueleus  klein.  Gewinde  kurz.  Mündung 
eng;  Innenlippe  schwielig,  mit  zahlreichen  Querfalten,  Aussenlippe  verdickt. 
Tertiär  und  lebend. 

Cynt bi um  Klein  [Yetus  Adams,  Melo  Humph.).  Kreide  bis  jetzt,  selten. 

33.  Familie.    Harpidae.  Troschel. 

Gewinde  niedrig,  letzter  Umgang  bauchig,  mit  regelmässig  von  einander  ab- 
stehenden, scharjen  Querrippen.  Mündung  weit,  mit  kurzem,  weitem  Ausguss. 
Innenlippe  schwielig.    Deckel  fehlt.  Marin. 

Z Ittel.  Grundxüge  der  Palaeontologie.  23 


y  Googl 


354 


Mollusca.  Gastropoda 


Die  typische  Gattung  Harpa  Lam.  (Süia  Meyer)  (Fig.  934)  beginnt  im 
Eocän  und  dauert  bis  jetzt  fort. 

f  Harpopsis  Mayer  {Cryptochorda  Mörch.)  (Fig.  935).  Länglich  eiförmig, 
Gewinde  kurz,  letzter  Umgang  gross,  glatt,  glänzend.  Mündung  mit  kurzem, 
zurückgebogenem  Canal.    Innenlippe  schwielig.    Im  Eocän  häufig. 

34.  Familie.   Olividae.  d"Orb. 

Schale  länglich  eiförmig  bis  eubcylindrisch,  solid,  glatt  und  glänzend.  Gewinde 
kurz.  Letzter  Umgang  sehr  gross.  Mündung  schmal,  Aussenlippe  scharf;  Spindel 
vorne  mit  einer  nach  aussen  umgeschlagenen  Schwiele.  Canal  sehr  kurz.  Kreide 
bis  jetzt.  Marin. 

Oliva  Brug.  (Fig. 936).  Schale  subcylindrisch,  glänzend;  Naht  durch  eine 
vertiefte  Rinne  bezeichnet.  Spindelschwiele  schräg  gefaltet.    Kreide  bis  jetzt. 

Ancillaria  Lam.  (Fig.  937).  Länglich  eiförmig  bis  subcylindrisch. 
Nähte  von  einer  glänzenden  Schmelzschicht  bedeckt.  Mündung  vorne  etwas 
erweitert.    Spindelende  schwielig  und  etwas  gedreht.    Kreide  bis  jetzt. 


Kit?  9:54 
Harpa  muiiea 


<;r,.bknlk. 
Cirljpion 


Flc  M& 
Harpopti* 
bt.idet   Uim,  «1» 
«irobkalk. 
Damery 
bei  Kpernuy. 


Kiif.  936.  Fig.  9:t7. 

tavula  Ancillaria 

Lam.  MiovÄn.  gtnndijormi* 

Unx  Ijiiu  Mio.-an. 

bei  Bordeaux.  Stoinabrunn. 


Kip.  9S8. 

Cancfllaria  caneel- 
lata  hin.  Mio.-rtn. 
•  iainfuhrn  bei  Wien, 


VI*.  939. 

Trrfbra 
aeuminata 

Borson. 
Mlooan. 
Baden 

bei  Wien. 


35.  Familie.    Cancellarüdae.  Adams. 

Schale  eiförmig  bis  thurmförmig ,  Gewinde  zugespitzt,  letzter 
Umgang  bauchig;  Oberfläche  quergerippt  und  meist  durch  Spiral- 
rippen gegittert.  Mündung  mit  kurzem  Canal  oder  Ausguss.  Innen- 
lippe mit  schiefen  Falten,  Aussenlippe  innen  gefurcht.  Ob.  Kreide 
bis  jetzt.  Marin. 

Die  typische  Gattung  Cancellaria  Lam.  (Fig.  938)  ist  am  häufigsten  im 
jüngeren  Tertiär  und  in  der  Jetztzeit. 

36.  Familie.    Terebridae.  Adams. 

Schale  thurmförmig,  schlank,  zugespitzt,  letzter  Umgang  klein.  Mündung 
oval  oder  vierseitig.    Canal  kurz,  gebogen.    Aussenlippe  scharf.    Deckel  hornig. 

Von  den  beiden  Gattungen  Terebra  Lam.  (Fig.  939)  und  Acus  Humphr. 
zeichnet  sich  erstere  durch  eine  der  Sutur  parallel  laufende  Linie  aus,  welche 
eine  schmale  Nahtbinde  verursacht.    Tertiär  und  lebend. 

37.  Familie.    Pleurotomidae.  Stol. 

Schale  spindelförmig,  mit  ziemlich  hohem  Gewinde;  Mündung  länglich,  vorne 
in  einen  mehr  oder  weniger  verlängerten  Canal  verlaufend.  Aussenlippe  unter  der 
Naht  mit  einem  Schlitz  oder  einer  Ausbuchtung.  Deckel  hornig,  zuweilen  fehlend. 
Kreide  bis  jetzt.  Marin. 

Gegen  700  lebende  und  über  900  fossile  Arten  beschrieben,  davon  ca.  20 
aus  der  Kreide. 


Digitized  by  Google 


Prosobranchia.  Ctenobranchina. 


355 


Pleurotoma  Lam.  (Flg. 940, 941, 943, 947).  Spindelförmig.  Canal  gerade; 
Innenlippe  glatt.  Deckel  spitz  eiförmig,  mit  terminalem  Nucleus.  Kreide 
bis  jetzt.  t 


FlK-  MO. 

a  Plrurotoma  notata  Broeehl  vur.  (=  PI.  mo- 

nilU  Hörnes)    Mlooin.   Baden  bol  Wien. 
6  Pleurotoma  (Surcula)  Lamareki  Bell.  MiocÄn. 

Buden  bei  Wien. 
e  Pleurotoma  (.Sureuta)  Bdgica  Ny»t.  Oligoeän. 
Weinhelm  bei  Alzey. 


FIk.  Ml. 
a  Pleurotoma  (Oenota)  ramota 

Bast 

Mlooan.   Grund,  rngnrn. 
6  Pleurotoma  «Yyptoconue)  fllota 
Grobkalk.  Grignon. 


KIk.  M2 
( taratula 
atperulata 
1  juu. 
inind,  Ungarn. 


Subgenera:  Surcula  Ad.  (Fig.  9406,  c),  Genota  Ad.  (Fig.  941a),  Doli- 
chotoma  (Fig.  943),  Oligotoma,  Rouaultia  Bellardi,  Cryptoconus 
v.  Koenen  (Fig.  9416),  Drillia,  Bela  Gray,  Lachesis  Iiisso  etc. 

Clavatula  Lam.  (Fig.  942).  Wie  vorige,  aber  Aussenlippe 
mit  seichter,  dreieckiger  Bucht.  Deckel  mit  Nucleus  in  der 
Mitte  des  Vorderrandes.    Kreide  bis  jetzt. 

Subgenera:  Pseudotoma,  Clinura  Bellardi. 
Borsonia  Bellardi  (Fig.  944).    Einschnitt  der 
Aussenlippe   seicht,    Spindel   mit  1  —  2  Falten. 
Deckel  unbekannt    Eocän  bis  jetzt. 

i 


§ 


4 
f 


Fig.  M6 
a  MangUia  (Clathurelta) 
MangUia  an-  »trombillu*  Duj.  Mloeilu. 
gutta  Jan.        Ittenberg  bei  Wien. 

6  MangUia  {Homotoma) 
rtticulata  Broeehl. 

Püocftn. 

Sofsauola  bei  Modetin. 


Fig.  M5. 


l'liocan 
Oeeinno  bei 


Fig.  M7. 
Pleurotoma 
(Driltia)  in- 
cra**ata  Duj. 

Mioeiln. 
Steimibrunti 
bei  Wien 


Fig.  MS 
MangUia 
i  Kaphitoma) 
vulpecula 

BrorchL 
Plio.nu. 
Sashiiolw 
"bei  Modeun. 


Flg.  M4 
Kor»nnin  Ih  ■ 
lud  Nyst 
Unter -Oligocau. 
Uttdorf 

bei  Berul.iirg. 


Flg.  M:s 
Pleurotoma 
(Dotichotoma; 
cataphracla 
Broeehl. 
Mioean. 
Bnden  bei  Wien 


MangUia  Risso  (Fig.  945).  Klein,  spindelförmig,  Aussenlippe  meist 
etwas  verdickt,  hinten  mit  seichtem  Ausschnitt,  Spindel  glatt.  Deckel  feblt. 
Tertiär  und  lebend. 

Subgenera:  Clathurella  Carp.  (Fig.  946«},  Homotoma  (Fig.  946 b), 
llaphitoma  { Fig.  948),  Atoma  Bellardi,  Daphnella  Hinds,  Eucithara 
Fischer  etc. 

38.  Familie.    Conidae.  Adams. 

Schale  eingerollt,  verkehrt  kegeljörmig  bis  subcylindrisch.  Getcinde  kurz, 
conisch;  Mündung  lang,  schmal,  vorne  mit  Ausguss.  Aussenlippe  scharf,  unter 
der  Naht  zuweilen  mit  Ausschnitt,  Innenlippe  glatt.  Deckel  hornig.  Kreide  bis 
jetzt.  Marin. 

2;;* 


Digitized  by  Google 


356 


Mollusca.  Gastropoda. 


Kiir  949. 
a  Conus  pnntierotu*  Bro«-ohl. 
Mlocän.    Ijipukv,  Sipbcnbuwn. 
*  Cimun  Paritienti*  l»o«h. 
Kociln.   Grignon  bei  l'nrls. 


Die  Kegelschnecken  stehen  gegenwärtig  in  höchster  Blüthe,  sind  aber 
auch  im  Tertiär  ziemlich  häufig.    Sie  resorbiren  vom  vorletzten  Umgang  an 
a  die  innere  Schalenschicht  vollständig. 

Die  typische  Gattung  Conus  Lin.  (Fig.  949) 
wird  von  den  Conchyliologen  in  zahlreiche 
Subgenera  zerlegt,  die  jedoch  durch  vielfache 
Uebergänge  verbunden  Bind. 

Conorbis  Swainson  zeichnet  sich  durch 
hohes  Gewinde  und  gebogene,  hinten  mit  tiefem 
Ausschnitt  versehene  Aussenlippe  aus.  Eocän 
und  Oligocän. 

B.  Ordnung.    Heteropoda.  Lam. 
Keilschnecken. 
(Niicleobranchiata  Blv.) 
Zu  den   Heteropoden  gehören  nackte 
oder  beschälte,  freischwimmende  und  pela- 
gische  Meerschnecken  mit  gesondertem  Kopf 
und  hochentwickelten  Sinnesorganen.  Herz, 
Kiemen,    Geschlechtsorgane    uud  Nerven- 
system sind  wie  bei  den  Ctenobranehiern,  die  Radula  wie  bei  den 
faenioglossen  beschaffen.   Durch  den  zu  einer  verticalen  Flosse  umge- 
stalteten Fuss  erhalten  sie  jedoch  ein  von  den  Prosobranchiem  total 
abweichendes  Aussehen.     Sie  zeigen  sich  meist  Abends  in  grossen 

Schwärmen  an  der  Oberfläche  des  Wassers  und 
schwimmen  sehr  rasch,  wobei  sie  den  Rücken  nach 
unten,  den  Flossenfuss  nach  oben  kehren.  Es  sind 
ungemein  zarte,  häufig  durchscheinende,  bald  nackte, 
bald  mit  leichten  dünnen  Schalen  versehene  Orga- 
nismen. 

Von  den  zwei  auch  fossil  in  jungtertiären 
Ablagerungen  nachgewiesenen  Gattungen  hat  Cari- 
naria  Lam.  eine  mutzen  förmige,  gekielte,  glasartige 
Schale;  bei  Atlanta  Lesson  (Fig.  950)  ist  die  zarte  Schale  Spiral  in 
einer  Ebene  aufgerollt  und  die  Mündung  mit  Schlitz  versehen. 

Die  grosse  Aehnlichkeit  von  Atlanta  und  Oxygynis  mit  gewissen 
palaeozoischen  Bellerophontiden  macht  eine  Verwandtschaft  beider 
wahrscheinlich.  Letztere  unterscheiden  sich  nur  durch  massivere, 
dickere,  zuweilen  buutgefärbte  Schalen  von  den  lebenden  Heteropoden. 


fl) 

1 


Fi*  f.*) 
Atlanta  Pertmii  fowueiir. 
Rewiit. 
Atliintifihcr  Orean. 


C.  Ordnung.    Opisthobranchia.    M.  Edw. 

Nackte  oder  beschalte,  hermaphroditische  Schnecken, 
deren  Kiemen  hinter  dem  Herzen  frei  auf  dem  Rücken  oder 
auf  der  Seite  liegen.    Herz  mit  einer  Vorkammer. 

Die  Opisthobranchier  senden  das  venöse  Blut  nicht,  wie  die  Proso- 
branebier,  von  vorne,  sondern  von  hinten  her  in  den  Vorhof  des 
Herzens;  die  Kiemen  liegen  weit  hinten  in  Gestalt  mehr  oder  weniger 
verästelter  Blätter,  entweder  in  zwei  Reihen  auf  dem  Rücken  oder 
kranzförmig  um  den  After  oder  in  Büscheln  auf  der  rechten  Seite. 
Dieselben  werden  häutig  vom  Mantel  bedeckt  uud  sind  zuweilen  ver- 


Digitized  by  Google 


Opisthobranchia.  Actaeonidae. 


357 


kümmert.  Die  Radula  erinnert  an  jene  der  Lungenschnecken.  Der 
Körper  und  das  Nervensystem  zeigen  meist  bilateral  symmetrischen  Bau. 

Den  meisten  Opisthobranchiern  fehlt  die  Schale,  nur  bei  den 
Tectibr anchina  ist  dieselbe  vorhanden  und  zwar  bald  klein  und 
zart,  bald  gross  und  spiral  gewunden.  Sie  bewohnen  geschützte  Orte 
an  der  Meeresküste  und  bevorzugen  sandigen  und  schlammigen  Boden. 

Fossile  Vertreter  beginnen  schon  in  paläozoischen  Ablagerungen ; 
in  Trias,  Jura  und  Kreide  entwickeln  einige  ausgestorbene  Genera 
grossen  Formenreichthum,  im  Tertiär  finden  sich  vorzugsweise  Arten 
von  noch  jetzt  existirenden  Gattungen. 

1.  Familie.    Actaeonidae.  d'Orb. 

Schale  eijbrmig  bis  subcyliiulrisch;  Mündung  lang,  schmal,  vorne  abgerundet, 
seltener  mit  breitem  Ausguss.  Innenlippe  vorne  häufig  mit  Querfalten.  Deckel 
hornig.    Carbon  bis  jetzt. 

Die  lebenden  Formen  sind  meist  klein,  die  fossilen 
theilweise  massiv  und  ziemlich  gross. 


V\k  952. 
Actaeonina  my>- 

»titi*  Buv. 

Coming, 
>t  Mihiel, Menne 
'*/,).  iNiieh  nu 

r  Inn  ie  r.) 


FIk  951. 
Actaeunina  Dormii- 
tiana  d'Orb. 
Comlrair.  Valttn,  Ain 


KIr.  95a. 
Oylindrite»  acu- 
tus Sow.  np. 
i  in>n-<  »nliih 
Mitichintmiup- 
ton,  Ki. ulii ii'  1 


Fi«.  954. 
Bullinn  txerta  lH»f>li. 
oilxurftn.  Jeurre» 
hol  Ftnnipes. 
(Nitro   I»e.Hhay i'«>.) 


Fi«.  95;. 
AetaeontUa  gigantea  Sow. 

Turonkrekto. 

i  iniulmch,  N umIiti i-i.-rr.-ii  !i 


Fl«  956. 
ActactmeUa  votuln 

Ooldf.  Turon. 
Uiim»,  Steiermark. 


Actaeonina  d'Orb.  (Orthostoma  Desh.)  (Fig.  951.  952).  Schale  ovai  bis 
spindelförmig,  meist  glatt,  selten  spiral  gestreift.  Gewinne  conisch,  letzter 
Umgang  sehr  gross,  gegen  unten  verschmälert.  Spindel  gerade,  ohne  Falten, 
Aussenlippe  scharf.    Carbon  bis  jetzt. 

Subgenera:  Euconactaeon,  Conactaeon  Meek  (Lias),  Douvilleia 
Bayle  (Tertiär). 

Cylindr it es  Fer.  (Fig.  953).  Cylindrisch  eiförmig  mit  kurzem  Gewinde 
Spindel  vorne  mit  Falte.    Trias  bis  Kreide. 

Bullina  Fer.  (Fig.  954).  Jura  bis  jetzt,  Cylindr obullina  v.  Amnion 
(Trias,  Lias). 

Etallonia  Desh.  (Jura,  Tertiär),  Bttllinula  Beck  etc. 

Actaeonella  d'Orb.  (Fig.  955.  95*'.).  Dickschalig,  bauchig,  glatt;  Gewinde 
kurz ;  Spindel  vorne  verdickt  mit  drei  scharfen  Falten.  Sehr  häutig  in  der 
mittleren  und  oberen  Kreide;  hauptsächlich  in  Hippuritenkalken  der  Alpen 
verbreitet. 


Digitized  by  Google 


358 


Mollusca.  (iaHtropoda. 


Subgenus:  Volvulina  Stol  (Fig.  957).  Wie  vorige,  aber  Gewinde  ein- 
gesenkt. Kreide. 

Actaeon  Montf.  (Tornatella  Lam.)  (Fig.  958).  Oval,  Gewinde  massig 
hoch,  Oberfläche  meist  spiral  gestreift  oder  spiral  punktirt.  Spindel  vorne 
mit  1—8  Querfalten.    Trias  bis  jetzt, 

Volvaria  Lam.  Cylindrisch,  Gewinde  eingerollt,  verhüllt. 
Oberfläche  spiral  gestreift;  Mündung  eng.  Spindel  vorne  mit 
mehreren  Falten.  Encän. 


o  e 


Fl*  957. 
Aetaeonella 
( Volvulina) 

UtevU  ><>w 
Turonkraide. 
Gösau. 


Flg.  958. 
Actaeon 
simulatut 

Sow.  sp.  OligO- 
(•an  Lattdnrf 
bei  Bern  bürg. 


Fig.  959.  Fig,  960. 

<i  Cinulia  (Avtllana)  inera»»ala  Munt    sp     (inult.  Ringiculn  Hör- 

IVrte  du  Rhone.    6  CimUia  (Ringinella)  laeryma  ne*i  Sejruenia. 

Micli    (Jault.   Folkestone.     c  Cinulia  (Eriplycha)  Mlocan  sicinn- 

dccurfata  Zekeli.   Turonkrelde.   Gösau,  brunn  bei  Wien. 


Cinulia  Gray  (Fig.  959).  Kugelig,  bauchig,  spiral  gefurcht  oder 
punktirt.  Gewinde  kurz;  Mündung  halbmondförmig;  Aussenlippe  umge- 
schlagen und  verdickt;  Spindel  und  Innenlippe  mit  mehreren  Quer- 
falten. Kreide. 

Subgenera:  Avellana,  Ringinella  d'Orb.,  Eriptycha  Meek.,  For- 
tisia  Bayan.  Eocaen. 

Ringicula  Desh.  (Fig.  960).  Klein,  oval  bis  kugelig,  dickschalig. 
Gewinde  kurz;  letzter  Umgang  gross,  meist  glatt,  Mündung  mit  Ausguss; 
Innenlippe  schwielig  mit  2 — 3  Falten,  Aussenlippe  verdickt,  umgeschlagen. 
Kreide  bis  jetzt. 

2.  Familie.    Bullidae.  d'Orb. 

Schale  dünn,  cylindrisch  bis  kugelig,  eingerollt,  glatt  oder  mit  punktirten 
Spirallinien;  Gewinde  kurz  oder  eingesenkt  und  verhüllt.  Mündung  lang,  vorne 
abgerundet,  Aussenlippe  scharf.    Trias  bis  jetzt.  Marin. 

Bulla  Klein  (Fig. 961).  Bauchig,  glatt,  Gewinde  eingesenkt, 
Scheitel  durchbohrt.    Mündung  vorne  und  hinten  abgerundet. 
Jura  bis  jetzt. 

Hydatina    Schum. ,    Haminea  Leach., 
Atys  Montf. 

Cylichna  Loven  (Fig.  962).   Klein,  cylin- 


Flg  M6 
Scaphandrreoni- 
cim  Dexli.  F.ncitn. 
Iirm-klfshnni, 
England. 


Plg  961 
Bulla  ampulla 

Lln. 
I'llooan. 

AMi.  Pleraont 


Kit?  962 
CijUelina  conoidea 

PMb. 

Olicm-än. 

Weinhelm  bei 
Alzey. 


Flg.  963. 
Aerra  Ktrialelta  I.am. 
i  »ligorrin.    <  "ivstel  i  iom 
berto  bei  Vieenza. 


Fig.  964. 
Philine  e-xcavata 
Desh.  Bodo, 
(Urobkalk) 
Grignon. 


drisch,  solid.  Gewinde  eingesenkt,  involut.  Mündung  spaltförmig,  Spindel 
vorne  verdickt  mit  schwacher  Falte.    Trias  bis  jetzt. 

Acera  Müll.  (Fig.  983).  Dünnschalig,  biegsam;  Gewinde  abgestutzt, 
Umgänge  durch  vertiefte  Nähte  getrennt.  Aussenlippe  hinten  von  dem 
Gewind6  abgelöst.    Eocän  bis  jetzt. 


Digitized  by  Google 


Opisthobranchia.  Pteropoda. 


359 


Scaphander  Montf.  (Fig.  965).  Schale  subcyli  ndrisch  mit  Epidermis, 
spiral  gestreift.  Gewinde  eingehüllt.  Mündung  vorne  stark  erweitert,  hinten 
verengt.    Kreide  bis  jetzt. 

Ph  il  ine  Ascan.  (Bullaea  Lam.)  (Fig.  964).    Kreide  bis  jetzt. 

Die  Familien  Umbrellidae  und  Aplysiidae  sind  durch  seltene 
Arten  von  TJmbrella  Lam.  und  Aplysia  Phil,  auch  im  Pliocän  vertreten. 
Vmbrella  angeblich  sogar  schon  im  Jura. 

D.  Ordnung.    Pteropoda.    Cuv.    Flossenfüsser.  *) 

Nackte  oder  beschalte  hermaphroditische,  pelagischc  Mol- 
lusken ohne  deutlich  gesonderten  Kopf,  mit  rudimentären 
Augen  und  statt  des  Fusses  zwei  seitliche,  flügeiförmige  Flossen 
am  Vorderende  des  Körpers.  Kiemen  hinter  dem  Herzen. 

Der  Körper  dieser  freischwimmenden  Meeresmollusken  ist  bald 
länglich  gestreckt,  bald  hinten  spiral  eingerollt;  zuweilen  von  einer 
dünnen  durchscheinenden  Schale  umgeben  (Thecosomata),  häufiger  nackt 
{Oymnosomata).  Sie  halten  sich  in  dichten  »Schwärmen  in  der  offenen 
See  auf  und  kommen  erst  in  der  Dunkelheit  an  die  Oberfläche.  Ihre 
Schalen  sind  zuweilen  in  ungeheurer  Menge  auf  dem  Meeresgrund 
angehäuft  und  bilden  daselbst  Kalkabsätze  von  ansehnlicher  Ver- 
breitung. 

Cuvier  hatte  die  Pteropoden  als  selbständige  Classe  den  Gastro- 
poden gegenüber  gestellt,  allein  nach  den  Untersuchungen  von  Pelseneer 
verhalten  sie  sich  zu  den  Opisthobranchiem ,  wie  die  lleteropoden 
zu  den  Prosobranchiern ;  es  sind  pelagisch  gowordene  Hinterkicmoner, 
deren  Fuss  zu  einem  zweilappigen  Schwimmorgan  umgewandelt  wurde, 
während  gleichzeitig  der  Kopf  verkümmerte.  Die  liadula  ist  sehr 
mannichfaltig  ausgebildet,  das  Herz  hat  nur  eine  Vorkammer. 

Manche  beschalte  Pteropoden  [Limacidae)  besitzen  einen  hornigen 
Deckel,  bei  anderen  fehlt  ein  solcher. 

Fossile,  den  jetzt  lebenden  Formen  verwandte  Pteropoden  finden 
sich  nicht  sonderlich  häufig  im  Tertiär  und  in  der  oberen  Kreide. 
Im  Pliocän  und  Oligocäu  sind  zuweilen  thonige  Schichten  von  meist 
sehlecht  erhaltenen  zusammengedrückten  Cleodoren  erfüllt. 

In  paläozoischen  Ablagerungen  und  zwar  schon  im  Cambrium 
spielen  Pteropoden  ähnliche  Schalen  (Conularia,  Tentaculites ,  Hyo- 
lithes)  eine  wichtige  Rolle.  Dieselben  wurden  von  d'Archiac, 
Verneuil,  G.  Sandberger,*)  Barrande8)  und  vielen  anderen 
Autoren4)  unbedenklich  den  Pteropoden  beigesellt.    Erst  Neumayr 


*)  Seguenza,  Q.,  Paleontologia  malacol.  dei  terreni  terz.  di  Messina.  Pteropodi 
e  Eteropodi.  Mem.  boc.  ital.  d.  Scienz.  nat.  Milano  1867.  vol.  II  —  Dollftm  et 
Ramena,  Liste  des  Pteropodes  du  terr.  tert.  Parisien.  Mem.  Soc.  Malacol.  de  Bei- 
gique.  1885.  vol.  XX.  —  Pelseneer,  P.,  Rep.  on  the  Pteropoda  collected  by  II.  M. 
8.  Cballenger.  Zoology.  vol.  XXIII.  1888.  —  Blanckenhorn,  M.,  Pteropodenreste 
ans  der  oberen  Kreide  Nord-Svriens  und  ans  dem  hessischen  Oligocän.  Zeitschr. 
d.  deutschen  geol.  Ges.  1889.    S.  593. 

*)  Monographie  der  fossilen  Pteropoden.  Neues  Jahrb.  für  Mineralog.  1847. 
S.  &&4. 

•)  Barrande,  J.,  Systeme  Silurien  du  centre  de  la  Boheme,  vol.  HL  Ptero- 
podes. 1867. 

*)  Salter,  Mem.  geol.  Survey  of  Great  Britain  1848  u.  1866.  vol.  II  u.  III.  — 
Karpinsky,  Die  fossilen  Pteropoden  am  östlichen  Abhang  des  Ural.  Mem.  Acad. 
St.  Petersb.    1884.    7.  Ser.    Bd.  32. 


Digitized  by  Google 


Mollusca.  Gastropoda. 


und  Peißen eer1)  sprechen  sich  neuerdings  mit  grosser  Entschiedenheit 
gegen  ihre  Vereinigung  mit  den  Pteropoden  aus,  ohne  denselben  jedoch 
einen  besseren  Platz  in  dem  zoologischen  System  anweisen  zu  können. 
Neumayr's  Vorschlag  die  Tentaculitcn  und  paläozoischen  Styliolen 
den  tubicolen  Anneliden  zuzuweisen,  wurde  von  Nicholson  durch 
mikroskopische  Untersuchung  der  Schalen  widerlegt.  Die  schon  von 
Miller,  Fleming,  Hall  und  später  wieder  von  Ihering  befür- 
wortete Hypothese,  wonach  die  Conularien  als  Verwandte  der  Ortho- 
ceraten zu  den  Cephalopoden  zu  stellen  seien,  konnte  niemals  ernstlich 
begründet  werden. 

Es  lässt  sich  allerdings  nicht  leugnen,  dass  namentlich  Conularien 
und  Hvolithcn  sowohl  durch  ihre  Grösse  als  auch  durch  den  Bau  ihrer 
Schale  und  vermuthlich  auch  durch  ihre  Lebensweise  erheblich  von  den 
recenten  Pteropoden  abweichen;  abor  trotz  der  von  Pe  Isen  eer1)  so 
scharf  betonten  Differenzen,  stehen  sie  doch  unter  allen  beschälten 
Organismen  den  Pteropoden  am  nächsten  und  können  keiner  anderen 
Abtheilung  der  Mollusken  mit  grösserer  Wahrscheinlichkeit  ange- 
schlossen werden. 

Unterordnung.  ThecuSOmata. 

1.  Familie.   Limaoinidae.  Gray. 

Schale  dünn,  Spiral,  linksgewunden  mit  glasartigem,  paucispiralem  Deckel. 

Die  Gattungen  Spirialis  Eyd.,  Limacina  Cuv.,  Embolus  Jeffroys 
finden  sich  ganz  vereinzelt  im  Tertiär  (Eocän  und  Pliocän).  Valvatina 
Watelet  ist  für  flache,  linksgewundene  Schlichen  aus  dem  Pariser  Grobkalk, 
Planorbella  Gabb.  für  ähnliche  aus  dem  Miocän  von  San  Domingo 
errichtet. 

2.  Familie.    Cavolimidae.  Fischer. 

Scltale  symmetrisch  dünn,  glasig,  bauchig,  pyramidal  oder  conisch  röhren- 
Jörmig,  nicht  spiral. 

Cavoiinia  Gioeni   (Hyalaea  Lam. ,  Gamopleura  Bellardi)  (Fig.  966). 
Schale  kugelig,  seitlich  gekielt  und  geschlitzt,  hinten  zugespitzt,  aus  zwei 
6  c  ungleichen  gewölbten  Stücken  zusammen- 

"  //^         gesetzt,  wovon  eines  das  andere  an  der 

YK       Mündung  helmartig  überragt.   Recent  und 
A  fossil  im  Miocän  und  Pliocän  von  Italien. 

V  :  ifl     X%m3  Cleodora  Pernn  u.  Lesueur  (Fig.  967a). 

\lu-.  !        >V  Jif  Pyramidenförmig,  dreikantig,  hinten  zuge- 

'  r         spitzt,  vorne  erweitert.   Recent  und  tertiär. 

_    „  .    „  yy  ^  . .  ,  t  t.   ,      Im  Pliocän  des  Monte  Mario  bei  Rom,  von 
Ke«,  tn  Mesnina  und  lunn  häufig.    Auch  im  Oli- 

h,  c  Carotmin  (unmnpieura)  Taurinrtiri*     goeän  des  Mainzer  Beckens  und  im  Crag 

Sisui.    Mkh'Ah    Turin  it«     i  i 

von  England. 

Balantium  Leaeh.  {Flabellulum ,  Poculina  Bellardi)  (Fig.  967  t).  Wie 
vorige,  aber  im  Querschnitt  elliptisch ,  Oberfläche  häufig  von  der  Spitze  an 
mit  divergirenden  Rippen.  Lebend  und  fossil  in  Neogen  um!  oberer 
Kreide    B.  fabälijorma  Blankenh.). 

Vaginella  Daudin  (Fig  9f.7rj.  Scheidenförmig  bis  cylindrisch,  conisch, 
häufig  zusammengedrückt,  hinten  zugespitzt,  glatt,  Querschnitt  elliptisch. 
Obere  Kreide  und  tertiär. 

Cuvieria  Rang,  Triptera  Quov.  (Fibittla  0.  Meyer).  Lebend  und  tertiär. 

Euchilotheca  Fischer,  Bovicornu  O.  Meyer.  Eocän. 

•)  Bull.  Soc.  Beige  de  Geol.,  Palaeont.  et  Hydrol.  vul.  L1L    S.  124. 


Digitized  by  Google 


Pteropoda.  Thecosornata. 


361 


Styliola  Lesueur  (Creseis  Rang,  Crisia  Menke)  (Fig.  968).  Conisch- 
röhrenförmig,  hinten  zugespitzt,  vorne  erweitert,  im  Querschnitt  rund.  Lebend 
und  tertiär.    Im  Devon  von  Böhmen,  Nassau,  Ural,  Nord-Amerika  finden 


Fi»{  968. 

u  Styliola  recta  Leoueur.  Kecent  (nach  Ad»m«). 
b  Slyliola  »trittlula  Nov.    Devon  (Et.  H).  Zu- 

sannuenuedrüokteK  Exemplar.  Hlubocep, 
Böhmen.  (*/,). 
c  Ein  Stück  Schiefer  mlc  Styliola  clavulu»  Barr. 

Devon  (Kt.  H).    Hoatin  bei  ITn*    (Nat.  Gr.) 


Vitt.  967. 

a  Cleodora  pyramidata  Lin.    Plloeän.  Monte 

Mario  bei  Rom. 
6  Halnntium  recurcum  A.  Ad    Schale  mit  Thier 

(nach  Adam*). 
r  Vtiginella  depretia  Daudln  {i'leottora  ttrangu- 
lala  Desh ).   Mlocan.    Dax  bei  Bordeaux. 

sich  zuweilen  in  grosser  Menge  glatte,  drehrunde,  längsgestreifte,  conische 
Röhren,  deren  hintere  Spitze  zu  einer  kleinen  Blase  angeschwollen  ist.  Sie 
unterscheiden  sich  äusserlich  nicht  wesentlich  von  Styliola  oder  Creseis. 
Aehnliche  Röhren  beschreibt  Blankenborn  auch  aus  der  oberen  Kreide 
von  Syrien; 

Anhang.  e 

Formen  von  zweifelhafter  Stellung. 

1.  Familie.    Tentaoulitidae.  Walcott. 

Dickschalige  schlanke  verlängert  conische  Röhren  von  rundem 
Querschnitt,  hinten  zugespitzt  oder  mit  einer  Embryonalblase  be- 
ginnend; Oberfläche  mit  parallelen  erhabenen  Querringen  verziert. 
Der  hintere  Theil  der  Schale  öjters  durch  Kalkmasse  ausgejüllt  oder 
durch  coneave  Querböden  abgeschlossen.  b  a 

Die  einzige  Gattung  Tentaculites  Schloth. 
(Fig.  969)  ist  ungemein  häufig  in  Silur-  und  Devon- 
ablagerungen und  erfüllt  zuweilen  ganze  Schichten. 
Die  Schale  besteht  aus  einer  dichten  Aussen- 
Schicht  und  einer  aus  parallelen,  der  Oberfläche 
gleichlaufenden  Blättern  zusammengesetzten  Innen- 
schicht. Die  von  Ludwig  und  Blanckenhorn 
aus  dem  Oligocän  beschrieoenen  angeblichen  Ten- 
taculiten  sina  dünnschalige,  quergerippte  conische 
Röhren,  die  wohl  eher  in  die  Nähe  von  Styliola 
und  Euchilotheca  gehören. 

2.  Familie.    Torellellidae.  Holm. 

Dickschalige,  glatte,  quer-  oder  längsgestreifte, 
hinten  zugespitzte,  gerade  oder  gebogene  Röhren  ohne 
Deckel.    Cambrium.  Silur. 

Torellella  Holm.  Stark  zusammengedrückt, 
vorne  und  hinten  abgeplattet,  im  Querschnitt  ellip-  serpn  ^f^'lup^\r(.,*u^kt.<:i!!  ku'iUü" 
tisch,  fein  quergestreift;  aus  bräunlichem  phosphor- 
saurem Kalk  bestehend.    Cambrium,  Silur  (Schweden). 

Hierher  wohl  auch  Ilyolithellus,  Salterella  Billings,  Coleoloides 
Walcott  aus  dem  unteren  Cambrium  von  Nord-Amerika. 


Fl*.  %9 

(i    Tentacvlitt*    wnlari»  Sehloth. 
fnt  Silur.  Diluvialgeaehlebe. 
Berlin.    (Nat.  Uröwte.) 
b  Tenlaculitm  irrnatu»  Bow.  Ob 

Silur.    Dudley.    (Nat.  <iro*»M\) 
e  Ttntacul itc»  acuaritr»  Rieht.  Ob. 

Silur.  (Tentaeuliteiiknollen.) 
ThurinRen.    (,0/,.)    In  dem  ltok- 


Digitized  by  Google 


362 


Mollusca-  Gastropoda. 


Fl«,  970 
«i.  b  Hyollthe*  tlignnshnrt 


Unt.  Silur  (D). 


IxMlonli  c.  Böhmen  iKtwati  verkleinern 
r  llyolitht$  mnsimu*  Harr.  <  >berer  Tlioü 
restaurirt.   Von  der  .«cito  gehehen,  mit 

Pookel.  <>/,). 
d  Deekel  von  HyrMhtJt  maximtu  Barr. 
Cambrium  (Et  «.').    Mloochltz.  Uohnien. 
(Noch  Bar  ran  de.) 


3.  Familie.    Hyolithidae.  Nicholson.1) 

Schale  sitmmetrisch,  conisch  oder  pyramidenförmig,  gerade  oder  scharf  gebogen, 
im  Querschnitt  dreieckig,  elliptisch,  oder  linsenförmig,  eine  Seite  häufig  abgeplattet, 
>i  b  u         die  andere  gewölbt  oder  in  der  Mitte  mit  stum- 

pfem Kiel.  Oberfläche  glatt  oder  fein  quer  ge- 
streift, selten  längsgestreift  oder  gerippt.  Deckel 
die  Mündung  vollständig  schliessend,  halbkreis- 
förmig, dreieckig  oder  linsenförmig  mit  seit- 
lichem Nucleus,  concentrisch  gestreift.  Cam- 
brium bis  Perm. 

Die  ziemlich  grossen  Schalen  bestehen 
aus  kohlensaurem  Kalk  und  sind  am  hin- 
teren Ende  zuweilen  durch  Querecheidewände 
abgeschlossen. 

Nach  Holm  zerfällt  die  typische  Gat- 
tung Hyolithes  Eichwald  (Theca  Sow.,  Pu- 
giunculus  Barr.)  (Fig.  97<>)  in  zwei  Subgenera, 
wovon  Orthotheca  Noväk  die  Formen  mit 
gerade  abgestutztem  Oberende  enthält,  wäh- 
rend bei  Hyolithes  s.  str.  der  Rand  der  ab- 
geplatteten Seite  über  den  der  anderen  Seite 
vorragt.  Die  Gattungen  Cleidotheca,  Centro- 
theca  Salter,  Camerotheca,  Diplotheca 
'Matthew,  Pharetrella  Hall,  Cerathotheca, 
Bactrotheca  Noväk  fallen  in  die  Synonymik  von  Hyolithes.  Hauptverbreitung 
in  cambrischen  und  silurischen  Ablagerungen  von  Schweden,  Nord-Amerika, 
Grossbritannien,  Russland,  Böhmen,  seltener  in  Devon,  Carbon  und  Perm. 

Pterotheca    Salter,    Phragmotheca    Barr.  Silur, 
Matthew ia  Walcott,  Cambrium. 

4.  Familie.    Conulariidae.  Walcott. 
Schale  gerade,  verkehrt  pyramidal,  hinten  zugespitzt  oder 
abgestutzt,  im  Querschnitt  quadratisch  bis  rhombisch,  meist 
schürf kantig.    Jede  der  vier  quergestreiften  oder  quergerippten 
Seitenflächen  aussen  durch  eine  Medianfurche,  welcher  innen 

eine  verticale  Leiste  entspricht  in  zwei 
Hälften  getiieilt.  Das  hintere  Ende  der 
Schale  mit  Srheidetcänden.  Mündung  an 
gut  erhaltenen  Exemplaren  durch  vier 
dreieckige  oder  zungenförmige  eingebogene 
Lappen  des  Oberrandes  verengt. 

Die  einzige  Gattung  Conularia 
Hill.  (Fig.  971,  972)  erreicht  zuweilen 
eine  Länge  von  20  cm.  Es  sind  gegen 
100  Arten  beschrieben,  welche  im  un- 
teren Silur  beginnen  und  im  Lias  er- 
löschen. Hauptverbreitung  im  Silur 
von  Böhmen,  Normandie,  England, 
Schweden,  Nord  -  Amerika  und  im 
Devon  von  Nord  -  Amerika  und  Boli- 
vien. Selten  im  Carbon  und  Perm; 
je  eine  Art  in  Trias  und  Lias. 


Fic  971 
Conuiarin  miomaln  Barr, 
t  ut  Silur  CS)) 
Drnbov,  Böhmen. 


Omularin  ijuadrinulrnla 

Sow.    oberer  Kohlen- 

kalk  viui  W  illiiiiusw<ii>il 
bi-1  fJhifKiiw    Mit  woU> 
erhaltenen  Mund' 

Andern 
(narh  Ktheri.ljre). 


1  Noväk,  O.,  Revision  der  pahieozoischen  Ilvolithiden  Böhmen«.  Abb.  der 
btfhm.  Gesellschaft  der  Wissensoh.  1891.  7.  Folge  Bd.  1.  —  Walcott,  CA ,  Bull. 
U.  8.  geol.  .Survey.  1880.  vol.  IV.  und  10^>  Annual  Report.  1890.  —  Holm,  G., 
Sveriges  Kainbrisk Siluriska  Hvolithidae  och  Conulariidae.  Afhandl.  Sver.  geol. 
Uudersökniug.    185»3.    Ser  C.  Nu.  112. 


Digitized  by  Google 


Pulmonata.  Thalaasophila. 


363 


E.  Ordnung.    Pulmonata.    Cuv.  Lungenschnecken. 

Beschalte  oder  nackte  hermaphroditische  Schnecken  mit 
Lunge;  Herz  mit  einer  Vorkammer  hinter  der  Lunge.  Fuss 
breit,  söhlig.  Deckel  fehlt.  Meist  Land-  oder  Süsswasser- 
bewohner. 

Neben  den  Prosobranchiern  bilden  die  Lungenschnecken  die 
formenreichste  Gruppe  der  Gastropoden.  Man  kennt  gegen  6000 
lebende  und  ca.  700  fossile  Arten.  Die  wichtigsten  und  artenreichsten 
Gattungen  {Helix,  Bidimus,  Clausilia)  leben  auf  dem  Land,  andere 
{Planorbis,  Limnaetis,  Physa)  ausschliesslich  im  süssen  Wasser.  In  ana- 
tomischer Hinsicht  stehen  die  Pulmonaten  zwischen  den  Opisthobranchieru 
und  Prosobranchiern.  Die  Kiemen  sind  durch  eine  sackförmige  Höhle 
auf  der  rechten  Seite  hinter  dem  Kopf  ersetzt,  deren  Decke  mit  einem 
feinverzweigten  Netz  von  Blutgefässen  eingenommen  ist,  und  welcher 
eine  verschliessbare  Oeffnung  (Spiraculum)  die  Luft  zuführt. 

Die  Süsswasserschneeken  kommen  zum  Athmen  entweder  an  die 
Oberfläche  des  Wassers  oder  sie  bonützen  ihre  Lunge  zur  Wasserathmung. 
Ein  eigentlicher  Deckel  fehlt,  doch  sperren  viele  Landschnecken  während 
des  Winterschlafes  ihre  Mündung  durch  ein  Kalkblatt  (Epiphragma) 


vereinzelt  in  der  Steinkohlenforniation;  sie  finden  sich  nur  spärlich  in 
Jura  und  Kreide,  werden  in  der  Tertiärzeit  häufiger,  erreichen  aber 
erst  in  der  Jetztzeit  ihre  höchste  Formenentwickelung. 

Die  Thalassophilen  und  Auriculiden  kommen  stets  in  marinen, 
die  übrigen  Pulmonaten  fast  ausschliesslich  in  Süsswässer-Ablagerungen 
vor;  sie  sind  meist  mit  anderen  Süsswasserorganismen  vermengt  und 
in  der  Regel  durch  Regen  oder  fliessendes  Wasser  in  ehemalige  Sümpfe 
oder  Aestuarien  verschwemmt. 


Schale  napf-  oder  niedrig  kegelförmig,  ohne  Getcinde,  eticas  unsymmetrisch. 
Thiere  ausser  der  Lungenhöhle  noch  mit  einer  Kieme  versehen.  Tentakeln  mit 
dem  scheibenförmigen  Kopf  verschmolzen.    Augen  sitzend. 

Die  Thalassophilen  bewohnen  die  Littoralzone 
der  Oceane  oder  brackische  Aestuarien.  Fossil  vom 


Muskeleindrücke,  welche  rechts  vorne  durch  eine  breite  Furche  unterbrochen 
sind.    Tertiär  und  lebend. 

Kercynella  Kayser  (Fig.  974)  Devon,  Anisomyon  Meek  und  Havden. 
Jura.  Kreide. 

Valenciennesia  Rousseau.  Sehr  dünnschalig,  breit  schüsselförmig, 
concentrisch  gerippt.  Wirbel  dem  Hinterrand  genähert.  Rechte  Seite  mit 
einer  breiten  Falte  für  die  Athemrühre.  In  brackischen  Congerienschichten 
von  Ungarn,  Rumänien  und  Süd- Russland. 


1.  Unterordnung.    Thalassophila.  Gray. 


Flc  974 

Hcramrlla  Bnhrmicn  Barr  Oh. 
Silur  (Kt  F).  Loehkow,  Böhmen. 


Digitized  by  Google 


3f>4 


Mollusca.  Gastropoda. 


2.  Unterordnung.    Basommatophora.    A.  Schmidt. 
Grunde  der  beiden  Fühler  gelegen;  stets  beschalt. 


Augen  am  Grunde  der  beiden  Fühler  gelegen;  stets  beschalt.  Wasser 
beioohner. 

1.  Familie.   Auriculidae.  Blainv. 

Schale  dick,  eiförmig,  Gewinde  kurz,  letzter  Umgang  sehr  gross.  Innen- 
lippe  oder  Spindel  mit  Falten.    Kreide  bis  jetzt.    Bewohnen  Meeresküsten 

und  salzige  Sümpfe. 

Auricula  Lam.  (Fig.  975). 
Länglich  oval  mit  Epidermis ; 
Mündung  schmal,  unten  ge- 
rundet, Innenlippe  mit  2 — 3 
Falten,  Auesenhppe  innerlich 
verdickt,  zuweilen  mit  Zähnen. 
Jura  bis  jetzt. 

Subgenera:  Cassidula  Fer., 
Plecotrema  Ad.,  Alexia 
Leach  (Fig.  97(>)  Pythiopsis 
Sandb.  (Fig.  977). 

Ca  rych  i  u  m  Mke.  (Fig.  978). 
Klein,  glatt,  glänzend.  Innen- 
lippe mit  1—2  Falten,  Aussenlippe  verdickt,  zuweilen  mit  Zahn.  Jura, 
tertiär  und  lebend. 

Scarabus  Montf.  (Polyodonta  Fischer  und  Waldh  ),  Melampus  Montf., 
Leuconia  Grav,  Blauneria  Shuttle*,  etc.    Tertiär  und  lebend. 


4 


Fi«  975 
Auricula  Du- 
tempUi  Desh 
I  nt.  Koean 
(I.lKtiites) 
Sainceux 
(Such 
I>  e  n  h  h  y  i  ff) 


Fi*.  977 
l'ijthinpti,  La- 
marcki 
Oenh 

r.robkalk. 
flomlan  (nach 
Deshayet«). 


FiK  978. 
Carurhium  nnti- 
quum  AI  Hrauii. 

MIocAn. 

Hochlieiin  bei 


Fi«.  976. 


(Vencroiwert.) 


lina  I>e*h. 
Miocda. 

Pontleroy, 

Touraiiie. 

i«/,). 


2.  Familie.    Limnaeidae.  Keferstein. 


SÜ8S- 


Schale  dünn,  oval,  thurm-,  Scheiben-  bis  napf förmig.    Lias  bis  jetzt, 
wasserbe wohner.    Häufig  im  Tertiär. 

Limnaeus  (Cuv.)  Drap.  (Lymnaea  Lam.)  (Fig.  979).  Schale  dünn,  durch- 
scheinend mit  sehr  grosser  Schlusswindung  und  spitzem,  mässig  hohem  Ge- 
winde. Mündung  weit,  eiförmig.  Aussenlippe  scharf.  Lebend  in  allen  Zonen, 
fossil  vom  oberen  Jura  (Purbeck-Schichten)  an.   Hauptverbreitung  im  Tertiär. 

Physa  Drap.  (Fig.  98U).  Wie  Limnaeus,  aber  links- 
gewunden.   Ob.  Jura  bis  jetzt. 

Planorbis  Guettard  (Fig.  981. 982).  Scheibenförmig; 
selten  thurmförmig  mit  zahlreichen  Umgängen.  Mündung 
oval  bis  halbmondförmig.  Aussenlippe  scharf.  Lias  bis  jetzt. 
Sehr  häufig  im  Tertiär.    Von  besonderem  Interesse  wegen 


Flu.  9  H0 
Ph>i»n  ttignntea 
Michail«! 
Unter  Koran  Rilly 
bei  Klieinis. 


Fi«  981 

J'lnnvrbit  ettrnu  Brongt.  var.  Man- 
UtH  Iiunkcr. 
OlMT-Mioian.  MuixlitiKen, 
WürttenbWR. 


FiK  9H3 

Aunhu 
Dutemplrt  I>e*h. 
«.robkalk. 
Bonnaalt 


FiK.  979 

I.ymnacu*  pnchy- 
gatter  Thomue, 
Mioeaner  Süt*- 

wasserkalk.  Mör- 
siiiKeti  bei  Ulm. 


seiner  ausserordentlichen  Variabilität  ist  /'/.  multi/ormis  Bronn  sp.  (Fig.  982) 
aus  dem  mittleren  Miocän  von  Steinheim  in  Württemberg.  Die  Mutationen 
desselben  finden  sich  meist  in  verschiedenen  Schichten  des  dortigen  Süss- 


Digitized  by  Google 


Pulmonata.    Basonimatophora  Stylommatophora. 


365 


wasserkalkes  und  stellen  nach  Hilgen dorf  und  H y a 1 1  eine  ausgezeichnete 
genealogische  Reihe  dar. 


Fix.  982. 

Planorbi*  multi/ormU  Bronn  *|>    Au«  dem  obenulortliien  Swuwoitserkalk  von  Stelnhelm  1m>I  Helden- 

heim.  Württember«. 
a  Var  tuprtma.  h  \m  trochijormis,  c  vnr.  eltaaus.  d  vnr.  Strinhcimcnris. 

Ancylus  Geoffroy  (Fig.  983).    Schale  napfförmig,  mit  sehwach  ein- 
gekrümmter, dem  Hinterrand  genäherter  Spitze.    Tertiär  und  lebend. 
Chili  na  Gray.    liebend  und  fossil  (tertiär)  in  Süd-Amerika. 

3.  Unterordnung.    Stylommatophora.    A.  Schmidt. 
Augen  an  den  Enden  von  zwei  einstülpbaren  Fählern,  vor  denen  meist  noch 
zwei  kürzere  Labial/ Uhler  stehen.    Nackte  oder  beschalte  Landschnecken. 

1.  Familie.    Limacidae.  Lam. 

Narktschnecken  mit  winzigem,  im  Mantel  verborgenem  Schalenrudiment. 
Kleine  schildförmige  Schälchen  von  Limax  und  Amalia  sind  aus 
Tertiär  und  Diluvium  bekannt. 

2.  Familie.    Testacellidae.  Gray. 

Fleischfressende  Landschnecken  mit  spiraler,  bald  sehr  kleiner, 
bald  grosser  zur  Aufnahme  des  Thieres  geeigneter  Schale. 

Testacella  Cuv.  (Fig.  984).    Schale  klein,  ohrförmig, 
am  Hinterende  de«  Thieres  gelegen.    Tertiär  und  lebend. 

Parmacellina  Sandb.   Eocän.   Daudebardia  Hartm. 
(Helicophanta  Fer.).    Reeent  und  Diluvium. 

Olandina  Schum.  (Fig.  985).  Schale  läng- 
lich oval  mit  verlängertem  Gewinde.  Mündung 
vorne  mit  Ausguss,  Spindel  abgestutzt.  Obere 
Kreide,  tertiär  und  lebend. 

Cylindrella  Pfeift.  Eine  einzige  fossilo 
Art  im  Pariser  Eocän.  Gegenwärtig  in  West- 
Indien,  Central -Amerika  und  auf  den  Philip- 
pinen verbreitet. 


Fi»  984. 
Tettaeetta  Ztllii 
Klein  Micveiln 
Atiileltinfren. 
(Nuch  Sund  borg.) 


Fi«  985 
Olandina  inflata 
Rens*    M  Inert  n 
Michelbertf 

bei  Ulm. 


3.  Familie.    Helicidae.    Kef erstem. 

Landschnecken  mit  sehr  mannichfaltiger  spiraler,  zur  Aufnahme  des  ganzen 
Körpers  geeigneter  Schale. 

Gegen  5000  lebende  und  ca.  500  fossile  Arten. 

Vitrina  Drap.  Schale  klein,  durchsichtig,  mit 
kurzem  Gewinde  und  sehr  grossem  letztem  Umgang. 
Lebend  und  tertiär. 

A  rchaeozonites  Sandb.  (Fig.  986).  _ 
Dickschalig,  kugelig  mit  ziemlich  ho- 
hem Gewinde,  tief  genabelt.  Aussen- 
lippe  scharf.    Oligocän  und  Miocän. 
Hierher  die  älteste  Helixform  aus  der 

Sroductiven  Steinkohlenformation  von 
leu-Schottland. 

Zonites  Montf.  Wie  vorige,  nur  dünnschaliger,  unten  glatt,  oben  ge- 
körnt,   Tertiär  und  lebend. 

Hyaiina  Gray  (Fig.  987),  Omphalosagda  Sandb.,  Trochomorpha 
Martens.    liebend  und  tertiär. 


Fk.  987 
Hyaiina  dmudata 

Reu«;,  sp  Mioeta. 

Tuchoritz,  Buhuien. 


Fig.  986. 
A rchtieozonUf»  »unrrrt i cili u* 
Sandb.    Int  Mi<»-,tn 
Eckingen  bei  I  Im 


Digitized  by  Google 


366 


Mollusca.  Gaatropoda. 


Lychnus  Montf.  (Fig.  988).  Letzter  Umgang  gross,  anfänglich  auf- 
steigend, dann  abwärts  gebogen,  so  dass  die  Mundränder  in  der  Ebene  der 
Grundfläche  liegen.    Ob.  Kreide  der  Provence  und  Spaniens. 

Hei  ix  Lin.  (Fig.  989).  Schale  halbkugelig,  kegelförmig  bis  scheibenförmig, 
höchst  verschiedenartig  gestaltet.  Mündung  schief,  halbmondförmig  oder 
rundlich.  Mundränder  getrennt.  Sehr  häufig  tertiär  und  lebend;  Haupt- 
verbreitung im  Miocän.    Man  unterscheidet  über  hundert  Subgenera  und 

mehr  als  2000  Species. 


ritt.  «w. 

Lyehnu»  Mathcroni  Rcquien. 
Obere  Kreide  Minruuinlon). 
Rojfime,  Provence. 


j,,  ggy 

a  Ilrlix  [Dimorphoptvchia)  Arnould,  Michuud 

l'nt  Eocän.    Rllly  bei  Rheim». 
6  Hclis  CampyUu»)  inftexn  Klein    Ob.  Miocän 
Morsingen. 

c  Hellt  (Gonosomal  uneulum  Thomae.  Unter- 
Miocän.    Hochhcitu  bei  Wiesbaden. 


KIk.  990 
Huliminus  {Pe- 
tratu«)  eompla- 
natut  Reutti. 
Unt.  Miocän. 
Thal  fingen 
bei  I  lm 


Bulimus  Brug.  Schale  länglich  eiförmig  bis  thurmförmig.  Mündung 
länger  als  breit.  Aussenlippe  häufig  verdickt  und  umgeschlagen.  Gegen 
1000  lebende  und  zahlreiche  fossile  Arten  von  der  oberen  Kreide  an. 

Buli  minus  Ehrbg.  (Fig.  990),  Cionella  Jeffreys,  Azeca  Leach,  Cae- 
cilianella  Iiourg.  etc.    Tertiär  und  lebend. 

Megaspira  Lea  (Fig.  991).  Thurmförmig,  schlank,  sehr  lang.  Spindel 
mit  Querfalten.    Ob.  Kreide  bis  jetzt. 

Clnusilia  Drap.  (Fig.  992).    Thurm-  bis  spindelförmig,  schlank,  links- 
gewunden.   Mündung  birnförmig,  meist  mit  zusammenhängenden  Rändern; 
fl        Innenlippe  mit  zwei  Falten,  Aussenlippe  etwas  zurückgeschlagen. 
Mündung  durch  ein  bewegliches  Kalkstückchen  verschliessbar. 
Fossil  nicht  häufig,  vom  Eocän  an;  ca.  400  lebende  Arten. 

5  Pupa  Lam.  (Fig.  993t).    Klein,  cy- 

lindrisch  eiförmig.    Mündung  halbrund, 


Y\k  992 

a  Clmmilin  bulimoiiU*  A  Rraun 
I  tu  Miocän     Kckinccn  bei 
Um. 

b  Clautilia  niifir/iia  Schubler 
Uli.  Miocän    Kckingen  bei 
Um. 


Fig  991. 
Megnupira  txa- 
ratii    Mich.  *i>. 
Int  Kucän 

Rilly 
bei  Rheims. 


a  DmUropupn  vtttuta  Dawson. 

Steinkohleiifonnotion. 
Neu- Schottland  nach  Da  w  so  n). 
b  Pupa  itivertiden$  Sandb. 
Miocän    Baimn,  Gen  mach 
Sandberger). 


Hg  934 
Succinea  prrr- 
yrina  Sandb 
1  tu.  Mioe&n. 
TuchoriU, 
Rohmen. 


meist  durch  Zähne  auf  Spindel,  Innenlippe  und  Aussenlippe  verengt.  Aussen- 
lippe zurückgeschlagen.    Tertiär  und  lebend. 

Dendropupa  Dawson  (Fig.  993a).  Wie  Pupa,  aber  Mündung  ohne 
Zähne.    Steinkohlenformation  von  Neu  Schottland. 

Anthracopupa  Whitf.    Steinkohlenformation.  Nord-Amerika. 

Vertigo  Müller.    Tertiär  und  lebend. 

Succim  a  I'feiffcr  (Fig.  994).  Schale  dünn,  eiförmig,  bernsteinfarben, 
durchseheinend,  mit  kurzer  Spira  und  grossem  eiförmigem  letztem  Umgang. 
Aussenlippe  .scharf.    Tertiär  und  lebend;  häutig  im  Löss. 


Digitized  by  Google 


Zeitliche  Verbreitung  der  Gastropoden. 


367 


Zeitliche  Verbreitung  der  Gastropoden. 

Unter  den  Mollusken  überragen  die  Gastropoden  alle  übrigen 
Classen  an  Formenreichtbuni.  Sie  beginnen  im  Cambrium  und  ent- 
falten, indem  sie  successive  an  Verbreitung  und  Mannichfaltigkeit  zu- 
nehmen, ihre  höchste  Blüthe  in  der  Jetztzeit.  Mehr  als  15000  Species 
dürften  gegenwärtig  verbreitet  sein,  wovon  etwa  8/5  den  Prosobranehiern, 
*/5  den  Pulmonateu  angehören. 

Im  untersten  Cambrium  (Olenellus-Schicbten)  treten  von  Proso- 
branchiern  die  Gattungen  Scenella,  Stenotheca,  Platyceras,  Raphistoma, 
Pleuroiomaria  und  eine  Anzahl  problematischer  Pteropoden  (Hyolithes, 
Hyolithellns,  Salterella,  Torellella  etc.)  auf  und  zeigen,  dass  unter  den  Proso-  • 
branchiern  den  Cyclobranchiuen,  Aspidobrachinen  und  Capuliden  das 
alterthümhchste  Gepräge  anhaftet.  Auch  in  den  jüngeren  cambrischen 
Ablagerungen  herrschen  neben  den  angeblichen  Pteropoden  Aspido- 
branchier  aus  den  Familien  der  Pleurotomariiden ,  Euomphaliden 
und  Bellerophontiden  vor;  zu  ihnen  kommen  Capuliden  und  einige 
Gattungen,  die  nach  ihren  Schalen  ebenso  gut  zu  den  Turbiniden, 
wie  Littorinideu  gehören  könuen.  Bemerkenswerth  ist  die  Gattung 
Subulites,  welche  sich  vielleicht  den  Pyramidelliden  anschliesst,  aber 
bereits  einen  deutlichen  Ausguss  neben  dem  Spindelende  besitzt. 

Leider  gewähren  die  meist  schlecht  erhaltenen  Schalen  der 
cambrischen  Gastropoden  keine  sicheren  Anhaltspunkte  über  die  Ana- 
tomie der  Weiehtheile,  allein  mancherlei  Gründe  sprechen  doch  für  die 
Annahme,  dass  Aspidobranchier  und  Ctenobranchier  ursprünglich  noch 
nicht  so  streng  geschieden  waren,  wie  heutzutage. 

Im  Silur  nehmen  die  Gastropoden  an  Artenzahl  erheblich  zu, 
es  tauchen  auch  einige  neue  Familien  (Scalaridae,  Purpurinidae, 
Twbinidae,  Trochidae,  Xerwphoridae)  auf,  aber  im  Ganzen  bleibt  der 
Charakter  der  Gastropodenfauna  noch  derselbe  wie  im  Cambrium,  und 
auch  Devon,  Carbon  und  Perm  bringen  keine  wesentlichen  Ver- 
änderungen. 

Pteropoden,  Aspidobranchier,  einige  Cvclobranchier  und  Opistho- 
branchier,  sowie  wenige  Familien  der  Ctenobranchier  [Captdidae, 
Pyramidellidae,  Littorinidae)  drücken  der  paläozoischen  Schneckenfauna 
ihr  ziemlich  einförmiges  Gepräge  auf. 

In  Trias  und  Jura  sterben  die  grossen  dickschaligen  Pteropoden 
(Contdaria)  aus;  verschiedene  Familien  der  Aspidobranchier  (Pleuro- 
tomariidae,  Turbinidae,  Neritopsidae,  Neritidae)  erreichen  den  Höhepunkt 
ihrer  Entwicklung,  und  unter  den  Ctenobranchiern  entfalten  die  Pyra- 
midelliden, Nerineiden,  Purpuriniden,  Turritelliden  und  Aporrhaiden 
einen  beträchtlichen  Formenreichthum. 

In  der  Kreide  nehmen  die  siphonostomen  Ctenobranchier  einen 
beträchtlichen  Aufschwung,  und  im  Tertiär  beherrschen  sie  bereits 
entschieden  das  Feld,  indem  sie  an  Fonnenreichthum  alle  übrigen 
Familien  überholen  und  sich  mehr  und  mehr  den  noch  jetzt  existirenden 
Gattungen  und  Arten  nähern.  Die  Nerineiden ,  Pyramidelliden  und 
Aporrhaiden,  welche  im  Mesozoicum  neben  den  Aspidobrauchiern  eine 
so  hervorragende  Stellung  eingenommen  hatten,  sind  theils  ausgestorben, 
theils  stark  im  Rückgang.  Im  Eocän  und  Oligocän  rinden  sich 
schon  überwiegend  noch  jetzt  lebende  Genera,  allein  die  Arten  sind 


Digitized  by  Google 


3ßR 


Mollusca.  Gastropoda. 


ausnahmslos  erloschen.  Im  Miocän  tauchen  vereinzelt  noch  gegen- 
wärtig existirende  Species  auf,  deren  Zahl  im  jüngeren  Pliocän  bis  auf 
80  und  95%  steigt. 

Bemerkenswerth  ist  die  zeitliche  Verbreitung  der  Pulmonaten. 
Während  thalassophile  Siphonariiden  schon  vereinzelt  in  Devon  vor- 
kommen, erscheinen  Landschnecken  (Archaeozonites ,  Dendropupa)  in 
sehr  spärlicher  Zahl  zuerst  in  der  produktiven  Steinkohlenformation 
und  Süsswasserschnecken  zuerst  an  der  Grenze  von  Jura  und  Kreide 
(Purbeckschichten).  In  der  Wälderstufe  und  der  Kreide  nehmen  Land- 
und  Süsswasserschnecken  an  Formenreichthum  zu  und  erlangen  in 
der  Tertiärzeit  eine  noch  grössere  Verbreitung  und  Manniehfaltigkeit, 
ohne  jedoch  die  erstaunliche  Differenzirung  der  jetzt  lebenden  Binnen- 
Conchylien  zu  erreichen. 

Die  successive  Annäherung  an  die  Jetztzeit  beschränkt  sich  nicht 
allein  auf  die  Produktion  von  Formen,  welche  den  heute  lebenden 
mehr  und  mehr  nahe  kommen,  sondern  auch  auf  die  Anbahnung  der 
jetzigen  geographischen  Verbreitungsbezirke.  Die  mesozoischen  Gastro- 
poden tragen  noch  einen  zu  fremdartigen  Charakter,  um  sich  mit 
irgend  einer  modernen  Conchylienfauna  näher  vergleichen  zu  lassen; 
aber  schon  die  eocänen  Formen  haben  ein  moderneres  Gepräge  und 
lassen  bereits  einige  Beziehungen  zu  den  in  den  benachbarten  wärmeren 
Zonen  verbreiteten  Schnecken  erkennen. 

Die  ganze  eocäne  Conchylienfauna  von  Europa,  Nord- Amerika, 
Asien  und  Nord-Afrika  hat  viele  gemeinsame  Gattungen  und  zahlreiche 
stellvertretende  Arten ,  die  dafür  sprechen ,  dass  dieselben  in  ein  und 
demselben  Ocean  gelebt  haben.  Einen  wesentlich  anderen  Charakter 
zeigen  die  eocänen  Conchylien  von  Australien,  Neu  seeland  und  Süd- 
Amerika.  Sie  erweisen  sich  als  Vorläufer  der  heutigen  Bewohner  der 
südlichen  Regionen  des  pacitischen  und  atlantischen  Oceans. 

Noch  bestimmter  deuten  die  Land-  und  Süsswasserschnecken  auf 
ihre  Nachfolger  in  den  betreffenden  Continenten  hin .  nur  besitzen  die 
mesozoischen,  eocänen  und  miocänen  Faunen  noch  ein  entschieden 
tropisches  Gepräge.  Die  europäischen  und  amerikanischen  Binnen- 
conchylien  der  Miocänzeit  erinnern  darum  weit  mehr  an  die  jetzigen 
Bewohner  der  Azoren  und  von  WTest-Indien ,  als  an  die  gegenwärtig 
offenbar  in  kühlerem  Klima  gedeihenden  Land-  und  Süsswasserschnecken 
von  Europa  und  Nord-Asien.  Erst  im  Pliocän  und  Pleistocän  erlangt 
jeder  Welttheil  seine  eigenthümliche,  der  jetzt  existirenden  nahekom- 
mende Schneckenfauna. 

Die  zeitliche  Verbreitung  der  Gastropodeu  ergibt  sich  aus  nach- 
folgender Tabelle. 


von 

Trift*  j  Jure 

l'iilao- 

Nco- 
KOII 

Jetxt 
telt 

A.  l'rotobranrhia. 

1.  Cyclobranchina 
1.  Asp  i  dobranchina 

1.  Fismrdlidae  .  .  .  . 

2  Haliotidae  ...  . 

3.  Btlterophontidae  .  . 

4.  Porcelliidae 

! 

...IL. 

1  Ii 

— 

1   +    1     1  1 

Digitized  by  Google 


Zeitliche  Verbreitung  der  Gaatropoden. 


3G9 


/>.  IHeurotomariidat 

6.  EnomphaUdae  . 

7.  Stomatiidae .  .  . 
fi.  Turbinidae  . 

9.  Phatianeüidae 

10.  Delphinulidae 

11  TrochmemaMne 

12.  Trochidae  .... 

13.  Xenophoridat 

11.  Vmbaniidae  .  . 
75.  Xeritopxidae  .  . 
V>  Neritidae  .... 
//.  Helicinidac  .  .  . 

3  Ctenobranchina 

1.  Solarüdae  .  .  . 

2.  Purpwinidae  . 

3.  Littorinidoe 
4  Ct/clostumidae  . 
5.  Capulidae  .  .  . 
*>.  Naticidae  .... 
7.  Ampuüaridae  . 
V.  Valvatidac  I 
9.  Paludinidae 

10.  Hydrobüdae ) 

11.  Ritssoidae  ... 

12  Scalaridae  . 

13.  Turritellidtie 

14.  Venne  tidne  .  . 
/•>  Caecidae      .  . 
l't  Pyramidell  idae 
17.  Mrliiniidiw  .  . 

15.  Xerinfidae  .  .  . 
19.  Cerithiidne  .  .  . 
•10.  Aporrhaidae  . 

!  21.  Strombidae  .  .  . 

14.'-'.  L'olumbelliiridiie 
'-'■'I.  Cyprneidne  .  . 
24.  Canndidae  .  .  . 
L'X  JJoliidae  ... 
'.V  TritonUdae.  .  . 
27.  Cola mbcllidtie 
2R.  Buccinidae  . 

29.  Purpuridae.  . 

30.  Muriciddf  .  . 

31.  Funidne    .  .  . 
32   Vofutidne  .  . 

33.  Harpldne  .  . 

34.  Olividtie  . 
3ö.  Cancellariidac 
3ti   Tirebridae  .  . 

37.  Pleurolomidoe 

38.  Cunidfte.  .  .  . 


B.  Heteropoda 
<\  Opinthottranchia 
1>.  rteropotla 


Zlttol.  Grundzügu  fl<:r  J'aliu'ontolojjk- 


(«in 
hrium 

1)0- 

von 

Car- 
bon 

lVrui 

Tri».* 

Juni 

Xrei-  l'tilüo- 

N  i  >  - 

Jctüt- 

— 

i 



r- 

1 



_ 

— 

— 

|  | 

 1  1  1 

1  1 

a 

i  i 

 1  

- 





— 



2i 


Digitized  by  Google 


370 


Mollusca.  Cephalopoda. 


3.  Classe.    Cephalopoda.  Kopffüsser.1) 

K op f  vom  Rumpf  scharf  gesondert ;  M und  von  mindestens 
acht  oder  mehr  kreisförmig  angeordneten  fleischigen 
Armen  umgeben;  Fuss  zu  einem  trichterförmigen,  musku- 
lösen Schwimmorgan  umgewandelt.  Mund  mit  Kiefern 
und  Radula  versehen.  Geschlechter  getrennt.  Sinnes- 
organe hoch  entwickelt. 

Die  Cephalopoden  unterscheiden  sich  von  den  übrigen  Mollusken 
hauptsächlich  durch  den  Kranz  fleischiger  Anne,  welche  den  Mund 
umstehen,  als  Greif-  oder  Bewegungsorgane  dienen  und  häufig  mit 
Saugnäpfchen  oder  Häkchen  bewehrt  sind.  Sie  nehmen  die  höchste 
Stelle  unter  den  Mollusken  ein  und  erreichen  zuweilen  gewaltige  Grösse. 
Alle  Cephalopoden  athmen  durch  Kiemen  und  leben  ausschliesslich  im 
Ocean.  IhrNervensystem.  ihre  Muskulatur,  ihre  Circulations-,  Ernährungs-, 
Fortpflanzungs-  und  Sinnes-Organe  zeichnen  sich  durch  eine  hohe 
Differenzirung  aus,  die  fast  an  jene  der  Wirbelthiere  heranreicht. 
Ein  fleischiger  freier  Mantellappen  umgibt  die  Athmungshöhle  und 
einen  Theil  des  Kopfes  und  bildet  zugleich  die  äussere  Umhüllung 
des  Rumpfes,  worin  die  Verdauungs  und  Sccretionsorgane,  das  Herz 
und  die  Hauptblutgefässe  ihren  Sitz  haben.  Ein  sehr  starker 
Ganglieuknoten  (Cerebralganglion)  liegt  in  der  Nähe  des  Schlundes 
und  wird  durch  einen  knorpeligen  Ring  (Kopf knorpe  1)  gestützt; 
von  ihm  gehen  die  principalen  Nervenstränge  aus,  die  wieder  zu 
mehreren  paarigen  Knoten  anschwellen. 

Die  jetzt  lebendou  Cephalopoden  wurden  von  Owen  in  Tetra- 
branchiata  (Vierkiemener)  und  Dibranchiata  (Zweikiemener)  ein- 
getheilt.  Von  ersteren  existirt  jetzt  nur  noch  eine  einzige  Gattung 
{Nautilus),  während  die  letzteren  gegenwärtig  einen  beträchtlichen 
Formenreichthum  aufweisen. 

Eine  ungeheure  Menge  fossiler  Cephalopoden  bevölkerte  die 
paläozischen  und  mesozoischen  Meere.  Ein  Theil  derselben  schliefst 
sich  eng  an  die  lebende  Gattung  Nautilus  an,  andere  sind  unzweifelhafte 
Dibranchiata.  liei  den  zwei  formenroichsten  Gruppen  (Ammonoidea 
und  Bdemnoidea)  fehlt  jeder  Anhaltspunkt  über  die  Zahl  der  Kiemen; 
da  jedoch  die  Schalen  der  ersteren  in  allen  wesentlichen  Merkmalen 
mit  Nautilus,  die  der  Belemnoidea  mit  gewissen  Dibranchiaten  über- 
einstimmen, so  erscheint  es  zweckmässig,  die  Owen'schc  Einthoilung 
auch  für  die  fossilen  Cephalopoden  beizubehalten. 

*)  Literatur: 

Keferstein  in  Bronn' s  Classen  und  Ordnungen  des  Thierreicha,    Bd.  III.  1866. 
Quetutedt,  F.  A.,  Petrefaktenkunde  Deutschland*.    I.  Cephalopoden.  Tübingen. 
1846-1849. 

d'Orbigny,  Ale,  Paleontologie  franeuise.  Terr.  cret.  t.  I  Cephalopodes.  Paris  1840. 
Terr.  jurassiques  t.  I.  1842. 

Pktet  et  Campiche,  Mutenaux  pour  la  Paläontologie  Suisse.  Description  des  fos- 
siles de  St.  Croix.    vol.  I  et  II.    1858  -1864. 

Stolicika  and  Manfort,  Fossil  Cephalopoda  of  the  Cretaceous  liocks  of  Southern 
India.  Palaeontologia  Indica.  vMem.  geol.  Survey  of  East  India.)  Calcutta. 
1863-1865. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata 


371 


1.  Ordnung.    Tetrabranchiata.    Vierkiemener.  *) 

Beschalte  Cephalopoden  mit  vier  baumförmigen  Kiemen. 
Schale  äusserlich,  gekammert.  Trichter  gespalten.  Tinten- 
beutel fehlt.  Statt  der  Arme  zahlreiche  Tentakeln  ohne  Saug- 
näpfe und  Häkchen.    Cambrium  bis  jetzt. 

Unsere  ganze  Kenntniss  üher  die  Organisation  der  Tetrabranchiaten 
stützt  sich  auf  die  einzige,  noch  jetzt  existirende  Qattung  Nautilus 
(Fig.  995).  Das  Thier 
liegt  mit  der  Bauch- 
seite nach  aussen  ge- 
kehrt in  der  vorder- 
sten Kammer  (Wohn- 
kammer) der  Schale. 
Der  Körper  ist  kurz 
und  dick,  der  Kopf 
durch  eine  Ein- 
schnürung vom 
Rumpf  getrennt.  Um 
den  Mund  herum 
stehen  etwa90  faden- 
förmige, in  fleischi- 
gen Scheiden  steck- 
ende Tentakeln, 
die  in  mehrere  Grup- 
pen angeordnet  sind 
und  wovon  die  auf 
der  inneren  Seite  be- 
findlichen zu  einem 
dicken,  muskulösen  Lappeu  (Kopf kappe)  verwachsen;  dieser  Lappen 
verschliesst  die  Mündung  der  Schale,  wenn  sich  das  Thier  in  die 
Wohnkammer  zurückgezogen  hat. 

Hinter  dem  Kopf  auf 
der  Aussenseite  befindet  sich 
ein  sehr  dickes,  muskulöses, 
zusammengerolltes  Blatt  (d), 
dessen  äussere  Ränder  über 
einander  geschlagen  sind  und 
das  sich  nach  vorne  verengt, 
nach  hinten  erweitert.  Die- 
ser sogenannte  Trichter 
liegt  unter  der  Athemhöhle 
und  entspricht  dem  Fusse 
der  Gastropoden.  Er  dient 
zum  Ausstossen  von  Wasser 
und  treibt  dadurch  das  schwimmende  Thier  von  der  Stelle.  An  der 
Basis  der  seitlichen  Tentakeln  befindet  sich  jederseits  ein  grosses,  kurz- 
gestieltes Auge;  inmitten  der  Tentakelkränze  die  Mundhöhle  mit 
fleischiger  Zunge,  deren  Radula  mehrere  Reihen  von  Platten  und  Häk- 
chen besitzt.     Die  ungewöhnlich  kräftigen  Kiefer  (Fig.  996,  997) 


Kig.  995. 

Nautilus  Pompiliut  aus  dem  indischen  Oeean.    Sehale  in  der  Median- 
ebene durchgeschnitten  mit  dem  Thier  in  der  Wohnkamnier. 
a  Mantel,  6  DorsalJappen  de«  Mantels,  c  Kopfkappe,  d  Trichter,  t  Ten- 
takeln; o  Auge,  t  Nidanientaldrüse,  A  Haftmunkel,  *  Slpho,  x  Luft- 
kammer.  {Nach  R.  Owen.) 


Flg.  996. 

Oberkiefer  von  Nautilu»  Pompüiut, 
a  von  der  Seite,  b  von  unten. 
(Nat.  Gr.) 


FlR  997. 
Unterkiefer  von  Nauti- 
lut Fompüiut  von  der 
Seite. 


l)  Owen,  R.,  Memoir  on  the  pearly  Nautilus.    London.  1U32. 


24' 


372 


Mollusca.  Cephalopoda. 


bestehen  im  Wesentlichen  aus  dunkler  Hornsubstanz,  nur  die  Spitzen 
sind  verkalkt.  Solche  verkalkte  Kieferspitzen  finden  sich  nicht  selten 
fossil  in  Trias,  Jura  und  Kreideablagerungen,  bald  noch  innerhalb 
oder  neben  Nautilus  -  Schalen ,  bald  auch  isolirt.  Die  des  triasischen 
Temnocheilus  bidorsatits  wurden  unter  der  Bezeichnung  Rhyncholithes 
und  Conchorhynchus  (Fig.  998,  999),  die  jurassischen  und  creta- 
ceischen  als  Rhynchoteuthis  (Fig,  1000)  und  Palaeoleuthis  d'Orb. 
beschrieben. 


Flg.  998. 

Oberkiefer  von  Nautilus  (Temnocheilu*) 
bidoriatut  Schloth.  ( Runcholithe»  hirundo  Faure- 
Biguot).    Muschelkalk.   Laineck  bei  Bayreuth. 
<s  Vom  Rücken,  b  von  der  Seite,  e  von  innen. 


Fig.  99«. 

Unterkiefer  von  ffautilu*  [Temnocheilu») 
bidortatm  Schloth.  (Conchorhynchus  avirottri* 
Blainv.).    Von  der  Rückenacite.  MuKchelkalk. 
Laineck  bei  Bayreuth. 


Die  grossen  buschfönnigen  Kiemen  liegen  in  zwei  Paaren  an 
der  Basis  des  Trichters;  zwischen  ihnen  mündet  die  Afteröffnung  und 
etwas  weiter  hinten  befinden  sich  die  Ausgänge  der  Geschlechtsorgaue. 
Beim  Weibchen  sieht  man  im  Grund  der  Athemhöhle  eine  grosse, 
dreitheilige  Nidainentaldrüse,  die  aussen  mit  dem  Mantelblatt 
verwächst. 

Der  Rumpf  ist  sackförmig,  hinten  gerundet  und  vom  Mantel 
umhüllt;  an  seinem  Minterende  tritt  ein  mit  Blutgefässen  ausgestatteter, 
a  häutiger  hohler  Strang  (Si  p  ho)  durch  eine  runde 

Oeffnung  der  letzten  Scheidewand  in  den  ge- 
kammerten  Theil  der  Schale  und  verläuft  bis  in 


die  Anfangskammer. 
Zur  Befestigung 


des  Thieres  in  der  Wohn- 


kammer  dienen  zwei  unter  den  Augen 
gelegene  ovale  Muskeln,  welche  sieh  fest 
an  die  Innenwand  der  Wohnkammer  an- 
legen und  daselbst  schwache  Eindrücke 
verursachen.  Zwischen  diesen  Haft- 
muskeln bildet  der  Mantel  ein  schma- 
les, anfänglich  rückwärts,  in  der  Mitte 
etwas  nach  vorne  gebogenes  Verwach- 
sungsband (annulus),  das  gleichfalls 
durch  einen  schwachen  Eindruck  an- 
gedeutet wird.  Sowohl  die  Haftmuskelu  als  auch  das  Verwachsungs- 
baud  lassen  sich  manchmal  noch  an  fossilen  Gehäusen  nachweisen. 

Die  Schale  des  lebenden  Nautilus  ist  in  einer  Ebene  spiral  ein- 
gerollt, ans  mehreren  Umgängen  zusammengesetzt,  die  sich  entweder 

§anz  umhüllen  oder  nur  einen  engen  Nabel  freilassen.  Mit  Ausnahme 
es  letzten  Umgangs,  welcher  etwa  zur  Hälfte  dem  Thier  als  Wohnkammer 
dient,  wird  die  Schale  durch  parallele,  nach  vorne  coneave,  in  regel- 
mässigen Abständen  aufeinanderfolgende  Scheidewände  in  zahlreiche 


Fl*.  1000. 
i  Sabaudianu*  Vit  t  et  Lor. 
Neocom.  Voiron*. 
a  Von  der  Ruckenseite,  die  hornigen 
Flügel  sind  tum  Theil  noch  erhallen. 
b  Der  kalkige  Schnabel  von  unten. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata. 


Kammern  abgetheilt.  Diese  Kammern  sind  mit  Luft  gefüllt  und  vom 
Sipho  durchzogen. 

Die  Schale  selbst  ist  aus  zwei  Schichten  zusammengesetzt:  einer 
äusseren  porzellanartigen,  deren  weisse  Oberfläche  mit  rothen  oder 
braunen,  flammen  artigen  Radialbändern  verziert  ist,  und  einer  inneren 
perlmuttergläuzenden,  aus  dünnen,  parallelen  Blättern  aufgebauten, 
welche  von  rechtwinklig  gestellten  Linien  gekreuzt  werden. 

Die  Scheidewände  bestehen  aus  der  Perlmutterschicht,  sind  jedoch 
wie  die  Innenwände  der  Kammern  mit  einem  ganz  dünnen  opaken 
Kalkhäutchen  überzogen. 

Mit  der  Nautilus-Schale  stimmen,  was  Karnmerung  und  Struktur 
betrifft,  zahlreiche  fossile  Gehäuse  überein,  die  in  zwei  Gruppen 
(Natttiloidea  und  Ammonoidea)  eingetheilt  werden  und  sich  haupt- 
sächlich durch  abweichende  Anfangskammer,  sowie  durch  graduelle 
Differenzen  iu  der  Beschaffenheit  der  Suturlinie,  des  Siphos,  der  Skulptur 
und  der  Mündung  von  einander  unterscheiden. 

Ueber  die  Lebensweise  des  Nautilus  liegen  nur  dürftige  Beob- 
achtungen vor.  Leere  Schalen  werden  zwar  in  grosser  Menge  im 
stillen  und  indischen  Ocean  ans  Ufer  getrieben,  dagegen  gehören 
Thiere  noch  immer  zu  den  seltenen  Funden.  Beide  Geschlechter 
bewohnen  Schalen  von  übereinstimmender  Grösse  und  Form.  Beim 
Schwimmen  werden  die  Tentakeln  horizontal  ausgebreitet  und  der 
Kopf  möglichst  weit  herausgestreckt;  beim  Kriechen  sind  Kopf  und 
Tentakeln  gegen  den  Boden  gerichtet.  Die  Schale  dient  beim  Schwimmen 
als  hydrostatischer  Apparat ;  zieht  sich  das  Thier  in  die  Wohnkammer 
zurück,  so  sinken  beide  in  die  Tiefe,  dehnt  es  sich  über  die  Wohn- 
kammer aus  und  verdrängt  dadurch  ein  grösseres  Volumen  Wasser, 
so  treibt  die  mit  Luft  gefüllte  Schale  das  Thier  in  die  Höhe.  Eine 
Mitwirkung  des  Siphos  findet  hierboi  in  keiner  Weise  statt;  die  Wand 
desselben  ist  vollkommen  dicht  und  gestattet  weder  ein  Durchpassiren 
von  Wasser,  noch  eine  Ausdehnung,  wodurch  der  Umfang  des  Siphos 
zwischen  den  Scheidewänden  vergrössert  würde. 

Gänzlich  unbekannt  ist  die  Fortpflanzung  und  Entwickel- 
ungsgeschichte  des  Nautilus.  Aus  dem  Bau  der  Schale  geht  aber 
mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  hervor,  dass  das  Thier  anfänglich  eine 
bis  jetzt  unbekannte,  leicht  vergängliche  Embryonalschale  bildete,  deren 
Anwesenheit  durch  eine  Narbe  auf  der  Rückwand  der  ersten  Luft- 
kammer angedeutet  wird.  Darauf  diente  die  erste  Luftkammer  als 
Wohnkammer ;  beim  Weiterwachsen  rückte  das  Thier  nach  vorne  und 
sonderte  wahrscheinlich  in  periodischen  Ruhepausen  am  Ilinterrand  des 
Rumpfes  ein  Septum  ab.  Eine  Ausstülpung  des  Visceralsackes  blieb 
als  Sipho  iu  der  ersten  Kammer  zurück.  Nach  und  nach  wandelte 
sich  diese  Ausstülpung  in  einen  Strang  von  verschiedener  Dicke  um, 
welcher  sämmtliche  Luftkammern  durchbohrt  und  das  Thier  mit  der 
ersten  Kammer  iu  Verbindung  erhält.  Der  Sipho  ist  demnach  weder 
ein  Muskelstrang  zum  Zurückziehen  des  Thieres  in  die  Sehale,  noch 
ein  Haftorgan  zur  Befestigung  des  ersteron,  noch  ein  Apparat,  um 
Luft  oder  Wasser  in  die  Kammern  der  Schale  zu  schaffen,  sondern 
lediglich  eine  Verlängerung  des  Visceralsackes,  die  bei  manchen  fossilen 
Gattungen  mit  sehr  weitem  Sipho  (Endoceras)  wahrscheinlich  auch 
noch  Eingeweide  enthielt. 


Digitized  by  Google 


374 


Mollusca.  Cepbalopoda. 


1.  Unterordnung.  Nautiloidea.1) 

Schale  gerade,  gebogen,  Spiral  eingerollt  oder  schneckenförmig.  Mundsaum 
einfach  oder  verengt  mit  Ventralausschnitt.  Scheidewände  in  der  Mitte  nach  vorne 
concav.  Suturen  einfach,  zuweilen  wellig  gebogen,  sehr  selten  zackig.  Sipho  häufig 
dick  und  durch  innerliche  Ablagerungen  verengt,  central,  intermediär,  selten  rand- 
ständig. Siphonaldüien  fast  immer  nach  hinten  gerichtet.  Anfangskammer  kegel- 
förmig, au/  der  Hinterwand  mit  äusserlicher  Narbe.    Cambrium  bis  jetzt. 

Die  Gestalt  der  Nautiloideenschale  ist  ausserordentlich  variabel,  bald 
gerade,  langgestreckt  cylindroconisch  oder  kurz  kegelförmig,  bald  einfach 
gebogen,  bald  in  offener  oder  geschlossener,  ausnahmsweise  auch  in  Schrau- 
ben oder  Schnecken-Spirale  aufgerollt.  Ziemlich  mannichfaltig  erweist  sich 
auch  die  äussere  Verzierung;  neben  glatten  oder  nur  mit  feinen  Zuwachs- 
linien versehenen  Gehäusen  findet  man  Schalen  mit  reicher  Quer-  oder 
Längsskulptur,  zuweilen  auch  mit  Spuren  von  Färbung.  Im  Allgemeinen 
bleiben  jedoch  die  erhabenen  Rippen,  Kiele,  Knotenreihen  und  Blätter  ziem- 
lich einfach  und  zeigen  niemals  so  grosse  Differenzirung,  wie  bei  den  Am- 
monoideen. Die  Wohnkammer  des  Thieres  besitzt  je  nach  dem  Volumen  der 
Schalenröhre  verschiedene  Länge ;  bei  den  spiralgewundenen  Formen  nimmt 
sie  gewöhnlich  die  Hälfte  oder  zwei  Drittheile  des  letzten  Umgangs,  bei  den 
röhrenförmigen  zuweilen  die  Hälfte,  zuweilen  aber  auch  nur  den  dritten, 
vierten,  fünften  Theil,  oder  noch  weniger  der  ganzen  Schalenlänge  ein. 

Die  Wohnkammer  wird  nach  aussen  durch  den  Mundsaum  begrenzt. 
Bei  Nautilus  verlaufen  die  Seitenränder  derselben  schwach  convex  nach  vorne 
und  bilden  aussen,  auf  dem  Externtheil,  einen  gerundeten,  buchtförmigen,  die 
Lage  des  Trichters  bezeichnenden  Ausschnitt.  Bei  manchen  fossilen  Gat- 
tungen (Orthoceras)  sind  die  Mundränder  gerade  oder  schief  abgestutzt  (Fig. 
1001),  oder  die  Seitenränder  verlängern  sich  in  ohrenförmige  Lappen  {Lituites, 
Ophidioceras).  Den  einfachen  Mundrändern  stehen  die  verengten  (zu- 
sammengesetzten) Mündungen  gegenüber,  bei  welchen  sich  entweder  summt- 
liehe  Ränder  nach  innen  biegen  und  dadurch  das  Lumen  der  Mundöffnung 
verengen  (Hercoceras  Fig.  1033),  oder  bei  denen  nur  die  Seitenränder  ^egen 
einander  eingebogen  sind,  so  das«  eine  spaltförmige ,  am  Ventraltheil  er- 
weiterte Oeffnung  entsteht  (Phragmoceras  Fig.  1002).  Biegt  sich  auch  der 
Externrand  nach  innen,  so  kann  die  Ventralbucht  zu  einer  Qucrspalte  redu- 
zirt  werden  und  die  Mündung  T-förmige  Gestalt  erhalten  (Fig.  1003).  Bei 
solchen  Mundöffnungen  entspricht  die  Querspalte  dem  Trichterausschnitt  und 
bezeichnet  somit  die  Ventralseite;  die  am  entgegengesetzten  Ende  befindliche 
meist  erweiterte  Längsspalte  gestattete  wahrscheinlich  den  Tentakeln  und 
dem  Kopf  den  Austritt.  Nicht  selten  erscheinen  die  Spalten  einer  T-förmig 
verengten  Mündung  durch  Secundärausbuchtungen  mehrlappig  (Fig.  1026). 
Bei  manchen  gebogenen  Schalen  befindet  sich  der  Ventralausschnitt  nicht 
auf  der  gewölbten  äusseren,  sondern  auf  der  coneaven  inneren  Seite.  Man 
unterscheidet  darnach  exogastrische  und  endogastrischc  Schalen., 

')  Literatur  (vgl.  8.  370j,  ausserdem: 
Quenstedt,  F.  A.,  De  noti»  Nautilearum  primariis.  Pius,  inaug.    Berol.  1836. 
Barrande,  J.,  Systeme  Silurien  du  centre  de  la  Boheme,    vol.  II.  Cephalopodes 

5  Bde.  1867-1877. 
Hall,  J.,  Natural  history  of  New  York.    Palaeontology.    vol.  V.  pt.  II.  1879. 
de  Köninck,  Faune  du  calcaire  carbonifäre  de  Belgique.    Part.  II,  Cephalopodes 

(Annnies  du  Musee  roy.  d  bist,  nat  de  Bruxelles.  1880). 
Anoelin,  Fragmenta  Silurica  edit.  cur.  «.  Lindstrom.    Holmiae.  1880. 
Hyatt,  A.,  Genera  of  fossil  Cepbalopoda.    l'roceed.  Bost.  soc.  nat.  bist.  1883.  XXII. 
Holm,  G.,  Ueber  die  innere  Organisation  einiger  sibirischer   Cephalopoden.  Pa- 

laeont.  Abhaudl.  von  Dauies  und  Kayser.    Bd.  III.  lHSf). 
Foord,  A.  H.,  Catalogue  of  tbe  fossil  Cepbalopoda  in  the  British  Museum,    part  1 

und  II.    löbti— lbül. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.  Nautiloidea. 


375 


Die  Innenwand  der  Wohnkammer  zeigt  bei  fossilen  Nautiloiden  zuweilen 
feine  Quer-  oder  Längslinien  (Ritzstreifen),  und  beim  lebenden  Nautilus  son- 
dert die  Kopfkappe  da,  wo  sie  dem  vorhergehenden  Umgang  aufliegt,  also 
unmittelbar  vor  der  Mündung  eine  schwarze,  aus  organischer  Substanz  be- 
stehende Deckschicht  ab. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  ist  die  Beschaffenheit  der  inneren  Scheide- 
wände (Septa),  welche  im  gekammerten  Schalen theil  die  Luftkammern  be- 
grenzen. Ihre  Zahl  variirt  ausserordentlich  bei  den  verschiedenen  Gattungen 
und  Arten,  bleibt  jedoch  bei  den  Individuen  ein  und  derselben  Species 
constant  Sie  folgen  in  regelmässigen,  mit  der  zunehmenden  Grösse  der  Schale 
etwas  wachsenden  Abständen  auf  einander  und  dienten  ohne  Zweifel  alle 
der  Reihe  nach  dem  Thier  während  seiner  Entwicklung  als  Wohnung.  An 


digung  eindringen ;  sie 
bleiben  jedoch  selten  leer,  sondern  sind  meist  mit  Infiltrationskrvstallen  von 
Kalkspath,  seltener  mit  Quarz,  Cölestin,  Baryt  oder  Schwefelkies  ausgefüllt. 
Bei  palaeozoischen  Nautiloideen  beobachtet  man  zuweilen  in  dem  Zwischen- 
raum von  zwei  Septen  eine  weitere,  den  Hauptsepten  parallel  oder  auch  ab- 
weichend verlaufende  Zwischenwand  (Pseudoseptum),  die  aus  zwei  sich  leicht 
von  einander  ablösenden  dünnen  Kalkblättern  zusammengesetzt  ist  (Fig.  1004). 
Die  Entstehung  dieser  Pseudosepten  wird  durch  periodische  Abstossung  einer 
später  verkalkenden  Membran  am  Hinterrande  des  Körpers  erklärt. 

Die  Anheftungslinie  der  Scheidewände  an  der  Innenwand  des  Gehäuses 
heisst  Sutur.  Dieselbe  wird  äusserlich  nur  sichtbar,  wenn  die  Schale  weg- 
gesprengt oder  aufgelöst  ist;  an  fossilen  Steinkernen  zeigt  sie  sich  in  grosser 
Schärfe.  Bei  den  Nautiloideen  bildet  die  Sutur  in  der  Regel  eine  einfache, 
geradlinig  verlaufende  oder  etwas  wellig  gebogene  Linie.  Zuweilen  springt 
sie  auf  den  Seiten  bogenförmig  vor  und  bildet  einen  Seitensattel,  der 
von  zwei  buchtig  zurückspringenden  Seiten  loben  begrenzt  wird;  nicht 
selten  entstehen  auch  in  der  Mitte  der  Innen-  oder  Aussenseite  Ausbucht- 
ungen, die  Intern-  oder  Externloben  genannt  werden.    Die  Sättel  sind  immer 


len  ist  gewöhnlich  nur  die 
Wohnkammer  mit  Ge- 
steinsmasse  (erhärtetem 


Orthocera»  intermedium  Marklin. 
Ob  Silur  (iotland.  Verticalschnitt. 
Slpho  gemischt.  Die  Kammern  mit 
Kalk-Mpath  ausgefüllt,  und  Pseudo- 


M'pta  vorhanden. 


Fig.  1004, 


Digitized  by  Google 


376 


Mollusca.  Cephalopoda. 


gerundet,  meist  wenig  vorspringend;  die  Loben  ebenfalls  gerundet,  höchst 
selten  zugespitzt. 

Der  Sin  ho  durchbohrt  sämmtliche  Scheidewände  in  der  Medianebene 
und  hat  bald  centrale,  bald  intermediäre  Lage  zwischen  Mitte  und  Aussen- 
oder  Innenrand ;  in  seltenen  Fällen  rückt  er  auch  dicht  an  den  Innen-  oder 

AuBsenrand  heran.  Seine  Lage  gewährt  keinen 
sicheren  Anhaltspunkt  über  Dorsal-  oder  Ventral- 


Fig.  1005. 

Fig.  1006.                         Orthoccrat  Michelini  Barr.  Flg.  1007. 

Actinoceras  coehleatum  Schloth.  Ober-  Ober-Silur.  Kozors  (Böhmen).  PhraQmoctra»  Lovmi  Barr. 

Silur,  (iotland.  .Schale  aufgebrochen,     Verticalschnitt.    Slphonal-  Ober-Silur  (E).   Lochkow.  Ver- 
um  den   dicken,   perlschnurartigen  düten  kurz,    Sipho  mit  ver-  tiealschnitt   Sipho  mit  Kadial- 
Bipho  ru  zeigen.  (Vi  nat.  Grösse. )               kalkter  Hülle,  blättern.  (Nach  Bar  rande.) 

seite,  doch  ist  er  der  letzteren  häufiger  genähert,  als  der  ersteren.  Zu- 
weilen verändert  sich  die  Lage  des  Siphos  in  den  verschiedenen  Alters- 

  Stadien  ein  und  desselben  Individuums;  für  die 

\L^^)  Gattungsunterscheidung  darf  darum  auf  die  Lage 

des  Siphos  kein  besonderes  Gewicht  gelegt  wer 
den.  In  der  Regel  erscheint  der  Sipho  als  cylin- 
drischer  Strang  mit  häutiger  oder  verkalkter  Wand 
(Fig.  1005).  Er  erlangt  bei  palaeo- 
zoischen  Nautiloideen  zuweilen 
beträchtliche  Dicke  und  schwillt 
nicht  selten,  nachdem  er  eine 
Scheidewand  passirt  hat,  be- 
trächtlich an,  so  dass  er  aus 
perlschnurartig  aneinander  ge- 
reihten und  durch  Einschnür- 
ungen getrennten  Scheiben  zu- 
sammengesetzt erscheint  (Fig. 
1006).  Hat  der  Sipho  beträcht- 
liche Dicke,  so  bleibt  er  selten 
hohl,  sondern  wird  theils  von 
radialen  Kalkblättern  (Fig.  1007), 
theils  von  dünnen,  kalkigen,  mit 
der  Spitze  nach  hinten  gerich- 
teten und  in  verschiedenen  Ab- 
ständen von  einander  entfernten 
Düten  ausgefüllt  (Fig.  1008),  oder 
es  lagern  sich  an  der  Stelle,  wo 
der  Sipho  die  Septa  durchbricht, 
ringförmige  Wülste  aus  mit  organischer  Substanz  gemengtem  kohlensaurem 
Kalk  ab  (Obstructionsringe)  und  verengen  das  Lumen  des  Siphos  beträcht- 
lich (Fig.  1009.  101Ö).  Fast  überall,  wo  Ausfüllungsdüten  oder  Obstructions- 
ringe vorhanden  sind,  beobachtet  man  im  Centrum  des  Siphos  ein  aus 


Fig.  1009. 
Actittocera»  (Ormocera*)  Bayfleldi 
Stokes.  Unter-Silur.  Huron-8ee 
i  Nord-Amerika i.  Verticaler  huren- 
schnltt.  Die  Obstructionsringe  sind 
itu  Innern  aufgelöst,  und  nur  Ihre 
verkieselte  Oberflache  erhalten 
(Nach  Stokes.) 


Fig.  1008. 
Krulocera*  protriforme 
Hall.  Verticalschnitt, 
um  die  inetnander- 
stee  kenden,  hinten  ge- 
schlossenen, trichter- 
förmigen Abscheldun- 
geO  des  Sipho  zu 
zeigen. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.  Nautiloidea. 


377 


zwei  oder  drei  sehr  dünnen,  kalkigen  Blättern  bestehendes  Gebilde  (Pro- 
8ipho,  Endosipho);  das  bis  zum  hintersten  Ende  des  Sipho's  reicht. 

Da,  wo  der  Sipho  eine  Seheidewand  durchbohrt,  erfolgt  eine  kragen- 
förmige  Umstülpung  des  Septums,  welche  sich  bei  den  Nautiloideen  fast 
immer  nach  hinten  wendet  und  Siphonaldüte  genannt  wird.  Nur  zwei 
palaeozoische  Gattungen  (Conoceras  und  Nothoceras)  haben  nach  vorne  ge- 
kehrte Siphonaldüten.  In  der  Regel  besitzen  diese  Umstülpungen  nur  ge- 
ringe Länge,  zuweilen  reichen  sie  aber  auch  von  einer  Scheidewand  bis  zur 
nächsten  (Fig.  1010),  ja  in  manchen  Fällen  (Endoceras)  erstrecken  sie  sich 


Fi«.  1011. 
AnfungBkammcr  von  tfantiltu 
Pompiliu*  mit  linearer  Narbo 
auf  »1er  Hinterwand.  Stark 
(Nach  Hyatt.) 


Fig.  1013. 
Xautiltu  Konincki  dOrb. 
Im  C«ntrnm  mit  Durch- 
bruch. 


Flg.  1010. 

Schale  von  Aturia 
aufgebrochen,  um 
die  trichterförmigen 
Ineinander«  tecken- 
Hlphonaldüten 
zu  «eigen. 


Fi(f.  1012. 
Anfangskummer  und 
erst«  Windung  von 
XavtUu*  Pompiliu*  In 
der  Mitte  durchge- 
schnitten. 5  Slpho, 
c  blinder  Anfang  de» 
Sipho.  x  leerer  Kaum, 
welcher  dadurch  ent- 
utebt,  daaa  »Ich  der 
erste  l'mgani?  nicht 
hart  an  die  AnfnnK»- 
kaiumer  anlegt. 
iNach  Branco.) 


sogar  über  den  Abstand  von  zwei  Septen 
hinaus.  Fast  immer  verengen  sich  lange 
Siphonaldüten  nach  hinten  und  stecken 
alsdann  wie  Trichter  ineinander. 

Bei  einigen  palaeozoischen  Nautiloideen  mit  gerader 
Schale  und  sehr  dickem  Sipho  (Endoceras,  Piloceras)  wird 
das  hintere  Ende  des  Gehäuses  vom  Sipho  gebildet,  der  hinter  der  ersten 
Scheidewand  anschwillt  und  sich  dann  nach  hinten  zu  einer  Spitze  verengt 
In  der  Regel  bildet  jedoch  die  erste  Luftkammer  das  Embryonalende  der 
Schale  (Fig.  1011).  Dieselbe  hat  conische  Form,  ist  am  hinteren  Ende  ab- 
gestutzt und  aussen  fast  immer  mit  einer  Narbe  versehen,  welche  vermuthen 
lässt,  dass  hier  vielleicht  eine  vergängliche  Embryonalblase  angeheftet  war. 
Am  vorderen  Ende  wird  die  Anfangskammer  durch  die  erste  Scheidewand 
abgeschlossen;  der  Sipho  durchbohrt  dieses  Septum,  dringt  in  die  erste 
Kammer  ein  und  erreicht  beinahe  die  Hinterwand  derselben  (Fig.  1012). 
Bei  den  Spiral  gewundenen  Schalen  bildet  die  Anfangskammer  einen  ge- 
bogenen ,  hinten  abgestutzten  Kegel,  hinter  welchem  im  Centrum  des  Ge- 
windes ein  leerer  Raum  frei  bleibt.  Die  fossilen  Nautiloideen  mit  weit  ge- 
nabelten Schalen  zeigen  darum  im  Centrum  fast  immer  eine  Durchbohrung 
(Fig.  1013). 

Systematik.  Für  die  Unterscheidung  der  verschiedenen  Gattungen 
wurde  bei  den  Nautiloideen  von  jeher  besonderes  Gewicht  auf  die  Form  und 
Involution  der  Schale  gelegt  und  danach  die  Gattungen  Orihoceras,  Cyrto- 
ceras,  Qyroceras,  Nautilus  etc.  unterschieden.  Barrande  verwerthete  ausser- 
dem die  Beschaffenheit  der  Mündung,  die  Richtung  der  Siphonaldüten  und 
die  Ausbildung  des  Siphos  selbst.  Die  meisten  Autoren  folgten  Barrande, 
nur  Hyatt  hält  die  verschiedenartige  Involution  der  Schale  für  ein  neben- 
sächliches Moment  und  basirt  seine  Hauptgruppen  auf  die  Beschaffenheit 
der  Siphonaldüten,  die  Gattungen  in  erster  Linie  auf  die  Verzierung  der 
Oberfläche. 


Digitized  by  Google 


378 


Mollusca.  Cephalopoda. 


1.  Familie.    Orthoceratidae.  M'Coy. 

Schale  gerade  oder  gebogen.  Sipho  central,  intermediär  oder  randständig, 
zuweilen  sehr  dick  und  durch  Obstructionsringe  oder  sonstige  Ausfüllungsgebilde 
verengt.    Cambrium  bis  Trias. 

a)  Mündung  einfach: 

Endoceras  Hall.  (Vaginati  Quenst.,  Cameroceras,  Diploceras  Conrad) 
(Fig.  1014, 1015).  Schale  cylindrisch-conisch,  stark  verlängert,  im  Querschnitt 
rund  oder  elliptisch,  zuweilen  sehr  gross.  Sipho  randständig,  ungewöhnlich  weit, 
u  &  e  Siphonaldüten  min- 

destens von  einer 
Scheidewand  zur  an- 
deren, zuweilen  sogar 
noch  über  die  Hälfte 
der  folgenden  Kam- 
mer reichend,  eine 
geschlossene,  mitEin- 


Fig.  1015 

Wählt«.    Cntor-Sllur.    Kintu>kiillt\  Schweden. 

.Stark  verkleinert. 
Wühlt»«.    t'nter-Silur.    Oranlenbaum,  Rnsslund 
Vi  naL  (.rosse.    Der  vordere  Trichter  de»  Sipho  int  mit  erhärtetem 

.Schlamm  ausgefüllt  und  bildet  einen  »Spien»«. 
c  Endoceras  commune  Wählt»«.    Schematicher  IjJngsschnitt,  um  die 
Siphonaldüten  zu  zeigen. 
d  Klne  einzelne  Kammer  von  Endocerat  mit  langer  Slphonaldute. 
(Fig.  c  und  d  nach  Dewitz.) 


Flg.  1014. 
Endocera*  proteijorme 
Hall. 

Verticaler  sc  hnitt,  um  die 
trichterförmigen  Ablager- 
ungen im  Siphu  zu  zeigen. 


schnürungen  versehene  Röhre  bildend.  Am  hinteren  Theil  der  Schale  er- 
weitert sich  der  Sipho  zuerst  neben  der  ersten  Luftkammer,  drängt  dieselbe 
zur  Seite  und  verengt  sich  alsdann  zu  einer  zuckerhutförmig  zugespitzten 
Anfangskammer.  Weiter  vorne  finden  sich  im  Sipho  dütenförmige,  mit  der 
Spitze  nach  hinten  gekehrte  Scheiden,  welche  sich  bald  mehrfach  und  in 
geringen  Abständen,  bald  nur  ein-  bis  zweimal  wiederholen.  An  der  hinteren 
Spitze  eines  solchen  »Spiessesc  beginnt  ein  aus  drei  verkalkten  Membranen 
bestellendes  Blatt,  das  im  Centrum  des  Sipho  verläuft  und  bis  zum  hinteren 
Ende  desselben  fortsetzt.  Dieser  Prosipho  (Endosipho)  ist  nur  an  besonders 
gut  erhaltenen  Stücken  zu  beobachten.  Nicht  selten  fällt  der  mit  Gesteins- 
masse erfüllte  Sipho  aus  und  findet  sich  isolirt.  Die  Gattung  Endoceras 
ist  auf  das  untere  Silur  beschränkt  und  findet  sich  ungemein  häufig  in 
Schweden,  den  russischen  Ostseeprovinzen  und  Nord-Amerika;  auf  secun- 
diirer  Lagerstätte  im  norddeutschen  Diluvium.  Einzelne  Arten  (E.  vaginatum 
Schloth.  sp.)  erreichen  eine  Länge  von  1 — 2  Meter.  E.  duplex  Wahlbg., 
E.  complanatum  Eichw.,  E.  gladius  Holm.,  E.  proteijorme  Hall  etc. 

Piloceras  Salter.  Kurz  kegelförmig,  schwach  gebogen.  Sipho  rand- 
ständig, sehr  dick,  mit  ein  oder  mehreren  dütenförinigen  Scheiden,  die 
durch  einen  Prosipho  unter  einander  und  mit  dem  hinteren  Ende  verbunden 
sind.  Cambrium  und  unteres  Silur  von  England  und  Nord -Amerika.  Die 
Gattung  wurde  ursprünglich  für  einen  ausgefallenen,  isolirten  Sipho  auf- 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.  Nautiloidea. 


379 


gestellt;  vollständige  mit  Luftkammern  versehene  Schalen  beschrieb  1886 
Whitfield  aus  dem  unteren  Silur  von  Fort  Cassin.  Vermont. 

Conoceras  Bronn.  (Bathmoceras  Barr)  (Fig.  1016). 
Schale  gerade,  cylindrisch-conisch,  im  Querschnitt  ellip- 
tisch. Wohnkammer  kurz;  Mündung  einfach.  Der  ge- 
kammerte  Theil  stets  abgestutzt  und  nie  vollkommen 


Flg.  1016. 
Conocera»  {Bathmocera* 
prarpotterum  Barr.  Cnter- 
Silur  (D).   Vosek,  Böhmen. 
(Nach  Barra'nde.) 


Fig.  1018. 
Actinoceras  {Ormocera») 

vertcbrtUwn  nall. 
ober-Silur.  I^x'-kport, 


Fig.  1019. 


New  -  York.     Yerticaler  Sipho  von  Huronia 


Durchschnitt.    Die  Ob- 
structlonsringe  Im  Sipho 
erhalten. 
(Nach  Barrande.) 


vertsbratis  Stokes. 

Unter-Silur. 
Drummondlnsol 
im  Huron-Se»;. 


Flg.  1017. 
Actinoceras  docen*  Watt. 

Ober-Silur  (E).  Dvoretz. 
Böhmen.  Vertlcaler  Durch- 
schnitt. Der  perlaehnur- 
förmige,  gegen  vorn  an 
Starke  abnehmende  Slpho 
ist  mit  Obstructlonsrlngcii 
versehen. 
(Nach  IIa r ran  de.) 


erhalten.    Die  obersten  Septa  häufig  unvollständig  aus- 

febildet.  Sipho  randständig,  dick,  aus  zahlreichen 
egelförmigen,  mit  ihrer  Spitze  nach  oben  gerichteten 
Düten  bestehend.  Neben  dem  Sipho  sind  die  Scheidewände  ebenfalls  nach 
vorne  aufgebogen.  Selten  im  unteren  Silur.  Böhmen,  England,  Schweden, 
Nord-Amerika. 

Actinoceras  Bronn  {Omioceros  Stokes,  Nummularia  de  Kon., 
Sactoeeras  Hyatt)  (Fig.  1006,  1009, 1017, 1018).  Schale  cylindrisch- 
conisch,  im  Querschnitt  rund.  Siphonaldüten  sehr  kurz.  Sipho 
dick,  zuweilen  die  Hälfte  des  Schalendurchmessers  einnehmend, 
zwischen  den  Septen  angeschwollen,  perlschnurförmig,  mit  ver- 
kalkter, jedoch  sehr  selten  erhaltener  Wand,  stets  durch  Ob- 
structionsringe  verengt,  zwischen  denen  ein  centraler  mit  eigener 
Wand  versehener  Prosipho  verläuft,  von  welchem  zuweilen  radiale 
Röhren  ausstrahlen,  welche  bis  zur  Wand  des  Siphos  reichen 
und  dieselbe  durchbohren.  Der  Sipho  bildet,  wie  bei  Endoceras, 
die  conische  Anfangskammer  des  Gehäuses,  ist  aber  am  hinter- 
sten Ende  nicht  zugespitzt,  sondern  von  einer  runden  Oeffnung 
durchbohrt  (Foord).    Cambrium  bis  Carbon. 

Discosorus  Hall.  Kurz  ionisch,  schwach  gebogen.  Sipho 
ungemein  dick,  aus  angeschwollenen  perlschnurartigen  Scheiben 
bestehend,  mit  Prosipho.  Der  obere  Theil  des  Sipho  durch  eine 
trichterförmige,  unten  zugespitzte  Düte  abgeschlossen.  Ob.  Silur. 
Nord-Amerika. 

Huronia  Stokes  (Fig.  1019).  Wie  Actinoceras.  aber  die 
Siphosegmente  oben  angeschwollen,  unten  enger.  Ob.  Silur 
(Niagara  Gr.),  Nord -Amerika. 

Jovellania  Bayle.  Cylindrisch-conisch,  im  Querschnitt  drei- 
eckig, Septa  enggestellt.  Sipho  massig  weit,  excentrisch,  durch 
verticale  Kalkblätter  obstruirt.    Silur,  Devon. 

Orthoceras  Brevn  (Fig.  1001,  1001,  lfM».r,,  1020,1021).  Schale 
gerade,  gestreckt-kegelförmig,  im  Querschnitt  rund,  seltener  ellip- 
tisch.   Septa  concav.    Sipho  von  verschiedener  Stärke,  central 
oder  excentrisch  ohne  kalkige  Ausscheidungen.    Siphonaldüten  kurz  oder 
bis  zur  nächsten  Scheidewand  reichend.    Wohnkammer  gross,  Mündung 


FiK.  1020. 
Orthoceras 
timidum  Barr 

Ober-Silur. 

Lochknw, 
llohiiifii. 


Digitized  by  Google 


380 


Mollusca.  Cephalopoda. 


einfach.  Cambrium  bis  Trias.  Hauptverbreitung  im  Silur.  Barrande 
zerlegt  die  Gattung  Orthoceras  in  die  zwei  Gruppen  der  Breyicones  von 
kurz  kegelförmiger  und  in  die  der  Longicones  von  cylindriseh-conischer 
Gestalt.  Die  letzteren  erreichen  zuweilen  eine  iÄnge  von  1 — 2  Meter.  Die 
äussere  Schalenschicht  zeigt  häufig  Quer-  oder  Längsverzierungen  (Streifen, 
Rippen,  Runzeln,  Falten  oder  Knötchenreihen),  welche  von  Hyatt  zur  Unter- 
scheidung zahlreicher  Gattungen  (Oeisonoceras ,  Kyonoceras,  Spyroceras  etc.) 
verwerthet  wurden.  Zuweilen  haben  sich  auch  Reste  der  ursprünglichen 
Färbung  (Linien,  Bänder,  Zickzackstreifen  oder  Flecken)  erhalten.  Bei  ein- 
zelnen Arten  konnte  auch  der  Eindruck  des  Verwach- 
sungsbandes auf  Steinkernen  der  Wohnkammer  beobachtet 
werden.  Als  N orm al lin  ie  bezeichnet  man  eine  schwach 
vertiefte  Längsrinne  oder  einen  sehr  feinen  Längskiel 
auf  der  Innenwand  der  Wohnkammer  (Fig.  1021).  Die 

Septa  stehen  stets  in  regelmässigen, 
bald  ziemlich  weiten,  bald  engeren  Ab- 
r--.'t':<[.<i].  Die  Siphonaldüten  Bind  in 
der  Regel  sehr  kurz;  der  Sipho  selbst 

T  X 


Flg.  1021. 

Orthocerai  annulatvm 

Sow.     Ober -Silur  (E). 

Vlpcucilka,  Böhmen. 
Fragment  mit  einem 
Thell  der  Wohnkaiumer 
und  einigen  Scheide- 
wänden. Krstere  zeiirt 
die  sogen.  Nomiallinic; 
letztere  stlnd  in  derj 

Mediuliebene 
durchgeschnitten. 
(Stich  Barrande.) 


Flg.  1024 
Cyrtoctra»  corbulatum 
Barr.   Ober- Silur  (E). 
Dvoretz,  Böhmen. 
(Nach  Barrande) 


Fig.  1023. 
Cyrtoceras  Baylei  Barr 
Ober- Silur.  Ix>chkow, 
Böhmen. 
(Nach  Barrande.) 


Fi*.  10K. 
Ourioecra»  Murehisoni  Barr. 
Ober-Silur  (E). 
Lochkow,  Böhmen, 
nat.  Grösse. 


ist  bald  von  einer  häutigen ,  bald  von  einer  verkalkten 
Wand  umgeben,  meist  von  geringer  Stärke,  cylindrisoh, 
selten  auf  einer  Seite  geradlinig,  auf  der  anderen  convex 
begrenzt. 

Die  Gattung  Orthoceras  (mit  welcher  Barrande 
auch  Actinoceras  und  Discosorus  vereinigt)  enthält  nach 
Barrande  1146  Arten,  wovon  850  dem  Silur-System  angehören.  Die  älte- 
sten Formen  beginnen  im  Cambrium  (O.  sericeum  Salter),  die  jüngsten  sterben 
in  der  alpinen  Trias  aus. 

Cyrtoceras  Goldf.  (Fig.  1022— 1024).  Schale  gebogen,  im  Querschnitt 
elliptisch,  eiförmig,  seltener  dreieckig,  rund  oder  polygonal.  Sipho  meist  der 
convexen,  seltener  der  coneaven  Seite  genähert,  zuweilen  auch  central,  cvlin- 
drisch  oder  perlschnurförmig,  von  massiger  Stärke;  zuweilen  durch  radiale 
Blätter  oder  Obstructionsringe  verstopft.  Mündung  einfach,  die  ventrale 
Ausbuchtung  bald  auf  der  convexen  (exogastrisciO.  bald  auf  der  coneaven 
Seite  ( endogustrisch).  Oberfläche  wie  bei  Orthoceras  sehr  mannichfaltig  verziert. 
Cambrium  bis  Perm.   Circa  350  Arten  bekannt.   Hauptverbreitung  im  Silur. 

Auch  Cyrtoceras  wurde  von  Hyatt  nach  der  Verzierung  der  Oberfläche  und 
Beschaffenheit  des  Sipho  in  zahlreiche  Genera  (Meloceras,  Ooceras  etc.)  zerlegt. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.  Nautiloidea. 


381 


Poter iocer as  M'Coy.  Schäfe  spindelförmig,  schwach  gebogen,  in  der 
Mitte  angeschwollen,  hinten  zugespitzt.  Wohnkammer  gegen  die  einfache 
Mündung  verengt.  Querschnitt  rund  bis  elliptisch.  Sipho  subcentral  bis 
rundlich,  zwischen  den  Septen  angeschwollen.  Unter-Silur  (P  comtrictum 
Hall  sp.)  bis  Carbon  (P  fusiforme  Sow.  sp.). 

b)  Mündung  verengt: 

Gomphoceras  Sow.  (Fig.  1025).   Gerade,  kurz  birnförmig,  in  der  Mitte 
angeschwollen,  im  Querschnitt  kreisrund.    Mündung  stark  verengt,  T-förmig. 
Die  Querspalte  der  Mündung  häufig  durch  eine  rund-  a 
liehe  oder  mehrfach  gelappte  Oeffnung  ersetzt,  und  auch 
die  Längsspalte  in  der  Nähe  des  Ventralrandes  mehr 
oder  weniger  erweitert.   Septa  genähert.   Sipho  central 
oder  inter- 
mediär, sub- 
cylindrisch 
oder  perl- 
schnunör- 
mig,  zuwei- 
len durch 
Obatruc- 
tionsringe 
oder  Blätter 

verengt. 
Oberfläche 
glatt  oder 
quer  ver- 
ziert. Silur 
bis  Carbon. 

Hyatt  unterscheidet  nach  der  Zahl  der  Lappen  in  der  Querspalte  der 
Mündung  die  Gattungen:  Tetrameroceras,  Hexameroceras,  Trimeroceras,  Pento- 
nieroceras  und 
Hepta  meroceras. 

Phragmo- 
ceras  Broderip 
(Fig.  1007,102(5, 
1027).  Schale 
gebogen,  nasch 
an  Grösse  zu- 
nehmend, seit- 
lich etwas  zu- 


Phroffmoccra*  Pandtri  Harr. 
Mündung  T  fbnufg,  Quer- 
spalto  vlorlftppljf. 
(Nach  Bar  runde.) 


Rf.  1025. 

Bohemicum  Barr.   oher-SIlur  (Et  E). 
Dvorots,  Böhmen. 
a  Von  der  Seite,  b  Mündung. 


gedrückt,  im 

Quersclinitt 
oval  oder  ellip- 
tisch. Mündung 
verengt  mit  T 
förmiger  Oeff- 
nung; die  Quer 
spalte  häufig 
2— -8  lappig.  Si- 
pno  meist  uem 
coneaven  Ran- 
de genähert, 
subeyundrißch, 

zuweilen  durch  radiale  Blätter  obstruirt. 


Flg.  10<7. 

Phragmocera»  Broderipi  Barr.   ob.  Silur  (E).    1-oHikow,  liohtiicti. 
'/t  nat.  f!ri»we.    (Nach  Barrande. j 

Silur.    51  Arten. 


Digitized  by  Google 


382 


Mollusca.  Cephalopoda. 


2.  Familie.   Ascoceratidae.  Barr.1) 

Schale  schwach  gebogen,  anfänglich  tcie  Cyrtoceras  oder  Orthoceras  beginnend; 
Sipho  dünn,  dem  convexen  Rande  genähert.  Später  wird  der  ein/ach  gekammerte 
Theil  abgestossen,  die  Septa  folgen  in  engen  Abständen  aufein- 
ander, biegen  sich  auf  der  dem  Sipho  gegenüberliegenden  Seite 
aufwärts  und  bilden  neben  der  Wohnkammer  eigentümliche 
seitliche  Kammerverlängerungen,  welche  sich  an  die  dorsale 
Seite  der  Schale  anheften.   Mündung  einfach  oder  verengt.  Silur. 

In  der  Regel  findet  man  nur  Exemplare ,  an  denen 
der  normal  gekammerte  Schalentheil  abgestossen  und  nur 
die  niedrigen  letzten  Kammern  nebst  ihren  Seitenflügeln 
erhalten  sind.  Nicht  selten  kommen  auch  Ausgüsse  der 
Wohnkammer  allein  vor. 

Ascoceras  Barr.  (Aphragmiles  Barr.)  (Fig.  1020,1029). 
Die  einfach  gekammerte  Schale  lang,  etwas  gebogen ;  Septa 
in  unregelmässigen  Abständen  aufeinander  folgend.  Sipho 
dünn.    Wohnkammer  sack-  oder  flaschenförmig,  zuerst  an- 

b  Ca 


Fix-  1029.  KIk  1028. 

Mcoceras  manubrium  Aicoceras  Bohemieum  Harr.   oher-Silur  (Kl.   Kozori,  Böhmen. 

Lindström.  (Nach  Barrand  c.) 

Ober  Silur.    Gotland.       n  Kxeniplar  mit  theilwelse  erhaltener  .Schale,    b  .Steinkern  der  Wohnkammer 
Re*taurirt.  mit  ausgefallenen  Luftkammern,  e  VertienUehiiltt  (w  Wohnkammer,  c  1—4  Luft- 

•/,  nat.  OrOaae.  kammern,  11—  4  laterale  PortS&tSC  der  Luftkammern. 

iNach   Lind  ström.)  (Nat.  Grösse.) 

geschwollen,  gegen  die  Mündung  wieder  etwas  verengt.  Mundränder  ein- 
fach, nicht  eingebogen.  Silur.  Böhmen,  »Schweden  (Gotland),  Norwegen, 
England,  Nord-Amerika. 

Glossoceras  Barr.  Wie  Ascoceras,  aber  die  Mündung  am  Dorsalrand 
mit  zungenförmigem,  eingebogenem  Fortsatz.    Ob.  Silur.    3  Arten. 

Billingsites  Hyatt,  Choanoceras  Lindstr.  Silur. 

3.  Familie.   Nautilidae.  Owen. 
Schale  spiral  in  einer  Ebene  gewunden.    Mündung  einfach  oder  verengt. 

Gyroceras  v.  Meyer  (Fig.  1030).  Schale  eine  offene,  aus  einem  oder 
wenigen  Umgängen  bestehende  Spirale  bildend.  Oberfläche  glatt,  fein  ge- 
streift oder  mit  Spiralen  Rippen,  zuweilen  auch  mit  Querrippen  und  Knoten 
verziert.  Querschnitt  elliptisch,  rund  oder  dreieckig.   Wohnkammer  ungefähr 


')  Lindström,  G.,  The  Ascoceratidae  and  the  Lituitidae  of  the  Upper  Silurian 
Formation  of  (.Jotland.    K.  Svenska  Vetensk.  Ak.  Handl.  1890.    Bd.  XXIII. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.  Nautiloidea. 


383 


ein  Drittel  des  letzten  Umgangs  einnehmend.  Mündung  einfach,  aussen,  zu- 
weilen auch  auf  den  Seiten  mit  Ausschnitt.  Suturen  der  Septa  einfach. 
Sipho  massig  stark,  meist  der  Convexseite,  selten  der  Concav- 
seite  genähert,  hin  und  wieder  mit  radialen  Blättern  erfüllt. 
Silur  his  Carbon.    Etwa  40  Arten  bekannt. 

Lituitea  Breyn  (Fig.  1031).  Schale  anfänglich  in  einer 
geschlossenen  Spirale  eingerollt,  scheibenförmig;  der  letzte  Um- 
gang abgelöst  und  geradlinig  verlängert  Mündung  mit  Ven- 
tralausschnitt und  zwei  Seitenohren.  Sipho  cylindrisch,  sub- 
central  oder  der  Innenseite  genähert.  Silur. 

Ophidio- 
ceras  Barr. 
(Fig.  1032).  Wie 
Lituites,  aber 
letzterllmgang 
kurz,Mündung 
verengt.  Silur. 

Trocho- 
lites  Conrad. 
Unt.  Silur. 

H  e  r  c  o- 
ceras  Barr. 
(Fig.  1033). 
Sehale  in  ge- 
schlossener 
Spirale  aufge- 
rollt. Umgänge 
im  Querschnitt 
elliptisch  bis 

vierseitig,  aussen  mit  Knotenreihe.  Mündung  durch  die  Ein- 
biegung sämmtlicher  Mundränder  stark  verengt.  Sipho  sub- 
marginal, unter  dem  Externtheil  gelegen,    üb.  Silur. 


Fl*.  lo:;o. 
Qyroceras  atatnm  Barr.  Ober- 

Sllur  (F). 
Koni<-pruw,  Böhmen    Nut  Gr. 
(Nach  Barrande 


Fl«.  lü;tJ 
Ophidioccra»  timplej  Barr 
Obcr-Snur  (E). 
I.<ichkn\v,  Böhmen. 
Nut.  <ir.     i Nach  Bnr  runde.: 


Fitr.  i<m. 

Burr.   ober  Silur         Hluboeep,  Böhmen. 
(Xarh  Burrande.) 


Fhi  1011. 
Lituitr*  lituu* 
Montf  Aus  untor- 
silurlM-hi-n  <»e- 

Belleben  von  Ort- 

nreunsen.  Exem- 
plur  mit  Wohn- 
kamnierund  Mini 


Nothoceras  Barr.  Schale  weit  genabelt.  Umgänge  dick,  *JW  ':«  "H.t-lir 
aussen  breit,  in  geschlossener  Spirale.  Sipho  dick,  intern.  (Nttch  *öU,nB> 
Siphonaldüten  kurz,  nach  vorne  gerichtet.  Einzige  Art  {N.  Botiemicum  Barr.) 
im  Devon  (Et.  G.)  von  Böhmen. 


Digitized  by  Google 


384 


Mollusca.  Cephalopoda. 


Nautilus  Breyn  (Fig.  1034 — 1038).  Schale  Spiral  in  einer  Ebene  ein- 
gerollt, weit  genabelt  bis  involut.  Umgänge  im  Querschnitt  oval,  elliptisch  oder 

kantig,  die  innere  Seite  durch  den  vorhergehenden 
Umgang  ausgeschnitten.  Mündung  einfach  mit 
Ventralausschnitt.  Suturlinie  der  Septa  bald  ein- 
fach, bald  mit  schwachem  Extern-  und  Intern- 
lobus,  zuweilen  auch  mit  wenigen  seitlichen  Loben 
und  Sätteln.  Sipho  in  der  Medianebene,  subcen- 
tral oder  intermediär,  meist  dünn,  cylindrisch, 


Kl*.  1034. 

Sautilu«  {DUcitei)  planotergatu»  M'Coy.  Kohlenkalk. 
Vl»d,  Belgien.    Nut.  Gröwie.   (Nach  de  Köninck.) 


Fi«.  1035. 

Sautilu»  (Trcmatodisctu)  Konineki  d'Orb. 
Kohlcnkalk.    Touniay,  BelRion.    Nat  Gr. 
a  von  der  Seite,  6  von  vorne. 


seltener  dick,  perlschnurförmig ,  ohne  Ausfüllungsgebilde.  Siphonaldüten 
kurz,  nach  hinten  gerichtet.  Oberfläche  häufig  glatt,  seltener  mit  Längs- 
streifen oder  Längskielen,  Querfalten  oder  Knoten  verziert.  Bei  den  evo- 
luten  Nautilen  ist  das  Centrum  der  Schale  durch  einen  leeren  Raum  hinter 
der  abgestutzten  Anfangskammer  durchbohrt.  Silur  bis  jetzt.  Ueber  300 
Arten  bekannt,  davon  6  lebende. 


Fig.  10.1«. 

Sautilu»  intermediu»  Sow.    Mittl.  I.las. 

Hinterweiler,  Württemberg, 


Sautilu* 

Otinitzi  Fielet 
Tlthon 
SlriunberK 


Kiir  103T. 

Sautilu*  Francuuicxu  <>pp.    Ober- Jura. 
PtaflelHteln,  Franken. 


Von  den  zahlreichen  Gattungen,  Untergattungen  oder  Gruppen,  die  bei 
Nautilus  unterschieden  wurden,  verdienen  die  folgenden  Erwähnung: 

a)  Temnocheilus  MCoy.  Weit  genabelt,  Centrum  durchbohrt.  Extern- 
theil  sehr  breit,  durch  eine  knotige  oder  einfache  Kante  von  den  schräg 
nach  inuen  einfallenden  Seiten  getrennt  Suturlinie  mit  Externlobus.  Silur 
bis  Trias.    N.  coronatus  M'Cov.  Carbon. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.  Nautiloidea. 


385 


b)  D  iscites  M'Coy  (Fig.  1034).  Wie  vorige,  aber  flacher.  Umgänge  vier- 
seitig, nach  aussen  verschmälert,  Externtheil  kantig  begrenzt.  Kohlenkalk. 

c)  Trematodiscus  Meek  und  Worth.  (Coelonautilus  Foord)  (Fig.  1035). 
Weit  genabelt ;  Centrum  durchbohrt.  Umgänge  auf  den  Seiten  und  auf  dem 
Externtheil  mit  erhabenen  Längskielen  verziert    Carbon  bis  Trias. 

d)  Pleuronautilus  Mojs.  Weit  genabelt ;  Centrum  durchbohrt.  Seiten 
mit  kräftigen  Querrippen  oder  Knotenreihen.    Devon  bis  Trias. 

e)  Pteronautilus  Meek.  Involut.  Umgänge  glatt,  aussen  gerundet, 
der  letzte  etwas  abgelöst  und  verlängert;  die  seitlichen  Mundränder  rlügel- 
artig  verlängert.    Zechstein.    N.  Seebachianus  Gein. 

f)  Barrandeoceras  Hyatt.  Weit  genabelt;  im  Centrum  durchbohrt. 
Umgänge  glatt  oder  fein  quergerippt,  aussen  gerundet.  Suturlinie  mit  Seiten- 
lobus.  Silur. 

g)  Nautilus  s.  str.  (Fig.  1036—1038). 
Eng  genabelt  oder  involut,  aussen  ge- 
rundet. Oberfläche  glatt,  quer  gestreift 
oder  mit  welligen  oder  zickzackförmigen 
Querrippen  bedeckt.  Suturlinie  einfach 
oder  mit  gerundeten,  selten  zackigen  Seiten- 
loben  und  häufig  einem  Internlobus.  Car- 
bon bis  jetzt.  Hauptverbreitung  in  Jura 
und  Kreide. 

Aturia  Bronn  (Fig.  1010).  Involut; 
Umgänge  glatt,  hochmündig,  aussen  ge- 
rundet. Suturlinie  auf  den  Seiten  einen 
sehr  tiefen,  zugespitzten  oder  gerundeten 
Lobua  bildend.  Sipho  intern,  von  langen, 
trichterförmigen  Siphonaldiiten  umgeben, 
welche  von  einer  Scheidewand  bis  zur 
andern  reichen.  Eocün  und  Miocän. 
A.  lingulaia  v.  Buch  (Eocän). 

4.  Familie.    Trochoceratidae.  Zitt. 

Schale  schneckenförmig  aufgerollt;  die 
Spirale  nicht  in  einer  Ebene 

Troch  OCe  ras  Barr.  (Flg.  103U).     Oe-        I.nrhkow.  Böhmen.   (Nach  Barrande.) 

winde  nur  aus  wenigen  Umgängen  be- 
stehend, locker  aufgerollt,  bald  rechts,  bald  links  gewunden.  Mündung 
einfach.    Sipho  intermediär.    Seiten  meist  mit  Querfalten  bedeckt,  selten 
glatt.    Silur.  Devon. 


Zeitliche  Verbreitung  der  Nautiloidea. 

Schon  im  Cambrium  begegnet  man  allerdings  nur  ganz  verein- 
zelten Vertretern  der  Nautiloidea  [Orthoceras,  Cyrtoaras,  Piloceras),  und 
im  unteren  Silur  sind  bereits  die  meisten  bekannten  Gattungen  durch 
eine  beträchtliche  Anzahl  (ca.  500)  von  Arten  vortreten;  namentlich 
Endoceras,  Orthoceras,  Cyrtoceras  und  Lituites  spielen  hier  eine  wichtige 
Rolle.  Im  oberen  Silur  erlangen  die  Nautiloidea  den  Höhepunkt  ihrer 
Entwickelung  (ca.  löOO  Species),  nehmen  im  Devon  und  Kohlen- 
kalk schon  beträchtlich  ab,  sind  im  Perm  auf  die  Gattungen  Nauti- 
lus. Orthoceras,  Cyrtoceras  und  Oijroceras  beschränkt,  wovon  nur  dio 
zwei  ersten  auch  in  der  Trias  fortdauern. 

Im  Carbon  fängt  Nautilus  an,  eine  grosse  Menge  von  Arten  zu 
bilden  und  dauert  in  nahezu  gleicher  Stärke  in  der  mesozoischen 

Z Ittel.  Grunclsüge  der  Palaeontologle.  25 


Digitized  by  Google 


38G  Mollusca.  Cephalopoda. 

Periode  fort;  Orthoceras  dagegen  stirbt  in  der  alpinen  Trias  aus.  Im 
Tertiär  sind  nur  noch  Nautilus  und  Aturia  vorhanden,  letzterer  aber 
an  Formenreich thum  beträchtlich  zurückgegangen. 

Auffallend  ist  das  Zusammenvorkommen  vou  palaeozoischen  Nauti- 
loideen  mit  einfacher  Mündung  mit  Gattungen  von  gleicher  allgemeiner 
Form,  bei  denen  jedoch  die  Mündung  in  verschiedener  Weise  verengt 
ist  [Orthoceras—Qomphoceras,  Cyrtoceras—Phraymoceras,  Ascoceras—Olosso- 
ceras).  Ob  derartige  Formen  sexuelle  Verschiedenheiten  ein  und  der- 
selben Gattung  darstellen,  oder  ob  sie  wesentliche  Differenzen  in  der 
Organisation  der  Thiere  andeuten,  lässt  sich  leider  nicht  mit  Sicherheit 
entscheiden. 

2.  Unterordnung.  Ammonoidea.1) 

Schale  meist  in  geschlossener  Spirale  eingerollt,  seltener  schneckenförmig  ge- 
wunden, evolut,  gebogen  oder  gerade.  Mündung  ein/ach,  zuweilen  mit  Ventral- 
ausschnitt,  seitlichen  Ohren  und  ventralem  Fortsatz.  Suturlinie  wellig,  zackig 
oder  mit  zerschlitzten  Loben  und  Sätteln.  Sipho  ohne  innere  Ablagerungen,  stets 
randständig.  Siphonaldüten  meist  nach  vorne,  seltener  nach  hinten  gerichtet. 
Embryonalkammer  kugelig  oder  eiförmig.  Aptychus  oder  Anaptychus  häufig 
vorhanden.   Devon  bis  obere  Kreide. 

Die  Schalen  der  Ammonoidea  unterscheiden  sich  von  denen  der  Nauti- 
loidea  hauptsächlich  durch  abweichende  Embryonalkammer,  durch  meist 

l)  Literatur  (vgl.  S.  370)  ausserdem : 

v.  Buch,  Leop.,  Ueber  Goniatiten.   Abh.  Berl.  Akad.  1832.    Ueber  Ammoniten  ibid. 

1832.    Ueber  Ceratiten  ibid.  1849. 
Sueas,  Eid.,  Ueber  Ammoniten.    Sitzungsberichte  Wiener  Akad.    I.  1865.    Bd.  LH. 

II.  1870.    Bd.  XLI. 

Hyatt,  Alph.,  The  fossil  Cephalopoda  of  the  Museum  of  compar.  Zoology.  Cam- 
bridge.   Bull.  Mus.  comp.  Zool.    vol.  I.  1868. 
„   Fossil  Cephalopoda.    Embryology  ibid.    1872.    vol.  III. 

Waagen,  W.,  Die  Formenreihe  des  Ammon.  subradiatus.    Palaeont.  Beiträge  von 
Benecke,  Waagen  etc.    Bd.  II.  1869. 
Ueber  die  Ansatzstelle  der  Haftmuskeln  beim  Nautilus  und  den  Ammoniten. 
Palaeontographica.    1871.  XVII. 

Branco,  W.,  Beitrage  zur  Entwickelungsgeschichte  der  fossilen  Cephalopoden.  Pa- 
laeontographica.   1873   Bd.  XXVI  und  1880  Bd.  XXVII. 

Neumayr,  M,.  Die  Ammoniten  der  Kreide  und  die  SvBtematik  der  Ammonitiden. 
Zeitschr.  d.  deutschen  geol.  Ges.    1875.    Bd.  27. 

A.  Ueber  palaeozoische  Formen  (vgl.  auch  S.  374). 

Jleyrich,  E.,  De  Goniatites  in  raontibus  Rhenanis  oeurrentibus.     Inang.  Diss.  1837. 
„   Beitrüge  zur  Kenntniss  der  Versteinerungen  des  rheinischen  Uebergangsgebirges. 
Abh.  d.  Berl.  Akad.  für  1837. 
Gemmellaro,  0.  <?.,  La  Fauna  dei  Calcari  con  Fusulina.    Palermo.  1887—1889. 
Gümbel,  W.,  Revision  der  Goniatiten  des  Fichtelgebirges.    Neues  Jahrb.  für  Minera- 
logie 1862.    8.  285. 

Holzapfel,  E.,  Die  Cephalopodenführenrien  Kalke  des  unteren  Carbon  von  Erdbach- 
Breit.scheid  bei  Herborn.     Palaeunt.   Abhandl.   von  Dames    und  Kayser. 

Bd.  V.  1889. 

Karpinsky,  A.,  Ueber  die  Ammoneen  der  ArtinskStufe.    Mem.  Acad.  irap.  de  St. 

Petersburg.    1889.    XXXVII.    No.  2. 
Münster.  O.,  Graf  tu,  Ueber  die  Clvmenien  und  Goniatiten  im  Uebergangskalk  des 

Fichtelgebirges.    1843.  4°. 
Phillips.    Illustration*  of  the  Geology  of  Yorkshire.  Part.  II     London  1836. 
„    Palaeozoic  fossils  of  Devonshire.    Londou.  1841. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.  Ämmonoidea. 


387 


reicher  verzierte  Oberfläche,  durch  complicirtere  Suturlinie,  durch  rand- 
ständigen, in  der  Regel  dünnen  Sipho,  durch  abweichende  Beschaffenheit 
des  Mundsaumes  und  zuweilen  durch  den  Besitz  eines  verkalkten  oder  hornig- 
kalkigen Deckels  (Aptychus,  Anaptychus). 

Bei  den  jüngeren  Ammoniten  aus  Jura  und  Kreide  treten  die  Verschie- 
denheiten sehr  auffällig  zu  Tage;  dagegen  stimmen  die  paläozoischen  Gonia- 
titen  und  Clymenien  im  allgemeinen  Habitus  und  im  ganzen  Bau  und  der 
Verzierung  der  Schale  noch  so  sehr  mit  Nautiloideen  überein,  dafs  lediglich 
die  Embyronalkammer  und  bei  den  Goniatiten  auch  noch  die  Lage  und 
Beschaffenheit  des  Siphos  eine  Trennung  der  beiden  Gruppen  ermöglichen. 

über  die  Organisation  der  Ammonitenthiere  fehlt  jeder  Anhaltspunkt. 
Man  weiss  darum  nicht,  ob  sie  vier,  zwei  oder  mehr  Kiemen  besassen.  Aus 
der  ungemein  verschiedenen  Länge  der  Wohnkammer  geht  übrigens  hervor, 
dass  einzelne  Ammoniten  einen  langgestreckten  wurmförmigen,  andere  einen 
kurzen  gedrungenen  Körper  besassen. 

Die  Schalen  sind  in  der  Regel  in  einer  Ebene  spiral  aufgewunden, 
bald  vollkommen  symmetrisch,  nicht  selten  aber  auch  durch  schwache  seit- 
liche Verschiebung  des  Siphos  etwas  asymmetrisch.  Aufgerollte,  gerade,  ge- 
bogene oder  schraubenförmige  Gehäuse,  sogenannte  Nebenformen,  finden  sich 
bei  den  Ammonoiden  weniger  häufig  als  bei  den  Nautiloiden,  doch  fehlen 
sie  auch  hier  keineswegs.  Die  äussere  Verzierung  erreicht  bei  den  jüngeren 
Ammoniten  einen  hohen  Grad  von  Differenzirung  und  Mannichfaltigkeit, 
und  namentlich  erscheinen  gespaltene  Querrippen  und  Knotenreihen  häufig 
auf  den  Seiten  und  dem  Externtheil. 

Der  Mundsaum  ist  bei  den  paläozoischen  Goniatiten  und  Clymenien 
einfach;  die  Seitenränder  biegen  sien  etwas  nach  vorne  und  bilden  aussen 


Rettmer,  Ferd.,  Versteinerungen  des  rheinischen  UeberjrangBßebirges.  1844. 
Sandberger,  G.  und  Fr  ,  Die  Versteinerungen  des  rheinischen  Schichtensystems  in 

Nassau.    Wiesbaden.  1850-1856. 
Waagen,  W.,  Salt  Range  fossilB.    I.  Cephalopoda.    Mem.  geol.  Survey  of  India. 

Ser.  XIII.  1879-1880. 

B.  Ueber  mesozoische  Formen. 

Buekman,  S.  S.,  A  Monograph  of  tue  inferior  Oolite  Ammonites.  Palaeontograph. 
Soc.  1887  bis  1894. 

Dayle  et  Zeiller,  Explication  de  la  carte  geologique  de  France,  vol.  IV.  Atlas.  1878. 
Dumortier,  Etudes  paleontologiques  sur  les  depöts  jurassiques  du  baasin  du  Rböne. 
I-1V.  1864-1874 

Fontannes,  F.,  Description  dea  Ammonites  de»  Calcairea  du  Chäteau  de  Crussol. 
Lyon  1879. 

Gemmeüaro,  G.  <?.,  Fauna  del  calcare  a  Terebratula  janitor  del  Nord  di  Sicilia. 
Palermo.  1868—1876. 
„    Sopra  alcune  faune  giurese  e  liasiche  dclla  Siiilia.    Palermo.  1872—1882. 
GroB»ouvre,  A.,  Lea  Ammonites  de  la  craie  super,  de  la  France.  Paris.  1893.  (Ex- 
plication de  la  carte  ge°ol.  de  France). 
Hauer,  Fr.  v.  Die  Cephalopoden  des  Salzkammergutes  aus  der  Sammlung  des 
Fürsten  Metternich.    Wien.  1846. 
„    Neue  Cephalopoden  aus  den  Marmorschichten  von  Hallstadt  und  Aussee. 

Naturw.  Abh.  von  Haidinger.    1847  und  1849. 
„   Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Cephalopoden  Fauna  der  Hallstfldter  Schichten. 
Denkschr.  der  Wiener  Akad.  IX.  1856  —  und  Nachträge,  Sitzungsbericht  d. 
k.  k.  Akad.    Wien.  1860. 
„    Die  Ceplialopoden  des  bosnischen  Muschelkalkes.    I.  u.  II.  Denkschr.  math.- 
naturw.  Cl.  der  Wien.  Akad.    1887  u.  1892.   Bd.  54  u.  59. 
Hyatt,  Alph  ,  Geneais  of  the  Arietidae    Smithsonian  Contrib.  of  Knowledge.  1889. 
„   Verschiedene  Abhandlungen  Ober  Systematik  der  Ammoniten  in  Proceed.  Boston 
8oc.  nat.hiat.   vol.  XV  bis  XVIII. 
Meek,  B.,  Report  on  the  invertebrated  cretaeeous  fosails  of  the  Upper  Missouri, 
U.  8.  Geol.  Surv.  IX  1876. 

25* 


Digitized  by  Google 


388 


Mollusca.  Cephalopoda. 


eine  Ventralbucht,  bei  den  mesozoischen  Ammoniten  findet  man  dagegen 
statt  des  Ventralausschnittes  meist  einen  vorspringenden,  vorne  gerundeten 

Lappen  (Fig.  1040)  oder  eine  stielförmige  Verlängerung 
des  Externtheils  (Fig.  1041),  zuweilen  auch  ein  zuerst 
aufwärts,  dann  zurückgebogenes  Horn.  Die  Seiten- 
ränder sind  häufig  mit  kurzen,  vorspringenden,  gerun- 
deten oder  auch  langen,  gestielten  Fortsätzen 
(Seitenohren)  versehen  (Fig.  1042, 1043). 


Fip.  1041. 
Schlocnbachia  erUtata 

Deluc.  «p. 
Mund.«aum  mit  utlel- 
ftirmlKetn  Fortsatz. 


1040 
Sphaeroeera« 

niarli  Sow.  sp. 
Mundsaum 
mit  vorgezogenem 
Ventralluppen. 


Brony 


Fig.  1042. 
Stcphanocerat 
Braikenridgi  Sow.ftp. 
Mundsaum 
mit  Seitenohren. 


Fig.  1043. 
Opptiia  iiim- 
bala  Opp.  sp. 
Mundxuum 
mit  Seiten- 
ohren. 


Fi«  1044. 
Otriiptychitut 

rcjraetun 
de  Hann.  sp. 
Mit  Kvkntrkter 
(anormaler; 
Wohn- 
kam nier 


Sehr  oft  befindet  sich  unmittelbar  hinter  dem  Mundsaum  eine  Ein- 
schnürung, welcher  zuweilen  eine  innere  Verdickung  der  Schale  entspricht. 
Auf  dem  gekammerten  Theil  der  Schale  deuten  in  grösseren  Abständen  auf- 
tretende Einschnürungen  oder  Wülste  (Varices)  die  Anwesenheit  derartiger 
Mundränder  an. 

Die  Länge  der  Wolmkanimer  schwankt  sehr  beträchtlich.  Bei  den 
Goniatitiden,  Arcestiden  und  Tropitiden  nimmt  sie  zuweilen  die  zwei  letzten 
oder  doch  l1/*  Umgänge  ein,  bei  den  jüngeren  Ammoniten  hat  sie  häufig 
nur  die  Länge  eines  halben  Umgangs.  Als  »anormal«  bezeichnet  man  eine 
Wohnkammer,  wenn  sie  nicht  wie  die  übrigen,  inneren  Umgänge  bis  zum 
Mundsaum  gleichmässig  an  Höhe  und  Breite  zunimmt,  sondern  entweder 
knieförmig  geknickt  (Fig.  1044),  oder  nach  vorne  verengt,  oder  etwas  abgelöst, 
oder  stark  eingeschnürt  erscheint.    Sie  finden  sich  nur  an  vollständig  aus- 


Mojsisovics,  Ed.  v.,  Das  Gebirge  um  Hallstadt.    I.  Theil.    Abh.  der  k.  k.  geol. 

Reichsanst.    Bd.  VI.    1873.    II.  Theil  ibid.  1893. 
,,   Die  Cephalopoden  der  mediterranen  Triasprovinz,    ibid.    Bd.  X.  1882. 
„    Arctische  Trias-Faunen.    Mem.  Acad.  imp.  St.  Petersbourg.    1886.    ser.  VII. 

tome  XXXIII. 

Matheron,  Ph.,  Recherches  paleontologiques  dans  le  Midi  de  la  France.  Marseille 
1878-1880. 

Meneghini,  G.,  Monographie  des  fossiles  du  calcaire  rouge  Ammonitique  de  Lom- 
bardio  et  de  TApennin  central.  Paläontologie  Lombarde.  Milano.  1867—1881. 
Neumayr,  M.,   Junistudien.     Ueber  Phylloceras.    Jahrb.  der  k.  k.  geol.  Reichs- 
Anstalt.  1871. 

Ueber  unvermittelt  auftretende  Cephalopodentypen.    ibid.  1878. 
Zur  Kenntniss  der  Fauna  des  untersten  Lias  in  den  Nordalpen.   Abhandl.  der 
k.  k.  geol.  Reichsanstalt  Wien.    Bd.  VII.  1879. 
„    Die  Cephalopoden-Fauna  der  Oolithe  von  Baiin.    idib.    Bd.  V.  1871. 
„    Die  Fauna  der  Schichten  mit  Aspidoceras  acanthicum.    Abh.  der  k.  k.  geol. 

Reichs-Anst.  Wien.  1873. 
„    und   Vhlig,    Ueber  Ammonitiden  aus  den  Hilsbildungen  Xorddeutschlands. 
Palaeontographica  XXVII.  1881. 
Nikitin,  8.,  Der  Jura  der  Umgegend  von  Elatma.    Mem.  soc.  imp.  des  naturalistes 
de  Moscou  t.  XIV.  1884  und  t.  XV.  1885. 
„    Die  Cephalopoden-Fauna  des  Gouvernements  Kostroma.  Verhandl.  d.  mineral. 
Gesellschaft  St.  Petersbourg.    1885.  XX. 


n 
»» 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.  Ammonoidea. 


389 


gewachsenen  Exemplaren  und  deuten  nach  Pompeckj  stets  ein  seniles 
Entwickelungsstadium  an. 

Im  Innern  der  Wohnkammer  zeigt  zuweilen  eine  bogenförmige  Linie 
noch  den  Verlauf  des  Verwachsungsbandes  und  die  Lage  des  Haftmuskels 


Fig.  1045. 
*tera*pU  Opp.  «p. 
Zuiüinimengedrüclcte  8chale 
mit  Aptychus  (a)  und  deut- 
lich sichtbarem  Eindruck 
de«  Haftmuskel»  und  Ver- 
Wttchsungnbandca  h. 
(Nach  Waagen.) 


Fig.  1046. 
Ammonites  (TropiteX)  äff.  Phöbu* 
Dittm.  Dl*»  drei  ernten  Umgänge  in 
der   Mittelebene  durchgeschnitten 
und  Mark  vorgrossert,  um  die  an- 
fanglich nach  hinten,  spater  nach 
vorn  gekehrten  Siphonaldüten  zu 
zeigen,   a  Embryonalkammer. 
(Nach  B  ran  CO.) 


Fig.  1047. 
Ämtnonüc*  (Amaitlusut)  tpüiatm 

Brug.   In  der  Medianebene 
durchgeschnitten,  um  die  Lage 
de«  .Sipho  zu  zeigen. 
(Nach  B ran co.) 


an  (Fig.  1045).  Vor  der  Mündung  ist  der  vorletzte  Umgang  zuweilen  mit 
einer  dünnen  kalkigen  Runzelschicht  bedeckt,  welche  der  schwarzen  Ab- 
lagerung der  Kopfkappe  des  Nautilus  entspricht. 

Der  Sipho  hat  an  ausgewachsenen  Schalen  stete  randständige  und  zwar 
mit  Ausnahme  der  Clymeniiden  externe  Lage.  Er  durchbohrt  die  Scheide- 
wände unter  dem  Externtheil  und  ist  von  meist  sehr  kurzen,  kragenförmigen 
Siphonaldüten  umgeben,  welche  sich  bei  den  Clymeniiden  und  Goniatitiden 
nach  hinten  (Retrosiphonatä),  bei  den  jüngeren  Ammoniten  nach  vorne  kehren 
(Prosiphonata).  Nach  Branco  richten  sich  übrigens  bei  vielen  Ammoniten 
die  Siphonaldüten  in  den  ersten  Umgängen  nach  hinten  und  wenden  sich 
erst  später,  im  dritten  oder  vierten  Umgang,  nach  vorne  (Fig.  104G).  Ob- 
struktionsringe oder  sonstige  Ausfüllungen  kommen  niemals  vor;  der  Sipho 
hat  in  der  Regel  nur  geringe  Dicke,  stellt  eine  cylindrische  Röhre  dar,  die 


Oppel,  A.,  Palaeontologische  Mittheilungen  aas  dem  Museum  des  k.  b.  Staates. 
Bd.  L  Ueber  jurassische  Cephalopoden  und  über  ostindische  Versteine- 
rungen. 1862. 

Pompeckj,  J.  F.,  Revision  der  Ammoniten  des  schwäbischen  Jura.  1.  Württemberg. 

Jahreshefte.  1893. 
Quenstedt,  F.  A.,  Der  Jura.    Tübingen.  1858. 

„  Die-  Ammoniten  des  schwäbischen  Jura.  Bd.  I— III.  Stuttgart.  1883—1889. 
Heynes,  Monographie  des  Ammonites.  1879. 

Schlüter,  dem.,  Cephalopoden  der  oberen  deutschen  Kreide.  Palaeontographica. 

Bd.  XXI.  u  XXIV.  1871-1876. 
Uhlig,  V.,  Die  Cephalopoden-Fauna  der  Wernsdorfer  Schichten.    Denkschrift  der 

k.  k.  Akad.  Wien.    Bd.  46.  1883. 
Waagen,  W.,  Palaeontologia  Indica.    Jurassic  fauna  of  Kutch.   Cephalopoda.  Mem. 

geol.  Surv.  East  India.  1871. 
Wähner.  Fr.,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  tieferen  Zonen  des  unteren  Lias  in  den 

nordöstlichen  Alpen.    Wien.  1882. 
Wright,  Thotn.,  Monograph  on  the  Lias  Ammonites  of  the  British  Islands,  Palae- 

ontographical  Boc.  1878—1883. 
Zittel,  K.  A.,  Cephalopoden  der  Stramberger  Schichten.   Palaeontolog.  Mittheilungen 

aus  dem  Museum  des  bayer.  Staates.    Bd.  II.  1868. 
„    Die  Fauna  der  älteren  Tithonbildungen,    ibid.  1870. 


Digitized  by  Google 


390 


Mollusca.  Cephalopoda. 


häufig  von  einer  kalkigen  Hülle  umgeben  ist  und  wird  nur  bei  einigen 
Clymenien  von  langen,  trichterförmigen,  die  nächste  Scheidewand  erreichen- 
den, rückwärts  gewendeten  Siphonaldüten  unigeben.  Während  sich  aus- 
gewachsene Ammoniten  stets  durch  randliehen  Sipho  auszeichnen,  schwankt 
dessen  Lage  in  den  ersten  Windungen  zwischen  der  Innen-  und  Aussenseite. 
Bei  den  triasischen  Tropitiden  liegt  er  anfänglich  innen  und  rückt  allmählich 
nach  der  Mitte  und  schliesslich  nach  der  Aussenseite  (Fig.  1046).  Bei  den 
meisten  jurassischen  und  cretaceischen  Ammoniten  hat  der  Sipho  zuerst 
centrale,  später  randständige  (externe)  Lage. 

Der  Sipho  beginnt  in  der  kugeligen  Anfangs- 
kammer und  zwar  unmittelbar  hinter  der  ersten 
Scheidewand  als  ein  etwas  angeschwollener  Blindsack 

LSm 


EL 


Flg.  1049 
Suturlinie  von 
laevigata  Matt 


Suturlinie  von 


Flg.  1050 


Piff.  1W8 
Modiimschnitt  durch  Parkin- 
»onia  Parkintonl  Sow.,  den 
Verlauf  des  Siphon  zeigend. 
a  Anfangskainmer  (Nucleu*), 
e  IcugHige  Anschwellung  den 
Sipho-Anfanges,  p  Prosipho. 
{Nach  M  ii  nlcr-Chuimu*.) 


ScMotA. 

(Fig.  1047).  Nach  Munier-Chalmas  heftet  sich  an 
denselben  eine  dünne,  ausgebreitete  blättrige  Mem- 
bran oder  feine  Röhre,  welche  bis  zur  entgegen- 
gesetzten Wand  der  Embryonalkammer  reicht.  Ein 

n     LS       JM  LS*        LS  ES 


L  EL 

Fig.  1051. 
Suturlinie  von  Oonialite*  *ul- 
Münst. 


al*  a/' 


Fig.  iav>. 
Suturlinie  von  CeratiU*  nwlotu*. 


ES 


solcher  Pro  sipho  (Fig.  1048)  wurde  auch  in  der  Schale  von  Spirtäa  beob- 
achtet und  findet  sich  in  ähnlicher,  aber  noch  stärkerer  Entwickelung  bei 
gewissen  Nautiloideen  (Endoceras,  PUoceras). 

Die  inneren  Scheidewände  des  gekammerten  Schalentheiles  folgen, 
wie  bei  den  Nautiloideen,  in  regelmässigen  Abständen  auf  einander;  sie  sind 
anfänglich  nach  vorne  concav,  wölben  sich  aber  später,  bei  fortschreitender 
Complication  der  Suturlinie  in  der  Mitte  nach  vorne. 

ls1        ls*     m  y>  Die  Suturlinie  selbst  stimmt 

bei  einigen  der  ältesten  Ammo- 
noideen vollständig  mit  jener  der 
Nautiloideen  überein  und  zeigt 
^     einen  einfachen  wellig  gebogenen 
W7  &     Verlauf;  in  der  Regel  bildet  sie 
jedoch  Ix)ben  und  Sättel,  deren 
EL  L  i  J|        |^ahj    Dej  $en  Goniatiten  noch 

Fig.  1053.  il        gering   ist,    während    bei  den 

!°Ä6?m* «  imm(rite?  ™\'^>«"^ne  <i^  rmgang^  jüngeren  Ammoniten  nicht  nur 

n  Naht,  EL  Slphonnt-  "Hier  hxternlobus.  /.  und  l  1.  und   J.    *>  .  .  . 

X  seiteniobu.«,  es  Exu>ruMtttci,  ls*  und  *  Latenüatttel,  eine  V  ermehrung,  sondern  auch 

IS  luternsaltel,  IL  Intcrnlobu*.  eme     Complication     der  Loben 

und  Sättel  durch  secundäre  Einschnitte  stattfindet.  Nur  die  im  Medianschnitt 
gelegenen  Extern-  und  Intern-Loben  (auch  Siphonal-  und  Antisiphonal-  oder 
Ventral-  und  Dorsal-Loben  genannt)  sind  einzählig  entwickelt,  alle  übrigen 
wiederholen  sich  in  svm metrischen  Paaren  auf  beiden  Seiten  der  Umgänge. 
Bei  den  Clymenien  (Fig.  1049)  und  Goniatiten  (Fig.  Ii. »50,  1051)  sind  sämmt- 
liche  Loben  und  Sättel  einfach,  d.  h.  vorn  und  hinten  gerundet  oder  zu- 
gespitzt und  an  den  Seiten  ungezackt;  bei  den  meisten  Ceratiten  (Fig.  1052) 
bleiben  die  Sättel  vorne  und  seitlic  h  ganzrandig  und  die  lx>ben  sind  nur  im 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata  Ammonoidea. 


o91 


Grunde  gezähnelt.  Bei  den  typischen  Ammoniten  der  mesozoischen  Ab- 
lagerungen (Fig.  1053)  erlangen  Sättel  und  Loben  durch  secundäre  Einschnitte 
und  Zacken  eine  zuweilen  .sehr  feine  Zerschlitzung  und  bilden  weit  vor-  und 
zurückspringende  ästige  läppen,  welche  wesentlich  zur  Verstärkung  der 
dünnen  Schale  dienen.  Die  Sättel  haben  bald  eine  breite  Basis  und  ver- 
schmälern sich  nach  vorn,  oder  sie  breiten  sich  vom  aus,  sind  in  der  Regel 
in  mehrere  Aeste  zerspalten  und  besitzen  verschmälerte  Basis.  Zuweilen 
endigen  die  Sättel  phylloid,  d.  h.  in  einem  oder  mehreren  abgerundeten, 
blattförmigen  Lappen  (monophyllisch,  diphyllisch,  triphyllisch  etc.)  oder  sie 
sind  an  ihrem  Ende  fein  gezackt.  „  & 

Der  unpaare  Ex- 
te ml obus  (Siphonal- 
lobus) wird  in  der  Re 
gel  durch  einen  vor- 
springenden Lappen 
(Secundärsattel)  in  zwei 
svmmetrische  Hälften 
z'ertheilt  (Fig.  1053)  und 
ist  jederseits  vom  E  x  - 
ternsattel  (Aussen- 
sattel.ES)  begrenzt.  Der 
unpaare  Internlobus 
(Innenlobus.Antisipho- 
nallobus  IL)  ist  meist 
schmal  und  tief  und 
endigt  ein-  oder  zwei- 
spiteig.  Zwischen  dem 
Externsattel  und  dem 
ersten  Lateral-  oder 

Seitensattel  (LS)  Phyllocera$  heUrophyllum  Sow.  «p.  Die  KPBtn»lft«-  Sohale  bei  a  ist  mm 
oeiteiiaattei  \uo)  TheU  abReBprenjst  und  liUflt  die  vielfach  «Kackt«  Suturllnl.-  erkennen, 
liegt  der  erste  Late-  Hg  ( ülgt  die  eine  gekrmtwelte  Scheidewand  to&  vorne. , 

ral-    oder  Seiten- 

Lobus  (L),  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Seitensattel  (LS9)  der  zweite 
Laterallobus  (/),  alle  weiteren  vom  zweiten  Lateralsattel  beginnenden 
Loben  und  Sättel  bis  zur  Naht  heissen  Hilfs-  oder  Auxiliar- Loben 


und  Sättel  (Fig.  1054).  Die  letzteren  sind  meist  klein  und  springen  öfters 
weit  nach  hinten  zurück,  so  dass  sie  über  der  Naht  einen  tiefen  zusammen- 
gesetzten Nahtlobiis  (Suspensivlobus)  bilden.  Zuweilen  besitzt  der  Aussen- 
sattel  eine  ansehnliche  Breite  und  wird  auf  der  äusseren  Hälfte  durch  tiefe 
secundäre  Einschnitte  in  eine  Anzahl  sogenannte  Adventivloben  und 
Sättel  zerlegt  (Beloceras,  Pinacoceras)  (Fig.  1055).  Die  an  der  Naht  begin- 
nenden und  bis  zum  Internlobus  auf  dem  umgeschlagenen  Theil  der  Um- 
gänge befindliehen,  meist  kleinen  Loben  und  Sättel  nennt  man  interne 
Hilfsloben  und  Sättel. 

Zahl  und  Grösse  der  Loben  und  Sättel  unterließen  grossen  Schwan- 
kungen und  stehen  in  Wechselbeziehung  zur  Form  der  Schale.    Sind  die 


Digitized  by  Google 


392 


Mollusca.  Cephalopoda. 


Umgänge  niedrig,  breit  und  wenig  umfassend,  so  beobachtet  man  meist 
wenige,  ziemlich  gleich  grosse  Loben  und  Sättel  (Fig.  1056),  bei  breitem 
Externtheil  erlangen  Externlobus  und  Externsättel  ansehnliche  Grösse;  bei 
hochmündigen  Formen  mit  stark  umfassenden  Umgängen  nimmt  die  Zahl 
der  Hilfsloben  und  Hilfssättel  in  der  Regel  beträchtlich  zu  (Fig.  1054). 

Die  Goniatiten  haben  meiBt  nur  einen  einzigen, 
oder  höchstens  zwei  einfache  Seitenloben;  bei  den 
Prolecanitiden  vermehren  sich  Loben  und  Sättel  zu- 
weilen schon  ganz  beträchtlich;  bei  den  mesozoischen 
Ammoniten  sind  stets  zwei  Lateralloben  und  eine 
wechselnde  Zahl  von  Auxiliarloben  auf  den  Seiten 
vorhanden. 

Embryologie.  Ueber  die  Entwickelung  der 
Schale  und  der  Suturlinie  haben  Hyatt  und  Branco 
eingehende  und  wichtige  Untersuchungen  veröffent- 
licht Sämmtliche  Schalen  der  Ammonoiden  be- 
ginnen mit  einer  glatten,  kugeligen  oder  quer  ei- 
förmigen Embryonalkammer,  die  durch  eine  leichte 
Einschnürung  von  dem  folgenden  Theil  des  Gehäuses 
geschieden  und  um  eine  ideale  Axe  spiral  aufgerollt 
ist.  Nach  vorn  wird  dieselbe  von  der  ersten  Scheide- 
wand begrenzt,  deren  Sutur  entweder  eine  einfache 
gerade  Linie,  wie  bei  den  Nautiloideen,  bildet  (Asel- 
lati  Fig.  1057)  oder  sie  springt  in  der  Mitte  in  breitem 
Bogen  nach  vorne  {Latisellati  Fig.  1058)  oder  der  vor- 
springende Mediansattel  wird  jederseits  durch  einen  Laterallobus  verschmälert 
(Atigustisellati  Fig.  1059).  Sämmtliche  Clymenien  und  die  ältesten  Goniatiten 
sind  asellat;  die  jüngeren  Goniatiten  und*  frolecanitidae,  ferner  die  Cyclolobidae, 


U  AL 
Fig.  1056 

Ly\ 

Mittlerer  Lias.  Württemberg 
Ein  Umgang  durchgebrochen. 

SL  Extern-  oder  Slphonal- 
lobui«. 

L  erster  Latcrallobus. 

I  zweiter  • 

AL  Intern-  oder  Antlslpho- 
nallobiu. 

ES  Externsattel. 

LS  erster  Ijiteralsattel. 

h  «weiter  Lateralsattel. 


Flg.  1057.  Kig.  1058. 

Enibryonalkammer  eines  ■tellftten  Oontatiten.  Embryonalkammer  eines  latisellaten  Ammoniten. 

(GoniatUu  caletUi/ormis  Heyt    Ober-Devon    Budes-  Arcette»  e>jmb{/ormit  Wulfen  *p.  Trias.  Aussee.) 

heim,  Elfel.)   a  Von  vorn,  6  von  der  Seite.  a  Von  vorn,  6  von  der  Seite. 

Nach  Branco.)  (Nach  Branco.) 

Ceratitidae,  Tropitidae  und  Arcestidae  latisellat,  alle  übrigen  triasischen,  juras- 
sischen und  cretaeeischen  Ammoniten  angustisellat. 

Die  angustisellate  Embryonalkammer  deutet  bereits  die  Art  und  Weise 

der  weiteren  Ausbildung  der  Lobenlinie  an. 
Die  beiden  seitlichen  Loben  vertiefen  sich 
schon  in  der  zweiten  Scheidewand,  und 
gleichzeitig  bildet  sich  in  der  Mitte  des 
Embryonalsattels  ein  Externlobus.  Bei 
fortschreitendem  Wachsthum  schieben  sich 
neue  Sättel  und  Loben  ein,  die  aber  bis 
zur  fünften  oder  sechsten  Scheidewand 
keine  secundären  Einschnitte  aufweisen. 
Die  Clymenien  und  Goniatiten  kommen 
überhaupt  nicht  über  diese  einfache  Aus- 
bildung der  Suturlinie,  das  sogen.  Goniatitenstadium  hinaus  (Fig.  1060A). 
Verfolgt  man  bei  den  eigentlichen  Ammoniten  die  Suturentwickelung,  so 


Fig  1059. 

Enibryonalkammer    eines  amrusti«ellaten 
Ammoniten.   i  l'hyllorerat  hdcroph'/llum 
Sow.  sp. 


'  Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.  Ammonoidea. 


393 


beginnt  dieselbe  genau  wie  bei  den  Goniatiten,  allein  bei  ca.  3  mm  Durch- 
messer zeigt  sich  an  den  äusseren  Loben  und  Sätteln  eine  secundäre  Zackung, 
welche  von  aussen  nach  innen  fortschreitet  und  schliesslich  die  für  jede 
Gattung  und  Species  charakteristische  Zerschlitzung  der  Suturlinie  hervorruft, 
welche  sich  lange  Zeit  nicht  mehr  erheblich  ändert  und  nur  im  hohen  Alter 
zuweilen  noch  senile  Modificationen  erleidet.  Jeder  Ammonit  mit  zerschlitzter 
Suturlinie  durchläuft  darum,  bis  er  seine  typische  Normalsutur  erlangt,  ein 
Goniatitenstadium,  dagegen  wird  das  sogen.  Ceratitenstadium  (ganzrandige 
Sättel  und  gezackte  Loben)  meist  übersprungen  und  stellt  darum  eine  selbst- 
ändige Differenzirung  dar.  Auffallender  Weise  findet  man  in  der  Kreide 
Ammoniten  mit  ceratitenartiger  Sutur,  welche  diese  Beschaffenheit  offenbar 
durch  Rückbildung  erhalten  haben.  c  a 


V\g.  1060. 

A  SuturentwiekeluiiK  einen  latlftcllaten  Goniatltcn  (O.  diadevta  Gold/.). 

Au»  dem  Kohlenkalk  von  ('hockler.    (Nach  Branco.) 
B  SuturentwickelunR  einen  latisellaten  Ammoniten  {Tropita  tubbuUatu» 

Mauer.)     Nach  Branco. i 
C  Suturentwirkclunfr  eines  antniKtiKelhiten  Ammoniten.   (Nach  Branco.) 
10  =  1.  Sutur,  h  —  t.  Sutur,  i  =  3.  Sutur,  Jk  =  4.  Sutur,  l  =  6.  Sutur. 
m  —  $  =  Suturen  des  l.  Umgangs. 


Fig.  1061. 
a  Anaptychus  von  Amal- 

theu»  tpinatu*  Unit:. 

Mittl.  Li«.   (Nat.  Gr.) 

(Nach  Keferstein.) 
6  Anaptychus  von  Oo- 
niatitt  UchtentU  Keys. 


In  ähnlicher  Weise,  wie  die  Suturlinie,  erleidet  auch  die  äussere  Ver- 
zierung der  Schale  während  der  Entwickelung  Veränderungen,  so  dass  die 
inneren  Umgänge  sehr  häufig  ganz  anders  verziert  erscheinen,  als  die  Schalen 
im  sogenannten  Normalstadium.  Im  hohen  Alter  verwischen  sich  häufig 
die  charakteristischen  Verzierungen,  und  die  Oberfläche  der  Wohnkammer 
wird  glatt  oder  doch  schwächer  sculptirt,  als  die  der  vorhergehenden  Umgänge. 
Zur  Feststellung  der  Verwandtschaft  gewähren  darum  die  innersten  Umgänge 
die  besten  Anhaltspunkte,  zur  Definition  und  Bestimmung  einer  Species 
muss  dagegen  stets  das  Normalstadium  in  erster  Linie  berücksichtigt  werden. 

Geschlechtsdifferenzen.  Die  Thatsache,  dass  häufig  bei  Ammoniten 
von  übereinstimmender  Gestalt,  Verzierung  und  Suturlinie  flachere  und 
dickere  oder  eng  und  weit  genabelte  Exemplare  vorkommen,  hat  die  Ver- 
muthung  veranlasst,  diese  Erscheinungen  auf  sexuelle  Differenz  zurückzu- 
führen. Munier-Chalmas  hat  sogar  die  Vermuthung  ausgesprochen,  dass 
gewisse  stets  klein  bleibende  Ammoniten  mit  starken  Seitenohren  oder 
anormaler  Wohnkammer  die  Männchen  von  ähnlichen,  aber  grossen  Ammo- 
niten mit  einfachem  Mundsaum  und  normaler  Wohnkammer  darstellten. 
Bei  der  gänzlichen  Unkenntnis«  über  die  Organisation  des  Ammonitenthieres 
fehlt  diesen  Hypothesen  vorläufig  noch  jede  feste  Basis. 

Aptychus  und  Anaptychus.  In  der  Wohnkammer  von  Ammoniten 
findet  man  nicht  selten  kalkige  oder  hornig  kalkige  Schalen,  die  bald  glatt, 
bald  verziert  sind  und  entweder  aus  zwei  symmetrischen  Klappen  {Aptychus) 
oder  auch  aus  einem  Stück  {Anaptychus)  (Fig.  10G1)  bestehen.  Die  zwei  drei- 
eckigen Schalen  der  Aptychen  stossen  mit  einer  geraden,  zahnlosen  Ver- 
bindungslinie aneinander,  ihr  Aussenrand  ist  gebogen,  ihr  Vorderrand  breit 
und  stets  mehr  «der  weniger  tief  ausgeschnitten,  die  Ausscnseite  gewölbt, 
die  Innenseite  schwach  vertieft. 


Digitized  by  Google 


394 


Mollusca.  Cephalopoda. 


Alle  Aptychen  bestehen  aus  drei  Schichten,  wovon  die  stärkste  mittlere 
eine  grobzelligc  Structur  aufweist,  während  die  innere  und  äussere  dichte  Be- 
schaffenheit besitzen  (Fig.  1067).  Bei  den  glatten,  dickschaligen  Aptvchen 
Cellulosi  (Kg.  1062)  ist  die  Aussenschicht  mit  zahlreichen 
runden  Poren,  bei  den  I mbricati  (Fig.  1063)  mit  schrägen 
Falten  und  Furchen,  bei  den  Puncto,  t  i  ( Fig.  10(57  C)  mit  dach- 
ziegelartig übereinander  liegenden  Falten  und  Punktreihen 
bedeckt.  Die  Granulosi  sind  dünn,  aussen  mit  concen- 
trischen  Reihen  von  Knötchen,  Stacheln  oder  Falten,  die 

Rugosi  dickscha- 
lig, und  aussen  mit 
unregelmässig  ver- 
laufen den  Körnern 
oder  Knötchenrei- 
hen  verziert.  Bei 
den  dünnschaligen 
Nigrescentes 
(Fig.  1064)  findet 
sich  innen  ein 
dünner,  kohliger 
Überzug,  und  bei 
den  Coalescentes 
(Fig.  1065)  sind 
die  beiden  dünnen 
Schalen    in  der 

mit  einander  verwachsen.  Die  Anaptychen  (Fig.  1061)  sind 
einschalig,  dünn,  hornigkalkig,  aussen  schwach  gewölbt,  am  abgestutzten 
Rand  ausgeschnitten. 

Obwohl  Aptvchen  isolirt  in  ungeheurer  Menge  in  gewissen  alpinen 
Schieferablagerungen  des  oberen  Jura  und  der  unteren  Kreide  vorkommen, 


Fig.  1063 


Apturhus  lamellotu* 

Ober-Jurn. 
Solenhofen. 
Von  nuwen. 

Mittellinie 


Fl)f.  1062. 

Aptychun  laevii  II.  \.  Mey.    Ol».  Jura. 
a  Schuir  von  aussen,  6  von  innen. 


Solenhofen. 
(Nut.  Or.) 


KIr*1064. 

Wohnkainmer  von  llarpoccrn»  Luthen*r. 

Sow.  m>.  Ana  dem  oberen  i.ias-von  Boll, 
Württemberg.    Mit  Aptyehus. 


V\k  1065 
Aptvehu*  von  Scaphilf* 
rpiniger  Sehlüt.   Ob  Kreide 
Coesfeld.  Westfalen. 


Vit:  1066 
Opprlin  mbradiata  Sow. 
An*  dem  unteren  Oollth 
von  Dundry.  nie 
Mündung  dütvh  den 
AiityeliUK  KetK-hlo»«>i>. 
(Nach  Owen.) 


so  kann  ihre  Zugehörigkeit  zu  den  Ainnionoiden  doch 
nicht  bezweifelt  werden.  Gewisse  Locali taten,  wie  Solen- 
hofen, Mörnsheini,  der  obere  Lias  von  Württemberg  und  Calvados  haben 
zahlreiche  Ammonitcnschalen  mit  Aptvchen  geliefert,  und  zwar  rinden  sich 
stets  bestimmte  Aptvchen  in  den  Schalen  derselben  Art  und  stimmen  auch 
in  Grösse  und  Form  ungefähr  mit  der  Mündung  der  letzteren  überein. 

Von  den  vielen  Hypothesen  über  die  Aptvchen  und  Anaptychen  können 
diejenigen  füglich  übergangen  werden ,  welche  deren  Beziehungen  zu  den 
Aininoniteii  leugnen.  Welche  Bedeutung  diese  Schalen  aber  für  das  Animo- 
nitenthier  besassen,  ist  noch  nicht  mit  voller  Sicherheit  aufgeklärt.  Manche 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.  Ammonoidea. 


395 


Autoren  halten  sie  für  Stützen  innerer  Organe  (Kopfknorpel,  Trichterknorpel) 
oder  für  Deckel  von  Nidamcntaldrüsen  u.  s.  w.  Viel  wahrscheinlicher  er- 
scheint die  Vennuthung,  dass  Aptychen  und  Anaptychen  den  Deckeln  der 
Gastropoden  entsprechen  und  nach  Rückzug  des  Thieres  in  die  Wohnkammer 
die  Schalenmündung  zu  schliessen  hatten.  Für  diese  Hypothese  sprechen 
Form,  Grösse  und  Verzierung  der  Aptychen,  sowie  der  Umstand,  dass  mehr- 
fach fossile  Ammonitenschalen  gefunden  wurden,  deren  Mündung  durch 
Aptychen  geschlossen  waren  (Fig.  HM36).  Die  Uebereinstimmung  der  Grösse 
des  äusseren  Umrisses  von  Aptychen  und  Anaptychen  mit  der  Mündung  der 
zugehörigen  Ammoniten  bildet  wohl  das  beste  Argument  für  ihre  Deutung 
als  Deckel.  Gegen  ein  inneres  Organ  spricht  die  zuweilen  stachelige  Ver- 
zierung der  Außenseite.  Die  isolirt  vorkommenden 
Ä     a  Aptychen  dürften  aus  zerstörten  oder  weggeschwemm- 

sar^        ten  Ammonitenschalen  herrühren. 


PS- Mit  § 


c  c 

Fig.  10Ö7. 

Vertlealer  Durchschnitt  A  durch  einen  celluloson  Aptyrhus.  B  durch  Aptychu»  pro/undut,  C  durch 

Aptychiu  punetatm,  vertrrfwsert.   (Nach  MtMu-uhlnl  und  Borne  in ann.) 

Systematik.  Die  Ammonshörner  wurden  von  nahezu  allen  älteren 
Autoren  an  die  lebende  Gattung  Nautilus  angeschlossen  und  beide  von  Owen 
unter  der  Bezeichnung  Tetrabranchiata  den  mit  zwei  Kiemen  versehenen 
Dibranchiata  gegenübergestellt.  Erst  neuerdings  glaubte  Suess  Beziehungen 
der  Ammoniten  zu  Argonauta  und  Belemnites  nachweisen  zu  können;  Ihering 
deutete  die  Aptychen  als  verkalkte  Kopfknorpel  und  schloss  daraus,  dass 
die  Ammoniten  zu  den  Dibranchiaten  gehören;  Munier-Chalmas  wies 
bei  Ammoniten  und  Spirula  einen  übereinstimmenden  Prosipho  nach  und 
glaubt  desshalb,  Nautiloidea  und  Ammonoidea  trennen  zu  müssen;  Stein- 
mann hält  Aryonauta  für  den  letzten  Vertreter  der  Ammonoidea  und  meint, 
die  letzteren  hätten  im  Verlaufe  der  Zeit  ihren  gekammerten  Schalentheil 
abgestossen  und  ihr  Gehäuse  vereinfacht. 

Im  Vergleich  mit  der  auffallenden  Uebereinstimmung  der  Nautiloideen- 
und  Ammonoideenschalen  in  Bezug  auf  äussere  Form.  Verzierung,  Struktur, 
Kammerung  und  Beschaffenheit  des  Sipho  und  der  Suturlinie  erscheinen 
ihre  Differenzen  als  ziemlich  unerhebliche  graduelle  Abweichungen.  Das 
einzige  durchgreifende  Merkmal  zur  Unterscheidung  der  beiden  Unter- 
ordnungen liefert  die  Anfangskammer. 

Leopold  v.  Buch  unterschied  zuerst  die  drei  Gattungen  Goniatites, 
Ceratites  und  Ammonites,  und  theilte  darauf  die  Gattung  Ammonites  wieder 
in  »Familien«  ein,  welche  mit  Adjectivbezeiehnung  versehen  wurden  (Falci- 
Jeri,  Amalthei,  Planulati  etc.) ;  die  Zahl  dieser  Familien  erfuhr  durch  spätere 
Autoren  eine  beträchtliche  Vermehrung,  allein  für  die  überwiegende  Mehr- 
zahl der  fossilen  Ammonshörner  wurde  der  Colleetivnatne  Ammonites  bei- 
behalten, und  nur  die  sogenannten  Nebenformen  [Crioceras,  Ancyloceras,  Turri- 
Utes,  Baculites,  Rhabdoceras  etc.)  erhielten  besondere  Namen. 

Für  die  Unterscheidung  der  »Familien*  und  Gattungen  waren  äussere 
Form  und  Verzierung  der  Schale,  sowie  die  Beschaffenheit  der  Suturlinie 
maassgebend.  Suess  machte  auf  die  systematische  Bedeutung  des  Mund- 
saums und  der  Wohnkammerlänge  aufmerksam  und  führte  statt  der 
bisherigen  Adjektivbezeichnungen  einige  neue  Gattungsnamen  (Phylloceras  für 
Heterophylli,  Lytoceras  für  Lineali,  Arcestes  für  Globosi)  ein.  Andere  Autoren 
wie  Hyatt,  Waagen,  Mojsisovics,  Neumayr  etc.  folgten  dem  von 


Digitized  by  Google 


396 


Mollusca. 


Cephalopoda. 


Su es 8  gegebenen  Beispiel  und  errichteten  für  die  Ammonoidea  zahlreiche 
Gattungen,  die  wieder  in  verschiedene  Familien  gruppirt  wurden.  Branco 
theilt  nach  der  Embryonalkammer  alle  Ammonoidea  in  Asellati,  Latisellati 
und  Angustisellati  ein,  und  Fischer  unterscheidet  nach  der  Beschaffenheit 
der  Siphonaldüten  Retrosiphonata  und  Prosiphonata.  Mojsisovics 
nennt  die  glatten  oder  schwachverzierten  triasischen  Ammoniten  mit  zahl- 
reichen Seitenloben  Leiostraca,  die  stark  sculptirten,  mit  normaler  Loben- 
zahl ausgestatteten  Formen  Trachyostraca.  Nach  der  Lage  des  Sipho 
zerfallen  die  Ammonoidea  in  Intrasiphonata  und  Extrasiphonata. 


A.  Intrasiphonata.  Zitt. 
Sipho  auf  der  Internseite. 

Familie.    Clymeniidae.  Münst.1) 

Schale  weit  genabelt,  flach  scheibenförmig,  glatt,  Jein  gestreift,  seltener  quer  be- 
rippt.  Suturlinie  mit  einfachen  Loben  und  Sätteln.  Anfangskammer  asellat.  Devon. 

Die  Clymenien  haben  mit  gewissen  Nautiloidea,  zu  denen  sie  früher  all- 
gemein gestellt  wurden,  die  interne  Lage  des  Sipho  gemein  und  unterscheiden 

sich  dadurch  von 
,\lT>\r~\  f-^P-k  /~^if~\\r      allen  Ammonoi- 
*        V    r  Y       dea.  Ihreasellate 


Fig.  1068. 


Fig.  1070. 


Suturliuiovon  Clymenia  (Cyrtoclymmia)  Suturlinie  von  Clymenia  i,Clymadymenia) 


Embryonalkam- 

laex igata  M*tt.      "  striata  tU*.         '  mer    stimmt  je- 

doch  vollständig 

mit  jener  der  älteren  Goniatiten  überein.  Auch  in  der  Ausbildung  der 
Suturlinie  stehen  sie  den  Goniatitiden  nahe,  doch  vermisst  man  häufig 

wegen  der  inter- 
nen Lage  des 
Siphos  einen  Ex- 
ternlobus.  Die 
Siphonaldüten 
ricnten  sich  con- 
stant  nach  hin- 
ten und  besitzen 
zuweilen  ansehn- 
liche Länge,  so 
dass  sie  wie  bei 
manchen  Nauti- 
liden  (Aturia) 
trichterförmig  in 
einander  stecken. 
Die  Wohnkam- 
mer nimmt  ca. 
V»  des  letzten 
Umgangs  ein. 
Die  Mündung  be- 
sitzt eine  seichte 
Externbucht.  Die 

Suturlinie  bildet  auf  den  Seiten  einen,  selten  mehrere  wellig  gebogenen  Lateral- 
loben, unter  dem  Sipho  einen  Internlobus  und  auf  der  meist  gerundeten 
Extern.seite  einen  convexen  Sattel,  der  zuweilen  durch  einen  Secundärlobus 
getheilt  wird.  Sämtntliche  Clymeniidae  gehören  ausschliesslich  der  oberen 
Abtheilung  des  Devon  an.    Sie  linden  sich  häufig  im  Fichtelgebirge,  in  der 


Flu  10G9 
Cltimenia  iOj-yclVmrnin  undulata 
Mstr.    OhcrDevou.  El!>ei*reuth, 
FIchMefWrL'i'. 


Fie.  1071. 

Ctynvmla  \Ooniitrlymettin)  njitrinna  Mstr. 
olKT-D«n-on.   SehübeHinmiiHT.  Fichtel- 
fre»>irj?f    '/*  nat.  Grösse. 


1  Münster,  Graf  v.  Cbcr  die  Clymenien  und  Goniatiten  im  Uebergangskalk  des 
Ficbtelgebirges.  1*43  4°.  —  Snndberger,  G.  Ueber  Clymenien.  Neues  Jalirbucb 
für  Mineralogie  etc.  1853.  —  Gämbel,  C.  W.  Ueber  Clymenien  in  den  Uebergangs- 
gebilden,  des  Ficbtelgebirires.    Palaeontographica  1803.  '  Bd.  XI. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.  Ammonoidea. 


397 


Grafschaft  Glatz  (Ebersdorf),  seltener  in  Westfalen,  Thüringen,  Belgien,  Eng- 
land, im  Ural  und  in  Nordamerika. 

Die  Gattung  Clymenia  v.  Müust.  {Hanulites  Münst.)  (Fig.  1068— 1071) 
wurde  ursprünglich  für  sämmtliche  Vertreter  dieser  Familie  aufgestellt,  aber 
später  von  Gümbel  und  Hyatt  in  mehrere  Sectionen  (Subgenera)  zerlegt. 

a)  Cyrtoclymenia  Gümb.  (Fig.  1068).  Siphonaldüten  kurz.  Extern- 
sattel breit,  ungethcilt;  nur  ein  breiter,  gerundeter  Laterallobus  vorhanden. 
C.  laevigata,  binodosa,  flexuosa  Münst. 

b)  Oxyclymenia  Gümb.  (Fig.  1069).  Wie  vorige,  aber  Laterallobus  zu- 
gespitzt.   C.  undulata  Münst 

c)  Clymaclymenia  Gümb.  (Fig.  1070).  Wie  vorige,  aber  an  der  Naht 
noch  ein  zweiter  Ix)bus  vorhanden.    C.  striata,  bilobata  Münst. 

d)  Gonioclymenia  Gümb.  (Fig.  1071).  Siphonaldüten  lang,  trichter- 
förmig, in  einander  steckend.  Seiten  gerippt;  Externtheil  abgeplattet. 
Externsattel  durch  einen  tiefen  Medianlcibus  und  jederseits  durch  einen 
Adventivlobus  getheilt.    Seitenloben  zackig.    C.  speciosa,  subarmata  Münst. 

B.  Extrasiphonata.  Zitt. 
Sipho  auf  der  Externseite. 

1.  Familie.    Goniatitidae.    v.  Buch  (emend.  Zitt.). 

Schale  spiral,  selten  stabförmig,  glatt,  quer  oder  spiral  gestreift  oder  gerippt, 
genabelt  oder  ungenabelt,  aussen  gerundet.  Loben  und  Sättel  einjach,  ungezackt; 
nur  1—2  Lateralloben  vorhanden.  Wohnkammer  lang  (l—Vjt  Umgänge).  Mün- 
dung am  Externtheil  mit  Ausbuchtung.  Siphonaldüten  nach  hinten  gerichtet,  kurz. 
Embryonalkammer  asellat  oder  lalisellal.    Devon  bis  Permocarbon. 

6  Die  Goniatiten  sind  die  ältesten  und  primitivsten  Ver 

treter  der  Ammonoidea  und  haben  ihre  Ilauptverbreitung  im 
Devon  und  älteren  Carbon.  Sie  erreichen  selten  bedeutende 
Grösse,  unterscheiden  sich  von  den  Clymeniden  durch  den 


Fi«.  107:5. 

Gtmiatüt»  AnarctHc*)  ptebejn*  Barr  Unter- 
Devon  ;Kt.  <i>.    Hhiboeep,  Böhmen. 
(Nach  Burrande.) 


hili.  Iu74. 
Goniatile*  ( Annrcatt*)  *ub 
naulilinu*  Scllloth  Mittel 
devon.  Wasenbach,  Nawuiu. 


Mg.  1072. 
BadrUe*  rltgan»  .Sandb. 
ober- Devon.  Budes- 
heim,  HM. 
(i  KxempUr  in  mit.  Gr., 

6  Suturlinie. 
i  Nach  9  a  n  <i  b  e  r  |  e  r.  i 


externen  Sipho,  von  den  meisten  übrigen  Ammoniten  durch 
die  höchst  einfache  Sutur  und  den  ventralen  Ausschnitt  der 
Mündung,  welcher  auch  durch  den  Verlauf  der  Zuwachs- 
linien angedeutet  wird.  Die  ältesten  Formen  haben  nur 
einen,  die  jüngeren  zwei  Seitenloben. 

Bactrites  Sandb.  (Fig.  1072).  Schlank  kegel-  bis 
stabförmig,  gerade,  im  Querschnitt  rund  oder  elliptisch.  Sipho  dünn,  rand- 
ständig. Suturlinie  mit  trichterförmigem  Siphonallobus,  seitlich  sehr  schwach 
gebogen.    Anfangskammer  länglich-eiförmig.    Silur.  Devon. 

Anarcestes  Mojs.  (Fig.  1073,  1074).  Ziemlich  weit  genabelt,  aussen  ge- 
rundet. Wohnkammer  lang.  Extemlobus  trichterförmig,  ungetheilt;  nur 
ein  flacher  Seitenlobus  vorhanden.    Unt.  und  mittl.  Devon. 


Digitized  by  Google 


398  Mollusca.  Cepbalopoda. 

Mimoceras  Hyatt  (Fig.  1075).  Scheibenförmig,  weit  genabelt,  aussen 
gerundet,  die  ersten  Umgänge  in  offener  Spirale.    Einziger  Seitenlobus  sehr 

flach.  Devon. 

Aphyllites  Mojs.  (Agoniatites  Meek) 
(Fig.  1076).  Nabel  ziemlich  eng;  Umgänge 
seitlich  flach,  aussen  abgeplattet  mit  zurück- 


■ 

-  T  1 

Fltf.  1075 
(icmintitc*  (Mimocrra*)  eompretnu 

Beyr.    I'nter-Devon.  Wls»en)i«ch. 
ÜIMHU, 

u,  *  Stelnkerti  In  mit.  (irönne,  c  die 
«uei  erslen  rmgÄnKo.  vorRT^»«<Tt. 


Flu  1077. 

Qoniatite» ( Tomocera* )  rctrorm*  v  Bueh. 
Ober-tWon.    itudfftlielui.  Elfel. 
(Nat.  (iröane.) 


Fig.  1076. 

(ioniatitrt  {Aphi/UUe»)  occultttr  Barr  l'nter  lirvon  (Kl  Gf. 
Ifhihocep  bei  Ptiik.   (Kueli  Barrande.) 


springenden  Zuwachsstreifen.    Einziger  Seitenlobus  flach  und  breit.  Devon. 
A.  Dannenbergi  Beyr.,  A.  evexus  v.  Buch. 
Pinacites  Mojs.  Devon. 

Tornoceras  Hyatt  (Parodiceras  Hyatt)  (Fig.  1077,  1078).  Nabel  eng  oder 
fehlend.    Umgänge  aussen  gerundet.    Externlobus  kurz,  ungetheilt,  Lateral- 


Ftg.  1081. 

OonialUe*  (Qrphyrocera»)  intume«etn» 

Beyr.    Or>.  Devon.  Knwau. 
(i  Exemplar  In  tmt.  (lr<i«M\  b  Suturltnie. 


Fljr  li)m,<j. 

Qoniatite*  iJtnxacuitrati  rotaloriw  de  Kon.  KcihJenkalk. 
Toiirnnv,  Belgion. 

Fik'.  10»0. 

Suiiirllnle  von  GanlatiUt  i Hrancoccrai)  tulcatti*  Mstr. 

oh  Devon,  FlehtelgeWrjr. 


lubus  tief,  gerundet,  seltener  zugespitzt,  von  einem  grossen  und  breiten 
Externsattel  begrenzt.    Ob.  Devon.    T.  retrorsum  v.  Buch,  T.  sublaeve  Mstr. 

Brancoceras  Hyatt  {Prionoceras  Hyatt)  (Fig.  1079, 1080).  Schale  in- 
volut,  aussen  gerundet.   Externlobus  ungetheilt;  Aussensattcl  schmal,  Lateral- 


)ogk 


Tetrabranchiata.    Ammonoidea.  Goniatitidac. 


399 


lobus  tief,  häufig  zugespitzt,  Lateralsattel  breit,  ungetheilt.  Ob.  Devon. 
Carbon.    B.  globosum  Mstr.  Devon.    B.  Belvalianum  de  Kon.  Carbon. 

Gephyroceras  Hyatt  (Manticoceras  Hyatt,  Timanites  Mojs.)  (Fig.  1081). 
Schale  involut  oder  genabelt.  Externlobus  tief,  durch  einen  breiten  Secundär- 
sattel  getheilt.  Lateral  lobus  von  einem  breiten  vor- 
springenden Externsattel  begrenzt.  Die  abgeplatteten 
Formen  werden  von  Hyatt  als  Manticoceras ,  die 
dicken  genabelten  als  Gephycoceras,  unterschieden. 
G.  calcidi/orme,  intumescens,  aequabile  ßeyr.,  G.  com- 
planatum  Sandb.  Devon. 


Fi»  U>78. 
Gtmiatittt  ( Tornvcera*)  rim- 
pltx  v.  Buch.  Ober-Devon. 
Bürleftheim.  Klfel. 


Flp.  1084. 
Goniatite»  (Gaxtrioccra*)  Jouae 

M.  V.  K. 
PertnoCnrbon.   Artinak,  l'ral. 


Fl«  1082. 
Goniatite*  (Glijphiocera*)  tphae- 
ricui  Golilf.  Kohlenkttllc. 
Suttrop,  Westfalen. 

Vlg.  10SJ 
Siiturünie  von  Goniatite»  (Gly- 
phiocera»,  diadana  Goldf. 
Kohlenkalk.    Choquier  bei 
Lüttkh. 

Glyphioceras  Hyatt  (Münster oceras,  Homoceras  Hyatt)  (Fig.  1082, 1083). 
Involute,  enge  oder  ungenabelte,  glatte  oder  fein  gestreifte,  aussen  gerundete 
Schalen.  Externlobus  durch  Secundärsattel  getheilt.  Externsattel  schmal, 
gerundet  oder  zugespitzt.  Laterallobus  spitz,  tief.  Lateralsattel  breit  gerundet; 
über  der  Naht  häufig  noch  ein  kleiner  Hilfslobus.  Carbon  und  Permo-Carbon. 
G.  Oweni  Hall,  G.  sphaericum  Martin,  G.  crenistria  Phil.,  G.  diadema  Goldf.  etc. 

Nomismoceras  Hyatt    Wie  vorige,  aber  flach  scheibenförmig,  weit  ge- 
nabelt   Carbon.    N.  vittatum,  spirorbis  Phill. 
Pericyclus  Mojs.    Wie  . 


Flg.  IOSü. 
SotnrUnle  von  Goniatite* 
t  Monte«  ra*}  terebrutu* 
Sandb. 


Fl«.  lOSfi 
Siiturünie  ven  Goniatite* 
iSporadoceran)  Münttrri 

v.  Buch. 


Glyphioceras,  jedoch  Ümgänge 
mit  einfachen,  aussen  zurück- 
gebogenen Querrippen  ver- 
ziert. Carbon.  P.  prineeps 
de  Kon. 

Gastrioceras  Hyatt  (Fig.  1084).  Schale  genabelt,  Umgänge  meist  spiral 
gestreift,  häufig  auch  quer  gerippt  und  mit  Nabelknoten  versehen;  aussen 
breit  gerundet,  mit  Einschnürungen.  Aussenlobus  breit  und  tief,  durch  einen 
Secundärsattel  getheilt;  nur  ein  tiefer,  zungenförmiger,  kurz  zugespitzter  Lateral- 
lobus vorhanden.  Carbon.  Permocarbon.  G.  Listeri  Phill.   G.  Jossae  M.  V.  K. 

Maeneceras  Hyatt  (Fig.  1085).  Involut,  seitlieh  mit  zurückgeschwunge- 
nen Linien  verziert,  aussen  gerundet.  Externlobus  kurz,  ungetheilt.  Zwei 
ungleich  grosse  Seitenloben  vorhanden,  davon  der  zweite  zugespitzt,  Devon. 
M.  actäo-laterale  Sandb. 

Sporadoceras  Hyatt  (Fig.  1086).  Wie  vorige,  jedoch  die  beiden  Seiten- 
loben und  Sättel  gleich*  gross ;  der  zweite  Lateralsattel  breit,  gerundet.  Extern- 
lobus kurz.    Ob.  Devon.    S.  bidens  Sandb. 

Ibergiceras  Karp.  Wie  Sporadoceras,  aber  Externlobus  tief.  Ob.  Devon. 
Ii  tetragonus  Roem. 

2.  Familie.    Prolecanitidae.  Hyatt. 
Schale  scheibenförmig,  weit  oder  eng  genabelt,  glatt  oder  quergerippl ,  ohne 
Einschnürungen.   Sättel  zahlreich,  schmal,  zungenjörmig,  vorne  ganzrandig.  Loben 
ein/ach  gerundet,  ein-,  zwei-  oder  mehrspitzig,  zuweilen  fein  gezackt.  Embryonal- 
kammer latisellat.    Devon  bis  Trias. 


Digitized  by  Google 


400 


Mollusca.  Cephalopoda. 


Die  älteren  ProUcanitidae  schliessen  »ich  eng  an  die  Goniatiten  mit  zwei 
Lateralloben  (Sporadoceras ,  Ibergiceras)  an.  Sie  dürften  wohl  als  die  Vor- 
läufer der  triasisehen  Ceratitiden  und  Pinacoceratiden  zu  betrachten  sein. 


Flg.  108".  ProUeanxtc»  lunulicoita 

Sandb.    Ober-Devon.  Nassau. 
(Nach  Ha n dbergor.) 


Fig.  lOS'.t 
1'ronuriU*  cycloUAiut  PMIL  *p. 

Knhletikalk.  Orasfington 
Yorkshire    (Nach  Phillip«.) 


1092. 

Muilicottia  Trauttcholdi 
Oeunn.  Permo-Carbon.  Soslo, 
sicilien. 
i'Nnch  Geniinellaro.) 


Prolecanites  Mojs  [Pharciceras  Hyatt)  (Fig.  1087).  Schale  weit  ge- 
nabelt, scheibenförmig,  glatt  oder  quer  gestreift,  Externlobus  ungetheilt. 
Sättel  einfach  schmal,  vorne  gerundet,  keulenförmig,  an  der  Basis  etwas  ein- 
geschnürt. Loben  zugespitzt.  Ob.  Devon ,  Carbon.  P.  tridens  Sandb. ,  P. 
Becheri  Goldf.    Devon.    P.  Henslowi  Sow.  Carbon. 

Hg  lüfiK. 

Sulurlliiic  vnii  Sandbcrgoceras  tuberculoso-eotla- 
8an«lb  Ober-Devon. 


,  t       :'  ose 


Flg.  10'JO. 

Butvrllnle  von  SoriU*  aondoia  Mojs. 

Muschelkalk.    Sehreyer-Alp  bei  Hallstadt. 


Fig.  1091. 

Snturlinie  von  .Vcdlic<>ttia  prima*  Waag.  I'ormo- 
Curbon    Salt  ränge.    (Nach  Waagen.) 


Sandbergeroceras  Hyatt  (Triaino- 
ceras  Hyatt:  (Fig.  1088).  Scheibenförmig, 
weitgenabelt,  Umgänge  mit  Querrippen,  aussen  breit,  gerundet;  Externlobus 
ungetheilt,  Seiten  loben  gerundet.  8.  tuberculato  costatum  Sandb.  Ob.  Devon. 
Dory ceras,  Clinolobus  Gemm.  Permocarbon.  Sicilien. 
t  Lecanites  Mojs.  Schale  klein,  weitgenabelt,  flach,  glatt  oder  fein 
quergestreift.  Externlobus  dureh  Secundärsattel  getheilt,  Seitenloben  ge- 
rundet.   Ob.  Trias.    L.  glaueus  Mstr.    S.  Cassian. 

Pronorites  Mojs.  (Fig.  1089).  Scheibenförmig,  glatt  genabelt,  aussen 
gerundet  oder  abgeplattet,  zuweilen  mit  schwachem  Kiel.  Externlobus  drei- 
spitzig: erster  Seitenlobus  zweispitzig,  die  folgenden  Loben  einspitzig.  Carbon 
und  Permo-Carbon.    P.  praepermicus  Karp. 

Darael  ites  Gemm.  Mässig  weit  genabelt,  aussen  gerundet,  Seiten  mit 
am  Externtheil  zurückgebogenen  Querstreifen.  Aussenlobus  breit,  durch 
einen  in  der  Mitte  tief  eingeschnittenen  Secundärsattel  getheilt.  Aussensattel 
viel  kürzer  als  der  erste  Lateralsattel;  die  zwei  ersten  Lateralloben  im  Grund 
fein  gezackt.    Permocaibon.    D.  Meeki  Gemm.  Sicilien. 

Nor  ites  Mojs.  (Fig.  1090).  Flach  scheibenförmig,  eng  genabelt,  glatt; 
Externtheil  von  zwei  Kanten  begrenzt.  Externlobus  und  Externsattel  sehr  kurz; 
die  Seitensättel  vorne  gerundet,  die  Loben  fein  gezackt.  Trias.  N.  gondola  Mojs. 

Parapronorites  Gemm.  Enggenabelt, glatt,  aussen  gerundet,  Externlobus 
dreizackig.  Externsattel  schmal  und  kurz,  erster  Laterallobus  mit  vier,  die 
übrigen  mit  zwei  Zacken.  Permocarbon.  Sicilien  und  Artinsk.  P.  Konincki  Gemm. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.    Ammonoidea.  Prolecanitidae. 


401 


Sicanites  Gemm.  Schale  flach,  genabelt;  Externtheil  schmal  mit  Qucr- 
einschnitten.  Sämmtliche  Loben  zweispitzig.  Externsattel  schmal,  kürzer 
als  der  erste  Lateralsattel.    Permocarbon.  Sicilien. 

Propinacoceras  Gemm.  Ungenabelt,  scheibenförmig,  Seiten  flach 
und  glatt;  Externtheil  mit  Medianfurche  und  Quereinschnitten.  Sämmtliche 
Loben  zweispitzig,  die  Sättel  schmal,  vorne  gerundet  oder  kurz  zugespitzt. 
Extern-  und  erster  Laterallobus      „  A  a     m  A 

ternsattel,  der  durch  einen  sehr 


Fl*.  1093 

Uaidingeri  Hauer  «p.   obere  Tritu«. 
Hallstartl. 


Fiji.  1094. 

muUilobatum  Beyr.  sp.    Ober- Devon. 
Adorf,  Westfalen. 


kurzen  und  einen  etwas  tieferen  zweispitzigen  Adventivlobus  zertheilt  ist. 
Permocarbon.    Sicilien  und  Ural.    P.  Beyrichi  Gemm. 

Medlicottia  Waagen  (Fig.  1091.  1092).  Hochmündig,  flach  scheiben- 
förmig, eng  genabelt.  Externtheil  beiderseits  mit  scharfem  Kiel,  dazwischen 
Furche.  Aussensattel  schmal,  sehr  hoch,  vorne  gerundet,  auf  den  Seiten  mit 
Quereinschnitten.  Sämmtliche  Loben  zweispitzig,  die  Lateralsättel  vorne 
gerundet,  mit  einfachem  oder  einmal  eingeschnittenem  Körper.  Permo- 
carbon.   Ostindien,  Ural,  Sicilien.    3f.  primas  Waagen,  M.  Orbignifi  Vern. 

Agathiceras  Gemm.  (Adrianites  Gemm.).  Kugelig  oder  scheibenförmig, 
eng  oder  weit  genabelt,  aussen  breit  gerundet,  spiral  oder  quer  verziert. 
Mündung  etwas  eingeschnürt,  zu  beiden  Seiten  des  Externtheils  ein  schmaler 
Vorsprung.  Sättel  keulenförmig,  hinten  etwas  eingeschnürt,  ungezackt. 
Loben  nicht  zerschlitzt,  kurz  zugespitzt.  Permocarbon.  Sicilien  und  Ural. 

Sageceras  Mojs.  (Fig.  1093).  Flach  scheibenförmig,  hochmündig,  Ex- 
terntheil kantig  begrenzt.  Loben  und  Sättel  sehr  zahlreich;  erstere  zwei- 
spitzig. Die  Sättel  schmal  zungenförmig,  vorne  abgerundet,  seitlich  nicht 
eingeschnitten.  Die  ausserhalb  des  tiefsten  Laterallobus  gelegenen  Loben 
und  Sättel  sind  Adventivloben  und  -Sättel.  Trias  der  Alpen  und  Californien. 

Longobardites  Mojs.    Trias  (norische  Stufe).  Alpen. 

Beloceras  Hyatt  (Fig.  1091).  Flach  scheibenförmig,  hochmündig, 
aussen  zugeschärft,  eng  genabelt.  Sutnrlinie  mit  zahlreichen  einfachen  zu- 
gespitzten Loben  und  Sätteln;  zwischen  dem  kurzen  Externlobus  und  dem 
tiefsten  Laterallobus  mehrere,  nach  aussen  an  Tiefe  abnehmende  Adventiv- 
loben.   Ob.  Devon. 

Die  Gattung  Beloceras  nimmt  eine  ganz  isolirte  Stellung  ein  und  entfernt 
sich  erheblich  von  allen  typischen  Prolecaniden. 

Zlttel.  Grundasiige  der  Palaeontologle.  26 


Digitized  by  Google 


402 


Mollusca.  Cephalopoda. 


S.  Familie.    Pinacoceratidae.    Mojs.  (emend.  Zitt.). 

Schale  flach  scheibenförmig,  hochmündig,  eng  genabelt,  meist  glatt  oder  schwach 
gefaltet.    Wohnkammer  kurz.    Suturlinie  mit  sehr  zahlreichen,  überaus  fein  und 

tief  zerschlitzten  Loben  und  Sätteln;  zwischen 
dem  Externlobus  und  ersten  Seilenlobus  ein- 
geschaltete Adventivloben.  Embryonalkammer  an- 
gustisellat.  Trias. 

Die  Pinacoceratiden  besitzen  unter  allen 
Ammoniten  die  am  feinsten  zerschlitzte  und 
complicirteste  Suturlinie.  Sie  sind  auf  die 
Trias  beschränkt  und  stehen  in  engstem  Zu- 
sammenhang mit  gewissen  paläozoischen  Pro- 
lecanitiden,  wie  Beloceras,  Medlicottia  u.  a.,  bei 
denen  jedoch  die  Loben  und  Sättel  stete  viel 
einfacher  gebaut  sind. 

Die  einzige  Gattung  Pi nacoceras  Mojs. 
(Fig.  1095,  10%)  enthält  lediglich  triasische 
Arten,  wovon  die  ältesten  (P.  Damesi  Mojs.) 
im  oberen  Muschelkalk  beginnen.  Hauptver- 
breitung im  Hallstadter  Kalk.  P.  Stetternich* 
v.  Hauer  sp.  erreicht  einen  Durchmesser  von 
1  —  Meter.  P.  respondens,  P.  rex,  P.  Im- 
perator v.  Hauer  sp.     A(U  yi 


Fig.  1095. 
Pinacocera»  Layeri  Hauer  s\ 

Trliw.    KutlielMt-iu  l>ci  Aucwe. 


Obere 


Fig.  10M. 


Pinacocirat'.iftttcrnichi  Hauer  sp.    K>  u|«  r    .Sumerauk»Kel  bei  Halls(a>lt     Suturlinie  (verkleinert). 

■.Nach  Hauer.) 

4.  Familie.    Ceratitidae.    v.  Buch. 

Schale  genabelt,  meist  mit  Querrippen  oder  Knotenreihen  verziert,  zuweilen 
schrauben-  oder  stabförmig.  Wohnkammer  kurz;  Mündung  normal,  aussen  etwas 
vorgezogen.  Suturlinie  ein/ach  oder  die  Loben  gezackt,  die  Sättel  vorne  breit, 
ganzrandig  oder  sehr  schwach  gezähnelt.  Seitenloben  meist  wenig  zahlreich,  Extern- 
lobus durch  Secundärsattel  getheilt  und  häufig  tiefer  als  der  erste  Laterallobus. 
Permocarbon  und  Trias. 

Xenodiscus  Waagen.  Hochmündig,  scheibenförmig,  eng  genabelt, 
aussen  gerundet.  Seiten  glatt  oder  schwach  gerippt.  Sättel  vorne  gerundet, 
ganzrandig;  Loben  im  (ürund  schwach  gezackt,  nur  zwei  Seitenloben  vor- 
handen. Permocarbon  von  Ostindien  und  untere  Trias  von  Nordasien  und 
Ostindien. 

Benecke ia  Mojs.  Flach  scheibenförmig,  glatt,  eng  genabelt,  hoch- 
mündig, aussen  zugeschärft.  Loben  und  Sättel  ganzrandig,  zahlreich ;  Extern- 
lobus kurz.  Im  untersten  Muschelkalk  (Wellendolomit).  B.  Buchi  Alb.  sp., 
B.  tenuis  Seeb.  sp. 

M eekoceras  Hyatt.  Flach  scheibenförmig,  glatt  oder  mit  schwachen, 
zuweilen  knotigen  Querrippen.  Externtheil  von  schwachen  Knotenreihen 
oder  Randkielen  begrenzt.  Loben  zahlreich ;  die  Hauptloben  schwach  ge- 
zähnelt, die  Sättel  gerundet,  ganzrandig.  Buntsandstein  und  Muschelkalk. 
Nordamerika  ( Idaho),  Spitzbergen,  Sibirien,  Himalajah,  Saltrange.  M.  appla- 
natum,  gracilitatis  Hyatt,  M.  Ket/serlingi  Mojs. 


Digitized  b 


Tetrabranchiata.   Amraonoidea.    Ceratitidae.  403 

Hungarites  Mojs.    Unt.  Trias. 

f  Paraceltites  Gemtn.    Permocarbon.  Sicilien. 

Celtites  Mojs.  (Tropiceltites  Mojs.).  Weit  genabelt.  Umgänge  niedrig, 
rechteckig,  aussen  gerundet,  seitlich  mit  einfachen  kräftigen,  nach  vorne  ge- 
bogenen Querrippen.  Suturlinie  einfach,  nur  zwei  ungezackte  Seitenloben 
vorhanden.  Alpine  Trias  vom  Muschelkalk  an.  C.  epolensis  Mojs.,  C.  laevi- 
dorsatus,  rectangularis  Hauer  sp. 


d  IS  e 


Via.  1097.  .  Kip.  1098. 

Tirolile»  Cansianu*  Ctratitet  nodnuu*  de  Hann.    Muschelkalk.    Würzbunr    a,  b  Exemplar 

Queiist.  sp.  In  Vi  nat  Gr.,  c  Suturlinie  auf  der  Aussenseite,  d  erster  und  zweiter 

('ampllcr  Schichten.  Grones-  Ijitcnillobu*  und  llilfslobcn  über  der  Naht,  sowie  saiumtliche  Intern- 
Hof  bei  St.  «  assian.  loben  unter  der  Naht. 


Sibirites  Mojs.  Weit  genabelt;  Umgänge  mit  kräftigen  Querrippen,  die  sich 
neben  dem  Extemtheil  in  zwei  Acste  spalten  und  über  denselben  fortsetzen. 
Ix>ben  und  Sättel  wenig  zahlreich,  ungezackt.  Unt.  Trias  von  Sibirien.  8.  (Cera> 
Utes)  Eichwaldi  Keys.;  ferner  im  Himalajah,  im  Hallstadtcr  Kalk  und  in  Peru. 

Dinar  ites  Mojs.  Genabelt,  aussen  gerundet.  Seiten  glatt  oder  mit 
einfachen,  geraden  Rippen,  die  in  der  Regel  mit  einem  Knoten  beginnen. 
Seitenloben  wenig  zahlreich ,  ganzrandig  oder  schwach  gezähnelt.  Untere 
und  mittlere  Trias.  Alpen ,  Dalmatien ,  Ostsibirien.  D.  Dalmatinus  Hauer, 
D.  Avisianus  Mojs. 

Tirolites  Mojs.  (Fig.  1097).  Weit  genabelt,  aussen  breit,  Seiten  mit  einfachen 
Querrippen,  die  in  kräftigen  Randknoten  endigen.  Nur  zwei  Seitenloben  vor- 
handen, der  erste  schwach  gezackt;  Sättel  breit,  ganzrandig.  Unt.  Trias.  Alpen. 

Balatonites  Mojs.  Trias. 

Proteusites  v.  Hauer.  Schale  anfänglich  involut,  kugelig,  später  weit  ge- 
nabelt. Wohnkammer  eingeschnürt.  Umgänge  dick,  aussen  breit  gerundet,  auf 
den  Seiten  mit  einfachen  Querfalten.  Sättel  ganzrandig,  selten  schwach  gezackt, 
Loben  gezähnelt.    Muschelkalk.    Bosnien.    P.  Kellneri,  multiplicatus  Hauer. 

Ceratites  de  Haan  (Haaniceras  Bayle)  (Fig.  1098, 1099).  Genabelt ;  aussen 
ziemlich  breit,  gerundet  oder  abgeplattet.    Seiten  meist  mit  einfachen  oder 

26* 


Digitized  by  Google 


404 


Mollusca.  Cephalopoda. 


gespaltenen  Rippen  bedeckt,  welche  aussen  zu  Randknoten  und  an  den 
Spaltungsstellen  zu  Seitenknoten  anschwellen.  Sättel  vorne  ganzrandig, 
Ju)ben  schwach  gezähnelt.  Externlobus  kurz,  breit.  Internlobus  schmal,  tief, 
zweispitzig.  Häutig  und  in  vielen  Arten  verbreitet  in  der  unteren  und  mittleren 
Trias,  hauptsächlich  im  Muschelkalk  der  germanischen  Provinz  [C.  nodosus 
de  Haau,  C.  semipartitus  v.  Buch,  C.  enodis  Quenst.),  der  Alpen  (C.  trinodosus 
(Fig.  109'J)  Mojs.,  C.  binodosus  Hauer  etc.),  Ungarn,  Bosnien,  Spanien,  Nord- 
sibirien (C.  Middendor/i  Keys.),  Kirgisensteppen,  Himalaja,  Japan,  Spitzbergen. 

Heraclites,  Phormetides , 
Thisbites,  Clionites,  Stein- 
mannifes,  Glyphidites,  Ba- 
diotites  Mojs.  (Fig.  1100),  Cly- 
donites  Hauer.  Trias. 

Ärpadites  Mojs.  (Fig.  1101). 
Fig.  noo.         Wie  Ceratites,  aber  nach,  scheiten- 
ButtttfMJtozKrtr.ip  förmig.  Extcrntheil  mit  Furche, 

St  rawian,  Tyroi     aussen  kantig.  Buehensteiner, 
|  „  Wengener,    St.    Cassianer  und 

Esino- Schichten.  A.  Manzonii 
Mojs. 

Helictites,  Polycyclus 
Mojs.  (Fig.  1102).  Trias. 

Choristoceras  Hauer  (Fig. 
1103).  Weit  genabelt,  letzter  Um 
gang  theilweise  von  den  übrigen 
abgelöst.  Seiten  mit  einfachen, 
auf  dem  Externtheil  durch  eine 
Furche  unterbrochenen  und  meist  mit  ein  oder  zwei  Knotenreihen  versehenen 
Rippen.  Erster  Laterallobus  zweispitzig,  die  übrigen  ganzrandig.  Rhät,  Alpen. 


Vitt.  im. 

Ceratitr*  trinodosut  Hauer. 
Muschelkalk.    Bakony,  Ingarn. 
«Nach  Mojstfio.viCBO 


Fig.  1102. 

Polyeyclu«  natdirfium 
Iilttwnr  *p.  Keuper. 
gamlHlig  bei  Aussig. 


Fig.  1101. 
ArpndiU*  CVri/Twi*  Mojs. 

KeUper. 

Egino,  Lombardei. 


Fig.  11W. 
Cochlacera*  Finehrri 
Hauer.  Keuper. 

Saodltng  M  Amno. 

(Naeh  Hauer.) 


Flg.  lio.». 
Khnbdoceriu  Stusri 

Hauer  Keuper. 
Saudlilig  hei  Aussee. 
Nach  II  aller.; 


Fig.  1103. 
Choriilocerat  Martlii 
Hauer.  Khat.  Kendelen- 
graben  am  Osterhörn. 
Salzburg. 


Cochloceras  Hauer  (Fig.  1104).  Schale  schraubenförmig,  links  gewunden. 
Umgänge  mit  Querrippen.    Ix>ben  und  Sättel  einfach.    Ob.  Trias.  Alpen. 

Rhabdoceras  Ilauer  (Fig.  1105).  Schale  stabförmig,  gerade,  Oberfläche 
mit  schrägen  Rippen.    Suturlinie  einfach.    Ob.  Trias.  Alpen. 

5.  Familie.    Tropitidae.    Mojs.  (emend.  Zitt.). 

Schale  weit  oder  eng  genabelt  oder  ungenabelt,  meist  reich  mit  Querrippen 
oder  Knotenreihen  verziert.  Wohnkammer  bald  lang  (bis  Pj\  Umgang),  bald  kurz. 
Mündung  normal  oder  etwas  eingeschnürt.  Loben  und  Sättel  massig  zerschlitzt; 
Externlobm  tief,  durch  einen  starken  Sectindärsatttl  zweispitzig;  nur  ztcei  Lateral - 
loben  und  ein.  selten  zwei  kleinere  lliljsloben  au/  den  Seiten  vorhanden.  Sättel 
mit  breitem  Stamm,  vorne  verschmälert.    Embryonalkammer  latisellat.  Trias. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.    Ammonoidea.    Tropitidae.  405 

Die  Tropitiden  sind  die  reicher  verzierten  und  mit  Ammonitenloben 
versehenen  Nachkommen  von  Oastrioceras  und  Pericyclus.  Sie  stehen  den 
Ceratitiden  nahe,  unterscheiden  sich  aber  von  diesen  durch  stärker  gezackte 
Suturlinie,  vorne  verschmälerte  Sättel  und  meist  geringere  Zahl  von  Lateral- 
loben.   Permo-Carbon.  Trias. 

Thalassoceras  Gemm.    Permo-Carbon.  Sicilien. 

Acrochordiceras  Hyatt.  Eng  genabelt.  Seiten  mit  Rippen  verziert, 
welche  je  2  und  3  aus  einem  Nabelknoten  entspringen  und  über  den  ge- 
rundeten Externtheil  verlaufen.  Sättel  schmal,  schwach  gezähnt,  Loben  tief 
gezackt.  Im  Muschelkalk,  Alpen,  Bosnien,  Nordschlesien,  Nevada.  Ä.  Damesi 
Nötling.  c 


Tropites  Mojs.  (Fig.  1106).  Schale  tief  genabelt  mit  dicken,  aussen 
breit  gerundeten  und  näufig  gekielten  Umgängen ;  Oberfläche  gerippt,  meist 
eine  knotige  Nabelkante  vorhanden.    Ob.  Trias.  Alpen. 

i  B 


L  EL 

Fi*.  1108.  Fig,  1109. 

Trachycerai  Atutriacnm  Mojs    Ober«  Trias       Trachacera*  < Protrachyterat^  Archrluiut  I.huIh-.  Trias  (So- 
RdOMbMtO  bei  Au?»ee.  rl*cln-  Stuf«-'.   Bnkony,  I  ncnrn.  (Nach  Mojf  tsovtOfc] 


Margarites  Mojs.  (Fig.  1107).  Weit  genabelt;  Seiten  der  Umgänge 
mit  Radialrippen,  die  neben  dem  breiten  Externtheil  zu  Randknoten  oder 
Stacheln  anschwellen.    Ob.  Trias. 

Eutomoceras  Hyatt,  Sibylliies,  Styrites  Mojs.    Ob.  Trias. 

Trachyceras  Laub*  -  ( Prot  räch  yceras,  Anolcites  Mojs.)  (Fig.  1108.  1109). 
Schale  eng,  Beltener  weit  genabelt.  Oberfläche  reich  verziert,  mit  gespaltenen 
Querrippen,  die  auf  dem  Externtheil  durch  eine  Furche  unterbrochen  und 
meist  mit  Knoten  oder  Dornen  besetzt  sind,  welche  spirale  Reihen  bilden. 
Wohnkammer  */3  des  letzten  Umgangs.  Loben  und  Sättel  massig  gezackt, 
die  Sättel  vorne  verschmälert.    Sehr  häufig  in  der  mittleren  und  oberen 


Digitized  by  Google 


40b" 


Mollusca.  Cephalopoda. 


alpinen  Trias,  ferner  in  Spanien,  Ungarn,  Bukowina,  Nevada.  Die  ältesten 
Formen  in  den  Bucheneteiner,  die  jüngsten  in  den  oberen  Hallstadter 
Schichten.  Ueber  100  Arten.  T.  Aon  Mst.  (St.  Cassian),  T.  Aonoides  Mojs. 
(carnisehe  Stufe). 

Halorites  Mojs.  Schale  aufgebläht,  eng  genabelt  oder  ungenabelt, 
aussen  gerundet.  Wohnkammer  lang.  Innere  Umgänge  mit  perlschnurartig 
geknoteten  Querrippen;  Schlusswindung  etwas  verengt,  quergefaltet  oder 
gestreift,  häutig  mit  einer  externen  Randknotenreihe.  Ob.  Trias.  Salzkammer- 
gut und  Himalajah. 

Juvavites,  Isculites,  Miltites  Mojs.    Ob.  Trias.  Salzkammergut. 

Sagenites  Mojs.  Eng  genabelt,  aussen  gerundet,  zuweilen  mit  Median- 
furche. Wohnkammer  kurz.  Seiten  mit  Querstreifen  oder  Falten  verziert, 
welche  von  Spiralen  Linien  oder  Körnerreihen  gekreuzt  werden.  Ob.  Trias. 
Salzkammergut.    S.  reticulatus,  Giebeli  Hauer  sp. 

Distichites  Mojs.,  Drepanites,  Dionites,  Daphnites,  Cyrto- 
pleurites  Mojs.  Sirenites,  Sandlingites  Mojs.  Obere  Trias.  Salz- 
kammergut. 

6.  Familie.    Amaltheidae.  Fischer. 

Schale  meist  eng  genabelt,  aussen  twschmälert  oder  gekielt.  Wohnkammer 
kurz.    Mundsaum  aussen  läppen-  oder  stielförmig  vorspringend.  Einschnürungen 

Jehlen.  Loben  und  Sättel 
bald  schwach,  bald  tief  ge- 
zackt, stets  mehrere  Hiljs- 
loben  au/  den  Seiten  ent- 
wickelt. Sättelstämme  breit ; 
Externsattel  sehr  gross  und 
meist  durch  seitliche  Secun- 
därloben  mehr  oder  weniger 
tiej  zertheilt.  Ein  dünner 
Anaptychus  bei  der  Gattung 
Amaltheus  beobachtet.  Trias 
bis  Kreide. 

Die  Abstammung  der 
Amaltheiden  ist  unsicher. 
Möglicher  Weise  sind  sie  aus  den 
Vrokranitidae  hervorgegangen.  Be- 
zeichnend für  dieselben  ist  die  ver- 
schmälerte oder  gekielte  Externseite. 
BH  manchen  Arten  entsteht  ein  so- 
genannter Hohlkiel  dadurch,  daes  der 
eigentliche  Kiel  nur  von  der  äusseren 
Schalenschicht  gebildet  wird,  während 
sich  die  innere  Perlmutterschicht 
trennt  und  den  gekümmerten  Theil 
der  Schale  abschliesst. 
Ptychites  Mojs.  (Piicosi  Beyr.,  llugi/eri  Oppel,  Meekoceras  p.  p.  Mojs.) 
(Fig.  1110).  Schale  involut,  eng  genabelt,  dick  scheibenförmig,  aussen  ver- 
schmälert und  gerundet,  die  Seiten  mit  einfachen,  flachen  Falten.  Runzel- 
schicht wohl  entwickelt.  Mundsaum  aussen  vorgezogen,  zuweilen  etwas  ein- 
geschnürt. Sättel  und  Loben  massig  gezackt.  Aussenlobus  sehr  seicht,  Aussen 
sattel  kürzer,  als  der  erste  Lateralsattel.  Trias;  hauptsächlich  im  Muschel- 
kalk. Norddeutschland  (P.  dux  Gieb ,  P.  megalodiscus  Beyr.  sp.),  Alpen  (P. 
Studeri  Hauer  sp.,  P.  (Meekoceras)  Reuttense  Mojs),  Bakony,  Bosnien,  Ostindien 
(Pt.  Khanikoffi  Opp.  sp.),  Spitzbergen. 

Ca  mit  es  Mojs.    Ob.  Trias.    C.  ßoridus  Wulfen  sp. 


Fi*.  1110. 
Mojs.  (Am.  Studeri  Himer  p,  p. 
Mufoholkftlk. 

ßchreyei  Alp.  8*)iburg. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.    Ammonoidea.  Amaltheidae. 


407 


Sturia  Mojs.  Scheibenförmig,  enggenabelt,  aussen  zugeschärft,  mit  Spiralen 
Streifen  verziert.  Externlobus  tief  und  breit  Trias,  hauptsächlich  im  alpinen 
Muschelkalk  und  in  den  Marmolataschichten.  St.  Sansovinii  Mojs. 

Oxynoticeras  Hyatt  (Fig.  1111).  Flach,  scheibenförmig,  enggenabelt 
mit  scharfem  Hohlkiel,  in  der  Jugend  gerundet  ;  aussen  glatt  oder  radial  ge- 
faltet. Suturlinie  mit  wenig  tiefen  Einschnitten.  Der  breite  Aussensattel  in 
zwei  ungleiche  Lappen  getheilt;  2 — 6  Hilfsloben  vorhanden.  Lias  bis  untere 
Kreide.  A.  Guibalianus  d'Orb.  (unt.  Lias),  A.  serrodens  Quenst.  (ob.  Lias); 
A.  Staufetisis  Opp.,  A.  discus  Sow.  (Dogger),  A.  Gevrilianus  d'Orb.  (Neocom)  etc. 

Amaltheu8  Montf. ,  (Pleuroceras 
Hyatt,  Pachyceras  Bayle)  (Fig.  1112). 
Eng-,  seltener  weitgenabelt;  Kiel  scharf 
oder  geknotet,  zuweilen  hohl.  Seiten 


<*.7 


Flu.  1111. 

Oj-ijnoticertt*  orynotum  Quenm.  np.  Unt.  Um  (ft) 
WürtloinlM'Of 


Fi*.  1112. 

Amalthtu*  margarUatv*  Montf.    Der  letzt«-  Cur 
gang  theilweliw  von  «pirnlon  Linien  (RubmI- 
■clifcbt)  »HMlwkt. 


glatt,  gestreift  oder  mit  einfachen  oder  stacheligen  Rippen  verziert.  Sättel 
und  Loben  sehr  tief  und  fein  zerschlitzt.  Der  Externsattel  in  Adventivsättel 
und  Loben  zerlegt.  3  oder  mehr  Hilfsloben  ausser  den  IW01  grossen  Lateral- 
loben vorhanden.  Lias.  Jura.  A.  margaritaius  Montf.  sp,  A.  {Pleuroceras) 
spinatus  Brug.  (Lias),  A.  dorsoeavatus  Quenst. ,  A.  Truellei  d'Orb  (Dogger)  etc. 

Card }  iocer as  Neumayr  u.  Uhlig.  Wie  Amaltheus,  aber  seitlich  mit  stark 
geschwungenen  Rippen  bedeckt,  die  sich  aussen  in  zwei  Aeste  spalten  und 
den  Kiel  kerben,  Meist  nur  2 — 3  Hilfsloben  vorhanden.  Antisiphonallobus 
einspitzig.  Callovien,  Oxfordien  bis  Tithon.  A.  Lamberti  Sow.,  Mariae  d'Orb., 
cordatus  Sow.,  altemans  v.  Buch  etc. 

Neumayria  Nikitin.    Ob.  Jura.    Russland.    A.  fulgens  Trautseh. 

Placenticeras  Meek.  Scheibenförmig,  eng  genabelt,  aussen  zugeschärft', 
gekielt  oder  der  Externtheil  von  zwei  Knotenreihen  begrenzt.  Loben  und 
Sättel  zahlreich,  gezackt  oder  zerschlitzt;  die  Sättel  mit  breitem  Stamm ;  der 
Externsattel  in  2 — 3  selbständige  Sättel  zerspalten.  Erster  Laterallobus  sehr 
tief.  Neocom  biß  Senon.  A.  placenta  de  Kay  (Senon) ;  A.  Guadaloupae  Roem., 
A.  syrtalis  Morton  (mittlere  Kreide),  A.  clypeijormis  d'Orb  (Barremien). 

Sphenodiscus  Meek.  Flach  scheibenförmig,  aussen  gekielt  und  zu- 
geschärft. Sättel  und  I^oben  zahlreich.  Die  Sättel  mit  schmalem  Stiel,  vorne 
verbreitert  und  ziemlich  tief  zerschlitzt.  Hilfsloben  in  gerader  Linie  stehend. 
Mittlere  und  obere  Kreide.  Nordamerika,  Europa,  Nordafrika.  A.  lenticularis 
Owen  (=  A.  lobatus  Tuomey). 

Buchiccras  Hyatt.  Kreide.  Nordamerika.  Süti-1  und  Loben  schwach 
gezähnelt.  Hilfsloben  wenig  zahlreich.  B.  hilobatum  Hyatt,  B.  (Ceratites) 
Syriacum  v.  Buch  sp. 


408  Mollusca.  Cephalopoda. 

Tissotia  Douville  (Fig.  1113).  Enggenabelt,  dick,  mit  einfachem  oder 
in  Knoten  aufgelöstem  Kiel  Externtheil  zuweilen  durch  zwei  Knotenreihen 
begrenzt.  Externsattel  breit,  unsymmetrisch  zweilappig,  die  übrigen  Sättel 
vorne  ganzrandig  oder  durch  einen  seichten  Einschnitt  zweitheilig.  Loben 
gezackt.  Hilfsloben  (4—5)  sehr  kurz.  Mittlere  Kreide  (Cenoman  u.  Turon), 
Südeuropa  und  Nordafrika.    T.  Ewaldi  v.  Buch,  T.  Tissoti  Bayle. 


Fijr.  1114.  Hk  1113. 

Engonoctra*  Imaili  Zitt    Ob.  Seiu.n.    Libysche  Wüst«  TUtotia  Fourneli  Baylc    (eil  omni». 

weltlich  von  der  Oa*>  Dncliwl.  Matab  «•1-M  siii",  Algerien.    ,'Narh  riHvle.) 


Neolo b ites  Fischer.  Scheibenförmig;  Externtheil  abgeplattet,  jedereeits 
kantig  begrenzt.  Loben  und  Sättel  ganzrandig,  ungezackt.  A.  Vibrayeanus 
d'Orb.  Cenoman. 

Engonoceras  Neumayr  (Fig.  1114).  Scheibenförmig,  eng  genabelt, 
aussen  zugeschärft  und  gekielt.  Externtheil  öfters  durch  Randknoten  begrenzt. 
Loben  und  Sättel  Kehr  zahlreich ;  die  Sättel  vorne  gerundet,  ganzrandig  oder 
mit  schwacher  Einkerbung.  Externsattel  sehr  breit,  durch  ein  oder  zwei 
Secundärloben  zertheilt,  welche  fast  die  Länge  und  Form  des  ersten  Laterals 
besitzen.  I^ben  gezackt.  Ob.  Kreide.  Europa.  Nordamerika  und  Nord- 
afrika.   A.  piedernalis  v.  Buch,  A.  Ismaeli  Zitt. 

7.  Familie.    Cyclolobidae.  Zitt. 

Schale  meist  enggenabelt  oder  involut,  glatt,  quer  oder  spiral  gestreift.  Wohn- 
kamnier  lang  (1 — lxft  Umgänge).  Einschnürungen  meist  vorhanden.  Loben  und 
Sättel  sehr  zahlreich  ;  die  Sättel  schmal,  vorne  halbkreisjörmig  gerundet  (mono- 
phyllisch),  am  Stamm  meist  durch  Quereinschnitte  gezackt,  selten  einfach,  Loben 
zwei-  oder  mehrzackig,  selten  einfach  zugespitzt.    Permocarbon  bis  Trias. 

Die  Cyelolobiden  sind  wahrscheinlich  aus  den  Prolecuniden  (Agathiceras) 
h er vorgi 'gangen  und  vermuthlich  die  Vorläufer  der  Arcestiden,  Cladiscitiden 
und  Phylloceratiden.  Sie  zeichnen  sieh  hauptsächlich  durch  monophyllische 
Endigung  der  Sättel  und  schwache  Zcrschlitzung  der  Sättel  und  Loben  aus. 

t  Lobites  Mojs.  (Ciydonites  p.  p.  Hauer)  (Fig.  1115,  1116).  Klein,  in- 
volut, glatt,  oder  quergerippt ;  Wohnkammer  sehr  lang,  etwas  verengt.  Mün- 
dung eingeschnürt,  aussen  kapuzenartig  vorgezogen.  Loben  und  Sättel  un- 
gezackt; die  Seitensättel  ungleich  hoch,  die  Loben  gerundet  oder  zugespitzt. 
Alpine  Trias.    L.  ellipticus  Hauer. 

Stacheocer as  Gemm.  Involut,  seitlich  gewölbt  und  fein  gestreift,  aussen 
gerundet,  mit  Einschnürungi  n.  Sättel  keulenförmig  mit  ungetheiltem  oder 
nur  schwach  eingeschnittenem  Stamm,  Loben  drei-  bis  zweispitzig.  Permo- 
carbon.   Sicilien,  Ural,  Ostindien.    St.  {Arctstcs)  antiquum  Waagen. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata    Ammonoidea.  Cyclolobidae. 


409 


Popanocetas  Hyatt  (Fig.  1117).  Schale  enggenabelt  oder  ungenabelt, 
seitlich  abgeplattet  mit  S-förmig  gebogenen  Streifen,  die  sich  aussen  stark 

b  a 


Fig.  1116. 

Lobita  phxtm  Mstr.  sp.   Keuper   (Karniwhe  Stufe). 
St.  Cos* tan,  TyroL 


Flg.  1115. 
Labile»  delph  inoctp  ha  lug  Huuer  ip. 
Obere  Trias.    Sandling  bei  Aussee. 
<i,  6  Exemplar  In  nat  Grösse,  e  Median- 
schnitt,  d  Suturlinie  in  nat  Grösso. 


Fig.  1117. 
muUistrlatutn  (iemra. 
carbon.  Sosio,  Sloillen.    »/i  "at.  Grösse.' 
(Nach  Gemme  Maro.) 


Hg,  1118. 

Cyclolobu*  Stachei  Gemm.  Permoparbon. 
Siellien.   (Saeh  G  SmntlUl o.) 


rückwärts  biegen.  Einschnürungen  fehlen.  Sättel  keulenförmig  mit  seitlichen 
Einschnitten,  die  zwei  ersten  I,ateralloben  zweispitzig,  die  folgenden  einspitzig. 
Permo-Carbon.  Ural,  Sicilien,  Spitzbergen. 

Cyclolobus  Waagen  {Waagenoceras 
Gemm.)  (Fig.  1118).  Schale  kugelig,  dick, 
involut,  enggenabelt.  Umgänge  aussen 
breit  gerundet  mit  Einschnürungen.  Sättel 
seitlich  gezackt,  vorne  mit  breit  gerun- 
detem Kopf,  Loben  zwei-  bis  dreispitzig. 


Flu.  ill'.i 

Mojs.    Ob.  Trias.  ^Hn<HStiK 
6  Suturlinie  von  .V.  Jarba*  Miinst, 


Fl«.  1120. 

MonophyUite*  Simonyi  Hauer  sp  Ob.  TrlM. 
Röthelstein  bei  Aussee. 


Externsattel  viel  kürzer  als  der  erste  Lateralsattel,  zuweilen  tief  gespalten. 
Permo-Carbon.    Ostindien,  Sicilien,  Texas. 

Hyattoceras  Gemm.    Permoearbon.  Sicilien. 

Procladiscites  Mojs.  Ungenabelt,  seitlieh  abgeplattet  mit  Spiral* 
streifen,  Externtheil  breit.    Muschelkalk.    Alpen.  Bosnien. 


Digitized  by  Google 


410  Mollusca.  Ophalopoda. 

Megaphyll  ites  Mojs.  (Fig.  1119).  Glatt,  ungenabelt,  aussen  gerundet, 
mit  Einschnürungen.  Sättel  schmal,  monophvllisch ,  seitlich  gezackt, 
Loben  dreizackig.     M.  Jarbas  Mstr.  sp.     Ob.  Trias. 

Monophyllites  Mojs.  (Monophylli  Bcyr.)  (Fig.  1120V  Scheibenförmig,  weit 
genabelt,  aussen  gerundet.  Seiten  glatt  oder  mit  feinen,  nach  vorne  geschwunge- 
nen Querstreifen  verziert.  Loben 
und  Sättel  in  verschiedener  Zahl 
(6—7)  vorhanden.  Sättel  in  einem 
grossen,  ungctheilten  Blatt  endi- 
gend, mit  schmalem,  tief  gezack 
tem  Stamm.  Trias.  Alpen.  Bos- 
nien. M.  sphaerophyllus  Hauer, 
.1/.  Wengensis  Mojs. 


8.  Familie.    Arceetidae.  Mojs. 

Schale  meist  involut,  bauchig, 
glatt  oder  mit  einfachen  Querrippen, 
Jast  immer  mit  Einschnürungen. 
Wohnkammer  sehr  lang  fllft  Um- 
gänge).    Mündung    verdickt,  am 

Fi«  11«. 

Dvhmite*  »ubglolnu  Mojs.   Ol».  Tritt»  ' 
Soaiemulfwl  M  llnll.stM.lt.  suturllnk 
(Nach  MojsiBOrics.) 

Extemtheil  vorgezogen.  Loben  und  Sättel  zahlreich,  gleichartig,  fein  zerschlitzt. 
Embryonal kammer  latisellat.    Alpine  Trias  vom  Buntsandstein  an  bis  zum  Rhät. 


Mb  Arctttff  inturlabiatm  M..j».    Olx'W  Trlns.    Stctnltrrjrfr»*?)  Uv\  llallMit.lt    a  Von  iler  Sclto 

b  nun  vorn.-,  r  iHtrchtchnKt  In  «k-r  Moll.nii  li.  nc.  d  Suturlinic. 


Die  Arcestiden  sind  vielleicht  aus  den  Cyelolobiden  hervorgegangen. 
Arrestes  Suess  (Fig.  1123).    Schale  aufgeblasen,  kugelig,  eng-  oder  gar 
niclit  genabelt,  Umgänge  au.-sen  gerundet,  die  Wohnkammer  aussen  zuweilen 


Fl«.  1121. 

JoannUe»  ciimbiformi*  Wulfen.  Stolnkorn  mit  Wohn 
kammer  au*  <ler  olnren  Trfa*  vom  Ranrhl»Ts  Ik?I 
AiiMee.   (Nach  M  olsl  »oview.) 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata     Ammonoidea.    Clailiscitulae  4H 

abgeplattet  und  häufig  abweichend  gestaltet.  Runzelschicht  aus  linearen 
»Streifen  bestehend.  Loben  und  Sättel  geradlinig.  Aussenlobus  zweispitzig, 
ebenso  tief  als  der  erste  Laterallobus.  Sehr  häufig  in  der  mittleren  und  tmeren 
Trias  der  Alpen,  des  ßakony,  Bosnien,  Himalaja,  Californien  und  Spitzbergen. 

Didymites  Mojs.  (Fig.  1122).  Wie  Arcestes,  aber  Aussensattel  durch 
einen  Secundärlobus  paarig  getheilt.    Trias.  Alpen. 

Sphingites  Mojs.  Schale  flach  scheibenförmig,  weit  genabelt;  Suturlinie 
wie  bei  Arcestes.   Mittlere  und  obere  Trias  der  Alpen.   Sph.  Meyeri  v.  Klipst. 

Joannites  Mojs.  (Fig.  1121).  Suturlinie  bogenförmig,  sämmtliche  Sättel 
vorne  breit,  paarig  getheilt,  sehr  fein  zerschlitzt.    Ob.  Trias.  Alpen. 

9.  Familie.    Cladiscitidae.  Mojs. 

Schale  ungenabelt,  seitlich  abgeplattet,  aussen  Jasl  eben:  Seiten  spiral  ge 
streift  oder  glatt.  Wohnkammer  den  ganzen  letzten  Umgang  einnehmend.  Mün- 
dung normal.    Einschnürungen  Jehlen.    Runzelschichl  wohl  entwickelt.   Loben  und 


('UulUcite»  lonialu*  Uronn  fp.   O)..  Trin».   StrinberxkoRrl  bot  HnlMn.lt.   <t  Von  der  SHt«',  6  von  vom, 

c  Suturlini«-. 

Sättel  zahlreich,  in  gerader  Reihe  angeordnet,  ungemein  tief  und  fein  zerschlitzt : 
die  Sättel  mit  dünnem  Stamm,  vorne  meist  tief  zwei-  oder  viergabelig.  Embryonal- 
kammer angvstisellat.  Trias. 

Die  einzige  Gattung  Cladiscites  Mojs.  (Fig.  1124)  ist  häufig  in  der 
oberen  alpinen  Trias. 

10.  Familie.    Phylloceratidae.  Zittel. 
(Helerophylli  Quenst.). 

Schale  glatt,  quergestreift  oder  mit  schwachen  Falten,  aussen  gerundet.  Wohn- 
kammer '/'-' — Yi  des  letzten  Umgangs  bildend.  Mündung  einfach.  Loben  und 
Sättel  zahlreich,  in  gerader  Reihe,  allmählich  gegen  innen  an  Grösse  abnehmend  ; 
die  Sättel  tief  zerschlitzt,  vorne  mit  zwei,  drei  oder  vier  blattförmigen  Lappen 
endigend.  Embrgonalkammer  angustisellat.  Trias.  Lia».  Jura  und  untere 
Kreide. 

Die  Phylloceraten  sind  offenbar  aus  gewissen  triasischen  Cyelolobiden 
{Megaphyllites,  Monophyllites)  entstanden.  Sie  entsprechen  der  Familie  der 
Hcterophyllen  Quenstedt  s  und  zeichnen  sich  besonders  durch  diphyllische, 
tri-  und  tetraphyllische  Endigung  der  tief  zerschlitzten  Sättel,  sowie  durch 
Mangel  an  Knoten,  Dornen  und  scharfen  Rippen  aus  Im  Allgemeinen 
zeigen  die  Suturen  bei  den  älteren  Arten  einer  Formenreihe  einfacheren  Hau, 
als  bei  den  jüngeren. 


Digitized  by  Google 


412 


Mollusca.  Cephalnporia. 


Phylloceras  Suess  (Fig.  1125 — 1127).  Ungenabelt  oder  mit  engem 
Nabel,  glatt,  mit  feinen  Querstreifen  oder  schwachen  Querfalten.  Einschnür- 


Mg.  112S. 

Phyllocera»  heterophyllum  Sow.  «p.    Ob.  Um.    Wliitby,  YorkablK 


¥ig.  1127. 
Phyllocera»  ptychoicum 
Quenst.  *p.    Tithoii.  Strnm- 
berjf. 


ungen  nicht  selten  vorhanden.  Loben  und  Sättel  zahlreich,  mindestens  6 — 9 
auf  den  Seiten.   Sehr  häufig  im  mittleren  und  oberen  Lias,  im  Dogger,  Malm 


Sutur 


'SL         L         l      a'    n»  o"   n    Ii  JA  AL 

u*  o*  (i*  ii*   a"   al        l  Ii  SL 

KiR  1126.  »-'lg  »»• 

Suturllnie  von  Phyllocera»  Hihtoni  Heb.  xp.  Rhacophyllüe»  tortinilcatu»  d'Orb.  np. 

Ob.  IAU  Unit"    (Nach  Quenntcdt) 

flt£  Slplioiiallobui.,  /,  oroter  lAtcrallnbu*,  I  EWOiter  LftteillUoba*,  o1— «  Auxilutrloben. 

und  der  unteren  Kreide  ulier  Welttheile;  namentlich  in  Ablagerungen  von  alpiner 
Facies  verbreitet.   Die  ältesten  Arten  im  untersten  Lias  (Planorbis-Schichten). 


Fi«.  1128. 


Rhucophyllitc*  neojuTcixtis  Quen«t.  *p.    Keuprr.  llaHotiiilt. 

Ii  hacopfu/lliies  Zittel  (Fig.  1128,1129).  Scheibenförmig,  weitgenabelt. 
Sättel  diphyllisih  oder  triphyllisch,   weniger  zahlreich  als  bei  Phylloceras, 


Tetrabranchiata.    Ammonoidea.  Lytocoratidae. 


413 


die  Hilfsloben  schräg  abfallend.  Ob.  Trias  der  Alpen  (JS.  neojurensis  Quenst. 
sp.,  R.  debilis  Hauer  sp.).   Lias  und  Jura.   R.  Mimatensis,  R.  tortisulcatus  d'Orb. 

11.  Familie.   Lytoceratidae.    Neumayr  emend.  Zittel. 

(Lineati  Quenst.,  Fimbriati  d'Orb.). 

Schale  weit  genabelt,  zuweilen  eine 
au/ gelöste  oder  schneckenförmige  Spi- 
rale bildend,  nicht  selten  auch  haken- 
förmig. Wohnkammer  "/a — des 
letzten  Umgangs  einnehmend.  Um- 
gänge rundlich,  wenig  umfassend, 
aussen  niemals  gekielt;  meist  mit  ein- 
fachen oder  wellig  ge- 
bogenen, zuweilen  kno- 
tigen  Querlinien  oder 


FIk.  1132 
LyloteriuOcrmwxci  <1  '  >rl»p. 
ob.  Linn.   Ptaperdn  brf  Ha- 
lf n*.  .tum 


Fig.  11«. 
Lxitot.erat  flmbriufuiu  Sow.  sp 
Mittlerer  l.ltut.  WimU'inlKTK 
Kin  rincntiK  «lur«-)ij;ebrocri«>n 

SL  ^iphonallobti». 

L  pfMtOf  i  .,:  -'i.;..buji. 

l  twelter  ,, 

AI.  Antifltpljouutlotius. 

ES  Bstenuttttet. 

LS  er*t<T  I  jit»Tiilsnit4'l. 


Fit:  1130. 

Lytoccra»  Litbigi  i  >pp.  Kp.  Tltboli  Stratulierw 


Rippen  verziert.  Suturlinie  tief  zerschlitzt;  meist  nur  zwei  Seitenloben  und  ein 
Hilfslobus  vorhanden;  der  erste,  häu,fig  auch  der  ztoeite  Laterallobus,  sowie  in  der 
Regel  auch  die  Sättel  mehr  oder  weniger  deutlich  aus  zwei 
symmetrischen  Hälften  bestehend.  Embryonalkammer  an- 
(just t seil at.    Jura  und  Kreide. 

Die  Lytoceratiden  beginnen  im  unteren  Lias  und 
sterben  in  der  oberen  Kreide  aus.  Bemerken swerth 
ist  das  Vorkommen  von  (sogenannten  Nebenformen, 
welche  keine  geschlossenen,  in  einer  Ebene  aufgerollten 
Spiralschalen ,  sondern  haken-  oder  thurniförmige 
Schneckenspiralen  bilden. 

Lytoceras  Suess  (Thysanoceras  Hvatt,  Costidiscus 
Uhlig)  (Fig.  1130—1132).  Schale  sp'iral  eingerollt, 
weit  genabelt.  Mundsaum  einfach  oder  trompeten- 
förmig  erweitert,  auf  der  Nabelseite  mit  einem  dem 
vorhergehenden  Umgang  aufliegenden  Fortsatz.  Ober- 
fläche mit  einfachen  oder  etwas  wellig  gebogenen 
Querstreifen,  Rippen,  oder  vorragenden  Blättern 
verziert,  seltener  glatt.  Einschnürungen  fehlend  oder 
vorhanden.     Häufig  in  Lias,  Jura  und  unt.  Kreide. 

Macroscaphites  Meek  (Fig.  1133),  Wie  Lytoceras, 
aber  letzter  Umgang  abgelöst,  geradlinig  verlängert 
und  hakenförmig  umgebogen.    Unt.  Kreide. 

Oaud ry ce r as  Grossouvre.   Mittlere  und  obere  Kreide 
G.  Tjiineburgense  Schlüter  sp. 


h'itt,  113%  Mncr>ifraphitit:  /cunii 

«l'Orb.  sp.    Ob.  N  «hu 

Mollencwitx,  Kitrputhoti 


G.  mite  Hauer, 


414 


Mollusca.  Cephalopoda. 


Pictetia  Uhlig.  Wie  vorige,  aber  ganze  8pinile  offen.  Neocom  u.  Gault. 
Hamites  Park  (Fig.  1134  —  1137).    Schale  hakenförmig,  aus  parallelen 
Schenkeln  bestehend,  die  einmal  (Hamulina  d'Orb.)  oder  zweimal  (Hamites 


Kit».  UM, 
ii  HamuHnn  *it/>c.'//in- 
drica  (l't»rl>  Neocom 
Anglös,  Bhwi  Alpe». 
b  Suturlliile  vmi  llnmu- 
Una  LorioliVhY  Anglta 
iXnrh  I'  Ii  1  ig. .1 


Kif.  1136 
Kit».  1I3.Y  llamitt*  (Ptyrho- 

Itamitr*    rotundatu*    nran  l>uzo*ianiani<* 

Sow.  (I'orb. 
(Jault.    Kolkextotie.  Uiim'iiiien.Yert'ons, 
Hasse»  Alpe». 


lit'  1139. 
JlelerißCrat  jxtltrptocum 
Kmn  sp . 
obere  Kreiile. 
Haldem.  Westfalen. 


Park.)  umgebogen  sind  und  entweder  getrennt  bleiben  oder 
(Ptychoceras  d'Orb  ).    Zahlreiche  Arten  in  Neocom  und  Gault. 


sich  berühren 


Turrilites  Lam.  (Fig.  113*.  1139),   Schale  thurmförmig, 
in  schraubenförmiger  Schneckenspirale  aufgerollt;  die  stets 
quergerippten  Umgänge  berühren  sich  ent- 
wcder  alle  (Turrilites  s. ,  str.)  oder  die  letzten 
k  Lösen    sich    ab  (Heteroceras 

d'Orb.)  oder  sämmtlichc  Um- 
gänge bilden  eine  offene  Spi- 
rale Helicocerasd'Ovb.).  Kreide 
(Neocom  bis  Senon). 


Hk.  im 

Turrilit'*  cutenatu* 

d'orb.  «Jault. 
K>rruini<»lles.  Yar. 
iSwli  d  orliit'iiy. 


Kit'.  1140 
a  BncuWe*  anctp*  Lmm. 
b  ilihulttf  h'auinri  Ijiiu. 
Ob.  Kreide.  MaMriibt. 


Hf.  1137. 

Putnrllnie  von  Humittr  c'/lindinrcu* 
Ik-fr. 

oberste  Kreide.    T  reMille,  Man.be 


Baculina  d'Orb.  Schale  klein,  stabfürmig,  gerade,  am  dünnen  Ende 
mit  feiner  Spitze  beginnend.  Suturlinie  schwach  gezackt.  B.  acuarius  Quenst., 
Ornatenthon.  Württemberg. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.    Ainraonoidea     Aegoceratidao  415 

Baculites  Lam.  (Fig.  1140).  In  der  Regel  nur  an  beiden  Enden  ab 
gebrochene  gerade,  cylindrische  oder  abgeplattete  gekammerte  Röhren  er- 
halten, deren  massig  zerschlitzte  Suturlinie  B  Loben  und  Sättel  aufweist. 
Wohnkammer  lang;  Mündung  mit  vorspringendem  Yentrallappen.  Nach 
Arnos  Brown  beginnt  die  Schale  mit  einem  kleinen,  aus  zwei  Umgängen 
bestehenden  geschlossenen  Spiralgewinde.  Schlüter  fand  in  einem  Bacu- 
liten  einen  zweischaligen,  aussen  mit  gekörnelten  Linien  bedeckten  Aptychus. 
Kreide;  besonders  häufig  in  der  oberen  Abtheilung  derselben  in  Europa, 
Ostindien  und  Nordamerika. 

12.  Familie.    Aegoceratidae.    Neumayr  (emend.  Zitteli. 

Schale  scheibenförmig,  meist  weit  genabelt.  Umgänge  glatt  oder  mit  geraden 
Querrippen,  die  sich  auf  dem  Externtlieil  zuweilen  spalten.  Mündung  ohne  Seiten- 
ohren, aussen  mit  vorspringendem  Lappen  oder  Kiel.  Wohukammer  :vi  bis  über 
einen  Umgang  einnehmend.  Suturlinie  gezackt;  seitlich  nur  zwei  Lateralloben  und 
ein  Nahllobus  vorhanden.  Antisiphonallobus  zweispitzig.  Anaptgchus  häufig  vor- 
handen.   Trias.    Lias  bis  unterer  Dogger. 

Die  Aegoeeratiden  dürften  von  dem  triasischen  Gymnites  abstammen, 
den  Mo  jsisovics  zu  den  Ptychitiden  stellt.  Abgesehen  von  dieser  Gattung 
und  einem  zweifelhaften  Psiloceras  gehören  sie  ausschliesslich  dem  Lias  und 
zwar  vorwiegend  der  unteren  Abtheilung  desselben  an.  Sie  zerfallen  in 
mehrere  eng  verbundene  Unterfamilien. 

a)  Unterfainilie.    PBilocerutinae.    Zitt.     Psilonoti  Qucnst.). 

Weit  genabelt.  Umgänge  flach,  glatt  oder  mit  einfachen  Kippen,  welche  den 
gerundeten  kiellosen  Externtheil  nicht  uberschreiten.  Anaptychus  vorhanden. 
Trias  und  unterster  Lias. 

Die  Psiloceratinen  sind  die  Vorläufer  aller  übrigen  Aegoceratiden. 

Gymnites  Mojs.  (Fig.  1141).  Innere  Umgänge  glatt,  die  äusseren  zu- 
weilen mit  einfachen  Faltrippen.    Suturlinie  der  inneren  Umgänge  schwach, 


Flg.  IUI  >  •.    II  IJ 

Gymnitt*  l'ahnai  Mo]*.    Muiu-helkalk.    Solir.  viT  Ptltocrrn*  planorbit  Bow.  mit  AtttptyebUft 

Al|»       «ii«au.  t'nter*tcr  Lla*.   B<-Iifiihuu»«ii,  WurttvihWrft. 

der  äusseren  tief  zerschlitzt.  Ausser  den  zwei  Lateralloben  ein  stark  zurück- 
springender, aus  mehreren  kleinen  Hilfsloben  gebildeter  Nahtlobus.  Trias. 
Hauptsächlich  im  Muschelkalk  der  Alpen  und  Busniens,  (i.  incultus  Beyr., 
G.  Breuneri  Mojs. 

Psiloceras  Hyatt  (Psilonoti  Qnenst.)  (Fig.  1142)  Flach  scheibenförmig, 
seitlich  glatt,  fein  quergestreift  oder  mit  einfachen  Faltrippen  (Caloceras  p.  p. 
Hyatt).     Externtheil  gerundet,  zuweilen  mit  schwach  angedeutetem  Kiel. 


Digitized  by  Google 


416 


Mollusca.  Cephalopoda. 


Unterster  Lias.  P.  planorbis  Sow.,  P.  calliphyllum  Naumanni  Neumavr,  P.  John 
stoni  Sow.,  P.  laqueus  Quenst.,  /'.  tortile  d'Orb.  etc.   Besonders  häufig  im  Lias 
der  Nordalpen  (Pfonsjoch,  Schreinbachgraben). 

b)  Unterfamilie.    Arietltinae.  Zitt. 

Flach  scheibenförmig,  weit  genabelt.  Seiten  mit  kräftigen  einfachen  Rippen ; 
Externtheil  mehr  oder  weniger  abgeplattet  oder  gerundet  mit  glattem,  häufig  von 
iwei  Furchen  begrenztem  Kiel.    Anaptychus  beobachtet.    Unt.  Lias. 


Ft«,  im  Arittile*  bituleatu*  Bruj;.    Unt.  UM.  Württemberg. 

Ariefite*  »pirattiaimtu  Queoat,    Unt.  Li«.«.      a  Hin  Fragment  von  der  Seite,  fr  dergleichen  von  aussen, 
Württemberg.  c  Sururllnle. 

Arietites  Waagen  (Fig.  1143—1145).  Diese  Gattung  entspricht  genau 
der  Familie  der  Arieten  Leop.  v.  Buch 's.  Sie  ist  ausgezeichnet  durch  kräftig»' 
Querrippen  und  den  von  zwei  Furchen  begrenzten  Kiel.  Die  Suturlinie 
unterscheidet  sieh  wenig  von  Psüoceras  und  auch  in  Beziehung  auf  Skulptur 
und  Beschaffenheit  des  Externtheils  stimmen  die  iuneren  Windungen  von 
Arietites  häutig  mit  Psüoceras  überein.  Einzelne  Arten  erreichen  einen  Durch- 
messer von  V« — 1  Meter.  Nur  im  unteren  Lias  jedoch  über  den  Schichten 
mit  Psüoceras. 

Die  von  Hyatt  aufgestellten  Genera  Vermiceras  und  Discoceras 
(A.  Conybeari  Sow.,  A.  fipiratissimus  Quenst.),  Arnioceras  (A.  ceras  Hauer, 
A.  geomtiricus  Oppel),  Coro  nice  ras  (A.  Kridion  Zieten ,  A.  rotiformis  Sow., 
A.  bisttlcatus  Brug.,  A.  Ducklandi  Sow.),  und  Aster ocer as  Hyatt  (A.  obtusus, 
stellaris,  Turneri  Sow.)  bilden  nur  Formengruppen,  welche  untereinander  so 
eng  verbunden  sind,  dass  eine  generische  Trennung  von  Arietites  unzweck- 
mässig erscheint. 


u  by  kjOOQlC 


Tetrabranchiata.    Ammonoidea.    Aegoceratidae.  417 

Ophioceras  Hyatt.  Schale  flach  scheibenförmig  mit  langsam  zu- 
nehmenden Umgängen ;  Extern theil  convex  ;  Kiel  schwach  entwickelt  ohne 
Nobenfurchcn,  Seitenrippen  gerade,  kräftig,  einfach.  Unt.  Lias  iß).  A.  rari- 
costatus  Zieten,  A.  vellicatus  Duniortier. 

c)  Unterfamilie.    Aegoceratlnae   Zitt.    (Capricorni  v.  Buch). 

Weit  genabelt.  Umgänge  mit  Flankenrippen,  die  häufig  zu  Randknoten  an- 
schivellen  und  entiveder  ungetheilt  oder  vergabelt  über  den  ungekielten  Extern- 
theil  /ortsetzen.  Nahtlobus  zurückspringend,  aus  mehreren  kleinen  Hilfsloben 
gebildet.  Lias. 

Sclilotheimia  Bayle  (Angulati  Quenst.)  (Fig.  114H).  Flach  scheiben- 
förmig; Rippen  anfänglieh  einfach,  auf  den  späteren  Umgängen  gespalten 
und  zuletzt  verwischt,  aussen  nach  vorne  gebogen  und  auf  dem  Externtheil 
durch  eine  Furche  unterbrochen.  Unterer  Lias,  namentlich  zwischen  den 
Psilonotcn-  und  Arietenschichten  häufig.  A.  angulatm  Schloth.,  A.  marmoreus 
Opp.,  Sek.  Panzneri  Wähner  (Lias  «),  A.  lacunatus  Buckm.  (Lias  ß). 


Fig.  1146.  Fig.  1147. 

SchMhtimia  angultita  Scliloth.  sp.  Tut  LUs.  Aegocrrnn  i  Hieran m*)  cnpricornu  Schloth.  *p 

Göppingen,  Württemberg.  Mittlerer  Litt*.    Gmünd,  Württemberg. 


Aegoceras  Wastgen  emend.  Zitt.  (Fig.  1147).    Rippen  einfach,  aussen 
verdickt  und  ununterbrochen  oder  in  mehrere  Aeste  get  heilt  über  den  breiten 
ungekielten  Externtheil  fortsetzend.    Anaptychus  beobachtet.    Lias;  haupt 
sächlich  im  mittleren  Lias.    A.  bifer  Quenst.  (Lias/!/),  A.  planicosta,  A.  lattu- 
cosia  Sow.,  A.  capricornus  Schloth.  (Mittl.  Lias). 

Subgenera:  M  icroceras ,  Platypleurocern  s  (A.  brevi  spinn  Sow.), 
M  icroderoceras  (A.  Birchi  Sow.),  Deroceras  (A.  Ziphus  Zieten),  Andro- 
gynoceras  Hyntt.  Lias. 

d)  Unterfamilie     Polymorphlnae.  Ilaug.'j 

Form  und  Verzierung  der  Schale  in  verschiedenen  Altersstufen  sehr  ab- 
weichend.  Seiten  glatt  oder  gerippt,  Externtheil  mit  glattem  Kiel  oder  ungekielt. 
Suturlinie  mässig  zerschlitzt.  Nur  ein  Hilfslobus  vorhanden.  Anaptychus  nicht 
beobachtet.  Lias. 

Agassizeras  Hyatt  (Cymbites  Neumayr).  Schale  klein,  Umgänge  ge- 
rundet, aussen  mehr  oder  weniger  zugeschärft.  Seiten  mit  feinen  Zuwachs- 
streifen, selten  berippt.  Mündung  schwach  eingeschnürt  mit  vorgezogenem 
Ventrallappen.  Suturlinie  schwach  gezackt,  Sättel  breit.  <  )b.  Abtheilung  des 
unteren  Lias.  A.  laevigatus  Sow.,  A.  striaries  Quenst.,  A.  Davidsoni  Dumort., 
A.  globosus  Opp.,  A.  miserabile  Quenst. 

*)  Haug,  E.  Ueber  die  Polymorph idae  aus  dem  Lias.  Neues  Jahrb.  für  Mine- 
ralogie 1887.  n. 

Z 1 1 1  e  1 ,  Grundzügo  der  l-alaeontologie.  27 


Digitized  by  Google 


418 


Mollusca.  Cephaloptxhi. 


Liparoceras  Hyatt  (Striati  Quenst.).  Schale  ziemlich  eng  genabelt; 
Umgänge  rasch  an  Dicke  zunehmend,  aussen  gerundet,  breit,  ohne  Kiel. 
Innere  Umgnäge  glatt;  die  späteren  mit  einfachen  Flankenrippen,  weicht;  in 
Randknoten  endigen  und  durch  2 — 4  über  den  breiten  Externtheil  verlaufende 
Spaltrippen  verbunden  sind.  Suturlinie  anfangs  schwach  gezähnt,  später 
tief  zerschlitzt.  Mittlerer  Lias.  L.  alterum  Opp.,  L.  striatum  Rein,  sp., 
L.  Bechei  Sow.  sp. 

Polymorphites  Sutner.  Weit  genabelt,  aussen  gerundet  oder  schwach 
gekielt.  Seiten  mit  häufig  knotentragenden,  geraden  Radialrippen,  die  aussen 
nach  vorne  geschwungen  sind  und  im  Externkiel  zusammenstossen.  Sutur- 
linie anfangs  schwach,  später  tief  zerschlitzt.  Der  Hilfssattel  nicht  zurück- 
springend. Unterer  und  mittlerer  Lias.  A.  abnorm is  Hauer,  A.  polymorphus 
Quenst.,  A.  hgbridus  Opp.,  A.  caprarius  Quenst.,  A.  Bronni  Roem. 

Dumortieria  Haug  (Catulloceras  Gemm.).  Wie  vorige  Gattung,  aber 
der  zweite  Laterallobus  und  der  Hilfslohns  einen  zurückspringenden  Nahtlobus 
bildend.  Mittlerer  und  oberer  Lias  und  unterster  Dogger.  A.  Jamesoni 
Sow.,  A.  Vemosae  Zitt.,  A.  Levesquei  d'Orb.  (Lias),  A.  radiosus  Seeb.  (Opalinus- 
Schichten.) 

Amphiceras  Gemm.  Lias. 

e)  Unterfamilie.    Hammatoceratinae.    Buckm.    (Falcoidei  Quenst.) 

Seiten  meist  mit  Nabelknoten,  von  denen  ein  bis  drei,  etwas  nach  vorne  ge- 
schwungene Kippen  ausgehen.    Externtheil  gekielt.    Kiel  häufig  hohl.  Suturlinie 
tief  zerschlitzt;  Externlobus  seicht;  Hilfsloben  einen  zurückspringenden  Nahtlobus 
bildend.    Oberer  Lias.  Dogger. 

Cycloceras  Hyatt  (Tropidoceras  Hyatt).    Weit  genabelt.    Rippen  ein- 
fach, häufig  zwei  Knotenreihen  bildend,  nicht  über  den  verschmälerten,  ge- 
a  b  rundeten    oder   schwach  gekielten 

Externtheil  fortsetzend.  Innere  Um- 
gänge glatt.  Lias.  A.  Actaeon,  Mas- 
seanus d'Orb.,  A.  binotatus  Opp.  Mitt- 
lerer Lias. 

Hammatoeeras  Hyatt  {Phy- 
matoceras  Hyatt).  Hochmündig,  massig 
weit  genabelt.  Kiel  in  der  Jugend 
scharr,  später  verschwindend.  Seiten- 
rippen kräftig,  schwach  gebogen,  von 
Nabelknoten  ausgehend  und  von  An- 
fang an  zwei-  oder  dreifach  getheilt. 
Suturlinie  tief  zerschlitzt;  erster  La- 
terallobus viel  tiefer  als  der  zweite. 
Oberer  Lias  und  unterer  Dogger  von 
Europa  und  Südamerika.  .4.  insigne 
Schübler,  A.  subinsigne  Opp.  (Obe- 
rer Lias.) 

Subgenera:  a)  Haugia  Buckm. 
(?  Peleeoceras  Hyatt).  Ob.  Lias.  A.  va- 
riabel is  Sow. 

b)  Erycites  Gemm.  Dogger. 
A.  gonionotus,  A.  f alias  Benecke. 

c)  Zürcher ia  Douville.  Dogger. 
Z.  Ubaldi  Douv. 

Sonnt  nia  Bayle  (Waagenia  Bayle  non  Neumayr)  (Fig.  1148).  Wie 
Hammatoeeras,  aber  Rippen  zu  Seitenknoten  oder  Stacheln  anschwellend  und 
von  diesen  an  nach  aussen  gespalten.  Kiel  scharf,  meist  hohl.  Dogger. 
A.  Soiverbyi  Mill.,  A.  adierus  Waagen. 


Vig  1148. 
Swrerbyi  Miller,  sp. 

I-oilirhiKcii. 
(Nueh  S  te  i  n  m  ii  n  n •  1)  ö  d p rl  e  i  n.) 


Mittlerer  Dosrgrr. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranrhiata.    Ammonoidea.  Hnrpoceratidae. 


419 


13.  Familie.    Harpoceratidae.    Neumayr  emend.  Zittel.1) 

Seilen  mit  sichelförmig  gebogenen  Zuwachslinien  oder  Rippen  verziert.  Extern- 
theil  mit  glattem  oder  gekörneltem  Kiel.  Mündung  mit  geschwungenem  Seitenrand 
oder  vorspringenden  Seitenohren  und  stieljörmigem  oder  gerundetem  Ventralfortsatz. 
Suturlinie  zerschlitzt,  in  gerader  Linie  stehend,  meist  mehrere  Hilf  stoben  vorhanden. 
Aptychus  aussen  gefaltet.    Lias  bis  untere  Kreide. 

Die  Harpoceratiden  sind  böchst  wahrecbeinlicb  aus  den  Aegoceratiden 
und  zwar  aus  der  Gruppe  der  Arieten  hervorgegangen ;  sie  zeichnen  sich 
durch  ihre  sichelförmigen  Rippen  oder  Streifen  auf  den  Seiten  aus,  welche 
vom  Nabel  zuerst  gerade  oder  schräg  nach  vorne  verlaufen ,  dann  einen 
Bogen  nach  hinten  bilden  und  sich  aussen  wieder  nach  vorne  biegen.  Sie 
gehören  ganz  überwiegend  dem  Jura  an,  die  ältesten  beginnen  im  mittleren 
Lias;  Hauptverbreitung  im  oberen  Lias,  Dogger  und  Malm. 

a)  Unterfamilie.    Harpoceratinae.    Zittel.    (Falciferi  v.  Buch.) 

Kiel  glatt.  Mündung  mit  verlängertem  Kiel.  Suturlinie  mässtg  zerschlitzt, 
firster  Lateral lobus  tief.  Aptychus  sehr  dünn;  die  äussere  Schicht  kalkig  und  ge- 
fallet, die  innere  (ursprünglich  hornige)  verkohlt.    Mittlerer  Lias  bis  Dogger. 


Fig.  1149.  Flg.  1150. 

Harptteera»  (llhloceran)  bifron«  Brug.  sp.  Ob.  Lias.      Harpocrrn*  (Urammocer<u\  Thouarwnte  cVOrb.  sp, 
Whltby,  Yorkshire.  Ob.  I.la«.   Heitlingen  (Württemberg). 


Sämmtliehe  hierher  gehörigen  Formen  wurden  von  Waagen  als  Harpo- 
ceras  bezeichnet.    Dieselben  werden  jetzt  in  zahlreiche  Subgenera  zerlegt. 

a)  Arieticeras  Seguenza.  Weit  genabelt.  Umgänge  niedrig,  vierseitig. 
Externtheil  breit,  Kiel  von  zwei  Furchen  begrenzt.  Seiten  mit  einfachen, 
groben,  undeutlich  sichelartigen  Rippen.  Sutur  schwach  gezackt.  Mittlerer 
Lias.    A.  Algovianus  Opp.,  A.  Ruthenensis  Reynes. 

b)  Hildoceras  Hyatt  (Fig.  1 141»).  Wie  vorige,  jedoch  Rippen  deutlich 
sichelförmig,  an  der  Umbiegungsstelle  durch  eine  Furche  unterbrochen. 
Ob.  Lias.    A.  bifrons  Brug.,  A.  borecUis  Seeb.,  A.  Levisoni  Dum. 

c)  Lillia  Bayle.  Wie  Arieticeras,  jedoch  Rippen  anfänglich  paarweise 
von  Nabelknoten  entspringend,  später  einfach.  Ob.  Lias.  A.  Comensis 
v.  Buch.,  A.  Mercati  v.  Buch.,  A.  Erbaensis  Ulli,  Hauer  etc. 

d)  Poecilomorphus  Buckm.  Ob.  Lias.  A.  subcarinatus  Phill.  Unterer 
Dogger.    A.  cycloides  d'Orb. 

e)  Grammoceras  Hyatt  (Fig.  1150).  Meist  weit  genabelt.  Umgänge 
mit  einfachen  oder  aussen  fein  gespaltenen  Sförmig  geschwungenen  Sichel- 

')  llaug,  E.  Beitrüge  in  einer  Monographie  der  Aminonitengattung  Harpoceras. 
N.  Jahrb.  für  Mineralogie.  Beilage  Bd.  III.  1885.  —  Buckman,  J.  S.  A  Monograph 
on  the  Inferior  Oolite  Ammonite».    Palaeontograph.    Society.  1887—94. 

27* 


Google 


420 


MolltiKca.  Cephalopo<la 


IUI 


liurpocera*  l.eioccrt 

Unterer  Dojwcr. 

IVllfflslorh  Ihm  Hol! 


'P'itinum  Hi-in 


rippen  verziert.  Suturlinie  wenig  zerschlitzt.  Mittlerer  und  ob.  Lins.  A.  Nor 
mannianus  d'Orb.,  A.  Kurrianus  Opp.  (mittl.  Lias),  A.  radians  Schloth. ,  A. 
Thouarsensis  d'Orb.,  A.  Aalensis  Zitt.  (ob.  Lias)  etc. 

f)  Harpoceras  s.  str.  (Polyplectus Buckm.). 
Mehr  oder  weniger  hochmündig,  scheiben- 
förmig, massig  weit  oder  eng  genabelt.  Seiten 
flach,  mit  ausgezeichnet  geschwungenen,  meist 
einfachen,  ungctheilten  Sichelrippen.  Extern- 
theil  zugeschärft,  Kiel  von  zwei  seichten  Fur- 
chen begrenzt,  Suturlinie  stark  zerschlitzt. 
Mittlerer  und  oberer  Lias.  A.  Jaldfer  Sow., 
A.  Boscensis  Reynes,  A.  Jjytliense  Young  und 
Bird,  A.  elegans  Sow.,  A.  bicarinatus  Zieten, 
A.  serpentinus  Schloth. 

g)  Leioceras  Hyatt  einend.  Buckm. 
(Fig.  1151).  Flach  scheibenförmig,  hoch- 
mündig, eng  genabelt,  aussen  zugeschärft. 
Innere  Umgänge  mit  dichotom  gespaltenen 
Sichelrippen,  die  sich  auf  den  letzten  Wind- 
ungen in  feine  Sichelstreifen  auflösen.  Sutur- 
linie massig  gezackt.  Externsattel  zweitheilig. 
Ob.  Lias  und  unterer  Dogger.  A.  opalinus 
Rein.,  A.  coneavus  Sow. 

h)  Ludwigia  Bayle.  Mässig  weit  genabelt,  aussen  gerundet  mit 
schwachem  Kiel.  Sichelrippen  geknickt,  aussen  gegabelt,  der  Rippenstiel 
häufig  zu  einem  Knoten  verdickt.  Aeussere  Umgänge  glatt.  Suturlinie 
schwach  zerschlitzt.    Uni  Dogger.    A.  Murchisonae  Sow. 

i)  Witchellia,  k)  Dorsetensia,  1)  Hypolioceran  Burkin.  Dogger. 

m)  Hecticoceras  Bonarelü  (Luniäoceras  Bonar .).  Weit  genabelt,  Um- 
gänge im  Querschnitt  vierseitig,  aussen  gekielt.  Innere  Umgänge  glatt,  die 
äusseren  mit  groben,  einfachen  oder  gespaltenen  Rippen,  die  häufig  auf  den 
Seiten  oder  neben  dem  Externtheil  Knoten  bilden.  Ob.  Dogger.  A.  hectiem, 
liinula,  parallelus  Reinecke,  A.  punetatus  Stahl. 

Die  nahe  verwandte  Gruppe  der  Trimarginati  Opp.  unterscheidet  sich 
dureh  sehr  schwache  Berippung  und  verwischte  Seitenfurche.  Der  Kiel  ist 
von  zwei  Furchen  begleitet.    A.  Arolicus  Opp. 

n)  Ochetoceras  Haug  (Canalicidati  Opp.)  Eng  genabelt,  hochmündig, 
aussen  zugeschärft  und  gekielt.  Seiten  mit  Sichelrippen,  die  durch  eine 
Furehe  unterbrochen  sind.  Suturlinie  fein  zerschlitzt.  Ob.  Jura.  A.  canali- 
ctdatus,  hispidus  Opp.  etc. 

b)  Unterfamilie.    Oppelinae.    Haug.    (Flexuosi  v.  Buch.) 

Kiel gekörnelt  oder  gezackt,  au/ der  Wohnkammer  verschwindend.  Mündung 
mit  vorspringendem  l'entrallappen.  Sichelrippen  aussen  häufig  in  Randknötchen 
endigend,  die  Stiele  derselben  öfters  verwischt.  Suturlinie  sehr  fein  zerschlitzt. 
Aptychus  kalkig,  aussen  gefaltet  (Imbricati).    Dogger,  Malm,  unt.  Kreide. 

Oppelia  Waagen  (Fig.  1152—1154).  Eng  genabelt,  Wohnkammer  aussen 
gerundet.  Seiten  mit  Sichelrippen.  Sipho  dick  mit  kalkiger  Seheide.  Loben 
unsymmetrisch  zerschlitzt.  Dogger  bis  untere  Kreide.  Haupt  Verbreitung  im 
oberen  Jura. 

Die  Gattung  Oppelia  zerfällt  wie  Harpoceras  in  mehrere  Formengruppen, 
die  als  Subgenera  unterschieden  werden  könnten.  Die  Reihe  der  O.  sub- 
radiata  Sow.  beginnt  im  unteren  Oolith  und  ist  auf  den  Dogger  beschränkt; 
an  sie  schliessen  sieh  die  hoehniündigen,  schwach  berippten,  eng  genabelten, 
aussen  zugeschärften  Tenuilobaten  aus  dem  weissen  Jura. 


Digitized  by  Google 


Tetrabrawhiata     Amnnmuidea.  Haploceratidue 


421 


Die  Gruppe  des  A.  cdllicerus,  Hauff ianus,  trachynotus  Opp.  etc.  [Neutnayria 
Bavle)  aus  dem  oberen  Jura  zeichnet  sich  durch  kräftige  Rippen  aus,  welche 
theilweise  zu  Randknötchen  anschwellen. 


Fl*  1152 
itppttia  flesu**n  v.  Btteh.  cp. 
Weimer  Juni  i.v'j.    l-nufen,  Württ. 


Oppclin  mterapri»  opp.  np.  mit  Flg.  1153. 

Aptyrhii>i  In)  und  IInftuiu*kel-    Opprtia  lenuilobuta  Opp.  np. 
••Imlruck  (h).  Solenhofen.  I'appenhelm,  Bayern. 


Oecotraustes  Waagen  (Creniceras  Mun.-Chalnias)  (Fig.  1155,  1156). 
Kleine  Formen  mit  gezacktem  Kiel,  schwachen  Rippen  und  knieförmig 
geknickter  anormaler  Wohnkammer.  _* 
Bajocien  bis  Tithon.  A.  genicularis 
Waagen,  A.  audax  Opp.,  A.  dentatus 
Rein.,  A.  collegialis  Opp. 

Distichoceras  Mun.-Chalm. 
(Horioceras  Mun.-Chalm.).  Kleine 
Fonnen;  der  Extemtheil  jedereeite 
von  einer  kräftigen  Zaekenreihe  be- 
grenzt Wohnkammer  zuweilen  ge- 
knickt {Horioceras).  Ob.»Dogger.  A.  Opp.  ip 
bipartitus  Zieten,  A.  Baugieri  d' Orb.    oM\'"ni  > 


ViK  1165. 
OecotraußU*  Kcnggeri 


Salin*. 


Fig.  1156. 
fkcotrau»te*  mncrntelu*  Opp  sp. 
Tithon.  StramberR. 


14.  Familie.  Haploceratidae. 

Seilen  glatt,  mit  feinen 
Zuwachslinien  bedeckt,  aus- 
sen gerundet,  ungekielt,  ohne 
Einschnürungen.  „1/  ündung 
mit  Seitenohren.  Suturen 
fein  zerschlitzt.  Aptychus 
kalkig,  punktirt.  Dogger 
bis  untere  Krei<le. 


Zitt. 


Kijr.  1K>7      Ilaplocernt  nimbalum 
Opp.  «tp.    Mahn  i  Weisser  .Iura  y). 
Pappenheini,  Hayeni. 

Die  Haploceratiden 
sind  offenbar  ein  Seiten- 


ithon.  Stmmberc. 


zweig  der  Harpoccratiden  und  sehr  eng  mit  Oppelia  verwandt,  von  der  sie 
sich  nur  durch  den  Mangel  eines  Kiels  unterscheiden. 


Digitized  by  Google 


422 


Mollusca.  Cephalopoda. 


Haploceras  Zittel  (Lissoceras  Bayle)  (Fig.  1157,1158).  Schale  genabelt, 
glatt  oder  mit  feinen,  geschwungenen  Zuwachsstreifen,  ohne  Einschnürungen. 
Mündung  mit  stark  entwickelten  Seitenohren.  Wohnkanimer  hinter  der 
Mündung  zuweilen  mit  Einschnitten  oder  Falten  auf  dem  Externtheil 
{A.  carachtheis  Zeuschn.,  A.  verrueiferus  Menegh.).  Suturen  fein  zerschlitzt, 
2 — 4  Hilfsloben  vorhanden;  erster  Lateralsattel  weit  vorspringend.  Dogger 
[A.  oolithicus  d'Orb.),  Malm  (4.  Erato  d'Orb.,  A.  uimbatus  Opp.,  A.  lingulatus 
Quenst.),  Tithon  (A.  Staszycii  Zeuschn.,  A.  elimatus  Opp.),  Neocom  (A.  Gra- 
d'Orb.) 


15.  Familie.   Stephanoceratidae.   Neumayr  emend.  Zittel. 

Rippen  aussen  mehrfach  gespalten  und  über  den  gerundeten,  niemals  gekielten 
Externtheil  /ortsetzend,  ohne  oder  mit  Einschnürungen.  Mündung  häufig  mit 
Seitenohrm,  meist  eingeschnürt.   Suturlinie  stark  zerschlitzt,  ausser  den  zwei  Seiten- 

loben  ein  aus  zwei  bis  drei  Hiljsloben  bestehender  zu- 
rückspringender Nahtlobus  vorhanden.  Apttjchus  dünn, 
kalkig,  aussen  gekörnelt.    Lias  bis  untere  Kreide. 

'•7m 


Fiß.  1159. 

Young.  «p  Ob.  Li«»  Whltby.  York 
6  ioelocerat  petto*  Quonat   MIttl.  Llu  Saturliiik-. 


Y\ft.  1160. 
munc  BOW.  *p.  Ob.  Line. 

KllL'lHlIll 


Die  Stephanoceratiden  schliessen  sich  eng  an  die  Aegoceraten  des  Lias 
an,  von  denen  sie  sich  hauptsächlich  durch  die  aussen  regelmässig  gespaltenen 

Rippen  unterscheiden. 

Coeloceras  Hy  att  (Peronoceras  Hy att) 
(Fig.  1159).  Weit  genabelt;  die  Rippen 
anfänglich  einfach,  gerade,  neben  dem 
Externtheil  theilweise  zwei-  oder  dreifach 
gespalten;  die  Bifurkationsstelle  meist  zu 
einem  Knoten  oder  Stachel  verdickt 
Querschnitt  der  Umgänge  ebenso  hoch  als 
breit.  Einschnürunfren  fehlend  oder  vor- 


Stephane 


Kit'.  1K.1. 


J»ep.  NW'vr«',  r'ruukrr-lrh 


ironntum  Brup  i>p    «'alliivU'li.    Stciihimocrra*  Brailrnriilc, 


Für,  n«2 


tl«t.  Or«  »«HO 


*p  I  nLOulfth.  Huven*. 


Mit  i  rhiilti-nt  iii  Mmi'l-nuin  in  nat.  Grösse. 


banden.  Mündung  ohne  Seitenohren.  Suturlinie  massig  zerschlitzt.  Anti- 
siphonallobus  zweispitzig.    Aptychus  unbekannt.    Mittlerer  und  oberer  Lias. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata  Ammonoidea. 


423 


A.  pettos  Quenst.  (mittl.  Lias),  A.  crassus  Phil.,  A.  (Peronoceras)  fibulatus  Sow., 
A.  Raquinianus,  mucronatus  d'Orb.  (ob.  Lias). 

Dactylioceras  Hyatt  (Fig.  1160).  Weit  genabelt.  Rippen  anfänglich 
gerade,  aussen  gespalten,  ohne  Knoten.  Einschnürungen  fehlen.  Lias  und 
unterer  Dogger.    A.  communis,  annulatus  Sow.    (Ob.  Lias.) 

Stephanoceras  Waagen  (Coronarii  v.  Buch)  (Fig.  1161,1162).  Massig 
weit  genabelt;  Umgänge  breiter  als  hoch.  Die  Seiten  mit  geraden  Rippen, 
welche  gegen  aussen  einen 
Knoten  bilden  und  sich  von 
da  2—3  mal  gabeln.  Sutnr- 
linie  tief  zerschlitzt;  Anti- 
siphonallobus  einspitzig.  Ein- 
schnürungen fehlen.  Münd- 
ung bei  den  kleineren  Formen 
( Norma  n  ites  M  u  n .  -  Ch  ahn . )  m  i  t 
starken  Seitenohren,  bei  den 


Fl*.  11 W. 
Sphni Tocrra*  Brongniarti  Sow.  *p. 
l'nteror  oollth.  Bayoux. 


Flg.  1163. 

HriwcHa  Brancoi  Steinm.   Cfellovieu.    Oraook««,  Süd- 
Amerika.   (Narh  Stein  mann.) 


grossen  (Cadomites  Mun.-Chalm.)  ohne  Ohren,  meist  eingeschnürt,  mit  vor- 
gezogenem Ventrallappen.  Aptychus  dünn,  aussen  gekörnelt.  Unt  Oolith 
bis  Oxford.  A.  Humphriesiamis,  Bayleanus  d'Orb.,  A.  Blagdeni  Sow.  (Bajocien), 
A.  linguijerus  d'Orb.  (Bathonien). 

Cadocera8  Fischer.  Eng  und  tief  genabelt.  Umgänge  niedrig,  aussen 
sehr  breit.  Die  Bifurkationsknoten  der  Rippen  durch  eine  Externkante  er- 
setzt.   Callovien.    Oxfordien.    A.  sublaevis  Sow.,  A.  Elatmae  Nikitin. 

Holcostephanus  Neumayr.  Weit  genabelt.  Umgänge  breiter  als  hoch ; 
Rippen  bündelweise  über  dem  Nabel  beginnend  und  aussen  häufig  abermals 
gespalten,  ununterbrochen  über  den  breiten  gerundeten  Externtheil  fortsetzend. 
Mündung  eingeschnürt,  zuweilen  mit  Seitenohren.  Einschnürungen  vor- 
handen. Oberer  Jura  und  untere  Kreide.  A.  stephanoides  Opp.,  A.  PorÜan- 
dicus  Loriol  (ob.  Jura),  A.  Groteanus  (Tithon),  A.  Astierianus,  Jeannoti  d'Orb. 
(Neocom). 

Bei  neck  ia  Bayle  (Fig.  1163).  Weit  genabelt,  Rippen  anfänglich  ein 
fach,  weiter  aussen  gegabelt  und  an  der  Gabelungsstelle  theilweise  Knoten 
bildend,  auf  dem  gerundeten  Externtheil  durch  eine  Furche  unterbrochen. 
Einschnürungen  vorhanden.  Mundsaum  mit  Seitenohren.  Dogger,  Malm 
bis  Neocom  in  Europa,  Ostindien  und  Süd-Amerika.  A.  aneeps  Rein., 
A.  Greppini  Opp.  (Callovien),  A.  mutabilis  Sow.,  A.  Eudoxas  d'Orb.  (Malm), 
A.  Jascicularis  d'Orb.  (Neocom). 

Sphaeroceras  Bayle  (Fig.  1164).  Meist  eng  genabelt.  Umgänge  dick, 
breiter  als  hoch.  Die  Rippen  gabeln  sich  schon  in  der  Nähe  des  Nabels, 
ohne  Knoten  zu  bilden.  Wohnkammer  anormal,  nach  vorne  verengt.  Mün- 
dung eingeschnürt,  ohne  Seitenohren.  Dogger.  A.  Brongniarti  Sow.,  A.  bul- 
latus  d'Orb.,  A.  microstoma  d'Orb.  (Callovien). 

Morphoceras  Douville.  Wie  Sphaeroceras,  aber  mit  periodischen  Ein- 
schnürungen.   Mundsaum  zuweilen  mit  Ohren.  Dogger. 


Digitized  by  Google 


424 


Mollusca.  Cephalopoda. 


Macrocephalites  Sutner  {Macrocephali  v.  Buch)  (Fig.  1 1 65).  Meist  grosse, 
eng  genabelte  Schale.  Umgänge  meint  höher  als  breit,  aussen  etwas  ver 
schmälert.  Rippen  in  der  Nähe  des  Nabels  gegabelt,  ohne  Knotenbildung 
über  den  Externtheil  fortsetzend.    Einschnürungen  fehlen.    Mündung  ohne 

Seitenohren.  Oberer 
Dogger.  Europa, 
Ostindien,  Südame- 
rika, A.  macroeepha- 
lus Schloth.,  A.  Her- 
veyi  Sow.  etc. 


Fi«.  1 

tyrhiu 


Fi«.  1165. 

Macrocephalütt  macrocej>halu*  Sehluth.  *p.    Ob.  Dornt*  (Callovien). 
KninRen,  Württemberg 


(keoptyrhiiU  rt/ractu* 
ilo  IIhuu.  «p.  Callovlen. 
Nii.rt.    Delix  S*vreis. 
(Nach  dorbijrny.) 


Oecoptychius  Neumayr  (Fig.  1166).  Klein,  eng  genabelt.  Rippen 
über  dem  Nabel  gespalten.  Wohnkammer  geknickt.  Mundsaum  mit  Ohren. 
Ob.  Dogger.   A.  refractus  de  Haan. 


Kit'.  1167. 
Suturlliilt-  von  Ptrit\ihln<tt*  colu- 
brinu*.    Hein,  sp 


Fiff  116«  Kljr.  1169. 

PtrUphinctt*  pnlirptocu*  Kein  »p.  PnuphincU*  Tiziani  Opp.  hp    Mulm,    i  Bimammatm  ■  Seh.  > 

Ob.  Zura.  Papp<«nhHint  Bayern.  llumUnn  k  bei  streichen,  Württemberg. 

Vi  nat  Oroww. 

Perisphinctes  Waagen  (Planulafi  v.  Ruch)  (Fig.  1167—1169).  Meist 
weit  genabelt,  Ripnen  aussen  zwei  oder  mehrfach  gegabelt  und  über  den 
gerundeten  Externtheil  fortsetzend.  Mundsaum  mit  Einschnürung  und  häufig 
mit  Seitenohren.   Umgänge  mit  periodischen  Einschnürungen,  zuweilen  auch 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.    Animonoirfe»  Aspi<locerati«lae. 


425 


mit  parabolischen  Anschwellungen  auf  dein  Extemtheil.  Suturlinien  fein 
zerschlitzt;  Hilfsloben  einen  tiefen  Nahtlobus  bildend.  Aptychus  aussen 
concentrisch  gefurcht  und  gekörnelt.  Ungemein  häufig  im  Dogger  und 
Malm ;  seltener  in  der  untersten  Kreide.  Mehr  als 
300  Arten  beschrieben.  Kinzclne  Arten  erreichen 
sehr  bedeutende  Grösse  (bis  1  Meter  Durchmesser). 
A.  aurig erus,  curvicosta  Opp.  (Dogger).  A.  poly- 
gratus,  polgplocus,  colubrinus  Rein  (Malm),  A.  Kay- 
seri  Neum.  und  Uhlig  (Neocom)  etc. 

Sutneria  Zitt.  (Fig.  1170).  Klein,  eng  ge- 
nabelt. Innere  Umgänge  wie  Perisphinctes;  Wohn- 
kammer anormal,  aussen  abgeplattet  und  von 
schwachen  Randknoten  begrenzt.  Mündung  mit 
Ohren.    Ob.  Jura. 


Sutneria  platynriitu  Kein,  sp. 
Ob.  Juni.    (TtnuitobatiM  -  Seh.) 
Balincen.  WurtleinberK 


16.  Familie.   Aspidoceratidae.   Zitt.   (Armati  v.  Buch.) 

Innere  Umgänge  berippt;  äussere  mit  1 — 2  Knoten-  oder  Stachelreihen  auf 
den  Seiten.  Extemtheil  breit,  niemals  gekielt.  Mündung  einfach,  selten  mit  Seiten- 
ohren.  Suturlinie  wenig  tief  zerschlitzt.  Sättel  breit,  die  1—2  Hiljsloben  seicht. 
Aptychus  sehr  dick,  aussen  glatt.    Dogger  und  Malm. 

Die  Aspidoccratiden 
sind  wahrscheinlich  aus 
Perisph  indes     1  i  er  vo  rge- 


igen. 

Pelioceras  Waag. 
(Fig.  1171).  Weit  ge- 
nabelt. Innere  Umgänge 


Fi«.  1172. 
»*  Vnlanetne  opp.  sp. 
rntcr-TitlK.il.     Monte  CMfU, 
fentnil  Apenninen. 


PMocrra*  athMn 


¥\«.  1171 
hlll.  nr>.    Oh.  ("allnvlen. 
Normiindfc    Nat.  (irö».«e. 


Varhe*  nolre*. 


vierseitig,  mit  zahlreichen  kräftigen,  aussen  meist  gegabelten,  seltener  einfachen, 
über  den  Extemtheil  fortsetzenden  Rippen,  die  auf  den  späteren  Umgängen 
zuerst  Rand-  und  dann  Nabelknoten  bilden.  Einschnürungen  fehlen.  Cal- 
lovien  bis  unterer  Malm.  A.  athleta  Phil.,  A.  ConsUtnti  d'Orb.,  A.  transversarius, 
bimammatus  Opp. 

Simoceras  Zittel  (Fig.  1172).  Weit  genabelt,  flach  scheibenförmig. 
Innere  Umgänge  mit  geraden  einfachen,  selten  diehotomen  Rippen,  die  später 
durch  ein  oder  zwei  Knotenreihen  ersetzt  werden.  Einschnürungen  vorhanden. 
Ob.  Jura  und  Tithon. 

Aspidoceras  Zittel  (Fig.  1173,  1174).  Umgänge  dick,  aussen  breit  ge- 
rundet. Rippen  nur  auf  den  ersten  Umgängen,  später  auf  den  Seiten  ein 
oder  zwei  Reihen  von  Knoten  oder  Stacheln.     Einschnürungen  fehlen. 


Digitized  by  Google 


42fi 


MolluHca.  Cephalopoda. 


Callovion  biß  unterste  Kreide.  Hauptverbreitung  im  oberen  Jura. 
armatus  Ziet.,  A.  acantfticus  Opp.  etc. 


A.  bi- 


FIr.  117H. 

Sow.  hp.  Oxford thon. 

'/i  nnt  Crosse. 


Diven,  Calvados 


Fl*.  1174 

Arpirtoceras  eireurnnpinotum 

Opp.  *p    «IV».  Malm.  S<tiwabl*che 
Alp.    '/,  nnt.  (ir*»*o, 


Waagenia  Neumayr. 
Externtheil  mit  Furche.  Ob 


Wie  Aspidoceras,  jedoch  flach  scheibenförmig. 
Jura.    A.  hybonotus  Opp. 


17.  Familie.    Desmoceratidae.    Zitt.    (Ligati  d'Orb.) 

Rippen  ein/ach  oder  mehrfach  gespalten,  ununterbrochen  Uber  den  gerundeten, 
ungchielten  Externtheil  fortsetzend.  Einschnürungen  oder  QuenviÜste  in  regel- 
mässigen Abständen  vorhanden.  Sutnrlinie  Jein  zerschlitzt,  die  Hilfsloben  meist 
geradlinig  angeordnet.    Aptychus  unbekannt.  Kreide. 


Fiß.  117$. 

Suturlinie  von  Detmocrra*  Intidortatv 
Mich.    Ciuiilt.    Vvrie  du  Khöne. 


Desmoceras  Zitt,  (Puzosia 
Bayle)(Fig.  1175,1176).  Meist 
weit  genabelt.  Seiten  mit  ge- 
raden oder  nach  vorne  ge- 
schwungenen Kippen  oder 
Linien  verziert,  die  über  den 
gerundeten  Externtheil  fort- 
setzen; ausserdem  mehrere 
Einschnürungen  oder  Wülste 
vorhanden.  Suturlinie  fein  zer- 
schlitzt, mehrere  Hilfsloben 
entwickelt.  Neocom  bis  Senom. 
A.  ilifficilis,  ligatus  d'Orb., 
A.  strettostoma  Uhlig,  A.  Eme- 
rici  Kasp.  Neocom.  A.  Mayo- 
rianus  d'Orb.,  A.  planulatus 
Sow.  (iault. 
Sil e site 8  Uhlig.    Neocom.    A.  Seranonis  d  Orb. 


Fi*  im. 

»nmoieru»  {l'ato*in)  Mnyoriunum  d'Orb    sp  «iault 
l'tTU-  <hi  Kboii«>.   (Nath  d  Orbis  ny>. 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.    Ammonoiriea.  Desinoceratidae 


427 


Holcodiscus  Uhlig.  Umgänge  aussen  gerundet,  mit  zahlreichen  ge 
spaltenen  Rippen  bedeckt,  wovon  einzelne  an  den  Bifnrcationsstellen  Knoten 
bilden.  Untere  Kreide.  A.  Perezianus,  incertus 
d'Orb.  (Barremien). 

Pachydiscus  Zitt.  (Fig.  1177, 1178).  Auf- 
geblähte, zuweilen  sehr  grosse  (Vs — 1  Meter) 
Schalen  mit  dicken,  aussen  gerundeten  Um- 
gängen. Seiten  mit  kräftigen  einfachen  oder 
gespaltenen,  zuweilen  knotigen  Rippen,  welche 
über  den  Externtheil  fortsetzen  und  im  Alter 
verschwinden.  Einschnürungen  nur  auf  den 
inneren  Windungen.  Mittlere  und  obere  Kreide 
von  Europa,  Ostindien,  Nord- Amerika.  A.  per- 
amplus  Mant. ,  A.  Wittekindi  Schlüt. ,  A.  Gali- 
cianus  Favre. 


Kl*  1177. 

Pachyditcu*  peramplwt  Munt.  np.  l.owcr  Oinlk. 
England. 


Flg.  1178. 
Pachyditcu*  Wittekindi  Schlüter  »p. 
Obere  Kreide. 


Hauericeras  Grossouvre.    Mitti  und  ob.  Kreide.    H.  Gardeni  Baily. 


18.  Familie.    Cosmoceratidae.  Zittel. 
(Ornati  und  Dentati  v.  Buch). 

Schale  durch  gespaltene  oder  in  Knotenreihen  aufgelöste  Rippen  reich  verziert. 
Rippen  meist  Nabel-  und  Randknoten  bildend,  auf  dem  ungekielten  Externtheil 
durch  eine  Furche  unterbrochen,  verwischt,  abgeschwächt,  zuweilen  aber  auch  ver- 
dickt. Mündung  öfters  mit  Seitenohren.  Suturlinie  verschieden  lief  zerschlitzt. 
Erster  Laterallobus  tief,  einspitzig,  in  der  Regel  nur  1—2  wenig  zurückspringende 
Hilfsloben  vorhanden.    Aptychus  unbekannt.    Dogger  bis  obere  Kreide. 

Die  Cosmoceratiden  bilden  einen  eigenartig  differenzirten  Seitenzweig 
der  Stephanoceratiden.  Ob  die  Gattung  Hoplites  als  Nachkomme  von  Cos- 
tnoceras,  oder,  wie  Neumayr  annimmt,  von  Perisphinctes  zu  betrachten  ist, 
lässt  sich  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden. 

Pa  r k t  n s on i a  Bayle  (Fig.  1179).  Weit  genabelt,  scheibenförmig.  Rippen 
scharf,  aussen  diehotom  gespalten  und  am  Externtheil  entweder  durch  eine 
Furche  unterbrochen  oder  abgeschwächt ;  zuweilen  neben  der  Externfurche 
und  an  den  Bifurcatiunsstellen  schwache  Knoten.  An  grossen  Exemplaren 
sind  die  Rippen  verwischt.  Einschnürungen  fehlen.  Suturlinie  stark  zer- 
schlitzt. Sipnonallobus  und  erster  Laterallobus  tief;  Sattel  breit  Dogger. 
A.  Parkinsoni  Sow.,  A.  bifurcatus  Zieten,  A.  Niortensis  d'Orb. 


42S 


Mollusca.  Cephalopoda 


Cosmocrras  Waagen  (Fig.  1180).  Rippen  zahlreich,  dicht  gedrängt, 
gegabelt;  neben  der  Externfurche  und  meist  auch  über  dem  Nabel  und  an 

den  Bifur<  ationsstellen  Knoten-  oder 
Starheireiben  bildend.  Einschnür- 
ungen fehlen.  Siphonallobus  kürzer 
als  der  erste  Laterallobus.  Dogger 
Neocom.   A.  Jason  Rein,  Dun- 


Vi?.  1179. 
I'nrkimumi  Sow .  »p.    Tut.  OollUi. 
Baveux,  Calvados. 


flg  1180. 

Co*m<tC<  rn*  onmturn  Schlotli.  np.    ol>.  l»<>nu'or  (Or- 
nuteiithon).    liaiiimelslniiisoti,  Württemberg. 


cani  Sow.,  A.  ornatus  Schloth.  (Ob.  Dogger).    A.  adversus  Opp.  (Tithon). 

Hoplites  Neumayr  (Fig.  1181,  11*2).  Die  Rippen  bilden  Rand-  und 
Nabelknoten  und  sind  auf  der  abgeplatteten  Externseite  meist  durch  eine 
Furche  unterbrochen.  Die  Mehrzahl  der  Arten  ist  ziemlich  eng  genabelt. 
Einschnürungen  zuweilen  vorhanden.    Suturlinie  fein  und  tief  zerschlitzt. 


Titbon  und  unt.  Kreide. 
Gegen  100  Arten.  A. 
Clmperi  Pictet  (Tithon), 
A.  radiatus  Brug.,  A. 
splendens  Sow.,  A.  Deluci 
Brongt.  iüault). 


l"tK  1182. 

Iloptite*  Soricwt  Sow.  kj>.  {//.  nmblygtmlwt  NYuni.)  Neocom. 
Achim  bei  Bornum. 


Fi|f.  1181. 
Hoplites  tubrrml'itu*  Sow.  *p 
«Jault.    Folkestoiie.  (Mit 
gefidlenef  BlpboulrOhre.) 


Sonnerat ia  Bayle.    Kreide.    A.  Dutemplei,  d'Orb. 

Stoliczkaia  Neumayr.  Kippen  nur  auf  den  inneren  Umgängen  auf 
dem  Externtheil  unterbrochen,  später  verdickt  und  ununterbrochen.  Kreide. 
A.  dispar  d'Orb.  ((Jault),  .4.  Teliwja  Stol.  (mittl.  Kreide). 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.    Ammonoidea.  Cosmoceratidae 


429 


Pulchellia  Uhlig.  Eng  genabelt,  flach,  hochmündig.  Rippen  kräftig, 
nach  vorne  gebogen,  gegen  aussen  verdickt  und  am  Extern theil  jedereeite 
einen  Randkiel  oder  eine  Knotenreihe  bildend.  Suturlinie  wenig  tief  zer- 
schlitzt; Externsattel  sehr  breit,  Siphonallobus  kurz;  Seitenloben  im  Grunde 
breit  gerundet  und  gezäh- 
nelt.  Unt.  Kreide  von  Euro- 
pa und  Süd- Amerika.  A.  pul 
chellus,proviticialis  d'Orb.etc. 

Douvilleiceras  Gros- 
souvre  (Fig.  1183).  Rippen 
in  Knotenreihen  aufgelöst, 
über  den  Externtheil  fort- 
setzend, jedoch  in  der  Mitte 
desselben  meist  durch  eine 
schwache  Medianfurche 
unterbrochen.  Extemsattel 
gross,  stärker  und  länger  als 
der  erste  Lateralsattel.  Sei- 
tenloben  zugespitzt.  Kreide. 
A.  mammillaris  Schloth.,  A. 
nodosocostatus  d'(  )rb.(üault), 
A.  Martini  d'Orb  (Neocom).  /'*"" WWccra*  nawi'WareSehtoth. st|.  ÖhhH,  Minhrrumönil,  Anli-ninn. 

Mammites  Laube,  Turon.    A.  nodosoüies  Laube. 

Acanthoceras  Neumayr  (Fig.  1190).  Rippen  einfach  oder  dichotom 
gespalten,  gerade,  gegen  aussen  verdickt,  mit  Seiten-  und  Marginal  knoten. 
Externtheil  breit,  mit 
medianen  Knotenreih- 
en.  Suturlinie  mit 
breiten,  massig  tief  zer- 
schlitzten Sätteln  und 
zweispitzigen  Loben. 
Kreide.  A.  Lyelli  d'Orb 
(Gault) ,  A.  Rhoto- 
Defr. 


mayensis 
man). 

An 
ceratiden 


(Ceno- 


die  Cosmo 
schüessen 
sich,  ähnlich  wie  an 
die  Ceratitiden  und 
Lytoceratiden  eine,  An- 
zahl sogenannter  am- 
monitischer  Neben- 
formen an  ,  welche 
vorzugsweise  in  der 
unteren  Kreide  ver- 
breitet sind  und  im  Bar- 
remien  den  Höhepunkt 
ihrer  Entwicklung  erreichen.    Sie  beginnen  schon  im  ob.  braunen  Jura. 

fJrioceras  Leveille  (Fig.  11H4,  1185).  Schale  in  einer  Ebene  aufgerollt, 
aus  wenigen  offenen,  sich  nicht  berührenden  Umgängen  zusammengesetzt. 
Oberfläche  mit  einfachen,  seltener  gespaltenen  Querrippen  bedeckt,  die 
häufig  ein  oder  mehr  Knoten  oder  Stacheln  entwickeln.  Suturlinie  mit  vier 
Hauptloben;  die  Sättel  etwas  unsymmetrisch  getheilt.  Unt.  Kreide.  Europa, 
Ostindien,  Süd-Amerika,  Süd-Afrika. 

Die  Gattung  Crioceras  enthält  wahrseheinlich  Arten  von  verschiedener 
Abstammung.   Während  sieh  die  ältesten  Formen  (Spi roc et  a. s  Quenst.)  aus 


Fijf.  HtH>. 

Acanthocirn*  RIMomagtmt  iH-fr.  *ji  Mint.  Kreith)  h  Vnomanlr>n).  Konen. 

iNuch  (jii.-nMrdt.) 


430 


Mollusca.  Cephalopodu. 


dem  braunen  Jura  (Fig.  11*4)  in  Sculptur  und  Lobenlinie  eng  an  Parkinsonia 
anschliessen,  sind  die  grossen  Neocom-Arten  mit  tief  zerschlitzter  Suturlinie 


mm 


Piff.  1185. 
Criorcra»  ( Annilorrra*)  Ma 
Iheroninuum  <l"Orl>.  Nfi.rnm 

(  ii~!<  !laiic,  Usum-*  Alpen. 

a  Kxeni|>lnr  in  '/•  tmlurl. 

b  Suturlinie. 


Fitf.  1184. Criucira»  bi/urcnlum  ijiiciihi  .•>(>.  Ol.  |i.  t 
Flininuen,  W  iirtlcinlifru'    u  Kxciii]«lnr"  in  imt.  <ir 
b  Hin  Stin  k  .!<••.  KxtenitheN*.    c  Suturlinie. 


wahrscheinlich  aus  Ho- 
plites  hervorgegangen ; 
die  Abstammung  der 
kleinen  Arten  aus  der 
unteren  Kreide  mit 
schwach  gezackter  Su- 
turlinie  {Leptoceras 
Uhlig)  ist  unsicher. 
d'Orbigny  be- 
schränkte den 
Namen  Crio- 
\  ceras  auf  Scha- 
len mit  offener 
Spirale,  als  An- 
eyloceras  d' 
Orb.  (Fig.llHö* 
wurden  die- 
jenigen unter- 
schieden ,  bei 
denen  der  letzte 
Umgang  sich 
zuerst  gerad- 
linig verlängert 
und  dann  zu 
einem  Haken 
unibiegt.  Toxo- 
ceras  u'Orb.be- 
greiftdiebogcn- 
förmig  gewun- 
•  lem-n  Schalen. 

Scaphites 
Parkinson  (Fig. 
1180  ,  1187). 
Schale  aus 


einem   eng   genabelten    geschlossenen  Ge- 
winde und  einem  abgelösten,  seh  wach  ver- 
längerten und  alsdann  umgebogenen  letzten 
Umgang   bestehend.     Oberfläche    mit  ge- 
spaltenen, zuweilen  kno- 
tigen    oder  stacheligen 
Hippen    bedeckt  Mün- 
dung etwas  eingeschnürt 
Suturlinie  fein  zerschlitzt 
mit  mehreren  Hilfsloben. 
Aptychus  dünn,gekörnelt. 
Mittl.  und  ob.  Kreide  von 
Boropa ,    Ostindien  und 
Nord-Amerika. 


Flu  IIS«. 

Scnpbitrt  ipinigrr  Sehl  liier.    Ob.  Krehl« 
(Senou).    Co«tfcld,  Westfalen. 


FllT.  1187. 
Si-fiphitf»  aeijuahß  Sow. 

Cenotnan.  Rotten, 

Nut.  (in ihm" 


19. 


Familie.  Prionotro- 
pidae.  Zitt. 

Seiten  mit  kräjtigen,  ein- 
fachen  oder  dichotom  ge- 
spaltenen  Rippen,  die  auf  den  Seiten  je  eine  oder  mehrere,  und  neben  dem 
Erterntheil  jederseiis  eine  Knotenreihe  bilden;  Extemtheil  mit  glattem,  seltener 


Digitized  by  Google 


Tetrabranchiata.    Animonniclca  Aeanthoeeratidae. 


431 


in  Knoten  aufgelöstem  Mediankiel.  Suturlinie  mässig  tief  zerschlitzt;  Extern- und  erste* 
Lateralsattel  breit;  Seitenloben  ziveispitzig,  nur  ein  Hilfslohns  vorhanden.  Kreide. 


Fi*  1188  KiK.  11X9 

vnrian»  Sow.  sp.   Crnoman.  SehUxnbachia  erUtata  Pt-luc.  gp.  Gnult. 

Qoedtlnbarf.  Porto  .1»  Rhöno. 


Schloenbachia  Neumayr  (Cristati  d 'Orb.)  (Fig.  11 88, 1189).  Mehr  oder 
weniger  weit  genabelt,  aussen  breit  mit  glattem  Mediankiel.  Seiten  mit  vor- 
wärts gebogenen,  häutig  knotigen  Rippen.  Stämme  der  Sättel  breit,  erster 
LateraÜobus  zugespitzt  Mündung  mit  glattem  Kiel,  der  zuweilen  ein  an- 
fänglich aufwärts  und  darauf  rückwärts  gekrümmtes  Horn  bildet.  Neocom 
bis  obere  Kreide.  A.  cultratus  d'Orb.  (Neocom),  A.  Delarui  d'Orb.  ((Jault), 
A.  inflatus,  variatis  Sow.  (Ononian). 

Barroisiceras  Grossouvre.    Enggenabelt.    Rippen  meist  mif  Seiten- 
knoten, von  da  dichotom  gespalten  und  in  Randknoten  endigend.  Extern 
theil  mit  medianer  Knotenreihe.    Sättel  und  Loben  breit,  wenig  tief  zer 
schlitzt.   Senon.    B.  Haberfellneri  Hauer  sp.,  B.  Nicklesi.  Grossouvre. 

Mortoniceras  Meek  (Gauthier iceras  Grossouvre).    Weit  genabelt.  Um- 

fänge  vierseitig,  etwas  höher  als  breit.  Rippen  einfach,  gerade,  in  Rand- 
noten endigend,  zuweilen  mit  Seitenknoten.  Externtheil  mit  glattem  oder 
schwach  geknotetem  Kiel.  Sättel  wenig  tief  eingeschnitten.  Der  Externsattel 
sehr  breit,  in  zwei  Lappen  getheilt.  Seitenloben  zweispitzig.  Senon  und 
oberes  Turon.  A.  Texanus  Roem.,  A.  serratomarginatus  Redtenb.,  A.  Bourgeoisi 
d'Orb.,    A.    Margae  Schlüter. 

Peroniceras  Grossouvre.  Wie  vorige,  jedoch  Externtheil  mit  glattem 
Rand  und  Mediankiel.  Suturlinie  tiefer  zerschlitzt.  Ob.  Kreide.  A.  tricarinalus 
d'Orb.,  A.  Wesifalicus  Schlüt.,  A.  Czömigi  Redtenb. 

Priono trop  is  Meek.  Rippen  einfach,  gerade,  kräftig,  zu  beiden  Seiten 
des  Externtheils  Randknoten  bildend  und  von  da  zuweilen  dichotom  ge- 
spalten; Externtheil  mit  medianer  Knotenreihe.  Turon.  A.  Woolgari  Munt,, 
A.  papalis  d'Orb. 

Zeitliche  Vertheilung  und  Stammesgeschichte  der  Ammonoideen. 

An  Formenreichthum  übertreffen  die  Ammonoidecn  die  Nautiloideen 
um  das  Doppelte.  Während  von  letzteren  gegen  2500  Arten  beschrieben 
sein  dürften,  erhebt  sich  die  Zahl  der  Anmionoideen  auf  nahezu 
5000  Species.  Dieselben  sind  ohne  Ausnahme  ausgestorben  und  charak- 
torisiren  vorzugsweise  die  mesozoische  Aera. 

Obwohl  kein  Ammonit  das  Kreidesystein  überlebt  bat,  so  erweisen 
sich  die  Ammonoideen  in  ihrer  Gesammtheit  doch  als  der  jüngere 
Zweig  des  Tetrabrauehiatenstanimes.     Erst  nachdem  die  Nautiloideen 


Digitized  by  Google 


482 


Mollusca.  Cephalopoda. 


ihren  Höhepunkt  überschritten  hatten,  tauchen  die  Goniatiten  und 
Clymenien  als  älteste  Vertreter  der  Ammonoideen  auf.  Die  Lebens- 
dauer der  Clymenien  beschränkt  sich  auf  einen  kurzen  Abschnitt  der 
jüngeren  Devon  zeit;  die  Goniatiten  erscheinen  in  Europa,  Amerika 
und  Asien  schon  in  den  ältesten  De  von  schichten  und  dauern  bis 
zum  Sehluss  des  paläozoischen  Zeitalters  fort;  aus  ihnen  sind  offenbar 
die  ebenfalls  paläozoischen  Proleeaniden  hervorgegangen.  Bis  vor 
wenigen  Jahren  glaubte  man,  dass  in  paläozoischen  Ablagerungen  nur 
Goniatiten  und  Clymenien  vorkämen.  Die  Entdeckung  ächter  Ammo- 
niten  in  den  Productus-Kalken  des  Salt-Rangegebirges  und  in  den  Fusu- 
linen-Kalken  von  Sieilien  rückte  ihre  Verbreitung  in  die  carbonische 
Zeit  herab.  Diese  paläozoischen  Ammonshörner  stehen  bezüglich  ihrer 
Suturentwickelung  zwischen  den  Proleeaniden  und  den  jüngeren  Ammo- 
noideen. 

Mit  Beginn  der  mesozoischen  Aera  nehmen  die  echten  Animo- 
niten  einen  gewaltigen  Aufschwung.  Im  mitteleuropäischen  Muschel- 
kalk konnten  bis  jetzt  zwar  nur  die  Gattungen  Ceratites,  Beneckeia  und 
Ptychites  nachgewiesen  werden  ;  dagegen  liefern  die  Alpen.  Spitzbergen, 
der  Himalaja,  die  Rocky  mountains  und  das  Cascadengebirge  in  Nord- 
amerika, sowie  die  Amurländer  in  Ostasien  einen  grossen  Reichthum 
eigenthümlicher  Ammoniten.  Die  Familien  Arcestidac,  Tropiüdae,  Cera- 
titidae,  CladisciHdae  und  Pinacoccratidiw  gehören  ausschliesslich  der 
Trias  an ;  von  Angustisellaten  sind  nur  die  Amaltheidae,  Phylloceratidae 
und  vielleicht  die  Argoceratidae  vertreten. 

Hinsichtlich  der  Suturentwickelung  zeigen  die  triasischen  Ammo- 
niten eine  unerwartete  Mannichfaltigkeit,  Gewisse  Genera  (Sageceras, 
Lecanites,  Lobitcs)  kommen  nicht  über  das  Prolecanidenstadium  her- 
aus, viele  andere  erreichen  nur  das  Ceratitenstadium ;  bei  den  Cvclo- 
lobiden,  Arcestiden,  Tropitiden,  den  Cladiscitiden,  Ptyehitideu  und 
Phylloceratiden  dagegen  sind  Loben  und  Sättel  mehr  «der  weniger  stark 
zerschlitzt,  ja  bei  Piruicoceras  zeigt  sich  die  feinste  und  complicirteste 
Differenzirung  der  Suturlinie,  die  bis  jetzt  überhaupt  bei  Ammoniten 
wahrgenommen  wurde.  Neben  normalen  Gehäusen  weist  die  alpine  Trias 
auch  einige  sogenannte  Neben  iorn\ei\[Cochlocera$,Rhabdoceras,Chorisü)Cfras) 
auf,  welche  sieh  stets  durch  einfache  Suturentwickelung  auszeichnen. 

Mit  dem  Lias  tritt  eine  fundamentale  Veränderung  der  Animo- 
noideen  ein.  Von  den  zahlreichen  triasischen  Familien  und  Genera 
ist  keine  einzige  unverändert  überliefert;  ja  mit  Ausnahme  der  Phyllo- 
ceraten  und  Amaltheen  haben  alle  Triasfamilicn  ihr  Ende  gefunden 
und  sind  durch  neue,  meist  unvermittelt  auftretende  Formen  ersetzt. 
Die  Ursachen,  welclte  während  der  Rhätisehen  Stufe  der  Entwicklung 
von  Cephalopoden  so  überaus  ungünstig  waren,  sind  bis  jetzt  noch 
nicht  ermittelt. 

Im  unteren  Lias  herrsehen  die  Aegoceratiden  fast  ausschliesslich; 
die  Gattungen  Pslhceras,  Arietites  und  Schlotheimia  sind  auf  diesen 
Horizont  beschränkt;  im  mittleren  und  oberen  Lias  sind  neben  den 
Aegoceratiden  die  Ilarpoceratiden  die  Anialtheiden  {Oxynoticeras,  Amal- 
theus),  die  Phylloceratiden  (Phyllocrras),  Lytoceratiden  (Lytoceras)  und  die 
ältesten  Formen  der  Stephunoceratidae  {Cochceras)  vertreten.  Bemerkens- 
werther Weise  ist  der  Antisiphonallobus  bei  den  basischen  Ammoniten 
(Aegoceratiden  und  Amalthciden)  häutig  zweispitzig. 


Digitized  by  Google 


Zeitliche  Verbreitung  und  Stanunesgesehirhte  der  Ammonoi.leen  4H3 

Mit  Ausnahme  der  Aegoceratiden  dauern  sämmtliche  im  Lias  auf- 
tauchende Familien  auch  im  Dogger  und  Malm  fort,  doch  nehmen  die 
Harpoeeratiden  an  Formenreichthum  ab  und  sterben  im  oberen  Jura 
aus.  Neu  kommen  nur  die  Familien  der  Haploceratidcn  und  Cosmo- 
ceratiden  hinzu.  Die  im  Dogger  besonders  verbreiteten  Gattungen 
sind:  Harpoceras,  Oppelia,  Stephanoceras,  Spliaerocras ,  Morphoceras, 
Macrocephalites,  Oeeoptychim,  Peinedäa,  Parkinsonia,  Cosmoceras,  Peri- 
sphinetes,  Amaltheus,  Haploceras,  Phylloceras,  Lytoaras. 

Im  Malm  oder  weissen  -Iura  begegnet  man  noch  fast  allen  bereits 
im  Dogger  genannten  Gattungen,  allein  das  Zahlenverhältniss  der  Arten 
wird  meist  ein  anderes;  so  gehen  Harpoceras,  Sfophanoceras,  lieineckia, 
Parkinsonia  und  Cosmoceras  zurück,  während  Oppelia,  Haploceras,  Holco- 
stephanus  und  namentlich  Perisphindes  an  Formenreichthum  zunehmen. 
Die  dominirende  Gattung  des  Malm  ist  entschieden  Perisph indes,  da- 
neben stellen  die  Gattungen  Aspidoceras,  Simoceras  und  Peltoceras  eine 
namhafte  Zahl  von  Arten.  Aufgelöste  Formen  gehören  im  Jura  zu 
den  seltenen  Erscheinungen  und  beschränken  sich  auf  einige  Crioeeras- 
und  Baad  ina- Arten. 

Eine  ähnliche  t'mprägung,  wie  im  unteren  Lias,  macht  sich  auch 
nach  Abschluss  der  Jurazeit  geltend.  Die  Amnioniten  des  Kreide- 
systems gehören  meist  zu  neuen  Gattungen.  Es  ist  überhaupt  im 
Gesainmthabitus  der  Cephalopodenfauna  eine  bedeutende  Aenderung 
eingetreten.  Nur  die  ältesten  Xeocombildungen  der  Alpen  enthalten 
einige  Arten,  welche  schon  während  der  Tithonzeit  gelebt  haben,  und 
stellen  die  Oontinuität  der  beiden  Systeme  her.  Die  geringsten  Ver- 
änderungen zeigen  die  l'hylloceraten  und  Lytoeeraten,  bei  den  Amal- 
theiden  macht  sich  eine  eigenthümliche  rücksehreitende  Entwickelung 
in  der  Suturbildung  geltend,  indem  gewisse  Genera  (Ihichiceras,  Tissotia, 
Sphenodiscus,  Xeolobites)  wieder  auf  das  Ccratitenstadium  zurückkehren; 
an  die  .Stelle  der  Harpoeeratiden  sind  die  Desmoceratiden  getreten, 
wovon  die  Gattungen  Desmoceras  und  Sdesites  hauptsächlich  Neocom 
und  Gault,  die  Gattung  Pachydiscus  die  jüngeren  Stufen  der  Kreide 
charakterisiren.  Von  den  Stephanoceratidcn  erlöschen  die  aus  dem 
Jura  überlieferten  Gattungen  Perisph  indes  und  Olcostcphanus  schon  in 
der  unteren  Kreide;  an  »Stelle  der  jurassischen  (  osmoeeratiden  treten 
Hoplites,  Pulchellia  und  Acanthoceras.  Ein  besonderes  Gepräge  erhält 
die  cretacische  Ammonitenfauna  durch  die  reiche  Entwickelung  der 
sogenannten  Nebenformen,  welche1  im  oberen  Neocom  am  reichlichsten 
auftreten,  aber  theilweise  bis  in  die  höchsten  Lager  des  Kreidesystems 
fortdauern.  Die  Gattungen  Macroscaphites,  Piddia,  Hamitrs,  Anisoceras, 
Turrilites,  Banditen  und  Scaphiks  gehören  der  Kreide  ausschliesslich, 
die  Gattung  Crioceras  wenigstens  mit  der  überwiegenden  Mehrzahl  ihrer 
Arten  an. 

Das  plötzliche  Erlöschen  der  Ammonoideen  mit  Absehluss  des 
mesozoischen  Zeitalters  gehört  zu  den  aulfallendsten  und  bis  jetzt  noch 
unerklärten  Erscheinungen  in  der  Entwicklungsgeschichte  der  orga- 
nischen Schöpfung.  Es  müssen  an  der  Grenze  von  Kreide  und  Tertiär 
grosse  und  durchgreifende  Veränderungen  in  den  Existenzbedingungen 
stattgefunden  haben,  um  eine  so  blühende  und  hochorganisirte  Gruppe 
von  Thieren  nicht  nur  in  Europa,  sondern  auch  in  den  übrigen  Welt- 
theilen  der  Vernichtung  zuzuführen. 

Zlttel.  Grundzüge  der  F'alaeontologie.  -S 


Digitized  by  Gc 


434  Mollusca.  Cephalopoda. 


Die  nachstehende  Tabelle  zeigt  die  zeitliche  Verbreitung  der  Am- 
monoidea. 


Silur 
Devon 

M 
J* 

a 

ja 
o 
« 

Penno-Curb. 
und  Perm 

Trias 

Jura 

Kreide 

Tertiär 

Jetztzeit  . 

A.  Inti  asiphonata : 

1.  Clymeniidac  

B,  Ejrtrartphonata : 

1.  Qoniatitidae  

2.  Frokcunitidat  ... 

3.  Pinacoteratidae  .... 

4.  Ceratitidae  

5.  Tropitidae  .... 
0.  Cyclolobidae  

7.  Amalthei  iae  

8.  Arcestidae  

9.  Cladiscitidae  

10.  PhyUoctratidae  .... 

11.  Lytoceratidac  .... 

12.  Aeqoceratidae  .... 

13.  Harpoceratidae  .... 

14.  Haploceratidae  .... 

15.  Stephanoceratidae  .    .  . 

16.  Aspidoceratidae  ... 

17.  Deamoceratidae  .... 

18.  Cosmoceratidae  ... 

19.  Prionotropidae  .... 

1 







1 — 



1 

r 

i 

Der  übereinstimmende  Gesammthabitus ,  welcher  alle  Ammoniten 
charakterisirt ,  hat  der  von  Sucss  und  Hyatt  inaugurirten  neuen 
Nomenelatur  Hindernisse  bereitet;  insbesondere  aueh  darum,  weil  viele 
der  in  den  letzten  Jahren  aufgestellten  Genera  und  Familien  schwer 
von  den  benachbarten  zu  unterscheiden  sind  oder  ganz  unbestimmte 
Definition  erhalten  haben.  Augenblicklich  herrseht  übrigens  weit  mehr 
die  Tendenz  zu  zersplittern,  als  zusammen  zu  fassen,  und  einige  Autoren 
sind  auf  dem  Wege,  für  jede  ältere  gute  -  Art  eine  besondere  Gattung 
oder  Familie  zu  errichten. 

Wenige  Abthcihnigcn  des  Thierreichs  dürften  übrigens  so  voll- 
ständige Spuren  ihrer  Fntwiekelung  in  den  Erdschichten  hinterlassen 
haben  und  eine  grössere  Zahl  von  Thatsachen  zu  Gunsten  der  De- 
seendenztheorie  liefern  als  die  Ammoniten,  und  zwar  besitzen  Steinkerne 
wegen  der  ungemein  dünnen  Beschaffenheit  ihrer  Schale  in  syste- 
matischer Hinsicht  denselben  Werth  wie  beschälte  Stücke. 

Den  er.-ten  Versuch,  eine  grössere  Anzahl  von  Ammoniten-Arten 
nach  ihrem  genetischen  Zusammenhang  zu  prüfen,  machte  W.  Waagen 
bei  der  Formenreihe  der  Oppdia  mbradinta.  Aehnliche  Untersuchungen 
wurden   von  Xeumavr  über  l'hylloceraten.  Perisphincten  etc.,  von 


Digitized  by  Google 


Zeitliche  Verbreitung  und  StammesgeRchichte  der  Ammonoideen  435 


llyatt  über  verschiedene  Gruppen  von  Aegoceratiden  und  in  besonders 
eingehender  Weise  von  Leop.  Würtenberger1)  über  die  jurassischen 
Vertreter  von  Aspidoceras,  Simoccras,  Waagenia,  Peltoceras,  Perisphinctes 
und  Stephanoceras  angestellt.  Auch  Mojsisovics,  Uhlig,  Jlaug, 
Douville*  u.  A.  nehmen  auf  die  genetischen  Beziehungen  der  ver- 
schiedenen Ammoniten-Gruppen  besondere  Rücksicht. 

Alle  diese  Autoren  kommen  zu  dem  Ergebniss,  dass  bei  den 
Ammonoideen  zahlreiche  »Formenreihen«  existiren,  deren  Entwicklung 
sich  Schritt  für  Schritt  aus  den  in  verschiedenen,  auf  einander  folgenden 
Schichten  vorkommenden  Arten  oder  Mutationen  ermitteln  lässt. 

Die  gegenwärtigen  Erfahrungen  über  Verwandtschaft  und  Ab- 
stammung der  verschiedenen  Familien  sind  in  nachstehendem  Stamm- 
baum zusammengefasst: 


Obere  Kreide 

Untere  Kreide 

Malm 

Dogger 

Lias 

Triius 

Penno-Carbon 

Carbon 

Devon 


9  s> 

*o  'S 

a  « 


C  Jz  9 
©    e«    Q,  «4 

'-ä  x  ts 


1 

Q 

/ 


I 


2 


J2L  o 
X  ü 


Stephano 
ceratidae 


"3  'v 
c  'S  S  Aegoceratidae 


Cludiscitidat 


Pinaeoceratidae\  Arcesüdae  ä  j 


Tropitidae  Ceratitidae 


Proleeanitidae 


Goniatitidae 


Goniatitidae 


Clymeniidae 


2.  Ordnung.    Dibranchiata  (Zweikiemener). 

Cephalopoden  mit  2  baumförmigen  Kiemen  in  derMantel- 
höhle;  Trichter  geschlossen,  meist  Tintenbeutel  vorhanden. 
Mund  von  8  oder  10  mit  Saugnäpfen  oder  Häkehen  besetzten 
Armen  umgeben.  Schale  in  der  Regel  innerlich  oder  ganz 
fehlend. 

Die  als  Dibranchiatcn  oder  Tintenfische  bezeichneten  Thiere  be- 
sitzen einen  länglichen,  walzen-  oder  sackförmigen,  häutig  mit  zwei 
seitlichen  flossenartigen  Anhängen  besetzten  Körper.  Am  Vordertheil 
des  Kopfes  stehen  8 — 10  kreisförmig  angeordnete,  kräftige,  muskulöse 
Arme,  deren  Innenseite  mit  Saugnäpl'en  oder  2  Reihen  Häkchen  be- 
waffnet ist  und  welche  den  Thieren  zum  Kriechen  oder  Schwimmen. 


')  [>eop.  Würtenberger.    Studien  über  die  Stanunesgeschiehte  der  Amine 
niten.    Ein  geologischer  Beweis  für  die  Darwin  sche  Theorie.    Leipzig  1SSÜ. 

28* 


Digitized  by  Google 


436 


Mollusca.  Cephalopoda. 


sowie  zum  Festhalten  ihrer  Beute  dienen.  Sehr  häufig  kommen 
zwei  stark  verlängerte  Arme  vor,  die  nur  an  ihrem  etwas  verdickten 
Ende  Saugnäpfe  oder  Häkchen  tragen  (Fig.  1191).  Die  Saugnäpfe 
(Acetabula)  sind  mittels  kurzer  Stiele  an  den  Armen  befestigt ; 
ihre  Innenseite  stellt  eine  in  der  Mitte  durchbohrte  Scheibe  dar,  in 
welcher  zahlreiche,  strahlig  augeordnete  Muskelbündel  verlaufen.  Durch 
Aufpressen  des  knorpeligen  Aussenrandes  und  Zurückziehen  der  ge- 
falteten Haut  können  die  Thicre  an  jedem  Saugnapf  einen  luftver- 
dünnten Raum  herstellen  und  so  dieselben  wie-  Schröpfköpfe  verwenden. 

a  I>ie  Kiefer  haben  ähnliche  Form  wie  bei  Nau- 

tilus, sind  jedoch  niemals  verkalkt,  sondern  stets 
hornig  und  darum  auch  nicht  erhaltungsfähig. 
Der  Kopfknorpel  bildet  einen  geschlossenen, 
die  <  "cntraltheile  des  Nervensystems  schützen- 
den King.  Die  grossen,  von  einer  Kapsel  um- 
gebenen Augen  erinnern  in  ihrem  Bau  an  jene 
der  Wirbeltniere. 

Hinter  dem  Kopf  befindet  sich  eine  Ein- 
schnürung mit  der  Athemhöhle  auf  der  Bauch- 
seite, welche  von  einem  vorspringenden  Lappen 
des  Mantels  geschützt  wird.  Hier  ist  der  rings- 
um geschlossene,  cylindriseho  oder  conische 
Trichter  jederseits  von  einem  Kiemenbaum  um- 
geben und  ausserdem  münden  daneben  After 
und  (ieschlechtsorgane. 

Der  sackförmige  Hinterlei))  enthält  Darm, 
Magen,  Leber,  Drüsen,  Herz,  Blutgefässe,  Ge- 
nerationsorgane und  Nervenstränge,  sowie  den 
birnfönnigen,  ziemlich  grossen,  mit  einer  in- 
tensiv schwarzbraunen  Flüssigkeit  erfüllten 
Tintenbeutel,  der  durch  einen  stielförmigen 
Ausführungsgang  neben  der  Afteröffnung  ent- 
leert werden  kann.  Die  Thiere  hüllen  sich 
dabei  in  eine  dunkle  Wolke  und  entziehen  sieh 
so  der  Verfolgung  ihrer  Feinde.  Bei  manchen 
fossilen  Dibranehiaten  findet  man  nicht  nur  die 
Eindrücke  der  Tintenbeutel,  sondern  dieselben  auch  noch  mit  einer  er- 
härteten kohlschwarzen  Masse  erfüllt. 

Der  ganze  Leib  ist  von  dem  sog.  Mantel,  einer  dicken,  muskulösen, 
häufig  lebhaft  gefärbten  Haut  umgehen,  in  welcher  bei  fossilen  Formen 
nicht  selten  Kalksalze  zur  Ablagerung  kamen. 

Die  meisten  Dibranehiaten  besitzen  eine  in  n  e  r  Ii  che ,  vom  Mantel 
bedeckte  Schale;  nur  bei  den  ( )etopoden  fehlt  dieselbe  entweder  ganz 
oder  ist  nur  bei  den  Weibchen  in  Gestalt  eines  dünnen,  einfachen 
Spiralgehäuses  entwickelt,  welches  jedoch  keineswegs  der  Schale  der 
übrigen  Dibranehiaten  homolog  ist.  Letztere  sind  von  sehr  verschie- 
dener Beschaffenheit.  Bei  der  Gattung  Spirula  Hegt  eine  spirale,  ge- 
kammertc,  von  einem  Sipho  durchzogene  Röhre,  welche  in  ihrer  Form 
an  Qyrocertts  erinnert,  im  hinteren  Theil  des  Körpers  und  ist  zum 
Theil  von  den  Mantelfalten  umhüllt.  Bei  der  ausgestorbenen  Familie 
der  Beleninitiden  besteht  die  innerliche  Schale  aus  einem  gekammerten 


Hb  not. 

EwipMeuthi«  leptura  »us  «lom 
stillen  Ooimn.   a  Thier  von  <k>r 
lliiiiriuM-itc,  h  Innerlich«  Sohlte 
(Schulp). 


Digitized  by  Google 


Dibranchiata.  Belemnoidea. 


437 


Kegel,  welcher  sieh  auf  der  Rückenseite  in  ein  zartes,  hornig-kalkiges 
Rlntt  verlängert  und  theilweise  in  einer  am  vorderen  Theil  ausgehöhlten 
fingerförmigen  oder  conischen  soliden  Kalkscheide  steckt.  Bei  den 
eigentlichen  Tintenfischen  liegt  eine  länglich  ovale,  schwertförmige  oder 
blattförmige,  einfache  Schale  in  einer  geschlossenen  Tasche  des  Mantels 
auf  der  Rückenseite  des  Thieres.  Diese  innere,  zuweilen  ungemein 
dünne  Schale,  wird  auch  Schulp  (gladim,  calamtts)  genannt  und  be- 
steht entweder  aus  Conchyolin  oder  aus  kohlensaurem  Kalk.  Bei 
einigen  Gattungen  zeigen  die  Schulpe  an  ihrem  I linterende  noch  Spuren 
von  Kammerung,  bei  den  meisten  fehlt  jedoch  jede  Andeutung  eines 
Phragmocons. 

Die  lebenden  Dibranchiaten  treiben  theils  in  Schwärmon  schwimmend 
auf  hoher  See  umher,  theils  kriechen  sie  auf  dem  Grunde  oder  halten  sich 
vereinzelt  an  felsigen  Küsten  auf.  Es  sind  ungomein  behendo,  gofrässige 
Raubthiere,  welche  unter  den  Mollusken,  Krebsen  und  Fischen  grosse 
Verheerungen  anrichten.  Einzelne  Arten  dienen  dem  Menschen  als 
Nalirungsmittel.  In  der  Grösse  variiren  die  Dibranchiaten  ausser- 
ordentlich: neben  kleinen,  nur  1 — 2  Zoll  langen  Formen  gibt  es  Thiere 
von  riesigen  Dimensionen.  So  erreicht  die  Gattung  Architeuthis  oine 
Totallänge  von  12  Meter;  der  Rumpf  hat  eine  Länge  von  2Vs  Meter  und 
einen  Umfang  von  2,12  Meter.  Die  Arme  sind  von  der  Dicke  eines 
menschlichen  Schenkels;  die  Saugnäpfe  haben  an  einem  im  Kopen- 
hagener Museum  befindlichen  Ann  die  Grösse  von  Kaffeetassen. 

Die  Dibranchiaten  zerfallen  in  die  drei  Unterordnungen:  Bolem- 
noidea,  Sepioidea  und  Octopoda. 

1.  Unterordnung.    Belemnoidea.    (E'hragmophora  Fischer.)1) 

Schale  innerlich,  gehämmert,  kegeljörmig,  seltener  spiral,  mit  Sipho,  hinten 
(mit  Ausnahme  von  Spirula)  in  eine  kalkige  Scheide  eingefügt.  Die  10  Anne 
meist  mit  Häkchen  besetzt.    Trias  bis  jetzt. 

Mit  Ausnahme  einer  einzigen  Gattung  (Spirula)  sind  alle  hierher  ge- 
hörigen Formen  erloschen.  Durch  ihre  gckammcrte,  mit  einem  Sipho  ver- 
sehene Schale  verrathen  sie  zwar  eine  Verwandtschaft  mit  den  Tetrabran- 
chiaten,  allein  die  Schalen  zeigen  eine  ganz  abweichende  Struktur  und  dienten 
den  Thieren  nicht  als  schützendes  Oehäusc,  sondern  waren  von  den  Weich- 
theilen  umschlossen  und  von  aussen  nicht  sichtbar.  Mit  den  Sepioidea 
dürften   die   Belemnoidea    in   genetischem   Zusammenhang   stehen,  denn 


*)  Blainvüle,  Ducrotayde,  Memoire  sur  le»  Belemnites.  Paris  1827.  —  Duval- 
Jouve,  Belemnites  des  terrains  cretaces  inferieurs  des  environs  de  Castellane.  Paris 
1841.  4«.  —  Douvüle,  Bull.  Soc.  geol.  de  France  1892.  XX  8.  XXV.  -  Huxley, 
Thom.  On  the  Structure  of  Belemnitidae,  with  a  description  of  a  more  complete 
speeimen  of  Belemnites  than  any  hitherto  known,  and  on  an  aecount  of  a  new  genus 
of  BeleuinitidRc  (Xiphotcuthis).  Mein.  geol.  survey  of  the  united  kingdom.  Figures 
and  deseriptions  of  British  Organic  remains.  Monograph  II.  London  1864.  — 
Mantell,  G.  A.  Observation*  on  some  Belemnites  and  other  fossil  remains  of  Cepha- 
lopoda  in  the  Oxford-clay  near  Trowhridge,  Wiltshire  Philo».  Trans.  1848  p.  171 
to  181  and  .Supplementär)'  ohservations  ibid.  lsö()  p.  3'J3— 398.  —  Mayer,  Ch.,  Liste 
par  ordre  systematiipie  de«  Belemnites  des  terrains  jurassiques.  Journ.  de  Con- 
chyliologie  1863  und  Zeitschr  -1.  deutsch,  geol.  Ges.  1883.  S.  641.  —  Phillips,  John, 
A  Monograph  of  British  Belemnitidae.  Palaeontogr.  Society  1865 — 1870  —  Sites», 
Ed,  Ueher  die  Cephalopoden- Sippe  Acanthoteuthis.  Sitzuugsber.  d.  Wien  Akad. 
Bd.  LI.  1865  —  Voltz,  Ohservations  nur  les  Belemnites.  Pj;ria  1827.  —  Ohserva- 
tions sur  les  Belopcltis  ou  laines  dorsales  des  Belemnites.    ibid.  18-10.  III. 


Digitized  by  Google 


43* 


Mollusca  Cephiilopoda 


besitzt  die  innerliche  Schale  der  letzteren  auch  ganz  andere  Form  und  Structur, 
so  ist  doch  ein  Rudiment  des  gekammerten  Kegels  an  der  hinteren  Spitze 
der  Schulpe  nachweisbar,  und  diese«  Rudiment  findet  sich  in  viel  deutlicherer 
Entwicklung  bei  einer  fossilen  Gattung  (Belosepia),  welche  die  Kluft  zwischen 
Belemnoidea  und  Sepioidea  überbrückt. 

1.  Familie.   Belemnitidae.  Blainv. 

Schale  aus  einem  conischen,  gekammerten  Kegel  (Phragmocon),  einem  dorsalen 
Blatt  (Proostracum)  und  einer  kalkigen  verlängerten  und  soliden  Scheide  (Ro- 
strum) zusammengesetzt.  Thier  mit  10  gleichlangen,  mit  Häkchen  besetzten  Armen. 
Tintenbeutel  vorhanden.    Trias  bis  Eocän. 

Unter  den  Belemnoidea  nehmen  die  Belemnitidae  durch  Formenreichtum 
und  geologische  Wichtigkeit  den  ersten  Platz  ein.  Ihre  Schale  kann  als 
Prototyp  aller  Dibranchiaten-Gehäuse  gelten,  denn  sie  enthält  noch  sämmt- 
liche  Bestandtheile  vollständig  ausgebildet,  während  einzelne  derselben  bei 
den  übrigen  Familien  verloren  gingen. 

Bei  den  Belemnitiden  besteht  die  Schale  1.  aus  der  soliden,  kalkigen, 
meist  stark  verlängerten,  cylindrisch  conischen  Scheide  (rostrum,  gaine, 
guard,  sheath),  welche  vorn  mit  einer  tiefen  Alveole  versehen  ist  und  in  welche 
sich  2.  der  kegelförmige,  gekammerte,  von  einem  ventralen,  randständigen 
Sipho  durchzogene  und  mit  kugeliger  Embryonalkammer  beginnende  Phrag- 
mocon einsenkt;  der  dorsale  Theil  des  Phragmocons  verlängert  sich  3.  in 
das  sehr  dünne  blattförmige,  vorn  gerundete  Proostracum,  welches  dem 
Schulp  der  Sepiodea  entspricht.   (Fig.  1193.) 

Von  diesen  drei  Theilen  sind  in  der  Regel  nur  die  Scheide,  seltener  der 
Phragmocon  und  vom  Proostracum  nur  Fragmente  erhalten.  Die  ganze 
Schale  der  Belemnitiden  war,  wie  die  Gcfässeindrückc  auf  der  Scheide 
beweisen,  vom  Mantel  umhüllt.  Abdrücke  des  Thieres  im  englischen  Lias 
(Fig.  1193  B)  zeigen  einen  lang  gestreckten  Körper  mit  Tintenbeutel,  einen 
nach  vorne  verengten  Rumpf  und  einen  kleinen  von  10  gleich  langen  mit 
Häkchen  besetzten  Armen  umgebenen  Kopf.  Die  grössten  Belemnitiden 
erreichten  eine  Länge  von  2 — 2lh  Meter. 

Aulacoceras  Hauer  (Fig.  1192).  Rostrum  verlängert,  keulenförmig, 
gegen  oben  verschmälert,  im  unteren  Dritttheil  verdickt,  hinten  zugespitzt, 
aus  eoncentrischen ,  lose  übereinanderliegenden  Schichten  zusammengesetzt. 
Von  der  Spitze  verläuft  auf  jeder  Seite  eine  breite,  vertiefte,  meist  nicht 
sehr  scharf  abgegrenzte  Furche  nach  dem  vorderen  Alve.olarrand.  Phrag- 
mocon inindeHtens  doppelt  so  lang  als  die  Scheide ,  laugsam  an  Dicke  zu- 
nehmend, aussen  mit  erhabenen  Längslinien  verziert  ,  welche  auf  der 
Dorsalseite  von  nach  vorne  eonvexen  Querlinien  gekreuzt  werden;  sehr 
ähnlich  Orthoceras.  Scheidewände  ziemlich  entfernt.  Sipho  randständig, 
dünn.  Proostracum  unbekannt.  Die  Scheiden  dieser  Gattung  sind  selten; 
die  Phragmocone  ziemlich  häufig,  jedoch  meist  ausser  Verbindung  mit  dem 
Rostrum.    Obere  Trias  der  Alpen. 

Atractites  Gümbel  (Orthoceras  p.  p.  auet.).  Wie  Aulacoceras,  jedoch 
das  Rostrum  gross,  glatt  ohne  Lateralfurchen;  Phragmocon  entweder  glatt 
oder  die  Dorsalregion  jederseits  durch  eine  feine  Asymptotenlinie  be- 
grenzt und  mit  äusserst  feinen,  einen  flachen  narh  vorn  gerichteten  Bogen 
bildenden  Zuwachslinien  verziert.  Obere  Trias  und  Lias  der  Alpen.  Scheiden 
und  Phragmocone  kommen  fast  immer  isolirt  vor.  Letztere  wurden  früher 
allgemein  zu  Orthoceras  gerechnet,  wovon  sie  sich  durch  die  randliche  Lage 
des  Sipho  und  die  Streifung  der  Dorsalscite  unterscheiden. 

Xiphoteuthis  Muxley.    I  nt.  Lias.  England. 

Belemnites  \Agrkola)  Lister  (Fig.  119:*-1198).  Seheide  finger- 
förmig, Hubcvlindrisch  oder  kegelförmig,  bald  kurz  und  dick,  bald  schlank 
und   stark   verlängert,  gegen   hinten    verschmälert    und    zugespitzt  oder 


Digitized  by  Google 


Dibrauchiatu.  Bcletunuidea. 


431) 


stumpf  abgerundet.  Im  vorderen  Theil  befindet  sich  eine  umgekehrt  kegel- 
förmige Alveole  zur  Aufnahme  des  Phragmocons.  Von  der  hinteren  etwas 
excentrischen  Spitze  dieser  Alveole  bis  zum  Ende  der  Scheide  verläuft  die 
Apical-  oder  Scheitellinie  (Axe),  von  welcher  radiale,  die  ganze  Scheide 


l'h 


H 

— ■  —  tkä 


Fig.  119-J. 
j*iu;<n-o<;era*  r.fi.-u/.;fum  Hauer. 
Ob.  Trills. 
Kothels-teln  bei  Ailww 

o  Scheitle  und  MuagmoeMi 
%  nat.  QrOWM 
6  Scheide  nat.  («r<nw, 
c  Stück  (loa  Phnunnocon«.,  an 
der  Bnui-liM'ltc  etWM  MUJNChlif- 
fen,  iiin  den  Sipho  und  die 
Slphonaldütcn  zu  zehren. 


Fic  1193. 

A  Vcrticalsehnitt  durch  einen  Ileleiuniteii.  Ro«Urum,  l'h  l'hra>r- 
niocou.  Derselbe  i»t  in  d«*r  unteren  Hälfte  «Innli^cM-hnitten 
und  z«*l>:t  die  Scheidewand«*,  «««wie  .|<*n  Sipho;  auf  «ier  Oberen 

Hain«*  ist  die  Conotbek  erhalten,  a  Apicniiinie.  o  Embryonal* 

kaimner,  Ii  Sipho,  c  «ekaininerter  Theil  des  1'hrairiiincoiiK 
B  Itrfrmnite»  hrugiaianu*  MM  au»  dem  unteren  Liaf»  von  Char- 
iti'iuth  Knulan«!  .  Ahdruck  de««  irtin/cii  Th leres«  Ii  K<>«trum, 
Ph  l'hraumocon,  Pu  !'ro<>*«tra<*uiu,  «'  vorderes  Kmle  <!••««  Pro- 
ostraeunns,  6  Arme,  x  Tinten. «eiitel.  '»,  imt.  (ir.  nach  Huxleyi 
C  Iteguiurution  einer  Belciuniteusehale.    H  Rostrutn.  Ph  Phrng- 

mocon,  Po  ProoBtmonm. 


zusammensetzende  Kalkfasern  ausstrahlen.  Im  Verticalschnitt  beobachtet 
man  deutliche  Zuwachslinien ,  welche  den  Jahresringen  eines  Baumes  ent- 
sprechend die  im  Verlauf  der  Entwickelung  abgesetzten  Kalkschichten  dar- 
stellen. Aus  denselben  geht  hervor,  dass  die  Kalkablagerung  auf  der  Außen- 
seite erfolgte,  so  dass  die  Scheide  gewisserniaassen  aus  zahlreichen  in  ein- 
ander steckenden  Düten  bestobt  (Fig.  UM  A).  Da  sieh  übrigens  die  neuen 
Schichten  nicht  immer  ganz  gleichmassig  ablagerten,  so  können  junge  Indi- 
viduen ein  und  derselben  Art  zuweilen  ganz  erheblieh  von  ausgewachsenen 
abweichen.  Am  auffallendsten  zeigt  sich  diese  Erscheinung  bei  Bei.  acuarius 
Schloth.,  welcher  anfänglich  eine  kurze,  stumpf  conisch«-  Gestalt  besitzt,  dann 
plötzlich  rasch  an  Länge  zunimmt,  indem  sich  die  neuen  Kai  kablag  rungen 


Digitized  by  Gc 


440 


Mollusca.  Cephalopoda 


am  Hinterende  nicht  mehr  dicht  an  die  früheren  anlegen,  Bondern  einen 
hohlen  Zwischenraum  freilassen.  Die  Oberfläche  der  Scheide  ist  bald  mit 
einer  sehr  dünnen  glatten  Deckschicht  überzogen,  bald  ganz  oder  theilweise 
mit  Körnchen  oder  feinen  Runzeln,  zuweilen  auch  mit  Eindrücken  von  Ge- 
fassen  bedeckt,  von  denen  die  letzteren  namentlich  auf  der  Ventralseite  und 
am  vorderen  Theil  der  Scheide  deutlich  ausgeprägt  erscheinen.  Bei  vielen 
Arten  verläuft  eine  mehr  oder  weniger  tief  und  scharf  eingeschnittene  Furche 
vom  vorderen  Alveolarrand  auf  der  Ventralseite  {seltener  auf  der  Dorsalseite), 
bald  nur  eine  kurze  Strecke  weit,  bald  aber  auch  bis  zur  hinteren  Spitze. 
Die  Entstehung  dieser  Furche  dürfte  wohl  durch  eine  Spaltung  des  Mantels 
veranlasst  sein.  Andere  schwächer  vertiefte  Furchen  beginnen  bei  manchen 
Belemniten  an  der  Spitze.  Sehr  häufig  erscheinen  2  symmetrische  Rinnen, 
welche  sich  bald  verflachen  und  als  kaum  vertiefte  Bänder  oder  Streifen 
etwas  divergirend  nach  vorn  verlaufen.  Dieselben  bezeichnen  stets  die  Dor- 
salseite der  Scheide.  Man  nennt  sie  Dorsolateral  furchen.  Eine  unpaare, 
meist  kurze,  von  der  Spitze  auegehende  Furche  zeigt  sich  zuweilen  auf  der 
Ventralseite. 

Die  Kalkfasern,  welche  fast  senkrecht  gegen  die  Apicallinie  gerichtet 
die  Scheide  zusammensetzen,  bestehen  aus  feinen  Kalkspathprismen.  Durch 
bituminöse  Beimischungen  erhalten  dieselben  eine  dunkelbraune,  zuweilen  auch 
bernsteingelbe  Färbung  und  hinterlassen  beim  Auflösen  in  Säure  eine  schwarze 
theerige  Masse.  Reibt  man  ßelemnitenstücke  an  einander,  so  entwickelt  sich 
ein  eigenthümlicher  bituminöser  Geruch;  beim  Erhitzen  entweicht  die  or- 
ganische Substanz.  Da  die  Belemniten  selbst  in  schieferigen  Gesteinen  fast 
niemals  zusammengedrückt  vorkommen,  so  darf  wohl  angenommen  werden, 
dass  die  Scheide  schon  bei  den  lebenden  Thieren  aus  soliden  Prismen  zu- 
sammengesetzt war. 

Der  Phragmocon  (alveolus,  Alveolit)  steckt  in  einer  kegelförmigen, 
nach  hinten  zugespitzten  Alveole  am  vonleren  Theil  der  Scheide  (Fig.  1193  C). 
Er  gleicht  einem  Orthoceras,  ist  von  einer  eigenen  Schale  (Conotheca)  um- 
geben und  durch  coneave,  uhrglasförmige  Scheidewände  (septa)  in  zahlreiche, 
engstehende  Kammern  (IochU)  getheilt,  welche  von  einem  ventralen,  rand- 
ständigen Sipho  durchzogen  sind.  Der  dünne  zerbrechliche  vordere  Alveolar- 
rand der  Scheide  ist  selten  erhalten,  und  auch  Phragmoeone,  die  noch  in 
der  Alveole  stecken,  gehören  nicht  zu  den  häufigeren  Vorkommnissen,  denn 
meist  findet  man  die  kegelförmigen  Vertiefungen  der  Scheiden  leer.  Der 
vonlere  Theil  des  Phragmoeons  bildet  eine  ziemlich  grosse*  Kammer,  deren 
zarte  Conothck  sich  auf  der  Dorsalseite  in  ein  breites,  sehr  dünnes,  etwas 
gewölbtes  Blatt  {Proost racum)  verlängert,  das  bis  jetzt  noch  niemals  voll- 
ständig erhalten  aufgefunden  wurde.  Nach  der  Verzierung  der  Conothek, 
sowie  nach  einzelnen  im  Oxfordthon  und  im  Lias  von  England  aufgefundenen 
Exemplaren  von  ungewöhnlich  günstiger  Erhaltung  lässt  sich  jedoch  das 
Bild  der  ursprünglichen  Gestalt  der  ganzen  Schale  restauriren. 

Die  Conothek  besteht  aus  ."5  oder  mehreren  über  einander  liegenden 
dünnen  Blättern,  wovon  das  äussere  eine  eigenthümliehe  Verzierung  erkennen 
lässt,  die  zuerst  von  V  o  I  tz  genau  beschrieben  wurde  (Fig.  1  VX\  C  .  Die  Bauch- 
seite ist  äusserlich  durch  einfache  horizontale  Linien  verziert;  ihr  gegenüber 
wird  die  Dorsalseite  durch  die  sogenannte  Asymptotenlinien  begrenzt,  welche 
von  der  Spitze  nach  oben  divergirend  eine  Dorsalfläche  (Hyperbolarfeld)  um- 
sehliessen,  die  etwa  '/<  des  Umfangs  einnimmt  und  mit  bogenförmigen,  nach 
vorn  convexen  Linien  verziert  ist. 

Man  kennt  ca.  .'?f>0  Arten,  von  denen  die  ältesten  im  unteren  Lias  er- 
scheinen. Die  llauptverbreitung  ist  im  mittleren  und  oberen  Lias,  im  Dogger, 
Malm  und  in  der  unteren  Kreide.  In  der  mittleren  und  oberen  Kreide  werden 
sie  spärlicher  und  mit  Ende  des  Kreidesystems  sterben  sie  gänzlich  aus. 
Die  Belemniten  gehören  neben  den  Ammoniten  zu  den  wichtigsten  Leit 


Digitized  by  Google 


Dibranehiata.  Belemnoiilea 


441 


fossilien  des  Jura  und  Kreidesystems.    Man  findet  sie  über  die  ganze  Erd- 
oberfläche verbreitet;  am  zahlreichsten  in  Europa,  Asien  und  Amerika. 
Als  Subgenera  von  Belemnites  werden  unterschieden: 

a)  Pachyteuthis  Bayle  (Fig.  1190^4).  Scheide  ohne  alle  Furchen.  Nur 
im  unteren  Lias.    B.  acutus  Mill. 

b)  Megateuthis  Bayle  (Dacti/loteuthis  Bayle,  Paxillosi)  (Fig.  119ti J3). 
Von  der  hinteren  Spitze  gehen  zwei  oder  drei  meist  kurze  Furchen  aus. 
Mittlerer  Lias  bis  untere  Kreide. 
B.  paxillosus  Schloth.,  B.  elon- 
ytttus  Mill.,  B.  giffauteus  Schloth., 
Ji.  subquadraius  Rom.  etc. 

c)  Belemnopsis  Bayle  (Hibo- 
liihes  Montf.,  Gastrocoeli,  Canali- 
culati  und  Hastati)  (Fig.  119«;  D.E). 
Seheide  mit  tiefer  und  meist  langer 
am  Alveolarrand  beginnender 
Ventralfurehe ,  ohne  oder  mit 
Dorsolaterallinien.  Dogger,  Malm 
bis  mittlere  Kreide.    B.  ranali- 

E 

m 


VI 


Fig.  1194. 
l'hrojnnoeon  von  Behmnite» 
eompreniu»  au.«  Qundttt- 
honn  im  KImi^s  mit  wohl- 
erhaltener  (onothek  nach 
Volt«. 

o  Asymptotenlinien, 
h  Hyperbolorretrton, 
v  VentralreKion. 


1195. 


valia i 

Blv. 

Neoi'cmi. 
Justithal  am 
Thuner  See. 
(Nut.  Gr  ) 


Fi«.  M9ti. 
iPaehyteulhie)  aculiu  Miller.  l'nt. 
Lyme  Kegl*.  Dor-i-t. 


Meijateutfii»)  pruiHtMUs  Sehloth.  Mittl 


B  Belemnite* 

LUu. 

C  BrltmnUe*  i  FtruitoMu*)  bijuirtitur  1 1 1 v .  1'ntere 
Kreide.    Cas'tellane.  Ha-*e»  Alpes,    o  Von  «ler  Seite, 

b  von  innen  (Ventralseite  '/,. 
P  BcUmnile»  ( Helemnopni»)  canalirultttut  Schloth. 

l!nt.  Oolith.  WurtttiuherK. 
E  Bclemnüe»  ( Bclcmnoprt»)  hattalut  Iii v.  Oxfurd- 
thon.   Uives.  Colvwlos.  */» 

culatus  Schloth.,  B.  absolutus  Fisch.,  B.  unicanaliculatus  Ziet.,  B.  minhnus  Lister. 

d)  Pseudobelus  Montf.  (Bipartiti)  (Fig.  119Ü  C).  Scheide  dünn,  schlank, 
mit  sehr  stark  vertieften  Dorsolateralfurchen,  mit  oder  ohne  Ventralfurche. 
Ob.  Lias  bis  untere  Kreide.    B.  exilis  d'Orb.,  B.  bipartitus  Blv. 

e)  Duvalia  Bayle  (Notocoeli,  Conophori)  (Fig.  1 19f>).  Scheide  conisch, 
seitlich  abgeplattet  oder  vierkantig,  mit  einer  am  Alveolarrand  beginnenden 
Dorsalfurche.    Tithon  und  untere  Kreide. 


Digitized  by  Goog 


442 


Mollusca.  Oephftlopod». 


f)  Actinocamax  Miller  (Gonioteuthis  Bayle)  (Fig.  1197).  Scheide  eylin« 
drisch,  hinten  zugespitzt,  mit  kurzer  aher  sehr  tiefer  Ventralfurche.  Vorderes 
Ende  der  Scheide  blättrig  und  leicht  zerstörbar,  der  Phragmocon  nur  zum 
geringsten  Theil  von  der  Scheide  umgeben,  und  meist  durch  einen  Zwischen- 
raum von  derselben  getrennt.  Mittlere  und  obere  Kreide.  B.  subventricostis 
Wahlbg.,  B.  quadratus  Blv. 

g)  Belemnitella  d'Orb.  (Fig.  119S).  Scheide  cylindrisch,  mit  kurzer, 
tiefer,  das  Alveolarende  nicht  erreichenden  Ventralfurche.    Phragmocon  von 


'"AI 


Fi*  uro. 

DipUKonut  bdem- 

nitoidft  Zitt 
Tithon  Stnunbeif. 


Fl*.  1200. 
IleUrptcra  btlcmni- 
toidca  Blv.  von  der 
Innenseite  Grob- 

l'ari*er  Beeken.' 


Fig.  1197. 
a  BeUmnitet  (Actinocamax)  quadratw 
Blv  sp.  Scheidt;  mit  zusBmmen- 
Keririiektcni,  frei  aus  der  Alveole 
hervorragendem  l'hragmoeon  von 
der  Doraalseite.  Ob.  Kreide  Bnum- 
Imw  bei  Munster  (nach  S  i-  Ii  1  u  te  r). 
6  Desgl.  Scheide  von  der  Ventnil- 
seite,  c  von  oben.  Quadraten  Kreide. 
Seh«  ieehelt  hei  Peine  naeh  S  <•  h  1  u  • 
terj. 


Flg.  119S. 

Bclemnit<»  I 'BtlemniUlla  |  mucronatu*  Sehloth. 

Ob.  Kreide    Drensteinfurt!).  Westfalen. 
a  Ventrale,  b  dorsale,  c  laterale  Ansieht.  */»• 


der  Scheide  umgeben.  Gefäss- 
eindrückc  häufig  sehr  deutlich 
erhalten.    Ob.  Kreide. 

Diplo  conus  Zitt.  (Fig.  1199). 
Scheide  kurz,  stumpf  conisch, 
von  blättriger,  nicht  radial  faseriger  Struktur.  Phragmocon  fast  bis  zum 
Hinterrande  der  Scheide  reichend.  Tithon. 

Bayanoteuthis  Mun.-Chalmas.  Scheide  lang,  cylindrisch,  hinten  zu- 
gespitzt mit  schwach  vertieften  Lateralfurchen.  Dorsalseite  rauh.  Phrag- 
mocon sehr  schlank  und  lang,  im  Querschnitt  oval.  Eocaen.  B.  rugijer 
Schloenb.  (Konea). 

Vasseur ia  Mun.  - Chalnias.  Scheide  schlank,  gestreckt  conisch,  mit 
drei  von  der  Spitze  ausgehenden  Längsfurchen.  Alveole  mehr  als  die  Hälfte 
der  Scheide  einnehmend.  Siphonaldütcn  von  einem  Septum  zum  andern 
reichend.    Eocaen.    (Bretagne.)    Sehr  selten. 

Bclemnosis  Edw.    Eocaen.    England  sehr  selten. 
Beloptvra  Blv.  (Fig.  12« mc.    Scheide  kurz,  aus  zwei  conischen  mit 
ihren  Spitzen  gegen  einander  gerichteten  Theilen  bestehend,  welche  durch 
eine  mediane,  beiderseits  llü<;elartig  vorragende  Ausbreitung  verbunden  sind. 
Vorderer  Kegel  mit  conischer  Alveole.    Phragmocon  unbekannt.  Eocaen. 

Belopterina.  Mun.  Chalmas.  Wie  vorige,  aber  ohne  die  seitlichen 
Flügel.  Eocaen. 


Digitized  by  Google 


Dibrsnchiata.  Belemnoidea. 


443 


2.  Familie.   Belemnoteuthidae  Zitt. 

Schale  aus  einem  conisclien  Phragmocon  und  Proostracum  bestehend;  Rostrum 
zu  einem  dünnen,  kalkigen  Ueberzug  des  Phragmocons  reduzirt.  Die  10  fast 
gleichlangen  Arme  des  Thieres  mit  je  zwei  Reilien  Häkchen  besetzt,  Tintenbeutel 
vorhanden.    Trias  und  Jura. 


Fig.  1204. 

Aranthoteutit  »preio»a  Msir  am  «lein  lithographischen  Schiefer  VOH  Kichsia.lt.  Bayern,    n  AMrtick  <Wr 
Schal.',  «las  I'roostraeuin  umgeknickt  uu.I  in  horizontaler  Rii-hturiR  aiiMiebreltet.    b  Abdruck  dea 
nimninnconn  mit  sichtbaren  SiphotiaMuten.    c  Proust  racum  iihcIi  citR-m  vorzüglich  erhaltenen  Kxem 
plar  von  Sulenhofoii.   Sanimtlichc  Figuren  in  */,  nat.  (iro.«M!. 

Acanthoteuthis  R.  Wagner  iBelemnites  p.  p.  Quenst,  Osiracoteuthis 
Zittel)  (Fig.  120H— 1204).  Phragmocon  conisch,  mit  zahlreichen  Scheidewänden 
und  ventralem,  von  kurzen  Siphonaldüten  umgebenem  Sipho;  aussen  von 


Digitized  by  Google 


III 


Mollusca.  Cephalopoda. 


einer  dünnen,  kürneligen  Kulkschicht  (Rostruin)  umgeben.  Am  Proostracum 
unterscheidet  man  zwei  schmale,  der  Länge  nach  gestreifte,  gegen  vorn  sich 


Ff«  UUl 
Phrngmottiithi*  bltinuata 
Itroiin  Pp.  uijjt  triaMM-hem 
Bcbfefef  von  Etatbl  in  Köm- 
Iben.   Nat  iSrüiwe. 
Ph   l'hrmnnoron,    Pu  I'ro- 
o«tni<  um,  I  latenüfeld  dV* 
l'roohinn  uniK,  d  Tlntcnbcu- 
tH,  b  Arme  mit  Hrtkchen 
(Nnch  8 ups».) 


vergeh  malernde  und  spitz  zu- 
laufende Seitentheile  und  ein 
breites  Hauptfeld,  welches  mit 
zarten  parabolischen  Linien  und 
ausserdem  mit  geraden  Längs- 
linien verziert  ist.  Der  Vorder- 
rand ist  parabolisch  gerundet. 
Im  lithographischen  Schiefer  von 
Eichstädt  hat  sieh  neuerdings  eine 
Platte  gefunden,  welche  die 
Schale  und  den  Abdruck  des 
Thieres  noch  im  Zusammenhang 
erkennen  lässt.  Im  Rumpf  be- 
findet sich  ein  Tintenbeutel,  der 
Kopf  ist  von  10  kräftigen  Armen 
umgeben,  welche  mit  zwei  Reihen 
von  hornigen  Häkchen  besetzt 
sind. 

Phrag  moteut h  is  Mojs.  (Fig. 
1201).  Proostracum  doppelt  so 
lang,  als  der  conisehe,  von  einer 
braunen  Deckschicht  (Rostrum) 
umhüllte  Phragmocon,  aus  einem 
durch  Asvmptotenlinien  begrenz- 
ten Mittelfeld  und  zwei  kürzeren 
Seitenfeldern  zusammengesetzt, 
die  wie  ersteres  vorne  gerundet 
sind.    Trias  (Raibier  Schichten). 

Bei  ein  no  teuth  is  Pearce  (Co- 
noteuthis  d'Orb.)  (Fig.  1202,  1205). 

!Swr*imi-h7-w"?^rri,,iufl  Wie  Acanthoteuthis,  jedoch  kleiner 
d'-'i'ift irnntVnUiou  Vion  \  hri   und  der  gekammerto  Phragmocon 

ohne  verlängertes  Proostracum. 
Im  oberen  Callovien  von  England 
und  Württemberg  und  in  der 
unteren  Kreide  Conoteuthis). 


Fi«  llirj. 
fiflemnotcuthi*  antiqua 


itiao  Hallbrd  (Wlltehirel 
Vf  niit.  <;r  (nach  Hantel] 

b  Anne,  (*•  Anw.  M  .MaliU'l, 
d  Tint«'iit..  u«.-I,  Ph  l'hriiK 
in...  on,  K  K.*tnim. 
fl  Iliik.  h.  ti  «  in. -s  Anno« 


1  Ph 


Fig.  1J00 
Spirulirottra  Il'lltinlii  Mi.li 
-l>  Miornn.  - 1 1 1  .«T^-u  li.j 
Turin,  a  F.xi'iuiihir  in  mit 
(ir.isM'  von  iI.t  Srii««,  \>  Vit- 
th-alcr  DurrliMlinitl,  It  lt.. 
ftruui  Ph  PhnuraKKrni  (lisch 
M  ti  ui  er -('hui  mm;. 


3.  Familie.    Spirulidae.  Zitt. 

Gekümmerte  Schale  Spiral  gebogen,  zum  gröbsten  Theil 
vom  Mantel  umgeben  und  im  hinteren  Theil  des  Rumpfes 

gelegen.  Thier  mit  8  kurzen  und  2 
längeren  Armen  ohne  Häkchen.  Plio- 
eän  und  leitend. 

Spirulirostra  d'Orb.  Fig. 
1106).  (»ekumincrte  Schale  an- 
fänglich spiral,  dann  geradlinig, 
mit  Sipho  auf  der  concaven  In- 
ternseite. Diese  Schale  steckt  in 
einer  kurzen,  zugespitzten,  nach 
vorne  verdickten,  kalkigen  Scheide 
(Rostrum).  Ob.  Miocän.  Turin. 

Spirulirostrina  Canavari. 
Wie  vorige,  aber  das  Rostrinn  auf 
zwei  kleine  seitliche  tlügelartige 
Anhänge  reduzirt.  Neogen.  Sar- 
dinien. 


Fl» 

Spirulo  1 
siilh-r  Oc.-tin. 
Schuir  in  ilr 
durchxettchnltten . 
n  .\  1 1 Tu 1 1 tr^k >« ii i iii< -r 


1207. 

ronii  IjiIii 
Kin  Thi'll  Avt 
.Miiltaii.li. in' 
$  Siphu, 
<•  Bliud- 


*it«-k  .l.h  >it>|in,  p  l'r.."i|.lio 

liuu-h  Mmm-r  i  liulum»; 


Digitized  by  Google 


IHbranchiata.    Belemnonlea.  Sepioidea. 


445 


Spiraln  I>am.  (Fig.  1207).  Rostrum  fehlt.  Die  gekammerte  Schale  in 
einer  Ebene  spiral  eingerollt,  die  Umgänge  sich  nicht  berührend,  aus  Perl- 
muttersubstanz zusammengesetzt,  mit  concaven  Scheidewänden  und  kugeliger 
Anfangskammer.  Sipho  auf  der  Innenseite,  randständig,  vollständig  von 
dicken  Siphonaldüten  umgeben,  die  von  einem  Septum  zum  andern  reichen. 
Prosipho  vorhanden.    Lebend  in  den  tropischen  Meeren. 

2.  Unterordnung.    Sepioidea.  Tintenfische. 

Schale  innerlich,  ohne  Phragmocon  und  Eostrum,  lediglich  aus  einem  länglich 
ovalen  oder  schmalen  verlängerten  Proostracum  (Schulp)  bestehend.  Thier  mit 
10  Armen,  die  entweder  mit  Saugnäpfen  oder  Häkchen  besetzt  sind.  Tintenbeutel 
vorhanden. 

1.  Familie.    Sepiophoridae.  Fischer. 

Schulp  kalkig,  länglich  oval,  am  hinteren  Ende  mit  einer  verdickten 
welche  einen  conischen  Hohlraum  umschliesst.    Jura  bis  jetzt. 

Die  hintere  verdickte  Spitze  ent- 
spricht wahrscheinlich  dem  Rostrum 
der  Belemnoidea,  die  conische  Vertiefung 
darin  der  Alveole  des  Phragmocons, 
der  bei  Belosepia  noch  eine  undeutliche 
Kainmerung  erkennen  lässt,  bei  Sepia 
aber  vollständig  verloren  gegangen  ist. 

Belosepia  Voltz  (Fig.  1208).  Da* 
in  der  Regel  allein  erhaltene  untere 
Ende  des  Schulps  endigt  in  einem  ge- 
bogenen Stachel,  welcher  sich  nach 
oben  verdickt,  seitlich  ausbreitet  und 
unmittelbar  in  den  Anfangstheil  eines 
kalkigen,  aussen  rauhen  Proostracums 
übergeht.  Nach  innen  ist  die  verdickte 
Spitze  conisch  ausgehöhlt  und  zeigt 
auf  der  Dorsalseite  eine  Anzahl  eng 
stehender,  jedoch  unvollständiger  Schei- 
dewände. An  Stelle  des  Sipho  befindet 
sich  eine  weite  trichterförmige  Vertie- 
fung. Eocän.  Nicht  selten  im  Piiriscr 
Becken. 

Sepia  Larn.  (Fig  1209).    Schulp  ^ 
ebenso  lang  als  der  Mantel,  langlieh  i>, >n.   Mini.  Mi.r.> 
oval,  vorne  gerundet,  hinten  verdickt  *«v,11>ll\,,,"ttu\  •x",Vf'l> 
und  in  einem  kurzen  Stachel  endigend.  Kn.i.-d^s.  hui|..-sv«m 
Hinterende  der  Schale  innen  mit  einer  v""' vo.r.i.-r s,-it...  «,  m«ttri«..  internwhirht. 

conischen  Vertiefung.  D;ts  Proostracum 

besteht  aussen  aus  zwei  spröden  Kalklamellen,  die  durch  eine  Hornschicht 
getrennt  sind,  innen  aus  einer  nach  vorne  an  Dicke  zunehmenden  Lage  von 
zahlreichen  äusserst  feinen  parallelen  Kalkblättchen,  welche  durch  senkrechte 
Pfeilerchen  auseinander  gehalten  werden  und  dadurch  ein  schwammiges 
Gefüge  erhalten.  Die  als  «weisses  Fischbeins  oder  ossa  Sepiae  bekannten 
Schulpe  der  lebenden  S.  ofßcinalis  Lin.  linden  sieh  in  grosser  Menge  vom 
Meer  ausgespült  an  der  Küste.    Fossile  Arten  im  Tertiär. 

2.  Familie.   Chondrophoridae.  Fischer. 

Schulp  stark  verlängert,  dünn,  aus  hornartiger  Conchi/liolinsubstanz  oder  aus 
abwecliselnden  Blättern  von  Kalk-  und  Hornsubstanz  bestehend,  hinten  nicht  ver- 
dickt und  ohne  conische  Vertiefung.    Jura  bis  jetzt. 


Fl*  1209. 


PI*  1209 
Sepia  o/ßcinali»  [in. 
Srhulp  von  Innen. 


Digitized  by  Google 


446 


Mollusca.  Cephalopoda. 


Trachyteuthis  H.  v.  Meyer  (Fig.  1210).  Schulp  länglich  oval,  aus 
kalkigen  und  hornigen  Blättern  zusammengesetzt,  hinten  abgerundet  mit 
schwach  vorragender  Spitze,  aussen  rauh  gekörnclt,  mit  nach  vorne  divcr- 
girenden  Linien,  welche  in  der  hinteren  Hälfte  zwei  vorragende  Seitenflügel 
von  dem  verlängerten  und  vorne  gerundeten  Mitteltheil  a 
abgrenzen.  Abdrücke  des  sackförmigen  Rumpfes  und 
Kopfes  zuweilen  im  lithographischen  Schiefer  des  oberen 
Jura  von  Bayern  erhalten.    Ob.  Jura, 

Leptoteuthis  H.  v.  Meyer.  Sehr  grosse,  dünne, 
aus  mehreren  Blättern  von  Kalk-  und  Hornsubstnnz 
zusammengesetzte,  hinten  etwas  verschmälerte  und  ab- 
gerundete Sehulpe.  Pas  Mittelfeld  ist  mit  feinen,  nach 
vorne  convexen,  wellig  gebogenen  Querstreifen  bedeckt 
und  jederseits  von  einem  durch  divergirende  Längs-  U^|:>, 


linien  begrenzten  Seitenfeld  umgeben,  das  mit  steil  nach 


IN 


Fijf.  1210. 
TrachytetHhit  liattijormit 
Kupp. 

I.lthin.'rnphiMrlifr  Schiefer 
Blcbatidt   */j  n«t.  «irohsf. 


Hf.  1212. 
Btluteuthi*  üehubleri  liuenst. 
Ob.  I.Ihj«    HoImihmIcn,  \N  nrt- 
ti'inhtTK),    Vi  '•'»'  Qt&mB. 
(Nach  Quenxtedt.) 


Kif:.  1211. 
Qeoteuthit   Ho!  lentis 
Zielen.  Ob.  l.ian. 
Bolzmaden,  Würt- 
temberg. V,  mit.  Or. 


Fig.  Vitt. 
Plrtioteuthi*  prisca 
Kupp  sp.  I.itliotrrnphl- 
■chsr  Schiefer.  Elch' 
(*l»iilt.    A  Abdruck  des 

ptnzcn  Thier«*»  mit 
Tiutctibeutol  Q.  Schulp. 
H  Innere  Schuh'. 
Vi  mit  Grosso. 


vorne  und  innen  gerichteten  Linien  bedeckt  ist  und  nach 
aussen  von   Seitenflügeln   eingefasst  wird,   welche  sich 
hinten  etwas  verbreitern.   Ob.  Jura  von  Eichstädt  in  Bayern  und  Nusplingen 
in  Württemberg,  L.  gigas  Meyer. 

G  eoteuthis  Münst.  (Fig.  1211).  Schale  aus  abwechselnden  dünnen 
Lagen  von  Horn  und  Kalk  bestellend,  vorne  breit,  hinten  gerundet.  Das 
Mittelfeld  durch  eine  mediane  Längslinie  halbirt,  seitlich  von  zwei  Feldern 
mit  hyperbolarer  Streifung  begrenzt.  Der  Tintenbeutel  häufig  erhalten,  in 
eine  gagatartige  Masse  umgewandet,  die  aufgelost  als  Tusche  benutzt  werden 
kann.  Ob.  Lias  von  Württemberg,  Franken,  in  England  und  Nord-Frankreich. 

Beloteuthis  Münst.  (Fig.  1212 ).  Schale  sehr  dünn,  länglich,  hinten 
blattförmig,  breit  gerundet,  vorne  zugespitzt,  in  der  Mitte  mit  Längskiel. 
Ob.  Lias  Württemberg. 


Digitized  by  Google 


Piliranchiata.  Octopoda 


447 


Teuthopsis  Desl.  Lias.  Phylloteuthis  Meek  und  Hayden.  Kreide. 
Kelaeno  Münst.    Ob.  Jura. 

Plesioteuthis  A.  Wagner  (Fig.  1213).  Schale  sehr  dünn,  lang,  schmal, 
lanzettförmig,  hinten  zugespitzt,  vorne  gerundet,  mit  Mediankiel  und  nach 
vorne  divergirenden  Linien  verziert.  Sehr  häufig  im  oberen  Jura  von  Eich- 
städt und  Solnhofen.  Auch  in  der  Kreide  von  Syrien  und  Mastricht.  Im 
lithographischen  Schiefer  sind  Abdrücke  des  Rumpfes  und  Kopfes  nicht 
selten. 

3.  Unterordnung.    Octopoda.  Achtfüsser. 

Nackte  schalenlose,  oder  mit  einer  sehr  dünnen,  Spiralen,  kahn förmigen,  un- 

gekammerten  Kalkschale  verseJiene  Cephalopoden.    Die  acht  kräftigen  Arme  mit 

Saugnäpfen  besetzt.    Tertiär  und  lebend. 

Die  Mehrzahl  der  hierher  gehörigen  Gattungen  ist  nackt  und  fossil  nicht 
erhaltungsfähig;  nur  bei  Argo na uta  Lin.  sondern  die  Weibchen,  welche  die 
Männchen  beträchtlich  an  Grösse  übertreffen,  theils  durch  den  Mantel,  thcils 
durch  zwei  verlängerte  und  am  Ende  flossenartig  ausgebreitete  Anne  eine  sehr 
dünne,  aussen  und  innen  aus  prismatischen  Zellen  bestehende  kahnförmige, 
Spiral  eingerollte  Schale  ab,  deren  Oberfläche  auf  den  Seiten  mit  Falten  und 
Höckern  verziert  ist.  Der  Externtheil  wird  jederseits  von  einem  knotigen 
Kiel  begrenzt.    Lebend  und  fossil  im  obersten  Tertiär. 

Zeitliche  Verbreitung  der  Dibranchiata. 

Im  Vergleich  zu  den  Tetrabranchiata  haben  die  Dibmnchiaten  eine 
untergeordnetere  geologische  Bedeutung.  Sie  sind  nach  ihrer  ganzen 
Organisation  weniger  zur  fossilen  Erhaltung  geeignet.  Ein  nur  an- 
nähernd richtiges  Bild  von  der  Bedeutung  der  Dibranchiaten  in  den 
Meeren  der  Urzeit  wird  darum  die  Palaeontologie  niemals  zu  enthüllen 
im  Stande  sein.  In  der  Trias  erscheinen  die  ältesten  Vertreter  [Beiern- 
noidea),  denen  im  Lias  und  oberen  Jura  auch  eine  Anzahl  echter 
Tintentische  (Sepioidea)  folgen.  Ob  und  welche  Vorläufer  den  Dibran- 
chiaten vorausgingen,  ob  sie  von  Tctrabranchiateu  oder  von  nackten 
Urformen  abstammen,  ist  vorläufig  nicht  mit  »Sicherheit  zu  entscheiden. 
Ihr  plötzliches  Auftauchen  ist  eine  überraschende  Thateache  und  ebenso 
das  rasche  Aufblühen  und  die  verhftltnissniässig  kurze  Lebensdauer  der 
Belemnoidea.  Die  spärlichen  triasischen  Vorläufer  werden  im  Lias.  Jura 
und  in  der  unteren  Kreide  durch  zahlreiche  und  niannichfaltige  Beleni- 
nitenfonnen  ersetzt  ;  am  Ende  der  Kreidezeit  sind  nur  noch  Belemnitella 
und  Adinocamax  in  grösserer  Menge  verbreitet,  denen  im  Tertiär  einige 
verspätete  Ausläufer  [Bayanotrnthis,  Bolemnosis,  Beloptera,  Spindirostra) 
entsprechen,  welche  schon  durch  grosse  Seltenheit  ihre  geringe  Lebens- 
fähigkeit bekunden.  In  der  Jetztzeit  ist  Spirula  der  einzige  Vertreter 
der  Belemnoidea. 

Aus  den  Belemnoiden  sind  höchst  wahrscheinlich  die  Sipioidea 
hervorgegangen.  Bei  der  tertiären  Bclos/pia  ist  der  Phragmocon  noch 
ziemlich  deutlich  ausgebildet,  während  derselbe  bei  Sepia  zu  einem 
kleinen  Rudiment  verkümmert  ist.  Die  Basischen  und  jurassischen 
Chondrophora  schlicssen  sich  eng  an  ihre  lebenden  Verwandten  an. 
Nach  den  vorliegenden  Ueberresten  losst  sich  vernmthen,  dass  die  fos- 
silen Tintenfische  der  mesozoischen  Ablagerungen  in  allen  wesentlichen 
Organisationsverhältnissen  den  recenten  ähnlich  waren. 


Digitized  by  Google 


44S 


Arthropoda. 


VI.  Stamm. 

Arthropoda.  Gliederthiere. 

Die  Gliederung  des  Körpers  in  eine  Anzahl  von  Segmenten  ((Glieder, 
Metameren),  sowie  der  Besitz  von  gegliederten  Bewegungsorganen, 
unterscheidet  die  Arthropoden  von  den  übrigen  grossen  Abtheilungen 
des  Thierreiehs. 

Jedes  Segment  kann  auf  seiner  Ventralseite  ein  Fusspaar  hervor- 
bringen, doch  ist  die  Zahl  der  letzteren  in  der  Regel  kleiner,  als  dio 
der  Segmente.  Durch  die  ausserordentlich  verschiedenartige  Ausbildung 
der  Extremitäten  vermögen  die  Arthropoden  zu  schwimmen,  kriechen, 
laufen,  klettern  und.  wenn  auch  noch  Flügel  hinzukommen,  zu  fliegen. 
Die  Function  der  Gliedmaassen  verlangt  feste  Stützpunkte  an  ihrer 
Insertionsstelle,  sowie  eine  kräftige  Muskulatur.  Die  Haut  ist  darum 
bei  den  Arthropoden  mehr  oder  weniger  durch  Aufnahme  von  Chitin 
oder  Kalksalzen  erhärtet  und  auf  der  Innenseite  dieses  gegliederten 
Hautskeletcs  heftet  sich  eine  hoch  ausgebildete  Muskulatur  an,  welche 
in  die  Höhlungen  der  Gliedmaassen  fortsetzt.  Durch  die  Gestalt,  Grösse 
und  Vertheilung  der  Extremitäten ,  welche  je  nach  ihrer  Function 
Fühler  {Antennae),  Kiefer  {Mandibulao,  Max'tUac)  oder  B e i n e  [pcdes) 
genannt  werden,  ist  die  ganzo  Kürperbildung  der  Arthropoden  wesent- 
lich beeinflusst.  Die  vorderen  Körpersegmente  verschmelzen  mit  ein- 
ander und  bilden  den  Kopf.  Hinter  demselben  folgt  der  Mittelleib 
(Brust,  Thorax),  dessen  Segmente  gleichfalls  noch  ziemlich  enge  ver- 
bunden sind  und  dessen  vordere  Gliedmaassen  häufig  als  Minidwerkzeuge 
fungiren,  während  die  hinteren  als  Bewegungsorgane  dienen.  Sind 
Kopf  und  Mittelleib  nicht  scharf  von  einander  abgesetzt,  sondern  ver- 
schmolzen, so  entsteht  ein  Crphalothorax.  Am  Hinterleib  (46- 
domin)  bleiben  die  Segmente  fast  immer  gesondert  und  entbehren 
entweder  der  Füsse,  oder  dieselben  dienen,  wenn  vorhanden,  thcils  zur 
Bewegung,  theils  als  Respirations-  oder  <  opulationsorgane. 

Das  Nervensystem  liegt  in  der  Mittellinie  der  Bauchseite  unter 
dem  Darm  und  besteht  aus  einer  von  der  Segmentirung  beeinflussten 
Anzahl  Ganglienpaare,  die  durch  zwei  dicht  neben  einander  in  der 
Richtung  der  Längsaxe  verlaufende  striekleiterähnliehe  Nervenstränge 
verbunden  sind.  Der  vordere  Theil  des  Nervensystems  schwillt  zu 
einem  Gehirn  an.  Von  den  Sinnesorganen  sind  die  Augen  in  der 
Regel  am  vollkommensten  ausgebildet.  Sie  fehlen  nur  bei  wenigen 
parasitischen  oder  festgehefteten  Arthropoden  und  bestehen  in  ihrer 
einfachsten  Form  aus  einem  kleinen  lichtbreehenden  Körper  (Punkt- 
Augen.  Stemmata)  oder  sie  sind  aus  einer  Anzahl  von  kegelförmigen 
Stäbehen  zusammengesetzt,  deren  Oberfläche  in  der  Regel  eine  deutliehe 
Facettinmg  erkennen  lässt.  Tast-,  Geruch-,  und  oft  auch  Gehör-Sinn 
liegen  gewöhnlich  in  den  vordersten  Gliedmaassen  (Antennen). 

Die  vegetativen  Organe  (Darm,  Magen,  Leber,  Nieren,  Ham- 
organe,  Blutgefässe)  sind  wohl  ausgebildet  und  vielfach  differenzirt. 
Die  Generationsorgane  finden  sieh  mit  wenigen  Ausnahmen  (Tardigraden, 
Cirripeden)  auf  mannliehe   und   weibliche  Individuen  vertheilt.  Die 


Digitized  by  Google 


Branchiata.  Cruatacea. 


449 


Fo  rt  p  f  1  an  zung  erfolgt  durch  Eier,  welche  nicht  immer  der  Befruchtung 
bedürfen  (Parthenogenesis).  Der  Embryo  logt  zunächst  einen  bauch- 
ständigen Primitivstreifen  an  und  entwickelt  sich  unter  mehr  oder 
weniger  complicirter  Metamorphose,  wobei  die  Larven  in  der  Regel 
mehrmals  ihre  Haut  abstreifen. 

Die  Respiration  kann  bei  den  unvollkommensten  und  kleinsten 
Arthropoden  durch  die  ganze  Oberfläche  des  Körpers  vermittelt  werden; 
häufiger  sind  aber  besondere  Organe  vorhanden  und  zwar  bei  den 
Wasserbewohnern  schlauchartige,  verästelte  Anhänge  der  Extremitäten 
(Kiemen),  bei  den  luftathmenden  innere,  mit  Luft  gefüllte,  verästelte 
Röhren  (Tracheen)  oder  Lungensäcke  (Fächertracheen). 

Nach  den  Respirationsorganen,  nach  der  Körpersegmentirung  und 
nach  der  Beschaffenheit  der  (Jliedmaassen  unterscheidet  man  bei  den 
Arthropoden  die  zwei  rnterstämme  Branchiata  und  Trachcala,  wovon 
die  ersteren  die  Crustacea,  die  letzteren  die  drei  (.'lassen  der  Myrio- 
poda,  Arachnoidea  und  Insecta  enthalten. 

*1  Sämmtliche  (lassen  weisen  zahlreiche  fossile  Vertreter  auf,  obgleich 
die  Erhaltungsbedingungen  für  die  luftlebenden  Formen  wenig  günstig 
sind.  Schon  im  paläozoischen  Zeitalter  waren  die  Gassen,  Ordnungen 
und  Familien  der  Arthropoden  stark  differenzirt.  Eigenartige,  von  den 
jezt  lebenden  Typen  stark  abweichende  Formen  zeigen  sich  namentlich 
unter  den  paläozoischen  Krebsen.  Diese  Klasse  hat  überhaupt  in 
Folge  ihrer  Lebensweise  im  Wasser  verhältnissmässig  zahlreiche  und 
gut  erhaltene  Reste  überliefert  und  übertrifft  an  geologischer  Wichtig- 
keit alle  anderen. 

Uebcr  die  Entstehung  der  Arthropoden  gewährt  die  Palaeontologie 
keinen  directen  Aufschluss.  Die  ganze  Organisation  derselben  weist 
auf  eine  nahe  Verwandtschaft  mit  den  Würmern  und  insbesondere  mit 
den  Anneliden  hin,  allein  die  Umformung  in  den  höheren  Typus 
müsste  jedenfalls  in  vorcambrischer  Zeit  vor  sich  gegangen  sein,  da 
uns  schon  in  den  ältesten  fossilführenden  Ablagerungen  mehrere  Ord- 
nungen von  Orustaceen  entgegentreten,  welche  sieh  beinahe  ebenso 
weit  von  einer  supponirten  Urform  entfernt  haben,  als  viele  noch 
jezt  existirendc  Vertreter  derselben  ('lasse.  Auffallender  Weise  treten 
auch  die  wurmähnlichsten  unter  allen  Gliederthieren ,  die  Myrio- 
poden,  verhältnissmässig  spät  und  zwar  gleichzeitig  mit  den  hoch 
differenzirten  Insecten  auf.  Die  Vergänglichkeit  des  Hautskeletes  und 
die  Lebensweise  der  Myriopoden  erklären  allerdings  ihre  Abwesenheit 
in  cambrischen  und  silurischen  Schichten ,  allein  es  gibt  dort  auch 
keine  andern  Formen,  welche  sich  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  als 
Ahnen  aller  Arthropoden  deuten  liessen. 

1.  Unterstamm.  Branchiata. 

1.  Classe.    Crustacea.  Krebsthiere.1) 

Durch  Kiemen  (oder  nur  durch  die  Haut)  athmende, 
fast  ausschliesslich  Wasser   bewohnende  Gliederthiere 

•)  Literatur: 

Brongniart  et  Desmarest,  Histoire  naturelle  des  Crustacea  fossiles  sous  les  rapport« 
zoologiques  et  g^ologiques.    Paris  18*22.  4". 
Zlttel,  Orundzü#e  der  Palaeontologie.  2'J 


Digitized  by  Google 


450  Arthropoda.  Branebinta. 

mit  zwei  Fühlerpaaren  und  mehreren,  theilweise  zu 
Kieferfüssen  umgestalteten  Beinpaaren  am  Thorax, 
häufig  mit  Fusspaaren  am  Abdomen. 

Die  Seginentirung  des  Körpers  ist  nur  bei  den  niedrigst  stehenden 
Krebsen  undeutlich  und  dann  stets  Folge  einer  retrograden  Ent- 
wickelung.  Von  den  drei  Hauptabschnitten  des  Körpers  verschmelzen 
Kopf  und  Brust  häufig  ganz  oder  theilweise  zu  einem  sogenannten 
Kopf bruststück  (Cephalothorax),  ja  zuweilen  nehmen  sogar  noch 
die  vordersten  Segmente  des  Hinterloibes  an  der  Zusammensetzung 
des  Ce phalothorax  Theil.  Letzterer  ist  (im  Gegensatz  zu  den 
Arachniden),  je  nach  den  einzelnen  Ordnungen,  aus  einer  sehr  ver- 
schiedenen Zahl  von  Segmenten  zusammengesetzt  und  sehr  oft  von 
einer  häutigen,  ehitinösen  oder  kalkigen  Schale  bedeckt,  die  entweder 
aus  einem  einzigen  Stück  oder  aus  zwei  muschelähnlichen  Klappen 
(Ostracoda)  oder  sogar  aus  mehreren  Kalkplatten  (Cirripedia)  besteht. 
Die  Gesammtzahl  der  Körpersegmente.  welche  sich  am  sichersten  durch 
die  Fusspaare  bestimmen  lässt,  kann  beträchtlich  variiren,  bleibt  aber 
bei  den  als  Mulacostraca  zuaammengefassten  Ordnungen  constant. 

Niemals  trägt  ein  Segment  mehr  als  ein  Fusspaar;  letztere  zeigen, 
je  nachdem  sie  zur  Vermittelung  von  Sinneseindrücken  (Antennen), 
zur  Aufnahme  und  Zerkleinerung  der  Nahrung  (Kiefer),  zum  Greifen 
(Scheeren),  Schreiten,  Schwimmen  dienen,  oder  eine  Mitwirkung  bei  der 
Begattung  oder  Respiration  übernehmen,  ausserordentlich  verschiedene 
Gestalt.  Typisch  besteht  ein  Fusspaar  aus  einem  von  zwei  Gliedern 
gebildeten  Basalabschnitt  (Protopodit),  von  welchem  zwei  Aeste,  ein 
äusserer  (Exopodit)  und  ein  innerer  {Endopodit)  entspringen ;  in  vielen 
Fällen  verkümmert  jedoch  einer  der  beiden  Aesto  oder  ist  stark 
modiricirt. 

Die  meisten  niedrig  organisirten  Crustaceen  durchlaufen  in  ihrer 
nachembryonalen  Hntwickelung  ein  Larvenstadium,  das  als  Nauplius 
bezeichnet  wird  und  durch  den  Besitz  von  nur  drei  Gliedmaasscnpaareu 
ausgezeichnet  ist,  welche  den  Antennen  und  Mandibelu  entsprechen. 
Bei  einer  zweiten,  höher  organisirten  Gruppe  von  Krebsen  wird  das 
Naupliusstadium  übersprungen,  und  als  Ausgangspunkt  der  Metamor- 
phosen erscheint  eine  mit  sieben  Fusspaaren  und  seginentirtem  Hinter- 
leib ausgestattete  Larve,  welche  den  Namen  Zo'ea  trägt. 

Die  Crustaceen  zerfallen  in  die  «i  Unterclassen  Entomostraca, 
Malacostraca  und  Merostomata. 

A.    Unterlasse.    Entomostraca.  Gliederschaler. 

Vorwiegend  kleine  Krmter  von  überaus  verschiedener  Körpergestalt, 
aus  einer  wechselnden  Anzahl  von  Segmenten  mit  mannichfaltig  gestalteten 
Fusspaaren  zusammengesetzt.  Xauplius-Entuicfohmg. 

Gerataexkcr,  A.,  in  Bronns  Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreulis.  Bd.  V:  Glieder- 
thiere.  I.  Crustaeea,  1.  Hüllte  (Cirripedia,  Copepoda,  Branchiopoda,  Poe- 
cilopoda,  Trilobitae).  Leipzig  1860  1871);  2.  Hälfte  (Isopudu  bis*  Decapoda) 
1881- -1894. 

Milne-Kduards.  II.,  Histoirc  naturelle  de*  Crustiues.    3.  vol.    Paris  1834—1840. 
Wnnthvnrd,  IT.,  Catalogue  of  the  Hritish  Fossil  Crustnrea     London  1877.  8°. 
„    and  Salter,  Catalogue  and  Chart  of  fossil  Crustacea.    London  18«5. 


Entomostraca.  Cirripedia. 


4f)l 


Hierhergehören  die  Ordnungen  Copepoda ,  Cirripedia ,  Ostra- 
coda,  Phyllopoda  und  Trilohitae. 

Die  Entomostraca  stehen  den  beiden  anderen  Unterclassen  der 
Krebsthiere  nicht  gleichwerthig  gegenüber,  sondern  enthalten  weit 
schärfer  umschriebene  und  strenger  von  einander  abgegrenzte  Ord- 
nungen, als  die  Malacostraca  und  Merostomata.  Mit  Ausnahme  der 
Copepoden  haben  sämmtliche  Ordnungen  fossile  Ueberreste  hinterlassen. 

1.  Ordnung.    Cirripedia,  Rankenfüsser. l) 

Festsitzende  hermaphroditische,  von  einem  häutigen,  oft 
mit  kalkigen  Platten  bedeckten  Mantel  umgebene  Thiere. 
Körper  mit  dem  Kopfende  auf  einer  Unterlage  angewachsen, 
undeutlich,  zuweilen  gar  nicht  gegliedert;  Hinterleib  mit 
sechs  Paar  gespaltenen  Ran kenfüssen,  die  jedoch  in  geringerer 
Zahl  vorhanden  sein  oder  selbst  ganz  fehlen  können. 

Die  typischen  und  von  jeher  am  besten  bekannten,  mit  kalkigen 
Schalen  umhüllten  Cirripeden  (Lepadiden  und  Balaniden)  unterscheiden 
sich  durch  ihre  äussere  Gestalt,  ihre  feste  Kalkschale,  ihre  mangelhaft 
entwickelten  Respiration«-  und  Sinnesorgane  und  insbesondere  durch 
ihren  hermaphroditisch  entwickelten  Geschleehtsapparat  so  sehr  von 
allen  übrigen  Orustaceen,  dass  sie  bis  zum  Jahr  1830  allgemein  zu  den 
Mollusken  gerechnet  wurden.  Erst  nachdem  durch  J.  V.  Thompson 
und  Burmeister  die  Entwicklung  der  Cirripeden  aus  ächten  Nauplius- 
larven  nachgewiesen  war,  konnte  über  ihre  Zugehörigkeit  zu  den  Kuto- 
mostraceen  kein  Zweifel  mehr  bestehen. 

Nur  von  den  beschälten  Cirripeden  {TJiorucica)  existiren  fossile 
Ueberreste.  Sie  finden  sich  sparsam  in  paläozoischen  und  mesozoischen 
Ablagerungen  und  werden  erst  im  jüngeren  Tertiär  (Neogen)  häufig. 
Sämmtliche  Cirripeden  sind  Meeresbewohner;  die  kalkschaligen  heften 
sich  an  Steinen,  Holz,  Muscheln,  Korallen  und  Meerpflanzen  an  und 
bedecken  oft  in  zahlloser  Menge  steinige  Küsten.  Einige  Gattungen 
(Coromda,  Chenolobia)  betten  sich  in  die  dicke  Haut  von  Walfischen 
und  Delphinen  ein.  Sie  leben  von  Infusorien  und  Larven  verschiedener 
Meerthiero.  Im  Allgemeinen  haiton  sich  die  Cirripeden  in  seichtem 
Wasser  auf,  doch  kommen  einzelne  Gattungen  (Scalpellum,  Verruca)  auch 
in  grosser  Tiefe  bis  1900  und  2800  Faden  vor. 

Die  Thoracica  zerfallen  in  die  Familien  der  Lepadidae,  Vemtädae 
und  Balanidac. 


')  Boftquet,  J..  Monographie  des  Crustae^s  fossiles  du  terrain  cretaee  du  duchö 
de  Limbourg.  M6m.  de  hi  commission  pour  la  carte  gtfologique  de  la  Xderlande 
Haarlem  1854.  —  Notiee  nur  quelques  Cirripedes  recemment  döcouvertes  dann  le 
terrain  cr^tace"  du  duchö  de  Limbourg.  Haarlem  1857.  4°.  Mit  .'5  Tafeln.  —  Dar- 
win, Ch.,  A  Monograph  of  the  tmbclass  (Cirripedia,  with  ligures  of  all  the  species. 
London,  Ray  Society.  Vol.  I.  1851  (Lepadidae).  Vol.  IL  1854  (Balanidae).  —  A 
Monograph  of  the  fossil  Lepadidae  of  Great  Britain  Palaeontngraphical  Society 
1851.  4°.  Mit  5  Tafeln.  —  A  Monograph  of  the  fossil  Balanidae  and  Verrucidae 
of  Great  Britain.  ibid.  1854.  Mit  2  Tafeln.  —  Marsson,  Th.,  Die  Cirripeden  und 
Ostracodcn  der  weissen  Schreibkreide  der  Insel  Rügen.  Mittheil.  d.  naturw.  Ver- 
eins von  Neu- Vorpommern  und  Rügen.  XII.  1880.  —  Segttenza,  Gr.,  Ricerche  palae- 
ontologiche  intorno  ai  Cirripedi  ter/.iarii  della  Provincia  di  Messina.  Parto  I  Na 
poli  1873.    Parte  IL  187«. 

•21»* 


Digitized  by  Google 


452 


Arthropods.  Crustaoea. 


1.  Familie.    Lepadidae.    En tenmu schein. 
Schale  gestielt,  hauptsächlich  aus  den  paarigen  Terga  und  ScuUi,  der  um- 
paaren  Carina  und  einer  wechselnden  Zahl  von  kleineren  Kalkplättchen  gebildet, 
die  tlieils  den  biegsamen  Stiel  bedecken,  theils  an  der  Zusammensetzung  des  Capi- 

tulum  theil  nehmen.  Die  Schalenstücke  sind  niemals  mit 
einander  verwachsen.    Silur  bis  jetzt. 

Plumulites  Barr.  {Turrilepas  Woodw.)  (Fig.  1214). 
Nur  getäfelte  stiele  von  länglicher  Form  bekannt. 
Die  Oberfläche  mit  4— f»  Längsreihen  grosser,  drei- 
eckiger, in  der  Mitte  gekielter  Platten  bedeckt.  Silur 


und  Devon. 


Fip.  1215. 
Archeotej>a$  Rtdtrnbachcri 

0]>P.  Up. 

Lithographischer  Schiefer. 
Kellielm,  Bayern.    (Nut.  <ir  i 
>•  Seutum,  T  Tergum,  C  IIa« 
riua,  R  Uoxtruin. 


4b 


Pia  1216 
o  Loricula  latri»*ima  Zitt. 
Scnonkreide.    Dülmen.  West- 
falen.   .Nut.  Crosse  )    b,  c  Ia> 
ricula  Syriacn  Damen.  OpUO- 

Libanon,  b  Nat  Qroam, 

c  verj;ro«e.ert. 


FiK  1214 
Ptumulite*  Wrighti 
Woodw,  tp    <>b  Silur. 

Dudley 
a  Exemplar  in  nm  Cr. 
b,  e  einzelne  Tiifelchen 
verdrossen 

(Nacfa  Woodward.) 


Kid.  1217 

FoUieipfj  laerirrimu*  t}ucnst    Ober»»  Kreide. 
LüneburK.    C  Carina,   T  TiTjrum,  Ä  Seutum. 
R  Rostrum  Co.  L  IjUeralia,;  (Nat.  Crosse 


Archaeolepas  Zitt.  (Fig.  1215). 
Stiel  abgeplattet,  auf  den  zwei 
Hauptseitentiächen  mit  4 — 6,  auf 
den  schmalen  Seiten  mit  zwei  Längsreihen  von  kleinen  Kalkschuppen  bedeckt. 
Die  eigentliche  Schale  (Capitulum)  aus  zwei  dreieckigen  Bcuta,  zwei  grossen 


Iii:.  121«. 

Xotlptllum 
Qnllicum  Heb 
Oben'  Kreide 

Newton  bei 
l'ari*.  */, 

(Nach 
Hebert) 


Fit  1219. 

Scalpdlum  fotmln  Darwin.     Ob,  Kreide. 

Norwteh,  */,.  rxaeb  Darwin.)  8  Bett- 
nim,  T  TerKum,  C  Carina,  R  lUmtnim, 
/.  Laterale  rapenu« 


>lK.  122U. 

Scotoeifwai  fottula  Darwin. 

Carma  stark  venrrossert. 
(Nach  Darwin.) 


FiK.  1221. 
I*im»  anati/fra  l.in. 
Ueeent  Mittelmeer. 

8  Böntum, 
T  Tenrum, 

C  Carina, 
!•  Stiel 


trapezoidischen  Terga,  einer  kurzen  un paaren  Carina  und  einem  winzigen 
Rostrum  zusammengesetzt.    Ob.  Jura. 


Digitized  by  Google 


Cirripedia.    Lepadidae.    Verrucidae.  Balanidae. 


453 


Loricula  Sow.  (Fig.  1216).  Stiel  getäfelt.  Capitulum  mit  2  Scuta,  2  Terga, 
4  Lateral  platten  und  einer  sehr  schmalen  Carina.    Mittl.  und  ob.  Kreide. 

Pollicipes  Leach  (Polylepas  Blv.)  (Fig.  1217).  Capitulum  aus  zahlreichen 
(18 — 100)  Plättchen  zusammengesetzt,  unter  denen  sich  die  Scuta,  Terga,  das 
Rostrnm  und  die  Carina  durch  Grösse  auszeichnen.  Die  Lateralia  stehen 
meist  in  zwei  Reihen  übereinander.  Stiel  häutig  mit  winzigen  Schüppchen. 
Ob.  Jura.    Kreide.    Tertiär  und  Recent. 

Scalpellum  Leach.  (Fig.  1218—1220).  Capitulum  mit  12—15  Stücken. 
Die  Terga  und  Scuta  viel  grösser  als  bei  Pollicipes  und  von  sehr  charakte- 
ristischer Gestalt.  Carina  schmal,  lang  mit  gewölbtem  Rücken.  Stiel  fein 
beschuppt,  seltener  nackt.    Kreide  bis  jetzt. 

Lepas  Lin.  (Fig.  1221).  Stiel  häutig.  Capitulum  nur  aus  zwei  sehr 
grossen,  dreieckigen  Scuta,  zwei  kleinen  Terga  und  einer  Carina  bestehend. 
Pliocän  und  lebend. 

Poec ilasma  Darwin.    Tertiär  und  lebend. 

2.  Familie.  Verrucidae. 

Ungestielte,  aufgexcachsene  Schalen,  atts  6  Stücken  zusammengesetzt.  Von  den 
Scuta  und  Terga  ist  nur  je  eine  Schale  Jrei  beweglich,  die  andere  mit  dem  Rostrum 
oder  der  Carina  vencachsen. 

Die  einzige  Gattung  Verruca  Schum.  findet  sich  in  der  oberen  Kreide, 
im  Tertiär  und  lebend. 

3.  Familie.    Balanidae.    Seetulpen,  Meer  eich  ein. 

Schale  mit  breiter  verkalkter,  zelliger  Basis  aufgewachsen,  abgestutzt  conisch, 
im  Durchschnitt  rundlich  oder  oval,  aus  4—8  seitlich  verwachsenen  Seitenplatten 
und  zwei  Paar  beweglichen  freien  Terga  und  Scuta  bestehend,  die  als  Deckel  die 
obere  Oeffnung  verschliessen.    Tertiär  und  lebend. 


Flft.  1  •.-.':!. 

Senium  und  TerKuni  von  Balanu»  nach  Darwin). 
a  Tennim  von  iuinmmi,  b  Tcnium  von  innen,  c  Scutum  von 
iunon,  x  MuskelHmlrurk. 


B 

Fig  1222. 
Behematiivhe  AbblMunj;  OtliM  Haiti« 
nliti'n.  (Nach  Darwin.)  t'  Carina, 
1  Kofitrum,  B  Box!*,  CL  Carino-La 
tcralc,  L  laterale.  Rh  Rostro-I-ate- 
.  rnlo,  a  Alae,  r  Ratiii.  p  Parlote*. 


YiK  1X34. 

Baianus  eonearu»  Itronn  Ving  Sutton.  a  Hin»; 
schale,  ftTerguni.  cSrutuin  n.<ir.  nach  Darwin) 


Fi»r.  1225. 

Balanu»  pictut  M»tr.   Mtocaii.  Dlsehinircii, 
Wurltiiiiln-r« 


Von  den  Seitenplatten,  welche  die  kranzförmige,  unbewegliche;  Schale 
zusammensetzen,  werden  zwei  als  Carina  und  Rostrum,  die  dazwischen 


Digitized  by  Google 


454 


Arthropoda.  Crustaeea. 


liegenden  paarigen  Ötüeke  als  Lateralia  bezeichnet.  Schalten  sich  neben  den 
Lateralia  noch  Platten  ein,  so  heissen  dieselben  je  nach  ihrer  Lage  Rostro- 
oder  Carino-Lateralia.  Die  Scuta  und  Terga  liegen  frei  auf  dem  Rücken  des 
Thieres  und  fehlen  an  fossilen  Balaniden  in  der  Regel.  Sie  haben  sehr 
charakteristische  Form  und  wurden  von  Darwin  hauptsächlich  zur  Species- 
unterscheidung  verwendet.  Da  von  fossilen  Balaniden  meist  nur  Rand- 
platten vorüegen,  bo  bleibt  die  Bestimmung  derselben  häufig  unsicher. 

Von  den  hierher  gehörigen  Gattungen  kommt  Baianus  List.  (Fig.  1222 
bis  1225)  zuerst  spärlich  im  Eocän  vor,  wird  im  Oligocän  und  Neogen  häufig 
und  charakterisirt  Littoralbildungen.  Bei  Pyrgoma  Loach.  sind  die  Rand- 
platten zu  einem  einzigen,  gleichartigen  Stück  verschmolzen.  Lebend  und 
fossil  im  Neogen. 

3.  Ordnung.    Ostracoda.  Muschelkrebse.1) 

Kleine  Krebse  mit  zweiklappiger ,  kalkiger  oder  horniger, 
den  Leib  vollständig  umsch Liessender  Schale,  deren  beide 
Hälften  auf  der  Rückseite  durch  eine  Membran  verbunden 
sind  und  auf  der  Bauchseite  geöffnet  werden  können.  Körper 
undeutlich  gegliedert,  mit  7  Paar  Glied maassen ,  welche  als 
Fühler,  Kiefer,  Kriech-  oder  Schwimmbeine  fungiren.  Ab- 
domen kurz. 

In  der  Regel  finden  sich  von  fossilen  Ostracoden  lediglich  die 
zweiklappigen  kalkigen  Schalen,  deren  Gestalt  und  Verzierung  ziem- 
lich unabhängig  von  der  Organisation  des  Thieres  sind.  Das  Oeffnen 
dor  Schale  wird  durch  einen  centralen  Muskel  bewirkt,  dessen  Ansatz- 
stolle auf  der  Innenseite  durch  eine  Vertiefung,  einen  Höcker  oder 
mehrere  Grübchen  angedeutet  wird.  Bei  sehr  vielen  Ostraeoden  ist 
die  Oberfläche  der  Schale  glatt  und  glänzend,  bei  anderen  aber  auch 
rauh,  grubig,  höckerig,  gerippt,  gestreift  oder  mit  stachelartigen  Fort- 
sätzen versehen.  Sie  leben  fast  immer  gesellig  im  Wasser  und  ernähren 
sich  von  thierischen  Stoffen,  namentlich  von  Cadavern.  Die  meisten 
Familien  enthalten  nur  marine  und  brackische  Vertreter ;  andere 
(Cypridae)  sind  vorherrschend  Süsswasserbewohner. 

Die  Bestimmung  der  fossilen  Ostracodeuschälchen  bietet  wegen 
ihrer  gleichartigen  Gestalt  und  Verzierung  und  wegen  ihrer  meist  sehr 

')  Bosquet,  J.,  Description  des  Entomostraces  fossiles  de  la  craie  de  Maastricht. 
Mem.  Soc.  Roy.  des  Science»  de  Lii>ge.  vol.  IV.  8°.  1847.  —  Description  des  Ento- 
mostrace«  fossiles  de«  terrains  tertiaire»  de  la  France  et  de  la  Belgique.  Mem.  des 
sav.  Strang,  de  I'Acad.  Roy.  de  Belgique.  vol.  XXIV.  18f>2  —  Monographie  des 
Crustaces  fossile»  du  terrain  creiace  du  duchö  de  Limbourg.  (Möiu.  de  la  commis- 
sion  pour  la  carte  geologique  de  In  Neerlande.)  Ilaarlem  1*54.  —  Brady,  G.  St., 
Crosskey  and  Robertson,  Monograph  of  the  Post •  tertiary  Entomostraca  of  Scotland. 
Palaeont  Soc.  1874.  —  Egger,  J.  G.,  Die  Ostracoden  der  Miocauschichten  bei  Orten- 
bürg.  Xeues  Jahrb.  f.  Mineralogie  S.  403.  1858.  —  Jones,  Hup.,  A  Monograph  of 
the  Entomostraca  of  the  Cretaceous  fornmtion  of  England.  Palaeontographical 
Society.  1819.  —  A  Monograph  of  the  tertiary  Entomostraca  of  England  ibid. 
1856.  —  Notes  on  palaeozoie  bivalved  Entomostraca  (zum  Theil  mit  Kirkby  und 
Holl).  Nr.  I— XXVIII  Ann.  and  Mag.  nat.  history.  1855—1889.  —  Jones,  Kirkby 
G.  Brady,  A  Monograph  of  the  British  fossil  bivalved  Entomostraca  of  the  car- 
boniferous  Formations.  Palaeont  Soc.  1874  and  1S.S4.  —  Reuss,  F.  A.,  I>ie  fossilen 
Entomostraceen  des  österreichischen  Tertiiirbeckens.  (Haidinger's  naturw.  Abhandl. 
III.  1.  1850.)  —  Die  Foraminiferen  und  Entomostraceen  des  Kreidemergels  von 
Lemberg  ibid.  1850.  -  Die  Versteinerungen  <lor  böhmischen  Kreideformation. 
Stuttgart  1815  -181*5.  —  Speyer,  (Jsk.,  Die  Ostiacoden  der  Casseler  Tertiitrbildungen. 
Cassel  18*»  t.  —  Licnenklaus,  E.,  Monographie  der  Ostracoden  des  nord westdeutschen 
Tertiars.    Zeitsdir  d.  deutscheu  geol.  Oes.  1*94 


Digitized  by  Google 


Ostracoda. 


455 


geringen  Grösse  erhebliche  Schwierigkeiten;  auch  lassen  sich  die  fossilen 
Formen  schwer  in  die  für  recente  Ostracoden  aufgestellten  Familien 
einfügen,  weil  letztere  meist  auf  Merkmale  des  Thieres  basirt  sind,  die 
in  der  Schale  nicht  zum  Ausdruck  kommen. 

ob 

b'ig.  1226. 
Primitia  prunella 

Barr.    Ob.  Silur 
(K).  KonlKshof, 
Böhmen.  (Midi 
Bar  ran  de) 

Schon  in  cambri  sehen  Ablagerungen  finden  sich 
Gattungen  [PrimiHa  Jones' (Fig.  1226),  Leperditia  -Rouault  (Fig.  1227), 
Entomidella  Jones ,  Lepidilla ,  Isoocys  Walcottj.  Die  beiden  ersteren 
haben  ihre  Haupt  Verbreitung  im  Silur  und  gehen  bis  ins  Carbon 
herauf.  Leperditia  zeichnet  sich  durch  un-  i  « 
gewöhnliche  Grösse,  etwas  ungleichklappige  glatte  tfh  0k 
und  glänzende  Schale  aus  und  \J 
wird  öfters  von  der  verwandten  Gat-  £ 


Mg  1227. 
Leperditia  IIMnaeri  Fr.  Schmidt 
Ob.  Silur  * 
Wisby,  (iotland 
(Nat.  <irö*«e 


Fi«.  UM. 
int»  niga 
F  "  Koeroer     Silur  ■  Ge- 
schiebe.   Lyek.  Ost- 
preußen.   */>  "at  Or 
(Nach  F.  Knemor.) 


Fi«.  V2TX 
Beyrichia 
tubereuiaia 

Kloden. 
Silur  •  Ge- 
Kchlebc. 

Mark 
Branden- 
burg. 

mehrere 


Fix.  1230. 
Beyriehla  Bohe- 

tnirn  Barr. 
Int.  Silur.  Vinlco. 
Böhmen. 


Fiff-  1233. 
Cypridina  primaeva 
de  Kon.  sp. 
Steinkohlen  -Formation 
Braldwood,  Finnland. 

(Nach  j!  K  B  ) 


Fi«.  1232. 
Entomit  pelagica 
Barr. 
Cnt.  Devon  (F) 
Koniepru», 


FIr.  1231. 
Entomi*  terrata-$trinta  Sandb. 
up  Ob.  Devon.  Weilburv, 
Na<.«au.  a  Kin  Stück  <">pri- 
nideiwhlefer  (nat.  <">t  ,  h  ein 
Stück  vemroKMjrt,  c  Abdruck 
der  Schale  verdrossen. 


tung  Isochilina  Jones  (Fig.  1228)  begleitet,  Ausserordentlich  häufig 
ist  im  Silur  Beyrichia  M'Cov  (Fig.  1229,  1230)  mit  kleiner  halbkreis- 
förmiger Schale,  auf  welcher  sich  mehrere  rauhe  Höcker  erheben. 
Im    Devon    nimmt   die    Gattung    Entomis  Jones   (Cypridina  auet.) 


Fi«.  1234 

Cypridella  WriqMii  J.  K.  B.  Kohlen- 
kalk.   Cork,  Irland. 
(Nach  J.  K.  B.) 


Fiff.  123  V 
Cwprella  ehrymlidea 

de  Kon 
Kohlenkalk,    n.rk  Ir- 
land 
(Nach  J.  K  B  > 


lig  1236.  Fi«  12.1S 

Bairdla  curia  Cytheridea  Httllrri 

Sl'Coy.  Kohlen-  Münat  »p  Boeün 

kalk  Irland  •*/,.  ColweU  Buy,  Kiil- 

(Nach  bind.  nl\  (Nach 
Kirkbyi  Jones.) 


(Fig.  1231,  1232)  mit  winzig  kleiner,  durch  eine  Querfurche  aus- 
gezeichneter, sonst  aber  glatter  Schale  die  erste  Stelle  ein  und  erfüllt 
zuweilen  ganze  Bänke  des  oberdevonischen  *( 'vpridinensehiefers  . 

Reich  an  Ostraeoden  ist  stellenweise  der  Kohlenkalk ;  doch  finden 
sich  hier  meist  nur  kleine,  glatte  oder  mit  Höckern  versehene 
Gattungen,  wie  Cypridina  M.  Fdw.  (Fig.  1233).  Cypruhlhi  de  Kon. 
(Fig.  1234),    Cypräla   de  Kon.   (Fig.   1235),    Entomoconvhm  M  <  ov. 


Digitized  by  Google 


45«; 


Arthropods.  Crustacea. 


OyprideUina  J.  K.  B.  u.  A.  Die  älteste  Süss  wasserform  {Palouocypris 
Hrongt.)  wurde  in  der  produktiven  Steinkohleuformation  von  Saint- 
Etienne  nachgewiesen. 


Flg.  l.'!7 

Cytherei*  qunttritalM  Koem.   Ontilt.    Folkestone.  »/,. 


(Nach  Jone«) 


Im  Zee1is;tein  sind  die  Gattungen  Bairdia  M'Coy  (Fig.  1236), 
Kirkbya  Jones,  Cy^ere  Müll.,  Cytherclla  Bosquet  und  Cythcreis  Jones 
ziemlich  häutig. 

Die  triasischen  und  jurassischen  Ablagerungen  enthalten  in 
einzelnen  Horizonten  kleine  Ostraeoden  und  zwar  vorherrschend  Arten 
von  Bairdia,  Cyiherr,  Cytlurris  (Fig.  1237),  Cytheridea  (Fig.  1238)  und 
Macrocypris,  sind  aber  bis  jezt  noch  ungenügend  bearbeitet.  Dieselben 
Gattungen  entfalten  in  der  Kreide  einen  grösseren  Formenreichthum, 


Fig.  1239. 
C>/pri't"i  Wal 
itenM*  Sow. 

WeAlden. 
Oberkirchen, 
Hannover. 


Fl»,  l-'40. 
Cytherella  romprc»- 

$a  MÜDHt  sp. 
Stark  verengert, 
oliu'oirtn  Rüpel 
iiioinle,  Belgien 

iNai-li  BoM|iiet.) 


Flg.  124L 
Cyiherr  Edwardti 

RiH'in.  *p. 
Mioi'tin  I.coKiian 
tii-i  Bordeaux  **fi. 

(Nach  iSnsqtiet.) 


Fi«  11' 12. 
Ci/there  Dunemelen- 
M*  Norman.  I'lei- 
Mtiicini  Joniiinliill, 
KiiKlnud  (i  Linke 
Schale  vou  Innen, 
6  reehte  Sclmle 

von  auiwea,  vergr. 
(Nach  Brad  jr.) 


Fi»?  tan, 

Oyjtria  fotoa  Deem .  Mloean, 
Oeningen,  Schweiz.  '*/,. 
a  Vi>n  der  Seite,  6  vom 
Kücken  (nach  Hosquetv 
e  Sünw-tuwcrkalkxteln  er 
füllt  mit  OjprU  faba  Desm 
Nonllingen  im  Kies 


und  namentlich  die  obersten  Kreideablageruugen  von  England,  Rügen, 
Maestricht,  Lemberg  enthalten  zahlreiche  Arten. 

Im  Tertiär  kommen  fast  nur  Vertreter  von  noch  jetzt  existirenden 
Gattungen  vor;  in  marinen  Schichten  namentlich  Cytlure,  Cytheridea. 
(ytJuridris,  Encythen;  Cythmtra,  Candona  etc.,  in  Süsswasserschichten 
Cypris  Müll.,  die  z.  15.  bei  Nördlingen  und  in  der  Auvergne  ganze 
Bänke  zusammengesetzt, 

4.  Ordnung.    Phyllopoda.    Blattf üssler. ') 

Crustaeeeti  von  gestrecktein,  oft  deutlich  gegliedertem 
Körper,  meist  mit  flacher  schildförmiger  oder  seitlich  com- 
primirfer  zweischal  iger  Haut  duplieatur,  mit  mindestens  vier 
Paar  blattförmiger,  gelappter  Schwimmt üsse. 

Zu  den  l'hvllopoden  werden  sehr  verschieden  gestaltete,  kleine 
und  grossere  Krebse  gerechnet,  welche  meist  in  süssen  <  bewässern  oder 
Salzsümpfen  vorkommen  mal  fast  nur  die  Bildung  der  blattförmigen 

')  Jonen,  Ruft  ,  On  fossil  Ksltieriae  atul  thoir  ilistribution.  t^nart  jonrn.  geol. 
Sor.    London  lbti.'J     XIX,  p  87.  —  A  Molingraph  of  the  fossil  Estheriac.  Palue 

out  Soc,  l«J2. 


Digitized  by  Google 


Phyllopoda. 


457 


Gliedmaassen,  sowie  eine  übereinstimmende  Entwicklungsgeschichte  mit 
einander  gemein  haben.  Die  Gliederung  des  Körpers  ist  bei  den  höher 
stehenden  Formen  (Braiwhiopoda)  eine  sehr  vollkommene,  bei  den  Wasser- 
flöhen  {Cladocwa)  dagegen  meist  eine  ziemlich  unvollständige.  Die  Zahl 
der  Körpersegmente  ditt'erirt  bei  den  einzelnen  Gattungen  beträchtlich; 
bei  den  stark  segmentirten  ist  der  Körper  langgestreckt,  vorn  am  Rücken 
durch  eine  flache,  schildförmige  Hautduplieatur  geschützt  [Äpus)  oder 
nackt  {Branchipus);  bei  den  in  zweiklappigen  Schalen  eingeschlossenen 
Cladoceren  und  Estheriden  ist  der  Körper  seitlich  zusammengedrückt, 
verkürzt  und  undeutlich  segmentirt,  Mittelleib  und  Abdomen  lassen 
sich  öfters  schwer  abgrenzen,  dagegen  setzt  der  Kopf  deutlich  ab  und 
ist  meist  mit  zwei  Fühlerpaaren  und  « 
zwei  grossen  Augen,  zu  denen  häufig 
noch  ein  kleines  unpaaros  Auge 
kommt,  versehen.   Um  die  Mundöff- 


blg.  1245. 

a  I  >  \in  Leidyi  Jone*.  Stcliikohlenforinatlon, 

Pottirül*.  Pennfvlvunlen    (Nneh  .Ionen.) 
6  Leaia  Haei\t*chiana  Oein.  Sleinkohlenfonnu- 
tion.    Neunkinhen   liel  Haarlinieken.  tNarh 
Ool<lenherp) 


Fi«.  YHA. 

FMherla  miuuta  Albertl  *\>  Lettenkohlendolomit. 
Sinsheim,  Ha.len.    a  Nat.  <ir.,  6  vonct.  •/,.  e  ein 
Stuek  der  Srhalenoberflaehe  In  ÖOfaelu-r  Ver- 
Krösseruiiff- 


nung  stehen  die  grosse  Oberlippe  (Hypostoma),  zwei  breite,  verhornte, 
tasterlose  Mandibeln,  1—2  Paar  Maxillen  und  öfters  eine  Unterlippe. 
Vom  Thorax  gehen  blattförmig  gelappte,  zweiästige  Fusspaare  aus,  die 
meist  in  grosser  Anzahl  (seltener  weniger  als  8)  auftreten  und  nach 
hinten  kleiner  werden.  Dieselben  dienen  zum  Schwimmen  und  Greifen 
und  sind  überdies  in  der  Regel  an  ihrer  Basis  mit  Kiemeuschläuchen 
besetzt.  Der  Hinterleib  entbehrt  theil weise  der  Gliedmaassen  und  endigt 
häufig  in  einem  nach  vorn  umgebogenen,  mit  zwei  krallen-  oder  flosseu- 
artigen  Furcalgliedern  bewehrten  Abschnitt. 

Alle  Phyllopoden  sind  getrennten  Geschlechtes;  die  Männchen 
pflegen  viel  seltener  zu  sein  als  die  Weibchen ;  letztere  pflanzen  sich 
überwiegend  parthenogenetisch  fort. 

Fossile  Cladoceren  sind  mit  Sicherheit  bis  jetzt  nicht  nachgewiesen; 
möglicherweise  gehört  Li/nn  ifrs  omatus  Goldenbg.  aus  der  Steinkohlen- 
formation zu  denselben.  Von  Branehiopoden  weist  die  Gattung  Estheria 
Rüpp.  (Fig.  1244)  zahlreiche  fossile  Vertreter  auf,  die  in  brackischen 
und  limnischen  Ablagerungen  vorkommen  und  bereits  im  Old  red 
Sandstone  (Devon)  beginnen.  Sie  sind  häutig  in  der  produktiven 
Steinkohlenformation ,  im  renn ,  in  brackischen  Triasablagerungen 
(Lettenkohlenmergel)  und  im  Wealden.  Die  Schale  besteht  aus  zwei 
dünnen,  gerundeten  Klappen,  die  durch  einen  geraden,  zahnlosen  Rand 
verbunden  sind.  Die  Oberfläche  ist  meist  concentrisch  gefaltet  oder 
gestreift  und  zeigt  eine  eigenthümliche  /.eilige  oder  punktirtc  Struktur, 
wodurch  sich  diese  Schälchen  von  der  sehr  ähnlichen  Molluskengattung 
Posidonomya  (S.  2üT)  unterscheiden. 

Leaia  Jones  (Fig.  1244)  zeichnet  sich  durch  eine  oder  zwei  dia- 
gonale Kanten  aus,  die  vom  Vorderende  des  Dorsalrandes  nach  dem 


Digitized  by  Google 


458 


Arthropod».  Crustacea. 


Uuterrand  verlaufen.  In  der  Steinkohlenformation  von  Großbritannien, 
Deutschland,  Nord -Amerika.  Bei  Esthcriella  Weiss  aus  der  Stein- 
kohlenforination ist  die  Oberfläche  radial  berippt. 

Im  oligocänen  Thonniergel  von  Bembridge  (Insel  Wight)  kommen 
ziemlich  deutliche  Abdrücke  eines  dem  lebenden  Branchipus  ähnlichen 
Phyllopoden  {Braiichipodites  Vectctisia  Wondw.)  vor. 

5.  Ordnung.    Trilobitae.    Tri  lob  iten. ') 

Crustaceen  mit  fester  Rückenschale,  der  Länge  und  Quere 
nach  dreilappig,  aus  einem  Kopfschild,  einer  wechselnden 
Anzahl  beweglicher  Rumpf segmente  und  einem  aus  mehreren 
unbeweglich  verschmolzenen  Segmenten  zusammengesetzten 
Schwanzschild  bestehend.  In  derRegel  zweiwohi  entwickelte, 
meist  facettirte  Augen,  eine  sog.  Gesichtsnaht  und  auf  der 
Unterseite  des  Kopfschildes  eine  Obcrlippenplatte  (Hypostoma) 
vorhanden.  Glied niaassen  dünne,  mehrgliederige,  mit  Krallen 
versehene  Spaltfüsse,  sehr  selten  erhalten.  Entwickelung 
durch  progressive  Metamorphose  aus  einer  schwach  segmen- 
tirten  Jugendform. 

Die  allgemeine  Körpcrl'orm  der  Trilobiten  lässt  sich  durch  die 
nicht  selten  erhaltenen  festen  Schalentheile  oder  deren  Ausgüsse 
und  Abdrücke  bestimmen.  Sehr  häufig  findet  man  die  dünne,  ober- 
flächlich glatte  oder  gestreifte,  punktirte,  höckerige  oder  stachelige 
Rückenschale  noch  wohl  erhalten  im  Gestein  eingebettet;  aber  ebenso 
oft  ist  dieselbe,  namentlich  in  sandigen  und  schieferigen  Gesteinen, 
vollständig  aufgelöst,  so  dass  nur  Steinkerne  überliefert  wurden,  welche 
jedoch  die  wesentlichen  Merkmale  der  Gattungen  und  Arten  fast  ebenso 
scharf  erkennen  lassen,  wie  die  Schalen  selbst,  Die  im  Maximum 
1  mm  dicke  Körperhaut  besteht  aus  etwa  10  parallelen,  äusserst  dünnen 
Schichten  von  kohlensaurem  und  phosphorsaurem  Kalk,  welche  von 
feinen  l'orenkanälen  durchzogen  sind.  Die  Schale  ist  etwas  gewölbt, 
nieist  länglich  oval,  vorn  und  hinten  gerundet  oder  auch  mit  Stacheln, 
Zacken  und  Hörnern  besetzt,    Sehr  häufig  erscheint  ein  und  dieselbe 

l)  Angelin,  X.  P.,  Palaeontologia  Scandinavica  I.  Crustacea  formationis  tran- 
sitionis.  Lund  1853-1854.  4°.  Mit  46  Tafeln.  2  Aufgabe:  Trilobitae.  Mit  42 
Tafeln.  Stockholm  1878.  —  Barrande,  Joachim,  Systeme  Sibirien  du  centre  de  la 
Boheme.  Vol.  I.  Prag  1852  Supplement  1874.  —  tteyrich,  E ,  l'eber  einige  böhmische 
Trilobiten.  Berlin  1845  n.  184«.  —  Brociqer,  W  C,  Die  sibirischen  Etagen  2  und  3  im 
Christiania  Gebiet.  Christiania  1882  —  B«rmeinter,H.,  Die  Organisation  der  Trilobiten. 
Berlin  1843.  4".  Dalman,  J.  W.,  Oin  Palaeadema  aller  de  sa  kallade  Trilobiterna 
K.  Vetensk.  Akad.  Handl.  1826.  Stockholm.  -  Emmrieh,  H.  F.,  De  Trilobitis.  Diss. 
inaug.  Berol.  1839.  —  Huffmann,  E,  Sammtlichc  bis  jetzt  bekannte  Trilobiten- 
Rnsslands.  Verh.  «1.  k.  mincralog.  Gesellschaft  zu  St  Petersburg  1858  —  Si**z- 
kowski,  ,7  ,  Versuch  einer  Monographie  der  in  den  silurischen  Schichten  der  Ostsee- 
provinzen  vorkommenden  Trilobiten.  Archiv  für  Naturkunde  Liv  ,  Esth-  und  Kur- 
lands 1*57  Ser.  I.  Bd.  1  S  517  und  Zusätze  ibid.  Bd.  II  S  345.  —  Qucnsiedt,  F 
A.,  Beitrage  zur  Kenntniss  der  Trilobiten  mit  besonderer  Rücksicht  auf  ihre  be- 
stimmte Gliederzahl.  Wiegmann's  Archiv  für  Naturgeschichte  1837  Bd.  I  S.  337. 
--  Saltcr.J.  11',  Meinoirs  of  the  geol.  Survey  of  the  l'nited  Kingdom  Figures  and 
descriptions  of  British  organic  remains.  Decad.  II  1845);  Deead.  VII  1853;  Decad- 
XI  1864.  —  Stltcr  and  H  Woodward,  A  Monograj  h  of  British  Trilobites.  Palae- 
ontographical  Society  1867— 1S>4.  —  Schmidt.  Fr.,  Revision  der  ostbaltischen  silu 
rischen  Trilobiten  Mein,  de  l'Acad.  imp  de  St.  Petersbourg.  1*81  ser.  VII  tome  30. 
—  Walcott.l'.  D.,  The  Trilobito,  New  and  old  evidence  relating  to  its  Organisation. 
Bull.  Mus.  Com  pur.  Zuob.gy  1881  vol.  VI  II  Nr  10 


Digitized  by  Google 


Trilobitae. 


450 


sin 


sm 


oc 


oc 


Trilobitenart  in  einer  breiten  und  einer  schmäleren,  relativ  längeren 
Form,  wovon  Hur  ran  de  die  ersteren  als  weibliehe,  die  letzteren  als 
männliche  Individuen  betrachtet. 

Durch  zwei  nahezu  parallele  Rücken  furchen  wird  eine  mittlere 
convexere  unpaare  Axe  (Rhachis,  Spindel)  von  zwei  etwas  Hacheren 
Seiten th eilen  (Pleuren)  geschieden  uud  diese  Dreitheilung  ist  nicht 
nur  an  dem  segmentirten  Rumpfe,  sondern  auch  am  Kopf-  und 
Schwanzschild  zu  erkennen. 

Das  Kopfschild  (Fig.  1246)  hat  in  der  Regel  halbkreisförmige 
Gestalt  und  schliesst  sich  mit  dem  geraden  Hinterrand  an  den 
Rumpf  an.  Der  Aussen rand  ist  häutig  in  den  Hinterecken,  wo  er 
mit  dem  Hinterrand  zusammonstösst,  zu  Hörnern  ausgezogen  und 
sehr  oft  von  einer  parallcllen  Randfurche  begleitet,  welche  einen 
Rand wu Ist  oder  einen  flachen 
Randsaum  (limbus)  begrenzt. 
Noch  häufiger  verläuft  dem  Hinter- 
rand eine  Occipital furche  ent- 
laug, welche  den  Occipital  ring 
abschnürt.  Das  Kopfschild  der 
Trilobiten  endigt  nicht  als  einfache 
Lamelle  am  Aussenrand,  sondern 
ist  nach  unten  umgebogen  und 
bildet  ein  umgeschlagenes,  dem 
Oberrand  paralleles,  aber  durch 
einen  Zwischenraum  getrenntes 
Blatt  (Umschlag).  Verlängern 
sich  die  Hinterecken  zu  Stacheln 
oder  Dornen,  so  nimmt  der  Um- 
schlag an  ihrer  Bildung  Theil,  und 
es  entstehen  hohle  oder  auch  solide 
Fortsätze . 

Der  zwischen  den  Dorsalfurchen  befindliche,  zur  Spindel  gehörige 
und  meist  stärker  gewölbte  Theil  des  Kopfschildes  heisst  Glabella 
(Kopfbuekel) ;  was  seitlich  ausserhalb  der  Dorsalfurchen  liegt,  gehört 
zu  den  Wangen  (genae).  Letztere  werden  in  einzelnen  Fällen  durch 
ungewöhnlich  starke  Ausbildung  der  Glabella  zu  schmalen  Seitenrändern 
reduzirt  und  fast  ganz  von  der  Oberfläche  verdrängt.  Zuweilen  ist 
auch  die  Grenze  zwischen  Glabella  und  Wangen  fa.st  ganz  verwischt. 
Vor  der  Naekeufurche  besitzt  die  Glabella  in  der  Regel  noch  1 — 4  paarig 
entwickelte  Querfurchen  (sulei  laterales),  welche  vermuthlich  Mund- 
theilen  oder  Gliedniaassen  der  Unterseite  entsprechen.  Am  häufigsten 
zählt  man  drei  Paare  solcher  F u rohen.  Der  ganze  vor  den  vorderen 
Seitenfurchen  gelegene,  häufig  etwas  erweiterte  Theil  der  Glabella  heisst 
Stirn.  Zuweilen  vereinigen  sich  die  Seitenfurchen  in  der  Mitte  oder 
sie  richten  sich  schräg  nach  hinten  und  Hiessen  sogar  manchmal  zu 
seitlichen  Längsfurchen  zusammen. 

Die  Beschaffenheit  der  Wangen  wird  in  erster  Linie  beeinflusst 
durch  eigenthümlichc  Nähte,  welche  als  scharfbegrenzte  feine  Linien 
über  das.  Kopfschild  verlaufen,  und  ihm  wahrscheinlich  eine  gewisse, 
wenn  auch  beschränkte  Beweglichkeit  verleihen.  Nach  dem  Tode  des 
Thieres  fand  häufig  ein  Zerfallen  des  Kopfschildes  nach  diesen  Nähten 


Kip.  1246 
Knpfni-hlld  von  Dalmania  ITaui- 
mnnni  Mron»rt.  *p.  Devon.  fKt  a). 
ISohuicn.  I  I.hnl»».«.  im  Knndfiirehe, 
<i  Hintertflvi'ii  t  Wunct'nsUehe)  i,  gl 
C.luVlla.  //  Nieronluppen.-/1,  /» 
vorderer,  hinterer  und  mittlerer 
SHti  nlobus.  1.  •>,  :t  vordere,  miniere 
und  hinten- Seitenfurehe,  «oNneken- 
fim-he  Uutcu*  occipitnlis),  jlNaeken- 
riiiK,  <s  GesW-htsnnlit.  oe  Sehflache 
der  AUKV'ti.  P  1'alpehralfliiKcl. 


Digitized  by  Google 


4H0 


Arthropods.  Crustacea. 


Kiff.  11*17. 


statt  Die  wichtigste  darunter  ist  die  Gesichtsnaht  (sutura  facialis), 
welche  nur  wenigen  Trilobitengattungen  fehlt.  Die  beiden  Zweige  der- 
selben beginnen  entweder  am  Hinterrand,  in  den  Hinterecken  oder  am 
Aussenrand,  verlaufen  von  da  nach  den  Augen ,  folgen  den  Augen- 
hügeln auf  der  Innenseite  und  wenden  sich  dann  nach  vorn,  indem 
sie  entweder  die  <  Habella  umziehend  sich  nahe  am  Stirnrand  vereinigen, 
oder  getrennt  und  in  gleichem  Abstand  von  der  Mitte  den  Stirnrand 
überschreiten.  Im  letzteren  Falle  werden  die  zwei  Zweige  häufig  auf 
dem  umgeschlagenen  Hand  des  Kopfsehildes  durch  eine  dem  Hand 
parallele  'Quernaht,  die  sog.  Sch  nauzennaht,  verbunden. 

«  Hinter  dem  Umschlag  dos  Kopf- 

sehildes,  jedoch  stets  durch  eine  Naht 
oder  vielmehr  eine  Articulationsfläche 
getrennt,  beginnt  ein  horizontales,  der 
Oberlippe  der  übrigen  Crustaceen  homo- 
loges Schalenstück,  das  Hvpostoma 
a  Hypontoma  von"  üchat  paimata  <ntt<-ii  (Fig.  1247).    Dasselbe  ist  nur  mit  dem 
e  hinu-n-  Furche  d.  «  Mittnisturkin,  p  Hinter  gebogenen  v  orderraud  am  Koptschild 
6.  .  Hypo^oma*  von'Ä intens  Gefestigt,  alle  übrigen  Ränder  sind  frei, 
(nach  Sovak).  6  gölten-,  c  Frontansicht,  Seine  Form  und  Grösse  liefert  werth- 
/<  Vordemod,  Y  Blnterflügel,  l  i       i  i\ 

volle  systematische  Merkmale.1) 

Bei  den  meisten  Trilobiten  sind  Augen  nachgewiesen;  sie  scheinen 
einigen  Gattungen  absolut  zu  fehlen;  bei  zwei  Geschlechtern  (Conoco- 
ryphe  und  Trinucleus)  kennt  man  blinde  und  mit  Augen  versehene 
Arten,  und  endlich  bei  einer  kleinen  Anzahl  von  Trilobiten  hat  sich 
die  charakteristische  Oberfläche  der  Gesichtsorgane  entweder  gar  nicht 
oder  nur  so  mangelhaft  erhalten,  dass  sie  lange  Zeit  für  blind  galten 
(Arioncllus,  Sao,  Ellipsocephalus  etc.). 

Die  Augen  erheben  sich  stets  auf  den  Wangen  und  zwar  un- 
mittelbar neben  der  Gesichtsnaht;  ihre  Sehfläche  ist  fest  mit  den 
Kandschildern  verwachsen  und  steigt  meist  ziemlich  schroff  aus  der 
Wangenfläche  auf  (Augenwulst).  Dadurch  wird  auch  der  angrenzende 
Theil  der  festen  Wangen  in  die  Höhe  gezogen,  und  es  entstellt  so  der 
zum  Mittelschild  gehörige  Palpe bralf  lügel,  welcher  aussen  von  der 
Gesichtsnaht  umgrenzt  wird.  . 

Die  allgemeine  Form  der  Augen  ist  sehr  verschieden.  Am  häufig- 
sten bilden  sie  mit  dem  Palpebralflügel  eine  abgestutzt  conische  oder 
halbmondförmige  Erhebung,  deren  nach  aussen  gerichtete,  convexe 
Seite  von  der  Sehfläche  eingenommen  wird  {Phacops,  Dalmania,  Asaphns); 
oft  haben  sie  auch  ring-  oder  eiförmige  Gestalt.  Zuweilen  liegen  sie 
fast  ohne  alle  Wölbung  in  der  Wangenfläche  {Arglina),  zuweilen  aber 
auch  am  Ende  eines  langen  hornfönnigen  Fortsatzes  des  Kopfschildes. 

Bei  der  Gattung  Harpes  bestehen  die  Augen  aus  2 — 3  einfachen 
Höckern  (Stemmata);  bei  allen  anderen  Trilobiten  ist  die  Sehfläche 
durch  zahlreiche  sphäroidische  Linsen  facettirt.  Die  Linsen  dieser  zu- 
sammengesetzten Augen  sind  meist  von  einer  gemeinsamen,  glatten 
oder  durch  die  Linsen  etwas  höckerig  gewordenen  Hornhaut  überzogen, 
welche  von  der  übrigen  Sehale  des  Kopfes  verschieden  ist;  bei  einigen 

')  Xoväk,  Studien  an  Hypostomen  böhmischer  Trilobiten  I  und  II.  Sitzungs- 
bericht d.  k.  böhm.  üesellsch.  d.  Wissensch.  187i)  und  18X1. 


Digitized  by  Google 


Trilobitae. 


4f,l 


Gatt  linken  (Phacops,  Dalmania)  ist  dagegen  die  Hornhaut  der  Seh  flaehe 
mit  der  übrigen  Schale  identisch  und  von  rundliehen  oder  polygonen 
Oeffnungen  für  die  einzelnen  Linsen  durchbrochen.  Die  Grösse  der 
Linsen  erreicht  bei  den  letzteren  zuweilen  '/*  Inm,  während  bei  anderen 
Trilobiten  6 — 14  Linsen  auf  einen  Millimeter  kommen.  Zahl  und  An- 
ordnung der  Linsen  ist  überhaupt  höchst  verschieden,  je  nach  den 
Gattungen.  Während  die  Augen  einzelner  Phacops  Arten  (Ph.  Volborthi) 
nur  14  Linsen  aufweisen,  zählt  man  bei  anderen  Formen  derselben 
Gattung  200  —  300,  bei  Dahnanitcs  Hausmanni  600;  bei  Bronteus 
palifer  wird  die  Zahl  der  Linsen  auf  4000,  bei  Asaphus  nobilis  auf 
12U00  und  bei  Remopbmrides  radians  sogar  auf  15000  geschätzt. 
Meist  sind  die  Linsen  der  zusammengesetzten  Augen  zu  regel- 
mässigen Reihen  angeordnet.  Nach  Packard  stimmt  der  Bau  des 
Trilobitenauges  fast  genau  mit  jenem  der  facettirten  Limulusaugen 
überein. 

Der  Rumpf  (thorax)  besteht  im  Gegensatz  zu  dem  ungeteilten 
Kopfschild  aus  einer  je  nach  den  Gattungen  wechselnden  Anzahl  kurzer, 
quer  ausgedehnter  und  gegen  einander  beweglicher  Segmente.  Jedes 
Rumpfsegment  wird  durch  die  Porsalfurchen  in  ein  Mittelstück,  den 
Spindelring  (annulus),  und  zwei  Seitentheile,  die  Pleuren,  zerlegt. 
Die  Spindelringe  sind  mit  den  Pleuren  fest  verwachsen,  meist  hoch 
gewölbt  und  vorn  fast  immer  mit  einem  Fortsatz  versehen,  welcher 
durch  eine  Furche  von  der  Ilauptoberfläche  getrennt  ist  und  etwas 
tiefer  als  jene  liegt.  Dieser  häutig  etwas  schiefe  Fortsatz  wird  in  ge- 
streckter Lage  von  dem  vorhergehenden  Spindelring  bedeckt  und  ist 
nur  an  eingerollten  Exemplaren  überhaupt  sichtbar.  Er  dient  somit 
als  Gleit  fläche  (Articulationsfläche),  auf  welcher  sich  die  Segmente 
verschieben  können.  Der  Hinterrand  jedes  Spindelringes  ist  schwach 
nach  innen  umgeschlagen. 

Bei  den  Pleuren  unterscheidet  Barrande  zwei  Hauptformen:  die 
sog.  Furch enpl euren  besitzen  auf  ihrer  Oberfläche  eine  meist  schief 
von  vorn  nach  hinten  und  aussen  gerichtete  Furche  von  wechselnder 
Tiefe  und  Länge,  während  die  Wu Ist pl euren  auf  der  Oberfläche 
mit  einem  Längswulst  oder  einer  Längsleiste  versehen  sind.  Bei  einer 
kleinen  Zahl  von  Gattungen  [Illaenus,  Xilms)  sind  die  Pleuren  voll- 
ständig eben. 

Sämmtlichc  Pleuren  zerfallen  in  einen  äusseren  und  einen  in- 
neren Theil;  letzterer  reicht  vom  Spindelring  bis  zu  dem  Knie  oder 
der  Beuge  (fulcrwn),  d.  h.  bis  zu  einer  Stelle,  wo  sieh  die  Pleuren 
mehr  oder  weniger  stark  nach  innen  und  meist  auch  nach  hinten  um- 
biegen. Dor  äussere,  am  Knie  beginnende  Theil  bleibt  entwede  r  gleich 
breit  und  ist  am  Fnde  abgerundet,  oder  er  verschmälert  sieli  nach 
aussen  und  ist  zuweilen  sogar  in  einen  Stachel  ausgezogen.  Das  freie 
Ende  der  äusseren  Pleurentheile  ist  stets  umgeschlagen. 

Die  Zahl  der  Rumpfsegmente  differirt  bei  den  verschiedenen  Trilo- 
bitengattungen  ganz  ausserordentlich.  Die  kleinste  (2)  kommt  bei  Agnostits, 
die  grösste  bis  jetzt  beobachtete  Zahl  (20)  bei  einzelnen  Arten  der  Gattung 
Harpes  vor.  Während  Quenstedt  und  Bunne  ister  dio  Zahl  der 
Rumpfsegmente  für  eines  der  wesentlichsten  Merkmale  zur  Unterschei- 
dung der  Gattungen  hielten,  zeigten  Bar  ran  de  u.  A.,  dass  bei  einer 


Digitized  by  Google 


462 


Arthropoda.  Crustacea. 


nicht  unbeträchtlichen  Menge  von  Trilobitengenera  die  Zahl  der  Rumpf- 
segraente  je  nach  den  verschiedenen  Arten  abweicht.  So  kennt  man 
z.  B.  von  Ampyx  und  Arglina  Arten  mit  5— 6.  von  PhiUipsia  mit  6—10, 
von  Acidaspis  mit  9  -10,  von  Olmus  mit  9—1;"),  von  Chcirurus  mit 
10 — 12,  von  Cyphaspis  mit  10 — 17,  von  Ellipsocephalus  mit  12 — 14,  von 
Paradoxides  mit  IG — 20  Rumpfsegmenteu.  Dass  die  Zahl  der  Segmente 
in  der  Jugend  kleiner  ist  als  im  ausgewachsenen  Zustande,  hat  Bar- 
runde bei  vielen  Arten  nachgewiesen.  Im  Allgemeinen  scheint  eine 
Art  Wechselbeziehung  zwischen  der  Menge  der  Rumpfsegmente  und 
der  Grösse  des  Pvgidiums  zu  bestehen.  Ist  letzteres  gross,  .so  bleibt  die 
Zahl  der  Rumpfglieder  meist  gering;  wird  es  klein,  so  mehren  sich  die 
Segmente  im  Thorax. 

Das  Schwanzschild  [Pygidium)  (Fig.  1248)  besteht  nur  aus 
einem  einzigen  Schalenstück,  auf  dessen  gewölbter  Oberfläche  sich  regel- 
mässig eine  mittlere,  von  Dorsalfurchen  mehr  oder  weniger  deutlich 


begrenzte  Axe  und  zwei  Seiten  t  heile  oder  Seiten  läppen  unter- 
scheiden lassen.  Zuweilen  besitzt  dasselbe  einige  Aehnlichkeit  mit  dem 
kopfschild ;  allein  es  ist  sichtlich  aus  der  Verschmelzung  einer  Anzahl 
gleichartiger  Segmente  hervorgegangen,  und  diese  Zusammensetzung  aus 
verwachsenen  Segmenten  tritt  namentlich  am  vorderen  Theil  des  Pygi- 
diums  so  deutlich  zu  Tage,  dass  zuweilen  der  Uebergang  vom  Rumpf 
in  das  Pygidium  äusserlich  kaum  wahrnehmbar  wird.  Manchmal  frei- 
lich verwischt  sich  die  Segmentirimg  gänzlich,  oder  ist  nur  auf  der 
Innenseite  noch  schwach  angedeutet.  Bei  mangelhafter  Segmentirimg 
der  Axe  und  der  Seitenlappen  erhält  das  Pygidium  ein  vom  Rumpf 
sehr  abweichendes  Aussehen.  Der  Umriss  desselben  ist  am  häufigsten 
halbkreisförmig,  parabolisch  oder  elliptisch,  seltener  dreieckig  oder  trape- 
zoidisch;  der  Rand  ganz,  seltener  gezackt  oder  stachelig;  letzterer 
bildet  wie  am  Kopfschild  und  an  den  Rumpfpleuren  einen  Umschlag, 
der  bei  manchen  Gattungen  eine  ansehnliche  Breite  erlangt.  Die  Axe 
erstreckt  sich  bald  bis  zum  hinteren  Ende  des  Pvgidiums,  bald  nur 
bis  in  die  Hälfte  oder  sie  verkümmert  zu  einem  kurzen  Rudiment 
[Brontms  Fig.  1249),  ja  sie  kann  sogar  gänzlich  fehlen  (Ailewt).  Die 
Zahl  der  Axenringe  entspricht  der  Zahl  der  Segmente,  aus  welchen  das 
Pygidium  gebildet  ist,  und  schwankt  zwischen  2  und  28.  Auch  auf 
den  Seitenlappen  können  sämintliche  oder  doch  ein  Theil  der  Pleuren 
als  quere  oder  schiele  Furchen  und  Rippen  fortsetzen  und  zwar  lassen 
sich  dann  die  gefurchten  und  wulstigen  Pleuren  meist  noch  deutlich 


Fig.  1Ü4». 

Pygidium  von  Ogygia  Huchi  Bronjrt. 


Flg.  1249. 

r*y>d<lnim  von  Brontcu*  umbrllijer  Beyr. 


Digitized  by  Google 


Trilobitae 


463 


unterscheiden ;  nicht  selten  sind  sie  aher  anch  gänzlich  verwischt.  Die 
Trilobiten  des  cambrischen  »Systems  zeichnen  sich  grösstentheils  durch 
kleine  Pygidien  und  langen  Thorax  aus. 

Die  Unterseite  der  Trilobiten  ist  der  Beobachtung  ungemein 
schwer  zugänglich,  da  sie  sich  in  der  Regel  so  fest  mit  dem  Gestein 
verbindet,  dass  die  daselbst  vorhandenen  Organe  nicht  blossgelegt  werden 
können.  An  eingerollten  Exemplaren  ist  sie  vollständig  verdeckt.  Die 
Unsicherheit  über  das  Vorhandensein  und  die  Beschaffenheit  ventraler 
Glieder  und  Segmente  dauerte  darum  bis  in  die  jüngste  Zeit  fort. 
Weitaus  die  meisten  Trilobiten  zeigen 
bei  sorgfältiger  Präparation  der  Unter- 
seite nichts  weiteres,  als  den  leeren 
Hohlraum  der  Rückenschale  und  das 
bereits  oben  (Seite  460)  beschriebene, 
am  Umschlag  des  Kopfschildes  befestigte 
Ilypostoma.  Dieser  Umstand  veranlasste 
Burmeister  zu  der  Annahme,  dass  sämmt- 
liehe  Organe  auf  der  Unterseite  wie  bei  den 
Phyllopoden  von  weicher,  fleischiger  Be- 
schaffenheit gewesen  seien,  obwohl  Eichwald 
schon  im  Jahre  1825  einen  gegliederten 
Trilobitenfuss  und  eine  Antenne  gesehen 
haben  wollte.    Im  Jahre  1870  veröffentlichte 


Medianer  LAnfrasrhnitt  durch  U,tiruru*  pkurtxanthcmu* 
c  Kopft-ehiid,  m  Mund,  v  Ventnilmenibrnn,  i  IntoMinaloannl, 
py  I'yjridium.   (Nach  Waleolt.) 


Hif  1260. 
Araphus  platyccphalu*  Stokeji 
l'nter -Silur.  Ottawa,  Cutiudn. 
a  t"iit<T>fitc  mit  rebenwten  von 
KeRlir-dorton  Fussen  (n»<  Ii  Ii  i  I  - 
litlgt).  t>  Hypii«toinii  mit  einem 
un  die  Maxi] hi  angehefteten  t,'e- 
gliederten  Taster.  (Nach  Wood- 
ward; 


Billings  die  Beschreibung  und  Abbildung 
eines  ungewöhnlich  günstig  erhaltenen  Asaplim 
platycephalus  aus  dem  Trentonkalk  von  Ottawa 
in  Canada,  auf  dessen  Unterseite  sich  8  Paar  gegliederter  Küsse 
neben  einer  breiten  Medianfurehe  erkennen  Hessen  (Fig.  1250a).  Bald 
darauf  wurde  von  Wood  ward  ein  neben  dem  Ilypostoma  derselben 
Trilobitenart  befindlicher  gegliederter  Taster  mit  Maxilla  beschrieben 
(Fig.  1250&). 

Durch  die  feineu  Untersuchungen  Walcott's,  welche  an  mehr 
als  2000  ungewöhnlich  günstig  erhaltenen  Exemplaren  von  Cheirurus 
und  Calymene  aus  dem  Trentonkalk  und  zwar  vielfach  mit  Hille  von 
Quer-  und  Längsschnitten  gemacht  wurden,  ist  die  Frage  über  die  Be- 
schaffenheit der  Unterseite  wenigstens  für  mehrere  Trilobitengattungen 
entschieden.  Darnach  besassen  dieselben  eine  dünne  ventrale  Membran 
unter  der  eigentlichen  Visceralhöhle ,  welche  sich  an  den  Rand  des 
Umschlages  des  Kopfschildes,  der  Rumpfsegniente  und  des  Pygidiums 
anheftete  und  durch  verkalkte  tjuere  Bogen  gestützt  war,  an  denen  sich 
die  Füsse  befestigten.  Der  schon  von  Boy  rieh  und  Volborth  ent- 
deckte Intestinalcanal  beiludet  sich  unter  der  Rhachis  in  der  Vis- 


Digitized  by  Google 


464 


Arthropoda.  Crustacea 


ceralhöhle.  Er  beginnt  am  Mund,  welcher  nach  Walcott  über  dem 
Hinterrand  des  Hypostoma  liegt,  biegt  sich  zuerst  in  dorsaler  Richtung 
um  und  verläuft  alsdann  der  Schale  parallel  von  der  Glabella  bis  zum 
I  linterende  des  l'ygidiums  (Fig  1251).  Unter  dem  Kopischild  und  zwar 
hinter  dem  Hypostoma  liegen  4  Paar  gegliederte  Füsse  mit  breitem 
Basalstück,  wovon  sich  das  hinterste  Paar  durch  etwas  grössere  Stärke 
auszeichnet,  In  gleicher  Weise  linden  sich  unter  den  Segmenten  des 
Rumpfes  und  des  Pygidiums  gegliederte,  in  zwei  ungleiche  Acste  ge- 
theilte  Spaltfüsse.  Der  grössere  innere  Ast  {Endopodit)  besteht  aus  5 
oder  mehr  Segmenten,  wovon  das  letzte  eine  Kralle  bildet ;  der  äussere 
gegliederte  Anhang  (Exopodit)  ist  kürzer  und  scheint  aus  2 — 3  Seg- 
menten zu  bestehen  (Fig,  1252).  Zwischen  diesen  Spaltfüssen  und  den 
Seitentheilen  der  Rüekenschale  hefteten  sich  an  den  Basaltheil  der 
Gliedmaassen  einfache  oder  spirale,  in  zwei  Aeste  vergabelte  Fäden  oder 
Bänder  an.  die  nicht  anders,  als  Kiemen  gedoutet  werden  können. 


Califineiu    scuu/iu   t  mir. 
C'nt  Silur.  Cinelnimtl, 
Ohio. 


Fl*  1282. 

Hojitimrirtt'S  KuiiipfM-piuent  eines  Trilobiteti 
im  (<uer*ehnilt  (hhcIi  W  aleott),  d  DorMil- 
schale,  r  Yentrulniemliran,  i  Inte^tiimleiiiml, 
en  Kndopodit,  tr  Kxopndit.  6  Sidralkiemen. 

Eine  Bestätigung  dieser 
Beobachtung  liefern  die  von 
Valiant  entdeckten,  von  Ma- 
thow1),  Beecher*)  und  Wal- 
cott3) beschriebenen,  trefflich 
erhaltenen  Exemplare  von 
Triarttmis  Becki  Green  aus 
obersilurischem  Utiea-Sehiefer 
von  Rom  NY.  Iiier  sind 
Schale  und  die  nicht  selten 
erhaltenen  Gliedmaassen  in  Schwefelkies  umgewandelt.  Ein  Paar  langer, 
gegliederter  Antennen  ragt  über  das  Kopfschild  vor  (Fig.  1253).  Unter 
dem  Kopfschild  befinden  sich  kurze,  mit  breitem  Basalstück  versehene 
Füsse,  welche  als  Kaufüsse  gedeutet  werden,  unter  dem  Thorax  trefflich 
erhaltene  Spaltfüsse  (Fig.  1253  B),  an  denen  der  Exopodit  fast  gleiche 
Länge,  wie  der  Endopodit  besitzt  und  häutig  mit  borsten  form  igen  An- 
hängen besetzt  ist.  Bei  dem  Fusspaare  unter  dem  Pygidium  bewahrt 
der  Endopodit  seine  schlanke  gegliederte  Beschaffenheit  nur  in  der 


Hg,  1253. 

Triarthru*  Heckt  i'.rvvn.   Ob.  Silur  (Utlcft-8chlefer). 
Horn  NY. 

A  Vomiiflirh  erlmltene*  K.vin|»lRr  von  der  Rückseite 
mit  Antennen  und  Spnltfn»«en  l"  -mal  verdrossen 
(tuen  Beecfa  er) 
//  SjmltfusM..  des  Tliorucnl  -Abschnittes  ohne  und  mit 
Borsten  (t/i  Kndopodit,  cj  Ksopodit). 


')  Amuriean  Journ.  Soc.  Art*  1893.    XLVI.  S.  121. 

J)  ibid.  S.  467  u  XLVII.  1894  8.  298. 

»)  Proceed.  Biol.  Soc.  Washington  1894.    IX.  S  89. 


Digitized  by  Google 


Trilobitae. 


distalen  Hälfte,  die  inneren  Glieder  dagegen  breiten  sich  zu  dreieckigen, 
mit  Borsten  besetzten  Platten  ans,  und  bei  den  hintersten  Spaltfüssen 
unter  dem  Pvgidium  besteht  der  Endopodit  vollständig  aus  breiten, 
lappigen  Gliedern. 

Einrollung.  Die  meisten  Trilobiten  haben  die  Fähigkeit,  ihren 
Körper  derart  einzurollen,  dass  sich  der  Rand  des  Pygidiums  dicht  an 
den  Kopfumschlag  anlegt.  Sie  schützen  dadurch  die  ohne  Zweifel  meist 
zarten  Organe  der  Unterseite  vor  Beschädigung.  Bei  der  Eiurollung 
verschieben  sich  die  mit  Gleitflächen  versehenen  Thoracalglieder  etwas, 
die  Pleurenfortsätze  drängen  sich  aneinander  und  schliessen  den  Körper 
auch  seitlich.  Bei  manchen  Gattungen  scheint  die  Einrollungsfähigkeit 
eine  sehr  beschränkte  zu  sein,  man  findet  sie  fast  immer  nur  in  ge- 
streckter Lage,  und  zuweilen  fehlen  den  Rumpfsegmenten  sogar  die 
Gleitflächeu  vollständig  {Hydrocephalus)  oder  sind  sehr  mangelhaft  aus- 
gebildet. 

Für  die  Systematik  hat  das  Einrollungsvermögen  nur  wenig  Werth, 
da  dasselbe  wahrscheinlich  der  grossen  Mehrzahl  der  Trilobiten  zukam 
und  überdies  keine  nennenswerthe  Differenz  in  der  Organisation  bedingt. 
Die  von  Burmeister  vorgeschlagene,  hauptsächlich  auf  die  Einrol- 
lungsfähigkeit basirte  Einthoilung  konnte  darum  keinen  Anklang  finden. 

En t Wickelung.   Durch  J.  Bar-       «  *  « 

ran  de  wurde  zuerst  der  Beweis  ge-      Q^k  QQ 
liefert,  dass  eine  grosse  Anzahl  von  Ǥ3? 
Trilobiten    wie  "die  meisten  recenten  0  0 

Orustaceen  eine  Reihe  von  Verände- 
rungen durchlaufen,  bis  sie  ihre  defi- 
nitive Gestalt  erlangen.  Diese  Verände- 
rungen sind  keine  eigentlichen  Metamor- 
phosen, sondern  progressive  Entwicke- 
lungsstadien ,  welche  jedoch  hin  und 
wieder  in  erheblicher  Weise  von  ein- 
ander abweichen.     In    den    meisten  FiK  12,5 

IPu„  11      t         1        1    ..    1  -iT       Knlwli-kflun^MnclIi-n  von  Sao  hirtutn  Ttarr- 

'ällen  allerdings  beschranken  sich  die-    cntnbriKctu»  s.  hkier  von  skr.->,  Böhmen. 

selben  auf  eine  sueeessive  Vermehrung  "  1  ■• 6  %J(1:|;;nf 4  (N,nh/il'lrrH,n7i!'.)1'lun,''s' 
der  Rumpfsegmente  ohne  nennens- 
werthe Formveränderung  (Fig.  1255).  Als  Eier  hat  Barrande  winzige 
schwarze  Kügelchen  von  3/s — *k  mm  Durchmesser  mit  glänzender,  häufig 
runzeliger  Oberfläche  beschrieben,  die  in  grosser  Menge  in  Trilobiten 
führenden  Ablagerungen  vorkommen. 

Stellung  im  zoologischen  System.  Durch  die  deutliche 
Segmentirung  des  Körpers  und  durch  den  Nachweis  gegliederter  Spalt- 
füsse  ist  die  Stellung  der  Trilobiten  unter  den  Crustaceen  gesichert. 
In  ihrer  äusseren  Erscheinung  erinnern  sie  am  meisten  an  Isopoden 
(Asseln),  doch  hat  bereits  Burmeister  hervorgehoben,  dass  bei  den 
Isopoden  nicht  nur  der  kleine,  frei  bewegliche,  mit  zwei  Fühlerpaaren 
und  eigenthümlich  modificirten  Kiefern  versehene  Kopf  wesentlich  ver- 
schieden sei  vom  Kopfschild  der  Trilobiten,  sondern  dass  auch  die 
Augen  anders  gelagert  sind;  ausserdem  besitzen  die  Isopoden  im  Gegen- 
satz zu  den  Trilobiten  eine  ganz  constante  Anzahl  von  Körporsegmenten. 
Die  Beine  des  Thorax  tragen  bei  den  Isopoden  keine  Kiemen,  letztere 
befinden  sich  vielmehr  ausschliesslich  auf  der  Unterseite  des  Abdomen. 

Z Ittel,  Grundzügo  der  Palacontologic.  30 


Digitized  by  Google 


Arthropods.  Crustacea. 


Durch  den  Mangel  bestimmter  Zahlenverhältnisse  in  der  Segmentirung 
werden  die  Trilobiten  von  den  höher  stehenden,  unter  der  Bezeichnung 
Malacostraca  zusammengefassten  Krustern  ausgeschlossen.  Unter 
den  noch  übrigen  Ordnungen  der  Orustaeeen  kommen  die  Cirripeden, 
Ostracoden  und  Copepoden  nicht  in  Betracht;  es  bleiben  somit  nur 
noch  die  Phyl  lopoden,  sowie  die  Gruppe  der  Merostomata  übrig, 
mit  denen  in  der  That  die  Trilobiten  auch  am  meisten  verglichen  wurden. 
Burmeister  war  geneigt,  die  Trilobiten  den  Phyl  lopoden  anzu- 
schliessen,  und  zwar  glaubte  er  im  Bau  der  Augen,  in  der  Segmenti- 
rung des  Rumpfes  und  namentlich  in  der  weichen  häutigen  Beschaffen- 
heit der  Füsse  Vergleichspunkte  zu  finden,  welche  eine  nahe  Verwandt- 
schaft mit  den  lebenden  Gattungen  Apus  und  Branchipm  gewährleisteten. 
Dass  den  Phyllopoden  das  Einrollungsvermögeu  abgeht,  dass  der  all- 
gemeine Habitus  vieler  Trilobiten  sich  doch  weit  von  jenem  der  Phyllo- 
poden entfernt,  und  dass  den  letzteren  der  feste  kalkigchitinöse  Rücken- 
panzer fehlt,  wurde  von  Burmeister  nicht  hoch  angeschlagen;  wohl 
aber  die  Aehnlichkeit  des  Kopfscliildes  von  Aptts  mit  dem  Kopfschild 
der  Trilobiten,  die  Uebereinstimmung  der  Oberlippe  bei  den  Phyllo- 
poden mit  dem  Trilobitenhypostoma  und  namentlich  die  weiche  Be- 
schaffenheit der  Füsse  bei  beiden  Ordnungen  besonders  betont. 

Noch  ehe  die  wichtigen  Entdeckungen  über  die  Ex- 
tremitäten der  Trilobiten  vollständig  bekannt  waren,  be- 
kämpfte Gerstäcker  mit  gewichtigen  Gründen  die  An- 
schauungen Burmeister's.    Er  zeigter  dass  die  Augen 
der  Phyllopoden  wesentlich  von   denen   der  Trilobiten 
differiren,  dass  der  Kopf  der  ersteren  keineswegs  dem 
KiiT'rl->6       Kopfschild  der  letzteren  homolog  sei,  und  dass  insbeson- 
wt"nstm)!uMOv!!n  ^cre  Burmeister's  Annahmen  über  die  häutige  Besehaffen- 
umutut  pui«-    heit  der  Trilobitenfüsse  jeder  sicheren  Grundlage  entbehrten. 
^D^hrno***    Nach  sorgfältiger  Abwägung  der  Aehnlichkeiten  und  Ver- 
schiedenheiten zwischen  Phyllopoden  und  Trilobiten  findet 
Gerstäcker  letztere  so  überwiegend,  class  er  die  Trilobiten  als  selb- 
ständige, den  Phyllopoden,  Copepoden,  Poeeilopoden  etc.  gleich  werthige 
Ordnung  im  Systeme  einreiht. 

Was  nun  die  Beziehungen  zu  den  Mcroxtomata  und  speciell  zu 
Limulus  betrifft,  so  zeigt  sich  in  der  mehr  oder  weniger  deutlichen 
longitudinalen  Dreitheilung  der  zwei  Rückenschilder  von  Limulus,  sowie 
in  der  Form  des  Kopfschildes  eine  gewisse  rebereinstimmung,  welche 
durch  den  gleichen  Bau  und  die  Lage  der  seitlichen  Augen  noch  er- 
höht wird.  Auch  die  Gesichtsnaht  der  Trilobiten  ist  bei  einzelnen 
fossilen  Merostomen  (Hrmiaspü,  Bunodes)  deutlich  nachweisbar  und  bei 
Limulfls  durch  eine  am  Hinterrand  beginnende  und  an  den  Augen 
vorbei  nach  vorn  verlaufende  Kante  wenigstens  angedeutet.  Auf  der 
Unterseite  ist  das  Kopfschild  bei  Merostomata  und  Trilobiten  um- 
geschlagen; dagegen  fehlt  den  ersteren  das  charakteristische  Ilypostoma. 
während  bei  den  letzteren  hinter  der  Mundspalte  weder  die  grosse 
Medianplatte  (Metastoma)  der  Eurypteriden,  noch  die  zwei  dem  Meta 
stoma  homologen  Anhänge  bei  Limulus  nachgewiesen  werden  konnten. 

Dass  der  dein  Koptschild  folgende  Leibesabschnitt  bei  Limulus  von 
einem  einfachen  Rückenschild  bedeckt  wird,  kann  nicht  allzuschwer 
in  die  Wagsehale  fallen,  wenn  man  berücksichtigt,  dass  weder  bei  den 


Digitized  by  Google 


Trilobitae.  4  (',7 

paläozoischen  Liinuliden,  noch  bei  den  Eurypteriden  eine  solche  Ver- 
schmelzung der  Brust-  und  Abdoininalsegmente  stattfindet,  und  dass  auch 
Limulus  ein  Larvenstadium  mit  frei  beweglichen  Leibessegmenten  auf- 
weist, das  nicht  nur  in  überraschender  Weise  mit  den  bereits  erwähnten 
paläozoischen  Liinuliden  übereinstimmt,  sondern  auch  mit  dem  Rücken- 
schild gewisser  Trilobiten  Aehnlichkeit  besitzt.    (Fig.  12515). 

Obwohl  nun  nicht  in  Abredo  gestellt  werden  kann,  dass  zwischen 
Trilobiten  und  Merostomata  mancherlei  Beziehungen  bestehen,  so  lassen 
sich  doch  andrerseits  auch  schwerwiegende  Differenzen  geltend  machen. 
Den  letzteren  fehlt  ein  Hypostoma,  den  ersteren  das  Metastoma,  sowie 
die  punktförmigen  Ocellen  im  Mittelfeld  des  Kopfschildes.  Bei  den 
Merostomata  befinden  sieh  unter  dem  Kopfschild  6  gegliederte  Fuss- 
paare, die  gleichzeitig  mittels  ihrer  eigentümlich  gestalteten  Hüftglieder 
als  Kauwerkzeuge  dienen  und  sehr  wesentlich  von  den  Kau-  und  Spalt- 
füssen der  Trilobiten  abweichen.  Mit  dem  blattförmigen,  noch  an  das 
Kopfschild  angehefteten  Operculum  und  den  darauf  folgenden  Blatt- 
füssen des  Mittelleibes  beginnt  bei  den  Merostomata  ein  Körperabschnitt, 
der  absolut  keinen  Vergleich  mit  den  Trilobiten  mehr  zulässt.  Die 
fundamentale  Verschiedenheit  der  Füsse  des  Thorax  und  Pygidiums 
bildet  die  wichtigste  Differenz  zwischen  Merostomata  und  Trilobiten  und 
gestattet  keine  Vereinigung  der  beiden  Ordnungen  zu  einer  gemein- 
samen Gruppe  der  Palaeocarida  oder  Oigantostraca.  Ob  man  die  Tri- 
lobiten den  Entomostraca  anschliessen  oder  dieselben  als  eine  gleich- 
wertige Gruppe  zwischen  Entomostraca  und  Malacostraca  stellen  will, 
hängt  hauptsächlich  von  der  Würdigung  der  zwischen  Phyllopoden  und 
Trilobiten  vorhandenen  Unterschiede  ab. 

Ueber  die  Lebens  weise  der  Trilobiten  kann,  da  Vertreter  oder 
nahe  Verwandte  derselben  heute  nicht  mehr  existiren,  nur  ihre  Orga- 
nisation und  ihr  Vorkommen  Aufschluss  gewähren.  Das  letztere  be- 
weist mit  Sicherheit,  dass  sie  im  Meere  existirt  haben,  denn  alle  ihre 
Ueberreste  finden  sich  in  marinen  Ablagerungen  und  zwar  in  Gesell- 
schaft von  Brachiopoden,  Uephalopoden,  Orinoideen  und  anderen  typi- 
schen Meeresbewohnern.  Ob  sie  in  tiefem  oder  seichtem  Wasser  sich 
aufhielten,  ob  im  offenen  Ocean  oder  in  der  Nähe  der  Küsten,  lässt 
sich  mit  Sicherheit  aus  dem  geologischen  Vorkommen  nicht  ermitteln, 
denn  auch  ihre  Begleiter  gewähren  darüber  keinen  genügenden  Auf- 
schluss. Einzelne  Formen  finden  sich  in  grosser  Zahl  neben  dick- 
schaligen Gastropoden.  Bryozoen,  Kiffkorallen  und  Brachiopoden  in 
kalkigen  oder  thonig-kalkigen  Ablagerungen,  deren  Entstehung  kaum 
in  bedeutender  Tiefe  möglich  war,  andere  dagegen  lebten  offenbar  auf 
schlammigem  oder  sandigem  Boden,  wo  ihre  Schalen  (zum  Theil  wohl 
nur  bei  den  Häutungen  abgeworfene  Hüllen)  zu  Tausenden  begraben 
liegen.  Für  manche  Trilobiten  darf  ein  Aufenthalt  in  ansehnlicher 
Tiefe  angenommen  werden,  da  sie  der  Sehorgane  vollständig  entbehren. 

Nach  der  Beschaffenheit  ihrer  Füsse  waren  die  Trilobiten,  wie  die 
Ostracoden  und  Daphniden  wahrscheinlich  befähigt,  zu  schwimmen  und 
zu  kriechen,  und  darum  weder  ausschliesslich  an  die  Küste,  noch  an 
den  Boden,  noch  an  das  offene  Meer  gebunden. 

Systematik.  Die  Trilobiten  bilden  eine  zwar  mannichi'altige, 
aber  streng  abgeschlossene  und  homogene  Ordnung,  deren  Glieder  nur 

30* 


Digitized  by  Google 


468 


Arthropods.  Crustacea. 


durch  graduelle,  höchst  selten  scharfe  Unterschiede  von  einander  ab- 
weichen. Alle  Versuche,  die  Trilobiten  nach  einem  einzigen  Merkmal, 
z.  B.  nach  dem  Vorhandensein  oder  Fehlen  der  Augen  (Da  Im  an, 
Goldfuss),  nach  der  Segmentzahl  des  Rumpfes  (Quensted  t),  nach 
dem  lunrollungsvermögen  (Mi Ine  Edwards,  Burmeister),  oder 
nach  der  Beschaffenheit  der  Pleuren  (Barrande)  in  grössere  Gruppen 
zu  zerlegen ,  sind  missglückt.  Am  zweckmässigsten  erscheint  es 
darum,  die  Trilobiten  in  eine  Anzahl  nach  der  Gesammtsumme  ihrer 
Merkmale  charakterisirter  Familien  zu  zerlegen ,  wofür  die  trefflichen 
Monographieen  von  Bar  ran  de  und  Salt  er  die  beste  Grundlage 
bieten. 

1.  Familie.    Agnostidae.  Dalman. 

Kleine  Trilobiten,  deren  Kopfschild  und  Pygidium  annähernd 
gleiche  Grösse  und  Gestalt  besitzen.  Augen  und  Gesichtsnaht  fehlen. 
Rumpf  nur  mit  zwei  Segmenten,  Heuren  gefurcht.   Cambrium.  Silur. 

Ägnostus  Brongt,  (Fig.  1257, 
125*).  Ungemein  häufig  im  Cam- 
brium und  unteren  Silur  von  Schwe- 
den, Böhmen,  Grossbritannien,  Spanien, 
Nordamerika,  Argentinien,  China.  In 
der  Regel  finden  sich  isolirte  Kopf- 
und  Schwanzschilder;  sehr  selten  voll- 
ständige Exemplare. 


Flg.  1257. 

Afjiwlun  rjratiu 
lalui  Ii  ii  i    I  nn) 
bliau  (Kt.  C). 
Skn-y,  Böhmen 
sturk  rergr. 

(Koch 
Burrnnile) 


Kiir.  1ir.8 
Agnoidt*  pitipirmi*  Uli. 
<'Hiii»>rinm  iOlenus-Sihhh 
U.-U).    Amlrnruui,  Sthwoden. 


2.  Familie.    Trinucleidae.  Salter. 


•  Kopfschild  grösser  als  Kump/  und  Pygidium,  meist  von  einem 
Saum  umgeben,  der  hinten  jederseits  in  einem  langen  Stachel  endigt. 
Augen  häufig  fehlend.  Gesichtsnaht  undeutlich  oder  fehlend,  zuweilen  dem  Rande 
folgend.    Rumpf  aus  5—6'  Segmenten  bestehend.    Pleuren  gefurcht.  Silur. 

Tr  inucle  ns  Llwyd  (Fig.  1259).    Meist  kleine,  einrollbare  Trilobiten 
mit  breitem  Kopfschild,  dessen  Hinterecken  in  lange  Stacheln  ausgezogen 
sind.    Die  Glabella  ist  ringsum  von  einem  breiten,  flachen, 
punktirten  Saum  umgeben.   Augen  und  Gesichtsnaht  selten 
vorhanden.  Rumpf  mit  6  Segmenten.   Pygidium  sehr  klein, 

dreieckig.  Häufig  im 
unteren  Silur  von 
Europa  und  Nord- 
Amerika. 

Ampyx  Dahn. 
(Fig.  1260,  1201). 
Kopfschild  drei 
eckig,  ohne  breiten, 
punktirten  Saum,die 
Hinterecken  zu  Sta- 
cheln verlängert. 
Augen  fehlen.  Gla- 
bella    vorne  mit 

starhelartigem  Fortsatz.  Gesichtsnaht  von  den  Hinterecken  zum  Vorderrand 
verlaufend.  Rumpf  mit  (5  Segmenten.  Pygidium  dreieckig.  Im  unteren, 
seltener  im  oberen  Silur  von  Europa  und  Nordamerika. 

Dionide  Barr.  Unt.  Silur.  Europa.  En  dymi on  ia  Billings.  Unt.  Silur. 
Canada. 


Fig.  1259. 
Trinuclfu*  Goliiftitti 
Barr  l'nt.  Silur  (Kt.  D), 
Weaola,  Böhmen 


Fig.  uoo 

Amfii/x  in i.iulut 
I»alm.  l'nt.  Silur, 
l'ulkowti      i  st 

IVtlThliUfK  '/|. 


Flu.  126L 
Ampyi  PorttocH  Jkitt.  Uni  silur 
Kt.  P  .    I.fickov,  Böhmen. 
Nut.  Cr.  iNtch  B*rr*nde.) 


Digitized  by  Google 


Trilobitae.  Olenidae. 


469 


3.  Familie.    Olenidae.  Salter. 

Kopf schild  grösser  als  Pygidium.  Gesichtsnähte  am  Hinterrand  beginnend, 
den  Augenwülsten  folgend  und  von  da  zum  Vorderrand  verlaufend.  Augen  meist 
wohl  ausgebildet,  schmal  halbmond-  bis  kreisförmig.  Rumpf  mit  9—20  Segmenten, 
länger  als  das  Pygidium.  Pleuren  gefurcht.  Nur  in  cambrischen  und  unter 
silurischen  Ablagerungen.  Die  hierher  gehörigen  Formen  linden  sich  meist 
gestreckt,  seltener  eingerollt. 

Olenus  Dahn.  (Fig.  12G2).  Kopfsehild  halb- 
mondförmig, mit  schmalem  Randwulst,  an  den 
Hinterecken  zu  spitzen  Dornen  ausgezogen. 
Augen  klein,  nach  vorn  gerückt.  Gesichtsnaht 
vom    Hinterrand    zum    Vorderrand  verlaufend, 


Fig.  12G-J. 
Olentu  truneatn*  Hrünn 
Alaun*chiefer  von  An- 
drnrum  in  Schonen. 
(Nach  AnfeliD.) 


Fi«.  1263. 
Eurj/earf  brerieauda  Ann, 

amhrium).  Anilrn- 
rum,  Schweden. 
(Nach  A  n kcI  in.) 


Fl«.  1L'64. 
Diketoctphalut  Minnrtotenti* 
D.  Owen.    Potain tn  •  Sandstein. 
Wisconsin.  (Nach  Hall.)  a  Koj>f- 
MchildfriiKUiciit ;  die  Wangen  sind 
Wfßjrehrochen.    6  PyKidium. 

in  geringer  Entfernung  von  den  Hinterecken  beginnend  und  dort  etwas  nach 
innen  gebogen.  Glabella  deutlieh  begrenzt,  durch  einen  flachen  Zwischen- 
raum vom  Stirnrand  getrennt;  ihr  Vordertheil  durch  eine  gerade  1/eiste  mit 
den  vorderen  Ecken  der  Augen  verbunden ; 
Rumpf  mit  12—15  sehr  schmalen,  seitlich 
zugespitzten  und  rückwärts  gebogenen  Seg- 
menten; Pleuren  breiter  als  die  Rhachis. 
Pygidium  klein,  dreieckig  oder  zugerundet, 
schmäler  als  das  Kopfschild,  ganzrandig  oder 
mit  Dorm  n  und  Stacheln  versehen.  Axe 
deutlich  begrenzt,  nicht  bis  zum  Hinterrande 
reichend.  Cambrium  und  Unter -Silur  von 
Europa  und  Nord  Amerika. 

Peltura  M.  Edw.  Hinterecken  des 
Kopfschildes  gerundet;  Glabella  bis  zum 
Stirnrand  reichend;  Pygidium  mit  gezacktem 
Rand.  Cambrisches  System.  P.  scarabaeoides 
Wahlbg.  sp. 

Eurtjcare  Angelin  (Fig.  1268).  Hinter- 
ecken mit  langen  gebogenen  Stacheln.  Kopf- 
schild sehr  breit,  kurz.  Augen  durch  eine 
Leiste  mit  der  schmalen  Glabella  verbunden. 
Thorax  mit  7—9  Segmenten.     Pvgidium  Fte  i_>6r,. 

dreieckig.    Cambrium.  oientiiu*  Kjendß  l.innawon.  cm.  Cam- 

ttenopyge  Linnarson,  Leptoblastus  Rpstaurirte«  Exemplar,  du  Kopftefalld 
Angelin.    Cambrium.    Schweden.  f»uk"  »uft^iwhcn,  um  das  iiypoptomn 

°  r,  ,  ,      ,  r..         .  .  ..v     Lzu  zeigen.    \  nat.  Or.    (Nach  Holm.) 

D  ikelocephal  u.s    Owen    i  r  ig.    12<»4\  ti 
Glabella  mit  zwei  parallelen,  ununterbrochenen  Querfurchen.  Gesichtsnaht 
und  Augen  wohl  entwickelt.    Pygidium  ebenso  breit  als  das  Kopischild, 


Digitized  by  Google 


470 


Arthropoda  Crustaeea. 


Axe  mit  4— ß  Segmenten,  die  Seitenteile  hinten  jederseite  mit  Stachel. 
Cambrium.    Europa  und  Nord-Amerika. 

Neseuretus,    Änapolenus    Hicks.  Cambrium. 

Olenellus  Billings  (Fig.  12ß5).  Kopfschild  halbkreisförmig,  hinten 
jederseite  in  einen  Stachel  verlängert.  Augen  gross,  halbmondförmig,  aussen 
von  der  Gesichtsnaht  begrenzt.  Glabella  mit  3 — 4  Querfurehen.  Rumpf 
mit  13—14  Segmenten.  Pleuren  in  Spitzen  auslaufend.  Pygidium  klein 
mit  kaum  entwickelter  Axe.  Nur  im  untersten  Cambrium  von  Nordamerika 
und  Europa. 

Paradoxides  Brongt.  (Fig.  12G6).  Wie  Olenellus,  jedoch  meist  grösser, 
stark  verlängert.  Hypostoma  hinten  gerade  abgestutzt.  Rumpf  mit  lß — 20 
Segmenten.  Pygidium  klein,  die  Axe  deutlich  segmentirt.  Sehr  häufig  im 
mittleren  Cambrium  von  Europa,  Nordamerika,  Australien. 

Triarthrus  Green  (Fig.  1253).  Kopfschild  hinten  ohne  Stacheln. 
Augen  schmal  halbmondförmig.    Rumpf  mit  14— lß  gefurchten,  aber  nicht 

zu  Spitzen  verlänger- 


1 


Pygi- 


massig  gross, 


Hg 

KUipnortphaltm 
//o/W 

Bchloth.  tp. 

CUDbrlMMf 
Schiefer  von 

QJneti, 

lUihuu'ii 


ten  Pleuren 
dium 

ganzrandig.  Die  seg- 
mentirte  Rhachis  bis 
zum  Hinterrande  rei- 
chend. Unt.  Silur. 
Nord  -  Amerika  und 
Schweden. 

Hydrocephalus 
Barr.  iFig.  12ß7),  Do- 
lichometopus  Ange- 
lin. Cambrium. 


Fig.  VJM. 
Pararloxidu  Bohemieut  Harr, 
nat  (,r<  .*««•. 

Üunbriacher  Schiefer  (Kt.  C). 
tiinutx,  Böhmen. 


Fit:.  1271. 
Silo hirsutn  Harr. 

•  Hlllhrtltlll 

skn-v  Böhmen. 


Fi«.  l'„»68. 
Krmoplruridt » <Ca- 

phura  raiiiunf 
Hurt  (nat.  «iriis-M'  . 
l'nt.  Silur  (Kt.  1>). 
Koniguhof,  Böh- 
men. (Nach  Har- 
ra Ii  cl  e  . 


Conncoiyphe  Sulstri  Harr. 

Cambrium  (Kt.  <"). 
'iim-O.  Böhmen.  •/,. 


Remopleuridts  Portlock  (Fig.  12ßK).  Konfsehild  vorne  gerundet, 
hinten  mit  Hörnern  Glabella  mit  drei  Paar  in  der  Mitte  unterbrochenen 
Seitenfurchen.  < iesichtsnnhte  vor  der  Glabella  vereinigt.  Rumpf  mit  11—13 
Segmenten.  Pygidium  sehr  klein,  mit  schwacher  Axe,  Hinterende  in  einem 
Lappen  verlängert.    Unt.  Silur.    Europa,  Nordamerika. 

Conocoryphe  Corda  (Conocepha Utes  Barr.)  (Fig.  1269).  Körper  länglich 
oval,  häutig  eingerollt.  Kopfschild  hall»  kreisrund.  Hinterecken  abgerundet; 
Glabella  vorne  verschmälert;  Vorderrand  von  einer  Dorsalfurche  begleitet. 
Augen  zuweilen  fehlend.  Hypostoma  mit  zwei  kurzen  Flügeln.  Rumpf  mit 
14— lß  Segmenten;  Pleuren  knieförmig  nach  innen  umgebogen.  Pygidium 


Digitized  by  Google 


Trilobitae.    Calymenidae.  Asaphidae. 


471 


klein,  hinten  verschmälert  und  gerundet.  Axe  bis  zum  Hinterrand  reichend, 
gegliedert.  Ungemein  häufig  (ca.  100  Arten)  im  Cambrium  und  unteren  Silur 
von  Europa,  Nordamerika,  China,  Tasmania, 

Liostracus,  Eryx,  Anomocare  Angelin,  Angelina  Salter.  Cambrium. 

Ar ionellus  Barr.  Körper  länglich  oval,  Kopfschild  gross,  parabolisch; 
vor  der  Glabella  ein  breiter  Saum.  Augen  klein.  Rumpf  mit  16  Segmenten. 
Pygidium  klein,  gerundet,  mit  8  Segmenten.  Cambrium.  Europa  und 
Nordamerika. 

Ellipsocephalus  Zenker  (Fig.  1270).  Körper  ziemlich  klein,  elliptisch. 
Kopfschild  halbkreisförmig,  gerundet.  Glabella  glatt  oder  mit  zwei  Quer- 
furchen, vorne  dreieckig  zugespitzt.  12—14  Rumpfsegmente.  Pygidium  sehr 
klein.    Cambrium.    Europa  und  Nordamerika. 

Sao  Barr.  (Fig.  1271).  Kopfschild  mit  kurzen,  spitzen  Hinterecken, 
Glabella  mit  drei  in  der  Mitte  unterbrochenen  Furchen.  Rumpf  mit  17  Seg- 
menten.   Pygidium  sehr  klein.  Cambrium. 

Bathyurus  Bellings,  Ptychaspis  Hall,  Holocephal ina  Salter. 
Cambrium. 

4.  Familie.    Calymenidae.  Brongt. 

KopJ schild  grösser  als  Pygidium;  Gesichtsnähte 
in  den  Hinterecken  beginnend,  schräg  nach  innen 
convergirend,  den  Stirnrand  überschreitend  und 
durch  eine  Schnauzennaht  verbunden.  Augen  vor- 
handen, von  massiger  Grösse.  Rumpf  mit  18  Seg- 
menten.   Pleuren  gefurcht.    Silur.  Devon. 

Calymene  Brongt.  (Fig.  1272).  Körper 


oval,  einrollbar,  die  Spindel  durch  tiefe  Furchen 
von  den  Seitentheilen  getrennt.  Kopfschild 
vorne  gerundet,  breiter  als  lang.  Stirnrand 
wulstig  verdickt.  Glabella  gewölbt,  mit  drei 
Paar  kurzen,  tiefen  Seitenfurchen.  Augen  klein. 
Hypostoma  schmal,  länglich  vierseitig,  mit  aus- 
gebuchtetem Hinterrand.  Pygidium  wenig  deut- 
lich vom  Rumpf  geschieden,  sechs-  bis  elfghedrig. 
Silur.    Europa  und  Nordamerika. 

Homalonotus  Koenig  (Fig.  1273).  Meist 
grosse,  längliche,  einrollbare  Trilobiten.  Spindel 
undeutlich  von  den  Seiten  getrennt.  Kopf- 
schild mit  Hacher,  recht 
seitiger,  ungefurchter 
Glabella.    Augen  klein. 
Pygidium  schmäler  als 
Kopfschild  mit  langer, 
quergefurchter  Axe.  Si- 
lur und  Devon  von  Eu- 
ropa, Nord-  und  Süd- 
amerika und  Südafrika. 

Diese  Gattung  wird 
von  Salter  und  Green 
in  mehrere  Subgenera  [Brongniartia,  Koenigia,  Burmeisteria  Salt.,  Trimerus, 
Dipleura  Green)  zerlegt. 

ä.  Familie.    Asaphidae.  Kmmrieh. 

Meist  grosse  oder  mittelgrosse  Trilobiten  mit  glatter  Schale,  einrollbar.  KopJ- 
schild  und  Pygidium  gross,  Glabella  durch  wenig  ecrtiejte  Seitenfurchen  begrenzt. 


Fig.  1272; 
Catymrw  Hnaria  Cotir. 

Unt  Silur 
Cüudnnati,  ohi<>.  '/,. 


FiK.  1273. 
llomalotwtu»  (Trimrrun)  drtphin»- 

vrphnln»  Green. 
Ol..  Silur.    Iv.ick|>i.rt,  Sew-York. 


Digitized  by  Google 


472 


Arthropoda  Crustaeea. 


Pig 

Ogygia  Guetturdi  lirungt.  tut 
Silur.  DiK-lisuhiffcr.  Angm. 
Kxomj.lur  In  mit.  <ir.  Mtlicti 

■uMunmengedrückt.  Nmii 

ü roii km  inrt.) 


Gesichtsnaht  am  Hinterrand  beginnend.  Augen  glatt 
und  gross.  Rumpf  meist  mit  8  (zuweilen  auch  mit 
5 — 10)  Segmenten.  Pleuren  geJurclU  oder  eben.  Pygi- 
dium mit  umgeschlagenem  Rand.  Im  unteren  Silur 
und  oberen  Cambrium. 

Ogygia  Brongt.  (Fig.  1274).  Glabella  Reit- 
lieh durch  Furchen  begrenzt ,  meist  mit  4 — 5  kurzen 
Seitenfurchen.  Hypostoma  fünfseitig,  hinten  nicht 
ausgeschnitten.  Rumpf  mit  8  Segmenten,  Pleuren 
gefurcht.  Pygidium  gross,  aus  10  oder  mehr  Seg- 
menten bestehend.  Ob.  Cambrium  und  unt.  Silur 
von  Europa  und  Nordamerika. 

Barrandia  M'Coy,  Niobe  Angelin.  Unt.  Silur. 

Asaphus  Brongt.  (Fig.  1275,  1276).  Körper  bis 
0,4  m  gross.  Kopf-  und  Schwanzschild  fast  gleich 
gross,  mit  breit  umgeschl:igcnem  Rand.  Glabella 
meist  ohne  Seitenfurchen.  Hypostoma  am  Hinterrand 
meist  tief  ausgeschnitten,  die  8  Rumpfsegmente  mit 
gefurchten  Pleuren.  Die  Seitentheile  des  Pygidiums 
glatt,  die  Axe  nicht  oder  schwach  segmentirt.  Sehr 
häufig  (ca.  100  Arten)  im  unteren  Silur  von  Europa 
und  Nordamerika. 

Subgenera:  Ptychopyge,  Megalaspis  Angelin, 
Basilicus,  Brachyaspis  Salt.,  Isotelus  Dekay, 
Asaphellus  Callaway,  Cryptonymus  Eichw., 
Symphysurus  Goldf.    Unt.  Silur. 

Nileus  Dalm.  Stark  gewölbt,  undeutlich,  drei- 
lappig, mit  breiter  Axe.  Glabella  glatt,  Hypostoma 
am  Hinterrand  kaum  ausgeschnitten.  Pygidium  glatt, 
kurz,  ohne  Axe.    Unt.  Silur.    N.  Armadillo  Dalm. 


Fi*.  127... 

Uaphu*  (rn,i,imiVmu»<  tspanm*  I.in    I  nL  Silur    I'ulkowu  l»  i  St.  IVHTshurjr.   (Such  Salier  . 


Kiu'.  I2T7,    Iltnenus  Ihdmannt  Volb.    l'nt.  Silur.    Pulkow«  Im-I  St.  tVii  r>bur»r.    b,  r  Illacnu*  eraoi- 
cnuda  I>ahu.    Tut  Silur.    Dalekarlien.    (Stell  II u  1  in.) 

Illaenus  Dalm.  (Fig.  1277).  Kopfschild  und  Pygidium  gross,  halb- 
kreisförmig. Glabella  undeutlich  begrenzt,  glatt,   Augen  klein,  glatt.  Hypo- 


Digitized  by  Google 


Asaphidae.    Bronteidae.  Phacopidae. 


473 


stoixia  gewölbt,  oval,  hinten  ausgeschnitten.  Rumpf  mit  10  (8  oder  9)  Seg- 
menten; Pleuren  glatt.  Pygidium  glatt,  mit  kurzer,  schwach  entwickelter 
Axe.    Häufig  im  unteren  Silur  von  Europa,  Asien  und  Nordamerika. 

Bumastus 
Muren.  Wie  Illae- 
nus,  aber  die  Rha- 
ehis  des  Rumpfes 
kaum  von  den 
Pleuren  getrennt. 
Unt.  Silur. 

Stygina, 
Psilocephalus 
Salter.  Unt.  Silur. 

Aeglina  Barr. 
(Fig.  1278).  G  la- 
be IIa  hoch  gewöl  bt, 
glatt,  durch  Fur- 
chen von  den 
Wangen  getrennt. 

Augen  enorm  gross,  facettirt.    Rumpf  mit  5  bis 
6  Segmenten,  Pleuren  gefurcht.    Unt.  Silur. 

6.  Familie.    Bronteidae.  Barr. 

Körper  breit  oval,  einrollbar.  Kopfschild  gross, 
mit  deutlich  begrenzter,  nach  vorn  stark  verbreiterter, 
schwach  dreilappiger  Glabella;  Gesichtsnähte  vom 
Hinterrand  neben  den  sichelförmigen  Augen  vorbei 
zum  Vorderrand  verlaufend.  Rumpf  mit  10  Segmenten, 
Pleuren  nicht  gefurcht,  schwach  gewulstet.  Pygidium 

sehr  gross,  mit  ganz  kurzer  Axe,  von  welcher  zahlreiche  Furchen  ausstrahlen. 

Einzige  Gattung  Bronteus  Goldf.  b 
(Fig.  1279).    Häufig  im  oberen  Silur  und 
unteren  Devon. 


FiK  127H. 

Atglina  pri*ea  Hnrr    Ihit  Silur  (Et.  Dt. 
Vosek,  Böhmen,   a  nnt.  fir.,  6,  c  vergr. 
(Nach  Barrand«.) 


Fl*  r.»76. 

SltQtilatjH*  ejtcnuatu»  Amt.  Tnt. 
Silur.    <•*(  -Oothlnntl.    Nut.  (ir. 
(Such  An kcI  in.) 


Kl».  1J79. 

a,  b  B rontau  palijrr  Beyr.    Devon  (Et.  F).    Konleprun,  Böhmen.    «KbpfcchlM.  b  BamtOU  umbrUiJer 
Beyr.    Devon   Et.  Ft.    slivenct*,  Böhmen.    I'yvi-Iinm.    Nm  h  Ha  rra ndi\) 

7.  Familie.    Phacopidae.  Suiter. 

Kopfschild  und  Pygidium  fast  gleich  gross.  Glabella  und  Ruchis  durch  tiefe 
Furchen  begrenzt.  Gesichtsnähte  am  Aussenrand  vor  den  Hiuterecken  beginnend 
und  vor  der  Glabella  vereinigt.  Augen  mit  wenig  zahlreichen  Facetten.  Hypo- 
Stoma  gewölbt,  fast  dreieckig,  ohne  seitlichen  Saum.  Rumpf  mit  Ii  Segmenten. 
Pleuren  gefurcht.    Silur.  Devon. 

Phacops  Emmrich  Fig.  1280,  1281V  Kopfscbild  parabolisch  mit  ge- 
rundeten Hinterecken.  Glabella  vorne  stark  verbreitert.  Augen  gross,  facettirt. 


Digitized  by  Google 


474 


Arthropods.  Cruatacea. 


Pygidium  hinten  gerundet.  Ob.  Silur  bis  Ob.  Devon  in  Europa  und  Nord 
amerika. 

Trimerocephalus  M'Coy.  Augen  klein,  aus  wenig  grossen  Facetten 
bestehend.    Ob.  Silur  und  Devon. 

Acaste  Goldf.  (Fig.  1283).  Hinterecken  des  Kopfes  abgerundet  oder 
spitz.  Glabella  mit  starken  Seitenfurchen.  Pygidium  mit  11  Segmenten, 
häufig  zugespitzt.  Silur. 


im 


Flu  1J.V2 

ncleropi    Dalm.  gp. 
tir    Ikwoü,  Ksthland.  (Sa»-h 
SchniM  t.i 


Fig.  1281, 
Phacop»  latifron»  Bronn 
Gerolstein,  Kifel 


Flg.  1-J80. 
Phacop»  Stcrnberoi  Barr. 
Devon  (£»,  (}).    Host  In, 
Böhmen. 

(Nach  Bar  ran  de.) 


F1g  li!83. 
Aeatte  lUiurninqiar  Murch. 
()».  Silur   Ludlow.  (Nach 

Saite r 


Fig.  US:.. 
Dalmania  »oeiali*  Burr. 
l'nt.  Silur   El.  />).    WV-  lu  lH-i  l'rag. 
KopfrchlM  »/, 


Fi*  l-JM. 
Dnlmania   cawtata  Kiiiinr. 
(Ataphu*  limulunu  «ireen; 
ob  silur.    I..Mk|u.rt.  N«>w 
York.    (Nach  Hall) 


Pter  ugotneto pus  Schmidt  (Fig  128l'\  Chasmops 
M'Coy.    Ünt.  Silur. 

Dalmania  Emmrich  (Fig.  1284,  1285).  Kopf- 
schild mit  zu  Stacheln  verlängerten  Hinterecken.  Glabella  mit  zahlreichen 
Seitenfurchen.  Pygidium  mit  mehr  als  11  Segmenten,  hinten  zugespitzt. 
Häutig  (ca.  1<K)  Arten)  im  Silur  von  Europa,  Nordamerika  und  Ostindien. 

Odontorephalus  Conr.,  Cryphaeus  Green.  Devon. 


8.  Familie.    Cheiruridae.  Salter. 

Kopjschild  gross  mit  schar/  begrenzter  Glabella ,  die  zuweilen  über  den 
Vorderrand  vorragt.  Gesichtsnaht  am  Aussenrand  oder  in  den  Hinterecken 
beginnend.  Rumpf  mit  11  (seltener  mit  10 — IS)  Segmenten.  Die  Pleuren  knie- 
jörmig  geknickt,  gefurcht  oder  wulstig,  meist  verlängert.  Pi/gidium  mit  3 — 6  Seg- 
menten, welche  am  Rand  als  Spitzen  hervortreten.    Cambrium  bis  Devon. 

Cheirurus  Beyrieh  (Fig.  128G).  Kopfschild  halbkreisförmig,  Glabella 
mit  drei  Paar  Seitenfurchen.  Andren  ziemlich  klein.  Rumpf  mit  11  (seltener 
9 — Vi)  Segmenten.  Die  zahlreichen  (9o)  Arten  dieser  Gattung  finden  sich 
vom  oberen  Cambrium  bis  zum  Devon  und  weiden  in  eine  Anzahl  Subgenera 
vertheilt. 

Deiphon  Barr.  (Fig.  1287).  Glabella  kugelig  angeschwollen,  nur  mit 
Nackenfurche,  Wangen  schmal,  jederseits  in  ein  langes  gebogenes  Horn  aus- 


Digitized  by  Google 


Cheiruridae.  Enerinuridae. 


475 


laufend,  an  deren  Basis  die  Augen  sitzen.  Rumpf  mit  9  Segmenten.  Pleuren 
stachelig  endigend.  Pvgidium  jederseits  mit  einem  dornartigen  Fortsatz. 
Ob.  Silur. 

Placoparia  Corda,  Areia  Barr.    Unt.  Silur. 

Sphaerexochus  Beyr.  (Fig.  1288).  Glabella  kugelig,  mit  Nackenfurche 
und  drei  Paar  Seitenfurchen,  wovon  die  hinteren  halbkreisförmig  gebogen 
sind.  Augen  klein.  Rumpf  mit  10  Segmenten.  Pleuren  convex,  nicht 
gefurcht.    Pygidium  sehr  klein.  Silur. 


Fiu  12H7. 

Deiphon  Forbert  Barr  Ob.  Silur  iEt.'E). 
St.  Iwan.  Böhmen   (Narh  Bnrrande.) 


FIk.  1«8. 


Fig.  1286. 
intignu  Beyr.  Ob.  Silur 
(Kt.  E).    Koxolup,  Böhmen,  Vi- 
(Nach  Barrande.l 


Beyr.  Ob.  Silur  (Et.  E). 
LlMiee  bei  Beraun.  •/,- 
(Nach  Barrande.) 


Fig.  1289. 

Amphion  Fitcheri  KUhw.    Tut.  Silur. 
I'ulkowa  bei  St.  Petersburg. 


Amphion  Pander  (Fig.  1289).  Meist 
eingerollt.  Kopfschild  kurz,  breit,  von  einem 
Randwulst  umgeben.  Glabella  schwach  ge- 
wölbt, mit  starken  Seitenfurehen.  Augen 
klein.  Rumpf  mit  15— 18  Segmenten.  Pleuren  wulstig.  Pygidium  etwas 
schmäler  als  Kopf.    Unt.  Silur. 

Slaurocephalus  Barr.,  Diaphanometopus  Schmidt.  Silur. 


9.  Familie.    Encrinuridae.  Linnarson. 

Einrollbar.  Kopfschild  gross,  höckerig.  Glabella  scharf  btgrenzt.  Gesichts- 
naht am  Aussenrand  oder  in  den  Hinterecken  beginnend.  Rumpf  Segmente  11—12. 
Pygidium  aus  zahlreichen  verschmolzenen  Segmenten  bestehend,  die  Seitentheile  stets 
stark  berippt.  Silur. 

a  h  c 


Kic.  l.».»0.  Fiu.  1291. 

Encrinuru*  punctntu*  Kiiimr.  Cromu»  Bohemicu*  Burr.  '••>  Silur  (Et.  E).    I.ochWuw,  Böhmen. 

Ob.  Silur,   Outhlnnd.  a  I*>sidlum.  mit  Or.,  6,  c  Ilyjx.st4.111n  von  Vromus  inttreottatut 

Burr.  Vergr. 

Die  hierher  gehörigen  Gattungen  Cybele  Lovfen,  Dyndimene  Corda, 
Encrinurus  Emmrich  (Fig.  1290),  Cromus  Barr.  (Fig.  1291)  erreichen  meist 
nur  geringe  Grösse  und  linden  sich  ausschliesslich  im  unteren  und  oberen  Silur. 


Digitized  by  Google 


476 


Arthropods.  Crustacea. 


Mg,  1218. 
Acidarpi*  Dufrmoyi  Barr. 
Ob.  .Silur  (Et  £),     Bt  Iwan, 
Bohuu-n.   (Nach  llarrande.) 


10.  Familie.    Aoidaspidae.  Barr. 

Körper  einrollbar,  die  Oberfläche  mit  zahlreichen  Stacheln  bedeckt.  Glabella 
mit  zwei  Längsfurchen.  Augen  klein,  glatt.  Gesichtsnaht  am  Hinterrand  be- 
ginnend, zuweilen  fehlend.  Rumpf  mit  9 — 10  Segmenten.  Pleuren  nicht  gefurcht, 
in  lange  hohle  Stacheln  auslaufend.    Pygidium  klein,  am  Rand  stachelig. 

Die  einzige  Gattung  Acidaspis  Murch 
(Fig.  1292)  enthält  ca.  HO  Arten,  welche  in  sibi- 
rischen und  devonischen  Ablagerungen  von  Europa 
und  Nordamerika  vorkommen. 

11.. Familie.   Lichadae.  Barr. 

Grosse,  breite,  sehr  flache  Trilobiten  mit  ge- 
körnelter  Oberfläche.  Glabella  undeutlich  seitlich  be- 
grenzt mit  zicei  Längsfurchen.  Gesichtsnähte  am 
Hinterrand  beginnend.  Rumpf  mit  9 — 10  Segmenten. 
Pleuren  gefurcht,  zugespitzt.  Pygidium  flach,  fast 
dreieckig,  am  Rand  gezackt. 

Einzige  Gattung  L  ichas  Dahn,  in  silurisehen 
Ablagerungen  von  Europa  und  Nordamerika. 

12.  Familie.    Proetidae.  Barr. 

Körper  oval,  einrollbar.  Glabella  seitlich  wohl 
begrenzt,  Seitenfurchen  mehr  oder  weniger  deutlich, 
die  hinteren  häufig  einen  Basallobus  abschnürend. 
Gesichtsnähte  am  Hinterrand  beginnend.  Augen 
mässig  gross,  deutlich  facettirt,  ro»  glatter  Horn- 
haut überzogen.  Rumpf  mit  8—22  Segmenten.  Pleuren  gefurcht.  Pygidium 
segmentirt,  Axe  und  Seitvntheile  gerippt,  meist  ganzrandig.  Cambrium  bis 
Devon. 

A  rethusina  Barr.  ( Fig.  1 293).  Kopf- 
schild  halbkreisrund ,  Hinterecken  zuge- 
spitzt; Glabella  sehr  kurz,  kaum  von 
halber  Kopflänge,  hinten  breiter  als  vorn, 
mit  schrägen  .Seitenfurchen.  Augen  klein, 
halbkugelig,  vorragend,  deutlich  facettirt, 
durch  eine  Leiste  mit  dem  vorderen 
Ende  der  Glabella  verbunden.  Rumpf 

K^hrib^^w'  mit  22  senr  kurzen  Segmenten;  Pleuren 
V  '  niK  viel  breiter  als  die  Ithaehis.  Pygidium 
sehr  kurz,  halbkreisförmig,  genau  wie 
d©T  Rumpf  gegliedert.  Nach  Barrand  e  vermehrt  diese 
Gattung  ihre  Rumpfscgmente  während  der  Entwicklung 
ganz  beträchtlich ;  die  kleinsten  beobachteten  Exemplare 
besitzen  8,  die  jrrössten  22  Segmente.  Silur.  Devon. 
f>  Arten.  A.  Konincki  Barr.  (Silur),  A.  Sandbergeri  Barr. 
( Devon). 

Cyphaspis  Burm.  Silur.  Devon. 
Harpides  Beyr.,  Carmon  Barr.,  Cyphoniscus  Salter.  Unt.  Silur. 
Proetus  Steininger  (Fig.  1291:.  Kopfschild  halbkreisförmig,  von  einem 
deutliehen  Randwulst  umgeben.  Glabella  den  Stirnrand  nicht  erreichend, 
mit  seichten,  zuweilen  verwischten  Seitenfurchen.  Augen  gross,  halbmond- 
förmig, deutlieh  facettirt.  Rumpf  langer  als  das  Kopfschild  mit  8 — 10  Seg- 
menten, Pleuren  gefurcht  Pygidium  halbkreisrund,  Axe  gewölbt  mit  4  —  13 
Segmenten,  Seitentheile  berippt,   Rand  selten  gezackt.     Die  zahlreichen 


Fig.  V293. 


Fit.  wi. 

I'rotlu«  Hohcmicu*  Conla. 
(»b.  Silur  (Et.  E). 
Konieprus,  Böhmen. 
iNitcli  lturrtiiKK  1 


Digitized  by  Google 


Proetidae.  Harpedidae. 


477 


(ca.  100)  Arten  vertheilen  sich  hauptsächlich  auf  Silur  und  Devon.  Die 
jüngsten  Formen  im  Kohlenkalk. 

Phillipsia  Portlock  (Fig.  1295).  Wie  Proetus,  jedoch  Glabella  durch 
fast  parallele  Dorsalfurchen  begrenzt,  mit  2 — 3  kurzen  Seitenfurchen,  von 
denen  dio  hinteren  bogenförmig  rückwärts  gerichtet  einen 
rundlichen  Lappen  am  Grund  der  Glabella  umschliessen. 
Nackenfurche  tief.  Augen  sehr  gross,  fein  facettirt.  Rumpf 
mit  9  Segmenten,  Spindel  deutlich  gegen  die  gefurchten,  an 
den  Enden  abgerundeten  Pleuren  abgegrenzt.  Pygidium  halb- 
kreisförmig, ganzrandig.  Axe  aus  12—1«  Segmenten  bestehend, 
Seitentheile  mit  zahlreichen  Rippen. 

Die  Gattung  Phillipsia  ersetzt  Proetus  in  den  jüngeren 
paläozoischen  Ablagerungen.  Abgesehen  von  einer  zweifel- 
haften untersilurischen  Art  (Ph.  parabola  Barr.)  finden  sich 
alle  übrigen  Formen  im  Devon  und  Kohlenkalk,  die  jüngste 
sogar  in  Permischen  Ablagerungen  von  Nordamerika.  Haupt- 
verbreitung im  Kohlenkalk. 

Subgenera:  Griffithides  Portlock,  Pseudo- 
phillipsia  Gemmellaro,  B  r  aehymetopus  M'Coy. 
Carbon.  Dechenella  Kayser.  Devon. 

13.  Familie.    Harpedidae.  Barr. 

Kopj schild  grösser  als  der  übrige  Körper,  von  einem 
breiten  punktirten  Saum  umgeben,  welcher  sich  hinten  in  zwei 
Hörner  verlängert.  Glabella  geicölbt,  mit  1 — 3  Seiten- 
furchen. Augen  nicht  facettirt  (Stemmata).  Gesichtsnaht 
fehlt.  Rumpf  mit  25 — 2i)  Segmenten,  einrollbar.  l*ygidium 
sehr  klein.  n^,  mm. 

Die  einzige  Gattung  Harpes  Goldf.  (Fig.  1296)  im  ?//aJJf» "»"'if tortnbt  sp 

SllUr  Und  Devon.  b.rraK.iNa.hBarran.le. 


129.'.. 
Phillipsia  gern- 
mulifera  I'hill. 
Kohlenkalk, 
daro,  Irland. 


Klli 


Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  Trilobiten. 

Unter  den  Crustaceen  bilden  die  Trilobiten  die  geologisch  älteste 
Ordnung.  Sic  gehören  überhaupt  zu  den  ersten  Organismen,  welche 
unseren  Planeten  bewohnt  haben,  und  erscheinen  bereits  in  cambrischen 
Ablagerungen  in  grosser  Mannich  Faltigkeit.  Von  den  ca.  1(>0  bekannten 
Gattungen  und  Untergattungen  treten  über  50  schon  im  cambrischen 
System  auf;  im  unteren  Silur  erreichen  die  Trilobiten  ihren  Höhe- 
punkt, gehen  im  oberen  Silur  etwas  zurück,  sind  im  Devon  bereits 
auf  12  Gattungen  und  Untergattungen  reducirt,  von  denen  4  bis  ins 
Carbon  fortdauern.  Iiier  erlöschen  die  Trilobiten  mit  Ausnahme  einer 
einzigen  in  der  Dyas  von  Nordamerika  vorkommenden  Art. 

Nach  Barrande  sind  bis  jetzt  etwas  über  1700  Arten  beschrieben, 
wovon  252  auf  die  primordiale  (cambrische)  Fauna,  SOG  auf  das  untere, 
482  auf  das  obere  Silur,  105  auf  Devon,  15  auf  Carbon  und  1  auf 
das  permische  System  kommen. 

Was  die  räumliche  Verbreitung  der  Gattungen  und  Arten  betrifft, 
so  gibt  es  unter  den  enteren  einige  kosmopolitische  Typen,  wie  Cono- 
coryphe,  Olmellus,  Paradoxulrs,  Trinucleus,  Asaphus,  Ilktrnus,  Calymme, 
Clieirxmts,  Proetus,  Pliillipsia  u.  a  ;  allein  dieselben  stehen  an  Zahl  den 
mehr  localisirten  Sippen  entschieden  nach;  ja.  einzelne  Gebiete,  wie 
Schweden,  Böhmen,  England  und  Nordamerika,  zeichnen  sich  durch 


478 


Arthropod*  Crustacea. 


eine  ansehnliche  Menge  von  Gattungen  aus,  welche  einen  vcrhältniss- 
mässig  kleinen  Verbreitungsbezirk  nicht  überschreiten.  Arten,  die  zwei 
Welttheilen  gemeinsam  angehören,  sind  überaus  selten.  In  auffallendem 
Contrast  stehen  während  der  cambrischon  und  silurischen  Periode  die 
Trilobiten  des  nördlichen  zu  denen  des  mittleren  und  südlichen  Europa. 
Während  Grossbritannien,  Norwegen,  Schwedon  und  Russland  die 
Mehrzahl  der  Gattungen  und  viele  Arten  gemein  haben,  weichen  die 
Formen  der  centraleuropäischen  Provinz  (Böhmen,  Thüringen,  Fichtel- 
gebirge, Harz,  Belgien,  Bretagne,  Nordspanien,  Portugal,  Pyrenäen, 
Alpen,  Sardinien)  so  bedeutend  ab,  dass  die  Beziehungen  der  erstcren 
zu  Nordamerika  enger  sind,  als  zu  den  mitteleuropäischen.  Von 
350  Arten  in  Skandinavien  und  275  in  Böhmen  gehören  nur  ß  beiden 
Gebieten  gemeinsam  an,  und  selbst  bei  diesen  ist  die  speci fische  Ueber- 
einstimmuug  nicht  immer  sicher. 

Die  Oleniden  liefern  die  Haupttvpen  der  cambrischen  Trilobiten- 
fauna,  und  zwar  sind  es  vor  allen  die  Gattungen  Olcnellus,  Olenm,  Para- 
doxides, Dikelocephaltis,  ElUpsoceplialus,  Conocoryphe  und  Agnostus,  welche 
sich  durch  Arten  und  Individuenreiehthum  auszeichnen  und  mit  Ausnahme 
der  zwei  letzten  die  Grenze  des  cambrischen  Svstems  nicht  überschreiten. 
Von  anderen  Familien  sind  nur  die  Asaphidac,  Calymenidae,  Cheiruridae 
und  Proetidae  durch  vereinzelte  Gattungen  vertreten. 

Die  zweite  unter  silurische  Trilobitenfauna  erhält  namentlich 
durch  das  Vorherrschen  der  Asaphiden  und  Trinucleiden  ihr  eigen- 
artiges Gepräge.  Durch  eine  Anzahl  Arten  von  Agnostus  und  Cono- 
coryphe  und  vereinzelte  Vertreter  der  Oleniden  schliefst  sich  die  unter- 
silurische  Trilobitenfauna  der  cambrischen  an,  während  sie  auf  der 
anderen  Seite  eine  noch  grössere  Anzahl  von  Gattungen  mit  dem 
oberen  Silur  gemein  hat.  So  sind  die  Calymenidae,  Cfieiruridae,  En- 
crinuridae,  Proetidae  und  Lichadw  ziemlich  gleichmässig  auf  unteres 
und  oberes  Silur  vertheilt,  während  die  Acidaspidae,  l'lmcopidae,  Bron- 
teidae  und  Harpidae  ihren  Höhepunkt  erst  in  der  jüngeren  silurischen 
Periode  erreichen. 

In  den  obersilurischen  Ablagerungen  hat  der  Formenreichthum 
an  Trilobiten  schon  beträchtlich  abgenommen;  die  Familien  der  Agno- 
stiden  und  Oleniden  sind  vollständig  erloschen;  die  Trinucleiden  und 
Asaphiden  auf  je  eine  Gattung  (Ampyx  und  Illaenus)  reducirt  und 
auch  die  Cheiruriden  im  Rückgang.  In  starker  Zahl  linden  sich 
dagegen  Calymenidae,  Acidaspidae,  Proetidae  und  (Jheiruridae.  Schliesslich 
wäre  noch  als  charakteristisches  Leitfossil  die  Gattung  Harpes  zu 
erwähnen. 

Der  im  oberen  Silur  bemerkbare  Rückgang  in  der  Entwickelung 
der  Trilobiten  macht  sich  während  der  Devon  zeit  in  noch  höherem 
Maasse  geltend.  Die  Zahl  der  Gattungen  ist  auf  11  — 12,  die  der  Arten  auf 
1(K)  reducirt.  Die  reichsten  Fundorte  für  devonische  Trilobiten  liegen 
in  Böhmen,  im  Harz,  Eitel,  Rheinland,  Nassau,  Westfalen,  Fiehtelgebirg, 
Belgien,  Grossbritannien  (Devonshire)  und  Nordamerika. 

Im  Kohlenkalk  von  Belgien,  England,  Westfalen  und  Nordamerika, 
ferner  im  Permoearbon  von  Sicilien  kommen  nur  noch  die  2  Gattungen 
PhUlipsia  und  Proetus,  sowie  die  Subgenera  OriJ/ithides,  Pseudophillipsia 
und  Brach ymef opus  vor.  Eine  einzige  Phillipsia-Art  [Ph.  perannulata 
Shumard)  wird  aus  permischen  Schichten  Nordamerikas  erwähnt. 


Digitized  by  Google 


Malacostraca.  Pyllocarida 


479 


B.  Unterciasse.  Malacostraca. 

Kruster  mit  constanter  Zahl  von  Segmenten  und  OHedmaassen.  Kopf 
und  Thorax  aus  13,  Hinterleib  aus  6  (bei  den  PhyUocariden  aus  H) 
Segmenten  bestehend. 

Hierher  die  Ordnungen  Phyllocarida,  Isopoda,  Amphipoda,  Schuo- 
poda,  Stomatapoda  und  Decapoda.  Mit  Ausnahme  der  Schizopoda  sind 
alle  Ordnungen  auch  durch  fossile  Formen  vertreten. 

1.  Ordnung.    Pyllocarida.    Packard.1)  (Leptostraca  Claus.) 

Die  Pvilocariden  oder  Leptostraca  bilden  eine  zwischen 
den  Ento'mostraca  und  Malacostraca  stehende  Verbindungs- 
gruppe. Ihr  Körper  besteht  aus  5  Kopf-,  8  Brust-  und  8  Ab- 
dominalsegmenten. Kopf  und  Brust  sind  mit  einer  dünn- 
häutigen, chitinösen,  oder  verkalkten,  aus  zwei  symmetrischen 
Theilen  bestehenden  Schalenduplieatur  bedeckt,  unter 
welcher  die  Brustsegmente  frei  und  gesondert  liegen.  Vor  der 
zweiklappigen  Schale  befindet  sich  ein  schmales,  bewegliches 
Schnauzenstück  (Rostrum).  Der  Kopf  besitzt  zwei  Paar  An- 
tennen. Die  Brustsegmente  sind  mit  weichen  Blattfüssen 
versehen.  Der  Hinterleib  ist  aus  acht  ringförmigen  Segmenten 
zusammengesetzt  und  endigt  häufig  in  einem  Schwanzlappen 
(Telson)  mit  stacheligen  Fortsätzen. 

An  die  einzige  noch  jezt  lebende  Gattung  Nebalia  schliessen  sich 
zahlreiche  paläozoische,  früher  als  Phyllopoden  beschriebene  Crustaceen- 
reste  an,  deren  Erhaltungszustand  allerdings  nicht  immer  eine  sichere 
Deutung  gestattet.  Die  dünnen  Schalen  sind  häufig  in  eine  kohlige 
Substanz  umgewandelt  und  finden  sich  vor- 
züglich in  Schiefergesteinen.  Die  wichtigeren 
derselben  sind: 

Hymenocaris  Salter  (Fig.  1297).  Rücken- 
schild halbeiförmig ,  gross,  glatt ;  dahinter  Ab- 
dominalsegmente und  ein  mehrspitziges  Telson 
sichtbar.  Cambrium. 

Dicttjocaris  Salt.  Rückenschild  gross  (bis 
1  Fuss  lang)  mit  einer  Medianlinie,  jedoch  nicht 
zweischalig,  dreieckig,  vorn  zugespitzt,  hinten 
abgestutzt  und  vorgezogen ,  am  Kand  durch 
eine  Furche  begrenzt.  Oberfläche  grob  go- 
gitttert.  Hinterleib  unbekannt.  Ober -Silur. 
Schottland.    D.  Ramsayi  Salt. 


Flg.  1297 

llymcnocari»  rtrmicnutl»  Siilt,  Ob. 
Camhrlsi-h.  nol^a-lh  ,  \Ynl.-*.  (Narh 
Suiten 


')  Claus,  C,  Ueber  den  Bau  und  die  systematische  Stellung  von  Nebalia. 
Zeitachr.  f.  wisnensch.  Zoologie  1872.  Bd.  XXII.  —  Packard,  A.  S.,  A  Monograph 
of  tbe  Phyllopod  Crustaeea  of  N. -Amerika  with  rcmarks  on  the  Order  Phyllocarida. 
12 tii  Ann.  Rep.  U.S.  geol.  and  geograph  Survey  of  tho  Territories.  1888  —  Salter, 
J.,  Ann.  Mag.  nat.  bist.  1860.  3  ser.  vol.  V.  und  Quart,  journ.  geol.  Soc.  1856  XII 
und  1863  XIX.  —  Iiarrande,  J.,  Systeme  Sibirien  du  centre  de  la  Boheme.  Vol  1 
Supplem.  1872.  —  Clarke,  J.  M.,  Ameriran  journ.  of  Science  1882  3.  ser.  vol.  XXIII 
p.  476  und  1883  vol.  XXV  p.  120.  -  Neue»  Jahrbuch  f.  Mineralogie  1884  Bd.  1 
8.  178.  -  Dames,  W,  ibid.  1883  Bd.  I  S.  319;  1884  Bd.  I  S.  275  u.  Bd.  II  S.  107. 
—  Woodward,  H,  Geol.  Mag.  1872  vol  IX  p.  564;  1882  II.  Dec.  vol.  IX  p.  385  u. 
444;  1884  III.  Dec.  vol.  I  p.  348. 


Digitized  by  Google 


480  Arthropode  Crustacea. 

Ceraiiocaris  M'Cov  (Fig.  1298).  Rückenschale  zweiklappig,  die  zwei 
ovalen,  halbeiförmigen  0(fer  fast  viereckigen  Klappen  durch  einen  geraden 
Rand  verbunden.  Körper  aus  14  oder  mehr  Segmenten  bestehend,  wovon 
5—7  aus  dem  Rückenschild  vorragen;  das  letztere  ist  verlängert  und  endigt 
in  einem  dicken  verlängerten  Schwanzstachel,  welcher  mit  zwei  kürzeren 
Nebenstacheln  versehen  ist.  Ziemlich  häufig  im  oberen  und  unteren  Silur 
von  Europa  und  Nordamerika;  selten  im  Carbon  von  England. 


Kill. 

Ecktitotari*  punctata  i inii  sp.  Eck  i  noca r  i s  Whitfield  (Fig.  1299).  Oberfläche 

'"dI-nuT  xw-yX  tler  'Schale  jederseits  mit  einer  Längskante  und 

(Nnc'h 'iii'n  li.-r  i  ''        mehreren  Höckern.    Telson  dreistachelig.  Devon. 

Nordamerika 

Elymocaris,  Tropidocaris  Beecher,  D  ithy  roca  r  is  Scouler.  Devon. 

Aptychopsis  Barr.  (Fig.  1300).  Srhale  kreisrund,  zweiklappig,  con- 
centrisch  gestreift,  vorne  mit  dreieckigem  Rostrum.  Silur. 

Peltocaris  Salt.,  Discinocaris  Woodw.    Unt.  Silur. 

Cardiocaris  Woodw.  (Fig.  1301).  Oval,  vorne  mit  tiefem  Ausschnitt, 
ohne  Mediansutur.    Ob.  Devon.  Eifel. 

Dipterocaris  Clarke  (Fig.  1302).  Wie  vorige,  aber  zweiklappig.  Devon. 
Die  zwei  letztgenannten  Gattungen,  sowie  verwandte  Formen  ( Späth  iocaris, 
Lisgocaris  Clarke,  Ellipsocaris,  Pholadoairis  Woodw.  u.  A.)  wurden  früher  für 
Aptyehen  von  Goniatitcn  gehalten. 

2.  Ordnung.    Isopoda.  Asseln.1) 

K  ö r p e  r  o  v  a  1 ,  e  i  n  r  o  1 1  b  a  r.  K  o  p  f  u  n  d  B  r  u  s  t  a b  s  c  h  n  i  1 1  ge tr e n  n  t. 
Augen  facettirt,  ungestielt.  Brust  mit  sieben  Paar  Schreit- 
oder Klammerfüssen.    Abdomen  kurz,  die  Segmente  häufig 

l)  Attttnon,  L.  ron,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis«  <ler  fossilen  Asseln.  Sitzungs- 
bericht  d.  bayer.  Akad  Matb.-phys.  CL  18S'2  8.  607.  —  Kunth,  A,  Ueber  wenig 
bekannte  CrusUireen  von  Solenhofen.  Zeitsehr.  d  deutschen  geol.  Ges.  1870  Bd. 
XXII  S.  771.  —  Meyer,  H.  von,  lieber  PalaeoniscuH  obtusus  aus  Sieblos.  Palae- 
ontogr.  1858  Bd.  V  S.  110  u.  111.  —  Milne- Eduards,  H  .  Sur  deux  Crust.  foss.  de 


Digitized  by  Google 


Isopodn.  Amphipoda. 


481 


verschmolzen,  mit  blattförmigen,  als  Kiemen  fungirenden 
Beinanhängen. 

Die  Mehrzahl  der  Isopoden  bewohnt  das  Meer  und  zwar  vorzugs- 
weise die  Küstenregionen;  einige  leben  im  Süsswasser, 
andere  (die  Onisciden)  an  feuehten  Orten  auf  dem  Fest- 
land. Von  den  wenig  zahlreichen  fossilen  Formen  kommen 
die  grossen  Gattungen  Praearcturus  Woodw.  im  Old  red, 
Arthropleura  Jordan  in  der  Steinkohlenformation  vor.  Im 
lithographischen  Schiefer  von  Bayern  findet  sich  ürda 
Münst.  (Fig.  1303),  in  Purbeckschichten  von  England 
Archaeonisciis  M.  Edw.  (Fig.  1304),  in  der  oberen  Kreide 
und  im  Tertiär  Palaega  Woodw.  (Fig.  1305),  in  brackischen 
Mergeln  (Oligocäu)  der  Gegend  von  Paris  und  Insel  Wight 


an 


Fig.  1303. 
l'rda  rottrata  MünM. 
Lithograph.  Schiefer 

von  Solnhofcn, 
Hävern.    Nat  Gr. 
(Nach  Kunth.) 


ArchaeonUcu* Hrtxliei  Mllne-Kdw. 
Purbeck  •  Schichten.  Vnle  of 
Wardour.    Wlllahlre.    Nat.  <;r. 

(Nach  H.  Wood  ward.) 
a  Exemplar  in  dreifacher  Vor 
KröMeruriK,  b  Platte  In  nat.  (ir. 
(Nach  Quenstedt.) 


Fi«.  130.'» 
Palatgn  »crobiculata  v.  Am- 
mon.  l'nt  OllgocÄn.  Ililriiiy. 
Tyrol.    '/»  nnt-  iir-  [Nach 
v.  Amnion.)  an  Antennen, 

o  Aime,  I— VO  Segmente 

de«  Thorax,  1—6  Setnnente 
den  Hinterleibes,  p«  letzter 
Spaltfu^. 


Piff.  130t".. 
Eotphacroma  Brongniarti  Milnc- 
Kdw.  Cyrenen-Merßel.  Butte  de 
Chaumont  bei  Parin  «  l'latt«* 
mit  mehreren  Exemplaren  in 
nat.  <ir  (nach  Quenstedt), 
b  Kxetnplar  in  dreifacher  Ver- 
itroeweruiiK  (nach  Wood  ward*. 


Eosphaeroma  Woodw.  (Fig.  1300)  und  mehrere  Arten  von  Landasseln 
im  Miocän  von  Oeningen  und  im  Bernstein. 

3.  Ordnung.    Amphipoda.  Flohkrebse.1) 

Körper  klein,  lang  gestreckt,  schmal.  Kopf  mi t  dein  ersten 
Rumpf segment  verwachsen.  Augen  ungestielt.  Die7Schreit- 
füsse  des  Rumpfes  tragen  an  ihrer  BaaiB  blättrige  Kiemen. 

Vordre  de«  Iaopode».  Ann.  Sc.  nat.  Zoologie  1843  2"  se>.  vol.  XX  p.  326.  —  On  a  fossil 
Crust.  (Archaeonisciis)  in  tbe  Wealden.  Ann.  Mag.  nat.  bist.  1844  vol.  XIII.  —  Wood- 
ward, H.,  Üeol.  Mag.  1870.  VII.  495  und  Quart,  journ.  geol.  See.  1879  XXXV  346. 

')  hrocchi,  F.,  Note  nur  un  Crustace  foss.  dans  les  Schistes  d'Autun.  Bull. 
Soc.  geol.  de  France  1879  3«'  ser.  vol.  VIII  p.  1.  —  hurmeister,  Ueber  Gampsony- 
chue.    Abb.  d.  naturf.  Ges.  in  Halb-  1800  Bd.  II  S.  191.  -  Jordan,  Verhandl.  des 
Zlttel,  Qrundzüge  der  Palaeontologio.  31 


Digitized  by  Google 


482 


Arthropode  Crustacea. 


Abdomen  verlängert,  die  drei  vorderen  Segmente  mit  Schwimm- 
füssen, die  drei  hinteren  mit  Springbeinen. 

Diese  raeist  kleinen  Krebse  leben  im  Meer  und  Süsswasser;  die 
ersteren  halten  sich  vorzugsweise  in  seichtem  Wasser  zwischen  Steinen, 
Taug  oder  in  (längen  zernagten  Holzes  auf,  oder  graben  sich  in  Sand 
und  Schlamm  ein.  An  der  Oberfläche  hinterlassen  sie  wurmartige 
Fährten,  die  mit  paläozoischen  Nereiten  übereinstimmen. 

Die  spärlichen  fossilen  Am- 
phipoden  stammen  meist  aus 
Süsswasserablagerungen.  Aus 
den  oberen  Silurschichten  von 
Ludlow  beschreibt  Woodward 
Necrogammarus  Salweyi.  Ampki- 
peltis  paradoxusStHL,  Diplostylus 
Dawsoni  Salt,  aus  dem  Devon 
und  Carbon  von  Neu -Schott- 
land,  sowie  Bostrichopus  Goldf.  aus  dein 
Culmschiefer  von  Herborn  sind  problema- 
tische Formen  von  ganz  zweifelhafter  zoolo- 
gischer Stellung. 

Gampsonyx  fimbr  iatus  Jordan  (Fig.  1307)  aus  dem 
unteren  Rothliegenden  von  Lebach,  ferner  die  nahestehenden 
Gattungen  Palaeocaris  M.W.,  Palaeorchestia  Zitt.  (Fig.  1308), 
Acanthothelson  M.  W.  aus  der  produktiven  Steinkohlen- 
formation, sowie  Necrotelson  Brocchi  und  Palaeocrangon 
Schauroth  aus  dem  Perm  vereinigen  Merkmale  von  Arnphipoden  und  Iso- 
poden. 

Die  wenigen  aus  dem  Tertiär  bekannten  Isopoden  (Gammarus  (Fig.  1309], 
Typhis,  Palaeogammarus)  schliessen  sich  enge  an  lebende  Formen  an. 


Fig.  i.m 

Oammaru« 
Oeningenti$  Heer. 
Mloean.  Oenin- 
gen, Baden  Vi- 


Hh  130». 
Palarorchettia  paral- 
Ida  Frle  sp.  Steln- 

kolilenformntion, 
I.iwek    bei  Be-raun, 
Böhmen     Nut.  <ir. 
(Nneb  Frie.) 


Vis.  i:t07. 

'tyj-  fimbriatu« 
an.  Sphörosl- 
dorlt.  (Uothliejren- 
den.)     Lebueh  bei 
Saarbrücken.  >/i- 


4.  Ordnung.    Stomatopoda.  Heuschreckenkrebse.1) 

Körper  langgestreckt.  Kopf  und  die  5  vorderen  Brust- 
segmente  durch  einen  kurzen  Cep halothorax  bedeckt.  Augen 
gestielt.  Abdomen  länger  als  Brust  und  Kopf.  Die  Extremi- 
täten des  Kopfabsehnittes  als  Antennen  und  Kieferfüsse 
ausgebildet,  die  5  vorderen  Brustsegmente  mit  Raubfüssen. 
Unter  dem  Hinterleib  befinden  sich  Schwimmfüsse  mit 
Kiemenbüscheln. 

Die  wenigen  recenten  Gattungen  leben  in  den  Meeren  der  warmen 
und  gemässigten  Zone  und  ernähren  sich  vom  Raub. 

Fossile  Stomatopoden  sind  selten.  Als  Necroscylla  Wüsoni  beschreibt 
H.  Wood  ward  ein  21 mm  langes  Hinterleibsfragment  mit  5  Segmenten  und 
einem  wohlerhaltenen  Telson;  dasselbe  stammt  aus  einer  Geode  der  Stein- 


naturhist.  Verein»  für  Rheinland  1847  Bd.  IV  S.  81).  —  Jordan  und  Meyer,  H.  von, 
Palaeontographica  1854  vol.  IV.  p.  1.  —  Meek  and  Worthen,  Aeanthotelson  und 
Palaeocaris.  Proceed.  Ac.  nat.  sc.  Philadelphia  1865  p.  46,  50.  —  Spence  Bäte,  C, 
On  Palaeocrangon.  Quart,  journ.  geol.  hoc.  1859  vol.  XV  p.  137.  —  Woodward,  fl., 
Geol.  Magazine  1881  II.  Dec.  vol.  VIII  p.  529. 

•)  Münster,  G  Graf  tu,  Beitrage  zur  Petrefaktenkunde  1840  Heft  III  S.  19—23 
und  1842  Heft  V  S.  76  Taf.  IX.  Kunth,  A.t  Ueber  wenig  bekannte  Crustareen 
von  Solenbofen.  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  1870  Bd.  XXII  8.  771.  —  Schlüter, 
Ci,  Palaeontographica  XV  S.  304.  Woodward,  H.,  Quart,  journ.  geol.  Soc.  1879. 
XXXV  549 


Digitized  by  Google 


Stomatopoda.  Decapoda. 


483 


kohlenformation  von  Cossall  in  England  und  hat  einige  Aehnlichkeit  mit 
dem  Abdomen  einer  Squiüa.    Von  der  Gattung  Squilla  sind  zwei  Arten  aus 
der  Kreide  von.  Hakel  im  Libanon  (S.  Lewisii  Woodw.)  und  Westfalen 
(S.  cretacea  Schlüt.),  und 
zwei  aus  dem  Eocän  des  a 
Monte  Bolca   (S.  antiqua 
Münst.)  und  von  Highgate 
in  England  (S.  Wetherelli 
Woodw.)  bekannt. 

Sculda  Münst.  (Reckur 
Münst.,  Buria  Giebel)  (Fig. 
1310).  Kopf  beweglieh , 
breit,  mit  gestielten  Augen 
und  kurzen  Antennen.  Der 
meist  mit  Längssculptur 
verzierte  Cephalothorax 
lässt  die  3  hinteren  Seg- 
mente des  Thorax  frei. 
Abdomen  breit  und  ver- 
längert mit  grossen  Ansatz- 
stellen der(nicht  erhaltenen) 
Schwimmfüsse.  Schwanz- 
flosse aus  einem  grossen 
halbkreisförmigen,  hinten 
gefransten  Telson  und  dem 
hintersten  Beinpaar  des 
Abdomen  gebildet.  3  Arten 
im  lithographischen  Schie- 
fer von  Bayern. 


Fi*.  1310. 

Sculda  pennata  Münxt.  A  Exemplar  in  mit  (ir.,  B  dasselbe  verirr 
von  der  Rückenseite,  C  dasselbe  von  der  Bauchseite  (a  innere 
Antenno,  e  äussere  Antenne.   (Nach  Kunth.) 


5.  Ordnung.    Decapoda.  Zehnfüsser.1) 

Kopf  und  Brustabschnitt  vollständig  vom  Cephalothorax 
bedeckt.  Augen  gestielt.  Die  6  hinteren  Fusspaare  unter 
dem  Cephalothorax  gross,  mit  Scheeren  oder  Nägeln  versehen. 
Stirn  mit  vorspringendem  Kostrum.  Kiemen  unter  dem  Ce- 
phalothorax in   besonderen  Höhlen   gelegen,  an  die  Coxal- 

flieder  der  Füsse  angeheftet.  Hinterleib  verlängert  oder 
urz,  unter  dem  Cephalothorax  eingeschlagen. 


')  Meyer,  H.  von,  Neue  Gattungen  fossiler  Krebse  aus  Gebilden  von  buntem 
Sandstein  bis  in  die  Kreide.  »Stuttgart  1840.  4°.  —  Jurassische  und  triasische 
Cruetaeeen.  Palaeontographiea  1854  vol.  IV  p.  44—55.  —  Münster,  Q.  Graf  zu, 
Ueber  die  fossilen  langschwänzigen  Krebse  in  den  Kalkschiefern  von  Bavern.  Bei- 
träge zur  Petrefaktenkunde  H  Heft  1839.  —  Oppel,  Alb.,  Palaeont.  Mittheilungen 
aus  dem  Museum  des  legi,  bayer.  Staates.  I.  Ueber  jurassische  Crustaceen.  Stutt- 
gart 1862.  —  Peach,  B.  N.,  On  new  Crustacea  of  the  lower  Carboniferous  Rocks  of 
Eskdale  and  Liddesdale.  Trans.  Roy.  Soc.  Edinburgh  1880  vol.  XXX  p.  73  und 
1882  vol.  XXXII  p.  512.  —  lieuss,  E.  A.,  Ueber  fossile  Krebse  aus  den  Raibier 
Schichten.  Beitrage  zur  Palaeontographie  Oesterreichs  Bd.  I  1858.  —  Salter,  Car- 
boniferous Crustacea.  Quart,  journ.  gcol.  Soc.  vol.  XVII  p.  5-J8.  —  Schlüter,  Ci, 
Die  Macruren-Decapoden  der  Senon-  und  Cenoman  Bildungen  Westfalens  Zeitschr. 
der  deutschen  geol.  Ges.  18G2  Bd.  XIV  S.  702.  —  Neue  Kreide-  und  Tertiar-Krebse 
des  nördlichen  Deutschlands.  Ibid.  1879  Bd.  XXXI  S.  58G.  —  Schlüter  und  v.  d. 
Mark,  Neue  Fische  und  Krebse  aus  der  Kreide  von  Westfalen.  Palaeontographica 
vol.  XI,  XV. 

31* 


Digitized  by  Google 


4*4 


Arthropods.  Crustacea. 


A.  Unterordnung  Macrura.  Langschwänze. 

Hinterleib  ebenso  lang  oder  länger  als  der  Ceplialothorax,  mit  4 — 5  Paar 
Füssen  und  grosser  Schwanzflosse  (Telson). 

Die  jetzt  existirenden  Macruren  leben  im  Meer  und  süssem  Wasser. 
Fossile  Formen  beginnen  im  Devon  und  entfalten  in  Trias  und  Jura  bereits 
einen  grossen  Formenreichthum. 

Die  ältesten  Macruren  gehören  zu  den  Carididen  (Garneelen),  welche 
sich  durch  dünne,  hornartige,  meist  seitlich  zusammengedrückte  Schale  aus- 
zeichnen. Die  äusseren  Fühler  stehen  unter  den  inneren,  die  Beinpaare  des 
Thorax  sind  lang,  dünn  und  zum  Theil  mit  Scheeren  versehen. 

Anthrapalaemon  Salter  (Fig.  1311)  aus  der 
Stein kohlenformation  von  Schottland  und  Nord- 
amerika hat  einen  ziemlich  breiten,  vorne  gekielten 
Cephalothorax,  gezackten  Stirnrand  und  eine  grosse, 
gewimperte  Schwanzflosse. 


Kig.  1311. 
Anthrapalaemon  gracili*  Nfwk  u. 
Worth.  Steinkohlenfonnation.  Illi- 
nois. Rcstaurirt»  Abbildung  in  imt. 
Gr.  (Nach  Meek  und  Worthen.) 


'  FIK.  1312. 
Opp.   I.ithotrraphkeher  8chl<>fcr 
nat  Gr. 


ßolnhofrn. 


C  arang  op  sis  Salter.  Kleine,  gestreckte 
Krebse  mit  kurzem  Cephalothorax.  Telson  klein. 
Steinkohlenformation.  Schottland. 


Htf.  "in.    A<ger  tipulariu*  *-hluth.  sp.    l.ithoj>ruphlM-h.-r  Sohh-ft-r.   Kichsifttt.  Bayprn.    V»  nat  Or 

Pygoccphalus  Huxlcy ,  Carbon,  Palaeopalaemon  Whitfield.  Devon. 

im  lithographischen  S<lii<fer  von  Bayern  gehören  die  Gattungen  Penaeus, 
Fabridus  (Fig.  l.*J12") ,  Acanthochirus  Opp.,  Bi/lgia,  Drobna,  Dusa, 
Aeger  (Fig.  l.tl.i;,  Blaculla,  üdora,  Hejriga,  Ehler  Münst.,  üdorella 


Digitized  by  G 


4 


Macrura.  485 

Opp.  zu  den  Carididen;  ebenso  die  Gattungen  Pseudocrangon  Schlüt.  und 
Hoplophorus  Milne  Edw.  aus  der  oberen  Kreide  von  Westfalen,  sowie 
Homelys  micropsalis  v.  Meyer  und  Palaemon  Fabr.  aus  dem  Tertiär. 

Die  Familie  der  Eryonidae  hat  ebenfalls  einen  dünnen,  aber  sehr 
breiten,  flachen,  gekielten  Cephalothorax ;  darunter  fünf  Paar  Seheerenfüsse 
und  kurze  Antennen.    Hierher  die  lebenden  Gattungen  Polycheles  Heller 


Fig.  1814. 

Eryon  propinquu*  Schloth.  sp.    Lithographischer  Schiefer.   Solnhofcn,        U*t  <lr. 


Fig.  1316. 

Mceochirus  longimanut  Schlott!,  «p.    Lithographischer  Schiefer.    Richmut,        nat,  <ir 


und  Willemoesia  Grote.  Unter  den  fossilen  Vertretern  findet  sich  'Tetra, 
chela  Reuss  in  der  oberen  Trias  von  Raibl,  Eryon  (Fig.  1314)  im  Lias,  Jura 
und  in  der  Kreide.  Prächtig  erhaltene  Exemplare  von  Eryon  sind  nament. 
lieh  im  lithographischen  Schiefer  von  Bayern  häufig. 

Bei  den  Palinuridae  ist  der  ziemlieh  dicke  Cephalothorax  wenig 
breiter  als  der  Hinterleib;  die  Füsse  sind  mit  Klauen  bewaffnet. 

Die  ältesten  Vertreter  dieser  Familie  Scapheus  und  Praeatya  YVoodw. 
beginnen  im  Lias;  Mecochirus  Germar  (Fig.  1315)  findet  sich  im  Dogger 


Digitized  by  Google 


480 


Arthropods.  Crustacea. 


und  oberen  Jura,  Palinurina  und  Cancrinus  Münst  im  lithographischen 
Schiefer;  der  lebende  Palinurus  Fabr.  (I^inguste)  hat  «'hon  in  der  obersten 
Kreide  Vorläufer.  Die  Gattungen  Podo- 
crates  Becks,  Eurycarpus  Schlüt.  (Ob. 
Kreide),  Archaeocarabus  M'Coy  und 
Scyllaridia  Bell  (Eocän)  schliefen  sich 
dem  recenten  Scyllarus  an. 


Kijf.  1317. 

Oltiphata  tfnul*  nyp  Lithographischer  Schiefer. 
Efehsiatl.  Hävern,  n  Kxemplar  tri  DM.  CJr , 
b  Kopfrejrion  verjrr.  (a  vordere,  a"  hintere  An- 
tcnnen,  »  .Schuppe .  o  Anuen,  it  Schaft  der 
hinteren  Antennen1. 


Fi*.  1316. 

Pemphix  Sucurii  Deom.  Muschelkalk. 
Crailsheim.    Württemberg.    Nat.  <ir 

Die  Olypheiden  enthalten  nur  eine 
einzige  recente  Gattung  (Araeosternus) ; 
sie  haben  einen  rauhen,  sculptirten,  soliden 
Cephalothorax  mit  spitzem  Rostrum,  die 
äusseren  Antennen  sind  lang,  die  inneren 
kurz,  die  fünf  Paar  Sehreitfüsse  unter 
dem  Cephalothorax  endigen  in  Krallen 
oder  Nägeln.  Hierher  gehören  u.  a.  die 
Gattungen  Palaeopemphix  Genim.  aus 
dem  Permocarbon  von  Sieilien,  Pemphix  (Fig.  1310 1  und  Lithogaster 
v.  Meyer  aus  dem  Muschelkalk,  Glyphaea  v.  Meyer  |  Fig.  1317)  aus  Trias, 


VIk.  l:tl«. 

Eryma  l'-ptodnctylinn  «ierin.  sp.  Litho- 
graphischer Schiefer.  Solnhofen.  NM. Gr. 
iNaeh  Oppei.) 


Digitized  by  Google 


Macrura.   Anomura.  Brachyura. 


487 


Flg.  1319. 
Scheere  von  Magila 

mprajtirenti» 
Quellst,  sp.  Ob. Jura. 
Söflingen,  Württcrab. 


Jura  und  Kreide,  Pseudoglyphaea  Oppel  aus  Lias  und  Jura  und  Mey er ia 
M'Coy  aus  dem  Neocom. 

Die  Astaco  morpha  unterscheiden  sich  von  den  Glvpheiden  durch  den 
Besitz  von  Scheerenfüssen.    Sie  leben  im  Meer  und  Süsswasser. 

Eryma  v.  Meyer  (Fig.  1318),  Pseudastacus ,  Stenochirus,  Etallonia 
Oppel  finden  sich  im  lithographischen  Schiefer  von  Bayern. 

Von  Magila 
Münst.  (Fig.  1319) 
kommen  isolirte 
Scheeren  häufig  im 
Lias,  Dogger  und 
Malm  vor. 

Enoploclytia 
M'Coy,  Nytnphae 
ops  Schlüter,  Hoploparia  M'Coy, 
Oncoparia  Bosq.  und  Palaeasta- 
cus  Bell,  wurden  in  der  oberen 
Kreide  von  Westfalen,  Böhmen  und 
England  gefunden.  Die  noch  jetzt 
existirenden  Gattungen  Homarus 
M.  Edw. ,  Nephrops  Leach  und 
Astacus  Fabr.  sind  im  Tertiär, 
theilweise  auch  schon  in  der  oberen 
Kreide  verbreitet. 

Die  letzte  Familie  der  Macruren, 
die  Thalassinidae,  haben  mit  Aus- 
nahme der  Scheerenfüsse  eine  dünne,  weiche  Haut,  einen  kurzen  Cephalo- 
thorax fast  ohne  Rostrum  und  einen  stark  verlängerten  Hinterleib.  Die 
zwei  vorderen  und  der  hinterste  Schreitfuss  jederseits  sind  mit  kräftigen, 
ungleich  grossen  Scheeren  versehen.  Scheerenfüsse  der  lebenden  Gattung 
Calianassa  Leach.  (Fig.  1320,  1321)  kommen  nicht  selten  fossil  im  obersten 
Jura,  in  der  Kreide  und  im  Tertiär  vor. 


Fig.  l:!20. 

CaUanauM  d'Arehiaci  A.  Mllne-Kdw  Turon. 
Mont-dragon.  Vnr.  iNuch  M  i  1  n  e-  Ed  ward  s.) 


Fig  1321. 

Valianaua  antiqua  Otto.   Rechter  Scheerenfuw. 
Turon.    Turnau,  Böhlneu. 


B.    Unterordnung  Anomura.    M.  Edw. 

Hinterleib  kürzer  als  Cephalothorax,  ausgestreckt,  umgeschlagen  oder  weich- 
häutig  und  verdreht,  mit  schwachen  Blatt-  oder  stummelartigen  Anhängen,  hinten 
mit  Schwanzflosse.  Nur  das  erste  (zuweilen  auch  das  fünfte)  Fusspaar  des 
Thorax  mit  Scheeren. 

Fossile  Ueberreste  von  Anomuren  sind  äusserst  spärlich  und  beschränken 
sich  auf  Scheeren  von  Galathea  aus  der  oberen  Kreide  und  von  Pagurus 
aus  dem  Eocän. 

C.  Unterordnung  Brachyura.  Krabben.1) 

Hinterleih  kurz,  in  einer  Rinne  auf  der  Unterseite  des  Cephalothorax  gelegen, 
ohne  Schwanzflosse,  bei  Männchen  schmal,  bei  Weibchen  breit.  Cephalothorax 
häufig  breiter  als  lang. 

l)  Bittner,  Alex.,  Die  Bracbvuren  des  vicentinisehen  Tertiärgebirges.  Denk- 
schriften d.  k.  k.  Akad.  Wien  1857  Bd  XXXIV  und  18*3  Bd.  XLVI  —  Beitrüge 
zur  Kenntniss  tertiärer  Braehyuren-Faunen.  Ibid.  1883  Bd.  XL VIII.  -  Ueber 
Pbymatocarcinu»  »peciosus.  .Sitzungsbericht  der  k.  k.  Acad.  Wien  ] 877  Bd.  LXXV. 
—  Fischer- Benzon,  Ueber  da»  relative  Alter  de«  Faxoe  Kalkes  und  über  die  in  dem- 
selben vorkommenden  Anomuren  und  Brachyuren.    Kiel  lötiti  —  Meyer,  H.  von, 


Digitized  by  Google 


488 


Arthropoda.  Crustacea. 


Die  Brachyuren  leben  grösstenteils  im  Meer,  einige  auch  im  süssen 
Wasser  oder  in  Erdlöchern  auf  dem  Festland.  Sie  ernähren  sich  vorzüglich 
von  Cadavern. 

Fossile  Vertreter  der  Brachyuren  werden  schon  aus  dem  Devon  {Gito- 
crangon),  aus  PermoCarbon  von  Sicilien  (Paraprosopon,  Oonocarcinus  Gemm.) 
und  aus  der  Steinkohlenformation  (Brachypyge)  erwähnt,  sind  daselbst  aber 
noch  sehr  selten. 

Im  Jura  kommen  kleine  Arten  von  Prosopon  Meyer  (Fig.  1322)  vor 
und  zwar  schon  im  unteren  Oolith,  werden  aber  erst  im  oberen  Jura  und 
Tithon  häufig  und  dauern  bis  ins  Neocom  fort.  Aehnliche,  jedoch  etwas 
grössere  Formen  mit  breiterem  Cephalothorax  finden  sich  in  der  oberen 
Kreide  (Dromiopsis  Reuss  [Fig.  1323],  Binkhorstia  Nötling,  Polycne- 
midium  Reuss). 

6 


Flg.  1322, 

a  I'rotupon  marginatum  H.Jv.  Meyer.    Ob.  .lura-(r).   Oorlingnr  Thal  bei 
l'lm.    */t  i'Ht.  Gr.    b  Pro*opon  pertonatum.  Woiiwer  Jvirn  (y).  Wehningen, 
Württemberg.    Stirn  stark  vorgr.    e  l'rotopon  aaileatum  II  v.  Mevor. 
ig  1323  Oerlinger  Thal  bei  I  lm.     d  l'rotopon  puttutatum  Quenst.,  ebendaher. 

Dromiopti*  rugo*a  Sehloth. 

*P  0bewtaSffi  *'aX°*'  Pie  PamiHe  der  Ilaninidae  zeichnet  sich  durch 

länglichen ,  vorne  verbreiterten  und  gerade  abge- 
stutzten Cephalothorax  und  abgeplattete  Scheerenfüsse  aus.  Die  hierher- 
gehörigen Gattungen  Raninella  und  Raninoides  M.  Edw.,  kommen  in 
der  oberen  Kreide,  Ranina  Lam.  (Fig.  1324)  im  Eocän,  Oligocän,  Miocän 
und  in  der  Jetztzeit  vor. 

6 

t 


Fig  1324 

a,  b  Rnnina  JfafWtfttNM  Koonig  (R  llelli  Sehafh      Koran.    Kressenbers.  oberbaveni. 

von  Ranina  Houülcana  A.  Mllne  K<lw.    Eoean.   Biarritz.    »,',  nat  c,r. 


c  Scheere 


Bei  der  Familie  der  Rundkrabben  (Orystomidae)  hat  der  Cephalothorax 
rundliche,  vorne  bogenförmige  Gestalt,  während  bei  den  Dreieckkrabben 

Die  Proaoponiden  oder  Familie  der  Maskenkrebse  Palaeontographica  1860  vol.  VII. 
—  MUne  -  Edwards.  Älph  .  Hist.  des  ('nistares  podophthalmaires  fossiles.  I.  Por- 
tuniens  et  Thalassiens  Ann.  des  Sciencefl  nat  Zoologie  4«"  s<5r.  tome  XIV  1871. 
II.  Cam-enens.  Ibid.  4«'  ser.  tome  XVIII  1862,  XX  1863;  5«'  ser.  tome  I  1864,  III, 
1865  —  Rem»,  A.,  Zur  Kenntnis«  fossiler  Krabben.  Denkscbr.  Wiener  Akad.  1857. 
Bd.  XVII. 


Digitized  by  Google 


Brachyura. 


489 


(Oxyrrhynchidae)  sich  der  Cephalothorax  vorne  zuspitzt  und  dreieckige  Gestalt 
erhält.  Zu  den  ersteren  gehören  u.  A.  die  Gattungen  Palaeocorystes  (Fig.  1325), 
Eucorystes,  Necrocarcinus  Bell.  (Fig.  132G)  aus  dem  Gault  und  Genoman, 
Leucosia  taach  aus  Ostindien,  Calappa  Fabr.,  Hepatiscus  Bittner,  Mithra- 
cia  Bell,  Mitk racete «Gould  aus  dein 
Tertiär;  zu  den  letzteren  u^A.  Micro- 
maja  Bittner  (Fig.  1327)  Periacanthus 
Bittner,  Lambrus  Leach  aus  dein  . 
Eocän  von  Obelitalien. 


Fljc  1325. 
Palatoeory*te$  Stoktsi 
Mant.  np.  Ob.  (iTünsHH<l 
Cambridge,  Kurland. 


FIk.  1326. 
Sterocareinut  tritarlnittu» 
Bell     «irunsanil  (11111- 

bridjte.    iNurh  Bell.) 


Fi*  1828. 

Ptammoeareinu*  Uericarti  I>c*m  *p.  Mittlerer 
Met-retwand.  !.<•  Ciue-aTresmeh    Seine  et  oi.ni- 
(Nach  A.  Milne  F.dwardt.) 


Fljr.  1387 
Mieroma  ja  tuber culata 
Bittner.  Eocan. 
San  Uiovanni  Illarienc. 
Vicetino. 
(Nach  Bittner.) 


I  tu  1320. 

l.obocarcinus  Paulino-Würlembergieu*  II.  v.  Meyer. 

Mnkkatnni  bei  Kairo.     MumieheD  | 


Koean. 


Xanthopri»  KretßenbergentU  II. 


Mt-  '330. 
Mi-yer.    Koean.  Kreswcnbere, 
Von  oben  und  unten. 


oberbnyern.   Mannehen  V»  "«'- ,;r 


Die  Cyclometopidae  (Bogenkrabben)  haben  breiten,  nach  hinten  ver- 
schmälerten Cephalothorax ;  ihr  Vorderrand  ist  bogenförmig,  ohne  vor- 
springendes Rostrum.  Unter  den  zahlreichen  lebenden  und  fossilen  Gattungen 


Digitized  by  Google 


490 


Arthropoda.  Crustacea. 


finden  sich  Neptunus,  Achelous  de  Haan,  Charybdis  D&n&,  Portunites 
Bell,  Psammocarcinus  M.  Edw.  (Fig.  1328)  u.  A.  schon  im  Eocän; 
Palaeocarpilius  M.  Edw.  in  oberster  Kreide  und  Tertiär,  Harpacto- 
carcinus  M.  Edw.,  Lobocarcinus  Reuss  (Fig.  1329),  Xanthopsis  M'Cov 
(Fig.  1330, 1331)  besonders  häufig  im  Eocän,  A  tergatis  de  Haan  im  Oligocän, 

Cancer-  und  Xantho  Leach  im 
Mioeän  und  Pliocän. 


Fi*,  im. 

Xardhu),*U  Bruekmanni  II.  v.  Meyer.  Eocän.  Sonthofen, 
Bayern.     Weibchen  von  der  Unterseite.   Nat  Qt, 


Fig.  1332. 
Cocloma  vigü  A.  Mllne-Edw.  Kocan. 
I-averda.  Obcritnlien. 


Bei  den  Catometopiden  hat  der  Cephalothorax  viereckige  Gestalt 
und  ist  vorne  gerade  abgestutzt.  Hierher  gehören  neben  marinen  Formen 
auch  einige  Süßwasser-  und  Landbewohner.  Galenopsis,  Coeloma  M.  Edw. 
(Fig.  1332),  Litoricola  Woodw. ,  Palaeograpsus  Bittner  sind  aus  dem 
Eocän  und  zum  Theil  aus  dem  Oligocän  bekannt;  die  noch  jetzt  lebenden 
Gattungen  Telphusa  und  Qecarci nus  Latr.  finden  sich  in  miocänen  Süss- 
wasserschichten  von  Oeningen  und  Engelwies  bei  Sigmaringen. 


0.  Unterclasse.    Merostomata.  Woodw. 

Vorwiegend  grosse,  vollständig  gegliederte  Crustaceen  mit  nur  einem 
präoralen  Antennenpaar.  Kopj ,  Rumpf  und  Abdomen  getrennt.  Die 
unter  dem  Kopfschild  gelegenen  kräjtigen  Fusspaarc  dienen  als  Kau-  und 
Bewegungsorgane,  die  hinterm  Öliedmaassen  unter  dem  Thorax  sind 
dünn,  blattförmig  und  tragen  auf  der  Innenseite  Kiemenblätter. 

Die  einzige  noch  jetzt  existirende  Gattung  (Limidus)  nimmt  eine 
ganz  isolirte  Stellung  unter  den  Crustaceen  ein  und  erinnert  in  ihrer 
Organisation  in  mancher  Beziehung  an  Skorpione.  Straus-Dürek- 
heim  und  andere  Autoren  versetzten  sie  geradezu  unter  die  Arach- 
noideen.  mit  denen  ihre  Entwicklungsgeschichte  besser  übereinstimmt, 
als  mit  den  ächten  Crustaceen.  Die  Merostomata  enthalten  die  zwei 
Ordnungen  der  Q  igantostraca  und  der  Xiphosura. 

1.  Ordnung.    Gigantostraca.  Ilaekel.1) 

Körper  langgestreckt,  mit  dünnem,  chitinösem,  schuppig 
verziertem  Ilautskelet.  Kopf  mit  zwei  grossen,  seitlichen 
Augen  und  zwei  medianen  Ocellen;  auf  der  Unterseite  mit 

•)  Hall,  James,  Natural  historv  of  New  York.  Palaeontology  vol.  III  1859  u. 
vol.  VII  1888  —  Huxley,  Th ,  and  Salter,  On  the  Anatomy  and  Affinity  of  the 
genas  Pterygotus.  Mein.  geol.  Surv.  U.  Kingdotn.  Munograph  I.  1859.  —  Nieszkowski, 


Digitized  by  Google 


Gigantostraca. 


491 


einem  präoraleu  Antennen-  oder  Scheerenpaar  und  6  kräftigen 
Fusspaaren.  Die  Mundöffnung  hinten  durch  eine  einfache 
Platte  (Metastoma)  begrenzt.  Rumpf  mit  6  beweglichen 
Rückensegmenten,  denen  auf  der  Unterseite  5  in  der  Mitte 
getheilte  Ventralplatten  entsprechen,  welche  die  Kiemen 
bedecken.  Abdomen  mit  6  fusslosen,  ringsum  geschlossenen 
Segmenten  und  einer  Schwanzflosse  oder  Stachel. 

Diese  vollkommen  erlosche- 
ne und  auf  das  paläozoische  Zeit- 
alter beschränkte  Ordnung  ent- 
hält die  grössten,  bis  jetzt 
bekannten  Crustaceen ,  unter 
denen  einzelne  eine  Länge  von 
nahezu  l1/«  m  erreichen. 

Aus  dem  Vorhandensein 
von  blätterigen  Kiemon  geht 
hervor,  dass  die  Gigantostraca 
Wasserbewohner,  aus  dem  Bau 
ihrer  Gliedmaassen ,  dass  sie 
gute  Schwimmer  waren.  Sie 
kommen  im  unteren  Silur  von 
Böhmen  und  Nordamerika  in 
marinen  Schichten  mit  Grap- 
tolithen ,    Cephalopoden  und 
Trilobiten,    im   oberen  Silur 
und  im  Old  red  in  Gesellschaft 
von  Phyllocariden,  Ostracoden 
und  Ganoid  -  Fischen ,  in  der 
productiven  Steinkohlenforma- 
tion mit  Landpflanzen ,  Skor- 
pionen, Insecten,  Fischen 
und   Süsswasser  -  Amphi- 
bien vor.  Man  darf  darum 
annehmen,  dass  sie  an- 
fänglich im  Meer,  später 
in  brackischem,  vielleicht 
sogar  in  süssem  Wasser 
lebten.  Im  Ganzen  kennt  man 
bis  jetzt  8 — 9  Genera  mit  ca. 
00  Arten    Als  Eier  von  Ptery- 
gotiis  werden  kugelige  Körper 
{Parka  deeipiem  Fleming)  aus 
dem  Old  red  Saudstone  ge- 
deutet. 

Eurypterus  Dekav  (Fig.  1333, 1334).  Körper  langgestreckt,  schmal, 
von  mittlerer,  oder  ansehnlicher  Grösse.     Kopf  */5— Ve  der  ganzen 


Fi«.  1!M3. 

Eurypterus  FUchert  Kichw.  Ob.  Silur.  KooUtiküll  auf 
üi-set  Uostaurtrte,  um  •/»  verkleinerte  Abbildung  nach 
Fr.  Schmidt.  A  Knckeiiaelte  II -VI  Fusspaare  unter 
dem  Kopfschild,  1-0  Klicken-,  7-13  Abdorolnal- 
seirmeiite.  B  Antennen  (o)  und  Bnslpodit  des  ersten 
Fusspaare*  </  >.  C  Krsi.T  Blattftiss  (Operculum)  der  l  nter- 
heile  In  nat.  <ir.  b  Seilenthcile,  e»  mittlerer  Zipfel  aus 
-1  Gliedern  ia> -*:  ziisuuimenpsetzt,  c  dreieckiges  Feld- 
chen an  der  Basis  des  ersten  (Uledes  des  Mcdianzlpfels. 
(Nach  F.  8chml.lt. > 


Joh.,  De  Eurvptero  Remipedo.    Dissert.  inaup.    Dorpat  1858  (auch  in  deutscher 
Sprache  im  Archiv  f.  Naturkunde  Liv ,  Est-  u.  Kronlands  18;>9  1.  Ser.  vol.  II  p. 
—  Salter,  J.  W.,  On  some  fossil  Crustacea  from  the  Coal  Measuren  and  Deyonian. 
Quart,  journ.  geol.  Soc.  18G3  vol.  XIV  p.  75.  —  Woodward,  H.,  Geol.  Mag.  18b4  vol.  J 
p.  107,  19Ü;  1872  vol.  IX  p  433  —  Quart,  journ.  geol.  Soc.  London  1805  vol.  XXI 


Digiti 


^jj^y  Google 


492 


Arthropod*  Crußtacea. 


Körperläuge  einnehmend,  flach  gewölbt,  trapezförmig,  mit  abgerundeten 
Vorderecken;  Stirnrand  fast  geradlinig,  Hinterrand  schwach  coneav. 
Die  zwei  grossen  Augen  nierenförmig,  etwas  vor  der  Mitte  gelegen; 
ausserdem  zwischen  denselben  2  mediane  punktförmige  Ocellen.  Der 
ganze  Kopf  ist  aussen  von  einer  schmalen  Randfurche  umsäumt  und 
der  Rand  nach  unten  breit  umgeschlagen.  In  der  Mitte  der  Unterseite 
beiludet  sich  die  spaltförmige  Mundöffnung,  welche  von  den  Hüftgliedern 
der  5  Fusspaare  umgeben  und  hinten  durch  eine  grosse,  eiförmige 

u  Platte    (Metastoma)  be- 

p^t     m  grenzt    ist.  Zwischen 

den  basalen  Hüftgliedern 
des  ersten  Fusspaares 
liegt  ein  feingeglieder- 
tes, kurzes  Fühlerpaar. 
Die  3  vorderen  Kau- 
füsse  bestehen  aus  6 
oder  7  Gliedern  und 
^  sind  mit  feinen  Stacheln 
besetzt.  Das  fünfte  Fuss- 
paar ist  achtgliedrig  und 
länger  als  die  vorher- 
gehenden; das  hinterste 
ein  mächtiges  Schwimm- 
organ ;  seine  grossen . 
vierseitig  -  rhomboidalen 
Grundglieder  umschlies- 
sen  das  Metnstoma  und 
bedecken  mit  diesem 
etwa  die  halbe  Unter- 
seite des  Kopfes. 

Zum  Rumpf  gehören  die  6  vorderen,  unmittelbar  au  den  Kopf 
anschliessenden  Rückensegmente,  welche  zusammen  etwa  V4  der  ganzen 
Länge  einnehmen.  Dieselben  sind  von  ziemlich  gleichartiger  Form, 
unten  nicht  geschlossen,  sondern  nur  mit  einem  schmalen  Umschlag 
versehen.  Die  Unterseite  des  Rumpfes  stimmt  weder  in  der  Zahl  der 
Segmente,  noch  in  der  Form  derselben  mit  der  Rückenseite  überein. 
Ks  belinden  sich  hier  nur  ö  derart  dachziegelförmig  über  einander 
geschobene  Platten,  dass  immer  jode  vordere  die  Hälfte  der  folgenden 
Platte  bedeckt.  Eine  Mediansutur  oder  Spalte  theilt  dieselben  in  zwei 
Hälften.  Die  vorderste  Platte  verdeckt  die  darunter  liegenden  Blattfüsse 
zum  grössten  Theil.  Sie  schliesst  sich  an  den  Hinterrand  des  Kopfes 
an  und  besteht  aus  2  Seitentheilen  (Fig.  1333  C)  und  einem  mittleren 
Zipfel  (ff). 

Der  Hinterleib  (Abdomen)  besteht  aus  0  ringsum  geschlossenen, 
nach  hinton  verschmälerten  Segmeuten  und  einem  langen  schmalen 
Endstarhel  oder  Telson. 

p.  486;  vol  XXIV  p  298  —  A  Monograph  of  British  fossil  Crustacea  belouging  to 
the  order  Merostomata.  Palaeontographical  Society  Part  I—  V  18(56  —  1878.  — 
Schmidt,  Fr.,  Miseellanea  Silurioa  III.  Die  Crustaceenfauna  der  Eurypteru&schichten 
von  Hootziküll  auf  Oesel.  &Um.  de  l'Aead.  imper.  de  St.  ■  Petersbourg.  7'  se>. 
vol.  XXXI.  1883. 


1-  iK.  l'«4. 

Ewypteru*  Fitcheri  Kichw.  ob.  Silur.  Root/.lkull  auf  oo?«-l.  Nat  <ir. 
Nach  KSt  hmi.lt.)  II— VI  Kaufusa«;  der  l'ntemMte,  m  Metastoinn, 
Blitttfüüs*-  der  Ontorseite,  7  ersten  Abdc.inluül.xcguient. 


Digitized  by  Google 


Giffjintostraca. 


493 


Man  kennt  ca. 

Länge  von  3 — 4  t,lu 
thonigen  und  san- 
digen Gesteinen,  an 
der  Grenze  zwischen 
Silur  und  1  >evon 
von  England,  Rootzi- 
küll  auf  der  Insel 
Oesel,  Gotland  und 
Podolien,  ferner  in 
der  sogenannten 
Waterlinie  Group 
von  HufTalo,  New- 
York.  Sie  werden 
selten  im  Devon. 
1  >ie  jüngsten  Arten 
stammen  aus  der 
produetiven  Stein- 
kohlenformation 
von  Schottland, 


20  Arten  von  Euryptertis,  welche  theilweise  eine 
erreichen;  die  Mehrzahl  derselben  findet  sich  in 


Kl*.  1335. 

l'lerygolxu  OtUUnti*  F.  Schmidt.  Ob.  Silur. 
Root/ilcull  auf  Oesel.  Unterseite  restaurirt 
nach  K.  S c  h  in  1  <1 1  \  a  K.pistuma,  b  Mein- 
Stoma,  oc  Au^en,  1— VI  erstes  bis  sechstes 
Kusspaar.  I'— V  Rain  hplatten  des  Thorax, 
y'  Baut  hplatte  der  Abdomen. 

Niederschlesien.  Böhmen,  Nordamerika 
und  Saarbrücken. 

S  ty  l  on  urus  Page.  Abdomen  mit 
Sehwanzstaehel.  Die  zwei  hinteren  Fuss- 
paare  unter  dem  Kopf  stark  verlängert. 
Oh.  Silur  und  <  >ld  red  Sandstone  von 
Grossbritiinnien. 

Dolich  optt  rus  Hall,  f  Eck  i  nogna- 
thus  Waleott.    Silur.  Nordamerika. 

Slimonia  Page  {Himaitfopterus 
Salter).    Old  red.  Schottland. 

Ptcrygotus  Ag.  (Fig.  1335,  133(5).  Oberfläche  der  Körpersegmente 
mit  dreieckigen  Schuppen  bedeckt.  Statt  der  Antennen  ein  kräftiges 
Fusspaar  mit  Schecren,  dahinter  4  dünne  grirt'elartige  Fusspaare  und  ein 
letzter  sehr  starker  Schwimmfuss.  Erreicht  sehr  beträchtliche  Grösse. 
Im  oberen  Silur  von  Grossbritannien,  Oesel,  Rohmen,  Nordamerika 
und  im  Old  red  Sandstone  von  Sehottland. 


Flg.  1XH5. 

Ptcrygotus  Angticu»  Agassi/..    Old  ml 

Sandstone,  Korfarshire,  Schottland. 
Unterseite  restaurirt,   V»  nat.  lir  nach 
Woodwardi.  Das  zweite  Fu--paar  fehlt 


Digitized  by  Google 


494 


Arthropoda.  Crustacca. 


2.  Ordnung.    Xiphosura.    Seh  wertschwänze. ') 

Körper  der  Länge  nach  deutlich  dreitheilig.  Kopfschild 
sehr  gross  und  breit,  auf  der  Unterseite  mit  einem  in  Schee ren 
endigenden  Antennenpaar  und  6  kräftigen  Gehfüssen,  deren 
Hüftglieder  als  Kiefer  functioniren.  Metastoma  durch  zwei 
kleine  Lappen  hinter  der  Mundöffnung  ersetzt.  Thorax  mit 
6  —  7  Segmenten,  welchen  auf  der  Unterseite  6  Blattfüsse  ent- 
sprechen. Die  Rückensegmente  sind  entweder  zu  ei nem  Stück 
verschmolzen  oder  frei  und  beweglich.  Abdomen  ohne  Fuss- 
anhänge, aus  3  Segmenten  und  einem  langen,  beweglich  ein- 
gelenkten  Schwanzstachel  oder  aus  letzterem  allein  bestehend. 

1.  Familie.  Hemiaspidae. 

Kop/schild  meist  mit  Gesichtsnaht.  Thorax  aus  6  oder  5  freien,  beiceglichen, 
selten  verschmolzenen  Ringen;  Hinterleib  aus  H  oder  mehr  Segmenten  und  einem 
Schwan Zbtaehel  zusammengesetzt.    Unterseite  und  Gliedmaassen  unbekannt. 

Die  hierher  gehörigen  Gattungen  finden  sich  lediglich  in  paläozoischen 
Ablagerungen;  sie  stimmen  auffallend  mit  der  sogenannten  »Tnlobitenlarve« 
des  lebenden  Limulus  überein  und  repräsentiren  somit  ein  persistentes 
Jugendstadium  des  letzteren. 

Bunodes  Eiehw.  (Fig.  1337)  hat  ein  halbkreisförmiges  Kopfschild  ohne 
deutliche  Augen  und  einen  aus  6  beweglichen  Segmenten  bestehenden 
Kumpf.    Abdomen  mit  3  Segmenten.    Ob.  Silur.  Oesel. 


Hg.  last. 

Runodes  lunula  var.  Sehrrnkl 
Nlenk.  Ob.  Silur.  Ko«>t2iküll 

auf  Oesel.  Die  hintentten 
Sehwanzise^mente  (dnd  nach 
einem  anderen  Exemplar 
erk-anzti  Nneh  F.  Schmidt.) 


Fig.  1339. 
Belinums  rtginae  Baily 
Steinkohlenformation'. 
Queen'*  County,  Irland. 
Nat.  Gr. 
(Nach  Wood  ward! 


Piff.  L8S& 
Hemiatpit  litnuloide*  Woodw. 

ob.  silur.  Leintwardinp,  Eng- 
land   Nat  <;r. 
.Nach  Wood  ward.) 


Hern iaspis  Woodw.  (Fig.  1338).  Kopfschild 
seitlich  gezackt,  Abdomen  mit  langem  Schwanz- 
stachel.    Ob.  Silur.  England. 

Neol  i  mul  us  Woodw. ,  Pseudoniscus 
Nieszowski.    Ob.  Silur. 

Belinums  Koenig  (Fig.  1339).  Kopfschild  in  der  Mitte  gewölbt,  seit- 
lich flach;  Hinterecken  in  Stacheln  ausgezogen.    Rumpf  mit  Khachis  und 

*)  lloevcn,  v.  d.,  Recherche«  sur  l'hist  nat.  et  l'auatoniie  des  Limulea  Leyden 
1838.  —  Dohm,  A.,  Zur  Embryologie  u  Morphologie  des  Limulus  polyphcinus. 
Jenaisehe  Zeitschr.  f  Med.  u  Natürw.  1871  VI.  —  Milne- Eduards,  Alph.,  Recherche» 
sur  l'anatomie  des  Limules.  Ann  seiences  nat.  5*  ser  Zoology  vol.  XVII.  1873  — 
Münster,  tiraf.  Beitrage  zur  Retrefactenkundo  Bayreuth  1  «10  Heft  III  p.  26  u.  Heft  I 
p.  71.  —  Packard,  A.  S.,  The  Anatomy,  Histology  and  Embryology  of  Limulus 
polyphemus.   Auniversary  Memoirs  of  t'he  Boston  Soc.  of  nat.  hist.  1880. 


Digitized  by  Google 


Hemiaspidae.  Limulidae. 


405 


Pleuren.  Abdomen  aus  3  verschmolzenen  Segmenten  bestehend,  mit  End- 
stachel.   Old  red  und  Steinkohlenformation. 

Prestwichia  Woodw.  Wie  Belinarus,  aber  Segmente  des  Thorax  und 
Hinterleibs  unbeweglich  verbunden.  Produktive  Steinkohlenformation.  Eng- 
land, Belgien,  Hannover,  Nordamerika. 

2.  Familie.  Limulidae. 

Kopfschild  aussen  gewölbt,  ein  mittleres  Stück  durch  Furchen  von  den  Seiten 
getheilt,  der  Aussenrand  breit  umgeschlagen.  Augen  gross,  facettirt,  seitlich  ausser- 
dem zwei  mediane  Punktaugen.  Thorax  von  einem  einjachen,  grossen  Kücken- 
schild  bedeckt.    Abdomen  nur  durch  einen  langen  Stachel  vertreten. 


K1ir.  1340. 

l.imuhi*  Walchi  Desm.   Lithographischer  .Schiefer  von  Solenhofen  in  Hävern.   V*  nnt  Cr. 
a  Rückseite,  6  Unterseite  mit  tht-ilwelse  erhaltenen  Füssen.    (Originale  im  Münchener  Museum.) 

Die  einzige  hierhergehörige  Gattung  Limulus  Müller  (Fig.  13-10)  lebt 
noch  jetzt  an  schlammigen  Küsten  von  Nordamerika  und  Ostindien  und 
erreicht  bedeutende  Grösse.  Unter  dem  Kopf  befinden  Bich  ti  mit  Scheeren 
bewaffnete  Fusspaare,  wovon  das  vorderste  die  Antennen  der  typischen 
Kruster  ersetzt.  Die  blattartigen  Füsse,  welche  die  Kiemen  bedecken,  liegen 
unter  dem  Thorax.  Eine  kleine  Limulus-Art  wird  schon  aus  dem  Bunt- 
sandstein  der  Vogesen  beschrieben.  L.  Walchi  Desm.  ist  häufig  und  trefflich 
erhalten  im  lithographischen  Schiefer  von  Bayern.  Grosse  Abdrücke  von 
L.  Decheni  Zincken  fanden  sich  im  oligoeänen  Braunkohlensandstein  von 
Teuchern  bei  Merseburg. 


496 


Arthropoda.    Tracheata.  Myriopoda. 


2.  Unterstamm.    Tracheata.    Luftathmer. l) 

1.  Classe.    Myriopoda.  Tausendfüssler. 

Körper  wurmförmig,  ohne  Flügel,  aus  zahlreichen 
Segmenten  zusammengesetzt,  wovon  jedes  ein  (oder  zwei) 
Fusspaare  trägt. 

Bei  den  Myriopoden  bildet  der  Kopf  einen  einfachen  Abschnitt, 
der  nur  ausnahmsweise  Theile  der  folgenden  Körpersegmente  aufnimmt. 

Die  zwei  wichtigsten  Ordnungen  sind  die  Chilopoda  und  Diplopoda. 
Bei  den  Chilopoda  besitzt  jedes  Rumpfsegment  eine  einfache  dorsale 
und  eine  ventrale  Platte,  an  welcher  ein  Fusspaar  befestigt  ist,  während 
die  Diplopoda  in  jedem  Segment  mit  Ausnahme  der  vordersten  eine 
Dorsalplatte  und  zwei  Ventralplatten  mit  zwei  Beinpaaren  aufweisen. 

Als  Vorläufer  der  Chilopoda  dürfte  die  Gattung  Palaeocampa 
Meek  u.  W.  aus  der  Steinkolilenformation  zu  betrachten  sein,  bei 
welcher  der  Körper  nur  aus  wenig  Segmenten  zusammengesetzt 
ist.  Aechte  Chilopoden  (Certnatia ,  Lithobitis ,  *  Scolopendra ,  Oeophilus) 
sind  aus  Bernstein  und  Süsswassergyps  von  Aix  in  der  Provence 
bekannt. 

Fig.  1341. 

Ärchidamu*  Macnicoli  Pcarh.   Devon.  Korfar- 
shlre,  Schottland.   Nat.  Gr.   (Nach  l'each.i 

Fig.  1342. 

Evpkobcria  armigera  Meek  u.  Worth.  Stein- 
kohlcnformation.     Maxon  Creek,  Illinol.«. 
Nat  Gr. 

Die  meisten  paläozoischen  Myriopoden  bilden 
eine  besondere  Gruppe  (Archipolypoda  Scudder), 
bei  denen  sämmtliche  Rumpfsegmente  zwei  dorsale 
und  zwei  ventrale  Platten  mit  zwei  Beinpaaren 
besitzen.  Hierher  zahlreiche  Gattungen,  wovon 
Miocano Braunkohle  Kott b.-i  zwei  (Archidesmus  Peach  (I<ig.  1341),  Kampecans 
onn.  Nat.  Gr.  (top  <?.)     page)   ,uls   (\cm   ()\(\   re(J   von   Schottland ,  die 

übrigen  (Acantherprstes ,  Euphoberia  M.  W.  (Fig.  1342),  Amynilispes, 
Trichiulus  Scudder,  Xylobius  Dawson)  aus  der  Steinkohlenformation 
und  dem  Rothliegenden  von  Nordamerika  und  Europa  (Archndus) 
stammen. 

Aus  mesozoischen  Ablagerungen  ist  eine  einzige  Form  (Julopsis 
cretacca  Heer)  bekannt.  Mehrere  Diplopoden  (Julus  (Fig.  1343),  Craspedo- 
soma,  Polyxenus,  Lophonotus)  linden  sich  im  Tertiär,  namentlich  ein- 
geschlossen in  Bernstein. 

*)  Genauere  Auskunft  über  Literatur,  Systematik,  Vorkommen  und  Abstammung 
der  fossilen  Tracheaten  gibt  8.  Scudder  in  ZUM,  Handbuch  der  Palaeontologie  Bd.  II.  • 


Digitized  by  Google 


Arachnoidea. 


497 


2.  Classe.    Arachnoidea.    Spinnen  nnd  Scorpione. 

Kopf  und  Rumpfsegmente  zu  einem  Cephalothorax 

verschmolzen,  mit  4  Beinpaaren  und  einem  präoralen 

Tasterpaar.    Abdomen  fusslos,  zuweilen  ein  Postabdomen 

vorhanden.  Augen  einfach.  Flügel  fehlen.  Entwickelung 

ohne  Metamorphose. 

Von  den  8  Ordnungen,  welche  bei  den  lebenden  Arachnoideen 
unterschieden  werden,  sind  6  auch  in  fossilem  Zustand  nachgewiesen, 
und  zwar  die  Skorpione,  Spinnen  und  Skorpionspinnen  schon  in  paläo- 
zoischen Ablagerungen,  wo  sie  von  einer  ausgestorbenen  Ordnung 
(Anthracomarti)  begleitet  werden.  Die  grösste  Zahl  fossiler  Formen 
hat  der  Bernstein  des  Samlandes  geliefert.  Der  Erhaltungszustand 
von  Spinnen  und  Insecten  in  diesem  fossilen  Harz  ist  ein  bewunderungs- 
würdiger; die  zartesten  Theile,  die  kleinsten  Mundorgane,  die  Spinn- 
drüsen, die  feinsten  Härchen,  ja  sogar  Spinngewebe  sind  von  dem 
durchsichtigen  Bernstein  umflossen  und  fast  ohne  jede  Veränderung 
aus  der  Vorzeit  überliefert. 

Die  erste  Ordnung  (Acari  oder  Milben)  enthält  Formen,  bei  denen 
der  Cephalothorax  mit  dem  ungegliederten  Hinterleib  verschmolzen 
ist.  Die  fossilen  Vertreter  stammen  aus  Bernstein  oder  tertiären  Süss- 
wasserbildungen  und  gehören  mit  einer  einzigeu  Ausnahme  (Ixodes)  zu 
noch  jetzt  existirenden  Gattungen. 

Eine  zweite  Ordnung  (Chelonethi  oder 
Afterscorpione)  unterscheidet  sich  von  den  Mil- 
ben durch  segmentir- 
ten  Hinterleib.  Die 


Vig  1344. 

Chtlifer  Ilemprichti  Menjje. 
Bernstein.   »/,.  Cople. 


Vig.  1S4.V 
Architnrbtu  ro- 
tundatus  Scud- 
der.  Von  der 
l'tiUTseite.  Car- 
bon. Miuon- 
Creek.  Illinois. 

Nat.  Gr. 


FIr.  134Ö. 
Anthracomarltu  Volke- 

lianu*  Karsch. 
Steinkohlen  forniatlon. 
Neurode.  Kehlenlen 
Kückenseite  in  nat.  Gr. 
(Nach  Karseh) 


Vitt.  »347. 
Eophrynus  PrtttwicMi  Buekl.  sp. 
Steinkohlenformation. 


nat.  Gr. 
(Nach  Wood  ward.) 


lebende  Gattung  Chelijer  (Fig.  1344)  ist  auch  aus  Bernstein  fossil 
bekannt. 

Als  Anthracomarthi  bezeichnet  Karsch  eine  ausgestorbene  auf 
die  Steiukohlenformation  beschränkte  Ordnung,  bei  welcher  Cephalo- 
thorax und  Abdomen  deutlich  geschieden  und  das  Abdomen  aus 
4—9  Segmenten  zusammengesetzt  sind.  Der  Cephalothorax  zeigt  auf 
der  Unterseite  häufig  keilförmige  Segmente.  Hierher  die  Gattungen 
Arthrolycosa  Harger,  Poliochera,  Geraphrynus ,  Architarbus  Scudder 
(Fig.  1345),  Anthracomartits  Karsch  (Fig.  1346),  Kreischeria  Gein., 
Eophrynns  Woodw.  (Fig.  1347),  Phalangiotarbus  Haase  u.  a. 

Z Ittel.  Grundzüge  der  Palaeontologle.  32 


Digitized  by  Google 


498 


Arthropods.  Myriopoda. 


Die  Ordnung  der  Pedipalpi  oder  Skorpionspinnen  zeichnet  sich 
durch  den  Besitz  eines  mit  Schwanzstachol  versehenen  Postabdomens 
aus.  Cephalotborax  und  Abdomen  sind  deutlich  geschieden.  Fossil. 
Zwei  carbonische  Arten  von  Geralinura  Scudder  (Fig.  1348)  und  eine 
tertiäre  Species  von  Phrymis  bekannt. 


Fig.  1351. 

Prototyeota  anthra- 
cophüa  F.  Roem. 
Steinkohlen- 
fonnatlon. 
MyHlowiu.  Ober- 
srhle«lcn. 
fNach  F.  Roemer.) 


Fig.  134«. 

Ueralimtra  (Thtlyphonut) 
bohemica  Kurita  sp  Steinkohlen- 
fortnation.    Rukonitz,  Böhmen. 

Nat.  Gr.   (Nach  Kurita.) 


Fig.  134« 

Palaeophontu  nunciut  Thorell  u.  Lindutroeni. 
ob.  Silur.   Vftiby,  (iotland.   Xat.  <ir. 
(Nach  Thorell) 


Fig.  1352  Fig.  1853. 

Attoidt»  erttiformi*  Brongt.  Thomitu»  Oeninfieimi* 

OliifocÄn   Alz.  Provence.  Heer  Miocan.  Oeningen, 

"»/,  (Nach  Bronieniart.)  Baden.  */i  .(Nach  Heer  ,1 


Fip.  1350. 

E»*eorpiii*  cnrbonnriu*  Meek  0.  Worth,    Stein - 

kohlenfonnatloD    Meson  Creek.  Illinois. 

n  BxemplU  In  nat.  <ir  ,  b  kamtnfonuik'er  Anhang 


Fig.  1354. 

Mitatia  rottrata  Koen  u  Berendt 

»/,.  («'opie.l 


Bernstein 


Bei  der  Ordnung  der  Scorpiones  besteht  der  Hinterleib  aus 
einem  Präabdomen  mit  7  und  einem  langen  Postabdomen  mit  6  Seg- 
menten, wobei  «las  letzte  einen  hohlen  Giftstachel  bildet.  Hierher  die 
ältesten  fossilen  Vertreter  der  Arachnoidea,  die  obersilurischen  Gattungen 
Ptilaeophonm  Thorell  (Fig.  1349)  und  Prosvorpius  Whitf.  In  der  Stein- 
kohlenformation  von  England,  Böhmen  und  Nordamerika  finden  sich 
Eoscorpius  M.  W.  (Fig.  1350)  ( 'entromachns  Thorell,  Cyclophthalmus  Corda. 
Im  Bernstein  ein  Titym. 


Digitized  by  Google 


Myriopoda.  Insecta. 


499 


Die  Ordnung  der  Opiliones  oder  Afterspinnen  unterscheiden  sich 
von  den  ächten  Araneae  oder  Spinnen  durch  Verschmelzung  von 
Cephalothorax  und  Abdomen.  Zu  den  ersteren  gehören  eine  An- 
zahl Formen  aus  dem  Bernstein,  sowie  eiue  fremdartige  Gattung 
Stenarthron  aus  dem  lithographischen  Schiefer.  Zu  den  letzteren 
zahlreiche  Gattungen,  wovon  einzelne,  wie  Protolycosa  {Fig.  1351) 
schon  in  der  Steinkohlenformation  beginnen.  Die  Mehrzahl  stammt 
jedoch  aus  dem  oligocänen  Bernstein,  aus  der  Braunkohle  von  Rott, 
aus  Süss  wassermergeln  von  Aix  in  der  Provence,  aus  oligocänen  Süss- 
wasserschichten  von  Florissant  in  Colorado  und  aus  dem  Miocän  von 
Oeningen. 


Uebersicht  der  zeitlichen  Verbreitung  der  Arachnoideen.1} 


l"Hl:ii'oz«)isch(> 
Aora 

Arm 

KiiiMn>r.<>jsrh<> 

Afra 

S 

— 

"Li 

>>lij;oeitn 

£  a 
£  < 

5 

5 

»5 

A.cflri  

Chelonethi  

Anthracomarti  .... 
Pedipalpi  

•    •  • 
.    .  . 

3 

.   •  - 
.  •  . 

•  ■  ♦ 
.   .  . 

.    .  . 

•  • 

16 

2 

-  • 
«  ,  • 

.    .  . 

■  «  ■ 

*  *  • 

33 
9 

1 

 - 

2 

• 

• 

* 

* 
* 
« 

1 

Araneae   

«  ♦  • 

2 

m 

29 

3.  Classe.    Insecta.    (Hexapoda.)  Insekten. 

Körper  im  reif  eu  Zus  tand  aus  drei  Abschnitten  (Kopf, 
Brust  und  Hinterleib)  zusammengesetzt;  meist  zwei  Paar 
Flügel  vorhanden.  Unter  dem  Rumpf  drei  Fusspaare. 
Entwickelung  in  der  Regel  durch  Metamorphose. 

Bei  den  Insekten  sind  die  Kopfsegmente  so  innig  verschmolzen, 
dass  deren  Zahl  schwer  bestimmt  werden  kann ;  am  Kopf  befindet  sich 
vorne  ein  Antennenpaar  und  ausserdem  3  Paar  zu  Mundtheilen  um- 
gestaltete Anhänge.  Die  Brust  enthält  nie  mehr  als  drei  Segmente, 
welche  die  Extremitäten  tragen;  am  fusslosen  Hinterleib  zählt  man 
9 — 10  Segmente. 

In  der  Systematik  spielen  die  Flügel  wegen  ihrer  ausserordent- 
lichen Mannichfaltigkeit  eine  besonders  wichtige  Rolle. 

')  Die  beigefügten  Zahlen  bezieben  »ich  auf  die  bis  jetzt  bekannten  Arten 
jeder  Ordnung  oder  Familie. 

32» 


Digitized  by  Google 


500 


Arthropods.  Myriopoda. 


Die  fossilen  Insekten  lassen  sich  meist  ohne  Schwierigkeiten  in 
die  noch  jetzt  existirenden  Ordnungen  der  Aptera,  Or  th  optera, 
Ne  uroptera,  Hemiptera,  Coleoptera  ,  Diptera,  Lepidoptera  und 
Hymenoptera  einfügen,  nur  die  paläozoischen  zeigen  eine  geringere 
Differenzirung  namentlich  im  Bau  der  Flügel  und  stehen  einander 
näher,  als  ihre  späteren  Nachkommen  aus  den  entsprechenden  Ord- 
nungen. Scudder  vereinigt  darum  diese  primitiven  Vorläufer  zu 
einer  besonderen  Gruppe  (Palaeodidyoptera)  und  stellt  deren  Vertreter 
unter  der  Bezeichnung  Orthopteroidea .  Neuropteroidea ,  Hemipteroidea 
und  Coleopteroidea  den  typischen  Orthopteren,  Neuropteren  etc.  gegen- 
über. Die  Untersuchungen  Brongniart's  über  die  reiche  paläozoische 
Insektenfauna  von  Commentry  führten  jedoch  zum  Ergebniss,  dass 
bereits  in  der  Steinkohlenformation  in  den  verschiedenen  Gruppen 
stark  diffcrenzirte  Formen  auftreten,  welche  hinter  den  noch  jetzt 
existirenden  wenig  zurückbleiben.  Die  Abtheilung  der  Palaedwtyoptera 
erscheint  darum  überflüssig. 

1.  Ordnung.  Aptera. 

Flügellose  Insekten  mit  wenig  d iff erenzirter  Segmentirung, 
Hinterleib  mit  rudimentären  Anhängen.    Keine  Metamorphose. 

Zu  diesen  niedrig  organisirten  Insekten  gehören  die  Tysanuren 
und  Oollembolen.    Von  ersteren  entdeckte  Brongniart  in  der  Stein- 

kohlenformation  von  Commentry  eine  dem 
lebenden  Zuckergast  (Lepisma)  nahestehende 
Form  (Dattyleptiis  Lucasi  Br.).  Im  Bernstein 
und  im  Oligocän  von  Floriseant  tinden  sich 
vig  1356  eine  Anzahl  Arten,   die  zu  verschiedenen, 

Kät^vS  mm   Theil   noch   fr***  existirenden,  zum 

Theil   ausgestorbenen   Gattungen  gehören 
[Petrohius  [Fig.  1355],  Lepidion,  Forbicina,  Planocephcdm  etc.). 

2.  Ordnung.    Orthoptera.  Gradflügler. 

Vordcrflügel  pergamentartig,  Hinterflügel  dünner,  fein 
geädert,  einfaltbar.  Die  fünf  Hauptnerven  der  Flügel  sainmt 
ihren  Verästelungen  bis  zum  Ausscnrand  reichend.  Metamor- 
phose unvollständig. 

Die  paläozoischen  Vertreter  dieser  Ordnung 
vereinigen  häutig  Merkmale,  welche  gegenwärtig 
auf  verschiedene  Familien  vertheilt  sind;  auch 
zeigt  die  Nervatur  ihrer  Flügel  eine  geringere 
Ditferenzirung,  als  bei  den  jüngeren  Orthopteren, 
und  ebenso  unterscheiden  sich  Vorder-  und 
Hinterflügel  weniger  bestimmt  von  einander. 
Ein  isolirter  Flügel  aus  dem  mittleren  Silur  von 
_  l3M  Jurques,  ( 'al  vados  ( Palaeoblattina  Douvillei  Brongt. 

PtUaeoUatttaa  DomvUM  Brongt  Fig.  1356)  ist  bis  jetzt  der  älteste  Ueberrest  eines 
(s'Ä'Jöng^  Insektes,  gestattet  jedoch   keine  genauere  Be- 

stimmung, dagegen  enthält  die  Steinkohlen- 
formation von  Nordamerika  und  Europa  eine  grosse  Anzahl  von 
Gattungen  und  Arten,  welche  sich  mehr  oder  weniger  eng  an  die 


Digitized  by  Google 


Orthoptera. 


501 


typischen  OrtJioptera  anschliessen  und  theilweise  riesige  Dimensionen 
aufweisen.  Die  reichste  Kundstätte  derartiger  Reste  sind  Comnientry 
im  Dep.  Allier,  die  Gegend  von  Saarbrücken  und  Halle  und  Illinois 


Flg.  1357. 

Titanophasma  Fayoll  Bronjtt.  StelnkohlenfbrmatJon.  Comnientry,  Allh-r.  Vi   (Nach  BronRniart) 

in  Nordamerika.  Von  vielen  Gattungen  kennt  man  nur  isolirte 
Flügel.     Zu    den    grössten   und   best  erhaltenen  Formen    aus  der 

Steinkohlenformatiou 
gehören  Titanophasma 

(Fig.  1357),  Proto- 
phasmaBTongt.,Aedoeo- 
phasrna  Scudder  (Fig. 
1358)  und  Paolia  Smith. 
Kleinere  Formen  sind 
Mi/lacris,  Lithomylacris, 
Etoblattina  (Fig.  1359) 
Qerablattina,  Scudder, 
Polioptentts  (Fig.  1360), 

Didyoneiira   Goldbg. ,  ^- 

Goldenbergia    Scudder.    Atdoeophatma  angUea  Studrt.   ftelnkohlcnformatlon.  Kngland.  »/»• 


FIk  1359. 

EtMattina  manebaehaiti*  (iolilenbg.  Rp.  StHn- 
koblenfr.rmntion.    Manebach.  Thüringen,  '/i 


Flg.  ItN. 

Poliuplcnim  elegan*  (iolrienbg  sp,  Stein- 
kolilenforniation.  Saarbrücken. 


Die  Forficularien  (Ohrwürmer)  sind  aus  dem  Lias  von  Aargau, 
aus  dem  Bernstein  und  dem  Tertiär  von  Oeningen,  Aix,  Monte  Bolca 
und  Florissant  bekannt. 

Die  Blattariae  (Schaben)  beginnen  in  der  Trias  von  Colorado 
{Etoblattina,  Spiroblattina,  Neorthroblattina)  und  Kuropa,  finden  sich 
auch  ziemlich  reichlich  im  Lias  von  Schambelen  (Aargau)  und  im 
oberen  Jura  (Purbeckschichten)  von  Kngland  und  Bayern  (Blattidium, 


Digitized  by  Google 


502 


Arthropods.  Myriopoda. 


Rithma,  Mesoblattina,  Blabora)  und  .sind  ausserdem  im  Bernstein  und 
verschiedenen  Tertiärlocalitäten  nachgewiesen. 

Sehr  spärlich  kommen  fossile  Reste  von  Man ti den 
und  Phasmiden  im  Tertiär  vor,  dagegen  sind  die 
Acrididen  (Feldhcuschrecken) ,  Locustiden  (Laub- 
heusehrecken)  und  Gry  lüden  (Grabheusehrecken) 
vom  Lias  an  bekannt  und  namentlich  im  Tertiär 
ziemlich  verbreitet  (Fig.  1361).  Eine  grosse  Locusta 
speciosa  Mstr.  findet  sich  im  lithographischen  Schiefer 
von  Bayern;  auch  Pygolampis  gigantea  (Chresmoda 
obscitra)  wird  von  Haase  als  ein  Vorläufer  der  Mantiden 
und  Phasmiden  angesehen. 


FiR.  1361. 
GryUut  macroeeru» 
<;«>nn.  B«rnsU»lti. 


(Nach  Germar. 


3.  Ordnung.    Neuroptera.  Netzflügler. 


geädert,  fast 
ständig  oder 


Beide  Flügelpaare  gross,  dünn,  netzförmig 
gleich.  Fühler  einfach.  Metamorphose  voll- 
unvollständig. 

Wie  bei  den  Orthopteren,  zeichnen  sich  auch  hier  die  paläozoischen 
Formen  durch  geringere  Differenzirung  aus  und  werden  von  Scudder 
Ncuropteroidea  genannt.  Die  ältesten  Vertreter  dieser  Ordnung  finden 
sich  im  Devon  von  Neu-Braunschweig,  (Lithentomum,  Xenoneura,  Homo- 
thetus  Scudder).  Aus  der  Steinkohlenformation  von  Commentry,  Saar- 
brücken, Böhmen,  Sachsen,  Grossbritannieu  und  Illinois  kennt  man 
eine  ganze  Reihe  zum  Theil  schön  erhaltener  Reste  aus  den  Gattungen 
Acridites,  Palingenia,  Oenopteryx,  Qenentomum,  Propteticus  (Fig.  1362), 
Strephocladus ,  Lithomantis  (Fig.  1363),  Lithosialis,  Brodia,  Chrestotes, 
Hemeristia,  Oerarus,  Meganthotemum  etc. 


Flg  1462 

l'rapteticu*  infcrtnm  Seudd.  Carbon. 
Illinois.  %.  (Nach  Scndder.) 


Fiir  im 
Lithomuutti  carbimuria  Woodw. 


Carbon. 


Schottland.    */,    (Nach  Wood  ward  ) 


Die  Familie  der  Tormitidae  (Termiten)  beginnt  im  Lias  und  ist 
im  Tertiär,  namentlich  im  Bernstein  (130  Arten),  im  Oligocän  von 
Florissant  und  im  Mioeän  von  Rott.  Oeningen,  Radoboj  stark  ver- 
breitet. Eine  ungewöhnlich  grosse  Art  Gigantotermes  (Aporhrysa) 
Ilaase  findet  sich  schon  im  lithographischen  Schiefer  von  Eichstätt. 


Digitized  by  Google 


Neuroptera.  Hemiptera, 


503 


Von  Psociden  und  Perliden  liefert  nanientlieh  der  Bernstein  fossile 
Vertreter;  Ephemeriden  erscheinen  zuerst  im  lithographischen  Schie- 
fer und  finden 
sich  ausser- 
dem im  Bern- 
stein (Cronicus) 
{Fig.  1364),  bei 
Oeningen  und 
Florissant. 


Besonderes 
Interesse,  ^be- 
anspruchen^ 
die  zal  ll  reichen 

und  prachtvoll  erhaltenen  Libellen 
(Odonata)  aus  dem  lithographi- 
schen Schiefer  von  Bayern  (Petulia 
j  Fig.  1365],  Stenophlebia,  Isophlebia, 
Aeschna,  Anax,  Heterophlebiu  etc.), 
welche  bereits  im  Lias  beginnen 
und  auch  im  Tertiär  in  erheb- 
licher Menge  vertreten  sind.  Von 

Sialiden, 


Flg.  1365 
l'ttalia  longiainia  Miinm.  i*p 
Au«  «lt-in  oberen  Jim»  von 
Solnlmfon,  Mayen» 
%  mit  t.ir. 


Fig.  l:«>4 
Croniev*  anomnlu»  VirXi't  sf 
Bornntcin.  ( »Htpn>usseii  »/, 
(Nach  IMetet) 


Hemerobiden,  Panorpiden  und 
Phryganiden  kennt  man  schon  aus  dorn  Jura, 
thcilweise  sogar  schon  aus  der  Trias  fossile  Reste, 
die  sich  im  Tertiär  beträchtlich  vermeliren.  Die 
Röhren  von  Phryganiden  bilden  im  Tertiär  zu- 
weilen Kalkschichten  von  2—3  m  Mächtigkeit 
(Indusienkalk  der  Auvergne). 


4.  Ordnung.    Hemiptera.  Wanzen. 

Vorderflügel  lederartig  oder  häutig, 
grösser  und  gröber  geädert  als  die  niemals 
gefalteten  Hinterflügel.  Mund  mit  Stech- 
rüssel  oder  Saugschnabel.  Metamorphose 
unvollständig. 


Von  paläozoischen  Gattungen  dürften  Eugereon  (Fig.  1366)  und 
Fulgorina  aus  dem  unteren  Rothliegenden  hierher  gehören. 

Von  Aphiden  (Blattläusen)  linden  sich  die  ältesten  Reste  im 
Wealden  und  zahlreiche  Arten  im  Tertiär.  Schildläuse  (Coccidae), 
Laterneuträger  (Fuh/oridae),  Membraciden,  Oi cade II  iden  und 
Singcicaden  kennt  man  vorzugsweise  aus  dem  Tertiär,  namentlich 
aus  Bernstein,  doch  sind  die  meisten  Familien  auch  schon  im  Lias  und 
Jura  durch  spärliche  Reste  nachgewiesen;  so  namentlich  die  Sing- 
cicaden durch  die  Gattungen  Eocicada  und  Prolystra  im  lithographischen 
Schiefer  von  Bayern. 


Von  den  im  Wasser  lebenden  Nepiden  (Scarabaekles  Fig.  1367), 
Irometriden,  Roduviidcn,  Lygaeiden,  Ooreiden  und  Cimi- 
die   ältesten   Formen    im    Lias   und   oberen  Jura 


Hyd 

ei  den  kommen 


Digitized  by  Google 


f>04 


Arthropoda.  Myriopoda. 


(Scarabaeides),  die  übrigen  im  Tertiär  vor.  Als  Beispiele  mögen  die 
Gattungen  Naucoris  (Fig.  13ti8),  Harpactor  (Fig.  1369),  Cephalocoris 
(Fig.  1370).  ßirytopsis  und  Acunthosoma  genannt  werden. 

I 


Mg  1367 
Hcarabueitlrt  'Irjicrflitut  <ierin 

Lithographischer  Schiefe? 
Eichstatt,  Bayern.    */,  nat.  Gr. 


Fiu'  1366 

Kugereim  Bockirißi  Dohm.     Kothos  Todtllegotido 

Birkenfehl,  Rhein-Oldenbarg  »/«.  (Kadi  Dohm.) 


Flg.  IM 
SaucorU  dilatatut 

Heer  Miocnn. 
c Köningen.  Baden 
'/,.  (Nach  Heer.) 


Fig.  1369 
Harpactor  macutipe* 

Heer.  Mlocan 
Oeningen,  Baden 
V,.   (Nach  Heer.) 


5.  Ordnung    Coleoptera.  Käfer. 

Vorderflügel  hornig,  dick,  mit  ver- 
wischten Adern,  Hinterflügel  häutig, 
gefaltet,  mit  weitmaschigem  Geäder.  Mund- 
werk zeuge  zum  Kauen.  Metamorphose  voll- 
ständig. 

Von  fossilen  Käfern  sind  bis  jetzt  nur  unsichere 
Reste  in  paläozoischen  Schichten  nachgewiesen,  da- 
gegen spielen  sie  in  den  mesozoischen  und  tertiären 
Ablagerungen  unter  den  Insekten  eine  hervorragende 
Rolle. 

Schon  in  der  Trias  von  Vaduz  und  Rütihard  bei  Basel  sind  Cur- 
eulioniden  (Curadionites) ,  Ch  rysomeliden  (Cltrysomelites)  und 
Buprestiden  nachgewiesen.  Dieselben  Familien  kommen  reichlicher 
im  Rhät  von  Schweden  und  Hildesheim ,  im  Lias  von  Schambelen 
(Aargau),  Dobbcrtin  (Mecklenburg)  und  England,  im  Dogger  und  Pur- 
beck von  England  und  im  lithographischen  Schiefer  von  Bayern  vor  und 
werden  dort  begleitet  von  Meloiden,  Oisteliden,  Cerambyciden, 
Scarabaeid  en,  Lam  p y  ri  den ,  Elateriden,  Dascylliden, 
Parniden.  Byrrhiden.  Ni  tidicliden,  Cocci  n  el  1  i  d  en ,  Staphy- 
linideu,  Dyctisciden,  Carabiden  und  anderen  Familien.  Als 


Flg.  1370. 
Cephalocoris  pilotu* 
Heer.  Mlociln. 
<>«ningen,  Baden.  V 
(NhcIi  Heer.) 


Digitized  by  Google 


Coleoptera. 


f>Oö 


die  reichsten  mesozoischen  Fundorte  wären  Schambelen  im  Aargau, 
der  Dogger  von  Stonesfield  und  die  l'urbeekschichten  von  England 
hervorzuheben.    Der  lithographische  Schieter  von  Bayern  enthält  nur 
wenige  und  meist  schlecht  erhaltene  „ 
Käfer  (Pseiulohydrophihis,  Chrysobothris). 


Fitr.  1871. 
Cypho»  vftuttu4i.i\v\>. 
Purbcek  -  Schichten. 
Vale  of  Vanlour, 
England.  «/,. 

(Nach  Brodle) 


FI«  1372 

Ctrylon  ttriatum 
Brodle.  »  >b  lim 
Vale  of  Vanlour. 
England.  '/i- 

(Nach  Brodle.) 


FIK.  1S7.T 
Fossile  Käfer  aus  dem  oligooanen 
Ovpsiuenrel  von  Atx,  l'rovence 
n  Hipporhinu*  llnri  Oustulet. 
6  TriphyUxu  Uteri  Oustalet 
c  llyUtinu*  Jaciti»  Heer. 


Fig.  1374. 

Käfer  aus  dem  Bernstein  von  Ost-Preussen 
n  Dortotoidts  bilobui  Mötsch. 
b  I'tilodactyloidtt  stipulicorni*  Mötsch.  *'i 
c  Pauttoida  Mcngti  Mötsch.  »/> 


Fl«  l:t75 

Fossile  Käfer  aus  der  untcruiiocanen  Braun- 
kohle von  Hott  bei  Bonn.  • 
a  Miervtnum  vrlrratum  Heyden.  */' 
6  Larinus  Sroimi  Heyden  '/». 
C  l'hilhydrtu  morticinu*  Heyden. 


Im  Tertiär  steigert  sich  die  Zahl  der  Käfer  bedeutend  und  zwar 
gehören  dieselben  ganz  überwiegend  zu  noch  jetzt  existirenden  Gattungen. 


Fl(j  1376. 

Käfer  aus  mioeäneu  SüshwassermerRel  von  Oeningen.  Baden. 

a  l.ytta  Aescutupi  Heer.    •/».  4,  e  Clerv»  Adoiii»  Heer  »/«. 

d  Hitter  mnrmorotu*  Heer.  t  Mtidula  mactiligera  Heer  »/■. 

/  Protacttu  Erichumi  Heer.    '/■  !/  JMffio  Ixlla  Heer.  »/•• 


Besonders  reich  sind  die  oligoeänen  Süsswassersehiehten  von  Aix  in 
der  Provence  (Fig.  1373),  von  Florissant  in  Colorado,  ferner  der 
Bernstein  von  Ostpreussen  (Fig.  1374),  die  mioeänen  Braunkohlen  von 
Rott  (Fig.  137ö),  Sieblos,  Westerwald,  Kutschlin  in  Böhmen,  die  Süss- 
wassermergel  von  Oeningen  in  Baden  (Fig.  1370),  Radoboj  in  Croatien, 
Sinigaglia  in  Italien  u.  a.  O.  Der  Erhaltungszustand  dieser  fossilen 
Reste  lässt  häutig  wenig  zu  wünschen  übrig,  wie  die  nebenstehenden 
Abbildungen  zeigen. 


Digitized  by  Google 


506 


Arthmpoda.  Myriopoda. 


6.  Ordnung.    Diptera.  Zweiflügler. 

Vorderflügel  häutig,  schmal,  geädert,  Hinterflügel  zu 
einem  Schwingkolben  verkümmert.  Mundtheile  zu  Saug-  oder 
Stechorganen  umgebildet.    Metamorphose  vollkommen. 

Die  ältesten  Dipteren  werden  aus  dem  Lias  (Macropeza),  dein 
lithographischen  Schiefer  [Mnsca,   Cheilosia,  Empidia),   den  Purbeck- 


Flg.  1377, 
PtiHtt*  Ml»  Heer 
Mlooan  RudoboJ  '/, 
(Xach  II  eer.i 


Ptfr.  1378 

Chimnomu«  Meyeri  Uoct  Miui-An.  Oeningen. 
Baden,   «/i.    (Nnch  Heer.) 


Flg  1379 

Empii  Melia  Hev.l.  Mioeftn. 
Rott  um  Rhein  «/,. 
fXneh  Heyden) 


Fie  13H0 
Palembolu*  jtnriijrrut  ScndA 
Oligoedn. 
Florismmt,  Colorado  »/,. 

iNuch  BeudderJ 


schichten  {Corethrium,  Cecidomium,  Rhyphus)  und 
dem  Wealden  angegeben,  sind  aber  meist  so 
schlecht  erhalten,  dass  ihre  Bestimmung  proble- 
matisch bleibt. 

In  grosser  Menge  kennt  man  dieselben  aus 
dem  Tertiär.  Am  häufigsten  finden  sich  Tipu- 
liden  (Schnaken)  und  Bibioniden  (Haarmücken) 
im  Oligocän  von  Aix  und  Florissant,  im  Bern- 
stein und  im  Miocän  von  Oeningen ,  Radobo j , 
Sicilien  u.  s.  w.  Von  sonstigen  Dipteren  weisen 
die  eigentlichen  Fliegen  [Syrphidne,  Muscidae, 
Oestridae,  Agromyzidae) ,  die  Empidae  (Tanz- 
rliegen),  Bombylidae  (Hummeln),  Nemestri- 
j  n  idae,  As ilidae  (Raubfliegen),  Stratiomyidae 
(Waffenfliegen),  Chironomidae  (Zuckmücken), 
Culicidae  (Stechschnacken),  Mycetophilidae 
(Pilzmücken)  und  Cecidotnyidae  (Gallmücken) 
eine  Anzahl  fossiler  Vertreter  auf. 


7.  Ordnung.   Lepidoptera.  Schmetterlinge. 

Vorder-  und  Hinterflügel 
gleichartig,  beschuppt,  meist 
bunt  tiefärbt.  Mundtn 


eile  einen 
Metamor- 


Rollrüssel  bildend, 
phosc  vollständig. 

Fossile  Schmetterlinge  gehören 
zu  den  seltensten  Versteinerungen 
und  sind  bis  jetzt  auf  das  Tertiär  be- 
schränkt. Aus  dem  lithographischen 
Schiefer  von  Bavoin  wurde  Pseiido- 
sirex  [Sphinx)  Schrötern  von  Oppen- 
heim für  einen  Schmetterling  gehalten,  jedoch  von  Deichmüller  als 
eine  Holzwespe  (Uroceride)  erkannt. 

Aus  dem  Tertiär  kennt  man  von  den  meisten  grösseren  Gruppen 
vereinzelte  Vertreter.    So  sind  namentlich  Motten  [Microlepidoptera)  in 


Flg.  1HH1 

Prwirya*  Prrxqthmtc  Soildd  Olieoriln 
Flori«««nt,  Colorado.    '/»•   (Xaeh  Scudder.) 


Digitized  by  Google 


Lepidoptera.  Hymenoptera. 


f>07 


ihren  verschiedenen  Entwickelungsstadien  aus  dem  Bernstein  bekannt. 
Von  Phalaeniden  kommen  zwei  Arten  in  Radoboj  und  eine  dritte  bei 
Aix  vor  und  ebendaher  sowie  von  Oeningen  sind  auch  Noctuiden  und 
mehrere  Bombyciden  beschrieben.  Von  Nachtschwärmern  {Sphingidae) 
kennt  man  Sphinx  aus  dem  Bernstein,  Sesia  aus  Aix.  Die  Tagfalter 
sind  ungemein  selten,  doch  enthalten  die  Süsswasserschichten  von  Aix, 
Rott,  Radoboj  und  Florissant  Reste  von  etwa  einem  halben  Dutzend 
fossiler  Gattungen. 

8.  Ordnung.    Hymenoptera.  Immen. 

Vorderflügel  grösser  als  die  Hinterflügel,  dünn,  häutig, 
mit  wenigen  und  entfernten  Adern.  Mundtheile  beissend  und 
leckend.    Metamorphose  vollständig. 

Die  ältesten  Hyinenoptereu  beginnen  im  Lias  von  Scharnbelen  im 
Aargau  und  gehören  zu  den  Ameisen.  Aus  dem  lithographischen  Schiefer 
werden  verschiedene  Arten  von  Apiaria,  Belostomum  (Fig.  1370)  und 
Psetidosirex .  aus  den  Purbeckschichten  Ameisen  und  Myrmidium  be- 
schrieben.   Alle  übrigen  Reste  stammen  aus  dem  Tertiär  und  gehören 


Fl*  1382. 
n  tlongat 
Genn.  Uthographisprur 
Svhh-ter.  Kichnta-It, 
Baycrik    »/,  nat  Gr. 


ZU 


Fi«  im 

X</locopa  »cnili»  Ilwr. 
Mtopikn.  Oeningen. 
Hu.l.n  '/, 
(Nach  11  v  e  r  ) 


Fig.  1384. 

Prinnomyrmcj 
lonfficeps  Mayr 
Hermt*lo.  o«t- 

PrriiMun.  */,. 

(Stuh  Mayr.) 


FIk  l:«5 
IchnevmtmUeM  hellus 
H.er  Mioean. 
OoniiiKi-n.  Ba<1en.  »/,. 
(Nach  Heer) 


den  Blattwespen  (Tenthrediniden).  Holzwespen  (Uroceriden),  Gall- 
wespen {Cyni})deae\  Schlupfwespen  {Ichneumonidac),  Braconiden.  Gold- 
wespen (Ohrysiden).  Wespen  ( Yespidae)y  Bienen  (Apidue),  Ameisen  (For- 
mietdae)  etc.  Sie  sind  am  zahlreichsten  im  Bernstein,  im  Süsswusser- 
mergel  von  Aix,  Florissant,  Oeningen  und  Radoboj. 


Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  Insekten. 

Nach  Send  der  waren  im  Jahr  1885  ca.  2G00  fossile  Insekten 
beschrieben,  wovon  155  paläozoische,  475  mesozoische  und  1972  tertiäre. 
Diese  Zahlen  haben  sich  seitdem  namentlich  durch  Funde  aus  Com- 
mentry,  Florissant  und  dem  Bernstein  erheblich  vermehrt. 

Das  älteste  fossile  Insekt  ist  Palaeoblattina  aus  dem  Silur  von 
Jurques  in  Calvados.  Nächstdem  folgen  einige  devonische  Orthopteren 
aus  Nordamerika. 

In  grösserer  Zahl  und  Mannichfaltigkeit  treten  Hexapoda  in  der 
produktiven  Steinkohlenformation  auf  und  zwar  stehen  hier  die 


Digitized  by  Google 


508  Arthropoda.  Myriopoda. 

Loealitäten  ( 'ommentry,  Allier  und  Mazon  Creek,  Illinois,  obenan. 
Andere  Fundstellen  für  carbonisehe  Insekten  sind  Zweibrücken,  Wettiu- 
Löbcjün  bei  Halle,  Manebach  in  Thüringen,  die  belgischen  und 
britischen  Steinkohlen- Reviere  in  Europa;  Neu-Schottland  und  Penn- 
sylvanien  in  Nordamerika. 

Das  perinische  System  liefert  (namentlich  im  Rothliegenden 
von  Weissig  in  Saclisen ,  Stockheim  in  Bayern  und  Imbach  bei 
Saarbrücken)  zwar  nur  wenige,  aber  zum  Theil  hochinteressante 
Formen,  wie  z.  B.  Eugereon.  Aus  der  Trias  beschreibt  Heer  einige 
Orthoptera  aus  verschiedenen  Localitäten,  sowie  2  Käfer  aus  Vaduz  in 
Liechtenstein,  zu  denen  noch  etwa  20,  erst  neuerdings  entdeckte,  fast 
alle  zu  den  Schaben  gehörige  Formen  aus  dem  Süd  •  Park  von  Colo- 
rado kommen.  Im  Lias  von  Schambelen  im  Aargau,  von  Gloucester- 
sbire  in  England  und  Dobberdn  in  Mecklenburg  liegt  eine  ziemlich 
reiche  Insekten- Fauna  begraben.  Die  Stonesfield -Schiefer  (Dogger)  ent- 
halten nur  wenige  Formen;  reiche  Fundstätten  dagegen  sind  die 
Purbeck-Schichten  im  südlichen  England  und  vor  allem  der 
lithographische  Schiefer  des  oberen  Jura  von  Bayern,  namentlich  bei 
Eichstätt,  Solnhofen  und  Kelheira.  Sehr  spärlich  dagegen  sind  Insekten- 
Reste  aus  der  Kreide  (die  meisten  aus  Böhmen). 

Die  Insel  Wight  und  die  Phosphorite  des  Quercy  liefern  einige 
eocäne,  meist  noch  nicht  näher  beschriebene  Formen,  dagegen  zeich- 
nen sich  von  oligocäneu  Ablagerungen  die  Süsswasser-Morgel  von 
Aix  (Provence),  von  Florissant  (Colorado),  vom  Green  River  in  Nord- 
amerika und  vor  allem  der  baltische  Bornstein  durch  einen  erstaunlichen 
Reichthum  an  fossilen  Insekten  aus.  Kaum  weniger  reich  sind  die 
miocänen  Localitäteu  Oeningen,  Radoboj,  Parschlug,  Rott  u.  a. 

Im  Pleistocän  sind  namentlich  die  interglacialou  Thone  der 
Schweiz,  die  Torfmoore  von  Nord f rankreich  und  England,  die  Braun- 
kohlen von  Hösbach  als  Fundstätten  von  Insekten  zu  erwähnen. 

Beifolgende  Tabelle  zeigt  die  geologische  Verbreitung  der  fossilen 
Insekten. 


( 

i 

2 

y 

- 

i 
£ 

i 

3 

ä 

i 

I 

<  »rthopU-ra  

Vi»llri>iit/«ru 

v- 

f 

H<>i  1 1  i  ntnn 

CnliM.pH:r!i  ■   

!  '  '  ' 

♦ 

i 
i 

Digitized  by  Google 


Vertebratau 


509 


Vin.  Stamm. 

Vertebrata.  Wirbelthiere. 

Bilateral  symmetrische  Thiere  mit  knorpeliger  oder 
verknöcherter,  meist  aus  gleich  werthigen  Abschnitteu 
zusammengesetzter  Wirbelsäule,  welche  das  centrale 
Nervensystem  trägt  und  den  Körper  in  einen  dorsalen 
und  ventralen  The il  ze  rlegt.  Nie  mehr  als  zwei  Paar  Glied- 
maassen  vorhanden. 

Die  Wirbelsäule  entwickelt  sich  aus  einem  stabförmigen  zelligen 
Gebilde  vou  gallertartiger  Beschaffenheit  (Chorda  dorsalis),  deren  äussere 
(skeletogene)  Schicht  sich  nach  und  nach  in  eine  Anzahl  gleichwertiger 
Segmente  gliedert,  die  anfänglich  knorpelige  Beschaffenheit  besitzen, 
später  durch  Aufnahme  von  phosphorsaurem  Kalk  verkalken  oder 
durch  Knochensubstanz  ersetzt  werden.  Am  vorderen  Ende  der 
Wirbelsäule  befindet  sich  die  das  Gehirn  umschliessende  Schädelkapsel 
nebst  dem  Visceralskelet.  Auch  das  Extremitätenskelet  ist  knorpelig 
präformirt  und  wandelt  sich  bei  den  höheren  Vertebraten  meist  voll- 
ständig in  Knochensubstanz  um.  Nur  ein  Theil  der  niedersten  Wirbel- 
thiere  bringt  es  lediglich  zu  einem  knorpeligen  Innenskelet.  Die  Ver- 
kalkung des  Knorpels  bei  den  Haien  und  Rochen  erfolgt  in  der  Weise, 
dass  zwischen  den  Knorpelzellen  homogene  Kalksubstanz  abgelagert 
wird,  während  bei  der  Verknöcherung  die  ursprünglichen  Knorpel- 
zellen verschwinden  und  durch  Resorption  der  Intorcellularsubstanz 
Kanäle  mit  Blutgefässen  (Haversische  Kanäle),  sowie  kleine,  von 
Knochenzellen  (Osteoblasten)  erfüllte  Hohlräume  (Lacunen,  Knochen- 
körperchen)  entstehen.  Letztere  treten  durch  sehr  feine,  nach  allen 
Richtungen  ausstrahlende  Röhrchen  (I'rimitivröhrchen)  mit  den  Haversi- 
schen  Kanälen  in  Verbindung.  Bei  manchen  Fischen  fehlen  die 
Lacunen  (Knochenkörperchen),  so  dass  die  Primitivröhren  direkt  von 
den  Haversischen  Kanälen  ausgehen. 

Das  Skelet  der  Extremitäten  besteht  aus  mehreren,  gelenkig  ver- 
bundenen Abschnitten,  die  je  nach  der  Funktion  der  Gliedmaassen 
ausserordentlich  verschiedene  Ausbildung  erlangen. 

Das  Nervensystem  besteht  aus  einem  in  Gehirn  und  Rücken- 
mark gegliederten  Centralorgau ,  vou  welchem  zahlreiche  Nervenäste 
entspringen  und  in  sämmthehe  Körpertheile  verlaufen.  Das  Blut  wird 
von  dem  mit  ein  oder  zwei  Vorkammern  versehenen  Herzen  zuerst  nach 
den  Respiratiousorganeu  (Kiemen  oder  Lungen)  getrieben  und  kehrt 
alsdann,  nachdem  es  in  zahllosen  Adern  den  Körper  durchzogen  hat, 
wieder  zum  Herzen  zurück.  Speiseröhre,  Magen,  Dann,  Leber,  Nieren, 
Milz,  sowie  die  Generationsorgane  liegen  im  ventralen  Theil  des 
Körpers.  Nicht  selten  ist  die  Haut  mit  Ilaaren,  Stacheln,  Schuppen, 
Federn  oder  Knochenplatten  versehen. 


Digitized  by  Google 


MO 


Vertebrata.  Pisce*. 


Dem  Paläontologen  liegen  in  der  Regel  nur  Ueberreste  des 
Knoehenskeletes,  Zähne  oder  verknöcherte  Uartgebilde  der  Haut  zur 
Untersuchung  vor,  die  sich  übrigens  meist  mit  grosser  Sicherheit 
systematisch  bestimmen  lassen. 

Man  unterscheidet  bei  den  Wirbelthieren  die  5  ('lassen:  Pisces\ 
Amphibia,  Reptilia,  Aves  und  M ammalia.  In  neuerer  Zeit  werden 
diesen  formenreichen  Gruppen  die  Tunicata  und  Leptocardii  als 
besondere  ('lassen  gegenübergestellt  und  vielfach  als  Ahnen  der  Wirbel- 
thiero  bezeichnet.  Da  dieselben  keine  fossilen  Ueberreste  in  den  Erd- 
schichten hinterlassen  haben,  so  gewährt  die  Paläontologie  über  die 
Entstehung  der  Vertebraten  keinerlei  Auskunft. 

1.  Ciasse.    PIsceS.  Fische.1) 

Kaltblütige,  meist  ausschliesslich  durch  Kiemen  ath- 
mende  Wasserbewohner.  Gliedmaassen  als  Flossen  aus- 
gebildet. Haut  mit  Schuppen  od  er  Knochenplatten,  selten 
nackt.  Wirbelsäule  in  einer  verticalen  Schwanzflosse 
endigend.  Herz  mit  einfacher  Kammer  und  Vorkammer. 
E  n  t  w  i  c  k  e  1  u  n  g  ohne  Amnion  und  A 1 1  a  n  to  i  s. 

Zu  den  Hautgebilden  der  Fische  gehören  die  Schuppen,  Haut- 
knochen, Stacheln,  Flossenstrahlen  und  Zähne. 


')  Cuvier  et  Valencienne»,  Histoire  natur.  des  Poiasons.  Paris  1828 — 49.  22  Bde. 

—  Agassix,  L.,  Recherche«  sur  les  poissons  fossiles.  5  Bde.  in  4°  mit  Atlas.  Neu- 
chätel  1833—43.  —  Müller,  Joh.,  Ueber  den  Buu  and  die  Grenzen  der  Ganoiden 
und  da»  natürliche  System  der  Fische.  Abhandl.  Berl  Akad.  für  1844  (1846).  — 
Cope,  Edw.,  Classification  of  fishes.  Trans.  Amer.  PhiloB.  Soc.  1870.  8.  449,  und 
Proceed.  Amer.  Assoc.  Advancem.  Sc.  1871.  S.  326.  —  Günther,  Alb.,  An  intro- 
duetinn  to  the  Studv  of  fishes.  Edinburgh  1880.  —  Woodtcard,  A.  Smith,  Catalogue 
of  the  fossil  fishes  in  the  British  Museum.  Part  I  1889.  II.  1891.  —  Fander,  Chr.  H., 
Monographie  der  fossilen  Fische  de»  silurischen  Systems  des  russisch  -  baltischen 
Gouvernements.  St.  Petersburg  1856.  —  Agatsiz,  L.y  Monographie  des  poissons 
fossiles  du  vieux  gros  rouge.  Neuchatel  1844.  —  Huxley,  Th ,  Preliminary  essay 
upon  the  svstematic  arrangement  of  the  fishes  of  the  devonian  epoch.  Mem.  geoi. 
Surv.  Un.  Kingdom  1861.  —  Neuberry,  J.  S.,  Descriptkm  of  fossil  fishes.  Geol. 
Surv  Ohio.  Palaeontology.  vol.  I  u.  II.  Columbus  1873.  —  Ncwberry,  J.  S.,  Worthen 
and  St.  JoUn,  Geol.  Surv.  Illinois,  vol.  II  1866,  vol.  IV  1870  u.  vol.  VII  1873.  — 
Xewberry,  J.  S.,  Palaeozoic  fishes  of  N.  Amerika  Washington  1889.  —  Qitenstedt, 
F.  A  ,  Der  Jura.  Tübingen  1858.  —  Wagner,  A.,  Beitrage  zur  Kenntniss  der  in  den 
lithograph.  Schiefern  ablagerten  urweltl.  Fische.  Abhandl  Bayer.  Akad.  Bd.  VI 
1851  und  IX  1861—63.  —  Thiollihre,  V.,  Description  des  poiss.  foss.  provenants 
des  gisements  coralliens  du  Jura  daus  le  Bugey.  Lyon.  I  u.  II.  1854  u.  1873.  — 
Pictet,  E.  J ,  Description  de  quelques  poiss.  foss.  du  Mont-Liban.  Genfcve  1850.  — 
Fictet,  E.  J  ,  et  Humbert,  A.,  Nouv.  rech.  s.  1.  poise.  foss  du  Mout  Libau.  1866.  — 
Davis,  J.  W.t  Fossil  fishes  of  the  Chalk  of  Mount  Libanon.  Trans.  Roy.  Soc. 
Dublin  1887.  4°.  —  Cope,  E.  D  ,  Report  of  the  U.  S.  geol.  Survey  of  the  Terri- 
torieB.  vol.  II.  The  Vertebratcs  of  the  cretaeeous  formations  of  the  West. 
Washington  1875.  —  Marek,  W.  v.  d.,  Fossile  Fische  etc.  aus  der  jüngsten  Kreide 
in  Westfalen.  Pulaeontographica  XI,  XV,  XXII,  XXXI,  XLI.  1863  —  94  — 
Yolta,  S,  Ittiolopia  Veronese.  Verona  1796.  —  Hechel,  J.J.,  Beitrage  zur  Kenntniss 
der  fossilen  Fische  Oesterreichs  I  1849.   II  1856.    Denkschr.  Wiener  Akad.  Bd.  XI. 

—  Heckel,  J  J.,  und  A'ner,  Neue  Beitrage  etc.  ibid.  1861.  Bd.  XIX.  —  Zigno, 
Ach,  di,  Cutalogo  ragionato  dei  pesei  fossili  di  Monte  Bolca.  Atti  R.  Istit.  Veneto 
di  Sc.  1874.  —  Sauvage,  H.  E  ,  Mem.  sur  la  faune  ichthyol  de  la  periode  tertiaire. 
Ann.  Sc.  geol.  IV  u  IX. 


Digitized  by  Google 


Piaces. 


511 


L.  Agassi/,  unterschied  viererlei  Arten  von  Schuppen,  denen  in 
seinem  System  ebenso  viele  Ordnungen  entsprechen. 

1.  Die  Placoidschuppen  kommen  nur  bei  den  Selachiern  vor. 
Es  sind  meist  kleine  rhombische  Plättchen,  Stern-,  Blatt-,  Pfeilspitzen-, 
Schaufei-förmige  oder  auch  conische  Gebilde,  die  dicht  nebeneinander 
liegen  und  ein  rauhes  Mosaikpflaster  (Chagrin)  bilden.  Häufig  haben 
die  Placoidschuppen  auf  verschiedenen  Körpertheilen  abweichende  Form 
und  zuweilen  zeichnen  sich  (namentlich  bei  den  Rochen)  einzelne  durch 
beträchtliche  Grösse  und  Verzierung  aus  und  erscheinen  als  dicke,  aussen 


Fltr.  l:t*6 

a  Schuppe  von  Scylium  canieula. 

Reeent.  *•/,. 
b  Schuppen  von  Carcharia*  (Priodon) 

gangeticu».    Recent.  Venn-. 


FIk.  1887. 
Raja  antiqua.   Grosse  Placoid- 
ichuppe  mit  Stachel.  Xat.  Gr. 


KIk.  1388 

Saglttaliichnitt  durch  eine  Schuppe  von  Scymnut  I.ichia  in 
60facher  Wrsr    (Nach  O,  Hcrtwlg.)    S  Schmelz,  D  Dentin. 
B  Basalplatte,  p  Pulpn,  c  Ijcderhaut.  h  starker,  nach  oben  ver- 
laufender llauptxahukanal,  d  horizontale  Pentinkanalc, 
o  Odontoblasten,  /  Bindejfewebfa-Hern. 

rauhe  oder  mit  Stacheln  bewehrte  Platten.  Die  Placoidschuppen  (Fig.  1380 
bis  1388)  haben  die  Struktur  der  Zähne  und  bestehen  aus  einer  in  die  Haut 
eingesenkten,  von  senkrechten  Bündeln  von  Bindgewebfasern  durch- 
zogenen Basalplatte  (aus  dichtem,  phosphorsaurem  Kalk)  und  einem 
frei  vorragenden  Obertheil,  welcher  aus  Dentinsubstanz  zusammen- 
gesetzt und  von  gröberen  und  feineren  Canälchen  durchzogen  ist. 
Sämmtliche  Kanäle  entspringen  aus  einer  mit  Bindegewebe  und  Zahn- 
zellen  (Odontoblasten  o)  erfüllten  Höhle  (Pulpa  p)  und  vergabein  sich 
nach  aussen  in  immer  feinere  n  t, 

Aestchen.  Die  Dentinsubstanz 
enthält  ausser  phosphorsaurem 
Kalk  kleine  Mengen  von  Fluor- 
calcium  und  kohlensaurem 
Kalk.  Der  Dentinkern  wird 
von  einer  dünnon,  glänzen- 
den, sehr  harten,  strukturlosen 
Rindenschicht  überzogen,  die 
histologisch  und  chemisch 
dem  Zahnschmelz  entspricht. 
Die  Placoidschuppen  fallen  öfters  aus  und 
werden  wie  die  Zähne  durch  Ersatzplättehen 
verdrängt. 

2.  Die  Ganoidsch Uppen  (Fig.  1389 — 1392)  haben  durchschnittlich 
ansehnlichere  Grösse,  als  die  Placoidschuppen  und  bedecken  meist  den 
ganzen  Rumpf.    Sie  sind  von  rhombischer  oder  rundlicher  Gestalt, 


Fix.  i:i90. 

Schuppen  v>n 
I'tili/ptrrttK  ßirhir 
Bunnp.  Reeent. 
Nttt.  (ir. 


S«  hupp<'  von  CosmoiJtt/ehiu*  »triatu» 
Ak.  fp.  Steinkohlenformation. 
a  von  aussen,  6  von  innen.  »/,. 


Digitized  by  Google 


512 


Vertebrata.  Pisces. 


letztere  liegen  daehziegelartig  übereinander,  die  ersteren  bilden  meist 
regelmässige  Reihen  und  sind  durch  vorspringende  zahnartige  Zapfen 
am  Vorderrand,  welche  sich  in  entsprechende  Rinnen  auf  der  Innen- 
seite der  benachbarten  Schuppen  einfügen,  beweglich  verbunden.  Die 
freie  Oberfläche  ist  von  einer  meist  dicken,  glänzenden,  zuweilen 
dunkel  gefärbten,  glatten,  runzeligen  oder  mit  netz-  oder  leistenförmigen 


Y\n.  1391.  KI*  13W.    Wrilcalnchnltt  «lurch  eine  Schopp« 

VerttcalMbnltt  durah  die  Schuppe  von  von  Glyplnlepi*.  Mark  verjn\    (Nach  Pnndor.) 

Lrftidotteu*     M<,'1.    (Nach  u.  Flertwi«)  a.   h    Isopeillns'ehicht     mit  spindelförmigen 

.S  Schmelz,  A  HavorsNcher  Kanal,  Knochenzellen,  c  Knoehenschicht  mit  Haversl- 

d  Dentinrohrehen.  when  Kanälen,  d  Schicht  mit  fein  verästelten 

Dentinröhrchen  (Kosmln),  e  Schmelz. 

Rip]>en  verzierten  Schmelzschicht  (Ganoin)  bedeckt,  unter  welcher  sich 
eine  aus  Knochensubstanz  bestehende  und  von  zahlreichen  Canälen 
durchzogene  Basalplatte  befindet.  Die  Struktur  der  Basalplatte  zeigt 
namentlich  bei  paläozoischen  Gattungen  (Fig.  1392)  grosse  Mannich- 
faltigkeit.  Die  tieforen  Lagen  enthalten  zahlreiche  Lacunen  (Knochen- 
körperchen)  und  Haversische  Kanäle,  die  oberen  sind  häutig  nur  von 
feinen  Dentinröhrehen  durchzogen. 

3.  Die  Cycloid-  und  Ctenoid-Schuppen  stimmen  in  ihrer  Zu- 
sammensetzung vollständig  mit  einander  überein.  Beide  sind  dünn, 
elastisch,  von  rundlicher,  elliptischer,  vier-,  fünf-  oder  sechsseitiger  Gestalt. 
Sie  bestehen  aus  einer  homogenen,  glasartigen  glänzenden  Deckschicht 
aus  phosphorsaureni  Kalk  und  aus  einer  in  Alkalien  löslichen  Basis  von 
Bindegewebsubstanz.  Die  Schuppen  entwickeln  sich  in  besonderen  Taschen 
der  Cutis  und  liegen  meist  daehziegelartig  übereinander.  Die  Oycloid- 
schuppen  (Fig.  131)3,  a,  b)  haben  meist  rundliche  oder  ovale  Form  und 
einen  einfachen,  ungezackten  Hinterrand;  bei  den  Ctenoidschuppen  (Fig. 
13yf>,  c,  d)  ragen  am  Hinterrand  kleine  Zacken  und  Zähnchen  vor, 
welche  zuweilen  in  mehreren  Reihen  hinter  einander  stehen,  einen  an- 
sehnlichen Theil  des  hinteren  Feldes  bedecken  können  und  gleiche  Zu- 
sammensetzung wie  dieOberflächenschieht  besitzen.  Von  dem  sogenannten 
Primitivfeld  strahlen  raeist  nach  vorne  und  namentlich  nach  hinten 
divergirende,  zuweilen  auch  netzförmig  anastomosirende  Linien  aus, 
die  nichts  anderes  als  rissartige  Unterbrechungen  der  Deckschicht  sind 


Digitized  by  Google 


Schuppen.  Flossenstacheln. 


513 


(Fig.  1394).  Zwischen  den  oberen  parallelen  Blättern  faserigen  Binde- 
gewebes der  Basis  scheiden  sich  häufig  kleine,  rundliche,  concentrisch 
schalige  Kalkkörperehen  aus,  die  unter  dem  Primitivfeld  am  reichlichsten 
vorkommen,  zuweilen  mit  einander  zu  einer  zusammenhängenden  Schicht 
verschmelzen  und  hin  und  wieder  sogar  Knochenzellen  aufweisen. 
Derartige  Schuppen  unterscheiden  sich  nicht  wesentlich  von  sehr  dünnen 
Ganoidschu  ppen . 


Fig.  1393. 
Cyclold  -  Schuppe  von 

a  Leurt»cui, 

b  Mormyrut, 

e  liaucrala. 
C'tenold- Schuppe  von 

if  Solea, 

t  Holncanthu»  (stark  ver 
trri>i«iTt 


Flu.  1394. 

Oberfläche  einer  Pieuronecte*  -  Schuppe,  um  die  Lücken  U) 
«uinchen  den  )-rbabenen  concentrlucheii  Lelsichen  cu  zclguu. 
Sehr  utark  vcrgr    (Nach  Haurtelot.» 


Hg.  1395. 
Ruekenflowenstachel  von 
II>,i»»tut  nticulatus  Ag.  aus  dem 
oberen  LlM  von  Holl. 


Die  grösseren  Platten.  Schilder,  Stacheln  etc.,  welche  theils 
den  Rumpf,  theils  den  Kopf  vieler  Fische  [Placodermi,  Siluridae, 
Accipenscridae)  bedecken,  bestehen  entweder  aus  gleichmässiger  Knochen- 
substanz oder,  wie  die  Ganoidschuppen,  aus  Lagen  von  Ostein.  Dentin 
und  Schmelz. 

Grössere  Stacheln  (lehthyodoruliten)  (Fig.  1395)  kommen  häufig 
Hin  vorderen   Ende  der  uupaaren  Flossen,  seltener  am   Rande  der 

Z Ittel,  (irundzüge  der  rnlaeontolofcie  33 


Diaitized  i 


514 


Vertebrata.  Pibcch 


paarigen  Flossen  oder  am  Kopf  bei  Fischen  mit  knorpeligem  Skelet 
(Selaclüer)  vor.  Sie  stecken  meist  mit  einer  verlängerten  Basis  lose  im 
Fleisch,  sind  nur  ausnahmsweise  (Chimaera)  gelenkig  mit  einer  Unter- 
lage verbunden  und  bestehen ,  wie  die  Schuppen  und  Zähne  der 
Placoidfische,  entweder  vollständig  aus  Dentin  oder  aus  Dentin  und 
Vasodentin.  Die  Ichthyodorulithen  erreichen  oft  beträchtliche  Grösse, 
kommen  häutig  isolirt  in  fossilem  Zustand  vor  und  zeichnen  sich 
(namentlich  die  paläozoischen)  zuweilen  durch  reiche  Verzierung  aus. 

Als  Hautgebilde  sind  auch  die  äusseren,  vorragenden  Theile  der 
Flossen  zu  betrachten.  Sie  beginnen  als  Hautfalten,  welche  nach 
und  nach  durch  zahlreiche  Hornfäden  (Selachii,  Dqmoi)  verstärkt 
werden.  Bei  den  meisten  Gauoiden  und  Teleostiern  sind  diese 
Fäden  durch  knöcherne  Strahlen  ersetzt,  die  aus  zwei  dicht  an- 
einander liegenden  Hälften  bestehen.  Bei  den  Stachel  flossern  (Fig.  1396) 
ist  jede  Hälfte  aus  einem  einzigen  Stück  zusammen- 
gesetzt, bei  den  Weichflossern  sind  die  Strahlen  durch 
Queruähte  in  zalilreiche  Stückchen  zerlegt  und  nach 
aussen  häutig  fächerförmig  getheilt.  Harte  und  weiche 
Strahlen  kommen  nicht  selten  in  einer  Flosse  vor  und 
alsdann  sind  immer  die  vorderen  Strahlen  ungegliedert, 
die  hinteren  quergetheilt.  Die  Flossenstrahlen  der  un- 
paaren  Flossen  werden  in  der  Regel  von  flachen,  knor- 
peligen oder  knöchernen  Trägern  gestützt,  mit  denen 
sie  gelenkig  verbunden  sind  (Fig.  1306  c).  Diese  Flossen- 
träger schieben  sich  zwischen  die  Dornforteätze  der  Wirbel 
ein  und  werden  als  Axonoste  oder  je  nach  ihrer  Lage  als 
Interneuralia  und  Interhaemalia  bezeichnet. 

Bei  manchen  Selachiern  (Pristiophorus,  Raja)  findet 
zwischen  den  Placoidschuppen  der  äusseren  Haut  und 
den  Zähnen  ein  allmählicher  Uebergang  statt,  und  da 
beide  im  Wesentlichen  dieselbe  histiologische  Zusammen- 
a.  b  Flössen     setzung  aufweisen,  und  die  Zähne  nur  bei  den  höheren 
Km^eilfli^^incK  Fischen  in  feste  Verbindung  mit  den  Kopfknochen  treten, 
c  n'^ntntger    s0  mU8seri  die  Zäh ii e  ebenfalls  den  Hautgebilden  zugezählt 

Bei  den  Fischen  können  sänimtliche  Knorpel  oder  Knochen,  welche 
an  der  Mund-  und  Kiemenhöhle  thcilnehmen,  Zähne  tragen.  Sie  gehen 
aus  der  Verkalkung  von  Hautpapillen  hervor  und  bestehen  aus  einer 
frei  vorragenden  Krone  und  einer  von  Bindegewebe  umgebenen  oder 
mit  dem  Kopfskelet  verbundenen  Wurzel.  Form  und  Grösse  sind  je 
nach  ihrer  Funktion  ausserordentlich  verschieden.  Von  den  winzigen 
»Sammtzälmchen«  des  Barsches  zu  den  langen  Bürstenzähnen  des 
Waller,  zu  den  kräftigeu  Hechelzähnen  des  Höchtes  und  den  gewaltigen 
Kegel-  oder  Dolchzähnen  von  Dendrodus  oder  Portheus  existiren  alle 
L'ebergänge.  Bei  den  Haien  kommen  Zähne  von  der  Form  einer  ein- 
seitig abgeplatteten  Dolchklinge  mit  oder  ohne  Nebenzacken  häufig 
vor.  Zum  Zermalmen  der  Nahrung  dienen  theils  stumpf-conische,  theils 
bohnenförmige,  kugelige  oder  pflastersteinartige  Zähne,  und  bei  gewissen 
Selarhiern  fügen  sich  die  Zähne  zu  einem  geschlossenen  Mosaik  an- 
einander. Eigentümliche  schneidende  Znhnplatten  von  ansehnlicher 
Grösse  finden  sich  bei  Diodon  und  Chimaera. 


Digitized  by  Google 


Zähne. 


515 


Ebenso  mannichfaltig  wie  die  Form  ist  auch  die  Zahl  der  Zähne 
bei  den  Fischen.  Während  die  Dipnoer,  Chimaeriden  und  Gymno- 
donten  im  Ganzen  nur  4 — 6  Zähne  besitzen,  zählen  dieselben  bei 
vielen  Haien  und  Knochenfischen  nach  Hunderten. 

Die  Befestigimg  auf  der  knorpeligen  oder  knöchernen  Unterlage 
wird  in  der  Jugend  bei  fast  allen  tischen  durch  faseriges  Bindegewebe 
bewerkstelligt,  und  bei  Haien  und  vielen  Knochenfischen  bleibt  diese 
Art  der  Befestigung  zeitlebens,  so  dasfl  die  Zähne  noch  längerem 
Kochen  leicht  von  der  Basis  abgestreift  werden  können.  Bei  Knochen- 
fischen und  vielen  Ganoiden  tritt  eine  Verwachsung  der  Zahnwurzel 
mit  dem  Knochen  ein,  wobei  auf  letzterem  meist  eine  sockelartige  Er- 
höhung dem  Zahne  entgegen  wächst.  Ausnahmsweise  findet  man  auch 
in  Höhlungen  (Alveolen)  eingefügte  Zähne.  In  der  Regel  entwickeln 
sich  die  Ersatzzähne  neben  den  fungirenden  Zähnen  und  schieben 
dieselben  nach  und  nach  aus. 

Mit  wenigen  Ausnahmen  hestehtdie  Zahnkrone  aus  Dentin,  Vasodentin 
und  Schmelz,  die  Wurzel  aus  Vasodentin  oder  Osteodentin.  Der  Schm  elz 
(Placoinschraelz)  bildet  eine  sehr  dünne,  glasharte,  glänzende,  homogene 
Deckschicht,  welche  unter  polarisirtem  Licht  Doppelbrechung  erkennen 
lässt.  Aus  der  Dentinschicht  dringen  häufig  sehr  feine,  unverzweigte 
Röhrchen  in  den  Schmelz  ein.  Derselbe  ist  aus  phosphorsaurem  Kalk 
mit  etwas  Fluorcalcium ,  wenig  kohlensaurem  Kalk,  phosphorsaurer 
Magnesia  und  sehr  geringen  Mengen  or- 
ganischer Substanz  zusammengesetzt.  Das 
Dentin  (Elfenbeinsubstanz,  Zahnsubstanz) 
enthält  kein  Fluorcalcium,  viel  mehr  orga- 
nische Beimengung,  als  der  Schmelz,  ist 
weniger  hart  und  löst  sich  in  Säure 
langsamer  auf.  Das  eigentliche  Dentin 
(Fig.  1397)  wird  lediglich  von  sehr  feinen, 
nach  aussen  verästelten  Röhrchen  durch- 
zogen, die  von  der  Pulpa  oder  deren 
Verzweigungen  ausgehen  und  fadenförmige 
Verläugerungen  der  Zahnzellen  (Odonto- 
blasten)  enthalten.  Sehr  häutig  wird  die 
Dentinsubstanz  auch  von  groben,  anasto- 
mosirenden  Oanälon  (Haversische  Canäle) 
durchzogen,  in  welchen  Blutgefässe  ver- 
laufen, und  deren  Wände  mit  Odonto- 
blasten  ausgekleidet  sind.  Von  diesen 
groben  Oanälen  gehen  alsdann  in  peri- 
pherischer Richtung  feine  Dentinröhrchen  aus.  Diese  gefässreiche 
Modifikation  der  Zahnsubstanz  heisst  Vasodentin  (Fig.  1398,  1399). 

Die  Wurzel  der  Fischzähne  unterscheidet  sicli  von  der  Krone 
durch  Mangel  eines  Schmelzüberzuges.  Sie  besteht  entweder  gänzlich 
aus  Vasodentin,  oder  es  kommen  noch  Knochenzellen  mit  ausstrahlen- 
den Primitivröhrehen  hinzu  (Osteodentin). 

Das  innere  Skelet  der  Fische  zeigt,  dass  in  den  verschiedenen 
Ordnungen  dieser  ('lasse  fast  alle  Entwickelungsstadien,  welche  bei  den 
höheren  Wirbelthieren   nur  vorübergehend   durchlaufen   werden,  als 

33» 


Digitized  by  Google 


51 6 


Vertebrnta.  Pisces. 


dauernde  Einrichtungen  im  ausgewachsenen  Zustand  fortbestehen.  Der 
ganze    Prozess    der    allmählichen    Gliederung,    Verknorpolung  und 

Verknöcherung  der 
Wirbelsäule  und  des 
übrigen  Skeletes  ist 
in  deu  verschiede- 
nen Abtheilungen 
der  Fische  veran- 
schaulicht, und  na- 
mentlich die  fossilen 
Formen  aus  paläo- 
zoischen und  meso- 
zoischen Ablager- 
ungen gewähren  in 
dieser  Hinsicht  die 
bemerkenswerthe- 
sten  Aufschlüsse. 

Wirbelsäule. 

Die  erste  Anlage 
des  inneren  Skeletes 
bei  allen  Wirbel- 
thieren  beschränkt 
sich  auf  ein  stab- 
förmiges,  elastisches,  auf  der  Dorsalseite  die  Länge  des  Körpers 
durchziehendes  Gebilde  (Chorda  dorsalis)  aus  saftreichen  Zellen,  das 
von  einer  geschichteten  Scheide  (Chordascheide)  umgeben  ist.  Ueber  der 
Chorda  dorsalis  liegt  das  Rückenmark,  daruuter  die  ventrale  Leibeshöhle. 

Nur  beim  Amphioxiis  verharrt  die  Wirbelsäule  zeitlebens  in  diesem 
primitiven  Stadium;  bei  den  Cyclostomen  bleibt  die  Chorda  ebenfalls 
noch  ungegliedert,  aber  der  Nervenstrang  wird  bereits  durch  bogen- 
förmige, von  der  Chordascheide  ausgehende  Knorpelspangen  (obere  Bögen) 
geschützt,  und  arn  Vorderende  entwickelt  sich  eine  knorpelige  Kapsel 
zur  Aufnahme  des  Gehirns. 

Bei  allen  typischen  Fischen  ist  die  Chorda  in  ringförmige  Seg- 
mente (Wirbel)  abgetheilt  und  theil weise  oder  vollständig  verknorpelt 
oder  verknöchert.  Die  Verknorpelung  oder  Verknöcherung  geht  stets 
von  der  äusseren  skeletogenen  Schicht  der  Chordascheide  aus  und 
beginnt  mit  den  oberen  und  unteren  Bögen. 

Ein  vollständiger  Wirbel  besteht  aus  einem  die  Chorda  ent- 
haltenden Wirbel  kör  per  (Centrum),  zwei  oberen,  den  Rückenmark  - 
canal  umgebenden  Bogenhältten  (obere  Bögen ,  Neurapophysen)  und 
zwei  unteren  Bogenstücken  (llaemapophysen).  Die  oberen  Bogen  ver- 
einigen sich  zu  einem  dorsalen  Dornfortsatz  (processus  spiuosus  oder 
spina  dorsalis),  die  unteren  können  entweder  in  der  Schwanzregion 
durch  Vereinigung  einen  ventralen  Dornfortsatz  (spina  ventralis)  bilden 
oder  sie  bleiben  als  untere  Querfortsätze  (Parapophysen)  getrennt. 

Bei  vielen  mit  knorpeliger  Wirbelsäule  versehenen  Fischen  (Sela- 
chier,  Aeeipenseridcn)  schieben  sich  zwischen  die  oberen  und  unteren 
Bögen  knorpelige  Schaltstücke  (Intercalarin)  ein,  welche  die  Bögen  zu 
weilen  an  Grosse  übertreffen  (Fig.  1400). 


Digitized  by  Google 


Vit  r> 


FIr.  139«. 
Verticalschnitt  durch  einen 
Theil  eines  Hechtzahncs.  (Nach 

Stern  herjr)    Stark  verirr. 
,S  Schmelz,  Ii  Dentin,  VI)  Vano- 
dentin,  H*  Zahnwurzel. 


Fl*.  1399. 

VertleaUchnitt  durch  einen 
Orodeu-Zahn.  Verirr. 

VD  Vanodentin,  Ii  Dentin. 
Schmelz. 


Wirbelsäule. 


517 


Fig.  hoo. 

Drei  Schwaniwirbel 

Centrophoru»  von  der 
Seit«.      (Nach  Hasse.! 
u?  Wirbelkörper,  na  obe- 
rer Bogen,  i  Intercalar- 
«tück,  ha  unterer  Bugen 


Flg.  1401. 

Wirbel  uns  der  Ruitipfreglou  de»  Stör.    A  von 

der  Seite.  II  in  verticalcm  Querschnitt 
tp,  d.  oberer  Dornfortsatz,  n  oberer  Bogst]  iNcur- 
apophyse),  p  Barapophyse  ha  unterer  Bogen 
illaeinapophysci,  m  Rückenmarks-  (Medullär 
Kanal,  ch  Chorda  doinlb,  *  «•hotdasehcide, 
(  Intercalaria,  r  Kippen,  f  Durchtrittaotlhungeii 
der  Xerveu.  Der  Knorpel  Ist  pimktirt.  der 
Knochen  weiss.)   iNach  R.  Hertwig.j 


Die  Wirbelcentra  oder  Wirbelkörper  enthalten  bei  den  Knorpel- 
fischen meist  noch  einen  Theil  der  Chorda,  welche  als  weicher  centniler 
Strang  die  ganze  Wirbelsäule  durchsetzt  und  die  Zwischenräume 
zwischen  den  einzelnen  Wirbeln  theilweise  ausfüllt.  Die  knorpeligen, 
verkalkten  oder  verknöcherten  Vorder-  und  Hinterwände  der  Wirbel- 
körper sind  wie  (  A  B 
Doppelkegel  tief 
ausgehöhlt  (a  m  - 
ph  i  cö  1)  und  ver 
leihen  dem  Wirbel- 
centrum dadurch 
sanduhrähnliche 
Gestalt.  Bei  den 
Selachiem  tritt 
meist  eine  theil- 
weise Verkalkung, 
bei  den  Ganoiden 

und  Knochen- 
tischen eine  Ver- 
knöcherung des  ursprünglichen  Knor- 
pelcentrums ein.  Während  aber  die 
Knochenfische  meist  eine  vollständige 
Umwandlung  des  ganzen  Wirbels  mit 
all  seineu  Fortsätzen  in  Knochen- 
substanz aufweisen,  lassen  die  Ganoi- 
den ,  namentlich  der 
paläozoischen  und  me- 
sozoischen Ablager- 
ungen ,  die  verschie- 
densten Stadien  des 
Verknöcherungs  -  Pro- 
cesses  erkennen.  Bei 
vollkommen  verknö- 
cherten Wirbeln  legen 
sich  die  vorderen  und 
hinteren  Ränder  der 
amphicölen  Wirbel- 
centren dicht  aneinan- 
der und  sind  überdies 
durch  Ligamente  ver- 
bunden, die  Chorda 
füllt  nur  noch  die  inter- 
vertebralen  Zwischen- 
räume aus  und  bildet 
keinen  continuirlichen 
Strang.  Die  Bögen 
verwachsen  fest  mit 
dem  Centrum,  und  am  Vorderrand  der  oberen  Bögen  ragt  häufig  ein 
kurzer  Fortsatz  (Zygapophyse)  vor,  welcher  sich  jederseits  über  einen 
ähnlichen  hinteren  Fortsatz  des  Centrums  legt  und  so  die  Verbindung 
benachbarter  Wirbel  verstärkt  (Fig.  1402).  In  der  hinteren  oder  Sch  wanz- 


Fig.  1402. 


Schwan« Wirbel  vom  Karpfen.  .4  der  IJtnga  nach  in  »agittalcr 
Richtung  durchschnitten,  B  ein  einzelner  Wirbel  In  halb  actt* 
liehet  Ansicht,  C  letzter  Rumpf-  und  erster  Schwatijtwirbcl. 
ip.d  oberer  I »ornfortaaU,  n  oberer  Bogen,  eh  Chorda  dorsnlis, 
c  Centrum,  :<i  Zygapophysen,  ha  Haemapophyse. 
iNach  IL  Hertwlg.) 


Digitized  by  Google 


518 


Vertebrata.  Pisces 


region  vereinigen  sieh  die  unteren  Bogen  zu  einem  ventralen  Dorn- 
fortsatz (Fig.  1402);  in  der  vorderen  Rumpf  region  ragen  die  unteren 
Bogen  als  kurze  Parapophysen  vor  und  dienen  beweglichen  Rippen 
als  Träger.  Eigentliche  Querfortsätze  (Diapophysen,  processus  trans- 
versi),  an  welche  sich  bei  den  höheren  Wirbelthieren  die  Rippen  an- 
legen und  welche  von  den  oberen  Bogen  ausgehen,  kommen  nur  ganz 
ausnahmsweise  (Polypterus,  l'leuroncctes)  neben  den  Parapophysen  vor. 
Bei  den  Cyclostomen  und  Chimären  fehlen  Rippen  vollständig,  bei  den 
Selachiern  und  Knorpelganoiden  sind  sie  meist  schwach  entwickelt 
oder  rudimentär.  In  keinem  Fall  vereinigen  sich  die  Rippen  auf  der 
Ventralseite  weder  direct  miteinander,  noch  durch  das  Zwischentreten 
eines  Sternums.  Nicht  zu  verwechseln  mit  Rippen  sind  die  aus  ver- 
knöcherten Sehnen  entstehenden  Gräten;  dünne,  an  einem  Ende 
häufig  vergabelte  Knoehenfäden,  welche  zwischen  den  Muskeln  liegen 
und  sich  an  die  Wirbelcentren,  Bogen  oder  Rippen  anheften. 


Flg.  1403. 

Diphyeerke  Sehwnrizflo*««'  von  Polypterus  Hichir. 
(Nm-h  Kol  li  kor.) 
ck  hintere*  F.ntlo  ili-r  WirbolcAulc. 


Flg.  1404. 

Aeuaserlich  und  innerlich  hetoroeerko 
Schwanzflosse  vom  Stör. 


Die  Zahl  der  Fischwirbel  schwankt  je  nach  den  verschiedenen 
Gruppen  ganz  ausserordentlich.  Bei  gewissen  Knochenfischen  (Ostracion) 
zählt  man  mir  15,  bei  anderen  70 — 80,  beim  Aal  etwa  200,  bei 
manchen  Haien  350 — 400. 

Das  hintere  Ende  der  Wirbelsäule  ist  bei  allen  Fischen  im  Em- 
brvonalzustand  diphyeerk  oder  heterocerk.  Im  ersteren  Fall  ver- 
längert sich  die  Wirbelsäule  geradlinig  bis  zum  Körperende  und  ist 
oben  und  unten  symmetrisch  von  der  Schwanzflosse  umgeben.  In  diesem 
embryonalen  Stadium  verharren  zeitlebens  die  Cyclostomen,  Dipnoer  und 
viele  Crossopterygier  (Fig.  1403).  Bei  den  heteroeerken  Fischen  (Haie, 
Rochen,  viele  Ganoiden)  krümmt  sich  die  Wirbelsäule  hinten  aufwärts 
und  tritt  vollständig  in  den  oberen  Lappen  der  Schwanzflosse  ein, 
welcher  sich  meist  verlängert  und  den  unteren  an  Grösse  übertrifft 
(Fig.  1404).  Zwischen  diphycerker  und  heterocerker  Schwanzbildung  gibt 
es  vielfache  Uebergänge.  So  verlängert  sich  beim  hetero-diphycerken 
Schwanz  die  Wirbelsäule  mit  schwacher  Aufbiegung  bis  zum  Körper- 
ende und  ist  oben  und  unten  von  Strahlen  unigeben;  aber  die  Strahlen 
des  oberen  Lappen  bleiben  erlieblich  an  Stärke  hinter  denen  des 
unteren  zurück.    Zuweilen  ist  auch  die  äussere  Schwanzflosse  aus  zwei 


Digitized  by  Google 


Schwanz. 


519 


gleichen  Lappen  zusammengesetzt,  während  sieh  die  Wirbelsäule  auf- 
wärts biegt  und  eine  Strecke  weit  in  den  oberen  Lappen  eindringt 
(Fig.  1405).  Derartige  Flossen  sind  äusserlich  homocerk,  inner  lieh 
heterocerk.  Beim  hemi-heterocerken  Schwanz  ist  der  obere  Lappen 
der  äusserlich  gleichlappigen  Schwanzflosse  noch  eine  Strecke  weit  oder 
auch  bis  zur  Spitze  beschuppt. 

Bei  sämmtlichen  Cvcloid-  und  Ctenoidfischen  ist  die  Schwanzflosse 
äusserlich  und  innerlich  homocerk  (Fig.  1406).  Die  Wirbelsäule  endigt 
vor  der  Flosse  mit  einem  Wirbel,  an  welchen  sich  eine  breite,  verticale, 


Fl*  1105.  Fi*.  1406. 

Innerlich  helcrocerke  Schwanzflosse  von  Amin.        Aeusserlleh  homocerke  (itcgure)  Schwanzflosse 
(Nach  Kulliker.i  eh  verknorpeltes  Hlntcrcnrie        vom  Lachs  (Sntmo  Salar).    iXach  Kftlllker.l 
der  Wirbelsäule  mit  «lern  Chordastraiig.  eh  Kurie  der  Chorda  i Schwanzfaden), 

a,  b,  e  obere  Deckknochen  de«  Schwanzfadens. 


fächerförmige  Schlussplatte  (Hypurale)  anschliesst,  die  aus  der  Ver- 
schmelzung mehrerer  Flossenträger  und  Hämapophysen  entsteht.  Diese 
Schlussplatte  bedeckt  meistens  einen  kurzen,  knorpeligen,  aufwärts  ge 
richteten  Fortsatz  der  Chorda  oder  ein  schräg  aufwärts  gerichtetes. 
gritTclartiges  Knochonstück  (Urostyle).  Den  homocerken  Schwanzflossen 
liegt  somit  ebenfalls  eigentlich  eine  innerliche  Heterocerkie  zu  Grunde. 

Sämmtliche  paläozoischen  Fische  haben  diphycerke  oder  heterocerke 
Schwänze,  hemiheteroeerke  Formen  beginnen  im  Jura.  Die  cretaeoi- 
sehen,  tertiären  und  lebenden  Knochenfische  haben  im  ausgewachsenen 
Zustand  homocerke  Schwanzflossen,  durchlaufen  aber  in  der  Jugend 
stets  ein  diphycerkes  oder  heterocerkes  Stadium. 

Schädel. 

Am  vorderen  Ende  der  Wirbelsäule  beginnt  der  Kopf,  dessen 
Skelet  bei  den  Fischen  grössere  Mannii  hfaltigkeit  aufweist,  als  bei  den 
höheren  Wirbelthieren.  Mit  Ausnahme  des  Amphioxus  wird  das  Gehirn 
von  einer  knorpeligen  oder  knöchernen  Kapsel,  dem  Schädel  oder 
Cranium,  umschlossen,  welche  zugleich  die  Organe  des  Gehörs,  Gesichts 
und  Geruchs  enthält.  An  den  Schädel  heften  sich  eine  grössere  An- 
zahl paariger  Knorpel-  oder  Knochenstücke  und  bilden  in  ihrer  Ge- 
sammtheit  das  sogenannte  Visceralskelet. 


520 


Vertebrata.  Pisces 


Das  embryonale  Pri m 0 r<J ift  1  c ran  i  u  m  aller  Wirbelthiere  ist 
knorpelig  und  entwickelt  sich  wie  die  Wirbelsäule  aus  der  Chorda 
dorsalis,  die  stets  eine  Strecke  weit  iu  die  Schädelbasis  eindringt. 

Bei  den  Selachiern  (Fig.  1407)  besteht  das  ganze  Kopfskelet  aus 
Knorpel,  der  ausnahmsweise  durch  Aufnahme  von  phosphorsau  rem  Kalk 
erhärtet  (Ichthyotomi).  Die  längliche  Schädelkapsel  lasst  keine  Nähte  er- 
kennen und  enthält  im  vorderen  Theil  (Ethmoidalregion)  die  Riechnerven, 
in  der  Mitte  (Orbitalregion)  die  Sehhügel,  Gesichtsnerven  und  Augen, 
hinten  das  Gehör  und  die  Hemisphären  des  grossen  und  kleinen  Ge- 
hirns.   Das  Visccralskelet  besteht  aus  einer  Anzahl  verschiedenartig 


Kr  Po 


III     IV         V     VI   UBr  VII 


Fl*.  H07. 

Sehnde!  und  Kiemenkorh  von  Sqvatinn  vulgnrix.  {Nach  (i  eirenbuuer.)  Eth  KthmoMiüriyion 
(Kontrum),  Po  IViBtorbitnlfortsHtz,  Occ Oeoipitalreirion,  l'V  l'alntuiiuadmtum.  L  vorderer  (Praem<uilln\, 
L'  hinterer  {Maxiila),  L"  unterer  (Pratmnndibula^  Labialknorpel,  Md  Unterkiefer  (Mandibula), 
Hyoinandibulare,  Wj/  Hyoideum,  Co  Copula  de«  ZuiwnhelnboKens,  ///—  VII  Kiemenbogen 
{Branehialla),  EBr  h'pibranrhiale,  CBr  Ceratobranchiale,  H  Ar  Hypobranchiale,  Ob'  hinterste  Copuh» 
der  Kiemenbogen,  BR  Kiemenstrahlcn  des  Hyoldeura. 

ausgebildeter  knor]>eliger  Bögen,  wovon  der  vorderste  (Palatoquadratum) 
die  Mundhöhle  umgibt  und  sich  durch  ansehnliche  Grösse  auszeichnet. 
An  das  Palatoquadratum  lenken  sich  die  zwei  beweglichen  Aeste  des 
Unterkiefers  ein.  Zwei  kleine,  als  Oberkiefer  und  Zwischen kiefer  ge- 
deutete Labialknorpel  liegen  jederseits  vor  und  unter  dem  Palato- 
quadratum. Dieses  ist  in  der  Ethmoidalregion  durch  Bänder  mit  dem 
Schädel  verbunden  und  hinten  am  zweiten  Visceralbogen  befestigt, 
dessen  oberes  Stück  (Hyomandibulare)  die  Gehörregion  des  Schädels 
berührt,  während  sein  unteres  als  Zungenbeinbogen  (Ilyoideum)  aus- 
gebildet ist.  Palatoquadratum  und  Unterkiefer  sind  mit  Zähnen  besetzt. 
Hinter  dem  Zungenbeinbogen  folgen  noch  fünf  (selten  sieben)  Visceral- 
bögen,  welche  als  Stützen  der  Respirationsorgane  dienen,  aus  mehreren 
Stücken  zusammengesetzt  sind  und  ventral  durch  mediane  Zwischen- 
knorpel (Copulae)  verbunden  werden.  Sowohl  die  Kiemenbögen  als 
auch  das  Hyoideum  tragen  knorpelige  Kiemenstrahlen.  Bei  den  Holo- 
cephalen  verschmelzen  Palatoquadratum  und  Hyomandibulare  mit  ein- 
ander und  mit  der  Schädelkapsel.  Der  Unterkiefer  wird  dadurch 
autostyl  d.  h.  direkt  an  den  Schädel  eingelenkt, 

Bei  den  Knorpelganoiden  {Accipenser,  Spatufaria)  nehmen  bereits 
knöcherne  Elemente  an  der  Zusammensetzung  des  Kopfes  theil.  Die 


Schädel. 


521 


Schädelkapsel  bleibt  zwar  der  Hauptsache  nach  knorpelig,  aber  aussen 
entstehen  eine  Anzahl  Knochenplatten,  welche  das  Cranium  oben  und 
auf  den  Seiten  bedecken,  und  ebenso  entwickelt  sich  an  der  Schädel- 
basis ein  langer  schmaler  Hautknochen  (Parasphenoid),  welcher  vorne 
bis  zur  Ethmoidalregion,  hinten  bis  zum  Hinterhaupt  reicht.  Auch 
am  Palatoquadratum,  Hyomandibulare  und  Unterkiefer  stellen  sich 
Knochenbelege  ein,  und  ebenso  ossifirt  eine  die  Kiemenspalten  deckende 
Hautfalte  zu  einem  einfachen  Kiemeudeckel  (Operculum).  Palato- 
quadratum und  Hyomandibulare  bilden  den  frei  beweglichen  (hyostylen) 
Träger  des  Unterkiefers. 

Aehnlich  wie  die  Knorpelganoiden  verhalten  sich  auch  die  Dipnoer, 
bei  denen  jedoch  Palatoquadratum  und  Hyomandibulare  mit  dem 
Cranium  verschmolzen  sind  (Autostylie). 

Bei  den  Sehuppenganoiden  und  Knochenfischen  findet 
eine  mehr  oder  weniger  vollständige  Ossitication  der  Schädclkapsel  und 
des  Visceralskeletes  statt.  Die  Verknöcherung  beginnt,  wie  bei  den 
Knorpelganoiden  zuerst  mit  Hautknochen,  worauf  alsdann  eine  Sub- 
stitution des  Knorpels  durch  Knochensubstanz  erfolgt.  Der  Unterschied 
zwischen  Hautknochen  und  ossificirtem  Knorpel  (Knorpelknochen)  lässt 
sich  aber  nur  noch  auf  entwickelungsgeschichtlichem  Wege  nachweisen. 

Am  eigentlichen  Cranium  (Fig.  1408)  unterscheidet  man  3  Regionen 
(Occipital-  und  Gehör-Abschnitt,  Orbital  und  Ethmoidal-Region).  Die 
Hinterhaupts-  oder  Occipital-Region  besteht  aus  4  Knorpelknochen : 
dem  unteren  Hinterhauptsbein 
(Occipitale  basilare ,  Basiocei- 
pitale),  welches  meist  noch 
Reste  der  Chorda  dorsalis  ent- 
hält und  mit  seinem  tief  aus 
gehöhlten  Hinterende  die  Ver- 
bindung mit  dor  Wirbelsäule 
herstellt,  einem  rechten  und 
linken  seitlichen  Hinterhaupts- 
bein (Occipitalia  lateralia,  Ex 
occipitalia),  welche  den  grösse- 
ren Theil  des  Hinterhaupts- 
loches  umgrenzen,  und  einem 
oberen  Hinterhauptsbein  (( )cci- 
pitalesuperius.Supraoccipitale), 
das  zum  Schädeldach  gehört, 
sich  zwischen  die  davor  liegenden  Scheitelbeine  einschiebt  und  häufig 
mit  einer  verticalen  Medianleiste  versehen  ist. 

Die  (iehörkapseln  werden  seitlich  von  mehreren,  unter  den  Gesichts- 
knochen  vollkommen  versteckten  Knochenpaaren  umschlossen.  Man 
unterscheidet  hier  das  unmittelbar  vor  den  Occipitalia  lateralia  gelegene 
Opisthoticum  (OpO),  das  im  hinteren  oberen  Theil  an  das  Opisthoticum 
angrenzende  Epioticum  EpO%  und  das  Prooticum  PrO,  welches  ge- 
wöhnlich die  Oeffnung  des  Nervus  trigeminus  umschliesst.  Mit  diesen 
die  eigentliche  Gehörkapsel  bildenden  Knochen  verbindet  sich  jederseits 
eine  über  und  vordem  Opisthoticum  gelegene,  theils  aus  Hautknochen, 
theils  aus  Knorpel  hervorgegangene  Kuochenplattc,  das  Squamosum  Sq 


Klp.  H08 

SohridolkiipHel  von  Cyprinu*  cnrpio  I.in  <  Karpfen). 
(NftchR  Owen  )  /JOOrripitalelmwilKre,  £r<»Kxoceipltale, 
.SO  OrHpItale  suyicriiDi.  OpOOpiMhotieum.  F.p  Kpioticum, 
pr<)  l'rootii um  .  Sq  Sipiutniifuin  ,  AIS  All^phcnold, 
BSph  Ba,«i*pheno|<l.  OSph  OrbUosphenoM,  Pa  Parietale, 
Ptj  Postfn.ntale.  Fr  Frontale,  Fr/  l'mefonUle.  Eth  Kth- 
moiileiim,  Vo  Vomer,  io  lnterorbitale. 


Digitized  by  Google 


522 


Vertebrata.  Pisces. 


(Pteroticum  Park.,  Schläfenbein),  unter  der  sich  der  Kieferstiel  (Hyo- 
mandibulare)  einlenkt, 

Die  seitliche  Umgebung  der  mittleren  orbitalen  Schädelregion, 
welche  bald  knorpelig  oder  häutig  bleibt,  bald  mehr  oder  weniger  voll- 
ständig verknöchert,  ist  äusserlieh  vollkommen  von  den  Gesichtsknochen 
bedeckt.  Man  unterscheidet  hier  zwei  Knochenpaare  :  das  hintere  un- 
mittelbar vor  dem  Prootieum  gelegene  Alisphenoid  und  das  vordere 
( )rbitosphcnoid ;  in  der  Mitte  wachsen  beide  Knochenpaare,  namentlich 
aber  die  beiden  Orbitosphenoide,  häufig  zusammen  und  verschmelzen 
vollständig  miteinander.  Die  Grundfläche  des  Schädels  wird  durch 
einen  Hantknochen,  das  lange,  spahnförmige  Parasphenoid  gebildet, 
welches  hinten  an  das  Basioceipitale,  vorne  an  den  Vomer  anstösst. 

so  Das  Dach  der  bei- 

den hinteren  Sehädel- 
abschnitte  geht  nur 
selten  aus  Knorpel 
hervor,  es  lagern  sich 
vielmehr  Hautknochen 
an,  die  in  enge  Ver- 
bindung mit  den 
Knorpelknochen  tre- 
ten. So  schalten  sich 
zwischen  das  obere 
Hinterhauptsbein  und 
die  beiden  Squamosa 
zwei  Parietalia  (Schei- 
telbeine) ein ,  auf 
welche  nach  vom  die 
zwei  Frontalia  (Stirn- 
beine) folgen,  die  öfters 
zu  einem  einfachen 
grossen  1  lauptstirnbein 
verschmelzen.  Seitlich 
davon  liegt  vor  dem 
Squamosum  das  Post- 
frontale (Hinter- 
stirnbein, Sphenoticum 
Parker),  das  bei  den 
Ganoiden  zu  den  Haut-, 
bei  den  Teleostiern  zu  den  Knorpelknochen  gehört.  Ueber  den  Augen- 
höhlen kommt  zuweilen  ein  kleines  Siipraorbitale  vor. 

Die  vordere  Ethmoidalregion  besitzt  als  Basis  das  Pflugscharbein 
Vo  (Vomer),  das  gleichzeitig  die  vordere  Decke  des  harten  Gaumens 
bildet.  Vom  Vomer  steigt  schräg  nach  hinton  und  oben  jederseits  ein 
Vorderstirnbein  (Praefontale,  Kthmoidale  laterale  Parker)  auf,  das  sich 
mit  dem  Stirnbein  und  mit  dem  die  Nasenkapsel  oben,  vorn  und  theil- 
weise  seitlich  umschliessenden  Kthmoidale  Eth  verbindet.  Eine  oder 
mehrere  kleine  Verknöcherungen  über  jedem  Nasenloch,  welche  sich 
zuweilen  aussen  an  das  Kthmoidale  anheften,  werden  Nasenbeine  Na 
(NilSillia)  genannt. 


Fi*.  1401». 

KopfVkelct  vom  Lach*.  (Nach  Parker.)  Fr  Stirnbein,  Eth  Kthinol- 
delim,  Nu  Numile,  Pa  Scheitelbein,  SO  (tcrtpitttli  »Hjteriu*,  EpO 
Epiitticum,  ]'l(>  Pteroticum  > Squamo*tnn) ,  sor  supraorbitale,  L 
Lacrimal*,  A  Amte,  SbOr  Suborbltalfa,  HM  HyomauiUhulart,  Sy 
Sumptetieum.  </u  Quailratum,  M  l*t  Sletapteri/tiuiit,  M*  in  Mc  optrrynoid, 
l't  l'nlntinum.  .In  .Tu^ale,  Mx  MaxUla.  lhitx  Pracmnxilla,  Art  .4r<f- 
eulure.  Ang  Angull»,  I»  Dentale,  POp  Pimooperculuin,  Op  (»per- 
eulinn.  H»|i  Interopen-ulutn,  SOp  Siihopcrculiim.  Klly  Epih<j<\!t, 
Clly  Crratohiinlr ,  HHy  HypohyaU,  OHy  Qlowokiialc  {Zunpei>h*in\, 
HrK  nrnnctiioxtnialttrahlen.  fl»ie  knorpeligen  Partien  «bs  Schädels 
Bind  in  .1er  Abbildung'  pnuktirt.  die  aus  Knorpel  bervorK« xanuem  n 
Knochen  mit  Cur» iv  .die  Hantknoehen  mit  Anti.pua-chrift  bezeichnet.) 


.Digitized  by  Google 


Visceralskelet 


523 


Ully 


l  lly 


Zum  Visceralakelet  gehören  der  Kieferapparat,  die  Gesichts- 
knochen  und  das  Kiemengerüst.  Das  Hyomandibulare  tritt  in  enge 
Verbindung  mit  dem  hinteren  Theil  des  Palatoquadratum.  Daraus 
geht  der  sog.  Kieferstiel  hervor,  welcher  als  Träger  des  Unterkiefers 
am  Schädel  durch  Bänder  beweglich  befestigt  ist.  Das  Quadratum 
artikulirt  unten  mit  dem  Unterkiefer  und  ist  nach  oben  innig  mit  dem 
aus  dem  unteren  Ende  des  Hyomandibulare  hervorgegangenen  Sym- 
plecticum  verbunden.  An  das  Quadratbein  fügen  sich  nach  vorn  das 
winklig  gebogene  Ektopterygoid,  nach  oben  das  Metapterygoid,  nach 
vorne  das  Mesopterygoid  an ,  dessen  vorderes  Ende  sich  mit  dem 
Palatinum  (Gaumenbein)  verbindet.  Letzteres  ist  mit  seinem  Vorderrand 
durch  Knorpelbänder  am  Vomer  und  der  Ethmoidalregion  angeheftet. 

Vor  dem  Gaumenbein  liegen  jederseits  zwei  ziemlich  grosse,  meist 
mit  Zähnen  besetzte  K nochen paare ;  das  vordere  derselben,  die  Prae- 
maxilla  (Zwischenkiefer),  stösst  vor  der  Ethmoidalregion  durch  eine  Sym- 
physe mit  dem  correspondirenden  Knochen  der  anderen  Seite  zusammen; 
dashintero,  die  Maxilla  (Oberkiefer),  tritt  zuweilen  durch  eiu  schmales, 
eingeschaltetes  Jugale  (Jochbein)  mit  dem  Quadratum  in  Verbindung. 

Der  Unterkiefer  (Mandibula)  besteht  aus  dem  Gelenkstück  (Arti- 
culare),  einem  hinteren  unteren  Eckstück  Angulare,  das  öfters  knorpelig 
bleibt  und  dem  grofsen,  mit  Zähnen  besetzten  Hauptstück  Dentale. 
Auf  der  Innenseite  kommt  hierzu 
noch  ein  Belegknochen,  das  Oper- 
culare  oder  Spleniale,  das  nicht 
selten  Zähne  trägt  und  zuweilen 
(namentlich  bei  den  Crossopterygiern) 
durch  zwei  oder  mehr  Knochen- 
stücke ersetzt  ist. 

Eine  ungewöhnlich  starke  Ent- 
wicklung erlangen  sowohl  bei  Ga- 
noiden  als  Teleostiern  mehrere  aus 
einer  Hautfalte  herangehende  Oper« 
culark  nochen.  Der  vorderste,  das 
Praeoperculum,  ist  meist  eino  ziem- 
lich lange,  schmale,  etwas  gebogene 
Knochen  platte,  welche  sich  oben  an 
das  Hyomandibulare,  unten  an  das 
Quadratum  anheftet;  dahinter  liegt 
oben  ein  Operculum  von  meist  an- 
sehnlicher Grösse,  ferner  ein  Sub- 
operculum  und  als  unterstes  Stück 
ein  öfters  mit  dem  Unterkiefer 
zusammenhängendes  Interoper- 
cu  1  um. 

Eine  wechselnde  Anzahl  kleiner  Hautknochen  begrenzen  als  Sub- 
orbital ia  bogenförmig  den  hinteren  und  unteren  Rand  der  Augen 
höhle.     Das  über  derselben  gelegene  Supranrbitale  (.SO/-),  sowie  das 
Laeriniale  L  (Thränenbein)  sind  kleine  Hautk nochen,  welche  in  enger 
Verbindung  mit  dem  Cranium  stehen,  aber  nur  selten  entwickelt  sind. 

Das  Kiemengerüst  (Fig.  1410)  der  Ganoiden  und  Teleostier  unter- 
scheidet sich  nicht  unerheblich  von  jenem  der  Selachicr.  Abgesehen 


Urft 


Ff*  nio. 

Rechte  KiUle  «It-*  Zungenbein!  and  'I<t  Kiemen- 
bilden  vom  Butx'h  i  l'erca  jluriutili»).  (Nach 
«'II  vicr.i  //ZunK»'«lJ«'lllbo(;«Ml,  ///  V'/Kii'iiicli- 
lio^i'H,  III;/  IritfrhyHlc,  /,'//.'/  K|>lhyal»',  itllxi 
Hypohyale,  (Vf/r/Ulossohyale  (ZniiK<*nhcln  .  VH;i 
l'rohyale,  Co  Copulai- der  kn-menboKon./'A* ol>ori* 
ÖchluD«lkniMh.Ti.  Hrli  KU'mcniiHunttrnhk-n. 


Digitized  by  Google 


r>:>4 


Vertebrata.  Pisces 


davon,  dass  die  bei  letzteren  dem  Hyomandibulare  anhaftenden  Kiemen  - 
hautstrahlcn  hier  zu  Opercularplatten  umgewandelt  sind,  und  dass  hinter 
dem  Hyoideum  nie  mehr  als  fünf  (selten  vier)  knöcherne  Bögen  auf- 
treten, sind  die  Kiemenhautetrahlen  des  Zungenbogens  als  kräftige 
Knochenstücke  oder  Blätter  ausgebildet.  Das  Hyoideum  zerfällt  in 
ein  oberes  Epihvale,  ein  mittleres  Oeratohyale  und  ein  kleines  aus 
zwoi  Stücken  bestehendes  Hypohyale  (Basihyale);  das  mediane  Ver- 
bindungsstück (Copula)  verlängert  sich  mehr  oder  weniger  weit  nach 
vorn  als  Glossohyale  (Zungenbein)  in  die  Zunge  und  ist  bald  mit  Zähnen 
bedeckt,  bald  zahnlos ;  ein  zweites  nach  hinten  gerichtetes,  zur  ( 'opula 
gehöriges  Knochenstück  heisst  Urohyale.  Die  Kiemenbögen  (Branchialia) 
sind  gleichfalls  aus  je  drei  Stücken  (Epi-,  Cerato-  und  Hypo-Branchiale) 
zusammengesetzt,  durch  Oopulae  in  der  Mitte  verbunden  und  ihrer 
ganzen  Länge  nach  mit  feinen  knorpeligen  Strahlen,  auf  der  Innenseite 
zuweilen  mit  zahnähnlichen  Höckern  oder  Stacheln  besetzt.  An  die 
Epibranchialia  schliessen  sich  noch  kurze,  häufig  Zähne  tragende 
obere  Sehl  und k  nochen  an.  Der  letzte  Kiemenbögen  ist  meist  mehr 
oder  weniger  niodificirt  und  bildet  die  unteren  Schlundknochen. 


der  Fische  werden  nicht  nur  die  paarigen,  sondern  auch  die  unpaaren 
Flossen  bezeichnet,  da  beide  als  Bewegungsorgane  funetioniren.  Während 
jedoch  die  letzteren  reine  Hautgebilde  sind,  gehören  die  paarigen 
Flossen  wenigstens  theilweise  zum  inneren  Skelet  und  entsprochen  den 
Extremitäten  der  höheren  Wirbelthiero  und  zwar  die  Brustflossen 
den  vorderen,  die  Bauch  flössen  den  hinteren. 

Sowohl  die  Brust-,  als  auch  die  Bauchflossen  heften  sich  an  ur- 
sprünglich knorpelige  Bogen  (Schulter-  und  Beckengürtel)  an,  die  durch 
Ossification  in  eine  verschiedene  Anzahl  einzelner  Knochenstücke  zer- 
fallen können  und  nur  bei  Amphioxus  und  den  Cyclostomen  gänzlich 
fehlen.  Mit  Ausnahme  der  Solachier  befestigt  sich  der  Schulter- 
gürtel  am  oberen  Hinterhauptsbein  oder  am  Squamosum.  Er  bildet  bei 
den  Selachiern  (Fig.  1413.4)  einen  ventral  geschlossenen  einfachen,  hinter 


endigen  oder  sich  an  die  Wirbelsäule  anheften  (Rochen);  an  der  In- 
sertionsstelle  der  Flosse  ist  er  aufgetrieben  und  von  Nervenlöchern 
durchbohrt.  Bei  manchen  Ganoiden  (Chondrostei,  Crossopteryyii,  Heterocerci) 
lagern  sich  dem  primären  knorpeligen,  aus  zwei  auch  ventral  gesonderten 
Hälften  bestehenden  Schultergürtel  jederseits  drei  Deckknochen  an,  wovon 
der  mittlere  grösste  als  Clavicula,  der  untere  als  Infraclavicula,  der  obere 
als  Supraclavicula  bezeichnet  werden.  Letzterer  zerfällt  zuweilen  in  zwrei 
Stücke,  wovon  das  obere  Posttemporale  genannt  wird.  Bei  den  übrigen 
Ganoiden  und  den  Knochenfischen  wird  der  primäre  Knochengürtel 
gänzlich  durch  Ossification  verdrängt.  Zwei,  durch  Zackennähte  an  der 
inneren  und  hinteren  Seite  der  sehr  grossen  Clavicula  befestigte  Knochen, 
wovon  der  hintere  der  Scapula  (Schulterblatt),  der  vordere  mehr 
nach  innen  gelagerte  dem  Coracoid  entspricht,  bilden  hier  den  Brust- 
gürtel. Bei  mehreren  Familien  kommt  hierzu  noch  ein  drittes,  schmales, 
brückenförmig  gegen  die  Clavicula  sich  wölbendes  Spangenstück. 

Der  Hauptknochen  des  Schultergürtels  der  Teleostier  ist  immer 
die  Clavicula,  deren  Grösse  und  Form  ausserordentlich  variirt.  Nach 


Als  Gliedmaassen 


den  Kiemen  gelegenen  Knorpelbo 


dorsale  Enden  entweder  frei 


Digitized  by  Google 


Glied  rnaaHsen. 


525 


oben  schliessen  sich  ihr  als  Belegknoehen  eine  Suprackvicula  und  ein 
Posttecoporale  (Pt)  an,  hinten  lagert  sieh  ein  meist  schmaler  accessorischer 
Hautknochen,  die  Postclavicula  an. 

Die  Brustflossen  selbst  lassen  sich  im  einzelnen  schwer  mit 
dem  Bau  der  vorderen  Extremitäten  der  höheren  Vertebraten  ver- 
gleichen. Nimmt  man  mit  Gegenbaur  die  biseriale  Flosse  des 
C'eratodus  als  die  der  Urrlosse  (Archipterygium)  am  nächsten  steh- 
ende Grundform  an,  so  sieht  man  auf  den  grösstentheils  knorpeligen 
Brustgürtel  zwei 
grössere  Knorpel-  -<s^£ 
stücke  folgen,  an 
welche  sich  dann 
eine  lange  Kette 
kleinerer  cylindri- 
scher  oder  quadra- 
tischer Glieder  an- 
reiht, von  denen  nach  beiden  Seiten  Knorpelstrahlen 
ausgeheu.  Eine  centrale  Axe  der  Brustflosse  besass  auch 
die  erloschene  Selachier- Gattung  Xenacanthus ,  dagegen 
sind  die  Knorpolstrahlen  bei  allen  übrigen  Selachiern  ein- 
reihig angeordnet.  Hier  verbinden  sich  drei  grössere, 
nebeneinander  gelegene  Knorpel,  das  Pro-,  Meso-  und 
Metapterygium,  mit  dem  Brustgürtel  und  an  jedes 
derselben  fügen  sich  mehrere  aus  Knorpelstücken  zusammen- 
gesetzte Iladien  an  (Fig.  1412).  Am  stärksten  ist  immer 
das  Metapterygium  ausgebildet,  die  beiden  anderen  sind 
häufig  stark  reducirt  oder  können  sogar  vollständig 
häutige  Flosse  selbst  ist  von  zahlreichen,  stets  paarig 
Hornfäden  durchzogen. 


Fig.  1411. 

Brustflosse  von  (krattxlxu  Fordert  Queensland. 


von 

tif/uatina  (ohne 
die  äusseren 
Hornfader». 
p  Kropterygium, 
m#  Mesoptery- 
giiim,  mt  Meta- 
pterygium, 
r  Radien. 

fehlen.  Die 
auftretenden 


FiK  1413. 

Schultersrürtel  und  Brustflosse  von  A  Hrptanchu*  |  Selachier),  B  Polyptenu  (Canoid\  C  Salmo  CTeleostier). 
e/Clavicula,  co  Coraroid,  «cScaptila.  pet  Postclaviiula,  »cl  Supraelavirula.  pt  Posttemporale.  p  Proptory- 
trium,  m*  Menopteryglum,  mt  Metapterygium.  r  Radien  der  Floswnstrahlen,  /*  äussere  Klosseustrahlen. 

Bei  den  Ganoiden  und  noch  mehr  bei  den  Teleostiern  findet  eine 
ziemlich  weitgehende  Rückbildung  der  von  den  Basalstücken  ausstrahlen- 
den Radiengfieder  statt.  Polyptenis  besitzt  noch  die  drei  Basalstücke 
der  Selachier,  bei  den  meisten  übrigen  Ganoiden  dagegen  bildet  das 
Metapterygium  fast  allein  die  Stütze  für  die  Flosse;  Meso-  und  Pro- 
pterygium  verkümmern.  Dafür  treten  aber  zwei  bis  drei  Radien  in 
gleiche  Reihe  mit  den  Basalstücken  und  vorbinden  sich  mit  dem 
Brustgürtel. 

In  gleicher  Weise  bestellt  die  Basis  der  Brustflosse  bei  den  Tele- 
ostiern stets  aus  vier  bis  fünf  gleichartigen,  abgeplatteten  Knochenstücken, 


Digitized  by  Google 


r>2<» 


Vertebrata.  Pinres. 


denen  eine  wechselnde  Anzahl  kurzer  Knorpelstückchen  angefügt  ist. 
In  gleichem  Maasse  als  die  peripheren  Theile  des  primären  Flossen- 
skeletes  zurückgehen,  entwickeln  sich  auf  beiden  Flächen  der  häutigen 
Flosse  ossificirte  Flossenstrahlen  als  secundäre  Bildungen. 

Wesentlich  einfacher  als  der  Brustgürtel  ist  der  sog.  Becken- 
gürtel der  hinteren  Extremität  zusammengesetzt.  Er  erscheint  bei 
den  Sclachiern  als  eine  paarige  oder  unpaare,  von  Nervenlöchern 
durchbohrte  Spange,  die  entweder  quer  zur  Längsaxe  des  Körpers  liegt 
oder  einen  nach  vorn  convexen  oder  concaven  Bogen  bildet.  An  diesen 
Gürtel  lenken  sich  die  zwei  Basalstücke  (Pro-  und  Motapterygium)  der 
Bauchflosso  ein,  die  ihrerseits  wieder  eine  Reihe  uniserialer  knorpeliger 
Radien  aussenden.  Unter  den  Ganoiden  haben  sich  nur  noch  bei 
Polypterwi  zwei  kleine  Knorpelstücke  als  Ueberreste  eines  Beckengürtels 
erhalten;  bei  allen  übrigen,  sowie  bei  den  Teleostiern  fehlt  der  Becken- 
gürtel vollständig,  dagegen  erlangt  das  Metapterygium  jederseits  eine 
ansehnliche  Grösse  und  bildet  bald  als  einfacher,  länglicher  Knochen, 
bald  als  eine  in  zwei  Stücke  vergabelte  Platte  den  ganzen  Flossenträger. 
Bei  den  Ganoiden  sind  die  zum  Flossenskelet  gehörigen  Radien  zu- 
weilen knöchern,  bei  den  Teleostiern  dagegen  meist  knorpelig,  stark 
verkümmert,  zuweilen  sogar  gänzlich  geschwunden.  Die  Hautflosse 
selbst  enthält  zahlreiche  gegliederte  Knochenstrahlen.  Eine  eigenthüm- 
liche  Entwickelung  zeigt  der  Beckengürtel  bei  den  Dipnoern.  Er  stellt 
eine  unpaare,  vierseitige,  vorn  in  einen  langen  Fortsatz  auslaufende 
Knorpelplatte  dar,  an  welche  sich  die  knorpelige  Axo  der  biserialen 
Flosse  anheftet. 

Während  die  Bauchflossen  bei  Selachiern,  Ganoiden  und  Dipnoern 
stets  am  Bauchende  stehen,  rücken  sie  bei  den  Teleostiern  häufig  weit 
nach  vorn  und  treten  sogar  mit  dem  Schultergürtel  in  Verbindung. 
Durch  diese  Vorwärtswanderung  der  Bauchflossen  ergeben  sich  auf- 
fällige Modifikationen  in  der  Gesammterscheinung  der  Knochenfische, 
dio  in  der  Systematik  weitgehende  Verwerthung  finden. 


Im  Allgemeinen  lassen  sich  isolirte  fossile  Knochen  von  Fischen 
am  sichersten  an  ihrer  Form  erkennen.  Sogenannte  Röhrenknochen 
mit  Markhöhlen  fehlen  hier  vollständig,  aber  auch  die  Oberfläche 
besitzt  durch  zahlreiche  kleine  Rauhigkeiten,  Oeffnungen  von  Kanälen, 
Streifung  meist  ein  charakteristisches  Aussehen.  In  histologischer 
Hinsicht  zeichnen  sich  die  Knochen  mancher  Fische  durch  den  Mangel 
oder  die  sehr  sparsame  Vertheüung  von  Knochenkörperchen  aus. 

Neben  den  festen  Hautgebilden  und  dem 
Skelet  finden  sich  zuweilen  auch  fossile  Gehö  r- 
stei neben  (Otolitheu)  (Fig.  1414).  Dieselben 
bestehen  nicht  aus  phosphorsaurem,  sondern 
aus  kohlensaurem  Kalk  und  bieten  in  ihrer 
Form,  in  der  Verzierung  der  Oberfläche,  in 
der  Beschaffenheit  der  Ränder  grosse  Mannich- 
faltigkeit. 

Die  Systematik  der  Fische  hat  sich  seit  Aristoteles  vorzüg- 
lich auf  Merkmale  des  inneren  und  äusseren  Skeletes,  auf  die  Be- 
schaffenheit und  Stellung  der  Flossen  und  auf  die  Respirationsorgane 


Fl*  HU 

(i.Oiorkm'M-lirli-hon  (<>K.]ltli> 
Kiio.'h.-ntNclii'«  Olin<n  iln 
l.atMorf     Nut  <ir. 
a  von  ihism'U,  6  um  Innen. 


Digitized  by  Google 


Pisces.  8elachii. 


527 


gestützt.  Schon  Artedi,  Bonaparte,  Lacöpödo,  Cuvier  und 
Valenciennes  stellten  die  Knorpelfische  den  mit  knöchernem  Skelet 
versehenen  Formen  gegenüber  und  zerlegten  beide  Abteilungen  wieder 
in  verschiedener  Weise  in  mehrere  Gruppen.  Auf  die  fossilen  Fische  wurde 
hiebei  keine  Rücksicht  genommen,  obwohl  namentlich  Jlaifischzähne, 
Zähne  von  verschiedenen  Knochenfischen  (BuiToniten,  Cheloniten,  Kröten- 
steine, Sehlangenuugen),  sowie  ganze  Skelete  aus  verschiedenen  Localitäten 
(Kupferschiefer  von  Eisleben,  Solnhofen,  Oeningen,  Monte  Bolca,  Glarus) 
schon  im  18.  Jahrhundert  bekannt  und  mehrfach  beschrieben  waren. 
Das  epochemachende  Werk  von  L.  Agassiz  lieferte  (1833 — 1834) 
eine  vollständige  Uebersicht  aller  bis  dahin  bekannten  fossilen  Fische 
und  suchte  zugleich  eine  neue  auf  das  Hautskelet  begründete  Ein- 
theilung  der  Fische  in  4  Hauptgruppen :  Pfacoidei,  Ganoidci,  Cycloidei 
und  Ctenoidei  einzuführen.  Joh.  Müller  vereinigte  die  zwei  letzten 
Gruppen  unter  der  Bezeichnung  Teleostei  (Knochenfische),  begronzte 
die  Gauoiden  schärfer  und  zerlegte  die  Knorpelfische  in  4  Unterclassen : 
Leptocardii,  Cyclostomi,  Selackii  und  Dipnoi.  Die  neueren  wichtigeren 
Veränderungen  in  der  Systematik  bestehen  hauptsächlich  darin,  dass 
die  Leptocardii  (Amphioxus)  und  Cyclostomi  als  selbständige 
('lassen  den  Fischen  gegenübergestellt  werden,  und  dass  die  Ganoiden 
häufig  unter  der  gemeinsamen  Bezeichnung  Teleosiomi  wieder  in  eugere 
Verbindung  mit  den  Knochenfischen  gebracht  werden.  Dio  Classe  der 
Fische  im  engeren  Sinn  enthält  somit  die  vier  noch  jetzt  existirenden 
Unterclassen :  Selackii,  Dipnoi,  Ganoidci  und  Teleostei,  zu 
denen  noch  die  ausgestorbene,  auf  paläozoische  Ablagerungen  be- 
schränkte Unterclasse  der  Placodermi  kommt.1) 


I.  Unterclasse.    Selachii.2)  Knorpelfische. 

(Elasmobranchii  Bonap,  Chondropterygii  Ouv.,  Plaandei  Ag.) 

Skelet  knorpelig.  Haut  mit  Placoidschuppen,  seltener  nackt.  Brust-, 
Bauch-  und  Afterflossen  wohl  ausgebildet.  Kiemen  ohne  Deckel,  mit  dem 
Aussenrand  an  der  Haut  angewaclisen ,  meist  6  (selten  6,  7  oder  auch 
nur  1)  Paar  seitliche  KiemenspuUcn.    Schwimmblase  jehlt.  Arterienstiel 

»)  Von  Leptocardiern  existiren  keine  fossilen  Reste.  Für  Zähne  von 
Cyclostomen  wurden  früher  irrthümlicher  Weise  dio  in  palaeozoiscben  Bildungen 
verbreiteten  als  Conodonten  bezeichneten  Anneliden-Kiefer  vvgl.  8.  206)  gehalten. 
Ob  ein  kleines,  2—3  Zoll  langes  Knorpeltischchen  ohne  Extremitäten  (Palaeospon' 
dylus  Qunni  'JYag.)  aus  dem  Old  red  von  Schottland  als  Vorläufer  der  Cyclostomen 
angesehen  werden  darf,  ist  mindestens  zweifelhaft. 

')  Bonaparte,  C.  L.,  Selacborum  tabula  analytk-a.  Mem.  Soc.  des  Sc.  nat.  de 
Neufchätel  1839.  —  Davis,  J.  W.,  On  the  fossil  fishes  of  tho  carboniferous  limestone 
series  of  Great  Britain  Transactions  Royal  Dublin  Soc.  1883.  vol.  I  ser.  II 
p.  327— 648  mit  Taf.  42  -65.  4°.  —  Hasse,' C,  Das  natürliche  System  der  Elasmo- 
branchier  auf  Grundlage  des  Baues  und  der  Entwickelung  ihrer  Wirbelsäule.  Jena 
1879,  nebst  Ergänzungsheft  1885  4".  —  Müller,  J ,  und  Henle,  J.,  Systematische 
Beschreibung  der  Plagiostomen  Berlin  1841.  gr.  4°  tnit  60  Tafeln.  —  Jaekel,  O., 
Die  eoeänen  Selachier  vom  Monte  Bolca.  Berlin  18i*4.  —  Nötling,  Fr.,  Die  Fauna 
des  samlUndischen  Tertiärs  Abhandl.  zur  geolog.  Specialkarte  von  Preussen.  Berlin 
1885.  —  Probst,  Beiträge  zur  Kenntnis«  der  fossilen  Fische  aus  der  Molasse  von 
Baltringen    Württemb.  naturw.  Jahreshefte  1874,  1877.  1878,  1882. 


Digitized  by  Google 


52« 


Vertebrata.  Pißces. 


mit  2,  S  oder  mehr  Klappenreihen.    Sehnerven  mit  Chiasma.  Männchen 

an  den  Bauch  flössen  mit  verlängerten  Anliängen.    Darm  mit  Spiralklappe. 

Die  knorpelige,  ungegliederte  Schädelkapsel  der  Selachier  nimmt 
nur  selten  phosphorsauren  Kalk  auf  (Squatina,  Ichthyotomi).  dagegen 
verkalken  die  Wirbel  in  sehr  mannichfaltiger  Weise,  werden  dadurch 
fossil  erhaltungsfähig  und  gewähren  nach  Hasse  treffliche  Anhalts- 
punkte für  die  Systematik.  Bei  den  Haien  und  Rochen  ist  das  Palato- 
quadratum  beweglich  am  Schädel  angehängt  und  die  Wirbelsäule  deutlich 
gegliedert;  bei  den  Chimaeriden  (Holocephali)  verschmilzt  der  Kiefer- 
stiel mit  der  Schädelkapsel,  der  Unterkiefer  lenkt  sich  direkt  an  diese 
ein,  die  Chorda  dorsalis  bleibt  ungegliedert,  so  dass  die  Wirbel  nur 
durch  die  Bogen  angedeutet  sind. 


- 1-, 


Flg.  1415. 

Ijlnirasfhnitt  durch  den  vonleren  Theil  «1er 
Wirbelsäule  von  Ileptanchu*.  w  Einschnürung 
der  chordaschcidc,  d  Anlage  eines  verkalkten 
Doppelkegel«,  iv  Intervertebraler  mit  Chorda 
erfüllter  Kaum,  eh  Chorda.   (Nach  Kolllker.) 


eh 


Fig.  1416. 

Ijlni?jwchnitt  durch  die  teetispondyle  Wirbel- 
saule von  Sqtuttina.  v>  Wlrbclkörper  mit  con- 
centrWhen  Verkalkungsrlnxen .  d  verkalkter 
Doppelkegel,  iv  Intcrvertebralraum,  eh  Chorda. 
(Nach  Hasse.) 


-JH 


E 


Unter  den  Haien  ( Plagiostomi)  haben  die  Notidaniden  die  primi- 
tivste Wirbelsäule  (Fig.  1415).  Hier  dringen  in  regelmässigen  Abständen 
Verdickungen  der  Cliordascheide  in  das  Zellgewebe  der  Chorda  ein 
und  bilden  in  der  Mitte  durchbohrte  Scheidewände  [Diplospondyli). 
Als  Cy clospondyli  bezeichnet  Ilasse  diejenigen  Wirbel,  bei  denen 
rings  um  die  Chorda  im  Centrum  des  Wirbelkörpers  ein  verkalkter 
a  b  e  Ring   entsteht,  der 

sich  mit  der  häufig 
verkalkten  coneaven 
Vorder-  und  Hinter- 
wand des  Wirbels 
verbindet(Fig.l417a). 
Entwickeln  sich  in 
dem  iutravertebralen 
Raum  zwischen  Vor- 
der- und  Rückwand 
concentrische  Kalk- 
lamellen, die  sich  an 
die  ersteren  anlegen, 
so  entstehen  die 
Tectispondyli  (Fig. 
1416,  1417  6),  gehen 
dagegen  von  dem  centralen  Ring  radiale  Kalkstrahlen ,  Blätter  oder 
keilförmige  Verkalkungen  nach  der  Peripherie  aus,  so  heissen  die 
Wirbel  Asferosp  ondyli  (Fig.  1417  c). 

Neben  den  Wirbeln  kommen  Zähne,  Flossenstacheln  und  sonstige 
Hautgebilde  am  häutigsten  fossil  vor.  Hai  fisch  zähne  gehören  zu 
den  am  längsten  bekannten  Versteinerungen  und  sind  unter  der  Be- 
zeichnung Clossopetren,  Vogelzungen,  Sehlangenzungen  in  der  älteren 


B 


B 


Flg.  1417. 

Scheinatischor  Querschnitt  dureh  die  Mitte  eines   a  Cyclotpondylen-, 
b  Tectupondi/lm-  und  c  A*lero*pond)/len  •  Wirbels.    C  Chordahohle, 
D  centrale  Kalkringe,  E  Elaslica  ejterna,  S  Xeurapophyse, 
//  Haemapophys«.    (Nach  Hasse.) 


Digitized  by  Google 


Selachii.  Pleuropterygii. 


629 


Literatur  vielfach  erwähnt.  Die  Form  der  Zähne  ist  überaus  ver- 
schieden, häufig  scharf  zugespitzt  mit  schneidenden  Seiteurändern, 
ein-  oder  mehrspitzig,  öfters  aber  auch  pflasterartig  mit  ebener,  stumpf- 
conischer  Krone.  Sie  bestehen  im  Wesentlichen  aus  Vasodentin,  Dentin 
und  Schmelz  und  sind  stets  nur  durch  Ligamente  befestigt,  niemals 
festgewachsen. 

Die  Selaehier  zerfallen  in  fünf  Ordnungen:  Vleuroptirygii , 
Ichthyotomi,  Acanthodi ,  Plagiostomi  und  Holocephali. 

1.  Ordnung.    Pleuropterygii.    B.  Dean.1) 

Skelet  reich  an  krümeligem  Kalk;  Chorda  ungegliedert, 
Schwanzflosse  heterocerk.  Paarige  Flossen  mit  ungeglieder- 
ten, von  der  Körper  wand  bis  zur  Flossenspitze  reichenden 
Strahlen.  Augen  mit  einem  Kranz  von  dünnen  Dentinplatten. 
Männchen  ohne  Begattungsstacheln. 

Die  IMeuropterygier  enthalten  nach  B.  Dean  die  primitivsten  Ver- 
treter der  Selaehier.  Ihre  Wirbelsäule  ist  noch  nicht  gegliedert,  die 
Schwanzflosse  ausgezeichnet  heterocerk.  Die  paarigen  Flossen  sind 
mit  einer  kurzen,  aus  wenigen,  auf  einander  folgenden  Knorpeln 
bestehenden  Basalaxe  versehen,  von  welcher  Radien  nach  einer  Seite 
ausstrahlen. 

Im  Devon,  Carbon  und  Perm.  Wahrscheinlich  Süsswasser-  oder 
Brack  wasserbewohner. 


Kohlenknlk  von  Armagh, 
Irluml.    (Such  1)h  vl<l.) 


KiR  1418. 

Restauration  von  Cladodu*  Xrwbenyi  Dean. 
Unt.  Carbon.    Lintou,  Ohio.  (Nach  Denn.) 

Cladodus  Ag.  (Cladostlache  Dam)  (Fig.  1418,  1418a). 
Körper  spindelförmig ,  mit  terminaler  Mundspalte. 
Zähne  in  zahlreichen  Reihen,  mit  schlanker  coniseher 
Hauptspitze,  daneben  jederseite  eine  Anzahl  niedriger  aad£%  Ag 
Nebenspitzen,  an  der  Basis  fast  gerade  abgestutzt.  z«h  n  in  nat  Gr.  au*  <leni 
Rückenflosse  kurz,  niedrig.  Brustflossen  gross,  lappen- 
artig nach  unten  gerichtet.  Basalknorpol  nicht  aus  dem 
Körper  vorragend ;  die  vorderen  Radien  sehr  kräftig ,  verschmolzen  und 
gegen  die  Basalia  rotationsfähig.  Augenring  aus  mehreren  Kreisen  dünner, 
unregelmässig  vierseitiger  Plättchen  zusammengesetzt.  Haut  mit  winzigen 
Chagrinkörnchen,  zum  Theil  nackt. 

Im  oberen  Devon  von  Russland,  im  Kohlenkalk  und  in  der  produktiven 
Steinkohlenformation  von  Irland,  England,  Belgien,  Russland  und  Nord- 
amerika. 

l)  Dean,  Bathford,  Contributions  to  the  Morphology  of  Cladoselaehc.  .Tourn. 
of  Morphology.  1894.  vol.  IX.  —  A  new  Cladodont  froin  the  Ohio  Waverlv.  TranB. 
X.Y.  Ac.  Sc.  1894.  XIII.  —  Jaekel,  0.,  Ueber  Cladodus.  Sitzunpub.  der  Gesellseh. 
naturf.  Freunde  (Berlin)  1892  Xo.  6.  —  Narberry,  St.,  Palaeozoic  fishes  of  X.  America. 
U.  S.  Geol.  Surv.  Monourr.  XVI.  1891.  —  Traqumr,  Ii,  üeol  Matfaz.  1888.  3/V.  S.  83. 

Zittcl,  OrunflzuKO  der  Palaeontolotfe.  31 


Digitized  by  Google 


f>30 


Vertebrata.  Pisces. 


Die  Gattungen  Dicentrodus  Traquair,  Phoebodus,  Lambdodus, 
Hybocladodus  St.  John  und  Worthen,  Dicrenodus  Romano wsky  (Cardio,' 
ropsis  Ag.,  Pristicladodus  M'Coy)  aus  dem  Kohlenkalk  sind  auf  isolirte  Zähne 
basirt. 

2.  Ordnung.    Acanthodi  Ag. 

Körper  spindelförmig;  die  Skeletknorpel  namentlich  des 
Visceralapparates  stark  verkalkt,  zuweilen  mit  körneliger 
Oberfläche.  Schädeldach  mit  irregulären  Plättchen  bedeckt. 
Zähne  fehlend.  Augen  mit  einem  einfachen  Ring  von  dünnen 
Dentinplatten.  Rückenflossen  (1—2)  klein;  Brust-  und  Bauch- 
flossen mit  sehr  schwachen,  selten  verkalkten  äussern  Strahlen. 
Vor  sämmtlichen  Flossen,  mit  Ausnahme  der  Schwanzflosse, 
stecken  kräftige  Dentin  stacheln  im  Fleisch.  Körper  und  ein 
Theil  der  Flossen  mit  einem  mosaikartigen  Pflaster  dicker, 
quadratischer  Dentinschuppen  bedeckt. 

Die  Fische  dieser  Familie  wurden  von  Agassiz  zu  den  Ganoiden 
gestellt,  ihre  nahen  Beziehungen  zu  den  Selachiern  aber  schon  von  Lütken, 
Fritsch  und  Huxley  erkannt.  Während  sie  aber  von  den  beiden  ersten 
Autoren  bei  den  Selachiern  eingereiht  wurden,  betrachtet  sie  Huxley  als 
Mittelformen  zwischen  Ganoiden  und  Selachiern.  Neuere  Untersuchungen 
von  Traquair,  Sm.  Wood  ward  und  Reis  haben  ihre  Zugehörigkeit  zu 
den  Selachiern  ejwiesen. 

Zur  vorstehenden  Familie  gehören  nicht  nur  eine  Anzahl  mehr  oder  weniger 
vollständig  bekannter  Gattungen  aus  dem  Devon,  Carbon  und  Perm,  sondern 
auch  einige  Genera,  die  ursprünglich  für  isolirte  Flossenstacheln  errichtet  wurden 
(By8sacan(hus,  Haplacanthus ,  Homacanthus ,  Machairacanthus , 
Qyracanthus  Ag.  und  Pty chacanthus).  Die  grosse  Uebereinstimmung  der 
C/ima/ms-Stacheln  mit  gewissen,  als  Onchus  bezeichneten  Ichthyodorulithen 
lässt  es  überaus  wahrscheinlich  erscheinen,  dass  wenigstens  ein  Theil  der 
letztgenannten  im  oberen  Silur  und  Devon  verbreiteten  Reste  von  Acantho- 
diden  herrührt.  Höchst  wahrscheinlich  gehören  auch  die  vierseitigen  Chagrin 
schuppen,  welche  von  Agassiz  unter  dem  Namen  Thelodus  (Fig.  1419) 
aus  dem  obersten  Silur  von  England,  von  Pander  unter  der  Bezeichnung 
Coelolepis,  Thelolepis,  Pachylepis  und  Nostolepis  aus  dem  oberen 
Silur  von  Oesel  beschrieben  wurden. 

Acanthodes  Ag.  (Acanthoessus  Ag.,  Holacanthodes  Bevr.,  Traqmiria  Fritsch). 
(Fig.  1420,  1421.)  Körper  schlank,  spindelförmig,  0—35  cm  lang;  Kopf  kurz, 
Maul  gross,  terminal.  Augenring  aus  4 — 5  dünnen,  aussen  rauh  sculptirten 
Platten  bestehend.  Cranium  nur  theilweise,  Visceralskelet  stark  verkalkt. 
Palatoquadratum  gross,  frei,  das  Hyomandibulare  etwas  bedeckend.  Unterkiefer- 
äste  zahnlos,  aus  je  zwei  Stücken  (Mandibula  und  Prämandibula)  bestehend. 
Die  verkalkten  Kiemenbögen  hinten  mit  kurzen  Dentinstrahlen  (Rechenzähnen) 
besetzt.  Schultergürtel  nur  theilweise  verkalkt  und  mit  Dentinrinde  überzogen. 
Basis  der  Brustflossen  kurz,  nach  Reis  aus  drei  hintereinander  liegenden 
Knorpeln,  nach  Sm.  Wood  ward  aus  einem  rechtwinklig  zum  vorderen 


')  Huxley,  77»,  Geologiral  Survey  of  tbe  United  Kingdom.  Pec.  X.  1861.  — 
Kner,  R,  Sitzung»ber.  Wien.  Akad.  math.-phys.  Cl.  1868  Bd.  LVII  S  Ü90.  —  Potvrie.J. 
On  the  earliest  known  veßtiges  of  vertebrate  life.  Transsiction»  Edinburgh  geol.  Soc. 
1861».  vol.  1  j).  284—301.  —  Roenter,  F.,  Ueber  Acanthodes  gracilis.  Zeitechr.  der 
deutsch,  geol.  Ges.  18.">7  Bd.  IX  S.  65.  —  Traquair,  R.,  Geol.  Magaz.  1888  S.  511 
u.  1889  8.  17.  —  Fritsch,  A.,  Fauna  der  Ga.skohle  in  Böhmen.  Bd.  II.  1889.  — 
Reis,  0.,  Zur  Kenntnis*  des  Skelets  der  Acanthodinen.  Geognost.  Jahreshefte. 
.München  181)0  und  181)4. 


Digitized  by  Google 


Acanthodi.  Ichthyotomi 


531 


säbelförmigen  Stachel  gelegenen  Stück  gebildet.  Stacheln  der  Bauchflossen 
kurz,  die  der  Rücken-  und  Afterflosse  mit  verschmälerter  Basis  im  Fleisch 
steckend.  Rückenflosse  der  Afterflosse  gegenüber,  die  kleinen,  fast  quadratischen, 
sehr  dicken  Dentinschuppen  des  Rumpfes  stehen  in  Reihen  und  bilden  ein 
zierliches  Mosaikpflaster.  Die  Schleimkanäle  der  Seitenlinie  verlaufen  zwischen 
zwei  Schuppenreihen. 


93 


Fig.  11  iO 

Acantttodet  Uitchtlli  F.gvrton.  Old  red  Sandatom*. 
Farncll,  Sehottland.    SM.  Ur.    {Nach  KgertonO 


Fig.  1419. 
ChaKTinschuppen  ran  TheMepi* 
[ThelodusJ   parvident    Äff.  sp. 
hu*   dem   obersten  SUur  von 
l.udlow,  Kngland. 

Häufig  im  Devon 
(Old  red  Sandstone)  von 
Schottland  und  Sibirien, 
in  der  Steinkohlenforma- 
tion von  Schottland  und 
Böhmen;  im  Rothliegen- 
den des  Saarbeckens 
(Lebach),  von  Schlesien 

(Klein  -  Neundorf), 
Sachsen  (Oschatz),  Böh- 
men (Braunau). 

Acanthodopsis 
Hancock  und  Atthey. 
Unterkiefer  mit  wenigen 
kräftigen ,  zahnartigen 
Fortsätzen.  Steinkohlen- 
formation. Northumber- 
land. 

D  iplacanthus  Ag. 
(Ichnacanthus  Powrie, 
Ictinocephalus  Page).  Wie 
Acanthodes,  aber  mit  zwei 
Rückenflossen.  Zwischen 
Brust-  und  Bauchflossen 
ein  Paar  kurze  Stacheln. 
Devon.  Schottland  und 
Ganada. 

Cheiracanihus ,  Parexus  Ag.    Devon.  Schottland. 

Climatius  Ag.  (Eutlmcanthus  Powrie,  Brachyacanlfais  Egerton)  (Fig.  1422). 
Flossenstrahlen  ungemein  kräftig,  längsgestreift.  Zwischen  den  Brust-  und 
Bauchflossen  mehrere  Paare  kurzer  Stacheln.  Zwei  Rückenflossen  vorhanden. 
Devon.  Schottland. 


Fig.  1421. 

Schuppen  von  Aeanthodt*  gracili*  Beyr.   a  von  aussen, 
6  von  Innen,  c  eine  lnolirte  Schupp«  vergr. 


Fiir.  1422. 

Ciimatiu»  ncutiqn  Egerton.  Old  red  Snndstone. 
Forfarshlre,  Schottland.  Nut.  Gr.  (Nach  Powrie.) 


3.  Ordnung.    Ichthyotomi.  Cope. 

(Proselachii  Döderlein.) 

Skele  tknorpel  vollständig  mit  krümeligem  Kalk  durch* 
drungen.  Chorda  undeutlich  gegliedert,  obere  und  untere 
Bogen  verkalkt  mit  langen  Dornfortsätzen.  Schwanzflosse 
diphycerk.  Brustflossen  gross  mit  langer,  gegliederter  Axe 
und  biserialen  Strahlen.    Männchen  mit  Begattungsstacheln. 

34* 


532 


Vertebrata  Pisces. 


1.  Familie.    Pleuracanthidae.  Cope.1) 

Körper  langgestreckt,  etwas  abgeplattet  mit  terminaler  Mundspalte.  Zähne 
mit  zwei  divergirenden  Hauptspitzen.  Die  Kiemenbögen  mit  kleinen  vielspitzigen 
Zähnchen  besetzt.  Rückenflosse  hinter  dem  Kopj  beginnend  und  bis  zum  Schwanz 
reichend,  durch  zahlreiche  Träger  ( Intemeuralia)  gestützt. 

Die  Pleuraeanthiden  kommen  in  der  produktiven  Steinkohlenformation 
und  im  Rothliegenden  von  Europa  und  Nordamerika  vor.  Für  isolirte 
Zähne  von  Pleuracanthus  wurden  verschiedene  Gattungen,  wie  Diplodus, 
Ochlochus,  Aganodus,  Ptemodus,  Triodus,  Thrinacodus  u.  a.,  für  isolirte  Stacheln 
die  Gattungen  Compsacanthus,  Orthacanthus  und  Lophacanthus  errichtet. 


Fig.  1426, 

7.ühn<r  von  Plfuracanthu*  ' Diplwlu*) 
Bohcmieut  quollst  «i.iskohlc. 
Nytan  bei  ViUva,  Holimen. 


Fi»;.  142». 

KcsUuimtlon  von  Plmracanthxu.  (Nach  ItrongniArt.) 

6  n  *  Pleuracanthus  Ag. 

(Xenacanthusheyr.,  tDidy- 
modus  Cope  (Fig.  1423— 
142(5).  Haut  wahrschein- 
lich nackt.  Körper  ge- 
streckt, bis  '/ä  m  hing. 
Kopf  breit,  vorne  halb- 
kreisförmig, hinten  mit 
einem  langen ,  abge- 
platteten oder  seitlich 
com  primirten,  am  Seiten- 
oder Hinterrand  mit 
zwei  Reihen  von  Ziihnchen  besetzten  Nackenstachel 
(Fig.  1425).  Zähne  (Fig.  142t»)  mit  zwei  langen, 
aussen  zugeschärften  ,  divergirenden  Spitzen  (Di- 
plodus), die  sich  auf  gemeinsamer  Basis  erneben,  und 
zwischen  denen  häufig  eine  kleine  dritte  Spitze  steht. 
5  Kiemenspalten  liegen  seitlich  vor  dem  starken  und 
breiten,  bogenförmigen ,  dorsal  offenen ,  ventral  geschlossenen  Brustgürtel, 
wovon  jede  Hälfte  aus  zwei  Stücken  (Claviculoid  und  Infrascapulare)  besteht. 

")  Beijrich,  Monatsber.  Herl.  Ak.  1848  S.  24—33  —  Brongniart,  Bulletin  de  la  soc. 
geologique  de  France,  1888.  8*™  ser.  XVI.  S.  54G.  —  Cope,  Etc..  Amer.  Philoe.  Soc. 
Philadelphia  1884.  —  Dacis,  J.,  On  tue  fossil  Fish  remaina  of  tbe  Goal  nicasures  in  the 
British  Islands.  I  Pleuracanthidae.  Trans.  Itoval  Dublin  Soc.  vol.  IV.  1892.  — 
Döderlein,  L.,  Zoolog.  Anzeiger  1889.  XII.  S.  123.  —  Fri'c,  Anton,  Die  Fauna  der 
Gaskohle.  Bd.  II  1888/89.  —  Goldfuss  in  Leonh.  u.  Bronn  Jahrb.  1847  8.  404, 
sowie  in  »Beitrüge  zur  vorweltlichen  Fauna  des  Steinkohlengebirges«  S.  23  Taf.  V 
Fig.  9,  10.  —  Kner,  Sitelingsher.  Wien.  Akad.  inath. -phvs.  Gl.  1807  Bd.  55  I  S  540 
mit  10  Tafe  ln.  —  Koken,  K.,  Sitzungsber.  Gescllsch.  naturf.  Freunde.  Berlin  1889  S.  77 


Flg.  14'JÖ. 

Pleuracanthu*  (Orthncanthut) 
Bohemiau  Fritsch.  Ga* 
kohle.  KrotM  how.  Hulnnen 
Nat  <ir.  «  von  <lcr  Seite, 
6  von  hinton,  c  (Juersehnlu. 


Digitized  by  Google 


Pleuracanthidae.    Plajriostomi.  Dyplospondyli. 


533 


Brustflossen  gross,  an  dem 
hinteren  unteren  Eck  des 
Brustgürtels  angegliedert, 
mit  segmentirter  Axc  und 
zweizeilig  angeordneten 
Strahlen.  Beckengürtel  aus 
zwei  getrennten  Knorpel- 
bogen bestehend;  dahinter 
bei  den  Mannehen  stachel- 
artige Begattungsorgane. 
Bauchflossen  mit  geglieder- 
ter Axe,  von  welcher  ein- 
seitige ,  nach  unten  ge- 
richtete Strahlen  ausgehen. 
Hinter  den  Bauchrlossen 
folgen  zwei  Afterflossen, 
deren  Träger  den  Haemapo- 
physen  aufsitzen. 

Vollständige  Skelete 
sind  aus  dem  Rothliegen- 
den von  Imbach  bei  Saar- 
brücken ,  Braunau  und 
Ruppersdorf  in  Böhmen , 
aus  der  Gaskohle  von 
Böhmen  und  aus  der  Stein- 
kohlenformation von  Com- 
mentrv  in  Frankreich,  ganze 
Schädel  in  der  Steinkohlen- 
formation von  Northumber- 
land  und  im  Perm  von 
Texas  (Didymodus)  gefun- 
den worden.  Isolirte  Zähne 
und  Nackenstacheln  sind 
ziemlich  häutig  im  Carbon 
und  Perm. 

Anodontacanthus 
Davis.  Nackenstacheln  ohne 
gezähnelte  Ränder.  Carbon. 
England. 


Pleuraennihu»  ( Xenacanthtu)  Dtchaxi  Goklf. 
a  Vonlercr  ThoU  >1<»  Körpers,  ■/.  n«t  (ir.  u 

vergr.  (Naeh  K.  Boemer.] 


Braunau,  Htthmen 
b  Kiiuclni"  Zilhnchon 


4.  Ordnung.    Plagiostomi.    Haie  und  Rochen. 

Wirbelsäule  gegliedert.  Palatoquadratu m  beweglich  am 
Schädel  eingelenkt.  Schwanz  heterocerk.  Brust-  und  Bauch- 
flossen mit  drei  kurzen  Basalknor pel  n.  Mundspalte  quer.  Die 
Männchen  mit  peitschen  artigen  Begattungsstacheln. 

Die  Plagiostomen  wurden  von  Hasse  nach  der  Beschaffenheit  der 
Wirbelsäule  in  die  4  Unterordnungen  der  Diplospondyli,  Cychspondyli, 
Asterospondyli  und  TedispondyU  eiugetheüt. 

A.  Unterordnung    Diplospondyti.  Ilasse. 

Wirbelsäule  durch  verticale  Scheidewände  unvollkommen  gegliedert,  mit  per- 
sistenter Chordasubstanz  erjüllt.  (i — 7  Ixeihen  von  Kiemensjxtltvn  vorhanden. 
Zähne  zahlreich,  in  mehreren  Beihen. 


Digitized  by  Google 


534 


Vertebrata.  Place*. 


Familie  Notidanidae  (Grauhaie). 

Körper  spindelförmig,  mit  einer  einzigen  unbetoehrten  Rücken-  und  Afterflosse. 
Schwanzflosse  gross.  Zähne  mit  mehreren  scharfen,  schief  geneigten ,  parallelen 
Spitzen.    Jura  bis  jetzt. 

Notidanus  Cuv.  (Hexanchus,  Heptanchus  Müll.  Henle)  (Fig.  1427,  1428). 
Bezahnung  der  beiden  Kiefer  ungleich.    Oberkieferzähne  schmäler  als  die 


Fig.  1428.1 
SotUanu*  prlnti-jeniM  Ar. 
Ollgocftn. 
Weinhelm  bei  Al«ey. 

unteren;  Krone  summt- 
lieher  Zähne  kamm- 
förmig  gezackt,  indem 
hinter  der  vorderen 
Spitze  5  —  6  weitere , 
allmählich  an  Höhe  ab- 
nehmende ,  folgen.  In 
beiden  Kiefern  zeich- 
nen sich  die  in  der 
Symphysenregion  be- 
findlichen Medianzähne 
durch  abweichende  sym- 
metrische Form  aus. 
Lias  bis  jetzt.  Meist  nur  isolirte  Zähne.  Im  lithographischen  Schiefer  von 
Solnhofen  ein  vollständiges  Skelet  von  N.  Münsteri  Ag. 
Chlamydoselache  Garman.    Pliocaen  und  lebend. 


Kl*.  1427. 

lUchon  vom  indischen  Cirauhui  Notidantu  (Heptanchus)  indicu*. 

Kccont. 


B.  Unterordnimg.    Cyclospondyli.  Hasse. 

Wirbelkörper  gesondert,  die  amphicolen,  verkalkten  Doppelkegel  von  der  Chorda 
durchbohrt  und  letztere  von  einem  Kalkring  umgeben.  Zähne  zahlreich,  dreieckig, 
zugespitzt,  einfach  oder  mit  Ideinen  Nebenspitzen.  Kreide  bis  jetzt ;  nicht  häufig 
fossil. 

1.  Familie.    Spinacidae  M.  u.  H.  (Dornhaie.) 

Körper  spindelförmig  bis  dreikantig,  etwas  niedergedrückt.  Schnauze  stumpf. 
Brustflosse  ohne  Ausschnitt  an  ihrer  Basis.  Die  zwei  Rückenflossen  häufig  mit 
Stachel.    Kiemenspalten  klein,  seitlich. 

Centrophorus 
M.  u.  H.  (Fig.  1429). 
Dorsalstacheln  Vor- 
hand en .  0  bere  Zäh  ne 
aufrecht ,  dreieckig 
oder  lanzettförmig, 
einspitzig ;  untere 
Zähne  zusammen  - 
gedrückt,  die  Spitze 
Reoent. 


Kiir  1121V 
Wirrwl  , (•.■iitruli-r  I>o|ipd 
Vi'ircli    von  lYntrvphirru*. 
ob,    Krci.lo.  Mii<-trirht 
vNticli  Hasse) 


Kijr.  M30 
Acanlhiax  nulifnns 
l»r<»1)Ht.  Mim-iln. 
MoUm"-.  Hiiltruiu'«'!! 


Fig  1431 
Seyinniu  trianejulut 

i'ml^t.  Mt<i>:rtii. 
Mi)l:i>»f.  Dulirlnti-n. 
»,,.    Stüh  Probst.) 


seitwärts  gerichtet.    Kreide  (Spinax  primaevus  Bietet) 

Acanthias  Bonn 
unten  gleich.  Kreide. 


(Fig.  1480).  Wie 
Tertiär  und  lebend. 


vorige,  aber  Zähne  oben  und 


Digitized  by  Google 


Pristiophorida.    Asterospondyli.    Cestraciouidae.  535 
Centrina  Cuv.    Neogen  und  lebend. 

Scymnus  Cuv.  (Fig.  1431).  Dorsalstacheln  fehlen.  Obere  Zähne  klein, 
zugespitzt;  untere  grösser,  breit,  dreieckig,  coinprimirt,  aufrecht  oder  nur 
schwach  seitwärts  geneigt.    Tertiär.  Lebend. 

Echinorhinus  Blv.    Pliocän  und  lebend. 

2.  Familie.    Pristiophoridae.  Günther.1) 

Körper  spindelförmig.  Schnauze  stark  verlängert,  abgeplattet,  jederseits  mit 
zugespitzten  Hautzähnen  besetzt.  Die  zwei  Rückenflossen  stachellos.  Kiemenspalten 
seitlich.    Kreide  bis  jetzt. 

Sclerorhynchus  Sm.  Woodw.  (Kreide);  Pristiophorus  M.  u.  H. 
Miocän  und  lebend. 

C.  Unterordnung.   Asterospondyli.  Ilasse. 

Körper  gestreckt,  spindelförmig.  Wirbelkörper  amphicöl,  von  dem  centralen, 
verkalkten  Chordaring  strahlen  radiale  Verkalkungslamellen  nach  aussen.  Fünf 
Kiemenspalten  und  zicei  Rückenflossen  vorhanden.  Zähne  zahlreich  in  Reihen 
geordnet,  zugespitzt  oder  eben. 

1.  Familie.   Cestracionidae  Ag. 

Beide  Rückenflossen  mit  Stachel.  Zähne  zaIUreich,  mehrspitzig,  einfach 
gekielt  oder  eben,  stets  mehrere  Reihen  in  Function.  Radiale  Kalkstrahlen  der 
Wirbelcentren  kurz  und  wenig  zahlreich;  die  Wirbelsäule  bei  den  ältesten  Formen 
nicht  verkalkt. 

Silur  bis  jetzt.  Hauptverbreitung  in  paläozoischen  und  mesozoischen 
Ablagerungen;  nur  eine  einzige  lebende  Gattung  (Cestracion).  Verschiedene 
fossile  Genera  sind  auf  isolirte  Zähne  oder  Flossenstacholn  {Tristychius, 
Wodnikä)  basirt. 

Orodus  Ag.  (Fig.  1432).  Nur  quer  verlängerte,  in  der  Mitte  gekielte 
Zähne  bekannt.  Der  Mediankiel  bildet  eine  stumpfe,  niedrige,  mittlere 
Hauptspitze  und  mehrere  Nebenspitzen,  von  welchen  erhabene  Runzeln 
nach  der  Basis  verlaufen.  Wurzel  sehr  stark.  Kohlenkalk.  Europa.  Nord- 
amerika. 


Fig.  U33. 

Fig.  14:t2.  Ztihnc  von  a  Hybodu»  plicatilü  Ak.  Muschelkalk. 

otu»  Am    Kohlenkalk  Laineck  bei  Bayreuth.     6  Hybodu«  reticulatxu  Ar 

ArMu7ifh"Trlan«l    (Nach  Da  v  U  •  Ont  Lia*.     Lyme  Kcpls,   Knglnn.l.  cJlybodus 

juuMieu,  whw.  «..in.,  polt/pHon  Ar.   Dogger.   StonenfleUl,  England. 

Campodus  de  Kon.  (Agassizodus  St.  John  u.  W.),  Sphenacanthus  Ag. 
Tristychius  Ag.  (Ptychacantitus  Ag.).  Carbon. 

Hybodus  Ag.  (Meristodon  Ag.)  (Fig.  1433  und  1395).  Wirbelsäule  nicht 
verkalkt.  Zähne  quer  verlängert,  mit  Mittelspitze,  neben  welcher  jederseits 
mehrere,  allmählich  an  Höhe  abnehmende  Nebenspitzen.  Die  ganze  Krone 
ist  von  verticalen  Fältchen  bedeckt.  Die  Zähne  "stehen  in  mehreren  Reihen 
hintereinander,  die  der  Symphyse  wenig  zahlreich  und  verhältnissmässig 
gross.  Körper  mit  conischen  Chagrinkörnchen  bedeckt,  am  Kopf  jederseits 
hinter  den  Augenhöhlen  eine  grosse,  kurze,  auf  stark  verdickter  Basis 

•)  Jockel,  O.,  Zeit«chr.  der  deutsch,  geol.  Gesellsch.  185K)  S.  86. 


Digitized  by  Google 


536  Vertebrata.  Pisces. 

sitzende,  hakenförmige  Stachelsr  huppe  (Sphenonchus).  Stacheln  (Fig.  1395) 
der  Rücken  flogen  sehr  kräftig,  längs  gerippt  und  gefurcht,  am  Hinterrand 
mit  zwei  Reihen  von  Zähnchen.  Zahlreiche  Arten  in  Trias  (Muschelkalk), 
Lias,  Jura  und  Kreide. 

Palaeospinax  Egerton.  Vordere  Zähne  mit  hoher,  mehrspitziger, 
hintere  mit  stumpfer  Krone.  Symphysenzähne  mit  einem,  die  übrigen  mit 
2 — 3  Paar  Nebenspitzen.  Flossenstaeheln  glatt,  hinten  ohne  Zähnchen. 
Wirbel  mit  schwachen  Radialfortsätzen.    Lias.    P.  priscus  Egerton. 

Synechodus  Sm.  Woodw.  Wie  vorige,  aber  Zähne  mit  zahlreichen 
Nebenspitzen.    Untere  und  obere  Kreide.    S.  dubrisiensis  Mackie  sp. 


FiR  im 

Acrodu*  Anninglne  Air    t  ut  1.1a«.    Lyme  Reiri«,  Knjrland.   a  l'nterklefer  '/«  nat,  <ir..  b  ein  einzelner 

Zahn  nat  Gr.  von  d>»  Seilt-  und  von  oben. 


Kl».  l«f. 

Gettraclon  fnlei/rr  A  Wagner  *p  Lithoirmphtseher  Schiefer.  Solnhofen,  Bayern   Ganzes  Skelet  V,  nat.  Gr. 
a  vorderer,  t>  hinterer  Klo>sen«tachel,  />  Bru>ti)o*»c,  d  /.ahne,  y  Sehuppen,  z  Zahne  nat.  (!r. 


Acrodus  Ag.  (Thectodus  Plieninger,  Leiacanthus  Ag.)  (Fig.  1434).  Wie 
Hybodus,  aber  Zähne  mit  gekielter,  fein  gefältelter  Krone.  Sehr  häufig  in 
Trias,  Jura  und  Kreide. 

Pal aeoba  tes  Meyer.    Zähne  flach,  gerundet,  nicht  gekielt.  Trias. 

Strophodus  Ag.  (Curtodus  Sauv.,  Asteracanthus  p.  p.  Ag.)  (Fig.  1435). 
Zähne  verlängert  vierseitig  bis  quadratisch  mit  fast  ebener,  fein  netzförmig 
gerunzelter  Krone  und  sehr  starker  Basis.  Symphysenzähne  kleiner  als  die 
Seitenzähne,  stark  gewölbt  und  gekielt.  Flossenstächeln  mit  sternförmigen 
Höckern  verliert,  am  Hintorrand  mit  zwei  Zähnchenreihen.  Am  Kopf  zwei 
grosse  hakenförmige  Stachelschuppen.  Dogger. 


Digitized  by  Google 


Cestracionidae.    Scylliidae.  Carcharidae. 


537 


Cestracion  Cuv.  (Heterodontus  Blv. ,  Drepanephorus  Egerton)  (Fig.  1436 
und  1437).  Symphysenzähne  zahlreich,  klein,  mit  Mittelspitze  und  einem 
Paar  Nebenspitzen.  Seitliche  Zähne  in 
Querreihen,  mit  schwach  gekielter,  fein 
runzeliger  Krone.  Flossenstacheln  glatt, 
hinten  ohne  Zähnchen.  Ob.  Jura.  Kreide 
und  lebend  in  Australien. 


•"ig.  HM. 

Strophodiu  reticulatus  Ag.  Coralrag, 
Tonnerro.  Yotinc. 


Fi«.  1437. 

rmerkiefer  von  Cettraciu*  l'hilippii  Cuv.  iKe<«-nt.i 


Fig.  um. 
Seyllium  dtitant 
l'rot>*t.  Miocanc. 
M  oliu>»f. 

Baltringen.  */•• 

•  Nuou  Frohst.) 


2.  Familie.    Scylliidae.    M.  u.  II. 

Zwei  Rückenflossen  ohne  Stacheln,  die  vordere  über  oder  hinter  den  Bauch- 
flössen.  Zähne  klein,  zahlreich,  zugespitzt,  meist  mit  Mitielspitze  und  einem  Paar 
Nebenspitzen.  Wirbel  mit  S  starken  Radialstrahlen.  Jura  bis  Jetztzeit,  Fossil 
wenig  verbreitet. 

Palaeoscyllium  Wagn.  Erste  Dorsale  über  der  Bauchflosse ,  zweite 
vor  der  Afterflosse.    Ob.  Jura. 

Seyllium  Cuv.  (Thyellina,   Scylliodus  Ag.)  (Fig.  14:5s:.     ik  ,v 
Erste  Dorsale  etwas  hinter  der  Bauehllosse.    Zähne  klein,  mit  Jfc^ 
hoher  Mittelspitze  und  zwei  kleinen  Nebenspitzen.  Kreide, 
Tertiär  und  lebend. 

Pristiurus  Bonap.  Wie  Scyllium,  aber  Schwanzflosse 
jederseite  am  Oberrand  mit  einer  Reihe  kleiner  Stacheln. 
Ob.  Jura  und  lebend. 

Mesiteia  Kramberger.    Kreide.  Libanon. 

ChiloscylliumU.  H.,  G  ingly  mostoma  M.  H.  (Plicodus  Winkl.,  Acro- 
dobatis  Leidy).    Tertiär  und  lebend. 

3.  Familie.    Carcharidae.    M.  vi.  H. 

Rückenflossen  ohne  Stachel,  die  vordem  in  dem 
Zwischenraum  über  Brust-  und  Bauchflosse.  Zähne 
hohl,  dreieckig,  zugespitzt  mit  scharfen  oder  gezähnelten 
Seilenrändern.  Wirbel  mit  vier,  nach  aussen  ver- 
breiterten, verkalkten  Radialkeilen.    Kreide  bis  jetzt. 

Hern  ipr  ist  is  Ag.  (Dirhizodon  Klunzinger) 
(Fig.  1439).  Zähne  dreieckig ,  mit  grobgezuckten 
Seitenrändern.    Tertiär  und  lebend. 

Galeocerdo  M.  II.  (Fig.  1440).  Vorderrand 
der  Zähne  fein  gezackt,  Hinterrand  ausgebuchtet 
und  unten  gezähnelt,    Miocaen  bis  jetzt, 

Alopiopsis  Lioy,  PseudogaUus  Jaekel.    Eocän  (Monte  Bolca). 


Fl*  14:19. 
Ilcmipritti*  terra  Ag.  Miotan. 
Netulortl,  lngurn. 


Digitized  by  Google 


538 


Vertebrata.  Pisees. 


Galeus  Ag.  (Protogaleus  Molin)  Fig.  1441.  Zähne  klein,  Bchief  drei- 
eckig, die  Rander  nur  über  der  Basis  gezuckt.    Eocän  bis  jetzt. 


Fig.  1441. 
QaUui  afflni* 

Probst.  Mloean. 
Baltringen, 
Württemberg. 
(Nach  Probst.) 


Flg.  1442. 

» Jrtqwn*  Humes   I'ocAn.  BirketelQnnin. 
Aegypten.    (Nach  Hamen.)' 
6  Il!^opriontingtüarit\'n<lM.  c  SctAiodon  Kraut* Probst. 
d  l'rionodon  »imili*  Probat,    b—d  aus  der  mioeanen 
Molasse  von  Baltringen,  Württemberg    (Naeh  Probst) 


Kid  1440. 
a  Zahn  von  OaUo- 
eerdo  adunetu  Ag. 
Miocane  Molaase. 
ITullendorf,  Baden. 
b  Wirbel  von  Galeo- 

cerdo.  Mioeane 
Molasse  Bai  trinken. 
(Naeh  Hasse.) 


Carcharias  Cuv.  (Fig.  1442).  Zähne  meist  schief 
dreieckig,  ohne  Nebenspitzen,  oben  und  unten  verschieden. 
Die  Seitenränder  bis  zur  Spitze,  (Prionodgn  M.  H.),  oder 
nur  über  der  Basis  gezackt  (Hypoprion  M.  H.),  oder  scharf- 
randig  (Scoliodon,  Physodon  M.  H.),  zuweilen  auch  aufrecht 
und  scharfrandig  (Aprionodon  Gill).    Tertiär  und  lebend. 

Sphyrna  Rat.  (Zygaena  Cuv.).  Tertiär  und  lebend. 
Mustelus  Cuv.,  Triaenodon,  Triacis  M.  H.  Recent. 

4.  Familie.   Lamnidae.   M.  u.  H. 

Die  zwei  Rückenflossen  ohne  Stachel;  die  vordere  in  dem  Zwischenraum  über 
der  Brust  und  Bauchflosse.  Zähne  gross,  zugespitzt,  mit  oder  ohne  Nebenzacken, 
die  Pulpa  vollständig  mit  Vasodentin  ausgefüllt.  Wirbel  mit  8  nach  atissen  ver- 
gabelten Radialstrahlen.    Jura  bis  jetzt. 

Orthacodus  Sm.  YVoodw.  (Sphcnodus  Ag.)  (Fig.  1443).    Zähne  sehr 

schlank,  aufrecht,  comprimirt,  ohne 
Nebenspitzen.  Wurzel  abgestutzt,  ein- 
fach.  Jura  und  untere  Kreide. 


Fig.  144:t. 
CHrthacodiu 
longUUm  Ag. 
Weiner  Jura  y. 
Bollert, 
Württemberg. 


Flg.  1444. 
crupidati  Ag.  OHgocan. 
Weinhelm  bei  Alzey. 


Fig.  144f.. 
\ Minna  iOtoilux 

npendtetüMa  Ag 
Planer, 
«jiudliiibiirg 


Fig.  1447. 
(Otodu»)  obliqua  Ag 

< Außenseite.)  EoeAn.  Sheppy. 


Odontaspi s  Ag.  (Triglochis  M.  II.,  Rhinognathus  Davis,  Scapanorhyiwhus 
Sm.  Woodw.).  Körper  schlank,  Schnauze  verlängert.  Zweite  Dorsale  klein, 
über  oder  vor  der  grossen  Analflosse.  Zähne  mit  schlanker,  seitlich  zu- 
geschärfter,  vorne  abgeplatteter,  hinten  gewölbter  Hauptspitze  und  1—2  kleinen 
Nebenspitzen.  Wurzel  gross,  zweilappig.  Kreide,  Tertiär  und  lebend. 
0.  raphiodon  Ag.,  0.  elegans  Ag.    Ob.  Kreide. 

L  a  m  n a  Cuv.  (Otodus  Ag.)  (Fig- 1444—1447).  Zweite  Dorsale  und  Anale  sehr 
klein.  Schwanz  seitlich  mit  Kiel.  Zähne  wie  bei  Odontaspis,  jedoch  Mittel- 
spitze meist  etwas  breiter  und  Nebenspitzen  grösser.  Sehr  häufig  in  Kreide, 
Tertiär  und  lebend. 


Digitized  by  Google 


Lamnidae.  Tectispondyli. 


539 


Oxyrhina  Ag.  (Fig.  1448).  Zahne  wie  bei  Lamna,  aber  ohne  Neben- 
zacken.   Kreide  bis  jetzt.    0.  Mantelli  Ag.  Kreide. 


a  b  c 


Fl*.  1445. 

a—b  Lamna -Wirbel  aus  dem  OllRocan  von  Flonheim,  von  vorne  und  von  der  Seite, 
c  vertlculer  Medianaclmitt  aus  dem  Londonthon  von  Sheppy.   Nat.  (ir.  (Naeh  Hanse.) 


Alopecia»  M.  H.    Tertiär  und  lebend. 

Corax  Ag.  (Fig.  1449).  Nur  kurz  dreieckige,  an  den  scharfen  Seiten- 
rändern gezackte  Zähne  mit  grosser  Wurzel  bekannt.  Häufig  in  mittlerer 
und  oberer  Kreide. 


Schwanz  ohne  seitlichen  Kiel.    Zälme        „  x  .        Et  14?°  .»    .  ». 

,  ....  „     .  Carcharodim  megalodon  Ar.    I'lioean.  Malta 

«ehr  gross,   dreieckig,    vorne  nach. 

hinten  gewölbt,  die  Seitenränder  gezähnelt.  Eine  obercretaeeische  und  eine 
lebende  Art,  alle  übrigen  im  Tertiär. 

Cetorhinus  Blv.  (Selache  Cuv.).  Zähne  sehr  klein,  conisch,  ohne  Seiten- 
zacken.   Pliooän  und  lebend. 

D.  Unterordnung.    Tectispondyli.  Hasse. 

Wirbelkörper  mit  concentrischen  Verkalkungsringen.  Körper  meist  platt 
gedrückt,  mit  sehr  grossen  Brustflossen. 


Digitized  by  Google 


540 


Vertebrata.  Pisces. 


Zu  den  Tectispondylcn  gehören  die  noch  jetzt  existirenden  Rochen, 
Meerengel  und  Sägefische,  sowie  wahrscheinlich  die  paläozoischen  Familien 
der  Cochliodontidae,  Psammodontidae  und  Petalodontidae . 


1.  Familie.    Cochliodontidae.  Owen. 

Paläozoische  Fisclie  mit  wenigen  convexen,  mehr  oder  weniger  gebogenen,  an 
der  Basis  ausgehöhlten,  auf  der  Krone  fein  punktirten  und  häufig  mit  stumpfen, 
schrägen  Querfalten  oder  Furchen  versehenen  Zähnen,  die  nicht  gewechselt  werden. 
Auf  jeder  Seite  steht  oben  und  unten  ein  grosser  Hinterzahn,  und  vor  diesem  meist 
noch  ztcei  oder  mehr  kleinere  Vorderzähne.  Kopf  und  vielleicht  auch  die  Brust- 
flossen mit  paarigen  domigen  Stacheln  beieehrt. 

Die  Kenntniss  dieser  höchst  eigenthümlichen,  auf  das  Carbon  und  Perm 
beschränkten  Familie  ist  eine  sehr  ungenügende.  Von  einer  einzigen  Gattung 
(Menaspis)  ist  der  Abdruck  des  Körpers  bekannt,  von  allen  übrigen  hegen 
nur  Zähne  oder  Flossenstacheln,  höchst  selten  ganze  Kieferä^te  vor.  Nach 
Jäkel  gehören  hierher  unsymmetrische,  mit  Knoten  oder  Dornen  bedeckte, 
wurzellose  Ichthyodoruliten,  die  unter  den  Namen  Oracanthus ,  Pnigea- 
canthus.  Cladacanthus,  Platyacanthus,  Oampsacanthus ,  Physo- 
nemus,  Stichacanthus  etc.  besehrieben  wurden. 

Cochliodus  Ag.  (Fig.  1451).  Auf 
jedem  Unterkieferast  drei  stark  ge- 
bogene, convexe  Zähne;  der  hintere 
sehr  gross,  mit  breitem,  vorn  und 
hinten  durch  eine  schiefe  Querfurehe 
begrenztem  Mittelfeld;  der  zweite  von 
rhomboidischer,  der  vordere  von  drei- 
eckiger Gestalt.    Kohlenkalk.  Irland. 

Slreblodus  Ag.  Wie  Cochliodus, 
jedoch  Hinterzahn  mit  2  —  3  breiten, 
schrägen  Querfalten.  Kohlenkalk. 
Irland. 

Sandalodus  Newb.  u.  W.  (Tri- 
gonodus,  Vatirinodus  Newb.  W.,  Ortiio- 
pleurodus  St.  John  u.  W.).  Obere  Zähne 
dreieckig,  dick,  schwach  eingerollt. 
Im  Unterkiefer  zwei  Zähne,  davon  der  hintere  subtriangulär  oder  keulen- 
förmig, vorne  zugespitzt,  etwas  eingerollt,  mit  1 — 2  Diagonalrücken;  der 
vordere  kurz,  vorne  abgestutzt,  stark  eingerollt.  Kohlenkalk.  Irland  und 
Nordamerika. 

Deltopty chius  Ag.,  Chitonodus  8t.  John  u.  Worthen,  Poecilodus 
Ag.,  Deltodus  Ag.,  Xy strodus  Ag.  Kohlenkalk. 

Psephodus  Ag.  (Fig.  1452).  Grosse  rhombische  oder  rhomboidische, 
schwach  gebogene  convexe  Zähne  mit  gekerbten  Rändern.  Mit  diesen  grossen 
Zähnen  sind  zuweilen  eine  grössere  Anzahl  kleiner,  quer  verlängerter  Zähn- 
chen verbunden,  die  isolirt  unter  den  Namen  Helodus,  Lophodus,  Aspi- 
dodus  und  Taeniodus  beschrieben  wurden.  Kohlenkalk.  Irland,  Schott- 
land, Nordamerika. 

Pleuroplax  Sm.  Woodw.  (Pleurodus  Haue.  u.  Atthey).  Kohlenkalk. 

Menaspis  Ewald,  einend.  Jäkel1)  (Dichelodus  Giebel,  Chalcodus  Zitt.) 
(Fig.  1 15:5).  Kopf  und  Rücken  mit  Längsreihen  von  knotigen  oder  dornigen, 
theilweise  gekielten  Placoidschuppen  und  kleinen  Chagrinkörnchen  bedeckt. 
Am   vorderen   Theil  des   Kopfes  jederseits   ein   dreieckiger,   mit  breiter, 


Flß.  1451. 

Coehliodu*  ctmtortv*  \fi  K«hl<>nkntk  Armnsh, 
lrlatnl.    V«  «»«  '*t.    a  Grosser  llintcrzaliji 
b  Mittclzahn.   iDU-  Vnnlcraahm-  f.  hl.-ii  1 


')  Jaekel,  <>.,  lieber  Menaspis  Sitzunjrsber.  naturf.  Freunde  Berlin  1891  S  115. 
—  Reis,  O.,  l'eber  die  Kopfstarheln  von  Menaspis  aruiata.    München  1891. 


Digitized  by  Google 


Cochliodontidae.    Psammodontidae.  Petalodontidae. 


541 


hohler  Basis  versehener  und  mit  Dentinkörnern  bedeckter  Stachel,  hinter 
welchem  jedereeite  drei  glatte,  dünne,  bogenförmig  nach  innen  gekrümmte 


Flg.  U52. 

Ag.    A  Drei  zusammenhangende  Zahne  In  mit.  <ir,  aus  dem  Kohlenkalk  von 
Armagh,  Irland.    (Nach  Davis.) 
B  Ptephodw  maffnxt*  Ag.    Zusammenhangende  obere  Zahne  nus  einem  Schadelfrngment  von 
Kilbrldge,  tankashirc.    b  grosser  Zahn  etwas  gebrochen,  c  kleiner  /.ahn,  identisch  mit  llelwlu»  rurii* 
M  Coy,  d  Hchmalc  Zahne,  identisch  mit  Hdodiu  plann«  Ag..  c  llelodontenzühne,  /,  g  Zahne,  identisch 
mit  Lophmiu$  didymut  und  laevittimus.   (Nach  Triniuair.j 


(wahrscheinlich  aus  verkalktem 
Knorpel  bestehende),  mit  vor- 
springendem Basalfortsatz  auf  der 
Kopfhaut  befestigte  Stacheln 
stehen.  Das  mittlere  Paar  der- 
selben ist  mehr  als  doppelt  ßo 
lang,  als  die  beiden  anderen. 
Gebiss  cochliodont.  M.  armafa 
Ewald.  Kupferschiefer. 


2.  Familie. 


Psammodontidae. 

De  Kon. 


Flg  14">:t 
'•ebiss  von  Menntjrin 
arttuüa  Ewald  {Chalcoduf 
l'ermiann*  Zitt. ). 
Kupferschiefer, 
(ilücksbtunn,  Thüringen 
uNaL  (ir.)    n  Zahiijjlatten 
von  oben,  6  von  unten. 


Fig.  14^4. 
I'mmmudu*  rugonu*  Ag, 
Kohlenkalk.  Armaglt, 
Irland    Nat.  (ir. 


Nur  grosse,  ebene  oder  schwach 
gebogene  Zähne  mit  punktirter 
oder  J einrunzeliger  Oberfläche  be- 
kannt. Die  Zähne  haben  qua- 
dratischen oder  oblongen  Umriss 
und  shinden  ursprünglich  in  1,  2 
oder  mehreren  Längsreihen.  Kohlenkalk  von  Irland,  Schottland,  Belgien,  Nord- 
amerika. 

Copodus  Davis  (Mesogoinplius ,  Rhymodus,  Characodus,  Pinacodns  Ag.). 
Zähne  vorne  schmäler,  als  hinten,  mit  einer  Quersutur,  welche  die  Krone  in 
zwei  ungleiche  Theile  zerlegt.  Kohlenkalk. 

Psam  modus  Ag.  [Homalodus ,  Aslrabodus  Davis)  (Fig.  1451).  Zähne 
gross,  eben,  viereckig,  mit  dicker  Wurzel.  Kohlenkalk. 

Archaeobatis  Newb.    Kohlenkalk.  Nordamerika. 

3.  Familie.    Petalodontidae.    Newberrv  und  Worthen. 

Zähne  zusammengedrückt,  quer  verlängert,  in  Längs-  und  Querreihen  an- 
geordnet und  ein  Pjlaster  bildend.  Krone  mit  Schmelz  bedickt,  glatt  oder  porös, 
häufig  durch  eine  Querschneide  in  eine  vordere  convexe  und  eine  hintere  coneuve 
Häl/te  getheilt,  und  meist  mehr  oder  weniger  stark  rückwärts  gebogen;  Wurzel 
meist  durch  Schmelz] alten,  welche  die  Basis  der  Krone  umgeben,  oder  durch  eine 
Kante  von  letzterer  getrennt.    Carbon  und  Penn. 


Digitized  by  Google 


542 


Vertebrata.  Pisces. 


Aus  dieser  erloschenen  Familie  ist  nur  von  der  Gattung  Janassa 
nichts  als  das  Gebiss  bekannt.  Bei  dieser  zeigt  sich  der  rochenähnliche 
Körper  mit  glatten,  rundlichen  Chagrinkügelchen  bedeckt;  die  grossen  Brust- 
flossen sind  am  Kopf  angewachsen,  die  Bauchflossen  durch  einen  Zwischen- 
raum von  den  Brustflossen  getrennt;  der  Schwanz  schmal.  Flossenstacheln 
fehlen. 

Petalodus  Owen  (Sicarius  Leidy,  Antliodus  Newb. ,  Chomatodus  Ag., 
Lisgodus  St.  J.  u.  W.)  (Fig.  1455).  Zähne  stark  zusammengedrückt,  quer 
verlängert;  Krone  blattförmig  mit  Querschneide  und  scharfem  Basalrand, 
vorne  convex,  hinten  concav.  Wurzel  lang,  dünn,  stumpf  abgestutzt.  Kohlen- 
kalk.   Großbritannien,  Belgien,  Russland,  Nordamerika. 

Petal orhynchus  Newb.  u.  W.  Gebiss  aus 
sechs  Querreihen  von  je  drei  zugeschärften  schnei- 
denden Zähnen  mit  ungeteilter  Wurzel  bestehend. 
Kohlenkalk. 


Fig.  1455. 
I'etnlotlu*  dettructur  XcwUprry  '"'<! 
Worthen.  Stelnkohlenformntioii. 
SpringileM,  Illinol«.   a  Zahn  von 
vorn,  Vf  t»«l  <<r  .  6  Querschnitt 
(Nach  Newberry.) 


Fl*.  1457. 

Polyrhlzodu*  mngnu*  M'Coy.  Kohlenkiilk 
Armagh.  Irland     '/»  nut.  Ut.    a  von  vom, 
b  HiMTni'hnitt.     Nach  M'Coy  ) 


Fig.  1458. 
Calloprittodu* 
pectinatu*  Ag. 
Kohlenkalk. 
Schottland. 

Janassa 

Münst. ,  (Die- 
tarn ,  Byzenos 
Münster,  Clima- 
rodus  M'Cov , 
Peltodus  Newb., 

Tanaodus 
St.  J.   u.  W.) 

(Fig.  1456). 
Kauplatten  ge- 
wölbt ,  vorne 
verschmälert , 
aus  (pierver- 
längerten Zäh 
nen  mit  punk- 
tirtor  ebener 
Krone  zusam- 
mengesetzt, die 
in  5 — 7  Längs- 
und ca.  lo  Quer- 
reihen angeord- 
net sind ;  die  langen,  unten  verschmälerten  Wurzeln  sind  in  der  Richtung  von 
vorn  nach  hinten  stark  zusammengedrückt,  etwas  gebogen,  auf  der  convexen 
Vorderseite  quergerunzelt,  auf  der  eoneaven  1  Unterseite  glatt.  Die  fast  ebene 
Kaullächc  wird  lediglich  von  der  Vorderseite  der  Krone  gebildet,  welche  sich 
so  stark  zurückbiegt,  dass  sie  nahezu  horizontal  liegt  und  einen  Theil  des 
dahinter  stehenden  Zahnes  bedeckt.  Haut  mit  ovalen  bis  vierseitigen,  glatten 
Chagrinkörnern  bedeckt.  StcinkohlenformatioD  von  England,  Irland  und 
Nordamerika  und  Kupferschiefer  von  Hessen  und  Thüringen. 

Fissodus  St.  J.  u.  VV.    Kohlenkalk.  Nordamerika 


-■--\^L_ 


Flg.  I45G 

Janatsa  hiluminona  Sehloth,  sp.    KupferM-hii-fer    <<lückl>runn,  Thüringen, 
a  Kauplntte  von  oben,  b  tmet  dorobbroerjen,  r  ein  einzelner  Zahn  von  vorn, 
d  von  hinten,  t  UauiM-huppon.  Vergr. 


Google 


Petalodontidae.    Squatinidae.  Pristidae. 


543 


Polyrhizodus  M'Coy  (Dactylodus  Newb.)  (Fig.  1457).  Zähne  dick, 
mit  gewölbter,  der  Quere  "nach  schneidenden  Krone  und  lappiger ,  vielfach 
getheilter  Wurzel. 

Cienoptychius  Ag.  (Ctenopetalus, 
Harpacodus,  Petalodopsis  Davis,  Serra- 
todus  De  Kon.,  Peripristis  St.  John). 
Zähne  klein,  in  der  Richtung  von  vorn 
nach  hinten  stark  zusammengedrückt, 
die  zugeschärfte  Krone  sägeartig  ge- 
zackt. Carbon.  Grossbritannien.  Nord- 
amerika. 

Callopristodus  Traquair  (Fig. 
1458).  Wie  vorige,  aber  Wurzel  getheilt, 
Steinkohlenformation.  Schottland. 

Glossodus  M'Coy,  Mesolo- 
phodus  Sm.  Woodw.  Kohlenkalk. 


JL  A 

FJff.  1400. 

Zahn  von  a  Squatina  atijera  Münst.  sp. 
Uthographlneher  Sehiofor.  Solnhofen. 
6  Squatina  Fraari  IToh*t,  Mlot-anv  Molasse. 
Bnltringcn.  1X. 


Fig.  1461. 

&ner  Ijtngsi'chiiltt  durch  die  Wirbelsäule  von 
Squatina  anaetu»  I.ln.   (Nach  Uiihmc.) 
eh  Chorda,  d  verkalkter  Doppelkegel,  a  comvntrisehe 
Verkalkunguringo,  iv  intervertebraler,  mit  Chorda- 
»uhHUiiz  erfüllter  Zwischenraum. 


Fig.  u;>9. 

Squatina  atijera  Mim-t.  *p.  (  —  Squatina  acantho- 
derma  Frau« ).  «"»Ii.  Jura.  Eichstätt,  Mlttelfranken. 
(Original  im  palueoiitolog  Museum  in  München  ) 


4.  Familie.    Squatinidae.    M.  u.  H.    Meere ngel. 

Korper  breit  und  abgeplattet.  Brustflosse  gross,  durch  eine  Spalte  vom  Kopf 
getrennt,  so  dass  die  Kiemenöffnungen  noch  auf  den  Seiten  ausmünden.  Afterflosse 
fehlt.  Zwei  Rückenflossen  ohne  Dornen  auf  dem  Schwanz.  Haut  mit  kleinen 
l'lacoidschuppen  bedeckt.    Zähne  spitz,  kegelförmig,  ohne  Nebenzacken. 

Die  einzige  Gattung  Squatina  Aldrovandi  (Rhina  Klein,  Thaumas  Münst., 
Phorcynis  Thioll.,  Scaldia  Le  Hon,  Trigonodus  Winkler)  (Fig.  145«) — 1461) 
beginnt  schon  im  oberen  Jura  und  dauert  bis  in  die  Jetztzeit  fort.  Vollständige 
Skelete  von  S.  alifera  Münst.  sp.  und  S.  speciosa  Meyer  finden  sich  im  litho- 
graphischen Schiefer  von  Bayern  und  Württemberg  (Nusplingen),  sowie  in 
den  gleichalterigen  Schichten  von  Cerin,  Ain.  In  der  oberen  Kreide  des 
Libanon  und  der  Baumberge  von  Westfalen  kommen  ebenfalls  ganze 
Skelete;  isolirte  Wirbel  und  Zähne  im  Tertiär  vor. 

5.  Familie.    Pristidae.    Günther.  Sägefische. 

Körper  lang  gestreckt,  wenig  niedergedrückt.  Brustflossen  massig  gross,  mit 
dem  Kopf  verwachsen,  aber  nicht  bis  zu  der  langen,  abgeplatteten,  schwertartigen 


Digitized  by  Google 


544 


Vertebrata.  Pisces. 


Schnauze  verlängert,  welche  jcderseits  mit  einer  Reihe  grosser,  in  Alveolen  stecken- 
der Hautzähne  verseilen  ist.  Zähne  der  Mundspalte  klein,  stumpf.  Kiemenspalten 
auf  der  Unterseite.    Obere  Kreide  bis  jetzt. 

Pristis  Latham  o.  Propristis 

Dame». 

ff.  Familie.  Rhinobatidae.  M.  u.  H. 

Körper  abgeplattet,  lang  gestreckt; 
Brustflossen  gross ,  mit  dem  Kopf 
verwachsen,  aher  die  Radien  nicht  bvt  zu 
dem  etwas  verlängerten  Schnauzenende 
reichend.  Schwanz  kräftig  mit  zwei 
Rückenflossen  und  grosser  Caudale. 
Kiemenspalten  auf  der  Unterseite. 
Zähne  klein,  stumpf.    Jura  bis  jetzt. 

R h  i n  oha  t u  s  Bloch  (  Euryarthra 
Ag.,  Spathohatis  Thiollierc)  (Fig.  1462). 
Haut  mit  kldnen  Chagrinkörnchen. 


Fig.  1462. 

lihinobtitn*  mirahUi*  Huen.  Mthnjmiphfcchcr  »rhtetar. 
KichsUitt.  Hävern.  ;Niuh  i-iiwin  1,7  in  Iim>ki-ii  Kx.-iiiplur 
im  MunchciKT  iMilHeonlulog.  M  um. 


Rückenflossen  unbewchrt.  Ob.  Jura, 
+&f  Kreide,  Tertiär  und  lebend. 


Asterodermus  Ag.  Chagrin- 
schuppen  ziemlich  gross,  sternförmig 
gestrahlt.  Rückenflossen  mit  kleinen 
Stacheln.    Ob.  Jura. 

Beiern  nohat  is  Thiol.  Oh.  Jura. 
Trigonorhina  M.  H.  Eocän  und 
lebend.   Platyrhina  M.  II.  Eocän. 

7.  Familie.    Rajidae.    M.  u.  H. 
Rochen. 

Körper  abgeplattet.  Scheibe  breit, 
rhombisch.  Brustflossen  von  der 
Schnauze  bis  zu  den  Bauchflossen 
reichend.  Bauchflossen  vorne  mit 
kräftigem,  gegl iedertem  Knorpelstrahl. 
Schwanz  peitschenförmig,  ohne  Stacheln. 
Caudaljlosse  klein  oder  Jehlend.  Haut 
mit  kleinen  spitzen  und  vereinzelten 
grossem,  stacheligen  PI  aeoidse  huppen, 
'/.ahm  LI' ui.  zw»  i wiirzel ig,  mit  rhom 
bischer  Krone ,  oben  und  unten  ein 
Pflaster  bildend.  Kreide.  Tertiär  und 
lebend. 

C  gel  ohat  is  Egerton.  Kreide. 
V  Libanon). 

Raja  Cuv.  (Actinobatis  Ag.). 
Ob.  Kreide  (Libanon),  Eocän  (Hamp- 
shire). Pliocän. 


8.  Familie.  Torpedinidae.  M.u.H.  Zitterrochen. 
Körper  kurz,  scheibenförmig,  abgeplattet.    Brust /lossenstrahlen  nicht  bis  zu 
dem  breit  gerundeten  Kopfende  reichend.    Schwanz  kurz,  fleischig  mit  zwei  Rücken 
flössen.    Haut  nackt.    Eocän  bis  jetzt. 


Digitized  by  Google 


Torpedinidae.   Trygonidae.  Myliobatidae. 


545 


Torpedo  Dum.  {Narcobates  Blv.).  Eocän  (Monte  Bolca).  Astrape  M.  H. 
Oligocän.    Nor  eine  Henle.    Eocän  und  lebend. 


Körper  abgeplattet.  Brustflossen  sehr  breit,  vor  der  Schnauze  zusammen 
stossend  und  den  Vorderrand  des  Kopfs  bildend.  Schwanz  schlank,  scharf  von 
der  Scheibe  getrennt,  die  Dorsalflossen  meist  durch  mehrere,  hinter  einander 
liegende,  kräftige  und  abgeplattete,  seitlich  gezähnelte  Stacheln  aus  Vasodentin  ersetzt. 
Haut  nackt,  mit  grossen ,  zuweilen  in  Gruppen  vereinigten  conhehen,  meist  in 
einen  Icurzen  Stachel  auslaufenden  Vasodentinplatten.  Zähne  klein,  rhombisch 
oder  polygonal,  zweiwurzelig  ein  geschlossenes  Pflaster  bildend.  Tertiär  und 
lebend. 

Trygon  Adan-        •   a  b  e  .. 


Acanthobatis  Larrazet  beschrieben. 

Taeniura ,  Urolophus  M.  H.    Eocän  (Monte  Bolca)  und  lebend. 
Xiphotrygon  Cope  (Heliobatis  Marsh).  Eocän.  Wyoming. 
Oncobatis  Leidy.    Pliocän.  Idaho. 


Körper  abgeplattet;  Brustflossen  sehr  breit,  zu  beiden  Seiten  des  Kopfes 
unterbrochen,  aber  am  Vorderende  desselben  durch  einen  isolirten  Strahlenbüschel 
angedeutet.  Schwanz  peitschen/örmig,  dünn,  mit  einem  oder  mehreren  abgeplatteten 
Stacheln  hinter  der  Rückenflosse.  Zähne  ziemlich  gross,  oben  und  unten  ein  mosaik- 
artiges Pflaster  bildend.    Haut  nackt. 


schnürung  scharf  von  der  starken  Wurzel  getrennt  ist.  Die  Zähne  stehen  in 
ca.  13  Längsreihen,  wovon  sich  die  mittlere  durch  ansehnlichere  Grösse 
von  den  seitlichen  unterscheidet.  Häufig  in  der  mittleren  und  oberen 
Kreide,  jedoch  meist  nur  durch  isolirte  Zähne  vertreten.  Zoologische  Stellung 
unsicher. 

Promyliobatis  Jaekel.    Eocän.    Monte  Bolca.    P.  Gazolae  Zigno  sp. 

Zlttel.  'irundxuRe  der  PnUeontoloRle.  35 


9.  Familie.    Trygonidae.    M.  u.  H.  Stechrochen. 


10.  Familie.    Myliobatidae.    M.  u.  H.  Meeradler. 


Digitized  by  Google 


546 


Vertebrnta.  Pisces. 


Myliobatis  Cuv.  (Pastinaca  Gronov.)  (Fig.  1466—1469).  Die  Zahn- 
iflaster  der  Kiefer,  wovon  das  untere  beträchtlich  länger  und  weniger  ge 
ogen  als  das  obere  ist,  bestehen  aus  mehreren  Reihen  sechseckiger  flacher, 


Fig.  1466. 

RcMtld  von  M'iliobali*,  rOO  «ler  Seite 


Fig.  1467. 

Cebiw»  von  Myliobatis  aauila  Cuv.  Rerenl. 

Nach  Agassi«.) 


Mittelini  i  r 


Hg,  1468. 

Zwlinpflnster  von  Mi/tiobati*  toliapicu* 
Ag.   KOCAn.  Brakleshaut  Bay,  Knglanri 

quer  verlängert,  hexagonal, 


dicht  neben  einander  stehender 
Zähne.  An  jungen  Exemplaren 
haben  alle  Zähne  gleiche  Form 
und  Grösse,  an  ausgewachsenen 
dagegen  zeichnet  sich  die  Mittel- 
reihe durch  fast  sechsfache  Breite 
vor  den  drei  seitlichen  aus. 
Die  stark  entwickelten  Wurzeln 
tragen  auf  der  Unterseite  und 
den  steil  abfallenden  Seiten 
rändern  parallele  Furchen. 
Flossenstacheln  abgeplattet,  seit- 
lich mit  Zähnchen  besetzt.  Ueber 
70  fossile  Arten  vom  Eocän  an 
bis  zum  Pliocän. 

Rhinoptera  Müller 
bates  Ag.,  Mylorhina  Gill), 
mit  ebener  Krone  in  5 — 7 


Fig.  1469. 
Stäche]  vou  Mu- 
iiobati$  trrratu» 

Ii.  v  Meyer, 
UUCOCiB.  Wein 
heim  bei  AI/'  > 


reihen  geordnet, 
und  lebend. 

Aetobatis  Müller  u.  H. 
sehr  breit,  nur  eine  Längsreihe 


nach  aussen  an  Breite  abnehmend. 


(Zygo- 
Zähne 
Längs- 
Tertiär 


(Goniobatis  le  Hon), 
bildend.    Tertiär  und 


Zähne 
lebend. 


4.  Ordnung  Holocephali. 

Wirbelsäule  nicht  deutlich  gegliedert;  Chorda  von  zahl- 
reichen, etwas  verkalkten  Knorpelringen  umgeben.  Palato- 
quadratum  und  Uyomandibulare  vollst ändigund  unbeweglich 
mit  dem  knorpeligen  Schädel  verschmolzen.  Nur  eine  äusser- 
liche  Kiemen  spalte  vorhanden,  welche  durch  eine  Haut  falte 
theilweise  bedeckt  wird.  Uuterkiefer  jederseits  mit  einem 
sehr  grossen  Zahn  verschen,  welchem  oben  je  zwei  Zähne 
gegenüber  stehen.    Haut  nackt  oder  mit  Chagrinsch  Uppen. 


Digitized  by  Google 


Holocephali.    Pyctodontidae.    Squalorajidae.    Myriacanthidae.  547 


Durch  die  unvollkommen  gegliederte  Wirbelsäule,  in  welcher  die 
Zahl  der  Knorpelringe  beträchtlich  grösser  ist,  als  jene  der  Bogentheile 
und  Dornfortsätze,  sowie  durch  die  Verschmelzung  der  Kiefer  und  Ge- 
sichtsknorpel mit  dem  Schädel  nehmen  die  Holocephalen  eine  ganz 
isolirte  Stellung  unter  den  Selachiern  ein.  Ihr  Körper  ist  haiartig,  und 
das  Gebiss  zeichnet  sich  durch  die  höchst  eigenthümliche  Form  und 
Structur  der  wenigen  sehr  grossen  Zähne  oder  Zahnplatten  aus.  Von 
den  zwei  einzigen  noch  jetzt  existirenden  Gattungen  lebt  Chimaera  an 
den  europäischen  Küsten,  in  Japan  und  am  Kap  der  guten  Hoffnung, 
Callorhynchus  in  den  Meeren  der  südlichen  Hemisphäre.  Beide  besitzen 
einen  kräftigen  Stachel  vor  der  vorderen  Rückenflosse,  welcher  durch 
einen  breiten,  knorpeligen,  von  der  Wirbelsäule  ausgehenden  Flossen- 
träger  gestützt  und  mit  diesem  durch  ein  Knorpelgelenk  verbunden 
ist.  Ausser  diesem  Stachel  tragen  die  Männchen  von  Onmaera  auf  der 
Stirn  einen  vorn  abgerundeten  und  mit  Domen  besetzten  Stachel,  sowie 
vor  den  Bauchflossen  kleinere  dornige  Stacheln.  Auch  die  langen 
Begattungsorgane  sind  noch  durch  dünne  Kalkstäbe  verstärkt.  Die 
Haut  von  Chimaera  und  Callorhynchus  ist  nackt,  bei  einigen  fossilen 
Gattungen  mit  Ghagrinkörnehen  bedeckt.  Eine  bemerkenswerthe  föigen- 
thümlichkeit  der  Glimmeren  sind  die  ungemein  starken  Schleimcanäle, 
welche  in  der  Haut  des  Kopfes  verlaufen  und  die  kräftig  vortretende 
Seitenlinie  des  Rumpfes  bilden.  Dieselben  sind  von  zahlreichen,  dicht 
gedrängten,  verkalkten  Knorpelringen  umgeben. 

Die  heutigen  Vertreter  der  Holocephalen  stellen  nur  noch  den 
dürftigen  Ucberrest  einer  ehemals  viel  stärker  verbreiteten  Selachier- 
gruppe  dar,  die  bereits  im  Devon  beginnt  und  vielleicht  mit  den 
Gochliodontiden  in  genetischen  Beziehungen  steht, 

1.  Familie.   Pyctodontldae.   Sm.  Woodw. 

Nur  grosse,  seillich  zusammengedrückte  Zahnplatten  bekannt,  wovon  je  ztcei 
oben  und  unten,  die  in  der  Symphyse  zusammenstossen.  Devon.  Eifel.  Russland. 
Nordamerika. 

Ptyctodus  Pander  (Aulacosteus  Eichw.),  Rhynchodus  Newb.,  Palaeo- 
mylus  Sm.  Woodw.  Devon. 

2.  Familie.    Squalorajidae.    Smith  Woodw. 

Körper  niedergedrückt,  verlängert.  Kopf  in  einen  langen,  schmalen  Schnabel 
auslanjend.  Gebiss  unten  aus  einem,  oben  aus  zwei  Paar  dünnen,  quer  gekrümmten 
Zähnen  ohne  Abkauungsjlächen  bestehend.  Ilückenjlosse  ohne  Stachel.  Männchen 
mit  einem  Schnauzenstachel. 

Die  einzige  Gattung  Squaloraja  Riley  (Spinacorhinus  Ag.)  stammt  aus 
dem  unteren  Liaa  von  England. 

3.  Familie.    Myriacanthidae.    Smith  Woodw. 

Körper  verlängert.  Vordere  Rückenflosse  mit  einem  langen,  geraden  Stachel, 
über  den  Brustflossen  stehend.  Oben  zwei,  unten  ein  Paar  Zahnplatten,  ausser- 
dem unten  ein  starker  unpaarer  Symphyaenzahn.  Kopj  mit  einigen  Hautplatten. 
Männchen  mit  grossen  Schnauzenstacheln.    Lias  und  Jura. 

Myr iacanthus  Ag.  {Prognnthodus  Egerton,  Metopacanthus  Zittel).  Unt. 
Lias.  England. 


Digitized  by  Google 


548 


Vertebrata.  Piwces. 


Chimaeropsis  Zitt.  (Fig.  1470).  Körper  mit  kleinen,  conischen,  radial 
gefurchten  Placoidschuppen  bedeckt.    Mandibularzähne  schwach  gebogen, 

mit  grosser  Kaufläche;  der  Symphysenzahn  aussen 
(unten)  convex ,  innen  (oben)  nach  oder  coneav. 
Gaumenzähne  (p)  und  Vomerzähne  (v)  dreieckig.  Die 
ersteren  hinten,  die  letzteren  vorne  zugespitzt.  Dorsal- 
stachel seitlich  zusammengedrückt  mit  sternförmigen 
Höckern  und  zwei  Zähnchenreihen  am  Hinterrand. 
ÖA%  \         Ob-  Jura  (hthographischer  Schiefer)  von  Bavern. 


Flg.  1471. 
Urhi/odu»  aviln  H.  v.  M.  v<  r 
FaM  vollxtandiee»  Skelet 

Ob.  Jura.   Eicli-lait,  nnv.-rii. 
(Nach  H   v  Meyer 


FIr.  1470. 

ChimneropgU  parattosn  Zitt.    Lithographischer  Schiefer.    Klchstatt,  Bayern. 
l/t  nat.  (ir.    md  Maudibularzahn,  p  hinterer  Oberzahn,  v  vorderer  oberzahn 
von  der  Seite,  »'  derselbe  von  der  l.'nterseite,  x  schmaler  vor  <lem 
Mandibularrahn  liegender  Zahn. 

4.  Familie.  Chimaeridae.  Chimären,  Seekatzen.1) 

Körper  haiartig,  verlängert;  Brustflossen  sehr  gross, 
mit  einfachen,  Jeder  artigen  Hornstrahlen.  Vordere  Rücken- 
flosse über  den  Brustflossen  mit  kräj tigern,  auf  knorpeliger 
Basis  eingelenktem  Stachel,  hintere  Rückenflosse  niedrig, 
sehr  lang;  Maul  oben  mit  einem  kleineren  Vorderzahn  und 
einem  grossen  Hinterzahn  auf  jeder  Seite,  unten  mit  je  einem 
einzigen  sehr  grossen,  die  Innenseite  und  den  Oberrand  des 
Kiefers  bedeckenden  Mandibular  zahn,  welche  in  der  Sym- 
physe zusammenstossen.  Die  Zähne  haben  meist  mehrere 
Abkauungsflächen.  Augen  ohne  Lider.  Haut  nackt,  oder 
mit  Chagrinkörnem  bedeckt.   Jura  bis  jetzt. 

Ischyodus  Egerton  (Leptacanthus  Ag.,  Aulaxacanihus 
Sauvage,  Chimaeracanthus  Qucnst.)  (Fig.  1471).  Unter- 
kieferzähne rhomboidisch ,  dick,  mit  schmalem  Sym 
physenrand;  äussere  Oberfläche  mit  einer  dichten  Dentin- 
deckschicht, Oberrand  zugeschärft;  vier  rauhe,  punktirte 
Reibflächen  vorhanden.  Gaumenzähne  dreieckig,  vorne 
zugespitzt,  mit  vier  Reibflächen;  Vomerzähne  vierseitig. 
Rückenstachel  seitlich  zusammengedrückt,  glatt  oder 
längsgestreift,  am  Hinterrand  mit  zwei  Reihen  von  Zähn- 
chen. Männchen  mit  kurzein,  gebogenem,  am  Ende  mit 
Zähnchen  besetztem  Kopfstachel.  Dogger,  oberer  Jura 
und  untere  Kreide  von  England,  Nordfrankreich,  Bayern 
und  Solothurn. 


')  Newton,  K.  T.,  The  Chhnaeroid  fishes  of  the  British  cretaeeous  Rocks. 
Memoire  of  the  Geolopical  Survev  of  the  U.  Kinpdom.  Monograph  IV  1878  und 
Quarterly  Journ.  geol.  Soc.  1876.    vol.  XXXII  p.  326. 


Digitized  by  Google 


Chimaeridae.  Ichthyodorulithen. 


549 


Gnnodus  Ag.  Wie  vorige,  aber  Gaumenzähne  hinten  tief  ausgeschnitten, 
mit  zahlreichen,  in  zwei  Reihen  geordneten  Reibflächen.  Dogger  von 
Stonesfield  in  England.    0.  Otceni  Ag. 

Edaphodon  Buck- 
land {Passalodon  Buckl., 
Eumylodus ,  Mylognathus 
Leidy,  Diprisiis  Marsh, 
Leptomylus  Cope)  (Fig. 
1472).  Mandibularzähne 
mit  breiten»  Symphysen- 
rand,  Gaumenzähne  mit 
drei  Reibflächen,  hinten 
abgestutzt  Kreide,  Ko- 
cän  und  Oligocän. 

Pa c hy m y l u  s , 
Brachymylus  Smith 
Woodw.  Ob.  Jura.  Eng- 
land. 

Elasmodectes 
Newton  (Elasmogna- 
thus  Newton).  Kreide. 
El  asmodus  Egerton. 
Tertiär. 

Von  Callorhyn- 
chus  Gronow  und  Chi- 
maera  Linn,  sind  fossile 
Zähne  aus  dem  jüngeren 
Tertiär  von  Neuseeland, 
Europa  und  Java  nach- 
gewiesen. 


Fifr.  1472. 

Edaphodon  Stdgmickii  Ar.  sp.    r  vorderer  Oberzahn  von  der 
Innenseite  aus  dem  «Jrünsand  von  Cambridge,  i'  vorderer,  p  hinterer 
oberzahn,  md  Unterkiefereabn  ibeide  von  innen).  Ob.  Kreide  von 

Lewe*,    a  Relbhügel  und  Kauflachen,   nym  Symphysenrand. 
(Samiutlkhc  Figuren  in  >/f  nat.  Gr.  nach  Newton.) 


Ichthyodorulithen. 

Fossile,  aus  Dentin  oder  Vasodentin  bestehende  und  zu 
Selachiern  gehörige  Flossenstacheln  finden  sich  namentlich 
in  paläozoischen  Ablagerungen  häufig  isolirt  und  lassen  sich 
nur  theilweise  auf  bestimmte  Genera  beziehen.  Dieselben 
wurden  daher  provisorisch  mit  besonderen  Gattungsnamen 
belegt.  Die  meisten  sind  symmetrisch  ausgebildet  und  als 
mediane  Rückenstacheln  zu  deuten ;  manche  zeigen  aber  auch 
rechts-  oder  linksseitige  Ausbildung  und  standen  entweder  vor 
den  paarigen  Flossen  (Acanthodidae)  oder  auf  den  Seiten  des 
Kopfes  (Cochliodontidae).  Bei  den  einseitigen  Stacheln  ist  die 
Basis  in  der  Regel  kurz  abgestutzt,  bei  den  symmetrischen 
Rückenstacheln  dagegen  meist  verlängert  und  am  proximalen 
Ende  verschmälert. 

Unter  den  nicht  mit  Sicherheit  hei  bestimmten  Gattungen 
oder  Familien  unterzubringenden  Ichthyodorulithen  mögen 
folgende  erwähnt  werden: 

a)  Schlanke,  bilateral  symmetrische  Stacheln  mit  glatter 
und  deutlich  vom  übrigen  Theil  unterschiedener  Busis;  der 
innere  Hohlraum  hinten  gegen  die  Basis  offen.  Wahrschein- 
lich zum  grössten  Theil  zu  Cestracioniden  gehörig:  Onchus 
Ag.  (Fig.  1473)  Silur,  Devon,  Ctenacanthus  Ag.  (Fig.  1474), 
Homacanthus .  Pt  yc  ha  ran  thus  Ag.  (Devon,  Carbon  \  Acondylacanthus 
St.  J.  u.  \V. ,   Asteracanthus  Ag.    (Fig.  1475),   Compsacanthus   Ag. , 


Fig.  1473. 
Klossenstaehel 
von  (tnchus 
Itnuutriatxu  Ag. 
Aus  dem 
obersten  Silur 
von  I.udlow, 
Kngland 


Digitized  by  Google 


550 


Vertebrata.  Piscefi. 


Fl*.  1474. 

Cttnacanthu* 
denticttiattu 

MCoy.  Kohlen- 
kalk. Monadun", 
Irland.  V« 
Grone*. 


1 


Flg.  1477. 
TrittycMu*  arevahu 
Ag.  Stelnkohlen- 
formatlon. 
(illmerton  bei  Edin- 
burgh    a  l'lo»*en- 
stachel,  b  Chagrin- 
schuppen,  c  Zahn 
(Nach  Stock.) 


Flg.  147&. 

AMcrarardhut  omaHnrimut  Ag.  I'ortluud 
kalk.  Soloihuru.  o  von  der  Seite,  b  von 
hinten,  c  ein  ot>ciH«ieher>fctirn  verj:r. 


Fig.  1478. 
Machaerucanthti»  major 

Newberry.  Devon. 
Sandusky.  i  »hio  nal. 
Gr.  (Nach  Newberry.) 


Ftjf-  1476. 

Wodnika  ttriatvla  Münat.  Kupferschiefer, 
Rleeheledorf,  Hessen.  (Nat.  Gr.)  a  Floswenataelieln. 
b  CbaKTtiischüppehAn.  Vgrgr. 

Haplacanthus  Ag.  (Devon),  Gyracanthus  Ag.  (Carbon). 


Lispacanthus 
Davis  (Carbon) , 
Wodnika  Münst. 
(Perm),  Nemacan- 
thus  Ag.  (Trias, 
Jura),  Prist  acan- 
thus  Ag.  (Dogger) 
u.  s.  w. 

b)  Sehlanke , 
symmetrische,  hin- 
ten  atigestutzte 
Qamptocarthvi typw  Stacheln;  die  in- 
st  John  ond  Worth.  nere  Höhlung  nur 

KobJenkalk.St.Uml*,  ,  Tp„  JÄ 

Miraouri.  (Copie.)  am  unteren  Ende 
offen:  Gnatha- 
canthus  Davis  (Carbon),  Prista- 
canthus  Ag.  (Dogger). 

c)  Paarige,  rechts-  und  links- 
seitig ausgebildete  Flossenstacheln: 
Machaeracanthus  Newb.  (Fig. 
1478),  H^tera  canthus  Newb., 


Ichthyodomlitheu.    Placodermi.    Heterostraci  551 

d)  Paarige  Stacheln  mit  ineist  breiter,  abgestutzter  Basis  und  grosser, 
innerer  Höhlung,  aussen  mit  Körnern  verziert;  wahrscheinlich  seitliche 
Kopfßtacheln  (vgl.  Cochliodontidae) :  Psammosteus  Ag.  (Devon),  Oracanthus 
Ag. ,  Physonemus  M'Coy  (Xystracanthtts  Leidy,  Drepanacanthus  Newb.), 
Stichacanthus  de  Kon.  (Platyacanthus  M'Coy,  PnigeacatUhus  St.  John  u.  W., 
Phoderacanthus  Davis),  Erismacanthus  M'Coy,  Gampsacanthus  (Fig.  1479), 
Lecracanthus  St.  John  u.  W.,  Dipriacanthus  M'Coy  etc. 

e)  Stacheln  von  ganz  zweifelhafter  Stellung.  Edestus  Leidy,  Cynopodius 
Traquair  (^Carbon). 

II.  Unterclasse.    Placodermi.  Panzerfische. 

Paläozoische  Fische  mit  weicher  Wirbelsäule  und  lieterocerkem  Schwant. 
KopJ,  häufig  auch  vorderer  Theü  des  Rumpfes  mit  Knochenplatten  bedeckt. 
Brustgürtel,  Beckengiirtel  und  Visceralskekt  Jehlend  oder  rudimentär. 

Die  Placodernien  gehören  zu  den  seltsamsten  Erscheinungen  der 
paläozoischen  Thierwelt,  Ihre  Ueberreste  wurden  früher  mit  Reptilien, 
Schildkröten,  Krebsen,  Wasserkäfern  und  neuerdings  sogar  mit  Spinnen 
verglichen,  zuerst  von  Agassiz  als  Fische  erkannt  und  den  Ganoiden 
beigesellt.  Die  zoologische  Stellung  derselben  ist  noch  unsicher.  Sie 
unterscheiden  sich  durch  fundamentale  Merkmale  (Mangel  der  Extremi- 
tätengürtel und  des  Visceralskeletes)  von  allen  übrigen  Fischen  und 
bilden  offenbar  eine  selbständige  Unterclasse,  über  deren  innere  »Skelet- 
bildung  leider  nur  wenig  bekannt  ist.  Das  Hautskelet  dagegen  zeigt 
eine  ungewöhnlich  starke  Entwicklung  und  lässt  sich  mit  dem  der 
Knorpelganoiden  und  gewisser  Knochenfische  [Silnridae)  vergleichen. 

Bei  den  meisten  Plaeodermen  finden  sich  keine  Ueberreste  vom 
Visccralskelet  oder  von  Zähneu,  nur  bei  der  Ordnung  Arthrodira  (Cocco- 
steidae)  sind  beide  nachgewiesen  und  aus  diesem  Grunde  wurden  sie  von 
Cope  und  Smith  Wood  ward  den  Dipnoorn  zugetheilt  und  für  die 
übrigen  Ordnungen  die  Bezeichnung  Ostracodcrmi  vorgeschlagen. 

Bei  den  Placodermi  lassen  sich  4  Ordnungen:  Heterostraci, 
Aspidocephali ,  Antiar cha  und  Arthodira  unterscheiden.  Sie 
sind  auf  das  obere  Silur  und  Devon  beschränkt. 

1.  Ordnung.    Heterostraci.    Ray  Lankaster.1) 

Kopf  und  vorderer  Theil  des  Rumpfes  mit  einem  aus 
mehreren  Stücken  zusammengesetzten,  selten  einfachen 
Rückenschild  und  einer  einfachen  Ventralplatte  betleckt. 
Jede  Platte  aus  drei  Schichten  oh neKno che nzellen  bestehend. 
Die  Mittelschicht  mit  maschigen  Hohlräumen  und  Canälen, 

')  Alth.  AI.  v. ,  Ueber  Pteraspis,  Cyathaspis  und  Scaphaspis.  Beitrage  zur 
Palaeontologie  Oesterreich-Ungarns  von  Mojsisovics  und  Neumayr.  II.  1886. 
—  Qaypole,  E.  W.,  Pteraspidian  tishes  in  the  Upper  Silurian  Rock«  of  North 
America.  Quart,  journ.  geol.  Soc.  1885.  vol.  XIII  p.  48.  —  Huxley,  Th.,  Leber 
Cephalaapis  und  Pteraspis.  Quart,  journ.  geol.  Soc.  1856.  vol.  XII  p.  100,  1858 
vol.  XIV  p.  267,  1861  vol.  XVII  p,  163.  —  Kner,  R.,  Ueber  Cephalaspis  Lloydii 
und  Lewisii.  Haidinger,  Naturw.  Abhandl.  1847  Bd.  I.  —  Kunth,  A.t  Ueber 
Pteraspis.  Zeitschr.  d.  deutseh.  geol.  Gesellsch.  1872  Bd  XXIV  S.  1.  —  Lankaster, 
Ray,  and  Potcrie,  J.,  A  Monograph  of  the  lishes  of  the  old  red  Sandstone 
I.  Cephalaspidae.  Palaeont.  Soc.  1868.  —  Roemer,  Ferd.,  Ueber  Palaeoteuthis 
l'unensis.    Palaeontographica  1856  Bd.  IV. 


Digitized  by  Google 


552 


Vertebrata.  PisceH. 


die  aussen  in  einer  Doppelreihe  von  Poren  münden.  Augen- 
höhlen klein,  am  Aussenrand  des  Rückenschildes  gelegen. 
Skelet,  Flossen  und  Schwanz  unbekannt.  Hinterer  Theil 
des  Rumpfes  mit  rhombischen  Schuppen  bedeckt.  Ob.  Silur 
und  Devon. 

Von  diesen  sonderbaren  Formen  finden  sich  fast  immer  nur 
isolirte  Kopfplatten,  die  sich  durch  den  Mangel  an  Knochenzelleu  von 
den  übrigen  Placodermen  unterscheiden.  Die  äussere  Schalenschicht 
besteht  aus  Dentin,  die  innere  aus  paralleleu  Lagen  phosphorsauren 
Kalkes.  e 

Pteraspis  Kner 
(Palaeotenthis,  Archae- 
otheutis  Roem.,  Sca- 
phaspis  Rav  Lank.) 
(Fig.  1480  —  1482). 
Rückenschild  vorne 
verschmälert  und  in 
eine  Schnauze  ver- 
längert, hinten  mit 
Medianstachel ,  aus 
7  fest  verbundenen 
Stücken  bestehend. 
Augenhöhlen  klein , 
von  einemAugenringe 
umgeben.  Ob.  Silur 
(Ludlow  -  Schichten) 
von  England,  Podo- 
licn ,  Galizien ,  Pet- 
schoraland ,  Spitz- 
bergen und  Pennsyl- 
vanien  und  Devon 
(Old  red)  von  Schott- 
land,  England,  Podo- 
lien,  Galizien  und 
Eifel. 

Palaeaspis  Clay- 
pole  (Holaspis  R. 
Lank).  Rückenschild  einfach  ohne  Dorsalstachel,  die  Orbita  am  Seitenrand 
ausgeschnitten.    Devon.  Nordamerika. 


Flg.  1481). 

a,  b  Pteratpi*  rostrattu  Ag.    l'nt  Devon.     Cornstones)  Herefordahire. 
a  Rückennchild  Vi  nat    Gr..   reslaurirt     6  Bauchschild  {Scnpha*pi$ 
l.loydü  Ag.)  ■' s  nat.  Gr.    (Nach  R.  La  n  käst  er.)     c  PUrarpit  Rücken- 
und  Bauchschlld,  restaurirt  nach  einem  in  Galizien  gefundenen 
Exemplar.   (Nach  Alth.) 


Fig.  1481. 

Pteratpit  Lloydii  Ag.  sp.  Ein  Stück  der 
Schale,  stark  venrr.  a  obere,  *  mittlere, 
c  unlere  Schicht, 
(Nach  Ray  LankaKter.) 


Fig.  1482. 

Pteratpi«  rottratu*  Ag.   Vertlealschnitt  durch  da» 
Kopfscbild  parallel  einer  Utngsleiste.    Stark  venrr. 
»Nach  Ray  Lankaster.) 


Cyathaspis  Lank  (Diplaspis  Matthew).  Rückenschild  aus  einem  grossen 
Mittelstück,  zwei  schmalen,  langen  Seitenstücken  und  einem  unpaaren,  vorne 
abgerundeten  Rostraistück  bestehend.    Ob.  Silur.  England. 


Aspidocephali.  Cephalaspidae 


553 


2.  Ordnung.    Aspidocephali  Brandt.1) 

(Osteostraci  Ray  Lankaster.) 

Kopf  durch  ein  grosses,  einfaches,  am  Rand  um- 
geschlagenes Knochenschild  geschützt,  in  welchem  die  zwei 
sehr  genäherten  Augenhöhlen  liegen.  Unterkiefer  oder 
Zähne  niemals  erhalten.  Paarige  Flossen  fehlen.  Rumpf  mit 
rhombischen  Schuppenreihen  von  verschiedener  Grösse  be- 
deckt; Schwanz  heterocerk.    Ob.  Silur  und  Devon. 

Die  Kopfplatten  bestehen  aus  einer  äusseren  glänzenden  Schmelz- 
schicht, einer  mit  Knochenzelleu  erfüllten  oder  von  Pentinröhrchen 
durchzogenen  Osteodentinschicht,  einer  mit  groben  Ilaversischen  Canälen 
und  maschigen  Hohlräumen  versehenen  Lage  und  einer  au  lang- 
gestreckten spindelförmigen  Knochenzelleu  reichen  inneren  Isopedin- 
schicht. 

1.  Familie.    Cephalaspidae  Ag. 

Kopf schild  vorne  parabolisch  gerundet,  hinten  gerade  abgestutzt,  aussen  mit  stern- 
Jörmigen  Körnchen  oder  Höckern  verziert.    Ob.  Silur.  Devon. 


/"   o  r 
r  •  C  •  - . 
I  1 


fr  «**  '«;«!«>.  ccx 


et  \ 


rtg  1483. 

CephalaspU  Lydli  Ar.   old  red.   Arbroath.   Forfarabire,   »fc  nat.  Gr.   (Nach  Lank  sater.) 

Cephalaspis  Ag.  (Eucephalaspis , 
ticyclaspis,  Zenaspis  R.  Lank.)  (Fig. 
1483,  1484).  Hinterecken  des  Kopfschildes 
in  zwei  massig  lange  Hörner  ausgezogen. 
Körper  dreieckig,  die  Flanken  mit  drei 
Reihen  länglicher  Schuppen  bedeckt. 
Ventralschlippen  klein.  Hinter  dem  Kopf 
iederseits  eine  mit  netzförmig  verkalktem 
Ueberzug  versehene  Falte  (?  Opercular- 
falte).  Rücken  und  Afterflosse  mit  wohl 
erhaltenen  Strahlen.  An  der  Schwanzflosse 
nur  der  untere  Lappen  entwickelt.  Ob. 
Silur  und  Devon  (Old  red)  von  England, 
Schottland,  Canada  und  Böhmen. 

Eukeraspis  R.  Lank.  {Sclerodus, 
Plectrodus  Ag.).  Wie  vorige,  aber  hintere 
Hörner  des  Kopfschildes  sehr  lang.  Ob. 
Silur.  England. 

Thyestes  Eichw.  (Auchenaspis  Egerton).  Augen  sehr  genähert,  dahinter 
eine  unpaare  Parietal-  und  davor  eine  kleinere  Frontal-Oeffnung.  Mit  dem 
Hinterrand  ist  eine  grosse,  quer  vierseitige,  mit  4  Querfurchen  versehene 
Occipitalplatte  verschmolzen.  Ob.  Silur  und  Old  red  Sandstone  von  Oesel 
und  Grossbritannien.    Th.  verrucosus  Eichw. 


Fl«.  14*1. 

Kopfschild  von  Cephalanpi*  Agnttixi  Lank. 
Devon,  llerefordshire.  (Nach  Lankaster.) 


l)  Huxley,  Th.,  Ueber  Cephalaspis  und  Pteraspis  (vgl.  S.  651).  —  Ixtnkaster, 
Ray,  and  Powrie,  J.,  Palaeontograph.  Soc.  1868  (vgl.  S.  551).  —  Schmidt,  Fr.,  Ver- 
handl.  russ.  mineralog.  GesellBch.  8t  Petersb.  1873  u.  1886  u.  Bull.  Acad.  imp. 
St.  Peterab.  1894.  —  Rohon,  V.,  Die  obersilurischen  Fische  von  Oesel  I.  Mem. 
Acad.  imp.  St  Petersb.  7  ser.  Bd.  38  1892  u.  BulL  Acad.  imp.  1893. 


fSf>4 


Vortebrata.  Pisces. 


2.  Familie.    Tremataepidae.    Smith  Woodw. 

Kopj  mit  zwei  j titteralartig  verbundenen  glatten  oder  fein  gekörnelten  Schildern 
bedeckt.  Das  obere  flach  gewölbt,  oval,  vorne  gerundet,  hinten  abgestutzt,  mit  zicei 
durch  eine  Querspalte  verbundenen,  sehr  genäherten  Augenhöhlen,  einer  Parietal- 
und  einer  Frontalößnung.  Neben  den  Augen  jederseits  ein  Nasenloch.  Die  hintere 
Häljte  des  Kopf  Schildes  entspricht  der  Occipitalplatte  von  Thyestes  und  ist  von  zwei 
runden  Spritzlöchern  (?)  durchbohrt.  Untere  Kopfplatte  oval,  das  vordere  die 
Mundspalte  begrenzende  Stück  aus  10  vier-  oder  jünfseitigen  Platten  zusammen- 
gesetzt und  hinten  durcJi  zicei  schiefe  Reihen  von  Kiemenlöchern  begrenzt.  Rumpf 
und  Schwanz  mit  drei  Reihen  polygonaler  und  rhombischer  Schuppen. 

Die  beiden  Grattungen  Tremataspis  Schmidt  und  Didymaspis  Lank, 
finden  sich  im  oberen  Silur  von  Oesel  und  England.  Die  Schuppen  von 
Tremataspis  wurden  als  Dasylepis,  Dictyolepis,  Melittomalepis  und  Stigmolepis 
Pander  beschrieben. 

3.  Ordnung.    Antiarcha.  Cope.1) 

Kopf  und  Rumpf  durch  einen  geschlossenen  Panzer  von 
symmetrisch  angeordneten  und  sternförmig  oder  körnelig  ver- 
zierten Knochenplattcn  bedeckt.  Augenhöhlen  auf  der  Ober- 
seite sehr  genähert.  Mundspalte  zahnlos.  Kopf  und  Seiten- 
platten des  Rumpfes  mit  Sch leim canäl en.  Brustflossen  durch 
flügelartige,  mit  Knochen  platten  gepanzerte  Anhänge  ver- 
treten. Bauch-  und  Afterflossen  fehlen.  Rückenflosse  kurz, 
vorne  mit  Fulcren.    Schwanz  beschuppt.  Devon. 

Die  Knoehenplatten  der  Antiarcha  bestehen  aus  drei  mit  Knochen- 
zellen erfüllten  Schichten,  wovon  die  mittlere  von  groben  Cauäleu  und 
Lacunen  durchzogen  ist.  während  die  äussere  und  innere  dichtere 
Struktur  besitzen. 

Pterichthys  Ag.  (Physichthys  Meyer)  (Fig.  1485,  1486).  3—20  cm  lange 
Fische  mit  kleinem,  vorne  gerundetem  Kopf,  breitem,  hohem,  unten  ab- 
geplattetem Rumpf  und  beschupptem  Schwanz.  Die  Oberfläche  des  Kopfes 
ist  mit  4  Paar  seitlichen  und  4  unpaaren  medianen,  durch  gerade  Nähte 
verbundenen  Platten  bedeckt.  Auf  der  Unterseite  begrenzt  ein  Paar  Quer- 
platten  (Unterkiefer  ?)  die  Mundspalte.  Hinter  denselben  liegt  ein  Paar 
kleiner  Platten  vor  dem  Bauchpanzer.  Der  Rumpf  ist  oben  durch  zwei 
grosse,  mediane  und  zwei  Paar  laterale  Platten  gepanzert,  auf  der  Bauchseite 
umschliessen  vier  grosse  Seitenplatten  eine  kleine  rhombische  Central  platte. 
Die  ersteren  biegen  sich  aussen  aufwärts  um  und  nehmen  an  der  Bedeckung 
der  Flanken  Theil.  Sowohl  die  Kopf-  als  auch  die  lateralen  Rumpfplatten 
sind  von  Schleimcanälen  durchzogen,  die  Canäle  des  Kopfes  durch  zwei 
parallel«.-  Quercommissuren  verbunden.  Die  zwei  hinteren  Seitenplatten  des 
Kopfes  und  die  Rumpfplatten  liegen  mit  abgeschrägten  Rändern  über- 
einander, die  vordere  mediane  Dorsalplatte  greift  etwas  über  die  seitlicheu 
Rumpfplatten  über  und  wird  hinten  vom  Rand  der  hinteren  dorsalen  Me- 
dianplatte bedeckt.  Die  brillenartigen  Augenhöhlen  befinden  sich  jederseits 
am  Ende  einer  kurzen  Querspalte  auf  der  Oberseite  des  Kopfes  und  werden 
durch  eine  viereckige,  in  der  Mitte  durchbohrte  Medianplatte  (os  dubium 
oder  os  pineale)  getrennt.  Die  beiden  vorderen  Ventralplatten  des  Rumpfee 
sind  vorne  mit  einer  Gelenkgrube  versehen,  in  welche  sich  die  mit  Knochen- 
platten bedeckten,  flügelartigen  Brustanhänge  einfügen.    Dieselben  erreichen 

')  Miller,  Hugh.,  Ann.  Ma<?  nat  hist.  1849  2  «er.  III  S.  G3.  —  Pander.  Chr.  H., 
Die  Piacodermen  des  devonischen  Systems.  St.  Petersburg  1857.  —  Egerton,  Phil. 
Grey.,  On  Pterichthys.  Quart  Jc.urn  geol.  Soc.  1848  IV  p.  302  u.  1862  XVIII  p.  103. 
-  Iraquair,  Ii,  H..  Ann.  Ma«.  nat.  hist.  1888. 


Digitized  by  Google 


Antiarcha. 


555 


das  Hinterende  des  Ruinpfpanzers  nicht  und  sind  etwa  in  der  Mitte  mit 
einem  Quergelenk  (j)  versehen.    Der  Schwanz  ist  mit  dünnen ,  gerundeten 


FlK-  H85.  l'terichthyt  MilUri  Ar.  Ohl  red  Sandatoue,  Schottland.  Roluiirirt  nach  Trn«|ualr. 
a  von  oben,  b  von  unten,  c  von  der  Seite,   orb  Augenhöhlen ,  op  Operculuw.  ap  BniHtflowon, 

j  Gelenkverbindung. 

oder  sechseckigen ,  dachziegelartig 
übereinander  liegenden  Schuppen 
bedeckt;  die  Schwanzflosse  hetero- 
cerk  und  nur  der  untere  Lappen 
entwickelt.  Vollständige,  aber  meist 
schlecht  erhaltene  Exemplare  nicht 
selten  im  Old  red  Sandstone  von 
Schottland ;  Fragmente  im  Mittel- 
devon der  Eifel. 

Asterolepis  Eichw.  (Kar 
codes ,  Odontacunthus  Ag.).  Wie 
Pterichthys,  aber  grösser.  Die  vordere 
mediane  Dorsalplatte  bedeckt  mit 
ihren  schrägern  Rändern  die  seit 
liehen  und  die  hintere  Rumpfplatte. 
Meist  nur  durch  isolirte  Platten  ver- 
treten im  Devon  der  russischen  Ost- 
seeprovinzen, namentlich  am  Sjass- 
rluss.  Auch  im  Devon  von  Böhmen, 
Schottland,  Eifel  und  Australien. 

Microbrachium  Traquair. 
Old  red.  Schottland. 

Bothriolepis  Eichw.  (Pam- 
phractus,  Placotliorax ,  Homothorax, 
Glyptosteus  Ag.  Wie  Pterichthys, 
jedoch  die  Brustanhänge  ebenso 
lang  oder  länger,  als  der  Rumpf- 
panzer, die  hintere  Schleimeanal-  rtericMhy»  quadmtut  Eue«,    old  red  Bandatone 

j         \r     t        irr--      •       :l>evon)  (iamrie,  Schottland,    a  Kxemplar  In  '/.  nat 

commiasur    des   Kopfes    V formig.      (>r ,  u  ein.  s, huppeVctgr.    <Kch  Verton" 


556 


VPrtebrata  Pisces. 


Devon  (Old  red).  Russland,  Schottland,  Pennsylvanien.  Prachtvoll  erhaltene 
Exemplare  von  B.  Canadensis  Whitheaves  im  Devon  der  Scaumenac  Bay, 
Provinz  Quebec  in  Canada. 

1  Ceraspis  Schlüter.    Mitteldevon.  Eifel. 

4.  Ordnung.    Arthrodira.  Cope. 

Wirbelsäule  weich,  die  oberen  und  unteren  Bogen  und  Fort- 
sätze, sowie  die  Träger  der  Rücken-  und  Afterflossen  schwach 
verknöchert.  Kopf  und  Rumpf  mit  symmetrisch  angeordneten  , 
fein  kürnelig  verzierten  oder  glatten,  von  offenen  Schleim- 
canälen  durchzogenen  Knochenplatten  bedeckt.  Der  Kopf  mit 
dem  Rumpfpanzer  gelenkig  verbunden.  Augenhöhlen  entfernt, 
seitlich.  Unterkiefer,  Oberkiefer  und  Zwischenkiefer  beweg- 
lich, zahnlos  oder  mit  gezackten  Dentinfortsätzen  versehen. 
Brustflossen  niemals  erhalten.  Rücken-  und  Afterflosse  kurz. 
Beckengürtel  durch  ein  Paar  S-  oder  keulenförmige  Knorpel- 
stücke angedeutet.  Schwanz  heterocerk,  ohne  Schuppen. 
Im  Devon  von  Europa  und  Nordamerika. 


1.  Familie.    Coccosteidae.    Smith.  Woodw.1) 

Kopjschild  zusammengesetzt  aus  drei  Paar  Seitenplatten,  einer  grossen  medianen 
Orr ipital platte,  auf  welche  nach  vorne  zwei  Paar  symmetrische  Platten  folgen, 
wovon  das  vordere  Paar  eine  oder  zicei  unpaare  Platten  umschliesst.  Nasenlöcher 
klein  und  weit  vorne  gelegen.  Rumpf  mit  einer  grossen,  hinten  zugespitzten, 
dicken,  innerlich  mit  Mediankiel  versehenen  Dorsalplatte,  daneben  zwei  Paar 
Lateralplatten,  wovon  die  vorderen  mit  Gelenkzapfen.  Bauchpanzer  aus  2 — 3  Paar 
Seitenplatten  und  1 — 2  unpanren  Medianplatten  zusammengesetzt. 

Coccosteus  Ag.  (Liognathus  Newb.)  (Fig.  1487).  Kopf  und  Rumpf  breit, 
die  Panzerplatten  mit  runden  Höckerchen  bedeckt     Kopfplatten  durch 

ö  Nähte  verbunden, 

nicht  verschmol- 
zen. Orbita  in  den 
vorderen  Seiten- 
rand eingeschnit- 
ten mit  knöcher- 
nem Sclerotica- 
ring.  Ausser  dem 
Ober-  und  Zwi- 
schenkiefer ein 
oder    zwei  Paar 

innere  Knochen  (Vomer  und  Palatinum)  vorhanden.  Rumpfpanzer  mit  grosser 
dorsaler  Medianplatte,  zwei  Paar  dorso-lateralen  Platten  und  einem  Brust- 
schild, das  aus  zwei  Paar  grossen  Seitenplatten  ,  einer  rhombischen  Median- 
platte und  einer  keilförmigen  medianen  Vorderplatte  besteht.  Vor  dem 
Bauchpanzer  liegen  2  schmale  Querplatten,  die  vielleicht  den  Brustgürtel 
vertreten.  Die  Brustflossen  selbst  sind  niemals  erhalten.  Rippen  fehlen. 
Dorsalflosse  kurz.  Devon  v<)ld  red  Sandstone)  von  Schottland,  Irland,  Böhmen, 
Eifel,  Nassau.  Petschora-I,and.    C.  deeipiens  Ag.,  C.  minor  Miller  etc. 

Brachydirus  v.  Koenen  (Fig.  14*8).  Wie  Coccosteus,  jedoch  die  Brust- 
flossen durch  einen  schlanken,  hohlen  Stachel  angedeutet.  Oberer  Devon. 
Bicken.  Nassau. 

Phlyctaenaspis  Traquair,  Chelyophorus  Ag.  Devon. 


Oiccotteit*  decipieni  Ac. 


FIr.  1187. 

a  Vordere  Seltenplatto  des  Rürkonsehildei.  von 
Innen,  b  von  uussen 


')  Traquair,  R.  H ,  On  the  Structure  of  Coccosteus  deeipiens  Ar 
nat-hibt.  1890.    6  ser.  V  S.  125 


Ann.  Mag. 


Digitized  by  Google 


Coeeosteiriae 


657 


Dinichthys  Newberry  (Fig.  1489).  Kopf  1  m  lang  und  0,7  m  breit. 
Mittleres  Hinterhauptbein  dreieckig  mit  hinten  vorragendem  medianem  Fort- 
satz, die  seitlichen  Hinterhauptsplatten  mit  tiefen  Gclenkgruben  zur  Aufnahme 
des  Gelenkkopfes  der  vorderen  I^ateralschilder  des  Rückenpanzere.  Orbita 
am  vorderen  Seitenrand  ausgeschnitten.    Zwischenkkfer  und  Symphyse  der 


Fitr.  1488.  Brachydeiru*  inflatu»  v  Koenon 

(Nach 


Olk.  Devon.  Blöken,  Na.«*au.  Ke*taurirte  Fijrur. 

v.  K  o  v  ii  e  n.) 


Unterkiefer  mit  zwei  starken,  zugespitzten  Zahnfortsätzen,  dahinter  die  Kiefer- 
ränder gezackt.  Mediane  Platte  des  Rückenschildes  sehr  dick,  2  Fuss  lang  und 
ebenso  breit,  auf  der  Innenseite  mit  stark  vorspringendem  Mediankiel  und 


Fitr.  14H9 
AbMMuriE  de* 


Hrrtzrri  Newberry     Devot»  i'Huron  shales).   Delaware.  Ohio. 
Zwixehenkiefers ,  Oberkiefers  und  l'nterkiefers.    %  nat.  Gr.    (Nach  Newberry.) 

am  Vorderrand  mit  weit  vorragendem  schmalem  Medianfortsatz;  neben  der- 
selben liegen  dreieckige  oder  trapezoidisehe  Seitenplatten  mit  einem  starken 
Gelenkkopf  am  Vorderrand.  Der  im  Umriss 
länglich  vierseitige  ßauchpanzer  besteht  jeder- 
seits  aus  einer  vorderen  und  einer  hinteren 
Platte,  wovon  letztere  am  Hinterrand  ab- 
gerundet sind.  Mehrere  Arten  im  Devon  von 
Delaware  und  Ohio.  Spärliche  Reste  auch 
im  Devon  der  Eifel. 

Titanichthys  Newb. ,  Macropeta- 
l ic h thys  Norwood  und  Owen.   Devon.  Ohio. 

Homosteus  Asmuss  (Fig.  1490).  Sehr 
grosse  Fische  mit  flachem  Schädel.  Orbita 
ringsum  knöchern  begrenzt.  Mediane  Oeci- 
pitalplatte  lang,  mediane  Dorsalplatte  des 
Rumpfs  breiter,  als  lang,  hinten  nicht  zu- 
gespitzt. Devon  (Old  red).  Livland,  Schottland. 

Heterosteus  Asmuss  {Chelonichthys  Ag). 
Nur  isolirte  Hautschilder  von  riesiger  Grösse 
bekannt.    Devon.  Dorpat. 

Aspidichthys ,  Glyptaspia  Newb., 
Anomalichthys  v.  Koenen,  Drepanaspis 
Schlüter.  Devon. 

Die  Gattungen  Asterosteus  Newb.  aus  dem  Devon  und  Mylostoma 
Newb.  aus  dem  Carbon  von  Ohio  sind  wahrscheinlich  mit  den  Ooecosteiden 
verwandt,  bis  jetzt  aber  nur  durch  mangelhafte  Reste  vertreten. 


Flu.  MW. 
SchtdeldMb  von  Homonttut 
nac  h  einem  Kxemplar  au»  .lern  old  red 

Sandstone  von  Stromness.  Orknev- 
In«wln.  '/»  uat  Gr.  (Nach  Ifugh  Miller. 


Digitized  by  Google 


558 


Vertebrata.  Pisces. 


3.  Unterklasse.    Dipnoi.    Lurchfisehe. l) 

Beschuppte  Fische  mit  Kiemen  und  Lungen,  äusseren  und  inneren 
Nasenlöchern,  Wirbelsäule  und  Schädel  knorpelig,  der  KopJ  mit  knöchernen 
Hautplatten  bedeckt.  Palatoquadratum  mit  dem  Schädel  vertvaehsen; 
Gaumen-  und  Kieferzähne  wenig  zahlreich,  gross,  mit  erhabenen  Kämmen. 
Paarige  Flossm  mit  langer,  gegliederter  knorpeliger  Axe.  (Archipterygium). 
Schwanzflosse  diphycerk  oder  heterocerk.  Kiemenhautstrahlen  fehlen. 
Arterieneonus  mit  zahlreichen  Klappen. 

Das  innere  Skelet  der  Dipnoer  ist  überwiegend  knorpelig,  doch 
zeigen  die  oberen  und  unteren  Bögen,  Rippen  und  Flossenträger  Neigung 
zur  Verknocherung. 

Durch  die  Umbildung  der  Schwimmblase  in  einen  verlängerten 
einfachen  oder  doppelten  Sack  mit  zahlreichen,  zelligen  Räumen,  welcher 
als  Lunge  dient  und  mittelst  eines  kurzeu  Ganges  mit  der  vorderen 
Wand  des  Schlundes  in  Verbindung  steht;  ferner  durch  besondere 
Einrichtungen  im  Herzbau,  durch  die  Anwesenheit  innerer  Nasenlöcher 
und  durch  die  Fähigkeit,  längere  Zeit  ausser  Wasser  zuzubringen, 
unterscheiden  sich  die  Dipnoer  so  sehr  von  allen  Fischen ,  dass  sie 
vielfach  als  fischähnliche  Amphibien  oder  Schuppenlurche  betrachtet 
wurden.  Die  Entdeckung  des  >  Barramundy ;  (Ceratodns  Forsten)  in 
den  Flüssen  von  Queensland  bestätigte  die  schon  früher  von  Huxley 
betonte  Verwandtschaft  mit  den  paläozoischen  < 'rossopterygiern.  Immer- 
hin unterscheiden  sie  sich  aber  auch  von  diesen,  wie  von  allen  übrigen 
Ganoiden  und  Teleostiern  durcli  die  autostyle  Finlenkung  des  Unter- 
kiefers. 

Sie  zerfallen  in  die  zwei  Unterordnungen  der  Ctenodipterini 
und  Sirenoidea. 

1.  Ordnung.    Ctenodipterini.    1 'ander. 

Schädeldach  mit  zahlreichen  kleinen  glänzenden  Haut- 
schildern,  Rumpf  mit  runden,  dachziegelartig  übereinander 
liegenden  Ganoidsehuppen  bedeckt.  Kienienspalten  durch 
einen  oder  mehrere  Knochendeckel  (Opercula)  geschützt. 
Brust  und  Bauch  flössen  qu  asten  form  ig  mit  lau  ger  beschunpter 
Axe.  Zwei  Rückenflossen.  Schwanzflosse  heterocerk.  Jugu- 
lar platten  vorhanden. 

Dipterus  Sedgw.  und  Murch.  {Catopterus,  Polyphractus  Ag.) 
(Fig.  1491.  1492).  Kleine  Fische.  Rumpf  und  Flossen  mit  runden,  auf 
dem  freien  Theil  gekörnelten  Schuppen  bedeckt.  Beide  Rückenflossen 
im  hinteren  Dritttheil  des  Körpers,  die  vordere  viel  kleiner  als  die 

')  (iiinther,  Alb  ,  De.scription  of  Ceratodus,  a  genus  of  Ganoid  fish  recently 
diweovered  in  rivers  of  Queensland,  Australia  Philosophical  TransactionB  vol.  CLXI 
1871/72  —  Huxley,  77*.,  ()n  Oeratodus  and  the  Classification  of  fishes.  Proceed. 
Zool.  Sur.  1876  p  24.  —  Miall,  L.  C,  Monograph  of  the  Sirettoid  and  Crossopterygian 
Ganoid».    Palaeontogr.  Soe.  Part.  I  1878.  J'ander,  Ch.  H.,   Ueber  die  Cteno- 

dipterinen  des  devonischen  Systems.  St.  Petersburg  18Ö8.  4°  mit  Atlas  in  Quer- 
folio. —  Traquair.  On  the  genera  Dipterus,  Pulaedaphus,  Ilolodus,  Cheirodus  Ann. 
Mag.  nat  hist.  1878  4  ser.  vol  XVII  u.  ö  wer.  vol.  II  p.  1  --  Zittel,  K.  A,  Ueber 
Ceratodus.  Sitzungsber.  der  Baver.  Akad.  d  Wissensch.  mathem.  phvs.  Cl.  1886.  — 
Teller,  Fr.,  l'ebrr  Oratodiw  \Sturi.  Abhandl.  geol.  UeidiHanstalt.  Wien  1891. 
lid.  XV 


Digitized  by  Google 


Dipnoi.  Ctenodipterini. 


559 


hintere.  Brustflossen  lang  gestielt,  quastenförmig;  Bauehflossen  der 
vorderen,  Afterflosse  der  hintereu  Dorsale  gegenüber.  Schwanzflosse 
heterocerk.  Kopf  oben  und  seitlich  mit  zahlreichen  dicken,  glatten  und 
porösen  Knochenplatten  bedeckt  (Fig.  1492).  Schädel  überwiegend  knor- 
pelig; Basis  mit  breitem  rhombischen  Parasphenoid  {PSph),  an  welches 


Dipteru* 


Flg.  1491. 

Ar-   Olcl  red  Sandstone,   Bannlnkirk,  Schottland. 
(Nach  Panel  er.) 


'/,  nat.  Gr.  RestaurirL 


sich  jederseits  ein  Pterygo-Palatinum  (P)  anlegt,  das  vorn  in  eine  drei- 
eckige zugespitzte  Platte  verläuft,  welche  einem  grossen  dreieckigen,  mit 
gekerbten  Radialkämmen  versehenen  Zahn  (d)  als  Basis  dient.  Die 
zwei  Gaumenbeine  stossen  in  der  Mitte  mit  gerader  Linie  zusammen. 
Unterkiefer  solid  verknöchert,  jederseits  mit  einem  einzigen  grossen 
Zahn  auf  dem  Operculare.  dessen  erhabene  Kämme  vom  Innenrand 

fächerförmig  ausstrahleu;  auf  der  Unterseite  zwei 
Paar  Jugularplatten. 


Flg.  uvj. 

Dipteru*  ptatijccphalut  Ar.    Old  red  .Sandstone.    Bannlsklrk.    Schottland      A  Schädeldach.    B  Tntcr 
Helte  d«  Schädel»  (l'Sph  I'arasphenold,  F  l'teryjio ■  ralatinum,  durch  eine  zuftllllKe  Kniehlinlc  Hinten 
In  zwei  Stucke  Betheilt,  d  «JaunicniahnV    C  lntcrkiefer  (d  /.ahn).    (Nach  I'ander.» 

Vollständige,  jedoch  meist  plattgedrückte  und  mehr  oder  weniger 
verunstaltete  Exemplare  von  Diptertis  kommen  nicht  selten  im  Old  red 
Sandstone  von  Schottland  vor. 

Ctenodus  Ag.  (Fig.  1493).  Wie  Dipterus,  aber  grösser.  Hinter- 
haupt mit  einer  Occipi talplatte.  Zähne  mit  zahlreichen  Radialkämmen. 
Schwanzflosse  diphycerk.  Jugularplatten  fehlen.  Schuppen  sehr  dünn, 
vierseitig,  au  den  Ecken  abgerundet.  Isolirte  Zähne  nicht  allzu  selten  in 
der  Steinkohlenformation  und  im  Perm  von  Europa  und  Nordamerika. 

Sagenodus  Owen,  Megapleuron  Oaudrv ,  Ityonodus  Cope.  Zwei 
mediane  Hinterhauptsplatten  vorhanden.  Zähne  mit  wenig  Falten. 
Steinkohlenformation  und  Rothliogendes. 


Digitized  by  Google 


560 


Vertebrata.  Pisces. 


PhaneropJeuron  Huxley  (Fig.  1494).  Gaumenzähne  dreieckig, 
mit  geraden,  gekerbten  Radialfalten;  ausserdem  die  Kieferränder  mit 
kleinen  conischen  Zähncheu  besetzt.  Schwanz  diphycerk,  die  lange 
Dorsale  in  die  Caudale  übergehend,  Aualllosse  schmal,  vor  der  Caudale. 
Devon,  Schottland.  Canada. 


FI*.  1493. 
r  tuberctilatu*  Atthey. 
formation.    Kcwsham ,  Northumberland 
Ft«7gO •  I'  aJ  a  t  i  n  u  m  mit  Oaumeniahnen. 
7,  nat. Gr.  (Nach  Atthey  u.  HftDCOOk.) 


Uronemus  Ag. 
Carbon. 

Palaedaphus 
van  Beneden  (He- 
liodus  Newb.)  (Fig. 
1495).  Nur  Unter- 
kiefer und  isolirte 
Gaumenzähne  be- 
kannt, Die  17  cm 
grossen  Unterkiefer- 
zähne sind  mit  vier 
stumpfen  Kämmen 
versehen.  Devon. 
Belgien.  Nordame- 
rika. 


Fi*.  3495 

Palaedaphus  insigni»  van  Bonedon  und  de  Kon 
Devon    I.üttleh.   I'nterkiefer  V«  nat.  Gr.  rNach 
Traquair)  d  Dentale,  op  Opercnlare,  t  Zahn, 
V  seitliche  Grube. 


Kiff.  14U4. 

Phanrropleuron  AntUrtoni  Huxley    oLI  red  Sandstone     Dura  Den, 
Schottland.    7s  nat.  Gr.    (Nach  Nicholson.) 


f  Conchodus  M'Ooy.    Devon.    Conchopoma  Kner.  Perm. 

2.  Ordnung.  Sirenoidea. 

Schädel  überwiegend  knorpelig,  das  Dach  mit  wenigen 
grossen  Hautknochen  bedeckt.  Rumpf  mit  dünnen,  elastischen 
Cycloidschuppen  ohne  knöcherne  Basis.  Rückenflosse  sehr 
lang  in  die  diphycerke  Schwanzflosse  übergehend;  die  knor- 
peligen Strahlen  sehr  fein  und  zahlreicher  als  ihre  Träger, 
welche  direct  mit  den  Dornfortsätzen  articuliren.  Jugular- 
platten  fehlen.  Ausser  den  grossen  Unterkiefer-  und  Gaumen- 
zähnen meist  noch  zwei  kleine  Zähnchen  auf  dem  Vomer 
vorhanden. 


Digitized  by  Google 


Ctenodipterini.    Sirenoidea.  501 

Von  den  drei  hierher  gehörigen  Gattungen  lebt  Lepidosiren 
in  Sümpfen  des  Amazonenstromgebietes,  Protopterus  im  tropischen 
Afrika,  Ceratodus  in  Flüssen  von  Queensland. 

Ceratodus  Ag.  (Fig.  1496)  ist  mit  grossen,  dünnen  Cycloid- 
schuppen  bedeckt;  Kücken- und  Afterflosse  verlaufen  in  die  diphycerke 
Schwanzflosse.  Brust-  und  BauchHossen  haben  kurze  Knorpelstrahlen. 
Die  oberen  Bögen,  Dornfortsätze,  Rippen  und  Flossenträger  sind  mit 
dünnen  Knochenhülsen  umgeben.  Das  flache  Schädeldach  wird  durch 
zwei  grosse,  hintereinander  liegende  Medianplatten  und  zwei  Paar  Seiten- 
platten gebildet.  Auf  der  Unterseite  des  Chondrocraniums  befindet 
sich  das  lauget  vorn  rhombisch  verbreiterte  Parasphenoid.  an  welches 
sich  die  Pterygo-Palatina  anlegen.  Die  Gaumenbeine  sind  durch  eine 
Mediaunaht  verbunden  und  tragen  jederseits  einen  grossen  dreieckigen, 
mit  Radialfalten  versehenen,  die  Vomerknorpel  je  einen  scharfen, 
meisselförmigen  Zahn.  Auf  dem  Spleniale  des  Unterkiefers  befindet 
sich  gleichfalls  jederseits  ein  Zahn  mit  hohen  Radialkämmen.  Die 
üpercula,  Subopercula,  der  Zungenbeinbogeu  und  die  Kiemenbögen, 
dervBrustgürtel,  die  Rippen,  die  oberen  und  unteren  Bogen  und  die 
Flossenträger  sind  verknöchert,  das  Quadratum 
knorpelig.  f  *' 


Fjtr.  U06, 


Ceratodus  Fortttri  Krctn   Burrwmmdl  •  uns  Queensland.     A  Seitenansicht  des  Fisches,  verkleinert. 

B  t'ntnwrtle  de»  Sehnde)«.    C  Unterkiefer  (nach  <i  mit  her) 
Qu  Quadratum.  PSph  l'arasph.noid.    /'/  l'tervu'o-I'alatlniim    Vo  Vonier.    d  Zahne,    na  Nasenlöcher. 

Hr  Kiemeilhohle     e  Vnr.lep.te  Rippe 
D  Ceratodu*  h'aupi  Ag.     l.ettenkohlensandstclii.     Hoheneck  bei  I.udwißxburjr.     l  uterkieferzuhn  nuf 

knöcherner  Hasi*    >/,  nnt.  <ir. 

Beim  lebenden  Ceratodus  {Epiceratodns  Teller)  haben  die  oberen 
und  unteren  Zähne  sechs  fächeiförmig  ausstrahlende  Radialkämme. 
Die  in  der  Trias,  namentlich  im  Bonebed  des  Muschelkalks,  der  Letten- 
kohle und  des  Rhäts  vorkommenden  Zähne  unterscheiden  sich  durch 
ansehnlichere  Grösse  und  abweichende  Zahl  der  Falten  von  der  leben- 
den Gattung.  Die  oberen  besitzen  in  der  Regel  fünf,  die  unteren  nur 
vier  Radialkämme.  Die  älteste  Art  (C.  arenuccus  Quenst.)  stammt  aus 
Buntsandstein,  die  jüngsten  finden  sich  in  Europa  im  Dogger  von 
Stonesfield,  in  Nordamerika,  im  oberen  Jura  von  Colorado  und  den 
Fort  Union  Schichten  (obere  Kreide)  von  Montana.  Hin  wohl  erhaltener 
Schädel  von  C.  Sturi  wurde  von  Teller  aus  dem  unteren  Keuper 
von  Lilienfeld  und  Niederösterreieh  beschrieben. 

Zittel,  Grundzüge  der  ralaeontoloRle. 


Digitized  by  Google 


562 


Vertebrata.  Piscea 


4.  Unterclasse.    Ganoidei.  Schmclzschupper. ') 

Rumpf  und  Schwanz  mit  Oanoidschuppen  bedeckt,  selten  nackt  oder 
mit  Knochenplatten.  Wirbelsäule  knorpelig  oder  in  verschiedenem  Grade 
verknöchert,  Schwanzflosse  diphycerk,  heterocerk  oder  hemiheterocerk. 
Paarige  Flossen  wohl  entwickelt.  Flossenstrahlen  gegliedert,  häufig  Fulcra 
vorhanden.  Schädel  mit  Hautknochen  bedeckt  oder  vollständig  verknöchert. 
Kieferstiel  durch  Ligament  am  Schädel  befestigt.  Muskidöser  Arterienstiel 
mit  zahlreichen  Klappen.  Sehnerven  nicht  vollständig  gekreuzt  (Cliiasma). 
Darm  mit  Spiralklappe.    Schwimmblase  mit  Ausjührungsgang. 

Bei  Aufstellung  der  »Ordnung«  der  Ganoiden  hatte  L.  Agassi  z 
ausschliesslich  das  Hautakelet  berücksichtigt  und  unter  dieser  Bezeich- 
nung alle  Fische  mit  Schuppen,  dio  aus  einer  knöchernen  Unterlage 
und  einer  Schmelzdecke  zusammengesetzt  sind,  zusammengefaßt. 

Eine  auf  anatomische  Merkmale  begründete  Definition  der  Ganoiden 
suchte  Joh.  Müller  zu  schaffen.  Nach  Entfernung  der  als  echte 
Knochenfische  erkannten  Plectognathen,  Lophobranehier  und  Siluroiden 
und  nach  Versetzung  des  Lepidosiren  zu  den  Dipnoern  blieben  als 
echte  Ganoiden  noch  immer  eine  grosse  Menge  fossiler  und  recenter 
Fische  übrig,  welche  nach  Joh.  Müller  eine  eigene  Unterclasse 
zwischen  den  Selachiem  und  den  Knochenfischen  bilden.  Während 
die  Beschaffenheit  des  muskulösen  Arterienstieles,  die  unvollständige 
Kreuzung  der  Sehnerven,  der  mit  Spiralklappe  versehene  Darm  mit 
den  ersteren  übereinstimmen,  weist  die  Anordnung  der  Kopfknochen, 
der  Bau  der  Flossen  und  häufig  auch  die  Verknöcherung  des  Skeletes 
auf  die  Knochenfische  hin.  Ja  nachdem  0.  Voigt  in  Aviia  einen  im 
anatomischen  Bau  ächten  Ganoiden  mit  dünnen,  elastischen  Cycloid- 
schuppen  und  vollkommen  verknöchertem  Skelet  erkannt  hatte,  schien 
die  Grenze  nach  den  Teleostei  gänzlich  verwischt.  Lütkeu  entfernte 
die  Placodermen,  Acanthoden,  Dipnoer  und  Cliondrostei  aus  der  Unter- 
classe der  Ganoiden  und  betonte  die  nahe  Verwandtschaft  der  letzteren 
mit  den  Knochenfischen  (Physostomen).  Koch  entschiedener  gehen 
Kuer,  Thiolliere,  Owen  und  neuerdings  Gope  und  Sin.  Wood- 
ward  vor,  indem  sie  die  Ganoiden  überhaupt  als  eine  selbständige 
Gruppe  unterdrücken  und  deren  Angehörige  mit  den  Teleostei  unter 
der  gemeinsamen  Bezeichnung  Tcleostomi  vereinigen. 

Das  auffallendste,  wenn  auch  nicht  ausschliessliche  Merkmal  der 
Ganoiden  beruht  in  ihrer  Hautbedeckung.    Keine  andere  Unterclasse 

')  Cope.  Edw,  Trans.  Amer.  Philo«  Soc.  1871  XIV  S.  445—4(50  u.  American 
Naturalist  XIX,  XX,  XXI,  XXIII  (1885-89).  —  Huxley,  Jh.,  Preliminary  essay 
upon  the  systeraatic  urrangement*  of  the  liebes  of  the  Devonian  Epoch.  Mein.  geol. 
Survey  U  Kingdom  1861.  Dec.  X.  —  Kner,  Rud.,  Betrachtungen  über  die  Ganoiden 
als  natürliche  Ordnung.  Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  1866  Bd,  L1V  S.  519.  — 
Liitkm,  Chr.,  Ueber  die  Begrenzung  und  Eintheilung  der  Ganoiden.  Palaeonto- 
graphica  Bd.  XXII  (übersetzt  aus  Videnskabel.  Meddelelser  fra  den  naturhistoriske 
forening;  Kjöbenhavn  1868).  —  Müller,  Joh,  Ueber  den  Bau  und  die  Grenzen  der 
Ganoiden.  Abhundl.  d.  Berl.  Akad  d.  Wissensch  1834  (1836).  —  Traquair,  R.  H., 
The  Ganoid  tishes  of  the  British  Carbouiferous  l'orinations  Palaeontogr.  Soc.  1877. 
—  Vogt,  C,  (Quelques  Observation«  qui  sorvent  a  la  Classification  des  Ganoide».  Ann. 
des  Hcienc  nat.  Zoologie  3  «er.  IV.  p.  53-68. 


Digitized  by  Google 


Ganoidei. 


563 


der  Fische  besitzt  Schuppen,  welche  aus  einer  dicken  knöchernen  Unter- 
lage und  einer  äusseren  Schmelzschicht  bestehen;  bei  keiner  anderen 
Gruppe  kommt  eine  gelenkartige  Verbindung  der  Schuppen  vor,  wie 
sie  für  die  Rhombenschupper  unter  den  Ganoiden  charakteristisch  ist. 
Freilich  gibt  es  auch  Ganoid-Schuppen  von  rundlicher  Form,  welche 
sich  genau  wie  die  Cycloid-  und  Ctenoid-Schuppen  dachziegelartig 
decken,  und  welche  zuweilen  nicht  wesentlich  dicker  sind  als  die  letz- 
teren, allein  auch  diese  Kreisschuppen  (Catunts,  Megahtrus,  Macrorhipis, 
Amia)  zeigen  unter  der  Schmelzdecke  eine  mit  Knochenkörperchen  aus- 
gestattete Unterlage  von  zuweilen  freilich  nur  minimaler  Stärke.  Durch 
gänzlichen  Mangel  an  Schuppen  zeichnen  sich  die  Spatulariden  aus; 
bei  den  Stören  ist  der  Rumpf  mit  grossen  Knochenplatten  theilweise 
bedeckt. 

Von  besonderem  Interesse  ist  die  Ausbildung  des  inneren  Skelets 
und  namentlich  der  Wirbelsäule  bei  den  Ganoiden.  Vollkommen 
knorpelig  bleibt  die  Wirbelsäule  nebst  ihren  Bögen  und  Anhängen  bei 
einigen  Chondrostei  (Acclpenser);  aber  schon  bei  Spatularia ,  bei  den 
älteren  Crossophrygn ,  bei  fast  allen  Heterocerken  und  Pycnodonten 
und  einem  Theil  der  Lepidostei  findet  eine  von  aussen  nach  innen  vor- 
schreitende theilweise  oder  vollständige  Verknöcherung  der  Bogen, 
Dornfortsätze  und  gleichzeitig  auch  der  unpaaren  Flossenstützen  statt, 
wobei  jedoch  häutig  noch  ein  knorpeliger  Kern  von  den  hohlen  Hülsen 


Htm. 


n  obere 


Fi*  H97. 
Zwei  .Schwanzwirbel  von 
Pycnodu*  platuiu*  Ag. 

'.Nnch  Beeke!.) 


a  Wirbel  von  EuthyniJu*.     b  Wirbel  von  Caturut  furcatng. 
Bosen ,    »p  der  gespaltene  obere  Dornfortwitz ,    h]/e  Hypo 
ple  Pleiiroeeiitrum,  p  Pumpophyse,  c  Rippe. 

umgeben  ist.      Diesen    Naektwirbelnc  (Fi 


1497)  stehen  die  sogenannten  Halb  wir 
und  »Hohl  wir  bei*  gegenüber.  Bei  den  ersteren 
(Fig.  1498)  tritt  an  der  Basis  der  Chorda  eine  hufeisenförmige  Knochen 
platte  (IJvpocentrum,  Intercentrum)  auf,  an  welche  sich  in  der 
Schwanzregion  die  unteren  Bögen  anlegen;  die  nach  oben  gerichteten 
Schenkel  dieser  Hypocentra  sind  meist  verschmälert  und  zugespitzt. 
Das  eigentliche  Wirbelcentrum  wird  durch  zwei  seitliche,  meist  nach 
unten  zugespitzte  Knochenplatten  (Pleuroceutra)  repräsentirt,  welche 
häufig  dorsal  verwachsen  und  ebenfalls  einen  hufeisenförmigen  Halb- 
ring bilden.  Je  nach  ihrer  Grösse  umschliessen  die  Hypocentra  und 
Pleurocentra  die  weiche  ungegliederte  Chorda  mehr  oder  weniger  voll- 
ständig; zuweilen  bilden  sie  auch,  indem  sich  ihre  oberen  und  unteren 
Hörner  nicht  zuspitzen,  sondern  in  gleicher  Breite  dorsal  und  ventral 
zusanunenstossen ,  zwei  Halbringe,  welche  die  Chorda  vollständig 
umhüllen  (Fig.  1499).  Bei  manchen  Gattungen  (Eurycormus)  besteht 
die  vordere  Rumpfregion  aus  Halbwirbehl ,   die  Schwanzregion  aus 

86« 


Digitized  by  Google 


5(54 


Vertebrata.  Pisce«. 


I  lolil wirbeln,  die  au.s  zwei  Hälften  zusammengesetzt  sind.  Durch  vollstän- 
dige Verwachsung  der  beiden  Halbriuge  entstehen  einfache,  hülsen- 
artige Hohlwirbel  (Fig.  1500).  Bei  den  Amiaden  sind  die  Wirbelcentren 
in  der  Rumpf region  verknöchert,  amphicöl,  in  der  Sehwanzregion  aber 
noch  in  zwei  Hälften  getheilt,  welche  den  Hypo-  und  Pleurocentren  der 
Lepidostei  entsprechen  (Fig.  1499). 

6 


FiB.  U99. 

«  Srhwnnzwirhel  von  Eurycormu»  »pt  ciotut.   b  Ein  Stück 
der  Wirbelsäule  von  Ämia  calva  au*  dem  vorderen  Abachnitt 
der  Caudnlrrfrfon. 


Ein  Stück  der  Wirbelsttule  au» 
der  Schwttnxroffion  mit  auf- 
sitzenden Böjren  und  Dom- 
fortsAtzcn. 


Eine  gänzliche  Verknöcherung  der  Wirbelsäule,  wie  bei  den 
Knochenfischen,  beobachtet  man  nur  bei  den  jüngsten  Vertretern  der 
(ianoiden:  den  Polypteriden  und  Lepidosteiden.  Bei  den  letzteren  sind 
die  Wirbelcentren  sogar  nur  hinten  ausgehöhlt,  vorne  convex  (opisthocöl). 

Das  hintere  Endo  der  Wirbelsäule  verlängert  sich  stets  in  die 
Schwanzflosse.  Immerhin  bleibt  die  rein  diphycerke  Bildung  (vgl. 
S.  518)  auf  einige  Crossopterygier  (Cotlacanthidat)  und  (Jli&ndrostei  be- 
schränkt. Bei  den  meisten  Crossopterygiern  ist  die  Schwanzflosse 
hetero-di  phyccrk,  d.  Ii.  die  Wirbelsäule  verläuft  geradlinig,  aber 
die  Strahlen  des  oberen  Lappens  sind  schwächer  und  kürzer,  als  die 
des  unteren.  Sehr  häufig  findet  sich  rein  heterocerke,  hemihotero- 
cerke  oder  nur  innerlich  heterocerke,  äusserlich  homocerke  Schwanz- 
bildung (vgl.  S.  519). 

Bei  vielen  Ganoiden  sind  die  unpaaren  und  zuweilen  auch  die 
paarigen  Flossen  am  Vorderrand  mit  sogenannten  Fulcra,  schuppen* 
förmigen,  mit  Schmelz  bedeckten  Stacheln  oder  Platten  besetzt,  welche 
in  einer  Reihe  auf  einander  folgen  und  sich  theilweise  bedecken. 
Sämmtliche  Flossenstrahlen  bestehen  aus  zwei  Hälften,  sind  quer  ge- 
gliedert und  distal  gespalten. 

Wie  die  Wirbelsäule,  so  bietet  auch  der  Schädel  sehr  verschiedene 
Stadien  der  Verknöcherung  dar.  Bei  den  Knorpel-Ganoiden  beschränkt 
sich  dieselbe  auf  eine  Anzahl  Belegknochen  auf  dem  Schädeldach  und 
der  Schädelbasis.  Pterygoid  und  Gaumenbeine  sind  noch  verschmolzen, 
der  Unterkiefer  und  ein  Theil  des  Zungenbeinbogens  verknöchert,  der 
Opercularapparat  schwach  entwickelt,  Bei  den  Crossopterygii,  Hetero- 
cereif  Lepidostei  und  Pynwdonti  steht  die  Verknöcherung  jener  der 
Teleostier  ziemlich  gleich  und  auch  die  Zahl  und  Anordnung  der  ein- 
zelnen Knochen  stimmt  im  wesentlichen  mit  den  letzteren  überein. 

Im  Bau  des  Brustgürtels  und  namentlich  der  vorderen  Extremitäten 
zeigen  die  verschiedenen  Ordnungen  der  Ganoiden  grosse  Abweichungen 
und  erweisen  sich  als  vermittelnde  Bindeglieder  zwischen  Dipnoern, 
Selachiern  und  Knochentischen.  Bei  den  Crossopteryyii ,  Chondrostei 
und  H'trrovcrci  besteht  die  Clavicula  noch  aus  drei  gesonderten  Beleg- 
knocheu,  während  bei  den  Lepidostei,  Amioidei  und  Pycnodonten  der 


Digitized  by  Google 


Ganoidei.  Crossopterygii. 


r>i;5 


untere  Abschnitt  (Infraelavieula)  vollständig  mit  der  Clavicula  ver- 
schmilzt. Die  hinter  der  Clavicula  folgenden,  der  Scapula,  dem  Cora- 
coideum  und  Präcoracoideum  entsprechenden  kleinen  Gebilde  bleiben 
bei  den  Chondrostei  und  wahrscheinlich  auch  bei  den  fossilen  Crosso- 
pterygiem  knorpelig,  sind  dagegen  bei  den  übrigen  Ganoiden  genau 
wie  bei  den  Teleostiern  verknöchert.  Auch  bezüglich  der  Lage  und 
Zahl  der  Basalstücke  in  den  Brustflossen  stimmen  die  meisten  Ganoiden 
mit  den  Knochenfischen  überein,  nur  die  älteren  Crossopterygier  be- 
sassen  wie  die  Dipnoer  eine  knorpelige  gegliederte  Axe  und  biseriale 
Radialia. 

Neben  der  Hautbedeckung  und  dem  inneren  Skelet  gibt  es  noch 
einige  anatomische  Merkmale,  wodurch  sich  die  Ganoiden  als  eine 
selbständige  Abtheilung  unter  den  Fischen  erweisen.  So  ist  der  mus- 
kulöse, etwas  verlängerte  Stiel  der  Hauptarterie  (conus  arteriosus)  im 
Innern  ähnlich  wie  bei  den  Selachiern  mit  mehreren  Reihen  von 
Klappen  versehen,  welche  den  Rücktritt  des  Blutes  aus  der  Arterie  in 
die  vordere  Herzkammer  verhindern.  Die  Kiemen  dagegen  liegeu  stets, 
wie  bei  den  Teleostiern,  frei  unter  einem  meist  aus  mehreren  Knochen- 
platten  bestehenden  Deckel.  Auch  durch  den  Besitz  einer  Spiralklappe 
im  Darme,  sowie  in  der  Ausbildung  des  Urogenitalsystems  nähern  sich 
die  Ganoiden  mehr  den  Selachiern  als  den  Teleostiern;  dagegen  be- 
sitzen alle  eine  Schwimmblase  mit  Luftgang  und  zahlreiche  kleine  Eier. 
Durch  vollständige  Kreuzung  der  Sehnerven  unterscheiden  sich  die 
Knochenfische  von  den  Ganoiden,  bei  deneu  die  in  Aeste  zertheilten 
Sehnerven  ein  sog.  Chiasma  bilden. 

Die  Ganoiden  haben  ihre  Hauptverbreitung  in  paläozoischen,  tria- 
sischen und  jurassischen  Ablagerungen  und  werden  mit  Beginn  des 
Kreidesystems  mehr  und  mehr  durch  die  Knochenfische  verdrängt. 
Die  wonigen  noch  jetzt  oxistironden  Ganoiden  leben  entweder  aus- 
schliesslich oder  doch  zeitweilig  in  süssem  Wasser,  während  die  fossilen 
vorwiegend  in  rein  marinen  Ablagerungen  vorkommen.  Nur  die  ter- 
tiären Ganoiden  stimmen  aus  Süsswasserbildungen. 

Die  Ganoiden  lassen  sich  in  6  Ordnungen :  1 .  Crossopfcrygii,  2.  CJion- 
drostei,  3.  Heterocerd,  4.  Pycnodonti,  5.  Lepidostei,  6.  Amioidci  eintheilen. 

1.  Ordnung.    Crossopterygii.    Huxley.  Quastcnflosser. 

Wirbelsäule  weich  oder  verknöchert.  Schwanz  diphycerk 
oder  hetero-diphycerk.  Paarige  Flossen  mit  beschuppter,  von 
zwei  Reihen  äusserer  Flossenstrahlen  umgebener  Axe.  Statt 
der  Kiemenhautstrahlen  zwei  grosse  Jugularplatten  zwischen 
den  Unterkiefern,  neben  denen  bei  vielen  paläozoischen 
Formen  noch  eine  Anzahl  kleiner  Seitenplatten  und  eine 
mediane  Vorderplatte  liegen.  Ganoidschuppen  rhombisch 
oder  cycloidisch,  den  ganzen  Rumpf  und  Schwanz  bedeckend. 
Devon  bis  Jetztzeit. 

1.  Familie.   Holoptychiidae.  Traquair. 

Körper  mit  cycloiden,  dachziegelartig  übereinanderliegenden  Ganoidschuppen 
bedeckt.  Wirbelsäule  nicht  verknöchert.  Brustflossen  mit  langer,  zugespitzter, 
beschuppter  Axe.  Die  zicei  Dorsalflossen  und  die  Anal  flösse  durch  einen  einjachen, 
distal  verbreiterten  Träger  (Axonost)  gestützt,  auf  welchen  ein  bis  zwei  Reihen 


Digitized  by  Google 


566  Yertebrata.  Pisces. 

kurzer  Basalstücke  (Baseoste)  folgen,  welche  die  sehr  zahlreichen,  /einen,  äusseren 
Flossenstrahlen  tragen.  Laterale  J ugular platten ,  Clavicula  und  lnjraclavicula 
vorhanden.  Kopf  und  Kiemenregion  mit  glänzenden  Hautknochen  bedeckt.  Zähne 
zahlreich,  conisch  zugespitzt,  auj  den  Kieferrändern  stehend,  ausserdem  vereinzelte 
grosse  Fangzähne  in  einer  zweiten  inneren  Reihe  auf  mehreren  Splenialknochen. 
Die  Zähne  ausgezeichnet  durch  sehr  complicirte,  mäandrisch  gefaltete  Struktur. 

Die  einzige  hierher  gehörige  Gattung  Holoptychius  Ag. ,  (Glyptolepis, 
Platygvathus  Ag.)  (Fig.  1501.  1502)  findet  sich  im  Devon  (Old  red  Sandstone) 
von  Schottland,  Irland,  in  den  russischen  Osteeeprovinzen,  sowie  in  Nord- 
amerika, Canada,  Belgien,  Böhmen,  Eifel.  Einzelne  Arten  erreichen  bedeutende 
Grösse.  Isolirte  Zähne  wurden  als  Dendrodus  Owen  (Fig.  1503),  Lamnodus 
Ag.  und  Apedodus  Leidy  beschrieben. 


Schuppe  von  tlolaptyehiut  Fi*.  150  i. 

((UupMrpin)  Alter  rother  Dendrortu*  biporcntiis  \«.  Devon.  Fluss  Aa,  I.ivlnnd.  a  von  der 
Sandstein.  Wik.  KuwOand.  Seite,  6  von  unten     Nat.  Gr.    e  Querschnitt,  «tarlc  verirr. 

(NHch  Fan  dar.)    a  von  (Nach  Fan  der.) 

aussen.   <.  von  innen. 


2.  Familie.    Rhizodontidae.  Traquair. 

Wie  vorige  Familie,  aber  Brust  und  Bauchflossen  mit  kurzer,  stumpfer  Äxc 
Zähne  conisch,  wenig  zahlreich,  mit  einer  Pulpa,  deren  Umgebung  im  unteren 
Theil  der  Zahnkrone  radial  gefaltet  ist.  Meist  mehrere  zahntragende  Splenialia 
auj  der  Innenseite  des  Unterkiejers  vorhanden.    Devon.  Carbon. 

Rhizodus  Owen  (Meyalichthys  p.  p.  Ag.)  (Fig.  1504).  Sehr  grosse,  un- 
vollständig bekannte  Fische  mit  rauhen,  runzeligen,  eyeloiden  Schuppen. 


Digitized  by  Google 


Rhizodontidae.  Osteolepidae. 


5G7 


Infraclavicula  mit  einem  hingen,  nach  oben  gerichteten  Forteatz.  Zahne 
glatt,  vorne  und  hinten  zugeschärft  Steinkohlenformation.  Schottland, 
Nordengland,  Nordamerika. 

Strepsodus  Young  (Dendroptychius  Young,  Archichthys  Hancock).  Grosse 
und  mittelgroBse  Fische  mit  schlanken,  etwas  gebogenen  nicht  zugeschärften 
Zähnen.   Steinkohlenformation.    Grossbritannien,  Canada. 


B 


Flg.  1504. 
Zahn  von  Bhitodti» 
Ilibberii  Ag.  Stein- 
kohlenfonnation. 
Edinburgh.  >/,  mit,  Gr. 

Rhizodopsis  Young  (Dittodus, 
Ganolodus ,  Characodus ,  Gastrodus 
Owen)  (Fig.  1505).  Schuppen  oval, 
mit  dünnem  Ganoidüberzug.  Zähne 
rund,  glatt.  Wirbelsäule  mit  Hohl- 
wirbeln. Steinkohlenformation.  Gross- 
britannien, Schlesien  und  Neuschott- 
land. 

Gyroptychius  M'Coy,  Tri- 
stichopterus  Egerton ,  Eusthen- 
opteron  Whiteaves,  Cricodus  Ag. 
(Polyplocodus  Pander),  Sauripterus 
Hall.  Devon  (Old  red  Sandstone) 
von  Europa  und  Nordamerika. 


fic.  im 

\\  tlHamsou  sp.  Stelnkohlen- 
formatiön  Manehester.  Kopf  restaurirt.  A  von 
Oben.  B  von  imtoii.  C  von  «Irr  Seite.  (Nach 
TraqUftlrO  p«  Parietale.  /  Krontale,  pf  Post- 
frontale,  tq  S«|unmosuni.  $t  Supratemporalia. 
pmr  Praemaxilla.  ar  Orbita.  $o  Suborhitalla.  nu 
Miixllla.  x  und  r  Wangenknochen,  pop  I'rae- 
opert-ulum.  op  Operculum.  top  Suboperculuin. 
md  Unterkiefer,  ag  Angulare  inandlbulac.  d  Dent  ile. 


id  Jnfradentalia.    j  HauptkehlplatU 


seitliche 


Kehlplatten,    mj  mittlere  Kehlplatte. 


3.  Familie.    Osteolepidae.    Smith  Woodw. 

Körper  schlank,  mit  rhombischen  Ganoidschuppen.  Hohlwirbel  in  der  Caudal- 
region.  Interopercula  und  seitliche  Jugularplatlen  fehlen.  Brustflossen  mit  kurzer, 
stumpfer  Axe.  Zähne  conisch,  nur  an  der  Basis  aussen  gefaltet,  unten  und  oben 
in  zwei  Reihen  stehend,  die  innere  Reihe  mit  wenig  grossen  Fangzähnen.  Devon. 


Osteolepis  Ag.  (Tripterus,  Triplopterus  M'Coy)  (Fig.  1506).  Die  Knochen 
des  Schädeldachs  vor  den  Parietalia  verschmolzen.  Ausser  den  zwei  grossen 


Digitized  by  Google 


568 


Vertebrata.  Pisces. 


Jugularplatten  nur  eine  kleine  Vorderplntte  vorhanden.  Zähne  rund.  Schuppen 
glatt  oder  punktirt.  Erste  Dorsale  vor  den  Bauchflossen.   Devon.  Schottland. 

Thür si us  Traquair.  Wie  vorige,  aber  erste  Dorsale 
den  Ventralen  gegenüber.    Old  red.  Schottland. 

Diplopterus  Ag.  (Devon),  Megalichthys  Ag. 
(Centrodus  M'Cov,  Rhomboptychius  Young,  Ectosteorhachis 
Cope).  Steinkohlenformation. 

Glyptopomus  Ag.  {Glyptolaemus  Huxley)  (Fig.  1507). 
Old  red.  Knochen  des  Schädeldachs  nicht  Verschmolzen 
und  wie  die  Schuppen  mit  Runzeln  und  Körnern  ver- 
ziert.   Old  red.  Schottland. 


Fi*.  1507. 
Schuppe  von  aiypUrptmu» 
Kinnairdi  Huxley.  Verpr. 
(Nach  Huxley.) 


4.  Familie. 


Huxley.1) 


Körper  mit  dünnen  cycloiden  Ganoidschuppen  bedeckt.  Wirbelsäule  nicht 
verknöchert.  Bögen,  Dornfortsätze  und  Interspinalia  der  Schwanzflosse  von 
Knochenscheiden  umgeben.  Schwimmblase  verknöchert.  Paarige  Flossen  mit 
kurzer,  stumpfer,  knorpeliger  Axe.  Die  zwei  Dorsalflossen  und  die  Afterflossen 
durch  eine  einfache,  proximal  meist  gegabelte  Platte  getragen,  auf  welche  bei  der 
vorderen  Dorsale  unmittelbar  die  äusseren  Strahlen  jolgen.  Schwanzflosse  aus- 
gezeichnet diphycerk,  oben  und  unten  durch  zahlreiche  einfache  Träger  gestützt 
und  in  einer  kleinen  vorspringenden  Pinselflosse  endigend.  Nur  ein  Operculum 
und  ein  Paar  Jugularplatten,  dagegen  mehrere  Splenialia  vorhanden.  Perm  bis 
Kreide. 


mtiwi  penictuata  M*tr.  Ob  Juni.  Zandt  bei  Eichstätt. 
,  nat.  Or.  j  Jupularplittten.  6  Schuppen  aus  der  o)>eren 
Kum pfnidoii  von  Undina  acutidtns.    Rel«.  Ebendaher. 


Coelacanthus  Ag.  (Hoplopygus  Ag.,  Conchiopsis  Cope,  Rhabdoderma 
Heia).  Zähne  auf  dem  Aussenrantl  der  Kiefer  fehlend,  nur  einige  wenige 
conische  innere  vorhanden.  Pinselflosse  vorragend  Kopfknochen  und 
Schuppen  runzelig  und  körnelig;  die  Flossenstrahlen  nicht  gezähnelt.  Perm 
und  Carbon  von  England,  Deutschland  (Kupferschiefer)  und  Nordamerika. 

Grnphiuru  s  Kner.  Heptanema  Belloti.    Trias  von  Raibl  und  Perledo. 

Diplurus  Newb.    Trias.  Nordamerika. 

Undina  Münst.  (Holopliagus  Egerton)  (Fig.  1508).  Pinselflosse  vorragend; 
B&mmtliche  Flossenstrahlen  kräftig,  breit,  gegen  aussen  fein  quergegliedert, 


')  Reis,  ()  ,  PalaeontofEraphiea  Bd.  XXXV  (1888)  u.  Geojrnostisehe  Jahreshefte. 
München  1892. 


Digitized  by  Google 


Polypteridae.  Chondrostei.  569 

mit  feinen  Zähnchen  am  vorderen  Strahl  der  ersten  Dorsale  und  der  Cau- 
dale.  Kopfknochen  und  Schuppen  runzelig  und  kömelig  verziert.  Lias  und 
oberer  Jura. 

Libys  Münst.,  Coccoderma  Qucnst.    Ob.  Jura. 

Macropoma  Ag.  Maxilla,  Vomer  und  Palatina  mit  conischen  Zähnen. 
Pinselflosse  nicht  bekannt.  Flossenstrahlen  kräftig,  distal  nicht  verbreitet 
und  wenig  gegliedert;  Dorsale  und  Caudale  am  Vorderrand  gezähnelt. 
Turon  und  Senon.    England,  Frankreich,  Sachsen  und  Böhmen. 

5.  Familie.   Polypteridae.  Huxlcy. 

Körper  mit  dicken,  rhombischen  Ganoidschuppen  bedeckt.  Wirbelsäule  und 
ganzes  Innenskelet  verknöchert.  Schwanz  diphycerk,  Brustflossen  mit  kurzer, 
stumpfer  Axe,  die  zahlreichen,  kurzen,  fächerartigen  Basalia  an  zivei  divergirende 
Knochenstücke  (Propterygium  und  Metapterygium)  und  an  ein  medianes  Mesopte- 
rygium  befestigt.  Rückenflosse  einfach,  ungemein  lang,  die  stachelartigen  Strahlen 
durch  die  gleiche  Anzahl  von  Trägern  gestätzt.  Nur  zwei  Jugularplatten  vorhanden. 
Zähne  spitzconisch ,  mit 
einfacher  Pulpa. 

Hierher  die  zwei  in 
Flüssen  des  tropischen 
Afrika  lebenden  Gat- 
tungen Polypterus 
(Fig.  1509)  und  Cala-  Fi*,  uro. 

moichthys.  PolypUm»  BicMr,   Geoflroy.   Oberer  Nil. 

2.  Ordnung.    Chondrostei.    Knorpelganoiden. ') 

Inneres  Skelet  und  Schädel  knorpelig;  Kopf  mit  knöcher- 
nen Hautschildern  bedeckt.  Rumjri  nackt  oder  mit  Reihen 
von  knöchernen  Platten.  Kicmenhautstrahlen  häufig  fehlend. 
Kiemendeckel  schwach  entwickelt;  Zähne  klein  oder  fehlend. 
I nfraclavicula  Vorhände n.  Schwanzflosse  heterocerk  (selten 
diphycerk);  oberer  Lappen  meist  mit  rhombischen  Knochen- 
schuppen. Bauchflossen  mit  einer  ganzen  Reihe  von  knorpe- 
ligen Basilarstücken.  Nur  eine  Rücken-  und  Afterflosse  vor- 
handen.   Trias  bis  jetzt. 

1.  Familie.   Chondroeteidae.   Smith  Woodw. 

Parietalia  und  Frontalia  paarig;  neben  den  Parietalen  ein  grosses  Squa- 
mosus. Kiefer  zahnlos.  Kiemenhautstrahlen  vorhanden.  Operculum  klein,  Sub- 
operculum  gross.  Körper  nackt,  nur  der  obere  mit  Fulcren  besetzte  Lappen  der 
Schwanzflosse  mit  länglichen,  haj erkor nähnlichen  Ganoidschuppen  bedeckt.  Rücken- 
flosse über  der  Bauchflosse. 

Einzige  Gattung  Chondrosteus  Egerton  im  unteren  Lias  von  England. 

•       2.  Familie.    Aooipenseridae.  Störe. 

Grosse,  langgestreckte  Fische  mit  verlängerter  Schnauze  und  zahnlosem  Maul. 
Parietalia  und  Frontalia  gross,  unpaar,  gekörnelt.  Rumpf  mit  fünf  Längs 
reihen  von  gekielten  Knochenschildern.  Kiemendeckel  (Opercula)  unvollkommen 
entwickelt,  die  Kiemenöffnuwj  nicht  vollständig  bedeckend.  Kiemenhautstrahlen 
vorhanden.  Schwanzflosse  ausgezeichnet  heterocerk,  der  grosse  obere  Lappen  mit 
Fulcra  versehen  Rücken-  und  Afterflossen  durch  zwei  Reihen  von  Flossenträgem 
(Axonoste  und  Baseoste)  gestützt. 

')  Woodward,  Smith  A.,  On  the  Palaeontology  of  Sturgeons.  Proceed  Geol. 
Association,    vol.  XI  p.  24. 


Digitized  by  Google 


570 


Vertebrata.  Pisces. 


Von  den  zwei  lebenden  Gattungen  {Accipenser  (Fig.  1404)  und  Scaphi- 
rhynchus)  leben  die  Störe  in  den  Meeren  der  nördlichen  Hemisphäre,  von  wo 
sie  in  die  Flüsse  Europas,  Asiens  und  Nordamerikas  aufsteigen.  Fossile  Reste 
sind  selten.  Eine  eoeäne  Art  aus  dem  Londonthon  (Accipenser  toliapicus  Ag.) 
wird  schon  von  Agassiz  erwähnt.  Isolirte  Reste  des  Kopf-  und  Hautekeletes 
sind  aus  dem  oberen  Lias  von  Whitby,  Yorkshire  (Gyrosteus)  und  aus 
der  oberen  Kreide  von  Kent  (Pholidurus)  beschrieben. 

3.  Familie.    Polyodontidae.  Löffelstöre. 

Schnauze  sehr  lang,  spateiförmig.  Haut  nackt,  nur  der  obere  Schwanzlappen 
beschuppt.  Kiefer  mit  kleinen  Zähnchen  besetzt.  Parietalia  und  Fronialia  un- 
paar.    Kiemenhautstrahlen  jehlen. 

Von  den  zwei  lebenden  Gattungen  findet  sich  Polyodon  (Spatularia) 
im  Mississippi,  Psephurus  in  chinesischen  Flüssen.  Eine  fossile  Gattung 
Crossopholis  Cope  im  Eocän  von  Wyoming. 

4.  Familie.   Belonorhynchidae.   Sm.  Woodw.1) 

Schnauze  verlängert,  zugespitzt.  Parietalia  und  Frontalia  unpaar,  davor 
ein  langes  Ethmoidale.  Kiefer  mit  zahlreichen  conischen  Zähnen  von  verschiedener 
Grösse.  Kiemenhautstralden  vorhanden.  Schwanz  diphycerk.  Rumpf  mit  vier 
Längsreihen  von  kleinen,  gekielten,  schuppenartigen  Platten.  Flossenstrahlen  der 
Dorsal  und  Analflossen  zahlreicher  als  die  Träger.    Trias.  Lias. 


Klgr.  1510.     Btlowrkynchut  itriolatus  Bronn.   Kenper.   Riiibl,  Kftrothen.    (Nat.  Cr.) 


Belonorhynchus  Bronn.  (Ichthyorhynchus  Bellotti,  Saurorhynchus  Reis) 
(Fig.  1510).  Körper  lang  und  schlank;  Bogen  und  Dorn fortsätze  der  Wirbel- 
säule verknöchert.  Unterkiefer  sehr  hoch.  Kopfknochen  aussen  gestreift, 
runzelig  oder  netzförmig  verziert.  Rücken-  und  Afterflossen  einander  gegen- 
über, weit  hinten.  Schwanzflosse  diphycerk,  hinten  gerade  abgestutzt.  Von 
den  vier  Reihen  dachziegehirtig   auf   einander  liegenden, 

4 k  gekielten  Hautschildern  befindet  sich  eine  auf  dem  Rücken, 
In  die  andere  auf  dem  Bauch,  und  je  eine  kleinere  auf  den 
Seiten.  Die  Schuppenreihen  theilen  sich  zuweilen  in  zwei 
oder  drei  Aeste.  Irias  der  Alpen  (Raibl,  Perledo,  Seefeld) 
zahi/vou ''sourfeA-  una"  Australien  (Hawksbury)  und  Lias  von  Mitteleuropa 
thy»  acuminatiu  a«.  (Belonostomus  acutus  Ag.).  Die  als  Saurichthys  Ag. 
HonÄrttLmbernBath'  (Fi8-  151 l)  beschriebenen  Zähne,  Schädel  und  Kiefer  aus 
dem  Muschelkalk,  Keuper  und  Rhät  gehören  wahrscheinlich 
zu  Belonorhynchus. 

t 

3.  Ordnung.    Heterocerci.  Zitt.*) 

Schuppen  rhombisch  oder  rhombo id isc  h ,  selten  cyeloi- 
disch.     Wirbelsäule  weich,   jedoch   Bögen,  Dornfortsätze, 

')  Wooduard,  Smith  A.,  The  fossil  fishes  of  the  Hawkesbury  Serie«.  Mem. 
Gcol  Survcv  New  South  Wales.  Palaeontologv  Nu.  4.  1890.  —  Itets,  (>.,  Geognost. 
Jahreshefte.    München  1891.  IV. 

*)  Traquair,  R.  II.,  The  Ganoid  fishes  of  the  British  carboniferouB  formations. 
Palaeontogr.  Society  1877.  vol.  I  —  On  Amblypterus,  Palaenniscus,  Gyrolepis  and 
I'ygopteruö.  Quart,  journ.  pcol.  Soc.  1877.  vol.  XXXIII  q.  548—579.  —  Report  on 
fossil  nahes  collected  in  Eskdale  and  Liddesdale.  I.  Ganoidei.  Trans.  Roy.  Soc. 
Edinburgh  1881.  vol.  XXX. 


Digitized  by  Google 


Heterocerci.  Palaeoniscidae. 


571 


Flossenträger  und  Rippen  verknöchert.  Schwanzflosse  hetero- 
cerk.  Kiemendeckel  gross;  Kiemenhautstrahlen  zahlreich. 
Inf raclavicula  vorhanden.  Unpaare,  häufig  auch  paarige 
Flossen  mit  Fulcren  besetzt  Flossenstrahlen  der  Dorsale  und 
A  nale  gegliedert,  zahl  reicher  als  ihre  Träger.    Devon  bis  Jura. 

Die  Heterocerci  stehen  im  Skeletbau  und  in  der  Beschaffenheit  der 
unpaaren  Flossen  den  Chondrostei  so  nahe,  dass  sio  Traquair  mit 
denselben  zu  einer  gemeinsamen  Ordnung  (Accipenseroidei)  vereinigt. 
Im  ganzen  Habitus,  in  der  Ilautbedeckung  des  Kopfes  und  Rumpfes 
und  in  der  Ausbildung  der  paarigen  Flossen  stimmen  sie  mit  den 
Lepidosiei  überein.  Die  Chondrostei,  Heterocerci,  Lepidostei  und  Pymo- 
donti  stellen  wahrscheinlich  vier  verschieden  specialisirte  Ausläufer 
einer  gemeinsamen  Grundform  dar. 

1.  Familie.    Palaeoniscidae.    Vogt  emend.  Traquair. 

Körper  schlank,  verlängert,  mit  rhombischen,  selten  cycloidischcn  Oanoidschuppen. 
Hautknochen  des  Kopfes  mit  Schmelz  überzogen.  Rippen  fehlen.  Fulcren  kräftig. 
Zähne  klein,  conisch  oder  griffelartig.    Devon  bis  ob.  Jura. 

Cheirolepis  Ag.  Sehuppen  winzig  klein,  rhombisch  oder  fast  quadra- 
tisch, in  Reihen  angeordnet.  Rückenflosse  hinter  der  Afterflosse.  Kiefer 
mit  einer  äusseren  Reihe  winziger  und  einer  inneren  Reihe  stärkerer  Zähne. 
Devon  (Old  red  Sandstone).    Schottland,  Russland. 

Canobius,  Oonatodus  Traquair.    Steinkohlenformation.  Schottland. 

Amblypterus  Ag.  Flossen  mit  schwachen  Fulcren.  Zähne  klein. 
Schuppen  glatt.  Rothhegendes.  Saarbecken,  Rheinpfalz,  Böhmen,  Frankreich. 
A.  latus  Ag.,  A.  Duvernoyi  Ag.  sp. 

Eurylepis  Newb.  (Fig.  1512).  p 
Kleine  Fische  mit  kleinen  Flossen; 
die  Flossenstrahlen  distal  nicht  ge- 
theilt,  die  Caudale  schief  abge- 
stutzt. Zähne  klein.  Schuppen 
verziert,  am  Hinterrand  gezackt; 
zwei  oder  mehr  Schuppenreihen, 
auf  den  Seiten  durch  ansehnliche 
Höhe  ausgezeichnet.  Steinkohlen- 
formation. Ohio. 

Nematoptychius ,  Rhadi- 
nichthys  Traquair,  Cycloptychius 
Young.  Steinkohlenfoimation. 

Pygopterus    Ag.       Kupfer-   £urj/lepi»  tuberculatu»  Newb.   Carbon.   Linton,  Ohio. 

schiefer. 

Palaeoniscus  Blv.  emend.  Traquair  (Fig.  1513).  Schlanke,  massig 
grosse,  bis  kleine  Fische.  Zähne  zugespitzt,  von  verschiedener  Grösse. 
Flossen  klein,  die  Strahlen  gegliedert  und  distal  gespalten.  Dorsale  vor  den 
Analen.  Schuppen  rhombisch,  mit  unregelmässigen  Querfurchen.  Sehr 
häufig  im  Kupferschiefer  von  Thüringen  und  Riechelsdorf,  Hessen,  sowie 
im  oberen  Perm  von  England,  Frankreich  und  Russland. 

Elonichthys  Giebel  (Rhabdolepis  Troschel,  Cosmoptychius  Traquair) 
(Fig.  1514. 1515).  Zähne  von  verschiedener  Grösse.  Flossen  gross,  die  Strahlen 
distal  gespalten  mit  Fulcra  Dorsale  vor  der  Analen.  Schuppen  rhombisch, 
quer  sculptirt.  Steinkohlenformation  und  Rothliegendes  von  England, 
Schottland,  Nordamerika,  Rheinpreussen,  Böhmen,  Sachsen. 

Acrolep is  Ag.  Steinkohlenformation  von  England  und  Kupferschiefer 
von  Deutschland. 


Digitized  by  Google 


572 


Vertebrata  Pisoes. 


Oyrolepis  kg.  (Fig.  1516).  Vordere  Strahlen  der  Brustflossen  un 
gegliedert.    Operculum  lang  und 


schmal.    Schuppen  mit  schiefen,  wellig 


FlK.  1513. 

PalaronUcxu  Freiadtbaxi  Blv.  Au«  dem  Kupferschiefer  von 
Mechelsdorf.  A  Kopf  restaurirt  B  SchulterKurte]  restaurirt 
(mich  TraqiiRir).  pt  I'osttemporale,  sei  Suprnelavieula,  pcl 
l'ostclavieula,  cl  Clavieuln,  iel  Infmclavieula.  C  Schwanz!!«] 

(nat.  Gr.) 


na.  ish. 

Schupp«  von 
Etonichthi/s  (Coftnoptychitu) 
Ar.  sp.   (Nach  Traqualr.) 

,  b  von  innen. 


1 


Flg.  1616. 
pterm  Brot 
von  Lebach  bei  Saarbrücken. 


Ii-  1516, 

Schuppen  von  üyrolepi* 
ornatu*  Gieb.  Muschelkalk. 
KeperatÄdt ,  BraunitchweiK. 
(VerRT.  nach  Dnmes.) 


Eloitirhthyt  iKhnbdulcpui  macropteru*  Broun.  *p.  Aus  dem  Kothliegenden 

(Nach  A  Rassle.) 


gebogenen  Querrunzeln.  Häufig  im  Muschelkalk  und  Bonebcd ;  jedoch  meist 
nur  isolirte  Schuppen. 


Digitized  by  Google 


Palaeoniscidae.    Platysomidae.  573 

Myriolepi  s  Egerton.  Trias.  Australien.  Äther stonia  Sm.  Woodw. 
Trias  (Karoo  Formation).  Südafrika.  Catopterus  Redfield.  Trias.  Nord- 
amerika. 

Dictyopyge  Egerton.  Zähne  klein.  Dorsale  gerade  über  oder  etwas 
vor  der  Analen.  Schuppen  rhombisch,  glatt,  oder  mit  wenigen  schiefen 
Furchen.  Schwanzflosse  fast  gleichlappig,  der  obere  Lappen  mit  Schuppen. 
Ob.  Trias.  Coburg,  England,  Nordamerika  (Virginien),  Südafrika  und 
Australien  (Hawkesbury). 

Oxygnathus  Egerton  (Trissonotus,  Cosmolepis  Egerton).  Flossen  gross, 
mit  kleinen  Fulcren.  Die  Strahlen  der  Brustflossen  nur  distal  gegliedert. 
Dorsale  vor  der  Analen.  Schuppen  klein,  dick,  schief  sculptirt.  Unt.  Lias. 
England. 

Centrolepis  Egerton.    Unt.  Lias. 

Coccolepis  Ag.  Kleine  Fische  mit  dünnen,  abgerundeten,  dachziegel- 
artig über  einander  liegenden  Schuppen.  Fulcra  schwach  oder  fehlend. 
Dorsale  vor  der  Analen,  üb.  Jura  von  Bayern  (lithographischer  Schiefer) 
und  England  (Purbeck). 

2.  Familie.   Platysomidae  Traquair. 

Körper  seitlich  zusammengedrückt,  hoch,  oval  oder  rhombisch ;  Schuppen  höher 
als  breit,  rhomboidisch,  auf  der  Innenseite  mit  einem  dem  Vorderrand  parallelen 
Kiel  und  einem  Stachel  am  Oberrand.  Rücken-  und  Ajterflossen  sehr  lang, 
BaucMossen  klein.  Mundöffnung  klein,  Hyomandibulare  jast  senkrecht.  Flossen 
mit  Fulcren  besetzt.    Zähne  klein,  spitz  oder  stumpf  conisch. 

Sämmtliche  Platysomiden  gehören  der  Steinkohlen-  und  permischen 
Formation  an. 

Eurynotus  Ag.  (Plectro- 
lepis  Ag.).  Körper  breit,  spin- 
delförmig. Brustflossen  gross. 
Rückenflosse  sehr  lang,  über 
der  Bauchflosse  beginnend 
und  bis  zur  Caudale  reichend. 
Zähne  kurz ,  stumpfconisch 
bis  kugelig.  Steinkohlenfor- 
mation. Schottland,  Irland, 
Belgien. 

Mesolep  is  Young,  War- 
dich thys  Traquair.  Stein 
kohlenformation.  Schottland. 

Cheirodus  M'Coy  (Am- 
phicentrum  Young)  (Fig.  1517). 
Körper  hoch ,  rhombisch. 
Brustflossen  winzig,  Bauch- 
flossen fehlend.  Rücken-  und 
Afterflossen  sehr  lang.  Zähne 
fehlen,  jedoch  Pterygoid  und 
Spleniale  mit  gezacktem  Rand. 
Carbon.  England. 

Che  irodopsis  Traquair. 
Carbon.  Schottland. 

Platysomus  Ag.  (Fig.  1518. 1519).  Körper  hoch,  rhombisch  oder  gerundet. 
Brust-  und  Bauchllossen  klein.  Zähne  klein,  griffeiförmig.  Steinkohlen- 
formation von  England  und  Nordamerika.  Kupferschiefer  von  Deutschland 
und  Magnesian  limestone  von  England. 


Fig.  1517, 

Cheirodu*  ffranulomm    Yuutiv  sp.  Sti-Inknhlt'iifonnntion. 
North •  StoironUhire.    KeMatirirt.   (Nach  Traquair.) 

ftmx  l'nu'muxilla,  u,x  Maxilla,  t  Kthmoideutn,  n  Nasen- 
btlnunif,  or  Augenhöhle,  So  Suborbital  in,  at  l*raefr<>ntak', 
pf  I'ustfronUUe,  /  Stirnbein,  j>  Scheitelbein,  »i/  Squamnxum, 
jit  I'osttomporale,  np  Operenlnm,  /><//>  l'roeoperenluiii,  (op 
lntcrojiereiiltitn,  d  Dentale,  </<.'  Anpnlare,  br  Itrnnehlostepilia, 
»cl  Suprarhivkula,  cl  (lavieula,  irl  hifhu  laviculn. 


Digitized  by  Google 


574  Vertebrata.  Pisces. 

?  Doryplerus  Germ.  Kupferschiefer  von  Riechelsdorf  und  Perm  von 
England. 


Platytomu*  itriatu»  Ak.   Ma^nesian  llmtictone.  Kilian«!. 
ReMuurirt  nath  Traquair.   ('/«  nat.  Gr.) 


4.  Ordnung.   Pycnodonti.  Lütken. 

Körper  seitlich  zusammengedrückt,  sehr  hoch,  oval. 
Schmelzschuppen  rhomboidisch,  höher  als  lang,  dünn,  innen 
mitstark  verdicktem,  leistenartigem  Vorderrand.  Die  Leisten 
bilden  continuirliche  Hautrippen.  Chorda  persistirend; 
Rippen,  Bögen  und  Dornfortsätze  solid  verknöchert.  Schwanz- 
flosse äusserlieh  homocerk,  innerlich  heterocerk.  Bauch- 
flossen klein.  Rücken-  und  Afterflossen  sehr  lang.  Fulcren 
fehlen.  Träger  der  unpaaren  Flossen  von  gleicher  Zahl,  wie 
die  gegliederten  Strahlen.  Nur  ein  Kiemendeckel  vorhanden. 
Kiemenbögen  mit  ungeanein  zahlreichen,  dicht  gedrängten 
Knochenfäden  besetzt.  Oberkiefer  dünn,  hinten  ausgebreitet, 
zahnlos;  Gaumen  und  Pflugschaarbeine  verwachsen  mit  fünf 
Reihen  rundlicher  oder  ovaler  Mahlzähne.  Zwischen  kief  er 
mit  zwei  bis  vier  meisselförmigen  Vorderzähnen.  Unterkiefer 
aus  einem  grossen,  mit  hohem  Kronfortsatz  versehenen  Oper- 
culare  und  einem  kleinen,  in  eine  äussere  Rinne  des  letzteren 
eingefügten  und  die  Schnauze  bildenden  Dentale  (>Vorkieferc) 
bestehend.  Auf  dem  Operculare  drei,  vier,  fünf  oder  mehr 
Reihen  von  Mahlzähnen;  auf  dem  Dentale  zwei  bis  vier  meissel- 
förmige  Vorderzähne.    Clavicula  mit  breitem,  ovalem,  kurz- 

festieltem,  nach  unten  gerichtetem  Fortsatz.  Inf racla vicula 
ehlt. 

Die  Pycnodonten  sind  wahrscheinlich  Abkömmlinge  der  l'laty- 
somiden,  von  denen  sie  sieh  hauptsächlich  durch  die  Bezahnung  und 
die  Beschaffenheit  der  Kieler  unterscheiden.  Sie  finden  sich  in  Jura, 
Kreide  und  Eocän  von  Kuropa  und  Nordamerika 

Oyrodus  Ag.  (Fig.  1520—1523).  Körper  oval,  gleichmäßig  beschuppt. 
Schnauze  steil  abfallend.  Schwanzflosse  gleichlappig,  tief  gespalten.  Auf 
dem  Vomer-Palatinum  stehen  5  Reihen  bohnenförmiger ,  rundlicher  Zähne, 
deren  gewölbte  Krone  einen  runzeligen  Rand  und  ein  vertieftes  Centrum 
besitzt.  Die  Mittelreihe  ist  viel  stärker  als  die  Nebenreihen.  Das  Operculare 
des  Unterkiefers  trägt  vier  Reihen  von  Zähnen;  das  Dentale  (Vorkiefer)  drei 
dicke,  meisselförmige  Vorderzähne.  Häufig  im  oberen  Jura  (lithographischem 
Schiefer)  von  Solnhofen,  Eichstädt,  Kelheim,  Cerin,  Ahl;  ferner  im  Dogger 


Digitized  by  Google 


Pycuodonti. 


575 


(Bathonien)  von  Caen,  Calvados  und  England;  Kimrneridge  von  La  Joux 
(Neuchatel),  Hannover,  Solothurn,  England,  im  Portlandien  von  Boulogne- 
Biir-Mer,  im  Tithon  von  Sicilien,  im  Wealden  von  England  und  Braunschweig, 


Fi»  1521. 

a,  b   (iyrodu*  I ilatun.*  Wngn.    Ob,  Juru. 
Kelhelm.    Kine  Schuppe  a  von  innen, 
6  von  auwa.   (Nnt.  Ur.) 


Via.  1522. 
Uyrodu*  titaniut 
Wapn.  Ob.  Jura. 
KHhelni. 
(»miEnfiiphitt«- 
mit  /Ahnen. 
(Nat.  <ir.) 


FiK- 

Gyrodxu  titaniut  Wann. 
Rechter  l'nterkleferiist 

i  Spien  lale) 
mit  vier  Zahn  reihen. 
Ob.  Jura.  Kelhelm. 
(Nat  Gr.) 


FU?,  IBM). 

Kopf  von  Gyrodu*  macrophtfialmu*  Ajr  aus  «lern  litho- 
graphischen Schiefer  von  Kelheim.  Bayern. 
fr  Stirnbein,  rlh  Ethmohleum ,  p/r  Rlntentfrnbeta, 
$q  8<iuanio«nm,  pa  Scheitelbein .  pt  l'imttemponilia, 
ms  Oberkiefer,  pmx  Zwischenkiefer,  O  Augenhöhle, 
#c  ScleroticarltiR,  md  t'nterkiefer,  op  Opcrculum, 
»cl  Huproclavicnla,  et  Clnvicula,   r  SchlcitncanlUe. 

im  Neocomien  der  Schweiz  (St.  Croix)  und 
in  der  oberen  Kreide  von  England.  Einzelne 
Arten  aus  dem  lithographischen  Schiefer 
(0.  titanius  Wagner)  erreichen  eine  Länge 
und  Höhe  von  1  m. 

Microdon  Ag.  (Fig.  1524,  1525). 
Schupjien  in  der  hinteren  Körperhälfte  sehr 
dünn,  häufig  fehlend.  Schwanzriosse  am  Hinterrand  abgestutzt,  Vomer- 
Palatinum  schmal,  mit  fünf  Reihen  vierseitiger,  abgeplatteter  und  glatter 
Zähne.  Zwischen  die  grossen  Zähne  der  Mittelreihe  schieben  sich  alternirend 
die  kleineren  Zähne  der  beiden  inneren  Seitenreihen  ein.  Operculare  des 
Unterkiefers  mit  einer  Reihe  grosser,  quer  vierseitiger,  glatter  Zähne,  welche 
nach  innen  von  einer,  nach  aussen  von  zwei  Reihen  kleinerer  Zähnchen 
begrenzt  ist.  Ob.  Jura  (Lithographischer  Schiefer)  von  Bayern  und  Cerin, 
Ain.  Im  Korullenoolith  und  Kimrneridge  von  Hannover  und  Solothurn  und 
in  Purbeckschichten  von  England. 

Mesodon  Wagner.    Wie  Microdon,  aber  Zähne  auf  Vomer  Palatinum  in 
fünf  Reihen ;  die  grosse  Zahnreihe  des  Unterkiefers  von  drei  bis 
lären  Reihen  kleiner  Zähnchen  begrenzt.    Lins  bis  untere  Kreide 


vier  irregu- 


xJ  by  Google 


576 


Vertebrata.  Pisces. 


Oben  fünf,  unten 


Mesiurus  Wagn.    Ob.  Jura. 

Stematodus  Heckel.    Klein,  ähnlich  Microdon. 

drei  Reihen  rundlicher,  fast  gleich  grosser  Zähne.    Untere  Kreide  von 

Castellamare.  _     ,  _ 

Coelodus 

Heckel  (Fig.  1526). 
Schwanzflosse  in 
der  Mitte  entweder 
seicht  ausgeschnit- 
ten oder  convex 
und  jederseits  vom 
centralenTheil  mit 
schwacher  Aus- 
buchtung. Gau- 
menzähne mit 
einerReihe  grosser, 
quer  elliptischer, 
glatter  Mittelzäh 
ne  und  jederseits 
zwei  Nebenreihen 
kleiner  Zähnchen. 
Von  den  Zähnen 
des  Unterkiefers 
zeichnet  sich  eine 
Reihe  durch  an- 
sehnliche Grösse 
und  quer  ver- 
längerte Form  aus. 
Untere  Kreide  von 
Istrien,  Dalmatien, 
Süd-Italien,  Eng- 
land, sowie  in  Ce- 
noman  und  Turon 
von  Europa  und 
Nordamerika. 


Fi*  1*24. 

Microdon  Wa<jneri  TliiolHere.   Ol..  Jura,    Cetil»,  Aln-lKp.    </.  DM.  «Jr. 
(Nach  Thiolliere. 


Palaeobalistum  Blv.    Obere  Kreide  und  Eocän. 
Pycnodus  Ag.   Körper  länglich,  mässig  hoch.  Rückenflosse  viel  länger 
als  Afterflosse.   Schwanzflosse  zweimal  seicht  ausgebuchtet.  Schuppen  dünn, 


Fi».  va\ 

Gaumen  Bild  ünterkSefet  von  Microdon  eleaaru  Air.  Ob. 
Jura  Ktlhcim.  Hay«*rn.  W  iir  n  Vnm.T  -  l'<i!.itinnm, 
h  Uaupizalin|ilHlti-n  <l«s  rntcrkU-ferw  f*p)onlall»),  cVurrt«- 
zahm«       L*nt«Tkli-r«>rf  von  iiuu-ii,  d  <lies«'lb<-n  von  answn. 


flg.  VW. 
Cottodu*  Munnteri  \k.  (irunsaiul. 

Kelhelm. 

a  l'iUHrkii'frrsahnc,  b  Vomoirlattc, 

Daten,  <r  von  <ier  Befte. 


leicht  abfallend.  Zähne  der  drei  Mittelreiben  des  Gaumens  rundlich,  die 
der  zwei  Aussenreiben  etwas  grösser,  elliptisch.  Unterkiefer  mit  drei  Zahn- 
reihen, die  innere  quer  elliptisch.  Eocän. 


Digitized  by  Google 


LepidoBtei.  Stylodontidae. 


577 


5.  Ordnung.    Lepidostei.  Huxley.1) 

Körper  mit  rhombischen  oder  rhoimboidischen ,  in  schiefen 
Reihen  geordneten  und  gelenkig  verbundenen  Schmelz- 
schuppen  bedeckt.  Schwanzflosse  hemi-heterocerk.  Wirbel- 
säule in  den  verschiedensten  Stadien  der  Verknöcherung. 
Unpaare,  zuweilen  auch  paarige  Flossen  mitFulcren.  Kiemen- 
hautstrahlen  zahlreich,  öfters  eine  mediane  Jugularplatte 
vorhanden.  Stets  alle  vier  Kiemendeckel  ausgebildet;  zwischen 
Praeoperculum  und  Augenhöhle  mindestens  eine  Reihe  von 
Postor bitalia.  Inf raclavicula  fehlt.  Träger  der  unpaaren 
Flossen  ebenso  zahlreich ,  als  die  gegliederten  Strahlen.  Zähne 
zugespitzt  oder  kugelig. 

Zu  den  Lepidostei  gehören  die  in  den  Flüssen  Nordamerikas  ver- 
breiteten Knochenhechte,  sowie  eino  grosse  Anzahl  fossiler  Gattungou 
aus  mesozoischen  Ablagerungen.  Sie  stehen  den  Palaeonisciden  ausser- 
ordentlich nahe  und  repräsentiren  ein  in  der  Verknöcherung  des 
inneren  Skeletes  weiter  vorgeschrittenes  Stadium  der  als  persistente 
Jugendformeu  desselben  Typus  zu  betrachtenden  Palaeonisciden.  Mit 
Ausnahme  einer  einzigen  Gattung  aus  pennischen  Ablagerungen  (Acentro- 
phorus)  sind  die  Lepidosteiden  in  Europa  und  Nordamerika  auf  Trias, 
Jura,  untere  Kreide  und  Tertiär  beschrankt.  Ihre  Hauptverbreitung 
fällt  in  die  Juraperiode.  Sind  die  Lepidosteiden  einerseits  mit  den 
Palaeonisciden  eng  verbunden,  so  stehen  sie  andererseits  auch  den 
Amiaden  so  nahe,  dass  eine  scharfe  Abgrenzung  gegen  dieselben  schwer 
durchführbar  ist. 

1.  Familie.    Stylodontidae.    Gr  if  feizäh  ner.8) 

Schwanzflosse  äusserlich  und  innerlich  ftemi-heterocerk,  oberer  Lappen  weiter 
beschuppt,  als  der  untere.  Sämmtliche  Flossen  mit  Fulcrensaum.  Kiefer  und 
Vomer  mit  mehreren  Reihen  von  Zähnen;  die  der  äusseren  Reihe  griffelförmig. 
Wirbelsäule  aus  Halbwirbeln  oder  Hohlwirbeln  bestehend. 

Acentrophorus  Traquair.  Perm.  England.  Ischyropterus  Egerton. 
Trias.  Connecticut. 

Semionotus  Ag.  (Fig.  1527).  Körper  länglich,  massig  hoch.  Schuppen 
rhombisch,  Rückenflosse  hoch  und  ausgedehnt,  die  übrigen  Flossen  klein. 
Oberer  Lappen  der  Schwanzflosse  beschuppt.  Häufig  im  Keuper  von 
Franken  und  Thüringen ;  in  der  Trias  der  Alpen  (Perledo,  Seefeld),  von  Italien 
und  Südafrika. 

Dapedius  de  la  Beche  (Amblyurus  Ag. ,  Aechmodus  Egerton)  (Fig. 
1528,  1529).     Körper  rhombisch   eiförmig,   seitlich  zusammengedrückt; 


')  Egerton,  Sir  Phil.  Greg,  Memoire  of  the  Geolog.  Survoy  of  the  l'nited 
Kingdom.  Figures  and  descriptions  of  organic  remains.  Decad.  VI.  VIII.  IX. 
XIII.  —  Kner,  R. ,  Die  Fische  der  bituminösen  Schiefer  von  Raibl  in  Kärnthcn. 
Sitzgsber.  d  k.  k.  Akad.  d.  Wiss.  Wien  186«.  Bd.  Uli  S.  162  u.  Nachtrag  18ti7 
Bd.  LV  8.  718  —  Die  fossilen  Fische  der  Asphaltschiefer  von  Seefeld  in  Tyrol. 
Sitzgsber.  Wien.  Akad.  1866.  Bd.  LIV  S.  303.  Nachtrag  ibid.  1867.  Bd.LVI  S.  b<J8. 
—  Vetter,  B.,  Die  Fische  aus  dem  lithographischen  Schiefer  im  Dresdener  Museum. 
Mittheilungen  aus  dem  kgl.  Museum  in  Dresden.  1881. 

•)  Strüver,  J.,  Fossile  Fische  aus  dem  Keupersandstein  von  Coburg.  Zeitschr. 
der  deuteeben  geol.  Ges.  1864  XVI.  S  303.  —  Wogner,  A.,  Die  Griffelzahner 
(Stylodontes),  Gelehrter  Anzeiger  der  k.  bayer.  Akad.  1860  Bd.  50  S.  81.  —  Deecke,  W., 
PalaeontographicÄ  1888.    Bd.  35. 

Zittel,  GrundxGge  der  Palaeontologie.  37 


Digitized  by  Google 


578 


Vertebrata.  Pince«. 


Schuppen  rhombisch  oder  rhomboidiseh,  in  der  Mitte  der  Flanken  höher 
als  breit,  dick,  schmelzglänzend,  glatt  oder  verziert.     Alle  Flossen  mit 


m 


Fig.  1628. 

Ag.    Boll,  Württemberg.    Vi  nat  Gr.    (Nach  Que  nstedt) 
b.  e  Zahne  uat  Gr. 


-TT 


Fl»,'.  1527. 

.SYmionoiu*  AVi/>//  Fnws.    Keuper  (Stubonnand«tcin). 
Stuttgart.   */i  nat.  Gr.   (Nach  Kr«»».) 

Schindeln  besetzt,  deren  Hälften  gegen 
die  Spitze  zu  fest  verwachsen.  Rücken- 
flosse von  ansehnlicher  Länge,  in  der 
Mitte  des  Rumpfes  beginnend ;  Brust- 
und  BauchfloBsen  klein,  Afterflosse  ziem- 
lich gross,  der  Rückenflosse  gegenüber. 
Schwanzflosse  schwach  ausgeschnitten ; 
Opereulum,  Suboperculum  und  Inter- 
operculum  gross,  bogenförmig  angeordnet; 
Praeoperculurn  entweder  vollständig  ver 
steckt  oder  nur  als  schmaler  Streif  über 
dem  Interoperculum  sichtbar.  Augen  von 
einem  geschlossenen  Ring  von  kleinen, 
vierseitigen  Plättrhen  (co)  umgeben,  hinter 
denen  5  bis  8  Postorbitalia  (so  Wangen- 
platten) folgen.  Auch  die  Supratempo- 
ralia  (st)  und  Posttemporalia  sind  in 
grösserer  Zahl  entwickelt.  Sämmtliche  Kieferknochen  aussen  mit  keulen- 
förmigen, innen  mit  kleinen,  fast  bürstenförmigen  Zähnen  besetzt.  Zwischen 
den  blattförmigen  Kiemenhautstrahlen  eine  mediane  Jugularplatte.  Trias 
der  Alpen  (Seefeld,  St.  Cassian).  Häufig  im  unteren  Lias  von  England  und 
im  oberen  Lias  von  Württemberg  (Boll,  Holzmaden),  Franken  (Banz),  Nord- 
frankreich (Calvados)  (D.  pholidotus  Ag.,  D.  caelatus  Quenst);  auch  in  den 
Gondwana  Schichten  von  Ost-Indien. 

Ho  moeolepi  s  W&gn.   Ob.  Lias.   Boll.    Crenilepis  Dam«.  Trias. 


Fit!  I.VJ'J. 

Kopf  von  Dapnliut.  (Nach  Traquair.; 
/  Stirnbein,  p  Scheitelbein,  n,t  Nasenbein, 
t<f  Schuppenboin,  ti  vordere  Nackenplatten 
(Supratemporaliai .  ]>t  hintere  Kackenplatte 
f|ii>sttoinporaU'),  pmx Zwtachenkiefer,  ult Ober- 
kiefer, co  Innerer  Aujrenring  (t-irctnnorhitaliio. 
»o  äusserer  Augenring  (Wangenplatten,  l'«>st- 
orbittillit  i,  op  ( »pereuluni,  *«p  .Suhupcri-ulnm, 
Uip  Interoperculum.  Zahnlieln,  »g  Kckhein, 
6r  mittlere  Kchlplattc,  br  Kieiuenhautstrahlen, 
et  «lavieula,  *cl  Suprai-lnvioula. 


Digitized  by  Google 


Stylodontidae.    Sphaerodontidae.  579 

Cleithro lep i s  Egerton.    Jura  (?).  Neu-Südwales. 

Tetragonolepis  Bronn  (Pleurolepis  Quenst.).  Kleine,  ovale  oder  fast 
kreisrunde  Fische  mit  kleinen  Brust-  und  Bauchfloseen.  Die  Rücken-  und 
Afterflossen  Behr  lang,  die  Strahlen  durch  Träger  gestützt,  wovon  je  zwei 
zwischen  zwei  Dornfortsätzen  eingeschaltet  sind.  Schuppen  rhomboidisch, 
am  Vorderrand  leistenartig  verdickt  und  Hautrippen  bildend.  Kiefer  mit 
griffeiförmigen  Zähnchen.  Ob.  Lias  von  Württemberg,  Franken  und  England. 
T.  semicinctus  Bronn. 

2.  Familie.    Sphaerodontidae.  Wagner.1) 

Schuppen  dick,  rhombisch.  Schwanzflosse  hemi-heterocerk.  Alle  Flossen  mit 
Fulcren  besetzt.  Oberkiefer,  Unterkiefer,  Gaumenbein  und  Vomer  mit  mehreren 
Reihen  halbkugeliger,  Zwischenkiefer  mit  stumpf  conischen  oder  meiseljörmigen 
Zähnen.    Trias  bis  Kreide. 

Colobodus  Ag.  (Asterodon  Münst. ,  Gyrolepis  p.  p.  Ag. ,  Tholodus 
Meyer,  Dactylolepis  Kunisch).  Kopf  etwas  niedergedrückt,  vorne  gerundet. 
Zähne  halbkugelig,  im  Centrum  der  Krone  eine  zitzenartige  Erhöhung. 
Schuppen  rhombisch,  mit  parallelen  Rippen,  am  Hinterrand  gezähnelt.  Im 
Muschelkalk  und  Lettenkohle  häufig. 


Flg.  1531. 

Lepidotus  notoptrrus  Ag.   Lithographischer  Schiefer.   Solnhofcn.    V»  nat.  Gr. 


A  c  D 


x  unpaare  Rückenschuppc,  y  erste  &«Ra1schuppe  <ter  Rückenflosse,  //  l'ulcren- 
stucke,  z  und  i'  HeiteiiM-huppen. 


Die  Gattungen  Nephrotus,  Cenchrodus ,  Omphalodus,  Hemilopas 
Meyer  und  Sargodon  Plieninger  (Fig.  1530)  sind  für  rundliche  oder  meissel- 
förmige  Zähne  aus  der  Trias  errichtet. 

Lepidotus  Ag.  (Sphaerodus  p.  p.  Ag.,  Plesiodus  Wagner)  (Fig.  1531,  1532), 
Körper  länglich,  gedrungen,  mit  dicken,  glatten  oder  querverzierten  Schuppen. 

')  Quenstedt,  F.  A.,  lieber  Lepidotus  im  Lias  e.  Tübingen  1847.  —  Sauvage, 
H.  E„  Mem.  sur  les  Lepidotus  maximus  et  palliatus.  Mein.  soc.  g^ol.  Fr.  1877. 
3.  ser.  vol.  I.  —  Meyer,  H.  v.,  Fossile  Fische  aus  dem  Muschelkalk.  Palaeonto- 
graphica  Bd.  I.  —  Dames,  W.,  Die  Ganoiden  des  deutschen  Muschelkalks.  Palaeont. 
Äbh.  1888  Bd.  IV. 

37* 


Digitized  by  Google 


580 


Vertebrata.  Pisee». 


Brustflossen  gross.  BauchÜossen  klein ,  die  grosse  Rückenflosse  über  der 
Bauchflosse.  Schwanzflosse  bald  tief,  bald  schwach  ausgeschnitten.  Alle 
Kopfknochen  mit  Schmelz  überzogen,  glatt  oder  gekörnelt.  Operculum 
gross.  Zähne  halbkugelig  bis  stumpf-conisch.  Häufig  in  Trias,  Jura  und 
unterer  Kreide  von  Europa  und  Asien  (Deccan). 

3.  Familie.   Saurodontidae.  Zitt. 

Körper  schlank,  mit  rhomboidischen  Schmeleschuppen.  Schwanzflosse  äusser- 
lieh  homocerk  oder  hemi-heterocerk.  Fuhren  schwach  entwickelt.  Zähne  zugespitzt 
kegelförmig.    Wirbelsäule  mit  Halb-  oder  Hohlwirbeln. 

Eugnathus  Ag.  (Heterolepidotus  Egerton).  Körper  meist  gross,  mehr 
oder  weniger  gestreckt,  Flossen  kräftig,  Mundspalte  weit,  mit  grossen,  co- 
nischen, zugespitzten  Fangzähnen  und  dazwischen  zahlreichen,  kleineren 
Spitzzähnen.  Dorsale  gegenüber  der  Bauchflosse  beginnend,  stärker  und 
länger,  als  die  Afterflosse;  Schwanzflosse  tief  gabelig,  äusserlich  homocerk. 
Schuppen  rhomboidisch ,  massig  dick,  länger  als  hoch,  am  Hinterrand 
gezähnelt.  Kopfknochen  ohne  Skulpturen,  glatt.  Von  der  oberen  Trias  bis  in 
den  oberen  Jura.    E.  speciosus,  microlepidotus  Ag. 


,  Fig.  1533. 

Pholidopleunu  lypxu  Bronn.    K«>uppr.   RalM,  Karnthen. 

»/,  nat  Gr.   (Nach  KJner.)  —  •> 


Seefcld, 


Fig.  1535. 


*  purillus  Ag.  Rhiit. 
Tirol    (Nat  Gr.) 


Flg.  153-1. 
KicliMiitt.  Franken. 


Ki.pf  von  PhoMophoru»  ttriolari*  Ag.    Ob.  Jura. 
KWhgtätt.  " 


P  tycholepi  s  Ag.  Körper 
schlank.  Schuppen  rhomboidisch, 
länger  als  hoch,  mit  Querfurchen, 
am  Hinterrand  gezähnelt.  Kopf- 
knochen wellig  verziert,  üb.  Lias. 
P.  Bollensis  Ag. 

Pholi  dopleurus  Bronn  (Fig. 
1533).  Körper  klein,  schlank. 
Schuppen  glatt,  auf  den  Flanken 
hoch  und  kurz,  in  der  Rücken-  und 


Bauchregion  rhombisch.  Dorsale  und  Anale  lang,  weit  nach  hinten  gerückt. 
Schwanzflosse  äusserlich  homocerk.    Trias  (Raibl). 

Pleu  ropholis  Egerton.  Üb.  Jura  (Purbeck  und  lithographischer 
Schiefer  von  Bayern  i.    P.  Egertoni  Wagn. 

Phol  ido  phorus  Ag.  {Brachgichthgs  Winkler)  i Fig.  1534,  1535).  Körper 
karpfenartig.  Schuppen  dünn,  auf  den  Flanken  liöher  als  lang,  glänzend, 
glatt,  fein  radial  oder  quer  gestreift,  Rückenflosse  der  Ventralen  gegenüber. 
Schwanzflosse  tief  ausgeschnitten,  äusserlich  homocerk;  vor  derselben  öfters 
eine  grosse,  unpaare  Dorsalschuppe.  Häutig  in  der  alpinen  Trias  von 
Raibl  Ph.  Bronni  Kner),  Seefeld;  im  Lias  von  Lyme  Regis  (Ph.  Bechei  Ag.), 
Calvados,  Württemberg,  Franken  (PA.  germanicus  Quenst  ),  im  lithographischen 
Schiefer  von  Bayern  und  Cerin  (Ain)  und  in  den  Purbeckschichten  von 
England. 

Isopholis  Zitt.  Wie  Pholidophorus,  aber  Schuppen  gleich niässig,  rhom- 
bisch. Brust  und  Afterflossen  gross.  Im  lith<  »graphischen  Schiefer  von 
Bayern  und  Cerin. 


Digitized  by  Google 


Saurodoutidae.    Khynrhodontidae.  581 

Ophiopsis  Ag.  Körper  langgestreckt,  schlank,  mit  hoher,  langer,  die 
halbe  Rückenlänge  einnehmender  Dorsale.  Afterflosse  klein.  Schwanzflosse 
hemi-heterocerk,  der  obere  Lappen  theilweise  beschuppt.  Lias,  Dogger,  litho- 
graphischer Schiefer  und  Purbeck.    0.  serrata  Ag. 

Eu semius  Vetter,  Notagogus  Ag. 
Ob.  Jura  von  Bayern  und  Cerin  und 
Neocom  von  Pietraroja  und  Castellamare. 

Propterus  Ag.  Schuppen  fast 
sechsseitig,  höher  als  lang.  Rückenflosse 
sehr  lang,  in  einen  vorderen  und  einen 
hinteren  Lappen  getheilt,  die  ersten 
Strahlen  des  vorderen  Lappens  hoch. 
Ringwirbel.  Lithographischer  Schiefer. 
P.  speciosus  Wagn. 

Histionotus  Egerton.  Wie  Prop- 
terus, aber  Rückenflosse  ungetheilt,  vom 
Nacken  bis  zum  Schwanzstiel  reichend, 
der  vorderste  Strahl  stark  verlängert  und 
mit  Fulcren  besetzt,  üb.  Jura.  Bayern, 
Cerin,  Purbeck. 

Macrosemius  Ag.  (Distkholepis 
Thioll.)  (Fig.  1536).  Schuppen  rhom- 
bisch. Rückenflosse  vom  Nacken  bis  Schwanz  reichend;  vorderer  Strahl 
nicht  verlängert,  ohne  Fulcren.  Kiefer  und  Pterygoid  mit  kräftigen  Zähnen. 
Dogger  von  Stonesfield  und  lithographischer  Schiefer  von  Bayern  und  Cerin. 

4.  Familie.   Rhynchodontidae.  Zittel.1) 

Sehr  schlanke,  langgestreckte  Fische  mit  ungleichen,  rhomboidischen  Schmelz- 
schuppen.  Schnauze  schnabelartig  verlängert  und  zugespitzt.  Oberkiejer  durch 
Quernähte  in  mehrere  Stücke  getheilt,  das  hinterste  längste  Stück  nur  durch  Liga- 
mente mit  den  vorderen  verbunden.  Unterkiefer  mit  einer  beweglichen  Praemandi- 
bula.  Kiemenhautstrahlen  zahlreich.  Schwanzflosse  äusserlich  homocerk,  Fulcren 
schwach.    Zähne  zugespitzt,  kegeljörmig.    Chorda  mit  Ringwirbeln. 


Flg.  1687. 

A$pi<lorhifnchtu  acutirotlri»  Ar.    Ob.  Jurn.    Solnhofen,  Kuyeni. 


Äspidorhynchus  Ag.  (Fig.  1537).  Schlanke,  dünne,  bis  Im  lange 
Fische  mit  glänzenden,  gelb  oder  braun  gefärbten,  nicht  sonderlich 
dicken,  aussen  mehr  oder  weniger  runzeligen  Schmelzschuppen.  Brustflosse 
mit  sehr  breiten,  nur  im  distalen  letzten  Viertheil  gegliederten  Strahlen, 

')  Reis,  0.,  Ueber  Aspidorhynchiie,  Belonostomua  und  Lepidonteu«.  Sitzgsber. 
d.  bayer.  Akad.  math.-phyH.  Cl.  1887. 


Flg.  1536. 

Kopf  von  Macrutcmin*  laliuMiiltu  WiiRti. 

Oh  Jura.  Kelhetm.  (Nat.  Gr.)  pa  Scheitel- 
huin,  p*ph  Parasi'henold,  ro  Vomer,  pmx 
1'raeinnxilla,  im  Oberkiefer,  pl  Gaumenbein. 
qu  ijuailratheiti,  op  Opereulum,  top  Sab- 
opercuhiui,  pop  Praeoperculum,  d  Dentale, 
tpl  SplenUle  de*  Unterkiefers,  ky  Zungen- 
(»einbogen,  br  Kiemenhaut.otrahlen.  cl  t'la- 
vicula. 


Digitized  by  Google 


582 


Vertebrata.  Pinces. 


ohne  Fulcrenbesatz.  Bauchflosse  etwas  hinter  der  halben  Kör]  »erlange. 
Afterflosse  der  kleinen  Rückenflosse  gegenüber.  Schwanzflosse  tief  aus- 
geschnitten, äusserlich  homocerk.  Fulcren  schwach.  Unterkiefer  viel  kürzer, 
als  die  vom  Zwischenkiefer ,  Ethmoideum  und  zwei  Paar  überzähligen 
Knochen  gebildete  Schnauze.  Im  ob.  Lias  von  England  (A.  Anglicus  Ag.) 
und  ziemlich  häufig  im  lithographischen  Schiefer  von  Bayern  und  Cerin; 
ferner  im  Purbeck  von  England,  in  der  unteren  Kreide  der  Schweiz  und 
Mährens  und  in  der  ob.  Kreide  vom  Libanon. 

Belonostomus  Ag.  Wie  vorige,  aber  Unterkiefer  fast  ebenso  lang,  als 
Schnauze.    Lias  bis  Kreide.    Europa,  Indien,  Brasilien. 

5.  Familie.   Lepidosteidae.  Knochenhechte. 

Körper  langgestreckt,  mit  dicken  rhombischen  Schmelzschuppen.  Wirbelsäule 
vollkommen  verknöchert,  in  den  oberen  Schwanzlappen  aufgebogen;  Wirbel  opistho- 
cöl.  Sämmt liehe  Flossen  mit  paarigen  Fulcren  besetzt.  Rücken-  und  Afterflosse 
sehr  weit  nach  hinten  in  die  Nähe  der  innerlich  heterocerken,  gerundeten  Schwanz- 
flosse gerückt.  Schnauze  stark  verlängert,  die  sehr  langen,  mit  spitzen  Fangzähnen 
und  kleinen  Borstenzähnen  versehenen  Oberkiejer  durch  Quer  nähte  in  mehrere 
Stücke  zertheilt.    Zwischenkiejer  kurz,  beeähnt.    Vomer  in  der  Mitte  getheilt. 

Die  zwei  noch  jetzt  existirenden  Gattungen  [Lejtidosteus  und  Atractosteus) 
leben  in  Flüssen  der  südlichen  vereinigten  Staaten  von  Centraiamerika  und 
Cuba.  Fossile  Schuppen  und  Wirbel  von  Ijepidosteus  auch  im  Eocän  und 
Miocän  von  Europa.  Zwei  nahe  verwandte  erloschene  Genera  (Clastes  und 
Pneumatosteus  Cope)  in  eoeänen  und  mioeänen  Süsswasserablagerungen  von 
Nordamerika. 

1).  Ordnung.    Amioidei.  Lütken. 

Schuppen  sehr  dünn,  dachziegelartig  übereinander  grei- 
fend, am  Hinterrand  gerundet  oder  rhombisch.  Schwanzflosse, 
äusserlich  gleichlappig  oder  abgerundet,  innerlich  hetero- 
cerk.  Wirbelsäule  mit  Nacktwirbeln,  Halbwirbeln  oder 
vollständig  verknöchert.  Fulcren  vorhanden  oder  fehlend. 
Kiemenhautstrahlen  blattförmig,  ausserdem  eine  mediane 
Jugularplatte.    Zähne  zugespitzt,  conisch. 

Durch  ihre  dünnen,  cycloiden  oder  rhombischen  Schuppen,  welche 
nicht  gelenkig  verbunden  sind,  sondern  dachziegelartig  übereinander 
liegen,  unterscheiden  .sich  die  Amioiden  sofort  von  den  Lepidostei. 
Immerhin  aber  zeigen  die  Schuppen  trotz  ihrer  geringen  Stärke  noch 
die  charakteristische  Zusammensetzung  echter  Ganoidschuppen ;  die 
Basis  enthält  Knochenknörperchen ,  die  Oberfläche  ist  mit  Schmelz 
bedeckt.  Die  Wirbelsäule  besteht  bei  vielen  jurassischen  Gattungen  aus 
Halb-  oder  Hohlwirbeln,  ist  häufig  aber  auch  vollständig  verknöchert. 
Das  Hinterende  verlängert  sich  stets  im  Gegensatz  zu  gewissen  nahe 
verwandten  Knochenfischen  {Phijsostomi)  in  den  oberen  Schwauzlappen. 

Eine  einzige  noch  lebende  Gattung  (Amia)  in  Flüssen  der  südlichen 
Vereinigten  Staaten  und  Centraiamerikas.    Fossil  vom  Lias  an. 

1.  Familie.    Pachyoorrnidae.  Döderlein. 
(Microlepidoli  und  Cyclolepidoti  Zitt.) 

Wirbelsäule  aus  NacUwirbeln  oder  Halbwirbeln  zusammengesetzt  oder  ver- 
knöchert. Schwanzflosse  tiej  ausgeschnitten,  kräjtig,  nur  innerlich  heterocerk.  Vor 
der  Rücken flos-e  meist  einige  blinde  Flos-enträyer.  Fulcren  wohl  entwickelt. 
KiemenluiuLstrahlen  sehr  zahlreich  (30—40).    Lias  bis  untere  Kreide. 


Digitized  by  Google 


Pachycormidae. 


583 


a  Wirbel, 
podius  Ag. 


Flg.  1538. 

b  Schuppen  von  Eutki/notu»  miero- 
sp.  au»  dem  olx-ren  IJa*  von  Boll, 
\\  ürttcmtierg, 


Pachycormus  Ag.  Grosse,  lachsähnliche  Fische,  vorne  mit  Nackt- 
wirbeln, hinten  mit  Halbwirbeln.  Schuppen  klein,  rhombisch.  Brustflossen 
gross,  Schwanzflosse  tief  ausgeschnitten;  beide  Lappen  der  Caudale  mit 
stabförmigen  Fulcren  besetzt.  Bauchflossen  sehr  klein ;  Rückenflosse  vor  der 
Afterflosse  beginnend.  Strahlen  sämmtlicher  Flossen  sparsam  gegliedert. 
Operculum,  Suboperculum  und  Sub- 
orbitalia  sehr  gross.  Lias  und  Jura. 
P.  Bollensis  Quenst. 

Euthynotus  Wagner  (Hetero- 
thrissops,  Pteudothrissops  Sauvage)  (Fig. 
1538).  Bauchflossen  weit  nach  vorne 
gerückt.  Chorda  von  Hulbwirbeln  um- 
geben. Schuppen  rhombisch,  an  den 
Ecken  gerundet.  Ob.  Lias.  E.  speciosus 
Wagn. 

Hypsocormus  Wagner  (Fig.  1539). 
Grosse  Fische  mit  winzig  kleinen,  rhom- 
bischen Schuppen.  Schwanz- 
flosse mächtig  gross,  tief  aus-        g  , 
geschnitten ,     die  vorderen 
Strahlen    ungegliedert  und 
durch    stabförmige  Fulcren 
getrennt.    Wirbelsäule  nackt, 
nur  Bogen  und  Dorsal fortsätze 
verknöchert.  Ob.  Jura  (litho- 
graphischer   Schiefer)  von 
Bayern.      H.    insignis  und 
macrodon  Wagner. 

Caturus  Ag.  (Uraeus  Ag.) 
(Fig.  154(»).  Lach sartige  Raub- 
fische mit  sehr  dünnen,  ab- 
gerundet rhombischen ,  fast 

cycloiden  Schuppen.  Rücken-  SSL  ^n^XN  \  \  T^^>, 

säule  mit  Halbwirbeln.    Dor-  \  \  \  \  \  I  \ 

sale  in  der  Mitte  des  Rückens, 

davor    eine    Anzahl    Liter-  /H|1|ilM/lmW 
spinalia  ohne  Flossenstrahlen.      _  .  .   .  .f1*        .       . .  .    _ . ,  . 

TC  .  Jl npnocormut  tntinnt*  Wagu.    Lithographischer  Schiefer 

Unpaare  Mossen  mit  einem  von  Eichntatt.  stuck  der  Wirbelsäule, 


— 


FIc  1540.     Caluru»  elongatut  Ag.   Ob.  Jurn    Oerin.   Aln.    Vi  nul.  Gr. 

starken  Fulcrenbesatz.  Schwanzflosse  tief  ausgeschnitten,  sehr  kräftig.  Kiemen- 
deckel  massig  gross;  ca.  30  Kiemenhautstrahlen.  Zähne  sehr  kräftig.  Lias 
und  ob.  Jura.  Zahlreiche,  bis  1  m  lange,  theilweise  aber  auch  kleine  Arten 
im  lithographischen  Schiefer  von  Bayern  und  Cerin.  C.  furcatus,  maximtis 
Ag.  etc. 


584  Vertebrata.  Pisces. 


Fi*.  1541. 


Oligoplcurus  ttoeinu»  Thiolliere.   Ob.  Jura.   Cerin,  Aln. 
nat  Or.   (Nach  Thioll.i^re.) 


Strobilodus ,  L  iodesmu  s  Wagn.    Ob.  Jura. 

Eurycormus  Wagn.  (Fig.  1499).  Aehnlich  Caturus ,  aber  Zähne 
schwächer.  Wirbelsäule  aus  Halbwirbeln  zusammengesetzt,  die  in  der 
Schwanzregion  aus  zwei  gleichen,  geschlossenen  Hingen  bestehen.  Ob.  Jura 
von  Bayern  und  England. 

Callopt  erus 
Thiolliere.  Litho- 
graphischer Schie- 
fer von  Bayern 
und  Cerin. 

Oligopleuru  s 
Thiolliere  (Fig. 
1541).  Schuppen 
gross ,  dünn ,  bei- 
nahe cycloid.  Rückenflosse  kurz,  weit  zurückliegend.  Schwanzflosse  wenig 
tief  ausgeschnitten.  Zähne  klein,  spitz.  Wirbelsäule  vollständig  verknöchert, 
in  den  oberen  Schwanzlappen  verlängert.    Ob.  Jura  von  Cerin. 

Oenoscopus  Costa  (Attakeopsis  Thioll.).  Wie  vorige,  aber  Rückenflosse 
länger,  Schwanzflosse  tief  ausgeschnitten.  Ob.  Jura  von  Bayern,  Cerin  und 
untere  Kreide  von  Italien  (Pietraroja). 

Macrorhipis  Wagn.,  Aethalion  Münster.  Lithographischer  Schiefer 
von  Bayern. 

2.  Familie.    Megaluridae.  Zitt. 
(Halecomorphi  Cope.) 

Schuppen  dünn,  cycloid.  Wirbelsäule  verknöchert,  hinten  aufgebogen  und  in 
den  oberen  Theil  der  abgerundeten  Schwanzflosse  verlängert.  Die  Caudalregion 
aus  vertical  getheilten  Halbwirbeln  bestehend,  wovan  die  hinteren  Scheiben  die 
unteren  und  oberen  Bögen  tragen.    Fulcren  vorhanden  oder  Jehlend.  Kiemen- 

hautstrahlen  breit,  wenig  zahlreich.  Jugularplatte 
gross.   Zähne  conisch,  kräjtig.   Ob.  Jura  bis  jetzt. 


Flft.  1542. 

Mtnalunu  eUgantltäimutWuKXi.  Ob.  .Iura   Solnhofen.  »/,  nat  <>r. 


FiK.  1543 

Megnluru*  potyspondylv*  Metr.  ob.  Jiirn.  Kelht'lm.  a  ein  Rtück 
der  Wirbelsäule  uiat.  (ir.),  6  Schuppen  verRT. 


Fi«.  1544 

Kopf  von  Amin  cnlvn  Bonap.  von  unten 

Bäd-GftroUna  h  Hyofctonm,  6m  Kttunwi 
haut>inihli-n.  jurj  Jugularplatte, 
mrf  l'nterkiefiT. 


Megalurus   Ag.    (Fig.   1542,  1543). 
Rückenflosse  lang,  über  den  Bauchflossen 
beginnend  und  bis  zum  hinteren  Ende  der  Afterflosse  reichend,  Schwanz- 
flosse hinten  convex,  sehr  kräftig;  Wirbelsäule  weit  in  den  oberen  Lappen 


Digitized  by  Google 


Megaluridae.  Teleostei. 


585 


verlängert.  Flossen  mit  Fulcren.  Caudalregion  mit  langgestreckten,  aus 
zwei  gleichen  Hälften  zusammengesetzten  Wirbeln.  Ob.  Jura  (lithographischer 
Schiefer)  von  Bayern,  Nusplingen,  Cerin  und  Purbeck. 

Lophiurus  Vetter.  Lithographischer  Schiefer.  Opsigonus  Kramb. 
Unt.  Kreide.    Lesina.    Amiopsis  Kner.   Unt.  Kreide.  Istrien. 

Amia  Lin.  (Cyclurus,  Notaeus  Ag.)  (Fig.  1405,  14996,  1544).  Rücken- 
flosse vor  der  Ventralen  beginnend  und  bis  zur  Schwanzflosse  reichend. 
Fulcren  fehlen.  Lebend  in  Nordamerika ;  fossil  in  obereocänen  und  miocänen 
Süsswasserablagerungen  Europas.  A.  (Notaeus)  longicauda  Ag.  (Montmartre), 
A.  (Cyclurus)  Valenciennesi  Ag.  (Armissan),  H.  Kehreri  Andreae  (Messel  bei 
Darmstadt). 

Pappichthys  Cope.    Eocän.  Nordamerika. 

IV.  Unterclasse.    Teleostei.  Knochenfische.1) 

Haut  mit  dünnen,  elastischen  Cychid-  oder  Ctenoidschuppen,  seltener 

mit  knöchernen  Platten.    Wirbelsäule  verlmöchert,  Schwanzflosse  innerlich 

und  äusserlich  homocerk.    Fulcren  fehlen.   Kiemendeckel  wohl  entwickelt. 

Gräten  mehr  oder  weniger  reichlich.  Arterienstiel  mit  nur  zwei  Klappen. 

Sehnerven  gekreuzt  ohne  Cltiasma.    Darm  ohne  Spiralklappe. 

Der  Unterschied  zwischen  Knochenfischen  und  Ganoiden  beruht 
theils  im  Hautskelet,  theils  in  anatomischen,  dem  Paläontologen  häufig 
uncontrollirbaren  Merkmalen.  Beide  Unterlassen  sind  auf  das  engste 
mit  einander  verknüpft  und  die  Grenzlinie  zwischen  Amioidea  und 
Physostomi  häufig  nahezu  verwischt.  Dies  gilt  insbesondere  für  die 
Schuppen,  welche  bei  den  ersteren  bereits  dünn  und  elastisch  geworden 
sind  und  sich  in  nichts  von  denen  gewisser  Phvsostonien  unterscheiden, 
bei  denon  unter  der  äusseren  Firnissschicht  eine  dünne  Kalklage  mit 
Knochenzellen  zur  Entwicklung  gelangt.  Bei  den  Teleostiern  zeichnet 
sich  das  innere  Skelet  häufig  durch  sehr  dichte  Struktur  und  spärliches 
Vorkommen  von  Knochenzellen  aus.  Die  Schwanzflosse  ist  im  Gegen- 
satz zu  den  Ganoiden  stets  innerlich  und  äusserlich  homocerk.  Die 
Bauchflossen  rücken  bei  den  differenzirteren  Formen  zuweilen  weit 
nach  vorn;  die  Strahlen  der  Rückenflossen  sind  bald  gegliedert,  bald 
ungegliedert. 

Die  Teleostei  werden  in  zwei  Ordnungen :  Physostomi  und  Physoclysti 
zerlegt. 


•)  Literatur  (vgl.  S.  510)  ausserdem: 

Bassani,  Fr.,  Descrizione  dei  pesci  fossili  di  Lesina  aecompagnata  da  appunti  hu 
alcune  nitre  ittiofaune  cretaeee.  Denkschr.  Akad.  Wien  18HÜ  Bd.  45 — 46.  — 
Kner,  Rud  ,  Ueber  einige  fossile  Fische  aus  Kreide-  und  Tertiärschichten  von 
Comen  und  Podsuded,  Sitznngsber.  der  Wien.  Akad.  Bd.  XLVIII  n.  LVI.  - 
Kner  und  Steindaehner,  Neue  Beitrage  zur  Keuntniss  der  fossilen  Fische 
Oesterreich«.  Denkschr.  der  Wien.  Akad.  1863  Bd.  XXI.  —  Kramberger, 
Dragutin,  Die  eoeänen  Fische  der  Baschker  Schichten.  Palaeontograph.  XXIV. 
—  Die  jungtertiare  Fischfauna  Croatiens.  I  u.  II.  Beitr.  z  Palaeont.  von 
Oesterreich  Ungarn  Bd.  II  u.  IU  1882  83. 

Meyer,  H.  v.,  Palaeontographica  Bd.  II  u.  VI.  —  Sauvage,  H.  E.,  Ann.  scieuces 
geol.  vol.  IV.  VU.  XI  (Bull.  Soc.  geol.  de  France  3  sor.  II.  IU.  VI.  XI.) 
Steindaehner ,  F.,  Beitrüge  zur  Kenntniss  der  fossilen  Fischfauna  Oesterreichs 
I— IV.  Sitzgsber.  Wien.  Akad.  math-phys.  Cl.  1859  Bd.  XXXVII  S  673, 
Bd.  XXXVin  S.  763,  1860  Bd.  XL  S.  ;V)5,  1863  Bd.  XLVII  1.  S.  128.  — 
Wettstein,  AI,  Ueber  die  Fischfauna  des  tertiären  Glarnerschiefers.  Abh. 
Schweiz,  palaeontolog.  Gesellsch.  1886.   Bd.  XIU. 


Digitized  by  Google 


586  Vertebrata.  Pisces. 

1.  Ordnung.    Physostomi.  Edelfische. 

Schwimmblase  mit  Ausführungsgang.  BauchflosBen  ab- 
dominal; alle  Flossenstrahlen  gegliedert,  nur  der  vorderste 
Strahl  der  Rücken-  und  Brustflossen  zuweilen  ungegliedert. 
Cyeloidsehuppen. 

Unter  allen  Knochenfischen  stehen  die  Physostomen  den  Gauoiden 
und  namentlich  den  Amioideen  am  nächsten.  Sie  haben  sich  wahr- 
scheinlich in  der  Trias  von  jenen  abgezweigt,  in  selbständiger  Weise 
differenzirt  und  ihre  Ahnen  an  Formenreichthum  bald  gewaltig  über- 
flügelt. Sie  spielen  schon  im  oberen  Jura  und  der  uuteren  Kreide 
eine  ziemlich  wichtige  Rolle,  erlangen  ihre  Hauptverbreitung  aber  erst 
im  Tertiär  und  in  der  Jetztzeit.  Sie  leben  theils  im  Meer,  theils  in 
süssen  Gewässern. 

1.  Familie.    Clupeidae.  Häringe. 

Körper  gestreckt,  schlank.  Schuppen  cycloid.  Oberrand  der  Mundspalte  vom 
Zwischenkiefer  und  Oberkiefer  gebildet.  Zähne  spitzconisch,  zuweilen  fehlend. 
Kiemendeckel  vollständig.    Rückenflosse  meüit  kurz. 

Die  Clupeiden  leben  gegenwärtig  in  grossen  Schwärmen  im  Meer, 
steigen  aber  zur  Laichzeit  theilweise  in  süsse  Gewässer  herauf.  Sie  gehören 
insgesammt  zu  den  Küstenbewohnern  und  finden  sich  niemals  in  sehr  tiefen 
Gewässern.  Von  den  Salmoniden  unterscheiden  sie  sich  durch  den  Mangel 
einer  Fettflosse.    Fossil  von  der  Trias  an. 


Leptolepis  Ag.  (Tharsis  Giebel)  (Fig  1545,  1546).  Meist  kleine  Fische. 
Rückenflosse  der  Bauchflosse  gegenüber.  Afterflosse  klein.  Kopfknochen 
glatt.  Zähnchen  winzig.  Lias  bis  untere  Kreide ;  kommen  stets  gesellig  vor, 
besonders  häufig  im  lithographischen  Schiefer  von  Bayern.  L.  sprattiformis, 
Knarri}  Voithi  Ag. 

Thrissops  Ag.  Zum  Theil  ziemlich  grosse  Fische.  Rückenflosse  der 
Afterflosse  gegenüber.  Schwanzflosse  tief  ausgeschnitten.  Zähne  kräftig. 
Häufig  im  oberen  Jura  und  unteren  Kreide.  Th.  formosus  Ag.  Lithograph. 
Schiefef 

Spathodactylus  Pictet,  Histialosa  Gervais,  Crossognathus  Pictet. 
Neocom. 

Chirocentrites  Heckel  Unt.  Kreide.  Comen.  Spaniodon,  Opisto- 
pteryx  Pictet,  Lewis ia  Davis.    Ob.  Kreide.  Libanon. 

Sardinioides  v.  d.  Marek.  Zähne  sehr  klein.  Rückenflosse  vor  der 
Mitte,  Brustflossen  klein,  Bauehflossen  ziemlich  weit  vorgerückt,  der  Rücken- 
flosse gegenüber.  Schuppen  gross,  am  Hinterrand  gewimpert.  Obere  Kreide. 
Westfalen. 

Sardinius,  Thrissopteroides,  Charitosomus,  Trachynectes  v.  d. 
Marek  u.  a.    Ob.  Kreide.  Westfalen. 

Platinx  Ag.,  Thrissopterus  Höckel.    Eocän.    Monte  Bolca. 


Digitized  by  Google 


Clupeidae.    8almonidae.    Stratodontidae.  587 
E ngraulis  Cuv.    Eocän.    Miocän.  Lebend. 

Clupea  Cuv.  Höring  (Fig.  1547).  Auf  der  Ventralseite  eine  ßägeartig 
gezackte  Bauchkante.  Bauchrippen  zahlreich.  Auf  Kiefer  und  Gaumen 
kleine,  auf  Vomer  und  Zungenbein  stärkere  Zähne.  Neocom  bis  jetzt.  Sehr 
häufig  in  der  oberen  Kreide  des  Libanon  (C.  Bottae  Pictet),  im  Eocänschiefer 
des  Monte  Bolca,  im  Miocän  von  Unterkirchberg  bei  Ulm,  Croatien,  Toscana 
und  Sicilien. 

Scombroclup  ea 
Kner.  Unt  Kreide. 
Comen. 

Diplomystus 
Cope.  Vom  Nacken 
bis  zur  Dorsale  eine 
Reihe  von  Rücken- 
schildern, welche  dem 
Bauchkiel  von  Clupea 
entsprechen.  Häufig 
und  prachtvoll  er- 
halten im  Eoean  von 
Wyoming.  Auch  in 
der  oberen  Kreide 
des  Libanon,  in  Bra- 
silien und  im  Oligo- 
cän  der  Insel  Wight. 

Alosa  Cuv.  Krei- 
de bis  jetzt 

Meletta  Val.  (Fig.  1548).  Kleine,  schlanke  Fischchen  mit  dicken  Cv- 
cloidschuppen,  die  mit  3 — 6  Paar  Radien  verziert  sind.  Kiefer  zahnlos.  Bauch- 
rippen  kräftig.  Tertiär  und  lebend.  Sehr  häufig  im  unteren  Oligocän 
(Melettaschiefer)  der  Karpathen,  von  Glarus,  Oberelsass,  Croatien  etc. 

Prochanos  Bassani,  Ca eus  Costa,  Hypsospondylus  Kramb.  Untere 
Kreide.    Dalmatien  und  Neapel. 

Elopopsis  Heckel,  Protelops  Laube,  Hemielopopsis  Bassani, 
Halte  Ag.,  Rhacolepis  Ag.  etc.  Kreide. 

2.  Familie.    Salmonidae.  Lachse. 

Schuppen  cycloid.  Oberrand  der  Mundspalte  von  Zwischenkiefer  und  Ober- 
kiefer gebildet.  Zähne  spitzconisch  oder  Jehlend.  Fettflosse  (hinter  der  Rücken- 
flosse) und  Nebenkiemen  vorhanden.    Kreide  bis  jetzt. 

Die  fossilen  Gattungen  (Osmeroides,  Acrognathus,  Aulolepis  Ag.  u.  A.) 
sind  schwer  von  den  Clupeiden  zu  unterscheiden.  Vom  lebenden  Mallotus 
villosus  Cuv.  finden  sich  fossile  Skelete  sehr  häufig  in  flachen  Thongeoden 
an  der  Küste  von  Grönland  und  in  Glacialablagerungen  Canada's. 

Die  Familie  der  ÜBteoglossiden  enthält  grosse  Süsswasserfische  von 
Südamerika  und  Afrika,  sowie  die  fossilen  Gattungen  Dapedoglossus  und 
Anaedopogon  Cope  aus  dem  Tertiär  von  Wyoming  und  Mexico. 

4.  Familie.    Stratodontidae.  Cope. 

Ausgestorbene  Raubfische  mit  Cycloidschuppen  oder  Knochenschildern.  Ober- 
rand der  Mundspalte  vom  Zwischenkie/er  und  Oberkiefer  gebildet.  Zähne  auj 
den  Kiejerknochen  (häufig  auch  auf  Vomer  und  Gaumenbeinen)  in  einer  oder  mehr 
Reihen,  sehr  kräftig,  zugespitzt,  entweder  auf  sockeiförmigen  Erhöhungen  oder 
seitlich  an  dem  aussen  etwas  vorragenden  Kieferrand  befestigt.  Flossen  mit  ge- 
gliederten Strahlen. 


Fl«.  1M7. 

Clupea  ventricota  H.  v.  Meyer,    t'nt.  Miocän.    UnterklrchberR  bei  Ulm. 


Fi*.  1548. 

MeUtla  iardinites  Heckel.    Unt.  Oligocän.    Radoboj,  Croatien. 
(Nach  Meckel.) 


Digitized  by  Google 


588 


Vertebrata.  Pisees. 


Sämmtliche  hierher  gehörige  Gattungen  (Polyrhizodus  Ag. ,  Empo, 
Tetheodus,  Stratodus  Cope,  Cimolichthys  Leidy,  Holco do n  Kramb., 

Enchodus  Ag.  [Fig. 
1549]  u.  a.)  finden  sich 
in  der  Kreide  von 
Europa  und  Nordame- 
rika; sind  aber  meist 
nur  durch  Zähne,  Kie- 
fer, Kopfknochen  oder 
Skeletfragmente  vertre- 
ten und  noch  sehr  un- 

Unterkiefer  von  Enchodtu  hatoeym  Ag.    Ob.  Kreide.  Vollständig  bekannt.! 

Lewes,  England.    (Nach  Agassi  iL)  1 


5.  Familie.   Esocidae;  Hechte. 

Körper  gestreckt,  mit  grossen  Cycloidschuppen.  Oberrand  der  Mundspalte 
von  Zwischenkiefer  und  Oberkiejer  gebildet.  Zwischenkiefer,  Unterkiefer,  Gaumen- 
beine und  Vomex  mit  starken,  spitzconischen  Zähnen;  Maxilla  zahnlos.  Rücken- 
flosse weit  zurückstehend. 

Die  einzige  noch  jetzt  lebende  Gattung  (Esox)  beginnt  schon  in 
der  oberen  Kreide  und  ist  neben  Sphenolepis  Ag.  auch  im  Tertiär  ver- 
breitet. 


6.  Familie.    Cyprinodontidae.  Zahnkarpfen. 

Kleine  Fische  mit  Cycloidschuppen.    Oberer  Kieferrand  nur  vom  bezahnten 

Zwischenkiefer  gebildet.  Unterkiefer  und  Schlund- 
knochen mit  spitzen  Zähnen.  Eetlflosse  und  Bart- 
fäden fehlen. 

Ni  Von  den  hierhergehörigen  Gattungen  ist 

Fig.  irwio.  Lebias  Cuv.  (Fig.  1550)  ungemein  häufig  im 

Lehiat  Meyeri  Ag    I.itorinellenthon.     OÜCOCän  Und  Miocän 
M.    iXftt.  Ur.) 


Frankfurt  a 


Oligocän  und 


7.  Familie.    Cyprinidae.    Weissfische.  Karpfen. 

Schuppen  cycloid.  Oberrand  der  Mundspalte  vom  Zwischenkiefer  gebildet. 
Kiefer,  Gaumen-  und  Zungenbein  zahnlos.  Untere  Schlundknochen  mit  1 — 3  Reihen 
griffelartiger  hohler  Zähne  besetzt.  Meist  nur  drei  Kiemenhautstrahlen.  Bart- 
fäden vorhanden. 

Die  Cypriniden  be- 
wohnen die  süssen  Ge- 
wässer der  alten  Welt  und 
Nordamerikas.  Fossil  häu- 
tig im  Tertiär.  Die  fossilen 
Arten  gehören  meist  zu 
den  noch  jetzt  existirenden 
Gattungen  Leuciscus, 
Klein  (Fig.  1551),  Tinea, 
Gobio,  Barbus  Cuv., 
Rhodeus,  Aspius  Ag. 
(Fig.  1552),  Cyprinus  Art., 
Cobitis  Lin.,  Nemachi- 
lus  Cuv.,  Thynnichthys 
Günth.  u.  a.,  denen  sieh  einige  nahestehende  erloschene  Genera  wie  Amyzon, 
D  ia  stichus ,  Oligobelus  Cope  u  a.  ansehliessen. 


Fig.  1561. 
Schuppen  von  Leucitcu*  Oeiihifiiimin 
Ag.   ol>.  Miorftn.  Oeningen,  linden. 
(Vergr.  nuch  Winkler.) 


Fig.  1552. 

Sehlumlknuelien  und 
Sehlundzahne  von  Arpiu* 
rapaz  Ag.  Recant  (Nach 

Heekel  und  Ktier.i 


Digitized  by  Google 


Scopeluiae.  Siluridae. 


589 


8.  Familie.  Scopelidae. 

Nackte  oder  beschuppte  Fische  ohne  Barteln,  mit  sehr  weiter  Kiemenöffnung. 
Oberrand  der  Mundspalte  ausschliesslich  vom  Zwischenkiefer  gebildet.  Fettflosse 
vorhanden.    Zähne  zugespitzt. 

Fossile  Vertreter  dieser  Meerfische  beginnen  in  der  unteren  Kreide  von 
Istrien  (Hemisaurida  Kner).  In  der  oberen  Kreide  von  Westfalen  finden 
sich  Holcolepis  und  Dactylopogon  v.  d.  Marek.  Im  oberen  Miocän 
von  Licata  und  Toscana  Parascopelus  und  Anapterus  Sauvage. 

9.  Familie.    Muraenidae.  Aale. 

Körper  stark  verlängert,  cylindrisch  oder  bandförmig.  Haut  nackt  oder  mit 
sehr  kleinen,  rudimentären  Cycloidschuppen.  Bauchßossen  Jehlen.  Rückenflosse 
lang,  häufig  in  die  Schwanzflosse  verlaufend.  Brustgürtel  nicht  am  Schädel  be- 
festigt. Zwischenkiefer  mit  Vomer  und  Ethmoideum  verschmolzen;  die  Seiten  der 
Mundspalte  durch  die  bezahnten  Oberkiefer  begrenzt. 

Die  Muraeniden  leben  theils  im  Meer,  theils  in  süssen  Gewässern;  die 
letzteren  wandern  zur  Fortpflanzungszeit  aus  den  Flüssen  ins  Meer  und 
erlangen  dort  erst  ihre  Geschlechtsreife.  Die  junge  Brut  kehrt  in  die  süssen 
Gewässer  zurück.  Die  wenig  zahlreichen  fossilen  Formen  stammen  meist 
aus  Tertiärablagerungen  und  gehören  grösstenteils  zu  noch  jetzt  existirenden 
Gattungen.  (Leptocephalus  Penn.,  Anguilla  Thunb.,  Ophisurus  Lacep., 
Sphagebranchus  Cuv.)  Die  ältesten  Formen  (Anguilla  Sahel-Almae  und 
hakelensis  Davis)  stammen  aus  der  Kreide  des  Libanon. 

10.  Familie.   Hoplopleuridae.  Pictet. 

Ausgestorbene,  schlanke  Fische  mit  mehreren  Längsreihen  kleiner,  gekielter, 
dachziegelartig  über  einander  liegender  Knochenschilder  auf  dem  Rumpf.  Kopf- 
knochen  kömelig  verziert.  Kiefer  oben  und  unten  mit  kräftigen,  spitzconischen 
Zähnen.  Kreide. 

Saurorhamphus  Heckel  (Fig.  1553).  Hechtartig,  Schnauze  verlängert. 
Im  Zwischen kiefer  einige  grosse  Fangzähne.  Bauchflossen  klein,  weit  vor 
der  Rückenflosse.  Rücken,  Flanken  und  wahrscheinlich  auch  Bauch  mit  je 
einer  Reihe  Hautschilder.    Unt.  Kreide.  Istrien. 


Fikt.  15f.;*. 

Saurnrhamphm  Frryeri  Höckel.    Neocora.    Cometi  im  Küstenland.    (Rmt&urilt,  MCtl  Höckel.) 


Dercetis  Münst.  (Leptolrachehts  v.  d.  Marek).  Schnauze  lanjr,  über  den 
Unterkiefer  vorragend.  Rückenflosse  lang,  Bauchflossen  weit  nach  vorne 
gerückt.  Rücken  und  Bauch  mit  je  einer,  Flanken  mit  zwei  Reihen  von 
Knochenschildern,  üb.  Kreide  von  England,  Westfalen,  Libanon.  D.  scu- 
tatus  Münst. 

Pelargorhynchus  v.  d.  Marek,  Plinthophorus  Günth.  Kreide. 

11.  Familie.    Süuridae.    Welse.    (Nematognatiii  Cope.) 

Nackte  oder  mit  Knochenschildern  gepanzerte,  schuppenlose  Fische  mit  stark 
bezahnten  Kiefern.  Die  Zwischenkiefer  bilden  allein  den  Oberrand  der  Mund- 
spalte, die  zahnlosen,    rudimentären   Maxillen   tragen  Barteln.  Subopercula 


Digitized  by  Google 


590 


Vertebrata.  Pisces. 


(zuweilen  auch  OperculaJ  fehlen.  Der  erste  Brustflossenstrahl  ist  in  der  Regel  ein 
starker  Knochenstachel. 

Die  Welse  bilden  eine  sehr  formenreiche,  über  die  gemässigte  und 
tropische  Zone  der  ganzen  Erde  verbreitete  Familie  von  Süsswasserfischen, 
von  denen  einige  wenige  auch  die  Meeresküsten  aufsuchen. 

Fossile  Reste  sind  selten.  Sie  beginnen  vielleicht  in  der  oberen  Kreide 
[Telepholis  v.  d.  Marek),  und  sind  im  Eocän  von  England  (Bucklandium , 
Arius),  Wyoming  (Rhineastus,  Astephus),  im  oberen  Miocän  von  Sivalik 
in  Ostindien  und  Padang  auf  Sumatra  vertreten. 


2.  Ordnung.  Physoclysti. 

Schwimmblase  ohne  Ausführungsgang  oder  fehlend.  Bauch- 
flossen häufig  nach  vorne  gerückt.  Flossenstrahlen  ge- 
gliedert oder  ungegliedert.    Cycloid-  und  Ctenoidschuppen. 

1.  Unterordnung.    Anacanthini.    Weichf losaer. 

Sämmtliche  Flossenstrahlen  gegliedert,  weich.  Bauchflossen  kehl-  oder  brust- 
ständig. 

1.  Familie.    Gadidae.  Schellfische. 

Langgestreckte  Fische  mit  kleinen,  glatten  Schuppen,  Rückenflosse  (zwoeilen 
zwei  bis  drei)  fast  den  ganzen  Rücken  einnehmend,  Afterflosse  (eine  bis  zwei)  lang. 
Bauchflossen  an  der  Kehle.  Kopf  breit,  Oberrand  der  Mundspalte  Jast  ganz  von 
dem  mit  heckeiförmigen  Zähnen  bewaffneten  Zwischenkiefer  gebildet. 

Fossile  Vertreter  dieser  Familie  sind  selten.  Im  unteroligoeänen  Schiefer 
von  Glarus  ist  Nemopteryx  Troscheli  von  Rath  nachgewiesen ;  im  Miocän  von 
Ungarn,  Croatien  und  Sieilien  finden  sich  Reste  von  Phycis,  Strinsia, 
Oadus  und  Brosmius. 

2.  Familie.    Pleuronectidae.  Schollen. 

Scheibenförmige,  seitlich  stark  zusammengedrückte,  assymmetrische  Fische  mit 
Ctenoidschuppen,  einer  gefärbten  Oberseite  mit  einer  farblosen  Unterseite.  Beide 
Augen  liegen  auf  der  Oberseite,  wodurch  die  Lage  der  Kopf  knocken,  der  Zähne 

und  Flossen  verschoben  wird. 
Rücken-  und  Afterflossen 
nehmen  fast  die  ganze  Länge 
des  Rumpfes  ein.  Bauch- 
flössen  an  der  Kehle,  vor 
den  Brustflossen.  Schwimm- 
blase fehlt.  ' 

Die  Schollen  leben  jetzt 
in  grosser  Menge  an  san- 
digen Küsten,  gehen  zum 
Theil  aber  auch  in  Fluss- 
mündungen herauf.  Fossile 
Reste  der  zwei  noch  jetzt  existirenden  Gattungen  Rhombus  Klein  und 
Solea  Cuv.  (Fig.  1554)  kommen  im  Eocän,  Oligocän  und  Neogen  vor. 

2.  Unterordnung.    Pharyngognathi.  Schlundkiefer. 

Flossenstrahlen  gegliedert  oder  theilweiae  ungegliedert.  Untere  Schlundknochen 
verschmolzen. 

1.  Familie.  Scombresocidae. 

Körper  mit  Cycloidschuppen,  ausserdem  jederseits  am  Bauch  eine  Reihe  ge- 
kielter Schuppen.    Oberrand  der  Mundspalte  von  Zwischenkiefer  und  Oberkiefer 


SoUa  Kirchbergana  II.  v.  Mover.    Miocön.    LntcrkirchbcrK  bei 
Ulm.  (Nat  or.) 


Digitized  by  Google 


Scombreaocidae.    Pomacentridae.  Labridae. 


591 


gebildet.  Untere  Schlundknochen  zu  einem  Stück  verschmolzen.  Rückenflosse  weit 
hinten,  der  Afterflosse  gegenüber.  Brustflossen  zuweilen  ungemein  gross,  flügel- 
artig. Bauchflossen  abdominal.  Flossenstrahlvn  gegliedert,  weich.  Kreide  bis  jetzt. 

Istieus  Ag.  Mundspalte  eng,  Zähne  klein.  Rückenflosse  sehr  lang, 
Afterflosse  weit  hinten,  Brustflossen  klein.    Ob.  Kreide.  Westfalen. 

Exocoetoides ,  Spathiurus  Davis,  Palaeolycus  v.  d.  Marek.  Obere 
Kreide. 


FIk.  1555. 

Rhinrlhu  fwcotu»  AK.   Ob.  Kreide.   Sendenhorst.  Westfalen.    (Nach  v.  d.  Marek.) 


Rhin  eil  us  Ag.  (Fig.  1555).  Schnauze  schnabelartig  verlängert.  Rücken- 
flosse hoch,  Brustflosse  sehr  gross.  Ob.  Kreide.  Westfalen.  Libanon  und 
Eocän  des  Monte  Bolca. 

Holosteus  Ag.  (Eocän).  Sombresox ,  Belone  Cuv.  Miocän.  Reccnt. 

2.  Familie.  Pomacentridae. 

Kurze,  seitlich  zusammengedrückte,  mit  Ctenoidschuppen  versehene  Stachelflosser. 
Bezahnung  schwach.  Gautnenbeine  zahnlos.  Rückenflosse  lang,  mit  zahlreichen 
Stacheln,  AJterflosse  mit  zwei  bis  drei  Stacheln.  Bauchflossen  brustständig  mit 
einem  Stachel  und  jünj  weichen  Strahlen. 

Hierher  Odonteus  Ag.  aus  dem  Eocän  des  Monte  Bolca  und  Prisca- 
cara  Cope  aus  dem  Eocän  von  Wyoming. 

3.  Familie.    Labridae.  Lippfische. 

Längliche,  lebha/t  gejärbte  Fische  mit  Cycloidschuppen  und  wulstigen,  fleischi- 
gen Lippen.    Rückenflosse  lang  mit  ebenso  viel  harten  als  weichen  Strahlen  :  Bauch- 
flösse  an  der  Brtist  mit  ex  nein  Stachel  wid  jünf  gegliederten 
Strahlen.    Zähne  auj  den  Kieferknoclien  kräjtig;   Gaumen  ■f?fi\fi>t 
zahnlos.    Untere  Schlundknochen  venenchsen,  stark  verdickt 
und  eine  mit  rundlichen,  seltener  zugespitzten  Mahlzähnen 
besetzte  Platte  bildend;  die  oberen  Schlundknochen  tragen 
ähnliche  Zähne  und  sind  in  der  Regel  aus  zwei  Hälften 
zusammengesetzt,   welche  in  einer  Mittelebene  zusammen- 

Die  Lippfische  leben  jetzt  vorwiegend  in  tropischen 
Meeren.    Fossil  von  der  Kreide  an. 

Phyllodus  Ag.  (Fig.  1556).    Nur  Schlundknochen 
mit  glatten ,  dünnen ,  ebenen  Pflasterzähnen  bekannt.     PhVuoda»  „udiu*  ak 
Die  Kaufläche  der  oberen  Platte  leicht  concav,  die  KÄSffi 
der  unteren  convex.    Zähne  in  Reihen  geordnet,  die 
der  Mittelreihe  gross.    Meist  liegen  mehrere  Schichten  von  Ersatzzähnen 
unter  den  funktionirenden.    Ob.  Kreide  und  Eocän. 


Digitized  by  Google 


502 


Vertebrata.  Pisces. 


Nummopal atus  Rouault  (Pharyngodoph ilus  Corel»)  (Fig.  1557).  Untere 
Schlundknochen  dreieckig,  mit  einem  Pflaster  zahlreicher,  kleiner  rundlicher 
a  oder  oblonger  Mahlzähne  bedeckt,  von 

denen  stete  mehrere  Schichten  über- 
einander liegen.  Obere  Schlundknochen 
getrennt,  dreieckig,  mit  Mahlzähnen  be- 
deckt.   Miorän  und  Pliocän. 

Taur i nicht h y s  Cocrhi.  Miocän. 
Die  lebenden  Gattungen  Labrus  Art. 
und  Scarus  Forsk.  auch  im  Tertiär 
nachgewiesen. 

Die  Familie  der  Chrom  idae  ist 
durch    die  Gattungen  Pycnosterinx 
Heckel  und  Omosoma  Costa  in  der  Kreide  vertreten. 


Fl».  1567. 

Summopalatu*  multutcns  Mimst.  kj>.  Mlm-an. 
Neudorfl  a.  d.  March,  a  l'ntere  .Srhlundknochen 
mit  ZHlinptliifter,  b  Hn  oherer  Schlundknochen. 
Nut.  (ir. 


3.  Unterordnung.    Acanthopteri.    Stach elflosser. 

Flossenstrahlen,  namentlich  der  unpaaren  Flossen  und  Ventralen,  tiieil weise 
ungegliedert,  stachelig.  Baucl\flossen  meist  weit  nach  vorne  gerückt.  Sehl  und  knoclien 
getrennt. 

*  Die  Acanthopteri  bilden  gegenwärtig  die  bei  weitem  formenreichste 
Gruppe  der  Knochenfische.  Von  den  hier  angeführten  Familien  nehmen  die 
beiden  ersten  wegen  der  ungegliederten  Beschaffenheit  der  Brustflossen 
eine  ganz  gesonderte  Stellung  ein  und  erinnern  in  vieler  Hinsicht  an  Physo- 
stomen. 

1.  Familie.    Ichthyodectidae.  Crook.1) 

Grosse  ausgestorbene  Raubfische  mit  einer  Reihe  starker,  zugespitzter,  häufig 
etwas  comprimirter  und  in  Alveolen  eingejagter  Zähne  auj  den  Kiefern.  Vomer 
und  Parasphenoid  zahnlos.    Rand  der  Mundspalte  oben  von  der  kurzen,  dicken 

Praema.rtlhi  und  dem 
langen  Oberkiefer  gebildet. 
Vnterkiefer  hoch,  vorne 
st,  II  r//"/(  stutzt.  Brust-  und 
Bauchflossen  aus  starken, 
aussen  und  innen  ungleich 
ausgebildeten,  ungeglieder- 
ten, paarigen  Knochen- 
strahlen zusammengesetzt, 
welche  sich  distal  in  einen 
Bündel  paralleler  Stäbe 
zerfasern.  Rückenflosse, 
wie  die  tief  ausgeschnit- 
tene, mächtige  Schwanz- 
flosse mit  'ungegliederten 
geraden,  nur  distal  ge- 
spaltenen Strafüen.  Kreide 
\<>n  Nordamerika  und 
Kuropa. 

Portheus  Cope 
[Hypsodon  Ag.  p.  p.)  (Fig. 
1558).  Gewaltig  grosse 
Fische.  Zähne  verschie- 
den gross,  von  ovalem 
Durchschnitt,  cylindrisch  zugespitzt,   Ethmoideum  und  Postfrontale  gelenkig 


Kit;.  1oj>8. 

SchAdel  von  l'orthcvt  mototnu  Copie.    Ob.  Kreide. 

Kaiism.   V4  n«L  Or.  (Nach  Cope.) 


Fox  Ultra, 


•)  Crook,  A.  R.,  Palaeontograph.ru  1H92.    Bd.  3t>. 


oogle 


Ichthyodectidae.   Protosphyraenidae.  Berycidae. 


593 


verbunden.  Palatinum  mit  hammerartiger  Verdickung.  Augen  mit  Sclerotica- 
ring  und  drei  grossen  Suborbitulien.  Kiemendeckel  wohl  entwickelt,  gross. 
Ob.  Kreide  von  Kansas,  England,  Belgien,  Böhmen,  Sachsen.  P.  Mantelli 
Newton. 

Ichthyodecies  Cope.  Wie  Portheus,  aber  kleiner;  Zähne  klein,  alle 
von  gleicher  Länge.    Ob.  Kreide  von  Kansas  und  England. 

Daptinus  Cope  (Saurodon  Lea  p.  p.).  Zähne  von  gleicher  Grösse,  vorne 
und  hinten  zugeschärft.    Kreide.    Kansas,  England. 

Sauroceph alus  Ag.  aus  der  oberen  Kreide  ist  ungenügend  bekannt. 


des  Vomex 
vorne  zu- 


2.  Familie.  Protosphyraenidae. 

Schädel  mit  langer,  solider,  cylindrischconischer,  durch  Verschmelzung 
und  Ethmoideum  gebildeter  Schnauze,  welche  weit  über  die  dreieckigen, 
gespitzten  Zwischenkiefer  vorragt.    Vomer  mit  einem  Paar  langer, 
schiej  nach  vorne  gerichteter,  glatter,  zweischneidiger,  in  Alveolen  ein- 
gejagter Fangzähne.    Oberkiefer  und  Unterkiefer  schlank,  mit  einer 
inneren  Reihe  grösserer,  in  Alveolen  stehender  Zähne  und  zahlreichen 
kleinen,  äusseren,  aufgewachsenen  Zähnchen.   Der  vordere  Theil  des 
Dentale  verdickt  mit  zuei  grossen,  schief  nach  oben  und  vorne  ge 
richteten  Fangzähnen.   Suborbilalia  vorhanden.  Kiemenhautstrahlen 
zahlreich.    Brustflossen  ungemein  lang,  schmal,  aus  paarig  ent- 
wickelten,  ungegliederten ,    unbeweglich  neben  einander  liegenden, 
am  scharfen  XJnterrand  venvachsenen   Strahlen  zusammengesetzt. 
Ob.  Kreide. 

Protosphyraena  Leidy    (Erisichthe  Cope)  (Fig.  1559) 
findet  sich  in  der  oberen  Kreide  von  Kansas  und  Europa.  Die 
Brustflossen  wurden  schon  von  Agassiz  unter  der  Bezeichnung  j^^5*  M*ti»t- 
Pelecopterus  beschrieben.    P.  Jerox  Leidy.  rkht.  (Nat  <;r.) 

3.  Familie.  Berycidae. 

Körper  kurz,  gedrungen,  ziemlich  hoch,  mit  Ctenoidschuppen ,  selten  nackt. 
Augen  gross,  seitlich,  Mundspalte  schief;  Kiefer  und  meist  auch  Gaumenbeine  mit 
herlieljörmigen  Zähnen.  Kiemendeckel  mehr  oder  weniger  gezackt  oder  gekerbt. 
Die  brusUtändigen  Bauchjlossen  mit  einem  vorderen  SUichel  und  mehr  als  fünf 
weichen  Strahlen. 


Flg.  1500.    Btryi  Zippci  B&UM.    UDt  Planer.    Wehlowiut,  Böhmen.    '/»  not.  Gr.    i  Noch  Kritsch.) 

Die  lebenden  Beryciden  sind  Meerfische  und  meist  Bewohner  unsehnlicher 
Tiefe.    Fossil  in  Kreide  und  Tertiär. 

Beryx  Cuv.  (Hoplopleryx  Ag.)  (Fig.  1560).  Kopf  kurz.  Kückenflosse  hoch 
mit  mehreren  Stacheln,  Bauchflossen  mit  sieben  oder  mehr  weichen  Strahlen. 

Z Ittel.  Grunclzüge  der  Palacontologie.  38 


Digitized  by  Google 


504 


Vertebrata.  Pisces. 


Afterflosse  mit  vier  Stacheln.  Häutig  in  der  oberen  Kreide.  B.  Tjewesi- 
ensis  Mant. 

Berycopsis ,  Sphenocephalus  Ag.,  Macrolepis  v.  d.  Marek  u.  a. 
Obere  Kreide. 

Die  noch  jetzt  lebenden  Gattungen  Holocentrum  Gron.  und  Myri- 
pristis  Cuv.  auch  im  Eocän  des  Monte  Bolca. 

4.  Familie.    Percidae.  Barsche. 

Körper  länglich,  mit  Otenoidschuppen.  Zwischenkiefer,  Unterkiefer,  Vomer 
und  Gaumenbein  mit  Hechelzähnen ;  sechs  bis  sieben  Kiemenhautstrahlen  und  eine 

oder  zwei  grosse,  mit  langen  Stacheln  versehene 
Rückenflossen.  Bauchflossen  brustständig,  mit 
einem  vorderen  Stachel  und  fünf  Strahlen. 

Die  Barsche  sind  Raubfische  der  tropi- 
schen und  gemässigten  Meere  und  süssen 
Gewässer.  Zahlreiche  fossile  Vorläufer  in 
Tertiärablagerungen  von  Europa  und  Amerika 
aus  den  Gattungen  Serranus,  Pelates, 
Dules,  Gerres,  Labrax,  Lates  Cuv., 
Acanus  Ag.,  Mioplosus  Copo,  Perca 
Ag.  (Fig.  1561),   Erismatopterus,  Trichophanes, 


Fl*.  UM. 
Smerdit  minuttu  \K.  Oligoettn. 

Provence. 


Aix, 


Artedi,  Smerdis 
Cope  etc. 

5.  Familie. 


Meerbrassen. 


Sparidae. 

Buntgefärbte,  ziemlich  hohe  Fische  mit  sehr  fein  gezackten  Ctenoidschuppen. 
Kiemendeckel  unbewaffnet.  Gaumenbeine  und  Vomer  zahnlos,  Kiefer  vorn  mit 
sehr  verschieden  geformten,  schneidenden  oder  kegelförmigen  Zähnen,  hinter  welchen 
meist  mehrere  Reihen  rundlicher  oder  ovaler  Pflasterzähne  folgen.  Rückenflosse 
einfach,  der  stachelige  Theil  dem  weichen  ziemlich  gleich.  Afterflosse  mit  drei 
Stacheln.    Bauchflossen  bruststätulig  mit  einem  Stachel  und  fünf  Strahlen. 

Die  an  ihrer  eigentümlichen  Bezahnung  leicht  kenntlichen  Meerbrassen 
leben  gegenwärtig  in  den  tropischen  Meeren  hauptsächlich  von  Mollusken 
und  Krebsen,  welche  sie  mit  ihren  Zähnen  zermalmen.  Fossil  in  Kreide 
und  Tertiär. 

Pagellus  Cuv.  üb.  Kreide,  Eocän  und 
lebend. 

Sparnod  us  Ag.,  Chrysophrys  Cuv. 
{Capitodus  Münst.)  (Fig.  1562),  Sargus  Cuv. 
(Trigonodon  Sismonda)  (Fig.  1563).  Tertiär 

und  lebend. 
Stephanodus 
Zitt.  Kreide. 

Die  Familien 
Pristip oma  - 
tidae,  Scor- 

paen idae, 
Teuth  ididae, 

Xiphidae, 
Chaetodonti- 


Flg.  1562. 

Oberkiefer  von  Chry*ophryt  aurata  Lin. 
Rerent.  Mittelmeer. 


Flu  IMS. 

Oberkiefer  eine-,  reeenten  Sargu*  huh 
dein  Mittelmeer,   a  von  Hussen,  b  von 
innen.    (Nnt  Gr.) 


dae  haben  fossile  Vorläufer  im  Tertiär. 


Familie  Palaeorhynchidae. 

Langgestreckte,  niedrige,  seitlich  zusammengedrückte  Fische;  Schnauze  in  einen 
langen  Schnabel  ausgezogen,  Kiefer  zahnlos  oder  mit  winzig  kleinen  Zähnchen. 
Rückenflosse  vom  Nacken  bis  Schwanz,  Afterflosse  vom  After  bis  zur  gespaltenen 


Digitized  by  Google 


Palaeorhynchidae.  Triehiuridae. 


595 


Schwanzflosse  reichend.  Bauchflossen  brustständig,  mit  mehreren  Strahlen.  Wirbel 
lang,  schlank;  Dornfortsätze  und  Bippen  dünn. 

Nur  im  älteren  Tertiär. 

Die  einsige  genauer  bekannte  Gattung  Palaeorhynchus  Blv.  (ffemi- 
rhynchus  Ag.)  (Fig.  15U4)  findet  sich  häufig  im  eocänen  Grobkalk  von  Paris, 
im  obereocänen  Sandstein  von  Galizien,  im  schwarzen  Schiefer  von  Glarus 
und  bei  Buchsweiler  im  Elsass.   P  Qlarisianus  Blv.,  P  Deshayesi  Ag. 


Flg.  1664. 

Palaeorhynchtu  Züttli  Krumb,  *p.  Ob.  EocAn.  Rajen,  Gailxien.   >/,  nat  Gr. 

Familie  Trichiuridae.  Degenfische. 

Langgestreckte,  fast  bandförmige ,  seitlich  zusammengedrückte  Raubfische; 
Mundspalte  weit,  Kiefer  und  Gaumenbeine  mit  kräftigen,  conischen  Zähnen.  Rücken- 
flosse und  Afterflossen  sehr  lang  mit  ungegliederten  Stacheln,  Bauchflossen  zuweilen 
rudimentär  oder  fehlend. 

Die  Trichiuriden  sind  Raubfische  der  tropischen  und  subtropischen 
Meere,  welche  in  der  Nähe  der  Küsten,  aber  auch  in  tiefem  Wasser  leben. 
Mehrere  ausgezeichnete  fossile  Formen  finden  sich  im  Eoc&n  und  Miocän. 


Fig.  \m. 

Lepidoput  (AneneMtm)  Qlaritianut  Ar.    Obereovitner  Schiefer  von  Matt  bol  Glan». 
A  Kopf,  6  ein  Stück  des  Rumpfes  nat.  Gr.    (Xaeb  Wettstetn.) 

Hierher  die  Gattungen  Lepidopus  Gouan  (Anenchelum  Blv.,  Lepidopides 
Heckel)  (Fig.  1565)  aus  dem  schwarzen  Schiefer  von  Glarus,  den  Melinit« 

38* 


r>9<> 


Vertebrata.  Pisces. 


schiefern  der  Karpathen  (L.  CarpaUücus  Krumb.)  und  dem  oberen  Miocän 
von  Sicilien  und  Toscana. 

Trichiurichthys  und  He mithyrsi tes  Suu vage  im  Miocän  von  Licata. 
Sicilien. 


Körper  seitlich 
an  ausgewachsenen 
Stacheln  versehen, 
drei  Stacheln. 

Die  lebenden 
Korallenriffen  auf. 

Die  Gattungen 
des  Monte  Bolca. 
bei  Wien. 


Familie  Acronuridae. 

zusammengedrückt,  hoch,  mit  kleinen  Schuppen  bedeckt.  Schwanz 
Exemplaren  mit  einer  oder  mehreren  Knochenplatten  oder 
Kiefer  mit  einer  Reihe  von  Schneidezähnen.    Afterflossen  mit 


Gattungen  halten  eich  vorzugsweise  in  der  Nähe  von 
Fossil  im  Eocän.    Calamostoma  Steind.  non  Ag. 
Acanthurus  Lacep.  und  Naseus  Commerson  im  Eocän 
Die  erstere  auch  im  Grobkalk  von  Paris  und  im  Miocän 


Familie  Carangidae.  Bastard-Makrelen. 


Fi«.  1566. 

Semiophonu  vdijar  Ag.   Koeati.   Munt«-  Bolca. 

(Nach  A  KHühlt) 


V,  nat.  tir. 


Körper  seitlich  zusammen- 
gedrückt, hoch  oder  gestreckt, 
nackt  oder  mit  kleinen  Schuppen. 
Zähne  conisch.  Stacheliger  Theil 
der  Rückenflosse  kürzer  als  der 
weiche;  Bauchflossen  bruststän- 
dig, zuweilen  rudimentär  oder 
fehlend.  - 

Raubfische  der  tropischen 
und  gemässigten  Zonen.  Fossil 
in  Kreide  und  häufig  im 
Tertiär. 

Platax  Cuv.  Ob.  Kreide 
Libanon)  ;     Eocän  (Monte 
Bolca),  Crag  von  Norfolk  und 
lebend. 

Za  n clu s  Commers.  Eocän 
und  lebend. 

Semiophorus  Ag.  (Fig. 
1666).  Eocän  (Monte  Bolca 
und  Belgien). 

Weitere  hierher  gehörige 
Gattungen :  Amphisf  iu  M  Ag. , 
Vorne r  Cuv.,  Caranx  Cuv., 
Carangopsis  Ag. ,  Lichia 
Cuv.,  Ductor  Ag.,  Trachi- 
not  us  Lacep.,  Seriola, 
Equula  Cuv.,  Acanthone- 
mus  Ag.  etc 


Familie  Coryphaenidae. 

Körper  seitlich  zusammengedrückt.  Zähne  klein ,  conisch  oder  fehlend. 
Rückenflosse  lang,  ohne  Stacheln. 

Hierher  die  Gattungen  0 oniognathus  Ag.  und  Mene  Lacep.  (Oastero- 
nemus  Ag.)  aus  dem  Eocän  des  Monte  Bolca. 


Digitized  by  Google 


Scoaibridae.    Aulostomidae.  Blochiidae 


597 


Familie  Scombridae.  Makrelen. 

Körper  gestreckt,  nackt  oder  kleinschuppig.  Zähne  conisch.  Zwei  Rücken- 
flossen, die  hintere  meist  aus  getrennten  Büschelchen  bestellend.  Bauchflossen 
brustständig.    Tertiär  und  lebend. 

Thynnus  Cuv.  Thunfisch.  Meist  grosse,  cylindrische ,  mit  kleinen 
Schuppen  bedeckte  Fische.  Vordere  Rückenflosse  mit  12 — 14  nicht  sonderlich 
langen  Stacheln;  auf  die  sehr  genäherte  hintere  Rückenflosse  folgen  noch 
sechs  bis  neun  getrennte  Flossenbüschelchen.  Zähne  klein.  Mehrere  Arten 
im  Eocän  des  Monte  Bolca  und  im  Miocän  von  Oran. 

Die  Gattungen  Palitnphyes ,  Isurus  Ag.,  Echeneis  Art.  kommen  im 
schwarzen  Schiefer  von  Glarus,  OYcynus  Cuv.  im  Eocän  des  Monte  Bolca, 
Megalolepis  Kramb.  in  den  unteren  Melinitschiefern  von  Baschka  in 
Galizien,  die  lebenden  Genera  Scomber  Art.,  Auxis  Cuv.  im  Miocän  von 
Croatien  und  Cybium  Cuv.  im  Eocän,  Oligocän  und  Miocän  vor. 

Die  Familien  Cyttidae,  Trachinidae,  Lophiidae,  Cataphracti, 
Cottidae,  Blenniidae  und  Gobiidae  weisen  nur  wenige  fossile  Vorläufer 
aus  dem  Tertiär  auf. 

Von  den  Familien  der  Mugilinidae,  Sphyraenidae  und  Atheri- 
nidae  kommen  die  ältesten  Vertreter  (Syllaemus,  Apsopelix .  Pelicorapis 
Cope)  in  der  oberen  Kreide  von  Colorado  und  Neu-Mexico  vor.  Im  Eocän 
des  Monte  Bolca  finden  sich  Sphyraena,  Rhamphog  nathus ,  Mesogaster, 
Atherina,  im  oberen  Eocän  von  Aix  Mugil  princeps  Ag. 

Familie  Aulostomidae.  Röhrenmäuler. 

Langgestreckte  Meerfisclie  mit  röhrenförmig  verlängerter  Schnauze  und  weit 
nach  hinten  gerückter  Dorsale.  Stacheln  wenig  entwickelt.  Bauchflossen  abdominal 
oder  brustständig,  Zähne  klein,  Schuppen  fehlend  oder  klein.  Hinterhaupt  gelenkig 
mit  der  Wirbelsäule  verbunden. 

Die  Aulostomen  leben  gegenwärtig  vorzugsweise  in  den  tropischen 
Meeren.  Eine  fossile  Gattung  (Solenognathus  Pictet  und  Humb.)  kommt 
in  der  oberen  Kreide  des  Libanon  vor.  im  Eocän  des  Monte  Bolca  finden  sich 
Arten  der  Gattungen  Fistularia  Lin.,  Aul ostom  a  Lace[).,  Urosphen  Ag., 
Rhamphosus  Ag.  Die  kleine,  noch  jetzt  existirende,  mit  Rückenpanzer 
versehene  Gattung  Amphisyle  Klein 
(Fig.  1567)  charakterisirt  die  ober- 
eocänen  Melinitschiefer  von  Galizien 
und  die  Melettaschichten  im  Ober- 
Elsass  und  Wiener  Becken.  Fig.  iM7.  Amphu,,u  HefarfdU  Meckel.  Ob.  Bocta. 

Kntkowlza,  Karpathen.   Nat.  Gr.    (Nach  HHItl) 

Familie  Blochiidae. 

Langgestreckte  Fische  mit  sehr  langer,  schnabelartiger  Schnauze,  welche  von 
den  gleichmassig  verlängerten  oberen  und  unteren,  mit  Bürstenzähnen  besetzten 
Kieferknochen  gebildet  wird.  Der  ganze  Körper  mit  herzförmigen  oder  rhombi- 
schen, meist  gekielten  und  dachziegelartig  übereinander  liegenden  Knochenschuppen 


Flg.  1568.    Blochiui  longirottri»  Voltn.  Eocan.  Monte  Bolen  bei  Verona.  V«  nat.  Gr.  (Nach  Agassi*.) 

bedeckt.  Rückenflosse  im  Nacken  beginnend  und  jast  bis  zum  Schuanz  fortsetzend, 
aus  entfernt  stehenden  langen  Stacheln  zusammengesetzt ;  Afterflosse  mit  ähnlichen 
Staclteln,  in  der  Mitte  der  Rumpjlänge  beginnend.  Bauchflossen  klein,  unter  den 
Brustflossen  stehend.    Caudale  gross. 

Die  einzige  Gattung  Blochius  Volta  (Fig.  1568)  im  Eocän  des  Monte  Bolca. 


Digitized  by  Google 


598 


Vertebrata.  Pisces. 


4.  Unterordnung.    Lophobranchii.    Büschel kiem er. 

Kiemen  in  Büscheln  an  die  Kiemenbogen  angeheftet,  durch  einen  einzigen 
Deckel  geschützt.  Haut  mit  dünnen  Knochenschienen  gepanzert.  Schnauze  röhren- 
förmig verlängert,  Kiefer  zahnlos.  Bauchftossen,  häufig  auch  After-  und  Schwanz- 
flosse verkümmert. 

Von  den  beiden  Familien  dieser  sonderbaren  Gruppe  sind  nur  wenige 
fossile  Vertreter  bekannt.  Die  langgestreckten  Solenostomiden,  bei  denen 
alle  Flossen  entwickelt  sind,  haben  in  der  Gattung  Solenorhynchus  Meckel 
vom  Monte  Postale  einen  eoeänen  Vorläufer;  eine  andere  noch  jetzt  im 


Flp.  1569.     Siphono$toma  Albyi  Snuvage,    Ob.  Mb 


Licata,  Slcilien.   (Nach  Sau  vage.) 


Mittelmeer  verbreitete  Gattung  (Siphonostoma  [Fig.  1569])  kommt  im  oberen 
Miocän  von  Licata  in  Sicilien  und  Gabbro  in  loscana  vor.  Von  Syngna- 
thiden  find  mehrere  tertiäre,  namentlich  eoeäne  Formen  aus  den  Gattungen 
Syngnathus,  Pseudosyngnathus  und  Calamostoma  bekannt. 

5.  Unterordnung.    Plectognathi.  Haftkiefer. 

Haut  mit  rauhen  Schuppen,  knöchernen  Stacheln  oder  Schildern,  selten  nackt. 
Skelet  unvollständig  verknöchert.  Kiemen  kammförmig.  Oberkiefer  und  Zwischen- 
kiefer unbeweglich  miteinander  wr  wachsen.  Rückenflosse  gegliedert,  der  After- 
flosse gegenüber;  Bauchflosse  fehlend  oder  durch  Stacheln  ersetzt. 

1.  Familie.    Gymnodontidae.  Cuv. 

Körper  kurz,  bauchig.  Kiefer  schnabelartig,  oben  und  unten  mit  schneiden- 
der, ungetheilter  oder  aus  zwei  Hälften  zusammengesetzter  Zahnplatte.  Rücken- 
stacheln fehlen.  Körper  mit  Knodiemtacheln  bedeckt.  Tertiär  und  lebend. 
Fossile  Reste  6ehr  selten. 

Vom  grossen  Or Iii agoriscu s  wurden  Unterkiefer  mit  Zähnen  im 
Oligocän  von  Belgien  gefunden.  Diodon  ist  im  Eocän,  Oligocän  und 
Miocän,  Gymnodus  im  Miocän,  Heptadiodon  im  Eocän  des  Monte  Postale 
nachgewiesen. 

Familie.    Sclerodermidae.  Cuv. 


2. 


Anzahl  getrennter  Zähne. 
Meist  Rückenstacheln  vor- 


FIk.  1.i70. 
Sohlundzahnp   von   a  An- 

ci*tro<1on  UbgCtU  Zitt. 
Ob.  Kreide      Oa«r  Dnchl. 

Libysche  WÜKto. 
b  Anciftroiion urmniu*  i  iCVVftlf 
np    Koran     Mokkatarn  bei 
Cairo.    iXach  Du  nies.) 


Kiefer  mit  einer  kleinen 
Haut  mit  Schuppen  oder  rau/i. 
banden.    Tertiär  und  lebend. 

Die  Gattungen  Ostracion  und  Batistes  (Proto- 
balistum  Massal.)  kommen  im  Eocän  des  Monte  Bolca, 
Acanthoderma  und  Acanthopleurus  Ag.  im  unter- 
oligoeänen  Schiefer  von  Glarus  vor.  Die  als  An  eis  tro  • 
don  Roemcr  (Fig.  1570)  beschriebenen  Zähne  aus  der 
oberen  Kreide,  dem  Eocän  und  Oligocän  werden  als 
Sehlundzähne  von  Sclerodermiden  gedeutet. 


Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  fossilen  Fische. 

Trotz  der  durch  die  Lebensweise  im  Wasser  bedingten  günstigen 
Rrhaltungsbedingungen  ist  die  geologische  Ucberlieferung  der  Fische 
doch  eine  sehr  mangelhafte.    Vollständige  Skelete  linden  sich  zwar 


Digitized  by  Google 


Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  fossilen  Fische. 


599 


ziemlich  zalüreich  in  thonigen,  kalkigen  oder  mergeligen  Schiefer- 
gesteinen, welche  sich  als  feiner  Schlamm  auf  dem  Boden  der  urwelt- 
lichen Gewässer  und  zwar  in  der  Nähe  der  Küsten  ablagerten,  dagegen 
erhielten  sich  in  Gesteinen  von  gröberem  Korne  (Sandstein),  in  sehr  • 
vielen  Litoralbildungen  oder  auch  in  kalkigen  Tiefseegesteinen  häufig 
nur  isolirte  Zähne,  Schuppen,  Hautschilder,  Wirbel,  zerstreute  Skelet- 
knocben  und  Otolithen,  deren  Bestimmung  meist  erheblichen  Schwierig- 
keiten begegnet.  In  sehr  vielen  marinen,  limnischen  und  fiuviatilen 
Ablagerungen  fehlen  Fischreste  fast  gänzlich,  so  dass  die  an  fossilen 
Fischen  reichen  Ablagerungen  meist  durch  Schichtencomplexe,  welche 
langen  Zeiträumen  entsprechen,  von  einander  getrennt  sind. 

Die  ältesten  Spuren  von  Fischen  wurden  in  rothem,  untersilurischem 
Sandstein  von  Cafion  City  in  Colorado  entdeckt.  Es  sind  dürftig 
erhaltene  Schuppen  von  Crossopterygiern,  Hauttheile  von  Piacodermen 
und  wahrscheinlich  auch  Reste  von  Selachiern. 

In  Europa  erscheinen  die  ersten  Fische  im  oberen  Silur  und 
zwar  in  dem  Bonebed  von  Norton  bei  Ludlow;  ferner  im  lichten, 
dolomitischen,  schieferigen  Kalkstein  der  Insel  Oesel  (Russland)  und  in 
sandigen  Schiefern  von  Podolien  und  Galizien.  Die  bestimmbaren 
Formen  gehören  theils  zu  Piacodermen  (Pteraspiden,  Cephalaspiden), 
theils  zu  Selachiem,  Crossopterygiern  und  Dipnoern. 

Im  Devon  entfalten  die  Fische  bereits  eine  grosse  Mannich- 
faltigkeit  und  finden  sich  zum  Theil  in  trefflicher  Erhaltung,  insbesondere 
im  Old  red  Sandstone  von  Grossbritannien,  den  russischen  Ostsee- 
provinzen, Podolien,  Galizien  und  in  den  entsprechenden  Ablagerungen 
von  Nordamerika.  Auch  die  obersten  Stufen  des  böhmischen  Silurbeckens 
(F.  <?.),  die  Eifel,  Nassau,  Westfalen,  Belgien  enthalten  vereinzelte  Fisch- 
reste (namentlich  Placodermi  und  Stacheln  von  Selachiern).  Ungemein 
reich  an  riesigen  Piacodermen  (Dinichthys,  Macropetalichthys,  Titanichthys, 
Diplognathus)  und  Selachiern  ist  der  »corniferous  limestone«  von  Ohio, 
Indiana  und  New- York.  Dia  devonische  Fischfauna  setzt  sich  aus 
Piacodermen,  vielen  Ganoideu  (Crossopterygii  und  Heterocerci),  Dipnoer 
(Ctenodipterini)  und  Selachier  (Plenropterygii ,  Acanthodi,  Holocephali) 
zusammen. 

Die  Fische  des  Carbonsystems  stammen  theils  aus  marinem 
Kohlenkalk,  theils  aus  schieferigen  und  sandigen  Schichten  der  pro- 
duktiven Steinkohlenformation.  Der  enorme  Reichthum  an  Selachiern, 
von  denen  freilich  häufig  nur  Zähne  und  Flossenstacheln  erhalten  sind, 
unterscheidet  die  carbonische  Fischfauna  wesentlich  von  der  devonischen. 
Die  Cochliodontidae,  Psammodontidae  und  Petafodontidae  gehören  fast  aus- 
schliesslich dem  Kohlonkalk  an,  auch  die  Cestracioniden  stellen  eine  statt- 
liche Anzahl  von  Repräsentanten ;  die  Acanthoden  und  Pleuropterygier 
dauern  fort ,  die  Xenacanthiden  beginnen.  Neben  den  Selachiern 
spielen  heterocerke  Ganoideu  die  wichtigste  Rolle,  die  Crossopterygier 
und  Ctenodipterini  sind  noch  vorhanden,  aber  in  entschiedenem  Rückgang. 

Die  Fische  des  permischen  Systems  schliessen  sich  enge  au  die 
der  produktiven  Steinkohlenformation  an.  Sie  finden  sich  im  Roth- 
liegenden des  Saarbeckens,  Böhmens,  Sachsens,  Schlesiens,  Frankreichs; 
im  Magnesian  limestone  von  England  und  im  Kupferschiefer  von 
Thüringen  und  Kurhessen  und  in  wahrscheinlich  gleichalterigen  Ab- 
lagerungen von  Texas  und  Neu-Mexico.    Weitaus  am  zahlreichsten 


Digitized  by  Google 


cm 


Vertebrata.  Pisces. 


sind  die  Hctnoccrci.  Von  Crossopterygiern  ist  in  Europa  nur  noch 
Coelacanthtis  vorhanden.  Unter  den  Dipnoern  ist  die  Gattung  Ctenodus 
besonders  verbreitet.  Auffallend  arm  im  Vergleich  mit  der  carbonischen 
Fischfauna  ist  die  permische  an  Selachiern.  Immerhin  haben  aber  die 
merkwürdigen  Xenacanthiden  hior  ihren  Höhepunkt  erreicht  und  werden 
von  einigen  Cochliodontiden  (Mtmaspis),  Petalodontiden  (Janassa)  und 
Acanthodiden  begleitet. 

Die  schroffe  Unterbrechung  in  der  Entwicklung,  welche  sich  bei 
den  meisten  Abteilungen  des  Thier-  und  Pflanzenreiches  am  Schluss 
des  paläozoischen  Zeitalters  goltend  macht,  tritt  auch  bei  den  Fischen 
ziemlich  deutlich  zu  Tage,  wenn  gleich  die  triasische  Fischfauua  noch 
manche  Anklänge  an  die  permische  erkennen  lässt.  Von  Selachiern  fehlen 
die  Xenacanthiden,  Cochliodontiden  und  Petalodontiden,  dagegen  sind  die 
Plagiostomeu  reichlich  vorhanden.  Namentlich  haben  die  Cestracioniden 
im  Muschelkalk  und  im  obersten  Keuper  zahlreiche  Zähne  und  Flossen- 
stacheln hinterlassen.  Das  Vorkommen  von  heterocorken  Schuppen- 
ganoiden  aus  der  Familie  der  Palaeoniscidae,  sowie  die  Fortdauer  einiger 
Crossopterygier  erinnert  zwar  noch  an  die  paläozoische  Zeit,  allein  die 
häufigsten  und  besterhaltenen  Triasfische  gehören  zu  den  mit  glänzenden 
Schmelzschuppen  bedeckten  LepidosteL  von  denen  das  permische  System 
nur  eine  einzige  zweifelhafte  Gattung  (Acentrophonis)  enthält.  Unter 
den  Dipnoern  spielt  der  gewaltige  Ceratodus  mit  seinen  charakteristisch 
geformten  Zähnen  eine  wichtige  Kollo.  Die  Teleostier  sind  bereits  durch 
einige  kleine  Clupeiden  (Megalopterus,  Leptolepis)  angedeutet. 

Eine  direkte  Fortsetzung  und  Weiterentwicklung  der  triasischen 
Fjschfauna  bildet  jene  des  Lias.  Nicht  weniger  als  152  Arten  wurden 
durch  Agassi z  und  Egerton  beschrieben,  von  denen  aHein  79  aus 
dem  unteren  Lias  von  Lyme  Regis  in  Dorset  stammen;  der  mittlere 
Lias  ist  arm  an  Fischen,  dagogen  liefern  die  Posidonomyenschiefer  und 
Stinkkalke  des  oberen  Lias  «  in  Schwaben.  Franken,  sowie  die  gleich- 
altrigen Ablagerungen  von  Werther  bei.  Halle  und  der  Departements 
Calvados ,  Yonne ,  Cote  -  d'Or  und  Englands  wieder  eine  grosse 
Anzahl  von  Arten.  Die  Selachier  dauern  in  ungeschwächter  Stärke. 
Holophagits  gulo  aus  Lyme  Regis  repräsentirt  die  Coelacanthiden,  Oion- 
drostens  die  Knorpelganoniden.  Die  Hauptmasse  der  basischen  Fische 
freilich  gehört  zu  den  Schuppenganoiden  und  zwar  zu  den  Lepidostei; 
die  heterocerken  Palaeonisciden  weisen  übrigens  noch  immer  mehrere 
Genera  auf.  Ein  neues  Element  der  liasischen  Fisch fauna  bilden  dünn- 
schuppige  Amiaden,  deren  Wirbelsäule  sich  noch  in  den  oberen  Lappen 
der  Schwanzflosse  aufbiegt  und  unvollständig  verknöchert  bleibt.  Eine 
einzige  Art  aus  Lyme  Regis  (Mesodon  Hasicus)  bekundet  das  Auftauchen 
der  Pycnodontiden.  Von  Knochenfischen  sind  einige  kleine  Clupeiden 
[Leptolepis)  zu  nennen. 

Im  braunen  Jura  fehlen  schieferige  Ablagerungen  mit  wohl- 
erhaltenen Fischskeleten ;  unsere  Kenntniss  der  damaligen  Fischfauna 
beschränkt  sich  darum  auf  isolirte  Zähne,  Flossenstacheln,  Knochen 
und  Schuppen,  welche  da  und  dort  vorkommen.  Fast  alle  im  Dogger 
nachgewiesenen  Genera  sind  entweder  bereits  aus  dem  Lias  oder  aus 
dem  oberen  Jura  bekannt.  Für  letzteren  liefern  die  plattigen  Kalk- 
schiefer der  Gegend  von  Solnhofen,  Eichstätt,  Kelheim  in  Bayern  und 
die  gleichaltrigen  Ablagerungen  von  Nusplingen  in  Württemberg  und 


Digitized  by  Google 


Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  fossilen  Fische. 


601 


Cerin  im  Ain-Departement  die  zahlreichsten  Funde.  Eine  Fülle  prachtvoll 
erhaltener  Selachier,  Ganoiden  und  Teleostier  stammen  aus  diesen 
Lokalitäten,  denen  sich  der  Korallenkalk  von  Kelheim  und  Schnait- 
heim, die  Kimmeridge-  und  Portlandkalke  von  Solothurn,  Neuchätel, 
Hannover,  Boulognesur-Mer,  die  Purbeckschichten  von  England  als 
Lagerstatten  trefflich  erhaltener  Gebisse,  Zähne,  Stacheln,  Schuppen, 
Wirbel  u.  s.  w.  anschliessen.  Die  heterocerkon  Schuppenganoiden  sind 
bis  auf  eine  einzige  Gattung  (Coccolepis)  erloschen.  Von  Haien  und 
Rochen  kennt  man  vollständige,  zum  Theil  prachtvoll  erhaltene  Skelete, 
welche  die  nahen  Beziehungen  oder  vollständige  Uebereinstimmung 
verschiedener  Genera  mit  noch  jetzt  existirenden  beweisen.  Aber 
auch  die  Cestracioniden  und  Lamniden  sind  durch  verschiedene  aus- 
gestorbene Gattungen  vertreten  und  die  Holocephalen  bedeutend  häufiger 
als  im  Lias.  Unter  den  Ganoiden  erreichen  die  Coelacanthinen  in  Bezug 
auf  Mannichfaltigkeit  den  Höhepunkt  ihrer  Entwickelung.  Die  grosse 
Masse  der  oberjurassischen  Fische  wird  durch  Lepidoatei,  Amioidei  und 
Pycnodonä,  sowie  durch  die  Teleostierfamilie  der  Ciupeiden  gebildet. 

Mit  Beginn  des  Kreidesystems  macht  sich  eine  entschiedene 
Umgestaltung  der  Fisclifauna  in  der  Weise  geltend,  dass  die  bisher 
herrschenden  Ganoiden  mehr  und  mehr  von  Teleostiern  verdrängt 
werden.  Diese  Substitution  ist  in  den  mittleren  und  oberen  Ab- 
theilungen  der  Kreide  eine  fast  vollständige,  in  der  unteren  dagegen 
haben  sich  noch  vereinzelte  Ganoidentypen  aus  der  Jurazeit  erhalten. 
Dadurch  zerfällt  die  Fischfauna  der  Kreide  in  zwei  ziemlich  scharf 
geschiedene  Abtheilungen,  wovon  zur  unteren  lichtgefärbte,  schieferige 
Kalkablagerungen  von  Pietraroja,  Kalkschiefcr  von  Castellamare  und 
Torre  d'Orlando  im  Neapolitanischen,  von  Coinen  (Istrien),  Crespano 
(Venetien),  Lesina  (Dalmation)  und  Grodischt  in  den  Karpathen  und  die 
Neocomschiefer  von  Voirons  bei  Genf  gehören. 

Die  normalen  Ablagerungen  der  mittleren  und  oberen  Kreide 
enthalten  hauptsächlich  Zähne,  Wirbel  und  isolirte  Knochenreste  von 
Selachiern,  Holocephalen,  Pycnodonten  und  Physostomen,  die  Kalk- 
schiefer des  Libanon,  die  mergeligen  Sandsteine  der  Baumberge  in 
Westfalen  und  die  Kreidemergel  von  Kansas  dagegen  eine  erhebliche 
Anzahl  wohl  erhaltener  Skelete.  Unter  diesen  fehlen  die  Ganoiden 
vollständig,  während  die  Physostomi  etwa  Dreiviertel  sämmtlicher  Arten 
ausmachen.  Die  Physoclysti  sind,  wie  die  Physostomen  meist  durch 
ausgestorbene  Gattungen  vertreten. 

Mit  Beginn  der  Tertiärzeit  tritt  die  Annäherung  an  die  gegen- 
wärtig herrschenden  Verhältnisse  immer  bestimmter  hervor. 

Die  älteste  eocäne  Fischfauna  Europa  s  aus  dem  *Ix)ndonclay« 
des  südlichen  Englands  ist  unvollständig  bearbeitet. 

Die  gleichalterigen  Ablagerungen  im  Pariser  Becken  liefern  nur 
wenige  Fischreste,  darunter  aber  Schuppen  der  noch  jetzt  in  Nordamerika 
existirenden  Ganoiden-Gattung  Lepidosteus.  Das  wichtigste  und  berühm- 
teste Lager  eocäner  Fische  bilden  die  licht  gefärbten  plattigen  Kalk- 
steine des  Monte  Bolca  bei  Verona,  welche  im  Alter  etwa  dem  Grob- 
kalk des  Pariser  Beckens  entsprechen.  Nicht  weniger  als  94  Genera 
und  170  Arten  sind  von  da  beschrieben,  darunter  mehrere  Haie  und 
Rochen.  Von  Ganoiden  sind  nur  noch  Pycnodonten  vorhanden,  alle 
übrigen  Fische  gehören  zu  den  Teleostiern,  und  zwar  überwiegend  zu 


Digitized  by  Google 


602 


Vertebrata.  Pieces. 


Gattungen,  welche  noch  heute  im  indisch-pacifischen  und  rothen  Meer, 
im  tropischen  atlantischen  Ocean  und  zum  kleineren  Theil  auch  im 
Mittelmeer  leben.  Interesse  verdient  die  starke  Vermehrung  der  Acan- 
thopteri  und  der  Rückgang  der  Physostomi. 

An  der  oberen  Grenze  des  Eocän  bilden  der  schwarze  Dach- 
schiefer  von  Matt  in  Glarus,  die  gleichaltrigen  Menilitschiefer  in  den 
Karpatheu  und  die  sog.  Amphisylen-  oder  Melettaschiefer  von  Steier- 
mark ,  Oberbayern  (Siegsdorf) ,  Oberelsass  u.  s.  w.  einen  bemerk  ens- 
werthen,  durch  Tiefseeformen  charakterisirten  Fischhorizont.  Aus  Glarus, 
der  reichsten  Fundstelle  dieser  Zone,  sind  nach  Wettstein  29  Fisch- 
arten bekannt,  welche  alle  zu  den  Teleostiern  gehören.  Auffallender 
Weise  übertreffen  hier  die  ausgestorbenen  Gattungen  die  noch  jetzt 
lebenden  ganz  erheblich  an  Zahl. 

Auch  in  den  westlichen  Staaten  von  Nordamerika,  in  den  sog. 
Puerco-,  Wasatch*  und  Bridgor-Schichten  von  Neu- Mexiko  und  Wyoming 
kommen  fossile  Fische  häufig  vor,  doch  haben  dieselben,  weil  aus 
Süsswasserablagerungeu  stammend,  nichts  mit  den  eocänen  Formen 
Europa  s,  welche  fast  ausnahmslos  in  marinen  Ablagerungen  vorkommen, 
zu  thun.  Von  Interesse  ist  hier  die  Verbreitung  der  noch  jetzt  in 
Nordamerika  existirenden  Ganoiden- Familien  der  Lepidosteiden  und 
Amiaden. 

Oligocän  und  unteres  Miocän  sind  arm  an  fossilen  Fischen. 
Von  Interesse  ist  das  Vorkommen  der  amerikanischen  Ganoiden- 
gattungen  Amia  (Notoeus)  und  Lepidosteus  in  Europa. 

Die  mittelmiocäne  Molasse  der  Schweiz,  Schwabens  (Baltringen), 
Oberbayerns,  die  marinen  Schichten  des  Wioner  Reckens,  dos  Rhone- 
thales  und  des  aquitanischen  Beckens  weisen  zuweilon  einen  grossen 
Reichthum  an  Fischresten  auf,  unter  denen  Zähne,  Hautplatten  und 
Stacheln  von  Haien,  Rochen  und  Chimären,  Wirbel.  Zähne  und  ver- 
einzelte Knochen  von  Teleostiern  besonders  häufig  sind.  Mit  wenig 
Ausnahmen  lassen  sich  diese  Reste  auf  recente  Gattungen  beziehen. 
Auch  die  brackischen  Thone  von  Unterkirchberg  bei  Ulm,  die  Süss- 


von  Radoboj  u.  a.  O.  in  Kroatien  und  die  Tegel  der  Cerithienstufe 
im  Wiener  Becken  beweisen,  dass  zur  Zeit  ihrer  Entstehung  die 
Fischfauna  der  süssen  und  brackischen  Gewässer  in  Deutschland  nicht 
sehr  erheblich  von  der  jetzt  im  südlichen  Europa  und  Kleinasieu 
lebenden  abwich. 

Eine  Vermischung  von  marinen  Fischresten  mit  Süsswasserformen 
zeigt  die  überaus  reiche  obermioeäne  Fauna  von  Licata  in  Sicilien. 
welche  sich  theilweise  auch  in  der  Nähe  von  Girgenti ,  in  den  Gyps- 
inergeln  von  Sinigaglia,  bei  Gabbro  in  Toskana.  Lorca  in  Spanien  und 
in  Oran  wieder  findet.  Im  Ganzen  beschreibt  Sau  vage  in  seiner 
Monographie  vom  Jahre  1873  von  Licata  52  Arten,  darunter  44  marinen 
Ursprungs.  Der  Charakter  dieser  Fischfauna  ist  ein  entschieden  medi- 
terraner.   Die  Arten  allerdings  sind  ausnahmslos  ausgestorben. 

Zwischen  Pliocän  und  Jetztzeit  besteht,  soweit  die  Fische  in 
Betracht  kommen,  kaum  noch  eine  nennenswerthe  Differenz. 

Aus  der  zeitlichen  Verbreitung  der  Fische  ergeben  sich  mancherlei 
Anhaltspunkte  für  die  Stammesgeschichte  dieser  Classe.  Im  paläozoischen 
Zeitalter  waren  lediglich  Selachier,  Jlolocephalen,  Dipnoer  und  Ganoiden 


Digitized  by  Google 


Amphibia. 


G03 


verbreitet,  und  zwar  treten  Selaehier  und  Ganoiden  gleichzeitig  im 
unteren  Silur  auf.  Es  haben  sich  also  diese  beiden  Hauptäste  des 
Fischstammes,  wenn  sie  überhaupt  auf  eine  Urform  zurückgeführt 
werden  dürfen,  schon  sehr  frühzeitig  von  einander  getrennt. 

Dass  die  Holocephalen  schon  im  paläozoischen  Zeitalter  einen 
selbständigen  Seitenast  der  Selaehier  bildeten,  welcher  sich  mit  seinen 
theilweise  embryonalen  Merkmalen  (Po)yspondylie,  Autostylie)  bis  in 
die  Jetztzeit  erhalten  hat,  wird  durch  fossile,  im  Old  red  beginnende 
und  in  allen  späteren  Formationen  fortsetzende  Ueberreste  bewiesen. 

Der  Ursprung  der  Dipnoer  ist  in  Dunkel  gehüllt.  Die  paläozoischen 
Vertreter  derselben  stimmen  in  vieler  Hinsicht  mit  Crossopterygiern 
überein.  Da  übrigens  die  Dipnoer  auch  wichtige  Merkmale  mit  den 
Holocephalen  theilen,  so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  Holocephalen, 
Dipnoer  und  Ganoiden  aus  einer  gemeinsamen  Stammform  hervorgingen. 

Die  Placodermi  nehmen  in  Bezug  auf  innere  Skeletentwickelung 
eine  tiefe  Stufe  ein  und  schliessen  sich  in  dieser  Hinsicht  den 
Urganoiden  nahe  an.  Ihr  Ursprung  ist  unbekannt.  Unter  den  Ga- 
noiden bilden  die  Crossopterygier  eine  in  phylogenetischer  und  syste- 
matischer Hinsicht  von  den  übrigen  Ordnungen  ziemlich  unabhängige 
Gruppe,  welche  gegenwärtig  in  den  Polypterineu  ihren  letzten  Aus- 
läufer besitzt  und  wahrscheinlich  in  engeren  genetischen  Beziehungen 
zu  den  Dipnoem  und  Amphibien  steht,  als  alle  übrigen  Ganoiden. 
Eine  eng  verbundene  Gruppe  von  Ganoiden  bilden  Hetcrocerci ,  Lepi- 
dostei,  Amioidei  und  Pycnodonti.  Dass  die  ersteren  nicht  nur  die  zeit- 
lichen Vorläufer,  sondern  geradezu  die  Ahnen  der  Lepidostei  und 
Pycnodonten  sind ,  wurde  schon  früher  erwähnt.  Die  Amioideen 
dürften  sich  von  den  Lepidostei  während  der  Trias  oder  Jurazeit  ab- 
gezweigt haben. 

Die  Teleostier  bilden  lediglich  einen  mächtigen  Seitenast  der  Ga- 
noiden. Eine  monophyletische  Entstehung  der  Knochenfische  erscheint 
übrigens  unwahrscheinlich;  denn  wenn  auch  die  Clupeiden  den  Aus- 
gangspunkt für  die  Mehrzahl  der  Physostomen  bilden,  welche  aus 
mesozoischen  Amioideen  hervorgegangen  sind,  so  stehen  doch  andere 
Familien  schon  bei  ihrem  ersten  Erscheinen  den  letzteren  so  ferne, 
dass  für  sie  eine  andere  Abzweigungsstelle  gesucht  werden  muss.  Die 
Physoclysten  sind  wohl  nur  in  verschiedener  Richtung  differenzirte 
Abkömmlinge  der  Physostomen. 

2.  Classe.    Amphibia.    Amphibien.  Lurche.1) 

Kaltblütige,  nackte,  seltener  mit  hornigen  oder 
knöchernen  Schuppen  bedeckte  Wasser-  oder  Landthiere, 
in  der  Jugend,  zuweilen  auch  im  ausgewachsenen  Zustand 
durch  Kiemen  und  Lungen  athmend;  En t wi ckelu ng  ohno 
Amnion  und  Allantois  mit  Metamorphose.  Hinterhaupt 
mit  zwei  G ele nkk o pfen.    Rippen  niemals  am  Brustbein 

')  Hofmann,  C.  K.,  Die  Amphibien  in  Bronn«  Classen  und  Ordnungen  des 
ThierreicbH.    Bd.  VI.    2.    Leipzig  1873-187S. 


Digitized  by  Google 


604 


Vertebrata.  Amphibia. 


befestigt.  Extremitäten  alsGehfüsse  oder  Schwimmf üsse 
ausgebildet,  zuweilen  fehlend. 

Die  äussere  Gestalt  der  Amphibien  erinnert  mehr  an  Reptilien, 
als  an  Fische.  Der  meist  langgestreckte  Körper  endigt  häufig  in  einem 
stark  entwickelten  Schwanz,  doch  gibt  es  auch  völlig  schwanzlose  For- 
men von  gedrungenem  Bau  (Frösche).  Bei  den  schlangenartigen,  in 
feuchtem  Boden  lebenden  Blindwühlern  und  einzelnen  fossilen  Stego- 
cephalen  fehlen  die  Extremitäten  ganz;  in  der  Regel  aber  sind  zwei 
Paar  Füsse  vorhanden,  wovon  die  vorderen  meist  vier,  die  hinteren 
fünf  Zehen  besitzen. 

Unter  den  lebenden  Amphibien  besitzen  nur  die  Blind  Wühler  (Coecilia) 
Hautschuppen;  unter  den  ausgestorbenen  zeichnen  sich  die  Stego- 
cephalen  durch  Beschuppung  des  Bauchs,  zuweilen  auch  des  ganzen 
Körpers  aus. 

Die  Wirbelsäule  besteht  je  nach  der  Lage  des  Körpers  und 
namentlich  des  Schwanzes  aus  einer  sehr  verschieden  grossen  Zahl 
(10 — 150)  von  Wirbeln  und  differenzirt  sich  in  Hals ,  Rumpf-,  Becken- 
und  Schwanzregion. 

Bei  den  paläozoischen  Stegocephalen  ist  die  Chorda  zuweilen  nur 
von  einer  dünnen  Knochenhülse  umgeben,  oder  die  Wirbel  bestehen 
wie  bei  den  Ganoiden  aus  getrennten  Stücken.  Bei  vollständiger  Ver- 
knöcherung sind  sowohl  die  vordere,  als  auch  die  hinteren  Verbindungs- 
flächen ausgehöhlt  (amphicöl),  oder  die  vordere  ist  ausgehöhlt,  die 
hintere  convex  (procöl)  oder  umgekehrt,  die  vordere  convex,  die 
hintere  concav  (opisthocöl). 

Der  einzige  Halswirbel  lenkt  sich  in  die  beiden  verknöcherten 
oder  knorpeligen  Gelenkköpfe  des  Hinterhauptes  ein  und  heisst  Atlas, 
obwohl  er  wahrscheinlich  dem  ersten  und  zweiten  Halswirbel  der 
höheren  Wirbelthiere  entspricht.  Sein  ausgehöhltes  Vorderende  besitzt 
Gelenkfacetten  und  häufig  einen  nach  vorn  gerichteten  schaufei- 
förmigen Basalfortsatz.  Die  Rumpf wirbel  bestehen  aus  dem  Körper 
(Centrum)  und  den  oberen  Bögen  (Neurapophysen).  Letztere  verknöchern 
selbständig  und  zwar  meist  früher  und  vollständiger  als  die  Wirbelkörper 
mit  denen  sie  entweder  nur  durch  Nähte  verbunden  oder  auch  vollständig 
verschmolzen  sind.  Dorsal  verwachsen  die  Bogenstücke  zu  einem  mehr 
oder  weniger  entwickelten  Dornfortsatz  (spina  dorsalis),  vorn  und  hinten 
-  ragen  je  zwei  schiefe  Gelenkfortsätze  (processus  obliqui,  Zyg- 
apophysen)  vor,  wovon  die  vorderen  durch  die  hinteren  bedeckt  werden. 
In  der  Regel  senden  die  oberen  Bogen  jederseits  einen  Querfortsatz 
(Diapophyse,  processus  transversus)  aus,  welcher  zur  Anheftung  der 
Rippen  dient;  da  die  letzteren  aber  häufig  zweiköpfig  sind,  so  geht 
auch  vom  Wirbelkörper  noch  ein  kürzerer  Querfortsatz  (Parapophyse) 
aus.  Am  hinteren  Ende  des  Rumpfes  stützt  ein  einziger  sog.  Sa c rai- 
wirb el  das  Becken,  das  sich  entweder  direkt  an  eine  ungewöhnlich 
stark  entwickelte  Diapophyse  oder  an  eine  meist  abweichend  geformte 
Sacralrippe  anheftet.  Die  Schwanz  wirbel  sind  meist  mit  unteren 
Bogen  (Haemapophysen)  versehen;  daneben  können  aber  wenigstens 
die  vorderen  Schwanzwirbel  noch  Rippen  tragen ,  die  an  Diapophysen 
der  oberen  Bogen  befestigt  sind.  Bei  den  Batrachiern  verschmelzen 
sämmtliche  Schwanz  wirbel  zu  einem  langen  dolch  förmigen  Knochen 
(Coccyx). 


Digitized  by  Google 


Amphibia. 


605 


Der  Schädel  verknöchert  nur  unvollständig,  indem  einzelne  Theile 
des  Primordialcraniunis  zeitlebens  ihre  knorpelige  Beschaffenheit  bei- 
behalten. Die  Ossifikation  erfolgt  entweder  durch  direkte  Umwandlung 
des  Knorpels  in  Knochensubstanz  (Occipitalia  lateralia,  Gehörkapsel, 
Quadratbein,  Gürtelbein),  oder  durch  vom  Perichondrium  ausgehende 
Knochenbildung,  wodurch  sog.  Deck-  oder  Belegknochen  entstehen 
(Frontalia,  Parietalia,  Nasalia,  Vomer,  Parasphenoid).  Die  oberen  und 
unteren  Hinterhauptsbeine  sind  durch  kleine  knorpelige  Platten  ersetzt, 
dagegen  die  Occipitalia  lateralia  meist  (mit  Ausnahme  eines  Theiles 
der  Stegocephali)  solid  verknöchert  und  mit  Gelenkköpfen  versehen. 
Letztere  zeichnen  sich  durch  ansehnliche  Grösse  aus  und  nehmen  an 
der  Begrenzung  des  Gehörlabyrinthes  Theil.  Die  Ohrgegend  wird 
von  einem  oder  auch  mehreren  vorspringenden  Knochen  bedeckt, 
welche  dem  Prooticum  und  Opisthoticura  der  Fische  entsprechen  und 
zusammen  das  Felsenbein  (Petrosum)  bilden.  Die  vorderen  Seitenwände 
des  Schädels  bleiben  knorpelig,  und  nur  in  der  Naseugegend  entsteht 
eine  Ossification  (Orbito-Sphenoid),  welche  sich  durch  mediane  Ver- 
schmelzung zu  einem  ringförmigen  Gürtelbein  umgestalten  kann.  Das 
Schädeldach  besteht  aus  paarigen  Scheitelbeinen,  Vorder- .  Hinter-  und 
Hauptstirnbeinen  und  Nasenbeinen,  zu  denen  bei  den  Stegocephalen 
noch  obere  und  seitliche  Hinterhauptsplatten,  Postorbitalia  und  Supra- 
temporalia  kommen.  Die  Schädelbasis  wird  wie  bei  den  Fischen  durch 
ein  grosses,  ungethciltes  Parasphenoid  bedeckt,  welches  vorn  an  den 
meist  paarigen  Vomer  angrenzt.  Fin  beweglicher  Kieferstiel  fehlt;  der 
demselben  entsprechende  Knorpel  verschmilzt  mit  der  Schädelkapsel 
und  ist  oben  durch  einen  Deckknochen  (Squamosum)  geschützt,  während 
am  unteren  Ende  ein  Quadrato-Jugale  und  zuweilen  auch  ein  ver- 
knöchertes Quadratum  vorhanden  sind.  Nach  vorne  schliesst  sich  an  das 
Quadrato-Jugale  der  schmale  Oberkiefer  an,  auf  welchen  dann  die  den 
Vorderrand  der  Schnauze  bildenden  paarigen  Zwischenkiefer  folgen. 
Bei  manchen  Urodelen  können  Oberkiefer  und  Quadratjochbein  durch 
Bindegewebe  ersetzt  sein.  Zwischen  Quadratbein  und  Parasphenoid 
liegt  das  Flügelbein  (Pterygoideum),  in  der  Regel  ein  dreiarmiger 
Knochen,  welcher  sich  mit  dem  kurzen  Ast  an  den  hinteren  Theil  des 
Parasphenoids  anlegt,  mit  dem  vorderen  den  Aussenrand  der  Gaumen- 
höhle  bildet.  Gaumenbeine  schliessen  sich  vorn  meist  an  das  Ptery- 
goid  an  und  werden  aussen  vom  Oberkiefer  begrenzt;  zuweilen  fehlen 
sie  aber  auch.  Jeder  Unterkieferast  besteht  wie  bei  den  Fischen  aus 
drei  bis  vier  Stücken.  Das  Visceralskelet  wird  aus  zwei  starken  knö- 
chernen Zungenbeinbögen  gebildet,  auf  welche  bei  den  Kieinenat Innern 
noch  drei  bis  vier  theil  weise  verknöcherte  Kiemenbögen  folgen. 

Die  Zähne  sind  spitzconisch  und  stehen  in  der  Hegel  auf 
Zwischenkiefer,  Oberkiefer,  Unterkiefer,  Vomer  und  Gaumenbein. 
Ausnahmsweise  können  auch  Parasphenoid  und  Pterygoid  Zähncheu 
tragen.  Vollkommen  zahnlose  Gattungen  kommen  nur  bei  den  Fröschen 
vor.  Der  Zahnsockel  befestigt  sich  bei  den  lebenden  Amphibien  ent- 
weder auf  einem  ringförmigen  Fortsatz  des  Knochens  (acrodonte 
Bezahnung)  oder  seitlich  an  dem  etwas  erhöhten  Aussenrand  des  Kiefers 
(pleurodonte  Bezahnung).  Der  Zahn  Wechsel  erfolgt,  wie  bei  den 
Ganoid-  und  Knochenfischen,  nicht  durch  einen  unter  dem  funktioniren- 
den  Zahn  befindlichen  Krsatzzahn,  sondern  der  junge  Zahn  entwickelt 


Digitized  by  Google 


600 


Vertebrata.  Amphibia. 


sich  neben  dem  vorhandenen  und  stellt  sich,  nachdem  der  Sockel  und 
der  Knochenfortsatz  des  letzteren  resorbirt  ist,  allmählich  an  dessen 
Stelle.  Die  Amphibienzähne  unterscheiden  sich  von  den  Fischzähnen 
hauptsächlich  durch  den  Mangel  an  Vasodentin;  ihre  grosse  Pulpa 
enthält  zelliges  Bindegewebe  und  ist  an  fossilen  Zähnen  entweder  hohl 
oder  durch  fremde,  infiltrirte  Substanzen  (am  häufigsten  Kalkspath) 


starke  Faltung  der  Dentinsubstanz  und  durch  eine  eigenthümliche  la- 
byrinthischo,  an  gewisse  paläozoische  Ganoidfische  crinnornde  Struktur  aus. 

Extremitäten  fehlen  nur  wenigen  Amphibien.  Im  Brustgürtel 
fehlt  meist  ein  verknöchertes  ventrales  Schlussstück  (Brustbein).  Das 
Schulterblatt  (scapula)  ist  wenigstens  im  unteren  Theil,  welcher  mit 
dem  Coracoideum  und  Präcoracoideum  zusammenstösst  und  die  Gelenk- 
pfanne für  den  Oberarm  bildet ,  verknöchert.  Bei  den  Stegocephalen 
kommen  noch  knöcherne  seitliche  Kehlbrustplatten  hinzu,  welche  Hern 
Schlüsselbein  (Clavicula)  der  höheren  Vertebraten  entsprechen.  Die 
vorderen  Extremitäten  selbst  bestehen  aus  einem  stämmigen,  ziemlich 
langen  Oberarm  (Humerus),  zwei  Vorderarmknochen  (Ulna  und  Radius), 
einer  knorpeligen  oder  aus  zwei  Reihen  kleiner  Knöchelchen  zusammen- 
gesetzten Handwurzel  (Carpus),  drei  bis  fünf  Mittelhandknochen  (Meta- 
carpalia),  denen  sich  die  aus  einem,  zwei,  drei  und  vier  Finger- 
gliedern (Phalangen)  zusammengesetzten  Hände  anschliessen. 

Im  Beckengürtel  beobachtet  man  jederseits  ein  längliches, 
schmales  Darmbein  (Ileum),  welches  sich  entweder  an  die  Rippe  oder 
den  Querfortsatz  des  Sacralwirbels  anheftet  und  schräg  nach  unten 
gerichtet  ist ;  ferner  ein  Haches,  scheibenförmiges,  verknöchertes  Sitzbein 
(Isehium),  an  welches  sich  vorn  ein  häufig  knorpelig  bleibendes,  zu- 
weilen aber  auch  ossificirtes  Schambein  (os  pubis)  anschliesst.  Die 
Gelenkpfanne  wird  meist  von  Darmbein  und  Sitzbein  gebildet  und  nimmt 
den  Kopf  des  langen  Oberschenkels  (Femur)  auf;  der  Vorderfuss 
besteht  aus  Schienbein  (Tibia)  und  Wadenbein  (Fibula),  welche  bei  den 
Fröschen  verschmelzen ;  die  Fusswurzel  (Tarsus)  ist  knorpelig  oder  mit 
einer  Anzahl  kleiner  Knöchelchen  vorsehen,  der  Hinterfuss  dem  Vor- 
derfuss ähnlich,  jedoch  meist  fünfzehig. 

Die  Amphibien  werden  in  vier  Ordnungen:  Stegocephali,  Coecilia, 
Vrodela  und  Anura  eingetheilt. 

1.  Ordnung.   Stegocephali.    Panzerlurche,  Schuppenlurche.1) 

Salamander-  oder  eidechsen  ähnliche,  geschwänzte  Am- 
phibien, mit  einem  aus  soliden  Hautknochen  bestehenden, 
von  den  Augen-  und  Nasenlöchern  durchbrochenen  Schädel- 
dach, welches  stets  zwei  mediane  und  zwei  seitliche  Hinter- 
hauptsplatten  (Supraoccipitalia),  eine  hintere  Augenhöhlen- 

*)  Burmeister,  //.,  Die  Labyrintliodonten  aus  dem  bunten  Sandstein  von  Bern 
bürg  zoologisch  geschildert.  Berlin  184'J  4°  und  Die  Labyrintliodonten  aUB  dem 
Saarbrücker  Steinkohlengebirge.  Berlin  18f>0.  4°.  -  Co/>e.  Edw.y  Synopsis  of  the 
extinet  Batrachia  and  Keptilia  of  North  America  Transactions  American  Philos  Soc. 
XIV.  1H6Ü  —  The  Batrachia  of  the  Permian  Period  of  North  America.  American 
Naturalist  1884  p  26— 31»  und  Trans.  Amer.  Phil.  Soc.  188«  vol.  XVI.  —  Credner, 
Herrn.,  Die  Stegocephalen  aus  dem  Rothliegenden  des  Plauen'schen  Grundes  bei 
Dresden.  I-X  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  1881—1893.  —  Fraas,  Eberhard,  Die 


Digitized  by  Google 


Stegocephali. 


(507 


platte  (Postorbitale),  und  ein  grosses  Supratemporale  enthält. 
Scheitelbeine  mit  Scheitelloch.  Zähne  spitzconisch,  mit 
grosser  Pulpa  und  einfacher  oder  mehr  gefalteter  Dentin- 
substanz. Wirbelkörper  entweder  hülsenf örmig,  mit  Chorda 
erfüllt  oder  aus  getrennten  Stücken  bestehend  oder  solid 
verknöchert  und  amphicöl.  An  der  Kehle  drei  aussen  sculp- 
tirte,  zum  Brustgürtel  gehörige  Platten.  Häufig  knöcherne 
Schuppen  vorhanden. 

Die  Stegocephalen  bilden  eine  im  Carbon  beginnende,  in  der  oberen 
Trias  aussterbende  Ordnung,  welche  die  grössten  Vertreter  der  Am- 
phibien enthält.  Sämmtliche  genauer  bekannten  Gattungen  sind  ge- 
schwänzt; die  meisten  vierbeinig,  einige  wenige  fusslos. 

Im  Gegensatz  zu  den  lebenden  Amphibien  besitzen  die  Stego- 
cephalen in  der  Kegel  ein  wohl  ausgebildetes,  aus  verknöcherten  Schuppen 
oder  Stäbchen  bestehendes  Hautskelet,  das  namentlich  auf  der  Bauch- 
seite zur  Entwickelung  kommt,  zuweilen  die  Unterseite  der  Extremi- 
täten bedeckt  und  bei  einzelnen  Gattungen  auch  auf  dem  Rücken 
beobachtet  wurde.  Die  Rückensehuppen  sind  dünner  als  jene  des 
Bauches  und  nieist  von  rundlicher  oder  ovaler  Form.  Die  Bauchschuppen 
zeichnen  sich  zuweilen  durch  ansehnliche  Stärke  aus  und  bilden  einen 
sehr  dichten  Panzer,  welcher  aus  schrägen,  nach  vorne  convergirenden 
und  in  der  Mitte  des  Bauches  winklig  zusainmenstossenden  Reihen 
gebildet  wird.  In  der  Hals  und  Kehlregion,  sowie  unter  dem  Schwanz 
und  den  Extremitäten  zeigen  die  Schuppen  eine  abweichende  Anord- 
nung. Die  Form  der  aus  reiner  Knochensubstanz  bestehenden  Schuppen 
ist  oval,  rhombisch,  oblong,  spindel-,  haferkom-,  oder  sogar  dünn  stab- 
förmig  (Fig.  1571). 

Die  Wirbelsäule  der  Stegocephalen  bewahrt  meist  einen  embryo- 
nalen Charakter  und  bietet  ganz  ähnliehe  Erscheinung,  wie  die  der 
Ganoidfische.  Nur  bei  den  höchststehenden  Formen  wird  die  Chorda 
vollständig  durch  Ossifikation  verdrängt  werden ,  bei  allen  übrigen 
bleiben  stets  mehr  oder  weniger  umfangreiche  Chordareste  im  Wirbel- 
centrum  bestehen. 

Die  unvollkommenste  Verknöcherung  kommt  bei  den  Phyllo- 
spondylen  (Blattwirblern)  (Fig.  1572)  vor.  Hier  ist  das  Rückenmark 
und  ein  Theil  der  Centra  von  dem  verknöcherten,  aber  aus  zwei  ge- 
trennten Hälften  bestehenden  oberen  Bogen,  die  Chorda  dagegen  nur 
ventral  von  zwei  zarten  Knochenblättern  bedeckt.  Die  oberen  Bogen  be- 
sitzen kräftige  Querfortsätze  (Diapophvsen)  und  Zvgapophysen.  Bei  den 
Hülsen  wirbeln  [Lcpospondyli)  (Fig.  1573)  umgibt  eine  conlinnirliche 
knöcherne  Hülse  die  persistirende  Chorda,  welche  sich  interv  crtcbral 
etwas  ausdehnt  und  dadurch  den  meist  langgestreckten  Wirbeln  eine 
sanduhrähnliche,  in  der  Mitte  des  Körpers  eingeschnürte  Form  verleiht. 


Labyriutbodonten  der  nohwabischen  Trias.  Palaeontographica  Bd.  35.  1889.  — 
Fritech,  Anton,  Die  Fauna  der  Gaskohle  und  der  Kalksteine  der  Perniformation 
Böhmen».  Bd.  I  Prag  1883.  Bd.  II  188;"».  —  Hnxley,  Th  . ,  Description  of  verte- 
brate  Remains  from  tbe  Jarrow  Colliery,  Kilkenny.  Trans.  Roy.  Irish  Acad. 
Dublin  1867  vol.  XXIV.  —  Meyer,  Herrn,  v.,  und  Plieninger,  Th,  Beitrage  stur 
Palaeontologie  Württembergs.  Stuttgart  1844.  gr.  4".  —  Meyer,  Herrn,  v..  Zur 
Fauna  der  Vorwelt.  2.  Abth.  1847  und  Palaeontographica.  Bd.  I,  VI,  XV.  — 
Miall,  L.  C ,  Report  on  the  Structure  and  Classification  of  tbe  Labvririthodonts. 
Rep.  of  the  42  and  4H«'  meet.  Brit.  Aasoc.  in  I^ed«  1873  and  Bradford  1874. 


Digitized  by  Google 


608 


Vertebrata.  Ampbibia. 


Die  vorderen  und  hinteren  Flächen  sind  tief  ausgehöhlt  (amphicöl). 
Bei  einzelneu  Gattungen  wird  die  Verbindung  des  Chordastranges  durch 
Verdickung  der  Hülse  fast  vollständig  aufgehoben. 


<•  1, 


Fig.  1572. 

Blattwirbel  von  Branehiosauru 
Credn.  Vergr.  (Nach  C red n er.)  eh  Chorda, 
n.oberer  Bogen,  «p  DonifortsaU,  d 
c  Zygapophyse. 


Flg.  1571. 

ii  Bauohpanater  von  Branchioiaurut.   b  .Schuppen 


Fig.  1573. 


Branchiotaurv*,  c  von  Hylonomu»,  d  von  Pelonaunu,      HüNenwirbel  von  llylonomu*     eh  Chordit 
e  von  Archegoiaurtu  /  von  Sclerocephalu».  «von  IHtco-      durPn  Gestein  er*etr.t.  Jt  knöchern««  Hülse 
iaurut,  h  von  Petrobate*.   (Nach  Credner.)  des  Wirbels,  c  Kippe.    (Nach  Credner.) 

Einen  anderen  Bau  besitzen  die  aus  mehreren,  getrennten  Stücken 
zusammengesetzten  K  r  a n  z  w  i  r  b  c  1  (Temnospondyli)  (Fig.  1574).  Auch 
hier  beginnt  die  Ossification  mit  den  oberen  Bügen,  und  zwar  bleiben  die 
beiden  Hälften  derselben  anfänglich  geschieden  und  wachsen  erst  später 
unter  Bildung  eines  mit  kräftigen,  distal  zuweilen  verdickten  Dorn- 
fortsatzes zusammen.    Der  Wirbelkörper  zeigt  entweder  rhachitome 

oder  embolomere 
Beschaffenheit,  Bei 
ersteren  wird  er  aus 
einem  basalen,  seit- 
lich aufwärts  gebo- 
genen, hufeisenför- 
migen ,  oben  ver- 
schmälerten Kno- 
chenstück (Hypo- 
eentrum)  und  zwei 
keilförmigen ,  nach 
unten  zugespitzten 
Seitenplatten  (Pleu- 
rocentra)  gebildet. 
Derartige  Wirbel 
entsprechen  voll- 
ständig den  Halb  wirbeln  bei  den  Ganoiden  (S.  563).  Das  Hypo- 
centrum  geht  in  der  Verknöcherung  den  Pleurocentren  voraus  und 
liegt  gewöhnlich  direkt  unter  dem  oberen  Bogen.    Zuweilen  befindet 


Flg.  1574  Fig  1575. 

Kftf'hiionio  Kumpfwirbe)  von  Rachitoinc  Sehwanxwirbel  von 

Archt-goMuru*.  Archcgotaunu. 

*p  Dornfortsatz,  *.  :'  Zygapophysen,  n  oberer  Bocon,  h>/c  Hypocentrum, 
p/c  I'leuroeentriim,  pla  bas-ale  Zwischenstücke. 


Digitized  by  Google 


Stegoccphali. 


609 


Fiff.  1576. 

Embolomere  Wirbel  von 
Dipluvertebron  punctatum 
Frltseh.  Ann  »ler  Gaskohle 
von  Xyfan.    NhL  (irüsse. 
(Nach  Fritseh.; 


sich  unter  den  Pleurocentren  noch  ein  kleines  horizontales  Basalstück, 
welches  sich  /.wischen  die  Hypocentra  einschiebt.  In  der  Schwanzregion 
von  Archegosaurns  scheint  dieses  Zwischenstück  nach  II.  v.  Meyer 
sogar  aus  zwei  getrennten  Hälften  zu  bestehen  (Fig.  1575  pla). 

Durch  dorsales  Zusammenwachsen  der  Hypocentra  und  durch 
Verschmelzung  der  Pleurocentra  auf  der  dorsalen  und  ventralen  Seite 
können  sich  die  Kranzwirbel  in  hohle  (embolornere)  Ringwirbel  um- 
wandeln, deren  Körper  aus  zwei  scheibenförmigen  Ringen  zusammen- 
gesetzt sind  (Fig.  1576).  Bei  einigen  Gattungen  besteht  die  Rumpf- 
region aus  rhachitomen,  die  Schwanzregion  aus  embolomeren  Wirbeln. 

Ein  noch  weiter  vorgeschrittenes  Stadium  in  der  Verknöcherung 
der  Wirbelsäule  zeigen  die  Labyrinthodonti.  Der  Wirbelkörper  bildet 
hier  eine  kurze,  solid  verknöcherte,  vorn  und  hinten  schwach  concave 
Scheibe,  welche  zuweilen  im  Centrum  durchbohrt  ist  (Fig.  1577)  oder 
unter  dem  Medullarcanal  einen  ursprünglich  von  Chorda  erfüllten  Aus- 
sclinitt  erkennen  lässt  [Stereospondyli). 

Bei   den   meisten  Stego- 
cephalen    unterscheidet  man 
einen   einzigen,   vorn  ausge- 
höhlten und  mit  zwei  Gelenk- 
facetten    versehenen  Hals- 
wirbel (Atlas),  welcher  keine 
Rippen  trägt  und  keine  vor- 
deren  Zygapophysen  besitzt. 
Dahinter  folgen  bis  zum  Becken 
die  Ru  m  pf  wirbel,  die  in  der 
Regel  ein-  oder  zweiköpfige  Rippen  tragen.  Zum 
Becken  gehört  ein  einziger  Sacral wirbel  mit  star- 
kem Querfortsatz  und  kräftiger  Sacralrippe.  Die 
S  c  h  w  a  n  z  w  i  r  b  e  1  unterscheiden  sich  durch  untere  Rückenwirbel  "von  Losomn 
Bogen  (Haemapophysen),  welche  mit  dem  Wirbel-  Allmani  Huxley  ,'»nH,,)r- 
körper  oder  auch  mit  den  Hypocentra  fest  verwachsen  sind. 

Der  Schädel  (Fig.  1578)  besitzt  die  für  Amphibien  charakteristische 
flache,  breit  dreieckige  Gestalt,  ist  jedoch  oben  durch  ein  solides  Knochen- 
dach geschützt,  dessen  Zusammensetzung  sich  in  wesentlichen  Punkten 
von  der  Schädeldecke  dor  übrigen  Amphibien  unterscheidet  und  in 
mancher  Hinsicht  an  Ganoidfische  oder  Krokodile  erinnert.  Die  Kopf- 
knochen haben  aussen  meist  eine  radiale  Streifung  oder  eine  grubige, 
rauhe  Beschaffenheit  und  enthalten  häulig  Furchen  von  Schleimcanälou. 

Von  den  das  Schädeldach  durchbohrenden  Oeffnungen  zeichnen 
sich  die  nach  oben  gerichteten  Augenhöhlen  (A)  durch  ansehnliche 
Grösse  aus.  Sie  sind  zuweilen  mit  Scleroticaring  versehen.  Die  zwei 
Nasenlöcher  liegen  in  der  Nähe  des  vorderen  Schnauzenrandes 
und  sind  stets  durch  einen  ansehnlichen  Zwischenraum  getrennt.  Kine 
weitere  unpaare,  kleine,  rundliche  Oeffnung  befindet  sich  zwischen  den 
beiden  Scheitelbeinen.  Sie  entspricht  dem  Scheitelloch  (Foramen 
parietale)  der  Kidechsen,  worin  die  Zirbeldrüse  liegt,  die  als  unpaares 
Scheitelauge  gedeutet  wird. 

Die  wenig  dicken,  plattigen  Schilder  des  Schädeldaches  (Fig. 
1578)  sind  wie  bei  den  Knorpelganoiden  Verknöcherungen  der  Haut. 

Z Ittel,  GruntlziiK«  «ler  Pabieonlologle.  39 


Fi«.  1577. 


Digitized  by  Google 


610 


Vertebrata.  Amphibia. 


Heber  dem  Gehirn  liegen  die  paarigen  Scheitelbeine  (Parietal i a) , 
welche  das  Scheitelloch  umschliessen ,  hinter  denselben  über  dem 
Hinterhaupt  zwei  meist  vierseitige  kleinere  Platten,  und  jederseits 
davon  je  eine  seitliche  Platte,  neben  welcher  ein  Ausschnitt  für  die 

Ohrregion  beginnt.  Von  diesen 
beiden  Knochenpaaren  werden 
die  medianen  in  der  Regel  als 
Supraoccipitalia  {So),  die  seit- 
lichen als  Epiotica  (Ep)  bezeich- 
net, obwohl  sie  offenbar  nur 
durch  Hautverknöeherung  ent- 
standen sind.  Vor  den  letzteren 
liegt  eine  meist  als  Squamosum 
bezeichnete  Platte  und  neben 
diesem  zwei  weitere,  wovon  die 
hintere  Supratemporale,  die  vor- 
dere Postorbitale  genannt  wird. 
Die  zwei  zuletzt  genannten  Platten, 
sowie  die  »Epiotica«,  fehlen  allen 
lebenden  Amphibien.  Auf  die 
Scheitelbeine  folgen  nach  vorn 
zwischen  den  Augenhöhlen  zwei 
schmale,  meist  ziemlich  lange 
und    auf    diese  die 


Kig.  1578. 

Oberseite  «lc*  Schädels  von  Mrlan/rptlon. 
in  nat.  Or.  (Nach  Credner.)  A  AiiKenhöhle,  Pnu- 
Zwisehenklcfer  iPraeniaxIlla).  Mi  Oberkiefer  (MaxlHa), 
Sa  Nasenbein  (Najuile),  Prf  Vonlenttirnbein  (I'rae- 
frontale),  Fr  Hauptstirnbein  (Frontale),  PI/  Hinter- 
»tirnbein  (Pustfrontnle),   Pa  Scheitelbein  (Parietale), 


Kestaurirt 


Pur  Hinteres  AtiKcnhohlcnbeln  (F'o*torbitale),  x  vor- 
dere«,  Sq  hinteren  Schläfenbein  (S<|uamosutii),    SO  Stirnbeine 
oberes  Hinterhauptsbein  (Supraoccipitale),   Kp  Epio-        _  xt         1        _    ]_„.. 

tkum,  st  l-aiikenbein  (Supratemponiie).  Ju  Jochbein  grossen   Nasenbeine,    an  tieren 

vorderen  Aussenecken  die  Nasen- 
löcher durchbrechen.  Zwei  vorn  gerundete  und  am  Uuterraud  mit 
einer  Zahnreihe  besetzte  Zwischenkiefer  bilden  den  Vorderrand  der 
Schnauze. 

Nur  selten  nimmt  das  Hauptstirnbein  an  der  Begrenzung  der 
Augenhöhlen  Theil,  gewöhnlich  wird  diese  Oeffnung  hinten  vom 
Postorbitale  und  von  einem  niemals  fehlenden  Hinterstirnbeiu  (Post- 
frontale), innen  vom  Postfrontale  und  vom  Vorderstirnbein  (Prae- 
frontale),  aussen  von  einer  als  Jochbein  bezeichneten  Platte  umrandet. 
Meist  schaltet  sich  zwischen  Jugale  und  Praefrontalo  noch  eine  weitere 
dreieckige  Knochcnplatte ,  das  sog.  Thränenbein  oder  Zwickelboin 
(Lacrimale)  ein,  das  jedoch  nach  vorn  geschoben  erscheint  und  nur 
ausnahmsweise  mit  seinem  Hinterrand  die  Augenhöhle  berührt.  Die 
hintere  und  untere  Ecke  des  Schädels  wird  vom  Quadrat-Jochbein 
gebildet,  welches  auf  der  Unterseite  zuweilen  einen  gelenkartigen 
Vorsprung  zur  Articulation  mit  dem  Unterkiefer  erkenuen  lässt.  Bei 
einzelnen  der  grösseren  Stegocephalen  ist  das  distale  Ende  dieses  Vor- 
Sprunges  durch  eine  Naht  vom  Quadratojugale  getrennt  und  bildet  ein 
besonderes  Quadratbein.  Nach  vorn  grenzt  an  das  Quadratjochbein 
der  Oberkiefer  an,  welcher  als  langer,  schmaler,  etwas  gebogener 
Knochen  den  Aussenrand  des  Schädels  bis  zum  Zwischenkiefer  bildet. 

Das  Hinterhaupt  war  bei  der  Mehrzahl  der  paläozoischen 
Stegocephalen  knorpelig,  bei  den  Labvriuthodonten  und  einigen  anderen 
Formen  sclüiessen  sich  jedoch  an  die  Supraoccipitalia  zwei  schräg  oder 
steil  abfallende  seitliche  Hinterhauptsbeine  (Exoccipitalia)  an,  welche 
zwei  vorspringende  (ielenkköpfe  bilden. 


Digitized  by  Google 


Stegocephali. 


611 


FIr.  »579. 


Branchioiaunu.    riit.-wlle  <l<*  Schädel*. 
ResUiurlrt.  */|.  (Nach  Credner)  Pmi  Zwischen- 
kiefer (PraeiuaxlllB! ,    Uz  obt-rkiefer  (Maxilla  , 

yuJ  Qnadi^pohbela,         Plflcelbeta  d'tery- 

Koideum),    i'Sph  Pdrasphenoid,    PI  <;«umenl>eiii 
(l'aUtlnum),  Vo  l'fluipichnrliein  iVomer). 


vorderen  Rändern  mit  einer  Reihe 


Die  Unterseite  des  Schädels  (Fig.  1579)  zeichnet  sich  durch 
ungemein  grosse  GaumenötTnungen  aus.  In  der  Mitte  deckt  ein  spahn- 
förmiges,  hinten  zu  einer  dünnen  Scheibe  ausgebreitetes  Paraspheuoid 
die  knorpelige  Schädelbasis.  Der 
nach  vorn  gerichtete,  schmale, 
stielförmige  Fortsatz  fügt  sich  in 
den  unmittelbar  davor  gelegenen 
Vomer  ein,  welcher  bei  den  älteren 
Formen  aus  zwei,  bei  den  jüngeren 
aus  einem  Stück  besteht  und  eine 
ziemlich  ansehnliche  Ausdehnung 
besitzt.  Nach  vorn  berührt  der 
Vomer  (Pflugscharbein)  in  der 
Regel  den  Zwischenkiefer,  nach 
aussen  wird  er  vom  Oberkiefer, 
von  den  inneren  Nasenlöchern 
(Choaneu)  und  dem  vorderen  Theil 
der  Gaumenbeine  begrenzt.  Die 
grosse,  horizontale  Vomerplatte  ist 
entweder  zahnlos  oder  mit  kleinen 
Zähnchen  übersäet,  zuweilen  auch 
vor  den  Choanen  jederseits  mit 
ein  oder  zwei  mächtigen  Fang- 
zähnen und  an  den  äusseren  und 
kleinerer  Zähne  besetzt. 

An  die  hintere  Scheibe  des  Parasphenoids  legt  sich  ein  drei- 
gabeliger  Knochen,  das  Flügelbein  (Pterygoideum)  an,  und  zwar  tun« 
schliesst  der  kurze  Querast  häutig  durch  eine  basale  Ausbreitung  das 
Paraspheuoid;  ein  lauger,  etwas  gebogener  Ast  richtet  sich  nach  vorn, 
erreicht  das  Gaumenbein  oder  den  Oberkiefer,  folgt  diesem  eine  Strecke 
weit  und  begrenzt  nach  aussen  die  grosse  GaumenörTnung ,  der 
hintere  kurze  Ast  verbindet  sich  mit  dem  Quadratojugale  und  umgibt 
die  Schläfenhöhle.  Zwischen  dem  vorderen  Ast  der  Flügelbeine 
und  dem  Vomer  liegen  die  Gaumenbeine  (Palatina).  Sie  grenzen  meist 
an  den  Oberkiefer,  tragen  häufig  eine  Reihe  von  Zähnen  und  endigen 
vorn  an  den  Choanen. 

Der  Unterkiefer  (Fig.  1605]  besitzt  bei  allen  Stegocephalen  dio  Lange 
des  ganzen  Kopfes,  da  die  Mundwinkel  wie  boi  den  Fröschen  an  den  hin- 
teren Seitenecken  des  Schädels  beginnen.  Von  den  drei  Hauptstücken,  aus 
welchen  jede  Hälfte  besteht,  bildet  das  Zahnbein  (Dentale)  den  bezahnten 
Oberrand  und  den  vorderen  Theil  des  Kiefers,  das  Winkelbein  (Angulare) 
den  Unterrand;  hinter  dem  Dentale  und  über  dem  Angulare  liegt  das 
Gelenkbeiu  (Articulare) ,  welches  mit  einer  vertieften  queren  Gelenk- 
grube versehen  ist,  die  nach  hinten  von  einem  Vorsprung  begrenzt 
wird.  Auf  der  Innenseite  beobachtet  man  zwischen  Dentale,  Angulare 
und  Articulare  noch  ein  Deckstück  (Operculare,  Spleniale).  Die  zahl- 
reichen spitzen  Zähne  des  Unterkiefers  stehen  in  einer  Reihe  und 
nehmen  von  vorn  nach  hinten  an  Stärke  ab,  nur  in  der  Symphysen- 
region,  wo  die  beiden  Aeste  in  vielen  Fällen  wahrscheinlich  nur  durch 
Ligament  verbunden  waren,  stehen  zuweilen  jederseits  ein  oder  zwei 
innere  grosse  Fangzähne. 

39* 


Google 


612  Vertebrata.  Amphibia. 

Bei  mehreren  paläozoischen  Gattungen  sind  an  kleinen  Exemplaren 
unverkennbare  Ueberreste  von  knöchernen  Kiemen  bögen  erhalten, 
welche  die  Vermuthung  nahe  legen,  dass  alle  Stegocephalen  in  jugend- 
lichem Alter  durch  Kiemen  athmeten. 

Die  Zähne1)  der  kleineren  paläozoischen  Stegocephalen  stellen  glatte, 
schlanke  Kegel  mit  grosser  Pulpa  dar  (Fig.  1580)  und  sind  entweder 
direkt  oder  durch  eine  Cementbasis  mit  den  zahntragenden  Knochen 
verwachsen.  Sehr  häufig  sind  die  untere  Hälfte  oder  zwei  Drittel  der 
Aussenseite  der  I^änge  nach  gefurcht  oder  gestreift,  und  in  diesem  Falle 
zeigt  die  Dentinsubstanz  bis  zur  gleichen  Höhe  eine  von  der  Pulpa  aus- 
gehende radiale  Faltung  (Fig.  1581).  Von  den  radialen  Pulpaausstülp- 
ungen,  welche  diese  Falten  bilden,  strahlen  dichtgedrängte  Dentinröhrchen 


o  von  nu**<n,   b  unter*»  HaiAo  ^  1M-> 

^ÄÄ^S     Querschnitt  du^e^ 

nach  den  Seiten  und  nach  der  Peripherie  aus.  Die  Ausbuchtungen 
der  Pulpa  können  sich  bei  den  complicirter  gebauten  Zähnen  noch 
verzweigen  und  die  secundären  Aeste  wieder  laterale  Ausstülpungen 
aussenden;  gleichzeitig  dringen  alsdann  zwischen  die  radialen  Dentin- 
bündel von  aussen  dünne  Streifen  von  Cementsubstauz,  welche  die  Ober- 
fläche des  Zahnes  bedeckt,  in  das  Innere  ein  und  machen  dabei  welüge  oder 
mäandrische  Biegungen.  Dadurch  entsteht  jene  überaus  charakteristische 
Labyrinthstruktur,  welche  vorzugsweise  bei  den  geologisch  jüngeren 
und  grösseren  Vertretern  der  Stegocephalen  vorkommt  (Fig.  1582).  Da 
die  Ausstülpungen  der  Pulpa  nur  so  weit  reichen,  als  Ausserlich  die 
Furchung  oder  Streifung  vorhanden  ist,  so  wird  die  Struktur  der 
Zähne  nach  oben  immer  einfacher,  und  die  eigentliche,  mit  Schmelz 


V)  i'redner,  Herrn.,  Zur  Histologie  der  Faltenzahne  palaeozoiseher  Stegocephalen 
Abhandl  k  saehH  Ges.  Wissenseh  inath.-phys  Cl.  18y3.    B«l.  XX. 


Digitized  by  Google 


Stegocephali. 


013 


[Fig. 


bedeckte  Krone  zeigt  nur  noch  eine  enge  einfache  Pulpa,  von  welcher 
radiale  Dentinröhrchen  nach  aussen  ausstrahlen. 

Die  Zähne  sind  entweder  auf  den  Knochen  unmittelbar  auf- 
gewachsen (acrodont),  oder  es  bildet  sich  um  ihre  Basis  ein  erhöhter 
Knochenrand,  so  dass  sie  in  seichten  Alveolen  zu  stehen  scheinen, 
oder  sie  sind  auf  der  Innenseite  des  erhöhten  Kieferrandes  angewachsen 
(pleurodont)  und  ragen  nur  mit  ihrer  oberen  Hälfte  oder  sogar  nur  mit 
ihrer  Spitze  über  den  Kiefer  vor. 

Der  Brustgürtel 
1583)  besitzt 
bei  den  Stegocephalen 
einen  höchst  charak- 
teristischen, von  dem 
der  übrigen  Amphibien 
erheblich  abweichen- 
den Bau.  Die  auf- 
fallendsten ,  grössten 
und  meist  auch  best 
erhaltenen  Knochen 
liegen  auf  der  Bauch- 
seite und  bilden  unter 
der  Kehle  einen  aus 
drei  Platten  zusammen- 


KIk.  1583. 

A  SchulterRürtel  von  ßranchio$aurus.    B  Schulterjrörtel  von 
Mdancrpeton.  (Nach  Credner.)  iel  Mittelplatte  (Intfrclavioula, 
Kntosternum),   cl  Scitenplatte,   co  CoracoUl  (Clavicula  auet  ). 
tc  Schultert.lHtt  (scapula). 


gesetzten,  meist  noch  in  der  Haut  gelegenen,  äusserlich  sichtbaren  und 
in  der  Regel  wie  die  iSchädelknochen  mit  starken  Sculpturen  bedeckten 
Kehlbrustpanzer.  Die  Mittelplatte  (Interclavicula ,  Entosternum) 
unterscheidet  sich  bei  den  verschiedenen  Gattungen  sehr  erheblich 
nach  Grösso  und  Form;  am  häufigsten  ist  sie  von  rhombischer,  zu- 
weilen auch  von  quer  ovaler  Gestalt  oder  verlängert  sich  hinten  in 
einen  stielförmigen  Fortsatz. 

Dicht  neben  dem  vorderen  Theil  der  Mittelplatte  liegen  die  beiden 
Seitenplatten,  welche  dem  Schlüsselbein  (Clavicula)  der  übrigen  Am- 
phibien entsprechen.  Sie  laufen  hinten  in  einen  aufwärts  gebogenen 
Stiel  aus  und  erweitern  sich  vorne  zu  einem  dreieckigeu,  aussen  häutig 
mit  Skulpturen  versehenen  Knochen.  Dieselben  können  aber  auch  glatt 
und  von  der  Haut  bedeckt  sein.  Eine  scheibenförmige,  an  einem  Ende 
bogenförmig  abgerundete,  am  anderen  Ende  abgestutzte  oder  auch 
ausgeschnittene  Knochcnplatte  wird  als  Coracoid  gedeutet  und  ein 
dünner,  spangen-  oder  löffei  förmiger,  an  einem  Ende  etwas  verbreiterter 
Knochen  entspricht  dem  Schulterblatt  der  übrigen  Amphibien. 

Die  Knochen  der  eigentlichen  Vordere  xtreuii  täten  stimmen, 
soweit  bekannt,  in  Form,  Zahl  und  Anordnung  ziemlich  genau  mit  den 
jetzt  lebenden  Urodelen  überein.  Der  Oberarm  besitzt  nur  ausnahms- 
weise Gelenkköpfe,  sondern  bleibt  in  der  Regel  an  den  Enden  knorpelig. 
Die  beiden  Vorderfussknochen  (Ulna  und  Radius)  sind  stets  getrennt, 
einfach,  ohne  Gelenk  flächen ,  mehr  oder  weniger  verlängert.  Vom 
Carpus  (Handwurzel)  ist  nur  wenig  bekannt;  bei  vielen  paläozoischen 
Gattungen  scheint  er  knorpelige  Elemente  enthalten  zu  haben,  bei 
andern  ist  er  verknöchert.  Die  Metacarpalia  und  Zelumglieder  sind 
längliche  Knöchelcheu. 


Digitized  by  Google 


614 


Vertebrata.  Amphibia. 


Der  Beckengürtel  (Fig.  1584)  ist  kräftig  entwickelt,  jedoch  selten 
so  günstig  erhalten,  dass  alle  Theile  deutlich  nach  Lage  und  Form 
erkannt  werden  können.  An  die  Sacralrippe  heftet  sich  jederseits  ein 
stämmiges,  kurzes,  proximal  und  distal  etwas  verbreitertes  Hüftbein 
oder  Darmbein  (Ileum)  an.  Sitzbein  (Ischium)  und  Schambein  (os 
pubis)  verbinden  sich  zuweilen  zu  einem  einzigen  grossen  Knochen 
(Ischio-Pubis),  oder  bleiben  getrennt.  Die  grossen  Sitzbeine  stossen  in 
der  Mittelebene  in  einer  Symphyse  zusammen.  Die  kleineren  Scham- 
beine bleiben  bei  paläozoischen  Formen  zuweilen  knorpelig. 

Die  Hinterfüsse 
übertreffen  die  Vor- 
derfüsse  fast  immer 
etwas  an  Länge. 
Der  Oberschenkel 
ist  ein  kräftiger , 
schlanker  Knochen 
ohne  verknöcherten 
Gelenkkopf,  da- 
gegen distal  häufig 
mit  wohl  ausge- 
bildeten Condylen. 
Tibia  und  Fibula 
sind  getrennt  und 
gleichen  den  homo- 
logen Vorderarm- 
knochen. Der  Tar- 
sus ist  knorpelig 
oder  mit  zwei  Reihen 

Becken  von  MaslodontawnuoiganttusJaeg.  (Nach Eb.Fraas.)  //Darmbein.    Tr„-t~uÄl 

Itch  Sitxbein.   Pu  8chambeln.   At  Planne  (Acmbulum;  für  das  Kemur.   VOn  KnÖChelChen 

versehen.  Die  Meta- 

tarsalia  und  Phalangen  sind  wenig  verschieden  von  denen  des  Vorder- 
fusses;  von  den  fünf  Zehen  ist  bald  die  zweite,  bald  die  dritte  am 
längsten. 

Lebensweise.  Aus  dem  Vorkommen  der  Stegocephalen  in  den 
Ablagerungen  der  produktiven  Steinkohlenformation,  des  Rothliegenden, 
Buntsandsteins  und  Keupers  ergibt  sich,  dass  diese  theils  kleinen,  theils 
mittelgrossen,  theils  riesenhaften  Lurche  entweder  in  süssen  Gewässern 
oder  auf  dem  Festlande  gelebt  haben.  Die  kleineren  Formen  scheinen 
sich  vielfach  in  hohlen  Baumstämmen  eingenistet  zu  haben,  wenig- 
stens kommen  in  Neuschottland  ihre  Ueberreste  vorzugsweise  in  Sigil- 
larien-  und  Lepidodendron-Stämmen  vor.  Die  grösseren  Stegocephalen 
waren  Raubthiere,  welche  sich  vermuthlich  von  kleineren  Amphibien, 
Fischen  und  Crustaceen  nährten. 

1.  Unterordnung.  Phyllospondy Ii  (Credner).  Blattwirbler. 

Chorda  ventral  von  zwei  dünnen  Knochenblättchen  bedeckt,  nicht  eingeschnürt. 
Wirbel  tonnenjörmig.  Obere  Bogen  verknöchert.  Zähne  einfach,  mit  grosser 
Pulpa.    Carbou  und  Perm. 


Flg.  1584. 


Digitized  by  Google 


Stegocephali.    Phyllospondyli.  Branchiosauridae. 


615 


1.  Familie.   Branchiosauridae  Fritach. 

Salamanderähnliche,  kurzgeschwänzte  Lurche,  mit  breitem,  stumpfem  Schädel. 
Hinterhaupt  nicht  verknöchert.  Carpus  und  Tarsus  knorpelig.  Schwanz  kurz 
und  breit.  Hippen  kurz,  gerade,  mit  einfachem,  verdicktem,  proximalem  Ende. 
Keine  verknöcherten  Schambeine  vorhanden.  Bauchschuppen  dünn, .  schmal  und 
zugespitzt,  in  Reihen  angeordnet. 

Branchiosaurus  Fritech  (Protriton,  Pleuronura  Gaudry)  (Fig.  1585.  1586 
und  1579. 1580  u.  1583).  Körper  15—120  mm  lang,  kurz  geschwänzt.  Schädel 
fast  ebenso  breit  als  lang,  vorn  stumpf  abgerundet,  hinten  gerade  abgestutzt. 
Neben  den  seitlichen  Hinterhauptsschildern  (Epiotica)  ein  seichter  Ohrausschnitt. 
Kopfknochen  dünn,  radial  gestreift  und  mit  Grübchen  bedeckt.  Augenhöhlen 
sehr  gross,  rundlich-oval,  mit  einem  aus  ca.  30  Plättchen  zusammengesetzten 
Scleroticaring  und  einem  aus  kleinen  Plättchen  bestehenden  Augenlidpflaster. 
Schädelbasis  (Fig.  1579)  hauptsächlich  vom  langgestielten  Parasphenoid  ge- 
bildet, an  dessen  hintere  grosse  schildförmige  Platte  sich  jederseite  ein  in  drei 
schlanke  Arme  vergabeltes  Flügelbein  anschliesst.   Pflugschaarbeine  paarig, 

A  B 


Kig.  1585.  unsicher  bekannt.  Zwischen- 

Branchioiaurtu  amblyttomut  Omlner.    Kothl legende».  kiefer,    Oberkiefer   Und  Ullter- 

Nlederhanslh'h  bei  Dresden.  i  •  #      /cv      1  c ur\\  • 

A  Skelet  eine»  ausgewachsenen  Individuums  (nat  Gr.).  Kieler  (*lg.  I5ö0)  mit  16  einer 

H  Restauration  einer  Larve  mit  KletnenboRen.  Reihe  dichtstehender,  Schlanker, 

(Naehcredner.)  spitzconischer  Z  ä  h  n  e  besetzt, 

deren  dünne,  ungefaltete  Zahnsubstanz  eine  grosse  Pulpa  umschliesst. 
Interclavicula  abgerundet  vierseitig,  gekrümmt.  Darmbeine  stark;  Sitzbeine 
dünn,  dreiseitig;  Schambeine  nicht  verknöchert.  Carpus  und  Tarsus  nicht 
ossificirt;  Hände  mit  vier,  Füsse  mit  fünf  Zehen. 

Die  ganze  Bauchfläche  des  Rumpfs,  sowie  die  Unterseite  von  Schwanz 
und  Extremitäten  waren  mit  Reihen  dachziegelartig  sich  deckender  Sehuppen 
von  quer  ovaler  Gestalt  bedeekt  (Fig.1571  a).  Dieselben  sind  in  fünf  Systemen  an- 
geordnet :  die  auf  der  Kehle  bilden  horizontale  Querreihen,  die  auf  der  Brust 
schiefe,  nach  hinten  convergirende  und  in  der  Mitte  zusammenstossende 
Reihen ;  die  Bauchsehuppen  dagegen  bestehen  aus  parallelen,  schräg  nach  vorn 
gerichteten  und  in  der  Mitte  winklig  sich  vereinigenden  Fluren;  Schwanz 
und  Extremitäten  werden  von  schwach  gebogenen  Querreihen  bedeckt.  Die 
Larven  von  Branchiosaurus  besassen  knorpelige,  mit  Zähnchen  besetzte 
Kiemenbögen. 


Digitized  by  Google 


6H) 


Vertebrata.  Aiuphibia. 


Neben  Archegosaurus  ist  Branchiosaurus  die  häufigste  und  bestbekannte 
paläozoische  Amphibiengattung.  Sie  findet  sich  häufig  im  grauen ,  dünn- 
plattigen  Kalkstein  des  mittleren  Rothliegenden  von  Niederhässlich  im  Plauen- 
sehen  Grund  unfern  Dresden.  Die  Knochen  der  kleinen  Skelete  heben  sich 
durch  ihre  weisse  Farbe  scharf  von  dem  grauen  Gesteine  ab.  Credner  konnte 
seinen  sorgfältigen  Untersuchungen  über  die  Anatomie  und  Entwickelung 
dieser  Art  mehr  als  1000  Exemplare  zu  Grunde  legen.  Verschiedene  Arten 
auch  in  der  Gaekohle  von  Nyfan  in  Böhmen,  im  Rothliegenden  von  Braunau 
und  Kunova  (Böhmen),  im  Brandschiefer  von  Oberhof  und  Friedrichsroda 
(Thüringen). 

Pelosaurus  Credner  (Fig.  1571  d).  18 — 20  cm  lang.  Kopf  sehr  gross,  vor 
der  Augenhöhle  ein  Lacrimale  vorhanden.  Im  Rothliegenden  von  Nieder- 
häs8lich  bei  Dresden.    P.  latieeps  Credn. 

Melanerpeton  Fritsch  (Fig.  1578).  25— 130  mm  lang.  Schädeldach 
ähnlich  Branchiosaurus,  jedoch  der  hintere  Theil  desselben  stark  hinter  die 
rlügelartig  ausgeschweiften  Supratemporalia  zurückspringend  und  zwischen 
diesem  und  dem  Parietale  je  zwei  hinter  einander  liegende  Platten  (Sg  und  x) 
eingeschaltet.  Interclavicula  hinten  in  einen  stielförmigen  Fortsatz  aus- 
laufend (vgl.  Fig.  1583  b).  Ein  eigentlicher  Bauchpanzer  nieht  bekannt, 
dagegen  zuweilen  winzige  chagrinartige  Kalkpünktcnen  in  grosser  Menge 
vorhanden.  An  jugendlichen  Exemplaren  wurden  Kiemenbögen  beobachtet. 
Im  Rothliegenden  von  Braunau  (Böhmen),  Niederhässlich  (Sachsen)  und  Lhotka 
in  Mähren. 

Datosonia  Fritsch.  Sämmtliche  obere  Mundknochen  mit  Zähnen  besetzt. 
Rothliegendes.  Böhmen. 

Amphibamus  Cope,  Pelion  Wyman.  Steinkohlenformation.  Lin- 
ton.  Ohio. 

2.  Unterordnung.    Lepospondyli  (Zitt).    Hülsen wirbler. 

Wirbelkörper  aus  einheitlichen,  sanduhrähnlichen  Knochenhülsen  bestehend, 
welche  Reste  der  Chorda  umschliessen.  Zähne  ein/ach,  mit  grosser  Pulpa.  Car- 
bon und  Perm. 

1.  Familie.    Microsauridae.  Dawson. 

Salamanderähnliche,  meist  lang  geschwänzte  Stegocephalen.  Vorder  Extremi- 
täten schtväcJier  als  die  hinteren.  Corpus  und  Tarsus  verknöchert  oder  knorpelig. 
Rippen  dünn,  gebogen,  meist  zweiköpfig.  Schambeine  verknöchert.  Bauch  (selten 
auch  Rücken)  mit  ovalen,  rundlichen,  oblongen  oder  schmal  spindelförmigen 
Schuppen  bedeckt. 

a      b        H  y  lonomus  Dawson  (Hyloplesion  Fritsch)  (Fig.  1587). 
~*p    O  Schädelknochen    glatt,   fein   gestreift    oder    mit  Grübchen 
t  h     "y    \  bedeckt.     Augenhöhlen   gross ,    mit   Scleroticaring.  Tarsus 
t>..)i£/z     I1  verknöchert.    Nach  Fritsch  war  der  ganze  Körper  mit  dach- 
L*)      ]i  ziegelartig  sieh  deckenden,  ovalen  Schuppen  gepanzert,  von 
ij  denen  die  des  Rückens  grösser  sind ,  als  die  des  Bauches. 
"    Carbon  von  Neu-Schottland,  Gaskohle  von  Nyfan  (Böhmen) 
Fi*  1587°     und  Rothliegendes  von  Niederhässlich. 
a  Wirbel  »nd  6         Hylerpeton  Owen,  Brachydectes  Cope  und  Amblyodon 
^Sm^lytii?  Dawson  aus  dein  Carbon  von  Nordamerika  sind  ungenügend 
i»»u-Non.    «  ,ir-  bekannt. 

SischSSd"'  Seele ya  Fritsch.  Sehr  kleine,  23  mm  lange,  eidechsen- 
ähnliche Larven.  Schädel  vorne  abgerundet.  Zähne  im  Zwischen- 
kiefer viel  grösser,  als  im  Oberkiefer,  glatt,  mit  großer,  ungefalteter  Pulpa- 
höhle.  Alle  Gaumenknochen  stark  bezahnt.  Parasphenoid  mit  langem, 
schmalem  Stiel  und  viereckiger  Scheibe.    Kiemenbögen  vorhanden. 


Digitized  by  Google 


Stefcocephali    Lepospondvli.  Microaauridae. 


617 


Ganzer  Körper  beschuppt,  Schuppen  länglich  oval  mit  welligen,  dichotomen 
Verzierungen.  Sehr  selten  in  der  (iaakohle  von  Nyfan,  Böhmen.  S.  pusilla  Fr. 

Ricnodon,  Orthocosta.  Microbrackis.  Limner peton  Fritsch.  Gas- 
kohle von  Nyfan,  Böhmen. 

Tud  itanus,  t  Cocytinus,  Colosteus,  Leptophractus,  Pleuroptyx 
Cope.    Carbon.   Linton.  Ohio. 


Fi*.  K»H8. 

Lepterptton  DobbHi  Huxley.  Steinkohlen- 
forrnntion.    Kilkenny,  Irland.    */4  uat.  Gr. 
(Nach  lluxlvy.) 

Flg.  1589. 

LeptervetOfi    Hlixlev    (FlZ      Keraterprton  cratsum  Frit*<-h.    (iiiükiiblp.  Nybwi. 
rr-  -i     \  -l<J    V  Xat  lir.    Kestaurirt.    (N»ch  Fritsch.) 

1588).  Korper  eidecnsenartig,  lang- 
geschwänzt,  Schädel  länglich  dreieckig,  Schnauze  verschmälert,  Augenhöhlen 
in  der  Mitte  der  Schädellänge.  Carpus  und  Tarsus  nicht  verknöchert.  Hinter- 
füsse  etwas  stärker,  als  die  vorderen,  fünfzehig.    Bauchschuppen  länglich 
rhomboidiseh.    Steinkohlenformation.    Kilkenny,  Irland. 

K  erat  er  peton  Huxley  (Scincosaurus  Fritsch)  (Fig.  1689).  Körper 
salamanderähnlich,  mit  sehr  langem  Schwanz.  Schädel  breit,  niedrig,  vorn  ge- 
rundet, am  Hinterrand  mit  langen,  nach  hinten  gerichteten,  beweglich  ein- 
gelenkten Hörnern.  Steinkohlenformation  von  Kilkenny  (Irland),  Linton 
(Ohio)  und  Gaskohle  von  Nyfan  (Böhmen). 


öl  8  Vertebrata.  Amphibia. 


Urocordylus  Huxley  u.  Wright  (Oestocephalus,  Ptyonius  Cope)  (Fig.  1590). 
Körper  gestreckt,  bis  50  em  lang,  mit  sehr  langem  Schwanz;  Vorder- 
extremitäten etwas  kürzer,  als  Hinterfüsse,  beide  fünfzehig.  Schädel  flach  drei- 
eckig, hinten  fast  gerade 


abgestutzt.  Augenhöh- 
len ziemlich  weit  vorn. 
Schwanz  fast  doppelt  so 
lang  als  der  ganze  Kör- 
per. Schwanzwirbel  (ca. 
80)  mit  sehr  hohen, 
fächerförmig  verbreiter- 
ten und  gekerbten  oberen 
und  unteren  Dornfort- 
sätzen. Bauchpanzer  aus 
ca.  100  Reihen  in  der 
Mitte  winklig  zusammen- 
stossender  Schuppen  von 
länglich  elliptischer,  ha- 
ferkorn-  oder  spindel- 
förmiger Gestalt  gebildet. 


Flg.  1590. 
Uracordylu»  Wandctfordil 
Huxley.  Steinkohlcnfonnation. 
Kilkenny,  Irland. 
Schwanz wirbel.    Nut.  Gr. 
(Nach  II  uxley.) 


(lud 


Fte  1591 

Unterseite  den  Schädels  von 
Acanthottoma  vorax.   ltcstaurlrt  in 

nut  Gr.    (Nai-Ii  f'rcdupr.) 
A  Augenhöhle,  If  Inneres  Nasen- 
loch, J'mz  Fraemaxilla,  Mx  Ober- 
kiefer, QuJ  Quadrate  Jugale,  PSph 

Farasphenoid.  I*t  Fterygoid. 


Steinkohlenformation  von  Kilkenny,  Irland  und  Gaskohle  von  Nyfan,  Böhmen 
(Z7.  scalaris  Fr.). 

Acanthostoma  Crcdner  (Fig.  1591).  Schädel  25 — 35  mm  lang,  spitz 
parabolisch,  die  Knochen  grubig  verziert.  Augenhöhlen  klein,  ziemlich  rund, 
in  der  hinteren  Schädelhälfte  gelegen,  mit  Scleroticaring.  Kiefer,  Parasphenoid, 
Ptervgoid  und  Vomero-Palatina  dicht  bezahnt.  Rothliegendes.  Niederhässlich 
bei  Dresden. 

."5.  Familie.    Aistopodidae.  Miall. 

Körper  sehr  lang,  schlangen- 
artig, ohne  Extremitäten  und  Brust- 
gürtel. Wirbel  hülsenjörmig ,  am- 
phicöl.  Zähne  glatt,  ein/ach,  mit 
grosser  Pulpa.  Rippen  dünn,  gräten- 
artig. 

Do  lieh oso  ma  Huxlev  (1  Phlege- 
thontia,  t  Molgophvs  Cope)  (Fig.  1592). 
Schädel  schmal,  dreieckig,  mit  zu- 
gespitzter Schnauze;  die  Kopf- 
knochen glatt.  Scheitel-,  Stirn- 
und  Nasenbeine  mit  einander  ver- 
schmolzen. Zwischenkiefer  sehr 
schmaL  Wirbel  (ca.  150)  amphicöl, 
mit  kaum  angedeuteten  Dornfort- 
sätzen. Rippen  zuerst  winklig  ge- 
bogen, dann  gerade,  dünn  zu- 
gespitzt. Bauchpanzer  scheint  zu 
fehlen.  Steinkohlenformation'  von  Kilkenny, 
Irland  und  Gaskohle  von  Nvfan,  Böhmen. 

Ophidarpeton  Huxley  (Fig.  1593). 
Schädel  unvollständig  bekannt,  kürzer  und 
stumpfer  als  hei  Dolichosoma.  Rippen  dünn, 
grätenartig,  mit  dorsalen  und  ventralen  Fortsätzen.  Bauchschuppen  hafer- 
komförinig,  schmal,  lang,  vorn,  und  hinten  zugespitzt;  Rüekenschuppen 
ähnlich  Chagrinkörncrn.  0.  Brownriygi  Huxley  aus  kilkennv  in  Irland  wird 
40 — Gü  cm  lang.    Fünf  kleinere  Arten  in  der  Ga^kohle  von  Nyfan,  Böhmen. 


Fi*.  1593. 
Ophidtrpeton 
granulotum 

Prftacb.  Rippe 
In  Mchtfacher 
Veifrr.  Gaskohle 
Nyfan,  Böhmen, 
a  dorsaler,  v 
vi-iit  raier  Fort- 
satz. (Nach 
Frltseh.) 


Fl«  159*2. 
Kopf  von  ItoHrhitiomn  Inngittimum 
Frltseh.    Gaskuhle.    Nyfan,  Böhmen 
K'  staurirt  in  dreifacher  Vergr. 


Digitized  by  Google 


Stegocephali.  Temnospondyli 


619 


3.  Unterordnung.  Temnospondyli  (Zitt).  Kranz-  oder  Schnittw  irbier. 

Wirbelkörper  aus  mehreren  getrennten  Knochenstücken  bestehend,  meist  rachi- 
tom,  selten  embolomer.  Hinterhaupt  knorpelig  oder  verknöchert.  Carpus  und 
Tarsus  verknöchert.  Zahnsubstanz  radial  gefaltet.  Carbon.  Perm  und  untere  Trias. 


Ki(T.  1595. 
Arctiegotauru»  Dtcheni  H.  v.  Mojror. 

SeliiWlel  eine»  ausgewachsenen 
Exemplar*.  Imbach  b.  Saarbrücken 

Vt  nat  <ir. 
Pmx  Praemaxllla,  Mx  Oberkiefer, 
La  Uerimale,  Prf  Praefronule, 
IfJ  Postfrontale ,  Por  Postnrbitale. 
St  Suprateinporale,  Sq  SquamoMitn. 
Pa  Scheitelbein ,  QuJ  Quadrato- 
JUKale,  SO  Supraoeoipitale,  Ep  *o- 
Benannte*  Kpioticum. 

Ärchegosaurus  H. 
v.  Mever  (Fig.  1594.  1595. 
1574  u.  1581).  Körner  bis 
1,5  m  lang.  Schädel  in 
der  Jugend  stumpf,  drei- 

Arehtffotaunu  Deeheni  H.  v.  Meyer  au«  dem  Kotblletremlen  von    GCkig ,    Wenig    länger  als 
Lebach  bei  Saarbrüeken.   Juncea  Kxetnplar  mit  Kiemeuböi?en  in    breit    im  Alter  Stark  Ver- 
ität. Gr.    (Nach  H.  v.  Meyer.)  ,..       '  t*        i  1 

Jangert,    mit  schmaler, 

vorn  abgerundeter  Schnauze.  Die  Kopfknochen  mit  von  Ossificationsstellen 
ausstrahlenden  Leisten  und  unregelmässigen  Grul>en  verziert.  Augenhöhlen 
in  der  hinteren  Hälfte,  an  jungen  Individuen  in  der  Mitte  der  Sehädellänge; 
Scleroticaring  aus  20—23  Plättchen  bestehend.  Nasenlöcher  länglich.  Die 
Augenhöhlen  hinten  vom  dreieckigen  Postorbitale  begrenzt.  Zwischen  Ober- 
kiefer und  Vorderstirnbein  ein  langes,  schmales  Lacriniale.  Supratemporalia  (St) 
gross.  Hinterhaupt  nicht  verknöchert.  Vomer  zahnlos.  Kieferzähne  bis  zur 
halben  Höhe  mit  tiefen  Furchen,  mit  einfachen,  radialen  Einstülpungen  der 


Digitized  by  Google 


620 


Vertebrata  Amphibia. 


Zahnsubstanz  (Fig.  1581).  Jugendliche  Individuen  besitzen  Kiemenbögen  mit 
Zähnchen.  In  der  Schwanzregion  heften  sich  starke  untere  Bögen  an  die 
Hypocentra  an,  und  zwischen  die  Hypocentren  schalten  sich  zwei  weitere 
keilförmige  Plättchen  ein  (Fig.  1575  c.  plä). 

Die  rhomboidische  mittlere  Kehlbrustplatte  ist  halb  so  lang,  als  der 
Schädel,  aussen  mit  radiären  Sculpturen  bedeckt,  die  seitlichen  Platten  drei- 
eckig, vorn  zugespitzt,  hinten  breit,  mit  kurzem  Stiel.  Praecoracoid.  Vorder- 
füsse  vierzchig ,  schwächer  als  die  fünfzehigen  Hinter  füsse.  Bauchpanzer 
aus  schmalen  und  langen  gekielten,  an  einem  Ende  zugespitzten  Schuppen 
gebildet,  welche  dachziegelartig  übereinander  liegen  (Fig.  1571  e). 

H.  v.  Meyer  veröffent- 
lichte 1858  eine  grosse  Mono- 
graphie, worin  nicht  weniger 
als  271  Exemplare  aus  dem 
unteren  Rothliegenden  von 
Lebach  bei  Saarbrücken 
untersucht  und  103  Exem- 
plare abgebildet  wurden.  Die 
Skelete,  denen  in  der  Regel 
der  Schwanz  fehlt,  liegen 
in  Sphärosideritknollen.  A. 
Decheni  v.  Meyer. 

Sparagmites  Fritsch, 
Discosaurus  Credner  (Fig. 
1571, 9).  Rothliegendes  von 
Niederhässlieh  und  Böhmen. 

Chelidosaurus  Fritsch. 
Wie  Archegosaurus ,  aber 
Schädel  breiter  und  kürzer; 
Lacrimale  fehlt.  Im  Roth- 
liegenden  von  Böhmen.  Ch. 
Vranyi  Fritsch. 

Actinodon  Gaudry 
(Fig.  1590).   Vomer  mit  je 
einem   grossen   Zahn  und 
zahlreichen  Körnelzähnen. 
Rothliegendes  von  Autun. 

Gaskohle.  Nyfan.  Böhmen. 
Sclerocephalus  Goldf.  [Onchiodon  Gein. ,  Weissia  Branco).  Körper 
über  1  m  lang,  Schädel  vorne  gerundet,  die  Augenhöhlen  im  hinteren 
Dritttheil,  die  Nasenlöcher  sehr  weit  vorne  gelegen.  Kopfknochen  aussen 
rauh  sculptirt.  Gaumenbeine  mit  winzigen,  Kiefer  mit  starken,  conischen, 
aussen  gefurchten  Zähnen  besetzt.  Pentinsubstanz  tief  gefaltet.  Wirbelsäule 
rhachitom.  Coraeoid  breit,  mit  bogenförmigem  Innenrand,  Scapula  lang, 
Schmal,  zugespitzt,  CarpUB  und  Tarsus  verknöcbert.  Baucbschuppen  hafer- 
kornfürmig.    Rothliegendes  von  Kusel  (Pfalz)  und  Niederhässlieh  (Sachsen). 

Melosaurus,  Chalcosan  ru  s  Meyer,  Zygosaurus  Eiehw. ,  Platyops 
Trautseh.    Perm.  Russland. 

Dendrerpeton  Owen.  Steinkohlenformation.  Neu  -  Schottland  und 
Böhmen. 

Trimerorh  achis,  Zatrachis,  Acheloma,  A  ni *o  dexis  Cope.  Perm. 
Texas  und  Neu-Mexieo. 

Eryops  Cope  (Rhaclrifomus,  Epicordjdus,  l'arioxys  Cope  (Fig.  1597). 
Grösste  bis  jetzt  in  Nordamerika  nachgewiesene  Stcgoecphalen  -  Gattung. 
Schädel  40— CO  cm  lang  und  hinten  .*$()— 40  cm  breit,  länglich  dreieckig,  mit 
etwas  verschmälerter,  abgerundeter  Schnauze.    Augenhöhlen  rund,  ziemlich 


Fiir.  1596 

Aetino<1on  Fro**ar<li  (iau.lry     Rotlilleflendw  von  IfOM  lw\ 
Antun    Schn.lH  von  unten  p'whcti  mit  Unterkiefer, 
imt.  Gr.   (Nach  OeudryO 

Gaumenbeine  bezahnt.    Wirbel  rhachitom. 
Gaudryia,  Cochleosaurns  Fritsch 


Digitized  by  Google 


Stegocephali.  Temnospondyli. 


621 


klein,  in  der  hinteren  Hälfte  des  Schädels.  Nasenlöcher  gross,  durch  weiten 
Zwischenraum  von  einander  getrennt.  Schädelknochen  rauh;  Nähte  un- 
deutlich.   Zähne  zugespitzt,  verhältnissmässig  klein,  vorn  einige  grössere. 


Flu.  1.VJ7. 

Er;jap*  megacejihaltu  Cope.    iVrmlM-lic  Formation   Texas.    A  Sehfeld  von  der  Seite. 

B  Btüek  der  Wlrbelt-aule,   C  Schwnni.       nat.  Gr    (XaMi  Copc; 


nat.  Gr. 


Wirbel  rhachitom.  Schwanzwirbel  wenig  zahl- 
reich, die  letzten  zu  einem  dreieckigen,  hinten 
zugespitzten  Knochen  verschmolzen.  Perm  von 
Texas  und  Neu-Mexico. 

Cricotus  Cope.  Körper  3  m  lang,  gestreckt, 
mit  kurzen  stämmigen  Extremitäten.  Schädel 
verlängert  dreieckig.  Schnauze  verschmälert. 
Augenhöhlen  gross,  länglich  oval,  etwa  in  der 
halben  Länge  des  Schädels  gelegen.  Scheitelloeh 
rund.  Kopfknochen  schwach  sculptirt,  Schleim- 
canäle  vorhanden  Zähne  spitz,  von  ungleicher 
Grösse.  Wirbel  embolomer,  aus  zwei  getrennten, 
in  d»T  Mitte  durchbohrten  Scheiben  bestehend, 
wovon  nur  die  vordere  obere  Bögen  und  Rippen 
trägt.  Bauchschuppen  rhomboidisch.  Perm. 
Texas  und  Illinois.    C.  heterocliius  Cope. 

D  iplovertebron  Fritseh  (Fig.  1576).  Nur 
Fragmente  vom  Schädel  und  der  Wirbelsäule 
bekannt.    Gaskohle.    Nyfan.  Böhmen. 

Micropholis  Huxley  (Petrophryne  Owen) 
(Fig.  1598).    Nur  der  dache,  niedrige  Schädel 
erhalten;  Augenhöhlen  gross,  vor  der  Mitte, 
Nasenlöcher  weit  vorne.  Zwischen  den  Unterkiefern  kleine  Knochenschuppen. 
Tria.s  (Karoo-beds).  Süd-Afrika. 


Vis.  1WH 

MirrophoH*  |  l'ftmj>hr>mt)  granulata 
thron    Tria*.  Tafelberg,  Südafrika. 
SeluMel  «  von  oben,  b  von  der  Seitf. 
In  uat.  Gr.    (Naeh  Owen.) 


Diaitized  b 


622  Vertehrata.  Amphibia. 

Brachyops  Owen,  O  ondwan  osa  urus  Lydekker.  Trias  (Gondwana- 
Sehichten;.  Ostindien. 

Bothriceps  Huxley.  Schädel  dreieckig;  Kopfknochen  rauh  sculptirt. 
Nasenlöcher  weit  vorn.  Parietalia  ßehr  gross.  Zähne  spitzconisch,  aussen 
gefurcht    Trias.    Australien  und  {Südafrika. 

4.  Unterordnung.    Stereospondyli.    (Zitt.)  Vollwirbler. 

Wirbelkörper  aus  einer  vorn  und  hinten  etwas  ausgehöhlten,  im  Centrum  zu- 
weilen durchbohrten  Knochenscheibe  bestehend.  Hinterhaupt  verknöchert.  Dentin- 
substanz der  Zähne  labyrinthisch  gejaltet.  Scldeimcanäle  zwisclien  den  Augenhöhlen 
und  den  Nasenlöchern  eine  Lyra  bildend.    Carbon  bis  Trias. 

1.  Familie.    Gastrolepidotidae.  Bauchschupper. 

Bauch  mit  knöchernen  Schuppen  von  länglicher  Form  bedeckt.  Radiale  Aus- 
buchtungen der  Zahnpulpa  nur  mässig  verzweigt.    Carbon.  Perm. 

NeuSchottland. 

Anthracosaurus  Huxley.  Schädel 
breit  dreieckig,  0,36  m  lang.  Kopfknochen 
grubig  verziert.  Augenhöhlen  gross,  drei- 
eckig, vorne  breit,  hinten  verschmälert. 
Kieferzähne  aussen  gefurcht,  ziemlich  gleich 
gross.  Vomer  zahnlos.  Gaumenbeine  vorne 
mit  grossem  Fangzahn,  dahinter  eine  Reihe 
kleinerer  Zähne.  Hautschuppen  aussen 
convex,  an  einem  Ende  zugespitzt.  Stein 
kohlenformation.  Northumberland.  A. 
Russeli  Huxley. 

Loxomma  Huxley  (Fig.  1599  u.  1577). 
Wie  Anthracosaurus,  aber  Augenhöhlen  vorn 
schmal,  hinten  breit.   Kieferzähne  ungleich 
gross.     Steinkohlenformation    von  North 
umberland  und  Böhmen. 

Eosaurus  Marsh.  Nur  amphicöle  Wirbel  bekannt.  Steinkohlenformation. 
Neu-Sehottland. 

2.  Familie.  Labyrinthodontidae.   Labyrinthzähner  (Euglypta  Miall). 

Bauchschuppen  und  Sclerotica-Ring  fehlen.  Kehlbrustplatten  gross,  rauh 
sculptirt.  Labyrinthstruktur  der  Zähne  vollkommen.  Auf  dem  Gaumen,  Vomer 
und  in  der  Symphyse  des  Unterkiefers  vereinzelte  gewaltige  FangzäJme.  Trias. 

Trematosaurus  Braun  (Fig.  1600).  Kopf  länglich  dreieckig,  ca.  24  cm 
lang.  Augenhöhlen  in  der  vorderen  Hälfte.  Lyra  deutlich.  Zähne  auf 
•  Kiefern,  Gaumenbein  und  Vomer.  Innenrand  der  Choanenöffnungen  mit 
winzigen  Zähnchen  umgeben.  In  der  Symphyse  des  Unterkiefers  ein 
Paar  Fangzähne,  die  innen  von  einer  dritten  Reihe  kleiner  Zähnchen  umBtellt 
sind.  Interelavicula  lang  gestielt,  rhombisch.  Häufig  im  Buntsandstein  von 
Bernburg.    T.  Brauni  Burm. 

Metopias  v.  Mover  (Fig.  1601).  Kopf  gross,  breit  dreieckig.  Augen- 
höhlen im  vorderen  Drittheil,  elliptisch.  Nasenlöcher  gross.  Nasalia  kürzer, 
als  Frontal»  und  Parietalia.  Kehlbrustapparat  sehr  gross.  Rippen  kräftig, 
distal  erweitert.    Keuper  (Schilfsandstein).  Würtemberg. 

Capitosaur us  Münst.  (Fig.  1602).  Kopf  länger  als  breit  (44  :  30  cm), 
vorne  verschmälert  und  abgerundet.  Augenhöhlen  klein,  in  der  hinteren 
Hälfte  gelegen.    Nasalia  ebenso  gross  oder  grösser,  als  Frontalia.  Neben 


Baphetes  Owen.  Carbon. 


fffff.  1688, 

Querschnitt  eines  Zahnes  von  Lnsommn 
Allmunni  Huxley  in  <ier  Nrthe  der  Basis. 
Sleinkohleiifunnation.  Nurthumberland. 
Verirr.      Nmh  Kinbleton  u.  Atthey.i 


Digitized  by  Google 


Labyrinthodontidae. 


623 


dem  Epioticum  ein  schmaler  Ohraussehnitt. 
Gaumenbeine  hinter  und  Vomer  vor  der 
ChoanenöfTnung  mit  1 — 2  gewaltigen  Fang- 
zähnen. Zwischen  Vomer  und  Zwischenkiefer 


Fig.  1600.  Sehädol  von  Tremntoiaunu  Brauni 
Bunnelater,  au*  dem  Buntxandstein  von 
Bernburff.  V«  nat.  Gr.  (Nach  Burmeister.)  f  j 


/SP 


Fr 


r\  Iii,11:  sn 


Sl 


V 


KiK.  1602. 

Sehädol  von  Capitotaum»  nasutui  U.  v.  Meyer. 
Buntsandsti-In.   BerntxirK,  von  oben. 

eine  quere  Oeffnung  zum  Durchtritt  der 
inneren  Fangzähne  des  Unterkiefers.  Keuper. 
Württemberg,  Franken,  Schlesien. 

Pmx 


Mu.T 


Fi«.  1601.  Milopia»  diagnottiev*  H.  v.  Meyer. 
Skeletlragtnont  von  der  Unterseite.  Keuper- 
windetein  von  Hahnweiler  bei  Stuttgart 

mit  Gr.    (Nach  Eb.  Fraa*.) 


Fi«-  160:! 

Schädelbasis  von  Ct/clot<n>auru*  robtulu*  H.  v.  Meyer. 
Von  Kcuerbach  bei  Stuttgart,  von  unten. 

Cyclotosaurus  E.  Fraas  (Fig.  1003). 
Wie  Capitosaurus ,  aber  Ohrausschnitt 
hinten  geschlossen.  Keuper.  Württemberg. 


Digitized  by  Google 


624 


Vertebrata.  Amphibia. 


Mastodonsaurus  Jaeger  (Fig.  1604.  1605.  1582.  15*4).  Schädel  bis  1  m 
lang.  Augenhöhlen  sehr  gross,  mit  ihrem  Vorderrand  bis  in  die  Mitte  der 
Schädellänge  reichend.  Vor  den  Nasenlöchern  zwei  runde  Oeffnungen  zum 
Durchtritt  der  unteren  Fangzähne.  Interclavicula  rhombisch  und  wie  die 
dreieckigen  Clavicula  stark  sculptirt.  Sitzbeine  sehr  gross,  Schambeine  klein. 
Prachtvolle  Schädel  und  Skelettheile  im  Alaunschiefer  der  Lettenkohle  von 
Gaildorf  und  Oedendorf  in  Württemberg.  Ausserdem  im  Keuper  von  Warwick, 
England  und  vielleicht  im  Buntsandstein  des  Elsass  und  Schwarzwalds. 


Kl« 

Schldel  von  Maftodon*auru*  gignnitvt. 
(Nach  E.  Fraas)  A  Augenhöhle,  X  Nasen- 
ttlTuung ,  X  Durchbruchtf  ffhuiiK  clor  Fatie- 
i«hne  den  Unterkiefers,  Pmx  Zwisehen- 
kiefcr,  Mx  Oberkiefer,  Äa  Nasenbein,  La 
Thränenbch),  Pjr  Vorrtentirnbein,  Fr  Stirn- 
bein, 1'tFr  Hiutemtlrobeln,  Pa  Seheitelbeln, 
l'IO  pnstorbitale ,  Sq  SHitippenbein  i*itia- 
niosum).  HO  obere«  Hinterhauptsbein ,  Ep 
Rplottcum,  Ju  Jochbein,  y.i  Quadrat-Joch- 
bein, F.xo  seitliches  Hinterhauptsbein. 


Fi«.  1605. 
l'nterkiHer  von 
Capitötauru*  nanäti* 
H.  v.  Meyer. 
Von  Born  burn. 


Labyrinthodon  Owen.   Keuper.  England. 

Rhi/fidosteus  Owen.  Trias.  Oranje  Re- 
publik. 

Pachygonia,  Go  H  i ogltjptus  Huxley .  Trias. 
Ostindien. 


FI*'  K.0C 
Führten  von  Chirolherium 
Bartfii  Kuup.  Buntsandstein 
\<>n  Hosl.cn:  bei  Hildburg- 
hausen.    V»  nat.  Or. 
(Nach  R.  Owen.) 


Fuss  spuren  (Fährten)  von  Stegocephalen 
finden  sich  nicht  selten  in  der  Steinkohlen- 
formation von  Neu-Schottland,  Pennsylvanien  und  Kansas,  im  Rothliegenden 
von  Thüringen,  Böhmen  und  Sachsen;  im  Karoo- Sandstein  von  Südafrika 
und  namentlich  im  Buntsandstein  von  Thüringen  (Fig.  10O6)  und  Franken, 
sowie  im  Keuj »ersandstein  von  Thüringen  und  England.  Die  vertieften 
Fährten  befinden  sich  stets  auf  Schichtablösungsflächen ;  die  darüber  liegende 
Sandstein-  oder  Schiefcrschicht  enthält  auf  der  Unterseite  den  erhabenen 
Reliefabdruck  der  Fährten  und  meist  auch  ein  Netzwerk  unregelmässig  sich 


Digitized  by  Google 


Coeciliae.  Urodoln. 


625 


kreuzender,  leistenförmiger  Wülste,  die  offenbar  den  Ausfüllungen  von  Spalten 
entsprechen,  welche  sich  beim  Austrocknen  des  ursprünglich  feuchten  Bodens 
gebildet  hatten.  Die  Thiere,  von  denen  diese  in  Reihen  aufeinander  folgen- 
den Fährten  hinterlassen  wurden,  besassen  meist  fünfzehige,  seltener  vier- 
zehige  Extremitäten,  wovon  die  vorderen  stets  kleiner,  als  die  hinteren  sind. 

2.  Ordnung.    Ooeciliae  [Qymnvphiona).    Blind  wü  hier. 

Körner  wurmförmig,  mit  kleinen  Schuppen  bedeckt;  fuss- 
los und  schwanzlos.  Wirbel  amphieöl  mit  Chordaresten. 
Schädel  verknöchert  Kiefer  und  Gaumenbeine  mit  kleinen 
gekrümmten  Zähnchen.  Rippen  schwach  entwickelt.  Brust- 
und  Beckengürtel,  sowie  Extremitätenknochen  fehlen. 

Die  Blind wühler  bilden  eine  kleine,  auf  das  tropische  Südamerika 
beschränkte  Ordnung,  von  welcher  fossile  Vertreter  nicht  bekannt  sind. 

3.  Ordnung.    Urodela.    Sch  wan  z  Iure  he.1) 

Nackthäutige,  langgestreckte,  geschwänzte  Lurche  mit 
oder  ohne  äussere  Kiemen  und  mit  vier  kurzen  Extremi- 
täten. Schädeldach  ohne  Supraoccipitalia,  Postorbitalia  und 
Supratemporalia.  Wirbelkörper  meist  solid  verknöchert  Fo- 
ramen parietale  fehlt 

Die  Urodelen  unterscheiden  sich  von  den  Stegocephalen  haupt- 
sächlich durch  nackte  Haut,  durch  verknöcherte  (nur  selten  von  Chorda 
durchbohrte),  gestreckte,  amphicöle  oder  opisthoeöle  Wirbel  mit  schwach 
entwickelten  Quer-  und  Dornfortsätzen,  durch  kurze  Rippen  und  durch 
abweichenden  Bau  des  Schädels  und  des  Brustgülteis. 

Der  flache,  breite,  vorne  abgerundete  Schädel  besteht  auch  im 
ausgewachsenen  Zustande  noch  theil weise  aus  Knorpel,  ist  aber  durch 
Deckknochen  geschützt,  oder  aus  Knorpel knochen  zusammengesetzt 
Das  Schädeldach  wird  nur  von  Scheitel-,  Stirn-  und  Vorderstirnbeinen 
gebildet,  neben  denen  grosse  Schläfenöffnungen  und  Augenhöhlen 
liegen.  Nasenbeine  überdachen  die  knorpelige  Nasenkapsel,  können 
aber  auch  fehlen.  Die  Zwischenkiefer  und  Oberkiefer  bilden  den 
vorderen  und  seitlichen  Rand  des  Schädels,  doch  fehlen  die  letzteren 
zuweilen  ganz.  Am  Hinterhaupt  sind  nur  die  Occipitalia  lateralia  ver- 
knöchert, und  auch  die  Gehörkapsel  bleibt  knorpelig  oder  ist  theilweise 
in  ein  ungetheiltes  Knochenstück  umgewandelt  und  oben  durch  ein 
dünnes ,  quer  verlängertes  Squamosum  bedeckt.  Quadratojugalc  und 
Jochbein  fehlen,  das  Quadratuni  ist  klein  und  nur  am  Gelenkende 
verknöchert.  Auf  der  Unterseite  zeichnen  sich  das  Parasphenoid ,  die 
Pterygoidea  und  Vomera  durch  ansehnliche  Grösse  aus,  dagegen  ver- 
kümmern die  Gaumenbeine  häutig.  Zwischenkiefer,  Ober-  und  Unter- 
kiefer, sowie  Vomer  und  Gaumenbeine  sind  mit  kleinen,  spitzeonisehen, 
pleurodonten  Zähnen  besetzt  (Fig.  1607). 


')  Meyer,  H.  v..  Zur  Fauna  der  Vorwelt.    Fossile  Säugethiere,  Vogel  und 
Reptilien  aus  dem  Molaasemergel  von  Oeningen  1845.   S.  18 — 40.  —  Palaeonto- 
graphica  Bd.  II  p.  70,  VII  p  46—73  und  X  p  292.  —  Wiederskcim,  Hub.,  Salaman 
drina  perapicillata.    Versuch  einer  vergleichenden  Anatomie  der  Salamandrinen. 
Würzburg  1875.    8°.  —  Das  Kopfskelet  der  Urodelen.    Leipzig  1877. 

Zittel,  Orundxügo  der  l'alaeoutologlo.  40 


Digitized  by  Google 


626 


Vertebratn  Amphibia. 


Der  Schultergürte]  bleibt  zum  grössten  Theil  knorpelig.  Nur 
der  ventrale  Theil   der  Scapula,   sowie  die  proximalen  Enden  des 


von  Cryptobranchu*  iaponicu»  v.  d.  Hoeven.    i  von  oben,  B  von  unten.  C 
Pmx  Zwischenlriefer,  Mx  Oberkiefer,  Na  Nasenbein.  Prf  Vonler»HrnbeIn.  Fr  Hauptotlrnbeln. 
Pa  Scheitelbein.  OSph  Orblto  Sphenold.  Rro  »eitllche*  Hinterhauptbein,  Qu  Qu.dratbcln. 
8q   Schuppenbein    (8quamoium).     Pt   Flüirelbeln   (Pterysoldeum) ,     PSph  Paroaphenold. 
Vo  PflugBchaarbeln,   0  UaumetiöfluunK.  JV  Nasenloch. 

Coracoids  und  Praecoracoids  verknöchern  zu 
einer  einzigen  Knochenplatte.  Auch  im  Becken - 
gürtel  sind  nur  Ileum  und  die  grossen  Sitz- 
beine regelmässig  verknöchert,  die  Schambeine 
häufig  knorpelig. 

Die  Extremitäten  stimmen  im  Wesent- 
lichen mit  den  Stegocephalen  überein.  Carpus 
und  Tarsus  sind  bald  knorpelig,  bald  verknöchert. 

Die  Urodelen  leben  in  süssen  Gewässern 
oder  an  feuchten,  schattigen  Plätzen  und  er- 
nähren sich  von  Würmern,  Schnecken,  kleineren 
Wasserthieren  und  Fischlaich.  Fossile  Ueber- 
reste  kommen  nur  in  Süsswasserablagerungeii 
vor,  die  ältesten  in  der  Wälderstufe,  die 
meisten  im  jüngeren  Tertiär. 

1.  Unterordnung.  Ichthyoidea. 

Fischlurche,  Kiemenlurche. 

Wirbel  amphieöl,  mit  Chordaresten.    Drei  Paar 
persistirende  äussere  Kiemen  oder  ein  Kiemenloch 
handen.    Augen  klein,  ohne  deutliche  Lidet 
bewohner. 

Zu  dieser  Gruppe  gehört  wahrscheinlich  Hyae 
lobatrachus   Dollo    aus    dem   Wälderthon  von 
Bernissart    in  Belgien,    wovon    nur  ein  einziges 
Exemplar   bekannt   ist;    ferner   der   schon  von 
J.  J.  Scheuch/»  i    als  Homo  düuvii  tristis  testis   beschriebene  Kiesen 
Salamander  (Andrias  Scheuchten)  von  Oeningen  in  Baden  (Fig.  1608).  Derselbe 


rig.  160H 
ÄntMai  Scheurhzrri  Txchudl. 
MiOOin.  Oeningen ,  Baden. 
Das  sirlieuchzer  oche  Oriirlual- 
exemplar  nach  derBearbeltuiiK 
durch  Cuvler.    '/«  nat.  <ir 


Digitized  by  Google 


Salamandrina.  Annra. 


627 


erreicht  eine  Länge  von  mehr  als  1  in  und  unterscheidet  sich  von  dem  in 
Japan  lebenden  Cryptobranchus  v.  d.  Hoeven  (Megalobatrachus  Tschudi) 
nur  durch  unerhebliche  Differenzen  im  Skeletbau.  Eine  zweite  kleinere 
Form  {Andrias  Tschudii  Meyer)  findet  sich  in  der  Braunkohle  von  Rott 
bei  Bonn. 

2.  Unterordnung.    Salamandrina.  Molche. 

Wirbel  opisthocöl,  vollständig  verknöchert.   Kiemen  oder  Kiemenlöcher  fehlen. 

Augenlider  vorhanden. 

Verschiedene,  den  jetzt  lebenden  Salamandern  nahestehende  fossile 
Gattungen  (Polysemia,  Heliarchon,  Archaeotriton  H.  v.  Meyer,  Megalotriton  Zitt.) 
sind  aus  dem  Tertiär  (Quercy,  Sansan ;  Rott  und  Erpel  bei  Bonn,  Böhmen 
etc.)  bekannt,  jedoch  überall  selten. 


urze 


deri 

allen  übrigen 


4.  Ordnung.    An  um.    Frosch  lurche.1) 

Nackthäutige,  schwanzlose  Lurche  von  gedrungenem 
Körperbau.  Wirbel  meist  procöl.  Schwanzwirbel  zu  einem 
dolchförmigen  Knochen  (Coccyx)  verwachsen.  Schambeine 
und  Sitzbeine  verschmolzen.  Carpus  und  Tarsus  verknöchert; 
die  zwei  Knochen  der  proximalen  Reihe  desTarsus  stark  ver- 
längert.   Entwickelung  durch  Metamorphose. 

Die  Wirbelsäule  besteht  in  er- 
wachsenem Zustand  aus  zehn  bis  zwölf 
meist  procölen  Wirbeln ,  welche  mit 
Ausnahme  des  ersten  und  letzten  kräf- 
tige Querfortsätze  (Diapophysen)  tragen 
Kurze  Rippen  kommen   nur  bei 

ossiden  vor,  fehlen 
Anuren.  Der  zehnte  Wirbel  ist  ein 
langer,  stab-  oder  dolchförmiger  Kno- 
chen (Coccyx),  welcher  aus  der  Ver- 
schmelzung mehrerer  Schwanzwirbel 
hervorgeht  (Fig.  1609). 

Der  Schädel  (Fig.  1610)  ist  ab- 
geplattet. Die  Augenhöhlen  gross,  aber 
ringsum  knöchern  begrenzt.  Scheitel-  und 
Stirnbeine  verschmelzen  zu  einem  ver- 
längerten Knochenpaar;  die  Ethmoidal- 
region  ist  von  einem  riugförmigen 
Gürtelbein  (Ethmoideom ,  Orbito- 
sphenoid)  umgeben  und  von  den  Nasen- 
beinen bedeckt.  Hinterhaupt  und  (iehör- 
kapsel  sind  verknöchert,  das  Parasphenoid 
J,  förmig;  Flügelbeine,  Gaumenbeine  und  Jochbeine  wohl  entwickelt, 
letztere  hinten  mit  dem  Quadrato-Jugale.  vorne  mit  dem  Oberkiefer  ver- 
bunden. Kleine,  bürstenförmige,  pleurodonü«  Zähnchen  stehen  auf  den 
Kiefern  und  Vomer  oder  fehlen  gänzlich. 

')  Meyer,  H.  v.,  Zur  Fauna  der  Vorwelt.  Fossile  Wirbel thiere  von  Oeningen. 
1845.  -  N.  Jahrb.  für  Mineralogie  1843  S.  395,  580.  1845  S.  798.  1846  8.  351. 
1847  S.  192.  1851  S.  78.  1852  S.  57,  4(55.  1853  S.  162  1858  8.  202.  1863  S.  187 
und  Palaeontographica  Bd.  II  u.  VII.  —  Wolterstorff,  W.,  Ueber  fossile  Frosche, 
inabesondere  Palaeobatrachus.  Jahresber.  des  naturw.  Vereins  in  Magdeburg  für 
1885  und  1886  (mit  vollständigem  Literaturnachweis)  I.  II.  1886  1887. 

40* 


MO». 

Wirbelnd ulf  von  Kanu  etnUenta.  A  Poll  oben, 
K  von  unten.  (Nut.  «ir.i  all  Atliw,  d  Qner- 
fortsÄUe  IMapophywm,  *  vonlerc.  *  hintere 
<;eloiikf..rWltze  < Z>K«l'ophysen),  #r  Sat-ral- 
wirliel.  eoc  (ioicyx 


Digitized  by  Google 


628 


Vertebrata.  Aniphibia. 


Der  Brustgürtel  (Fig.  1611)  besteht  aus  einer  grossen,  meist 
aus  zwei  Stücken  zusammengesetzten  und  nur  theil weise  verknöcherten 


Fig.  1610. 

FroscbBchadel   Unna  aculenta  Linn  ).   A  von  oben,  B  von  der  Helte,  C  von  unten.     Pmi  Zwischen 
kiefer,  Uz  Oberkiefer,  Sa  Nasenbein.  Frl'a  Stirn-Scheitelbein,    Sq  Schuppenbein  iTynipanicum), 
QuJ  Quadratjochbein,  Ay  Zungenbein  iHyoideuui),   md  I  nterkiefer,    PSph  Panuphenold,   Vo  Vomer 
(Pflugschaarbein),   PI  Gaumenbein  (Palattuum),  Pt  Flugelbeln  (PteryKoldeum).    £tk  Ethmoldeum 

(Gurtelbeim,  P  Felnenbein  (Petrusum). 

Scapula,  mit  welcher  Coracoideuni 
und  Praecoracoideum  gelenkig  ver- 
bunden sind.  Das  grosse,  raeist 
knorpelige  Brustbein  enthält  zwei 
verknöcherte  Stücke,  ein  vorderes 
(ümosteruum)  und  ein  hinteres  (Ster- 
num)  und  endigt  in  einer  halbkreis- 
förmigen knorpeligen  Platte  (Xiphi- 
sternum).  In  der  vorderen  vierzehigen 
Extremität  verwachsen  Ulna  und 
Hb  16U.  Radius;  die  kleinen  Carpalia  liegen 

BrustttchultcrKurtel  von  Xana  temporaria.  •      _™_:  RoiVinri 

u*t  Otno*ternuni,  t ic  Suprancapula,  tc  Scapula,  Ul  ZWCl  iveincn. 

per  Praecoracoideum,  cor  (oraeoideum,  «<  Ster-  Jm  Becke  II  gÜrtel  Verschmelzen 

num,  An/  Xiphiütemum.  _    ,  .       °       i    ■»>  1  >  i 

(Die  punktirten  Theile  sin-l  knorpelig ■  )  IleUm  ,    IschlUIll    Ulld    PublS    all  der 


Fig.  1 61  :t. 
Ijirven  von  PalnrobairachuM  Priltchii 
Woltern.    MiorAne  Braunkohle  von 
I  i«.  Itil2.  Kaltennordheim,  Rhön.    Nat.  Gr. 

Palaeobatrathu*  grandipti  Giebel.    Braunkohle.    Orsberg  iNach  Wolterstorff  u.  Meyer.) 

im  Slebenf;H»irKe.   «/,  nat.  (ir.   (Nach  Wolterstorff.) 

Pfanne  jederseits  zu  einer  soliden  Scheibe,  die  in  der  Symphyse  mit 
einander  fest  verbunden  sind.   Tibia  und  Fibula  verwachsen,  von  den 


Digitized  by  Google 


Anura.  Reptilia. 


r>29 


Tarsalia  sind  die  zwei  der  proximalen  Reihe  (Astragalus  und  Caleaneus) 
.stark  verlängert;  die  Füsse  fünfzehig. 

Fossile  Frösche  sind  selten.  Die  ältesten  sicher  bestimmbaren 
Reste  finden  sich  im  Eocftn  von  Ostindien  (Oxyglomis  pusillus  Owen  sp.) 
und  Wyoming;  sie  werden  zahlreicher  im  oberen  Kocän,  Oligocän  und 
unteren  Mioeän  von  Südfrankreich,  Oberitalien  und  Deutschland,  wo 
namentlich  die  Gattungen  Rana  und  Palaeobatrachus  durch  zahl- 
reiche Arten  vertreten  sind.  In  den  Phosphoriten  des  Quercv  findet 
man  Mumien  von  llana  plicata  Filhol.  Tn  der  Braunkohle  des  Sieben- 
gebirgs  und  der  Rhön  sind  Larven  von  Palaeobatrachus  (Fig  1612,  1613) 
häufig.  Vollständige  Skelete  von  grossen  Kröten  (Latonia  Seyfriedi 
v.  Meyer  und  Pelophilus  Agassizi  Tsehudi)  sind  aus  dem  miocänen 
Süsswassermergcl  von  Oeningen  bekannt;  auch  die  gleichalterigen 
Ablagerungen  von  Günzburg,  Sansan  und  Sinigaglia  enthalten  Reste 
von  Anuren.  Die  diluvialen  Frösche  rühren  wie  die  daselbst  vor- 
kommenden Urodelen  von  noch  jetzt  lebenden  Gattungen  her. 

Zeitliche  Verbreitung  der  Amphibien. 


—  * 

:T.  - 


- 

2 


- 


s 

: 


o  a 


Ste^oee  p  hali 
I.epospondyli 
Teinnospuii.ivü 
«Stureospnmlyli 

C  * .  c  c  i  I  i  a  e 

V  r<>  d  o  I  a 

Irlithyoidea  . 
Salatnandrina 

A  nur«    .    .    .  . 


I  ; 


U.  ('lasse.  •>  Reptil ia.    Reptilien.    Kri  echthiere.1) 

Kaltblütige,  beschuppte,  mit  knöchernen  Platten  ge- 
panzerte oder  nackte  Land-  oder  •  Wassertliiere  mit  aus- 
schliesslicher Lungenathmung.    Skclet  vollständig  vor- 

*)  Baur,  G.,  On  the  phylogenetic  arrangcment  of  the  Sauropeida.  Journal  of 
Morphology.  vol.  I  1887.  Boston.  —  Cope,  Kdw.,  Synopsis  of  the  extinct  Ratrachia, 
Reptilia  and  Ave«  of  North  America.  TranHactions  Amer.  Philo».  iSoc.  1869.  vol. 
XIV.  —  Hoffmann,  C.  K.,  Die  Reptilien  in  Bronris  Clauen  und  Ordnungen  den 
Thierreichs.  '  Rd.  VI  3.  Abth.  1879—1889.  —  Lydekker,  R.,  Catalogue  <>f  tlie  fossil 
Reptilia  and  Amphibia  in  the  British  Museum.  Part  I  und  II  London  1888  und 
1889.  Meyer,  H.  v  .  Zur  Fauna  der  Vorwelt.  1.  bis  4.  Abth.  Frankfurt  a.  M. 
1847—1859.  Folio.  —  Owen,  Rieh.,  Report  on  British  fossil  Reptilia.  I.  Rep.  of 
the  IX.  meet  Brit.  Ahsoc.  for  the  advancement  of  Science  for  1839  p.  48—126. 
II.  ibid.  for  1841  p.  60-204. 


Digitized  by  Google 


(WO 


VertebratH  Reptilia. 


knöchert.  Ent wickelung  der  Embryonen  obne  Metamorphose 
mit  Amnion  und  Allan  toi  8.  Hinterhaupt  mit  einem 
Gelenkkopf.  Extremitäten  mit  getrennten  Metacarpal- 
und  Metatarsalknochen. 

In  der  äusseren  Erscheinung  stehen  die  Reptilien  den  Amphibien 
am  nächsten,  zeichnen  sich  aber  durch  weit  grössere  Mannichfaltigkeit 
und  zum  Theil  auch  durch  viel  bedeutendere  Dimensionen  aus.  Ausser- 
ordentlich verschieden  gestaltet  .sind  namentlich  die  Extremitäten.  Bei 
den  Plerosauriem  fungiren  die  Vorderfüsse  als  Flügel  und  besitzen 
eine  fein  gefältelte  Flughaut,  bei  gewissen  Dinosauriern  erlangen  die 
Extremitätenknochen  eine  Iiäuge  und  Stärke,  wie  sie  sonst  nur  bei  den 
grössten  Landsäugethieren  vorkommen,  bei  den  Meersauriern  nehmen 
sie  Hossenartige  Gestalt  an.  bei  den  meisten  Eidechsen,  Theromorphen, 
Groeodilcu  u.  a.  sind  es  Gehfüsse,  und  bei  den  Schlangen  und  manchen 
Eidechsen  fehlen  sie  vollständig. 

Die  Haut  dor  Reptilien  ist  von  derberer  Beschaff enheit  als  bei 
den  Amphibien  und  häufig  durch  Verknücherung  der  Cutis  und  Ver- 
hornung der  Epidermis  zu  einem  förmlichen  Hautskelet  umgestaltet. 
In  der  Regel  haben  die  Verhornungen  und  Verknöcherungen  die  Form 
von  Schuppen  (squamae),  Sch il de rn  (scuta)  oder  Platten;  erstere 
legen  sich  dachziegelförmig  über  einander,  die  Schilder  und  Platten 
stossen  mit  ihren  Rändern  einfach  aneinander  und  bilden  zuweilen  einen 
förmlichen  Panzer. 

Die  Wirbelsäule  ist  stets  verknöchert,  doch  können  im  Ceutruni 
noch  Chordareste  persistiren.  Wo  überhaupt  Extremitäten  vorhanden 
sind,  unterscheidet  man  Hals-,  Rumpf-,  Becken-  und  Schwanz-Region ; 
ja  in  vielen  Fällen  zerfällt  die  Rumpfregion  noch  in  einen  Brust-  und 
einen  l>enden-Abschnitt,  Die  vorderen  und  hinteren  EndHächen  der 
Wirbelcentra  sind  entweder  ausgehöhlt  oder  in  verschiedener  Weise 
gewölbt,  so  dass  amphicöle,  platycöle  (vorn  und  hinten  schwach 
vertiefte),  proeöle  und  opisthoeöle  Wirbel  vorkommen.  Mit  den 
oberen  Bögen  wind  die  Wirbelkörper  entweder  nur  durch  knorpelige 
Epiphysen  und  Sutur  verbunden  oder  vollständig  verwachsen.  Die 
Dornfortsätze  sind  stets  solid  verknöchert,  zuweilen  ungemein  verlängert, 
zuweilen  vergabelt  oder  horizontal  ausgebreitet  und  mit  Hautplatten 
verschmolzen  (Schildkröten).  Die  etwas  schiefen  oder  fast  horizontalen, 
nach  oben  gerichteten  Gelenkflächen  der  vorderen  Zygapophy.sen  werden 
von  den  hinteren  Zygapophysen  des  vorhergehenden  Wirbels  bedeckt. 
Zuweilen  sind  die  Wirbel  auch  noch  durch  einen  medianen  Fortsatz 
an  der  Vorderseite  oder  Hinterseite  der  oberen  Bögen  (Zygosphen. 
Hyposphen),  welcher  in  eine  Grube  an  der  Hinterscite  oder  Vorderseite 
des  vorhergehenden  Wirbelbogens  (Zygantruni)  passt,  miteinander  ver- 
bunden. Die  Halswirbel  sind  meist  an  kurzen,  vom  Centrum  ent- 
springenden Querfortsätzen  kenntlich,  die  Wirbel  der  Rumpfregion 
dagegen  senden  ihre.  Diapophysen  von  den  oberen  Bögen  aus.  Bei 
den  Schwanzwirbeln  heften  sich  auf  der  Ventralseite  Knochenstücke 
(Chevron  bones)  an,  welche  bald  getrennt  bleiben,  bald  zu  unteren 
Bogen  verwachsen  Am  Saeralabsehnitt  nehmen  bei  den  lebenden 
Reptilien  nie  mehr  als  zwei  Wirbel  theil,  bei  den  fossilen  Dinosauria 
und  Pterosauria  schwankt  die  Zahl  der  Sacralwirbel  zwischen  3  und  10. 
Sind  mehr  als  drei  vorhanden,  so  verschmelzen  sie  meist  zu  eiuem 


Digitized  by  Google 


Reptilia. 


631 


unbeweglichen  Heiligenbein.  Durch  den  Mangel  eines  difTerenzirten 
Sacralabschnittes  zeichnen  sich  die  Schlangen,  Pythonomorpha  und 
Ichthyosauria  aus.  Zwischen  die  Halswirbel,  einen  Theil  der  Rumpf- 
wirbel  und  Schwanzwirbel  schalten  sich  zuweilen  kleine  keilförmige 
Knochenscheiben  (Intercentra)  ein. 

Mit  Ausnahme  der  letzten  Schwanzwirbel  können  sämmtliche 
Roptilienwirbel  Rippen  tragen.  Die  Halsrippen  sind  in  der  Regel 
kurz,  am  distalen  Ende  meist  vorn  und  hinten  verbreitert  und  heil 
förmig  gestaltet.  Ist  ein  Brustbein  vorhauden,  woran  sich  Rippen 
(Sternalrippen)  anheften,  so  sind  Hals  und  Rumpf  scharf  geschieden; 
fehlen  jedoch  Sternalrippen,  so  bleibt  die  Grenze  zwischen  Hals-  und 
Rückenabschnitt  etwas  unsicher.  Hinter  den  Sternalrippen  folgen  eine 
Anzahl  freier,  nicht  am  Brustbein  befestigter  Rippen,  und  gehen  dem 
Sacralabschnitt  rippeulose  Wirbel  (Lendenwirbel)  voraus,  so  wird  der 
Rumpf  in  eine  Rücken-  und  Lendenregion  zerlegt.  Die  Halsrippen 
haben  meist  zwei  Facetten  zur  Befestigung  und  werden  zuweilen  sogar 
zweiköpfig.  Die  Rippen  des  Rückenabschnittes  sind  einköpfig  oder 
zweiköpfig;  bei  den  Schildkröten  verwachsen  sie  mit  breiten  Knochen- 
platten des  Hautskeletes. 

Bei  vielen  Reptilien  kommen  auf  der  Bauchseite  dünne,  rippen- 
artige Gebilde  vor,  welche  in  der  Regel  aus  einem  Mittelstück  und 
zwei  Seitentheilen  bestehen.  Diese  sog.  Bauch rippen  sind  Ossi- 
fikationen des  Bindegewebes  und  entsprechen  den  Bauchschuppen  der 
Stegocephalen. 

Der  Schädel  stimmt  in  den  allgemeinen  Verhältnissen  seines 
Baues  mehr  mit  den  Vögeln  als  mit  den  Amphibien  überein,  und 
namentlich  die  Verknöcherung  des  Primordialcraniums  ist  viel  voll- 
ständiger als  bei  den  letzteren.  Die  Hautverknöcherungen  spielen  nur 
noch  eine  untergeordnete  Rolle  uud  treten,  wo  sie  überhaupt  vor- 
kommen, in  so  innige  Verbindung  mit  den  eigentlichen  Knorpel- 
knochen, das«  eine  Unterscheidung  kaum  noch  möglich  wird.  Da« 
Hinterhaupt  lenkt  sich  mittelst  eines  unpaaren,  häufig  dreitheiligen 
Gelenkkopfes  in  die  ringförmige  Vertiefung  des  ersten  Halswirbels  ein. 
Dieser  Condylus  gehört  entweder  dem  Basioecipitale  allein  an,  oder  es 
nehmen  auch  noch  die  Exoccipitalia  an  seiner  Zusammensetzung  Theil. 
An  das  Hinterhaupt  schliessen  sich  seitlich  die  Knochen  der  Gehör 
kapsei  an,  und  zwar  ist  das  am  Vorderrand  vor  der  OefTnung  für 
den  dritten  Ast  des  Trigeminus  durchbohrte  Prooticum  (Petrosum)  stets  v 
ein  gesonderter  Knochen,  während  das  Opisthoticum  häufig  mit  den 
Exoccipitalia  verschmilzt  und  ein  besonderes  Epioticum  fehlt.  Die  Ohr- 
öffnung (fenestra  ovalis)  liegt  zwischen  den  Exoccipitalia  oder  zwischen 
dem  Opisthoticum  und  dem  Prooticum.  Au  der  Schädelbasis  folgt 
auf  das  Basioecipitale  zunächst  das  Basisphenoid  oder  Keilbein,  ein 
ächter  Knorpelknochen,  während  das  Praesphenoid  den  Rest  des  unter 
dem  Basisphenoid  vorspringenden  Parasphonoids  darstellt. 
S .  S?  Selbständige,  seitliche  Begrenzungsknochen  der  vorderen  Gehirnhohle 
(AHsphenoid  und  Orbitosphenoid)  fehlen  öfters  oder  sind  durch  nach 
unten  gerichtete  Fortsätze  der  Parietalia  und  Frontalia  (Columella) 
ersetzt.  Die  Scheitelbeine  und  Stirnbeine  sind  bald  paarig,  bald  unpaar. 
mehr  oder  weniger  ausgedehnt;  neben  dem  Scheitelbein  liegt  jederseits 
ein  meist  ziomlich  grosses  Schuppenbein  (Squamosum),  welches  sich 


Digitized  by  Google 


632 


Vertebrata  Reptilia. 


am  Hinterrand  des  Schädels  und  au  der  Umgrenzung  des  Sehläfen- 
1  och  es  betheiligt.  Meisst  stösst  das  Squamosum  unten  direkt  an  das 
Quadratbein  an,  welches  stets  als  selbständiger  Knochen  entwickelt  und 
mit  einem  vorragenden  Condylus  zur  Articulation  mit  dem  Unterkiefer 
versehen  ist.  Bei  Kidechsen,  Schlangen  und  Pythonomorphen  ragt  das 
länglich  vierseitige  Quadratbein  weit  vor  und  wird,  weil  nur  durch 
Bänder  am  Schädel  befestigt,  mehr  oder  weniger  beweglich  (Streptoittylica) ; 
bei  den  übrigen  Reptilien  ist  es  fest  durch  Naht  mit  den  benachbarten 
Kopfknochen  verbunden  (Monimostylica).  Nach  vorn  und  oben  bildet 
ein  nicht  immer  vorhandenes  Quadrat  Jochbein  (Quadrato  Jugale)  die 
Verbindung  mit  dem  Jochbein  (Jugale),  welches  nebst  dem  Oberkiefer 
die  Augenhohlen  (Orbita)  unten  begrenzt.  Die  Brücke  zwischen  Schläfen- 
loch und  Augenhöhle  und  somit  auch  der  Hinterrand  der  Orbita 
wird  vom  Postfrontale,  zuweilen  auch  von  diesem  und  einem  Post- 
orbitale gebildet.  In  der  vorderen  Hälfte  der  Stirnbeine  beginnen 
die  meist  stark  entwickelten,  seitlich  gelegenen  Praefrontalia,  welche 
die  Fronhilia  häufig  vom  Oberrand  der  ( )rbita  ausschliessen  und  nebst 
den  Lacrimalia  den  Vorderrand  der  Orbita  umgrenzen.  Die  Nasen- 
höhle wird  oben  von  den  Vorderstirnbeinen  und  Nasenbeinen  bedeckt 
und  vorn  durch  die  paarigen  oder  unpaarigen  Zwischenkiefer  ab- 
geschlossen. Den  Seitenrand  des  Schädels  setzen  Oberkiefer  und 
Zwischen kiefer  zusammen.  Während  bei  Oocodilen  und  Rhyncho- 
cephalen  zwei  allseitig  umgrenzte  äussere  Schlaf enlöcher  vorhanden 
sind,  die  durch  eine  vom  Squamosum  und  Postfrontale  oder  Post- 
orbitale gebildete  Brücke  geschieden  werden,  verkümmert  bei  den  Ei- 
dechsen der  das  untere  Sehläfenloch  begrenzende  Jochbogen,  bei  den 
Schlangen  fehlen  beide  Bögen,  bei  Schildkröten,  Theromorpha,  Ichthy- 
sauria  vereinigen  sich  Squamosum,  Quadrato- Jugale  und  Jugale  zu  einer 
mehr  oder  weniger  hohen  hinteren  Seitenwand.  Auf  der  Unterseite 
bildet  das  Flügelbein  (Pterygoideum)  die  Verbindung  zwischen  Qua- 
dratum.  Basisphenoid  und  den  Gaumenbeinen;  dasselbe  weicht  bei  den 
verschiedenen  Ordnungen  in  Grösse  und  Form  bedeutend  ab,  je  nach- 
dem der  Zusammenhang  des  Quadratbeins  mit  dem  Kiefer-Gaumen- 
apparat ein  festerer  oder  lockerer  ist.  Meist  dient  zur  Verbindung  von 
Pterygoid  und  Oberkiefer  ein  besonderes  Querbein  (os  transversum, 
Eetopterygoid  Owen),  auch  verbindet  sich  öfters  eine  horizontale  Aus- 
breitung des  Oberkiefers  mit  den  Gaumenbeinen  und  bildet  mit  diesen, 
dem  paarigen  oder  unpaarigen  Vomer,  den  Zwischenkiefern  und  den 
Pterygoidea  den  harten  Gaumen. 

Der  Unt  er  kiefer  ist  wie  bei  den  Amphibien  aus  Dentale.  An« 
gulare,  Articulare  und  Opereulare  zusammengesetzt,  zu  denen  aussen 
meist  noch  ein  Snpraangularc  und  innen  ein  Complemcntare  kommen. 
Bei  den  Oocodilen  sind  der  Unterkiefer,  sowie  mehrere  hintere  Schädel- 
knochen hohl  und  mit  Luft  gefüllt. 

Zähne  fehlen  nur  bei  Schildkröten  und  vereinzelten  Vertretern 
anderer  Ordnungen.  In  der  Regel  stehen  sie  in  grösserer  Anzahl  auf 
den  Kiefern,  können  aber  auch  auf  Gaumenbein.  Flügelbein  und  Vomer 
vorkommen.  Die  Reptilion  haben  einwurzelige  (sehr  selten  zweiwurzelige), 
im  Wesentlichen  aus  dichtem  Dentin  und  einem  Ueberzug  von  Schmelz 
bestehende  Zähne.  Cement  nimmt  nur  in  untergeordnetem  Maass  an 
ihrer  Zusammensetzung  Theil;  Vasodentin  fehlt  gänzlich.    Die  Form 


Digitized  by  Google 


Reptilia  633 

ist  in  der  Regel  spiteconisch  oder  hakenförmig,  doch  gibt  es  auch 
niedrige,  halbkugelige  oder  pflasterförmige,  seitlich  zugeschärfte,  blatt- 
oder  schau  fei  förmige,  zuweilen  sogar  mehrspitzige  Zähne.  Man  nennt 
sie  pleodont,  wenn  sie  massiv,  coelodont,  wenn  sie  mit  dauernder 
Pulpa  verseben,  thecodont,  wenn  sie  in  Alveolen  eingekeilt,  acro- 
dont,  wenn  sie  mit  ihrer  Rasis  auf  dem  Knochen  festgewachsen, 
pleurodont,  wenn  sie  seitlich  am  vorragenden  Kieferrand  ange- 
wachsen sind. 

Abgesehen  von  den  Schlangen  und  einigen  Eidechsen  besitzen 
alle  Reptilien  zwei  Paar  Extremitäten.  Die  vorderen  lenken  sich  in 
den  Brust-  oder  Sc  hu  1  torgürtel  ein,  welcher  aus  zwei  Knochenpaaren 
(Coracoideum,  Scapula)  besteht,  von  denen  das  Ooracoid  stets  die  grösste 
Ausdehnung  hat  und  entweder  allein  oder  mit  dem  nach  oben  und 
hinten  gerichteten  Schulterblatt  (Scapula)  die  Gelenkpfanne  für  den 
Oberarm  bildet.  Iliezu  treten  meist  noch  die  Clavicula  und  Inter- 
clavicula  (Episternum).  Während  Coracoid  und  Scapula  dem  Schulter- 
gürtel niemals  fehlen,  gehören  Clavicula  und  Interclavicula  zu  den 
unbeständigeren  Elementen.  Ein  nach  vorn  gerichteter  Fortsatz  des 
Coracoids  wird  als  Praecoracoid  bezeichnet.  Das  Schlüsselbein  (Cla- 
vicula) liegt  dem  vorderen  Scapularrand  an  und  verbindet  den  Brust- 
gürtel mit  dem  ventralen ,  im  paaren  Schlussstück  (Interclavicula, 
Episternum),  welches  rhombische,  kreuzförmige  oder  T-förmige  Gestalt 
besitzt  und  niemals,  wie  dio  übrigen  Knochen  des  Brustgürtels,  knor- 
pelig präformirt  ist.  Hinter  der  Interclavicula  folgt  meist  ein  Haches, 
rhomboidisehes,  oder  schildförmiges  Brustbein  (Steinum),  an  welches 
sich  die  vorderen  Rumpfrippen  anheften.  Nicht  selten  bleibt  das 
Steinum  knorpelig.  Ist  es  aber  überhaupt  vorhanden,  so  grenzt  der 
vordere  Seitenrand  an  das  Coracoid ;  fehlt  es.  so  stossen  die  Coracoidea 
in  einer  ventralen  Symphyse  zusammen  oder  sind  durch  Ligament 
verbunden. 

Die  vorderen  Extremitäten  bestehen  aus  einem  mehr  oder 
weniger  stämmigen  Oberarm  (Humerus)  und  zwei  Vorderarmknochen 
(Radius  und  rina),  welche  in  der  Regel  den  entsprechenden  Knochen 
bei  Amphibien  ähnlich  sind.  Häutig  ist  die  t'lna  etwas  länger  als  der 
Radius,  zuweilen  mit  einem  proximalen  olecranonartigen  Vorsprung 
versehen.  Der  Carpus  enthält  stets  zwei  Reihen  von  Knöchelchen, 
wovon  die  proximale  Reihe  aus  2 — 3,  die  distale  aus  3 — t>  Knöchelehen 
besteht,  dazwischen  treten  noch  1 — 2  Centralia;  Metacarpus  und 
Zehen  sind  je  nach  der  Lebensweise  ausserordentlich  verschieden.  Die 
Zahl  der  Zehen  schwankt  zwischen  2  und  5,  überschreitet  bei  manchen 
Ichthyosauriern  sogar  die  Fünfzahl.  Am  dritten  und  vierten  Finger 
ist  die  Zahl  der  Phalangen  meist  am  grössten. 

Auch  das  Becken  und  die  Hinterfüsse  bieten  grosse  Ver- 
schiedenheiten. Mit  Ausnahme  der  Ichthyosaxtria,  Pythonomorpha  und  der 
Schlangen  besitzen  alle  Reptilien  ein  Sat  ruin,  welches  aus  2  —  fi  oder 
mehr  Wirbeln  besteht.  Das  Becken  fehlt  gänzlich  bei  den  Schlangen 
oder  ist  nur  durch  rudimentäre  Sitzbeine  angedeutet;  bei  den  fusslosen 
Lacertilien  kommen  Rudimente  von  Darmbeinen  vor.  Bei  den  übrigen 
Reptilien  sind  überall  drei  Knochenpaare  vorhanden,  welche  meist  alle 
an  der  Bildung  der  Gelenkpfanne  Theil  nehmen.  Das  Darm  oder 
Hüftbein  (lleum)  ist  dorsal  häutig  mehr  oder  weniger  stark  nach  vorne 


Digitized  by  Google 


634 


Vertebrat*.  Reptilia 


und  hinten  verlängert ;  von  den  beiden  in  ventraler  Richtung  conver- 
girenden  und  meist  in  einer  medianen  Symphyse  zusammenstossenden 
Knochenpaaren  sind  die  Sitzbeine  in  der  Kegel  grösser  als  die  Scham- 
beine. Bei  den  Dinosauriern  erhält  das  Becken  durch  die  sehr  stark 
nach  hinten  und  unten  gerichteten,  langgestreckten  Sitzbeine  und  durch 
das  dorsal  nach  vorne  verlängerte  Hüftbein  ein  vogelartiges  Gepräge. 
Die  Hinterextremitäten  ähneln  in  der  Regel  den  vorderen  und 
bestehen  aus  einem  verlängerten  Oberschenkel  (Femur),  welcher  proximal 
mit  einem  oder  zwei  vorragenden  Trochantern  versehen  ist,  zwei  V order- 
fussknochen  (Tibia  und  Fibula),  einem  aus  ein  oder  zwei  Knöchelchen- 
reihen  bestehenden  Tarsus,  den  Metatarsalion  und  Phalangen.  Auch 
im  Hinterfuss  bieten  die  verschiedenen  Ordnungen  der  Reptilien  grosse 
Verschiedenheiten,  welche  im  speciellen  Theil  näher  erörtert  werden 
sollen. 

Als  ausschliessliche  Lungenathmer  sind  die  Reptilien  vorzüglich 
auf  terrestrische  oder  amphibische  Lebensweise  angewiesen.  Die 
wenigen  Schildkröten,  Eidechsen  und  Crocodile.  welche  im  Meere  oder 
an  der  Meeresküste  leben,  kommen  wenigstens  zeitweilig  ans  Land 
und  legen  ihre  Eier  im  Sande  ab.  Unter  den  fossilen  Reptilien  waren 
die  Ichthyosauria,  Sauropterygia  und  Pythonomorpha  Meeresbewohner, 
deren  flossenartige  Extremitäten  am  Ufer  nur  eine  höchst  unbeholfene 
Fortbewegung  gestatteten.  Die  Mehrzahl  der  fossilen  Reptilien  gehörte 
zu  den  Landbewohnern;  ja  die  Pterosaurier  konnten  sich  sogar  mittels 
wohl  ausgebildeter  Flugorgane  in  die  Luft  erheben. 

Es  sind  über  4000  lebende  Reptilien  beschrieben,  denen  eine  zwar 
numerisch  viel  geringere  Menge  fossiler  Formen  gegenübersteht,  die 
aber  in  der  Organisation  weit  grössere  Mannichfaltigkeit  aufweisen  als 
die  recenten,  so  dass  ein  volles  Verständniss  des  Bauplanes  der  Reptilien 
nur  durch  Berücksichtigung  der  erloschenen  Formen  zu  gewinnen  ist. 
Die  ersten  Reptilien  erscheinen  in  der  permischen  Formation;  ihre 
Blüthezeit  fällt  in  das  mesozoische  Zeitalter  und  namentlich  in  die 
Trias-  und  Jurazeit. 

Systematik.  Die  Reptilien  wurden  zuerst  von  Blain v ille  (181<i) 
und  Merrem  (1820)  den  Amphibien  als  gleichwerthige  Classe  gegen 
übergestellt.  Eine  befriedigende  Systematik  konnte  jedoch  erst  begründet 
werden,  nachdem  durch  R.  Owen,  H.  v.  Meyer,  Huxley,  Marsh, 
f'ope  u.  A.  auch  die  fossilen  Formen  genauer  untersucht  worden 
waren.  Eine  völlige  Uebereinstimmung  in  der  Abgrenzung  der  ver- 
schiedenen Ordnungen  ist  allerdings  bis  jetzt  noch  nicht  erzielt,  doch 
wird  von  den  meisten  neueren  Autoren  die  Eintheilung  in  9  Ordnungen: 
Rhynch  ocephalia,  Lepidosauria,  Ichthyosauria,  Sauropte- 
rygia, Theromorpha,  Testudinata ,  Crocodilia,  Dinosauria 
und  Pterosanria  angenommen. 

1.  Ordnung.    Rhynchocephalia. l) 

Korper  eidechsenähnlich.  Wirbel  amphieöl,  zuweilen 
mit  Chorda  res  ten.  Saerum  mit  zwei  Wirbeln,  meist  zahlreiche 

>)  Baur,  G.,  Palaeohatteria  and  the  Proganosauria.  Amer.  Journ.  Sc.  1869. 
XXXVII.  p.  310.  —  Credner,  H.,  Ueber  Palaeohatteria  u  Kadulionaunif».  Zeitechr. 
«1.  deutsch,  jreol  Gesellsoh.  1888  Bd  XL  und  *  1889  Bd.  XLI.  —  Günther,  Alb.,  On 
the  Anatowy  of  Hatteria.    Philo»  Trana.  1867.  vol.  157.  -  LorUt,  L.,  Lea  Reptile» 


Digitized  by  Google 


Rhynchocephalia. 


636 


Intereentra  vorband 
wickelt.  Quadratbe 


en.  Rippen  einköpfig.  Baiichrippen  ent- 
in unbeweglich;  Zwischen  kief  er  paarig. 
Oberer  und  unterer  Temporal  böge  n  vorhanden.  Unterkiefer- 
äste in  der  Symphyse  durch  Ligament  verbunden.  Zähne 
acrodont.  Brustgürtel  mit  Sternum.  Extremitäten  fünfzehig, 
Gehfüsse.    Haut  mit  hornigen  Schuppen. 

Die  Rhynchocephalen .  von  denen  gegenwärtig  nur  noch  die 
einzige  Gattung  Sphenodon  {Hatteria)  in  Neu -Seeland  lebt,  besitzen 
die  primitivsten  Merkmale  und  dürften  den  Urreptilien ,  aus  welchen 
alle  übrigen  Ordnungen  hervorgegangen  sind ,  am  nächsten  stehen. 
Ihr  Körpef  ist  eidechsenartig,  langgesehwänzt.  beschuppt;  die  Wirbel- 
säule aus  amphicölen,  zuweilen  von  einem  persistirenden  Chorda 
sträng  durchzogenen 
Wirbeln  zusammen- 
gesetzt, zwischen  wel- 
chen häufig  kleinelnter 
eentra  eingeschaltet 
sind.  Die  Dornfort- 
sätze .  Diapophysen 
und  Zygapophysen 
sind  wohl  ausgebildet 
und  mit  Ausnahme 
der  vordersten  Hals- 
wirbel und  der  hinteren 
Schwanzwirbel  tragen 
alle  übrigen  Wirbel 
kräftige ,  einköpfige 
Rippen.  Auf  der  Ven- 
tralseite liegen  zwi- 
schen Brustgürtel  und 
Becken  zahlreiche,  aus 
mehreren  Stücken  zu- 
sammengesetzte und 
gegen  die  Mitte  eon- 
vergirende  Bauchrip- 
pen. Der  Schädel 
(Fig.  1614)  ist  ausge- 
zeichnet durch  sehr 
grosse,  seitlich  gelegene 
Augenhöhlen,  ein  (sehr 
selten  fehlendesjkleines 
Scheitelloch,  getrennte 
oder  vereinigte,  am  vorderen  Ende  der  Schnauze  befindliche  Nasenlöcher 
und  zwei  grosse  Schläfengruben,  die  durch  eine  vom  Postorbitale  und 
Palato-Quadratum  (SquamoBum  auet.)  gebildete  Knochenspange  getrennt 


Y\K.  ich. 

Sphtntidon  (Hatteria)  punctata»  <iray,  von  Neuseeland.  Sehadel 

von  der  Seite,  von  unten,  oben  und  hinten.  %  nat  Gr. 
A  Augenhöhle.  .V  Na.senloeh,  8  obere.«  Sohlafeiiloeh,  Ch  t'hoanen. 
Bo  Baaloeeipitale,  E.ro  Kxoceipitale,  .So  Supraoe.ipitnle,  Owe 
Opisthotieutn,  V"  Wuadratinn,  QuJ  Quadrato  Jusale,  Ju  .lupale, 
Pa  Parietale,  Fr  Frontale  ,  W  Po«tfrontale  .  Por  Po-lorbitale, 
l'rj  Praefrontale,  Sa  Natale.  Mir  Maxilla,  Pmx  Praemaxilla.  PI 
PUAtlnom,  Vo  Vomer,  Pt  Pteryfjoldeura,  d  Dentale,  amj  Autrulnre, 

art  Articulare. 


foBfl.  du  Bassin  da  Rhone.  Arch.  Musöe  d'hist.  nat.  Lyon  1892.  vol.  V.  —  Meyer, 
H.  v.f  Zur  Fauna  der  Vorwelt.  Saurier  aus  dem  Kupferschiefer  1857  und  Reptilien 
ans  dem  lithographischen  .Schiefer  18U0.  —  Seele;/,  H.  G.,  On  Protorosaurus.  Phil. 
Trans.  1887.  vol.  178.  —  The  Mesosauria  of  South  Africa.  Quart,  journ.  geol.  Soc. 
1892  Bd.  LXVIII  p  58«.  —  Waqner,  A  .  Saurier  au»  dem  lithograph.  Schiefer. 
Abhandl.  baver.  Akad  II.  Cl.  1852  Bd.  VI.    1853  Bd.  VII.    1861  Bd.  IX. 


Digitized  by  Google 


im 


Vertebrata.  Reptilin 


sind.  Die  schmalen  Scheitelbeine  bedecken  eine  kleine  Ilirnhöhle.  Ein 
S<piamosum  fehlt.  Das  Quadratnm  ist  unbeweglich  mit  dem  Schädel 
verbunden,  die  Pterygoidea  bilden  mit  den  breiten  Gaumen-  und  PHug- 
schaarbeinen  einen  fast  geschlossenen,  harten  Gaumen.  Eine  verticale 
Columella  verbindet  Pterygoid  und  Scheitelbeine.  Zwischenkiefer.  Ober- 
kiefer, Unterkiefer.  Gaumenbeine  und  zuweilen  auch  die  Vomera  sind 
mit  acrodonten  oder  in  ganz  seichte  Gruben  eingefügten  Zähnen  besetzt, 
selten  zahnlos. 

Der  Schultergürtel  enthält  noch  ziemlich  viel  Knorpel.  Vorn 
Schulterblatt  ist  nur  das  länglich  vierseitige,  proximale  Gelenkstück 
verknöchert  und  auch  das  elliptische  kleino  Coracoid  am  Innenrand 
knorpelig.  Das  Schlüsselbein  verbindet  als  dünne,  gebogene  Spange 
das  Schulterblatt  mit  einer  lang  gestielten,  vorne  T  förmigen  oder  rhom- 
bischen Interclavicula.  die  über  dem  grossen,  knorpeligen  Sternuni 
liegt.  Der  flumerus  besitzt  ein  Foramen  entcpieondvloideuni,  die  Ge- 
lenkeuden  sind,  wie  auch  die  von  Ulna  und  Radius,  meist  unvollständig 
verknöchert.  Der  Carpus  enthält  zwei  Reihen  von  Knöchelchen,  davon 
5  in  der  distalen  und  häufig  nach  2  <  entralia.  Vorder-  und  Hinterfüsse 
sind  fünfzehig. 

Am  Beckengürtel  betheiligen  sich  ein  schmales,  fast  verticales 
Hüftbein  (Ileum),  sowie  die  scheibenförmigen  Scham-  und  Sitzbeine, 
welche  durch  eine  ovale  Oeffnung  von  einander  getrennt  sind.  Die 
hinteren  Extremitäten  sind  etwas  länger,  als  die  vorderen  und  im 
Wesentlichen  wie  bei  den  Eidechsen  gestaltet. 

An  die  lebende  Gattung  Sphcnodon  schliessen  sich  einige  jurassische 
Formen  auf  das  innigste  an.  Auch  in  paläozoischen  Ablagerungen 
kommen  verwandte  Reptilien  vor,  die  am  zweckmässigsten  zu  den 
Rhynehocephalcn  gestellt  werden,  obwohl  sie  auch  mit  Eidechsen  und 
Thcromorphen  vielfache  Beziehungen  aufweisen. 

1.  Familie.  ProteroBauridae 

Zwiachenkiejer,  Oberkiefer,  Vnterkiefer  und  Gaumenbeine  mit  käftigen,  spitz- 
ronischen,  in  ganz  seichten  Gruben  stehenden  oder  au/geivachsenen  ZäJtnen.  Vomer 
mit  winzigen  Zähnchen  bedeckt.  Interclavicula  vorne  rltombisch,  hinten  lang  gestielt. 
Im  Rothliegenden,  Kupferschiefer  und  in  der  Trias. 

Palaeohatteria  Oedner  (Fig.  1615).  Körper  40— 45  cm  lang.  Wirbel 
ainphieöl,  mit  durchlaufendem  Chordastrang.  Hals-,  Rumpf-,  und  vordere 
Schwanzwirbel  mit  einköpfigen  Rippen,  hintere  Sehwanzwirbcl  mit  Hämapo- 
physen.  Intercentra  zwischen  sämmtlichen  praccaudalen  Wirbeln.  Baueh- 
rippen  stabförmig.  Zwischenkiefer  mit  X — 4  etwas  gekrümmten  Zähnen. 
Extremitäten  fünfzehig  mit  krallenartigen  Endphalangen.  Im  Rothliegenden 
von  Niederhässlich  bei  Dresden. 

Kadaliosaurus  Credner.  Selten  im  Rothliegenden  von  Nieder- 
häuslich. 

Proterosaurus  Ii.  v.  Meyer.  Körper  P/s  in  lang.  Wirbeleentra 
amphieöl  vollständig  verknöchert.  Die  oberen  Bogen  mit  den  Centren  ver- 
schmolzen. Halswirbel  lang,  mit  dünnen  Rippen,  dazwischen  Intercentra. 
Schädel  vorne  zugespitzt.  Kiefer  mit  starken,  spitzconisehen .  Vomer  mit 
kleinen  Zähnchen  besetzt.  Vorderfüsse  beträchtlich  kürzer,  als  Hinterfüsse. 
Im  Kupferschiefer  von  Thüringen  und  Hessen  und  im  Magne.sian  limestone 
von  Durham,  England.    P.  Speneri  H.  v.  Meyer,  P.  Lincki  Seeley. 


Digitized  by  Google 


Rhynchocephalia.    Proterosaiirirtae    Mesosauridae.  637 


Aphelosaurus  Gervais,  Haptodus  Gaudry,  Callibrachion  Boule. 
Rothliegendes  von  Autun  und  Lodeve,  Frankreich. 

Telerpeton  Mantell.   Trias.    Elgin.  Schottland. 


Kl*.  1615. 

I'alneohaUeria  lotigicaudata  f'retlner.    RothlieRcmlos.    Nie<lerha>isl|eh  bei  l>r>-*<len. 
A  Schädel  inat.  <ir.)  (jVa  Nasenbein.  Prj  l'rnefrontnle,  La  Ijicrhuale,  J'itr  l'ostorbltnle,  QuJ  Ouartrato- 
Jugale,  Ju  Juitale,  Pmx  l'raeninxilla,  Vo  Vomcr).     B  SehuHerKÜrtel  (iel  Interclavicula,  cl  Clavlcula, 
cot ■  Corneoltleum ,  te  Scapula).    C  BeckeiiKurtel  (ii  lleum ,  pu  Schuppenbein,  it  Sitzbein,  /  Fetnnr, 
c  Kommen  eonliforme).  D  Rückenwirbel  von  «ter  Seite.  E  Schwanz« Irbel  von  vorn.  (Nach  i'redner.) 

2.  Familie.  Mesosauridae. 

Kiejerzähne  ungemein  fein,  bürstenjörmig,  dicht  gedrängt.  Wirbel  amphieöl 
mit  Chordaresten.  Hals  lang,  mit  9  Wirbeln  und  kurzen,  beilförmigen  Rippen. 
Rumpfrippen  einkupfig,  sehr  dick.  Tarsus  in  der  proximalen  Reihe  mit  zwei 
grossen  Knöchelchen.    Permocarbon  und  Triiw. 

Von  den  beiden  hierhergehörigen  Gattungen  Mesosaurus  Gervais 
(Ditrochosaurus  Gürich;  und  Stereosternum  Cope  findet  sich  die  eine  in 
den  Karoo-Schichtcn  (untere  Trias)  von  Südafrika,  die  andere  im  Permo- 
carbon von  Sao  Paolo  in  Brasilien.  Von  Stereosternum  ist  bis  jetzt  noch  kein 
Schädel  beschrieben ,  das  eidechsenähnliche  Skelet  stimmt  aber  in  allen 
wesentlichen  Merkmalen  mit  Mesosaurus  überein.  Die  schlanken  Extre- 
mitäten sind  fünfzehig,  der  Humerus  von  einem  Foramen  entepicondy- 
loideum  durchbohrt. 


Digitized  by  Google 


£3«  Vertebrata.  Reptilia. 


3.  Familie.  Champsoeauridae.1 

Schädel  mit  stark  verlängerter  Schnauze.  Schlanke  spitzconische  Zähne  auj 
Zwischenkiefer,  Oberkiefer,  Gaumenbein  und  Unterkiefer.  Ausserdem  winzige 
Zähnchen  auf  der  Fläche  der  Pterygoidea  und  Palatina.  Nasenlöclier  am  vor- 
deren Ende  der  Schnauze  vereinigt.  Unterkiejeräste  durch  Sutur  verbunden.  Nur 
zwei  Intercentra  vor  und  hinter  dem  ersten  Halswirbel.  Wirbel  solid  vetknöchert, 
platycöl;  obere  Bogen  durch  Sutur  mit  dem  Centrum  verbunden. 

Zu  dieser  Familie  gehören  1 — 21/*  m  lange,  eidechsenähnliche  Reptilien 
mit  langem,  gavialartigem  Kopf  und  starken  Bauchrippen  aus  der  obersten 
Kreide  von  Nordamerika  und  dem  unteren  Eocän  von  Reims,  Belgien  und 
Neu-Mexico.  Cope  hatte  zuerst  eine  Anzahl  Wirbel  und  Rippen  unter  dem 
Namen  Champsosaurus  beschrieben  und  Dollo  deren  Identität  mit 
Simaedosaurus  Gervais  aus  dem  unteren  Eocän  von  Reims  und  Erque- 
linnes  (Belgien)  nachgewiesen.  -Ein  vollständiges  Skelet  ist  im  Museum  von 
Brüssel  aufgestellt. 

4.  Familie.  Rhynchosauridae.*) 

Wirbel  verknöchert  amphicöl. 
Zwischenkiejer  zahnlos,  schnabelartig, 
abwärts  gekrümmt  und  zwischen  die 
divergirenden  vorderen  Enden  des 
Unterkiefers  eingefügt.  Oberkiefer 
und  Gaumenbeine  mit  3  oder  mehreren 
Reihen  kleiner,  pyramidaler  Zähne 
besetzt.   Nasenlöcher  vereinigt.  Trias. 

Rhynchosaurus  Owen.  Ober- 
kiefer mit  einer,  Gaumenbeine  mit 
zwei  Reihen  kleiner  Zähnchen. 
Unterkiefer  zahnlos  oder  mit  win- 
zigen Zähnchen.  Bauchrippen  wohl 
entwickelt.  Keuper.  Warwickshire. 

Hyperodapedon  Huxley  (Fig. 
1016).  Körper  bis  2  m  lang.  Ober- 
kiefer eingedrückt  mit  einer,  Gau- 
menbeine mit  3  —  5  Reihen  von 
Zähnchen  besetzt.  Scheitelloch  fehlt. 
Unterkiefer  vorn  zwei  zahnlose 
Schnäbel  bildend ,  weiter  hinten 
bezahnt.  Keuper  von  Schottland, 
England  und  Ostindien. 

5.  Familie.  Sauranodontidae. 

Körper  langgeschwänzt.  Zwischen- 
kiefer,   Oberkiefer   und  Unterkiefer 
zahnlos,  zugeschärft,  vorne  schnabel 
artig  eingekrümmt.  Schädeldach  solid, 
a i  Awnhöhie,  s  obere».  8 'seitliche*  RobMfsnloohj  mit    kleinen    oberen    und  seitlichen 


Flg.  1616. 

H  yperodaptdvn  (iitrdtmi  Huxley.     Ken  pur.  KIkIii. 
Schottlawl.      A  Sehrtdel   von  "oben.      H  «inunien 
C  vordere«  Kn<le  des  l'nterkleferx  von  unten. 
V«  nat  Or.  (Nach  II 0x1*7.1 
(P  nu  Zwisehetikiefer.  Ms  Oberkiefer,  PI  Gaumenbein, 


Schläfengruben.  Postorbitale  sehr  gross. 


Md  Unterkiefer.) 

Foramen  parietale  fehlt,  Nasenlöcher  getrennt.  Wirbelsäule  verknöchert.  Zweite 
Sacralrippe  distal  gespalten.  Rauchrippen  kräftig.  Vorderfüsse  kürzer  als  Hinter- 
füsse,  beide  fünfzehig.    Hautschuppen  viereckig.    Ob.  Jura. 

•)  DoUo,  L.,  Bull.  Mus  Roy.  d'hist.  nat.  Belg.  III,  Bull.  S..c.  Beige  de  Geol. 
Pal  et  Hydro!.  18Ö1  V  und  Revue  des  questiona  scientif.  1885.  —  Lemoine,  V., 
Etüde  sur  les  charact  gener.  du  Simaedosaurus.    Reirnn  1884  u.  1885. 

»)  Huxley,  Th. ,  Quart  journ  geol.  Soc.  London  1859  XV,  1869  XXV  und 
1887  XLIII 


Digitized  by  Google 


Rhynchocephalia.    Sauranorion  tidae.  Sphenodontidae 


639 


Einzige  Gattung  Sauranodon  Jourdan.  Die  prachtvoll  erhaltenen 
Skelete  von  S.  incisivus  Jourdan  aus  dem  oberen  Jura  von  Cerin  erreichen 
eine  Länge  von  0,3  m  bis  0,54  m. 

6.  Familie.  Sphenodontidae. 

Wirbel  amphicöl  mit  oder  ohne  Chordareste. 
Intercentra  in  der  Hals-  und  Schwanzregion.  Zwischen- 
kiefer mit  einem  wimigen,  schneidenden  Zahn.  Ober- 
kiejer,  Aussenrand  der  Gaumenbeine  und  Unterkiefer 
mit  einer  Reihe  abgeplatteter,  dreieckiger,'  acrodonter 
Zähne.  Vomer  zahnlos.  Nasenlöcher  getrennt.  Inter- 
clavicula  T förmig.  Schuppen  quer  vierseitig.  Ob.  Jura 
und  Jetztzeit. 

Homaeosaurus  v.  Meyer  (Sapheo  saurus 
v.  Meyer)  (Fig.  1617).  Sehr  ähnlich  dem  lebenden 
Sphenodon,  jedoch  kleiner  (15 — 20  cm  lang),  Rippen 
ohne  Processus  uncinatus,  die  zweite  Sacralrippe 
gegabelt.  Ob.  Jura  (Lithographischer  Schiefer)  von 
Biiyem  und  Cerin.  Kimmeridge  •  Schichten  von 
Hannover  und  Purbeck -Schichten  von  England, 
ff.  Maximiliani  v.  Meyer. 

Ardeosaurus,  Acrosaurus  v.  Meyer.  Litho- 
graphischer Schiefer  von  Bayern.  Kuposaurus 
Jourdan.    Ob.  Jura.  Cerin. 

Pleurosaurus  H.  v.  Meyer  (Anguisaurus 
Münst,,  Saurophidium  Jourd.).  Körper  schlangen- 
artig, bis  V/t  m  lang.  Schädel  vorne  zugespitzt. 
Schwanz  zwei  Dritttheil  .der  Körperlänge  ein- 
nehmend. Bauchrippen  kräftig.  Vorderfüsse  kürzer, 
als  Hinterfüsse.  Rumpf  bis  zum  Becken  mit  starken, 
einköpfigen  Rippen.  Ob.  Jura  (Lithographischer 
Schiefer)  von  Bayern  und  Cerin.  P.  Münsteri 
Wagner. 

Sphenodon  Gray  (Hatteria  Gray).  Lebend. 
Neuseeland. 


Fl*.  1617. 


u  pulcheltui  Zittol. 
Ob.  Jura.     Kelheim,  Bayern. 
Von  unten.   >/t  «r. 


Zeitliche  Verbreitung  der  Rhynchocephalia. 


1.  Proterosauridae 

2.  Mesosauridae  .  . 
8  Champsosauridae  . 

4.  Rhyuchosauridae  . 

5.  Sauranodontidae  . 
6  Sphenodontidae  . 


Digitized  by  Google 


640 


Vertebrata.  Reptilia. 


2.  Ordnung.    Lepidosauria.    {Squamata)  Schuppensaurier. 

Wirbel  proeöl,  sehr  selten  amphicöl.  Saerum  mit  zwei 
Wirbeln  oder  fehlend  (Ophidia).  Rippen  einköpfig;  Bauch- 
rippen fehlen.  Quadratbein  beweglich,  nur  proximal  am 
Schädel  befestigt.  Untere  Temporalbögen  fehlen.  Gaumen 
von  grösseren  oder  kleineren  Oeffnun gen  durchbrochen.  Zähne 
acrodont  und  pleurodont.  Nasenlöcher  getrennt.  Brustgürtel 
mit  Sternum  oder  gänzlich  fehlend  (Ophidia).  Extremitäten 
Gehfüsse,  Schwimmfüsse  oder  fehlend.  Haut  mit  hornigen, 
seltener  ossificirten  Schuppen  oder  Schildern  bedeckt. 

Zu  den  Lepidosauria  gehören  die  Eidechsen,  Schlangen  und 
die  erloschene  Unterordnung  der  Pythonomorpha.  Sie  stehen  den 
Rhynchocephalen  in  ihrer  äusseren  Erscheinung  und  auch  im  ana- 
tomischen Bau  nahe  und  sind  höchst  wahrscheinlich  aus  diesen  hervor- 
gegangen. 

1.  Unterordnung.    Lacertilia  {Smirii).  Eidechsen.1) 

Körper  gestreckt,  lang  geschwänzt,  zuweilen  schlangenartig,  beschuppt  oder 
geschildert.  Columella  stabjörmig  oder  rudimentär.  Ali-  und  Orbitosphenoid 
nicht  verknöchert.  Oberes  Schläfenloch  aussen  durch  einen  KnocJienbogen  begrenzt 
oder  offen.  Unterkieferäste  in  der  Symphyse  durch  Sutur  verbunden.  Zähne 
acrodont  oder  pleurodont.  Brustgürtel  stets,  meist  auch  ein  Brustbein  vorhanden. 
Gliedmaasseit  fünfzehig,  Gehfüsse,  zuweilen  verkümmert  oder  ganz  fehlend. 

Die  meisten  Eidechsen  besitzen  ein  aus  hornigen,  seltener  aus  ver- 
knöcherten Schuppen,  Schildern  oder  Stacheln  bestehendes  Hautskelet, 
das  sowohl  den  Kopf,  als  auch  den  ganzen  übrigen  Körper  bedeckt.  Die 
Wirbelsäule  besteht  aus  zahlreichen  proeölen  Wirbeln  (nur  die  Geckonen 
und  Uroplatiden  haben  amphicöle  Wirbel),  deren  obere  Bögen  fest  mit  dem 
Centrum  verschmolzen  sind.  Die  Halsregion  enthält  selten  mehr  als  neun 
Wirbel,  davon  besteht  der  Atlas  aus  zwei  dorsal  getrennten  oder  vereinigten 
Bogenstücken  und  einer  unteren  Hvpapophyse  (Intercentrum).  Querfortsätze 
sind  an  sämmtlichen  Hals-  und  Rumpfwirbeln  schwach  entwickelt,  so  das« 
sich  die  einköpfigen  Rippen  an  kurze  Querhöcker  anheften.  Am  Sacrum 
betheiligen  sich  zwei  Wirbel.  Die  Schwanzwirbel  tragen  statt  der  Rippen 
kräftige  Querfortsätzc  und  sind  mit  Haennipophysen  oder  Sparrenknochen 
(Chevron  bones)  versehen. 

Die  vorderen  Rumpfrippen  befestigen  sich  mit  ihrem  knorpeligen  oder 
knöchernen  ventralen  Abschnitt  am  Brustbein,  das  meist  aus  einer  grossen 
rhombischen  oder  schildförmigen,  zuweilen  von  zwei  Löchern  durchbohrten 
Platte  besteht. 

Der  Schädel  (Fig.  1(518)  unterscheidet  sich  von  dem  der  Rhyncho- 
cephalen hauptsächlich  durch  das  grosse  freistehende  Quadratbein,  durch 
die  dünn«-,  stabförmige  Columella  und  durch  den  Mangel  einer  unteren 
Begrenzung  des  seitlichen  Schläfenloches.  Der  Vomer  ist  paarig,  die  Pala- 
tina  und  Pterygoidea  sind  dünn  und  der  harte  Gaumen  von  grossen 
Oeffnungcn  durchbrochen.  Die  Nasenlöcher  sind  getrennt  und  meist  in  die 
Nähe  der  Augenhöhlen   gerückt.     Das  Quadratbein    lenkt   sich   an  die 

')  Vope,  JCdw.,  Rej>  of  the  U.  S.  geol.  Survcv  of  the  Territorien  vol.  III.  The 
Vertebrata  of  the  tertiary  fonnations  of  the  West  1883  p.  101  und  777—781.  — 
Meyer,  It.  v.,  Lacerten  au»  der  Braunkohle  de»  Siebengebirges.  Palaeontographica. 
VII.  S.  74  -  78. 


Digitized  by  Google 


Lepidosauria  Lacertilia. 


641 


zusammenstossenden  äusseren  Enden  des  mit  dem  Exoccipitale  verschmolzenen 
Opisthoticum  und  Quadrato- Jugale  ein.  Das  häufig  un paare  Scheitelbein 
besitzt  mei.st  ein  Foramen  parietale.  Das  Jochbein  steht  niemals  mit  dem 
Quadratbein  in  Verbindung.  Das  Postfrontale  nimmt  mit  dem  Quadrato- 
Jugale  (Squamosum  auct,  Paraquadratum>  an  der  unteren  Begrenzung  des 
oberen  Sehläfen- 
joches  Theil  und 
sendet  einen  Fort 
satz  nach  unten 

zum  Jugale,  um    fcxV  f  £ä£ 


mit  diesem 


Ii« 

s«  hiuU'l  von  Monitor  iWotfciM.  iXnch  C'uvler.)  8  oberen  SchUfenlooh, 
.V  Natii'iiluch.  l'a  Sehein-lbcln,  >'<j  S<|Uauio*um  rSupraU-mporali'),  Fr  Stirn- 
bein, Pr/  VonlprstlnibHn,  ptj  iliniootirnbetn,  A'a  Nasenbein,  I.a  Thränen- 
bein,  y  Superciliare  (Supraorbltnle  .  Ju  Jochbein,  Ona«lnitheiii,  QuJ 
Quadrato  .ttiKiilc,  Pf  FlttuellH-ln,  ff  Gaumenbein,  Cot  Columella,  T  Quer- 
belli.  3fr  oherklefer.  I'ms  7,\\  tsehenkiefer,  So  OeeipiUle  Miperiu*.  Ej» 
on-ipitiil.-  laterale.  Pro  l'rooiicmn. 


Mg,  Hl  19. 

Unterkiefer  von  Igvnna  mit  pleuroilonten  Zahnen 
d  Dentale,    op  Opereulare,    any  Angiiiare,    nrt  AlHoull», 
aiiisnlare,  k  »oronoideum. 


Nach  Co  vi  er.) 

Supru 


hinteren  Begrenz- 
ungsbogen  der 
Augenhöhlen  zu 
bilden.    Ein  klei 
ner,  zwischen  das 
hintere  Ausseneck 
der  .Scheitelbeine 
und   das  hintere 
Ende  des  Quadra 
to  -Jugale  einge 
sehalteter,  häufig 
als  Supratempo 
rale  bezeichneter 
Knochen  reprä 
sentirt  das  Squa 
mosum.   Die  U  n 
ter kieferäste 
(Fig.   1619)  sind 
durch  Sutur  ver 
bunden.    Alle  Ei- 
dechsen besitzen 
Zähne  auf  Ober 

kiefer,  Zwischen kiefer  und  dem  Dentale  des  Unterkiefers,  seltener  auf 
Gaumen,  Flügelbeinen  und  Vomer.  Die  Zähne  sind  entweder  spitz-  oder 
stumpfconisch ,  blattförmig  oder  pfeilspitzenförmig  mit  gezackten  oder 
zugeschürften  vorderen  und  hinteren  Rändern,  zuweilen  auch  von  halb- 
kugeliger Gestillt.  Sie  verwachsen  im  Alter  an  ihrer  Basis  vollständig  mit 
den  anliegenden  Knochen  und  wind  entweder  pleurodont  oder  acrodont. 
Die  neuen  Zähne  entwickeln  sich  neben  der  Basis  der  alten  auf  der  Innenseite. 

In  der  Regel  sind  vier  fünfzehige  Gliedmaassen  entwickelt,  zuweilen 
verkümmern  auch  die  hinteren,  manchmal  sogar  beide  Paare  von  Extremi- 
täten. Der  Brustgürtel  ist  immer  vorhanden,  dagegen  kann  der  Beckeu- 
gürtel  bei  mangelnden  Hinterfüssen  verschwinden.  Im  Brustgürtel  zeichnet 
sich  das  grosse  Coracoid  durch  einen  nach  vom  gerichteten  Fortsatz 
(Praecoracoid)  aus;  auch  die  Scapula  besteht  aus  zwei  Stücken,  wovon  die 
grosse  distale  Suprascapula  meist  knorpelig  bleibt;  das  proximale  Stück  (die 
eigentliche  Scapula)  gabelt  sich  zuweilen  distal  in  zwei  Aeste.  Die  spangen- 
förmigen  Schlüsselbeine  verbinden  den  Vorderrand  der  Scapula  mit  der 
T-  oder  kreuzförmigen,  vor  dem  Steinum  gelegenen  Interelavicula. 

H  um  er  us  und  Vorderfussknochen  ähneln  den  entsprechenden 
Skelettheilen  der  Rhvnchocephalen,  doch  kommt  nie  ein  Foramen  entepi- 
condyloideum  vor.  Im  Carpus  zählt  man  in  zwei  Reihen  acht  kleine 
Knöchelchen.  Der  Daumen  hat  zwei,  der  zweite  Finger  drei,  der  dritte  vier, 
der  vierte  fünf  und  der  fünfte  drei  Phalangen;  die  letzten  Zehenglieder 
tragen  Krallen. 


Zittei.  üruiidiuge  «ier  l'alacontologie. 


41 


Digitized  by  Google 


642 


Vertebrata.  Reptilia. 


Bei  den  Eidechsen  mit  wohl  entwickelten  Hinterbeinen  sind  die  distal 
schmalen  Darmbeine  beweglich  mit  den  knorpeligen  Enden  der  Saeral- 
rippen  verbunden.  Scham-  und  Sitzbeine  stossen  in  medianen  Symphysen 
zusammen,  vom  Vorderrand  des  Schambeins  geht  häufig  ein  stark  gebogener 
Fortsatz  aus.  Der  Oberschenkel  ist  meist  länger  als  der  Humerus ;  Tibia  und 
Fibula  bleiben  getrennt.  Im  Tarsus  besteht  die  proximale  Reihe  aus  zwei 
grossen  Knöchelchen  (dem  tibiakn  Astragalus  und  dem  fibularen  Calcaneus); 
in  der  distalen  Reihe  findet  sich  häufig  nur  ein  grosses  mit  dem  Calcaneus 
articulirendes  Cuboideum  IV  und  ein  Tarsale  III ;  die  übrigen  kleineren 
Cuboidea  sind  in  den  Metatarsus  aufgegangen.  Das  MetatarsaJe  V  ist  kurz 
und  gekrümmt.    Zahl  der  Phalangen  an  den  fünf  Zehen  2,  3,  4,  5,  4. 

Die  Eidechsen  halten  sich  gegenwärtig  hauptsächlich  in  den  wannen  und 
gemässigten  Zonen  auf.  Man  kennt  nach  Ho  ff  mann  434  lebende  Genera 
und  1925  Arten.  Im  Vergleich  zu  der  grossen  Menge  der  lebenden  Eidechsen 
spielen  die  wenig  zahlreichen  fossilen  eine  ganz  untergeordnete  Rolle.  Die 
älteste,  unvollständig  bekannte  Gattung  (Macellodon)  erscheint  im  obersten 
Jura  (Purbeckschichten);  in  den  Kalkschiefern  der  unteren  Kreide  von 
Comen  und  Istrien  finden  sich  ganze  Skelete  von  Acteosaurus  v.  Meyer, 
Adriosaurus  Seeley,  Carsosaurus  Kornhuber,  Aigialosaurus  Kramberger,  Meso 
leptos  Cornalia,  die  meist  den  lebenden  Varaniden  nahe  stehen.  Die  obere 
Kreide  von  Europa  und  Nordamerika  enthält  nur  spärliche  Reste  (Araeo- 
saurus,  Patricosaurus,  Tylosteus,  Iguanavus).  Sie  werden  etwas  reichlicher  im 
unteren  Eocän  von  Wyoming  und  gehören  theils  zu  Varaniden  (Thinosaurus), 
theils  zu  Anguiden  (Glyptosaurus,  Saniva,  Xestops),  Iguaniden  (Iguanavus)  und 
Chamaeleoniden. 


Fig.  1620. 
Eidechse  (f  Proiguana). 
Phosphorit.    Quercy  Dentale 
>lea  Unterkiefers  von  aussen 
and  innen.    (Nat  Or.) 


Flg.  1621. 
PUttiodon  Cadurcenti* 
Filhol.  rtuisphorit. 
Queroy.  Unterkiefer 
von  innen.  (Nat  Or.) 


Fig.  162». 
Palaeovaraniu  CayluH  Filhol. 


oberkieferfmirment    (Nat.  Or.j 


Die  obereoeänen  Phosphorite  des  Quercy  und  die  Gypsraergel  von  Apt 
enthalten  Kiefer,  Wirbel  und  Knochen  von  Agama,  Proiguana  (Fig.  1620), 
Plestiodon  (Fig.  1621),  Diploglossus,  Palaeovaranus  (Fig.  1622)  und  Lacerta. 

Die  aus  dem  Miocän  der  Auvergne,  der  Braunkohle  von  Rott,  den  Süss- 
was8ermergeln  von  Steinheim,  Haslach,  Günzburg,  Sansan  und  Colorado 
bekannten  Reste  gehören  theils  zu  noch  jetzt  existirenden  Gattungen  oder 
gestatten  keine  genauere  Feststellung  ihrer  systematischen  Beziehungen. 

Was  aus  plioeänen  und  pleistocänen  Fundorten  bekannt  ist,  gehört  mit 
Ausnahme  der  grossen  australischen  Formen  (Megalania  und  Notiosaurus)  zu 
lebenden  Geschlechtern. 


2.  Unterordnung.    Pythonomorpha.  Pope.1) 

Grosse,  langgestreckte  (nackte?)  Meersuurier.  Wirbel  proeöl ,  häufig  mit 
Zygosphen;  Halswirbel  mit  Hypapophysen.    Sacrum  mit  einem  Wirbel.  Schädel 

l)  Baur,  G.,  Morphology  of  the  skull  of  Mosasauridae.  Journ  of  Morphology. 
1892.  vol.  XII.  —  Cope,  Edw.,  The  Reptilian  Orders  Pythonomorpha  and  Streptosauria. 
Proceed.  Boston  Soc.  nat  hist.  1869.  XII.  W50.  —  Kep.  ü.  S.  geol.  Surv.  of  Territ.  1875 
vol.  II.  The  Vertebrata  of  the  cretaeeous  fonuation»  of  the  West  p.  113—178  und 
p.  264.  -  Dollo,  L.,  Bull.  Mus.  Roy.  d  hist.  nat  de  Belgique  1882  t.  I  u.  1885  t.  IV.  - 


Digitized  by  Google 


Lepidoeauria.  Pythonomorpha. 


643 


Yrßt 


eidechsenartig.  Scheitelbeine  mit  Foramen  parietale,  durch  seitliche  Fortsätze  mit 
dem  Älisphenoid  und  Prooticum  verbunden.  Ztoischenkiefer  unpaar;  Quadratbein 
gross,  durchbohrt,  beweglich:  nur  oberer  Temporalbogen  vor 
handen.  Opisthoticum  mit  Exoccipitale  verschmolzen.  Unter- 
kieferäste in  der  Symphyse  durch  Ligament  verbunden,  Zähne 
spitzconisch ,  auf  knöchernen  Sockeln  stehend,  den  Kiefern  und 
dem  Pterygoid  aufgewachsen.  Brust-  und  Beckengürtel  vorhanden. 
Extremitäten  flossenförmig ,  fünfzehig;  Humerus,  Femur  und 
Vorderjussknochen  sehr  kurz. 

In    der    Wirbelsäule    zählt    mnn    stets    mehr  ak 
ICH)  Wirbel,   welche  sich  als  Hals-,  Rücken-,  Lenden-  und 
Schwanzwirbel  unterscheiden  lassen.    Die  oberen  Bögen  sind 
fest  mit  dem  procölen  Centrum  verschmolzen,  die  dorsalen 
Dornfortsätze  lang  und  die  Rückenwirbel  mit  kräftigen  Quer- 
fortsätzen (Diapophysen)  versehen.   Die  Gelenkfortsätze  (Zyga- 
pophysen)  sind   in  der  Hals-  und  Rückenregion  gut  ent- 
wickelt, werden  in  der  Lendengegend  schwächer  und  ver- 
schwinden in  der  Schwanzregion  häufig  gänzlich.  Zuweilen 
kommt      zu  den 
Zygapophysen  noch 
die    bei  Schlangen 
und  vereinzelten  Ei- 
dechsen     bekannte  ^T . 
V-  rbind ung  der  Wir-  \                       I"'7'  fS^Jtw^'  !  ffc 
bei  durch  Zygosphen  '                               1  v    0  " 
und  Zvgantrum  hin- 
zu.    Der  vorderste 
Halswirbel  besteht 
aus   zwei  seitlichen 
Bogenstücken  und 
dem    als  Centrum 
fungirenden  Zahn- 
fortsatz des  zweiten 
Halswirbels.  Zwi- 
schen Atlas  und  Axis 
befindet  sich  ein  drei- 
seitiges Intercentrum. 
Die    vier    bis  fünf 
vorderen  Halswirbel 
besitzen  ungewöhn- 
lich kräftige  und  ver- 
längerte ,    mit  dem 


Flg.  1624 

Clidtute*  stenop*  Cope     SIhI-h  :rl.cl  A  von  der  Spitt;, 
B  von  vom.   c  Centrum.  $p  DornforttwU,  d  Quer 
forUtutz.   prs  Praezyjrapophyse,    hy  Hypfipophyw, 
h  Kmlstück  der  HypHpophysc    iNach  Cope.) 


Centrum  verwachsene 


Hypapophysen 

(Fig.  1624  hy),  welche  distal  abgestutzt  sind  und  eine  rauhe 
Gelenkfläche  besitzen,  an  die  sich  wie  eine  Epiphyse  ein 


Bull.  Soc.  Beige  de  Geol.,  Paleont.  et  Hvdrologie  1889  III.  1890  IV. 
1892  VI.  1893  VII.  —  Goldfuss,  Nova  acta  Acad.  Leop.  nat.  cur. 
Bd.  XXI.  —  Ijtidy,  Jos.,  Cretaceous  Reptiles  of  the  U.  8.  Smithson. 
Contrib.  1864  —  Rep.  U.  8.  geol.  Survey  of  Territ.  L  Kxtinct  verte 
brate  fauua  of  the  Western  Territories.  Washington  1873.  —  Marsh, 
0.,  Amer.  Journ.  Sc.  and  arts  1871  Bd.  101,  1872  Bd.  103  u.  1880 


FiK  1623. 
K«-sUuirlrten 
Skelet  von 

HlutmirpUM. 

e.  '/»  oal  <ir. 
(Nach  M  er  Maro  ) 


Bd.  119.         Merriam,  F.  f.,   Die  Pythonoinorphen  der  Kansas 
Kreide.    Palaeontographica  1894.  XLI    —    Owen,  Rieh.,  Quart,  journ.  geol.  Soc. 
1877  Bd.  33  p.  682  und  1878  Bd  34  p.  748    —    Williston  and  Vase,  Kansas  Mosa- 
sauridae    pt.  I  u.  II     Kansas  University  Quaterly  1892.  I89:i.  1895. 

41« 


Digitized  by  Google 


644 


Vertebrata.  Reptilia 


besonderes  phalangenähnliches  Endstück  anschliesst,  welches  das  Inter- 
centruin  repräsentirt.  Die  Schwanzwirbel  tragen  geschlossene  Haemapophysen 
oder  offene  Sparrenknochen  (Chevron  hohes),  welche  zuweilen  mit  dem 
Centrum  verschmolzen,  meist  jedoch  an  kurzen,  auf  der  Unterseite  vor- 
springenden Höckern 
eingelenkt  sind.  Mit 
Ausnahme  von  Atlas 
und  Epistropheus  tragen 
alle  Hals-  und  alle 
Rückenwirbel  einfache, 
eylindrische,  einköpfige 
Rippen ,  die  von  vorn 
nach  hinten  allmählich 
an  Länge  zunehmen,  in 
der  Lendenregion  wieder 
verschwinden  und  dort 
und  im  vorderenTheil  des 
Schwanzes  durch  Quer- 
fortsätze ersetzt  sind. 
Bauchrippen  fehlen. 

Der  Schädel  (Fig. 
1625.  HI26)  weicht  nicht 
erheblich  von  dem  der 
Eidechsen  (namentlich 
von  Varanus)  ab.  Schei- 
telbein ]  Stirnbein  und 
Zwischenkiefer  sind  un- 
paar.  Die  oberen  Schlä- 
fenlöeher  werden  aussen 
vom  Postfrontale  und 
Quadrate  -  Jugale  be- 


KIk.  MW. 

Schädel  von  Vommotimi  Moden) 
n-taurlrt  mach  K  Owen),  von 
oben,  A  Augenhöhle,  $  Schlft- 
fenloeh,  y  Nasenloch.  I'a 
Scheitelbein,  fr  Stirnbein,  Prf 

VordemirnbelD ,     /'//  Hinter 

idlrubein.  La  Thranenbein,  Ju 
Jochbein,  Mi  Oberkiefer,  ZW 
Zwi.»ch»>nkiefer,  A'a  Na*enbeln, 
Sq  S<|iiaini>Miin,  Qu  (Juadrat- 
bein,  QuJ  Quailrato  JuKHl"'.  Ho 
Bn*l  lpltale. 


KIk.  1026 


schH.iei  von  avia>it,  prop^thon   grenzt;  Oberk  efer, Squa 

Copc,    von   unten         ßuBaM      6,v"'jL'  ««w^'  ,1 

mosum ,  Jugale ,  Prae- 
und   Postfrontale  sind 


o.  cipitale .    Sph  Ba«i*phenoid 
O))o  Opinthoticum,    PI  Itery- 
Koldcuin.    PI    Palatinum,  VC 
Vomer,    QaJ  Quadrato  .lucale, 
Ptf  Postfrontale,  Mj  Oberkiefer, 

Pmx  Zwi»<  henklefer.     (V  er 

und  l'alatliiuui  sind  nacli  M<mu- 
»auru*  Masimitiaui  enptiut ;  alle* 
l'ebrice  nach  einem  von  l'opc 
abgebildeten  Schädel. l 


wie  bei  Varanus  ent- 
wickelt; dagegen  zeich- 
nen sich  die  Pterygoidea, 
wie  bei  den  Schlangen, 
durch  je  eine  Reihe 
kräftiger,  spitzer  Zähne 
aus,  während  die  kleinen  Palatina  und  Vomera  stets  zahnlos  bleiben.  Das 
Quadratbein  i Fig.  1627.  1(128)  hat  ansehnliche  Grösse,  ist  aussen  aus 
gehöhlt,  innen  eben  oder  gewölbt;  das  obere  convexe  Ende  sendet  einen 
flügelartigen  Fortsatz  nach  hinten  und  unten,  welcher  die  ziemlich  grosse 
OefTnung  des  Gehörgangs  (meatus  auditorius;  begrenzt  Es  variirt  erheblich 
bei  den  verschiedenen  Gattungen  und  liefert  gute  systematische  Unter 
Scheidungsmerkmale. 

Die  beiden  Aeste  des  Unterkiefers  sind  vorne  nur  durch  Ligament  ver- 
bunden. Da,  wo  das  Operculare  und  Dentale  mit  dem  Supraangulare  und 
Angulare  zusammenstossen ,  findet  eine  eigenthümliche  gelenkartige  Ver- 
bindung statt,  welche  den  Rachen  zum  Verschlingen  grosser  Bissen  ge- 
eignet macht. 

Zähne  von  spitzconischer  Gestalt  und  ansehnlicher  Grösse  stehen  in 
einer  Reihe  auf  den  Kiefern  und  auf  dem  Pteryjzoid.  Ihre  glänzende,  mit 
Schmelz  bedeckte  Krone  ist  meist  durch  zwei  gegenüberstellende  Kanten 
zugeochärft  oder  durch  mehrere  Kanten  facettirt;  sie  erhebt  sich  auf  einem 


Digitized  by  Google 


Lepidosauria.  Pythonomorpha. 


645 


starken,  aus  knochenähnliehem  Cement  bestehenden  Sockel,  welcher  dem 
Kieferknochen  aufgewachsen  oder  etwas  in  denselben  eingesenkt  ist  und  die 
Pulpa  des  Zahnes  enthält.  In  diesem  Sockel  entwickelt  sich  auch  der  Ersatz- 
zahn, der  später  auf  der  Innenseite  neben  der  Krone  des  functionirenden 
Zahnes  hervorbricht  und  diesen  ausstösst. 


a 

Fi*  162«. 

Fl*.  1627  Quadratbein  von  ClldaMe*  propyth,m 

quadratbein  von  Mo»a*aurvu  Cnmprri  11  v  Meyer.    A  von  fopp,  von  aussen.     */»  nat  <ir 

innen,  H  von  aussen.    '/<  nat.  Gr.   (Nach  K.  Owen.!  (Nach  Cope.) 

m  OrK>rran.l,  n  Cntorrand,  t  Meatus  auditoriua,  k  St«pe.lialjrrube,  nl  flügelartijter  FortsaU  dos 

Obcn-andw. 


V<»n  oben  «eschen,  %  mit.  «fr. 


Fl*  1629. 

HrustKurtel  von  CHdntiet  EtUn.uaurtu)  ditpar 

(Nach  Marsh.,) 

e  Comeoldeum.  *<•  Scapula,  h  numerus,  r  Radius,  u  rinn,  mc  Metacotrpus.,  I  erster. 

V  fünfter  Finger. 


Im  Brustgürtel  Fig.  1U29)  zeichnet  sich  das  Coracoid  dureh 
ansehnliche  Grösse  und  scheibenförmige  Form  aus;  das  Gelenkende  ist  ver- 
dickt und  verengt,  der  gegenüber  liegende  Innenrand  bogenförmig  und 
häutig  mit  tiefem  Ausschnitt  versehen  oder  die  Scheibe  von  einem  runden 
Loch  durchbohrt;  hinten  grenzt  «las  Coracoid  an  das  knorpelige  Brustbein 
an.  Zuweilen  kommt  auch  eine  spahnförmige  Interclavicula  vor.  Die 
Scapula  ist  jener  der  Rhynehocephalen  ähnlich;  der  Oberarm  sehr  kurz, 
gedrungen ,  an  beiden  Enden  verbreitert  und  distal  mit  zwei  Gelenk- 
facetten für  die  sehr  kurzen,  getrennten  Vorderarmknochen  versehen,  wo- 
von der  Radius  distal  verbreitert  ist.  Die  sieben  Carpalia  liegen  in  zwei 
Reihen  und  tragen  fünf  kurze  Metacarpalia .  denen  sich  ganz  ähnlich 
gestaltete  Phalangen  und  zwar  von  I  zu  V  in  der  Regel  je  3,  5,  5,  t,  3, 
anschliessen. 

Der  Beckengürtel  (Fig.  1630)  ist  schwächer,  als  der  Brustgürtel.  Das 
Ileum  ist  ein  stabförmiger  Knochen;  Ischium  und  Pubis  erinnern  an  Eidechsen, 
unterscheiden  sich  aber  durch  schlankere  Form;  Femur,  Tibia  und  Fibula 


Digitized  by  Google 


64fi 


Vertebrata.  Reptilia. 


KIk.  1630 

Plalerarpu»  Le*to*anrui)  hmui  Mnnth  *p     Ob.  Kreide     Smoky  Hill, 
HecVeiiKiirtel  und  HlntnrextrcmitÄten.  ü  Iloum,  p6  l'ubl*.  i*  Uehium,  /  Femur. 
/  Tlbia.  /  Fibuln,  ml  M.-taurau«,  I  erete,  V  fünft.-  Zehe    V,,  nnt 

Such  Marsh. 


V.r 


ähneln  den  homologen  Knochen  der  Vorderextremitäten ,  bleiben  aber 
schmäler  und  schlanker;  der  Tarsus  enthält  nur  drei  Knöchelchen;  die  fünf 
oder  vier  Zehen  sind  wie  vorn  zusammengesetzt.  Im  Allgemeinen  übertreffen 
die  Vorderextremitäten  die  hinteren  an  Länge. 

In  der  ganzen 
Erscheinung  er- 
innern die  Extre- 
mitäten der  Py- 
thonomorphen 
zwar  an  die  Flos- 
sen der  Wale, 
sind  jedoch  le- 
S.  diglich  dem  Was 
serleben  ange- 
passteEidechsen- 
füsse. 

Die  Pythono- 
morpha  bilden 
einen  eigenthüm 
liehen  Seiten- 
zweig der  Ei- 
dechsen, welcher 
nur  während  der 
jüngeren  Kreide- 
zeit in  Europa, 
Nord  •  Amerika 
und  Neuseeland 
existirte.  Die 
meisten  Gatt- 
ungen erreichen 

beträchtliche  Grösse  und  der  ganze  äussere  Habitus  dieser  Thiere  erinnert  am 
meisten  an  Delphine  und  andere  langgestreckte  Zahnwale. 

Die  ersten  Reste  wurden  im  obersten  Kreidetuff  von  Maestricht  gefunden 
und  anfänglich  für  Cetaceen  oder  Krokodile  gehalten.  Erst  Cu  vier  erkannte 
die  grosse  Übereinstimmung  des  Schädels  mit  der  Eideehsengattung  Varanus. 
Owen  vereinigte  die  hiehergehörigen  Gattungen  unter  der  Bezeichnung  La- 
certilia  natantia  mit  den  Eidechsen.  Cope  nannte  sie  Pythonomorpha  und 
betrachtet  sie  als  Mittelformen  zwischen  Eidechsen  und  Schlangen. 

Mosasaurus  Conyb.  (Leiodon  Owen)  (Fig.  1031).  Sehädel  1,2  m. 
Körper  ca.  71/*  m  lang.  "Wirbel  ohne  Zygosphen,  die  Zygapophysen  sehwach, 
schon  vor  der  Mitte  der  Rumpfregion  verkümmert.  Zwisehenkiefer  eine 
kurze  vorspringende  Schnauze  bildend,  nicht  mit  den  Nasenbeinen  ver- 
schmolzen. Oberkiefer  mit  14  grossen,  vorne  und  hinten  kantig  begrenzten 
Zähnen,  die  beträchtlich  grösser  sind,-  als  die  *  Zähne  auf  den  Flügelbeinen. 
Quadratbein  oben  mit  kurzem  Fortsatz  und  geschlossenem  ovalen  Gehörgang. 
Ob.  Kreide  von  Maestricht  (Holland),  Belgien,  Frankreich,  Norddeutsehland 
und  Nordamerika. 

Plioplatecarpus  Dollo  [Oterognathus  Dollo).  Wie  Mosasaurus,  aber  Basi- 
oceipitale  von  einem  weiten  medianen  Kanal  durchbohrt  Zähne  lang,  dünn 
facettirt.  Coracoid  tief  ausgeschnitten,  der  Sacralwirbel  zuweilen  mit  einem 
zweiten  Wirbel  verwachsen.  Ob.  Kreide.  Maestricht  und  Belgien. 

Platecarpus  Cope  (Lestosaurtts,  Jfolosaurus  Marsh,  Pterycollosaurus  Dollo, 
Holcodus  Gibbes)  Fig.  1(523  u.  1632.  Körper  ca.  5  m,  Schädel  ca.  50  cm  lang. 
Zwischenkiefer  vorne  nicht  verlängert,  abgerundet,  mit  den  Nasenbeinen  ver- 
schmolzen. Scheitelloch  gross,  am  Vorderrand  des  Parietale.  Oberkiefer  mit  12, 
Pterygoid  mit  10 — 12  kleineren  Zähneu.     Quadratum  oben  mit  langem 


KIk.  1631. 

MotaMaurun  Cumprri  H.  v.  Meyer.  Oberste  Krel«! 
SehAdel  im  Hruswler  Museum  von  der  Seite  <•« 


PeteixberR  bei  Muestrieht. 
,.  nnt  fit,     NhcIi  Doli»  ) 


Digitized  by  Google 


Lepidosanria.  Pythonomorpha. 


647 


Hchi 


Cope  ober©  KrHnV.  I.okhh  COUOty, 
1  von  oben  uii.l  von  <l«*r  Seite,       nnt  «Jr 

(Nach  Harr  lata.) 


Flügelfortsatz,  Meatus  auditorius  gross,  nach  innen  und  hinten  offen.  Hals 
wirbel  mit  schwachem  Zygosphen  und  starken  Zygapophysen.  Coracoid  mit 
Randausschnitt  oder  durchbohrt.  Häufig  in  der  oberen  (Turon)  Kreide  von 
Kansas.    13  Arten. 

Prognathosaurus  Dollo. 
Schädel  ca.  0,(5  m  lang.  Zwi- 
schenkiefer vorne  abgerundet, 
nicht  vorspringend.  Pterygoid- 
zähne  ebenso  gross,  wie  die 
der  Maxillen.  Oberer  Flügel- 
fortsatz des  Quadratbeins  lang, 
einen  aufsteigenden  Fortsatz 
des  unteren  Endes  berührend. 
Ob.  Kreide.  Belgien. 

Clidastes  Cope  (Edesto- 
saurus  Marsh)  (Fig.  1G29  u.  1633). 
Schädel  stark  verlängert,  schmal, 
niedrig,  40—70  cm  lang.  Zwi- 
schenkiefer   etwas  vorragend 
und  fast  zugespitzt.  Scheitel- 
loch klein,  vom  Parietale  um 
schlössen.    Oberkiefer  mit  17, 
Ptervgoid  mit  15  Zähnen.  Qua- 
dratbein unten  schmal,  oben 
mit  langem,  abwärtsgebogenem 
dicken    Flügelfortsatz.  Hals- 
wirbel   mit    starken  Zygapcv 
physen  und  Zygosphen. 
Hämapophysen  der 
Schwanzwirbel  mit  dem 
Centruin  verwachsen. 
Obere    (Turon)  Kreide 
von  Nordamerika  (Kan- 
sas ,    Alahama ,  New 
Yersey).  Vollständige 
Skelete  bekannt. 

Hainosauru8  Dollo. 
Schädel  1,5  m  lang. 
Zwischenkiefer  schnabel- 
artig verlängert.  Kiefer- 
zähne  von  verschiedener 
Grösse.  Halswirbel  mit 
Zygosphen.  Hämapo- 
physen der  Schwanz- 
wirbel gelenkig  verbun- 
den.   Ob.  Kreide.  Belgien. 

Tylosnurus  Marsh  (Leiodcn  Cope.  Macrosaurus  Owen,  lihinosaurvs 
Marsh).  Schädel  über  1  in  lang.  Zwischenkiefer  schnabelartig  verlängert, 
vorne  stumpf.  Parietale  ganz  eben,  Scheitelloch  am  vorderen  Rand.  Qua- 
dratum  dick,  oberer  Flügel  sehr  kurz.  Oberkiefer  mit  13  Zähnen.  Halswirbel 
mit  schwachem  Zygosphen.  Hämapophysen  gelenkig  verbunden.  Obere  Kreide. 
Nordamerika  (Kansas).    T.  proriger.  dispelor  Cope. 

Die  Gattungen  Phosphorosaurus  Dollo  (Belgien),  Sironectes  Cope, 
Baptosaurus  Marsh  sind  unvollständig  bekannt. 

Aus  der  Kreide  von  Neuseeland  sind  zwei  Genera  beschrieben,  wovon 
eines  dem  Mosasaurus,  das  andere  Tanitohasaurus  Hector  dem  Platevarpus 
nahe  steht. 


propythtm  Cop«>. 


KIk  1608 
Ob.  Kn-ioV 


l'nlontuun,  Aliilmnm 


BebiMel  TOD  oben  uikI  von  der  Solu«,    ca       nat  <ir.    Narh  Cop«.) 


Digitized  by  Google 


Yertebrata  Reptilia 


3.  Unterordnung.  Ophidia.  Schlangen.1) 

Körper  beschuppt,  stark  verlängert,  fusslos.  Wirbel  procöl  mit  Zyyosphen 
und  Zygantrum ;  die  vorderen  mit  starken  ungegliederten  Hypapophi/sen.  Sacrum, 
Brustbein,  Schultergürtel  und  Bauchrippen  fehlen.  Scheitelbeine  ohne  Foramen 
parietale,  seitlich  verlängert  und  mit  dem  Prooticum,  Alisphenoid  und  Orbito- 
sphenoid  verschmolzen.  Vordere  lieyion  der  Schädelkapsel  vollständig  verknöchert. 
Temporalbögen  und  Coliitnella  fehlen.  Quadratbein  und  Pterygoid  beweglich  und 
lose  mit  dem  Schädel  verbunden;  Zwischenkiefer  sehr  klein;  Unterkieferäste  in 
der  Symphyse  durch  Ligament  verbunden. 

Das  Skelet  besteht  nur  aus  Schädel  und  Wirbelsäule  mit  ihren  An- 
hängen. Die  Zahl  der  Wirbel  ist  ein»'  sehr  beträehtliche  (zuweilen  mehr 
als  400);  sie  sind  procöl,  hinten  mit  halbkugeligen  Gelenkflächen  versehen, 
und  sowohl  durch  diese,  als  auch  durch  Zygapophysen,  sowie  durch  Zygosphen 
und  Zygantrum  sehr  fest  miteinander  verbunden,  die  oberen  Bögen  stets 
vollständig  mit  dem  Centrum  verschmolzen.  Die  10 — 30  vordersten  besitzen 
ungegliederte  Ilypapophvsen  auf  der  Unterseite ;  die  Querfortsätze  sind  kurz, 
knotig.  Die  langen,  gebogenen,  häufig  hohlen  Rippen,  welche  schon  am 
dritten  Wirbel  beginnen,  sind  in  der  Schwanzregion  durch  verlängerte  Quer- 
fortsätze ersetzt.  Untere  Bögen  (Haemapophysen  oder  Chevrons  bones)  fehlen 
den  Schlangen,  dagegen  vertreten  deren  Stelle  kräftige  absteigende  Fortsätze 
der  Diapophysen  (Fig.  11)34,  1635). 


Hin  S-lnvanzwirtte]  von  l'ythnn    bivitlatw  l''f  IWfrontale,  Et  KtlnuoMeuin,  .V  Nasale,  Qu  «'ua- 

\..n  hlnu-n     c  <;<>lenkknpf  <!«•*  (Vntriun  •Iratmii,  If  l*U>ryg«'M«'»w».  W  Calatinum,  j/y  Maxillsn-, 

Ml  Zrgantnim,  d  QuerfortMitae  mit  atistHui'n-  Pmemax Ulan».   JV  Tranxv.'rum ,   D  DonUile.  Art 

ilem  Vst  trt').  Articularc  ilr»  L'uterklffem 


Der  Schädel  (Fig.  1636)  unterscheidet  sich  von  dem  der  Eidechsen 
hauptsächlich  durch  die  solide  Verknöeherung  der  vorderen  Kegion  der 
Hirnhöhle,  durch  die  geringe  Entwiekelung  des  Zwischenkiefers,  durch  den 

')  Filhol,  H ,  Ann.  des  Sc.  geol.  18»7  VIII  p  270—273  —  Owen,  Rieh.,  Fossil 
Reptilia  of  the  London  clay;  part  II  Palaeont  So<*.  1850  —  Rochebrune,  A.  F.  de, 
Revision  des  Opludiens  fossiles,  Nouv.  Arcliives  da  Musee  d'hist.  nat.  de  Paris. 
1880.    2  >er.  vol.  III. 


Digitized  by  Google 


Lepido*auria.  Ophitlia. 


049 


Mangel  der  Columclla,  Temporal  bögen.  Jochbein  und  Quadrato-.Iugalc;  durch 
das  lange  Querbein,  die  schwache  Verbindung  der  meist  bezahnten  Ptery- 
goidea  und  Gaumenbeine  mit  der  Schädclkapsel  und  durch  die  in  der  Sym- 
physe nur  durch  Ligament  verbundenen  Unterkieferitete.  Die  Schädelknoehen 
sind  derb,  fast  elfenbeinartig  und  durch  glatte  Nähte  verbunden,  die  Ex- 
occipitalia  mit  den  Oposthotica  verwachsen. 

Die  spitaconischen,  nach  hinten  gekrümmten,  acrodonten  Zähne  können 
auf  Oberkiefer,  Zwischenkiefer,  Gaumen  und  Flügelbeinen  und  dem  Dentale 
des  Unterkiefers  steben.  Sie  fehlen  zuweilen  {Uropeltis  etc.)  auf  den  Gaumen- 
beinen, sehr  häufig  auf  den  rudimentären  Zwischen kiefern.  Bei  den  Gift- 
schlangen sind  einzelne  der  vorderen  Maxillarzähne  mit  einem  inneren  Canal 
versehen,  welcher  an  der  Zahnspitze  mit  einer  schlitzförmigen  Oeffnung 
endigt;  öfters  besitzen  auch  bei  giftlosen  Schlangen  die  Maxillärzähne  auf 
ihrer  Vorderfläche  eine  Iiingsfurche. 

Die  Bewegung  der  Schlangen  erfolgt  hauptsächlich  durch  seitliche  Krüm- 
mung der  Wirbelsäule,  sowie  durch  die  mit  den  Wirbeln  gelenkig  verbun- 
denen Rippen,  die  vor-  und  zurückgeschoben  werden  können  und  so  die 
Bewegung  des  Körpers  unterstützen. 

Die  Schlangen  sind  vorzugsweise  in  den  wärmeren  Zonen  verbreitet  und 
grösstentheils  Landbewohner.  Man  unterscheidet  etwa  400  lebende  Gattungen 
mit  nahezü  1800  Arten.  Im  Vergleich  damit  haben  die  spärlichen  fossilen 
Vertreter  (ca.  33  Arten),  welche  mit  Ausnahme  einer  einzigen  Gattung  (Sy- 
moliophis)  aus  der  mittleren  Kreide  aus  tertiären  oder  diluvialen  Ablagerungen 
stammen,  nur  geringe  Bedeutung;  auch  lassen  die  überlieferten  Reste  meist 
nur  unbedeutende  Abweichungen  von  recenten  Formen  erkennen.  Da  von 
der  Mehrzahl  der  fossilen  Arten  nur  Wirbel  bekannt  sind,  so  bleibt  die 
zoologische  Bestimmung  in  manchen  Fällen  ziemlich  zweifelhaft. 

Ganze  Skelete  wurden  bis  jetzt  nur  im  mioeänen  Süsswasserkalk  von 
Oeningen  und  Euboea  und  in  der  Braunkohle  von  Rott '  im  Siebengebirg 
aufgefunden.  Die  überwiegende  Mehrzahl  gehört  zu  den  giftlosen  Schlangen. 


ab  cd 


KiK.  l«>37 

Patacupt/thon  Cadurcairl»  lilhol  .*p    Ub.  KocAn  (Phosphorit  i.    K.-.'Hni(.*    Out-rey      Wirb«-!  in  iimL  Ur. 
a  von  vom,  b  von  di  r  Seite,  c  von  unten,  d  von  hinten,  (c  (telenkkopf  .le>  (Vntrum,  np  Dornfortsut«, 
d  liuerfort-atz  (IHapophyse»,  r  Z\ pipophYse,  :*p  Zyffo«iph«ii,  za  /.ykrnnlruin  ) 

Im  älteren  Tertiär  von  England  und  Cuise  la  Mothe  finden  sich  Wirbel 
von  grossen  Pythoniden  (Palaeophis),  im  Eoeän  von  New  Yersey  eine  vica- 
rirende  Gattung  [Titunophis  Marsh;.  Die  coeänen  Ablagerungen  von  Neu- 
Mexico  liefern  Heiagras  Copc,  die  von  Wyoming  Boavus,  Lithophis  und  Lim- 
nophis  Marsh;  die  obereoeänen  Phosphorite  und  die  gleichaltrigen  Ablage- 
rungen in  der  Schweiz,  im  Pariser  Becken  und  in  England  Pnlaeopython 
(Fig.  1G35),  Paleryx  und  Scytulophis  Roehbr. 

Unter  den  mioeänen  Schlangen  zeichnet  sich  das  stattliche  Skelet- 
fragment  von  Heteropython  Euboeiciui  Roem.  von  Kumi  auf  Euboea  durch 
treffliche  Erhaltung  aus;  verschiedene  Gattungen,  namentlich  Colubiiden 
(Elaphis)  und  Erveiden  sind  aus  dem  mioeänen  Süsswasserkalk  von  Oeningen, 
Steinheim,  Günzburg,  Haeder,  Sansan,  der  Touraine  u.  a.  O.,  sowie  aus  der 
intermioeänen  Braunkohle  von  Rott  und  dem  Süsswasserkalk  von  Weisenau 
bei  Mainz  und  Ulm  beschrieben.  Im  Miocän  von  Colorado  und  Oregon 
kommen  mehrere  Erycidae  und  eine  Crotalide  vor.  Die  pleistocänen  Schlantren- 
reste  gehören  zu  noch  jetzt  lebenden  Gattungen. 


Digitized  by  Google 


050 


Vertebrata.  Reptilia. 


3.  Onliiuiig.    Ichthyosauria.    Fi  seh  sau  Her.1) 

K ör per  fischartig,  langgeschwänzt,  ohne  Hals;  Extremi- 
täten kurz,  flossenfürmig,  von  Schwimmhaut  umgeben,  zu- 
weilen mit  mehr  als  fünf  Phalangenreihen.  Schädel  lang- 
gestreckt, schmal;  Schnauze  verlängert,  zugespitzt;  seitliche 
Augenhöhlen  sehr  gross,  mit  Sclerotica-Ring;  Nasenlöcher 
klein,  getrennt,  weit  zurückliegend;  Schläfenlöcher  nach 
oben  gerichtet.  Foramen  parietale,  Postorbital-  und  Supra- 
tem  poralknochen  vorhanden.  Quadratbein  fest  mit  dem 
Schädel  verbunden.  Zwischenkiefer  sehr  lang.  Vomer  zahn- 
los. Zähne  spitzco nisch ,  in  gemeinsamer  AI veolarrinne  auf 
Zwischenkief er,  Ober-  und  Unterkiefer  eingefügt,  zuweilen 
fehlend.  Wirbel  zahlreich,  sehr  kurz,  tief  biconcav.  Sacrum 
fehlt.  Rippen  lang,  zweiköpfig.  Brustgürtel  ohne  Stemum, 
mit  Interelavicula  und  Schlüsselbeinen.  Bauchrippen  vor- 
handen.   Haut  nackt 

Die  Ichthyosaurier  entfernen  sich  durch  ihren  fischartigen  Körper, 
ihre  fiossenförmigen,  aus  Reihen  polygonaler  Platten  zusammengesetzten 
Extremitäten,  ihren  langgestreckten,  zugespitzten  Kopf,  ihre  kurzen, 
amphicölen  Wirbel  und  ihre  nackte  Haut  am  weitesten  von  allen  jetzt 
lebenden  Reptilien.  Sie  haben  die  Schnauze  eines  Delphins,  die  Zähne 
eines  Krokodils,  den  Kopf  und  da«  Brustbein  einer  Eidechse,  die 
Flossen  eines  Wals,  die  Wirbel  und  den  Schwanz  eines  Fischs.  Sie 
verhalten  sich  in  Bezug  auf  Körperform,  Extremitätenbildung  und 
I Lebensweise  zu  den  typischen  Reptilien,  wie  die  Cetaceen  zu  den 
übrigen  Säugethieren ,  und  nehmen  wie  jene  eine  ganz  isolirte 
Stellung  ein. 

Dass  die  Ichthyosauren  durch  Lungen  athmeten,  geht  aus  der 
Abwesenheit  von  Kiemenbögen  und  aus  der  Form  der  Zungenbeine 
hervor.  Auch  über  ihre  Fortpflanzung  und  Ernährung  geben  günstige 
Funde  sicheren  Aufschluss.  Sowohl  im  englischen  als  im  deutschen 
Lias  kommen  Skelete  vor,  welche  6—8  ziemlich  weit  vorgeschrittene 
Embryonen  im  Leibe  enthalten.  Ihre  länglichen  Exeremente  (Coprolithen) 
finden  sich  zuweilen  in  grosser  Menge  und  enthalten  Schuppen  und 
(iräten  von  Fischen  und  Fragmente  von  Sepienschalen. 

Sänuntliche  Ichthyosaurier  waren  Meeresbewohner;  ihre  Ueberreste 
finden  sich  in  marinen  Ablagerungen  der  mesozoischen  Formationen, 
am  häufigsten  im  Lias.  Einzelne  Arten  erreichten  eine  Länge  von 
9  in,  die  kleinsten  waren  etwa  1  m  lang. 

Der  Schädel  (Fig.  1638)  zeichnet  sich  durch  lange,  delphinartige 
Schnauze  und  riesige,  seitliche,  mit  starkem,  aus  15 — 19  Knochen  platten 
bestehenden  Scleroticaring  versehene  Augenhöhlen  aus.  Die  Scheitelbeine 
sind  paarig  und  am  vorderen  Ende  von  einem  Sehe it elloch  durch- 

')  Baur,  G.,  Aiuer.  Naturalist  1887.  XXI  K.  837  -  Fraa*,  Ebcrh.,  Die  Ichthyo 
*aurier  der  süddeutschen  Trias  und  Jura  -  Ablagerungen.  Tübingen  1891.  —  Die 
Hautbedeckung  von  Ichthyosaurus.  Jahresh.  für  vaterlftnd  Naturk.  Württemberg» 
IH\H.  —  Hnukim,  Thom.,  Memoire  of  Ichthyosauri  and  Plesiosauri.  London  1834. 
gr.  folio.  —  Owen,  Rieh.,  Monograpb  on  tbe  fossil  Reptilia  of  tbe  liassic  forraations 
1881  p.  III.  l'alaeont  Soc.  p.  83 — ISO  und  Monograpb  on  tbe  fossil  Reptilia  of 
tbe  cretaeeous  formations  ibid.  1851  p.  I  p  68—79.  —  Theodori.  C,  Beschreibung 
des  kolossalen  Ichthyosaurus  trigonodon  in  der  Lokal  Petrefaktensammlung  zu  Banz. 
Mun»  hen  1*54. 


Digitized  by  Google 


Ichthyosatiria. 


bohrt.  Neben  den  Scheitelbeinen  befinden  sich  die  elliptischen 
Schläfe nlöcher  (£).  die  aussen  vom  Postfrontale  und  Squainosum 
begrenzt  sind.  Die  länglichen,  dreieckigen  Nasenlöcher  (N)  sind 
durch  eine  schmale  Knochenbrücke  von  den  weit  zurückliegenden 
Orbiten  getrennt. 


Kig.  1<M*. 

Schädel  von  Ichthyosauru*  arutirmtrin  Owen.      Ob.  I.ins       «  iircy,  «'hItikIok.  imt.  (ir.  (Nach 

K.  Denlon«  champn.)  A  Auge,  .Vc/ Sclerotleariue,  S  Sehlafcnloeh,  jV  Nasenloch,  Pa  Scheltelbein, 
Hq  Squamortum,  Fr  Stirnbein,  i^Hinterstinibeiu  ilVstfrontiilci.  Pif  Vorder*tirnbein  (Prnefrontale;, 
La  Tbranenbein  (Lacrimal«').  J  Jochbein.  I'or  l'uMorliitnle,  (JuJ  <}un<lrat,lochbeln,  Sit  Snprütcmporale, 
Sa  Nwenbeln,    Pttu  Zwi*t  henkiefer,   Ms  Oberkiefer,    Md  fnterkii-fcr   rd  Dentale,    op  Opereulare, 

ang  anfnilare,  k  *upr>u»nKUlar«-). 

Die  kleinen  und  kurzen  paarigen  Stirnbeine  liegen  zwischen  den 
nach  hinten  verlängerten  grossen  Hintcrstirnbeineu  und  den  sehr 
langen,  hinten  breiten,  vorne  zugespitzten  Nasenbeinen.  Die  Vorder- 
stirnbeine sind  klein,  länglich  dreieckig  und  nehmen  am  Oberrand 
der  Augenhöhlen  Theil.  Den  Vorderrand  der  letzteren  bildet  haupt- 
sächlich ein  bis  zu  den  Nasenlöchern  reichendes,  dreieckiges  Thränen- 
bein;  den  Unterrand  ein  langes,  schlankes,  spangenförmiges  Joch- 
bein und  den  Hinterrand  ein  vertieales  oder  schräges,  etwas  gebogenes 
Postorbitale  (Por).  An  das  Jochbein  grenzt  hinten  <Jas  Quadrat 
Jochbein  (Quadrato  -  Jugale)  (QtoJ)  an .  das  die  hintere  Seitenecke 
des  Schädels  bildet,  mit  seinem  oberen  Fortsatz  die  Gehörregion 
seitlich  begrenzt  und  mit  dem  durch  eine  Naht  getrennten  unteren 
verdickten  Theil,  dem  Quadratum  zur  Kinlenkung  des  Unterkiefers 
dient.  Hinter  dem  Postorbitale  liegt  eingeschaltet  zwischen  diesem, 
dem  S<|uamosum,  Postfrontale  und  Quadratojugale  ein  unregelmässig 
drei-  oder  vierseitiges  Supratemporale  (St).  Die  vor  den  Augen- 
höhlen sich  verlängernde  Schnauze  besteht  aus  den  Nasenbeinen 
und  den  schmalen,  durch  eine  gerade  Naht  miteinander  verbundenen 
Zwischenkiefern.  Der  Oberkieler  ist  ein  kleiner,  länglich -dreieckiger, 
zwischen  Praemaxilla,  Thränenbein  und  Jochbein  eingeschalteter 
Knochen. 

Das  Hinterhaupt  (Fig.  1639)  zeichnet  sich  durch  ein  stark- 
entwickeltes,  sehr  dickes  Basioccipitale  (Bo)  mit  rundem  Gelenkkopf 


Digitized  by  Google 


652 


VeYtebrata.  Reptilia. 


aus.  Auf  dem  Rasioeeipitale  sitzt  jedcrseits  ein  kleines,  nierenförmiges, 
seitliches  Hinterhauptsbein  [Exo  Fxoccipitale)  auf  und  diese  tragen  ein 
einfaches  oberes  Hinterhauptsbein  (Supraoccipitale  So).  Vor  den  Ex 
occipitalien  bemerkt  man  jederseits  ein  kleines,  Mach  elliptisches  Pro- 
oticum  und  ein  dreieckiges  Opisthoticum.  Ein  conischer  Knochen  mit 
breiter  Basis  repräsentirt  den  Stapes.  Die  Knochen  des  Hinterhauptes 
und  hinteren  Ohrabschnittes  stehen  ziemlich  frei  und  sind  durch  Lücken 


Vitt.  KiStf 

Hinterhaupt  VOIl  lcMhyomuru*  aeutiru*tri*U*t>i\. 
n«  ItBüloci  ipilalf,  Exo  KxoedpiUle,  So  Stipra 
ncripitnle.  st  Stapes,  So  Squamnsum,  Pa  Sehet- 
telbeln.    QuJ  Quadrato  Jugnle,    J  Jugale,  Qu 
«inudrutuni.  l't  Pterygoldeum.  :Naeh  R  Owen  i 


Kig.  1640 

Icktht/oiauru*  tuittiro»lri»  Owen.  A  Sehadel  von 
der  rnterwite,  Ii  Ilinterrmiiptfregion  von  der 
Seite.  Ob.  l.ia*.  Wliitby,  Knglnnd.  Sy  Stpiarnotfura. 
St  Snpratemporale,  Por  PnstorMtale,  Qiuf  (Juadrato- 
Jugulo,  Qu  Quadratuin.  J  Jugale,  Ho  Bnsioectpitale, 
Sph  ßaKl*phenoid,  Pt  Pterygotd,  PI  Pnlatlnuin, 
T  Querbein  (Trunsversunn.  ili  Oberkiefer,  Pnuc 
Zwischenkiefer,  CA  innere  Nasenlöcher  (nfteh  Seeley). 


von  einander  getrennt,  weiter 
vorn  scheinen  die  Basis  und  die 
Seiten  der  Schädelkapsel  knorpelig 
gewesen  zu  sein,  wenigstens  hat 
man  niemals  verknöcherte  Ali- 
oder OrbitoSphenoide  bedachtet. 

Auf  der  Unterseite  (Fig.  1640)  des  Schädels  schliesst  sich  an  das 
Hinterhauptsbein  ein  kurzes,  viereckiges  Basisphenoid  {Sph  Keilbein) 
an.  das  nach  vorn  einen  dünnen,  sehr  langen,  schwertförmigen  Fortsatz 
aussendet,  neben  welchem  sich  die  ziemlich  grossen  Gaumenlöcher 
befinden.  Die  grossen ,  langen  und  flachen  Flügelbeine  beginnen 
hinten  mit  einer  dreieckigen  Ausbreitung  und  sind  vorne  in  eine  lange, 
sich  allmählich  verschmälernde  Lamelle  verlängert,  welche  aussen  die 
Gaumenhöhlen  begrenzt.  Auf  dem  hinteren  Theil  des  Pterygoids  steht 
eine  an  beiden  Enden  ausgebreitete,  senkrechte  ('olumella.  Die 
Gaumenbeine  (Pt)  umschliessen  hinten  den  schwertförmigen  Fort- 
satz des  Basisphenoids  und  vorn  eine  dünne,  verticale  Lnmelle,  den 
Vomer,  welcher  übrigens  nur  selten  sichtbar  ist.  Die  inneren  Nasen ■ 
löcher  (Cli  ('honnen)  liegen  aussen  neben  den  Gaumenbeinen.  In 
der  I  linterregion  des  Schädels  unter  den  Flügelbeinen  bemerkt  man 
zuweilen  zwei  rippenartige,  starke  Zungenbeine. 

Die  beiden  schlanken  Aeste  des  Unterkiefers  vereinigen  sieh 
vorn  in  einer  sehr  langen  Symphyse  und  besitzen  keinen  aufsteigenden 
Kronfortsatz.  .Jeder  Ast  besteht  aus  sechs  Stücken.  Dem  Oberrand 
des  Zahnbeins  zieht  auf  der  Aussenseite  eine  starke  Furche  entlang, 
die  sich  nach  vorn  in  eine  Reihe  getrennter  Gefässgruben  auflöst. 

Zähne  (Fig.  1641)  von  spitzcotüscher  Form  mit  rundlicher,  vorn 
und  hinten  häufig  zugeschärfter  Krone  und  meist  dicker  Wurzel,  stehen 


Digitized  by  Google 


Ichthyosauria 


653 


in  sehr  grosser  Zahl  (bis  180  oder  200)  auf  Zwisehenkiefer,  Oberkiefer 
lllld  auf  dem  Zahnbein  des  Unterkiefers  (Fig.  1642).  Sie  sind  nicht 
in  Alveolen  eingekeilt,  sondern  in  eine  gemeinsame  tiefe  Rinne  ein- 
gefügt und  wurden  darin  lediglieh  vom  Zahnfleisch  und  den  erhöhten 
Rändern  der  Rinne  gehalten.  Die  glänzende,  glatte  oder  fein  längs- 
gestreifte Krone  besteht  aus  Dentin  und  einer  äusseren  Schmelz- 
schiebt,  welche  zuweilen  von  einem  sehr  feinen  Häutchen  von  Cement 
überzogen  wird.  Die  verdickte  Wurzel  ist  aus  einer  von  starken  Gelassen 
durchzogenen  und  mit  Knochenkörperchen  und  Dentinröhrchen  erfüllten 
knochenähnlichen  Cementmasse  zusammengesetzt,  die  einen  mehr  oder 
weniger  gefalteten  Dentinring  von  mäßiger  Stärke  umgibt. 


Flu-  I64L  Fi«.  1642. 

Ichthyogauni*  plntywUm  Conyb.     l'nt.  Lta*  BchnwizenfritKJiieut  von    /.  Qutntttdti  Zitt.  aus 

Lyme  Kogls,  Kntclrtixl      Zahn  von  il**r  Seite  uiul  «lein  oberen  Juri»  fHohner/.:  von  MeU-hingen  (nach 

von  vorne.  Nat.  Gr.  <}nenste<it).  Sa  Nasenbein,  l'mx  Zwischen- 
(Nach  I.ydekker.)  klcfor,  Md  Unterkiefer. 

Die  Wirbelsäule  zerfällt  nur  in  einen  eaudalen  und  einen 
praecaudalen  Abschnitt,  da  ein  eigentlicher  Hals  fehlt  und  auch  das 
Sacrum  nur  aus  einem  einzigen  Wirbol  gebildet  wird,  welcher  sich  von 
den  benachbarten  nicht  unterscheidet.  Die  Zahl  sämmtlicher  Wirbel 
schwankt  zwischen  120  bis  150,  wovon  etwa  100  zum  Schwanz  ge- 
hören ;  ihre  Centra  (Wirbelkörper)  sind  ungemein  kurz,  vorn  und  hinten 
tief  ausgehöhlt  (amphicöl),  ähnlich  den  Wirbeln  von  Selachiern  und 
Labyrinthodontcn.  Die  oberen  Kögen  waren  nur  durch  Knorpel  am 
Centrum  befestigt  und  lösen  sich  leicht  ab;  die  isolirten  Wirbelkörper 
finden  sich  darum  meist  als  kurze,  vorn  und  hinten  ausgehöhlte  Scheiben, 
deren  Dorsalseite  eine  schwach  vertiefte  Rinne  für  das  Rückenmark 
und  daneben  unregelmässig  dreieckige  oder  längliche  vertiefte,  rauhe 
Insertionsstellen  für  die  oberen  Bögen  erkennen  lässt.  Letztere  ver- 
einigen sich  zu  einem  starken,  seitlich  zusammengedrückten  Dorn- 
fortsatz, dessen  Höhe  etwa  jener  des  Centrums  gleichkommt.  Die 
Verbindung  der  Wirbel  wird  durch  Zvgapophysen  bewerkstelligt.  Die 
zwei  vordersten  Wirbel  bilden  als  Atlas  und  Epistropheus  den 
Halsabschnitt.     Sie   sind  mit  einander  verwachsen   und  unten  mit 


Digitized  by  Google 


(554 


VertebraU».  Reptilia. 


Intercentruni  vergehen.  Pie  Rumpfwirbel  (Fig.  1643)  besitzen  statt  der 
Querfortsätze  auf  jeder  Seite  zwei  getrennte  Höcker  zur  Anheftung 
der  zweiköpfigen  Rippen.  Gegen  hinten  rücken  die  beiden  Fortsätze 
immer  tiefer  herab,  indem  sie  sich  gleichzeitig  nähern,  und  in  der 
Caudalregion  (Fig.  KM4)  verschmelzen  sie  vollständig  miteinander  und 
bilden  neben  der  Basis  des  Wirbelkörpers  jederseits  ein  rundes  Höcker- 
chen, das  im  letzten  Abschnitt  (Flossenregion)  des  Schwanzes  gänzlich 
verschwindet.  Das  letzte  Viertheil  des  Schwanzes  ist  nach  unten 
abgeknickt  und  verläuft  in  den  unteren  Lappen  einer  gewaltigen  ver- 
ticalen  Schwanzflosse,  welche  die  Beweglichkeit  des  Thieres  beim 
Schwimmen  wesentlich  erleichterte,  und  an  Exemplaren  aus  dem  Lias 
von  Holzmaden  und  dem  lithographischen  Schiefer  von  Bayern  im 
deutlichen  Abdruck  erhalten  blieb  (Fig.  1645). 


Fig.  lf-48.  KiK.  1644 

Ichthgomurw  triatmus  Ow«L      Geiltram  «Ino»  hinteren  Srhwnnzwlrbe)  von  lchtl\ima»rw  an» 

Uumpfwirbels.  Kiinnv-ridge  elay.  Wo<>tton-Ba*si>t,  Knuliind.  dem  oberen  I.Uis  von  Banz,  Kronken 
'/,  nat.  (ir.    (Nach  Lydekker.)  Nat  <»r. 


Klg  164.r>. 

Skelet  von  Ichthyomum*  </u<i<(rM<-i«*iM  Quennt.    (Jb.  Ma».     Ilolxniaden,  V»  iirtleniber« 

(Nach  Kb.  Fraa*> 


Die  Rippen  beginnen  am  Hals,  erlangen  ihre  grösste  Stärke  und 
Länge  zwischen  dem  10.  und  13.  Rumpfwirbel,  büssen  dann  bis  zum 
Becken  allmählich  wieder  etwas  an  Länge  ein,  bleiben  jedoch  zwei- 
köpfig und  gebogen.  Von  da  an  werden  sie  einköpfig,  gerade,  nehmen 
sehr  rasch  an  Länge  ab  und  begleiten  einen  grossen  Thoil  des  Schwanzes 
als  kurze  seitliche  Anhänge.  Die  Rumpfrippen  sind  lang,  schlank, 
gebogen,  snbcylindrisch  und  bei  den  meisten  Arten  aussen  mit  einer 
tiefen  Längsfurche  versehen.  Der  Bauch  ist  mit  zahlreichen  dünnen, 
grätenartigen  gebogenen  Kuoehenstäben  (Bauchrippen)  bedeckt,  welche 
den  Bauehrippen  der  Rhynehoeephalen  entsprechen  und  aus  einem 
mittleren  und  je  einem  oder  zwei  seitlichen  Stücken  bestehen. 


Digitized  by  Google 


Ichthyosauria. 


65ö 


Für  die  Fähigkeit  der  Ichthyosaureu,  im  Wasser  sich  energisch, 
namentlich  in  verticaler  Richtung  zu  bewegen,  spricht  auch  die  Zu- 
sammensetzung des  ungemein  kräftigen  Brustgürtels  (Fig.  1646). 
Ein  knöchernes  Brustbein  zur  Anheftung  von  Rippen  fehlt,  dagegen 
befindet  sich  an  dessen  Stelle  auf  der  Bauchseite  eine  T  förmige  Inter- 
clavicula,  welche  jederseits  von  einem  grossen,  breiten  Coracoid  (cor) 
eingefasst  wird,  dessen  Innenränder  sich  berühren.  Der  Vorder- 
rand des  Coracoids  ist  ziemlich  tief  ausgeschnitten ,  der  Hinter- 
rand ganz,  etwas  gebogen,  am  Aussenrand  ragt  ein  kurzer,  stark  ver- 
dickter, breiter  Fortsatz  mit  zwei  Gelenkflächen  vor,  wovon  die  vordere 
zur  Aufnahme  des  länglichen,  in  der  Mitte  etwas  eingeschnürten,  am 
proximalen  Ende  verdickten  und  verbreiterten  Schulterblattes  (sc  scapula), 
die  hintere  für  den  kurzen  stämmigen  Oberarm  bestimmt  ist.  Die 
Schlüsselbeine  (cl)  sind  schlanke,  gebogene  Knochen,  die  mit  ihren 
ventralen  Enden  vor  der  Interclavicula  zusammenstossen  und  entweder 
vollständig  miteinander  versclimelzen,  oder  eine  Schuppennaht,  zuweilen 
sogar  eine  förmliche  Gelenkverbindung  bilden.    Das  proximale  Gelenk 


-v 


Flg.  1646 

Brustgurte!   und  Vorderoxtremitat  von   Ichthyunauru»  communis, 
icl  Interclavicula,  tl  Schlüsselbein  ielavicula),  cor  Coracoideuni, 
*c  Scapula,  h  numerus,   Ä  Radius,  U  Tina,  r  radiale  .   i  Inter- 
medium,  tl  ulnar«  de«  Carpus. 

des  Humerus  (Fig.  1647)  ist  verdickt,  das  distale 
abgeplattet  und  mit  zwei  Facetten  versehen,  welche 


mc 


Fig.  1647. 


zwei  Hache,  kurze  Knochenplatten  von  polvgonaler  Lord,prft,M .von  /( 

,     ...        c     ,  rv      1     ,        ,,,  -f     •  ,  .    tritcUtus  Queiist      ob  Llas 

Gestalt  aufnehmen.  Die  vordere  J  laue  entspricht  von  b«h.  Württemberg,  h 
dem  Radius  (£),  die  hintere  der  Ulna  (ü).  Die  i^'f^S;!^, 
zwei  folgenden  Querreihen  kleinerer  polvgonaler  <  intoraedium  de*  r.irpus, 

t^,  ö     j        i      »r      i  i  /i-i  \    V-     j  c  Platten  der  distalen  Carpus 

Platten  werden  der  Handwurzel  (Carpus),  die  dritte    reihe,  mc  Metacarpaiia 
dem  Metacar[)us  zugeschrieben,  an  welchem  3,  4 

oder  5  Längsreihen  abgeplatteter,  polvgonaler  Knöchelchen  beginnen, 
welche  gegen  das  Ende  der  Flossen  immer  kleiner  werden.  Durch 
dichotome  Spaltung  oder  seitliche  Anlage  neuer  Strahlen  kann  die  Zahl 
der  Finger  vermehrt  werden,  so  dass  z.  B.  bei  /.  communis  die  Zahl 
der  Phalangenreihen  auf  acht  oder  neun  steigt.  Die  Menge  der  Täfel- 
chen, aus  welcher  sich  eine  derartige  Flosse  zusammensetzt,  ist  sehr 
wechselnd,  kann  aber  mehr  als  100  betragen.    Häufig  beobachtet  man 


Digitized  by  Google 


«56 


Vertebrata.  Reptilia. 


am  Iladius  und  den  drei  folgenden  Platten  des  Vorderrandes  einen 
tiefen  Einschnitt. 

Der  Beekengürtel  ist  schwach  entwickelt  und  nicht  an  die 
Wirbelsäule  befestigt.  Das  Darmbein  (Ileum)  ein  schlanker,  frei  im 
Fleisch  steckender  Knochen,  der  sich  nach  oben  zuweilen  zuspitzt  und 
an  seinem  ventralen  Ende  mit  dem  stabfönnigen  Schambein  und  dem 
etwas  breiteren  Sitzbein  die  Gelenkpfanne  für  den  kurzen  stämmigen 
Oberschenkel  (Femur)  bildet.  Schambein  und  Sitzbein  richten  sich  schräg 
nach  innen.  Die  Hinterflosse  ist  fast  genau  wie  die  vordere  gebaut, 
nur  kleiner,  schmäler  und  der  Oberschenkel  verhältnismässig  länger 
als  der  Oberarm. 

Dass  die  Ichthyosauren  nackthäutige  Reptilien  waren,  geht  aus 
Funden  hervor,  welche  nicht  nur  Abdrücke  der  runzeligen  Körperhaut 
der  Schwanzflosse,  sondern  sogar  einer  fleischigen  Rückenflosse  erkennen 
lassen  (Fig.  1045)  Dio  polygonalen  Knochenplatten  der  paarigen  Flossen 
lagen  in  einer  lederartigen  Haut,  welche  distal  ziemlich  weit  über  das 
Skelet  vorragte  und  sich  zuspitzte. 

Ichthyosaurus  König  (Fig.  1638 — 1647).  Die  ältesten  Reste  von  Ichthyo- 
saurus stammen  aus  der  Trias  und  zwar  aus  Wellendolomit  und  Muskelkalk. 
(I.  atavus  Quenst.)  Mehrere  fast  vollständige  Skelete  einer  kleinen,  0,5 — 4  m 
langen  Art  (I.  Cornalianus  Bassani)  aus  den  oberen  Triasschiefern  von  Besano 
in  der  Ivombardei  wurden  von  Baur  wegen  der  abweichenden  Bezahnung 
und  der  etwas  gestreckteren  Form  von  Ulna  und  Radius  zu  einer  selbstän- 
digen Gattung  Mixosaurus  erhoben. 

Das  Hauptlager  für  Ichthyosaurier  ist  der  Lias,  und  zwar  finden  sich  die 
vollständigsten  Skelete  im  unteren  Lias  (a)  von  Dorsetshire  (Lyme  Regis), 
Somersetshire  (Street,  Walton,  Beercombe  etc.)  und  im  oberen  Lias  von 
Yorkshire  (England),  Calvados,  und  ganz  besonders  häutig  im  oberen  Lias- 
schiefer  etc.  von  Würtembcrg  (Boll,  Holzrnaden  )  und  Franken  (Banz,  Altdorf). 
Die  Arten  aus  unterem  und  oberem  Lias  sind  fast  durchwegs  verschieden. 
Für  den  unteren  Lias  sind  /.  communis,  intermedius,  tenuirostris,  platyodon 
Conyb.,  /.  latimanus  Owen  u.  A.,  für  den  oberen  Lias  /.  quadriscissus  Quenst., 
/.  ingens  und  trigonodon  Theodori,  1.  acutirostris  Owen  u.  A.  besonders  charakte- 
ristisch. Im  Dogger  kommen  nur  spärliche  Reste  von  Ichthyosauren  vor; 
dagegen  enthält  der  oberste  Jura  von  Solnhofen  und  Kelheim  in  Bayern 
(I.  leptospomlylus  und  posthumus  Wagner),  in  Nordfrankreich  und  England 
verschiedene  Arten  (J.  Cuvieri  Val.,  I.  enthekiodon  Hulke  etc.).  Die  untere 
Kreide  (Neocom)  liefert  u.  a.  /.  Strombecki  Meyr,  der  Gault  von  England 
/.  campylodon  Owen;  die  obere  Kreide  von  S.  Croix  (Ariege)  und  Ostindien 
verschiedene  Arten.  Auch  aus  der  Kreide  von  Chile,  Australien  und  Neusee- 
land sind  Reste  von  Ichthyosaurus  bekannt. 

Baptanodon  Marsh  ( Ophthal mosaurus  Seeley ).  Kiefer  zahnlos.  Flossen 
mit  6  Phalangenreihen.    Ob.  Jura.    Wyoming  und  England. 

4'  Ordnung.  Sauropterygia.  Owen.1) 

Körper  mit  langem  Hals  und  ziemlich  kurzem  Schwanz. 
Extremitäten  fünfzehig,  mehr  oder  weniger  flossenartig. 
Schädel  klein,  mit  Seh  eitelloeh  und  grossen  Schläfen- 
löchern.    Nasenlöcher  getrennt.    Quadratbein  fest  mit  dem 

'!  Deecke,  W.,  Ueber  Lariosaurus  und  einige  andere  Saurier  der  lombardischen 
Trias.  Zeitschr.  der  deutsch,  geolog.  Ges.  1*86  Bd.  XXXVIII  8.  170.  —  Hawkina, 
TA.,  Memoire  on  Iehthyosauri  and  Plesiosauri.  London  1834.  —  Hulke,  T.  W., 
Proceed.  Roy  Soc.  18t>2.  vol.  51.  Meyer,  H.  v.,  Zur  Fauna  der  Vorwelt.  Die 
Saurier  des  Muschelkalks     Frankfurt  1847—55.  —  Otcen,  Rick,  Monograph  of  the 


Digitized  by  Google 


Sauropterygia.    Nothosauridae.  657 

Schädel  verbunden.  Oberkiefer  länger  als  Zwischenkiefer. 
Gaumendach  geschlossen,  die  Pterygoidea  meist  bis  zum 
Vomer  verlängert.  Zähne  zugespitzt,  in  Alveolen.  Wirbel 
platycöl.  Rumpfrippen  einköpfig.  Bauchrippen  vorhanden. 
Sacrum  mit  1  —  2  Wirbeln.  Brustgürtel  ohne  knöchernes 
Sternum;  Coracoidea  gross  und  breit,  in  derMitte  zusammen- 
stossend;  Interclavicula,  Clavicula  und  Scapula  unbeweglich 
durch  Naht  verbunden.    Haut  wahrscheinlich  nackt. 

Die  geologische  Verbreitung  der  Sauropterygia  erstreckt  sich  über 
Trias,  Jura  und  Kreide.  Aus  dem  Vorkommen  ihrer  Ueberreste  in 
marinen  Schichten  und  aus  der  ganzen  Organisation  lässt  sich  schliessen, 
dass  sie  auf  den  Aufenthalt  im  Meer  angewiesen  waren.  Sie  zerfallen 
in  die  zwei  Familien  Nothosauridae  und  Plesiosauridae. 

1.  Familie.  Nothosauridae. 

Extremitäten  fünfzehig.  Radius  und  Ulna,  Tibia  und  Fibula  verlängert. 
Brustgürtel  mit  distineter  Clavicula,  Coracoidea  massig  gross,  nicht  mit  dem  Epi- 
sternum  verbunden.  Trias. 


bcln,  Fr  Stirnbein,  Prf  Vorderstirnbein,    PtJ  Ilintcrstirnhein.    .V<j  Nasenbein,  b  von  der  Seite, 

l'mx  Zwlsehenkiefer,  Ms  Oberkiefer,  J  Jochbein,  <jfu.I  Quadratjoehbcln,  Bo  Basl-  a.von  oben, 

occipiinle.  Ft  lteryicoid,  Fl  Gaumenbein,  Md  l'uterkiefer  (d  Dentale.  <jnj7  An«r»-  MiiM'helkalk. 

lare,  k  Supraangulare.  art  Artieulare).  Bayreuth. 

Noihosaurus  Münst.  (Fig.  1648  — 1652).  Der  langgestreckte,  vorne 
etwas  verschmälerte  Schädel  zeichnet  sich  durch  grosse  obere  Schläfenlöcher 

Reptilia  of  the  liassic  forinations.  Sauropterygia.  Palaeontographical  Society  und 
Fossil  Reptilia  of  the  Cretaeeous  formations.  Pal.  Soc.  p.  58—68  und  Supplement 
Xo.  IV.  —  Seeley,  II.  Gr.,  Ann.  Mag.  imt.  hist.  3  ser.  XV.  p.  49  und  232.  — 
Quarterlv  Journal  geol.  Soc.  London  vol.  XXX.  XXXII.  XXXIII.  u.  XXXVIII  und 
(Shouldcrgirdle)  Pfoceed.  Royal  Soc.  1892  vol.  51  u.  1893  vol.  54. 

Zittel.  <;ruud2ü|?e  der  MMOOtOtagfa  ^ 


Digitized  by  Google 


658  '     Vertebrata.  Reptilia. 


aus,  zwischen  denen  ein  schmales,  unpaares,  verlängertes,  hinten  vom 
Scheitelloch  durchbohrtes  Scheitelbein  liegt.  Seitliche  Schläfenlöcher  fehlen. 
Die  ziemlich  kleinen,  ovalen  Augenhöhlen  (ohne  Skleroticaring)  liegen 
etwas  vor  der  Mitte,  und  nicht  weit  vor  denselben  die  Nasenlöcher.  Das 
unpaare  Stirnbein  ist  stark  verlängert,  die  Hinterstirnbeine  schmal  drei- 
eckig, lang;  die  Vorderetirnbeine  klein,  zwickeiförmig,  die  Nasenbeine 
kurz.  Die  etwas  verlängerte  Schnauze  wird  von  den  paarigen  Zwischen- 
kiefern gebildet.  Der  schmale  Oberkiefer  verbindet  sich  hinten  mit  einem 
dünnen  Jochbein,  das  hinten  in  eine  knöcherne  Seitenwand  übergeht,  welche 
wahrscheinlich  durch  Verschmelzung  von  Squamosum  und  Quadratojugale 
entsteht  und  das  Schläfenloch  unten  begrenzt.  Auf  der  Unterseite  haben  die 
Pterygoidea  und  Palatina  eine  beträchtliche  Gröfse;  sie  sind  durch  Nähte 
verbunden  und  bilden  ein  geschlossenes  Gaumendach,  das  weit  vorne  von 
den  getrennten  Choanen  durchbrochen  wird.  Zwischenkiefer,  Oberkiefer 
und  Unterkiefer  sind  mit  conischen,  etwas  gekrümmten  und  gerieften,  in 
Alveolen  eingefügten  Zähnen  (Fig.  KJ49)  versehen,  wovon  sich  die  am  vor- 
deren Theil  der  Schnauze  und  1  —  2  seitliche  des  Oberkiefers  durch  an- 
sehnlichere Grösse  auszeichnen. 


PI*.  M61. 

Sotho*<iuru*  mirnbüi*  Mut.    Muschelkalk.    Bayreuth     a  eile  vl«*r  vordersten  lluUwirbpl, 
6  zwei  Rückenwirbel,  c  drei  Schwnnzwirbel.    '/«  nnt  Gr.    (Nach  II.  v.  Meyer.) 


Die  platyeölen  Centra  der  Wirbel  sind  mit  den  Bögen  durch  Naht  ver- 
bunden und  trennen  sich  leicht  von  denselben,  wobei  auf  der  Dorsalseite 
der  Centren  eine  kreuzförmige  Zeichnung  entsteht  (Fig.  1»;50).  Der  lange 
Hals  enthält  ca.  20  Wirbel,  die  mit  Ausnahme  des  Atlas  und  Epistropheus 
kurze,  hakenförmige  Rippen  tragen,  welche  sich  an  zwei  durch  eine  horizontale 
Furche  getrennte  Höcker  anfügen.  An  den  Rüeken wirbeln  (Fig.  Itiblb)  ver- 
einigen sich  die  zwei  Höcker  zu  einem  kräftigen,  von  den  oberen  Bögen 
entspringenden  Querfortsatz,  an  welchen  sich  die  kräftigen,  einköpfigen  Rip- 
pen anfügen.  Die  Dornfortsätze  sind  in  der  Rückenregion  am  höchsten, 
dagegen  die  Zygapophysen  schwächer,  als  in  der  Hals-  und  Schwanzregion. 
Auf  den  Sehwanzwirbeln  (Fig.  1651  c)  rücken  die  einfachen  Querfortsätze 
wieder  auf  das  Centrum  herab.  Die  unteren  Bögen  sind  gelenkig  mit  dem 
Centrum  verbunden. 

Die  kräftigen  Bauchrippen  sind  aus  einem  aus  zwei  winklig  zusammen- 
stossenden  Armen  bestehenden  Mittelstück  und  je  einem  Seitenstück  zu- 
sammengesetzt. Im  Brustgürtel  (Fig.  1652)  sehliessen  die  inneren  Enden 
der  starken  Schlüsselbeine  eine  kleine,  ovale  Interelavicula  ein  und  heften 
sich  mittelst  Naht  an  das  kurze  Schulterblatt,  von  dessen  verdicktem  Gelenk- 
ende ein  aufwärts  und  rückwärts  gerichteter  Dorsal fortsatz  ausgeht.  Die 
grossen  abgeplatteten  Coracoidea  senden  am  Vorderrand  einen  breiten, 
abgestutzten  Fortsatz  nach  aussen.    Zwischen  Coracoid  und  Interelavicula 


Digitized  by  Google 


Sauropterygia.  Nothosauridae. 


6Ö9 


befindet  sich  ein  grosser  leerer  Raum,  welchen  zu  Lebzeiten  des  Thieres  viel- 
leicht ein  knorpeliges  Brustbein  ausfüllte. 


Fig.  1662. 


Fig.  1653. 

Larioiaurut  Bnlgami  Curioni.  Muschel- 
kalk. Perledo  am  Comereee.  'f.naLGr. 


Brustgürtel   von  KoOiotaunu  miraHlii  Mstr.  Muschelkalk. 
Bayreuth.         nat.  Ct.     iel  Interclavicula ,    cl  Schlüsselbein 
(Clavicula),  ic  Schulterblatt  (Scapula),  cor  Coraeoideum. 

Der  gekrümmte,  ziemlich  lange  und 
ungemein  stämmige  Oberarm  (Humerus) 
ist  von  einem  Foramen  durchbohrt.  Die 
beiden  Vorderarmknochen  sind  ziemlich 
lang  und  schlank,  die  4 — 5  Metacarpalia 
ebenfalls  lange,  in  der  Mitte  eingeschnürte, 
an  beiden  Enden  etwas  verdickte  Knochen. 
Zahl  der  Zehenglieder  und  der  Carpal- 
knöchelchen  sind  nicht  genauer  bekannt. 

Der  Beckengürtel  steht  dem  Brustgürtel  an  Stärke  in  keiner  Weise 
nach,  allein  die  Knochen  waren  weniger  fest  miteinander  verbunden  und 
finden  sieh  darum  meist  isolirt.  Als  Darmbein  (Ileum)  deutet  H.  v.  Meyer 
sehr  kurze,  ziemlieh  dicke,  distal  massig  verbreiterte  und  mit  zwei  Gelenk- 
flachen  versehene  Knochen.  Schambeine  und  Sitzbeine  sind  sehr  gross,  von 
ähnlicher  Form,  proximal  schmal  und  verdickt,  distal  scheibenartig  aus- 
gebreitet; das  Schambein  besitzt  neben  der  proximalen  Gelenkfläche  meist 
einen  schmalen  Ausschnitt.  Der  Oberschenkel  ist  länger  und  schlanker  als 
der  Oberarm,  fast  gerade,  an  beiden  Enden  mässig  verdickt,  mit  gewölbten 
Endflächen.    Von  sonstigen  Hinterfussknochen  ist  wenig  Sicheres  bekannt. 

Die  Gattung  Nothosaurus  ist  auf  die  Trias  beschränkt  und  besonders 
häufig  im  Museheikalk.  N.  mirabilis  Münst.  war  mindestens  3  m  lang.  An- 
dere Arten  sind  aus  Muschelkalk,  Buntsandstein  und  Lettenkohle  von  Wür- 
temberg,  Franken,  Thüringen,  Schlesien,  Lothringen  etc.  bekannt. 

ConchiosaurusH.y.  Meyer.  Muschelkalk  von Esperstädt.  Braunschweig. 

Simosaurus  H.  v.  Meyer.  Schädel  breit,  niedrig,  mit  stumpfer 
Schnauze.  Zähne  kurz,  stumpf  conisch,  keulenförmig,  die  Krone  stark  gestreift. 
Muschelkalk  und  Lettenkohlensandstein. 

Parthanosaurus  Skuphos.    Trias  (Raibier  Schichten).  Vorarlberg. 

Lariosaurus  Curioni  (Macromirosaurus  Cur.)  (Fig.  1653).  Kleine, 
20—9<>  cm  lange,  eidechsenähnliche  Saurier  mit  langem  Hals,  kräftigem 

42* 


Digitized  by  Google 


660 


Vertebrata.  Reptilia. 


Brust-  und  Beckengürtel,  kurzem  Rumpf  und  starken  fünfzehigen  Gehfüssen. 
Der  Hals  besteht  aus  20  (oder  21)  Wirbeln  mit  kurzen,  beilförmigen  Rippen. 
Die  24—26  Rückenwirbel  tragen  sehr  starke,  gebogone,  distal  abgestutzte 
Rippen,  welche  ventral  durch  Bauchrippen  verbunden  sind.  Der  Schwanz 
erreicht  wenig  mehr  als  den  dritten  Theil  der  ganzen  Körperlänge  und  be- 
steht aus  ca.  35  Wirbeln.  Die  Handwurzel  weist  2  Reihen  rundlicher 
Knöchelchen  auf;  die  5  Metacarpalia  sind  länglich,  die  Phalangen  kurz, 
eidechsenartig.  Der  schlanke  Oberschenkel  ist  länger  als  der  Humerus,  und 
auch  Tibia  und  Fibula  etwas  dünner  und  länger,  als  die  Vorderarmknochen. 
Im  Tarsus  zeichnen  sich  2  auerverlängerte,  scheibenförmige  Knochen  der 
proximalen  Reihe  durch  ansehnliche  Grösse  aus.  Muschelkalk.  Perledo  am 
Corner  See. 

Pachypleura  Comalia  (Neusticosaurus  Seeley).  Aehnlich  Lariosaurus, 
jedoch  kleiner  (25 — 30  cm  lang),  eidechsenartig,  mit  viel  kürzerem,  aus  nur 
16  Wirbeln  bestehendem  Hals  und  sehr  langem  Schwanz  mit  ca.  40  Wirbeln. 
Keuper  (Raibier  Schichten)  von  Besano,  Lombardei  und  im  Lettenkohlen- 
sandstein von  Hoheneck  bei  Ludwigsburg  (L.  [Neusticosaurus]  pusillus  Fraas). 

Dactylosaurus  Gürich,  Anarosaurus  Daraes,  Cy  matosaurus 
Fritsch.  Muschelkalk  von  Schlesien  und  Thüringen. 

Pistosaurus  H.  v.  Meyer.  Nur  der  nach  vorne  spitz  zulaufende 
Schädel  bekannt.  Zwischenkiefer  seitlich  zusammengedrückt,  lang;  Nasen- 
öffnungen klein,  vom  Oberkiefer  und  Zwischenkiefer  eingeschlossen.  Nasalia 
stark  reducirt  und  nach  hinten  geschoben.  Gaumendach  mit  einem  un- 
paaren  Foramen  zwischen  den  Zwischenkiefern.    Muschelkalk.  Bayreuth. 

2.  Familie.  Plesiosauridae. 

Extremitäten  flossenartig ;  Vorderarm-  und  Vorder fussknochen  sehr  kurz,  fast 
ebenso  breit  als  lang.  Scapula  häufig  mit  der  Clavicula  verschmolzen;  Coracoidea 
sehr  gross,  durch  einen  vorderen,  medianen  Fortsatz  dired  mit  der  Interclavicula 
oder  dem  distalen  Theil  der  Clavicula  verbunden.    Trias  bis  Kreide. 

Plesiosaurus  Conyb.  (Fig.  1654 u.  1655).  Kopf  klein,  eidechsenähnlich, 
länger  als  breit,  Schnauze  kurz,  Augenhöhlen  rundlich,  ungefähr  in  der 
Mitte  der  Schädellänge,  ohne  verknöcherten  Skleroticaring;  Sehläfenlöcher 
gross,  vierseitig.  Nasenlöcher  den  Orbiten  genähert,  nur  wenig  grösser  als 
das  Scheitelloch.  Scheitelbein  unpaar,  schmal  und  kurz,  Jochbein  kräftig, 
gebogen;  Quadratjochbein  nach  hinten  vorspringend,  die  seitliche  Hinter- 
ecke des  Schädels  bildend.  Unterkiefer  schlank,  die  beiden  Aeste  vorn  zu 
einer  breiten  Symphyse  verschmolzen.  Die  scharf  zugespitzten,  langen,  ge- 
rundeten und  längsgefurchten  Zähne  stehen  oben  und  unten  in  einer  Reihe 
und  sind  in  tiefe  Alveolen  eingefügt,  jene  der  Schnauze  und  der  Sym- 
physenregion  übertreffen  die  seitlichen  an  Länge  und  Stärke. 

An  den  kleinen  Kopf  schliesst  sich  ein  Halß  an,  welcher  zuweilen  fast 
so  lang  als  die  ganze  übrige  Wirbelsäule  wird  und  je  nach  den  Arten  aus 
24— 41  Wirbeln  bestehen  kann.  Sämmtliche  Wirbelkörper  sind  ziemlich 
kurz,  vorn  und  hinten  fast  flach;  die  Bögen  durch  Nähte  mit  dem  Centrum 
verbunden,  so  dass  sie  sich  leicht  ablösen  und  alsdann  auf  der  Dorsalseite 
mit  dem  Medullarcanal  eine  kreuzförmige  Zeichnung  bilden.  Mit  Ausnahme 
der  zwei  vordersten  tragen  die  Halswirbel  kurze,  distal  beilförmig  erweiterte 
Rippen,  die  sich  mit  einfachem  Gelenkkopf  an  eine  seichte  ovale  Vertiefung 
des  Wirbelkörpers  anheften.  In  der  hinteren  Halsregion  werden  die  Rippen 
etwas  länger  und  verlieren  am  Ende  ihre  vorderen  Fortsätze,  so  dass  sie 
allmählich  die  Gestalt  der  Rumpfrippen  annehmen.  Die  Diapophysen  der 
Rumpfwirbel  nehmen  sehr  rasch  an  Stärke  und  Länge  zu,  rücken  aber  in 
der  Lendengegend  an  die  Basis  der  Bögen  herab;  in  der  Schwanzregion 
heften  sich  die  Rippen  wieder  an  die  Seitenflächen  der  Wirbelkörper  an. 


Digitized  by  Google 


Sauropterygia.  Plesiosauridae. 


661 


Die  Gelenkgrube  ist  jedoch  hier  niemals,  wie  am  Halse,  durch  eine  Quer- 
furche getheilt.  Die  beiden  Sacralwirbel  unterscheiden  sich  nur  durch  etwas 
kürzere  Querfortsätze  und  breitere  Rippen  von  den  Rückenwirbeln.  Die 
HO — 40  Schwanzwirbel  nehmen  nach  hinten  rasch  an  Grösse  ab;  die  vorderen 
tragen  kurze,  gerade,  distal  nicht  verbreiterte  Rippen  und  überdies  zwei  wohl 
ausgebildete  untere  Bogenstücke.  Bauchrippen  kräftig. 

Im  Brustgürtel  (Fig.  1655) 
zeichnen  sich  die  Coracoidea  durch 
ansehnliche  Grösse  aus.  Sie  stossen 
in  der  Mitte  geradlinig  zusammen, 
sind  erheblich  länger  als  breit, 
vorn  verschmälert  mit  schräg  nach 
aussen  und  hinten  divergirendem 
ausgebuchtem  Vorderrand ,  hinten 
convex.  Ein  eigentliches  Brustbein 
fehlt;  dagegen  bildet  eine  ziemlich 

icl 


Fig.  165Ä. 

Brtwtgürtel  von  PU*iu*uunu  lallcep*  Owen. 
cor  Coracoid,  *e  Soipula,  cl  Cluvlculo, 
icl  Intorelavlcula. 

grosse,  je  nach  den  Arten  ver- 
schieden gestaltete  Interclavicula 
den  vorderen  Abschluss  des  Brust- 
gürtels.  Die  Scapula  hat  einen 
kurzen  nach  oben  gerichteten  dor- 
salen Fortsatz,  sowie  eine  nach 
vorne  und  innen  gerichtete  Ver- 
längerung, welche  vollständig  mit 
der  Clavicula  verschmilzt,  die  Inter- 
clavicula cinschliesst  und  mit  dem 
Vorderrande  des  Coracoids  zu- 
sammenstösst,  so  dass  jederzeit«  nur 
eine  rundliche  oder  ovale  Oeffnung 
freibleibt.  Die  Clavicula  ist  nur  selten  als  selbständiger  Knochen  zwischen 
Interclavicula  und  Scapula  entwickelt. 

Der  Oberarm  ist  ein  stämmiger,  distal  verbreiterter  und  abgeplatteter 
Knochen.  An  die  zwei  winklig  zusammenstossenden  Facetten  des  distalen 
Endes  lenken  sich  die  sehr  kurzen  und  breiten  Vorderarmknochen  ein  Die 
*»— H  Carpalia  stehen  in  zwei  Reihen  und  tragen  fünf  schlanke  längliche,  in 


dolichodtiru*  Conyb.     Nahem  voll- 
etrtndifc'es  Skelet  (von  5  Fuss  8  Zoll  lAngv)  im» 
dem  unteren  Lius  von  Lyme  Retf*.  Doi>et 
{Nach  Ha  wie  Ins.) 


Digitized  by  Google 


662 


der  Mitte  verdünnte  Metaearpalia,  die  sich  von  den  darauf  folgenden  Pha- 
langen wenig  unterscheiden.  An  den  mittleren  Fingern  steigt  die  Zahl  der 
Zehenglieder  bis  auf  acht  oder  neun.  Wahrscheinlich  war  die  ganze  flossen- 
artige Extremität  wie  bei  den  Iehthyosauren  mit  einer  Schwimmhaut  um- 
geben. Die  Schambeine  sind  sehr  breite ,  flache ,  vierseitige  Knochen- 
platten  mit  mehr  oder  weniger  angeschnittenem  Hinterrand  und  convexem 
Vorderrand,  welche  mit  ihren  Innenrändern  in  der  Symphyse  zusammen- 
stossen  und  in  Grösse  etwa  den  Coracoiden  entsprechen.  Die  viel  schmäleren, 
länglich-dreieckigen  Sitzbeine  haben  einen  langen,  geraden  Symphysenrand. 
Das  Darmbein  (Ueum)  ist  ein  kurzer,  gerader  Knochen.  Die  Hinterfüsse 
gleichen  in  jeder  Hinsicht  den  Vorderfüssen,  sind  aber  etwas  stärker,  als  jene. 

Die  Gattung  Plesiosaurus  ist  im  Lias  und  wahrscheinlich  6chon  in  der 
rhätischen  Stufe  verbreitet.  Im  unteren  Lias  von  Lyme  Regis  in  England 
kommen  prachtvoll  erhaltene  Skelete  von  P.  dolichodeirus  Conyb.,  P.  Hawkinsi, 
rostratus  Owen  u.  a.  vor,  wovon  einzelne  bis  3  m  lang  sind.  Auch  im 
oberen  Lias  von  Yorkshire,  von  Holzmaden  in  Württemberg  und  Banz  in 
Franken  finden  sich,  allerdings  selten,  Reste  von  Plesiosaurus.  Ein  ganzes 
Skelet  aus  Holzmaden  befindet  sich  im  Berliner  Museum  für  Naturkunde. 

Eretmosaurus  See- 
ley.  Scapula  innen  und 
aussen  mit  den  Cora- 
coidea  zusammenstos- 
send.  Unt.  Lias.  Eng- 
land. 

Rhomaleosaurus 

Seeley.  Lias.  ff.  Cramp- 
toni  Carte  sp. 

Pliosaurus  Owen 
(Ischyrodon ,  Thaumato- 
saurus  H.  v.  Meyer,  Pe- 
loneustes  Lydekker,  Lio- 
pleurodon  Sauv.)  (Fig. 
1656).  Saurier  von  rie- 
sigen Dimensionen  mit 
verhältnissmä8sig  kur- 
zem Hals  und  flossen- 
artigen Extremitäten. 
Schädel  über  1,3  m  lang, 
ler  Gaumen  bis  zum  Hinterhaupt 
geschlossen,  die  inneren  Niisenlöcher  länglich,  sehr  weit 
nach  hinten  in  die  Nähe  des  Hinterhauptes  gerückt.  Auf 
Zwischen-  und  Oberkiefer  befinden  sich  fast  jedereeits  ca. 
30  Alveolen  für  die  gewaltigen  dreikantigen,  25  cm  langen 
Zähne,  deren  Krone  theilweise  mit  kräftigen  erhabenen 
Leisten  verziert  ist.  Der  Hals  besteht  aus  20  scheiben- 
förmigen, kurzen  Wirbeln  mit  zwei  kurzen,  durch  eine 
horizontale  Furche  geschiedenen  Höckern  zur  Anheftung  von  Halsrippen. 
Coracoidea  sehr  gross,  vorne  zugespitzt,  in  langer  Symphyse  vereinigt. 
Interclavicula  grons,  breit,  dreieckig.  Schambeine  viereckig.  Hinterfuss  mit 
schlankem  Oberschenkel,  zwei  kurzen,  breiten  Vorderfussknochen  und  ver- 
längerten Flossengliedern.  Lias  bis  ob.  Jura.  England,  Nordfrankreich, 
Schweiz,  Bayern  (Kelheim),  Russland,  Indien. 

Die  Gattungen  Cimol iasaurus ,  Ol  i gosimus  Leidv,  Piptomerus, 
Orophosaurus,  Uronautus  Cope  aus  der  oberen  Kreide  von  Nord- 
amerika und  Manisaurus  Hector  aus  Neuseeland  sind  meist  nur  auf 
Wirbel  basirt. 


FiK.  16A7. 
BruKtpfirtel  von  Elatmotaurut 
plntyuru*  Cope.  Kreide  von 
Kaneas.  cor  Corneoid,  *c  Sea- 
pula.  Die  »chattirteii  TheUe 
sind  nicht  erhalten  Stark  ver- 
kleinert.   iNnch  Cope.) 

niedrig  und  schmal 


FiK.  1658. 
Ztihn  von  Pohj- 
ptychodon  inttr- 
ruptus  Owen. 
(irun*and  Kel- 
heim.    Nut.  Gr. 


Fi«.  1656. 
Zahn  von  l'llataurtu 
grandis  Owen.  '/«• 
nnt  (ir.  Ob,  Jura 
Kimmeridfro.  !k>r»et. 
(Naeh  R.  Owen.) 


Digitized  by  Google 


Sauropterygia»  Theromorpha. 


«63 


Elasmo8auru$  Cope  (Fig.  1657).  Ein  Skeltt  im  Museum  von 
Philadelphia  ist  45  Fuss  lang ;  vom  Schädel  ist  nur  die  stumpfe  Schnauze 
überliefert.  Die  oberen  Bögen  der  Wirbel  sind  mit  dem  Centrum  ver- 
schmolzen; die  72  Halswirbel  länger  als  hoch,  mit  kurzen,  einköpfigen 
Rippen.  Schwanzwirbel  mit  gelenkig  verbundenen  Ilaemapophysen.  Schulter- 
blätter sehr  stark,  am  inneren  Ende  ausgebreitet  und  in  einer  langen 
medianen  Symphyse  zusammenstossend,  hinten  das  Coracoid  berührend,  so 
dass  jedereeits  zwischen  Scapula  und  Coracoid  eine  ovale  Oeffnung  ent- 
steht. Interclavicula,  Clavicula  und  Extremitäten  unbekannt,  Ob.  Kreide. 
Kansas. 

Polycotylus  Cope.  Wirbel  sehr  kurz,  schwach  amphicöl.  Flossen  gross, 
stark  verlängert;  die  mittleren  Finger  mit  zahlreichen  (über  15)  kurzen 
Phalangen.  Schambein  scheibenförmig,  erheblich  grösser  als  das  am  Vorder- 
rand ausgeschnittene,  hinten  stark  verlängerte,  innen  geradlinig  abgestutzte 
Sitzbein.  Ob.  Kreide.  Kansas.    P.  latipinnis  Cope. 

Colymbosaurus ,  Muraenosaurus  Seeley.  Ob.  Jura.  England. 

Polypty ch od on  Owen  (Fig.  1658).  Zähne  mit  zahlreichen  Schmelz- 
leistchen  bedeckt,  wovon  nur  die  stärksten  die  Spitze  erreichen.  Mittlere 
und  obere  Kreide. 

Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung. 

Sämmtliehe  Sau  roptery  gier  sind  ausgestorben.  Die  Nothosauriden 
gehören  ausschliesslich  der  Trias  au  und  finden  sich  besonders  häufig 
im  Muschelkalk  von  Ccntral-Kuropa  und  den  Alpen  Sie  lebten  im 
Meer,  wahrscheinlich  in  der  Nähe  der  Küste,  und  konnten  ihre  Ex- 
tremitäten zum  Schwimmen  und  Gehen  verwenden.  Ihre  jüngeren 
Nachkommen,  die  Plesiosauriden,  besassen  ächte  Schwimmflossen  und 
waren  kaum  im  Staude,  zu  kriechen  oder  zu  gehen.  Ihre  theilweise 
prachtvoll  erhaltenen  Reste  finden  sich  im  Lias,  Jura  und  der  Kreide 
von  Europa,  Nord-  und  Südamerika,  Indien,  Australien  und  Neuseeland. 

5.  Ordnung.    Theromorpha.  Cope.1) 

Ausgestorbene  Reptilien  mit  amphicölen  Wirbeln  und 
Gehfüssen.  Sacrum  aus  2  —  6  Wirbeln  zusammengesetzt. 
Scheitelloch  vorhanden.  Quadratbein  unbeweglich;  nur  ein 
grosses,  seitliches  Schläfenloch  vorhanden  oder  dasselbe 
ganz  geschlossen.  Zähne  in  Alveolen,  zuweilen  fehlend. 
Humerus  mit  Foramen  entepicondy loideum.  Scapula,  Cora- 
coid und  Praecoracoid,  sowie  Hüftbeine,  Schambeine  und 
Sitzbeine  mit  einander  verschmolzen  oder  unbeweglich  durch 
Naht  verbunden. 

Die  Theromorphen  zerfallen  in  mehrere  Unterordnungen,  deren 
Organisation  grosse  Verschiedenheiten  aufweist;  allein  die  eigenthüinliche 

')  Cope,  Kdw.,  Proceed.  Araer.  Phil.  Soc.  Philad.  1870  XI.  1877  XVI.  1878 
XVII.  1880  XIX.  1886  XXIII.  —  Trans.  Amer.  Philos.  Soc  Philad.  1876  XVI  und 
1892  XVn.  —  Amer.  Naturalist  1878.  1880.  1886.  1889.  —  ScwUm,  E  T.,  Some  new 
Reptile«  from  the  Elgin  Sandstone.  Phil.  Trans.  1893.  vol.  184.  —  Otter»,  It.,  On 
Dicynodon.  Trans,  geol.  Soc  1845  VII  p.  59,  233  und  241.  —  On  Dicynodont 
Reptiles.  Phil.  Trans.  1862.  vol.  CLII  1.  p.  445  und  Quart,  journ.  geol.  Soc  1860. 
vol.  XVI  p.  40.  XXXVI  p.  414.  XXXVII  p.  266.  —  Descriptive  and  illußtrated 
Catalogue  of  the  fossil  Reptiles  of  South-Africa  in  the  Collections  of  the  British 
Museum.  London  1876.  4».  —  Seeley,  H  G.,  Philos.  Trans.  1888  -92.  Bd.  179, 
180,  183  u.  185.  -  Quart,  journ.  geol.  Soc  1878.  XXXIV. 


Digitized  by  Google 


6fi4 


Vertebrata.  Reptilia. 


Beschaffenheit  des  Brust-  und  Beckengürtels,  die  amphicölen  Wirbel 
und  die  Zusammensetzung  des  Schädels  lassen  es  rathsam  erscheinen, 
die  verschiedenen  Gruppen  vorläufig  noch  beisammen  zu  halten.  Sie 
vereinigen  Merkmale,  welche  sonst  nicht  nur  auf  verschiedene  Ord- 
nungen der  Reptilien,  sondern  sogar  der  Amphibien  und  Säugethiere 
vertheilt  sind.  Keine  andere  Reptilien -Ordnung  besitzt  ein  durch 
Verschmelzung  von  Ischium  und  Rubis  entstehendes,  den  Säugethieren 
ähnliches  Becken.  Die  feste  Verbindung  der  Brustgürtel knochen  er- 
innert an  Salamandridae  und  Saurapterygii,  das  zuweilen  aus  mehreren 
Wirbeln  zusammengesetzte  Sacrum  an  Dinosaurier  und  Säugethiere ; 
die  für  Reptilien  ganz  ungewöhnliche  Differenzirung  des  Gebisses  in 
Schneide-,  Eck-  und  Backenzähne  an  Säugethiere.  Die  teste  Verbindung 
des  Quadratbeins  mit  den  angrenzenden  Schädelknochen  unterscheidet 
die  Theromorphen  von  Eidechsen,  Schlangen  und  Pythonomorphen, 
der  Mangel  eines  zweiten  Temporalbogens  und  der  oberen  Schläfenlöcher 
von  den  Oocodilen  und  Rhynehocephalen. 

1.  Unterordnung.  Theriodontia.  Owen. 
(Pelycosauria  Copc.) 

Seitliche  Schläfenlöcher  gross.  Kieferzähne  zahlreich,  zugespitzt,  häufig  vorne 
und  hinten  zugeschärft;  ein  grosser  vorragender  Eckzahn  trennt  die  vorderen  Zähne 
von  den  seitlichen.  Nasenlöcher  weit  vorne,  getrennt  oder  vereinigt.  Wirbel  zu- 
weilen mit  Chordaresten.  Sacrum  mit  2—3  Wirbeln.  Perm  und  Trias. 

Die  Theriodontia  stehen  in  mancher  Hinsicht  den  Rhynehocephalen  nahe. 
Sie  zeichnen  sich  durch  kräftiges,  raubthierartiges,  in  Schneide-,  Eck-  und 
Backzähne  differenzirtes  Gebiss  aus.  Der  Ktark  vorragende  Eckzahn  des 
Unterkiefers  schiebt  sich  vor  dem  Oberkiefer  zwischen  die  obere  Zahn- 
reihe ein. 

l.  Familie.  Clepeydropidae.  Cope. 

Pterygoid,  Gaumenbein  und  Vomer  mit  Körnehähnchen  besetzt.  Dornfortsätze 
der  Rückenwirbel  enorm  verlängert.  Nasenlöcher  getrennt.  Die  grosse,  verlängerte 
Scapula  mit  dem  kleinen,  fast  vierseitigen  Coracoid  und  dem  Praecoracoid  un- 
beweglich verbunden.  Perm. 

Clepsydrops  Cope.  Dornfortsätze  in  der  Lenden-  und  Beckenregion 
sehr  hoch.  Sacrum  mit  3  Wirbeln;  Intercentra  zwischen  den  Rücken-  und 
Schwanzwirbeln,  vordere  Rippen  zweiköpfig,  hintere  einköpfig.  Zähne  lang, 
vorne  und  hinten  zugeschärft.  Tarsus  in  der  proximalen  Reihe  mit  zwei 
grossen  Knochen.  Perm.  Texas  und  Llinois. 

Dimetrodon  Cope.  Dornfortsätze  in  der  Rücken-  und  Lendengegend 
sehr  stark  verlängert.  Perm.  Texas. 

Naosaurus  Cope  (Fig.  1659).  Dornfortsätze  sehr  lang  mit  Querästen. 
Perm  von  Texas  und  Rothliegendes  von  Böhmen. 

Embolophorus,  Theropleura,  Edaphosaurus  Cope.    Perm.  Texas. 

Stereorhachis  dominans  Gaudry  aus  dem  Rothliegenden  von  Autun  zeigt 
mit  den  Clepsydropiden  vielfache  Uebereinstimmung. 

2.  Familie.  Galeeauridae.  Lydekker. 

Gaumenzähnchen  fettlen.  Nasenlöcher  getrennt  oder  vereinigt.  Extremitäten- 
knochen  schlank.  Trias. 

Die  hierhergehörigen  Gattungen  stammen  alle  aus  der  Trias  (Karoo- 
fonnation)  von  »Südafrika,  sind  aber  meist  sehr  ungenügend  bekannt.  Na- 
mentlich Wirbel  und  Extremitätenknochen  fehlen  in  der  Regel. 


Digitized  by  Google 


Theromorpha.    Theriodontia.  Pareiosauria. 


Von  Qale8aurtt8  Owen  Fig.  1660  (=-  Nythosaurus  Owen),  Cynochampsa, 
Cynosuchus,  Lycosaurus  (Fig.  1661),  Tigrisuchus,  Cynodraco,  Oorgo- 
nops  Owen  u.  a.  sind  mehr  oder  weniger  vollständige  Schädel  beschrieben. 


-y. 

s  -  . 


VI 

*  t 


Pt 


Bö  P» 

Fig.  1660. 

Oatetaurut  planiecp*  Owen.  Karooformatlon  (Trias). 
Theba-Mou,  Basutoland.   Schädel,  o  von  clor  Seite, 
6  von  unten,  c  von  oben.  Etwa«  reMaurlrt,  Vi  nat. 
Gr.    d  Backenzahn  veixr.    (Nnch  R.  Owen.) 


Flg.  1659. 

tlao»auriu  elaviger  Cope.    Aus  perniluchen 
Ablak'i/ruugeii  von  Texaa.     a  Wirbel  von 
vom ,  b  zwei  Wirbel  von  der  Seite. 

l/«  nat.  Gr.     (Nach  Cope.) 


Fi*.  1661. 

Schädel  von  l.yto»a\ira»  eurvimola  Owen    Von  der 
Seite.    Vi  nat.  Gr.     a  Augenhöhle,  b  Unterkiefer. 
Karooformatlon  (Triam.    Kupnberg,  Capcolonte. 
(Nach  R.  Ownn.) 


2.  Unterordnung.  Pareiosauria.  Seeley. 
[Cotylosauria  Cope.) 
Schläfenlöcher  vollständig  durch  Knochenplatten  bedeckt.    Scheitelloch  gross. 
Zähne  zahlreich,  gleichartig,  in  Alveolen.    Nasenlöcher  getrennt.    Condylus  des 
Hinterhaupts  dreitheilig,  vom  Basi-  und  Exoccipitale  gebildet.    Wirbel  mit  Chorda- 
resten. Perm  und  Trias. 

Die  hierhergehörigen,  zum  Theü  sehr  grossen  Formen  erinnern  sowohl 
in  ihrem  allgemeinen  Habitus,  als  namentlich  in  der  Beschaffenheit  des 


666 


Vertebrata.  Reptilia. 


Schädeldaches  an  gewisse  erloschene  Amphibien  (Labyrinthodontidae).  Hinter 
der  Augenhöhle  und  neben  den  Scheitelbeinen  schalten  sich  4  Hautknochen 
ein,  welche  das  Schläfenloch  überdachen  und  als  Postorbitalia,  Squamosa 
[Supramastoidea],  Posttemporalia  und  Intercalaria  bezeichnet  werden.  Die 
Wirbelcentren  sind  von  einem  Chordakanal  durchbohrt.  Das  massive  Ileum 
heftet  sich  an  einen  einzigen  Sacralwirbel  an,  mit  dem  ein  zweiter  Wirbel 
verschmolzen  ist. 

1.  Familie.  Pariotichidae.  Cope. 

Kopfknochen  rauh  sculptirt.  Kieferzähne  sehr  zahlreich,  in  dichter  Reihe  stehend, 
seitlich  etwas  comprimirt,  am  gerade  abgestutzten  Oberrand  gekerbt.  Gaumenbeine 
und  Vomer  meist  mit  Reihen  Meiner  Körnelzähnchen.  Obere  Bögen  und  Zygapo- 
physen  der  Wirbel  mächtig  entwickelt,  die  Domfortsätze  kurz.  Brust-  und  Becken- 
gürtel ungemein  stark,  sämmtliche  Knochen  unbeweglich  verbunden.  Extremitäten 
kurz,  plump,  fünfzehig.  Perm  und  Trias. 


Pareiosaurus  Owen.  Ein  vollständiges,  im  Britischen  Museum  aufgestelltes 
Skelet  (Fig.  1662)  ist  21/*  m  lang.  Der  Schädel  niedergedrückt,  breit,  vorne  etwas 
verschmälert  und  abgerundet.  Die  grubig  sculptirten  Schädelknochen  von 
Schleimcanälen  durchzogen.  Die  Augenhöhlen  gros»,  seitlich,  vor  der  Mitte. 
Ilinterhauptcondylus  coneav.  Zwischen  den  19  praesacralen  Wirbeln  sind  kleine 
Intercentra  eingeschaltet.  Die  8  Halswirbel  tragen  kurze  zweiköpfige,  die  Rumpf- 
wirbel starke,  lango,  einköpfige  Rippen,  die  Schwanzwirbel  kurze  Rippen.  Der 
Bmstgürtel  besteht  aus  einer  ungemein  langen,  den  Dinosauriern  ähnlichen 
Scapula,  mit  welcher  ein  kleines,  vierseitig  abgerundetes  Coracoid  durch 
Sutur  verbunden  ist;  ein  länglich  dreiseitiges  rraecoraeoid  verbindet  die 
lange,  starke,  aus  zwei  Stücken  zusammengesetzte  Clavicula  mit  dem  Coracoid. 
Interclavicula  T  förmig.  Humerus  kurz,  dick  und  gedrungen,  Ulna  stärker 
als  Radius  mit  hohem  Olecranon.  Carpus  verknöchert.  Vorderfuss  mit  fünf 
kurzen  Zehen,  Endphalangen  krallenartig,  zugespitzt.  Im  Beckengürtel  sind 
Ileum,  Pubis  und  Sacrum  vollständig  verschmolzen.  Trias  (Karooformation) 
von  Südafrika.    P.  bombifrons  Owen,  P.  Baini  Seeley. 

tTapinocephalus,  Anthodon  Owen.  Trias.  Südafrika. 

Elginia  Newton.  Schädel  dreieckig,  vorne  verschmälert,  hinten  breit; 
das  rauhskulptirte  Schädeldach  mit  grossem  Foramen  parietale,  seitlichen, 
vor  der  Mitte  gelegenen  Augenhöhlen  und  getrennten,  fast  terminalen  Nasen- 
löchern. Am  Hinterrand  des  Schädeldachs  und  auf  den  Seiten  ragen  meh- 
rere, ziemlich  lange  conische  Knochenzapfen  vor;  kleinere  conische  Pro- 
tuberanzen stehen  auf  den  Scheitel-,  Stirn-  und  Nasenbeinen.    Zähne  mit 


Digitized  by  Google 


Theromorpha.    Pareiosauria.  Anomodontia. 


6fi7 


etwas  eingeschnürtem  Hals,  die  Krone  kammförmig  eingeschnitten.  Trias. 
Elgin  Schottland.   E.  mirabilis  Newton. 

Procolophon  Owen.  Schädel  4 — 5  cm  lang.  Kieferzähne  cylindrisch- 
conisch,  gleichartig.  Gaumenbeine  und  Vomer  mit  Körnelzähnchen.  Inter- 
clavicula  T  förmig,  langgestielt.  Trias  (Knrooformation).  Südafrika. 

Pariotichus,  Chilonyx,  Pantylus  Cope.  Perm.  Texas. 

tPhanerosaurus  v.  Meyer.  Rothliegendes.  Sachsen. 

2.  Familie.  Diadectidae.  Seeley. 

Kieferzähne  in  der  Symphyse  stumpf -conisch,  auf  den  Seiten  quer  verlängert, 
an  der  Basis  angeschw ollen  mit  zwei  ungleich  hohen  Spitzen.  Vomer  mit  Körnel- 
zähnchen.   Das  Basioccipitale  leicht  ausfallend.  Perm. 

Empedias  Cope.    Schädel,  Becken  und  Sacrum  bekannt.  Die  Becken- 
knochen verschmolzen,  Sacrum  mit  zwei  Wirbeln.    Perm.  Texas. 
Diadectes,  Helodectes,  Bolosaurus  Cope.  Perm.  Texas. 

3.  Familie.  Deuterosauridae.  Seeley. 

Eckzähne  vorne  und  hinten  gekerbt,  Oaumenzähne  fehlen.  Choanen  durch  den 
"Vomer  getrennt;  Skleroticaring  vorhanden.  Rippen  zweiköpfig.  Sacrum  mit  zwei 
Wirbeln.  Ileum  vorne  nicht  verlängert;  die  Pfanne  des  Beckens  undurchbohrt. 

Die  beiden  von  Seeley  genauer  untersuchten  Gattungen  Deuterosaurus 
Eichw.  und  Rhopalodon  Fischer  stammen  aus  permischem  Sandstein  des 
Ural.  Die  Gattungen  Brithopus,  Orthopus,  Syodon  Kutorga  und  Dino- 
saurus Fischer  sind  auf  vereinzelte  Knochen  errichtet  und  gehören  höchst 
wahrscheinlich  zu  Deuterosaurus  und  Rhopalodon.  Die  Stellung  von  Cliorhi- 
zodus  Twelvetrees  ist  unsicher. 

3.  Unterordnung.  Anomodontia.  Owen. 

Schädel  mit  grosser  seitlicher  Schläfengrube.  Kiefer  zahnlos  oder  Oberkiefer 
jederseits  mit  einem  einzigen,  mächtigen,  zugespitzten,  in  tiefer  Alveole  eingefügten 
Fangzahn.  Nasenlöcher  getrennt.  Zwischenkiefer  unpaarig.  Rumpfrippen  lang 
und  gebogen,  einköpfig,  Halsrippen  zweiköpfig.  Sacrum  aus  5 — 6  verschmolzenen 
Wirbeln  bestehend.  Extremitäten  fünfzehige  Gehfüsse. 

Die  Anomodontia  sind  meist  grosse,  auf  die  Trias  beschränkte  Land- 
bewohner,  von  denen  zahlreiche  Schädel,  Wirbel  und  sonstige  Skelettheile 
in  Südafrika,  Ostindien,  Schottland  und  im  Ural  vorkommen. 

Die  Wirbelsäule  besteht  aus  7  —  8  Hals-,  12  —  13  Rücken-, 
5—6  Sacral-  und  ca.  20  Schwanzwirbeln.  Die  Wirbelcentren  sind  kurz  und 
schwach  amphicöl.  Dio  Halswirbel  tragen  zweiköpfige,  die  Rückenwirbel 
einköpfige  Rippen.  Der  Schädel  (Fig.  1663)  zeichnet  sich  durch  solide 
Verknöcherung  aus,  wobei  die  Suturen  der  einzelnen  Knochen  häufig  fast 
ganz  verschwinden.  Die  Gehirnhöhle  nimmt  nur  einen  f*ehr  kleinen  Raum 
ein,  dagegen  fallen  die  Anheftstellen  für  die  offenbar  mächtig  entwickelten 
Kaumuskeln  durch  ihren  weiten  Umfang  und  ihre  Stärke  auf.  Das  Hinter- 
haupt wird  seitlich  von  dem  ungewöhnlich  grossen,  nach  hinten  vor- 
springenden Squamosum  begrenzt,  welches  in  weitem  Bogen  die  grosse 
seitliche  Schläfengrube  oben,  hinten  und  unten  umgibt.  Mit  dem  Squamosum 
ist  ein  kleines  Quadratbein  verbunden  oder  verschmolzen.  Die  Schädel- 
decke wird  von  den  schmalen,  ein  Scheitelloch  umschliessenden  Scheitel- 
beinen, den  Stirnbeinen  und  Vorderstirnbeinen  gebildet,  wovon  die  beiden 
letzteren  oben  und  vorn  die  seitlichen,  etwa  in  der  halben  Schädellänge 
gelegenen,  ringsum  geschlossenen  Augenhöhlen  begrenzen,  worin  wenigstens 


Digitized  by  Google 


068 


Vertebrata.  Reptilia. 


bei  einer  Gattung  (Ptychogmähus)  Reste  eines  Skleroticaringes  beobachtet 
wurden.  Ein  bogenförmiges,  den  Hinterrand  der  Orbita  zusammensetzendes 
Postfrontale  trennt  als  schmale  Brücke  Augenhöhle  und  Schläfenloch. 
Am  Vorderrand  der  Augenhöhlen  nimmt  ein  kleines  Thränenbein,  am 
Unterrand  ein  ungemein  starkes  Jochbein  und  der  Oberkiefer  Theil. 
Beide  setzen  den  mächtigen  Jochbogen  zusammen.    Die  Nasenbeine  fallen 

steil   nach   vorn   ab   und  bilden 


prf    Ju    Ptf  ,,, 


mit  dem  grossen,  schräg  geneigten, 
zuweilen   fast   senkrechten,  unge- 
theilten    Zwischenkiefer    eine  zu- 
weilen etwas  verlängerte  Schnauze. 
Unter  den  Nasenlöchern  kommen 
hin  und  wieder  noch  Infranasalia 
vor.    Während  der  Unterrand  des 
Zwischenkiefers  scharf  und  schnei- 
dend ist  und  wahrscheinlich  wie 
bei  den  Schildkröten,  von  Horn- 
scheiden umhüllt  war,  trägt  der 
grosse  Oberkiefer  meist  einen  ge- 
waltigen, zugespitzten  und  etwas  ge- 
krümmten Fangzahn,   welcher  in 
einer  langen,  durch  eine  Anschwell- 
ung  des  Kiefers 
auch  äusserlich 
sichtbaren  Alveole 
ruht.  Bei  den  zahn- 
losen Formen  ist 
die  Anschwellung 
des  Oberkiefers 
ebenfalls  vorhan- 
den, jedoch  innen 
mit  Knochensub- 
stanz erfüllt.  Die 
seitlichen  Nasen- 
löcher brechen 
zwischen  den  Na- 
senbeinen, Zwi- 
schen- und  Ober- 
kieferknochen 
durch.     Aiü  der 
Unterseite  des 
Schädels  (Fig. 
1664)  folgt  nach 
vorne     auf  das 
kurze  Basioccipi- 
tale  ein  unregel- 

mässig  vierseitiges  Basisphenoid  und  darauf  ein  blattförmiges,  verticales, 
selten  sichtbares  Praespnenoid.  Die  Ptcrygoidea  bilden  durch  ihre  Ver- 
einigung den  hinteren  Teil  des  harten  Gaumens,  senden  nach  vorn  und  aussen 
jed<rseits  einen  die  Gaumenbeine  umfassenden  Ast,  neben  welchen  die 
inneren  Nasenlöcher  liegen.  Der  Vomer  ist  schmal,  langgestreckt,  hinten 
zugespitzt. 

Die  beiden  zahnlosen  Aeste  des  Unterkiefers,  dessen  scharfer  Ober- 
rand wahrscheinlich  von  Hornscheiden  umgeben  war,  verschmelzen  in  der 
hohen  Symphyse  vollständig. 

Vom  Brüstgürtel  wurden  bis  jetzt  niemals  alle  Knochen  im  Zu- 
sammenhang gefunden.     Die   sehr   grosse    verlängerte  Scapula  erinnert 


A  von  der  Seite,  B  von  oben, 
Khenosterberge, 


Flg.  IMS 

.Schädel  von  Ptychognathu»  dcclivi*  Owen. 
C  von  hinton.     V»  n*t-  <;r.     Trias  (Karoofommtlon). 

i'Hjicolonie.  i  Nach  K.  Owen.) 
Ho  Basioccipitale,  Eso  Exoccipitale,  So  Snprnoeeipitnle,  Sq  Squainosutn, 
4»u  Quadratuin,  l'a  Scheitelbein,  Fr  Stirnbein,  l'tj  I'ostfronUile,  PrJ  Prae- 
frontale.  Ju  JiiRnle,  Ln  Lacriniale.  Sa  Nasale,  Ms  Oberkiefer  Pmx 
Zwischeukiefer ,  A  Augenhöhle ,  .V  Nasenloch,  ang  Angulare,  d  Dentale, 
c  Eckzahn  des  Oberkiefers. 


Digitized  by  Google 


Theromorpha.  Anomodontia. 


069 


an  das  Schulterblatt  von  Monotremen ;  über  der  proximalen  Gelenkfläche 
springt  am  Hinterrand  ein  Forteatz  vor,  an  welchen  sich  eine  flache  Knochen- 
platte (Praecoracoid)  anschliesst.  Coracoid,  Clavicula  und  Interclavicula,  bei 


\K »  v 


Fl  Pt  ^ 


Ja 

Kitf.  166*. 

Dic'tiuxiun  pardicep*  Owen.     Trias  >  Karooformarion).     Fort  Benufort, 
Capoolonle.   Von  unten.    V4  nat.  Gr.    (Nach  R.  Owen.) 


einzelnen  For- 
men auch  Ster- 
nuin  vorhanden. 
Humerus  kurz, 
ungemein  stäm- 
mig, über  dem 
distalen  Gelenk 
von  einem  Fo- 
ramen entepi- 

condvloideum 
durchbohrt.  Ul- 
na  und  Radius 
getrennt.  Die 
drei  Beckenkno- 
chen iedereeits, 
wie  bei  den 
Säugethieren,  zu 
einem  Os  inno- 
minatum  ver- 
schmolzen und 
die  beiden  Hälften  in  einer  verdickten  Me- 
diansymphyse  verwachsen.  Oberschenkel, 
Tibia  und  Fibula  länger  als  die  entspre- 
chenden Knochen  des  Vorderfusses. 


Fl*.  1665. 
Oberarm  von  I>lcyno<U>n  pardi- 
cep» Owen.  V4  nnt  Or.  Von 
vorn  gesehen.  6  erista  «lelto- 
pectorali«,  t  foramen  enteplcon- 
dyloldeum.   (Nach  Owen.) 


*  S 

Fl  (f.  1666. 

Eurycarpu*  Oweni  Seeley.  Trias 
Sehneebenfkette,  Süd-Afrika. 
Vonlerfus*.     '/»  nat.  Ur. 
(Nach  Owen.) 


Flg,  1667. 

Becken  von  I'lfityp'Hl°'r>ur"*  robu*tu$ 
Owen.  Karooformatio!)  iTrlu.*!.  <'np- 
Colonle.  »*  SacralwirlM'l,  U  Ilemn, 
pu  V\Mf,  itch  [achiiim,  o  foramen 
obturntoritim. 


D  i cy  n  odo  n  Owen  (Fig.  1G64).  Scheitel- 
und  Stirnregion  allmählich  in  die  kurze 
Stirn-  und  Nasenregion  übergehend.  Ober- 
kiefer mit  Fangzahn.  Häufig  in  der 
Karooformation  von  Südafrika  (Cupland ,  Transvaal,  Oranje  Republik). 
Mehr  als  12  meist  grosse  Arten  beschrieben. 

Oudenodon  Owen.  Wie  Dicynodon,  aber  Oberkiefer  zahnlos.  Trias.  Süd- 
afrika. 

Ptychognafhus  Owen  (Lysirosaurus  Copej  Fig.  16(53.  Stirn-  und  Nasen- 
region  unter  Bildung  einer  Kante  steil  von  dem  Schädeldach  abfallend. 
Trias.  Südafrika. 


Digitized  by  Google 


■ 
I 


670  Vertebrata.  Reptilia. 

Gordonia  Newton.  Schädel  ähnlich  Dicynodon,  jedoch  Fangzähne 
schwach,  Kopfknochen  dünn,  das  Squaraosum  unter  dem  Schläfenloch  mit 
einer  zweiten  Oeffnung.  Trias.  Elgin.  Schottland. 

Oeikia  Newton.  Trias.  Elgin. 

Eurycarpus  Seeley  (Fig.  1666).  Ein  Rumpffragment  mit  Wirbelsäule, 
Rippen,  Brustgürtel  und  Vorderfuss  aus  Südafrika  wurde  von  Owen  der 
Gattung  Dicynodon  zugeschrieben,  allein  die  Zugehörigkeit  dieser  Reste  zu 
den  Anomodontia  ist  wie  die  der  als  The riognathus,  Titanosuchus, 
Platypodosaurus  Owen  (Fig.  1667),  Keirognathus  Seeley  bezeichneten, 
zweifelhaft. 

4.  Unterordnung.    Placodontia.  Meyer.1) 

Schädel  niedrig,  Schlaf enlöcher  gross,  nach  oben  gerichtet.  Augen-  und 
Nasenöffnungen  seitlich,  Gaumen  mit  grossen,  pflasterartigen  Zähnen,  Zwischenkiejer 
und  Symphyse  des  Unterkiefers  mit  cylindrischconischen  Schneidezähnen,  Oberkiefer 
mit  einer  Reihe  rundlicher  Backzähne.  Unterkiefer^  seitlich  mit  grossen  Pflaster- 
zähnen. Trias. 

Die  Placodonten  zeichnen  sich  in  erster  Linie  durch  ihre  auffallende 
ßezahnung  aus.  Die  pflasterförmigen  Zähne  auf  Gaumen  und  Unterkiefer 
erreichen  zuweilen  ansehnliche  Grösse.  Ihre  Krone  ist  schwach  gewölbt  oder 
fast  eben,  glatt  oder  mit  feinen  Runzeln  bedeckt,  lebhaft  glänzend  und  meist 
von  tief  schwarzer  oder  dunkelbrauner  Farbe.  Unter  denselben  entwickeln 
sich  die  Ersatzzähne. 

Die  Zusammensetzung  des  Schädels  erinnert  an  Anomodontia  und  TJierio- 
dontia.  Wie  bei  jenen  ist  der  Temporalbogen  mit  dem  Jochbogen  zu  einer 
breiten  hinteren  Seitenwand  des  Schädels  verschmolzen.  Das  Quadratbein 
verwächst  mit  dem  Squamosum  und  Jugale  und  endigt  in  einem  vorragen- 
den queren  Condylus.  Ein  gesondertes  Quadrato-Jugale  fehlt.  Auffallend  ist 
die  Vereinigung  cler  Flügelbeine  und  Gaumenbeine  zu  einer  fast  die  ganze 
Unterseito  des  Schädels  einnehmenden  horizontalen  Knochen  platte,  welche 
die  grossen  Pflasterzähne  trägt.  Während  die  Orbita  und  äusseren  Nasen- 
löcher ungefähr  gleiche  Entwickelung  und  Lage  besitzen  wie  bei  Dicynodon, 
sind  die  inneren  Choanen  vereinigt  und  weit  nach  vorn  gerückt. 

Vom  übrigen  Skelet  der  Placodontier  ist  nichts  bekannt.  Die  ersten 
Reste  von  Placodonten  wurden  von  Münster  und  Agassiz  für  Fische  ge- 
halten. R.  Owen  erkannte  sie  als  Reptilien.  Sie  waren  Meeresbewohner 
und  lebten  in  Mitteleuropa  während  der  Triaszeit. 

Placodus  Ag.  (Fig.  1 068.1669).  Schädel  länger  als  breit,  oben  schwach 
gewölbt;  Schnauze  etwas  verlängert.  Zwischenkiefer  und  Symphyse  des  Unter- 
kiefers mit  cylindrisch  eonischen  Schneidezähnen.  Gaumen  und  Unterkiefer 
jederseits  mit  drei  grossen  vierseitigen  Pflasterzähnen,  Oberkiefer  mit  klei- 
neren bohnenförmigen  Zähnen  besetzt.  Isolirte  Zähne  häufig  im  Muschel- 
kalk von  Deutschland  und  Frankreich.  Selten  im  Wellendolomit  und  im 
alpinen  Keuper.  Ganze  Schädel  bei  Bayreuth. 

Cyamodus  H.  v.  Meyer.  Schädel  dreieckig,  Schnauze  stark  verschmälert. 
Schläfenlöcher  länglich-oval,  fast  dreimal  so  gross,  als  die  im  vorderen  Dritt- 
theil  der  Schädellänge  gelegenen  Augenhöhlen.  Nasenlöcher  klein,  getrennt 
länglich  eiförmig,  nahe  am  Schnauzenende.  Auf  dem  Gaumen  jederseits 
zwei  oder  drei  schwarze  Pflasterzähne  von  elliptischer  oder  rundlicher  Form, 
wovon  der  hintere  mindestens  doppelt  so  gross  als  die  übrigen  ist.  Im 

»)  Meyer,  H.  f..  Palaeontographica  1862  vol.  X.  1863  XL  —  Münster,  G.  Graf  v., 
Ueber  einige  ausgezeichnete  fossile  Fischzahne  ans  dem  Muschelkalk  bei  Bayreuth. 
1880  und  Beitrage  zur  Petrefaktenkunde.  184.'}.  Heft  4  S.  123.  —  Owen,  B.,  De- 
scription  of  the  Skull  and  teeth  of  Placodus  laticeps  etc.    Phil.  Transactiona.  1858. 


Digitized  by  Google 


Theromorpha.    Placodontia.  671 


Muschelkalk  von  Bayreuth.  C.  rostratus  Münet.  up. ,  C.  Münsteri  Ag.  sp., 
C.  laticeps  Owen  sp. 

o  cd 


a  Schädel  von  der  Unterseite,  b  von         /Vaeodw  hyp»icep$  II.  v.  Meyer    Muschelkalk.  Bayreuth, 
oben,  c  Unterkiefer  von  oben,  d  von         Schädel  von  der  Seite.      4  Augenhöhle,  A*  Nasenloch, 
der  Seite.     '/»  nat.  Gr.  V»  nat.  (ir.    iNaeh  H.  v.  Meyer.) 


Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  Theromorpha. 


1 

1 

Permieches  System 

Trias 

Europa 

N.-Amerika 

Europa 

Süd  Afrika 

L  Theriodont  ia 

1.  Clepsydropidae 

2.  Galesauridae   .  . 

II.  Pareiosauria 

L  Pariotichilae   .  . 
2.  Diadectidae.    .  . 

III.  Anomodontia    .  . 

IV.  Placodontia     .  . 

?... 

1 

 ?  

Ural 

Schottland 


1 

Digitized  by  Google 


672 


Vertebrata.  Reptilia. 


6.  Ordnung.    Testudinata.  Schildkröten.1) 

Rumpf  in  eine  knöcherne  Kapsel  eingeschlossen ,  welche 
aus  einem  gewölbten  Rücken-  und  einem  flachen  Bauchschild 
besteht.  Kiefo r  zahnlos,  von  Hornscheiden  umgeben.  Quadrat- 
bein unbeweglich.  Nasenlöcher  vereinigt,  am  vorderen  Ende 
der  Schnauze  gelegen.  Extremitäten  fünfzehig,  entweder 
flossenartigo  Schwimmfüsse  o'der  üehfüsse  mit  Krallen. 

Die  Schildkröten  bilden  durch  ihre  eigenthümliche  Organisation 
eine  nach  allen  Seiten  streng  abgeschlossene  Ordnung,  deren  Ursprung 
vorläulig  noch  völlig  in  Dunkel  gehüllt  ist.  Mancherlei  übereinstimmende 
Merkmale,  namentlich  im  Schädelbau,  weisen  auf  Verwandtschaft  mit  den 
Tlieromorpha  hin.  aber  auch  die  Rhynehocephalen,  Sauropterygier  und 
selbst  die  Labyrinthodonten  erinnern  im  Bau  des  Gaumens  und  Brust- 
gürtels etwas  an  Testudinata.  Die  Schildkröten  treten  schon  in  der  Trias 
vollkommen  fertig  mit  allen  typischen  Merkmalen  auf  und  erleiden  von 
da  an  bis  in  die  Jetztzeit  keinerlei  durchgreifende  Veränderung.  Ihr  auf- 
fälligstes Merkmal  ist  die  Umkapselung  des  Rumpfes  durch  einen 
festen  Panzer,  welchor  theils  aus  Knochen  der  Wirbelsäule,  theils  ans 
Hautknochen  zusammengesetzt  ist,  die  mit  jenen  in  mehr  oder  weniger 
innige  Verbindung  treten.  Die  knöcherne  Kapsel,  in  welche  meist 
Füsse,  Schwanz  und  häufig  auch  der  Kopf  zurückgezogen  werden 
können,  ist  von  einer  lederartigen  oder  verhornten  Haut  (Schildpatt) 
überzogen,  welche  durch  vertiefte  Nähte  in  eine  Anzahl  Schilder  (Scuta) 
zerlegt  wird.  Auf  dem  Kücken panzer  zählt  man  fünf  mittlere  Vertebral- 
Scuta  und  je  vier  bis  fünf  seitliche  Lateral-  oder  Costal-Scuta,  zu 
denen  dann  noch  24  oder  mehr  kleinere  Randschilder  (Marginal- 
Scuta)  kommen.  Auch  das  Plastron  ist  in  der  Regel  mit  sechs  (oder 
fünf)  Paar  Hautschildern  bedeckt,  wovon  die  vordersten  als  Gular-Scuta 
bezeichnet  werden.  Diese  Epidermisverhornungen,  denen  in  systema- 
tischer Hinsicht  eine  erhebliche  Bedeutung  zukommt,  entsprechen  weder 
in  der  Grösse  und  Form,  noch  in  der  Anordnung  den  darunter  be- 
findlichen Verknöcherungen  der  Haut,  welche  den  eigentlichen 
Panzer  zusammensetzen.  Die  Hornschilder  werden  durch  den  Ver- 
steinerungsproeess  meist  vollständig  zerstört  und  können  an  fossilen 
—   \ 

')  Dames,  W.,  Die  Chelonier  der  norddeutschen  Tertiärforrnation  Palaeont. 
Abhandl.  von  Dames  und  Kayser.  1894  Bd.  VI.  —  DoUo,  L.,  Bull.  Musee  Roy. 
d'hist.  nat.  de  Belgiqne  1884  vol.  III  p.  63.  IV  p.  69,  129.  V  p  59  —  Gray,  J.  Rt 
Notes  on  the  families  and  genera  of  Tortoiges  and  on  characters  afforded  by  the 
Study  of  their  skullt».  Proc.  zool.  Soc.  London  1869.  XII  p.  165.  —  Hof  mann, 
C.  K„  in  Bronn's  Classen  und  Ordnungen  de«  Thierreichs.  Bd.  VI.  Chelonii  1879. 
—  Lydekker,  It.,  Sivalik  and  Narbada  Chelonia.  Palaeont.  Indica.  Ser.  X  vol.  III 
1886.  —  Maack,  G.  A  ,  Die  bis  jetzt  bekannten  fossilen  Schildkröten  etc.  Palae- 
ontographiea  Bd.  XVIII.  1869.  —  Meyer.  H.  v  ,  Zur  Fauna  der  Vonveit.  I.  u.  IV. 
Frankfurt  1845  u.  1860.  Folio.  —  Owen,  R.,  and  Btü,  Palaeontogr.  Soc.  1851  und 
18f».*3.  —  Pictet  et  Humbert,  Monographie  des  Cheloniens  de  la  Molasse  Suisse. 
Mater,  pour  la  Paleont.  Suisse.  Geneve  1856.  4°.  —  Portis,  Aless ,  Palaeontograph. 
1878  Bd.  XXV.  —  Mein.  Soc.  paleont.  Suisse  1882.  vol.  IX.  —  Rütimeyer,  L.t 
Verhandl.  naturf.  Gesellsch.  Basel  1872  Bd.  III  S.  255.  —  Die  fossilen  Schildkröten 
von  Solothurn  und  der  übrigen  Juraformation.  I.  Abth.  Denkschr.  der  Schweiz., 
naturf.  Gesellsch.  1867  Bd.  XXII.  II  Abth.  ebenda  1873  Bd  XXV.  —  Wagner,  A., 
Abhandl.  der  k.  bayer.  Akad.  raath.-phys.  Cl.  1853  Bd.  VII  S.  291  und  1861  Bd.  IX 
I.  Abth  S.  68-94. 


Digitized  by  Google 


Testudinata. 


673 


Schildkröten  in  der  Regel  nur  an  ihren  vertieften  Nähten  nachgewiesen 
werden. 

Der  knöcherne  Rückenpanzer  (Rückenschild,  Carapace)  (Fig. 
1670.4)  verdankt  seine  Entstehung  theils  horizontalen  Ausbreitungen  der 
Dornfortsätze  der  Wirbelsäule  und  Rippen,  theils  einfachen,  darüber 
gelagerten  Hautverknöcherungen.  Zahl  und  Anordnung  der  dorsalen 
Knochenplatten  ist  demnach  wesentlich  bedingt  durch  die  darin  ent- 
haltenen Wirbel  und  Rippen. 


Die  acht  Halswirbel  verschieben  sich  sehr  leicht  aneinander,  während 
die  Rückenwirbel  unbeweglich  verbunden  sind.  Die  oberen  Bögen 
derselben  breiten  sich  zu  acht  medianen  Neural-  oder  Vertebral- 
platten  (neuralia)  aus,  von  denen  einzelne  zuweilen  nicht  zur 
Entwickelung  golangen.  Bei  den  australischen  Plmrodira  fehlen  die 
Neuralplatten  sogar  gänzlich.  Auch  die  Rippen  wandeln  sich  in 
breite  Knochenplatten  (Costalplatten)  um,  welche  unter  einander  und 
mit  den  Neuralplatten  in  Nahtverbindung  treten.  Die  Rippen  selbst 
bleiben  auf  der  Innenseite  der  Costalplatten  häufig  mehr  oder  weniger 
deutlich  sichtbar  und  ragen,  wenn  das  Rückenschild  keinen  vollkommen 
geschlossenen  Panzer  bildet,  mit  ihren  distalen  Enden  über  die  Costal- 
platten hinaus.  Der  vorderste  Rückenwirbel  wird  von  einer  quer  ver- 
breiterten Knochenplatte  (Nuchal-  oder  Nacken  platte)  bedeckt  ,  welche 
frei  oder  in  Verbindung  mit  dem  Dornfortsatz  stehen  kann.  In  gleicher 
Weise  sind  die  letzten  Wirbel  in  der  Regel  von  einer  bis  drei  medianen 
Supracaudalplatten  bedeckt,  auf  welche  schliesslich  noch  eine  Pygal- 
platte  folgt.  Zur  Vervollständigung  des  aus  Neural-  und  Costalplatten 
zusammengesetzten  Discus  (Scheibe)  dienen  10—13  Paar  Raudplatten 

Z  Ittel,  (irundiüffe  der  Pnlaeontoloirie.  43 


Digitized  by  Google 


674 


Vertebrata.  Reptilia. 


(Marginalplatten  M),  welche  in  Verbindung  mit  der  Nackenplatte  und 
Pygalplatte  den  Aussenrand,  Vorderrand  und  Hinterrand  bilden.  Bei 
den  Trionychia  fehlen  in  der  Regel  die  Randplatten.  Die  zwischen 
der  eigentlichen  Pygalplatte  und  den  Neuralia  gelegenen  Supracaudalia 
werden  häufig  auch  als  Pygalia  bezeichnet. 

Während  den  Neural-  und  Costalplatten  Wirbel  und  Rippen,  so- 
mit Theile  der  Wirbelsäule  zu  Grunde  liegen,  sind  die  Schwanz-  und 
Randplatten  und  wahrscheinlich  auch  die  Nackenplatte  reine  Haut- 
verknöcherungen.  Auch  das  Bauchschild  (Plastron)  geht  vollständig  aus 
Hautverknöcherung  hervor  und  hat  nichts  mit  dem  Brustbein  oder  Brust- 
gürtel gemein,  womit  es  früher  vielfach  verglichen  wurde.  In  der  Regel 
besteht  dasselbe  aus  neun  Stücken,  einem  medianen  unpaaren,  am  Vorder- 
rande gelegenen  und  vier  Paar  seitlichen.  Bei  den  Meerschildkröten 
(Fig.  1670  C)  Hegen  die  Knochen  im  Schildpatt  und  sind  durch  eine  grosse 
Fontanollo  voneinander  getrennt;  bei  den  Landschildkröten  und  vielen 
Sumpfschildkröten  erweitern  sich  die  einzelnen  Stücke  derart,  dass  sie  sich 
allseitig  berühren  und  eine  geschlossene  Platte  bilden.  Zwischen  diesen 
Extremen  kommen  alle  Uebergangsstufen  bei  den  Sumpf-  und  Küsten- 
schildkröteu  vor.  Das  vordere  unpaare  Stück  (e)  wird  von  Huxley 
als  Entoplastron  oder  Interclavicula  bezeichnet.  Von  den  seitlichen 
entspricht  das  vordere  Paar  (Epiplastron)  dem  Schlüsselbein;  die  drei 
folgenden  Paare  heissen  Hyoplastron,  Hypoplastron  und  Xiphiplastron. 
Zuweilen  fehlt  das  Entoplastron,  oder  es  schaltet  sich  zwischen  Hyo- 
und  Hypoplastron  noch  ein  ursprünglich  wohl  zur  Ausfüllung  der  Seiten- 
fontanellen dienendes  Stück  (Mesoplastron)  ein. 

Sind  Rücken-  und  Bauchschild  mit  einander  verbunden,  so  findet 
eine  Unikniekung  von  vier  bis  fünf  seitlichen  Randplatten  und  eine 
randliche  Aufbiegung  der  mittleren  Bauchschildplatten  statt;  durch 
deren  Verschmelzung  entsteht  die  Stern al brü cke.  Verlängern  sich  die 
vorderen  und  hinteren  Flügel  der  Sternalbrücke  nach  innen  und  heften 
sie  sich  an  die  Innenseite  von  Costalplatten  an,  so  entstehen  sogenannte 
Sternal  kammern. 

Am  Sacrum  nehmen  zwei  oder  mehr  Wirbel  Theil,  deren  kurze, 
distal  verbreiterte  Rippen  sich  am  Ceutrum  oder  an  den  Bögen  einlenken. 
Der  biegsame,  kurze  Schwanz  besteht  aus  proeölen  (selten  opisthoeölen) 
Wirbeln,  welche  entweder  Rippen  oder  kräftige  Querfortsätze  tragen. 

Die  Knochen  des  Schädels  (Fig.  1(571)  bilden  ein  breites,  gewölbtes 
Dach,  welches  sich  in  einen  stark  entwickelten  Hinterhauptskamm  fort- 
setzt. Die  grossen  seitlichen  Augenhöhlen  (.4)  liegen  vor  der  Mitte, 
die  weiten,  vereinigten  verticalen  Nasenlöcher  (/V)  ganz  vorn  am 
Schnauzenende.  Die  paarigen  Scheitelbeine  zeichnen  sich  durch  an- 
sehnlichen Umfang  nus,  auch  die  Hauptstirnbeine  und  Vorderstirnbeine, 
welche  die  Augenhöhlen  meist  innen  und  vorn  begrenzen,  sind  kräftig 
entwickelt;  ein  freies  Thränenbein  ist  nie  vorhanden;  Nasenbeine 
kommen  nur  bei  vereinzelten  Gattungen  (Pletirodira)  vor.  Ueber  dem 
hinteren  und  oberen  Theil  der  Augenhöhle  liegt  ein  Postfrontale  (Ptf)  und 
hinter  diesem  die  Gehörkapsel,  worin  das  breite  Prooticum  und  das 
Opisthoticum  als  dicke,  gesonderte  Knochen  erscheinen.  Das  Epioticum 
verschmilzt  mit  dem  Supraoccipitale,  das  häufig  als  ein  mit  Kamm 
versehener  Fortsatz  ziemlich  weit  am  Hinterhaupt  vorragt.  Das  Squa- 
mosum  begrenzt  die  beiden  Gehörknocheu  und  ruht  auf  dem  Quadratbein, 


Digitized  by  Google 


TestudinatA. 


C75 


das  durch  einen  nach  oben  verlängerten  Fortsatz  fest  in  die  Gehörgogond 
eingefügt  und  durch  eine  Naht  vom  Quadratjochbein  getrennt  ist;  von  * 
letzterem  verläuft  ein  kurzes  Jochbein  als  untere  Begrenzung  der  Augen- 
höhle nach  vom  und  schliesst  sich  dem  zahnlosen  grossen  Oberkiefer  (Mx) 
an,  welcher  ebenfalls  noch  an  der  Umrandung  der  Orbita  Theil  nimmt. 

A  B 


Flg.  1671. 

Schädel  von  Trionyx  Gnngttietu  Cuv.  A  von  oben,  B  von  unten.  N  Nasenlöcher,  .S  Sehlafenloch, 
Bo  Itasioceipitale,  Exo  Exocctpltale,  SO  Supraoccipitale,  Op  Oplsthotlcuni,  Pro  PTootlcuni,  Sq  Squa- 
moRUtn,  Pa  r&rictale.  Fr  Frontale,  PtJ  Postfrontalc,  Prf  I'racfrontale,  0  Quadratum,  QvJ  Quadrato- 
JuKale,  J  JuKBle,  Mx  Maxlila,  Pmx  Praemaxilla,  Ch  Innere  Nasenlöcher,  Vo  Vomer,  PI  Palatinum, 

/'.'  Pterygoideum,  BSph  Bosl  Sphenoid.  < 

Nicht  selten  sind  die  Schläfenlöcher  mehr  oder  weniger  durch  ein 
Knochendach  überbrückt.  Die  kleineu,  meist  paarigen  Zwischenkiefer 
bilden  den  Vorderrand  der  Schnauze.  Im  Unterkiefer  unterscheidet 
man  sechs  Knochen,  welche  sich  jedoch  an  ausgewachsenen  Individuen 
so  fest  aneinander  schliessen,  dass  der  Kiefer  wie  aus  einem  Stück 
zusammengesetzt  erscheint. 

Zähne  fehlen  sowohl  an  den  Gaumenknocheu,  als  an  den  Kiefern, 
dagegen  sind  die  letzteren  oben  und  unten  an  ihren  Rändern  mit 
scharf  schneidenden  Ilornplatten  überkleidet. 

Schulter-  und  Beckengürtel  (Fig.  1672)  befinden  sich  auffallen- 
der Weise  innerhalb  des  Panzers  ;  da  dieselben  jedoch  im  Fötus  vor  und 
hinter,  sowie  ausserhalb  der  Hippen  liegen,  so  erhalten  sie  ihre  abnorme 
Lage  erst  bei  fortschreitender  Entwickelung.  Die  Coracoidea  sind  läng- 
liche, nach  hinten  und  innen  gerichtete,  distal  verbreiterte  Knochen, 
welche  in  der  Mitte  nicht  zusaminenstossen.  Die  Seapula  besteht  aus 
zwei  festverbundenen  Fortsätzen,  die  nie  isolirt  sind  und  einheitlich 
entstehen.  Der  nach  vorn  gerichtete  Fortsatz  (Praescapula)  verbindet 
sich  durch  Ligament  mit  der  vorderen  Platte  des  Bauchschildes.  Der 
Oberarm  (Humerus)  zeichnet  sich  durch  seinen  dicken,  kugeligen  Gelenk- 
kopf und  seine  etwas  gekrümmte  Form  aus;  im  Vorderarm  bleibt  die 
Ulna  meist  an  Länge  hinter  dem  Radius  zurück.     Die  Handwurzel 


Digitized  by  Google 


676 


Vertebrata.  Reptilia. 


enthält  in  der  Regel  in  der  proximalen  Reihe  vier  Knochenstücke  und 
fünf  kleinere  Knöchelchen  in  der  distalen  Reihe.  Die  fünf  Metacarpalia 
zeigen  bei  den  verschiedenen  Familien  und  Gattungen  der  Schildkröten 
grosse  Differenzen,  und  auch  die  Fingerglieder  weichen  an  Länge  und 
Zahl  stark  von  einander  ab. 

Im  Beckengürtel 
übertreffen  die  zu  brei- 
ten Platten  ausgebreiteten 
Schambeine  die  Sitzbeine 
erheblich  an  Grösse.  Die 
länglichen ,  schräg  nach 
oben  gerichteten  Darm- 
beine (77)  heften  sich  an 
ein  oder  zwei  kurze 
Sacralrippen  an  und  sind 
häufig  mit  der  letzten 
Costal  platte  knorpelig 
oder  durch  Naht  verbun- 
den. Bei  den  Pleurodiren 
sind  auch  die  Scham- 
und  Sitzbeine  durch 
Sutur  an  die  Xiphiplastra 
des  Bauchschildes  be- 
festigt (Fig.  1681),  so  dass 
das  Becken  mit  Rücken- 
und  Bauchschild  in  un- 
beweglicher Verbindung 
steht.  Der  Oberschenkel 
ist  ein  cylindrischer  Kno- 
chen; Tibia  und  Fibula 
sind  von  nahezu  gleicher 
Länge.  In  der  Fusswurzel 
entsteht  in  der  proxima- 
len Reihe  durch  Ver- 
schmelzung des  Tibiale 
und  Intermedium  ein  Sprungbein  (Astragalus)  und  aus  dem  Fibulare 
ein  Fersenbein  (Calcaneus).  Bei  den  Emyden  verwachsen  oft  beide 
Knochen  zu  einem  einzigen.  In  der  distalen  Reihe  liegen  vier 
Knöchelchen.  Die  fünf  Mittelfussknochen  und  Zehen  gleichen  denen 
des  Vorderfusses. 

Die  Schildkröten  leben  theils  auf  dem  Festland,  theils  in  süssen 
Gewässern,  theils  im  Meere.  Gegenwärtig  kennt  man  aus  den  tropischen 
und  den  wärmeren  gemässigten  Regionen  nahezu  260  Arten.  Fossil 
erscheinen  die  ersten  sicheren  Ueberreste  in  der  oberen  Trias;  sie 
finden  sich  zahlreicher  im  oberen  Jura  von  Solothum,  Hannover,  Kel 
heim,  Eichstätt  und  Solnhofen  in  Bayern,  sowie  in  den  gleichaltrigen 
Ablagerungen  von  England  und  Nord-Frankreich.  In  Kreide  und 
Tertiär  werden  sie  häufiger,  doch  gehören  vollständige  Panzer  und 
namentlich  Skelete  mit  Kopf  und  Extremitäten  immerhin  zu  den 
selteneren  Erscheinungen . 


Fig.  1672. 

CUtvdo  lularia  Marsiii  Skelet  von  unten  gesehen,  nach  Ent- 
fernung den  Bauchschildes.  Au  Nuchalplatte,  C  Costalplatte, 
Jtf  Marginalplatten,  Py  Pygalplatto,  t  Kntoplaatron,  Ep  Epl- 
plastron,  Hi/p  Hyoplastron .  Hpp  Hypoplantron,  Xp  Xiphi- 
plnstron,  CoCoracoid,  PSc  Pracscapula,  ScScapula,  i/Huniorus, 
Ji  Radius,  V  l  ln«,  //  Ileum,  Pb  lmbls,  1$  Ischlum.  Fe  Femur, 
T  Tibia.  P  Fibula 


Digitized  by  Google 


Testudinata.   Trionychia.  Cryptodira. 


677 


1.  Unterordnung.  Trionychia.  Flussschildkröten. 
Rücken-  und  Bauchschild  mit  rauher,  wurm/örmig  granulirter  Oberfläche, 
ohne  Honischuppen,  nur  von  Haut  bedeckt.  Rückenschild  schwach  getcölbt,  unvoll- 
ständig verknöchert;  Discus  von  einem  lederartigen  Saum  umgeben;  Randplatten 
fehlen  oder  nur  in  geringer  Zahl  vorhanden.  Plastron  mit  persistenter  Fonta- 
nelle; Entoplastron  bogenförmig,  ohne  medianen  Fortsatz,  Epiplastron  nicht  mit 
dem  Hyoplastron  verbunden.  Sacral-  und  Caudalrippen  meist  an  wohlentwickelten 
Querfortsälzen  der  oberen  Bögen  befestigt.  Schwanzwirbel  procöl.  Kiefer  mit 
fleischigen  Lippen.  Mehr  als  drei  Phalangen  am  vierten  Finger  von  Hand 
und  Fuss.  Sämmtliche  Zehen  gelenkig  verbunden  und  mit  Schwimmhaut 
geben,  vorn  und  hinten  drei  Krallen. 

Unter  allen  Schildkröten 
lassen  die  Trionychia  den  all- 
gemeinen Organisationsplan  der 
Reptilien  noch  am  deutlichsten 
erkennen.  Der  Panzer  ist  am 
schwächsten  ausgebildet;  die 
Knochen  des  Plastrons  bleiben 
zeitlebens  getrennt;  das  Rücken- 
schild besteht  aus  einer  un- 
vollständigen Decke  von  Ver- 
knöcherungen, aus  welcher  die 
Rippenenden  meist  frei  heraus- 
ragen. Auf  Kopf,  Hals,  Schwanz 
und  Extremitäten  fehlen  Ver- 
knöcherungen. 

Die  zahlreichen  noch  jetzt 
lebenden  Trionychiden  (ca.  27 
Arten)  halten  sich  in  den  grös- 
seren Flüssen  der  gemässigten 
und  heissen  Zonen  auf  und  sind 
in  China    Centraiafrika    Ost-  Rückenpanier  von  gt^Hmem  Potcr,.  Miodtne 

Indien  Und  Nordamerika  häutig;   Braunkohlenschichten  von  ElblawaM,  Steiermark.   Vi  nat. 

sie  fehlen  in  Südamerika  und  Grn  <N'!ih  Zf^LPZS"?™  "RÄ°u!?m  A™*"£*a' 

....  ,      ..       T,  panrcrs  haben  »ich  auf  der  rechten  Hälfte  von  den 

Australien.    Die  fossilen  Reste  Rippen  abgeio«. 

iren    zum    grössten  Theil 


grössten 

zur  Gattung  Trionyx  Geoffr.  (Fig.  1671  u.  1673).  Die  ältesten  Formen  finden 
sich  spärlich  in  der  oberen  Kreide  von  Nordamerika ;  zahlreiche  Arten  dagegen 
sind  aus  allen  Abtheilungen  des  Tertiär  in  Europa,  Nordamerika  und  Ost- 
indien beschrieben.  Die  Gattungen  Axestus  und  Plasiomenus  Cope  aus 
dem  Eocän  von  Wyoming  unterscheiden  sich  wenig  von  Trionyx. 


2.  Unterordnung.  Cryptodira. 

Rücken-  und  Bauchschild  verknöchert,  durch  Bänder  oder  Naht  miteinander 
verbunden;  Randplatten  vorhanden.  Kopj  meist  unter  die  Schale  zurückziehbar. 
Becken  nicht  an  das  Bauchschild  angewachsen. 

1.  Familie.    Dermochelydidae  Fitzinger  (Alhecae  Cope). 
Lederschildkröten. 

Rückenschild  schwach  gewölbt,  nicht  mit  der  Wirbelsäule  verbunden,  aus  zahl- 
reichen in  Reihen  geordneten  polygonalen  Knochenplatten  bestehend.  Plastron 
schwach  entwickelt,  die  schmalen  Knochen  durch  eine  sehr  grosse  mittlere  Fonta- 


Digitized  by  Google 


678 


Vertebrata.  Reptilia. 


nelle  getrennt,  Entoplastron  fehlt.  Rippen  meist  ohne  Verbindung  mit  Randplatten. 
Der  ganze  RumpJ  von  einer  lederartigen  Haut  Überzogen.  Nasenlöcher  nach  oben 
geöffnet.  Vom  er  vorn  nur  an  die  Zwischenkiejer  angrenzend,  neben  demselben  die 
weit  nach  vorn  gerückten  inneren  Choanen.  Augenhöhlen  sehr  gross.  Füsse  flossen- 
artig, gross;  die  Zehen  vollständig  in  Schwimmhaut  eingehüllt  ohne  vorragende 
Krallen. 

Die  einzige  noch  jetzt  lebende  Lederschildkröte  (Dermochelys)  gehört 
zu  den  gröBsten  und  weitest  verbreiteten,  aber  auch  seltensten  Gattungen ; 
6ie  findet  sich  im  Mittelmeer,  im  atlantischen,  indischen  und  stillen 
Ocean.  Von  den  meisten  Zoologen  mit  den  Meerschildkröten  (Chelonidae) 
vereinigt,  mit  denen  sie  in  Bezug  auf  Extremitäten-  und  Schädelbildung 
grosse  Aehnlichkeit  besitzt,  bietet  doch  die  mangelnde  Verbindung  der 
knöchernen  Schale  mit  dem  inneren  Skelet  ein  so  auffallendes  Merkmal, 
dass  sie  Cope  und  Dollo  als  Athecae  allen  übrigen  Schildkröten  gegen- 
über stellen  und  für  die  primitivsten  Repräsentanten  der  Testudinaten  halten, 
während  G.  Baur  in  der  Ablösung  des  Skelets  vom  Rückenpanzer  eine 
spät  erworbene  Specialisirung  erblickt.  Fossile  Reste  finden  sich  in  der 
oberen  Kreide  und  im  Tertiär. 

Protostega  Cope  aus  der  oberen  Kreide  von  Kansas  ist  auf  sehr  grosse 
Hautplatten  und  Extremitätenknochen,  Protosphargis  Capellini  aus  der 
obersten  Kreide  (Scaglia)  von  Verona  auf  eine  3  m  lange  Wirbelsäule,  nebst 
vollständigem  Plastron  basirt. 

Psephophorus  H.  v.  Meyer.  Rückenpanzerfragmente  aus  dicken  poly- 
gonalen, aussen  stark  skulptirten  Knochenplatten  zusammengesetzt,  sowie 
Platten  des  dünneren  Bauenpanzers,  finden  sich  im  Eocän  von  England,  im 
Oligocän  von  Belgien  und  im  Miocän  des  Wiener  Beckens,  Frankreichs,  Bel- 
giens und  Norddeutschlands. 

Die  Gattungen  Eosphargis  Lyd.  aus  dem  Eocän  von  England  und 
P8eudosphargi8  Dames  aus  dem  Oligocän  von  Norddeutachland  (Bünde) 
stehen  der  lebenden  Gattung  Dermochelys  nahe. 

2.  Familie.   Chelonidae.  Meerschildkröten. 

Rückenschild  schwach  gewölbt,  herzförmig,  nieist  unvollständig  verknöchert; 
Randplatten  durch  Lücken  vom  Discus  geschieden.  Plastron  mit  grosser  centraler 
Fontanelle,  die  paarigen  Mittelplatten  mit  gezackten  Rändern,  niemals  mit  den 
Costalplatten  in  Verbindung.  Der  ganze  Panzer  von  dicken  Hornschildern  bedeckt. 
Füsse  flossenartig,  die  Zehen  in  eine  Schwimmhaut  eingehüllt,  höchstens  zwei 
Krallen  an  einem  Fuss  vorhanden.  Phalangen  der  Vorderfüsse  nicht  gelenkig 
verbunden. 

Die  lebenden  Meerschildkröten  gehören  in  die  beiden  Gattungen  Chelone 
(Fig.  1670  und  1675)  und  Thalassochelys  (Fig.  1674).  Sichere  fossile 
Reste  von  Chelone  finden  sich  zuerst  in  der  oberen  Kreide,  namentlich  am 
Petersberg  bei  Mastrieht  (Fig.  1675).  Im  Eocän  von  Nordamerika  kommen 
Lembonax  Cope,  im  Oligocän  von  Belgien  und  Norddeutschland  Chelyopsis 
van  Bened.,  im  Miocän  und  Pliocän  von  Südwest-  und  Südfrankreich  und 
Oberitalien  Reste  von  Chelone  und  Thalassochelys  vor. 

3.  Familie.    Chelonemydidae.  Rütimeyer. 

Rückenschild  massig  gewölbt,  rundlich;  Discus  von  den  Randplatten  entweder 
durch  kleine  Lücken  getrennt  oder  damit  verbunden.  Plastronknochen  gezackt, 
Mittelf onta nelle  klein  oder  völlig  geschlossen.  Seitenfontanellen  vorhanden;  Stemal- 
brücke  kurz.  Füsse  unbekannt.  Choanen  weit  nach  hinten  bis  an  das  vordere 
Ende  der  Pterygoidea  gerückt.    Symphyse  des  Unterkiejers  lang. 

Als  Chelonemydidae  bezeichnete  Rütimeyer  eine  Gruppe  fossiler  Schild- 
kröten, welche  im  Bau  des  Panzers  Merkmale  der  Cheloniden  und  Einyden 


Digitized  by  Google 


Testudinata.  Cryptodira. 


G79 


vereinigen,  im  Schädel  jedoch  mehr  mit  den  Meerechildkröten  übereinstim- 
men. Mehrere  derselben  sind  auffallend  klein  und  erreichen  in  ausgewach- 
senem Zustand  nur  eine  Schalenlänge  von  0,3  m.  Der  allgemeine  Habitus 
des  Schädels,  die  Ueberdachung  der  Schläfengruben,  die  Entwickelung  der 
Praefrontalia  und  Postfrontalia,  sowie  der  Mangel  von  Nasenbeinen  entspricht 
den  bei  Meerschildkröten  beobachteten  Verhältnissen ;  dagegen  zeigt  der 
harte  Gaumen  bemerkenswerlhe  Abweichungen. 


Fig.  1675. 


Fig  1674.  Rückenschlld   von  Cheiont 

Skelct  von  Thalatiochely  careita  L.  sp.(  aus  dem  Mittelmeer.  Von  unten  Hofmanni  Gray.  Ob.  Kreide, 

gesehen.   Da*  Plaxtron  ist  entfernt   Cor  Coracold,  PSc  Praescapula,  Peter*berg   bei  Maestricht, 
Sc  Scapula,  H  Humeru*.  R  Radius.  U  Ulna.  Holland.   '/•  n»t-  Gr. 

Die  Gattungen  Propleura,  Osteopygis  (Catapleura),  Toxochelys  und 
Peritresius  Cope  finden  sich  in  der  oberen  Kreide  von  Nordamerika. 

Euclastes  Cope  (Lytoloma  Cope.  Qlossochelys  Seeley,  Pachyrhynchus, 
Erguelinnesia  Dollo).  In  oberer  Kreide  von  New-Yereey  und  häufig  im 
unteren  Eocän  von  Belgien  und  England.  Mehrere  vollständige  Panzer 
sind  im  Brüsseler  Museum  aufgestellt. 

Argillochelys  Lydckker.  Eocän.  England. 

Puppigerus  Cope.  Miocän.  New-Yersey. 

4.  Familie.    Thalaesemydidae.  Rütimeyer. 

Rückenschild  schwach  geivölbt,  unvollständig  verknöchert,  Discus  wenigstens 
mit  den  vorderen  Randplatten  durch  Naht  verbunden.  Plastron  ohne  Naht- 
verbindung mit  dem  Rückenschild,  die  grosse  Mittelfontanelle  entweder  persistent 
oder  erst  in  hohem  Alter  zum  Schluss  kommend,  ausserdem  zwei  seitliche  Fon- 
Uinellen  zwischen  Hyo-  und  HypopUittron ;  die  gezackten  vorderen  und  hinteren 
Flügel  der  beiden  letzteren  Vlatten  etwas  aufgebogen  und  weit  mich  vorn  und  hinten 
verlängert.  Neuralia  vollzählig  oder  zum  Theil  reducirt.  Phalangen  gelenkig  ver- 
bunden, alle  Jünj  Zehen  mit  Krallen. 


3d  by  Google 


680 


Vertebrata.  Reptilia. 


Diese  ausgestorbene  Familie  enthält  Schildkröten  aus  marinen  Ablage- 
rungen, welche  während  der  Jura-  und  älteren  Kreidezeit  die  Meeresküsten 
bewohnten  und  in  ihrer  ganzen  Erscheinung  eine  Verbindung  von  Merkmalen 

der  heutigen  Meer-  und  Sumpfschildkröten 
zur  Schau  tragen.  Die  meist  unvollstän- 
dige Verknöcherung  des  Rückenschildes, 
sowie  die  bleibenden  Fontanellen  im 
Bauchschild  drücken  den  Thalassemvden 
äusserlich  den  Stempel  der  Meerschild- 
kröten auf;  allein  die  Form  der 
Plastronstücke ,  die  stark  verlängerten 
und  etwas  aufwärts  gebogenen  Flügel 
der  Hyo-  und  Hypoplastra  erinnern 
weit  mehr  an  Sumpfschildkröten  als  an 
Meerschildkröten.  Noch  entschiedener 
spricht  die  Beschaffenheit  der  Extremi- 
täten für  eine  Verwandtschaft  mit  den 
Emyden.  Die  fünf  massig  verlängerten, 
gelenkig  verbundenen  Zehenglieder  endi- 
gen mit  Krallen  und  waren  ursprünglich 
wahrscheinlich  durch  eine  Schwimmhaut 
vereinigt,  konnten  somit  zum  Gehen  und 
Schwimmen  gebraucht  werden. 

Eurysternutn  v.  Meyer  (Achelonia, 
Acichelys,  Aplax,  Palaeomedusa  Meyer, 
Euryaspis  Wagner)  Fig.  1676.  Das  Rücken- 
sehild  verknöchert  erst  im  hohen  Alter 
vollständig,  das  Plastron  bewahrt  grössere 
Fontanellen  und  bleibt  zeitlebens  vom 
Rückenschild  getrennt.  Extremitäten  mit 
fünf  kurzen  Zehen.  Im  lithographischen 
Schiefer  von  Bayern  und  Cerin.  Ain. 

Idiochelys  v.  Meyer.  Neuralplatten  theil weise  verkümmert.  Plastron 
stärker  verknöchert  als  bei  Eurysternutn.  Lithogr.  Schiefer  von  Cerin  und 
Bayern. 

Hydropelta  v.  Meyer,  Thalassemys,  Tropidemys  Rütimeyer. 
Ob.  Jura. 

Chitracephalus  Dollo.  Wälderthon.  Bemissart.  Belgien. 


Flu.  1676 
n  WagUri  H.  v.  Meyer.  Ob.  Jura. 
Zunclt  bei  KichnUUlt.    >/•  »at-  Gr. 


5.  Familie    Chelydridae.  Alligatorschildkröten. 

Rücken-  und  Bauchschild  im  ausgewachsenen  Zustand  vollständig  verknöchert. 
Rückenschild  häufig  durch  Granulationen,  Furchen  oder  erhabene  Höcker  verziert. 
Bauchschild  kreuzförmig  mit  kurzer,  schwach  aufgebogener  Sternalbrücke.  Die 
Flügel  der  Hyo-  und  Hypoplastra  niemals  mit  den  Costalplatten  durch  Sutur 
verivachsen.  Zuweilen  Mesoplastra  und  Intergularscuta  vorhanden.  Füsse  mit 
fünf  massig  langen,  durch  Schwimmhaut  verbundenen  Zehen;  vorn  fünf,  hinten 
vier  Krallen. 

Die  Alligatorschildkröten  sind  gegenwärtig  auf  die  Flüsse  und  süssen 
Gewässer  von  Nord-  und  Centraiamerika  beschränkt  und  wegen  ihrer  Stärke 
und  Gefrässigkeit  gefürchtet.  In  Bezug  auf  die  Entwickelung  des  Panzers 
nehmen  sie  eine  Mittelstellung  zwischen  Thalassemyden  und  Emyden  ein. 
Die  Fontanellen  schliessen  sich  sehr  langsam  und  sind  erst  in  vollständig 
ausgewachsenen!  Zustand  verschwunden;  das  kreuzförmige  Plastron  besitzt 
nur  eine  kurze,  knorpelige  oder  suturöse  Verbindung  mit  den  Randplatten, 


Digitized  by  Google 


Testndinata.  Cryptodira. 


681 


IGS 


CS 


nuch 


NSi 


LSI 


niemals  eine  zur  Bildung  von  Sternalkammern  führende  Befestigung  am 
Discus  des  Rückensehildes  selbst. 

Platychelys  A.  Wagner  (Helemys  Rütimeyer)  (Fig.  1677).  Rüekenschild 
schwach  gewölbt,  vollständig  verknöchert,  mit  drei  Längsreihen  starker  kegel- 
förmiger Höcker,  von 
welchen  radiale  Rip- 
pen ausstrahlen.  Diese 
Höcker  entsprechen 
den  darüber  befind- 
lichen Vertebral-  und 
CoBtalscuta.  Neural- 
platten  vollzählig,  breit, 
von  ungleicher  Grösse. 
Costalplatten  bis  zum 
Rand  reichend.  Pla- 
stron kreuzförmig,  ohne 
Fontanellen.mit  kurzen 
Mesoplastren  ,  durch 
Naht  mit  Rücken- 
schild verbunden.  Im 
oberen  Jura  von  Kcl- 
heim,  Bayern,  und  im 
Pterocerien  von  Solo- 
thum. 


,SmS 


LS 


Kig.  16T7. 

Platychelys  Ohmtdor/eri  Wagn.  Ob.  Jura.  Kolhelm,  Bayern.  V4  nat.  (ir 
A  Rückonschibl,  H  Bauohsehlld.  n  1—8  Neuralplatten,  c  1—8  Coslal 
platten,  py  Pygalplatte,  SS  Vertebral-  oder  Neurafecuta,  LS  lateral 
acuta,  SmS  SupramarRlnalHouta,  Jf.S  Marginatscuta,  t  Entopla*tron 
Kplplastron,  Hyp  Hyoplaalron,  Up  Mesoplavtrun,  Upp  Hypoplaatron 
Xp  Xiphiplatttron,  IOS  Intergulancutum,  GS  Gularscututn,  Iis  Brachial 
Hcutum.  x  AnheftMelle  den  Darmbeins. 


Tretosternum 
Owen  (Peliochelys  Dol- 
lo).  Purbeck  und  Weal- 
den.  England.  Belgien. 

Helochelys  v.  Meyer.  Cenoman.  Kelheim. 

Compsemys  Leidy.  Ob.  Kreide.  A n o stira  Leidy.  Eocän.  Nordamerika. 

Chelydra  Schweig.  Lebend  in  Nordamerika;  fossil  im  Miocän  von 
Oeningen,  Steinheim,  Haslach  etc.  (CK  Murchisoni  v.  Meyer),  Rott  und 
St.  Gerand-lePuy. 

6.  Familie.  Dermatemydidae.  Gray. 

Rücken-  und  Bauchschild  vollständig  verknöchert  und  durch  Naht  mit  einan- 
der verbunden.  AuJ  der  langen  Stemalbrücke  eine  Reihe  Inframarginalschuppen. 
Siemalkammern  Jehlen.  Gularscuta  zuweilen  verschmolzen  oder  durch  1 — 2  Inter- 
gularscuta  getrennt.  Bauchschild  mit  oder  ohne  Mesoplastron,  vorn  gerundet,  hinten 
etwas  ausgeschnitten.  Beine  kurz,  dick.  3  Phalangen  im  Jünjten  Finger  der  Hand. 

Zu  dieser  gegenwärtig  in  Centraiamerika  verbreiteten  Familie  gehören 
einige  fossile  Gattungen  aus  Kreide  und  Tertiär  von  Nordamerika  (Adocus, 
Amphiemys,  Polythorax  Cope,  Baptemijs  Baena,  Leidy  etc.),  welche 
durch  ihren  allgemeinen  Habitus  und  den  Besitz  von  Intergularschildern 
unter  allen  Cryptodiren  am  meisten  an  die  Pleurodira  erinnern. 

7.  Familie.  Emydidae.  Sumpfschildkröten. 

Panzer  im  erwachsenem  Zustand  vollständig  verlcnöchert.  Rückenschild  schwach 
gewölbt.  Bauchschild  zuweilen  durch  Quersuturen  mit  1 — 2  beweglichen  Klappen. 
Das  Plastron  seitlich  an  der  langen  Stemalbrücke  aufgebogen.  Sternalkammern 
wohl  entwickelt.  Mesoplastra  und  Jntergularia  jehlen.  Füsse  mit  Schuppen  be- 
deckt; Zehen  kurz,  kräjtig,  mit  drei  Phalangen,  dilrch  Schwimmliaut  verbunden; 
vorn  mit  Jünf,  hinten  mit  vier  Krallen. 

Im  Bau  der  knöchernen  Schale  stehen  die  Emyden  den  I-andschild* 
kröten  sehr  nahe;  unterscheiden  sich  von  jenen  hauptsächlich  durch  flachere 


682 


Vertebrata  Reptilia. 


Wölbung  des  Rückensehildes,  tieferes  Eingreifen  der  Sternalflügel  nach  innen 
und  die  dadurch  bewirkte  Ausbildung  von  Sternalkammern. 

Die  Emyden  leben  gegenwärtig  in  Sümpfen  der  ganzen  Erdoberfläche, 
mit  Ausnahme  des  australischen  Gebietes;  fossile  Formen  sind  mit  Sicher- 
heit erst  aus  dem  Tertiär  bekannt  und  gehören  überwiegend  zu  den  beiden 
noch  jetzt  existirenden  Gattungen  Cistudo  Dum.  Bibr.  (Lutremys,  Cyclemys 
Gray)  (Fig.  KJ72)  und  Emys  Brongt  (Cltmmys  Wagl.).  Die  ältesten  Formen  von 
Cistudo  stammen  aus  dem  Oligocän  von  Lattdorf  und  der  mioeänen  Molasse 
der  Schweiz.  Von  Emys  sind  zahlreiche,  zum  Theil  sehr  grosse  Arten  aus  dem 
Eocän  von  Wyoming  und  NeuMexico  und  dem  südlichen  England  be- 
schrieben. Auch  die  oligoeäne  Molasse  von  I^ausanne,  das  untere  Miocän 
von  Ulm  und  Weisenau;  das  mittlere  Miocän  von  Oeningen,  Günzburg, 
Sansan,  Steiermark  etc.,  das  obere  Miocän  von  Sivalik  in  Ostindien  und 
das  Pliocän  von  Italien  enthalten  Reste  von  Emys. 

8.  Familie.  Chersidae.  Landschildkröten. 

Panzer  schon  in  früher  Jugend  geschlossen.  Rückenschild  hoch  gewölbt; 
Bauchchild  durch  Naht  mit  den  Randplatten  verwachsen.  Sternalbrücke  sehr 
lang,  die  vorderen  und  hinteren  Flügel  der  Hyo-  und  Hypoplastra  sehr  wenig 
nach  innen  verlängert.  Sternalkammern  kaum  entwickelt,  Füsse  kurz,  stummelartig 
ohne  Schwimmhaut,  die  Mittelzehen  mit  nur  zwei  Phalangen;  vorn  fünf,  hinten 
vier  Krallen.  Die  Nähte  der  knöchernen  Randplatten  fallen  meist  mit  den  Suturen 
der  Randschuppen  zusammen. 


Hg.  1678. 

Tutudo  KebratcentU  Leltly.    Miocän.   Mnuvai*es  tenvs  «los  White  Rivor,  Dakota,    »/i  nat.  Gr. 

(Nach  Leidy.) 


Die  Chersiden  vertheilen  sich  jetzt  auf  die  warmen  und  gemässigten 
Zonen  aller  Welttheile.  Die  fossilen  Formen  erscheinen  zuerst  im  unteren 
Eocän  von  Wyoming  und  Neu-Mexiko  in  Nordamerika  und  gehören  fast  alle 
zur  Gattung  festudo  Lin.  (Fig.  K578).  In  Europa  sind  sie  vorzugsweise  im 
Miocän  verbreitet,  aber  auch  in  Nordamerika  (Dakota  und  Oregon)  häufig.  Eine 
Riesenform  (T.  Perpiniana  Gaudry)  aus  dem  Pliocän  von  Serrat  (Ostpyrenäen) 
hat  einen  Rücken panzer  von  1,20  m,  T.  iColossochelys)  Atlas  Falc.  und  Cautley 
aus  dem  oberen  Miocän  von  Sivalik  sogar  von  2  m  Länge.  Auch  aus  dem 
Pliocän  von  Malta  sind  Reste  von  gewaltigen  Landschildkröten  bekannt. 


Digitized  by  Google 


Teetudinata.  Pleurodira, 


(583 


3.  Unterordnung.   Pleurodira.  Lurch Schildkröten. 

Rücken-  und  Bauchschild  vollständig  verknöchert.  Becken  sowohl  mit  dem 
Discus  als  mit  dem  Plastron  durch  Naht  verwachsen.  Bauchschild  mit  Intergular- 
schuppen.  Kopf  und  Hals  durch  seitliches  Umbiegen  unter  dem  Rückenschild  ver- 
steckbar. Halswirbel  mit  starken  seitlichen  Fortsätzen. 

Sämmtliche  lebende  Pleurodiren  gehören  der  südlichen  Hemisphäre 
(Südamerika,  Südindien,  Afrika,  Australien)  an.  Die  fossilen  Vertreter  aus 
Trias  und  Jura  in  Europa  vereinigen  noch  Merkmale  der  Cryptodira  und 
Pleurodira.    Lydekker  nennt  sie  darum  Amphichelydia. 

Psammochelys  Quenst.  (Proganochelys  Baur).  Ein  Ausguss  des  Rücken- 
panzere aus  dem  Keupersandstein  von  Württemberg  stellt  die  älteste  bis  jetzt 
bekannte  fossile  Schildkröte  dar.  ''Der  Erhaltungszustand  gestattet  keine 
scharfe  systematische  Bestimmung. 


•/.  nat.  Or. 


Ob.  Jura  (Kimmeridgei. 
(Nach  Rütlmeyer.) 


Fig.  1680. 
RMnoeMyn  Caniabrigicnti* 
Lyd.  Schädel  in  nat.  Gr. 
aus  dorn  Grünsand  von  Cam- 
bridge. (Nach  Lydekker.) 
4  Augenhohle,  N  Nasen- 
loch, Pa  Scheitelbein,  Fr 
Stirnbein,  Prf  Vorder-,  PtJ 
Hinterstirnbein,  Na  Na*en 
bein.  Pmx  Zwiscbenkicfer. 


Plesiochelys  Rütim.  (Fig.  1679).  Rücken- 
schild ca.  40—50  cm  lang,  massiv,  kreis-  bis  herz- 
förmig, ziemlich  stark  gewölbt.  Neuraiplatten 
kegelförmig  und  drei  Supracaudalplatten.  Elf 
Paar  Randplatten  nebst  einer  unpaaren  in  die 
Quere  gestreckten  Nuchalplatte  und  einer  weit 
kleineren  Pygalplatte.  Sternalbrücke  von  m3— 7 
reichend.  Bauchschild  oval,  mit  bleibenden  Fon- 
tanellen. Entoplastron  und  Epiplastra  klein, 
Hyoplastron  sehr  gross,  Mesoplastron  fehlt.  Darm- 
bein an  einer  starken  Apophyse  der  achten  Rippen- 
platte, Schambein  am  Xiphiplastron  angewachsen ; 
Sitzbein  frei,  nicht  am  Plastron  befestigt.  Ob. 
Jura  von  Solothurn,  Neuchatel,  Hannover,  Nord- 
frankreich. 

Pleurosternum  Owen  und  Bell.  Rückenschild  wie  Plesiochelys,  aber 
nur  zwei  Supracaudalplatten ;  das  Nuchalscutum  fehlend.  Mesoplastron  sehr 
breit.    Ob.  Jura  und  Wealden  von  England  und  Norddeutschland. 

Craspedochelys  Rütim.,  Stegochelys  Lyd.    Ob.  Jura. 

Rhinochelys  Seeley  (Fig.  1680).    Gault.  Cambridge. 


Fig.  1681. 

Podocnemi»  expanta  Wagl. 
Recent.      Brasilien.  Hinteres 
Ende   des  Uauch'-ohtMes  von 
innen ;  mit  den  AnbeftrteÜen 
für  Scham-  und  Bittbein  (r,  y.) 

(Nach  Rütlmeyer.) 


Digitized  by  Google 


0*4 


Vertebrata.  Reptilia. 


Polysternum  Portis.  Ob.  Kreide.  Provence.  Bothremys  Leidy.  Ob. 
Kreide.  New  Yersey. 

Podocnemis  Wagl.  (Fig.  1681),  Hemichelys  Lyd.  Eocän. 

Die  riesige  Meiolania  Owen  (Ceratochelys  Huxley)  aus  dem  Diluvium 
von  Queensland,  Australien,  deren  Schädel  mit  Knochenzapfen  versehen  ist, 
gehört  nach  Boulenger  zu  den  Pleurodiren,  nach  Baur  zu  den  Chereiden. 

Zeitliche  Verbreitung  der  Schildkröten. 


1 

Trias 

2 

» 

Kreide 

Eocän 

d 
ä 

1 

<*> 

H 

l 

I.  Trionychia  | 

II.  Cryptodira 

1.  üermochelydidae  .... 
2   dhelonidAe  ...... 

— H 

3.  Chelonemydidae  .... 

4.  Thala&semydidae  ... 

5.  Chelydridae  

6.  Dennatemydidae    .  . 

7.  Emydidae  

8  Cbersidue  

III.  Pleurodira  

• 

i 

— 

.... 

j 

7.  Ordnung.    Orocodilia.  Krokodile.1) 

Körper  eidechsenartig,  langgeschwänzt,  meist  von  an- 
sehnlicher oder  mittlerer  Grösse.  Wirbel  pl  atycöl  oderprocöl. 
Hai b wirbel  mit  kurzen,  Rückenwirbel  mit  langen,  zweiköpfigen 
Rippen.  Sacrum  aus  z  wei  Wirbeln  zusammengesetzt  Bauch- 
rippen vorhanden.  Quadratbein  unbeweglich;  Gaumendach 
verknöchert.  Scheitelloch  fehlt.  Obere  und  seitliche  Schlaf en- 
löcher  in  der  Regel  vorhanden.  Zähne  in  tiefen  Alveolen. 
Brustgürtel  mit  Sternum.  Extremitäten  gegliedert,  zum 
Schwimmen  undGehen  geeignet  Ganzer  Körper  mit  hornigen 
Schuppen  bedeckt,  unter  welchen  sich  meist  auch  auf  Rücken 
und  Bauch  Reihen  von  Hau.tknochen  befinden. 

Die  Krokodile  oder  Panzerechsen  nehmen  unter  den  lebenden 
Reptilien  die  höchste  Rangstufe  ein.  Sie  entsprechen  in  ihrer  äusseren 
Erscheinung  am  meisten  den  Rhynchocephalen  und  Eidechsen,  unter- 
scheiden sich  aber  von  beiden  durch  fundamentale  Unterschiede  im 
anatomischen   Bau.     Sichere  Anhaltspunkte  für  die  Entstehung  der 

')  Huxley,  Th.,  Notes  on  the  specific  and  generic  Characters  of  recent  Croco- 
dilia.  Proceed.  Linn.  Soc.  (Zoology)  1860.  vol.  IV  pt.  I.  —  Koken,  E.,  Die  Dino- 
saurier, Crocodiliden  und  Sauropterygier  des  norddeutschen  Wealden.  Palaeont. 
Abh.  von  Dames  und  Hayner  1887.  III.  —  Owen,  Bich.,  Monograph  on  the  fossil 
Reptilia  of  the  Wealden-  and  Purbeck-Formatious.  Pal.  Soc.  1853—1864.  —  Mono- 
graph on  the  fossil  Reptilia  of  the  London  clay.  Ibid.  1849—1868  —  Woodward, 
A.  Smith,  On  tbe  Literature  and  nomenclature  of  British  fossil  Crocodilia.  Geol. 
Mag.  1885.    3  Dec.  II.  p.  4%. 


Digitized  by  Google 


Crocodilia.  Parasuchia.  685 

Crocodilier  fehlen  bis  jetzt  noch  völlig;  dagegen  zeigt  sich  bei  den 
Eusitchia  eine  sehr  bemerkenswerthe  und  Schritt  für  Schritt  zu  ver- 
folgende Transmutation  während  ihrer  geologischen  Entwicklung. 

1.  Unterordnung.    Parasuchia.  Huxley.1) 

Wirbel  platycöl.  Zwischenkiejer  sehr  lang.  Aeussere  Nasenlöcher  getretint 
und  weit  hinten  in  die  Nähe  der  kleinen  nach  oben  gerichteten  Augenhöhlen  gelegen; 
die  inneren  Choanen  am  vorderen  Ende  der  Gaumenbeine.  Gaumen-  und  Flügel- 
beine nicht  in  der  Mitte  zusammenstossend.  Obere  Schläfenlöcher  sehr  klein, 
hinten  offen;  seitliche  gross,  ringsum  geschlossen.  Scheitel-  und  Stirnbeine  paarig, 
hinter  den  Orbita  ein  Postorbitale.  Zähne  vorne  und  hinten  zugeschärft.  Coracoid 
kurz,  scheibenförmig  gerundet.  Clavicula  vorhanden.  Gelenkpfanne  des  Beckens 
vom  Ueum,  Ischium  und  Pubis  gebildet. 

Die  Parasuchia  erinnern  durch  ihre  ansehnliche  Grösse,  durch  die  Pan- 
zerung ihres  Rumpfes,  durch  die  verlängerte  Schnauze,  durch  die  in  Alveolen 
eingefügten  Zähne,  durch  die  Beschaffenheit  der  rauh  sculptirten  Kopfknochen, 
durch  vollständige  Umgrenzung  der  seitlichen  Schläfenlöcher,  durch  den  Bau 
des  mit  seitlicher  Durchbruchsöffnung  versehenen  Unterkiefers  und  durch 
die  zweiköpfigen  Rippen  an  die  langschnauzigen  Krokodile.  Allein  sie  ver- 
binden mit  diesen  Merkmalen  Eigentümlichkeiten ,  wodurch  sie  sich  an 
Dinosauria  und  Rhynchocephalia  anschliessen.  So  stimmen  die  getrennten, 
weit  zurückliegenden  Nasenlöcher,  die  grossen,  präorbitalen  Oeffnungen  im 
Schädel,  die  Form  des  Pterygoids  und  des  Basisphenoids  und  die  nach  oben 
gerichteten  Querfortsätze  der  vorderen  Rückenwirbel  mit  den  Dinosauriern, 
das  gesonderte  Postorbitale,  die  paarigen  Scheitel-  und  Stirnbeine,  das  Gaumen 
dach,  die  Lage  der  inneren  Nasenlöcher,  die  wohl  entwickelten  Bauchrippen, 
die  Clavicula  und  das  Coracoid  mit  den  Rhynchocephalen  überein.  Die 
Knochen  des  Brust-  und  Beckengürtels  und  der  Extremitäten  halten  in 
ihrer  Form  die  Mitte  zwischen  Krokodilen  und  Rhynchocephalen. 

Es  erweisen  sich  demnach  die  Parasuchia  als  ausgezeichnete  Mischformen, 
die  sich  frühzeitig  vom  Krokodilieretamm  abzweigten  und  ihren  eigenen 
Entwicklungsweg  einschlugen. 

Sämmtliche  Ueberreste  der  Parasuchia  finden  sich  in  Trias-Ablagerungen 
von  Europa,  Nordamerika  und  Ostindien. 

Belodon  v.  Meyer  {Phytosaurut  Jaeger)  (Fig.  1682.  1683)  ist  die  einzige 
genauer  bekannte  Gattung,  welche  an  Grösse  den  Krokodilen  gleich  kommt. 
Prachtvoll  erhaltene  Schädel,  isolirte  Wirbel  und  Skeletknochen,  Platten  des 
Hautpanzers  finden  sich  im  Stubensandstein  (ob.  KeuDer)  bei  Stuttgart;  verein- 
zelte Zähne  auch  im  Keuper  von  Württemberg  und  Pranken.  Auch  in  Nord- 
amerika wurden  in  der  Trias  von  Nord-Carolina,  Pennsylvanien  und  Neu- 
Mexico  wohl  erhaltene  Reste  (Schädel,  Zähne,  Knochen)  von  mehreren 
Belodon- Arten,  sowie  von  einer  anderen  verwandten  Gattung  (Episcoposaurus 
Cope)  entdeckt.  Der  Rücken  war  mit  zwei  Reihen  rauher  Knochenplatten 
bedeckt;  kleinere  Platten  schützten  wahrscheinlich  die  Seiten  und  den  Bauch. 

Stagonolepis  Ag.  Aehnlich  Belodon,  aber  Zähne  an  der  Basis  der 
Krone  angeschwollen.  Die  Rückenplatten  gekielt.  Bauchpanzer  aus  5—8  Reihen 
vierseitiger  Platten  gebildet. 

Parasuchus  Huxley.   Trias  (Maleri-Sandstein).  Ostindien. 


»)  Huxley,  Th.,  Quart,  journ.  geol.  Soc.  London  1859  vol.  XV  p.  440  —460  und 
1875  XXXI  p  423.  —  Meyer,  H.  von,  Ueber  Belodon.  Palaeontographica  Bd.  VII, 
X  und  XIV. 


Digitized  by  Google 


(586 


Vertebrato.  Reptilia. 


Möglicherweise  sind  die  als  Psephoderma  Meyer  (Fig.  lf>84)  beschriebenen 
Panzer  aus  der  oberen  alpinen  Trias,  welche  früher  für  Schildkrötenreste 


Pmx 


Vig.  1682.  art  Sq 

Btlodon  Kai'fii  H  v  Mover  A  Schädel  von  oben,  Ii  von  unten,  C  Sehädel  und  1'nterkiefer  au«  dein 
oberen  Keuper  istuhein-andstein)  von  Stuttgart  (ca.  '/-  nat.  (ir  )  A  Augenhöhle,  X  Na.«eiil.»ch, 
8  BcbllfenOObunKeu,  I>  pranrbitale  IhirehbrucheorTnuiiK.  Pmi  Zwi>ichenkiofer,  Mi  Oberkiefer,  Fr 
Stirnbein,  Prf  Vnrderstirnbein,  I.  Thranonbeln,  Pa  Scheitelbein.  Sq  Sehuppenbein,  </uJ  Quadrat- 
jochliein,  1'  Vomcr,  PI  Gaumenbein,  PI  nüitelhein,  Ho  Basioccipitale,  D'  DurehbruchsOtVhung  de» 
Unterkiefer»,  d  Dentale,  ang  Angulare,  art  Articulare. 


Fl*.  16&». 

V  Meyer 

<ir.    (Nach  H.  v.  Meyer  ) 


M  Knpjfl  H  v  Meyer,  a  Kitekenplatte. 
7,  nat.  G 


Fi*.  ißM. 
na  Alpinut 
Dachstein 
Ruhpoldlnjf.  Oberbayern. 


Prcjthwkrma  Alpinum  II.  v  Meyer. 
V4  nat  *.r.   P.ichMelnkalk.    Ob.  Tria.«. 


(Dermochelydidae)  gehalten  wurden,  als  Bauchintegument  von  Parasuchiern 
zu  deuten. 


Digitized  by  Google 


Crocodilin.  Pseudosuchia. 


(587 


2.  Unterordnung.    Pseudosuchia.  Zittel.1) 

Wirbel  plaiycöl.  Halsrippen  beiljörmig,  ziceiköpßg.  Zwischenkiefer  kurz, 
Nasenbeine  sehr  gross.  Nasenlöcher  seitlich,  weit  nach  vorne  gerückt.  Cho- 
anen  getrennt,  unter  den  Stirnbeinen  gelegen.  Scheitel-  und  Stirnbeine  paarig. 
Postorbitalia  vorhanden.  Augenhöhlen  gross,  seitlich.  Zähne  in  tiefen  Alveolen, 
nur  in  der  vorderen  Hälfte  der  Kiejer  vorhanden.  Vorder füsse  etwas  kürzer, 
als  die  hinteren;  letztere  Jünf zehig,  jedoch  die  fünfte  Zehe  kurz,  mit  nur  einer 
Phalange.    Rücken  mit  zwei  Seihen  quer  oblonger  Knochenplatten  bedeckt. 

Aetosaurus  Fraas  (Fig.  1685).  Körper  eidechsenartig,  langgeschwänzt, 
der  Rücken  mit  zwei  Längsreihen  von  grossen,  quer  vierseitigen,  strahlig 
verzierten,  Seiten  und  Bauch  mit  kleineren,  fast  quadratischen  Platten  bedeckt 
Schädel  dreieckig,  vorne  zugespitzt.  Vor  den  Augenhöhlen  befindet  sich 
eine  grosse  Oeffnung,  die  duren  einen  aufsteigenden  Ast  des  Oberkiefers 
von  den  seitlichen,  fast  am  Schnauzenende  gelegenen  grossen  Nasenlöchern 
getrennt  wird.  Nasenbeine  ungewöhnlich  gross,  vorne  zugespitzt,  Zwischen- 
kiefer winzig.  Die  Orbiten  hinten  durch  ein  Postfrontale,  ein  Posttemporale, 
unten  durch  das  Ju- 
gale  begrenzt.  Schei- 
telbeine den  Stirn- 
beinen in  Form  und 
Grösse  ähnlich.  Die 
Beschaffenheit  der 
Schläfenlöcher  ist 
wegen  Verdrückung 
der  Schädel  nicht 
sicher  zu  ermitteln. 
Unterkiefer  zwischen 
Articulare  und  An- 
gulare  mit  grosser 
seitlicher  Oeffnung. 
Zähne  zugespitzt. 
Interclavicula  dolch- 

förmiff  Im  Stuben-  stuttK«rt,  Kopf  und  vordorvr  ThHl  dflt  Rnmpfe*  %  nat.  <5r  (Nach 
Sandstein    von    lies-  OHftiuntr,    ,V  Nasenloch. 

lach    bei  Stuttgart 

fanden  sich  auf  einer  Platte  24  vollständige,  jedoch  etwas  gedrückte 
Individuen  von  verschiedener  Grösse,  wovon  die  stärksten  eine  Länge  von 
86  cm  erreichen. 

?  Dyoplax  Fraas.  Keuper.  Stuttgart.  Typothorax  Cope.  Trias. 
Ncu-Mexico. 

Ornithosuchus  Newton.  Schädel  vorne  zugespitzt,  sehr  ähnlich  Aeto- 
saurus. Durchbruchsöffnung  vor  den  Augen  sehr  gross.  Obere  Schläfcnlöchor 
klein,  ringsum  knöchern  begrenzt,  seitliche  Schläfenlöcher  hoch ,  ]>  förmig. 
Die  Choanen  getrennt,  unter  den  Stirnbeinen  im  Gaumendach  gelegen. 
Zähne  etwas  gekrümmt,  vorne  und  hinten  zugeschärft  und  fein  gekerbt. 
Wirbelcentra  länglich,  platyeöl,  Dornfortsätze  sehr  kräftig.  Ileum  verlängert, 
Ischium  schlank,  Pubis  lang,  stabförmig.  Trias.  Eigin.  Schottland.  0.  Wood- 
wardi  Newton. 

Erpetosaurus  Newton.  Schädel  vorne  verschmälert  und  abgerundet. 
Orbita  rundlich  oval,  nach  oben  und  vorne  gerichtet;  obere  Schläfenlöcher 


>)  Fraas,  O  ,  Aetosaurus  ferratua.  Württemb.  naturw.  Jahreshefte  18U7.  XXIII. 
—  Newton,  E.  T.,  Reptiles  frtfm  the  Elgin  8an<lBt<me    Philo«.  Trans.  1*!'4.  vol  185. 


PI».  168Ö. 

A,to$awru»  frrratu»  Kraas.  Stubonsandsteln  (ob.  Keupon.    Ilmdarh  b*i 


088 


Vertebrata.  Reptilia. 


rundlich,  seitliche  dreieckig;  praeorbitaler  Durch bruch  niedrig,  stark  verlängert. 
Nasenlöcher  weit  vorne,  klein,  getrennt.  Interclavicula  dolchförmig.  Rücken 
mit  zwei  Reihen  quer  vierseitiger,  rauh  sculptirter  Platten.   Trias.  Elgin. 


3.  Unterordnung  Eusuchia.1) 

(Mesosuchia  und  Eusuchia  Huxley;  Crocodilia  vera  Koken.) 

Wirbel  platycöl  oder  procöl.    Zwischenkiefer  kurz.    Aeussere  Nasenlöcher 

am  vorderen  Ende  der  Schnauze  vereinigt.    Innere  Choanen  vereinigt,  weit  nach 

hinten  gerückt.    Gaumenbeine,  zuweilen  auch  die  Flügelbeine  in  der  Mitte  zu- 

sammenstossend  und  ein  geschlossenes  Gaumendach  bildend.  Scheitelbeine  (und  fast 

immer  auch  Stirnbeine)  unpaar.    Clavicula  fehlt.    Coracoid  verlängert  mit  kleiner 

Fontanelle.    Schambein  spateiförmig,  nicht  an  der  Gelenkpfanne  Theil  nehmend. 

Vorderfüsse  mit  fünf,  Hinterjüsse  mit  vier  Zehen  und  einem  rudimentären  Stummel. 

Sämintliche  Eusuchia  besitzen  auf  dem  Rücken,  zuweilen  auch  auf 
dem  Hauch  ein  aus  knöchernen  Platten  zusammengesetztes  Hautskelet. 
Ueber  demselben  liegen  stets  Horn  platten,  welche  der  Epidermis  angehören 
und  mit  Ausnahme  weniger  Stellen  den  ganzen  Körper  bedecken.  Dieselben 
stimmen  in  Grösse  und  Form  mit  den  darunter  befindlichen  Ossificationen 
der  Cutis  überein.  Die  Knochenplatten  (Schilder)  des  Rückens  sind 
aussen  durch  grubige  Eindrücke,  seltener  durch  radiale  Furchen  und  Rippen 
rauh  sculptirt  und  häufig  gekielt,  innen  glatt;  die  Bauchplatten  ungekielt, 
eben,  aussen  schwächer  verziert,  zuweilen  aus  zwei  Stücken  zusammengesetzt 
(Fig.  1686). 


Fig.  168«. 
Eine  au«  «woi  Stücken  zusammen- 
to    Bauchplnttc    von  Diplo- 
cynodon  von  auttsen. 

Flg.  1687. 

Die    Wi  rbelsällle  v'er  vorden«ten~.Hnl!<wlrbol  von  Crocodilus  tulgarü. 

Pr  Proatlas  (Dachstück  t*  n  Scltenntück  des  Allan,  i  Baaalrtück 


11.  III  IV  «weiter  bin  vierter  Hals- 
wirbi.il,  r1— r4  Rippen. 


besteht  aus  24 — 25  prae-  rintoroentrum)  d«  atlaä,  p.wi.  eigentliches  omrum  de«  Atlaa 
sacralen,  35  oder  mehr  (procewu.  odomuideu 
Schwanzwirbehl  und  zwei 
Sacralwirbeln.  Bei  den  lebenden  Krokodiliern  sind  alle  Wirbel  mit 
Ausnahme  von  Atlas  und  Epistropheus ,  der  beiden  Sacral-  und  des 
vordersten  Schwanzwirbels  procöl;    bei  den  mesozoischen  in  der  Regel 


')  d'Alton  und  Burmeister.  Der  fossile  Gavial  von  Boll.  Halle  1854.  —  Bronn, 
H.  G.,  und  Kaup,  J.  J.,  Ueber  die  gavialartigen  Reptilien  der  Liaaformation. 
Stuttgart  1841.  Folio.  —  Deslongchamps- Eudes,  J.  A.,  M6rn.  sur  les  Teleosauriens 
de  l'epoque  jurassique  du  departeuient  du  Calvados.  M^m.  Soc.  Lin.  Norm.  1863. 
vol.  XIII.  —  Deslongchamps- Eudes,  Eugene,  Notes  palöontologique»  1863 — 1869.  — 
Hulke,  J.  W„  Skeletal  anatotny  of  the  Mesosuchia  based  on  fossil  Kemains  from 
Petersborough.  Procecd.  zool.  Soc.  London  1S88.  part  IV  p.  417.  —  Lydekker,  R., 
Siwalik  Crocodilia  etc.  Palaeont.  Indica.  1886.  Ser.  X  Bd.  in.  S.  209—235.  — 
Vaillant,  Leon,  Etudes  zool.  sur  les  Crocodiliens  foss  .tertiaires  de  St.  Görand  le  Puy, 
Annalcs  des  sciences  geolog  1872.  vol.  III. 


Digitized  by  Google 


Crocodilia.  Eusuchia. 


f>89 


platycöl,  die  oberen  Bögen  meist  durch  eine  bleibende  Sutur  an  dem 
Centrum  befestigt,  und  die  dorsalen  Dornfortsätze  kräftig  entwickelt.  Zum 
Hals  werden  die  9  vordersten  Wirbel  gerechnet.  Der  Atlas  (Fig.  1687) 
besteht  aus  4  Stücken,  einem  ventralen  unpaaren  (x)^  das  bald  für  das 
Centrum,  bald  für  einen  ventralen  Foitsate  (Hypapophyse),  bald  für  ein 
Intercentrum  angesehen  wird,  ferner  aus  zwei  seitlichen  symmetrischen 
Bogenstücken  und  einem  unpaaren  dorsalen  »Dachstückc,  welches  sich 
zwischen  das  Hinterhaupt  und  die  Wirbelsäule  einschiebt  und  das  Rudiment 
eines  besonderen  Wirbels  (Proatlas)  repräsentirt.  An  dem  ventralen  Stück 
heftet  sich  eine  spiessförmige,  einköpfige,  nach  hinten  und  unten  gerichtete 
Rippe  an.  Das  eigentliche  Centrum  des  Atlas  stellt  der  processus  odontoideus 
de»  Epistropheus  dar.  Die  7  folgenden  kürzeren  Halswirbel  besitzen  starke 
Zygapophysen  und  Dornfortsätze,  auf  der  Ventralseite  häufig  auch  eine 
Hypapophyse,  ausserdem  am  oberen  Bogen  jederseits  einen  Querfortsatx  und 
in  der  vorderen  Hälfte  des  Centrums,  ziemlich  tief  unten,  einen  zweiten 
Gelenkhöcker.  Die  kurzen,  zweiköpfigen  Halsrippen  sind  distal  beilförmig  aus- 
gebreitet. An  den  zwei  vordersten  Rückenwirbeln  sind  Diapophysen  und  Parapo- 
physcn  nur  noch  durch  eine  schmale  Kluft  getrennt,  und  vom  dritten 
Rückenwirbel  an  rückt  der  Capitularfortsatz  auf  den  oberen  Bogen,  verbindet 
sich  mit  der  stark  verlängerten  Diapophyse  und  bildet  an  der  Basis  derselben 
eine  Art  von  Staffel,  welche  das  Capitularende  der  langen,  zweiköpfigen, 
mit  dem  Brustbein  verbundenen  Rippen  aufnimmt,  während  sich  das  Tu- 
berculum  an  das  verlängerte  Ende  der  Diapophyse  anfügt.  In  den  folgen- 
den Rückenwirbeln  rückt  die  Staffel  des  Querfortsatzes  immer  weiter  nach 
aussen,  bis  sie  schliesslich  die  Gelenkfläche  des  Tuberculum  erreicht  und 
mit  dieser  verschmilzt,  so  dass  die  Rippen  des  hintersten  Rückenwirbels 
einköpfig  werden.  Die  Lendenwirbel  (4 — 6)  haben  lange,  von  den 
oberen  Bögen  entspringende  Querfortsätze,  aber  keine  Rippen.  Die  kurzen 
aber  starken  Sacralrippen  sind  in  der  Regel  distal  verbreitert,  proximal 
durch  Naht  mit  den  oberen  Bögen  und  dem  Centrum  verbunden.  Die 
Wirbel  der  vorderen  Schwanzhälfte  tragen  ziemlich  lange,  horizontal  ab- 
stehende Fortsätze,  welche  wie  die  Sacralrippen,  durch  Naht  an  der  Ver- 
einigung von  oberen  Bögen  und  Centrum  befestigt  sind.  Haemapophysen, 
sog.  Chevron  bones,  heften  sich  mit  Ausnahme  des  vordersten  und  der 
hintersten  Schwanzwirbel  an  den  ventralen  Hinterrändern  des  Wirbelkörpers  an. 

Von  den  dorsalen  Rippen  treten  7 — 9  in  Verbindung  mit  dem  Brustbein. 
Letzteres  besteht  aus  einer  grossen  rhombischen  Knorpelplatte;  vor  ihr  liegt 
eine  dolchförmige  Interclavicula.  Hinter  dem  Brustbein  liegen  in  der 
Bauchwand  sieben  Querreihen  von  Bauch rippen.  Die  hinterste  Reihe 
dieser  Knochen  ist  am  stärksten  entwickelt  und  mit  den  Schambeinknorpeln 
verbunden. 

Die  Oberfläche  des  Schädels  ist  meist  mit  rauhen  Skulpturen  bedeckt. 
Die  rundlichen  oder  ovalen  Augenhöhlen  sind  bei  den  älteren  fossilen 
Formen  ringsum  geschlossen  und  nach  oben  oder  nach  der  S<ite  gerichtet; 
bei  den  jüngeren  und  noch  jetzt  lebenden  Krokodilen  durch  eine  Ausbuch- 
tung äusserlich  mit  den  seitlichen  Schläfenlöchern  verbunden.  Nasenlöcher 
vereinigt,  am  Schnauzenende  gelegen;  beide  Schläfen löcher  wohl  entwickelt, 
vollständig  umgrenzt,  die  oberen  bei  den  älteren  mesozoischen  Gattungen 
meist  beträchtlich  grösser,  bei  den  tertiären  und  recenten  Gattungen  kleiner 
als  die  Augenhöhlen.  Die  Grösse  der  seitlichen  Schläfenlöcher  steht  gewöhn- 
lich in  umgekehrtem  Verhältnis  zu  jener  der  oberen.  Das  Schädeldach 
besteht  aus  dem  unpaaren,  meist  kleinen  Scheitelbein,  das  niemals  ein 
Scheitelloch  umschliesst,  aus  dem  dreigabcligen ,  hinten  und  aussen  das 
obere  Schläfenloch  begrenzenden  Squamosum  und  aus  dem  in  der  Regel 
unpaaren,  im  Embryostadium  jedoch  paarigen  Stirnbein,  das  vorn  in 
einen  häufig  mehr  oder  weniger  verlängerten  dreieckigen  Fortsatz  ver- 
läuft.   Die  Postfrontalia  bilden  mit  einem  aufsteigenden  Ast  des  Jochbeins 

Zittel.  Orundiügc  der  Palaeontologle.  44 


Digitized  by  Google 


Vertebrata.  Reptilia. 


die  Knochenbrücke  zwischen  Augenhöhle  und  seitlichen  Schläfenlöchem. 
Am  Vorderrand  der  Orbita  betheiligen  sich  Vorderetirnbeine  und  Thränen- 
beine  von  verschiedener  Grösse.  Die  langen ,  dreieckigen  Nasenbeine 
legen  sich  hinten,  neben  den  verschmälerten  Fortsatz  des  Stirnbeins  an 
und  erreichen  mit  ihrer  Spitze  bei  den  kurzschnauzigen  und  einem 
Theil  der  langschnauzigen  Krokodile  den  Zwischenkiefer,  bei  den  ereteren 
zuweilen  sogar  die  Nasenlöcher,  in  welchen  sie  alsdann  eine  mediane 
Seheidewand  bilden  können.  Bei  den  langschnauzigen  Krokodiliern  sind 
die  Nasenbeine  durch  einen  ansehnlichen  Zwischenraum  vom  Zwischenkiefer 
geschieden  und  vollständig  von  den  verlängerten  Oberkiefern  umschlossen. 
Die  kurzen  paarigen  Zwischenkiefer  umgeben  ringsum  die  nach  oben  ge- 
richteten Nasenlöcher.  Das  breite  Quadratbein  ist  durch  Sutur  mit  dem 
Quadratjochbein  verbunden. 

Die  Unterseite  des  Schädels  wird  zum  grössten  Theil  von  dem  ver- 
knöcherten Gaumendach  bedeckt,  welches  durch  horizontale  Ausbreitungen 
der  Zwischenkiefer,  Oberkiefer,  Gaumenbeine  und  zuweilen  sogar  der 
Flügelbeine  gebildet  wird  und  unter  den  Orbiten  zwei  Gaumenlöcher 
von  verschiedener  Grösse  und  Form  enthält.  Durch  das  Zusammen- 
stossen  der  Oberkiefer  und  Gaumenbeinlamellen  in  der  Mittellinie  werden 
die  Pflugschaarbeine  (Vomera)  meist  von  dein  Gaumendach  ausgeschlossen 
und  sind  nur  ausnahmsweise  sichtbar.  Auch  die  inneren  Nasengänge 
finden  in  dem  geschlossenen  Gaumendach  keine  Ausgänge ;  sie  ver- 
längern sich  darum  beträchtlich  und  münden  erst  am  hinteren  Ende 
der  Gaumenbeine,  oder  sogar  der  Flügelbeine  aus.  Diese  weit  nach 
hinten  gerückten  Choanen  (CA)  bilden  eines  der  charakteristischen 
Merkmale  dor  echten  Krokodilier  und  wurden  von  H  u  x  1  e  y  haupt 
sächlich  zur  Aufstellung  seiner  beiden  Hauptgruppen  Mesosuchia  und 
Eusuchia  verwerthet.  Bei  den  ereteren  (Fig.  1688)  sind  sie  Pterygoidea 
von  der  vorderen  und  seitlichen  Umgrenzung  der  Choanen  ausgeschlossen, 
indem  letztere  am  hinteren  Ende  der  Gaumenbeine  austreten.  Bei  den 
Eusuchia  dagegen,  wozu  alle  lebenden  und  tertiären  Krokodilier  gehören, 
erlangen  die  Pterygoidea  eine  eigenthümliche  Entwickelung  (Fig.  1689);  sie 
stellen  eine  am  Öasisphenoid  befestigte,  nach  unten  gerichtete,  und  alsdann 
horizontal  frei  ausgebreitete  Knochenplatte  dar,  welche  aussen  durch  das 
Querbein  (T)  mit  dem  Jochbein  und  Oberkiefer  verbunden  ist;  in  der 
Mittellinie  stossen  beide  Platten  zusammen,  indem  sie  sich  gleichzeitig  vorn 
an  die  Gaumenbeine  ansehliessen.  Dadurch  werden  die  Choanenöffnun- 
gen ,  welche  jetzt  lediglich  von  den  Pterygoidea  umgrenzt  werden ,  ganz 
nach  hinten  gedrängt  und  münden  in  geringer  Entfernung  vor  dem  Hinter- 
haupt aus.  Beim  lebenden  ausgewachsenen  Gavial  kommen  neben  den 
Gaumenbeinen  grosse  halbkugelige  Knochenblasen  (Fig.  1689)  vor,  die  mit 
den  über  dem  (Taumendach  verlaufenden  inneren  Nasengängen  communi- 
ciren  und  offenbar  als  Luftbehälter  dienen. 

Der  Unterkiefer  besteht  jederseits  aus  den  bekannten  sechs  Stücken. 
Das  Articulare  ist  pneumatisch.  Zwischen  dem  Angulare,  Dentale  und 
Supraangulare  befindet  sich  aussen  fast  immer  eine  grosse,  zum  inneren 
Kanal  des  Unterkiefers  führende  Oeffnung.  An  der  suturösen  Sym- 
physen Verbindung  der  beiden  Aeste  nimmt  bei  den  kurzschnauzigen  Kro- 
kodilen nur  das  Dentale,  bei  den  langschnauzigen  aber  auch  das  Operculare 
Theil. 

Zahlreiche  kegelförmige,  vorn  und  hinten  häufig  durch  eine  Kante  zu- 
geschärfte, glatte  oder  gestreifte  Zähne  von  rundlichem  oder  zusammen- 
gedrückt ovalem  Querschnitt  stehen  in  tiefen  Alveolen  auf  Zwischenkiefer, 
Oberkiefer  und  Unterkiefer.  Die  Zahl  der  in  einer  Reihe  stehenden,  häufig 
in  Grösse  und  Form  verschiedenen  Zähne  bleibt  bei  ein  und  derselben 
Art,  zuweilen  sogar  bei  einer  ganzen  Gattung,  constant. 


Digitized  by  Google 


Crocodilia.  Eusuchia. 


691 


Dem  Brustgürtel  fehlt  die  Clavicula.  Die  Scapula  ißt  ziemlich 
lang,  distal  und  proximal  verbreitert,  das  Coraeoid  ebenfalls  verlängert, 
der  Scapula  ähnlich,  am  Gelenkende  verdickt,  und  von  einem  runden 
Loch  durchbohrt.  Der  kräftige,  etwas  gekrümmte  Hu merus  hat  unter  dem 
oberen  Gelenkkopf  einen  starken  Fortsatz  nebst  crista  deltoidea,  am  unteren 
Ende  zwei  Gelenkfläehen  für  Ulna  und  Radius,  wovon  erstere  meist  etwas 


9  I 


FIr.  1688. 
Pelagotnurtu  lemporati* 
Hlv      t'ntcrKolte  »los 
SHiftdel*    mit  m«*o- 
Mirhen  Choanen  (Ch). 


FI«.  1689. 

I'ntemfite  des  hinteren  Sehadel- 
theile*  vom  Gavial  mit  eusiiehen 
Choanen.  Ux  Oberkiefer,  PI  Oau- 
menlicin,  PI  Fltmelbein.  ./Jorhbein, 
T  Querbein,  Quadratbeln,  llo 
Ranloeeipitale,  CA  ('boanen,  r  (h-ff- 
nuiiK  «loa  Int.TtympHtiijK'hen  Canals, 
bu  knöeherne  Luftblasen. 


Flg.  1691. 
vom  Krokodil.    U  Peum. 
Ii  Ichlum.  pu  l'ubl». 


länger  ist  als  der  Radius.  Die  proximale  Reihe  des 
Carpus  (Fig.  1690)  besteht  nur  aus  zwei  verlängerten, 
in  der  Mitte  etwas  eingeschnürten  Knochen  (Radiale 
und  Ulnare),  sowie  einem  kleinen,  an  der  Hinterseite 
der  Ulna  befestigten  Pisiforme ,  das  durch  Bänder 
mit  dem  fünften  Metacarpus  verbunden  ist.  Die 
zwei  radialen  Zehen  sind  etwas  stärker,  als  die  drei 
ulnaren. 

Das  Becken  (Fig.  1691)  besteht  aus  drei  Knochen, 
wovon  sich  jedoch  nur  zwei  (Ileum  und  Ischium)  an 
der  Bildung  der  Gelenkpfanne  betheiligen.  Das  kräftige, 
am  Oberrand  bogig  gerundete,  nach  hinten  und  etwas 
weniger  nach  vorn  verlängerte  und  mit  den  verbrei- 
terten Enden  der  Sacralrippen  verbundene  Darmbein 
(//)  sendet  von  der  Pfanne  zwei  durch  einen  Ein- 
schnitt geschiedene  Fortsätze  aus.  An  den  hinteren 
lenkt  sich  das  ziemlich  lange,  der  Scapula  ähnliche, 
distal  etwas  verbreiterte  Ischium  ein.  Der  dritte,  nach 
vorn  und  innen  gerichtete,  distal  mehr  oder  weniger 
spatelförniig  verbreiterte  Knochen,  das  Schambein  (Pu) 
ist  von  der  Pfanne  ausgeschlossen.  Der  Obersehenkel 
(Femur)  Ist  länger  und  schlanker,  als  der  Oberarm, 
ohne  vorspringenden  inneren  Trochanter;  Tibia  und  Fibula  sind  schlanke, 
fast  ganz  gleich  lange  und  gleich  starke  Knochen.  In  der  proximalen 
Reihe  des  Tarsus  liegen  zwei  grössere  Knöchelchen,  ein  Calcaneus  oder 
Fibulare  und  ein  Astragalo-scaphoideum .  welches  dem  verschmolzenen 
Tibiale,  Centrale  und  Intermedium  entspricht.  Von  den  zwei  Knöchel- 
chen  der  distalen  Reihe  trägt  das  grössere  Cuboideum  den  dritten  und 
vierten  Metatarsus,  sowie  den  zu  einem  kurzen  Stummel  reducirten  fünften 

44* 


Fl«.  1690. 

Vorderfus*  vom  Kroko- 
dil. Ii  Kadltti,  V  i  liiH, 
r  Radiale,  «  Ulnare ( 
p  Filiforme,  c*—  *  Car- 
pnliader  dUtnlen  Reihe, 
l  v  erster  bi«  fünfter 
Finger. 


Digitized  by  Google 


692  Vertebrata.  Reptilia. 

Metatareus,  das  kleinere  die  beiden  inneren  Zehen.  Die  drei  inneren  Zehen 
der  Vorder-  und  Hinterfüsse  sind  mit  spitzen  Krallen  bewehrt. 

Die  Eusuchia  zerfallen  in  die  beiden  Sectionen  der  Longirostres  und 
Brevirostres. 

1.  Section.   Longirostres.  Lydekker. 
Schnauze  stark  verlängert.    Nasenbeine  die  äusseren  Nasenlöcher  nicht  er- 
reichend. Symphyse  des  Unterkiefers  lang,  vom  Dentale  und  Operculare  gebildet. 


B  AD 


Fi*.  lt>92. 

Teleotaunu  Cadomrnti»  (*uv.  sp.  Grossoollth.  Caen,  Calvados.  Schädel  A  von  oben,  B  von  unten, 
C  von  der  Seite.  D  Cnterkicfer  nach  Kug.  Des  1  o nsc  h  am  \>»).  Bo  Baalocclplt&le,  Ott  Quadratum, 
tyu.J  tJuadrHto-Jiifnile,  Ju  Junnle,  Jinph  BitMsphenold,  Fl  I'alHtinutn,  lfx  Ol>erkiefer,  I'ms  Zwischen- 
klefer,  .Va  Nasenbein,  Fr  Stirnbein,  Frf  l'raefrontale,  La  Lacrimale,  Fa  Scheitelbein,  Sq  Sguamosum, 
A  Augenhöhle,  CA  innere  Nasenlöcher  (t'hoanen),  S  oberes,  S  seitliches  Sohlafenloch,  />  Durchbruch, 
art  Articulare,  op  Operculare,  d  Dentale,  x  Compleineiitare  des  l'nterkiefer*. 

1.  Familie.  Teleosauridae.  (Mesosuchia  Huxley.) 

Wirbel  platycöl.  Schnauze  sehr  lang.  Zähne  zahlreich,  schlank  und  dünn. 
Nasenbein  durch  einen  weiten  Zwischenraum  von  den  kleinen  Zwischenkiefem 
getrennt.  Choanen  am  hinteren  Ende  der  Gaumenbeine  ausmündend.  Orbita 
ringsum  geschlossen,  meist  nach  oben,  seltener  nach  der  Seite  gerichtet,  erheblich 
kleiner,  als  die  sehr  grossen,  unregelmässig  viereckigen,  oberen  Schläfenlöcher.  Prä- 
frontale  klein;  Lacrimale  gross.  Vor  den  Augenhöhlen  eine  kleine  seitliche  Prä- 
orbitalöffnung. Vorderfüs«e  kaum  halb  so  lang  als  Hinter/üsse.  Rücken  mit  zwei 
Reihen  von  grösseren,  Bauch  mit  mehreren  Reihen  von  kleineren,  seitlich  durch 
Sutur  verbundenen  Knochemchüdern  bedeckt. 


Digitized  by  Google 


Crocodilia.   Teleosauridae.  693 

Die  Teleosauriden  stehen  in  ihrer  ganzen  Erscheinung  und  Grösse  dem 
lebenden  Gavial  sehr  nahe,  unterscheiden  sich  aber  durch  kleineren  Kopf, 
kürzere  und  zierlichere  Vorderfüsse,  durch  einen  starken  Bauchpanzer,  durch 
platycöle  Wirbel,  durch  den  Mangel  von  Hypapophysen  an  den  Halswirbeln 
und  mesosuche  Choanen.   Nur  fossil  im  Lias  und  Jura. 

Mystriosaurus  Kaup.  Die  lange  Schnauze  verschmälert  sich  ganz 
allmählich  nach  vorne,  die  Zähne  sind  zweikantig.  Ganze  Skelete  finden 
sich  in  schöner  Erhaltung  namentlich  im  oberen  Lias  von  Württemberg 
(Boll,  Holzmaden),  Franken  (Banz)  und  England  (Yorkshire).  M.  Bollensis 
Cuv.  wird  ca.  4,  M.  Chapmani  König  aus  England  ca.  6  m  lang. 

Pelagosaurus  Bronn  (Fig.  1688)  aus  dem  oberen  Lias  der  Normandie  und 
Württemberg  bleibt  erheblich  kleiner  als  Mystriosaurus  und  hat  die  Augen  statt 
nach  oben  nach  der  Seite  gerichtet ;  auch  verjüngt  sich  die  Schnauze  langsamer. 

Steneosaurus  Geoffroy  (Serieodon  v.  Meyer).    Dogger.  Malm. 


o  I 


l_ 

Fig.  1693. 

Teleomurui  CadomcnH»  Cuv.  sp.     Ein  Stück  der  Rücken-,  Lenden-  und  Schwanzregion  mit 
a  Rücken-  und  6  Bauchpanzer.   Restaurirt.    (Nach  R.  Deslongc  hampa  ) 


Teleosaurus  Geoffroy  (Fig.  1692.  1693).  Schnauze  sehr  lang  und  dünn, 
seitlich  geradlinig  begrenzt  und  vor  den  runden  Augenhöhlen  schroff  verengt. 
Zwischenkiefer  sehr  kurz.  Schwanzplatten  gekielt,  keine  Seitenplatten  vor- 
handen. Bauchpanzer  vom  Brustgürtel  biB  vor  das  Becken  reichend.  Dogger 
und  Malm. 

Aeolodonv.  Meyer,  Crocodileimus  Jourdan,  Teleidosaurus  Deslongch. 
Ob.  Jura.  * 

2.  Familie.  Metriorhynchidae. 

Wirbel  platycöl.  Schnauze  massig  lang,  hinten  breit.  Nasenbeine  breit. 
Choanen  am  hinteren  Ende  der  Gaumenbeine.    Praefrontalia  sehr  gross,  über 


Digitized  by  Google 


694 


Vertebrata.  Reptilia. 


die  Orbita  vorspringend,  Lacrimalia  klein.  Orbita  vorn  und  hinten  ausgebuchtet, 
nach  der  Seite  gerichtet,  kleiner  als  die  oberen  Schläjenlöcher.  Augen  mit 
knöchernem  Scleroticaring.    Haut  ohne  Knochenplatten. 

Nur  fossil  in  marinen  Ablagerungen  des  oberen  Juni.  Die  meisten  der 
hierhergehörigen  Gattungen  zeichnen  sich  durch  ansehnliche  Grösse  aus. 

Metriorhynchus  v.  Meyer.  Schnauze  lang,  gedrungen,  allmählich 
sich  verengend.  Augenhöhlen  unregelmässig,  oben  ausgebuchtet,  vom  Vorder- 
stirnbein  theilweise  überdacht.    Ob.  Jura.    Nordfrankreich  und  England. 

Oeosaurus  Cuv.  (Cricosaurus  Wagner,  ?  Rhacheosaurus  v.  Meyer).  Oberer 
Jura  (lithographischer  Schiefer),  Bayern. 

Plesiosuchus  Owen,  Suchodus  Lyd.    Ob.  Jura.  England. 

Dacosaurus  Quenst.  Schnauze  massig  lang,  gedrungen,  vorne  ge- 
rundet. Zähne  gross,  etwas  gekrümmt,  vorne  und  hinten  zugeschärft. 
Oberer  Jura.  Schwaben,  Bayern.  Ein  vollständiges  4  m  langes  Skelet  von 
D.  maximus  Quenst.  aus  Staufen  bei  Giengen  im  Stuttgarter  Museum. 


3.  Familie.   Macrorhynchidae.  Koken. 

Wirbel  platycöl.  Schnauze  stark  verlängert,  schmal,  hinten  scharf  vom 
cranialen}Theil  absetzend.   Zähne  rundlich,  längs  gefurcht  und  gerippt.  Nasenbeine 

schmal  und  lang,  die  stark  nach  hinten  verlängerten 
spitzen  Fortsätze  des  Zwischenkiefers  erreichend. 
Choanen  am  hinteren  Ende  der  Gaumenbeine,  jedoch 
seitlich  und  oben  von  den  Flügelbeinen  begrenzt. 
Praefrontalia  mässig  gross.  Orbita  nach  der  Seite 
gerichtet,  oval,  hinten  ausgebuchtet  und  äusserlich 
mit  den  seitlichen  Schläfenlöchern  verbunden,  wenig 
kleiner  als  die  oberen  Schläjenlöcher.  Rücken-  und 
Bauchpanzer  vorhanden. 


in  Süsswasserablagerungen  der 
Wälderstufe  und  der  untersten 


Nur  fossil 
Purbeck-  und 
Kreide. 

Macrorhynchus  Dunker  (Pholidosaurus 
v.  Mever).  Hilssandstein  von  Hannover  und 
Wealden  von  England. 

Petrosuchus  Owen.  Purbeck.,  Hylae- 
champsa  Owen.    Wealden.  England. 

4.  Familie.    Rhynchosuchidae.  Huxley. 

Wirbel  proeöl.  Schnauze  stark  verlängert, 
allmählich  in  den  cranialen  Theil  Übergehemi. 
Zähne  zahlreich,  zugeschärft,  glatt  oder  /ein- 
gestreift. Nasenbeine  schmal,  lang,  die  stark  nach 
hinten  verlängerten  spitzen  Fortsätze  der  Zwischen- 
kiefer  erreichend.  Choanen  weit  nach  hinten  ge- 
rückt und  vollständig  von  den  Flügelbeinen  um- 
geben. Canäle  der  Eustachischen  Röhre  ringsum 
geschlossen.  Prae/rontalia  klein,  Lacrimalia  gross. 
Orbita  unregelmässig  oval,  fast  ebenso  gross  oder 
grösser,  als  die  oberen  Schläfenlöcher,  äusserlich 
mit  den  seitlichen  Schläfenlöchern  verbunden. 
Bauchpanzer  fehlt. 

Fossil  in  marinen  Uferbildungen  der  oberen  Kreide  und  des  Tertiär  und 
lebend  im  Süsswasser  von  Borneo. 

Thoracosaurus  Leidy.  Zwischenkiefer  spateiförmig  erweitert.  Obere 
Schläfenlöcher  quer  vierseitig.  Thränenbein  sehr  lang,  davor  eine  praeorbitale 
Oeffnung.  Ob.  Kreide  von  New-Yersey,  Maestricht  und  Mont  Alme  bei  Epernay. 


Fig.  1694. 
TomUtoma  (Oavialotuehtu)  Eggen- 
bunjauii  TouIh  nncl  Kail.  Miocrtn. 
Kgifonbunr  bei  Horn,  Nitrier  < ><>«ter- 
reich.  Schrt.lcl  von  oben.  '/.„naUir. 
(Nach  Tuul  a.) 


Digitized  by  Google 


Crocodilia.   Brevirostres.   Atopoeauridae.  695 
Holops  Cope.    Ob.  Kreide.  New-Yersey. 

Tomistoma  Müller  (Rhynchosuchus  Huxley,  Gavialosuchus  Toula  u.  Kail) 
(Fig.  1694).  Nasenbeine  zwischen  die  Zwischenkiefer  eingefügt.  Lacrimalia 
nicht  sehr  ausgedehnt.  Scheitelbeine  schmal.  Lebend  in  Borneo;  fossil  im 
jüngeren  Tertiär  von  Malta,  Sicilien  und  Oesterreich. 

5.  Familie.  Gavialidae. 

Wirbel  proeöl.  Schnauze  stark  verlängert,  schar/  vom  cranialen  Theil  ab- 
gesetzt. Zähne  zahlreich,  ziemlich  gleich  stark,  zugespitzt,  schwach  gekrümmt,  zu- 
geschär/t  und  fein  gestreiß.  Nasenbeine  durch  einen  weiten  Zwischenraum  vom 
Zwischenkiefer  getrennt. 

Die  im  Gangesgebiet  und  in  Birma  lebende  Gattung  Gavialis  Opp. 
{lihamphostoma  Wagt)  findet  sich  auch  fossil  in  den  Sivalikschichten  von 
Ostindien  und  ist  dort  von  dem  riesigen,  nahe  verwandten  Rhampho- 
suchus  crassidens  Falc.  u.  Cautley  begleitet.  Aus  dem  Tertiär  von 
Argentinien  werden  Leptorhamphus  und  Oxydontos aurus  Amegh. 
erwähnt. 

2.  Section.  Brevirostres. 

Schnauze  kurz  oder  nur  massig  verlängert,  vorn  breit,  gerundet;  seitliche 
Begrenzungslinie  wellig  gebogen.  Nasenbeine  die  äusseren  Nasenlöcher  erreichend 
oder  denselben  sehr  genähert.  Zähne  ungleich.  Symphyse  des  Unterkiefers  kurz, 
nur  vom  Dentale  gebildet. 

1.  Familie.  Atoposauridae.1) 

Körper  klein,  eidechsenartig.  Wirbel  amphicöl.  Augenhöhlen  beträchtlich 
grösser,  als  obere  Schläfenlöcher.  Nasenlöcher  durch  die  verlängerten  Nasenbeine 
getheilt.  Rücken  mit  zwei  Längsreihen,  unmittelbar  hinter  dem  Kopf  beginnender 
Platten  von  quer  oblonger  Form  bedeckt.    Bauchpanzer  fehlt.    Ob.  Jura. 


Fi*.  1695. 

Alligatorellut  Beaumontl  Jounlan.    Ob.  Juni.   Cerin,  Aln.     Vi  nnt.  Gr. 


AlUgatorium  Jourdan.    Ob.  Jura.    Cerin.  Ain. 

Alligatorellus  Jourdan  (Fig.  1695).  Skelet  22  cm  lang.  Schädel  dreieckig. 
Augenhöhlen  fast  dreimal  so  gross,  als  die  oberen  Schläfenlöcher.  Schwanz 
sehr  lang.    Ob.  Jura.    Cerin.  Ain. 

Atoposaurus  v.  Meyer.  Klein,  eidechsenartig.  Ob.  Jura.  Cerin  (Ain) 
und  Kelheim.  Bayern. 

l)  Lortet,  L.,  Lea  Reptiles  fosa.  da  Bassin  du  Rhone.    Arch.  Miwee  d'hist. 
nat.  de  Lyon  1892.    vol.  V. 


Digitized  by  Google 


69G 


Vertebrata.  Reptilia. 


2.  Familie.    Goniopholidae.    (Metamesosuchia  Hulke.) 

Körper  miltelgross  oder  gross.  Wirbel  platycöl.  Choanen  weit  hinten  ge- 
legen, vom  von  den  Gaumenbeinen,  seitlich  und  oben  von  den  Flügelbeinen  begrenzt. 
Rücken  mit  zwei  oder  mehr  Reihen  vorn  und  hinten  gelenkig  verbundener  Platten. 
Nur  fossil  in  der  Purbeck-  und  Wealdenstufe. 

Goniopholis  Owen  (Diplosaurus 
Marsh,  Amphicotylus ,  Hyposaurus  Cope) 
(Fig.  1696).  Schnauze  massig  verlängert, 
vorne  gerundet.  Orbita  kleiner  als  Schläfen- 
gruben. Zähne  (23/23)  dick,  mit  zahl- 
reichen Furchen  und  zwei  Kanten.  Bauch- 
panzer  in  ein  vorderes  und  ein  hinteres 
Stück  getheilt,  aus  sechs  bis  zehn  Längs- 
reihen allseitig  durch  Naht  verbundener 
einfacher  Platten  zusammengesetzt.  G. 
crassidens  Owen  aus  Purbeck  und  Wealden 
von  England.  Mehrere  Arten  auch  im 
oberen  Jura  von  Colorado. 

Nannosuchus ,  Theriosuchus 
Owen.    Purbeck.  England. 

M achi mosaurus  v.  Meyer  (Fig.  1697).  Zähne 
stumpf  conisch,  längsgerieft.    Dogger  und  Malm. 

Bernissartia  Dollo.  Rücken  mit  mehr  als  zwei 
Reihen  von  Knochen  platten.  Bauchpanzer  nicht  getheilt. 
Augenhöhlen  grösser,  als  obere  Schläfenlöcher.  Wealden. 


Rh 

Fi?.  1696. 
Ooniopholi»  timu*  Owen. 
Auü  dem  mittleren  Pur- 
beckknlk  von  .Swanajje. 
Dornet.  Hinterer  Thell 
de»  Gauinendachs.  PI 
Gaumenbein,  PI  Flügel- 
bein,  Bo  Basloecipltale, 
CA  ChoaneniitThunK. 


Flg.  1697. 
Zabn  von  Itachimo- 
xauru«  Hwß   H.  V. 
Meyer.  Kimmeridge. 

Llndnerberp  bei 
Hannover.   Nat  Gr. 


(Nach  Huike.)       Bernissart.  Belgien. 


FiR.  1698. 

Diplocynodan  OrrvnM  Aymard.  OliRoeiln.  Ronrou  bei  le  PüT. 
Schädel  von  oben  und  unten.  >/t  nat.  Gr.  Sq  Bmiatnnsiim,  Pa  Scheitel- 
bein, F  Stirnbein.  11/  Hlnterstirnlrf'ln,  Prf  Vorderftirnbi'ln,  J  Joch- 
bein, La  Thram-ubein,  Sa  Nasenbein.  Mx  Oberkiefer,  Piax  Zwischen- 
kiffer,  A  Augenhöhle,  S  obere*.  Schläfenloeh,  S  Nasenloch. 


3.  Familie. 
Alligatoridae. 

Schädel  breit  und 
stumpf.  Wirbel  procöl. 
Augenhöhlen  grösser,  als 
die  zuweilen  rudimentären 
oberen  Schläfenlöcher , 
ausser  lieh  mit  den  seit- 
lichen Schläfenlöchern  ver- 
bunden. Zähne  stark 
differenziri;  der  erste 
Unterkiefer  zahn  stets,  der 
vierte  in  der  Regel  in 
Gruben  des  Zwischen- 
und  Oberkiefers  eingefügt. 
Naht  zwischen  Ober-  und 
Zwischenkiefer  auf  der 
Gaumenseite  gerade  oder 
nach  vorne  convex.  Choa- 
nen vollständig  von  den 
Flügelbeinen  umschlossen. 
Rückenpanzer  aus  mehr 
als  zwei  Reihen  gelenkig 
verbundener  oder  frei 
in  der  Haut  liegender 
Platten    bestehend;  die 


Halsplatlen  von  den  Rückenplatten  getrennt, 
aus  zahlreichen  Längs-  und  Querreihen  gelenkig  verbundener  Platten  bestehend, 


Digitized  by  Google 


Crococttlia.    Alligatoridae.  Crocodilidae. 


697 


wovon  jede  aus  zwei  ungleich  grossen,  durch  Sutur  vereinigten  Stücken  zusammen- 
gesetzt ist. 

Lebend  in  warmen  Regionen  von  Amerika  und  China;  fossil  in  Süss- 
wasserablagerungen'der  Kreide-  und  Tertiärperiode. 

Viplocynodon  Pomel  (Fig.  1698).  Zähne  ungleich  gross,  der  erste 
Unterkieferzahn  oben  in  eine  Grube  eingefügt,  der  dritte  und  vierte  in  einer 
Nische  des  Oberkiefers.  Rücken-  und  Bauchpanzer  stark  entwickelt.  Häufig  im 
Obereocän,  Oligocän  und  Miocän  von  Europa.  D.  Hantoniensis  Woodw. 
(England),  D.  Darwini  Ludwig  (Messel  bei  Darmetadt)  etc. 

Bo ttosau rus  Ag.    Ob.  Kreide.  Nordamerika. 

Alligator  Cuv.,  Caiman  Spix,  Jacare  Gray.  Lebend. 

4.  Familie.  Crocodilidae. 

Schädel  vorn  verschmälert.  Wirbel  procöl.  Augenhöhlen  grösser  als  die  oberen 
Schlaf enlöcher ,  mit  den  seitlichen  Schläfenlöchern  äusserlich  verbunden.  Zähne 
ungleich  (18 — 19  : 15) ;  der  erste  Unterkiefer  zahn  oben  in  eine  Grube,  der  vierte 
in  einen  Ausschnitt  des  Aussenrandes  eingefügt.  Quernaht  zwischen  Ober-  und 
Zwischenkiefer  auf  der  Gaumenseite  gerade  oder  nach  hinten  convex.  Choanen 
vollständig  von  den  Flügelbeinen  umschlossen.  Rückenpanzer  aus  mehr  als  zwei 
Längsreihen  von  frei  in  der  Haut  liegenden  Platten  bestehend;  die  Halsplatten 
entweder  vom  Rücken  geschieden  oder  damit  vereint.    Bauchpanzer  fehlt. 

Fossil  in  Süsswasserbildungen  der  oberen  Kreide,  des  Tertiär  und 
Pleistocän.  Lebend  in  allen  Welttheilen,  hauptsächlich  im  tropischen  Afrika, 
Südamerika,  Ostindien  und  Neu-Guinea. 

Die  Gattung  Crocodilus  Laurill,  wird  in  mehrere  Subgenera  zerlegt, 
die  auch  schon  im  fossilen  Zustand  vorkommen.  Die  ältesten  Reste  stammen 
aus  der  oberen  Kreide  von  Europa  (Provence,  Gösau).  Zahlreiche  Arten 
aus  dem  Eocän,  Oligocän,  Miocän  und  Pliocän  von  Europa,  Nordamerika 
und  Ostindien. 

Zeitliche  Verbreitung  und  Stammesgeschichte  der  Krokodilier. 

Die  ältesten  Krokodilier  erscheinen  in  der  oberen  Trias  von  Deutsch- 
land, Schottland,  Nordamerika  uud  Indien.  Sie  gehören  ausschliesslich 
zu  den  Parasuchia  oder  Pseudosuchia ,  welche  sich  als  Mischtypen 
mit  Merkmalen  von  Krokodilen,  Dinosauria,  Rhynclwcephalia  und 
Eidechsen  erweisen. 

Typische  Krokodile  mit  platycölen  Wirbeln  und  mesosuchen 
Choanen,  im  Uebrigen  aber  mit  allen  charakteristischen  Eigenschaften 
der  Gaviale  ausgestattet,  treten  ziemlich  unvermittelt  zuerst  im  oberen 
Lias  von  Deutschland,  Frankreich  und  England  auf.  Dieso  ältesten 
Longirostres  dauern  mit  geringen  Modifikationen  im  Dogger  und  Jura 
fort,  und  neben  ihnen  entwickeln  sich  im  Dogger  und  namentlich  im 
oberen  Jura  plumpere,  etwas  kurzschnauzigere  Formen  (Metriorhynchiden), 
wovon  einzelne  Gattungen  riesige  Dimensionen  erlangen.  Sämmtliche 
liasische  und  jurassische  Longirostres  kommen  in  marinen  Ablagerungen 
vor  und  waren  ohne  Zweifel,  wie  auch  der  Inhalt  ihres  Magens  und 
ihrer  Coprolithen  beweist,  Bewohner  des  Oceans  oder  doch  der  Meeres- 
küsten. 

Am  Schluss  der  Jurazeit  scheinen  äussere  Einflüsse  die  Mehrzalü 
der  Krokodilier  gezwungen  zu  haben,  sich  anderen  Existenzbedingungen 
anzupassen.  In  der  Purbeck-  und  Wälderstufe  finden  sich  die  Krokodil- 
reste bereits  vermischt  mit  Land-  und  Süsswasserbewohnern  und  lebten 


Digitized  by  Google 


6H8 


Vertebrata.   Reptilia.  . 


allem  Anschein  nach  in  süssen  Gewässern.  Die  ersten  procölen  Gaviale 
aus  der  oberen  Kreide  waren  Meeresbewohner,  die  tertiären  dagegen 
hielten  sich  wie  ihre  lebenden  Verwandten  iu  süssen  Gewässern  auf. 

Die  Brevirostres  bilden  einen  jüngeren  Seitenzweig  der  Ettsiichia. 
Auch  sie  beginnen  im  oberen  Jura  mit  marinen  Formen  {Atoposmiridae)\ 
aber  schon  in  Purbeek  und  Wealden  bevorzugten  die  mit  starkem 
Bauehpanzer  versehenen  Goniopholiden  süsse  Gewässer.  Die  Umwand- 
lung der  platyeülen  Formen  in  procöle  und  zugleich  die  Zurück- 
schiebung der  Choanen  unmittelbar  vor  das  Hinterhaupt  erfolgte  wie 
bei  den  Longirostren  in  der  jüngeren  Kreidezeit.  Im  Tertiär  herrschten 
merkwürdiger  Weise  im  jetzigen  Heimathsgebiet  der  Alligatoren,  näm- 
lich in  Amerika,  die  ächten  Crocodiliden  vor,  während  die  Alligatoren 
vorzugsweise  Europa  bewohnten.  Die  im  indischen  Tertiär  vorkommen- 
den Formen  sind  theils  Qavialidae,  theils  Crocodilidae. 

8.  Ordnung.    Dinosauria.  Owen.1) 

Körper  lang  geschwänzt,  meist  von  ansehnlicher,  zu- 
weilen sogar  von  gigantischer  Grösse.  Wirbel  cavernös,  hohl 
oder  massiv,  opisthocöl  oder  platycöl.  Sacrum  in  der  Regel 
aus  drei  bis  sechs  Wirbeln  bestehend.  Rumpfrippen  zwei- 
köpfig. Quadratbein  unbeweglich,  stark  vorragend.  Obere 
und  seitliche  Schläfengruben  knöchern  umgrenzt.  Zähne 
in  Alveolen.  Brustbein  unvollständig  verknöchert.  Scapula 
sehr  gross,  Coracoid  klein ,  scheibenförmig,  ohne  Praecoracoid. 
Clavieula  fehlt  Ileum  gross,  nach  vorn  und  hinten  ver- 
längert. Sitzbeine  lang,  schlank,  in  der  Symphyse  verbunden. 
Pubis  nach  vorn  gerichtet,  zuweilen  mit  einem  dünnen,  nach 
hinten  gewendeten,  dem  Ischium  parallelen  Postpubis. 
Vorderbeine  kürzer  als  Hinterbeine.  Zehen  mit  Krallen  oder 
Hufen.  Haut  nackt  oder  mit  einem  aus  knöchernen  Platten 
oder  Stacheln  bestehenden  Panzer. 

Zu  den  Dinosauriern  gehören  nur  ausgestorbene,  in  mesozoischen 
Ablagerungen  verbreitete  Reptilien  von  äusserst  mannichfaltiger,  bald 
an  Eidechsen,  bald  an  Vögel  erinnernder  Gestalt.  Sie  erreichten  häufig 
ungeheure,  alle  jetzt  lebenden  und  fossilen  Landwirbelthiere  über- 
ragende Grösse. 

Ein  verknöchertes  Hautskelet  besitzen  die  Stegosauriden,  Cerato- 
psiden  und  einige  Tlieropoda;  bei  den  übrigen  Dinosauriern  war  die 
Haut  wahrscheinlich  nackt  oder  verhornt.    Das  Hautskelet  besteht  emV 

')  Baur,  Gr.,  Remarks  on  the  Reptile«  generally  called  Dinosauria.  Amer. 
Naturalist  1891  S.  434.  —  Cope.  Edto.,  Palaeontological  Bulletin  Nr.  22.  23  24.  25. 
26.  27.  28  in  Proceed.  Amer.  Phil.  Soc.  Philadelphia  1876—  1877.  —  Dollo,  L, 
1. — 5.  note  sur  les  Dinosauriern«  de  Bernissart.  Bull.  Musee  rov.  d'hist.  nat.  de 
Belgique  1882—1884  t.  I.  II.  HI.  —  Hulke,  J.  W.,  Presidential  "adresses  to  the 
geological  Society.  Quart,  journ.  1883  and  1884  vol.  XXXIX  and  XL.  —  HuxUy, 
Th.,  On  the  aniinals  intermed  hetween  Birds  and  Reptile».  Proceed.  Roy.  Soc. 
1868  p.  278  and  Ann.  Mag.  nat.  hiat.  1868.  4.  ser.  vol.  II.  und  Quarterly  journ.  geol. 
Soc.  London  1869  XXVI  p  3,  12  und  32.  —  Marsh,  0.  C.t  Zahlreiche  Abhandl.  in 
American  journ.  of  Sciences  and  Arts.  1878—1894.  3.  ser.  vol.  XVI— XLVIII.  —  Owen, 
Rieh.,  A  Monograph  on  the  fossil  Reptilia  of  the  mesozoie  formations.  Palaeont.  Soc. 
1874 — 1889.  —  A  Monograph  on  the  Reptilia  of  the  Wealden  and  Purbeck  forma- 
tions. T.  I— V.  Palaeont.  Soc.  1853-1861  aud  Supplemente  I—LX.  1858-1879. 
—  Seeley,  H.  (?.,  On  the  Classification  of  the  Dinosauria.    Proceed.  Roy.  Soc.  1887. 


Digitized  by  Google 


Dinosauria.  699 

weder  aus  isolirten,  in  Reihen  angeordneten  Knochenplatten  und  Stacheln, 
oder  aus  einem  geschlossenen,  aus  fest  verbundenen  Platten  zusammen- 
gesetzten Panzer,  welcher  Rücken  und  Bauch,  sowie  den  mächtigen 
Schwanz  einhüllte. 

Die  Wirbel  sind  entweder  platycöl,  opisthocöl,  seltener  amphicöl. 
Der  Hai 8  enthält  9  bis  10,  die  Rücken-  und  Lendenregion  18,  das 
Sacrum  3  bis  6,  der  Schwanz  30  bis  50  Wirbel.  Die  oberen  Bogen 
sind  meist  durch  Sutur  mit  dem  Centrum  verbunden.  Atlas  und 
Epistropheus  haben,  soweit  bekannt,  ähnliche  Zusammensetzung  wie 
bei  den  Krokodilen.  Die  Dornfortsätze  der  vorderen  Halswirbel 
sind  meist  rudimentär  oder  kurz  und  nehmen  erst  weiter  hinten 
allmählich  an  Stärke  und  Höhe  zu.  Mit  Ausnahme  der  beiden  vorder- 
sten Halswirbel  tragen  die  übrigen  alle  zweiköpfige  Rippen,  deren 
Tuberculum  an  die  Diapophyseu  der  oberen  Bögen,  das  Capitulum  an 
eine  Parapophyse  des  Centrums  sich  anfügen.  In  der  Dorsalregion 
rücken  die  Ansatzstellen  für  die  zweiköpfigen  Rippen  auf  die  Bögen 
herauf. 

Am  Sacrum  nehmen  3  bis  10  Wirbel  Theil,  deren  Centra  fest 
mit  einander  verschmolzen  sind.  Die  Schwanzwirbel  tragen  im 
vorderen  Theil  in  der  Regel  kräftige  gabelige  Haemapophyscn  (Chev- 
rons).  Bei  Bauropoden  und  Theropoden  findot  eine  Verbindung  der  hin- 
teren Rumpf wirbel  ausser  durch  Zygapophysen  auch  noch  durch  eine 
verticale,  vorspringende  keilförmige  Platte  (Hyposphen)  statt,  welche 
sich  zwischen  und  unter  den  Postzygapophysen  befindet  und  in  eine 
Rinne  zwischen  und  unter  den  Praezygapophysen  einfügt. 

Sämmtliche  Rippen  sind  zweiköpfig.  Bauchrippen  kommen 
nur  bei  einigen  Theropoden  vor. 

Der  Schädel  bildet  bei  den  Theropoden  und  Ornithopoden  einen 
rechten  Winkel  mit  dem  Hals,  während  bei  den  Sauropoden  seine 
Ijängsaxe  in  die  Verlängerung  der  Wirbelsäule  fällt.  Die  grossen 
Augenhöhlen  richten  sieh  nach  den  Seiten,  die  Nasenöffnungen  sind 
getrennt.  Zwischen  Orbita  und  Nasenlöchern  befindet  sich  häufig,  wie 
bei  den  Krokodilen,  Pterosauriern  und  Vögeln,  eine  präorbitale  Oeffnung. 
Die  oberen  und  seitlichen  Schläfenlöcher  sind  knöchern  umgrenzt  und 
von  verschiedener  Grösse  und  Form.  Das  Quadratbein  ragt  stielförmig 
vor  und  ist  durch  Sutur  fest  mit  Squamosum  und  Quadrato-Jugale 
verbunden.  Die  paarigen  Zwischenkiefer  haben  meist  ansehnliche 
Grösse  und  sind  entweder  bezahnt  oder  zahnlos,  schnabelartig.  Die 
Unterseite  des  Schädels  entspricht  am  meisten  jener  der  Rhyncho- 
cephalen.  Die  beiden  Aeste  des  Unterkiefers  sind  in  der  Symphyse 
nur  knorpelig  verbunden;  zuweilen  entwickelt  sich  vor  dem  Dentale 
ein  zahnloser,  scharfrandiger ,  hufeisenförmiger  Symphysenknochen 
(Praedentale).  Nur  die  Kiefer  tragen  Zähne.  Dieselben  sind  in  tiefe 
Alveolen  oder  in  nach  innen  offene  Alveolarrinnen  des  Kieferrandes 
eingefügt. 

Eine  bemerkenswerthe  Eigenthümlichkeit  der  Dinosaurier  bildet 
die  geringe  Grösse  der  Gehirnhöhle.  Marsh  hat  Ausgüsse  derselben 
von  verschiedenen  Gattungen  eingehend  beschrieben  und  gezeigt,  dass 
die  relative  Grösse  des  Dinosauriergehirns  hinter  dem  aller  land- 
bewohnenden Wirbelthiere  zurückbleibt.  Tin  Gegensatz  zu  dieser 
schwachen  Entwicklung  des  Gehirns  tritt  zuweilen  eine  beträchtliche 


Digitized  by  Google 


700 


Vertebrata.  Reptilia. 


Anschwellung  des  Rückenmarkes,  namentlich  in  der  Sacralregion  ein. 
So  ist  z.  B.  der  Sacralkanal  von  Morosaurus  zwei-  bis  dreimal,  derjenige 
von  Stegosauriis  aber  mindestens  zehnmal  so  weit  als  die  Schädelhöhle. 
Diese  merkwürdige  Anschwellung  des  Rückenmarkes  bei  den  Stegosauria 
steht  offenbar  mit  der  massigen  Ausbildung  der  hintereu  Extremitäten 
im  Zusammenhang. 

Das  Brustbein  scheint  bei  den  meisten  Dinosauriern  nur  unvoll- 
kommen zu  verknöchern.  Eine  Clavicula  fehlt.  Der  Brustgürtel  besteht  nur 
aus  einem  mächtig  entwickelten,  meist  stark  verlängerten  Schulterblatt 
(Scapula)  und  einem  kleinen,  scheibenförmigen  Coracoid,  das  gerundet 
vierseitige  Form  besitzt  und  in  der  Nähe  des  Gelenkes  von  einer  Ge- 
fässöffnung  durchbohrt  ist.  Die  Vorderextr emitäten  bleiben  an 
Länge  meist  beträchtlich  hinter  den  Hinterextremitäten  zurück.  Die 
langen  Knochen  beider  Extremitäten  sind  bald  massiv,  bald  hohl.  Der 
Humerus  ist  meist  kürzer  oder  höchstens  eben  so  lang  wie  die  Scapula; 
Radius  und  Ulna  sind  kräftig  und  vollständig  getrennt.  Der  Carpus 
ist  häufig  nur  unvollkommen  verknöchert.  Im  Metacarpus  findet 
man  fünf  oder  drei  ziemlich  gleich  lange  Metacarpalia,  welche  kurze 
Zehen  tragen.  Die  Endphalangen  sind  entweder  stark  gekrümmt, 
krallenförmig  oder  breit,  hufähnlich. 

Sind  die  Vorderextremitäten  der  Dinosaurier  im  wesentlichen  nach 
dem  Typus  der  Reptilien  gebaut,  so  zeigen  Becken  und  Hinter- 
beine wenigstens  bei  den  Orthopoden  mancherlei  Übereinstimmung 
mit  Vögeln.  Das  Darmbein  (Ileum)  ist  mehr  oder  weniger  in  der 
Richtung  von  vorn  nach  hinten  verlängert  und  verhältnissmässig 
niedrig;  ein  nach  vorn  und  unten  gerichteter  Gelenkfortsatz  dient  zur 

Aufnahme  des  Schambeins, 
an  einen  entsprechenden  hin- 
teren Fortsatz  befestigt  sich 
das  Sitzbein ;  zwischen  beiden 
bildet  ein  grosser,  halbkreis- 
förmiger Ausschnitt  die  Pfanne 
für  den  Oberschenkel.  Die 
Sitzbeine  (Ischia)  sind  bei 
allen  Dinosauriern  wie  bei 
den  Krokodilen  lange,  schräg 
nach  hinten,  unten  und 
innen  gerichtete  Knochen, 
welche  meist  in  einer  Sym- 
physe zusammen  stossen.  Bei 
den    Sauropoden    sind  die 

Docken  von  Iguanodon.   il  Darmbein,  p  Schambein,  p  Post-   Schambeine     kürzer ,  Stäm- 
pubis,  i»  Sitzbein,  o  Processus  obturatorius,  a  Pfanne.      niiger     Und     breiter    als  die 

Sitzbeine  und  bilden  in  ihrer  distalen  Vereinigung  eine  knorpelige 
Symphyse.  Bei  den  Theropoda  verlängern  sich  die  Schambeine 
schon  erheblich  stärker,  werden  schlanker  und  verschmelzen  ventral 
in  einer  langen  Symphyse.  Bei  den  meisten  Orthopoden  (Fig.  1699)  theilt 
sich  das  Schambein  in  einen  kürzeren  und  breiteren,  nach  vorn  ge- 
richteten, und  einen  schlanken,  nach  hinten  gewendeten,  dem  Ischium 
parallelen  Ast.  Die  vorderen  Aeste  ragen  frei  vor  und  vereinigen  sich 
nicht  in  einer  Symphyse.    Sie  entsprechen  dem  Pubis  der  übrigen 


Digitized  by  Google 


Dinosanria.  Sauropoda. 


701 


Dinosaurier,  während  der  hintere  Fortsatz,  welchen  Marsh  Postpubis 
nanute,  in  Lage  und  Form  an  das  Schambein  der  Vögel  erinnert. 
Nach  den  embryologischen  Untersuchungen  von  Bunge  und  Mehnert 
entspricht  jedoch  das  Praepubis  der  Orthopoden  keineswegs  dem  Pro- 
cessus pectinealis  der  Vögel;  es  macht  vielmehr  das  anfänglich  nach 
vorn  oder  vertical  nach  unten  gerichtete  Schambein  der  Vögel  im 
Verlaufe  der  Entwickelung  eine  Drehung  nach  hinten  und  ist  somit 
dem  eigentlichen  Schambein  der  Reptilien  homolog.  Das  Postpubis 
der  Orthopoden  erseheint  darum  als  eine  besondere  Differenzirung, 
welche  in  der  Gewohnheit  dieser  Thiere,  sich  auf  die  Hinterbeine  und 
den  Schwanz  zu  stützen,  ihre  physiologische  Erklärung  findet. 

Der  Oberschenkel  übertrifft  den  Humerus  stets  an  Länge. 
Im  Tarsus  sind  zwei  Reihen  von  Knöchelchen  vorhanden.  Die 
proximale  Reihe  besteht  aus  einem  niedrigen,  oben  coneaven,  unten 
convexen  Tibiale  (Astragalus),  welches  sich  dicht  an  die  Gelenkfläehe 
der  Tibia  anlegt  und  dieselbe  zuweilen  vollständig  umfasst,  sowie 
einem  kleineren  Calcaneus  (Fibulare).  Bei  den  Stegosauriden  verwächst 
der  Astragalus  mit  der  Tibia  und  bei  den  meisten  Theropoden  besitzt 
derselbe  einen  mehr  oder  weniger  verlängerten  aufsteigenden  Fortsatz, 
welcher  sich  in  eine  seichte  Vertiefung  an  der  Vorderseite  der  Tibia 
anlegt.  Diese  Beschaffenheit  des  Tarsus  stimmt  mit  gewisseu  Ptero- 
saurieru  und  Vogelembrvonen  überein,  bei  denen  der  Astragalus  noch 
nicht  mit  der  Tibia  verschmolzen  ist.  Die  zweite  Reihe  des  Tarsus 
enthält,  wenn  sie  überhaupt  verknöchert,  in  der  Regel  zwei  bis  drei 
flache  Knochen,  wobei  die  Tarsalia  I  bis  III  in  der  Regel  zu  einem 
Stück  verschmolzen  erscheinen. 

Der  Hinterfuss  ist  entweder  fünf-  oder  dreizehig,  doch  pflegen 
die  Metatarsalia  I  und  V,  auch  wenn  sie  keine  funetionirenden  Zehen 
tragen,  wenigstens  augedeutet  zu  sein. 

Sämmtliche  Dinosaurier  rinden  sich  in  Ablagerungen  der  meso- 
zoischen Periode  und  zwar  von  der  unteren  Trias  an  bis  zur  obersten 
Kreide.  Sie  sind  vorzugsweise  in  Nordamerika  und  Europa,  spärlich 
in  Süd-Amerika,  Süd-Afrika  und  Ostindien  verbreitet.  Die  ersten  Lieber- 
reste  wurden  im  Anfang  dieses  Jahrhunderts  im  Grossoolith  und  in  der 
Wälderstufe  von  England  entdeckt  und  von  Buckland  und  Mantel l 
beschrieben.  R.  Owen  errichtete  für  dieselben  die  Ordnung  Dinosanria. 
Eine  richtige  Vorstellung  von  den  Eigentümlichkeiten  dieser  Reptilien 
erlangte  man  jedoch  erst,  als  in  Nordamerika  eine  Fülle,  zum  Thoil 
vorzüglich  erhaltener  Gattungen  und  in  Europa  ganze  Skelete  von 
Iguanodon,  Zanclodon  und  Compsognathus  entdeckt  wurden.  Die  Ein- 
theilung  der  Dinosauria  in  drei  Unterordnungen,  Sauropoda,  Thero- 
poda  und  Orthopoda  stützt  sich  vorzugsweise  auf  die  Untersuchungen 
von  O.  0.  Marsh. 

1.  Unterordnung.    Sauropoda.  Marsh. 

Schädel  klein.  Zwischen  Kiefer  bezahnt.  Zähne  spateljörmig,  am  Vorder-  und 
Hinterrand  zugeschärft.  Vor  den  Augenhöhlen  eine  grosse  präorbitale  Oeffnung. 
Hals-  und  vordere  Rückenwirbel  opisthoeöl,  die  übrigen  plati/cöl.  Cenlra  der 
Rücken-,  zuweilen  auch  der  Sacralwirbel  mit  seitlichen  Hohlräumen  oder  cavernös. 
Extremitätenknochen  massiv.    Femur  ohne  1  vorspringenden  inneren  Trochanter 


Digitized  by  Google 


702 


Vertebrata.  Reptilia. 


Vorderbeine  wenig  kürzer  als  Hinterbeine.  Alle  vier  Füsse  plantigrad,  fünfzehig. 
Schambein  massig  lang,  breit,  distal  knorpelig  verbunden.  Postpubis  jehlt.  Haut- 
skelet  fehlt. 

Die  Sauropoda  stehen  unter  allen  Dinosauriern  den  Krokodiliern  und 
insbesondere  den  Parasuchia  am  nächsten.  Sie  erreichten  gigantische  Di- 
mensionen.   Ihre  ßezahnung  weist  auf  Pflanzennahrung  hin. 

Ganze  Schädel  sind  von  Diplodocus,  Morosaurus  und  Jirontosaurus  be- 
kannt, jedoch  nur  jener  der  ersten  Gattung  genauer  beschrieben.  Die 
paarigen  Zwischenkiefer  und  mindestens  der  vordere  Theil  des  Oberkiefers 
sind  mit  einfachen,  langen,  spateiförmigen  oder  cylindrischen  Zähnen  besetzt; 
vor  den  grossen,  seitlich  gewendeten  Augenhöhlen  befinden  sich  präorbitale 
Oeffnungcn  von  verschiedener  Form  und  Grösse;  die  langen  Nasenlöcher 
liegen  zwischen  Praemaxilla,  Maxiila  und  den  Nasenbeinen.  Die  Halswirbel 


A  B 


Fip.  1700. 

Ornithitpuis  aus  dem  Wealdcn  von  Wljrht.  Ein  Rückcnwirtwl  A  von  vorne,  B  von  der  Seite.  C  verti- 
talur  Inirrhtehnitt  'Ii-  ' 'entmin*.  >',  mit.  <ir.  (Nach  Mulke.)  b  vordere,  r  hintere  Oelenkflache  des 
('entmin*,  /celtliche  uotlniinp  zu  dorn  inneren  Hohlraum,  o  Medianpfciler,  n  Ituekenmurkseanal, 
z  vortlere,  s'  hintere  Zypapophysen,  :a  Zypantrum.  h*p  Hyposphen,  d  Diapophyse,  p  CapituUrpelenk 

der  Klppv,  f  KornfortMit/e. 

und  vorderen  Rückenwirbel  sind  opisthocöl,  ihre  zweiköpfigen  kurzen  Rippen 
durch  Sutur  oder  Ankylose  an  den  Diapophysen  und  Parapophvsen  befestigt 
und  die  Dornfortsätze  verkümmert,  die  hinteren  Rumpfwirbel  ausser  Zyg- 
apophysen  meist  noch  durch  »Hyposphen«  verbunden.  Die  Centra  der  Rumpf-, 
zuweilen  auch  der  Saeralwirbcl  (Fig.  1700)  enthalten  Hohlräume,  welche  wahr- 
scheinlich bei  Lebzeiten  der  Thiere  mit  Luft  erfüllt  waren.  Diese  Hohlräume 
bilden  in  der  Regel  zwei  grosse,  seitliche,  durch  eine  mediane  lüngsscheide- 
wand  getrennte  Kammern,  zu  denen  von  aussen  her  eine  rundliche  oder 
längliche,  unter  der  Basis  der  oberen  Rögen  befindliche  Oeffnung  führt. 
Auch  die  oberen  Rögen  und  Dornfortsätze  der  praesacralen,  sowie  der  vor- 
derste .Schwanzwirbel  zeigen  cavernöse  Beschaffenheit.  Von  den  Sacralwirbeln 


Google 


Dinoaauria.    8auropoda.  Atlantosauridae 


trägt  jedes  Centrum  seinen  eigenen 
Bogen.  Die  soliden  Centra  der 
Schwanzwirbel  sind  vorn  eben,  hinten 
schwach  ausgehöhlt,  seltener  procöl, 
unten  mit  langen  Sparrenknochen 
versehen.  Rückenmarkkanal  in  der 
Sacralregion  erweitert,  zwei-  bis  drei- 
mal so  gross  als  die  Gehimhöhle. 

Den  Extremitätenknochen  fehlen 
Markhöhlen.  Das  Brustbein  ist  durch 
zwei  rauhe,  ovale  oder  elliptische v 
Knochenplatten  angedeutet.  Die  ver- 
längerte Scapula  breitet  sich  am 
Gelenkende  ziemlich  stark,  am  dista- 
len Ende  nur  wenig  aus.  Ihr  Vorder- 
rand ist  concav.  Das  kleine,  rund- 
liche oder  vierseitige  Coracoid  lässt 
sich  am  besten  mit  dem  der  Rhyn- 
chocephalen  vergleichen.  Der  Hu- 
merus  erinnert  noch  an  Krokodil, 
besitzt  aber  bereits  einen  deutlichen 
oberen  Gelenkkopf.  Das  grosse  Darm- 
bein hat  nur  einen  kurzen,  vor  der 
Pfanne  befindlichen  Fortsatz;  den 
schlanken  Sitzbeinen  fehlt  ein  Pro 
ccssu8  obturatorius ;  die  starken,  nach 
unten  und  vorn  gerichteten  Scham 
beine  vereinigen  sich  mit  ihren  distalen 
Enden  in  einer  Symphyse.  Der  ge 
rade,  mit  dickem  Gelenkkopf  ver-  c__ 
sehene  Oberschenkol  übertrifft  die 
beiden  Vorderfussknochen  beträcht- 
lich an  Länge.  Der  Astragalus  besitzt 
keinen  aufsteigenden  Fortsatz.  An 
den  kurzen  Zehen  waren  die  letzten 
Phalangen  mit  hufartigen  Horn- 
scheiden umgeben. 

Sämmtliche  Sauropoda  finden 
sich  in  mittel-  und  oberjurassischen 
Ablagerungen  von  Europa  (England, 
Nordfrankreich),  Nordamerika  (Wyo- 
ming, Colorado),  im  Wealden  von 
England  und  in  der  unteren  und 
mittleren  Kreide  von  England. 

1.  Familie.  Atlantosauridae. 

Zähne  mit  etwas  zusammengedrückter, 
vorne  und  hinten  zugeschärfter  Krone. 
Hämapophysen  gelenkig  mit  der  Unter- 
seite der  soliden  Schwanzwirbel  verbun- 
den. Jura  und  Wealden  von  Europa, 
Nordamerika  und  Südamerika. 

Cetiosaurus  Owen  (Cardiodon 
Owen).  Ein  Skelet  ohne  Schädel  und 
Halswirbel  aus  dem  Grossoolith  von 
Oxford  (C.  Oxoniensis  Phil.)  lässt  auf 


Digitized  by  Google 


704 


Vertebrata.  Reptilia. 


eine  Länge  des  Thieres  von  mindestens  12  m  und  auf  eine  Höhe  von  3  m 
schliessen.  Die  Schulterblätter  sind  1,35  m,  die  Oberschenkelknochen  1,7  m  lang. 
Sitzbeine  schwächer  als  die  Schambeine  und  distal  verschmälert.  Die  Rücken- 
wirbel haben  unter  den  Bögen  seitliche  Aushöhlungen.  Dogger.  England. 


Flg.  1702. 

Brontotaurut  acccmu  Man«h.  Ob.  Jura. 
Wyoming.  A  sechster  Halswirbel  von 
hinten,  B  Rückenwirbel  von  der  Seite. 
b  vordere,  c  hintere  Gelenkflache  de« 
Centruins,  /  seitliche  OctTnung  des 
inneren  Hohlraums,  n  Neuralcanal, 
d  Diapophyse,  p  Parapophyse,  «  DOTO* 
fortsau,  *  vordere,  t  hintere  Zyga- 
pophyse,  r  Rippe.   (Nach  Marsh.) 


Kig.  1703. 

ilorotauru*  grandl*  Marsh. 
Ob.  Jura.  Wyoming. 

A   B  Zahn  von  der  Seite 
und  von  vom 

Vt  nat.  Gr. 


C  Becken  von  vorne,   '/u  n»t-  Or. 


Fig.  1704. 

Moro*auriit  grandU  Marsh.     A,  B  vierter  Halswirbel  von  der 
Seite  und  von  hinten.   •/»  nat.  Gr.  6  vordere,  c  hintere  Gelenk- 
flache, r  vordere,  *'  hintere  Zygapophyse,  d  Diapophyse,  p  Para- 
pophyse,  /  seitliche  Oetlhung,  ne  Neuralkanal. 

o  erster,  p  letzter  8acrnlwlrln0,  6.  c.  d,  c  Querfortsatze,  U  lleum, 


J'b  Pubis,  it  Ischium.     (Nach  Marsh.) 

Atlanfosaurus  Marsh.  Sitzbeine  distal  verbreitert,  in  der  Symphyse 
zusammenstoßend.  Rücken-  und  Sacralwirbel  mit  grossen  Hohlräumen. 
Oberschenkel  2  m  lang.    Ob.  Jura.    Wyoming.  Colorado. 


Dinosauria.    Sauropoda.  Theropoda. 


705 


Apatosaurus  Marsh.    Ob.  Jura.  Colorado. 

Brontosaurus  March  (?  Amphicoelias  Cope)  (Fig.  1701.  1702).  Skelet  ca. 
18  m  lang.  Schädel  sehr  klein,  Hals  und  Schwanz  lang.  Halswirbel  opisthocöl, 
die  kurzen  Rippen  vollständig  mit  den  Di-  und  Parapophysen  verschmolzen. 
Rückenwirbel  mit  zwei  grossen,  durch  eine  Median  wand  geschiedenen  Hohl- 
räumen, zu  welchen  eine  Oeffnung  unter  den  oberen  Bogen  führt.  Sacruni 
mit  fünf  verschmolzenen  Wirbeln,  die  ebenfalls  zwei  grosse,  innere  Hohlräume 
besitzen.  Scapula  am  Gelenkende  verbreitert.  Sitzbein  nach  unten  und 
innen  gerichtet,  die  etwas  verbreiterten  Enden  in  der  Symphyse  vereinigt. 
Ob.  Jura.   Wyoming.  Colorado. 

Morosaurus  March  (Fig.  1703. 1704).  Halswirbel  opisthocöl;  die  Halsrippen 
nicht  mit  den  Fortsätzen  verschmolzen.  Hämapophysen  durch  zwei  Gelenk- 
rlächen  mit  dem  Centrum  der  Schwanzwirbel  verbunden.  Sitzbein  am 
distalen  Ende  um  90°  gedreht,  so  dass  die  Seitenflächen  in  der  Symphyse 
zusammenstossen.  Sacrum  mit  4  verschmolzenen  Wirbeln.  Ob.  Jura.  Wyo- 
ming. Colorado. 

Camarosaurus  Cope.  Ob.  Jura.  Colorado.  Pleurocoelus  Marsh. 
Unt.  Kreide.  Maryland. 

Ornithopsis  Seeley  (Pelorosaurus  Mantell,  Eucamerotus  Hulke,  Chon- 
drosteosauriis,  Bothriospondyltis  Owen)  (Fig.  1700).  Halswirbel  lang,  opisthocöl. 
Rückenmarkkanal  der  Rumpf- 
wirbel sehr  weit.    Zahlreiche  ..^<-^-^' — „ 
Wirbel  und  Skeletknochen  von 
bedeutender  Grösse  finden  sich 
im    obersten    Jura   und  im 
Wealden  von  England.  0.  Hulkei 
Seeley. 

Titanosaurus,  Argyro- 
saurus  Lyd.  Kreide  (?).  Pata- 
gonien. 

2.  Familie.  Diplodocidae. 

Marsh. 

Zähne  cylindrisch,  schlank, 
auf  den  vorderen  Theil  desKiejers 
beschränkt.  Nasenlöcher  klein, 
ziemlich  weit  zurückliegend ,  da- 
hinter eine  dreieckige,  präorbitale 
Lücke.  Schwanzicirbel  lang,  am- 
phieöl,  unten  ausgehöhlt;  die  Hä- 
mapophysen mit  einem  nach  vorne 
und  einem  nach  hinten  gerich- 
teten Ast. 

Die    einzige    genauer  be- 
kannte Gattung  D  iplod ocus 
Marsh  (Fig.  1705)  erreichte  eine  Länge  von  ca.  12 — 15  m.    Der  Schädel  ist 
0,60  m  lang.  Oberer  Jura.    Colorado  und  Wyoming. 


FI(T.  1705. 

Schädel  vi»n  Dipludocu*  longut  Muroh.    Ol».  Jura  CuTii.ii 
CJt»,  ColOIMO.   ca.  V»  Hat.  «ir.    (Nurh  Maruli  < 


2.  Unterordnung.    Theropoda.  Marsh.1) 

Schädel  klein,  einen  rechten  Winkel  mit  dem  Hals  bildend. 
Zwischenkiefer,  Oberkiefer  und  Unterkiefer  bezahnt  Zähne 


')  Deslongcluunp»,  Eudes,  Poikilopleuron.  Mein.  Soc.  Linn.  <le  Normandie  1H38. 
vol.  VI.  36.  —  Phillip*,  .7.,  Mctfilosaurtis.  Geology  of  Oxford  1^7 1  p.  1W— 219. 
—  Vlieninger,  Th.,  Zanclodon.  Wfirttemb.  naturw.  Jahreshefte  VIII.  —  Wagner, 
And,  C'ompsoKnathuA.    Abi»,  k.  Bayer.  Ak.  II.  OL  18t51  IX. 

/Ittel.  Onindznfrc  Act  Pnlnunntnln^'e.  4:» 


Digitized  by  Google 


Tor, 


Vertebrata.  Reptilia. 


zugespitzt,  dolchf örraig,  seitlich  zusammengedrückt.  Unter- 
kiefer ohne  Kronfortsatz,  mit  seitlicher  Oeffnung.  Wirbel 
massiv  oder  hohl,  die  vorderen  opisthocöl,  die  übrigen  platy- 
cöl.  Extremitätenknochen  hohl.  Vorderbeine  beträchtlich 
kürzer  als  die  hinteren.  FÜ866  digitigrad;  Zehen  (fünf  bis 
drei)  raeist  ungleich  lang,  mit  spitzen,  gekrümmten  Klauen. 
Schambeine  schlank,  nach  vorn  gerichtet,  distal  verschmolzen, 
verbreitert  und  meist  mit  einem  nach  hinten  verlängerten 
Fortsatz.  Postpubis  fehlt.  Femur  mit  innerem  Trochanter. 
Astragalus  mit  aufsteigendem  Fortsatz. 

Die  Theropoden  sind  fleischfressende  Landbewohner,  mit  spitzen, 
etwas  rückwärts  gekrümmten  Zähneu,  deren  Dimensionen  in  weiten 
Grenzen,  zwischen  der  Grösse  einer  Katze  (Compsognathm)  und  eines 
Elephanten  {Megalcsaurus)  schwanken.  Ihre  äussere  Erscheinung  erhält 
durch  die  hohen ,  geknickten  Hinterbeine  und  die  kurzen  Vorder- 
extremitäten ein  absonderliches  Gepräge.  Ihre  Bewegung  war  ent- 
weder wie  bei  den  Kängurus  eine  sprungweise  hüpfende,  oder  sie  konnten 
wie  die  Vögel  auf  den  Hinterbeinen  einherschreiten  und  die  Vorderfüsse 
zum  Greifen  benutzen.  Der  enorm  lange,  überaus  kräftige  Schwanz 
diente  den  Thieren  als  Stütze  des  Körpers,  wenn  sie  in  hockender 
Stellung  ruhten,  wobei  die  in  der  Mitte  verbundenen  distalen  Enden 
der  Scham-  und  Sitzbeine  wohl  den  Boden  berührten.  Das  Skelet 
vieler  Theropoden  war  überaus  leicht  gebaut ;  bei  allen  sind  die  Röhren- 
knochen mit  grossen  Hohlräumen  versehen,  ja  bei  den  Coeluriden  und 
Compsognathiden  sind  sogar  die  Wirbel  hohl  und  die  inneren  Hohl- 
räume nur  von  dünnen,  knöchernen  Wandungen  umgeben. 

Schädel  sind  nur  von  wenigen  Gattungen  bekannt.  Sie  stimmen 
im  Wesentlichen  mit  den  Sauropoden  überein,  allein  die  Nasenlöcher 
sind  etwas  weiter  nach  vorn  gerückt,  und  die  Nähte  der  dünnen  Kopf- 
knochen häufig  undeutlich.  Die  opisthoeölen  Halswirbel  sind 
stets  länger  als  die  Rückenwirbel;  ihre  Dornfortsätze  niedrig  und  die 
Gelenkfacetteu  für  die  laugen,  geraden  Halsrippen  am  oberen  Bogen 
und  am  Centrum  befindlich.  Auch  an  den  Rücken-  und  Schwanz- 
wirbeln erreichen  die  Dornfortsätze  nur  mässige  Länge,  was  auf  eine 
schwächere  Muskulatur  als  bei  den  Sauropoden  hinweist.  Die  langen 
Rippen  hoften  sich  mit  ihren  verdickten  zweiköpfigen  Enden  lediglich 
an  den  oberen  Bogen  der  Rückenwirbel  an;  den  hinteren  Schwanz- 
wirbeln fehlen  Rippen,  dagegen  sind  die  Haemapophysen  stark  ent- 
wickelt. Die  Verbindung  der  Rumpfwirbel  wird  meist  durch  Hvposphen 
verstärkt.  Bemerkenswerth  ist  der  bei  Poikilopleuron  und  tompsognathus 
nachgewiesene  Bauchrippenapparat.  Der  Brustgürtel  zeigt  ähnlichen 
Bau,  wie  bei  den  Sauropoden.  Die  Seapula  ist  stärker  und  länger  als 
der  Humerus;  das  Coracoid  mehr  oder  weniger  halbmond-  oder  halb- 
kreisförmig, der  Oarpus  meist  mangelhaft  verknöchert,  die  Zehen  von 
massiger  Länge  und  mit  Krallen  bewehrt.  Im  Beckengürtel  zeichnet 
sich  das  Darmbein  durch  seine  niedrige,  langgestreckte  Form  aus;  der 
präaeetabulare  Fortsatz  ist  kürzer  und  höher  als  der  hintere  Flügel. 
Charakteristisch  ist  eine  mehr  oder  weniger  entwickelte  horizontale,  nach 
hinten  gerichtete  Verlängerung  des  distalen  Endes  der  Schambeine. 
Die  H  i  n  t  e r  e  x  t  r  e  m  i  t  ä  t  c  n  zeichnen  sich  durch  ansehnliche  Länge 
aus.    Die  proximale  Tarsusreihe  besteht  aus  Astragalus  und  Calcaneus, 


Digitized  by  Google 


Theropoda.  Megalosauridae. 


707 


wovon  der  erstere,  wie  beim  jungen  Strauss,  einen  Fortsatz  nach  oben 
sendet,  der  sich  unbeweglich  an  das  distale  Ende  der  Tibia  anlegt. 

Die  Theropoden  zerfallen  in  drei  Familien :  Megalosauridae,  Compso- 
gnathidae  und  Coeluridae  und  vertheilen  sich  auf  Trias,  Jura  und  Kreide. 

1.  Familie.  Megalosauridae. 

Wirbel  massiv,  platycöl,  die  Halswirbel  zuweilen  opisthocöl.  Schambeine 
lang,  distal  verbreitert  und  in  einer  langen  Symphyse  zusammenstossend.  Hand 
und  Fuss  fünfzehig,  jedoch  am  Hinterfuss  die  seitlichen  Zehen  häufig  rudimentär. 
Trias  bis  obere  Kreide. 

Zanclodon  Plieninger  (Plateosaurus,  Teratosaurus ,  Smilodon  v.  Meyer, 
Gresslyosaurus  Rütimeyer).  Zähne  vorne  und  hinten  zugescharrt  und  gekerbt. 
Wirbelsäule  aus  mehr  als  (30  platycölen  Wirbeln  bestehend.  Sacrum  mit 
3  Wirbeln.  Extremitäten  plump.  Keuper.  Süddeutschland.  Den  im  Stuttgarter 
und  Tübinger  Museum  befindlichen,  über  3  m  langen  Skeleten  fehlt  der  Schädel. 
Er  ist  unter  dem  Namen  Teratosaurus  beschrieben.    Z.  laevis  Plieninger. 


t 


ehester.  Conn.    '/«  u»1-  *>r.  (Nach  Marsh.} 

F  Fibuln,  TTibia,  a  Asrnwalus,  e  <  alenneus,  ViK 

<2— 4  Tarsalia  der  distalen  Reihe,  /  erste,  Allotauru*  wjilis  Marsh.    Oh.  Jura.  Colorado,  a  Vorder- 

V  fünfte  Zehe.  fuss,  b  Hinterfuss,  resuiurirt.  1  /«o  Mt  Or.  iNaeh  Marth.] 

Die  Gattungen  Dimodosaurus  Pidancet  aus  dem  Keuper  von  Poligny, 
Doubs,  Cladyodon  Owen,  Thecodontosaurus,  Pala  cosa  u  ru  s  Riley  und 
Stutchb.  aus  der  Trias  von  Bristol,  ferner  Rachilrema  Sauvage  aus  dem 
Rhät  von  Autun,  Epicampodon  Huxley  aus  der  Trias  von  Ostindien, 
Euscelosaurus  Huxley  aus  dem  Karoosandstein  von  Südafrika  stehen 
Zanclodon  nahe,  beruhen  aber  meist  auf  dürftigen  Resten. 

Anchisaurus  Marsh  (Fig.  170<5).  Schädel  klein,  mit  sehr  grossen 
seitlichen  Augenhöhlen,  grossen  praeorbitalen  OefTnungen,  verhältuissniäKsig 

45* 


Digitized  by  Google 


TOS  Vertebrata  Reptilia. 

kleinen  Nasenlöchern ,  gerundet  vierseitigen  oberen  und  hohen  seitlichen 
Schläfen  gruben.  Nasenbeine  sehr  gross,  glatt.  Die  Kiefer  oben  und  unten 
bis  zur  Schnauzenspitze  kräftig  bezahnt.  Vorder-  und  Hinterfüsse  fünfzehig, 
jedoch  vorne  nur  3,  hinten  4  Zehen  funktionirend.  Trias.  Connecticut. 
Die  Länge  des  ganzen  Skeletes  betrögt  wenig  mehr,  als  1  in. 


Ammosaurus  Marsh,  Bathyynathus  Leidy,  Arctosaurus  Leith  Adams, 
Clepst/saHrus  Lea  aus  der  Trias  von  Nordamerika  sind  unvollständig 
bekannt. 

Ceratosaurus  Marsh  (Fig.  1707. 1708).  Skelet  ca.  4 — 5  m  lang.  Schädel 
auf  dem  langen  Nasenbein  mit  hoher,  rauher,  knöcherner  Crista.  Prae- 
frontalia  zu  einem  Kamm  angeschwollen.  Augenhöhlen  etwas  kleiner,  als 
die  seitliehen  Schläfenlöcher.  Halswirbel  vorne  eben,  hinten  ausgehöhlt, 
alle  übrigen  Wirbel  platycöl.  Schwanzwirbel  lang,  mit  starken  Dornfort- 
sätzen und  Haemapophyscn.  Die  Beckenknochen  in  der  Pfanne  fest  ver- 
schmolzen. Vorderbeine  sehr  kurz,  mit  4  funktionirenden  Zehen.  Im 
lliütert'iiss  verschmelzen  die  drei  mittleren  Metatarsalia  fast  vollständig,  die 


)igitized  by  Google 


Theropoda.    Megalosauridae.  Compsognathidae. 


7(ti» 


Hai«  liegen   eine  Anzahl 


Vordere  Wirbel 


zwei  übrigen  sind  verkümmert.  Ueber  dem 
knöcherner  Hautplatten.    Ob.  Jura.  Colorado. 

Allosaurus  Marsh  (Fig.  1709).  Schädel  unbekannt, 
opisthocöl,  die  übrigen  platycöl.  Extremitäten  sehr  ähnlieh 
Ceratosaurus ,  aber  Beckenknochen  und  Metatarsalia  nicht 
verschmolzen.  Ob.  Jura.  Colorado. 

Labrosaurus  Marsh.    Ob.  Jura.  Colorado. 

Streptospondylus  v.  Meyer.    Halswirbel  opisthocöl. 
Ob.  Jura.  Nordfrankreich  und  England. 

Megalo  saurus  Buckland  (Poikilopleuron  Deslongch.) 
(Fig.  1710).  Zähne  vorne  und  hinten  zugcsehärft  und  ge- 
kerbt. Halswirljel  vorne  schwach  gewölbt,  hinten  schwach 
ausgehöhlt.  Extremitätenknochen  hohl.  Femur  1  m, 
Scapula  0,8  m  lang.  Bauchrippen  vorhanden.  Im  Lias, 
Dogger,  oberen  Jura  und  Wealden  von  England,  Nord- 
frankreich, Norddeutechland  und  Nordamerika.  Die  voll- 
ständigsten Ueberreste  stammen  aus  dem  mittleren  Jura 
(Bathonien)  von  Oxford  und  Caen  (Calvados). 

Laelaps  Cope  (Dryptosaurus  Marsh).  .Schädel  0,fi  m 
lang.  Praefrontalia  kammförmig  angeschwollen.  Orbita 
ungemein  gross,  durch  eine  dünne  Knochenbrücke  von 
der  praeorbitalen  Oeffnung  getrennt.  Zähne  und  Skelet 
ähnlich  Megalosattrus.    Ob.  Kreide.  Nordamerika. 

Hypsirhophus  Cope,  Ornithomimus  Marsh, 
Aublysodon,  Coelosaurus  Leidy  u.  a.  aus  der  oberen 
Kreide  von  Nordamerika  sind  auf  dürftige  Reste  basirt, 

2.  Familie.    Compsognathidae.  Huxlcy. 

Wirbel  und  ETtremitätenknocIien  hohl.  Halsicirbel  vorne  schwach  convex, 
hinten  leicht  ausgehöhlt;  die  übrigen  Wirbel  platycöl.  Hals  lang,  biegsam,  mit 
spiessförmigen  Halsrippen.  Schambeine  kräjtig,  länger  als  die  schlanken  Sitzbeine. 
Femur  kürzer  als  Tibia.  Astragalus  mit  langem,  aufsteigendem  Fortsatz,  dem 
distalen  Ende  der  Tibia  dicht  anliegend.  Metatarsalia 
lang.  Hand  und  Fuss  mit  drei  funkt  ionir  enden  Zehen, 
die  übrigen  rudimentär.  Ob.  Jura  von  Kelheim  in 
Bayern. 


Fl«.  1710. 
Slffwlonaurv»  Tiuck- 

landi  Meyer. 
Growoolith.  Stones- 
fleld.   Zahn  nat.  Gr. 


Kit?.  1711. 

Compiognathu*  (oni)ijttf  A.  Wnjrn.     Lithographischer  Schiefer 
von  Kellieim.  Hävern.    '/»  nat.  Gr.  (Nach  A.  Wagner.) 


Flu  1712 
Linker  Rinterfnss  von  Cnmpto- 
ffnathtt*  Unuript*  Wncn.  Nat  <ir. 
T  Tibia,  F  l  ibnla,  f2  TanMiHa 
der  zweiten  Reihe,  mt  IfatatUMlU 
(N'iK'h  lianr.) 


Compsognathus  Wagn.  (Fig.  1711.  1712).  Das  einzige,  im  Münchener 
Museum  befindliehe  Skelet  gehört  dem  kleinsten  bis  jetzt  bekannten  Dino 


Digitized  by  Google 


710 


Vertebrata.    Reptil  ia. 


saurier  in  Europa  an;  dasselbe  rührt  von  einem  vollständig  ausgewachsenen 
Individuum  her,  das  in  der  Leibeshöhle,  wie  Marsh  zuerst  erkannt  hat, 
einen  wohl  ausgebildeten  Embryo  umschliesst.  Der  vogelähnliche  Schädel  ist 
ca.  75  mm  lang  und  bildet  gegen  den  ungewöhnlich  langen  Hals  einen  rechten 
Winkel:  die  hänge  der  22  praesacralen  Wirbel  beträgt  ca.  0,20m  und  fast  eben 
ho  lang  sind  die  15  überlieferten  Schwanzwirbel.  Vorderbeine  nur  halb  so 
lang,  als  Hinterbeine.  Am  Hinterfuss  drei  funktionirende,  mit  Krallen  be- 
waffnete Zehen.  Calcaneus  und  Astragalus  legen  sich  dicht  an  die  Tibia  an, 
sind  aber  durch  Naht  getrennt;  die  zweite  Reihe  des  Tarsus  enthält  drei 
platte  Knöchelchen.    C.  longipes  Wagn. 

Die  Gattung  Ha llop  us  Marsh  aus  dem  oberen  Jura  von  Colorado  steht 
Compsognathus  nahe. 

3.  Familie.    Coeluridae.  Marsh. 

Schädel  unbekannt.  Wirbel  und  alle  übrigen  Skeletknochen  hohl.  Vordere 
Halsicirbel  opisthoeöl,  die  übrigen  platycöl.  Neuralkanul  stark  erweitert.  Hals- 
rippen  mit  den  Centra  verschmolzen.    Metatarsalia  sehr  lang  und  dünn. 

Diese  meist  kleinen  (2 — 3  m  langen)  Dinosaurier  sind  im  oberen  Jura 
von  Nordamerika  und  im  Wealden  von  England  verbreitet,  jedoch  unvoll- 
ständig bekannt. 

Coelurus  Marsh  (Aristosuchus  Seeley).  Nur  Theile  der  Wirbelsäule, 
Rippen ,  Becken  und  wenige  Skeletknochen  bekannt.  Sämnitliche  Centra, 
Bögen  und  Fortsätze  der  Wirbel  sind  vollständig  hohl,  die  ausgedehnten 
inneren  Hohlräume  nur  von  dünnen ,  aber  feBten  Knochenwänden  um- 
schlossen. Bögen  durch  Sutur  mit  dem  Centrum  verbunden;  Rückenmark- 
kanal in  der  Hals-  und  Rumpfregion  stark  erweitert.  Ob.  Jura  von  Nord- 
amerika (Wyoming,  Maryland)  und  Wealden  von  England. 

Thecospondylus  Seeley,  Calamospondylus  Lyd.  aus  dem  Wealden 
von  England  und  Tichoste'us  Cope  aus  dem  oberen  Jura  von  Colorado 
sind  nur  auf  Wirbel  basirt.  Nach  Cope  gehören  eigenthümliche  Wirbel 
(Tanystropheus  v.  Meyer)  aus  dem  Muschelkalk  von  Bayreuth  und  aus  der 
Trias  von  Neu-Mexico  zu  den  Coeluriden. 


3.  Unterordnung.    Orthopoda.  Cope. 

Zwi.schenkiefer  zahnlos  oder  nur  seitlich  mit  Zähnen 
besetzt.  Unterkiefer  mit  einem  zahnlosen  Symphysenbein 
(Praedentale).  Zähne  blattförmig,  zusammengedrückt,  am 
Vorder-  und  Hinterrand  gezackt,  bei  längerem  Gebrauch  ab- 
gekaut. Nasenlöcher  sehr  gross,  weit  vorne.  Praeorbitale 
Oeffnung  klein  oder  fehlend.  Wirbel  massiv,  opisthoeöl, 
platycöl  oder  amphicöl.  Schambeine  mit  einem  dem  Ischium 
arallelen  Postpubis  von  verschiedener  Länge.  Extremitäten- 
nochen hohl  oder  massiv.  Vorderbeine  kürzer  als  Hinter- 
beine. Füsse  digitigrad  oder  plantigrad.  Ilautskelet  sehr 
stark  entwickelt  oder  fehlend. 

Zu  den  Orthopoden  gehören  nieist  sehr  grosse,  herbivore  Land- 
bewohner, die  sich  hauptsächlich  durch  den  Besitz  cinos  Postpubis. 
sowie  den  Mangel  an  Zähnen  am  Vorderendc  der  Schnauze  und  in 
der  Symphyse  des  Unterkiefers  auszeichnen.  Sie  zerfallen  in  die  drei 
Familien  Sh.yus'.tnridua,  CWatopsidae  und  Ornithopodidac. 


Digitized  by  Google 


Orthopoda.  Stegosauridae. 


711 


1.  Familie.    Stegosauridae.  Marsh.1) 

Schädel  klein,  Zwischen/rief  er  zahnlos,  selten  seitlich  mit  kleinen  Zähnchen 
besetzt.  Praedentale  zahnlos.  Nasenlöcher  gross,  weil  vorne.  Praeorbitale  Oeff- 
nung  fehlend.  Sämmtliche  Wirbel  amphicöl,  und  wie  die  Extremitätenknochen 
massiv.  Schambein  mit  starkem  Postpubis.  Vorderbeine  viel  kürzer  als  Hinter- 
beine. Füsse  planiigrad,  fünf-  bis  dreizehig,  mit  kurzen,  hujartigen  Endphalangen. 
Hautskelet  sehr  stark  entwickelt,  aus  Reihen  von  Knochenplatten,  die  zuweilen 
einen  geschlossenen  Rückenpanzer  bilden,  und  langen  Stacheln  bestehend.  Lias 
bis  obere  Kreide. 

Die  Stegosauriden  sind  wie  die  Sauropoden  Pflanzenfresser  und  theil- 
weise  von  sehr  stattlicher  Grösse.  Sie  zeichnen  sich  hauptsächlich  durch 
das  mächtig  entwickelte  Hautskelet  aus,  das  bald  aus  getrennten  mächtigen 
Hautplatten  und  Stacheln  besteht,  bald  einen  geschlossenen  Panzer  bildet. 
Im  Gegensatz  zu  den  Sauropoden  sind  die  Wirbel  massiv  und  platycöl, 
dagegen  zeigt  der  Rückenmarkcanal  zuweilen  in  der  Beckenregion  eine  un- 
gemein starke  Erweiterung.  Im  Becken  erinnert  der  starke,  nach  hinten 
gerichtete  Fortsatz  des  Schambeins  an  die  Omithopodidae,  mit  denen  sie  auch 
die  bedeutende  Verlängerung  der  Hinterbeine  theilen. 


Big  1713. 

Schädel  von  Stegotauru*  ttenopt  Marsh.  Ob.  Jura.  Colorado. 
V«  nat.  Gr.  (Nach  Marsh.) 


KIk.  1714. 
Sttffonnuru*  unfftilatu»  Marsh.  A  Ann- 
giiM  den  Neuraleanals  Im  Sacrum 
von  oben,  a  vorderen,  p  hinteres 
Endo.  /  OerTnuiiKen  zw  Ischen  den 
SaeralwIrlM-ln.  »/4  nat.  Or.  if  AUf^uss 
der  Gehirnhöhle  von  oben.  '/«  uRt- 
(ir.  ol  lobus  olfnctorius.  c  (rr<>«*e 
Heinlfphilren,  oj>  Sehhügel,  cb  Klein- 
hirn, m  verliliiKerte*  Mark. 


Stegosaurus  Marsh.  (Fig.  1713—1715). 
Schädel  lang  und  niedrig,  Gehirn  winzig 
klein,  Augenhöhlen  oval,  seitlich,  obere 
Schläfenlöcher  klein ,  rundlich.  Nasen- 
beine sehr  lang,  fast  die  Hälfte  des  Schädeldaehs  bildend.  Unterkiefer 
hoch,  mit  Durchbruch  und  zahnlosem  Praedentale.  Halswirbel  mit  kurzen, 
Rückenwirbel  mit  langen  zweiköpfigen  Rippen  und  sehr  hohen  Dornfort- 
sätzen, Schwanzwirbel  mit  starken  Hämapophysen.    Sacrum  aus  4  Wirbeln 


»)  Hxdke,  J.  W.,  On  Polacanthuf».  Philos.  Transactions  1881  und  1887.  — 
Seeleg,  H.  O,  Quart,  journ.  Geol.  8oc.  1881  XXXVII  p.  tift)  und  Hunzel,  E.,  Ab 
handig.  geol.  Reichs- AnBtalt.    Wien  1871.  Bd.  V. 


Digitized  by  Google 


712  Vertebrata.  Reptilia. 

zusammengesetzt.  Der  Rückenmnrkscanal  schwillt  in  der  Sacralregion  so 
stark  an,  das«  sein  Volum  jenes  der  (iehirnhöhle  ums  Zehnfache  übertrifft 
(Fig.  1714  A).  Vorderfüsse  kurz  fünfzehig,  Hinterfüsse  dreizehig  mit  einer 
rudimentären  Seitenzehe.  Astragalus  mit  der  Tibia  verschmolzen.  Auf  Hals, 
Rücken  und  dem  grössten  Theil  des  Schwanzes  stand  eine  Reihe  grosser, 
verticaler,  ursprünglich  mit  Horn  überzogener  Knochenplatten,  auf  welche 
am  Hinterende  des  Schwanzes  vier  Paar  lange  Stacheln  folgten.  Ein  Pflaster 
von  kleinen  Knochenstückchen  bedeckte  die  Kehle.  Vollständige  Skelete 
wurden  im  oberen  Jura  von  Colorado  ausgegraben. 


r 


,  ; 


"Ä 


Fi«.  1715. 

Skolct  von  Stegomuru*  ungulatu*  March.   Ol*.  Jura.    Colorado,    '/«o  uat.  Cir.    (Nach  Mirxh) 

Omosaurus  Owen  aus  dem  oberen  Jura  von  England  ist  vielleicht  mit 
Stegosaurus  identisch,  doch  ist  der  Hautpanzer  bis  jetzt  unbekannt. 

Von  Diracodon  und  Priconodon  Marsh  aus  dem  oberen  Jura  von 
Colorado  und  Maryland  liegen  erst  unvollständige  Reste  vor. 

Scelidosaurus  Owen.  Schädel  ca.  0,25  in  lang.  Die  schaufelförmigen, 
dreieckig  zugespitzten  Zähne  am  Vorder-  und  Hinterrand  grob  gezackt. 
Wirbel  platycöl.  Rückenmarkscanal  nicht  erweitert.  Astragalus  nicht  mit 
der  Tibia  verschmolzen.  Haut  mit  keilförmigen  Knochenplatten,  die  in  zwei 
Reihen  auf  Nacken  und  Rücken  stehen.  Schwanz  mit  einer  einfachen  Reihe 
von  Platten.    Unt.  Lias.  England. 

Echinodon  Owen.  Purbeck-Schichten. 

llylaeosaurus  Mantell,  Vectisaurus  Hulke,  Stenopelix  v.  Meyer 
aus  dem  Wealden  sind  ungenügend  bekannt. 

Polacanthus  Owen.  Rücken  mit  einem  geschlossenen,  aus  sculpirten 
Knochen  platten  bestehenden  Panzer.    Wealden.    Insel  Wight. 

In  der  oberen  Kreide  der  neuen  Welt  in  Niederösterreich  rinden  sich 
unvollständige  Reste  von  Sauriern  mit  stark  entwickeltem  Hautskelet,  die 
unter  dem  Namen  Strulhiosaurus,  Danubiosaurus  Bunzel,  Cratae- 
omus,  Oligosaurus,  Hoplosaurus  Seeley  beschrieben  wurden  und  ent- 
weder zu  den  Stegosauriden  oder  Ceralopsidae  gehören. 

2.  Familie.    Ceratopsidae.  Marsh. 

Schädel  riesig  gross,  mit  langen,  zugespitzten  Knochenzapfen  avj  Stirnbein 
und  schirmförmigem,  nach  hinten  stark  verbreitertem  Scheitelbein.  Praeorbital- 
Öffnungen  /eitlen.  Zwischenkie/er  verschmolzen,  davor  ein  zugespitztes  Schnauzen- 
bein (o*  rostmle),  welches  dem  zahnlosen  Praedentale  des  Unterkie/ers  entspricht 


Digitized  by  Google 


Orthopoda  Ceratopsidae. 


718 


Zähne  mit  zwei  Wurzeln.  Wirbel  platycöl.  Vorderbeine  den  Hinterbeinen  an 
Länge  wenig  nachstehend,  alle  Zehen  mit  breiten  Hufen;  vorne  fünf,  hinten  drei 
Zehen.  Pubis  nach  vorn  und  unten  gerichtet,  distal  verbreitert;  Postpubis  nur 
durch  einen  winzigen  Fortsatz  angedeutet.  Femur  ohne  dritten  Trochanter. 
Hautskelet  entwickelt,  aber  ungenügend  bekannt. 

Das  auffallendste 
Merkmal  dieser  Dino- 
saurier besteht  in  den 
langen,  kräftigen  Hör- 
nern auf  den  Stirn- 
beinen ,  welche  an 
die  knöchernen  Stirn- 
zapfen von  Ochsen, 
erinnern  und  auf  der 
rauhen,  porösen  Ober- 
fläche deutliche  Ge- 
fässeindrücke  aufwei- 
sen. Die  an  der  Basis 
etwas  ausgehöhlten , 
sonst  aber  soliden 
Zapfen  waren  ohne 
Zweifel,  wie  bei  den 
Boviden,  von  Horn- 
scheiden umgeben. 
Bei  Triceratops  trugen 
auch  die  Nasenbeine 
einen  kurzen  media- 
nen Knochenzapfen. 

Nach  Marsh  sind 
Atlas  und  Axis  mit 
einander  und  mit 
dem  folgenden  Hals- 
wirbel coössificirt  und 
die  Halsrippcn  mit 
denselben  verschmol- 
zen ;  die  hinteren 
Halswirbel  tragen 
kurze ,  zweiköpfige 
Rippen.  Rumpfwirbel 
mit  langen,  dasTuber- 
culum  und  Capitulum 
aufnehmenden  Quer- 
fortsätzen. Mit  dem 
Sacrum  verwachsen 
noch  einige  vorher- 
gehende Lendenwirbel ;  der  Neuralcanal  ist  kaum 
mässig  lang;  Caudalwirbel  kurz.    Das  sehr  kräftige 


Flg.  1710. 

Trieeratopt ßalxllatu»  Marsh.  Oberste  Kreide  (Laramie-Stufej.  Montana, 
lat.  Gr.  (Nach  Marsh.)  Schädel  von  «1er  Seit«?  und  von  oben. 
Nasenloch,  A  Augenhöhle,  S  obere*  Schläfenloch,  p  Parietale, 
i  Squamosum,  t  Randknochen  der  Parietalia  und  Squamo««,  h  Stirn- 
«apfen,    W  Nasenzapfen,  /  Geblrn.   r  Rostraibein,    0  (Juadrntboin, 

Pd  Praedentale. 


erweitert.  Schwanz 
Schambein  ist  nach 

vorne  gerichtet,  distal  verbreitert,  in  der  Symphyse  entweder  verschmolzen 
oder  durch  Knorpel  verbunden.  Beine  kurz  und  massiv,  Füsse  vorne  mit 
fünf,  hinten  mit  drei  kurzen  Zehen.    Endphalangen  hufartig. 

Die  meisten  Gattungen  erreichen  riesenhafte  Grösse.  Sie 
der  obersten  Kreide  (Laramiestufe)  von  Montana,  Wyoming, 
Dakota. 

Triceratops  Marsh  (Polyonax,  f  Agathaumas  Cope)  (Fig.  1716— 1718). 
Schädel  mehr  als  2  m  lang,  vorne  zugespitzt,  hinten  breit.  Stirnbeine  mit 
einem  Paar  mächtiger  aufrechter  Hörner.     Nasenbeine  mit  zwei  kurzen 


finden  sich  in 
Colorado  und 


Digitized  by  Google 


714 


Vertebrata.  Reptilia. 


Protuberanzen.  Die  schirmförmig  ausgedehnten  Scheitelbeine  ragen  hinten 
weit  über  das  Hinterhaupt  vor,  sind  am  Hinter-  und  Seitenrand  mit  einem 

Kranz  kleiner  Hautknochen  besetzt  und 
bedecken  einen  grossen  Theil  des  Halses. 
Nasenlöcher  sehr  gross,  weit  vorne  durch 
den  zahnlosen  Zwischenkiefer  und  ein 
kleines  Schnauzenbein  (os  rostrale)  ge- 
trennt. Unterkiefer  mit  aufsteigendem 
Kronfortsatz.  Zähne  nur  auf  Oberkiefer 
und  Dentale,  zugespitzt,  zweiwurzelig. 
Hüftbein  stark ,  vor  und  hinter  der 
Pfanne  verlängert.  Sitzbein  dünn,  schlank, 
gebogen,  nach  hinten,  unten  und  innen 
gerichtet.  Am  Sacrtim  betheiligen  sich 
zehn  Wirbel.  Obere  Kreide  (Laramie- 
stufe)  von  Montana,  Wyoming,  Colorado. 

C er a top  8  Marsh  (Monoclonius  Cope), 
Torosaurus,  Nod  osaurus  Marsh. 
Obere  Kreide.    Wyoming,  Montana. 


Fi*.  1717 

Trietratopt  »errat**  Marsh.  Oberkteferxahn 
o  von  aussen ,   b  von  oVr  Seite.     Kit  Or. 
iNach  Marsh.) 


Trlceratop»  proriui 


Fi*.  1718 

Marsh.   Ob.  Kreide.  Montana.  Hkelet  restaurirt.  i/io"«t(ir.   (Nach  O  C.  Marsh  ) 


3.  Familie.   Oraithopodidae.  Marsh.1) 

Schädel  rechtwinkelig  gegen  den  Hals  gerichtet.  Zwischenkiefer  zahnlos 
(selten  mit  kleinen  Zähnen).  Unterkiefer  mit  zahnlosem  Praedentale  und  kräftigem 
Kron/ortsatz.  Zähne  blattförmig,  am  Vorder  und  Hinterrand  zugeschärft  und 
gezackt.  Nasenlöcher  gross,  weit  vorne.  Praeorbitale  Oeffnung  klein.  Halswirbel, 
zuweilen  auch  vordere  Rückenwirbel  opisthocöl.  Extremitätenknochen  hohl,  seltener 
massiv.  Vorderbeine  viel  kürzer  als  Hinterbeine;  die  Zehen  mit  spitzen  Krallen. 
Schambein  mit  langem,  schlankem  Postpubis.  Hautskelet  fehlt.  Oberer  Jura  bis 
obere  Kreide. 

Die  Ornithopodiden  schliessen  sich  in  mehreren  wichtigen  Merkmalen 
den  Ceratopsiden  an,  von  denen  sie  sich  aber  durch  viel  kleineren  Kopf, 
weniger  plumpen  Körper,  Mangel  eines  Hautskeletes  und  ungemein  starke 


»)  Dollo,  L  ,  Bull.  Musee  Royal  d'hist.  nat  de  Belgique.  vol.  I  und  II.  1882—84. 
—  llulke,  J.  TP.,  On  Hypsilophodon  Foxii.  Quart  journ.  geol.  Soc.  1873  XXIX 
p.  522  und  1874  XXX  p.  18  und  Philos.  Trans.  1882  Bd.  173.  —  On  Ipianodon. 
Quillt  journ.  peol.  Soc.  1871  XXVII  p.  199,  1874  XXX  p.  24,  1878  XXXIV  p.  744, 
1885  XLI  p.  473,  1886  XL1I  p.  435.  —  Hiu-ley,  Th.,  On  Hvpsilophodon.  Quart, 
journ.  geol.  Soc.  1870  XXVI  p.  3.  -  Mantell,  O.  Alg.,  Philos.  Trans.  1825.  1841. 
1848.  1849. 


Digitized  by  Google 


Orthopoda.  Ornithopodidae. 


715 


Entwicklung  der  Hinterbeine  unterscheiden.  Bemerkenswerth  ist  die  Be- 
schaffenheit des  Beckengürtels,  welcher  unter  allen  Dinosauriern  am  meisten 
Vogelähnlichkeit  aufweist.  Die  Schambeine  senden  ein  dünnes,  dem  schlanken 
und  langen  Sitzbein  paralleles  Postpubis  nach  hinten  (Fig.  1699).  Die  Tibia 
articulirt  allein  mit  Astragalus  und  Calcaneus. 

Camptosaurua  Marsh.  Körper  ca.  3  —  10  m  lang.  Zwischenkiefer 
zahnlos,  Zähne  spateiförmig,  zugeschärft  und  gekerbt.  Halswirbel  mit  kurzen 
Rippen.  Rückenwirbel  vorn  und  hinten  nahezu  eben.  Sacralwirbel  nicht 
verschmolzen.  Vorderbeine  kurz ;  Hand  fünfzehig.  Ischium  an  beiden  Enden 
etwas  verbreitert;  Schambein  kräftig,  nach  vorne  und  innen  gerichtet,  mit 
langem,  bis  zum  distalen  Ende  des  Ischium  reichendem  Postpubis.  Astragalus 
und  Calcaneus  getrennt.  Im  oberen  Jura  von  Wyoming  und  Colorado  und 
im  Kimmeridge  und  Wealden  von  England. 

Laosaurus,  Dryosaurus,  Nanosaurus  Marsh.  Ob.  Jura.  Colorado. 
Wyoming. 


Hypsilophodon  Huxley.  Zwischenkiefer  paarig,  seitlich  mit  kleinen 
Zähnen  besetzt,  in  der  Mitte  zahnlos.  Nasenbeine  lang.  Wirbel  platycöl. 
Brustbein  theilwoise  verknöohert.  Postpubis  bis  zum  hinteren  Ende  des 
Schambeins  reichend.  Extremitäten  mit  spitzen  Krallen.  Ganze  Skelete 
von  4  bis  5  Fuss  Länge  im  Wealden  der  Insel  Wight. 

Iguanodon  Maut.  (Fig.  1719— 1721).  Schädel  verhältnissmässig 
klein ,  mit  verlängerter ,  seitlich  zusammengedrückter  Schnauze.  Augen- 
höhle höher  als  lang,  niedriger  und  kleiner  als  die  hohen,  unregel- 
mässig dreieckigen  oder  schlitzartigen  seitlichen  Schläfenlöcher  und  die 
langen ,  am  Schnauzenende  gelegenen ,  vorn  durch  eine  mediane  Scheide- 
wand getrennten  Nasenlöcher.  Obere  Schläfenlöcher  mässig  gross,  durch 
einen  schmalen  Parietalkamm  getrennt.  Vor  den  Augenhöhlen  eine  kleine 
praeorbitale  Durchbruchsöffnung.  Stirnbein  unpaar ,  sehr  breit.  Qua- 
dratum  vertical  verlängert,  der  Gelenkfortsatz  stark  vorragend;  zwischen 
diesem  und  dem  halbmondförmigen  Jochbein ,  welches  den  Unterrand 
der  Augenhöhle  bildet,  sowie  dem  langen,  nach  vorn  verschmälerten  Ober- 
kiefer ist  ein  ziemlich  grosses  Quadrato-Jugale  eingeschaltet.  Den  Oberrand 
der  Augenhöhle  bilden  zwei  kleine  Supraorbitalia.  Unter  dem  vorderen 
liegt  ein  kleines  Thränenbein.   Nasenbeine  sehr  lang.  Zwischenkiefer  zahnlos 


Digitized  by  Google 


TIC» 


Vertebrnta.  Reptilia. 


mit  scharfen  Rändern,  die  grossen  seitlichen  Nasenlöcher  umsehliessend. 
Unterkiefer  mit  hohem  Kronfortsatz,  das  Dentale  vorne  schräg  abgestutzt  und 
die  Symphyse  durch  ein  zahnloses,  scharfrandiges  Praedentale  gebildet. 
Zähne  spateiförmig,  vorne  und  hinten  gekerbt,  nur  aussen  in  Alveolarrinnen 
eingefügt,  nach  innen  freistehend.  Halswirbel  (10)  opisthocöl,  Rücken-  und 
Lendenwirbel  18,  vorne  und  hinten  eben,  Saeralwirbel  -1 — (i,  Schwanzwirbel 
40 — 50.  Neben  den  hohen  Dornfortsätzen  der  Rumpf-  und  Schwanzwirbel 
liegen  häufig  verknöcherte  Sehnen.  Brustgürtel  aus  einer  sehr  starken 
Scapula  und  einem  kleinen  Coracoid  bestehend.  Brustbein  mit  zwei  ver- 
knöcherten, gestielten  Platten.   Vorderbeine  kurz,  fünf  fingerig,  der  Daumen 

durch  einen  stachelartigen  Kno- 
chen ersetzt.    Hüftbein  vor  und 


hinter  der  Pfanne  stark 
längert.  Postpubis  dünn ,  stab- 
förmig,  erheblich  kürzer  als  Sitz- 
bein. Femur  sehr  lang,  Hinterfüsse 
dreizehig  nebst  einem  dünnen, 
distal  zugespitzten  Metatarsale  I. 

Iguanodon  gehört  zu  den 
grössten    bekannten  Reptilien. 


Fi«  \1720. 

1'nterkieferzjihn  von  Iguanodwi  MankUi  Owen 
un*  «lern  WeaMen  der  Inwl  Wisht    A  von 
innen,  B  von  hinten    Nut.  Or. 
(Nach  Mn'ntell.j 

I.  Mantelli  Owen  aus 
dem  Wealdensandstein 
von  England  erreichte 
von  der  Schnauzenspitze 
bis  zum  Schwanzende 
eine  Länge  von  5'/2  na, 
I.  Bernissartensis  Bou- 
lenger  (=  7.  Seelet/i 
Hulke)  eine  solche  von 
nahezu  10  m.  Die  her- 
bivoren  Thiere  schritten 
in  aufrechter  Haltung 
einher  und  benützten 
zum  Gehen  lediglich 
die  Hinterbeine.  Drei- 
zehige  Fährten,  welche 
in  Grösse  und  Form  mit 
den  Hinterfüssen  übereinstimmen,  sind  im  Wealdensandstein  von  England  und 
Norddeutschland  beobachtet  worden.  Im  Wälderthon  von  Bernissart  in 
Belgien  wurden  1873  nicht  weniger  als  23  meist  vollständige  Skelete  aus- 
gegraben, die  jetzt  im  Museum  von  Brüssel  aufgestellt  sind. 

H  ad  rosa  u  r  us  Leidy  (Trachodon  Leidy,  Diclonins  Copel  (Fig.  1722. 
1723.  1724).  Schädel  verlängert,  niedrig  mit  verbreiterter  schnabelartiger 
Schnauze,  sehr  grossen  Nasenlöchern,  grossen  vierseitigen  Augenhöhlen,  läng- 
liehen  oberen  und  kurzen,  hohen  seitlichen  Schliifenlöehern.  Scheitelbein 


Iijuanoiltm 
Belgien 
-,.„1.1  . 


BmiMjrtcniiiii 


Flg.  11 
BoilletiK'er. 


WcnMen  Bernissnrt. 


Belgien.  >/Mnattir.  amen  dem  im  Brüsseler  Museum  aufgestellten 


pul«,  c«  CoraeoicJ,   1  ei*t«r,  V  fünftel  Kinder. 
p  Schambein,  pp  Po«.ti»ubis.  w  Sitzbein,  I  — IV  Zehen. 
(Nach  Hollo.) 


Digitized  by  Google 


Orthopoda.  Ornithopodidae 


717 


sehr  schmal.  Unterkiefer  mit  Praedentale,  Zwischen kief er  zahnlos.  Zähne 
nur  aussen  in  Alveolarrinnen  eingefügt,  innen  frei,  die  Ersatzzähne  in 
mehreren  Reihen  übereinandcrstehend.  Rückenwirbel  opisthocöl.  Schwanz- 
wirbel platycöl.  Skelet  sehr  ähnlich  Tguanodon.  Ob.  Kreide.  New-Yersey 
und  Montana. 


Flg.  1722. 

lladroiaurut  (hiclaniut)  mirabUi*  Loidy.   Ob  Kreide  (Larainle-Stufc).   Dakota     Sehadel  von  der 
Seile  und  von  oben.    Vi»  ««t-  Or.   (Naeh  <«pe.) 


Fig.  172::. 

Iladroaaurui  (Trnehodun)  fouUe  i  Ix>idy.  Ob.  Kreide. 
Ne\y-Yen»ey.     l'nterkieferjtahn  in  nat.  <ir.    a  von 
innen,  b  von  aussen    etwa»  abgekaut >,  c  von  dfr 
Seite.    (Naeh  l.eldy.) 


Fig.  1724. 

lladroiaurut  brrrifrp*  Marsh.     Ob.  Kreide. 
Montana.    A  rcehtes  Dentale  de«  Fnterklefere 
von  innen,  ß  von  olien,    •/«  n*t.  Gr. 
(Naeh  Marsh.) 


Claosaurus  Marsh.  Aehnlich  Hadrosaurus,  jedoch  Schnauze  vorne 
wenig  verbreitert.  Sacrum  mit  sieben  verschmolzenen  Wirbeln.  Füsse  vorne 
und  hinten  dreizehig.  Die  langen  Knochen  solid,  ohne  Markhöhle.  Obere 
Kreide.  Montana. 


Digitized  by  Google 


718  Vertebrata.  Reptilia. 


Zeitliche  Verbreitung  der  Dinosauria. 


1 

OD 

E 

3 

Dogger 

g 
1 

Wealden 
and 
unt.  Kreide 

1  Obere 
Kreide 

I.  Sauropo  da 

1.  Atlantoeauridae  .... 

i 

2.  Diplodocidae  

II.  Theropoda 

1.  Megalosaundae            .  . 

2.  Coropsognathidae ... 

3.  Coeluridae  

III.  Orthopoda 

1.  Stegosauridae  

2.  Ceratopsidae  

3.  Ornithopodidae 



? 

i 

• 

1 

! 

Die  Dinosaurier  beginnen  in  der  Trias  und  erlangen  im  oberen 
Jura  den  Höhepunkt  ihrer  Entwickelung.  Ihre  genauere  Kenntniss 
verdankt  man  erst  den  Forschungen  der  drei  letzten  Decennien  in 
Nordamerika  und  Europa;  aber  noch  sind  viele  Gattungen  lediglich 
auf  vereinzelte  Wirbel  oder  Skeletknochen  basirt. 

Für  die  ehemalige  Existenz  zahlreicher  triasischer  Dinosaurier 
sprechen  die  in  erstaunlicher  Menge  vorkommenden  Fussspuren  in 
einem  rothen  oder  dunkel  gefärbten  Trinssandstein  in  Massachussets, 
Connecticut,  Pennsylvanieu,  Virginien  und  Nord- Carolina.  Man  hat 
namentlich  im  Connecticut-Thal  etwa  100  verschiedenartige  Fährten 
entdeckt,  deren  Grösse  zwischen  einem  Zoll  und  zwei  Fuss  schwankt. 
Die  meisten  sind  dreizehig,  einige  aber  auch  vier-  und  fünfzehig.  Da 
die  ersteren  von  Thieren  herrühren,  welche  offenbar  auf  zwei  Beinen 
einhergingen,  so  hielt  sie  Hitchcock  für  Spuren  von  Vögeln  (Orni- 
thichnites)  und  beschrieb  dieselben  unter  verschiedenen  Namen. 

Ueber  die  Verwandtschaft,  Entstehung  und  Entwickelung  der 
Dinosaurier  gewähren  die  bis  jetzt  bekannten  Thatsachen  noch  keine 
bestimmte  Auskunft.  Am  meisten  osteologische  Uebereinstimmung 
weisen  die  Tlicromorpha,  Bhynchocephalia  und  Crocodilia  auf;  nament- 
lich der  Schädel  vereinigt  Merkmale  dieser  drei  Ordnungen;  in  Bezug 
auf  Wirbelsäule  stehen  die  parasucheu  Krokodile  und  die  Tlieromorpha 
am  nächsten,  das  aus  2 — 10  coössificirten  Wirbeln  bestellende  Sacrum  lässt 
sich  nur  mit  dem  gewisser  Theromorphen  und  Ptcrosaurier  vergleichen. 
Schulter-  und  Beckengürtel  haben  eine  ganz  eigenartige,  auf  physio- 
logische Ursachen  zurückführbare  Specialisirung  erhalten,  wodurch  sie 
von  allen  Reptilien  abweichen.  Die  schlanke .  stark  verlängerte  und 
mächtig  entwickelte  Scapula  erinnert  eher  an  Vögel,  als  an  Reptilien, 
das  kleine  scheibenförmige  Coracoid  an  Bhynchocephalia.  Die  Ueber- 
tragung  der  Körperlast  auf  die  hinteren  Extremitäten,  der  aufrechte 
Gang  auf  zwei  Beinen  verlieh  vielen  Dinosauriern  ein  vogelartiges 


Digitized  by  Google 


Zeitliche  Verbreitung  fler  Dinosauria.  Pterosauria. 


719 


Aussehen,  und  diese  äussere  Aehnlichkeit  findet  auch  in  sehr  be- 
stimmter Weise  im  Knochenbau  des  Beekens  und  der  Hinterbeine 
ihre  Bestätigung.  Das  Darmbein  zeigt  eine  ansehnliche  Verlängerung 
in  axialer  Richtung  und  besitzt  meist  einen  langen,  von  der  Pfanne 
noch  vorne  gerichteten  Fortsatz.  Es  erinnert  in  seiner  Form  an  das 
Darmbein  der  Vögel,  aber  auch  nicht  viel  weniger  an  jenes  der  Thero- 
morphen  und  Krokodilier.  Isdhiuni  und  Pubis  bleiben  bei  den  Sauro- 
poden  noch  krokodilähnlich,  bei  den  Theropoden  werden  beide  Knochen 
in  der  Regel  schon  erheblich  schlanker,  und  das  Ischium  erlangt  einen 
Processus  obturatorius.  Bei  den  Orthopoden  entwickelt  sich  ein  langes 
Postpubis.  Indess  trotz  aller  Annäherung  an  die  Vögel  bewahrt  doch 
auch  das  Orthopodenbecken  soviel  Eigenartiges,  dass  es  ebensogut  mit 
Reptilien,  wie  mit  Vögeln  verglichen  werden  kann.  Gleiches  gilt  von 
den  hinteren  Extremitäten.  Bei  den  Orthopoden  zeigt  der  Oberschenkel 
grosse  Aehnlichkeit  mit  jenem  der  Vögel,  während  er  bei  den  Sauro- 
poden  mehr  an  Krokodile  erinnert;  Tibia  und  Fibula  erlangen  bei 
Theropoden  und  Orthopoden  ein  vogelartiges  Gepräge,  bleiben  jedoch 
an  Länge  meist  hinter  dem  Oberschenkel  zurück  und  sind  bei  den 
Sauropoden  noch  ganz  reptilienartig.  Lassen  sich  Tarsus  und  Meta- 
tarsus  der  Dinosaurier  auch  mit  Embryoneu  von  Vögeln  vergleichen, 
so  bleiben  bei  ersteren  die  zwei  Reihen  der  Tarsalia  doch  stets  wie  bei 
den  Reptilien  discret  ausgebildet  und  die  Metatarsalia  gesondert. 

Im  Ganzen  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  die  Dinosaurier  und 
speciell  die  Orthopoda  im  Bau  des  Beckens  und  der  Hinterextremitäten 
unter  allen  Reptilien  dio  grösste  Aehnlichkeit  mit  Vögeln  besitzen, 
allein  aus  dieser  Uebereinstimmung  ergibt  sich  noch  keineswegs  die 
Schlussfolgerung,  dass  die  Orthopoden  wirklich  die  Stammeltcrn  der 
Vögel  sind,  und  dass  letztere  durch  Weiterbildung  und  Umgestaltung 
derselben  entstanden  seien.  Vögel  und  Dinosaurier  haben  wahrschein- 
lich gemeinsame  Ahnen,  sind  aber  offenbar  selbständige,  in  verschiedener 
Richtung  specialisirte  Seitenäste  ein  und  desselben  Hauptstammes. 

9.  Ordnung.   Pterosauria.  Flugsaurier.1) 

Körper  vogelähnlich,  von  geringer  oder  massiger  Grösse, 
mit  kurzem  oder  langem  Schwanz.  Wirbel-  und  Extremitäten- 
knochen hohl,  pneumatisch.  Hals  kräftig,  ziemlich  lang, 
mit  dem  Schädel  einen  rechten  Winkel  bildend.  Hals-  und 
Rückenwirbel  procöl.  Schwanzwirbel  amphicöl.  Sacrum  mit 
drei  bis  fünf  Wirbeln.    Vordere   Rumpfrippen  zweiköpfig. 

•)  Fraas,  0.,  Palaeontographica  1878.  XXV  S.  163.  —  Goldfuss,  Reptilien 
aus  dem  lithographischen  Schiefer.  Nova  Acta  Acad.  Leop.  1831.  XV  p.  63  — 
Marsh,  0.  <".,  Amer.  Journ.  Sc.  1871  I  p.  472.  1872  III  p.  241.  1876  XI  p.  507. 
1876  XII  p.  479.  1878  XVI  p.  233.  1881  XXI  p.  342.  1882  XXIII  p.  251.  1884 
XXVII  p.  423.  —  Meyer,  Herrn,  v.,  Reptilien  au»  dem  lithographischen  Schiefer. 
Fauna  der  Vorwelt  1859  S.  7—90.  —  Palaeontographica  Bd.  I.  VII.  X.  —  Newton, 
K.  T.,  Philos.  Trans.  1888.  vol.  CLXXJX  S.  503.  —  Owen,  Rieh.,  Reptilia  of  the 
Iviaswic  Formations.  Palaeont.  Soc.  pt.  II.  1863.  —  Plieninger,  Felix,  Campylo- 
gnathus  Zitteli.  Palaeontographica  1894  Bd.  XLI.  —  Quenstedt,  F.  A.,  Ueher  Ptero- 
daetylus  Suevicus.  Tübingen  1855.  4°.  —  Seeley,  II.  O  ,  The  Ornithosauria :  an 
elementary  study  of  the  bones  of  Pterodactvles.  Cambridge  1870.  —  Wagner,  Andr., 
Abhandl.  k.  Bayer.  Akad.  roath.-phys.  Cl.  1837  11  S.  163.  1851/52  VI  S.  129  u.  690. 
1858  VIII  S.  439.  -  Zittel,  K.  A.,  Palaeontographica  1882  XXIX  S.  49. 


Digitized  by  Google 


720 


Vertebrata.  ReptiHa. 


Bauchrippen  vorhanden.  Schädel  mit  zugespitztem  Schnabel, 
Nähte  undeutlich;  Kiefer  bezahnt,  seltener  zahnlos.  Zähne  spitz, 
in  Alveolen.  Quadratbein  lang,  unbeweglich.  Seitliche 
Schläfenlöcher  knöchern  umgrenzt.  Brustbein  gross,  schild- 
förmig, vorne  gekielt.  Clavicula  fehlt.  Vorderfüsse  durch 
starke  Verlängerung  des  fünften  Fingers,  woran  eich  eine 
Flughaut  anheftet,  als  Flugorgan  entwickelt.  Tarsus  mit 
zwei  Reihen  von  Knöchelchen.  Metatarsalia  dünn,  schlank; 
Ilinterfüsse  vier-  bis  fünfzehig.    Haut  nackt. 

Die  Flugsaurier  sind  ausgestorbene,  auf  Jura  und  Kreide  beschränkte 
Reptilien,  welche  in  ihrer  äusseren  Erscheinung  und  in  ihrer  Lebens- 
weise die  grösste  Aehnlichkcit  mit  Vögeln  begossen.  Ihre  Vorder- 
extremitäten  waren  zu  einem  Flugorgan  umgestaltet,  jedoch  nicht  mit 
Federn,  sondern  mit  einer  häutigen  Membran  versehen  und  im  ana- 
tomischen Bau  wesentlich  verschieden  vom  Vogelflügel.  Die  Flug- 
fähigkeit der  Pterosaurier  war,  wie  jene  der  Fledermäuse,  ohne  Zweifel 
beschränkter,  als  die  der  Vögel;  immerhin  zeichnet  sich  aber  das 
Skelet,  wie  jenes  der  Vögel,  durch  pneumatische  Beschaffenheit  aus. 
Die  Grösse  der  Flugsaurier  schwankt  zwischen  der  eines  Sperlings  und 
jener  der  grössten  Raubvögel.  Der  rechtwinklig  zum  langen,  kräftigen 
Hals  stehende  Kopf,  die  schnabelartig  verlängerten  und  bei  Pteranodon 
zahnlosen  Kiefer  erhöhten  noch  das  vogelähnliche  Aussehen  dieser 
merkwürdigen  Geschöpfe. 

Dio  Wirbelsäule  gliedert  sich  in  einen  Halsabschnitt  mit  7,  in 
einen  Rumpfabschnitt  mit  ca.  15,  in  ein  Sacrum  mit  3 — -5  und  in  einen 
Schwanz  mit  10 — 40  Wirbeln.  Die  Wirbel  der  Hals-  und  vorderen 
Rückenregion  sind  proeöl,  weiter  nach  hinten  werden  sie  platycöl  und 
im  Schwanz  amphieöl ;  zwischen  oberen  Bögen  und  Centrum  ist 
keine  Sutur  zu  bemerken.    Die  Seiten  der  Wirbelkörper  zeigen  stets 

mehr  oder  weniger 
tiefe  Gruben  oder  Oeff- 
nungen,  welche  in  das 
grobzellige  pneuma- 
tische Innere  führen. 

Am  Hals  fehlen 
Rippen  entwederganz 
oder  sie  sind  beträcht- 
lich kürzer,  als  die 
dünnen ,  verlängerten 
Rumpfrippen.die  vorne 
zwei,  weiter  hinten  nur 
einen  Gelenkkopf  be- 
sitzen. Die  Saeralwirbel  haben  starke  Querfortsätze.  Die  dünnen 
Baiichrippen  bestehen  aus  drei  Stücken.  Das  Brustbein  ist  als 
herz-  oder  schildförmige,  nieist  etwas  gekielte  Knochenplatte  entwickelt. 

Der  Schädel  (Fig.  1725)  erinnert  in  seiner  ganzen  Form,  in 
der  Anordnung  und  in  der  innigen,  beinahe  nahtlosen  Verbindung 
der  Kopfknochen  an  Vögel.  Die  meist  grossen,  nach  der  Seite  ge- 
richteten Au  gen  höhlen  sind  allerdings  abweichend  von  den  Vögeln 
ringsum  knöchern  begrenzt  und  enthalten  häufig  einen  einfachen 
oder  aus  zahlreichen  dünnen  Plättchen  zusammengesetzten  knöchernen 


Vif,  1725. 

Schädel  von  Seaphofmalhus  crassirostrit  (ioldf.  sp.  Ob  Jura. 
Kirhstätt.  X  NtiMMilooh,  I)  |irn<'orhital<>  OelVnmifc.  l'ms  Zwischen- 
kiefer,  3t  je  Ol«?rkJefer,  Fr  Stirnbein,  <ju  Ouadratbein,  Ju  Jochbein. 


Digitized  by  Google 


Pterosauria. 


721 


Scleroticaring.  Vor  den  Augenhöhlen  befindet  sich ,  wie  bei  den 
Dinosauriern  und  Vögeln,  eine  Durchbruchsöffnung,  welche  entweder 
durch  eine  Knochenbrücke  von  den  paarig  entwickelten  grossen, 
langgestreckten,  vogelähnlichen  Nasenlöchern  geschieden  oder  mit 
denselben  vereinigt  ist  Die  oberen  kleinen  Schlaf en loche r  sind 
ringsum  knöchern  begrenzt,  weit  nach  hinten  gerückt.  Die  seitlichen 
SehJäfenlöcher  bilden  schmale,  schräg  nach  vorn  und  unten  verlaufende, 
hinten  vom  Quadratbein  begrenzte  Schlitze,  die  unter  den  Augenhöhlen 
liegen  Das  Schädeldach  wird  vom  Stirnbein  und  von  den  dahinter 
liegenden  kleinen  Scheitelbeinen  gebildet.  Ein  Koramen  parietale  fehlt. 
Die  grossen  Stirnbeine  bedecken  nicht  nur  die  beiden  Hemisphären 
des  grossen  Gehirns,  sondern  erstrecken  sich  bis  zur  Mitte  oder  bis 
zum  vorderen  Ende  der  Augenhöhlen  und  bilden  die  innere  und  einen 
Theil  der  hinteren  Umrandung  der  letzteren.  Ein  dreigabeliges  Hinter- 
stirnbein trennt  die  Augenhöhle  von  der  seitlichen  Schläfenöftnung ; 
der  nach  hinten  gerichtete  Ast  begrenzt  zugleich  das  obere  Schläfenloch 
nach  aussen  und  stösst  mit  dem  Squamosum  zusammen.  In  der  vor- 
deren Ecke  der  Augenhöhlen  liegt  ein  dreieckiges,  nach  unten  gerichtetes, 
zugespitztes  Praefrontale,  dem  von  unten  her  ein  spitzer,  aufsteigender 
Fortsatz  des  langen,  schlanken  Jochbeins  entgegenkommt  und  mit 
diesem  die  vordere  Knochen  wand  der  Augenhöhle  bildet.  Das  Qua- 
dratbeiu  ist  ein  ziemlich  langer,  schmaler,  stielförmiger  Knochen, 
welcher  sich  oben  durch  Sutur  mit  dem  Squamosum  verbindet.  Die 
Suturen  der  Nasenbeine  sind  sehr  schwer  zu  finden ;  es  scheinen  jedoch 
diese  Knochen  fast  genau  wie  bei  den  Vögeln  gestaltet  zu  sein.  Der 
unpaare  Zwischenkiefer  bildet  das  zugespitzte,  seltener  etwas  abgerundete 
Ende  der  vogelartigen  Schnauze  Die  sehr  undeutliche  Naht  von 
Zwischen-  und  Oberkiefer  dürfte  hinter  dem  dritten  oder  vierten  Zahn 
den  Alveolarrand  erreichen ,  so  dass  dieser  hauptsächlich  von  dem 
langen  Oberkiefer  gebildet  wird.  Oberkiefer,  Unterkiefer  und  in  der 
Regel  auch  Zwischenkiefer,  mit  spitzconischen  Zähnen  besetzt.  Bei  den 
Ptcranodouten  waren  die  scharfen  Kieferränder  völlig  zahnlos  und 
wahrscheinlich,  wie  bei  den  Vögeln,  von  Jlornscheiden  umgeben. 
Hinterhaupt  und  Ohrkapsel  sind  vollständig  verknöchert.  Die  Gehirn- 
höhle besitzt  eine  geringe  Grösse,  und  der  Ausguss  des  Gehirns  zeigt 
auffallende  Aehnlichkeit  mit  dem  Vogelgehirn. 

Der  Unterkiefer  lenkt  sich  weit  vorn  unter  den  Augenhöhlen 
an  das  Quadratbein  ein  und  zeichnet  sich  durch  gerade,  langgestreckte 
Form  aus.  Die  beiden  Aeste  verschmelzen  in  einer  langen  Symphyse ; 
ein  aufsteigender  Kronfortsatz  fehlt.  Die  Nähte  zwischen  den  sechs 
den  Unterkiefer  zusammensetzenden  Knochenstücken  lassen  sich  nur 
selten  noch  deutlich  erkennen. 

Der  Brustgürtel  besteht  lediglich  aus  einer  langen,  schmalen, 
säbelartigeu ,  etwas  gekrümmten  Scapula  und  einem  ebenfalls  ver- 
längerten, jedoch  gedrungeneren  Coracoid,  dem  die  Fontanelle,  sowie 
jede  Spur  eines  Praecoracoids  fehlt.  Beide  Knochen  erinnern  an  Vögel, 
dagegen  fehlt  die  Clavicula  vollständig.  Das  proximale  Ende  des  massig 
langen  Huinerus  ist  stark  ausgebreitet,  und  neben  dem  wenig  verdickten, 
aber  breiten  und  seitwärts  vorragenden  Gelenkkopf  entwickelt  sich  ein 
Hügelartig  ausgedehnter,  aussen  convexer,  innen  coneaver  Processus 
deltoideus.   Die  quere,  wenig  verdickte,  distale  Articulatinnstlache  richtet 

Zittel,  UrundzOge  der  r*»laeontoloffU».  46 


Digitized  by  Google 


722 


Vertebrata.  Reptilia. 


sich  nahezu  rechtwinklig  zum  oberen  Gelenkkopf.  Radius  und  Tina 
erreichen  zuweilen  die  doppelte  Länge  des  Huraerus. 

Der  ('arpus  besteht  aus  zwei  Reihen  von  Knöchelchen.  Der 
Metacarpus  enthält  vier  gleich  lange  Knochen,  davon  übertrifft  der 
äussere  die  übrigen  um  das  drei-  oder  vierfache  an  Stärke  und 
trägt  den  aus  vier  langen  Gliedern  zusammengesetzten  Flugfinger. 
Die  drei  übrigen  Metacarpalia  liegen  dicht  neben  einander  und  sind 
zuweilen  zu  ganz  dünnen,  fast  fadenförmigen  Knochenstäbchen  reducirt, 
welche  von  innen  nach  aussen  gezählt  4,  3,  2  oder  1  Phalangen  tragen. 
Die  drei  mit  scharfen  Krallen  bewaffneten  Finger  ragen  frei  aus  der 
Flughaut  vor,  welche  sieh  lediglich  an  den  innersten  Finger  anheftet. 
Ein  faden-  und  rippenförmiger  dünner  Knochen  lenkt  sich  an  das 
Radiale  des  ("arpus  ein,  wendet  sieh  jedoch  rückwärts  und  folgt  dem 
Vorderarm.  Derselbe  wird  bald  als  »Spannknochen«  bezeichnet  und 
für  eino  verknöcherte  Sehne  oder  für  den  zurückgebogenen  Meta- 
carpus des  rudimentär  entwickelten  Daumens  gehalten.  Die  Flughaut 
(Fig.  1720)  hat  nur  geringe  Breite  und   bildet  einen  zugespitzten, 


Fig.  1726. 

FlugflnRer  von  Rhamphorhynchu*  Gemmingi  mit  wohlcrhaltener  Flughaut.    Ob.  Jura. 

(Das  Original  im  paliieontolo«.  Mu.n-um  in  München.) 


Fiohxtatt. 


schmalen,  schwalben-  oder  mövenähnliehen  Flügel,  welcher  sich  am 
Rumpf  anheftet ,  jedoch  ohne  daselbst  eine  Hautverbreiterung  zu 
bilden.  Die  Flugmembran  besitzt  eiue  Anzahl  gröberer  Längsfalten 
und  ausserdem  feine,  in  ziemlich  engen  Zwischenräumen  stehende 
fast  geradlinige  Streifen,  die  anfänglich  den  Fingergliedern  parallel 
laufen,  dann  aber  sich  in  spitzem  Winkel  dem  Aussenrande  nähern. 

Das  Becken  (Fig.  1727.  1728)  der  Flugsaurier  enthält  ein  niedriges, 
vor  und  hinter  der  Pfanne  stark  verlängertes  Darmbein,  das  am  meisten 
Aehnliehkeit  mit  dem  Ileum  der  orthopoden  Dinosaurier  besitzt.  Der 
nach  vorn  gerichtete  Fortsatz  ragt  weit  über  das  Sacrura  hinaus, 
ist  erheblich  länger  als  der  hintere,  und  um  Fnde  entweder  schwach 
ausgebreitet  (Rhanipharhynrhus)  oder  schlank  und  verschmälert  (Pfero- 
dactylus).  Das  Sitzbein  [is)  verschmilzt  häutig  vollständig  mit  dem  Darm- 
bein und  schliesst  das  Schambein  von  der  Pfanne  ans.  Die  Schambeine 
heften  sich  an  das  etwas  verdickte  vordere  und  untere  Ende  des  Sitz- 
beines an  und  scheinen  ziemlich  lose  daran  befestigt  gewesen  zu  sein, 
da  man  sie  in  der  Kegel  etwas  abgerückt  und  dislocirt  findet.  Bei  Ptero- 
dactylw  sind  die  Schambeine  gestielte,  distal  scheibenförmig  ausgebreitete 


Pterosanria  Pterodactylidae. 


72.1 


Knochen,  die  wahrscheinlich  durch  eine  knorpelige  Symphyse  verbunden 
waren.  Bei  Rhamphorhynchus  sind  sie  schmal,  bandförmig  und  bestehen 
jederseits  aus  einem  gerade  nach  vorn  gerichteten  Ast,  welcher  distal  eine 
knieförmige  Knickung  macht  und  sieh  nach  innen  wendet,  um  mit  dem 
correspondirenden  inneren  Ast  des  anderen  Schambeins  in  der  Mitte 
der  Bauchseite  zusammenzuwachsen. 

Der  Oberschenkel  ist  etwas  länger  und 
schlanker  als  der  Oberarm.  Die  gerade, 
kräftige  Tibia  übertrifft  den  Oberschenkel 
wie  bei  den  Vögeln  beträchtlich  an  Länge; 
die  Fibula  ist  ein  griffeiförmiger  Knochen, 
welcher  mit  seinem  zugespitzten  distalen 
Ende  kaum  über  {1- 

&  Ii 


die  halbe  Länge 
der  Tibia  hinaus- 
reicht. Der  Tar- 
sus besteht  aus 
zwei  Reihen  von  »B 
Knöchelchen,  wo- 
von die  proximale 
Reihe  zwei ,  die 
distale  mindestens 
drei  enthält.  Eine 
Verwachsung  der 


Fl*.  1727. 
Becken  von  PUrodactylu*  antiqutu 
Soemm.  8p    a  Acetabulum,  t7.  i/ 


Ileum,  it  Inohlum,  pu  Pubis. 

proximalen  Tarsalia  mit  Tibia  ist  für  die 
Rhamphorhynchiden  charakteristisch. 

Der  Hi uterfuss  ist  ganz  reptilienartig 
gebaut.  Von  den  fünf  schlanken,  dünnen 
Meta tarsalia  haben  die  vier  inneren  ziem- 
lich gleiche  Länge  und  Stärke,  der  Meta- 
carpus  der  kleinen  Zehe  dagegen  ist  kurz, 
stummelartig  und  trägt  häufig  nur  ein  ein- 
ziges, zuweilen  aber  auch  zwei  oder  drei 
Phalangen.  An  den  übrigen  Zehen  ist  die 
Zahl  der  Phalangen  von  innen  nach  aussen 
gezählt,  in  der  Regel  2,  3,  4,  5.  Bei 
ßhamphorhynchiis  krümmt  sich  die  äussere, 
verkürzte  Zehe  auswärts.  Die  Endplialangen 
sind  krallenförmig ,  spitz  und  waren  ursprünglich  offenbar  von  Horn- 
scbeiden  umgeben. 

Die  Pterosauria  werden  in  4  Familien  eingetheilt. 

1.  Familie.  Pterodactylidae. 

Schwanz  kurz.  Schädel  mit  zugespitzter  Schnauze  und  sehr  kleinen  seitlichen 
Schläfenlöchern.  Kiefer  bis  zur  wrderen  Spitze  bezahnt.  Nasenlöcher  gross, 
unvollständig  von  der  Praeorbitalöff'nung  getrennt.  Scapula  und  Coracoid  getrennt. 
Schambeine  gestielt,  distal  scheibenförmig  ausgebreitet.  Metacarpalia  länger  als 
der  halbe  Vorderarm.  Tarsus  mit  zwei  Reihen  von  discreten  Knöchelchen.  Fünfte 
Zehe  des  Hinterfusses  rudimentär. 

Säramtliche  genauer  bekannte  Formen  dieser  Familie,  welche  in  der 
Üröpse  zwischen  einem  Sperling  und  einem  Adler  schwanken,  stammen  aus 

46» 


Fig.  1728. 
Becken,  Schwans  und  Hinter- 
bein«' von  RhamphorhyneJiu* 
Gemmingi  H.  v  Meyer.  Ob.  Jörn. 
Eichstätt.  Kranken.  Nat  Cr 
i/Ueuin,  pu  Schambein,  («Sitz- 
bein, /  Kontur,  t  Tibia. 


Digitized  by  Google 


724 


Vertebrata.  Reptüia. 


dem  oberen  Jura;  die  best  erhaltenen  Skelete  aus  dem  lithographischen 
Schiefer  von  Bayern. 

Fterodactylu8  Cuv.  {Ornithocephalus  Sömraering,  Diopecephalus,  Cycno- 
rhamphus  Seeley,  Ptenodracon  Lyd )  (Fig.  1729.  1730).  Die  einzige  hierher 
gehörige  Gattung  findet  sich  in  zahlreichen  Arten  und  in  prachtvoll  erhaltenen 


(Solnhofen,  Eichstätt,  Kelheim),  Württemberg  (Nusplingen}  und  Cerin  (Äin). 
Vereinzelte  Knochen  aus  dem  Kimmeridgethon  von  England  dürften  ebenfalls 
zu  Pterodactylus  gehören,  dagegen  ist  die  Bestimmung  von  Flugfingergliedern 
aus  dem  Bonebcd  und  unteren  Lias  ganz  problematisch. 


2.  Familie.  Rhamphorhynchidae. 

Schwanz  lang,  steif,  von  verknöcherten  Sehnen  umhüllt.  Sckt'idel  mit  seitlichen 
und  oberen  Schläjenlöchem.  Zcüine  nach  hinten  an  Stärke  abnehmend,  die 
Schnauzenspitze  zmveilen  zaJmlos.  Nasenlöcher  durch  eine  Scheidewand  von  der 
Praeorbitalöffnung  getrennt.  Scapula  und  Coracoid  häufig  verschmolzen.  Meta- 
carpalia  kürzer  als  die  halbe  Länge  des  Vorderarms.  Die  proximale  Reihe 
des  Tarsus  mit  der  Tibia  verschmolzen.  Fünfte  Zehe  des  Hinter Jusses  wohl 
entwickelt. 

Dimorphodon  Owen.  Schädel  hoch.  Kiefer  bis  zum  Schnauzenende 
bezahnt,  die  vorderen  Zähne  sehr  kräftig,  gekrümmt,  scharf  zugespitzt  und 
in  weiten  Abständen  aufeinander  folgend,  die  hinteren  im  Unterkiefer  sehr 
klein  und  dicht  gedrängt.  Nasenlöcher  wenig  kleiner  als  Praeorbitaldurch- 
bruch.  Sitzbeine  gross,  distal  verbreitert.  Unterer  Lias.  England.  D.  macronyx 
Owen. 

Dorygnathus  Opp.  aus  dem  oberen  Lias  von  Württemberg  und  Franken, 
uud  Rhamphocephalus  Seeley  aus  dem  Dogger  von  Stonesfield  sind  un- 
genügend bekannt. 


Digitized  by  Google 


Pterosauria.    Rhamphorhynchidae.  Ornithocheiridae. 


725 


Campylognathus  Plieninger.  Ein  vollständiges  Skelet  aus  dem  oberen 
Lias  von  Holzmaden  vorhanden.  Schädel  niedriger  als  bei  Dimorphndon, 
bis  zur  Schnauzen- 
spitze bezahnt;  die  A 
zwei  vordersten  Zähne 
gross ,  hakenförmig. 
Nasenlöcher  grösser 
als  Praeorbitaldurch- 
bruch.  Unterkiefer 
vorne  mit  zahnloser, 
abwärts  gebogener 
Spitze.  Erste  Flug- 
fingerphalange  mehr 
als  doppelt  so  lang 
als  der  Vorderarm. 
C.  Zitteli  Plien. 

Scaphognathus 
Wagn.  (Fig.  1725). 
Wie  vorige  Gattung, 
iiberUnterkiefer  vorne 
bezahnt  und  nicht  ab- 
wärts gebogen.  Na- 
senlöcher kleiner  als 
Durchbruchsöffnung. 
Oberer  Jura.  Soln- 
hofen.  S.  crmsirostris 
Goldf.  sp. 

Rhamphorhyn- 
cAusMever(Fig.l726. 
1728.1731).  Schnauze 
verlängert,  zugespitzt, 
das  vorderste  Ende 
des  Zwischenkiefers 
und  Unterkiefers 
zahnlos.  Zähtie  lang, 
gekrümmt ,  ungleich 
gross.  Nasenlöcher 
und  Durchbruch 
klein.  Augenhöhlen 
sehr  gross  mit  Selero- 
ticaring.  Schambeine 


FJjf.  1781, 

Rhampfiorhj/nrhtu  Gemmingi  H.  v.  Meyer.  Ob.  Juni.  Eichstätt.  Franken 
A  Augenhöhle,  .V  Naseul'K-h,  D  praorbitnle  DurehbnichKotl'tiiiiiK.  *  Bflit' 
liehe*,  »'.ibercH  MehlÄfenliieh.  Pmu  Zwl*etu-nklefer,  «I  Brtwtbeltl,  r  Rippe, 


schmal,  bandförmig,  in  der  Symphyse  verwachsen. 
Ob.  Juni  von  Bayern  und  Württemberg. 


3.  Familie.    Ornithocheiridae.  Seeley. 

Unter  dieser  Bezeichnung  sind  vorläufig  eine  Anzahl  Flugsaurier  (Ornitho- 
cheirus,  Ornithodesmus,  Doratorhynchus  Seeley,  Palaeomis  Mantell  etc.)  von  be 
trächtlichcr  Grösse  zusammengefasst,  welche  in  der  Kreide  und  Wälderstufe 
von  England  nicht  allzu  selten  vorkommen.  In  der  Regel  liegen  nur  ver- 
einzelte Knochen,  Kiefer  und  Schädelfragmente  von  mangelhafter  Erhaltung 
vor,  welche  über  den  Gesammtbau  des  Thieres  nur  unvollständigen  Auf- 
schluss  gewähren,  ja  es  in  manchen  Fällen  sogar  zweifelhaft  lassen,  ob  die- 
selben zu  Vögeln  oder  Reptilien  gehören.  Der  Schwanz  war  nach  Seeley 
lang.  Die  Kiefer  sind  oben  und  unten  bis  zur  Spitze  bezahnt,  der  Schädel 
meist  stark  verlängert,  zuweilen  aber  auch  kurz  und  stumpf.  Astragalus 
hin  und  wieder  mit  der  Tibia  verschmolzen. 


Digitized  by  Google 


72n' 


VertebratA    Reptilia.  Ave«. 


4.  Familie.   Pteranodontidae.  March. 

Kiefer  zahnlos,  wahrscheinlich  der  ganzen  Länge  nach  von  Homscheiden  um- 
geben. Schädel  seitlich  stark  zusammengedrückt,  mit  zvgeschär/tem,  hinten  in 
einen  Supraoccipitalkamm  übergehenden  Dach.  Nasenlöcher  mit  der  Praeorbital- 
Öffnung  vereinigt.  Schulterblatt  mit  den  verschmolzenen  Dornfortsätzen  der  Rücken- 
wirbel articulirend.  Schwanz  kurz.  Wirbel  procöl ,  Sacrum  mit  5  Wirbeln. 
Metacarpalia  länger  als  der  halbe  Vorderarm.    Flugfinger  mit  1  Phalangen. 


Vis  1732 

Pteranodon  lonyieep»  Marsh.    Mittlere  Ktvlde.    Kanws.    Sclmriel  o  von  <Ier  Seite,   b  von  oben. 

V»  nat.  Or.    :Xneli  Marah  ) 


Die  einzige  Gattung  Pteranodon  Maren  (Fig.  1732)  aus  der  oberen  Kreide 
von  Kansas  zeichnet  sich  durch  ihre  gewaltige  Grösse  aus.  Der  Schädel 
hat  zuweilen  eine  Länge  von  0,76  m,  die  Spannweite  der  Flügel  variirt 
zwischen  1  und  6  in. 

Zeitliche  Verbreitung  und  Stammesgeschichte  der  Pterosaurier. 

Abgesehen  von  einigen  nicht  genauer  bestimmbaren  Resten  aus 
dem  Ronebed  der  rhätischen  Stufe,  sind  die  Flugsaurier  auf  Lias,  Jura 
und  Kreide  beschrankt.  Ihre  Hauptverbreitung  fällt  in  den  oberen 
Jura.  Ueber  ihre  Stammesgeschiehte  lässt  sich  wenig  sagen.  Sie  treten 
in  der  oberen  Trias  und  im  Lias  mit  allen  typischen  Merkmalen  aus- 
gerüstet und  vollkommen  fertig  auf,  differenziren  sieb  im  oberen  Jura 
und  in  der  Kreide  mehr  und  mehr,  sterben  aber  schon  am  Sehluss 
dos  mesozoischen  Zeitalters  aus,  ohne  irgendwelche  moditizirte  Nach- 
kommen in  jüngere  Ablagerungen  zu  überliefern.  Die  Flugsaurier 
stellen  somit  einen  nicht  weiter  entwicklungsfähigen  Seitenast  des 
Reptilienstammes  dar.  welcher  sich  zwar  den  Vögeln  nähert,  jedoch 
von  diesen  ebenso  scharf  geschieden  ist,  wie  von  den  verschiedenen 
Ordnungen  der  Reptilien. 

4.  Olasse.    Aves.  Vögel.1) 

Warmblütige,  eierlegende,  befiederte  Wi  rbel  th  ie  rc 
mit  ausschliesslicher  Lu  ngenathmung.  Herz  mit  doppel- 
ten  Vorkammern   und    Herzkammern.     Hinterhaupt  mit 

')  Fürbringer,  M.,  Untersuchungen  zur  Morphologie  und  Systematik  der  Vogel. 
1  und  II.  Amsterdam  1888.  —  Huxley,  Th.  //.,  On  the  Classification  of  Birds 
Proceed.  zool.  Soc.  London  1867  p.  415—472.  —  Menzbier,  M.  t>.,  Vergleichende 
O.stcologie  der  Pinguine  iu  Anwendung  zur  Haupteintheilung  der  Vögel.  Bull.  Soc. 
imp.  de«  Nat.    Moscou  1887  Milne- Edward*.  A  ,  Recherchen  anatomique*  et 

palöontologiques  pour  Hervir  ä  l'uiötoire  des  oiseaux  fossiles  de  la  France.   2  vol. 


Digitized  by  Google 


Aves. 


727 


einem  Gelenk  köpf.  Vord  er  extremi  täten  zu  Flügeln  um- 
gebildet. M  i  ttel  f  ussknon  hen  unter  einander  und  mit  der 
distalen  Tarsusreihe  verschmolzen.  Proximale  Tarsus- 
reihe  mit  der  Tibia  verwachsen. 

Unter  den  Wirbelthierclassen  bilden  die  Vögel  die  geschlossenste 
und  bei  allem  Formenreichthum  doch  in  der  Gesammtorganisation  am 
wenigsten  differenzirte  Gruppe.  Sie  schliessen  sich  in  vielen  wesent- 
lichen Merkmalen  so  enge  an  die  Reptilien  an,  dass  sie  von  Huxley 
mit  diesen  unter  der  gemeinsamen  Bezeichnung  Snuropsidae  vereinigt 
wurden.  Immerhin  bilden  aber  die  Befiederung,  die  Ausbildung  der 
Vorderextremitäten  zu  Flügeln,  die  Verschmelzung  eines  Theiles  des 
Tarsus  mit  den  Metatarsalia  und  die  Warmblütigkeit  Merkmale  von 
so  fundamentaler  Bedeutung,  dass  eine  Verbindung  von  Vögeln  und 
Reptilien  in  eine  ('lasse  nicht  zweckmässig  erscheint. 

Das  Hautskelet  der  Vögel  besteht  aus  Federn,  hornigen 
Schildern  und  Schuppen,  niemals  aber  aus  Verknöcherungen.  Die 
Verhornungen  der  Epidermis  beschränken  sich  in  der  Regel  auf  die 
Hinterextremitäten  und  den  Sehnabel;  die  Federn  dagegen  bedecken 
den  ganzen  Rumpf,  meist  auch  Kopf  und  Hals  und  die  vorderen 
Extremitäten.  Durch  den  Fossilisationsprocess  werden  die  Federn  in 
der  Regel  vollständig  zerstört,  und  nur  ausnahtnswei.se  hinterlassen  sie 
in'  Gesteinen  von  sehr  feinem  Korn  deutliche  Abdrücke. 

Das  Skelet  der  Vögel  zeichnet  sich  durch  pneumatische  Be- 
schaffenheit und  grosse  Leichtigkeit,  verbunden  mit  erheblicher  Festig- 
keit, aus.  Die  Wandungen  der  Röhrenknochen  sind  dünn,  aber  von 
dichter  und  fester  Structur;  in  der  Jugend  enthalten  sie  ein  mit  Blut 
gelassen  durchzogenes  Mark,  das  jedoch  bald  verschwindet  und  mit 
Luft  erfüllten  Hohlräumen  Platz  macht.  Am  ausgezeichnetsten  pneu- 
matisch sind  ausser  dem  Schädel  die  Oberarmknochen  und  Halswirbel, 
seltener  die  Oberschenkelknochen. 

A  Ii 


Plg.  1783 

ltt*!*r<trnir  rnhili*  Mnndi.     Drcizihnttr  HalKwirhel  A  von  vorne,   H  von  hinten,  <t  I>iapopli\ »r. 
l>  himfK>pli>>e   ;  vonlere,  z  hintere  Zjrgapophyne,  •  rudimentärer  I>orn/brtnatx,  ne  NeiirnleMtinl. 
/  Arteripticnnul  zwischen  Rippe  und  Centrum    (Such  March.) 

Die  Wirbelsäule  besteht  aus  Wirbeln,  welche  durch  sattelförmig 
gewölbte,  bei  einigen  fossilen  Gattungen  ( Ichthyornis)  auch  durch  amphi- 
cöle  Gelenkflächen  verbunden  sind.  Der  Hals  ist  meist  laug,  mindestens 
aus  acht,  häufig  aber  aus  viel  mehr  (bis  23)  Wirbeln  (Fig.  1733)  zusammen- 

Pari«  1867 — 72.  —  Sffenka  und  (indotc  in  Bronn'»  Clnssen  und  Ordnungen  des  Thier 
reich».  Aves.  Heidelberg  und  Leipzig  1865»— JK).  —  Marth,  O.  C.t  Amer.  Journ  Sc. 
and  arte  1870  XCIX.  1872  CHI.  1875  X.  1881  XXII.  -  Odontornithes  A  Mono 
graph  of  the  extiuet  toothed  birds  of  North  America.    New  Häven  1880. 


Digitized  by  Google 


728 


Vertebrata.  Aves. 


fesetzt,  welche  sich  durch  besondere  Stärke  und  Länge  auszeichnen, 
uweilen  (Itatitae)  beobachtet  man  an  den  Halswirbeln  zweiköpfige 
Rippen;  meist  aber  verwachsen  die  Halsrippen  völlig  mit  dem  Wirbel 
und  bilden  dann  bogenförmige  Anhänge,  die  einen  grossen  Arterien- 
canal  umsehliessen.    An  den  zwei  hintersten  Halswirbeln  verlängern 

h  sich  die  Rippen  und  werden  frei  be- 

weglich. Die  Zahl  der  Rückenwirbel 
(Fig.  1734)  schwankt  zwischen  sechs 
und  zehn  und  bleibt  meist  hinter 
jener  des  Halses  zurück.  Die  zwei- 
,  köpfigen  Rippen  lenken  sich  mittelst 

>Jk     •  t  knöcherner    Sternocostalstücke  um 

^^^*V7  ^PfPlT  Seitenrand  des  Brustbeins  ein.  Ein 

p£,  X7S4.  starker,   anfänglich  gesondert  ange- 

Haprrorni*  rtgaii*  Ma«h  Rücki-nwir»Hi     legter,  später  aber  mit  der  Rippe  fest 

a  von  der  Seite.  £  von  vorne    %  nat.  Gr,       verschiiiolzener     Fortsatz  (pTOCCSSUS 

(uncinatus)  ragt  häufig  über  die  fol 
gende  Rippe  hinaus  und  legt  sich  fest  an  dieselbe  an,  so  dass  bei  der 
Athmung  der  Thorax  als  Ganzes  gehoben  oder  gesenkt  wird. 

Das  Brustbein  ist  meist  sehr  gross,  breit,  nach  aussen  convex 
und  in  der  Mitte  bei  allen  guten  Fliegern  mit  einer  hohen,  senkrechten 
Kuochenplatte,  dem  Kiel  oder  Kamm  (crista,  carina)  verschen .  welche 
zur  Anheftung  der  stark  entwickelten  Brustmuskeln  dient. 

An  der  Zusammensetzung  des  Sacralabschnittes  nehmen  je  nach 
den  verschiedenen  Ordnungen  und  Familien  9  —  20  Wirbel  Theil. 
Davon  gehören  jedoch,  wie  die  Nervenöffnungen  erweisen,  nur  drei 
zu  dem  eigentlichen  Sacrum  und  zwar  entsprechen  die  zwei  hinteren 
den  Saeral  wirbeln  der  Krokodilier  oder  Lacerteu.  Alle  übrigen  Wirbel 
des  Sacralabschnittes  sind  theils  Lenden-,  theils  Schwanzwirbel,  welche 
mit  dem  Sacrum  zu  einem  unbeweglichen  Stück  verschmelzen.  Die 
Domfortsätzc  der  vorderen  Wirbel  bilden  einen  zusammenhängenden 
verticalen  Kamm,  Hinter  dem  Sacrum  folgen  bei  manchen  Ratiten 
und  namentlich  bei  Archapo/iteryx  eine  Anzahl  gesonderter  ächter 
Schwanzwirbel,  bei  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Vögel  dagegen 
verschmelzen  die  Schwanzwirbel  zu  einem  pfiugscharförmigen  Knochen 
(Pygostyl),  der  die  Schwanzfedern  und  die  Bürzeldrüse  trägt. 

Der  Schädel  (Fig.  1735)  zeichnet  sich  durch  frühzeitige  Ver- 
wachsung der  Knochen  namentlich  im  Bereich  der  eigentlichen  Gehirn- 
kapsel aus.  Die  Suturen  verschwinden  hier  vollständig  und  sind  meist 
nur  an  jugendlichen  Individuen  deutlich  zu  erkennen.  Die  Gehirn- 
höhle übertrifft  an  Geräumigkeit  jene  der  Reptilien  und  wird  nur  von 
den  Pterosauricrn  annähernd  an  Grösse  erreicht.  Die  Anordnung  der 
Kopfknochen  zeigt  grosse  Uebcreinstimmung  mit  jener  der  Reptilien 
und  namentlich  der  Pterosaurier.  Die  grossen  Augenhöhlen  liegen 
seitlich,  sind  unten  nur  unvollständig  begrenzt  und  mit  einem  knöcher- 
nen Scleroticaring  versehen ;  der  obere  Schläfenbogen  verkümmert, 
so  dass  keine  oberen  und  unteren  Temporallöcher  unterschieden 
werden  können,  der  untere  Schläfenbogen  dagegen,  welcher  aus  Joch- 
bein und  Quadratjochbein  besteht,  ist  stets  vollständig  entwickelt.  Die 
Nasenlöcher  rücken  weit  nach  hinten  in  die  Nähe  der  Schnabel- 
wurzel.    Zwischen  ihnen    und   den  Orbiten   befindet  sich   wie  bei 


Digitized  by  Google 


Ave« 


729 


Dinosauriern,  Pterosauriern  und  Krokodiliern  eine  präorbitale  Oeffnung. 
Die  inneren  Nasenlöcher  liegen  zwischen  den  Gaumen-  und  Pflugschar- 
beinen. Ein  einfacher  Gelenkkopf  unter  dem  grossen  Hinterhaupts- 
1  och  verbindet  Schädel  mit  der  Wirbelsäule.  Dieser  Condylus  richtet  seine 
gewölbte  Oberfläche  nach  unten,  so  dass  der  Kopf  fast  rechtwinklig 
zum  Halse  steht.  Die  paarigen  Scheitelbeine  bleiben  an  Grösse  beträcht- 
lich hinter  den  sehr  ausgedehnten  Stirnbeinen  zurück.  Postfrontalia 

A  B 


Iis 


Vig  17S5. 

Sehrt«!»1!  von  Otis  tarda  Liti.  A  von  <ler  Seite,  B  von  unten 
ob  Basloccipitale,  C  Condylu«,  Ol  Oocipitallu  lateral  In  ( Kxoceipiullai, 
0$  Oeclpitalo  superius,  Bt  Banitemporale.  Spb  Hn-isphenoM.  AU 
Alisphenold.  Sm  Septum  interorbitale.  Et  Kthinoi.luiim.  Pa  Parietale. 
Fr  Frontale.  Mr  Maxlllare.  Imx  Intennaxlllnre  . Prnemaxlll«), 
JV  Nasale,  /,  Ucriinale.  ./ .IliRnle,  <Jj  0.ua<!nitojuKule,  l)  (}ua<lnttuni, 
Pt  IteryKoi<!etun,  Pal  Palatinurn,  Vo  Vomer.  D  Kentale.  AH  Arti- 
ciliar»-,  Ana  Angulare.     (Naeh  Claui.) 

fehlen.  An  die  Scheitelbeine  grenzen  seitlich 
dio  Schlafenbeine  (Squamosa)  an,  die  voll- 
ständig mit  der  Gehörkapsel  verschmelzen. 
Das  grosse,  ziemlich  breite  (Juadratbcin  lenkt 
sich  beweglich  am  Squamosum  und  Prooticum 
ein  und  besitzt  am  unteren  Ende  eine  quere  Gelenkfläche  für  den 
Unterkiefer. 

Die  Unterkieferäste  verschmelzen  bei  allen  lebenden  Vögeln 
frühzeitig  in  der  Symphyse  und  sind  nur  bei  einigen  mesozoischen 
Formen  (Ichthyornis)  wie  bei  den  Reptilien  durch  Sutur  und  Ligament 
verbunden;  sie  bestehen  ursprünglich  aus  sechs  Stücken,  welche  aber 
meist  vollständig  mit  einander  verwachsen. 

Kür  die  lebenden  Vögel  bildet  der  Mangel  an  Zähnen  ein 
charakteristisches  Merkmal.  Die  Kiefer  sind  oben  und  unten  mit  Ilorn- 
scheiden  umgeben,  deren  scharfe  Ränder  die  Function  von  Zähnen 
besorgen.  Die  ältesten  Vögel  aus  mesozoischen  Ablagerungen  besitzen 
conische,  in  Alveolen  eingefügte  Zähne. 

Der  Brustgürtel  zeigt  eine  viel  solidere  Verbindung  mit  dem 
Thorax,  als  bei  allen  übrigen  Wirbelthieren,  da  die  Flugorgane  feste 
Stützpunkte  am  Rumpf  bedürfen.  Die  lange,  säbelförmige  Scapula 
legt  sich  über  die  Brustrippen  und  stösst  mit  dem  stämmigen ,  fast 
säulenförmigen  Coracoid  zusammen.  Die  Schlüsselbeine  betten  sich  an 
das  Coracoid  an  und  verwachsen  vor  dem  Brustbein  zu  dem  V  förmigen 
Gabelknochen  (Furcula).  Bei  den  Ratiten  und  einigen  (arinaten  (Eulen 
und  Papageien)  bleiben  die  Schlüsselbeine  gesondert  oder  verkümmern 


Digitized  by  Google 


730 


Vertebrata.  Aves 


vollständig.  Der  Oberarm  ist  am  proximalen  Ende  verbreitert,  mit  einem 
starken  Deltopectoralkamm  zur  Anheftung  des  Brustmuskels  versehen, 
der  Gelenkkopf  quer  verlängert,  darunter  auf  der  Innenseite  ein  Luftloch. 
Kadius  und  Ulna  sind  meist  länger  als  der  Oberarm,  die  Ulna  stärker 
als  der  Radius  und  an  der  Aussenseite  mit  kleinen  Hückerchen  ver- 
sehen, welche  die  Anheftstellen  der  grossen  Schwungfedern  bezeichnen. 
Der  Carpus  von  ausgewachsenen  Vögeln  enthält  nur  zwei  Knöehelchen 
(Radiale  und  Ulnare),  allein  an  Embryonen  sieht  mau  auch  in  der 
distalen  Reihe  zwei  separate  Knorpel  angelegt,  welche  jedoch  frühzeitig 
mit  den  Metaearpalien  verschmelzen.  Die  Hand  besteht  nie  aus  mehr 
als  drei  Gliedern.  Die  drei  Metacarpalia  haben  ungleiche  Grösse  und 
Stärke.  Der  erste  Metacarpus  (Daumen)  trägt  meist  zwei,  der  zweite 
drei,  und  der  dritte  ein  bis  zwei  Phalangen.  Am  Daumen  und  zweiten 
Finger  sind  die  Eudphalangen  öfters  von  Klauen  umgeben. 

Das  Becken  (Fig. 
1736)  zeichnet  sich 
durch  die  starke  vor- 
dere und  hintere  Ver- 
längerung des  Darm- 
beins und  dessen  innige 
Verbindung  mit  dem 
Sacralabschnitt  der 
Wirbelsäule  aus.  Es 
erhält  durch  diese  Ver- 
schmelzung eine  grosse 
Festigkeit, welche  meist 
noch  dadurch  ver- 
mehrt wird,  dass  auch 
das  Ischium  an  seinem 

il  Ileum,   i»  Iwhium,  <i  Gelenkpfanne,  jj  procecMi.«  pertinealta,     dorsalen      Rand  mit 

p  sehamtioin.  fjem  j)0Stacetabularen 

Theil  des  Darmbeins  verwächst  Das  Sitzbein  verläuft  dem  hinteren 
Abschnitt  des  Darmbeines  parallel  und  ist  am  distalen  Ende,  wo 
in  der  Regel  eine  Verschmelzung  mit  dem  letzteren  stattfindet,  häufig 
verbreitert.  Die  Sehambeine  sind  schlanke,  nach  hinten  gerichtete, 
dem  Sitzbein  parallele  Knochen,  welche  zwar  in  Form  und  Lage 
dem  I'ostpubis  der  ornithopodeu  Dinosaurier  entsprechen,  jedoch 
demselben  keineswegs  homolog  sind.  Sie  bleiben  in  der  Regel,  wie 
die  Sitzbeine,  von  einander  getrennt  und  sind  in  der  Symphyse 
nur  durch  Fasergewebe  verbunden.  Mit  dem  Sacrum  treten  sie  eben- 
sowenig wie  die  Sitzbeine  in  directe  Verbindung.  Meist  verschmelzen 
die  Nähte  zwischen  den  drei  Knochenpaaren  schon  frühzeitig,  so  dass 
das  ganze  Becken  eine  einheitliehe  Knochenmasse  darstellt. 

Am  Femur  steht  der  gerundete  proximale  Gelenkkopf  stets  recht- 
winklig zur  Axe  des  Knochens;  der  Schaft  ist  dick  und  kurz,  die 
beiden  distalen  Gelenk  rollen  durch  eine  Furche  getrennt  und  von  vom 
nach  hinten  verlängert.  Eine  Kniescheibe  (patella)  ist  in  der  Regel 
vorhanden,  kann  aber  auch  fehlen  oder  aus  zwei  Stücken  bestehen. 
Die  Tibia  zeichnet  sich  durch  ansehnliche  Länge  und  Stärke  aus; 
das  verbreiterte  proximale  Gelenkende  besitzt  eine  vordere  Procnemial- 
Crista,  das  distale  Gelenk  wird  durch  eine  in  der  Mitte  vertiefte  Rolle 


Kl«  .17:J6. 

Hecken  von  Apliru-r  nuttrali*  Owen     */4  mit.  <>r    (.Nach  Marsh.) 


Digitized  by  Google 


Ave».  Saurura«. 


731 


gebildet,   welche   rechtwinklig  zur  oberen  Axe   steht.     Bei  jungen 
Ratiten  und  bei  Embryonen  von  Carinaten  erscheint  das  distale  Gelenk- 
ende durch  eine  Naht  vom  übrigen  Knochen  getrennt  und 
stellt  den  Astragalus  dar. 

Wie  durch  Verschmelzung  der  proximalen  Tarsusreihe 
die  Tibia  zu  einem  Tibio- Tarsus  wird,  so  entsteht  aus 
der  Verwachsung  der  distalen  Tarsalia  mit  den  Meta- 
tarsalia  ein  Tarso-Metatarsus  oder  sogen.  Lauf  (Fig.  1737). 
Von  den  Metatarsalien  verkümmert  der  fünfte  regelmässig, 
die  im  Embryo  vollständig  getrennten  zweiten,  dritten 
und  vierten  Metatarsalia  verschmelzen  seitlich  mit  ein- 
ander, und  nur  die  distalen  Enden  bleiben  getrennt  und 
endigen  mit  convexeu  Gelenkflächen.  Das  meist  kleine 
Metatarsale  V  bleibt,  wenn  überhaupt  vorhanden,  oben 
unvollständig  und  verbindet  sich  durch  Ligament,  sehr 
selten  durch  Ossitication  mit  der  hinteren  Seite  des  Laufs. 
Zuweilen  entwickelt  sich  an  der  Innenseite  des  I^aufes  ein 
knöcherner  Zapfen  (Sporn,  Calcar),  der  von  einer  Horn- 
scheide umgeben  ist.  In  der  Regel  trägt  das  Metatarsale  II 
drei,  das  dritte  vier  und  das  vierte  fünf  Phalangen;  die 
raeist  nach  hinten  gerichtete  grosse  Zehe  (Ilallux)  besteht 
aus  zwei  Gliedern. 

Fossile  Vogel  ei  er   kommen  im  Allgemeinen  noch 
seltener  vor  als  Skeletknochen  und  sind   fast  nur  von  (t^0- 
Wasservögeln  und  I^aufvögeln  bekannt.  Memtamiw)  voo 

i  i«  i  i  i        •       i  einem  jungen 

fährten  von  angeblichen  Vögeln  wurden  im  bunten  Truthahn  ateu 

Sandstein   des    Connecticut -Thals   von   Hiteheock   be-  ?fi  9a!tip™ 

sehrieben  und  abgebildet  ,  dürften  jedoch  zum  grössten  B(^\^ 

Theil  von  Dinosauriern  herrühren.    Tm  lithographischen  endo. 

Schiefer  scheint  Archaeopteryx  Fährten  hinterlassen  zu  haben.  ,N,,'*h  Mttr9h  ) 

Im  Vergleich  zu  der  grossen  Anzahl  lebender  Vögel,  deren  über 
10,000  Arten  beschrieben  sind,  spielen  die  400  -  500  fossilen  und  sub- 
fossilen Formen  eine  höchst  untergeordnete  Rolle;  allein  es  befinden 
sich  namentlich  unter  den  ältesten  Vögeln  aus  Jura  und  Kreide  einige 
Typen,  welche  in  systematischer  Hinsicht  besondere  Beachtung  bean- 
spruchen. Neben  den  fremdartigen,  mit  Zähnen  versehenen  meso- 
zoischen Gattungen  gibt  es  in  Tertiär-  und  Quartärbildungen  vor- 
zugsweise solche  Formen,  die  sich  an  jetzt  lebende  mehr  oder  weniger 
eng  anschliessen.  Das  spärliche  Vorkommen  fossiler  Vögel  erklärt  sich 
aus  ihrer  Lebensweise  und  aus  ihrer  Fähigkeit,  drohenden  Gefahren 
auszuweichen. 

1.  Ordnung.    Saururae.  Ilaeckel1) 

Schwungfedern  an  Flügeln  und  Schwanz.  Wirbel  amphicöl. 
Schwanz  länger  als  Rumpf.  Kiefer  bezahnt.  Finger  der  vor- 
deren Extremitäten  distal  nicht  verschmolzen.  Rippen  dünn, 

»)  Owen,  Rieh.,  On  the  Archaeopteryx.    Phil.  Trans  London  1863  8.  33—47. 
Dantes,  TV,  Ueber  Archaeopteryx     Palaeont.  Abhandl  von  Damea  und  Kavwer. 
1884.   ßd.  n. 


Digitized  by  Google 


732 


Vertebrata  Aves. 


ein  köpf  ig.  Bauchrippen  vorhanden.  Beckenknochen  nicht 
verschmolzen. 

Hierher  die  einzige  Gattung  Archaeopteryx  aus  dem  oberen  Jura 
von  Eichstätt  in  Bayern. 

Archaeopteryx  H.  v. 
Mever  (Griphosaurus  Wagner) 
(Fig.  1738).  Die  beiden  jetzt 
in  London  und  Berlin  be- 
findlichen Skelete  ergänzen 
sich  in  der  Art,  dass  Osteolo- 
gie  und  Befiederung  diesen 
merkwürdigen  Vogels  mit 
Ausnahme  des  Brustbeins 
ziemlich  vollständig  bekannt 
sind.  Im  Gegensatz  zu 
den  meisten  jüngeren  Vögeln 
scheint  das  Skelet  keine  pneu 
matische  Beschaffenheit  zu 
besitzen.  Die  Wirbelsäule 
besteht  aus  ca.  50  Wirbeln, 
wovon  10 — 11  zum  Hals,  12 
(oder  11)  zum  Rücken,  2  zur 
Lendenregion ,  5  —  6  zum 
Sacrum  und  20  —  21  zum 
Schwanz  gehören.  Hals-  und 
Rückenwirbel  sind  amphicöl, 
die  Quer-  und  Dornfortsätze 
schwach  entwickelt.  Die  Hals- 
wirbel tragen  feine,  nadel 
förmige ,  die  Rumpfwirbel 
lange,  dünne  Rippen  ohne 
Processus  uncinatus.  Zu  diesen 
reptilienartigen  Rippen  kom- 
men noch  12—13  Paar  feiner 
Bauchrippen  ,  die  jedoch 
durch  kein  abdominales  Ster- 
num  verbunden  waren. 

Der  am  Berliner  Exemplar 
(Fig.  1738)  fast  vollständig 
überlieferte  Kopf  erinnert  in 
seiner  Form,  in  der  Grösse 
der  Hirnschale,  in  dem  Mangel 
von  Schläfenlöchern,  in  der 
Beschaffenheit  der  Orbita , 
der  grossen ,  praeorbitalen 
Oeffnung,  der  länglichen,  schlitzförmigen,  weit  vorne  gelegenen  Nasenlöcher 
durchaus  an  Vögel.  Auch  die  Verschmelzung  der  Knochen suturen  ist  vogel- 
artig. Im  Auge  liegt,  wie  bei  den  Pterosauriern ,  ein  aus  zahlreichen 
Knochenplättchen  zusammengesetzter  Scleroticaring.  Scheitel  und  Stirn- 
beine haben  ansehnliche  Grösse,  Post-  und  Praefrontalia  sind  nicht  ge- 
sondert, das  Thränenbein  ziemlich  gross;  Zwischenkiefer  massig  verlängert; 
das  Quadratbein  frei.  Auf  Zwischen-  und  Oberkiefer  stehen  jederseits  in 
ziemlieh  gleichen  Abständen  13  in  Alveolen  eingefügte,  conische,  glatte 
Zähnchen,  und  auch  vom  Unterkiefer  haben  sich  3  Zähnchen  erhalten. 

Im  Brustgürtel  stimmt  die  lange,  schlanke  Seapula  mit  Vögeln  und 
I'teiosauriem  überein  und  zeigt  wie  bei  den  Carinaten  ein  gut  ausgebildetes 


173» 

Archaeopterys  lithographieii  II  v.  Meyer    Nm<  Ii  dein  Berliner 
Skelet  nii«  dem  lithoKrn|>hi*ehen  Sehiefer  von  Kieh«t*tt. 
*/,  nat.  Ot.    et  Cli%vleul».  r«  O»rneoi«l,  A  lliuneru«,  r  Radius 
u  l'lna,  r  i'nrpux.    (Aus  S  t c I  n  tu «nn  - 1» ml erl ein  ) 


Digitized  by  Google 


Saunirae.    Ratitae.    Odontocalcae.  Struthiornithe«. 


733 


Acromion;  Coracoid  und  Furcula  Bind  entschieden  vogelartig.  Das  Brust- 
bein ist  leider  unbekannt.  Radius  und  Ulna  sind  gerade,  nur  wenig 
kürzer  als  der  Humerue.  Vom  Carpus  ist  nur  ein  Knöchelchen  (das  Radiale) 
erhalten,  doch  dürfte  ein  Ulnare  wohl  ebenfalls  vorhanden  gewesen  sein. 
Von  den  drei  Metncarpalien  ist  das  erste  kurz,  das  zweite  am  stärksten  und 
längsten.  Die  Phalangen,  namentlich  die  Krallen,  sind  eidechsenartig;  ihre 
Zahl  von  innen  nach  aussen  gezählt  2,  3,  4.  Das  Becken  ist  unvollständig 
bekannt,  die  hintere  Extremität  entspricht  ganz  und  gar  dem  Vogelfuss. 

Die  Befiederung  war  eine  ziemlich  ausgedehnte  und  erstreckte  sich 
nicht  nur  auf  die  Vorderextremitäten  und  den  Schwanz,  sondern  auch  auf 
die  Basis  der  Halsregion  und  auf  die  Tibia.  Die  Schwanzfedern  nehmen 
vom  Becken  nach  hinten  an  Stärke  zu,  erheben  sich  zum  Rang  von  Schwung- 
federn mit  wohl  entwickelten  Schäften  und  stehen  paarweise  in  spitzem 
Winkel  von  den  Schwanzwirbeln  ab. 

Archaeopteryx  schwankte  in  der  Grösse  zwischen  einer  Taube  und  einem 
Huhn,  kletterte  wahrscheinlich  mit  Hülfe  seiner  scharfen  Krallen  geschickt 
an  Bäumen  und  Felswänden  empor  und  konnte  sich  ohne  Zweifel  frei  in 
der  Luft  bewegen,  wenn  auch  das  Flugvermögen  nicht  besonders  ausgebildet 
war.  Dreizehige  Fährten  aus  dem  lithographischen  Schiefer  von  Sotnhofen, 
zwischen  denen  eine  mediane  Furche  den  langen,  nachschleppenden  Schwanz 
andeutet,  sind  von  Oppel  Archaeopteryx  zugeschrieben  worden. 

2.  Ordnung.    Ratitae.  Laufvögel. 

Schwungfedern  fehlen.  Flügel  verkümmert,  zuweilen 
gänzlich  fehlend.  Brustbein  ohne  Crista,  Furcula  unvoll- 
ständig oder  fehlend.  Wirbel  mit  sattelförmigen  Gelenk- 
flächen. Schwanzwirbel  häufig  frei.  Rippen  zweiköpfig,  mit 
oder  ohne  Processus  uncinatus. 

1.  Unterordnung.    Odotltocolcae.  Marsh. 

Kiefer  mit  conischen,  in  einer  gemeinsamen  Rinne  stehenden  Zähnen.  Flügel 
rudimentär;  Vorderarm,  Metacarpalia  und  Hand  völlig  verkümmert ;  Hinterbeine 
sehr  kräftig,  mit  Schwimmf üssen. 

Die  beiden  einzigen  Gattungen  Hesperornis  (Fig.  1739)  und  Bnptornis 
Mareb  finden  sich  in  der  oberen  Kreide  von  Kansas. 

2.  Unterordnung.    Struthiornithes.    Strang  sc. 

Flügel  und  Schwanz  mit  langen,  gekrümmten  Federn.  Oberarm  länger  als 
Schulterblatt;  von  den  drei  Fingern  die  beiden  innern  mit  Krallen.  Schambeine 
in  der  Symphyse  verbunden.    Lauf  nur  mit  zwei  distalen  Gelenkflächen.  Fuss 

*     2.  * 
£  JC  C I C  c  Ii t  (f  . 

Die  einzige  Gattung  Struthio  ist  in  Afrika  und  Arabien  zu  Hause. 
Fossile  Reste  sind  aus  dem  obersten  Miocän  von  Sivalik,  Samos  und  Chereon 
bekannt.  Die  Unterordnungen  der  Rheornithen  (amerikanische  Strausse) 
haben  in  Südamerika,  die  Casuare  (Hippalectryornithes)  in  Australien  und 
Neu-Guinea  spärliche  fossile  Reste  im  Pleistocän  hinterlassen. 

Zweifelhaft  ist  die  Stellung  einer  Anzahl  grosser,  mit  sehr  schwach  ent- 
wickelten Flügeln  und  starken  Beinen  versehener  Gattungen  aus  dem  älteren 
Tertiär  von  Europa,  wie  Oastornis  Hebert,  Megalornis  Seeley,  Dasor- 
nis  Owen  (Unt.  Eocän),  Macrornis  Seeley  (üligocän)  und  Diatryma  Cope 
aus  dem  Eocän  von  Neu-Mexico. 


Digitized  by  Google 


734 


Vertebrata.  Ave«. 


Auch  im  Tertiär  von  Patagonien  finden  eich  Reste  von  Riesenvögeln 
(Phororacus  Amegh.,  Brontornis,  Stereomis,  Dryornis,  Darwinornis  Moreno  et 
Merc),  deren  systematische  Stellung  vorläufig  nicht  mit  Sicherheit  er- 
mittelt ist. 


Fl*  1739. 

Urqxrorni*  reyali»  Mareh.    Mittl.  Kreide.    Kurif=ns.    ReMourirte*  SkolM.  »/.  "Wl.  <Jr.  (Narh  Marnh.) 

5.  Unterordnung.   Aepyornrthes. ') 

Skeletknochen  und  Eier  aus  pleistocänen  oder  .alluvialen  Ablagerungen 
von  Madagnscar  weisen  auf  einen  riesigen,  ausgestorbenen  Laufvogel  hin,  der 
noch  gleichzeitig  mit  dem  Menschen  lebte.  Der  Fuss  ist  dreizehig.  Die 
colossalen  Eier  von  34  cm  Länge  und  22,5  cm  Breite  fassen  etwa  8  Liter 
und  sind  fast  dreimal  so  gross,  als  Strausseneier.  Auser  A.  maanmus  werden 
noch  mehrere,  nieist  kleinere  Arten  unterschieden. 


')  Bianconi,  G.  G.,  Mein  Acad  di  Sc.  Bologna  1861  XII  p.  61.  1863  IV  p  28. 
1865  I  p.  12.  1874  (3.  Ser.)  IV.  -  Milne-  Edwards,  A.t  et  Grandidier,  A.,  Ann  Sc. 
nat.  (5.  Ser.)  1870  XII  p.  167. 


Digitized  by  Google 


Ratitae.    Apteryges.  Carinatae 


735 


6.  Unterordnung.    Apteryges.  Owen.1) 

Flügel  fehlen;  Brustgürtel  rudimentär  oder  ganz  verkümmert.  Oberarm 
sehr  kurz  oder  Jehlend.  Schwanz  ohne  Steuer/edern.  Hinterbeine  ungemein  stark. 
Knochen  wenig  pneumatisch.    Fuss  dreizehig,  zuweilen  mit  Haliux. 

Von  der  einzigen  lebenden  Gattung  (Apteryx)  existiren  zwei  Arten  von 
der  Grösse  eines  Haushuhns  in  Neuseeland.    Nahe  verwandt,  aber  durch 
riesige  Dimensionen  ausgezeichnet  sind  die  1 — 3V*  m  hohen  Dinornithidae 
„  b  aus  dem  Pleistocün  von  Neuseeland, 

wovon  ca.  18  Arten  bekannt  sind,  die 
sich  auf  die  Gattungen  J)i  nornis, 
Palapteryx  Owen  (Fig.  1710)  und 
Meio  nornis  Ilaast  vertheilen.  Die- 
selben dürften  t  heilweise  noch  mit 
dem  Menschen  zusammen  in  Neu- 
seeland gelebt  haben. 


Flg.  17-10. 

Palnpteryz  elephantoftut  Owen  sp     PlelstoeÄn.    .NVu^'lAml    (Such  Owen.) 

3.  Ordnung.    Carinatae.  Klugvögel. 

Schwungfedern,  Deckfedern  und  Daunenfedern  in  der  Regel 
vorhanden,  zuweilen  die  Flügel  verkümmert  und  zu  Schwimm- 
organen  umgebildet.    Brustbein  meist  mit  hoher  Crista;  Für- 

')  Haast,  Jul.  v.,  Moas  and  Moa  Hunten«  Trans,  and  Proc  New  Zealand 
Institute  1871  IV  p.  66  und  1873  VI  p.  419  und  Trans  zool.  Soc  London  1886  Xü. 
-  Hrctor,  J.%  Proc  and  Trans.  New  Zealan.l  Institute  1871  IV  und  1879  XII  — 
(Mm,  Rieh  ,  Transactious  zool.  Soc.  London  1849-1SSG  vul  III- XII  (pait  I— XXV). 


Digitized  by  Google 


736 


Vertebrata.  Aven. 


eula  wohl  entwickelt.    Wirbel  mit  sattelförmigen  (selten  mit 
amphicülen)  Gelenkflächen.    Schwanzwirbel  verschmolzen. 

Die  fossilen  Vertreter  der  Carinaten  schliefen  sich  zum  grössten  Theil 
sehr  eng  an  noch  jetzt  lebende  P'amilien  und  Gattungen  an  und  beweisen, 
dass  in  dieser  Gruppe  seit  ihrem  erstmaligen  Auftreten  keinerlei  durch- 
greifende Veränderungen  in  der  Organisation  eingetreten  sind. 

Nur  die  ältesten  Formen  aus  der  Kreide  {Odontotormae  Marsh)  unter- 
scheiden sich  von  ihren  späteren  Verwandten  durch  amphicöle  Wirbel  und 
bezahnte  Kiefer,  deren  conische  Zähne  in  Alveolen  stehen.  Von  den  drei  • 
hierhergehörigen  Gattungen  finden  sich  Ichthyornis  (Fig.  1741 — 1743) 
und  Apator nis  Marsh  in  der  oberen  Kreide  von  Kansas,  Enaliornis 
Seeley  im  Grünsand  von  Cambridge. 


Fi*.  1741.  Fi*.  1744. 

Ichlhyuruii  victor  Mnrsh.  Mlttl.  Kreide.  Kansas.       Amts  lilanchatdi  M.  Edw.  MIocAn.  St-Gerand-le-Hnv. 
H.-HUurirt.   (Nach  Owen.)  Slcelet  resuiiirirt.    (Nach  M.  Edwards.) 

a  b 


Pinguine  (Aptenodiftes)  sind  nur  aus  dem  Tertiär  von  Neu -Seeland 
bekannt 

Die  Enten vögel  (Anseres)  beginnen  vielleicht  schon  in  der  oberen 
Kreide  [Laornis  Marsh  i  von  Nordamerika.  Aus  dem  Eoeän  wird  Remiomis 
Lemoine  erwähnt;  aus  dem  Miocän  der  Auvergne,  von  Weisenau  bei  Mainz, 
Sansan,  Oeningen,  Steinheim.  Günzburg,  Hahnenberg  bei  Nördlingen  und 


Digitized  by  Google 


Carinatae. 


737 


aus  dem  Diluvium  sind  zahlreiche  Arten  von  Anas  (Fig.  1744),  sowie  vereinzelte 
Vertreter  von  Anser,  Cygnus,  Fuligula,  Spatula,  Mergus  u.  a.  beschrieben. 

Die  Taucher  (Podicipiti/ormes)  beginnen  im  Miocän  der  Auvergne 
(Colymboides  und  Podiceps)  und  sind  auch  im  Pleietocän  von  Europa  und 
Südamerika  nachgewiesen. 

Wasservögel  (Ciconiiformes)  beginnen  mit  zwei  zweifelhaften  Gattungen 
(Graculavus  Maren  und  Scaniomis  Dam  es)  in  der  Kreide.  Vom  Flamingo 
(Phoenicopterus)  und  dem  verwandten  Palaelodus  M.  Edw.  sind  miocäne  Reste 
aus  der  Auvergne  und  Steinheim  bekannt.  Agnopterus  M.  Edw.  wird  aus 
dem  Pariser  Gyps,  Elornis  Aymard  aus  dem  Oligocän  von  Ronzon  erwähnt. 
Reste  vom  Ibis  linden  sich  schon  im  oberen  Eocän  (Gyps)  von  Paris  und 
im  Miocän  der  Auverge  und  von  Steinheim;  der  Storch  {Ciconia)  ist  im 
Miocän  von  Weisenau,  Pikermi  und  Sivalik,  im  Pliocän  und  Diluvium  von 
Europa  und  Südamerika,  der  Marabu  (Argala)  im  Miocän  von  Sivalik, 
Reiher  (Ardea)  im  Miocän  von  Sansan  und  Steinheim  und  im  Diluvium, 
Pelikan  (Pdecanus)  im  Miocän  der  Auvergne  und  im  Süsswasserkalk  des 
Hahnebergs  bei  Nördlingen  nachgewiesen.  Tölpel  (Sula,  Pdagomis),  Scharben 
(Phalacrocorax)  sind  spärlich  im  Tertiär  und  Diluvium  von  Europa  und 
Amerika  vorhanden. 

Die  ältesten  Raubvögel  (Lithornis  Owen)  finden  sich  im  London- 
thou  von  England  und  im  Gyps  von  Paris  (Palaeocircus  M.  Edw.).  Im 
Oligocän  kommen  Teracus,  im  Miocän  Aquila,  Palaeohierax,  Milvus,  Gypo- 
geranus,  Haliaetus,  im  Pleistocän  Harpagornis  und  zahlreiche  noch  jetzt 
existirende  Gattungen  vor. 

Sturmvögel  sind  schon  aus  dem  Eocän  (Argülomh,  Odontopteryx, 
Eupteromis)  und  Miocän ,  Regenpfeifer  (Charadrius ,  Dolichopterus)  aus 
dem  Oligocän,  Schnepfen  aas  der  oberen  Kreide  von  Nordamerika 
(Palaeotringa) ,  dem  oberen  Eocän  von  Paris  (Numenius,  Scolopax)  und 
dem  Miocän  (Totanus,  Tringa,  Elornis),  Möven  (Larus)  und  Trappen 
(Otis)  aus  dem  Miocän  von  St.  Gerand-le-Puy  bekannt.  Der  grosse,  jetzt 
ausgestorbene  Alk  (Alca  impennis)  findet  sich  subfossil,  namentlich  in  Torf- 
mooren von  Nordeuropa.  Kraniche  (Gruidae)  kommen  im  Miocän  von 
Europa  und  Nordamerika  und  im  Pleistocän,  Sumpfhühner  (Rallidae) 
schon  in  der  oberen  Kreido  (Tdmatornis)  von  Nordamerika,  sowie  im  Tertiär 
von  Europa  (Rallus,  Gypsornis,  Fulica)  vor.  Die  Gattungen  Aptornis,  Notornis 
von  Neuseeland,  Aphanopteryx  und  Erythronmchus  von  Rodriguez  sind  wahr- 
scheinlich vom  Menschen  ausgerottet  worden. 

Von  Hühnervögeln  und  Tauben  liefern  oberes  Eoeän,  Miocän  und 
Pliocän  von  Europa  (Palaeortyx,  Taoperdix,  Palaeoperdix,  Pkasianus,  Gallus, 
Columba)  und  Nordamerika  (Meleagris),  sowie  das  Pleistocän  von  Ostindien 
und  Europa  eine  Anzahl  Vertreter.  Didus  ineptus,  sowie  Pezophaps  von 
Mauritius  und  Rodriguez  wurden  im  vorigen  Jahrhundert  ausgerottet. 

Papageien  sind  nur  sehr  spärlich  im  Miocän  von  St.  Gerami  le-Puy, 
etwas  reichlicher  im  Pleistocän  von  Mauritius?  und  Rodriguez  vertreten. 

Kukuke  und  Spechte  sind  selten  im  Tertiär,  Sperlingsvögel  und 
Singvögel  etwas  häufiger  im  oberen  Eoeän  {Palaegithalis ,  Lanrillardia), 
Miocän  (Palaeospiza,  Motacilla,  Fringilla,  Loxin)  und  Diluvium  nachgewiesen. 
Zu  den  Schwalben  gehören  Knochen  von  Cypsdus,  Collocalia  aus  dem 
Miocän  von  St.  Gerand-le-Puy,  zu  den  Halcyoniformes  die  Gattungen  Halcy- 
ornis,  Cryptomis  u.  a.  aus  dem  Tertiär.  Eulen  erscheinen  zuerst  im  Eociin 
von  Nordamerika  und  sind  in  Europa  im  Miocän  und  Pleistocän,  in  Süd- 
amerika in  Knochenhöhlen  nachgewiesen. 

Für  die  Stammesgeschichte  der  Vögel  liegt  nur  dürftiges  Material 
vor.  Sie  stehen  den  Reptilien  nahe,  lassen  sich  jedoch  aus  keiner  bestimmten 
Ordnung  derselben  direkt    ableiten.     Sie   stammen   wahrscheinlich  von 
Zittel,  GruniUüge  der  Palaeontologle.  47 


Digitized  by  Google 


738 


Vertebrata.    Avee.  Mammalia. 


reptilienartigen  Vorfahren  ab,  wie  die  Organisation  de«  Archaeopteryx  beweist, 
der  unter  allen  bekannten  Vögeln  die  meiste  Aehnlichkeit  mit  Reptilien  ' 
besitzt.   Der  Umstand,  dass  viele  mesozoische  Vögel  bezahnte  Kiefer  besassen, 
weist  auf  eine  Entstehung  aus  Vorfahren  mit  Zähnen  hin. 

Die  Ratiten  können  nicht  als  Ahnen  der  Carinaten  angesehen  werden. 
Sie  bilden  vielmehr  eine  aus  heterogenen  Elementen  zusammengesetzte 
Gruppe,  die  nur  durch  Nichtgebrauch  der  Flügel  eine  habituelle  Aehnlichkeit 
erlangten.  Immerhin  scheinen  sie  im  Ganzen  noch  mehr  Merkmale  der 
Urvögel  bewahrt  zu  haben,  als  die  Carinaten,  die  sich  während  der  Kreide- 
und  Tertiärzeit  bereits  in  verschiedenster  Weise  differenzirt  hatten. 

5.  Classe.    Mammalia.  Säugethiere.1) 

Warmblütige,  meist  behaarte,  seltener  uackte  oder 
mit  knöchernen  Platten  oder  hornigen  Schuppen  bedeckte 
Land-  und  Wasserthiere  mit  ausschliesslicher  Lungen- 
athmung.  Herz  mit  doppelter  Kammer  und  doppelter 
Vorkammer.  Hinterhaupt  mit  zwei  Geleukköpfen.  Oora- 
coid  (fast  immer)  verkümmert  und  mit  der  Scapula  ver- 
schmolzen. Jeder  Unterkieferast  aus  einem  Stück  be- 
stehend und  mit  dem  Schläfenbein  articul i rend.  Glied- 
massen als  Gehfüsse,  seltener  als  Hände  oder  Flossen 
ausgebildet 


»)  Ameghino,  E.,  Contribucion  ad  conoeimionto  de  los  Mamiferos  de  la  Re- 
publica  Argentina.  Buenos  Aires  1889.  —  Enumeration  synoptique  des  especes 
de  Manimiieres  fossiles  des  formationn  eocenes  de  Patagonie.    Buenos  Aires  1894. 

—  BlainvilU,  H.,  Ducrotay  de,  Osteographie  on  description  iconographique  comp, 
des  Mammiferes  rec.  et  fossiles  4  Bde.  Text  und  Atlas  mit  323  Taf.  Paris 
1839—1864.  —  Cope,  E.  D..  Vertebrata  of  the  Tertiary  Formations  of  the  West. 
Rep.  U.  S.  Geol.  Survey  of  Territories.  vol.  III.  1884.  —  Synopsis  of  the  Fauna 
of  the  Puerco  Series.  Trans.  Amer.  Phil.  Soc.  1888.  vol.  XVI.  —  Zahlreiche  Ab- 
handlungen in  den  Proceed.  of  the  Philadelphia  Acad  of  nat  hist.  und  im  Amer. 
Naturalist.  —  Cuvier,  G.,  Recherche»  sur  les  Ossements  fossiles.  I.  Ed.  Paris  1812. 
4  Ed  1834  36.  —  Deprret,  C,  Reeherches  sur  la  succession  des  faunes  deVertebres 
miocenes  de  la  Vallik?  du  Rhone  Arch.  Muse«  Lyon.  IV.  1886  -  Fatconer,  H., 
and  Cautley,  P.  T.,  Fauna  antiqua  Sivalensis.  9  parte  Kondon  1846 — 49.  fol.  — 
Filhol,  //.,  Ann.  sc.  geol.  1872  III.  1K74  V.  1876  VII.  1877  VIII.  1885  XVII. 
1879  X.  1883  XIV.  1891  XXI  Flouer,  W.  H.,  Intmrtuction  to  the  Osteology 
of  the  Mammalia.  3lh  ed.  London  1885.  —  Gaudry,  Alb.,  Animaux  fossiles  et 
Geologie  de  l'Attique.  Parin  1862—67.  -  Animaux  fossiles  du  Mont  LebeVon 
(Vaucluse).  Paris  1873,  —  Enchainements  du  Monde  nnimal  dans  les  temps 
g^ologiques.  Mammiferes  tertiaires  Paris  1878.  —  Gerrai*,  P.,  Zoologie  et  Palä- 
ontologie francaise.  2^m"  ed.  Paris  185».  —  Giebel,  C.  G  ,  und  Lecke,  W.,  Die 
Säugethiere  in  Bronn 's  Classen  und  Ordnungen  des  Thierreichs.  Bd.  VI  5.  Abtheil. 
lo74— 1892.  —  I*üly,  Jos..  The  ancient  Fauna  of  Nebraska.  Smithson  Contrib. 
1852.  —  The  extinet  Mammalian  Fauna  of  Dakota  und  Nebraska.  Jouro.  Ac.  Nat. 
Sc.  Philad  1869.  vol.  VII.  —  Lydekker,  R.,  Catalngue  of  the  fossil  Mammalia  in 
the  British  Museum  parts  I— V.  London  18K5— 18*7.  —  Indian  Tertiary  and  Prae 
tertiarv  Vertebrata.  Palaeontol.  Indica.  Mem.  geol.  Surv.  East  India  ser.  X.  vol. 
I- IV."  1875-1886.  —  Pulaeontologia  Argentina.  Ann.  Museo  de  la  Plate.  II.  1894 

—  Marsh,  O.  C,  Zahlreiche  Abhandlungen  im  Amer  Journ  Sc.  1874 — 1894.  — 
Otcen,  Rieh.,  History  of  British  fossil  Mamnials  and  Birds.  London  1846.  —  Roger,  Otto, 
Verzeichnis*  der  bisher  bek.  fossilen  Säugethiere.  Jahresb.  nat.  Ver.  Augsburg  1887 
u  2.  Auü  1887.  —  Rüttmeyer,  L.,  Eocäne  Säugethiere  aus  dem  Gebiet  des  Schwei«. 
Jura.  ibid.  1862  XIX  und  Abh.  Schweiz,  palaeont.  Ges.  1891  XVIII. 


Digitized  by  Google 


Mammaüa. 


739 


Die  Säugethiere  nehmen  unter  den  Vertebraten  die  höchste 
Hangstufe  ein.  Ihre  Functionen  sind  specialisirter,  ihr  Nervensystem, 
ihre  Sinnesorgane  entwickelter,  ihr  Gebiss  und  ihre  Bewegungsorgane 
verschiedenartiger  differenzirt,  als  in  irgend  einer  anderen  Thierklasse. 
Auch  an  Grösse  und  Mannichfaltigkeit  der  äusseren  Erscheinung  können 
sich  nur  die  Reptilien  und  Fische  mit  den  Säugethieren  messen.  Mit 
einziger  Ausnahme  der  Monotremen  gebären  die  Säugethiere  lebendige 
Jungen;  die  Embryonen  sind  von  einem  Amnion  umgeben,  mit 
Allantois  versehen  und  besitzen  keine  äusseren  Kiemen.  Die  Jungen 
werden  nach  der  Geburt  mehr  oder  weniger  lang  durch  in  Milch- 
drüsen (Mammae)  der  Mutter  abgesonderte  Milch  ernährt.  Das  Herz 
ist  in  zwei  Kammern  und  zwei  Vorkammern  abgetheilt,  das  Blut  warm. 

Die  Wirbelsäule  der  Säugethiere  besteht  in  der  Regel  aus  Hals-, 
Rücken-,  Lenden-,  Sacral-  und  Schwanzwirbeln ;  ein  besonderer  Sacral- 
abschnitt  fehlt  nur  den  Cetaceen  und  Sirenen.  Die  Verbindung  der 
Wirbel  wird  nicht  durch  Gelenke  bewerkstelligt,  wie  bei  Vögeln  und 
Reptilien,  sondern  durch  zwischengelagerte  elastische  Knorpelscheiben; 
es  sind  darum  auch  die  vorderen  und  hinteren  Flächen  der  Wirbel- 
centren eben;  nur  die  Halswirbel  vieler  Hufthiere  zeigen  opisthocöle 
Gelenkverbindung.  Die  oberen  Dornfortsätze  haben  in  der  Rücken- 
und  Lendenregion  ilire  stärkste  Entwicklung,  verkümmern  dagegen 
häufig  in  der  Hals-  und  Schwanzregion.  Die  Bögen  verwachsen  früh- 
zeitig mit  dem  Centrum;  dagegen  bilden  sich  am  vorderen  und  hinteren 
Ende  des  Wirbelkörpers  durch  selbständige  Verknöcherung  besondere 
dünne  Knochenscheiben  (Epiphysen)  aus,  welche  später  mit  dem 
Oentnim  verschmelzen. 


Fi  ff.  1745. 

Erster  Halswirbel  (Atlas)  vom 
Hund  (von  oben)  d  verbreiterter 
v 


Flg.  1746. 

Zweiter  Halswirbel  vom  Hund 
(von  der  Seite).  *p  Spina  dorsalis, 
c  (Zentrum,  rf  Diapophyse,  t  Post- 
zygapophyse,  r  Arteriencannl,  tn 
Nervencanal,  po  processu»  odon- 
»,  co  Gelenkfacette  für 
den  Atlas 


Fl*.  1747. 
Sechster  Halswirbel 
vom  Hund  (von  hinten). 
cOntrum,  #p  Spina  dor- 
salis,  u  oberer  Bogen . 
d  Diapophyse .  p  Para- 
pophyse  mit  der  nach 
unten  vorliinsrerten  La 
min«,  r  Arlerleneanal, 
m  Riicki'ninark- (Medul- 
lär-) Oanal,   *  vordere, 
»'  hintere  Zyirapophyse. 


Der  Hals  besteht  fast 
regelmässig  aus  7  Wirbeln. 

Die  Länge  des  Halses  wird  also  nicht,  wie  bei  den 
Reptilien  und  Vögeln  durch  die  Zahl,  sondern 
durch  die  Streckung  der  einzelnen  Wirbel  bedingt.  Je 
länger  der  Hals,  desto  freier  ist  im  Allgemeinen  die  Beweglichkeit  der 
Wirbel,  und  desto  schwächer  entwickeln  sich  die  Fortsätze.  Durch 
Verbindung  der  nach  abwärts  gebogenen  Enden  der  vom  oberen  Bogen 
ausgehenden  Diapophysen  [d)  mit  den  vom  Centrum  entspringenden 
Parapophysen  (p)  entsteht  jederseits  vom  Centrum  ein  Loch  (r). 
durch  welches  die  Halsarterie  verläuft.  Der  erste  Halswirbel  oder 
Atlas  (Fig.  1745)  zeichnet  sich  durch  den  Mangel  des  Centrums  und 

47» 


Digitized  by  Google 


740 


Vertebrata.  Mamraalia. 


Domfortsatzes,  sowie  durch  starke  Verbreiterung  seiner  Querfortsätze 
aus,  an  deren  Basis  sich  vorne  die  beiden  concaven  Gelenkflächen 
für  die  Gelenkköpfe  des  Hinterhaupts  und  hinten  die  Gelenkfacetten 
für  den  zweiten  Halswirbel  oder  Epistropheus  (Axis)  befinden. 
Derselbe  (Fig.  1746)  hat  am  vorderen  Ende  seines  Centrums  einen 
starken ,  bald  conischen ,  bald  halbeylindrischen  oder  löffei  förmigen 
Fortsatz  (Zahnfortsatz,  processus  odontoideus  po),  der  entwickluugs- 
geschichtlich  als  Centrum  des  Atlas  zu  betrachten  ist. 

i  Die  Brust-  oder  Rückenwirbel 

(Fig.  1748A)  zeichnen  sich  in  der  Regel 
durch  starke  Dornfortsätze,  kurze,  am 
distalen  Ende  mit  Gelenkfacetten  für 
das  sogenannte  Tuberculum  der  Rippen 
versehene  Diapophysen  und  biplaue 
Centren  aus.  Die  Gelenkflächeu  der 
vorderen  Zygapophysen  sind  nach  oben, 
jene  der  Postzygapophysen  nach  unten 
gerichtet.  Als  ersten  Brustwirbel  be- 
trachtet mau  denjenigen,  dessen  Rippen 
mit  dem  Brustbein  in  Verbindung  treten. 
In  der  Regel  sind  13  (seltener  10—20) 
Dorsalwirbel  vorhanden.  An  die  Lenden- 
wirbel (Fig.  17485)  heften  sich  keine 
Rippen  an;  dagegen  sind  ihre  Querfort- 
sätze sehr  stark  entwickelt,  die  kräftigen 
Dornfortsätze  meist  schräg  nach  vorne 
gerichtet,  und  die  Centren  erheblich 
länger,  als  jene  der  Brustwirbel. 

Das  Kreuzbein  oder  Sacrum  dient  zur  Anheftung  des  Hüftbeines 
und  fehlt  als  dilierenzirter  Theil  der  Wirbelsäule  nur  bei  den  Walen 
und  Sirenen,  deren  hintere  Extremitäten  durch  Verkümmerung  ver- 
loren gegangen  sind  An  der  Bildimg  des  Sacrums  nehmen  meist 
3  bis  4,  zuweilen  auch  2,  oder  8  bis  9  Wirbel  Theil.  Ihre  Centren 
und  oberen  Bögen  und  öfters  auch  ihre  Dornfortsätze  sind  mehr  oder 
weniger  vollständig  mit  einander  verschmolzen,  so  dass  das  Sacrum 
einen  unbeweglichen,  von  vorne  nach  liinten  an  Breite  abnehmenden 
Abschnitt  der  Wirbelsäule  darstellt. 

Die  Schwanzwirbel  bieten  nach  Zahl  und  Form  die  grösste 
Manniehfaltigkeit.  Die  vorderen  besitzen  in  der  Regel  wohl  ausgebildete 
obere  Bögen,  Dornt'ortsätze,  Diapophysen,  Zygapophysen  und  zuweilen 
V  förmige  Hämapophysen  (Chevron  bonos).  Weiter  hinten  tritt  eine 
allmähliche  Modification  der  Wirbel  ein.  Die  Centren  verlängern  sieh, 
die  oberen  Bögen  und  sämmtliche  Fortsätze  verkümmern  oder  ver- 
schwinden gänzlich,  und  das  allein  übrig  bleibende  Centrum  nimmt 
cylindrische  oder  mehrkantige  Form  an. 

Rippen  verbinden  sich  nur  mit  den  Brustwirbeln;  die  vorderen 
(wahre  Rippen)  heften  sich  durch  besondere  knorpelige  oder  unvoll- 
kommen verknöcherte  Sternoeostalstücke  an  das  Brustbein  an,  die 
hinteren  »falschen«  Rippen  endigen  frei  in  den  Muskeln  des  Brust- 
korbes.   Das  Tuberculum  lenkt  sieh  in  eine  schwach  vertiefte  Facette 


¥\g.  1748. 

A  «weiter  Rückenwirbel   vom  Hund 

(von  der  Seite). 
B   rwelter  Lendenwirbel    vom  Hund 

(von  der  Seite). 
c  Centrnm,  *p  Dornfort-Jitz,  d  Dlapo- 
phy^e,  :  vordere.  hintere  Zyiptpophyi'e, 
ni  MetJipQph)>e,  a  Amipophy«.e.  t  Krt- 
eette  für  diw  Tuberculum,  ca  Fueetten 
für  das  fapitulum. 


Digitized  by  Google 


Mammalia. 


741 


der  Diapophyse  ein,  während  das  Capitulum  am  vorderen  Theil  des 
Wirbelkörpers  oder  an  der  Basis  des  oberen  Bogens  befestigt  ist.  Sehr 
häufig  liegt  die  vertiefte  Facette  für  das  Capitulum  zwischen  zwei 
Wirbeln,  so  dass  ihre  vordere  Hälfte  noch  auf  das  hintere  Ende  des 
Centrums  des  vorhergehenden  Wirbels  übergreift 

Das  Brustbein  (Sternum)  besteht  nicht  aus  einer  einfachen 
Knochenscheibe  wie  bei  Vögeln  und  Reptilien,  sondern  aus  einer  Reihe 
von  abgeplatteten  Knochenstücken,  die  in  der  ventralen  Mittellinie  in 
einer  Längsreihe  hintereinander  liegen. 

Der  Schädel  (Fig.  1749,  1750)  der  Säugethiere  unterscheidet  sich 
von  dem  der  Fische,  Amphibien,  Reptilien  und  Vögel  hauptsächlich 
durch  geringere  Zahl  der  ihn  zusammensetzenden  Knochen,  durch  die 
unbewegliche  Verbindung  des  Oberkiefers  mit  der  Schädelkapsel,  durch 
die  Unterdrückung  des  Kieferstieles  und  direkte  Einlenkung  des  Unter- 
kiefers am  Schläfenbein.  Der  Mangel  eines  gesonderten  Quadratbeines 
und  die  Anwesenheit  von  Hinterhauptsgelenkköpfen  sind  weitere 
charakteristische  Merkmale  der  Säugethiere.  Die  Form  des  Schädels 
wird  wesentlich  von  der  Grösse  des  Gehirns,  von  der  Entwicklung 
der  Kiefer,  von  dem  Vorhandensein  vorspringender  Kämme,  Knochen- 
protuberanzen, Stirnzapfen  etc.  bedingt  und  bietet  bei  den  verschiedenen 
Ordnungen  und  Familien  ausserordentlich  grosse  Abweichungen. 

Man  unterscheidet  am  Kopf  die  eigentlichen  Schädel knochen , 
welche  die  Hirnhöhle,  und  die  Gesichtsknoche n.  welche  die  Nasen- 
höhle und  Mundhöhle  umschliessen.  Von  den  Schädelknochen,  welche 
das  Hinterhauptsloch  (Foramen  magnum  jm)  umgeben,  sind  die 
seitlichen  Hinterhauptsbeine  oder  Exoccipitalia  (Occipitalia  lateralia 
Exo)  mit  gewölbten  Gelenkköpfen  (Condyli  occipitales  oc)  versehen  und 
oben  durch  das  unpaare  grosse  Hinterhauptsbein  (Supraoccipitale  SO) 
verbunden.  Am  vorderen  Theil  der  Exoccipitalia  springt  ein  von  den 
Condylen  durch  eine  tiefe  Depression  getrennter  Fortsatz  (Processus 
paroccipitalis  p.  p. ,  Processus  paramastoideus,  Pr.  jugularis)  vor,  der 
zur  Anheftung  von  Muskeln  dient  und  bei  den  Hufthieren  besonders 
stark  entwickelt  ist.  Auf  der  Unterseite  schiebt  sich  das  untere  Hinter- 
hauptsbein oder  ßasioccipitale  BO)  zwischen  die  Exoccipitalia,  erstreckt 
sich  aber  mehr  nach  vorne  und  bildet  einen  ansehnlichen  Theil 
der  Schädelbasis.  Es  ist  von  dem  kleinen  runden  Foramen  condy- 
loideum  (cj),  welches  den  Zungennerv  durchlässt,  durchbohrt.  Auf  das 
Basioccipitale  folgt  nach  vorne  in  der  Schädelbasis  das  hintere  Keil- 
bein oder  Basisphenoid  (BS),  auf  dieses  das  vordore  Keilbein  oder 
Praesphenoid  {PS)  und  vorne  das  kleine  Pflugscharbein 
(Vomer  Vo).  Das  Basisphenoid  ist  oben  in  der  Mitte  etwas  ausgehöhlt, 
steigt  aber  am  vorderen  und  hinteren  Ende  wieder  etwas  an  und  bildet 
den  sogenannten  Türke nsattel  (Sella  turcica)  zur  Aufnahme  der 
Hypophyse  (pituary  body)  des  Gehirns.  Die  beiden  Keilbeine  ver- 
schmelzen häufig  frühzeitig  zu  einem  sogenannten  Wespenbein.  Von 
dem  Basisphenoid  entspringt  jederseits  eine  flügelartige,  nach  oben  und 
aussen  gerichtete  Knochenplatte,  das  Alisphenoid  (AS  ala  major) 
und  vom  Praesphenoid  ein  entsprechender  Knochen,  das  Orbito- 
sphenoid  (OS  ala  minor).  Das  Alisphenoid  ist  meist  von  drei  OefT- 
nungen  durchbohrt,  von  denen  das  hintere  (Foramen  ovale  fo)  einem 
Nerven  Austritt  gewährt,  während  das  mittlere  (Canalis  alisphenoideus  as) 


742 


Vertebrata.  Mammali« 


und  das  vordere  (Foramen  rotundum  fr)  die  äussere  Schlagader  (Carotis) 
durchlassen.  Auch  das  Orbitosphenoid  besitzt  eine  Oeffnung  (Foramen 
opticum  op),  durch  welche  der  Sehnerv  in  die  Augenhöhle  austritt, 
sowie  an  seiner  Basis  die  sogenannte  Keilbeinspalte  (sf). 

Die  seitlichen  Flügel  der  Keilbeine  bilden  die  untere  Seitenwand 
der  Hirnhöhle  und  grenzen  oben  an  die  grossen  Scheitelbeine 
(Parietalia  Pa)  und  Stirnbeine  (Frontalia  jFV),  welche  das  Schädel- 
dach und  den  oberen  Theil  der  Seitenwand  des  Schädels  bilden. 


FlK-  1745». 

Schädel  vom  Hand  (CanU  JamüiarU).  A  von  oben,  B  von  unten.  (Nach  Flower.)  SO  obere* 
Hinterhauptsbein,  Pa  Scheitelbein,  IP  Interparietale,  Sq  Schläfenbein,  Fr  Stirnbein,  L  Thrltnenbeln, 
Ju  Jochbein,  Mr  Oberkiefer,  Pnu  Zwischenkiefer,  Sa  Nasenbein,  BO  Basloeclpltale,  Exo  Rxocclpftale, 
Per  Periotlcuui,  Ty  Tympanicum,  BS  Baslsphenold.  PS  Praesphenoid,  AS  Alisphcnoid.  Pt  Pterygoid, 
Vo  Vomer,  PI  Palntimim.  poj  Processus  postorbitalls,  fo  Kummen  Infraorbitale,  oc  Condylus  occlplulls, 
pp  Processi«  pnrncclpltalls ,  gp  PfOCiOMUJ  postKlenoidali* ,  q/  tielenkjfrube  für  den  Unterkiefer, 
Jm  Kommen  majfnum  i  Hlnterhnuptsloch),  c/  Kommen  condyloideum,  ßp  Koramen  lacerum  posterius, 
tarn  mcatus  auditorius  externua  äusserer  <  k-hörgaog),  pgj  Koramen  postKlenoidalis,  ßm  Kommen 
lacerum  medium,  Jo  Kommen  ovale,  a»  hintere  « lefDiung  de«  AHsphenoid-Cnnals,  fr  Koramen  rotun- 
dum und  vordere  Üeffnunjr  de«  Alisphcnoid-CHtials,  */  Keilbeli  >i  ti  oder  Koratneu  lacerum  anterius, 
op  Koramen  opticum,  ppf  hintere  (iaumenlöcher,  ap  und  apf  vonlere  Gaunienlrtcher. 

Zwischen  die  Scheitelbeine  und  die  Hiuterhauptsschuppe  schaltet  sich 
häufig  eine  kleine  dreieckige  Knochenplatte  ein,  das  Interpari  etale  (1P), 
das  zuweilen  getrennt  bleibt,  zuweilen  mit  den  Scheitelbeinen  (Huf- 
thiere),  noch  häufiger  mit  der  Hinterhauptsschuppe  (Carnivoren)  ver- 
schmilzt. Die  mehr  oder  weniger  steil  abfallende  Hinterhauptsfläche 
(Occiput)  wird  in  vielen  Fällen  durch  einen  vorspringenden  Kamm 
(crista  occipitalis)  begrenzt,  welcher  zur  Anheftung  der  Nackenmuskeln 
dient. 

Die  Scheitelbeine  sind  in  der  Mitte  des  Schädeldachs  durch 
die  zackige  Pfeilnaht  (Sagittal -Naht)  verbunden ;  sie  bleiben  entweder  ge- 
trennt oder  verschmelzen  vollständig  miteinander  und  bilden  zuweilen 
über  der  Pfeilnaht  einen  mehr  oder  weniger  vorspringenden  Kamm 
(crista  ragittalis),  welcher  sieh  nach  vorne  meist  in  zwei  divergirende 


Digitized  by  Google 


Mammalia. 


743 


Aeste  theilt.  Sie  sind  mit  der  Hinterhauptsschuppe  durch  die  Lambda- 
naht,  mit  den  Stirnbeinen  durch  die  quer  zur  Längsaxe  des  Schädels 
verlaufende  Kronennaht  verbunden.  Die  Stirnbeine  verwachsen  zu- 
weilen miteinander  und  tragen  bei  vielen  Hufthieren  knöcherne  Fortsätze 
(Stirnzapfen,  Geweihe).  In  der  Regel  springt  das  Stirnbein  hinter  den 
Augenhöhlen  vor  und  nimmt  durch  den  Processus  postorbitalis  {pof)  an  der 
hinteren  Umgrenzung  der  Augenhöhlen  Theil.  Bei  vielen  Hufthieren. 
namentlich  bei  den  gehörnten  Wiederkäuern  ist  nicht  nur  das  ganze  Stirn- 
bein, sondern  häufig  auch  das  Scheitelbein,  ein  Theil  des  Oberkiefers 
und  namentlich  auch  das  Praesphenoid  mit  Luftzellen  erfüllt;  und  bei 
den  Proboscidiern  zeichnen  sich  fast  alle  Schädel-  und  Gesichts- 
knochen durch  ungewöhnliche  starke  Entwickelung  dieser  Luftzellen 
aus.    Zwischen  dem  Stirnbein,  dem  vorderen  Keilbein  (Praesphenoid) 


FI*.  1760. 

Schädel  vom  Beutelwolf  i,  Thyladnu*  cynocephaltu ,  in  tuurittaler  Kii-htunft  durchirewhnltten,  nebrt 
Unterkiefer.  V»  nat.  Gr.  iNnch  F  low  er.)  SO  Supraoccipitale.  ExO  KxooelpiUle,  BO  Banlocclpitale, 
Per  Periotlcum,  BS  BaMxphenold,  PS  Praesphenoid,  AS  Alixphenold,  OS  Orbitosphenoid,  Sq  Squa- 
mosum,  Pa  Parietal»,  Fr  Frontale,  ME  Mesethiuoideum.  Ufa  Nasale,  ET  Ethmoturbinale,  MT  Maxillo- 
turbinak-,  Pult  Prneuiaxllln,  Mx  Maxllln,  Vo  Vouier,  PI  Palatinum,  Pt  Pterygoldeum,  cd  Unterkiefer- 

Condylus,  n  tmiriihi* 

und  Vomer  schliesst  eine  vertieale,  mehr  oder  weniger  ausgedehnte 
Knochenplatte,  das  Si  ebbe  in  (Mesethiuoideum  ME),  die  Hirnhöhle 
nach  vorne  ab.  Dasselbe  besteht  aus  einer  dem  Vomer  aufruhenden 
medianen,  in  der  Längsrichtung  ausgedehnten  Lamelle  (lamina  per- 
pendicularis  oder  crista  galli)  und  zwei  seitlichen  querstehenden  meist 
siebförmig  durchlöcherten  Platten  (laniinae  eribrosae).  durch  welche  die 
Riechnerven  aus  dem  Gehirn  in  die  Nasenhöhle  eindringen.  Die 
Lamina  perpendicularis  geht  nach  vorne  in  die  fast  immer  knorpelig 
bleibende  Nasenscheidewand  über. 

Zwischen  dem  Alisphenoid  und  Supraoecipitale  liegt  oben  vom 
Scheitelbein  und  zuweilen  auch  vom  hinteren  Theil  des  Stirnbeins  be- 
grenzt das  Schläfenbein  (Schuppenbein,  Squamosum  Sq),  das  mit 
seinem  oberen  Hachen,  schuppenartigen  Theil  (Schuppe)  die  seitliche 
Begrenzung  der  Hirnhöhle  vervollständigen  hilft,  an  seiner  Basis  aber 
einen  sehr  starken,  dem  Quadratojugale  der  Reptilien  entsprechenden 
Fortsatz  (Processus  zvgomaticus)  nach  aussen  sendet,  welcher  sich  bald 


Digitized  by  Google 


744 


Vertebrata.  Mammalia. 


nach  vorne  biegt  und  auf  seiner  Unterseite  eine  concave  Gelenkfläche 
(Fossa  glenoidalis  gf)  zur  Aufnahme  des  Unterkiefercondylus  besitzt. 
Der  Hinterrand  dieser  Gelenkfläche  ragt  häufig  als  Fortsatz  (Processus  post- 
glenoidalis  gp)  vor.  Der  Raum  zwischen  dem  Schläfenbein  und  dem  Ex- 
occipitale  wird  von  den  Knochen  der  Gehörkapsel  ausgefüllt.  Aus  einer 
gemeinsamen  Knorpelmasse,  in  welcher  die  Ossitication  von  drei  Centren 
beginnt,  die  dem  Prooticum,  Opisthoticum  und  Epioticum  entsprechen, 
entsteht  ein  einziger  sehr  fester  Knochen,  das  Perioticum  {Per), 
welcher  das  Gehör- Labyrinth  und  das  innere  Ohr  umschliesst  und 
öfters  einen  nach  unten  gerichteten  Fortsatz  (processus  mastoideus) 
besitzt.  Das  Paukenbeiu  oder  Tympanicum  besteht  in  frühester  Jugeud 
aus  einem  einfachen  knöchernen  King  und  behält  bei  den  Marsupialieru 
und  Insectivoren  diese  Beschaffenheit  auch  zeitlebens  bei.  In  der 
Regel  verlängert  sich  aber  bei  weiterer  Entwickelung  der  äussere  Rand 
des  Ringes  in  horizontaler  Richtung  nach  aussen  und  bildet  den  zur 
Ohrmuschel  führenden  äusseren  Gehörgang  (meatus  auditorius  externus 
eam);  die  Unterseite  wird  durch  eine  Knochenplatte  bedeckt,  welche 
sich  zuweilen  zu  einer  blasig  aufgetriebenen,  hohlen  oder  mit  zelligem 
Knochengewebe  erfüllten  Anschwellung  (Bulla  tympanica  Ty)  um- 
gestaltet. Am  vorderen  Ende  des  Tympanicum  ragt  zuweilen  ein 
^riffelförmiger  zugespitzter  Fortsatz  (Processus  styloideus)  nach  unten 
vor.  In  dem  Zwischenraum  zwischen  Perioticum  und  Tympanicum 
und  zwar  zwischen  dem  vom  Trommelfell  geschlossenen  äusseren  Gehör- 
gang und  der  Fenestra  ovalis  liegen  die  drei  Gehörknöchelchen  Ambos 
(Incus),  Hammer  (Malleus)  und  Steigbügel  (Stapes).  Am  vorderen  und 
inneren  Ende  des  Paukenbeins  liegt  die  Mündung  der  Eustachischen 
Röhre,  welche  Luft  in  die  Gaumenhöhle  führt,  und  hinten  dringt  die 
innere  Kopfblutader  durch  das  Foramen  lacerum  posterius  (flp)  ein 
und  tritt  am  vorderen  Ende  des  Tympanicums  durch  das  Foramen 
lacerum  medium  [flm)  wieder  aus. 

Die  Physiognomie  des  Schädels  wird  sehr  wesentlich  durch  die 
Entwickelung  der  Gesichtsknochen  und  namentlich  des  Ober- 
kiefers (Maxiila  Mx)  bedingt.  Der  untere  Aussenrand  des  Oberkiefers 
ist  meist  mit  Zähnen  besetzt,  nach  innen  sendet  er  eine  horizontale 
Platte,  welche  an  der  Zusammensetzung  des  harten  Gaumens  Theil 
nimmt.  Am  Hinterrand  ragt  ein  zuerst  nach  aussen  gerichteter  Fort- 
satz (Processus  zygomaticus)  vor,  welcher  sich  dann  nach  hinten  ver- 
längert und  durch  das  Jochbein  (Jugale,  Malar  ju)  mit  dem  Pro- 
cessus zygomaticus  des  Schläfenbeins  in  Verbindung  tritt.  Die  beideu 
genannten  Fortsätze  und  das  Jochbein  setzen  den  Jochbogen  zu- 
sammen, welcher  die  untere  Begrenzung  der  Augenhöhlen  und  der 
Schläfengruben  bildet.  Am  vorderen  Rand  der  Augenhöhle  zwischen  Stirn- 
bein, Oberkiefer  und  Ethmoideum  liegt  das  vom  Thränencanal  durch 
bohrte  Thräuenbein  (Lacrinmle La).  Die  paarig  entwickelten  Zwischen- 
kiefer  (Praemaxillae  Pmx)  bilden  den  vorderen  und  meist  auch  einen 
Theil  des  Seitenrandes  der  Schnauze.  In  der  Regel  enthalten  sie  an  ihrem 
Alveolarrand  Schneidezähne.  Die  Nasenbeine  (Nasalia  iVa)  fügen  sich 
in  einen  einspringenden  Winkel  am  Vorderrand  der  Stirnbeine  ein  und 
werden  seitlich  vom  Oberkiefer  und  meist  auch  noch  vom  Zwischenkiefer 
begrenzt.  Die  Nasenhöhle  selbst  enthält  mit  Ausnahme  der  Wale  und 
Sirenen  eigenthümliche,  sehr  dünne,  stark  eingerollte  und  durchlöcherte 


Digitized  by  Googl 


Mammalia. 


745 


Knochenlamellen,  die  bei  Thieren  mit  scharfem  Genich  stark  labvrin- 
thisch  entwickelt  sind  und  eine  Schleimhaut  trafen,  in  welcher  sich  die 
Verzweigungen  der  Riechnerven  ausbreiten.  Diese  Riechmuscheln 
(conchae  interiores)  gehören  zum  Siebbein  und  sind  lediglich  als  Fort- 
sätze desselben  zu  betrachten;  sie  erscheinen  in  mehrere  Gruppen 
angeordnet  und  werden  hinten  von  der  Lamina  perpendicularis  des 
Mesethmoid9  in  zwei  Hälften  zerlegt.  Die  Lamellen,  welche  den 
hinteren  und  oberen  Raum  der  Nasenhöhle  jederseits  ausfüllen,  werden 
Ethmoturbinalia  {ET)  genannt,  während  die  dem  harten  Gaumen 
aufliegenden  und  den  vorderen  uud  unteren  Theil  der  Nasenhöhle 
einnehmenden  Blätter  als  Maxilloturbinalia  (AtT)  bezeichnet  werden. 

Die  Unterseite  des  Schädels  wird  im  hinteren  cranialen  Theil  vom 
Basioccipitale  und  den  Keilbeinen  gebildet.  Vom  Basisphenoid  und 
Alisphenoid  springt  eine  kurze  verticale  Knochonplatte,  das  Flüge  1- 
bein  (Pterygoid  Pt)  nach  unten  vor  und  begrenzt  jederseits  den  hin- 
teren Nasengang,  dessen  Basis  durch  die  Haut  des  weichen  Gaumens 
gebildet  wird.  Vorne  schliesst  sich  das  Flügelbein  an  den  vom  Prae- 
sphonoid  und  Orbitosphenoid  absteigenden  Theil  des  Gaumenbeins 
(Palatinum  PI)  an,  welcher  sich  nach  vorne  und  oben  verdickt  und  eine 
horizontal  ausgebreitete  Platte  bildet  und  mit  der  horizontalen  Platte  des 
Oberkiefers  und  dem  Zwischenkiefer  den  harten  Gaumen,  die  Basis  der 
Nasenhöhle  bildet.  Der  Hinterrand  des  Gaumenbeins  ist  seitlich  meist 
etwas  ausgeschnitten,  springt  in  der  Mitte  häufig  in  eine  Spina  nasalis 
posterior  vor  und  zeigt  den  Ausgang  der  hinteren  Nasenlöcher  (Choanen) 
in  die  Mundhöhle  an.  Der  harte  Gaumen  wird  von  mehreren  kleinen 
Oeffnungen  zum  Austritt  von  Blutgefässen  und  Nerven  durchbohrt. 

Der  Unterkiefer  besteht  aus  zwei  symmetrischen,  nach  hinten 
divergirenden  Aesten,  welche  vorne  in  der  Mitte  mit  einer  rauhen 
Fläche  (Symphyse)  zusammenstossen  und  entweder  durch  Bindegewebe 
an  einander  befestigt  sind  oder  im  Alter  fest  mit  einander  verwachsen. 
Der  Oberrand  oder  Alveolarrand  ist  meist  gerade  und  mit  Zähnen  be- 
setzt, der  Unterraud  etwas  verdickt  und  convex,  in  der  Symphysen- 
region  ansteigend;  das  hintere  Ende  des  Unterrandes  bildet  den  Winkel 
(Angulus  a),  der  öfters  in  einen  vorspringenden  Fortsatz  ausgezogen 
oder  nach  innen  gekrümmt  ist.  Der  obere  Rand  steigt  hinter  dem 
letzten  Backzahn  in  der  Regel  zu  einem  hohen,  seitlich  zusammen- 
gedrückten Kronfortsatz  (processus  coronoideus)  an,  welcher  dem 
Temporalmuskel  zur  Anheftung  dient.  An  der  mehr  oder  weniger  tief 
ausgehöhlten  oder  mit  erhabenen  Leisten  versehenen  Aussenflache  des 
Kronfortsatzes  befestigt  sich  der  starke  Massetermuskel.  Der  Hinterrand 
des  aufsteigenden  Astes  endigt  oben  über  dem  Winkel  in  einem  ver- 
dickten und  gewölbten  Gelenkkopf  (Condylus  cd),  welcher  sich  in 
die  Gelenkgrube  des  Schläfenbeins  einfügt  und  bald  quer  verlängert, 
bald  rundlich,  bald  schräg  von  oben  nach  unten  gerichtet  ist.  Der 
Unterkiefer  wird  der  Länge  nach  von  einem  ziemlich  weiten  Canal 
durchzogen  (Alveolarcanal),  in  welchem  ein  Blutgefäss  und  der  Unter- 
kiefernerv verlaufen,  die  zahlreiche  Seitenäste  in  die  Zähne  aus- 
senden. Auf  der  Innenseite  jedes  Astes  verläuft  zuweilen  eine  seichte 
Furche  (Sulcus  mylohyoideus),  die  bei  gewissen  Beutelthieren  besonders 
deutlich  entwickelt  ist. 


Digitized  by  Google 


74fi 


Vertebrata.  Mammalia 


Die  Hirn  höhle  besitzt  bei  den  Säugethieren  meist  eine  viel 
grössere  Ausdehnung  als  bei  den  übrigen  Wirbelthierclassen.  Im  All- 
gemeinen zeigt  sich  bei  den  verschiedenen  Ordnungen  eine  beträchtliche 
Abstufung  in  Grösse  und  Ausbildung  des  Gehirns,  so  dass  dasselbe 
von  Owen  als  Basis  der  Systematik  verwendet  wurde.  Sehr  bemerkens- 
werth  ist  die  von  Marsh  zuerst  beobachtete  Thatsache,  dass  der  Ge- 
hirnumfang bei  den  Säugethieren  der  Eocänzeit  durchwegs  geringer 
ist,  als  jener  bei  verwandten  Formen  aus  dem  iüngeren  Tertiär  oder 
oder  Jetztzeit.  Ja  bei  den  riesigen  eocänen  Amblypoden  ist  die  Hirn- 
höhle so  winzig,  dass  man  deren  Ausguss  durch  den  Medullarkanal 
der  Wirbelsäule  ziehen  kann. 

Entwickelung  und  Umgestaltung  des  Schädels.  Wie 
bei  den  Reptilien  und  Vögeln  ist  die  Schädelbasis  knorpelig  prä- 
formirt,  während  sich  die  Knochen  der  Schädeldecke  in  einer  häutig 
fibrösen  Grundlage  entwickeln.  Die  verschiedenen  Knochen  sind  an- 
fänglich alle  getrennt  und  entstehen  von  besonderen  Ossificationscentren, 
nach  und  nach  stossen  sie  aneinander,  werden  durch  Nähte  verbunden 
oder  verschmelzen  vollständig.  Je  nach  der  Art,  wie  sich  diese  Knochen 
im  Verlauf  der  Entwickelung  gestalteu,  hängt  die  Ausbildung  und 
äussere  Erscheinung  des  Kopfes  ab  und  auf  Grund  ontogenetischer 
oder  phylogenetischer  Erfahrung  lassen  sich  bestimmte  Zustände  als 
ursprünglich,  andere  als  mehr  oder  weniger  weitgehende  Umgestaltungen 
bezeichnen. 

Fortgeschrittener  specialisirter 
Primitiver  Zustand.  Zustand. 


Schadelknochen  durch  Nähte  vereinigt.     Schild  elknochen  verschmolzen. 
Hirnkapsel  klein,  schmal.  Hirnkapsel  gross,  breit,  gewölbt. 

Schädel  niedrig,  Proäl  fast  gerade.  Stirnregion  gewölbt  oder  steil  ansteigend. 

Schnauze  vor  der  Hirnhöhle  verlängert.    Gesichtstheil  kurz,  Bteil  abfallend. 
Nasenbeine  lang;  Nasenlöcher  nach  vorn  Nasenbeine  kurz  oder  verkümmert;  Nasen 
gerichtet  löcher  weit  zurückreichend  oder  nach 

oben  gerichtet. 

Oberkiefer  niedrig.  Oberkiefer  hoch. 

Jochbogen  geschlossen  Jochbogen  unterbrochen  oder  rudimentär. 

Augenhöhle  hinten  offen,  in  die  Schläfen    Augenhöhle  hinten  geschlossen, 
grübe  übergehend. 

Stirnbein  und  Praeaphenoid  dicht  oder  Stirnbein,  zuweilen  auch  benachbarte  Kopf- 
mit  schwach  entwickelten  Luftzellen.       knochen  und  Schädelbasis  mit  Luftzellen 

erfüllt. 

Knochen  der  Schädeldecke  glHtt.  Scheitel-,  Stirn  und  Hinterhauptsbeine  mit 

vorragenden  Kilmmen ,   Protuberanzen , 
Stirnzapfen  oder  Geweihen. 
Tympanicuui  ringförmig,   unten  offen,  Tyinpanicum  unten  geschlossen  oder  auf- 
frei, geblasen,  mit  äusserem  Gehörgang;  mit 

dem  Peristicum  verwachsen. 
Gelenkgrube  für  den  Unterkiefer  seicht,  Gelenkgrube  eine   stark  vertiefte  Quer- 
hinten  mit  Processus  postglenoidalis.        oder  Längsrinne  bildend;  Processus  post- 

glenoidalis  fehlt. 

Unterkieferäste  in  der  Symphyse  durch   ITnterkieferüste    in    der  Symphyse  ver 
Ligament  verbunden  schmolzen. 

Der  Schultergürtel  hat  im  Vergleich  mit  den  niedrigeu  Verte- 
bratenclassen  eine  bedeutende  Reduction  erlitten  und  besteht  häufig 
nur  aus  dem  Schulterblatt,  zu  dem  bei  denjenigen  Formen,  welche 
ihre  Vorderextremitaten  mehr  zum  Greifen  als  zur  Fortbewegung  be- 
nutzen, noch  ein  Schlüsselbein  (Olavieula)  kommt.   Ein  selbständig 


Digitized  by  Google 


Mammalia. 


747 


entwickeltes  Coraco'id  nebst  einem  Praecoracoid  findet  sieb  nur 
bei  Monotremen  und  vielleicht  bei  Allotherien,  bei  allen  übrigen  ist 
dasselbe  mit  der  Scapula  verschmolzen  und  stark  reducirt. 

Das  Schulterblatt  (Scapula)  (Fig.  1751)  ist  eine  ziemlich 
grosse,  aus  Knorpeln  hervorgehende  Kuochenplatte  von  oval-dreieckiger 
Form,  welche  auf  der  Aussenseite  durch  eine  vorspringende  Leiste 
(Spina  oder  Crista  scapulae)  in  einen  vorderen  und  hinteren  Abschnitt 
getheilt  wird.  Das  untere  Ende  dieser  Leiste  ragt  in  der  Regel  als 
ein  etwas  verlänger- 
ter und  gekrümmter 
Fortsatz  (Acromion) 
vor.  Oer  verschmälerte 
Unterrand  ist  zu  einer 
vertieften  Gelenkfläche 
(Fossa  glenoidalis  g) 
zur  Aufnahme  des 
Oberarms  verbreitert 
und  endigt  vorne  in 
einem  kurzen  Coracoid- 
fortsatz  (c),  der  aus 
einem  besonderen  Ossi- 
ficationscentrum  her- 
vorgeht, in  frühester 
Jugend  auch  noch 
durch  Sutur  mit  der 
Scapula  vereinigt  ist, 
später  aber  vollständig 
damit  verschmilzt. 

Das  Schlüssel 
b  e  i  n    (Clavicula)  ist 

ein  paariger,  dünner,  cyliudrischer,  etwas 
gebogener  Knochen,  welcher  sich  am  Acromion 
des  Schulterblattes  und  am  vordersten  Hude 
des  Brustbeins  mittelst  Ligament  befestigt.  Es  fehlt  den  Cetaceen, 
Sirenen.  Ungulaten  mit  Ausnahme  der  Typotheria  und  den  meisten 
Carnivoren,  wo  es  übrigens  häufig  noch  als  Rudiment  in  den 
Muskeln  liegt. 

Der  kräftige,  gerade  oder  etwas  gebogene  Oberarm  (Humerus) 
(Fig.  1752)  hat  am  oberen  (proximalen)  Ende  einen  ziemlich  dicken,  ge- 
rundeten Gelenkkopf  (c)  und  zwei  vorstehende,  zur  Anheftung  von 
Muskeln  bestimmte  Höcker  (tuberculum  majus  und  tub.  minus)  be- 
sitzt, die  durch  die  Fossa  bicipitalis  (bg)  getrennt  werden.  Von  dem 
aussen  gelegenen  grossen  Höcker  zieht  sich  in  der  Regel  ein  etwas 
vorstehender,  breiter  rauher  Kamm  zur  Anheftung  des  Deltoidmuskels 
eine  Strecke  weit  am  Schaft  des  Humerus  herab  (crista  deltoidea  d). 
Das  untere  oder  distale  Ende  ist  <iuer  verbreitert  und  mit  einer  breiten, 
halbcylindrischen  Gelenkrolle  (Trochlea)  versehen,  die  meist  durch  eine 
mediane  Verliefung  oder  durch  eine  erhabene  Leiste  (crista  inter- 
trochlearis)  in  eine  radiale  (ar)  und  eine  ulnare  Um)  Gelenkfläche  ge- 
theilt wird.    Neben  der  (lelenkrolle  ragt  aussen  ein  knorriger  Vorsprung, 


Fig.  1751 

Rechtun  Schulterblatt  vom  Hund. 
$  Kamm(*pina  scapula«),  a  Acro- 
mion, e  Coracotdrortsatz,  g  »ie- 
lenkfl&che,  »  vorderer  (Coracold  l 
Rand,  h  hinterer  (Olenoidali 
Rand,  o  oberer  Rand. 


Flg.  1752. 

Rechter  Oberarm  k.  (nu- 
merus) desWombai  (Phnicolomy* 
vombatim)  von  vorne,  '/i  nat.  Gr 
(Nach  Flou  er  )  c  oberer  Ge- 
lenkkopf (caputj,  t  tuberculum 
maJUR,  I  tuberculum  minus,  bg 
fossa  bicipltalis,  dDeltoidrauhig 
kelt,  «r  crisU  supinatoria,  ent 
Forumen  enteplcondyloideum, 
tc  äu*MTcr.  ic  innerer  Gelenk- 
knorren, ar  radiale,  au  ulnare 
Gelenkroll«' 


Digitized  by  Google 


74R 


Verleb  rata.  Mammalia. 


r 


A 

r 

I 


der  äussere  Gelenkkopf  (Ectocondylus  cc)  und  auf  der  inneren  Seite 
der  interne  Condylus  (ic)  vor.  Ueber  dem  letzteren  ist  der  Humerus 
bei  den  primitiveren  Formen  der  Säugethiere  von  einem  Foramen 
B  entepicondyloideum  (ent)  zum  Durchtritt  eines 

Nervs  und'  Blutgefässes  durchbohrt.  Ueber  der 
Gelenkrolle  befindet  sich  auf  der  Hinterseite 
eine  mehr  oder  weniger  tiefe  Grube  zur  Auf- 
nahme des  Ellenbogen fortsatzes  der  Ulna  (Fossa 
olecrani),  die  nicht  selten  den  Humerus  durch- 
bohrt. In  der  Jugend  sind  die  beiden  Gelenk- 
extremitäteu  durch  Epiphysen  vom  eigentlichen 
Schaft  (Diaphyse)  getrennt. 

Der  Vorderarm  (Fig.  1753)  besteht  aus 
zwei  Knochen,  der  Speiche  (Radius)  und  der 
Elle  (Ulna,  Cubitus),  wovon  der  Radius  mit 
der  äusseren  und  vorderen,  die  Ulna  mit  der 
inneren  und  hinteren  Gelenkrolle  des  Humerus 
articulirt.  Bei  denjenigen  Säugethieren,  welche 
die  Vorderextremität  mehr  zum  Greifen  als 
zum  (iehen  benützen,  sind  beide  Knochen  wohl 
I  |  ausgebildet,  jedoch  in  der  Art  übereinander  ge- 

I    i  U;         kreuzt,  dass  am  distalen  Ende  die  Ulna  aussen, 

jL&J'y'        l  der  Radius  innen  liegt.  Bei  deu  vorgeschritteneren 

j|  jl)  J  ■  e  Hufthiereu  verkümmert  der  untere  Abschnitt 
1/'  der  Ulna  und  verwächst  vollständig  mit  dem 
fjr  Radius. 

Das  obere  Ende  des  Radius  hat  eine 
seichte  quer  ovale  Gelenkgrube,  deren  con- 
vexer  Innenrand  sich  "dicht  an  die  Ulna  anlegt. 
Der  Schaft  ist  etwas  abgeplattet,  das  untere  Ende 
quer  verbreitert  und  die  ausgehöhlte  Gelenk- 
Häche  innen  durch  einen  kurzen  zugeschärften 
Vorsprung  (Processus  styloideus  ps)  begrenzt. 
Am  oberen  Ende  der  Ulna  ragt  ein  starker,  vierseitiger,  distal  ab- 
gestutzter und  verdickter  Knorren  (Ellenbogenfortsatz,  Olecrauon  ol) 
mehr  oder  weniger  weit  vor,  dessen  Vorderseite  durch  eine  halbmond- 
förmige Gelenkfläche  (Fossa  lunaris),  au  welche  sich  der  Radius  an- 
legt, senkrecht  abfällt.  Das  untere  distale  Ende  der  Ulna  ist  mit 
Ausnahme  der  Proboscidier  schmaler,  als  der  Radius,  hat  eine  con- 
vexe  Gelenkflüche  und  meist  auch  einen  Processus  styloideus  auf  der 
Aussenseite. 

Der  Carpus  oder  die  Handwurzel  (Fig.  1754)  besteht  bei  allen 
Säugethieren  aus  zwei  Reihen  kleiner  platter  Knöchelchen.  Bei 
den  primitiveren  Formen  schaltet  sich,  wie  bei  den  Reptilien,  ein 
kleines  Os  centrale  zwischen  die  beiden  Reihen  ein.  Von  den  drei 
Knöchelchcn  der  ersten  oder  proximalen  Reihe  entspricht  das  innere 
(Scaphoideum)  dem  Radiale,  das  äussere  (Cuneiforme)  dem  Ulnare, 
das  mittlere  (Lunare)  dem  Iutermedium  der  Reptilien;  ein  viertes 
äusseres  und  etwas  nach  hinten  gerichtetes  Kuüchelchen  (das  Erbsen- 
bein oder  Os  pisiforme)  wird  nicht  zu  den  eigentlichen  Carpalknöchelchen 


Fig.  1753. 

A    Linker  Radius  vom  Hund 
von  vorn©,    c  obere,  g  unUre 
Oelenkfltiche,  p  prwt-ssua  sty- 
loidmn,  «  Epiphysc. 

B  Linke  Lina  vom  Hund  von 
vorne,   ot  Olccrution,  fi  Fo.nmi 
gtlpmoideit ,    ß  Fos*n  luniiri», 
c  Capitulum.  t  Eplpbyse. 


Digitized  by  Google 


Mamnmlia.  749 

gezählt,  sondern  bald  als  Rudiment  eines  sechsten  Fingers,  bald  als 
ein  grosses  Sesambein  betrachtet.  Die  Knöchelchen  der  distalen  Reihe 
werden  entweder  Carpalia  I  bis  V,  oder  Trapezium,  Trapezoid,  Magnum 
und  Unciforme  (Fig.  1754)  genannt.  Im  primitiven  Carpus  (Fig.  1754.4) 
bleiben  sämmtliche  Knöchelchen  getrennt  und  sind  im  Wesentlichen  serial 
angeordnet,  d.  h.  jedes  Knöchelcheu  der  ersten  Reihe  ruht  auf  einem 
Knöchelchen  der  zweiten  Reihe.  Wird  von  der  Hand  nicht  nur  Beweglich- 
keit, sondern  auch  Starke  und  Tragfälligkeit  verlangt,  so  erleidet  der  Carpus 
sehr  verschiedenartige,  dem  jeweiligen  Bedürfniss  entsprechende  Um- 
bildungen. Die  obere  Reihe  gewinnt  zuweilen  dadurch  eine  grössere  Festig- 
keit, dass  Scaphoideum 
und  Lunare  mit  einander 
verschmelzen  und  ebenso 
findet  in  der  zweiten 
Reihe  eineVerschmelzuug 
von  zwei  oder  mehr  be- 
nachbarten Knöchelchen 
statt.  In  anderer  Weise 
erfolgt  eine  Verfestigung 
des  Carpus  insbesondere 
bei  den  Hufthieren  da- 
durch, dass  sich  die 
Carpalia  der  zweiten 
Reihe  derart  von  aussen 
nach  innen  verschieben, 
dass  eine  alternirende 
und  verschränkte  Anord- 
nung zu  Staude  kommt. 
Denselben  Erfolg  hat 
auch  eine  ungewöhnliche 
Breitenausdehnung  eines 
Knöchelchens,  z.  B.  des 
Magnum  (Fig.  1754  C). 
Die  seitliehe  Verschiebung  oder  ungleiche  Ausdehnung  der  distalen 
Carpalia  führt  häufig  zur  gänzlichen  Verdrängung  des  Trapezium. 

Auf  den  Carpus  folgen  die  Metacarpalia  oder  Mittelfuss- 
knochen, und  zwar  articuliren  am  Unciforme  stets  die  zwei  äusseren 
Metacarpalia  (IV  und  V),  während  die  übrigen  Mittelhandknochen  je 
einem  Carpalc  als  Stütze  dienen.  Ursprünglich  lagen  die  proximalen, 
häufig  schwach  ausgehöhlten  Gelenkenden  der  Metacarpalia  in  gleicher 
Ebene;  meistens  greifen  dieselben  aber  ziemlich  weit  in  den  Carpus 
herein  und  verstärken  dadurch  das  Knochengefüge.  Der  distale  gewölbte 
Gelenkkopf  der  Metacarpalia  wird  häufig  durch  einen  vorspringenden, 
zugeschärften  Kamm  (Leitkiel)  in  zwei  Hälften  getheilt. 

Von  den  fünf  Fingern  heisst  der  erste  oder  innere  Daumen 
(Pollex).  Mit  Ausnahme  der  Cetaceen  hat  kein  Säugethier  mehr  als 
drei  Phalangen  an  jedem  Finger,  doch  verkümmern  am  Daumen 
und  kleinen  Finger  in  der  Regel  ein  oder  zwei  Glieder  und  bei  den 
Edentaten  und  Änevlopoden  tritt  zuweilen  eine  Verschmelzung  von 
zwei  Phalangen  ein.  Bei  den  Fledermäusen  verlängern  sich  sowohl 
die  Metacarpalia,   als  die  Phalangen  in  ungewöhnlicher  Weise  zur 


I! 


Fiff.  1754. 

A  linker  Vorderfuss  von  Procavia  ( Dendrohi/rax)  arhorea. 
B  Tapiru*  Americanw,  CreehtcrVorderfiifis  vom  Iferd.  Jt Radiiu, 
U  Vinn,  «  Scnphoidcum.  (  Lunnrc,  c  < 'unciforme,  p  PiMforme, 
et  Centrale«,  tm  Trapezium,  Cd  Trap^zoid.  m  Magnum,  u  Unei- 
forme.  /-  V  erster  bis  fünfter  Finger. 


Digitized  by  Google 


750 


VertebratA.  Mammalia. 


Befestigung  der  Flughaut.  Die  Endphalangen  haben  sehr  verschiedene 
Form  und  werden  ringsum  oder  vorne  von  hornigen  Hufen,  Krallen 
oder  Nägeln  umschlossen.  An  den  Gelenkverbindungen  von  Metacarpus 
und  den  ersten  Phalangen  liegen  auf  der  Hinterseite  der  Hand  sehr 
häufig  paarig  entwickelte,  kleine,  halbmondförmige  Sesambeine,  die 
im  Bindegewebe  entstehen. 

Das  Becken  (pelvis  Fig.  1755) 
wird  jederseits  aus  drei  in  der 
seitlich  gelegenen  Gelenkpfanne 
für  den  Oberschenkel  zusammen-, 
stossenden,  meist  sehr  frühzeitig 
zu  einem  sogenannten  Os  inno- 
minatum  verschmolzenen  Kno- 
chen, dem  Hüfthein  oder  Darm- 
bein (Ileum  77),  dem  Schambein 
(Pubis  Pb)  und  dem  Sitzbein 
(Ischium  Is)  gebildet.  In  der 
Mitte  der  Bauchseite  stossen  die 
beiden  Beckenhälften  in  einer 
Symphyse  zusammen  und  um- 
schliessen  jederseits  eine  grosse, 
mit  Muskeln  und  Bindegeweben 
erfüllte  Oeffnung  (Foramen  obtu- 
ratorium  fo). 

Der  Oberschenkelknochen 
(Femur    Fig.  175ß)     ist  meist 
cylindrisch   lang.     Am  oberen 
Ende    ragt    ein  halbkugeliger, 
durch  eine   Einschnürung   (Hals)  vom  eigentlichen 
Schaft  getrennter  Gelenkkopf  nach  innen  und  vorne 
vor.    Dem  Kopf  gegenüber   befindet  sich  auf  der 
hinteren  und  äusseren  Seite  ein  kräftiger  Muskel- 
/Fo^im^nViyiolrtT«:  fortsatz,  der  grosse  Trochanter  (Trochanter  majus  tr1), 

begrenzt  von  einer  mehr  oder  weniger  vertieften 
Grube  (Fossa  digitalis).  Ein  kleiner,  conischer  Hocker,  der  kleine 
Trochanter  (Trochanter  minus  tr-)  liegt  unmittelbar  unter  dem  Kopf 
auf  der  vorderen  Innenseite.  Ein  dritter  Troehanter  (Trochanter 
tertius  tr*)  ragt  am  Hinterrand  in  einiger  Entfernung  unter  dem 
grossen  Trochanter  vor.  ist  jedoch  nur  bei  Hufthieren,  Nagern, 
Iusectivoren  und  Edentaten  deutlieh  entwickelt.  Das  distale  Ende 
des  Femur  wird  durch  die  stark  verdickte,  vorne  schmale  und  jeder- 
seits von  einem  vorragenden  Kamm  begrenzte  Gelenkrolle  gebildet. 
Dieselbe  wird  aussen  und  innen  durch  je  einen  grossen  knorrigen  ge- 
rundeten Gelenkkopf  (Ectocondylus  und  Entocondylus)  begrenzt,  zwischen 
denen  auf  der  Hinterseite  eine  ziemlieh  tiefe  und  breite  Grube  (Fossa 
intercondyloidea  /)  liegt. 

Das  Verdickte  obere  Ende  der  Tibia  (Fig.  1757)  bildet  eine  drei- 
eckige, wenig  vertiefte  Gelenkfläche  (c),  die  durch  eine  mediane  Er- 
höhung in  zwei  Hälften  zerlegt  wird;  die  Hinterseite  des  Schaftes  ist 
abgeplattet  und  jederseits  kantig  begrenzt ;  die  Vorderseite  bildet 
unter  dem  oberen  Gelenkende  einen  mehr  oder  weniger  zugeschärften 


n*.  UM. 

Linke  Beekennttlfte  vom 
Hun«l  von  innen  Besehen. 
//  Ileum,    l'b  Puhl*. 
1$  lehium.  a  Ifnnne, 
fo  Kommen  obtunilorium. 
*  Symphyse 


Fig.  176* 
Keehte«  Femur  vom 
Hund  von  hinten, 
c  ("ondylti*.  'r1  piwwr, 
tr>  kleiner. 
ei  innerer  Oelenkkopf 
(Ktuoeon.lvlun), 

(»eienkkopf. 


Digitized  by  Google 


Mammalia. 


751 


Kamm  (Procnemialcrista  cn).  und  das  distale  Ende  eine  quer  ver- 
breiterte Gelenkfläche  (y),  die  häutig  durch  eine  gerundete  Mittel- 
erhebung halbirt  wird  ;  auf  der  Innenseite  wird  dieselbe  durch  einen 
Vorspruug  (Malleolus  internus  mi)  begrenzt.  Das  Wadenbein 
(Fibula  Fi)  ist  stets  ein  dünner  Knochen,  dessen  unteres  Ende  (co) 
häufig  als  ein  dem  Malleolus  internus  entsprechender  Fortsatz  vor- 


zu» 


Fi*.  1758. 

Rechter  HinterfuR*  A  von  Palaeolherium,  B 
Schwein,  C  von  Hipparion.    ca  und  c  Calcaneu». 
a  Astrajmlus,  n  Naviculare,  eb  Cuboideum.  c\  f,  c'  Cunelforme 
tertlum,  secundum,  priinum,  m  Metatarwalla,  //—  V «weite  blp  fünfte 

Zehe. 


1757. 

Linke  Tlblo  (T)  und  Fibula  (Fi) 
nebrt  PatPlla  (Pa)  vom  Hund 
von  vorne,  c  obere*  Gelenk 
ende,  g  unteres»  »ielenkende  der 
Tibia,  ca  I'rocnemlalkamm,  mi 
■nallcu*  Internus,  co  unteres 
(ielenkende  der  Fibula. 


ragt  und  sich  auf  die  vordere  Aussenfläche 
des  Astragalus  oder  auf  den  ("alcaneus  stützt. 
Bei  den  vorgeschritteneren  Hufthieren  ver- 
kümmert die  Fibula  entweder  vollständig  oder 
bis  auf  ein  kleines  distales,  seltener  proximales 
Rudiment. 

Zwischen  Femur  und  Tibia  liegt  auf  der  Vorderseite  die  kleine, 
durch  Bänder  mit  der  Tibia  verbundene  Kniescheibe  (Patella  Pa) 
und  zwischen  Fibula  und  Femur  schaltet  sich  zuweilen  ein  kleines 
Knöchelchen  (Fabella)  ein. 

Die  Fuss wurzel  oder  der  Tarsus  (Fig.  1758)  besteht  wie  die 
Handwurzel  aus  zwei  Knöchelchenreihen,  zwischen  welche  sich  je- 
doch stets  ein  wohl  entwickeltes  Zwischenknöchelchen  (Naviculare 
oder  Centrale)  einschiebt.  Die  proximale  Heilte  besteht  lediglich 
aus  Sprungbein  (Astragalus)  und  Fersenbein  (( 'alcaneus). 
Der  Astragalus  (Fig.  1759)  liegt  auf  der  inneren,  der  Calcaneus 
auf  der  äusseren  Seite;  ersterer  bildet  mit  dem  distalen  Ende  der 
Tibia  das  Sprunggelenk ;  seine  nach  vorne  und  oben  gerichtete 
tibiale  Gelenkfläche  ist  bei  den  plumpsten  Hufthieren  {Amblypoda, 
Proboscidea)  fast  eben,  in  der  Regel  jedoch  als  ein  vorspringender 


Digitized  by  Google 


752 


Vertebrata.  Mammalia. 


halbcvlindrischer  Gelenkkopf  ausgebildet,  der  sich  durch  eine  mehr 
oder  weniger  tiefe  mediane  Aushöhlung  in  eine  Gelenkrolle  (Trochlea) 
umwandeln  kann.    Der  distale  Theil  des  Astragalus  verlängert  sich 


Fig.  1759. 

Linker  Astnuralus  vom*Hund.   A  von  vorne  und  oben,  B  von  hinten  und  unten. 
C.  D.  Linker  Astrasalu«  eine»  «rossen  Wiederkäuers  (HeUndothtrium).     C  von  vorne  und  oben, 
D  von  hinten  und  unten.  »/»  nat  r,r    (Nach  ünudry.)  t  tibiale  Gelenkrolle  (Trochlea),  e,  e'  der  mit 
dem  Calcaneus  zusammenstoßende  Seitenrand,  a  «irube  zur  Aufnahme  des  Unterlandes  der  Tibta, 
n  Facette  für  das  Naviculare.  cub  Facette  für  Cuboideum,  eai  Facetten  für  Calcaneus. 

zuweilen  zu  einem  Hals  und  wird  entweder  durch  eine  flache  oder 
schwach  gewölbte  Gelenkfläche  für  das  Naviculare  abgestutzt  oder 
besitzt  am  distalen  Ende  eine  breite,  gewölbte,  nach  hinten  ver- 
längerte Gelenkrolle,  die  sich  auf  Naviculare,  Cuboideum  und  Cal- 
caneus stützt  (Fig.  1759  B).    Auf  der  Hinterseite  hat  der  Astragalus 

m  ein   bis  zwei   Facetten   für  den 

Calcaneus  und  eine  für  das  Cu- 
boideum. 

Der  Calcaneus  (Fersenbein, 
Fig.  1760)  ist  ein  länglicher,  kan- 
tiger Knochen,  dessen  hinterer  Theil 
zu  einem  abgestutzten  Stiel  (Tuber 
calcis  tc)  ausgezogen  ist,  der  bei 
den  Sohlengängern  auf  dem  Boden 
aufruht  und  die  Ferse  bildet,  bei 
den  Zehengängern  und  Hufthieren 
aber  schräg  nach  oben  und  hinten 
gerichtet  ist.  Am  distalen  Ende 
stösst  der  Calcaneus  mit  dem  Cu- 
boideum {cub)  zusammen,  während 
er  mit  der  vorderen  und  oberen 
ausgehöhlten  Seite  den  Astragalus 
stützt.  Ein  nach  innen  vorsprin- 
gender Fortsatz  (sustentaculum) 
enthält  die  innere  oder  susten- 
taeulare  Facette  (as)  für  den  Astra- 
galus, während  am  entgegengesetzten  äusseren  Theil  sich  die  häufig 
durch  einen  Querkamm  getheilte  eetale  oder  peroneale  Facette  (p'j 
befindet  Zuweilen  ist  noch  eine  Gelenkfläehe  (p)  für  die  Fibula  vor- 
handen. 

Das  Cuboideum  (Würfelbein)  ist  ein  würfelförmiger  oder  un- 
regelmässig vierseitiger  Knochen,  dessen  Höhe  die  Breite  meist  übertrifft. 


Fi*.  1760. 

Linker  Calcaneus  A  vom  Iluml,  H  von  Macranchrnia. 
t*  tnlter  calci«,  nu  Siistentaculuiti.  <i#  Mi«teutaeulare 
Facette  für  den  Astrajrulus,  p'  eclnle  Facette  für 
den  Astrapilus,  cub  distale  Facette  fiir  du*  Culioi- 
deum,  p  Facette  für  die  Fibula. 


Digitized  by  Google 


Mammalia. 


753 


Das  Naviculare  breitet  sich  über  die  drei  neben  einander  liegenden 
Cuneiformia  aus. 

Die  Metatarsalia  {Mt)  stimmen  im  Wesentlichen  mit  den  Meta- 
carpalia  überein,  doch  sind  ihre  proximalen  Gelenkflächen  fast  immer 
abgeplattet,  dicht  an  die  distalen  Facetten  der  Tarsalia  angepresst  und 
meist  in  einer  Ebene  gelegen.  Am  Cuboideum  articuliren  die  zwei 
äusseren  Metatarsalia  (Mt  IV  und  *P),  alle  übrigen  Tarsalia  werden 
nur  durch  je  einen  Mittelfussknochen  gestützt.  Durch  Verstärkuug 
und  Ausdehnung  von  Mt  III  und  Mt  I V  treten  am  Hinterfuss  dieselben 
Reductionen  ein,  wie  am  Vorderfuss,  und  zwar  fällt  derselben  zuerst 
die  grosse  oder  erste  Zehe  (Ilallux),  darauf  die  fünfte,  dann  die  zweite 
und  im  äussersten  Falle  (beim  Pferd)  auch  die  vierte  Zehe  zum  Opfer. 
Bei  den  Wiederkäuern  verschmelzen  Mt  III  und  IV  wie  am  Vorderfuss 
zu  einem  Canon. 

Die  Phalangen  und  Sesambeine  der  Hinterextremitäten  unter- 
scheiden sich  in  Zahl.  Form  und  Grösse  in  der  Regel  nicht  wesentlich 
von  denen  der  Vorderfüsse;  die  Endglieder  sind  auch  hier  von  Krallen. 
Hufen  oder  Nägeln  umgeben. 

Im  Allgemeinen  steht  die  Ausbildung  der  Extremitäten  im  engsten 
Zusammenhang  mit  den  Verrichtungen  derselben,  also  auch  mit  der 
Lebensweise  des  Thieres.  Da  nun  die  Extremitäten  in  vielen  Fällen 
ausschliesslich  zum  Gehen,  in  anderen  zum  Gehen  und  Greifen,  zum 
Klettern  und  Graben,  zum  Fliegen  oder  Schwimmen  dienen,  so  ent- 
spricht jeder  dieser  Functionen  eine  besondere  Einrichtung,  die  unter 
Umständen  in  ähnlichor  Weise  bei  Thieren  von  sehr  verschiedener 
Organisation  wiederkehrt.  Es  setzt  diese  Thatsache  eine  gewisse  Plasti- 
citÄt  des  ganzen  Organismus  und  damit  auch  des  Knochengerüstes 
voraus,  welche  sich  häufig  sehr  deutlich  in  den  verschiedenaltrigen 
Vertretern  einer  bestimmten  Gruppe  in  Gestalt  phylogenetischer  Durch- 
gangsstadien kund  gibt.  Das  Studium  der  Veränderungen  im  Säuge- 
thierskelet  während  der  phyietischen  Entwickelung ,  die  sogenannte 
»Kinetogenese« ,  ist  in  neuester  Zeit  vorzüglich  durch  Cope  und 
Osborn  gefördert  und  im  Sinne  der  Lamarck's  Anschauungen 
ausgebaut  worden.1) 


Neben  dem  eigentlichen  Knochengerüst  hat  bei  den  Säugethieren 
das  Gebiss*)  das  grösste  praktische  Interesse,  indem  die  Zähne  nicht 
nur  eine   ausserordentlich   mann  ich  faltige   Differenzirung  aufweisen, 

*)  Cope,  Edtc.,  The  Origin  of  the  foot  structures  of  the  Ungulata.  Journ.  Acad. 
nat  hist.  Philadelphia  1874.  —  On  the  effect  of  impaet  and  strains  cm  the  feet  of 
Mammalia.  American  Naturalist  1881  S.  542.  —  The  mechanical  causes  of  the 
development  of  the  hard  parts  of  the  Mammalia.  Journal  of  Morphology  1889. 
vol.  III.  —  Osborn,  H.  F.,  The  evolution  of  the  Ungulate  foot.  Trans.  Amer.  Phil. 
Soc.  1889  XVI.  —  Schlosser,  M.,  Ueber  die  Modifikationen  des  ExtremitätenskeletteK 
bei  den  einzelnen  Saugethieretammen.    Biolog.  Centralbl.  1890  Bd.  IX  Nr.  22.  23. 

*)  Cope,  E.  I).,  Origin  of  the  Fittest  8.  241  u.  359.  —  The  mechanical  causes 
of  the  development  of  the  hard  parts  of  the  Mammalia.  Journal  of  Morphology. 
Boston  1889.  vol.  III.  —  Flower,  W.  H.,  Remarks  on  the  homologies  and  notation 
of  the  teeth  of  the  Mammalia.  Journ.  Anat  Phyaiol.  1869.  vol.  III  S.  262.  — 
Koxcalewaky,  W.f  Monographie  von  Anthracotherium  etc.  Palaeontogr.  1874.  XXII. 
—  Osborn,  H.  F.,  Evolution  of  Mammalian  molars  to  and  from  the  tritubercular 
type.    Amer.  Naturalist  1888.    Decemb.    S.  1067.  —   Owen,  Rieh.,  Odontography. 

Z 1 1 » •»  1 ,  «mnrtmflK«  der  PalHeontoloiri«.  48 


Digitized  by  Google 


754 


Vertebrata.  Mammalia. 


sondern  auch  in  engster  Beziehung  zur  Ernährung  und  zum  ganzen 
Skeletbau  stehen.  Sie  wurden  darum  von  jeher  mit  Vorliebe  für  die 
Systematik  verwerthet  und  spielen  insbesondere  in  der  Paläontologie 
wegen  ihrer  Widerstandsfälligkeit  gegen  die  zerstörenden  Einflüsse  der 
Fossilisation  eine  wichtige  Rolle. 

Die  meisten  Säugethierzähne  bestehen  aus  Schmelz,  Dentin  und 
Cement  und  enthalten  eine  mit  zelligem  Gewebe  erfüllte  und  mit 
Blutgefässen  und  Nerven  versehene  Pulpa  (Fig.  1761).  Vasodentin 
kommt  nur  bei  den  Edentaten  vor.  Das  Cement  (Crusta  petrosa) 
bedeckt  in  der  Regel  als  dünner  Ueberzug  die  Wurzel;  nicht  selten 
bildet  es'  aber  auch  eine  mehr  oder  weniger  dicke   weisse  Kruste 

um  die  Krone  oder 
füllt  Vertiefungen 
und  Zwischenräume 
derselben  aus.  Die 
Pulpa  bildet  an 
jungen  Zähnen  in 
Krone  und  Wurzel 
einen  grossen  Ilohl- 

fraum;  bei  mehrwur- 
zeligen  Zähnen  ver- 
zweigt sie  sich  und 
sendet  in  jedeWurzel 
eine  Verlängerung 
An  jungen  in  der 
Ent  Wickelung  be- 
griffenen Zähnen  ist 
die  Pulpa  an  der 
Basis  des  Zahnes 
weit  geöffnet  und 
nach  vorne  verengt.  Diese  Beschaffenheit  erhält  sich  dauernd  bei 
allen  wurzellosen,  mit  sogenannter  persistenter  Pulpa  versehenen 
Zähnen.  Zähne  mit  niedriger  Krone,  wohl  entwickelten  Wurzeln  und 
an  der  Ba*is  verengter  Pulpa  werden  brachyodont,  solche  von 
hoher  cylindrischer  oder  prismatischer  Gestalt  mit  weit  offener  Pulpa, 
ohne  oder  mit  nur  im  hohen  Alter  vorhandenen  schwachen  Wurzeln 
hypselodont  oder  hypsodont  genannt. 

Die  Ausbildung  der  Säugethierzähne  wird  wesentlich  durch  ihre 
physiologische  Function  beeintlusst.  Dienen  sie  lediglich  zum  Ergreifen 
und  Festhalten  der  Nahrung,  so  entspricht  der  einfache  Kegelzahn  am 
besten  dieser  Aufgabe;  werden  sie  als  Waiffe  oder  als  Instrumente 
zur  Beseitigung  von  Hindernissen  verwendet,  so  verlängern  sie  sich, 
ragen  aus  der  Mundhöhle  vor  und  wandeln  sich  in  Stosszähne  um. 
Ist  die  Nahrungszufuhr  reichlich,  und  bedarf  es  zur  Zerkleinerung  der- 
selben einer  vollkommeneren  Einrichtung,  so  tritt  Arbeitsteilung  und 
Specialisirung  de«  Gebisses  ein.    Gewissen  Zähnen  fällt  die  Function 


r  Schmelz,  d  Dentin, 


Ki*.  1761 

Verticale  Durchschnitte  verschiedener  Zahne 

c  cement.  />  i*uipa. 
A  elnwurzeliKer  Schneidezahn,  auKjcew  achsen ,  «Iii»  Pulpa  in  einen 
feinen  Canal  ausgezogen  Ä  junger,  in  der  Knlwickelnng  begriffen« 
Schneidezahn  mit  weit  offener  Ililpn.  C  Schneidezahn  eines  Nager» 
nur  an  der  Vorderseite  mit  Schmelz  bedeckt,  mit  persistenter  Pulpa 
1)  zwclwurzellger  Backzahn  des  Menschen  mit  niedriger,  breiter  Krone. 
E  Backzahn  einest  Ochsen  mit  hoher  Krone  und  tief  pefaltenen 
Schmelzjochen ,  deren  Zwischenräume  mit  Cement  ausgefüllt  siiul 
Die  Schmelzjoche  sind  an  «1er  Oberfläche  abgekaut  und  dadurch  die 
Deiitinsubstanz  an  der  t'siirfiiiche  bloßgelegt. 


London  1840 — 45.  —  Rütimeyer,  W.,  Vergleichende  Odontographie  der  Hufthiere. 
Verhandl.  der  natnrforseh.  Gesellschaft  Basel  1863.  S.  558.  —  Schlosser,  M., 
Biolog.  Centralblatt  1870.  X.  8.  .'38.  1890.  X.  8.  81.  —  Wortmann,  J.  L  ,  The 
cotuparative  Anatomy  of  the  teetu  of  the  Vertebrata.    Washington  1886. 


Digitized  by  Googl  l 


Mammalia. 


755 


zu,  die  Nahrung  zu  ergreifen  und  festzuhalten,  anderen  dieselbe  zu 
zerreissen  oder  zu  zerschneiden,  zu  zerquetschen,  zu  zerreiben  oder  zu 
zermalmen,  und  da  diese  Arbeiten  meist  in  verschiedenen  Theilen  der 
Muudhöhle  ausgeführt  werden,  so  erleiden  die  vonleren  Zähne  andere 
Differenzirungen  als  die  hinteren. 

Ein  gänzlicher  Mangel  an  Zähnen  tritt  nur  dann  ein,  wenn,  wie 
bei  den  Willen,  Ameisenfressern  und  Schnabelthieren  eine  Zerkleinerung 
der  Nahrung  überhaupt  nicht  erforderlich  ist;  eine  gleichförmige  Aus- 
bildung aller  Zähne  (Isodontie)  kommt  nur  bei  Meersäugethieren  vor, 
deren  Zähne,  wie  die  der  meisten  niederen  Vertebraten,  lediglich  zum  Fest 
halten  der  Nahrung  dienen.  Weitaus  die  meisten  Säugethiere  besitzen  ein 
»anisodontes«  differenzirtes  Gebiss,  dessen  Zähne  sich  in  den  beiden 
Kieferhälften  symmetrisch  wiederholen.  Die  im  Zwischeukiefer  und  in 
der  Symphyse  des  Unterkiefers  eingepflanzten,  stets  einwurzeligen  oder 
mit  persistenter  Pulpa  versehenen  Zähne  heisseu  Schneidezähne  (dentes 
incisivi  J).  Auf  die  Schneidezähne  folgt  jederseits  im  Oberkiefer  un- 
mittelbar hinter  der  Zwischen  und  Oberkiefernaht  ein  meist  conischer, 
einwurzeliger  Eckzahn  (dens  caninus  oder  laniarius  (J),  dem  im 
Unterkiefer  ein  ähnlich  geformter  Zahn  entspricht,  welcher  bei  ge- 
schlossenem Kiefer  unmittelbar  vor  dem  oberen  Eckzahn  eingreift. 
Hinter  dem  Eckzahn  beginnen  die  Backzähne  (dentes  molares),  wo- 
von die  vorderen,  meist  etwas  einfacher  gebauten  als  Lückenzähne 
oder  Praemolares  (Molares  spurii  P),  die  hinteren  als  ächte  Molaren 
(Molares  veri  M)  bezeichnet  werden.  Sind  in  einem  Gebiss  sämmtüche 
Sorten  von  Zähnen  vorhanden,  so  gilt  dasselbe  für  vollständig;  es  ist 
unvollständig,  wenn  entweder  Schneidezähne,  Eckzähne  oder  Back- 
zähne fehlen. 

Bei  den  Zahnwalen,  Sirenen  und  den  meisten  Edentaten  bleiben 
die  einmal  vorhandenen,  meist  sehr  einfachen  Zähne  zeitlebens  in 
Gebrauch.  Diesen  wenigen  monophyodonteu  Formen  steht  die 
grosse  Mehrzahl  der  übrigen  diphyodonteu  Säuger  gegenüber,  bei 
denen  ein  Zahnwechsel  stattfindet.  Die  Ersatzzähne  bilden  sich  jedoch 
nicht  wie  bei  Fischen,  Amphibien  und  Reptilien  das  ganze  Loben 
hindurch,  sondern  nur  ein  einzigesmal ;  sie  verdräugen  die  zuerst  vor- 
handenen sogenannten  Milchzähne  und- treten  als  definitives 
oder  Ersatz  gebiss  (Dauergcbiss)  an  deren  Stelle.  Im  Milch- 
gebiss  werden  ebenfalls  Schneidezähne,  Eckzähue  und  Backzähne* 
unterschieden,  wovon  die  beiden  ersteren  fast  immer  mit  ihren  Ersatz- 
zähnen in  Zahl  und  Form  übereinstimmen,  während  die  Milchback- 
zähne stets  in  geringerer  Anzahl  vorhanden  sind  und  in  ihrer  Aus- 
bildung häutig  mehr  den  hinteren  ächten  Molaren,  als  ihren  Ersatz- 
zähnen entsprechen.  Den  ächten  (d.  h.  hinteren)  Molaren  des  de 
finitiven  Gebisses  gehen  niemals  Milchzähne  voraus,  dagegen  werden 
die  Milchbackzähne  durch  Praemolaren  verdrängt.  Nicht  immer  folgen 
sämmtlichen  Zähnen  des  Milchgebisses  Ersatzzähne.  Bei  Ilufthieren 
treten  z.  B.  häufig  nur  drei  Praemolaren  an  Stelle  von  vier  Milch- 
backzähnen, ja  bei  den  Beutelthieren  wird  meist  nur  ein  einziger 
(der  letzte)  Milchbackzahn  ersetzt,  die  vorderen  bleiben  dauernd 
in  Function,  vertreten  die  Praemolaren  der  übrigen  Säugethiere  und 
werden  meist  auch  als  solche  bezeichnet,  obwohl  sie  streng  genommen 
dem  Milchgebiss  angehören. 

4ö' 


Digitized  by  Google 


75ß 


Vertebrata.  Mammalia. 


Die  Zahl  der  Zähne  ist  bei  monophyodonten  Säugern  höchst 
variabel  und  an  keine  Gesetzmässigkeit  gebunden.  Bei  den  Diphyodontcn 
sind  nicht  nur  die  beiden  Kieferhälften  symmetrisch  bezahnt,  sondern 
es  herrscht  auch  eine  bestimmte  Regel  in  der  Zahl  und  Vertheilung 
der  verschiedenen  Zähne.  Beinahe  in  sämmtlichen  Ordnungen  und 
Familien  der  .Säugethiere  besitzen  die  geologisch  jüngeren  Formen 
weniger  Zähne,  als  die  älteren  Vertreter  derselben  Fntwickelungsreihe. 
Eine  Vermehrung  der  normalen  Zahnzahl  im  Verlauf  der  phylotischen 
Entwicklung  kommt  dagegen  bei  diphvodonten  Säugern  niemals  vor. 
Die  Reduktion  beginnt  fast  immer  mit  den  am  Ende  einer  bestimmten 
Kategorie  stehenden  Zähnen,  z.  B.  mit  dem  letzten  oder  ersten  «7,  dem 
vordersten  P  oder  dein  letzten  M  und  schreitet  von  da  nach  vorne 
oder  hinten  weiter.1) 

Forin  und  Grösse  der  verschiedenen  Zähne  hängt  ab  von  ihrer 
Stellung,  von  ihrer  Function  und  ihrer  Ernährung.  Als  primitives 
Gebiss  der  Säugethiere  darf  man  wohl  eine  aus  conisehen,  einwurzeligen 
Zähnen  bestehende,  durch  gleichmässige  Lücken  getrennte  Zahnreihe 
annehmen.  Die  geringste  Abweichung  vom  ursprünglichen  Kegel- 
zahn zeigen  die  Eckzähne.  Sie  sind  in  den  meisten  Fällen  conisch, 
einspitzig,  öfters  etwas  rückwärts  gekrümmt,  einwurzelig  (nur  bei 
einigen  fossilen  Beutelthieren  und  Inseetivoren  zweiwurzelig)  und  dienen 
hauptsächlich  zum  Ergreifen  und  Zerreissen  der  Nahrung,  sind  darum 
auch  bei  Fleischfressern  am  stärksten  entwickelt. 

Den  Schneidezähnen  liegt  in  der  Regel  die  Funktion  ob,  die 
Nahrung  zu  ergreifen  und  zu  zerschneiden.  Im  ersteren  Fall  behalten 
sie  conische  Form  und  gleichen  den  Eckzähnen,  im  zweiten  plattet 
sich  die  Zahnkrone  in  der  Richtung  von  vorne  nach  hinten  ab,  erhält 
einen  schneidenden  Rand  und  wird  meissel-  oder  schaufeiförmig.  Sie 
sind  stets  eimvurzelig.  Fallen  den  Schneidezähnen  besondere  Ver- 
richtungen zu,  so  modiricirt  sich  demgemäss  ihre  Form.  So  werden 
die  zum  Nagen  benützteu  Incisiven  gross,  gekrümmt,  an  der  Krone 
zugeschärft,  meist  sehr  lang  und  sind  häufig  nur  auf  der  Vorderseite 
mit  Schmelz  bedeckt.  Die  starken,  conisehen  oberen  Schneidezähe 
der  Sirenen  werden  zum  Herausreissen  von  Wasserpflanzen  benützt  ; 
die  gewaltigen,  mit  persistenter  Pulpa  versehenen,  entweder  schmelz- 

')  Zur  Abkürzung  der  sogenannten  Zahnformeln  wird  in  der  Regel  nur  die  Be 
zahnung  einer  Kieferhälfte  aufgenommen    Die  Bezeichnung  für  das  Tapirgebiss  lautet 
demnach  folgenderraassen : 

3         1         4  S 

A.  Definitives  Gebiss:    i  —,  c  y- ,  p         m   ^  =  44 

oder  abgekürzt:    ^    J  |  =  44 

3  13 

B.  Milchgebias  •.  di   — ,  de      ,  dm    „  =28 

Ol  o 

3  13 

oder  abgekürzt:    D  —  ^  '     '  ^      =  20. 

Sind  Reduktionen  eingetreten,  so  erf?eben  sich  dieselben  sofort  aus  der  Zahn 
fonnel.    Es  hat  r..  B.  die  Ziege  im  definitiven  Gebiss  folgende  Zahnformel; 

0.0.3,3. 

3 .  r.  3 , 3 .  -  A2 


Digitized  by  G( 


Mammalia. 


757 


losen  oder  nur  mit  einem  Schmelzband  bedeckten  Stosszähne  der  Pro- 
boscidier  und  des  Narwal  dienen  als  Waffe  oder  zur  Beseitigung  von 
Hindernissen  etc.  Mit  der  Urössenzunahnie  und  besonderen  Differen- 
zirung  einzelner  Sclineidezähne  verbindet  sich  in  der  Regel  die  Ver- 
minderung ihrer  Zahl;  gänzlichen  Mangel  an  Schneidezähnen  findet 
man  bei  den  meisten  Edentaten;  bei  vielen  Hufthieren  gehen  die  oberen, 
bei  den  meisten  Proboscidiern  die  unteren  J  durch  Schwund  verloren. 

Bei  weitem  die  mtmnichfaltigsten  Verrichtungen  fallen  den  Back- 
zähnen zu,  und  demgemäss  weisen  dieselben  auch  die  grössten  Differen- 
zirungen  auf.  Im  Allgemeinen  haben  sie  die  Tendenz,  ihre  Krone  zu 
.  vergrößern,  mit  Spitzen,  Höckern  oder  Leisten  auszustatten  und  da- 
durch zum  Zerkleinern  der  Nahrung  geeigneter  zu  machen.  Bei  Fleisch- 
und  Insektenfressern  dienen  die  Backzähne  lediglich  zum  Zerschneiden 
der  Beute  und  zum  Zermalmen  von  Knochen.  Zähne  mit  schmalen, 
verlängerten,  zugeschärften  und  mehrspitzigen  Kronen  werden  für  die 
erste  Verrichtung,  breitere,  mit  spitzen  Höckern  versehene  Kronen  für 
die  zweite  am  geeignetsten  sein.  Bei  allen  Insekten-  und  Fleischfressern 
haben  demgemäss  die  vorderen  Backzähne  schneidende,  mehrspitzige 
(secodonte)  Kronen  und  arbeiten  wie  die  Blätter  einer  Scheere,  indem 
die  unteren  Zähne  von  den  oberen  umschlossen  werden  und  letztere 
über  die  ersteren  vorragen.  Thiere,  welche  sich  von  gemischter  Kost 
ernähren,  haben  bunodontes  Oebiss.  sie  suchen  die  Krone  der  Back- 
zähne zu  verbreitern,  zu  erniedrigen  und  mit  conischen  Höckern  aus- 
zustatten. Die  Bewegung  des  Unterkiefers  ist  wie  bei  den  Insekten- 
und  Fleischfressern  vertical  (orthal)  und  der  Condylus  quer  gestellt. 

Die  verschiedenartigste  Ausbildung  erlangen  die  Backzähne  der 
reinen  Pflanzenfresser.  Auch  hier  zeigt  sich  das  Bestreben,  die  Zahn- 
krono  in  die  Breite  und  Länge  zu  vergrössern,  mit  Höckern  auszu- 
statten und  zum  Zerreiben  der  Nahrung  geeignet  zu  machen.  Die 
conischen  Höcker  des  ursprünglich  bunodonten  Zahnes  nehmen  V  förmige 
(iestalt  an,  indem  sieh  zwei  convergirende  G renzkanten  bilden.  Durch 
kräftige  Entwicklung  der  Schenkel  dieser  V  förmigen  Hügel  und  durch 
Zusammenstossen  ihrer  Enden  oder  aber  durch  directe  Verbindung  von 
zwei  Höckern  durch  gerade  oder  gebogene  Querkftmme  entstehen  com- 
plicirte,  mit  Jochen  versehene,  lophodonte  Kronen.  Einen  wesent- 
lichen Einfluss  auf  die  Formirung  und  Richtung  dieser  Leisten  und 
Joche  übt  die  Bewegung  des  Unterkiefers;  wird  derselbe  beim  Kauen 
wie  bei  den  meisten  herbivoren  Hufthieren  von  aussen  nach  innen 
(ectal)  oder  von  innen  nach  aussen  (ental)  bewegt,  so  sind  die  V förmigen 
Höcker  hinter  einander  nach  der  Längsaxe  des  Zahnes  angeordnet, 
und  die  Seitenleisten  der  Höcker,  sowie  die  Querjoche  stehen  schief  zu 
derselben.  Sehr  häufig  runden  sich  die  Spitzen  der  V-Höeker  ab  und 
bilden  alsdann  halbmondförmige  (selenodonte)  Joche.  Schiebt  sich 
der  Unterkiefer  beim  Kauen  wie  bei  den  meisten  Nagern  von  vorne 
nach  hinten  (proale  Mastication),  wobei  der  Condylus  in  einer  Längs- 
rinne der  Schläfenbeinbasis  bewegt  wird,  so  stellen  sich  die  Joche  quer 
zur  Längsaxe.  Dieselbe  Anordnung  der  Joche  zeigt  sich  auch  bei  den 
Proboscidiern,  deren  Unterkiefer  sich  von  hinten  nach  vorne  (palinal) 
bewegt.  Durch  Fältelung  der  Schmelzjoche,  durch  Bildung  von  sporn- 
förmigen  Fortsätzen,  durch  Einschaltung  von  Neben-  und  Zwischen- 
höckern, durch  Entwicklung  von  Basalwülsten  und  schliesslich  durch 


Digitized  by  Google 


75« 


Vertebrata.  Mammalia. 


Ansatz  von  Höckern  und  Jochen  am  hinteren  Ende  des  Zahnes  kann 
sowohl  die  bunodonte,  als  auch  die  lophodoute  Zahnkrone  eine  com- 
plicirtere  Ausbildung  erlangen.  Im  Allgemeinen  sind  die  oberen  Back- 
zähne, da  sie  über  die  des  Unterkiefers  vorragen,  fast  immer  breiter 
als  die  unteren;  die  letzteren  haben  die  Tendenz,  sich  in  der  Längs- 
richtung auszudehnen. 

E.  Cope  und  H.  F.  Osborn  baben  in  geistvoller  Weise  versucht,  sämmtliche 
Modificationen  der  Backzähne  von  gewissen  primitiven  Grundformen  abzuleiten  und 
ihre  Entstehung  aus  mechanischen  Gesetzen  zu  erklären. 

Als  ursprünglichster  Typus  wird  auch  für  die  Backzähne  der  Säuger  ein  ein 
facher  haplodonter  Kegelzahn  angenommen. 

Der  protodonte  Zahn  unterscheidet  sich  vom  Kegelzahn  dadurch,  dass  vorn 
und  hinten  ein  kleines  Nebenspitzchen  au  der  Zahnkrone  entsteht  und  die  Wurzel 
zwar  noch  einfach  bleibt,  jedoch  bereite  durch  eine  Längseinschnürung  den  Beginn 
einer  Theilung  erkennen  lässt. 

Ein  drittes  Stadium  der  Entwickelung  stellt  der  triconodonte  Typus 
flar.  Die  Krone  ist  verlängert,  dreispitzig,  mit  einer  Mittelspitze  und  zwei  Ne'ben 
spitzen;  die  Wurzel  zweitheilig. 

Der  Tritubercular-Zahn  hat  ebenfalls  dreispitzige  Krone,  allein  die 
Mittelspitze  liegt  nicht  in  gleicher  Reihe  mit  den  vorderen  und  hinteren,  sondern 
ist  im  Oberkiefer  nach  innen,  im  Unterkiefer  nach  aussen  gerückt.  Die  Wurzel 
wird  zwei-  oder  dreitheilig.  In  der  Kegel  tritt  eine  weitere  Differenzirung  ein,  durch 
welche  die  oberen  Backzähne  einen  von  den  unteren  mehr  oder  weniger  abweichen- 
den Bau  erlangen  und  gleichzeitig  in  die  zwei  Reihen  der  secodonten  (carnivoren) 
und  bunodonten  (omnivoren  und  herbivoren)  Bezahnung  auseinander  gehen. 

A.   Untere  Backzähne. 

a)  Tubercular-Sectorial-Zahn  (Fig.  1762).  Am 
ursprünglich  dreispitzigen,  unteren  Tritubercularzahn  sind 
die  Spitzen  durch  scharfe  Kämme  verbunden,  die  Krone 
verlängert  sich  und  erhält  am  hinteren  Ende  einen 
vierten  Hügel  (Talon).  Sehr  verbreitet  bei  Raubbeutlern, 
Insectivoren,  primitiven  Carnivoren. 

Fl*  1761  b)  Beim   Quadritubercular-Zahn  (Fig.  1763) 

Tuberouiar  Sfouiriai-ZHhn  wird  die  Krone  breiter,  und  der  vordere  Hügel  ver- 

A  Untc,kie^rmoiM  von  OmMm  künimert)  80  dass  nur  vier  entweder  isolirte  oder  durch 

B  mit   «weiupttziircin  Talon.  Leisten  (Joche)  verbundene  Spitzen  vorhanden  sind.  Die 

Km«  r  i  nti-rkiefermolar  iReiss  Iwei  hinteren,  dem  Talon  angehörigen  Spitzen  erreichen 

«ahn»  von  CynodictU  von  Innen.  gleiche    Höhe    ^    den    vorderen       Der   ,etzte  Molar 

a 


Vitt.  \-C3 

Ä  QuH'lritubercuUre  (biinodunte;  1'nterkleferr.alme  von  Paloeochoeru*. 

B  Quartrirubercularer  ilophodonten  t'nterkieferzahn  von  Hyrachiw    Die  »iisM?ren  und  Inneren  Hüfrel 

durrh  einfache  Querjothe  verbunden. 

Cdie  rwei  letzten  Molaren  von  Anoplotherlum.    Die  AnsMttBügel  sind  h«lbmondförmi«  (wlenodnnu 

m,  hat  einen  sUirk  entwickelten  Talon. 

erhält  zuweilen  noch  am  hinteren  Ende  einen  uccessorischen  Hocker  oder  ein  Nach- 
joch, das  als  »dritter  LobijH«  oder  als  »Talon«  bezeichnet  wird,  jedoch  keineswegs 
dem  Talon  (heel)  des  secodonten  Tubereularzahnes  entspricht. 


Digitized  by  Google 


Mammalia. 


759 


B.   Obere  Molaren. 

a)  Dem  Tubercular-SeetorialZahn  de»  Unterkiefers  entspricht  im  Oberkiefer 
der  Tr i  tu be rr u  1  a r-  oder  Dreihöcker-Zahn  mit  zwei  äusseren  und  einer 
inneren  Spitze,  von  denen  die  zwei  äusseren,  sowie  der  vordere  und  innere  meist 
durch  einfache  scharfe  Kämme  verbunden  sind.  Nimmt  der  Innenhöcker  V  förmige 
Gestalt  an,  und  wird  die  Krone  durch 
leisten-  oder  kammförmige  Verbindung« 
brücken  des  Innenhöckers  mit  den  Aussen 
höckern  mit  Jochen  versehen,  so  nennt 
Rütimever  derartige  Zähne  trigono- 
dont  (Fig.  1764) 


Hg.  17«. 

Trituberculäre  trlitoiiodonte)  «»»►erkleforbnck- 

fNach  Copc.) 


b)  Der  quadrituberculäre  Ober- 
kieferzahn (Fig.  1765  A,  B)   entsteht  aus 
dem    trituberculären    durch  Hinzufügung 
einer  vierten  hinteren 
Innenspitze,  welche 
ursprünglich  aus  dem 
Basalwulst  hervor- 
geht. Bei  rein  buno 
donten  Formen  blei- 
ben   die    vier  coni- 
schen  Höcker  isolirt 
und  steheu  einander 
gegenüber,  bei  den 
lophodonten  sind 
die  beiden  äusseren 
Höcker  meist  durch 

eine  sogenannte  Aussenwand  miteinander,  der  vordere  äussere  mit  dem  vonleren 
inneren  und  ebenso  der  hintere  äussere  mit  dem  hinteren  Innenhöcker  durch 
Joche  verbunden.  Hierher  die  Molaren  fast  aller  herbivoren  und  ein  Theil  der 
Omnivoren  Säuger. 

c)  Durch  Einschaltung  von  ein  oder  zwei  Zwischenhöckern  können  quinque- 
(Fig.  1765  C)  und  sex  •  tuberculäre  (Fig.  1765  D)  und  durch  Anfügung  von 
Höckerpaaren  oder  Querjochen  am  hinteren  Ende  multi tuberculäre  und  poly- 
lophodonte  (elasmodontc)  Zähne  entstehen. 


VRT- 


Ki(f  176.V 
fünf-  un<l  M-4-hthÖ<-kt>rlK< 


Oberkiofermolare 


i  von  der 


l.ophodont* 

Knuflachej    A  Backzahn  von  Tartitu.   B  Backzahn  von  Pmdremotherium. 
C  Back/ahn  von  Anoplotherium.    D  Backzahn  von 


Fi*.  17f.tV 

Multituhetvuläri'  Backzähne  von  Allothcricn. 
A,  H  oberktefvrzahn  von  Cimolomy». 
V  Untcrkk-forzahn  von  Cimotomy».  »/,. 

(Nach  Mar^h.i 


Fi«  1767. 


J'olyU»pho<lont«r  oU-rkleferiuolur  von  Stryodon 
(verkleinert). 

Die  Praemolaren  erlangen  in  der 

Regel  nicht  den  hohen  Grad  der  Differenzirung,  wie  die  Molaren;  sie  sind  meist 

kleiner  und  weniger  in  die  Breite  und  Länge  ausgedehnt  als  die  Molaren.  Der 

charakteristische  Typus   der  Backzähne   einer  bestimmten  Gruppe  von  Säugern 

zeigt  sich  somit  am  deutlichsten  in  den  Molaren  und  nur  ausnahmsweise  bereits 

in  den  Praemolaren.    Stimmen  Praemolaren  und  Molaren  überein,  so  nennt  man 

die  Backzähne  homoeodont,  sind  die  Praemolaren  einfacher,  so  heissen  die 

Backzähne  heterodont. 

Zur  möglichst  gleichmässigen  und  exaeten  Bezeichnung  der  verschiedenen 
Höcker  der  Backzähne  wurde  von  Osborn  eine  neue  Nomenilatur  vorgeschlagen, 
welcher  sich  bereits  zahlreiche  Autoren  angeschlossen  haben. 


Digitized  by  Google 


7»>0 


Vertebrata.    Mamma!  ia 


Nomenclatur  Abkürzung»-    in  diesem 

von  Osborn     zeichen  von  Buch 

Osborn  benatzt 

A.  Obere  Molaren. 

Vordere  Innen*pitze  oder  Hrtcker  —    Protoconu$      —      pr      odf»r  b 

Hintere          »                           —   Hypoconw      —      hy        »  d 

—  Paraconus      —      pa  a 

—  Metaconus      —      me  e 

—  Protoconulm  —     pl         »  b' 
-      ml         .  c 


Vordere  Aussen  spitze 
Hintere  > 
Vordere  Zwisrhenspitze 
Hintere 


B.  Untere  Molaren. 


Vordere  Aussenspitze  oder  Hücker  —  Protoconid             prd  >  ß 

Hintere           »                 >         —  Hypoconid  —      kyd  •  •/ 

Vordere  Innenspitze            »          —  Paraconid              päd  >  a 

Vordere  Zwischonspitze                  —  Metaconid  —      med  »  ß" 

Hintere  >  -  —  Entoconid  —      end  y 

Die  Systematik  der  Säugetlnere  ist  durch  die  Entdeckung  zahl 
reicher  fossiler  Formen  wesentlich  beeinflusst  und  umgestaltet  worden, 
und  namentlich  die  reichen  und  unerwarteten  Funde  in  Nord-  und 
Südamerika  haben  die  Errichtung  mehrerer  Unterordnungen  und  Ord 
nungen  nöthig  gemacht.  Man  kennt  gegenwärtig  ca.  2300  Arten 
lebender  und  über  3000  Arten  fossiler  Säugethiere.  Fast  alle  Familien 
haben  durch  die  Palaeontologie  einen  viel  reicheren  Inhalt  gewonnen, 
und  häufig  haben  sich  die  Grenzlinien  zwischen  denselben  mehr  oder 
weniger  verwischt.  Im  zoologischen  System  weit  entfernte  Gattungen 
werden  durch  fossile  Zwischenglieder  in  Verbindung  gebracht,  und  die 
verschiedenen  systematischen  Gruppen  stellen  sich  jetzt  meist  nicht 
nur  als  morphologische,  sondern  auch  als  phyletische  Einheiten  heraus. 
Audi  zwischen  verschiedenen ,  scheinbar  sehr  differenten  Ordnungen 
haben  sich  unerwartete  Beziehungen  ergeben,  wodurch  sie  zu  grösseren, 
blutsverwandten  Gruppen  zusammentreten.  So  zeigen  z.  B.  die  alt 
tertiären  Garnivoren.  Primaten,  Ungulaten,  Insectivoren  und  Nager 
überraschende  Aehnliehkeit  und  beweisen ,  dass  jene  Ordnungen  nur 
Abzweigungen  ein  und  desselben  Astes  darstellen.  In  keiner  Abtheilung 
des  Thierreichs  findet  die  Palaeontologie  so  reiches  und  so  befriedigen- 
des Material  zur  Herstellung  phyletiseher  Formenreihen. 

Sucht  man  die  Abstammung  der  Mammalia  von  niederen  Wirbel- 
thieren  zu  ermitteln,  so  kommen  Vögel  und  Fische  nicht  ernsthaft  in 
Betracht.  Iluxley  hält  die  Amphibien  für  näher  verwandt  mit  den 
Säugethieren,  als  die  Reptilien,  während  Owen  und  Gope  die  Thero 
morphon  für  die  nächststehenden  Vertebraten  halten.  Cope  bezeichnet 
die  Tlieromorpha  geradezu  als  Ahnen  der  Mammalia.  G.  Mivart 
glaubt  für  Monotremen  eine  von  den  übrigen  Säugethieren  unabhängige 
Entstehung  annehmen  zu  dürfen  und  schreibt  sonnt  den  Mammalien 
einen  diphyletischen  Ursprung  zu. 

In  der  Regel  werden  die  Säugethiere  nach  ihrer  Embryonal- 
entwickelung in  die  zwei  Unterclassen :  Eplacentalia  und  Placentalia 
eingetheilt.  Die  ersteren  enthalten  die  zwei  Ordnungen  der  Monotremata 
und  Marsupialia,  die  letzteren  die  zehn  Ordnungen  der  Insectivora, 
Clnroptera,  Carniwro,  Cefacra,  Tillodontia,  Rodmth,  Edpntata,  Unguhta, 
Sirenia  und  Primates. 


Digitized  by  Google 


Eplarentalia.    Monotremata.    Marsupialia.  7fil 


A.  Unterclasse.  Eplacentalia. 

Embrvonalentwiekelun  g  ohne  Placenta. 

1.  Ordnung.  Monotremata. 

Kloakenthiere  {Ornithodelphia  Blv.). 

Brustgürtel  mit  selbständigem 
Coracoid,  Praeeoracoid  und  Inter- 
clavicula.  Becken  mit  Beutelknochen. 
Kiefer  verlängert,  zahnlos  oder  mit 
Zahnrudimenten.  Fortpflanzung 
durch  Eier.  Milchdrüsen  ohne  Zitzen. 
Harnröhren  und  Genitalgänge  in 
einen  gemeinsamen  Urogenitalcanal 
mündend,  welchir  in  das  untereEnde 
des  Mastdarms  führt. 

Von   den   zwei   gegenwärtig  in  Neu- 
Holland  und  Tasmanien  lebenden  Gattungen  n*.  1768. 

Ornithorhynchus  und  Echidna  (Fig.  ^^^X^^^S"^'''^,, 

1768)  ist  die  letztere  auch  in)  Pleistocän  von  2™*$  SBc£Ac3d 

Australien  nachgewiesen.  pc  vrm-eoraeoid,  et  ciavicuiu,  u  intcr- 

olavirula  (Epistenitim),  p«  Mamibrium 
(Pniwiternum),  r  Rlppo. 

2.  Ordnung.    Marsupialia.    Beu telthiere.1) 
{Didelphia  Blv.,  Metatheria  Huxley.) 

Verschiedenartig  bezahnte  Pflanzen-  oder  Fleischfresser. 
Schultergürtel  nur  aus  Scapula  und  Clavicula  bestehend. 
Becken  mit  Beutelknochen.  Zitzen  der  Milchdrüsen  meist 
von  einer  Hautfalte  umschlossen,  welche  einen  Beutel  bildet, 
worin  die  ohne  place  ntaleEnt  wickelung  in  unreifem  Zu  stau  de 
geborenen  Jungen  längere  Zeit  getragen  werden. 

Zu  den  Beutelthieren  gehört  eine  ziemlich  grosse  Anzahl  in  ihrer 
äusseren  Erscheinung,  Lebensweise  und  Organisation  abweichender 
Formen,  die  sich  mit  den  Vertretern  sehr  verschiedener  Ordnungen 
der  placentalen  Säugethiere  vergleichen  lassen. 

Auch  das  Skelet  zeigt  entsprechend  der  grossen  Differenzirung 
der  einzelnen  Familien  stärkere  Verschiedenheiten,  als  in  den  übrigen 
Ordnungen.  Das  Gehirn  bleibt  klein,  die  glatten  Hemisphären  des 
Grosshirns  bedecken  weder  das  Kleinhirn,  noch  die  Sehhügel  und 
Riechlappen.  Die  Nasenbeine  sind  gross,  die  .lochbogen  vollständig, 
die  Augenhöhlen  hinten  offen.  Die  Knochen  der  Gehörkapsel  sind 
durch  Nähte  verbunden,  das  Tvmpanicum  ist  ringförmig  und  nicht 

l)  Cope,  E.  D.y  The  tertiary  Marsupialia.  Amer.  Naturalist  1884  S.  687.  — 
Goodrich,  E.  Matnmalia  from  the  Stonesficld  slate.  Quart  journ.  microscop.  Sc. 
vol  35.  —  Marsh,  0.  C,  Amer.  Journ  Sc.  and  arts  1878  XV.  1879  XVIII.  1880 
XX.  1881  XXI.  1889  XXXVIII.  1892  XLIII.  -  Osborn,  H.  F,  Procecl.  Ac.  nat. 
hist  Philad.  1887  u.  1888  u.  Journ.  Ac.  nat  bist  Phil  1888  vol.  IX.  —  Owen,  R., 
Monograph  of  fosa.  Muinmalia  of  the  British  Mesozoic  Forinations,  Palacont.  Soe. 
1871.  —  KeHearchea  on  the  fosu  Remains  of  thq  extinet  Mainmuls  of  Auatralia  with 
a  notice  of  the  extinet  Mamipiala  of  England.  London  1877.  Thomas,  Oldficld, 
On  the  Homologie»  and  Succession  of  the  teeth  in  the  Dawyuridae  with  an  attempt 
to  trace  the  historv  of  the  Mammalian  Teeth  in  general  Philo»  Trans.  1887.  vol. 
178b  8.  443. 


Digitized  by  Google 


702 


Vertebrat«  Mamrnalia 


mit  den  übrigen  Schädelknochen  verwachsen;  der  harte  Gaumen 
meist  von  mehreren  grossen  Oeffnungen  durchbohrt ;  der  hintere  Winkel 
des  Unterkiefers  nach  innen  eingebogen. 

Das  Gebiss  ist  bald  nach  dem  Typus  der  Herbivoren,  Inseetivoren. 
Carnivoren  oder  Nager  entwickelt.  Bei  den  fleisch-  und  insekten- 
fressenden Beutlern  ist  das  Gebiss  vollständig ;  bei  vielen  Pflanzenfressern 
verschwinden  die  Eckzähne,  indem  gleichzeitig  die  Schneidezähne  an 
Stärke  zu-,  an  Zahl  abnehmen  und  zuweilen  nagerartige  Beschaffenheit 
erhalten.  Die  grösste,  bei  Säugethicren  beobachtete  Zahl  von  Schneide- 
zähnen (4 — 5  jcderseits)  kommt  bei  den  fleischfressenden  Marsupialiern 
vor.  Die  Eckzähne  besitzen  bei  einigen  mesozoischen  Formen  zwei 
Wurzeln  und  unterscheiden  sich  wenig  von  den  folgenden  Praemolaren. 
Die  Backzähne  sind  entweder  secodont,  bunodont  oder  lophodont.  Der 

Zahnwechsel  fehlt  zuweilen  ganz  oder  beschränkt 
sich  auf  den  Ersatz  des  dritten  (bei  fossilen  zu- 
weilen des  vierten)  Backzahns  oben  und  unten. 
Dieser,  sowie  die  vorhergehenden  Backzähne  werden 
Praemolaren,  die  dahinter  stehenden  Molaren  ge- 
nannt. Bei  den  fossilen  südamerikanischen  Spa- 
rassodontiden  werden  ein  bis  zwei  Milchbackzähne 
uud  der  Eckzahn  ersetzt. 

Charakteristisch  für  die  Beutelthiere  ist  das 
Auftreten  von  zwei  stabi'örmigen  Knochen,  welche 
sich  an  den  Vorderrand  des  Schambeins  anlegen 
und  nach  vorne  oder  oben  divergiren  (Fig.  1769). 
Diese  sogenannten  Beutelknochen  rinden  sich  bei 
beiden  Geschlechtern,  sind  aber  bei  Thylacinus 
durch  Faserknorpel  ersetzt  und  fehlen  den  Sparasso 
dontidcn.  Die  Hinterbeine  sind  häufig  viel  länger, 
als  die  Vorderbeine;  die  Hinterfüsse  fünf-  oder 
vierzehig.  die  vierte  Zehe  meist  am  längsten.  Der 
Hallux  stehjf  zuweilen  den  übrigen  Zehen  recht- 
winklig gegenüber  oder  verkümmert  ganz.  Bei 
sehr  vielen  Herbivoren  sind  die  2.  und  3.  Zehe 
viel  dünner  und  kürzer,  als  die  übrigen  und  von 
einer  gemeinsamen  Haut  unigeben. 

Mit  Ausnahme  der  in  Amerika  verbreiteten 
Didelphyiden  sind  die  Beutelthiere  gegenwärtig 
auf  Neu -Holland  und  die  benachbarten  Inseln 
beschränkt.  Die  pleistocäuen  Formen  rinden  sich  in  denselben  Ver- 
breitungsgebieten. Dagegen  besass  in  der  Tertiär-  und  Jurazeit  auch 
Europa  eine  beschränkte  Anzahl  und  Südamerika  im  Tertiär  eine  be- 
trächtliche Menge  fossiler  Mnrsupialier.  Man  unterscheidet  drei  Unter- 
ordnungen :  Allotheria,  Dipr otodontia  (Poephaga)  und  Poly- 
protodontia  (Sa rroph aga ) . 

1.  Unterordnung.    Allotheria.    Marsh  {Multituberculata  (ope).  !) 

Kleine,  ausgestorbene,  wahrscheinlich  herbivore  oder  omnivore  Säuger  mit 
vielhöckeriyen  Molaren,  deren  Höcker  in  zwei  oder  drei  Längsreihen  angeordnet 

')  Cope,  K.  D.,  Amur.  Naturalist  1881  — 1886.  —  Falconer,  H.,  üa  Plagiaulax. 
Quart,  journ  geol.  Soc.  18Ö7  XIII  S.  261.   1862  XV111  8.  348.  —  Lemoine,  V.,  Bull. 


Kifr.  1769 
Linke  Beckenhälfto  vom 
Kftnguru. 
Tl  lleum,   Ii  l^hium.  I'b 
i'ubi» ,    m  Beutelknochen  , 
»  Symphyse,  /o  Koranien  <>b- 
turatorluto ,  n  AwtHbnlum, 
pi  Processus  pettlm-Hlk 


Digitized  by  Google 


Marmipialia,  Allotheria. 


763 


sind.  Praemolaren  enhceder  den  Molaren  ähnlich  oder  seitlich  zusammengedrückt, 
schneidend.  Eckzähne  fehlen.  Schneidezähne  kräftig,  nagerartig.  Unterkiefer 
ohne  Mylohyoid furche,  mit  einwärts  gebogenem  Winkel.  Coracoid  wahrscheinlich 
Selbstständig  entwickelt. 

Die  Allotherien  sind  in  der  Trias  von  Europa  und  Südafrika,  im  Jura 
von  Europa  und  Nordamerika,  in  der  oberen  Kreide  von  Nordamerika  und 
im  unteren  Tertiär  von  Europa  und  Nordamerika  nachgewiesen. 

Von  den  meisten  Gattungen  liegen  nur  vereinzelte  Zähne,  Unterkiefer, 
sehr  selten  Oberkiefer  und  Schädeltheile  vor;  vom  übrigen  Skelet  ist  wenig 
bekannt.  Die  systematische  Stellung  dieser  Gruppe  ist  darum  noch  sehr 
unsicher.  Sie  werden  bald  an  die  Monotremata,  bald  an  die  Marsupialia 
angeschlossen,  bald  als  selbständige  Ordnung  betrachtet.  Im  Gebiss  zeigen 
die  Allotheria  am  meisten  Aehnlichkeit  mit  den  Diprotodontia,  aber  auch  die 
rudimentären  Backzähne  von  Ornithorhynchus  ähneln  gewissen  Allotherien- 
zähnen.  Nach  Cope  gleicht  der  Astragalus  von  Polymastodon  dem  von 
Känguru. 

Aus  der  oberen  Kreide  von  Wyoming  beschreibt  Marsh  kleine  Fuss- 
wurzelknochen, ferner  das  proximale  Ende  einer  Scapula  mit  2  Gelenkfacetten, 
welche  die  Entwicklung  eines  discreten  Coracoids  andeuten,  sowie  Becken- 
knochen, die  nicht  miteinander  verschmolzen  sind.  Alle  diese  Knöchelchen 
finden  sich  in  Gesellschaft  von  Allotherien-  und  Marsupialier-Zähnen,  lassen 
sich  aber  nicht  auf  bestimmte  Gattungen  beziehen. 

1.  Familie.    Tritylodontidae.  Cope. 

Schnauze  abgestutzt.  Zwischenkiefer  jederseits  mit  einem  sehr  starken,  eck- 
zahnähnlichen Schneidezahn,  dem  auf  der  Seite  ein  kleines,  stiftförmiges  Zähnchen 
folgt.  Obere  P  und 
M  gleichartig;  die 
letzteren  mit  drei 
Höckerreihen. 

Trias  von  Süd- 
afrika und  Europa. 
Gehören  nach  See- 
ley  zu  den  Repti- 
lien {Theriodontia). 


FIk.  1771 
Triglyphu*  Fraati 
Lydekker. 
Ol».  Trian  .Bonebedt 
Hohenheim.  Wurttetnb 
oln-rer  Backzahn  In 
natürlicher  un<l  in 
doppelter,  «irösse. 
Nach  Kraas.» 


Flg.  1770.    Trytilothm  longaevu»  oweu    Ida«  von  Tabu  choo,  Bn*utoland. 
Sehnde]  von  oben  und  unten.    %  nat.  ür     Nach  Owen.) 


Tritylodon  Owen  (Fig.  1770).    Trias  (Karooformation).  Südafrika. 

Triglyphus  Fraas  (Fig.  1771).  Nur  winzige  viereckige  Zähnchen  mit 
drei  oder  zwei  Höckerreihen  aus  dem  Bonebcd  der  oberen  Trias  von  Hohen- 
heim bei  Stuttgart  bekannt. 

Soc.  k<5o1.  Kr.  1883.  3  ser.  XI,  XIII,  XVIII  u.  XIX.  —  Marsh,  0.  C,  Amer  Journ. 
Sc.  1878  XV  S.  451».  1879  XVIII  S.  CO  u.  215.  1880  XX  S.  235.  1881  XXI  S.  511. 
1889  XXXVIII  S.  81;  II.  S.  177.  III.  1892  XLIII  S.  249.  —  Osborn,  H  F.,  Journ. 
Acad.  Nat.  Sc.  Philad.  1888  vol.  IX,  Proc.  Ac.  Nat  Sc.  Philad.  1891  und  Amer. 
Naturalist.  July  1891. 


Digitized  by  Google 


7fi4 


Vertebratn.  Mamraalia. 


2.  Familie.    Bolodontidae.  Osborn. 

Zwischenkiefer  mit  je  zwei  bis  drei  Schneidezähnen.  Obere  P  drei  oder  vier- 
höckerig; obere  M  mit  zwei  Reihen  conischer  Höcker,  die  durch  eine  mediane  Furche 
getrennt  sind.    Jura,  Kreide,  Tertiär. 

Bolodon  Owen  (Fig.  1772).  Zahnformel:  2.  0.  8,  4.  Vorderer  J  vertical 
nach  unten  gerichtet,  «7*  mit  zwei  Nebenzacken.  M  aussen  mit  drei,  innen 
mit  4  Höckern.    P  einfacher.    Purbeck  von  Devonehire. 


PI*,  1772 

Bolodon  (Tfi^rJrtuiOwcn.  I'urbeek-Schlchten  von  l>or*et»hire. 
A  <  >berkleferfrngment  in  nnt  <ir.  H  dasselbe  in  vierfacher 
Venrrrts&eruriK.  fNuch  Osborn)  mz  Oberkiefer,  pnu 
Zwlseherikiefur.  »  Naht  zwisehen  Ober-  unil  Zwisohenkiefer, 
fi  Fornmen  infraorbitnle,  pr/i  I.nckenzahne,  m  ßaekzAhne. 


Y\\i.  177.". 

AUncodim  pumilun  Marsh    Ob.  Kreide 
Wyoming     Die  drei  Praeinolaren  des 
Oberkiefers  n  in  nat.  Gr.,  b  in  drei- 
facher Grosse    (Nach  Marth.) 

AI lodon  Marsh.  Aehnlich 
Bolodon,  jedoch  3  J  vorhan- 
den ;  die  P  dreihöckerig,  die 
M  mit  zwei  Reihen  von  2 
bis  4  Höckern.  Ob.  Jura. 
Wyoming. 

Allacodon  Marsh  (Fig. 
1773).  Ob.  Kreide.  Chirox 
Cope.  Unt,  Eocän.  Neu- 
Mexico. 


Gill. 


3.  Familie.  Plagiaulacidae. 

Unterkiefer  jederseits  mit  einem  grossen,  nagerartigen  Schneidezahn.  Untere 
Praemolaren  (4—7)  seitlich  zusammengedrückt,  schneidend,  der  letzte  gross,  zwei- 
wurzelig,  mit  bogenförmiger  Krone.  Untere  Molaren  (2 — 3)  mit  zwei  Längs- 
reihen von  Höckern.    Obere  M  wahrscheinlich  mit  3  Höckerreihen. 

Trias  bis  Eocän. 

Microlestes  Plieninger  ( Hypsipn/mnopsis  Dawkins)  (Fig.  1774).  Nur 
kleine,  länglich  vierseitige,  in  der  Mitte  vertiefte,  aussen  und  innen  höckerig 


Fig.  1774 

Nicr»!r*ic*  mi/iV/t/«»  Plieningen 

Bnekzahn  au»  dem  Bonebed 
von  Kehterdinsen,  Württemberg 

»/.- 


Flu.  177.1. 

PtaffianlaX  Btcelr.n  Falc.      I'nrbeok-Sehiehten  von  Swanaße, 
Dornotübirp.    A  rnterkiefer  (*/•).    B  Pfaaiaulnx  minor  Owen, 
ebendaher,    a  Molar  vergrößert.  Ii  l'nterkiefer  verKToiwert, 
<-  derselbe  in  nal.  <ir      Nach  Fahoner 


l)egrenzte  Zähnchen  aus 
dem  rhätisehen  Bonehed 
von  Württemberg  und  Somerset  bekannt, 

Plagiaulax  Falconcr  (Fig.  1775).  Unterkiefer  gedrungen,  mit  hohem 
Kronfortsatz,  niedrigem  Condylus  und  einwärts  gebogenem  Winkel.  Zahn- 
Formel:  I.  0.  :i-  4,  2.  .7  eonif*eb,  sehnig  nach  oben  und  vorne  gerichtet.  Die 
P  nach  hinten  an  Grösse  zunehmend,  schneidend,  blattartig,  mit  gerieften 
Seitenflächen.    37  klein,  mit  höckerigen  Rändern.    Purbeck.  England. 


Digitized  by  Google 


Mareupialia.    Allotheria  Diprotodontia. 


765 


Ctenacodon  Marsh  (Fig.  1776).  Untere  P  zugeechärft,  am  Oberrand 
gezackt,  seitlich  kaum  gestreift.    Ob.  Juru.  Wyoming. 


Vlg.  1776. 

<.tennco<lon  potrn»    Marsh.      Ob  Jim 
Wyoming    Hechte«  oberkieferfraRment 


Cimulomy»  (Cimolodon  < 
nitida*  Mandl. 
Ob  Kreide.  Wyoming 
iNach  Mar  ah.) 
(i  vorletzter  unterer 
Buckzahn. 


von  nuten 


(Nach  Mar»  h.) 


o'  erster,  b  vierter  Praemolar.  m  Joeh- 


FlK-  177». 
Stoplagiauiax  toenenut  Lemoinc. 
Int.  Kocän.  Keim«.  A  Linker 
l'uterkieferaM  von  innen  »/,,  etwa« 
resUurirt  (nach  Leinoltie),  B,  V 
l'rneuiolar/ahn  de«  Unter«  iefers  von 
innen  and 


h'ig.  177*. 

A  Mfnitcofftu»  conquittu»  ( °ope.  Oberer  Molar  au«  «ler 
obersten  Kreide  t  Larnmle  stufe;  von  l>akota  */,. 
(I>)ih  i'ope'sche  Original  nach  Osborn.) 
b  Triprioiton  corlatu*  Marsh,   ob.  Kreide.  Wyoming 
Wahrscheinlich  letzter  oberer  Molar  in  naturlicher 
un.l  in  doppelter  Un>**e    (Nach  M»rOu 


Von  Cimolomys  Marsh  (Cimo- 
lodon  Marsh)  (Fig.  1777),  Nanomys, 
Tripriodon  ^Fig.  1778  B),  Di- 
priodon,  Selenacodon,  Oraco- 
don,  Halodon  Marsh,  Menis- 
coessus  Cope  (Fig.  1778  A)  aus 
der  obersten  Kreide  (Laramie-Stufe) 
von  Wyoming  und  Montana  sind 
nur  isolirte  Zahnchen  oder  Kiefer- 
fragmente mit  9 — 4  Zähnen  bekannt. 

Ptilodus  Cope.    Unt  Eocän.    Neu-Mexico.    Zahnformel  1.  0.  2,  2. 
Neoplagiaulax  I^moine  {Liotomus  Cope)  (Fig.  1779).  Unterkiefer  nur  mit 
einem  grossen,  seitlichen,  gerieften  P  und  zwei  Molaren.  Unt.  Eocän.  Reims. 

4.  Familie.    Polymastodontidae.  Cope. 

Unterkiefer  jederseits  mit  einem  starken,  nagerartigen  Schneidezahn  und  zwei 
grossen  Molaren,  vor  denen  sich  zuweilen  ein  kleiner,  einjacher  und  hinjälliger  V 
befindet.  Im  Oberkiejer  nur  zwei  M  vorfutnden.  Die  unteren  M  Jiaben  zwei,  die 
oberen  drei  Längsreihen  von  stumpfen  Höckern. 

Im  untersten  Tertiär  ( Puerto  Stufe)  von  Neu-Mexico. 

Polymastodon  Cope  erreicht  die  Dimensionen  einoH  Bibers. 

2.  Unterordnung.    Diprotodontia.  Owen. 

PjUiuzenJresser  mit  vierhöckerigen  oder  ziveijot  fugen  Molaren.     P  den  M 

ähnlich  oder  blattartig,  schneidend.    Eckzähne  Jehlend  oder  schwach  entwickelt. 

Oben  3—1,  unten  ein  kräjtiger,  nagerartiger  Schneidezahn. 

Die  Diprotodontia  sind  wahrscheinlich  Nachkommen  der  Allotheria  mit 
vereinfachtem  Gebiss.  Sie  leben  jetzt  ausschliesslich  in  Australien.  Fossile 
Formen  finden  sich  im  Pleistocän  von  Australien  und  im  Tertär  von  Patagonien. 

1.  Familie.    Abderitddae  Amegh.  (Paucituberculata  Amegh.). 

Kleine,  oben  und  unten  mit  geschlossener  Zahnreihe  versehene  Beutler.  Zahn- 
formel: ^~0j  *    Die  oberen,  sowie  die  drei  hinteren  unteren  M  vierseitig 

mit  4,  selten  ö  Hockern;  der  vorderste  M  im  Unterkiefer  sehr  gross,  häufig 
schneidend.  Die  unteren  P  klein,  der  hinterste  wechselnd.  Untere  Schneidezähne 
gross,  nagerartig.  Winkel  des  Unterkiefers  einwärts  gebogen.  Beutelknochen 
hinten  breit,  vorne  verschmälert.    Tertiär  (^Sanla  Cruz-Stufe;.  Patagonien. 


Digitized  by  Google 


766 


Vertebrata.  Mammalia. 


Die  Abderitidae  stehen  den  Plagiaulaciden  und  den  Hypsiprymniden 
nahe.    Von  beiden  unterscheiden  sie  sich  durch  geschlossenes  Gebiss;  von 

den  ersteren  durch  vierhöckerige  M,  von  den  letzteren 
durch  kleinere  und  zahlreichere  P  im  Unterkiefer.  Der 
hinterste  P  im  Oberkiefer  ist  meist  wie  bei  den  Hypsi- 
prymniden gross,  schneidend  und  gerieft. 

Von  der  Mehrzahl  der  hierhergehörigen  Gattungen 
Abderites  (Fig.  1780),  Mannodon,  Decastis,  Acdestis, 
Dipilus,  Metriodromus,  Halmadromus,  Epanor- 
thus  Ameghino  u.  a.  sind  nur  Unterkiefer  bekannt. 


Flg.  1780. 
AbderiUt  meridionali» 
Ameghino.  AelteresTer- 
tlar.  Santa  Cru«,  Pata- 
gonien. Rechten  L'nter- 
kleferfrnginent  mit  P4, 
il,,  2  und  3  In  nat.  «Jr. 
(Nach  Ameghino.) 


2.  Familie.  Hypsiprymmdae.  Känguru-Ratten. 
Langgeschwänzte  Beutler  von  der  Grösse  eines  Kaninchens  oder  einer  Ratte 
mit  kurzen  Vorderbeinen  und  langen  Hinterbeinen.  Zahnformel:  y~  \  *  i»» 
Oberkiefer  jederseits  drei  «7,  wovon  der  erste  am  stärksten,  ein  kleiner  Eckzahn, 
ein  grosser  P  mit  scharfer  Krone  und  vertical  gerieften  Seiten  und  vier  Back- 
zähne; im  Unterkiefer  ein  grosser  Schneidezahn,  ein  gerief ter  Praemolar  und  vier 
Backzähne.  M  oben  und  unten  ähnlich,  ihre  vierseitige  Krone  mit  ztcei  Paar 
Höckern. 


Klg.  1781. 

A  SehUdel,  B  Oherkiofer  von  BeHongia  Qrayi  Oould 

Von  den  drei  gegenwärtig  in  Australien  lebenden  Gattungen  [Hypsi- 
prymnus,  Bettongia  (Fig.  1781)  und  Aepyprymnus)  kommen  die  beiden  letzt- 
genannten auch  im  Pleistocän  von  Neu  Süd-Wales  vor. 

3.  Familie.    Thylaooleonidae  Owen. 

Zahnformel :  f  'ö  J  j  Grosse,  ausgestorbene  Beutler  mit  mächtig  entwickeltem, 
seitlich  zusammengedrücktem  und  eine  lange,  scharfe  Schneide  bildendem  hinterstem 
P,  drei  kleinen  vorderen  P,  1 — 2  kleinen  höckerigen  M  und  je  einem  zugespitzten, 
gewaltigen  Schneidezahn  oben  und  unten.    Pleistocän.  Australien. 

Thylacoleo  Owen  (Fig.  1782).  Schädel  dem  Löwen  an  Grösse  gleich- 
kommend, hinten  breit,  vorn«-  mit  kurzer,  verschmälerter  Schnauze.  Joch- 
bogen ungemein  kräftig.  Skelct  unvollständig  bekannt.  Endphalangen  der 
Füsse  grosse,  stark  gekrümmte  Krallen.  Im  Pleistocän,  namentlich  in 
Knochenhöhlen  von  Australien. 

4.  Familie.    Phalangistidae.    Kletter-  und  Flugbeutler. 
Vorder-  und   Hinterbeine  fünfzehig,   ziemlich  gleich  lang.  Zahnformel: 
I.  o  l-t  4.    M  9rosser  als  p>  mit  tMti  durclt  Joche  verbundenen  Höckerpaaren. 
Am  Hinterfuss  die  zweite  und  dritte  Zehe  dünn  und  mit  einander  verbunden. 


Digitized  by  Google 


Manmpialia.  Diprotodontia. 


767 


Mehrere  lebende  Gattungen  in  Australien,  von  [denen  theilweise  auch 
pleistocäne  Reste  vorliegen. 


Fl*.  1782. 

Thylneolto  carnijex  Owen.  Schädel  von  unten 
und  von  der  Seite.     '/«  nat  Gr. 

id. 

(Nach  R.  Owen.) 


5.  Familie.    Maoropodidae.  Känguru's. 

Zahnformel:  *~ *    Obere  J  meisselförmig ,  untere  nagerartig ,  fast 

horizontal.  M  und  P  mit  zwei  Querjochen.  Hinterbeine  stark  verlängert;  zweite 
und  dritte  Zehe  dünn,  von  gemeinsamer  Haut  umgeben.  Hattux  sehr  schwach. 
Lebend  und  fossil  in  Australien. 

Neben  der  lebenden  Gattung  Macropus  Shaw  (Halmaturus  Iiiiger) 
finden  sich  im  Pleistocän  von  Australien  eine  Anzahl  nahestehender  Formen 
{Sthenurus,  Palorchestes  etc.),  die  theilweise  durch  ansehnliche  Grösse  aus- 
gezeichnet sind. 

G.  Familie.    Diprotodontidae.  Owen. 

Ausgestorbene  Pflanzen-  /Aw- 
fresser  von  gewaltiger  Grösse,  ffi 

Zahnformel:  f  J  ]  44  Von 

den  cylindrischen  oberen 
Schneidezähnen  ist  der  vor- 
dere den  beiden  folgenden 
an  Grösse  beträchtlich  über- 
legen. Backzähne  oben  und 
unten  aus  zwei  durch  ein 
breites  Thal  getrennten  Quer- 
jochen bestehend.  Unterkiefer 
aussen  ohne  Itisertions- Grube 
des  Kaumuskels.  Vorder - 
und  Hinterbeine  von  nahezu 
gleicher  Länge,  plump,  wahr- 
scheinlich fünfzehig. 

Nur  fossil  im  Pleistocän 
von  Australien. 


Diprotodon  axutrnli*  Owen.  Schridel 

Skel.-t  rcstnurirt   ;Nnch  R  Owen.) 


l'leiKUx'itn.  Australien 


Von  den  beiden  hierhergehörigen  Gattungen  Diprotodon  und  Noto- 
therium  Owen  (Fig.  1783)  erreicht  erstere  die  Grösse  von  Rhinoceros  und 
unterscheidet  sich  von  Nototherium  hauptsächlich  durch  die  sehr  starken 
vorderen,  schief  abgestutzten  Schneidezähne  im  Oberkiefer. 


Digitized  by  Google 


768 


Vertebrata.  Mammalia. 


7.  Familie.  Phascolomyidae.  Wombate. 
Nagerähnliche,  plumpe  Pflanzenfresser  mit  dickem  Kopf,  kurzem  Hals, 
kurzen  Beinen  und  stummeiförmigem  Schwanz.  Zahnformel:  \  °0'  ]'  £  Schneide- 
zähne oben  und  unten  lang,  nur  aussen  mit  Schmelz  bedtckt,  Backzähne  cyl indrisch, 
oben  ebenso  breit  als  lang,  mit  zioei  Querjochen,  von  denen  jedes  aus  je  zwei 
V förmigen  oder  halbmondjörmigen  Höckern  zusammengesetzt  ist.  Untere  Backzähne 
ähnlich,  aber  schmäler.    Dem  letzten  P  geht  kein  Aliichzahn  voraus. 

Die  einzige  lebende  Gattung  Phascolomys  findet  sich  auch  neben 
einer  viel  grösseren  ausgestorbenen  (Phascolonus  Owen)  im  Pleistocän  von 
Australien. 

3.  Unterordnung.    Polyprotodontia.  Owen. 

Fleisch-  oder  Insektenfresser  von  meist  geringer  oder  mittlerer  Grösse.  Ge- 
biss  vollständig.  Im  Oberkiefer  jederseits  4 — 5,  im  Unterkiefer  3 — 4  kleine 
Schneidezähne.  Eckzähne  zugespitzt,  zuweilen  zweitcurzelig.  Backzähne  bei  den 
fossilen  Formen  in  grosser  (8 — 12),  bei  den  recenten  meist  in  normaler  Zahl 
(6—7)  vorhanden.  Praemolaren  einfacher  als  die  triconodonten  oder  tritubercu- 
lären  Molaren. 

Zu  den  polyprotodonten  Beutelthieren  gehören  nach  Owen  die 
australischen  Myrmecobiiden,  Perameliden,  Dasyuriden,  die  amerikanischen 
Didelphviden,  sowie  eine  grosse  Anzahl  fossiler  Formen,  unter  denen  sich 
die  pleistocänen  und  tertiären  enge  an  lebende  Familien  anschliessen,  während 
die  mesozoischen  eigentümliche,  primitive  Merkmale  aufweisen,  die  ihre 
Eintheilung  in  das  zoologische  System  erschweren.  Owen  betrachtete  die 
letzteren  als  Vorläufer  der  Polyprotodontia,  betonte  jedoch  bereits  ihre  Be- 
ziehungen zu  den  placentalen  Insectivoren. 

1.  Familie.    Dromatheriidae  (Protodonta).  Osborn. 

P  griffeiförmig,  einspitzig.    M  mit  grosser  Hauptspitze 
JliU^  N    und  e*ner  schwachen  Vorder-  und  Hinterspitze;  die  Wurzel 

^     -    unvollkommen  getheilt. 

Vron  den  beiden  hierherg»'hörigen  Gattungen  Dro- 
Dr,math£iumi$yiv<*tr<:   matherium  Emmons  (Fig.  1784)  und  Microconodon 


o\>  Tri«*    Osborn  sind  nur  winzige  Unterkiefer  mit  der  Zahnformel 
'  ÄiWer '  3.1.  3,1  aus  der  oberen  Trias  von  Nord  -  Carolina  be- 

kannt. 

2.  Familie.    Triconodontidae.  Osborn. 

Kleine  Beutler  mit  4  P  und  4—8  M.  Wurzeln  der  Backzähne  vollständig 
getheilt.  P  und  M  mit  drei  in  einer  Reilie  stehenden  Spitzen  und  starkem  Basal- 
band.  Eckzähne  häufig  zweitcurzelig.  Winkel  des  Unterkiefers  einwärts  ge- 
krümmt. Condylus  meist  in  gleicher  Höhe  mit  der  Zahnreihe.  Jura  von  England 
und  Nordamerika. 

Triconodon  Owen  (Triacanthodon  Owen)  (Fig.  1785).  Zahnformel: 
3  i  l "i-*  Oberer  Eckzahn  zweiwurzelig.  Die  P  oben  und  unten  mit  hoher 
Mittelspitze,  die  M  mit  drei  fast  gleich  starken  Spitzen.  Purbeckschichten 
von  England  und  oberer  Jura  von  Wyoming.   

Amphilestes  Owen  (Fig.  178(>).  Zahnformel:  4.  1.4,5.  P  und  M  wenig 
verschieden,  die  Mittelspitze  höher,  als  die  beiden  anderen.  Grossoolith. 
Stonesfield.  England. 

Priacodon,  Tinodon  Marsh.    Ob.  Jura.  Wyoming. 

Phascolotherium  Owen.   Zahnformel:  4.  1  2,5.  Hinter  dem  Eckzahn 
eine  Lücke.    Mittelspitze  der  P  und  M  höher,  als  die  Nebcnspiteen.  Gross 
oolith.    England.    Ph.  Burklandi  Brod  sp. 


Digitized  by  Google 


Mareupialia.  Polyprotodontia. 


769 


Spalacotherium  0 wen  (Peralestes  0 wen).  Zahnformel :  j  {;  -  =8i_f. 
Purbeck.    England.    S.  tricuspidens  Owen. 


Trieonodon  mordax  Owen. 

nach  Owen  B 


Fi«.  1785. 

Purbeck-Schichten  von  Durrileittone  Bay,  Doreet    Ä  Di 

und  Unterkiefer  «/i  restaurlrt.  (Nach  Ogborn.) 


(n*t  Gr .) 


Fig.  1786. 

Amphüette»  Brodcripi  Owen  sp.  Groasoolith  Stoneafleld  bei  Oxford.   Linker  Unterkleferaat  A 
Gr.  und  B  In  doppelter  Groase  von  innen.      (Nach  Owen.) 

Dicrocynodon 
Mareh  (Fig.  1787).  Zahn- 
formel :  3  1.4,8.  Mittel- 
spitze der  M  und  P 
hoch.  Kronfortsatz  breit. 
Condylus  höher  als  die 
Zahnfeihe.  Ob.  Jura. 
Wyoming. 

Docodon,  Enna- 
codon  Marsh.  Ob.  Jura. 
Wyoming. 


In 


Flg.  1787. 

Dicrocynodon  victor  Marsh  sp.     Ob.  Jura.     Wyoming.  Rechter 
Unterkiefer  von  aussen,    «/,.   (Nucli  Marsh.)   o  Eckzahn,  6  Con- 
dylua,  c  Kronfortxatz,  d  Winkel. 


3.  Familie.  Amphitheriidae. 

Kleine  Insektenfresser  mit  zahlreichen ,  trituberculären ,  ewei-  oder  drei- 
wurzeligen Molaren.  Von  den  drei  Zacken  ist  einer  nach  innen  oder  nach 
aussen  gerückt  und  mit  den  übrigen  häufig  durch  Joche  verbunden.  Die 
unteren  M  ausserdem  mit  Talon.  P  mit  drei  in  einer  Reihe  stehenden  Spitzen 
und  Basalband.  Eckzähne  meist  ztceiwurzelig.  Winkel  des  Unterkiefers  vor- 
ragend, häufig  nach  innen  gekrümmt.  Condylus  quer,  hoch  über  der  Zahnreihe. 
Jura  und  Kreide. 

Osborn  betrachtet  diese  Familie  als  Vorläufer  der  placentalen  In- 
sectivoren. 

Amphitherium  Blv.  {Thylacotherium  Val.)  (Fig.  1788V  Zahnformel: 
4.  iL  5,  6.  Ein  schon  im  Jahr  1818  bei  Stonesfield  aufgefundener  Unterkiefer 
wurde  von  Cuvier  einem  Didelphys  nahestehenden  Beutler  zugeschrieben, 
von  Blainville  für  ein  Reptil  gehalten.    Grossoolith.  England. 

Amblother ium  Owen  (Stylodon,  Peraspalax  Owen)  (Fig.  1789).  Zuhu- 
formel:  4.  l.  4,  7.    Purbeck.  England. 

Zitlel,  Gruudsüg«»  der  Palaeuntologle.  49 


Digitized  by  Google 


770 


VertebratA.  Mammalia. 


Achyrodon  Owen,  Curtodon  Osborn.    Ob.  Jura.  Purbeck. 

Dryolestes  Maren.    4.  t  4,8.    Eckzahn  zweiwurzelig.    Die  Innenspitze 
der  unteren  M  ebenso  hoch,  als  die  zwei  vorderen  Aussenspitzen.    Ob.  Jura  , 
und  obere  Kreide  von  Nordamerika. 

Asthenodon,  Paurodon,  Laodon 
Mareh.    Ob.  Jura.  Wyoming. 

Von  den  Familien  der  Myrmeco- 
biiden  und  Perameliden  hat  nur  die 
letztere  spärliche  Reste  im  Pleistocän  von 
Australien  hinterlassen.  Myrmecobius 
steht  den  mesozoischen  Amphitheriiden  in 
Grösse  und  Bezahnung  ausserordentlich 
nahe,  und  unterscheidet  sich  nur  durch 
zweihöckerigen  Talon  der  unteren  M 
und  Verdoppelung  der  drei  Spitzen  der 
oberen  M. 

c 


Flg.  178«. 

Amphitherium  Prevotti  Blv.  Dogger.  Stonea- 
rleld  bei  Oxford  Linker  Unterkiefer  von 
a  In  nat  Or.,  6  vergr.  iNach  Owen.i 


7 


j  * 


Fig.  1789 

Amklothtrium  toricinwn  Owen.  Ob  Jura.  Pur 
beck.  England.  Rechter  rnterklefera»t  A  In 
nat.  Gr.  B  vergr.  (nach  R.  Owen).  C  rechte 
nc  von  oben  gesehen,  vergr 
(nach  Osbom). 


4.  Familie.    Daeyuridae.    Beutelm  arder. 

Camivore  BeuÜer  von  mittlerer  Grösse, 
trituberadär.    Obere  M  dreieckig,  mit  zwei  äusseren 


Zahnformel:  '  j  f 


Spitzen  und  einem  zungen- 
förmig    nach    innen  vor- 
springenden talonartigen  In 
nenhöcker;  untere  M  schnei- 
dend, aus  einem  zwei-  bis 
dreispitzigen  Blatt  und  0UMM 
niedrigen  hinteren  Talon  be- 
stehend.    Zahnwechsel  auf 
den    dritten    Backzahn  be- 
schränkt.     Vorderjuss  mit 
5  bekrallten  Zehen;  Hinter 
fuss  mit  4  getrennten  äusseren 
Zehen ;  der  Hu! lux  meist  ver 
kümmert.  Beutelknochen  zu- 
weilen fehlend. 

Fig.  i7»o.  Die  noch  jetzt  in  Austra- 

A  Oberkiefer-  un<'  *  Cnterkleferzahne  von   Thyttveinu*  eyno-  Uon  oviwt ironHnn  ftnTTiino-An 

cephalu*  A  Wagner.     Re^nt.     Van.liemenslan.L     «/»  nat.  Or.  "f "  eXlSlirt  rmen  Millingen 

(Nach  Tome««)   Der  rudimentäre  Milchzahn,  welcher  vor  der  VaSyuruS  deOnT.,  barCO- 

Oeburt  retwrblrt  wird,  nicht  nber  dem  8.  Praemolar,  der  Ihn  philuS  CUV    Und  Thl/la- 

in  vertiealer  Richtung  orsotst.  *  .  „,       '       _.  JL,..^ 

etnus  lemm.  (Fig.  1790) 

sind  daselbst  auch  im  Pleistocän  nachgewiesen. 

5.  Familie.  Sparaesodontidae.  Ameghino. 
Raubthierartige  Thiere  von  mittlerer  und  ansehnlicher  Grösse.  Zahnformel: 
Obere  M  trituberculär,  dreieckig,  vorne  breit,  mit  Aussenhöcker 
und  talonartigein  Innenhöcker,  l'ntere  M  schneidend,  mit  zwei-  oder  dreispitzigem 
Blatt  und  niedrigem  Talon.  Ein  oder  zwei  Backzähne,  sowie  der  Eckzahn  werden 
gewechselt.    Beutelknochen  fehlen. 


4-2.  1.    3,  4 


Digitized  by  Google 


Marwupialia  Polyprotodontia. 


771 


Die  Sparassodontiden  bilden  eine  eigenthümliche,  den  Dasyuriden  einer- 
seits, den  primitiven  Raubthieren  (Creodontiä)  anderseits  nahestehende  Gruppe. 
Der  Zahnwechsel  erstreckt  eich  auf  ein  oder  zwei  Backzähne,  sowie  auf  den 
Eckzahn.  Zahl  und  Form  der  Zähne  in  beiden  Kiefern  stimmen  am  besten 
mit  den  Dasyuriden  übercin.  Dem  Gaumen  fehlen  meist  die  für  Mursupialier 
charakteristischen  Löcher;  die  Nasenbeine  und  Thränenheine  sind  sehr  aus- 
gedehnt, die  Augenhöhlen  hinten  nicht  geschlossen.  Der  Winkel  des  Unter- 
kiefers ist  stark  nach  innen  gebogen;  die  Trochlea  des  Astragalus  perforirt. 
Nur  im  älteren  Tertiär  (Santa  Cruz  Stufe)  von  Patagonien. 

Hierher  die  Gattungen:  Borhyaena,  Acrocyon,  Conodonictis, 
Prothylacinus ,  U  athlyacinus ,  Anatherium ,  Cladosictis ,  Amphi- 
proviverra  (Protoprotriverra),  Agustylus,  Perathereuthes ,  Sipalocyon, 
Acyon  Ameghino. 

0.  Familie.  Didelphyidae.  Beutel ratten. 
Meist  kleine,  carnivore  oder  omnivore  Beutler.  Gebiss  *  \ J  J klein> 
dicht  gedrängt.  C  sehr  stark,  teeil  vorragend.  Dem  hinteren  P  geht  ein  Milch- 
zahn voraus,  welcher  lange  jungirt.  Obere  M  dreieckig;  die  zwei  äusseren  Spitzen 
mehr  oder  weniger  V förmig,  die  innere  ziemlich  weit  nach  vorne  gerückt,  kräftig. 
Untere  M  länglich  viereckig,  mit  drei  vorderen  Spitzen  und  einem  ttark  ent- 
wickelten, zwei-  bis  dreihöckerigen  hinteren  Talon.  Von  den  drei  vorderen 
Spitzen  ist  die  äussere  höher  als  die  beiden  inneren.  An  jedem  Fuss  5  getrennte 
Zehen ;  Hinter fuss  mit  opponirbarem  Hallux.  Humer us  mit  Foramen  entepi- 
condyloideum. 

Die  beiden  lebenden  Gattungen  dieser  Familie  [Didelphys  und  Chironecies) 
sind  ausschliesslich  in  Amerika  verbreitet  und  zwar  von  Patagonien  bis 
Canada.  Fossile  Vertreter  nicht  selten  im  Tertiär  von  Europa  und  Amerika, 
besonders  häufig  im  Tertiär  und  Quartär  von  Südamerika.  Nach  Marsh 
schon  in  der  obersten  Kreide  von 


Fig.  1792.  FlR.  1783. 

Didelphy»  CuvieH  Flacher.    Eocftn  Kiyps).  Didtlphy$  (Orygirmphiui)  /requeru  H.  v.  Meyer.  MIocAn 

Montmartre  bei  Parti.    Bocken  mit  wohl  Ecklngen  hei  l'lm.  a,  b,  e  drei  Obcrkloferzithne  vorgr 
erhaltenen  Beute] knochen  (a\  */»•   «  Unterkiefer  In  nat.  Gr.  und  d  verßT. 

(Nach  Owen.)  (Nach  Schlosser.) 


Von  den  Gattungen  Didelphops ,  Cimolestes ,  Telacodon  und  Bato- 
do n  Mareh  aus  der  oberen  Kreide  von  Wyoming  sind  nurisolirte  Zähne  und 
Kieferfraginente  bekannt. 

Didelphys  Lin.  (Peratherium  Aymard,  Oxygomphius  Meyer,  Amphipera- 
Uterium  Filhol,  Herpetotherium,  Embassis  Cope)  (Fig.  1791    1793)  Zahnformel 


Digitized  by  Google 


772  Vertebrata.  Mammalia. 

M  etwas  niedriger,  als  die  P,  oben  mit  drei,  unten  mit  vier 
Wurzein.  Etwa  30  Arten  im  Eocän  und  Miooän  von  Europa  und  Nord- 
amerika.   Auch  im  Pleistocän  von  Süd-  und  Centralamerika. 

Im  Tertiär  (Oligocän)  von  Santa  Cruz  in  Patagonien  finden  Bich  die 
Gattungen  Microbiotherium,  St  ylognathus ,  Eodidelphya,  Pro- 
didelphys  und  Hadrorhynchus  Ameghino. 


Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  Marsupialier. 


Trias 

1 

§ 

Oh. 
Jura 

4- 

'S 

1- 

i 

Tertiär 

Pleisto- 

Jetzt 
zeit 

% 

t 

"f. 

5. 

's 

.i 
- 

V- 

1 

1 

l 

70 

M 
t— 

£ 
< 

/.  Allotheria 

1.  Tritylodontidnr 

2.  Holodontidae 

3.  Plagiaulacidae 

■t.  I'olymastodontidaf 



• 

1  : 

• 

i 

— 

— 

* 

• 

1 

II  Diprotodontia 

1.  Abdrritidae  . 

2.  Hypsiprymnidae 
:i  ThylacoUonidae 
4.  I'lialangistidae 

r>   Man  opodidae  . 

6.  Diprotudnnlidaf 

7.  I'hasratonUfidae 

i 

i 

i 

MIM 

III    l'olypr  oto- 
dontia 
!    1 h'omnthn  iid<u:  . 

Trironodnntidur  . 
.1  Atnphithrrüduf 
4.  Mtjrmrcobiidnf 
.'>.  J'eranielidae  .  . 
>> .  1 >a*ynrular 
?.  >>p(irtiAxödontidaf  . 
S   Dvldphyidac  .  .  . 

i 

1 

1 

1  _ 

1 
1 
1 

: 

- 

1 

B.  Unterclasse.  Placentalia. 
1.  Ordnung.    Insectivora.  Insektenfresser.1) 

Kleine,  nieist  fünfzehige,  bekrallte  Sohlengänger  mit  voll- 
ständigem (lebiss.     Eckzähne  wenig  von  den  J  und  P  ver 

l)  Dobfton,  G.  E.,  Monograph  of  the  Insectivora,  systematic  and  anatomical. 
London  1882  -1890.  —  Schlosser,  AT,  Die  Affen,  Leinuren,  Chiropteren,  Inoectivoren 
etc  de«  europäischen  Tertiärs     Beitr.  zur  Pahieont.  Oesterr.  üng.  Bd.  VI.  1887 


Digitized  by  Google 


Insectivora 


773 


schieden,  zuweilen  verkümmert.  P  zugespitzt,  secodont. 
Jflophodont  oder  bunodont,  mit  scharfen  Höckern,  die  oberen 
tri-  oder  quadrituberculär.  Kei n  Reisszahn  entwi ekelt.  Milch- 
gebiss  sehr  frühzeitig  ausfallend,  selten  funktionirend.  Hirn 
klein,  vollständig  glatt.    Schlüsselbeine  vorhanden. 

Zu  den  Insectivoren  gehören  kleine,  häufig  unterirdisch  lebende, 
lichtscheue,  nächtliche,  seltener  kletternde  oder  schwimmende  Land- 
thiere,  welche  sich  von  Insekten  und  Würmern  ernähren.  Sie  bilden 
unter  den  placentalen  Säugethieren  die  primitivste  Ordnung  und  haben 
die  engsten  Beziehungen  zu  den  polyprotodonten  Beutelthieren  bewahrt. 

Gegenwärtig  bewohnen  die  Iusectivoren  nur  die  alte  Welt  und 
Nord-Amerika,  fehlen  in  Süd-Amerika  und  Australien.  Auch  die  fossilen 
Formen  sind  auf  Europa,  Nord-Afrika,  Asien  und  Nord-Amerika  be- 
schränkt. Sie  beginnen  in  Europa  und  Nord-Amerika  im  Eocän,  sind 
aber  fast  überall  selten  und  unvollständig  erhalten. 

Der  Schädel  zeichnet  sich  durch  gestreckte  niedrige  Form,  starke 
Entwickelung  der  Gesichtsknochen,  hinten  meist  offene  Augenhöhlen, 
unvollständige  Verknöcherung  des  Gaumendachs  und  der  Gehörkapsel 
und  sehr  kleine  Gehirnhöhle  aus.  Die  Grosshemisphären  des  Gehirns 
sind  glatt,  der  Jochbogen  ist  zuweilen  verkümmert. 

Die  Lendenregion  enthält  öfters  Intercentra.  Der  Humerus  be- 
sitzt in  der  Regel  ein  Epicondylarloch ,  Ulna  und  Radius  bleiben 
getrennt  und  ähneln  den  Polyprotodontia.  Die  plantigrade  Hand  ist  fast 
immer  fünf-,  sehr  selten  vierfingrig.  Am  Femur  ragt  meist  ein  dritter 
Trochanter  vor.    Die  grosse  Zehe  kann  verschwinden. 

Das  Gebiss  enthält  alle  Kategorieeu  von  Zähnen,  doch  sind  die 
Eckzähne  und  vorderen  P  meist  sehr  wenig  von  einander  verschieden. 
Die  normale  Zahnforrael  ist:  J;  \~ -J,  wird  aber  bei  den  differenzirteren 
Formen  etwas  reduzirt.  Die  J  sind  zuweilen  stark  verlängert,  fast 
nagerartig  und  mit  Nebenzacken  versehen;  die  Eckzähne  nicht  selten 
zweiwurzelig.  Die  Zahl  der  J  und  M  übersteigt  niemals  die  Zahl  3. 
Die  Backzähne  sind  secodont,  die  oberen  M  meist  trituberculär,  selten 
quadrituberculär,  ihre  Höcker  isolirt  oder  durch  Joche  verbunden.  Die 
unteren  M  bestellen  aus  einem  dreizackigen  Vordertheil  und  einem 
niedrigen,  meist  zweizackigen  Talon.  Der  Zahn  Wechsel  vollzieht 
sich  häufig  schon  im  ftmbryonalzustand,  so  dass  die  Jungen  mit  defini 
tivem  Gebiss  zur  Welt  kommen;  manche  Gattungen  besitzen  ein 
funetionirendes  Milchgobiss  (Erinaceus),  dessen  Zähne  selten  vollständig 
gewechselt  werden. 

Die  Insectivoren  zerfallen  in  zahlreiche  Familien,  wovon  mehrere 
auch  fossile  Vertreter  aufweisen.  Die  älteren  tertiären  Formen  lassen 
sich  zum  Theil  nicht  in  noch  jetzt  existirende  Familien  eintheilen. 

1.  Familie.   Ictopsidae.  Cope. 

Zahnjormel:  ~ 2'  t  4  3'  s.  Obere  M  kurz,  niedrig,  quer  dreiseitig,  trituber- 
culär. Schneidezähne  spitzconisch,  wenig  schwächer,  als  Eckzähne.  Die  drei 
vorderen  P  ein/acher,  der  hinterste  wie  die  M  gebaut. 

Sämmtliche  hierher  gehörige  Gattungen  sind  erloschen  und  finden  sich 
im  Tertiär  von  Nordamerika. 


Digitized  by  Google 


774 


Vertebrata.  Mammalia. 


Leptictis  Haydeni  I/«*l(ly 


Fig.  1794. 
Unt.  Mioean. 


Dakota.   Schädel  von 


obon.  unten  und  von  <ler  Seite.    Nat.  Gr.   (Nach  I. cidy.) 


Aus  dem  unteren  Eoeän  von  Wyoming  werden  unvollständige  Reste  von 
Diarodon  Cope,  Passalacodon,  Anisacodon,  Entomacodon  Marsh  IL  a. 

erwähnt,  die  übrigens  auch 
von  Didelphyiden  herrüh- 
ren könnten.  Wohl  er- 
haltene Schädel  von  Ictops 
und  Lepictis  Leidy  (Fig. 
1794)  finden  sich  im  un- 
teren Miocän  (White  River 
Group)  von  Dakota. 

2.  Familie. 
Adapisoricidae.  I^emoine. 

Kleine,  ausgestorbene,  un 
vollständig  bekannte  Insecti- 
voren  mit  2  J,  1  C,  4  P 
und  3  M  im  Unterkiefer. 
Obere  M  trituberculär.  Un- 
tere J  klein,  lang,  nager- 
artig. Cklein.  P zweiwurzelig 
mit  Hauptspitze  und  Talon. 
M  in  der  Vorderhälfte  mit  2 — H  hohen  Zacken  und  starkem,  grubigem  Talon. 

Adapisorex  und  Adapisoriculus  Lemoine  finden  sich  im  untersten 
Eocän  von  Cernays  und  Ay  bei  Reims. 

3.  Familie   Talpidae.  Maulwürfe. 

Zahnformel:  J  *  /  JjJ;  %  Obere  M  trigonodont;  die  beiden  V förmigen 
Aussenhöcker  sehr  spitz,  eine  W  förmige  Wand  bildend.  Schnauze  stark  ver- 
längert, Jochbogen  dünn,  aber  vollständig.  Oehörblase  verknöchert,  schwach  ge- 
wölbt. Vorderextremitäten  als  breite,  schaufelartige  Grabfüsse  entwickelt.  Hand- 
wurzel mit  sichelförmigem  Sesambein.  Tibia  und  Fibula  distal  verschmolzen. 
Schwanz  meist  kurz. 

Die  Talpiden  sind  kleine,  unterirdisch  lebende  Wühler  mit  verkümmerten 
Augen  und  langer  Schnauze,  die  sich  durch  eigentümliche  Ausbildung  ihres 
Brustgürtels  und  ihrer  Vorderbeine  auszeichnen.  Beim  Maulwurf  verlängert 
sich  das  Manubrium  sterni  bis  unter  den  zweiten  Halswirbel  und  nimmt 
am  vorderen  Ende  das  kurze,  fast  quadratische  Schlüsselbein  auf,  das  am 
distalen  Ende  mit  dem  Humerus  artikulirt  und  durch  Bänder  mit  dem 
Acromion  der  schmalen,  stark  verlängerten  Scapula  verbunden  ist.  Die 
Vorderbeine  sind  dadurch  weit  nach  vorne  in  die  Halsregion  gerückt.  Der 
Humerus  ist  sehr  kurz,  ungemein  breit  und  an  beiden  Enden  abgeplattet 
mit  weit  vorragendem  Deltoidkamm  und  neben  den  distalen  Condylen  mit 
spornförmigen  Knochenfortsätzen. 

Im  Eocän  von  Wyoming  findet  sich  Talpavus  Marsh,  in  den  Phos- 
phoriten des  Quercy  Amphidozotherium  und  Comphotherium  Filhol; 
im  Miocän,  Pliocän  und  Pleistoeän  von  Europa  die  noch  jetzt  existirende 
Gattung  Talpa  (Fig.  1795.  1796). 

Die  Familie  der  Myogalidae  (Rüsselmäuse)  ist  im  unteren  Miocän 
durch  Echinogale  Pomel  und  Myogale  Cuv.  vertreten.  Letztere  auch  im 
Diluvium  verbreitet. 

Die  jetzt  auf  Süd- Asien  beschränkten  Tupajidae  waren  im  Miocän 
auch  in  Europa  vorhanden.  Qalerix  Pomel  (Parasorex  v.  Meyer)  (Fig.  1797), 
Lantanotherium  Filhol,  Pfesiosorer  Pomel. 


Digitized  by  Google 


Insectivora.  Chiroptera. 


775 


Die  Spitzmäuse  (Soricidae)  zeichnen  sich  durch  je  einen  grossen  haken- 
förmigen oberen  und  durch  einen  langen  liegenden,  am  Oberrand  zu- 
geschärften oder  gezackten  unteren  Schneidezahn  in  jeder  Kieferhälfte  aus. 
Die  darauf  folgenden  J,  C  und  P  sind  wenig  differenzirt.  Sie  leben  gegen- 
wärtig in  der  nördlichen  Hemisphäre  und  finden  sich  fossil  vom  oberen 
Eocän  an  und  zwar  die  Gattungen  Sorex  Lin.  (Fig.  1798),  Crocidura 
(Fig.  1799)  und  Crossopus  Wagler  in  Europa. 

a  b  c  d 


Fig.  179V 

Talpa  Heyrri  Schlosser,     l'nt.  MIocAn. 
Weisenau  bei  Mainz.  Huruerus  a  von  innen, 
b  von  hinten,  e  von  aussen,  d  von  vorne, 
t  von  unten.  Nat  Gr.  (Nach  Seh  1  osser.) 


Fl*.  179«. 

Sorex  putillv*  Meyer.  Miocän  Grive- 
St.  Alban.  Isere.  Unterkiefer  von  Innen 
in  nat.  Gr.  und  vergr.  (Nach  Deperet.j 


Fl«  1799. 
Crocidura  aranea  Wajfn.  Keceut. 
Kuropa.   a,  b  Schädel  von  unten  und 
von  der  Seite,  c  Unterkiefer 
nat.  Gr. 


r 


Flg.  1797. 

OaUrO  exilü  Blv.  sp.  (J 
iociali»  H.  v.  Meyer).  Miocän.  Stein- 
heini, Württemberg,  a  Unterkiefer 
nat.  Gr.,  b  Unterkieferzahne  verirr  , 
e  Oberkiefer  von  Grive-St.  Alban 
Gr.,  d  vergr.  (Nach  Deperet) 


Flu.  1800 

Seuroffs/mnurut  Cayttvi  Filhol.  Phosphorit  Quercy.    a  Schädel 
von  unten,  b  Unterkiefer  mit  drei  Molaren  und  P4  von  der 
Seite.  <:  derselbe  von  oben.   Nat  Gr.   (Nach  Filhol.) 


Die  Dimvliden  sind  »ine  nahestehende,  durch  reduzirtes  Gebiss  aus- 
gezeichnete,  erloschene  Familie  aus  dem  Miocän  von  Europa.  (Dimylus, 
Cordylodon  Meyer.) 

Die  Familie  der  Erinaceidae  (Igel)  hat  oben  mit  Ausnahme  des 
letzten  M  quadrituberculäre  Molaren  und  stark  entwickelte  innere  Schneide- 
zähne. Das  Milehgebiss  funetionirt  ziemlich  lang.  Die  lebenden  Gattungen 
finden  sich  in  Europa,  Asien  und  Afrika.  Im  oberen  Eocän  (Phosphorit) 
des  Quercy  kommt  Neurogy  mnurus  Filhol  (Cayluxotherium  Filhol  (Fig.  1800), 
im  Oligocän  von  Ronzon  Tetracus  Aymard.,  im  Miocän  und  Diluvium 
Erinaceus  Lin.  vor. 

2.  Ordnung.    Chiroptera.  Fledermäuse.1) 

Kleine  Flatterth iere  mit  stark  verlängerten  und  durch 
Flughaut  verbundenen  Vorderextremitäten.  Gebiss  vollständig. 

')  Weithofer,  A.,  Sitzgsber.  Wieu.  Ak.  mathem.  phys  Abtb.  1887.  Bd.  96.  — 
Winge,  Herluf,  Jordfundne  og  nulevende  Flagermus  (ChiroptenO  fra  Lapoa  Santa 
Minas  Geraes,  Brasilien.    E  Museo  Lundii.    Kjöhenhavn.  1892. 


Digitized  by  Google 


77f, 


Vertebrata.  Mammalia. 


Eckzähne  kräftig.  P  zugespitzt.  M  secodont  oder  buno-lopho- 
dont  mit  meist  scharfen  Zacken.  Milchgebiss  rudimentär. 
Hirn  klein  und  glatt.    Zwei  Zitzen  an  der  Brust 

Die  Fledermäuse  bilden  einen  sonderbar  special  isirten  Seitenzweig 
der  Insectivoren.  Ihr  auffallendstes  Merkmal  beruht  in  der  merk- 
würdigen Ausbildung  der  Vorderextremitäten ;  aber  auch  im  sonstigen 
Skelet  zeigen  sich  verschiedene  Eigenthümlichkeiten,  die  eine  viel  weit- 
gehendere Differonzirung ,  als  sie  bei  Insectivoren  beobachtet  wird, 
bekunden.  Am  Schädel  ist  die  Schnauze  meist  verkürzt;  die  Sagittal- 
crista  ragt  in  der  Regel  kräftig  vor,  der  Jochbogen  fehlt  nur  einer 
einzigen  Gattung  und  besitzt,  je  nach  den  Familien,  sehr  verschiedene 
Stärke.  Die  Augenhöhlen  sind  nach  hinten  weit  offen,  das  Gaumeu- 
dach  hat  keine  Locher,  und  auch  die  Gehörblase  ist  sehr  solid  ver- 
knöchert, fast  kugelig. 


Flg.  1801. 

VapertMo  murtnu*  I.in.   Skelet.    (Nar-h  Blaln  vllle  ) 


Die  Vorderextremitäten  sind  zu  einem  Flugorgan  umgebildet 
und  ungemein  kräftig.  Ein  langes  Schlüsselbein  verbindet  das  Brust- 
bein mit  dem  Acromion  des  Schulterblattes.  Der  lluraerus  ist  schlank, 
der  Vorderarm  mindestens  um  ein  Drittheil,  hiiufig  aber  doppelt  so 
lang  als  der  Oberarm  und  fast  ganz  aus  dem  Radius  gebildet.  Die 
Ulna  verkümmert  in  der  distalen  Hälfte.  Die  proximalen  Carpalia 
verschmelzen  mit  einander;  die  Phalangen  sind  mit  Ausnahme  des 
kurzen  opponirbaren  Daumens  sehr  stark  verlängert  und  durch  eine 
Flughaut  verbunden.  Becken  und  Iii nterextre raitäten  sind 
schwach,  die  Sitzbeine  zuweilen  mit  der  Wirbelsäule  verwachsen.  Der 
Calcaneus  besitzt  in  der  Regel  einen  langen  knöcherneu  Sporn,  an 
welchem  sich  die  zwischen  Schwanz  und  Hinterfüssen  ausgespannte 
Flughaut  befestigt.  Der  Fuss  besteht  aus  fünf  gleic-hlangen,  mit  Krallen 
bewaffneten  Zehen. 

Die  Fledermäuse  zerfallen  in  die  zwei  Gruppen  der  frugivoren  Mega- 
chiroptera,  welche  die  grossen  Formen  enthalten,  und  in  die  kleinen,  insekten- 
fressenden Micr ochir opter a.    Von  den  ersteren  sind  bis  jetzt  keine  fossilen  ' 
Ueberreste  bekannt,  und  auch  die  letzteren  haben  nur  spärliche  Reste  hinter- 
lassen, die  meist  in  lehmigen  Spaltenausfüllungen  oder  Höhlen,  seltener  in 


Digitized  by  Google 


Chiroptera.    Carnivora.  777 


d 


geschichteten  Süsswasserablagerungen  vorkommen.  Sie  beginnen  in  Europa 
und  Nordamerika  im  Eocan,  und  zwar  mit  Gattungen,  die  grösstentheils 
erloschen  sind,  sich  aber  doch  ziemlich  eng  an  lebende  Formen  an- 
schliessen,  so  dass  die  Kluft,  welche  die  Chiroptera  von  den  übrigen  Säuge- 
thieren  trennt,  durch  die  fossilen  Funde  in 
keiner  Weise  überbrückt  wird.  Die  grösste 
Menge,  sowie  die  best  erhaltenen  Uebeneste 
stammen  aus  dem  Phosphorit  des  Quercy 
(Pseudorhinolophus  [Fig.  1802],  Alastor, 
Vespertiliavu8,  Necromantis);  das  ameri- 
kanische Eocän  liefert  Vesperugo,  JNycti- 
therium  und  Nyctilestes. 

Im  Miocän  von  Europa  kommen  bereits 
Vertreter  der  lebenden  Gattungen  Vespertilio, 
Vesperugo,  Rhinölophus,  und  die  ausge- 
storbene Gattung  Palaeonycteris  vor,  doch 
weisen  mancherlei  Eigentümlichkeiten  der 
fossilen  Reste  auf  Verschiedenheiten  hin ,  die 
vielleicht  eine  schärfere  Trennung  recht- 
fertigten. M*   '  ^  ' 

Im  Diluvium  von  Europa,  Nord-  und  Süd-  Fi«  1802. 

Amerika  und  Ost-Indien  finden  sich  nur  recente  PieudorMnoiophu*  *p  Phosphorit 
Genera  und  fast  ausschliesslich  recente  Arten;  ^^g^^SiSv^bS 
besonders  reich  an  fossilen  Flederraausresten       <=  obere  zahnreihe  von  «nton. 
sind  diu  Höhlen  von  Lagoa  Santa  in  der  Pro-  *'™^t^T^07?£rm' 
vinz  Minas  Geraes,  Brasilien. 

3.  Ordnung.    Carnivora.  Fleischfresser. 

Zu  den  Fleischfressern  gehören  ausgestorbene  und  noch  jetzt  lebende, 
grosse,  mittelgrosse  und  kleine  J>and-  oder  Wasserbewohner  mit  voll- 
ständigem Gebiss  und  stets  kräftig  entwickelten  Eckzähnen;  die  vor- 
deren Backzähne  sind  meist  schneidend,  zum  Zerkleinern  von  Fleisch- 
nahrung geeignet,  die  hinteren  Molaren  in  der  Regel  breit,  höckerig. 
Das  Milehgcbiss  ist  stets  vollständig.  Das  Gehirn  zeichnet  sich  bei 
allen  lebenden  Formen  durch  ansehnliche  Grösse  und  starke  Furchung 
der  grossen  Hemisphären  aus,  bleibt  aber  bei  den  ältesten  fossilen 
Formen  (Creodontia)  klein  und  beinahe  glatt.  Die  Extremitäten  sind 
bekrallte,  meist  digitigrade  oder  plantigrade  Gehfüssc  mit  4 — 5  Zehen, 
zuweilen  aber  auch  (Pinnipedia)  flossenartig.  Die  Fleischfresser  zer- 
fallen in  drei  Unterordnungen:  Creodontia1) ,  Fissipedia  und 
Pinnipedi  a. 


»)  Cope,  E.  D  ,  The  Creodonta.  American  Naturalist  1884.  S.  255  und  478. 
—  Synopsis  of  the  Vertebrate  Fauna  of  the  Puerco  Serie«.  Tran»  Aruer.  Phiios. 
80c.  1888.  vol.  XVI.  pt  II.  -  Fühol,  H.,  Ann.  Sc.  geol.  1872.  III.  1876.  VII.  1877. 
VIII  und  Sc.  phys.  et  nat.  Toulouse  1882.  -  Marsh,  O.  C,  American  journ.  Sc. 
1871.  CIII.  8.  124.  1872.  CIV  S  126.  202.  406  —  Osbom,  H.  F  and  Wortmann,  J.  L  , 
Bull.  Amer.  Mus.  Nat.  hist.  1892.  vol.  IV.  S.  94  und  103.  —  Schlosser,  Mas,  Ueber 
das  Verhältnis»  der  Cope'schen  Creodonten  zu  den  übrigen  Fleischfressern.  Morphnl. 
Jahrb.  1866.  S.  287.  —  Die  Affen,  Lemuren,  Chiropteren,  Inscctivoren,  Marsupiulier, 
Creodonten  und  Carnivoren  des  europ.  Tertiurs.  Beitr.  zur  Palaeont.  Oesterr.  Uiitf. 
1887.  VI.  —  Scott,  W.  B.,  On  some  little  known  Creodonta  Jour.  Ac.  Nat  Sc. 
Philnd.  1887.  Bd.  IX.  —  Revision  of  tbe  North  American  Creodonta  Proceed.  Aead. 
Nat  Sc.  Fhilad   1892.  S  291-323. 


Digitized  by  Google 


778 


Vertebrata.  Mammalia. 


1.  Unterordnung.    Creodontia.  Urfleischfresser. 

Ausgestorbene,  digüigrade  oder  semiplantigrade  Fleischfresser  mit  kleinem, 
schwach  gefurchtem  Gehirn,  vollständigem  Oebiss  und  Zahnwichsel.  In  jeder 
Kieferhälfte  2—3  Schneidezähne,  ein  Eckzahn  und  nie  mehr  als  8  Back- 
zähne. M  schneidend  oder  höckerig,  mehr  oder  weniger  gleichartig  ausgebildet 
Schwanz  lang.  Scaphoideum  und  Lunare  im  Corpus  getrennt.  Astragalus  flach 
gewölbt  oder  nur  wenig  ausgefurcht.  Endphalangen  meist  gespalten,  auf  der 
Unterseite  abgeplattet. 

Die  von  Cope  zuerst  von  den  Carnivoren  abgetrennten  Creodontia 
zeigen  verwandtschaftliche  Beziehungen  zu  Marsupialiem  und  Inseetivoren. 
Sie  sind  wahrscheinlich  aus  polyprotodonten  Beutelthieren  hervorgegangen 
und  theilen  mit  diesen  noch  mancherlei  Merkmale  im  Skeletbau  und  Gebiss. 

Der  Schädel  ist  raubthierartig ,  die  Schnauze  fast  immer  verlängert. 
Das  Cranium  zeichnet  sich  durch  geringe  Capacität,  enge  und  gestreckte 
Gestalt  aus;  das  Hirn  ist  klein  und  nur  mit  schwachen  und  wenig  zahl- 
reichen Windungen  versehen.  Der  Gaumen  weist  keine  unverknöcherten 
Lücken,  wie  bei  den  Raubbeutlern  auf,  und  auch  der  Winkel  des  Unter- 
kiefers ist  niemals  nach  innen  gekrümmt. 

Das  Gebiss  besteht  normal  aus  \  J,  \  C,  \  P  und  f  M,  kann  aber 
durch  Reduction  etwas  vereinfacht  werden,  indem  die  Zahl  der  J  auf  zwei, 
die  der  P  auf  drei,  und  die  der  M  auf  zwei  herabsinkt  Diese  Reductionen 
treten  jedoch  niemals  alle  gleichzeitig  auf.  Die  geringe  Zahl  der  J,  welche  wie 
bei  den  ächten  Carnivoren  nach  aussen  an  Stärke  zunehmen,  unterscheidet  die 
Creodontia  von  den  Raubbeutlern,  der  Mangel  an  besonderer  Differenzirung, 
sowie  die  gedrängte  Stellung  der  J  von  den  Insectivoren.  Die  Eckzähne 
ragen  kräftig  vor,  sind  conisch  zugespitzt  und  niemals  zweiwurzelig.  Bei 
den  Backzähnen  lassen  sich  die  vorderen  Praemolaren  von  den  echten 
Molaren  stets  durch  comprimirtere  Form  und  einfacheren  Bau  unterscheiden, 
nur  der  hinterste  P  nimmt  häufig  die  Form  eines  ächten  Molars  an,  ohne  sich 
aber  im  Oberkiefer,  wie  bei  den  Fissipeden,  zu  einem  grossen  Reisszahn  zu 
entwickeln.  Ebenso  wenig  überragt  der  vorderste  M  des  Unterkiefers  in 
Grösse  und  Differenzirung  die  folgenden;  er  bleibt  sogar  in  der  Regel  an 
Stärke  hinter  dem  letzten  P  und  hinter  Mi  zurück.  Die  Krone  der  ächten 
oberen  M  besteht  in  der  Regel  aus  zwei  äusseren  und  einem  inneren,  ziem- 
lich weit  nach  vorne  gerückten  Höcker,  wovon  sich  die  zwei  äusseren  meist 
durch  ein  V  förmiges  Joch  verbinden  und  häufig  eine  scharfe  verlängerte, 
bald  zweispitzige,  bald  einfache  Schneide  bilden.  Auch  der  Innenhöcker 
kann  V  förmige  Gestalt  erhalten  und  mit  dem  äusseren  in  Verbindung  treten. 

Die  Molaren  des  Unterkiefers  besitzen  in  der  vorderen  Partie  einen 
hohen  Hauptzacken  (Protoconid),  einen  niedrigeren  Vorderzacken  (ParaconidJ 
und  eine  Innenspitze  (Metaconid),  die  zuweilen  sehr  schwach  wird  oder  auch 
gänzlich  schwindet ;  der  Talon  (Hypoeonid)  ist,  wenn  vorhanden,  schneidend 
oder  grubig.  In  der  Regel  ist  der  vorderste  untere  Mi  im  Gegensatz  zu  den 
fissipeden  Carnivoren  kleiner  als  die  folgenden,  und  M*  am  grössten;  nur 
bei  den  Miaeiden  übertrifft  Mi  den  zweiten  M  etwas  an  Grösse. 

Von  den  Milehbackenzähnen  gleicht  der  hinterste  dem  vordersten  M, 
der  vorletzte  dem  letzten  P  des  definitiven  Gebisses. 

Im  Vergleich  zur  Grösse  des  Schädels  haben  die  Ex  tremitäten  meist 
geringere  Länge,  als  bei  den  lebenden  Raubthieren,  und  sind  auch  in  der 
Regel  etwas  plumper  und  gedrungener.  Der  Humerus  besitzt  in  der  Regel 
(wenn  auch  nicht  immer)  ein  Foramen  entepicondyloideum  und  eine  ein- 
fache, ungetheilte,  distale  Gelenkrolle,  die  an  vorgeschritteneren  Formen  bis  zur 
Fossa  oleerani  heraufreicht.  Ulna  und  Radius  sind  ihrer  ganzen  Iünge  nach  ge- 
trennt. Im  Carpus  bleiben  alle  Knöchelehen  getrennt;  die  für  ächte  Carnivoren 


Digitized  by  Google 


Carnivora.  Creodontia. 


779 


bo  charakteristische  Verschmelzung  von  Scaphoideum  und  Lunare  kommt 
niemals  vor,  und  wahrscheinlich  war  auch  das  Centrale  überall  noch  vor- 
handen, obwohl  es  begreiflicher  Weise  bis  jetzt  nur  bei  wenigen  Gattungen 
nachgewiesen  ist.  Die  Metacarpalia  stimmen  in  Form,  Grösse  und  Anord- 
nung mit  den  lebenden  Raubthieren  überein.  Die  En dph alangen  sind 
verlängert,  seitlich  zusammengedrückt,  massig  gekrümmt,  distal  in  der  Regel 
mehr  oder  weniger  tief  gespalten  und  auf  der  Unterseite  abgeplattet. 

Das  schmale,  dreiseitige  Ileum  stimmt  besser  mit  Insectivoren  und 
Mareupialieru,  als  mit  ächten  Carnivoren  überein,  und  auch  am  Femur  ragt 
ein  dritter  Trochanter  mehr  oder  weniger  kräftig  vor.  Die  Anordnung  und 
Form  der  Tarsalia  stimmt  im  Wesentlichen  mit  den  lebenden  Carnivoren 
überein,  doch  haben  Astragalus  und  Calcaneus  gedrungenere  Gestalt  und 
liegen  weniger  fest  aneinander.  Die  tibiale  Gelenkfacette  des  Astragalua  ist 
schwach  gewölbt  und  entweder  nur  wenig  oder  auch  gar  nicht  ausgefurcht. 

Die  Creodontia  zerfallen  nach  Scott  in  acht  Familien  (Oxyclaenidae, 
Arctocyonidae,  Triisodontidae,  Mesonychidae,  Proviverridae,  Palaeonictulae,  Hyaeno- 
dontidae  und  Miacidae).  Sie  beginnen  im  ältesten  Eocän  und  erlöschen  im 
unteren  Miocän. 


Kig.  1803.  VorderfÜR*  A  von  Mc*onyi,  B  von  IlyaeiuxUm.  ca.  V«  nat.  Ur.  (Nach  Scott.) 
•c  Scaphoideum,  l  Lunare,  c  t'uneiforme,  et  Centrale,  tz  Trapezium,  td  Trapezoid,  n>  Majrnuni. 
ti  rneiformo,  /-  V  erster  bin  fiinttcr  Metacarpus.  C  die  xwcl  letzten  Phalangen  von  Hyaeruxion 

l.  Familie.    Oxyclaenidae.  Scott 

Obere  M  triiuberculär  mit  dreieckiger  Krone  und  spitzen,  au/rechten  Höckern. 
Untere  M  mit  drei  vorderen  Höckern,  die  etwas  höher  sind  als  der  Talon. 
P  einfach,  schneidend;  der  letzte,  zuweilen  auch  der  vorletzte  mit  Innenhöcker. 

Die  unvollständig  bekannten  und  meist  nur  durch  Backzähne  repräsen- 
tirten  Genera  gehören  ausschliesslich  den  ältesten  Eocänablagerungen  von 
Puerco  in  Neu-Mexico  an. 


Fig  1801       MioelamuM  opUthaeu*  Cope       l'nteretes  Koc&n.      Hnerro,  Neu-Mexico. 
A  obere,  B  untere  liarkzuhne.        nat.  lir.   (Nach  Cope.) 


Oxyclnenns ,  Chriacus,  M ioclaenus  (Fig.  1804),  Epichr  iacus  . 
Tricentes  Cope,  Protochriac  us  Scott  (Fig.  1764)  etc. 


Digitized  by  Google 


780 


Vertebrata.  Mainmalia 


2.  Familie.   Arctocyonidae.  Cope. 

Obere  M  vierhöckerig;  die  vier  Haupthöcker  stumpf,  wenig  vorragend, 
l'ntere  M  länglich  vierseilig,  in  der  vorderen  Hälfte  nur  zwei  niedrige,  stumpfe 
Höcker,  welche  die  beiden  Höcker  des  Talons  kaum  Uberragen.    Die  vorderen  P 

einspitzig ,  compri 
\  mirt.   P*  tritubercu- 

lär.  Hand  und  Fuss 
plantigrad,  fünfzehig. 
Im  untersten  Eocän 
von  Reims  und  in 
den  Puerco-  und 
Wasateh  Beda  von 
Neu  ■  Mexico  und 
Wyoming. 

Ärctocyon  Blv. 
(Fig.  1805.  1806). 
Unt.  Eocän.  Ccr- 
nays  bei  Reims. 

Claenodon, 
Tetraclaenodon 
Scott.  Puerco.  Neu- 
Mexico. 

Anacodon  Cope. 
Eocän  (Wasateh 
Beds).  Wyoming. 


tut 


Fl«.  1806. 
Areiocyon  QcrvaUi  l<emoine. 
Eocän.  (^ernays  bei  Reims.  A  drei 
oben?  Molaren  von  unten  (nat.  Gr.). 
B  untere  Molaren  von  oben 
von  der  Seite  '/i- 
(Nach  Lemolnc.) 


Kljr.  180.i. 

.Ärctocyon  primaevui  Hlainv.  t'titerstes 
Koettn.     \a  Fere  bei  Reims.  Schädel 
%  nat.  (ir.   rNach  Oaudry) 


3.  Familie.    Trüsodontidae  Scott 

Obere  M  trituberculär ,    mit  drei  ni 
massiven  Höckern ;  M*  zuweilen  mit  hinterem 
Innenhöcker.    Untere  M  in  der  vorderen  Hälfte  mit  zwei  fwlien  Aussenspitzen 
wul  schwacher  Innenspitze;  Talon  niedrig.    P  hoch  und  spitz. 
Nur  im  untersten  Eocän  von  Puerco.  Neu-Mexico. 

Triisodon,  Ooniacodon,  Sarcothraustes  Cope,  Microclaeno- 
don  Scott. 

4.  Familie.    Mesonychidae.  Scott. 

Obere  M  und  P*  trituberculär,  die  Höcker  nicht  durch  Joche  verbunden. 
Untere  M  in  der  Vorderhälfte  mit  hoher  Aussenspitze,  niedriger  Vorder-  und  sehr 
schwacher  Innenspitze.  Talon  schneidend.  Glenoidalgrube  vorne  durch  einen 
Kamm  begrenzt.  Extremitäten  vierzehig.  Im  unteren  und  mittleren  Eocän 
von  Nordamerika  und  Kuropa. 

Mesonyx  Cope  (Fig.  1803  A  u.  1807)  gehört  zu  den  best  bekannten  Vertretern 
der  Creodontier.  Scott  beschreibt  ein  ganz  vollständiges  Skelet  von  M.  ob- 
tusidens  aus  den  Bridger  Beds  von  Wyoming.  Weitere  Arten  sind  aus  den 
Bridger  und  Uinta  Beds  von  Wyoming  und  Neu-Mexico  bekannt.  Ihre  Grösse 
schwankt  zwischen  Bär  und  Fuchs.  Die  jüngste  (M.  Dakotensis  Scott)  stammt 
aus  dem  unteren  Miocän  von  Dakota. 

Dissacus  Cope.   Unterstes  Eocän  von  Puerto  und  Reims. 

Pachyaena  Cope  aus  dem  unteren  Eocän  (Wasateh  Beds)  von  Wyoming 
erreicht  die  Grösse  eines  Grizzlybäre. 

5.  Familie.    Proviverridae.  Schlosser. 

Obere  M  und  meist  auch  letzter  I'  trituberculär,  etwas  schneidend ;  der  innere 
Hocker  weit  nach  innen  und  vorne  geschoben.     Untere  M  mit  hoher,  dreispitziger 


Digitized  by  Google 


Carnivora.  Creorlontia. 


781 


Vorderhäljte  und  wohl  entwickeltem,  querem,  ein-  oder  mehrspizigem  Talon.  Eocän 
von  Europa  und  Nordamerika. 

Die  Proviverriden  sind  Raubthiere  von  geringer  oder  mittlerer  Grösse, 
welche  im  Gebiss  schon  etwas  weiter  differenzirt  sind,  als  die  Mesonychiden. 
Die  zwei  Aussenhöcker  der  oberen  M  bilden  meist  eine  schneidende, 
zweispitzige  Aussenwand,  und  der  weit  vorgeschobene  Innenhöcker  wird 


Fig.  1807. 

Heumyz  obtutiden*  Cope.    Mittel -Koi-iln    Bridger  BedsY 
Twin  Buttes.   Wyoming.    A  Schiuiel  nebst  Unterkiefer 
von  der  Seite.    B  Unterseite  des  Schädels.    '/,  mit.  <ir. 
(Noch  Scott)  - 


Fig.  1808 

i)  Cayluxi  Filhol.  Phosphorit.  Quercy 
A,  B  Schädel  von  oben  und  unten.  */•  nat.  <ir.  (Nach  «iaudry 
und  Filhol.)  oc  Supraoccipitale,  Pa  Scheitelbein,  Fr  Stirnbein, 
Ju  Jochbein,  Sq  Squamosum,  La  Thranenbein,  Sa  Nasenbein,  Jf> 
Oberkiefer,  Pmx  Zwischenkiefer,  er«  Sagittalcrista ,  m  Medullu 
clongata.  et  Kleinhirn,  op  Sehhügel,  h  grosse  Hemisphäre, 
loif  Riechlappen. 

Proc/i nictis  Lemoine 


Frocy nie t is  Lenioine  aus 
sind  ungenügend  bekannt 


dem  untersten  Eocän 


V  förmig.  Die  vorderen 
P  sind  comprirnirt  und 
besitzen  eine  hohe  Mittel - 
spitze  und  zuweilen  Mich 
s<  h  wache  Vorder-  und 
Hinterspitzen.  Die  unteren 
M  zeichnen  sich  durch 
die  Entwicklung  von  drei 
Spitzen  (zwei  inneren  und 
einer  höheren  äusseren] 
in  der  vorderen  Hälfte 
des  Zahnes  und  durch 
einen  starken,  ein-  oder 
mehrspitzigen  Talon  aus. 
M\  ist  in  der  Regel  am 
kleinsten  und  niemals 
als  Reisszahn  ausgebildet. 
Vom  ökelet  ist  wenig  be- 
kannt. 

Hyaenodictis  und 
von  Cernays  bei  Reims 


Digitized  by  Google 


782  Vertebrata.  Mammalia 

D  el  tat  her  iu  m  Cope.    Unt.  Eocän.    Puerco.  Neu-Mexico. 

Sinopa  Leidy  (ßtypolophus  Cope)  ist  ziemlich  häufig  in  Wasatch  und 
Bridger  Schichten  von  Nordamerika. 

Proviverra  Rütim.  (Cynohyaenodon  Filhol)  (Fig.  1808)  steht  Sinopa 
sehr  nahe,  hat  ungefähr  die  Grösse  einer  Zibethkatze.  Die  oberen  M  sind 
ausgezeichnet  trituberculär ;  die  grossen  Gehirnhemisphären  fast  glatt.  Häufig 
im  oberen  Eocän  (Phosphorit  und  Bohnerz)  des  Quercy  und  der  Schweiz. 

Quercytherium  Fllhol.  Phosphorit.  Quercy.  Prorhyzaena  Rütim. 
Bohnerz.  Egerkingen. 

6.  Familie.    Palaeonictädae.  Osborn. 

Schnauze  kurz.  Nur  zwei  ächte  M  oben  und  unten  vorhanden.  P*  und  Ml 
im  Oberkiefer  gross,  trituberculär,  AP  klein,  höckerig;  die  zwei  unteren  M  im 
vorderen  Theil  mit  drei  kräftigen  Zacken,  der  Talon  grubig,  aussen,  innen  und 
hinten  von  einem  Höckerchen  begrenzt.  Unteres  Eocän  von  Nordamerika  und 
Europa. 

Die  Palaeonictiden  zeichnen  sich  hauptsächlich  durch  den  Schwund 
der  hinteren  (dritten)  Molaren  im  Ober-  und  Unterkiefer  aus;  im  Oberkiefer 
kann  sogar  AP  verkümmern.  Der  letzte  obere  P  und  M1  unten  ragen 
bereits  durch  Grösse  und  reisszahnartigen  Bau  über  ihre  Nachbarn  her- 
vor. Die  Palaeonictiden  sind  nach  Osborn  die  Vorläufer  und  Ahnen  der 
Katzen. 

Hierher  die  Gattungen  Palaeonictis  Blv. ,  Amblyctonus  Cope  und 
Patriofelis  Leidy. 

A 


Fifir.  im. 

l'lerodon  cbwyurofcfc*  (ierv.    Ob   Kocän  ;l'ho*phorit).    MouiUae  bei  Caylux.    A  linke  Oberkieferaabne 
von  unten,  nat.  Cr.    B  rechter  Fnterkiefer  von  aussen,  '/i  nat  Gr. 

7.  Familie.    Hyaenodontidae.  Cope. 

Obere  M  mit  schneidender,  verlängerter  Aussenwand  und  einem  talonartigen, 
vorderen  Innenhöcker;  Af3  Jehlend  oder  sehr  klein  und  quer  gestellt;  P»  trituberculär, 
dem  ersten  M  ähnlich.    Untere  M  comprimirt,  mit  zwei  schneidenden,  etwas 


Digitized  by  Google 


Carnivora.  Creodontia. 


783 


diver gir enden  äusseren  Hauptzacken,  einer  kleinen  oder  rudimentären  Innenspitze 
und  einem  niedrigen,  schneidenden  Talon.  Eocän,  Oligocän  und  unteres  Miocän 
von  Europa  und  Nordamerika. 

Zu  den  Hyaenodontiden  gehören  vorwiegend  grosse  Formen  mit  aus- 
gezeichnet sectorialem  Gebiss.  Die  Backzähne  oben  und  unten  haben 
schneidende,  klingen  förmige  Zacken,  sind  comprimirt  und  lediglich  zur 
Zerkleinerung  von  Fleischkost  geeignet.  Der  Mangel  eines  differenzirten 
KeisBzahnes  im  Ober-  und  Unterkiefer  unterscheidet  sie  von  den  ächten 
Carnivoren ,  die  Verkümmerung  der  letzten  oberen  M ,  die  schneidende 
Aussenwand  der  oberen  M  und  die  Reduktion  des  Innenhöckers  der  unteren  M 
von  den  Proviverriden ;  der  vollständige  Zahnwechsel  von  den  eplacentalen 
Dasyuriden,  mit  denen  die  Hyaenodontiden  im  Gebiss  vielfache  Ueber- 
eWtimmung  aufweisen. 

Oxyaena  Cope.    Unt.  Eocän  (Wasatch  Beds).  Wyoming. 

Protopsalis  Cope  aus  den  Wind  River  und  Bridger  Beds  von 
Wyoming  erreicht  die  Grösse  eines  Tigers. 

Pterodon  Blv.  (Fig.  1809).  Zahnformel:  ^  J  J  ;!  Die  hintersten  P 
plump,  dreihöckerig.  Die 
zwei  letzten  unteren  M 
mit  zwei  hohen  Haupt- 
spitzen  und  einem  schwa- 
chen Talon.  Ob.  Eocän 
(Quercy,  Paris,  Insel  Wight, 
Bohnefz  von  Egerkingen). 

Dasy  urodon  Andreae. 
Oligocän.  Flonheim,  Rhein- 
hessen. 

Hyaenodon  Laizer  et 
Parieu  {Taxotherium  Blv., 
Tulodon  Gerv.)  (Fig.  1810 
u.  1803  5).  Zahnformel: 

*j;J;J     Die   M  bilden 

schmale,  schneidende  Klin- 
gen ,  die  hintersten  sind 
stark  verlängert;  dem  letzten 
oberen  M  fehlt  der  Innen- 
höcker, dem  letzten  unteren 
der  Talon,  ilfi  ist  kleiner 
als  P\  und  M%.  Vorderfuss  fünfzehig.  Im  oberen  Eocän  (Phosphorit,  Gyps 
von  Paris,  Lignit  von  Debruge,  Bohnerz  von  Egerkingen)  ziemlich  häufig; 
auch  im  Oligocän  von  Ronzon  und  unteren  Miocän  von  Cournon.  In 
Nordamerika  in  den  White  River  Beds  von  Montana  und  Nebraska  (H.  hör 
ridus  Leidy). 

Hemipsalodon  Cope.    White  River  Beds.  Canada. 


KiK.  lfilO. 

Hyaenodon  leptorht/nchus  I-aizor  et  l'ark 

phorit:.    Ctiylujt.    Vorderer  Th»>il  ö>§  Schädeln  nebirt  l'nter- 
klefer.        nat.  <ir.   (Nmi-Ii  Kilhol.) 


<>!>  K<x*n  (Phos- 


8.  Familie.    Miacidae.  Cope. 

P4  im  Oberkiefer  und  Mi  im  Unterkiejer  grösser  als  die  übrigen  Backzähne, 
reisszahnähnlich.    Letzter  oberer  M  klein,  quer. 

Im  Gegensatz  zu  allen  übrigen  Creodontia  besitzen  die  Miaciden  oben  und 
unten,  wie  die  ächten  Raubthiere,  je  einen  Reisszahn,  welcher  die  folgenden 
Backzähne  an  Stärke  überragt.  Sie  werden  darum  auch  von  Schlosser 
zu  den  typischen  Carnivoren  gestellt.  Mit  den  Creodontiern  haben  die 
Miaciden  dagegen  die  Trennung  von  Scaphoideum  und  Lunare,  den  Besitz 
eines  dritten  Trochanter  am  Femur,  die  schwach  ausgehöhlte  Astragalus- 
trochlta  und  die  Beschaffenheit  der  Lendenwirbel  gemein. 


Digitized  by  Google 


784 


Vertebrata  Mammalia 


Die  drei  bis  jetzt  bekannten  Gattungen  Miacis,  Didymictis  Cope 
(Fig.  1811),  Viverravus  Mareh  sind  kloin  und  finden  sich  im  Eocän  von 
Nordamerika. 

2.  Unterordnung.  Fissipedia.  (Carnivora  vera.) 
Raubthiere. l) 

DigiHgrade  oder  plantxgrade  Fleischfresser  und  Omnivoren 
mit  grossem,    gefurchtem   Gehirn   und   vollständigem  Gebiss. 
Schneidezähne  oben  und  unten  sechs,  selten  vier.   Eckzähne  stark, 
die  übrigen  Zähne  überragend.     P  schneidend;  Pt  im  Ober- 
kiefer und  Mi  im  Unterkiefer  als  Reisszahn  ausgebildet  Die 
Didy^MU^Uayde-  übri9en  M  «nteM   und  ohen   höckerig,   zuweilen  verkümmert. 
EoSn  Pueroo  Kell-  Zehen  0e<r<fflW*-    Scaphoideum  und  Lunare  verschmolzen.  End- 
Mexico.        phalangen  zugespitzt,  gekrümmt,  zuweilen  retraktil. 

Linker  Oberkiefer 

zwei "vor/uiu."!  *ch*en  R&ubthiere  oder  Fissipedia  stehen  in  ihrer 

zwe  \o  uei.  ganzen  Erscheinung,  im  Schädel-  und  Skeletbau,  sowie  im 
Gebiss  den  Creodontia  am  nächsten,  unterscheiden  sich  aber  durch  grössere 
Differenzirung  und  Specialisirung  in  fast  sämmtlichen  Theilen  des  Organismus. 

Der  Schädel  stimmt  bei  den  primitiveren  Formen  durch  lange  Schnauze 
und  geringe  Höhe  mit  den  Oeodontiern  überein,  bei  den  vorgeschritteneren 
verkürzt  sich  die  Gesichtepartie,  und  das  Profil  steigt  steil  nach  hinten  empor. 
Eine  starke  Sagittalcrista  erhebt  sich  häufig  auf  den  Scheitelbeinen  und 
theilt  sich  meist  nach  vorne  in  zwei  divergirende  Aeste.  Der  Jochbogen  ist 
stete  kräftig,  der  Gaumen  vollständig  verknöchert.  Auf  der  Schädelbasis 
fallen  die  beiden,  nicht  selten  hoch  gewölbten  Gehörblasen  des  Tvmpanicum 
auf.  Das  Gehirn  hat  ansehnliche  Grösse,  und  die  stark  gefurchten  Gross- 
heraisphären  bedecken  zum  grossen  Theil  das  Kleinhirn  und  die  Riechlappen. 

Das  Gebiss  zeichnet  sich  durch  stark  entwickelte  Eckzähne  und 
namentlich  durch  den  Besitz  sogenannter  Reisszähne  aus.  Im  Oberkiefer 
wird  der  letzte  P,  im  Unterkiefer  der  erste  Molar  als  Reisszahn  bezeichnet, 
die  vor  denselben  stehenden,  stete  einfacheren  und  häufig  nur  ein-  bis  zwei- 
spitzigen P  heissen  Lücken  zahne,  die  hinter  ihnen  folgenden  Molaren 
Höcker  zähne. 

Der  obere  Reisszahn  (Fig.  1812)  hat  in  seiner  typischen  Entwickelung  eine 
verlängerte,  trituberculäre  Krone  und  drei  Wurzeln.  Von  den  zwei  äusseren 
Höckern  ist  der  vordere  höher,  als  der  hintere,  der  innere  bleibt  niedrig 
und  bildet  einen  talonartigen  Fortsatz  am  Vorderende  des  Zahns.  Bei  den 
Fehden ,  Hyaeniden  und  manehen  Viverriden  entwickelt  sich  vor  dem 
äusseren  Hauptzacken  noch  ein  niedrigerer  Vorderzacken.  Dem  letzten 
oberen  P  steht  unten  der  erste  M  als  Reisszahn  gegenüber.  Er  ist  zwei- 
wurzelig und  besteht  aus  einem  drei-  oder  zweispitzigen  Vordertheil  und 
einem  meist  ziemlich  grossen,  aber  niedrigen  Talon.  Von  den  drei  vorderen 
Spitzen  sind  die  zwei  äusseren  sehneidend  und  meist  höher,  ah  die  innere, 
die  zuweilen  ganz  verkümmert.  Die  Zahl  der  oberen  Höckerzähne 
sehwankt  zwischen  3  und  1.  Ihre  Krone  ist  breiter,  als  lang,  dreihöckerig, 
oder  bei  Omnivoren  vier-  oder  vielhöckerig.  Je  ausschliesslicher  die  Thiere 
von  Fleischnahrung  leben,  desto  schwächer  und  bedeutungsloser  werden  die 
Höckerzähne;  bei  den  frugivoren  Ursiden  und  Musteliden  übertreffen  die 


>)  Cope,  E.  D. ,  American  Naturalist  1880.  S.  833  u.  1833  8.  236.  —  Flotcer, 
W.  H.,  Proceed.  cool.  Soc.  London  1869.  S  5.  —  Lydekker  B ,  Sivalik  and  Narbada 
Carnivora.  Palaeontolog.  Indica.  Ser.  X.  vol.  II.  1884  —  Mivart  G.,  Proceed.  zool. 
Soc.  London  1882  u.  1885.       Waterhouse,  Crania  of  Carnivora  ibid.  1839.  S.  135. 


Digitized  by  Google 


Carnivora.  Fiasipedia. 


785 


vorderen,  vielhöckerigen  Höckerzahne  den  Reisszahn  an  Grösse.  Im  Unter- 
kiefer folgen  auf  den  Reisszahn  ein  oder  zwei  Höckerzähne,  die  aus  einem 
zweihöckerigen  Vordertheil  und  einem  Talon  bestehen.  Der  hinterste  Ms 
ist  häufig  winzig  klein  oder  fehlt  ganz. 

A  fl  Das   Milchgebiss   (Fig.  1813) 

der  Carnivoren  stellt  eine  gedrängte 
Wiederholung  der  definitiven  Bezahn- 
ung  dar;  die  P  treten  an  Stelle  von 
vier  Milchbackzähnen,  von  denen  nur 
der  vorderste  im  Oberkiefer  mit  seinem 
Nachfolger  übereinstimmt;  Dm*  da- 
gegen gleicht  P3,  Dm*  dem  oberen 


A  oberer 


Flg.  1S12. 

Keissiahn  vom  Hand,  B  vom  Löwen, 
der  Seite  und  von  unten. 
Reissrahn  von  Uerputtt. 
D  vom  Löwen. 


Fi*.  1814. 
VorderfUM  A  vom  Hund,  B  vom  : 
U  Ulna,  l+$c  Scapho  lunare,  c  C'uneiforme  (Trl- 
quetrum),  p  Pislforme,  u  Unciforme,  m  Magnum. 
td  Trnpezoid,  U  Trapezium.  me  MeU( 
/-  V  erster  bt»  fünfter  Finger. 


di  de  dmt  dmz 


Flg.  1813. 

Milchgebiss  von  Vlvcrra  civetta  Lin     (Nach  Mlvart) 
A,  B  Oberkiefer  von  unten  und  von  der  Seite.      C,  D  Unterkiefer  von  der  Seite  und  von  ob<-n 

Reisszahn  und  Dm*  dem  ersten  M.  Im  Unterkiefer  stimmen  die  zwei  vorderen 
Dm  mit  den  entsprechenden  P,  Dnn  mit  P*  und  Dnu  mit  dem  Reisszahn 
(ersten  Molar)  überein.    Die  Reisszähne  im  Milchgebiss  sind  somit  oben  und 

Z Ittel,  Grund züge  der  Palaeontologic.  50 


Digitized  by  Google 


78G 


Vertebrata.  Mammalia. 


unten  um  eine  Stelle  weiter  nach  vorne  gerückt  und  unterscheiden  sich 
meist  auch  durch  kleine  Abweichungen  von  den  entsprechenden  Zähnen 
des  definitiven  Gebisses. 

Der  Brustgürtel  enthält  zuweilen  eine  rudimentäre  Clavieula.  Der 
Humerus  ist  öfters  von  einem  Foramen  entepicondyloideum  durchbohrt. 
Ulna  und  Radius  bleiben  getrennt.  Im  Carpus  verschmelzen  Lunare  und 
Seaphoideum  (Fig.  1814),  ein  Centrale  fehlt.  Meist  sind  fünf  Finger  vor- 
handen, wovon  der  Daumen  häufig  kürzer,  als  die  übrigen.  Die  zugespitzten 
Endphalangen  können  bei  Katzen  und  Viverren  über  die  zweiten  Phalangen 
zurückgebogen  werden.  Dem  Femur  fehlt  ein  dritter  Trochanter.  Die  Tar- 
salia  sind  dicht  aneinander  gedrängt,  zeigen  jedoch  keine  Verschmelzung. 
Der  Astragalus  ist  unten  abgestutzt,  oben  mit  meist  tief  ausgefurchter  Gelenk- 
rolle versehen. 

Die  ächten  Raubthiere  werden  in  7  Familien  {Canidae,  Ursidae,  Pro- 
cyonidae,  Mustelidae,  Viverridae,  Hyaenidae  und  Felidae)  eingetheilt  und  ver- 
theilen sich  auf  die  Tertiär-,  Diluvial-  und  Jetztzeit. 

1.  Familie.    Canidae.  Hunde.') 

Zahnformel :  J  j  4'  ^      Oberer  Reisszahn  langgestreckt,  mit  zweispitziger 

Aussenwand  und  kräftigem  Innenhöcker.  Obere  M  dreihöckerig,  quer  verlängert, 
häufig  mit  Zwischenhöckern,  der  vordere  fast  ebenso  gross  als  der  Reisszahn. 
Unterer  Reisszahn  (Mi)  vorne  mit  zwei  äusseren  und  einem  schwachen,  weit  nach 
hinten  gerückten  Innenzacken.  Talon  aussen  und  innen  durch  einen  Böcker  be- 
grenzt; der  Innenhocker  mit  Secundär zacken.  Mi  massig  gross,  Ms  klein.  Schädel 
gestreckt,  Schnauze  ziemlich  lang.  Gehörblase  hoch  gewölbt,  ungetheilt.  Par- 
oeeipitaljortsatz  vorragend.  Extremitäten  schlank,  digitigrad;  Füsse  vorne  vier- 
bis  fünfzehig,  hinten  meist  vierzehig.  Krallen  nicht  retraktil.  Schwanz  lang.  Penis 
mit  starkem  Knochen. 

Die  Caniden  sind  gegenwärtig  über  die  ganze  Erdoberfläche  verbreitet 
und  stehen  in  ihrer  äusseren  Erscheinung  und  im  Gebiss  den  Viverren  am 
nächsten.  Letztere  haben  ihre  Backzähne  stärker  reducirt,  im  Skeletbau 
dagegen  mehr  primitive  Merkmale  bewahrt.  Die  Caniden  sind  wahrschein- 
lich aus  den  Creodontia  und  zwar  aus  den  Proviverriden  hervorgegangen. 
Sie  beginnen  im  oberen  Eocän  von  Europa,  sind  im  Miocän,  Pliocän  und 
Diluvium  in  Europa,  Asien  und  Nordamerika,  im  Pliocän  und  Pleistocän 
in  Südamerika  und  im  Pleistocän  von  Australien  verbreitet. 

Cynodictis  Brav,  und  Pomel  (Fig.  1815).  Zahnformel:  J  J     l  Oberer 

Reieszahn  lang,  die  beiden  Höckerzähne  quer  trituberculär.  Unterer  Reiss 
zahn  mit  hohem,  hinterem  Aussenzacken,  kräftigem  Innenzacken  und  starkem, 
aussen  und  innen  zackig  begrenztem  Talon.  Vorder-  und  Hinterfuss  fünf- 
zehig. Häufig  im  oberen  Eocän  (Phosphorit,  Gyps  von  Paris,  Lignit  von 
Debruge,  Bohnerz  von  Württemberg  und  Egerkingen).    9  Arten. 

Plesiocyon ,  Pachycynodon  Schlosser.    Ob.  Eocän  (Phosphorit). 

Amphicynodon  Filhol,  Cynodon  Aym.  (Fig.  1816).  Ob.  Eocän  und 
Oligoeän  (Ronzon). 

Temnocyon  Cope.  Wie  Cynodictis,  jedoch  unterer  Reisszahn  mit 
starker  Innenspitze  und  schneidend  begrenztem  Talon.  Miocän  (John  Day 
ßeds).  Oregon. 

Oalecynus  Owen.  Im  Miocän  von  Oeningen  und  in  den  White  River 
und  John  Day  Schichten  von  Nordamerika. 

')  Euxley,  'Ih  ,  Dental  and  Cranial  characters  of  tho  Canidae.  Proeeed.  zool. 
Soc.  London  1880.  S.  238.  —  Studer,  Theoph.,  Beitrag  %.  Kenntnis»  d.  Hunderassen 
tu  den  Pfahlbauten.  Archiv  für  Anthropologie.  1880.  XII.  67.  —  Woldrich,  J., 
üeber  Caniden  axiH  dorn  Diluvium.  Denkschr.  Wiener  Akad.  tuathem.  naturw.  Cl. 
1878    Bd  39. 


Digitized  by  Google 


Carnivora.    Fiasipedia  Canidae. 


787 


Canis  Lin.  Zahnformel:  (Fig.  1745-174i>.  1751-1753.  1755-1757. 

1759.  1760.  1814  A.  1817.)  Innenhöcker  der  Reisszähne  schwach,  die  letzten 
Höckerzähne  klein.  Die  ältesten  fossilen  Vertreter  der  Gattung  Canis  finden 
sich  im  oberen  Miocän  von  Ostindien  (C.  Cautleyi  und  curvipalaius  Boso). 
In  Europa  erscheinen  sie  zuerst  im  Pliocän  von  Tosoana  und  der  Au- 
vergne  (C.  etruscus  F.  Major,  C.  megamastoides  Pornel,  C.  Borbonicus  Brav.). 
Im  Diluvium  von  Europa,  Asien,  Nord-  und  Süd-Amerika  sind  zahlreiche 
Arten  nachgewiesen.  In  Europa  am  häufigsten  der  Höhlenwolf  (C.  lupus  var. 
spelaea  Goldf.)  (Fig.  1817),  seltener  C.  Cyon,  ferner  der  Fuchs  (C.  vulpes  Lin.) 


Flg.  1815. 

CtntodlctU  laeuttrit  Gerv.    <»b.  Kooftn  (Phosphorit).    Querer.    -<*  recht« 
Oberkieferfragment   B  rechter  Unterkiefer  von  innen  (nat  Gr.). 


Flg.  1816. 

Cynodan  leptorhynchut  Filhol  *p    Phonphorit  Moulllae.  Quercy.  A  n-chter 
Oberkiefer  von  unten.    B  linker  Unterkiefer  von  innen  (nat  Gr.). 


Fig.  1817. 

CmtiM  luf,u»  Lin.  Wolf.    A  rechter  Oberkiefer.    B  rechter  l'nterkiefer 

(»/,  nat  Gr.). 

und  der  Eisfuchs  (C.  lagopus  Lin.).  Aus  dem  Pleistocän 
von  Nordamerika  sind  mehrere  noch  dort  lebende 
Hundearten  {C.  latrans  Say,  C.  occidenlalis  Rieh,  etc.) 
beschrieben,  und  auch  in  der  Pampasformution  und 
in  brasilianischen  Knoehenhöhlen  kommen  verschie- 
dene Can/s-Arten  vor.  Der  Dingo  ist  im  Diluvium 
von  Australien  nachgewiesen.  Der  domestieirte  Haus- 
hund (C  familiaris)  erscheint  mit  Sicherheit  erst  in 
der  jüngeren  Steinzeit.  In  den  älteren  Pfahlbauten 
herrscht  der  Torf h und  (C.  J amiliar is  jxtlustris),  in  der  Bronzezeit  C.  familiaris 
matris  optimae  vor.  Eine  einheitliche  Abstammung  der  zahllosen  jetzt  lebenden 
Rassen  des  Haushundes  ist  äusserst  unwahrscheinlich;  sie  sind  vermuthlich 

50* 


Digitized  by  Google 


78« 


Vertebrata.  Mammalia. 


aus  verschiedenen  Arten  von  Schakalen,  Wölfen  und  wilden  Hunden  her- 
vorgegangen und  später  durch  Kreuzung  und  Züchtung  in  der  mannich- 
faltigsten  Weise  umgebildet  worden. 

Icticyon  und  Palaeocyon  Lund  in  brasilianischen  Knochenhöhlen. 

Cephalog ale  Jourdan  (Fig.  1818).  Schnauze  kurz.  Oberer  Reisszahn 
kleiner  als  3f'.  Unterer  Reisszahn  sehr  stark  mit  kräftigem  Talon,  Pi  und 
3/s  fehlend  oder  winzig  klein.  Oberes  Eocän  (Phosphorit,  Bohnerz  und 
Gyps  von  Paris)  und  unteres  Miocän  von  St.  Gerand  le-Puy  und  Weisenau 
bei  Mainz. 

Ol  igobunis,  Enhydro 
cyon,  HyaenocyonCope.  Mio- 
cän. John  Day,  Oregon. 

Simocyon  Wagner.  Zahn 
formel :  f^-pyE^.  Di©  drei  vor- 
deren P  klein,  hinfällig  und 
häutig  fehlend.  Reisszähne  gross, 
schneidend.  Höekerzähne  wohl 
entwickelt.  Ob.  Mioeän  (Eppels- 
heim, Pikermi). 

Pseudamphicy  0  n 
Schlosser.  Phosphorit. 
Quercy. 

Amphicyon  Lartet 
(Fig.  1819).  Zahn- 
formel: Die 
beiden  vorderen  obe- 
ren Höckerzähne  sehr 
gross,  trituberculär,  der 
Innenhöcker  V  förmig, 
ausserdem  ein  starker 
Basalwulst  entwickelt. 
Unterer  Reisszahn  mas- 

Cephalognle  Oeofflroyi  Jon«!.  l?nt.  Miocän.  St.  Oerand'  le  Puy.  «iv  ,  lang  gestreckt , 
A  rechter  Oberkiefer  von  unten.    B  linker  l'nterklefer.  »/»natOr.       niit     starkem  Talon 

(Nach  Fi I hol.) 


sm&v 


Amphicyon  gignnteus  LaaifH.  Miorfln. 


Fl*  1819. 

Sanoan.  Oers.  Linker  Oberkiefer  von  unten. 
(Nach  G  a  n  il  ry.) 


Vi  nat.  Ot. 


il/s  und  Ms  vierseitig.  Im  unteren  und  mittleren  Miocän  von  Europa 
mehrere  in  der  Grösse  zwischen  Hühnerhund  und  Bär  stehende  Arten 
(A.  lemtmensis  Pomel,  A.  giganteus  Laurill.  [=  A.  major  Blv.]).  Selten  im 
obersten  Miocän  von  Eppelsheim  und  Sivalik. 

Pseudocyon,  Hemiryon  Lartet,  Dinocyon  Jourdan.  Miocän. 


Digitized  by  Google 


Carnivora.    Fissipedia.  l'rsMae. 


7K9 


2.  Familie.    Ursidae.  Bären. 

Zahnformel:  *  ]  *        Eckzähne  sehr  stark,  conisch.    Eigentliche  Reisszähne 

fehlen.  P*  im  Oberkiefer  kurz,  mit  zwei  stumpf 'conischen  Aussenhöckern  und 
einem  weit  nach  hinten  gerückten  Innenfiöcker,  der  keine  selbständige  Wurzel  be- 
sitzt. Die  vorderen  P  sehr  klein  und  hinjällig,  öjters  Jehlend.  Obere  M  qua- 
dratisch oder  oblong,  vielhöckerig,  der  letzte  am  grössten.  Mi  im  Unterkiefer 
länglich  vierseitig,  in  der  Vorderhälfte  dreihöckerig,  der  Talon  sehr  gross,  aussen 
von  einem,  innen  von  zwei  Höckern  begrenzt.  Mt  vielhbckerig,  grösser  als  Mi, 
letzter  M  dreiseitig  oval  oder  rundlich.  Schädel  gestreckt ;  Gehörblase  sehr  schwach 
gewölbt,  unget/ieilt.  Processus  paroccipitalis  und  mastoideus  kräftig  enUoickelt. 
Extremitäten  plump,  Vorder-  und  Hinter füsse  fünfzehig,  plantiqrad.  Schwanz 
kurz.    Penisknochen  gross. 

Zu  den  Bären  gehören  grosso,  omnivore  Raubthiere,  welehe  sich  von 
Fleisch,  Früchten,  Wurzeln,  Honig  etc.  ernähren.  Sie  unterscheiden  sich 
durch  ihre  grossen  quadratischen  oder  länglich  vierseitigen,  vielhöckerigen 
Molaren  und  durch  den  Mangel  an  typischen  Reisszähnen  von  allen  übrigen 
Raubthieren.  Ihr  Skelet  steht  dem  der  Caniden  sehr  nahe,  ist  aber  plumper 
und  gedrungener;  die  plantigraden  Füsse  haben  vorne  und  hinten  fünf  Zehen 
und  sind  zum  Greifen  und  Klettern  geeignet. 


Fi*.  1820 

A  Ilyaenardo*  Sitalentii  Kalo.    Ob.  Miocnn.    Sivalik,  ost-lndicn.    Linker  Oberkiefer  von  unten. 

•/»  nat  Or.    (Nach  Oaudry.) 
B  Hyaeiiarclo»  Pvnjabienti*  Lyd     Rechter  l'nterkiefenut.   •/»  nat  <ir    iNnch  I.ydekker  • 

Trotz  der  auffallend  verschiedenen  äusseren  Erscheinung  und  Lebens- 
weise von  Bären  und  Hunden  stehen  sich  dieselben  doch  ausserordentlich 
nahe  und  sind  durch  die  fossile  Gattung  Amphicyon  so  enge  mit  einander 
verknüpft,  dass  eine  bestimmte  Trennung  kaum  möglich  wird.  Sie  bewohnen 
gegenwärtig  Europa,  Nordafrika,  Asien,  Nord-  und  Südamerika.  Die  fossilen 
Formen  vertheilen  sich  auf  dasselbe  Verbreitungsgebiet. 

Hyaenarctos  Falc.  u.  Cautley  (Fig.  1820).  Die  vorderen  P  klein,  hin- 
fällig. Obere  3/  vierhöckerig,  quadratisch,  gleich  gross,  mit  runzligem  Schmelz. 
Im  mittleren  Miocän  von  Steiermark,  Oberschlesien  \H.  brevirhinus  Hofm.). 
und  im  oberen  Miocän  von  Montpellier,  Alcoy,  Pikermi  und  Sivalik.  (H.  in- 
signis  Gerv .  H.  sivalensis  Falc.  etc.). 


Digitized  by  Google 


790 


Yortebrata.  Mamiualia 


Ursus  Lin.  (Fig.  1814  B.  1821—1823).  Die  oberen  M  nehmen  nach  hinten  an 
Grösse  zu  und  übertreffen  den  Reisszahn  erheblich  an  Länge.  Sie  Bind,  wie  die 
unteren  M  mit  zahlreichen  niederen  Höckern  bedeckt.  Pi  im  Unterkiefer 
ist  sehr  klein,  hinfällig  und  durch  ein  weites  Diastema  von  fa  getrennt. 
Die  ältesten  Hären  finden  sich  im  oberen  Miocän  von  Sivalik  und  Ostindien 


Fi»  1821. 

Vrru$  Arcto*  l.in.    Brauner  Bar.  Lebend. 
Europa.    Schädel  mit  rnteritlefer  von  der 
Belle. 


Fi*  1822. 

Ur*u$  $ptlaru*  Blumb.    l'lci«>t<>cän.  <;nllenreuther 
Höhle  bei  Mufrgondorf     Schädel  mit  Unterkiefer 
von  der  Seite    »/»  nat.  <!r 


P. 


»It 


Fig.  18»3. 

Rechter  Unterkiefer  von  A  Untu  Arctn*  l.in.,  U  Urtiu  priicu»  Cuv.,  C  Urtu»  »ptlarut  Biumb 

(Nach  Owen.) 

(U.  Theobaldi  Lyd.)  Im  Pliocän  von  Toseana  und  der  Auvergne  kommt 
ü.  Etruscus  Cuv  vor.  Der  H  ö h  1  e  n  bä  r  ( E7.  spelaeus  Blumb  )  ist  das  häufigste 
Raubthier  im  Europäischen  Diluvium.  Er  bewohnte  vorzugsweise  Höhlen, 
worin  seine  Reste  oft  in  Hunderten  von  Individuen  vorkommen  und  unter- 
scheidet sich  vom  bratinen  Bär  durch  stattlichere  Grösse,  steil  ansteigende 


Carnivora.    Fissipedia.  Mustelidae. 


791 


Stirn  und  den  Mangel  des  vordersten  P  oben  und  unten.  U.  priscus  Cuv. 
aus  dem  Diluvium  steht  dem  amerikanischen  Grizzly  und  dem  braunen  Bären 
(ü.  arctos  Un.)  nahe.  Im  Pleistocän  von  Nordamerika  finden  sich  U.  ferox, 
americanus  und  amplidens.  Im  Pleistocän  von  Südamerika  sind  die  Büren 
durch  die  nahe  verwandte  Gattung  Arctotherium  Brav,  vertreten. 

3.  Familie.  Procyonidae. 

Zahnformel:  J  {  *•  l  r    Typische  Reisszäline  felüen.   Obere  M  und  P*  vier- 

zeitig,  vier-  bis  drei  höckerig.  Untere  M  vierseitig  mit  zweUiöckerigem  Talon. 
ScJiädel  kurz,  breit.  Lebend  in  Amerika  und  Südasien.  Fossile  Formen 
spärlich  im  Pleistocän  von  Süd-  und  Nordamerika. 

1.  Familie.    Mustelidae.    Wiesel,  Marder,  Otter. 

Zahnformel:  J  j  J  j^-    Oberer  Reisszahn  (P»>  mit  zwei  scharfen  Aussen- 

tacken  und  kräftigem  Innenhöcker.  Unterer  Reisszahn  (Mi)  gross,  mit  stark  ent- 
wickeltem grubigem  Talon,  dessen  schneidende  Aussenwand  höher  als  die  Innen- 
wand ist.  Ml  im  Oberkiefer  quer  verbreitert,  trituberculär,  klein  oder  gross, 
vierseitig.  JM'  (nur  bei  fossilen  Formen  vorhanden)  winzig,  frühzeitig  ausfallend. 
Mi  im  Unterkiefer  klein,  hinfällig.  Gehörblase  ohne  Septum,  gewölbt;  Processus 
paroccipitalis  und  mastoideus  vorragend.  Körper  gestreckt;  Füsse  meist  fünf- 
zehig, plantigrad  oder  digitigrad. 

Die  Musteliden  sind  kleine  oder  inittelgrosse,  schlanke,  bewegliche,  meist 
blutgierige  Räuber,  die  gegenwärtig  mit  Ausnahme  von  Australien  über  die 
ganze  Erde  verbreitet  sind  und  in  grösster  Zahl  die  nördliche  Hemisphäre 
bewohnen.  Auch  die  fossilen  Vorläufer  aus  dem  Tertiär  und  Diluvium  finden 
sich  in  Europa,  Asien,  Nordafrika,  Nord-  und  Südamerika  und  zwar  die 
ältesten  im  oberen  Eocän  von  Europa.  Obwohl  die  Musteliden  auf  Grund 
der  Beschaffenheit  der  Schädelbasis  von  Flow  er  und  Mivart  den  Arc- 
toiden  beigezählt  und  mit  den  Ursiden  und  Procyoniden  zu  einer  grossen 
Gruppe  vereinigt  werden,  so  besitzen  doch  ihre  fossilen  Vorläufer,  wie 
Schlosser  überzeugend  nachgewiesen,  so  enge  Beziehungen  zu  den  älteren 
Viverriden,  dass  eine  nur  einigermaassen  scharfe  Grenze  zwischen  beiden 
Familien  im  Eocän  kaum  gezogen  werden  kann. 

Stenoplesictis  Filhol  (Fig.  1824).  Backzähne  J;  2~l-  Oberer  Reisszahn 
gestreckt  dreieckig,  mit  weit  vorgeschobenem  Innenhöcker.  M*  winzig  oder 
fehlend.    Unt.  Reisszahn  mit  grubigem  Talon.    Ob.  Eocän  (Phosphorit). 

Palaeo pr ionodon  Filhol.  Ob.  Eocän  (Phosphorit).  Haplogale , 
Stenogale  Schlosser,  Plesictis  Pomel  (Fig.  1825),  Palaeogale  v.  Meyer. 
Ob.  Eocän  (Phosphorit)  und  Miocän. 

Mustela  Lin.  (Marder).  Backzähne  ^  !,  M1  gross,  quer  verlängert,  tri- 
tuberculär. Mi  (unten)  mit  Innenzacken  und  grossem,  grubigem  Talon. 
Mittleres  Miocän  von  Europa  (Sansan,  Grive  St.  Alban,  Günzburg),  oberes 
Miocän  (Pikermi  und  Sivalik).  Pliocän  (Loup  Fork  Beds)  von  Colorado  und 
NeuMexico. 

Proputorius  Filhol.    Miocän  (SanBan). 

Putorius  Cuv.  (Wiesel)  (Fig.  1826).  Lebend  in  Europa,  Nordasien  und 
Nordamerika.  Fossil  im  Pliocän  der  Auvergne  und  im  Diluvium.  P.  vulgaris, 
foetidus,  ermineus. 

Qulo  Storr.  (Vielfrass)  (Fig.  1827).  Backzähne  ,])  dick,  gedrungen. 
Oberer  Reisszahn  sehr  stark,  verlängert  mit  talonartigem  vorderem  Innen- 
zacken. 3f'  quer  verlängert,  zweihöckerig.  Mi  (unten)  ohne  Innenzacken, 
J  und  kurzem  Talon.  Lebend  in  der  borealen  und  arktischen  Zone.  Fossil 
im  Diluvium  von  Europa. 


Digitized  by  Google 


792 


Verlebrata.  Mammalia. 


Oalictis  Bell.     Lebend  in  Südamerika.     Fossil  im  Pleistocän  von 
und  Maryland. 

A 


Flg.  W24. 

slenopletietUijCayluxi  Kilhol.  Phosphorit. 
Querey.  A  Linker  Oberkiefer  von  unten, 
;ft"I'»nkeiv Unterkiefer  von  innen. 
*    (Nat.  Qr.) 


Fle  182.V 
l'Utictit  Leina nen*i> 
l'omel.      Unt  MiooAu 

8t  Gerand  -  le-  Puy. 
AI  Her.    A  Schädel  von 
unten.   V*  nat.  Gr. 
(Nach  Filhol.) 


Fig.  1826. 
vulgaris  Owen.  Börry 
Höhle.  Devoiwhlre. 
tiefer,  B  Unterkiefer. 
(Nat.  Gr.).   (Nach  Owen). 

A 


Fig.  1H27. 
tiulo  lutau  Lin.  (ö. 
»jxtaeu*  Goldf  Pilu- 

vinle  Knoehenhohle. 
tittilenreuth  Kranken. 
Keehter  Oberkiefer  von 
unten,  */i  not  Gr. 


Fig.  1828. 
palaeatUca  WeiUiofcr 
Up.    Ob.  Mloean.    Pikermi  bei 
Athen.    A  Gaumen  von  unten, 
B  Unterkiefer  von  innen,  nat.  Gr. 
«Nach  Weithof  er.) 


Pntamotherium  Valt 
Hilaire.    Unt.  Mloe&n.    St.  Gerand- 
le-Puy.  Schädel  von  unten  und  von 
der  Seite,  «/•  n»t.  Gr. 


Fig.  1829. 

Mdt»  taxnt  Pallas.   Bruniberger  Hohle.   Franken.  Ol>erkiefer. 

Nut.  Gr. 


Mellivora  Storr.   Lebend  in  Südasien  und 
Südost- Afrika;  fossil  im  oberen  Miocän  von  Sivalik. 

Trochictis  v.  Meyer,  Trochotherium  Fraas.  Miocän. 

Promeies  Zitt.  (Fig.  1828).    Backzähne  J  \.    Oberer  Reisszahn  lang, 

di*  Innenspitze  am  Vorderende.    M1  sehr  gross',  quer  vierseitig,  dreihöckerig 


Carnivora    Fissipedia.  Viverridae. 


793 


mit  sehr  starkem,  innerem  Basalwulst.  Unterer  Reisszahn  sehr  lang,  mit 
ungemein  grossem,  aussen  zackig  begrenztem  Talon.   Ob.  Miocän.  Pikermi. 

Meies  Storr.  (Dachs)  (Fig.  1829).  Wie  Promeies,  aber  oberer  Reisszahn 
kurz,  der  Innenhöcker  in  aie  Mitte  gerückt.  Lebend  in  Europa  und  Asien. 
Fossil  im  oberen  Miocän  von  Maragha  in  Persien  und  im  Diluvium  von 
Europa. 

Mephitis  Cuv.    Lebend  und  fossil  im  Pleistocän  von  Nordamerika. 

Potamotherium  Geoffroy  (Luirictis  Pomel)  (Fig.  1830).  Backzähne  J  £ 

Oberer  Reisszahn  kurz,  dreieckig,  mit  grossem  medianem  Innenhöcker. 
M1  kurz,  quer  verlängert,  trituberculär,  AP  winzig  klein.  Unterer  Reisszahn 
mit  sehr  grossem  Talon.  Schädelbasis  ohne  vorragende  Gehörblasen.  Unt. 
Miocän  (Auvergne,  Weisenau  bei  Mainz,  Ulm). 

Lutra  Erxleben  (Otter).  Wie  vorige,  aber  Zähne  gedrungener,  M1  grösser 
und  etwas  länger.  AP  fehlt.  Füsse  mit  Schwimmhaut.  Leben  in  der  nörd- 
lichen Hemisphäre.  Fossil  im  Miocän,  Pliocän  und  Diluvium  von  Europa, 
Asien  und  Nordamerika. 

Enhydriodon  Falcon.    Ob.  Miocän.    Ostindien  und  Toscana. 


5.  Familie.    Viverridae.  Zibethkatzen. 


Zahnformel : 


3^1 4^2 
3.  l.  4.  r 


Oberer  P4  (Reisszahn)  gestreckt  mit  zwei-  bis  drei- 


zackiger, schneidender  Aussenwand  und  kräftigem,  am  Vorderrande  gelegenem 
Innenhöcker.  Obere  M  trituberculär.  Unterer  Reisszahn  mit  ztcei  äusseren  und 
einem  Innenzacken  und  kräftigem,  zackig  begrenztem  Talon.  Mi  ähnlich  gebaut, 
aber  klein.  Schädel  gestreckt,  niedrig,  Schnauze  ziemlich  lang.  Gehörblase  mit 
Septum.  Extremitäten  kurz,  schlank;  Füsse  planiigrad  oder  digitigrad,  fünf-, 
selten  vierzehig.    Schwanz  lang. 

Die  Viverriden  sind  meist  kleine  oder 
mittelgrosse,  schlanke,  schnellfüssige,  blut- 
gierige Raubthiere,  welche  jetzt  ausschliess- 
lich in  der  alten  Welt  (Afrika,  Asien  und 
Südeuropa)  verbreitet  sind  und  auch  fossil 
nur  im  Tertiär  und  Pleistocän  von  Europa 
und  Südasien  vorkommen.  Das  Gebiss 
und  Skelet  der  Viverren  weist  noch  vielfach 


Fl«  1831. 

Virtrra  rimplieidrnt  Schlow.    Phosphorit.  Quercy. 
Rechter  Unterkiefer  von  Innen,  nut.  Or. 


Fig.  1S32 

Herpente»  Lemanenrt*  Pönal  \  Viverru 
antiqua  Blahiv.).  l'nt.  Miocta.  TreUuix. 
Alller.    «Jaumen  von  unten,  mit  <ir. 


primitive  Merkmale  auf  und  wird  in  dieser  Hinsicht  nur  von  den  Caniden 
übertroffen. 

Amphictis  Pomel.  Ober  Eocän  (Phosphorit)  und  Unter  Miocän  (St.  Ge- 
rand-le-Puy  und  Ulm).    A.  antiquus  Pomel. 

Viverra  Lin.  (Fig.  1831)  und  Herpestes  Miger  (Fig.  1832)  leben  jetzt 
in  Südasien,  Nordafrika  und  Südeuropa.  Fossile  Reste  beider  Gattungen  finden 
sich  schon  im  oberen  Eocän  des  Quercy  und  Englands.  Ausserdem  im 
Miocän  von  Europa,  in  den  Sivalikschichten  von  Ostindien,  im  Pliocän 
und  Pleistocän  von  Södeuropa. 


Digitized  by  Google 


794 


Vertebrata.    Main  mal  ia 


Ictitherium  Wagner  (Thalassictis  Nordm.,  Palhyaena  Gervais)  (Fig.  1«33). 
Schädel  lang,  schmal.    Oberer  Reisszahn  sehr  lang  mit  dreizackiger  Aussen- 

wand  und  starkem 
Innenhöcker.  Mx 
und  M*  klein , 
quer  dreihöckerig. 
Unterer  Reisszahn 
mit  schwacher 
.Innenspitze  und 
zuck  ig  begrenztem 
Talon.  Ober  Mio 
cärj  von  Pikermi, 
Samos,  Maragha, 
Leberon,  Bessara- 
bien  und  Ost 
Fl*  im::.  indien 

Ictitherium  robuttnm  Nor.lm.  «p.     Ob.  Mlo.ät.      Pik.-rml  b.-l  Athen.  UWWU. 
Linker  nli«>rkicf«'r  von  unten    Nut.  <;r.   (Nach  (iatnlry  j 


Zahnjormel: 


<».  Familie.    Hyaenidae.  Hyänen. 

x  J  *4-J  t—f  Oberer  Reisszahn  (P1)  langgestreckt,  ungemein 
kräftig,  vor  der  Hauptspitze  ein  niedriger  Vorderzacken,  der  Hinterzacken  zu 
einer  langen,  schneidenden  Klinge  ausgezogen ;  Innenhöcker  am  Vorderrande.  Die 
übrigen  P  oben  und  unten  mit  Ausnahme  des  kleinen,  zuweilen  fehlenden  Pi  un- 
gemein dick,  kegelförmig.  Oberer  M  klein,  quer  verlängert,  auf  der  Innenseite 
des  Reisszahns  gelegen  und  von  diesem  verdeckt.  Unterer  Reisszahn  zweizackig 
mit  schwachem  Talon.  Schädel  kurz,  dick.  Gehörblase  ohne  Septum.  Hinterbeine 
kürzer  als  Vorderbeine.  Füsse  digitigrad,  vorne  meist,  hinten  stets  vierzehig. 
Penisknochen  schwach. 

Das  Gebiss  der  Hyänen  zeichnet  sich  durch  Reduction  oder  gänzliche 
Verkümmerung  der  zweiten  Molaren  und  namentlich  durch  ungewöhnliche 
Stärke  und  massive  Beschaffenheit  aller  übrigen  Zähne  aus,  wodurch  das 
selbe  zum  Zermalmen  von  Knochen  vorzüglich  geeignet  wird. 

Die  Hyaeuiden 
sind  offenbar  aus 
den  Viverriden  her 

vorgegangen  und 
gehören  jetzt  aus 
schliesslich  der  alten 
Welt  ^Afrika  und 
Westasien)  an,  auch 
die  fossilen,  erst  im 
oberen  Miocän  auf- 
tretenden Formen 
finden  sich  nur  in 
Europa,  Nordafrik* 
und  Südasien. 

Lycyaena  Hen- 
sel  (Agnotherium , 
Agnocyon  Kaup)  und 
Hy  uenictis  Gaud  ry 
aus  dem  obersten 
Miocän  von  Pikermi 

und  Sivalik  unterscheiden  sich  von  Hyaena  durch  Besitz  eines  kleinen  Ms 
im  Unterkiefer  und  durch  weniger  massive  Zähne.  Von  Hyaena  finden 
sich  die  ältesten  Reste  im  oberen  Miocän  von  Pikermi,  Baltavar,  Maragha. 


Fig.  1834. 

llyueixa  erimia  Roth  und  Wajrn.    Ob.  Mloeau.    Pikermi  bei  Athen. 
'/,  mit  (ir.    (Nach  Oati.try.) 


Digitized  by  Googl 


Carnivora.    Fissipedia.  Felidae. 


795 


Leberon  (H.  eximia  Rotli  und  Wagn.).  Im  Plioeän  der  Auvergne  und 
Toscana  kommen  H.  Arvernensi.s,  Perrieri  Croiz.  Job.  und  H.  brevirostris  Aym. 
vor.  Erstere  steht  H.  striata,  die  zweite  H.  crocuta  nahe.  Im  Diluvium 
von  Europa  war  die  gefleckte  Hyäne  {H.  crocuta  Zimmerm.)  weit  verbreitet 
und  ist  namentlich  in  Höhlen  (H.  crocuta  var.  spelaea  Goldf.)  häufig.  H.  striata 
findet  sich  im  Diluvium  von  Südeuropa. 


7.  Familie.    Felidae.  Katzen. 

Zahnformel:     t  .,      {  (/  .t).    Eckzähne  sehr  stark,  vorne  und  hinten  meist 

zugeschärjt.  Oberer  Reisszahn  verlängert,  schneidend  mit  Innenhöcker  und  drei- 
zackiger Aussenwand.  Unterer  Beisszahn  (Mi)  mit  zicei  schneidenden,  divergirenden 
Aussenzacken,  schwacher,  zuweilen  jehlender  Innenspitze  und  schwachem,  schneiden- 
dem oder  rudimentärem  Talon.  Oben  und  unten  nur  ein  kleines  Höckerzähnchen. 
P  oben  und  unten  an  Zahl  reducirt.  GeJwrblase  hoch  geicolbt,  durch  eine  Scheide 
wand  getheilt,  ohne  verlängerten  äusseren  Gehiirgang.  Schnauze  kurz.  Extremi- 
täten lang,  schlank;  Hnmerus  mit  Foramen  entepicondyloideum.  Füsse  digitigrad, 
die  vorderen  mit  fünf,  die  hinteren  (in  der  Regel)  mit  vier  Zehen.  Penis- 
knocken  klein. 

Die  Fehden  sind  gegenwärtig  über  die  ganze  Erdoberfläche  mit  Aus- 
nahme von  Australien  verbreitet.  Ihre  fossilen  Vorfahren  finden  sich  im 
Tertiär  und  Diluvium  des  gleichen  Gebietes  und  beginnen  im  oberen  Eocän. 
Unter  allen  Raubthieren  besitzen  die  Katzen  das  reducirteste,  aber  zugleich 
specialisirteste ,  zum  A 
Zerreissen  und  Zer- 
schneiden vonFleisch- 
nahrung  geeignetste 
Gebiss.  Auch  das 
Skelet  vereinigt  die 
zierlichste  Form  mit 
der  grössten  Stärke. 
Sie  nehmen  gegen- 
wärtig eine  ziemlich 
isolirte  Stellung  unter 
den  Carnivoren  ein, 
und  auch  die  fos- 
silen Formen  gewäh- 
ren ;  keine  sicheren 
Anhaltspunkte  über 
ihre  Abstammung,  da 
schon  die  eoeänen 
Vertreter  fast  alle 
typischen  Familien- 
Merkmale  besitzen. 
Nur  die  jetzt  in  Mada- 
gaskar lebende  Gattung  Cryptoprocla,  welcher  die  mioeänen  Genera 
Proaelurus  Filhol  und  Pseudaelur us  Gervais  (Fig.  1835)  nahestehen,  zeigt 
eine  gewisse  Verwandtschaft  mit  den  Viverriden. 

Aelurictis  Trouessart  (Aelurogale  Filhol)  hat  noch  \  Backzähne;  doch 
ist  Ms  bereits  winzig  klein.  Der  untere  Reisszahn  besitzt  einen  kräftigen 
Talon,  der  obere  einen  wohl  entwickelten  Innenhöcker.  Ob.  Eocän  (Phos- 
phorit).   A.  intermedia,  minor  Filhol. 

Dinictis  Leidy  [Daptophilus  Cope)  (Fig.  1836).  Schädel  mit  kurzer, 
nach  hinten  steil  ansteigender  Schnauze.  Backzähne  *  \.  Obere  C  sehr 
lang,  vorne  und  hinten  zugeschärft  und  gekerbt.    Oberer  Reisszahn  mit 


Kill  isa:.. 

P»ru<tneluru*  quadridentutu*  Blv  Ftli*  hnaeuuitlot  I.arU-t).  Miocttn. 
Sunwin.  <iiT>.  .4  iwhti-*  Ob»Tkii'f«;rfhunnent,  H  nhert-r  Ki-isxznhn  von 
unten,  C  n*i'hU»r  1'iitorkiffV'r  von  hii^mmi.  -/»  nut.  *<r.     Nach  Filhol. 


Digitized  by  Google 


79»> 


Vertebrata.  Maunimliii 


starkem  Innenhöcker.  Unt.  Miocän  (White  River  Beds)  von  Nebraska  und 
Colorado  und  oberes  Miocän  von  Oregon.    D.  qjclops  Cope. 

N imravus  Cope.    Aehnlich  Di- 


Backzähne.  Ober 


Fig.  1R36.  * 

Dinietis  fclina  I.eldy.  Vx\t.  Mtocan  (White  River  Heds). 
Nebraska.  Schädel  von  unten,  ■/»  »at.  Or.  (nach Scott), 
c/ Kommen  eondyloldcutu,  ear  Kommen  earotlcum, 
ßp  Foramen  Inr-enim  posterius,  glcn  Kommen  post- 
Klenoidale,  a»  hintere  OHFnuui:  den  Allsplicnold- 
entmin ,  fo  Kommen  ovale,  ppf  Koratnina  palntina, 
par  Processus  parocciplUlls,  mos  Processus  mastol- 
denn,  »ifi au^«rr<-  f  ii  liorjn»nK'»oil'uunK,  pg  Processus 
postgleuoidulia. 


nietis,  aber  nur  t'  \  tfaci 
Miocän  (John  Day   Beds)  Oregon. 
N.  gomphodiis  Cope. 

Pogonodon,  Archaelurus  Cope 
find  grosse,  pantherartige  Katzen  aus 
dem  oberen  Miocän  von  Oregon. 
Hoplophoneus  Cope.  Backzähne 

7=  J.    Unterkiefersymphyse  abwärts 

gezogen  White  River  Beds  von  Nord- 
amerika.   H.  primaevus  Leidy. 

Eusmilus  Pilhol.  Phosphorit. 
Quercy. 

Ma cha  irod  us  Kaup  {Drepanodon 
Bronn,  Meganthereon  Pomel,  Smiloilon 
Lund,  Truci/elis  Leidy)  (Fig.  1837). 
Katzen  von  gewaltiger  Grösse  mit 
riesigen,  säbelartigen,  an  den  zuge- 
schärften Rändern  gekerbten  oberen 

Eckzähnen.  Backzähne:^*  r  Oberer 

Reisszahn  mit  schwachem  Innen- 
höcker und  langem ,  schneidenden) 
Hinterzacken.  Af1  klein.  Unterer 
Reisszahn  ohne  Talon.  Im  oberen 
Eocän  (Phosphorit)  des  Quercy  (M. 

Pilhon.  im  mittleren  Miocän 
von  Sansan,  Steinheim  etc.  (M.  pal- 
midens  Blv.),  im  oberen  Miocän  von 
Pikermi,  Eppelsheim,  Samos  etc.  (Af. 
aphanistos  und  ogygia  Kaup.  Im  Plio- 
cän  der  Auvergne  und  Toscana  (M. 


Flfr.  i&t~. 

Utichairodu»  ntoyaeu»  Luild  *p.  1'ampaMformntion.  Argentinien ^  ReetatU  Bkelet  (nach  Burmeister) 

ctiltridens  Cuv.)  und  im  Pleistocän  von  England,  Frankreich  und  Ligurien 
(M.  latidens  Owen).    Ferner  in  den  Sivalikschichten  von  Ostindien  und  im 


Digitized  by  Google 


Carnivora.    Fissipedia.  Pinnipedia 


797 


Pleistocän  von  Pennsvlvanien,  Texas,  Florida  (Af.  gracilis  Cope,  M.  Floridanus 
Leidy).  In  der  Pampasformation  von  Argentinien ,  im  Ecuador  und  in 
Knochenhöhlen  von  Brasilien  findet  sich  M.  neogaeus  Lund. 

Felis  Lin.  Zahnformel:  ~ y^>^  \-  Eckzähne  conisch,  oben  und  unten 
von  fast  gleicher  Stärke.  Die  zwei  vorderen  P  fehlend.  P*  mit  starkem  vorderem 
Nebenzacken.  Unterer  Reisszahn  ohne  Talon.  Oberer  Höckerzahn  winzig,  unterer 
fehlt.  Die  Seitenfläche  des  Unterkiefers  allmählich  in  die  Symphyse  über- 
gehend. Lebend  in  der  alten  Welt  und  Amerika,  fossil  im  mittleren  Miocän 
(F.  media  und  pygmaea  Gervais)  von  Sansan,  Steyermark,  im  oberen  Miocän 
von  Pikermi,  Eppelsheim,  Sivalik  etc.  (F.  antediluviana  Kaup,  F.  attica  Wagner). 
Im  Pliocän  von  Toscana  und  der  Auvergne  (F.  pardinensis,  Arvernenis  etc.) 
und  im  Diluvium  von  Europa  (F.  Leo  Lin.  [=  F.  spelaea  Goldf.],  F.  pardus, 
lynx,  catus  Lin.  etc.),  Nordamerika  (F.  atrox  Leidy),  Südamerika  (F.  concolor 
onga  Lin.)  und  Ostindien. 


Marine  Fleischfresser  mit  kurzen  Flossenfüssen,  grossem,  stark  gefurchtem 
Gehirn  und  vollständigem,  aber  wenig  differenzirtem  Gebiss.  Schneidezähne  meist 
an  Zahl  etwas  reduzirt,  conisch.  Eckzähne  ziemlich  kräjtig.  Backzähne  alle 
gleichartig,  conisch  oder  die  Hauptspitze  vorne  und  hinten  von  einer  niedrigeren 
Nebenspitze  umgeben.  Die  zwei  hinteren  M  meist  Jehlend.  Extremitäten  fünf- 
zehig; sämmtliche  Zehen  vollständig  durch  eine  Schwimmhaut  verbunden. 

Die  Pinnipedia  unterscheiden  sich  durch  Lebensweise,  Körpergestalt, 
Gebiss  und  Extremitätenbildung  sehr  auffallend  von  den  übrigen  Carnivoren, 
mit  denen  sie  jedoch  im  anatomischen  Bau  und  in  der  Entwickelungs- 
geschichte  so  grosse  Uebereinstimmung  besitzen,  dass  sie  nur  als  eigenthümlich 
differenzirte  und  ans  Wasserleben  angepasste  Seitenlinie  derselben  betrachtet 
werden  dürfen.  Sie  bewohnen  die  kälteren  Regionen  beider  Hemisphären 
und  halten  sich  theils  an  der  Meeresküste,  theils  in  Flussmündungen  auf. 
Fossile  Reste  sind  selten  in  Europa  und  Amerika;  sie  beginnen  im  Miocän. 


Von  den  drei  Familien  der  Otariden,  Phociden  und  Trichechiden  ist 
die  erste  im  Tertiär  (Arctophoca)  und  Diluvium  (Otaria)  von  Argentinien, 
sowie  im  Pleistocän  von  Neu  Seeland  nachgewiesen. 

')  Beneden  van,  f.  J.,  Deacription  des  «mseinents  fossile*  des  environs  d'Anvers. 
Aon.  du  MtiBÖe  d'hist.  nat.  de  Belgique.  tome  I.  Prem,  partie.  Pinnipödes  011 
AmphitheViens.  1877. 


3.  Unterordnung.    Pinnipedia.    Flosscnf üsser.1) 


Fig.  1888. 


Phota  Qroentandien  Xllss.   Nordceo.  fNaoh[Owpn.> 


Digitized  by  Google 


79R 


Vertebrata.  Mammalia. 


W 
II 


II 

> 

2. 
»" 

t 

U 

> 


CD 
> 

II 

cc 
c> 

r 

II 


& 
II 


^* 


II 

fr 


o  -. 


N  Ol         *.  ij  »-* 


s;  3 

8  £ 


c 
© 


a 


I.: 

a, 
a 


I    I  I 


I    I  I 


I    I  I 


I    I    I    I    I       I  I 


.  

M I  II § II 

§  ^-  r-  r-  ?.  S! 
I  g  5*  §•  &  |  * 

>  >  >  > 

WKW  W 


o 
a. 

© 

3 


IM  I    I    I    I    I      I      I         $3  I  3  8  I    I  I 


W  |   W  W  |  | 


£  3  i  3  &• 

3  •  I  •  B 
•    W  W" 


I  I 


w  w 


> 

I  9  I    l  B  I    I  I 


Ii 


E  O 
'  CT 

C 

•S  % 

»_SL. 


5"  ~» 


I    I  I 


> 
3 


W  >  I 
3 


K  M 


w  ^ 
■  ■  B 


w  w 

>  I  w  >  I 

3  3 


•j^  W  W 

3  >  >  ?  I 

w  w  w  w 

rrrr 1 


i  i  i  i  i  i  i  i 


w 
> 
3 

30 


w  w 


I      I      II      I      I      I  I 


W  K 

M    M  ^ 

=  W  W  g  g 


B  > 


I     I     I     1     !     I     I  I 


73 
> 


W  K 

>  W  W  ^  g 

3 


B 
r. 
> 


W  K 
B  P 


I    I    I    I    II    I  I 


I 


Digitized  by  Google 


Cetacea. 


799 


Die  Phociden  sind  im  Miocän  von  Montpellier  (Pristiphoca),  Belgien 
(Monatherium,  Prophoca),  Wiener  Becken,  Ungarn  (Phoca  Bolitschensis 
Brühl),  Südrussland  (PA.  Pontica),  Malta,  im  PHocän  von  Antwerpen  (Phoca, 
Palaeophoca  etc.)  und  im  Pleistooän  von  Schottland,  Norwegen  und  Nord- 
amerika vertreten.  Vom  Walross  (Trichechus)  finden  sich  Reste  im  Crag 
von  Belgien  und  im  Pleistocän  von  Nordamerika. 

4.  Ordnung.    Cetacea.  Walthiere.1) 

Nackte,  glatthäutige,  f  is  c  h  äh  nlich  e  Wasserbewohner 
mit  cy lindrischem  Körper.  Kopf  nicht  vom  Rumpf  abgesetzt. 
Nasenlöcher  auf  der  Oberseite,  weit  hinten  gelegen.  Vorder- 
füsse  flossenf örmig,  Hinterextremitäten  fehlen.  Schwanz- 
flosse horizontal.  Milchdrüsen  in  der  Leistengegend  neben 
der  Scheide. 

Die  Walthiere  bilden  eine  durch  Lebensweise  und  fi9chähnliche 
Gestalt  von  allen  übrigen  Säugethieren  abweichende  Ordnung,  deren 
Abstammung  und  Verwandtschaft  noch  völlig  im  Dunkeln  liegt. 

Den  Körper  umgibt  eine  dicke,  glatte  Haut,  unter  welcher  sich 
eine  die  Wärme  schlecht  leitende,  dicke  Fettschicht  befindet.  Haare 
fehlen  im  erwachsenen  Zustand  entweder  gänzlich  oder  sind  bei  einigen 
Gattungen  auf  wenige  Gesichtsborsten  reducirt. 

Die  Skeletknochen  der  Cetaceen,  und  namentlich  die  Wirbel, 
zeichnen  sich  durch  schwammige,  grobmaschige  Structur  aus  und  sind 
meist  stark  mit  Fett  imprägnirt.  Die  Epiphysen  bleiben  nicht  nur  an 
den  Wirbeln ,  sondern  auch  an  den  marklosen  Extremitätenknochen 
lange  getrennt.  Die  vorderen  und  hinteren  Flächen  der  Wirbelkörper 
sind  eben  und  durch  dicke  Knorpelscheiben  verbunden;  die  Hals- 
wirbel zwar  vollzählig  vorhanden,  jedoch  häufig  ausserordentlich  ver- 
kürzt, scheibenförmig  und  zuweilen  alle  oder  einige  mit  einander 
verschmolzen.  Hinter  den  7  meist  stark  verkürzten  Halswirbeln  folgen 
9 — IG  Rücken-,  3 — 24  Lenden-  und  18 — 30  Schwanzwirbel.  Ein  Sacrum 
fehlt.  Die  oberen  Bögen  und  verknöcherten  Epiphysen  der  Ruinpf- 
wirbel  bleiben  lange  vom  Centruui  getrennt  und  verschmelzen  erst  im 
Alter  vollständig  mit  demselben,  die  Zygapophysen  verkümmern  mehr 
oder  weniger.  Die  Diapophysen  dagegen  sind  namentlich  in  der 
Lendenregion  lang  und  kräftig.  Die  Rippen  der  Cetaceen  unter- 
scheiden sich  von  denen  der  übrigen  Säugethiere  durch  ihre  lockere 
Verbindung  mit  der  Wirbelsäule  und  mit  dem  Brustbein.  Das  Brust- 
bein selbst  besteht  bei  den  Bartenwalen  aus  einer  einfachen,  breiten, 
schildförmigen,  am  Vorderrand  häufig  ausgeschnittenen  Knochenplatte, 
bei  den  Zahnwalen  liegen  2 — 5  Knochenstücke  hintereinander. 

Der  Schädel  (Fig.  1839)  erleidet  höchst  auffällige,  wahrscheinlich 
durch  die  Lebensweise»  verursachte  Umbildungen  und  besteht  aus 
leichten,  grobzelligen  und  dünnen  Knochen.   Die  Gehirnhöhle  zeichnet 

')  Literatur:  Bernden  van,  P.  J.  et  Gervais,  P.,  Osteographio  dos  Cetaces  vivante 
et  foas.  Paris  1868—1880.  4°  mit  64  Tafeln.  —  Beneden  van,  P.  J.,  Description 
des  ossem.  foss.  des  environs  d'Anvers.  Ann.  du  Musee  d'hist.  nat.  de  Belgiquo. 
I.  1877 — 18f6.  —  Brandt,  J.  F.,  Die  fossilen  und  subfossilen  Cetaceen  Europa's. 
Mem.  Ac.  St.  Petersbourg.  VII  Ser.  XX.  1873  u.  XXI.  1874.  —  Cope,  Edw.,  The 
Cetacea  American  Naturalist  1890.  S.  599—616.  —  Flower,  W„  //.,  The  Wales 
past  and  present.  Nature.  1888.  S.  199  u.  226.  —  Notes  on  the  skeletons  of  Wales 
etc.  Proceed.  zool.  Soc.  London  1864. 


Digitized  by  LiOOQlc 


800 


Vertchrata  Maminalia. 


sich  durch  ungewöhnliche  Höhe,  ansehnliche  Breite,  aber  sehr  geringe 
Lange  aus,  und  da  sie  sich  nach  oben  verengt,  so  erhalt  das  Gehirn 
die  Form  eines  abgestutzten  Kegels  mit  allseitig  gerundetem  Umriss. 
J  >ie  sehr  stark  gewundenen  Hemisphären  des  Grosshirns  bedecken^das 
Kleinhirn  fast  vollständig.  Die  Riechlappen  fehlen  gänzlich  oder  "sind 
nur  ganz  schwach  augedeutet,  die  Nasenhöhlen  haben  keine  Muscheln 
und  können  nicht  als  Riechorgane,  sondern  lediglich  nur  zum  Athmen 
verwendet  werden.  Mit  Ausnahme  von  Zmglodon  stossen  die  Scheitel- 
beine nicht  in  einer  Sagittaluaht  zusammen  und  berühren  sich  in 
der  Mittelebene  überhaupt   nur   bei   den  Bartenwalen.     Aber  auch 

i  bei     diesen  legt 

sich  die  ungemein 
grosseH  interhaupts- 
schuppe  (üs  supra- 
occipitale)  über 
die  Scheitelbeine 
und  über  das  zwi- 
schengeschobene In- 
terparietAle  und  bil- 
det den  grösseren 
Theil  des  Schädel- 
daches. Durch  die 
Verkürzung  und 
seitliche  Abdräug- 
ung  der  Scheitel- 
beine stossen  das 
Supraoccipitale  und 
Interparietale  bei 
den  Zahnwalen  und 
den  meisten  Barten- 
walen direkt  mit 
dem  ungemein  kur- 
zen Stirnbein  zu- 
sammen ,  das  sich 
nach  aussen  jeder- 
seits  in  grosse,  die 
Augenhöhlen  über- 
schräg nach  hinten 
vom  Supraoccipitale 


FIk.  1839. 

TuTtkipn  { Dclphinv»)  lurtio  Fabr.rp.  Atlnntbcher  Ooean.  A  Sehrtdfl  von 
oben.  B  von  <ler  Seite  (nach  Cuvlor),  'h  nat.  (ir.  l'mx  Zwi*rhenkiofcr, 
Hi  (Iberkiefer,  ME  Menethmoldetim.  Sa  Nnnenbeln,  A' Nasenlöcher,  Fr 
Stirnbein,  Pa  Scheltelbein,  Ju  Jochbouen,  Sq  Schuppenbein,  So  obere* 
Hinterhauptsbein,  co  Condylus,  Kjo  Kxoccipitnle,  Md  l'nterkiefer. 


dachende  Knochenplatten  erweitert.    Die  hohe, 
abfallende   Hinterhauptsfläche   wird    fast  ganz 

gebildet.  Das  tief  gelegene  Schläfenbein  (Squamosum  Sq)  sendet 
einen  starken  Fortsatz  nach  vorne  und  oben ,  welcher  sich  mit  dem 
hinteren  Seitenflügel  des  Stirnbeins  verbindet  und  dem  bei  den  Zahn- 
walen dünnen,  stabförmigen,  bei  den  Bartenwalen  ziemlich  kräftigen, 
die  länglichen  Augenhöhlen  unten  begrenzenden  Jochbein  (Ju)  als 
Stütze  dient. 

Die  stark  verlängerte,  meist  niedergedrückte  und  verschmälerte 
Schnauze  besteht  aus  den  häufig  assy  metrischen  Zwischenkiefern,  den 
Oberkiefern,  dem  Vomer  und  Mesethmoid.  Die  Zwischenkiefer  legen 
sich  vorne  entweder  dicht  aneinander  an  oder  lassen  eine  nach  oben 
offene  Furche  zwischen  sich  frei,  die  sich  nach  hinten  erweitert.  An 
ihrem  hinteren  Ende,  also  unmittelbar  vor  den  Stirnbeinen,  befinden 


Digitized  by  Google 


Cetacea.  801 

sich  die  fast  senkrecht  nach  oben,  oder  schräg  nach  vorne  gerichteten 
Nasenlöcher,  aus  denen  Wasserdampf  ausgeathmet  wird  (Spritzlöcher). 
Die  äusseren  Nasenlöcher  sind  bei  den  Bartenwalen  von  kurzen,  aber 
wohl  ausgebildeten,  bei  den  Zeuglodonten  von  sehr  langen  Nasen- 
beinen (Na)  überdacht,  während  bei  den  Zahnwalen  eine  starke  Ver- 
kümmerung der  Nasenbeine  stattfindet,  so  dass  sie  häufig  nur  durch 
kleine  Knochenhöcker  angedeutet  sind.  Die  Hirnhöhle  wird  nach 
vorne  durch  eine  steil  abfallende,  breite  und  hohe  Knochenplatte 
(Mesethmoideum)  abgeschlossen.  Bei  allen  lebenden  Cetaceen  sind 
die  Zwischenkiofer  ihrer  ganzen  Länge  nach  seitlich  von  den  Ober- 
kiefern (Mx)  umschlossen  und  werden  nur  am  vorderen  Rand  der 
Schnauzenspitze  frei ;  bei  den  fossilen  Zeuglodontidon  und  bei  den 
Squalodontiden  ragen  die  Zwischenkiefer  vorne  über  die  Oberkiefer 
heraus  und  sind  am  Unterrand  mit  Zähnen  besetzt.  Thränenbeine 
existiren  nur  bei  einigen  Bartenwalen  uud  bei  den  Physeteriden. 

Die  Unterseite  der  Schnauze  wird  vorherrschend  aus  den  horizon- 
talen Aesten  der  Oberkiefer  gebildet,  doch  nimmt  häufig  auch  noch 
der  Vomer,  als  eine  schmale,  zwischen  den  Oberkiefern  gelegene 
Medianleiste,  an  der  Zusammensetzung  des  Gaumendaches  Theil. 
An  die  Oberkiefer  legen  sich  hinten  die  Gaumenbeine  als  kurze, 
bandförmige  Knochen  an  und  werden  hinten  von  den  stark  ent- 
wickelten, in  der  Mitte  vereinigten  Flügelbeinen  begrenzt,  welche  den 
harten  Gaumen  verlängern  und  die  seitlichen  Wände  der  Ohoanen 
bilden. 

Besonderes  Interesse  bean- 
spruchen die  zwischen  dem 
Schuppenbein  und  Exoccipitale  . 
gelegenen  Ohrknochen  (Perio 
ticum  und  Tyinpanicum).  Sie 
zeichnen  sich  durch  ungewöhn- 
liche Dicke  und  dichte  Struktur 
aus,  sind  nur  lose  mit  den 
Schädelknochen  verbunden  und  fik  iwa 

fallen  darum  beim  Fossilisations-    ^fZu^Z  oxU'^ÄoTt^ 

prOCCSS  leicht  heraus.  IsOÜrte  PHiiicum  »m>r»>wendeU>n  S*>itf  »res^ben  e  halb 
17,  i  „.  i    •  „      ^  4Ä—     d..,1       i    •  kuwllgw  Thetl,  a  hinterer,  6  vorderer  Kortwit/. 

Felsenbeine     oder  raukcnbeme 

(Cetolithen)  fiuden  sich  fast  überall,  wo  l'eberreste  von  fossilen  Cetaceen 
vorkommen,  und  auch  aus  der  Tiefe  des  Oceans  wurden  von  der 
Challenger  Expedition  Gehörknochen  von  Walen  herausgeholt. 

Die  Be zahnung  der  Cetaceen  besteht  meist  aus  gleichartigen, 
conischen,  einwurzeligen  Zähnen,  die  zuweilen  in  sehr  grosser  Zahl 
(bis  60  in  jedem  Kiefer)  vorhanden  sind.  Nur  bei  Zeuglodonten  und 
Squalodonten  unterscheiden  sich  die  hinteren  zwei-  oder  dreiwurzeligen 
Seitenzähne  durch  zusammengedrückte  Krone  von  den  einwurzeligen 
Vorderzähnen.  Bei  den  Bartenwalen  fehlen  Zähne  vollständig.  Beim 
Narwal  entwickelt  sich  beim  Männchen  im  rechten  Oberkiefer  ein 
mächtiger,  nach  vorne  gerichteter  Stosszahn.  Ein  Zahnwechsel  findet 
niemals  statt,  wenn  auch  bei  manchen  Zahnwalen  Ersatzzühne  in  der 
Anlage  vorhanden  sind,  die  aber  nie  zum  Durchbruch  kommen. 

Entsprechend  der  auf  das  Wasser  beschränkten  Lebensweise  haben 
sich   die  Extremitäten   der   Cetaceen   in   eigenthümlicher  Weise 

Z Ittel,  «irunrttüge  der  PiilaeontoloKk'.  51 


Digitized  by  Google 


802 


Vertebrata.  Mamraalia 


umgestaltet  und  erinnern  in 
ausgestorbener  Meersaurier, 


Fi«.  1MI. 
Pkelet  des  grönländischen 
Wiiles  (Balaenn  m\f»ticetn*). 
Imx  Zw  i  sehen  k  lefer ,  Mr 
Oberkiefer ,  Fr  Stirnbein.  !. 
Thrttnenbein ,  ./  Joehbeiii, 
Oes  obere«  HliiterliftupLn. 
beln,  l'n  Scheitelbein.  >'»/ 
Sebuppenbein,  r<>  C'nmlYlii* 
w«  HpitHlis,  5<  linistbeiu"  .SV 
Schulterblatt,  7/  Oberarm, 
ff  necken,  F  Obersc  henkel, 
T  Tlbla  (ntich  t.'lnug;. 

Theil  riesige  Grösse  und 
in  der  Nahe  der  Küsten. 


ihrem  Habitus  weit  mehr  an  die  Flossen 
als  an  die  Gehfüsse  der  Säugethiere. 
Dem  Schultergürtel  fehlt  ein  Schlüssel- 
bein, sowie  ein  discretes  Coracoid.  Die 
Scapula  zeichnet  sich  durch  ungewöhn- 
lich breite,  flache  und  verhältnissmässig 
kurze  Gestalt  aus.  Der  Humerus  ist  kurz, 
stämmig,  am  proximalen  Ende  mit  halb- 
kugeligem Gelenkkopf,  am  distalen  mit 
zwei  flachen,  in  stumpfem  Winkel  zu- 
sammenstossenden  Gelenkfacetten  ver- 
sehen, an  welche  sich  die  seitlich  zu- 
sammengedrückten, weder  am  Humerus 
noch  aneinander  beweglichen  Vorderarm- 
knochen anlegen.  Mit  Ausnahme  einiger 
Bartenwale,  bei  denen  sonderbarer  Weise 
nicht  der  erste,  sondern  der  dritte  Finger 
durch  Schwund  in  Verfall  kommt,  haben 
die  Cetaceen  fünf  Finger.  Dieselben  sind 
nicht  gelenkig,  sondern  durch  Knorpel 
und  Bindegewebe  verbunden  und  voll- 
ständig von  einer  gemeinsamen  Haut 
umhüllt.  Sie  bestehen  aus  länglichen, 
abgeplatteten,  an  den  Enden  gerade  ab- 
gestutzten, in  der  Mitte  etwas  eingeschnür- 
ten Phalangen ,  deren  Zahl  im  2.  und 
3.  Finger  auf  9 — 15  steigen  kann.  Die 
hinteren  Extremitäten  und  das  Becken 
sind  entweder  total  verkümmert  oder  zu 
winzigen,  äusserlich  nicht  sichtbaren  und 
im  Fleisch  steckenden  Rudimenten  herab- 
gesunken. , 

Als  eigentliches  Bewegungsorgan  dient 
bei  den  Cetaceen  statt  der  Extremitäten 
eine  grosse  horizontale  Schwanzflosse, 
die  nicht  durch  Knochen,  sondern  durch 
dichtes  Fasergewebe  gestützt  wird. 

Trotz  aller  durch  Anpassung  an  ähn- 
liehe Existenzbedingungen  verursachter 
äusserer  Uebercinstimmung  der  Cetaceen 
mit  Fischen  und  Meersauriern,  erweist 
sich  das  Skclct  doch  in  jeder  Hinsicht 
nach  dem  Grundplan  der  Säugethiere 
gebaut  und  lässt  nicht  die  geringste  Be- 
ziehung zu  jenem  der  Fische  oder  Rep- 
tilien erkennen.  Sie  stammen  sicherlich 
nicht  von  wasserbewohnenden  Reptilien, 
sondern  wahrscheinlich  von  fleischfressen- 
den Landthieren  ab.  Sie  erreichen  zum 
leben  theils  gesellig  im  offenen  Ocean,  theils 


Digitized  by  Google 


Cetacea     Arebaeoceti.  Odontoceti. 


803 


Fossile  Cetaceeu  kommen  in  tertiären  und  diluvialen  Ablagerungen 
vor.  Sie  beginnen  mit  der  erloschenen  Gattung  Zeuglodon  im  Eoeän, 
gewinnen  aber  erst  im  Miooän  und  Pliocän  eine  stärkere  Verbreitung. 

1 .  Unterordnung.    A rchaeocet i .    U  r  w  a  1  e. 

Aeussere  Nasenlöcher  nach  vorne  und  oben  geöffnet,  auf  der  Oberseite  der 
Schnauze  gelegen.  Nasenbeine  lang.  Oberkiefer  nicht  über  das  Stirnbein  ge- 
schoben. Zähne  auf  Zwischenkiefer ,  Ober-  und  Unterkiefer,  die  vorderen  ein- 
wurzelig,  die  hinleren  zweiwurzelig. 

1.  Familie.  Zeuglodontidae.1) 

Kopf  verlängert,  niedrig;  Hirnhöhle  klein;  Schlaf engrube  gross,  Sagittalcrista 
wohl  ausgebildet.  Scheitelbeine  am  Schädeldach  theilnehmend,  schmal,  verlängert: 
Stirnbeine  breit,  kurz,  die  Orbita  überdachend.  Schnauze  lang,  seittich  zusammen- 
gedrückt; Nasenbeine  lang  und  schmal.  Zähne  differenzirt  g  {;  £).  Die  5  hinteren 

(Backzähne)  seitlich  zusammengedrückt,  zweiwurzelig ,  am  Vorder-  und  Hinter 
rand  gezackt.  Vordere  Zähne  conisch,  zugespitzt,  einwurzelig,  ziemlich  entfernt 
stehend.  Halswirbel  nicht  verschmolzen,  den  Rückenwirbeln  ähnlich;  Lenden- 
wirbel stark  verlängert.  Schwanzwirbel  kurz.  Bippen  zweiköpfig.  Numerus  von 
mässiger  Länge,  vorne  mit  vorstehender  Leiste,  am  distalen  Ende  verschmälert  und 
mit  ausgefurchtem  Gelenk.    Brustbein  aus  mehreren  Stücken  zusammengesetzt. 


hin  1843      Zeuglodon  ecloide*  Owen.    Schädel  von  der  Seite,  etwas  restrnirirt.    Koran.  Alabama. 

'/»  nat.  Cr.    (Nach  liaudry.) 

Die  einzige  Gattung  Zeuglodon  Oweu  (Fig.  1842)  erreichte  eine  Länge 
von  2«)  m  und  findet  sich  im  Eocän  von  Nordamerika  (Alabama,  Südcarolina), 
Frankreich,  England,  Russland,  Aegypten  und  Neuseeland. 

2.  Unterordnung.    Odontoceti.  Zahnwale. 

Aeussere  Nasenlöcher  zu  einem  einfachen  Spritzloch  vereinigt,  weit  hinten  gelegen 
und  nach  oben  gerichtet.  Nasenbeine  verkümmert.  Oberkiefer  hinten  ausgebreitet,  das 
Stirnbein  theilueise  bedeckend.  Zähne  vorhanden,  zahlreich  oder  auf  ein  Paar  reduzirt. 
Vordere  Rippen  zweiköpfig.    Brustbein  aus  zwei  oder  mehr  Stücken  bestehend. 

1.  Familie.  Squalodontidae.2) 

Zwischenkiefer,  Oberkiefer  und  Unterkiefer  bezahnt.  Die  vorderen  Zähne 
coniscfi,  einwurzelig,  die  Backzähne  zwei-  bis  dreiwurzelig,  mit  seitlich  zusammen- 
gedrückter, vorne  und  hinten  gezackter  Krone. 

')  Müller,  Joh ,  Ueber  die  fossilen  Reste  der  Zeuglodonten  von  X.  Amerika. 
Berlin  184<>.  —  Carus,  C,  0  .  Nova  Act«  Acad.  Caes.  Leop.  1847.  XXII.  -  Dames, 
W.,  Ueber  Zeuglodonten  ans  Aegypten.    Falaeont.  Abh  Bd  V,  18i»4 

V  van  Beneden,  P  J.t  Mein.  Acad.  Uov.  de  Belgique  1860,  t.  XXXV,  u.  1867, 
t.  XXXVII.  —  Gratcloup,  Actes  de  la  Soc'  Lin.  de  Bordeaux  1810  t.  II.  S.  201.  — 
Jourdan,  Rbizoprion  Bariense.  Ann.  Sc.  nat.  1861.  4.  ser.  t.  XVI.  S.  36'J.  — 
hortet,  L.,  Archives  du  Museum  d'hist.  nat.  de  Lvon  1887.  vol.  IV.  —  Zittel,  K.  A., 
Palaeontograpbica  1877.  Bd.  XXIV.  Paquier,  V,  Mem.  soc.  geol.  Fr.  Paläontologe. 
IV.  1894. 

61  • 


)igitized  by  Google 


804 


Vertebrata.  Mammalia. 


Squalodon  Grat  (Pachyodon,  Arionius  Meyer,  Phocodon  Ag.,  Rhizoprion 
Jourdan,  Delphinodon  Leidy,  Prosqualodon  Lyd.)  (Fig.  1843).  Im  Miocän 
und  Pliocän  von  Europa,  Nordamerika,  Südamerika  und  Australien  zahl- 
reiche Arten. 


Fi*.  184». 

Squalodon  BnrienHr  Jourdan  sp.    Mtocan.    Vi»  nat.  Or.    Schädel  reslaurirt  aus*  Bari  Im  Promo  I>ep. 
(nach  Doilerleiu).    eo  HinterhauptKKelonk,  o*  OceipiUle  »uperius,  /  Stirnbein,  j  Jochbein,  t  Tem- 
porale, ty  Tyrupanlcum,  fm  ZwMchonklefer,  mx  Oberkiefer,  md  Interkiefer 

2.  Familie.    Platanietidae.  Flower. 

Schnauze  sehr  verlängert,  schmal;  Ober-  und  Unterkiefer  mit  zahlreichen  ein- 
wurzeligen, conisclx  n  Zähnen.  Zwischenkiejer  zahnlos.  Symphyse  des  Unterkiejers 
mindestens  die  halbe  Länge  des  ganzen  Astes  einnehmend.  Orbita  sehr  klein.  Hals- 
wirbel alle  frei.  Rippen  zweiköpfig ,  die  hintersten  durch  Verschmelzung  von 
Tuberculum  und  Capitulum  einköpfig.    Vorderfüsse  lang. 

Die  drei  lebenden  Gattungen  Platanista,  Inia  und  Pontoporia  erreichen 
höchstens  die  Lange  von  lVa  bis  2  m  und  halten  sich  an  den  Mündungen 
und  im  Unterlauf  von  grossen  Flüssen  auf.  Zahlreiche  fossile,  meist  un- 
vollständig erhaltene  Ueberreste  kommen  im  marinen  Miocän  und  Pliocän 
von  Europa,  Nord-  und  Südamerika  vor. 

Champsodelphis,  Schi zodelphis  Gervais  sind  aus  dem  Miocän, 
Eurhinodelphis  du  Bus  aus  dem  Pliocän  (Crag)  von  Europa,  Prisco- 
delphinus  Leidy,  Rhabdosteus,  Zarhachis,  1  xacanthus ,  Lophocetus 
Cope  aus  dem  Miocän  von  Nordamerika,  Pontistes  Burm.,  Pontivaga , 
Pontoplanodes ,  Ischyrorhy  nchus  Amegh.,  Argyrocetus  Lyd.  aus  dem 
Tertiär  von  Südamerika  beschrieben. 

3.  Familie.    Delphinidae.  Flower.1) 

Schnauze  mässig  verlängert.  Zwischenkiejer  zahnlos,  vom  Oberkiefer  um- 
schlossen. Ober  und  Unterkiefer  (mit  Ausnahme  von  Monodon}  mit  einer  sehr 
wechselnden  Zahl  conischer,  einwurzeliger  Zähne.  Symphyse  des  Unterkiejers  kurz, 
nie  mehr  als  '/^  d^r  Kiejerlänge  einnehmend.  Orbita  mässig  gross.  Die  vorderen 
Halswirbel  verschmolzen.    Nur  die  vordersten  Rippen  zweiköpfig. 

Die  Delphine  bilden  jetzt  die  formenreichste  Familie  der  Odontoceten ; 
sie  erreichen  zuweilen  ansehnliche  Grösse.  Ihre  zahlreichen  Gattungen  sind 
über  die  ganze  Erdoberfläche  verbreitet  und  bewohnen  das  Meer  oder  auch 
ausnahmsweise  die  Mündungen  grosser  Flüsse.  Fossile  Ueberreste  kommen 
in  spärlicher  Zahl  im  Miocän,  Pliocän  und  Pleistocän  von  Europa  und 
Amerika  vor.  Sie  gehören  alle  den  noch  jetzt  existirenden  Gattungen  Del- 
phinus Lin. ,  Steno  Gray,  Tursiops  Gervais  (Fig.  183'J),  Orca  Gray, 
Pseudorca  Reinh.,  Glob  ieephalus  Lesson,  Beluga  Gray  und  Monodon 
Lin.  an. 

')  Gapellini,  Giov.,  Mem.  Ae.  8c.  <ii  Bologna.  2.  Her.  III.  1864.  4,  ser.  III.  u. 
IV.  1882—1883,  p.  85,  n.  5.  ser.  I.  1891.  —  Mem.  Acad.  dei  Lincei  1885.  4.  ser 
vol.  I.  —  Owen,  Ii.,  Monograph  <>n  the  British  fossil  Cetaeea  froin  the  Red  Crag. 
Pal.  S,,o.  No  I.  Ziphius  (186;»)  1870. 


Digitized  by 


Cetacea.    Qdontoeeti.  MysUiooceti. 


R05 


4.  Familie.   Physeteridae.  Flower. 

Scluüdel  stark  asymmetrisch.  Zwischenkiefer  und  Oberkiefer  zahnlos;  Unter- 
kiejer  mit  einer  wechselnden  Zahl  von  conischen  Zähnen.  Schädelknochen  hinter 
den  Nasenlöchern  sehr  steil  ansteigend  und  einen  vor- 
ragenden, zuweilen  überhängenden  Querkamm  bildend. 
Orbita  klein.  Thränrnbeine  gross.  Die  Mehrzahl  der 
Halswirbel  verschmolzen.  Rippen  einköpfig.  Lebend 
und  fossil  im  Miocän,  Pliocän  und  Pleistocän  von 
Kuropa,  Amerika  und  Australien. 

Physeter  Lin.    Kopf  Va  der  Gesammtlänge 
einnehmend.    Unterkiefer  sehr  lang,  mit  zahl 
reichen,  conischen,  von  dickem  Dement  bedeckten 
Zähnen.    Lebend  und  im  Pliocän  von  Europa. 
Nordamerika  und  Australien. 

Die  fossilen  Gattungen  Physeterula  van  Bened., 
Physodon,  Hoplocetus  Gervais,  Scaldicetus 
du  Bus,  Priscophyseter  Portis  etc.  sind  un- 
vollständig bekannt  und  meist  auf  Kieferfragmente 
oder  vereinzelte  Zähne  basirt. 

Ziphius  Cuv.  (Fig.  1844).  Unterkiefer  nur 
mit  ein  oder  zwei  Paar  funktionirenden  Zähnen; 
der  vordere  Fortsatz  des  Mesethmoids  meist  ver- 
knöchert. Die  hierhergehörigen,  theilß  lebenden, 
theils  fossilen,  namentlich  im  Pliocän  von  Europa 
und  Nordamerika  vorkommenden  Formen  werden 
in  die  Subgenera  Hyperoodon  I^acep. ,  Chone- 
ziphius  Duv.,  Placoziphius  van  Bened., 
Mesoplodon,  Dioplodon  Gerv.  u.  a.  vertheilt. 

3.  Unterordnung.  Mystacoceti. 

Barten  wale. 

Schädel  symmetrisch.  Nasenbeine  kurz,  die  zwei 
Spritzlöcher  etwas  überdachend.  Funkt  ionirende  Zähne 
fehlen,  Oberkiefer  mit  Barten  besetzt,  hinten  stark 
nach  der  Seite  verbreitert,  aber  nicht  über  das  Stirn- 
bein geschoben.  Thränenbeine  klein.  Unterkiefer  äste 
nicht  in  einer  Symphyse  zusammenstossend ,  nach 
aussen  convex.  Meist  alle  Rippen  einköpfig.  Stemum 
kurz,  breit,  aus  einem  Stück  bestehend  und  nur  mit 
dem  vordersten  Rippenpaar  verbunden. 

Die  Bartenwale  erweisen  sich  durch  die  Ver- 
kümmerung des  Gebisses  und  den  Ersatz  der  Zähne 
durch  Barten  als  die  fremdartigste  und  speciali- 
sirteste  Gruppe  der  Cetaceen,  allein  der  Umstand,  dass  bei  Embryonen  noch 
winzige,  hinfällige,  im  Fleisch  verborgene  Zähnehen  vorkommen,  zeigt,  dass 
auch  nie  von  bezahnten  Thieren  abstammen.  Im  Schädelbau,  namentlich  in 
der  Entwicklung  der  Nasenbeine,  Stirnbeine  und  Scheitelbeine  bleiben  die 
Bartenwale  auf  einer  primitiveren  Stufe  stehen,  als  die  Zahnwale. 


Kit.'.  1844. 
Ziphiu*  iUftoplotloH  Sawrrhtji 
Duv  *p    Reeent.    Srlitt.lH  and 
l'nterkiefer  verkleinert. 
iNm  ii  Owen.) 


1.  Familie.    Balaenopteridae.    Furchen  wale. 

KopJ  kürzer  als  der  vierte  Theil  der  Körperlänge.  Auf  der  Rauchseite 
meist  zahlreiche  Furchen.  Rückenflosse  vorhanden ;  Rrustflosfie  vierflngerig.  schmal 


)igitized  by  Google 


806 


Vertebrata.  Mammalia. 


und  ziemlich  lang.  Barten  kurz  und  breii.  Halswirbel  Jrei,  mit  massig  ver- 
längertem  Centrum.  Tympanicum  länglich,  stark  angeschwollen,  allseitig  gerundet. 
Lebend  und  fossil  im  Miocän  und  Pliocän. 

Plesiocetus  v.  Bened.  (Fig.  1845).  Ira  Miocän 
von  Frankreich  und  Süddeutschland.  Vollständige 
Skelete  von  ('»  m  Länge  im  Pliocän  von  Oberitalien. 

Cetotherium  Brandt,  Äulocetus  v.  Bened. 
Miocän  Heterocetus,  Herpetocetus ,  Mesocetus 
v.  Bened.,  Balaenoptera  Lacep.,  Megaptera  Gray 
im  Pliocän  (CYag)  von  Belgien  und  England. 

2  Familie.    Balaenidae.  Glattwale. 

Schädel  sehr  gross,  mindestens  '/»  der  Körperlängt 
einnehmend,  Haut  der  Bauchseite  glatt.  Rückenflosse 
Jehlt.  Brustflossen  breit  und  abgestutzt.  Barten  sehr 
lang  und  schmal.  Unterkiefer  schmal,  stark  gebogen, 
innen  abgeplattet  mit  kugeligem  Qelenkkopf.  Alle  oder 
die  meinten  Halswirbel  verschmolzen;  Lenden-  und 
Schwanzwirbel  kurz.  Tympanicum  fast  vierseitig,  winklig, 
wenig  angeschwollen.    Brustflossen  kurz,  Jünf fingerig. 

Die  Glattwale  sind  gegenwärtig  auf  die  polaren 
Gebiete  der  beiden  Hemisphären  beschränkt.  Fossile 
Formen  der  Gattung  Balaena  Lin.  (Fig.  1841)  finden 
sich  spärlich  in  den  jüngsten  Tertiärablagerungen 
und  im  Pleistocän  von  Europa. 

Zeitliche  Verbreitung  der  Cetacea. 


Miocän 

Pliocän 

Jetzt 

/.  Archaeoceti 

1.  Zetujlodontidae  . 
//.  Odontoceti 

1.  Squalodontidae  . 
'J.  Platanistidae 



3  Delphinidae 

4.  Physeteridae  .  . 

III.  Mystacoceti 

1.  Balaenopteridae 

2.  Balaenidae     .  . 



KiR.  1845 
rifjtiocttu»    Cuvieri  Dosm 
riiooäti.     Monte  Piigunsr» 
bei  Piiwenwi     >/«•  nat  Gr. 

(Nach  Cuvler) 


5.  Ordnung.    Tillodontia.  Marsh.1) 


Ausgestorbene,  fünfzehige,  bekrallte 
Sohlengänger  mit  vollständigem  Gebiss. 
Schneidezähne  gross,  nagerähnlich.  Obere 
Backzähne  trigonodont,  untere  lophodont  Hirn  klein,  sehr 
schwach  gefurcht, 


•)  Marth.  O.  C,  Amer.  Journ.  S<;.  1875  IX  u. 
brata  of  the  tertiary  Form,  ol  the  West.  1877. 


1H7«  XI    -  Cope,  E.  D,  Verte 


Digitized  by  Google 


Tillodontia. 


807 


Zu  den  Tillodontia  gehören  grosse  und  inittelgrosse  Landthiere  mit 
primitivem  Skelet-  und  Zahnbau,  welche  in  ihrer  äusseren  Erscheinung 
theils  an  Raubthiere,  theils  an  Nager  erinnerten.  Ihre  Ueberreste  rinden 
sich  vorzüglich  im  Eocän,  vielleicht  schon  in  der  obersten  Kreide 
von  Nordamerika  und  spärlich  auch  im  unteren  Eocän  von  Europa. 
Von  einer  einzigen  Gattung  {Tillotherium)  kennt  mau  Schädel,  Gebiss 
und  Extremitäten,  von  allen  übrigen  liegen  bis  jetzt  erst  unvollstän- 
dige Reste  vor.  Der  Zahnwechsel  ist  unbekannt ,  doch  werden 
die  vorderen,  durch  einfacheren  Bau  ausgezeichneten  Backzähne  als 
P  bezeichnet.  Die  wenigen  in  Europa  gefundenen  Zähne  und  Kiefer- 
fragmente aus  dem  Londonthon  von  England  und  dem  Bohnerz  von 
Egerkingen  sind  so  mangelhaft,  dass  sie  überhaupt  erst  durch  Ver- 
gleich mit  den  besser  erhaltenen  amerikanischen  Funden  bestimmt 
werden  konnten. 

1.  Familie.    Esthonychidae.  Cope. 

Zahnformel:  :j  .  Z'  £  Schneidezähne  ringsum  von  Schmelz  bedeckt,  mit  coni- 
schen geschlossenen  Wurzeln.  Eckzähne  klein.  Obere  Backzähne  trigonodont,  untere 
lophodont,  mit  zicei  Halbmonden. 
Die  P  ein/acher  als  die  M.  Zwi- 
schen den  P  sowie  zwischen  C  urul 
J  kleine  Lücken. 

Die  zwei  bis  jetzt  bekannten 
Gattungen  haben  die  Grösse  eines 
Marders.  Esthonyx  Cope  (Fig. 
1846)  findet  sich  im  unteren  und 
mittleren  Eocän  (Wasatch  und 
Bridger  Beda)  von  Neu -Mexico 
und  Wyoming;  Platychoerops 
Charlesw.  im  Londonthon  von 
Herne,  England. 


Kig  1846. 

E<thonVx  liurmei»Uri  t  opf.  I  nier  KocÄn  (Wi»s*teh  B.-dm 
von  Bl«  Horn    Wyoming-  ^  Znhnrelhe  des  Oberkiefer*. 
B  de«  Unterkiefer«,  von  der  Kauflftche  gesehen,  «/»  »*t. 
«ir.  .nach  Cope). 


2.  Familie.    Tillotheriidae.  Marsh. 


Ein  Paar  Schnei- 
dezähne, oben  und 
unten  sehr  stark  ent- 
wickelt, nur  vorne 
mit  Schmelz  bedeckt 
und  mit  persistenter 
Pulpa.  Eckzähne 
sehr  klein.  Obere 
M  trigonodont,  un- 
tere M  lophodont 
mit  zwei  Halbmon 
den.  P  einfacher 
als  M ;  zicischen  den 
P,  sowie  zwischen 
C  und  P  und.  zwi- 
schen C  und  J  kleine 
Lücken.  Eocän. 
Nordamerika. 


Vits.  1847.      Tillotherium  joditn»  Mnrsh.    Koran.  Bridger 
hndel  und  Unterkiefer.  V«  Hat.  Gr.   (Nach  Mar* 


Wyoming 


Tillotherium 
Marsh  (Fig.  1847). 

Schädel  ca.  34  cm  lang,  niedrig,  verlängert,  mit  sehr  kleiner  Gehirnhöhle ; 
Schnauze   verschmälert.     Orbita   hinten   in    die   grossen  Schläfenlöcher 


Digitized  by  Google 


808 


Vertebrata.  Mammalia. 


übergehend,  nicht  abgegrenzt.  Stirnbeine  gross,  mit  Luftzellen.  Der  hurt« 
Gaumen  vorn  von  einer  grossen  Oeffnung  durchbrochen.  Wirbel  raubtlüer 
artig.  Humerus  mit  Foramen  entepicondyloideum ,  Femur  mit  drittem 
Trochanter.  Fibula  dünn.  Astragalus  niedrig.  Mitteleocän.  Bridger. 
Wyoming. 

Anchi ppodus  Leidy  (Trogosus  I^eidy).    Eocän.  Nordamerika 

3.  Familie.    Stylinodontidae.  Marsh. 

Zahnreihe  geschlossen;  oben  und  unten  jederseits  ein  oder  zwei  sehr  starke 
Schneidezähne.  Die  oberen  J  vorne  und  hinten,  die  unteren  nur  vorne  mit  Schmelz 
bedeckt.  Eckzähne  wenig  vorragend.  Backzähne  mit  zwei  Querjochen,  zuweilen 
cylindrisch  und  nicht  vollständig  von 

Im  unteren  Eocän  von  Nordamerika  und  Europa.  Vielleicht  schon  in 
der  oberen  Kreide. 

Die  hierher  gehörigen  Gat 
tungen  {Psiitacotherium 
|  j  m  Jgi'M^\  Cope,    Stylinodon  Marsh, 

WM  J      [M        \  Calamodon  Cope)  (Fig.  1848), 

f         \    j      /  -JESgfffi        Dryptodon  Marsh  verrathen 

|  im  Zahnbau  und  in  der  Ge- 

\  stalt  des  gedrungenen,  mit 
ungewöhnlich  holiem ,  auf- 
steigendem Ast  versehenen 
Unterkiefers,  sowie  im  Bau 
der  prismatischen ,  sehr  un- 
vollständig mit  Schmelz  be- 
deckten Backzähne  Bezieh- 
ungen zu  den  Edentaten. 
Die  gewaltigen,  gekrümmten 
Schneidezähne  des  Unter- 
kiefers sind  allerdings  wie  bei 
den  Nagern  gebaut.  Die  ame- 
rikanischen Funde  stammen 
alle  aus  dem  tiefsten  Eocän* 
von  Puerco  in  Neu -Mexico 
und  von  Wyoming.  Im  Bohn- 
ere von  Egerkingen  fand 
Rütimeyer  isolirte  Schneide- 
zähne, die  mit  Stylinodon  über- 
einstimmen. 

Die  Gattungen  Ectoganua,  Hemiganus,  Conoryctes  Cope  aus  den 
Puercoschichten  von  Neu-Mexico  sind  noch  zu  wenig  bekannt,  um  mit 
Sicherheit  bei  den  Tillodontia  eingereiht  zu  werden.  Möglicherweise  gehören 
die  von  Marsh  als  Stagodon,  von  Cope  als  Thlaeodon  beschriebenen 
Zähne  und  Kieferreste  aus  der  obersten  Kreide  von  Wyoming  hierher. 

<;.  Ordnung.    Edentata.    [Bnita  Lin.)1) 

Gebiss  in  der  Regel  nur  aus  prismatischen,  schmelzloscn 
Backzähnen  bestehend,  zuweilen  vollständig  fehlend.  End- 
phalangen   der  Hände    und  Füsse  von  seitlich  zusammen- 

')  Ameghino,  Flor.,  Contribucion  al  conoeimento  de  los  Mainiferoa  fossiles  de  la 
Republira  Argentina.  Acta*  del  Acad.  nac.  di  Ciencias  en  Cordoba  1889.  —  Bur- 
mritter,  H.,  Ann  del  Museo  public«,  de  Buenos  Aires  Entrega  I— XII.  —  Cope, 
Ed>r.  The  Edentata  <»f  North  America     Ainer.  Naturalist  1889.    S.  657.   —  Owtn, 


Linker  I'nterkiefer- 


Ki>f.  1M8. 
Stylinotlon  \CnlamixtoH)  tdmpltx  Cope 
nut.    L'nt.  Eoc-Än  (WHMitch-Stufej  von  Wyoming,  •/»  nut.  »ir. 
A  Von  der  Seite,  B  von  oben,  C.  D  «'In  "unterer  M  von  der 
Auiwen-  un'l  Ilintereeitc.   (Mach  Cope.) 


Digitized  by  VjOOQle 


Edentata 


809 


gedrückten,  langen  und  spitzen  Krallen  umgeben.  Haut  mit 
Haaren,  Hornschuppen  oder  Knochenschildern.  Zitzen  brust- 
oder  bauchständig. 

Die  Edentaten  nehmen  unter  den  placentalen  Säugethicren  eine 
ganz  isolirte  Stellung  ein  uud  wurden  schon  von  C«  vier  den  Ungulaten 
und  lTnguiculaten  als  gleichwertige  Grupj>e  gegenübergestellt.  Das 
meist  monophyodonte,  aus  prismatischen  Zähnen  bestehende  Gebiss, 
in  dem  Eckzähne  stets,  Schneidezähne  fast  immer  fehlen,  der  Mangel 
an  Schmelz  bei  allen  recenten  Formen,  die  schwankende  Zahl  der 
Rücken-  und  Sehwanzwirbel  bei  vielen  Gattungen,  die  Verbindung 
des  Sitzbeins  mit  dem  Sacrum,  die  Vermischung  der  Harn-  und 
Geschlechtswege  bei  den  Weibchen,  und  die  Entwicklung  eines 
knöchernen  Ilautskeletes  bei  den  Gürtelthieren  bilden  die  auffallendsten 
Merkmale  der  in  ihrer  äusseren  Erscheinung  überaus  verschiedenartigen 
Edentaten.  Ihre  Herkunft  ist  vorerst  noch  völlig  unbekannt.  Sie 
sind  vermuthlich  in  Südamerika  entstanden  und  haben  von  dort  im 
Tertiär  auch  einige  Vertreter  nach  Afrika  und  Europa  entsendet; 
im  Pleistocän  dehnten  sie  ihre  Verbreitung  über  die  südliche  Hälfte 
von  Nordamerika  und  über  ganz  Centraiamerika  aus.  Unter  allen 
placentalen  Säugethieren  weisen  nur  die  Tülodontia  (Stylinodontiden) 
einige  Merkmale  auf,  die  vielleicht  gemeinsamen  Ursprung  mit  den 
Edentaten  vermuthen  lassen. 

Die  Wirbelsäule  enthält  wohl  differenzirte  Hals-,  Kücken-, 
Lenden-,  Sacral-  und  Schwanzwirbel.  In  der  Regel  sind  7«  seltener 
9  Halswirbel  vorhanden,  wovon  die  hinteren  zuweilen  verschmelzen. 
Die  Zahl  der  Rückenwirbel  schwankt  zwischen  12  und  24,  die  der 
Lendenwirbel  zwischen  3  und  9.  Bei  den  Glyptodontia  verschmelzen 
sämintliche  Dorsalwirbel  nebst  ihren  Dornfortsätzen  zu  einer  unbeweg- 
lichen Röhre  und  in  gleicher  Weise  auch  die  Lendenwirbel  mit  dem 
Sacrum ;  auch  die  hinteren  Schwanzwirbel  bilden  durch  Ankylose  der 
Uentren  ein  unbewegliches  Knochenstück. 

Der  Schädel  ist  bald  stark  verlängert,  bald  kurz,  abgestutzt. 
Meist  bleibt  das  Schädeldach  eben,  und  nur  bei  den  Gravigraden  bilden 
die  Parietalia  zuweilen  eine  schwache  Crista.  Die  Zwischenkiefer  sind 
bei  allen  Edentaten  schwach  entwickelt  und  nehmen  an  der  seitlichen 
Begrenzung  der  nach  vorne  gerichteten,  meist  grossen  Nasenlöcher  keinen 
Autheil.  Der  Jochbogen  ist  entweder  vollständig,  oder  unterbochen, 
zuweilen  sogar  rudimentär.  Bei  den  Gravigraden,  Tardigraden  und 
Glyptodontia  zeichnet  er  sich  durch  einen  langen,  nach  unten,  und 
einen  etwas  schwächeren,  schräg  nach  oben  und  hinten  gerichteten 
Fortsatz  aus. 

Fast  alle  Edentaten  sind  monophyodont ;  da  jedoch  bei  den 
Gattungen  Tatusia  und  Orycteropus  Milchzähne  dem  definitiven  Gebiss 
vorausgehen,  so  darf  wohl  angenommen  werden,  dass  die  Edentaten 
von  diphyodonten  Ahnen  abstammen.  Die  Backzähne  oben  und 
unten  sind  gleichartig  oder  doch  nur  wenig  von  einander  verschieden; 
ihre  Zahl  schwankt  zwischen  4  und  10,  wird  zuweilen  aber  auch 
grösser.    Sie  bestehen  aus  Dentin  und  einem  Ueberzug  von  Cement. 

Rieh.,  Desoription  of  the  tikeleton  of  an  extinet  ^igantic  sloth  CMvIorion  rohustus) 
London  1842  u.  Philcm  Trans  1851  —  1859  —  On  Glv])to<U»n     1838.  —  Reinhardt, 
J,  Vetenek.  Ketek,  akriv     Kjöbeuhaven  5  Kaekke  XI  XII. 


810  Vertebrata.  Mammalia 

Die  Dentinsubstanz  des  Zahnes  ist  in  der  Regel  aus  Schichten  von 
verschiedener  IlÄrte  und  Struktur  zusammengesetzt,  die  äussere, 
härteste  Schicht  lediglich  von  feinen  Dentinkanälchen  durchzogen ; 
sie  umgibt  einen  centralen  Vasodentinkern ,  in  welchem  zahlreiche 
gröbere  Kanäle  verlaufen.  Die  Backzähne  sämmtlicher  Edentaten 
haben  prismatische  Form  und  erreichen  oft  ansehnliche  Höhe;  sie 
sind  wurzellos,  unten  offen  und  wachsen  beständig  in  dem  Maasse 
weiter,  als  ihre  Krone  durch  Gebrauch  erniedrigt  wird.  Letztere 
ist  meist  eben,  seltener  schief  abgekaut,  oder  da  die  Zähne  häufig 
vierseitige  Form  besitzen  und  stets  so  angeordnet  sind,  dass  ein 
Oberkieferzahn  zwischen  zwei  Unterkieferzähne  greift,  so  können  sich 
auf  der  Krone  auch  einfache,  abgedachte  Querjoche  bilden.  Nicht 
selten  besitzen  alle  oder  ein  Theil  der  Zähne  auf  der  Aussen 
oder  Innenseite  oder  auch  innen  und  aussen  verticale  Furchen, 
welche  eine  Einschnürung  des  Zahnes  bedingen  und  denselben  zu- 
weilen in  zwei  oder  drei  durch  schmale  Brücken  verbundene  Pfeiler 
zerlegen. 

Die  Extremitäten  sind  bald  gleichmässig  ausgebildet,  oder  die 
hinteren  kürzer  und  stämmiger  als  die  vorderen.  Die  hohe  mediane 
Spina  des  Schulterblattes  endigt  in  einem  sehr  langen,  überhängenden 
Acromion,  das  bei  den  Gravigraden  sogar  mit  dem  meist  ungewöhnlich 
starken  Processus  coraeoideus  verwächst.  Neben  und  in  einiger  Ent- 
fernung vom  Hinterrand  verläuft  zuweilen  eine  zweite  schwächere 
C'rista.  Eine  Clavicula  besitzen  nur  die  Oravigrada  und  einige  Gürtel- 
thiere. 

Der  Ilumerus  ist  gedrungen,  Radius  und  Ulna  bleiben  getrennt. 
Der  Carpus  besitzt  nur  bei  Manis  ein  Centrale  und  besteht  meist  aus 
sieben  getrennten  Carpalknöehelchen  und  einem  Pisiforme.  Nicht  selten 
tritt  eine  Verschmelzung  von  Magnum  und  Trapezoid,  oder  von  Sca- 
phoideum  und  Lunare  ein,  oder  das  Trapezium  verwächst  mit  dem 
Scaphoideum  oder  dem  ersten  Metacarpale.  Von  den  Metacarpalia 
kommen  bald  alle,  bald  nur  vier,  sehr  selten  nur  drei  zur  Entwickelung. 
Sie  sind  von  verschiedener  Länge  und  stützen  sich  auf  5—3  Phalangen, 
wovon  die  letzten  als  schmale,  lange,  zusammengedrückte,  meist  zu- 
gespitzte Klauen  entwickelt  sind. 

Das  Becken  ist  bei  den  Faulthieren  und  Gravigraden  nach  vorne 
weit  geöffnet,  bei  allen  übrigen  Edentaten  verlängert  und  schmal.  Mit 
Ausnahme  von  Orycteropus  befestigen  sich  die  ungemein  stark  ent- 
wickelten Sitzbeine  am  hinteren  Theil  des  Sacrums;  die  Schambeine 
sind  schlank  und  dünn,  die  Symphyse  kurz,  das  Foramen  obturatorium 
gross.  Tibia  und  Fibula  sind  bald  getrennt,  bald  an  ihren  Enden 
verschmolzen. 

Tarsus  und  Hinterfuss  zeigen  bei  den  Ameisenfressern  und  Gürtel- 
thieren  den  normalsten  Bau  und  sind  meist  fünfzehig;  bei  den  übrigen 
verkümmern  häufig  die  inneren  oder  äusseren  Metatarsalia.  Der  C-al- 
caneus  hat  einen  verlängerten,  rauhen  Stiel;  der  Astragalus  eine  gewölbte 
Gelenkfläche  für  die  Tibia  und  auf  der  Aussenseite  eine  Grube  für 
den  eonischen  Fortsatz  der  Fibula.  Die  ersten  und  zweiten  Phalangen 
sind  kurz,  zuweilen  mit  einander  oder  mit  einem  Metatarsale  ver- 
schmolzen; die  Endphalangen  bald  krallenförmig,  bald  [Glyptodontia] 
breit,  hufartig  und  mit  Nägeln  bedeckt. 


Digitized  by  Google 


Kdentata.  Gravip*»da. 


811 


t)ie  Edentaten  besitzen  eine  Gehirnhöhle  von  raässiger  oder  ge- 
ringer Grosse.  Das  Gehirn  selbst  differirt  bei  den  verschiedenen 
Familien  beträchtlich,  indem  die  grossen  Hemisphären  fast  glatt  oder 
gefurcht  und  das  Corpus  callosum  klein  oder  gross  sein  können. 

Rei  den  altweltlichen  Formen  [Manis  und  Orycteropus)  erinnert  die 
Einrichtung  der  Geschlechtsorgane  an  Hufthiere.  Die  Hoden  liegen 
in  der  Leistengegend,  der  Penis  ist  äusserlich ;  bei  den  Weibchen  ist  der 
Uterus  deutlich  zweihörnig.  die  Vagina  ungetheilt  und  die  Placenta 
diffus  oder  breit  zonenförmig.  Bei  allen  amerikanischen  Edentaten 
liegen  die  Hoden  dicht  nebeneinander  in  der  Hauchhöhle  zwischen 
dem  Mastdarm  und  der  Blase;  der  Penis  ist  klein,  der  Uterus  einfach, 
kugelig,  die  Placenta  domförmig.  Die  ersteren  werden  als  Nomarthra 
den  amerikanischen  Xenarthr a  gegenübergestellt. 

Nur  von  den  Nomarthra  linden  sich  in  Europa  spärliche  tertiäre  Reste, 
weitaus  die  meisten  fossilen  und  lebenden  Xenarthra  gehören  Amerika  an. 

A.  Nomarthra.  Gill. 

Von  den  beiden  hierher  gehörigen  Familien  leben  die  Or ycteropodidae 
(Erdferkel)  im  tropischen  Afrika,  die  Sch uppenthi ere  (Manidae)  in  Afrika 
und  Südasien.  Von  Orycteropus  ist  eine  fossile  Art  (O.  Gaudryii  Forsyth 
Major)  im  oberen  Miocän  von  Samos  nachgewiesen  worden.  Manis  rindet 
sich  selten  im  Pleistocän  von  Südindien.  Spärliche  Reste  von  Palaeorycteropus, 
Necromanis,  Leptomanis  und  Necrodasypus  Filhol  aus  dem  Phosphorit  des 
Quercv  bekunden  die  Anwesenheit  von  Edentaten  auch  im  älteren  Tertiär 
von  Europa. 

B.  Xenarthra.  Gill. 

Die  Xenarthra  enthalten  die  Unterordnungen  der  Vermilinguia 
(Ameisenfresser),  Tardigrada  (Faulthiere),  Gravigrada  und  L  orte  ata 
( Gürtel thiere).  Von  den  zwei  ersten  finden  sich  nur  seltene  und  unvoll- 
ständige Ue!>erre8te  im  Tertiär  und  Pleistocän  von  Südamerika,  dagegen  sind 
von  den  Gravigraden  und  Loricaten  zahlreiche  tertiäre  und  pleistocäne 
Formen  aus  Süd-  und  Nordamerika  bekannt. 

3.  Unterordnung.    Gravigrada.    Riesen  fault  liiere. 
Ausgestorbene,  meist  grosse  und  plumpe  Pflanzenfresser  mit  länglich  cylindri- 
scJiem,  niedrigem  Schädel.  Jochbogen  sehr  stark,  mit  abwärts  gerichtetem  Fortsatz. 
Zahnformel:  J-J'-'^J.    Schwanz  ungemein  dick  und  lang.    Extremitäten  plump, 
massig  lang. 

Zu  den  Gravigraden  gehören  die  plumpsten  und  unbehülflichsten  Ver 
treter  der  Edentaten,  welche  sich  von  den  Faulthieren  der  Jetztzeit  durch 
viel  längeren  Schädel,  stärkeren  Joehbagen,  langen,  ungemein  kräftigen 
Schwanz,  kürzere,  plumpere  Extremitäten  und  häutig  beträchtlichere  Grösse 
unterscheiden.  Sie  finden  sich  fossil  im  Tertiär  und  Pleistocän  von  Süd- 
amerika und  im  Diluvium  von  Central-  und  Nordamerika. 

1.  Familie.  Megatheridae. 
Backzähne  prismatisch,  vierseitig,  in  geschlosswer  Reihe,  der  letzte  etwas 
kleiner  als  die  vorhergehenden.    Hinterast  des  Alveolar  Canals  auf  der  Innenseite 
des  aufsteigenden  JJnierkieferfortsatzes  mündend. 

Die  Gattungen  Zamicrus,  Promegatherium  und  Interodon  Amegh. 
finden  sich  im  Tertiär  von  Argentinien. 

Megatherium  Cuv.  (Fig.  1849).  Ein  vollständiges  Skelet  wurde  schon 
1789  in  Argentinien  ausgegraben  und  nach  Madrid  geschickt.    Seitdem  sind 


Digitized  by  Google 


812 


Vertebrata.  Mammalia. 


zahlreiche  Skelete  in  europäischen  und  amerikanischen  Museen  aufgestellt, 
die  alle  aus  der  Pampasformation  von  Argentinien  stammen.    Sie  haben 

eine  Höhe  von  21/«  m 
und  eine  Länge  von  ca. 
1  m.  Neben  M.  Ameri- 
canum  Blumb.  (=  M. 
giganteum  Pand.)  finden 
sich  noch  andere  Arten 
im  Pleistocän  von  Argen- 
tinien, Brasilien,  Chile, 
Ecuador,  Centraiamerika 
und  den  südlichen  Ver- 
FiK  ig««  einigten  Staaten. 

Menntherium  Amrriramim  Hlumb     Ptmpufortnatlon  (Ph-Iwtocaii).  Nothr  other  tum  Lv- 

Argentinien.  Interkiefer,  obere  An.icht  •*  nat.  Gr.  (Nach  Ow.n.)     rfekker  (Coelodött  Lund) 

bleibt  erheblich  an  Grösse  hinter  MegaVierium  zurück.   Pleistocän.  Brasilien. 

Neoracanthus,  Essonodontherium  Amegh.  Pampasformation.  Ar- 
gentinien. 

2.  Familie.  Megalonycbidae. 

Backzähne  prismatisch,  vierseitig  bis  quer  elliptisch  mit  zwei  Querjochen;  der 
vorderste  von  den  übrigen  durch  eine  Lücke  getrennt,  eckzahnähnlich.  Letzter 
Molar  kleiner  als  die  übrigen.  Alveolarcanal  entweder  vor  der  Basis  des 
au/steigenden  Astes  in  der  Mitte,  oder  neben  derselben  auf  der  Aussenseite  (sehr 
selten  auf  der  Innenseite)  mündend.  , 

Amegh  ino  beschreibt  aus  dem  älteren  Tertiär 
von  Santa  Cruz  in  Patagonien  eine  Anzahl  meist 
kleiner  Gattungen  (Hapalops,  Sch  ismotherium, 


Kentucky.  Schädel  nebst 
Nach  l.cMy.' 


Fl»?.  18TiO.  Ii:     IS  1 

Hvperlrptu»  (iarzimianu*  Anu-vh       Mt<)nUmv*  Jtffrrumi  l.ei.ly.  Pleistocän. 
Pnter-Tcrtinr.    Santa  Cruz.  Unterkiefer    .•«.«,"  nat.  Gr. 

PataK<>nicn.       '/s  »at  Gr 

(Nach  Am  eKh  ino.)       Pseudh  a  palops,  Geronops,  Xyophorus,  Hyper- 

leptus  [Fig.  1850],  Eucholoeops  etc.),  die  als  Vor- 
läufer der  viel  grösseren  Gattung  Megalonyx  JefTerson  (Fig.  1851)  gelten 
können ,  die  in  den  südlichen  und  mittleren  vereinigten  Staaten  von  Nord- 
amerika eine  weite  Verbreitung  besass  und  die  sogenannten  Megalonyx -Bed» 
des  unteren  Pleistocän«  cbarakterisirt. 

3.  Familie.  Mylodontidae. 

Backzähne  prismatisch  von  elliptisch  dreieckiger  Form.  Letzter  unterer  M 
grösser  als  die  vorhergehenden,  zueilappig.  Hinterer  Seitenast  des  Alveolarcanals 
aussen  mündend. 


uig 


tized  by  Google 


Edentata.  Gravigrada. 


813 


Die  ältesten  Vertreter  dieser  Familie  aus  dem  Tertiär  von  Santa  Cruz 
in  Patagonien  {Nematherium,  Analcitherium,  Ammotherium  Amegh.) 


sind  klein. 


Fig.  1852 

Mylodon  robutlu»  Owen.  I'Hinpasfonnntlon.  Buenos  Aires.  A  Schilde! 
nebst  Unterkiefer  von  der  Seite  B  Schiide]  von  unten.  C  linker  Vorder- 
fusiv  (Ä  Radius,  U  l'ln«,  *  ScHpholdeum,  /  l.unnre,  c  Ouneiforme,  p  Pisi- 
forme,  trt  Trapewnd,  m  Magnurn,  u  l:neiforine,  /—  V  erster  bis  fünfter 
Finger)  D  linker  Hinterfuss  (ca  (  '«lcaueu*,  a  Asiragalus ,  n  Naviculare, 
tb  ruboidenm,  e"  c"  t'uneifonnia  II  und  III  II—V  zweite  bis  fünfte 
Zehe.)    Alle  Figuren  '/«  nat  <ir.    (Nach  Owen.) 


Mylodon  Owen  (Fig.  1852)  hat  eine  breite,  abgestutzte  Schnauze  mit 
rudimentärem  Zwischenkiefer;  der  Jochbogen  Ist  unterbrochen  mit  stark 


Digitized  by  Google 


814 


Vertebrata.  Mammalia 


entwickeltem  unterem  Fortsatz.  Vorderfuss  fünf-,  Hinterfuss  vierzehig.  Die 
Haut  enthält  zahlreiche  Ossifikationen.  Im  Pampasschlamm  von  Argentinien. 
M.  robustus  Owen  hat  beinahe  die  Grösse  eines  Elefanten. 

Lestodon  Gerv.  Vorderer  Theil  des  Kiefers  verbreitert.  Pampas- 
formation. Argentinien. 

Scelidotherium  Owen  (Fig.  1853).  Schädel  lang,  niedrig,  Nasenbeine 
und  Oberkiefer  verlängert.  Vorne  vier,  hinten  drei  Zehen.  Häufig  in  der 
Pampasformation  von  Argentinien  und  im  Pleistocän  von  ganz  Südamerika. 


Rumpf,  Kopf  und  Schwanz  von  einem  aus  knöchernen  Platten  zusammen- 
gesetzten Panzer  bedeckt.  Mehr  als  5  (meist  8 — 10)  Backzähne  in  jeder  Kiefer- 
häljte.  Lebend  und  fossil  in  Süd-  und  Centraiamerika  und  in  den  südlichen 
vereinigten  Staaten  von  Nordamerika. 

1.  Familie.  Glyptodontidae. 

Ausgestorbene,  zum  Theil  sehr  grosse  Gürtelthiere  mit  dickem,  unbetoeglichem, 
aus  polygonalen,  durch  Suiur  verbundenen  Knochenplatten  bestehendem  Panzer. 
Schädel  kurz,  hoch,  vorne  abgestutzt;  Jochbogen  mit  abwärts  gerichtetem  Fortsatz. 
Backzähne  g,  länglichprismatisch,  durch  zwei  tieje  Quereinschnürungen  in  drei 
Pfeiler  gelheilt.  Gehirn  sehr  klein.  Sämmtliche  Bückenwirbel  zu  einer  Röhre 
vencachsen  und  die  Lendenuirbel  mit  dem  Sacrum  verschmolzen. 


Filf  IS.%4. 

pAWOCMfrtu  tubfrcvlatu*  Owen  *}.    Kestaurirte»  Skelot  ohne  Pnnxcr.    Pnnipiisfnnnation.  Argentinien. 

t/H  Itftt  Or.     Nach  H  u  r  m  c  i  o  I  e  r.  i 

Die  Glyptodonten  begleiteten  im  Tertiär  und  Pleistoeän  von  Amerika 
überall  die  Gravigraden  und  stellen  einen  ausgestorbenen,  eigentümlich 
speeialisirten  Seitenzweig  der  Gürtelthiere  dar.  Ihr  auffallendstes  Merkmal 
beruht  in  der  Zusammensetzung  des  ungemein  dicken,  halbkugeligen  oder 
länglich  ovalen,  unbeweglichen  Rüekenpanzers  aus  sechs-,  fünf-  oder 
vierseitigen,  verschiedenartig  verzierten  Knochenplatten ,  die  durch  Sutur 
fest  mit  einander  verbunden  sind. 

Die  Wirbelsäule  enthält  7  Hals-,  12  Rücken,  7 — 9  Lenden-,  8  Sacral- 
und  20 — 24  Schwanzwirbel.    Von  den  Halswirbeln  hat  der  Atlas  mässige 


4.  Unterordnung.    Loricata.  Gürtelthiere. 


Digitized  by  Googl 


Edentata.  Loricata 


815 


Grösse  und  bleibt  stets  frei ;  der  Epistropheus  verschmilzt  mit  den  4  oder  5 
folgenden  sehr  kurzen  Wirbeln;  der  letzte  Halswirbel  ist  immer  von  den 
vornergehenden  getrennt,  kann  aber  mit  den  Rückenwirbeln  verwachsen. 
Die  Centren  und  kurzen  Dornfortsätze  der  letzteren  Rind  fest  mit  einander 
verschmolzen  und  bilden  eine  unbewegliche  Röhre,  deren  Gliederung  nur 
durch  die  Querfortsätze  und  seitlichen  Nervenlöcher  angedeutet  wird.  Diese 
dorsale  Röhre  articulirt  mit  einem  hinteren,  ebenfalls  unbeweglichen  Theil 
der  Wirbelsäule,  welche  aus  den  innig  verschmolzenen  Lenden-  und  Sacral- 
wirbeln  besteht  und  welche  sich  durch  einen  hohen,  aus  der  Verwachsung 
der  Dornfortsätze  gebildeten  Kamm  auszeichnet.  Die  7  vorderen  Schwanzwirbei 
sind  beweglich  mit  einander  verbunden  und  mit  starken  Hämapophysen  ver- 
sehen. An  dem  sehr  kurzen,  hohen  Schädel  verschwinden  die  Suturen  frühzeitig, 
der  Gaumen  ist  von  zahlreichen  Oeffnungen  durchbohrt,  der  Jochbogen  mit 
starkem,  nach  abwärts  gerichtetem  Fortsatz  und  der  Unterkiefer  mit  ungewöhn- 
lichem hohen  aufsteigenden  Ast  versehen.  Von  den  Extremitäten  sind  die 
hinteren  etwas  länger  und  plumper  als  die  vorderen.  Die  Hüftbeine  stehen 
fast  rechtwinklig  zur  Körperaxe,  die  Sitzbeine  sind  gewaltig  verbreitert  und 
mit  der  Wirbelsäule  verwachsen. 


Fig.  1865. 

(Uyplodon  reticulatu*  Owen  (=  Schistopleurum  typv*  Nodot).    Pampasfonnation.    Rio  Salatlo.  Argen- 
tinien.  Restaurirt«*  Skelet  mit  Panzer  im  Pariser  Museum  (nach  Oaudry).   •/»•  nat.  <Jr. 

Die  ältesten  Glyptodontiden  finden  sich  im  älteren  Tertiär  von  Santa 
Cruz  in  Patagonien  (Cochlops ,  Eucinepeltus ,  Propalaeohoplophorus , 
Asterostemma  Amegh.),  sind  aber  meist  unvollständig  bekannt  und 
kleiner  als  die  jüngeren  Gattungen.  In  der  sogenannten  Patagonischen 
Formation  (Miocän)  von  Argentinien  kommen  Palaeohoplophorus,  Coma- 
phorus ,  Plaxhaplus  Amegh.  u.  a.  vor. 

Glyptodon  Owen  (Fig.  1855.  1856).  Schwanz  kurz,  zugespitzt,  von  zahl- 
reichen, aus  eonischen  oder  stacheligen  Platten  zusammengesetzten  Querringen 
umgeben.  Die  Platten  des  Rückenpanzers  aussen  rosettenartig  verziert.  Zahl- 
reiche Arten  in  der  Pampasformation  von  Argentinien  und  Uruguay.  Selten 
im  Pleistocän  von  Florida,  Neu-Mexico  und  Texas.  Die  Höhe  von  Gl.  reti- 
culatus  Owen  beträgt  1,2  m,  die  Länge  2  m. 

Hoplophorus  Lund.  (Fig.  1858).  Schwanz  lang,  allseitig  mit  ovalen  oder 
rundlichen  Platten  bedeckt,  deren  Zwischenräume  durch  kleinere,  polygonale 
Platten  ausgefüllt  sind.    Pleistocän.    Argentinien  und  Brasilien. 

Panochthus  Burin.  (Fig.  1854.  1857).  Panzerplatten  vier-  oder  fünfseitig, 
aussen  mit  zahlreichen  Höckerchen  bedeckt.  Schwanz  vorne  mit  beweglichen 
Querringen,  hinten  von  einer  langen  gekörnelten  Röhre  umgeben,  worin 


816 


Vertebrata.  Mammalia. 


grössere  ovale  oder  rundliche,  radial  gestreifte  Platten  eingebettet  sind. 
Pleistocän.    Argentinien.    Hämmtliche  Arten  sehr  gross. 


Fix.  Panocht hu»  tuiirrruinlu*  <  »wen  s|>    I'iuiipiixfortuiition.  Prov  Buenos  Aires.    Tänzer  rertAurirt 

V»  um.  Gr.    Nach  Burineii'ter  , 


Kip    1»'.8     HuplaphoTus  ]{run>tri  Auiefch.    i'HUipaftJtoniiaUon     Argentinien.     Hchuanzrohre  von  <ler 

Seite.    '/«  nat.  <ir.    I  S.ieh  A  in  egta  in..) 

Lomaphorus  Amegh.,  Eleutherocercus  Koken.  Pleistocän.  Süd- 
amerika. 

Doedicurus  Amegh.  Panzerplatten  aussen  mit  Grübchen  verziert. 
Schwanzröhre  am  Ende  kolbig  verdickt.    Pampasformation.  Argentinien. 


)igitized  by  Google 


Edentata.    Loricata.  Rodentia. 


817 


2.  Familie.  Dasypodidae.  Armadille. 

Hautpanzer  entweder  ganz  aus  beweglichen  Querreihen  von  Knochenplatten 
oder  aus  einem  unbeweglichen  Schulter-  und  Beckenpanzer  und  einer  dazwischen 
liegenden  Reihe  beiceglicfier  Querringe  bestehend,  Schädel  lang,  niedrig,  mit  ver- 
schmälerter Schnauze.    Jochbogen  ohne  abwärts  gerichteten  Fortsatz.  Backzähne 

(meist  ö=iö)  prismatisch-conisch.  Rücken-  und  Lendenwirbel  frei,  nicht  verschmolzen. 

Die  Dasypodidae  unterscheiden  sich  von  den  nahe  verwandten  Olypto- 
dontia  hauptsächlich  durch  den  beweglichen  Rückenpanzer,  den  niedrigen, 
langgestreckten  Schädel,  durch  einfachere  Bezahnung  und  durch  die  freien 
Rück  en-  und  Lendenwirbel.  In  der  Grösse  bleiben  sie  meist  beträchtlich 
hinter  den  Glyptodontiern  zurück. 

Die  Armadille  leben  in  den  Ebenen  und  Wäldern  des  tropischen  und 
gemässigten  Südamerika;  eine  einzige  Gattung  (Tatusia)  überschreitet  den 
Aequator  und  verbreitet  sich  über  Centraiamerika  bis  nach  Mexico  und 
Texas.  Es  sind  meist  harmlose,  kleine  nächtliche  Thiere,  die  sich  von 
Wurzeln,  Insekten,  Würmern  und  Reptilien  ernähren  und  sich  der  Verfolgung 
durch  grosse  Geschwindigkeit  oder  durch  Eingraben  in  den  Boden  entziehen. 
Die  fossilen  Dasypoden  finden  sich  im  gleichen  Verbreitungsbezirk,  wie  ihre 
lebenden  Nachkommen,  und  gehören  zum  Theil  zu  noch  jetzt  existirenden 
Gattungen  (Tatusia,  Dasypus,  Xenurus,  Tolypeutes,  Cheloniscus,  Chlamydophorus) 
und  Arten.  Die  meisten  Formen  stammen  aus  dem  Pleistocän  (Pampas- 
formation) von  Argentinien,  aus  brasilianischen  Knochenhöhlen  oder  aus 
dem  Tertiär  von  Patagonien.  Die  ältesten  Vertreter  finden  sich  in  den  Santa- 
Cruz-Schichten  von  Patagonien  (Peltephilus,  Prozaedyus,  Stegotherium  Amegh.). 

Chlamydotherium  Lund  aus  dem  Pleistocän  von  Brasilien,  Argentinien 
und  Florida  hat  die  Grösse  eines  Rhinoceros. 


7.  Ordnung.    Rodentia.    (Glires)  Nager.1) 

Extremitäten  mitKrallen,  seltener  mit  huf  artigen  Nägel  n. 
Gebiss  ohne  Eckzähne.  Scheidezähne  jederseits  T  (bei  einer 
Familie  \),  sehr  lang,  gebogen  mit  persistenter  Pulpa,  vorne 
mit  Schmelz  bedeckt  und  mit  schräg  zugeschärfter,  meissel- 

förmiger  Kaufläche.    Backzähne  durch  weites  Diastema 

von  den  Schneidezähnen  getrennt,  bunodont,  lophodont  oder 
prismatisch.  Gelenkkopf  des  Unterkiefers  meiBt  in  einer 
Längsrinne  sich  bewegend. 

Die  Nager  bilden  eine  einheitliche,  nach  allen  Seiten  scharf  ab- 
gegrenzte, in  mancher  Hinsicht  durch  primitive,  in  anderer  durch  auf- 
fallend differenzirte  Merkmale  ausgestattete  Ordnung.  Es  sind  meist 
kleine  Pflanzenfresser,  die  sich  häutig  Höhlen  oder  unterirdische  Gänge 
graben,  zuweilen  aber  auch  klettern  oder  schwimmen.  Gebiss  und  Skelet 
sind  durch  die  Art  der  Ernährung  und  Lebensweise  wesentlich  beeinfiusst. 


')  Brandt,  J.  F.,  Mem.  Acad.  imper.  St.  Petersb.  1835.  VL  Serie,  t.  III. 
S.  77—336.  —  Cope,  E.  D.,  The  extinet  Rodentia  of  North  America.  Amer.  Naturalist 
1883.  XVII.  8.  43.  165  u.  370.  —  Major- Forsyth,  C.  J,  Nagerüberreate  ans  Bohn- 
erzen  Süddeutachlands  u  d.  Schweiz.  Palaeontogr.  1873.  Bd.  XXII.  —  Nehring,  A., 
Beiträge  xur  Kenntniss  der  Diluvialfauna  I.  u.  II.  (Nager).  Zeitschr.  f.  ges.  Naturw. 
1876.  XLVH  u.  XLVIII.  —  Schlosser,  M.,  Nager  d.  Europ.  Tertiäre  u.  über  d. 
Organisation  u.  d.  geschieht!.  Entwickelung  der  Nager.  Palaeontogr.  1884.  Bd.  XXXI. 
—  Winge,  H.,  Jordfunde  og  nulevende  Gnavere  (Rodentia)  fra  Brasilien.  E.  Museo 
Lundii.   Kjobenhavn  1888. 

Z Ittel,  Grandzfige  der  Palaeontologle.  52 


Digitized  by  LiOOQlc 


818 


VertebratÄ.  Mammalia. 


Der  Schädel  (Fig.  1859)  ist  meist  niedrig  und  länglich,  das  Hinter- 
haupt fällt  steil  ab;  die  kleine  Gehirnhöhle  umschliesst  ein  Gehirn  mit  fast 
glatten  Grosshciuisphärcn,  welche  das  Kleinhirn  und  die  Riechlappeu  nicht 
bedecken,  die  Nasenhöhle  ist  umfangreich  und  mit  Ethmoidalconchen 
ausgefüllt ;  die  Nasenlöcher  öffnen  sieh  stets  nach  vorn.  Der  Processus 
paroccipitalis  hat  häufig  ansehnliche  Länge.  Die  Augenhöhlen  sind 
hinten  offen.    Der  kräftige  Processus  zygomaticus  des  Oberkiefers  ist 

vom  Foramen  infra- 
orbitale durchbohrt, 
das  zuweilen  einen  so 
weiten  Canal  bildet, 
dass  nicht  nur  der 
Nervus  facialis,  son- 
dern auch  der  vor-, 
dere  Ast  des  Masseter- 
muskels  darin  Platz 
rinden.  Hei  den  Hy- 
stricomorpha  übertrifft 
der  Infraorbitalcanal 
zuweilen  die  Augeu- 
höhlen  an  Durch- 
messer. Der  Joch- 
bogen ist  stets  wohl 
entwickelt,  die  Thrä- 
nenbeine  sind  gross. 
Die  vorderen  Gau- 
menlöcher zeichnen 
sich  durch  ansehn- 
liche Grösse  aus.  Der 
Unterkiefer  besitzt 

aussen  häufig  eine  vorspringende  horizontale  Leiste  zur  Anheftung  des 
Massetermuskels.  Der  gewölbte  Gelenkkopf  liegt  ziemlich  hoch  und 
ist  in  der  Kegel  länger  als  breit. 

Der  Sehultergürtel  enthält  neben  der  Seapula  meist  auch  eine 
Clavicula.  Die  beiden  Vorderarmknochen  sind  zuweilen  rotationsfähig. 
Der  Carpus  besitzt  häufig  ein  Centrale;  Scaphoideum  und  Lunare 
verschmelzen  fast  immer.  Die  Endphalangen  sind  spitz  und  von 
Krallen  umgeben.  Im  Heckengürtel  zeichnet  sich  das  Hüftbein 
durch  schlanke,  dreikantige  Gestalt  aus,  Schambeiu  und  Sitzbein  sind 
gross  und  durch  eine  lauge  Symphyse  verbunden.  Am  Femur  ist 
meist  ein  dritter  Trochanter  entwickelt.  Im  Tarsus  findet  keine  Ver- 
schmelzung oder  Reduetion  der  Knöchelchen  statt. 

Im  Gegensatz  zu  dem  primitiven  Bau  des  Schädels  und  des  ganzen 
Skeletes  weist  das  Gebiss  der  Nager  eine  weitgehende  Specialisirung 
auf,  welche  sich  sowohl  im  Hau  der  Schneidezähne,  als  auch  der  Hack- 
zähne kund  gibt  und  bereits  die  ältesten  fossilen  Formen  charakterisirt. 

Die  Zahnformel  schwankt  zwischen  ™°  Ü'  l  und  J— °n  l.    Die  Eckzähne 

1.  II.  Z,  A  1.  U.  i 

sind  überall  vollständig  verschwunden  und  dio  Hackzähne  von  den 
Incisiven  durch  eine  weite  Lücke  getrennt.  In  der  Regel  kommt  oben 
und  unten  nur  ein  Paar  grosser,  gekrümmter,  nur  vorne  mit  Schmelz 


Flg.  1859 

Hyrlrochocm*  capybara  Erxl.  Süd  -  Amerika.  Sehftdel  und  Unter- 
kiefer, '/i  nat.  Gr.  (Nach  Klower.)  I*mx  Zwischenkiefer,  Mi  Ober- 
kiefer, Ka  KaKenbefn,  /,  Tliranenheln.  Fr  Stirnbein,  l'a  Scheitelbein, 
Sq  Schläfenbein  ,  Ju  Jochbein,  Per  Perioticum;  i  oberer,  <|  unterer 
Schneidezahn,  io  Infraorbitalcannl,  pz  Processi«  zygoniaticUK  des  Ober- 
i  puroccipitalis,  ro  Condylus,  a  Angulus, 
«■rista  de«  Unterkiefers. 


Digitized  by  Google 


Roden  tia.   Protrogomorpha.  819 

bedeckter  und  mit  persistenter  Pulpa  versehener  J  zur  Entwickelung; 
nur  bei  den  hasenartigen  Nagern  stehen  im  Zwischenkiefer  zwei  winzige 
Zähnchen  unmittelbar  hinter  den  zwei  normalen  grossen  Nagezähnen. 
Letztere  wachsen  im  gleichen  Maasse  weiter,  als  ihre  Krone  durch  Ab- 
kauung abgenützt  und  zu- 
geschärft wird.  Die  Back- 
zähne sind  niemals  voll- 
zählig entwickelt;  in  der 
Regel  fehlen  im  Oberkiefer 
ein,  zwei,  drei  oder  alle 
Praemolaren  und  im  Unter- 
kiefer mindestens  die  zwei 
vorderen,  zuweilen  aber  auch 
drei  oder  alle  P,  ja  sogar 

VertlcallAiiRKschnftt  durch  einen  Bibersehadel  (Ca$ior  fiber 


von  den  Molaren  kann  nach 


Rednetinn     ctfuimMichpr     P     Lln)>  um  d,e  Einpflanzung  den  Schneidezahns  und 
neaUCllOU     samintntner    r  Backzähne  zu  zeigen.   (Nach  Flower.) 

der    hintere  verkümmern. 

Abgesehen  vom  vordersten  P  zeigen  sämmtliche  Backzähne  übereinstim- 
menden Bau.  Sie  sind  bald  kurz  (brachydont)  und  mit  Wurzeln  ver- 
sehen, bald  hoch  (hypselodont) ,  prismatisch,  wurzellos  und  wie  die 
Schneidezähne  unten  offen.  Die  ersteren  haben  bunodonte  oder  lopho- 
donte  Kronen,  die  letzteren  sind  aus  Prismen  oder  comprimirten 
Lamellen  zusammengesetzt.  * 

Der  Zahnwechsel  beschränkt  sich  bei  den  Nagern  in  der  Regel 
auf  die  Backzähne,  ist  aber  auch  hier  unvollständig  und  fehlt  gänzlich 
bei  allen  Myomorphen.  Bei  den  mit  vier  Backzähnen  versehenen 
Formen  sind  die  drei  letzten  als  ächte  Molaren,  der  vordere  als  Prae- 
molar  zu  betrachten,  obwohl  bei  manchen  Hystricomorpha  der  vordere 
Zahn  keinen  vorausgehenden  Milchzahn  verdrängt.  In  den  meisten 
Fällen  kommt  es  jedoch  zur  Entwickelung  eines  Milchzahnes.  Zuweilen 
(Caviaden)  wird  der  Milchzahn  schon  im  fötalen  Zustand  gewechselt.  Bei 
den  Lagomorphen  findet  ein  fast  vollständiger  Zahnwechsel  statt, 

Die  Nager  bilden  gegenwärtig  weitaus  die  formenreichste  Ordnung 
der  Säugethiere.  Mehr  als  900  lebende  Arten  vertheilen  sich  über  die 
ganze  Erdoberfläche.  Am  reichsten  an  Nagern  ist  Südamerika.  Europa, 
Asien  und  Nordamerika  haben  viele  gemeinsame  Gattungen  und  Familien 
und  bilden  nur  ein  thiergeographisches  Reich.  Afrika  enthält  eine 
Anzahl  eigenthümlicher  Typen,  theilt  aber  mit  Südeuropa  und  Südasien 
verschiedene  Familien,  Gattungen  und  selbst  Arten. 

Die  heutige  Verbreitung  der  Nager  ist  bereits  in  der  Tertiärzeit 
wenigstens  in  den  Hauptzügen  vorgezeichnet.  Zwar  gehören  fossile  Nager- 
reste wegen  ihrer  Kleinheit  und  Zerbrechlichkeit  nicht  zu  den  häufigen 
Vorkommnissen,  aber  immerhin  ist  eine  genügende  Anzahl  von  Gattungen 
und  Arten  aus  dem  Tertiär  und  Diluvium  von  Europa,  Asien,  Nord- 
und  Südamerika  bekannt,  um  über  die  Herkunft  der  jetzigen  Nager- 
familien Licht  zu  verbreiten. 
• 

1.  Unterordnung.    Protrogomorpha.  Zitt. 

lnfraorbitalcanal  weit,  Jochbogen  meist  neben  dem  vorderen  Bachzahn  vor- 
springend.   Stirnbein  ohne  rostorbitalfortsatz.    ZaJin/ormel:  ]  °0  2y7,  %  Back- 

52* 


Digitized  by  Google 


820 


Vertebrata.  Mammalia. 


zähne  brachyodont,  selten  hypselodont  von  mehr  oder 
Unterkiefer  mit  hohem  Kronfortsatz.  Tibia  und  Fibula 


primitivem  Bau. 
oder  verschmolzen. 


1.  Familie.   Ischyromyidae.  Cope. 

Zahnformel:  \      :  *.    Backzähne  brachyodont,  bunodont  oder  lophodont  mit 

wohl  entwickelten  Wurzeln.  Tibia  und  Fibula  getrennt.  Im  Eocän  und  Miocän 
von  Nordamerika. 

Ischyromys  Leidy  (Miocän),  Paramys  Leidy  (Sciuravus  Marsh). 
Tillomys,  Toxymys  Marsh  (Eocän). 

2.  Familie.  PeeudoBciuridae. 

Zahnformel:  \  Backzähne  brachyodont,  mehrwurzelig,  lophodont  oder 

bunodont.    Im  Eocän  von  Europa. 

Sciuroides  F.  Major.  Obere  Backzähne  quadrituberculär,  die  inneren 
Hügel  V  förmig.  Untere  M  mit  zwei  Querjochen  und  einer  wallförmigen 
Leiste  am  Vorderrand.  Bohnerz  von  Egerkingen,  Ulm  und  Phosphorit 
des  Quercy. 

Pseudosciurus  Hensel  (Fig.  1861).  Obere  M  quadratisch  mit  vier 
Haupthöckern  und  zwei  winzigen  Zwischenhöckern.  Untere  M  quadrituberculär. 
Im  Bohnerz  der  schwäbischen  Alb  und  im  Phosphorit  des  Quercy. 


m    m     m , 


Fig,  1861. 

Hensel.    Ob.  Eoean  (Bohnerz).  Eselsberg  bei  Ulm-  i  Schädel,  B  Unterkiefer 
von  innen,  mit.  tir.,  C  oliere,  D  untere  Backzähne  yergr. 

3.  Familie.  Theridomyidae. 

Zahnformel  .  'T  °0  ]  f .    Backzähne  bald  niedrig,  bald  prismatisch,  mit  oder 

ohne  Wurzeln,  aus  zwei  Querprismen  bestehend,  die  meist  durch  secundäre  Ein 
buchtungen  gefaltet  sind. 

m<     m%     „(i  Im  Eocän  und  Miocän  von  Eu- 

ropa. Einzelne  der  hierher  gehörigen 
Formen  zeigen  im  Bau  der  Backzähne 
mancherlei  Uebereinstimmung  mit  süd- 
amerikanischen Caviiden. 

Trechomys  Lart.,  Protechimys, 

Cournon.  "Kiy-de  Dome,    ubere  Unckznhne  in      Nesokerodon  Schlosser.      Ob.  Eocän 
dreifach  vergr.    (Nach  (iervuis.)      ,m        ,      ..        j  15  ,  . 

Phosphorit  und  Bonnerz). 

Theridomys  Jourd.   Häufig  im  oberen  Eocän  und  im  unteren  Miocän. 

Issi odoro mys  Croizet  (Fig.  1863),  Archaeomys  de  Laizer  et  Parien. 
Unt.  Miocän. 


Kit:.  1862 

letiodaromy»  pteudanaema  Trotzet.  Unt  Mioean. 
Cournon.  l'uy  de  Dome,  üben-  Backzähne  in 
nat.  (ir.  und  dreifach  vergr.    (Nach  (iervais.i 


Digitized  by  Google 


Rodentia.   Protrogomorpha.  Sciuroraorpha. 


821 


4.  Familie.    Myoxidae.  Siebenschläfer. 

Kletternde  Nager  mit  buschig  behaartem  Schwanz  und  kurzen  Vorderfüssen. 
Schädel  mit  schmalen  Stirnbeinen;  Injraorbitalloch  hoch  gelegen.  Unterkiefer 

mit  hohem  schmalem  Kronfortsatz.    Backzähne  (j)  brachyodont;  Wurzeln  lang, 

getrennt;  Krone  mit  Querriffen.    Fibula  mit  der  Tibia  verwachsen. 

Lebend  im  paläarktischen  und  äthiopischen      v  /?in*y»gv 
Gebiet.  Fossile  Arten  der  zwei  noch  jetzt  existiren- 
den  Gattungen  Myoxus  Schreber  (Fig.  1863)  und 
M uscardinus  Wagn.  auch  im  Eocän,  Miocän  und 
Pleistocän  von  Europa. 


18o3 

Myoxu»   Samanienrli  Lartet 
Mioean.    Hnhneberg  hei  Nord- 
linsen.  A  obere,  B  untere  Baok- 

zahne  «/,  (nach  Schlosser). 


5.  Familie.  Dipodidae.  Springmäuse. 

Infraorb italöftn u ng  gerundet,  mit  dünner  Aussen- 
I;   Jochbogen  vorne  steil  gegen  das  Lacrimale 

ansteigend.    Backzähne  (J^j-J)  meist  mit  deutlichen 
Wurzeln,  queren  Schmelzriffen  und  Höckern.    Fibula  mit  der  Tibia 
Hinterbeine  verlängert,  drei-  bis  fünfzehig. 

Die  Springmäuse  bewohnen  gegenwärtig  die  Wüsten  und  Steppen  von 
Afrika,  Asien,  Südost-Europa  und  Nordamerika.  Fossile  Ueberreste  wurden 
bis  jetzt  nur  im  Diluvium  gefunden  und  gehören  ausschliesslich  zu  lebenden 

Gattungen  (Alactaga,  Jaculus,  Sminthus);  sie  finden  sich  meist  im  Verbreitungs- 
gebiet ihrer  noch  existirenden  Nachkommen. 


2.  Unterordnung.    Sciuromorpha.  Brandt. 

Infraorbitalcanal  klein,  der  vordere  Ast  des  Masseter  an  der  Aussenseite 
des  Processus  zygomaticus  angeheftet.  Stirnbein  mit  oder  ohne  Postorbitalfortsatz. 
Zahnformel:  J;-J;  2Jr~jr  Backzähne  brachyodont  oder  hypselodont,  mehrwurzelig 
oder  wurzellos.  Unterkiefer  mit  hohem  Kronfortsatz.  Clavicula  vollständig.  Tibia 
und  Fibula  getrennt. 

1.  Familie.  Sciuridae. 

Schädel  verhältnissmässig  breit  und  hoch.  Stirnbein  mit  Processus  postorbitalis. 
Jochbogen  kräftig,  hauptsächlich  aus  dem  verlängerten  Jugale  bestehend.  Backzähne 
i^~44)  brachyodont,  mehncurzelig,  bunodont  oder  lophodont.    Tibia  und  Fibula 

getrennt.  Schwanz  lang,  buschig  behaart.  Vorderfuss  mit  vier,  Hinterfuss  mit 
fünf  Zehen. 

Die  Sciuriden  sind  theils  Kletter- 
thiere,  theils  Höhlen-  und  Steppen- 
bewohner und  gehören  gegenwärtig  haupt- 
sächlich der  alten  Welt  und  Nordamerika 
an.  Sie  fehlen  in  Australien  und  Süd- 
amerika. Fossile  Formen  finden  sich  im 
oberen  Eocän  von  Europa,  im  Miocän, 
Pljocän  und  Pleistocän  von  Europa,  Nord- 
amerika und  Südasien. 

Plesiarctomys  Brav.,  Plesiosper- 
mophilus  Filhol.    Ober  Eocän. 

Spermophilus  Cuv.  Ziesel.  Lebend 
in  Osteuropa,  Nordasien  und  Nordamerika. 
Fossil  im  Diluvium  von  Europa. 

A rctomys  Gmel.  (Murmelthier).  Le- 
bend in  Europa,  Nordasien  und  Nordamerika.    Fossil  im  Diluvium  von 
Europa  und  Nordamerika. 


Flg.  1864. 

SciurttM  wigarU  LIn.    Reeent.  Kuropa. 
Schndel  und  Unterkiefer  von  der  Seite 
um.  Gr.    p/  PostorbituirortKat», 
io  Koraincn. 


Digitized  by  Google 


Vertebrata.  Mammalia. 


Sciurus  Lin.  Eichhörnchen.  (Fig.  1864.)  Fossil  im  oberen  Eocän, 
Miocän  und  Pleistocän  von  Europa  und  Nordamerika, 

Tamias  Iiiig.    Lebend  und  fossil  im  Diluvium  von  Nordamerika. 

2.  Familie.  Castoridae. 

Schädel  niedrig,  langgestreckt.  In/raorbitalloch  klein.  Stirnbein  ohne  Post- 
orbitaljortsatz.    Kronfortsatz  des  Unterkiefers  hoch;  Winkelfortsatz  gerundet,  am 

ünterrand  einwärts  gebogen.  Backzähne  (|)  prismatisch,  aus  zwei  comprimirten 
Pfeilern  bestehend,  die  durch  ein  Querthal  getrennt  und  oben  durch  äussere,  unten 
durch  innere  Einbuchtungen  in  mehrere  Querlamellen  zerlegt  sind.  Vorderbeine 
kürzer  als  Hinterbeine,  die  Zehen  durch  Schwimmhaut  verbunden.  Schwanz  ab- 
geplattet, breit,  mit  Homschuppen  bedeckt. 

Lebend  in  Europa  und  Nordamerika. 
Fossil  im  Miocän,  Pliocän  und  Pleistocän 
desselben  Gebietes. 


Fig.  1866. 

8tentofiber  Uteri  H.  v.  Meyer  (=  St.  VMacmMt 

Gervais).    Unt.  Miocan.   8t.  Gerand-le-Puy. 
Alller.   Schädel  von  unten.  »/«  nat  Gr. 
(Nach  Fi  1  hol.) 


Flg.  1866. 

Cattor  Filter  Lin.  Torf  Newbury,  England.  Unterkiefer. 
V»  nat.  Gr.   (Nach  Owen.) 

Steneofiber  Geoffroy  (Chalicomys, 
Chelodus  Kaup,  Palaeocaslor  Leidy)  (Fig. 
1865).  Halb  so  gross  als  der  Biber.  Vor- 
dere Gaumenlöcher  ausschliesslich  vom 
Zwischenkiefer  begrenzt.  Basioccipitale 
nicht  ausgehöhlt.  Backzähne  zweiwurzelig. 
Ziemlich  verbreitet  im  unteren,  mittleren 
und  oberen  Miocän  und  im  Pliocän  von  Europa,  sowie  im  Miocän  von 
Nordamerika. 

Castor  Lin.  Biber.  (Fig.  1866.)  Vordere  Gaumenlöcher  vom  Zwischen- 
und  Oberkiefer  begrenzt.  Zähne  wurzellos.  Basioccipitale  tief  ausgehöhlt. 
Lebend  in  Europa  und  Nordamerika.  Fossil  im  Pliocän  und  Pleistocän  von 
Europa  und  im  Diluvium  von  Nordamerika. 

Trogontherium  Fischer.  Wie  Castor,  aber  Basioccipitale  nicht  aus- 
gehöhlt.   Im  untersten  Diluvium  von  Europa. 

Eucastor  Leidy,  Mylagaulus  Cope.    Pliocän.  Nordamerika. 

3.  Familie.   Geomyidae.    Taschen ratten. 

(Saccomyidae  Winge.) 

Kleine,  meist  grabende  oder  auf  der  Erde  wohnende  Nager  mit  grossen,  nach 

aussen  geöffneten  Backentaschen.    Jochbein  klein.     Backzähne  (•£),  entweder 

braehyodont  oder  prismatisch  wurzellos.  Tibia  und  Fibula  verwachsen,  seltener 
getrennt. 

Öämmtliche  Geomyidae  gehören  Amerika  an.  Ihre  Hauptverbreitung  ist 
in  Nordamerika,  woselbst  auch  einige  tertiäre  Gattungen  (Oymnoptychus, 
Helkcomys,  Entoptychus,  Pleurolicus  Cope)  vorkommen. 


uigi 


:ea 


by  Google 


Rodentia.  Myomorpha. 


823 


3.  Unterordnung.  Myomorpha.    Brandt  (emend.  Winge). 

In fraorbitalloch  ziemlich  gross,  hoch  gelegen,  das  Jochbein  vorne  durch  den 

Processus  zygomaticus  gestützt.    Backzähne  S2,  brachyodont  oder  prismatisch, 

bunodont.     Unterkiefer  mit  hohem  Kronfortsatz.     Clavicula  meist  vollständig. 

Tibia  und  Fibula  verschmolzen. 

Zu  den  Myomorphen  gehören  nur  kleine  Nager,  welche  Bich  in  Erd- 
löcher zurückziehen  und  über  die  ganze  Erdoberfläche  verbreitet  sind.  Fossile 
Formen  beginnen  im  Miocän. 

1.  Familie.  Crioetidae. 

Backzähne:  ^,  bunodont,  bracltyodont  oder  kurz  prismatisch,  meist  mit  wohl 

entwickelten  Wurzeln,  die  Krone  mit  nur  zwei  Reihen  paarig  angeordneter  Höcker, 
die  zuweilen  durch  Querjoche  verbunden  und  durch  tiefe  Querthäler  paarweise  ge- 
schieden sind. 

Die  Cricetiden  sind  in  Europa,  Asien  und  Amerika  verbreitet  und  ent- 
falten in  Südamerika  den  grössten  Formenreichthum.  Eine  Anzahl  fossiler 
Formen  enthält  das  Tertiär  (Ober  Eocän  bis  Pliocän)  und  das  Diluvium  von 
Europa,  Süd-Indien  und  Nordamerika;  in  Südamerika,  und  zwar  in  der 
Pampasformation  von  Argentinien  und  in  Knochenhöhlen  von  Brasilien 
finden  sich  gegen  40  fossile  Formen,  die  meist  zu  noch  jetzt  existirenden 
oder  diesen  nahe  verwandten  Arten  gehören. 

Cricetodon  Lartet  (Fig. 
1867).  Backzähne  mit  langen  m>  m- 
Wurzeln  mit  zwei  durch  Joche 
verbundenen  Höckerpaaren.  Ober 
Eocän  (Phosphorit) ,  Oligocän 
(Ronzon)  und  Miocän  von  Europa. 

Cricetus  Pallas  (Hamster). 
Lebend  und  fossil  im  Diluvium 
von  Europa. 

Eumys  heidy.  Miocän.  Co- 
lorado. 

Hesperomys  Waterhouse  (Fig.  1868).  Lebend 
und  Tertiär  von  Nord-  und  Südamerika. 

Habrothrix,  Vesper omys ,  Oxym  icterus, 
Reithrodon  Waterh.  etc.    Lebend  und  im  Pleistocän  von  Südamerika. 

a  s 

2.  Familie.  Anricolidae. 
Wühlmäuse. 


Fi|?  1867. 
Cricetodon  Cadur- 
eenne  Schlosser. 
Phosphorit 
Moulllae,  Tam-et 
Garonne.  Obere 
Backzähne  stark  ab- 
gekaut »/i  (nach 
•Schlosser). 


Hi 


Flg.  1868. 
*  moMor  Winge. 
"Ahle  von  Fscrivania. 

8chädel  von  unten 
und  oben  in  nat.  Or.  *Nach 
Winge.) 


Backz 
oder  mit 


ähne  prismatisch , 
unvoll- 


wurzellos 


Längs 

reihen  von  dreiecki- 
gen ,  alternirewlen 
Prismen  bestehend, 
welche  aussen  und 
innen  als  Längs 
kanten  vorspringen. 
Auf  der  Kaufläche 
bildet  der  Schmelz 
winkelige  Schlingen. 

Die  Wühlmäuse  sind  auf  die  gemässigten  und  kälteren  Zonen  der  nörd- 
lichen Hemisphäre  (Europa,  Asien,  Nordamerika)  beschränkt  und  leben  in 


Fig.  180.9. 
Arvtcola 
Desra.  Diluvium. 
Knochmliöhle  von 
Kent.    Unterkiefer  von 
.lex  Seite  nat  <  ir.  (Nacfa 
Owen.) 


Flg.  1870 
Arrieola  amHguus 
Mensel.  Knochenbreccie 
von  Cagliari.  Sardinien, 
.t  Biu'k/.iihne  de«  rei'bten 
Obcrkiif.rs,  /»de.» linken 
Unterkiefers  vergr. 
(Naoh  Hen sei.) 


Fig.  1871. 
MyoiUs  Ummus  I.in  sp. 
Diluvium  von  Quedlio- 
burg.  A  Backzähne  des 
rechten  Oberkiefers.  B 
Back/ahne  des  linken 
Unterkiefer*  vergr. 
(Nach  Mensel  j 


824 


Vertebrata.  Mammalia. 


unterirdischen  Gängen.  Die  fossilen  Formen  aus  dem  Diluvium  gehören  zu 
den  noch  jetzt  lebenden  Gattungen  Arvicola  Lacep.  (Hypudaeus  Tlliger) 
(Fig.  1869),  Myodes  Pallas  (Lemmus  Linck)  (Fig.  1871),  Cunieulus  Wyler 
(Halsbandlemming),  Fiber  Cuv.  und  Siphneus  Brandt  und  lassen  sich 
unschwer  am  Bau  ihrer  Backzähne  von  einander  unterscheiden. 

3.  Familie.   Muridae.   Ratten  und  Mäuse. 

Kleine  beice gliche  Nager  von  nächtlicher  Lebensteeise.  Backzähne  braehyodont, 
bewurzelt,  bunodont;  die  oberen  Molaren  mit  drei  Längsreihen  von  Höckern,  wo- 
von die  seitlichen  beträchtlich  schwächer  als  die  mittleren.  Untere  M  mit  zwei 
Reihen  paarig  geordneter  und  in  gleicher  Linie  gegenüber  stehender  Höcker. 

Für  die  Mäuse  und  Ratten  dürfte  die  alte  Welt,  und  zwar  Europa  und 
Asien,  als  ursprüngliche  Heimat  gelten ;  von  da  haben  sie  sich  nach  Afrika 
und  Australien  verbreitet  und  begleiteten  später  den  Menschen  auch  nach 
Nord-  und  Südamerika.  Fossile  Reste  finden  sich  spärlich  im  jüngeren 
Tertiär  von  Europa  und  im  Diluvium  von  Europa,  Asien  und  Australien. 
Sie  gehören  den  Gattungen  Mus,  Acomys,  Qerbillus  und  Nesokia  an. 

4.  Unterordnung.    Hystricomorpha.  Brandt. 

Schädel  ohne  Postorbitalfortsatz  mit  sehr  weitem  Infraorbitalloch,  das  zu- 
weilen sogar  an  Grösse  die  Augenhöhlen  Übertrifft.  Zahnformel:  \  J-j-J.  Back- 
zähne meist  prismatisch,  hypselodont,  seltener  braehyodont.  Unterkiefer  mit 
schwachem  Kronfortsatz.  Clavicula  vollständig  oder  unvollständig.  Fibula  getrennt. 

Die  Hystricomorpha  zeichnen  sich  hauptsächlich  durch  ihren  weiten  Infra- 
orbitalcanal  zum  Durchtritt  des  vorderen  Masseterastes,  sowie  durch  ihre 
mehr  oder  weniger  specialisirten  prismatischen  Backzähne  aus,  die  sehr 
selten  noch  bunodonte  Beschaffenheit  besitzen,  sondern  aus  comprimirten 
Pfeilern  bestehen,  welche  entweder  durch  Einbuchtungen  von  einander  ge- 
trennt oder  dicht  zusammengepresst  sind.  Wurzeln  fehlen  oder  sind  schwach 
entwickelt. 

Die  Wiege  der  Hystricomorpha  liegt  offenbar  in  Südamerika.  Sie  sind 
daselbst  in  erstaunlicher  Menge  verbreitet  und  vertheilen  sich  auf  eine  grössere 
Anzahl  meist  nahe  verwandter  Familien.  Fast  sämmtliche  Familien  besitzen 
in  Südamerika,  sowohl  im  Tertiär,  als  auch  im  Diluvium,  zahlreiche  fossile 
Vorläufer,  die  häufig  schon  alle  typischen  Merkmale  der  modernen  Formen 
besitzen.  Einige  der  hierher  gehörigen  Gattungen  (Megamys,  Castoroides, 
Amblyrhiza)  erreichen  beträchtliche  Dimensionen. 

In  Europa,  Asien,  Afrika  und  Nordamerika  sind  lebende  und  fossile 
Hystricomorpha  seltenere  Erscheinungen.  Sie  unterscheiden  sich  durchwegs 
von  den  südamerikanischen  und  gehören  besonderen  Familien  an. 

1.  Familie.   Hyatricidae.  Stachelschweine. 

Kräftige,  mit  langen  Stacheln  bedeckte  Nager.  Gesichtsknochen  kurz  und  breit; 
Jochbogen  schwach,  ohne  Vorsprung  am  Unterrand.  Processus  paroccipitalis  kurz, 

Backzähne  (4),  niedrig,  prismatisch  mit  kurzen  Wurzeln  und  tiefen,  von  beiden 

Seiten  eindringenden  Falten;  die  oberen  in  nahezu  parallelen  Reihen  stehend.  Ex- 
tremitäten fast  gleich  lang. 

Gegenwärtig  in  Südeuropa,  Afrika,  Südasien,  Nord-  und  Südamerika 
verbreitet.  Fossil  im  Miocän,  Püocän  und  Pleistocän  von  Europa  und  Nord- 
amerika und  im  älteren  Tertiär  und  Pleistocän  von  Südamerika. 

Hystrix  Lin.  findet  sich  schon  im  Miocän  und  Püocän,  sowie  im 
Pleistocän  von  Europa. 


Digitized  by  Google 


Rodentia.    Hyatricomorphä.   Lagomorpha.  825 

Erethizon  Cuv.   Lebend  und  im  Pleistocän  von  Nordamerika. 
Steiromys,  Acaremys,  Sciamys  Amegh.  Tertiär  von  Santa  Cruz  in 
Patagonien. 

Die  Familien  der  Dasiproctidae,  Capromyidae ,  Octodontidae , 
Caviidae  und  Lagostomidae  bewohnen  gegenwärtig  ausschliesslich  oder 
doch  vorwiegend  Südamerika  und  sind  auch  fossil  im  Tertiär  von  Patagonien 
und  im  Pleistocän  von  Argentinien  und  Brasilien  reichlich  vertreten.  Die 
ausgestorbenen  Eocardidae  aus  dem  Tertiär  von  Santa  Cruz  in  Patagonien 
erweisen  sich  durch  etwas  einfacheren  Zahnbau  als  Vorläufer  der  Caviidae. 
Die  Lagostomidae  zeichnen  sich  durch  verlängerte  Hinterbeine  und  hohe, 
aus  comprimirten  Lamellen  zusammengesetzte  Backzähne  aus.  Sie  beginnen 
schon  im  älteren  Tertiär  von  Santa  Cruz  und  erreichen  in  der  Gattung 
Megamys  Laurillard  aus  dem  Miocän  von  Argentinien  beinahe  die  Di- 
mensionen eines  Rhinoceros. 

Die  Famiüe  der  Castoroididae  enthält  zwei  grosse  Gattungen  Casto- 
roides  Foster  und  Atnblyrhiza  Cope  aus  dem  Pleistocän  von  Nordamerika 
und  Westindien. 

5.  Unterordnung.    Lagomorpha.  Brandt. 

Infraorbitalloch  eng,  vor  der  Anheftstelle  des  Masseter  gelegen.  Stirnbein 
mit  oder  ohne  Postorbitalfortsatz.  Zahnformel:  f  °0'  j~ |*  33  Obere  Schneidezähne 
vorne  und  seitlich  mit  Schmelz  bedeckt,  J9  klein,  hinter  Jl  stehend.  Backzähne 
hoch,  prismatisch,  wurzellos.  Tibia  und  Fibula  getrennt;  letztere  mit  dem  Cal- 
caneus  artikulirend.    Humerus  mit  intertrochlearer  Crista. 

Die  Lagomorphen  unterscheiden  sich  von  allen  übrigen  Nagern  durch 
zwei  Paar  obere  Schneidezähne,  wovon  die  kleinen  stiftförmigen  J*  hinter 
den  grossen  J1  stehen.  Erstere  sind  vorne  und  seitlich  mit  Schmelz  bedeckt 
und  auf  der  Vorderseite  mit  einer  Furche  versehen.  Die  hohen,  prismatischen 
Backzähne  sind  wurzellos,  unten  offen,  im  Querschnitt  breiter  als  lang,  von 
Cement  umgeben  und  aus  zwei  (Afs  zuweilen  aus  drei)  comprimirten  Quer- 
pfeilern zusammengesetzt,  die  entweder  dicht  aneinander  gedrängt  oder 
durch  Einbuchtungen  von  einander  getrennt  sind.  Der  vorderste  P,  zuweilen 
auch  der  letzte  M  bestehen  in  der  Regel  nur  aus  einem  Pfeiler.  Die  Ein- 
buchtungen dringen  an  den  oberen  Backzähnen  von  innen,  an  den  unteren 
von  beiden  Seiten  mehr  oder  weniger  tief  in  den  Zahn  herein  und  sind  mit 
Cement  ausgefüllt.  Den  Praemolaren  gehen  kurze,  mehrwurzelige  Milchzähne 
voraus,  welche  ausgestoßen  werden,  sobald  der  erste  M  in  Funktion  tritt. 
Das  Milchgebiss  besitzt  oben  drei  J. 

Hauptverbreitungsbezirk  ist  die  nördliche  Hemisphäre,  ausserdem  auch 
Südamerika.  Fossil  im  Miocän,  Pliocän  und  Pleistocän  von  Europa,  Nord- 
und  Südamerika. 

1.  Familie.   Leporidae.  Hasen. 

Schädel  seitlich  zusammengedrückt.  Zahnformel:  /  Schlüsselbein  un- 

vollständig.   Hinterbeine  lang.    Schwanz  kurz,  Ohren  lang. 

Im  unteren  Miocän  von  Nordamerika.  Im  Pleistocän  und  in  der  Jetzt- 
zeit auf  der  nördlichen  Hemisphäre  und  in  Südamerika  verbreitet. 

Hierher  nur  die  zwei  ausgestorbenen  Gattungen  Palaeolagus  Leidy  und 
Panolax  Cope  aus  dem  Miocän  und  Pliocän  von  Nordamerika  und  Lepus 
Lin.  aus  dem  Miocän  von  Oregon  und  Ostindien,  dem  Pliocän  von  Europa 
und  dem  Pleistocän  von  Europa  und  Nordamerika. 

2.  Familie.   Lagomyidae.  Pfeifhasen. 

Schädel  niedergedrückt,  breit.    Zahnformel:  f  °Q  Schlüsselbein  voll- 

ständig; Hinterbeine  wenig  länger,  als  die  Vorderbeine;  Schwanz  fehlt.  Ohren  kurz. 


Digitized  by  Google 


826 


Vertebrata.  Mammalia. 


Im  Miocän  und  Pliocän  von  Europa.  Lebend  in  den  Gebirgen  von 
Nordasien,  Europa  und  Nordamerika.  Sämmtliche  Formen  klein,  von  der 
Grösse  eines  Meerschweinchens. 


c 

f1.  m.  m, 


D 

p'  fi~  m  im'  m' 


""■^C^*  '  -r'  ^^^^^ 


Fi*  1872. 

Mvolugu*  Heyen  Tsehudi.   Mlocan.    8teinbeim,  Württemberg    Unterkiefer  A  von 
innen,  nat.  Gr.   C  obere  Backzähne.  D 


aussen,  B  von 


a.  1873. 
tut  Desm.  I-osb» 
Westerejceln  bei  Magdeburg. 
"  von  der  Seite. 


Myolagus  Honsel  (Fig.  1872).  Backzähne  £| 
Die  vorderen  P  gross,  dreieckig,  der  untere  mit 
mehreren  Einbuchtungen.  Miocän,  Pliocän  und 
Pleistocän  von  Europa. 

Titanomys  v.  Meyer.  Wie  vorige,  aber  P\ 
tief  zweitheilig.  Miocän.  Europa.  T.  Vüenoviensis 
v.  Meyer. 

Lagomys  Cuv.  (Fig.  1873).    Lebend  und  im 


Miocän,  Pliocän  und  Pleistocän  von  Europa. 

Zeitliche  Verbreitung  der  Nager. 

Die  Nager  erscheinen  zuerst  im  untersten  Eocän  von  Puerco  und 
Neu-Mexico  und  der  Umgebung  von  Reims  und  zwar  mit  Formen, 
welche  nicht  wesentlich  von  ihren  lebenden  Verwandten  abweichen. 
Auch  alle  späteren,  im  mittleren  und  oberen  Eocän,  Miocän  und  Plio- 
cän und  Diluvium  verbreiteten  Nager  vertheilen  sich  mit  wenigen 
Ausnahmen  auf  noch  jetzt  existirende  Familien,  ja  vielfach  sogar  auf 
lebende  Gattungen.  Die  meisten  älteren  Formen  in  Europa  und  Nord- 
amerika gehören  zu  den  Protrogomorpha ,  welche  primitive  Merkmale 
bewahrt  haben  und  noch  heute  iu  den  Myoxidideu  und  Dipodiden 
fortdauern. 

Auf  der  nördlichen  Hemisphäre  stehen  fossile  und  lebende  Nager  im 
engsten  Zusammenhang.  Nordamerika  besass  zwar  schon  im  Eocän 
und  Miocän  meist  andere  Gattungen  als  Europa  und  Asien,  allein  der 
Gesammtcharakter  der  nordamerikanischen  Nagerfauna  stimmt  heut- 
zutage und  in  der  Urzeit  im  Wesentlichen  mit  der  nördlichen,  alt- 
weltlichen überein. 

Ganz  anders  hat  sich  die  Geschichte  des  Nagerstammes  in  Süd- 
amerika abgespielt.  Der  heutigen  überreichen  Nagerfauna  jenes  Conti- 
nentes  fehlen  die  Protrogomorpha  gänzlich;  von  Sciuromorphen  sind 
nui  einige  Qeomyidae  und  Scinrus,  von  Lagomorpha  nur  die  cosmo- 
politische  Gattung  Lepus,  von  Myomorpha  nur  Cricetinae  vorhanden. 
Sämmtliche  Vertreter  dieser  drei  Gruppen  dürften  aber  erst  gegen 
Ende  der  Diluvialzeit  aus  Nordamerika  eingewandert  sein;  denn  sie 
bilden  zwar  noch  einen  Theil  der  Fauna  der  Pampasformation,  fehlen 
jedoch  den  tertiären  Ablagerungen  Südamerikas  vollständig.  In  diesen 
gibt  es  nur  Hystricomorpha  und  zwar  Formen,  die  sich  theilweise  eng 
an  noch  jetzt  in  Südamerika  lebende  Gattungen  uud  Familien  an- 
schließen, theilweise  aber  zu  eigenthümlichen,  mit  primitiveren  Merk- 
malen ausgestatteten  Familien  gehören. 


Digitized  by  Google 


Zeitliche  Verbreitung  der  Nager.  Ungulata. 


827 


Im  Ganzen  stehen  übrigens  die  Nager  der  Santa -Cruz- Formation 
auf  einer  viel  höheren  Stufe  der  Differenzirung  als  die  eocänen  Formen 
Europa's  und  Nordamerikas  und  sprechen  gegen  ein  hohes  Alter  jener 
Ablagerungen.  In  der  dem  europäischen  Miocän  homotaxen  patagoni- 
schen  Formation  erreichen  die  Hystricomorpha  den  Höhepunkt  ihrer 
Entwicklung  und  bringen  in  Megamys  eine  für  Nager  unerhörte  Riesen- 
form hervor.  Während  die  Santa  -  Cruz  -  Formation  bis  jetzt  40  Arten 
geliefert  hat,  kennt  man  aus  der  viel  weniger  genau  durchforschten 
patagonischen  Formation  bereits  50  Arten.  Die  im  Pleistocän  von 
Argentinien  und  Brasilien  vorkommenden  Nager  schliessen  sich  aufs 
engste  an  die  noch  jetzt  in  Südamerika  lebenden  Formen  an. 

9.  Ordnung.    Ungulata.  Hufthiere.1) 

Zu  den  Hufthieren  oder  Ungulaten  gehören  die  verbreitetsten  und 
grössten  Laudsäugethiere.  Sie  leben  meist  gesellig  und  ernähren  sich 
von  pflanzlicher,  seltener  gemischter  Kost.  Ihre  Gliedmaassen  dienen 
ausschliesslich  zur  Locomotion  auf  dem  Boden,  und  sind  demgemäss 
die  letzten  Fingerglieder  meist  breit,  abgeplattet,  solteuer  zugespitzt 
oder  gekrümmt  und  mit  hornigen  Hufen  umgeben. 

Der  primitive  Hufthierfuss  war  nach  Cope  fünfzehig,  plantigrad, 
raubthierähnlich ;  die  ganze  Extremität  kurz,  gedrungen  und  schwer- 
fällig. Die  Entwicklung  von  Hand  und  Fuss  vollzog  sich  in  ver- 
schiedenen Etappen  und  zwar : 

1.  durch  Umwandlung  des  p  1  a  ii  t  i  g  r  a  d  e  n  Fusses  mittelst  steilerer 
Stellung  der  Metapodien  in  den  semi-plantigraden  Fuss,  wobei  die 
Endphalangen  und  die  hinten  durch  ein  Muskelpolster  gestützten  und 
verstärkten  Metapodien  den  Körper  tragen  und  schliesslich  in  den 
unguligradon  Fuss  übergehen,  in  welchem  sich  die  Metapodien 
ganz  vom  Boden  entfernen,  fast  senkrecht  aufrichten,  so  dass  lediglich 
die  Endphalangen  die  Körperlast  stützen.  Zwischen  dem  semi-planti- 
graden und  unguligraden  Fuss  steht  der  digiti grade  (digiti-plantigrade) 
Fuss  der  Cameliden,  bei  dem  sich  die  verlängerten  Metapodien  zwar 
frei  erheben,  jedoch  die  durch  ein  Muskelpolster  verstärkten  Phalangen 
noch  auf  dem  Boden  ruhen. 

2.  Durch  Verlängerung  der  Metapodien. 

3.  Durch  Ausdehnung  und  Verstärkung  einzelner  Metapodien  und 
Zehen  auf  Kosten  der  benachbarten,  wobei  gleichzeitig  Reduktion  oder 
Schwund  der  seitlichen  Metapodien,  Zehen  und  zuweilen  auch  einzelner 
Knöchelchen  des  Carpus  und  Tarsus  stattfindet. 

4.  Durch  seitliche  Verschiebung  und  festere  Verkeilung  der  ur- 
sprünglich in  parallele  Reihen  (serial)  angeordneten  Fusswurzel-  und 
Metapodialknochen. 

5.  Durch  Verschmelzung  verschiedener,  ursprünglich  getrennter 
Theile  des  Carpus,  Tarsus  und  des  Metapodiums. 

l)  Cope,  E.  D ,  The  Classification  of  the  Ungulate  Mamtnalia.  Proceod.  Amer. 
Philoe.  Soc.  1882,  8.  438.  —  Osborn,  H.  F.,  The  evolution  of  the  Ungulate  foot 
Trans.  Amer.  Philos.  Soc.  1889,  XVI. 


Digitized  by  Google 


828 


Vertebrata. 


Mammalia. 


Neben  dem  Bau  der  Extremitäten  liefert  das  Gebiss1)  die  besten 
Anhaltspunkte  zur  Unterscheidung  der  verschiedenen  Unterordnungen 
von  Ungulaten. 

Bei  den  primitiven  Ungulaten  war  dasselbe  wohl  überall  aus 


der  Kiefer  bildeten  sich  Lücken,  wodurch  die  Eckzähne  von  den  Prae- 
molaren  und  von  den  Schneidezähnen  getrennt  wurden ;  ja  nicht  selten 
stehen  die  Schneidezähne,  Eickzähne  und  der  vorderste  Praemolar  in 
lockerer,  durch  Zwischenräume  unterbrochener  Reihe.  Die  Schneide- 
zähne  sind  überall  ein  wurzelig  und  ursprünglich  wie  bei  den  Fleisch- 
fressern conisch.  Durch  Differenzirung  können  sie  schneidend,  meissel- 
oder  8chaufelförraig  werden ,  sich  auch  geradlinig  oder  gekrümmt 
verlängern  und  die  Form  von  Stosszähnen  oder  Nagezähnen  erhalten. 
Eine  Reduktion  an  Zahl  bedeutet  stets  ein  vorgeschritteneres  Ent- 
wickelungsstadium ,  das  schliesslich  zur  gänzlichen  Verkümmerung 
aller  J  in  einem  oder  sogar  in  beiden  Kiefern  führen  kann.  Die  Eck- 
zähne,  welche  sich  bei  primitiven  Hufthieren  nur  wenig  von  den  J 
und  den  vorderen  P  unterscheiden  und  zuweilen  noch  zwei  Wurzeln 
besitzen,  nehmen  bei  fortschreitender  Differenzirung  entweder  an  Stärke 
zu,  oder  fallen  der  Verkümmerung  anheim,  oder  übernehmen  unten 
mit  der  schaufelartigen  Form  zugleich  die  Funktion  von  Schneidezähnen 
(Ruminantia).  Die  oberen  Molaren  bleiben  nur  selten  auf  der  primiti- 
ven trituberculären  Stufe  stehen ;  meist  entwickelt  sich  noch  ein  vierter 
hinterer  und  innerer  Haupthöcker,  und  es  schalten  sich  ein,  zwei  oder  mehr 
kleine  Zwischenhöckerchen  ein.  Verbinden  sich  die  Höcker  mit  einander 
durch  Joche,  so  wandeln  sich  die  ursprünglich  bunodonten  Zähne  in 
lophodonte  oder  selenodonte  um.  Weitere  Differenzirungen  ergeben  sich 
aus  der  Verstärkung  der  Basis  durch  Basal  wülstchen,  durch  Fältelung  des 
Schmelzes/durch  Entwicklung  von  Cement  etc.  Die  unteren  Molaren 
lassen  sich  insgesammt  vom  »Tritubercular  sectorialc-Zahn  (vgl.  S.  758)  ab- 
leiten. Durch  Hinzufügung  eines  zweiten  Aussenhöckers  und  paarweise 
oder  alternirende  Gruppirung  der  Hügel  entstehen  vierhöckerige  Zähne, 
die  sich  von  den  oberen  nur  durch  geringere  Breite  unterscheiden  und 
wie  jene  lophodonte  oder  selenodonte  Beschaffenheit  annehmen  können. 
Der  letzte  untere  M  ist  häufig  durch  einen  unpaaren  hinteren  Höcker 
(Talon)  oder  durch  ein  bogenförmiges  Joch  (Lobus)  verstärkt  Die 
Praemolaren  bleiben  bei  allen  primitiven  Ungulaten  einfacher 
als  die  Molaren.  Homöodontie  wird  nur  bei  den  vorgeschritteneren 
Formen  erreicht.  Tritt  Reduction  der  Backzähne  ein,  so  beginnt  sie 
stets  bei  den  vorderen  P  und  führt  zuweilen  zur  Unterdrückung  sämmt- 
licher  Praemolaren. 

Ursprünglich  waren  alle  Backzähne  der  Hufthiere  niedrig  und 
zwei-  oder  mehrwurzelig  (brachyodont).  Häufig  zeigt  sich,  namentlich 
bei  reinen  Pflanzenfressern,  die  Tendenz,  den  Zahn  zu  verlängern.  Die 
Krone  wird  beträchtlich  höher,  und  schliesslich  entstehen  prismatische. 


')  Rütimeyer,  L.,  Beitrüge  zur  vergleichenden  Odontographie  der  Hufthiere. 
Verh.  d.  naturf.  Gesellschaft  Basel  1863.  —  Kowalewsky,  W. ,  Monographie  von 
Antbracotherium  etc.  Palaeontographica  1874,  XXII.  —  Schlosser,  M.,  Beitrage  zur 
Stauimesgeschichte  der  Hufthiere.    Morpholog.  Jahrb.  1886,  Bd.  XH. 


Digitized  by 


Ungulata.  Hyracoidea. 


829 


unten  offene,  wurzellose  Säulenzähne  (hypselodonte  Zähne),  die  in 
demselben  Verhältniss  nachwaclisen,  als  sie  oben  durch  Abkauung 
erniedrigt  werden. 

Das  Milchgebiss  besteht  normal  ausschneide-,  Eck-  und  Back- 
zähnen. Die  zwei  ersteren  weichen  weder  in  Zahl  noch  in  der  Form 
erheblich  vou  ihren  Ereatzzähnen  ab,  dagegen  bieten  die  Milchbackzähne 
mancherlei  charakteristische  und  systematisch  wichtige  Eigentümlich- 
keiten. Ihre  normale  Zahl  4  kann  durch  Verkümmerung  auf  3  herab- 
gehen. Der  letzte  D  hat  stets  den  vollen  Inhalt  eines  ächten  M,  ja 
im  Unterkiefer  besitzt  Di  bei  den  Artiodactylen  sogar  ein  überzähliges 
Höckerpaar,  welches  sich  am  vorderen  Ende  des  Zahnes  anfügt,  und 
bei  den  Perissodactylen  ist  derselbe  meist  grösser  als  die  ächten  M. 

Neben  den  Extremitäten  und  dem  Gebiss  liefertauch  der  Schädel 
wichtige  systematische  Anhaltspunkte.  Bei  den  primitivsten  Hufthieren 
ist  die  Hirnhöhle  ungemein  klein;  die  Hemisphären  des  Grosshirns 
sind  schwach  gewunden  und  bedecken  das  Kleinhirn  nicht;  bei  den 
vorgeschritteneren  Formen  gewinnt  das  Grosshirn  an  Umfang  und  er- 
hält stärkere  und  zahlreichere  Windungen.  Der  Schädel  selbst  lässt 
bei  den  ältesten  Vertretern  der  verschiedenen  Hufthierordnungen  kaum 
fundamentale  Unterschiede  erkennen ;  bei  fortschreitender  Entwicklung 
treten  jedoch  eigenartige  Specialisirungen  ein.  So  können  sich  die 
Stirnbeine  mit  Lufthöhlen  füllen  {Proboscidia  f  Ruminantia),  oder  es  sprossen 
aus  denselben  Geweihe  oder  Stirnzapfen  hervor  (Artiodactyla).  Auch 
die  Grösse  und  Ausbildung  der  Nasenbeine  und  der  Augenhöhlen  ver- 
leihen dem  Schädel  ein  charakteristisches  Aussehen,  das  zuweilen  noch 
durch  Rüsselbildung  oder  durch  Entwicklung  knöcherner  oder  horniger 
Fortsätze  auf  der  Nase  verstärkt  wird. 

Die  Huftliiere  bilden  die  formenreichste  Gruppe  der  Landsäuge- 
thiere.  Sie  sind  gegenwärtig  mit  Ausnahme  von  Australien  in  allen 
Welttheileu  heimisch  und  spielten  in  früheren  Erdperiodeu,  namentlich 
während  der  Tertiärzeit,  eine  noch  wichtigere  Rolle  als  jetzt. 

Sie  zerfallen  in  10  Unterordnungen: 

1.  Hyracoidea.  5.  Amblypoda.  7.  Condylarthra. 

2.  Typotheria.  6.  Proboscidia.  8.  Perissodactyla. 


Die  vier  ersten  Unterordnungen  gehören  ausschliesslich  der  süd- 
lichen Hemisphäre  und  zwar  mit  Ausnahme  der  Hyracoidea  Südamerika 
an.  Die  Condylarthra,  Perissodactyla,  Ancylopoda  und  Artiodactyla  bilden 
eine  eng  verbundene  Gruppe,  worin  die  Condylarthra  die  primitiven 
und  am  wenigsten  differenzirten  Urformen  enthalten. 

1.  Unterordnung.    Hyracoidea.  Klippschliefer.1) 

Kleine,  plantigrade  Hujthiere  mit  vierzehigen  Vorderfüssen  und  drei  zehigen 
Hinterfüssen.  A&tragalus  mit  schwach  ausgefurchter  Trochlea,  distal  abgestutzt. 
Carpalia  wenig  alternirend,  jast  serial  angeordnet,   zuweilen  mit  Centrale. 


')  Brandt,  J.  F.,  Untersuchungen  über  die  Gattung  Klippschliefer  (Hyrax). 
Mem.  Ac.  imp.  St.  Peterebourg.  1Ö69.  6  ser.  XIV.  —  Thomas,  Oldfield,  On  the 
species  of  Hyracoidea    Proceed.  zool.  Soc.  London  1892,  S.  50. 


3.  Toxodontia. 

4.  Litopterna. 


9.  Ancylopoda. 
10.  Artiodactyla. 


830  Vertebrata,  Mammalia. 

Oebiss  q  2  ?)  ohne  Eckzähne,  mit  nagerartigen  Schneidezähnen  und  kurzen,  mehr- 
wurzeligen, lophod  onlen  Backzähnen.  Femur  mit  drittem  Tr och  anter.  End- 
phalangen distal  abgeplattet,  mit  Nägeln. 

Die  einzige  Gattung  dieser  Unterordnung  Procavia  Storr.  (Hyrax Herrn., 
Heterohyrax,  Dendrohyrax  Gray)  lebt  im  südlichen  Afrika,  Abessynien,  Arabien, 
Syrien  und  Palästina  in  felsigen  Regionen.  Sie  nimmt  unter  den  placentalen 
Säugethicren  eine  ganz  isolirte  Stellung  ein  und  wurde  von  den  älteren 
Systematikern  allgemein  den  Nagern  zugezählt,  bis  Cuvier  ihre  grössere 
Uebereinstimmung  mit  gewissen  Hufthieren  nachwies.  Sie  bilden  bei  Cope 
die  Ordnung  der  Taxeopoda. 


V\k-  18'4. 

Procavia  (Dendrohyrax^  arborea  Smith  «p    Cap  der  puten  HofThun*.    A  Schädel.  «/»  nat.  Gr.  B  Ober- 
klefer  von  unten  (nat.  Gr.).   C  VorderfUM,  D  Hintcrfuwi  (nat  Gr.). 


Wirbelsäule  und  Extremitäten  lassen  sich  am  ehesten  mit  den  Perisso- 
dactylen  vergleichen,  allein  der  Carpus  zeigt  seriale  Anordnung  der  zwei 
Knöchelchenreihen  und  ein  Centrale;  im  Tarsus  ruht  der  Astragalus  fast 
ganz  auf  dem  Naviculare.  Der  Schädel  ist  nagerähnlich,  allein  das 
Gehirn  gross  und  mit  schwachen  Windungen  versehen.  Die  Backzähne 
sind  niedrig,  homoeodont  und  fast  genau  wie  bei  Rhinoceros  oder  Polaeo- 
therium  gebaut.  Die  Eckzähne  fehlen  im  definitiven  Gebiss,  sind  aber  im 
Milchgebiss  noch  schwach  entwickelt,  und  die  Schneidezähne  oben  auf 
einen,  unten  auf  zwei  jederseits  reducirt.  Den  grossen,  dreikantigen ,  zu- 
gespitzten und  nur  auf  der  Rückseite  abgekauten  oberen  Schneidezähnen  des 
Oberkiefers  gehen  drei  Paar  Milchzähne  voraus,  wovon  freilich  die  beiden 
äusseren  winzig  klein  und  hinfällig  sind.  Fossile  Vertreter  der  Hyracoidea 
sind  nicht  bekannt. 

2.  Unterordnung.    Typotheria.  Zitt.1) 

Ausgestorbene  Sohlengänger  mit  fünfzehigen  Vorder-  und  Jünf-  oder  vier  zehigen 
Hinterfüssen.     Oebiss  meist  vollständig,  nur  Eckzähne  schwach  oder  Jehlend. 

')  Ameghino,  Flor.,  Contrib.  al  Conoc.  de  los  Mammiferos  de  lu  Republica 
Argentina.  Buenos  Aires  1889,  und  Revista  Argentina  de  Historia  natural  1891. 
L  291.  393.  433.  —  Burmeister,  H.,  Deeoript.  phys.  de  la  Republica  Argentina  1879, 
t.  III,  p.  50.2.  —  Gervais,  P.,  Remarques  nur  ie  Tvpotherium.  Zool.  et  Paleont 
generale«  I,  8.  134. 


Ungulata.  Typotheria. 


831 


J  meissel/örmig,  das  innere  obere  Paar  gross,  nagerartig.  Backzähne  prismatisch, 
hoch,  die  oberen  nach  innen,  die  unteren  nach  aussen  gekrümmt,  meist  wurzellos, 
und  unten  offen.  Clavicula  vorhanden.  Carpalia  serial  oder  alternirend.  Hu- 
merus  mit  Foramen  entepicondyloideum.    Femur  mit  drittem  Trockanter. 

Die  Typotheria  finden  6ich  ausschliesslich  in  tertiären  und  diluvialen 
Ablagerungen  Südamerikas.  Sie  stehen  den  Hyracoidea  und  Toxodontia,  in 
mancher  Hinsicht  auch  den  Nagern  nahe,  bilden  jedoch  eine  selbständige 
Unterordnung. 

Der  Schädel  erinnert  durch  seine  langgestreckte,  niedrige  Form  und 
die  geradlinige  Quemaht  zwischen  den  Stirnbeinen  und  Scheitelbeinen  an 
Nager.  Die  nach  vorne  geöffnete  Nasenöffhung  wird  seitlich  von  den  grossen 
ZwiBchenkiefern,  oben  von  langen,  meist  bis  zur  Sehnauzenspitze  reichenden 
Nasenbeinen  begrenzt.  Die  Scheitelbeine  bilden  einen  schwachen  Sagittal- 
kamm.  Die  ungewöhnlich  starken  Jochbogen  liegen  auffallend  hoch,  die 
Orbiten  sind  hinten  durch  einen  Processus  postorbitalis  des  Stirnbeins  un- 
vollkommen begrenzt  Das  Gehirn  ist  klein  und  glatt.  Hinter  der  Gelenk- 
grube für  den  Unterkiefer  befindet  sich  ein  Processus  postglenoidalis.  Das 
Foramen  infraorbitale  liegt  wie  bei  Procavia  unmittelbar  vor  dem  Jochbogen, 
und  auch  das  Hinterhaupt  mit  stark  entwickelter  Crista  occipitalis  und  vor- 
ragendem Processus  paroccipitalis  gleicht  ebenso  sehr  gewissen  Nagern,  wie 
den  Hyracoidea.  Das  gewölbartige  Gaumendach  ragt,  wie  bei  den  Toxodontia, 
über  die  letzten  Backzähne  heraus.  Der  Unterkiefer  zeigt  die  grösste  Ueber- 
einstimmun g  mit  Hyrax. 

DasGebiss  ist  im        a  b  c  d  <  J 

Wesentlichen  wie  bei 
den  Toxodontia  be- 
schaffen. Die  älteren 
Formen  (Irotypotheridae) 
besitzen  eine  fast  ge- 
schlossene Zahnreihe,  bei 
den  jüngeren  entstellt 
durch  Verkümmerung 
der  äusseren  Schneide- 
zähne, Eckzähne  und  vorderen  Praemolaren  ein  weites  Diastema. 

Bei  den  primitiveren  Formen  sind  oben  und  unten  drei  Paar  meissel- 
förmige  Schneidezähne  mit  schmelzloser,  unten  geschlossener  Wurzel  vor- 
handen ;  bei  den  vorgeschritteneren  steht  im  Zwischenkiefer  nur  ein  Paar 
stark  gekrümmter,  langer,  zusammengedrückter,  an  der  Basis  offener  Schneide- 
zähne, deren  Schmelzbedeckung  auf  der  vorderen  und  hinteren  Seite  bis 
zur  Basis  reicht.  Die  Eckzähne  gleichen  entweder  den  äusseren  Schneide- 
zähnen und  den  ersten  P,  oder  fehlen  gänzlich.  Sämmtliche  Backzähne 
(Fig.  1875)  sind  wie  bei  den  Nagern  hoch  prismatisch,  die  P  meint  etwas 
einlacher  als  die  M,  die  Krone  stets  tief  abgekaut  und  dadurch  der 
ursprünglich  lophodonte  Bau  verwischt.  An  den  P  ist  in  der  Kegel  die 
hintere  Hälfte  viel  schwächer  entwickelt  oder  auch  ganz  verkümmert.  Nur 
bei  einigen  der  ältesten  Formen  besitzen  die  P  noch  getrennte  Wurzeln; 
meist  sind  sie  prismatisch  und  unten  offen,  wie  die  M.  Die  oberen  Back- 
zähne zeichnen  sich  durch  eine  starke  Krümmung  nach  innen,  die  unteren 
durch  Krümmung  nach  aussen  aus. 

Das  ungewöhnlich  lange  Becken ,  sowie  das  aus  sieben  Wirbeln  zu- 
sammengesetzte Sacrum,  mit  dem  vorne  das  Ileum,  hinten  das  Ischium 
verbunden  sind,  erinnert  an  Edentata.  Entschieden  nagerartig  ist  das  mit 
langem  Acromialfortsatz  und  Processus  coraeoideus  versehene  Schulterblatt 
(Fig.  1876),  an  welches  sich  eine  wohl  entwickelte  Clavicula  anheftet.  Am 
Humerus  ist  ein  Foramen  entepicondyloideum  vorhanden.  Ulna  und  Radius 


Ftß  187.V 

ProtvpotAtrium  austräte  AmeKh.   a  oberer  Molar  von  Innen,  b  von 
hinten,  c  von  aureen,  d  unterer  Molar  von  innen,  e  von  aussen, 
/  von  hinten  (nat.  Gr.). 


Digitized  by  Google 


832 


Vertebrata.  Mammalia. 


sind  völlig  getrennt  und  rotationsfähig.  Im  Carpus  fehlt  das  Centrale  den 
jüngeren  Formen,  ist  aber  bei  den  älteren  Protypotheriden  vorhanden ;  die 
beiden  Knöchelchenreihen  haben  bei  den  primitiveren  Formen  seriale,  bei 
den  vorgeschritteneren  alternirende  Anordnung;  die  fünf  kurzen,  distal 
etwas  angeschwollenen  Metacarpalia  tragen  kurze  Phalangen,  wovon  die 
letzten  entweder  distal  verschmälert,  zugespitzt  oder  hufartig  verbreitert  und 

zuweilen  tief  ge- 

b  c 


Die 


Ulf  !."»<<> 
Schulterblatt  von  Typo- 
therium  crütaium  Brav. 
a  Processus  acromlalis, 
c  Procciwui»  coraeoldeufi. 
(Nach  (iorvaiB.) 


FIr  1877. 

Protypotherium.    A  Calcaneus  von 
vonie  in*  und  a$'  Facette  für  den 
Astragalus,  p  Facette  für  die  Fibula, 
cb  Facette   für    da«    Cuboideumi.  B  C  Astra- 
(falvw  von  vorne  und  hinten  <tr  tibiale  Trochlea, 
n  Facette  für  Naviculare). 


spalten  sind. 
Fibula  reicht  bis 
zum  Fussgelenk. 
Der  Calcaneus 
(Fig.  1877  4)  hat 
einen  langen  Stiel 
(tuber),  ein  kräf- 
tiges Sustentacu- 
lum  und  meist 
eine  getheilte  vor- 
dere Facette,  wo- 
von die  äussere 
zur  Artikulation 
mit    der  Fibula 

dient;  die  grosse  Facette  für  das  Cuboideum  schlägt  das  distale  Ende 
des  Calcaneus  ab.  Der  Astragalus  (Fig.  1877  B)  hat  eine  mehr  oder  weniger 
tief  ausgefurchte  Trochlea  und  einen  verschmälerten  Hals  mit  convexer, 
einfacher  Gelenkfläche  für  das  Naviculare.  Die  innere  (grosse)  Zehe  des 
Hinterfu8se8  ist  bei  den  älteren  Formen  kräftig  entwickelt  und  opponirbar, 
bei  den  jüngeren  total  verkümmert.  Die  Endphalangen  gleichen  ener  denen 
der  niederen  Affen,  als  solchen  von  Hufthieren. 

1.  Familie.  Protypotheridae.  Ameghino. 

Zahnformel :  3  .  4'  ^ ;  die  Zähne  meist  in  nahezu  geschlossener  Reihe.  Die 
Krone  der  Schneidezähne  von  der  schmelzlosen,  unten  geschlossenen  Wurzel  deutlich 
abgesetzt.  G  klein,  einwurzelig.  P  zuweilen  mit  getrennten  Wurzeln.  Carpalia 
serial  angeordnet;  Centrale  vorhanden.  Vorder-  und  Hinterfuss  fünfzehig.  Cal- 
caneus mit  der  Fibula  artikulirend. 

Diese  meist  kleinen,  den  lebenden  Klippdachs  (Hyrax)  nur  wenig  an 
Grösse  übertreffenden  Formen  finden  sich  häufig  im  älteren  und  mittleren 
Tertiär  von  Patagonien  und  Argentinien,  namentlich  in  der  sogenannten 
Santa  -  Cruz  •  Formation.  Sie  sind  die  Vorläufer  der  Typotheriden  und 
von  diesen  durch  primitivere  Merkmale  geschieden.  Der  Mangel  eines 
Diastema,  das  vollständige  Gebiss,  die  fünfzehigen  Hinterfüsse,  die  seriale 
Anordnung  der  Carpalia  und  die  Articulation  der  Fibula  mit  dein  Calcaneus 
unterscheiden  die  Protypotheriden  sehr  bestimmt  von  ihren  jüngeren  Nach- 
kommen. 

Protypotherium  (Fig.  1875.  1877),  Patriarchus,  Icochilus  (Fig.  1878), 
Hegetotherium  Amegh. ,  Interatherium  Moreno  im  älteren  Tertiär  von 
Santa  Cruz.    Protypotherium  auch  im  Miocän  von  Argentinien. 

2.  Familie.    Typotheridae.  Ameghino. 

Zahnformel:  £  °Q  J.  Gebiss  stark  reducirt  mit  weitem  Diastema.  J  breit, 
gekrümmt,  an  der  Basis  offen,  ringsum  mit  Schmelz  und  Cement  bedeckt.  C  fehlen 
Sämmtliche  Backzähne  prismatisch,  wurzellos,  unten  offen.  Carpalia  alternirend 
Centrale  fehlt.    Hinterfuss  vierzehig.    Fibula  mit  dem  Astragalus  articulirend 

Im  Tertiär  und  in  der  Pampasformation  von  Südamerika  verbreitet.  Von  den. 
zwei  hierher  gehörigen  Gattungen  erreicht  Typotherium  die  Dimensionen  eines 


Digitized  by  Google 


UngulHt*    Typotheria  833 

• 


Flg.  1878.    Ieoehilus  robuttu»  Am«  ch.   Aelteres  EociLri.  Santa  Cruz.  Patagonien.  1  Schädel  von  oben. 
H  eehadel  Ton  unten.  C  leockilu»  exlauxu  Anu^th.  ebendaher.    Unterkiefer  von  oben.   D  derselbe  von 
aiuwen.   »/«  nat.  flr.   E  rechter  Vorderfuiw.    F  rechter  HlnterfUM,  nat  Ur.  (Nach  Ameghino.) 


Kig.  187i».  Tj/polktrtum  crutaUm  Herr**  Pampa*  rorniHlion.  Buenos- Air«*.  Argentinien.  A  Schade! 
von  oben.  »/«n»*-Or.   B  Oberkiefer  und  Zwischenkiefer  von  unten  V*.  C  rechter  Vorderfus«.  D  linker 

Hinterfus*.   (Nach  Gervai».) 


Zlttel,  ünindzuK«  der  Palaeontologie. 


Digitized  by  Google 


834 


Vertebrata.  Mammalia 


Schweins,  während  Pachyrucos  den  Hasen  kaum  an  Grösse  übertrifft. 
Pachyrucos  Amegh.  findet  sich  in  der  Santa-Cruz-Stufe,  im  Pliocän  und 
Pleistocän  von  Argentinien,  T  ypoiherium  Bravard  (Fig.  1879)  in  der  Pampas- 
formation. 

3.  Unterordnung.«  Toxodontia.  Owen.1) 

Ausgestorbene,  semiplantigrade  oder  plantigrade  Hu/thiere  mit  dreizehigen 
Extremitäten.  Gebiss  meist  vollständig,  jedoch  Eckzähne  schwach,  zuweilen 
verkümmert.  Backzähne  prismatisch,  gekrümmt,  lophodont.  Clavicula  fehlt. 
Carpalia  alternirend.  Astragalus  mit  schwach  gexcölbter ,  nicht  ausgejurchter 
tibialer  Gelenkfläche,  distal  abgestutzt  und  nur  mit  dem  Naviculare  articulirend . 
Calcaneus  mit  grosser  Facette  für  die  Fibula. 

Die  Toxodontia  sind  grosse  oder  mittelgrosse  ausgestorbene  Pflanzenfresser, 
deren  Ueberreste  nur  in  Südamerika  und  zwar  im  Tertiär  von  Patagonien, 
und  im  Pliocän  und  Diluvium  von  Argentinien  und  Süd-Brasilien  vorkommen. 

Der  Schädel  ist  massig  hoch,  hinten  breit,  die  Schnauze  verschmälert 
und  ziemlich  lang.  Die  frei  vorragenden  Nasenbeine  und  hohen,  seitlich 
offenen  Nasenlöcher  lassen  die  Anwesenheit  eines  kurzen  Rüssels  vermuthen. 
Die  Stirnbeine  sind  gross,  die  Scheitelbeine  bilden  einen  schwachen  Sagittal- 
kämm.  Das  hohe  Hinterhaupt  fällt  senkrecht  ab  und  besitzt  meist  zwei 
Oeffnungen  zwischen  den  Seitenflügeln  des  Supraoccipitale  und  den  Schläfen- 
beinen. Die  Condylen  ragen  ziemlich  weit  vor.  Die  Jochbogen  sind  ungemein 
stark,  unter  den  nach  ninten  offenen  Orbiten  abwärts  gebogen  und  zur 
Hälfte  durch  den  Processus  zygomaticus  des  Schläfenbeins  gebildet  Zwischen- 
kiefer verlängert,  am  Schnauzenende  etwas  verbreitert;  Thränenbein  klein. 
Das  gewölbte  Gaumendach  ragt  über  die  letzten  Molaren  heraus,  so  dass  die 
inneren  Choanen  weit  nach  hinten  rücken;  die  vorderen  Gaumenlöcher 
werden  vollständig  vom  Zwischenkiefer  begrenzt.  Unterkiefer  mit  sehr 
starker  Symphyse,  breitem  Kronfortsatz  und  hochgelegenem  querem  Condylus. 


Hg,  1880. 

Adinotherium  «p.  Aelterea  Tertiär  von  Santa  Cruz.  PataKonlen.  A  Ob.  Praemolar  von  innen.  B  Ob. 
Molar  von  Innen,  C  von  hinten.    D  Unt  Backzahn  von  auwen,  E  von  Innen  und  oben.    */»  nat.  Gr. 

Das  Gebiss  zeigt  eine  höchst  eigenthümliche  Specialisirung.  Es  ist  häufig 
vollständig  und  bildet  zuweilen  eine  vollkommen  oder  nahezu  geschlossene 
Reihe.    Die  Schneidezähne  sind  verschiedenartig  ausgebildet,  bald  schaufel- 

')  Burmeister,  Ii.,  Annales  del  Museo  publ.  de  Buenos  Aires.  1.  1867,  und  III.  — 
Cope,  Edw.,  On  Toxodon.  Proreed.  Amer.  Philo».  Soc.  1881.  S.  402.  —  Owen,  R., 
(Toxodon)  in  the  Zoology  of  H.  M.  S.  Beagle  1840,  pt.  1.  —  Description  of  sorae  sp. 
of  Xesudon.    Phil.  Trans.  1853. 


Digitized  by  Google 


Ungulata  Toxodontia. 


835 


förmig,  mit  ringsum  von  Schmelz  bedeckter  und  von  der  schmelzlosen 
Wurzel  geschiedener  Krone,  bald  sehr  stark  verlängert,  fast  nagerartig,  unten 
offen  und  nur  auf  der  vorderen  und  hinteren,  zuweilen  sogar  nur  auf  der 
Vorderseite  mit  Schmelz  bedeckt.  Im  Oberkiefer  ist  in  der  Regel  das  zweite 
Incisivcnpaar,  im  Unterkiefer  das  äussere  Paar  am  stärksten  entwickelt  und 
übernimmt  die  Function  der  stets  sehr  schwachen  conischen  oder  meissel- 
förmigen  Eckzähne.  Von  den  vier  Prämolaren  können  die  beiden  vorderen 
verkümmern,  die  zwei  hinteren  sind  bei  den  jüngeren  Formen  wie  die 
Molaren  gebaut,  bei  den  älteren  einfacher.  Die  oberen  M  (Fig.  18ti0  BC) 
haben  schief  vierseitigen  oder  dreiseitigen  Querschnitt  und  bestehen  aus 
einer  Aussenwand  und  zwei  schiefen  ungleichen  Querjochen  ,  welche  durch 
ein  in  zwei  divergirende  Aeste  gespaltenes  Thal  getrennt  sind.  Meist  be- 
findet sich  hinter  dem  Nachjoch  noch  eine  zweite  Einbuchtung.  Durch 
Abkauung  verbinden  Bich  die  verdickten  Innenpfeiler  der  Querjoche;  das 
Querthal  und  die  hintere  Bucht  wandeln  sich  dadurch  in  Marken  um 
und  können  vollständig  verschwinden.  Bei  den  primitiveren  Formen  sind 
die  Kronen  ringsum  von  Schmelz  umgeben,  bei  den  mehr  specialisirten 
Gattungen  werden  die  oberen  und  unteren  Backzähne  prismatisch,  die  Wurzeln 
verschmelzen  und  verschwinden  ganz,  so  dass  die  Zähne  hohe,  unten 
offene,  gekrümmte  Prismen  bilden.  Mit  der  Erhöhung  der  Zahnkrone  tritt 
eine  partielle  Verkümmerung  der  Schmelzhülle  ein,  die  namentlich  am 
Vorder-  und  Hinterrand  und  auf  der  Innenseite  zur  Bildung  schmelzfreier 
Dentinbänder  führt,  welche  häufig  mit  einer  dünnen  Cementschicht  über- 
zogen sind.  Die  unteren  Backzähne  (Fig.  1880  DE)  bestehen  aus  einem 
kurzen  vorderen  und  einem  viel  längeren  hinteren  Halbmond,  deren  innere 
Hörner  sich  in  verschiedener  Weise  verdicken,  ausbreiten  und  zuweilen  eine 


AdinotAfHum  fp.  Aelteres  Tertiär.  San  tu  Cruz..  Pata- 
Flg.  1881.  Konten.  A  Oaleaneus  von  vorne,  B  Asmijralu»  von 

Toxodon  Paranentl*  Ijiurlll.    Tertiär  (Paiaifon.  vorne  und  hinten.    V*  nat.  <ir 

Formation).    Argentinien.  Vorderfuss. 

Art  Innenwand  bilden,  in  welche  zwei  oder  drei  schräge  Einbuchtungen  ein- 
dringen. Die  prismatischen  Backzähne  sind  im  Oberkiefer  stark  nach  innen, 
im  Unterkiefer  häufig  etwas  nach  aussen,  seltener  nach  innen  gekrümmt. 
Den  Schneidezähnen,  Eckzähnen  und  Praemolaren  gehen  Milchzähne  voraus; 
die  Milchmolaren  stimmen  im  Bau  mit  den  ächten  Molaren  überein,  haben 
jedoch  fast  immer  kurze  getrennte  Wurzeln. 

Im  sonstigen  Skelet  der  Toxodontia  überwiegen  entschieden  die  Huf- 
thiermerkmale, und  namentlich  zeigen  die  Perissodactvlen  und  Proboscidier 
vielfache  Beziehungen.  Die  grosse  Scapula  mit  rudimentärem  Aeromion 
ist  ähnlich  Rhinoceros  und  beweist  den  Mangel  eines  Schlüsselbeins;  der 
kurze  kräftige  Oberarm  besitzt  ein  Foramen  entepicondyloideum.  Die  ge- 
waltige Ulna  mit  starkem  und  langem  Olecranon  und  der  kurze  schwächere 

53* 


Digitized  by  Google 


836 


Vertebrata.  Mammalia. 


Radius  ähneln  Ehinoceros,  ebenso  die  Beckenknochen.  Die  Carpalin  sind 
alternirend  angeordnet,  die  Metacarpalia  kurz  und  gedrungen;  der  Vorder- 
fuss (Fig.  1881)  hat  drei  kurze  Zehen.    Die  Fibula  ist  distal  von  der  Tibia 

Setrennt  und  sehr  kräftig  entwickelt.  Der  Calcaneus  (Fig.  1882  4)  besitztauf 
er  Vorderseite  eine  ziemlich  ausgedehnte  Articulationsfläche  für  die  Fibula; 
der  Astragalus  (Fig.  18e(2  B)  hat  eine  schwach  gewölbte,  in  der  Mitte  etwas  aus- 
gefurchte tibiale  Gelenkfläche,  einen  kurzen,  etwas  nach  der  Seite  geschobenen 
Hals  und  eine  schwach  convexe,  mit  dem  Naviculare  articulirende  distale 
Gelenkfläche.  Den  kurzen,  plumpen  Metatarsalien  fehlen  vordere  Leitkiele  auf 
den  unteren  Gelenkflächen;  die  Hufphalangen  sind  distal  abgeplattet. 


I.  Familie. 
Nesodontidae. 

Gebiss  vollstän 

«*  ß:  l  i  %  *** 

fig  in  geschlossener 
Reihe,  Die  inneren 
Sch  neidezäh  ne  (J l) 
kräftig,  meissel för- 
mig oder  cgi  indrisch 
conisch,  nur  vorne 
mit  Schmelz  bedeckt ; 
.P  sehr  gross,  drei- 
kantig ,  zugespitzt , 
eckzahnähnlich,  hin- 
ten  schmelzlos  und 
schief  abgekaut;  die 
äusseren  J  klein, 
dem  Eckzahn  und 
ersten  Prämolar 
ähnlich.  Backzähne  nach 
hinten  an  Grösse  zuneh- 
mend, mässig  hoch,  pris- 
matisch, entweder  mit  ge- 
trennten, geschlossenen 
Wurzeln  oder  unten  offen, 
die  Krone  nur  theilweise 
von  Schmelz  umgeben. 
Obere  M  stark  nach  innen 
gekrümmt,  im  Querschnitt 
schief  vierseitig,  mit  glatter 
Aussenwand  und  zwei 
schiefen  Querjochen,  deren 
verdickte  Innenhügel  bei 
der  Abkauung  i  'er  sch  mel  zen 
und  eine  inselartige  Marke 
umschliessen.  iP  drei- 
eckig,  hinten  verschmälert 
und  zugespitzt.  Untere  M 
ans  zwei  ungleichen  Halb- 
monden bestehend ,  deycn 
innere  Horner  stark  ent- 
wickelt sind  und  zu  einer 
Innenwand  verschmelzen. 


Fi*.  188.1. 

Svodon  imbricattu  Owen.    Aeltere«  Ttrtlftr.     Santo  Crux.  Patajronlcu 
Bebide]  mit  Interklefor  von  der  Seite       nnt.  Gr.). 


NN 


Fix.  1884.  »*w/on  imbricatm  ow.-ti.  T.  rlirtr.   SttntftCrUZ,  PftUgOüien. 
A  Guiimeininsicht  oin.-s  nusi.'ovnt<hs«'!iiMi  Individuums  mit  %»)!*tÄn- 
ilijrpm  <i<>t>it».  B  l  iiterkirfer.  cn.      imt.  <ir.  .  Nii.h  A  m e g h  i  11  o.} 


Sämmtliche  Vertreter  dieser  Familie  stammen  aus  dem  älteren  Tertiär 
von  Patagonien. 


Digitized  by  Google 


Ungulata.    Toxodontia.  Litoptema. 


837 


Von  den  hierher  gehörigen  Gattungen  ist  Nesodon  Owen  (Fig.  1883. 1884) 
häutig  im  älteren  Tertiär  von  Santa  Cruz  in  Patagonien  und  daselbst  durch 
verschiedene  Arten  vertreten  (N.  imbricatus  Owen,  N.  marmoratus,  obliteratus 
Amegh.  etc.). 

Adinotherium  (Fig.  1880  u.  1882)  und  Acrotherium  Amegh.  aus 
Santa  Cruz  6tehen  Nesodon  sehr  nahe.  Von  verschiedenen  anderen  Gattungen 
(Gronotheri um,  Phohereotherium,  Rhadinotherium  Amegh.  etc.)  sind 
nur  unvollständige  Reste  vorhanden. 

2.  Familie.  Toxodontidae. 

Zahnreihe  durch  Verkümmerung  der  kleinen  C  und  Pl  mit  Diastema.  Jl 
im  Oberkiefer  stärker  als  J*.  Sämmtliche  Zähne  prismatisch,  ohne  getrennte 
Wurzeln,  unten  offen,  die  Schmelzbedeckung  durch  schmelzlose  Streifen  unterbrochen. 
Untere  M  nach  innen,  seltener  nach  aussen  gebogen.  Tertiär  und  Pleistocän  von 
Argentinien. 

Xotodon  Amegh.  Untere  M  nach  aussen  gekrümmt.  Miocän  (Patagon. 
Formation)  Argentinien. 

Toxodon  Owen  (Fig.  1881  u.  1882).  Zahnformel:  £  $4  r  Untere  M 
nach  innen  gekrümmt.  Nasenbeine  kurz,  Nasenlöcher  ziemlich  weit  zurück 
gerückt.    Jochbogen  sehr  stark.   Hinterbeine  länger  als  Vorderbeine.  Nicht 


A  B 


Fi*.  1885 

Toxodon  Burmristeri  Glebol    IVimpHsfoniintluii.    I.ujaii.    Argentinien.    Ä  Schädel,  V»  nut.  Gr. 
B  ober«',   C  untere  Molaren      >Nncti  Burmeister.) 


selten  in  der  Pampasformation  und  im  Miocän  (Patagon.  Form.)  von  Argen- 
tinien. T.  platensis  Owen,  T.  Burmeisteri  Gieb.  etc.  Die  stärksten  Arten 
haben  einen  Schädel  von  G0 — 70  cm  Länge  und  überragten  an  Höhe  Hhinoceros. 

4.  Unterordnung.    Lftopterna.  Ameghino.1) 

Atisgestorbene,  digitigrade,  vorne  und  hinten  fünf-,  drei-  oder  einzeilige  Huf' 
thiere  mit  serial  angeordneten  Carpalia  und  Tarsalia.  Astragälus  mit  aus- 
gefurchter Trochlea,  distal  mit  converer  Gelenkfläche;  Calcaneus  mit  der  Fibula 

l)  Ameghino.  Flor.,  Contrib.  al  conoeim  de  los  Maminiferos  fossile«  de  la 
Republ.  Argent.  Actua  Ac.  nac.  Cordoba  1889.  VI.  p.  523— 572,  und  Revista  Argen- 
tina 1891,  Bd.  I.  —  Burmeister,  Herrn.,  Aunal.  del  Mus.  Publ.  de  Buenos-Aires  löH4. 
Tome  L  p.  32  und  Nova  acte  Ac.  Leop.  Carol.  1*85.  XLV1I.  S  237.  —  Cope,  E.  D., 
The  Litoptema    Amer.  Naturalist  1881    XXV.  685    —  Gervais.  P.,  in  Castelnau. 


Vertebrata.  Mammalia. 


articulirend.  Oebiss  vollständig  oder  etwas  reduzirt;  Zähne  häufig  in  geschlossener 
Reihe.  Backzähne  kurz,  mehrwurzelig,  lophodont.  Humerus  ohne  Foramen  entepi- 
condyloideum.    Endphalangen  breit,  abgeplattet. 

Die  Litopterna  sind  eine  auf  Südamerika  beschränkte  erloschene  Unter- 
ordnung von  Hufthieren,  welche  sich  hauptsächlich  durch  seriale  Anordnung 
der  Hand  und  Fusswurzelknochen  von  den  am  nächsten  verwandten  Perisso- 
dactylen  und  durch  Reduction  der  Seitenzehen  von  den  Condylarthra  unter- 
scheiden. Das  Gebiss  ist  meist  vollständig,  nur  die  Schneidezähne  verfallen 
theilweise  der  Reduction.  Die  Litopterna  enthalten  die  drei  Familien  der 
Macrauchenidae,  Proterotheridae  und  Astrapotheridae. 

1.  Familie.    Macrauchenidae.  Gervais. 

Schädel  langgestreckt,  schmal;  Hirnhöhle  klein;  Nasenöffnung  weit  zurück- 
liegend, nach  oben  gerichtet.  Nasenbeine  klein  oder  verkümmert.  Orbita  mehr 
oder  weniger  vollständig  knöchern  umgrenzt.  Zahnformel:  J-;-J;  J  3r  Die  Zähne 
in  geschlossener  Reihe.  Eckzähne  den  äusseren  Schneidezähnen  ähnlich.  Die 
vorderen  P  einfacher  als  die  M.  Backzähne  lophodont.  Untere  M  aus  zwei 
Halbmonden  bestehend,  die  in  einem  Innenpfeiler  zusammenstossen.  Füsse  fünf- 
bis  dreizehig.  Arterien-Canal  der  Halswirbel  auj  der  Innenseite  der  oberen  Bogen 


Macrauchen  in  Pataehonica  am  erika  beschränkte  Familie  hochbeiniger,  langhalsiger 
Owen.  4  Vortkrfut*  im.  h  Hufthiere  von  ansehnlicher  Grösse,  deren  langgestreckter 


Schädel  hauptsächlich  durch  die  weit  zurückliegenden  und 
nach  oben  gerichteten  Nasenlöcher  ausgezeichnet  ist.  Die  Backzähne  erinnern 
an  Anrhitherium,  zeigen  jedoch,  namentlich  nach  stärkerer  Abkauung,  die 

Exped.  dans  l'Anier.  du  Sud.  I  Mammiferes  foss.,  p.  36  —  Mem.  Soc.  geolog.  de 
France  1873.  2.  ser.  IX.  I  V.  p.  8.  —  Mercerat,  Ale,  Sinopeis  de  la  Famiglia  de 
los  ßunoduntheridae  conaervadoH  en  el  Museo  de  la  Plata.  Rivista  del  Muaeo  de 
la  Plata  1891.  I. 


Uneulata.  Litopterna. 


»39 


Eigentümlichkeit,  dass  an  den  oberen  M  das  Basalband  auf  der  Innenseite 
einen  erhöhten  Kragen  bildet,  die  Thäler  abschlieast  und  am  vorderen 
Inneneck  einen  selbständigen,  bogenförmigen,  vom  Protocon  getrennten  Wulst 
entwickelt.  Die  hierher  gehörigen  Formen  waren  wahrscheinlich  amphibische 
Landthiere. 

Theosodon  Amegh. 
Nasenbeine  kurz,  frei  vor- 
ragend. Orbita  hinten  offen. 
Vorder-  und  Hinterfuss 
fünfzehig;  die  seitlichen 
Zehen  schwach  entwickelt. 
Tertiär.  Santa  Cruz.  Pata- 
gonien. 

Scalabrinitherium, 
Mesorhinus,  Oxyondo- 
therium  Ameghino.  Mio- 
cän  (Patagon.  Formation) 
Argentinien. 

Macrauchenia  Owen 
{Opisthorhinus  Brav.)  (Fig. 
1886  — 1888).  Nasenbeine 
winzig :  Nasenloch  ellip- 
tisch, fast  in  der  Mitte  des 

Schädels  gelegen,  nach  oben  gerichtet  Innere  Choanen  unter 
den  Nasenlöchern.  Orbita  ringsum  begrenzt.  Schnauze  vorne 
etwas  verbreitert.  Füsse  dreizehig.  Femur  mit  drittem  Tro- 
chanter.  Fibula  kräftig,  mit  dem  Calcaneus  articulirend. 
Pampas-  und  Patagonische  Formation  (Pleistocän  und  Miocän) 
von  Südamerika. 


Flg  1887. 
Patachonlca  Owen. 
(Nach  BurmeUt er ) 


Ameghino. 


2.  Familie.  Proterotheridae. 

Schädel  mit  verschmälerter  Schnauze. 
Nasenbeine  lang,  Jrei  vorragend.  Orbita 
hinten  geschlossen.  Gebiss  brachyodont 
mit   kurzem   Diastema;  Zahnformel: 

2.  o.  44  8r  Obere  M  mit  W förmiger  Aussen 
wand,  einem  kräftigen,  meist  durch  ein 
Joch  mit  der  Aussenwand  verbundenen 
vorderen  und  einem  schwächeren  hinteren 
Tnnenhilgel.  Die  zwei  letzten  P  den  M 
ähnlich,  die  vorderen  trigonodont.  Untere 
Backzähne  mit  Ausnahme  des  kleinen, 
einspitzigen  Pi  und  des  letzten  M  meist 
vierwurzelig,  aus  zwei  Halbmonden  zu- 
sammengesetzt, die  sich  in  einer  ein- 
fachen Innenspitze  vereinigen.  Extremi- 
täten drei-  bis  einzehig,  die  seitlichen 
Metapodien  schwach.  Im  Tertiär  von 
Südamerika. 

Diadiaphorus  (Fig.  1889),  Li- 
caphrium,  Thoatherium  (Fig.  18'JO), 
Proterotherium  Amegh.  Tertiär 
(Oligoeän).  Santa  Cruz.  Patagonien. 

Epitherium  Amegh.  (Fig.  1891).  Füsse  mit  einer  functionirenden  Zehe, 
die  Seitenzehen  kurz.    Pliocän  (Araucanische  Formation),  Argentinien. 


Fi«  18*). 
Thoatherium  in»RtM<ti/umAineKh- 
ino.    Santa  Cruz  Patagonien. 
l'ntorkkfer,  Vi  nnt.  Gr  (Xm-h 
Amt-Rhin». 


FIk  1891 
Ejtüherium  laier - 
narium  Ameghino. 
Rechter  Hintor- 
fu*.-.  (Such 
Ameghino. 


Digitized  by  Google 


840 


Vertebrata.  Mamtnalia 


3.  Familie.    Astrapotheridae.  Ainegh. 
Nasenbeine  lang.    Gebiss  bracht/odont  mit  weitem  Diastema,  oben  und  unten 
mit  je  einem  Paar  Hauzähne.    Zahn/ormel:  j^j]      P  einfacher  als  die  lopho 
donten  M.  Der  obere  J  sehr  lang,  abgeplattet,  am  Ende  schief  abgekaut.    Unterer  C 
dick,  gekrümmt,  dreikantig,  auf  der  Vorderseite  mit  Abkauungs  fläche.    Füsse  drei- 
zehig.    Vordere  Extremitäten  höher  als  hintere.    Tertiär.  Patagonien. 

Astrapotherium  Burm.  (Mesembriotherium  Moreno,  Listriotherium,  Xylo- 
therium  Mereerat).  Obere  M  ähnlich  Uhinoceros  mit  einfacher  Aussenwand 
und  zwei  schiefen  Queriochen;  untere  M  aus  zwei  nach  innen  weit  geöffneten 
Halbmonden  bestehend.  Astragalus  fast  eben,  niedrig,  mit  flacher,  oberer 
Gelenkfläche.  A.  magnum  Amegh.  aus  dem  Tertiär  von  Santa  Cruz  hat  die 
Grösse  von  Rhinoceros. 

B  A 


Hg.  1889. 

Diadiaphoru*  majutculus  Ameghlno.  rnter-Tertiar  Sunt»  Otif. 
PaUgonSen  A  Otjorlcielter  von  unten.  »/♦  nat.  Gr.  mach  Ameghlno). 
B  letzter  oberer  Praemolnr  und  erster  Molar  von  unten,  nat.  Gr. 
C  die  «wei  letzten  unteren  Molaren  von  oben  und  von  der  Seite, 
nat.  Gr.  D  Caleaneu».  */,  uat.  Gr.  E,  F  Astragralu*  von  vorne  und 
von  hinten,  «,',  nat.  Gr.  U  Metatarsale  III  von  vorne  und  dinUle 
Gelenkflnche ,  »/,  nnt.  Gr.  //  Erste  l'halanno  der  MHlelzehe  de« 
Hinterfasee«,  */i  nat  Gr. 

5.  Unterordnung.  Amblypoda.  Cope.1) 

Ausgestorbene,  meist  grosse,  semiplanti grade  Hufthiere  mit  kurzen,  fünfzehigen 
Füssen  und  breiten,  von  Hufen  umgebenen  Endphalangen.    Zweite  Reihe  des 

»)  Cope,  E.  D.,  The  Amblypoda.  Amer.  Naturalist.  1884  und  1885.  —  Barle  Ch  , 
Revision  of  the  «peciet»  of  Coryphodon.  Bull.  Araer.  Mus.  nat,  hist.  1892.  IV.  — 
Hebert,  Ed.,  Anu.  sc  nat.  Zoologie  185G,  S.  87.  —  Marnh,  0.  C,  Amer.  Journ.  Sc. 
Arts.  1871  —  1881.  —  Dinocerata,  A  Monograph  of  the  extinet  order  of  gigantic 
Mammalia.    II  S.  Geol.  Survev.  1884.  X. 


uiyinzc 


d  by  Google 


Ungulata.  Amblypoda. 


«41 


Carpus  mit  der  ersten  alternirend.    Astragalus  sehr  breit  und  niedrig,  mit  Tibia 

und  mit  Fibula  articulirend,  die  tibiale  Oelenkfläche  schwach  gewölbt  oder  eben, 

nicht  ausgehöhlt.    Qebiss  meist  vollständig.    Backzähne  brachyodoni  und  lopho- 

dont.    Gehirn  sehr  klein. 

Zu  den  Amblypoden  gehören  die  grössten  Landsäugethiere  der  Eocänzeit. 
Ihre  Extremitäten  und  Zähne,  überhaupt  ihr  ganzer  Knochenbau  charakte- 
risiren  sie  ais  eine  primitive  Gruppe  von  Hufthieren ,  welche  mancherlei 
Beziehungen  zu  den  Litopterna,  Penssodactylen  und  Proboscidiern  erkennen 
lassen. 

Sie  beginnen  in  der  Puerco- Stufe  (Unterstes  Eoeän)  mit  verhaltniss- 
mässig  kleinen  und  schlanken  Formen  {Pantolambda) ,  die  durch  trigono- 
donte  obere  Molaren  ihr  primitives  Gepräge  verrathen ;  in  der  Wasatch-btufe 
und  in  den  gleichaltrigen  alt- 
eoeänen  Ablagerungen  Europas  do 
miniren  die  plumpen  und  grossen 
Coryphodonten  mit  einem  voll- 
ständigen Gebiss,  in  welchem  die 
Molaren  bereits  lophodonten  Bau 
erlangt  haben.  Am  stärksten 
differenzirt  sind  die  auf  Nord 
amerika  beschränkten  obereoeänen 
riesigen  Dinoceratidae.  Hier  ver- 
kümmern die  oberen  J;  die  oberen 
C  ragen  als  mächtige  Hauer  über 
den  Unterkiefer  vor,  während  die 
unteren  Eckzähne  winzig  klein 
bleiben  und  den  Schneidezähnen 
gleichen.  Die  Backzähne  werden 
ausgezeichnet  lophodont  und  die 
P  den  M  ähnlich. 

Die  Extremitäten 
(Fig.  1892. 1893)  sind 
stämmig ,  massig 
hoch ,  vorne  und 
hinten  fünfzehig. 
Die  Carpalia  bilden 
schwach  alterniren- 
de  Reihen ;  zuweilen 
ist  ein  os  centrale 
vorhanden.  Im 
Hinterfuss  zeigen 
die  Tarsalia  eine 
starke,  seitliche  Ver- 
schiebung. Der  nie- 
drige ,  ungemein 
breite  Astragalus 
bedeckt  nicht  nur 
das  Naviculare,  sondern  auch  einen  grossen  Theil  des  Cuboideums,  und 
das  Naviculare  ruht  auf  den  drei  Cuneiformia.  Dem  Astragalus  fehlt  sowohl 
ein  abgesetzter  Kopf,  als  auch  eine  eigentliche  Trochlea,  indem  die  schwach 
gewölbte  tibiale  Gelenkfläche  keine  Ausfurchung  besitzt,  weshalb  nur  eine  sehr 
unvollkommene  Beugung  des  Fussgelenkes  ermöglicht  wird.  Ein  Flexor- 
Foramen,  sowie  eine  Facette  am  Hinterrand  des  Astragalus  für  ein  sogenanntes 
Tibiale  (Sesamoid)  sind  wie  bei  den  Condylarlhra  vorhanden.  Der  Calcaneus 
und  die  kurzen,  plumpen  Metatarsalia  erinnern  an  den  Proboscidierfuss. 
Am  Femnr  ist  ein  dritter  Trochnnter  bei  den  ältesten  Formen  vorhanden, 


Figr-  1892. 

Cvryphodun  anaz  Cope.    l'nt.  Komin .  Wawttch 
Wyoming.    Linker  Hinterfuw«,  V4  »at.  Or  (na«h 
Onhorii).  MTlbla,     Gelenkfacetten  des  Astragalu* 
und  Calcaneu»  für  die  Fibula.  ///-  V  dritte  bl» 
fünfte  Zehe.) 


Fig.  18W. 

Uintotherium  mirabilc  Mar>li  *p   A  linker  Vonlerfus»,  U  linker  Hinterfuw. 
a$  Astragalu».    '/»  Mi  Gr.   (Nach  Marsh.) 


Digitized  by  Google 


«42 


Vertebrata  Mammaliu 


fehlt  aber  bei  den  Dinoceratiden.  Die  Fibula  artikulirt,  wie  bei  den 
Litoptema,  mit  dem  Astragalus. 

Für  die  niedrige  Stellung  der  Amblypoden  unter  den  Hufthieren  spricht 
die  geringe  Entwicklung  des  Gehirns.  Ünter  allen  placentalen  Säugethieren 
besitzen  die  Amblypoda  die  kleinste  Gehirnhöhle ;  die  Hemisphären  des  Gross- 
hirns sind  nahezu  glatt  und  bedecken  weder  die  grossen  Kiechlappen  noch 
das  Cerebellum  oder  das  verlängerte  Mark. 

1.  Familie.    Pantolambdidae  (Taligradä).  Cope. 

Oebiss  vollständig.  Obere  M  trigonodont,  die  drei  Höcker  V förmig.  Untere 
M  lophodont,  aus  zwei  Halbmonden  zusammengesetzt.  Schneidezähne  oben  und 
unten  vorhanden.  Femur  mit  drittem  Trochanter.  Astragalus  niedrig  mit  schwach 
gewölbter  Gelenkfläche  für  die  Tibia. 

Die  einzige  Gattung  dieser  Familie  stammt  aus  dem  untersten  Eocän 
von  Puerco  in  Neu-Mexico. 


2.  Familie.    Coryphodontidae.  Owen. 

Schädel  länglich,  mit  breiter,  schräg  abfallender  Stirn.  Oebiss  vollständig. 
Obere  M  mit  zxoei  durch  ein  Vförmiges  Joch  verbundenen  Aussenhöckern  und 
einem  oder  zwei  sehr  ungleich  starken  Innenhöckern,  von  denen  Joche  nach  den 
Aussenhöckern  verlaufen.  Untere  M  mit  zwei  V förmigen,  nach  Innen  geöffneten 
Jochen,  wovon  der  vordere  Schenkel  mehr  oder  weniger  verkümmert.    P  einfacher 

alsM.  Schneidezähne 
c&nisch ,  obere  und 
untere  Eckzähne  spitz, 
stark  vorragend.  Hu- 
merus  ohne  Foramen 
entepicondyloideum. 
Femur  mit  drittem 
Trochanter.  Astra- 
galus sehr  niedrig, 
ohne  Kopf,  mit  ebener 
Gelenkflache  für  die 
Tibia  und  Arlicula 
tionsfacette  für  Fi- 
bula. Im  unteren 
Eocän  von  Frank- 
reich, England  und 
Nordamerika. 

Die  Coryphodon- 
tiden  waren  plum- 
pe, vorne  digitigra 
de,  hinten  planti 
grade  Thiere  von 
ansehnlicherGrösse, 
deren  Dimensionen 
denen 

eines  Tapir,  Bären 
und  Ochsen  schwankten.  Ihr  Gebiss  spricht 
für  omnivore  Nahrung,  der  Bau  des  Hand- 
und  Fussgelenkes  für  langsame  und  ungeschickte  Bewegung.  Dem  Schädel 
fehlen  die  sonderbaren  Stirnzapfen  der  Dinoceraten,  dagegen  dienten  die 
mächtigen,  spitzen  Eckzähne  als  gefährliche  Waffen. 

Von  den  Gattungen  Coryphodon  Owen  (Bathmodon,  Metalophodon  Cope) 
Fig.  1894—1896),  Ectacodon  und  Manteodon  Cope  ist  nur  die  erstere 
genauer  bekannt  und  in  den  Wasatch  und  Wind  River  Beds  von  Wyoming, 


Fi*  1.HS6. 

Corjrphodon  defihmitopu*  Caut,  Schnilel 
von   unten     Dnt.  Kor»n.  Nou-Mexlro. 
UnK^fiihr  ■/•"Ml.  <«r.    fNiich  Cope) 


Fi»  1*9» 

Schmie]  untl  (iehlrn  von  Coryphodon 
hnmatu*  Miirxh  (von  oben).  Unt. 
Bodo,  Wyoming.   I  n^fälir  V«  nat  zwischen 

Gr.   (Nnt-h  Marsh.) 


Digitized  by  Google 


TTngulata.    Amhlypoda  843 

Utah  und  Neu -Mexico  durch  mehr  als  ein  Dutzend  Arten  vertreten.  In 
Europa  finden  sich  C.  eocaenus  Owen  und  C.  Oweni  Heb.  in  Nordfrankreich 
und  England. 

*:  • 

p>      p1  p*  /<♦  m>  *ns  in' 


Fi«  18"<f,. 

tiiwyptoxion  hamattu  Muren     I  nt  Kocaii.    Wyoming    Hm-kzauiii-  des  llukoii  ob<;rkii>fent 
und  ri<*  lliikiMi  rntvrkJrfeni  (#;.    'jb  Mt  Ar.   (NHb  Mtrib.) 

3.  Familie.  Dinoceratidae.  Marsh. 
Schädel  mit  je  einem  Paar  vorragender  Knochenfortsätze  au/  Scheitelbein,  Ober- 
kiefer und  Nasenbein.  Zahnformel:  J  {  *  0fcere  J  fehlen.  Obere  P  den  M 
ähnlich,  untere  M  mit  zwei  schrägen  Querjochen.  Oberer  C  gewaltig  gross,  weit 
über  die  untere  Zahnreihe  vorragend.  Untere  J  und  C  klein.  Unterkiefercondyli 
nach  hinten  gerichtet  und  nur  wenig  höher  ah  die  Zahnreihe.  Femur  ohne  dritten 
Trochanter.    Häufig  im  oberen  Koeän  (Bridger  Beda)  von  Wyoming. 

Die  Dinoceraten  gehören  zu  den  gewaltigsten  und  sonderbarsten  Land- 
säugethieren.  Die  grössten  Arten  von  Tinoceras  [Loxolophodon)  erreichten  eine 
Rückenhöhe  von  2  m  und  eine  Länge  von  nahezu  4  m,  standen  also  dem 
Elephanten  an  Grösse  beinahe  gleich;  andere  kleinere  Formen  übertrafen 
Flusspferd  und  Rhinozeros  nur  wenig  an  Höhe. 


KiK  1897. 

Vininlherium  mirabile  Mureli  sp.    Kostaurln»*  skoli-t         nat.  Ur.    (Nach  Marth  ! 


U intather  i  u  m  Leidy  (Dinoceras  Marsh,  Octofomus  Cope)  (Fig.  1897—1899). 
Die  Protuberanzen  auf  den  Nasenbeinen  klein,  vertical,  die  porösen  Knochen- 
kämme auf  den  Scheitelbeinen  hoch,  über  den  Condylen  des  Unterkiefers. 


Digitized  by  Google 


844 


Vertebrata  Mammalia 


Dem  mächtigen  oberen  Eckzahn  entspricht  am  Unterkiefer  ein  nach  unten  vor- 
springender, breit  gerundeter  Fortsatz.  Die  oberen  und  unteren  M  und  P  besitzen 


l'intatfxnum  mirnbile 


Fig.  189«. 

Marsh  m.    Schädfl  und  l'ntiTki»-f«r  au*  «lfm  üben.'»  Koran 
Wyoming.   »/«  '»«t.  fir.   (Nach  Marsh.) 


zwei  nach  innen  convergirende 
Querjoche.  Das  Gehirn  ist  winzig 
klein.  Becken  und  Extremitäten 
weisen  grosse  Uebereinstimmung 
mit  Probo8cidiern  auf.  Die  Hinter- 
beine sind  etwas  länger  als  die 
Vorderbeine.  Die  Füsse  fünfzehig. 
Mehrere  Arten  im  Eocän  von 
Wyoming. 

Tinoceras  Marsh  (Loxolophodon  Cope).  Wie  vorige,  aber  Nasenprotube- 
rnnzen  stärker,  schief  nach  vorne  gerichtet,  die  Scheitelkämrae  hinter  den 
Condylen.    17  Arten. 


Fi*.  189«. 

Vintalherium  mirabile  'Marsh  sp 
zuhnroihiv    »,':  nat.  Or. 


Link«-  k>bt*rc 
(Nach  Marsh.) 


Back- 


6.  Unterordnung.    Proboscidia.  Küsselthiere.1) 

Grosse,  fünfzehige,  hochbeinige,  semiplaniigrade  Pflanzenfresser,  mit  langem 
Rüssel.  Schädel  gross,  mit  grobzelligen  Lufträumen  in  der  Diploe.  Ein 
Paar  starker  Schneidezähne  bald  in  beiden  Kiefern,  bald  nur  oben  oder  nur 
unten  vorhanden.    Eckzähne  fehlen.    Backzähne  lophodont,  meist  mit  zahlreichen 


')  Adams.  A.  Lcith..  Moim^raph  of  tlie  fossil  British  Flephauts.  3  pte.  Palaeont. 
Soc  1877— 7t\  —  Cope,  E.  D  .  The  Proboscidea.  Araer.  Naturalist  18« 9  XXIII.  — 
Deperet,  Ch.,  Vertehres  mioci  nes  <lc  la  Vallee  du  Rhone  Arth.  Musee  de  Lyon. 
1K87.  t  IV.  S.  100—208.  —  Faleoner  and  Vautley,  Fauna  antiqua  Sivalensis.  184«, 
Und  Palaeontol.  Memoirs  ed.  by  Murehison  18GH.  vol.  1.  S.  43.  —  Raup,  J  J.t 
Pescription  d  oswem.  foss.  de  mammiferes.  1832  35.  Cah.  I  und  IV.  Acten  der 
Urwelt,  1841.  Heft  L  —  Beitrag  zur  näheren  Kenntnis  der  lirweltlichen  Säujre- 
thiere.  Heft  III  [MastodoB).  1857.  -  Irrtet.  Ed  .  Bull.  soc.  eeol.  Fr.  1869.  XVI.  - 


Digitized  by  Google 


ITnpilata.  Proboseidia. 


845 


Querjochen  und  dann  von  beträchtlicher  Grösse.  Femur  ohne  dritten  Trochanter. 
Carpalia  serial  angeordnet.  Astragalus  niedrig,  breit,  mit  schwach  gewölbter 
tibialer  Oelenkfläche.    Calcaneus  mit  Fibula  artikulirend. 

Die  Proboseidier  nehmen  eine  isolirte  Stellung  unter  den  Hufthieren 
ein  und  schliessen  sich  auch  an  keine  ausgestorbenen  Formen  so  enge  an, 
dass  man  sie  davon  ableiten  könnte.  Ihr  Schädel  (Fig.  1900)  erhält  durch 
grosse  Lufträume  zwischen  der  Innen-  und  Aussenwand  fast  sämmtlicher 
Knochen  ungewöhnliche  Grösse.  Die  Nasenbeine  sind  sehr  kurz,  die  Nasen- 
löcher weit  rückwärts  und  hoch  gelegen ;  der  Jochbogen  schwach  und  gerade, 
Zwischenkiefer  und  Oberkiefer  sehr  stark  entwickelt.  Der  quere  Gelenkkopf 
des  Unterkiefers  liegt  am  oberen  Ende  des  hoch  aufsteigenden  hinteren  Astes. 
Gehirn  verhältnissmässig  klein,  aber  stark  gefaltet 


FIb  1900. 

Sehildol  von  Elephnt  Indictu  (vi'rtlkulor  l^iiKffohnitl).    So  Suprnnivipiule,  co  Hintrrhitupttirondvht». 
Pa  SehetelbelD,  Fr  «tlrnbHn.  Mz  oborklofi-r,  Pmx  Zwisrhcnkiefer,  ME  Mwthmoldrum,  cv  Hirnhrthli», 
n  Na«onhrthl«\  i  Sohn^idoxahn,  m1  m»  erster  ud<I  «weitor  BnckMhn. 

Das  Gebiss  enthält  bei  allen  Proboscidiern  nur  Schneide-  und  Backzähne. 
Von  den  ersteren  entwickelt  sieh  stets  nur  ein  Paar.  Sie  besitzen  meist 
bedeutende  Griese,  ragen  als  gerade  oder  gekrümmte  Stosszähne  vor  und 
bestehen  aus  dichtem,  elastischem  Elfenbein.  Bei  Elephas  und  Mastodon  zeigt 
die  Elfenbeinsubstanz  der  Stosszähne  im  Querschnitt  bogenförmige,  vom 
Centrum  nach  der  Peripherie  gerichtete  Linien,  die  in  zwei  entgegengesetzten 
Richtungen  verlaufen  und  sich  W  förmig,  wie  die  Guillochirung  eines  Uhr- 
gehäuses, schneiden.  Zuweilen  überzieht  eine  dünne  Cementschicht  namentlich 
den  hinteren  Theil  der  Stosszähne,  welche  in  tiefen  Alveolen  des  Zwischen- 
oder Unterkiefers  liegen  und  an  ihrer  Basis  eine  grosse,  offene  Pulpa  besitzen. 

Lortet,  L.  et  Chantre,  E. .  Sur  les  Mastodontes  <le  la  p^r  tert.  daus  le  bassin  du 
Rhone.  Arch.  du  Mus.  Lyon,  t  II.  187i>.  —  Meyer,  H.  v,  Studien  über  das  Genus 
Mastodon.  Palaeontoirrapbica  1867.  Bd.  XVII.  —  Pohlig,  H.,  Nova  .Acta  Aead 
Caea.  Leopold  188«.  Uli,  und  1891.  LVII.  —  Sitmonda,  E,  Osteopraphia  di  un 
Maatodonte  anpustidente.  Mem.  Ac.  Sc.  Torino.  2  aer.  XII.  1851.  —  Vacek,  AI,, 
Ueber  österreichiHcbe  Mastodonten  etc.  Abh  k.  k.  geol.  Reich»- Anst  1877.  Bd.  VII. 
—  Weimheimer,  Ü.,  Ueber  Dinotberium  tpganteutn.  Dames  und  Kayscr.  Pal. 
Abh.  L  3.  1883. 


846 


Vertebrata.  Maramalia. 


Die  Backzähne  der  lebenden  Elephanten  unterscheiden  sich  durch 
ihre  gewaltige  Grösse,  durch  die  grosse  Anzahl  der  stark  zusammengedrückten 
Querjoche  und  durch  die  starke  Entwickelung  von  Cement  von  allen  be- 
kannten Hufthieren ,  stehen  jedoch  durch  unmerkliche  Uebergänge  mit  den 
tapirähnlichen  Backzähnen  von  DinotJierium  (Fig.  1904)  in  Verbindung. 
Hier  bestehen  die  oberen  und  unteren  Backzähne  aus  zwei  (der  vordere  M 
aus  drei)  niedrigen ,  zugeschärften ,  durch  tiefe,  offene  Thäler  getrennten 
Querjochen,  wozu  häufig  noch  ein  hinterer  Talon  kommt.  Bei  Mastodon 
(Fig.  1906)  nimmt  die  Zahl  der  Querjoche  der  Molaren  zu;  dieselben 
sind  bald  zugeschärft,  wie  bei  Dinotherium,  bald  in  zitzenförmige  Warzen 
aufgelöst,  und  auch  die  Querthäler  zuweilen  durch  Zwischenhügel  etwas 
versperrt.  Stegodon  (Fig.  1909)  hat  Molaren  mit  6 — 12  Querjochen,  deren 
Zwischenthäler  sich  bereits  mehr  oder  weniger  mit  Cement  ausfüllen. 
Bei  Elephas  (Fig.  1910—1913)  steigt  die  Zahl  der  Querjoche  mit  jedem 
neuen  Zahn  und  zwar  in  der  Art,  dass  der  hinterste  zuweilen  deren  27  aufweist. 
Gleichzeitig  mit  dieser  Vermehrung  nehmen  die  Joche  an  Höhe  zu,  die  ur- 
sprünglich brachyodonten  Molaren  von  DinotJierium  und  Mastodon  werden 
bei  Elephas  hypselodont;  die  Querjoche  erscheinen  als  zusammengedrückte 
Querplatten,  deren  Zwischenthäler  vollständig  mit  Cement  ausgefüllt  sind, 
und  überdies  bedeckt  sich  die  Krone  allseitig  mit  einer  Cementkruste. 
Durch  den  Gebrauch  entsteht  an  diesen  telasinodontenc  Backzähnen  eine 
ebene  Abkauungsfläche,  in  welcher  breite  Querstreifen  von  Cement  mit 

dünneren  Zonen  von 
hartem  Schmelz  und 
Dentin  abwechseln  und 
dadurch  eine  rauhe, 
zur  Zerreibung  von 
pflanzlicher  Nahrung 
trefflich  geeignete 
Ebene  herstellen. 

Sämmtliche  Pro- 
boscidier  besitzen  drei 
Molaren  in  jeder 
Kieferhälfte.  Vor  den- 
selben stehen  bei  Di 
notherium ,  bei  vielen 
Mastodonten  und  bei 
einer  Art  von  Stegodon 
und  Elephas  je  zwei 
(sehr  selten  drei)  Prae- 
molaren,  die  sich  durch 
etwas  einfacheren  Bau 
von  den  M  unter- 
scheiden und  an  Stelle 
von  drei  durch  geringe  Grösse  und  geringere 
Querjochen  ausgezeichneten 


Hljr  1901. 
Vorderfuss  von  Elcphat  Indi 


Y\k,  1902. 
Rechter  Hlnterfuus  von 
FJepha*  Indien*  (Ca  Culc«- 
neu*.  a  A*traK»lus,  n  Nävi- 
eulare,  cb  Cuboi<lenm.  cIIT. 
dl  Cuneiforme  tertium  und 
•«ecundum .  /-  V  ernte  ht* 
fünfte  Zeh«*. 


iu  Lln. 


!V  lT]na(  Ä  Rad  Im,  *c  Seapholdenn 
Lunare,  c  Cuneiforme  [Triquetrum 


u  l'nclfoime,  m  Mhkiiuih,  td  Trapezoidi. 

Bei  Elephas,  Stegodon  um 


von 


Anzahl 

Milchbackenzähnen  treten. 

den  meisten  Mastodon- Axien  fehlen  P;  die 
drei  Milehbackenzähne  werden  hier  nicht  von  unten  nach  oben  ausgestoßen, 
sondern  treten,  wie  auch  die  später  erscheinenden  Molaren  successive  in 
Funktion,  so  dass  nie  mehr  als  drei,  häufig  nur  zwei  oder  auch  nur  einer 
in  jeder  Kieferhälfte  gleichzeitig  in  Funktion  stehen.  Die  Backzähne  ent- 
wickeln sich  in  grossen  Zeitintervallen  nach  einander  und  rücken,  indem 
sie  einen  Bogen  beschreiben,  nach  vorne,  wobei  sie  auf  den  vorhergehenden 
Zahn  drücken  und  denpelben  allmählich  aufschieben.  Dieser  Zahnwechsel 
dauert  so  lang,  als  das  Individuum  lebt,  und  die  Backzähne  erleiden, 
während  sie  langsam  von  hinten  nach  vorne  ausgeschoben  werden,  eine  so 


Digitized  by  Google 


Ungulata.  Proboscidia. 


847 


starke  Veränderung  durch  Abkauung,  dass  ihre  Reste  in  der  Regel  in  kleine 
Trümmer  zerfallen.  Die  Abkauung  der  funktionirenden  Zähne  ist  auf  dem 
vorderen  Theil  des  Zahnes  stets  stärker,  als  auf  dem  hinteren. 

Die  Extremitäten  der  Proboscidier  sind  hoch  und  stämmig,  die 
langen  Knochen  ohne  Markhöhlen.  Ein  Schlüsselbein  fehlt.  Die  Ulna  ist  am 
distalen  Ende  dicker  als  der  Radius.  Die  Carpalia  haben  fast  vollkommen 
seriale  Anordnung,  und  zuweilen  ist  ein  Centrale  vorhanden.  Die  seitlichen 
Metacarpalia  (V  u.  i)  unterscheiden  sich  von  den  drei  mittleren  durch  geringere 
Stärke  und  Länge.  Der  ganze  Fuss  ist  von  einer  gemeinsamen  Hülle  um- 
geben, aus  welcher  die  einzelnen,  von  hufartigen  Nägeln  bedeckten  Zehen 
nur  wenig  vorragen.  Am  Femur  fehlt  ein  dritter  Trochanter,  Tibia  und 
Fibula  sind  getrennt  und  wohl  entwickelt,  die  Fibula  distal  verdickt  und 
mit  dem  Caleaneus  articulirend.  Die  tibiale  Gelenkfläche  de9  Astragalua 
ist  massig  gewölbt  und  nicht  ausgehöhlt,  die  distale  Gelenkfläche  ruht  aus- 
schliesslich auf  dem  Naviculare. 

Die  Proboscidier  sind  heute  auf  das  tropische  Afrika  und  Asien  be- 
schränkt. Fossile  Vertreter  beginnen  zuerst  im  Miocän  und  sind  während 
der  jüngeren  Tertiärzeit  und  im  Diluvium  über  die  ganze  Erdoberfläche  mit 
Ausnahme  von  Australien  und  Südafrika  verbreitet. 

1.  Familie.  Dinotheridae. 

Zahnformel :  J  J;  J;  J;  Obere  Schneidezähne  fehlen.  Symphyse  des  Unter 
kiejers  nach  unten  gebogen,  mit  einem  Paar  grosser,  rückwärts  gekrümmter  Stoss 
zahne.  M  j  mit  drei,  alle  übrigen  mit  zwei  einfaclten,  zugeschärften,  durch  tieje 
Thäler     getrennten  Quer- 

/octten.    Cement  fehlt.  Zahn- 
Wechsel  normal. 

Die  einzige  Gattung 
im  Miocän  von  Europa 
und  Ostindien. 

D  inother  ium  Kaup 
(Fig.  1903.  1904)  hat  einen 
nur  massig  hohen,  wenig 
ansteigenden  Schädel  mit 
breiten  Stirnbeinen  und 
langen  Zwischenkiefern. 
Symphyse  des  Unterkiefers 
vorne  mit  breiter  Furche, 
stark  abwärts  gekrümmt; 
die  gewaltigen,  nach  unten 
und  hinten  gerichteten, 
etwas  gebogenen  und  zu- 
gespitzten Schneidezähne 
in  tiefe  Alveolen  eingefügt. 
Obere  Backzähne  fast  qua- 
dratisch, dreiwurzelig,  mit 
zwei  rechtwinklig  zur 
Längsaxe  gerichteten,  nach 
vorne  schwach  convexen 
Querjoeben.  Mx  mit  drei 
Querjocb.cn.  Untere  Back 
zahne  den  oberen  ähnlich, 
nur  etwas  schmäler  und  länger.  Mi  (unten)  mit  drei  Querjochen ,  M.\  mit 
starkem  Talon.  Skelet  sehr  ähnlich  Mastodon  und  Elephas.  Fibula  schwach, 
aber  am  distalen  Ende  verdickt. 


Digitized  by  Google 


,94R 


Vertebrftta.  Mammalia. 


An  Grösse  übertrifft  DinotJierium  die  jetzt  lebenden  Elephanten,  bleibt 
aber  etwas  hinter  Elephas  meridionalis  zurück.    Im  mittleren  und  oberen 

A  Micxün  von  Europa 

und  Südasien.  V. 
Bavaricum  Meyer  und 
D.  levius  Jourdan  im 
mittleren  Miocän  von 
Deutschland,  Oester- 
reich und  Frankreich. 
Im  oberen  Miocän 
von  Eppelsheim,  Pi- 
kermi ,  Samos ,  Un- 
garn, Rumänien  etc. 
ist  D.  giganteum  Cuv. 
sehr  verbreitet ,  in 
Ostindien  findet  sich 
D.  Sindiense  Lyd. 


Dfnotherium  Bavaricum  Meyer 

A  Backzahn«  df»  Oberkiefers, 

0*.  »/ 


Ob.  Mioean 


iireitriibroim  b  AuRnburK 
B  Backzähne  de«  t'nterklefer*. 
,  nnt.Jir. 


2.  Familie.  Elephantidae. 

Obere  Schneidezähne  als  grosse,  gerade  oder  gekrümmte  Stoßzähne  ausgebildet; 
untere  J  schwächer,  gerade  oder  Jehlend.  Backzähne  sehr  gross,  aus  mehr  als 
zwei  Querjochen  zusammengesetzt;  die  Querihäler  häufig  mit  Cement  ausgefüllt. 
Zahnwechsel  durch  Ausschieben  der  vorderen  Zähne  beicirkt  Praemolaren  meist 
fehlend.    Miocän  bis  jetzt 


KiK.  ISWi. 

Mantodnn  (Trilaphodon,  anguitidrn*  Cuv    Mlorttn.    Simorre.    «Jen».   (Nach  Caadry.) 

Mastodon  Cuvier  (Fig.  1905-1908).  Schädel  sehr  ähnlich  Elephas,  jedoch 
Stirn  weniger  hoch  ansteigend,  Oberkiefer  niedriger,  Symphyse  des  Unter- 
kiefers häufig  verlängert;  Skelet  etwas  plumper  und  gedrungener.  Zahn- 
formel:  JjJ'  'ij  \.  Obere  J  meist  gerade,  seltener  gebogen,  aussen  häufig 
mit  breitem  Schmelzband.  Obere  Backzähne  gross,  länglich  vierseitig,  mit 
drei,  vier,  seltener  fünf  bis  sechs  hohen,  entweder  einfachen  [Zygolophodon) 
oder  in  zitzenförmige  Warzen  aufgelösten  Querjochen  (Bunolophodon) ,  die 
durch  tiefe  Thäler  von  einander  geschieden  sind.    Ein  medianer  Einschnitt 


Digitized  by  Google 


Ungulata.  Proboscidia. 


849 


theilt  jedes  Qiierjoch  und  somit  auch  die  ganze  Zahnkrone  der  Länge  nach 
in  zwei  Hälften.  Die  ganze  Zahnkrone  ist  von  einer  dicken  Schmelzschicht 
überzogen;  ausnahmsweise  ist  auch  Cement  entwickelt,  füllt  jedoch  die 
Querthäler  niemals  völlig  aus.  Die  Krone  der  oberen  Backzähne  ist  von 
aussen  nach  innen  geneigt,  und  die  Abkauung,  bei  welcher  die  Dentinsubstanz 
bloßgelegt  wird,  auf  der  inneren  Hälfte  stärker  als  auf  der  äusseren.  Die 
unteren  Backzähne  unterscheiden  sich  von  den  oberen  lediglich  durch  etwas 
geringere  Breite,  durch  ungetheilte  Querwurzeln  unter  den  Jochen,  durch 
schräges  Ansteigen  von  aussen  nach  innen  und  stärkere  Abkauung  auf  der 
äusseren  Hälfte.  Zwei  Stosszähne  ragen  zuweilen  aus  der  verlängerten  Sym- 
physe des  Unterkiefers  vor,  bleiben  aber  an  Grösse  weit  hinter  den  oberen 
zurück  und  fehlen  den  meisten  Arten  gänzlich. 


Flg.  1907. 

A  HaMtodon  anguitlden»  Cuv.  Miocän.  11-en-Dodon. 
letzter  unterer  Backzahn.  "4  nat.  Gr.  B  Matlodon 
TurieeruU  Cuv.  Miocän.  Simorre.  Gere.  letzter 
unterer  Backzahn,    '/»^nat  Gr.  (Nach^G.audry.) 


Flg.  1906. 

Unttodon  angrutiden»  Cur.    MiocAn.  Simorre. 
Gere.     Rechter  Unterkieferast  von  innen  im 
Zahnwechsel,  d'  d*  d*  Milch  backen  zahne,  |»t 
p«  Ereatzpraemolarc,  m1  erster  Molar. 

V4  nat  Gr.  (Nach  Lartet) 


Flg.  1909. 

Maitodon  (Tetralophodon)  longirottri«  Kaup. 
Ob.  Mlocan.   Eppelsheim     Die  drei  oberen  Milch- 
backenzahne.   Vi  n.-it  Gr.   (Nach  Kaup.) 


Das  Milchgebiss  (Fig.  1908) hat  die  Formel  j^-{pf.  Die  zwei  hinteren 
Milchmolaren  werden  zuweilen  durch  Prämolaren  ersetzt  (Fig.  1906);  bei  den 
meisten  Arten  jedoch  werden  die  Milchmolaren  wie  bei  Elephas  von  hinten  nach 
vorne  ausgeschoben.  Der  letzte  D  und  die  beiden  vorderen  M  oben  und  unten 
besitzen  gleiche  Anzahl  von  Querjochen;  der  letzte  M  zeichnet  sich  durch  Hin- 
zufügung  eines  weiteren  Joches  und  häufig  noch  eines  Talons  aus.  Es  haben 
somit  die  Mastodon- Arten  drei  gleichartige  Zähne  (dentes  intermedii)  in  jedem 
Kiefer,  die  in  der  Regel  drei  oder  vier  Querjoche  aufweisen.  Darnach  lassen 
sich  zwei  Sectionen:  Trilophoilon  und  Tetralophodon  unterscheiden. 

Bei  den  Trilophodonten  ist  die  Zahl  der  Querjoche  der  D,  P  und  M: 

m: ? : !  (PI :-D  **«tH  *»  (fti)  W , H- 

Im  mittleren  Miocän  von  Europa  sind  M.  (Trilophodon)  augustidens  Cuv. 
und  M.  (Triloph.)  Turicensis  Schinz  besonders  häufig.  Im  oberen  Miocän 
von  Europa  (Eppelsheim,  Pikermi  etc.)  M.  {Tetralophodon)  longirostris  Kaup 
(M.  Pentelici  Gaudry),  von  Ostindien  M.  (Triloph  )  Falconeri  und  palaeindicus, 
von  Nordamerika  (Deep  River  Beds)  M.  (Trilophodon)  hrevidens  Cope.  Im 
Pliocän  von  Europa  M.  (Trilophodon)  Borsoni  Hays  und  M.  (Tetralophodon) 

Z  Ittel,  Grundzuge  der  Palaeontologie.  54 


850 


Vertebrata. 


Arvernensis  Croiz.  und  Job.,  von  Süd-  und  Ostasiet  M.  Sivalensis,  Perimensis, 
Punjabiensis,  latidens  etc.,  von  Nordamerika  (Loup  fork-Stufe)  M.  (Tetraloph.) 
mirißcus  Leidy,  M.  (Triloph.) productus,  euhyphodon,  proavus  Cope.  Im  Pleisto- 
cän  von  Nordamerika  M.  (Trilophodon)  Americanus  Cuv.,*lf.  serridms  Cope, 
M.  Shepardi,  rugosiJens  Leidy,  von  Central-  und  Südamerika  M.  Humboldti 
und  Andium  Cuv.  und  M.  Platensis  Amegh. 


Fig.  1909. 
Stegodon  Ctifli  Falcon.  und  Cautloy. 
(oder  lMelstocAn)  von  Birma. 
Molar.    ■/«  nat.  Or.    D  Denün,  c 
(Nach  Clift.) 


Fig.  1910. 

Elspfuu  planifront  Kalcon.  und  Cautley. 
Siwalik.   Ost  -  Indien.     Oberer  Molar,  der 
Lange  nach  durchgeschnitten.    y,  nat  Gr. 
(Nach  Falconer.) 


Kiephat  prim 

Backzahn  v 

(Nach  O 


Fig.  1912. 

Diluvium, 
und 

wen.)  e  Schmelz,  d  Dentin, 


von  unten.  •/»  nat  Or. 


Flg.  1911. 

Oberer  Backzahn  von  EUphat  (Loxodon) 
Afrlcanu*  Lin.,  von  unten. 

Ganze  Skelete  von  M.  Americanus  sind  nicht  sonderlich  selten  in  Nord- 
amerika. 

Stegodon  Falcon.  (Fig.  1909).  Uebergangsform  von  Mastodon  zu 
Elephos.  Untere  J  fehlen,  obere  J  mächtig  entwickelt,  ohne  Schmelzband. 
M  aus  6—12  niedrigen,  dachförmigen,  etwas  convexen  und  meist  vielwarzigen 
Querjochen  zusammengesetzt,  deren  Zwischenthäler  theil weise  mit  Cement 
ausgefüllt  sind.  Die  Mi  und  Ms  haben  im  gleichen  Kiefer  in  der  Regel 
gleich  grosse  Zahl  von  Jochen;  die  Unterkieferzähne  bestehen  meist  aus 
mehr  Jochen,  als  die  correspondirenden  oberen  M.  Vier  Arten  (St.  Clijti, 
bombifrons,  Ganesa  und  trigonoeephalus)  im  Miocän  und  Pliocän  von  Süd-  und 
Ostasien. 

Elephas  Lin.  (Fig.  1910—1913).    Zahnformel  J;  J;  J  (seltener  J;-  J;  ^  J). 

Obere  J  ohne  Schmelzband.  M  ans  5  bis  27  hohen,  zusammengedrückten,  am 
Oberrand  gekerbten  Queriochen  bestehend,  deren  Zwischenthäler  vollständig 
mit  Cement  ausgefüllt  sind,  welches  auch  die  ganze  Zahnkrone  überzieht.  Durch 
Abkauung  entsteht  eine  ebene  Fläche    Den  M  gehen  drei  Milchbackenzähne 


Digitized  by  VjO 


Ungulata.  Proboscidia. 


851 


voraus,  welche  etwas  weniger  zahlreiche  Querjoche  besitzen.  Beim  indischen 
Elephanten  fällt  der  erste  Dm  im  zweiten,  der  zweite  im  fünften,  der  dritte 
im  neunten  I^ebensjahr  aus.  Der  erste  M  tritt  erst  im  15.  Jahr  in  Function. 
Meist  nur  ein  einziger  oder  höchstens  zwei  Backzähne  in  jeder  Kieferhälfte 
in  Gebrauch. 


Fi*.  1913. 

EUphat  primigeniut  Blumb.    Vollständige*  a»"  RelVorenem  Boden  von  Sibirien 


Die  Zahl  der  Querhügel  vermehrt  sich  an  jedem  neu  auftretenden  Zahn,  so 
dass  sogenannte  »isomere  Zwischenzähne «  mit  gleicher  Jochrahl,  wie  sie  für  Mcutodon 
charakteristisch  sind,  bei  Elepha*  nicht  vorkommen.  Bei  den  genauer  bekannten 
EUpheu- Arten  verhalt  sich  die  Zahl  der  Quorjoche  folgendermaassen : 

Mt  JA  AI» 

7  H  10 

7  »-9  11 

7  8  10 

7  ö— 9  10—11 

8—9        8-11  10-14 

b    9        9—11  11-14 
8-9          10  12 
8—9          10  12 

8—9  10  12-13 

8—  9  10  12—13 

9—  12       12-13  15 — 20 
10-12       12—13  16  21 

9-12       10-12  13—17 

9—12       12-13  14—16 
12-14       Ii;- IS  24 

12-14        16—18  24—27 

9_15       14-16  18-27 

9-15       14-16  18-27 
54* 


1.  J 

*  Africanus 

2. 

• 

planifrons 

8. 

» 

4. 

> 

5. 

> 

mnaidriensis 

6. 

» 

antiquus 

7. 

hysudricxi$ 

8. 

» 

ittdiais 

9. 

» 

primigenitu 

D« 

D1 

3 

6 

7 

3 

6 

7 

3 

6 

7 

3 

6 

7 

3 

5-6 

7—8 

8 

6— 6 

7—8 

3 

5 

8-9 

3 

5 

8-9 

3 

6 

8-9 

3 

6 

Ö-9 

3 

5—7 

8-11 

3 

6-8 

9—11 

3 

5-7 

9-11 

3 

7-9 

9-11 

4 

8 

12 

4 

8 

12 

4 

6-9 

9-12 

4 

6-9 

4-12 

)igitized  by  Google 


852 


Vertebrata.  Mammalia. 


Falconer  theilt  die  Gattung  Elephas  in  zwei  Subgenera  ein:  Loxodon 
(Fig.  1911)  mit  verhältnismässig  niedrigen  und  wenig  zahlreichen  Quer- 
hügeln, die  bei  der  Abkauung  häufig  rhombische  Gestalt  erhalten,  und 
Euelephas  (Fig.  1912)  mit  hohen  und  zahlreichen,  stark  zusammengedrückten 
Querhügeln,  deren  vordere  und  hintere  Flächen  parallel  verlaufen. 

Fossile  Elephanten  erscheinen  zuerst  im  oberen  Miocän  von  Ostindien 
(E.  planifrons  und  hysudricus  Falc.  Cautl.);  sie  scheinen  sich  von  dort  nach 
Westen  verbreitet  zu  haben  und  kommen  im  Pliocän  auch  in  Europa  vor 
(E.  meridionalis  Nesti).  Ihre  Hauptverbreitung  erlangten  sie  jedoch  erst  im 
jüngeren  Pliocän  und  Pleistocän,  wo  sie  Europa,  Nordafrika,  Asien,  Nord- 
amerika und  Südamerika  bewohnten.  Die  Unterscheidung  der  Arten  ist 
schwierig,  wenn,  wie  dies  meist  der  Fall  ist,  nur  vereinzelte  Zähne  und 
unvollständige  Skeletreste  vorliegen. 

E.  meridionalis  erreicht  nach  Gaudry  eine  Höhe  von  ca.  4  m  und 
übertrifft  an  Grösse  alle  bis  jetzt  bekannten  Landsäugethiere.  E.  antiquus 
Falcon.  charakterisirt  das  ältere  Diluvium  von  Europa,  lebte  aber  auch  noch 
im  obersten  Pliocän  mit  E.  meridionalis  zusammen.  E.  mnaidriensis  Leith. 
Ad.  und  E.  melitensis  Falcon.  aus  Südeuropa  (Sizilien,  Malta)  sind  nach 
Po  hl  i  g  Zwergrassen  von  E.  antiquus.  Weitaus  die  häufigste  fossile  Elephanten- 
art  ist  E.  primigenius  Blumb.  (Fig.  1912.  1913),  das  Mammuth.  Seine 
mächtigen,  10—15  Fuss  langen  Stosszähne  sind  stark  nach  oben  und  aussen 
gekrümmt  und  zuweilen  250  Pfund  schwer;  die  Backzähne  hoch,  breiter  als 
bei  E.  antiquus,  die  Querjoche  lamellenartig,  enger,  dichter  gedrängt,  zahl- 
reicher, und  der  Schmelz  auf  der  vorderen  und  hinteren  Fläche  weniger  stark 
gefaltet.  Reste  vom  Mammuth  sind  mit  Ausnahme  von  Skandinavien  und 
Finland  im  Diluvium  von  ganz  Europa,  in  Nordafrika,  in  Nordasien  bis  zum 
Baikalsee  und  caspischen  Meer  und  in  Nordamerika  verbreitet.  Ganze  Leichen 
mit  langem,  wolligem  Haar  finden  sich  in  Sibirien  im  gefrorenen  Boden. 
E.  Columbi  Falc.  vertritt  E.  primigenius  in  den  südlichen  Vereinigten  Staaten 
und  Mexico. 

7.  Unterordnung.    Condylarthra.  Cope.1) 

Ausgestorbene  plantigrade  Hujthiere  mit  fünfzehigen  Extremitäten.  Astragalus 
mit  verlängertem  Hals  und  convexer  distaler  Gelenkfläche.  Carpalia  in  zwei 
geradlinigen  Reihen  angeordnet.  Oebiss  vollständig.  Barkzähne  bunodont.  Humerus 
meist  mit  Foramen  entepicondyloideum.    Femur  mit  drittem  Trochanter. 

Die  Condylarthren  sind  mit  Ausnahme  von  einigen  spärlichen  Resten 
aus  dem  Eocän  Europas  auf  die  ältesten  Tertiärablagerungen,  die  sogen. 
Puerco-  und  Wasatch  Schichten  des  nordamerikanischen  Westens  beschränkt 
und  erweisen  sich  als  die  primitivsten  Vertreter  der  Hufthiere,  aus  denen 
wahrscheinlich  die  Perissodactyla  und  vielleicht  auch  die  Artiodactyla  hervor- 
gegangen sind.  Sie  theilen  im  Schädel-  und  Skeletbau ,  sowie  im  Gebiss 
mancherlei  Merkmale  mit  den  Creodontia  und  stammen  wohl  von  denselben 
Grundformen  wie  diese  ab. 

Der  niedrige,  langgestreckte  Schädel  ist  wenig  differenzirt  und  ver- 
einigt Merkmale  der  Creodontia,  Paarhufer  und  Unpaarhufer.  Die  Orbita 
f?ind  hinten  weit  geöffnet;  das  Gehirn  ungemein  klein,  das  Kleinhirn 
hinter  den  glatten  Hemisphären  des  Grosshirns  gelegen.  Der  Processus  post- 
glenoidalis  ist  wohl  entwickelt,  das  Gebiss  vollständig.  Schneidezähne  und 
Eckzähne  stimmen  mit  denen  der  Creodontia  und  primitiven  Hufthiere 
überein;  die  Backzähne  sind  braehyodont,  mehrwurzelig,  die  P  einfacher, 


')  Cope,  E  £>.,  The  Condvlarthra.    Araer.  Naturalist  1884   8.  790.  892,  und 
Trane.  Amer.  Philos.  Soc.  18tt8.  XVI  S.  298.  -  Marsh,  0.  C,  Ainer.  Journ.  1892  XLII1. 


Digitized  by  Google 


Ungulata.  Condylarthra. 


853 


als  die  trigonodonten  oder  vierhöckerigen  M.  Der  Zahnwechsel  ist  voll- 
ständig, der  letzte  Milchbackenzahn  dem  ersten  3/  ähnlich. 

Die  plantigraden  Extremitäten  haben  vorne  und  hinten  fünf  Zehen, 
wovon  die  drei  inneren  stärker  entwickelt  sind  als  die  beiden  äusseren.  Ein 
Schlüsselbein  fehlt;  der  Humerus  be-  B 
sitzt  fast  immer  ein  Foramen  ente- 
picondyloideum ,  das  Femur  einen 
dritten  Trochanter.  Illna  und  Radius, 
sowie  Tibia  und  Fibula  bleiben  getrennt. 
Die  zwei  Reihen  Carpalia  sind  beinahe 
serial  angeordnet  und  häufig  ein  Cen- 
trale vorhanden  (Fig.  1914).  Die  Fibula 
endigt  wie  bei  den  Carnivoren  frei ;  auch 
der  Tarsus  stimmt  im  Wesentlichen  mit 
dem  der  Creodontia  überein ;  die  gewölbte 
Endfläche  des  Astragalus  ruht  auf  einem 
breiten  Naviculare  und  berührt  seitlich 
das  hohe  Cuboideum.  Die  tibiale 
Trochlea  besitzt  häufig  eine  Perforation 
für  den  Flector  digitorum.  Die  End- 
phalangen sind  distal  abgeplattet,  aber 
fast  wie  bei  den  Creodontiern  zugespitzt. 

In  der  äusseren  Erscheinung  dürften 
die  Condylarthra  eher  Omnivoren  Raub- 
thieren  als  Hufthieren  ähnlich  gewesen 
sein.  Die  Beschaffenheit  der  Hand-  und 
Fussgelenke  gestattete  keine  sehr  rasche  mg.  m<. 

Bewegung,  und  das  Gebiss  lässt  eine  Er-  gyranp*  »oeuau >  vmh unter-EoeAn.  WwMteh. 

j^vnvguiig,  uuvj  uuo  ^.  ,  TTi  .    .    ,       Wvomlng.  A  linker  Vorderfus»,  B  linker  Ulnter- 

nährung  durch  pflanzliche  und  thierische  fus*.  «,nat.  Gr.  (Nach  Marsh.)  r  Radiu*. 

Kost  vermuthen.    Die  grössten  Formen  KlfflSSÄS 

erreichten  die  Dimensionen  eines  Baren,  gnum,  «  unciforme,  ea  cnicaneua,  a  Astra- 

die  kleinsten  die  eines  Marders.  gttlaB-  »Naviculare.  rf  cuboideum,  c  ».«.». 

«*o  viuw  kxoiu^o.  Cunelformla,  x  Epicunelfonne. 

L  Familie.  Periptychidae.  Cope. 

Obere  M  trigonodont,  oder  quadrituberculär.  Obere  und  untere  P  ziemlich 
gross,  meist  einspitzig,  zuweilen  noch  mit  einer  niedrigen  Innenspitze.  Tibiale 
Gelenkfläche  des  Astragalus  geioölbt,  in  der  Mitte  vertieft.  Naviculare  seitlich 
mit  dem  Calcaneus  und  Cuboideum  verbunden. 

Im  untersten  Eocän  (Puerco-Stufe)  von  Neu-Mexico  und  Wyoming. 


p*  m« 


FIk.  1915. 

Cope.  Unter-Eocan.   ruerco.  Neu-Mcxloo.   Ä  obere 
*lt  nat.  tir.   (Nach  Cope.; 


Backzähne,  B  Unterkiefer. 


Von  den  hierher  gehörigen  Gattungen  Periptychus  (Fig.  1916),  Haplo- 
conus,  Anisonchus,  Ectoconus  Cope  sind  nur  die  erste  und  letzte  genauer 
bekannt.  Vereinzelte  Backzähne  aus  dem  Bohnen  von  Egerkingen  werden 
von  Rütimeyer  der  Gattung  Periptychus  zugeschrieben. 


Digitized  by  Google 


854 


Vertebrata.  Maramalia. 


2.  Familie.    Phenacodontidae.  Cope. 

Obere  M  mit  vier  Haupthöckern  und  zwei  Zwischenhöckern;  die  zwei  vordersten 
P  einspitzig,  die  beiden  hinteren  P  mit  Hauptspitze  und  ein  bis  zwei  Innenspitzen. 
Tibiale  Trochlea  des  Astragalus  in  der  Mitte  ausgehöhlt.  Naviculare  seillich  mit 
dem  Calcaneus  und  Cuboideum  gelenkig  verbunden. 

Die  Phenacodontidae  unterscheiden  sich  durch  vollständigere  Ausbildung 
der  Praeraolaren,  welche  bei  den  vorgeschrittenen  Formen  zwei  Nebenhöcker 
besitzen,  durch  die  Beschaffenheit  des  Tarsus  und  durch  den  längeren  Hals 
von  den  Periptychiden. 

Im  unteren  Eocän  von  Nordamerika  und  Europa. 

a 


Phenacodus  Cope  (Fig.  1916).  Von  den  zwei  in  vollständigen  Skeleten 
aus  dem  Eocän  (Wasatch-Stufe)  von  Wyoming  bekannten  Arten  (PA.  primaevus 
und  Wortmani  Cope)  besass  die  erste  die  Grösse  eines  Tapirs,  die  zweite  die 
einer  Dogge.  Nach  Rütimeyer  auch  im  Bohnerz  von  Egerkingen. 

Die  Gattungen  Protogonia,  Diacodexis  Cope  und  Thi notherium 
Marsh  aus  dem  unteren  Eocän  von  Nordamerika  sind  ungenügend  bekannt, 
gehören  vielleicht  zu  den  Creodontia. 

3.  Familie.  Meniscotheridae. 

Zahnreihe  nahezu  geschlossen.  Obere  M  quadrituberculär  mit  W/örmiger 
Aussenwand,  zwei  leistenförmigen,  gebogenen  Zwischenhügeln  und  zwei  ungleichen, 
conischen  Innenhöckern.  Die  hinteren  P  trituberculär.  Untere  M  und  letzter  P 
aus  zwei  V förmigen  Halbmonden  zusammengesetzt,  die  drei  vorderen  P  einspitzig. 
Astragalus  stark  verlängert,  das  distale  Ende  gewölbt.    Schwanz  lang. 

Im  unteren  Eocän  (Wasatch-Beds)  von  Neu-Mexico  und  im  Bohnert 
von  Egerkingen. 


Digitized  by  Google 


Ungiilata.  Perissodactyla, 


855 


M eniscotherium  Cope  (Fig.  1917) ,  Hyracops  Marsh  (Fig.  1914)  aus 
dem  unteren  Eocän  von  Mexico,  Meniscodon  Rütimeyer  im  Bohnere  von 
Egerkingen. 


Gr.  (Nach  Cope.)  (Nach  Lemolne.) 


4.  Familie.    Pleuraepidotherldae.  Lemoine. 

Oebiss  vollständig.  J,  C  und  Pi  conisch,  zugespitzt.  Zwisdten  Pi  und  Pt 
oder  Ps  ein  kleines  Diastema.  Obere  M  mit  vier  Vförmigen  Höckern  und  einem 
schwach  entwickelten  vorderen  Zwischenhöcker.  Pl  =  Mx ,  P3  mit  einfachem 
Innenhöcker.  Untere  M ,  sowie  Pa  und  Pn  mit  vier  paarig  gegenüberstehenden 
coniseften  Höckern  und  einem  unpaaren  Vorderhöcker.  Die  Endphalangen  der 
fünfzehigen  Füsse  schmal,  distal  jederseits  mit  einer  schwachen  flügelartigen  Aus- 
breitung. 

Die  beiden  hierher  gehörigen  Gattungen  (Pleuraspidotherium  [Fig.  1918] 
und  Orthaspid  ot  her  i  um  Lemoine)  aus  dem  untersten  Eocän  von  Cernays 
bei  Reims  erreichen  nicht  ganz  die  Grösse  eines  Fischotters. 

8.  Unterordnung.  Perissodactyla.    (Owen.)  Unpaarzeher.1) 

(Mesaxonia  March.) 

Unguligrade  Hufthiere  mit  vorteiegend  entwickelter  Mittelzehe;  meistens  am 
Hinterfuss  drei,  am  Vorderfuss  drei  bis  vier  Zehen,  zuweilen  an  beiden  Füssen 
nur  eine  Zehe.  Astragalus  mit  tief  ausgefurchter  Gelenkrolle,  distal  abgestutzt. 
Hand-  und  Fusswurzelknochen  alternirend.  Gebiss  meist  vollständig.  Backzähne 
lophodont,  seltener  bunodont.  Femur  mit  drittem  Trochanter.  Fibula  nicht  mit 
dem  Calcaneus  articulirend. 

Die  Perissodactylen  bilden  eine  äusserst  formenreiche  Abtheilung  von 
herbivoren  Hufthieren,  von  denen  heute  nur  noch  die  drei  Gattungen  Tapirus, 
Rhinoceros  und  Equus  existiren,  während  sie  in  früheren  Erdperioden  und 
zwar  vom  ältesten  Eocän  an  bis  zum  Pleistocän  eine  grosse  Verbreitung  be- 
sassen  und  zahlreiche  erloschene  Gattungen  und  Arten  aufweisen.  Sie  sind 
alle  ausgezeichnet  durch  die  kräftige  Entwickelung  der  dritten  oder  Mittel- 
zehe im  Vorder-  und  Hinterfuss,  welche  bei  den  specialisirtesten  Formen 
{Equus)  ganz  allein  die  Körperlast  trägt  und  in  allen  Fällen  die  Hauptaxe 
der  Extremitäten  enthält. 

Der  Schädel  gewinnt  durch  das  Uoberwiegen  der  Gesichtsknochen  über 
die  Gehirnkapsel  verlängerte  Form.  Das  Hinterhaupt  fällt  steil  ab,  die 
Condylen  sind  quer  convex,  die  grossen  Schläfengruben  von  einer  Crista 
temporalis  überdacht.  Die  Nasenbeine  ragen  frei  über  die  seitlich  offenen, 
weit  zurückreichenden  Nasenlöcher  vor,  welche  unten  vom  Zwischenkiefer 


•)  Owen,  Rieh.,  Quart  journ.  preol.  Soc.  1847.  IV.  S.  103.  —  Cope,  E.  D.,  The 
Perissodactyla.  Amer.  Naturalist  1887  (Nov.)  8.  9*5.  —  Osborn,  ff.  F.,  Mammalia  of 
the  Uinta  Formation.  III.  The  Perissodactyla.  Trans.  Anier.  Philos.  Soc.  18t>9.  XVI 
pt.  IV.    The  Evolution  of  the  Ungulate  Foot  ibid. 


Digitized  by  LjOOQIc 


856 


Vertebrata.  Mamraalia. 


und  öfters  auch  noch  vom  Oberkiefer  begrenzt  werden.  Zuweilen  (Rhino- 
ceridae)  tragen  die  Nasenbeine  auf  rauhen,  polsterartigen  Flächen  Hörner, 
oder  es  können  sich  auf  denselben  knöcherne  Protuberanzen  von  verschiedener 
Grösse  erheben  (Titanotheridae).  Die  Augenhöhlen  sind  in  der  Regel  hinten 
weit  offen,  und  nur  bei  den  jüngsten  Gattungen  der  Equiden  ringsum  knöchern 
begrenzt.  An  der  Zusammensetzung  des  Jochbogens  nimmt  der  Processus 
zygomaticus  des  Schläfenbeins  erheblichen  Antheü. 

Das  definitive  Gebiss  der  Perissodactylen  besteht  in  seiner  typischen 
Entwicklung  aus  je  drei  Schneidezähnen,  einem  Eckzahn  und  sieben  Back- 
zähnen in  joder  Kieferhälfte  oben  und  unten.  Diese  Zahnformel  gilt  für 
sämmtliche  eociinen  Gattungen.  Die  Modernisirung  des  Gebisses  veranlasst 
bei  jüngeren  und  vorgeschritteneren  Formen  eine  Reduction,  zuweilen  sogar 
vollständige  Verkümmerung  der  Schneidezähne,  der  oberen,  seltener  auch  der 
unteren  Eckzähne  und  der  vordersten  Prämolaren.  Die  Backzähne  sind  bei 
den  primitiveren  Formen  brachyodont,  bei  einzelnen  vorgeschritteneren 
•  Gattungen  prismatisch.  Die  älteren  Perissodactylen  haben  vorwiegend 
heterodonte,  die  jüngeren  homöodonte  Backzähne.  Die  ursprünglich  vier- 
höckerige Krone  bleibt  höchßt  selten  rein  bunodont,  meist  sind  die  Höcker 
durch  Joche  verbunden  (lophodont).  Durch  Einschaltung  von  kleineren 
Zwischen  höekern  wird  die  Zahnkrone  häufig  verstärkt,  und  ebenso  stellt  sich 
bei  vorgeschritteneren  Formen  nicht  selten  über  dem  Schmelz  eine  Cement- 
hülle  ein. 

Das  Milchgebiss  besteht  aus  Schneidezähnen,  Eckzähnen  und  Back- 
zähnen ;  davon  stimmen  die  zwei  erstgenannten  mit  denen  des  definitiven 
Gebisses  überein ;  die  Milchbackenzähne  dagegen  gleichen  nur  bei  den  homöo- 
donten  Formen  ihren  Ersatzzähnen,  bei  den  heterodonten  besitzen  die  zwei 
hinteren  Milchzähne  die  Ausbildung  der  vorderen  Molaren,  und  nur  der 
vorderste  zeichnet  sich  in  der  Regel  durch  reducirtere  Form  aus. 

Die  Wirbelsäule  ist  aus  7  Halswirbeln,  22  Rücken-  und  Lendenwirbeln, 
5—6  Saeralwirbcln  und  mindestens  13  oder  mehr  Schwanzwirbeln  zusammen- 
gesetzt Ein  Schlüsselbein  fehlt.  Humerus  kurz,  gedrungen,  ohne  Foramen 
entepicondyloideum ,  die  Fossa  olecrani  niemals  durchbohrt.  Radius  und 
Ulna  bald  gleich  massig  entwickelt,  getrennt,  bald  distal  verschmolzen. 

Im  Carpus  (Fig.  1921. 192G)  besteht  die  proximale  Reihe  aus  vier  Knöchel- 
chen (Scaphoideum ,  Lunare,  Cuneiforme  und  Pisiforme),  die  distale  aus 
Trapezium,  Trapezoid,  Magnum,  Unciforme.  Ein  Centrale  fehlt.  Verwachsungen 
von  benachbarten  Knöchelchen  kommen  nie  vor,  wohl  aber  findet  durch 
eine  seitliche  Verschiebung  der  distalen  Reihe  und  durch  eine  Zunahme  des 
Tiefendurchmessers  eine  ungemein  feste  Verkeilung  der  Knöchelchen  statt. 
Das  Scaphoideum  wird  nicht  mehr,  wie  bei  den  Condylarthra  ausschliesslich 
vom  Trapezoid,  sondern  vom  Trapezoid  und  Magnum  getragen,  und  häufig 
ist  die  Facette  des  Magnum  beträchtlich  grösser  als  die  des  Trapezoids ;  das 
Lunare  stützt  sich  auf  Magnum  und  Unciforme,  und  nur  das  Cuneiforme 
hat  ein  einziges  distales  Knöchelchen  (das  Unciforme)  zur  Unterlage.  Bei 
den  Formen  mit  drei  nahezu  gleichlangen  Zehen  ist  der  Carpus  schmal  und 
verhältnissmässig  hoch,  bei  den  jüngeren  Equiden  mit  ungemein  starker 
Mittelzehe  gewinnt  das  Magnum  beträchtlich  an  Ausdehnung,  schiebt 
das  Unciforme,  sowie  das  Trapezoid  nach  der  Seite  und  drückt  das 
Trapezium  ganz  aus  der  Fusswurzel  heraus,  so  dass  es  schliesslich  ganz 
verschwindet.  Von  den  Metacarpalien  sind  im  Maximum  vier,  meist  drei 
und  beim  Pferd  nur  eines,  das  Mc  III,  entwickelt.  Der  Daumen  fehlt 
stets,  der  kleine  Finger  bleibt,  wenn  vorhanden,  kürzer  als  die  übrigen. 
Die  Metacarpalia  drängen  sich  mit  ihren  schwach  coneaven  proximalen 
Gelenken  etwas  zwischen  die  Carpalia  ein  und  zeigen  gleichfalls  alternirende 
Anordnung.  Die  Länge  der  Metapodien  variirt  ausserordentlich.  Im  All- 
gemeinen bedeutet  Verlängerung  der  Metacarpalia  einen  Fortschritt  und 
geht  nieist  mit  Reduction  der  seitlichen  Zehen  Hand  in  Hand.    Wird  die 


Digitized  by  Google 


Ungulata.   Perissodactyla.  Tapiridae. 


857 


Körperlast  nach  und  nach  auf  die  einzige  Mittelzehe  übertragen,  so  bildet 
sich  am  distalen  convexen  Gelenke  des  Me  III  ein  zugescharrter  medianer 
Leitkiel  aus,  welcher  eine  seitliche  Verschiebung  der  Zehen  verhindert.  Bei 
den  älteren,  drei-  oder  vierzehigen  Perissodactylen  fehlen  die  Leitkiele  ganz 
oder  sind  nur  auf  der  Hinterseite  entwickelt  Die  dreieckigen,  unten  ab- 
geplatteten Endphalangen  sind  von  Hufen  umgeben. 

Der  Oberschenkel  zeichnet  sich  durch  einen  vorspringenden,  manch- 
mal ungemein  stark  entwickelten  dritten  Trochanter  aus.  Tibia  und  Fibula 
sind  bei  den  Formen  mit  wenig  überwiegender  Mittelzehe  vollständig  ent- 
wickelt und  ihrer  ganzen  Länge  nach  frei,  bei  den  jüngeren  Equiden  ver- 
kümmert die  Fibula  zu  einem  kurzen,  am  proximalen  Gelenk  angehefteten 
Griffelknochen. 

Von  den  Tarealknochen  hat  der  Calca- 
neus  (Fig.  1919)  einen  verlängerten  abgestutzten 
und  mit  rauher  Endfläche  versehenen  Stiel 
(tuber  calcis)  und  ein  nach  innen  vorspringen- 
des, den  Astragalus  stützendes  und  mit  drei 
Facetten  versehenes  Sustentaculum.  Der  Astra- 
galus (Fig.  1920)  hat  oben  und  vorne  eine 
tief  ausgefurchte  Gelenkrolle  (t)  für  die  Tibia, 
auf  der  inneren  und  hinteren  Seite  drei  Facetten 
für  den  Calcaneus  und  an  dem  abgestutzten, 
entweder  ebenen  oder  schwach  gewölbten  a»,  p'  Facetten 
distalen  Ende  eine  grosse  Facette  für  das  Nävi-  g^/'"^  Rtt™'. 
culare  (n)  und  eine  kleine  für  das  Cuboideum  cette  für  du 
(cub).  Zwischen  den  beiden  Knochen  der  pro-  cuboideum. 
ximalen  und  der  distalen  Reihe  liegt  ein  niedriges,  ausschliess-  nahmö"dea  "ün- 
lieh  vom  Astragalus  bedecktes  Naviculare,  welches  durch  die  teren^Jf"  dcr 
drei  Cuneiformia  der  distalen  Reihe  gestützt  wird.  Das  Cuboi- 
deum ist  hoch,  trägt  den  Calcaneus,  artdculirt  aber  auch  stets  mit  dem 
Astragalus.  Verwachsungen  von  zwei  oder  drei  Cuneiformia  kommen  nur  bei 
den  vorgeschritteneren  Equiden  vor,  sonst  bleiben  alle  Tarsalia  gesondert.  Die 
Reduction  der  Seitenzehen  ist  am  Hinterfuss  vollständiger  und  constanter  als 
am  Vorderfuss  (Fig.  1921  u.  1926).  Der  Hinterfuss  ist  somit  entweder  dreizehig 
oder  bei  den  jüngeren  Equiden  einzehig,  die  Metatarsalia  schieben  sich  mit 
ihren  meist  ebenen  proximalen  Gelenkflächen  nicht  zwischen  die  Tarsalia  ein. 

Die  Perissodactylen  lassen  sich  in  4  Familien:  Tapiridae,  Equidae, 
Rhinoceridae  und  Ti'tanotheridae  eintheilen. 


Flg.  1919.' 
Pnlneotherium 

Calcaneus. 


Astragalus. 
/Trochlea,  n,  etta 
Facetten  für  daa 
Naviculare  und 
Cuboideum,  e, 
e  Berührungs- 
fläche mit  dem 

Calcaneus, 
a  Grube  cur  Auf- 


1.  Familie.  Tapiridae.1) 

Nasenbeine  frei  vorragend,  kurz.  Oebiss  vollständig  (*'-}; -Jzjf-y)-  Schneide- 
gähne zugespitzt,  meisselfbrmig,  Eckzähne  conisch.  Backzähne  braehyodont.  P  meist 
einfacher  als  M,  bei  den  geologisch  jüngsten  Formen  den  M  gleich.  Obere  31  mit 
zwei  durch  eine  einjache  Wand  verbundenen  Aussenhöckern  und  zwei  geraden  Quer- 
jochen, welche  die  Aussenhügel  mit  den  beiden  inneren  verbinden.  Zwischenhiigel 
fehlen.  Untere  M  mit  zwei  rechtwinklig  oder  schief  zur  Längsaxe  gerichteten 
Querjochen.  Vorder juss  mit  vier,  Hinterfuss  mit  drei  Zehen. 

Die  Tapiriden  enthalten  grosse,  mittelgrosse  und  kleine  Hufthiere,  deren 
einzige  noch  jetzt  existirende  Gattung  im  tropischen  Amerika  und  in  Südasien 
lebt    Die  fossilen  Formen  beginnen  im  unteren  Eocän  von  Europa  und 

•)  Maack,  0.,  Untere  über  Lophiodonfossilien  von  Heidenheim.  Jahresbericht 
naturhist.  Ver.  Augsburg.  XVIII.  1885.  —  Osborn,  H.  F,  and  Wortmann,  J.  L., 
Fossil  Mammals  of  the  Wasatch  and  Wind  River  Beda.  Bull  Amer.  Mus.  of  nat. 
history  1*92.  IV.  S.  90-94  und  124—132.  -  Meyer,  H.  v ,  Fossile  Reste  des  Genus 
Tapir.   Palaeontographica.  1867.  Bd.  XV. 


Digitized  by  Google 


858 


Vertebrata.  Mammalia. 


Nordamerika,  reichen  in  beiden  Continenten  bis  ins  Pliocän  und  haben  sich 
im  Pleistocän  auf  Ostasien  und  Südamerika  zurückgezogen.  Sie  bilden  eine 
isolirt  stehende  Gruppe  unter  den  Perißsodactylen,  über  deren  Abstammung 
nichts  Sicheres  bekannt  ist 

Sämmtliche  Tapiriden  besitzen  ein  vollständiges  Gebiss;  die  Eckzähne 
sind  in  der  Regel  durch  ein  Diastema  von  den  Backzähnen  getrennt ;  letztere 
stets  kurz  (brachyodont)  und  die  Krone  von  einem  Basal  wülstchen  (Cingulum) 
umgeben,  das  am  vorderen  Ausseneck  der  Oberkieferzähne  einen  mehr  oder 
weniger  kräftigen  dritten  Pfeiler  (Parastyl)  bildet.  Die  Querjoche,  welche  die 
inneren  und  äusseren  Höcker  der  Backzähne  verbinden,  verlaufen  fast 
geradlinig  (ortholophodont),  im  Unterkiefer  sind  die  vorderen  Schenkel  der 
ursprünglich  V  förmigen  Joche  ganz  verwischt,  so  dass  in  der  Regel  nur  die 
hinteren  Schenkel  einfache  Querjoche  bilden.  Bei  allen  alttertiären  Gattungen 
unterscheiden  sich  sämmtliche  rraemolaren  durch  einfacheren,  häufig  noch 
trituberculären  Bau  von  den  Molaren,  beim  lebenden  Tapir  beschränkt  sich 
die  Reduktion  auf  den  vordersten  P,  die  übrigen  P  haben  das  Aussehen  der 
ächten  M  erhalten.  Im  Oberkiefer  sind  in  der  Regel  4,  im  Unterkiefer 
4 — 3  P  vorhanden,  denen  Milchzähne  vorausgehen,  welche  im  Wesentlichen 
den  M  gleichen.  Im  Unterkiefer  tritt  eine  Verkümmerung  des  vordersten  P 
bei  vielen  Gattungen  ein,  während  der  Oberkiefer  meist  die  volle  Zahl  (4) 

behält  Nur  die  eocäne  Gattung  l/opkio- 
don  besitzt  auffallender  Weise  oben  und 
unten  nur  3  Praemolaren.  Der  Schädel 
der  Tapiriden  ist  gestreckt,  die  Schnauze 
verschmälert,  die  Gehirnhöhle  mässig 
gross;  die  Orbita  sind  hinten  nicht 
knöchern  umgrenzt,  die  Nasenbeine  frei 
vorragend,  bei  den  älteren  Formen  sehr 
lang  und  gross,  bei  Tapirus  kurz  und 
dreieckig,  Kaum  für  einen  kurzen  Rüssel 
lassend.  Nasenöffnung  gross,  weit 
zurückreichend;  Postglenoidal-  und  Par- 
occipitalfortsätze  wohl  entwickelt  Die 
Extremitäten  (Fig.  1921)  haben  mässige 
Länge,  sind  schlanker,  als  die  der 
Rhinoceriden ,  jedoch  plumper,  als  die 
der  meisten  Equiden;  ulna  und  Radius 
bleiben  vollständig  getrennt  und  haben 
nahezu  gleiche  Stärke.  Im  Carpus  ruht 
das  Scaphoideum  auf  dem  Trapezoid 
FjR  l92U  und  Magnum,  das  Lunare  auf  Magnum 

Tapirus  Ameriravu«  lAu  'Ä  linker  VorderftiM,    Und  Uncifonne.     Das  MagnUUl  trägt  die 

b  recht«  Hinterfuß.  \  n.t  Gr.  Hauptlast  und  wird  von  Metacarpus  II 
und  III  gestützt.  Der  Vorderfuss  ist  bei  allen  genauer  bekannten  Gattungen 
vierzehig,  der  Hinterfuss  dreizehig.  Am  Hinterfuss  zeichnet  sich  das  Femur 
durch  einen  müssig  entwickelten  dritten  Trochanter  aus,  die  Fibula  ißt  stets 
vollständig  entwickelt.  Der  Astragalus  besitzt  eine  ausgefurchte  Trochlea, 
distal  eine  grosse,  abgestutzte  Gelenkfläche  für  das  Naviculare  und  eine 
kleine  für  das  Cuboideum.  Der  Bau  des  Carpus  und  Tarsus  stimmt  bei 
sämmtlichen  Vertretern  der  Tapiriden  ziemlich  genau  überein  und  zeigt  seit 
der  Tertiärzeit  keinen  wesentlichen  Fortschritt. 


1.  Unterfamilie.  Lophiodontinae. 

Obere  und  untere  M  mit  zwei  schufen  Querjochen.  Sämmtliche  oder 
beiden  vorderen  P  einfacher  als  die  Molaren. 

Nur  fossil  im  Eocän  von  Europa  und  Nordamerika. 


Digitized  by  Google 


üngulata.    Perissodactyla.  Tapiridae. 


859 


Heptodon  Cope.    Zahuformel:  '  J  Sämmtliche  P  einfacher  als 

die  M.  Unter-Eocän  (Wasatch-  und  Wind  River-Stufe)  Wyoming.  H.  ven- 
torum,  calciculus  Cope. 

Helaletes  March  (Dilophodon,  Desmatotherium  Scott).  Ob.  Eocän  (Bridger- 
und Uinta-Stufe).  Nordamerika. 

Lophiodon  Cuv.  {Tapirotherium  Blv.)  (Fig.  1922).  Zahnformel:  J  J 
Die  beiden  Aussen- 
spitzen  der  M  sind 
durch  eine  Wand  ver- 
bunden. P  einfacher 
als  die  M.  Letzter 
unterer  3/  mit  starkem 
Talon.  Die  Gattung 
Lophiodon  igt  im  un- 
teren und  mittleren 
Eocän  Europas  ziem- 
lich verbreitet.  Man 
kennt  mehr  als  ein 
Dutzend  Arten,  welche 
in  der  Grösse  zwischen 
Tapir  und  Rhinoceroe 
schwanken. 


Flu.  1922. 


Mittel- Eocän.  |Imel,  bei  C*»telnaudary. 
and  Un 


Lophiodon  Uttlente  Cuv 

Aude.  Zahnreihe  des  linken  Oberkiefers  and 
Or.   (Nach  F 11  hol.) 

2.  Unterfamilie.  Taplrlnae. 

Untere  M  mit  zwei  rechtwinklig  zur 
Längs axe  stehenden  Querjochen.  Die  P  bei 
den  geologisch  älteren  Formen  einfacher, 
bei  den  jüngeren  den  M  gleich. 

Fossil  im  Eocän,  Miocän  und  Pliocän 
in  Europa,  Nordamerika  und  Asien. 
Lebend  in  Südasien  und  Südamerika. 

Lophiod ochoerus  Lemoine.  Unter 
Eocän  von  Ay  bei  Reims.  L.  Peroni  Le- 
moine. 

Systemodon  Cope.  Zahnreihe  bei- 
nahe geschlossen.  Obere  M  mit  zwei 
selbständig  entwickelten  und  fast  gleichen 
Aussenhöckern,  welche  durch  zwei  Quer- 
joche mit  den  inneren  Höckern  verbunden 
sind.  Die  drei  hinteren  P  trigonodont, 
vorderster  P  klein,  einspitzig.  Untere  M 
mit  zwei  Querjochen,  der  letzte  mit 
starkem  Talon.  Häutig  im  unteren  Eocän 
(Wasatch-Stufe)  von  Wyoming  und  Neu- 
Mexico.    S.  tapirinus,  Cope. 

Isectolopkus  Scott  und  Osborn.  Ob.  Eocän  (Uinta-  und  Bridger-Stufe) 
von  Nordamerika.  Wahrscheinlich  auch  im  Bohnerz  von  Egerkingen  {Lophiodon 
annectens  Rütiin.). 

Protapirus  Filhol  (Fig.  1923).  letzter  oberer  P  mit  zwei  äusseren 
und  nur  einem  6ehr  stark  entwickelten  und  scheinbar  aus  der  Verbindung 
von  zwei  Höckern  entstandenen  Innenhöcker.  Die  unteren  M  mit  zwei  ein- 
fachen, rechtwinklig  zur  Längsaxe  gerichteten  Querjochen.  Ms  ohne  Talon. 
Im  oberen  Eocän  (Phosphorit)  des  Quercy  und  im  Bohnerz  des  Eselsberg 
bei  Ulm.    P.  priscus  Filhol. 


Fl*.  1923. 
prtjeu»  Filhol.  Quercy.  A  letzter 
oberer  /»  und  drei  M.    B  die  drei  hinteren 
U  de»  Unterkiefer«  In  nat  Gr  (Nach  Filhol.) 


Digitized  by  Google 


860 


Vertebrata.  Mammalia. 


Tapirus  Helreticu*'  Meyor. 


Fig.  1924 
Unt.  MiocAn. 


Edelsberg  bei  Ulm.    i  Erster 


Molar  und  die  beiden  hinteren  Prnemolaren  des  Obcrlcicfer« 

klefer-Molar  (nat  Gr.). 


B  Ein  Unter- 


Tapiravus  Marsh.  Miocän  von  New -Jersey  und  Pliocän  der  Rocky- 
Mountains. 

Tapirus  Linne  (Elasmognathus  Gill)  (Fig.  1921.  1924.  1925).  Die  zwei 
Aussen8pitzen  der  oberen  vierseitigen  M  durch  eine  Wand  verbunden  und  mit 

,4  den  beiden  lnnen- 

m'  p*  p*  8  spitzen  durch  ein 

fa.st  rechtwinklig 
zur  Längsaxe  ver- 
laufendes Quer- 

1'och  vereinigt. 
Jasalwulst  am  vor- 
deren Ausseneck 
ein  Pfeilerchen 
bildend.  Die  drei 
hinteren  P  den  M 
ähnlich  und  mit 
zwei  Querjochen 
versehen,  der  vor- 
dere   dreieckig  und 
trituberculär.  Ob. 
Eckzahn  durch  eine 
weite     Lücke  von 
P1     getrennt,  den 
Schneidezähnen  ge- 
nähert. Untere  M  mit 
zwei  rechtwinklig  zur 
Längsaxe  verlaufen- 
den Querjochen.  Die 
zwei  hinteren  P  =  M, 
der  vordere  P  ver- 
längert, dreieckig. 
Schädel  mit  sehr 
kurzen,  vorne  zuge- 
spitzten    und  vor- 
ragenden ,  zuweilen 
durch  eine  Wand  ge- 
Vorderfuss  vierzehig,  Hinterfuss  dreizehig.  Lebend 
in  Südindien.    Fossile  Tapire  waren  in 


Flg.  1923. 

Schädel  von  Tapirus  (Elasmognathus)  Bairdiu*  GUI 

V«  nat  Gr. 


Recent.  Panama. 


stützten  Nasenbeinen 
in  Süd-  und  Centraiamerika  und 

der  Miocän-  und  Pliocänzeit  in  Europa  und  Asien  und  im  Pleistocän  in 
Südamerika  verbreitet.  T.  helveticus  Meyer,  T.  Suevicus  Fraas,  T.  priscus 
Kaup,  T.  Hungaricus  Meyer  im  Miocän  von  Europa.  T.  Arvernensis  Croiz. 
und  Job.  im  Pliocän. 


2.  Familie.  Equidae.1) 

Nasenbeine  jrei  vorragend,  vorne  zugespitzt,  hornlos.  Gebiss  vollständig. 
Zahnformel:  £  i  t^L'  «  J  meisselförmig.  P  bei  den  geologisch  älteren  Formen 
einfacher  als  die  M,  bei  den  jüngeren  den  M  gleich.  Obere  M  aus  zwei  in  der 
Regel  zu  einer  Aussemvand  verbundenen  Aussenhöckern,  zxoei  Innenhöckern  und 


l)  Burmeister,  Herrn.,  Die  fossilen  Pferde  der  Pampasformation.  Buenos  Aires 
1875  u.  Supplem.  1889.  —  Cope,  E  D.,  Proceed.  Amer.  Philos.  Soc.  1889.  XXVI. 
S.  429.  —  Hemel,  Reinh.,  (Hipparion)  Abh.  Berl  Akad  1860  u.  1862.  —  Huxlei/,  Th.. 
Adress  deliv.  at  the  anniv.  meeting  of  the  geol.  Soc.  Quart  journ.  1870.  vol.  XXVL 
—  Kowalercsky,  IV  ,  Sur  l'Anchitherium  Aurelianense  et  sur  l'histoire  pale'ontologique 
des  Chevaux.  Mein,  de  l'Ac.  imp.  St.  Petereb.  XX  1873.  —  Major,  C.  J.  ForsytH, 
Beiträge  zur  Geschichte  der  fossilen  Pferde,  insbesondere  Italiens.    Abh.  Schweiz. 


Digitized  by  Googl 


Ungulata.   Periesodactyla.  Equidae. 


861 


meist  zwei  conischen  oder  leistenartig  verlängerten  oder  halbmondförmig  gebogenen 
Zwischenhöckern  bestehend.  Die  Innen-  und  Zwischenhöcker  in  der  Regel  durch 
Joche  verbunden.  Untere  M  bei  den  primitivsten  Formen  vierhöckerig,  in  der 
Hegel  aber  aus  zwei  V-  oder  halbmondförmigen,  nach  innen  geöffneten  Jochen 
zusammengesetzt.   Vorderfuss  vier-,  drei-  bis  einzehig;  Hinter fuss  drei-  bis  einzehig. 

Die  Equiden  bilden  die  formenreichste,  in  ihren  Endgliedern  am  stärksten 
differenzirte,  aber  zugleich  auch  genealogisch  geschlossenste  Familie  der 
Perissodactylen.  Sie  beginnen  im  älteren  Eocän  und  gipfeln  in  der  noch 
jetzt  existirenden  Gattung  Equus.  Wie  gross  nun  auch  der  Unterschied 
zwischen  einem  Pferd  und  den  kleinen,  vierzehigen,  eocänen  Anfangsformen 
sein  mag,  so  sind  doch  die  einzelnen  Gattungen  der  Equidcnreihe  morpho- 
logisch so  enge  mit  einander  verknüpft,  dass  Kaum  ein  lehrreicheres  Beispiel 
für  die  allmähliche  Umgestaltung  und  Specialisirung  eines  bestimmten 
Organisationstypus  der  Säugethiere  gefunden  werden  kann.  Die  drei  Unter- 
familien Hyracotherinae,  Palaeotherinae  und  Equinae  weichen  nur  durch  graduelle 
Unterschiede  von  einander  ab  und  stellen  lediglich  zeitlich  getrennte  Ab- 
stufungen der  Entwickelungsreihe  dar. 

Der  Schädel  ist  langgestreckt,  niedrig;  die  Stirn  breit,  das  Gehirn 

gross  und  stark  gefaltet.  Die  oben  glatten,  hornlosen  und  zugespitzten  Nascn- 
eine  ragen  frei  über  die  zuweilen  weit  zurückreichende  Nasenöffnung  vor, 
welche  unten  vom  Oberkiefer  und  Zwischenkiefer  begrenzt  wird.  Die  Orbita 
sind  bei  den  älteren  Gattungen  gross,  hinten  weit  offen,  bei  den  jüngeren  kleiner 
und  ringsum  knöchern  begrenzt.  Lacrimalia  ausgedehnt.  Processus  post- 
glenoidalis  und  paroeeipitahs  wohl  entwickelt. 

Sämmtliche  Equiden  besitzen  oben  und  unten  jedereeits  drei  Schneide- 
zähne, einen  Eckzahn  und  sechs  bis  sieben  Backzähne.  Bei  den  jüngeren 
Formen  umschliesst  der  Schmelz  der  Schneidezähne  eine  Vertiefung  (Marke), 
welche  allmählich  durch  Abkauung  verschwindet.  Das  Diastema  zwischen 
den  conischen  Eckzähnen  und  Backzähnen  vergrössert  sich  bei  den  jüngeren 
Gattungen  in  Folge  von  Verlängerung  der  Gesichtsknochen.  Bei  den  Back- 
zähnen herrscht  eine  Tendenz  nach  Homoeodontie  und  zugleich  nach  Um- 
wandlung der  anfänglich  kurzen,  mehrwurzeligen  (braehyodonten)  in  hohe, 
prismatische,  unten  offene  oder  erat  spät  geschlossene  (hypselodonte)  wurzel- 
lose Zähne.  Die  Krone  ist  vierseitig,  mehr  oder  weniger  flach  und  nur  mit 
massig  vorragenden  Höckern  oder  Falten  versehen.  Die  oberen  M  besitzen 
vier  Haupthügel,  zwei  äussere  und  zwei  innere,  von  V  förmiger  Gestalt  und 
in  der  Regel  noch  zwei  Zwischenhöcker  von  verschiedener  Grösse  und  Aus- 
bildung. Bei  den  ältesten  Gattungen  bleiben  die  inneren  und  äusseren 
Innenhügel  getrennt,  und  nur  die  Zwischenhügel  sind  mit  den  inneren  durch 
schwache  Leisten  verbunden ;  bei  weiterer  Entwickelung  vereinigen  sich  nicht 
nur  die  Aussenhöcker  zu  einer  geschlossenen  W-förmigen  Aussenwand,  sondern 
auch  die  Innen  und  Zwischenhügel  zu  schrägen  und  halbmondförmigen 
Jochen.  Das  Basalwülstchen  bildet  ausserdem  häufig  ein  accessorisches 
Höckerchen  oder  Säulchen  am  vorderen  Ausseneck  und  ein  zweites  in  der 
Mitte  des  Hinterrandes.  Von  den  oberen  Prämolaren  ist  der  vor<lei>te  stets 
klein  und  einfach ;  er  fehlt  niemals  bei  den  eocänen  Gattungen,  wird  jedoch 
bei  den  jüngeren  Formen  hinfällig  und  verschwindet,  che  der  letzte  M 
zum  Durchbruch  kommt.  Die  hinteren  P  sind  bei  den  älteren  Formen 
trituberculär,  bei  den  jüngeren  den  M  gleich.  Im  Unterkiefer  tritt  die  Ueber- 


pal.  Ges.  IV  und  VII.  1877-80.  —  Marsh,  0.  C,  Araer.  Journ.  Sc  1872.  IV. 
1874.  VH.  VIII.  1876.  XII.  1879.  XVII.  1892  XL1II.  —  Nthring,  A  ,  Fossile 
Pferde  aus  deutschen  Diluvialablagerungen.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Haus- 
pferdes. Berlin  1884  —  Rütimeyer,  L.,  Beiträge  zur  Kenntnis«  der  fossilen  Pferde 
und  vergl.  Odontographie  der  Hufthiere.  Verh.  d.  naturf.  Ges.  Basel  1H63.  Bd.  III 
und  Abh.  Schwei«  paläont.  Ges.  1875.  Bd  II  -  Scott,  W.  B.,  ou  the  Osteology 
of  Mesohippus  and  Leptomeryx.    Journal  of  Morphology.  1891.    V.  3. 


862  Vertebrata.  Mammalia. 

einstimmung  der  P  mit  den  M  meist  etwas  früher  ein  als  im  Oberkiefer.  Bei 
Uyracotherium  stehen  die  vier  conischen  Höcker  einander  paarweise  oder  alter- 
nirend  gegenüber  und  bleiben  entweder  isolirt  oder  sind  nur  undeutlich  durch 
Querjoche  verbunden.  Bei  allen  jüngeren  Equiden  sind  die  Backzähne  lopho- 
dont.  Die  Praemolaren  des  definitiven  Gebisses  ersetzen  oben  und  unten  je  drei 
Milchzähne;  dem  vordersten  Milchzahn  folgt  in  der  Regel  kein  Praemolar. 
Bei  sämmtUchen  Equiden  haben  die  zwei  hinteren  Milchzähne  den  Bau  der 
vorderen  Molaren  und  sind  bei  den  heterodonten  Gattungen  stets  voll- 
ständiger als  ihre  Ersatzzähne. 

A  B  CD 


Fig.  1026. 

Carptu  und  Metacarpus  von  A  Equtu,  B  Hipparitm,  C  AnchUherium ,  D  Palaeotherium.  c  Ounelfonne, 
l  Lomir.-,  «  Scapholdeum,  u  Uncifornie,  m  Magnum,  td  Trapexold,  //—  V  Metacarpalia  II,  HI,  IV  und  V. 

A  0  C  r  D  E 


Die  Extremitäten  sind  bei  den  ältesten  Formen  gedrungen,  bei  den 
jüngeren  schlank  und  lang.  Die  Knöchelchen  der  beiden  Carpalreihen  alter- 
niren  miteinander.  Das  ursprünglich  kleine  os  magnum  wächst  bei  den 
jüngeren  Formen  stark  in  die  Breite,  drängt  das  Trapezoid  nach  innen  und 
stützt  gleichmäßig  das  Lunare  und  Scaphoideum.  Bei  den  primitiveren 
Gattungen  sind  4  Metacarpalia  entwickelt.  Bei  Anchitheriwn  gewinnt  Mc  III 
in  Folge  der  Ausdehnung  des  os  magnum  ein  starkes  Uebergewicht  über  die 
dünnen,  seitlichen  Metapodien,  deren  Zehen  jedoch  den  Boden  noch  berühren. 
Bei  Hipparion  (Fig.  1920)  und  Protohippus  nimmt  der  Metacarpus  an  Länge 


Digitized  by  Google 


Ungulata.    Perissodactyla.  Equidae. 


863 


zu,  die  seitlichen  Metacarpalia  II  und  TV  sind  dünn,  reichen  aber  noch  bis 
zum  unteren  Ende  des  ungemein  starken  Mc  III  und  tragen  kurze,  den  Boden 
nicht  mehr  berührende  Afterzehen.  Mc  V  ist  nur  noch  als  winziger  Stummel 
angedeutet.  Bei  Equus,  Pliohippus  und  Uippidion  endlich  wandeln  sich  die 
zwei  seitlichen  Metacarpalia  in  dünne,  nach  unten  zugespitzte  GrifTelbeine 
um,  die  nur  bis  über  die  Mitte  des  starken  und  langen  Mc  III  reichen; 
dieser  besitzt  allein  drei  kräftige  Zehenglieder,  wovon  das  letzte  von  einem 
grossen  Huf  umgeben  ist.    Mc  V  verschwindet  vollständig. 

Eine  ähnliche  Umbildung  erleiden  der  Tarsus  und  Hinterfuss  (Fig.  1927), 
so  dass  auch  hier  als  Schlussresultat  ein  einzehiger  Fuss  mit  zwei  schwachen, 
seitlichen  Griffelbeinen  entsteht.  Die  Leitkiele  am  distalen  Gelenke  der 
Metapodien  sind  anfänglich  auf  die  Hinterseite  beschränkt,  werden  jedoch 
im  Verlauf  der  Zeit  immer  stärker  und  theilen  bei  den  jüngsten  Gattungen 
das  ganze  Gelenk  in  zwei  gleiche  Hälften. 

Die  Equiden  zerfallen  in  drei  Unterfamilien  (Hyracolherinae,  Palaeo- 
therinae  und  Equinae). 

1.  Unterfamilie.   H)  racotherinae. 

Orbita  hinten  offen.    Zahnformel:  -J).    Backzähne  sehr  niedrig,  mit 

starkem  Basalband.  Praemolaren  meist  einfacher  als  die  Molaren.  Obere  M 
mit  vier  gegenüberstehenden  Haupthöckern  und  zwei  kleineren  Zwischenhöckern; 
untere  M  mit  vier  Höckern.  Sowohl  die  oberen  als  auch  die  unteren  Höcker 
conisch  oder  häufiger  V förmig  und  namentlich  die  unteren  durch  foche  verbunden. 
Radius  und  Ulna  getrennt,  von  nahezu  gleicher  Stärke.  Vorderfuss  mit  vier, 
Hinterfuss  mit  drei  Zehen. 


Die  Hyracotherien  sind  die  ältesten  und  iy>9 
primitivsten  Perissodactvlen ,    welche    zum     iryraeotherium  vmticntum  cope  Eo<*n. 
Theil  im  Gebiss  noch  bunodonten  Charakter     Wyomi1l/,,cnat  VT&eJSS*** 
bewahrt  haben.  Die  conischen  Aussenhöcker  n*     '     ac  op 

der  oberen  Backzähne  bleiben  entweder  selbständig  oder  sind  durch  eine 
niedrige  Aussenwand  verbunden,  auch  sind  die  Innen-  und  Zwischenhöcker 
mit  den   äusseren  entweder  gar  nicht  oder  nur  durch  unvollkommen 


Digitized  by  Google 


864 


Vertebrata.  Mammalia. 


entwickelte  Leisten  oder  Joche  vereinigt.  Die  Praemolaren  sind  stete  einfacher 
als  die  Molaren,  meist  trituberculär.  Die  Hyracotherinen  lassen  sich  von 
den  Condylarthren  und  speciell  von  Phenacodus  ahleiten  und  bilden  ihrerseits 
den  Ausgangspunkt  des  Equiden-  und  Tapiriden6tammes. 

Die  Ueberreste  dieser  Familie  finden  sich  nur  im  Eocän  von  Europa  und 
Nordamerika. 

Hyracotherium  Owen  (Pliolophus  Owen]  (Fig.  1928.  1929).  Sämmtliche 
Backzähne  von  einem  Basalwulst  umgeben ;  die  Höcker  entweder  isolirt  oder 
nur  undeutlich  durch  Joche  verbunden.  Der  letzte  untere  M  mit  Talon. 
Schulterblatt  mit  wohl  entwickeltem  Processus  coracoideus.  Extremitäten 
schlank,  ziemlich  lang,  digitigrad.  Humerus  mit  durchbohrter  Fossa  olecrani, 
ohne  Foramen  entepicondyloideum.  Radius  und  Ulna  getrennt  Metacarpus  V 
kürzer  als  Mc  IX  Oberschenkel  etwas  länger  als  Humerus,  mit  breitem 
drittem  Trochanter. 


Fig.  1930. 

Paehynolophui  Demnrati  Oerv.     A  Oberkieferiahne  aus  dem  Grob- 
kalk von  Uentilly  bei  Parin.  B  Unterklefertähne  aus  dem  Hohnerz  von 
Egerkingen.^  Nat.  Gr.  ^Nach  Kowalewsky.) 


Fig.  1932. 

Pachynolophm  (Orotherium)  CrislonmtU  Cope  Bp.  Unt.  Eocän. 
Wasatch.  Wyoming.  Linker  Unterkleferast  nat.  Or.  (Nach  Cope.) 


Flg.  1931. 
Pachf/nolophu*  liderolitinu 
Plctet.    Ob.  Molar  «/»• 


Im  unteren  Eocän 
von  England  (H.  lepo- 
rinum  und  cuniculus 
Owen),  Frankreich  und 
im  Bohnerz  von  Eger- 
kingen.  Auch  im 
Eocän  von  Nord- 
amerika (Wasatch-, 
Green  River-  und 
Bridger- Stufe). 

mit  zwei  getrennten 
P  trigonodont. 
E.  pernix, 


Eohippus  Marsh   (Ectocion  Cope).     Obere  M 
Aussenhöckern,  zwei  Zwischen-  und  zwei  Innenhöckern. 
Im  unteren  Eocän  (Wasatch- Beds)  von  Wyoming  und  Neu-Mexico. 
validus  Marsh. 

Pachynolophus  Pomel  (Orotherium,  Orohippus  p.  p.  Marsh,  Oligotomus 
Cope)  (Fig.  1930 — 1932).  Obere  M  mit  zwei  pyramidalen,  durch  eine  mässig 
gewölbte  Aussenwand  verbundenen  Aussenhöckern,  die  bei  ihrer  Vereinigung 
eine  verticale  Medianfalte  der  Aussenwand  bilden,  j  Die  beiden  Innenhöcker 

conisch,  die  zwei 
Zwischenhöcker 
deutlich  und  fast 
gleich.  Das  Ba Sal- 
band bildet  am 
vorderen  Aussen- 
eck  eine  kleine 
Falte.  P4  etwas 

kürzer,  sonst  aber 
(Nach  Fi. hol.)  wieJtfl  der  h.n 

tere  Innenhöcker  deutlich  entwickelt.  Untere  M 
aus  zwei  scharf  geknickten  V  förmigen  Jochen 
bestehend ,  deren  Innenhörner  mit  Ausnahme  des  vorderen  zu  spitzen 
Höckern  anschwellen.  Im  unteren,  mittleren  und  oberen  Eocän  von  Frank- 
reich, sowie  im  Bohnerz  der  Schweiz;  ausserdem  im  Eocän  von  Nordamerika 
(P.  Cristonensis  Cope). 


Flu  1933 
Propalaatthirium  Ittelanum 
Gervais,    Bohne«.  Kv'erklngen. 
Erster  Molar  und  die  beiden 
hinteren  Praemolaren.    Nat.  Gr. 
(Nach  Rät]  meyer.) 


Flg.  1934. 

Propalatotherium  Argeutouicum  Gerv.  Mittel- 
Eocitn.  Argenton.  hidrc.  Die  beiden  letzten 
unteren  Molaren  mit.  Gr. 


Digitized  by  Googl 


Ungulata.    Perisaodartyla.  Equidae. 


«65 


Lophi  otheri  um  Gerv.  aus  dem  oberen  Eocän  von  Alais  ist  auf  Unter- 
kieferzähne basirt,  für  welche  die  zugehörigen  Oberkieferzähne  noch  nicht 
ermittelt  ßind. 

Propal aeotherium  Gervais  (Chasmotherium  Rütimeyer)  (Fig.  1933. 1934). 
Obere  M  wie  bei  Packynolophus ,  jedoch  beträchtlich  grösser.  P4  und  Ps 
trituberculär,  mit  starkem  V  förmigem  Innenhöcker.  Untere  Backzähne  aus 
zwei  nach  innen  geöffneten,  V förmigen  Jochen  gebildet;  am  vorderen  Halb- 
mond ist  der  vordere  Schenkel  häufig  verkümmert.  Die  beiden  Innenhügel 
plump,  der  vordere  zweigipfelig.  3fs  mit  starkem  Talon.  Die  zwei  hinteren  P 
den  M  ähnlich,  die  vorderen  einfacher.  Im  mittleren  Eocän  von  Nanterre, 
Issel,  Argenton,  Lautrec  u.  a.  O.  in  Frankreich  und  im  Bohnerz  von 
Egerkingen. 

Epihippus  Marsh  {Orohippus  p.  p.  Marsh).  Ob.  Eocän  (Uinta-  und 
Bridger-Stufe).  Wyoming. 

2.  Unterfamilie.  Palaeotherinae. 

Orbita  hinten  weit  offen  oder  unvollständig  knöchern  begrenzt  Backzähne 
brachyodont,  mehrwurzelig.  Die  zwei  oder  drei  hinteren  P  in  der  Regel  den  M 
gleich,  seltener  einjacher.  Obere  M  mit  W förmiger  Aussenwand  und  zwei 
schrägen  Querjochen.  Die  zusammenstossenden  Innenhörner  der  beiden  Halb- 
monde der  unteren  M  bilden  eine  oder  zwei  kleine  Spitzen.  Radius  und  Ulna 
meist  getrennt.  Vorder-  und  Hinterfuss  dreizehig;  die  Seitenzehen  den  Boden 
erreichend. 

Im  Eocän  und  Miocän  von  Europa  und  Nordamerika. 


FIk.  1936. 

Palaeotherium  magnum  Cuv.  Re*uurirt.    Naeh  C u  v  i  c  r  i 

Palaeotherium  Cuv. 
(Fig.  1926  D.  1927  E. 
1935—1937).  Zahnformel  : 
rC^T  Ob.MundPmit 
Ausnahme  des  kleinen, 
dreieckigen  P1  gleich; 
Aussen  wan  <  I  W  förmig,  aus 
zwei  verbundenenHöckern 
bestehend;  Innenhöcker  durch  schiefe  Quer- 
ioche  mit  der  Aussenwand  verbunden.  Unter- 
kieferbackzähne mit  Ausnahme  des  vordersten 
aus  zwei  Halbmonden  zusammengesetzt,  die 
bei  ihrer  Vereinigung  einen  einfachen  Hügel  bilden;  Mt  mit  drei  Jochen. 
Schneidezähne  meisselförmig,  Eckzähne  conisch.  Carpalia  (vgl.  Fig.  1826  D) 
ziemlich  hoch  und  schmal.  Von  den  drei  nahezu  gleich  langen  Metacarpalia 
ist  das  mittlere  etwas  stärker,  als  die  beiden  seitlichen;  die  drei  Zehen 

Zlttel,  lirmidxiige  .ler  Palaeontulogle.  55 


Fi*.  1937. 
Palaeothrrium 
Cuv.     Erster  unterer 

Molar.  Vi- 


Flg.  1935. 

Palaeotherium    eraintm    Cur.  Lignit 
Debruge  bei  Apt.  Vaucluse.  Unterselle 
<lc*  Sfha<lels  mit  »Amintlkhon  Zahnen. 
V»  nat.  Gr. 


Digitized  by  Google 


Vertebrata  Maranialia 


endigen  in  platten ,  distal  verbreiterten  Hufphalangen.  Am  Femur  beginnt 
der  dritte  Trochanter  etwas  über  der  halben  Länge  und  bildet  eine  vor- 
springende Leiste.  Tibia  und  Fibula  sind  zuweilen  distal  verwachsen;  die 
drei  Cuneiformia  discret  entwickelt  (Fig.  1927  E). 


Flg.  1938. 
A  Anchüaphui  Dttmarttti 

Oerv.  Phosphorit. 
Quercy.  Ob.  Molar  stark 
abgekaut  «/».     B  Anehi- 

lophu$  RadegondentU 
Oerv.  Ob.  Kocan  (Bohn- 
en.) Maurcmont 
Schweix.    Ob.  Molar  in 
Gr 


Fl*.  193» 

um  minus  Cuv.  Ob.  EocÄn  (Lignit).  DebruBC  bei  Apt.  i  Ober- 
kleferzahm»,  B  Unterklefer/Ahno,  *ji  nat.  Gr. 


Fig.  1941. 

Ii 

Backiahnrcihe,  nat  Gr    (Nach  Onborn.) 


Metohippxu  Bairdi  IMdy  sp.  Unt.  MIocAn.   Oakot*.  Obere  und 

t>ihe 


Flg.  1940 
Muohippui  ffttr  Marsh. 
Unt.  MIocAn.  DakotH. 
A  VorderfUM.  B  Hlntpr- 
fuss,  '/»  nat.  <ir.,  rwtau- 
rirt  (nach  Marsh). 


Palaeotherium  findet  eich  ausschliesslich  in  ober- 
eocänen  Ablagerungen  von  Frankreich,  England,  Süd- 
deutschland und  der  Schweiz  und  ist  für  diesen  Horizont 
die  häutigste  und  bezeichnendste  Säugethiergattung. 
Ganze  Skelete  von  P.  magnum,  medium,  crassum  Cuv.  hat 
der  Pariser  Gyps  geliefert,  zerdrückte  Schädel,  zahllose 
Gebisse  und  isolirte  Knochen  der  lignithaltige  Mergel 
von  Debruge  bei  Apt,  Vaucluse  sowie  die  Phospho- 
rite des  Quercy  und  die  Bohnerze  der  Schweiz,  der 
schwäbischen  und  fränkischen  Alb.  Die  grösste  Art  (P.  magnum)  erreichte 
die  Dimensionen  des  Rhinoceros,  die  kleineren  die  eines  Schweines. 

Paloplotherium  Owen  (Plagiolophus  Pomel)  (Fig.  1939,  sowie  1927  D). 
Wie  vorige,  aber  P  einfacher  als  M,  P1  meist  fehlend.  Zahnkronen  öfters 
mit  Cementüberzug.  Häufig  im  ob.  Eocän  von  Europa.  P.  annectens  Owen, 
P.  minus  Cuv.,  P.  hippoides  Fraas. 

Anchilo phus  Gervais  (Fig.  1938).  Backzähne  mit  Ausnahme  des 
kleinen  P1  homoeodont.  Zwischen  P1  und  C  eine  weite  Lücke.  Untere  P 
und  M  aus  zwei  V  förmigen  Halbmonden  bestehend,  die  in  einem  zwei- 
spitzigen Innenpfeiler  zusammenstossen.  Ms  mit  drittem  Joch.  Ob.  Eocän. 
Lignit  von  Debruge,  Phosphorit,  Bohnen. 

Mesohippus  Marsh  (Fig.  1940.  1941).  Schneidezähne  meisselförmig, 
ohne  Marke.    Backzähne  mit  Ausnahme  des  vordersten  homoeodont  Die 


Digitized  by  Google 


Ungulata.    Periaaodactyla.  Equidae. 


867 


oberen  aus  zwei  V förmigen,  zu  einer  Wartigen  Aussenwand  verbundenen 
Höckern,  zwei  kräftigen  Innenhöckern  und  zwei  selbständig  entwickelten 
Zwischen höckern  bestehend.  Die  zwei  V  förmigen  Halbmonde  der  unteren 
Backzähne  bilden  bei  ihrer  Vereinigung  ein  undeutlich  zweispitziges  Innen- 
pfeilerchen.  Vorder-  und  Hinterfuss  dreizehig,  die  seitlichen  Metapodien 
dünn  und  ihre  Zehen  den  Boden  kaum  berührend.  Am  Vorderfuss  ein 
griffelartiges  Mc  V  vorhanden.  Häufig  im  unteren  Miocän  von  Dakota  (White 
River-Stufe).    M.  Bairdi  Leidy  sp.  hat  die  Grösse  eines  Schafes. 

Anchitherium  H.  v.  Meyer,  Miohippus  Marsh  (Fig.  1926 C.  1927 C.  1942). 
Backzähne  mit  Ausnahme  des  kleinen  vordersten  P  homoeodont.  Aussenwand 
der  oberen  M  und  P  Wförmig.  Innenhügel  kräftig,  mit  den  schmalen,  halbmond- 
förmigen Zwischen  hügeln  und  der  Aussenwand  durch  ein  schräges  Joch  ver- 
bunden; am  Hinterrand  ein  accessorischer  Zwischenhöcker  (et).  Pl  klein,  drei- 
eckig, mit  einer  verlängerten  Aussenspitze  und  einem  kleinen  Innenhöcker. 
Krone  der  Schneidezähne  schräg  nach  innen  abfallend,  mit  schwach  vertiefter 
Marke.  Rackzähne  des  Unterkiefers  aus  zwei  V  förmigen  Halbmonden  bestehend, 
welche  bei  ihrer  Vereinigung  zwei  getrennte  Innenspitzen  bilden,  Jfs  mit 
Talon.  Schädel  ähnlich  Palaeotherium.  ülna  gegen  unten  schmächtiger  werdend 
und  mit  dem  dünnen,  distalen  Ende  am  Radius  angewachsen.  Carpus 
(vgl.  Fig.  1926)  ganz  unähnlich  dem  von  Palaeotherium.  Scaphoideum  und 
Lunare  höher  als  breit,  distal  abgestutzt  und  beide  auf  einem  sehr  breiten, 
niedrigen  Magnum  ruhend;  Unciforme  schmal  und  hoch.  Die  seitlichen 
Metacarpalia  II  und  IV  haben  kaum  '/3  der  Stärke  von  Mc  III,  sind 
jedoch  nur  wenig  kürzer,  als  der  mittlere  Fussknochen  und  tragen  je  drei 
schwache  Afterzehen.  Fibula  sehr  schwach,  griffelartig,  mit  der  Tibia 
verwachsen.    Hinterfuss  dreizehig  (Fig.  1927  C),  die  seitlichen  Mt  schwach. 

Die  einzige  europäische  Art  A.  Aurelianense  Cuv.  sp.  (Palaeotherium 
hippoides  Blv.)  charakterisirt  das  obere  Miocän  von  Frankreich,  Süddeutsch- 
land und  Oesterreich.  In  Nordamerika  ziemlich  häufig  im  mittleren  und 
oberen  Miocän  von  Oregon,  Montana  und  Dakota.  A.  (Miohippus)  praestans, 
equiceps  Cope. 


Fig.  1M2.  Flg.  1943 

AnehUherium  Aurelianente  Cuv.    «p     Mlocan       Meiychipput  mirabilU  Leidy    A  ob.  Milchmolar. 
0«orx«niMnnünd.  Bayern.  A  uberer,  B  unterer  B  utit  Molar  «/i    «Nach  Leidy.) 

Molar  »/. 

S.  Unterfamilie.  Equinae. 

Orbita  hinten  vollständig  geschlossen.  Backzahne  hypselodont ,  mit  reich- 
lichem Cement.  P\  sehr  klein,  hinfällig,  öfters  fehlend;  die  übrigen  P 
den  M  gleich.  Oberer  M  mit  halbmondförmigen,  verlängerten  Zwischenhöckern, 
welche  geschlossene  Marken  bilden.  Untere  M  mit  grossem,  als  Doppelschleife 
entwickeltem  Innenpfeiler  an  der  Vereinigungsstelle  der  beiden  Halbmonde. 
Schneidezähne  me isseiförmig,  der  Schmelz  an  der  Krone  eingestülpt  und  eine 
Marke  bildend.  Radius  und  Ulna  verschmolzen,  letztere  am  distalen  Theil  sehr 
dünn.  Vorder-  und  Hinterfuss  drei-  oder  einsehig,  die  seitlichen  Metapodien 
dünn,  entweder  mit  kurzen  Afterzehen  versehen  oder  zu  distal  zugespitzten  Griffel- 
beinen verkümmert. 

Fossil  im  oberen  Miocän,  Pliocän  und  Pleistocän  von  Europa,  Asien, 
Nordafrika  und  Amerika;  jetzt  über  die  ganze  Erde  verbreitet,  aber  nur  in 
Europa,  Asien  und  Nordafrika  einheimisch. 

55* 


uig 


tized  by  Google 


R68 


Vertebrata.    M  um  mal  in 


Merychippus  Leidy  (Fig.  1948).  Unter-Pliocän,  Nebraska.  M.  insignis 
und  mirabilis  Leidy. 

Hipparion  Christel  (Hippotherium  Kaup)  (Fig.  1944,  Fig.  19265 
und  1927  B).  Schneidezähne  mit  Marke.  Eckzähne  bei  beiden  Ge- 
schlechtern vorhanden.  Backzähne  prismatisch,  aber  nur  halb  so  lang  als 
beim  Pferd.  Pl  oben  klein,  frühzeitig  ausfallend.  P*  länglich  dreieckig, 
etwas  grösser  als  die  übrigen  Backzähne.  Vorderer  Innenhügel  einen  isolirten 
rundlichen  Pfeiler  bildend.  Cement  sehr  reichlich.  Untere  M  aus  zwei  Halb- 
monden bestehend,  die  bei  ihrer  Vereinigung  einen  verlängerten  Doppelpfeiler 
bilden,  welcher  sich  bei  der  Abkauung  als  grosse  Doppelschlingt?  darstellt; 
das  Innenhorn  des  Nachjochs  ebenfalls  zu  einem  länglichen  Pfeiler  ent- 
wickelt, welcher  den  hinteren  Mittel pf eiler  zuweilen  berührt.  Die  Milch- 
backenzähne gleichen  den  sie  ersetzenden  P,  sind  jedoch  etwas  gestreckter. 


A 


kürzer  und  mehrwurzelig.  Die  unteren  D  zeichnen  sich  durch  ein  kleines 
Pfeilerchen  in  dem  mittleren  Querthal  der  Aussenseite  aus,  die  oberen  D 
sind  schmäler  und  weniger  stark  mit  Cement  versehen,  als  ihre  Ersatzzähne. 
Schädel  etwas  kleiner  und  niedriger  als  beim  Pferd.  Vor  dem  Thränen- 
bein  eine  unten  von  der  breiten  Crista  maxillaris  begrenzte  Grube.  Extremi- 
täten dreizehig,  die  mittleren  Metapodien  sehr  kräftig,  am  distalen  Gelenkkopf 
mit  vollständig  entwickeltem  Leitkiel,  die  seitlichen  dünn,  mit  kurzen,  den 
Boden  nicht  erreichenden  Afterzehen. 

Die  Gattung  Hipparion  unterscheidet  sich  vom  Pferd  durch  zierlicheren 
Bau.  geringere,  zwischen  Esel  und  Zebra  stehende  Grösse,  durch  die  ab- 
weichende Beschaffenheit  der  Oberkieferbackzähne  und  hauptsächlich  durch 
die  dreizehigen  Füsse.  Sie  charakterisirt  in  Europa  die  obersten  Miocän- 
Ablagerungen,  lebte  wahrscheinlich  in  grossen  Rudeln  und  hinterliess  zahl- 
reiche Ueberreste  bei  Eppelsheim,  am  Mont  Leberon  (Vaucluse),  bei  Perpignan, 
Concud  in  Spanien,  Pikermi  bei  Athen,  Samos  u.  a.  O.  (H.  graciU 
Kaup  sp.,  H.  mediterraneum ,  brackypus  Honsel,  H.  diplostylum,  prostylum 
Gervais).  Auch  in  Algier,  China,  Ostindien  und  in  den  Loup  Fork-Beds 
von  Nordamerika  (H.  occidentale,  speciosum  Leidy  etc.)  verbreitet. 

Proiohippus  Leidy  (Fig.  1945).  Vorderer  Innenhügel  der  oberen  M 
mit  den  Zwisehenhügeln  verbunden.  Cement  reichlich.  Untere  M  wie  bei 
Equus,  jedoch  niedriger.  Vorder-  und  Hinterfuss  dreizehig,  die  seitlichen 
Metacarpalia  und  Metatarsalia  sehr  dünn,  die  Afterzehen  wie  bei  Hipparion 
den  Boden  nicht  berührend.  Pliocän  (Loup-Fork-Stufe)  von  Nordamerika. 
P.  perditus  Leidy,  P.  sejunetns  Cope. 

Pliohippus  Marsh.  Wie  vorige,  aber  seitliche  Metapodien  ohne  After- 
zehen.  Pliocän  (Loup  Fork-Beds)  von  Nordamerika.  P.  pernix,  robustus  Maren. 


Digitized  by  Google 


Unpulata     PerisBrxlaetyla.  Equidae. 


W9 


Hippidion  Owen  (Rhinippus  Burmeister).  Gebisa  sehr  ähnlich  Proto- 
hippus,  jedoch  die  oberen  Backzähne  stark  gekrümmt,  kürzer  als  bei  Equus, 
mit  gesonderten,  unten  geschlossenen  Wurzeln;  die  beiden  Innenpfeiler  fast 
gleich  gross,  oval,  mit  den  halbmondförmigen  Zwischenpfeilern  verbunden. 
Der  kleine  vordere  P  von  der  Grösse  wie  bei  Hipparion.  Nasenöffnung  bis 
über  den  letzten  Molar  zurückreichend,  Nasenbeine  ungemein  lang,  weit  vor- 
ragend. Die  Metapodien  gedrungen,  kürzer  als  beim  Pferde,  seitliche  Griffel- 
beine über  die  Mitte  der  Mittel fussknochen  reichend.  In  der  unteren  Pampas- 
formation von  Argentinien,  Brasilien  und  Bolivien.  H.  (Equus)  neogaeum, 
principale  Lund  sp. 


Hg.  1W5. 

l*roiohippu*  »ejunctw  n>pe  Unt.  I'llocAn  t  'olorado.  Seh&del  nebst 
l'nterklefer  von  der  Seilt'  und  von  unten,  '/»  nat.  <ir.   (Nach  ('opp.i 

Equus  Lin.  (Fig.  1946  und  Fig.  19264  und  1927  A).  Schneide- 
zähne mit  Marke.  Backzähne  sehr  hoch,  prismatisch,  unten  in  der 
Jugend  offen,  ohne  getrennte  Wurzeln.  Pl  im  Oberkiefer  sehr  klein,  stift- 
förmig,  selten  vorhanden.  Die  innere  Schmelzeinfassung  der  Zwischenhügel 
der  oberen  M  schwächer  gekräuselt  als  bei  Hipparion;  beide  Innenhügel 
durch  schmale  Brücken  mit  den  Zwischenhügeln  verbunden;  der  vordere 
beträchtlich  stärker  als  der  hintere  und  meist  plattgedrückt.  Cement  sehr 
reichlich.  Untere  Backzähne  wie  bei  Protohippus,  nur  beträchtlich  höher. 
Im  Carpus  fehlt  das  Trapezium,  ebenso  Mc  V.  Die  seitlichen  Metapodien 
bilden  vorne  und  hinten  zugespitzte  Griffelbeine  ohne  Zehen;  doch  finden 
sich  nicht  selten  abnorme  Individuen,  bei  denen  das  innere  Griffelbein 
(Mc  II)  wohl  ausgebildet  ist  und  drei  Zehen  trägt,  oder  es  erscheinen 
als  Zeugen  eines  atavistischen  Rückschlages  das  Trapezium  mit  einem  griff  ei- 
förmigen Mc  I  und  Mc  IV  wie  bei  Hipparion  entwickelt. 

Die  Gattung  Equus  beginnt  in  Ostindien  im  obersten  Miocän  (Sivalik- 
schichten)  mit  E.  Simlensis  und  Namadicus  Falc.  und  Cautl. ;  in  Europa 
im  oberen  Pliocän  mit  E.  Stenonis  Cocchi.  Im  Pleistocän  (Diluvium)  von 
ganz  Europa,  Nordasien  und  Nordafrika  ist  E.  caballus  Lin.  ungemein 
verbreitet,  während  der  Dschiggetai  (E.  hemionus)  nur  spärlich  vorkommt 


870  Vertebrata  Mammalia. 

und  die  Existenz  des  Esels  (E.  asinus  Lin.)  zweifelhaft  bleibt  In  Nord- 
amerika erscheint  die  Gattung  Equus  zum  ersten  Mal  in  den  sogenannten 
Equus- Beds  der  westlichen  und  südlichen  Staaten,  sowie  in  Mexico  und 
entwickelt  dort  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Arten  (E.  excelsus  Leidy, 
E.  crenidens  Cope  etc.);  sie  dauerte  bis  ins  mittlere  Pleistocän  fort  (E.  major 
Dekay,  E.  fraternus,  occidentalis  Leidy  etc.) ;  erlosch  jedoch  vollständig  in  der 
jetzigen  Periode  und  wurde  erst  wieder  durch  europäische  Einwanderer 
eingeführt.  Auch  in  Südamerika  waren  mehrere  Arten  von  Equus 
(E.  curvidens  Owen,  E.  Andium  Branco),  in  der  mittleren  und  oberen 
Pampasformation  und  im  jüngeren  Pleistocän  verbreitet.  Der  Zähmung  und 
Domestication  des  diluvialen  Wildpferdes,  welche  vermuthlich  in  der  ältesten 
Steinzeit  begann,  ist  die  spätere  Zersplitterung  des  Hauspferdes  in  zahlreiche 
Rassen  zuzuschreiben. 


Zeitliche  Verbreitung  und  Stammesgeschichte  der  Equiden. 


• 

1 

Nord-Afrika 

 ;    "   -  \ 

Europa          Asien     'Nord-Amerika,  Süd-Amerika 

Jetatzelt 

PleistocHn 

(Diluvium) 

i 

Equus 

i 
i 

Equus 

Equus 

| 

Equus  Equus 
(von  Europa  (von  Europa 
eingeführt)  eingeführt) 

Equuß 

Equus  Equus 

Equus 
Pliohippus 

Protohippua 
Hipparion 

Merychippue 

Equua 
Hippidion 

Plloeftn 
Ob.  MIocId 

Equus 
Hipparion 

Equus 

Equus 
Hippo- 
dactylus 
Hipparion 

Hipparion 

Hipparion 

Hipparion 

Hipparion 
Anchi- 
therium 

jiiixei-iiiiocan 

i  

Anchi- 
therium 

Anchi- 
therium 

Unter-MiocHn 

Mesobippus 

i 

Ob.  Eocttn 

1 
t 

< 
i 

i 

Anchilophus 
Palaeothe- 
rium 

Paloplothe-  Epihippus 

rium 
Pachyno 
lophiis 

Mlttel-EoeBn 

i 
i 

f  

i 

Unter-Eoctn 

Paloplothe- 

rium 
Propalaeo- 
therium 
Pachyno- 
lophus 

Pachyno- 
lophus 
Hyraco- 
therium 

i 

i 

Epihippus 
;  Pachyno- 
lophus 
?Helohippus 



Hyraco- 

Eobippus 

i 

Digitized  by  Google 


Ungulata.    Perissodactyla.  Equidae. 


871 


Ueber  die  Abstammung  des  Pferdes  und  der  übrigen  Equiden-Gattungen 
sind  verschiedene  Hypothesen  aufgestellt  worden.  Schon  Cuvier  hatte  auf 
die  Verwandtschaft  von  Palaeotherium  und  Equua  hingewiesen;  Huxley 
bezeichnete  Equus,  Hipparion,  Anchiiherium  und  Paloplotherium  (Plagio- 
lophus)  als  Entwickelungsstufen  einer  genealogischen  Reihe ,  in  welcher 
Kowalewsky  Paloplotherium  durch  Palaeotherium  medium  ersetzte.  Durch 
Kowalewskv  wurde  in  eingehendster  Weise  die  allmähliche  Umformung 
des  Equiden-Fusses  und  Gebisses  geschildert,  so  dass  der  Stammbaum  des 
Pferdes  mit  den  oben  genannten  Etappen  gesichert  erschien.  Durch  die 
Entdeckung  zahlreicher  Gattungen  in  Nordamerika  ergaben  sich  jedoch 
neue  Gesichtspunkte  für  die  Abstammung  derEquiden.  Marsh  zeigte,  dass 
Nordamerika  eine  weit  vollständigere  Reihe  von  Entwicklungsstufen  besitzt, 
und  dass  die  Wiege  der  modernen  Pferde  wahrscheinlich  nicht  in  Europa, 
sondern  in  der  neuen  Welt  liege. 

Nach  dem  jetzigen  Stande  unserer  Kenntnisse  dürfte  die  nachfolgende 
genealogische  Tabelle  dem  Stammbaum  der  Equiden  am  nächsten  kommen : 


Europa. 

Equus 

i 

Hipparion 


Anrhitherium 


Nordamerika. 

Equus 
Plioh  ppus 


Hipparion 


ProtohippuB 

: 


Merychippus 
Anchitheriurn 
(Miohippus) 


Südamerika. 

-  Equus 
Hippidion 


Anchilophu» 
Palaeotherium 
Paloplotherium 

Propal  aeotberi  um 

Pnchynolophus 
Hyracotherium 


MeBohippua 

; 

EpihippuH 

Helobippus 

Pachynolophus 
(Orohippus) 


Hyracotherium 
Eohippus 
Pbenacodus. 


3.  Familie.  Rhinooeridae.1) 

Nasenbeine  frei  vorragend,  häufig  mit  einem  rauhen  Polster  jür  ein  oder  zwei 
Hörner.  Nasenlöcher  weit  zurückreichend.  Zahnformel :  s.°0        4r_*' Schneide- 


')  Brandt,  J  F.,  Mein  Acad.  imp.  Sc  St.  Petereb.  1864.  VIII.  1877.  XXIV. 
Nr.  4  und  1878.  XXVI.  —  Cope,  Edw.,  on  the  American  Rhinoceroses  and  their 
allies.  Amer.  Naturalist.  1879.  S.  770.  —  Dwxrnoy ,  O.  L.,  Nouv.  Stüdes  sur 
les  Rhinoceros  fossiles.  Arch.  du  Museum.  Paris  1853.  vol.  VII  —  Flower, 
W.  H.,  on  soine  cranial  and  dental  Characters  of  the  existintf  speoies  of  Rhino- 
ceroses. Proceed.  zool  Soc.  1876.  8.  443.  —  Meyer,  II.  v.,  Die  diluvialen  Rhinoeeros- 
Arten.  Palaeontographica  1864.  Bd.  XI.  —  Pavlow,  Marie.  Etudes  Hur  l'hist.  paleont. 
des  Ongules.  IU.  Rhinoceridae  et  Tapiridae  (1888).  VI  Les  Rhinoceridae  de  la 
RuBSte  et  le  developpement  des  Rhinoceridae  en  general.  Bull,  soc  imp.  Nat. 
Moacou  1892. 


Digitized  by  Google 


872 


Vertebrata.  Mammalia. 


zähne  und  Eckzähne  häufig  fehlend.  Praemolaren  den  Molaren  mehr  oder  weniger 
ähnlich,  nur  bei  den  ältesten  Formen  einfacher.  Obere  M  mit  dicker  Aussenwand 
ohne  mediane  Falte  und  zwei  schiefen,  schwach  gebogenen,  mit  der  Aussenwand 
innig  verbundenen  Querjochen.  Untere  Backzähne  mit  zwei  geknickten  halbmond- 
förmigen Jochen,  wovon  sich  das  hintere  mit  dem  vorderen  Schenkel  aussen  an 
das  Vorjoch  anschliesst.    Mi  ohne  Talon.    Vorderfuss  mit  drei  oder  vier  Zehen. 

Zu  den  Rhinoceriden  gehören  vorwiegend  grosse,  kurzhalsige,  plumpe, 
kurzbeinige  und  kurzgeschwänzte  Grasfresser,  welche  jetzt  noch  in  sumpfigen 
Niederungen  des  tropischen  Indien,  der  Sunda-Inseln  und  in  Centraiafrika 
leben,  fossil  im  oberen  Eocän  von  Europa  und  Nordamerika  beginnen  und 
im  Miocän,  Pliocän  und  Pleistocän  über  die  ganze  nördliche  Hemisphäre 
und  Nordafrika  verbreitet  waren.  Sie  zeichnen  sich  theilweise  durch  den 
Besitz  starker  Hörner  aus,  die  als  echte  Hautgebilde  aus  innig  verwachsenen 
Haarbüscheln  entstehen  und  auf  rauhen,  polsterfürmigen  Protuberanzen 
dem  Nasenbein,  zuweilen  auch  dem  Stirnbein  aufsitzen.  Sind  zwei  Hörner 
vorhanden,  so  stehen  sie  meist  hintereinander,  seltener  nebeneinander 
(Diceratherium). 

Das  Gebiss  ist  nur  bei  den  ältesten  Typen  vollstäudig;  bei  den  jüngeren 
verkümmern  zuerst  die  oberen  Eckzähne,  darauf  die  Schneidezähne  und 

unteren  Eckzähne.  Bei  den  älteren  Formen  sind 
sämmtliche  oder  die  beiden  vorderen  P  noch  erheb- 
lich einfacher  gebaut,  als  die  M ;  bei  allen  iüngeren 
Rhinoceriden  zeigen  die  P  und  M,  mit  Ausnahme  des 
vordersten  P  im  Wesentlichen  gleiche  Zusammen 
setzung.  In  das  von  den  Querjochen  der  oberen  M 
(Fig.  1947]  begrenzte  Querthal  ragen  häufig  Vorsprünge 
vom  Vorjoch  (Sporn,  crochet),  von  der  Aussenwand 
(Crista)  und  vom  Nachioch  (Gegensporn,  anticrochet) 
herein,  die  sich  zuweilen  berühren  und  inselförmige 
Räume  umschliessen.  Der  letzte  untere  Mi  besitzt 
niemals  ein  drittes  Joch  oder  einen  Talon. 
Fi*.  m7.  Der  Schädel  ist  niedrig,   langgestreckt,  das 

"•ro?rfvokI^ehrerV?h!merer  Hinterhaupt  durch  einen  scharfen  Occipitalkamm 
AmwenhuRei,  a' vordcroac  begrenzt;  die  Orbita  sind  hinten  offen,  die  Schläfen- 
cr*^*^*«^11^^^™'  gruben  ungewöhnlich  gross.  Die  Nasenbeine  ragen 
>)t  n»t  Gr.  "  '  frei  vor,  haben  sehr  verschiedene  Stärke  und  I^änge, 
je  nachdem  sie  Hörner  tragen  oder  hornlos  sind, 
und  werden  zuweilen  durch  ein  verknöchertes  Mesethmoid  gestützt.  Die 
sehr  grossen  Nasenlöcher  reichen  häufig  bis  zum  ersten  M  zurück.  Der 
kräftige  Postglenoidalfortsatz  ist  entweder  vom  Processus  raastoideus  (post- 
tympanicus)  durch  eine  Lücke  getrennt  oder  mit  demselben  verbunden. 

Die  Extremitäten  sind  meist  kurz  und  plump,  Ulna  und  Radius  kräftig, 
ähnlich  den  Tapiriden  und  wie  bei  jenen  vollständig  getrennt.  Der 
Carpus  zeigt  bei  den  älteren  Formen  fast  dieselbe  Beschaffenheit,  wie 
bei  den  Tapiriden.  Von  den  vier  Metacarpalia  übertrifft  Mc  III  die 
beiden  benachbarten  an  Stärke,  Mc  V  ist  kurz.  Bei  den  jüngeren  Formen 
besitzt  der  Vorderfuss  nur  drei  Zehen ;  die  Carpalia  und  Metacarpalia 
werden  kürzer  und  breiter  und  Mc  III  erheblich  stärker,  als  die  beiden 
seitlichen  Metapodien.  Der  Oberschenkel  ist  stets  durch  einen  mächtig 
entwickelten,  ziemlich  tief  gelegenen  dritten  Trochanter  ausgezeichnet;  der 
Tarsus  und  Metatarsus  bei  den  primitiveren  Formen  etwas  verlängert  und 
schmal,  bei  den  modernisirten  breit  und  kurz. 

L  Unterfamilie.  Hyracodontldae. 

Schädel  mit  Sagittalcrista  und  seitlich  sichtbarem  Perioticum,  Nasenbeine 
vorragend,  hornlos.   Gebiss  vollständig  J  \  J;  *     Eckzahne  schwach  und  unmittel- 


Gooj 


Ungulata    Perissodactyla.  Rhinoceridae. 


«73 


bar  auf  die  Schneidezähne  folgend,  durch  ein  kurzes  Diastema  von  den  Back- 
zähnen getrennt.  P  und  M  entweder  heterodont  oder  homoeodont;  die  oberen  M 
aus  Aussemvand  und  zwei  schiefen  Querjochen,  die  unteren  aus  zwei  geknickten 
Halbmonden  bestehend,  deren  hinteres  Horn  ein  Querjoch  bildet.  Hals  lang, 
beweglich.    Extremitäten  lang,  schlank;  Vorder-  und  Hinter fuss  dreizehig. 

Diese  zierlichen,  hochbeinigen,  schlanken  und  langhalsigen  Thiere  erinnern 
in  ihrem  ganzen  Habitus  weit  mehr  an  Pferd  oder  Anchitherium  als  an 
Rhinoceros,  obwohl  h 
Schädel  und  Back- 
zähne fast  ganz 
mit  letzterer  Gat- 
tung übereinstim- 
men. Sie  stehen  in 
vielfacher  Hinsicht 
den  Tapiriden  nahe 
und  bilden  einen 
selbständigen  er- 
loschenen Seiten- 
ausläufer des  Rhino- 
ceridenstamme8,  der 
bis  jetzt  nur  aus 
dem  "  Eocän  und 
unteren  Miocän  von 
Nordamerika  be- 
kannt ist. 

Hyrachius  Lei- 
dy  (Fig.  1948).  Die 
P  einfacher  als  M , 
die  oberen  trigono- 
dont.  Vorderfuss 
mit  vier,  Hinter- 
fuss mit  drei  Zehen. 
Ob.  Eocän  (Bridger- 
Stufe).  Wyoming. 

Colon oceras 
Marsh,  Triplopus 
Cope.  Ob.  Eocän. 
Wyoming. 


Flg.  1»48. 

Hyrachiut  eiimiu*  Leidy.  Kocän  (Bridger  •  Stufe),  Wyoming.  A  Letzter 
oberer  Praemolar  un«l  erster  oberer  Volar.     B  letzter  unterer  Backzahn 


(nat.  Gr.).    C  Vorderfuw»  (nach  einem  Gvpi 
mit  Gr.).    (Nach  C 


sabgUKS). 
ope 


1)  Minterfura  (ca.  "» 


Fig.  19-19. 

llyracodm  Nebrascaui*  Uidy.    I  nt.  Mlocan.   White  River.    Nebraska.    A  Zahnrvihe  de*:Oberkiefers 
von  unten    B  Unterkiefer  von  der  Seite    »/i  nat.  Gr. 

Hyracodon  Leidy  (Fig.  1949).  Die  drei  hinteren  P  den  M  ähnlich. 
Vorderfuss  dreizehig.  Unter  Miocän  (White  River  -Beds).  Nebraska  und 
Colorado.    H.  Nebrascensis  Leidy,  H.  arcidens  Cope,  H.  major  Osborn. 


Digitized  by  Google 


874 


Vertebrata  Mammalia. 


2.  Unterfamilie.    A my nodontinao. 

Schädel  vor  den  Orbüen  tief  ausgehöhlt;  Vorderrand  der  Schnauze  breit; 
Postglenoidal/ortsatz  stark.  Nasenbeine  sehr  kurz,  hornlos.  Eckzähne  oben  und 
unten  viel  stärker  als  die  Schneidezähne.  Molaren  ähnlich  Rhinoceros,  jedoch 
die  Querjoche  der  oberen  M  ohne  oder  mit  sehr  schiuachem  Sporn.  Obere  P 
einfacher  oder  kleiner  als  die  M. 

Das  Skelet  dieser  plumpen  Thiere  ist  nicht  genauer  bekannt.  Die  bis 
jetzt  seltenen  Reste  stammen  aus  dem  oberen  Eocän  und  unteren  Miocän 
von  Nordamerika  und  aus  dem  Eocän  von  Europa. 

Amynodon  Maren.  {Orthocynodon  Sc.  und  0.).    Ob.  Eocän.  Wyoming. 

Metamynodon  Scott  und  Osb.    Unt.  Miocän.  Dakota. 

t  Cadurcotherium  Gervais.    Ob.  Eocän  (Phosphorit)  Quercy. 


8.  Unterfamilie.  Rhinocerinae. 

Schädel  langgestreckt,  hinten  ansteigend,  ohne  Sagittalcrista,  Hinterhaupt 
durch  einen  scharfen  Occipitalkamm  begrenzt,  Perioticum  nicht  an  der  Seitenwand 
des  Schädels  theilnehmend  ;  Nasenbeine  lang,  vorragend,  von  verschiedener  Stärke 
mit  oder  ohne  Hornpolster.     Gebiss  niemals  ganz  vollständig.     Zahnformel : 

y'o  ;_°fl  J.  Obere  Eckzähne  stets,  häufig  auch  die  Schneidezähne  fehlend. 
Obere  Backzähne  mit  Aussenwand  und  zwei  schiefen  Querjochen;  das  Nachjoch 
mit  Gegensporn,  die  Aussemuand  meist  mit  Crista  versehen.  Obere  und\untere 
Praemolaren  den  Molaren  gleich.  Hals  kurz.  Extremitäten  plump.  Vorder- 
füsse  4— J  sehig,  Hinterfüsse  dreizehig. 


Fig.  1»50. 

(Aceratherium)  incuivum  Cut.     Ob.  Mlocan. 
bei  Worms    Schädel  und  Unterkiefer.   V»  nat.  Gr.  (Such 


aup.) 


Piff,  1951. 
Rhinocerot  (Aceratherium) 
incitivum  Cuv.  sp  Mlocan 
Sanran  (Gera).  Vorderfum» 
nat.  Gr. 
(Nach  Bl  Hin  Tille.) 


Sämmtliche  Angehörige  dieser  Unterfamilie  wurden 
von  Cuvier  der  einzigen  Gattung  Rhinoceros  Lin. 
zugetheilt,  die  jetzt  in  eine  Anzahl  Subgenera  zerlegt 
wird.  Die  Bestimmung  einzelner  Zähne  oder  Skelet- 
knochen  von  Rhinoceriden  ist  selten  mit  voller 
Sicherheit  möglich,  darum  auch  die  Synonymik  der 
fossilen  Arten  ziemlich  verwirrt. 

a)  ?  Ronzother  ium  Aymard.  Ronzon  bei  Le  Puy.  R.  velaunum  Aymard. 

b)  Aceratherium  Kaup  {Caenopna  Cope)  (Fig.  1950 — 1952).  Nasenbeine 
schwach,  frei  über  die  Nasenöffnung  vorragend,  hornlos;  Stirnbeine  oben 
glatt;  Processus  mastoideus  (posttympanicus)  selbständig  entwickelt  und  vom 

Postglenoidalfortsatz  durch  eine  Rinne  getrennt.  Zahnformel :  f-Jx-J-  0bere 


)igitized  by  Google 


T'npulata.    PerisaodactyU.  Rhinoceridae 


875 


Schneidezähne  mit  niedriger,  seitlich  zusammengedrückter,  in  der  Richtung 
von  vorne  nach  hinten  verlängerter  und  schräg  abgekauter  Krone.  Untere 
Schneidezähne  klein,  hinfällig,  griffeiförmig,  Eckzähne  gewaltig  gross,  liegend, 
dreieckig,  hinten  abgekaut  Vorderfuss  vierzehig,  Hinterfuss  dreizehig. 
Zu  Aceratherium  gehören  die  ältesten  Vertreter  von  Rhinoceros  aus  dem 
Oligocän  von  Cadibona  und  den  Phosphoriten  des  Qucrcy.  (A.  minutum  Cuv.). 
Im  unteren  Miocän  rinden  sich  A.  Lemanense  Pom.  (=  Rh.  Oannaiense  Du- 
vernoy),  ßowie  eine  kleinere  Art  (A.  Croizeti  Pom.);  im  mittleren  Miocän 
A.  incisivum  Cuv.  sp.  (=  Rh.  tetradactylus  Lartet),  und  A.  Simorrense  Irrtet, 
im  oberen  Miocän  A.  Gold/u&si  Kaup  (=  Rh.  brachypus  Lartet).  Aus  den 
Siwalik-Schichten  von  Ostindien,  Pereien,  Beludschistan,  Birma  und  China 
werden  Rh.  Perimensis  Falc.  Cautl.  (—  Rh.  iravadicus  und  planidens  Lydekker) 
und  Rh.  Blanfordi  Lydekker  erwähnt.  Auch  Nordamerika  besitzt  zwei  unter- 
miocäne  (A.  occidentale  Leidy  und  A.  mite  Cope)  und  zwei  obermiocäne  Arten 
(A.  pacificum  Leidy  und  A.  Truquianum  Cope). 


FlR.  1952 
Aceratherium  «p.  Miocftn.  Nord- 
Amerika.  Hinte  rfujw.  '/i  nat,  Gr. 
(Nach  Onborn.) 


Flg.  1953 

Rhinoeero*  (Aphetopn  megalodus  (  ope.   l'nt.  FliocAn  (Ix>op-Fork' Stufe). 
Colorado.   Sehftdel  von  unten.   '/«  nat.  Gr.    (Nach  Cope.) 

c)  Aphelops  Cope  (Fig.  1953).  Zahnformel: 
l. s    ^e  Aceratherium,  jedoch  plumper. 
Vorderfuss  dreizehig.  Obere  Schneidezähne  klein, 
zuweilen  vollständig  verkümmert.     Im  unteren 
Pliocän    (Loup  -  Fork  -  Stufe)    von  Nordamerika. 
(A.  megalodus,  /ossiger  Cope.) 

d)  Diceratherium  Marsh.    Zahnformel:  \  ® '  **  |   Jedes  Nasenbein  mit 

einer  höckerigen  Anschwellung  für  ein  Paar  neben  einander  stehender 
Hörner.  Vorderfuss  vierzehig.  Oberes  Miocän  (John-Day-River-Stufe)  von 
Oregon.    D.  armatum,  nanum,  advenum  Marsh. 

e)  Dihoplus  Brandt  (Fig.  1954).  Zahnformel:  2\]  \  \  l]  Ob.  innerer 
Schneidezahn  mit  niedriger,  stark  verlängerter,  seitlich  zusammengedrückter, 
schief  abgekauter  Krone,  daneben  zuweilen  noch  ein  kleinerer,  seitlicher 
Schneidezahn.  Untere  J  griffeiförmig,  klein,  hinfällig;  untere  Eckzähne  drei- 
eckig, lang,  liegend.  Nasenbeine  weit  vorragend,  ziemlich  breit,  vorne  mit 
starker,  rauher  Protuberanz  für  ein  Horn;  ein  zweites  kleineres  Horn  auf 
dem  Stirnbein.  Sporn,  Gegensporn  und  Crista  der  oberen  M  wohl  ent 
wickelt.  Fossil  im  mittleren  (R.  Sansaniense)  und  oberen  Miocän  (Rh.  Schleier- 
macheri  Kaup). 

f)  Ceratorhinus  Gray.  Nase  mit  zwei  Hörnern.  Lebend  in  Südasien 
und  den  Sundainseln  (Rh.  Sumatrensis  Lin.).  Fossil  im  Miocän  und  Pliocän 
von  Siwalik  (Rh.  platyrhinus  Falc.  Cautl.)  und  Persien. 


876 


Vertebrata.  Mammalia. 


Zahnformel: 


i.  o  4.  s 


Nase 


g)  Rhinoceros  s.  str.  Gray  (Zalabis  Cope). 

mit  nur  einem  Horn.  Processus  posttympanicup  mit  dem  Processus  post- 
glenoidalis  verwachsen.    Lebend  in  Südinoien  {Rh.  Sondaicus  Horsf.).  Fossil 

in   den  Siwalikschichten   und  im  Pleistocän 
Ostindien  und  Borneo. 


von 


Flg.  MM 
Rhinoccrt>$  (IMhoftltu) 
Sehlnermaeheri  Kaup.  Ob. 
Mlocaii.      Kppelnhelm  Ih?I 
Worms.     Vorletzter  obewr 
Backzahn    *k  mit  Or. 


Fig.  1955. 

Rlihtoteroi  (Atttodut)  pachygnathut  Wagner.     I'liivcan.  l'ikcruii, 
«Jrlechenland.    Scha<lel  '/■>  nal.  Or      Such  tiau.lry 

(;>ar  Parietale,  Jr  Frontale,  n  Nnoale,  m  Maxiila,  jup  Jugalc,  Um 
Si|iiniiionuti),  or  i  »cHpItnlkimiin.  c.oc  Condylu»  occiplull«,  p  gl  l*ro 
cessus  pODtglenoidalis.) 


Fi«  19Ö7. 


Rhinocrro«  iCoelodonta    nntiquitatU  Blumb.    Diluvium.    Wirksworth,  KuglMiul      Kö  hler 
l'ntcrkiefer.   p  Praemolaren,  m  Molaren,        nat.  r,r-   <?»«ch  Owen.) 


Fig.  1956. 
Rhinoteros  (Coetodonta  anti- 
quitctfii  Blumb.  Diluvium. 
Kraft  Höhle  bei  Torquay, 
F.ngland.  Oberer  Buck/uhn, 
stark  abgekaut  »/•  nat  Cr. 
(Nach  Owen.) 


Iii:  19M. 

hhinoeeroi  {Coelodonta)  antiqviiatu  Blumb.  Low. 

bei  Kraiburg    ob.  Bayern. 


KnuilMTgtr  Hof 


h)  Atelodus  Pomel.  Zahnformel:  J  | •  J-J.  (Fig.  1955.)  Nase  mit  zwei 
Hörnern.    Lebend  in  Afrika  {Rh.  bicornis  Lin  ).    Fossil  im  oberen  Miocän 


Google 


UngulatA.    Periasodaetyla.  Rhinoceridae. 


877 


(Rh.  pachygnatus  A.  Wagn.),  Pliocän  (Rh.  megarhinus  Christol),  und  im  ältesten 
Pleistocän  von  Europa  (Rh.  leptorhinus  Cuv.),  Ostindien  (Rh.  Deccanensis  Lyd.). 

i)  Coelodonta  Bronn  (Fig.  1956—1958).  Zahnformel:  J  J  J;  J.  Nasen- 
beine sehr  kräftig,  durch  eine  knöcherne  Scheidewand  gestützt.  Von  den 
beiden  Hörnern  steht  das  vordere  auf  einem  ausgedehnten  rauhen  Polster 
der  verschmolzenen  Nasenbeine,  das  hintere  kleinere  auf  dem  Stirnbein.  Im 
jüngeren  Pliocän  (Rh.  Etrusciis  Fale.)  und  im  Diluvium  (Pleistocän)  von 
Nordasien  und  Europa.  Rh.  Mercki  Jaeg.  und  Rh.  anliquitatis  Blumb. 
(Rh.  tichorhinus  Fisch.).  Sowohl  von  Rh.  Mercki  als  auch  von  Rh.  antiquitahs 
wurden  ganze  Leichen  mit  Haut,  Haaren  und  wohl  erhaltenen  Weichtheilen 
im  gefrorenen  Boden  zwischen  dem  Jenisei  und  Lena-Fluss  in  Sibirien  auf- 
gefunden. Sie  waren  mit  dichtem,  wolligen  Haarkleid  bedeckt.  Futterreste 
in  den  Vertiefungen  der  Backzähne  rühren  von  Coniferen  und  Weiden  her. 
Rh.  Mercki  und  antiquitatis  lebten  während  der  präglacialen  und  glacialen 
Periode  des  Diluviums  so  ziemlich  in  demselben  Verbreitungsgebiet,  das  von 
Sibirien  über  ganz  Nord-  und  Centraiasien,  inclusive  China,  sowie  über  das 
nördliche  und  gemässigte  Europa  reichte.  In  Amerika  und  Afrika  fehlen 
Vertreter  des  Subgenus  Coelodonta. 

4.  Unterfamilie.  Elasmotherlnae. 

Schadtl  langgestreckt,  mit  verschmälerter  spitzer  Schnauze  und  sehr  hoher, 
rauher,  halbkugeliger  Protube  ranz  auf  dem  Stirnbein;  Nasenbeine  schmal, 
nur  am  vordersten  Ende  mit  einer  kleinen  Rauhigkeit  versehen.  Zahnformel: 
6  o  l^r  J  und  ^  fen^en-  Backzähne  prismatisch,  wurzellos;  die  oberen  M  aus 
Aussenwand  und  zwei  schiefen  Querjochen,  die  unteren  M  aus  zwei  Halbmonden 
bestehend;  Schmelz  stark  gekräuselt.  P  oben  und  unten  kleiner  und  etwas  ein- 
facher als  die  M.    Skelet  plump,  Vorder-  und  Hinterfuss  dreizehig. 

A  B 


Kig.  1959. 

Ma*motherium  Siblricum  Fischer.    Pleistocän.   Sareptii.   8Ü.1  Kurland.    A  Scha-iel  roll  der  Seiu>, 
B  oberer.  C  unterer  Backzahn.   V4  nat  Gt   (Nach  Brandt) 


Elasmotherium  Fischer  (Fig.  1959).  Die  einzige  Art  (E.  Sibiricum 
Fißcher)  im  älteren  Diluvium  von  Südrussland  und  Sibirien,  sehr  selten  auch 
im  Rheinthal. 

4.  Familie.    Titanotheridae. ») 
Nasenbeine  jrei  vorragend,  glatt  oder  mit  zicei  stumpfconiselien  Knochen- 
zapjen  versehen;  Orbita  hinten  offen.    Zahn/ormel:  j^l  j  4%  l     ^  ^>ei  den 
jüngeren  Formen  klein,  hinfällig,  bei  den  älteren  sehr  kräftig.   Ztcischett  C  und  P 

*)  Earle,  C.  H.,  A  Memoir  upon  the  genus  Palaeusyops  and  ito  allien.  Journ. 
Acad.  uat.  Sc.  Philad.  1892.  vol.  IX.  —  Marsh,  0.  C,  Amer.  Journ.  Sc.  1876.  XI. 
1887.  XXXIV.    1889.  XXXVII.    1890.  XXXIX. 


* 


Digitized  by  Google 


878 


Vertebrata  Mamraalia. 


ein  sehr  kurzes  Diastema.  Bei  den  älteren  Formen  sind  alle  P  ein/acher  als 
die  M,  bei  den  jüngeren  stimmen  die  zwei  letzten  P  mit  den  M  überein.  Obere 
M  mit  W förmiger  Aussenwand  und  zwei  conischen  Innenhöckern,  untere  M  aus 
zwei  V förmigen  Halbmonden  gebildet,  deren  Innenhömer  bei  ihrer  Vereinigung  meist 
einen  zweispitzigen  Pfeiler  büden.  JMs  mit  drittem  Joch.  Vorderfuss  vierzehig; 
Hinterfuss  dreizehig.    Hufe  massig  breit,  unten  abgeplattet. 

Diese  völlig  erloschene  und  hauptsächlich  im  Eocän  und  Miocän  von 
Nordamerika  verbreitete  Familie  enthält  grosse,  plumpe  Hufthiere,  welche 
in  ihrer  äusseren  Erscheinung  am  meisten  an  Tapir  und  Rhinoceros  erinnerten, 
zuweilen  aber  beinahe  die  Dimensionen  von  Elephanten  erreichten.  Ihr 
Gebiss  weist  auf  gemischte  Nahrung  hin.  Die  Backzähne  haben  sehr  niedrige 
Kronen;  die  beiden  Aussenhöcker  der  oberen  M  sind  V förmig  und  bilden 
durch  ihre  Vereinigung  eine  mit  Mediankiel  versehene,  geknickte  \V för- 
mige Aussenwand.  Die  beiden  conischen  Innenhöcker  bleiben  meist  isolirt 
oder  sind  nur  durch  schwach  entwickelte  Joche  mit  der  Aussenwand  ver- 
bunden; der  vordere  Höcker  ist  stets  stärker  als  der  hintere.  Die  oberen 
Eckzähne  haben  nur  massige  Stärke  und  folgen  entweder  unmittelbar  auf 
die  Backzähne  oder  sind  durch  eine  ganz  kurze  Lücke  von  denselben  getrennt. 
Die  Schneidezähne  sind  bei  den  eocänen  Gattungen  vollzählig,  bei  den 
miocänen  hinfällig.  Die  hinteren  P  unterscheiden  sich  nur  durch  geringere 
Grösse  von  den  M\  die  beiden  vorderen  sind  etwas  einfacher.  Im  Unter- 
kiefer sind  sämmtliche  Backzähne  mit  Ausnahme  des  ersten  aus  zwei 
V  form  igen  Halbmonden  zusammengesetzt.  Der  Schädel  ist  lang,  niedrig, 
die  Gehirnhöhle  klein;  bei  den  jüngeren  Formen  erheben  sich  am  hinteren 
Rand  der  Nasenbeine  stumpfconische  Knochenzapfen,  deren  Starke  wahr- 
scheinlich bei  Männchen  und  Weibchen  differirte.  Die  Extremitäten  sind 
denen  des  Tapir  ähnlich;  der  Carpus  breit  und  die  Knöchelchen  der 
beiden  Reihen  zwar  alternirend,  jedoch  nur  wenig  seitlich  verschoben. 
Der  Vorderfuss  besitzt  vier  funktionirende,  der  Hinterfuss  drei  Zehen;  der 
Calcaneus  eine  Facette  für  die  Fibula.  Die  Hufphalangen  sind  distal  abgestutzt 
und  etwas  verbreitert. 

L  Unterfamilie.  Palaeosyopinae. 

Sämmtliche  P  einfacher  als  die  M.  Drei  (selten  swei)  conische  Schneide- 
zähne in  jeder  Kieferhälfte. 

Im  Eocän  von  Nordamerika  und  Europa. 


Fl«  i960.   Patteotyopa  major  Loidy.   Mittel  Kocün  (Bridger-Stufe).  Green  River.  Wyoming.  A  Back- 
zähne des  Oberkiefers,  H  Unterkiefer. 

Lambdotherium  Cope.    Unt.  Eocän.  Wyoming. 
Palaeosyops  Leidy  (Limnohyus  Marsh)  (Fig.  i960.  1961).  Zahnformel 
l  irhi.    Eckzähne  gross,  zugespitzt.  Üb.  P  trigonodont.  Vorderfuss  mit  vier, 


)igitized  by  Google 


TTnf?iilatft.    PerisHodactyla.  Titanotheridae. 


879 


Hinterfuss  mit  drei  Zehen.  Häufig  im  Eocän  (Wind  River-  und  Bridger-Stufe) 
von  Nordamerika.    P.  major,  paludosus  Leidy  etc. 

Limnohyops,  Telmatotherium  Marsh.  Ob.  Eocän  Diplacodon 
Marsh.    Unt.  Miocän.  Nordamerika. 

Brachydiastematherium  Boeck  u.  Maty.   Unt.  Eocän.  Siebenbürgen. 


Fi*.  1961.    Palaeotvopi  paludotiu  Irt&j.    Reitaurirte*  Skelet  mach  Karl«.). 


2.  Unterfamilie.   Titanot  herlnae. 

Ein  oder  mehrere  Praemolaren  den  Molaren  gleich.  Schneidezähne  mehr  oder 
weniger  reduzirt.     Im  Miocän  von  Nordamerika  und  Europa. 


Yig  196-1.    Restaurirtes  Skelet  von  Titanotherium  {tirontop»)  robustum  Marsh.    Unt.  Mlocan.  Dakota. 

c.  '/«©  nat  Gr.   (Nach  Marsh  ) 

Titanotherium  Leidy  (Menodus  Pomel;  Megacerops  Leidy;  Bronto- 
therium,  Diconodon,  Anisacodon,  Brontops,  Menops,  Titanops,  AUops,  Teleodus 
Marsh;  Symborodon,  Miobasileus,  Megaceratops,  Daledon  Cope)  (Fig.  1962—1964). 


Digitized  by  Google 


880 


Vertebratn.  Mammalin. 


Zahnformel:  sü?"  J.  s *4>.  s.  Gel)»88  m  geschlossener  Reihe.  Schneidezähne 
klein,  in  verschiedener  Zahl  vorhanden,  zuweilen  rudimentär  oder  fehlend. 
Eckzähne  conisch,  von  massiger  Stärke.  P  und  M  gleich.  Auf  der  Grenze 
der  Stirnbeine  und  Nasenbeine  ein  Paar  kräftiger,  stumpfer  Knochenzapfen. 


Fi«.  )%3 

Tilntnit/terium  tBrontop»)  diipar  Marsh.  Unt.  Mioeft n  Dakota 
s<  hftdel  von  der  SeHe  und  von  oben,  */•  nat.  Gr.   (Nach  Marnh  i 


Fig.  1964. 
TUatuM kertum  Prouti  I >eii i y .  Uni. 
Mlocan.  Dakota.  A  leUter  oberer 
l"raemolar,  Vi  nat  Or.    B  vor 
leliter  oberer  Molar. 


Von  diesen  gewaltigen  Thieren,  welche  eine  Höhe  von  nahezu  21/*  m  er- 
reichten und  dem  Elephanten  nur  wenig  an  Grösse  nachstanden,  sind  ganze 
Skeletr,  zahlreiche  Schädel  und  eine  erstaunliche  Menge  sonstiger  Ueberreste 
im  unteren  Miocän  (White  River-Beds)  von  Nebraska,  Dakota  und  Colorado 
gefunden  worden.  Die  zahlreichen  Arten  werden  von  Marsh  in  eine  Anzahl 
wenig  scharf  geschiedener  Subgenera  vertheilt.  Die  Extremitäten  sind  lang 
und  kräftig,  vorne  vier-,  hinUn  dreizehig. 

Leptodon  Gaudrv.    Ob.  Miocän.    Pikermi  und  Bulgarien. 


9.  Unterordnung.    Ancylopoda.  Cope.1) 

Plantigrade,  fünf-  oder  dreizehige  Hu/thiere  mit  stark  gekrümmten,  krallen- 
artigen Endphalangen;  die  äusseren  Metapodien  und  Zehen  in  der  Regel  am 
stärksten  entwickelt.  Carpalia  in  zwei  altemirenden  Reihen.  Gebiss  vollständig. 
Backzähne  kurz,  bunolophodont. 

l)  Ameghino,  Flor ,  Enumer.  synopt.  des  Mammif.  tertiaire»  de  Patagonie.  1894. 
S.  55.  —  Oope,  E.  D.,  Amer.  Naturalist  1889.  8.  151.  —  Flou-er,  W.,  Homalo- 
dontotherium.  Philos.  Trans.  1874.  —  Huxley ,  TA.,  Quart,  journ.  geol.  Soc.  1870. 
XXVI.  —  Deptret,  Bull.  Arch.  du  Mus.  de  Lyon  1892.  V  —  Filhol,  H.,  Etudes 
sur  les  Mammiteres  de  Sansan.  Ann.  Sc.  geol.  1891.  XXI.  S.  294.  —  Osborn,  F., 
Amer.  Natur  1889.  XXII.  1891;  XXV.  1892  XXVI  S.  507  und  1893  XXVU.  118. 


)igitized  by  Google 


Unffulata.  Ancylopoda. 


881 


Die  Ancylopoden  bilden  eine  merkwürdige,  ausgestorbene  Gruppe  von 
Landthieren,  welche  sich  von  allen  typischen  Ungulaten  durch  ihre  ge- 
krümmten, zugespitzten  Endphalangen  unterscheiden.  Sie  werden  von  Osborn 
für  Abkömmlinge  der  Condylarlhra  gehalten.  Das  Gebiss  zeigt  grosse  Aehnlich- 
keit  mit  Perissodactylen ;  der  Carpus  stimmt  durch  die  stark  alternirenden 
Knöchelchen  mit  den  Perissodactylen  und  Artiodactylen  überein.  Der  Tarsus 
weist  Merkmale  von  Condylarthren  und  von  Perissodactylen  auf.  Die  Körper- 
last ruht  übrigens  niemals  auf  den  mittleren,  sondern  auf  den  äusseren  Zehen. 
Die  mehr  oder  weniger  zugespitzten  Endphalangen  können  meist,  wie  bei 
den  Edentaten,  weit  zurückgebogen  und  fast  senkrecht  aufgerichtet  werden. 
Von  den  zwei  Familien  sind  die  Homalodontotheriden  auf  das  ältere  Tertiär 
von  Südamerika,  die  Chalicotheridae  auf  das  Miocän  von  Europa,  Südasien 
und  Nordamerika  beschränkt. 

1.  Familie.    Homalodontotheridae.  Amegh. 

Filsse  fünfzehig,  die  Metapodien  und  Zehen  von  aussen  nach  innen  an  Stärke 
abnehmend.  Calcaneus  mit  grosser,  ebener  Gelenkfläche  für  die  Fibula.  Astra- 
galus  niedrig,  mit  per/orirter,  aber  nicht  ausgefurchter  Trochlea  und  convexer, 
distaler  Gelenkfläche,  ausschliesslich  auf  dem  Naviculare  auf  ruhend.  Gebiss  voll- 
ständig  in  geschlossener  Reihe.  Endphalangen  gekrümmt,  distal  gespalten  und 
weit  zurückbiegbar.  Nasenbeine  vorragend;  Orbita  hinten  geschlossen.  Eckzähne 
und  Schneidezähne  conisch,  wenig  verschieden.  Obere  M  mit  Aussenwand  und 
zwei  schiefen  Querjochen,  die  innen  etwas  anschwellen.  Untere  M  aus  zwei  un- 
gleichen Halbmonden  bestehend.    Im  Tertiär  von  Südamerika. 


Fig.  1965. 

HomalodontoUuriw*  Cimninghami  Flower.   Tertiär.   Rio  Gallefras.   Patagonien.   Obere  und  untere 

Backzähne.   »/»  nat.  Gr.   (Nach  Klower.) 

Homalodontotherium  Huxley  (Fig.  1965).  Zahnformel:  J;  ][{  £  Die 
oberen  und  unteren  P  einfacher  als  die  M.  Humerus  und  Femur  sehr  kurz, 
gedrungen.   Tertiär.    Santa  Cruz.  Patagonien. 

Colpodon  Burm.  Wie  vorige,  aber  P den  M ähnlich.  Tertiär.  Patagonien. 

2.  Familie.  Chalicotheridae. 

Vorder-  und  Hinterfuss  dreizehig,  plantigrad,  die  Endphalangen  tief  aus- 
geschnitten, stark  gekrümmt,  krallenförmig.  Aslragalus  sehr  niedrig.  Dritter 
Trochanter  des  Femur  kaum  entwickelt.  Nasenbeine  frei  vorragend,  lang.  Orbita 

hinten  nicht  umgrenzt.  Zahnformel :  ;  °y  Ss  Schneidezähne  und  Eckzähne 
schwach  oder  fehlend.  Obere  P  einfacher  als  die  M,  mit  einem  Innenhöcker.  Obere  M 
mit  W förmiger  Aussenwand  und  zwei  conischen  Innenhöckem.  Untere  M  aus 
zwei  V förmigen  Halbmonden  gebildet,  die  zusammenstossenden  inneren  Enden  der 
Halbmonde  zu  zwei  spitzen  Höckerchen  entwickelt.  Jfa  ohne  Talon.  Tertiär. 
Europa,  Nordamerika  und  Ostindien. 

Zl  t  te  1 ,  Grundzuge  der  Palaeontologie.  £><> 


Digitized  by  Google 


BR2 


Vertebrata.  Mammalia. 


Schizot  herium,  Limogn  ither  tum  Gervais.  Ob.  Eocän  (Phosphorit). 
Nur  Fussknochen  bekannt. 

Macrotherium  Lartet  (Anisodon  Lartet)  (Fig.  196G).  Zahnformel: 

ab    a  ■ 

j-£-fj  3;   Zwischen  Backzähnen  und  Eckzahn  eine  Lücke.  Vorderbeine  länger 

als  Hinterbeine.  Endphalangen  massig  gekrümmt,  vorne  tief  gespalten. 
Mittleres  Miocän  von  Frankreich  und  Deutschland.  Ein  vollständiges  Skelet 
von  M.  Sansaniense  Lartet  wurde  bei  Sansan  ausgegraben. 

A 


TCx' 


11 


ItV 


Fi*.  1966. 

Macrotherium  giganteum  Germl«.  Mlocan. 
Hangan.  Gere.  A  Vorderfusa.  B  Hlnterfum, 
V«  nat  Or.  n  Astragaltia,  e  Calc&neuK,  n 
Navicularo,  eb Cuboideum.  (Nach  Ger  vala.) 


FIr  1967. 
(  halic othrrium  Goldfutti  Kntip. 
Ob.  Miocan.     Eppelsheim  bei 
Worms.  A  zweiter  oberer  Molar. 
B  letzter  unterer  Molar.  •/•• 


Chalicotherium  Kaup  (Ancylotherium  Gaudry)  (Fig.        Fig.  loea 
1967).     Wie  Macrotherium,  aber  oben  und  unten  ohne  ChaUcotheHum 

Schneidezähne.  Untere  C  sehr  klein.   Ob.  Miocän  (Pikermi,  Peiaeiui  (SaSry. 

Eppelsheim,  Baltavar,  Ostindien  und  China).  °m)  lg3*&l„„5Sr 

Moropus  Marsh.    Ob.  Miocän.    Oregon.  Tnrtlwlbm  'fm 

10.  Unterordnung.    Artiodactyla.    (Owen.)  Paarhufer.1) 

(Paraxonia  Marsh.) 

ünguligrade  oder  digitigrade  Hufthiere  mit  paarigen  Zehen,  wovon  die  beiden 
mittleren  gleichmässig  entwickelt  und  stärker  sind,  als  die  öfters  stark  reduzirten 
oder  verkümmerten  seitlichen.  Astragalus  mit  ausgefurchter  Trochlea  und  distaler, 
nach  hinten  verlängerter  Gelenkrolle.  Hand-  und  Fusswurzelknochen  alter nirend. 
Oebiss  vollständig,  oder  Schneide-  und  Eckzähne,  namentlich  im  Oberkiefer,  fehlend. 
Backzähne  bunodont,  bunolophodont  oder  selenodonl.  Femur  ohne  dritten  Trochanter. 
Fibula  mit  dem  Calcaneus  artikulirend. 

Im  Gegensatz  zu  den  im  Niedergang  begriffenen  Perissodactylen  bilden 
die  Artiodactylen  gegenwärtig  die  formenreichste,  lebenskräftigste  und  ver- 
breitetste  Gruppe  unter  den  Hufthieren.  Sie  culminiren  in  den  bunodont en 


»)  Cope,  E.  D.,  The  Artiodactyla.     American.  NaturaliRt  1888/89.  vol.  XXII 
und  XXIII.  —  Kowalewsky,  W ,  Palaeontographica  XXII.  1878.  74. 


Digitized  by  Google 


Ungulata.  Artiodactyla. 


883 


Schweinen  und  den  selenodonten  Wiederkäuern,  die  zwar  in  auffallender 
Weise  von  einander  abweichen,  aber  durch  zahlreiche,  ausgestorbene 
Zwischenformen  in  engsten  Zusammenhang  gebracht  werden.  Das  ent- 
scheidende Merkmal  der  Artiodactylen  beruht  in  der  paarigen  Anzahl  der 
Zehen  und  der  dieselben  tragenden  Metapodien.  Die  beiden  mittleren  (III 
und  IV)  sind  stets  gleich  massig  entwickelt,  die  seitlichen  schwächer  oder 
ganz  verkümmert,  und  die  erste  Zehe  oder  der  Daumen  nur  bei  einigen 
wenigen  ausgestorbenen  Formen  {Oreodontidae  und  Anoplotheridae)  überhaupt 
vorhanden.  Die  Körperlast  wird  von  den  beiden  Mittelzehen  getragen;  die 
Axe  der  Extremitäten  fällt'  zwischen  dieselben. 

Zu  den  Artiodactylen  gehören  theils  schlanke,  hochbeinige,  theils  plumpe, 
schwerfällige  und  kurzbeinige  Formen. 

Der  Schädel  erinnert  bei  den  primitiveren  Formen  an  Raubthiere  und 
Perissodadyla,  gewinnt  aber  bei  den  vorgeschritteneren  Typen  durch  Verlänge- 
rung der  Gesichtsknochen,  durch  die  Entwickelung  von  Luftzellen  in  der  Stirn- 
region, von  Stirnzapfen,  Geweihen  u.  s.  w.  sehr  verschiedenartiges  Aussehen.  Die 
Thränenbeine  erscheinen  in  ziemlicher  Ausdehnung  auf  der  Schädel  Oberfläche 
und  weisen  bei  den  Wiederkäuern  häufig  ziemlich  tiefe  Gruben  (Thränen- 
gruben)  zur  Aufnahme  von  Talgdrüsen  auf.  Die  Stirnbeine  nehmen  stets 
an  der  Bedeckung  des  Gehirnes  Theil  und  gewinnen  zuweilen  sehr  grosse 
Ausdehnung;  bei  den  Wiederkäuern  tragen  sie  paarige  Geweihe  oder 
knöcherne,  von  Hornscheiden  umgebene  Stirnzapfen.  Der  Unterkiefer  ist 
lang,  schlank,  niedrig,  mit  gerade  aufsteigendem  Kronfortsatz. 

Das  Gebiss  besteht  ursprünglich  aus  44  Zähnen,  welche  bei  den 
rimitiveren  Formen  in  geschlossener  Reihe  stehen.  Durch  Verlängerung 
er  Kiefer  oder  durch  Verkümmerung  der  vorderen  P,  zuweilen  auch  der 
C  entstehen  Lücken  zwischen  den  Vorderzähnen  und  Backzähnen ,  die  bei 
den  Wiederkäuern  am  grössten  werden,  weil  dort  der  untere  Eckzahn  sich 
dicht  an  die  J  anlegt  und  die  Funktion  eines  Schneidezahnes  übernimmt. 
Bei  Reduktion,  Umbildung  oder  gänzlicher  Verkümmerung  der  Schneide- 
und  Eckzähne  geht  stets  der  Oberkiefer  dem  Unterkiefer  voran. 

Die  Backzähne  sind  bei  allen  älteren  und  primitiveren  Formen 
brachyodont,  bei  den  Wiederkäuern  zum  Theil  prismatisch.  Mit  dieser 
Streckung  verbindet  sich  in  der  Regel  auch  die  Entwickelung  von  Cement. 
Die  Krone  der  Molaren  ist  ursprünglich  vierhöckerig.  Die  Höcker  stehen 
sich  paarweise  gegenüber,  und  sehr  häufig  schaltet  sich  an  den  oberen  M 
noch  ein  Zwischenhöcker  ein ,  welcher  entweder  der  vorderen  oder  der 
hinteren  Zahnhälfte  angehört  Weitere  Zwischen-  und  Nebenhöcker,  sowie 
kräftig  entwickelte  Basalwülstchen  kommen  bei  vielen  Artiodactylen  vor. 
Bleiben  die  Höcker  conisch,  so  ist  das  Gebiss  bunodont,  nehmen  sie 
V förmige  oder  halbmondförmige  Gestalt  an,  so  wird  das  Gebiss  buno- 
lophodont  oder  selenodont.  Bei  selenodonten  oberen  M  stossen  die 
nach  aussen  geöffneten  Halbmonde  der  Aussenhöcker  meist  zusammen  und 
bilden  an  der  Vereinigungsstelle  eine  mit  vorspringender  Verticalfalte  ver- 
sehene Aussenwand;  die  Innenhöcker  können  entweder  conisch  oder  V  förmig 
bleiben,  oder  die  Halbmonde  umschliessen  gebogene  Marken.  Die  unteren  M 
unterscheiden  sich  von  den  oberen  durch  geringere  Breite;  ihre  vier  Höcker 
bleiben  bei  den  bunodonten  Formen  conisch  und  meist  deutlich  getrennt; 
bei  den  selenodonten  werden  die  äusseren  und  häufig  auch  die  inneren 
Höcker  V-  oder  halbmondförmig  und  richten  ihre  Oeffnung  nach  innen. 
Die  inneren  Höcker  stossen  dabei  in  der  Regel  zusammen  und  bilden  eine 
Innenwand.  Der  letzte  untere  M  hat  fast  immer  einen  fünften  unpaaren 
Höcker  oder  Halbmond  (Talon),  der  letzte  obere  M  ist  stets  etwas  grösser, 
nie  kleiner  als  die  vorhergebenden  M.  Vollständige  Uebereinstimmung 
zwischen  M  und  P  kommt  bei  Artiodactylen  niemals  vor,  wenn  sie  auch 
bei  einzelnen  der  modernsten  Typen  (Sus,  Dicotyles)  offenbar  angestrebt 
wird.    Diia  Artiodactylengebiss  ist  vielmehr  typisch  heterodont,  und  der 

56» 


Digitized  by  Google 


884 


Vertebrata.  Mammalia. 


Bau  der  P  erheblich  einfacher,  als  jener  der  M.  Manchmal  enthält  der 
letzte  P  8ämmtliche  Bestandteile  eines  M,  viel  häufiger  bleibt  er  aber 
trituberculär ,  oder  es  ist  nur  die  vordere  Hälfte  ausgebildet,  die  hintere 
rudimentär  angedeutet 

Das  Milchgebi8s  enthält  in  concentrirter  Form  die  Bestandteile  des 
definitiven  Gebisses.  Schneide-  und  Eckzähne  weichen  nur  wenig  vom 
Ersatzgebiss  ab;  dagegen  bieten  die  Milchbackzähne  grössere  Mannich- 
faltigkeit,  als  bei  den  Perissodactylen.  Der  letzte  obere  D  hat  die  Form 
und  Zusammensetzung  eines  ächten  M.  Der  letzte  untere  D  gleicht  zwar 
Jfs,  besteht  jedoch  nicht  aus  den  typischen  vier  Höckern  oder  Halb- 
monden und  einem  unpaaren  hinteren  Talon,  sondern  am  Vorderende 
des  Zahnes  fügt  sich  ein  zweihöckeriges  Vorjoch  an,  so  dasg  Da  aus  drei 
Paar  Höckern  resp.  Halbmonden  zusammengesetzt  ist.  Die  vorderen  D 
sind  stets  einfacher  als  M,  häufig  aber  etwas  reicher  ausgestattet,  als  ihre 
Ersatzzähne.  Im  Allgemeinen  gleichen  übrigens  die  vorderen  D  mehr  den 
P  als  den  M.  c 


len  Reihe  stützen.  Zu- 
weilen, jedoch  nur  bei  vorgeschritteneren  Formen,  tritt  Verschmelzung  des 
Magnum  und  Trapezoids  und  manchmal  völliger  Schwund  des  Trapeziums  ein. 

Fünf  Metacarpalia  sind  bis  jetzt  nur  bei  Oreodontiden  (Fig.  1961M)  und 
Anoplotheriden  beobachtet  worden,  doch  ist  Mc  I  auch  hier  klein,  stummel- 
artig, und  trägt  nur  bei  Oreodon  kurze  Afterzehen.  Die  vier  übrigen  Mc 
bleiben  bei  den  primitivsten  Formen  aller  Linien,  sowie  bei  sämmtlichen 
lebenden  Suiden  und  Hippopotamiden  getrennt.  Bei  den  Wiederkäuern  ver- 
kümmern die  seitlichen  Metacarpalia,  und  die  dazu  gehörigen  Zehen  hängen 
entweder  als  kurze  Afterklauen  frei  in  der  Luft  oder  verkümmern  gänzlich. 
Sind  die  seitlichen  Metapodien  griffelartig  oder  ganz  verschwunden,  so 
zeigen  die  mittleren  meist  Neigung,  zu  verschmelzen.  Der  so  entstehende 
»Canon«  hat  jedoch  stets  zwei  Markhöhlen,  das  distale  Ende  bleibt  gespalten 
und  mit  zwei  Gelenkfiächen  versehen.  Die  Verwachsungsstelle  wird  äusser- 
lich  durch  eine  Furche  auf  der  Vorderseite  des  Canon  angedeutet.  Von  der 
Länge  der  Metapodien  hängt  die  Beweglichkeit  und  Lauffähigkeit  wesentlich 
ab.  Sie  sind  darum  bei  den  schnellfüssigen  Widerkäuem  schlank  und  lang, 
bei  den  plumpen  Hippopotamiden,  Schweinen  und  Verwandten  kurz  und 


Digitized  by  Googl 


Ungulata.  Artiodactyla. 


885 


Sidrungen.  Stets  übertreffen  die  zwei  gleichmäßig  entwickelten  mittleren 
etacarpalia  (III  und  IV)  die  beiden  seitlichen  (II  und  V)  an  Stärke  und 
Länge,  und  zwar  um  so  beträchtlicher,  je  mehr  die  Extremitäten  zum 
raschen  Laufen  und  Springen  benützt  werden.  Bei  vorgeschritteneren,  vier- 
oder  zweizehigen  Formen  entwickeln  sich  auf  den  distalen  Gelenkköpfen 
der  vorderen  und  hinteren  Metapodien  scharfe  Leitkiele. 

Im  ursprünglichen  Artiodactylenvorderfuss  articulirte  Mc  I  mit  dem  Trape- 
zium,  Mc  II  mit  dem  Trapezium,  Trapezoid  und  Magnum,  Mc  III  mit  dem 
Magnum  und  Unciforme,  Mc  IV  und  Kmit  dem  Unciforme.  Diese  Anordnung 
kann  festgehalten  werden  bei  Reduction  der  Seitenzehen  (Fig.  1969  A.  B); 
es  behauptet  bei  dieser  von  Kowalcwsky  als  »inadaptive  Reductionc  be- 
zeichneten Umbildung  jedes  Metapodium  hartnäckig  seinen  Platz  unter  den 
zugehörigen  Handwurzelknochen,  und  namentlich  Mc  II  articulirt  mit  Magnum, 
Trapezoid  und  Trapezium.  Bei  der  »adaptiven  Reduction«  (Fig.  1969 CD) 
rücken  die  beiden  mittleren  Metacarpalia  fast  in  gleiche  Höhe,  ihre  proximalen 
Gelenkflächen  breiten  sich  aus,  drängen  die  seitlichen  Metapodien  nach 
aussen  und  hinten  und  bemächtigen  sich  ihrer  Ansatzstellen  am  Carpus. 
Mc  II  wird  von  der  Verbindung  mit  dem  Magnum  ausgeschlossen  und 
articulirt  nur  noch  mit  einem  Theil  des  Trapezoids  und  dem  Trapez.  Nach 
Kowalewsky  gewährt  diese  Umbildung  dem  Fuss  grössere  Festigkeit  und 
befähigt  ihren  Träger  zu  erfolgreicherem  Kampf  ums  Dasein.  In  der  That 
gehören  alle  noch  jetzt  existirenden  Artiodactylen  mit  reducirten  Extremitäten 
in  die  »adaptivec  Reihe. 

Das  Becken  ist  gestreckt,  das  Hüftbein  schmal.  Dem  Femur  fehlt 
der  dritte  Trochanter;  Tibia  und  Fibula  sind  bei  den  primitiveren  Formen 
getrennt  und  wohl  entwickelt;  bei  den  vorgeschritteneren  verkümmert  die 
Fibula  zu  einem  griffelartigen  Knochen,  dessen  distales  Ende  mit  dem  Cal- 
caneus  articulirt.  Der  Calcaneus  (Fig.  1970)  hat  auf  der  Vorderseite  oben  eine 
gewölbte  Facette  O)  für  die  Fibula.  Im  A stragalus  (Fig.  1971)  ist  die  obere 

A  H 


rf 

Fig  WO. 
Calcaneus    von  AnoplotheHum 
commune  von  vorno.  <u  Gelonk- 
fläche  für  den  Astrajralus,  p  Ge- 
lenkfläche  für  ,dle  Fibula,  cub 
für  das  Cuboideum.   '/i  nat.  Gr. 
(Nach  Gaudry.) 

Flg.  1971. 

Astragalus  (Sprungbein)  von  HeUadotherium  Duvernoyi. 
A  von  vorne  und  B  von  hinten.    Vi  nat  Gr.    (Nach  Gaudry.) 
t  tlblale   Gclenkflacho   (Trochlea),    n   navlculare  Gelenkflache, 
cub  cuboldale  Gelenkflache,  cal  hintere  Cak-aneuMfacette,  c,  c'  seit- 
liche  Facette   für   den    Calcaneus,     ex    freier   Inneurand  de» 

A  stragalus. 

und  vordere  Gelenkrolle  (Trochlea)  für  die  Tibia  (t)  tief  ausgehöhlt;  das  distale, 
dem  Naviculare  und  Cuboideum  aufruhende  Ende  (n.  cub)  ist  nicht  abgestutzt, 
wie  bei  den  Perissodactylen,  sondern  bildet  ebenfalls  eine  convexe  Gelenkrolle, 
welche  auf  der  Hinterseite  in  eine  grosse,  gewölbte  Fläche  (cal)  übergeht.  Bei 
den  primitiveren,  vierzehigen  Formen  mit  wohl  ausgebildeten  Seitenzehen 
bleiben  die  einzelnen  Tarsusknochen  getrennt.  Bei  den  Traguliden  und 
Wiederkäuern  findet  in  der  Regel  eine  Verschmelzung  von  Cuboideum  und 
Naviculare  statt,  ebenso  verwachsen  Cuneiforme  III  und  II,  und  zuweilen 
verschmelzen  sogar  Cuboideum,  Naviculare  und  zwei  Cuneiformia  zu  einem 
einzigen  Knochenstück. 


Digitized  by  Google 


886 


Vertebrata.  Mammalia. 


Wie  im  Vorderfuss,  so  verkümmern  auch  im  Hinterfuss  durch  allmähliche 
Reduktion  oder  Schwund  die  seitlichen  Metapodien  und  Zehen.  Mt  I  ist 
niemals  vorhanden;  bei  Anoplotheriden  und  Dicotyles  wird  der  Hinterfuss 
durch  einseitige  Verkümmerung  einer  Seitenzehe  dreizehig.  Auch  die  zwei 
mittleren  Metatarsalia  können  zu  einem  Canon  verschmelzen  und  zwar  tritt 
diese  Verwachsung  zuweilen  am  Hinterfuss  schon  ein,  wenn  die  Metapodien 
des  Vorderfusses  noch  getrennt  bleiben  (Hyaemoschus,  Dicotyles).  Ueberhaupt 
zeigen  sich  alle  Reduktionserscheinungen  und  Verschmelzungen  am  Hinterfuss 
früher  und  deutlicher,  als  am  Vorderfuss.  Bei  der  »inadaptiven«  Ausbildung 
der  Extremitäten  bewahren  die  einzelnen  Metatarsalia  ihren  Platz  unter  den 
entsprechenden  Tarsusknöchelchen.  Bei  der  »adaptiven  Reduktion«  breiten 
sich  die  proximalen  Enden  der  Hauptmetatarsalia  aus  und  schieben  die 
seitlichen  Metapodien  nach  aussen  una  hinten.  Die  Zehen  beider  Extremi- 
täten sind  gleichartig  gebaut.  Die  Endphalangen  dreieckig  und  von  Hufen 
umgeben. 

Für  das  phylogenetische  Verständnis  der  Extremitätenumbildung  bei 
den  Artiodactylen  ist  von  grossem  Interesse,  dass  selbst  bei  den  vor- 
geschrittensten Artiodactylen  (Cavicornia)  die  im  ausgewachsenen  Zustand 
verschmolzenen  Knochen  bei  Embryonen  getrennt  angelegt  sind  und  somit 
den  geologisch  älteren  Formen  entsprechen.  Die  scheinbar  so  weit  aus- 
einander liegenden  Entwickelungsstadien  des  plumpen,  kurzen,  vierzehigen 
Hippopotamus-  Fusses  und  der  schlanken,  langgestreckten,  zweihufigen  Wieder- 
käuerextremität,  welche  durch  zahlreiche  fossile  Zwischenformen  aufs  engste 
mit  einander  verbunden  sind,  werden  somit  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
in  kurzer  Folge  auch  in  der  Ontogenie  der  höchststehenden  Paarhufer 
durcheilt. 

Nach  dem  Gebiss  zerfallen  die  Artiodactyla  in  drei  Hauptgruppen  (Buno- 
dontia, Bunolophodontia  und  Selenodontia),  die  jedoch  durch  Uebergänge  eng 
mit  einander  verbunden  sind  und  in  7  Familien  eingetheilt  werden  können. 

A.  Bunodontia:        B.  Bunolophodontia:       C.  Selenodontia: 

Hippopotamidae  Anoplotheridae  Cavirornia 

Suidae  Anthracotheridae  Cervicomia 

Tragulidae 
Camelidae 
Oreodontidae. 

A.  Bunodontia. 

1.  Familie.   Suidae.  Schweine. 

Gebiss  vollständig  (  ^  '  f^j—J^g)  brachyodoiU  und  bunodont.     Obere  und 

untere  M  mit  vier  stumpf  conischen,  niedrigen  Höckern  und  häufig  zahlreichen 
warzenartigen  Nebenhöckerchen.  P  einjacher  als  die  M.  Eckzähne  sehr  stark 
vorragend.  Carpalia  und  Tarsalia  nicht  verschmolzen.  Füsse  vier-,  selten  zwei- 
zeilig. Die  Metapodien  meist  vollständig  getrennt.  Seitenzefien  dünner  und  kürzer 
als  die  Mittelzehen. 

Die  Suiden  stehen  den  Anthracotheriden,  wenigstens  in  ihren  ältesten 
Typen  sehr  nahe  und  dürften  aus  demselben  Stamm  hervorgegangen  sein. 
Ihre  lebenden  Vertreter  sind  heute  in  Europa,  Asien,  Afrika  und  Amerika 
heimisch.  Fossile  Suiden  beginnen  in  Europa  und  Nordamerika  im  Eocän, 
die  Hauptentwicklung  der  Familie  fällt  jedoch  in  das  Miocän,  Pliocän, 
Pleistocän  und  die  Jetztzeit. 

Lophiodochoer  us  Lemoine.    Unt.  Eocän.  Reims. 

Homacodon  Marsh  (Pantolestes  p.  p.  Cope).  Obere  M  mit  drei  Paar 
conischen  Höckern  und  starkem  Basalband.  P4  mit  schneidendem  Aussen- 
und  conischem  Innenhöcker.    Die  vorderen  P  gestreckt.    Untere  M  vier- 


Digitized  by  Google 


Ungulata.   Artiodactyla.  Suidae. 


887 


höckerig ,  Ms  mit  Talon.  Die  P  einspitzig,  gestreckt.  Mittel-Eocän  (Bridger 
Beda).  Wyoming.   H.  vagans  Marsh. 

A 


Flg.  1972. 


oberen  Jf  und  P* 


Gr.  (nach  Rütlmeyer). 
Untere  U  und  die  drei 
Gaudry) 


Schweiz.- '  Die  klrel 


P  nat  Or.  (Nach 


Flg.  1978. 
Aeotherulum  Saturninum 

Oerv.   Bohnert.  F.ger- 
kingen,  8chwelx.  Untere 
Jfvergr.  »/,. 

(Nach  Rütlmeye*.* 


Hei o  h  // us  Marsh. 
Eocän.  Wyoming. 

Cebochoerus  Ger- 
vais (Fig.  1972).  Kleine 
Formen  mit  ausgezeich- 
net bunodontem  Gebiss. 
M  ohne  Basalband,  die 
oberen  mit  fünf  Höckern , 
davon  drei  in  der  vor- 
deren Reihe.  Letzter 
unterer  M  mit  Talon. 
Ob.  Eocän  (Phosphorit, 
Bohnerz).  C.  crassus 
Filhol. 

Aeotherulum  Ger- 
vais (Fig.  1973),  Dolio- 
choeru8  FilhoL  Ober- 
Eocän. 


Flg.  1974. 

Arhamodon  robutttu  Otbom.  Hlttel-Eoc&n  (Brldger-Bedt).  Washakle. 
Wyoming.   Schädel  und  Unterkiefer,     nat  Gr.  (Nach  Ob  bor  n.) 


Flg.  1975. 
Marth.    Unt  Mlocan  (White  River- 
B<h1i>;.   Dakota.   Schädel  von  der  Seite  und  von  oben, 
»/•  nat  Gr.    (Nach  Marth.) 


Aehaenodon  Cope  (Pardhyus  Marsh)  (Fig.  1974).  Schneidezähne  und 
Eckzähne  vollzählig,  conisch.  M  vierböckerig,  P  schneidend,  einspitzig. 
Eocän  (Bridger-Stufe)  Wyoming.    A.  insolens  Cope. 

Elotherium  Pomel  (Entelodon  Aymard,  Archaeotherium  Leidy)  (Fig.  1975). 
Wie  vorige  Gattung,  jedoch  obere  M  füiifhöckerig,  davon  drei  Höcker  in  der 


Digitized  by  Google 


888 


Vertebrata.  Mammalia. 


vorderen  Hälfte.  Sämmtliche  M  mit  starkem  Basalwulst.  Letzter  unterer  M 
ohne  Talon.    Jochbogen  sehr  stark,  mit  nach  unten  gerichtetem  Fortsatz. 

a  Extremitäten  mit  je 

zwei  functioniren- 
den  Zehen.  Oligocän 
von  Ronzon  und 
Lobsann  im  Elsass 
und  im  Phosphorit 
des  Quercy  (E.  mag- 
num  Aym.),  ferner 
im  unteren  Miocän 
(White  River-Beds) 
von  Nordamerika. 

Choeropotamus 
Cuv.  M  mit  vier 
meist  etwas  V  för- 
migen ,  kantigen 
Haupthöckem  und 
zwei  ois  drei  kleinen 
Zwischen  höckern.  P 
kurz ,  schneidend. 
Ob.  C  lang,  dolch- 
förmig.  Ob.  Eocän. 
Frankreich  undEng- 
land.  CA.  Parisiensü 
Blv. 

Palaeochoerus 
Pomel    (Fig.  1976. 
Zähne  bei- 


Fig.  1976. 

Palaeoehoenu  Waterhotui  Pomel.   Unt.  Miocän.  St  Gerand-le-Puy. 
Allier.   A  8ehädel  mit  Unteiklcfer  von  der  Seite.  Vt  nat.  Or 
B  Oberkiefer-,  C  UnterkieferiAhne,  Vi  nat  Gr.   (Nach  Fi  1  hol.)] 


Fig.  1977. 

Palaeoehoenu  McUtntri  H.  v.  Meyer,    ünt.  Miocan.   Eckingen  bei 
Ulm.   A  obere,  B  untere  Backrthne,  »/«  nat.  Gr. 


Fi»;  1978 

Hvotherium  Sömmerinffi  H.  v.  Meyer.    Miocän.  Fibiswald. 

Linker  Oberkiefer,  Vi  »»t.  Gr. 


Steiermark. 


Flg.  1981. 
Stu  bctq/i 
Hinterfuas  von  vorne, 
V, nat  Gr. (Nach Flovrer.) 


nahe  in  geschlossener  Reihe.  C  wenig  stärker  als  J  und  P.  Obere  und 
untere  M  mit  vier  eonischen  Höckern  und  Basalwulst,  der  letzte  mit  Talon. 
Unt.  Miocän  der  Auvergne,  der  Gegend  von  Mainz  und  Ulm.  Nach  Filhol 
auch  im  Phosphorit  des  Quercy. 


Digitized  by  Google 


Ungulata.    Artiodactyla.  Hippopotamidae. 


889 


Fig.  1979. 

Littriodon  tplrndms  Mover   Mloc&n  (Sannattsche  Stufe).  Nusadorf 
bei  Wien.    A  Praemolaren   und  erster  Molar  dea  Oberkiefers. 
B  «weiter  Molar  des  Unterkiefers.   V4  nat  Qr. 


Hyotherium  Meyer  (Choeromorus  Gervais)  (Fig.  1978).  Wie  Palaeochoerus, 
aber  grösser,  P  stärker  zusammengedrückt  und  gestreckter.  Obere  C  mit 
getheilter  Wurzel  Die  Höcker  der  M  kantig,  mit  Neigung  zur  Querjochbildung. 
Mittel-Miocän.  Europa.    H.  Sömmeringi  Meyer. 

Leptoehoerus,  Perchoerus  Leidy.  Unt.  Miocän.  Dakota. 

Chaenohyus,  Bothrolabis  Cope.    Ob.  Miocän.  Oregon. 

Dicotyles  Cuv.    Zahnformel:  J  } =-fr-fr    Obere  C  dreikantig,  vertical. 

P  und  M  mit  zwei  Paar  Haupthöckern  und  kleinen  Nebenwarzen.  Diastema 
weit.  Die  zwei  mittleren 
Tarsalia  theil  weise  ver- 
schmolzen. Lebend  und 
im  Pleistocän  von  Nord- 
und  Südamerika. 

Platy  g  onuslje  Conte. 
Wie  Dicotyles,  aber  die 
Höcker  der  Backzähne 
durch  Querjoche  verbun- 
den. Pliocän  und  Pleisto- 
cän von  Nordamerika. 

Listriodon  Meyer  (Fig.  1979).  Zahnformel:  fr  fr  %  fr  Obere  Schneide- 
zähne kurz,  untere  schief  nach  vorne  gerichtet;  obere  C  sehr  dick,  kurz, 
dreikantig,  bogenförmig  nach  oben  gekrümmt;  untere  C  lang,  dreikantig, 
stark  gekrümmt,  hinten  mit  Abkauungsfläche.  M  mit  zwei  Querjochen. 
P  trigonodont.  Mittel-Miocän  von  Europa  (L.  splendens  Meyer)  und  in  den 
Sivalikschichten  von  Ostindien. 

Hippohyus  Fal* 
con.  Sivalik.  Ost- 
indien. 

Sus  lin.  (Fig. 
1969  C.  1981).  Schnei- 
de- und  Eckzähne 
wie  bei  Listriodon, 
aber  M  mit  vier 
stumpfen ,  niedrigen 
Haupthöckern  und 
zahlreichen  warzigen 

Nebenhöckern.    Lebend  in  Europa,  Asien  und  Nordafrika 
Miocän  von  Eppelsheim,  Pikermi  etc.  (S.  antiquus  Kaup,  S.  erymanthins  Roth) ; 
im  Pliocän  und  Pleistocän  von  Europa  und  Südasien. 


Sus 


Fig.  1980. 
Roth  u  Wagner.  Ob. 
e  des  Oberkiefers,  >/i  »at 


Gr. 


Pikermi  bei  Athen. 
(Nach  Gaudry.) 

Fossil  im  oberen 


2.  Familie.    Hippopotamidae.  Flusspferde. 

Plumpe,  grosse,  amphibische  Hufthiere  mit  vollständigem,  bunodontem  Gebiss. 
Zahnformel:  -}.    Obere  und  untere  Backzähne  mit  vier  stumpfen,  ge- 

falteten Hockern,  loelche  durch  Abkauung  eine  kleeblattartige  Oberfläche  erhalten. 
P  einjacher  als  M.  Obere  Eckgähne  sehr  dick,  kurz,  vorne  abgekaut.  Untere  C 
gewaltig  gross,  bogenförmig  gekrümmt,  dreikantig,  am  Ende  durch  eine  hintere 
Abkauungsfläche  zugeschärjt.  Untere  Schneidezähne  cylindrisch,  sehr  lang,  wurzellos, 
nach  vorne  gerichtet.  Carpalia,  Tarsalia  und  Metapodien  getrennt.  Füsse  vier- 
zehig,  die  seitlichen  Zehen  wenig  schwächer  und  kürzer,  als  die  mittleren.  End- 
pttalangen  mit  nagelartigen  Hufen. 

Die  einzige  noch  jetzt  lebende  Gattung  dieser  Familie  ist  auf  das 
tropische  Afrika  beschränkt.  Fossile  Vorläufer  finden  sich  im  Pliocän  von 
Asien  und  Europa. 


Digitized  by  Google 


890 


Vertebrata.  Mammalia. 


Die  Gattung  Hippopotamus  Lin.  (Fig.  1982)  wird  je  nach  der  Zahl  der 
Schneidezähne  in  die  zwei  Subgenera  Hexaprotodon  und  Tetraprotodon  Falconer 
eingetheilt.  Im  Pleistocän  von  Europa  sind  H.  major  und  Pentlandi  Falconer 
häufig.    Beide  stehen  dem  lebenden  H.  amphibius  Lin.  sehr  nahe. 


A  B 


Hippopotaunu  {Hexaprotodon)  Sivalmrts  Falcon.  ü.  Cautl.   Plloc&n.   8lvallk.    Ä  Schädel  von  unten, 
B  8yrapay*>  des  Unterkiefer*,  C  dritter  oberer  Backzahn  verkleinert.   (Nach  Falconer.) 

B.  Bunolophodontia. 

3.  Familie.  Anthracotheridae.1) 

Ausgestorbene  Hufthiere  mit  vollständigem  Gebiss.  Zahnformel:  f^'-^-}' 
Obere  M  mit  4  Haupthöckern  und  einem  Zwischenhöcker  in  der  vorderen  Zahn- 
hälfte; untere  M  mit  halbmondförmigen  Aussenhöckern.  P  kurz,  die  drei  vorderen 
einspiteig,  durch  ein  Diastema  vom  Eekjsahn  getrennt.  Carpalia,  Tarsaiia  und 
Metapodien  nicht  verwachsen;  Füsse  vierzehig,  die  seitlichen  Zehen  dünner  und 
kürzer  als  die  mittleren. 

Die  Anthracotheridae  bilden  eine  primitive  Gruppe  von  Hufthieren,  welche 
vorzugsweise  in  Europa,  spärlicher  in  Nordamerika  und  Ostindien  verbreitet 
war.  Die  ältesten  UeDerreste  finden  sich  im  oberen  Eocän  (Bohnerz,  Phos- 
phorit) ;  das  Hauptlager  für  Anthracotherien  ist  das  Oligocän.  Die  jüngsten 
Formen  erlöschen  im  Miocän. 

Anthracotherium  Cuv.  (Fig.  1983).  Obere  M  mit  vier  V förmigen  oder 
conischen  Hügeln  und  einem  vorderen  sichelförmigen  Zwischenhügel.  Untere  M 
vierhöckerig,  der  letzte  mit  starkem  Talon.  J  oben  und  unten  schauf eiförmig 
zugespitzt;  C  sehr  kräftig  entwickelt.  Diastema  klein.  Häufig  im  Oligocän 
von  Europa  und  Ostindien,  namentlich  in  Kohlen  führenden  Ablagerungen. 
Die  Arten  variiren  in  der  Grösse  zwischen  Bhinoceros  (A.  magnum  Cuv.)  und 
Schwein  (A.  minus  Cuv.,  A.  Valdense  Kow.). 


')  Filhol,  H '.,  Mammiferes  fossiles  de  Ronton.  Ann.  sc.  gfol.  1882.  XII.  8.  86—190. 
—  Kowalevsky,  W.,  On  the  Osteology  of  the  Hyopotamidae.  Philos.  Trans.  1873. 
Monographie  der  Gattung  Anthracotherium  etc.    Palaeontographica  1873.  XXIL 


Digitized  by  Google 


Ungulata.    Artiodactyla.  Anthracotheridae. 


891 


An  co  Jus  Pomel  (Hyopotamui  Owen,  Bothriodon  Aymard  (Fig.  1984. 1985). 
Schädel  länger  und  niedriger  als  bei  Anthracotherium.    Eckzähne  schwächer 
A  B  und  durch  eine  weite  Lücke  vom 

ersten  P  getrennt.  Die  Hügel  der 
M  oben  und  unten  ausgezeichnet 
Vförmig.  Oligocän,  besonders  häufig 
bei  Konzon  (Haute  Loire).  A.  Ve- 
launus  Cuv.  sp. ,  A  bovinus  Owen. 
Auch  im  oberen  Eocän  von  Debruge 


Fig.  1983. 


Anthracotherium  magnum  Cuv.  OlipocAn. 
chette  bei  Lausanne.   A  Oberkiefer,  B  Ui 


La  Ro- 


Flg.  1984. 

i  (Eyopotamui)  velaunu*  Cuv.  sp.  Ollgocan. 
Ronzon  bei  Le  Puy.    A  Vorderfuss,  B  Hinter- 
>/»  naL  «r.   (Nach  Kowalowaky.) 


5> 


und  in  den  Phos- 
phoriten des  Quer- 
cy.  Im  unteren 
Miocän  von  Nord- 
amerika (A.  Ameri- 
canus  Leidy). 

Rhagatherium 
Pictet.  Bohnerz. 
Schweiz  und  Fron- 
stetten. Hohenzol- 
lern. 

Merycopotatnus 
Falcon.  und  Cautl. 
Obere  M  nur  mit 
vier  Vförmigen  Hü- 
geln. Untere  Sivalik- 

Schichten.      Ost-In-  Flg  1985.   Ancodu»  (Hyopotamu) 

dien.  H.  nanus  Lyd.      ^  *»r  **Mei  von  oben  und 

4.  Familie.  Anoplotheridae. 

Gebiss  vollständig  '  £  *),  eine  geschlossene  oder  nur  durch  kleine  Lücken 
zwischen  den  vorderen  ZäJtnen  unierbrochene  Reihe  bildend.    Eckzähne  wenig  vor- 


Roneon  bei 
Fllhol). 


Digitized  by  Google 


892 


Vertebrata.  Mammalia. 


ragend.  Backzähne  seleno  bunodont.  Obere  M  mit  vier  meist  Vjörmigen  Haupt- 
Köckern  und  einem  Zwischenhöcker,  welcher  bald  zwischen  den  vorderen,  bald 
zwischen  den  hinteren  Haupthöckern  steht.  Aussen  hu  gel  der  unteren  M  V-  oder 
halbmondförmig.  Die  vorderen  P  oben  und  unten  stark  verlängert  und  schneidend. 
Carpalia,  Tarsalia  und  Metapodien  getrennt.    Füsse  mit  vier,  drei  oder  ewei 


Sämmtliche  Vertreter  dieser  Familie  sind  ausgestorben  und  finden  sich 
im  Eocän,  einige  wenige  auch  im  unteren  Miocän  von  Europa. 

Der  Schädel  trägt  niemals  knöcherne  Fortsätze  und  erinnert  theils  an 
Tragulus,  theils  an  Camelus,  die  jüngeren  Formen  schliessen  sich  eng  an  die 
Traguliden  an.  Das  Gebiss  trägt  entschieden  primitive  Merkmale  und  auch 
bei  den  Extremitäten  findet  niemals  eine  Verschmelzung  von  Hand-  und 
Fusswurzelknochen  oder  Metapodien  statt.  Zuweilen  sind  Daumen  und 
fünfter  Finger  und  im  Hinterfuss  die  grosse  Zehe  durch  Metapodien-Stummel 
angedeutet. 

Die  Abstammung  der  Anoplotheriden  ist  unbekannt  Sie  vereinigen 
in  ihrem  Skelet  Merkmale  der  Suiden  und  Ruminanten  und  erweisen  sich 
als  primitive  Mischtypen,  die  jedoch  offenbar  grössere  Tendenz  hatten,  sich 
in  der  Richtung  der  Wiederkäuer,  als  in  jener  der  Schweine  weiter  zu  ent- 
wickeln. Die  Anoplotherinae  waren  offenbar  nicht  umbildungsfähig  und  starben 
aus,  ohne  Nachkommen  zu  hinterlassen,  dagegen  dürften  aus  den  am  meisten 
bunodonten  und  vierzehigen  Dichobuninen  nicht  nur  die  Caenotherien  und 
Xyphodontinen,  sondern  auch  die  Tragulidae  und  Wiederkäuer  hervor- 
gegangen sein. 

1.  Unterfamilie.  Anoplotherinae. 

Obere  M  fünf  höckerig ,  der  Zwischenhöcker  in  der  vorderen  Reihe.  Die 
Thäler  der  unteren  M  unvollständig  durch  die  Innenhöcker  geschlossen.  Vor  der- 
und Hinterfüsse  kurz,  dreizehig,  die  zweite  Zehe  kürzer,  als  die  beiden  Mittel- 
zehen und  winklig  abstehend.    Endphalangen  zugespitzt.    Schwanz  sehr  lang. 

Sämmtliche  Formen  im  oberen  Eocän  von  Europa. 


4  t  V 


FJk-  1986. 

Anoplothrrium  commune  Ciiv. 
Montmartre  bei  Paris.    Schädel  •/§  nat.  Gr. 
Blalnvlllc.) 


Ob.  Eoeftn  (Gvps). 

(Nach 


Fig.  1987. 

Anoplothtrium  latipc*  Gerv.  sp.  Ob.  EocAn 
(Phosphorit).  Escamps.  Queroy.  A  die  iwei 
hinteren  P  und  der  vorderste  M  des  Ober- 
kiefers. B  die  rwei  letzten  M  des  l'nter- 
klefers  (nat  Gr.). 


Anoplotherium  Cuv.  (Euriftherium 
Gerv.).  (Fig.  1986—1988).  Aussenwand 
der  oberen  M  W förmig,  der  vordere 
Zwischenhügel  klein.  Die  vorderen  P 
dem  Eckzahn  ähnlich.  Untere  M  mit  zwei  V  förmigen  Halbmonden 
und  drei  Innenspitzen ,  wovon  die  hintere  den  hinteren  Halbmond  ab- 
sperrt. Die  Anoplotherien  waren  kurzbeinige,  gedrungene,  mit  ungewöhnlich 
langem  und  kräftigem  Schwanz  versehene  Hufthiere  von  der  Grösse  und 
Statur  eines  Tapir,  die  wahrscheinlich  in  sumpfigen  Niederungen  hausten 
und  ihren  Schwanz  als  Schwimniorgan  benutzten.    Ihre  drei  Zehen  waren 


Digitized  by  Google 


TJngnlata.   Artiodactyla.  Anoplotheridae 


893 


vielleicht  durch  Schwimmhaut  verbunden.  Häufig  im  oberen  Eocän  von 
Europa.    A.  commune  Cuv.,  A.  (Eurytherium)  laiipes  Gervais. 


Untere  Molaren  A  von  AnoplotKerium  latipa 
Gervais,  B  Diplobune  modie a  Filhol.  C  Diplo- 
bune minor  Kilhol,  D  Xiphodon  sp. ,  aus 
dem  Phosphorit  des  Quercy 

(aus  Steinmann-Döderlein). 

Diplobune  Rütim.  (Mixtother mm, 
Hyracodontherium ,  Plesidacrytherium 
Filhol)  (Fig.  1989.  1990).  Sehr  ähn- 
lich Anoplotherium,  jedoch  kleiner  und 
zierlicher.  Die  unteren  Molaren  zeich- 
nen sich  dadurch  aus,  dass  die  zwei 
vorderen  Innenhügel  (a,  (?)  dicht  an- 
einander rücken  und  einen  zweispitzigen 
Pfeiler  Jailden.    Häufig  im  Bohnerz 

CA 


Fig.  1988 

AnoplothaiumZcommune  Cuv.   Restaurirtea  Skelet. 
(Nach  CuTier.) 


Fi«.  1990. 

Diplobune  Querei/i  Filhol.    Dohnen.    Kselsben:  bei  I  lm.    A  Dackzilhne  und  l'raemolarrn  des  Ober- 
kiefer*.  B  Rechter  Unterkiefer  v..n  der  Seite.   C  Triterkieferzähne  von  oben  (»/,  nat.  Ct.). 

D  Vorderfuss,  £  Hinterfnss  (V4  nat.  Gr.). 

bei  Ulm  und  Pappenheim  (D.  Quercyi  Filhol,  D.  Bavaricum  Fraas);  im 
Phosphorit  des  Quercy  und  im  oberen  Eoeün  von  Paris  und  Debruge. 
Dacrytherium  Filhol.    Phosphorit.  Quercy. 


Digitized  by  Google 


894 


Vertebrata.  Mammalia. 


2.  Unterfamilie.  Dichobuninae. 

Obere  Af  fünf  höckerig,  der  Zwischenhöcker  in  der  hinteren  Reihe;  die  Aussen- 
höcker  conisch;  ebenso  die  Innenhöcker  der  unteren  Af.  Extremitäten  vierzehig, 
die  seitlichen  Zehen  kürzer  als  die  mittleren. 

Im  Eocän  von  Europa. 

Sämmtliche  Gattungen  (Protodichobune  Lemoine,  Dichobune  Cuv. 
[Fig.  1991],  Metriotherium,  Mouillacitherium,  Deilotherium  Filholu.  a.) 
sind  klein,  zierlich,  von  den  Dimensionen  der  lebenden  Traguliden  und  finden 
sich  mit  Ausnahme  der  ersten  (untereocänen)  Gattung  insgesammt  im  oberen 
Eocän,  namentlich  in  den  Phosphoriten  des  Quercy. 


m  mr 

mm 


I  B. 


Flg.  19«. 

Dichobune  leporinum  Cuv.  Phosphorit. 
Escamps.  Quercy.  A  zwei  Molaren 
des  Oberkiefern,  B  letzter  Milchzahn 
und  die  zwei  vorderen  Molaren  de* 
Unterkiefers.  (Nat.  Or.) 


!       i        !  ! 


Flg.  190». 

Camotherium  eJongatum  Filhol.   Ob.  Kocan  (Phosphorit).   Kscanips.   Lot.     A  Schädel  von  der  Seite, 
B  von  oben  (»/•  nat  Gr.).  C  obere,  D  untere  Zahnreihe  (nat.  Gr.). 


Flg.  1993. 

Pletiomeryx  CadurcentU  Gervais.  Phos 
phorit  Quercy.  A  Vorderfuss,  B  Hinter 
fuss.    Nat.  Gr.    (Nach  Schlosser.) 
(Die  nicht  schattlrten  t'arpall»  und 
Tarsalia  sind  erg&nit.) 


Fip.  1994. 

Xiphodon  graclU  Cuv.   Ob.  Kocan.   Debruge  hei  Apt 
Vaucluse.  A  Backzahne  des  Oberkiefers,  B  des  Unterkiefers. 


3.  Unterfamilie.  Caenotherinae. 


Obere  und  untere  Af  selenodont,  fünf  höckerig; 
der  halbmondförmige  Zwischenhügel  in  der  hin- 
teren Reihe  der  oberen  Af.  Füsse  kurz,  vierzehig. 
die  Seitenzehen  beträchtlich  kürzer  als  die  mittleren,  den  Boden  nicht  erreichend. 
Im  oberen  Eocän  und  unteren  Miocän  von  Europa. 


Google 


Ungulata.   Artiodactyla.  Oreodontidae. 


895 


Die  beiden  Gattungen  Caenotheritim  Bravard,  (Microtherium  Meyer) 
(Fig.  1992)  und  Plesiomeryx  Gervais  (Fig.  1993)  stehen  einander  sehr  nahe; 
sie  waren  nur  ca.  20  cm  hoch  und  lebten  offenbar  in  ganzen  Rudeln  bei- 
sammen. Ihre  Ueberreste  finden  sich  sehr  häufig  im  Phosphorit  des  Quercy 
und  im  unteren  Miocän  der  Auvergne  und  des  Mainzer  Beckens. 


4.  Unterfamilie.  Xlphodontinae. 

Backzähne  selenodont.  Obere  M  mit  fünf  oder  vier  Halbmonden,  der 
Zwischenhügel  in  der  vorderen  Reihe.  Füsse  schlank,  lang,  zweisehig;  die  seit- 
lichen Metapodien  zu  winzigen  Stummeln  verkümmert. 

Im  oberen  Eocän  von  Europa. 

Zu  den  Xiphodontinen  gehören  die  schlanksten  und  zierlichsten  Ano- 
plotheriden,  welche  im  ganzen  Habitus  am  meisten  an  Wiederkäuer  und 
zwar  an  Traguliden  und  Hirsche  erinnerten.  Die  Gattung  Dichodon  hat 
schon  vollständige  Wiederkäuer-Backzähne  und  unterscheidet  sich  von  allen 
Anoplotheriden  durch  die  den  ächten  Molaren  ähnlichen  letzten  Praemolaren. 

Amphimeryx  Pomel  (Hyaegulus  Pomel,  Xiphodontherium  Filhol),  Xipho- 
don  Cuv.  (Fig.  1994  und  1969  B),  Dichodon  Owen. 


0.  Selenodontia. 


5.  Familie.   Oreodontidae.  Leidy.1) 

Qebiss  vollständig  y  in  geschlossener  Reihe  oder  mit  Diastema.  Back- 
zähne selenodont.  Obere  M  mit  vier,  selten  mit  fünf  Halbmonden.  P  einspitzig, 
seitlich  comprimirt,  toenig  verlängert;  der  vorderste  P  des  Unterkiefers  als  Eck- 
zahn jungirend.  Carpalia,  Tarsalia  und  Metapodien  getrennt.  Füsse  vierzehig; 
bei  den  primitiveren  Formen  Vorderfuss  fünfzehig. 

Die  Oreodontiden  sind  aus- 
gestorben und  bis  jetzt  nur  aus 
dem  Eocän,  Miocän  und  unteren 
Pliocän  von  Nordamerika  bekannt. 
Sie  bilden  einen  selbständigen,  den  CC 
Anoplotheriden  und  Anthracothe- 
riden  nahestehenden  Seitenast  des 
Artiodaetylenstammes ,  der  keine 
Nachkommen  auf  die  Jetztzeit  über- 
liefert hat. 

Protoreodon  Scott  und  Osb. 
(Eomeryx  Marsh).  Zahnreihe  ge- 
schlossen. Obere  M  mit  drei  Halb- 
monden in  der  hinteren  und  zwei 
in  der  vorderen  Hälfte.  Alle  P  ein- 
oder  zweispitzig.  Orbita  hinten 
offen.    Ober  Eocän  (Uinta-Stufe).    Wyoming.    P.  parvus  Scott. 

Agriochoerus  Leidy  {ArÜonyx  Osborn  u.  Wortm.,  Merycopater  Cope) 
(Fig.  1995).  Zahnreihe  äurch  Diastema  unterbrochen.  Letzter  P  unten 
wie  Mi.  Obere  M  mit  vier  Halbmonden  und  coneaver,  stark  W  förmig 
geknickter  Aussenwand.  Orbita  hinten  offen,  Thränengruben  fehlen.  Füsse 
fünfzehig.  Endphalangen  kurz,  gekrümmt  und  zugespitzt.  Unteres  (A.  anti- 
quus,  major,  lahfrons  Leidy)  und  oberes  Miocän  (A.  Guyolianus  Cope)  von 
Nordamerika. 


Flg.  1995. 

AaHoehoent,  latifront  I.clcly.    I  nt.  MIoriln  (White 
River  Stufe).   Nebraska.    Obere  und  untere  Back- 
zahnreihe.  »/«  nat  Gr.    (Nach  S  <•  o  1 1. ) 


l)Cope,  E.t  Proc.  Amer.  PWIoh.  Soc.  Philad.  1884.  XXI.  S.  503-572.  — 
Scott,  W.  B.,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Oreodontidae.    Morphol.  Jahrb.  1890.  XVI. 


Digitized  by  Google 


896 


Vertebrata.  Mammalia. 


Coloreodon  Cope  {Agriomeryx  Marsh).    Ob.  Miocän.  Oregon. 

Oreodon  Leidy  (Eucrotaphus  Leidy)  (Fig.  1996.  1997).  Zahnreihe  ge- 
schlossen. M  aus  vier,  letzter  oberer  P  aus  zwei  Halbmonden  bestehend. 
Orbita  hinten  geschlossen.  Thränengruben  gross.  Vorderfuss  mit  fünf  Mc, 
der  Daumen  sehr  kurz,  stummelartig.  Meli  und  IV  kürzer,  als  die  zwei 
mittleren  Metapodien.  Hinterfuss  vierzehig.  Grösse  wie  Nabelschwein.  Un- 
gemein häufig  im  unteren  Miocän  (White  River-Beds)  von  Nordamerika. 
0.  Culbertsoni,  major,  graälis  Leidy. 


A 


Flg.  199«.  Leidy.   Unt.  Mlocan. 

,  „                                  n         „  -    .  .          M  Nebraska.  1  Vorderfuss, 

A  Meryeochoenu  maero*<egu»  Cope.    Schädel  von  der  Seile.    •/«  »*t.  Gr.  IIlnterfUM  l/«nat<Jr 

B  Meryeochoenu  ntperbu*  Leidy.    Schädel  von  unten,    ob.  Miocaa  (John-  Restaurirt 

Day  Stufe).   Oregon.   >/«  nat  Gr.   (Nach  Cope.)  (Nach  8cott) 


Mervcoch  oer us  Leidy  (Fig.  1998).  Aehnlich  Oreodon,  aber  Schädel 
flacher;  Joch  bogen  stärker  und  weiter  vorragend,  Schnauze  lang.  Skelet 
plumper  und  massiver.    Ob.  Miocän.    Nordamerika.    M.  superbus  Leidy. 


Digitized  by  Google 


Ungulate.    Artiodactyla.  Camelidae. 


897 


Merychxus  Leidy  (Ticholeptus  Cope).  Schnauze  verkürzt;  zwischen 
Thränenbein,  Oberkiefer  und  Stirnbein  eine  Lücke.  Ob.  Miocän  und  unteres 
Pliocän  von  Nordamerika. 

Leptauchenia  Leidy,  Cyclopidius,  Pithecistes  Cope.  Ob.  Miocän 
(Deep  River-Stufe).  Nordamerika. 

6.  Familie.  Camelidae.1) 
(Tylopoda  Dbg.) 

Qebiss  mehr  oder  weniger  vollständig        '  Backzähne  selenodont, 

vom  Eckzahn  und  meist  auch  vom  ersten  Prämolar  durch  Diastema  getrennt. 
P  häufig  reducirt,  der  vorderste  P  oben  und  unten  eckzahnähnlich.  Halswirbel 
ohne  Arteriencanal.  Carpalia  getrennt,  im  Tarsus  nur  die  Cunei/ormia  III 
und  II  verwachsen.  Füsse  vier-  bis  zweizehig,  die  seitlichen  Zehen  bei  den 
jüngeren  Formen  vollständig  verschwunden.  Die  Hauptmetapodien  ohne  vordere 
distale  Leitkiele,  in  der  Regel  verschmolzen,  nur  bei  den  ältesten  Formen  getrennt. 
Magen  mit  drei  Abtheilungen. 

Von  den  zwei  lebenden  Gattungen  (Camelus  und  Aucheniä)  bewohnt  das 
Kameel  gegenwärtig  Asien  und  Nordafrika,  Auchenia  das  westliche  Süd- 
amerika. Die  Familie  stammt  aus  Nordamerika  und  war  dort  im  Eocän 
und  Miocän  ausschliesslich  verbreitet;  sie  gelangte  in  der  Pliocänzeit  nach 
Südindien,  fehlt  aber  vollständig  in  Europa.  Die  fossilen  nordamerikanischen 
Formen  bilden  eine  geschlossene  genealogische  Reihe  und  führen  auf 
indifferente  vierzehige  eoeäne  Urformen  mit  getrennten  Metapodien  und 
vollständigem  Gebiss  zurück. 

Der  Schädel  trägt  weder  Geweihe  noch  Hörner,  seine  langgestreckte 
niedrige  Form,  die  schräg  abfallende  Schnauze,  die  kurzen,  mit  hoch  auf- 
steigendem Ast  versehenen  Zwischenkiefer,  die  stark  vortretenden,  ringsum 
geschlossenen  Augenhöhlen  und  die  geringe  Neigung  der  Gesichtsaxe  gegen 
die  craniale  Axe  verleihen  ihm  eine  gewisse  physiognomische  Aehnlicnkeit 
mit  dem  Pferd.  Das  Gebiss  erinnert  an  das  der  Wiederkäuer,  enthält  jedoch 
im  Oberkiefer  mindestens  einen,  zuweilen  aber  auch  alle  drei  Schneidezähne 
und  einen  Eckzahn.    Dio  P  sind  stark  reduzirt. 

Auffallender  Weise  bleiben  die  Carpalia,  trotz  der  frühe  eintretenden 
Verschmelzung  der  Metapodien,  stets  getrennt,  und  auch  von  den  Tarsal- 
knöchelchen  verschmelzen  nur  die  Cuneiformia.  Im  Carpus  wird  das 
Trapezoid  durch  das  ansehnlich  verbreiterte  Magnum  nach  der  Seite  und 
nach  hinten  gedrängt,  jedoch  noch  von  Mc  Hl  gestützt.  Das  Trapezium 
kommt  bei  den  jüngeren  Formen  in  Wegfall.  An  den  distalen  Gelenken 
der  Metapodien  fehlen  die  Leitkicle.  Die  fossilen  Cameliden  bilden  in  Bezug 
auf  Gebiss-  und  Skeletentwicklung  eine  ausgezeichnete  und  eingeschlossene 
Reihe,  deren  ältere  Glieder  sich  mit  Embryonen  der  lebenden  Gattungen 
Camelus  und  Auchenia  vergleichen  lassen. 


1.  Unterfamilie.   Leptotragulinae.  Cope. 

Gebiss  vollständig  (?);   Ulna  und  Radius  getrennt.    Vorderfuss  vier  zehig; 
Hinterfuss  mit  rudimentären  Seitenzehen.    Sämmtliche  Metapodien  getrennt. 
Im  Eocän  von  Nordamerika. 

Die  Gattungen  Leptotragulus  Scott  und  Osb.  {Parameryx  Marsh), 
Ithygrammodon  Scott  und  Osb.  sind  klein  und  erst  unvollständig  bekannt. 


')  Cope,  Edw.,  The  Phylogeny  of  the  Camelidae.  Amer.  Naturalist  1886.  S.  611. 
Scott,  W.  B.,  on  the  Phylogeny  of  Poebrotherium.    Journal  of  Morphology  1891. 


Zlttel,  Qrundsüge  der  P&Ucontologie.  57 


Digitized  by  Google 


898  Vertebrata.  Mammalia. 

2.  Unterfamilie.    PoPbrotherinae.  Cope. 

Gebiss  vollständig,  brachyodont.    Metapodien  getrennt.    Hinterjuss  zweizehig, 
die  seitlichen  Metapodien  nur  durch  proximale  Stummel  angedeutet. 
Untermiocän  von  Nordamerika. 

Die  beiden  typischen  Gattungen  (Poebrotherium  [Fig.  1999 A]  und 
Gomphotherium)  haben  die  Grösse  eines  Zwerghirsches. 

3.  Unterfatnilie.    Protolabinae.  Cope. 

Gebiss  vollständig.  Ulna  und  Radius  verschmolzen.  Füsse  zweizehig;  die 
seitlichen  Metapodien  verkümmert ;  die  Hauptmetapodien  zu  einem  Canon  venvachsen. 

Im  Miocän  und  unteren  Pliocän  von  Nordamerika. 

Protolabis  Cope  (Fig.  20CK))  und  Procamelus  Leidy  bleiben  an  Grösse 
hinter  Camelus  zurück. 


A    Hinterfuss    von    Pofbrotherium  Fip-  2001 

(nach  Cope).     B  VorderftiM  von  CameUu  Bactrianu*  Krxl.   Reccnt.   Central- AeU-n. 

Camelu»  bactriamu,  '/«  nat.  (Jr.  (nach  Schftdel,  »/«  na«.  <ir.    (Nach  <J  lebe  1.) 

Flower). 

4.  Unterfamilie.    Camclinae.  Cope. 

Gebiss  mehr  oder  weniger  reducirt;  Ulna  und  Radius  verschmolzen;  Füsse 
zweizehig,  die  Metapodien  verschmolzen. 

Im  Pliocän  und  Pleistocän  von  Nord-  und  Südamerika  und  im  oberen 
Miocän  von  Südindien.  Lebend  in  Central-  und  Wesüiäen,  Nordafrika  und 
Südamerika. 

Camelus  Lin.  (Merycotherium  Bojanus)  (Fig.  2001).  Zahnformel:  3  }'  ^  *' 

Das  Milchgebiss  des  Oberkiefers  besitzt  noch  alle  drei  Schneidezähne,  im 
definitiven  Gebiss  verkümmern  die  beiden  vorderen,  und  der  dritte  wird 
eckzahnähnlich.  Der  obere  C  ist  von  J1*  und  dem  vordersten  conischen  P 
durch  eine  weite  Lücke  getrennt,  und  ebenso  folgt  auf  P1  ein  Diastema. 
Die  zwei  hinteren  P  bestehen  aus  Aussenwand  und.  innerem  Halbmond. 
M  ziemlich  hoch.  Untere  J  schaufelartig.  C  kräftig.  Lebend  in  Westafrika 
und  Asien.  Fossil  im  oberen  Miocän  von  Ostindien  (C.  Sivalensis  Falc.  Cautl.) 
und  im  Pleistocän  von  Sibirien  und  Südrussland  (C.  Sibiriens  Boj.  sp.). 


Digitized  by  Google 


Üngulata.   Artiodactyla.   Tragulidae.  899 

Protauchenia  Branco,  Pal aeol am a  Gervais,  Hemiauchenia,  Stil- 
auchenia,  Lamaops  Ameghino  in  der  Pampasformation  und  im  Pleisto- 
cän  von  Südamerika. 

Auchenia  Iiiiger.  Zahnformel:  y|'  jJ  Gebiss  reducirt,  Zehen  ge- 
trennt.  Lebend  und  im  Pleißtocän  von  Südamerika. 

Holomeniscus  und  Eschatius  Cope  stehen  Auchenia  sehr  nahe.  Im 
obersten  Pliocän  (Equus  Beds)  von  Oregon,  Californien  und  Mexico. 

7.  Familie.    Tragulidae.  Zwerghirsche.1) 

Schädel  geweihlos.    Zahnjormel:  °.{  \ '  Schneidezähne  im  Oberkiefer 

fehlend.  Oberer  Eckzahn  bei  den  Männchen  säbelartig,  unterer  Eckzahn  als 
Schneidezahn  fungirend.  Diastema  ziemlich  weit.  M  selenodont,  niedrig.  P  ver- 
längert, seitlich  zusammengedrückt,  mit  schneidender  Krone.  Carpalia  und  Tarsalia 
tf teilweise  verschmolzen.  Mittlere  Metapodien  viel  stärker  als  die  meist  vollständig 
entwickelten  seiÜicfien;  getrennt  oder  zu  einem  Canonknochen  verwachsen.  Reduktion 
der  Seitenzehen  adaptiv.    Magen  mit  drei  Abtheilungen. 

Zu  den  Traguliden  gehören  nur  kleine,  höchstens  die  Dimensionen  eines 
Rehs  erreichende  Formen,  welche  im  oberen  Eocän  Europas  beginnen, 
während  der  Oligocän-  und  Miocänzeit  in  Europa  und  Nordamerika,  im 
Pliocän  und  Pleistocän  in  Südasien  verbreitet  waren  und  gegenwärtig  noch 
durch  die  in  Südindien  und  auf  den  Sundainseln  lebende  Gattung  Tragulus 
und  durch  Hyaemoschus  im  tropischen  Westafrika  vertreten  sind. 

Die  zierlichen  Zwerghirsche  nehmen  eine  Mittelstellung  zwischen  Ano- 
plotheriden  und  Cerviden  ein.  Ihr  hornloser  Schädel,  die  Selbständigkeit 
der  Vorderarmknochen,  die  unvollständige  Verschmelzung  der  Hnupt- 
metapodien,  die  Erhaltung  der  seitlichen  Metapodien  und  die  gestreckten, 
schneidenden  Praemolaren,  sowie  die  Beschaffenheit  des  Milchgebisses  weisen 
mit  grosser  Bestimmtheit  auf  die  schlankeren  Anoplotheriden  hin.  Ander- 
seits stimmen  die  Backzähne  so  vollständig  mit  den  Cerviden  übercin,  dass 
sie  nur  bei  grosser  Aufmerksamkeit  an  ihrem  etwas  plumperen  und  ein- 
facheren Bau  erkannt  werden  können.  Auch  das  Verschwinden  der  oberen 
Schneidezähne  igt  ein  ächter  Wiederkäuercharakter.  Die  diffuse  Placenta 
und  der  dreitheilige  Magen  der  beiden  lebenden  Gattungen  beweisen,  dass 
die  Traguliden  in  ihrer  Specialisation  hinter  den  Wiederkäuern  zurück- 
geblieben sind  und  einen  selbständigen,  im  Eocän  beginnenden  Zweig  dar- 
stellen, welcher  neben  den  Cerviden  seine  besondere  Entwickelung  verfolgte. 
Das  eigentliche  Verbreitungsgebiet  der  Traguliden  bildet  die  alte  Welt  (Europa 
und  Asien).  Die  nordamerikanischen  Gattungen  Leptomeryx,  Hypisodus  und 
Hijpertragulus  bilden  einen  selbständigen  Seitenzweig,  der  schon  im  Miocän 
erlosch. 

1.  Unterfamilie.  Traffultnae. 

Hinterhaupt  gross  und  schmal.  Gehörblasen  mit  zelligem  Gewebe  erfüllt. 
Seitlühe  Metapodien  vorne  und  hinten  vollständig.  Cuboideum,  Naviculare  und 
Cunei/ormia  zu  einem  Stück  verschmolzen. 

Fossil  im  oberen  Eocän  und  Miocän  von  Europa;  im  Miocän,  Pliocän 
und  Pleistocän  von  Südasien.   Lebend  in  Südasien  und  Westafrika. 

Lophiomeryx  Pomel,  Cryptomeryx  Schlosser.    Ob.  Eocän. 
Qelocus  Aymard  (Fig.  2002.  2003).  Obere  M  niedrig,  die  äusseren  Hügel 
sehr  massiv.    Innenhöcker  der  unteren  M  plump.    Pi  stiftfürmig.  Mittlere 


*)  Edwards  Müne-A.,  Ann.  science»  nat.  Zoologie.  f>  ser.il.  1864.  —  Ko\caleu>sky,W., 
GelocuB.  Palaeontographica  XXIV.  —  .Scott,  W.  B.,  On  the  Osteology  of  Meso- 
hippuB  and  Leptomeryx.   Journ.  of  Morphology.  Boston.  1891.  vol.  V.  3. 

57* 


Digitized  by  Google 


900 


Vertebnrt«.  MammaTiit 


Metatarsalia  länger  als  Metacarpalia  und  verschmolzen.  Oberes  Eocän  und 
Oligocän. 

Bachitherium,  Rutitherium  Filhol.    Phosphorit.  Quercy. 

Prodremotherium  Filhol  (Fig.  2004.  2005).  M  vollständig  selenodont. 
Untere  M  mit  zweispitziger  Innenwand.  Metacarpalia  und  Metatarsalia  ver- 
schmolzen.   Häufig  im  oberen  Eocän  (Phosphorit)  des  Quercy. 


Gm.  J 


Klg.  2002. 

Qeloeut  communis  Aymard.   Oligocän.    Ronzon  bei  Lo  Put.    A  obere 
Backzähne  von  unten,  B  untere  Backzähne  von  der  8ette,  C  dieselben 
von  der  Käufliche.    Nat  Off.    (Nach  Kowalewsky.) 


Prodremotherium  elongatum  Filhol. 
,1  obere,  B  untere 


Ob.  Boi-an  (Phosphorit).  Quercy. 
*l*  nat.  Gr. 


m  ir 

Fig.  2003. 
Oelocu»  communis  Aymard. 
OllgocAn.  Ronzon  b.  LePuy. 
A  Vorderfuss.  //  Hinterfuss, 
'/i  nat.  Or. 
(Nach  Kowalewskl) 


Fi«  '2tm. 

Dorcotherivm  Faul  Kaup.   ob.  Mlocnn.  K 
bei  Worms.    Schädel,      nat.  (ir.  iNach 


Ixheim 
aup.) 


{Hyaemotehut) 
Irrtet  sp. 

Miocitn.    Hembach,  Ober- Schwaben. 

letzten  Milchzahni 
des  Unterkiefers,  nat.  Or. 

(Aus  Steinmann  Döderlein.) 


Dorcalherium  Kaup  (Hyaemoschus  Gray)  (Fig.  2006.  2007).  Unten-  .1/ 
aussen  mit  Basalband.    Oberer  Eckzahn  dolchformig.  Vordere  Metapodien 


Digitized  by  Googl 


)ogle| 


Uugulata.    Artiodactyla.  Cervicornia. 


901 


getrennt,  hintere  verschmolzen.    Seitliche  Metapodien  sehr  dünn.  Miocän 
von  Europa  (D.  Naui  Kaup,  D.  crassum  Lartet)  und  Ostindien  {D.  majus 
Lyd.).   Lebend  in  Westafnka  (H.  aquaticus       A  B 
Gray). 

Tragulus  Brisson  (Fig.  2008).  Sehr 
ähnlich  Dorcaiherium ,  jedoch  die  mittleren 
Metacarpalia  und  Metatarsalia  im  er- 
wachsenen Zustand  verschmolzen.  Im  Plio- 
cän  und  Pleistocän  von  Südindien.  T.  siva- 
lentis  Lyd.  Lebend  in  Südindien.  (T.  men- 
nitta  Gray). 

2.  Unterfamilie.  Leptomeryclnae. 

Hinterhaupt  niedrig  und  breit.  Gehör- 
blasen klein,  hohl.  Seitliche  Metapodien  am 
Hinterfuss  rudimentär.  Die  Cuneiformia  nicht 
mit  dem  Cubo-scaphoideum  verschmolzen. 

Fossil  im  Miocän  von  Nordamerika. 

Leptomeryx  Leidy,  Hypisodus,  Hy- 
pertragulus  Cope. 

8.  Familie.  Cervioornia. 
Geweihträger. J) 


Schädel  der  Männchen  in  der  Regel  mit 
Geweih  oder  knöchernen  Fortsätzen  versehen. 

Zahnformel:  J-  °TSf?; ,  i  Oberer  Eckzahn  bald 

gross,  vorragend  und  säbelartig,  bald  schwach,  ProdremothcHum 
frühzeitig  ausfallend  oder  ganz  fehlend;  unterer  rtlhol.  ob. 
Eckzahn  als  Schneidezahn  Jungirend.  Diastema  V0?uSn.  Aa?£. 
gross.  Backzähne  selenodont,  niedrig,  mehr-  Tarsu«  und  MetatAraus  voii 
wurzelig.  Obere  Praemolaren  kurz,  mit  Aussen-  Jj™   ?r  tIwUTr»^" 

ment  der  Fibula,  Co  (.'nlca- 
neus,  a  AntniKaliis,  e&  -f  tc 
Oubo-RCÄphoideum.) 


B  »' 

Flg.  2008. 
Tragultu 

JttWtMU. 

Recent. 
Java. 


Gr. 


wand  und  wohl  entwickeltem  innerem  Halbmond. 
Carpalia  und  Tarsalia  theilweise  vertoachsen. 
Die  Hauptmetapodien  (III  und  IV)  fast  immer 
zu  einem  Canon  verschmolzen.   Seitliche  Metapodien  meist  sehr  dünn,  unterbrochen 
oder  verkümmert,  mit  kurzen  Afterzehen. 

Das  ganze  Skelet  der  Cervicornia  zeichnet  sich,  wie  das  der  Traguliden, 
durch  spröde  Knochensubstanz  mit  reichlichen  Osteoblasten  und  durch  dünne 
Beschaffenheit  der  Schädelknochen  aus. 

Der  Schädel  hat  langgestreckte,  fast  cylindrische  Gestalt.  Die  craniale 
und  faciale  Axe  verlaufen  in  nahezu  gleicher  Richtung  und  besitzen  nicht 
die  starke  Knickung,  wie  bei  den  Horn  trägem.  Die  gewölbte  Hirnkapsel 
wird  vorzugsweise  von  den  Scheitelbeinen  und  zum  geringeren  Theil  von 
den  Stirnbeinen  bedeckt;  seitlich  gewinnen  die  Schuppen  der  Schläfenbeine 
eine  ansehnliche  Ausdehnung.  Die  Thränenbeine  haben  ungewöhnliche 
Grösse  und  sind  aussen  mit  Vertiefungen,  den  sogenannten  Thränengruben, 
versehen.  Zwischen  Thränenbein,  Nasenbein,  Stirnbein  und  Oberkiefer  ist 
sehr  häufig  eine  Lücke  in  der  Verknöcherung  zu  bemerken  (Ethmoidallücke), 


•)  Brook,  V.,  On  the  genus  Cervulus.  Proceed.  zool.  boc.  London  1874.  S.  33. 
—  Classification  of  the  Cervidae  ibid.  1878.  S.  921.  —  Dawkins,  Boyd,  Quart,  journ. 
geol  soc.  London  1869.  XXV.  S.  192.  1872.  XXVIII.  S.  405.  410.  1878.  XXXIV. 
8.  402.  —  Jiütimeyer,  L.,  Beitrüge  ru  einer  natürl.  Geschichte  der  Hirsche.  Abh. 
Schweiz,  pal.  Ge«.  1880-83   Bd.  VII.  VIII  X. 


Digitized  by  Google 


Vertebrata.  Mammalia. 


die  zu  einem  mit  dünnen  Knochenlamellen  und  Lufthöhlungen  erfüllten 
Räume  führt.  Die  Orbita  sind  ringsum  geschlossen  und  vorstehend.  Das  auf- 
fallendste Merkmal  vieler  männlicher  Hirschschädel,  der  Geweihschmuck,  hat 
nur  nebensächlichen  systematischen  Werth;  denn  nicht  nur  fehlt  derselbe 
mit  Ausnahme  von  Kenthier  allen  weiblichen  Individuen,  sondern  auch 
beiden  Geschlechtern  bei  den  ältesten  fossilen  Formen;  auch  übt  die  An- 
wesenheit eines  Geweihes  geringeren  Einfluss  auf  die  Geeammtbildung  des 
Schädels  aus,  als  die  knöchernen  Stirnzapfen  der  Hornträger.  Bei  den 
Giraffen,  Protoceratinae  u.  a.  bleiben  die  Knochenfortsätze  auf  den  Stirnbeinen 
dauernd  von  Haut  bedeckt.  Meist  wird  aber  die  Haut  nach  und  nach  ab- 
gerieben, und  die  Geweihe  ragen  frei  vor.  Die  basalen  Knochenzapfen, 
welche  die  eigentlichen,  meist  nach  der  Brunstzeit  abwerfbaren  Geweihe 
tragen,  heissen  Rosenstock,  der  knotige  Wulst  an  der  Basis  des  Geweihes 
Rose.  Bei  den  mit  mehrfach  gegabeltem  Geweih  versehenen  Formen  beginnt 
dasselbe  mit  einem  einzigen  Sprossen  (Spiesser),  der  sich  im  zweiten  Jahr 
in  zwei  Aeste  vergabelt;  m  den  folgenden  Jahren  wird  jedesmal  ein  neuer 
Spross  den  bereits  vorhandenen  zugefügt.    In  ähnlicher  Weise  verläuft  auch 


Flff.  2009. 

Ctrvu*  (Polycladut)  düraniu»  Sest.   Ob.  PliocÄn. 
Val  d'Arno.  Toskana.   A  die  drei  P  und  der 
M  de»  Oberkiefer».   B  desgleichen  vom 
Unterkiefer.   Nat.  Gr. 


Flg.  »10. 
Pleslometacarpaler 
VordorfUf»  von  Ottuj 
claphu*  Lln.,  '/?  nat  Gr. 
(Nach  Fl  o  wer.)  m*und 
m1  proximale  Stücke 
der  seitlichen  Metaear- 
palla,  II—V  zweite  bis 
fünfte  Zehe. 


Fi«.  2011. 
Hinterfuss  vom  Hinten 
{Cervu*  claphu»!,  >/i  nat. 
f>r.  (Nach  Flow  er.)  c 
(.'alcaneus,  a  Astnyr&las, 
r      6  Cuboseaphoide- 

um.  e1  Cuneiforme, 
mlV  und   ml  II  Meu 


die  phylogenetische  Entwicklung. 
Bei  den  ältesten  mioeänen  Formen 
fehlt  ein  Geweih  vollständig;  bei 
mittelmiocänen  Palaeomeryx  -  Arten 
besteht  es  lediglich  aus  einem  Rosen- 
stock, bei  Dicroceras  aus  einem 
langen  Rosenstock,  Rose  und  ein  bis 
zwei  Geweihsprossen.  Im  Pliocän 
beginnen  Hirsche  mit  kurzem  Rosen- 
stock, langer  Stange  und  zwei  bis 
drei  Nebensprossen;  aber  erst  im  Pleistocän  und  in  der  Jetztzeit  entfalten 
die  Geweihe  jene  Ueppigkeit,  Grösse  und  reiche  Verzweigung,  wie  sie  beim 
Edelhirsch ,  Renthier,  Elch,  und  in  höchster  Potenz  bei  dem  diluvialen 
Riesenhirsch  beobachtet  werden. 

Das  G  e  b  i  s  s  (Fig.  2009)  entbehrt  der  oberen  Schneidezähne,  und  auch  die 
oberen  Caninen  fehlen  den  jüngsten  Vertretern  der  Hirsche  entweder  gänzlich, 
oder  sie  erscheinen  nur  bei  den  Männchen  und  fallen  häufig  frühzeitig  aus. 
Der  untere  Eckzahn  hat  die  Form  und  Funktion  eines  Schneidezahnes  an- 
genommen. Die  Backzähne  sind  braehyodont,  mehrwurzelig,  die  Krone  mit 
dickem,  runzeligem  Sehmelz  bedeckt  und  in  der  Regel  von  einem  Basal- 
bändchen  umgeben,  das  oben  zwischen  den  inneren,  unten  zwischen  den 
äusseren  Halbmonden  je  ein  kleines  Pfeilerchen  entwickelt  Die 


Digitized  by  Google 


Ungulata.    Artiodactyla.  Cervicornia 


903 


wand  der  oberen  M  hat  stets  zwei  durch  die  vorderen  Hörner  der  äusseren 
Halbmonde  gebildete  Verticalfalten.  Die  inneren  Halbmonde  verursachen 
Marken,  welche  sich  erst  bei  stärkerer  Abkauung  vollständig  schliessen  und 
häufig  durch  spornförmige  Fortsätze  der  inneren  Markenwand  verengt  sind. 
Die  oberen  P  sind  sehr  kurz  und  machen  den  Eindruck  von  halben 
Molaren.  Die  unteren  M  sind  niedrig,  typisch  selenodont;  die  P  wenig 
gestreckt  und  aus  zwei  sehr  ungleichen  Abschnitten,  einem  kürzeren  hinteren 
und  einem  längeren  vorderen  bestehend.  Bei  den  ältesten  fossilen  Formen 
sind  vier,  sonst  immer  nur  drei  untere  P  vorhanden.  Von  den  oberen 
Milchbackenzähnen  stimmt  der  hintere  vollständig  mit  den  ächten  M 
überein,  die  beiden  vorderen  haben  zwar  die  Elemente  von  Molaren,  doch 
sind  die  inneren  Halbmonde  etwas  weniger  vollständig.  Der  letzte  untere 
Milchbackenzahn  ist  dreitheilig,  die  beiden  vorderen  gleichen  ihren  Ersatz- 
zähnen. 

Im  Carpus  (Fig.  2010)  coossificiren  Magnum  und  Trapezoid:  die  mitt- 
leren Metacarpalia  verschmelzen  frühzeitig  zu  einem  Canon,  die  seitlichen 
(II  und  V)  sind  ungemein  dünn,  meist  unvollständig,  indem  bald  nur  die 
proximalen  (Plesiometacarpi),  bald  nur  die  distalen  Theile  (Teleometacarpi) 
als  griffelartige  Knochenstäbe  zur  Entwickelung  kommen.  Kurze  Afterzehen 
besitzen  alle  ächten  Hirsche,  dagegen  fehlen  sie  den  Giraffen.  Im  Tarsus 
verwachsen  in  der  Regel  Cuboideum  mit  Naviculare  (Fig.  2011)  und  ebenso 
Cuneiforme  III  und  II ;  das  kleine  Cuneiforme  I  bleibt  stets  getrennt.  Von 
den  äusseren  Metatarsalia  sind  entweder  nur  die  kurzen  proximalen  Enden 
selbständig  ausgebildet  oder  auch  diese  mit  dem  Canon  fest  verwachsen. 
Afterzehen  kommen  bei  den  typischen  Hirschen  (nicht  bei  den  Giraffen) 
auch  bei  völliger  Verkümmerung  der  seitlichen  Metatarsalia  vor. 

Die  Cervicornia  bewohnen  gegenwärtig  ganz  Asien,  Europa,  Amerika  und 
in  der  Form  von  Giraffen  auch  das  centrale  und  südliche  Afrika.  Sie  fehlen 
nur  in  Australien.  In  der  alten  Welt  sind  die  plesiometacarpalen  Formen, 
in  der  neuen  die  teleometacarpalen  vorherrschend,  Die  ältesten  Vertreter 
beginnen  im  unteren  Miocän  von  Europa.  Im  oberen  Miocän  und  im  Plio- 
cän  gewinnen  die  Hirsche  sowohl  in  der  alten  Welt,  als  in  Nordamerika 
grössere  Verbreitung.  Den  Höhepunkt  ihrer  Entwickelung  erreichen  sie  im 
Pleistocän  und  in  der  Jetztzeit 

1.  Unterfamilie.   Moschinae.  Moschushirsche. 

Schädel  geweihlos.  Obere  C  säbelartig  vorragend.  Oben  und  unten  drei  P 
vorhanden.  Distale  Rudimente  der  seitlichen  Metapodien  mit  langen,  drei- 
gliedrigen Afterzehen. 

Die  beiden  lebenden  Gattungen  (Moschus,  Hydropotes)  bewohnen  die 
centralasiatischen  Hochländer.  Zweifelhafte  fossile  Reste  von  Moschus  werden 
aus  den  Siwalikschichten  von  Süd-Indien  erwähnt. 

2.  Unterfamilie.    Cer?ulinae.  Muntjakhirsche. 

Schädel  geweihlos,  oder  Männchen  mit  kurzem,  meist  nur  dichotom  gegabeltem 
oder  mit  wenigen  Sprossen  ausgestattetem  Geweih  versehen,  das  auf  langem  Rosen- 
stock  sitzt  und  bei  den  älteren  Formen  nicht  abgeworfen  7vird.  Obere  Eckzähne 
sehr  stark  entwickelt,  weit  vorragend,  aussen  concav ,  seitlich  zusammengedrückt 
und  hinten  schneidend.  Backzähne  hirschartig;  die  P  wenig  verlängert.  Vorder- 
fuss meist  plesiomttacarpal,  sehr  selten  mit  vollständigen  Seitengriffeln. 

Lebend  in  Süd-Asien.    Fossil  vom  Miocän  an. 

A  mphitragalus  Pomel.  Schädel  geweihlos,  ohne  Thränengrube  und 
Ethmoidallücke.  M  niedrig,  fast  glatt,  die  unteren  aus  zwei  einfachen  Halb- 
monden und  einer  dicken  zweispitzigen  Innenwand  bestehend.  Dio  hinteren  P 
verlängert.    Häufig  im  unteren  Miocän  der  Auvergne  und  der  Gegend  von 


Digitized  by  Google 


Vertebrata.  Mauomalia. 


Ulm  und  Mainz.  A.  elegans,  Lemanensis  Pomel  etc.  Grösse  wie  Reh  oder 
Zwerghirsch. 

Dremotherium  Geoffrov  (Fig.  2012).    Wie  vorige,  aber  untere  M  auf 
der  Aussenseite  des  vorderen  Halbmondes  mit  einer  schwachen  Falte  (Palaeo 
m^ryx-Falte).    Seitliche  Metapodien  nur  durch  Griffel  angedeutet.  Im  unteren 
Miocän  der  Auvergne,  Ulm,  Weisenau.    D.  Feignouxi  Geoffroy, 

Micromeryx  Lartet.    Mittel-Miocän.    Sansan,  Steinheim. 


Dicroeerat  furcatvs  Hensel  *p.     Ob.  Miocän.     Stelnhelm,  Dieroeertu  eUgam  Lartet.  Miocftn. 

Württemberg'.    A  obere  Milonbaokeii/Jthne.   B  obere  Back-  Sansan.   Gers.   Geweih,  V»  nat  Gr. 
zahne.   (*  untere  Bacltzahno     w  '  BnMüpfeilerchen,  iNachGaudry) 
tc  PalaeotneoxfHlte.   (Nach  Dbderlein.) 

Palaeomeryx  v.  Meyer.  Schädel  wahrscheinlich  geweihlos.  M  mit 
runzeligem  Schmelz.  Obere  C  gross.  Untere  M  mit  starker  Palaeomeryx~F&\te. 
Grösse  wie  Edelhirsch.    Mittel-Miocän.    P.  Bojani,  eminent  v.  Meyer. 

Dicroceras  Lartet  {Procervxdus  Gaudry)  (Fig.  2013.  2014.  Wie  Palaeo- 
meryx, aber  Schädel  mit  zweisprossigem,  selten  dreisprossigem  Geweih.  Mittel- 
Miocän  (Sansan,  Steinheim  etc.).    D.  elegans  Lartet,  D.  jurcatus  Heneel. 

Cervulus  Blainv.  Lebend  in  Süd-Indien;  fossil  im  oberen  Miocän  und 
Pliocän  von  Europa  und  im  Pleistocän  von  Indien. 

Blastomeryz  Cope  (Fig.  2015),  Cosoryx  Leidy  im  oberen  Miocän 
(John  Day-Stufe)  und  im  unteren  Pliocän  (I>oup  fork  Stufe)  von  Nordamerika. 

3.  Unterfamilie.  Cerrinae. 

Geweih  mit  kurzem  Rosenstock,  mehr/ach  gegabelt,  periodisch  wechselnd,  in 
der  Regel  nur  beim  männlichen,  zuweilen  aber  auch  bei  beiden  Geschlechtern 
vorhanden.  Obere  C  schwach  oder  fehlend.  Backzähne  braehyodont.  Vorder 
fuss  plesio-  oder  teleometacarpal. 

Lebend  auf  der  nördlichen  Hemisphäre  und  Südamerika.  Fossil  vom 
oberen  Miocän. 


Digitized  by  Google 


üngulata.    Artiodactyla.  Cervicomia. 


905 


td*m 


HM 


Die  Gattung  Cervus  Lin.  wird  in  zahlreiche  Subgenera  zerlegt: 

a)  Capreolus  Harn.  Smith  (Reh).  Geweih  aufrecht,  dreisprossig. 
obersten  Miocän  von  Pi-  A  n 

kermi,  Cucuron,  Baltavar 
(C.  Matheroni  Gerv.)  und 
im  Pliocän  der  Auvergne. 
(C.  Cusaniis  Croiz.  Job.). 

b)  Furcifer,  c)  Ca- 
riacus,  d)  Blastoceras 
Gray.  Lebend  und  fossil 
(Pleistoeän)  in  Südamerika. 

e)  Axis  Harn.  Smith. 
(Fig.20Uj).  Geweih  schlank 
mit  3  bis  4  cylindrischen 
Nebensprossen."  Extremi- 
täten plesiometacarpal.  Le- 
bend in  Südindien.  Fossil 
im  Pliocän  der  Auvergne 
(C.  Borbonicus,  Pardinensis 
Croiz.  Job.),  im  Crag  von 
England  und  im  Pleistoeän 
von  Ostindien. 

f)  Elaphus  Gerv. 
Edelhirsch.  Geweih  viel- 
sprossig,  Stange  und  Spros- . 
sen  gerundet.  Häufig  im 
Pliocän  (C.  Perrieri,  Arver- 
nensis,  Jssiodorensis  Croiz. 
Job.)  und  im  Pleistoeän 
von  Europa  (C.  elaphus  und 
Canadensis)  von  Europa, 
Nordasien  und  Nordame- 
rika. 

g)  Polycladus  Gerv. 
(Fig.  2017).     Geweih  viel- 
sprossig,  die  Sprossen  distal 
abgeplattet.  Plio- 
cän.  Europa.  C. 
Sedgwicki  Falcon. 

h)  Dama  Hain. 
Smith  (Megaceros 
Owen)  (Fig.  2018. 
2019).  Geweih 
stark,  am  Grund 
cy  Ii  ndrisch,  distal 
abgeplattet  und 
schaufelartig  aus 
gebreitet.  Lebend 
(C.  dama  Lin.)  in 
Südeuropa  und 
Kleinasien.  Fossil 
im  Pliocän  und 
Pleistoeän  von 
Europa.  Die  aus- 
gezeichnetste und 
gröeste  Art  ist  der  Riesen 
von  einem  Ende  bis  zum 


Im 


Fi«.  2015. 

Blartomeryx  gtmmiftr  Copc.    UnL  Plio- 
cän (Loup  Fork-Stufe).  Nebraska. 
A  teleometacarpaler  Vorderfuss, 
B  Hinterfusi,  »/»  nat  Gr.  (Nach  Scott) 


Fig.  2016. 

Cervu*  (AxU)  PardinentU 
Croizetet  Jobert.  Geweih 
■/*  nat  GrÖBse.  Pliocän. 
Issoire.  Auvergne.  (Nach 
G  audry.) 


Fi*.  2017. 


Cervu*  ( Polycladu*)  SedgtoieH  Falcon. 

Schodel  mit  Geweih. 

hirsch  (C.  euryceros  Aldrov.), 
andern  2  bis  3ljt  m  misst. 


Ob.  Pliocän.   Val  <l'  Arno. 


dessen  Geweih 
Ganze  Skelete 


906 


Vertebrata.  Mammalia, 


finden  sich 
geweihlos. 


nicht  selten  in  Torfmooren  von  Irland.    Die  Weibchen  sind 


i)  Cervalces  Scott 
Pleistocän.  Nordame- 
rika. 

k)  Alces  Ham.  Smith. 
(Elenthier).  Lebend  und 
im  Pleistocän  von  Euro- 
pa, Nordasien  und  Nord- 
amerika. 

1)  Rangif  er  Ham. 
Smith.  (Renthier).  Beide 
Geschlechter  mit  star- 
kem vergabeltem,  liegen- 
dem Geweih;  die  Spros- 
sen abgeplattet.  Das 
Renthier  (C.  tarandus 
Lin.)  bewonnt  die  po- 
laren Gebiete  der  nörd- 
lichen Hemisphäre  und 
war  im  Diluvium  in 
Europa  bis  zu  den  Pyre 
näen  und  Alpen  ver- 
breitet. Seine  Reste 
finden  sich  massenhaft 
in  prähistorischen  An- 


fir.  aoia 

Cervut  (Mtgaeemt)  eurycenu  Aldrovandl.  Weiblicher  Schädel.  Tort 
Bland,  V»  n»t-  Gr.  (Nach  Owen.) 


Ulf.  2019. 

Cervu*  (Hrr/acero*}  ruri/cerut  Aldrovandl.   Torf.  Irland. 
Bxelet  rt-staurirt.   (Nach  Owen.) 


siedelungen  der  älteren 
Steinzeit 


4.  Unterfamiüe. 
Protoceratlnae.  Marsh.1) 

Zahnformel  i  ^'  j  ^' 
Backzähne  brachy-seleno- 
dont.  Obere  und  untere 
C  bei  beiden  Geschlechtern 
vorhanden.  Männlicher 
Schädel  mit  kurzen  knö- 
chernen Zapfen  auf  Schei- 
telbeinen und  Stirnbeinen 
und  verticalen  Knochen- 
platten auf  Stirnbein  und 
Oberkiefer.  Weibchen  mit 
kleinen  Protuberanzen  auf 
dem  Scheitelbein.  Carpalia 
getrennt.  Vorderfuss  mit 
zwei  starken,  getrennten 
mittleren  und  zwei  schwä- 
cheren seitlichen  Metapo- 
dien.  Hinterfuss  mit  un- 
vollständig verschmölze 
nem  Canon  und  proxi- 
malen Seitengriffeln. 


l)  Marsh,  0.  C,  Amor.  Journ.  of  Science  1891.  S  81.  —  Usborn,  H.  F.  and 
Wortmann,  J.  L.,  Bull.  Amer.  Mus.  nat.  hist  1892.  IV.  S.  351. 


Digitized  by  Google 


Ungulata.    Artiodactyla.  Cervicoraia. 


907 


Die  einzige  Gattung  (Protoccras  Marsh)  im  unteren  Miocän  (White 
River-Stufe)  von  Nordamerika. 

5.  Unterfamilie.  Giraftinae. 

Grosse  hochbeinige  Thiere  mit  langgestrecktem,  enhveder  geweihlosem  oder 
mit  kurzen  paarigen,  einfachen  Stirnzapfen  versehenem  Schädel  ohne  Thränengrube 
und  kleinen  ringsum  geschlossenen  Orbiten.    Die  Knochen  der  Schädeldecke  pneu- 


Flg.  2020. 

fi  Gaudiy  und  Laitet.  Oberstes  Mlocln. 
Kestaurirte»  Skelet.    (Nach  Gaudry.) 


Pikerml  bei  Athen. 


matisch.  Obere  Eckzähne  fehlen.  Untere  Eckzähne  zweilappig.  Backzähne 
niedrig,  einfach,  gedrungen,  hirschartig.  Seitliche  Metapodien  und  Aftertehen 
vollständig  verkümmert. 

Lebend  in  Cen- 
traiafrika ;  f088Ü 
im  oberen  Miocän 
von  Südeuropa, 
Persien  und  Süd- 
indien 

Helladothe- 
rium  Gaudry  (Fig. 
2020).  Schädel 
ohne  Stirnzapfen 
mit  schwacher 
Protuberanz  auf 
dem  Nasenrücken. 
Hals  miissig  lang. 
Vorder-  und  Hin- 
terbeine fast  gleich 
lang.  Ober -Mio- 
cän von  Pikerrni 
und  Sivalik. 

Palaeotragus  Gaudry,  Alciccphalus  Rodler  und  Wcith.  üb.  Miocän. 
Pikenni  und  Maragha. 

Samotherium  Forsyth  Major  (Fig.  2021).  Männliche  Schädel  mit  einem 
Paar  stumpfer  Knochenzapfen  über  den  Orbiten.  Hals  kürzer  und  Skelet 
plumper  als  bei  der  Giraffe.    Ob.  Miocän.    Samos  und  Persieu. 


Fit?  2021. 

Samotherium  BoUlieri  Forsyth  Major.    Oh  Miocän 
Schädel  verkleinert.    :N«eh  l.yilekker) 


Samos. 


Digitized  by  Google 


908 


Vertebrata.  Mammalia. 


Camelopardalis  Schreber.  (Giraffe.)  Auf  der  Grenze  von  Stirn-  und 
Scheitelbein  ein  Paar  kurze  Knochenzapfen  und  auf  dem  Nasenrücken  eine 
Protuberanz.  Hals  sehr  lang.  Vorderbeine  länger,  als  Hinterbeine.  Ober- 
Miocän  (Pikermi,  Sivalik,  China)  und  lebend. 

6.  Unterfamilie.  Sivatherlnne.1) 

Grosse  Wiederkäuer  mit  stark  ausgedehntem  Stirnbein  und  pneumatischem 
Schädeldach.  Vor  der  Occipitalkante ,  auf  den  hinteren  Aussc necken  des  Stirn- 
beins zwei  mächtige,  entweder  auf  getrennter  oder  gemeinsamer  Basis  stehende, 
abgeplattete,  sckivach  verästelte,  an  der  Basis  mit  Hohlräumen  versehene  Knochen- 
zapfen. Ein  weiteres  Paar  conischer  Knochentapfen  zuweilen  auf  dem  vorderen 
Theil  der  Stirnbeine.    Backzähne  braehyodont. 


Flg.  2022. 

Sivathertum  gigantnun  Falcon.  u.  Cautley.  Ob.  Miocfcn.  Slwallk.  Ostindien    Skelct  re»taurlrt 

(Nach  Muric.) 

Diese  merkwürdigen,  ausgestorbenen  Wiederkäuer  werden  von  Lydekker 
und  Forsyth  Major  an  die  Giraffen  angeschlossen,  während  Murie  und 
Rütimeyer  den  Antilopencharakter  derselben  betonen,  und  insbesondere 
auf  die  grosse  Ausdehnung  des  Stirnbeins  und  die  Zurückdrängung  der 
Scheitelbeine  Gewicht  legen.  Das  Gehörn  erinnert  an  das  Schaufelgeweih 
von  Alces. 

Sämmtliche  Vertreter  dieser  Familie  (Sivatherium,  Bramatherium 
Falconer,  Hydaspitherium  Lydekker  und  XJrmiatherium  Rodler)  stammen 
aus  dem  oberen  Miocnn  von  Ostindien  (Sivalik-Schichten)  und  Pereien. 

9.  Familie.   Cavicornia.    Hohlhörner,  Hornträger.1) 

Schädel  beider  Geschlechter,  zuweilen  nur  der  Männchen  mit  knöchernen  von 
Hornscheiden  umgebenen  Fortsätzen.  Oebiss  °~-  *  Obere  Schneide-  und  Eck- 
zähne fehlen.    Backenzähne  selenodont,  braehyodont  oder  hypselodont.   Carpus  und 

»)  Rütimeyer,  L.,  Die  Rinder  der  Tertiftrperiode.    Abliandl.  Schweiz,  palaootol. 
Gesellschaft.  1877.  1878. 


Digitized  by  VjOOQle 


Ungulata.    Artiodactyla.  Cavicornia. 


900 


so 


Tarsus  wie  bei  den  Cervicomia.  Hauptmetapodien  zu  einem  Canon  verschmolzen 
mit  scharfen  distalen  Leitkielen.  Seitliche  Metapodien  niemals  vollständig,  häufig 
ganz  verkümmert.    Aßerzehen  fehlend  oder  vorhanden. 

Im  Vergleich  mit  den  Cervicomia  erweisen  sich  die  Cavicornia  als  vor- 
geschrittenere und  in  mehrfacher  Hinsicht  stärker  specialisirte  Wiederkäuer. 
Im  Schädel  fällt  die  Knickung  der  Gesichtsaxe  gegenüber  der  horizontal 
gestellten  cranialen  Axe 
auf  (Fig.  2023};  noch 
mehr  aber  verleiht  die 
ungewöhnliche  Aus- 
dehnung der  Stirnbeine 
den  Cavicorniern  ein 
charakteristisches  Aus 
sehen.  Indem  die  Fron- 
talzone hinter  den  Or 
biten  den  grösseren  Theil 
des  Schädeldaches  bil- 
det, drängt  sie  die  stark 
verkürzten  Scheitelbeine 
nach  hinten  und  schiebt 
sie  bei  den  extremsten 
Formen  (Bos)  sogar  voll- 
ständig auf  die  Hinter- 
hauptsfläche. Mit  der 
Ausdehnung  der  Stirn- 
beine ist  häufig  eine 
namhafte  Erweiterung 
des  Sinus  frontalis  ver- 
bunden; die  Diploe  wird 
durch  Lufthönlen  er- 
setzt, und  die  Stirn  er- 
hält pneumatische  Be- 
schaffenheit.   Bei  den  , ,  c  ,  F'B  f*   ul  ,  .       M  ,  ,  , 

,    ,••               im    .        .i  Schädel  eine«  hornlosen  Schafes,  In  iler  Mittelebene  vurtiral  dnreh- 

Antllopen      laSSt      Sien  schnitten,  IJL  nat  (»r.   (Nach  Fl o wer)    PMr  Zwischenkiefer,  Sa 

diese        eißCnthÜmliche  Nasenbein,  UT  Conchae  des  maxllloren,  ET  des  ethnioidalen 

a  ..nu:i,]..«~          i'       >   '  Riechrohres,  ME  Mesethmoideum ;   VO  Voiimt,  W  Gaumenbein, 

AUbDlKlUng  aerrrontai-  Pt  FliiKelbeln,  PS  Praosphenold ;  Fr  Stirnbein  mit  Lufthöhion, 

Zone  in  ihrer  EntWicke-  OS  Orbitnspbenold,  ÄS  Alisphenold,  BS  Baslsphonoid ;  Pa  Scheitel- 

l          o  U  •**  t"     au  bein,  /Vr  Felsenbein  (/Vrfalfcum),  TjfGriirelfortsatzdesTympanieuiii, 

lUtlg  OCnntt  Ilir  »Cnritt  so  siiipraoccipitale ,  EtO  F.xoeelpitale,  BO  Bnslocelpltale ,  pp  Pro- 

verfolgen  Während  Z  B.  mmu»  paroeclpltall«.   rp  Kronfortsatx,  cd  Cnndylus,  «  Symphyse 

 •  „„    n  n„    _«.ÄV.  des  Unterkiefers,    ik,  eh,  ch,  bh.  th  verschiedene  Abschnitte  de« 

gewi88e    (jrazellen    noch  Zungenbeins 

Stirnbeine  mit  Knochen- 

diploe,  wie  die  Hirsche  besitzen,  stellen  sich  bei  anderen  kleinere  oder 
grössere  Lufträume  ein.  In  der  hinteren  Stirnregion  über  oder  hinter  den 
runden,  mehr  oder  weniger  vorragenden  und  ringsum  geschlossenen  Orbiten 
erheben  sich  in  der  Regel  bei  beiden,  seltener  nur  beim  männlichen  Ge- 
schlecht, knöcherne  Zapfen  von  dichter  oder  häufiger  pneumatischer  Be- 
schaffenheit, deren  hohle  Basis  mit  den  Lufträumen  im  Stirnbein  com- 
munizirt.  Bei  den  primitiveren  Formen  stehen  diese  Zapfen  aufrecht  oder 
schräg  nach  hinten  gerichtet  zwischen  den  Augenhöhlen ;  bei  den  extremen 
Formen  (Bovinae)  rücken  sie  weit  nach  hinten  und  aussen  in  die  Hintcrecken 
des  Schädels  una  richten  sich  fast  rechtwinklig  und  horizontal  nach  aussen. 
Die  Nasenbeine,  Oberkiefer  und  Thränenbeine  sind  meist  stark  ent- 
wickelt, die  Jochbogen  dagegen  dünn  und  kurz.  Thränengruben  und  Eth- 
moidallücken  sind  bei  den  Antilopen  häufig  vorhanden,  fehlen  aber  bei 
Bovinen. 

Das  Gebiss  ist  unvollständig  und  namentlich  oben  stark  reducirt,  ohne 
Schneide-  und  Eckzähne.    Der  untere  C  rückt  wie  bei  allen  Wiederkäuern 


Digitized  by  Google 


910 


VertebratA.  Manmmlia. 


neben  die  J  und  fungirt  als  solcher.  Die  eelenodonten  Backzähne  bleiben 
bei  den  primitiveren  Formen  (fossile  Antilopen)  brachyodont,  werden  bei 
den  vorgeschritteneren  aber  hvpeelodont  und  zuweilen  ausgezeichnet  pris- 
matisch. Der  8chmelz  ist  in  der  Regel  glatt,  seltener  runzelig;  Basal  wülst- 
chen kommen  nur  bei  den  Antilopen  vor;  accessorische  Pfeilerchen  fehlen 
oder  können  (Bovinae)  eine  ungewöhnliche  Stärke  erlangen.  An  den  oberen 
Molaren  bestellt  die  durch  verticale  Falten  verstärkte  Aussenwand  aus  zwei 
sichelförmig  gebogenen  Blättern;  die  halbmondförmigen  Innenhügel  bilden 
meist  geschlossene  Marken.  Die  P  sind  kurz,  aus  Aussenwand  und  einem 
inneren  Halbmond  zusammengesetzt.  Die  unteren  M  zeichnen  sich  durch 
vollständig  geschlossene,  aus  zwei  schwach  gekrümmten  Blättern  zusammen- 
gesetzte Innenwand  aus;  die  beiden  Aussenhügel  sind  halbmondförmig  und 
bilden  geschlossene  Marken;  zwischen  denselben  in  dem  Aussenthai  erhebt 
sich  zuweilen  ein  accessorischer  Pfeiler.  Die  drei  unteren  P  entsprechen 
vorwiegend  vorderen  Hälften  von  Molaren,  doch  ist  die  hintere  Hälfte  durch 
einen  winzigen  Halbmond  oder  eine  Schlussfalte  angedeutet.  Die  Schneide- 
zähne, sowie  der  dicht  an  dieselben  angerückte  Eckzahn  haben  schaufel- 
artige Krone  und  sind  wenig  von  einander  verschieden. 

Die  oberen  Milch  Backenzähne  sind  etwas  gestreckter  und  unregel- 
mässiger als  die  Molaren,  besitzen  aber  meist  den  vollen  Inhalt  derselben, 
nur  am  vordersten  ist  die  Vorderhälfte  zusammengedrückt  und  die  Hinter- 
hälfte reducirt.  Von  den  unteren  Milchbackenzähnen  ist  der  hintere  drei- 
theilig,  die  zwei  vorderen  gleichen  ihren  Ersatzzähnen. 

Das  Skelet  unterscheidet  sich  nicht  wesentlich  von  dem  der  Cervi- 
cornier.  Die  Extremitäten  erreichen  jedoch  die  höchste  Stufe  der  Redaktion. 
Die  Hauptmetapodien  bleiben  nur  im  Embryonalzustand  getrennt,  ver- 
schmelzen schon  frühzeitig  zu  einem  vorne  mehr  oder  weniger  tief  gefurchten 
Canon;  von  den  zwei  seitlichen  Metapodien  bleiben  zuweilen  (Antilopen) 
noch  selbständig  entwickelte  proximale  Griffel  erhalten,  meist  verschwinden 
aber  auch  diese;  Afterzehen  sind  häufig  vorhanden.  Carpus  und  Tarsua, 
Magen  und  Placenta  verhalten  sich  wie  bei  den  Hirschen. 

Unter  allen  Hufthieren  bilden  die  Hornträger  die  jüngste  und  formen- 
reichste Gruppe.  Sie  haben  erst  in  der  gegenwärtigen  Erdperiode  den 
Höhepunkt  ihrer  Entwickelung  erreicht  und  zeigen  durch  ihre  Umbildungs- 
fähigkeit bei  der  Züchtung,  dass  ihnen  noch  eine  gewisse  Plasticität  und 
Jugendlichkeit  innewohnt.  Die  Merkmale  der  verschiedenen  Gattungen  und 
Arten  sind  noch  nicht  durch  vieltausendjährige  Vererbung  befestigt  und 
darum  auch  die  Unterscheidung  derselben  mit  ungewöhnlichen  Schwierig- 
keiten verknüpft.  Der  Schauplatz,  auf  welchem  sich  die  Cavicornier  ent- 
wickelt und  ausgebreitet  haben,  ist  die  alte  Welt.  Heute  erscheint  Afrika 
als  ihr  Verbreitungscentrum,  in  Wahrheit  dürfte  aber  Südasien  und  viel- 
leicht Südeuropa  die  Uraprungsstätte  für  die  Mehrzahl  der  Gattungen 
bilden.  Die  ältesten  fossilen  Vertreter  der  Cavicomia  finden  sich  im  Miocän 
von  Europa  und  Südindien,  und  zwar  beginnen  die  Homträger  mit  hirsch- 
ähnlichen Antilopen,  welche  muthmasslich  aus  Traguliden  oder  Cervulinen 
entstanden  sind.  Erst  im  Pliocän  und  Pleistocän  gesellen  sich  den  immer 
zahlreicher  werdenden  Antilopen  auch  Schafe,  Ziegen  und  Rinder  bei,  deren 
Merkmale  jedoch  immer  noch  eine  primitive,  jugendliche  Entwicklungs- 
stufe verrathen. 

1.  Unterfamilie.    Antiloplnae.  Antilopen. 

Stirnzapfen  über  oder  unmittelbar  hinter  den  Orbita  stehend,  eylindriseh  oder 
dreikantig,  aufrecht  oder  nach  hinten  gerichtet,  dicht  oder  an  der  Basis  mit  Hohl- 
räumen. Stirnbeine  dicht  oder  mit  Lufthöhlen.  Parietalia  ziemlich  gross,  am 
Schädeldach  Theil  nehmend.  Backzähne  brachyodont  oder  hypselodont  DU 
mittleren  Schneidezähne  grösser  als  die  seitlichen. 


Digitized  by  Google 


Ungulata.    Artiodactyla.    Cavicornia.  911 

Die  Antilopen  bilden  die  formenreichste  Gruppe  unter  den  Cavicorniern. 
Es  Bind  über  100  lebende  Arten  aus  Afrika  und  Asien  beschrieben.  Nord- 
amerika besitzt  nur  zwei  Gattungen  (Antilocapra  und  Haploceras).  Die 
ältesten  fossilen  Formen  erscheinen  im  mittleren  Miocän  von  Europa;  ihre 
Hauptverbreitung  ist  im  oberen  Miocän  der  alten  Welt. 

Gazella  Blv.  Stirnzapfen  dicht  hinter  den  Orbiten,  steil,  leierförmig. 
üb.  Miocän  von  Pikermi,  Cucuron  etc.  (G.  brevicornis  Wagn.,  G.  deperdita 
Gervais)  und  Sivalik;  ferner  im  Pliocän  der  Auvergne  (Ö.  Borbonica  Dep.), 
Algier  und  England  (G.  Anglica  Newton}. 

Antidorcas  Roth  (Helicopkorus  Lyaekker).  Ob.  Miocän.  Pikermi. 

Saiga  Gray.  (Fig.  2024).  Stirnzapfen  rundlich,  kurz,  steil  aufgerichtet. 
Lebend  in  den  Steppen  von  Osteuropa  und  Sibirien.  Fossil  im  Diluvium 
von  Europa. 

Tetraceros  Leach  und  Porta x  Harn.  Smith  im  Tertiär  und  Pleistocän 
von  Ostindien. 


(Nach  8m.  Wood  ward.) 

Palaeoreas  Gaudry  (Fig.  2025).  Stimzapfen  Spiral  gedroht,  schräg 
nach  hinten  und  oben  gerichtet.  Scheitelbeine  gegen  das  Hinterhaupt 
winklig  abgegrenzt.  Stirnbeine  ohne  Lufthöhlen.  Ob.  Miocän.  ^iiilcuropa 
und  Pliocän  von  Toseana  und  Algier. 

Tragelaphus  Blv.  Stirnzapfen  zweikantig,  schraubenförmig  gedreht. 
Pliocän.    Auvergne  (T.  torticornis  Aymard). 

Protragoceras  Deperet.    Mittel-Miocän.  (P.  Chantrei  Drn.) 

Tragoceras  Gaudry  (Fig.  2026).  Stirnzapfen  nur  bei  Männchen  vor- 
handen, in  der  Mitte  des  Schädels,  dreikantig,  vorne  zugeschärft,  schräg 
nach  hinten  und  oben  gerichtet.  Stirnbeine  und  Gehörn  mit  Luftzellen. 
Backzähne  niedrig  mit  starken  Basalsäulchen.  Ob.  Miocän.  Südeuropa  und 
Persien.    (T.  Amaltheus  Wagn.  sp.). 

Palaeoryx  Gaudry.  Stirnzapfen  oval,  lang,  vorne  zugeschärft,  schräg 
nach  hinten  gerichtet.  Ob.  Miocän.  Südeuropa.  (P.  Pallasi  Wagn.  sp.) 
und  Pliocän  von  Toscana. 


Digitized  by  Google 


912 


Vertebrata.  Mammalia. 


Rupicapra  Ham.  Smith.  Ueberreete  der  Gemse  kommen  selten  im 
Diluvium  von  Europa  vor. 


Fix.  2026 

Tragoerrat  AmaUheut  Wagn^sp.    Ob  k  r 


Athen.  Restmirirtiw 


(Nach  Gaudry.) 


2.  Unterfamilie.  (Mute. 
Schafe  und  Ziegen. 

Sc hä  de  laxe  stark  geknickt 
Stirnzapfen  hohl,  über  den 
Augenhöhlen  beginnend,  sehr 
gross ,  seitlich  abgeplattet. 
Stirnbeine  mit  Lufthohlen, 
sehr  stark  ausgedehnt;  Schei- 
telbeine kurz,  jedoch  noch 
an  der  Zusammensetzung  der 
Schädeldecke  theilnehmend. 
Backzähne  prismatisch,  com- 
primirt,  scharfkantig,  glatt, 
mit  engen,  halbmondförmigen 
Marken,  meist  ohne  accesso- 
rische  Säulchen.  Schneide- 
zähne einander  ähnlich.  Seit- 
liche Metapodien  und  After- 
zehen fehlen. 

Schafe  und  Ziegen  nebst  Verwandten  sind  Gebirgsbewohner  der  nörd- 
lichen Hemisphäre  und  vorzugsweise  in  Asien  und  Europa  verbreitet;  nur 
wenige  Arten  kommen  auch  in  Nordamerika  vor.  Die  ersten  fossilen 
Formen  beginnen  im  oberen  Miocän;  sie  linden  sich  wenig  zahlreich  im 
Pleistocän  von  Europa,  Indien  und  in  einer  Gattung  (Ovibos)  auch  in  Nord- 
amerika. 

Criotherium  F.  Major.    Ob.  Miocän.  Samos. 

Capra  Lin.  Ziege.  Stirnzapfen  im  Durchschnitt  länger,  als  breit. 
Schädel  ohne  Thränengruben.  Im  ob.  Miocän  von  Ostindien  (C.  Sivalensis 
Lyd.)  und  im  Pleistocän  von  Europa  (C.  ibex  Steinbock,  C.  pyrenaica 
Schimp.,  Ibex  Jossüis  Nehring).  Die  Hausziege  findet  sich  erst  in  Nieder- 
lassungen der  jüngeren  Steinzeit. 

Ovis  Lin.  Schaf  (Fig.  2023).  Stirnzapfen  dreikantig,  vorne  breit. 
Thränengrube  vorhanden.  Selten  im  Diluvium  von  Europa.  (0.  Savinii 
Newton,  0.  aries  Lin.) 

Ovibos  Blv.  Moschusochse.  Stirnzapfen  hinter  den  Augen  nach  unten, 
die  Spitzen  nach  aussen  gerichtet,  an  der  Basis  stark  angeschwollen,  aus 
schwammiger  Knochensubstanz  bestehend.  O.  moschatus  Blv.  lebt  jetzt  in 
den  nördlichsten  Theilen  von  Nordamerika,  namentlich  in  Grönland  und 
Alaska;  war  im  Diluvium  über  einen  grossen  Theil  von  Nordamerika,  Asien 
und  Europa  verbreitet.  Im  Missourigebiet  war  er  von  einer  zweiten  Art 
(0.  priscus  Rütim.)  begleitet. 

3.  Unterfamilie.    BoTlnae.  Rinder.1) 

Stirnzapfen  hohl,  kräftig,  cylindrisch  oder  dreikantig,  meist  rechtwinklig  nach 
aussen  gerichtet,  ziemlich  weit  hinter  den  Orbita  am  hinteren  Ausseneck  des 
Schädels  entspringend.      Stirnbeine   ausserordentlich  gross,   bis   zum  Occiput 

')  Rutimeyer,  L.,  Die  Fauna  der  Pfahlbauten  (N.  Denkschr.  Schweiz.  Ges.  f. 
Naturw )  1861.  —  Beiträge  zu  einer  palaeont.  Geschichte  der  Wiederkäuer,  zunächst 
von  Linne  s  Genus  Bus.  Verh.  der  naturf.  Ges.  Basel  1^65.  IV.  —  Versuch  einer 
natdrl.  Geschichte  des  Rindes.  I.  u.  II.  (X.  Denksch.  Schweiz.  Ges.  f  Naturw.) 
1866.  67.  Bd.  XXII.  und  XXIII.  —  Turner,  on  the  genera  and  subdivisiona  of  the 
Bovidae.    Proc.  Zool.  Soc.  London.  1849. 


Digitized  by  Google 


UngulatA.    Artiodactyla.  Cavicornia. 


913 


reichend;  Scheitelbeine  sehr  kurz,  bei  den  extremsten  Formen  ganz  auf  das 
Hinterhaupt  gedrängt.  Backzähne  prismatisch,  hoch,  mit  stark  enhvickelten  accesso- 
rischen  Basalp/eilern  und  ziemlich  dicker  Cementschicht. 

Zu  den  Rindern  gehören  grosse,  stämmige  Wiederkäuer,  bei  denen  die 
Merkmale  der  Cavicornia  ihre  höchste  Ausbildung  erlangt  haben.  Ihre 
eigentliche  Heimath  scheint  das  südliche  Asien  zu  sein,  aber  auch  Europa, 
Nordamerika  und  Afrika  besitzen  wildlebende  Formen,  so  dass  nur  Süd- 
amerika und  Australien  ausserhalb  ihres  Verbreitungsgebietes  liegen.  Fossile 
Reste  erscheinen  zuerst  im  oberen  Miocän  von  Ostindien ,  sodann  im 
mittleren  und  oberen  Pliocän  von  Europa  und  Nordamerika.  In  grösserer 
Häufigkeit  rinden  sich  fossile  Rinder  erst  im  Diluvium  und  zwar  im  ganzen 
heutigen  Verbreitungsgebiet  der  Bovinen. 

In  osteologischer  Hinsicht  stellen  die  Rinder  die  extremsten  und  am 
schärfsten  differenzirten  Entwickelungsformen  der  gesammten  Wiederkäuer 
dar.  Die  mit  Lufträumen  erfüllten  Stirnbeine  gewinnen  die  grösste  Aus- 
dehnung und  bilden  fast  die  ganze  Bedachung  des  Gehirns.  Die  Scheitel- 
beine werden  zuweilen  ganz  auf  die  Hinterhauptsflächo  gedrängt,  und  auch 
die  mehr  oder  weniger  nach  aussen  gerichteten  Stirnzapfen  rücken  weit  nach 
hinten  und  aussen.  Thräncnbeine  und  Nasenbeine  haben  ansehnliche  Grösse, 
dagegen  fehlen  Thränengruben. 

Die  hohen,  prismatischen  und  breiten  Backenzähne  gewinnen  durch  eine 
ziemlich  ansehnliche  Decke  von  Gement  an  Stärke ;  die  accessorischen  Basal- 
pfeiler  auf  der  Innenseite  der  oberen,  auf  der  Aussenscite  der  unteren 
Molaren  entwickeln  sich  zu  vorragenden,  öfters  mit  lappigen  Fortsätzen  ver- 
sehenen Pfeilern;  die  Marken  sind  geschlossen,  und  der  Schmelz  häufig 
gefältelt. 

Die  Rinder  zerfallen  nach  Rütimeyer  in  fünf  Gruppen. 

A.  BubalusGruppe.  Büffel. 

Stirnzone  stark  gewölbt,  verhältnissmässig  schwach  ausgedehnt,  so  dass  die 
Scheitelbeine  theilweise  noch  auf  der  Oberseite  des  Schädeldaches  liegen.  Ansatz 
der  Hornzapfen  der  Mittellinie  des  Schädels  genähert.  Hörner  und  Stirnzapfen 
abgeplattet,  meist  dreikantig,  anfänglich  nach  hinten  und  dann  nach  aussen  ge- 
richtet. Accessorische  Säulchen  namentlich  an  den  Oberkieferbackzähnen  stark 
Uber  die  Innenwatui  vorragend  und  mannigfach  gebogen  oder  gefaltet. 

Die  Büffel  bilden  in  osteologischer  Hinsicht  das  natürliche  Bindeglied 
zwischen  den  Rindern,  Antilopen  und  Schafen.  Unter  allen  Bovinen  zeichnen 
sie  sich  durch  die  schwächste  Ausdehnung  der  Frontalzone  aus.  Die  Scheitel- 
beine, der  Ansatz  der  Stirnzapfen  und  mancherlei  andere  Merkmale  weisen 
auf  Verwandtschaft  mit  Antilopen  hin.  Wilde  Büffel  leben  gegenwärtig  nur 
noch  im  südlichen  Asien  und  in  Afrika.  Fossile  Formen  liefern  in  ansehn- 
licher Menge  die  jung  tertiären  Ablagerungen  der  Sivalikhügcl  in  Ost  indien; 
ferner  das  Pleistocän  von  Indien  und  auffallenderweise  auch,  allerdings  sehr 
selten,  das  Diluvium  von  Europa. 

Die  erloschenen  Gattungen  Probubalus  Rütim.  (Hemibos,  Peribos 
Falcon.)  und  Amphiltos  Falcon.  finden  sich  im  Tertiär  von  Ostindien. 
Bujfelus  Blumb.  im  Tertiär  und  Pleistocän  von  Indien;  Buhalus  Rütim. 
(Fig.  2(»27)  im  Diluvium  von  Europa  und  Algier. 

B.  Leptobos-Gruppe. 

Schädel  niedrig,  stark  verlängert,  Horner  dicht  hinter  den  Augenhöhlen  und 
weit  aussen  entspringend,  nicht  sehr  kräftig,  fast  cylindrisch  oder  unten  nur 
schwach  abgeplattet,  nach  hinten  gerichtet,  zuweilen  gänzlich  fehlend.  Scheitel- 
beine relativ  gross,  noch  auf  der  Oberseite  des  Schädels  gelegen. 

Zittel,  Grunrfzüge  der  Pnlaeotitolojrie.  f>8 


Digitized  by  Google 


914 


Vertebrata.  Mammalia. 


Die  einzige  Gattung  Leptobos  Rütimeyer  findet  sich  im  Pliocän 
{L.  FaJcontri  Rütimeyer)  und  Pleistocän  von  Ostindien.  Nach  F.  Major 
gehört  Bos  Etruscus  Falconer  aus  dem  Pliocän  des  Val  d'Arno,  der  Auvergne 
und  Spaniens  zu  Leptobos. 


Fig.  2027. 

flubalu»  bnichycero»  <ira>\    MAnnlloher  S<  hä<le1.    Afrlku.    Stark  verkl.    (Nach  Rütimeyer.) 

O.  Bibos-Gruppe. 

Stirnbeine  hinten  stark  in  querer  Richtung  verbreitert,  die  Frontaltone  seht 
ausgedehnt  und  flach ,  die  Parietalzone  nur  in  der  Jugend  selbständig,  später 
auf  das  Hinterhaupt  gedrängt.  Horner  mehr  oder  weniger  abgeplattet  oder 
cyl indrisch,  weit  hinten  an  der  Grenze  von  Stirn  und  Occiput  wurzelnd,  in  der 
Jugend  nach  hinten,  im  Aller  seitwärts  gerichtet. 

Die  lebenden  und  fossilen  Vertreter  de/  Gattung  Bibos  Hodgson  gehören 
ohne  Ausnahme  dem  südlichen  Indien  an. 

D.  Bison-Gruppe. 

Schädel  niedrig,  Stirnzone  flach,  ungemein  breit  und  relativ  kurz,  die  cylin- 
drischen  Horner  nach  aussen  und  oben  gerichtet  und  in  geringer  Entfernung 
hinter  den  weit  vorragenden  Augenhöhlen  stehend.  Scheitelbeine  kurz,  breit,  aber 
noch  immer  als  selbständiger  Abschnitt  des  Schädeldaches  enhvickelt.  Gesichtstheil 
kurz,  Aasenbeine  kurz,  hinten  breit. 

Ks  existiren  gegenwärtig  noch  zwei  Arten  dieser  Gruppe,  der  europäische 
Aucrochs  (B.  Europäern)  in  Litthauen  und  der  amerikanische  Bison  in  Nord- 
amerika. Beide  stehen  auf  dem  Aussterbeetat  und  vermindern  sich  von 
Jahr  zu  Jahr.  Die  breite  kurze  Stirn,  die  vorragenden  Orbiten  und  die 
wenig  verlängerten  Gesiehtstheile  verleihen  den  Bisonten  ein  sehr  charakteri- 
stisches Aussehen. 

Im  Diluvium  von  Europa  und  Nordasien  findet  sich  häufig  Bison  prisats 
H.  v.  Mey.  und  zwar  in  zwei  Varietäten ,  einer  mit  langen  und  einer  mit 
kurzen  Hörnern.  Letztere  hält  Rütimeyer  für  männliche,  eretere  für 
weibliehe  Individuen.    Auch  Nordamerika  besitzt  pleistoeäne  Bisonten,  die 


Digitized  by  Google 


Ungulata.    Artiodactyla.  Cavicornia 


91f> 


ala  B.  antiquus  I.eidy  und  B.  latijrons  Harlan  beschrieben  wurden,  jedoch 
wahrscheinlich  zu  ein  und  derselben  Art  gehören  und  sich  sehr  wenig  von 
B.  priscus  unterscheiden.  Sonderbarer  Weise  steht  der  fossile  europäische 
Auerochs  (JB.  priscus)  den  diluvialen  und  lebenden  amerikanischen  Büffeln 
näher,  als  dem  B.  Europäern.  Die  ältesten  Reste  von  Büffeln  stammen  aus 
dem  oberen  Miocän  von  Ostindien  (ß.  Sivalensis  Falcon.)  und  dem  Pliocän 
von  Nordamerika. 

B.  Taurus-Gruppe.  Ochsen. 

Stirnbeine  enorm  ausgedehnt,  das  ganze  Schädeldach  bildend,  die  Scheitelbeine 
ungemein  kurz  und  ganz  auf  das  Hinterhaupt  gedrängt.  Ansatz  der  Stirnzapfen 
bis  in  die  hinteren  Äussernden  des  Schädels  zur  uckverlegt. 


V\k.  2028. 
Bot  primiycniu»  Hojan. 
Diluvium  KdkIuikI. 
(Such  Owen.) 


2030. 

taunu  Un.    Pfahlbau  ile*  SUrn 
A  oberer,   B  unterer 
Molar.     Nat.  Gr. 


In  den  Taurina  hat  der 
Schädelbau  der  Boviden 
den  Culminationspunkt  er- 
reicht. Die  Frontalzone 
hat  eine  übermächtige 
Ausdehnunggewonnen,und 
die  Parietalzone  eine  Re- 
duetion  wie  in  keiner 
anderen  Abtheilung  der 
Hufthiere  erfahren.  Wilde 
Vertreter  dieser  Gruppe, 
welche  lediglich  die  Gat- 
tung B  os  Lin.  (Fig.  2028 
bis  2030)  enthält,  existiren 
gegenwärtig  nicht  mehr, 
wohl  aber  ist  das  Rind  (B.  taurus  Lin.)  als  Hausthier  über  die  ganze 
Erde  verbreitet  und  durch  Züchtung  in  verschiedene  Rassen  zersplittert 
worden.  Rütimeyer  unterscheidet  unter  den  europäischen  Rindern 
drei  Rassen,  wovon  die  Primigenius-  oder  Trochoceros  -  Rasse  mit  dem 
fossilen  Ur  (B.  primigenius  Boj.)  am  meisten  Aehnlichkeit  besitzt,  offen- 
bar auch  von  diesem  abstammt  und  schon  während  der  Steinzeit  eine 
weite  Verbreitung  besass.  Die  Frontosus  -  Rasse  ist  ausgezeichnet  durch 
ungemein  breite  Stirn,  kurze  Nasenbeine  und  gestielte  Hornzapfen ;  sie  hat 
sich  wahrscheinlich  aus  der  Primigenius- Rasse  entwickelt  und  findet  sich 
erst  in  der  Bronzezeit.  Die  Brachyceros-  Rasse  hat  kurze,  stark  gekrümmte, 
ungestielte  Stirnzapfen,  schmale,  lange  Schädelform  und  stark  vorragende 
Orbita;  ist  häufig  in  Pfahlbauten.  .  , 


PI*.  2020 

Hot  Uiuriu  \An.  {Primlgrniu»-lX&t*<£\.  HoMeln.  Weiblicher  Scha.lel. 
(Such  R  ii  ti  in  ey  er.) 


Digitized  by  Google 


016 


Vertebrata.  Mamraalia. 


Die  ältesten  fossilen  Vertreter  der  Taurus  •  Gruppe  kommen  in  den 
Sivalikschichten  von  Ostindien  vor  (B.  planijrons,  acutijrons  Lyd  );  im  Plcisto- 
cän  von  Ostindien  findet  man  B.  Namadicus  Falcon.  In  Europa  lebte  der 
diluviale  Ur  (B.  primigenius  Boj.)  noch  neben  dem  Hausrind  in  der  Stein- 
und  Bronzezeit. 

Zeitliche  Verbreitung  der  Hufthiere. 


ntor 

Eoeiin 


Mittol- 
uihI 
Ober 
Enc»iti 


't'nt 


<>ii..    1  l'nter-  :Mitti>I- 
Jin  Mio- 
cAn      c*n  crtn 


ober- 
Mlo- 


pho 

cän 


,  Fiel 

stoi-aii 


Jcut 


I.  Hyracoidea   .  . 

II.  Typotheria. 

1.  Protypotheridae 

2.  Typotherviae  .  . 

III.  Toxodontia. 

1.  Nesodontidae  ... 

2.  Toxodontidae 

IV.  Litopterna. 

1.  Macrauchenidae 

2.  Proterotheridae  . 

3.  Aatrapotheridae 

Y.  Amblypoda. 

1.  Coryphodontidae  .  . 

2.  Ditwceratidae .  .  .  . 

VI.  Proboscidia. 

1.  Dinotlicridae 

2.  Elephantidae  .     .  . 

VII.  Condylarthra. 

1.  Peryptichidtie ... 

2.  Phenacodontidae  .  . 
8.  Meniscotlieridae  . 

4.  Pleuranpidotherülae 

VIII.  Pcrissodactyla. 

1.  Tapiridne  .  ... 

2.  Equidae   

3.  Rhinnceridae  ... 

4.  Tüanotheridae  .  .  . 

IX.  Ancylopoda. 

1.  Homalodontotheridae 

2.  Chalicotheridae  .  .  . 

X.  Artiodactyla. 

J.  Suidae ...... 

2.  Hippopotnmidne 

.7.  Anthracotheridae 

4.  Anoplotheridae  . 

5.  Oreodontidae 
0.  Camelidae  . 
7.  Tragulidae  .  .  . 
N.  Ctrricornia 
it.  Cavicomia 


I 

— ^ 





M  >l 


Digitized  by  Google 


Sirenin. 


917 


9.  Ordnung.    Sirenia.  Seekühe.1) 

Dickhäutige,  nackte,  kurzhalsige,  monophy  odonte 
Pflanzenfresser.  Nasenlöcher  nach  vorne  gerichtet  Vorder- 
füsse  f  losaenartig,  Hinterfüsse  fehlen.  Schwanzflosse  hori- 
zontal.   Zwei  Zitzen  an  der  Brust. 

Zu  den  Sirenen  gehören  grosse,  an  den  Meeresküsten  und  im 
Unterlauf  grösserer  Ströme  lebende  Wasserthiere.  Ihr  cvlindriseher, 
mit  horizontaler  Schwan/.Hosse  versehener  Körper,  bei  dem  die  Vorder- 
beine zu  beweglichen  Schwimmflossen  umgestaltet  siud,  während  die 
Hinterfüsse  verkümmerten,  erinnert  an  Cetaceen,  allein  ihr  Skeletbau 
und  ihre  ganze  Organisation  lassen  sehr  wenig  Uebereinstimmung  mit 
den  Walen  erkennen  und  weisen  eher  auf  Hufthiere  hin. 

Im  Gegensatz  zu  den  leichten,  schwammigen  Knochen  der  Cetaceen, 
hat  das  Skelet  der  Sirenen  ungewöhnlich  dichte  Struktur,  und  nament- 
lich die  sehr  dicken  Rippen  und  Wirbel  zeichnen  sich  durch  compakte, 
fast  elfenbeinartige  Beschaffenheit  und  bedeutende  Schwere  aus.  Auch 
die  Schädelknochen  sind  theilweise  sehr  dicht,  und  die  langen  Knochen 
der  Extremitäten  ohne  Markhöhlen. 

Die  sehr  kurzen,  scheibenförmigen  Körper  der  Halswirbel  bleiben 
meist  alle  getrennt.  Die  Körper  der  Rückenwirbel  zeigen  einen  fast 
dreieckigen  Querschnitt,  sind  seitlich  zusammengedrückt  und  unten 
gekielt,  die  Dornfortsätze  und  Zygapophvseu  wohl  entwickelt. 

Der  Schädel  (Fig.  2031)  zeichnet  sich  durch  starke  Jochbogen, 
grosse  Schläfenbeine  und  eigenartig  gestaltetes  Perioticum  und  Tym- 
panicum  aus.  Scheitel-  und  Stirnbeine  bilden  das  Schädeldach ;  die 
Nasenbeine  sind  verkümmert  und  die  Nasenlöcher  weit  nach  hinten 
gerückt.  Die  Unterkieferäste  siud  hoch,  plump  und  besitzen  einen  hohen,  * 
aufsteigenden  Ast. 

Das  Gebiss  ist  hufthierartig ;  die  lophodonten  oder  bunodonten 
Backzähne  gleichen  denen  von  Tapir  oder  von  Schwein;  ihre  Zahl 
sch wankt  zwischen  4  und  10.  Eine  sichere  Unterscheidung  von  P  und 
M  ist  unmöglich,  da  in  der  Regel  kein  Zahnwechsel  stattfindet.  Eck- 
zähne fehlen  bei  den  meisten  Gattungen,  dagegen  kommen  zuweilen 
starke  Schneidezähne,  namentlich  im  Oberkiefer,  vor. 

Die  Knochen  der  vorderen  Extremitäten  sind  gelenkig  ver- 
bunden und  beweglich.  Schlüsselbeine  fehlen.  Ulna  und  Radius  haben 
gleiche  Stärke  und  Länge,  der  Carpus  enthält  in  der  proximalen  Reihe 
drei,  in  der  distalen  vier  Knöchelchen.  Die  fünf  Finger  haben  schlanke 
Metacarpalia  und  die  normale  Zahl  von  Phalangen.  Das  Becken  ist 
durch  zwei  stabförmige  und  gabelartige  Knochen  angedeutet,  in  welches 
sich  ein  rudimentärer,  in  der  Haut  verborgener  Femur  einlenkt. 

Die  zwei  lebenden  Gattungen  [Manatus  und  Halkore)  bewohnen 
die  Küsten  von  Afrika,  Ostasien,  Central-  und  Südamerika.  Fossile 
Vertreter  finden  sich  vom  Eocäu  an. 

Prorastomus  Owen.  Gebiss  vollständig.  Zahnformel:  *  j  *  Schneitie- 
zähne im  Querschnitt  rund;  obere  C  gross.    Obere  M  mit  zwei  einfachen, 

')  Captllini,  Giov.,  Metu.  Aecad.  Sc.  di  Bologna  1872.  3.  ser.  t.  I.  und  1886 
4.  ser.  t.  VII.  —  Cope,  Edw.,  The  extinet  Sirenia  of  N.  America  ,  American  Na- 
turalist 1890.  S.  697.  —  Dollo,  />.,  Sur  les  Sireuiens  de  Boom.  Bull.  Soc.  Beige  de 
(ieol.  1889.  III.  415.  —  Kaup,  J.,  Beitrage  zur  näheren  Kenntnis»  der  urweltl.  Siiuge- 
thiere  Halitherium)  1855  Heft  II  und  V  u  N.  Jahrb.  1858.  S.  532.  -  l^sius, 
Rieh.,  üalitherium  Schinzi,  die  fossile  Sirene  des  Mainzer  Beckens    Darm-stadt  1882. 


Digitized  by  Google 


<>18 


Vertebrata.  Mainmalia. 


Vitt-  2031 

Khelnhcssen. 


IJnlltherium  Schinxi  Kaup.  OllgoeAn. 

A  Schädel  von  oben.  H  von  unten. 


ip. 

ober . 
(Nach  Lepslii».) 


Flonheim  bei  Alzey. 
»/«  nnt.  Or. 


rechtwinklig  zur  Längsaxe  gerichteten  Querjochen.  Eocän.  Jamaica.  P.  sire- 

noides  Owen.  . 

3/ana/us  Rondel.  Schneide-  und  Eckzähne  rudimentär,  niemals  funk- 
tionirend.    Oben  und  unten  8—10  Backzähne  jedereeite;  die  oberen  drei- 

*  m  wurzelig,  mit  zwei  Quer- 

jochen und  Basalband, 
die  unteren  schmäler, 
zwei  jochig,  mit  Talon, 
liebend  an  der  Ostküste 
von  Amerika;  fossil  im 
Pliocän  von  Südcarolina. 

Manatherium  Ilart- 
laub.  Oligocän.  Belgien. 

Hai  ither  tum  Kaup 
(Halianassa  Meyer)  (Fig. 
2031,  2032).  Skelet  ca. 
3  m  lang.  Zwischenkiefer 
nach  unten  gekrümmt 
mit  einem  Paar  langer, 
cylindrischer  Schneide- 
zähne. Scheitelbeine 
lang,  schmal;  Stirnbeine 
kurz.  Nasenbeine  schild- 
förmig, kurz,  hinter  der 
grossen  Nasenöffnung 
gelegen.  Schneide-  und 
.Eckzähne,  abgesehen 
von  dem  oberen  Paar  J 
frühzeitig  ausfallend. 
Backzähne  (|)  bunodont 
mit  warzigen  Quer- 
jochen,  die  drei  vor- 
deren klein,  einspitzig 
und  einwurzelig ,  früh 
ausfallend.  Häufig  im 
Oligocän  des  Mainzer 
Beckens  (H.  Schitui 
Kaup),  Schweiz,  Frank- 
reich ,  Oberitalien ;  im 
oberen  Eocän  des  Pa- 
riser Beckens,  Aegyptens 
und  Oberitaliens. 

Metaxytherium 
Christel.  Wie  Halithe- 
rium,  aber  nur  4— 5  Bnck- 
zähne.  Miocän.  M.  Cn- 
vieri  Christel,  M.  Studeri 
Meyer. 

Felsinotherium  Ca- 
pellini  (Fig.  2033).  Zahn- 

formel;  J;  J  \.   Zwischenkiefer  und  Symphysen  des  Unterkiefers  plump,  nach 
unten  gebogen.   Backzähne  bunodont.   Pliocän.   Italien.    F.  Forestü  Cap. 
Miosiren  Dollo,  Rhytiodus  Lartet,  Prohalicore  Flot.  Miocän. 
Halicore  Iiiiger.  Zwischenkiefer  mit  einem  Paar  starker  Schneidezähne. 

Backzähne  ^  einwurzelig,  klein,  stiftförmig.  Lebend. 

Rhytina  Iiiiger.  Backzähne  fehlen.  In  der  Mundhöhle  eine  hornige  Kau- 
platte vorhanden.  Rh.  Stelleri  Cuv.  wurde  Ende  vorigen  Jahrhunderts  ausgerottet. 


Fl*. 


Skelet  von  Haliihcrium  Schinzi  Kaup.  Rcutaurirt  nach 
I.cpMus.   '/»  n»t.  Or.   B  Becken,  /  Oberschenkel. 


Fl*.  2033.    FeUlnothtrium  Foreslii  Capelllni.   l'lioean.   Klonto  bei 
Bologna    Seha.lel,  ';,  nat.  <ir.    (Nach  Capellinl.) 

I.  0.  6 
0.  0,  5' 


Digitized  by  Google 


Primates  Prosimiae. 


019 


10.  Ordnung.    Primates.    Herrenthier e.1) 

Unter  der  Bezeichnung  Primates  hatte  Linne  den  Menschen,  die 
Affen,  Lemuren  und  Fledermäuse  zusammengei'asst.  Schliefst  man  die 
letzteren  aus,  so  bleibt  eine  natürliche  Gruppe  von  Mammälia  übrig, 
deren  Angehörige  in  anatomischer  Hinsicht  enge  mit  einander  ver- 
knüpft sind,  wenn  auch  die  Endglieder  (Mensch  und  Lemur)  scheinbar 
nur  wenig  Merkmale  mit  einander  gemein  haben.  Zu  den  Primaten 
gehören  die  drei  Unterordnungen  Prosimiae,  Simiae  und  Bimana. 

1.  Unterordnung.    Prosimiae.  Halbaffen. 

Flantigrade,  meist  fünfzehige,  frugivore  oder  omnivore  Kletlerthiere  mit 
opponirbarer,  grosser  Zehe.  Sämmtliche  Finger  und  Zehen  oder  nur  die  zweite 
Hintergehe  mit  Krallen,  die  übrigen  mit  Nägeln  versehen.  Gebiss  meist  voll- 
ständig. Obere  M  bunolophodont,  quadrituberculär  oder  trituberculär ;  P  einfacher 
als  die  M.  Untere  M  vier-  oder  fünfhöckerig.  Nasenbeine  und  Schnauze  ver- 
längert. Orbita  hinten  knöchern  umgrenzt,  aber  nicht  durch  eine  Wand  von  den 
Schläfengruben  getrennt.  Foramen  lacrimale  vor  der  Augenhöhle  gelegen.  Gehirn 
schwach  gefurcht,  das  Cerebellum  nicht  von  den  Hemisphären  des  Grosshirns  be- 
deckt.   Zitzen  brüst-  oder  baucliständig. 

Die  Halbaffen  bewohnen  gegenwärtig  vorzugsweise  Madagascar,  theilweise 
auch  das  tropische  Afrika  und  Südasien.  Von  den  eigentlichen  Affen  unter- 
scheiden sie  sich  durch  kleineres,  wenig  gefurchtes  Gehirn,  ferner  durch  die 
grossen,  hinten  zwar  knöchern  umgrenzten,  aber  nicht  durch  eine  Wand  von 
den  Schläfengruben  geschiedenen  Augenhöhlen;  durch  das  ausserhalb  der 
Orbiten  gelegene  Foramen  lacrimale,  durch  die  theilweise  bekrallten  Zehen, 
durch  die  stets  wohl  entwickelten,  opponirbaren  inneren  Zehen  am  Vorder- 
und  Hinterfuss,  durch  behaartes  Gesicht,  zweihörnigen  Uterus  und  meist 
abdominale  Zitzen.  Die  Placenta  ist  diffus  oder  glockenförmig,  eine 
Decidua  fehlt. 

Das  Skelet  der  Halbaffen  ist  in  vielfacher  Hinsicht  primitiver,  als  jenes 
der  Affen,  und  erinnert  an  Insectivoren ,  Creodontia  und  Raubthiere.  Die 
Hinterbeine  sind  stets  länger  als  die  Vorderbeine;  im  Carpus  und  Tarsus 
treten  niemals  Verschmelzungen  ein,  und  im  ersteren  ist  in  der  Regel  ein 
Centrale  vorhanden  Das  Gebiss  bildet  bald  eine  geschlossene,  bald  eine 
durch  Diastema  unterbrochene  Reihe.  Die  oberen  Molaren  haben  entweder 
trituberculären  oder  häufiger  quadrituberculären  Bau.  und  zwar  nimmt  der 
vordere  Innenhöcker  meist  V  förmige  Gostalt  an,  verbindet  sich  durch  seine 
beiden  divergirenden  Schenkel  mit  den  Au9senhöckern,  so  dass  die  Zahn- 
krone trigonodont,  resp.  bunolophodont  wird.  Der  zweite  Innenhöcker  bleibt 
stets  an  Grösse  hinter  dem  vorderen  zurück,  wenn  er  überhaupt  zur  Aus- 
bildung gelangt.  Meist  ist  ein  kräftiges  Basalband  vorhanden,  aas  zuweilen 
einen  Innenwall  bildet;  auch  Zwischenhöckerehen  kommen  bei  verschiedenen 
Gattungen  vor.  An  den  unteren  M  besteht  der  Talon  wie  bei  den  Huf- 
thieren  aus  einer  zweihöckerigen  Hinterhälfte,  welche  an  Breite  und 
Länge  nicht  hinter  der  Vorderhälfte  zurückbleibt.  Letztere  besitzt  häufig 
noch  die  drei  primitiven  Höcker,  doch  steht  der  vordere  Innenhöcker  an 
Stärke  weit  hinter  den  beiden  übrigen  zurück  und  verkümmert  oft  voll- 
ständig, so  dass  die  Zahnkrone  der  unteren  M  aus  zwei  Paar  entweder 


')  Schlosser,  M.,  Die  Affen,  Lemuren,  Cheiropteren  etc.  des  europäischen  Tertiärs. 
Beiträge  zur  Palaeont.  Oe»terr.  Ung  1»87.  VI 


Digitized  by  Google 


920 


Vertebrata.  Mummulin 


gegenüberliegenden  oder  etwas  alternirenden  Höckern  besteht,  die  meist 
durch  rechtwinkelige  oder  schiefe  Joche  verbunden  sind.  Die  P  Bind  stete 
einfacher  als  die  M.  Während  bei  den  fossilen  Formen  nicht  selten  drei  J, 
vier  P  und  drei  M  entwickelt  sind,  kommen  bei  den  lebenden  Lemurcn 
nie  mehr  als  drei  P  und  zwei  J  oben  und  unten  vor  und  zwar  zeigt  der 
vorderste  P  im  Unterkiefer  bei  denselben  eine  höchst  auffallende  und  kräftige 
Ausbildung;  er  nimmt  die  Gestalt  und  Funktion  eines  ächten  Eckzahns  an, 
greift  aber  nicht,  wie  dieser,  vor  den  normal  geformten  oberen  Eckzahn, 
sondern  fügt  sich,  wie  ein  ächter  P,  zwischen  letzteren  und  den  vordersten 
oberen  JP  ein.  Der  eigentliche  untere  C  rückt,  wie  bei  den  Wiederkäuern, 
dicht  neben  die  J  und  stimmt  mit  denselben  auch  in  Form  und  Funktion 
überein.  Die  oberen  J  sind  klein,  gekrümmt,  conisch  oder  schaufeiförmig, 
die  unteren  dagegen  ungemein  schmal,  pfriemenförmig,  stark  verlängert  und 
dicht  gedrängt. 

Die  Prosimiae  lassen  sich  in  fünf  Familien .  Pachylemuridae,  Anapto- 
morphidae,  Lemuridae,  Chiromyidae  und  G  aleopithecidae  eintheilen, 
wovon  die  zwei  ersten  nur  im  älteren  Tertiär  von  Europa  und  Nordamerika 
vorkommen.  Von  ächten  Lemuriden  ist  der  grosse  Megaladapis  Forsyth 
Major  aus  dem  Pleistocän  von  Madagascar  bekannt;  die  zwei  letzten  Familien 
gehören  ausschliesslich  der  Jetztzeit  an. 

1.  Familie.   Pachylemuridae.  Filhol.1) 

Zahnfonnel:        {  *•  J.    Zahnreihe  oben  und  unten  geschlossen:  Schneide- 

und  Eckzähne  normal.  Obere  M  vi<rhöckerig ,  der  vordere  Innenhöcker  gross, 
V förmig,  der  hintere  klein.  Foramen  lacrimale  auf  oder  vor  dem  Vorderrand 
der  Augenhöhle.  Hnmerus  mit  Foramen  enlepicondyloideum.  Tarsus  nicht 
verlängert. 

Fossil  im  Eocän  und  untersten  Miocän  von  Europa  und  Nordamerika. 

Der  nur  von  Adapis  bekannte  Schädel  (Fig.  2036)  ist  ausgezeichnet  durch 
hohen  Sagittalkamm  und  verhältnissmässig  kleine  Orbita,  hinter  denen  sich 
der  Gesichtstheil  tief  einschnürt.  Die  verlängerte  Schnauze  mit  den  schmalen, 
aber  langen  Nasenbeinen,  die  Umgrenzung  der  Augenhöhlen,  die  Lage  des 
Foramen  lacrimale  stimmen  mit  den  Lemuriden  überein,  dagegen  ver- 
schmelzen die  beiden  Unterkieferäste  in  der  Symphyse,  und  der  aufsteigende 
Ast  zeichnet  sich  durch  ansehnliche  Breite  und  Höhe,  sowie  meist  durch 
einen  Vorsprung  am  Hinterrand  aus.  Unter  den  vorderen  P  befinden  sich 
zwei  oder  drei  kleine  Foramina,  und  auch  die  hochangeschwollenen,  grossen, 
gegen  vorne  geschmälerten  Gehörblasen  erinnern  an  Lemuriden.  Das  Gebiss 
freilich  steht  wenigstens  im  vorderen  Theil  den  ächten  Affen,  namentlich 
den  amerikanischen,  näher,  als  den  Lemuriden,  zeichnet  sich  übrigens  im 
Ganzen  durch  primitive,  indifferente  Merkmale  aus.  Die  oberen  M  lassen 
den  Trituberculärtypus  noch  deutlich  erkennen,  obwohl  sie  eine  vierhöckerige 
Krone  besitzen;  denn  der  kleine  hintere  Innenhöcker  erscheint  stets  als  ein 
accessoriscb.es  Gebilde.  Ebenso  besitzen  die  fünf-  oder  vierhöckerigen  unteren 
M  noch  keine  ausgesprochene  Differenzirung  und  könnten  ebenso  gut 
primitiven  Hufthieren  und  Creodontiern,  wie  Lemuriden  angehören.  Die  P 
sind  im  Gegensatz  zu  Affen  und  Lemuren  vollzählig  entwickelt  und  mit 
Ausnahme  des  vordersten  einwurzeligen  und  einspitzigen  oben  mit  Innen- 
hücker, unten  mit  Talon  versehen.  Im  Unterkiefer  kommt  Pi  Öfters  dem 
ersten  M  gleich ,  während  der  letzte  obere  P  höchstens  das  Trituberculär- 
stadium  erreicht.    Der  hinterste  Milchbackenzahn  stimmt  in  beiden  Kiefern 


•)  Cope,  E.  D.,  Amcr.  Naturalist  1885.  S.  457.    -  Fühol,  H.,  Ann.  sc  gtol.  t  V. 
7  u.  m   t  VIII.  8.  73.  t.  XIV.  S.  11)  n  t  XVII.  pl.  6.  ~  Marsh,  0.  C,  Araer. 
.Fourn.  sc.  1871.  IT.  S  43.    1872.  IV  8  205.  210  405.    1875.  IX.  S.  239.  —  Osborn, 
II  F,  und  Wortmann,  J.  L  ,  Amer.  Mus  nat.  IuhI  1892.  IV.  S.  101. 


Digitized  by  Google 


Primates.    Prosimiae.  921 

mit  dem  vorderen  ächten  M  überein.  Die  Eckzähne  oben  und  unten  sind 
conisch,  zugespitzt,  etwas  zurückgebogen  und  wie  bei  allen  primitiven  Huf- 
thieren,  Insectivoren,  Camivoren  und  Affen,  nicht  aber  wie  bei  den  lebenden 
Lemuriden  beschaffen.  Auch  die  schaufelförmigcn  oberen  und  die  meissel- 
förmigen  unteren  J  stimmen  weit  besser  mit  Affen,  als  mit  I/cmuren  überein; 
immerhin  spricht  aber  auch  hier  die  häufige  Ausbildung  eines  dritten  In- 
cisivenpaares  für  eine  primitive  Ausbildung  des  Gebisses.  Bei  Adapis  hat 
das  definitive  Gebiss  nur  zwei,  das  Milchgebiss  drei  Schneidezähne.  Die 
bis  jetzt  bekannten  Skeletknochcn  besitzen  am  meisten  Aehnlichkeit  mit 
Lemuriden. 

Pelycodus  Cope  (1  Lemuravus  Marsh)  (Fig.  2034).  Zahnformel: 
3  }' jj.  Obere  M  vierseitig,  mit  zwei  pyramidenförmigen  Aussenhöckem, 
einem  kräftigen  vorderen  V-förmigen  Innenhöcker  und  einem  schwachen 
zweiten  Innenhöcker;  Zwischenhöckerchen  sehr  schwach  oder  fehlend. 
AP  trigonodont,  der  hintere  Innenhöcker  verkümmert.  Untere  M  mit  zwei 
Paar  gegenüberstehenden  stumpfen  Höckern  und  einem  schwachen  unpaaren 
Vorderhöcker.  Ms  mit  einem  Höcker  am  Hinterrand.  Die  vordere  Hälfte 
der  M  ist  höher  als  die  hintere.  Astragalus  mit  kaum  gefurchter  tibialer 
Geleukfläche.  Endphalangen  krallenförmig.  Im  unteren  Eocän  (Wasatch- 
Beds)  von  Wvoming.  P.  tutus,  frugivorus  Cope.  Nach  Rütimeyer  im 
Bohnerz  von  Egerkingen.    P.  helveticus  Rütim. 


Fig.  2034.  Fig.  2035. 

A  Prtycodu*  tutus  Cope.    l'nt.  Kocftn.  Wnsatch.  Hyoptotiu*  pnulu»  l.eidy.     Kocftn  (Rrid^T  Bed»> 

Wyoming.    Linker  Oberkiefer  von  der  Seite.  Wyoming.  A  obcrkief.rfraginent  von  unten,  mit. 

Ii,  C  1'elocoduM  Jrugivoru*  Cope    l'nt.  Kocftn,  <ir.   H  ober»  Backzähne  von  unten  vergr..  */,  nat.Or. 

Wunntch.  Wyoming    Unterkiefer  von  der  Seite  C  Unterkiefer,  mit.  Gr.    D  untere  Ilackzilhne  von 
and  von  oben.    NM.  Cir.   (Nach  Cope.)  oben,  »/1  tmt.  ür. 

Hyopsodus  I/eidy  (Microsus  Leidy)  (Fig.  2035).    Zahnformel:  3    J  4  J 

Obere  .1/  und  /'  wie  bei  Pelycodus,  jedoch  wie  Ml  und  quadrituber- 
culär,  die  Zwischenhöckerchen  kräftig  entwickelt.  Untere  M  mit  zwei 
schief  gegenüberstehenden,  fast  gleich  hohen,  stumpfen  Höckerpaaren,  wovon 
die  beiden  äusseren  Höcker  halbbogenförmig  gerundet  sind.  Vordere  P  ein- 
spitzig. Mehrere  Arten  im  Eocän  (Wasatch-  und  Bridger  Beds)  von  Wyoming 
und  Neu-Mexico.  Nach  Rütimeyer  auch  im  Bohnerz  von  Egerkingen. 
jurensis  Rütim. 

Microsyops,  Notharctus  Leidy,  Tomith  erium  Cope.  Eocän 
(Wasatch-  und  Bridger-Beds).  Wyoming. 

Adapis  Cuvier  [Paiaeolemur  Filhol,  Aphelotherium,  Leptadapis  Gervais) 
(Fig.  2036).  Zahnformel :  *'  J  J  *  Zahnreihe  geschlossen.  Obere  M  mit 
zwei  pyramidenförmigen  Aussenhöckem,  einem  V förmigen  vorderen  und 


Digitized  by  Google 


922 


Vertebrata.  Matnmalia. 


einem  kleineren  conischen  Innenhöcker,  zuweilen  auch  mit  einem  winzigen 
Zwischenhöckercben  am  Vorderrand.  P4  trituberculär,  die  drei  vorderen  P 
comprimirt,  einspitzig,  innen  mit  starkem,  talonartigem  Basalband.  Eckzahn 
seitlich  zusammengedrückt,  zugespitzt,  mit  schneidendem  Vorder-  und  Hinter- 
rnnd,  mehr  oder  weniger  stark  vorragend.  J  klein,  sch  auf  eiförmig,  mit  kurzer 
Krone.  Die  unteren  J  klein,  schräg  nach  vorne  gerichtet,  meisselfönnig. 
Untere  C  vertical,  kräftig,  mit  abgestutzter  Spitze.  Die  drei  vorderen  P  com- 
primirt, der  vordere  ein-,  die  hinteren  zweiwurzelig.  Pi  und  M  mit  zwei 
Paar  schief  gegenüberstehenden,  durch  Joche  verbundenen  Höckern.  Im 
oberen  Eocän  (Gyps  vom  Montmartre,  Phosphorit  des  Quercy),  A.  Parisiensis 
Cuv.,  A.  magnus  Filhol. 


B 

A 


Fig.  203C. 

AdapU  ParUienri»  Cuv.  vor.  minor.  Phosphorit.  Quercy.  A  Schädel  mit  Unterkiefer  von  der  Seit*. 
B  von  oben.    C  obere,  D  untere  Zahnreihe.  »/»  nnt  <ir.    E  Astrup! us  von  vorne  und  hinten,  nut.  (ir 


Caenopilhecus  Rütimever  (Fig.  2037).  Die  allein  bekannten  oberen  U 
haben  vierseitige  Krone  und  bestehen  aus  zwei  stumpfen,  pyramidenförmigen 
Aussenhöckern,  einem  V-  oder  fast  halbmondförmigen  Innenhöcker,  neben 
dem  das  starke  Basalband  noch  ein  sehr  kleines  hinteres  Innenhöckerehen 
bildet,  und  einem  winzigen  Zwischenhöckerchen  am  Vorderrand.  M*  steht 
dem  vorletzten  Molar  nur  wenig  an  Grösse  nach.  C.  lemuroides  Rütiin.  im 
Bohnerz  von  Egerkingen. 

Laopithecus  Marsh  (MenoÜierium  Cope).  Unt.  Miocän  (White-River 
Beds)  von  Nebraska.    L.  robustus  Marsh. 

Die  Gattungen  Indrodon  Cope  aus  dem  untersten  Eocän  von  Puerco 
in  NeuMexico,  Opisthotonus,  Apheliscus  (Prototomus),  Sarcolemur 
Cope  aus  den  Wasatch-Beds  von  Wyoming,  Hipposyus  Leidy,  Th  inolestes, 
Telmatolestes,  Bathrodon,   Mesacodon,  Stenacodon  Marsh  (Amer. 


Digitized  by  Google 


Primaten.  Prosimiae 


923 


Joum.  1872.  IV.  S.  210)  aus  dem  mittleren  Eocän  (Bridger  -  Beds)  von 
Wyoming  beruhen  entweder  auf  ganz  dürftigen  Ueberresten  oder  sind  un- 
genügend charakterisirt. 


ff 


2H 


Fi*.  2037. 

CaenopUhtctu  lemuroida  Kütlm 
Bohnere.     KKerkinfren.  Drei 
obere  Jf  von  unten  und  von 
Seite  In  nat  Gr. 

(Nach  Rütlmeyor.) 


Fijr-  2038 

^nap/omorpAiM  Aomuncu/««  Copo.   Unt  Kocan.  ( Warnten  Beda) 
Blghorn.    Wyoming.    A  Schädel  von  unten  »/,.    (NhcIi  Cop&J 
B  C  Unterkiefer  »/i    (Nach  Osborn.) 


2.  Familie.    Anaptomorphidae.  Cope. 

Zahnformel:  2'0  j  ,^ 8 3.  Schneide-  und  Eckzähne  normal.  Obere  M 
drei-  oder  vierhöckerig.  Foramen  lacrimale  vor  den  Augenhöhlen  gelegen.  Unter- 
kiefer in  der  Symphyse  nicht  verschmolzen. 

Im  Eocän  von  Europa  und  Nordamerika. 

Anaptomorphus  Cope  (A ntiacodon  Marsh ,  Washakius  I /eidy )  (Fig.  2038). 
Zahnformel:  £  \  3*'s ,  |.  Obere  /  unbekannt,  C  klein,  stiftförmig;  durch  eine 
kleine  Lücke  von  den  zwei  kurzen  P  getrennt.  M  trituberculär,  der  Innen- 
höcker V  förmig.  Untere  M  mit  zwei  Paar  gegenüberstehenden  Höckern 
und  einem  vorderen  Innenhöcker.  Schädel  kurz,  fast  ebenso  breit  als  lang. 
Die  hintere  Umgrenzung  der  grossen  Orbita  hauptsächlich  durch  den  Post- 
orbitalfortsatz des  Stirnbeins  gebildet.  Im  unteren  Eocän  (Wasatch-Beds) 
von  Wyoming. 

Omomys  Leidy,  Mixodectes  Cope,  t  Cynodontomys  Cope.  Eocän. 
Wyoming. 

b  c 

A 


Fi*. 

Seerolemur  anliquui  Fllhol.  Phosphorit  Queny.  A  .Schädel  von  der  Seite,  nat.  Cr.  (Nach  Filhul.) 
B  C  obere  Zahnreihe,  nat.  <ir.  und  verjfr.  (Nach  Lydekker ]    D  Unterkiefer  von  oben,  •/,  nat  <ir. 


Zahnreilie 


Necrolemur  Filhol  (Fig.  20.39).  Zahnfonnel:  rfj^TTo'i"?' 
geschlossen.  Ob.  M  vierseitig,  aussen  mit  zwei  pyramidenförmigen,  innen 
mit  zwei  Vförmigen  Höckern  und  zwei  kleinen  Zwischenhöckerchen ,  3P 
kleiner,  dreiseitig  mit  nur  einem  Innenhöcker.  P  trituberculär.  Untere  M 
vierseitig  mit   zwei  Höckerpaaren    und  einem  schwachen  bogenförmigen 


Digitized  by  Google 


924  Vertebrata.  Mammalia. 

Höokerchen  am  Vorderrand,  il/s  mit  Talon.  Zwischen  dem  C  und  Pt  befindet 
sich  ein  winziges,  nach  aussen  aus  der  Reihe  gerücktes  Zähnchen,  das 
offenbar  den  im  Verschwinden  begriffenen  i'i  darstellt.  Im  oberen  Eocän 
(Phosphorit)  des  Quere  v  (N.  antiquus,  Edwardsi  Filhol)  und  im  Bohnerz 
von  Egerkingen  und  Mauremont.    N.  Cartieri  Rütim. 

Microchoerus  Wood.    Ob.  Eocän  von  Hurdwell,  England. 

Die  Gattungen  Plesiadapis  und  Protoadapis  Lemoine  aus  dem 
unteren  Eocän  von  Reims  zeichnen  sich  durch  eigenartige  Differenzirung 
der  J,  schwache  Entwickelung  der  C,  durch  ein  Diastema  vor  den  und 
durch  von  hinten  nach  vorne  an  Grösse  abnehmende  M  aus.  Schlosser 
hält  dieselben  für  primitive  Nager. 

2.  Unterordnung.    Slmiae.  Affen.1) 

Plantigrade,  mit  der  ganzen  Sohle  oder  dem  äusseren  Fussrand  auftretende 
iMnd-  oder  Kletterthiere  mit  opponirbarem  Daumen  und  grosser  Zehe.  Sämmtliche 
Endphalangen  (mit  Ausnahme  der  Hapaliden)  abgeplattet  und  mit  Nägeln  bedeckt. 
Gebiss  vollständig  mit  nur  zwei  Paar  Schneidezähnen  und  kleinem  Diastema. 
Backzähne  bunodont,  oben  und  unten  in  der  Regel  vierhöckerig,  die  oberen  M 
zuweilen  dreihöckerig.  Orbita  nach  vorne  gerichtet,  hinten  durch  eine  knöcherne 
Wand  von  den  Schlä/engruben  getrennt.  Foramen  lacrimalc  innerluxlb  der  Augen 
hulden  gelegen.    Gehirn  gross,  stark  gejurchi.    Zwei  Zitzen  an  der  Brust. 

Die  Affen  bewohnen  gegenwärtig  vornehmlich  die  heissen  Regionen  von 
Afrika,  Asien  und  Amerika.  Eine  einzige  Art  lebt  auf  den  Felsen  von 
Gibraltar.  Fossile  Affen  beginnen  zuerst  im  mittleren  Miocän  von  Europa 
und  finden  sich  in  spärlicher  Zahl  im  jüngeren  Miocän,  Pliocän  und  Pleisto- 
cän  von  Europa,  Südasien  und  Nordafrika.  Auch  Südamerika  besitzt  tertiäre 
und  pleistocäne  Formen,  welche  sich  an  die  noch  jetzt  daselbst  lebenden 
Cebidae  und  Hapalidae  (Platyrhinae)  anschliessen. 

In  Grösse  und  äusserer  Erscheinung  zeigen  die  Affen  ausserordentliche 
Verschiedenheiten.  Während  sich  die  niedrigsten  und  kleinsten  Formen  im 
allgemeinen  noch  an  die  Halbaffen  anschliessen,  werden  die  höchst  stehenden 
und  grössten  in  ihrem  ganzen  Körperbau  menschenähnlich. 

Der  Schädel  besitzt  eine  sehr  geräumige  Hirnhöhle;  die  tief  gefurchten 
Hemisphären  des  Grosshinis  bedecken  das  Kleinhirn  fast  vollständig  und 
stehen  an  Grösse  und  Reichthum  der  Falten  nur  hinter  dem  Menschen 
zurück.  Die  grossen,  rundlichen  Augenhöhlen  richten  sich  nach  vorn  und 
sind  hinten  durch  eine  knöcherne,  vom  aufsteigenden  Theil  des  Jugale 
gebildete  Wand  von  der  Schläfengrube  getrennt.  Das  Thräuenbein,  sowie 
das  Foramen  lacrimale  liegen  innerhalb  des  Vorderrandes  der  Orbita.  Die 
meist  nur  mftssig  verlängerten,  zuweilen  sehr  kurzen  Gesichtsknochen  steigen 
nach  hinten  steil  an.  Die  Nasenbeine  sind  kurz:  die  Nasenöffnung  ist  nach 
vorne  gerichtet,  oben  von  den  Nasenbeinen,  seitlich  und  unten  vom  Zwischen- 
kiefer begrenzt.  Die  Stirnbeine  verschmelzen  zu  einem  einfachen  Knochen, 
die  grossen  Scheitelbeine  vereinigen  sich  in  der  Sagittalnaht  und  bilden  nur 
ausnahmsweise  einen  Scheitelkamm.  Auch  die  Orbitalcrista  ist  in  der  Regel 
nur  schwach  entwickelt.    Der  Unterkiefer  hat  einen  horizontalen  Unterrand, 

>)  Beyrieh,  E. ,  lieber  Semnopithecus  rentelicu*.  Abh.  Berl  Akad  1860,  -- 
Gaudry,  A.,  Aniniaux  fos».  <>t  geolo^ie  del'Attique.  1802.  S.  18.  —  Le  Dryopitheque 
Mtfin.  Suc  frenl.  Fr.  Pak-nntolupie  18!'0.  I.  8.  5.  —  Lartet,K.,  Comptes  rendiiH  1856. 
XLIII.  —  Major,  C.  J ,  For«yth,  Note  stir  des  «innres  f<>ss.  trouves  en  Italic.  Atti 
Soc  Ital.  d.  hc.  nat.  1872.  XIV.  —  Ristori,  G.,  Scimmie  fossile  italiane.  Boll. 
Comitato  peol.  1890.  —  Wagner,  A.,  Abb.  k.  baver.  Ak.  II.  Cl.  Bd.  III.  1.  Abth 
8  154.    lid  VII.  2.  Abth.  8.  9.    Bd.  VIII.  1.  Abth.  8.  4. 


Digitized  by  Google 


Primates.    Simiae.  925 

einen  hohen  und  meist  breiten,  aufsteigenden  Ast  und  ein  schräg  ansteigen- 
des Kinn,  in  welchem  die  beiden  nach  vorne  convergirenden  Aeste  fest 
verwachsen. 

Das  Gebi88  wird  oben  vor,  unten  hinter  dem  meist  kräftigen, 
conischen  Eckzahn  durch  eine  kleine  Lücke  unterbrochen.  Die  Stärke  der 
C  ist  bei  Männchen  grösser  als  beim  Weibchen.  Von  den  oben  und  unten 
meisselförmigcn  Schneidezähnen  sind  stets  nur  je  zwei  auf  jeder  Seite  vor- 
handen. Die  oberen  Molaren  besitzen  bei  allen  Affen  der  alten  Welt  vier 
rechtwinklig  oder  schief  gegenüberstehende,  stumpf  conische  oder  kantige 
Höcker,  wovon  der  hintere  Innenhöcker  zuweilen  etwas  schwächer  als  der 
vordere  ist.  Bei  den  amerikanischen  Affen  wird  der  hintere  Inneuhöcker 
zuweilen  ganz  vermisst.  Auch  die  unteren  M  haben  nur  zwei  Höckerpaare, 
die  manchmal  durch  dünne  Querjoche  verbunden  sind,  häufiger  aber  voll- 
ständig getrennt  bleiben,  ih  zeichnet  sich  durch  einen  weiteren  Höcker 
am  Hinterrand  aus.  Die  P  bestehen  oben  und  unten  aus  einem  meist 
spitzen  Aussenhückcr  und  einem  kräftigen,  aber  niedrigen  Innenhöcker.  Bei 
den  altweltlichen  Affen  sind  oben  und  unten  bei  den  neuweltlichen  $  vor- 
handen. Im  Milchgebiss  kommt  der  hintere  Backzahn  dem  ersten  ächten 
Molaren  gleich. 

Die  Wirbelsäule  besteht  aus  7  Hals-,  11 — 14  Rücken-,  4 — 7  Lenden-, 
5  Sacral-  und  einer  sehr  wechselnden  Zahl  von  Schwanzwirbeln.  Die  einzelnen 
Wirbel  stimmen,  wie  auch  die  übrigen  Skeletknochen,  im  Wesentlichen  mit 
denen  des  Menschen  überein.  Der  Schwanz  erreicht  bei  manchen  süd- 
amerikanischen Affen  die  dreifache  Körperlänge,  bei  den  Anthropomorphen 
fehlt  er  ganz.  Das  Längen verhältniss  zwischen  Vorder-  und  Hinter-Extremi- 
täten  variirt  ausserordentlich.  Bei  den  Cercopitheciden  sind  beide  von 
massiger  und  fast  gleicher  Länge,  bei  Uylobates  und  Ateles  beide  stark  ver- 
längert, bei  den  Anthropomorphen  die  vorderen  erheblich  länger,  als  die 
hinteren.  Der  Humerus  hat  niemals  ein  Entepicondvlarloch.  Radius  und 
Ulna  sind  getrennt,  kräftig  und  frei  um  einander  drehbar.  Der  Carpus  ist 
kurz  und  breit;  sein  mit  dem  Vorderarm  artikulirender  Hinterrand  bildet 
einen  convexen  Bogen;  die  Carpalia  sind  alle  discret  entwickelt,  und  (mit 
Ausnahme  von  Chimnanse  und  Gorilla)  ein  ziemlich  grosses  Centrale  vor- 
handen. Das  Traj>ezium  hat  eine  sattelförmige  nach  aussen  und  unten 
gerichtete  GclenkHäche  für  den  opponirbaren  Daumen,  der  übrigens  häufig 
nur  durch  einen  kurzen  Metacarpalstummel  ersetzt  wird  und  weniger  beweg- 
lich ist,  als  beim  Menschen.  Die  Phalangen  sind  auf  der  Rückenseite  con- 
vex,  auf  der  Unterseite  flach,  die  letztere  distal  verschmälert,  abgeplattet 
und  kaum  gekrümmt  Dem  schlanken  Feinur  fehlt  ein  dritter  Trochanter; 
Tibia  und  Fibula  sind  wohl  entwickelt  und  nur  an  den  Enden  mit  einander 
verbunden.  Astragnlus  mit  convexer,  nicht  ausgefurchter,  tibialer  Gelenk 
fläche  und  einem  seitlichen  Fortsatz  zur  Articulation  mit  der  Fibula.  Calcaneus 
mit  langem  Stiel,  unten  gerade  abgestutzt.  Der  kurze,  aber  kräftige  Hallux 
ist  stets  opponirbar,  so  dass  auch  der  Hinterfuss  die  Funktion  einer  Hand 
zu  verrichten  im  Stande  ist. 

Die  Affen  lassen  sich  in  vier  Familien  (Athropomorpha,  Cynopitheciäac, 
Cebidne  und  Hapalidae)  eintheilen  Die  beiden  ersten  gehören  der  alten 
Welt  an  und  zeichnen  sich  durch  schmale  Nasenscheidewand  und  nach 
vorne  gerichtete  Nasenlöcher  aus  (Catarrhini  Geoffroy);  die  zwei  letzteren 
bewohnen  Südamerika  und  besitzen  seitlich  gerichtete  Nasenlöcher  (Platy- 
rhini  Geoffroy).  Von  allen  vier  Familien  existiren  auch  fossile  Ueberreste, 
doch  nur  in  spärlicher  Zahl  und  moist  unvollständiger  Erhaltung. 


Digitized  by  Google 


<.)2(i  Vertebrata  Mammalia. 

A.  Section  Platyrhini.  Breitnasen. 
1.  Familie.   Hapalidae.  Krallnffen. 

Gebiss:  *  ]  Die  beiden  oberen  M  trituberculär ,  der  Innenhöcker 

V  förmig.  Obere  P  breiter  als  lang,  mit  spitzem  Aussen-  und  InnenliÖcker. 
Untere  M  vierhöckerig;  das  hintere  Höckerpaar  niedriger  als  das  vordere.  C  stark 
vorragend.  Schädel  rundlich;  Orbita  verhältnismässig  klein.  Alle  Zehen  an 
beiden  Extremitäten  mit  Ausnahme  des  Hallux  mit  Krallen  versehen.  Schwanz 
länger  als  der  übrige  Körper. 

Die  einzige  im  tropischen  Südamerika  lebende  Gattung  Hapale  Iiiig. 
wurde  von  Geoffroy  m  die  zwei  Subgenera  Jacchus  und  Midas  zerlegt. 
Von  ereterem  fand  Lund  zwei  fossile  Arten  in  brasilianischen  Höhlen. 

2.  Familie.  Cebidae. 

Gebiss:  ^TITT.  Obere  und  untere  M  vierhöckerig.  P  zweihöckerig.  Sämml 
liehe  Zehen  mit  Nägeln.    Schwanz  lang. 

Lebend  im  tropischen  Süd-  und  Centraiamerika,  fossil  im  Tertiär  und 
Plei8tocän  von  Südamerika. 

Homunculus  Ameghino  (Ecphantodon  Mercerat).    Zahnformel:  ~J;  |*  J 

Diastema  sehr  klein.  C  wenig  vorragend,  auf  der  Hinterseite  mit  Basal- 
höckerchen.  Die  einwurzeligen  P  mit  niedrigem  Aussenhöcker  und  zwei 
vom  Basalband  gebildeten  Innenhöckerchen.  M  fast  quadratisch,  mit  zwei 
durch  schiefe  Querjoche  verbundenen  Höckerpaaren ;  M\  etwas  kleiner,  als  die 
beiden  hinteren  Backzähne.  Die  zwei  Unterkieferäste  in  der  Symphyse  fest 
verwachsen.  Huinerus  mit  Fpramen  entepicondyloideum.  Im  älteren  Tertiär 
(Oligocän)  von  Santa-Cruz,  Patagonien.    H.  patagoninus  Amegh. 

t  Anthropops  Amegh.  ?  Homocentrus  und  Eudiastatus  Amegh. 
von  Santa-Cruz  in  Patagonien  und  Protopithecus  Lund  aus  dem  Pleistocän 
von  Brasilien  sind  auf  ganz  dürftige  Reste  basirt. 

Cebus  Erxl.,  Mycetes  Iiiiger  {Stentor  Geoffroy),  Callithrix  Erxl. 
Lebend  in  Südamerika  und  fossil  in  Knochenhöhlen  von  Brasilien. 

B.  Section.    Catarrhini.  Schmalnasen. 
3.  Familie.    Cynopithecidae.    Hunds  äffen. 

Gebiss :  ,  j  j-  $    M  oben  und  unten  vierhöckerig  f  die  äusseren  und  inneren 

Höckerpaare  bald  durch  eine  tie/e  Längs/urchc  getrennt,  bald  durch  Querjoche 
verbunden.  Ms  unten  mit  Talon.  P  zweihöckerig.  Schnauze  vorspringend,  häufig 
verlängert.  Extremitäten  plantigrad.  Schwanz  meist  lang.  Gesässschwielen  vor- 
handen. 

Zu  den  Cynopitheciden  gehören  die  altweltüchen  Paviane,  Makak,  Meer- 
katzen, Stummelaffen  und  Schlankaffen,  welche  mit  ganzer  Sohle  auftreten, 
fast  immer  auf  allen  vier  Extremitäten  gehen  und  meist  einen  mehr  oder 
weniger  verlängerten  Schwanz ,  sowie  Backtaschen  und  Gesässschwielen 
besitzen.  Die  im  Miocän,  Pliocän  und  Pleistocän  von  Europa  und  Asien 
vorkommenden  fossilen  Formen  schliessen  eich  ziemlich  eng  an  noch  lebende 
Gattungen  an. 

Oreopithecus  Gervais  (Fig.  2040).  Eckzähne  oben  und  unten  schwach. 
Ob.  M  mit  zwei  Paar  gegenüberstehenden,  conischen,  durch  eine  mediane 
Längsfurche  getrennten  Höckern  und  kräftigem  Basalband ;  Jfs  kaum  kleiner 
als  M*.  Die  oberen  P  mit  hoher  Aussenspitze  und  kräftigem  Innenhöcker. 
Untere  M  schmäler  als  die  oberen,  mit  zwei  Höckerpaaren  und  einem  un- 
paaren  Höcker  am  Hinteirand,  der  sich  bei  IT  zu  einem  kräftigen  Talon 
entwickelt.    Mittel -Miocän  von  Toseana  (0.  Bambolii  Gerv.). 


Digitized  by  google 


Primate«.  Simiae. 


927 


Cynocephalus  Lacepede.  Pavian.  Lebend  in  Afrika  und  Arabien. 
Fossil  in  den  Sivalikschichten  von  Ostindien.  C.  (Semnopithecus)  subhimalay- 
anus  Meyer  sp.,  C.  Falconeri  Lyd.  und  in  diluvialen  Knochenhöhlen  von 
Madras. 

Semnopithecus  Cuv.  Lebend  im  südöstlichen  Asien.  Fossil  im  Plio- 
cän  von  Montpellier  und  Casino  in  Toscana  (S.  Motispessttlanus  Gerv.),  in  den 
Sivalikschichten  von  Ostindien  (S.  palaeittdicus  Lyd.)  und  im  Pleistocän  von 
Indien  (S.  enlellus  Duf.). 


Flg.  2040. 

Ortopithettu  BamboM  Gervais.  Miocün.  Toncana.  A  Obere  Zahnreihe  von  easteani  In  mit.  (ir. 
(nach  Klatort).  B  Untere  ZHhnreihe  eine«  jungen,  tm  Zahnwechiel  befindliehen  Individuums 
von  Monte  Bambolii,  nat  Gr.  (nach  üervala.) 


Fig.  2041. 
Metopithectu  Pente  Um*  Wagn. 
Oh.  Miocan.      Pikerml  bei  Athen. 
A.  B  Schädel  mit  tTntcrklofer  eines 
mannlichen  Individuum«  von  der 
Bell«  und  von  vorne,  */»  nat  Gr. 

(Nach  Gaudry.) 
C  Obere  Zahnreihe  (nat  Gr.). 

Mesopithecus  Wagn.  (Fig.  2041).  Schädel  und  Gebiss  wie  bei  Semno- 
pithecus, das  Skelet  aber  plumper  und  mehr  mit  Macacus  übereinstimmend. 
Die  Männchen  haben  erheblich  stärkere  Eckzähne,  als  die  Weibchen.  Meso- 
pithecus Pentelici  Wagn.  aus  dem  obersten  Miocän  von  Pikermi  bei  Athen 
ist  der  häufigste  und  am  vollständigsten  bekannte  fossile  Affe. 

Dolichopithecus  Deperet.  Wie  Semnopithecus,  jedoch  die  Schnauze 
stark  verlängert  und  die  Extremitäten  kürzer  und  plumper.  Im  Pliocän  von 
Serrat  d'en  Vaquer  bei  Perpignan.    D.  Ruscinensis  Dep. 

Macacus  Lacepede  (Inuus  Geoffroy,  Autoxinus  Cocchi).  Ob.  M  niedrig, 
vierseitig,  mit  zwei  Paar  gegenüberstehenden,  stumpfconischen  oder  kantigen, 
bald  durch  eine  mediane  Längsrinne  getrennten,  bald  durch  Querjoche  ver- 
bundenen Höckern;  die  P  mit  Aussen-  und  Innenhöcker.  Untere  M  wie  die 
oberen,  nur  schmäler,  1*3  mit  starkem  Talon.  C  bei  Männchen  kräftig,  ziem- 
lieh stark  vorragend.  M.  (Inuus)  ecaudatus  Geoffr.  ist  der  einzige  in  Europa  (auf 
den  Felsen  von  Gibraltar)  und  in  Nordafrika  lebende  Affe.  Die  übrigen  Arten 
der  Gattung  Macacus  haben  eine  weite  Verbreitung  im  südlichen  und  östlichen 
Asien  und  bewohnen  zum  Theil  die  hochgelegenen  Gebiete  von  Tibet,  des 
Himalajah  und  von  Japan.  M.  priscus  Gerv.  aus  dem  Püoeän  von  Montpellier 
und  M.  Sivalensis  Lyd.  aus  den  Sivalikschichten  Ostindiens  sind  die  ältesten 
fossilen  Vertreter  dieser  Gattung.  Ein  Unterkiefer,  sowie  verschiedene  iso- 
lirtc  Zähne  (Aulaxinus  Florenlinus  Cocchi)  aus  dem  Pliocän  des  Val  d'Arno 
werden  von  Ristori  zu  Inuus  (Macacus)  gestellt.  Ein  wohlerhaltener  Gaumen 


Digitized  by  Google 


92* 


Vertebrata.  Mammalia. 


von  M.  (Inuus)  Suevicus  wurde  von  Hedinger  im  Heppenloch  bei  Kirch- 
heim, Württemberg,  entdeckt;  in  einer  Felsspalte  von  Alontsanes  (Haute- 
Garonne)  fand  Harle  ein  Unterkieferfragment  von  Macacus  in  Gesellschaft 
von  diluvialen  Säugethieren.  Macacus  trarensis  Pomel  stammt  aus  dem 
Diluvium  von  Algerien. 

4.  Familie.    Anthropomorphidae.  Menschenaffen. 

Zahnformel:  7/  j;  V  J;    Obere  und  untere  M  vierhöckerig,  die  inneren  Höcker 

mit  den  äusstren  alternirend.  Der  letzte  untere  M  ohne  oder  mit  sehr  schwachem 
Talon.  P  kürzer  als  lang,  zweihöckerig.  Schädel  mit  Sagittal-  und  Occipitalkamm. 
Vorderextremitäten  länger  als  die  hinteren.  Gang  meist  au/recht.  Schwanz  fehlt. 
Oesässschwielen  nur  hei  Hylohates  vorhanden. 

Die  Anthropomornhen  stehen  dem  Menschen  im  ganzen  Skeletbau  am 
nächsten  und  unterscheiden  sich  von  den  übrigen  Affen  durch  das  hoch- 
entwickelte Gehirn,  durch  die  Fälligkeit  aufrecht  zu  gehen,  wobei  sie  freilich 
nicht  wie  der  Mensch  mit  der  Sohle,  sondern  mit  dem  äusseren  Seitenrand 
des  Fusses  auftreten ;  ferner  durch  mehr  oder  weniger  starken  Scheitel-  und 
Occipitalkamm,  hohe  Dornfortsätze  der  Halswirbel  und  durch  den  Mangel 
eines  Schwanzes.  Auch  das  Gehiss  nähert  sich  durch  Abstumpfung  der 
Höcker  auf  den  Molaren  und  durch  Verkümmerung  des  Talons  am  letzten 
unteren  Backzahn  dem  des  Menschen,  von  dem  es  sich  freilich  durch  stärkere 
Entwicklung  der  Eckzähne  unterscheidet. 


(Ig.  Fig.  2043. 

J'liopithtnu  antiquuo  Gerv.  Mtocln.  Sansan.  Dryopithecu*  Fontanl  Lartct.  Mlttel-Mlocän 

der*.  t'nkTkief.T  von  oben  in  nal.  Gr.  St.  Guuden*.   ilnute-GHronne.    Interkiefer  von 

(Nuoh  Bliiinvillo.)  oben.  '/«  «>«t.  (Jr.  (nach  G  aud  ry  >. 


Pliopitheeus  Gervais  (Protop ithecus  Lartet  non  Lund)  (Fig.  2042).  Auf 
Unterkiefer  begründet.  J  schmal,  ziemlich  lang;  C  kräftig,  aber  wenig  höher 
als  die  J.  Backzähne  niedrig,  gedrungen;  der  vordere  P  einspitzig,  der 
hintere  zweispitzig.  3/  mit  zwei  Paar  schief  gegenüberstehenden,  stumpf 
eonisehen  Höckern  und  einem  schwachen  unpaaren  Höckerchen  am  Hinter- 
rand, das  bei  3fn  zu  einem  talonartigen  Basalwulst  umgebildet  ist.  Im  mitt- 
leren Miocän  von  Sansan  (Gers),  Grivv-St  -Alban  (Isere)  und  im  Orleanais;  in 
der  Braunkohle  von  Elgg  (Schwei*)  und  Göriach,  Steiermark.  P.  antiquus 
Gcrv.  (P.  platyodon  Biederm.)  steht  in  Grösse  und  Zahnbau  dem  in  Süd- 
Indien  lebenden  Gibbon  (Hylohates)  so  nahe,  dass  die  generische  Unter 
Scheidung  sehr  zweifelhaft  erscheint. 


Digitized  by  Google 


Primates.   Simfae.   Bimana.  92Ö 


Zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  fossilen  Affen  und  Halbaffen. 


Alrtta 

Euopa 

Asien 

Hoid-Aiiriü 

Sli-Ameilta 

Jetitseit 

Chimpanse 

Gorilla 

Cynopitheci- 

dae 
Lemuridae 
Chiromyidae 

Macacua 

Oraag  Utang 
Cynopithe- 

cidae 
Lemuridae 
Galeopithe- 

cidae 

- 

Platyrhini 
(Cebidae.Ha- 
palidae) 

Pleldtocün 

Cyno- 
cephalus 

• 

Macacus 

Semno- 

pithecus 
Cyno- 

cephalus 

Cebus 

V.ÜA  1  LIitiriA 

Mycetes 
Proto- 
pithecus 

Pltocän 

Macacas 
Dolicho- 

pithecus 
Semno- 

pithecus 

Troglodytes 
Simia 
Macacus 
Semno- 

pithecus 
Cyno- 

cephalus 

oberes 

• 

Mesopithecu? 

Mioclln 

mittleres 

Dryopitne«  us 

Pliopithecus 

Oreopithecus 

unteres 

Laopithecus 

ol>eres 

Adapis, 

Necrolemur 

Microchoerun 

Hyopsodus 

Homunculus 
?  Homo- 
centrus 
Anthropops 
Eudiastatus 

a 

V* 

© 

mittleres 

(Bridjter- 
n<*U»  und 
Bohnere  der 
Schwel») 

Caeno 

pithecus 
Pelycodus 
Hyopsodus 

Hyopsodus   ?  llipposyus 
Tomithe-      ?  Thinolestes 

rium         ?  Telmato- 
Omomys  lestes 
Xotharctus    ?  Bathrodon 
Limno-         ?  Meaacodon 

therium     ?  Stenacodon 
Microsyops 

e 
H 

unteres 

Plesiadapia 
Protoadapis 

1 

i| 

Sä 

0, 

Pelycodus 

Hyopsodus 

Lemuravas 

Microsyops 

Tomitherium 

AnaptomorphiiH 

Cynodontomys 

Mixodectes 

?  Sarcolemur 

?  Apheliscua 

?  Opisthotonus 

Indrodon 

Mixodectes 

Zittel,  Grundidee  der  Palaeontologie  Ö9 


Digitized  by  V^OOQle 


Vertebrata.  Mammalia. 


Dryopithecus  Irrtet  (Fig.  2043).  Die  beiden  vorhandenen  Unterkiefer 
und  ein  Humerus  aus  dem  mittleren  Miocän  von  St.  Gaudens  (Haute-Garonne) 
rühren  vom  grössten  und  menschenähnlichsten  fossilen  Affen  aus  dem 
europäischen  Tertiär  her.  Die  Dimensionen  desselben  stimmen  nahezu  mit 
dem  Chimpanse  überein,  allein  die  M  besitzen,  wie  beim  Gorilla,  zwei  Paar 
gegenüberstehende  stumpf  conische  Höcker  und  einen  unpaaren  Höcker  am 
Hinterrand,  der  bei  Jtfa  durch  einen  zweihöckerigen  Talon  ersetzt  wird.  Der 
hintere  P  ist  länger  als  breit,  hat  zwei  Höcker  und  einen  schüsseiförmigen 
Talon ;  der  vordere  P  ist,  wie  beim  Gorilla,  sehr  kräftig,  einspitzig  und  innen 
mit  starkem  Basalband  versehen.  Der  sehr  dicke,  hinten  zugeschärfte  C 
ragt  erheblich  über  die  Backzähne  vor.  Die  J  sind  schmäler  und  kleiner, 
als  beim  Chimpanse  und  Gorilla.  Die  hohe  Symphyse  des  Unterkiefers  steigt 
schräg  nach  vorn  an;  der  Zwischenraum  zwischen  den  beiden  Aesten  ist 
erheblich  schmäler  als  beim  Chimpanse,  und  unvergleichlich  viel  enger  als 
beim  Menschen;  der  Raum  für  die  Zunge  darum  ziemlich  klein. 

Obwohl  sich  Dryopithecus  unzweifelhaft  an  die  höchst  stehenden  Anthropo- 
morphen  anschliesst,  wurde  seine  Aehnlichkeit  mit  dem  Menschen  doch 
von  manchen  Autoren  bedeutend  überschätzt  Nach  Gaudry  nimmt  Dryo- 
pithecus nicht  die  höchste,  sondern  die  tiefste  Stellung  unter  den  Anthropo- 
morphen  ein  und  steht  dem  Menschen  erheblich  ferner,  als  der  Chimpanse. 

Simia  Lin.  {Troglodyies  Geoffr. ,  AnthropopWiecus  Blv.).  M  oben  und 
unten  mit  zwei  Paar  gegenüberstehenden,  stumpfen,  niedrigen  Höckern,  die 
durch  eine  schüsselartig  vertiefte  Medianfläche  getrennt  sind,  der  hinterste 
M  etwas  kleiner,  als  die  beiden  vorderen,  im  Unterkiefer  mit  schwachem 
fünften  Höcker  am  Hinterrand.  P  erheblich  breiter  als  lang,  zweihöckerig. 
Einen  fossilen  Kiefer  aus  den  Sivalikschichten  von  Ostindien,  der  sich  durch 
relative  Kleinheit  seiner  P  vom  Orang  Utang  {Simia  Satyrus)  unterscheidet, 
bestimmte  Lydekker  als  S.  Sivalensis.  Ein  isolirter  Backzahn  aus  denselben 
Schichten  wird  mit  dem  Orang  Utang  verglichen. 

3.  Unterordnung.    Bimana.  Zweihänder. 

Aufrecht  geltende,  mit  Vernunft  und  artikulirter  Sprache  begabte  Wesen. 
Hände  mit  opponirbarem  Daumen;  Filsse  plantigrad,  grosse  Zehe  nicht  opponir. 

bar.  SämmÜiche  Finger  und  Zehen  mit  glatten  Nägeln.  Gebiss  (£  J;  J-J)  in  voll- 
kommen geschlossener  Reihe,  ohne  Diastema;  Eckzähne  nicht  vorragend.  Orbita 
hinten  durch  eine  Wand  abgeschlossen.  Gehirn  ungemein  gross,  mit  tiefen  und 
sehr  zaJdreichen  Windungen.  Dichte  Behaarung  auf  Kopf,  Kinnladen,  Genitalien 
und  Achselgruben  beschränkt. 

Der  einzige  Vertreter  der  Bimana,  der  Mensch,  wurde  schon  von 
Linne  in  die  Ordnung  der  Primaten  gestellt  und  nur  als  Gattung  von  den 
Affen  getrennt. 

In  körperlicher  Hinsicht  schliesst  sich  der  Mensch  aufs  Engste  den 
Affen  und  namentlich  den  Catarrhinen  an ,  so  dass  es  schwer  fällt,  eine 
scharfe  anatomische  Grenze  zwischen  beiden  zu  ziehen.  Die  Kluft  zwischen 
dem  höchsten  und  niedrigsten  Affen  ist  nach  Huxley  weit  grösser  als 
die  zwischen  dem  Menschen  und  den  anthropomorphen  Affen.  Die  rund- 
lich gewölbte  Form  der  sehr  geräumigen  Schädelkapsel,  das  bedeutende 
Uebergewicht  des  Schädels  über  das  Gesicht  und  der  Mangel  einer  Sagittal- 
crista  unterscheidet  zwar  den  Kopf  des  Menschen  sehr  bestimmt  von  allen 
Catarrhinen- Affen,  allein  manche  südamerikanischen  Platyrhini  stehen  auch 
in  dieser  Hinsicht  dem  Menschen  ungemein  nahe.  An  Grösse  und  Gewicht 
übertrifft  freilich  das  menschliche  Gehirn  das  aller  Affen  um  ein  Beträcht- 
liches, allein  im  anatomischen  Bau  der  einzelnen  Theile,  in  der  Entwicklung 


Digitized  by  Google 


Primates.    Simiae.  Bimana 


931 


der  grossen  Hemisphären  und  im  Verlauf  der  Windungen  herrscht  bei  Affen 
und  Menschen  derselbe  Bauplan.  Die  Verschmelzung  von  Zwischen kiefer 
mit  dem  Oberkiefer,  sowie  aer  durch  relativ  schwache  Eckzähne  bedingte 
Mangel  eines  Diastema  sind  unerhebliche  Merkmale,  die  kaum  zu  einer 
generischen  Trennung  ausreichen.  Das  steil  abfallende  (orthognathe)  Gesicht 
verleiht  dem  Menschen  gegenüber  der  vorspringenden  (prognathen)  Schnauze 
der  meisten  Affen  sein  edleres  Aussehen  und  mit  der  orthognathen  Gesichts 
bildung  6teht  auch  die  fast  senkrecht  ansteigende  Svmphyscnregion  des 
Unterkiefers  mit  dem  etwas  vorspringenden  Kinn  in  Zusammenhang.  Der 
Unterkiefer  hat  hufeisenförmige  Gestalt,  und  die  beiden  fest  verschmolzenen 
Aeste  umschliessen  einen  viel  breiteren  Raum  für  die  Zunge,  als  bei  allen 
Affen.  Das  Gebiss  stimmt  in  Zahl  und  Form  der  Zähne  mit  den  Caüur- 
rhinen-Affen  überein;  die  Eckzähne  ragen  jedoch  kaum  über  die  geschlossene 
Zahnreihe  vor,  und  die  Höcker  der  Backzähne  sind  stumpfer,  breiter  und 
niedriger  als  bei  den  Affen.  Die  oberen  und  unteren  M  sind  in  der  Regel 
vierhöckerig;  an  den  oberen  bleibt  aber  der  hintere  Innenhöcker  sehr  oft 
an  Grösse  beträchtlich  hinter  dem  vorderen  zurück  und  verkümmert  zuweilen 
sogar,  so  dass  ein  Tritubercularzahn  entsteht;  an  den  unteren  fügt  sich  den 
vier  Haupthöckern  häufig  noch  ein  schwaches  unpaares  Höckerchen  am 
Hinterrand  bei.  Die  einwurzeligen  P  sind  einfacher  und  kürzer,  als  die  M 
und  bestehen  aus  einem  äusseren  und  einem  inneren  Höcker.  Bei  Austra- 
liern, Neu-Caledoniern  und  Negern  erscheint  zuweilen  ein  vierter  M,  während 
sich  bei  den  civilisirten  Rassen  eine  Tendenz  zur  Verkümmerung  der  letzten 
M  (Weisheitszähne)  bemerkbar  macht. 

Nicht  unerhebliche  Eigentümlichkeiten  im  Bau  der  Wirbelsäule  und 
der  Extremitäten  verursachen  den  aufrechten  Gang  des  Menschen.  Es 
sind  dies  die  doppelte  S  förmige  Krümmung  der  Wirbelsäule,  die  beträcht- 
liche Länge  und  starke  Muskulatur  der  Beine,  die  Breite  der  Schultern  und 
die  verhältnissmässig  geringe  Länge  der  Arme.  Die  menschliche  Hand  über- 
trifft an  Beweglichkeit  und  Anpassungsfähigkeit  bei  weitem  die  Hand  der 
Affen;  der  Daumen  ist  stark  entwickelt,  opponirbar  und  sehr  beweglich. 
Die  Sohle  des  Fusses  liegt  horizontal.  Die  Metatarsalia  und  Tarsalia  bilden 
ein  Gewölbe,  und  die  starke,  nicht  opponirbare  Innenzehe  kann  nicht  zum 
Greifen,  sondern  nur  zum  Tragen  des  Körpers  verwendet  werden. 

Die  Existenz  des  Menschen  in  diluvialen  oder  noch  älteren  Ablagerungen 
wurde  vor  fünfzig  Jahren  fast  einstimmig  geleugnet.  Neuere  Forschungen 
haben  jedoch  gezeigt,  dass  der  historischen  Zeitrechnung  jedes  Cultur- 
volkes  eine  nicht  durch  Tradition  oder  schriftliche  Aufzeichnungen  belegte 
prähistorische  Periode  vorausgeht.  Während  die  historische  Ueberlieferung 
höchstens  einen  Zeitraum  von  6 — 8000  Jahren  umspannt,  erstreckt  sich  die 
prähistorische  Existenz  des  Menschen  auf  viel  grössere  Zeitperioden.  In 
Europa  beginnt  die  prähistorische  Zeit  schon  im  ersten  Jahrtausend  v.  Chr. 
Für  die  Niederlassungen  der  Pfahlbauern  und  für  das  Volk,  welches  während 
der  jüngeren  Steinzeit  Europa  bewohnte,  fehlt  bereits  jede  geschichtliche 
Anknüpfung.  Die  damaligen  Menschen  lebten  jedoch  unter  denselben 
klimatischen  und  orographischen  Bedingungen,  in  derselben  thierischen  und 
pflanzlichen  Umgebung,  wie  wir  selbst;  sie  züchteten  Hausthiere,  trieben 
Ackerbau  und  benützten  neben  Waffen  und  Geräthen  aus  Stein,  Knochen 
und  Horn  auch  Metalle :  Kupfer,  Bronze  und  zuletzt  Eisen.  Die  sogenannte 
jüngere  oder  neolithische  Steinzeit  gehört  somit  noch  in  die  jetzige  geologische 
Periode. 

Aber  auch  aus  dem  Diluvium,  worin  Hausthiere  und  Culturgewächse 
vollständig  fehlen,  wo  sich  der  jetzigen  Fauna  und  Flora  eine  Anzahl  von 
ausgestorbenen  Arten  und  solche  Formen  beimischen,  die  gegenwärtig  noch 
in  kälteren  Zonen  fortexistiren,  sind  zahlreiche  Spuren  des  fossilen  Menschen 
nachgewiesen.  In  Europa  gehören  die  menschlichen  Wohnstätten  in  Höhlen, 
Felsnischen  und  Flussniederungen  aus  der  sogenannten  »Renthierperiode* 

59* 


Digitized  by  Google 


932 


Vertebrata.  Mammalia. 


grösstenteils  der  glacialen  oder  postglacialen  Zeit  an.  Metallgeräthe,  Thon- 
geeohirre  und  gezüchtete  Hausthiere  aus  der  Renthierzeit  sind  unbekannt 
Zu  Waffen,  Werkzeugen  und  Schmuck  benützte  man  vorzüglich  Feuerstein, 


Bearbeitung.  Sie  sind  niemals  durchbohrt,  geschliffen,  sondern  nur  roh 
behauen  und  durch  Schläge  mit  anderen  Steinen  in  Formen  gebracht, 
wodurch  sie  zur  Verwendung  als  Beile,  Messer,  Schaber,  Lanzen  und  Pfeil- 
spitzen geeignet  wurden  (Fig.  2044.  2045).  Neben  Feuerstein  wurden  aus 
Renthierknochen  und  Geweihen  Werkzeuge  und  Schmuckgegenstände  ge- 
schnitzt. Von  grossem  Interesse  sind  die  bildlichen  Darstellungen,  welche 
die  Menschen  der  älteren  Steinzeit  offenbar  mit  Feuersteinsplittern  nicht 
ohne  Talent  und  durchaus  kenntlich  auf  Knochen  und  Elfenbeinstücken 
einkritzten.  Die  Höhlen  im  Perigord,  in  Belgien,  bei  Genf  und  Schaffhausen 
haben  eine  erhebliche  Anzahl  solcher  Zeichnungen  geliefert,  unter  denen  die 
Bilder  von  Renthier  und  Pferd  am  häufigsten  wiederkehren  (Fig.  2046). 
Im  diluvialen  Kies,  Sand  und  I^ehm  des  nördlichen,  mittleren  und  südlichen 
Frankreichs,  im  südlichen  England,  im  Lobs  von  Deutschland,  Niederöster- 
reich, Mähren,  ferner  im  älteren  Diluvium  von  Italien,  Spanien,  Portugal, 
Nordafrika  und  Russland,  Südindien  und  Nordamerika  sind  roh  behauene 
Feuersteinwerkzeuge  gefunden  worden.  Für  das  Zusammenleben  von  Mensch 
mit  Mammuth  liefert  eine  in  der  Höhle  von  La  Madelaine  im  Perigord 
aufgefundene  Zeichnung  einen  wichtigen  Beweis  (Fig.  2047). 

Im  Verhältnis«  zu  der  grossen  Masse  von  Werkzeugen  gehören  Ueber- 
reste  des  diluvialen  Menschen  selbst  zu  den  grössten  Seltenheiten.  Das 
Alter  der  viel  besprochenen  Schädel  aus  den  Höhlen  von  Paviland  in  Gla- 
morganshire,  von  Engis,  Engihoul  und  Spy  bei  Lüttich,  von  Gendron  an 
der  Lesse,  aus  der  Gailenreuther  Höhle,  aus  den  Höhlen  von  Aurignac, 
Cro-Magnon,  Bruniquel,  Lombrive,  Cavillon  bei  Mentone,  Grotta  dei  Colombi 
auf  Palmaria  ist  zweifelhaft,  der  Schädel  aus  Cannstatt,  welchen  Quatre- 
fages  zum  Typus  einer  besonderen  Rasse  stempelte,  stammt  sicher,  wie  die 


Fl*.  2044. 

Feucruteinheil  au»  dem  geschichteten 
Diluvium  Ton  Abbcvllle  (Type  ('hellten). 


Flg.  2045. 

Roh  behauene  Feucrsteinniewier  uns  der  alteren  Steinzeit 


Primates.  Bimana. 


933 


Skelete  von  Grenelle  und  Clichy  bei  Paris  aus  später  Zeit ;  die  Extremitäten- 
knochen  aus  dem  Löse  von  Lahr  sind  verloren,  die  Skelete  aus  dem  vulkani- 
schen Tuff  von  Denise  bei  Le  Puy  von  zweifelhaftem  Alter,  ebenso  der 


.i 


Fig.  2046. 

Zeichnungen  auf  Renthierknochen.    A  Menich  mit  Pferden,  B  Wildpferde ,  C  weidendes  Kenthier, 
(i  und  B  aus  Hohlen  des  Ferlirord,  C  aus  dem  Kesslerloch  tx-1  Schnllliausen). 

Schädel  von  Brüx  in  Böhmen.  Das  berühmte  Schädelfragment  aus  einer 
Felsspalte  des  Neanderthales  mit  seinen  starken  Augen wülsten  und  der 
niedrigen,  zurückfliehenden  Stirn  rührt,  wie  Virchow  nachgewiesen,  von 
einem  Mikrocephalen  her,  dessen  diluviales  Alter  nicht  im  mindesten  erwiesen 


Fi*.  2047. 

Zeichnung  (Mammuth  auf  einem  Elfenbeinstück  aus  der  UOhle  von  Ia  Madelnlnc  Im  I'erlpord). 

ist.  Auch  der  Unterkiefer  von  Moulin-Quignon  bei  Abbeville  wurde  von 
Arbeitern  betrügerischer  Weise  untergeschoben.  Als  diluviale  Menschenreste 
von  verlässigem  Alter  bleiben  eigentlich  nur  ein  Schädel  von  Olmo  bei 
Chiana  in  Toscana,  ein  Schädel  von  Egisheim  im  Elsass,  ein  Unterkiefer  aus 
der  Höhle  von  Naulette  bei  Furfooz  in  Belgien  und  ein  Kieferfrngment  aus 
der  Schipkahöhle  in  Mähren  übrig.  Dieses  Material  genügt  nicht  zu  einer 
Rassenbestimmung;  allein  sämmtliche  Menschenreste  von  verlässlichem  Alter 
aus  dem  Diluvium  von  Europa  stimmen,  wie  alle  in  Höhlen  gefundenen 
Schädel  nach  Grösse,  Form  und  Capacität  mit  dem  Homo  sapiens  überein 
und  sind  durchaus  wohl  gebildet.  Sie  füllen  in  keiner  Weise  die  Kluft 
zwischen  Menschen  und  Affen  aus. 


934 


Vertebrata.  Mammalia. 


In  Nordamerika  machte  einige  Zeit  ein  von  Whitney  au»  dem  ober- 
pliocänen  tauriferous  gravelc  von  Calaveras  in  Californien  beschriebener 
Schädel  grosses  Aufsehen;  nach  Mortillet  handelt  ea  sich  hier  um  einen 
von  Arbeitern  in  den  Boden  begrabenen  recenten  Indianerschädel. 

Mehr  Vertrauen  verdienen  die  Funde  aus  Südamerika.  Schon  Lund 
hatte  in  brasilianischen  Knochenhöhlen  menschliche  Schädel,  vermischt  mit 
ausgestorbenen  und  recenten  Säugethieren  aufgefunden ,  ebenso  kommen  im 
obersten  Diluvium  (Plata-  und  Querandische  Stufe)  von  Argentinien  Feuer- 
stein Werkzeuge  und  menschliche  Schädel  von  dolichocephaler  Beschaffenheit 
vor.  Aber  auch  in  der  Pampasformation  von  Argentinien,  welche  Ameghino 
ins  Pliocän  stellt,  sind  mehrfach  aufgespaltene,  bearbeitete  und  angebrannte 
Röhrenknochen  und  Kiefer  von  Hirsch,  Olyptodon,  Mastodon  und  Toxodon 
mit  Feuersteinwerkzeugen  von  palaeolithischem  Gepräge,  sowie  Schädel  und 
ganze  Skelete  von  Menschen  gefunden  worden. 


KiK.  DM8. 

Angeblich  «lureh  Feuer  zersprengte  und  bearbeitete  Feuerntelnuplitter  aus  dem  unteren  Miocan  von 

Thcnay.   Loir-et-Cbcr  (nach  Mortillet). 

Für  die  Existenz  des  Menschen  in  der  Tertiär-Zeit  fehlt  es  aber  vor- 
läufig sowohl  in  Amerika,  als  auch  in  Europa  an  verlüsslichen  Anhaltspunkten. 
Die  angeblich  vom  Menschen  bearbeiteten,  gekerbten,  mit  Einschnitten  ver- 
sehenen und  durchlochten  Knochen  fossiler  Säugethiere  aus  dem  Pliocän 
und  Miocän  haben  sich  als  von  Thieren  benagt  herausgestellt.  Auch  die 
berühmten  von  Abbe  Bourgeois  im  untermioeänen  Süsswasserkalk  von 
Thenay  bei  Pont-Levoy  (Loir  et-Cher)  gefundenen  Feuersteinsplitter  (Fig. 2048), 
sowie  ähnliche,  von  Ribeiro  im  Tertiär  von  Portugal  nachgewiesene 
Feuersteinfragmente,  haben  nicht  die  charakteristischen  Schlagmarken  der 
palaeolithischen  Steinwerkzeuge,  besitzen  noch  keine  regelmässige  Form  und 
unterscheiden  sich  nicht  von  den  durch  meteorologische  Einflüsse  natürlich 
zersprungenen  Feuersteinsplittern,  welche  z.  B.  den  Boden  der  libyschen 
Wüste  zuweilen  meilenweit  bedecken.  Sie  beweisen  demnach  weder  die 
Existenz  des  tertiären  Menschen,  noch  eines  Antkropopithecus,  Proantliropos 
oder  menschenähnlichen  Affen,  der  diese  angeblichen  Artefacte  entweder 
durch  Klopfen  oder  durch  Feuer  hergestellt  hätte.  Das  Problem,  wo  der 
Mensch  zuerst  auf  der  Erde  erschienen  und  aus  welcher  Form  er  hervor 
•jcjrangen  ist,  hat  trotz  aller  Bemühungen  der  modernen  Geologie  und 
Anthropologie  bis  jetzt  noch  keine  Lösung  gefunden. 


Digitized  by  Google 


Rückblick  auf  die  geologische  Entwickelung,  Herkunft 
und  Verbreitung  der  Säugethiere1). 


Mesozoisches  Zeitalter 

Die  ältesten  Reste  von  Säugethieren  stammen  aus  der  Trias.  Isolirte 
Zähnchen  von  Microlestes  und  Triglyphua  aus  r Ii n tischen  Schichten  Württem- 
bergs und  Englands,  ein  Schädel  von  Tritylodon  und  Skelettheile  von  Therio 
desmus  aus  den  Karoo-Schiehtcn  von  Süd-Afrika  beweisen  die  weite  Ver- 
breitung der  leider  noch  sehr  unvollständig  bekannten  AUotiieria  im  Beginn 
den  mesozoischen  Zeitalters.  Eine  ganz  andere  G nippe  primitiver  Säuger 
von  winziger  Grösse  ist  durch  zwei  Unterkieferchen  aus  der  oberen  Trias 
von  Nord-Carolina  in  Amerika  angedeutet.  Die  Gattungen  Dromatheritm 
und  Microconodon  erinnern  an  Insectivoren  und  polyprotodontc  Marsupialier, 
unterscheiden  sich  aber  von  beiden  durch  höchst  primitive  triconodonte, 
einwurzelige  Backenzähne. 

Im  Juri  haben  sich  sowohl  die  Allotheria,  als  auch  die  insektenfressenden 
Beutelthiere  vennehrt  und  weiter  entwickelt.  In  Europa  sind  der  Gross- 
Oolith  von  Stoncsfield  und  das  »Dirt  bed-  von  Purbeck  zwar  noch  immer 
die  einzigen  Fundorte  geblieben,  aber  daneben  haben  die  oberjurassischen 
'Atlantosaurus  Beds*  in  Wyoming  und  Colorado  eine  Fülle  neuer 
Formen  geliefert,  von  denen  freilich  wie  von  ihren  europäischen  Altersgenossen 
meist  nur  Kiefer,  isolirte  Zähnchen,  sehr  selten  sonstige  Skeletknochen  vor- 
handen sind. 

Von  Allotherien  finden  sich  Plagiaulax  und  Bolodon  in  Purbecksehiehtcn 
Englands.  Die  mit  secodontem  Gebiss  versehenen  Formen  wurden  von  Owen 
alle  zu  den  polyprotodonten  Beutelthieren  gestellt  und  mit  dem  lebenden 
Mifrmecobius  verglichen,  allein  nur  bei  einzelnen  Gattungen  tragen  Bezahnung 
und  Form  des  Kiefers  so  deutliche  marsupiale  Merkmale  zur  Schau,  dass 
ihre  Bestimmung  vollkommen  gesichert  erschiene;  in  vielen  Fällen  macht 
sich  ein  Gemisch  von  marsupialen  und  insektivoren  Eigenschaften  geltend. 
Marsh  löste  die  Frage  in  radikaler  Weise,  indem  er  für  die  mit  spitzen 
Zähnen  versehenen  mesozoischen  Säugereine  selbständige  Ordnung  Panto- 
theria  errichtete,  in  denen  Osborn  die  Vorläufer  der  polyprotodonten 
Beutler  und  der  Insektenfresser  erkennt.  Wie  bei  den  Allotherien,  so  zeigt 
sieh  auch  bei  den  jurassischen  Polyprotodonten  eine  überraschende  Aehn- 


•)  Koken  E. ,  Die  Geschichte  dea  Säugethierstammes  nach  den  Entdeckungen 
und  Arbeiten  der  letzten  Jahre.  Naturw.  Rundschau  von  Sklarec.  1892.  Nr.  14.  15.  19. 

Marth  O.  C. ,  Introduction  and  Suceession  of  Vertebrate  Life  in  America. 
Adress  del.  bef.  the  Amer  Assoc.  for  advancem.  of  Science  in  Nashville.  1877. 

Osborn  II.  F.,  The  Ri.se  of  the  Mummalia  in  North  America.  Adress  del. 
bef.  the  Amer.  Assoc.  in  Madison  189H. 

Rütimeyer  L  ,  Ueber  die  Herkunft  unserer  Thierwelt.   Eine  zoogeographische 
Skizze.    Basel  1867. 

Schlotter  M.,  Ueber  die  Beziehungen  der  ausgestorbenen  Sauget hierfaunen  und 
ihr  Verhältnis  zur  Saugetbierfauna  der  Gegenwart.  Biolog  Centralblatt  1888.  VUI. 
8.  682-631. 


Digitized  by  L>O0j9l£ 


930 


Rückblick  auf  die  geologische  Entwicklung, 


liehkeit,  in  einzelnen  Fällen  sogar  völlige  Uebercinstimmung  der  europäischen 
und  amerikanischen  Gattungen. 

Aus  der  Kreide-Formation  fehlte  bis  zum  Jahre  1882  jede  Spur  von 
Säugethieren.  Jetzt  kennt  man  aus  der  Wälderstufe  von  England  isolirte 
Zähnchen  der  schon  im  Jura  verbreiteten  Gattung  Plagiaulax,  und  in  den 
sogenannten  Larauiiesebichten  des  amerikanischen  Westens  (Wyoming,  Dakota, 
Colorado,  Montana)  sind  neuerdings  eine  beträchtliche  Menge  von  Zähnen 
und  Kieferfragmenten  von  Marsh  beschrieben  worden.  Die  Hoffnungen, 
welche  man  früher  auf  die  Entdeckung  cretaeeischer  Säugethiere  gesetzt 
hatte,  sind  freilich  nicht  in  Erfüllung  gegangen ;  denn  die  bis  jetzt  vorhandenen 
Funde  beweisen  nur,  dass  die  jurassischen  Formen  während  der  Kreidezeit 
geringe  Veränderungen  erlitten  haben,  und  dass  AUotheria,  Pantolheria  und 
vielleicht  eine  Tillodonticr-Gattung  (Stagodon)  auch  während  der  Kreidezeit 
den  Grundstock  der  Säugethierfauna  bildeten. 

Eoc&n. 

Mit  Beginn  der  Tertiärzeit  fli essen  die  Quellen  für  die  Kenntnis«  der 
fossilen  Mammalia  weit  reichlicher,  als  in  der  mesozoischen  Periode.  Schon 
im  untersten  Eoc&n  schalten  sich  in  der  Gegend  von  Reims  Süsswasser- 
schiehten  ein,  welche  eine  höchst  merkwürdige,  von  Lemoine  entdeckte 
Fauna  enthalten.  Die  Gattungen  Neoplagiaulax  und  Liotomus  knüpfen  an 
die  Allotherien  der  oberen  Kreide  an,  alle  übrigen  Elemente  der  Fauna  von 
Cernays  gehören  zu  placentalen  Säugethieren.  Kleine  Insektenfresser  und 
Raubthiere  (Creodontia)  von  sehr  primitivem  Gepräge,  ferner  einige  fünf- 
zehige Hufthiere  aus  der  Ordnung  der  Condylartkra  (Pleuraspidotheriutn,  Orth- 
aspidotherium)  und  zwei  zweifelhafte  Halbaffen  setzen  diese  älteste  tertiäre 
Thiergesellschaft  in  Europa  zusammen. 

Eine  gleichaltrige  Fauna  von  überraschender  Aehnlichkeit  stammt  aus 
den  i  Puerce-Schichten«  von  Neu-Mcxico.  Von  den  94  Säugethicrarten  gehören  nicht 
weniger  als  45  zu  den  Creodontia,  24  zu  den  Condylartkra,  2  zu  den  Amblypoda, 
5  zu  den  Halbaffen,  7  zu  den  Tülodontia  und  11  zu  den  AUotheria,  unter 
denen  die  Gattung  Polymastodon  die  drei  mitvorkommenden  Neoplagiaulax, 
Ptilodus  und  Ckirox  beträchtlich  an  Grösse  überragt.  Der  grösseren  Reich- 
haltigkeit der  amerikanischen  Fauna  entspricht  ihre  mannichfaltigere  Zu- 
sammensetzung, doch  treten  zu  den  in  Europa  nachgewiesenen  Ordnungen 
nur  die  Tillodontier  als  neues  Element  hinzu,  und  diese  sind  möglicherweise 
schon  in  der  oberen  Kreide  durch  die  Gattung  Stagodon  (Tklaeodon)  vertreten. 
Die  Formen  der  Cernays-  und  Puerco-Fauna  sind  durch  eine  Reihe  gemein- 
samer Merkmale  so  enge  mit  einander  verknüpft,  dass  in  vielen  Fällen  die 
Bestimmung  der  Ordnung  Schwierigkeiten  bereitet.  Sie  besitzen  alle  fünf- 
zehige plantigrade  Extremitäten,  deren  Endphalangen  weder  mit  ächten 
Hufen,  noch  ächten  Krallen,  sondern  mit  einem  Mittelding  zwischen  beiden 
versehen  sind;  bei  allen  bleiben  die  Vorderarm-  und  Vorderfussknochen 
getrennt;  der  Humerus  ist  fast  immer  von  einem  Foramen  entepicondyloi 
deum  durchbohrt,  das  Femur  hat  emen  dritten  Trochanter,  und  im  Oarpus 
war  höchst  wahrscheinlich  überall  ein  Centrale  vorhanden.  Sämmtliche 
Schädel  haben  niedrige,  langgestreckte  Form,  stark  entwickelte  Gesichts- 
knochen, winzige  Hirnkapsel,  glatte  Hemisphären  des  Grosshirns  und  ein 
von  diesem  nicht  überdachtes  Cerebellum.  Auch  das  Gebiss  lässt  noch  keine 
nennenswerthe  Differenzirung  erkennen.  Schneide-  und  Eckzähne  haben 
conische  Gestalt,  die  Prämolaren  sind  einfach  und  die  braehyodonten  Molaren 
im  Oberkiefer  trituhereulär,  im  Unterkiefer  »tritubcrcular-sectoriah.  Wäre 
es  möglich,  den  Thiergestalten  der  Cernays-  und  Puerco- Periode  Leben  ein- 
zuhauchen und  sie  unter  unsere  heutige  Säugethierfauna  zu  versetzen,  so 
würfle  vermuthlich  jeder  Zoologe  die  damaligen  Creodontia,  Condylartkra, 
Pachylemuria  und  Amblypoda  in  eine  einzige,  einheitliche  Ordnung  zusaminen- 


Digitized  by  Google 


Herkunft  and  Verbreitung  der  Säugethiere. 


937 


bringen,  obwohl  sie  unzweifelhaft  die  primitiven  Vorläufer  von  vier  nach- 
mals stark  diffcrenzirten  Gruppen  darstellen.  Dieses  Zusammenwachsen  ver- 
schiedenartiger Stämme  in  eine  gemeinsame  Wurzel  bildet  eines  der  stärksten 
Argumente  zu  Gunsten  der  Descendenztheorie,  zugleich  aber  auch  eine  nicht 
geringe  Schwierigkeit  für  die  Systematik. 

Schon  in  der  nächsten  Zone  des  älteren  Eocäns,  zu  welcher  in  Europa 
der  Londonthon  von  England,  der  untere  M eeressand,  plastische 
Thon  und  Lignit  des  Pariser  Beckens,  sowie  die  sogenannten  Wasatch- 
oder  Coryphodon-Beds  in  Wyoming,  Utah  und  Neu-Mexico  gehören, 
hat  sich  der  Charakter  der  Säugethierfauna  nicht  unerheblich  verändert. 
Die  AUotherien  sind  verschwunden.  Die  Creodontia  haben  vielfach  an 
Grösse  und  Differenzirung  zugenommen  und  bereits  Raubthiergepräge  er- 
halten (Pcüaeonictis ,  Proiiiwra,  Oxyaena,  Miacis  etc).  Unter  den  Hufthieren 
lassen  sich  Amblypoda  (Coryphodon ,  Manteodon),  Condylarthra  (Phenacodut, 
Protogonia,  Meniscotherhm)  und  Perissodactyla  (Hyracotherium,  Pachynolophus, 
Eohippus,  Heptodon,  Systemodon  u.  a.)  schon  sehr  bestimmt  unterscheiden,  von 
Artiodactylen  finden  sich  spärliche  und  primitive  Vorläufer  (Homacodon, 
Ijophiodochoerus,  Protodichobune)\  die  Proehniae  (Pachyleniuren)  sind  zahlreich, 
die  Nager  und  Tillodontia  (Esthonyx,  Ettylinodon,  Dryptodon)  durch  typische, 
scharf  differenzirte  Grattungen  vertreten. 

Vergleicht  man  die  Säugethierfaunen der  älteren  Tertiärzeit  mit  einander, 
so  fällt  die  Armuth  an  Gattungen  und  Arten  in  Europa  gegenüber  der 
Reichhaltigkeit  der  amerikanischen  Fundstätten  in  die  Augen. 

Im  mittleren  Eocän  waren  in  Europa  die  Erhaltungsbedingungen 
noch  viel  ungünstiger,  als  vorher.  Die  Umgebung  von  Paris,  die  Süsswasser- 
ablagerungen  von  Argenton  (Indre),  Bracklesham  (Sussex),  Issel  (Aude), 
Cesserat  (Herault),  Buchsweiler  (Elsass)  und  einige  wenige  andere  zerstreute 
Localitäten  haben  die  dürftigen  Reste  einer  Säugethierfauna  geliefert,  aus 
welcher  von  Perissodactylen  die  Gattungen  Lophiodon,  Palaeotapirus,  Propalaco- 
therium,  Paloplotherium,  Hyracotherium,  Pachynolophus,  von  Artiodactylen  Dicho- 
bune,  von  Creodontia  die  Gattung  Provwerra  zu  nennen  sind.  Die  zusammen- 
geschwemmten Zähne,  Knochen-  und  Kieferfragmente  in  den  ßohnerzspalten 
des  schweizerischen  Jura  könnten  wohl  besseren  Aufschluss  über  die  Zu- 
sammensetzung der  niitteleocänen  Säugethierfauna  gewähren,  enthielten  sie 
nicht  ein  Gemeng  von  Fossilien  aus  allen  Abtheilungen  der  Eoeänperiode. 
Der  Vergleich  mit  dem  amerikanischen  Verbreitungsgebiet ,  wo  die  be- 
rühmten Bridger  Schichten  von  Wyoming  eine  Fülle  prachtvoll  erhaltener 
Perissodactyla  (Hyracotherium,  Eohippus,  Pachynolophus ,  HelaUtes,  Hyra- 
chius,  Triplopus,  Amynodon%  Palaeosyops  u.  a.),  Artiodactyla  (Achaenodon, 
Homacodon  etc.),  Amblypoda  (UirUatherium,  Tinoceras),  Tillodontia  (Tillo- 
therium),  Nager,  Inseetivora,  Chiroptera,  Creodontia  (Mesonyx, 
Provwerra^  Miaeis  etc.)  und  Prosimiae  enthalten,  stösst  darum  aus  Mangel 
an  Material  auf  grosse  Schwierigkeiten. 

Im  mittleren  Eoeän  erscheinen  auch  die  ersten  Meersäugethiere,  und 
zwar  Zeuglodon  in  Nord- Amerika  und  Europa,  Halitherium  in  Europa  und 
Nord- Afrika,  Prorastomus  in  West-Indien.  Das  charakteristische  Gepräge 
erhält  die  mitteleocäne  Fauna  durch  die  starke  Entwickelung  der  .Perisso- 
dactylen und  Prosimiae  und  durch  das  unvermittelte  Auftreten  der  gewaltigen, 
bis  jetzt  auf  Nord-Amerika  beschränkten  Dinoeeratiden.  Die  Artiodactylen, 
Nager  und  Insectivoren  sind  in  der  Zunahme,  die  Creodontia  und  Tillodontia 
bereits  in  der  Abnahme  begriffen,  die  Chiroptera  zum  erstenmal  nachgewiesen. 

Zum  oberen  Eocän  (von  vielen  Autoren  auch  zum  unteren  Üligocän) 
wird  in  erster  Linie  die  durch  Cu  vi  er 's  Arbeiten  berühmte  Fauna  des 
Pariser  Gyps  gerechnet.  Mit  diesem  sind  gleichaltrig  die  an  Säugethieren 
überaus  reichen  Lignite  von  Debruge  bei  Apt  (Vaucluse),  die  Süsswasser- 
mergel  und  Kalke  von  Alais  und  St.  Hippolite  (Gard),  der  Gegend  von  Le 
Puy  im  Velay  und  von  Castelnaudary  (Languedoe),  des  oberen  Rhcinthals 


Digitized  by  LsOOjglC 


93K 


Rückblick  auf  die  geologische  Entwicklung, 


(Mülhausen  im  Elsass,  badisches  Breisgau)  und'  die  SÜBSvvassereehichten  von 
Bembridge  und  Hordwell  im  südlichen  England.  Zahlreiche  Reste  derselben 
Fauna  finden  sich  eingeschwemmt  im  Bohnere  des  schweizerischen,  schwä- 
bischen und  fränkischen  Jura  und  namentlich  in  den  mit  Phosphorit-hal- 
tigem  Lehm  ausgefüllten  Jurakalkspalten  im  sogenannten  Quercy  zwischen 
Villefranche  und  Montauban,  welche  freilich  auch  eine  Anzahl  miocäner 
Formen  enthalten. 

Ein  Vergleich  dieser  Fauna  mit  der  unter-  und  mitteleocänen  des  gleichen 
Verbreitungsgebietes  ergibt  eine  viel  grössere  Reichhaltigkeit  an  Gattungen 
(ca.  1 10)  und  Arten  (ca.  200).  Die  Hufthierc  spielen  im  oberen  Eocän  noch 
immer  die  Hauptrolle,  doch  haben  die  Perissodactylen  die  führende  Stellung 
an  die  Artiodaetylen  abgetreten.  Unter  den  ersteren  dauern  zwar  Pachynolophus, 
Propalawtherhm  und  Lophiodon  fort,  stehen  aber  an  Häufigkeit  hinter  den 
moderneren  Gattungen  Palacotherium  und  Paloplotherium  zurück.  Unter  den 
Artiodaetylen  gehört  fast  genau  die  Hälfte  aller  Gattungen  zu  den  Ano- 
plotheriden,  welche  in  der  äusseren  Erscheinung  unter  allen  Paarhufern  am 
meisten  den  Perissodactylen  gleichen  und  in  ihrem  Gebiss  und  Skeletbau 
Merkmale  von  Hufthieren  und  Fleischfressern  vereinigen.  Neben  den  Ano- 
plotheriden  stellen  Traguliden  das  Haupteontingent  der  Paarhufer.  Die  eo- 
cänen  Saiden  (Cebochocrw,  Elotheriutn,  Choeropotamm,  Palacochoerus,  Acothmdum 
u.  a.)  verhalten  sich  zu  den  jetzt  lebenden  Schweinen  wie  die  Traguliden 
zu  den  Cerviden.  Ihre  bunodonten  Backzähne  haben  einfache,  vierhöckerige 
Krone ;  Eckzähne  und  Sehneidezähne  sind  wenig  differenzirt,  das  Skelet  hat 
noch  keine  nennenswerthen  Vereinfachungen  oder  Reductionen  der  Extre- 
mitäten erlitten.  Auch  die  frühzeitig  erloschenen  Antracotheriden  erweisen 
Bich  als  t'olleetivtypen ,  welche  lophodonte  und  bunodonte  Paarhufer  mit 
einander  verbinden.  Der  Mangel  an  Condylarthren  und  Amblypoden  zeigt 
übrigenB,  dass  die  obereoeäne  Hufthierfauna  bereits  eine  höhere  Ausbildung 
erreicht  hatte,  als  die  ihr  unmittelbar  vorausgehende;  und  diese  Thatsache 
tritt  nicht  minder  bestimmt  auch  bei  den  Raubthieren  zu  Tage.  Die  un- 
vollkommeneren Üreodontia  sind,  was  Formenreichthum  anlangt,  in  starkem 
Rückgang  begriffen,  wenn  auch  Hyaenodon  und  Pterodon  noch  immer  zu  den 
häufigsten  und  stärksten  Raubthieren  der  damaligen  Zeit  gehören;  neben 
ihnen  taucht  eine  Fülle  von  ächten  Ossipcden  Carnivoren  auf,  die  zu  den 
Caniden,  Mustcliden  und  Viverriden  gestellt  werden,  aber  noch  so  viele 
gleichartige  Merkmale  besitzen,  dass  sie  sicherlich  in  einer  einzigen  Familie 
vereinigt  würden,  wenn  sie  noch  heute  nebeln  iliren  vorgeschritteneren  und 
nach  verschiedenen  Richtungen  differenzirten  Nachkommen  lebten.  Nur  die 
Katzen  (Pseudaclurus,  Eusmüus)  zeichnen  sich  schon  im  Eocän  durch  scharf 
ausgeprägte  Merkmale  aus.  Ein  höchst  charakteristisches  Element  der  ober- 
eoeänen  Fauna  bilden  die  Pachyleniuren  (Adapis,  Caenopithecus,  Necrolemur, 
Microchoerus  u.  a.),  welche  sich  an  alttertiäre  Vorläufer  anschlicssen  und  Merk- 
male der  jetzigen  Halbaffen  und  der  eigentlichen  Affen  vereinigen.  Ganz  fremd- 
artige Erscheinungen  sind  die  sparsamen  Ueberreste  von  kleinen  Edentaten. 

Die  sogenannte  Mikrofauua  ist  ziemlich  reich  durch  Nager,  Insektenfresser, 
Fledermäuse  und  Bcutelratten  (Didelphys)  vertreten.  Die  drei  letztgenannten 
Ordnungen  enthalten  durchwegs  Arten  ohne  besonders  auffallende  Eigentüm- 
lichkeiten. Sie  könnten  füglich  auch  heute  existiren  und  beweisen,  dass 
diese  (Truppen  seit  Reginn  der  Tertiärzeit  nur  geringe  Fortschritte  gemacht 
haben.  Auch  dir;  Nager  bilden  ein  conservatives  Element  der  obereoeänen 
Thiergesellschaft.  Bleiben  sie  in  mancher  Hinsicht  auch  an  Differenzirung 
hinter  ihren  Nachfolgern  zurück,  so  besitzen  sie  doch  bereits  alle  typischen 
Merkmale  der  Ordnung  und  erscheinen  mit  den  Vertretern  anderer  Gruppen 
kaum  enger  verknüpft,  als  ihre  noch  jetzt  existirenden  Nachkommen. 

Sieht  man  nach  Vergleichspunkten  für  die  europäische  obereoeäne 
Säuget  hierweit  ,  so  lenkt  eich  der  Blick  sofort  wieder  nach  Nord- Amerika, 
wo  auf  die  fossilreichen  Bridger-Beds  in  den  sogenannten  Uinta-  oder 


Digitized  by  Google 


Herkunft  and  Verbreitung  der  Sftugethiere. 


93*) 


Diplaeodon  Beds  eine  verarmte  Tochterfauna  bcgral>cn  liegt,  in  welcher  die 
Amblypoden  und  Tillodoniia  verschwunden  sind ,  Pcrissodactylen  (Pachyno- 
lophus,  Triplopua,  Tseäolophus,  Diplaeodon,  Amynodon),  Artiodactylen  (Protor eodon, 
Leptotragulu*)  'und  Creodontia  (Mesonyx,  Miacis)  vorherrschen ,  und  Nager 
und  Prosimiae  wenigstens  durch  spärliche  Reste  angedeutet  erscheinen.  Ein 
specieller  Vergleich  derselben  mit  den  mittel-  und  obereoeänen  Säugethieren 
Europas  würde  zwar  mancherlei  Parallelen  ergeben,  aber  zugleich  auch  zeigen, 
dass  gemeinsame  Gattungen  oder  repräsentative  Verbindungsglieder  spar- 
samer vorkommen,  als  im  älteren  Eocän. 

Die  Thierentwiekelung  auf  beiden  Continenten  hat  sichtlich  verschiedene 
Wege  eingeschlagen.  Die  Verbindung  der  beiden  Continente  scheint  zwar 
noch  bestanden  zu  haben,  allein  die  Communication  war  offenbar  erschwert 


Neben  den  Fundstätten  in  Europa  und  Nord-Amerika  hat  sich  in  neuester 
Zeit  ein  weiterer  Schauplatz  tertiärer  Säugethiere  im  südlichen  Theil  von 
Argentinien,  in  der  sogenannten  »Santa-Cruz-Formation«,  erschlossen,  der 
an  Reichhaltigkeit  die  beiden  älteren  noch  zu  übertreffen  scheint. 

Die  Zusammensetzung  dieser  Säugethier-Fauna  steht  in  schroffstem 
Contrast  zu  der  im  europäischen  Eocän  vorkommenden  SäugcthiergeseUschaft. 
Von  den  121  Genera  mit  mindestens  220  Arten,  welche  Flor.  Ameghino 
aus  den  SantaCruz-Schichtcn  anführt,  dürfte  freilich  ein  ansehnlicher  Bruch- 
theil  vor  einer  kritischen  Prüfung  nicht  Stand  halten,  aber  jedenfalls  über- 
trifft die  fossile  Säuget hierfauna  von  Santa-Cruz  die  jetzt  in  Argentinien 
existirende,  welche  nach  Ameghino  nur  107  Arten  enthält,  bedeutend 
an  Reichthum  von  Gattungen  und  Arten  und  ist  in  dieser  Hinsicht  der 
obereoeänen  Europas  mindestens  gleichwerthig.  Im  Vergleich  mit  der 
europäoamerikanischen  Eocänfauna  fällt  zunächst  der  gänzliche  Mangel  an 
ächten  Artiodadyh ,  Perissodadyla ,  Insedirora ,  Chiroptera,  Carnivora  und 
Prosimiae  auf.  Die  Nager  sind  lediglich  durch  hystrieomorphe  Formen  von 
spezifisch  südamerikanischem  Gepräge  und  ebenso  die  Primaten  durch  platy- 
rhinc  Affen  vertreten.  Die  Hauptmasse  der  Fauna  setzt  sich  aus  Beutel- 
thieren,  Eden  taten,  wenigen  Ancylopoden  [Homalodontotherittm) ,  Taxcdontia, 
Typoiheria  und  Ltioptema  zusammen.  Von  den  drei  letztgenannten  Ord- 
nungen besitzt  nur  Süd-Amerika  fossile  Vertreter,  welche  in  der  Santa-Cruz- 
Formation  beginnen  und  in  der  Pampas- Formation  erlöschen.  Auch  von 
den  Edentaten  gehören  sämmtliehe  Formen  den  jetzt  ausschliesslich  in  Süd- 
Amerika  lebenden  Xenarthra  an,  und  unter  den  Beutelthieren  herrschen  die 
noch  jetzt  in  ganz  Amerika  und  während  der  Tertiärzeit  über  die  nördliche 
Hemisphäre  verbreiteten  Didelphyiden  vor,  werden  aber  von  anderen  Formen 
(Sparassodontidae)  begleitet,  die  naeh  Australien  weisen.  Ameghino 
hatte  diesellien  anfänglieh  theils  zu  den  Dasyuriden,  theils  zu  den  Creodontia 
gestellt.  Auch  die  Abderüidae  bilden  wahrscheinlich  eine  selbständige  auto- 
chthone  oder  möglicherweise  aus  Australien  eingewanderte  Marsupialierfamilic. 

Unter    allen    Umständen    muss    Süd-Amerika    als    ein  selbständiges 
Schöpfungscentrum«  angesehen  werden,  »las  wahrscheinlich  in  einer  frühen 
Periode  von  Australien  her  befruchtet  worden  war,  aber  bereits  in  der  Santa- 
Cruz-Formation   sogar  bei  den  Marsupialiern  eigenartige   Formen  hervor 
gebracht  hatte.  Für  einen  Zusammenhang  mit  der  die  nordliche  Hemisphäre 
oder  doch  Europa  und  Nord-Amerika  in  damaliger  Zeit  bewohnenden  Säuge 
thierfauna  fehlen  alle  Anhaltspunkte.   Dagegen  kann  der  auf  die  Verbreitung 
der  Süsswasserthiere  gestützten   Vermuthung   Hierin g's,    wonach  Süd 
Amerika  während  der  mesozoischen  und  älteren  Tertiärzeit  mit  Australien 
und  Süd-Afrika  in  Landverbindungen  gestanden  sein  soll,  die  Berechtigung 
nicht  versagt  werden. 

Der  scharfen  Altersbestimmung  einer  so  abgeschlossenen  und  eigen- 
artigen Fauna  stehen  grosse  Schwierigkeiten  im  Wege,  namentlich  wenn 
auch  die  geologischen  Verhältnisse  keine  entscheidende  Auskunft  gewähren. 


Digitized  by  LsOOjglC 


940 


Rückblick  auf  die  geologische  Entwickelang, 


Ameghinu  stellt  die  Säugethierfauna  von  Santa-Cruz  ins  Eocän, 
allein  dieselbe  hat  entschieden  eine  phylogenetisch  höhere  Stufe  erreicht  als 
die  unter-  und  mitteleocäne  Säugethiergesellschaft  der  nördlichen  Hemi- 
sphäre. Sie  kann  im  äussereten  Falle  mit  der  ohereocäneu  oder  oligocänen 
Europas  in  Parallele  gestellt  werden. 

Oiigocän. 

Die  kohlenführende  untere  Süsswasscnnolasse  der  Nord-  und  Süd- Alpen 
(Ober-Bayern,  Schweiz,  Gegend  von  Vicenza,  Cadibona  und  Zovencedo  in 
Ligurien)  und  des  Waadtländer  Hügellandes  (Rochette  bei  Lausanne),  die 
gleichalterigen  Alllagerungen  in  Ungarn  (Gran)  und  Dalmatien  (Monte  Pro- 
mina),  die  marinen  Sande  und  brakischen  Mergel  des  Mainzer  Beckens,  des 
oberen  Rheinthals  (I/obsann),  der  Gegend  von  Paris  (Fontainebleau,  Etampes), 
die  Süsswassermergel  von  Ronzon  bei  Le  Puy,  Villebramar,  St  Henri,  Ma- 
nosque  und  a.  O.  in  Südfrankreich  und  die  laeustren  Ablagerungen  von 
Hempstead  und  Uolwell  Bay  der  Insel  Wight 'enthalten  eine  ärmliche  Säuge- 
thierfauna, welche  sich  aus  ca.  20  Gattungen  von  Marsupialiern  (Didelphys), 
Artiodaetylen,  Perissodaetylen,  Nagern,  Insektenfressern,  Creodontieru,  Raub- 
thieren  und  Sirenen  zusammensetzt. 

Die  oligocäne  Säugetlüerfauna  erhält  nur  durch  das  reichliche  Vor- 
kommen von  Awtkracotherium,  Ancodus  und  Elotherium  einige  Selbständigkeit. 
Sie  theilt  mit  dem  oberen  Eocän  fast  alle  Gattungen  und  erweist  sich  als 
eine  verarmte  Tochterfauna  der  ersteren.  Bemerkenswerth  ist  die  Abwesen 
heit  einer  grösseren  Anzahl  im  oberen  Eocän  blühender  Gattungen  (Anoplo- 
therium ,  Diplobune,  Xiphodon,  Palaeotherium,  Palophtherium,  Anchilophus,  Pte- 
rodon,  Proviverra  etc.). 

Miocan. 

I.  Die  zum  unteren  Miocän  gerechneten  Süsswasserablagerungen 
der  Limagne  (St.  Gerand-le-Puy,  Cournon,  Gaunat  etc.),  des  Pariser  Beckens 
(Ualeaire  de  Beauee),  der  Gegend  von  Mainz  (Weisenau,  Hochheim,  Mom- 
bach),  Ulm  (Haslach,  Eckingen,  MichelBberg,  Eselsberg)  enthalten  eine  ziem- 
lich reiche  Säugethierfauna,  die  leider  bis  jetzt  nur  an  wenigen  europäischen 
Fundorten  nachgewiesen  werden  konnte.  Sie  setzt  sich  aus  ca.  44  Gattungen 
zusammen. 

Auch  diese  Fauna  gibt  sich  auf  den  ersten  Blick  als  eine  Tochter  der 
obereoeänen  und  oligocänen  kund.  Dieselben  Ordnungen  und  vielfach  so- 
gar dieselben  Gattungen  wiederholen  sich,  und  auch  die  procentuale  Be 
tbeiligung  der  einzelnen  Ordnungen  weist  grosse  Uebereinstimmung  auf. 
Im  Mangel  an  Halbaffen,  im  starken  Rückgang  und  schliesslichen  Erlöschen 
der  Marsupialicr ,  Creodontier  und  Anoplotheriden ,  in  der  viel  grösseren 
Häufigkeit  einzelner,  früher  nur  sporadisch  vorkommender  Gattungen,  wie 
Palaeochorus,  Dreniotherium,  und  in  dem  Auftauchen  einer  grossen  Anzahl 
neuer  Gattungen,  wie  Tapirus,  Diceratherium >  Amphüragulus,  Steneofiber,  Ti- 
tanomys,  Erinaceus,  Dimylus ,  Amphicyon,  Potamotherium,  Herpestes,  Proaelurus 
u.  A.,  beruhen  die  Unterschiede  zwischen  der  obereoeänen,  oligocänen  und 
untermioeänen  Fauna  Europas.  Unter  den  neuen  Gattungen  gibt  es  übrigens 
keine  einzige  Gestalt,  für  welche  nicht  eine  verwandte  im  Eocän  gefunden 
werden  könnte;  nur  in  der  Umbildung,  Diflterenzirung  und  Verbesserung 
älterer  Typen  unterscheidet  sieh  die  neue  Fauna  von  den  früheren.  Mit 
Ausnahme  von  einigen  Beutlern,  Nagern,  Insektenfressern  und  Fledermäusen 
sind  sämmtliche  grösseren  Genera  erloschen. 

Die  reiche  Säugethierfauna  der  sog.  W  h  i  te  R i  v  er-Bed s,  die  in  Nord- 
Nebraska,  Dakota,  Colorado,  Wyoming  und  Süd-Canada  ein  sehr  ausgedehntes 
Areal  bedecken  und  eine  Mächtigkeit  von  40— 60  m  erreichen,  verhält 
sieb  zur  Bridger-  und  Uintafauna  ganz  ähnlich ,  wie  die  untermioeäne 
Europas  zu  Obereoc.iin  und  Oiigocän.  Die  gewaltigen  Amblypoden  und  die 
sonderbaren   TUlodontia  sind  erloschen,  die  CreodonUa  auf  eine  einzige 


Digitized  by  Google 


Herkunft  und  Verbreitung  der  Süugethiere. 


941 


Gattung  (Hi/aenodon)  zusammengeschrumpft,  die  Prosiniiao  nur  noch  durch  zwei 
Genera  vertreten.  Im  Uebrigon  besteht  die  WTiite-River  Fauna  aus  Beutel- 
thieren,  Perissodact ylen,  Artiodactylen,  Nagern,  Insektenfressern,  Fledermäusen 
und  ächten  Raubthieren. 

Unter  den  Perissodactylen  stellt  Mesohippus  nur  ein  etwas  vorgeschritte- 
neres Differenzirungsstadium  von  Epihippus  dar,  und  genau  in  derselben 
Weise  verhält  sich  Tapiravus  zu  Helaleies,  Hyracodon  zu  Hyrachius,  Metamy- 
nodon  zu  Amynodon.  Die  Titanotheriden  mit  einer  Fülle  von  Arten  bilden 
durch  ihre  Riesengrösse  und  Häufigkeit  ein  höchst  charakteristisches  Ele- 
ment der  White-River-Fauna  und  sind  offenbar  aus  den  eoeänen  Paläopsinen 
hervorgegangen.  Unter  den  Artiodaotylen  nehmen  die  Oreodontiden  (Agrio- 
choerus,  Oreodon),  was  Häufigkeit  betrifft,  die  erste  Stelle  ein ;  auch  sie  sind 
schon  in  den  Üinta-Beds  durch  Protoreodon  vertreten,  und  ebenso  erweisen 
sieh  Poebrotherium  und  Oomphotherium  als  in  der  Richtung  der  heutigen 
Kameele  fortschreitende  Verbindungsglieder  zwischen  den  letzteren  und  den 
eoeänen  Leptotragulinen.  Auch  die  Mikrofauna  der  White- River-Reds 
schliesst  sich  eng  an  die  eoeäne  an,  dagegen  treten  die  ächten  Raubthiere, 
die  Traguliden'  (Leptomeryx,  Hypisodus,  Hypertragulus),  die  merkwürdige  Cer- 
viden  -  Gattung  Protoceras,  sowie  einige  wahrscheinlich  aus  Europa  ein- 
gewanderte Gattungen  (Aceratherium,  Ancodus,  Elotherium,  Steneofiber,  Hyaenodon) 
als  neue  Erscheinungen  auf.  Ein  Verkehr  zwischen  Europa  und  Nord- 
Amerika  fand  offenbar  noch  statt,  aber  während  im  älteren  Eocän  die  neue 
Welt  mit  ihrem  Ueberfluss  Europa  beschenkte,  erhielt  im  Miocän  Nord- 
Amerika  eine  grössere  Anzahl  von  Einwanderern  aus  Europa. 

II.  In  der  jüngeren  Mioeänzeit  erweitert  sich  in  Europa  der 
Schauplatz  für  die  Verbreitung  von  I^andsäugethieren  ganz  beträchtlich.  Das 
bisher  vom  Meer  überfiuthete  Zwischengebiet  von  Alpen  und  .Juraplateau  ist 
jetzt  trocken  gelegt  oder  mit  Süsswassersümpfen  und  I^mdseen  l>edeckt; 
auch  im  Wiener  Recken  befindet  sieh  das  Meer  im  Rückzug,  in  den  Alpen 
(Steyermark)  und  im  Juraplateau  (Stein h ei m ,  Nördlingen ,  Georgensgmünd) 
füllen  sieh  Vertiefungen  mit  Süsswasser  aus  und  enthalten  eingesehwemmte 
Rest*'  von  Ijandthieren.  Eine  Menge  von  Fundstellen  im  Rhonethale  (Grivo 
St.  Alban),  in  der  Schweiz  (Winterthur,  Käpfnaeh,  Elgg  etc.),  Ober-Baden,  in  «1er 
schwäbisch-bayerischen  Hochebene,  im  Juraplateau,  im  Wiener  Becken,  Steyer- 
mark, Ungarn,  Rumänien,  Rcssarabien  enthalten  Ueberrestc  von  Landsäuge- 
thioren,  die  auch  westlich  vom  französischen  Central plateau,  in  dem  vom  Meer 
verlassenen  ehemaligen  aquitanischen  Recken  (Sansan,  Simorre,  St.  Gaudens), 
in  der  Touraine  und  im  Orleanais  wiederkehren  und  sich  auch  in  Spanien 
(San-Isidro)  und  Algerien  nachweisen  lassen.  Italien  (Monte  Bamboli)  hat 
wenigstens  Spuren  derselben  überliefert. 

Das  unvermittelte  Erscheinen  von  Proboseidieni  (Mastodon,  Diru>therium) 
und  ächten  Affen  (Dryopithecus,  Piiopithecus,  Oreopithecus),  das  reichliehe  Vor- 
kommen von  Rhinoceriden,  von  Anchitherium,  das  erstmalige  Auftreten  von  Ge- 
weih tragenden  Wiederkäuern  (Dicroceras,  Procervulus)  und  Antilopen  (Protrago- 
ceras),  die  starke  Entwickelung  von  Raubthieren,  welche  in  ihrer  Organisation 
die  Mitte  zwischen  Hunden  und  Bären  halten,  verleiht  der  m  i  tteleocä  nen 
Fauna  ein  von  der  unmittelbar  vorhergehenden  ziemlich  abweichendes  (ie- 
präge,  das  durch  den  Mangel  an  kleinen  Caenotherien  und  Oeodontiern 
noch  verschärft  wird.  Die  Kluft  zwischen  der  mittelmiocänen  und  unter- 
mioeäneu  Säugethierfauna  ist  sicherlich  eine  weit  grössere,  als  die  zwischen 
der  letzteren  und  der  obereoeänen.  Keine  einzige  Species  aus  dem  unteren 
Miociin  hat  sich  unverändert  erhalten,  und  auch  die  aus  früherer  Zeit  über- 
lieferten Gattungen  gehören  mit  Ausnahme  von  Aceraiherium ,  Jihinoceros, 
Viverra,  Herpestes  und  Steneofiber  den  offenbar  wenig  umbildungs fähigen  In 
sectivoren ,  Nagern ,  Fledermäusen  und  kleinen  Raubthieren  an.  Auch  die 
noch  jetzt  existirenden  Genera  der  damaligen  Zeit  sind  mit  Ausnahme  von 
Tapirue,  Rhinoceros,  Viverra  und  Herpestes  Vertreter  der  Mikrofauna  und 


Digitized  by  Google 


942 


Rückblick  anf  die  geologische  Entwickelang, 


haben  gegenwärtig  meist  kosmopolitische  Verbreitung.  Von  den  vier  grösseren 
Gattungen  leben  Tapirus  in  Indien  und  Süd-Amerika,  die  drei  übrigen  im 
Mittelmeergebiet,  Afrika  und  Süd-Asien,  also  durchwegs  in  auffallend  grossen 
Verbreitungsgebieten. 

Die  beträchtliche  Verschiedenheit  der  unter-  und  inittelniiocänen  Säuge- 
thierfauna  wird  erklärlich,  wenn  man  bedenkt,  dass  zwischen  beiden  fast 
überall  in  Europa  mächtige  marine  Ablagerungen  eingeschaltet  sind,  die 
jedenfalls  einen  langen  Zeitraum  repräsentiren ,  jedoch  fast  nur  Reste  von 
Meersäugethieren  enthalten  und  über  die  Landbewohner  der  damaligen  Zeit 
keinen  Aufschluss  gewähren.  Die  mioeänen  Thalassotherien  gehöreu  zu  den 
Cetaceen,  Sirenen  und  Pinnipedien  und  zwar  durchwegs  zu  erloschenen 
Gattungen,  über  deren  Herkunft  ebenso  völliges  Dunkel  herrscht,  wie  über 
ihre  spärlichen  Vorläufer  aus  dem  Eoeän. 

Für  die  mittclmioeäne  Landsäugethierfauna  fehlt  es  auch  in  Nord-Amerika 
nicht  an  einer  Parallele.  Allerdings  hat  bis  jetzt  nur  der  äuBserste  Westen 
in  den  Territorien  Oregon,  Nevada  und  Washington  jene  zum  Theil  wunder- 
voll erhaltenen  Reste  geliefert,  welche  die  sogenannte  John  Day- Fauna 
zusammensetzen.  Das  reichliche  Vorkommen  von  Rkinoceros,  Aceratherium, 
Änchitherium,  Steneofiber,  Sciurus,  Lepus  und  Galecynus  zeigt  dass  europäische 
Genera  damals  noch  bis  zum  paeifischen  Ocean  wandern  konnten,  und  wenn 
auch  gewisse  spezifisch  amerikanische  Familien,  wie  die  Oreodontiden  und 
Cameliden,  eine  Weiterausbildung  und  Vermehrung  erfahren  haben,  so  fehlt 
es  doch  nicht  an  Repräsentativformen,  die  auf  gemeinsame  Abstammung 
und  auf  einstigen  Zusammenhang  beider  Continente  schliessen  lassen.  Den 
ältesten  Geweihträgern  Europas  (Dicroceras)  entspricht  in  Nord-Amerika 
Blastomeryx ,  den  merkwürdigen  Macrothcrien  und  Chalicotherien  der  alten 
Welt  die  amerikanische  Gattung  Moropus,  und  auch  zwischen  Nagern  und 
Raubthieren  der  beiden  Continente  bestehen  mancherlei  Beziehungen,  ob- 
wohl die  Listen  meist  andere  Namen  enthalten,  die  jedoch  häufig  ähnliche 
Formen  bezeichnen. 

Das  Bild  der  jüngeren  Miocänfauna  Nord-Amerikas  wird  ergänzt  durch 
die  Funde  aus  den  sogenannten  Decp-River-  oder  Tic  hole  p  tu  s-Beds, 
die  bis  jetzt  nur  im  westlichen  Nebraska,  im  Deep-Rivcr-Thal  von  Montana 
und  im  Cottonwood-Creek  von  Oregon  nachgewiesen  werden  konnten.  Die 
Fauna  dieser  Ablagerungen  hat  ein  etwas  jüngeres  Gepräge  als  die  der  John 
Day-Schichtcn.  Sie  zeichnet  sich  vornehmlich  durch  das  Auftreten  von 
Mastodon,  durch  die  starke  Entwickelung  von  Oreodontiden  (Merycochoervs, 
Merychius,  Leptauchenia ,  Cyclopidius,  Pithecistus)  und  Cameliden  (Protolabis) 
und  durch  die  Fortdauer  von  Änchitherium  und  Blastomeryx  aus.  Im 
Ganzen  sind  etwa  20  Arten  aus  diesem  Horizont  bekannt. 

111.  Auch  in  Europa  findet  am  Sehluss  der  Miocänzeit  eine  ziemlich 
tief  greifende  Veränderung  im  Bestand  der  Landsäugethiere  statt  Ver- 
hältnissmässig  wenige  und  meist  weit  entfernte  Fundstellen  geben  Auf- 
schluss über  die  oberste  Miocänfauna;  aber  einzelne  derselben 
zeichnen  sich  durch  erstaunliche  Reichhaltigkeit  und  treffliche  Erhaltung 
der  Ueberreste  aus.  So  wurden  z.  B.  bei  Pikermi  unfern  Athen  nicht 
weniger  als  40  Arten  von  Säugethieren  ausgegraben.  Eine  ähnliche  Nekro- 
pole  urweltlicher  Säugethiere  wurde  auf  Samos,  eine  andere  am  Mont 
Leberon  in  der  Provence  entdeckt.  Verschiedene  Fundorte  im  Rhonethal, 
am  Fuss  der  Pyrenäen,  in  Spanien,  Algerien  und  Klein-Asicn  (Troja) 
beweisen,  dass  die  Pikerrnifauna  im  Mittel  meergebiet  weit  verbreitet 
war.  Sie  fehlt  auch  nicht  in  den  Ländern  nördlich  der  Alpen,  ist  aber 
dort  etwas  ärmer,  entbehrt  insbesondere  unter  den  Wiederkäuern  gewisser 
Formen  (Antilopen,  Giraffen),  die  im  Süden  offenbar  von  grasreichen  Steppen 
umgeben  waren,  und  ersetzt  dieselben  durch  waldliebendc  Hirsche.  Die 
berühmten  Sand  ab  läge  rungen  von  Eppelsheim  bei  Worms,  der  Belvedcre- 
Hchottor  bei  Wien  und  die  im  Wiener  Becken,  Ungarn  und  Rumänien  weit 


Digitized  by  Google 


Herkunft  und  Verbreitung  der  Säugethiere.  943 

verbreiteten  Congerienschichten  der  pontischen  Stufe  enthalten  Ueberreste 
der  obersten  miocänen  Fauna,  die  von  manchen  Autoren  bereite  dem  Pliocän 
zugetheilt  wird. 

Wohl  das  fremdartigste  Element  dieser  Fauna  bildet  eine  Edentaten- 
gattung (Orycteropus)  von  afrikanischem  Gepräge,  die  sich  auf  der  südlichen 
Hemisphäre  der  alten  Welt  bis  heute  erhalten  hat.  Auch  unter  den 
Wiederkäuern  weisen  Giraffen,  Gazellen  und  eine  Fülle  von  Antilopen  auf 
Beziehungen  zu  Afrika  hin  und  bestätigen,  dass  damals  zwischen  dein 
Mittelmeergebiet  und  dem  schwarzen  Continent  eine  Landverbindung  bestand, 
auf  welcher  Rudel  von  Wiederkäuern  verkehrten.  Unter  diesen  weit  vor- 
geschrittenen,  fast  modernen  Typen  ragen  Helladotherium  und  Samotlierium 
wie  Reliquien  einer  älteren  Zeit  hervor,  und  auch  Maslodon,  Dinotherium, 
Tapirus,  Aceratherium ,  Iihinoceros ,  das  nur  wenig  von  Macrotherium  ab- 
weichende Chalicotherium ,  Hyaemoschus,  Cervulus,  Sieneofiber,  llystrix,  Mustela 
und  Sorex  halten  die  Continuität  mit  der  vorhergehenden  miocänen  Fauna 
aufrecht.  Schaaren  eines  zierlichen  zebraähnlichen  Pferdes  (Hipparion), 
ächte  Wildschweine  von  ansehnlicher  Grösse  bewohnten  damals  fast  ganz 
Europa,  und  der  Reichthum  an  jagdbarem  Wild  übte  den  entsprechenden 
Einfluss  auf  die  Entwickelung  der  Raubthiere  aus.  Hyänen,  gewaltig  be- 
zahnte Katzen  (Machairodus) ,  Viverren  (Ictitherium)  und  Vorläufer  von 
Bären  (Simocyon,  Amphicyon,  Uyaenarctos)  haben  reichliche  Ueberrcste  über- 
liefert und  überragen  an  Häufigkeit  die  kleineren,  zum  Theil  aus  dem 
mittleren  Miocän  übernommenen  Genera  (Mustela,  Promeies,  PromephUis). 
Könnten  über  den  tropischen  Charakter  dieser  Fauna  noch  Bedenken  be- 
stehen, so  würde  das  gesellige;  Vorkommen  eines  dem  lebenden  Semnopithecus 
nahe  verwandten  Affen,  von  dem  bei  Pikcrmi  Dutzende  von  Schädeln  und 
ganze  Skelete  ausgegraben  wurden,  allen  Zweifel  zerstreuen.  Obwohl  die 
Zahl  der  noch  jetzt  existirenden  Geschlechter  nicht  viel  grösser  ist,  als  im 
mittleren  Miocän,  so  trägt  die  obermioeäne  Fauna  doch  ein  entschieden 
moderneres  Gewand  und  hat  in  mehreren  Gruppen  schon  fast  die  Organi- 
sationshöhe der  jetzigen  Fauna  erlangt. 

Die  sogen.  Sivalikfauna  aus  Ost-Indien,  Tibet,  Birma,  China  und 
den  Sundalnseln,  welche  durch  Fundplätze  in  Persien  (Marngha)  und  Klein- 
Asien  (Urraia-See,  Troja)  in  Zusammenhang  mit  Europa  tritt,  hat  keinen 
einheitlichen  Charakter  und  enthält  offenbar  Formen,  die  dem  europäischen 
mittleren  und  oberen  Miocän  und  älteren  Pliocän  entsprechen.  Eine  strenge 
Scheidung  nach  geologischen  Horizonten  konnte  bis  jetzt  leider  nicht  vor- 
genommen werden.  Doch  vermuthet  Ly dekker,  dass  einzelne  I Lokalitäten 
vorzugsweise  ältere  Typen,  andere  entschieden  plioeäne  Formen  enthalten. 
Die  ganze  Fauna  besteht  aus  nahezu  159  Arten. 

Die  Uebereinstimmung  der  sivalischen  Fauna  mit  jener  von  Pikermi, 
Samos,  Leberon  u.  s.  w.  in  Europa  beschränkt  sich  nicht  etwa  nur  auf 
eine  grosse  Anzahl  gemeinsamer  Gattungen,  sondern  erstreckt  sieh  sogar  auf 
die  Identität  mehrerer  Arten.  Sind  auch  vereinzelte  auffallende  Typen, 
wie  Sivatherium,  Vishnutherium,  Bramaifterium,  bis  jetzt  in  Europa  unbekannt,  so 
ist  doch  der  Totalcharakter  der  obermioeänen  Säugethierfauna  in  Europa, 
Nord- Afrika,  Klein- Asien,  Süd-  und  Ost-Asien  ein  so  einheitlicher,  dass  dies 
ganze  ausgedehnte  Gebiet  in  thiergeographischer  Hinsicht  ein  einziges  na- 
türliches Reich  bildet,  dem  sich  Nord-Amerika  qls  eine  besondere  Provinz 
mit  eigenartig  differenzirten  Typen  anschliesst.  Für  eine  Anzahl  Gattungen, 
wie  Elephas,  Bison,  Boa,  Bubalus,  Leptobos,  Equus,  Hippopotamus,  Canis,  Ursus, 
Semnopithecus  und  Macacus,  die  in  Europa  erst  im  Pliocän  erscheinen,  dürfte 
Süd-Indien  als  Urheimath  gelten. 

In  schroffem  Gegensatz  zu  der  über  die  gauze  nördliche  Hemisphäre 
verbreiteten  miocänen  Säugethierfauna  stehen  die  wahrscheinlich  gleich- 
alterigeu  Formen  der  sogen,  »patagonischen  Formation«  in  Patagonien  und 
Uruguay. 


Digitized  by  Google 


044 


Rückblick  aal  die  geologische  Entwickelung, 


Dieselbe  enthält  nur  Marsupialia,  Edentata,  Toxpdoniia,  Typotheria,  LUo- 
pterna  und  Rodentia  von  specirisch  südamerikanischem  Gepräge.  Sie  ist 
eine  reifere  Tochter  der  Santa- Cruz- Fauna  und  von  jener  durch  stärkere 
Differenzirung  der  einzelnen  Gattungen  unterschieden.  Keine  Spur  von 
fremdartiger  Einmischung  deutet  auf  einen  Zusammenhang  mit  Nord-Amerika 
oder  mit  der  nordweltlichen  Fauna  überhaupt  hin. 

Pliocän. 

Die  plioeäne  Landsäugethierfauna  lebte  in  einer  Zeit,  wo  Europa  im 
Wesentlichen  schon  seine  heutige  Configuration  erhalten  hatte.  Italien 
war  im  Anfang  dieser  Periode  allerdings  theilweise  noch  vom  Meer  über- 
üuthet,  auch  in  Belgien,  Holland  und  Süd-England  griff  die  Nordsee  tiefer 
in  s  Land  herein  als  heutzutage  und  hinterliess  die  als  Crag  bezeich- 
neten Ablagerungen.  Auf  dem  ausgedehnten  mitteleuropäischen  Festland 
waren  die  Erhaltungsbedingungen  für  Säugethiere  wegen  Mangels  an  aus- 
gedehnteren Süsswasserseen  äusserst  ungünstig.  Nur  in  der  Auvergne  ent- 
halten vulkanische  Tuffe,  im  oberen  fthonethal  mit  Bohnerz  ausgefüllte 
Felsspalten  und  vereinzelte  Süsswasserablagerungen  daselbst,  sowie  im  Rou- 
sillon  und  in  der  Gegend  von  Montpellier  Reste  der  plioeänen  Landfauna, 
die  in  grösserer  Vollständigkeit  in  den  limnischen,  zum  Theil  Kohlen 
führenden  Sedimenten  des  Arnothaies  und  in  den  marinen  Bildungen  von 
l'iemont  und  der  Romagna  überliefert  wurde. 

Im  Pliocän  erlöschen  in  Europa  die  alterthümlichen  Gattungen  Masto- 
don  und  Tapirus,  während  dieselben  in  Nord-Amerika  und  Ost-Indien  noch 
im  Pleistocän  fortdauern.  Unter  den  zahlreichen  neu  auftauchenden  Gat- 
tungen scheinen  einige  (Equu8,  Hippopotamus,  Bos,  Leptobos,  Bubalus,  Elephas, 
Ursus,  Canis)  aus  Asien  eingewandert  zu  sein,  und  diese  nebst  den  reichlich 
vorkommenden  und  bereite  in  verschiedene  Subgenera  zersplitterten  Hirschen 
verleihen  der  plioeänen  Fauna  vorzüglich  ihren  eigenthümlichen  Charakter. 
Trotz  ihres  modernen  Habitus  knüpfen  auch  die  plioeänen  Formen  unbedingt 
an  ältere  Vorläufer  der  Miocänzeit  an;  aber  in  weit  höherem  Maasse  als  früher 
treten  moderne  Typen  in  Vordergrund.  Abgesehen  von  einigen  meist  mangelhaft 
bekannten  Vertretern  der  Mikrofauna  fehlen  der  Jetztzeit  von  den  plioeänen 
Gattungen  nur  Hipparion,  Mastodon,  Hyaenardos,  Machair odus,  Leptcbos  und 
Dolichopithecus.  Eine  Reihe  von  Genera  haben  freilich  ihre  europäischen 
Wohnsitze  verlassen  und  sich  in  wärmere  Regionen  zurückgezogen.  Das 
tropische  Afrika  und  Indien  sind  die  Zufluchtsstätten,  in  denen  sich  ein 
ansehnlicher  Theil  der  plioeänen  Gattungen  forterhielt  und  im  I^aufe  der  Zeit 
mehr  oder  weniger  umgestaltete.  Keine  einzige  plioeäne  Art  hat  sich  un- 
verändert bis  in  die  Gegenwart  erhalten.  Dass  die  plioeäne  Fauna  auch  in 
Indien  einen  mit  Europa  übereinstimmenden  Charakter  besass,  geht  daraus 
hervor,  dass  die  oberen  Sivalikschichten  und  die  jüngeren  Ablagerungen  im 
Kistna-,  Nerbudda-,  Jamna  ,  Godaveri-  und  Pemganga-Thal  nicht  nur  die- 
selben Genera,  sondern  theilweise  sogar  identische  oder  doch  nahezu  iden- 
tische Species  enthalten. 

Die  im  Crag  von  Antwerpen,  Holland  und  Sussex,  wie  die  in  den  ma- 
rinen Subappenninenschichten  Italiens  in  grosser  Häufigkeit  vorkommenden 
Cetaeeen,  rinnipedicr  und  Sirenen  nehmen  eine  ähnliche  Mittelstellung 
zwischen  Miocän  und  Jetztzeit  ein,  wie  die  Landfauna, 

In  Nord-Amerika  werden  die  sogen.  Loup  Fork-  oder  Pliohinpus- 
Beds  von  Niobrara,  Nebraska,  Wyoming,  Colorado,  Kansas,  Neu-Mexiko, 
Texas  und  Mexiko  in  der  Regel  zum  Pliocän  gerechnet  und  sind  vorzugs- 
weise durch  die  Häufigkeit  von  Mastodon,  Aphdops,  Hipparion,  PUohippus. 
Prolohippus,  Merychius,  Merycochoerus,  Camdidae,  Nager  und  Raubthiere  cha- 
rakterisirt.  Der  Mangel  an  Elephas,  horntragenden  Wiederkäuern,  Traguliden, 


Digitized  by  Google 


Herkunft  und  Verbreitung  der  Säugethiere. 


945 


Hirschen,  Bären  und  Affen  verleiht  dieser  Fauna  eher  ein  miocänes,  als 
plioeänes  Gepräge  und  rechtfertigt  die  Meinung  Cope's,  welcher  diese 
.Schichten  in 's  obere  Miocän  stellt. 

In  Süd-Amerika  dürfte  Amcghino's  araucanische  Formation  dem 
älteren  europäischen  Pliocän  entsprechen.  Dieselbe  hat  am  Monte  Hermoso 
bei  Bahia  blauca  etwa  60  Arten  von  Säugethieren  geliefert. 

Die  autochthonen  Beutelthiere ,  Edentaten,  Lüopterna,  Toxodontia,  Typo- 
tfieria  und  Nager  enthalten  theilweise  aus  älteren  Schichten  überlieferte, 
theilweise  neue  Genera,  die  aber  fast  ausnahmslos  nur  weitere  Differen 
zierungsstadien  älterer  Typen  darstellen.  Aber  mit  dieser  südweltlichen 
Fauna  sieht  man  jetzt  zum  erstenmale  eine  Anzahl  ganz  fremdartiger  Ein- 
dringlinge vermengt,  die  eine  andere  Herkunft  verrathen.  Die  Gattungen 
Tapirus,  Hippidium,  Auchenia,  Eoauchenia,  Paraeeros,  Mastodon  und  Canis 
sind  sicherlich  nicht  auf  südamerikanischem  Boden  entstanden,  sondern  aus 
dem  Norden  eingewandert,  wo  sie  entweder  als  identische  Gattungen  oder 
als  nahe  verwandte  Repräsentativformen  in  den  Loup  Fork-Schichten  bereits 
existirten.  Diese  Invasion  von  nördlichen  Fremdlingen  beweist,  dass  erst 
in  der  IMiocänzeit  die  zwei  Hälften  des  westlichen  Gontinentes  zusammen- 
wuchsen, und  dass  damals  wahrscheinlich  eine  breitere  Landbrücke  als  der 
heutige  Isthmus  von  Panama  Nord-  und  Süd- Amerika  und  die  westindischen 
Inseln  verband. 

Aber  nicht  nur  die  nordamerikanischen  Typen  benützten  die  neueröff- 
nete Bahn,  um  ihr  Verbreitungsgebiet  zu  vergrößern,  sondern  auch  die 
südlichen  Autochthonen  begannen  nach  Norden  zu  wandern,  und  so  vollzog 
sich  am  Schluss  der  Pliocänzeit  eine  der  merkwürdigsten  Faunenüberschie- 
bungen, welche  die  Geologie  zu  verzeichnen  hat.  In  Nord-Amerika  reprä- 
sentiren  die  sogenannten  Equus-Beds  im  Westen  und  Südwesten  der  Ver- 
einigten Staaten,  in  Mexiko  und  Centrai-Amerika  und  die  gleichaltrigen 
Megalonyx  Beds  im  Osten  (Kentucky,  Pennsylvanicn,  Ohio,  Carolina,  Vir- 
ginien.  Florida)  und  West  indien  (Cuba)  entweder  die  letzte  Phase  der  Ter- 
tiärzeit oder  den  Beginn  der  pleistocänen  Diluvialperiode.  Eine  seltsame 
Mischfauna  von  nordischer  und  südlicher  Herkunft  bevölkerte  damals  Nord- 
Amerika  und  hinterliess  Reste  in  den  genannten  Ablagerungen. 

Mit  der  Entstehung  der  Equus-  und  Megalonyx  Beds  in  Nord-Amerika 
dürfte  die  Bildung  der  weitverbreiteten  Lös«  ähnlichen  Lehmablagerungen 
der  sogenannten 

Pampas-Formation 

in  Argentinien  und  Uruguay  zusammenfallen.  Auch  die  vulkanischen  Tuffe 
in  Bolivien,  Peru  und  Chile  enthalten  Säugethierrcste,  die  sich  theils  in  den 
Equus-Beds  von  Central- Amerika,  theils  im  Pampasschlamm  wiederholen. 
An  Fonnenreichthum  übertrifft  die  Fauna  der  Pampasformation  die  gegen- 
wärtig in  Süd  Amerika  existirende  Säugethierfauna.  Sie  enthält  nach  Arne 
ghino  235  Arten  und  93  Gattungen,  Guter  den  specirisch  südamerikanischen 
Ordnungen  erreichen  die  Edentaten  in  zahlreichen  ( Jesehlechtcrn  von  Gravi- 
graden  und  (iürtclthieren  beträchtliche  Grössenverhältnisse,  und  ebenso  über 
treffen  die  Toxodontia,  Typotheria  und  Lüopterna  der  Pampasformatiou  die 
meisten  ihrer  Vorläufer  an  Grösse.  Aber  dieses  ungemessene  Wachsthum 
und  die  in  der  Regel  damit  verbundene  weitgehende  Specialisirung  der  ein- 
zelnen Organe  scheint  ihren  Trägern  verderblich  geworden  zu  sein,  denn 
alle  autochthonen  Riesenformen  haben  das  Ende  der  Pampafformation  nicht 
überlebt,  und  mit  ihnen  erloschen  auch  die  grösseren,  aus  dem  Norden  ein- 
gedrungenen Fremdlinge,  wie  Mastodon,  Machairodus ,  Equus.  Hippidium, 
Mesolama,  Talaeolama  u.  A.  Die  schon  während  der  araucanischen  Periode 
beginnende  nordische  Invasion  führte  der  südamerikanischen  Fauna  eine 
erhebliche  Anzahl  neuer  Elemente  zu,  unter  denen  in  erster  Linie  das  Pferd, 
verschiedene  Gattungen  von  Raubthieren,  eine  beträchtliche  Anzahl  kleiner 

Zittel,  UrundxÜKe  der  Piilaeoiitolosio..  Gü 


Digitized  by  Google 


940 


Rückblick  auf  die  geologische  Entwicklung, 


Nager  aus  der  Gruppe  der  Mgomorpha  und  endlich  der  Mensch  selbst  zu 
nennen  sind. 

Vergleicht  man  die  Fauna  der  Pampasformation  mit  der  jetzt  in  Süd- 
Amerika  existirenden,  so  fällt  die  starke  Quote  erloschener  Gattungen  sofort 
in  die  Augen.  In  dieser  Hinsieht  entfernt  sie  sich  weiter  von  der  jetzt  in 
Süd  Amerika  lebenden,  als  die  plioeiine  in  Europa  von  ihren  heutigen  Nach- 
kommen. Auf  der  anderen  Seite  begegnet  man  jedoch  unter  den  fossilen 
Pnmpasthiercn  einer  ganzen  Anzahl  noch  jetzt  lebender  Arten,  die  im  Plio- 
cän  von  Europa  gänzlich  vermisst  werden,  Betrachtet  man  die  Pampas- 
formation mit  Ameghino  als  Aequivalent  des  europäischen  Pliocän,  so 
besitzt  ihre  Fauna  einerseits  einen  alterthümlicheren,  andererseits  einen  mo- 
derneren Charakter  als  jene  in  Europa;  stellt  man  dieselbe  mit  Burmeister, 
Stein  mann  u.  A.  ins  Pleistociin,  so  zeichnet  sie  sieh  durch  die  grosse 
Menge  erloschener  Gattungen  und  Arten  in  auffälliger  Weise  von  den  dilu- 
vialen Faunen  anderer  Welttheile  aus. 

Es  seheint  aber,  als  ob  auf  der  südlichen  Hemisphäre  mit  einem  anderen 
Maassstab  geraessen  werden  müsse,  als  anderwärts;  denn  auch  A  ust  ral  i  e  n 
besitzt  in  Knochenhöhlen  und  oberflächlichen ,  offenbar  sehr  jugendlichen, 
allgemein  dem  Diluvium  zugeschriebenen  Ablagerungen  eine  erloschene  Fauna, 
die  sich  zur  jetzt  daselbst  lebenden  fast  genau  wie  die  Pampasfauna  zur 
modernen  südamerikanischen  verhält.  Mit  Ausnahme  eines  Hundes  (Canis 
dingo)  gehören  die  pleistocänen  Säugethiere  Australiens  zu  den  Monotromata 
oder  Beutelthieren. 

Auch  hier  zeichnen  sich  die  fossilen  erloschenen  Gattungen  und  Arten 
meist  durch  ihre  beträchtliche  Grösse  aus,  und  wie  die  Gravigraden  und 
Glyptodontia  der  Pampasschichten  den  heutigen  Faulthieren  und  Gürtelthieren 
als  Riesen  gegenüber  stehen,  so  verhalten  sich  die  gewaltigen  Diprotodon. 
Nototherium,  Phaseolonus ,  Sthenurus,  Procoptodon,  Thylaeoleo  u.  A.  zu  ihren 
jetzt  lebenden  australischen  Verwandten. 

Herrscht  somit  in  Nord-  und  Süd-Amerika  und  in  Australien  Unsicher- 
heit über  die  Abgrenzung  von  Pliocän  und  Diluvium,  so  steht  es  in  Europa 
kaum  anders;  denn  auch  hier  schiebt  sich  zwischen  die  typisch  plioeäne 
Fauna  des  Val  d'Arno,  der  Auvergne  und  der  Gegend  von  Montpellier 
eine  eigenthümliche  präglaciale  Mischfauna  ein,  deren  Leberreste  am  reinsten 
in  den  sogenannten  Forest- Beds  von  Cromer  in  Norfolk,  in  den  Sand-  und 
Kiesablagerungen  von  Saint-Prest  (Eureet- Loire) ,  Chagny  (Saöne-et-Loirc\ 
Durfort  (Gard),  im  Sand  von  Ixsffc  (Lombardei),  am  Janiculus  bei  Rom  und 
anderen  Orten  Italiens  begraben  liegen. 

Von  acht  pliocanen  Arten  enthält  diese  Fauna  nur  Elephas  meridionalis, 
Rhinoceros  etruscus  und  Ursus  arvernensis;  ausschliesslich  gehören  ihr  an 
Ccrrus  Sedgwicki  und  rerticornis ,  alle  übrigen  Arten  finden  sich  auch  im 
ächten  älteren  Diluvium. 

Pleistocän  oder  Diluvium. 

Die  ächte  pleistocäne  Fauna  des  europäischen  Diluviums  enthält  etwa 
110  Arten,  während  die  jetzt  in  Europa  lebende  Fauna  mit  Einschluss  der 
importirten  und  domesticirten  Formen  aus  ca.  150  Species  besteht 

Als  charakteristische  Elemente  der  älteren  diluvialen  Fauna  sind  in 
erster  Linie  die  schon  in  den  Forest- Beds,  bei  Saint  Prost,  Durfort  u.  s.  w. 
vorkommenden  Eleplias  antiquus,  Elephas  primigenius,  RJiinoccros  Merchi, 
Equus  caöallus,  Trogontherium  Cuvieri,  Castor  fiber,  Si4S  scrofa,  C er  ins  eurycerus, 
daphusy  capreolus,  Bos  primigenius,  Bison  priscus,  Ursus  spelaeus,  Hyaena  spelaea, 
Machairodus  latidens,  Canis  lupus  und  vulpes .  Felis  spelaea,  lynx,  einige 
kleine  Nager  und  Insektenfresser  anzuführen.  Die  plioeünen  Formen  Elephas 
meridionalis,  Rhinoceros  Etrusms  und  Ursus  Arvernensis  sind  erloschen  oder 
vielmehr  durch  nahstehemle  Nachkommen  ersetzt.    Die  ganze  präglaciale 


Digitized  by  Google 


Herkunft  und  Verbreitung  der  Silugetkiere. 


!U7 


und  interglaciale  Fauna  Europas  verlangte  eine  reichliche  Vegetation  und 
ein  gemässigtes  Klima,  das  wahrscheinlich  dem  des  heutigen  Mittelmeer- 
gebietes entsprach,  keinenfalls  aber  strenger  war,  als  unser  jetziges  mittel- 
europäisches. Nordische  oder  Hoehgebirgsformen  fehlen  noch  gänzlich, 
dagegen  ist  die  Anwesenheit  des  Menschen  durch  das  häufige  Vorkommen 
roh  behauener  Feuersteinwerkzeuge  vom  »Chellecn-Typus«  constatirt. 
Während  diese  ältere  Diluvialfauna  Europa  und  Nord-Asien  bevölkerte, 
begann  die  Eiszeit  und  vernichtete  offenbar  eine  Anzahl  dem  klimatischen 
Umschwung  nicht  anpassbare  Formen,  wie  Hippopotamus ,  Elephas  antiquus 
nebst  seinen  Zwergrassen  {Elephas  melitensis,  mnaidriensis  und  Fakoneri),  Elas- 
motherium,  Trogontherium  und  Machairodus.  Eine  Invasion  von  kälteliebeuden 
Landthieren,  die  heute  theils  im  hohen  Norden,  theils  in  den  rauheu, 
asiatischen  Steppen  oder  in  Hochgebirgen  hausen,  fand  statt  und  mischte 
sich  mit  den  überlebenden  Elementen  der  älteren  Diluvialfauna.  Das 
Mammuth  (Elephas  primigenius)  und  wollhaarige  Rhinoceros  (Rhinooros 
untiquitatis)  orlangtcn  jetzt  erst  ihre  Hauptverbreitung  und  waren  durch 
starke  •  Haarentwiekelung  dem  rauheren  Klima  trefflich  gewachsen;  auch 
Rhitwceros  Mercki  dauerte  fort  und  hinterliess,  wie  die  beiden  anderen  Arten, 
wohl  erhaltene  Cadaver  im  gefrorenen  Boden  Sibiriens.  Neben  ihnen  ge- 
hörten Renthier  (Rangifer  tarandus)  und  Pferd  zu  den  häufigsten  Gestalten 
der  glacialen  Fauna,  und  mit  ihnen  finden  sich,  wenn  auch  seltener,  der  hoch- 
nordische Ovibos  moschatus,  ausserdem  boreale  Formen  wie  Lemmiug  (Myodes 
lemmus),  Halsbandlemming  (Mgodes  torquatus),  Arvicola  nivalis  und  ralticeps, 
Vielfrass  (Gtäo  htscus),  Hermelin  (Putorius  ermineus),  Eisfuchs  (Canis  lagopus) 
und  asiatische  Steppenthiere,  wie  Wildesel  (Equus  heminnus),  Saiga-Antilope, 
Bobae,  Ziesel  [Spermophilus) ,  Pferdespringer  (Aladaqa),  Pfeifhase  (Lagomgs 
pusillus),  Moschusspitzmaus  {Myogale  moschata)  und  Hochgebirgsbewohner, 
wie  Gemse,  Steinbock,  Murmelthier,  Alpenhase  (Lepus  rariabilis).  Die 
Mehrzahl  unserer  jetzt  in  Mittel-  und  Nord-Europa  lebenden  endemischen 
Landsäugethiere  nimmt  ebenfalls  Theil  an  der  glacialen  und  postglacialen 
Fauna,  und  alle  diese  Formen  findet  man  in  der  Regel  vermischt  und  zu- 
sammengeschwemmt in  Felsspalten  und  Höhlen,  welche  gewissen  Raub- 
thieren  (dem  Höhlenbären,  der  Höhlenhyäne  und  dem  Wolf)  als  Wohn- 
stättc  dienten.  Auch  der  Löss  enthält  die  mitteldiluviale  Glacialfauna  meist 
noch  in  voller  Reinheit  und  ist  insbesondere  ausgezeichnet  durch  das  Vor- 
kommen von  Mammuth,  Rhinoceros  tichorhinus,  Renthier,  Moschusochse, 
Edelhirsch,  Bison  und  Ur. 

Nach  dem  Abschmelzen  der  diluvialen  Riesengletscher  erhielten  sich 
vereinzelte  nordische  Formen,  wie  Renthier,  Lemming,  Halsbandlemming, 
Vielfrass,  Ziesel,  Pfeifhase,  Pferdespringer  noch  eine  Zeit  lang  im  mittleren 
Europa  und  charakterisiren  den  jüngeren  Abschnitt  (Periode  der  Steppen- 
fauna Nehring's)  der  paläolithisehen  Culturstufe.  Die  menschlichen 
Niederlassungen  in  den  Höhlen  des  Perigord,  von  Belgien,  von  Thayingen 
und  Schweizerbild  bei  Schaffhausen,  die  Ansiedelung  im  Torf  von  Schussen- 
ried  in  Oberechwaben  liefern  treffliche  Beispiele  für  die  Zusammensetzung 
der  Fauna  während  der  sogenannten  Renthierperiode.  Mit  dem  Eintritt 
unserer  jetzigen  klimatischen  Verhältnisse  verbreitete  sich  alsdann  die  heutige 
Waldfauna  (Eichhörnchen-  oder  Auerochs  Periode)  über  Mittel  Europa,  und 
in  dieser  begann  die  Züchtung  und  Importation  von  Haust!) ieren  durch 
den  Menschen  und  damit  eine  tief  greifende  Umwandlung  in  der  Zusammen- 
setzung der  thierisehen  Umgebung  des  der  jüngeren  Steinzeit  ungehörigen 
Menschen. 

Die  oben  geschilderte  Diluvialfauna  bevölkerte  übrigens  nicht  nur 
Europa,  sondern  auch  Nord-  und  Central  Asien. 

Da  nach  der  übereinstimmenden  Angabe  russischer  Geologen  Sibirien 
während  der  Eiszeit  im  Gegensatz  zu  Europa  und  Nord-Amerika  zwar  nicht 
von  einer  geschlossenen  Decke  von  Inlandeis  bedeckt  war  und  auch  nur 

60« 


Digitized  by  Google 


948 


Rückblick  auf  die  geologische  Entwickelang, 


Gletscher  von  geringer  Ausdehnung  besass,  wohl  aber  eine  Verschlechterung 
der  klimatischen  Verhältnisse  und  beträchtliche  Abkühlung  erlitt,  so  konnten 
sich  auch  dort  nur  die  anpassungsfähigeren  Elemente  der  präglacialen 
Fauna  dauernd  erhalten.  Andere  erlagen  den  ungünstigeren  Lebens- 
bedingungen oder  wurden  zur  Auswanderung  gezwungen.  Die  allmählich 
immer  tiefer  in  den  Boden  eindringenden  Fröste  und  die  Bildung  von  so- 
genanntem Aufeis  an  den  Flüssen  schufen  in  Sibirien  damals  auch  die 
Bedingungen  zur  Conservirung  ganzer  laichen  von  Mammuth,  Rhinoeeros, 
Wisent  und  Mosehusochsen. 

Die  glacialc  und  postglaeiale  Fauna  in  Nord-Amerika  ist  viel  ärmer 
an  Arten  als  in  Europa.  Sie  verhält  sich  zur  jetzigen  Fauna  genau  so, 
wie  die  europäische  Diluvialfauna  zu  den  jetzt  existirenden  Formen.  Iden- 
tische Arten  sind  ausserordentlich  spärlich,  dagegen  der  Gesammteharakter 
ähnlich  und  auf  gemeinsame  Abstammung  hinweisend. 

In  Süd-Asien  und  Süd- Amerika  folgen  auf  die  Tertiärzeit  diluviale 
Faunen,  welche  der  Hauptsache  nach  bereits  aus  noch  letzt  existirenden 
Arten  zusammengesetzt  sind,  jedoch  etwas  engere  Beziehungen  zu  ihren 
tertiären  Vorläufern  aufweisen. 

Aus  der  ganzen  Entwicklungsgeschichte  der  Säugethiere  von  der  Trias 
an  bis  zur  Jetztzeit  erhellt  trotz  aller  Mangelhaftigkeit  der  paläontologischen 
Ueberlieferung  mit  aller  Bestimmtheit,  dass  der  genetische  Zusammeidiang 
zwischen  den  einzelnen  Faunen  ungeachtet  vielfacher  Störungen  durch  geo- 
logische Ereignisse  nie  vollständig  unterbrochen  wurde  und  dass  jede  ein- 
zelne  Thiergese'.lschaft  durch  allmähliche  Transformation  ihrer  Elemente 
aus  einer  früher  vorhandenen  hervorgegangen  ist  und  zugleich  die  Aussaat 
für  die  nächstfolgenden  lieferte.  Einzelne  der  Mikrofauna  angehörige 
Gattungen  (Didelpyhs,  Sciurus,  Myoxus,  Sorex)  lassen  sich  zurückverfolgen 
bis  in  s  Eocän  und  haben  seit  ihrem  erstmaligen  Erscheinen  wohl  neue 
Arten  hervorgebracht,  aber  keine  nennenswertheil  Umgestaltungen  erlebt, 
wie  überhaupt  die  polyprotodonten  Marsupialier,  Insektenfresser  und  Nager 
die  wenigst  veränderlichen  Säugethiertypen  darstellen.  Recente  Genera  von 
ansehnlicherer  Grösse  tauchen  vom  unteren  Miocän  an  in  immer  stärkerer 
Zahl  auf. 

Unsere  ganze  thierische  und  pflanzliche  Umgebung  wurzelt  unbestritten 
in  vergangenen  Perioden,  und  bei  keiner  Thierklasse  tritt  der  enge  Zusammen- 
hang zwischen  Urzeit  und  Jetztzeit  schärfer  zu  Tage,  als  bei  den  Säugethieren. 

Ueber  die  Entstehung  und  früheste  Vertheilung  der  Säugethiere  in 
mesozoischer  Zeit  fehlen  leider  noch  genügende  Anhaltspunkte,  aber  die 
Gleichförmigkeit  der  aus  Allotherien,  polyprotodonten  Beutelthieren  be- 
stehenden jurassischen  Säugethierfaunen  in  Europa  und  Nord- Amerika ,  da-s 
Vorkommen  einer  typischen  Allotheriengattung  in  der  südafrikanischen 
Trias  und  die  Aehnlichkeit  der  obercretaccisehen  Genera  mit  ihren  juras- 
sischen Vorläufern  machen  es  überaus  wahrscheinlich,  dass  in  der  meso- 
zoischen Periode  eine  einzige  gleichförmige  Säugethierfauna  Europa  (und 
wahrscheinlich  auch  Asien),  Nord-Amerika  und  Afrika  bevölkerte.  Ob 
diesem  ausgedehnten,  thiergeographischen  Reich  damals  auch  Australien  an- 
gehörte und  ob  sich  dorthin,  wie  vielfach  angenommen  wurde,  in  späterer 
Zeit  die  mesozoischen  Formen  zurückgezogen  haben,  lässt  sich  auf  Grund 
der  verfügbaren  Dokumente  nicht  mit  Gewissheit  entscheiden.  Unter  allen 
Umständen  hätten  sich  in  diesem  Falle  die  jetzigen  australischen  Land- 
säugethiere,  wenn  Hie  auch  im  Allgemeinen  hinter  ihren  Stamraesgenossen 
in  anderen  Uontincnten  zurückgeblieben  sind,  sehr  stark  verändert  und 
nur  wenige  Züge  ihrer  uralten  Wirfahren  bewahrt. 

Von  der  Tertiärzeit  an  ging  die  Verbreitung  der  Landsäugethiere  sicher- 
lich von  nicht  mehr  als  drei  Entwickelungsherden  oder  sogenannten 
Schöpfungscentren  aus. 


Digitized  by  Google 


■ 


Herkunft  und  Verbreitung  der  ßäugethiere. 


049 


I.  Das  alterthümliehste ,  am  frühesten  von  den  übrigen  abgetrennte, 
noch  jetzt  am  schärfsten  begrenzte  thiergeographische  Reich  bildet  Austra- 
lien mit  der  Nachbarinsel  Tasmanien.  Trotz  grosser  Verschiedenheit 
in  klimatischer  und  meteorologischer  Hinsicht  und  trotz  der  auffallenden 
Differenzen  in  den  Nahrungsbedingungen  enthält  dieses  Reich  sämmtliche 
jetzt  existirende  Monotremen  und  die  Marsupialier  mit  Ausnahme  der  heute 
in  Amerika,  in  der  Tertiärzeit  auch  auf  der  ganzen  nördlichen  Hemisphäre 
verbreiteten  Didelphyiden;  ausserdem  aber  nur  einige,  höchst  wahrscheinlich 
in  später  Zeit  von  aussen  importirte  Fledermäuse,  Mäuse  (Pseudomys,  Hydro- 
mys,  AcanthomySy  Hapcdotis,  Echiothrix)  und  den  Dingo,  eine  Varietät  des 
Haushundes.  Nach  A.  Wallace  hatte  sich  Australien  schon  am  Schluss 
der  mesozoischen  Periode  von  den  übrigen  Continenten  getrennt,  umfasste 
jedoch  während  eines  Theiles  der  Tertiärzeit  noch  Neu-Guinea,  Celebes, 
die  Salomons-  und  vielleicht  auch  die  Fidschi-Inseln  und  besass  eine  be- 
trächtliche Ausdehnung  nach  Süden  und  Westen. 

H.  Das  zweite,  ehemals  nicht  minder  streng  als  Australien  abgeschlossene 
thiergeographisehe  Reich  ist  Süd- Amerika  oder  *A  ustro-Columbia.1) 
Bis  in  die  jüngste  Tertiärzeit  enthält  dasselbe  nur  Edentaten,  Toxodontia, 
Typotheria,  Litopterna,  Ancylopoda,  hystricomorphe  Nager,  platyrhine  Affen 
und  Beutelthiere,  die  jedoch  von  den  australischen  sehr  erheblich  abweichen. 
Aus  diesem  Entwieklungsherd  empfing  Afrika  wahrscheinlich  im  Beginn 
der  Tertiärzeit  einige  versprengte  Wanderer,  wie  die  Vorläufer  von  Oryctero- 
pus  und  Manis,  die  vielleicht  aus  gemeinsamer  Wurzel  mit  den  Typotherien 
hervorgegangenen  Hyracoidea  und  einige  hystricomorphe  Nager.  Der  ein- 
stige Zusammenhang  des  südamerikanischen  oder  neotropischen  Reichs  mit 
Australien  und  Süd-Afrika  musste  aber  sicherlich  schon  in  der  älteren  Tertiär- 
zeit wieder  gelöst  worden  sein,  denn  die  zu  gleichen  Ordnungen  gehörigen 
Formen  in  den  drei  Continenten  haben  hinreichend  Zeit  gehabt,  sich  in 
ganz  eigenartiger  Weise  zu  special isiren.  Wie  am  Schluss  der  Tertiärzeit 
die  südliche  und  nördliche  Hälfte  von  Amerika  zu  einem  Welttheile  zu- 
sammenwuchsen und  wie  sich  ihre  beiderseitigen  Faunen  durcheinander 
schoben,  ist  bereits  oben  eingehender  geschildert  worden. 

HI.  Das  dritte  und  grösste  thiergeographische  Reich,  die  Arctocaea, 
urafasst  nicht  nur  Europa,  Asien  und  Afrika,  sondern  auch  Nord- 
Amerika.  Fehlen  über  die  ältere  Tertiärzeit  bis  jetzt  auch  noch  alle 
paläontologischen  Ueberlieferungen  aus  Asien  und  Afrika,  so  envecken  weder 
die  reichhaltige  inio-pliocäne  Säugethierfauna  Asiens,  noch  die  spärlichen 
Ueberreste  aus  jüngeren  Tertiärbildungen  Afrikas,  noch  die  Zusammen- 
setzung der  jetzt  in  Süd-Asien  und  Afrika  existirenden  Fauna  die  Ver- 
muthung,  dass  neben  den  im  älteren  Tertiär  von  Europa  und  Nord-Amerika 
bekannten  Säugethierstümmen  noch  andere  fremdartige  in  irgend  einem 
Theilc  von  Eurasicn  entstanden  sein  müssten.  Die  bis  jetzt  bekannten 
tertiären  Formen  aus  Europa  und  Nord -Amerika  genügen  vielmehr  voll- 
ständig, um  die  Säugethiere  von  Europa,  Asien,  Afrika  und  Nord-Amerika 
(mit  Ausnahme  einiger  muthmasslich  aus  Australien  und  Süd- Amerika 
eingewanderten  Formen)  davon  abzuleiten.  Das  paläarktische ,  neark- 
tische,  äthiopische  und  indische  Reich  von  Sclater  und  A.  R.  Wallace 
bilden,  wie  schon  Huxley  gezeigt,  für  die  Säugethiere  ein  einziges  Ver- 
breitungsgebiet, das  sich  freilich  schon  während  der  Tertiär-  und  Diluvial- 
zeit in  mehrere  Provinzen  spaltete.  Am  frühesten  wurde  der  Zusammen- 
hang mit  Nord-Amerika  gelockert,  und  schon  im  Miocän  und  Pliociin  steht 
die  neue  Welt  der  alten  als  eine  selbständige  thiergeographisehe  Provinz 
gegenüber,  die  freilich  nach  der  Eiszeit  wieder  einige  nordische  Gäste  wahr- 
scheinlich über  Ost-Asien  erhielt.    Nach  Süd-Asien  und  Afrika  zog  sich  am 


»)  Huxley,  Th.,  Proceed.  zool.  Soc.  London  1868.    S.  316. 


Digitized  by  Google 


950 


Rückblick  auf  die  peoloffische  Entwickelung 


Schluss  der  Tertiärzeit  ein  Theil  der  wärmeliebenden  Formen  zurück  und 
bevölkerte  eine  Provinz,  welche  von  der  Westküste  Afrikas  bis  zum  chinesi- 
schen Meer  reichte  und  wohl  auch  noch  die  Küstengebiete  des  Mittelmeeres 
umßpannte.  Ceylon,  die  Sunda-lnseln,  Philippinen  und  Madagascar  standen 
in  der  jüngeren  Tertiärzeit  ohne  Zweifel  in  Verbindung  mit  den  benachbarten 
Continenten  und  erhielten  von  jenen  ihren  Vorrath  an  Landsäugethieren. 
Afrika  und  Süd-Asien  besitzen  noch  jetzt  eine  Menge  gemeinsamer  Gattungen 
und  enthalten,  strenge  genommen,  eine  einzige  einheitliche  Säugethierfauna, 
die  sich  wahrscheinlich  erst  in  der  Diluvialzeit  soweit  differenzirte,  dass  sie 
heute  auf  zwei  selbständige  Provinzen  vertheilt  werden  kann.  Gleichen 
Hang  mit  der  indischen  und  äthiopischen  Provinz  behauptet  Madagascar 
mit  den  Mascarenen.  Die  Landsäugcthiere  dieses  kleinen  Gebietes  tragen 
unverkennbare  Züge  grosser  und  frühzeitiger  Isolirung  zur  Schau.  Im  Gegen- 
satz zu  dieser  altertümlichen  (madagassischen)  Provinz  besitzen  Europa 
und  Nord -Asien  (das  sogenannte  paläarktisehe  Gebiet)  die  Jugendlichste 
Säugethierfauna.  Erst  im  Diluvium,  wahrscheinlich  unter  Einfluss  der 
Eiszeit,  hat  sich  dieselbe  umgestaltet  und  allmählich  einen  von  der  äthiopisch- 
indischen  Fauna  abweichenden  Charakter  erhalten.  Ob  auch  die  jugend- 
lichste Gestalt  in  der  animalischen  Welt,  der  Mensch,  inmitten  dieser  jüngsten 
Fauna  entstanden  ist  oder  ob  seine  Wiege,  wie  Ameghino  glaubt,  in  Süd- 
Amerika  gesucht  werden  muss,  lässt  sich  vorläufig  mit  Sicherheit  nicht  ent- 
scheiden. 


Register. 


Aale  589. 
Abacocrinti!>  182. 
AbdcriU-a  766. 
Abdoritldae  7_65_ 
Ablacomva  261. 
Acalephae  lfi£L  UL 
Acaiitbnctiiiclla  ±L 
Acatitbarla  35. 
AeantherpesieH  iülL 
Acantbfa*  h&L 
Acantbobuti*  ■>>  ', 
Acnnthoohiru»  lftL 
Acanthoceraj«  ÜL 
Acaiithocladia  21L  212. 
Acaulbot-ladlda«  211. 
Acaiithocrinus  131. 
Acantbocyatbun  72, 
Acanthodvrma  ">'■»*. 
Acantbode»  i34L  831. 
Acanlbodi  .Vio. 
Acantbodictya  58, 
Acanthodop*ia  531. 
Acanthoesxus  .">::o 
Acanthoneniu*  528. 
Aeanthopleurita  598, 
Ai'initliupU-ri  522. 
Aranthosoma  504. 
Acnnthospongia  53. 
Acanthostoma  £18» 
Acantbotelson  1-2. 
AoantboU-uthis  ÜL 
Acautbothyris  212. 
Acanthurua  ,"»%, 
At'anua  524. 
Acarcinyfi  825. 
Atari  42L 
Ac«.»te  17  I 

Acclpenser  ilL  518.  512, 
Acclpenserldae  jQi*. 
Accipenaeroldei  571. 
Aedeatis  766. 
Acentrophorus  577. 
Acentrotremites  164. 

Acen  aäJL 

Aceratberium  fili.  ili 
Acervularla  14. 
Acliuenodon  882. 
Achelotua 
Achelonia  «>o. 
Acbelou*  r.".v 
Achradocrlnu*  185, 
Acbtfiiaaer  447 
Achyrodon  770 
Adchelya  C80, 
Acldaapidne  47.  > 
AcldanpLs  476 


.  AclUIna  :'.38 

Actnaea  320 
;  Ai-maeldae  320. 

Acomy«  821. 

Acntiilylarntitbun  549. 

Acothcruluni  887. 

AcridlU*  hiLL 

Aeriti«  221 
i  Acrodobatift  ft37 
I  Acrorhordlceraa  405 
i  Acrochordocrin.ua  n  i 

Acrididae  uj 

Aerocyon  77 1 

Aerocladia  191. 

Acroc  Idaria  IM  188  189 

Acroculia 

Acrodua  .r>36. 
,  Acrognathn«  587 

Acrolepls  Mi 

Acronuxidae  -»96 

Acronalonia  188 

Acroaaurus  039. 

Acrothele  228. 

Acrotherlam  fe32. 

Aerotreta  228 

Arrura  169. 

Artaeouidae  3,'i7. 

Actaeonina  ; ,  ■  7 . 

Actaeonella  352. 

Aotaeon  358. 

Acteosaurus  f»4- 

Actlnacln  88. 

Actinobatla  544. 

Actinocainax  442. 

Aetlnoeeramua  285. 

Actlnoceraa  37C.  379 

Artinorrlnidao  128. 

Aitinocrinu»  LUL  122, 

Actlnodonta  212. 

Actinodun  020. 

Actlnodefima  260. 

Actlnolden  118. 

Actlnomma  82. 

Acttnometra  118. 

Aetlnoptoxia  260. 

Acilnoxtreon  'JRH 

Aclliio-troma  103. 

Actlnoxua  38, 

,  ACUB  384, 

]  Acyon  771. 

Adarna  226. 

Adnpls  fi2L  222. 

Adapiaorex  774. 
,  Aduplaoricidae  774. 

AdaplaOTictilua  771 
1  Adclaatraca  81 


Adeorbls  323. 

Adlnolheriura  831.  g35.  £ 

Adocu*  681. 

Adranarta  222. 

Adrian  Ite*  itii. 

Aech  modus  ttl. 

Aedoeophaama  501. 

Acger  484. 

Aeglina  128, 

Aegocera*  417. 

Aegoceratidae  415 

Aegoeeratlnae  417. 

Aelurictf«  235. 

Aelurogalo  70ft 

Aeolodon  693. 

Aepyornis  734. 

Aepyornithea  7 »4 

A»-j>>  j>r\  im  in-  "fif. 

Acachna  503. 

Aenlocritiu*  UZ 

Aethallon  5S4. 
i  A^tobatiü  5ÜL 

Aetonaumg  687. 
I  A •  1 1 1  - ; r- ■ '  ii  i  ffA 

Affen  221. 

A^ama  M  J 

Aganodux  532. 

ARiiric-la  85. 
1  Agaripocrinu*  110  128 

AptKsi/eraK  417 

Agaiwizla  201. 

Aga»Mixu(>riiiua  137 

AKiiMl/odun  535. 

Afpitbaumaa  '7ia 

AeathHia'  12. 

Affatbicoraa  401 

Airatbinteira  12. 
|  AfjelaiTlnidac  lü. 
]  AKPlacriiiu»  157. 

AKKlutinantla  2iL 

Agnocyon  7'.'l 

Agnoptorun  "37. 

Agnostldae  468 

Agnowtii!«  4«>H 

Agnoiherium  794. 

AgouiatftfH  3'.»s. 

ARTia  28L 

Agriin-liooru*  sar> 

Agriomeryx  81M'. 

Agroinvzidae  .">0«i. 

Agillhaaia  246 

AKUülylus  771 

Aigialooaunu  642 

Alutopodtdao  018. 
1  AllarcMl'in  7<U 

Allagecrlnu»  12ä. 


Alligator  Ü2L 
Alllgatorellus  (ilü 
Alligatoridae  696 
Alli>fator«'hildkrotvn  680. 
Alllgatorium  üi 
Allodon  2M, 
Allop*t  880. 
Allorisma  904. 
Allosauru*  7 »9. 
AUotheria  762. 
Alactaga 
Alarla  344 
Alaator  777 
Aloen  808. 
AlcirephaluB  907. 
Alcyoiiaria  97. 
Alcyonidut-  flfi. 
Alecto  118.  218. 
Alectryonia  2t>8. 
Alexia  364. 
Alexandrium  54S. 
Alip«>a  848. 
Alk  23Z. 
Alopecia«  531» 
Alopiop*ls  537. 
Aloaa  >7 
Alvania  338. 
Alveolarla  '^14 
Alveolina  v 
Alveoliten  SLL 
Alveopora  8iL 
Alveoporlnae  82. 
Amalia  .  ■>':• 
Amaltbeldac  IQfi, 
AmaltbeuM  382.  AOL 
Amaura  838. 
Amaurop»<is  388. 
Amberlcya  327 
Amblotherlum  282.  228. 
Ainblyctonua  782. 
Amblyodoti  CJJL 
Amblypoda  840. 
Amblypit  ru»  82L 
Amblypygufi  128. 
Ambl\Thi/.a  821.  82Ö. 
Amblysiphonella  8L 
Amblyiiru*  "'7  7 
Ambotiycbiii  ^*ii». 
AniDonyehiidae  2ÖL 
Atuelnen  502. 
Amelnenfret>»ier  Sil 
Amin  812.  581.  585. 
Amloidel  582, 
AmiopAln  5J1L 
Amlta  224. 
Aminodiscuf  23 


952 


Register. 


Ammonoldea 
Ammofwuni*  708. 
Ammotheriurn  *13 
AmnUola  338. 
Amnlirvnla  284. 
Amoebina  1- 
Amptdaatrapa  &L 
Amphibamua  ülfi. 
Amphibla  r><>3. 
Amphibos  913 
Amphlwntmm  573. 
Amphicenw  418. 
Amphicllnn  '-'3f> 
Ainphlclinodonta  2H6, 
Amphtcoellaa  705. 
Amphicotylus  626. 
Amphlctla  223. 
Amphleynodon  182 
Amphleyon  788 
Aniphldeama  301. 
Amphldonta  228. 
Ampldoxotherium  774. 
Amphlowya  fi81. 
AmphigeniH  242. 
Ainphlleato*  128,  769 
Atnpblmeryx  *9.v 
Aniphlon  47.Y 
Amphiop»'  1'-'' 
Amphloxua  527. 
Amphlneurn  üü 
Amphipeltia  182, 
Amphlperathortuin  771. 
Amphipoda  481. 
Arnphipora  104. 
Amphlproviverra  III 
Amphlapongia  &&. 
Ampbiatcjrina  30.  2L 
Ainphlalluni  :>ü<> 
Amphiayle  597 
Amphlthtdlon  iL 
Amphltberiidae  7t»9. 
Amphliheriuni  "i'.fl  770. 
AmphitomHla  1ML 
Ainpliitnumlua  202, 
Amphlura  170. 
Amphoracrlnua  122. 
Amplexua  72. 
Ampullnria  332. 
Ampullaridae  SülL. 
Ampulltnn  ML 
Ampyx  428. 
Amuaium  2Ü2 
Amylinlspea  4%. 
Amynodon  374. 
Amynodontlnae  874. 
Atny/.oti  588. 
Anabacia  87 
Anacanthlnl  MO. 
Anacodon  7Mo. 
Anaodnpogon  587 . 
Atialcflheriiiiu  si.t- 
Ananohyte*  litfi. 
Anancbytiiiao  IM, 
Anapolenus  470. 
Anapterua  589 
Aoaptomorphldao  222. 
Annptomorpliua  92a 
Anaptychua  29JL 
Anaropste*  397. 
Anaroaaurua  tiftO. 
Ana«  73ft 
Ana8tropbia  J 1 2 
Anatlicrlum  771 
Anatina 
Atmtinl.hu>  ;;»'. 

AllAX  gitl 

Am-hilophua  üiil. 
AnchippoduB  nih, 
Anobiaaurus  707 
Anrhitherium  8Ü2  821. 
Anohura  3Ji.  SM. 
Ancillarla  354. 
AiiHatroeranla  223. 
Aneiatrodon  598 
Anciitropeirmata  241. 
Alu-oilus  a'.'j. 


Aneylobrachla  244. 

Ancylocera*  4.t0. 

AnrylopcfrmaU  244. 

Atioylopoda  880. 

Anoylotherium  882, 

AncylUH  32ä. 

Andriaa  fi2f>.  ü27_ 

Anencbeluin  j2ö. 

Aneurin 

Angelina  471. 

Angullla  582. 

AnguiaauruB  £22. 

Anirulatl  417 

Aniaaeodon  774.  sHO 

Anlaartinella  241. 

Aniaocardia  2'J7 . 

Aniaocrinua  138. 

Anlaodexla  iv-'ü 

Anlsodon  8X2. 

Anfaodonta  227, 

Aniaomyaria  ?-•»». 

Anlaoinyon 

Anleonebns  853. 

Anlaophyllum  7-'. 

Anlaothyrla  3ÜS_ 

Ainidonta  286. 

Anodontacuntlius  533. 

Anodontopala  23£, 

Anolclt««  125. 

Anomactinclla  '-'40 

AnomaHchtliyB  ftS? 

Anomallnu  22. 

Anoinaloryatldap  15fi, 

AnomalncyatllPS  l-Vfi. 
1  Anonmludonta  ?r.<i 

Anomia  " 

Anomiidne  2f.f>. 

Anomucarc  471. 

Anomocladiiia  48 

Anomodontla  667. 

Anotnphalua  329 

Anomura  487. 

Anopaea  2ii.~>. 

Anoplla  233. 

Anojdopliora  2?M. 

Anoplothera  jjfl 

Ant>p)i.ith«>rldai>  hüL 

Anoplotliorinae  892 

Annplnthi»riiimR«C>.H92.8'>3 

Anoptychla  341- 

Aiio«<tlra  r.si. 

Ancor  7.17. 

An  »freu  73fi. 
I  Antftlon  122  liä.  lilL 

AnthemorrintiR  L1L 

Antliocyrti»  3Ü» 

Anthotlon  (tßfi. 

Anthozoa  £2. 

Anthracomarthl  497 

Anthracomartus  497. 

[  AnUtnconf* 

Anthracoptera  2>>9. 

Atithnicopupa  3f.4i. 
:  AntlirncnHHurus  622. 
;  Aiitliraconla  2H4. 

Anthmoonldae  2H-I. 
I  Aiitbrnroihf-ridaA  82Ü. 
j  Anttiracotherltim  S90  S91 . 

AnthrnpHlaomoii  Jb-L 
'  AnthropouiorphidHi*  JS2£ 

AiilhropnpIttuTln  9M)  <r.U 
Anthropops  92rt. 
Antiaeodon  92:'.. 
Antiarchu 
Aiittdurciin  211 
Antiloi'Apra  2LL 

Antilopen  ttlll 

Antilopinat'  211L 

AntlpU'Ura  2HL 

Antiptychina  24H 

Autllodus  jJ2. 
j  Aiuirii  (">27. 
'  An  IM  CO)*  271?. 

Apanmophy]lum  22. 

ApatornlH  7W 
,  ApatuBauni!>  70:>. 


Apedodua  r»66. 
Aphanaia  2t;a 
Apliancropeinnata  232. 
Aphanopteryx  737. 
ApheliBCUJi  222. 
Aphelops  875. 
AphcloHaurua  ft.'<7 
Aphelotherlum  221 
Aphidaa  Mtl. 
AphrajrmHe«  382. 
Aphyllito«  32tL 
Apiarla  r.07 
Apldae  5flL 
Apiocrinldae  140. 
Aplocrlnun  HO,  III. 
Apiocyütit««  Läfu 
Aplacopbora  313. 
Aplunmllia  M. 
Aplyaia  3^2. 
Aplyeiidae  y>9 
Aliocbry'Aa  ÜÜ2 
Aporoaa  28. 
Aporrhaldao  344. 
Aporrhal«  all 
Aprioardia  27 C. 
Aprionodon  528, 
Al>tK>polix  ;>97. 

AptenodjtM  73A. 

Aptora  JA! 
ApteryKt-*  73ä, 
Aptoryx  122.  73.fi. 
Aptomia  737 
Aptychopala  4M). 
Aptyc-hu»  2»JL  ul^L 
Aptyxlella  312. 
Aptyxii«  342. 
ApvRla  232. 
Aqulla  737. 
Arabellites  2UL 
Arachnocriiiug  135. 
Arachnorystites  l.Vt. 
Arachnofdea  497. 
Ara«>o!iaiiru8  (A'i. 
Araneae  499. 
Arbaoia  ltO. 
Area  2ÜL  213. 
Arcaiva  272 
Arceates  410. 
Aroi-fltldae  410 
Arebaedlitcus  :'Q 
Arcbaelurus  79f< 
Archaeobatl»  541. 
Arohaeocarabiid  486. 
Archaeoeetl  803. 
Arrhacooldaridac  184 
ArchacocidariB  184 
Arcliaeocyathldae  fij. 
Archaeocyathus  fiiL 
Arohaeolnpas  4.r>2 
Arrhaoomy«  H20. 
Arebaeonlacus  481. 
Arehaeoplery*  732 
ArohaooMryphta  4JL 
ArfhaeoRpha<Tlna  33. 
An-hncotouthia  ,">.r>2 
Archaeothi'rlttin  HH7. 
Arohacotrlton  H27 . 
Airhaeoüontt«*  3(»r>. 
AreliaKtcriaa  172. 
An-ln-tfOsni)ril!<^i8.f.l2.f>19. 
Arebiohthyi  .riti7. 

Arcbideamni  496. 

ArrhimtNles  21 1 
Arcbimcdlpora  211 
Archipolypoda  496. 
ArrhitarbtiB  497. 
Aroliiulu*  12£L 
Arclcardluni  296. 
Areldae  273. 
Arcoiiiyop!«)«  303. 
Arromya  30,">. 
Arcopacla  300 
Aretoryon  780. 
Arciocyonldae  780. 
Arrtomyn  E2L 
Arctopboca  797. 


Arctosaurus  108. 
Arctotherium  791. 
Ardea  787. 
Anleoaauruti  feiü. 
Arenlcola  207. 
Arethaidna  47 1>. 
Attala  Z2L 
Andllochelys  «7». 
ArjflUornis  7,17. 
Arglna  228, 
Argiope  214. 
Argonaut*  447. 
AnryTocetua  821 
Ar.-vri  i-nuru-  70  (, 
Arieticeraa  412 
Arietitea  112. 
Arietitlnap  4JjL 
Arlonellu«  47 1 
Arionlut  hiiL 
AriatocyatidM  LV2. 
Ariatocyatitea  iliL  LAL 
Arlatoauchua  710. 
Arlua  'aüQ. 
'  Annklemener  212. 
Arntoceraa  4ifi 
Arpadlte«  421. 
Arrhogea  M.\ 
Artemia  22S. 
Arthroacantha  122. 
Arthrocochlidea  318. 
Arthrodlra.  fi&L 
Artbrolycoaa  497, 
Arthropleura  481 
Arthropod»  448. 
Arthropomata  232. 
Articulata  123. 124.  V.tO.  2^11. 
Artiodartyla  KS2 
Artionyx  821. 
Arvlcola  823.  824. 
Arvlcolidae  823. 
Aaaphellus  472. 
Aaaphi'lu«-  471 
Asaphls  800. 
AaapbUB  162,  422. 
Ascoceraa  382. 
Aacoceratidae  :t82. 
AacocrinuB  KlO. 
Aacocyatito*  130. 
Aaconea  j2 
ABllidae  MtL 
Aaperjri.l'nn  3Ö8. 
Aspldichthya 
Aspidlacui  82 
Aspldobrancbina  320. 
Aspidocephali  it^L 
Aapidoceraa  425. 
Aapidoceratidae  421 
Aapldodaa  .r>40. 
Aapidophyllum  IAj. 
ARpldorhynchus  5«>4. 
Aapidosoma  172. 
Aapidura  122, 
Aaplus  58JL 
Aaaeln  182. 
Aaailina  32, 
A  aal  min  ini  337. 
Aatacomorpha  487 . 
Aatacua  487. 
Astarte  288 
AaUrtclla  2*s, 
AaUrtldao  288, 
Aatartopaia  281.  288. 
Aatephus  hSSL 
Aateracanthlon  171. 
Aateracanthua  53'..  AH.  -,".P 
Aatcnctinella  53.  iL 
AaterobbutuB  l.r>7. 
Aatcroceras  416. 
Aatcrodcrmua  HL 
Asterodon  .r'79. 
Asteroldea  170 
Aatorolepis  S, 
ABterospondyli  <28 
ABierostcmma  SU 
AateroBtena  M7. 
Asterozoa  Ifil 


|M<«»A 

■r>»o/. 
•  Ii 


Digitized  by  Google 


Register. 


U53 


Asthenodon  770. 
Asthenodonta  284. 
A«tli*»noson>B  1*7. 
Astrabodiu  .rvt1. 
Astraeacls  HO. 
Astraeida«  S£L 
Astraelnae  80. 
Astraeomorpha  88. 
Astraeopora  89. 
Astraeospongia  52,  M- 
Axtralium  325 , 
Astrangia  8L 
Astrape  245, 
Astrapotheridae  *4o 
Astrapotherium  Mo. 
Astrocladla  iL 
Aatrocoenin  M 
Astrocoula  :>:<. 
AKtrocrinuB  l'ö. 
Astrohelia  22. 
Astroides  25.  22, 
Astromma  22. 
Aatropecten  171.  172.  ] 
Astrup}'»»  1 '.'(). 
Aatrorhiza  22. 
Aatrorblzldae  23. 
Astyloerlnua  137. 
Astylomanon  42. 
Aatylospongia  IS. 
Atelecrfnus  146. 
Ateleocystltes  IM. 
AteleBtocrlnus  13*', 
Atelodus  822. 
Atelontomata  196- 
AtergatlB  420. 
Athecae  6"  7 
Athccalta  22. 
Atberlna  522. 
Atherlnldae  597. 
Atherstonia  '<"'.;. 
Athlcta  353. 
Athyrls  240. 
Atlanta  25Ü. 
Atlantosauridao  "Ort 
Atlantoaaurus  704 
Atoma  IftA 
Atomodeama  269 
AtopoMturldao  695. 
Atoposaurua  695. 
Atractite*  422, 
Atraetosteus  "'S-. 
Atrypa  222. 
Atrypiflae  222. 
Attakeopsls  i&L 
Attoldes  422. 
Aturia  32L  285. 
Atys  358. 
Aublvsodon  709- 
Aucclla  269. 
Auchenaspis  553. 
Aucbonia  £89. 
Auliteocera»  4^8  12iL 
Aulacophyllum  Z2. 
AulacorhynchUB  234. 
Aulacosteua  ■  17. 
Aulaoothyris  242.  242. 
Aulaxacanthus  548. 
Aulaxinus  927. 
Aulocetus  806. 
Aulocopium  45. 
AuludiiB  54.'». 
Atilolcpis 
Aulonotrela  222. 
Aulophyllum  74. 
Auloporidae  24. 
Aulopora  24. 
Aulosteire«  22L 
Aulostouia  ■r>9~ . 
Aulostomldae  ".'J~ 
Aurlcula  224. 
Aurk-ulldae  264. 
Auriola  252, 
AtiBtriella  242. 
Autodetus  222. 
Auxis  522, 
Avellana  25£L 


I  Ave«  726, 

Avicula  253.  2GÜ. 

Avlcolaricn  SDB. 

Avtculidae  222 
I  Avirulopecten  '2B1. 

Aviculoplnna  265. 

AxestUft  677 

Axinaea  274. 

Axiuella  44. 

AxiniiH  222. 

AxIb  ÜÜo. 

AxosmUla  82, 

Axeca  306: 

Babcnka  224. 

BHchllherium  900. 

HaetrocrinuR  Uft, 

Bactrite«  222. 

Bactrotheoa  222. 

Bacullna  414. 

Baeulltea  414.  411 

nudlutitea  404. 

Baena  681. 

Baren  222. 

BaerocrlnuB  184. 

Bairdla  452. 

Bakewellia  264. 

Balaena  802.  202. 

Balaenidae  äüfL 

Balaenoptora  806. 

Balaenopteridae  805. 

Balantlutn  220.  SfiL 

Balanidae  458. 

Balanocrlnus  145. 

Balanophyllia  86_ 

Balanus  453.  4M. 

Balaton  Ites  402. 

Ballstes  598. 

Baphetes  t 'l'l' . 

Baptanodon  656. 

Baptomys  681. 

Baptomls  783. 

BaptosaurUB  647. 

Barbat ia  222. 

Barbus  588. 

Barrettla  222, 

Baroda  222. 

Barrandeoceraa  385 

Barrandeocrlnldae  130. 

Barrandeocrlnua  ISO. 

Barrandia  472. 

BarrolBiceras  431 
I  Barrolsia  llL 
.  Barsche  äM. 
I  Bartenvrale  805. 

Barycrlnus  136. 

Baryphyllla  32. 

Barypbyllum  21. 

Barvsmilia  84. 

Baaillcu*  422. 

BaBllusaiirUB  122. 

Basommatophora  :t'Vi. 

i  Baeterotia  222. 
Bathmoceras  222. 
Bathmodon  842. 
Batbrodon  222. 
BathybitiB  12. 
BatbycriiuiB  14L 

]  Bathycyalhu«  7JL 
Bathrgnathus  ZDB. 
BathvuruB  471. 
BatiliuB  32Ü. 
BatocrlrtUB  120. 
Batodon  771. 
BatollU*  2ä2. 
Batrai  hia  gradientia  6'J.'> 

ii  Battenibyta  7JL 
Bayanla  24L 
BayanoteutblB  442. 

I  Baylea  222. 
!  Bayleia  276. 

Bei  kBla 

Bola  .XV). 

Belemnitolla  442. 

Bolprnnlrtdar«  488. 
!  Beleniuilc»  iM,  4iiL  111- 


Belomnobatls  r>44. 
Belemnoldea  iXL 
Belcmnopsis  in. 
BelemnoBis  402. 
Belemnoteutbidae  442. 
BelemnoteuthlB  41::  444. 
Bebrrandla  338. 
Bt'Huuru»  lüL 
Bellardla  244. 
Bollerophon  22L. 
Bellorophontldac  32JL 
Belodou  684.  £35. 
Beloecra«  401 , 
Belone  SM. 
Belonorhynchidae  570. 
BelonorhynchtiB  570. 
BelonoBtoinuB  581. 
Beloptera  402, 
Belopterinn  ULL 
BeloHepin  445 
Bclostomum  507. 
BeloteutbiB  446. 
BeInga  S04. 
Benerkeia  402. 
Boren ieea  212. 
Bernlssnrtlft  t»yt> . 
Berycldae  59:{. 
Ben  cop«bi  594. 
BerytopBiB  504. 
Beryx  59.1. 
Bettongia  7i'.r, 
Beutel ratten  771 . 
BeutelHtrabler  IIS. 
Beuteltbiere  761. 
Beyriihia  455. 
Hiblonldan  öOfi. 
Blbos  214, 
Bifida  240. 
Bifrontla  222, 
Blgenerlna 
BUHngsella  231. 
BllllngKlte«  232. 
Bilobltes  22L 
BUocullna  12.  U. 
Bimana  220. 
Binkborstia  48A 
BipllcaUe  224, 
Blradiolltes  2ÜL 
BlroBtrites  28L 
BlBon  214. 
Blttium  lül, 
Blvalvla  252. 
Blabera  5Ü2. 
BlacnllH  4^1 
BlaBtoceras  905. 
Blastoidea  ljfi. 
BlaBtomeryx  ÖÜi.  'JUÖ. 
Blattariae  501. 
Blattfufwler  t "" 
Blattldlunt  in. 
BlattlftuiM?  502, 
Blattwirbler  614. 
Blauneria  364. 
Blcnnlldac  521. 
Blindwübler  Q25. 
Blochlldae  bZL 
BlocbitiB  521. 
Boavu»  ü42 
Bollvlna  21, 
Bolodon  ZMi 
Bolodonttdae  764. 
BoloKaurns  667. 
Bolma  225. 
Bombyeldae  507. 
Bombyltdao  5IÜL 
Borbyaena  771. 
Borsonia  255, 
Bob  212, 
Bovkovlcla  337. 
Bostrichopus  432. 
ItotbricepB  £22. 
Bothrlocldarlda  132. 
Bothrioctdaria  122.  1S2. 
BotbrlocrinuB  13."). 
Botbriodon  22L 
|  Botbriolepia  555. 


Hothriopygu»  1%. 
BothrloBpondylus  705. 
BothrolablB  >S22. 
Bothry'ocampc  2L 
Bouchardia  248. 
Bourguetia  :no 
Bourgiietlcriuidae  Iii. 
BourguctlcrlnuB   141.  142. 
Bovicornu  300. 
Bovlnao  212, 
Brachvaeantbus  531. 
Braoblata  112. 
BracbyasplB  472. 
Brarhylchthys  520, 
Brachydecte*  616. 
Brachydiasteinatberlum 
S80. 

Brach  yd  lrus  556.  557. 
BrachymetopuB  477. 
BrachymyluB  549. 
Brach  ypyge  433. 
Brachytrema  222, 
Brach yura  4S7. 
Bracblopoda  212. 
BrachyopB  6'tf 
Brach  iospongia  52, 
Braconldae  502, 
Brainatheriuni  907. 
Brancblata  442. 
Braneblosauridae  615. 
Braiu'blOHauruB  60k.  21L 

212  012,  615. 
Brnncblpodltca  458. 
BranchipuB  458. 
Brancooorafl  :i9H. 
BrechUes  202, 
Breitnasen  222, 
BreviroBtrcB  225. 
Brey nla  201. 
ßriarocrinuB  122, 
Brilonella  2Ü 
Brlslnga  17  1 
BrlxBoniorpha  201 
BriBBopatam^  '-'"I  ■ 
BrtBBOpa!«  2<j  i 
BriBBUB  20L 
BrithopiiB  «'■«•V. 
Br}'°gmptuB  105, 
Bryopa  203. 
Bryoxoa  202. 
Broccbla  221. 
Broeckla  204. 
Brodla  502. 
Brongniartla  471. 
BroBmiuB  520. 
Bronteldae  422. 
Bronteu«  422.  422, 
Brontops  880. 
BrontornlB  734 
BrontoBnuniB  Tjül  ULI  IUI 
Bronttitherluni  S-^O 
Bruta  202. 
Bubalu»  212.  1LLL 
Bucania  222, 
BuednldM  242. 
BucclnopslB  350. 
BucblceruB  407. 
Bucblola  224, 
Bucklandluni  520. 
Büfl'el  212, 
Bi^cbelklemer  522. 
Bu  fiel  us  212. 
Buliinina  22, 
Bullminus  220, 
Bulhnus  2iüL 
Bulla  252. 
Uulltica  252. 
Bullidae  252. 
Bullina  252. 
Bulllnula  25L 
Bumastus  473. 
Bundent>acbia  169. 
Bunodes  594. 
i  Bunodontia  8Sti 
Bunolophodontia  220.  tSSL 
Bupre*tidae  504. 


954 


Rejriater. 


Bart«  483. 
BtirinolM<rla 
BureacrinuB  i:;7. 
Kudkitt  212  213. 
Busycon  3.V2. 
Byl*ia  484. 
Byrrhldae  504, 
By**acanthu*  ?>m 
ByjtfoarcH  273. 
Byssooardiuni 
Bvw»opteria  262. 
Bythlntdla  aa±; 
Bythinia  332. 
Byzetto»  -H2 

Cariomella  223. 
Cadomia  222. 
Cadoraltw  123. 
Cadulua  212.  21a. 
CadureotherliiM  «74. 
Caecidae  340. 
Caecllianella  «Oft. 
Caccnm  10 
Cai'Uopitheons  Ü  22a. 
Caenopua  874. 
Caenotherlnae  894. 
Caenotherium  825. 
Caeus  58Z. 
Calnian  622. 
CainocrttiUB  114. 
Calamocrinus  141 
Calamodun  808. 
Calamolchthra  562, 
ralamophyllia  82. 
Calamopora  22. 
CalauiOBpnndylua  7in 
CalauiOBtoma  526.  f>98 
Calappa  4M. 
Calcar  325. 

<  alcarina  20.  3AL 
Calceola  Ii. 
Calcfopongiae  12.  ja. 
Calcooyteon  12 
Callanaana  487 
Calllbrachlon  632. 
Calllerinua  122.  L1A 
Callithrix  220 
Caloceraa  4 1  Fi 
Calloi-yatldae  ljjL 
Callorystitea  15L  IM.  15L 
Calloirraptua  106. 
Callonema  228. 
Callopejrma  16. 
Callopoma  325. 
Callopora  97. 
CulloprlBtoduB  512.  ,r>  13 
Callopteru«  ."»H-i . 
(allorhvnchus  512. 

»  aloBtyii»  86. 
Calpiocrlnufl  138. 
Calymen«  4M.  III 
Calymenidae  47 1 
Calymmatlna  IL 
Calymne  122. 
Calyptoblaatea  Uli 
Calyptocrinidae  132. 
CalyptOfrraptua  ins. 
Calvptraea  325, 
Caiiiarata  122.  12tL 
Camarella  212. 
Camarocrinu»  I  i  I 
Camarlum  21 1 . 
Camarocystldac  IM. 
Cainarophoria  213-  '24!? 
Camaroaaurua  7t>'. 

(  HllK'llduO  8JTL 

Cameliua«-  filla 
Camelopanlalis  Otis 
Cainelua  »<m 
Canieroccras  «7« 
Cameroapongla  f>8. 

<  amerothyrla  247. 
Caim-rothee*  ..i..' 
Camilla  a2SL 
(anipanulariaA  inn  UM. 
Campeloma  222. 


< 'ampodua  .'sa.'i 
Campophyllum  12.  13. 
CampylopnathtM  125. 
Campylopcsjmata  21L  211 
Camptuncctes  202 . 
('ainptosaurus  71". 
ranalloulaU  122.  122. 
(ancellarla  3r>4 
Caneellarlldae  354. 
Cancer  490. 
Canorlnua  4xr. 
(andona  4.'i6. 
Canldae  78j>, 

Cania  232.  210.  ILL  142. 
748.  250.  251.  252.  285. 
7-7 

CanlstrocriniiM  130 
Canobius  671. 
Cantantoatoma  323. 
Cantbarua  349. 
CapItoBaurus  622.  £23.  £21. 
Capra  212. 
Caprlnidae  277. 
Capreolua 
<  aprina  278. 
Caprinula  222. 
("apromyldae  82.5 . 
f'aprotina  226.  221. 
Capulldae  '.'-'M. 
Caput ub  ;;;;  i. 
Carabldnc  504. 
Caranjridae  526. 
<'Hrai)K«p«l*  124.  Ö96. 
Caranx  526. 
Carutoinua  124. 
Carhonarca  223. 
Carbontcola  221. 
Carcharia»  Ml  532. 
("archarldae  637. 
Carcharodon  f>3B. 
Carcharopsis  r>30. 
Cardlaster  122. 
CardSldae  225. 
Cardinla  225. 
Cardtnildae  221 
Cardloearia  120. 
('ardloceras  102. 
( ardiodoti  203. 
Cardita  222. 
Cardium  225. 
Cardilia  302. 
Cardinocranla  222. 
tardiola  221. 
Cardiomorpha  303. 
i'ariaeu«  90,y 
Carlnaria  336. 
Carinatac  235. 
«  arlnopora  211. 
Ciirmon  47fi. 
(  arnivora  222.  IM. 
Carnitea  IM. 
Carolia  gg. 
Carpentorla  30.  262. 
Cnrpocriuus  12L  122.  122 
Carpomanon  18. 
carpospongia  18. 
CarnoBaurua  til2. 
CarttTolla  42. 
Carterina  UÜ. 
(Virychium  afil, 
Caryorrinldae  155. 
f  ar'yocrlnuH  V>Q.  Uft 
f^aryocystltfs  LdL 
("aryomanon  42. 
Cnryophyllla  fiL  22. 
CuryDsphaera  3JL 
Caryowp«nisla  4L 
<'H-ifaria  ifi. 
i'iis-ianHU  2&0.  2fiL 
Cas^idaria  318. 
Cassididan  312. 
Casftidula  3M. 
CasBidulidar*  125. 
<'a»8ldulina  22. 
Ca««idulU!>  1»6. 
Cu-ssiopc  332. 


f'asfls  318. 
Cantalla  225.  226. 
Caator  812.  822. 
rastoridae  222 
Castnrofdea  824.  82fi 
ra^toroididae  82.V 
CaUmotnpidac  tSSL 
Catapleura  <'i79. 
«'ataphracti  f>97. 
Catarrhini  22Ü. 
Catonlpöru  ILL 
Catillus  2£5. 
OitoptpruB  5^  678. 
Catopyfrus  19*.. 
Cato«lra  311. 
Catullocerae  418. 
Caturua  jfia.  5Ä3. 
Caunopora  UM. 

<  nviporniii  208. 
<'avitdae  825. 
Cavolinia  'MAL 
Cavolinlldae  300. 
Cayluxotbfrtum  77'i 
Oboehooroa  t<37. 

i  i'l.ldac  226. 

<  ebus  926. 
Cecidomium  506. 
Cecidomyldoe  506. 
OltepotB  tU  2i7. 
('el)eporldae  211. 
Collularia  215. 
Celiites  403. 
Conchrodu«  .*i79 
Cencmpbaera  3C. 
Centrina  525. 
Centrodu»  5«..s. 
Centrolepia  523. 
Centromachus  498 
Ontrophorua  512-  521. 
Centronella  222.  216. 
Centrotheea  ^t;L! 
Cephalaspidae  ">T»3. 
Cepbalaapia  552L 
Cephalocorlft  .r>04. 
cephalogale  788 
Cepbalopoda  370. 
Cerambycidae  504. 
Ceramoporidae  212. 
Oraapl«  556. 
Ceratlocaris  ISO. 
ccraliBOlen  30L 
CeratiteB  102, 
C«>rntitidae  102. 

<  'eratochelya  t»8a. 
('eratodua  ft^s  ru'A 
reratopa  714. 
Oratopaidae  "tj 
Ceratorhtnua  825. 
«VratoaauruB  7i)8. 
CeratoBipbon  34.r». 

(  eratosponsrlae  10.  13. 
Ceratoatreou  2tW. 
Oratotheca  362. 
»'eratotToehus  Ifi» 
cercomya  306. 
Cerpocrinua  132. 
ceriopora  214. 
cerioporldao  214. 
Ceritella  343. 
cerithidea  ;i±L 
(Vrithlldac 
»•."rithinella  343. 
Ccrithlopala  344. 
(  erithium  241. 
(Vrniatia  Ulli. 
«  ornina  33«. 
ivromya  ::"4.  :t0'». 
Ceryalcea  Süfi. 
«•(•nieornia  201. 
Cerrinae  904. 
corvullnar  203. 
CervuluB  204. 
Onrua  202.  905. 
<'entraclon  *>36.  5:17. 
Ceidracionidae  53i 
Cutacea  799 


Otloaaurua  703 

•  'ctorhimu  -itä 
Cetotberium  806. 
Cerylon  505. 
Cbaenomya  30 1 
Cbaenobyua  889.; 
Chattet««  9r>. 
CbaHetidae  95. 
Chaetoderma  313 
Chaetodontidae  '.94 . 
chalcodu*  jio.  Ml. 
<'halet>«uinis  i^A! 
Challcotbc-ridae  881. 
CbaBcotherium  882. 
c'bahna»la  264. 
Chama  277 . 
(  bainacleonldae  <>42. 
Chamidae  225 
CbamptiodolphiB  8<M. 
<  'bainpaoNiuridae  638. 
CbainpsoBauruB 
Cbaperia  279. 
Chaamopa  474. 
chaBmotherlum  865 
CharacoduB  MI.  567. 
Charadriu»  737. 
«'barionella  24Q, 
charitoHomua  586. 
CbarybdiB  120. 
Cheiloaia  ■°>o«'- 
chelloatomata  210.  214 
Chellotoma  223, 
Chelracanthua  S31. 
Cheirodopala  528. 
Cheirodua  .S73. 
Cbeirolepia  52L. 
Chelropleraater  172- 
Cbelrurida«?  424. 
Chelruni«  463.  474.  475 
Chellfer  42L 
(  helone  622.  628.  679 
Chelcnemydav  628. 
Chelonidac  622. 
Chelonlscua  812. 
('belonethl  422. 
Chelonlcbtbya  ft.r»7 
Cbelydosaurus  620. 
Cbclyophoras  556. 
Chelyopsla  678 
Cbelvdra  681. 
Cbelydrida«  680. 
Chemnlula  340. 
Cbenendopora  50.  51. 
rhenolobia  151. 
Cheraldae  682. 
Cblroreufl  3.">1 
Chilina  265 
Cbilocyclua  238. 
Cbilonyx  662. 
Chilopoda  496. 
Cbiloacyllium  532. 
Cblmaera  549. 
chimaeracanthna  M8 
Cbimaeridae  518. 
Cblmaeropaic  512. 
Chiridota  201, 
Cbtrocentritee  526. 
Chlromyidae  220. 
Cblroneotes  771 
Chlronomus  506. 
ChLronomydae  506. 
Cbiroptera  225. 
rhlrotberium  fi^i. 
Chirox  264. 
Chltlnom  22. 
Chiton  313.  214. 
Chiton idae  313 
Chltonodu*  :»40. 
Chltracepbalan  '-80 
Cbladiocrinua  l  u 
Cblamydopborua  81" 
Chlamydoaelaohe  ^ 
Clilamvdotberium  817 
rhlamya  262. 
Chloroatoma  222. 
Choanoccras  :t.s2. 


d  by  Google 


Register. 


055 


Choeromorua  889. 

Cboeropotamua  KK8. 
('homatodua  512. 
Cliondropboridae  44,'>. 
chondropteryjril  527. 
chondroste!  569. 
<'hondrr>Rteidae  502. 
CbundroRteoRaurua  705. 
Choiidronteus  569. 
ChonexlphiUR  SQ5. 
Chonetella  233. 
<T>onetea  233. 
Chonetlnn  2&L 
Cbonaxia  73. 
Chonopectua  233. 
f'honophyllum  7:i. 
Chuiioateirirla  iLL 
Cbonostrophia  231 
Chorlatoceraa  4M. 
f'hrenmodft  502. 
ChreRtotea  502. 
Cbrlstlania  232. 
Chrom  Idae  522. 
Chrlacua  222. 
Chryaaora  äl, 
Chr>"idae  502. 
Chryaobothris  505. 
ChryRodomus  3-ri  1 . 
CliryaomeUdae  5<i4 
chryBomelites  Mfc 
Chryaomelon  12L 
Chrysophrya  594 
Cltryaoatoma  B'-?9 
CicadelHdae  503. 
Clcatrea  '297 
Ciconla  122. 
Cieonüformoa  737 
Cidaridae  Uü. 
Cidaris  17JL  180,  180. 
Cimicidae  503. 
Clmoleatea  771. 
CitnolIa*auruB  662. 
Clmollchthys  -S.u. 
Ciniolodon  76.">, 
ClmolomyB  252.  7' 
Cinetae  224. 
Hnulia  358. 
('lone)la  200. 

(Mrcopora  104, 
«Mrrlpodla  4M. 
Cirnia  327. 
Clrsotremn  338. 
Cistelidae  m 
ristella  244. 
Cistudo  tillL  682. 
Cladacantbus  r>40. 
Cladangia  fiL 
C)adlR<  itidae  Iii. 
Cladiscitefl  ALL 
Cladoselache  522, 
ClHdochoiiUR 
Cladocora  Hl. 
Cladodua  522. 
Cladoaictis  I2L 
Cladyodon  IQL 
Claenodon  7 SO. 
Claneulus  am 
ClaoRauru«  717. 
Cbiüten  532. 
Clathrodictyon  10L 
Claihurella  355. 
Clausllla  366. 
ClavaKella  :KK 
ClnvaRellldae  .ms. 
Clavatula  355. 
Clavella  35L. 
Clavulina  22. 
Cletdopborua  222 
Clt'idotheca  3Ü2. 
Cleithrolopla  579. 
Clemmya  082. 
Cleodora  360.  30L 
Clepsydropldae  664. 
Clepaydropa  004. 
<  lepnysauroi  708, 


Clerua  506. 

ClidaateB  013,  tüO.  642. 
nimacoKraptus  107.  u-'.i. 
nimacoBponjria  43. 
Cllmmacamlna  20.  28. 
ClimatiuB  üjiL 
Climaxodua  542. 
Cllnolobus  400. 
ClInopiBtha  304. 
<  Ii ii um  855. 
«'lionites  404. 
Cliorhizodua  fifii. 
CliBiopbyllum  7;; 
CliRoapira  321. 
Cllatenterata  230. 
Clitambonites  231. 
Clorlnda  240. 
Clupea  5H7. 
flupeidae  580. 
clydonitea  101.  408. 
Clymenia  320.  397. 
Clymenildae  396, 
(lypeaster  122.  123.  124. 
clypeastrklae 
Clypeastrinao  1V3. 
Clypeua  i?>t> 
Cnemidlaatrum  -0 
Cnidaria  3fL  Oä. 
Cnlsma  214. 
Cobltin  5äh. 
Coccldae  503. 
Coc-rlnellidae  504. 
Coccocrinidae  r.'l 
Coccocrlnua  IIa.  124. 
roccodenna  .''6'.» . 
Coorolepls  57a. 
Coecollthen  Ifi. 
Coccophyllum  OL 
CoocoRphaeren  IS. 
CoecoKteidne  556. 

C'OCCOBtCOB  556. 

CochleoBauruB  620 
Cochllodontldae  .'»49. 
Cochliodus  540. 
Cochloeeraa  104 
CochlolepaB  M& 
Cocblopa  ■ 
(üocytlnua  617. 
Codakla  22t. 
Codaster  litl 
Codanteridae  164 
CodechitiUB  1S2. 
Co<llacrlnuB  i:r. 
Codiopsis  1S2. 
Codonaster  IM. 
Coeciliae  625. 
Coelacanthlda«  Mg 
CoclacanthtiB  568. 
Coelenterata  88, 
Coeliocrinua  i-'n 
CoelocentruB  324. 
Coeloceras  422. 
Coeloooryha  5L 
Coelodon  S12. 
Coelodonta  810,  S77 
CoelodUB  576. 
('ocloleplB  .'>ao 
Coeluma  490. 
CoelopleuraB  190 
Coeloptychidae  5Z. 
Coeloptychium  7 
CoeloBaura*  ZOO. 
Coelo«mlHa  83. 
Coelospira  231. 
Coclurldao  710. 
Coelurus  710. 
Cueloatyllna  «41 
f'uenites  gg. 
Coenocyathos  79. 
Coenograptua  10h. 
Coenothyrla  240. 
Coleoloides  361. 
Coleoptom  5in. 
f^oleopteroldea  500. 
Collocalia  ISL 
Colloala  325. 


CollyrlteB  128.  128. 

Colobodua  522. 

foIonocoraB  823 

Coloreodon  820. 

Colosponffia  OL 

ColoBBOchelyB  082. 

«  »IobU-UB  617 

Colpodon  ML 

O'olumba  737. 

Columbella  312. 

Columbellnria  ::  17. 

Columbellaridne  346. 

Oulumbcllldac  34^ 

Columbellina  347. 

Columnaria  15. 

('olutnnaatniea  S4. 

Columnopora  22. 

Collis  3iL 

Colyroboidcs  737. 

C'olymttoaauruB  t>03. 

(.'omophorua  Hl  5. 

ComuBter  1JJL 

Comatula  145. 

Comatulidae  145, 

('omatulina  14.">. 

Oombophyllum  IL 

Comlnella  812. 

ComOBorla  88. 

Compbotheriuni  774. 

Compeacanthua  512. 

CompBomya  681. 

« 'onipNOfmathl<lae  70<j 

Compsognathoa  709. 

Conaotaeon  s.w. 

Conchlcolltea  20fL 

conchldlum  242. 

Concbifera  252. 

Conchiopaia  f>t.H. 

ConchioBaurUB  föy 

Cuncbodon  282. 

Conchodua  000. 

Concholepa«  8M 

Conchopoma  560. 

rotu'horbynchua  322. 

rondylarthra  ft59 

OonftisaBtraea  84. 

( 'onpcria  22L 

Conidae  3*>r.. 

Conocardildae  224. 

Conocardium  22L 

Conocepbalitos  i7fl. 

Conoceraa  379. 

Conoclypcidae  122. 

runoi'lypeuB  Hi.  122.  Hill 

Conocorypbo  -17h 

i'onocrinua  m 

Conodonlctia  771. 

conodonteti  200.  907. 

Conolampaa  197. 

Conorbia  350. 

Conoryctes  HO». 

ConoteuthiB  HL 

Conotreta  228. 
i  Conularia  202. 
!  Conularlidae  302. 

Conus  350. 

Convexaatrapa  H£ 

Copepoda  451. 

Copodus  541. 

CoptoatylUR  342 

Corallloebaina  279 

CoralliopbaKa  'W. 

Coralllopaidae  23L 

Corallium  05.  9JL 

Coraster  122. 

Corax  639. 

Corblcilla  222. 

Corbia  223. 

Corbicula  220. 

Corbula  301. 

("orbnlomya  308. 

Corbuivlla  3W. 

ConlyloiTinnB  i?7 

Oordylodoo  775 

Coroldae  503. 

Corcütrium  ~m> 


Corlmya  807. 
Coniucapritia  27J8. 
Cornulltf*  206. 
CornuRpira  2L 
Coronarii  423. 
Coronlveras  110. 
Coronula  4SI. 
Corj'mbocrinuB  132. 
Corynella  00. 
Corj'phaonldae  5W>. 
Curyphodon  SIL  812.  843. 
Coophodontldae  Mi. 
f  ORcinopora  50, 
CoRctnnporittao  55. 
CoRmoceraa  428. 
i'osmoreratldae  122. 
Coamolepia  578. 
CosmoptychiuR  -Ml  'i71  .')7.' 
f'ORorjTc  904. 
Coatata  123.  141. 

COBtldiBCUB  413. 

Cottaldla  182. 
Cottldae  522. 
Cotylcdenna  142.  143. 
Cotylosanria  BH> 
Craula  222. 
Craniella  222. 
Cranildac-  228. 
(YimKciif.  222. 
CraRpedochelyR  888 
CraRpodopbyllum  13. 
Craa|H>düpoma  334 
CragpedoRonia  AVil 
Craapedotus  328. 
(.'raRpcdnRtoma  320. 
«"raaaaU'lla  253.  2üL 
C'raRRatcllidao  220. 
CraRslna  2HH. 
CYaa«lnella  288. 
CrataeomUR  112. 
Craticnlarla  54. 
Ciaticularidae  [, 
Crenatula  205. 
Crenella  271. 
Ctt'nii'oraB  42L 
CTcnllf'pla  528. 
Crenipecten  261. 
CTopidophyllum  73. 
Creodontia  777.  778 
Crepidula  330. 
CreaelR  361. 
Cribroftomum  25. 
Cricetidao  823. 
Crlcetodon  KJ3, 
(  Yicodua  fitL 
CrlroaanroR  1194. 
Cricotua  02L 
Crlnoldea  113. 
Crloccraa  122. 130, 
Criotheriuin  212. 
Crimla  30L 
CrlRtatl  431. 
CriRtollaria  20. 
Crocidura  115. 
CrocodlleimUB  023. 
CroccMlilla  Ö&L 
Crocodllldae  697. 
«TooodilUR  088.  02L  022. 
Cromua  459.  475. 
<TomyocrimiR  IM.  132. 
CronlcuR  503. 
(YORBoeburda  208. 
1  YoRRojrnathua  586. 
("roRSopodia  2ÜS. 
CroRBophollR  .'»70. 
CroBBopterjKll  565. 

CTOBROpUB  775. 

CroRsostoma  it'M. 
Crotalldao 
CroUlocrinldae  133. 
CrotalorriDua  123. 
I  Crotalua  648. 
(  rui-ibulum  3,Vi. 
Cruratula  247. 
Crustacea  4Ü. 
CrypheuR  474. 


956 


Register. 


Cryptaenla  223. 
Cryptangfa  81» 
Orvptaulax  Q13, 
Cryptaxia  82» 
CTyp.obhixtua  152.  Ift4, 
Cryptobranchua  Ü2Ü.  Ü22. 
Oryptoehorda  854. 
Cryptocoelia  fiL 
Cryptocoenla  83. 
CryptoconuB  855. 
CrypUxrlnua  i 
Cryptodim  677. 
Cryptodon  -'9-' 
Cryptomeryx  h99. 
Cryptomyn  :tns. 
Cryptonella  246. 
Cryptonymu«  I7J. 
Cryptoploci»  3LL 
Oryptoproota  TOS 
CYyptorntB  737. 
OyjilOBohisintt  l'il. 
Cryptoxonla  174. 
ctenacanthua  Mi)  550 
Ctonacodon  Iiiä. 
(tcnobrancblna  332» 
L'tenocrinus  13L 
rtenodlptcrlni  558. 
Ctenodonta  272 
CUsnoduK  Bfit 
Otenoidel  52L 
etennldachuppen  612.  518. 
CtunopetaliiK  543. 
Otenophora  38. 
Cteuoptychlus  5J3» 
Ctenopyge  4..9 
Ctcnostreon  2Ü2 
Cucullaea  223.  221. 
Cncullella  212» 
Culioidae  506. 
Oulicocrinua  12L 
Cultellua  2QL 
Cum n  350. 
CutniQKia  ML 
Cumulipora  21lL  212. 
Cuuiculua  621» 
CuphoBolenti«  345, 
Cuprttsaoerinidae  121L 
OupresBoorinua  12rt. 
Curcullonldae  M  l  ■ 
CurculloiiUen  504. 
Curtodon  Hü 
Curtodue  53jj» 
CurtonotiiB  25ü 
Cuspidaria  307. 
CuvieHa  360. 
Cyamodus  670.  <i7 1 . 
Cyatliaapls  552. 
Cyathaxonla  7JL 
Cyathocrlnaeea  13ii. 
Cyathncrfnldae  131, 
Cyathocrinus  121.  13k 
Cyathidium  14:1. 
CyathollÜH-n  1*. 
Cyathophyru»  53. 
Cyathopliora  *4. 
Cyathophylli<lae  12» 
Cyathophyllum  22.  Z3. 
CyathoBerla  Si 
Cyathaxonklae  20, 
Cybele  475. 
Cyclabacla  82. 
Cyclft»  220. 
Cyclaatcr  2QL 
Cyclemya  (jfii 
Cyclldia  322» 
Cyclina  2jfiL 
Cyenorhamphus  724. 
CyclobatlB  544. 
Cyclobranchia  320» 
Cyelobranchlna  ::.'U, 
Cyeloceraa  418. 
Cycloclypeua  32, 
Cycloldel  522. 
Cycloldachuppon  612.  513. 
Cyclolepidotl  582, 
CydoliteB  82» 


Cyclolobfdae  40h. 

Cyclolobus  ÜtlL 
Cyclolomopa  346. 
Cycloinetopidae  4X8 
Cyclonansa  350. 
Cyclonema  325. 
Cyolopldlus  S97. 
Cyclophorus  331» 
f'yelophthalraiiB  498. 
Cyclophyllum  21» 
("ycloptychliiB  ÖIL 
Cyclospondyll  52ä»  531. 
Cyclo«toma  334. 
Cycloalomata  210, 
CycloMoml  tM 
Cycloatomldac  333. 
(yclosteffa  HL 
Cycloatreina  322. 
Cyclotonannia  £23. 
Cyclothyria  213» 
Cyclurua  5X5 
CyjmuB  737. 
Cyllchna  85K» 
Cylindra  iii 
Cyllndrella  2Ü5, 
Cylindritea  SSL 
CylJndrobulllna  357. 
CyHndromltra  35:t. 
Cyllndropbyma  1SL  12» 
Cyllene  350, 
Cymaclymrnla  ;»>7. 
Cymatonaurus  ftiiO. 
Cymbttt*  417. 
Cymblum  353. 
Cymella  :iüT. 
Cynocephalus  222, 
CynocbampMi  ti<y». 
Qjmodfotli  !Ml  t^7. 

Cynoilon  7h«;  7ht 
Cynodontomys  9?3 
Cynodraco  MB. 
Cynohyacnodon  782 
Cyiiopfthecidac  t>2t.. 
CynopodluB  551. 
CvnoBuchu»  tüü» 
Cypellia  äü» 
CyphaBpix  47ii 
Cyphon  505. 
CyphonisciM  47ti. 
Cypbosoma  1SSL. 
Cypraca  347. 
Cypraelilao  MI. 
Cyprella  45.fi 
Cyprlcardella  2SS. 
Cypricardla  221» 
CyprJear«Unla  253» 
Oyprlcardlte»  'J>i9. 
Cyprldella  155, 
Oypridina  455 
Cyprimeria  225» 
C)-prina  2il»  22L  22H, 
Cyprlnl.lae  22Ü,  iüä. 
Cyprinodontldae  5h» 
Cvprlnus  52L  5öÄ» 
CypriB  15JL 
CyptwliiB  737. 
Cyrena  221L 
Cyrenidao  22ü. 
Cyrtla  233» 
Oyrtidocrlnus  138. 
f^rtina  222»  23*.  ^ 
Cyrtocalpis  37. 
Cyrtocc-raa  3*0. 
Cyrtoclymenla  397. 
CyrtocrinuB  113, 
Cyrtodarit«  Bft 
Cyrtodonta  2fifi. 
<'>Ttoduiitopsi!t  2<»'J. 
Cyrtolltes  322. 
Cvrtopb'iirltfH  UX.. 
Cyrtotera  232. 
CyrtulUB  üL 
cj-tastor  157. 
Oytheri'  15^ 
fMberca  222. 
Cytliurob.  4..i>, 


Cytherolla  4ȟl 
Cytherldc«  456. 
Cythorodon  222. 
Cy-therura  456. 
Cyttldae  Q22» 
I  CyitechimiB  122. 
OyBtiphyllldao  25, 
Cy-Htlphylluiii  15. 
Cysti»ponfrla  5JL 
Cy  stocldarida  1Ü2» 
Cyntocldarla  122. 
CyBtoidea  I 

DachB  223. 
|  Dacosauru«  fi2L 

DacTythetium  893. 

Pactyllocera.«  ■vs.i. 

DactylolepiB  579. 

1  »uoiylopoKon  589. 

Dnctylosaurus  üüQ, 
;  DarlyloteutbiB  HL 
,  Padocrlnoa  140. 

DalMon  &34L 

Diilila  2fil» 
{  Ualmanella  23L 
'  Dalroanla  15JL  474. 

Dama  905. 

DanubloBaurtiB  7vj 

Dnonella  261 . 

Dapedlufl  577»  578. 

DapcdoglopsuB  587. 
;  Daphnella  355. 

Daphnitea  406. 

DaptitiUM  jlilL 

Daptophiliu  795. 

Daraelitc»  IM. 

Danrlnornis  I3L 

Daaoylltdae  ütL 

Dasiproctidae  W25. 

OaBornlH  733. 

Pahyuridae  770. 

DaBylcptUM  .'itNi. 

Daaypodtdae  817. 

DanypuB  817. 

Dasyurodon  "83. 

PasyuruN  770. 

Paudebardla  3«v». 

Davidaonella  23A. 

DavidBonia  232» 

DaviBiella  233, 

DawBonla  616. 

Daya  232. 

Peakla  2ÜL 

Pecadocrinus  13fi» 
I  D'*capoda  4M. 

PecastiB  7fifi. 

Pecbenella  477. 

Pefhincia  212» 

Pi -ifoii  (Ische  525. 

Dellotherium  881» 

Peiphon  121.  475. 

Pejanira  33L 

DelocrlnuB  13L 

Pelphlnidao  £ül 

Pelpblnodon  äQL 

Polpblnula  32£L 

Pelphlnulidap  J21L 

PelpblnulopBiB  332. 

Pelphlniis  8ÜL 

Delplilnu-  im. 

Peltatherlum  2S2. 

pHlthyrts  238. 

Peltot-yathUB  22. 

PoltodUB  510, 

PeltoptyohiuB  .540. 

Pcndracis  82. 

Dendreipeton  Btt 

PendrocrlnuB  134. 

PendrodUH  566. 

PondrosruptUB  lQj, 

Pendrohyrux  Hau. 

Pondrophyllia  Sfi. 

PendroptychloB  ,567. 

Pcndropupa  3fifL 

Pendrontrea  268. 

Pentalina  26, 


Dentallum  212.  313. 
Dentati  122. 
Pcntllnclaa  223. 
Perbyia  222» 
Pcrcetls  ö£2» 
Permatcinydldae  Ol . 
Permochelydldae  tj77. 
PennochelyB  a7K 
Perooeras  417. 
PeahayediM  33»L 
Pcumatotherium  859. 
Pesmldocrlnu«  12S.  1?a 
Pesmocera»  12S. 
Denmooeratidae  121L 
DcBmodonta  302. 
Peirnome  42. 
Peuterosauridao  667. 
Deuteroftaurug 
D«?utocvBtiteB  153 
PiamdexiB  tilL 
Piacodon  HL 
Pladectes  CHI 
Pladectldae  tSL 
Piadema  182. 
Piadematidae  188. 
PiademopBla  18M. 
PiadiopboniB  Ü32.  840. 
Pianulltea  flfi. 
PlaphaDonietopus  475- 
Plapora  104. 
PiaatichUB  jSfi. 
Diaatoma  :t41 
Dlaatopura  212. 
Plaatoporldae  212 
Ii  immun  733. 
Plbranchiata  435. 
Pioentrodus  530. 
Piccraa  226. 
Piceratberium  875. 
Plcerocardlum  Mft 
Pichelodus  MO. 
Plchodon  895, 
Plchobune  s»*L 
Plrbobnnlnae  t*'.'  1 
IHcbocrinUB  127. 
Dlchograptus  i<r.'. 
PfcloniUB  21fL  T17. 
DicocloBia  230.  22L 
Dlconodon  880. 
Plcotyles  889. 
Dicranograptua  109. 
DicrenoduB  'CO. 
DicroceraB  Iüll 
Plcrocjmodon  769. 
Picroluma  345. 
Pictaoa  542. 
PictyocarfiT 122. 
Plctiomltra  38. 
Pictyonema  105 
Pictyoneara  501. 
Dlctyonlna  51. 
Pictyophyton  S2» 
Pietyopleurus  UQ 
Dlctyopyge  52E. 
PictyoBpongldae  52. 
PIctyothyriB  24Ü» 
Pfcvnodon  fifift. 
Pldacna  29JL 
Pldelphia  IfiL 
PidelphopB  22L 
Pldelphyldae  771. 
Pldelpbys  771. 
Pidua  737. 
Pidymaapls  5.M. 
Pidvmletl.s  Iii. 
Pldymltea  Uü.  HL 
Pidymodua  j32»  5a.i 
PldymograptiiB   10L  IM. 
109. 

Didyinmorina  18» 
Pldymoaplra  241. 
Pielasma  223»  245. 
Pielaamlna  245. 
Dlgnomia  227. 
Plhoplna  825» 
Plkelocephalua  log, 


Register. 


957 


Dllophodon  852. 
Dimerella  213. 
Dlmerocrlnus  180. 
Dlnietrodon  664. 
Dltiiodoaaunu  707. 
Dimorpharaea  hh. 
lilmnrphaatraea  B&. 
Dinmrpbin»  jt 
bimorphodon  724. 
Dimorpboaoma  34ä. 
Dimya  2M. 
Dlmyuria  2IL 
btinyidae  2M 
Dimyltdao  77:». 
biinylua  7*  i. 
Dimyodon  264L 
Dlnarltes  403. 
Dintchlhva  ML 
Dlnirtt*  225.  T'.xi. 
Dinobolus  MB 
Dinocenu  Mü 
Dinuceratidae  843. 
Dlnocyon  "88. 
Dinornis  ZM. 
bliiornlthldac  2ill 
Dinoaauria  628. 
IHiioaiiurna  667. 
Dlnotheriidae  MI 
Dinothoriuin  ML  ML 
Iliodoti  üSfll 
Dlone  222. 
Dlonidc  M 
blonltes  400. 
Dlopccephalua  121. 
Dloplodim  üll 
bioriatella  240. 
Dioturardla  XäL 
Diphyphyllum  23. 
Diplltdla  220.  28L 
Dlpilus  Ififi. 
Diplaoanthua  Mtl. 
Dlplacudon  hsq 
Uiplaapia  M2. 
Diplcura  HL 
Dlplubunc  hitL 
IHploreraa  328. 
DiploHdaria  ist'.. 
Diploconu*  442. 
DiplotTiitPrlon  207 
Dlplooteniuni  83. 
Dlplocynodon  «JHs.fi2!l  tzü 
biplodocldae  7»'». 
Diplodoeu»  TO". 
Dipludonta  22L 
Dlplodua  532. 
Diplov'lossua  fi42 
Dlploitraptua  lfiL  102. 
Utplumyatu*  ">H" 
blplnpöda  496. 
DiplopcHÜa  182. 
Dlplopierua  M8. 
LMplorla  öi 
Dlplonauru«  tfüfi. 
Dlploaplrrlla  21L 
Dlplospondyli  ä28.  M3. 
Uiplostoma  lüi. 
DiploHtylux 
Diplotheva  3ii2. 
Diplotrypa  ML 
Diplovortebron  ÜÜL  021. 
DIpluru*  M8. 
Dipnol  M8. 
Dlpodldae  821. 
biprlacattthuit  .r»ftl 
Dipriodon  7"  '. 
DipriaUs  MS. 
Diprotodon  767. 
Dlprotodontia  7 >v. 
blprotodontldao  7f»7. 
Dipsaccua  3~.<i 
Diptera  äüö. 
Dlpterucaris  ISO. 
Diptenu  M8.  MS. 
Diracudon  212. 
Dlachldes  312.  MS. 
Dtfdna  22Ü. 


Dlaclnidne  228. 
Discinisca  222. 
Dlaclnocaria  480. 
Dlicltea  385. 
Diaroceraa  4tf>. 
Diacocyatbua  7JL 
Dlacodermia  47. 
DUcohidlx  321, 
Diaculdea  132, 
Dixeolithen  IE. 
Diftcophoru  111 
Diacoporella  213, 
Diacorblna  22. 
Di«coaaurus  Sfifi,  62Ö. 
DiM'osnras  379. 
Diacoaparaa  IM 
Diaculina  246. 

Dlajeotopom  im. 

DiSKueua  780. 
Diatichltea  40Ü. 
Diadchoceraa  421. 
Dtsticholcpla  58L 
PUtortrix  312. 
DllhyrvcarU  480. 
Ditroniarla  322. 
Ditretus  313. 
Dlttodoa  Mix. 
Docodon  2ü2. 
DoooRlow»a  320. 
Doodlcurua  Hl«. 
Dollcbomelopua  470. 
Dollcboplthccu»  22L 
Dollchopteron  260. 
Dollohoptorua  423.  131 
Dollr-bctauina  ÜlS. 
Dollehotoma  3i5. 
Dollidae  Mi 
Dolloohoerus  SUL 
Dolium  348. 
Donacldae  300. 
Donax  2ÜSL 
Doraiorhynchua  72 » 
DorcoKoide*  BflB 
Don-ntborlum  SüJii 
Dornhak'  534. 
Dorocldarls  r- 
Iioractenaia  420. 
Doryceraa  400. 
I>or>«Tinu!«  11&.  Lm. 
Dnryiona»  iL 
Durys^iathua  121. 
Dorypteraa  HA. 
Doüinia  22Ü. 
DouvtUeia  :'-7 
Dourill^lcvraa  422. 
DrciaaenRia  2Ü2.  271. 
Drciasenaiomya  2älL  271 
Drorootherium  QM. 
Dropanaranthua  äM. 
Dn*piinii«pia  557. 
Drcpanlies  4üfL 
DrepanephoniB  Ö3ö_ 
Drepanudun  ItüL 
DriUia  m 
Drohna  IM 
Dmmatherildae  Iiis. 
Dromaiherluiu  lüg, 
Dromiopnia  488. 
Dryoleatei»  770 
Dryopithecus  328.  SM.. 
Dryornla  7.-U 
Drj'ouurUB  Iii 
Dryptodon  »OA 
bri,  ptosaurus  TliiL 
1  »uiiliim  224. 
Ductor  Ü2& 
Dnle«  toL 
Dtimortieria  4ÜL 
Doncanella  IL 
Durga  220. 
Duaa  4SI 
Duvalia  41L 
Dux  3lü 
Dyndimene  47.*» . 
Dynubaüa  .>4.'». 
Dyoplax  CS7_ 


Dy»aütcr  128. 
Kvsaaterinae  197. 
DvHColla  248. 
Dys>tacU>Ua  aöi. 
Dytiacldae  80 ) ' 

Eiiftooia  302. 
Kjitonia  2JJL 
Ebuma  342.  3Ü0. 
EcardineR  226. 
EcheneU  ä27_ 
Kchidna  2ßX 
EcbinantliUB  liül 
Ecbinaatorella  174 
Echlnasteridae  124. 
Echinldae  UäL 
Echlnobriasux  IM. 
Ecbinooardiinn  2ÜL 
Echinocaris  iäQ. 
Ecbinoconldac  121 
EchinoconuB  192. 

Echlnrtcnrj'»  Uiü. 
Echinucyaiuiiü  193. 
EchlnocyotlU>M  Lu.  1^2. 
Echino<lcrmata  112. 
KchtnudlKCUB  19>. 
Echlnodon  712. 
Echlnoencrinus  l  ■>■> 
Ecbluoiralc  774. 
EchlnoKiiatlius  49jL 
Echlnoldea  HL 
Echlnolatiipaa  196.  121. 
Echinolumpinat'  196 
Echlnotnctra  191. 
Kt'htnoncinai!  i '-«■» - 
Echlnoncun  12fi, 
EcblnopatairuR  20XL 
Echinorhinua  ■~»3ft, 
EcblnoxpliaeritoB  150.  IM 
Echinoaphaeritidae  IM. 
Eobtnothuria  182. 
Echinotburidae  18L 
Et'blDOtoa  Hl. 
Eohlnus  LML 
Ecpbantodon  9-'«; 
EvUcodon  842. 
Ectonodesma  26t) 
Ectocion  864 
Ectocunus 
Kctoganua  HQ8. 
Ectoprocta  202. 
Kctoateorhacbia  äfUL 
Edaphodon  M2. 
Edapboxaunia  üM. 
Edelflache 
Edentata  808. 
KdcKtoMiuriia 
Edcalua  jfj . 
Edmondla  ML 
Edrioaater  1*»7. 
Ehrenbenrja  28. 
Eidecbaen  £40 
Einatrahli-r  ±L 
Elaeacriuua  161. 
Elaphia  ülä. 
Elaphua  MS, 
ElaainobniiH'hli  -V27 
Elasinodei'ton  MlL 
Elaamudiis  M(L 
ElaKinognathua  b-i9. 
Elasmowinrn*  <<>•■' 
Elaainoatoina  läl  <  1 
ElaatnotlMTiiiue  M7? 
Elaamotlirriuin  877. 
Elateridno  ^01 
EUlfr  IM 
ElenchiiH 
E  epbantidac  MäL 
E  opban  si\  h46.  fJjU.  hM 
Elcutberticeri-u«  8 Iii. 
Klenthorocflnoi  i«-v 
KlRlnia  ü&JL 
Klik'nm-  '-'»Vi. 
Elltpaactiiiia  10L 
Etlipsocarl»  180. 
EUtpsocophaliif  120.  471. 


■  17. 


Elonlchthys  5UL  512. 
Elopopsla  .r>87. 
Elorniw  131. 
Elotherium  88L 
Elymella  303, 
Elymocaria  4 so. 
Emat-Rltiula  321. 
Enibaaata  771. 
Kmholophoriix  ML 
Embolua  360. 
Einmonxia  im. 
Empediaa  667. 
Ktnpida«.'  '<n'> 
Empidia  .W». 
Etnpls  M6 
Empo  r>H8. 
Eroydldae  6M. 
Emya  682. 
Enaliomla  736. 
Enallaater  200. 
Enallocrinua  l:t3. 
Enallohclla  22. 
EnalloatcKn  HL 
Etichodua  -">ss 
Encope  12&. 
Encrinasteriae  171. 
Encrlnldac  132. 
Encrinurida«  47.V 
Eticrinurua  475- 
Encrinua  140. 
Kndoceraa  37_6.  :i7s. 
Endocyclica  ixr» 
Endotbyra  29.. 
Endymionla  408. 
KnKonoceraa  408. 
Kl  iura  ii  Ii»  ."»S7. 
Knbydrlodon  793. 
Enhydrucyuii  788 
Ennacodon  769. 
Ennploclytia  4H". 
Enoploteiitbis  \ :'.('■■ 
Enala  3J1L 
Kntalla  312  313. 
EnOilophora  213. 
Entalophorida  213. 
Entelptea  21L 
KnUlodon  H87. 
EnU'nvoKel  730. 
Entollum  2'  -' 
Entumaoo<l<m  774. 
Entumidclln  4 .Vi. 
Kntomla  4üä. 
Etitomoconcbtu  4.v» 
EntomotdettH  LiL 
EntOtnoatracH  450. 
Entoptychus  822. 
Entoprocla  2t >9. 
Eocardida«  82j. 
Eooiouda  lAiSu 
Eocidaria  IM. 
Eodldtlphya  212. 

Kohippu*  8fi4 
Eomeryx  s«j"» 
Eophrynua  422. 
Eophyton  111- 
EojtaurHM  £22. 
E4><icorpiua  428. 
Eoaphaeroma  Wl . 
Ko«pliari:l«  ' 
Eotrocbua  328. 
Kuzooti  33. 
Epactocrlnus  122. 
Kpanurthux  IM. 
Kpascocritui  123 
Kpbfinerldnc  '»03. 
Eplustor  2111. 
Epieanipodon  101. 
Eplccratodua  ML 
Epichriacu»  779. 
Eplcordylua  £20. 
Epicyrta  241. 
Eplbipptix  MÄ. 
ISpteoopoMMiroi  68-*». 
Kpitbr-rium  832. 
Eplacentalla  761 . 
Eq  ii  Idar  8«0 


958 


Register. 


Equlnae  867. 
Equula  596. 
Equua  ML  SSJL 
Kreto  aiL 
Eretblzon  825 
Erctmocrinus  122, 
Eretmoaauru*  662. 
Eridophyllum  ~. ■ 
Eriuaceidae  775 
Erlnaceus  775. 
Erypbyla  2JJ& 
Krlptychu 
Erlsichlho  M2. 
Ertamacanthus  551. 
KrlMiiatopUrus  VJ4 
KrisocrinuB  137. 
KrpetoftauruB  687. 
Kr>|ueHnnesia  679 
Krrantla  2pjL 
Ervilia  ML 
Ervoidae  §42. 
Erycina  22L 
Erycinldae  2üL 
Ervoltea  418. 
Eryma  -IM.  482. 
Eryon  485. 
Eryonidae  485 
Eryops  G2Q  '■-') 
ErythromacliUB  7:t7 
Eryx  4LL 
Kscliara  2_L»L 
EBoharidac  2UL 
Esehathm  1122, 
Kfclirria  505. 
Esocidao  ■"■S.s. 
E*ox  \K8. 
E*p>'ria  42 
EHiMtnodontheriinn  "12. 
Eathcria  i 
BitberlflUa  iSjv 
Esthoiiyehlda.«  HOT. 
Extlionyx  ML 
Ktallonia  ML  4s7. 
EthiTlfltla 
EttuTidgina  21L 
EOunophylluin  M. 
Etoblatttna  ML 
Euaateriao  172. 
Eucalyptoerinus  132.  1 
Euvameroui*  7».'». 
BaoMtot 

EucopluilaMpis  ;Vi:i 
Euchilotheca  MiL 
Rucholoeopa  812. 
Etichry>alis  :i II. 

EllcitK'P'-ltUH  815. 

Kueltliara  355. 
Eucladta  liii 
Eticlastes  679. 

BnconaotMon  357 

Kucnryütea  489. 
Eucrinus  1M= 
EtKTotaphus  sW. 
Eucyrtldimn  M. 
Bucyatia  154. 
Eucythere  456. 
Eudca  M. 
Eudesella  235, 
Kudesla  24«'>. 
EuiloskTliius  I  13 
Eudia*tatus  •»-'«*■ 
Eudiuvrintis  li£ 
Eu'M-liliit'i'lfii  is  i 
Euetophai  n.v». 

EogWtar  109. 
Kuyoiiiacrinldaf  JJ2, 
EiiKeniacrinuB  1 1'-' 
Eiip-reon  ML  ML 
Euclypta  622. 
Eusniathus  .'»*». 
F.ulK'lla  12. 
E>ik<-ra*pl«  M2. 

Killen  737 
Eulima  SIL 
Burimrlla  aiL 
Eiiim-KaloUou  2M  2ÜJL 


.  EumKria  210. 
I  Kuinicroti»  2M. 
I  Eumylodua  äüL 

Euniys  S2X 

Eunetna  326 

Eunioites  2M.  2QL 

Euomphalldap  3M. 

Kuompbalux  324. 

Eupacbycrinu«  137. 

Eupatai?us  202. 

EupluMnu«  322. 

Euphoberia  : 
:  EupuiauniB  &2SL 
I  EupHamiuIa  Sfi. 
i  Eupsammlda«  M. 

Eupterorni*  737. 

Euractlnclla  '-'  H 

Kurotidae  M. 

Eurhlnodelpbl«  ML 

Eurhudia  12L 
:  Euryale  IM, 

Kuryaleae  16*. 

Euryarthra  .44. 

Euryatipia  680. 

Eurycare  4M 

Eurycarpus  4M.  fifiS.  ülü. 

EurycormiiK  ■'>!  '»M, 

Eur>'lppl»  f»71 
Eurynotus  äLL 
Buiyptemi  4äL  i22. 
Euryiternum  6*o. 
Euo'tlx'rium 
Eusinillnae  H.'l. 
EUMO.'loKaurus  707. 
EusciuiuR  'iS l 
Eiifflphoutdla  SSL 
Ku-inihis  7'J»>. 
EuüpirocrinuB  LLL  Lül 
Eusthenopleron  jfiL 
EuRtonia  s*4 
EustyluB  341. 
Eusuchia  fiM. 
Etilnxtcladina  iL 
EuthacaiitttUB  ■"■:{!. 
Euthuralia  IL 
Butbfta  '■<  ■! 

Kuiliydi-sma  3<>3. 
Euiliynuthii»  ifiiL  äM. 
Eutouioceraa  H'"» 
Eiilrochua  a^L 
Kxt  llBB«  iLL 
Exocoetoldofl  '»91. 
'  Kxooyclyca  191. 
Exojryra  ■>»;.■< 
ExtracrinuB  :  ; 
ExtruBipliotiata  ML 

Fabularla  2lL 

Kalclfer)  üjl 
Kanrina  ML 
Fasciculipora  213. 
Fascio.iilarlu  '-'l.t. 
Pax'iolaria  3-Vi. 
Kasciiiflla  'Ml2. 
Faulthiere  JÜL 
Fhutiu«  342. 
Favla  M. 
FaviBtflla  75. 
FavosltcB  £L 
Kavosilldae  äL 
F.  lidae  ISi 
IVliis  7 '.IT. 

F«-lslnoth«»rium  2Ü 
Foncstella  21 1. 
Ffiic-icllidao  '-'11 
FililHla  36a 
Fllnila  iLL 
Pibalarta  i«3 
Flbularlnae  122 
Fiber 
Flcula 
Fiml.ria  22i 

Ftmbriatl  jül 

Fiml.rioiliyrH  21L 
V:-cho  älfl. 
Fi«<-li«Tla  Mli 


Flsrhlurche  fi2fi. 

FiNt'liHaurier  t'>ö<J. 

FiBBipedla  TM. 

FiüHoduB  iLL 

Flusurclla  22L 

Flwurellldae  32L 

Flifurlrx'irn  217. 

Fiflulana  30S, 

FlBtularia  ML 

Fistulata  L2L  IM. 

FlBtulipora  2L 

FlBtullporidae  2L 

FlabrllothyriB  21L  3M. 

Flabfllum  IS. 

FlatHlata  IL 

Flfdermanw  125. 

FlelsphiypBBor  ILL 

Flprainjrla  327. 

FloxJbllla  12L  13L 

FIli>gron  hüb. 

Flohkr«>bBe  JiL 

FloKBenfuraer  3^L  ML 

FlUKbcutlor  7ftfi. 

Flu*voi;«d  73>. 

FluBFtpferdp  ssi). 

Foraminlfura  1Ä. 

Forbcila  ML 

Forbeflocrimi«  IM. 

ForbU  lna  MQ. 

Fordilla  ML 

Forflnilarldae  ML 

KoimMdan  -W7. 

Fi>roHauruH  714. 

FortiBla  SV8. 

F»)HnarlopBls  MO. 

FoBsarulwK  337 . 

FoxwaruH  :-t:t:t- 

Frajrllia  SM, 

Frl  Dg  lila  LXL 

Frondlcularla  2Z. 

Frondipora  213. 

Fromliporldae  213. 
i  FtfiBohlurche  *>27. 
!  Fulgoridae  503. 

i  Pn)Rar  M2. 

i  Kultrurnria  3M. 
Full«a  73L 
KulijMila  23L 
Fun^ia  M. 
Funfridac  8*i. 
FunffooystlteB  L>2j 
FurrasUT  LiE 
Furt'hnnwalo  80-*>. 
Fun-ica  327 
Furoif.-r  W'< 
Fu.«idae  351. 
Fii«1spira  341. 

FoauDna 
FuHUlinldae  M 
Fubub  ML 

«adidac  5JML 
Oadila  312.  •lUL 
(biduf  i>M, 

i  (ialathon  ifiL 

(ialax«*a  s:!. 

Qalfeynui  786. 

UKb-iiop-ih  190 

«öiloocerd"  ML  ÄM 

•  ialiMMlea  34 s. 

<iale<iinnia  291. 

<iul«'.>ininl<lae  291 . 

Ualcopitbwidae  920. 

(ialvnipytruB  12Ü 

Ualcrus  3:C>. 

Galcyaurldav  *'>t'>4 . 

Uab'sauru*  liiii. 

(ialeux  .VW. 

«lalictiB  222. 

(iallmiickon  Mü. 
1  (Julius  T:;7. 

(iaininarii-  1  •»2 
i  Oamopleurn  360. 

rjami>aoantbu»  549. 
I  Uainpsucanlbus  üü.  ji> 


GampBonyx  482 

Ganudiift  549. 

Ganoldci  562. 

Ganoidpchuppen  511. 

GanuloduB  567 
N<iari  300. 

Gastorocoma  127. 

GaMteroromidae  126 

GaBteronfimiB  Mwi 

GaBtorniB  7:« 

(»axtrana  :ük) 
I  (jastrioofraB  322. 

GaBtruchaj'na  3uS. 

Gastnichat'iiidae  3QH. 

GaBtnxluji  ."»t'w 

(■astrolepidotidae  '.-'2 
,  GaHtropoda  314. 

Gaudryceras  4i:'. 

(iaudryia  620. 
!  Gaudryina  2L 
;  (JautbU'riceras  4:« 

•  Javialidae  695. 
Gaviall«  <ÜL  69.'». 
GavfalosucbuK  69 ». 
Gaztdla  Uli. 

•  iecan-inus  490. 
1  GHkia  '.70 

Gcinltzella  2L 

««•i«onoo«»rai(  3Mi 
I  Gclocua  822.  2SSL 
I  «i'-mmollaria  278. 

(ionabacia  SL 
l  <i*'iit'a  351. 
I  Gi>nentoraum  ">02. 

Üenoptoryx  M2. 
1  Genota  :t55. 

Gtfouoma  170. 

Georrinus  128. 

Ueomyidao  822 

•  ifOphilUB  49»'» 

(fPosaunis  ÜSL 
Gvuli'Uthia  446. 
Gt'phyroceras  :t99. 
Gtrablattina  501 
Gcralinura  49s. 
G«>raphrynua  497 
•iorarus  502. 
Gorbillu«  ML 
Geronop«*  si2. 
Gerrew  M4, 
(iorvlllla  2fiL 
(ifwelhtnKrrr  2ÖL 
Gibbula  ML  328. 
(ilgantoMtraoa  lau. 
< lljrantoterme* 
<ilnf;lyini>«toraa  537. 
Giraflinae  2fiL 
(ÜBOrtia  ML 

GlBBO«TinUB  13  V1 

Glandina  :<6.> 
(daudutina  2ä.  2L 
GlaBxia  2:i7 
Glanwale  806. 
Glauconia  M2. 
Glpnotremite«  145. 
GliwkTBChaler  4M. 
Glleticrthipre  448, 
Glinds  SIL 

Globirepbalus  ML  SUi. 
<ilobiK«*rina  2SL 
GlobiKerindae  2i 
(•luria  2SL 
GloBBlna  227. 

GlONsil^H  MS. 

<;io8Bt>reraj«  382. 
GloKBOcbcly*  67». 
GlosBodiiB  543. 
GloMograptUB  HO. 
<  doB»otberium  s!4 
GlowtothTris  24&. 
Glottldia*227. 
Glyclmt'rls  Mi  :iOtVr 
Glypbaea  4M. 
Glyphoidae  IM. 
<d>T>bJdiWB  4U4_ 
Glyphlocera.»  .399 


Repster. 


9Ö9 


Glyphocypbu*  ISO. 
Glyphoetomata  US, 
Glyptarea  274 
Glypuupi«  ,r>57. 
Glyptaster  132. 
Glvptechinua  12L 
Glyptlcu»  122. 
Glyptobasia  327. 
Glyptoeardla  224. 
Glyptoohitoii  314. 
(■lyptocrinldae  Liü. 
Glyptoerinux  i  ::o 
Glyptoeystitex  156. 
GlyptodeMiia  2C0. 
Glyptoduntldae  £14. 
Glyptodon  ML  SÜL. 
GlyptolaeuiUH  5tiS 
Glyptolepia  312»  35JL 
GlyptopoimiM  5f>8 
Glyptowuru»  M2.  • 
Glyptoseeptron  tts 
Glyptoapbaeritea  HS» 
l.r>3. 

Glyptoatcu?  555. 
Gnatharaiithua  550 
Gnathortomata  1ÜL 
(,..l.ii,la-  ViL 
Gobio  5S&. 
Goldenbertfa  _i_L 
Goniphoceni«  375.  381 
Gomphoryntltes  IM. 
nompbouerioni  k<js 

Gniiambonitf*  -'-il 
Gonatodu«  571. 

•  iondwaniiwiiiru«  ■ 

<•'■!'.  ;  tri  "HO 

Goniaxter  ÜL  LH.  123. 
Gnniasteroldocrlnua  131. 
Goniaxtraea  32, 
Gonlatite*  32L 
<>on.atitidae  32L 
Gonlobaoist  342. 
Gonlopatis  54  ti. 
<Miui(iciilarlx  iHfi. 
1  '«»iiii M-la.liu  21L 
«««nloclynienia  397. 
Gonlocoella  : 
Goniocora  SL 
Gtmiov'lyptiut  »"'24. 
«•oniojrnatfiu»  .">9ti. 

•  ioiilouiva 
«•oniopholldae  lüüi 
Gonlopholix  226» 
Guniophora  2a*. 
Gonlophorua  ins 
Goniophyllum  HL 
GoniopyfniB  189. 
Goniuxtropha  J^iL 
Goniottrutbix  1LL 
Gouodou 
Goodallla  232. 
Gunlonia  i'>7i) 
«ioruiiDolla  21 
Gorgonia  9s. 
Gorjrunidao  21 
GorRonop»  ■ 1  1 
Goxavia  J33. 
«ioNsHeUa  'iiifl. 
Go»»oletlna  223 
Gouldia  22L 
Grabfusaer  212." 
Grabheuaehroeken  502 
Gnu-ulaviia  737. 
(traiumatudon  ,-'7:t. 
(iramiuoceraa  1 1 '.' 
Graiiimoxioiniiro  2L 
Grammyxla  303, 
(iranimyxlidao  303 
«iranatoblastidae  IM. 
Grnnatocrinu»  ivj 
<irapbiui'riiiii8  l:<7. 
(irapliluruü  jfitL 
Graphularin  Ha. 
Graptolithen  103. 
Grate)  onpla  221 
Grauhai«  534. 


Gravljrrada  811 
I  Gregarina  IL 
!  Grexalya  304. 
Gre«slyo»aurui»  707 
GrltTIthide«  ÜL 
Gromia  19, 
Grotnldoe  22. 
!  Gronntherlum  837. 
Grotrlanla  231 
Grunewaldta  2x7. 
Gninewaldtla  2:r7 
Gruldac  737 
Gryllldae  ALL 
Gryphaea  2f<&. 
GryphaeoKtrea  2«W 
Gryphochtton  213.  ÜLL 
Gualteria  20L' 
Gurrangeria  231 
<iiirteltlil«T«  al4. 
Guottardia  56. 
Guettardocrinut*  Hl. 
Lül  GuüfonlU  324 
Gulo  22L  282. 
Gwynta  214. 
GytnnltPK  41.V 
Gyinnocnuuit  ua 
Gymnodontldao  598 
(iymnodus  5»s 
Gynuiolaemata  212 
Gymnophiona  625 
Gyinnnptychu«  H22 
«■vmnooomatn  :t*>9. 
GypMoU  -•  i  -' 
Gypogtnnni  7^7. 

<iyp.«nrnl(i  7:t7. 
Gyracanthuii  öliü.  jjfl. 
OyioeeiM  aS2.  353. 

«iyrodus  574  57*>. 
Gyr«>li  pis     •_'  üü 
(Jyroplcura  276. 
(iyropryt'liiui  .r<fi7 . 
Gyrusteua  570. 

Haaniccnm 
Haanuiifkcn  Mi'V 
Haarwlenie  113. 
Habrocrinns  121  1211 
Habrotbrix  823 
Hadrophyllum  IL 
lladrorhynchun  122. 
Hadrosanrua  Tic  717 
Haei-inge  58*1. 
lhiflkU-mpr  iäJL 
IlHifenowia  199. 
IhilflNCbA  53S. 
I  lainusauniK  >V47. 
HaJbaircn  liliL 

llalcyoniformefl  737. 
HalcvornlM  787. 

Ual«M  bäL 
Iliilccoiiiorphl  *>s4. 
Halia  M9. 
Haliaetua  "37 
IlalianaKMi  '.'  1  * . 
Halicora  91H 
Haliumma  37. 
Ilaliotfdae  32L 
HaliotiH  .:l 
Halitherium  äll 
IlHllirhua  ÜL 
llallnpua  710 
HnhnadroniUü  7fi<'i. 
Halmatiiniii  7i>7. 
Halobia  2üL 
Halodon  7fi5. 
Halorella  2JJL 
Haloritoa  41itL 
MalübandlftnminR  st»4 
Halyoltcs  «iL 
[ii  llalyxittdne  'JA. 
Hamiiifa  :;.">x 
Hamitex  HL 
Hauiiuatocc-nitinao  lü. 
Hammatnceraa  41S 
HiiniuHna  414 
Mainualna  321 


Hantkcnia  ilL 

Hapalc  22Ü 

HapaUdae  S0& 

Hapalups  812. 

HapIaonuthUM  530.  .'.50. 

liaplaraca  aii. 

Hapllstlon  ±1 

Ilaploooms  122.  ULL 

Haploreratidac  421. 

HaplocomiH  H.ri3. 

Haplocrlnacoa  124 

Haplocriuidao  L2L 

llaplocrinuK  .  j  i 

HapIoRnlc  791 

llapluhella  79. 

Ilaplophnitnnium  20.  23. 
.  Iluploitcapha  2(j5. 
,  Haploitlcho  23. 

Haptodu*  »>37 

Harionla  1%. 

Ilartnocrinus  130 

Harpa  '■  l 
'  llarpacodu*  543. 

Uarpartocarrlnu«  iSSL 
i  llarpactor  &M. 

Harpagodes  :t4.ri 

llarpatromid  737 

HarpcHlidae  477. 
,  Harpt'8  477. 
i  Harpldae  HA 

Harpides  iltl 

Harpoccrä«  420 

Ilarpoceratidai>  41'J 
|  Hiirpocoratlna  \\<>. 

IInrpi)p>ipi  :VM 

Hiithlyaeinns  771 

Hattvria  UM 

Haucricoras  4 27. 

HauRla  418. 

Hau»tolhiii)  ML 

Hebertella  23L 

llcobto  ..sn. 

Ilefriga  41Ü 
1  Ilf-Ketotherium  832. 

HelaRTa"  !üü 

llelalctc«  sjIL 

II.  1 1  ■  [i  i  \  -  ■  -  !  . 

HHianthaatcr  H>8 

Hellart'bon  (>2L 

I  b'l in» t rafft  81 . 

HHicaulax  «4.'>. 

Holicldac  3&i 
;  Hollcoceraa  414. 

Heliropofnnata  231L 

Hi'lfcopliatiU  -Iii''. 
.  HelicophoruB  911. 

Heli<H>Kt<>ira  19. 

Hellet!.«»  ülL 

Heliobatls  bÜL. 

Ilcliodiftcus  UL 

IMiollti'n  3Ü. 

Hcliulitidao  92. 

Ht'Hophyllum  Q. 

Koliopora  22. 
I  H«dloporida(>  22. 

Holiosou  IS 

HHiisi  onn »  ».'.•. 

Helix  31ÜL 

Ht'lladotbcrium  232.  202 

Helmenionia  221. 

Hflmiuthochitun  3LL 

HeK»rhel>n  «wi. 

HHodectM»  f""'? 

HolodUS  '>40  .S41. 
I  Hi'loliyux  ML 

Hfineriotia  ,^22. 

Hemembidap  ^Q-3 

Homiftjipidrto  491. 

Hi'iniufiplN  494 

Hemlaator  202.  22L 

Hftnlauchfiiia  S9*J. 

Hemibos  213. 

Ht'iiili-Anlium  2HL 
I  Ueinicholy!«  usi. 
1  Flfmlridario  lüäi. 
i  llemicotiiuites  l.Vi. 


|  ilomicylanpii  553. 
1  Hi-mioyon  788. 

Hcmipystite«  157. 
|  Ib  inioiopopidi«  5h7 

llomifusus  33L 

HemlKanus  SOft. 

Hoinilopas  579. 

Heinlnajas  285. 

HciulpaUKUf*  222. 

Hemlpecten  202. 

Mcmlpodina  I »'.'. 

Henilplacuna  2ii7. 

Homlpnouotcs  122. 

IlernlprlMti«  537 . 
'  UomlpronitcB  23L 

HomlpAalodoii  233 

Hemlptcra  303. 

Ili'mlpteroldoa  '.00 

Hi'iniptychlna  245. 

ItomirhyiivhuM  323. 
;  IIi-miflAurida  589. 
|  HcinlMiiua  212» 
i  Homltl.yris  233. 

Hemithyrsito*  iliiL 

Ilepatlitcuii  489. 

Ileptadactylu«  333. 

Hcptadiodon  321 

Heptamerocenui  381. 

Ilcptanchus  323.  321  33L 

I(«'ptauema  5iü 

IloptasiyllH  31 

>l<-ptodon  859. 

Hcraclites  40L 

llorcuceraa  383. 

Hercynella  333 

llonnatoittroma  104. 

IlcrpesUfs  785.  793. 

I  Herpetotlieriuni  771 . 
\  ll<'rroiithlpre  919 
j  Hertha  HL 

lltwpvrtella  323. 

Hesperoiiiyn  82.; 

Hesperun)!«  22L  228  233. 
7JL 

Heteracauthua  530. 

Heteractlnellidae  34. 

Hetera«ter  20L 

HeU^raMlridium  12L 

Hetrroblartu*  13L 

lli'terocardin  320. 

Heteroceras  414 

Hctorucercl  570. 

Hfteri.cfttis  iiäi. 

Heteroerintdae  134 

HeterocrintiR  134. 

Heterudiailcina  1*9 

Heterodlceraa  22«». 

Heterodonta  'Ki. 
j  Hetoroduntus  33L 

Heterohyrax  H30. 
j  Heterole'pldotU!»  580. 

Heterutuyarla  2.*i9. 

Heteruphle bia  303 
I  Hi'tcropliylll  411. 

lleterophyllia  13» 

Heteropoda  ;V>t>. 

Heteropora  214. 

Het4Ti'i»yth<>n  t'.49 

IIcieroMileiiia  Inn. 

I li>t«'r<>wt<'lis  557 . 
.  Heterofterfna  3L 

llfteronlraei  551 . 

llfd'rothrijtj'ops 

Heterotrypa  üü. 

II'  !!»■  !.r.  <  kfnkreba*  jjj 
.  Hexarorallia  23. 

Hi-xaorinus  12h. 

Hcxacrinldae  127. 

Ui'xactinellida  3L 

Hi-xaotinla  23. 

Hi'xactone  42. 

lli-xiniicr<ip(>rtu«  381. 

HexAnchua  :uU. 
Ili'xapoila  422. 
Ili'xuprutodon  stK). 


Register. 


Hlatella  3Ü£l 
HlboHthoB  HL 
Htldoceras  419 
HlmantopteriiB  493. 
Hlndella  240. 
Hlndia  48» 
Hlndsiella  22L 
Hlnnlphnria  2JJL 
Hinnitc*  2Ü2.  2i»3. 
Hlppaloctryonlthe*  7.13 
Hipparlon  2ÖL  862.  flikL 
Illpparionlx  232* 
Hippldion  869. 
Hlppochrene*  346. 
Hippotayus  282. 
Hipponyx  335. 
IHppopodluii)  J7i> 
Hlppopotamidfie  "•>'.>, 
Hippopot«miia  "'.h) 
Hlppopu«  2äiL 
Uipporhinus  ■"■'>"■. 
Hlpposyus  9*^? 
Hippotherivim  flfiJL 
Hlppothoa  215 
Hippothoidae  2Li 
Hippurlte*  2KJ_  282. 
HfppuriHdao  2Z2, 
Hinter  505. 
Histialosa  5JÜL 
HiKtioderma  222 
HistlonotUB  Ml. 
HoerneMa  2n4.  2iil 
Hnhlhörner  908. 
Holacanthodes  522. 
Holacanthus  513. 
Holasptn  üä2. 
II.. 1  nstcr  12ä.  199. 
Holaaterella  5JL 
Holaatcridae  19". 
Holcodluctm  i2L 
Hnlcodon  jss 
Holcodu»  fi4iL 
Holcolepi»  üSJL 
Holcosponpia  ÜL 
Holoosteplmnus  422. 
Hokctypua  Hfl.  UtL 
Holocentnim  594. 
Holocephall  546. 
Holoceplialina  471. 
Hulocrinua  140 
Holocyatia  84. 
Holocystite*  152. 
Hologyra  222. 
Holoinenlftcua  A22 
Holopoa  333. 
Holopclla  aaa, 
HolopbagUB  568. 
Holopldae  143. 
Holop*  «.94. 
Holoptychilclae  '»65 
Holoptychtua  566. 
Holopua  LLL 
HoloMauriiH  646. 

Holosteus  ."<'.>  1 
Holostomata  1X5. 
Holothurioidoa  2J±L 
Homucantliuv  53»  .'»49. 
Homavodon  SäiL 
Hoinaeosnuru*  ■ 
HumalucrimiH  i  - 
Homalodontotheridne  ^1 . 
HomalodontoUierlum  flfll. 

HoimilodUN  541. 

Homalonotiis  it  i 

II"  i  kl-  4*7. 

HoinelyM  J>ü 
Homo  ML 
Homoceraa  399. 
Honmcrinus  13.'». 
HomocyHllte*  i.V. 
Homueolepis  578. 

Homotaya  ity»  305 
lloniumyarin  221. 
Homocentru»  22ü, 
Uomoateuw  R57 
Homothetu«  502 


Hornothorax  555. 
Homotoma  :>'».'■. 
Homunculua  22)1 
Hopltte»  428. 
Hoplocetu*  ho5 
Hoplomylilus  269. 
Hoploparla  4»". 
Hoplophoneu*  796. 
Hoplophoru*  Iflj.  aiA,  ftlfi. 
Hoplopleuridae  jflSL 
Hoplopu-ryx 
Hoplopygua  568. 
Hoploaaaru»  712, 
Horioceras  42L 
HorioMoma  83JL 
Hormotorna  323. 
Hörnern  213. 
Hornsen  wÄinme  KL  42. 
Homtrftjrer  22*. 
Hurinervflgel  222. 
Hülaenwlrbler  filfi. 
Huflhiere  S2L 
Hummeln  äflsi. 
Hund  222,  240.  212.  242. 

T  is  LüL  7_5_L  251. 
Hunde  786. 
Hundaaflen  22iL 
Hung-nritPi  4ilL 
Huronla  322. 
nyaetrulua  895. 
Hyaelobatrachus  626. 
Hyaemoacbua  2uü  WIL 
Hyaena  7 »4 
Hyaenarctoa  7,19. 
Hyaenictia  794. 
Hyaentdae  794 
Hyaenocyon  788. 
Hyaenodictia  läL 
Hyaenodon  779.  Ts ; 
Hyaenodontldae  782, 
Hyalaea  2&JL 
,  Uyallna  36.5. 
HyaloKtella  ü 
HyalotniKoa  bSL 
Hyattoceraa  409. 
Hybocladodus  Ü3JL 
Hyboclypeu.«  Hfl»  lffiL 
Hybocnnidae  1,14. 
Hybocrinua  124. 
Hybocystite»  Iftti. 
Hybodu*  513.  535. 
Hvdaopitherium  üuL 
Hydatina  3Ö& 
Hydnocenm  Ü2. 
Hy<lractinla  lol. 
Hydrariae  100. 
HydreionocrinuB  137. 
Hydren  im 
Hydrlocrinua  LUL 
Hvdrobla  337. 
Hydrobildae 
Hydrocephaluü  470 
Hydrochoera«  818. 
Hydrocoraltinae  IM 
Hydrometluaae  100. 
Hydroraetridne  ZiÜX 
HydrupelU  fihfl. 
Hydropote«  9JLL 
Hydrozoa  üi.  1SXL 
Hyloeochampsa  '.'.H. 
HylaeoisauriiM  71- 
Hylorpotou  f»lf>. 
Hylesinun  5«  1.5 
HylonomuB  i'^>8.  MlL 
Hylopleslon  AHL 
Hyimmiustrum  Ml 
HymenocarlH  47«.i 
HymonocycltiB  22. 
Hyinono|ihylliu  fl2. 
Hymenoptera  507. 
Hyocrlnn«  118  143 
Hvolithelhis  3üL 
Hvulitliea  3Ü2. 
Hyollthidae  2£2. 
Hyopotamua  Hin 
HyopsoduB  921. 


nyotheriuxn  888.  889. 
Ilyjianthocrinu«  132.  122, 
Uypaacocrlna  123. 
Hyperammina  22. 
Hyperiep tOB  81? 
Hyperodapedon  fi.t8. 
Hyperoodon  80f>. 
HypertraguluB  SQL 
HyplaodiiB  901 
HypocrinOB  155. 
Hypodladcma  189 
HypolioceraB  420 
Hypoprion  ä2fl. 
HypoaauniH  <>9<1. 
Hypothyrbi  24k 
Hypsilophodon  715. 
HypBipleura  :t41 
HypRipryTnmtdae  76f». 
HypBiprymnopBiB  704. 
HypBiprymnus  Ut. 
HypalrhophUH  709. 
HypBoconnus  '<Xi 
Hypxodon  '.fj 
Hypxoxpondylua  587. 
Hyrachlux  873 
Hyracodon  87a. 
Hyracodontherium  893. 
HyTacodontldae  S22. 
HvTucoldea  B2SL 
Uyracops  853.  KA. 
Hyracotherinae  8fi3. 
Hyracotherium  fli^  s..  i 
Hyrax  H.'tO. 
Hy-BterolithiiB  23Ü 
HyMtricIdae  824 
Hystricomorpha  V24 
HvotrlcocrlnuB  127. 
Hyatrix  824. 

|l>erjrlceraa  399. 
Ibis  737 
leanotio  232. 
Ichnacanthua  531. 
Ichneumonldae  507. 
Ichneumontte^i  5ÜL 
IrhUiyocrlnacea  137 
Ichthyocrinldae  12L 
lehthyocrinuB  l:w. 
Ichthyodectes  593 
k'htbyodectidae  -<j2. 
Ichtbyudorullthen  äLL  042 
Ichthyoidea  tVifi, 
IchthyorhynchUB  A21L 
lchtbyornt8  7:tfi 
IchthyoNareullthes  ^79 
Ichtliyosauria  >^5Q. 
IclithroBaurus  l_j_L  652. 

(Vi3.  tKV4.  I'k55.  i'u'tft 
Ichtbyotoml  M i 
Icochllua  S22.  A22. 
Icticyou  7 rs 
Ictlnocephalus  5::i 
Ietltherium  794. 
IctopH  774. 
Ict(tp!(ldae  77« 
IdJochelyn  üStt. 
Idmonca  -'13 
Idmoneidae  213. 
Idonenrca  212, 
Idiostruma  104. 
Igoosm  325. 
iRUanavms  «»42 
l^uanodon  Tco  715  7 Ii'. 
IIInonuB  422. 
Iinbricaria  2öS. 
linmen  507. 
Inadunata  L22. 
Inadunata  larviformia  124 
Inartioulttta  215.  22H 
Indrodon  922 
Infnliister  122. 
Infuforia  12. 
Inia  H04. 
Inocault.H  ia5. 
InoceramuH  2f4.  2i>5. 
Inject»  422. 


Inwkten  422. 
Insektenfreaaer  772. 
Inaectirora  772. 
IntegripalllaU  2M.  ML 
Interatherlum  S32 
Interodon  811 
Inlnuiphonata 
Inuus  222.  . 
locrinus  124. 
Iphidea  228. 
1  miliares  191 
Isanda  329. 
biaater  2£LL 
lBa*traea  8JL 
iBcbirorhyncbus  sf>4 
Ischyrodon  «jfiX 
I«chyodtu  548 
Ischyromidae  X20 
iBchyTomys  S20. 
iBchyropterus  577. 
iBculiteB  406. 
laectolophns  8.59 
IbIh  9JL 
Ismenia  24L 
laoarca  224. 
Isocanlia  222. 
Iaochillna  4,v< 
iBocrinuH  144. 
iHoeulla  2Ö1 
Isodunta  302. 
Isoimomon  2!& 
Inoniyarla  : 
iBonema  322. 
bwphlebia  50.1. 
Iaopliolla  -5H0 
Icopleura  34 r., 
lsopo<la  IM 
iBoraphinia  49. 
IsoteluB  422. 
IwjxyB  455. 
Imilodorotnyg  Mft 
IbHcus  591. 
iBuniB  597 

IthygTammodon  A22. 
IlieHa  242. 
Ivania  223, 
Ixacnnthufl  mh. 
Ixodes  497. 

Jacare  697. 
Jacchus  . 
Jaeulu«  821. 
Jannss«  "■  u 
Jantra  2H2. 
Jerea  4fi.  4L 
Jerelca  jiL 
Jounnites  LUL  4LL 
Jodarata  281. 
Jouaneltia  ;u>9 
Jovellanlu  :.7'.>. 
Julopaia  49fi. 
Julus  IIA, 
JuvaTella  241L 
Juvavltes  40t>. 

Mudalloaaurus  *'>:»» 
Käfer  &M 
Kait)furub  7f.2  7f»7. 
KallcschwAmme  SH, 
Kainpecaris  496 
KanophyHum  7_L 
Karpfen  517.  5vs. 
Karpinskya  222. 
Kauen  7 95. 
Knvserella  232- 
Keferstelnia  'isü 
KeiloBtoma  34L 
Keilnchneckeu  3.56. 
KeirognaUiua  i»7» 
Kelaeno  447. 
Kelliella  22L 
Keraterpeton  617. 
Kettenkorallon  9j4. 
Kcyserlingkla  22fl. 
Kiemcnlurcbe  62tl 
Klenclnchwamme  LL 


Googl 


Register. 


961 


Kintrena  21fL 

Kirkbya  4.0. 
Klippschliefer  üW. 
Klnakenlhiere  761, 
Knochenfisch««  'i.V. 
Knorpi-lnhChc  '»27 
Knorpeteannideu  •<■'■> 
Knospe u«rrahltT  I^l 
Kochia  2Mi 
Klienteln  -t~ i 
Kiiki-m-llii 
Koiiim-kclla  23«i 
Koninekhia  £üL  2H6. 
Kontnckitildae 
Konim-kophylluni  IL 

Kopi'fUrtMlT  370. 

Korallenthiurc  li^ 
Krabben  1H_L 
Krnllnlleii  W26. 
Kntlnwnn  !>04 
Kraniche  "37 
Kranzwirbier  iilti 
Krutis-Itm  iLL 
Kn-bsüiiere  Ü1L 
Kreide  iL 
Kn-ischerlu  411". 
Kriccluhi ere  62'J. 
Krokodil.- 
KitMenschiMkröten 
Kukuk 
Kutorjrlna 
Kyunor.-raM  :iso 


ItuUiH-hln  2L 
Labrux  .V.u 
I.ubriilin'  jJLL 
LabmuauruB  70i> 
l.nbrus  v,»2, 
Labyrinthodon  6.2 
I.ahyrinthodotitidue 
l,i"-,i/:'-llik  2.^. 
J.aca~lnn  2a. 
Lacerta  642. 
l.ai-ertHla  ülll 
Lachc-it  :l.V>. 
Luchse  ih7 
Lack  Inn  in  227 
I  .iir  im  ii  :m 
Lnctinella  :uh 
l.uf  ntiina 
Iju'laps  7ik> 
Lnevieardlmn  2'.)V 
Lagunum  lilL 
I  .tiK'  n  il  2iL 
Liiccnt'luc  2ji, 
L.iLti'in'iii-riiiui!  1 '-' ' 
l,im<nii<T[il)n  S2'.. 
l.iiL'oiiiyiilm-  hj.) 
l.iiL;«iniys  S26 
l.au<>Mon)Idac  *•£» 
Lamincula  :iM 
l.nnwiopa  .*sw. 
Luiubdodus  ">■'•<> 
Liiniliilotberlinn  S7S 
l.anibrn.«  iSU. 
l.iviiii  llil.niiiL'liliiUi  2.V2 
I .um im  ÜS.  '"'W- 
Lamiiltlar  MW. 

LlinillodlMi  ififi. 

Lampaulit  ::  1 1 
l,.uui"t<-rucrinus  i:m 
Luiupyridrte  MH 
I.uuilM'hilitkroteii  6*2. 
I.nntaiiutlierlum 
l,iio<1<>n  770 
LiiopIthi'iMi.H  '■<'■".» 
Laornf*  7:;ii 
Lnosaurun  71  :■ 
Lapcimiisin  '-'S I . 
I.apparenti»  :t:w. 
I.nrlnii!*  mi  ■ 
I.iirinr-iiiriis  fi.V.1 
Lurtftla  X)*, 
l.anm  7.<7 
Larvifonnin  12;;. 
l.a*aca  291 

JCi  i  Iim  ,  (•ruwlziigr 


i  lAternentntefT  .S03. 

Ijitliniu»«ndra  SL, 
i  Latlnis  XA 
Lntoniii  621». 
l  atu-atmi-n  üL 
I-aiibheuKchrecken  .'i<r2. 
I.aufviiKel  733. 
Ijiurillardia  7.17. 
Ijfrtirt  <">7 
Ix  bia«  jää. 
lyecnnella  iL 
i  I>ecanltes  400. 
,  I  .(WM  no<  Tin  na  i-w 
I^'cracanlhus  .ri.~>l. 
l.»'rvthocrinüti  11«.  l&L 
Leda  2"i6.  273. 
Ledi*rnchlldkröten  <*.T7 . 
Lciacanthus  53fi. 
Leila 

Lei  Wieras  -122, 
LeiiK'iilaria  lfiiL 
l.«iuderniH  y>3. 
Letodon  647. 
I.eiomyalina  Mi. 
Lclopedina  191. 
Ltiopteria  260 
1,1'lostiiina  UM. 
LeioHlruca  3ütL 
I.ituinu»  S2 1 . 
I  Leimiruvue  921. 
I  l.finnridm»  'J20. 
!  I.enlleulllw  iL 
Iji'pailldae  <  >2. 
Li'pailoi-rirmn  ir>r. 
;  Lcpaa  4.V2.  f>:i. 
i  Lepi'plitia  4 V» 
LiL-petldni-  üLL 
|  I.epetopiilx  ü2lL 
■  Lcplctis  77  I. 
I.epidaster  174. 
I.i'piilechiuus  UL> 
LepUle«thcs  IM. 
I.epidilla  4 .*»■"■■ 
Leplilion  MK) 
Lcpiilocentrldae  IM. 
l.epliliit-entrun  18:». 
I.epiilocldaris  iaä. 
L^pjdtullsiniH  1"<7. 
I.f i>id<»pi<l»>.  r»a.'>. 
LepliloptiTa  50«j. 
I.i'liid'ii'ii^  r>'.'"i. 
I.cpiilociuirla  tUÜ. 
Lepidusirri!  -"■«'■  1 
I,('jti'lo«iponi,'ia  jfi. 
I.epidiii*tei  [[IL 
Lejiiilonteldae  .'^'2. 
F.epiiloKteu»  il2^  j&L 
LepidotiiK  .si'i  :.7'j 
l,i'pi>itna  ÜML 
l.eporiilae  ^^2-'l 
l.o]>ii»>pou(lyli  >ilG. 
Lvpralin  '-'  1  >. 
l.epiaciiMthuK  M^. 
l.i'ptarlapiM    1 1 
Li'lilaena  2Ü. 
I.''ptnetiii»ca  2:V2 

,  I.fptillTOIliil  '-Ml. 

l.eptusttT  17:t 
Lcptastriiea  ÜL 
Leptnuchoiiia  v>7 . 
1  l.i-pii'lla  ■! 
I-fpti  rpetmi  HI7 
I.i'ptol>la>tU*  Hi'J 
I.i-ptoboluM  '-"27. 
I.t'ptobus  iLL  ''14 
I.i  ptiirardii  ■'■•■'7 
I,i'}>toc«'pliulu><  ■■*'> 
I.eptoriTati  4:<0. 
I.i'ploi'hiii'rus  ss;i 
I.'-ptoeiM'lia  24 Ii. 
I.epti.icrinufi  i'-*s 
Lfptndi'MUii  260. 
i.('[ilo(loiuU"  :{L>;'. 
Leploilon  HfiL 
L>-pl«Kr«ptU«  um 
Arr  l'nlneontnliifrie 


I.eptolepl«  ä&L 
Leptoraanis  Uli. 
I.i'ptomaiia  323. 
I.eptomedusae  104. 
i  I^plomi-ryc-inae  2ÜL 
Leptonieryx  '.Iii1. 
I.i-ptomylus  .'i4ii 
Ix>pttiphraetuB  <>1* 
I.i'jitoplirajrmu  ItL 
lA'ptophyllia  afl. 
I.Mptopuititt  :>:>!■ 
Leptorhainplius  6'jf>. 
Leptoria  JJ2. 
Loptostruca  47'J 
I^-ptuteutliis  1 16 
Leptotraehelus  '»Hti. 
lA'ptolraituliiia»'  äaL 
I.i'ptotraaului*  Bt>7. 
U'ptoxis  .t42. 
Lepus  W2'» 
T.estoilon  MI. 
I.estot>aurus  616. 
Leui-fm  u!»  m:i.  fiHS 
Leucones  jiL  liL 
Leuconlu  :<f>4 
Luucosia  489. 
I.eucoznnla  3äl_ 
I.L-veilli'ia  :<22. 
I.ewisia  -">S6 
Lewiiiella  32S. 
I.tbitlim  22L 
Llby»  üHQ. 
LitHpbriuui  ^t'» 
Llchadne  47H. 
Llcha*  LilL  lilL 
LiclieinA'riiius  LIL 
I.U-henopora  212 


l.iehla 
Liel 


bea  2£2, 
Llllla  lliL 
Lima  '2t'>.; 
Limaciihii'  3f>.'t. 
Liinacltia  -164». 
Limaeinidao  2ÜÜ. 
Liiaanoniin  2£7_ 
I.iiuatula  '2f>:i 
'  "■'»*  ülü 
Lim«'«  2t'i:i 
I.lmidue  2Ü2, 
I.imnaeiilae  :ti'4. 
I.iiumu'u«  ;;>')!. 
LimiuTpetüt)  017 
I.iiiiiiiii'iirilhini  ~'i'> 
Liun<>liyi<|iv  ä£LL 
I.fniuiihy u>  ^>><t 
LimnopliiK  61». 
I.fmotrnltheriuin  £22. 
l.iniop*it<  271 

I.tllloIHiTa 

I.iniuliiliie 
LimulUH  l'J» 
l.inekia  liL 
l.liiiKtroi  iiilii  ü 
Llndstmeiiiella  £iü 
Linnaria  ::tK> 
Lini-ati  ll.i 
I.insula  ÜL  22i 
I.iUKTiliisina  •'  '7 
LiniTiili-lla 
Lillltull'piH  227 
I.illU'Ull'lili-  227 

Lin&rulinu  iL.  . 
LiiiLruliip*  22* 
I  inthia  20 I 

Lioill'-Mlll«  .-H-l 
LiOiiol)   611  li-lty 

Llocnaltiii«  •-•«» 
IJupistha  :'.(i7 
l.iopliix  :t::7 
l.iopleurnilon  062. 
Li>i>tracus  171 . 
I  iolhyris  211 
Lintia  :;-2i'. 
lyiotunni*  7 6."i 
Liparoi'i  r.if  IH. 
LippDM'lie  >91. 


7h 


Llspocarta  480. 

I.i»<^'odU«  .VI 2. 

IJspacanthus  r>".0 
IJ- (lodi-sllies  *n."i. 
LiMirteerua  422. 
I.iBsochHua  :<HI . 
Listriodou  üs'.i. 
Listriotheriuiii  jüil 
Lltlope  :t:t:t. 
Litharaea  fiäi  Sü. 
Lttharca  27:i. 
1  ii ii-  ijr.»i:iuia  jüi 
Lithtstida  44. 
LithobiUM  IWi. 
I.ftliocainpe  UfL 
I.ithocardium  2iil 
Lithocriiius  Llfi. 
Lithodendron  ü2= 
LitliodomUR  270.  271 
Lithoiraster  Jifi. 
LithoulyphUB 
LitliomantiB  :»02 
LlUiomylacrid  ">f)l . 
LithophairuB  27JL  21 
LUlmphiH  1LLL 
Lithophyllia  hO. 
Litliopoma  :<2 » 
Lithumls  7:;7 
LlthDulalia  jÜ2 
Litliootrotion  £2 
Litopt<'rna  h:<7 
l.itoricola  AM. 
t.Htorlna  ailli 
Littoririella  :i:t7. 
Liilorinldae 

Limit.'»  aiü 

I.itnola  22. 
I.    uilldae  22. 
U.bite«  IQäL  illSL 
I^)boenrciiiU8  IM'-»  J1KL 
UibolilheH  LVL 
I^ibup^aiiiinia  8«',. 
UicUMtn  MLL 
Ixjciwtidae  .M>2. 
LuileUtore  "i/O. 
Loflutsla  101. 
I/oraapborus  Slii 
Ix)Hiriri-iBtre*  liSü 
I.n'ii,'{ibarditea  401. 
l.oiiHiluleiii  LL 
Lophacaiiihtig  .::2. 
l.ophlidtii'  '<*7 
Lophiodiirluierati  ><''  Sisi 
l^iplii<»liiii 

l.UpIlU.iloUtilUK' 

Lupliuiriieryx  ^'j'j. 
Lopbhinii*  tv». 
UiptiobrniH'hii  .Mix 
Lopl»oi-i  lii>  Hin. 
Lnphudus  Mi) 
lAipliunotUH  4tffi 
l^iphophyllum  12. 
I.npho«eri>  ü. 
Lopliosniilia  S2. 
Loplui^pira 
l,nr;i'uia 
l.nrii'alne  22  I . 
I.urii  ula  '  ■"  -I 
LoriolnstiT  112. 
LurlpttB  2'.i:: 
l^iixiii  7. '17. 

LiiA.O'lll[l   >■  .'2. 

I..jxoloplio.|ijti  H42.  M  I 
LuXiiliinni  fi<lt».  622. 

I.iixoiiom»  : : 40. 
I.uxoptcriii  260 
Lneitiu  2'j:'. 
Luniuiiliio  'J'.il 
Ludwina  LJiL 
T.uE.lL»  HIL 
l.iiiiilirii'iiriu  2DT 
l.nmbricoiiiTii'ti'« 
Liinaiia  X'X> 
Lunuüonr'lii'lHe  2ÜÜ 
Lunnlii  ardiuni  2H. 
I.IIIlllliti'B  217. 

Iii 


9f>2 


Register. 


Lurche  603. 
Lurchflsche  55JL 
Lurchschüdkroten  fiai 
I.utnt  222.  223. 
Ltitraria  2j1  302. 
Lutreinv*  » '■-•>-' 
Lutrictls  793. 
I.ychnocanium  31 
Lychnus  366. 

I  .)<■< ><1  Iis  289 

Lycophoria  242. 
Lycophry*  22. 
Lycosaurus  tiiii. 
Lycyaena  794 
Lygaeidac  503, 
Lytnnaea  31H 
Lynceltes  4, »7. 
Lyonsia  302. 
Lyupomala  226. 
Lyra  '247 
Lyrlocrinus  131. 
Lyrlopecten  26JL 
Lyrodosnia  272. 
Lyropecten  2iü 
Lyslanassa  30"». 
Lysia  :'*r>0. 
I.yssaclna  1». 
Lystrosaurus  i'»69. 
I.yKtocvra«  322.  1LL 
Lytocerattdae  41:i. 
Lytuloma  67fl 
Lvtta  505. 
I.yttunia  231 
Lyttoniidae  231 

Maracus  927. 
lÜMellodOD  642. 
Machat-rncautlui*  550 
Muchairacanthus  .*■:«) 
Machairodus  796. 
MachlmosHUniH  096. 
Machomyu  305. 
Macttm-a  321 . 
Macoma  322» 
Macnisttir  201. 
Macniuchenia  152.831832 
Mncruuchcuidae  831 
Macrnccphalltes  424. 
Macro4'hellus  :U0. 
Maerochillna  3)0, 
Macmcypri*  456. 
Mu'TO'loil  273. 
Macrolepl«  _iA 
Macroinirosauruf  '", :»■,>. 
Mucropetulichthys  ■  " 
Mucropezit  ,'hh'. 
Macropneustt«:  222. 
Macropo4tidae  7'.7, 
Macropoma  f>l\9. 
Mncroptiü  "t>7. 
Macn.rhipis  ÜSl 
Marrorhynchldae  '-94 
Macrorhynchus  094 
Macrornis  733. 
Murrogaurus  047 . 
MacruM'uphltoN  ALL 
Macrohcruius  >l 
Marroslyloorinus  128 
MucrotliVrfum  ML 
Mactra  HäZ 

Mactrolla  uoi. 

Maftridu4>  3ÜL 
Mactrlnula  322. 
Mactnmya  305. 
Mat-rura  4H4. 
Madrcpora  gg. 
Mudrepumriu  .  v 
Ma«lr<>pi)ridac  il 
Ma>-an<trina  S2. 
Mu<-Ji!i<lriivp,)i)iri<liU' 
Mai-nf'Ccra-i  :v.»9. 
Mause  *24. 
Ma-.'ii-  21V 
Ma«iiM'l]a  211 

Mugellmita  ?•»»■ 

Magila  1"i. 


MagTioala  189. 
Makrelen  mhv 
Malacostraca  450.  479. 
Malaptera  345. 
Malletla  213. 
Malleu«  1 
Mallotus  i-, 
Mamilla  h:;<; 
Marumalia  73*. 
Mammlte«  .  - . ' 
Manathcriuni  91 S. 
Maiiattu  211 
Mangilla  .;'>'< 
Manldae  fill 
Muni*  ML 
Manlaauru*  062 
Mannla 

Maunodon  766. 
Manioo«lon  H4j> 
Manticoccras  322» 
Mantldae  522. 
Marabu  737. 
Marder  71*1 . 
Manila  222, 
Margarita  328. 
MarKttrite*  405. 
Marginella  3ji  353 
MarginilVru  233. 
Marginulina  :•<. 
Mannolaiclla  322. 
Marsupialia  76 1 
MarMipioiTliuiR  122. 
Marsupile«  Hl  13JL 
Marsupitldao  Iii 
Martesla  302 
Murtfulu  2JÜ 
Martini. .puls  23*. 
Mastigocrlnus  13ü 
Mastodon  £11  Mti 
MHfitirduiisniini^'12  'd  t  '-21 


Mastowia  IL 
Matercula  221 
Matheronia  27'' 
Mathilda  31L 
Matthowia  3JÜ 
Maulwürfe  774 
Mecoehirus  iy» 
Mecvnodon  2?vs. 
Med'llcottia  101. 
Medu«<jnhaupter 
Mt-ekella  2ÜX 
Mci-koeeras  402. 
Meeradler  .*>4ö. 
MctTbratiwn  .ri94. 
Meerelfheln  I  u\ 

Meerschlldkroten  »il£. 
Mcffaceratops  HHO. 
Megacerop»  HXO 
Mifiif-ros  2£ü.  22!i 
Megachiroptcra  77'. 
Mepnc>>tites  UüL 
MegadenniUR  2sS 
Megaladapi!<  'J20 
Megalanla  ti42. 
Mcgala.*pis  17'.' 
MegaUonthyi  ififi. 
Mei;allthi8ta  ü 
Megalodon  2S2.  222. 
Megnlodonüdae  2?>2 
Megalolepk  &2I. 
Ucgalomoatonu  xti. 
Megalomut  2ü2. 

Mi  yalonvchiila«-  812. 
MeKahmyx  Hl 2. 

Megalornlt  7:t:t 

Megalooauridac  70". 
MejriiloMiums  7'i'.' 
Megulotritiill  Ji2L 
Megaluridne  SM. 
M'-^alurus  '>S4. 
M'-gainboiiiu  270. 
Megamorlua  12. 
Megauiys  £21  S2iL 
Mcgantert«  21t 

Megaiitliotcliilllii  ..02 


Megaphyllltes  m.  HC 

Megapleurun  ■"■"''.>. 
Mt-Kaptera  2ii2.  Mb 
Megaüpira  3<if». 
Megateiiüd»  HL 
Megatheridae  SIL 
Mcgathcrium  Hll 
Meenthyridae  21L 
M.  pithyris  22JL  211 
Megurlea  - 17, 
Mcglstoerlnui  128. 
Meiulania  £33, 
Melonoruls  7:t:» 
MehimptiN  ;{f>1 
Mt  lancrpeton  ülfl.  ft!3  Ülfi, 
Melania  SIL  312. 
Melanilda.«  aLL 
MelanopNlx  342. 
Melantho  33L 
Meleagritia  'JiM. 
Meleagri«  7:U.  737. 
Meies  122.  123. 
Meletta  hil^ 
MelltU  121 
Melllvora  222. 
Melu  3ä3. 
Mclueems  3<s0. 
Melocriiiidae  131. 
MeJuidae  .">Q4. 
Melouella  4JL 
Melongena  3 '»2. 
Melonltes  IM. 
Melosuuru'-  Mft 
Mend>racidae  "ifl:t 
Membranlpora  211 
Membranlporidae  21">. 
Menaspls  MU. 
Mene  .ri%. 
MenitiOodon  KV>. 
MeniNCO»-»»us  7t^< 
M'':ii->''>lln'ri'lHi-  854. 
Mt'iiifCuthorlum  855. 
Mcnodus  880 
Menophyllum  22.  12, 
Menop*  JjSfi. 
Meiiotherium  IL^. 
Mensch  930. 
Meiischenaircn  92H. 
Mcnt/ella  23i 
Melocrinus  131 
Melonitldae  V<L 
Meoma  2ÜL 
Mephitis  I2X 
Mcretrlx  222. 
Mergus  7:17. 
Mi'tlstu  21L 
Meristella  21Ö, 
Merlstina  21ü 
Mcristodon  531 
Meme  221 

Morostomata  4ML  llül 
Merychlppus  lMi7.  stw. 
MerychiiiM  897. 
Merycochoerus  8ftii 
Merycopater  895. 
Mptycopotamus  VI 
Merjcolherlum  ü21 
M'-saeodon  922. 
M«-a!ia  332. 
Mesaxunla  ^V'. 
M'-x-mbrlotherlum  ihL 
Meslteia  ..7 
Mesites  1  >7. 

MfsobblStUH  1C3. 

Mcsoblattina  -•■02. 
Mesoeetus  iUfj 
Mesocritiu«  141. 
Hcnodemaa  :W)L 
Mesodesmldae  :<01. 
Mcxtdou 
Mesogaster  Ü97. 
Mc-ogumphus  541. 
Mesobippus  866. 
MoM.lepfs  573 
M<  -'  1  fttos  r.42. 
MesolophodliH  7»43. 


Meeonychidae  231 

Mosonyx  222.  7hQ.  TJiL 
Mesopithecus  927. 
Mesoplodon  8(>5. 
Mesurhinus  839. 
Mesosauridac  e;:r? 

ilesosaurus  637. 

(esosuchla  68" 

ifespiloerinus  131 
Mesturus  57fi. 
Metablastus  liil  lhA. 

iletacrinus  14'> 
Metalla  201 
Metalophodon  M2. 
Metamesosuchla  r.96. 
Motamynodon  874. 

»letaporhlnus  yjs. 

Tetathcrla  7fil. 
etaxithcrlum  21h 
etopacauthus  547. 
etopla»  Ü22.  g21 

letoptoma  320. 
.»letrlodnimus  7tw.. 
Metriophylluiu  72 
Metrinrhyiichldae  fiJH 

ifetriorhynchus  Ü2L 

"etrlotherlum  Slü. 

.(etuln  3ÖL 
eyeria  4*7 

ilacidao  783. 

»liacls  I«L 
Mlcheliuia  21 
Mlerabacia  8L 
Mlcraster  2ÖÜ.  221 
Microblothorlum  222. 
Microbrach  in  617. 
Microbrachitim  ül 
Mlcroceras  417. 
icrochiroptera  77t'.. 
icrochoems  221 
icroclacnodoti  780. 

illcroconodon  7f>8. 

»llcrocyclus  21 
Microcystitea  156. 

>!icroderocera>  1 17 

ilicrodiadema  189 

ilicrodotna  327. 

illcrodon  288.  575.  521 

iflcrolepldoptera  jöl 

ilicrolcpidoti  582. 

ilicrolestes  7f4. 
icromaja  489 

illcrouielaula  :£»9. 

llcromerj-x  221 

tflcropholis  >>21 

»Ilcroporinus  143 
Mlcropsis  122. 
MicroMUtidne  füll 

illcroschiza  QU 

Jicroserls  85. 

illcrogolena  si 

rllcrosus  221 

iHcrosyops  921. 

licrotherlum  521 

Jlcrothyri»  247 

tücrnzoum  505. 
Mi  da«  221 

,111a  TJi_ 

lilben  12L 

■filiola  21 

tliliolidae  21 

'lillt-pora  121 

llllericrinus  Ul 

■llltha  291 

Hiltites  Ifil 
Mllvus  23L 

»llmoceras  221 

illinocystites  156. 

iliinulus  232. 

illobasUeug  "HO 

lioclaenus  779 

iiohippUS  864). 

Iloplosus  59f 
Mloslreti  Uli 
itlthrnccto«  182 
(lüirai  ia 


d  by  Google 


Register. 


903 


Mitra  352.  SM. 
Mitraefuaii*  851. 
Mixodectes  SLÜ 
Mlxosaurua  050 
Mixtotherluin  823. 
Mizalia  Hü 
.Modelia  3?V 
Modiella  208. 
Modiola  220,  221 
Modiolaria  27 1 
Modiolopsidne  202. 
ModiolopBlit  220. 
Modiomorpha  220. 
Mdven  737. 
Mogulla  222. 
Mohrenstcrnla  :t:is. 
Molni  2J2L 
Molche  fi27. 
Molgophfx  018. 
Mollusca  250 
Molluseoldea  208. 
Moltkia  28. 
Monactluellida  42. 
Monatherium  7(K> 
MouazoDt*  Ii. 
Monaxonia  4:i. 
MonograpttlB  107  108 
Monitor  üü. 
Monocero»  ,  11 
Monoclonlus  714. 
Mnnodacna 
Monodon  *04 
Monomerella  228. 
Monomyaria  259. 
MonophyllitcH  4!äl  illfc 
Monopleuni  2?tt  222. 
Monoprion  IM. 
Mouoprlonidne  108. 
Monopteria  200. 
Monoti*  20L 
Mouotrcmata  7  eil 
Monotrypa  ftü. 
Montucuta  '291. 
Monticulipont  '■>■'» 
Montiouliporidae  25. 
Montlivaultia  Sil. 
Moosthierrhen  203. 
Morio  3ÜL 
Morrayrus  M3 

MoropUH  HH2 

Morosauru*  704  .  201 
Mortouicera*  431 
Morphoceras  422. 
MosHsaurun  044.  045.  040. 
Moschinac  203. 
Mosch  tu  ÜÜ3. 
Moschushirsche  903. 
Motucllla  232. 
Mouillacithcrium  Hin 
Mourlonia  323. 
Mühlfeldlia  242. 
Miinstcroceras  322. 
Mugil  521 
Mugilinidae  52L 
Mullctia  201 
Multittiborculata  202. 
Muntjukhirsche  203. 
Muraeuldae  ihSL 
Muraenosauru*  <W»3. 
Murch  Isouta  323. 
Murex  üfl. 
Muricidae  250 
Murldae  821 
Mus  821 
Musca  ÖDiL 
Muscardlnu*  821 
Muscheln  2Ü2. 
Mu^chelkrebse  4.VI 
MuBcidne  äiKL 
Mustela  791 
Mustelidae  ZOL 

MUHlelll»  r.s* 

M»t«Ia  2i5.  ^al 
MuttellM  223, 

Mya  J112.  308. 
Myacitea  301  aOö. 


Myalina  2fi*L 
|  Myallnidae  269. 
Myalinodonta  2iV0. 
Myalinoptera  269. 
Myeedium  85. 
Myeetes  226. 
Myoctophylldae  5ÜO 
Mvidae  302. 
Mylacris  501. 
Mylitgaulus  822. 
Myliobatidae  541 
Myllobatis  Mfc. 
Mylodon  813. 
Mylodontidae  812. 
Mylognathus  M9 
Mylorhina  Q4iL 
Mylostoma  557. 
Myooonchn  2IU. 
Myodes  823.  821 
Myogale  77 1 
Myogalidae  774. 
Myolagu*  820 
Myomorpha  823. 
Myophoria  2*7. 
MyopborlopiiiM  287. 
Myoplusia  222. 
Myoxldae  &21 
Myoxua  «21 
Myriacanthidae  M7 
Myrlacanthus  '»47 
Myrianites  208, 
Myriolepta  523. 
Myriopoda 
Myriorrochus  201 
Myriozoum  21 H. 
Myripristis  ÜÄL 
Myristlca  352. 
Myrroeeobüdao  770 
MyrmecobluB  220. 
Mvrmldium  507 
Myrtea  293. 
Myrtlllocrinua  121 
Mysideu  202. 
Mysta«  ocoti  80g. 
MyatriosauntB  623. 
MyBtrophora  2üJ_ 
Mvtflarca  2r»9 
Mvtilidae  27JL 
Myttlops  2tilL 
MytiluB  2Z0.  271. 
Myxofponjriai;  40.  43. 
Mycootomidao  2ÖÜ. 

Nager  811 
Nahe*  2Ü8. 
NannoBUchitB  fiOfi 
NanocrinuB  127. 
NanomyB  7rVi. 
NanosauntA  71A 
Saosaurus  '.<-4.  i.r^. 
Narcine  f>4  i. 
Karcobate«  .r>4*>. 
N'arcode*  üäö. 
Naneu«  ^96. 
Nimsa  342.  350. 
Nassellaria  3£L  32.  38. 
Natlcn  UL 
Naticella  d^lL 
Naticidae  330. 
Naticopsis  32S.  330. 
Natiria  330. 
NaucorlB  Ct04 
NaupliuB  4"i0. 
Nautilldao  382. 
Nautiloidea 

NautUiiB  321.  322.  3M.  ttb. 
N'ayadidae  2H.".. 
Nayaxlina  2fri. 
N'caera  30L 
Neoatopyjrus  1512. 
N'ecrocarciniiB  4S9 
NecrodaaTpni  hii 
N.-tTocHniiiniruv 

iXi-rrolciiiur  i 
NitTomanift  8. 
Necromantis  777. 


Necroscylla  4S2. 
Nelthea  262. 
NemacitnthuB  öüQ. 
Nemachilus  /iSH. 
Nemapodia  art 
Nemathcriuro  .sia. 
KematoKtiathi  ■'■>■■>. 
Nematopty  cbiiiB  571. 
Nematura  :t:<7. 
Nemertltes  20».? 
Nenu-ütrlnldai>  'iQfi 
Nemopteryx  öfilL 
NeobohiB  222. 
Neocatillu«  26.r». 
Neocrinoidea  123.  im 
Neolampa»  197. 
Neollnuu  hll 
Neolobltea  108. 
Neomenla  31  .s 
Neoplairlaulax  7Ü2L 
KeoracanthUB  812. 
Neorthroblattiua  äOL 
NeoBchlzodUB  '2X1. 
NeotbyriB  '-'«*» 
Nephrop»  4H7. 
NephrotUB  579. 
Ncpldae  MB. 
Neptunea  :V<1 
Neptuntth  r.'i> 
Nereiden  207. 
Nerelte*  2üL 
Nerinea  342.  343. 
Nerlneidae  342. 
Nerinella  343. 
Nerita  33L 
Nerltaria  331. 
Nerlttdae  330. 
Neritina  331. 
Keritodomus  331. 
Neritouia 
Nerlti>mop8i»  322. 
Nfrltopaidao  322. 
Neritopsi«  330. 
Nc«euretuB  470. 
Niuodon  53SL  837. 
Xesodontidae  Mf>. 
Nesokerodon  820. 
Ncftokia  824. 
N'»HBclthiere  6JL 

Ketsflflgler  502. 

Neumayria  402. 
NeurogymnuniB  77'» 
Neuropora  9jL  22. 
Neuroptera  502. 
Neuropteroldva  5ÜÜ. 
NcuBtlcoBauruB  '»i'i« 
Neverita  33Ü. 
Newberria  24 ti. 
NlleUB  422. 
Nimravus  79fl. 
Niuella  325. 
Nlobe  412. 
Nipterclla  50. 
Niso  34L 
Nltirlidae  504. 
Nitidula  505. 
Nodelea  213. 
Nodosuria  2Ü. 
Nodosaurus  714. 
Nomarth ra  811. 
N'onionina  32. 
Norella  243. 
Norite»  400. 
Norman  ites  423. 
NoBtolepis  .»30 
Notaeu«  585. 
Notagi>KUf  '"1 
Notharctus  921. 
Nothoceraa  383. 
Nothosauridae  £52. 
NothnsauruB  fi.*»7  fi5a  ft.'»o 
Nothrotherium  M2 
Noildanidae  '>34 
Notidauus  "i.U. 
NotioMturuM  >>4'1 
Notornla  23L 


Nototherium  282. 
Nubecularidae  24. 
Nurleata  246. 
Nueleoblantldao  1*"»4 
Nucleobraiichiata  3.'»6. 
NucleocrlnuB  it>4 
NucleoHte«  12t 
Nucleolltinae  120. 
Nucleospira  22>L  232. 
Nucttla  222.  223. 
Nuculidae  22Z 
Nuculina  J2A. 
Nunieniu»  7::". 
Numismocera«  3t>9. 
NummopalatiiK  ~>9? 
Nummularta  379. 
Nnnimitliutdae  30. 
NummuliteB  iL  32. 
Nva«Ra  270- 
NyctilesteB 
Nyctitheriutn 
Nyctopora  93. 
Nymphaeops  487. 
Nystla  33L 
NythoBauruB  605. 

©bolella  22L 
Obolidae  220 
OboltiB  22L 
Ochetoceras  420. 
Ochlodua  532. 
Ocinebra  3iL 
nctactinellidae  54. 
OcUictinia  22. 
Octocorallia  2L 
Uctodntitidae  825. 
Octopoda  447. 
Octotomus  843. 
Ocullna  22. 
Ocullnidae  22. 
Oculospongia  00. 
Odonata  503. 
Odontacanthiia  555. 
Odontaopis 
Odonteu«  .ri9l . 
Odontocepbahi«  474. 
Odontoceti  803. 
Odontocolcae  733 
Odontopterna  205. 
Odontopteryx  737. 
( »dontostoma  I 
odontotorniae  7;;i,. 
OecoptychiuB  388.  424. 
Oecotraunto«  42L 
Oehlertella  222, 

I  >.T1.  .1 1  tl  I 

OcnoscopuB  584. 
OoBtocephaliiB  618 
Oestridae  '.06. 
otVuster  in^ 
Ogygla  402.  422. 
oldhatnia  234.  235. 
Olenellus  hAL  HU. 
olcnldac  402. 
olenus  402. 
Uli (robel us  58£L 
Oligobunis  lüs. 
uligodon  284. 
oliRoplenrn«  584. 
Ollgopori  140. 
Oligopotai  im. 
OligosauruB  712 
«>liir«'vlncui<  . 
ollRotnma  3.V». 
Oliva  354. 
Ollvldae  354. 
Ollucrinus  13L. 
nmalaxis  332. 
Ontnmy*  223 

<  »uiosnurus  712. 
Omi^mna 
umphalla  332. 

'  »tuphaloclrnis  324, 

<  »inphalodus  579. 
Omphalophyllia  S7 
OmphalopteniB  328 


Google 


9f,4 


Register. 


Omphalo*asrdn  3fV». 
Omphatotrocbai  32-'i 
Ouiphyma  T 
Onchlodon  tV-H). 
onohotnu'hij«  Li. 
Onclitiü  üiL  lUL 
Oncobati*  >l  . 
« »ncochilii»  SSL 
Odoobm  ü4£> 
Oncoparia  4 «7. 
OiiCdphoni  '">9 
OlMHMptni  327 
Ondenodon  «*♦«>'» 
ouihcia  ß4£, 
Onnatai  a23. 
onyebastcr  HW 
onyrliia  2ÜÜ. 
Onyrhoerlnim  l:tx 
OiH'rm»  3Mi. 
Oonia  :ui 
OoiiooirrlmiN  4*H. 
Operculina  20.  üL 
Opblderpetoa  ME 

Ophidia  tiü 
ophiilliKoniK  ail 
üphlleta  J21 

<  »plili  K'cras  117 
OpbiOCOBM  170. 
Ophlnortnu«  LH  12SL  Uli. 
Opbiocteu  liilL 
OphlndtTtna  Ii  19 
ttpliioKlypha  1«.  170 
Opbtolopti  LAB. 
Opbiotnuslum  wo 
ophfop»!»  iSL 
ophiraphlditi-*  jj. 
ophUurns  -S9 
uphinra  JüL 
Ophliin-uo  lt.!' 
ophlurvlla  HiL 
ophliirtua  lü 

npblurttei  lio. 

ophluroidca  '■  >'■•'■ 
Opilloiifs  121L 

Oplf  222. 
Opino  ma  222. 
opWthobranohia  a££. 
Opiflllioturnu*  922 
opistoptervx  ''W 
Oppelia  ÜS2.        1SL  12L 
oppHlnae  120. 

OpslKOIHlü 

i  >p!lialinn«aurii)>  fi.'»6. 

Oracantbtu  ftjfi,  QfiL 
oracodon  7 ''»■"■ 
Orbtolla  228. 
(irbliMillna  21 
Orbii-uloldoa  221L 
orbignya  282. 
Orbiperten  '-'f.i 
Orbltoltna  24. 
orbttollnldae  21 
■  »rliltoidr*  a2.  aa. 
(»rbitullte»  iL 
orbiillna  28. 
Orea  321 
Orcynus  ü2L 
t  ireiuter  lia. 
Oicodon  Siüi. 
Oreodontldiu»  M9Y 
Orooplthrcu«  i»2iL  MB 

( Iriostoma 

<  »rmoci'ras  379. 
oni.itl  122. 
OrnlthocM-phabiü  221 
< »rnittux  lit'lrii*  72.Y 
ornttbo«'h<'lridae  72» 
Oraitbodelpbla.  IHl 
Ornitliodi-smtis  72.Y 
Ornithomtmai  7«9. 

i  »rnitliopodidao  71  t 
Onüthoputa  2Ö2,  20a. 
•  irnltlmrhyuchn«  761. 
»»raltlioMichu*  «-S7. 

<  >rneyMtitr>s  ir>4 
'  »rodus-  ."i.H.'>. 


Orohlppus  861  Sfii 
Oropliocrlnu»  l  .9.  l «vi  1  tV» 
oropliowiuruii  MB 
orotherlum  SM. 
Orthnspidotherhim  S.V». 
»  »rtlmruntliiiH  *i32. 
Orthacodns  üS. 

<  •rtliaRorisou*  jlü 
OrthamboiillfN  2M. 

•  •rthaulax  3JC 
orthi*  2ÜÜ. 
OrtbMoa  231. 

<  >rthoc<ra>  all  Ü1L  aiii.  asii. 

i  tftbotsoratMM  37  s. 

Orthoridaris  IM. 

<  irthocosta  617 
Orthocytio«lon  874. 

<  »rtlioiliMiin 

!  •rtboduntiecux  233. 
(»rthonota  :t0:< 

<  »lilumychla  2iL  aSj. 
i  »rthopieurodun  "><0 
«»rlhopwla  710 
ortbop.Hi*  132. 

•  »rthoplcra  jML 

Drtbopteroldea  joü 

<)rthü)>tyobus  213. 
onliopiiH  SßL 

<  »rthoMonm  :v»7. 
OrilioHtropliia  "Jai 

<  irthuthcea  'MZ 
orthothct«*  ZiZ 

<  »rlhothrix  23i 
i  »rlonla  2ÜJL 

( »r>pctiTOpodldaf  Hl  1 

i  iryctoropui  kiv 

•  Kculipora  'J13 

Osilinui  aas. 

Osmeroifl«1«  ">H7 
« »slPOKlo^t-idao  M2 
'  fntroIrpWtf  *i«>7- 

<  »Ktl'olt-pig  ■'»fi7. 

i  »steopykri-  (jTJL 

<  i-t«  1 1~1  raff  V».'t. 
»►Mracioti  filft 

i  »straciida  1  1    i  '  I 

<  >!<tTacow-nt!il!<  iL! 

l  >>lrctl  L'.'ni.  L'i'7  -J'-H 

i  »rtreidai'  2li7_ 
otarla  122 
otaridao  IüL 
otenijfnathns  tiüL 
OH*  122.  2UL 

Otc.dtlM  hlh.  Ül 

•  Uulith  52JL 
otnpdina  3^4. 
otostoma  :<:ti 

<  Ittel  22L  222.  22a. 
(»vlbuH  '.M.'. 
oviYlvpt'U*  122. 
(ivinae  2LL 

Ovis  9UL 
Ovula  aiL 

<  »xyaona  7^:1 

( hqrelMnldM  122. 

<  i\\  i'laonus  779. 

•  »xyrlytiK-nla  397. 

<  >xydunt<Ji<auru*  MB 

<  »\\  L'luvsii«  629. 

<  >x>  inutbtu  r»7:i 

Oxy'.'iiinplilllH  771 
oxy»;>ni«  tSt 
OxynüctenM  vji 

t  >x>notic»Ta»>  H>7 

rxyoDduthortnn] 

OxjThlnn  ">:!9. 

( )xyrhvtirhidac  4H'.> 

>  ixystele  a2l  22i 

<  »xytitomidM  m 

oxytoma  2ö£L 

Paarhufer  3^2. 
E'sfbMtrclIa  ü. 
Paclittiitiii  IL 
I'arln  iiono  7"0 
Pwhycardl*  230. 


Pftohyotffti  407 

Parhyrlypea*  IQ.1». 
pAcbycoriDldM  ftfi2i 
l'iu'liyt'onnu« 
I'atliyrynodon  7-*6 
l'achvdisriiH  4L»7 
Pachydomu»  23h_ 
Pacbytricma  220. 

I'achyKonla  624. 
Pachyjryra  fii, 
l'ai-hvl.'piH  ±tl 
PachylemurtdM  220. 
PachynxsmUodoo  290. 
I'achyiiiytilus  220.  22L 
PiKehyinylai  M8 
Paehvnolopbu»  8<>4. 
Pacbyodon  a03.  50i 
I'acliyiNldDla  274 
rai  hyhylluni  U_ 
Paclij-pieura  «"■«'■0 
PiK'hyixiuui  ,1 
Pachyporn  21L 
Parhyptfria  2!ill 
pHrhyrhynchnn  679. 
Piichyrin-ii-.  ^'il 

Pachyatroina  im 

l'ai-liyteirhiMiia 

Pacbytentbl«  ilL 

Pni  livtvlodU  SL 
Past-ilu«.  b2±. 

Pasurat  i*t 
PalMftcb  BS, 
Pala<*a<'iua<'a  Mfl 
Pala<  anatlna  :tO:i 
Palaean-a  26'.». 
Palat-astacuc  4*7 
PalaeaMer  172. 
Palaoaxplii  .r»,'i2 

PaJaedaobtn  MB 
PalaCohiniiK  12L  133. 
PttlMfS  1SL 

Palafudtbaliii  737. 
l'alaeludUR  737. 
Palaenion  4s.r> 
PalaiuballKtum  .*»76 
Pahicubates  ."»36. 
Paliii'i'batrachu»  fi2i.  «J2L 
Palat'oblattina  r<<)0 
Palattiranipa  496 
l'alacoL-anlita  233. 
l'ala^K'arls  482. 
PaltK'Oparpflfuc  490 
PalatMicarysti'.H  \-:> 
l'ahn'iicboiTUfi  H*^. 
l'alaeticidarN  131 
PalaoocimiB  737 
1'aliH'iiriiiiiH  172. 
PalapocTanRon  4S2 
l'alni-ucrini'idi'H  12:1. 
PalaeocTlniiK  IM. 
PalMMMsyelldM  t_l 
PalacorycliM  2L 
Pillacot'von  7Hft. 

PaJaeocystitei  HL 
Palaoodlrtyoptora  .MK) 
rulaeodisoiiK  172. 
Palaeopak«  791 
PalacoKnuiliiaru*  482 
I'alaoocrapnim  190 
Pala>'<ihatti-r)a  >•::>'<  >'■:;' 
Palaetihlcrax  7.;7 
Palai-<.laKU> 
l'aln«'olaiiia  H9i>. 
Palacolemur  !'21. 
Pala<'olyi-u.«  .'»'.' 1 
l'abifonianoii  13. 
Pa)i4Kimediua  i.hq 
Palaeomeryx  9»i 

Palni.'i>u)ut«'la  2 vi 
l'alaeomya  2'.'2 
PalavoinyluH  M' 
l'alai'iiniirica  X10 

Palaeonetto  272 
l'alai-otilrtldae  231 
Palapootctlii  232. 
I'alauuuli^'idae  571. 


i7.'il  .  V>7  8«.2. 


PklMoaboBi  i2J  M2_ 

l'alaeoniau  3U_ 
l'alaeooyetafb  777 
l'alaoopalaomon  4>M 
Palac-opt- mphlx  4>6 
Palacopordix  737. 
l'aluf'plils  i.l9  . 
Palaoophlura  1C9. 
1'iilrtAHiphoOii  7 99 
I'alaiHtphtiuu«  49** 
PaliUM.priimodim  791 
Palaeopythou  ül2 
Palaeorrhoada  ^2. 
Palaeorvas  91 1 
Palaeorliynrhidai'  jlü 
PalaiMirbynchu*  n»1! 

PkteeonuN  228 

Palaeortyx  737. 
PajMoryCtefOpva  Sl 1 
I'alaeoryx  91 1 
PalaeosaiTU»  Vi 
Palaeosauru»  707 
PalaiM»Ktcptr«»n  !»•» 
Palacoxcyllium  ±H 
Palafoiolpn  ML 
Palaoofpinax  '<■«■ 
I'alai>oH]iiza  737 
I'alaeiopondvlns  ."i27 

PalasoaielUi  "122. 
Palaeofitoma  201. 
l'Hlacosyoplna«'  87h 
Palae.^'yopn  STA  322. 
Palaeoteutbix  ,Vi2 

Palaenlln'rinae  M&. 
l'Hln«'<illn  riu)ii  7.M.  y>7. 

>'  ~>  ••■<■ 
Palapi>lrai;UK  907 
PalarKJtriiitra  737 
1'alatiovaranu»  642 
I'iilapt«-ryx  7.'."» 
PalaMfiina  112 
Ptlaatarbictia  122. 
Palecblnotdea  132. 
Palerys  l42. 

l'nUiyiicnii  7l'4 
I'alimphyes  ."'97 
PalhiK>Tila  MtL 
Palinurldae  \<> 
I'allnurina  iSSL 
Palinuruü  ISfi. 
Pallium  2Ü2. 
Paloplotherlum  MB 
Palondu^titi  2flL 
Paltodii»  207. 
!'alu<]Ina  337. 
Paludlnidat-  aaii 
Pamplira<'iiif  .W'. 
Pandora  :<Q7. 
Pancnka  29J_ 
Panochthti!>  311  iill  äli!- 
Panolax  B2S 
Pannpai'a  30"v 
Panopu4'tdae  Ml 
Panorpida«*  »03 
Pautolamlididae  iil 
Pautol«*«l<M«  8-Mi 

PaDtylni  6SL 

PanzerlNche  äiL 
Panzorhiri'ho  ^)tv 
Paolia  ^OL 
PttpflMlcO  7;lT 
I'aphia  aitL 
Pappli'hthys 
Pararardium  294 
Pann-i  hlt'  «  lül 
Parin  yathus  79 
I'aracyclas  S92 
l'Hraduxidex  170. 
PunihyuK  **7 
l'Hniliunpii«  197 
Parulb-Iudun  273 
l'arainclanla  341 
l'araiueryx  h«.>7 
Paramudra  Ii 
Parainy*  32Ü. 
l'araprouorilcg  400 


Hes\  fiter. 


Paraproaopon  4  SS 
Para&copelui  QSJL 
ParaaorfX  774 
Cnritsiictifa  fiKt 
Purasuchu*  r.V. 
Pnraxonla  SS2. 
1'nri'ioMiurlit  ii«v» 
Piiri-losHurus  r,»,t', 
Parcxun  .m 
Piirintlrhidat'  t'.4'«'i 
I'nriotii-hUN 
Parioxys  »''-'0. 
1'ariHocrinu.« 
Parka  Uli. 
Parkeria  ML 
l'urkin^oolii  S2Q,  122. 
Parmarcllina  ar..V 
Parulda«-  >tM 
l'iirndlct'rus  :tt>8. 
ParopM*  •-»i.O 
Parthano^auru*  ''-"»*> 
Paryphot-'luum  :ni 
Passalacodon  774. 
I'assalixlon  *>4'.t 
Pii^sya  291 

I'ilMiliai-il  .VH'i. 

Patflllocrinu»  128.  12a. 
pMt«>]!a  320. 
Patellldae  320. 
I'iiU'Uina  üJL 
Täterin*  222. 
l'att-rula  227. 
Patriareliux  Ü32. 
Patrhoaums  «V12 
Patriofelis  Iis. 
Patrocardiuni  2'M 
Pattepumia  Ü3. 
Pam-ituberrulata  7 >'»,"». 
Pauruduu  770 
Paussoidef»  '»ft'i 
1'avounrU  23. 
Vortun  2IÜ, 
Peetlnidae  2/.1 
Pfctunculua  212. 
IVdina  J^ü. 
lVdlpali>l  isa. 
ivlatfortiis  7:t7 
IVluKOsauni»  tillL  <>9H. 
l'i-lHtKf-hlniiH  IhL 
Pel&rpjrhvnchiM  ftW'J. 
P.-Iat«*  iltL 
Prltvanus  7:t". 
IVltTiHvra*  Hü, 
PcW-eopteru*  "i9^. 
I'cli'i'.vpuda  2V>. 
PHU-nrapi»  ■  »97 . 
Pclioehelyit  tiäL 
l'clion  illii. 
1'olmatozoH  i  i:t 
l'cUtntriiütes  üii2_ 
PHophliu*  ti22. 
l'elorosaurtis  7»r> 
Pelosauni«  '•OS  tiitL 
IVltarion  32U. 
IVIliiülifi  H2.  Iii. 
I'i'ltfphllus  all. 
Peltc.i-.ari*  1ÜL 
Peltoeeraa  l 
Peltodus  Ü2. 
Pcltura 

l't-lycodus  22L 
Pf*l>  im-auria  liiiL 
Peniphix  läü. 
Penaeus  4M 
PeitiTitptis  iL 
Ptnnatulldae  Uä. 
P«-nnHtullt4*  2*. 
Pentaerinacea  iül 
Pi'ttiHcriuid»)'  M4 
Pifiitafrinu»  144 
IVtiiuciiintla  ML 
1'oniatjotiantcr  Iii. 
Penta^onla  'Jio. 
Pentamerella  242.. 
P^ntameridm»  '24'.? 
PoDtanicrocL-nui  :Jtl 


.  PuntaintTUK  ?4" 
l'ontujili\11uin  7'.' 
l'cutala  '.'Ol 
Pcuti-pliji  lluui  1  r.."i 
]'>-nt««'frn>  [7:: 
Pt-ütri'iiiiU'f  111L  IÜÜ.  1«1 
163. 

Ponüftiiitidae  1£3. 

Pi  utr<  initld!ii  üü 

Pcralest«»  7fia 

Pcrumi-Iidait  770. 

IVraspalax  7t"ia 

Pcrutherfum  771. 

PrmthiToutlio*  771 

Perea  '.2.1  aM. 

Pen-licM-ni«  hx;> 
I  Pcrciilan  .94 

Perefrrinella  2JJL 

Pereiraea  34fL 

l'oruuinidla  2Ü9_ 

PfTlaninllum  1S2. 

PiTlht»  213. 

PerteoRniu*  2QL 

V<  tU \r]w  322. 

IVriechocrinui«  12*. 

Perlploma  302. 

ivripn<n^i<>*  -'Iii 

PerlprlMtis  M3. 

P<  rlptychldae  s.'<^ 

Ptript>'clni>  >ÜL 

Peri>riiof  ililnida  is:i. 

l'erl^phinotos  -124. 

lvrtfsudai'tylii  hTi.'i 

P«>rixtenda  a.M. 

PtrltrfNiu«  612. 

Perlidue  üÜ3. 
;  Perna  'iiA.  2>i.') 

Pernldae  2üL 

Pfniopei'ton  2f»i 

Perno^trea  »">. 

IVmnlcvras  4:n 

Peronideüa  C41 

Poronorcnu«  4-^ 

Peronopora  2äL 

Pt  i>ona 

Prlalla  ißi 

Prtulodontidae  '-\  l 

Pelalodopsid  MS. 

PcLMlodllh  :VI'J 

Petolopora  214 

Pctalorhynchus  ;">42. 

l'ftalnspyris  3J_ 

Pct<  r>ln  '*:i47 

IVtrala  IL. 

Pi-trobatcs  i\{fi<. 

Pi-trobius  LUÜ. 

Pctrophryne  62L 
!  PetroMifiiUs  £^L 

Puxldi-lla  1LLL 

lfeifliai)«>n 

Pferd  Hfl. 
1  Pflanzi-mlilero  3a. 

Phadtes  3L 

Phacopidao  I7:< 

P))HCO|)H  na.  ül 

piiiiouoüclijmua  lfi-i 

Phncoduria  LLl 

Phalacrooorax  7:i7 

Phalangiotarbus  497. 

PhalanjriHtlda/'  IfiiL 

Phan<Tüpl<HiruD  iLÜ. 

Pltuni.Totiniu  XU. 

J*hau»To>iaiirim  üfil. 

Phani;rozmila  122. 

PhanoKcniu  lifi. 

Pharclwra*  HOL 

Pliarclla  üüL 

Ptiiir*'trclla  3ü2. 

Pharctroni?»  j2. 

PharyiiKuirnathl  ~><M) 

Phasculoniyidac  7tLs 

Phasfoluinyv  717-  7ti.H 

Phase« ilon  u»  7fi.s 

Phiiheoluilierium  '*'<* 

Phaplanolla  a2fi. 
•  Ptiusiitiii  lluluc  221i. 


PliantanuB  787. 
l'harimldae  502. 
PhenaeodontMa«?  ht>4 
PhvimcoduN  n"i4 
PhialoorlnuR  132. 
J'lillhvdrns  Isfii 
Phtline  üüa.  3Ö2. 
Phflli[>sa8trnfa  IL 
Phllllpsia  122. 
Plifloerlnus  LSfi. 
PldiiiocrlnuK  12'> 
Phlfpciliontla  fiü 
Plilyeta*-nasp!s  .'>■*>(■. 
Phobrrwthrriuni  H32. 
Plliiea  222  799 
Pliocldui'  ~s2L 
Pho<odon  Sül. 
l'liod.  rncanthiis  ,v.l . 
Phoi'bodii8  .'i:tO 
l'hof-nleopterus  7:t7 
Phola«U'lla  3Ö3. 
Pholadldai- 
Phuladocariü  4hQ 
Pholadoiuya  :<fi>'. 
I'liolailomyidae  'MC. 
I'liolas  30«,  3Üli 
l'liolldooi'ntrus 
Pltolldophoru»  '»HO 
Pholldophyllum  Ii 
P)ioltd<ipli  uruM  jSÜ. 
I'liolldops  2^2. 
Pholidü.saunis  A94. 
Pliulhlurud  r~n 
Plioreyiiis  ,'>4:i 
Phornietldf«  JJiL 
Phonno«««-]]a  ä2. 
PhoniH>«t»inia  ist 
PhororhacuH  7.H4 
Phorus  222. 
Phos  XJL 

PhoKphorosauru«  ft47. 

Phrat;jii«ieeraj«  :<7.'«  .'.Ti'>  : 

Phravmoplifira  4::7 

Pliraßinotelilhl»  444. 

Pliraimiotlieea  3r'.2. 

Phrv^aDidae  äüa. 

Phrvniis  i«!S_ 

Phtlumia  303. 

Phyels  jSJL 

Phylaetolaemata  210 
'  Phyllacauthus  ISfL 

PliyllaDRia  SLL 

Phyllucarida  422. 

Phylloeenui  3ÜL  ili 

PhyllWi-raildae  HL 

Phvllocoenla  M. 

Phyllüfriruis  U3 

I'hvllodoeites  2DJL 

Phyllodu*  iüLL 

PhyMugraptUR  1Ü2. 

Ptivllonotus  :t.M. 

Phvlloiioda  JU.  IjH. 

Phylloporn  2LL 

PhvlloKinilla  kl 

Phyllnspoudylt  üLL 

Phytnuti'lla  liL 

l'hymaliffr  32L 

PliyiuattM'craf«  Iis. 

Plivnn-elilmifi  n»i 

Physu  aiü. 

Physcl.T  SOi 

PhyBeteri«iae  JSüä. 

Phys<'t«Ttlift  .sQ-i 

I'hys.-toeriiins  129. 

Physlehlliy.i  :..VI 

PhysoclyBti  aUÜ. 

Physixlon  '«:-{.s  stv> 

Physon«'inris  .vio.  -"'  »1 

PhyKORtomi  ."ist; 

l'hytoiryra  Sj. 

Phy(«»!«aurus  '-M. 

IMetetia  1LL 
j  Pil<-«ilu?  ML 

l'ili-opsls  3iL 

I11f!us  1U2. 
i  Piloei-rus  :<7* 


I  Ptltmücken  iüiL 
I  IMnaeites  328. 
j  IMnaeocrra«  as+L  iSZ 
1  IMnacoeerartdae  11^. 

PInueodus  !V4i 

Pinacoiihyllum  84^ 

P^n«J1JlI.<•  7.,u'i 

Pinna  2f^> 

Pinnatupora  211. 

Plnnidaö 

PiiniiKena  'J»i.r. 

Pinnipidfa  7t)7 

Pk»nocrinuB  v^L 

PIliiomeruB  *>t,2 

Ilronaia  2Ü2. 

Hsaiii'Ha  342.  3i2. 

Pi.«anla  jtl2, 

Pi»e<i«  ilfl. 

PiBidliim  22fL 

Pisoeriniduo  1 2.'> 

Pisoerlnu»  12ri. 

ÜMotaurus  fti.O 

Htlu»elstun  aUfi. 

Hlhodea  340. 

Plaecntalfa  222. 

Placeiufccfa»  4(>7. 

Plncoeomla  B3. 

I'latoflcrml  .v»! 

Plaendontia  <  ~0 

Pliuod«»  f.70  <".7 1 

Placuiil.-i  i2L 

Ptacoidsflmppen  r»  1 1 . 

Plaeoparla  47*'i 

Plaeciphora  .113. 

1'lacophyUia  S3. 

Placnppfltnn  2a> 

Placosndlia  S3. 

Placothorax  Lüih. 

Plaeozlphlufl  N0.r>. 

Plucuna  a»7. 

Plaeiinema  2<i7 
i  l'lacunopsiH  2r.7 
'  Plucuiiope  1»  '.n. 7 

PliiKitnilactdae  7Ki 

1'laKiautax  7C»l 

PlaKltiptychllR  228. 

!'la<--i«i«itoma  .v.:i 

Placiorituml  Mia. 

Planaxln 

J'laiUHf'plialn»  riOO 
Plaiuirbclla  :<ftO 
Planurhis  2M.  SJü, 
Planorbullna  22. 
Planuliiia  29. 
Planulltes  022. 
l'latsraopora  100. 
Pliiatonienus  <.77 
Platanisla  80L 
PlatanlMidae  SO-i. 
Platax  .'M 

Platft-arjiiis  fi-ia  tüii.  17. 
P]a|t'i).saimi8  707 
Platidia  2IÄ. 
Plattiix  -'<S»> 

Plutjaeanihus  ilfl.  ■>  M 
Pliityarra  :t27. 
I'latyrvraK  'XU  Xül. 
.  Phn>  chely»  i>hi 
PlatythilliiH 
Ptal>  C-lnn  rop*  K07 
Platyehotiiu  ifl. 
Platycritms  LliL  122. 
l'latynnutlius  .W.. 
l'laCyminus  hh'j 
Platymya  :'.Q»'. 
Platyoilon  3ÜÜ. 
Platyonyx  ÜLL 
l'lHtyops  Ü21L 
Platy«>stoma  £3L  33i 
l'lat>  pU-uroecraa  417 
l'hit>  poilosaurus  M't  <.7Q 
Planrhina  r>44 
Plnt\Tt.ini  22Ü. 
Plnt>  M-hiüina  :t24 
Platysomidae  fi7M 
PlulysotuUs  '<~'i  .".74 


966 


Register. 


Platyntrophla  230  23L 
Plaxhaplus  SUL 
Plecanium  22. 
Plecotrema  364. 
Plectamboniu*  232. 
Plectoderma  51 
Plectognatbl  523. 
Pleclomya  3üä. 

Piectorthis  22L 

Plectoepongidae  52, 
Plectrodus  -Via. 
Plectrolepia  521 
Plestadapls  224. 
PlesiarctomvB  22L 
Pleslaatraca  il_ 
Pleaictis  I2L.  122. 
Pksidacrlthcryum  221 
Pleaiochelya  683. 
Plesiocetus  üüü. 
Plettlocyon  222. 
Pleslocyprfna  ^iL 
Plesiodlci'rae  27  f. 
Pleslodus  '»70 
Plesiomeryx  821 
PleaiosaurMa«'  diAL 
Plesiosaurus  dfiO.  üiii. 
Pleslosorex  771 
Plesfuspcrmophilus  821. 

PlesIOSUChUS  km 
PlesiotcuthlB  446.  447. 
Plesiothyrta  212. 
PU-Btlodon  212, 
Plethoniytilus  222. 
Pkthopöra  211 
PlenracHiuhus  :»3,>  aa 
Pkiiraapidotheridae  ft~>,y 
Pleuraapidotheriutu  üv> 
Pkurocera  342. 
Pkuroceraa  liiL 
Pleurocoelua  70t*i. 
Pkuroeora  ÄL 
Pleurodictyum  93. 
Pleurodira'  221 
Pleurodus  512, 
Pleuroh-pls  522. 
Pleurolicua  822. 
Pleuroiuya  2:»7  :tft4 
Pleurouiyidae  304 
Pleuronautihis 
Pleuronectoa-8chuppe.M3. 
Pleuroneetidae  ''") 
Pleuronotus  224. 
PleuroDitra  i  >  r. 
Pleuropholia  5&Q. 
Plcuroplnx  512. 
Pleuropliorus  222. 
Pleuropterygil  .V-'<i 
Pleuroptyi?ia  22«i 
Pleuroptyx  <>17 
Ph-urorhynehus  221 
Pleurosaurus  t\X* 
Plourosteratim  221 
PkliroMtumu  _l1 
Pleurotoma  3.V» 
Pb-uroionmrla  322.  221 
Pleurotomariidae  322. 
Plfurotouiida«-  3.VI. 
Plicatocrintdae  141 
Plicatocrinus  111 
Pllcatuln  2ti6. 
Pllcijrera  im 
PHcodua  532. 
Plicoruya  322. 
PUntbophorua  522. 
Plinthosella  IL 
Plloliippus  Üiiä. 
Pliolophus  821 
Plioplthecui  221 
Plinplattcarpus  tVHi 
Pliosuurus  £22. 
Plocopbyllia  84. 
Plocoscyphiu  52. 
Pluiiiullti'B  152, 
PncamatoMeus  .*>8'2. 
PniueiicanlhuH  run  f»r»i 
Poeillopora  12. 


Poeilloporidae  79 
Poculina  322. 
Podiccpa  737 
Podlcipitiforniea  737. 
Podocnemls  221  tt&i. 
Podocrates  48»>. 
Podoeyrtia  22. 
Podopbora  12L 
Poebrotherinae  821 
Poöbrolhcriuin  221 
Poecllasma  4,»3 
Poecllodua  %40.' 
Poecllomorpliua  119. 
PuKonodon  79C. 
Poiklloplcuron  222. 
Polaeanthus  712 
Polliichora  122. 
Polloptenus  52L 
Pollia  312. 
Polllclpes  452. 
Polvactlnia  22. 
Polvhlustidlum  52. 
Polychele*  i&l 
Polycldari8  1*0. 
Polyclndus  IILl 
Polycnemldium  M 
Polycoelia  Zl_ 
Polycotylus  laia. 
Pulycyclua  101 
Polycystlna  35. 
Polyilonta  32L 
Pol ygn albus  2ÜL 
Polyjorea  4L 
Polyb'pn«  4'»3 
Polymastodon  7 
PolytnaKtodoutidae  7fi.">. 
Polymorjdiina  2L 
Polytnorplilnae  417 
Polymorphitcg  -MX 
Polyodon  älü. 
Polyodonta  222.  3&L 
Polyodoutlda«'  i70. 
Polyonax  713. 
PolypeUe«  132. 
Polypeltldae  132. 
Polyi>licmop8l8  341 
Polyphractus  .VtK 
Polypiacophora  aiiL 
Poljrplfletoa  12£L 
Polyplocodiis  .">fi7 
Polvpora  211. 
Pohporl  12L 
Pol^irotodontia  7<»8. 
Polyptcridai"  .V.a. 
Polyp t*nu&l]  m       .Vi«i  ' 
Polvptvchodon  r,r.3 
P<»lyrh'izodus  Ü2.  äia.  ÜÜL 
Pidyst'iuia  li2I. 
Polv8ti>rutim  ȀL 

Polyttomella  32.  32. 

Polythalamia  ü 
polylhunix  üllL 
Polytoeobis  23L 
Polytn^iun  32. 
Pulytruinacls  22. 
rol>irrinaria  321 
l'olytropis  32ä. 
Polyxeoni  vw\ 
Pomai'i.'Utri<lae  a21_ 
Pom  atla»  331 
PomatoKTaplUB  122. 
Pontiacs  all 
Pontivajia  ttfn 
p  -'i  ■  iplanodus  ülL 
Pontoporla  Sül 
Popantx'i-ras  l"'.» 
l'oranibouit»'«  A1L 
|  Porambonitldae  "i4i 

I  Porcellla  322. 
Pom'UiidiK'  ±ll 
Porifera  31  32. 
Poritf«  äsSL 
Poritidae 
Porblnup  aa 
Purucidari»  ISfl.  Iäü.  121 


I'orocrinu«  li^I 
Poromya  322. 
PoroHphaera  loi 
Poronponiria  fifi. 
Portax  2LL 
Porthcua  f>92. 
Portlock  (a  332. 
Portunite»  122. 
Ponidoniella  222. 
Po«idonomya  ; 
Potain  Ides  311 
Potamoniya  302. 
Potamotberiutn  122.  223. 
Poterioceroa  381. 
Poterlocrinlda«' 
Potcrlocrlnus  114  i:t6 
l"raearctiiru8  4M 
Praoatya  48.rv 
Praeoanllldae  221 
Praecardlum  294. 
PraiM-onia  222. 
Praclima  221. 
Praelurtna  221 
Prasina  270. 
Praaopora  22 
Pronaster  2ttL 
l'restwlchla  12Ü. 
l'riacodon  7<18 
Prlconodon  212. 
Primates  919 
Prlmltla  liä. 
Primooa  22, 
Priodon  Ml 
Priona^traea  M. 
Prionlodu-i  222. 
Prionoccras  322. 
Prionoilon  ">3fl 
lYlonomyrincx  ..07 
Prionotröpldac  132. 
1'rlonotropln  431. 
PrlBraoara  ä2i- 
PriBcodclphinus  S04 
PriBCoph>  seter  tau 
Prixtacantbu»  hiäL 
Prlsticladoduf  [>32. 
I'ri^tidae  r.43. 
PriftjoirraptH»  loa. 
Prlstlophorldae  .r»3.'». 
PristioptioriiB  Ü32. 
PrixHphoca  223. 
Prl"tipomatldao  521 
Prixtis 

PriBtinniB  532. 
ProaeluruB  225. 
Proanthropo*  934 
Proboscldella  234. 
Proboscldla  2H. 
l*robo8cina  211 
Probubalus  211 
Procamelus  h2S. 
Procavla  212.  S32. 
I'TocervnluB  221. 
ProcbanoB  r»87. 
lToeladtarfte*  122. 
Proiolophon  ft<37 
Procynictls  22L 
Procyoaldao  791 
Prodidelphy«  222. 
Proilreniotheriom  200.  221 
Pro<lrvas  522. 
Productella  231 
Produetidae  231 
I'rodurtus  ^31  231. 
Proetidae  422. 
Proetu«  47c. 
Prognnochelys  i'<M 
Propuathodua  .r>47. 
Proenathosuurus  (ÜL 
1'roKraphidaiia  22. 
Probalirore  211 
Proiuuana  M2. 
I*rolecanite*  122. 
r*rolecanitidae  322. 
Prolyslra  521 
PrnmarhnprirniB  im 
PromaoruB  W3. 


Promathilda  341 
Prora egatheri um  »n 

Promeies  792 
PromyliobatU  hiä. 
Pronltea  23L 
Pronoe  228, 
Pronorltcs  122. 
Propalaeohoplopliomi«815. 
Propalaeotberium  t2ü.  8fi.f» 
Propboea  2i*2. 
Propinacoeeras  401 
Propleura  f»79. 
Propristis  1LL 
Propterus  521. 
Propteticus  502. 
Proput«>rius  22L 
Prorastomua  917. 
Prorhv/aena  782 
Prorokla  228, 
Protactus  505. 
Protaptrui  &59. 
Protaraea  ö2. 
Protaster  122. 
IYotaateracanthion  124. 
Protauchenla  222. 
Protecblmys  220, 
Protelops  522. 
Proteocyatltes  1.V3 
Proterosauridae  232. 
Prot < •rosauruft  232. 
Proterotheridae  239, 
Proterotherium  S32. 
Proteuftites  421 
l*rothy]acluuB  771. 
Prothyris  321 
Proto  332. 
Protoadapis  224 
ITotoeardla  ^ILl 
Protoceras  22L 
Protoceratinae  9tHi. 
Protochriarus  222. 
iTotoerlnites  lül 
Protodiceraa  222. 
iTotodlcbobune  294. 
Protoiraleus  531 
l'rotrofromorpba  819. 
ProtoKonia  254. 
Protoblppuft  ,-i'iS 
Protolabinae  222. 
Protolabia  222. 
Protolycosa  42i.  liüL 
Protoma  332. 
Protomya  303. 
Protonerita  33L 
I^topharetra  22. 
Proto|>basma  50JL 
Protoplthecus  222.  222. 
Pr«>tt<i>roviveiTa  22L 
lYotopaalls  783. 
lYotojiterus  'ii".  1 
I^otoreoilon  BHl 
Protorthia  231. 
IVotoacbizodua  222. 
ProtoBphargia  221 
Protospbyraena  '-'M 
Protoaphyraenidae  521 
Protoaponjria  52. 
ProtoBponsjidae  52. 
ProtoNtega  221 , 
Protosycon  2L 
Prototomus  922. 
Protocoa  12. 
Protrachycera*  Iflß. 
Protragoceraa  911. 
l'rotriton  211 
l'rotvpothertdae  Ü32. 
ProtÄpotherium  83J_ 
231 

Proacorpiua  4J8, 

I'roselachii 

Prosimiae  919. 

ProRipbonata  392. 
1  Proaobranchla 
[  l»ro8oooelua  221 

Proaopon  421 
i  l'rososthenia  338. 


Google 


Rejrister. 


9fi7 


ProsqUBlodon  SOl 
Proviverra  781.  782. 
Proviverrldae  läQ. 
ProzaedyuB  817. 
Prymnadeta  122. 
Pr>-m  nodos  mla  122. 
Psammeehlnu«  I/O  191. 
Psamniobia  300, 
Psammoearoinns  lüL  120. 
l'saminocliplys  6*3. 
Psatnmodontidae  "> 1 1 
Potain  modus  54 1. 
Psatninoholia  12. 
Ptimmosuleu  301. 
Psauimosphaera  23. 
PsammosteiiK  . 
Psophodenna  6*6. 
Psi'phoiius  vt".  ■  1 
Psophophorus  '»"8. 
P»eudaeluru8  79.V 
Pseudalaria  :H3. 
Pseudamphicyon  788. 
IVoudastacus  487. 
Pseudaxinus  2.v>. 
Pweudhapalops*  >1'J. 
IVeudoagariiidao  iL 
PseudoaMraeldae  äL 
hetidobelni  tu. 
Psoudoeerithluiu  343. 
Pseudochaeteten  25. 
PaoudocidarlB  132. 
PBOUdocranfron  185. 
Pseudoerania  232 
Pm  sudocrinites  l.>6.  LiL 
Pseudocyon  788. 
Pstudodiadoma  189 
Pseutlodiceraa  27jL 
Paculofossarus  330, 
pHoudogaleitn  ■'Vi". 
pHPUdoglyphaoa  1^7 
PseudohydrophiluM  jflj. 
Pseudolostodon  814 
Psoudoltva  319. 
IVeudomelania  :H0. 
Pseudomonoiis  260 
Psoudonincus  r»l 
Pseudopedina  iuo 
Ppeudophillipsia  L_L 
Poeiidoplaruna  267. 
Pscudorca  "Dl. 
Ptteudorhlnolophus  777 
Pseudoscalltes  332. 
Pseudoseiurldae  S20 
pBcudosciurus  820, 
Psoudoslrex  -)0tl.  507. 
Pscudoftphargis  678. 
Pseudosuchla  6*7. 
pBeudogyngnathtiK  V.'j 
l'seudotiiecalla  IL 
P»eudothrii<s<ip(i  .'»-83 
Pseudototna  :V>'< 
l'Hozophaps  737. 
Psilite»  •>U6. 
Mkwephuaa  Iii 
PBÜoceraa  41.Y 
Pxlloccratinat»  41"». 
pBilodon  22G. 
Psllomya  3flL 
Psilonoti  HL 
PsuiacottH-rtum  808. 
I*socidae  503. 
Ptenodracon  724. 
Ptoranodou  726. 
Ptcranodiintidac  726. 
Ptcraspis  .">"<2. 
Ptoriehihys  554  ."».'» 
Horlnca  2ÖJL 
Pterlnopocten  22L 
l*tornodus  ">32. 
Pteroeera  34.V 
Pterocerella  3LV 
Pterochiton  3LL 
Ptorooodon  38. 
PUTocurallla  62, 
Ptcrodactylidae  72:?. 
Iterodactylu*  723,  121 


Pterodon  182.  783 
Pterodonta  34«. 
Itoronautilus  385. 
Ptoronites  2ÜÜ, 
Pteronotus  ^_lL 
Pterophloio»  235,  231 
Pti-ropoda 
Ptcropterna  -.Y.U. 
Pterosauria  719 
Ptendbeca  JJSJi, 
PtcrycolldhauniB  646. 
PteryRometopU«  474. 

PltTVifOtUfl  493 

ItHodactylolde«  505. 
Plilodictyonldao  2_ll 
Ptilodus  765. 
Ptllopora  211 
PtvrlmranthUN  53JL 
r>49 

Ptychaspls  471 
Ptychltos  üK 
Ptychoeera»  414. 
Ptychorrinus  132. 
Ptychodesma  269. 
Ptychodus  -'>4*> 
Ptvchokuaihus  668.  öfiL 
Ptyrh.ilepis  jlSÜ. 
Ptychomphalus  323. 

Ptychomya  291. 
Ptychophyllum  23. 
Pt>-cln>i»ygo  472. 
Ptychostoma  a-i» 
Ptyrhostylus  1L1 

Piyonlu»  iüfi, 
PtViitlftdllS  .'<".9 
Pu>  lla  2M, 
Pusncllus  'AOL 
PulphollSa  122. 
Pul]a.«tra  •.".»'.». 
Puluionata  iHi.i 
PuMttultna  22. 
Pnncturella  32L 
Pupa  3>>*i. 
Puppigi'ru»  ßI2. 
Purpura  3M. 
Purpuridae  3ÜÜ. 
Purj:.iirina  332. 
I'urpiirintdae  x*2. 
Purpuroidos  Xi'i 
Pustularfa  ML 
Putorius  ISL  132, 
Pxu«>*la  426. 
Pyrnodunta  2ÜS. 
Pymodontl  .">74 
Pycnodus  .'>ft.3.  f>7fi. 
Pycnotnphaluji 
Pycnophyllum  22. 
Pycnosaccii.t  138. 
I*yeuosloxinx  W2 
Pyct<nloiuldao.  '»47 
lS-ct<Mlus  ,'v47. 
Pv»»a8ti>r  Hü 
Pvcaulus  12Ä  12Ü, 

PyK«ifarillH  22S. 

Pygoccphalni  484. 
Pyifolumpl*  :»02. 
Pygope  '-'4."i. 
I'yKfiptcrus  ■">"  1 
Pyuorhynchu«  UJj. 
Pygunu  12L 
Pvramidella  :t41. 
PyramldolHdac  üü. 
PvraxuM  344. 
Pyronella  3Ü. 
Pynria  21 
Pyrgidium  3jis 
I'yrjroiiia  4.V1. 
PvTK'jpolon  312.  313. 
Pvnrula  aaiL 
Pvrsmlifera  ML  Sil 
Pyrlna  l^i 
PyritoniMna  53. 
PyrdcyMitcs  112.  Lü 
Pvrula  3J]^  3JÜ 
Pvthlnn  2HL 


Pythiopsis  361. 
Python  lAÜ 
Pythonomorpha  '>4'-'. 

Quallen  im 
(iuastt'iillonsor  .'»'■"». 
(iurnstodtia  1LL  ML 
(iuercithorium  782. 
Quinqueluculfna  .' 
Quoyia  332. 

Haehltrpina  707. 
liailiocavea  213. 
Radiolaria  IS.  35. 
Kadlolitea  2ML  2£L 
Radiopora  211. 
RadiotublKera  213. 
lUdula  262. 
Kaela  302. 
liallnesquina  '231 
lUja  ÜL  ML 
Kajldao  HA. 
Rallidac  737. 
lUllu«  737. 
HamplioKUathus  r»9? 
llana  Ü2L  Ü2S.  U22L 
Kauetla  3Ü  312. 
lUnelfer  i>0>'.. 
Irmina  in. 
KanlnHla  IM. 
Jtanlnlda«-  IM. 
Ilaninoidfs  t.^s. 
Kankonfüsfer  4.M 
Kapana  3.K) 
Kapltltoma  3.V» 
KaNtritw«  lüä. 
Katltao  133. 
Kjittfii  B21. 
KaubflloKon  jßsL 
Kaubthlerc  IM. 
KaubvoKcl  737. 
Kockur  JäL 
Rfldonta  222. 
Kfdttviidao  ifii 
Kefr<npffift'r  13L 
Kt-Kina  221 
Reguläres  18.">. 
Kofi  221 
Reiher  737, 
Kolneckia  123. 
Roithrodon  823. 
Remiornl«  7:u< 
Komopleuridea  47(1 
R.-niera  HL  IL 
It.  nss.  llaoria  2ÜL 
Koptilia  629. 
Ko<iuionin  276.  277. 
Retcocrinu*  iao. 
Retopora  216. 
Roliculurla  231 
Kolioprnpui*  LUL 
Kctlollt.-«.  LLU. 
Rotiolilidae  LUL 
Rt-trosiphonata  396. 
R.  t/ia  221.  2UL 
Ktmlxlainmina  23. 
Rhabdoooras  libL 
RhabdocidariB  lüL  186. 187. 
Rhahdoderimi    '  - 
IMiabdolepiB  -571. 
Rhabdolithi-n  11 
Rhal» domofodontitla»»  3Q2 
Rhnbdoniorlna  12. 
Rhabrlophyllia  S2. 
Rhabdopl'  iira  333. 

Rbabdortetu  aiü 

Rluuh('<i*auriis  L2L 
Rhachitoimis  62» 
RhaoiKÜ>.cula  IL 
Rliaoolopls  ">H~ 
Rhacoph>  Hin*  412. 
Khadinirhthys  »7 1 . 
KhadfnotluTiuiii  S3L 
Khactina  2  »■*> 
RhaKudinia  IL 
Rhajmthprlnm  82L 


RhaniphocophaluB  724. 
Rhaniphorhynohidae  79,4 
RliainphorhynchuB  7V9 

223.  72.r». 
KhamphoBtoma  69.rv 
Khaniphosuohiin  623. 
KhamphoBUi!  *■!>?■ 
Khaphidonema  62.  üL 
Khaphistorna 
Rhaphistomolla  322.  323, 
Rhoopliax  22. 
Rheornitliea  733. 
Rhina  513. 
Rhinacantha  3QL 
Rliinasteu!)  522. 
Rhinelliih  Ö2L 
Rhinippu«  R62. 
Rhinobatidac  511. 
Rhinobatus  511. 
Rhinobolus  22> 
Rhinobri88U8  201. 
Rhinoeeridae  *r\. 
Rhinocorlnae  H74. 
RhlnoceroH  874  876. 
Rhynochelys 
Riiinotmathns  531 
Rliinolophus  TT 7 
Rhinoptora  .r>46 
lthino8auru8  61L 
Rtilpidocarditim  221 
RhipidocrinuB  131. 
KhipidoRlosxa  320. 
RhipIdoKorKia  21 
Khlpidogyra  S5. 
Khi/antda  &L 
Rhizocoralllura  13. 
Rhlxocrinus  HL  112. 
Rhl/odontidao  .'»i><'>. 
RhixodopsiK  567. 
RhizodUB  :>66  567. 
Rhixomorina  52. 
Rhizophyllum  TV 
Rhizopoda  12, 
Rliizopotorion 
Khicoprlon  S2L 
Rhizostoniites  III. 
Rhodaraoa  89, 
Rbodena  5.ss 
IÜio*loerinldao  132. 
Rhoden  rinui«  J_L 
Rhodopliyllum  21 
RhomaleoNaurux  662. 
Rhoiiilxiohiton  314. 
Rhonitxipteria  262. 
RhomltoptychtuB  :>C,s 
Rhombus  522 
Rhopalodon  llL 
Rhopia  1LL 
Rhymodu.«  ■'> 4 1 

Rhynehtdla  329. 

RhyiH'hooi'phalia  6".4. 
Rhynchodootiilao  '>! 
Rlmichodus  547. 
RlivnciioliifN  322, 
Rhynchouollu  22L  223.  213. 
Rhynchonollidao  242. 
Rli>Tjrhon<  llina  S13. 
Rhyncliopora  JI3. 
RIiynchopjftUB  121 
Rhynchora  218. 
Rhynohorina  211 
RliymhoHiiuridao  6:t8 
Khynclio»aunu>  231 
Khyiiohospira  2:<9. 
Khynchohtreon  268. 
Khyni-hosuchidao  694 
Rh>n(')io«uchU8  2ÜL  !Ül 
KhyiK'hoteuthiN  37*.» 
Kliynrhotroraa  232. 
Rhyphus  MXi. 

Rbytldotlena  12L 
Rhytina  218. 

Rhvtlodus  211 
Richtliofeni«  231 
Riclmila  3j0, 
Rionodon  HI 


968 


Register. 


Rie*enfanlthiere  811. 
JtifHcnliirsch  Ulis. 
Rimclta  34f> 
Kfmiila  ;ji 
Kinder  212, 
Ktngiciila  ajü 
Rlnglnella  3VK. 
KiN>oa  228. 

(Ustoldae  83& 
Ki -.*<>! uii  3:<s. 
Kltlitna  MEt 
Rocellarla  2JÜ 

Soeben  -v** 
icdentla  üll. 
Kohretimaulcr  -VJ7 
KoemcraMcr  1 "  I 
Kocinerella  229 
Kominceria  lü. 
Konzolheritiin 
Uostelluria  34  >■ 
Rostclllte*  2äL 
Rotalla  22. 
Rotalidae  22. 
Kotella  222. 
Itotellina  222. 
Kothplctzia  221 
Itolnlaria  -'<>  > 
Kouaultia  3.Vi. 
Koudairia  22L 
Rudistae  279. 
Rüscelthiere  SU 
kuiii'llaria  :;i>s. 
Ku]>t>rtla  30. 
Kupieapra  912 
Kiititherium  UälU. 
Rtitotla  2JHL 

Nuecamina  22. 

Kaccocoma  144. 
Saccocomidae  144. 
Saccoiuyidae  W22. 
Saccospongia  r.i 
8Ageti«he  ÜL 
Sftugethiere  228. 
Sugecera*  »tti 
Sagenites  iiHL 
Sagenocriniu«  130 
Sugenodus  '>"»9 
Saig»  911. 
Saintia  2üL 
Salamaudrina  ii2L 

Baien!«  lsa. 

Saleuidae  LüL 
Salicornaria 
Sulinacis  lüLL 
Salmo  Ü2.  Ü22.  Ü2Ö. 
Salmonidac  .»H7 
Snlpingostonia  322- 
Sultcraatcr  122. 
Saltcrella  3SL 
Samothcrinm  907. 
Sandalodus  .Vit). 
Sandbergeria  :U4 
SaiidbergcroeeraK  HM1 
Sandlingitca  40t. 
Sangufnolaria  :H»0 
Baoculsolttee  w> 
Saniva  *U2. 
Suo  IfiS,  121L  HL 
Saphco«aum*  tV39 
Sarcolemur  ''22 
Sarcothrau«tei»  7m) 
Sardinloide* 
Bardlatni 

Surgodon  ."»79. 
Sargus  V94. 
Sarniatlcu*  32-Y 

Baäranodon  f>39 

Sauranodontidac  lUH. 
Saurichthvi«  r»7n 
Bauril  !üflL 
Sauripiema  *>f>7 
Beurocephalaa  ■'»93. 
Sanrodon  ."»93. 
Sauroduntidae 

RatirophMtara  liJii 


;  Sauropoda  701 
Sauropteryuia  fcjjL 
Sanrorhamphus  ühä. 
Saurorhynchus  '»70 
Saiirurae  731. 
Saxicava  £.3.  Süß. 
Seaevola  1*2*. 
Scala  222. 

Scalabrliiitlieriu.ni  *39. 
Scalaria  225. 
Scalarildae  228. 
Sealdia  ±LL 
Sealdicetus  aoö. 
Soalitc*  222. 
Beelpellnai  132.  132. 
Scaniornl*  737. 
SvapanurhynchuK 
Scapha 

Scaphandcr  2iä.  ÄilL 

Scaphanldia  222. 

Scaplmspi*  .V>2. 

Scapheua  4K.V 

Scaphiucrinus  12H. 

Scuphlrh  vnchus  '»70. 
!  Seaphites  12JL 
.  Scaphognathus  7-jfl  72.%. 

Scnphopoda  J112. 

äcaphula  jv 

Scarabaoi<la<>  öQi. 

Scarabaeld<>»  jiü  äftL 

■ScarabiiH  atia. 

So»>lidi>saurus  7 Vi. 

St  i'lidothcrium  si3.  8H 

Sornella  ^_LL 

Srenidium  231 

Schaben  SttL 

Schafe  «Ü2. 

Scharboa  7:t" 

.Schellfische  jjül 

Schildkröten  HZ2. 

SchlldJAuoe  WA 

Schioaia  2IiL 

Schionioiheriura  H12. 

Schixainbonia  220. 

Schl/JiMter  201 

Schlzoblastu«  IM. 

Schizocrania  22JL 

8chizudclplits  sO-l. 

Schl/odontn  2si>. 

Schizodu.«  '-'>7 . 

Schi/oKonium  323. 

Schlzophdria  ,  ..1 

Sehtxorhabduit  iiL 

SrliUoKtoma 

Schizolh'Tiiiin 

Schizotreta  222. 

Schlangen  <>4H. 

Sj^hlangeiioterne  ir>(V 

äcbloenbachla  aaä*.  i2L 

Kohlothetmla  ujl 

ttchlondkiefrff  j2fl. 

S<-lnncl/>»f'hupper  ">fi2. 
Schmetterlinge  jlifi. 
Schmidtia  227. 
Si'hrutken  "i(K>. 
Schnecken  314 

BehaepfeD 
Schnittwirbier  filä. 
Schollen  ■. 
Srhuppenlurche  <w< 
Schuppenaaurier  r.10 
Schvvagerina  :!0 
Schwalben  737. 
Schwan/.lurche  62.*< 
Schwein  7.M 
I  Schweine  HHii. 
SchwertM'hwAnte  4 <H 
Seiamys  S2'>. 
Sclncoüaiiraa  fil7 
Sclntilla  221 
Sclwmrella  U2U, 
Sdnridae  S2L 
Sciuntidca  S20. 
Scinromorpha  ±11 
8durua  821 

Scleroccphahw  t-ftw  üflL 


i  Sclerocrinn*  113. 
Sclerodcrmhlao  ftfts 
Sclvrudua  .r>.ri3. 
Sclerorhyn«!hu«  "»^i 
Scolecoderma  207. 

BooUodon  iai 
scoiioMoma  aaa. 

Scolithu«  2ÖL 
I  Scolopax  7«? 

Scolopendra  4fli-. 
'  Seomber  "»'.»7. 

Scombr»*ocldae  öfiQ. 

Scombre«ox  r»9i . 
I  Scombridae  :•:>!. 
1  Sconibroclupea  RX". 

Scont>la  34S 

Scoj>elidae  :.*<9. 

Seorpaenidae  .'»jM 
I  Scorplone  407 

Scorplones  4<tfl 
r         i.  uriu  ■  .i; . 

Scrobicularidae  :;nl . 
I  Serupocellaria  21h. 

Sculda  P«3. 

Scurria  320. 

Scutella  UtL  l  ■>■"»- 

Scutelllnae  121» 

Scutibranchlata  32<L 
■  Scutum  3.M. 
|  Scyllaemus  .r»97. 

Scyllaridla  4K<;. 
Sc'yllarus  4H«;. 
I  gcylltidao  r»37. 
ScyMIodu*  .">37. 
Scyllium  älL  o2L 
ScymnuH  511.  hX*. 
Seyphoerlnus  122» 
Scytulina  ü» 
Scytalucrlnuii 
Scytalophl«  f<49. 
Seimruasia  fiL 
Sechwtrahler  12. 
Sedgwickla  JiL 
Secbachia  282. 
Seeigel  HL 
Seekühe  all. 

Seele va  ftlfi. 

BeeUU«n  Iii 
Sccsch wilmmc  aiL 
Seesterne  170. 
Si-ettllpen  4'i3. 
Schu  he  iüL 

RctoebU  ii2L 
Selcnaecidon  7<*h>. 
Selenarla  209.  21S.  21L 
BeleoarlldM  21tL 

>elelli>dontia  ÜSli  *'.*.'». 

Selüeotbon  iL 

Seniele  3J1L 
Seniinula  '10 
Semlonotuc  r»77.  ;*>78. 
sjemlottborua  •"■»<>. 
Seniiplicatida  2t;7. 
Semnopitheooi  22L 

Seinperia  22L 
Senectns  32.">. 
Montphi 

SerraUUS  V.M. 
SiTr.ltiidu«  'i43 

Sepia  LLu 
Bcptoldea  UIl 
jJeplnpborldM  44*». 
SupbTer  2I1L 
Soptopon  2ii. 
Serlatopon  IiL 
Seriolu  .jlüL 
Serpula  20.1 
Sesia  f»07. 
S'-lro^tnmella  lüL 
Sinlidae  ÜU. 
Sibirite»  ML 
Sibvllite^  üll 
Sicauiles  1SLL 
Sicarius  .12 
Sicyucrinus  13«. 
Siei.enwhlMfer  821 


i  Sigaretus  336. 

Hllexites  12iL 

Silin  1ÜL 

S[llcl8p<jngiae  ü 

Siliqua  301 . 

Siliquaria  232. 

Siluridae  :.H9 

Silurocanlium  2944 

.Simaeduaaurns  020. 

Simla  »30 

Simiae  »24. 
[  tiimoceraa  42.». 
!  Simocjon  TjäL 
.  Siuxisauru«  fiüft. 

Singvogel  787. 
.  Sinopa  "fl'-j 

Sinupalliata  228.  30L 

- ; :  ■  l  .  <>  r  \  i  ■  r :  TT 

Siphneün  821. 
.  Slphonalla  :t.r>i 

Siphonarla  3C.3 

Siphonia  !£. 
"  siphonodentalium  312.  313 

Siphonophore  1HQ. 

Siphonostonia  .'»9S. 

Siplionotrcta  228. 

Siphouotretidae  228. 

Sirenia  212. 

Sirenlten  40t'.. 

Sirenoidea  .V-0. 

Sironectes  i»47. 

SiRmondia  193 

Sivutherinae  ju^_ 

Sivatherium  2fii 

Slava  22L 

Slimonia  493. 

Siiiertlin  :>9-i. 

Smilodnn  IÜL  796. 

Smllotrochu«  18» 

Sminthu«  82L 

Solanocriuu!)  1  !■*»  I4f» 

Solariella  32X 

Solariidae  3ü2. 

S<  ilariu  m  222 

Bolaater  12L 

Solea  hÜSL 

Sol<H:urtUR  :Wi 

Solemya  2ÜL 

Solen  2ÜL 

So]ena."traea  iL 

S<<lenidae  aiiL 

Solen  iscua  3UL 

Sidenognathui  f»97. 

Solenoraya  301. 

Solenopsidae  :t02 

SolenopM«  3ÜX 
t  Solenorliynchua  59s 

Solenostömidae  59*. 
1  Sollasia  üL. 
I  Sonneratia  12s. 

Sonninia  41h. 

Sorex  Hü. 

Sorleldae  77*t. 

Sowerbya  300. 

Spalacotherium  70»9. 

Spanila  22L 
!  Spaniodon  291. 
i  Sparaginitefi  t»2fl 

Sparavsoilontidae  770. 

Sjiaridae  't'.U 

S).arnodus  ".94. 

Spatangida«!  199. 

Spatangopgix  111. 

S|intrttlgm<  202. 

>l>utha  2H5  28Ü, 
Simthiocarls  18H 
Sj>athiuru<  jüL 
Späth  obatiH  Vi 4. 
Spathodactylu»  5&L 
S]>atula  737 
Spatularia  .r>70. 
Specht  737. 
Sperling  737. 

!  MH.pllilll- 

Sphaera  222. 
S|ihai'rnctinla  101 


Google 


Register. 


069 


8phaerechinuH  122,  HL 
Spbaerexochua  47S. 
8phaeriola  TM. 
Sphaerites  173 
8phaerium  296. 
Sphaeroceraa  388,  122. 
8phaeruco«-lia  HL 
Sphaerocrinua  IST». 
Sptiat-ruitliua  28. 
8pbaeroidocrinacea  120. 
Sphaerodoutldae  522. 
Sphaerodua  513.  578. 
Spbaeronltldae  153. 
.Sphaeronile*  153. 
Sphaerucaprlrm  228 
Hphuerulite*  280,  2SL 
Sphagebranchus  5*.'.». 
Sphenacanthus  533. 
Sphenaulax  &L 
Sphenla  308, 
Spheuiupsia  :t(r7 
Spln-nocephalus  ."lU-l. 

8pbeDOdiMCU8  407. 

bpheuodou  Si3i  Ü32, 
Sphenodontidae  LiL 
Sphenodus  m 
Sphenolepi«  ."»s1* 
Hphonomyu  3UL 
Sphenopoterium  88. 
Sphenotherua  814. 
Bphenotrochua  TA 
Hphlnctoron  OL 
Sphingidae  507. 
8phingite<«  411. 
Sphinx  5UL-  507_ 
Spliyrui'im  .Vi  7 
Sphyraenidae  .v*7 
Spinacldac  .vu. 
Spiiiucorliiuus  .V47. 
Spinn  \  l 
Splnlgera  iLL  Jii. 
Spinnen  497 
Spinu-tinella  53. 
Splrialis  Aial 
Splrifer  23*. 
SpirlM-ridae  232. 
Spiriferina  238. 
Spirigera  240, 
8plrigerella  240. 
SpiriKcrina  2X7. 
Splroblattina  '.Ol 
Spiroceraa  4 19  430. 
Splrocyathua  -l 
Spirolocullna  2i 
8pln>pura  2ia. 
Spirorbia  '<>'■ 
Spiroacolex  207. 
Spirostylus  :m 
bplrula  Ml  Iii 
Spirulida<-  ilL 
SpiruliroMra  444. 
Spirullroxtrlna  444 
Spon  lylfdac  280 
Spondyloboltis 
Spondjini  260, 
spongtac  ao. 

8pot)Ki<»uorpba  sä. 
Spongiomorphinae  sjL 
Spotigophylluiu  14. 
SporadoetTax  zw 
Sporadopyle  j_L 
Sporadoscinla  5iL 
Sporozoa  LL 
8port»-lla  222. 
Springmäuse  821 
Spunvllaria  35.  iL 
Spyridlocrinus  132. 
Spyroccras  380. 
Sqüalodon  804. 
Squalodontidae  MX 
bqualoraja  '>47 
Squalorajidae  547. 
S<iuatina  520.  525.  528.  543 
Sqatinidae 
Bquilla  423. 

StUChHflOSMT  022. 


Stachelhäuter  112. 
Stachelschweine  824. 
Stacheoccras  40s. 
Stachyodea  lfiL 
Stachyapongia  5L 
Stagodon  SüS. 
Stajfonolepls  RS.'). 

siaiiua  aal 

Staphilinidae  501 
Stauracontium  ü 
Stauria  25. 
Staurocephalu»  47.V 
Stauroderma  &.*>. 
Staurodermidae  55. 
Stauroaonia  137. 
Stanrolonche  38. 
Stearnaia  22L 
Stechrochen  vi"'. 
Stechachnaken  50fi. 
Steganocrlnua  129. 
Stegaster  lHiL 
Stegochelys  £83. 
Stegocephalf  Mfc 
Stegodon  am 
Stegoaauridae  711. 
Stegoaaurua  HL  112. 
Slegothcrium  817. 
Steinmannltea  404 
Steiromya  H2,'>. 
Stelidiocrlnus  LiiL 
Stelllgpongia  tifl. 
ätellorla  Ki. 
Stemmatocrinus  1^7. 
Stetnmatodiu  .r)76. 
Stenacodon  222. 
Stt-nartbron  Hü 
Stenafter  112. 
8teneoAber  H22. 
Steneosaurus  6a3. 
Steno  atLL 
btenochirai  4H7 
StenocriniiH  lll 
Stenogale  IHL 
Stenoinpbalug  a_iL 
StenonJa  ui. 
Stenopellz  712- 
Stenopblebia  jfla. 
8tenoplHKlctis  7JLL  132. 
Stenopora  97. 
Stenosrnllia 
8tenotheca  3ZL 
Stenothyra  332. 
.Stvntor  22iL 
8tephanocera8  ig:t 
Stephanoceratldae  422. 
Stephanucldaria  lfifi, 
Stephaoocoenla  M 
.Stephanocrinldae  122. 
Stephanocrinua  124.  12&. 
Stephanodw«  ->94. 
Stepbanophyllia  StL 
StereopRamtnia  ML 
Stereorbacbls  664. 
Stereornis  7a.i 
Sten-ospondyll  !i22. 
Stereosterauui  tiaL 
Sternthicre  1  »Wi . 
SthenuruH  ICL 
Stiborla  02. 
Stit  baCHntbii»  MQ.  -V>t 
Stlchoxtega  IS. 
Stict<»pt»n«lae  212. 
Siilauchenla 
.Stirechinus  12L 
Stlrpulina  aQä. 
Stor  äüiL  'i70. 
Stulicxkala  12S. 
Stc.li.vkurin  LiL 
Stoniatella  324. 
Stomntla  324. 
StomatildHe  324. 
Stoinatocrinuidea  122. 
Stomatojtraptuü  110 
8tomatopneaste5  181. 
Stomatopoda  4H2. 
Stomatopora  212.  212. 


StomatopslB  341. 

storaechinus  12£L 

Storch  132. 

Slortlngocrinua  Lil 

Strahlthiere  3& 

Straparolllna  324. 

Straparolluti  324. 

Stratodonrldae  587. 

Stratodua  .r>88. 

8tratomyida<-  :»0i;. 

Strauahe  733. 

Streblodua  Ö4Ü. 

Str<>blopteria  2Ö2. 

Strvphocladutf  502. 

Strepbodua  2&. 

Strepaldura  ar>i 

Strepaodua  .'»67. 

8treptelaama  21L  IL 

Streptia  232. 

Streptocrinus  136. 

Streptoneura  319. 

8treptorh>TicbU!<  23t. 

Streptoapondylua  708. 

Ptreptoatyllca  QUL 

Striatopora  LLL 

Strigatella  353. 

Strigllla  300. 

Strlngocepballdae  244. 

StringocephaltiB  244. 

8trinaia  üfilL 

Strobavua  340. 

StnibHodua  5«4 

Strobtloapongla  53. 

Stroiuatouiorpha  88. 

Stromatopora  104. 

Strotnatoporella  im 

Stromatuporidae  103. 

8trombidae  345. 

Stroinbodes  74. 

Strombus  :t4f. 

Strongylocentrotua  181. 

Stroiihalofla  233. 

Stmphodunta  232. 

Stropbodua  6M  B8Z 

Strtiphomena  23L 

Strophotuenldae  23flL 

Strophonella  232. 

Stropboatomu 

Strophostylus  335. 

Strotocrlnua  122. 

Struthio  233. 

Strutlilolaria 

Struthlornithes  m 

Strutbloaaurua  212. 

Studeria  1D7. 

Sturla  iüL 

•Sturmvögel  737. 

8tyglna  413. 

Stylastcr  101. 

Stylaftraea  8L 

8tylaraea  &1L 

Styllna  88. 

Stylinodun  808. 

8tvlinr>dontldac  808. 

Styllola  3tiL 

Stylocora  SL 

Stylocrinus  125. 

Stylodlctya  aL 

Stylodictyon  104. 

Btylodoii  liü 

StylodontMue  522. 

Stylocnatbua  222. 

Stylobella  80. 

Stylommatophora  3Ü5. 

Stylonurus  *'<■'■ 

Stylophora  SQ. 

Stylophorldae  80. 

Stylophyllopxla  afl. 
j  8tylophyllutn  «X). 
I  8tylotrochus  28. 
|  Stvritea  405. 
I  Subulitea  34L 

Pucclnea  Sfiü. 

SiH'ho'lux  üiL 

Suoxiia  23S. 

Suidue  Süü. 


Sula  232. 

Suuipfhuhuer  222. 
Sumpfschildkröten  LiL 
Suuetta  228. 
Surcula  355. 
8ua  S&L  888.  882. 
■Sutneria  425. 
Sycocystiies  155, 
Syconea  52. 
Symbathocrinldae  125. 
Symbathocrinua  125. 
Syraborodon  &S0. 
Symollophld  042. 
Synipbyllla  82. 
SymphyauruK  -172. 
Synapta  204. 
8yndoamya  aoi. 
Synechodua  53fi. 
Syngnathldae  528, 
Syugnathua  528. 
Syuhelia  22. 
Synocladia  LLL 
Synodontitea  28L 
Synopella  fifl. 
Syntrlelaama  241. 
Synypbocrinua  132. 
üyodon  ftfi7. 
8yrlDgopolltea  aa. 
Hyriogopora  84. 
Syrlnguporidae  8jL 
Syrlngoapbaeria  101 
fSyringOKtroma  104. 
Syrlngothyria  238. 
Svrnola  34L 
Syrphidac  506. 
8yat«mudun 

Taenlaatcr  lfiQ- 

Taeniodua  540. 

Tai-nlura  .V4r» 

Talpa  III.  Iii 

Talpavua  224. 

Talpldae  HL 
I  Tanaodua  542. 
!  Tantredia  222 

Tanhvhaaaurua  f>47. 

Tanyatrupheua  210. 

Tanxrl  legen  500. 

Tamtaa  Ü22. 

Taoperdyx  737. 

Tapes 
|  Tapinocephalua  fitif». 

Taplravua  852. 
<  Tapirldae  852. 

Taplrlnae  &52. 

Taplru»  242.  858.  800. 
i  Tardigrada  8LL 
!  TMcbenratten  822. 
j  Tatusia  812. 
|  Tauben  7:t7 
|  Taucher  232. 

Taurinla  SÜL 
|  Taurinichtby»  522. 
I  Tauroceraa  282. 

TauruN  21i 

Tau^ndfusulcr  49i\. 

Taxocrinuf«  112.  188. 

Taxodontla  222. 

Ttixotherium  283. 
I  Tectibrancbina  3.1»? 
'  Teclispondvll  528.  j32» 
i  Tectua  322-  328. 

Teinoftoma  322. 

Telacudon  771. 

Teleid<»^au^U'^  f>93. 

Teleloerinua  1ÜL 

Teleodua  880. 

Telephons  520. 

Teleoüauridae  ii22 

Teleusauru»  822.  823. 

TeWütel  585. 

Telsrpeton  832. 

Teleacoplnni  «44. 

Tellidora  300. 

Tellina  300. 

Tcllinidae  3011 


61 


•  « 


Google 


1170 


Register. 


Tellinomya  222. 
Telllnopiln  303. 
Telmatoleate*  822. 
TelmatorntB  737 
Tchnatotherinn»  ftwO. 
Telphuxa  iüiL 
Telyphonua  122. 
Teraneehinus  lüfl. 
Temnochellu«  SS*. 
Temnoritlari*  LüL 
Temnoeyon  222» 
Temnopieurus  liUL 
Temnu-pondyli 
Teinuotropl*  :t23, 
Tentaculltes  :tt.l 
Tenlaculitidao  32L 
Tenka  22L 
Teracus  737. 
Teratosaums  "07 
Terebella  205.  MM, 
Terebellaria  218 
Terehelluin  hl. 
Terebra  a;>4 
Terebratella  22a.  21L 
Terebr.itula  212,  211 
Tetfbratulldae  211. 
Terel>ratulina  212 
Terebratuloldeu  213. 
Terebridae 
Terebrirontra  247. 
Teredlna  2422. 
Teredo  3IÜL 
Termiten  5Ü2. 
Termltldae  Mtt. 
Tenjuenila  21kä 
Tcaaarolox  Jil 
TeBsellata  123. 
Testacella  atä. 
TexlarellldHe  3iil 
Tesiiciirdinus  222. 
Testudinatn  «V72, 
Test  ud«  ?>S2. 
TetanocrimiB  113. 
Tethyopsia  H. 
Telinka  221. 
Tetrabranchlata  371 
Tetraeera*  '.'II 
Tetracbela  421 
Tetracidarii«  122 
Tctraeladina  Ii. 
Tetraclaenodon  220. 
Tetracorallia  24, 
Tetracriniis  113. 
Tetractinolla  212. 
TetTactiueltida  11. 
Tetracus  77.% 
Tetraif<in<>lepl»  579 
TetrajiraptUK  122 
Telralophudon  212. 
TctrainiToceras  Ski 
Tetraprotodon  h'jO. 
Tetra  tax  iB  22. 
Tetraxone  4L 
Tetraxonia  11. 
Teulhldidae  521. 
Touthopsis  HL 
Textularla  2L 
Textularidae  2L 
Thalaiuopbora  12. 
Thalamopora  22.  iL 
Thala8»eiiiydae  f,T9 
Tbalawcmvi  iWO 
Thalaioictl«  221. 
Tbalassinidae  4H7. 
Thalas.illea  221 
Thalftseoreras  40f>. 
ThalaissciclnOys  Iiis,  lila. 
Thalafsophila 
Tbamnastraca  äZ. 
Tbamnastraeidae  aL 
ThuinnoKraptUH  12ü. 
ThBmnophyllum  22» 
Tharals  -SH6 
Thauma»  54;». 
TbaitmaNtncoelia  2L 
Thauinntocrinua  146 


Thaiiniatoaai.rua  (£2. 

Theea  322. 

Thecidea  231 
I  Thecidelda»  231 
I  Theeldella  231 

Tberidlops.H  231 

Theeidiuro  231 

Theciwyothu»  22» 

Thecodontosaurua  707 

ThtTophora  121 

Thfcosiphnnia  IL 

Thi><  osnitlla  22. 

Thecosomata  :tC0. 

ThecoBpJra  222»  232. 

Thecospondylua  710. 

ThecotsteRilei«  21. 

Thectodus  £22. 

Thelodua  52SL 

Thclolepii  532.  -V.l. 

Thenarocrinua  LiiL 

Theonoa  213. 

Theosodou  K39. 

Theridoniy.diie  222. 

Thfridouiys  s.'O 

Thoriodontia  664 

Therlojrnattms  220. 

TherioBiiehuB  222. 

Theroniorpha  623. 

Theropleura  6&L 

Thernpoda  7n:. 

Thereitea  212 

Thlnoleste*  222. 

Thinosaurus  642. 

Thlnoih<>ritiin  &L 

Thisblte*  404. 

Thlaeodon  aOl 

Tbontherüuu  8:t9. 

Thnliaaterella  53.  51 

Tholodus  522. 

Tlmnibu»  4!>k 

Thoracica  451 

Thoracosaurua  6Ü£ 

Thracia  307 

Thrinacodus  iLi. 

Thrii»><>p8  5&0. 

ThriMopteroides 

Thrissopterus  5>C 

Thuraiiimtna  23. 

Tbuniua  5R8 

Thyelllna  53L 

Thvestes  S&L 

Thylaclnu«  2ÜL  "70. 

Thylacocrinns  131. 

Thylacoleo  222. 

Thylacoleonidae  222. 

Thylacoiberiuiii  222» 

ThynnichthyB  aja. 

ThynDUK  52L 

Thy-nanoccras  4 

TIaracrinua  ii.7 

Ttarechinldae  12i 

TtMrivhlnu«  l«i 

Ticholeptua  äUL 

Tfchosteu.«  112. 

Tiefoewchlanim  2L  22. 
]  TijrrlRuchui»  t.fi.'i 

Tillodontia  bOH 

TUJrttnvs  222. 

Tillotheriidne  MlL 

Tlllothcriuiu  üÖL 

Timanbe«  222. 

Tinea 

Tindaria  213. 

Tlnoceraa  S13.  SJ4 

Tinodon  7ti»s. 

Tinoporus  22. 

Tipulidae  52tL 

Tirolites  123 

Tissotia  12a. 
I  Titanlehthya  55L 

Titfti)omyn  «s2fi. 
!  Titnnopiiasina  52L 

Tltaiiopliin  ljia. 

Titanops  «so. 

Tltaiiosauru»  Ttv» 

Tltanosuchii!'  filü 


Titanotheridae  82L 

Tilanotheriuae  &M. 

Tilanotlii  rium  nmO  S&L 

Tivela  222, 

Tölpel  23L 

Tolypentea  SIL 

TomiHloma  221.  225. 

Tomitherium  22L 
i  Torellella  32L 

Torellellidae  dhl. 

Torinia  Xt' 

Tornatella 

Tornoceras  222. 

Tomocheilns  333. 

Torpedlnldae  211, 

Torpedo  ru* 
!  Totanua  7 »7 

Toucaaia  222. 

Tournoueria  23L 

Toxaster  222. 

Toxoceran  4  SO 

Toxochflys  fiJJL 

Toxodon  hSL 

Toxo«lontla  231. 

Toxodontidae  S2L 

ToxymvB  S22. 

Traehoata  122» 

Trachinidae  52L 

Trnrhodon  212  "17. 

Traehyoera«  40.S 

Truchydoinia  322. 

Tnuhyniedusae  122. 

Traehvn«-ctea  r>SC. 

Tracbvnerita  1132. 

Traehyuotua  5üfi 

Trnchyortraca  322,  . 

Traehvpora  2Ü 

Tnnhyti'tiUiU  112. 

Tragelaphus  911. 

TrnRoceraa  ÜLL  liLL 

TmKulidae  222. 

Tragiilinae  222. 

TniRiilu»  2ÜL 

Trappen  23L 

Tm<|iialrla  530. 

TrechoniVH  222. 

Tremabolites  22. 

Tremadictyon  ü. 

Tremataap'idae  551. 

Treiuatas|dii  551, 

Treinatla  222, 

Treraatodisou»  325. 
I  Trematonotu*  322. 

Trt'inatoaaiirus  222.  222. 

Treinatospirn  232. 

Tri'tenteraUi  222. 

Trotospira  222. 

Tretoalenium  ftfl. 

Trlaeiuitbodon  Tftfi 

Triacia  532. 

Triacrinu«  12ö> 

Trinenodon  522. 

Triainoeeras  122. 

Triarthru«  12L  Hü 

Triaxoue  12. 

Triaxonia  5L 

TrlbriK-hifH-rinus  1:17 

Trirent^s  779 

Trl.  iTatopa  212,  "14. 

Triehasteropsl«  123. 

Trlcbechidae  22L 

TrieheebuB  7oy 

Trii'bit.-s  225. 
i  Trichtiilu«  122. 

Triehlurichthvs  522, 

Trichiuridiie  5111 

Trichophane»  5üL 

TricoclocriniiN  1U3. 

Triconodon  222.  222. 

Triconodontidae  2iül 

Trldacna  222. 

Tridaenidae  222 

Trilbrit  all. 
I  Itigloehb  532. 
i  Trißlvphua  7ti:. 
!  Triffoula  2üL 


Trijronlidae  222. 

Tritronoarea  274 

Trijronoeo»dia  ?7 1 

Triiconodus  2&1  512.  513. 

Trigonorbina  5U. 

TrIgonosfmuB  247. 

TriRonotreta  232. 

Tr»Bo<lon  222. 

Trilsoilontfdae  222 

Trilohitae  HL  152. 

Trlloeullnu  25. 

Trilophodon  212. 

Trimarginatl  122. 

TriniHrella  2^. 

Trinierellidae  222. 

Trinn'ro<ephalUB  121. 

Trlmcrue<-raa  32L 

Trinierorhacbb  222. 

Trimerua  471 

Trinacria  221. 

Trtnira  737 

Trinucleldae  122. 

Triodonta  22L 

Triodui  532. 

Trionvchia  221 

Trionyx  625.  22L 

TripleBia  232. 
I  Triplopterus  52L 

TrlplopuB  222. 

Tripriodon  225. 

Triptera  322. 

Tripteru«  52L 
I  TripyluB  22L 

TriBBonotus  5LL 
j  Trl*rychiu8  521 

TriBtichopieru«  52L 

Triton  312  3UL 

Tritonldea  319 

Trttoniidae  Ufi. 

Tritylodon  222. 

Tritylodontidae  222. 

Trivia  241 

Trochalia  312.  312 

Troehammlna  23 

Tniehletis  222, 

Trochidae  32L 

Troehoceras  ü2i 

Troehoeeratidae  :tnV 

Trochocyalhus  22 

Trochocyntites  152. 

Trochodiscus  3tL 

Trocbolitei»  323. 

Troehomori<ha  325 

Trochoneiiia  322» 

Trochonernatidae  322. 

Troeho»eriB  21 

TrochoBmilia  23. 

Trochoth»*riuni  222. 

Trocbotoma  323. 

TrochiiB  322.  322. 

TroRlodyteB  9,10 

TTogontherium  222 

Trofrosus  so« 

TrooBtoblaBtidae  122. 

Troostocrinus  163. 

Trophon  351 

Tropicehites  123. 

Tropidaster  174 

TropideleptUB  232. 

Tropidemys  680. 

TropldoeariB  18tL 

Tropidoceraa  112. 

Tropites  :\S9.  UHL 

TTtjpitidac  12L 

Trucifclia  222. 

Truncaria  y>0 

Truncatula  212, 

Truncatullna  22. 

Trybltdiuui  320. 

Tryijon  R45. 

Trjjfonldrte  "i  i  ~i 

Tryironobuti»  515. 

Tubioola  21Ll 

Tubina  335. 

Tubipora  22 

Tubiporidae  22 


Register 


971 


Tubulariae  1ÖQ  hiL 
Tubulipora  2LL 
Tubullporidae  '211. 
Tudicla  352. 
Tudltanus  üiL 
Tudora  MI 
Tugonla  -iliS. 
Tulodon  183. 
Tulotoiua  £32. 
Tupajidae  Iii 
Turbina  82L 
Turbinaria  OL 
Turbinarlnae  99. 
Turblnella  Ü&L 
Turhlnldae  324. 
TurbluilopxiK  Xü 
Turhinolia  HL 
Turbinolldae  IE 
Turbo  xil*. 
Turboneilina  321 
Turbonllla  ML 
Turbonkella  3ii 
Turnu*  302 
Turonfa  42. 
Turricula  352. 
Turrilepa»  152. 
Turrilltes  Iii. 
Turritella  3J9. 
Turrlti-llldae  332 
Tursiops  aüCL  aoi 
Tylacodu*  332 
Tylopi<"lH 
Tylopoma  332. 
TylomMirua  642. 
TylosteuB  212. 
Tympunotomu«  344. 
Typhi»  48J. 
TypothiTlu  232. 
Typoiheridae  532* 

Typotherlnn  822  mh. 

Typothorax  682. 

Udoro  4M. 
l'dorvlla  im 
Unüirrinidae  132, 
l'intaorinu*  138.  132. 
rintatherlum  84J_M.t 
1'langfa  iL 
Ulocrlnu*  132, 
Litnboniidae  828 
Umbonlum  322 
Umbre  IIa  352. 
Umbrellldae  3Ü 
l'ncinella  232 
l  ticinuhi»  'J4H. 
llnette*  238.  231L 
l'ndina 

t'ndularta  34L 
l'ngula  22L 
l'ugulata  s->7 
Untralina  221. 
l'ngulit«*  22L 
l'nicardiuni 
l'niorardium  'ifl«V 
t'nlo  252.  25».  282, 
l'nlona 
Inlonidae 


t'npaarteher  855. 
rphautaenia  52. 
Iraeu»  583. 
Urasterella  112 
Urda  iSL 
l'rvchinus  UüL 
Urfleltchfresaer 
rriuiattu-rium  907. 
l'roceridae  502. 
l'rocordylus  619. 
l'rodella  625. 
Tmlophua  .VT». 
UnmautUR  GiilL 
t'ronemua  .*>60 
l'n>|>eUis  619. 
rn>sphcn  *>97 
l'nddae  282 
t*r»us  185.  122. 
L'rthlere  12.  . 
I'rwale  9Q3. 
Uvanilla  325. 
I  vigvrina  2L 


Vagina  30L 
Vaginella  3j&  3fiL 
Vagluullna  22. 
ValencienneHia  363. 
Valk'tia  2DL 
Valvata  336. 
Valvatidae  936. 
Valvattna  360 
Valvulina  28. 
Vnnuxemia  262 
Vanoi-rintu  136. 
Ya*seuria  442. 
Vaticlnodu«  542 
Vect  Naurus  71? 
.  Velatoi»  33L 
1  Venerieardla  2gs 
834.  Veneridae  222, 
!  Veneropllduo  24. 
Venempi»  292 
Venilieardla  299. 
Vontrhulite*  56. 
Vontriculiiidae  56. 
Venu«  228.  ^2- 
&U.  Vennei«  205. 
!  Vermetidae  322. 
Vermetus  332 
Verniicera*  416. 
Vennllluguia  SIL 
Vorneuilina  27 
Von  kIh  303. 
Verruca  453. 
Vemicidae  453. 
Vcmifocoelia  44, 
Vcrrueullna  52  iL 
Vertagu*  344. 
Vcrtebtalina  26. 
Vortobrata  522 
Verticlllites  61 
Vertigo  :u\6 
Vertuninia  26Ü. 
\'i>prrimi\ -s  y-*:i 
Vespfrtlliavus  777 
Vcspcrtllio  77 f>  777 
I  Vesperugo  222. 


Vespidae  501 

Vibracula  202 

VIcarya  344. 

Viclfrass  791. 

Vierstrahler  4J_ 

Vineularia  216. 

Vincularidae  21il 

Vlrjtularia  94. 

Vltrina  3l>5. 

Vltru  Calcarea  2tL 
1  Vttulina  232. 
i  Vlverra  ISi  79:i. 

Vlverravua  7H4. 

Viverridae  293. 

Vivlpara  33L 

Vlasta  321 

Vlaftidae  3U3. 

Vögel  I2fc 

Vola  2fi2. 

Voluia  353. 

Volutella  353. 

Volutldae  352 

Volutifusu«  853. 

Volutllithe«  353. 

Volutoderma  :tS8 

Volutomitra  353. 

Volutomorpha  352 

Volraria  358. 

VolviceramuB  265. 

Volruliua  3Ö8. 

Votner  •>%. 

VuUella  2!ü 

VulM-llidae  2&L 

Waagenia  41S,  t  ' 

\VaaK<-DOC<>raa  402 

WatrenflieKen 
i  Waldbeimia  222  24tL 

Wal  rosa  122. 

Walthh-r«'  fiL  155.  122 
;  Wal  ton  la  24L 
:  Wan/eii  ÜI3. 
.  Wanliohthys  523x 

Warthia  322. 

Wa.<hakiui«  B28 

Wa.«i«<TVftK*,l  737. 

WefchfloHMT  590. 

Weiehtbtere  252. 

WH^-nt-ch«-  ^sa. 
Wci-^ia  Ü22 
Whitfloldfa  240. 

Wietel  22L 
Willi-uioi«*ia  485. 
Wirbelthi.  tt»  522 
Witchellia  420. 
Wodnikn  552. 
Woodia  282 
Woodncrinus  132 
i  Worthenia  322. 
Wüniier  205. 
Wureelthlere  IL 

Xantho  422 
Xatithop>i*  482  490 
Xt-naoanthtix  632  533 
Xcnarthru  81L 
Xonaster  122. 


Xenocidaria  184. 

Xenocrinua  132. 
{  Xenodiscus  402. 

Xenonoura 

X<-nophora  328  322. 

Xenophorfdac  328. 

Xenurus  H17 

Xe-top«  iü2. 
.  Xiphida»-  iHL 

XJphodictya  36. 

Xlpbodon  884.  825. 

Xiphodontheriuni  995. 
1  Xlphodontinao  895. 
:  Xiphosura  404. 
'  Xlphotruthiii  438. 

Xiphotrynton  iA!> 

Xotodon  H37. 

Xylobius  426. 

Xylocopa  50L 

Xyophurus  812. 

Xyfrtracanthus  M>1 

Xyittrodus  540. 

Xylothcrium  842 

Tetua  352. 
;  Yoldia  222.  ^23, 

Kahnkati'fcn  589, 
l  Zahnwale  803. 

j  X : 1 1 : .  I .;  -  SIC 

(  ZamicniM  Kit 
Zanclodon  707 
/.anclu»  ~m>. 
/.aphreutidai'  21 
Zaphrentis  12 
Zarhachis  MM 
Zatrachii  622 
'/.rat  rums  Kill 
Z«  ille  ria  24£.  242. 
Zvllania  244. 
ZetiHspi»  Ji"i.: 
ZeuKlndon  803. 
Zeuglodontidae  82i 
Zib«>thkaUen  7£i 
Ziegen  212. 

ZipIllUK   -'I  , 

Zittclia  34L 
Zittclihponfria  58. 
Zitterrochen  544. 
!  ZUiphinus  32L  82». 
Zoanthnria  10. 
Zoantharia  perforala  95. 
Zoantharia  rtigona  62. 
Zoantharia  tabulata  2L 
Zountharla  tubulo»a  2L 
Zoea  452 
Zonite»  365. 
Zuekimirken  '<0ü 
Zugnieverlo  -'r. 
Z  uro  In -Via  41& 
Zwoiflugler  502 
Zwelhänder  232 
Zneiklemotier  4:t.fi 
Zworghlrsche  S22 
Zygobat«*»  546. 
Zygohranchia  32U 
Zyolpeura  :t40. 
Zys  »mini»  62U 


Drock  von  R    Oldenbourg.  Mönchen. 


Digitized  by  Google